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.XABL ^«RISTIAN SCmilD-rg
DER
IN- UND AUSLÄNDISCHEN
R E D I G I R T
VON
Dr. HERIÄNN EBERHARD RICmR,
Professor der Medicin in Dresden,
Dr. ADOLF WINTSR
KU Leip%
"'SfiP 21 V>M'' .
JAÜRÖANG 1853.
anEWJN MJivn SMJEnmmrxMGSTJEH BANn,
liEEPZIG, 1853. Digitizedby Google
DRUCK UND VERLAG VON OTTO WIGAND.
CAiAi-OGUcO,
E. H. ß.
Digitized by
Google
JiHUDtHII
^V r\^F.P 9] 1886"
in- und ausländisch^ ^«^sammten Medicin.
ma^aamsEsaE
Bd. 79-
1853.
M U
A. AUSZÖGE.
l Medicinische Physik f Chemie und Boimk.
554. Ueber einige HamstoUVerkindiugeii
ni eile neue letkode nr BestimmiUK fon
bcksalt und Harnstoff im Harn; von j. Lieb ig.
(Aon. d. Cheai. u. Pharm. LXXXV. 3. 1653. ^)
Eine Verbiadung von Harnstoff' u. Quecksilber-
•xyi baue Vf. früher schon (Ann. d. Chem. u. Pharm.
Lni. S. 123.) in dem Niederschlage kennen gelehrt,
welcher bei Zusatz von Suhlimallösung zu einer mit-
tels Kalilauge alkalisirlen Harnsiofliösung entsieht.
Diese Verbindung ist nach des Vfs. Untersuchungen
t t
=: 3 Hg 0 + U zusammengesetit (U iiach Li eb ig
= 1 Aeq. Harnstoff« Urea). Ausserdem giebt es
noch 2 Verbindungen von Quecksilberoxyd mit Harn-
itoff. Die eine, durch Einbringen von ausgescblemm-
l<o QoecksHberoxyd in warme Harnstofflösung mit
Wasspr dargestellt, bildet trocken ein gelbliches Pulver
uod cnlball auf 1 Aeq. U 2 Aeq. HgO. Die andere
Verbindung wird durch Fallen mit s:ilpetersaurem
Quecksilberoxyd aus einer alkalischen HarnstofltOsung
als weisser, gelalinftser, in kochendem Wasser ebenso
wenig, als die früheren, löslicher Niederschlag ei^
+
Ititen und ist = 4 HgO + U zusammengesetzt.
Aoch mit Silberoxyd geht der HarnstofT eine Ver-
biiMlang ein, die durch Eintragen von frisch prtici-
filirtem SiH>eroxyd in eine HamstnfflOsnng bei gefin-
te Erhitxen als grauer, körniger, krystallinisdier
biper gewaonen wird und auf 3 Aeq. AgO 1 Aeq. U
»Ibllt.
1) Aach als Sep. - Abdruck mit einigen nacbUraglJekeQ
l^erkungeo erscbieneo : Ueber eine neue Methode zar fie-
ttiomaög fon Kochsalz uod Harnstoff im Harne u. s. w.
Il«i<ilb«it 1«63. C. F. WiDUir. f Ngr.
HtlJdu^b. Bi.79L HrLl
Setzt man einer HarnslofflOsung eine Lösung von
salpetersaurem Quecksilberoxyd zu, so entstehen Nie-
derschlüge, welche je nach der Concentration der
Flüssigkeilen verschieden conslituirt sind. Sind die
Lösungen sehr verdünnt und warm und lifssl man den
Niederschlag stehen , so bildet sich ein feinkörniges,
aus mikroskopischen, concenlrisch-gruppirlen Nadeln
bestehendes PrScipitat von der Zusammensetzung:
t
NO5 U -f- '^ HgO. 6i«B8t man «ine nur naesig v«r-
dünate Lösung vo« salp^tersaurem Qaecknilberoxyd
zu einer Lösung von kryttaUisirtem salpetersaoren
Barn Stoff, bis eine bleibende schwache Trüboeg eit-
steht und fillrirt letztem wieder ab , ee bilden aicH
ans der Mischung beim nriiigen Stehen harte , am
rechtwinkligen, glänzenden, durebsiohligen, kleinen
Tafeln bestehende Krueten, vonderZveammensetzung:
t
NO5 U -|- 2 HgO. Durch Behandlung mit siedendem
Wnsser geht diese Verbindung in die erste über,
indem sich ein Theil des Salpetersäuren Harnstoffs im.
Wasser löst. Wird endlich die Lösung von salpcter-
saurem Quecksilberoxyd bis zur vollständigen Prü-
cipitalion zugefügt, so verwandelt sich der Nieder-
schlag beim Stehen an einem warmen Orte in sechs-
t
seilige. durchsichtige BlStlchen, »» NO5 U -|- 3 HgO
zusammengesetzt ; diese Kryatalle sind allerdings noeh
mit Krystallen von der ersten u. zweiten Verbindnog
gemischt.
Auf die EigenschtLß der Bumstofftösrnng, iureh
ssUpetersaures Quecksübevxyd t nie^t aber durch
Subliinat gefeUU su werden ^ gründet neu Vf. ca-
nttelist ein Verfitiren, die Menge von Ckhr in
einer aevlralen flttasigkeit lu beMimme«. Die Chle-
ride der AlkalMieiaHe selten »ich, wenn sie mit saU
1
I. Mediciniscbe Physik» Chemie n. Botanik.
peters. Quecksilberoxyd gemischt werden, bekanntlich
in Sublimat und in ein Salpeters. Salz der alkalischen
Base um. Eine Barnstomosung mit Kochsalx versetst
giebt demnach so lange keinen Niederschlag mit Sal-
peters. Quecksilberoxyd, als das letztere hinreichtt
mit dem Chlor des Kochsalzes Sublimat zu erzeugen.
Ist nun die Quecksilbermenge in einer Lösung von
salpers. Quecksilheroxyd, welche man einer kochsalz-
balligem Harnsloflidsung von unbekanntem Gehalt an
Kochsalz bis zur Entstehung eines bleibenden Nieder-
schlags zusetzen musste, bekannt, so kennt man auch
den Chlornatrinm- und Chlorgehalt der kochsalzhal-
tigen llarnsloiriOsung; die verbrauchle Quecksilber-
menge entspricht dem Chlor- oder Kochsalzgehaltc
genau in der Weise , dass auf 1 Aeq. Hg 1 Aeq. Cl
oder Cl Na kommt. Fttr die Bestimmung des Koch-
salzgebaUes im Harn ist dieses Verfahren von um so
grt^sserem Vortlieil, als man es hier bereits mit einer
natürlichen Harnstofflösung zu thun hat.
Auf die Betndarsiellwig der Quecksüberoxyd-
ISiung muss natürlich die grOsste Sorgfalt verwendet
werden und ist besonders bei Anwendung von ge-
wöhnlichem käuflichen Quecksilber auf die Entfernung
von Blei und Wismulh durch wiederholtes Kochen
mit Salpetersäure und Auskrystallisirenlassen des
salpetersauren Salzes zu sehen. Die Titrirung der
Quecksilberlosung kann direct geschehen, durch
Versuche mit einer Lösung von reinem Kochsalz von
bekanntem Gehalt, oder indem man den Gehalt an
Quecksilberoxyd bestimmt und mit so viel Wasser
verdünnt, dass ein Cubikcentimeter der verdünnten
Quecksilberoxydlösung genau 10 Mgrmm. Chlor-
natrinm anieigU Immer braucht man zu dieser Dar-
stellung eine Kochsalzlösung von bestimmtem Gebalt
an Kochsalz. Durch Versuche von Fuchs, Peh-
lingetc, welche Vf. bestätigt, ist aber erwiesc3n,
daas bei gewöhnlicher Temperatur (von 12 — 24<>)
von einer gesättigten Kochsalzlösung 100 Th. Wasser
36,9 — 36,0 Th. Kochsalz, oder 10 C.-Clmtr der
gesättigten Löxung (von 1,205 spec. Gew.) 3,184
Grmm. Kochsalz enthalten. Uischt man z. B. mit
20 C.-Ctmtr. einer bei gewöhnlicher Temperatur ge-
sättigten Kochsalzlösung 298,4 C.-Clmtr Wasser, so
hat man 318,4 C.-Ctmtr. verdünnte Kochsalzlösung
und darin 2 X 3184 Mgrmm. Chlornatrium, in
10 C.-Ctmtr. dieser Lösung demnach 200 Mgrmm.
Chlornatrium.
Um nun die zur Kochsalzbestimmung zu verwen-
dende Probeflttssigkeit selbst darzustellen, roisst man
mit einer Pipette 10 C.-Ctmtr. der roncentrirten Koch-
salzlösung ab, setzt (in einem Bechergtase) 3 C.-Clmtr.
von einer Harnstoftlösung zu, welche in 1 00 C.-Ctmtr.
4 Grmm., in 1 C.-Ctmtr. demnach 40 Mgrmm. Harnstoff
enthalt, u. tropft aus einer Bürette, deren Stand man
sich bemerkt hat, von einer verdünnten Quecksilbcr-
oxydlösung so lange zu, bis ein permanenter Nieder-
schlag entsteht. Hat man auf diese Weise für die 1 0
C.-Ctmtr. der Kochsalzlösung z. B. 15,50 C.-Ctmtr.
Quecksilberlösung verbraucht, so setze man zu je
155 Vol. dieser Quecksilberlösung
45 Vol. Wasser zu, wodurch man
200 Vol. einer Quecksilberlösung enthält , von
welcher 20 C.-Ctmtr. genau 200 Mgrmm. Chlor-
natrium, oder 1 C.-Ctmtr. Quecksilberlösung 10
Mgrmm. Chlornatrium anzeigen. Pind^ man die Lö-
sung im Verhältniss zur Kochsalzsolution sehr concen-
trirt, so ist es gut, vor der Titrirung noch einmal zu
verdünnen und die Probe zu wiederholen. Sind in
der Kochsalzlösung, wie es beim Harne der Fall ist,
noch andere Salze vorhanden , so tritt die Beaction,
das Erscheinen eines bleibenden Niederschlags, früher
ein und der Gehalt derselben an Chlormetallen würde
geringer erscheinen , als er wirklich ist. Dieser
Fehler wird vermieden , wenn man bei der Darstel-
lung i\eT Probeflttssigkeit den 10 C.-Ctmtr. Kochsalz-
lösung, welche mit 3 C.-Ctmtr. jener Harnstofflösung
versetzt ist, 5 C.-Ctmtr. einer in der Kälte gesättigten
Lösung von Glaubersalz zusetzt, ein Verfahren, wel-
ches Vf. im Originale weiter moltvirt.
Die Bestimmung des Kochsalzes durch Queck-
silberoxyd ist, wie Para^lelversuche erweisen, ebenso
genau , wie die durch Silheroxyd ; erstere hat aber
vor der letztern den Vorzug, dass das Ende des Ver-
suchs durch den Anfang der Beaclion bezeichnet
wird, während bei der Bestimmung durch Silber diess
Verhältniss eben umgekehrt ist u. dadurch die Wahr-
nehmung schwieriger wird. Die erstere Methode
führt ausserdem so schneit zum Ziele, dass sich in
1 Sld. einige Dutzend Bestimmungen ausführen lassen,
und diess empfiehlt dieselbe besonders für technische
Zwecke (Kochsalzbestimmung in Glaubersalz und
nach vorheriger Neutralisation in der käuflichen
Soda).
Will man diese Bestimmungsweise des Kochsalzes
im Harne ausführen, so hat man vorher die darin enthal-
tene Phosphorsäure durch Baryt auszuHlllen u. die alka-
lisch gewordene Flüssigkeit mit Salpetersäure wieder
schwach anzusäuern. Kommt es auf eine ganz
scharfe Analyse an, so ist, wie Vf. bemerkt, diese
Methode wenigstens zu dem vorläufigen Zwecke zu
brauchen, die Menge der zur vollständigen Ausnillung
des Chlors nölhigen Silberlösung kennen zu lernen
u. sich ein längeres Probiren zu ersparen.
Nachdem nun Vf. ferner gezeigt, wie sich um-
gekehrt das Quecksilberoxyd in einer Lösung des sal-
petersauren Quecksilheroxyds mit Hülfe von Kochsalz
bestimmen lässt und die Bereitung der zur Quecksil-
berbestimmung nölhigen normalen Kochsalzlösung
angegeben hat, wendet er die eben erwähnten
Methoden auf die Bestimmung des ffamstoffs im
Harne an. Vfs. neue Methode beruht im Wesentlichen
auf der Fällbarkeit des Harnstoffs durch Salpeters.
Quecksilberoxyd. Nimmt man eine verdünnte Harn-
Stofflösung und versetzt dieselbe mit einer verdünnten
Lösung von Salpeters. Quecksilberoxyd in der Weise,
dass man die Mischung durch Zugabe von kohlens.
Natron oder Barytwasser immer neutral erhalt, so
L Medicittische Physik, Chemie n. Botanik.
kkomml bmü eiaen flockigen, schneeweissen , in
Wasser nnlAslicben Niederschlag; fthrt man mit dem
Fallen fort , so tritt bei einem gewissen Punkte eine
gei^ Färbung des eben enlstebenden Niederschlags
eis, cl. h. es scheidet sich Quecksilberoxyd hydral od.
kasisch salpeiers. Quecksilberoxyd aus. Zu dieser
Zeit ist aber aller Harnstoffausgenfilt in der Verbindung :
^' + 4 HgO. Aus dem Volum der zur Fallung ver-
braselilen Quecksilherlnsnng von bekannler Concen-
Iration lassl sich nun die vorhandene Menge Harnstoff
berechnen. Die (jenauigkeit dieser Methode weist
Vf. durch vergleichende Experiraenle nach , welche
sich aur kaiistliche HarnslofTIÖj^ungen beziehen , aus
denen der Harnstoff theils durch Abd.»mpfen, theils
auf die angegebene Art mit gleichem Erfolge besfimmt
wurde. Ebenso bewährte sich des Vfs. Methode bei
der Vergleichung mit der von Rayski eingeführten
Bestimmung des Harnstoffs als Ammoniak (in der Form
von Platinsalmiak.)
Soll des Vfs. Verfahren auf den Harn angewendet
werden, so muss derselbe allerdings vorher mil einer
Mischung von Salpeters. Baryt und Barytwassor gefillll
and müssen die Baryl - Phosphate und Sulphate ab-
fikrirl werden (2 Vol. Barytwasser mit I Vol. Baryf-
siirauoluiion , kalt gesättigt ; I Vol. dieser Mischung
. auf 2 Vol. Harn).
Zieht man tlbrigens einen so behandelten Harn
^ mit Alkohol aus , so hat man eine fast reine Harn-
stofilOsung, aus welcher der Harnstoff, nach mehr-
maliger llmkryslallisirung , ohne sehr erheblichen
Fehler aHenfalls auch direcl quantitativ boslimml
* werden kann.
Zur Darstellung der zur Fällung des Harnstoffs
im Hwrne dienenden Quecksilberlosung empfiehlt Vf.
folgendes Verfahren. Man löse 100 (Jrmm. reines
metallisches Quecksilber in reiner Salpetersäure und
löge in der Warme Salpetersäure so lange zu , bis
man keine Spur mehr von salpetersauren Dampfen
entweichen sieht; dann dampfe man in demselben
Gefässe im Wasserbade bis zur Syrupsdicke ein und
ftige nun so viel Wasser hinzu , dass das Vohini der
PlüssigAeit genau 1400 C.-Ctuitr. betragt. Dann
enüialten 100 C.-Clmtr. der so verdünnten Flüssig-
keil genau 7,140 Grmm. Queck^lber (in Salpeters.
Quecksilber umgewandelt). Löst mau nun 4 Ormm.
reinen Harnstoff in so viel Wasser auf, dass das Vo-
lumen der Lösung genau 200 C.-Ctmtr. beträgt , so
werden 20 C.-Ctmtr. der beschriebenen Quecksilber-
ISsung gerade hinreirhen, um den Harnstoff in 10
C-Ctmtr. der dargeslclllen Harnsiofflösung (= 200
JIgrmm.) genau anzuzeigen; 1 C.-Clmtr. dieser Queck-
süberltfsung wird also 10 Mgrmm. Harnstoff ent-
sprechen. £s ist gut, vor jeder Bestimmung des
Harnstoffs ans Harn die verdünnte Quecksiiherlösung
Bit einer solchen künstlichen Harnsiofflösung zu
prafen.
Die Probeflüssigkeit ist auf eine Harnstofflösung
titrirl, welche 2% Harnstoff enthitit ; in diesem Falle
also seigt sich die Reaction der QneeksilherlOsong,
das Gelbwerden des Pricipitats, gerade wenn 30
C. -Ctmir. derselben verbraucht sitKl. Betragt nun
der Harnstoffgehalt der zu untersuchenden Flüssigkeit
viel über oder unter 2% (z. B. 4 oder l®/o). so sind
noch folgende Correctivmaassregeln zu befolgen. Zeigt
sich, dass der Harnsloffgehalt der Flüssigkeit das be-
zeichnete Maass überschreitet, d. h. sind mehr als 30
C.-Ctmtr. der Probeflüssigkeit bis zur Erzielung der
Reaction verwendet worden, so muss man für die An-
zahl der C.-Ctmtr. der Quecksilberiösung, die man üb.
.30 C.-Ctmtr.jiinaus braucht, die halbe Anzahl C.-rClmlr.
Wasser (auf 20 C.-Ctmtr. mehr also 10 C.-Ctmtr.
Wasser) der Mischung zusetzen, bevor min die Probe
für definitiv beendet ansehen darf. Man wird finden»
dass man nach dem Wasserzusatze noch die Zugabe
von einigen Tropfen derQuerksilberlöMiiig nöthighat,
um die gelbe Trübung zu erlangen. Umgekehrt wird
bei einer geringern Menge von Harnstoff, z. B. l^o
nach der Probe mil der Quecksilberiösung der Harn-
sloffgehalt etwas grösser erscheinen , als er wirklich
ist. Um diesen Fehler zu beseitigen bat man , bei
verdünnterem Harn , für je 5 C.-Ctmtr. Quecksilber-
iösung, die man weniger als 30 C.-Ctmtr. verbraucht,
▼on der Summe der verbrauchten Cubikcentimeter
Quecksilberiösung 0,1 C.-Ctmtr. abzuziehen.
Auch die Gegenwart einer grössern Menge von
Kochsalz im Harne (1 — 1»5%) alterirt die Bestim-
mung des Harnstoffs mittels Salpeters. Quecksilber-
oxyds einigermaassen. Der Ueberschnss des Queck-
silbers ist dann nicht in Form des basisch - Salpeters.
Quecksilberoxyds , sondern als Sublimat in der
Mischung enthalten und der gelbe Niederschlag er-
scheint nicht bei dem sonst der Harnstoffmenge ent-
sprechenden Punkte. Man soll in diesem Falle für
10 C.-Ctmtr. Harn von der Anzahl der verbrauchten
- Cubikcentimeter der Quecksilberiösung ohne Weiteres
2 C.-Ctmtr. abziehen , um , wenn auch nicht absolut
richtige, so doch vergleichbare Resultate für die Harn-
stoffquantilftlen zu erlangen. Kommt es auf die Be-
stimmung der absoluten Menge Harnstoff im Harn an,
so muss vorher das Chlor aus dem Harne entfernt
werden , was am. besten durch eine der Quecksilber-
iösung ganz analog dargestellte und volumelrirte Auf-
lösung von Salpeters. Silberoxyd geschieht. ,
Für *) in der Faulniss begriffenen Harn schlagt
Vf. vor, das eben noch vorhandene Ammoniak und
den unzerselzten Harnstoff für sich zu bestimmen u.
dann aus den gefundenen Zahlen den Totalgehalt an
Harnstofl zu berechnen. Bei alkalirichem Harne reicht
überhaupt I Vol. Barytlösung auf 2 Vol. Harn nicht
hin, um die Kohlensaure auszulohen ; es muss mehr
Barytlosung genommen werden; nimmt man z. B.
3 Vol. der letztem auf 4 Vol. Harn , so müssen von
1) Die folgenden Angaben, bis zu den Worten ,,zum
Schlüsse fahrt Vf. sq.'* sind in den nachlrägl. Bemerkk. Vfs.
zu dem Sep.-Abdr. enthalten.
I. MedioiniMiw Physik, Chemie n. Botanik.
der abflitrtrteii FKlMigkeU 17,5 G.-Ctmlr. , wHrhe
10 G.^'Ctiutr. Harn eitUpredien, sur Harnaloffbesiiui«
muDg verwendet werden. Aus faulendem Harne hat
Vf. naeh der oben angegebenen Weise dieselbe Menge
Hamaloir erhallen , wie aus demselben Harne, als er
noch frisch war. Es xeigt sich übrigens bei der Aus*
ftlllung des Harnstoffs aus solchem Harne ein Mehr-
verbrauch der Quecksilberlösung, der darauf hin-
deutet, dass das Ammoniak oder Amid nicht hios mit
2, sondern auch mit 3 oder mehr Aeq. UgO sich ver-
bindet. Die zur Harnstoffbestimmung zu verwendende
Portion Harn wird mit Barytwasscr geeilt, von der
abBltrirten Flüssigkeit ein 10 C. -Cimlr. Harn ent-
aprechendp« Vol. {genommen und im Wa*5serha«h» er-
hilat, bis kein Amiuoniak mehr entweicht; dann wird
der Harnstoff, wie gewöhnlich, hestimml.
Zur Ammoniakbeslimmung aus einer andern Por-
tion Harn bedient man sich am bequemsten einer ver-
dünnten Schwefelsäure, die man aus 16,333 Grmm.
reinem Schwefelsifurehydrat u. so viel Wasser mischt,
dass das Gesammtvolum der Mischung 500 C.-Clmtr.
betragt. 0,5 C.-Clmlr. dieser Schwefelsäure sSlligt
genau 5,66 Mgrmm. Ammoniak, dieselbe Menge,
Welche aus 10 Mgrmm. Harnstoff entsieht. Demnach
entspricht 1 C.-Gtmtr. dieser Schwefelsäure, welcher
zur Sättigung des Ammoniaks im Hurn vorhraucht
wird, 20 Mgrmm. Harnstoff.
Noch scharfer wird die Ammoniakhestimmung,
wenn man von dem mit Baryt versetzten Harn ein ab-
gemeaaenea Volum der Üestillalion unterwirft und das
Destillat in einer Vorlage aufTäogt, welche ein be-
stimmtes 80 grosses Volumen der erwähnten Ver-
dünnung von Schwefelsäure enthält, dass das über-
gehende Ammoniak dasselbe nicht zu nentralisiren
vermag. Man bestimmt schlüsslich die Menge der
übrig gebliebenen fk'eien Säure mittels einer verdünnten
Ammoniaklösung, welche auf die verdünnte Seh wefel-
aaore titrirt ist.
Zum Schlüsse führt Vf. an, dass er die Anregung
zur Auffindung dieser Methoden Vogel u. Bisch off
verdanke, und dass letztere sich von deren Anwend-
barkeit und Genauigkeit bereits durch zahlreiche
Versuche überzeugt habest; dass, wie bei allen vo-
lumetrischen Methoden , die praktische Ausführung
an Einfachheit die Beschreihung hei Weitem OherlrifR,
und dass die Sicherheit des Verfahrens natürlich nur
dnrch die sorgHillige Darstellung der ProheQUssig-
keiten garantirt wird. (Uhle.)
555. Ueber die Oiydatiön des Aoimoniaks
te meOflCUichen Körper; nebtt einigen Bemer-
kungen über Satpelersäut*ebildung ; von Dr. H. B.
Jones. (Philosoph. Transacl. II. 1851.)
An einem andern Orte hat Vf. bereits nachge-
wiesen, dass die Wirkung des weinsauren Ammoniaks
auf die Reaction des Harns eine andere ist, als die
des weins. Kalis, und dass kohlens. Ammoniak in
grüasern Quantitäten genommen keine alkalische, son-
dern im Gegen th eil eine stärker aaore Reaction des
Urins bervorhriiigt. Bei wiederholteo Vetaucbas nit
kohlena. Ammoniak seigte aieh wenigsteas keine Ver-
minderung der Acidität des Harns. Selbst wenn täg^
lieh 50 Gr. von dieser Substanz genommen worden»
trat noch keine alkal. Reaction dea Harns ein. Diese
Thatsachen führten den Vf. auf die Vermnthung, ob
nicht das Ammoniak im thier. Organismus oxydirt
werde und der Stickstoff in der Form der Salpeter-
säure sich im Harne nachweisen lasse. Zum Nach-
weise der Salpetersäure benutzte Vf. eine Mischung
von Stärkeklcisler mit etwas Jodkaliumlösung u. sehr
verdünnter Salzsäure, in zweiler Reihe erst Indigo u.
dann schwefeis. Eisenoxydul. Der Harn wurde in
der Menge von 4 — 8 Unzen mit einer halben Unze
remer (natürlich naiuenll. salpetersäurefreier) Schwe-
felsäure destillirl, bis ^/j der FlUssigkeit übergegangen
waren ; das Destillat wurde mit reinem kohlens. Kali
nentralisirt und bis auf ein geringes Volumen einge-
dampft, u. nun der Reihe nach die verschiedenen Proben
vorgenommen. Präliminarversuche ergaben, dass
der Jodkaliumstärkekleister 1 Gr. Salpeters. Salz in
10 Unzen Harn mit Sicherheit nachsuweisen ver-
mochte , wahrend bei einer so geringen Menge die
Indigo- und Schwefelsäure-Probe diess nicht mehr
that. Andrerseits wurde Harn eines gesunden Mannes
auf die angegebene Weise auf Salpetersäure geprüft,
und gefunden, dass selbst in 120 Unsen keine Spur
von Salpetersäure zu entdecken war. Dasselbe Indi-
viduum diente zu den folgenden Versuchen. Nach
Einnahme von 40 Gr. kohlens. Ammoniak war achon
nach 3 Std. Salpetersäure im Harne mittels der Jod-
kaliumstärkemischung nachzuweisen ; die Reaction
dauerte dann noch 9 Std. fort. Eine fortlaufende
Reihe von Versuchen zeigte, dass 10 Gr. die geringste
Quantität abgeben, hei welcher noch die Reaction aus
dem Harne erhalten wird. Ebenso gelang der Nach-
weis der Salpetersäure im Harne eines Kr. , der Liq.
amm. caust. , im Ganzen etwa Yj Drachme in 10
Tagen bekommen hatte. Weinsaures Ammoniak in
der Gabe von 40 — 60 Gr. und Salmiak in noch viel
geringern Mengen hatte dieselbe Wirkung. Beim
Harnstoff gelangen die Versuche nicht bei jedem Indi-
viduum und waren 40 Gr. desselhen nOthig, wenn
die Salpetersäure im Harne erscheinen sollte.
Um sich die Zerlegung des Ammoniaks im Thierkürpor
zu versinnlichen, verbrannte Vf. ammoniak-, Coffein- u.
Harnstoff-halligen Weingeist u. untersuchte die durch
eine Lösung von kolilens. Kali geleiteten Verbrennungs-
producle auf Salpetersäure, mit Erfolg. In einem
Falle von llrighlscher Krankheit, wo Harnstoffrcteu-
tion im Blute gemuthmaasst wurde , konnte im Urine
keine Salpetersäure aufgefunden werden.
Bei Verbrennungen von Alkohol, von Wasserstoff,
Kohle in gewöhnlicher atraosphär. Luft hat Vf. die
Bildung von Salpetersäure auch beobachtet.
Der Nachweis von Salpetersäure im Harn würde
für gewisse pathologische Fälle von besonderer Wich-
tigkeit sein , in sofern sich daraus schliassen Hesse,
dass denn das Blut frei von Ammoniak« Uamitoff od»
11. Anatdiiie «. Phyfuologie.
a%licii«rf»m« Coffein orler andern Alkaloiden sei,
M G^ball des Regenwaasers an Salpeleraüure be-
stS^ Vf. für versehiedane Orle, auch solche,
ii itrn voo jgrOssern Studien liegen.
( U h 1 H. )
556. Debar die Untergcheidang der von Aussen
ii den DrJB gelangten SnbsUnzen ?on den na-
tlxtidieji Harnsedimenten ; von Dr. l. Beaie.
(Lond. Mikroskop. Journ. 1. 2. Jan. 1853.)
2a sekhen Körpern , welche in Folge von Zu-
fitügkeilen oder absieliUicher Tauschung zuweilen im
lime erscheiaen . ztthlt Vf. Haare von Alensclieu und
latzen, WoUfasern , gefärbtes Garn, Fasern von
laQiowolle, Flachs und Seide, Pederlheilchen, Holz-
iplitterehen , SUrkekügeichen , Stackchen von Kar-
lofetn, nrodkruine, TheeMtftlchen , gewöhn Mcüen
Sand, FeUkögelchen , auch Schnieisslliegenlarven.
Dpter den im Harne natürlicherweise vorkommenden
Gebilden sind es vorzüglich die Ahgüsse der Harn-
kanUlchen aus den Nieren und Fettelementr » welche
Hl Verwechselungen mit jenen fremden Körpern Ver-
ailassiiog ^eben können.
Die Haart t welche allenfalls mit ilarncylindern,
die von Epithelien oder körniger Masse unbedeckt
sad and ein durchaus homogenes Ansehen haben,
lerwechselt werden könnten, iiulerscheiden sich von
dtfl letztern durch ihren cenlraleii Kanal, durch die
stärkere Lichtbrechung , durch scharfhestimmle Tin-
^ risse und, wenn die Haarzwiebel dnhei ist, durch das
I kenlenflörmige Ende. Baumwollen- und Leinfasern
können , wenn sie in sehr kleine Stückchen zertheilt
sind, vielleichl für Cylinder gehalten werden, indessen
dienl die platte Verbindungsweise der erstem u. die
einigermaassen gestreifte Fnserung [?] der letzlern
zur Unterscheidung. Federt Aeilchen von Beitfedern
geben sich sofort als solch« durch ihre Verzweigungen
zo erkennen. Seidenfädrn charakterisiren sich als
solche durch ihr glattes, glänzendes Aussehen und
ihren geringen Durchmesser, wenn man sie mit
schmaleii Theilen von Harncytindern vergleicht; ihre
' dtiilichen Begrenzungen und ihre regelmässige Form
scheiden sie sofort von Srhleimstreifen. tiolzsplit-
! Urcken lassen sich für Thcile eines durchscheinenden
Barncylinders ansehen. Sie gelangen durch den Staub
bei Fegen des Zimmers in das Uringefäss und zeigen
nnler dem Mikroskope das charakteristische Aussehen
der verschiedenen Huli&arien, von denen sie stammen»
Siärkmeklkügelchen , bisweilen zum Zwecke der
Täuschung dem Harne zugesetzt , verrathen sich bald
durch die concentrischen Ringe, welche ihre Ober-r
Hache zeigt, durch die chemi)tclie Heaclion und d^rch
die gallertartige Consistenz dei Fldssigkeitbeim Kochen,
tn Stückchen von TheebläUern ist die cellul. Structur
und die Anordnung der Spiralgefasse leicht zu erkeo^
neu und zur Unterscheidung zu benutzen. üi/eA
soll bisweilen vorsätzlich zum Urin gesetzt werden,
der dann mit sog. chylösem Harne verwechselt werdet
könnte, wenn nicht die kleinen Rutterkügelchen mit
ihren wohlmarkirlen, dunkeln Contouren i^n Entscheid
gahen. Im chylösen Harne ist das Fett so fein ver*
theiil, dass es unter dem Mikroskope nur in körniget
Form erscheint. Fett tritt im Hirne Überhaupt in
dreierlei Weise auf; zunächst im eben erwXholiei
Zustande feiner Venheilung bei gewissen Arten ehy-*
lösen IVins , welche in einer fettigen £jitartvn(| des
Nierengewebes ihren (Srund haben. Die kleinen Fetlr»
theilcben erscheinen bei genauer Einstellung in ba^
ständiger, molekularer Bewegung. Nach Zusatz von
Aether wird das ganze Object klar, und nach dem
Verdunsten des Aethers treten dieselben. Formen
wieder auf. Vf. erhielt in einem solchen Falle aus
1000 Th. Harn 13,9 Th. Fett. Die zweite Form, in
welcher sich Fett im Harn tindet , ist die der Oel-
kUgelchen, W(>lche theils frei auf der Oberfläclie
der Flüssigkeit schwimmen , theils von Sedimenten
(Schleim, Epilhelialzellen) mit zu Boden gerissen
werden. Sie erscheinen als das Licht stark brechende
Theilcben von runder Gestalt und scharfen , dunkeln
Umrissen ; sehr kleine sehen wie schwarze Flecke.
Als solche disliucle und vou einander geschiedene
Felttröpfchcn ei scheinen die Fette u. Uele im Harne,
wenn sie kanstlich zugesetzt sind, was nach den
Katbeterisiren [und bei den Weibern 9uch nach Kly-^
stiren] vorkommt. Endlich erscheint das Fett im
Urine auch in Zellen eingeschlossen, deren Gegenwart
dann die gleichartige Degeneration derNieren beweist.
Das Auftreten von Infusorien u. PiUen, was Stuaden
oder Tage nach dem Entleeren des Urins zur Beob-
achtung kommt, kann nicht leicht zu einer Verwech-
selung mit einem im frischen Harne vorkommenden
Gebilde fuhren. (Uhle.)
IL Anatomie und Piiysiologiet
557. DntersiiDlinngeii ftber Fettbildug in
'^ tnteUlBMh&y kesanders in ärystallänsen ; von
HassoB. (Gott. Nadir. 1853. Nr. 5. S. 41.)
Wir eHualten in vorlie^indem Aufisatze eine Fort-
Htxuiig der Irtther von M. Wagner angestellten
iatereeaenten Versuehie über die Fettmetamorphose
triBspleBitrler Hoden , Krystalllinsen u. s. w. (Jahrbb.
UUU. 278. «gl.e. Middeldor^f Aahrbb. LKXHI. U9.)
kth da« Veraudk« Vfs. sind unter &. Wagner's
Leitung im physiologischen Institut zu GöUing^ an^
gestellt worden. Wagner schickt den Mittheilqngea
Vfs. die Bemerkungen voraus , dass die Gänse ehehr
geeignet seien zu Versuchen der fraglichen Art, indeni
man ihnen mehrere Pakete vou halber Nussgrösae ohne
Nachtheile in die Bauchhöhle einbringen könne, dass
eben solche Pakete in der Bauchhöhle dieser Thiere
gr^ksse Waaderiingen , von dem Becken bis zu den
Lungen liinauf, macbteB, bevor sie anweclMeii, deas
8
II. Anatomie n. Physiologie.
er fttr die beste Methode zum Studium der rraglichen
Umwandlungen von Proteinstoflen die halte, diese
Stoffe in Gläser eingeschlosnen mehrere Jahre hin-
durch in der Bauchhöhle von GSfnsen zu lassen. Bei
einem Versuch mit Linsen , welche er zwer Monate
lang in einem Prohirgl^fschen eingeschlossen , in der
Bauchhöhle von Tauheu gelassen hatte, haben sich
in den Linsen nach dieser Zeit bei der mikroskop.
Untersuchung zahlreiche kleine Moleküle gezeigt, die
er far Fett habe halten müssen.
Vf. verfuhr bei den Versuchen ganz in derselben
Weise, wie Wagner; es wurde der Fettgehalt der
zu verwendenden Substanzen im Normalzusland, und
nach längerem Verweilen in der Bauchhöhle bestimmt.
Die Methode der Fettbestiinmung, welche Vf. mis-
fabrlich beschreibt , geben wir nicht im Einzelnen
wieder und bemerken nur , dass sie jedenralls keinen
Zweifel an der Fettnatur des Aetherextracts und an
der Genauigkeit iler Bestimmung zulXsst. Ebenso ist
die Operationsmetbode die von Wagner angegebene.
Um dem Einwurf zu entgehen, dass die vermehrt ge-
fundene Fettmenge bei directer Einbringung der Sub-
stanzen in die Bauchhöhle nicht durch Fettmelamor-
phose der Proteiustoffe , sondern durch Ablagerung
aus den umgebenden Soften und (jeweben zu erklären
sein könne, schloss VI. in einigen Versuchen die ein-
zubringenden Substanzen hermetisch in <iiitla-Percha
Sackchen ein. Er bekennt indess selbst, dass diese
Art der Isolation nicht vollkommen ausreiche zur
Widerlegung Jenes Einwandes, daeinuinldie SUckchen
sehr leicht schadhaft wdrden und zerreissen, andrer-
seits nicht erwiesen sei, ob die Substanz des Söck-
chens nicht seihst chemische Veränderungen erlitte,
welche die Richtigkeit der Resultate beeintritchtigen
könnten. Er empfiehlt daher ebenfalls die von
Wagner empfohlene, von Scb rader ursiprtlng-
lieh erdachte Isolirungsmethode der zu untersuchen-
den Substanzen, in kleinen verschlossenen Glasröhr-
chen« Die Analysen der normalen Substanzen, die
SU den Versuchen verwendet wurden, gaben Vf. fol-
gende Resultate. Schweinsaugenlinsen enthielten
0,06^/o der festen Restandlheile an Fett, menschliche
Linsen 2,06% der festen Restandlheile, hart ge-
kochtes HUhnereiwciss 0,03%. Die Fettbestimmun-
gen der Substanzen, welche längere Zeil in der Unter-
leibshöhle von Vögeln verweilt hatten , ergaben Fol-
gendes. Kalbsaugenlinsen , welche 20 Tage in dem
Bauche von Tauben gesteckt hatten, enlhiohen in 1 00Tb.
fester Restandlheile t,75 Fett, was in Vergleich
mit der Wagnerischen Angabe über den normalen
Fettgehalt der Kalbslinsen eine Feltvermehnmg von
0,5% ergiebL Schweinsaugenlinsen wurden in den
Bauch einer Gans gebracht, die eine Hallte nicht
isolirt, die andere in Gutta - Percha eingeschlossen u.
6 Wochen darauf untersucht. Die erste Hflifle war
ganzlich verschwunden , die Gutta - PerchabUlle der
zweiten war durchlöchert und der Inhalt grössten-
theils geschwunden. Die wenigen Ueberreste zeigten
unter dem Mikroskope eine Menge von Fetttröpfchen
mit dunkeln Körnchen u. Linsenfaserresten gemischt.
In einem dritten Versuche wurde hartgekochtes H(th-
nereiweiss in eine Gans gebracht, ebenfalls zur Hallte
frei, zur Hälfte in Gutta-Pcrcha hermelisch einge-
schlossen , und nach 6 Wochen herausgenommen.
Die erste Hälfte fand sich unler der Haut im FeUhaut-
gewehe, in eine Pseudomembran eingekapselt, auf
% der ursprünglichen Menge reducirt, bräunlich roth
gefärbt, unler dem Mikroskope aus einem undeut-
lichen Fasergewebe u. Felttröpfchen bestehend. Die an-
dere Hälfte in Gutta-Percha hatte die ursprüngliche
Form beibehalten, sie fand sich unler den Lungen
wieder, von einer dicken wohl organisirten Membran
eingehüllL Die erste Hälfte enthielt 8,05 Fett auf
100 Th. feste Bestandtheile, also eine Fettvenneh-
rung un» 8,02%, die zweite eingehüllte Hälfte gab
nur 0,54% Fett, also nur eine Fettvermehrung um
0,51% die Vf. aus einer Fetlmetamorphose des Al-
bumins erklärt.
Vf. zieht aus diesen Untersuchungen folgende
Schlüsse.
1) Die Krystalllinse enthält im Widerspruch zur
Ansicht von Berzelius eine gewisse Quantität Fett;
die Quantität variirt nach der Art des Thieres und
wahrscheinlich auch nach dem Alter, pathologischen
Zuständen u. s. w.
2) Hühnereiweiss enthält Fett , wenn auch sehr
wenig, wie schon Lehmann angiebL
3) Die in die Bauchhöhle lebender Thiere einge-
schlossenen Proteinkörper erleiden nach Verlauf eini-
ger Zeil eine theilweise Umwandlung in Fett. Vf.
erscbliesst diess aus dem letzten Versuche, wo die
Substanz vollkommen isolirl war; die geringe FetU
Vermehrung in diesem Falle beweist, wie er selbst
zugiebt, dass die bedeutende Zunahme des Fettes ii
direct eingebrachter Proteinsiibstanz nicht mit Sicher
heit aus einer chemischen Metamorphose des Protein
körpers hergeleitet werden kimn.
4) Der Versuch mit gekochtem Hübnereiweis
zeigt, dass die Fettbildung nicht nur in Zellen, soq
dern auch in amorphen Substanzen zu Stande koa
men kann.
Wir können nicht umhin , gegen die Versucfa
Vfs. und ihre Deutung noch einige Bedenken zu aus
sern, welche uns schon früher an der Beweiskra
der ursprünglichen W a g n e r ' sehen Versuche für di
Fettmetamorphose der Ciweisskörper zweifeln liessei
Vf. hat stets nur die relative Fettvermehrung in d«
Substanzen die im Bauch der Vögel verweilt hatlei
nachgewiesen. Diese an sich beweist aber werle
dass Eiweiss in Fett umgew.indelt, noch dass Pe
von aussen an die Stelle von resorbirtem Eiweiss vie
leicht abgelagert worden ist; sondern kann ebena
gut davon herrühren, dass das Fett mcA/ resorbir
das Eiweiss dagegen resorbirl worden ist. Für diei
Möglichkeil spricht sehr wohl die constante Mas&ei
abnähme der direct eingebrachten Substanz. Ni
wenn eine absolute Vermehrung der Feltmenge nacl
gewiesen würde ,. könnte blos noch zwischen d«
U. iQffimie u. PbV4ial/9gie.
ii«a |$Mi««Al60 zwei AlOmalJKf^n 4i% Wabl s^i», Ab
m pp< evidtQlar ftevais , <M^s £iweUs ia FhU um^
fe«ai4«li wird , loni^ 8«lb^i (U»r lalUe Yarsnch Vfi.
Mcb iiicht gtlieo* vyir Hl^^il^n ^^^^^ beadmioU
^ VI. akli von (tep vWtkQmmriei) ÜDverkUtbeii 49r
(kiU«-PerchahQlle ümolicbM (yj^ariioiigl liia, ^bes \jvir
^bea keioß BOrgacb^H (t^rttr, naeh weniger 9iber
e>oeii Ben«», disa cliß GuM^-Pc^^babUtk »uph ivirk-
lieb iMuL iwpevm^abet gßbU«t»«a ist. Vie Vt^p-
licfaieJi einer Uieil weisen Reßoirplion de» ^weis;%?«
hnh 4ie UllU«, oder 9ueh eiper feu^^i^erung dur<sti
toelbe kaan mcbi g^nz abgßleugnet werd^o. üer
l^eA eRtfcheideniie V^erauebe in der b<)^b«ictuügiM
Weise »il GlasfMvcben . ao kOooeq wir da^UA al(e^^
diegs siebt «ebr «weiMo, de^a Biweiea iq Pe^l ttber*-
^bt; «ber wir büfieen ee dapo nur noch als deß
ProdHQi der jahreUogen Bipwirkmig der Waruie, der
spoDlaeee Zersetzung unter ihrem Ginfluss betnichlen,
für die physiolo|;Lsche Frage aber, oh Eiweiss im
Ihierischen Organismus durch die chemischen Pro-
ce<se in demselben in Fett übergeführt wird , ist da-
ml ooch nichts gewonnen. (Funke.) *
558. Htfirologische üfitertvchimgeD ; seckste
roitselmog von H. Wagner. (Das. Nr. 6. $.57.)
NM'ir erhalten durcb den so hochverdienten For-
sc\ier wkiieruo) einige wichtige Früchte semer rast-
losr^ fiblligkeit , welche seinen Namen zu einem der
ersteo in unserer Wissenschaft gemacht hat. Die
rarfiegenden Untersuchungen sind zqm Tlieil in dem
voi Vf. geleiteten G^ttinger physiologischen Institut
taier Mitwirkung einiger seiner Scba4er ausgeführt
worden.
Eine der Aufgaben, welche Vf. uiji eifrigsten ver-
Iblgie, war die Erforschung der Endigung der Ner-
ven , besonders der sensitiven, u. der in den Drüsen
sich verbreitenden. Vf. wählte sich eine geringe
Anzahl von Organen zur Uptersuchung , die er ihrer
(iractur wegen für die geeignetsten hielt , und zwar
rorzflg/firb Jen Zahnkeim, die Zunge und das Ge-
kororga/i.
in dem Zahnkeime (des HundcH, Kalbes u. Uen-
^beo) zeigen sich überßll freie Endigungen, aber
lach ein System vop Schlingen , letztere scheinen
^och entschieden überall nicht die freien Enden zu
iideo , sondern in dem Endpleius wieder unlerzu-
Mcben, um aq andern Stellen frei zu endigen. Ein-
Hne PrimitivXasern verfolgte Vf, durch mehrere
bbliog^n. Die Convexi tüten der Schlingen liegen
kftebt nach der Zahnkrone, zuweilen jedoch auch
päd der Wurzel zu; die Schlingen liegen jedoch
nmer hinter den freien Enden zurück. TheJIungen
Pnmitivfasern sind selten.
In der Zunge («las Froeebes , Karies und Men*
) hat Vf. nie Endscblingen gesehen, zuweile«
lAatebl dds Anheben eineir Schlinge, indem 2 oder
iri«if tivraftem iiegap einander aufsteigen ; bei ge^
Her ^inat«||iiig ttbc^ieugite «ich jedoch Vt stet«,
M. i^rkb. IM- 7»- Vft t.
da9« tue uich^ versobmelzeq , sondern nur l^ber ein-
ander treten. Die dappeii^n dunkeln Goiitouren e»^
digen« wie schon W a 1 U r ^ngjebt , plifizljch^ ^^(L
aa dieser Stelle zeigt Aicb eiq YKtb^^eiliafii^ dijtnUv
Flei:k, der «mner l^age nach deJ9 ^chsencyliitd^r enir
spriclu. Zuweilen HcUien as iher VC ^qt^chiede^;
als iseuten sieb ^w Fibrilleii naarklos f^t. Di/9 P?r
pilUe ßliforMi^s uod Ülw/^^i^W^s ui^^r^ushte Vf, \^\^
seiner eigenen Znn^e. Gr UM nirge«^^ Tas^lU^r-
perchen, die Fibrillep zu^ Tbeil ßet^r ^^micH,
hütsclMJlfttrn*ig, o^e^st (w<^bl dwrcb Th^Wng) ifi jbirw
Durchmesser um die Hülfte veijUngt,^ (j^wi3^^
sparsam einige dickere Fibrillen. Sie scheinen in
blasse, marklose Fasern tffoenogeben. BSe Nerven-
fasern nnter der Schleimhaut zeigen zafilrekhe TM-
Inngen mit ßinscbnürungen.
Die ausserordentlich scphwierige Untersuchung
der Lßbjirinthnerven wurde besonders jio VOgeln u.
Fischen, wenig an Saugethieren angestellt ; die Ver-
hältnisse zeigten sich sehr Ubereinstipaineiid in den
verschiedenen WirhelthLerklassen. Es ist nach Vf.
ein doppeltes, vielleicht dreifaches Verhältniss der
Nervenfusern zu unterscheiden: 1) ein System vqu
anscheinend frei endigenden Fasern ; doppelt con-
tourirte Fasern gehen ip düpnere blassere über, die
nur aus einem (rilthlichep) Acb^encylinder und sebf
blasser Sqheide bestehen ; diese blassen Fasern, welcbß
häufig Varicositälen zeigen , gehen über daß fplgendß
System hinweg. 2) Ein System von bqgenförmiffen
Schlingen breiter doppelt contourirter Fibrillpu^
ob Terminalschlingen, liess sich picht entscheiden.
3) Ein System von feinen ziemlich dunkelcontoi/h
tcirten vielfach verzweigten Fibrillen, die wahr-
scheinlicli alle zu terminal aufsitzeinlen Gangjien^ellen
führen. Der gegenseitige Zusammenhang dieser drei
Systeme liess sich nicht enoitteln. in (|em Vesti-
hulum finden sich konstant Anhäufungen von Gan-
glienzellen, zu denen sich zuweilen mit Sicherheit
die Fasern des letzten Systems verfolgen lassen.
Einige wenige Ganglienzellen hatten das Ansehen von
bipolaren. Vf. glaubt, dass die vom Gehirn kom-
menden U^rnerven vor dem Eintritte ins Labyrinth
aus Frimitivfasern bestehen, in deren Verlauf vielfiich
bipolare Gangfienzellen eingeschoben sind ; dass diese
Fasern vielfache Plexus mit Schlingenbogen bilden,
sodann in dünne marklose Pasern übergehen, die
sich dann verSsteln und an jedem Astende' eine Gan-
glienzelle tragen ; so dass vielleicht ein analoges Ver^
hxitniss,' wie es Müller und Kolliker für die
Retina nachgewiesen haben , und wie es Vf. dort be-
stätigt findet, vorhanden ist.
Die Untersuchung . der Drüsen (TbrloendrlUe,
Parotis) führte zu keinen sichern fiesultaten, nur er-
wiesen sich die Schlingen auch hier als blos scheinbar.
Unter den Muskelnervenuntersuchunigen gelang es nur
einmal im Herzen, die freien dichotomischen £nd-
tbeilungen in die feiasten Ends^^itzien gpnz deutlich
«mMaufen au sehen.
9
io
11. Anatomie u. Physialogie.
Vf. begründet auf seine zaiilreirlien Beobach-
tungen den Ausspruch : dass nicht bios die motori-
schen, sondern auch die sensibeln und sogenannten
trophischen Primitiv fasern sich vielfach theilen, nie-
mals Endschlingen bilden , und dass die freie En-
digung der Nervenfibrillen ein allgemeines Gesetz
ist, wobei die letzten Ausläufer entweder an Ele-
mente des Gewebes, oder, wie es scheint, in man-
chen Fällen an Ganglienkorper oder sonstige
Endknospen (Stäbchen, Tastkörperchen, End-
knospehen der Pacinischen Kvrperchen u. s, w,)
sich ansetzen.
Ein weilerer Gegenstand der mikroskopischen
Analyse waren die grossen Lohi vagi bei den Cypri-
nen , welche das conlracliie Gaumenorgan beherr-
schen , und zu diesen nach Yfs. Experimenlen sich
verhüllen, wie die elektrischen Lappen zu dem elek-
Irisclien Organe bei Torpedo, VT. selzle dieser Ana-
li)gie wegen in ihnen grosse mullipolare Ganglieo-
zollen mit Forlsälzen voraus , welche Iheils in Pri-
mUivrasern Ubergohen , Iheils die Ganglienzellen un-
tereinander verbmden , konnte dieselben aber nur
seilen deutlich nachweisen. In Betriff der eleklri-
schen Fische theilt uns Vf. einige Notizen aus einer
interessanten Untersuchung Über Malapterurus elcc-
tricus mit, welche Dr. Marcusen auf Vfs. Veran-
lassung in Cairo angestellt hat. Es war Vf. bei frü-
heren Untersuchungen dieses Fisches aufgefallen, dass
der eigentliche elektrische Nerv, der vom Anfang des
Rückenmarks entspringt, mit einem starken Ganglion
vorsehen war, wdhrend bei Torpedo gerade der
Mangel von Ganglien charakteristisch für die elektri-
schen Nerven ist. Dr. Marcusen fand, dass man
den elektrischen Nerv vollkommen von dem Ganglion
isoliren kann, dass letzieres einen andern Nerven an-
gehört. In Betreff der übrigen Data dieser interes-
santen Untersuchung verweist Vf. auf die bald zu er-
wartenden speciellen Mittheilungen.
Eine weitere wichtige Aufgabe, welche sich Vf.
stellte , war die , alle emzelneu Nervenprovinzen , so
weil sich dieselben auf Bewegungen beliehen, suc-
cessive in der Reihe der Wirbelthierc einer verglei-
dienden Analyse zu unterwerfen, um zu erfahren,
wie weil man die Schlüsse aus der Analogie in diesem
Gebiete ausilelinen darf, wie weit sich in der Tbier-
reihe morphologische und physiologische Aeqiiivalcnte
entsprechen. Vf. verwendete zu den Untersuchungen
folgende Hepr<1senlaiiten der VVirbeltliierklassen: Hund
und Kaninchen, Taube und Gans» Frosch, Hecht \\\u\
Karpfen. Er theilt aus diesen Inlersuchungen fol-
gende Einzelheiten mit. Das kleine Gehirn isl in
der ganzen Wirbelthierreihe ein sich gleichhleibendes
morphologisches Aequivalent, nicht aber ein überall
gleichbleibendes physiologisches. Wahrend Entfer-
nung desselben bei den Vijgeln die bekannten Stö-
rungen des Gleichgewichts und Vertust der Gang-
bewegungen herbeiführt, bewegen sich Fische ohne
Gleichgewichtsstörung nach dieser Operation. Eine
»hysiologische Uebereinstimmung zeigt das Kleinhirn
überall : es ist kein Reflecior, seine Verletzung erregt '
nie Zuckungen. Das verlängerte Mark ist durch die '•
ganze Wirbelthierreihe ein morphologisches and phy- '
siologisches Aequivalent. Es wurde ferner unter <
Anderm der Einfluss des yagus auf die Herzhewe- ^
gung sludirt. Am vollkommensten gelingt der Still- '
stand des Uerzens durch magnet «elektrische Reizung *
der Vagi bei den Fischen, das Herz bleibt im Moment
stehen, der Stillstand halt 2—3 Minuten nnd langer
an. Bei Süugethieren ist der Erfolg des Experiments
weniger vollkommen. Bei Vögeln gelingt es fast nie,
auf die intensivste Reizung der Vagi das Herz zuih
Stillstand zu bringen, höchstens auf 2 — 3 Secunden,
nur eine Verlangsamung der Bev^egung tritt ein.
Gonstant bei allen Wirbelthieren ist die ausserordent-
liche Beschleunigung des Herzschlags unmittelbar
nach der Entfernung der Elektroden von den Vagis.
Mannigfaltige Versuche , unter den verschieden- |
sten Bedingungen, wurden von Vf. auch über die
Herzbewegung, Typus, Rhythmus, u. Nerven-Centra
derselben angestellt, doch nur mit unvollständigem
Erfolg der ausserordt-ntliclien Schwierigkeiten wegen.
Vf. empßchli zu solchen Versuchen besonders die
Fische, von einheimischen den Hecht. Hat man
beim Hecht das Herz durch den Elektromotor zum
Stillstand gebracht, und kneipt die Herzkammer an
einer Slelle, so contrahirt sich dieselbe einmal stark
und bleibt dann wieder stehen , kneipt man i\ie Vor-
kammer, so conlrahirl sich nicht nur diese, sondern
sofort auch die Herzkammer.
Eine andere Reihe vielfach variirter Versuche
wurden über dasWaller-Budge 'sehe Experiment,
die Erregung der Irisbewegung vom Sympathicus
und bestimmten RUckenmarksstellen aus angestellt,
besonders an Kaninchen, aber auch an Hunden. Die
Resultate bestjitigen die B udge- Wa Herrschen An-
gaben und beseitigen die von Volkmann erhobenen
Bedenken (Jahrbb. LXXVIII. 154. Vergl. aucli LXXVI.
295. und LXXIV. 152.). Die äusserst sMrke Er-
weiterung der Pupille tritt constant auf Reizung der
Durchschnittsn[fchen des Rückenmarks zwischen un-
tersten Hals- und obersCen Rückenwirbeln ein. Zur
Sicherstellung gegen die erwähnten Volkraann'-
schen Einwendungen, wurden nicht nur häufig Glas-
platten zwischen die Durchschnittsflächen des Rücken-
marks gebracht, sondern später der Versuch allemal
so angestellt, dass Kopf und Rumpf nur noch durch
die zu prüfende vollkommen isolirte Nervenbahn zu-
sammenhing. Jedenfalls beweist dieser Versuch,
dass viele sympathischen Fasern , die zur Iris ge-
hen, vom Rückenmark entspringen, was Vol k m a n n
nach dem ursprünglichen Wa Herrschen Versuch
nur für wahrscheinlich hielt. Der Ursprung des
ganzen Symp.ithicus vom Rückenmark ist natürlich
dadurch nicht erwiesen.
Rei diesen Versuchen machte Vf. noch eine 2.,
ansserordentiich interessante Beobarhlung (gleich-
zeitig mit Bernard), d. i. eine auf magneto-eiek^
Irische Reizung des Sympatläcus constant emtre^
II. Anatomie n. Physiologie.
11
kmde Bewegung des Bulbus oculi, welche selbst
10 — 20 Minulen nach dem Tode nach Ütirchschnei-
d$üg des Rückenmarks nach vorgenommener Tren-
WB$ des Opliciis, Oculomotorius , Ahducens, und
I Ti«ek\earius (aber auch wenn diese mit dem Auge
nrbunden hfeihen) a. nach vollsUtndiger Enlhirnang
eintriU. Der Bulbus fhngt dabei au sich langsam
twischeo den Augenlidern bei gleichzeitiger Erwei-
terung der Pupille hervorzuheben, zugleich -scheint
die üornhaut cnnvexer zu werden. Die senkrechte
ErhehuDg des Bulbus schätzt Vf. bei Kaninchen und
Hunden auf 2 — 4 Mmtr. Ebenso langsam sinkt der
Bulbus wieder zurück. Sonderbar ist , dass die Be-
wegung ganz das Ansehen von einer Bewegung orga*
nischer Muskelfasern auf magneto-elektrische Reizung
hat. Dieses vollkommen räthseihafle Partum ISssl
»it\i vor der llaml noch gar nicht erklären. Man
kann, wie Vf. angiebt, kaum an eine andere wirkende
KraA, als die der HM. obliqui denken, diess sind aber
quergeslreirie Muskeln, wie empfangen sie erregende
Fa5ero vom Synipathicus?
iVoch eine kaum weniger interessante Erscheinung
beobachtete Vf. Es zeigte sich bei Kaninchen zu-
weilen , d»ss auf Reizung des Sympatiiicus auf einer
Seile keine Erweiterung der Pupille eintrat, wohl aber
dann auf Beisung des Vagus, der sonst ohne Einduss
ist. Sollten , fragt Vf. , zuweilen Fasern aus dem
RUckeomarke streckenweise in die Bahn des Vagus
ireleo und dann später erst wieder in die Bahn
des Synipathicus eintreten. Vom Ganglion cervicale
sQpremum aus gelang in einem solchen Falle die Er-
weiterung der Pupille auf beiden Seilen.
Sch\Qsslich theilt uns Vf. noch eine vollkommen
seine fraheren Angaben bestätigende wiederholte
Beobachtung mit , dass der Typus und Rhythmus der
Herzbewegung beim Hahnchenembryo vor dem 4. Tage
«eh volIsUlndig ausbilden, während noch keine Spur
von genuinen Muskelfasern und von Nervensubstanz
TorVianclen ist, sondern das Herz nur aus einem häu-
t^en uniJeullich aus verschmolzenen Zellen gebildeten
Schhuch besteht. Auch dieses Factum, an dessen
Richtigkeit wir bei dem Namen Vfs. nicht den leisesten
Zweifel hegen können , ist ein Räthsel , und wider-
spricht, wie so manche neuere Errungenschaft, einem
Gesetz der Physiologie, welches als vollkommen fest-
stehend galt. Boflen wir von unserem Meister auch
eine Losung des Räthsets. (Funke.)
559. Ueber die Entwicklung der BlntkSr-
perchen; von Dr. J. Moleschott. (M/s Archiv.
1853. S. 73.)
Die nachfolgenden Data aber das Mengenverhält-
niss der farbigen und farblosen Körperchen im Blute
entleberter and enlmilzter Frösche sind durch Zäh-
hiDgen derselben gewonnen, welche einfach nach Auf-
bringen eines BluttrOpfchens auf das Objectglas bei
einer wahrscheinlich 450fachen Vergrösserung vor-
genommen wurden. Die Menge der Beobachtungen
soll die Genauigkeit der Methode ersetzen; jede
ier angegebenen Zahlen ist das Mittel aus 7 Beob-
ichtoogeD.
Im Herzblute entleberter Frösche kommen dem-
nach im Mittel aus 19 (im Grunde 7 X 10) Beob-
achtungen auf je 1 farbloses 2,24 farbige. Körperchen,
während bei unversehrten Frösdien Donders u. Vf.
dieses Verhällniss s= 1 :8 bestimmten. In derselben
Weise fand Vf. fUrdas Blut der Leibeshöhle bei entle«
berten Fröschen das Verhältniss der farblosen zu den
farbigen ==: 1:3,13, im Blute des Fettkörplers :«»
1 :3,82, im Blute der Milz = 1 :0,63, während es
im letztern Blute bei gesunden Tbieren = 1 : 1,37
bestimmt wurde. Nimmt man das Mittel aus diesen
Verhältnissen für das Blut verschiedener Gefässe, so
wUrde daraus folgen, dass die Zahl der farbigen Kör-
perchen, die auf 1 farbloses kommen, bei entiebeiien
Fröschen um das 2y2r.iche vermindert sei. Vf. be-
zeichnet deshalb den Zustand entleberter Frösche als
Bleichsucht, und folgert aus seinen Zählungen, dnss
die Leber die Umwandlung der farblosen Blulkör-
perclien in farbige bedeutend befördert.
Die auf dieselbe Art erlangten Zahlen fOr das Ver-
hältniss der farblosen und farbigen Körperchen nach
Exslirpalmn der Milz zeigen umgekehrt ein Verhält-
niss beider = 1:9.06 (Mittel aus 7X2'^ Zählungen).
Da nun entmilzte Frösche nach den frtthern Versuchen
des Vfs. , ebenso wie entleberte , weniger Kohlen-
säure aushauchen, als gesunde, so ist der gerin-
gere Kohlensäureerlrag auch bei den enlleberten Frö-
schen nicht auf Rechnung der Verminderung der far-
bigen Blutkörperchen zu setzen. Werden Milz und
Leber zusammen weggenommen (mehrere Tliiere über-
lebten den Eingrifl' 6 Tage), so ist das Verhältniss der
farblosen zu den farbigen Blutkörperchen = 1:2,02,
es würde demnach der Einfluss des Leberverlustes
überwiegend sein.
Auf Grund verschiedener vom Vf. beschriebener
und abgebildeter, ohne allen Zusatz von Reagentien
und unter Abschluss der Luft, in grosser Anzahl an
den entleberlen Tbieren beobachteter Formen der bei-
derlei Blutkörperchen, stellt er den Entwicklungsgang
der Blutkörperchen in folgender Weise dar: der Kern
der farblosen Zellen zerfällt in 2 — 3 kleinere, diese
in Körnchen, die Körnchen werden fettglänzend, gelb-
lich , hämatinroth , sie lösen sich nach und nach auf
und so entstehen kernlose farbige Zellen. Zugleich
geht die runde Form der farblosen nach und nach in
die elliptische der farbigen Über. Diese Gestaltver-
änderung erfolgt bald vor, bald nach der Spaltung
des Kerns. (Uhle.)
560. Ueber die Beziehung der Leber m den
farbigen Blutkörperchen ; von d e m s. (Wien. med.
Wchnschr. 14. 1853.)
Ganz in der oben (Nr. 559 aus M.'s Arch.
1. 1853.) angegebenen Weise hat Vf. das Verhält-
niss der Menge der farblosen Blutkörperchen zu der
der farbigen bei enlleberten, bei durch Amputation der
untern Extremitäten anämisch gemachten und bei un-
versehrten Fröschen untersucht. Es wurde in dieser
Beziehung das Blut des Herzens» der Milz und re-
fa
U. 4kiatfifitfie ik Pbrtiilol^ie.
speetive der Ubck* ^rglitiMBa. Wis 4i« Hethodt der
Züiiliiigt^tMt. 80 leitiEit vr. ^Ilisi auk der Belrabh-
tunf der Gineeltvhl^A das P^iatulak ab, daaa der«-
gleicJvBi Ztflilufi|;ei am «ittidpslena 36 veracihficideit^a
ladftidueh fdr jeden Fall vot-g^DdrotBeii werden mUaseB,
weita eie fei« eirii^k*miiaBwn ▼er|rtelch«nf higea Reaeliat
geben ao4lefi» Ifaeh dea Vfa« i}ntertfutehfiitt|(eii dbnidien
attf je 1 f*rblo!ie8 ßludkotf eirben :
Mbrtüa
ampuHrten
enlleberttiti
FrStckM
hb Hetlblbttt
„ unibtut^
« Leberlilate
10,3
h,3
7,3
1.»
Vergleicht aan die Verhällnisse fdr das Milzblut
mit den für das Herz- (und Leherbtul) gefundenen,
80 ergiebt sich allerdings eine grosse Cebereinstim-
mm^ ii der ViirtAiDderaD|[ der Tarbigeii Moikürper-
oben veraefaiedener Organe durch Amputation u. ßnt-
leberttng. Die M^nfeaverhtflinissb der Tarbigen Blut-
ktfrperchen versCbfiefleeer Geflssl^ bti temchieden be-
basdelten Thierea ualer einander Verglichen ge^ben
folgende VerhUtMsszehM :
Entleberte
IFVßsche
AmiMiUrle
OoTewehrte
llertblot
1
3,8
4,3
«
1
2,d
3,0
Milzblut
1
2,6
3,4
9
1
2,5
3,»
Henblut
1,3
h
t,4
MiliMtt
*,3
0
1,4
Leberblut
1,4
Aaa den obeta angetUhrten absoluten Zahlen er-
giebt ^fch, dass die Wegnahme der Leber die Menj^e
der farbigen Blutkörperchen bei weitem mehr herab-
setzt, )i\i Docb so bedeutende l^lulverluste. Vergleicht
n&än diö j^ahlen für das Leberblut mit denen für das
Herzblut biei unversehrten und ampulirten frischen,
sO 6bdet man im Blute der Leb6r eine geringe Ver-
minderung der farbigen KOrperchen. Dagegen ist
dea MiJflUiit bedeutend JBHoaer iin farbigen Kllrpern,
ala daa Blut des Hereens» Die Zahl der ii« Milzblute
gefundenen farbigen KOrperchen, welche dort auf je
1 farbloaes kommen, verhält sich tu der im Herzblute
vorhandenen :
bei vQTersebften Freacben wie 4^8 : 1#,9 »e i : 2,3
, amputirteo ^ „ 3,6 : 8,3 «» 1 : 2,3
, entleberten , » 1,4 ; 2,tf = 1 : 1,8
Aus diem Zahlen « die aüerdinga «in« merk-^
wtvdlgQ IWMreinbtinnfRig ieigeii , fdigwi Vi.^ «Iw«
hleKnit Mrdi liie miyrpbol«gtrtbe IJnteraiic1tiiii([ , mim '
die c^ienisch« (Lehmann) beweiee , das« lieht titt^
die «ihbryonale L«ber (Weber» Kolliker)« tona^
dem aueb die des firwabhaenen die lhir#aAdlohg tod
farbibsen Blntkörperchen in farbig« in hohem ferail«
begünstig \ femer de^a dito lieber, da «^ etwa« ilre-
Diger farbige ni«itk«rpercHcn lim Vergleiche U den
farfolon^n enthlilt, ah ihia Blut d^a H«f«ena^ ent#9«4flr
aneb viel farblose BliitkOrpercib<^n bildest, oderdie^
selben In grosser Aitiabl mit dem 6lut« der ?ftii«Bder
«ttgeftthrt «rhtftt. (U b I«.)
561. U«ber die Ealle, welche Leber o. lils
bei der Kflekbildug spidei ; von d e m s e i b e n.
(M.'s Aft;h. p. 63. 1853.)
Vf. benbtzt« erttUbfert^ und enimtkte FrOsbhe 2U
Ri?.^iratlbtister^uch(eH , um dife in der UeberachriU
gfegebehö Fwg'^ zu beahtwörieb. Wenn die Galle —
so schlOüis Vf. w.. , wie li^big vfermulhete , ond
Bidder und Schmidt durch den Nachweis der
Wiederaufsaugung eines so grossen Theil^s dieser
Fll[|ssi]^eit mehr als wahrkcbeinifch gemacbt habeD,
wenn Ate (Vallfe nur eiOe burehgangs^ture ist, voh
wnichei* aus ge^i^se tte^iandth^le dtefi Blutes leichti^r
iri Kohlensaure zerfalle«, so mtass beim Auffittren der
Gallensecretion auch die Biidmig von Kohlensaure ge-
ringer werden. Die AtbmungsVersuche wurden mit
einem einfach aus W^ulfscber Fliische, Chlorc^tciunn-
rtihr, Kaliaplpahat tind !Brdnner*sK»bert AspiratOr Cört-
struiHem Apparate mit bJuser Btickkicbt auf die Roll-
lensaureenlwicklung forgenothmen. Sie wurden
gewohnlich 1 Std. lang fortgesetzt und daz« 4 FrO-
seh« zngleicli verwendet iti einem Behalter, der etwa
1 Liter Lüft fasste. In dieser Zeit strömten im Mittel
•2,5 Liter L^iH durch den Apparat.
In 16 Prdliminarversucbeo wurde die Menge der
in 24 Std. von 1 00 Grmm. unversehrtem Froscb (bei
cirea 20<> C. u. 27" 7"* Barometerstand) gelieferten
Kohlensaure zu 430,5 Mgrmm. beslimmt (Max. *=»
749, Min. = i248 Mgrmm.). Dagegen hauchten
lOOlirmro. Frosch, wenn die Leber exstirpirt worden
war, zwischen dem 1. — 10. Tage nach der Ope-
ration unter ganz gleichen Verhältnissen (m Mitiel
von 25 V(Ts.) 192 Mgrmm. Kohlensaure aus. Die
KoliJensaure , welche entleberte FrOsche eriKiig««iv
verhak sich also zu der von gesunden Tbieren gelie-
ferten wi« 192:430,5 =*: 1:2,24. A«s der Be-
trachluiig der Eio^elzahlen ergiebt s«ch ferner^ d»M
bei den operirten Thieren die Menge der KoblensNnre i
um 80 geringer ist, je langer aie den Veriust der Leber
bereits tiberlebt haben; 100 Grmm. entleliorter Frö-
sche gaben in den 5 ersten Tagen nacb der Weg-
nahme der Leber für 24 Std. 209,i3 Mgrmm., in den
5 letzten Tagen nur 167,9 Mgrmm. KoblensMure.
Dabei ist aber zu bemerken, dass von den operirleo
PrOacben nur 33^0 1^»8<^ ^^' ^ Tage den blutigeii
Eingriff überlebten , sehr weaige aber laager als 1 4
Tage am Leben blieben.
In einer 3. Reihe von Versuchen wurden« «m di«
n. AmMU« «. PhyiMogU^
13
k
dm Altfrs » «esdhi(9cMs ^ iwr Nihr«lig und
16 ttiigUchftt M «Mminireii , Aar W«ibcb«ti Von
gkei4htr Grosse» tiglic^ Inri Wasser aos ilsr^
Quelle ae« ttsrsetieii , mit Rütkaiclil Auf «tu«
Tj^ rt^ Oiefaogeasthaft uli4 d^s ve^Oosstnen Ope-
ivsta^ zu 4eft Versudien 4««oiultt. Dsrnadi
l mk d^r Koli^8luhe«lrtrsf tiei (freih tenfli^
tenao ?rlsehefi zo Asm der (fe8ini<fen (i&i Ourd»-
lilmiU aas 1 6 Vers.) wie aOM : 486,5 «t:tr l :2,10.
Den EinQuss der Leber auf die Rückbildung hM
l ia det W«iie aaf » das« er <He Lebf r keittM^egs
bb Or^iBii il«r fiAl)len«(iub*efoihlunf( bf!traüh(e( wiesen
will, BOtirferu Nr eine ihrer PoDolionen in der Vor-
ktfeilumg frewisser Stoffe zur regressiven Metaioor-
phne sueht. Beim Leber?erldste isl ubHgens ausser
ieft MiB^l iterGalienerzeugung aiieli die von Kuttdis
Bad dem vr. hervorgehbb^ne Blutarmuth als eih di^
koUeiisdrarebildniif^ beeinträchtigendes Moment her-
tarzubebeo. Mit der „gehinderlen Oxydation'* [ob
die Saoerstoffaufnahme bei den operirten Thieren her-
abgeseCil sei » hat Vf. nicht beachtet] , seist Vf. das
TOB ibnn beobachtete Auftreten von üiats^rure itfi
netsebe und den fixoreiaenlen entleberter Fröeche in
Verbiadung.
fn *iii*r weitem Hethe von ExperimeHteii w«ird«n
iBVer^dirte männlicke Frösche den ftespinitTOlisver-
^Klien ualer^orfeh; dnmach rerbsit sieh die Koh-
|ei»foreen(wickiiing der Weibchen zu der der Msonch«n
N4d9,5: 514,6 :±= 1:1.19.
Me Wegnahme iler Mi<z , «ine viel weniger ein-
peifende Oprrstio« , a4s die Lleber«x<ttrpati«in , hstt«
Biaea Shntiehen, aber weit weniger hemmenden Gin-
kass auf die KohlensSnrebiMung. Von deh dazu ♦nr-
iravcfaieo mSinnItcben Individuiftn haucblen unler gtei-
!hen Verlitftliiissen wie oben (im MiUel von iß V^rs.)
100 ermm. FVosch in 24 Btd. 396^8 Mgrmmi Ci\
m (Max. »= 690, ftiifi. =£ 95 MgrmmO. »er Koti-
bMiMterirag der entinilzt«« Thvere verht«4t 9rrh zU
fco der iinvl^rsebrloli» wie 39ll,8:ö§3,7 «^ l:l>d9.
Cm die .^ühoto von M » r c h a n d bemerkten Sctni^ah-
bngen im (;ewichte der F^Asirhe noch sicherer zi^
ttiDfildo, wog Vf. in destillirleffl Wasser nufhewÄlirie
(fesande oud t>ntlelierie Thiere von 24 Sld. zu 24 Sid.
krstere «vigteti ein«n lifghclten mittlefh flewichlsvfer-
kst von 3,11 Orram. , letzlere von 0,48 Grmm.
kM!r aoffaHentd g«ringere Gewichtsverlust bl*i ^ni-
kberten PrUscIien, ja die suwfeilen ktstt desseik in
ineifelltii beobschtele (jf^tlicb« Zunahtkie des Qe-
wcbtM ittsai e«ich nur durch emä ftufnahni^ Von Was-
W etitereo. Das auf$refit)mmeve Wasser bildet sitelr'-
ligs «isen für die Ansscheidung von K^abtensSure
MhStigen Gewich4slheil des Karpers , erklbrt aber,
|ie Vf. durch Rfchnung im Einzelnen naebzuwerisen
Mki, die veri&indefte Entwicklung von Kohleasifttre
Bi dca enUeberten Thieren mw zu einem geringen
ksile.'
In Bekug auf «ü^ Tenifwratur findet bei opertrten
oieM tafürirten Tküeren ein üntelisehied nicht
Bei «üier Wferme des ungebeii^leii WasaeN von
lO^G. betiüfti di«feMperaMfr, ita welche die Frosch«
dvs il«i Wa«$S(^ ilburtr^itt, dlirdhsehn<lHlich 0,92 G.
(VhleO
&02. Uobtr 4ie KldueMtitte des Znckm
im Thierkftrper; vn«i)eiBse4beii. (Da:«, p. 86.)
Schon Bernard und Lehmaan haben die
Frage , ob der Zucker von dar Lebar aus dem Rkil«
excerairt oder erst in derselben gebildet werd«^ dabin
beantwortet < dass die BilduAgsstaile des Zuckers in
iler Leber si;lhsi gesucht werden mUsse. R* folgert
diess aus dt>r Dnabhüngigkeil der dort vor sieb ge-
hen den Zuckerenengung von der Art der auljffenom-
menea Mahruag, L. fahrte den direeten Beweis durch
seiare vergleichenden üatersachuage« dos Prortader-^
uad Lebervenenblules. Vf. fUgt zu diesen Orandan
die dasselbe beweisende Thatsache hinzu» dass bei
entleberten Frdsohen selbst 2 — 3 Wochen nsch der
Operation Zucker weder im Blute» noch im Fleisebe«
noch im Magensäfte, noch im Harne, noch in dem
Wasser, in welchen 26 entleberte Tbiere 48 Sld. ver-
weilten, zu finden gewesen sei, obgleich man hätte
erwarten können, dass in diesem Falle der Zucker
wie der Harnstoff nach Entfernung der Nieren im
Blute sieh anhäufe. (Uhle.)
563. Üeler die fnnction der Torlammem
dek fierzens und Aber deH fiinflüss der Con-
tractiobskräft der Lange und der Aeiipiratioflg-
bewegniigen auf die Blntcirfealation ; von Prof.
Skoa». (Wien. Ztsclir. IX. 3. 1853«).
I. Uebe?* die Fwictiou der Vorh^fr.
Gemäss der gangbaren Meinungen ziehen «HCh die
Vorhnfe unmittelbar vor der Kamm(srsystnle zusam-
üben, l)lös um das 4)lm in die Kammern zu ineiben.
I^ach Baumgarten, Hamerujk u. Neg.i Wird
d^irdi das vtermiUels dter Contraction der Vorhöfe \t
dile Kammt^rn getriebene Blut der Schlus^ der Atrro-
vfentricular-Klappen zu Stande gebracht. (Vgl. Jahrbb.
XLin. 8.; LVn. 10.; LXXVII. 113.)
Die Zusammeoziehung des Vorhofs liej^iniit ent-
weder an der Einmündung der Venen , oder an einer
andern Stelle.
Zugegeben » dass im ersterea Falle Lis Bkit des
Vorhofs von dem Blute in den einmündenden Venen
ganz getrennt, und dadurch ein ZurUckweielien des
Blutes aus den) Vorhofe verhütet werden kannte, so
würde das Blut aus den Einmtn düngen der Venen in
den Vorbofk A\^ aothwendig mit verengt wirden»
zurückgetrieben; zugleich mttssten die Venen wah-
rend der Dauer der Contraction des Vorhofs durch
das continuirUch nachfliessende Blut stärker gefilUt
und somit erweitert wtirden.
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1) Vgl. Sitz.-Ber. d. math.-naturw. Kl. d. k. Akad. zu
"Wien Jahrg. 1^92 I^ov. ; uud) als^eparatalidrack erschienen,
Wien 1853. BraamOUer. 4 N^.
14
n. AMtoBlie Q. Physiologie.
Beginnt die Zasammenziehung des Vorhofs nicht
an der Eioiuandung der Venen in der eben supponir-
ten Weise , so wird das Blut aus dem Vorhofe zum
Theil in die Kammern getrieben, zum Theil in die
Venen zurückgedrängt, die Venen werden Oberdiess
durch das stets nachfliessende Blut wie im ersteren
Falle starker gefallt und ausgedehnt.
Eine jede Zusaromenziehung der Vorkammer , die
Bljnt in die Herzkammer treibt, bringt somit eine
rOckgangige Bewegung des Blutes in den einmünden-
den Venen und ein Anschwellen derselben durch da«:
continnirlich nachfliessende Blut hervor. Berücksich-
tigt man aber den rechlam Vorhof speciell, so ergiebl
sich, dass bei horizontaler Lage eines gesunden Men-
schen, in weither Lage die Halsvenen massig mit
Blut gefüllt wSren, eine jede Contraction dieses Vor-
hofs, die den Verschluss der 3zipfligen Klappe be-
wirkt , eine stärkere Füllung der Halsvenen und ein
Aufgeblahtwerden der in den Halsvenen vorhandenen
Klappen zur notbwendigen Folge haben würde.
Der Einwurf, dass vielleicht die Dauer der Unter-
brechung der Blutbewegung in der Hobivene in Folge
der Zosanimenziehung des Vorhofs zu kurz sei, um
eine stärkere Füllung der Halsvenen zu bewirken,
hebt sich durch die Thatsache , dass ein Druck auf
eine Halsvene, z. B. mit dem Finger, augenblicklich
eine Schwellung derselben erzeugt; so wie das Be-
denken, es könne die rückgangige Bewegung des Blu-
tes zu gering sein, um sich bis in die Halsvenen fort-
zupflanzen und ein Aufblähen der Klappen in diesen
Venen zu verursachen , beseitigt wird durch die Be-
trachtung, dass die durch die Zusammenziebung des
Vorhofs bewirkte rückgangige Bewegung des Bluts in
der Hohlvene ebenso stark sein müss , als die nach
vorwärts in den Ventrikel gerichtete, dass dem-
nach die rückgangige Bewegung des Blutes in der
Hobivene bei horizontaler BUckenlage eines gesunden
Menschen, in welcher Lage die Wirkung der Schwere
auf das Blut in den Halsvenen und auf das Blut im
rechten Vorhof fast gleich ist, hinreichen muss, die
Klappen der Halsvenen aufzublähen , wenn die nach
vorwärts in die Kammern bineiiigerichtete so stark sein
soll, dass sie eine Spannung der Kammerwand und
den Verschluss der 3zipfligen Klappe bewirkt.
Aus diyer Erörterung der Wirkungen der Zu-
sammenziel^ng des rechten Vorhofs geht hervor, dass
gewisse Erscheinungen an den Halsvenen benutzt
werden können zur Ermittelung des Verhaltens des
rechten Vorhofs überhaupt und speciell zur Beant-
wortung der Frage , ob die Contraction des rechten
Vorhofs den Verschluss der dzipfligen Klappe be-
wirke, und insofern die Verhaltnisse in beiden Herz-
halflen als gleich angenommen werden müssen , ob
die Zusammenziehung der Vorhöfe den Verschluss der
Atrioventricular- Klappen vor der Kammersystole zu
Stande bringe.
An den Halsvenen lassen sich aber im Allgemei-
nen unter normalen und abnormen Verhältnissen fol-
gende Erscheinungen beobachten.
Unter oonnalen Verhaltnissen und in aufrecht
Stellung sind die Halsvenen nicht gescIiwelU. N
bei zarter, weisser Haut scbimroerl die Jugularis e:
oder die Mediana colli als ein dünner, blauer Str«
durch. Dieser Streif wird beim Inspiriren nicht dOi
Der und beim Exspiriren nicht dicker; ebensowen
ändert die Herzthatigkeit seinen Durchmesser , alle
ein noch so geringer Druck mittels des Fingers hrin
augenblicklich eine Schwellung des obern Tliei
hervor.
Zuweilen verursacht die Pulsation der Halsarteric
eine Verschiebung der umgebenden Weichtheile, ui
ter welchen auch eine sichtbare Vene begrtflTen se
kann, an der dann mit jedem Arterienpulse entwedi
blos ein Erzittern, oder eine Beugung, oder eil
kleine Schwellung, oder selbst ein schwaches Hüpft
der Blutsaule bemerkbar wird.
Eine Exspirationsbewegung, wahrend welch«
der Austritt der Luft aus der Lunge gehemmt is
bringt eine Schwellung der Halsvenen hervor, u. b
zarter Haut lassen sich die Stellen , an denen d
Venenklappen angebracht sind , an der knotigen E
Weiterung der Venen erkennen. Die durch die g<
hemmte Exspiration geschwellten Halsvenen andei
ihr Lumen wahrend der Systole und Diastole des lle;
zens nicht; die Wirkung des Pulses der HalsarU
rien kann auch an den geschwellten Venen sichtbj
werden.
In horizontaler Lage schwellen die Ha1sven<
massig an , und die beiden früher genannten ohei
flachlichen Venen sind bei nicht zu dicker Haut sich
bar, selbst wenn diese das Blut nicht durchscheim
lasst. Auch in der horizontalen Lage bringt d
gewohnliche In- und Exspiration keine Veranderui
an den Halsvenen hervor, und mit den Bewegung^
des Herzens zeigt sich kein An- und Abschwelb
derselben. Bei Individuen , welche eine tiefere La|
des Kopfs schwerer ertragen können — was bei d
meisten Erwachsenen der Fall ist, — bringt diei
einer solchen Lage eintretende starke Pulsation d
Halsarlerien nicht selten eine Ondulation an den H«|
venen hervor. Von selbst versteht sich , dass e|
gehemmte Exspirationsbewegung in horizontaler L|f
eine stärkere Schwellung der Halsvenen zur Fof
hat.
Unter gewissen abnormen Verhaltnissen des 0
culationsapparatesBndel man entweder schon bei ^
rechter Stellung, oder doch bei der gewöhnliclj
Lage im Bette die Halsvenen entweder constant |
schwellt, oder es sind an denselben An- und |
Schwellungen sichtbar, die oflV'nbar mit den Beweg!
gen des Herzens im Zusammenhange stehen. i
Die constante Schwellung der Halsvenen tritt
jeder Anhäufung des Blutes vor dem rechten Vent
ein, so lange die 3zipflige Klappe schliesst; sie
aber auch durch constanten Druck auf die Halsv<
selbst , z. ^B. durch eine Goschwulst am Halse ,
durch constanten Druck auf die absteigende Hohl
hervorgebracht. 3
If. Anatomie u. Physiologie«
W
) Das von den Herzbewegungen abhängende An-
M Abschwellen der Halsvenen zeigt sich auf roehr-
e Weise.
t) Mit jeder Kammersyslole Irill eine rasche
ttwelluiig der Halsveneo ein, die mit jeder Kainmer-
&lo\e eolweder rasch oder langsam verschwindet.
2) Die mche Schwellung tritt während derKam-
paerdiasl«/e ein, und die Abschwellung kann noch
mi^md der Kammerdiastole zu Stande kommen, oder
w aeiil sich in die Kammersyslole hinein.
3) Die rasche An - und Abschwellung zeigt sich
»ffDhl wahrend der Kammersyslole, als während der
Eammerdiastole ; ja es kann sich das An- und Ab-
idiwelleo wahrend der Dauer einer Kammersyslole u.
Kttlole 3mal wiederholen.
4) Die Anschwellung der Halsvenen erfulgt wäh-
fiod i/er Kammersyslole nur allmälig, dagegen das
Schwellen derselben mit dem Eintritte der Kammer-
Mole plötzlich.
Abnorme Verhältnisse des Respiralionsapparales,
reiche den Eintritt der Lufl beim Einathmen und
I» Aaslritc der Luft beim Ausalhmen hemmen , be-
ÜBgen nebst andern Erscheinungen auch ein An-
HhwellM der Ualsvenen wahrend der Exspiration, u.
MB Abschwellen während der Inspiration. Es versteht
lieb m selbst, dass in Fällen, wo bestimmte abnorme
ferbslmisse des Circulalionsapparales gleichzeitig mit
Kl eben erwähnten krankharicn Zuständen des Be-
fintiossapparales vorbanden sind , das An- u. Ab-
jpbweilcD der Ualsvenen sowohl die Kespirations-,
U die Herxhewegungen begleitet, u. dass das durch
!e Benliewegungen bedingte Anschwellen bald in
fa Hoiueat des durch die Inspiration bedingten Ab-
pbvelleDs, bald in den Moment des beim Exspiriren
^wiriteo Anschwellens fallen rauss.
Die sämmtlicheo abnormen Erscheinungen sind
i ^ Mehrzahl der Fälle in den Venen der rechten
feile sllrker ausgeprägt, als in denen linkerseits;
ÄWgeköRoen sogar rechterseifs im hohen (Irade vor-
iwdeo sein und linkerseits ganz fehlen.
Abs deo eben angeführten Erscheinungen an den
WsT^neB gehl nun , was die Function der Vorhöfe
wifft, liervur, dass ßaumgarlen's, Ha-
l^rBJk's und Nega's Ansicht nicht haltbar ist.
M>l ferner hervor, dass im rechten Vorhofe im nor-
■»i«9 Zustande eine Conlraction , durch welche das
»strömen des Blutes aus den üohlvenen verhindert
^^ gar nicht eintritt, — eine solche Conlraction
"l*«l« sich nämlich bei geeigneter Stellung des In-
"duuins durch eine stärkere Füllung an den Hals-
i<ft kaodgeben ; — endlich ist zu bemerken , dass
^^end der Systole der Kammern das Blut in der
*^oe ebenso rasch fliessl, als während der Diastole
'KaiDmern, indem das Niveau des Blules in den
■wenen — wo solches sichtbar ist — oder die
wellung der Halsvenen während der Systole und
Noie der Kammern gleich bleibt.
k
Das Gleichbleiben des Niveaus des Blutes in den
Halsvenen ist nur begreiflich unter der Voraussetzung,
dass das im Momente der Kammersyslole aus den
Venen kommende Blut in dem erweiterten Vorbofe
Raum findet , und dass während der Kammerdiastole
die Zusammenziehung des Vorhofs eine solche sei,
welche das EinstrOmen des Bluts aus der Hohlvene
in den Vorliof nicht bindert. Mithin ist die Zusam-
menziehung des Vorhofs nicht vollständig, der Vorhof
darf nur zu einem Kanäle, der den einmündenden
Venen an Weile gleich kommt , verengt werden ; sie
ist ferner im Beginne der Kammerdiastole, wo das
Blut beim Einströmen in den Ventrikel den geringsten
Widersland findet, am stärksten, während bei zuneh-
mender Füllung der Kammer mit der Zunahme des
Widerslandes für das einströmende Blut der Vorhof
sich zu erweitern beginnt.
Der rechte Vorhof halte sonach die Bestimmung,
durch seine Erweiterung zu verhüten , dass die wäh-
rend der Kammersyslole zwischen Vorhof und Herz-
kammer einlrelende Unterbrechung i\er Blulbewegung
sich nach den Venen fortpflanze, und durch seine Zu-
sammenziehung, dicihnzu einem mit den einmünden-
den Venen beiläufig gleich weilen Kanäle umwandelt,
die rasche Füllung der Kammer zu ermöglichen, ohne
dass ein rascheres SlrOmen des Blules in den Venen
nOthig wird.
Gehl ni;in unter Fesihaltunj? der so eben enlwik-
kellen Ansicht über die Thäligkeit der Vorhöfe an die
Erklärung der sämmllichen an den Halsvenen vorkom-
menden, nichl von den Respiralionsbeweguugen ab-
hängenden Erscheinungen, so folgt zunächst, dass
die bei normaler Beschaflenheil der 3zipfligen Klappe
mit jeder Kammersyslole st.iuHiidende rückschrei-
lende Bewegung des Blules aus der Kammer gegen
den Vorhof durch die Ausdehnung des Vorbofs ander
weiteren Fortpllanzung in die Venen gehemmt wird,
dass aber diese Bewegung sich bis in die Halsvencn
torlsctzl und in denselben ein rasches, mit der Kam-
mersyslole gleichzeitiges Steigen der Blutsäule —
den Venenpuls — erzeugt, sobald die rechte Kammer
eine grössere Menge Blules zurücktreibt , — bei In-
sufficienz der 3zipfligen Klappe, — oder sobald der
rechte Vorhof an der Ausdehnung gehindert ist, ^^
bei grösserer Exsudatmenge im Pericardium. Wei-
ter wird eine abnorm starke Zusammenziehung des
rechten Vorhofs einen Puls der Halsvenen zur Folge
haben, welcher Puls gewöhnlich in die Kammerdiastole
fallen wird, da die normale Zusaramenziehung des
Vorhofs während der Kammerdiastole stallfinden
muss.
Eine abnorm starke Zusammenziehung des rech-
ten Vorhofs lässt sich a priori in deo Fällen erwar-
ten, wo derselbe durch eine zu grosse Blulmenge
ungewöhnlich stark erweitert wird. Auch beobach-
tet man den in die Kammerdiastole fallenden Venen-
puls nur bei Erweiterung des rechten Vorhofs in Folge
von Hemmung des Blullaufs, und muss denselben von
abnorm starken Zusammenziehunffen des Vorhofs »m
t6
IJU AMlMiiA' iif PbffiWlogit.
80 mehr alileitcB • «U $0B$k keine «Qd^re Itosache
deakbar i«i.. 0er wjUirend eio^r Kammer«y«laLe und
Oiaslqle S^vi^ruiui OfUr eintretev^d« VuqeApuU »t
enlfWeder durch ein« 3- oder mehrnMÜ^« i^boorm
starke Zu^MMtuiepsiehun« de« rächten Vorii«C9 MIngl*
od«r «9 isl nebsi der ahaopin sl«rbeD ZuMium^ovifH
huDg des rechuo Vorhofe noch ma ImuBicm^ d^r
S^pfllgen Kbppe «oriiaeden; oder <Ha durch eiiMi
abnorm alarke Zu^awmenuebuog des Vorhteli , oder
durch ls4Mffi<;iepa der TricvspidalU bedingie rUckgjUa-
gige Bew^ung der l^laieXiUe wiederbelt «iph ein-
ader «iohrereK4le bJleis in Folge des 9e9UrU« Qiieieh-
gewiobij»! ohne daa« eroe 2. CoolrafiUxiiii de« Vorhafs
eUUfifidet Im ieUiereo Falle f\'mmi man in dec^Mt
mei Kammf^ri^ystule und Uiaatole einen «Urkerieii n.
eip«a o4ier % achwMcheyre Yeneniniilsye wahr.
Stellt man sich endlich vor, der rechte Vorhof
habe das UontraciioQs«eri»Qgee verleren , 40 wird er
sieb während der fUmmerftystoJe nicbi erweiiern , u.
wahrend der K^mraerdiaiiiole njcht verengern* l^a«
ie den Von^n naelifliessende Blut wird dariMH wJÜarend
der KaoiQkersystole vom rechten Vorhof nicht aMfgi&-
aameaeii werden, die BLuLsiäule lauss in den Hals-
venen iui Moiueote der KaAmersyatole alliuj^lig stei-
gen; gegeitheiljg wird die FuUung der reobien Kam-
mer wdhreiKl ihrer Diastole nicht wie im noffinalen
Zustande theilweise auf Küsten des Blute.s iiHVorhofe
durch dessen Verengerung vollbraclit, sondern ganz
anf Kosten des Blutes in den Venen bewirkt werden,
wodurch die Blulsdulc in den Ualsvenen, die wahrend
der Kammersystole allmälig zugenommen halte, mit
dem Eintritte der Kammerdiastole rasch sinken muss.
Auf diese Weise erklärt sich die oben suh 4 erwifiinte
Erscheinung an den Halsvenen.
II. (/eher den Einßuss der ContracUons kraft
der Lunge und der Respirationsbewegun-
gen auf die BtutcireuUüion,
Es ist oben angegeben , dass beim normalen In-
und Gxspiriren die Bliiisäule in den Halsvenen keine
Aenderung erleidet. Es hat somit den Anschein, dass
die normalen Bespiratiunshewegungen aur den Lauf
des Blutes in den Venen keinen Ginfluss haben. Da
jedoch nicht geleugnet werden kann , ilass ohne eine
besondere Eiurichlui^ durch dasEinalhmen nicht hios
die Luft, sondern auch Blut angezogen, und durch
das Ausathmen Luri und Blut ausgririehcn werden
mtlsste, so fi-ilgt es sich , durch weicht; Einrichtung
die Einwirkung der Alhmungsbewegungvu auf den
Bhitlauf in deii Venen aufgehoben werde.
Die normale Lunge besitzt ein Conlraclionsver-
mögen , welches die Wölbung des Zwerchfells nach
aufwärts und die Verliefung der lotercostairUuroe be^
dingt , u. welchem mit d<;r Exspiration nicht erschöpit
wird. Versuche an Thiereo «eigen, dass die nor*
male Lunge sich bei EröCTaung des Thorax nicht selr
iea auf weniger als die Halde des Raumes «u»amilie«iT
ziehitf den sie su fiiode der ExsfHration bei nnveraehiv
lem Thoca)^ ausfdllL
Oeyr Fgrlbestai^d de« ConlraiotifineverMgeAB di
menachlichen Lunge wlhread dise Exa^iriireM bis 1
Ende der Exspiration geht aus der Thatsaohe herviv
dass bei gesunden Menschen der Percussionsscha
beim Eiispiriren ebensowenig tjmpaniiisch ist, ad
beim Inspiriren, wogegen sich der Verlust der Cod
tractionskrafl der Lunge in Krankheiten durch de
lymfanitiaehon Schall wtthrend der In- und Exspin
tion, eine Varmisderuiig der üontractionskraft dagege
durch den tympanitisobeo Sohatt bloe wihreod d«
Exspiration kiHNl giebi. Die normale Lunge Hl
demnach sowohl bi^im 1«-» als beim Efapirirea eine
2ng au; die WanAoflg^i des Tbo^j und alles in (M
Brusthohle Enibaltctne ausi. Dieser %v^ ist a(W|
Starker beim In-., als beim Ewpiriren, die Differe«
kann aber nicht so gross gedecihi werden, um diirai
eine merkliche Erweiterung und Verengerung de
Hohlvene während der Respirationsbewegungen er
klärlich au finden, da auch an den Tntercostalräume
kein merklicher Nachlass der Spannung während de
ruhigen Exspirirens sichtbar ist. ßine unbedeutend
Erweiterung der Hohlveqe innerhalb der BruslhOhl
im Momente der Inspiration) wird durch «lie gleich
zeilig erfolgondje Verengierung des ßauchraumes \m
den dadurch bedingten vermehrten Druck auf die m^
lere Hohtveqe, die beim Efspiriren stattfindende Vef
engerujig der Uohlvene innerhalb ^^^ BrustrauoM
durch die gleichaeitig erfolgende Erweiterung d(
Bauchraums und den dadurch bedingten verminderte
Druck auf die untere Hohivene compensirt.
Von einem Drucke auf die Hohlvene kann al)|
beim ruiwgen Exspiriren keine Re<le sein ; es wir
dabei das Blu4 in die Hohlvene nicht zurflckgedrängl
und die Klappen an den Ualsveneo haben beim rubl
gen Exspiriren Nichts zu Ihun. Somit bedingt dl
Conlraotio HS kraft 4^f Lungt*, die bei der In- und El
spiration fast gleich stark wii-kl, bei normaler Respi
rationsbcwegung eine stelige Beschleunigung de
Blutlaufs in den Venen, und ist im \^T&kn mit ^
geringen Erweiterung und Vi^cngerung, welche ab
wechselnd die obere und mittlre Uohlvene trifft, di*
Ursache, dass an den Halsvenen keine Schwankungen
der Blulsäule vorkommen.
Was die Einwit^ung der Conlractionskraft d(^
Lunt^e auf die übrigen TheiledesCirculationsapp^rat^i
belrifll, so wirkt sie sowohl an den VorbOfea, als i(
den Herzkammern der Zusammenziehung entgegen
und begünstigt die Ausdehnung. Sje wird durch d|
Zusammenziehungsvermögen der VorhOfe und um u
leichter durch das der Kaininern überwunden , ui|;
terstUtzt aber die Füllung der VorhOfe und Kam
meru.
Die Zusammenziehungskraft derLunge wirkt iwa
der Verengerung der Pulmonalarterie entgegen, doel
ist die Kraft der Lunge im Vergleich zu den dt« Syslol
u«d Diastole in der Pulmonalarterie bewirkündei
Kräften so gering , daas ihr Ahga»g keine m^rkhaf
Vefänderang i« dem VerhaUen'der Pulnuonalarlenl
anmittelbar erzeugen k^nn«
II. AjuiloDiiii u. Miysitflngie.
17
AiKlers ilOrfte «icli <lie SacJu^ in ilen Cupillaren
krlfiUgß gefallen. Hier brfiMilen &ioh ditise in F^ilge
l^r ibircJi tlie C9iilriirJ«tiQ9k;r«iri dor Lu^ge l>eiing(en
;S^ftii|ig in iler vdhi Ütirrhg;iiif^e iles Hlule« gnnsviig-
ilra l«ge.
Die Erweiteninfr , weiclu* die C'MiiracliDiiskran
der Luitge in den f.iingenvoin ii bedingt, wirkt auT
die Blolcircufalion weder heuiroend , noch fördernd
lia.
Die Cootrarlionskran der Lunge isL im V£rgiei4;h
n ilf*r CootraciiiinskraD der A»rla hO^iist unbedeu-
Und» und selbst angenorainen , es liesse sich eine
Erweiterung der Aorta thoracica als Wirkung der
0)Blraciionskr<ift der Lnngo erweisi^n, au wilr^t; euie
fbldie Erweiterung auf den ßlullauf nicht heunu^tul
md nicht fjOrdemd w,irken.
|*s gebt sosaefe hervor, liasts die Conlr^ettoHskrafl
4tn Uoge den Biuilaüf in (Un Venen des gros^n
SieKdaufa bcioiiliMiiir^t, die Pttikog des ref4)ten Vor-
iMfj oad V«nlrtfcek und den i^iKohgang des Blutes
4ui«h 4ie CapüJaren der Lunge €rleichlert , dass sie
jcdack ein«n Iheil iler Oontractionskntfl der Vorhöfe
nd Venlriiel »eonsuinirt und i\ie Ginwirkungen der
tnmaleD Beüptratioasbewegiingen anf den KreisIfKif
6sl auf Null roduoirt.
I Eine Insptralionsbewegung, wahrend welcher
der Eintritt der Luft in die Lunge geheuiuit ist, {»ringt
die meisten Wirkungen, die so eben der Conlraclions-
kraft der Lunge zugeschrieben wurdeji , in erhöhtem
finde zu Stande. Waren die Ualsvenen vor einer
Micken Inspiration mit Blut gefallt, so werden sie
durch die tnspiralionsbewfgung entleert und können
tfibst durch den Luftdruck romprimirt werden. Durch
eine solche Inspiralionsbewegung wird ferner ein
grösserer Theil der Contractionskraft der Vorhöfe u.
Kaiumeni consumirt, und es w£(re möglich , dass das
Kleinerwerden des Pulses im Momente der Inspiration,
^s bei gehemmtem LuHeintritte in die Lunge so
häofii; vorkommt , durch eine Consunition der Kraft
der Imkeo Kammer bisweilen bedingt ist. Man sieht,
dm eine Inspirationsbewegung, wSihrend welcher
der Eintritt der Lufl in der Lunge gehemmt ist , den
Blutlanf verlangsamt
J)ie B««cblettoigUBg des .Binttoufs aus dan {kl0-
lenen und. d«r .untern Hohlveoa in die obere Uohlvaoe
^ den necbten Vorhaf bewirkt oJImlicb nieiit eine
Kescbleanigung des Blutlaufs in den übrigen V«nen,
^ diue w^en iNaGl)giei>igkeit ihrer Wandjungeo, so-
^id $ie aus irgend einer Uraeohe ^ch rasroh endee-
'•Ol durch den Drucii der ^uaaecn Luft eompriinirt
'fecden, uad so ,die Foru^flanvung .des ^estfhleiuu-
leodtn .Memeales .auf das (UNrjge Blut unmöglich
*^Q- ftagegep bewirkt die Coosumtion eines
'h'^Us der Kraft der linken Herzkammer noihwiendig
4e V«r|flng8aiDmi|[ des Blutlaufs im |;ro8sen Kneis-
^ Der kleine (Ueiskuf wird gleichl^lls veriMg-
^^ Ue bes^gUen Jnspir^tioBsbewegangan J>efvir-
Hcd. Mrkb. B4. 79. Ult 1.
ken nSmlich eine Erweiterung der Arterien, Venen u.
('.a)iilluren der Liiug«>, wodurch die Biutsirömung
verlangsamt wird. Dazu kommt noch die gleichzei-
tige Abnahme der Druckkraft des rechten Ventrikels.
Kine Exspiralionsbewegung, während welcher
der AuHlriU der Luft aus der Lunge gehei^mt ist,
vei ursacht einen gleichen Druck auf den gespannten*
Inhalt der Brust- und Bauchorgane.
-Die Wirkung dieses Drucks muss in den verschie-
denen Abschnitten des Circulalionsapporates eine ver-
schiedene sein. Aus der rechten Vorkammer u. den
beiden Hohlvenen wird das Blut gegen die in diese
Venen einmündenden Venensiämme gedrängt, u. diese
rückgängige Bewegung fiudet erst an den Klappen,
die in den in die Brust- und Bauchhöhle von aussen
eintretenden Venen angebracht sind , ihr Ende.
Hält die Cispirationsbewe^ung nicht lange an, so
erstreckt sich ihre Wirkung nicht weit iiber die ge-
nannten Klappen hinaus. Bei längerer Dauer einer
solchen Exspiratioiisbewegiing wird eine Stauung des
Blutes in den sämmtlichen in die Brust- und Bauch-
höhle einmündenden Venen bedingt, welche Stauung
sich bald über die gesammten Venen und C:ipillaren
des grossen Kreislaufs verbreitet, und erst durch eine
entsprechende Steigerung des Blutdrucks in den Ar-
terien nberwiinden wird, nachdem durch die Hcrz-
bewegung ein Theil des Inhalts der Hoblvenen ent-
fernt, und durch deren Verengerung die Wirkung des
Exspirationsdrucks auf dieselben vermindert wor-
den ist.
Der Exspiralionsdruck wirkt der Ausdehnung der
Vorhöfe und Kammern entgegen, welche Aus<lehnung
dann hlos durch die Vis a tergo bewirkt wird. Da-
gegen summirt sich der Exspirationsdruck mit der
Contractionskraft der Vorhöfe und Kammern , und ist
die Ursache des häufig vorkommenden grossem Pul-
ses im Momente der Exspiration hei behindertem Ath-
Dien. Ja eine rasche Exspirationsbewegung bei ge-
hemmlom Luflaustrilte aus der Lunge, z. B. ein
Hustensloss , bringt zuweilen selbst im Momente der
Kammerdiastole eine starke Pulsalion in den Arterien
hervor, welche offenbar durch die rasche Compression
des gefüllten linken Ventrikels u. der Aorta hervor-
gebracht wird.
Der Exspirationsdruck bewirkt ein Engerwerden
der Arterien, Venen und Capillaren der Lunge, und
vermehrt dadurch die Bcibung zwischen Blut u. Ge-
fässwand. Er hemmt den kleinen Kreislauf, indem
der Zuwachs an systolischer Kraft der rechten Kam-
mer, die der Exspirationsdruck erzeugt, durch die
vermehrte Beibung zwischen Blut und Gef^sswand,
die er in den Lungengefässen bedingt, mehrfach auf-
gewogen wird.
DIgitized by Vj^
Auf gleiche Weise wird durch den Exspirations-
druek der grosse KreieJauf verlangsamt.
3
18
If. ÄDalomie a. Physiologie.
Es gellt sonacli hervor, dass wahrend einer In-
spiralionshewegung, hei welcher der EinlriU der Lull
in die Lunge hehinderl ist , die Hhitcirculalion duroli
Gousumtion eines Theils der Krafl der llerzkamuiern,
wahrend einer solchen Exspiralionsheweguiig dagegi^n
durch Vermehrung der Reibung zwischen Btul und
Gefässwänden in einem grossen Ahselinille des Oir-
culaiionsapparates verlangsamt wird.
Der Wechsel zwischen In- und Exspiration er-
leichtert unter solchen Verhaltnissen die Blutcircula-
lion insofern, als beim Uebergang der einen Be-
wegung in die andere das eine die Circulalion hem-
mende Moment früher zu wirken aufliörl, als das an-
dere zu wirken beginnt.
Bei einem hochgradigen Lungenemphysem , hei
dem die Bronchien nicht verengt und verstopft sind,
ist der Eintritt der Luft in die Lunge nicht behindert;
das Ausathmen erfolgt wegen Mangel der Conlraclions-
kraft der Lunge durch die Exspirationsmu^keln, doch
ist bei ruhigem Verhallen u. inr tieberloseu Zustande
auch das Ausathmen nicht schwer. Es wird aber
wegen mangelnder Contractiliiat der Lunge die Luft
durch die Exspirationsbewegung nicht gleichmassig
aus allen Theilen der Lunge , sondern hauptsachlich
aus den Rarfdern und der Oberflache der Lunge aus-
getrieben, und durch die Inspiration hauptsächlich in
die Rander und oberflächlichen Tlieile der Lunge ge-
zogen. In den centralen Theilen der Lunge wird die
Luft durch die Respirationsbewegungen nur wenig
erneuert. Diese Art der Respiration kann die Blut-
bewegung durch die Lunge nicht erleichtern. Da-
gegen macht die mangelnde Coniracliliiai der Lunge,
dass die Füllung der Herzhöhlen nur durch die Vis a
tergo zu Stande kommt. In solchen Fallen erleich-
tert der Wechsel zwischen In- und Exspiration die
Blutcirculation nicht, die Halsvenen bleiben» beson-
ders bei horizontaler Lage des Kranken , nicht blos
beim Exspiriren , sondern auch beim Inspiriren vom
Blute ausgedehnt, und die Cyanose ist im hohen
Grade vorhanden , obgleich das Athmen nicht beson-
ders erschwert erscheint. (M i 1 1 i e s.)
564. Ueber einige lomente, die auf die
Schnelligkeit des Blntlanfs Einflnss haben ; von
Prof. E. Hering in Stuttgart. (Arch. f. phys. Ueilk.
Xll. 1. 1853.)
Vorstehende Arbeit ist eine Forlsetzung der in
den J. 1828 u. 1833 (in Tiedemann's u. Tre-
viranus Zischr. f. Physiol. 111. u. V.) veröffentlich-
ten Versuche. Dieselben wurden sammtlich an Pfer-
den angestellt. Zur Infusion bediente sich Vf. einer
federkieldicken , messingenen Röhre mit Hahnen, an
welche oben ein circa ^jj fassender messingener
Trichter angeschraubt war. Nachdem das Thier ge-
rade gestellt , wird auf die beim Aderlassen gewöhn-
liche Weise die eine Jugularvene in der Mitte des
Halses geöffnet , die Röhre des Trichters in die Oeff-
nung gebracht und hiermit zugleich in die Vene ge-
schoben. Stösst man hier auf Hindernisse, oder
bildet sich eine grössere Blulunterlaufung im benacl
harten Zellgewebe, so mache man eine neue Adei
lassöffnung (z. B. an der gegenüberliegenden Juguh
ris). Ist die Röhre last senkrecht in die Vene eil
gebracht, so fliesst, wenn sie am rechten Orte sie
befindet, etwas in den Trichter gegossenes Wass«
UHch Oeflnung des Hahns schnell ab; fliesst aber tU
Wasser nicht , oder nur langsam ab , so steckt di
Röhre entweder im Zellgewebe, oder ihre untei
Oeffuung ist durch Blulgermnsel verstopft. In diesei
Falle ziehe man die Röhre wieder heraus, reinige si
und bringe sie von Neuem ein. Meist öffnete Vf. zu
gleich auch die gegenüberliegende Jugularvene , ui
aus ihr die Blutproben zu entnehmen; man kan
hierzu jedoch auch ein anderes oberflächlich gelege
nes und nicht zu kleines Blutgefäss nehmen. — h
Alles vorbereitet und die Puls- und Bespirations
frequenz gezahlt , so giesst man die Auflösung voi
EisenkaliumcyanUr (3j ad 3J) in den Trichter m
öllhet auf ein gegebenes Zeichen den Hahn , wonacl
die Flüssigkeit in 2 — 5 See. abfliesst ; sogleich dar
auf schliesst man den Hahn , damit nicht Lult in dii
Vene eintrete. Auf dasselbe Zeichen des Oeffnen
des Hahns fasst ein (lehUlfe auf der andern Seite de
Halses das aus der Vene ausströmende Blut in eil
kleines Gefass , und halt je von 5 zu 5 See. ein ao
deres Glas unter, bis ungeHlhr 10 solcher Probei
genommen sind. Der Puls des Thieres bleibt hierbc
meist unverändert, oder beschleunigt sich höchsten
um einige Schlage. Hierauf zieht man den Trichle
langsam aus der Vene und schliesst beide Wundei
durch die umschlungene Naht. Die numerirten Blut-
proben, deren jede ^ß— j beträgt, lasst man 24 Sld
ruhig stehen, damit sie das Serum ausscheiden. Mil
einer Pipette setzt mau hierauf aus jedem GlaM
1 — 2 Tropfen auf einen Streifen weisses Papier, ui»
fügt nun zu jeder dieser kleinen Serumpioben einei
Tropfen einer Auflösung von schwefeis. Eisen (1:8)
Die ersten Proben, welche noch kein Blullaugensah
enthalten, werden weiss durch Ooagulalion des Ei-
weisses, oder (von dem Eisensalze) etwas grflnlidi;
sodann folgt eine Probe (meist die 5. oder 6.), welche
gewöhnlich blau wird; die übrigen aber werden
himmel- bis dunkelblau , enthalten somit blaus. Kali
in grösserer Menge. Setzt man zu der schwefeis.
Eisenlösung einige Tropfen Salpeter- oder Salzsäure,
so erfolgt die Färbung des blaus. Kali enthaltendefl
Serums augenblicklich, ausserdem aber oft erst nach
einiger Zeit.
Durch diese Versuche, welche Vf. in den frühem
Jahren an 58 Thieren anstellte, fand er, dass di«
blausaure Kalilösung durchschnittlich in 20—25,
oder in 25 — 30 See. an den Ort ihres Eintritts in
die Blutmasse zurückkehrte. Da diess Resultat vod
der durch Berechnung (aus der Blutmenge des ganzen
Körpers, der Capacilät der Herzkammern und der
Pulsfrequenz) erhaltenen Blutgeschwindigkeit bedea-
tend (um das 5 — Tfache) abwich, wurde es vielfach
bezweifelt, trotzdem, dass es Poisseuille und
Nasse durch im Ganzen gleiche Versuche bestätig-
II. Anatomie u. Physiologie.
19
Volkmann glaubt, dasa die grössere Re-
j^anigong des Rlutlaars in den H. sehen Versuchen
iher rühre, dass die Dauer des Bialumlaafs hestimrot
pniei während eine Vene geöffnet war, also unter
pUnden, wo die Stromschnelle einen Zuwachs er-
Ireo halle. Theils um Über die etwaige Grösse
ksa Versuchsfehlers Aufschluss zu erhalten , theils
L noch einige andere Verhallnisse zu eruiren,
||fllte ff. von Neuem (im Ganzen 45) Versuche an.
t) (Im den Cinflussx der gleichzeitigen Oeffhung
kf enlgegengeselzlen Jngularvene auf die Slrom-
leboelle zu erfahren , änderte Vf. seine Versuche da-
kis ab, dass er Blut aus der zuvor geöfl'neten Vene
»I dann ausströmen Hess, wenn er erwarten konnte,
hss das dem Strome heigemischte BIntlaugensalz
lasflh.n wprde »ngekommen sein. Hierzu aber
VossU! iliio zuerst die normale Stromschnelle des
Offl Experiment verwandten Thiers bekannt sein.
Ml 11 derartig angestellten Versuchen nun wurde
tnal die Schnelligkeit des Umlaufs in 0 — 5 See. ver-
wH 4Diat blieb sie gleich, 3mal betrug sie 0 — 5
ht, weniger. Ein Schwanken von 5 See. mehr od.
weniger trifft man aber auch bei Wiederholung der
Versuche unter möglichst gleichen Umstanden, so
hn der durch das gleichzeitige Ausströmen des
UUt hervorgebrachte Unterschied in der Strom-
\doieüe keine conslante Grösse ist, u. jedenfalls nur
mgeSecunden beträgt,
' 2) Dm die Schnelligkeit des Blutlaufs in den
ikfillaren zu erfahren, öffnete Vf. an einem sieben-
den Pferde die ArL metalarsea unmittelbar unter dem
Sprunggelenk , stach sodann die entsprechende Vene
in enlgegengeselzlen llinlcrfusse ungefähr in gleicher
Mi an, und nahm nun gleichzeitig mit der in die
iBgniarrene eingebrachten Auflösung des blaus. Kali
liotprolien aus beiden Gefilssen der HinterfUsse. Aus
der Zeilverscliiedenheit zwischen der Reaction des
Arterien- und des Venenblutes, wurde nun die Zeit-
^er entnommen , welche der Blutslrom braucht,
■OD aai der genannten Arterie in die Vene Uberzii-
i^en, d. h. das Capillarsystero des Hinterfusses zu
P*Kiren. Hierbei ist nun vorausgesetzt , dass das
Mal is beiden Hinlerfttssen gleich schnell circulirt.
i auf diese Weise angestellte Versuche ergaben, dass
^Blut, um durch die Haar ge fasse u, einen kur-
«« Abschnitt des grossen Kreislaufs an den Glied-
^^ten zu passiren , nur einige bis höchstens
S See. braucht, (V o I k m a n n nimmt als Zeit des
l^rcbgangg des Bluls durch die Gapillargefüsse 20
8w. an.)
3) Bei Versuchen Hb ei* den Einßuss der Blut-
^^ebmgcn auf die Schnelligkeit des Kreislaufs
^>d sich, dass massige Blutentziehungen keinen
iKrklicben Einfluss darauf haben, dass grosse ihn
'her verlangsamen, als beschleunigen, aber auch ohne
SWrung ertragen werden können. In 6 Versuchen
»Nich wurde kein nachweisbarer Unterschied ver-
i ^cht; unter diesen waren 5 massige Blutentzie-
hungen (von 8 Pfd.) und eine sehr grosse (von 25
Pfd.); in 2 andern Fallen von bedeutender Blut-
entziehung (16 und 24 Pfd.) wurde der Umlauf da-
durch um 15 See. verzögert, in einem 3. Falle aber
(16 Pfd.) um 10 See. beschleunigt.
4) Eine Beschleunigung des Pulses (welche H.
entweder durch eine Infusion der Tinct. rad. veratr.
alb. .5j auf ^ß Wasser in die Jugularvene, oder durch
Nuskelanstrengungen des Thieres, oder durch grosse
Rlulentziehungen, oder durch Erregen einer Brust-
fei lentzttn düng hervorbrachte) übt keine conslante
ff^irkung auf die Schnelligkeit der Blutbewegung
aus, wie Vf. in J3 eigens zu diesem Zwecke ange-
stellten Versuchen fand. Zu einem im Wesentlichen
gleichen Resultate gelangte Vf. durch Berechnung aus
41 andern, sich hierzu eignenden Versuchen.
5) Um den Einfluss desAthmens auf die Schnel-
ligkeit der Blutcirculation zu erfahren , experimen-
lirte Vf. an Pferden ,p-we]che entweder an der sogen.
Dämpfigkeit (einem chronischen , wahrscheinlich von
Lungenemphysem herrührendem Asthma), oder an
allgemeinem Starrkrampf litten, in welchen beiden
Krankheiten das Athmen sehr beschleunigt ist , wäh-
rend der Puls ruhig bleibt, — oder an übrigens ge-
sunden Thieren, denen er verdünnten kaustischen
Salmiakgeist in die Trachea einspritzte, wodurch
Puls und Respiration beschleunigt werden. (In allen
sub 3 — 5 erwähnten Versuchen hatte Vf. vorher die
normale Umlaufszeit des Rlules kennen gelernt.) Hier-
bei stellte sich heraus, dass mit sehr (um das 4 —
Tfache) beschleunigtem Athmen weder eine erheb-
liche Verzögerung, noch Beschleunigung des Kreis-
laufs zusammenfallt. Ein Versuch schien darauf
hinzudeuten , dass ein sehr langsames Athmen eine
Beschleunigung des Kreislaufs hervorbringen könne;
allein ihm. widersprechen 4 andere, bei denen das
Atbmeu langsam und die Umlaufszeit nicht unter der
normalen Zahl war. — Auch hier kam Vf. durch Re-
reclinung aus andern Versuchen zu dem Resultate,
dass weder die einseitige Steigerung des einen der bei-
den Facloren des ßlutlaufs (Athmen und Herzschlag,
noch die gleichzeitige Steigerung beider einen constan-
ten Einfluss auf die Schnelligkeit der Gifculalion hat.
Nimmt man die Summe sUmmtlicher (jetzt sowohl,
als in den frühern Jahren angestellten) Versuche zu-
sammen , so kann man 30 See. als die kürzeste Zeit
annebmen , in welcher das dem Rlute beigemischte
BIntlaugensalz den Weg durch die vordere Ufllfle des
grossen Kreislaufs und durch den Lungenkreislauf
zurücklegt. Die mittlere Zeit kann hiervon nicht
weil entfernt liegen, denn in den meisten Fallen
reagiren schon die nJlchsten Proben (an den zuerst
reagirenden) so gleichförmig stark, dass man anneh-
men muss, die Mischung habe bereits vollständig
stattgefunden , und es seien nicht einzelne Partikel-
chen des Salzes zufallig weit vorausgeeilt.
(Wagner.)
20
II. AnatoÜiAe q. Phydöfögie.
565. Ueler den EUHliiss AM lA^MtU itt
die Harnabsöndenmg; von p. r.oiii).
Die vorliegende Arb«il, wekhe sich ebensowohl
durch das Interesse der Frage, zu deren Reaniwor-
lung sie unternommen wurde, als durch die vortreff-
liche exacte Experimenlalhehandlung derselben aus-
zeichnet, giebt uns einen neuen wichtigen Beitrag zur
Physik der Ihierischcn Processe.
Ludwig halte bereits in seinef Arbeit über
Harnabsonderung die Abhangigheil der Harnabsonde-
rung von dem BlutdrueHe , anf gute firUnde ges^totzt,
behauptet. Nach ihm bilden die <ilomeruli der Nie-
ren, da sie in ein viel engeres Vas efl*erens übergehen,
eine hydraulische Vorrichtung, durch >)irelche vermit-
tels des Blutdrucks eine t*tltration in den Anr.rng dct
Harnkanalehen siallfindet. Die flUrirte Piassigkcll
muss (unter der Voraussetzung, diiss gewissen Bhit-
best;indiheilen , besoh^lers den eiweissa^igt'n , der
Durchtritt verwehrt i^l) eine sehr verdünnte sein,
aber alle Hariibestandtheile enthalten ; in den Harn-
kan«ilclien wird sie concenirirt, indem nolhwendig
zwischen ihr und dem conctntririen Blnte, woivttt'S
nnr durch sehr dUnn« W.lnde Von (hi* g^trl*nni isi,
ein Diffussionsstrom eint^eten mtiss. Vf. föhrl die
anatomischen , physiologischen und physikali^hen
(irtinde an, auf welche sich di^se Hypothese von
Ludwig stdtzl; Wendel aber gegen ihre sichere
Begründung ein , dass vor AlliMn der Nachweis fehlt,
dass der Blutdruck sich wirklirh an der Absonderurig
beiheilige; denn es sei denkbar, d;lss die Wirkung
des Blulsaulendrucks durch grossere Dicke der Wunde
der Glomeruli aufgehoben, dais zweitens die Abson-
derung nur scheinbar eine dauernde , in Wirklifehkeii
aber eine intermiltirende , von Nerven wil-k im pftn ab-
hängig sei. Zur sicheren Entscheidung dii>ser Fra-
gen sind die folgenden Versuche lifsHtamt.
Zur Ermittlung des Einflusses d^s Hhihhurks nuf
die Uarnsecrelion war der einfachsle Weg, die Span-
nung des in den NierengerHssen vorhandenen Blut«
zu ändern , wührend man die Menge des in dieser
Zeil abgesonderten Harns aufl^ngl. Vf. beschreibt
zunifchst die Methode des ganzen Verfahrens bei den
Versuchen, die meist au sehr grossen Hunden ange-
stellt wurden/
Zum auffangen des Harns wurden llieleren-
fisteln in folgender Weise angelegt. Zu beiden Sei-
len der MiUellinie wurde durch Srlmide von 1 —
J 7," Länge die. Bauchhöhle ernfTnet. durch die OelT-
tiung zwei Finger eingeführt und mit diesen nach
Beiseitschieben die Urcleren aufgesucht , hervorgezo-
gen, möglichst tief unten abgesctmillen, von (iefassen
und Nerven isolirl, und (Iher eine winklich gebogene
GlaskanUle festgebunden. Die (ilaskanülen wurden
auf beiden Seilen au« der Wunde herausgelegt, und
die Wunde um sie herum vorsichtig durch blutige
1) iDaug.-Abhandl. ; Wörzburg 1853. P. Halm. gr.8.
35 S. Vs Thlr.
N9(he gesTcblossetf. Dft^ aus A^t Karitlleh jitf^Ofe^sentlir
Harn «urde, v.»r Vei'durifitiWijf <lf(»fsclitltirt, fn Ir-At^jf^fAgt^tf
Glasf.6lbch^rt atff^efarr^ed. fn^ Ein1ef(^i'äD$ erfoT^«
stosswelse , so dfass beinahe rfeg6htfa.^äig Wi0dei<k6lt-
rcnd j6d6 20. bis 3fO. S^cufidc! ^nehfäf-tj Tropf^ti her--
vorquollen ; in e?nem FälTe wai' di« Absondnrurtg 6iif«
ganz contihnlrliche, T^o|^f6ti auf Tfopfen. Bfut-
oder ei\^eiäsbalfiger Harh n0thfgt6 zum VerlrcYiff^hdli
oder gänzlichem Aufgeb^A d^s ExperfclK^nti; 6ie
Zeit des Ausflusses und die ausgeflossene Menge und
der feste Rückstand des Harns wurden genau be-
stimmt ; die Harnmengen jedesmal anf itie Zeh einer
halben Stunde reducirt.
Die Messung des Blutdrueks geschah auf die
gewöhnliche Weise mittels des Kymogiaphions. Eine
neue vorlrelfliche Methode wendete aber Vf. zur Aus-
mestsung d^r Kurven an» Die auf Briefpapier ge-
zeichnete Kurve wird durch zwei Ordinaten begrenzt,
wi<lche man über die Kurve b^liebigi aber beide gleich
weit, veHMngerl u. durch eine gerade Linie am Ende
verbindet. Das so erhaltene Rechteck wird ausge-
schnitten und gewogen t sodann das über der Kurve
gelegene Stflck abgetragen^ und das zur Abscisse
gehörige Stttck auch gewogen^ Dfr Flächeninhalt
beider Slfleke verhak sich wie ihre Gewichte i und
da die Abseisse gleich bleibt bei beiden, so ver-
hallen sich die (iewichte« wie i\\% mittleren Höhen,
der Ordinalen; ist 6 das Gewichl i\^9^ ersten Bechl-i
e<'ks, g das der ausge<(chnittenen Kurve, H die Höhe
dt^H ersten Rechierks, X die tnittlerc unbekannte
Ordinale der ausgeschnittenen KnrVe, So ist :
G : g = H : A also :
A ^ g H
G.
Neben dieser Methode benutate Vf. das Ausnie^sen
mit dem Planinieter von Wetlii dessen genauere
Beschreibung uns hier zu weil fOhreo würde« Es
tasst sich mit dienern Instt-umente auf sehr einfache
Weise vnllknmraen genau jede beliebige Kurve, jeder
noch so kleine Abschnitt derselben genau messen.
Vf. fuhrt specielle Zahlcnbelege an , welche die fast
absolute Genauigkeit beider Methoden vollkommen
verbllrgen.
Der Blutdrurk wurde wühreiid einer Minlile ge-
prüfl, wahrend wichtiger Momente zu Anf:in{j[ lihd Zu
Ende wichliger Veränderungen. Vf. scbloss aus eiitel*
oder zwei Messungen wjtlirend je eihe^ Minute, auf
die g.iiize Zeil von 30 Min., eine Ahnahme, di6 duiCl)
wieilei holte Versiiclie als richtig besläligl wlirdt^.
Ihiter den verschiedenen von Vf. speciell aufge-
führten Wögen zur Veränderung des Bltaldru^kü muss-
ten solche gewählt werden , weiche niChl nebenbei
noch andi^nVeilig die HartiseCreti'on atteriren ktiAntert.
Es War daher vrtr Allem unztilassig, die Verflttidenmg
der Ehi- und Ansflnssbabti dör NieK^ngeflese selbst,
dut*ch wHche. wie bereits durch Vet-suche erwiesen
ist, in den Niereii VerUhderurtg^n entstehen , weleb«
die tia^ns^cretVon auf v^riiöfiiedene Weis« 8l6het)i
II. AUfftomve u. Pf^ysiologte.
2!
IL t ttütünSüng. Vf. wMAte tot alllett ails <fiä tin-
«uMMiff^i«^ (Ife VüMtfitKhsfunrg deü ENurdriiefc» chifclt
f4(tt««n^jrürt);» düis«!* dieser sfofche Mittel, welche
■t ein« Vt^r^ttdei'drrg der V^lfilTitiss«^ de» Lumerr^
Nr (}pfits$^ nr ihrem r^halte Irina ttsirefen : AdeHa»:;
iM Ait^Tieiiaiitei'blirdcrftg. Bd lAit H.rmhlifseiifisiprn
iehaltcUA jV^Aschen empfiehli er drcf Anwendung de«
L Vertucke mit Faguserregung, Wir llieileo
dieZ«lilfv, wekhe Vr. erkiell» selbst mit.
B» KimähUMUlMde in je d^ Miliulcti föigpnde Harnnien-
' Rechter Ureter. Linker Ureter. Stnime.
1) 4|29 Gr. 4,74 Gr. 9,03 Gr.
2) $,« . »,4» „ ii,i3 „
J) 7,94 * 7,33 ,, <K,ai7 ^
Im Kinel sonderten also beid« UrMtff in 30 Miik. II Gr.
im ab, wibreod der Blutdrnek der Art. croralis 131( Mmtr.
ng.^ die Palsfrequenz ItfO in der Hinate betrug.
Nadi d^ DmrthMchneidung der Fagi betrüg die H»m-
■«feio30 Min., bei 13U Mmtr. Hg. Blutdruck u. 60 Puls-
Whl^eo:
Becbts Links Summe
4,WGr. «,32 Gr. 10,22 Gr.
Während der Reizung der Fagi betrug die Harnmenge
bcilMllmlr. Hg. Blutdruck:
Rechts Links Summe
0,82 Gr. 1,54 Gr. 2,36 Gr.
Nscb Atifkören der Krrif ung der Vagi und 15 Min. Pause
jhelrBf die llarnroenge bei 126 Mmtr. Hg. Blutdr. u. 112 Puls-
Kbiägeo (zu Ende des Versucbs) :
, klecbts Links Summe
; ' 4,ÖäGr. M6Gr. 7,22 Cr.
t. yttmbk, D4e Himmeiig« bMrug im NonNalzuBland«
ftecfats Links Summe
^,5iGr. ),9BGr. 4,52 Gr.
Der Bluldrnck 130 Mmtr. Hg. ^
JbtbdHM lM>ide Vagi stark tusamiMeng^sobHärt und so
•» »0 ihren On gebr:«rht waren , betrag die Harnmenge :
Kerhts Links Summe
Ö,39 Gr. 2,33 Gr. 2,72 Gr.
Der Blutdruck 96 Mmtr. Hg.
Eiae elektrische Beizung der Vagi bei diesem Thiere
Wifo dasselbe gar nicht zu aüiciren, wie sieb «lus Blutdruck,
nkfrequeaz und Harnntonge ergab.
Fersuehe mü Aderlas$ Und darauf folget)-
^Zvrarkiiriiigung (le.s deGhrinirleii Blutes. Vf. be-
ll ranir, dh.s« hiti der llerJibsetittRg des Blul-
Ms dnVHi AdcH.i!(H immer darnn m denken i««,
^ iuch qii.ilit.itivc AMiderniigtn dt*r Blutmi^ehung
^Wföfl wtirdea, welilie das wiedereingesj^itzle defi-
"Mrl» Bbil nielii einm«! h^iten könne« D« indessen
iterttÄ» Pn)(>e«K]r narh TttdltiHg auf die Spe?chei-
«bohdf'ruvig k^ihph EinÖuss gettbt habe, sei ilerVer-
•m ieJenfiilU anzustellen gew€sen.
v enizog daher Blut aus derselben Arterie, an
der 4»nirk b^'slimmt wurde. Das 64ut wurd«
^cliM!rT«ii.peniii]i- ¥t>ft 40<> ethaiten, fwohUgen,
durcttgeÄeifil ond spJier mitteU einer erwärmten
Spritze in die Carotis vorsichtig wicde^r eing»-
bracht.
f. Feriueh. tneHiirnmenge betrog \m Nwm&hiUMttmäe
in 30 Min. im MfUel fo» 3 Vers. 10,1» Gr. «us beiden N»-
reff. Der Drvek in der Cerretis 134 Miiiir. Ng. Nack einer
Bhitenf Ziehung von 530 Gr. lieferte in 30 Min.
die reohff«» Hirte die linke Niere Sninm«
1,97 Gr. 2,95 Gr. 4,92 Gr.,
wahrend der Blutdruck auf 119 Mmtr. Hg. gesunken war.
Nach dem ßFiedereinsprifsm nm 498 Gr. ^6kr. Blu-
tes stieg der Blutdruck auf 124 Mmtr. Hg. Die Absonderung
betrug in 30 Min. :
l^'chts Links Summe
3,65 Gr. 4,01 Gr. 7,66 Gr.
Die festen Bdcfislande nahmen nach der Transfusion zu,
nach dem Aderlasse ab; betrugen vor dem A<b>ri. 19,5%,
nach demselben 8,5%, nach der Infusion 11,0%.
2. Fersueh. Hamnwnge Im N&rmal%wtaude in 30
Min.:
Becbts Links Smnm«
1) 2,92 Gr. 0,06 Gr. 2,98 Gr.
2)0,96 „ 1,30 , 2,27 „
Blutdruek 193 Mmtr. flg.
Nach einem Aderltus sank der Blutdruck auf 77 Mmtr.
Hg., die Harnmenge auf:
Becbts Links Summe
0,10 Gr. 0,70 Gf. 0,80 Gr.
Nach fFiedereintpritzen von circa 470 Gr. Itlnl stieg
die ff ardmenge anf:
Rechts Links Summe
7,32 Gr. 4,91 Gr. 1«,23 Gr..
der Bluldrnck anf 112 Mmtr. Hg.
3. Fetsiteh, Hammenge im Nttrmitlzmlande (In 2
Vers.) in 3« Min. :
Rechts Links Summe
1) 38>11 Gr. 23,11 Or. 61,23 «r.
2)31,16 , 16,33 , 47,50 „
Blutdruck 141 Mmtr. Hg.
Nach dem. AderloM»» von 480 Gr. Blut n«i!im <Ne Harn-
menge eoorm ab, betrug
Rechts Links Summe
0 Gr. 2,06 Gr. 2,06 Gr.,
welche nur von der linken Niere stammten. Oi*r Blutdruck
war auf 57 Mmtr. Hg. gesunken.
Nach Einspritzen von 437 Gr. Blut sliej; d^r Rluldruck
auf 122 Mmtr. Hg., die Hanmenge auf:
Rechts Links Summe
7,t5Gr. 12,19 Gr. 19,34 Gr.
Ul. f^'ersuche mit j4He!rietmmUrhindmg. Vf.
bemerkt aurh hier» dnss neben der Strigenmg des
Blutdrucks durch Verkleinerung des ShoinheUes im-r
mer »nch an eine qualitative ßlutlnderan^ su d<bken
sei, da Muskehfierien «inierl^URden , jilsn di:in Blute
die (Jinaettmigs^redticie der Muskeln enuogen wun-
den , ds ferner duneK Unierbindung der Kupfartertcwi
ancb die Gchimf^n^lionett -lüerirt würden. IndeAsaii
kennen diese in scrupulrtscn fiinwendongen den Ver-
nielit oehtnen. O
i, Fersueh. Bei dipsrm konnte wegen einer Kinklem-
miing dtes rechten Üretiers ntrr dfie Al^onilerting der linken
22
IT. Anatomie u. Physiologie.
Niere berflcksicbtigt werden. Diese betrug im Normal-
zustände in 30 Mio. 5,03 Gr. , bei eioein Blutdruck von
122 Mmtr. Hg.
Nach Unterbindung der Carotiden , Cnirnlart. n. Cer-
ficalea adscendente» betrug die AbsunderuDgsmenge der linken
Niere 5,78 Gr. bei einem Druck von 157 Mmtr. Hg., nach
der Lösung der Ligaturen 3,98 Gr. bei einem Blutdruck
Ton 129 Mmtr. Hg.
2. Forsueh, Harnmenge im Normal%ustande :
Rechts Links Summe
3,46 Gr. 5,29 Gr. 8,7« Gr.
Blatdrnck 128 Mmtr. Hg.
Nach Unterbindung der Crnrales , Carotiden , Sut»c1avia
sinistra und Art. colli adscend. dextra betrug die Harn-
menge :
Bechts Links Summe
6,17 Gr. 15,08 Gr. 21,22 Gr.
Bei einem Blutdruck von 141 Mmtr. Hg.
Nach Entfernung der Ligaturen sank die Harnmenge auf
12,5 Gr., der Blutdruck auf 120 Mmtr. Hg.
Ueberstcht der Resultate,
Die vorliegenden Versuche liefern das unzweideu-
tig.e Resultat» dass während der Erregung der Fagi
und im Ziistande der Blutleere des Gefässsystems
die Harnabsonderung abnimmt, nach einer Unter-
bindung von mehreren Jrterienstammen aber zu-
nimmt. Da unter den ersten beiden Bedingungen
der Blutdruck ab-, unter der zweiten aber zunahm,
80 scheint der Schluss gerechlferligt, dass die Ab-
sonderung in den Nieren mit dem Blutdrücke ver-
änderlich sei. Bei genauerer Betrachtung der ein-
zelnen Zahlen erheben sich jedoch wesentliche Be-
denken gegen die unbedingte und ausschliessliche
Ahhifngigkeit der Absonderung vom Blutdruck. Es
sprechen dagegen vor Allem die zum Theil sehr ver-
schiedenen Harnmengen wahrend sich gleichbleiben-
dem Blutdruck , ferner dass bisweilen bei einem und
demselben Thiere bei höherem Blutdruck weniger, als
bei niedrigem abgesondert wurde. So lieferte der
Hund in Versuch lli. 2. bei 128 Mmtr. Hg 8.76 Gr.
Harn, bei 120 Mmtr. dagegen 12,54 (>r. Besonders
bedenklich ist folgendes Experiment Vfs., wo er nach
Unterbindung der genannten 6 ArlerienstJfmme noch
die lliaca communis sinistra unterband.
Blutdruck
127 Mmtr.
Hammenge
8,7 Gr.
21,2 .
«,6 , *
12,5 ,
Vor der Unterbindung
Nach der Unterbindung der 6
Arteriensiamme 142
Dazu noch Unterbindung der
lliaca comm. 134
Nucli Lösung aller Ligaturen 121
Hier sank , nachdem merkwürdigerweise durch
noch vergrösserle Verkleinerung des Strombettes der
Blutdruck etwas gesunken war, die Harnmenge um
mehr als das Dreifache , und stieg bei weiterer Ver-
minderung des Bhil/lrucks durch Lösung aller Liga-
taren wieder um das Doppelte. Vf. meint, dass man
vielleicht daran denken könne , diese Abweichungen
aus Veränderungen der Blutzusammensetzung herzulei-
ten, dass aber dieser Gedanke widerlegt werde durch
die Vergleichung der Absondeningsmengen beider
Nieren zu gleicher Zeit, und natürlich unter gleicher
Bliitzusammenselzung, gleichem Druck io den grös-
sern Arterien. Hier ergiebt sich nXmlich die auffal-
lende Thatsaclie , dass die Harnmengen beider Nie^
ren einander niemals parallel gehen, und nicht
constant die eine derselben ein Uebergewicht über
die andere besitzt ; dass im Gegentheil bald die eine,
bald die andere mehr aussondert. Es andern sich
also Blutdruck und Blutzusamroensetzung gleichmas-
sig für beide Nieren , können also nicht die Schwan-
kungen der Ahsondening im entgegengesetzten Sinne
verursachen. So gab s. B. in 11. 1. die rechte Niere
vur dem Aderlass 11,44 Gr. Harn . die linke 9,62
Gr. , nach dem Aderl. aber die rechte 5,52 Gr. , die
linke 6,9^ Gr.
Es gehl hieraus hervor, dass nolhwendig in der
Niere selbst Umstände eintreten , welche die Abson-
derungsmenge beslimiiien helfen , dieselbe unabhän-
gig von Blutdruck und Zusammensetzung ändern
können. Welches diese Umstände sind, lässt VI'.
unentschieden. Man kann daher mit Vf. das Ergeb-
niss der vorliegenden Versuche nur dahin aussprechen,
dass der Btutjseitendruck im arteriellen System
jedenfalls einen wesentlichen Einfluss auf die Ham-
absonderung ausübt, dass aber daneben noch an-
dere Momente von Einfluss sind,
(Funke.)
566. Pilzbildong in den Nägeln; von g.
Meissner in Götling^n. Mit 1 Tafel Abbildungen.
(Arch. f. phys. Heilk. XIL 1. 1853.)
Bei einem SOjahr. Manne , welcher wegen einer Hoden-
ge^cbwulst in das Hospital gekommen war, hatten die Finger-
nagel die Dicke einer Par. Linie fast in ihrer ganzen Ausdeh-
nung, und waren dabei stark nach oben gewölbt , so dass ihr
▼orderer Theil fast klauenartig über die Fingerspitzen nach
unten gebogen war; vorn endigten sie mit einem breiten,
dicken BanSe. Ihre Farbe war zum grössten Theil eigenlhum-
Jich gelbweiss, hier und da bis ins Brauuliche gehend u. ganz
opak und undurchsichtif. Oft bildete diese Farbe nur Strei-
fen , welche von der Nagelwurzel bis zum freien Bande veriie-
' Ten , und dazwischen fanden sich Steilen , weiche ein norma-
les Aussebn hatten. Ausserdem waren die Nägel im Nagelbett
beweglicher, doch nicht rissig und weich, sondern spröde.
Mit Ausnahme des Nagels des rechten Zeigefingers waren alle
Fingernägel so beschaffen.
Ein der Länge nach abgeschnittenes Stuckeben eines sol-
chen Nagels zeigte auf der Schnittfläche Streifen , welche von
hinten nach vorn verliefen, und häufig eine gelbe oder bräun-
liche Farbe hatten, und während die Oberfläche des Nagels
glatt war, zeigte er sich im Innern aufgelockert u. in dünnen
Lamellen, welche alle ganz undurchsichtig waren, leicht sich
abschilfernd. Ein solches Biättchen mit kaust. Natron be-
handelt zeigte unter dem Mikroskop die bekannten Nagelzcllen,
als aber diese durch das Bcugens durchsichtig gemacht u. auf-
gequollen waren , zeigte sich ein reiches Geflecht vielfach ver-
schlungener Fadenpilze, die auf und zwischen den Zellen
sich verbreiteten und häufig über den freien Band des Objects
hinausragten. — im Allgemeinen ist der Pilz sehr ähnlich
denen von Porrigo lupinosa [Favus dispersus] und von Pity-
riasis versicolor. Sein Wurzelgewehe bestand aus langen,
vielfach verästelten, gegliederten Fäden (a), welche das Licht
grünlich brachen, Viooo— Vtoo'" breit waren und aus hinter-
einander gereihten Gliedern bestanden. Letztere waren durcb-
schnittlicb 2 — 4mal so lang als breit, oft aber auch kaum
wahrzunebmeo. Dieses Gewebe bildete an vielen Stellen ein
111. Hygieine, Dillelik. I^barmakologie u. Toxikologie.
23
idir dichtes Geflecht. AusMrdem fanden sich breitere , we-
oiger luge and nicht verästelte, kolbenförmige Faden, welche
weit deutlicher gegliedert waren u. aus kurzen, quadratischen
oder rundlichen Abtbeilungen bestanden. Diess waren die
sporeotragendrn Organe, Schläuche, welche im Innern die
rMeokrsnzartig gereihten Sporen enthielten, und in Folge da-
loa fuo riaer dop|)eIten Coniour, der äusseren zarteren, dem
Schlauche, der innero , den einzelnen Sporen angehörigen,
begrenzt waren (b). Zwischen dem von diesen und den Wur-
idfiden gebildeten Netzwerk fanden sich endlich noch grosse
HaaleD fon freien, abgeschnürten Sporen in unzähliger
Menge (c). Sie waren rund , ebenfalls grünlich u. zwischen
VitM~~'/«M"' ffro^** ^^ <^^o grössern sah man dieselbe dop-
pelle Cootour, wie an den Sporangien.
Von dem Pilz derPityr. versic. ist der beschriehene durch
die Gliederung seines Mycelinms und durch grössere Dimensio-
Bca seiner Faden und Sporen verschieden. Von dem der
Porr. lupin. unterscheidet er sich durch das gegliederte Wur-
zelgewebe und die grössern Sporen.
Die Anordnung der Pilze in der Nagelsobstanz konnte
man sehr gut an verticalen Schnitten beobachten. An solchen
dünnen , mit Natron behandelten Segmenten sah man , dass
die Pilze durch die ganze Dicke des Nagels verbreitet vorka-
men und Slrata bildeten , welche in Streifen von der Nagel-
wurzel nach vorn verliefen. Die Nageizellen waren durch
Pilzschichten auseinandergedrangt , und dadurch war wahr-
scheinlich ausschliesslich die Verdickung des Nagels verur-
sacht. Die obengen. Lamellen und Streifen bestanden fast
nur aus Haufen unzähliger Sporen.
Die Nägel der Zehen waren zwar auch verdickt , rissig
u. undurchsichtig weisslicb , doch nur so , wie man es bei
alten Leuten und bei Vernachlässigung der Nägel anlriflU. Von
Pilzen zeigte sich weder in ihnen, noch in der trocknen und
sich abschilfernden Haut des Hand- und Fu^sruckens eine
Spur.
Ueber die Ursache der Verunstaltung der Nägel erzählte
der Alte, dass ihm vor circa 30 J. eine schwere Last auf die
Finger gefallen sei, in Folge dessen die Nägel zerbrochen und
abgefallen seien ; dann seien sie zwar wieder gewachsen, aber
nach und nach so dick und weiss geworden ; ob bei der Ver-
letzung der rechte Zeigeßnger verschont geblieben war , erin-
nerte er sich nicht.
Dass die beschriebenen Pilze iiiclil etwas ZuflSUi-
ges sind, sondern die Ursache der Krankheit bilden,
dafar spricht nSchsl der Analogie initPurrigo lupinosa
und Pityriasis verstcolor ihr Vorkommen durch die
ganze Lange und Dicke des Nagels , und das gleich-
massige, nur gradweise Ergritrt'iisein der NMgel von
neun Fingern. (Wagner.)
III. Uygieine, Diätetik, Pharmaliologie and Toxiliologie.
567. Terfahren, am kalkhaltiges Wasser
SKR Ökonomischen Gebrauche geeignet zu machen ;
vonMoride. (Journ. de chim. möd. Mars 1853.)
•
Da die Harte des Wassrrs h«iupls«1chli<'h von den
Kalk-, Alaun-, und Magunsiasnlzen abhängt, u. di(>se
tur Seifenlauge nicht taugi>n , weil sie die Seife zer-
setzen , so wendet Vf. zur Pracipilation dieser Vfr-
scbiedeiien Stoffe oxalsaures Ammoniak in der Weise
as, dass er zu 1 Liter Wasser 60 (irium. Oxalsäure,
und zu dieser Lösung 100 Grinm. Aetzanirooniak zu-
setzt, dieselbe umschUttell u. dann auf je 4 Laugen-
fitster vertheiil. Natürlich muss sich übrigens die
Menge der Lösung nach deui Salzgehalte des zu
verbessernden Wassers richten. (J u I i u s ' C I a r u 8.)
568. Wasser- und Salzgehalt der verschie-
denen Theile des Schweine- vnd SchSpsenfleisches ;
vi>n La ssaigne. (Und.)
Vf. hat im Interesse der Diätetik und im Auftrage
mehrerer Pariser Esswaarenhandler folgende Beobach-
tungen über den Wüssergehah verschiedener Theile
des SchweincÜeisches, und über das VerhSltniss der
Salzahsorption derselben heim Einsalzen angestellt
Zum Trocknen des Pleisches bediente er sich einer
Ofenwarme von + 120^.
Rückstand heim
Trocknen.
Wasserverlusi
1) Magere Pussmuskeln 100 Theile
29
71
2) Pettdurchwachsenc Krustmuskrin „ ,.
71
29
3) Lendenmu8k<>hi „ „
40
60
4) Ungesalzener Speck „ „
90
10
5) Gesalzener Speck „ „
91,2
8,8.
Von Salzen enthielt Nr. 1 0,50/o* Nr. 2 0,4% fleisch enthielt 14,4^0 Kochsalz. Hieraas ergiebt
Kochsalz, Chlorkalium , kuhlensaures Natron u. Kali, sich , dass der Wassergehalt der verschiedenen als
I^r. 3 0,37 <^/o Rochsalz und Chlorkalium, Nr. 4 Genussmiltel dienenden Theile des Schweines sehr
0.25<^/q Rochsalz und kohlensaures Natron, Nr. 5 variabel und abhangig von ihrer anatomischen Zusam-
84
lil. üygMine , DilüleUk, ^hamaaboto^e il TonkolQ^e.
«Q»eii S|ka'k gebiHidene Saizmenge 4ler in scbwatli
gesalzenf^n Fleische ungeflhr um itieHüH'l«* naehstefit.
4)as 6^^^14411 iler irocknen or^^aiHücheu Haterie Ist
bei« fri8oi««c>n u. b<Hin gesalzenen Ptetsehe fast glelcb ;
bei tetzleiem ersetzt ein Theil des Kocbsalzes den
Wasservi'ilusl. In dem Muske! fleische sind die Na-
tron- uud Kaliaalze zu 4 — 5 P.M., im Speck au
luan die, glieieh «lleB Lilien-» HyaciAtk««- und Sipa-
tbae««ii , aioli durch den GebaH von einem aeharfen
Principe auszeicbnenden Blatter bei f1u.<ten aller Art,
Asthma und Wassersucht, beim Rindvieh gegen das
Auflitillieu. (Julius CJarus.)
571. Heber SAssige Alof sacatriBa; oaeh
2V, P. *l. v..rh.iwlen, es steht al>ü die normale J*««-«*«-«. Ulex, Scbroff.
im
Salzmenge im dirccten Yerhültnisse zu der beim Ein-
salzen absprbirlen.
Hie KU abnUcbe« Zwecken m\i SeJköpsetffleisch
•ngestellten ünleravcliuiigeii ergaben für das robe
Stböpseiifli^iscli 05% Wasser und 35% rackstandi^e
organische l^laterie, Tür das gebratene 53,4% Was-
ser und 40.6% trockne, organische Materie. Ver-
l^leicht man nun das Gewicht des ruhen mit 4lem des
gebraUneii Fleiscliea, so skbt mm, daas das «rsKre
4iirc4i das Kociien Yi seiwer Ma^se verlieren miwat«,
und dass % gebratenen Fleisches ^/^ ungebralenen
gleichkommen. (Julius C I a r u s.)
569. Zu inneni inwendiiig des nMtalli-
gßkM Ciaeckttlben ; von Vogler. (Pr. Ver.-Ztg.
14. 1853.)
Eio Mann, 34 J. alt, litt uboe oaclkweislnr« lUreaehe
ao heftigen KoUkzufällen mit luirtnäckiger Varslopfuog, gegen
welcbe ohne allen Erfolg Wiener Trankcben, Calomel und
Ricinusöl »ngewendet worden waren. Vf. gab ihm 2$ Elect.
e Senoa , worin 4 ^ metallisrben Quecksilbers terrieben wa-
ren, ^stilndl. i Theelöffel , und wiederholte diese Vorschrift,
worauf genügender Stuhlgang eintrat.
Da Vf. dieselbe Mischung hei ähnlichen Zuständen
mehrfach mit Erto^g angew^sodet lial, so em|Uiehll er
sie angelegentlich , namenllioh auch , da sie vor an-
deren Methoden » das metallische Quocksilher zu ver-
abreichen , den Vorzug hat , dass das Metall in jener
Verbindung nicht in die Luftwege gelangen , u. doch,
namentlich wenn der Kr. dabei Wasser trinkt, im
Oarmkanale sich aus seinem fein verüieilten Zustande
wieder zu grossem Kugflii zusammenballen kann,
welche die gewünschte Witkiing hiMvorrufeii.
(Julius Gl a rus.)
•570. Omitliegaliioi scilleides ais MeUmitui;
voD'Dr. Krell. (WUriemb. Gorr.-Bl. II. 1853.)
Diese vom Cap d«*r guten lloirnnnff eiphoimisclie,
in Schwaben [auch im Allenhurgiscln'n] vielfach in
Bauerliifusern cultivirte Pflanze bildet eine runde, Aber
der £rde stehende , grUne, etwa 4 — 5" im Ihirch-
messer haltende Zwiebel, mit mehreren kleinen
Nebenzwieheln , treibt einen melirere Fu>s hohen
Schaft, der mit einer 4—5" laugen Blülheiilrauhe
endigt, an der sich zahlreiche grünlich-weisso Blüthen
befinden. Die Bliltter sind sehr lang, riemenförniig
rückwärts gerollt, und werden geschabt auf frische
Wunden und Geschwüre jeglicher Art gelegt. Bei
AugenentzlUidungen , besonders rheumatischen und
scropimlösen , legt man das geschabte oder von der
Epidermis enlblOssle Blatt auf das obere Augenlid,
wodurch eine Ableitung entsteht. Innerlich braucht
1b England wurilea im voriges Jahre grossere
Mengen von Alo^ «ocotrioa in InlbOtlsaigem , bonig-
Micken Zustande (durch die Herren Homer, nach
deren Angabe von Arabern am rolhen Meere herrüh-
rend) importirt. P e r e i r a (Pharm. Journ. Apr.
1852) schlagt den Namen Succus alo^s socotrinae,
oder ^/oe soc, liquida für dieselbe vor. Sie ist
gelblich oder orangefarbig, opak, von sehr kräftigem
Wohlgeruch, manclimal aussen hart und innen flüs-
sig, und scheint aus dem rohen, ungekochten Salt^
derselben AloS abzustammen , von welcher die J,
socotrina und die y^. kepatica (der Engländer I) her-
rührt. Die trttbe Pärlrang rührt von Myriaden prisma-
tischer Krystalle her, welche aus ^loYn besteheu.
Das AloYn präexistirt nach P. in dem AloS- Safte.
Jener Stofl*, welcher beim Abkühlen einer Abkochung
von Socolrin-Aluä zu Boden fallt und gewübulich das
Harz oder das BesinoYd derselben genannt wird, ist
Alo'iii in einem al^eanderlen Zustande. Die gewObn-
iiclus &(sie Socotritt-A. ist ein in der .UUze , uAd .die
A. bepaiio« ein ohne k(tai84lidie llilte eingedickter
AloS-Saft. Die Undurchsichtigkeit der letzteren rührt
ebenfalls von kleinen AloYn-Krystallen her.
Apotheker Ulex fand in dem natürlichen Aloe-
säße, weJciier im Sommer 1852 zu einigen OxhoRea
zu Hamburg importirt worden war, 22^0 ^>ss^^*
20 % Hiirz , 54 % wässr. Exlracl . 4 % Schleim.
Durch Abdampfen ward derselbe in eine spröde, gelb-
braune, durchscheinende Alog verwandelt. (Arcb.
d. Pharm. Bd. 122.) (H. E. Richter.)
Auch Prof. Schroff (Wien. Zlschr. IX. 4. 1853;
Sitzungsberichte) fand in d<iit rothbraunen Safte vua
Alo6 socotrina KrystjiUo, wt'lebe aus Tiifeln mit auf-
sitzenden Prismen bestehen. Aloii mitriformis und
arhorescens haben nach seinen Versuchen einen
schwefelgelben , trüben Saft , aber keine Krystalle«
S. hält überhaupt dafür, dass die Krystalle nichts
Anderes sind, als die zu regtdmässigen Gestallen zu-
sammentretenden Harzkügelcben. Ist nur der Sali
klar und durchsichtig, so findet man darum keiiiC
Krystalle, weil es an festen Punkten fehlt, an welche
sich die HarzkUgelchen zu Krystallen ansetzen künn-
ten , in dem dicken , trüben Safte sind aber darum
keine Krystalle sichtbar, weil hier die freie Bewegung
der Atome fehlt. Falsch ist nach S. Pereira'i
Ansicht, dass die Undurchsichtigkeit des AloSsaftei
durch Krystalle bedingt werde, denn Undurchsichtig-
Leit kann nicht durch durchsichtige Krystalle ent«
stehen. Uebrigens hält S. die AloS lucida gegen ^
Ansicht der Engländer für die wirksamste Sorte, w«il
sie die meisten Uarzkflgelchen enthält.
(Julius Glarus.)
Itt. Bygieine , DiVletik , Pliarmakotogie n.. Toxikologie.
25
672. ^emigeha ud pharnaMogischa Prt-
flng ies ftUBBl KlM ; von Ür. G. Hennig zu
Leipiig. (Areh. li. Pharm. Pebr. 1853.)
Zu den Versuchea wurtle grtftslenUieiU das ^Sri"
boMche (vttigo orieDtilUehe) Kioo g^numioeo, nack-
i Mm es VL wahrscheinlich geworden war» dass unter
dem nir oslindisch gellenden Kino gewöhnlich das
afrikanisehe gemeint werde; denn B rech wein stein-
lösung gielM nur mit dem ostindischen Kino Pereira's
einen Niederschlag» und das gewöhnlich« iüno gleicht
aoch darin dem von Biseboff und Mohr als von
Afrika stammend anerkannten Gummi rubrum adsirin^
geas» dass e« xerrieben ein beUbraunrotbes Pulver
gielu und in der Wärme nur unliT Wasser scbmilzl,
io Wasser nichi ganz Ktolich ist Durch die theils an
«ch selbst, theils an Fröschen» IheiU mit kanstlicbem
Nagensafte angestellLen Versuche gelangte Vf. zu
folgenden ReQexionen. Der Begriff adülringirende
Wirkung ist theils dem Gescbmacke entnommen» wel-
chen gerbst^fibaltige Säfte auf der Zunge erregen»
und wobei die Wasserenlziehung, die chemische Ver-
, biodong der Gerbsäure mit jenen Theilen , und die
schwerere Beweglichkeit dvr ball>gegori)lpn Ober-
flächen nicht gieriog anzuschlagen ist» theiU ist er
aas therapeutischen Thatsachen abgeleitet. Eine
Verringerung des Volumens trat bei einem Versuche
Bit dem 2. WadenuiusJiel eines Frosches» jedoch nur
uch dem Gesetze der Exosmose ein ; Ale gesJjtUgle
TasDiolOsung entzog dem MuskelQeische Wasser,
vlfarend der 1. Gastrocnemius aus der verdünnlen
I Lftfung solches aufnahm und zugleich Blutfarbstoff,
I jedenfalU auch Biweiss abgab. Hieraes ergiebt sich
' 4cr Sclilass, dass nur concentrirte Gerbstoff^uffOsun-
gm, Boch besser das trockene Pulver in dem Sinne
tler Vulvflicverniigerung adstringiren. Diese Wirkung
wird mn der chemisehen selten zu trennen sein ; sie
ist Tvreioigt id de» Polleii, wo wir Mut oder eiweiss-
haltige Exsudate dureh Gerbstoffmittel zum Gerinnen
briogen, nach Befinden das in einem Organe kreisende
Mot eoagiiliren. in Stockung versetzen. Avf die
Ilascicftat der Muskeln wirkt die GerbsXure insofern,
als sie dieselben in eine Art von Todlenstarre versetzt,
die nicht mit der vitalen lrrit|il»lit^t verwechselt wer-
den darf. Der 2. Wadenmuskel wurde allerdings
steif und trttmmle aich , doch es konnte schon eine
lorwiegeode SchrumpAing der zuerst mit der Tannin-
solatxoji in ßerOhrung gekommenen Muskelpartie oder
•tr dar ttberkieidenden Binde diese unregelmässige
Znsamaieoziehttng y die Wasserentziehung aber den
Verlast an Elasticilät zur Folge haben,
016 EinwirkiHig auf die von KerveneinflUssen her-
felcittleii Bewegungen war bei Vfs« Versuchen eine
lehr UDbesttndtge, oft zweifelhafte; er beobacMete
an kleinerB GeHissvweigen (fast nie an Capillaren)
kiU Vereng<eraBg, bald, nnd zwar hSiu6ger, ErweKe-
rwg, welche Gegeneltie meist nur aus der direct
; «iehlbaren il«M)M«umgfing oder Verla ngsemung des
j dann vctfaufendeii Blulslmnes berechnet wurden;
ML ii*«**. 84.991 UftL
gesunde, lebenskraftige Tbefle wurden vom Gerbstoffe
fast gar nicht in ihrem Blutlaufe gestört; verletzte»
in denen die Bfutsänlcben schon schwankten , waren
ihrer Einwirkung zugÄnghcber (vielleicht weil das
Agens in die offen*>n GeHfsse eindrang). Da sich Vf.
dabei der mechanischen Reizung möglichst enthielt»
so glaubt er diese Erscheinungen auf chemischem
* Wege erktüren zu kOnnen , indem er annimmt» dass
die Gerbsaure zunächst den Inhalt der den Geissen
zugehörigen Nervenrdhrchen » besonders das Albumin
angreift» dadurch reizead wirkt und ZiMamnenzie-
hangen der kleinen Venen (von deoeB dar Arterinn
konnte er sich nicht Oberseu^n) veraftlaast, welche
ihren Inhalt dem Herzen tcliiielltr uieenden» idao
gegeben« Bezirke von stagoirendem Blute btireieii
können. Ist von hier aus eiA Scbluss auf vorhandene
Thatsachen erlaiiJu, se eignen sieh vegetabilische
Adstringentia zur örtlichen Anwendung gegen nKssige
Slasen , nicht zu weit verbreitete EnlzClndimgen » sie
stiften aber, zumal zu oft oder zu stark angebracht,
in hochgradigen Enlzttndungen, bei von BJnl atrotzeih-
denGeßisAen nur Schaden, dia sie die vasoBuitoriadieB
Nerven durch l^oagulaüoo ihres Biweisssleffes vellends
lähmen und den Inhalt der GefKaee selbst, se wie des
aujtgetretene Blastem erstarren lassen. Dagegen kane
diese durchgreifende gleiebsam ätzende Wirkung ftigp-
lieh zur Verschlieseung und Verödung neugelHldeler
oder aus dem Bereiche des KreieleoAi aoatreleoder
(vcfässe verwandt werden.
Die Resorption des in den Verdanangskanal ge-
langten Gerbstoffs erfolgt um so Leichter, je freier
der Kanal von andern namentlich eiweiss- und salz-
reichen Stoffen ist, also am leichtesten im ntlchternen
Zustande; ferner bessor gelöst als in trockener Form.
Die Lösung darf weder zu coneentrirt, noch zu ver-
dünnt sein; die Menge der einzuverleibenden Gerb-
säure aber ist , wenn man den Uebertritt in da^ Blqt
bezweckt, viel beträchtlicher zu nehmen» als meisten-
theils geschiebt. Ein grosser Tbeil geht schon unter-
wegs an die Epithelien und Scbleimbaulgenisse ver-
loren , ein noch viel grösserer wird mit der Mtern
Epilhelialschicbt des Magens und obern Darmtractus
abgeworfen , indem nur die Kerne der jungen , die
nächste Verdauung überlebenden oder vermittelnden
Epilhelialzellen aufgesogenen Gerbstoff an die Lymph-
und Blutgefässe abgeben können. Der Gerbstoff geht
viel schwerer in das Blut ober als andere fernhinwir-
kende Mittel (Eisen , Blei , Jod) , und wird im Blute
viel schneller zersetzt als die Bitterstoffe. Von allen
Beobachtern wurden die dem Tannin entsprechenden
Körper (Galtus- und Brenzgallussüure) nur im Harne
nachgewiesen. Speichel und Schweiss konnte Vt
nur 2 Mal in ihren Reactionen deutlich verändert er-
kennen , aber nie wurde der Harn alkalisch. Die
Gerbsäure geht also in der TbierOkonomie in andere
Zersetzungsproducte auf» als gewisse PQanzensäuren»
weldie auf ihrem Wege durch die ßlulbahn in kohlen-
saure Verbindungen übergehen. Bartels (Deutsche
Klin. 52. 1851) nimmt an, dass die GerM^re hier-
4
26
III. Hygieine, Diätetik, Pharmakologie u. Toxikologie.
bei und vorzugsweise durch die kuhlensauren Alka-
lien des Blules schnell in UunQU:$suhslanzen tthergclit,
welche den Harn dunkel Hirhen. Auch wenn sich
Dach Tannineinnahme Gallussjlnie im Urine findet,
sind die färbenden CxlraclivslofTe.des Harns sichtbar
vermehrt; desgleichen beobachlole Vf.* starke Aus-
scheidung von liarnsSiure aus dem gallussaurehallen-
den Hurne. Ehenso wie das Tannin spüt in die Cxcrete •
übergeht, hält es sich darin auch langer als andere
PQanzensloffe (im Uarn Tast t Tag lang) auf.
Die Gerbsäure ist zu adslringirenden Wirkungen
in den zweiten Wegen nicht zu brauchen, da sie sich
in den Secreten nur io Gestalt von Säuren wieder
zeigt, welche weder Eiweiss, noch Leim fällen,
ausserdem, um durch das Blut hindurch zu gelangen,
in Massen genommen werden muss, welche kein Ge-
sunder, geschweige denn^ ein Kranker lange verträgt.
[Die Erfahrungen am Krankenhette bestätigen diese
Sätze nicht ; vielmehr haben Alison Scott, Ki-
wisch, Dürr und, wie Ref. glaubt, er selbst die
ausgezeichnete Wirkung kleiner Tanningaben bei chro-
nischen Katarrhen der Luftwege, so wie bei den
daraus resultirenden Neurosen : Spasmus glottidis,
Keuchhusten u. a. nachgewiesen.] Noch eher ent-
schuldigen lässt sich ihre Anwendung bei Blutungen
aus von aussen nicht zugänglichen Gewissen , recht-
fertigen aber bei chronischer Ueberfullung gewisser
Gefässabschnilte mit verändertem Blute, namentlich
in Organen, durch welche die Gerbsäure eliminirt
wird, wie Frerichs und Siebert für die Nieren-
c.ipillarität mit Erfolg thaten.
Der Träger des Gerbstoffes im Blute ist wahr-
scheinlich das Albumin, welches entweder das Tan-
nin aus seiner Lösung unniiUelbar in die Gefjfsse im-
bibirl, oder mit ihm zugleich während der Verdauung
in die ChymusgePasse übergeht [Gerbsäure giebt mit
den Peptonen im Magen einen unlöslichen Nieder-
schlag, der also an sich nicht in das Blut übergehen
kann, wenn er nicht mechanisch so fein verlheilt
wird, dass sein üebertritt in die Daruigefässe ähnlich
wie der der Fette erfolgen kann. Diess geschieht
durch kohlensaure Alkalien und Fette, die in den
Darmsäflen vorräthig sind. Im Blute scheinen auch
die Alkalien der Träger der Gerbsäure zu sein. Von
höchster Wichtigkeilbei Beurtheilung der Tanninwir-
kung ist die Behinderung oder völlige AuflielHing,
welche abnorme Gährungsprocesse im Magen eifüh-
ren, und wodurch zum Theil die Verdauung fiinlernde
und Appetit vermehrende Wiikung bei Magendarm-
kalarrhen , so wie höchst wahrscheinlich indirecl die
günstige Wirkung bei lubeikulösen und atrophischen
Zustünden zu ei klären ist]. Endlieh kommt Vf. noch
auf die Frage zurück , welche Vorzüge 'das Kino vor
dem Gerbstoffe als Arzneimiltel habe. Es ist als
äusseres Mittel scilon längst geschätzt; vermöge sei-
nes Gerbstoffes wird es, in hinreichender Menge ap-
plicirt, hinler dem Tannin nicht zuiückslelien , viel-
leicht mittels seines Peclins einen noch dauerhaftem
üeberzug über kranke, des Epithels beraubte Flächen
bilden. Vf. hat sich des wässrigen Aufgusses gegen
chronische Urethralblennorrhöen mitVorlheil bedient.
Stärker wirkt die Tiiictur, welche nur in Verdünnung
mit der 20 — lOOfachen Menge Wassers auf Schleim-
häute gebracht werden darf. Sie enthält mehr vuo
der Kinosäure aufgelöst, und bat durch diese eine
nachballigere Nebenwirkung. Diese wird aus den
beim Verschlucken des Kino beobachteten Erscbei-
nungen begreiflich. Der viel pikantere Geschmacti
der heissen Lösung oder der verdünnten Tinctur, das
Kratzen im Schlünde, das Würgen und Erbrechen,
der Stuhldrang, das Leibweh, die weichen Fäcei
können nur von dem roiben Beiinengsel herrtthien,
welches, für sich genommen, diese Wirkungen her-
beiführt. Auch stehen jene Erscheinungen wabr-
scheinlich mit dem Umstände in Verbindung, das«
das Kino mit dem Albumin so gut wie unlöslich«
Verbindungen bildet. Daher eignen sich die Kino-
Präparate nicht zum innern Gebrauche, es sei denn,
dass man eine chronische Auflockerung der Schleim-
haut des Magens oder des tiefern Tbeils des Dann-
kanals angreifen, den zäben Schleim von einer toipi<
den Strecke desselben binwegführen , also wie mi
einem stärkern Reizmittel, ähnlich der Serpentaria
Rad. arnicae oder dem Terpentin wirken wolle.
(Julius Clarus.
573. Jodoform als antiseptisches und anti
miasmatisches Mittel; von Deschamps. (Bull. d(
Th^r. xMars 1853.)
R i g h i n i irrt , wenn er das Jodoform ein des
inficirendes Mittel nennt. Wäre es ein solches, si
müssle es Schwefelwasserstoff zersetzen, was es nich
tliul. Nach Vf. verdeckt es nur durch seinen penetran-
ten aromatischen Geruch unangenehme andere Ge*
rüche, kann auch wohl in Contact mit sich zersetzen«
den Stoffen deren weitere Decomposilion hindern.
(Julius Claras.)
574. Collodium gegen verschiedene Krank
heitszmtände ; von Dr. Lange. (Deutsche Rlin. 2
1853.)
Hinsichtlich der 5 Fälle von Nebenhoden entzün
düng, welche Vf. mit Gollodiumbepinselungen behao
delle, verweisen wir auf das Jahrbb. LXXVIII. 30
schon Milgelheilte. — In 3 Fällen von Lymph
angioitis, die seit 24 — 48Std. bestand, wurde
Gollodiumbepinselungen mit sehr günstigem Erfolg
angewendet. 2 Mal genügte 1 Bepinselung, 1 M;
musste dieselbe 3mal wiederholt werden. — 1 Mi
sah Vf. sehr günstigen Erfolg bei Oedema pedum, -
Bei Fussgeschwiiren war die Wirkung weniger gUfl
stig. Mehrere der Fälle von Erysipelas waren m
Geschwüren verbunden ; ausserdem aber Wendel
Vf. das Collodium noch 18mal bei Männern, Hm;
bei Weibern an. Nur in 3 Fällen trat rasche lieiliin
ein, in allen übrigen war das Collodium geradei
wirkungslos; es trat danach weder beginnende lle
lung, noch auch nur eine Umstimmung des GescliwUi
in. Hygieine, Diätetik« Pharmakologie o. Toxikologie.
27
m und war es dabei ohne allen Ginfluss , ob das
iBlIotlium. wie es gewnlinlich hei (lesehwUren der
blllM, sich nach 36 --48 ShI. hinsenarlig Utter dem
tsrhwflr erhob und sich ahsliess , oder oh es , wie
I milunler h<*i mehr trockener Besch.'iflri'nhoii der
bciiwdriiflnche vorkam» 6. 8, ja seitisi 14 T.ige auf
^rselUen haften blieb, ob diese ßopinsehmgen 1, 3
Mer lOmal wiederholt wurden. In 3 Pifllen enistnnd
logar danach Rose der (Jmgpj^end, die in einem Falle
phlegTDooOs wurde und ahscedirte. Ttnct. gvmmi
Itccae zeigte sich ebenso wirkungslos. Auch Klose
Biiil Speyer sahen bei Pussgesclivvflren vom Collo-
fm keine besonders gflnstige Wirkung. Die Heilung
jentr SchaiikergeschwOre wurde nicht beschleunigt.
I Heiären, die der Prostitution lange Zeit ergehen
hrwesen. hielen , auch wenn sie noch nicht gehören
Bkn, besonders aber, wenn diess der Fall gewesen,
jiyiig ausser einer sehr erweiterten IJrelhraniUndung
line diese u. ihre Umgegend einnehmende GeschwUrs-
jbnn dar, welche, ohne syphilitisch zu sein, jeder
pebndiiing hartnäckig oder auch voilslündig wider«
ml Das aizenile Secret des schmulzig-schleimig-
|mIi aussehenden <irundes trügt zur linlerh^illung
nsohei, als der Urin. Mitunter wird ausserdem
:h die wulstig vorgefallene und die Urelhralmün-
ig ZQin Theil bedeckende vordere Scheidenwand
ferasbi^ung hierzu , indem sie hart und zum Theil
[enmrt, die Urethralmündung reiht, dadurch die
kizuag unterhalt und die Heilung nicht zu Stande
tässt. In 7 Falten wendete Vf. , nachdem
die verschiedensten Heilmelhoden in Stich gelas-
I, Bepinseluogen mit Coltodium dagegen an. Nur
2 Fallen trat nach 14 Tagen insofern Besserung
I als von den flachen Rändern des Geschwürs aus
Vernarbung begHnn und das Secret weniger reich-
eb abgesondert wurde. Gegen Entzündung des
abium majus wendete Vf. Cullodium 6mal an, davon
il rergebhch, indem die Abscessbildung nicht ver-
ptei wurde; 1 Mal erfolgte Zertheilung und 1 Mal
ivde zwar der Schmerz und die ROthe beseitigt,
Labium blieb aber sehr lange geschwollen und
bn Die Bepinselungen wurden in ZwischenrHumen
1—4 Tagen 3— 5mal gemacht. Ebenso ntllzten
BepiaseluDgen in 7 Fallen von entzündeten Bä-
Urrkmiaiknoten 6 Mal gar nichts. Das Coliodium
regelmassig nach 24 Std. abgestossen , die
Men erschienen dann sogar entzündeter, schmerz-
ller 0. wond. Nur 1 Mal zeigte sich geringer Nutzen.
tuaMoiiitis, wunde Brustwarzen, Brandwun-
I gar kein Nutzen , bei Ekzem 4 Mal kein , 1 Mal
ir guter Erfolg.
Ho das Coli, geschmeidiger zu machen, empfiehlt
Latour auf 5J C. 5 — 6 Tr. RicinusOl und Vis
Nanpften Terpentingeist zuzusetzen ^). Die die
^^i) Das von Lauras (Jsbrbb. LXXVl. 280.) angegebene
^Mutm Bltttticum haben wir dargestellt und anwendbar
^deo, aber es blieb Viel darin ungelöst. Nach mehrern
*^Vemicheo (mit jedem der dort aogegebeoen Zusätze
Haut contrahirende Wirkung des C. wird dadurch
aufgchohen und ist hiernach zu ermessen, in welchen
Fallen das gewöhnliche und in welchen das elastische
Coltodium passt. (Julius C I a ru s.)
575. Ferrnm hydrocyanicam gegen Epilepsie ;
von Fahre. (Rev. ui6d.-chir. Mars 1853.)
Ohne sich naher auf die Wirkungsweise dieses
Mittels hei Epilepsie einzulassen , erzählt Vf. 7 Falle
dieser Neurose , hei denen Vs ^'''' blausaures Eisen
und 1 Gr. Pulv. Valerian. in Pillen, früh und Abends
genommen, die günstigsten Resullate lieferte.
(Julius Clarus.)
578. Aeusserliche Anwendung des Atropin
gegen Neuralgien; von Luigi Crosio. (t^azz.
Lumb. 40. 1852.)
In 4 Fallen von heftigen Neuralgien — eine Tri-
geminus-. Supraorbital-, Rrachial- und Ischiadicus-
Neuralgie — hatte Vf. vergebens die Antiphlogose,
das Chinin uml Opium versucht, bis er durch die
endermatische Anwendung des Atropin schnelle und
sichere Heilung bewirkte. Er liess zu diesem Zwecke
1 (jr. in Alkohof gelöstes Atropin mit 1 Dracbm. Fett
vermischt , in die Vesicalorstelle einreihen. Nur in
einem Falle traten heftige Intoxicalions-Erscheinungen
ein. Am 2. Tage nach der Einreibung waren die
F*upillen der Kr. stark erweitert, sie ftllilte ihre Haut
perg.imenlartig trocken, Schlund und Zunge brannten.
Das Gedächtniss war geschwächt, der Kopf eingenom-
men, zum Schlaf geneigt, starke geistige Aufregung.
Alle Gegenstande erschienen der Kr. sehr klein und
mit einem Nebel bedeckt , sie fürchtete zu erblinden»
Grosse Abgeschlagenheit, Puls klein, ruhig, Sebnen-
hOpfen. Am andern Tage verschwanden diese Er-
scheinungen und zugleich verlor sich die Neuralgie.
Vf. verordnete Wein u. aromat. Wasser, so wie Einrei-
bung der Vesicalorstelle mit Butter. Vf. macht darauf
aufmerksam, dass das SehnenhUpfen beweist, dass das
Atropin nicht blos auf das Gehirn , sondern auch auf
das ROckenmark einwirkt. — In allen Fallen be-
wirkte das Atropin sofortige Erleichterung und in
wenigen Tagen vollständige Heilung.
(Seifert.)
577. Chloroforminhalationen o. Belladonna
bei TrismUS; von Cullerier. (Gaz. des Udp. 31.
1853.)
Ein ohne nachweisbare Ursache an Contractur der Ge-
allein , auch mit Kautschuk und Gummi laccae) sind wir bei
folgeodeo zwei Arten stehen geblieben.
a) Coliodium tensbinthinatum : aus einem Scrupel
Terpentin in 1 J Coliodium aufgelöst, klebt und haftet gut
lind dauernd , ist zShe und passt namentlich zu Verbanden,
zu Vereinigung von Wunden u. dergl^
b) Coliodium ricinalHm : aus ^j Ol. ricini in Jj Col-
iodium gelöst ; ist sehr dehnbar, weich, angenehm für die
Haut , und eignet sich trefflich zum Bestreichen von Hautent-
zöndungen und Ausschlügen. (H. E. R.)
IlL nygietii«» DÜleilk* PhartHakol«^ u. ToxikoiAgi^
•iehlfina«ki*lD and Trl^mus Hdfn«)« Gäriniria, 28 J. alt,
war ühne Errnlg mit Oampriu'iiliTn, Morpliiuro, Vc5>icHiorpn u.
einer inn^rncb fii'nomnipfii'n Chlumruninnixtur hehandctt wur-
ilfil. Tf* «THtidf te nun Chlürürttritiinliulatiüneti an , iiodiirrh
die EntalieiaaniEea vollia ter»rh wanden , jedeeh loai Theil
wiederkehrlen aln die Cliiororurninarko^e Torul>er war. Den-
nofi) konole die Kr. Tun da an etwa» fenies^en und Relladon-
naHnrtur nehntPrt , wodurch nacfc fetwa t Wodten das Üebel
ganz beseitig wurda. (J u I i ü i C 1 a r u a.)
578. Gerbsanres Chinia gegen NaGbtsGhweisse (
TOD beliouz. (L*l1i<ioo« 43. 1853.)
fiel Aelianillting von Naclilscliweissen isl ein dop-
peltes Müinenl zu berücksichtigen, 1) die diesellien
hervorrufende organische Schwache, 2) ihre Perio-
dirilät. Beiden entspricht das gerhsaure Chinin in
der Weise, das« durcti die Gerbsäure die SchwHche,
durch das Chinin die Periodicitni hekümpft wird.
Weder die Oerhsüure , noch das Chinin allein, oder
das Chininsulphat kflnnea diese doppelle Wirkung
hervorrufen. Uebrigens sind die Nachlschweisse
eigeollich Schi afsch weisse ; sie entstehen wenn und
weil der Kr. schlaft. Vf. gieht 50 Clgrmm. bis
i Grmm. in Pulver auf 8 — 4inal Nachiuitlags , so
das« die letzte Portion 9 — 4 Std. vor denn Schlafen-
gehtn genommen wird» 5 Beobachtungen von De-
lioui u. 1 von GuÖB^e bestätigen obige Angaben.
(Julius Clarus.)
579. Cikebea gegen Schw&cbe ^er H^n-
bloMt des SeiSuaUytiems und des Rückenmarks;
V0B Dr. Deiters. (Pr. Ver.-Ztg. 16. 1853.)
Gegen da^ sogen. Bettpissen , welches meistens
Ton einer Atonie des ßlasenhalses oder von Würmern
abhängt, wirkt kein Mittel so schnell und nachhaltig
als Cubeben, die sich gerade durch iiire specifiscb
kräftigend« Wirkung auf das uropo^lische System
auszeichnen. Die Incontinenz hört sofort nuf, kehrt
iwar zuweilen periodisch wieder, allein immer selt-
ner und mit spärlicherem Abflüsse, und hört baJd
gänzlich auf. Nur mtlssen die Cubeben in ziemlich
grossen Deeen (2 Messerspitzen voll täglich bei klei-
nen, 2 — 3 halbe Ita/TeelOirel voll bei grössern Kin-
dern und bei jungen Leuten), und andauernd, 3 — 8
Wochen lang» gereicht werden. Nachtheile hat Vf.
nie davon beobachtet. Warmer werden durch Cu-
beben enlferat. Ingleiehon sah er ausserordentlichen
Erfolg von Cubeben bei Pollutionen der Onanisten,
so wie bei Blasenlähmung nach einem Falle auf das
Rackgrat. (Julius Clarus.)
580. Intterkoni gegen Nasen - nnd Uterin-
bhltnngen^ von Jcger. (Das. 13.)
Vf. heilte 2 Mädchen, deren Kalamenien durch
Erkältung unterdrückt worden waren, und von denen
die eine von heftigem Nasenbluten, die andere von
einer Metrorrhagie befallen worden war , durch wie-
derholte Dosen frischen Mutlerkorns zu 10 Gr. alle
V« — Vj Std. (Julius Clarus.)
581. Deber Jodklyttire; von Dt li out. (Gai.
dePiirifl. J8. 14. 1853.)
Aus zahlreichen Beobachtungen ergiebt sich Pol*
gendcs; 1) Jodiinclur in der Gabe von 15«*- 20
Grmm. mit Wasser vierdflnnt und mit 2 -«^3 Grmm.
JtMikalium versetzt , wird von dem DicJidarme ganz
gilt vertragen. Nur seilen ruft ein solches Klystir
Kolik oder Derrhfiille hervor, die überdiess sehr vor-
übergehend ^nd unbedeutend sind, oder doch durch
ein Kly«tir mit Opium sehr schnell beseitigt werden.
2) Bei chronischer Ruhr wirken die Jodklyslire nicht
allein örtlich, sondern sie haben auch eine entschie«
dene Besorptinnswirkung, welche die Darmkrankheil
beseitigen hilft. 3) Die leichte Absorption des Jod
vom Mastdärme aus lässt Jodklystire überhaupt da
wirksam erscheinen, v\'o m:in , wie z. B. bei Syphilis
und Scrophulose, eine Besorpltonswirkung wünscht.
[Vgl. J;.hrhb. LXXVlll. 166.]
(Julius Clarus.)
582. Eigenthflmliche Wirkung desSantonin;
von Dr. Zimmermann.
1853.)
(Deutsche Klin. 16.
Dr. Schmidt hat in der Deutschen Klin. (52.
1852; Jahrbb. LXXVtll. 24.) 2 Fälle mitgetheiit,
in denen nach dem Gebrauche der Sem. Santon. als
Intoxicalionssymptom Gelb- resp. GrOnsehen der
Gegenstände eintrat. Diese Erscheinung findet ihre
Erklärung nach Vfs. Ansicht wahrscheinlich darin,
dass dasSantonin dem Blute eine intensiv gelbe Farbe
ertheilt; der gelbe Farbstofl" wird zwar nicht, wie
beim Icterus, in den (iewehen abgelagert, aber ebenso
wie das Zetlenpigment bei diesem ähnliche Erschei-
nungen bewirkt , kann die dem Blute durch das San-
tonin ertheille gelbe Farbe das Gelb- und Grflnseheii
veranlassen. Zwar hat Vf. die gelbe Färbung dfi
Blutserum nicht direct nachgewiesen , will sie aber
aus der intensiv gelben Farbe des Harns nach Santo«
ningehrauch abnehmen. Er glaubt aus dem Gelb-
sehen schliessen zu dürfen , dass die chemische Mo-
dification , welche dem Santonin die gelbe Farbe
verleiht, nicht erst im Harne, sondern bereits iA
Blute eintritt. (Julius Clarus.)
583. Hilch aU Gegenmittel bei StryGhnin-
Vergiftong; von Gorr^. (Bull, de Th^r. Mars
1853.)
Die schon früher bekannte günstige Wirkung der
Milch bei Strychninvergiftung wird von Vf. durch eine
Beobachtung bestätigt, der zufolge alle Irttoxtcstions-
symplome sehr schneti durdi massenreich getrunkene
Milch verschwanden. Wie das Mittel wirkt, kann Vf.
nicht bestimmen, glaubt jedoch, dass die blose Brech-
wirkung von geringer Bedeutung ist, da in einem
andern Falle von Strychninvergiftung alle Brechmittel,
duch das warme Wasser, nichts halfen.
(Julius Clar a«.)
If . Patfa(»logi6 , ThenpM a. dMdicimeb^ ninik»
39
6S4* mdroftmyerfifting, ff^geimut^;
foo hnföur. (L'llnion. S4. itbX)
tSeötii «Mirfkfrre den fpstfke! einM krüflifert Mroam
MiMJ. DAd bedi^ote sieh daxa Hn«8 ganz gnt^n Chlöro-
kil», ««(cbH er mit alf^ VorslehtsniaAMt^gfln iohaliren
tat, Sehon oaeb Vt Mio. trat coinpletfi Narkose ohne alte
CMfohtioD«*!! ein, ood die Operation warde ginckitch iti Rüde
frfMrt. Nachdem ach^n ni% eioiiter Z«*it das Chlor« form
CDttenit worden war , Ttrschwand piötxitch der Puls und dar
JUheiB, Leicbeslilisae trat ein , die Au^en wurden nach ohen
wrdriht, der Kr. «rliien todt zu sein. Augenbtirklich warf
Mb Rico rd auf deoaelben, leitie den Mund an den des Kr.
Btd biiea ihm LuJt ein, die er durch Compression des Thorax
«iader ealfemle. Kaum war dieas 2mal wiedrrbttll, als Herz>
schlag und Athero wiederkehrten , das An-nehen besser wurde
Bod i/i Mio* spater der Kr. zu sprechen anfing.
Dieser Patt giet)t tu folgenden Beflexionen Anlass.
1) filitnsfi wie Synkope in Folge von Itümorrhagien
odtr iiefti9«B GemtfthsbewegUDgeD niclil Kelten erat
■aefe dem AnfhOreD deraelben einlHu, ebenso» verhBlt
es sicli dainil beim Chtornformireii. 2) Die Verschie-
denlieit 4er dtl^roformwtrkuti^ liHn^ weniger ton
der ftelnhcit und der Art der Anwendung des Präpa-
rats (wie S ^ il i 1 1 o t behauptet) , sondern, gleichwi«
bei andern Medicamenten , von vorliMd«fien Ifliosyn-
krasien ab. S) Hie erwabnt« Rehandlung der Cbt6>>
roformvergiriung ist nach Ricord, der sie fttlers
vorsucbte, sicherer und schneller anzuwenden als
alle andern Orj^entuitiel. (iol. Clar«a.)
585. Tergiftnng mit kohlensaurMaSat; von
Law. (Montlily Joarn. Marcb 1863.)
Vf. wurde zur Aufhebung von 2 in ihrem Schlafzimmer
todt geluo4«iien Persuuea gerufen. Bei der Seclion bnd eich
starke Anhäufung von schwarzem, halb coagoliriem Blute im
rechten Herzen, den Lungen, den HirobSuteo und llirnainua»
Als Ursache des Todes wurde kohlensaures Gas erkannt, das
sich aus einer mit glimmenden Kohlen erfüllten , dicht unter
dem schlecht »chllesscnden Fensler befindlichen Senkgrube
entwickelte und durch den gerade auf das Fenster I reffenden
Wind in das Zimmer gedrangt worden war.
(Julius Clarus.)
IVs Pathologie 9 Therapie nod mediclnlsche KlinilCs
5S6. Berieht über Prof. Hamernjk's Ah-
AriimMg im aiigtm. Krankenhatue »u Prüg vom
1. Oetbr. 1850 bis 30. Sepibr. 185t; von Dr.
Boebek. (Prag. Vjhrschr. X. 1. 1853.)
Die Zahl der behandelten Kranken war 1729, von
I deiea 1320 enllasseu oder tranaferirt wurden, 320
! starben, 80 verblieben.
In einer Tabelle stellt Vf. die wichtigsten Krank-
beiten und ihr Slerhlichkeitsverhaltniss nach Zeitrlfu-
I Den von JO %u 10 Jahran ausanimen. In einer an-
dern naebi er den ani*rkennengwerthen Versuch, das
Antreten ein seiner Krankheiten mit den gleichzeitigen
M der Prager Sternwarte beobachteten meteorologi-
Veränderungen zu vergleichen.
1) Krankheiten des Nervensystems.
Hatmorrhagia eerebri fand sich bei 21 Kr. : 9 M. o.
tSW. , am bSufigäien (12mal) zwischen dem 50. u. 70. J.
Die Lähmung betraf 11 mal die rechte, lOmal die linke K6r-
perkSIfte. Es starben 6 Kr. Klappenfehler des Herzens fanden
lieh bei keinem , bei den meisten aber Rigidität der Arterien,
tel mit excentrischer Herzhypertrophie. Oer Sitz der Apo-
ftesie war 4mal der Thnlam. opt. u. Smal zugleich die Linse ;
jelfflal das Segment, ventric. , das Corp. striat. , dasselbe
■it der Stabkranzstrablung; 2mat fand sich gleichzeitig
Bfertbbruch in die Seiten Ventrikel , Imul gellte Erweichung
m eine frische Apoplexie.
Bmtepktdiiis und Eneephaiamai^cia kam bei 11 Kr.
«tr: 7 «. tt. 4 W., 4mal swiaobea dem 40. u. 60. J. ;
Snarbea. Ausserdem fand sich gelbe Krweiohung im Hinter-
iMi der rechten Grosshirn hemispbere bei einer an Tuberku-
lose Veisiorbenen , welche 8 Tage geistesabwesend u. 2 Tage
nt dem Tode gaoi besinnungslos war; ferner fand man Ge-
toesreekbudg Smal mit MeoiBgitis csnbiniri. — 3mai eet-
Miod osch foranagegaageeefi Convulsionen einer ILör^rbelfte
Wlbsettige «•v#llki>maene Lfihmung. Bei eise« e3jibr.
Ihaee tni in den letztes Lebensisgen Bewawtlosigkeit mit
mtveisen Convalsionen einzehier Extremitatee eed nefoil-'
koromener halbseitiger Lahmung ein; dieSection zeigte seröse
Durchfeuchtung des Gehirns und zerstreute Entzündungsherde
der Hirnrinde.
Besonders iieiDerkenswerth ist die EneephaÜUs
Syphilitischer, welche 6ma1 zur Beobachtung kam
und in 3 F'allon tOdtlich endete. Nachdem die ge-
nannten Kr. vor kflrzerer oder längerer Imi (bis lu
Vi J.() an einer pHrnlren syphilitischen Aflfection
gelitten hatten, waren itpater die Rrscheinun^tin aus-
gebreileter secundSrer und tertiärer Syphilis: Kno-
chenauflreibungen , Haut- und Knochen gesrhwQre,
Dolores osteocopi u. s. w. , nie Exantheme «i>ler Ra-
ehenaff^ctionen , anfiel rcten. Meist allmUlig ent-
wickelten sich dann die Erscheinungen von Kncepba-
litis mit Convulsionen , Contrectureo , VerstandesstO-
rung , Amaurose o. s. w. Vf. ntnint an , dase hier»
wie in andern Organen , so auch im Üehirii » feste
faserstoffige Exsudate gesetzt werden u. ihre weitere
Metamorphose eingehen.
Medutlanarkom des Gehirns fand sich bei 2 Frauen
von 46 u. 48 J., complicirl mit Magenkrebs. Symptome der
Krankheit ffihrt Vf. nicht an.
Meningitis kam 9mal vor: bei 3M. u.6W., 7 starben.
Zweimal trat toberkuloae BasilarmeniBgitis , ein Hai bei acu-
ter, das andere Mal l>ei chron. Lungentuberkulose aef. Die
beiden Heilungsfalle betrafin 51 Mädchen too 19 u. 21 i. [?].
Ein TOjäbr. , früher ganz gesunder Mann stirzte plötzlich be-
sinnungslos zu Boden und Idieb seitdem gana blind. Sogleich
ins Spital ge4»racht klagte er Aber Kopfscbmerc und Obren*
sausen, deiirirte zeitweise. Sehvermögen ganz eurgebeben;
an den Augen ausser bcgionender rechtseitiger Cataract nichts
Abnorme». Dautlemperator normal ; Puls 80. Kopf frei he«
weglich ; Zeichen von Marasmus. Derselbe Zustand doreb
3 T., nur dass wegen Harnvariialtufig der Katheter eingeführt
werden rousste, der Puls aef 60 herabsank und der Unterleib
mehr eingezogen erecbkn. Am 4. T. etwas Husten, die Sputa
gelb und zSbe ; rechts hinten von der H. Bippe Scballverkur-
zueg. Am l(. T. ein geringes Tieferatehen des linken Mond»
Winkels, die EKtrtaitaten derselben Seita auCfailsnd kikw;
30
IV. PAthologie, Therapie u. medieinische Klinik«
die linkseitigeo HsUmaskelo etwas eontrabirt. Am 6. T. die
linke Pupille engor, fortwährende Delirien, PuN 60; Tod. —
Seetion. Acuter innerer Hydrocephalus ; Encephalitis an der
Basis der rechten und Enveichimg an der Ebsis der linken
Grosshirn hemisphare. Entzündliche Stase in heiden untern
Lungenlapppn. Emphysem beider Lungen. Frische rechtsei-
tige Pleuritis. Krebs des Pericardiunis und melastatische
Entzündung der linken Niere. Allgem. Marasmus.
Prosopalgie kam 3mal vor und war allemal linkseitig,
was auch von 2 der 3 beobachteten Fälle von Hemicranie
gilt. Zwei Kr. mit periodisch wiederkehrenden Anfällen , bei
deren einem der Schmerz seit tf Mon., beim andern seit 10 T.
bestand, wurden durch Chinin geheilt. Bei der 3. Kr.,
einer 62jahr. Frau , wahrte der Schmerz mit IntermiMionen
schon 18 J. ; der Sitz desselben war der N. snpra - und infra-
orbit. Nach Anwendung des elektromagnet. Apparats wurden
die Schmerzanfalle viel milder und kürzer. Vurz darauf starb
Pat. an der Cholera ; bei der Seetion fand man keine Verän-
derung der betreffenden Nerven und des Gehirns, sondern
nur Atrophie des linken Sehnerven und Bulbus.
Lähmung des N. facialis kam 4 mal vor: bei 3 M. u.
1 W. Sie war 2mal link-, 2mal rechlseitig. Zweimpl war
gleichzeitig Otorrhöe und Schwerhörigkeit vorhanden. Die
Therapie (Dampfliäder, Elektromagnetismus) war in allen
Ffillen erfolglos.
Trismus wurde Imal beobachtet. Er war durch zwei
2 — 3" lange, lineare, ganz oberflächliche Hautwunden in
der Herzgegend entstanden, Pal. war nach K T. geheilt.
Meningitis spinali^. Bei einem 22jähr. , früher stets
gebunden Kupferscbmiedegesellen trat am 17. Juni ohne be-
kannte Ursache Unwohlsein und 4mal Diarrhoe ein. Vom
i8. — 23. wurde Pat. sehr matt und konnte kaum mehr
arbeiten; zugleich erschienen vage Schmerzen in den obern
Extremitäten. Am 23. wurde er bettlägrig, die OiaiTboe
dauerte fort, es trat Schmerz in der linken Unterextremität
ein. Am 25. nahmen die Erscheinungen zu ; die Bewegung
der afncirteo Extremitäten wurde sehr schwierig; sie erschie-
nen ihm bleiern schwer. Keine Harnretention. — Aufnahme
am 26. : Pat. , sehr kräftig gebaut , konnte keine Extremität
irgendwie bewegen; nur 'die Finger der rechten Hand wurden
noch etwas bewegt , was sich jedoch bis zum nächsten Tage
ebenfalls verlor. Gefühl von Hinfälligkeit; kein Kopfschmerz;
Hautlemperalur am ganzen Körper vermehrt; Nacken- und
Schlingbewegungen normal ; Diaphragma sehr hochstehend;
Puls 84. Seil 2 T. Verstopfung. Um die Fussknöchel ein
, leichtes Erythem. Unterleib normal ; Milz nicht vergrössert ;
in der Unterbauchgegend einzelne bohnengrossc rolhe Flecke.
Harnblase sehr ausgedehnt; Zunge sehr trocken; wenig
Schlaf. — Vom 27. — 29. wenig Schlaf, beständige profuse
Schweisse. Pat. mnsste laglich katheterisirt werden. Am 30.
freiwillige Urinentleerung. Am I.Juli heftiger Kopfschmerz.
Am 4. in den Fingergelenken etwas Beweglichkeit; profuse
Schweisse. Am 5. Decubitus am Kreuzbein. Am 8. einige
Beweglichkeit in allen Gelenken. Hartnäckige Stublversto-
pfung Am 12. konnte Pal. aufsitzen, am 19. herumgehen.
Anfangs Aug. wurde er geheilt entlassen.
Paraplegie kam als selbstständiges Leiden 16mal vor:
bei 10 M. u. 6 W. Die Lahmung hatte in allen Fällen mit
Schwäche einer, meist der linken Unterextremität begonnen,
und war erst dann auf die andre übergegangen ; spater trat,
aosser in 3 Fällen , Vermindenjng der Empfindung der Haut,
nebst Kältegefühl hinzu. Seilen fehlten Schmerzen in den
gelähmten Theilen , das Gefühl von Ameisenlaufen , so wie
das Beifgefuhl um den Nabel. Elektromagnetismus, Strych-
nin , Dampf- und Douchcbäder blieben bei Allen erfolglos;
4 Kr. starben. Bei einem 70jähr. Manne fand sich Erwei-
chung des Lendentheiis des Hückenmarks und obsolete Lun-
gentuberk., — bei einem 31jähr. M. Erweichung des Nerven-
marks nach Encephalitis und Myelitis mit Aracbnitis spinaüs,
frische Pneumonie, I^arhen in der Lebern, s. w. , — bei
einer 48jahr. Frau Verdichtung des Bindegewebes um die
Wurzeln der Lendenoerven , brandiger Decubitus am Kreuz-
beine mit Jauchesenknngen nach allen Richtungen , and auch
in den Kanal der Wirbelsäule mit Durchbruch der Dura mater
und consecutiver eitrig-seröser Entzündung der innern Hirn-
häute, des Rückenmarks und der Ba^ia des grossen u. kleinen
Gehirns, umschriebene Gangrän im rechteu untern Lungen-
lappen mit lobularer Pneumonie der Umgebung, acutes Lun-
genödem , leichte Rigidität der Aorta* Im 4. Falle fand man
keine anatomische Veränderung.
Ferner kam Paraplegie im Verlaufe andrer Krankhei-
ten yor: 2mal mit Tuberkulose; die eine Kr. starb, und
man fand Tuberkulose der meisten Organe; Wirbelsaule und
Rückenmark jedoch normal. Einmal fand sich (bei einem
70jabr. Manne) Nedullarkrebs der obersten Lendenwirbel;
endlich wurde unvollkommene Lähmung der untern Gtied-
maassen bei einer hterpera mH .grossem ßeekenexsudate
beobachtet.
Spondylitis kam lOmal vor: bei 6 M. u. 4 W. , und
war 7mal mit (meist obsoleter) Lungentuberkulose coroplicirt.
Sie halle 7mal die Halswirbel (einmal zugleich die Lenden-
wirbel), 2mal die letzten Brustwirbel und Irnul den 4. Len-
denwirbel allein ergriffen. — Die Spondylitis cerviealis
kam bei 6 Indiv. zwischen 12 u. 22 J. , einmal bei einem
31jähr. Manne vor, und war stets tuberkulöser Natur. Den
gewöhnlich im Beginne vorhandenen Schmerzen im Hinler-
hauple und Nacken folgten, meist erst 1 — 5 Mon. darauf,
SteiOgkeit und Unbeweglichkcit des Halses. Nur eine 16jalir.,
vorher ganz gesunde Magd fühlte plötzlich während der Nacht
beim Umwenden im Bette ein Krachen im Nacken , worauf
sogleich Unbeweglichkeit des Halses eintrat. Ein 22jähr.
Mädchen fühlte lange vor Beginn der Nackensteifigkeit ein
Hinderniss beim Sprechen und Kauen. Die Lähmung der
Extremitäten balle eine verschiedene Au.«breitiing : im erstge-
nannten Falle war sie auf die linke obere Extremität be-.
schränkt. Bei einem 18jrihr. Individuum wechselten vor dem
Tode die Lähmungsersrheinungen mit einem opisthotooas-
artigen Zustande aller, besonders der Ruckenmuskeln, ab.
In allen tödtlichen Falten war grosse Abmagerung und brandi-
ger Decubitus über allen Knochenvorsprüngen vorhanden. —
Bei der 26jähr. Kr. mit Spondyl. lumbal, war nie eine Extre-
mitätenlähmung zugegen ; nach der Entleerung eines Con-
gestionsabscesses trat Heilung ein.
Spinalirritation kam bei einem 23jähr, Madchen vor.
Sie hatte vor 3 Wochen an Intermittens gelitten und nur wäh-
rend dej^ letzten Tage Anfälle bekommen , die mit Gähnen
anfingen , worauf heftiges Lachen und Coovulsionen aller
Muskeln folgten; Pal. schrie heftig u. halle bisweilen Opistho-
tonus. Die Anfälle dauerten V2— * Std. Ein leiser Druck
auf die obersten Brustwirbel rief sie hervor. Kalte Begiessun-
gen machten sie verschwinden.
Chorea wurde 6mal beobaclitcl : bei 2 männl. u. 4 weibi.
Individuen. M. G., 26 J. alt, hatte vor 3 J. in Ungarn einen
schweren Typhus überstanden. Jn der Reconvalescenz wurde
er plötzlich Nachts auf der ganzen linken Körperhälfte voll*
ständig gelahmt, und erst nach V« J. stellten sich wieder
Spuren von Beweglichkeit ein. Gegen Ende dieser Zeil zeig-
ten sich erst 1 — 2mal des Tags, später öfter, leichte Convul-
sionen in den gelähmten Extremitäten , besonders in der
obern. Nach 1 J. fand Vf. die Extremitäten wieder vollkom-
men beweglich und den kräftig gebauten, gut genährten Maoo
übrigens ganz gesund. Sämmtliche Muskeln der linken obern ,
Extremität, besonders die des Oberarms, bedeutend byper-|
trophisch. Diese Extremität ist in einer beständigen, zwi- |
sehen Rotation , Flexion und Extension abwechselnden und 1
aus diesen comhinirten Bewegung, so dass Pat. mit derselben |
durchaus keine willkürliche Bewegung vollführen kann, und^
dieselbe, um durch die beständige Bewegung nicht bei anderal
Verrichtungen gehindert zu sein , entweder in einer TascheJ
oder durch Umwickeln der Bettdecke fixirt erhalten mnss.j
Dabei ist die Extremität vollkommen kraftig. In der Unten4
extreroitat nur äusserst selten unwillkürliche Bewegungen. — j
Elektromagnetismus und Dampfbäder brachten nur eine vo^j
übergehende Wirknng hervor; Extr. nuc. vom. aeth. bliebt^
ganz wirkungslos. ^
IV. Pathologie, Therapie u. oiedicinische Klinik.
31
Epilepsie kam 34mal vur: bei 12 mSonl. u. gleichviel
«eibl. iDdiv. Smal war die Krankheit erlilich , 2roal trat sie
karz nach einem Typhoa, Imal nach einer Kopfrerlettung,
Snal 8 — 10 Wochen nach dem Puerperium auf. Häufig
«iren aaa.«er der Zeit des Anfalles einseitige od. auf umschrie-
bene Stellen beschrankte Kopfschmerzen , so wie Zittern der
uBtrm Extrem, and vage Schmerzen in den Extrem. Qber-
biopt zugegen. Nach jahrelanger Krankheitsdauer wurde
zuweilen Schwäche , unvollkommene Lahmung einer Körper-
kälfte und Blödsinn beobachtet. Ein 14jahr. M&dcheo rutschte
während des Anfalles in zusammengekauerter Stellung leise
summend auf dem Boden hin und her, wobei sie vollkommen
bewttsslloa war. — Bei einer 36jahr. Magd , welche die An-
falle nur im Stehen bekam, charakterisirten sich dieselben
nur durch Bewusstlosigkeit und Steifheit aller Wirbelpartien ;
trotz der erst Ijahr. Dauer waren doch Gedachtniss und (Jr-
theilskraft sehr träge. — Eine 20jähr. Kr. sprang bei Beginn
des Anfalles aus dem Bette auf , drehte sich leise murmelnd
einige Male im Kreise herum , und das Bewusstsein kehrte
sogleich wieder. Sechs Mon. nach der Entlassung kehrte sie
mit vollkommnen epileptischt^n Anfällen zurück. — Bei einem
tSjähr. Kr. trat 1 — 2mal des Tags der epileptische Anfall
in Form von Opisthotonus auf und hielt, ohne von Convulsio-
neo begleitet zu sein, durch 5 — 6 Min. an. — Bei einer
30jäbr. Magd , welche in der freien Zeit einen fixen Schmerz
aof einer thalergrossen Stelle des rechten Scheitelbeins hatte,
trat nach 4jähr. Krankheitsdauer vollkommene Paraplegie ein.
Kaiie Douchen u. Flor. %inc. , womit die meisten Kr.
behandelt wurden, waren ohne allen Erfolg.
Sckreibekrampf kam bei einem 4ljähr. Polizeisoldaten
vor. Er hatte schon 2 J. gedauert. Einreibungen von Ol.
terebintb. und Dampfbäder besserten den Zustand [?].
Neuralgia iMehiadica kam 13mal: bei 7 M. n. 6 W.
lor oad hatte ihren Sitz stets im linken N. iscbiad. tf Fälle
bmen allein in den Monaten Mai bis Juli vor. — Lagb auf
im gesunden Seite , ölige Einreibungen und Kataplasmen auf
£e schmerzhaften Stellen, in langwierigen Fällen Dampfbäder
oad kalte Douchen waren von Erfolg.
Lumbago wurde 3roal beohachtei : Imal nach dem He-
ben einer schweren Last, Imal nach einem Falle. Warme
läder, Kataplasmen und Narcotica brachten Heilung.
2) Krankheiten der .4 thmungs Or-
gane.
Katarrh des Larynx u. katarrhalische Stenose des-
selben (welche Krankheiten Vf. zusammenfasst , da die Dia-
|Dose der einen ohne die andere nicht gemacht werden könne)
bn bei 2 M. von 25 u. 40 u. bei 2'Indiv. weibl. Geschlechts
fOD 13 o. 23 J. vor. Die Dauer der Krankheit schwankte
' irischen 3 Mod. u. 3 J. In allen Fällen wurde zuerst Hei-
serkeit und Schmerz beim Schlingen bemerkt; erst später
iilgteo Atbcmbeschwerden. Ausserdem dienten die Verände-
ling des Aihroens, der klanglose Hosten, die Röthung und
iaflockerung der Racbenschh'imhaut , die Erweiterung des
fhoraz mir Verdrängung des Herzens gegen die Mittellinie zur
thagnuse [?]. Die Therapie nar in allen Fallen erfolglos.
Verengerung der Trachea durch Krebs der Schild-
tüse fand man bei einem Manne, welcher früher eine kleine
iBillicbe Geschwulst im Jugulum hatte. Vor 2 J. begann die
bttcbwelluDg d«s rechten Horns der Schilddrüse und die da-
durch bedingte Dyspnoe ; die Geschwulst wuchs seither und
besonders in der letzten Zeit sehr rasch. Seit 0 W. wurde
Pat. bettlägrig, auffallend blass und mager. — Bei der Auf-
nahme fand man auffallende Abmagerung u. Blässe der Haut,
stark nach vorn gebeugte sitzende Lage des Kr. , erschwerte
Inspiration mit Einziehung der Magengrube und letzten Inter-
costalräume. Am rechten Seitenlheile des Halses ein elasti-
scher, mehr als faustgrosser, dem rechten Hörn der Schild-
drüse entsprechender Tumor, über den der rechte atrophische
M. sterno-cleidomast. gespannt war. Im Jugulnm fand sich
ein sehr harter, etwa walinussgrosser Tomor, der an' den
erstem angelehnt erschien. Durch beide Geschwülste ward
die hintere Larynxwand bis zum linken Onterkieferwinkel und
beim Husten unter den linken Gehörgang verdrängt. Die
linke Seitenhälfle des Larynx lag in gerader Bichtung mit
dem Unterkiefer. Bei jeder Inspiration bewegte sich der La-
rynx etwas nach vorn und unten , bei jeder Exspiration nach
hinten und oben. — Thorax normal ; links hinten von der
2. — 4. Rippe Schallverkürzung mit vermehrtem Widerstände
und consonirendem Atbmen ; Stand des Zwerchfells bedeutend
tiefer. Heichlicher, schmutziggrunlicher Auswurf. Viele
Rasselgeräusche am Thorax. Herzstoss am Schwertknorpel.
Nach subcutaner Durchschneidung der untern Enden des
Kopfnickers wurde die Dyspnoe etwas geringer. — Am Tage
nach der Aufnahme starb Pal. — Section. Medullarkrebs
des rechten Lappens der Schilddrüse und der hintern Wand
der Trachea. Krebsige Inliltration der Brustbeinhandhabe u.
des Brustheinendes der rechten Clavicula. Krebs der Lungen.
Intensiver Bronrbialkatarrh. E.xcentrisrhe Hypertrophie des
ganzen Herzens. Venöse Stase sämmtlicher Unterleibsorgane,
sowohl im System der V. cava als der V. portae. Chron.
Magenkatarrh. Frische Pleuritis rechterseits. Fibroide Knöt-
chen an den Pyramiden der rechten Niere. Chron. Hydroce-
phalus massigen Grades.
Der aetite Bronchial katarrh kaui i26mal vor. Vom
Monat Jan. bis Ende April trat er epidemisch auf, u. es wur-
den in dieser Zeit allein 91 Indiv. , 46 M. u. 4tt W., daran
behandelt, die meisten zwischen dem 10. — 40. Lebensj.
Die altern Indiv. litten fast sämmllich an chron. BroochiaU
kalarrb , 5 an Tuberkulose. Fast stets begann der Katarrh
an der Nasenschleimhaut; am 2.-3. Krankheitstage war
immer die Bronchialschleimhaut der vorzügliche Sitz der
Affection. In 41 Fallen war die Schieiiuhsui der Verdauunga-
organe gleichzeitig ergriffen , worunter 4 mit leichtem Icterus
waren. Einmal fand sich gleichzeitiger Blasenkatarrh. Die
meisten genasen in der 1. — 3. Woche; 2mal trat der
Tod ein.
Der chronische Bronchial katarrh und das vesiculäre
Lungenemphysem wurde 57mal beobachtet : bei 31 M. und
20 W. ; — 3liual zwischen dem 50. u. 70. Lebensj. Die
Häufigkeit einzelner Symptome anlangend , so fand sich :
25mul allgem. Hydrops, 2mal Albuminurie (wo die Section
einmal Narben an den Nieren, das andere Mal Hyperämie
zeigte) , 3mat a.Mhmatische Anfälle , 2mal geringes frisches
pleuritiscbes Exsudat , häufig excentrische Hershypertrophie,
Imal hochgradige Entwicklung des sogen. Louis'scben Win-
kels, mehrmals Schmerzen in den Extremitäten. — Die 11
Todesfälle betraffn nur Kr. böhern Alters. — Den Kr. wurde
jedesmal bei heftiger Dyspnoe, und auch wo diese fehlte,
alle 8 — 10 Tage, und wenn die Bronchien viel Secret ent-
hielten , ein Emeticum aus fpecacuanha gegeben , ausserdem
täglich ein russisches Dampfbad angewendet.
Pnetfmonie (primäre) kam 02mal vor: bei 26 M. and
36 W. Hiervon starben 22 (8 M. u. 14 W.)!
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32
IV. Pathotogi«, Therapie u. mediciniicke KUdül
Ait«r.
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—
Di« InflltratioQ betraf 20is«l ili« rechte, 30inal die
lioke, 12iiial beide Luogea. Bei den 22 tödllichea Fallen
war die Paeomonie Omai doppei-, lOmal reckt- uod Omal
liokaeitig. — Nur bei 27 Kr. wurde eine geoauere Anagioete
aurgeooroiiien, welche Foigendea ergab. Zwei woUten ttnmJt-
telbaroach einem Stosae auf deaTiiurax erkrankt aeio ; 14iuBi
war ein Schüttelfrost, Sinai mehriualiges Erbrechen daa erste
KliaAkheit89y^^)tuID. Rostfarbner Auswurf (rat 2iual aui 1.,
4iBal am 2., in den librigeo Fällen erat am 4. Tag« aaf; im-
ner mit demselben gleiclueilig erscbien dje Hydroa febrilia,
die ubhgeus nur 5nAal heubacbtet wurde. Dyspoöc tnit stet«
schon mit der ersten abendiicben Fieimrbilze und dem Bruat-
schmerzc zugleich auf. — Diurrböe trat, meist um drn 5. —
8. T., bei 8 Kr. (wovon 6 starbeo) auf; 2mal (beide Kr. star-
b«B) kaui gleichzeitig Erbrechen. Icteriu kam Omal vor.
CoQVuUioftca und Trismus bei eine« 46jtth#. Manne 8 Sl4.
vor 4eai T«de, hi melirern FftHen fand sichCiweiss im Harne,
da« Mck der Heihmg wieder verschwand. In eMirin tödt-
liehen Falle trat am 8. Krankheilscage recbtseitigc Ptirolitie
auf. Pericarditis (rat 3mal, Pleuritis in greaserer AusJdi-
oangtoal, Misaingitis Imal, acvter Milvtvinor 3iiia< hinzii.-—
Die Tk9rMpie war symptoraatiech ; Bluten(zieh«ugcn «-nrAeii
sie vorgenommen.
Das fl0uriii9ekm EtMudai wurde 44m«l beoba<h(el :
bei 31 M. u. 13 W. ; 2 Indiv. starben. Es >%•» 26iiial (20M.,
6 W.) recht-, ISmal (11 M., 7 W.) linkseitig. Itaal be-
traf es Indiv. zwiachen 20 u. 30 i. Kur ia 34 FSileo war
daa Exe«dat frisch entstanden.
Bei Gelegenheit eines f alles, in dem die Parac^ntese des
Thorax mit Glöek gemaeht wurde, beifterkt VC, dass alle lo-
stnimente, welche den Lnfteintritt in die Pleura zo verhrndero
suchen , uberlliissig sind , da dieses gefurcbtete Moment gar
nicht so gefährlich sei, als man gewöhnlich glaube. Diess
würde durch die Erfolge so vieler , in Prag und an anders
Orten mit dt*n verschiedensten Instrumenten , selbst mit dem
einfachen Bistouri und unter den ungünstigsten Verbaltnlssea
unternomnieneo Operationen erwiesen u. s. w. Dass nacli
dem Lufteintritte das Exsudat schnell zu Eiter oder Jauche
lerEallc, hahe nur in der schon früher bestandenen schlecbtea
Beschaffenheit desselben seinen Gruud^ und wäre wabrscheto-
üch auch ohne Operation eingetreten {?].
Eine der Kr. bekam die Cholera. Das bis an die 1. Rippe
reichende und schon durch längere Zeit unverändert geblie-
bene Exsudat war 3 Tage nach dem Aufharen der Ausleemo-
gen erst an der 4. Rippe nachzuweisen ; bald danach wurde
ein deutliches Reihungsgerausch hörbar und das Exsudat ging
von jetzt an rasch zurück.
Lmigeniuberkulose kam 210mal vor : bei 122 M. und
88 W. , davon starben 85: 47 M. u 38 W. Was das Alter
und die Erblichkeit anlangt, so ergab sich folgendes Ver-
bällniss.
Im Alter von
Aufgenommen.
Gestorben.
Ererbte Tuberkul.
Erworbene Tuberfc.
M.
W.
M. W.
Antigen.
Gestorb.
Aufgen.
Gestorb.
3 Jabren
1
—
— \ —
—
—
—
—
10—20 ,
9
5
5
10
3
—
—
20--30 ,
23
23
$
24
6
10
30—40 ,
32
23
9
20
4
18
40---tt0 ,
20
Itf
7
10
4
14
ÖO— 00 „
21
4
9
4
—
2
60—70 ,
12
13
9
—
—
6
70—80 ,
4
4
3
—
—
—
—
82 ,
—
1
—
—
—
—
—
In der Aetiologie macht Vf. besonders auf das Ichthyosis , der andere seit seiner Jugend an allg«^
Aunre!en der Tuberkulose nach pieurit. Exsudaten Dieinem Prurigo gelitten halte, so wie bei einem Kr«
und nach ehron. Exanthemen aufmerksam. So kam mit Rupia ; nach einem pleurit. Exsudate aber 5(nal^
sie bei 2 Kr. vor, deren einer schon Jahre lang an Hierbei bestreitet Vf. Dittrich's Ansicht, weicht^
IV. Palholotfie, Therapie u. mediciniseh^ Klinik.
das Aiiftrelen der Tuberkulose nach plenril. Exsudat
an jenen Zeitraum bindet , wo nach der Resorption
ifie Lungenzellen erweitert werden. Abgesehen von
der Unwahrscheinirchkeit einer Ausdehnung der Luft-
tdlen naeh einem gr(»s.sern pleucitischen FiXsudale, so
srh«inl die Tuberkel in fiItr«'KioH fast zu jeder Zeil ge-
schehen zu können, wenn nur ein Lungentlieil nahezu
luflleer ist. Ferner wird bei und nach Heilung eines
piewit. Exsudats der Thoraxraum stel^ kleiner» folg-
li«!h die Lunge auf ein kleineres Volumen besehrjinkt.
Nur auf der andern Seite geschieht eine sogen, com-
pensireode üyperlrophie der Lunge, die Tuberkel
alter lagern sicU meist beiderseits, sowohl in der
comprfnMrten , als in der hypertrophischen oder ge-
sunden Lunge, und endlich findet sich bei Exsudaten,
die nur den untersten Theil der Pleura einnehmen,
dtt spätere tuberkulöse Erkrankung sowohl in der
oliern gssiindwi, als in der vom Exsudate umgebenen
Partie.
Ausser (ttD bekiiBDten Symptomen, sieht es Vf.
als charaklerislisch für Lunganiuberkulose an, dass
das Zwerchfell auf dier erkrankten Seite in dergrössten
Zahl der Falle höher als gewöhnlich steht Der Grund
hiervon liegt in der allmäligeD Verkleinerung der
kranken Luoge, besonders aber in pleuritischen Ad-
hSsionen , die nicht bedeutend genug , um eine im
Leben bemerkbare Verengerung des Thorax zu be<iin-
gen, oder durch suhjective Symptome auf das Dasein
oner Pleuritis aufmerksam zu machen« dennoch diurch
tfar Scbrumpfea das Zwercbfell nachziehen u. dadurch
4iD Thoraxraum verkleinern. In seltenen Fällen jedoch
(wie 1 :S&) stand das Zwercbfell tiefer als gewöhn*^
lieh, der üerzstoss war näher gegen das Brustbein
gerückt, die Lungen waren emphysematös ; solehe
Valle kamen meist neben alter Tuberkulose vor, und
zriebfleten sich , besonders wenn das Emphysem bei-
derseitig war, stets durch heftige Atheml>esch werden
aus. — hl den meisten Fallen von chron. Toberk.
wurden neben dem fortschreitenden Erblassen der
Uaut an einzeihen Stellen, vorzugsweise den Hand-
tellern, am Hucken und Scrotuni einzelne glänzend«-
weisse, dorn Narbengewebe ähnliche, oft über 1" im
Durchm. hallende Flecke beobachtet. Dieses sogen,
j4chrom entstand oft ersl wühreud der Behajidlung
in der Anstalt; in einzelnen Füllen von acuter Tuber-
kulose bildete es sich sehr rasch aus und verbreitete
sich zunehmend bis zum Tode.
Vr. beobachtete die Tuberkulose fast alier Organe : n«bea
der der Lungen am häungsten zugleich tuberkulöse Darmg«*
schwöre, 3nial Meningitis tuberc., Imai Hirntuberkel, lOmai
LarynxLuberk. mit Gescbwiirsbildung, mehrere Male Toberk.
des PeritoDüuins , 2mal Nieren-, Imal Hodentuberk. ,. Goial
Tuberk. der Hslsdrüsen y 2n[ial tuberk. Caries der Hand- und
Fusswurzel kilochen und Phalangen , öfter (s. uoien) tuberk.
Caries der Wirbel. — Von nicht tuberk. AflTectioaen kamen
als Cowplication vor : 3mal Anschwellung der Schiiddrusa mit
eingebetteten grossem Colloidhälgeo , 2msl Hypertrophie mit
Dilatation des rechten Ventrikels neben Luageoempbys«»^
Iroal frische Endocarditis , Imal perforirendes Magenge-
schwür [?] , mehrere Male SäuFerdyskrasie , sehr häußg MiStt»
slruationsanomulien, 32mal Oedem der Extremitäten und all-
gemeiner Hydrops, 6mal Morb. Biightii. 8mal kamen Kr.«
die vor kurzer Zeit geboren hatten, mit Tuberkulose zur
Beobachtung. 2 Kr. hatten vor einiger Zeit ein hartnäckiges
Wechseineber [?] überstanden und nachher erst Hämopioe
bekommen , nachdem sie früher ganz gesund gewesen waren.
1 Kr. hatte früher wiederholt an Bleikolik gelitten. — Panir
plegie ohne Wirbeizerstorung sah Vf. bei 2 tuberkul. Ffauen :
in dem einen tödtlichen Falle fand man den Räcbentbeil der
Med. spin. etwas härter als gewöhnlich, und sonst nichts Ab-
normes. — In vielen Fällen fand Vf. auch an andern Köp-
perstelien , den Armen , Schenkeln u. s. w. mehr weniger
heflige ziehende oder reissende Schmerzen, ohne dass sich da-
selbst eine Veränderung nachweisen liess.
3) Krankheiten der Kreislaufs Or-
gane,
Das Vorkommen der Herzkrankheit nach Alter u. s. w.
ergiebt folgende Tabelle.
Alter.
10—20 i.
20-r30 „
30—40 ,
40—50 ,
50— 60„
60—70 »
70—80 „
Zahl.
Krankheit.
— M., 2W.
1 . 4 ,
4 • 6 .
1.2.
3 , 3 ,
- « 2 .
Stenos. ost. ven. sin. >}
Aneur. aort. adsc.
Sten. ost. ven. sin.
Insuff. valv. aort. 1
Sten. ost. ven. sin. 2
Hnsuff. valv. aort. 2
I Sten. ost. veo. sin. 3
( Aneur. cord. 1
Sten. ost. ven. sin.
Gestorben.
1 M., 1 W.
1 M. (Sten. ost. ven. sin.)
2 j 1 W. (Sten. ost. v. s.
) 1 ftl. (Ins. valv. aort.)
II W. (Ins. valv. aort.)
IM., IW. (Sten. ost.
ven. sin.)
1 W. (Aneur. cord.)
1 W.
11 » 19 „ |25mal Sten. ost. ven. sin. |10:4 M. u. 6 VV.
Summa 30 c. Insufif. valv. mitr.
1) Immer gkicbzeitig mit Insuflicienz der Bicuspidalklappe.
. Jablikk B«. 7». HA. 1.
Digitized by VjOOQ IC
5
34
IV. Pathologie, Therapie u. medicinische KliniL
Id 12 Fallen von Stenose des linken Ost. ven. war acu-
ter Gelenkrhenmatismus ein oder mehrere Male vorhergegan-
gen ; bei 3 Fällen scheint die Endocarditis während der Hei-
lung eines Knochenbruchs aufgetreten zu sein. Bei dem
Aneur. aori. adsc. ging vor 2 J. eine Fractur der linken Cla-
vicula voraus , worauf sich unmittelbar Dyspnoe und Herz-
klopfen einstellte. In den 3 Fällen von Insufficienz der Aor-
tenklappen war hochgradiger atheromatöser Process aller
Arterien vorhanden.
Eine 45jähr. Frau hatte vor 6 und vor 3 J. an Rheuma-
tismus acut, der Knie- u. Ellenbogengelenke gelitten. Gleich
nach der ersten Affection trat Dyspnoe und Herzklopfen, bald
darauf leichtes Oedem der Fusse ein. Seit mehrern Wochen
grössere Athembesch werden. — Pat. ist massig blass und
mager. Rechter Thorax etwas weiter als gewöhnlich ; Per-
cussionsschall vorn von der 4. , hinten von der 5. Rippe bis
nach abwärts gedämpft; daselbst kein Athroen hörbar. Herz-
stoss zwischen 5. u. 0. Rippe , hebend und in grösserer Aus-
dehnung fühlbar. Von der 3. R. links bis zur 7., so wie in
derselben Ausdehnung über dem Sternum ist der Schall ver-
kürzt; ein systol. und ein diastol. Geräusch an der Stelle des
Herzstosses hörbar, 2. Pulmonalton verstärkt. An der linken
Hälfte des Thorax und Bauches bis zur Leiste, so wie an der-
selben Seite des Halses zahlreiche, weite Venenstämme sicht-
bar , ebenso am Rucken dieser Seite. (Diese Gefassausdeh-
nung will Pat. erst seit 3 Wochen bemerkt haben.) Massige
Dyspnoe. Puls 80. Allgemeinbefinden wenig gestört. Nach
einigen Tagen trat Anschwellung und Schmerzhafligkeit des
linken Sternoclaviculargelenks und später eine leichte Vor-
treibung der Mitte des Sternums von der Grösse einer Nuss
ein ; diese Stelle war hart anzufühlen, sehr schmerzhaft, der
Pulsschall über dem Sternum von der 2. Rippe bis abwärts
kurz; zugleich Anschwellung der linkseit. Achseldriisen. Son-
stiges Befinden nicht gestört. Nach 6 Woch. verlor sich die
Geschwulst des Sternum, so wie die Drüsenanschwellung, die
Percussion über dem Sternum wurde voll und hell. Keine
Veränderung der Herzerscheinungen. Nach 3münatl. Aufent-
halt wurde Pat. entlassen.
Ein 63jähr. Mann mit Insufficienz der Aortenklappen
bekam seit 3 J. zu unbestimmten Zeiten beim Gehen einen
brennanden Schmerz unter dem Sternum , der sich bis in den
linken Arm erstreckte ; zugleich trat Ameisenlaufen und das
Gefühl von Taubsein in demselben hinzu. Die Anfälle dauer-
ten 3 — 10 Min. und hörten auf, wenn Pat. stehen blieb oder
sich niedersetzte. Constant war dabei eine bedeutende
Schwäche in der linken obem Extremität.
4) Krankheiten der Digestionsor"
gane.
Krebs der Zunge bei einem 36jähr. Manne, Krebs des
Oesophagus bei einem tf2jäbr. Weibe.
Cardialgie kam 48nial vor, worunter 41 W., die meist
(27) zwischen dem 20. — 40. Lebens] . standen. Bei keiner
derselben waren chlorotlsche Erscheinungen vorhanden.
Das perforirende Magengeschwür fand sich bei 21
Kr. : 11 M. u. 10 W. Bis auf 3 Kr. von 18 , 10 u. 56 i.
standen alle zwischen dem 24. u. 44. J. Keiner derselben
starb.
Als eins der auffallendsteD, jedoch dem Magenge-
schwüre nicht allein zukommenden Symptome erschien
dem Vf. die oft enorme Ausdehnung des Magens.
In solchen Fällen war der Schmerz auch immer in-
tensiv, und steigerte sich noch bei Bewegungen des
Körpers , beim Husten u. s. w. In einzelnen Fallen
war der Schmerz gerade bei leerem Magen am heftig-
sten. Alle Kr. litten an Blutbrechen, oder hatten
wenigstens früher daran gelitten ; bei manchen wie-
derholte sich dasselbe täglich , ja oft 2 — 3mal am
Tage » meist erst nachher kam der heftige Schmerz*
anfall. — Die Wintermonate zeichneten sich durch
das Auftreten heftigerer Schmerzanf^lle aus; im Som-
mer minderten sich meist alle Erscheinungen. Zwei
Kr. litten zugleich an Tuberkulose.
Ulcus perforans duodeni kam Imal vor. Ein SOjahr.
Tagarbeiter litt seit 8 J. an zeitweiligem Erbrechen , womit
manchmal schwärzliche Massen entleert wurden , und an hef-
tigen cardialgisrhen Schmerzen ; auch ist er seit dieser Zeit
bedeutend abgemagert. — Der Magen fand sich bedeutend
ausgedehnt, schmerzhaft, um den Nabel der PercussionsscbaU
kurz, die Besislenz etwas vermehrt ; in den Lungen Tuberku-
lose. In der letzten Zeit wurden die cardialgischen Anfälle
häufiger, das Erbrechen wiederholte sich öfter, und Pat. starb
nach einem solchen Anfalle. — Section. Perfor. Geschwur
des Duodenum mit Durchbruch in die Bauchhöhle u. Absces-
sen zwischen einzelnen Schlingen des Darmkanals, Verenge-
rung des Duodenum in Folge von Schrumpfung , consecutive
Hypertrophie und Ausdehnung des Magens , Erweiterung des
Duct. choled. u. hepat. ; ein geheiltes rundes Geschwür am
kleinen Magenbogen nächst dem Pylorus; chron. Lungentu-
berkulose mit Cavernen; acutes Lungenödem; chroo.
Milztumor.
Magenkrebs kam 12mal vor: bei 8 M. u. 4 W.,
5mal zwischen dem 50. u. 60. Lebensj., 9 Kr. star-
ben. Meist war das erste bemerkbare Symptom eine
grössere Ausdehnung des Magens, der erst spater
Erbrechen (und das Fahlbarwerden eines Tumors)
folgte. Einmai täuschte eine von starkem Erbrechen
begleitete krebsige InGltration des Pankreas und der
Nachbardrüsen, wobei durch einen tastbaren grossen
Tumor der Pylorus comprimirt wurde, eine Aflection
des letztem vor. Krebs des Perilonifum zugleich mit
Magenkrebs kam einmal vor. — Das Erbrechen einer
chocoladeähnlichcn Flüssigkeil kam nur bei 4 Kr.
vor. Habituelles Erbrechen fand sich nur in 5 Fällen.
Bei einem 70jiihr. sehr maraslischen Weibe dagegen,
die in den letzten Wochen ganz besinnungslos war,
mitunter furibunde Delirien und in der Anstalt nie
erbrochen hatte, fand sich Pyloruskrebs mit massiger
Stenosiruug, ausserdem Reste alter Apoplexie und
Sklerose des Grosshirns. — Hartnäckige Diarrhoe
kam 4ma] (Imal mit Follicularversch wärung des Dick-
darms) vor, und zwar bei den ältesten Individuen,
wo der Krebs weiter vom Pylorus entfernt und keine
Stenose vorhanden war. Fand letzteres Statt, so
zeigte sich meist Stuhlverstopfung. Blutige Diarrhöe
kam imal bei Perforation des Colon vor, Imal bei
einem am kleinen Bogen sitzenden KrebsgeschwUre,
bei dem zugleich Perforation in die Glisson*sche
Kapsel und Peritonitis eingetreten war, ferner bei
einem TOjähr. Manne mit allgemeinem Hydrops, wo
die Blutung nach Arrosion eines grössern Geßlssea
durch den Pyloruskrebs erfolgte.
Gleichzeitige Krebsablagerungen fanden sich 8mal in der
Leber, Imal in der Dura mater, Imal zugleich im Pankreas
und Bauchfell; obsolete Tuberkel 2mal in den Lungenspitzen,
Imal in den Bronchial drfisen und denen des vordem Mediasti-
nums. AUgem. Hydrops trat in 4, Perforation des Magens in
3 Fällen ein.
Perityphlitis wurde bei einer 57jShr. Frau beobachtet,
die früher immer gesund war. Sie beliam vor 8 T. Schmerz
oberhalb der rechten Lendengegend , 2 T. danach Hitze und
Kalte, grosse Mattigkeit, weshalb Pat. bettlägrig wurde. Seit
mehrern Tagen Stuhlverslopfung. Nach einem Purgans einige
IV. Pathologie» Therapie a. medieinische Klinik.
36
StaklacleeniDgeii und vorfibergebende Besserung der allgem.
EncheinuDgen , obne üass jedoch der Schmerz im Uoterleibe
aaigebört hätte. — Stat, praes, am 31. Oct. : Haut heiss
Uli leicht ikterisch. Zange trocken. Stand des Zwerchfells
rethts an der 5. Rippe; Herzstoss aber der linken 5. Rippe.
KMDaier Percassionsschall am Thorax und Vesiculärathmen
■k wenig Rasseln. Herztöne normal.' Puls 84> Unterleib
iBtssig ausgedehnt; Percussionsschall über der rechten Ingui-
■algegend bis 3" nach aufwärts kurz; die Berührung dieser
Gegend sehr schmerzhaft. Stahlentleerungen immer unregel-
■aaaig, im spätem Verlaufe einige Male Diarrhoe. — Der
Schmerz im Unterlcibe blieb durch den ganzen Verlauf fast
iniaer in gleicher Intensität, dagegen stellte sich 1" über
der Mitte des Lig. Poupart. eine deutlich vermehrte Resistenz
no. Am 11. Nov. heftiger Schmerz in der rechten Thorax-
bälfte; der Percnssionsschali von der 4 Rippe bis nach ab-
wärts gedämpft; die Leber mit ihrem Rande unter dem Rip-
probogen; heftige Dyspnoe; Haut sehr heiss und trocken.
Arterien sehr eng; Puls 108. Mehrere flüssige Stühle. Am
14. NoY. Abends ein Schüttelfrost ; das pleurit. Exsudat höher
gestiegen; fortwährende Diarrhöe. Wahrend der folg. Tage
nscher Verfall der Kräfte, einige Male Erbrechen einer grün-
lichen, nicht übelriechenden Masse. Tod am 20. Nov. —
Seeiion. Chronische Geschwüre des wunnformigen Fortsatzes
mit Perforation. Abscess hinter dem Colon bis zur Leber
■ach aufwärts . Abgesacktes eitriges Exsudat zwischen Leber
und Zuercbfell mit Perforation des letztern. Empyem rech-
terseits; Compression der Lungen.
Peritonitis in Folge von Darmkrankheiten kam ausser-
dem noch 5mal vor: Imal durch Achsendrehung des Dünn-
danos um ein mit dem Dönndarmgekröse und dem Blasen-
Kbeitcl Terwachsenes Stuck des grossen Netzes.
Typhus kam bei 98 Rr. : 53 M. u. 45 W. vor; davon
starben 13 : 7 M. , 6 W. Er wurde 25mal zwischen dem
10. — 20., 49mal zwischen dem 20. — 30. J. , bei einem
ipkr. Knaben u. einem 78jäbr. Weibe beobachtet. — Einige
Male begann die Krankheit mit fast typisch auftretenden Fie-
beraofällen. — Die Roseola typh. war 5mal über den ganzen
Baanpf, ja selbst über die Extremitäten verbreitet. (Spärliche)
Petechien kamen 8mal vor; 7mal nach starken Schweissen
eine Eraplion von Miliaria ; bei einer ISjähr. Magd (geheilt)
am 10. Kraokheitstage Gesichtsrothlauf; bei einem 24jähr. M.
3T. vor dem Tode brandiger Decubitus und pempbigusähn-
&che Blasen am Gesässe und den Unterextremitäten. Ge-
schwüre im Larynx und Pharynx 3mal. Bei einer 22jähr.
^d deutliche Blutgeräusche , sowohl in den Halsgefässen,
als im Herzen nnd in den grossen Gefässen ; sie verloren sich
im spitern Verlaufe. In den Lungen fand sich in den meisten
Fällen Infarctus und Pneumonie meist der untern Lappen. —
Die Section zeigte 3mal lobäre Infiltration der untern Lappen,
imal lobuläre Pneumonie , 2mal zugleich mit Metastasen in
der Milz , worunter ein 22jähr. Mann , der nach Swöchentl.
Krankheitsdauer pyämisch starb, und bei dem sich ausserdem
zahlreiche Ablagerungen im Unterhautzellgewebe der Paroti-
dealgegend , der linken Armbeuge, des Thorax , des Gesässes
■nd der untern Exlremitäien bildeten, welche sehr rasch,
a«>i«t 24 — 18 Std. nach ihrem Auftreten jauchig zerflossen u.
die Haut im weitem Umkreise entblösten. 3mal fand sich
Pleoritis, Imal zugleich mit Pericarditis ; bei einem 46jähr.
Hanne uebst typbösen Darmgeschwüren indurirte Tuberkulose
aad chroo. Phthise beider Lungen. Eine Kr. wurde 3 Tage
aacb der Entbindung tobsuchtig und starb 7 T^ später; man
bnd typhöse Infiltration im lleum und in den Gekrösdrüscn
mit Geschwursbildung im untern Theile des lleum, faserstoffige
Endometritis mit Geschwüren am äussern Muttermunde und
in der Scheide ; acutes Lungenödem mit lobulärer Pneumonie
im rechten obern nnd mittlem Lappen. Einen ähnlichen
Befund bot eine andere Kr. , die erst 4 Woch. nach der Ent-
bindang starb. Femer starben 4 von der epidem. Brechruhr
BeCalleae, ein Kr., bei dem in der 3. Woche Parotitis auftrat,
H> wie ein IBjähr. Mensch, bei dem sich in der Reconvalescenz
Caries des Felsenbeins mit Gerinnung im Sin. transv. und lo-
buL Fneumonie einstellte. — 4 Kr. , von denen 2 starben,
varen firüher im Hosp. an Syphilis behandelt worden.
In allen schwerern Fällen von Typhus (so wie in
allen schwerern Krankheiten überhaupt) war der
Thorax wenig erweitert, der Herzimpuls naher dem
Sternum und (bei nicht bedeutendem Meleorismus
nur zu Anfang u. in der Heilung) stand das Zwerch-
fell tiefer. Mit der Genesung glich sich diese von
verminderter Elaslicitäl des Lungengewebes herrüh-
rende Erscheinung stets wieder aus.
Vom Icterus , welcher bei 8 Kr. , die sämmtlich unter
dem 34. J. standen, als catarrhalis, 4mal als calculosus vor-
kam, sind folgende Fälle bemerkenswerlb.
Ein 68jähr. Mann hatte seit mehrem Tagen Appetitlosig-
keit, bitlern Geschmack im Munde und Icterus, worauf einige
flüssige Stühle eintraten ; er war noch nie ikterisch, hatte nie
Schmerz in der Lebergegend gehabt. Während der letzten
Tage trat Hitze und Durst auf. — Bei der Auftiahme waren
die Hautdecken heiss, der Unterleib massig meteoristisch, die
Lebergegeod etwas schmerzhaft bei Druck , die Leber unter
dem Rippenbogen nicht hervorragend. Puls 76. Mehrmals
diarrhöische Stühle , die zuerst ohne Gallenfarbstoff, später
deutlich gallig gefärbt waren. Der Schmerz im rechten Hy-
pocbondrium steigerte sich fortwährend , der Icterus blieb im
Gleichen. Der Kr. ward rasch magrer und schwächer, und
starb nach 9tägiger Behandlung. — Section. Gallenconcre-
tion im Duct. choledochus mit Erweiterung desDuct. hepatic,
cystic. und ihrer Verästelungen in der Leber. Verödung und
partielle Verschorfung der Gallenblase. Jaucheherde in der
Gallenblasenfurche. Chron. Hydrocephalus und allgemeine
Wassersucht geringen Grades. — D. A., 50jähr. Taglöhnerin,
leidet seit Jahren an Amaurose, seit 2 J. an einem Unter-
schenkelgeschwure. Vor 3 Woch. trat allmälig Icterus auf,
der ziemlich langsam zunahm und dann stationär blieb. Die
Untersuchung der Leber gab keine Veränderung, weder da-
mals , noch bei der Aufnahme. Kein Schmerz in der Gegend
des rechten Hypochondrium ; Harn stark dunkel gefärbt;
Fäces erst weisslich , später braun pigmentirt. Nach 14täg.
Dauer des Icterus traten Schüttelfröste auf; 3 Tage später
Pneumonie links unten ; 4 T. danach Tod. -7- Section. Me-
dullarkrebs des Duodenum an der Ausmundung des Duct.
choled. mit Ausdehnung der Gallenwege und Verschorfung der
Gallenblasenscbleimhaut am Fundus ; Anlöthung dieser Stelle
an das Colon. Trübung und Verdickung der Innern Hirnhäute.
Chron. Hydrocephalus. Rigidität der Aorta.
Krebs der Leber (ohne Magenkrebs) kam 2mal vor:
imal mit Krebs des Oberschenkelknochens (und doppelter
Fractur desselben) , des Herzens , der Lymphdrüsen , Com-
pression des Duct. choled. durch krebsige Drüsen und lobu-
lärer Pneumonie, — Imal mit Krebs des Hodens, Nebenho-
dens und der Inguinaldrüsen rechterseits.
Leberatrophie u. Pylephlebitis fand sich bei einer
26jähr. Frau , die seit längerer Zeit hydropisch war und an
Albuminurie litt. Die Section ergab Atrophie der Leber durch
Verdichtung des parenchymatösen Bindegewebes, Erweiterung
und Verdichtung der Häute der Pfortader und Pylephlebitis
Jüngern Datums, chron. Hypertrophie der Milz.
fFechselßeber kam SOmal vor: bei 50 M. u. 30 W.
16 Indiv. waren zwischen iO — 20, 41 zw. 20 — 30, 12 zw.
30 — 40 J. alt, die übrigen 11 waren über 40 J. — Der Ty-
pus der Anfälle war meist der tertiäre, nur in 4 Fällen kehrte
das Fieber am 4. , und in 5 täglich wieder. Bei vielen der
Erstgenannten war der Typus zu Anfang der quotidiane gewe-
sen. Fast bei Allen traten die Anfälle bei Tage auf, nur bei
3 während der Nacht.
Aus seinen Beobachlungen schliesst Vf. Folgen-
des. Die Fnteroailtensanfälle bleiben auch ohne alle
arztliche Hülfe nach längerer oder kürzerer Zeit end-
lich aus, nachdem dieselben in Bezug ihres Eintretens
und ihrer Dauer unregelmässig geworden sind. Solche
Wechselfieber hinterlassen immer grosse Milztumoren,
36
IV. Pathologie, Therapie u. medicinische Kliiiai.
so wie gewöhnlich Hydrops. Rie Anfirtle kehren
letc?ht «ttrttok und sind dann meist uf» regelmässig.
Hassetbe geschieht hei einer ungendgcnden oder un-
zweckmNssigen Behandlung der ursprünglichen Inter-
roittens. Sind hei grossen Milelamoren die Anfaiie
spontan ausgewichen, oder nur mit unregelmassigenn
Typws wiedergekehrt, so vermag die Kiwisl Nichts ftlr
die Verkleinerung der Geschwulst. Wo jedoch nach
vollkoronaener Heilung die AnHiHe, wenn auch zum
2. u. 3. Male wiederkehrend, doch noch ihre volle
Intensität und Dauer halten, hliehen dieselben nach
dem €hiiiingehr»uche nicht nur aus, sondern dfe Milz
verkleinerte sich noch um ein IJctrSchlliehes , oder
kehrte zu ihrem normalen Volumen zurück. — Das
Verschwinden des Tumors ist mit vollsläiidigor Hei-
lung ziemlich identisch, da hei Kr., wo das geschieht,
keine -Rückfälle eintreten. Wo aber nach längerem
Gebrauche der Antitypica der Tumor unverändert
bleiU , bleiben die Paroxysmen wohl fUr den Augen-
blick aus , kehren jedoch hei der ersten besten <ie-
legenheit wieder. Bei solchen chron. Tumoren hielten
die Fielieranfälle öfter keinen regulären Typus ein, u.
setigten keine genaue Gliederung in das Hitze- und
Kähe9tadiuiB, sondern es trat entweder nur ein ieioh-
les Frösteln , oder nach einem kurzen Kälteschauer
etwas Hitze des Körpers mit wenig oder gar keinem
Schwetsse verbunden , o4er endl^rh nur ein typisdi
wiederkehrender profuser Scihweiss ohne vorherge-
hende Kälte als Andeutung des frühem vollständigen
Anfalles auf. Solche irreguläre Paroxysmen ver-
schwanden wohl für einige 2eit nach dem Gebrauche
des ChiTiin. sulphur. oder der Tinct. Fowleri , kehr-
ten jedoch auch unter Anwendung dieser Mittel nicht
selten wieder zurück , und erforderten zu einer tem-
porären Heilung eine lange fortgesetzte Behandlung
und grosse Gaben des Chinins. — Von 42 Kr,,
welche in den Monaten März bis Juni in ßehandhing
kamen, hatten nur 2 Hydrops, während von 16 -Kr.,
welche vom Oct. bis Febr. aufgenommen wurJoii , 5
bedfentend hydropisch waren. Bei Allen hatte die
Krankheit schon durch Monate gedauert, die Milz war
sehr vergrösserl und konnte in keinem Falle nm ein
Bedeutendes cum Schwinden gehracht werden. Aibu-
mimirie fand sich in 4 Fällen: bei einer 60jähr.Frau
trat der Tod ein, es fand sich allgemeiner Hydrops
der serösen Säcke nnd des ün-terhautzellge wehes. —
Die Behandltmg anlangend, so wurde das Schwefel-
saui^ Chinin in grossen Gaben (Gt. x — xvjjj p. d.)
kuns nach dem letzten Anfalle gegeben , so dass we>
nigülcns 12 Std. freier Zeit für die Einwirkung des
Präparats übrig blieben. Die Giüsse der Dosis (10 —
18 Gr.) war nach der Dauer «ler Inlermittens vcr-
schieiden: es wurde entweder nnr eine solche Dosts
gegeben, oder 1 — 2 Tage danach dieselbe wieder-
heü, oder eine Ueinere von 6 — 8 Gr. veral>reicht,
wenn aooh «der Anfall atisgebHehen , aber die Milz
noch sehr gros« 'war» Nach oder während der An-
weod«ing der grossen Dosen , sol^akl die Anfälle aus-
gebliehen w«reR, wurde 4ie Solution des Chinin nach
Pi«rry (Gr. vijj, Aq. destilL 5vjjj mitAcid. sulphur.
dil. gtl. xvj) lägHch zu 2 — 3 fissl. so lange verab-
reicht , bis der Milzlumor ansehnlich verkleinert war.
Blieb der Tumor durch längere Zeit slaliftuär , so
wurde wieder eine grössere Dosis Chinin geg<d)eii u*
darauf mit der Solnti<yn feirtgc fahren. In einzelnen
Fällen wurde auf diese Art bis zu 84 <3r. Chinin ver-
abreicht. — Auch Arsenik wurde versuchsweise
angewendet. In frischen Fällen vermochte die Tinct.
Fowler. zu 5 — 8 Tr., 2fnal des Tags gegeben, nicht
den Eintritt dos-nächslen Anfalles zu verhüten , und
gewöhnlich traten noch 2 — 3 Anfälle unter dem Ge-
brauche dersf'lben ein ; auch die Milz verkleinerte
sich nur sehr langsam, einige Kr. wurden sogar bald
hydropisch. Kbenso wenig vermochte der Arsenik
die chron. Milzlumoren zu verkleinern ; dieselben
wuchsen vielmehr noch und die Paroxysmen blieben
nicht aus.
An Cholera wurden 145lndiv. behandelt: 52 M.
und 93 W. Hiervon starben 62: 19 M. u. 43 W.
Hierunter erkrankten 23 in der Anstalt: 4 M. u. 9 W.,
und starben 14: 3 M. u. 1 1 W. — [Das, was Vf.
über die Aetiologie und Contagiosität der Cholera
sagt, übergehen wir, da es dem Zwecke dieser Zeit-
schrift zu fem liegt,] — Die Krankheil begann im-
mer mit Diarrhöe, welche bald nur 1 Std., bald
selbst 14 Tage dem Erbrechen und Erkalten voraus-
ging. Die anfangs kothig und gallig gefärbten Stuhl-
gänge erhielten meist er»t später die charakteristische
weisse Farbe. Sie waren nur tu weilen von Schmerz
im Unterleibe begleitet; nicht selten bezeichnete ein
solcher den Beginn der Diarrhöe. In andern Fällen
trat zugleich mit dem ersten Stuhlgänge eine heftige
Ohnmacht ein. Nach verschieden langer Zeit kamen
das erste Erln-echen , die Erkaltung der ^ Haut , die
Wadenkrämpfe. Das Erbrechen war nicht immer
weisslich, zuweilen durch den ganzen Verlauf grttn-
lich. Rald trat es nnr 1 — 2mal ein , bald hielt es
bis ins Reactionsslndium an. Die Erkaltung der flaut
w^ar nie am ganzen Körper gleichmässig; die an dttr
Peripherie gebogenen Tbeiie waren stets am kältesten.
Zugleich wuide die Urinsecretion unterdrückt. 1«
diesem Stadium beobachtete Vf. die rasche Vorkleinr-
rung von pleuril. , pericard. und periton. Exsudaten.
Der Puls war nicht fühl-, der 2. Herzton nicht hör-
bar. — Oie Reactien war bald voUkommen , bald
nicht. In diesem Stadium trat bei Schwangern Ab-
ortus ein. Jene kam nach verschieden langer Dauer
des Kältestaüiuros, im Maximum von 36 Std. Sie
wurde durch i\\e Rückkehr einer gleichmässig an
allen Theilen vertheillen Körperwärme l)ezeicbnct.
Hiermit hörten meist auch die Ausleerungen , beson-
ders das Erfircclien, auf; zugleich wurde die Secre-
tion des anfangs meist etwas eiwetsshaltigen Urin«
wieder hergestellt. Die vollkommne Reaction wurde
meist nur bei rüstigen, gesunden Individuen beob-
achtet, einmal jedoch auch bei einem 70jäbr. Manne
schon nach 10 Std, Die unvolIkoinraBe Aeaction
charakterisirte sich durch andauernde Entleer ongen
bei ungleichmässiger Verlheilung der Körperwärme.
Waren die Temperaturdifferenxen einzelner K{H*per-
IV. Pathoiagie, IViempie a. medkmiBoke Klinttk
37
dieite Mhr lieileul^ti^ , 90 (ral stets der Tod ein.
Zugleich 1)lieb die UrinsecretioD unterdrück! od. spär-
lifh, oder es war, wenn Harn secomirt wurde, Re-
teiition dexi^elben cugagen. Noch h{iu6g«r fand sich
tes hei der urämischen form und vorwi^^sweifte hei
Diplilherilis der Blase. Bei der unvollkommnen Porn
Jer Beaclion zeigte sich das Choleraexanthem : ver-
srbicdeu his Uobnengrosse, intensiv rpthe Fi(>cke, die
uhne suhjective Erscheinungen plfllzlich und meist
2m Hand- und FussrUcken, seltner am Kniegelenk,
siclilh;»r wurden, durch 3 — 4 Tage un verein der t blie-
bro, dann erhiassten und ganz verschwanden. Nicht
selten zei<;len sich an der Stirn kleine his stecknndel-
kapfgrosse Papeln, oder eine diffuse erythematöse
RGlhung der Stirn. In einzelnen Füllen hemerkte
man zu derselben Zeit das Auftreten einzelner kleiner,
der Miliaria ähnlicher Bläschen auf der Stirn; bei
0iMDi4OjJlhr. Manne eine vdfls^SniligeMHiariaernpiion,
bei einem Bjähr. Knahen Herpes labialis. Einmal
fülUcn sich die Bläschen auf der Stirn mit einem
eitrifEeii lobaJte; einmal zeigton sich auf Hand- und
FraradEf>n deutiiche <)tiad«leAn. — Zweimal, bei
emem 38jlAir. Manne und einer 22jähr. Magd, wnrde
Jie sogen. Acrodyma palmaris beobachtet: plOlz-
lidies AuflreCefl eine« heftigen Schmerzes auf ^er Jn-
MiOäcbe beider Daumen , wni)ei diese schwerer be-
weglich waren; derlei Anfälle wiederholten sich 6 —
8nal. Seltner wurden in der Reactionsperiode Me-
(astasea beobachtet :' 1 mal Pleuritis und Peritonitis,
issi Parotilis , atn liAufigsten Oipbtheritis verschie-
deaer Schfeiinhaiitparlien (der Ziin^e, der Bronchien,
des Dickdarms mit Iheilweiser Verschorfung sämmt-
lieher Darmh.1ute, der Vagina, der Blase, des äus^iern
GehSrgangs). — Der Ausgang in Urämie fand sich
bei ca. % der Kr., wevf>n nur wenige genasen.
5) Krankkeiten der Harnwerkzeuge,
Morbus ffrighfii kam Slmal vor: liei ii M. u. il W.,
Dmal zwischen dem 40. u. 50., ömal zwischen dem 80. —
». J. Hirrron starlien 14:« M. , S.W. Atle Kr. waren
b^dropisch. Die arämisctie Tntoxication trat hei 7 Kr. ein,
woTon 2 genasen, u. bcpann stets mrt Erhrechen. — Schmeiv.
ii der Niere ngegend fehlt« fast nie. Klaiipenfehter des Her-
»DS kamen bei keitiem Kr. vor; 3mal excentrische Hvpertro-
pbie des recht en Herzens im Gefolge chron. Bronchialbten-
Dorrfaöen ; mehrmals der nlheromaluse Process der Arterien ;
2mal frische Vegetationen an derVuIvuIa milralis des Herzens;
otter Ken-, sowie nnseatnusslelier; 3mal thron., Imal
aniterÜTlzluinur; je Imal Krebs der Nase, chron. Unter«c]jen-
kelfpjschwüre, rhron. Tuherkotose der Lnngen, der Pleura u.
d(T Toben, BronchiektnHe; Omni lohäre, mehrere Male lolm-
lire Pneninome; häuOc Pleuritis und hei «/g der Kr. Perlinr-
itis; 4fnal Perftoniti%jiä Kr. waren Puer])eren, 4 hatten vor
tarier Zeil an lotennittens gelitten , 2 öHer an Bleikolik , 4
ianh längere Zeit an Syphilis (hei 2 der Gestorbenen fanden
seil Lebernarben) ; Imal trat j^e Krankheit unmittelbar nach
G«$icbLsrotblauf, Imal nach Scharlach auf.
Nieren tuberkulöse fand sich bei einer 42jähr. Frau ;
fie linke Niere bildete einen kindskopfgrossen Tumor.
6) Krankheiten der Geschlechtsor-
Mit Puerperalfieber wurden 89 Kr. aufgenommen , wo-
10Q 21 starben. Die Sterblichkeit war am grössteo (36%)
in den Monaten Ootoher bis Marx. — 3mal trat kiirz nach
der Entbindung Typhus anf: rascJies Verfallen, Aufirelen eines
bedeiKeaden Milzlumors , der Roseola , Häuftgerwerden der
Pulsationen hei trweiteriHig und Doppelscblag der Arterien,
Meieorismuf lici wenig PerituQielexMdflt und geringer Cndo-
mefritis ^eiteleo auf die durch dieSection besiütigle Diagnose.
^^ Eklampsie kura 3ma1 vor: Imal bei einer an Hydrops
Brigbt. Leidenden.; ausserdem bei 2 Kr. (14 u. 10 Tage nach
der Entbindung) , wo nach den Anfallen Lahmung der «inen
KorpiN'halfte enröt kblieb. — Bei 1 Scbwangern traten leichte
CuiwulsioRen aller Exlreniitalen auf, die taglich zu derseH»en
Stonde wiederkehrten ,* uod wobei das Bewusstsein ungetrübt
war. Die Anfalle wichen dem Gebrauche des Cliinin. sulphur.
und kehrten auch später, sowohl vor, als nach der Entbin-
dung nicht wieder. — Lähmung der ontern EirtrenNtttcn bei
Puerperen kam mehrmals vor. Zweimal warde Lähmung der
linken Unterestrcmität durch den Druck eines im DougI»s*-
schen Baume deutlich nachweisbaren Beckenexsudats bedingt;
beide Kr. genasen nach spontanem Durchbruch des Exsudats
in die Scheide, worüber beide Male Monate vergingen.
An öbsohseiren4en PeritonUttlecDSudaten nach Puer-
peruHielier wurden 11 Kr. hchandeU. Von Interesse sind
folgende Fälle.
Nach der Enthindung bildete sich ein bedeutendes Peri-
tonäalexsudat oberhalb der linken innern Leistengegend,
rftckte allmälig tiefer , eröffnete 4en Leislenkanal and bildete
endlich eine bedeutende, den Verlauf des letalem dan-stellcnde
Geschwulst, die sich bald spontan nach aussen eröffnete und
eine grosse Menge dickflüssigen Eiters entleerte. Nach der
Schliessung der AbscessöfTnung befand sieb die "Kr. ganz wohl
und verliess , nachdem sieh der Exsudatsack bedeutend ver-
kleinert hatte, die Anstalt.
Ch. M., 2^äbr. Frau, aboi1irtevor4)Mon. naohOmonatl.
Schw»ngerscbaft. Noch der Entbindung leichte Puerperal-
erwhemnngen [?]; % Tage darauf fand man ein feetea Perito-
naolexsudat »her derSymph. oss. pub. in der Höhe von iVs'^
und nach links längs der Ausdehnung des Lig. Poupart., so
wie im Douglas'schen Baume ; der Uterus fest stehend, sonst
normal Die Kr. ging bäht darauf aufs Land und soll sich
durch 4 Mon. ganz wohl liefiuKlen haben , bis vor einem Mo-
nate neuerdings Schmerz im Uiilerleihe auftrat und die Ge-
schwulst rasch weicher wnnic. Als Pat. in die Anstalt kam,
fand man oberhalb des Lig. Poup. inmitten einer grossen,
festen Geschwulst eine thalerprosse fluctuirende Stelle; zu-
gleich fühlte man dort heim Druck ein deutliches Knistern,
wie heim Hauteniphysem ; der Schall war daselbst deotlich
tympanitisch, in der nächsten Umgehung aber, seihst nach
oben zu, ganz leer. Sonst der Stand des Ex:5udats wie nach
der Enthindung. Ausser heftigen Schmerzen keine Störung,
namrntl. die Stuhlenlleerungen ganz normal. Nach 3 Tagen
brach die Geschwulst zufällig in Vfs. Gegenwart anf , und es
entleerte sich zuerst unter zischendem Geräusche ein öbelrie-
clieniles Gas, dem eine grosse Menge dicklichen gelben Eilers
folgte. Nach der Entleerung verschwand der tympnnitische
Schall. Das AllpemeinheRnden nicht gestört , die Siuhlent-
leerungen normal. Die Eiterentleerung dauerte noch durch
14 Tage, und es enlleerlen sich zugleich immer Luftblasen
mit, die jedoch später ihren fibeln Genich verloren und spär-
licher wurden. Nach W Tagen schlo«s sich die AhscessöfT-
nung, von dem Exsudate blieb jedoch ein guter Tlieil, sowohl
durch die Hauchdecken , als bei der innern Unlersuihung im
Douglas'schen Baume nachweisbar. Die Kr. erlangte bald
wieder ihre frühem Kräfte und ein gutes Aussehen , und ver-
liess nach 4 Woch. geheilt die Anstalt.
Krebs des Uterus kam 19mal zur Beobachtung , llmal
zwischen dem 50. — 00. Lebensjahre.
Sphacelus des Cervix uteri, der raginalportion und
obersten Scheidenpartie kam Imal vor. Die Kr. wurde
sehr herabgekommen eingebracht. Ueber die Anamnese erfuhr
man nur, dass sie seit längerer Zeit an Blutungen mit AusHuss
einer sehr fötiden Flüssigkeit aus der Vagina gelitten halte.
Bei der Untersuchung zeigte sich die obere Partie der Schei-
denschleimbaut, so wie die Vaginalportion sphacelös erweicht
38
IV. Pathologie, Therapie u. medicinische Klinik.
und tbeilweise zerstört. Dabei keine Inflttration der Vaginal-
portion oder der Nacbbardrfisen. Am Tage vor dem Tode
stiess sich der Rest des sphacelösenjCervix mit einem grossen
Theile der Vagina ab , so dass eine vollkommene , durch tba-
lergrosse Oeffnuogen in der Blase und dem Rectum gebildete
Cloake entstand. — Die Section ergab eine Hamblasen-
Scbeiden-Mastdarmßstel , entstanden durch Zerstörung der
Vagina, des Gervix uteri und der angrenzenden Wand des
Rectum und der Harnblase. Chron. Entzündung der Harn-
wege mit Verschorfung der SchleimbViut derselben u. Atrophie
der linken Niere. Syphilitische Knochen^nlzilndung u. Narben
des Schädels; Narben in der Leber. Eitrige Pneumonie
links unten. Hochgradige Anämie und Abmagerung.
Peritonitis • nach Perforation der ausgedehnten
(blennorrhoischen) Tuba fand sich in einem (tödllich enden-
den) Falle.
7) Hautkrankheiten.
Das Erysipel ka.m llmal vor: bei 4 M. u. 7 W. ; das
jüngste Indiv. war 16, das älteste K3 J. alt. Es trat 7mal im
Gesicht, 4mal an den Unterschenkeln auf. Unter den letztem
zeigte sich bei dreien Blasenbildung ; sie betrafen sämmtlicb
herabgekomroene Kr. im Alter von 43 — K3 J. — Zweimal
wurde das Collodium nach Dr. Spengler angewandt; beide
Male mit dem gunstigsten Erfolge.
Erythema nodosum bei 3 Weibern im Alter von 36,
37 n. 60 J. Der Sitz desselben war vorzüglich der Rumpf
und die Arme. Kalte Waschungen und Bäder brachten
Heilung.
Herpes »oster 3mal : bei einer 62jäbr. u. 34jähr. Frau
nach dem Verlaufe der 10. — 12. linken Rippe, bei einem
iOjäbr. Schuhmacher in der Höhe der 4. u. 5. rechten Rippe.
Die Neuralgie trat 3—4 Tage vor der Eruption auf und verlor
sich mit dem Auftreten des Exanthems.
Anhang.
Die Säuferdyskrasie fand sich bei 30 Indiv. : 22 M. u.
8 W. In einem Falle fand man bei der Section eines 60jäbr.
Schreibers, der hot-hst unregelniässiK gelebt, lang«? an hydrup.
Erscheinungen gelitten hatte und zuletzt soporös gestorben
war. Folgendes. Chron. Hirnhantödem. Reste von Apoplexia
intermeningea , von Pleuritis und Feri'carditis. Frische Pleu-
ritis und Pneumonie rechts. Nierenatrophie; Nierensteine.
Encephalitis um die mit einer grünlichgelben, eitrigen Flüssig-
keit erfüllten Ventrikel.
An acutem Gelenkrheumatismus litten 39 Kr. : 14 M.
u. 25 W. 10 standen zwischen dem 10. — 20., 11 zw. dem
20. — 30. J., die uhrigen waren über 30 J. alt. Er compli-
cirte sich 2mal mit Pericurditis , 2mal (beide Fälle waren
tödllich) mit Endocarditis.
Chronischer Rheumatismus fand sich bei 19 Kr. :
8 M. u. 11 W. , und gab in einzelnen Fällen zur Entstehung
bedeutender Deformitäten , besonders der Finger und Zehen,
Veranlassung. Bei geringern Graden desselben, so wie hei
länger andauerndem acutem Rheumatismus wurden die russi-
schen Dampßäder mit sehr günstigem Erfolff «oge«
wandt. , (Wagner.)
587. Zur pathologischen Physiologie der
Pneumonie; von Dr. G. Zimmermann. (Prag.
Vjhrschr. IX. 4. 1852.)
An einen einzigen, allerdings gut beobachteten
Fall von Pieuro - Pneumonie knüpft Vf. epikritische
Bemerkungen an, welche nichts Geringeres bezwek-
ken, als eine gänzliche Reform der Lehre von deo
acuten Processen anzubahnen. Die in Rede stehende
Beobachtung zeichnet sich besonders dureb fortge-
setzte Temperaturmessungen, Bestimmungen der tSgl.
entleerten Harnmenge, so wie ihres Harnstoff- und
HarnsUuregehaltes , nebst spec. Gew., und durch die
Milgirt von 3 Blutanalysen aus.
Ein kraftiger Mann von 24 J. bekam naeh einer leichtea
Erkältung am 13. Mai 1846 am 22. desselben Jahres früh
5 Uhr einen Schüttelfrost mit nachfolgender Hitze, Kopf-
schmerz, Alhemnoth, Husten, Brustschmerzen , allgemeiner
Äbgeschlagenheit. Um 8 Uhr früh im Hospitale zeigte er ein
heisses , geröthetes Gesicht mit ängstlichem , stupidem Aus-
drucke, stieren, gläsernen Augen, überhaupt eine heisse, bläu-
lich-roth gefärbte Haut. Puls ===104, unterdrückt; Tem-
peratur, unter der Zunge, = 39<*,5 C. Ropfschmeracn,
mühsame, abgebrochene Sprache. Zunge belegt, feucht;
Durst gross; Leib weich; Stuhl in Ordnung. Respir. »»56,
kurz , obernächlicb ; bei Versuchen zu lieferen Inspirationen
grosse Dyspnoe und Schmerz in der linken Seite, mit Husten.
Herz normal. Bei der objecliven Untersuchung der Lungen
erwies sich die rechte Lunge gesund , über der linken war
von der 4. Rippe nach abwärts der Percussionsscball hinten
und vorn tympanitisch, dasAtbmen unbestimmt, und hier und
da mit trocknem , feinblasigem Rasseln verbunden. Die
Sputa schleimig, zähe, ohne Blut. Um 10 Uhr Venäsectioa
von 2 Pfd. Darauf Gefühl von Erleichterung in Kopf und
Brust , Ohnmacht , Schweiss ; Puls =» 92 , voll , kräftig,
weich; Resp. »» 48, Inspir. tiefer, ohne Schmerz; Temp.
= 390,0. — Antiphlogist. Diät; Dec. Altb. mit 3jv Nitr.,
2stündig.
Was den weitern Verlauf betrifil , so erscheinen als die
bemerkenswerlhcsten Momente: die bedeutende Kemissioa
am 3. Tage früh mit gleichzeitigem Eintritte der Hepatisation
des linken untern Lungenlappens und nachfolgender abend-
licher sehr starker Exacerbation, das Hirgrifftfnwerden der
rechten Lunge am 6. und 7. Tage, und die Besserung des
Allgemeinbetindens am 9. Tage. Die Heilung protrabirte sich
bis zum 40. Tage , wobei aber der linke untere Lungenlappeo
indurirt blieb.
Wir lassen , was an dieser Krankengeschichte das Wich-
tigste ist, die Temperaturmessungen, nebst den Bestimmun-
gen der Puls- und Kespirationsfrequenz , und die Resultate
der Harnuntersuchungen in tabellarisihcr Form folgen, indem
wir dabei bemerken , dass die Temperatur nach der Cen-
tesimalskala, das Gewicht nach Grannen angegeben ist.
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IV. Pathologie, Therapie u. medicinische Klinik.
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Lid^M. Bd. 79. HfUl.
42
IV. Pathologie, Therapie u. medicinische'* Klinik.
1. Die Temperaturverhaltnisse, Vf. bemerkt,
dass es sehr wichtig sein müsse, die Temperaturver-
hähnisse im locuhationsstadium Dach Einwirkung der
ersten Noxe (in diesem Falle eine Erkältung, etwa
7 Tage vor dem Ausbruche des Schültelfrosles) ken-
nen zu lernen. Denn dem Schüttelfroste müsse schon
eine Erhöhung der Eigenw2frme vorausgegangen sein.
Aerzte sollen an sich oder ihren Angehörigen thermo-
metrische Untersuchungen anstellen, sobald sie sich
einer Schädlichkeit ausgesetzt haben , die möglicher
Weise einen acuten Process hervorrufen kann. Den
auffallenden Nachlass aller Erscheinungen, wie er am
Morgen des dritten Tages beobachtet wurde, siebt Vf.
nicht als Folge der Behandlung an , weil dann nicht
einzusehen wäre, warum Abends die bedeutende
Exacerbation und das Fortschreiten der Hepatisation
eingetreten sei. In Fallen, die exspectativ behandelt
worden sind (Dietl), bat man jene Remission zu
Ende des Stadium des Engouement nicht bemerkt,
wohl aber den Beginn der Hepatisation gewöhnlich
am Ende des 3. Tages eintreten sehen. Die Ursache
jener Erscheinung kann in allgemeinen oder örtlichen
Momenten, oder in beiden zugleich liegen. In er-
sterer Beziehung vergleicht Vf. die pneumonische Blut-
Veränderung mit einem Gährungsprocesse, welcher in
gewissen regelmässigen Absätzen erfolge; nach Be-
endigung jedes Abschnittes der Metamorphosen trete
eine Zeit der Ruhe ein, weil das Blut wieder eine
Beschaffenheit erlangt habe, welche das Nervensystem
u. s. w. nicht so sehr abnorm afßcire. Aehnliche
Verhältnisse müsse man beim Intermittens supponiren.
Wollte man die Ursache der Remission im befallenen
Gewebe suchen, so z. B. , dass sich die Lunge in
diesem Falle an den Beiz der Hyperämie gewöhnt
habe, so mttsste man schlttsslich doch immer wieder
auf das Blut zurückkommen , da anders nicht zu be-
greifen sei, wie dennoch die Exsudation ihren Fort-
gang nehme. Vf. fordert deshalb zu Blutuntersuchun-
gen, resp. Aderlässen in diesen Perioden auf.
Das Stadium der Exsudation und Hepatisation
wird durch 2 Remissionen begrenzt, am 3. u. 9. Tage,
mit dem Beginn des letzlern Tages hat der Process
seine Akme und damit die Krise erreicht. Einen
solchen Umschwung des acuten Processes zum Anfang
der Rackbildung hat yf. öfters am 9. Tage beobach-
tet. Der hier in Rede stehende Kranke war auch am
Abend des 9. T. nicht fieberfrei, und so ist nach
dem Vf. überhaupt eine erhöhtere Temperatur bei
schneller Resorption zu beobachten (gegen Dietl,
der unter Fieber blos die Erhöhung der Pulsfrequenz
verstehend, das Fieber nach geschehener Exsudation
plötzlich verschwinden sah). — Dass die Herzthätig-
keit und die Eigenwärme nicht in ursächlichem Ver-
hältnisse zu einander stehen, wird, wie von Andern,
so auch vom Vf. bemerkt; in jenem Falle sank am
9. T. der Puls von 130 auf 96 bei 370,5 Wärme,
am andern Morgen betrug P. == 84, die T. aber
= 380. — Vf. freut sich, durch Calomel der
am 9. Tage vielleicht zögernden Krise einen kleinen
Ansloss gegeben zu haben ; die in der Nacht vom 8.
zum 9. T. erfolgenden Calomelstühle erscheinea
der Stelle eines Schweisses, die Leber vicarirtl
für die Haut u. s. w. — Erst mit dem 38. T. H
die Temperaturerhöhung auf, während Puls ludl
gemeinbefinden schon längst normal erscbienen;'
glaubt mit der Rückkehr zur Normaltemperatnr
jenem Tage das Ende der Umbildung des zelienhi
gen Exsudats in der linken Lunge, im Bindegeir
und der (bis dahin) abnormen Blutmischung in
normale in Verbindung setzen zu dürfen. — Sp
cocta wurden in sehr reichlicher Menge bis zuoij
Tage entleert. Es fragt sich , ob diese blos ans i
tamorphosirlem Exsudat bestehen ," oder ob auek
Stadium der Rückbildung noch eine Exsudation \
farblosen Blutelementen erfolgt. Auch diese Fri
ob nämlich hei der Resorption ein „entzflndlicU
Process noch fortbestehe , soll durch genauere Td
peraturmessungen , wo möglich mit einem tberi
elektrischen Apparate, in Zukunft entschieden werd
H. Die HamverhäUnisse. Was 1) dieJ/iof
des Harns betrifft, so wurde die geringste Menge;
5. , die grösste am 9. Tage entleert. Vf. sieht
der Ermässigung der Pulsfrequenz ein Moment, «
ches die reichlichere Harnsecretion mit hervorger^
habe , und betrachtet auch die diuretiscbe Wirk^
der Digitalis als eine solche secundäre. Die bei
tende Vermehrung der Urinquantität (umlPfd.nM|
vom 7. Tage an mag wohl in den Vesicatoren ilu
hauptsächlichsten Grund haben, von einzelneo I
slandlheilen betrifft sie vorzugsweise die Wasai
menge , wie die Bestimmungen des specif. Gewidl
zeigen. Der Schweiss hinderte die Abscheidung A
reichlichen und verhäUnissmässig concenlrirten Hai
keineswegs. [Schade , dass Vf. bei den sousl Q
fänglichen Bestimmungen der quantitativen VerU
nisse des Harns auf die eingenommenen Wasa
mengen keine Rücksicht genommen haL] — 2)j
Reaction des Harns war immer sauer, mit AasDak
des 36. und 37. Tages, wo bald alkalische Reaeli
und ein Niederschlag von Phosphaten erfolgte. I
Säurebildung war nur am 30. und 31. T. so sti
dass es innerhalb der ersten 24 Sid. zur Aassek
düng von Harnsäurekryslallen kam. — 3) Die Fa
des Urins war bis zum 14. Tage saturirt rothgi
oder rolh, vom 14. — 21. T. noch ziemlich gefilr
vom 21.— 34. T. gelblich, und später hellgelblii
Was 4) den Harnstoff* heir'iGi, so ist aolfill
dass der Kranke am 8. t. 1081 Gr. (65,8 Grmffl
am 9. T. 884,5 Gr. (53,8 Grmm.) Harnstoff entla
hat , also trotz Aderlässe , Exsudation und scbmä
Diät ungefähr noch einmal so viel , als ein Gesund
bei gemischter Kost ausgeschieden haben würde. I
damit zusammenfallende hohe Temperatur des Pat.
die bald zu erwähnende Blutbeschaffenheit nebst i
Abmagerung spricht wohl dafür, dass eine enon
Oxydation von Proteinkörpern Statt hatte; täglie
Wägungen acuter Kranken bei exspectativer Behao
lung empfiehlt Vf. , um weitere Aufschlüsse über d
Zusammenhang der Harnstoffvermehrung u. der Tel
IV. Pathologie » Therapie a. medicinische Kliiiik.
43
EtonteigeroDg zu gewinoeo. Im Stadium der Ab-
De, Tom 10. — 27. Tage» Mli die tUglich enl-
rte HamstofliaDeDge mit geringeD Schwaukungen,
[betragt durchschnittlich 303»3 Gr. (18,4tirmm.).
Ml dem 27. T. hebt sie sich wieder, die Restau-
ion des Kranken machte zu dieser Zeit merkliche
rtachritte.
I 5) Die vom 1. — 34. T. durchgehenden Beslim-
Igen der in 24 Std. ausgeschiedenen Mengen von
slore sind jedenfalls sehr wertbvolle Beiträge,
he Vf. zur Physiologie der Pneumonie giebt. Es
aus ihnen hervor, dass im Anfange des Proces-
^ die Harnsäure durchaus nicht vermehrt ist , viel-
■hr unter dem physich Mittel steht, selbst wenn
KB nach Becquerel [der im Vergleich zu Leb-
^■0 ein um die Hälfte geringeres Mittel angiebl]
ifir. als die Durchschnittszahl der von einem gesun-
■i Manne bei guter Nahrung in 24 Std. entleerten
srosauremenge angiebt. Am 1. T. schied aber der
[Kede stehende Pat. 6,8 Gr., in den nächsten 4 T.
to Gr. im Durchschnitt aus. Am 6. T. erreicht
i Harnsäuremenge 21,0 Gr., und am 9. 37,7 Gr. ;
zum 18. T. ball sie sich zwischen 15,4 und
1,8 Gr.; von da ab bis zum 31. T. fällt sie unter
kwankungen bis auf 6,00 Gr.; am 19. und 33. T.
(igt sie wieder nach einem vorausgegangenen sehr
in Stande (von 5,61 auf 16,3 Gr., und am 33. T.
»6,0 auf 11,0 Gr.). Zieht man ein Mittel aus
Ziflern , so entleerte Pat. täglich 15 Gr. Harn-
hre, und beachtet man die einzelnen Stadien, so
imt auf das Slad. increm, eine tägliche Durch-
litlsmenge von 1,56 Gr., auf das Stad. kris. (9. T.)
f,7 Gr., auf das Stad. decrem. 13,5 Gr. Nimmt
jlo Durchschnittszahlen von 7 zu 7 Tagen , so er-
lebt sich, dass in den ersten 7 T. täglich 2 1,26 Gr.,
den folgenden 7 T. 11,9 Gr., in den letzten 7 T.
39 Gr. Harnsäure aus dem KOrper entfernt wur-
B. Aus dieser typischen Zu- und Abnahme der
kraanre folgert Vf. für den Ursprung derselben
mtA Lieb ig), dass sie sich aus einer bestimmten
^teinsnbstanz bilde, und dass diese wiederum bei
MB im Stad. der Krankheitszunahme sich steigernden
Bsetzongsprocesse aus einem resorbirten Albumin-
Irper entstehe. In dieser typischen Zunahme der
nsauren Salze, die am „kritischen** Tage ihr
aiouro erreicht, sieht Vf. „einen unerschütterlichen
inier der cum grano salis aufgefassten Krisenlebre
f Alten." Weniger gekannt ist in dieser Beziehung
I freiwillige oder durch Säuren hervorgerufene Trtt-
■g des Harns , obwohl sie im Grunde auch weiter
ekts bedeutet , als Vermehrung der Harnsäure. Die
U freiwilligen Niederschlag bewirkende Säure und
rcB quantitative und ihre Bildung begünstigenden
wAfUie sind aber noch genauer su erforschen, in
m vom Vf. beobachteten Falle wurde der Harn durch
Ibsäure getrübt vom 3. — 17. T., in späterer Zeit
t diese Erscheinung eine wechselnde und die Ur-
sachen dieses ViTechsels unbekannt geblieben. Nichts-
destoweniger werden erweiterte Beobachtungen , wie
Vf. hofft, auch diesem Phänomene eine semiotische
und prognostische Bedeutung abgewinnen lassen.
Nach Vfs. Anschauung beruht nun das Wesen
eines acuten Processes darin, dass „das Blut in einen
abnormen Umsetzungsprocess geräth, welcher im Stad.
der Vorläufer eine gewisse Menge von Producten bil-
det , deren Bildung im Stad. increm, bis zur Akme
in steigender Progression fortschreitet, bis Alles, was
in diese Bewegung hineingerissen werden konnte,
ergriffen ist." Ein Theil der gebildeten Producte
wird fortgehends in Form excrementitieller Stoffe aus
dem Organismus entfernt (Vermehrung des Harn-
stoffes und der Harnsäure bis zum kritischen Tage).
Die Excretion vermag aber nicht mit der Production
gleichen Schritt zu halten ; die Krankheitsproducte
häufen sich nicht blos im Blute an , sondern werden
auch in irgend einem Organe abgelagert. Wenn der
Organismus darüber nicht zu Grunde geht, wenn er
den Zeitpunkt erreicht , wo der ,,Gährungs-Process"
nichts mehr in seine Bewegung hineinziehen kann,
so muss die Bückhildung und Ausführung der Pro-
ducte beginnen. Nach deren Vollendung beginnt die
Convalescenz. Die Entleerung der excrementitiellen
Stoffe ist demnach die Ursache, dass Genesung er-
folgen kann, sie selbst nicht ein Zeichen der wieder-
kehrenden Gesundheit.
111. Die Blutanalysen. Das bei der V. S. I.
gewonnene Blut weicht in Bezug auf seine quantitative
Zusammensetzung von gesundem Blute junger Män-
ner nicht wesentlich ab. Was den Faserstoffgehalt
des Blutes überhaupt betrifft, so fand Vf. „bei Ple-
thorikern" 1,0 — 2,81<'/o, bei einem gesunden Manne
= 0,912, 6 Tage später 1,6 und nach 13 Tagen
1,270% Faserstoff. In unserem Falle fand sich in
der zuerst entleerten Portion Blut l,13<^/ot nnd der
zuletzt erhaltenen Portion 1,05% Faserstoff.
Als qualitative Differenzen, welche dieses Blut
gezeigt, macht Vf. bemerklich. Die Bildung eines
rothen Bodensatzes, den Vf. überhaupt nur 3mal und
immer bei niedrigem Faserstoffgebalte (nicht über
2,26%) beobachtet hat, so wie die Eigenschaft des
Serums, das sich beim Verdünnen mit Wasser und
nachherigem Kochen nicht Flocken bildeten, sondern
eine blose Trübung entstand.
Bei der 2. V. S. , die 31 Std. nach der ersten
angestellt wurde , schied sich über dem Gruor eine
i^** dicke, eiterähnlicbe Schicht von farblosen Blut-
zellen und Elementarbläschen aus; dieselbe Erschei-
nung zeigte sich bei der 3. V, S. , wo zugleich das
Vermögen der rothen KOrperchen, sich aneinander
zu lagern und Gruppen und Bollen zu bilden , ver-
stärkt erschien. Die Besultate aller drei Analysen
sind, tabellarisch zusammengestellt, folgende:
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44
IV. PMhoiogi«, Therapie n. medicinisehe Kliaik.
k, Nach Prt^Tost uAd Dumas.
V. s.
Portion
Ruckstand
in 1000 Th.
Serum
Ruckstand
in 1000 Th.
ßlutkörp.
Blutkdrpereben
Seruo-
Ruckstand
^aierstoir
Senkung
der
BlütfiSrpercteD
I.
Erste
100,»
232,3
145,77
85,4
1,13 In 12Std. V'
, 24 . 1%"
Leute
5K),0
217,3
138,25
78,0
1,05
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n.
Erste
8«,0
202,0
121,09
77,1
4.41
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III.
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119,04
00,2
7,16
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• 1 » 4VV'
Letzte
75,9
187,0
114,30
65,7
7,00
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B. Nach G. 8 c h m i d t berechnet.
V. s.
Portion
Blut-
körperchen
Feste Substanz
darin
Plastna
Sefufn-
Ruekstand
Faserstoflf
In 1000 Blut-
körperchen
feste Subst.
In 1000 Th.
Plasma feste
Subst.
1.
Er8^
583,1
189,0
416,9
80,64
1,13
324,4
103,1
Leute
533,0
174,3
467,0
41,94
1,05
307,0
91,8
If.
Erste
484,4
152,7
525,6
41,09
4,41
315,2
96,9
lU.
Erste
476,2
143,9
023,8
41,34
7,16
300,0
90,6
Leute
457,2
137,8
642,8
42,22
7,00
800,0
90,6
Die sehr bedtiutendd Fibrinvennehrting, welche
mit dem Laafe der Krankheit dach der Hohe hin zu-
nimmt, ist das Aufnilligste ail diesen analytischen
Resultaten^ Dass die Blatfentsiehnngen sor Vermeh-
rung des Faserstoffs Nichts beitragen , sucht Vf. an
andern Fällen zu beweisen , und durch den iheoret.
Grund wahrscheinlich zu machen, dass bei den durch
die Aderlässe herbeigeftthrlen Albuminverlusten der
Fibrinbildung das Material entzogen werde. Schmidfs
Ansicht, dass der Faserstoff in der Resorption von
Muskelsubstanz seine Quelle habe, verwirft Vf., weil
auch bei chronischen Krankheiten ohne Herabsetzung
der Ernährung (Morb. Brighl.) eine Fibrinvermehrung
beobachtet werde. Abhängigkeit der Faserstoff-
Zunahme von einem localen EntzOndungsproeesse
läset sich noch nicht erweisen , obwohl sie Vf. bei
m6ehanischen Verletzungen wahrscheinlich findet.
Der Faserstol! ist nach Vfs. Meinung nur die Ueber-
gangsslttfe von Albumin zu Stoffen von excreroenti-
tieller Natur» welche denn auch nach der , »Krise*'
in den Anssooderuogsorganen in grosserer Menge er-
scheinen.
Bemerkenswerth ist ferner die Abnahme der
Fette im Serum , die mit der Zunahme der Krankheit
fortschreitet; bei V. S. L fand sich in 1000 Th. Se-
rum 5,0 gelbgeßfrbtes Aetherextraot, beiV.S. IL 1,9,
bei V. S. Hl. 0,7 Rückstand des äther. Auszugs.
Die Vermehrung der farblosen Blutzellen leilel
Vf. , wie die des Fibrins , von dem durch gesteigerte
Resorption ins Lymphgefässsyslem gelangten Ciweisi
her; sie sind ihm auch nur transitdrische Gebilde,
die schlusslich wieder zerfallen, um zu Excretions-
Stoffen verwendet zu werden. Als wichtigste PuokU
für weitere Untersuchungen werden schlflsslich di(
Verminderung der rothen Blutkörperchen mit ihreoD
gesteigerten Senkungsvermögen , der Einfluss diesei
Eigenschaft auf die Circulation in deii Capillaren, die
Vermehrung des Faserstoffs, nebst der Verminderonj]
seiner Gerinnungsfähigkeit u. die Zunahme der farb-
losen Zellen bezeichnet. (Uhle.)
588. neber einige stetkotkopisebe Eneher^
nulgen bei der Pieuritis; von Bart he z u* Rü^
iiei. (L'Union 1. 1853.)
Die Bemerkungen der Vff. lassen sich in folgenden
Sätzen zusammenfassen.
)igitized by . . ,
1) Man kann in manchen Fällen von Pleuritts das
cavernos^ ^^^ amphorische Athmen, so wie das cod-
IV. Palholagie» Therapie u. medimische Klinik.
45
Inireiide Ratseli (le gargoQillement) wahrnc^meD,
bek ohne das eine Limgenexcavation vorhanden ist.
2) Diese Geräusche sind ein Wiederhall derjeni-
Rfl, welche sich im Normahuslande in den grossen
Iniochien erzeugen.
I Die Bedingungen zur Wahrnehmung dieser Ge-
insehe sind: 1) Verdichtung des Lungengewehes;
i) Anliegen der Lunge an den Aippen ; 3) das Vor-
landensein dieser Knochen und das Anliegen an den-
niben , so wie an jedem Körperlheil , welcher fähig
il, helltönende Schwingungen forlzupdanzeu ; 4) der
Viederball der im Laryngohronchialslamm hervorge-
Inchten Gerflusche ; 5) vielleicht begünstigt die Ge-
|enwart einer dfinnen Lage von Flüssigkeit die Fort-
|lai2ang der Geräusche. (Wagner.)
589. HM Von pelfbrirtndem Bnodenal-
Khwtlr; von Prof. Bardelehen. (Virchow*s
V. 2. 1853.)
Ein 56jäbr. Mann , welcher seit einigen Tagen über ein
in»Bgeaefames Gefühl in der Oberbaachgegend , Mangel an
kppetit afid üblen Geschmack geklagt hatte , wurde plötzlich
Ml beftigea Schmerzen iin Unterleibe befallen ; als Sitz der
lEkmefzefi wurde die Oberhauchgegend bezeichnet; der Puls
nr klein, aber von normaler Frequenz; der Leib war, auch
Ksiirfcerem Drucke, nirgend enipflndlii-h ; das Aust;ehen des
ix, ttrrieth grosse Angst und Schinerzen. Die Klagen des
Imkea steigerten sich von Minute zu Minute, der Puls wurde
Ic^aett. Alle Mittel fruchteten Nichts ; der Tod erfolgte
BSii. nach dem Anfange der Schmerzen. — Bei ilerSection
M sieh an der vorderen Wund der Pars duodeni transversa
', in der Mitte zwischen Pylorus u. der Einmundungs-
des Gallenganges ein rundliches Loch von 7«" Durch-
£s stellte einen Trichter dar, dessen Eingang von
wallformigen Schleimhautrande umgeben , und dessen
NsgangsöfTnung in der Serosa ganz scharf umgrenzt, wie mit
iwtt Locheisen ausgeschlagen war. Die Umgebungen des
Miwärs waren ganz normal, der Magen aber, besonders der
^dos, ganz schwarz oder schwarzbraun gefärbt (Wirkung
R während der Krankheit gereichten Calomels). In der
NKhböhlc Csnd sich aller mögliche Mageninhalt, aber nir-
mal Rötkung, Alles übrige normal, bis auf ein Paar alte
Ibi^h^iobeö. (Millies.)
^90. üeb^r die Tjplmsepidemie im I&rt u.
Im 1652 im Emigranten -Hospitale za Wardd-
pnd ; von Dr. Schilling. (New-York. tned. Mon.-
M. 8. 1852.)
Es erscheint nach Vf. als wissenschaftlich fest-
llt» dass iwesentlich 2 verschiedene Typhusfor-
aoseinander gehalten werden mflssen , die sich
Nmlil durch ihre Symptomengruppe, als ihre geo-
Biffajsehe Verbreitung, als distinct herausstellen, —
iwar» dass der Typhus in Deutschland und Frank-
th meist als Abdominal - Typhus , in Italien , Nor-
, Schweden , den Ostseeprovinzen u. England,
tUch Irland, meist als exan thematischer Typhus
Htritt.
Die Epidemie t welche im März und April 1852
den ßmigranten zuWards-Island herrschte, war
exanthemätiacbe Typhus. Von 307 Fallen , die ,
r die unmittelbare Beobachtling Vfs. fielen, zeigte
l ein «iiitiger Syniptome des Darmleidens^ Von
59 Gestorbenen wurden 42 der Seetion unterworfen,
und in keinem Falle Veränderungen der Darmschleim-
ham gefunden, welche dem A'bdotBidal-Typhus eigen-
tlitttelicb eirtd, — nur in 4 Fallen würden Infiltratio-
nen der Darmfallikel , zum grdssten Theil der solita-
res Dramen im DAnndarm, mit ^ype^afllien der um-
gebenden Schlelmhattt beobachtet.
Die Emigranten, welche bei ihrer Ankunft inNew-
York auf den Schiffen am Typhus erkrankt sind, wer-
den von der Quarantaitie unmittelbar ins Emigranten-
Hospital in Staten - Island gebracht, so dass nach
Wards-Island nur solche Kranke korahien, die in der
Stadt New- York wirklich gelandet u. sich wenigstens
einige Tage daselbst aufgehalten haben. — Die von
allen Mitteln entblitesten Emigranten werden Ton den
Gcymmissioners of Emigration in New-York mit Woh-
nung, Kleidung und Lehensmitteln versorgt« Im
Winter 1852 Wurden in den dazu bestimmten Woh-
nungen eine unYerhaltnissmafisig grosse Anzahl von
a^men Emigranten zusammengedrängt. Die hier Er-
krankten bildeten nun den grössten Theil derjenigen,
welche in Wards-Island Aufnahme fanden. Mehr als
75% derselben waren Irländer, die übrigen Deut-
sche, Ungarn, Polen, Franzosen, Ilaliäner, Schwe-
den, Norweger und Belgier. In diesem Umstände
liegt nach Vf. vielleicht ein Grund , dass der unter
Kranken der verschiedensten Nationen herrschende
Typhus in der Form des exanthemalischen (irischen)
Typhus auftrat. — Ein nicht unbedeutendes Contin-
gent von Typhuskranken wurde aber auch aus den
sonstigen kranken und Gesunden in Wards-Island
selbst geliefert; indem sich der Typhus als im hohen
Grade contagiös erwies. Aerzle, Beamte, Wärter
und Arbeiter, selbst solche, welche mit den Kranken
unmittelbar Nichts zu thun hatten , wurden von der
Krankheit befallen.
Zu den ersten Symptomen des Erkranktseins ge-
borte eine ungewöhnliche Depression des Nerven-
systems , insbesondere in den Muskeln , oft mit
schmerzhafter Affection derselben; hiernach fast ohne
Ausnahme traten Symptome von Katarrh def Luftwege
hinzu , mit meist sehr heftigen fieberhaften Erschei-
nungen und besonderem Ergriffensein des Gehirns.
Delirien jedoch waren sehr seilen. — Am 4. — 6. T.
entwickelte sich das Exanthem. Dieses wtifde in
allen Fallen beobachtet, welche nicht über 12 Tage
alt waren , oder wo die Oberhaut nicht durch Derb-
heil, Schmutz u. s. w. unfähig erschien, es durch-
scheinen zu lassen. Das Exanthem war in der Regel
die Purpura, öfler den Masern ahnlich, über Gesicht,
Rumpf und Extremitäten verbreitet; bisweilen die
Petechia mehr auf die Extremitäten beschrankt, sel-
ten frieselahnlich, und nur in 3 Fallen papulös, ähn-
lich den Varicellen vor dem Stadium der Eiterung.
Das Exanthem blieb 6 — 8 Tage sichtbar; Petechien
langer.
Hypostasen in den hintern und untern Lappen
der Lungen blieben nur selten aus, und steigerten
sich in einiged 20 Fallen zur Pneumonie i welche in
46
IV. Pathologie» Therapie u. medicinische KliniL
10 Fällen in der Leiche nachgewiesen wurde; in den
flbrigen 32 Fallen waren die Lungen , namentlich in
ihren untern und hintern Partien , mit serösen , bis-
weilen blulfarbestoffhaltigen Exsudaten und Infiltraten
erfüllt — in einigen Füllen ödematös , in 4 Fallen
brandig. — Die Pleura war nicht selten hyperKmisch,
hellroth tingirt; in sehr wenigen Fällen wurde ein
seröses pleuritisches Exsudat — niemals ein plasti-
sches oder eitriges beobachtet.
Vergrösserung und Erweichung der Milz waren
constant — nur 2mal wurde eine kleine , harte und
anämische Milz gefunden. Die Leber zeigte sich
meist hyperämisch und vergrössert ; in einigen Fällen,
in denen an Wechselfieber Erkrankte vom Typhus be-
fallen wurden und starben, boten Leber u. Milz eine
ausserordentliche Vergrösserung dar. — - Ueberhaupt
war eine Aufeinanderfolge von Wechselfieber und
Typhus in einem und demselben Kranken gar nicht
seilen ; und selbst eine Combination beider Krankhei-
ten kam vor , wobei der Typhus von Schüttelfrösten
begleitet, dem Bilde desChagres- oder Panama-Fieber
sehr ähnlich war.
Nahe an 20 % der Typhuskranken litten an Pa-
rotidengeschwUlsten , die häufig in Vereiterung und
bisweilen in Verjauchung endigten. Erysipelas kam
nicht selten vor und wurde bisweilen brandig. —
5 Fälle, in welchen syphilit. Geschwüre vorbanden
waren , welche jedesmal brandig wurden und ausge-
dehnte Substanzverlusle bewirkten , Endigten sämmt-
lieh mit dem Tode , obgleich in 2 derselben Recon-
valescenz eingetreten war, in der die Kr. an Septhämie
zu Grunde gingen.
Hämorrhagien aus der Nase kamen bei jUngern
Personen vor und waren niemals lelhal; während
Bämorrliagien nach Abortus es stets waren; Blutun-
gen aus dem Darme kamen nicht vor.
2 Schwangere überstanden den Typhus ohne zu
abortiren. — Schwerhörigkeit war ein gewöhnliches
Symptom; die Beobachtung, dass in einigen Fällen
eine eitrige Absonderung aus dem Gehörgange ohne
Parotidengeschwulst in der Reconvalescenz eintrat,
und ohne Störung des Gehörs endigte, spricht für die
Ansicht, dass die Schwerhörigkeit Folge von Hyper-
ämien der Schleimhaut des Gehörganges und ihren
Folgen sei. Pathologisch-anatomische Untersuchun-
gen darüber wurden nicht gemacht. — Der Unterleib
war meist unempfindlich , sehr selten meteorislisch ;
der Stuhlgang träge; 'die Urinabsonderung frei, aber
seilner; der Harn unverändert; die Nieren zeigten
sich gesund.
Im Verlauf von 2 Jahren , in denen Vf. als Ober-
arzt der 2. medic. Abtheilung im Hospitale zu Wards-
lsland fungirt , iunerhalb welcher Zeit- er mehr als
1000 Typhuskranke beobachtete, u. eine bedeutende
Zahl Leichenöfl'oungen machte, hat er blos in 6 Fällen
die charakterist. Darmgeschwüre bei Typhus gesehen,
u. zwar bei solchen Kr., die aus dem Innern des Landes
gekommen und den Typhus mitgebracht hatten. Er
schliessl daraus, dass wohl im Innern der Vereinigten
Staaten, und vielleicht seihst in und in der Nabe von
New- York, Abdominaltyphus vorkomme, dass aber
die armen Emigranten in den Jahren 1851 und 52
ausschliesslich am exanthematischen Typhus erkrankt
waren.
Bezüglich der Behandlung stellte sich ein mög-
lichst exspeclatives Verfahren als das Zweckdienlichste
heraus. Kalte und Essig- Waschungen und saures
Getränk brachten Erleichterung. In späteren Perioden
beschränkte sich die Therapie meist auf Darreichung
von guten Fleischbrühen und Wein.
(Millies.)
591. neber Nierenkrankbeiten ; aus den
Jahrbüchern des St. Georgs- Hospitals vom J. 1 840
— 1851 ; gesammelt von Tb. K. Chambers. (BriL
Rev. Apr. 1853.)
Mit vollem Rechte macht Vf. auf die Nothwendig-
keit aufmerksam , beim fernem Fortbau der patholo-
gischen Anatomie die statistischen Data zu berück-
sichtigen, indem diese allein theils die Häufigkeit der
einen oder andern Krankheit entscheiden, theils aber
auch uns kennen lehren , inwiefern dieses oder jenes
Krankheitsproduct eine Combination, und ob diese
zußlllig oder wesentlich ist. Wenn aber statistische
Folgerungen einen solchen Werth haben sollen, so
dürfen sie weder aus einer Reihe auserwählter Fälle,
noch aus der Sectionsdiagnose allein abgeleitet wer-
den. Von diesem Gesichtspunkte aus hat nun Vf.
alle Fälle, welche in dem 10jährigen Zeiträume im
Georghospitale zur Section gekommen sind, ohne
Unterschied gesammelt. Das Ergebniss seiner For-
schung in Bezug auf Nierenkrankheiten ist folgendes.
i) Acute Entzündung der Nierensubstanz fand Vf.
45mal bei 2161 Sectionen, welche hei 2539 in die-
ser Zeit Gestorbenen angestellt werden konnten. Die
Ursachen der Entzündung waren 12mal pyämische
Infection bei Operirten, Imal plötzliche Unterdrückung
einer chron. Hautkrankheit, 5mal Verletzung des
Rückgrats, 2mal Lithotripsie , Imal nahgelegener
Abscess, 12mal Krankheiten der Blase, Urethra,
Prostata u. s. w. (in dem einen der hierher gehö-
rigen Fälle fand sich Kalkablagerung in der Niere zu-
gleich mit vor), llmal das 1. Stad. des M. Brigbt.,
imal Nieren luberkel. Die charikteristischen Zeichen
der Entzündung waren theilweise oder allgemeine
Röthe verschiedenen Grades, Schwellung, Vergrösse-
rung, Erweichung und nur in 1 Falle Härte des Pa-
renchyms. Was die Röthe anbelangt, so war in
1 Falle, wo nach Lithotomie eine hinzugetretene
Scarlatina den Tod schnell herbeiführte, dieselbe
scharlachartig, die Venen sternförmig injicirt, geringe
Ekchymosen, und die Malpighi'schen Körper vergrös-
sert. In den Fällen, wo die Continuität der Gewebe,
wie bei Blasenkrankheiten, Bückgratsverletzungen,
Entzündung des Nierenbeckens durch Scharlach die
locale Ursache der Entzündung abgegeben hatte, fand
Vf. die coPgestive Röthung örtlich und weniger inten-
IV. Pathologie, Therapie u. medicinische KliniL
47
li?. Hingegen wenn hei pySmischerlnfection die er-
krankten Stellen sehr dunkel, hraunroth gefärbt
(6 Falle , die nach Vf. das 2. Slad. der Eotz. anzei-
gn), nnd in 6 andern Fallen mit kleinen, weissen
Flecken besetzt » die in 3 Fallen mit einem rothen
Bote umgehen waren (3. Slad.). In 5 Fallen waren
die Stellen hereits zu secundSren Ahscessen umge-
wandelt (4. Stad.) Unter den 2161 Seclionen fan-
den sich durch Pyämie nur 12mal die Nieren ergriffen
Tor, während 106mal die Lungen entzündet waren,
nad zwar 33mal mit Abscessbildung, u. in der Leber
22ffial secundäre Abscesse durch denselben Process
bedingt, beobachtet wurden. Wie bedeutend die
Nieren der pySmischen Infection Widerstand leisten,
geht auch aas dem Umstände hervor, dass in 4 Fallen
voB Pyamie nach Lithotripsie , Lithotomie, Strictur
nad Blasenkrankheit, also wo der Ausgang der Pyämie
die tiefergelegenen Organe des Harnapparats betraf,
doch die Nieren nicht afßcirt gefunden, wurden. —
Directe Verletzungen der Nieren (7 Fälle in 10 J.)
batlen keine Entzündungen zur Folge — ein fernerer
Beweis des seltenen Vorkommens der Ent/.Undung.
— b) Ausserdem fand Vf. unter den 2161 Seclionen
noch 33mal Eiter in der Substanz der Niere, die
seist blass aussah, keine Zeichen der Gongeslion
oder Entzündung darbot , und deshalb dieser Reihe
aieht zugezählt werden konnte. Die Ursachen der
Eitemng waren 23mal Krankheiten der tiefer gelege-
■en Theile des Harnapparals , Steine, oder chron.
EalzOndung, oder Krebs der Blase, Vergrösserung
der Prostata , Stricturen ; 3mal Nierensteine ; 2nial
Krankheit des Rückenmarks; Imal des Uterus; Imal
Horb. Bright. und 2mal eine zweifelhafte tuberkulöse
Entartung. Mit Ausnahme der Pyämie und Scarlatina,
welche durch ihre deletäre Wirkung auf andere Or-
gane schnell tüdtlich ablaufen und nur die a6ute Form
der Nephritis darbieten , stehen die aufgeführten bei-
den Reihen der Ursachen zu einander in gleichem
Verfaaltniss der Frequenz.
Entsundung des Nierenbeckens ^ 46mal. a) Von
iboen gehören 9 Fälle zu der Reihe der acuten Ent-
zondung des Parenchyms, und 3 zu der süb b aufge-
lllhrten Liste einer Eiterablagerung ohne nachweisba-
res acutes Stadium. Die übrigen 34 Fälle kamen
vor: 12naal bei chron. M. Bright., 15mal Krankhei-
lea der tiefer gelegenen Theile des Harnapparats, Imal
bei Nierenstein , 5mal Verletzung des Rückgrats und
Bftekenmarkes , Imal Erweichung des Gehirns. Bei
ftOekenmarksleiden wurde constant eine frühzeitige
Alkalescenz des Urins beobachtet, ein Beweis, dass
der Harn in einem degenerirten Zustande von den
aropoStischen Organen seccrnirt wird, und diese
chron. Abänderung nicht durch Retention in der halb-
gelshmten Blase hauptsächlich erleidet. Mit Ausnahme
leo 2 Fällen, in welchen die Absonderung des Beckens
ftrQser Natur war, fand, sich in den übrigen Röthe
lad Eiler vor. b) Nur 5mal fand Vf. in der Ver-
Ackung der Schleimhaut des Nierenbeckens das Zei-
chen einer früher vorhanden gewesenen Pyelitis, und
zwar 3mal bei Krankheiten der Blase, Imal bei Go-
norrhoea und Imal bei einem Kachektischen, an Pneu-
monie Verstorbenen.
Aus diesen Thatsachen geht aber unabweisbar
hervor, dass eineslheils Entzündungen der Nieren zu
den seltenen Krankheiten zu rechnen sind , und Vf.
stellt die Behauptung auf, dass viele Fälle von Lum-
bago für derartige Entzündungen gehalten wurden,
und anderntheils die Bedingungen, unter welchen sie
sich, mit Ausnahme der ursächlichen Verhältnisse,
im Leben kundgeben, uns beinahe unbekannt sind.
Morbus BrightiL Vf. gebraucht diesen Collectiv-
namen im Sinne Frerichs*, u. Iheilt mit demsel-
ben die Texlurveränderungen in 3 Klassen u. mehrere
Uuterablheilungen. Dass eine jede dieser Klassen
bestimmt eine Periode der Krankheit darstelle, ist,
wie Vf. ausdrücklich bemerkt, für einige Fälle nach-
weisbar, für andere nicht. Die 1. fflasse, oder die
entzündliche Form der M. Br. findet man am selten-
sten bei Seclionen. Vf. sah in dem lOjähr. Zeiträume
nur 7 Fälle, die mit Ausnahme eines von Scarlatina
bedingten, von beträchtlichen Störungen des Kreis-
laufes in Folge von Herzfehlern begleitet waren. Da
hier die Niere alle Zeichen der Entzündung an sich
trug , im Leben der Harn die Producte der Entzün-
dung zeigte, so schlägt Vf. vor, derartige Fälle mit
dem Namen ,,inüammatorische Gongeslion der Niere,
verbunden mit Herzkrankheit", zu belegen. Hierher
gehören noch 4 Fälle der 1. Unterabtheilung: Nieren-
parenchym gesund , aber von etlravasirtem Blute ge-
sprenkelt; im Leben acuter Anasarka u. Albuminurie
(1 Fall von 11 wöchentlicher Dauer, bei Klappenfehler
und Dilatation des Herzens mit Lungenapoplexie, und
3 Fälle nach Scarlatina mit kürzerer oder längerer
Dauer). Was die Wirkung des Scharlachprocesses
auf die Nieren anbelangt, so zeigten sich bei der
Section deutlich verschiedene Stad. der Degeneration,
je nachdem der Tod während des Fiebers , oder in
der nachfolgenden Wassersucht eingetreten war. Eine
mehr oder weniger intensive Gongestion mit Neigung
zur Hämorrhagie, localisirte Entzündung scheinen
ebensowohl als Regel angenommen werden zu kön-
nen, wie der Wiederherstellungsprocess zur Norm im
Organe, während die Wassersucht und ihre Folgen
noch vorhanden sinfd. Das nicht seltene Vorkommen
der vergrösserten gelben oder gefleckten Niere (nach
Vf. in die 2. Klasse gehörig) bei Anasarka post scar-
lat. scheint nach ihm nicht auf einen acuten Process,
sondern vielmehr auf ein vor dem Ausbruche des
Scharlachs schon früher bestandenes Nierenleiden
hinzuweisen, und mithin als eine mitwirkende Ur-
sache des Hydrops und die unmittelbare Ursache des
lödllichen Ausganges zu betrachten sein. — Zu der
2. Unterabtheilung dieser Klasse rechnet Vf. diejeni-
gen Fälle, welche im Leben Albuminurie, u. bei der
Section gesundes , aber mit Blut überfülltes Nieren-
parenchym zeigten. Ausser den bei Hydrops scarlat.
aufgeführten Fällen gehören hierher noch 4 mit Hy-
pertrophie des Herzens und 1 mit atheromatösen
Klappen. Da das Parenchym der Niere gesund war.
48
IV. Pathologie, Therapie u. mediciBische Klinik.
so hat Vf. diese Fälle nicht io obige Zahl mit aufge-
nommen, und (heilt sonach die Meinung Frerichs*
nicht, dass ein derartiger Befund Aen rückgängigen
Krankheitsprocess bezeichne (vgl. dessen Monogr.
S. 140). Vergleicht man Überhaupt die Ansichten
beider Schriftsteller mil einander, so slvllt sich her-
aus, dass Fr er., abgesehen davon, dass er die vom
Vf. aufgeslellle 1. Klasse mit den 2 Anhangen in die
Kategorie des 1. Stad. des M. Br. einreihen würde,
dasselbe häufiger beobachtet sein lässl, als Vf. Fr er.
fand es unter den 292 gesammcllen Fällen 20mal,
Chambers hingegen unter 454 nur 11 mal. Diese
so bedeutende Verschiedenheit in stalislischer Uin-
siclu erklärt sich aber, sobald man sich er isner t, dass
Fr. verschiedene Schriftsleller , welche nur die die
einzelne! Stadien genau bezeichnen sollenden Fälle
aufführten , zu seiner slalisliscbeii Tabelle benutzte.
Vf. hingegen hat sich die Aufgal>e gttslellt, um die
EigenlhUmlichkeilen des N. Br. zu ermitteln, statistisch
und zwar ohne Bcrttcksicbliguog des Albumengehalles
des Urins während des Lebens, diejenigen Fälle vom
M. Br. zu scheiden, bei denen die Complicationen,
Zustände und Wirkungen der Albuminurie mil denen,
welche bei degenerirlen Nieren angetroffen wurden,
nicht gleich , mithin beide in Bezug auf Wesen und
latenten Process nicht vollkommen identisch zu erach-
ten waren.
Die 2. Klasse umfasst alle diejenigen Fälle, die
das Organ durch Vermehrung der Substanz vergrds«ert
zeigten. Unter den hierher gehörigen 128 Fällen,
weiche in 6 Unlerabtheiluiigen (vergrössert und gra-
nulirt; vergrössert, gedeckt oder gelb , mil a) gra-
nuJirler und b) glatter Oberfläche ; vergrOssert,
grobkörnig oder gestreift; vergrössert und Cysten
enthaltend; vergrössert, hart mit Fibrinablagerung;
vergrössert und mit Blut flberfuUt) geschieden sind,
fand sieb bei 47 Albumen im llarne, bei 6 fehlte es
und in 75 war der AlbumengehaJt nicbl bestimmt
nacligewie.sen worden.
Die 3. Klasse enthält die Übrigen (313) Fälle,
die während des lOjähr. Zeilraums beobachtet und
gefunden wurden. Ihr Hauptkennzeichen ist die
Atrophie, d. h. die constituirenden Elemente des bis
zu einem gewissen Grade vergrösserlen Organs sind
geschwunden, ohne dass ein entsprechender Ersatz
derselben eingetreten ist. Die 11 Unterabtheilungen
beziehen sich auf den Grad der Atrophie, und wie bei
der 2. Klasse hinreichend ersichtlich ist, auf die Ge-
genwart und Uenge der paiho logischen Ablagerungen,
die die natürliche Färbung verdrängen, und ein an-
deres Aussehen an deren Stelle eräugen. Von die-
sen 313 Fällen war nur in 83 Albumen nacliweishar,
bei 13 fehlte es, und in 217 Fällen war das Vorhaa-
densein des Eiweisses im Harne nicht mit Sicherheit
zu bestimmen.
Ueber den Ein/luss , den u4lter und Lebens^
weise bei beiden Geschlechtern auf den M. Br. aus-
üben, hat Vf. nach den 3 oben angegebenen Klassen
2 ausführliche Tabellen zusammengestellt. — fief.
entnimmt aus diesen Tabellen Folgendes.
Es fanden sieb di« Terschie4«!Dffl Formeo ^ M,
während der 10 J. : 1) unter 94 iii^nal. und 16 weiU.j
9mal (3 m., 6 w.) -= ö,8o/o ; — 2) unter 377 m. u. U
Ind. von 15 bis mit 30 J. : 85mal (50 id., 35w.) = 1S,3
— 3) unter 472 ro. u. 179 w. Ind. von 30 bisnittf
149inal (99 m., 50 w.) =x 22,»>/o; — 4) uDleriW
139 w. Ind. von 45 bis mit 60 J. : 136mal (102 m.,H
= 31%; — 5) unter 109 m. u. 58 w. Ind. über 60
57raal (38 m., 19 w.) = 34,l»/o.
Von den im erwähnten Zeiträume im Geoi;
hospitale Verstorbenen ging sonach der 5.
(454: 2161) an M. Br. unter. Der Grund diesv
grossen Häufigkeit der in Rede stehenden Krinkl
ist völlig unbekannt. Ob derselbe in aalioi
EigenlhUmlichkeilen, in der Lebensweise eini
Klassen der Gesellschaft liege , oder ob er von
Schwächerwerden des menschlichen Geschlecht«,
im Vergleiche mit der Behandlungsweise unserer
fahren , gegen Blutentziehungen immer eoip&Qi
wird, abhänge ; ob die genauere analom.-patbol.
tersuchung der jüngsten Zeit die Häufigkeit der
rendegeneratiort aufgedeckt habe, oder ob diesQ
Zunehmen oder Abnehmen , in irgend einem Veil
nissc zu der berührten Intoleranz g4*gen Blutenludl
stehe u. dgl. m. , sind noch zu lösende Fragen.
Was nun die Folgerungen aus obigen 2 Tabellen
triffl, so macht Vf. auf folgende Sätze aufmeii|
Die atrophische Form der Krankheit vermehrt i
mil dem vorrückenden Aller. Bei 1) dem Alter bil
dem 15. Jahre ist diese Form = 1 oder l,6%t
2) = 3,7 od. 6,9%; bei 3) = 15,4 od. 19,5^
bei 4) = 28,7 oder 20.1%;, bei 5) 25.6 |
29,3%. Aus diesen Zahlen ergiebl sich aucb, i
diese Form um i/^q häufiger bei Männern, all
Weihern angclrofTen wird , und diess gilt besoq
von 4) dem Aller zwischen'45 — 60 i., das zi
auch den Grund der relat. Höhe aus den äussern
Aussen der Kälte, Nässe, Uebermaass in Spiriti
vollkommen erklärt. In dem Alter von 15
herrscht die unter der 2. Klasse bezeichnete
heitsform vor = 9,2 oder 6,5%. Inwiefern
diesem Zeiträume vorzugsweise auftretende Ti
lose auch auf die Nierendegeneration — die eigeotkl
liehe gelbliche Ablagerung in den Nieren bietet eil
Analogie mil tuberkulösen Ausscheidungen dar— *^
wirkt, ist noch zu erörtern.
^Is xvfäUige anatomische Erscheinungen
M.er. fuhrt Vf. /^e/i/2>(3mal bei der 1., 1 mal bei
llmal bei der 3. Klasse); Eiter im Parencbya (S
bei der 2. u. 4mal bei der 3. Kl. in Folge der fiiH
heilen des Harnapparals, und Imal der Pyidi
Bluterguss; Cysten mil mukösem oder serösen
hake (lOmal bei der 2. u. 67mal bei der 3. KL}i
Fünfmal wurden dieselben in gesunden Nierefl
krankem Harnapparat und 30mal ohne irgend I
sichtbare Krankheit der uropoötischen Organe anl
funden ; Nierensteine ; Tuberkeln der Niere io F<l
kleiner, runder Massen fand Vf. 88mal unter 21
Leichen vor, und zwar 15mal mit M. Br. verbaoJ
Noch führt Vf. 9 Fälle einer bdsartigen Nierenkel
heit auf, ohne sie näher sa bezeichnen.
IV. Pathologie, Therapie u. medicinische Klinik,
49
Compücationen des M, Br. mit JffecHonen an-
Organe. Vo.* Aüeo gehören hierher a) Uerz-
; die Uaufigkeil der Combinalion und zwar in
ichl der Form derselben mit M. Br. hat Vf. in 3
len zusammengeslelit, und zugleich hiermit eine
eichende Uebersicht derjenigen Falle von llerz-
lokbeilea geliefert, die mit M. Br. nicht complicirt
laren. I^ach diesen Tabellen fand sich bei den 454
btten der %'erendegeneration das Herz 273mal er-
paklsffOVe» wahrend in den Obrigen 1707 Fal-
||i Slimal 30% das Herz erkrankt gefunden wurde.
hl hoo dalier aonehiuen, dass M. Br. zu Herzkrank-
lit sich rerbalte wie 3 : 2, während Herzleiden ohne
Br. in dem Verhaltniss wie 3 : 7 vorkommen. —
1371 FUleD,obne Herzkrankheil, fand Vf. 176mal
Br. Niere = 12,8%, u. in 785 Fällen von Herz-
pakbeiiea 27dmal = 34,7%. Wird dieses Ver-
la Zahlen wie oben ausgedruckt , so verhält
(k flerzkrankbeit zu M. Br. = 1 : 2, und normales
fn IQ N. Br. =: 1 : 7. Hieraus kann man mit
WdarscheinUchkeit den Schluss ziehen, dass
\BrigkL eine häufige Ursache d^r Herzkrank-
ist, diese aber eine nicht so häufige Ursache
I M. Br. abgeben. Ferner war die muskulöse
tutur des Herzens krankhaft verändert mit M. Br.
S3«PUIcn, ron denen 116 «= 49,1% Klappen-
ilerui^eo, ohne denselben in 424 Fällen, von
159 c= 37,5% erkrankte Klappen hatten,
iit die Verbindung der Herzkrankheit mitKlap-
= 4:3, oder % häufiger , als bei M.
— Die muskulöse Structur des Herzens war in
g auf Grosse u. Form normal in 213 Fällen von
ir., TOI denen 37 = 17,3% mit Klappenfeh-
complicirt waren , während diese sich ohne M.
iD 1283 Pällen nur 88mal = 6,9% vorfanden,
liod Klappenfehler 3mal häufiger in sonst nor-
hl Heneo bei M. Br. — Frische Pibrinablage"
V^ auf den Klappen fanden sich in den 454 Fäl-
<aH. Br. 12mal = 2,5%. in 1707 Fällen
kM. Br. 29mal == 1,6% vor; mithin ist anzu-
. dass Pat. mit M. Br. bei weitem mehr zu
MitaiSDdungen des Endocardiuin geneigt sind,
^»ien, und, nach obigen Zahlen zu schlinssen,
fpf/dtrenkheüen im Allgemeinen mehr für die
fo, als ftir die Ursachen der Nieren degeneralion
^ttnditen sind«
^) Tuberculosis der Lungen. In 1 1 Fällen der
Ibue halten 2 Tuberkeln; in den 128 der 2.
2,5Vo; >B <<«n 315 der 3. Klasse 52 =
i%> Demnach halten von allen 454 Fällen 86
^B|9^/q Tuberkel in den Lungen, während in den
1707 Fallen dib Zahl auf 417 = 24,40/o
hl Bezug auf die atrophische Form war dh
Ration mit Tuberkeln um */3 geringer, was
üteiaen Grund in dem hOhern Aller hat, in wel-
^ ^e 3. Klasse des M. Br. , wie alle Atrophien,
i^^chen pflegt Eine Immunität gegen Tuber-
giebt nach Vfs. Tabellen der Bl. Bright. kei-
« ab, zumal da die grOsste Häufigkeit des Vor-
kommens der 2. Klasse der Krankheit in dieselben
Jahre, in welchen die Tuberkulose am häufigsten ist,
niUt. Wohl aber scheint, nach folgenden Zahlen zu
urtheilen, die Geneigtheit der Tuberkulose zu Vomica-
bildung bei M. Br. elwas geringer zu sein. Unter
32 Fällen der Tuberc. pulm. in der 2. Klasse fanden
sich ip 20 = 62,5%. unler 52 Fällen der 3. Klasse
in 31 = 59,6%, unter 417 Fällen ohne M. Br.
hingegen in 289 = 69,3% Vomicae.
(Möckel.)
592. Diabetes mellitus mit Lab behandelt-,
von James Gray, M. D. Glasgow. (MonthlyJourn.
Jan. 1853.)
Vf. theilt 3 Fälle des fragl. Uebels mit, in denen
durch Anwendung von Lab Heilung erzielt wurde,
während vorher andere Mittel vergeblich versucht
worden waren. Es wurde den Pal. empfohlen , das
genannte Mittel theelöflelweise nach jeder Mahlzeit su
nehmen , nebenbei aber phosphors. Natron gegeben,
und in 2 Fällen ausserdem noch zeitweise eine Ein-
alhmung von Chlorgas gemacht. Die auffallend gün-
stige Wirkung des Lab erklärt Vf. durch die Annahme,
dass' dasselbe die Umsetzung des Zuckers in Milchsäure
befördere, und hat er ilieser Theorie entsprecliend
auch Milchsäure in dem Urin der so behandelten Din-
beüker gefunden.
In einer Nachschrift bemerkt der Herausg. , dass,
obwohl seine eigenen Versuche mit dem genannten
Mittel noch nicht zur VerOfTentlichung reif seien, doch
so viel aus ihnen als gewiss hervorgehe, dass dasselbe
jedenfalls nicht in allen Fällen anwendbar und httlf-
reich sei. (Miquel.)
593. Fall von Diabetes mellitus, nebst Be-
obachtungen über die Pathologie und Behandlung
dieser Krankheit; von Ch. Frick, M. D. zu Balti-
more. (Amer. Journ. July 1852; s. a. Fror. Tagesber.
Nr. 671 u. 673.)
Vfs. Beobachtungen wurden bei einem kräftigen,
37jähr. Mulatten angestellt, der nur (9 J. zuvor) an
einer Pleuritis gelitten hatte. Nach der Aufnahme
ins Hospital wurde PaL vorerst nur diätetisch behan-
delt, wobei man sowohl die Menge der genossenen
Speisen und Getränke, so wie ihren etwaigen Zucker-
gehalt, als auch die Quantität des in 24 Sld. gelas-
senen Urins, sein spec. Gew., und seinen Zucker-
gehalt genau notirte. Aus den in einer wohleinge-
richteten Tabelle zusammengestellten Daten ergeben
sich nachstehende Folgerungen. Die Quantität des
Harns ist an sich kein Maassstab der Krankheit, in-
dem auf sie die Quantität der getrunkenen Flüssigkeit,
die Ausdünstung, die Zahl u. Art der Stühle u. s.w.
Einüuss haben. Es wird nie mehr Harn gelassen, als
Flüssigkeit eingenommen ist ; die Quantität des Harns,
nicht die des darin enthaltenen Zuckers , steigt pro-
portional der . eingenommenen Flüssigkeit. Einmal
wurden 2 Tage, ein anderes Mal 3 Tage hindurch
7
(so
I^. i^ath0t<^6» Tlierapie n. medieiiiiildre Uinik.
ktBine Speisen geoossen , die Z^acker oifefr Stärkemehl
enlhiellen, ü. docb dorchschtiiftlich 7»07 (ir. Zudker
entleert, wa» die Ansicht Bernard's bestätigt,
däss die Quelle des Kuckers in einer Potenz tu saciren
sei, weTehe von der gehihderten Umsetzung der
zlitker- und stärkemehlhaTtigen "StofTe unabhängig ist.
Jedoth wird darcii Oeiiüss dieser Stoffe die Quantität
d\es äfusgeschüedenen 'Z'utikers verwehrt, unil ist es in
• dieser Beziehmrg einerlei, c/b reiher Zncker, oder
Zucker und Starkemehl genossen wird. — In einerfi.
Tabelle siad die in verscliiedenen Tagesabschnitlen
aiis^geschiedeüen Zucker-Quatitfiäten vergleichend zu-
sammengestellt, tls ergiebi sich daraus das interes-
sante Factum , dass wahrend der ersten 7 Sld. nach
dar (feupttnflhlicilt die Hiilfte der iGesammlcpiantiiat
dM V« 24 Sld. ati«{|eadhi«d6neB Zuckers im Urin sieh
indet » ferwer , dass der Zuckergehalt des Urins bis
«^r 4. Std. nach der Mahhseit su« , von da an wied«r
tfbMnfflk
>Der diäittischsn Belvandluiyg folgte eiae toonatl.
Bekavdlung fliH veradwedenen Arzneistoiren , deren
Resultat« fn einier 3. TaMle zosammengestelli sind.
SiryeMn (^/a^^Ve ^^- ^^^^ ^S^*) verminderte den
lack«rge4ialt des ürhis, und wurde bei G«fbraueli
dieae» Niftels die gerinigste Zacken|uanU%at beobaefo-
let, numlich fd2 <ir. «n 24 Std. Tüutura ferri
muriatiei verminderte in Gaben von 19 T|. deiv-ZLuckerp,
um die Hälfte; bei Gaben von 20 Tr. vef-mehrtt sich"^
der Zucker wieder. Aqua ammonia in Gaben von
5 Tr. verminderte den Zuiker um ^/y ; grossere Ga-
ben wurden nicht ertragen. Jodkalium wirkte aut
den Zuckcrbetra^ wenig oder nicht ^ veranlasste aber
KoUk und Durchfall. Kreosot und Naphla verur-
sachten Uebelbefinden und vermehrten den Zucker-
gehalt. Leberthran vermehrte den Zuckergehalt
durchgehen ds ; bei 6 Unz wöchentlich war die Ver-
mehrung gering, bei 20 Unz. wöchentlich ward ein
Drittel Zucker mehr ausgeleert. Doch nahm das
Körpergewicht des Pat. beim Gebrauche dieses Mittels
auffallend zu (binnen 44 T. , wo 4 Pfd. genommen
worden Varen , um t9 Pfd.). fteim Gebrauche des
Mutterkorhplilvers (S Gr. 3mal tsigl.) stieg das Ge-
richt des Pat. om 9^^ Pftt. in einer Woche, aber
auch die des üticfters um %• ^^isky vermehrt dre
Quähtitüt des Harns tt. des Zackers. Calomel n. Opium
^ttrdeti 4 Wocheh gebrancht, bis Speicheinnss ein-
trat; Pat. h.friite bei dieser Beharidfung hifufiger, n.
leerte fast doppelt so viel Zucker aus, alls wenn er
niiiHt medidinirte. Miittetkom (3 Gr.) , Strychntn
0/iO^O'"- 'Jadersen (2fir. 3mal iJfgl.) verdoppelten
f^st dre Qui^titlft des Zuckers, und wnrde bei dieser
Behatfdlung auch die grOsste QuantitSIt Urin beobach-
tet , hffmiidh 44 f ihten des Tags. — Sowohl wah-
rend Her düäfetüehen, als wahrend der -mediciniscken
Behandlung fand man iti sSlmmtlicfren Se- u. Excreten
des Pat. , so wie aticb im Blute wiederholt Zucker ;
sogar im Eiter eines an der Hand befindlichen Absces-
ses liess steh Zucker nschwetsen.
kXk dies« so "werthvollen ReSuHale seiner titrs-
dauernd genauen Beobachtungen reiht Vf. noch einige
rtreoretiscfre Beroerkungeit. Da nBmttch auch j
rein ^tx^ksti/fthaltigiT Ifehrnng Zücker hn üriö i
andern Sr^eretiotien von Diabetikern gefunden wi
und die Leber nach Gl. Bernard's Eotdeekil
auch bei ^lien gefunden Menseben Zocker eathih,
nitnmt Yf. ai) , d^ass auch bei teCztereo ohne Beihl
d^r eingcAdt/rten Amylaceen Zucker im Organitt
gebildet werde, und zwar vielleicht ans dem Fe
des Pfortaderbtnlcs. Dieser Zudrer wird nun bei (
sunden di^rch die 'Respiration in Kohletislfare i
Wasser zerlegt ; bei Diabetes at»er wird au:s irg«
nnbeka nuten Grflnden eine grossere Quantität gel
dei , als sie die Lunge bewUlttgen kann [oder i
Verm()'gen des Qrgalristtms , den gebifdeten 2fld
weiter omzuwairdeln , ist vermindert] ; daher u
sich Ztrcker in allen Secret«n , atich wenn norstii
stolYige Nalirufng genossen wird , obwohl der Gern
von Amyfaceeti seine Quantität tonstant vermekrt •
Als einen Beweis aber fdr die vi'rchtige Rolle, wd«
der Zustand des Nervensystems bei dem ZtntiM
kommen des Diabetes spreh , führt Vf. ausser I
bekannten Versuche Bernard's, haQptsSchliel) 1
Erfahrung an, dass diejenigen Arzneimittel, 1|
denen eine directe Einwirkung auf das Nervensy^
anzirneftiinen ist, am kräftigsten auf dre Vermindera
dea in den Secrelen eirihaltenen Zuekers einwiriil
.S^hjf ,ri(;littg ^bemerkt er, die Bildung dieser SuM
nm Äi^i^smus ist efn naturgemtfsser Process, i
tmsw Zweck darf daher nicht darauf gerichtet wi
ihre Erzeugung zu hiiidem , sondern wir mflssea i
berauben, diejenigen Lebensfünctionen tu kraftifi
welche sie zerstören und ausacbeiden.
(Hiquel.)
594. Oxygengas-EmatlimiuiK bei DiiM
albm&mOSIlS ; von F. Casorati. (Gazz. Loa
32. 1852; vgl. Jahrbb. LXXVII. 187.)
2*2. JptriL Die Sauerstofr-EiaatbmungBn, aeit 19. K
wieder angeslelU , werden wieder ausgesetzt , da der Kr. I
ein Geföhl von Reiz im Kehlttopf klagt. — 30. Xinti t
vermindert, nicht aber S Pfd. in 24 Std. ; noch aiit d
Spur von Eiweias; HautaasdOnaluQg meist achweisifSrtl
Ernäbruog merkbar verbessert. — 2. Mai, Seit 2 T. U
schmerz, Vermehrung des Urins und des Eiweisses darinJ
minderüng der SchweiSBe. Sa uerstotT- Inhal, alle IIW
Liter. — 7. Der Urin, niobt über 2 Pfd. io 2tStd., Ii»t<
Kleiscbbrühgerucb verloren, ist gefärbt, dfiiw; die wtM|
Blasen, welche sich beim Schuitelo an der Luft bilden, plat
bald; der Körper setzt Fleisch an. — 46. Keine Sporj
Eiwelss mehr im Harn , Puls oormat, ttaut besser geKj
wfirmer; (hiterieibsbeeclifrerden geringer, Bauch M
ehisAiscber, oAne Scbmen u. Kollwn bei Drvck. Die Inl»
werden ausgeseut , gegen die eigenthumlicbea EiBpfio<lMI
im Ünlerleibe Opium, 2 — 3mal taglich >/4 Gr. — " ** "f!
Alle Kranliheifserscheinungen shid wieder vorbdoden; <
abermafo Inhalotionen. — 8. BeaseruDg; die labalst«
den ausgesetzt. — 17. EraSbruDg, HaolausdiinstiiBg, I
Muskelkräfte in gutem Stande ; noch schwache Spurei
Eiweiss im tirin ; fast kein Sediment von Epitbelialzeiienl
Der Kr. widersetzte sieb ferneren Inhalat. , in der HtA
dass sie seinen Luagen aebaden könaleo. — i. J^^-
selbe 2u8taad,
Jigitized b'y ,
Vr. findet in diesem n\h 'besonders die Bei
digkeit bemerken swerth , mit der äas Sauerslo
IV. PaiholH^i Thernpie iv npedidiuuiGhe lüinik^
It
«r QuMtil» UV« QmKiJit 4ea Urins, auf die Maul-
Ütigkeit , auf de« Leibaelimerc und die Ernährung,
bi» 14 Tage Ober die Zeit der Anwendung hinaus,
«iwirkic, ond glaubt darin eine Bestätigung «1er
Inrang Licbig*a u. Ragnault'a au finden* daaa
dir Saacrateff voa den Bkitk^rperchNi «war reaorliin
«ird, aber aeioe cbemischen Eigenschaften beibehxtt.
I (SchiUbach.)
595. Debfir Ichtkyosu cmica} wu Prof,
Ir. fl. Maller (Verbandl. d. physi.-med. Oea. zu
Wanb. III. 1. 1852.) und Dr. Picke Ms (Edinb.
loorn. Ocl. 1851.)
Ein vp9 Prof« Ai aller z^xi Neapel beobachteter
FaU fon lehtbyoaia hat demaeibeo Yeranlaasung ge-
gflieo, eine geuaue Beschreibung davon zu liefern,
die iebtbyoüschen Massen , so wie den Zustand der
erirranilen Hautoberfläche einer sorgfältigen und um-
ncfitigen fVOfung zu unterwerfen qnd seine Ansichten
Ober die, der Krankheit wahrscheinlich zu Hrund^
liagendea Entatehungawomente zu veröffentlichen.
Br. Pickella iheiit in der oben augcfulirten Schrift
eine Reihe tod Beobachtungen Über dasselbe Hautflbel
aiit, die, obwohl sie blos descriptiver Natur sind u.
BKkr daa ^rUichkeitsveHaUniaa in^ Auge fassen, doch
ab Vtrgleicb oder als Beleg fttr die von M. auage-
spracbenen Ansichten manches Interessante bieten.
Jm Sommer 1851 sab M. im «Ospedale degti Inoursbili'*
I a Bffipcl einen 21}Sbr. Kr. mit bedeutender Ichthyosis , bei
; im Ton Erblichkeit des Leidens nichts aufiaflnden war.
Gaiie Monate nach der Gebart hatte dasselbe begonnen. Die
idväRliche Farbe der Krusten holte im 3. J. angefangen.
Ke Knisleo waren dann immer stirker geworden , leiiveise
ilgefallen und vom 8. i. an ziemlich gleich geblieben. M.lind
4n grösston Tbeil des Körpers statt der Epidermis mit brian-
lAeo Krusten bedeckt , deren Dicke nach den Kdrperstelleo
wncbiedeo, an einzelnen bis zu 1" betrug. Kopf, Flächen
kr Rinde und Ffisse waren frei. Abstossung geschah jähr-
fidi einmal v«n selbst oder durch die Bemuhnng des Kr. 6e-
«tfOBg bei der Arbeit sollte nach Angabe des Kr. ebenfetls
Onache sein , dass die Krusten am weniger aflicirtcn obem
larper eine geringere Stfiike erreichten. An der äussern
Seite des Ober- ond Dolerscheakels sollen sie einmal, als sie
fter 1 1. stehen blieben , bis gegen )" dick geworden sein.
ht. gab an, dass die Blattern in froher logend eine vollstan-
äft aber langsame Dekrustation xur Folge bntten. Die von
In dicken Krusten befreite äussere OberFläcbe der Lederkaui
mr rauh irad uneben ; diese Unebenheit rOhrte an einigen
SidtfB deotlich von einer Vergrössernng dar Fapillen her.
Oagewöhntlch ausgeprägt waren die Abtheilunge« , in weiche
ie Haatoberfläcbe normal durch die Lineamente geschieden
wH. Viele Stellen räthlich und bräonlich fleckig durch
^tiuB und Pigmentirung. Die krankhafte Veränderang
«ttreekte sich an Händen und Pflssen bis anf die Rflcken-
Me der Phalangen '^ an der innem fläche schien die Cpi*
dnmis dicker zu sein. An der Nase und Umgegend hatte der
Ir. seit einigen Monaten eine Seborrhöe. Am behaarten
Ikcfl des Kopfes befanden sich eine Anzahl umschriebener
fbcke von einigen Linien Dnrehm. mit sich lossstossender
ipdcrmisähBl. tiasse bedeckt ^ (fie aber weder dieselbe Dicke
i»el Consistenz wie die Krusten am fibrigen Körper hatte.
let Kr. gab an , an den weniger afßcirten Stellen (Stirn und
Inicfeilf a der Cllenbogep) atark zu scbwit^rp, |in den inkru-
üftea Stellen nicht. jJebrigens war Hne starke and eigen-
AbbUcIi riecbende Aus(|0n3iong bemerkl^ar, — Bei 6e-
tickuing der qbgefall^nm ichthypHscf^nMastm sab man,
%M lie ni^t ans h^mi^n ^chaln l^estandep , spAdern «i^
Dache darstalHan , welche divch Risae in nncf^ln^^ai^ p/oHj"
gooale Abtheilungen gespalten war, die mit den gewöhnlichen
Abtbeil tingen durch lineare Furchen Mhereipstintiptea. Wii^
diese, »u waren au«- h jene unrcgelnii^ft^gen prisipen^ walcha
die Steile der E^pidermis einnabioen, je nach der IvörpersieUa
van verschiedener Grösse ond Gestalt, meiat i'" bis zu Va''
im bona. Durchm. Qäufjg war diesef in einer Iticbt^pg viel
bedeutender als in der andern, so dass bei bedeutender Höhe
der Schicke sich aufrechuteben4e Platipn bildelen; wenn
aber der Querdurchm. in allen Riebtungen gleich if^r, aqU
standen Glieder, die bei einer Höhe von 8 — 10"' und aussen
abgesL-lilifTon noch am ersten mit Stacheln verglichen werden
konnten. Meist gingen die Spalten durch di« ganae Dieka
d«r Kruste durrh » nianehn^al waren einzelne &ttt<d|e van n^
senl^ereip blos eine Strecke in kleinere Partien zerspalte];! qndj
die äussere Hinde war bei vielen Stuckep unregelmassig zer^
kififtet. — Die Farbe der prismatischen Stucke war an der
fi-eien Fläche scbmutzigbraun, zum gröasten Th. wohl von Venm*
reinigung; die 3a»s selbst war graulich -gelb gefärbt» nnd
ebenso erschien das Innere der Ms^s^ auf dem purcb8c^ifit,te.}
jedocb wurde auch diess je weiter nach aussen um so bräun-
licher. — Die Masse war nirgends hornähnlich fest u. ela-
stisch , sondern bnlchig , nach aussen resistent , die hellem
Partie an der Basis weicher, mehr talgartig. — Die Seiten-
flächen der Prismen waren meist ziemlich rechtwinklig, selten
schräg gegen die Endfläche gestellt, so dass die meisten grade,
wenige in schiefer Richtung auf der Haut standen. Manche
der dünnen Glieder waren etwas gekrflmmt und gewunden. —
Von Bedeutung war eine leicht ins Auge fallende fhsrige 6e-
schafTeoheit der Stöcke ; so dass man die dfinnem in nodi
fftioere Glieder zerlegen konnte, und an der änssem Wand
wie auf senkrechten Schnitten stärkere oder schwächere paral-
lele Streifen wahrnahm. Diese Streifen gingen meist durch
die Krusten der ganzen Höhe nach durch , so dass sie in der
Regel zur Haupifläche senkrecht standen , wo aber die Rich-
tung der Prismen eine schiefe war, so verhielten sie sich wie
diese. — Dei mikroskopischer Betrathtung erschienen
auf Horizontalschnitten der Knisten eine Menge von Systemen
concentrischer Ringe, welche ans lauter CpiJermiszellen be-
standen. Dazwischen lagen Epidermispartiea , welche sich
an kein solches Rin^system unmittelbar anschlöksen, sondertt*
Faserafigen ähnlich zwischen ihnen hintiefen. Das Bild hatte
daher die gresste Aehnlicbkeitmit einem Horizontaldurehschnitt
von Warzen (Simon, Hautkrankheiten f afel IV), und es lag
nahe, dasselbe auch ebenso zn erklären, d. h. den Mittelpunkt'
jedes Rin^systems fQr eine quer durchschnittene Papille oder
die Ober die Spitze einer solchen gelegene Epidermispartie ;
das Ringsystem selbst aber für den Durchschnitt der PispHlen-
scbciden und die daiwischenge^gene Masse für die Partie dar
Epidermis zu halten , welche den Vertiefungen zwischen den
Papillen entsprach.
Bei genauerer Beobachtung zeigte sich Jedoch , daaa
diess nicht so war , sondern dass jedes Ringsystem vlefmekr
eipem Haarbal^ oder Talgdrösenag^fubrungsgang eptsprach.
Man sah im Ipqern zwar gewöhnlich nur Epidermiszellen etFa«
lo^e gelagert, mit Fetttröpfchen und Körnern besetzt u. ziem-
lich vielen kleinen, rundlichen u.granulirten Zellep gemiicb\;
manchmal aber auch Talg und ein Haar, welch'eß durch die
Mitte eines senkrecbten Fasercylinders hinzog. — Cl^arak-
teristisch war ferner die Art der Epidermlsschichtupg. VfSh-
rend , wie bei den Warzen oder der die Elephantiasis beglei-
tenden sogen, acquirirten Icklhyose die Epidermisscheiden
über den vergfösserten Papillen wie eine Reihe in einander
gesteckter Fingerhute liegen, deren Huqdun^ die Basis bildet,
war die Lagerung bei der Ichthyosiskruste im fragl. Falle om^
gekehrt, und es erklärt sich diess voUkommen, wenn man an*
nimmt, dass fiele Epidermisscbeidan, anstatt anasep flbar den
Conus einer Papille, sich innen an dem Con^s ein^ Sßor^
balg - oder Balgdriisenmiindung bildeten. Man sah' des-
wegen auch an vielen der Krnsleps^ack^ ap der Sej^ , welche
VQ(} fier Cutis abgelöst war , kleipe koniacbe fferv/i^n^gungepi
welche p^lcben Ringsypt/emen enitsprac|ien und ans jepap fer-
tjefung^n hejrvQigßbuben zu sein acbieoen, Zwischen i\^fwu
zapfeoartigen Vorspfungen gelegene t|efje)rp Partien ap dap
krpsten musstien dann ^ep Erhebungen 4ff Qfitj^ {fl^fß^^
52
IV« Pathologie, Therapie u. medicinische Klinik.
entsprechen , und manchmal erkannte man anf tiefern Hori-
zontatschnitten in den Zwischenrfiumeo der genannten Ring-
systeme Stellen , wo die Epidermis etwas weniger regelmässig
um einen andern Centralpunkt, nämlich nm eine Papilfen-
erböhung angeordnet war. Spiralig gewundene Schwcissdrii-
sengänge erkannte man sowohl auf Längs - wie auf Quer-
schnitten in Menge und von gewöhnlicher Beschaffenheit.
Der Beschreibung und Abbildung nach , die uns
T i 1 e s i u s gegeben hat, stimmten diese ichthyotischen
Massen mit denen der Gebrüder Lambert sehr (iberein
und es scheint, dass auch die von Machin u. Baker
(Philos. Transact. 1732 und 1755) beschriebene
Decke des Grossvaters und Vaters jener Brüder von
derselben BescbafTenhcit war. Nirgends sind lior-
nige Stacheln, sondern nur eine Decke, welche durch
Risse in ünregelmifssig polygonale Abtheiiungen (die
den normalen Haiitfurchen entsprechen) zerlheilt ist.
Damit sind die von Dr. Pickells beobachteten Falle
analog. Wir theilen das Wesentliche davon mit.
1) P. fand bei einem Manne, der sich im J. 1833 fiir
Geld sehen iiess, Gesicht, Handteller und Fnsssohlen so glatt
wie bei andern Menschen , die ganze Oberflache des übrigen
Körpers mit einer Masse Ton hornigen oder hornartigen Ei-
crescenzen von dunkelbrauner Farbe bedeckt. An einigen
Stellen waren diese flach und schuppig, an andern hervorra-
gend und warzcnäbolich von cylindrischer Gestalt ; ungcrähr
Vs" hoch y rechtwinklig von der Haut abstehend und so steif
und elastisch , dass , yvenn man mit dem Finger darüber hin
und herfuhr , das Geräusch auf eine beträchtliche Entfernung
gehört und mit dem Rascheln der Borsten oder Stacheln des
Igels verglichen werden konnte. Der Mann gab an , dass er
die hornigen Massen jedes Jahr 2nial, bes. im Winter, wo sie
bis f lang seien, verliere. Er schnitt einen dieser Höcker
(wie er sie nannte) nahe an der Haut ah, ohne daas Blutung
darnach entstand , ebenso konnte er angebranntes Licht an
ihre Oberfläche, zumal am Olecranon halten , und sogar die-
selbe ansengen , ohne Schmerz zu empOoden. Die Eruption
zeigte sich bei ihm zuerst ungefähr 2 Mon. nach der Geburt.
Sein Vater, Grossvater und Urgrossvater litten an demselben
Hebel. Er gab vor, aus der Davidsslrasse , wo ein ganzer
Stamm auf gleiche Weise afflcirt sei, herzustammen , u. war
nach P. augenscheinlich ein Abkömmling des Ed. Lambert,
der im J. 1736 der Royal Society vorgestellt wurde. Er war
wabracheinlicb dieselbe Person, die sich (Lancet April 1833)
der Westminster Society vorstellte, und musste der Sohn von
einem der 2 Brüder sein , welche sich viele Jahre vorher in
Deutschland sehen liessen und von denen Tilesius und
Blumenbach berichten.
In allen Fällen, die P. vorgekommen sind, fand er als
Farbe dieser ichthyot. Decke entweder eine Schattirung von
Braun oder Schwarz; mit Ausnahme weniger, wo sie gelb
oder gelblich war. Bei einem andern Mitgl. der Familie
Lambert aber, welches sich im J. 1834 im Westminster-
Hoftpitale zeigte, war sie grün, (Siehe Cork S. Repr.
Febr. 6. 1834. , ein Auszug aus dem Lond. Med. and Surg.
Journal.)
Nach der gewöhnlichen Annahme (Elliotson
u. A.) erbt die Ichthyose nur in der männlichen Linie
fort. Die nachstehende Beobachtung beweist aber,
dass sie in dieser Hinsicht nicht allemal das weibliche
Geschlecht verschont.
2) Am 21. Mai 1829 wurde ein 16jähr. Mädchen im
Hospitale zu Cork als Fieberkranke aufgenommen , bei wel-
chem der grosste Theil der nntern Extremitäten und der Ün-
terbanchgegend in hornige Excrescenzen von dunkelbrauner
oder schwarzer Farbe eingehüllt war. Dieselben erschienen
an einigen Stellen flach, «chuppig und dachziegelförmig Gher-
einander gelegt; an andern warzenähnlich aber vierseitig o
rhomboedrisch gestaltet, rechtwinklig von der Hautabit«]
und so dicht gestellt , dass sie eine fortlaufende, gleicl
mosaikähnliche (tesselated) Structur bildeten, ohoe
jedoch mehr als 7g" über die Haut zu erheben. An o.
den Knien nach aufwärts waren sie sehr hervorragend unii i
gelmässig geordnet; von da an erstreckten sie «ch nachii
wärts und gingen über die Nates hinweg. Auf deo Im
Scheiben war die Bildung eigenthümlich , gleichsam scM
förmig. Von den Knien abwärts nahmen sie nach and ui
an Grösse ab, die Beugeseilen der Fusse ausgenommen , i
denen sie wieder dicht gedrängt bervorraglen. An den fa
sohlen waren keine. Nach oben gegen die Mammaetunshm
sie ebenfalls ab, wurden flacher und verloren sich in diea
turliche Bedeckung. Die Mammae waren frei; Hals n
Gesicht ebenfalls. Die Flächen der Hände und der Ftai
waren nur rauher als bei Personen , die nicht an sck«t|
Arbeit gewöhnt sind. Ebenso war an den Armen u. aof 4i^
Bücken, so wie an der äussern Seite der Schenkel eise |
wisse Bauhigkeit vorhanden. Diese schuppige Decke hat
im Ganzen eine grosse Aehnlichkeit ifiit der Haut auf de
Bücken des SchcllRsches, zumal wenn er gesotten ist.
Die Hautnffeclion erschien als Fat. ungeföhr 2 Moo. i
war. Sie hat noch 2 Bruder und 3 Schwestern, von dea
1 Bruder und 1 Schwester, welche sich gegenwärtig ioAoisif
heiin den, in einem noch weit schlimmem Grade von Ichtb)^
hefallen sind , da das Uebel bei diesen (Gesicht und Hä|
ausgenommen) den ganzen Körper einnimmt. Ihre bei^
andern Schwestern , die gegenwärtig in Cork wubnen , baij
ganz schöne Haut. Ihr Vater soll stets von der Kraoli
befreit geblieben sein, wogegen ihr Grossvater (von VlN
Seite) mit Ausnahme >von Händen und Gesicht, am gna
Körper, selbst bis zur innem Seite der Handgelenke, dw
befallen war. Er schwitzte niemals, selbst fieberkrank nid
Er zeichnete sich durch eine merkwürdige Gesichtsrölke *«
Pat. hat bei Bewegung der Muskeln oder Gelenke von d
Bigidität dieser hornigen Masse keine wesentliche Unbeqoä
lichkeit. Beim Gehen raschelt es nicht ; der Ausschlag 4
ursacht kein Jucken ; an den Theilen , wo er am dicbtei^
ist, pflegt es heim Abreissen zu bluten und zu schmen^
An den Beinen können die Schuppen ohne Schmerz zu ifll
Sachen, mit einem Messer abgeschabt werden. Drei iil
hintereinander gebrauchte Pat. Seebäder , war aber weg« J
grosser Schmerzen genöthigt , davon abzustehen. I
schwitzte sie. In den heissen Tagen des Jahres pflegte J
beim Ausgehen nur ein Gefühl von Nadelstiehen zu habt
ebenso mangelte, während ihrer Fieberkrankbeit im HosjMi
der Schweiss gänzlich. Die übrigen Functionen, Katameaij
Urinabscheidung waren in Ordnung. In ihrer KindbeiM
sie von einem Arzt wiederholt ohne Erfolg geimpft wordj
Vor 7 Jahren. , während ihres Aufenthalts in Amerika^
Pat. an Scharlachfieber und darauf an Gelbsucht und g(lb
Fieber. Vor ihrer Abreise nach Amerika hatte sie das «Ol
mische Fieber mit Petechien. Eine Woche nach derAufoabi
in das Hospital traten gangränöse Erscheinungen auf; »K
am rechten Ohr, dann an den Hüften und dem Os sacrt
an denen sie noch einige Zeit nach ihrer Entlassung zu Hai
behandelt wurde. Am 4. Sept. theilte Pat. P. mit, «
sich die Excrescenzen, mit Ausnahme sehr weniger »fl^
Knien, abgeschält haben, u. vollständig verschwunden 8^
Im Juli des folgenden Jahres (1830) sah P. die Kr. vnsi
Si,e hatte seitdem einen Anfall an Ichthyosis gehabt, derai
ihr Gesicht eingenommen hatte; an diesem vvar aber i
Eruption im Abheilen begriflfen, sie sah dabei gM«"'*.'
blühend aus; 7 oder 8 Mon. war sie von Ichthyosis frc' \
wesen. Im Mai war das Uebel wieder gekommen. Gefl
wärtig schwitzte sie anhaltend. Zuletzt hörte P. im fo'8*"^
November , dass die Eruption Ende Juli verschwanden «
die Haut der Kr. ganz rein sei.
3) Bei einem Knaben von 13 oder 14 J. fand P. ««
teuer und Fusssohlen mit Ichthyose behaftet. Die Hana»^
war mit braunen, unebenen, hornigen Excrescenzen bed
und erinnerte eher an den Huf eines vierfüssigcn Tbier»
Ebenso waren die Fnsssohlen. Auf den Kniescheiben wari
IV. Pathologie, Therapie n. medicinische Klinik.
53
MTciAiBg so dick und hart , dass sie eine Art von Fanier
fasidhe. Die InteBsitiit des AoMchlagt an besondern Theilea
ilud mit der Reinheit des übrigen Körpers im Widerspruch.
FjL Mtr sonU tMn gesundes An<:ehen. Angeblicb waren die
äkiirn Kindrr der Familie auf dieselbe Weise afßcirt, u. zwar
iHiTon Gebort an.
4) Von einem andern Kranken wurde P. berichtet,
ita feine Handflächen auf ihnücbe Weise inkrostirt seien,
hu die Krusten jährlich zu einer bestimmten Zeit abfielen
sad sich dann wieder eneugten. Fusssohlen worden nicht
■Btersucht.
5) Bei einem ISjahr. Burschen Fand P. den ganzen
loqwr, zumal über den Kniegelenken, mit Ichthyosis von
Amkclbraooer Farbe bedeckt. Pat. schwitzte nie. Angeblich
war tetoer Nutifir Bruder derselben Krankheit unterwürfen,
$nie beiden Aeltera aber nicht. Der Fall ist deshalb merk-
vqrdig, als das Debel sich nicht in gerader, sondern in einer
Seitenlinie zeigte.
ft) Beiläufig erwähnt P. noch „Clarke, den ver-
koöcherten Menschen (ossified man)*' aus der Grafschaft
Cork fi^häTtig, dessen Skelet, das schönste Exemplar von
übemassifsfT Ossification auf dem anat. Theater zu Dublin'
dirrtelit. C. haue, dem Berichte nach, stets eine knöcherne
Eiere«oeBz an der linken Ferse , welche zuweilen unxcfShr
2" hoif «erde und wenn sie, wie beim Hirsch das Geweih,
aMe/, doch aufs neue, wie vorher, hervursprosste. Die
Kader and Knorpel , 4 an der Brost ausgenommen , welche
zar Bewefong des Thorax bei der Bespiration dienten , waren
äoarthcb in Knochen umgewandelt. In diesem Zustand von
:bfiaahe aniverseller Ankylose schleppte er eine Reihe von
IMiRn eine erbärmliche Existenz hin.
I
ia 11 er bemerkt: der oben erwähnte anat. Be-
|M, d^ss bei der genannten Form der Ichthyose
inlich wie bei Ichthyosis congenita oder intrau-
teuft (Simpson) die AusrahrungsgXnge der Haar«
M^ und der Drttsen an der Structur der Kruste be«
tbedigt waren , verdient um so eher Beachtung , als
der materielle Hergang je nach den einzelnen For-
■ea der Ichthyose noch keineswegs hinreichend be-
latnt isL
Ffir die meisten Falle lüsst Jtich wohl ein mecha-
■isdies Moment in der durch Vergrftsserung der Pa-
püleo herbeigeführten Dnebenheit der Cutis aufstellen,
wodurch nirht allein die Epidermis bildende Haut-
«hrrflaehe, sonach die Epidormismasse selbst ansehn-
M vermehrt, sondern auch die Stellung der Epider-
■itxellen zu einander modificirt wird , indem sie von
d«B benachbarten Papillen gegen einander gedrängt
werden, und nach ihrer Abplattung mit ihren Flachen
ilatl parallel , senkrecht zur Cutis stehen. So muss
wohl auch die Festigkeit und Dicke der Epidermis im
fiatzen vennehrt werden.
Diese Abhängigkeit der Dicke der Epidermis von
fo Grösse der Papillen zeigt sich schon im normalen
bilande. im Gesicht, wo die Papillen am kleinsten
Wnd, ist die Epidermis am dOnnsten; dick dagegen
ü Händen und Füssen. Im Nagelbett entwickelt sich
it am meisten ausgebildete Hornscliicht.
Die Cnahnlichkeit der normal starkern Epidermis-
ptrticn mit den oben beschriebenen ichthyotischen
kien deutet aber darauf hin, dass noch andere
l«M8te bei der Erzeugung der letztern mitwirkten,
^ man wird oin so mehr darauf hingeleitel , in
Rttcksicht auf Ichthyose die Haarbalge und Talgdrasen
zu beachten, welche gerade an Haod- u. Fussflachen
fehlen, als diese genannten Stellen auch bei sehr
hochgradiger und ausgebreiteter Ichthyose keine sol-
chen Massen tragen. Es ist diess um so hemerkens-
werther , als bei Ichthyosis inirauterina , so wie bei
Ichthyose im Gefolge von Elephantiasis diese Stellei
eine sehr merkliche Verdickung der Epidermis zeigen,
nur von anderer Beschaffenheit als am Ubrigea
Körper.
Aus der Thatsache dagegen , dass die ichthyoti-
schen Hassen auch am Kopf sammt dem Gesichte zu
fehlen pflegen , wo doch die Haarbalge und derda
Drüsen sehr entwickelt sind, folgt, dass man den
letztern keinen ausschliessl. Werth beilegen darf.
Wilson*s Ansicht, dass die ich thyo tischen Massen
auf die Haut ergossenes Product der OrOsen und so*
mit Ichthyose St*borrhöe sei , wird schon dnrch den
Bau dieser Krusten, namentlich den regelmässigen
Verlauf der SchweissdrUsengange in denselben wider-
legt [Doch kommt eine , der Ichthyose ähnelnde,
aus Hauttalg bestehende, Krustenbildung bei manchen
Seborrhoen vor : Ichthyosis sebacea; H.E.B.]. Aehn-
liche Folgen , als die besprochene Vergrösserung der
Papillen , kann selbst eine Erweiterung der Ausfülh-
rungsgange der Talgdrüsen haben (Wilson); statt
durch konische Hervorragungen wird dann die Cutis*
oberOache durch konische Vertiefungen, vergröatert.
An den beschriebenen Krusten entsprach sehr hanfig
die von der Haut abgelöste Flache dieser Anschau-
ungsweise. Man nimmt an, dass die Talgdrüsen
seihst hei manchen Formen Veränderungen unterliegen,
z. B. bei der durch chron. Hyperämie acquirirten
Ichthyose (fiarenspr ung, Beitr. Leipz. 1848),
wo die Haarhalge zuerst in seichte Grübchen umge-
WHndelt wurden , um welche noch Beste der Talg-
drüsen kenntlich waren . dann aber sammt diesen
ganzlich verschwanden. Einen derarligm FaH bat
Malter selbst beobachtet, doch war die Beschaffen-
heit der Epidermis eine andere; es fehlte der senk-
recht fasrige Bau und die allerdings ebenfalls borkige
und brüchige Masse liess sich in horizontale Schichten
trennen , deren jede für die vergrösserten Papillen
sclieidenarlige, ineinandersleckende Fortsätze hatte.
Bei einer andern Uauptform, der Ichthyosis congenita
inirauterina besteht die Theil nähme der Haarbalg-
drUsen hauptsächlich in Vergrösserung derselben.
Besonders ist diese Theilnahme in jenen Fallen be-
merklich , wo die Massen von vielen Haaren durch-
setzt sind: dahin namentlich ein von Bayer (Mala-
dies de la Peau 1827. II. p. 309) citirler Faü von
Martin, wo jede Schuppe von einem borstenartigen
Haar durchbohrt war. Ebenso lassen sich die An-
gaben über Theilnahme der Hautdrüsen an der Ent-
stehung der Comua cutanea (nach Bayer und
Wilson), welche jedenfalls verwandt sind , hierher
ziehen. Gajiz eigenlhüinlich ist eine von Simon
beschriebene Ichthyose der Pusssohl« (vgl. auch die
oben angeführten Falle von Pickells), wobei die
Krusten die Beschaffenheit hatten, wie man sie sonst
Bi
IV. Fatholoc^» Therapie o. madiciiiigehe lüinik.
am ttbtigen mi Haarbfilgen u« Talgdrüsen vcrseh«D<^D
Körper siehl , und wo die OtverOtfche der Cuii& nichl
verändert gefunden wurde. Hallen hier die Si^hweis»-
drQaeB etwa AiUheil au der Oegeneraiiion ?
VielleJchl läs^t sich mU der Zeil für die unter
lebthyase zusaamieBgefasslen Hautaifeclionen ei|^e
forÜBulende Reike von Formen naohireiaen , woUei
bald vor&ugsweifle die Papillen» bald die Einbucb-
tiMgen der Haui, bald endlich beide mehr gleicli*
massig betroffen sind. Man würde auch zu unter-
scheiden hab«n, wie viel von den Ei^nthavalicbkeiten
der iobthy^lischen Epidermis den rein forroelien Ver-
sehiedenheken der Qniis und wie viel andern Mo-
menten» z. B. Hyper^imie zuzuschreiben ist. In dem
oben beAehriebenei^ Neapolitanischen Falle mag die
Vierscbiedenheit der Kruste von andern Epidermisver-
diekuAgen sich ehens»^ wie deren Form, w>n der
präsumirten Betheiügung der PriUen oder wenig-
siens ihrer jiUM$KunduHgeu ableiten lassen. Eine
cbemiwhe Analyse dieser Massen wird Prof. Seh er er
anelellen. (U. E. Richte r.)
596. Cpnstitiitionelle Syphilis; vonLippert.
(Deutsche Run. 12. 1853.)
Es giebt dem Vf. zufolge Mflberall nur noch 4
Oardinaibebandlungen der constilutionellen Syphilis,
die ftiob allgemeiner Verbreitung erfreuen, die Be-
handlung mit Mercur . Jod , die (lydrop^thie und das
Ziltm. (<ider analoge) Oecoct in Verbindung mit der
Hungerkur.*' Die mercurielle zeichnet sich durch
eine gewisse Schnelligkeit des Erfolges aus , störend
wirkt jedoch der zum Gelingen der Kur nicht erfor-
dcrlicbe SpeicbelOusa , dem Vf. energisch durch
Aettongen der ergriffenen Mundtheilc entgegenzutreten
als unabweisliche Pflicht betrachtet. Nützt er ja
Etwas, so thut er diess nur indirecl, indem dunh
Entleerung des nutritiven Speicheisaftes und durch
die» in Folge der aufgehobenen KauungsHlhigkeit,
absoiHte [?] Nahrunpenlziehung die Sj<ftemasse so
geiohwScbt wird, .»dass sieb alle Exsudate von der KOr-
peroberlläche zurtickziehen : Condylome scbrumpfen
ein, Schanker trocknen u. s. w»'* Der schlimmste
Punkt beim Queckftilber-Gebrauch ist die Bestimmung,
wie lange er fortzusetzen. Das Verschwinden selbst
aller Symptome bietet keinen Anhalt , denn wie oft
kehrea sie wieder. Seit Jahren beobachtete Vf,
hllifig aphthöse Eruptionen auf der Schleimbaut der
Mundhöhle, indess fast nur solcher Personen, welche
mit Mercur behandelt worden waren » und scheinen
sie ihm durch die dadurch bedingte Auflockerung der
SchJeiilDbaul zu entstehen : ,,sie kommen u. schwin-
den von selbst in einigen Tagen [was Ref. oft nicht,
und auch Vf., wie aus dem nächstfolgenden Sal^ee zu
sdilieseen, nicht immer beobachtet hat], ohne tiefer
zu uleeriren.*' „Diess Uehel entzieht sich Übrigens
jedi'r Innern Medicatiou [Jodpräparate haben sich mir
mehrmals vorthcilhafl gezeigt], und weicht nur dem
unermüdet fortgesetzten Beitzen mit Hollenstein.*'
Im Uebrigen sind dem Queck.silher unbegründete An-
srliiildigungen gemacht worden , und sagt Vf. : „Uas
Atisgeken der Haare, die Drüsen- u. Kn^ockeaaucki
Inngen^ dlas Zhlern n* 8. w. sind Syinptene, dis ij
mit wenigstens gl<»ichem Rechte als der Syphilis i
gehörig vindiciren lassen", was Ret nur (Ür die j
Stern 2 zugeben kann. Als die wirksamsten Qq«
Silber -Präpya rate wenlen der rpthe PrScipitat, i
Su^bUmat und das gelbe JodqMecksilber aorgelH
1) zwingt am heelea die Exantheme, 2) die reim
den Schmerzen > 3) die secnnd. RalserseheiDongi
Alle 3 müssen , wenn man damit eine gute Wirb
— wie gewiss Jeder — erzielen will» in regeioli
steigender und fallender Uosis verabreicht werdet^
zwar am bebten des Abends vor S^lalengehea.
vorherrscli«nder Entzündlichkttl „thiin Calomel|d
treffliche Dienste." Die Schmierkur „hat sicher sd
manchen verloren gegebenen Fall retablirt, aber»
unzählige Constitutionen auf ewig depravrrt." M
die Jodkur, ,,Coastilutionsverderbend hat sie K
nie gewirkt**, aber auch ihre Heilwirkungen mit
gewiss, kritische Anhaltepunkle für die (jeDesd
fehlen selbst bei Molsi so wie z s [vic's] Badel
„und eine schwache Brust zeigt sich durch den I
flusa der JoddHmpfe ebenso angegriffen , wie 4(
die mercurielle ttl Uta Iteration.*' Um das Dreift
IXnger als bei dem Jod — halt sich Vf. bei der VI
serkur, wir aber, die wir uns schon oben f
derten , sie als eine antisyphil. , sich einer allgea
nern Verbreitung erfVenenden , CardinalbeliiodM
angegeben zu finden, wollen es tiei Vfs. erstm ZdÜ
hierüber, denen wir völlig beistimmen, bevrei
lassen: „Die Hydropathie ohne Beüttlfe ai
arzneil. Heilpotenzen leistet in der Syphilisbehii
so gut wie gar nichts,** Vf. wendet sich Dan
vierten und beliebtesten Therapie der censtil
nellen Syphilis, zu der antiphlogisttsehen , so
Entziehungskur [Ref. sieht ehenso wenig ein, wie
hier diese die 4. Cardinalbehandlung, noch vi9j
sie die beliebteste Therapie der constitutionti
Syphilis nennen und dann doch forlfabfen Ml
Die sogen, englische Methode, durch vegetabili^
DiHt, ßillersalzlaxanzen und intercurreoie AderUfj
gegen tiie KrankJieit zu Felde zit ziehen, isl^ M
gleich unschädlich [nicht immer] , doch wobl |
Recht wegen Mangels nachhaltiger Wirksamkeit itlj
Praiis erlegen und beseitigt.** Die Decocte, naiBI
lieh das Zirim. » liewKbren sich dagegen. WSlii^
dcs' Gebrauchs iifsst Vf. die Kr. des Morgens bei«j|
Temperatur von 28 - 30« Wärme in nasses I&b^
und wollene Decken einwickeln und nach mehrsti
digem Schwitzen mit kaltem Wasser abreiben. (M
lieh soll die Behandlung möglichst indifferent M
Zur Nachkur wo möglich Dampfbäder. Tritt n
einer solchen 3 — 4wnchentl. Kur ein ernstes Red
ein, dann schreitet Vf. zur Schmierkur, inVcrbindi
mit Decoct, und empfiehlt er folgende Methode
höchst praktisch. 1. Tag warmes Seifenlfa4f
Laxanz aus Senna mit Mannasyrup, 3. — 10. frlU
Abends, bei Entziehungsdiäl und 20® Wanne, I
guent. hydrarg. einer. 3j in die Achselhöhle»
Etjbogengelenk , Handgelenk, Welche, Knieg^ie
ffV. PfttlM»logie, Therapie u. medieliifiMhe Klin^.
5S
hfS- (Plantar-) GeleDk d«!r recliten , dann in glei-
cIkt Beihearolge der liokea Körperiiftirie, in die rechte,
ii link« ThoraLiseile. die vordere Uiilsgegend, endlicii
i^ie Naeken* imd iOekengegeiMk eiiiaureilve» , 4en
II. T. Nichts, deo 12. Seifenbad, den 13. bis mit 20.
lifeoel wie oben, 4en 21. Seifenbad a«« Sehivss. Es
«erden somit 2 Unzen Salbe eingerieben , koroinft
aber nur buchst selten zu exeeäsivem Speicbelflusse,
«M Vf. Auieh die mit dem Ü«co€ie verbundene
Sebwitzkur ei^hlrt Bodet [wenn srcli jener nicht echoli
frlker eiDSteHle]. Treien trotzdem spater wiedcT
leichu Rückfälle auf — schwere JiüU L. für höclisl
■Bwakfsebeüilich «-* se siad ihn diess pieudosypliii.
MMe, derra wegea «an die Kr. nach Aachen achik-
Mn sdl, einem Bade, „was tfberhs^upt eiue trefllictre
Vormaaer gegen die AViederentwickelung syphil. Lo-
caWeito Vddet." WilY man als Naclikur nur mehr
starleod auf den geschwächten Organismus einwirken,
M tBUprecbeü Seebader, vor allen Uelgoland,
(Hacker.)
597. Syphilis hereditaria ; wm Th. Clemens
m fnükf. a. M. (i^as. 14.)
„Die hereditäre Sypbi4is, von S c h tt n I e i n [viel-
iMkrTOtt Astruc, Sancbez, Swedianr] zuerst
laigastellt , erkannt und so genannt, ist eine Krauk-
heiuliMrm [Form?], die uns so recht eigentlich in den
Cbnkter [?] der Syphiliden hineinsehen lässt.** ,>Sfe
todas Froducl scheinbar gesunder Aellern , die zur
ildt der Zeugung nicht syphil. waren [o doch, nur
isaheiobar waren sie es nicht]. Die ererbte Syphilis
in, so Innge sie vöUig latent bieibt, nicbi zu er-
kmneo, a. begegnete diess dem Vf., als er von einem
ciajZhrigen, saftstrotzendem [scheinbar], kerngesun-
dM Kinde** ein blühendes, gesundes 19jMlir. Madchen
levaccinirle.
Caeefibr 2 Mon. nach der ganz normol veriaufeaen Vac-
oaatioo des Kindes ward Vf. plötzlich gerufen. (Jeher beide
Chläen zugen sich röthlich-hläuliche Flecken , unter welchen
jkiBi Brück einpfindlicbe Knoten im Zellgewebe sassen. „Das
konnte weder liegen, noch sitzen*», war abgemagert,
le , and schrie fast uoaarbörlich mit heiserer belegter
, war schlaf- und appelillo«. Schlund u. Tonsillen
«igteD sich ebenfalls angegriffen. Vf. dachte sogleich an
^editlre Syphilis. Nach 3 Tagen waren 20 Flecken auf-
)|Ämc%en, und sonderten eine dfinne Jauche ab. Trotz
IvMBkaiiBsiger Behandlung ward der Znstand täglich bejam-
■lfm ■iilliir Die Geschwüre nahmen zu, wurden zum
[iheA pbagedänisch. Das Kind schwamm in der Jauche, und
«•Hie Birb kaum noch Jemand finden, das verloren gegebene
pM zn verbinden, ff. verordnete dreimal des Tages starke
lahkider, dabei Sassaparille und spater, wie schon anfangs
llWocben lang, Calomel. Nach dem 36. Bade waren einige
^tadiwnre schon zageheilt, bald vernarbten die abrigen, und
bd lebte frisch auf. Nach etwa ft/s Jahre trat bei dem
3jihr. Kinde ein Ruckfall ein, der sich durch Geschwüre
len den Zehen, am Hintern und der UnteHippc äusserte,
ficlitf es abermals her, nur blieb eine Knochenauftreibung
3. linken Zfhe annuch zurück , V« Jahr nach dem 2.
lidftnielie.
Ys Jahr nach dem
Circa 6 Wochen nach der Revaccination war Vf. auch zn
Ibb IQähr. Mädchen entboten worden. Die heftige, bis zur
Miaflosigkeit schmerzhafte Gescbwalst beider Achseldrüaen,
' «am 6. Tage nach der Revaccination eingetreten war,
t^itcr zwar vried^r naehgelasseu , sich aber gegenwärtig
aon Neuem verstärkt. Vf. fand onler jeden Arme einen Ei
gcossen, mit Eiter gefällten Abscess u. auf beiden Glutäen ft,
mU grossem, harteui Entzuodungsbuf umgebene Furunkel,
zu welchen sich entzündete Lymphgefässstränge aus den
schmerzhaften Leistengeschwjllsten verfolgen liessen. Dab^i
Angst, Kopfschmerz, belegte Zunge, StuMverstepfeag, Fieber.
Die geöffneten Abscesse entleerten , wie später die Furenkd^
dünne, blutige Jauche. Die Heilung gelang nur langsam , u.
die frühere Schönheit u. Körperfülle des blühenden Madcfiens
war erst nach Jahresfrist nach u. nach zurückgekehrt.
Vf. will die ReTaccrnalfonssymptoroe keineswegs
ffir syphil. Erscheinungen ausgeben, aber wohldaranf
aufmerksam machen, wie die auf dem Roden der Sy-
philis bereditaria gekeimte Vaccinalymphe ihnen den
syphil. Anstrich gab , und zu welcher Vorsielit dergl.
Falte auflordern. Vf. ist fest nberzeirgt, dass Sy*-
pbilis hereditaria, wenn auch bei ihrem ersten Aus-
bruch der SyphUis erkannt und geheilt £-—?]> doch
spHer in der Evelutionsp«rk*de als Scrophclsnoht
wieder zum Vorschein kommt, und als acelimatistrte»
Gift den Körper nun nie wieder verUsst, ein ewiges
Siechthum versprechend. Da es nun nicbt auffallen
darf, dass eine Syphilitische srheiubur ganz gesund
sein, und ein ebenfalls völlig gesund scheinendes imd
doch syphil. Kind gebären kann, und VL selbst darin
nichts Besonderes findet, dass die Mutter des Kindes
bis auf den heutigen Tag [scbeinbar] gesund geblieben
ist, ,,weil Ifbuliche Erscheinungen das syphil« Con-
tagium geradezu charakterisii*en helfen", wie Vf. sagt,
so wundert es uns um so melir, dass er das Mädchen
von diesem Kinde revaceinirto, denn er wueel«, dais
es das 3. [4.] Kind von Aeltem war, „ötB beide m
frühem Jahren u. wJflirend der Ehe an verschiedenen
Formen der Schaukerseuche gelitten hatten. Da«
1. Rind dieser Ehe war todt und baU) venveat vor
der Zeit zur Welt gekommen. Das 2. Hai wurde die
Fraii von männlichen Zwillingen entbunden , wovon
das eine Kind ausgetragen und scheinbar gesund» das
andere dagegen nicht ausgetragen und halb verwest
war.'* Ersteres starb nach 3 Wochen unter den
Zeichen vollkommener lllutzersetzung. Die Mutter
litt während dieser Schwangerschaften mehrmals an
Schändern, die durch Mercur geheilt wurden, und
fandVL, bei der Entbindung des 4. in Rede stehenden
Kiti<k»s, an den Genitalien der MuUer nur 8 all«, aber
derbe SchaniLerttarhen, „mit jener bek^annten, nnaq-
genehmen callösen Basis versehen. *'
(Hacker.)
598. Oebcir die in&teckimggfablf^eit ddr
CODfttitationalleB Syphilifl; von Prof. Binecker.
(Verhandl. der pliysik.-med. Ges. in Warzbuiig. lU.
3. 1852.)
Hunter, Ricord u. A. gründeten ihr Urtheil
der Nichtanstcckungsfähigkeil d(>r SecundäHeiden anf
Vrrsuche, die sie an berrits conslilutiunell Erkrankten
vornahmen. Diese sind zwar für das nocii unge-
schwächte Gilt des prim. Geschwüres empfänglich,
scheinen diess aber, wie schon die Versuche von
Wallace und Waller erhärten, nicht für die eige-
nen oder fremden Secundärleiden , und ist daher die
enlgegengnsetzte Angabe VidaTs u. Casenave*s,
56
IV« Pathologie» Therapie n. medicioische Klinik.
80 wie der Umstand höchst auffallend , dass in ihren
Fällen der Verlauf von demjenigen von den eben ge-
nannten Aerzten beobachlelen dunlwiiis abwich. Vf.
theille der med. Gesellschaft zu WUrzburg bereits vor
einigen Jahren Fülle mit, in weichen die Uebertragung
der Syphilis, ohne Verniillelung prim. Zufölie, Jahre
lang in Familien staltgefunden halle. Neuerer Zeit
beobachtete er folgende.
I. Die 28jahr. Magd B. wurde am 9. Juni 1851, im
4. Mon. ibrer Schwaogerscbafl , mit Acne sypbil., besonders
der Nasen- und Kinngegend, breiten, nässenden Kondylomen
der Scbamlippen und um den After , so wie heftiger Leukor-
rhoe, ohne irgend ein prim. Geschwür, in das Juliusspital
aufgenommen und am 7. Juli als geheilt enUassen. Sie will
bis zu ihrer am 17. Nov. erfolgten Entbindung sich wohl be-
funden hüben. Das anscheinend reife und völlig gesunde, nur
etwas schwächliche Kind, ein Mädchen , ward sogleich künst-
lich aufgefüttert und einer Pflegefmu übergeben. Die Maller
blieb und war, bis sie am 18. März 1852 wegen eines prim.
pbaged. Geschwüres und eiternder Bubonen , deren Virulenz
durch die Inoculation erwiesen wurde, in pojikl. Behandlung
kam, von jeder i^yphil. Affeclion vollkommen frei.
II. Am 9. Decbr. kam das bereits atrophische Kind wegen
Soors und Diarrhöe in klinische Behandlung , und nm 13.
entwickelten sich breiti* Kondylome an den Genitalien und
inaern Schenkeln, Schleimplatten auf üppe und Zunge, wozu
alsbald ein lenticul. Syphilid über das ganze Gesicht, Nodi
und allgem. Onychia an Händen und Füssen iraten. Aus-
serdem noch von heftigem Husten gequält , starb das völlig
abgemagerte Kind am 12. Jan. 1852.
III. Schon in den ersten Tagen des Jan. zeigte die,
wegen Krankheit der Pflegemutter, ausschliesslich mit der
Wartang des Kindes beauftragte Magd an beiden Mundwinkeln
Tuberkel, die sehr bald uicerirten. Bisse bekamen , und sich
mit dünnen Krusten bedeckten. Vom rechten Mundwinkel
aus verbreitete sich die Affection unter der Form von Schleim-
platten, in grosser Ausdehnung über die innere Wange. Pal.
zeigte bei genauer Untersuchung nirgends eine syphil. Krank-
heiuspur. Sie halle aber beim Füttern des Kindes die Ge-
wohnheit, den Lößel von Mund zu Mund wandern zu lassen,
und zur Beruhigung des stets jummernden Kindes ihre Lippen
auf dessen Gesicht und Mund zu drucken. Pat. ward ange-
wiesen , beides zu unterlassen , und eine örtliche Behandlung
mit einer Salbe aus 5 Gr. Merc. bijodat. auf '/s Unze Fett
beseitigte das üebel binnen wenigen Wochen. Monate später
wiederholte Untersuchungen ergaben, dass durchaus keine
weitem Zufälle erfolgt waren.
/. Versuch, Hierzu erbot sich der 24jähr. , früher nie
syphil. erkrankte, Arzt B. Nachdem die Blase des am 5. Jan.
1852 auf den linken Oberarm gelegten Vesicalors entleert
worden war, wurde unter sie der aus einigen Acnepusteln ge-
sammelte Eiler eingeführt und mit einer leinenen Compresse
and Binde verbunden. Am 10. war die Wunde bis auf einige
Rötbe und Abscbilferung vollständig geheilt, worauf sich ein
von selbst wieder verlierender, papulöser Ausschlag über den
ganzen Arm verbreitete. Den 2. Febr. bemerkte man eine
dunkle, kupferfarbene, streng auf die Vesicatorslelle be-
•chrankle Rötbe , und föblle sich die betbeiligte Haut derb u.
limitirt an. Den 10. war die ganze Impfstelle von roihbrau-
nen , sehr derben Tuberkeln mit meist schuppiger Oberfläche
besetzt, wogegen auf den zuerst erschienenen, in Folge eitriger
Exsudalion, dunkelfarbige Grinde sassen. Am 15. standen
einzelne Tuberkel stark hervor, und waren mit konischen,
bei ihrem gcschichleten Aussehen nn Rupia-Krnsten erinnern-
den Schorfen besteckt, unter welchen Suppuralion stattfand.
Es stellte sieb Empfindlichkeit den Lymphgefässen entlangein,
und einzelne Drüsen der Achselgcgend waren geschwollen und
schmerzhaft. Eine Jodquecksilbersalbe verbesserte die Local-
alTection so weil, dass nach einer 14läg. Behandlung nur die
grössern Tuberkel noch sichtbar waren. Nachdem indess die
Salbe einige Zeit aasgeseUt worden war, ballen die üppig
wuchernden, nun aber völlig trockenen , Tuberkel eiopiiJ
hern Grad als je erreicht. Eine Aetzpaste aus Kli'icbeQTM
Chlorzink und Amylum bildete einen liniendicken Schorf, j
dessen Abfallen, bei beträchtlicher Eiterung, gesund j
sehende Granulationen erschienen, und die Vernarbuog r4
schnell vorwärts schritt.
Am 12. Juni, 159 Tage nach der Inoculatioo wAj
nach dem Sichtbarwerden der örtl. Affeclion , stellte j
plötzlich Gefühl von Unwohlsein , leichler GsBlridii
Cephalaea und Schlaflosigkeit ein, und 8 Tage spileril
sich in der Gegend der Mandeln aod an den vordem Gaa
bögen fleckige Bötbe, die in ein grauweisses, gnaol
Exsudat und hierauf in oberflächliche Ulceratiooen äbei|
Gleiche Stellen fanden sich an der Innenfläche der Ol
und an dem Zungenbändchen ; zugleich waren die
drüsen etwas geschwollen. Spater erschienen noch
am Scrotum. Eine Sablimalkur brachte in weoigeo ff(
Heilung, und kamen bis zum 20. Nov. neueZeichea roa
stitutioneller Syphilis nicht zum Vorschein.
Der 2. Versuch betrifft einen Dr. W. , bei welcbenj
Impfung am 13. Febr, auf dem rechten Oberarme, uoi
mittels Tuberkeleilers von dem Arme des R. vorgeM
wurde. W. halte zwar früher ebenfalls nie aa SypM
litten, sich aber im Verlaufe der zuletzt vorbergegaii
Q Wochen , 13 Syphilisationsschankern unterzogea, Ü
jedoch jedesmal am 5. Tage nach der Inoculaiioa
geätzt hatte. Die auf die Impfung mit dem Tuberkl
folgenden Erscheinungen waren denen des vorigen Fall«
lieh gleich. Vermöge einer Jodquecksilbersalbe veisd
die örtl. Affeclion, die am 35. T. nach der Impfung a.i
nach dem ersten Auftreten ihre Höhe erreicht zu babeoM
binnen 3 W. auf das Vollkommenste. Gegen deati
nach der Impfung entstanden heftige Symptome allgM«
Wohlseins, fast gleichzeitig ein lenliculäres Syphilid, |
darauf Angina syphil., endlich breite, nässende KoodylooM
Scrotum , der Innentläcbe der Schenkel u. dem Millelfleia
Pal. Hess die Erscheinungen viele Wochen sich ungestört!
wickeln, und heilte sich dann durch den innern GebnaJi
Jodkali und den äussern einer Jodquecksilbei^Salbe. ^
Vf. bemerkt nun zwar: „Der lange zwische«
letzten Sypliilisations-Srhanker und dem Auftrel«
Secundarersclieinungen inndiegende Zeilrauoi (I
4 HoD.) lassen im Zusammenbau mit derfrflhiei^
Vertilgung der sich bildenden Sebaukerpuslelfl dj
Aelzung wohl kaum einen Zweifel darüber za, |
alle diese Zuftllle auf Recbnung der am IS.Febr.j
genommenen Impfung zu bringen seien 'S 4
schwerlich werden die Gegner der ConUgiositll
Secundarleiden sich hiermit begnflgen , und wfl
sie diesem Falle ebenso wenig Beweiskraft lusa
ben , als dem 3. Versuche , wo nach der Verimpl
des dem Dr. W. entnommenen Eilers, ohne clartj
Behandlung der geringen örtl. Affeclion slalllj
schlüsslich nur eine leicht deprimirle Narbe zuij
blieb» und es zu constitutionellen Symptomen dl
aus nicht kam.
Bei vergleichender Betrachtung aller bish«
kannten Fälle hebt Vf. folgende Punkte als «ii«
deulsamsten hervor.
1) Die specifisclic locale Rearlinn tritt «ack
Impfung aus secuud. Zufällen nicht vor Ablauf d«
in der Regel erst nach der 4. Woche ein. ■
längere Incubationszeil bildet somit ein sehr cA*
teristisches Merkmal^.by VjUU^IC
2) Das auf der Impfstelle enlsiebende Syn»!
IV. Paiiftologie. Therapie a« wediciiiische Klinik.
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Ueibt lange auf sie beschränkt, iintl verlauft sehr
laogsaady so dass es, sobald keine medicamenlttse
Behandlung daswischeu tritt, heimJieginii def aligein.
Zufiüle stets noch vorhanden ist.
3) Die Form unter welcher die Orll. Affection
aoftrat, bestand stets in Hauttuberkeln, die in ober-
fllchliche UIceration oder in fungOse Wucherungen
allergingen. Meist schwollen zugleich die n}(cbstge-
legeoen Lympbdrasen an.
4) Die allgein. Symptome traten, ausser in d.
3. Versuche , in aüen Fallen — somit haußger , als
Bach dem prim. Schanker — u. dann nicht vor vier
Wochen nach dem ersten Sichtbarwerden der spe-
ciiseben 0rtl. AflTeciion ei«, oft viel spater.
5) Sie wurden mcistentheils , gleich wie nach
d«D prim. Geschwüren, von den Erscheinungen eines
aJIgem. E r griff ens eins der Conslilulion angekündigt
oder begleitet.
6) Die Formen , unter welchen die ailgem. Sym-
p(ome auftraten, waren zwar ninnnigfalliger Art,
iiesseo indess eine gewisse Zusammengeh<^rigkeit in
eine Gruppe nicht verkennen. W a 1 1 a c e bezeichnete
sie als exanthematische , die Schaukergruppe als die
puütulöse.
7j Der eigentliche G'ardinalpunkt aber bleibt,
4ass das Contagiuro der constitulionellen Syphilis nur
in dem noch intaclen Organismus die hinreichende
Empfänglichkeit vorfindet. Ausserdem wird die Ein-
wirkung jedes analog wirkenden (itfles neutralisirt.
Daher das Fehlschlagen aller luipfversuche an con-
stitulionell-erkrankten Individuen selbst. Dem wider-
spricht nicht das durch Bouley's und VidaTs
Versuche erwiesene Factum der Uebertragbarkeil der
Secundärleiden auf tertiär Erkrankte , da die Diffe-
npoi der secund. und tert. Syphilis langst anerkannt
ist, „wahrend die wiedererwachende Empfänglichkeit
l^rsecaod. Gift, nach der Heilung von einem Leiden
h derselben Kategorie, die einzige sichere Gewahr ab-
1 geben durfte für den radicalen Erfolg der Kur."
Ein derartiget Experiment würde freilich, sagt
Vf., nur dann statthaft sein, wenn es sidh bestätigte,
dass die ao der Impfstelle auftretende Afifection an-
fangs eine »ur örti. Bedeutung hatte , ,,somit auch
dsreh ein zeil^ genug angewandt4<s Caüterium 4er
ailgem. Infection vorgebeugt werden kdnnte.<' [Bin
solches experiment würde indess nur dazu dienen,
aegaliveo Falles , die wiederholte Bestätigung zu lie-
fcra, dass bereits an constitutioneller Syphilis Lei-
dende für eine erneute Uebertragung derselben un-
tmpfanglich eiad , oder bei positivem Erfolge , dass
Kicord's u. A. Behauptang, der Mensch kOnne nur
einmal im Leben davon befallen werden, ungegrUndet
HL Zugegeben, dass sie es ist, so wurde man also,
utt IQ erfahren, dass Jemand gesund sei , ilw krank
MfA. J«Mb. IM. 79. Hft 1.
machen. Ob aber die Inoculation mit der Abson-
derung von Secundarleiden anfangs nur locale Bedeu-
tung habe, ist bei der langen Zeit, bis wann die spe-
cifische örtl. ARection jedesmal erst zum Vorschein
tritt , ein Umstand , der auch von dem Vf. anerkannt
wird, noch sehr preeair, doch sieht dieser die Mög-
lichkeit eines t»rtl. Besehrank« »eins deshalb nicht aus-
geschlosseu, da ja auch dem Erscheinen des prim.
Geschwtlrs bisweilen eine Incubationszeit vorherging.
Ebenso ungewiss ist, ob man den spater eintretenden
ailgem. Erscheinungen durch eine zettige Aetzung
vorzubeugen vermag, u. halten wir daher das Expe-
riment fUr unzulässig, um so mehr, als es uns wahr-
scheinlicher dtlnkt, dass die Ansteckung nach*Ver-*
iropfung des Anstecknngsstoffes der constitutionellen
Syphilis, gleich wie bei der Kuhpocke, von vorn
herein eine constitutionelle, allgemeine ist. Hierfar
sprechen, ausser dem spaten Auftreten der ersten
örtl. spec'rfischen AfTection, die stets secund. Formen
derselben als kupferfarbene RUthe, Papeln, Tuberkel,
trockne und eiternde Grinde, Schuppen, Krusten].
Der aus den vorgeführten Versuchen ersichtliche That-
bestand bestimmt den Vf. zu der entgegengesetzten
Vermuthung, zu der Annahme, dass die. der Inocu-
lation zunächst folgende Eruption vorerst nur locale
Bedeutung habe, und wttrde demnach die constitutio-
nelle Syphilis, gleich der prim., in erster Instanz
nur locale Symptome zur Folge haben , und es dann
zweierlei prim. und zweierlei secund. Zufälle der
Syphilis geben, und „wttrde man eine gewisse Form
tuberkulöser Uauleruption , der man am füglichsten
den leider etwas missbrauchten Namen des Kondyloms
geben könnte, als Grundform und in der Mehrzahl
der Falle als das prim. Symptom der constitutionellen
oder roodificirtcn Syphilis zu betrachten haben." Die
modificirte Syphilis , das Syphiloid, vermag sich ohne
jede Vermiltelung des Schankers fortzupflanzen.«
[Deshalb hielt ich von je alle zum Beweis fttrdieCon-
tagiositat der Secundarleiden angestellten Versuche
für unnölhig, ihrer Unannehmlichkeit und GeHihrlich-
keit wegen aber fttr verwerflich, und sprach ich mich
in den Jahrbb. LXXll. 103. dahin aus, dass ich den
ganzen Streit durch die Syphiloiden fttr erledigt be-
trachte. Deshalb gab ich auch in meinepi Referate
über die Gontagiositat der syphil. Secundarleiden
(Jahrbb. LXXVIII. 235., wo 248, Sp. 1, S. 16
V. 0. nach „nur Etwas" ein [!] einzusehalten ist)
den Gegnern Alles zu , woran sie nur irgend Anstoss
nehmen konnten, oder wollten. Denn abgesehen
davon , dass mandie fttr die Gontagiositat angeführte
Falle in Wahrheit Nichts beweisen , so fallt es dem
scrupulösen und minutiösen Widersacher auch bei
den genauem Versuchen nicht schwer, irgend ein
Lttokchen aufzufinden. Das Factum der Ansteckungs-
fahigkcit der Syphiloiden bleibt aber fttr Jeden unan-
tastbar.] (Hacker.)
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V. Gynäkologie u. Padiatrik.
V. Gynäkologie und Padiatrik.
599. Ueber die Nerven des Utenis; von
Lud. Hirse h fei (1. (Rev. ui^d.-cliir. Od. 1852.)
Das Abweichende in den Ansichten der verschie-
denen Forscher über die Nerven des Uterus hat seinen
Grund (heils darin , dass sich dieselben bei ihren
Untersuchungen verschiedener Methoden bedienten,
theils darin, dass sie von gewissen vorgefiissten Mei-
* nungen sich leiten liessen, theils endlich darin, dass
sie den erlangten Resultaten verschiedene Erklärungen
gaben. Die beacJitenswertheslen Forscher der Neuzeit
sind Roh. Lee und Snow-Beck. Bei erwach-
senen, nicht schwangern Frauen haben die Nerven
des Uterus, nach Beseitigung des Zellgewebes u. der
sie verdeckenden BlutgeRlsse ein perlmulter-weisses
Aussehen , dem Plexus hypogaslricus ähnlich , von
dem sie entspringen, u. können von einem an solche
feinere Untersuchungen nicht gewöhnten Auge leicht
für fibröses Gewebe gehalten werden. Lassl man
das StUck 24 Std. lang in Wasser niaceriren, um aus
den Venenplexus das Blut zu entfernen, so treten die
Nerven deutlicher hervor und zeigen ein etwas ver-
mehrtes Volumen ; bringt man dasselbe StUck darauf
in verdünnte SalpeiersSlure, so erscheint das Neurilem
glänzender u. noch voluminöser.
Bei Schwangern oder im Wochenbette Verstor-
benen findet man die Nerven auch ohne vorausge-
schickte Eintauchung in Salpetersäure, weit grösser,
als bei Nichtschwangern. An macerirten Stücken
konnte Vf. deutlich wahrnehmen , dass die Volumen-
zunahme hauptsächlich das Neurilem betraf und nicht
die Nerven-Röhren, die sich wie dünne gelbe Fädchen
darstellten. Diese anatomischen Untersuchungen so
wie der Umstand , dass alle einzelnen Thcile des
Uterus während der Schwangerschaft eine Volum-
zunahme erfahren, setzen es ausser Zweifel, dass
auch das Volumen der Nerven, besonders des Neu-
rilems, während der Schwangerschaft allmälig ver-
mehrt wird. (Sickel.)
600. Ueber die fibrösen Geschwtilste der
Geb&rmntter ; von n ^ i a t o n. ( l' Umon. 19.
1853.)
Die so häufig im Parenchym des Uterus vorkom-
menden fibrösen Geschwülste zeigen sich gewöhnlich
zuerst als harte , runde Knoten , und gleichen beim
Durchschnitt den Zwischen- Wirbelknorpeln. Anfangs
ist das Uteringewebe weder in Form noch in Textur
wesentlich verändert. Nach und nach wächst der
Knoten und tritt nun entweder mehr nach der äussern
Oberfläche der Gebärmutter, oder mehr nach ihrer
Höhle zu hervor. Liegt die Geschwulst sehr ober-
flächlich unter dem serösen Ueberzuge der Gebär-
mutter, so kann sie bei fortschreitendem Wachsthume
gestielt erscheinen, und es kann sich ereignen, M
ein solcher Stiel reisst, und der Tumor freÜBJ
Bauchhöhle zu liegen kommt ; nur auf diese Art
das Vorkommen fibröser Geschwülste in der Bau
höhle zu erklären; warum dieselben, forlwlfan
der Wärme und Feuchtigkeit ausgesetzt, niclil fanli
ist zur Zeit noch unerklärlich. Gestielte fibröse 6
schwülste im Innern des Uterus pflegt man fibcj
Polypen zu nennen. |
Die fibrösen Geschwülste sind die Quelle i
schiedenor Zufälle. Manche Frauen leiden an stari
liämorrhngien , die besonders zur Zeit der fe
struation eintreten ; bei andern ist die Menslruiti
gestört, und die einzelnen Zwischenräume sind t
längerer Dauer. Bisweilen sind die Geschwl)
schmerzhaft bei einem Drucke von der Scheide oj
von den Bauchdecken her, andere Male sind sie^
unempfindlich ; manche Frauen haben biswe]
wehenartige Empfindungen. Ausserdem verursii
die Geschwulst in Folge ihres Umfanges Stuhl- 4
Kiarnbeschwerden verschiedenen Grades. Die fibrUf
Geschwülste gehen nie in Krebs über oder biU
bösartige Geschwüre; mit dem Eintritte der klioi
terischen Jahre erfolgt last immer ein Stehenbleil
der Geschwulst, ja oft ein Zurückgehen derseft
und man findet bei Sectionen alter Frauen sehr
alrophirle fibröse Geschwülste der Gebärmutter.
Der Arzt muss bei der in Rede stehenden &«
heit leider nur zu oft den mflssigen Zuschauer spi«
indem wir kein wirksames Mittel dagegen besilt<
nur bei gestielten Tumoren, also bei Polypen, ist
Operation möglich, mögen nun dieselben in
Scheide herabragen , oder noch in der Gebännufl
höhle sich befinden. Neuerdings hat Amussati
Gedanken angeregt , ob man nicht zum Hervorlit
der in der Tiefe des Parenchyms sitzenden Tumö
an die Oberfläche der Gebärmutterhohle beilrij
könne, und hat Versuche gemacht, welche zumTl
gelangen; er schnitt nämlich das die Geschwulst i
Innen bedeckende Gewebe durch. Hat sonnen
und Vf. haben nach gemachtem Einschnitte mehi
Male den Tumor mit den Fingern herausgesctt
diess waren jedoch ganz besonders glückliebe Fl
im Uebrigen ist das Verfahren , wegen der Gen
das Bauchfell zu zerreissen , viel zu gefährlicb,
es zu empfehlen. Auch A m u s s a t 's Verfahren
keine Nachahmung gefunden; obgleich diedabeisti
findende Blutung nur gering ist undEntzüoduogni
einzutreten pflegt, so nehmen doch die Wundseci
leicht eine putride Beschaffenheit an, und die
geben in Folge der Absorption dieses putriden Stol
zu Grunde, wie diess bei mehrern von Am u*^
operirten jiingen Frauen geschah.
(Sickel.)
Y. Gynäkologie u. Pädiatrik.
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601. üeber Crebinnutterpolypen; von Rams-
bötham. (Med. Times and Gaz. Nov. and Dec. 1852.
J«a. and Pebr. 1 853.)
VT. fuhrt uns eine Reihe von BeohaciilungHn Über
Gcbarmutlerpolypen vor, die ihm in seiner ausge-
kviteten Praxis vorkamen. 2 von den Fallen, wo
ffer Uterus übrigens gesund war» sind deshalb be-
Berkenswerth , weil mehrere Polypen bei demselben
lodifidQuoi /.ii %'ersrhirdenen Zeilen enirntit wurden;
2 andere dadurch, dass sich ansehnliehe Polypen, die
fullsländig in die Vagina herabgereiclil hallen, wieder
^pzlicb in die Dterushöhle zurflckzogcn. Gin anderer
Polyp wurde dadurch interessant, dass er an seinem
UDlero Ende in Folge von CIceralion so weich und
unregetmUssig erschien , dass man ihn für eine hl\s-
arlige Geschwulst hallen konnte. 2 andere Polypen
waren ^on einer solchen (irösse , dass sie , nachdem
sie vpriDillels der Ligatur abgetrennt waren, in der
Sciieide zurtlckhliebeu ; einer derselhen wurde mit
Aem Haken cnlfernt, iler andere Hess sich auch durch
loslroniente nicht aus der Vagina beseitigen, sundern
bheh, ohne besondere Rescli werden zu verursachen,
8 Tage daselbst liegen , bis er endlich von selbst
ikiHDg. In alten Fallen , mit Ausnahme eines ein-
ztgeD, wo sich Vr. einer Zange bediente, wurde die
Lijratiir zur Entfernung des Polypen angewandt , nie
^ Messer. Nie verursachte die Ligatur Schmerz ;
w rfem Abfallen schrumpfte der Polyp jedesmal ein,
' ein einziges Mal nahm er nach dem Unterbinden
m [mfang zu. Vor der Operation hatten manche
Innke solche Blutverluste erlitten, dass sie dem Tode
«he waren.
FOnfmal kamen Polypen bei Schwangern vor,
Inal mit andern Geschwülsten des Uterus und Imal
M Carcinom complieirt. 15mal wurden die Polypen
bfi Frauen beobachtet , die schon ein - oder mehr-
nals geboren hatten, 5mal bei verheirathetpu aber
kiBderlosen Frauen u. drnal bei Jungfrauen.
Der Tod von 5 Individuen stand in Verbindung
■il den Polypen ; so starb eine Kr. in Folge von ad-
Mringirenden Injectionen, die sie auf eigene Hand zur
ieseitigung einer Leukorrhoe an dem Tage vorge-
wiamen halte, wo der Polyp entfernt worden war.
lei einer andern Frau hatte der Stiel des Polypen eine
bikarlige Beschaffenheit und an der Einwurzelnngs-
itflle desselben befand sich eine ähnliche harte Sub-
lUni m Parenchym des Uterus, welche bei Gut-
kni*Jog des Polypen mit herausgerissen worden war
n«! eine tödtliche Blutung veranlasst halte. Auch
oi«»r von den Fallen, wo der Polyp mit Schwanger-
jirliafl complieirt war, endete tödllich, ebenso wie
|4er mil gleichzeitig vorhandenem Carcinom.
I Im Februar-Hefte der Med. Tim. and Gaz. erzählt
Itughton einen Fall, wo eine 40j9hr. Frau Monate
big an den heftigsten Blutungen litt , die sie dem
T»dc Dalie brachten ; trotzdem verweigerte sie harl-
Bkkigjede Untersuchung. Plötzlich ging ganz von
Klbst ein Polyp von der Grösse und Gestalt einer
SrhOps-Niere ab, die Blutungen hOrteo von nun an
auf u. PaL genas vollständig. (S i c k e 1.)
602. Ueber Gebirmatter-Hydatideii) von
Demselben. (Ibid. Febr. 1853.)
Gebarmuller-Hydatiden bestehen aus einer grossen
Menge Wasserblasen von der Grösse einer Erbse bis
zu der einer grossen Weinbeere , die durch zarte
Stiele Ullier einander zusammenhangen, und welche
alle ihren Ursprung aus einer neugehildeten, opaken,
die Uterushöhle wie eine Decidua auskleidenden Mem-
bran nehmen, von welcher aus, wie es scheint, sie
auch ernährt werden. Der Inhalt der Blasen ist in
der Regel durchsichtig und farhios, es mttsste denn
etwas Blut darin enlhalleo sein, die Wandungen weiss,
durchscheinend, glänzend. Die Blasen scheinen nicht
nur zu wachsen , sondern auch sich immer zu ver-
mehren ; dabei nimmt das Volumen des Uterus nicht
nur in Folge der Ausdehnung, die dieses Organ
erfährt, zu, sondern es entwickeln sich alle ein-
zelnen Theile wie in der Schwangerschaft.
Nach kürzerer oder längerer Zeit beginnt die Ge-
harmulter in Folge des aufsie einwirkenden Reizes sich
zu conlrahircn , worauf eine oft sehr grosse Masse
von Blasen ausgestossen wird ; diese Austreibung ist
nicht sehen von bedeutenden, ja lebensgefährlichen
Blutungen begleitet.
Früher wurden solche Hydaliden - Trauben ge-
wöhnlich für parasitische Thiere gehalten ; spater
glaubte man , die Krankheit bestehe in einer eigen-
thftmlichen Veränderung der zottigen Verlängerungen
des das Ei umgebenden Chorion. Valisnieri hielt
sie für krankhafte Vergrösserungen der seiner Meinung
nach vorhandenen Lymphgef^ssederPlacenta, Ruysch
für vergrösserte Drüsen. Diejenigen , welclie die
Hydatiden für Parasiten ansahen, glaubten, dass die-
selben ebenso gut bei Jungfrauen, als bei Verhei-
ratheten vorkommen ; Gh. Glarke, Denman,
Gardien und Evory Kennedy halten ebenfalls
eine Schwängerung zur Bildung von Hydaliden nicht
fUr nothwendig, und Andrew erzahlt 2 Falle, wo
Hydatiden-Trauben bei Jungfrauen vorkamen.
Diese Meinungsverschiedenheiten lassen sich nur
so erklaren , dass man 2 in mancher Beziehung sich
ähnliche Krankheitszustande, wirkliche Hydaliden u.
solche, die aus vergrösserten Ohorionzotten ent-
standen , mit einander verwechselt und für dasselbe
Leiden gehalten hat. Da die meisten Organe des
Körpers wirkliche Hydatiden in sich entstehen lassen,
warum sollten solche nicht auch in der Gebärr^utter
vorkommen können ? Ein von W i 1 1 o n milgetheilter
Fall scheint diess zu bestätigen; dieser fand verschie-
dene Nester von in die Ulerussubstanz eingebetteten
Hydatiden, eine Art des Vorkommens, die bei den
aus vergrOsserten Chorionzotten entstandenen Hyda-
tiden niemals beobachtet wird. Auch die von An-
d r e w bei Jungfrauen beobachteten Hydatiden scheinen
Acephalocysten gewesen zu sein. Dem Entstehen
V. Gynikologie u. PldlatrilL
▼Ott Hydatiden durch V^rgrdssening von ChoriöDzollen
hingegeo muss eine Eoipfiiingniss vorangehen.
Wenn die Krankheil von einem enlarlelen Eie
ausgebt, so scheint das Westen derselben in einem
hydropischen Zustande der Zotten des Cborions zu
bestehen. Jede Zotle ist eine Art Netzwerk zum
Durchgänge der Gef^sse vom Ki zur Decidua, die
nDlhige Gommunication mit der Mutter zu erhalten ;
unter dem Mikroskope sieht man sie in birnenförmige
Sackchen sich endigen, die eine kleine QuantilUt
durchscheinende Flüssigkeit enthalten. Nimmt die
Menge dieser Flnssigkeit zu, so wachsen die dasselbe
secernirendeo Cysten in gleichem Verhältnisse, und
findet dieser Process gleichzeitig in einer grossen
Menge Cysten Statt, so entstehen diese weintrauben-
artigen llydatidenhtlndel. Diese Art der llydatiden-
bildung ist die bei weitem häufigere, weshalb wohl
leicht die Meinung Geltung fand, dass Hydatiden nur
nach vorausgegangener Conception vorkommen. Vf.
seihst sah immer nur diese Art von Hydatiden, und
zwar stets bei verheiralheten Frauen. Die differen-
tielle Diagnose der beiden Art^n von Hydatiden ist
erst noch zu erwarten.
In 4 Beobachtungen, die Vr. ausführlich mitlhcilt,
hielten sich die Frauen für schwanger, hei allen fand
eine ungewöhnlich schnelle Zunahme des Umfanges
des Unterleibes Statt, und jede zweifelte, nachdem
die muthmaassliche Hälfte der Schwangerschaft vor-
über war, ohne dass sieh Kiodeshewegungen gezeigt
hatten, am Schwangersein. Bei allen traten auch in
verschiedenen Intervallen Hämorrhagien ein. Obgleich
in manchen Fallen nach Ausslossung d^r vorhandenen
Hydatiden der Uterus sich vollständig zusammenzog
und alle Blutung aufborte, so wird man doch gewiss
besser thun , da , wo der Muttermund das Eingehen
mit der Hand gestattet, diess zu thun, die ganz^
Masse mit einem Male zu entPernen und dadurch etwa
drohenden Blutungen am besten vorbeugen. Vf. hat
bis jetzt noch keinen Fall beobachtet, wo bei der-
selben Frau mehrmals Hydatiden sich fanden.
(Sickel.)
603. Ueberlenstniatioii während der ersten
Zeit der Schwangerschaft, über Superfutaiion
und über die Insertion des Eies; von J. M. Duncan.
(Monlhly Journ. April 1853.)
Bei Untersuchung des Uterus einer wahrend oder
kurz nach der Menstruation verstorbenen Frau findet
man die seine Hohle autkleidende Schleimmembran
votl einer solchen Beschaffenheit, dass sie nur durch
den geringem Grad der Entwicklung sich von der
Decidua des schwan^fem Uterus unterscheidet. Wir
haben hiermit bei jeder Menstruation ein für das sich
lostrennende Eichen bereites Nest, welches sich
weiter entwickelt, wenn das Ei befruchtet wird. Die
anerkanntesten Schriftsteller bezweifeln oder leugnen
das Vorkommen einer wirklichen Menstruation wah-
rend der spatem Sehwangerschaftsmonate, geben aber
ihre ein - , zwei - o^er dreimalige Wiederkehr nach
stffttgehabter ConcepUon zu. Die OrldSraog aiesei
letztern Erscheinung bietet aber nicht unerheblichi
Schwierigkeiten, indem man aniiunehmen pflf'gt, dasi
der Uterus nach erfolgler Conception durch di<
Decidua oder auf andere Weise fest verschlossen wird
Ein vom Vf. beobachteter Fall (der etwa io der 8
Woche schwangere Uterus ist hier abgebildet) zeig
die Möglichkeit, dass die Menstruation wenigsteiu
wahrend der ersten Sehwangerschaftsmonate in nor-
maler Weise fortbestehen kann, d. h. dass Blut zwi-
schen der Decidua vera und reflexa durchgehen um
durch den Muttermund abfliessen kann. Zwischei
Muttermund und TubenmUndung bestand eine hin-
reichend freie Communiculioii, dio mindestens eben^c
gross war , als der Durchgang durch einen jungfräu-
lichen Cervicalkanal. Erst hei fortschreitendem Waclis-
Ihume des Eies, und zwar etwa im 3. Sehwanger-
schaftsmonate hdrl alle Gommunication zwischen den
Muttermunde und dem obern Theile der Gebärmulter-
höhle auf. Der den Mullermund verschliessendc
Schleimpfropf wird durch hinter ihm sich ansammelnde
Flüssigkeit leicht weggedrängt.
Durch das Freibleiben eines Raumes zwischen
dem Muttermunde und den Tubenmdndungen in d^i
ersten Zeit der Schwangerschaft ist die Mffglichkeil
einer Superfbtation gegeben , indem ein Eichen mil
dem Sperma leicht in Berührung kommen kann. Di«
nicht eben seltene Erscheinung, dass Zwillinge voi
ungleichem Grade der Entwicklung geboren werde«}
findet am leichtesten ihre Erklärung in Annahme einei
Superfötalion.
Zahlreiche Beobachtungen haben dargethan, dass
die Decidua durch die Entwicklung der normalen
Uterusschleimhaut entsteht, wobei die TubenmUo-
düngen und der Muttermund frei bleiben. Das
Eichen wird durch die peri8talt||sohe Bewegung der
Tuben bis in die Uterushöhle getrieben , wo es bald
nach seinem Eintritt in einer der Falten der Decidua
leicht hängen bleibt und Wurzel schlägt. Die soge-
nannte Decidua refleia ist eine Neubildung, ein Pro-
duct der Decidua vera. Je grösser die Uterusböhle
an sich ist, desto mehr Baum findet das eintretende
Eichen , und um desto mehr ist ihm Gelegenheit ge-
boten , sich hier oder dort festzusetzen ; aus diesen
Grunde geschieht es , dass der Sitz der Placenta im
untern Abschnitte der Gebärmutter bei Mehrgebärendea
ungleich häufiger beobachtet wird, als bei Erstgebä-^
renden. Der Fall , dass ein befruchtetes Eichen i
einer sehr weiten oder nicht gehörig vorbereitete
Gebärmutter nicht Wurzel schlägt , sondern dur
den offen stehenden Muttermund abgehl, ist gcwii
kein seltener. (Sickel.) j
604. Interstitielle Tuben - Utems - Schwaih!
gerSChäft; von B. Beck, (lllustr. med. Ztg. \U
5. 1852.)
Eine 35jähr., seil 7 Jahren verhpirathele Fraa, die ood
nicht geboreo hatte und deren Menstruation immer einigi
UnrcgeUnfissigkeiten zeigte , glaubte im 3. Monate scbwangd
zu sein, ^a sich verschiedene , die Scbwangerscbafl gera
V. fi]fMÜU)la(ne u. PMiatrik.
Gl
SymptoiBB eirtstellteB. Dabei litt sie öflen an
Setoeneo iiBd eiDcm wehraartigen Ziehen im Unterleibe, so
«ean ieicblen Harn- and Stubibeseb werden. In der recbten
Seile 4es I7ntrrleibes fölihe man in der Höhe den Beckenein-
^MfCf eine fausl^rosae Ceaebwiilsr, deren BtrübruB« ^hmer-
itt crrsffle ; die G«sehlechtsih«ile aetglen einen erböliteD
Smetionszuataiid , es fand sich SchweNuog aad Lockerunf
4b VafiaalportioD, der MoHermimd war darch einen Schleim-
fftwpf fcffstopn and sCand etwas nach link«. Beim Hervor-
sikeB einet schweren Kommodenkaalen föbtie die Frau eines
J$§m einen heftigen Schmerz im Uaterieihe, wurde bald danuf
Ums vnd kalt, und der zum Beistande gerafene Vf. kam nur,
m sie sterben zn sehen.
Bei O^fToung der ünterleibshöhle fanden sich ungefähr
10 Schoppen flüssigen Blules in dem PeritonäaUacke ausge-
tffleo, im grossen Becken war ein Fölus von 3 Mon. , der
dorck die Nabelschnur mit einem mit der Gebärmutter zusam-
Deakäflgenden, eingerissenem Frucbtsack in Verbindung stand.
Ihs Ei war in dem Tbeile der rechten Tuba , wo dieselbe von
der Ctenissul>?tanz umschlossen ist, zuruckgehalJcn worden,
and hin«» steh daselbst weiter entwickelt. Die (Icbännuller
war etwas Tergrösserl und locker in ihrem Gewebe , an ihrem
rrrfalea obern Winkel trat ein eingerissener hohler Hocker
berror, der den Frucbtsack bildete. Er 4)estand , wie die
mikroskopische Dnlersucbung lehrte, an s «iner äussern Fläche
aas Moskelfasem , an der dünnsten Stelle , in der Richtung
»r6 o/«cn, befand sich der Riss, und zwar noch im Bereiche
des Gebärmultergewebes , wahrscheinlich deshalb , weil das
Ei in der Richtung der kreisförmigen Muskelfasern an der Tu-
bcoxDüodnng sich nicht hatte ausdehnen können. Die rechte
1\ika war durch Schleim verstopft , ihr Fransenende hing frei
keranler, der rechte Eierstock halle eine normale Bescbafien-
hü. Auf der linken Seite waren die Fransen der Tuba unter
diander und mit dem Eierstocke durch altes Exsudat verklebl,
iidem Gewebe der Gebännutier war hier ein abgeschlossenes
Broid. Die Cervicalhöhle des Uterus war durch einen
ScUeimpfrupf verschlossen, der Uterus selbst mit der wahren
Xetzbaul völlig ausgekleidet , doch so, dass die Tubenmun-
diigen frei blieben. Durch die linke Tuben -Einmfindungs-
itelle konnte leicht eine starke Sonde gebracht werden, in der
mhlen fand sich ein von der Schleimhaut ausgehender Polyp,
der ans Zellgewebsfaden , Elementar- und Scbleimzellen be-
«Hd ond die Röhre beinahe völlig verschloss. Die Placenta
hoc mit ihren Gefäte^n in der Gehärmuttersubstanz festen
Gnnd gtfasst.
Als ursächliches Uinclerniss des Eintrittes des Eies
m die UlerushOhle sieht Vf. die Wucherung in der
Sehleimhaut der Tuba an; durch dieselbe will er
neh das schon Traber gestörte Ulerinleben und die
7 Jahre lang bestehende Unfruchtbarkeit der Frau
«klaren. Endlicb war eine Quanlitift SamenflUssig-
fceit hei dem Polypen vorbei gedrungen , das dadurch
kefriichtete Ei hatte aber nicht in die Uterush<)hte
kiaein gelangen kOnnen. Besonders interessant ist
dii Beobachtung, dass die TubenmUndungen durch
im Decidua vera nicht verschlossen waren ; dasselbe
inUe Vf. schon früher einmal bei einem 7 Wochen
illcB Ei gefunden. Hiernach nimmt er an, dass das
Kiiich io die Flocken der Nesthnut, die immer neues
bsttdat nachliefert, einbettet; wuchst nun das Eichen,
» bleiben die jüngsten Exsudalschichten an demselben
festkleben und bilden so die Decidua reQexa.
(Sickel.)
605. Qnenrerengtes Becken; von Dr. Lambi.
{Prag. Vjhrschr. X. 2. 1853.)
Eine Beschreibung des frag* Beckens hl bereits in
faVerka«dl. d. phys.^med. Ges. tu Würab. III. 3. von
Seyfert gegebiw, ii. in de» Jakrbi. LXXVHl. 928.
iiu Auszuge n»ilge(beilt w«nl«n. Wir begnügen ms
daher damit, hier nur das in der Kürze wiederzu-
geben , was Vf. über die Genese des quer verengten
Beckens sagL
Binsichtlich der die Quenrereftgong bedingende«
beiderseitigen Synostose der Kreuz -Darmbein verbiii-
dang handelt es sich hauptsHehlieh darum, ob die
ViMknöcherung entzOndlirfien Ursprungs sei, oder ob
die Deformität von einer ursprüngKchea Bildungs-
aftomalie herrühre. Vf. nimmt für den vorliegenden
Fall letzteres an, ohne dadurch bei Ähnlichen Becken
die Möglichkeit einer andern Entslehungsart zu be-
kampleii. Nägele ist der Meinung, dass die Syno-
stose und Deformität bei schrMgverengtem Becken
eine ursprüngliche Rildungsabweicbung sei , u. führt
gegen die Annahme vnn krankhaften Zustanden oder
sonslij^en äussern Einwirkungen als Ursachen der-
selben an: 1) dass die Synostose eine so innige,
volisläudige Verschmelzung sei, dass an ihr kein
Merkmal einer dagewesenen Trennung wahrnehmbar
ist; diess gilt auch vollständig von dem fraglichen
querverengten Becken. 2) Die eine Seitenhälfte des
Kruuzbeins, wo die Synostose stattbat, ist beischrüg-
verengtem Becken mangelhaft aungebildel, die Breite
des ungenannten Beine^ an der betreflfenden Seite ist
geringer, ebenso die Höhe der Synostose gegen die
normale Synchondrose ; die mangelhafte Ausbildung
kommt au unserem Becken beiden Seilenlheilen des
Kreuzbeins, und die geringere Breite beiden unge-
nannten Beinen zu. Dagegen reicht die Verschmel-
zungsstelle zwischen Kreuz- und Darmbeinen weiter
herab, als es an den Synrliondrosen normaler Becken
ie der Fall ist. 3) Synostosen mit Deformitäten
kommen auch an andern Knochen als Hemmungs-
bilduiigon vor. 4) Die auffüllende Aehnlicbkeit der
Deformität an sämmtlirlien bekannten sclirägverenglen
Becken lässt auch mehr auf eine frUbere Bildungs-
abweichung , als auf spatere zufxllige Ursachen
scbliesscn. Auch die bis jetzt bekannten querver-
engten Becken zeigen eine auffallende Aehnlicbkeit
unter einander. 5) Es mangelt an nachweisbaren
Krankheiten und an ähnlichen Anlass zu Deformitäten
gebenden äussern Einwirkungen.
Da, wo im Organismus eine Anomalie auftritt,
stellt sich als noiliwendige Folge davon eine ganze
Reihe anderer Abweichungen ein. Im vorliegenden
Falle ergiebt sich der ursprüngliche Bildungsfehler des
Kreuzbeins, bestehend in zurückgebliebener Ent-
wicklung der Flügel , als das ursäcliliche Moment der
Synostose. Die Hüftbeine bedürfen eines breiten
Kreuzbeins , um sich in einer proporlionirten Hübe,
Länge und Breite zu entwickeln und den Beckenring
gehörig fest zu scbliossen. Wo das Kreuzbein sich
nicht gehörig entwickelt , verlöre das Becken seinen
festen Scbluss, wenn nicht die Darmbeine die Bolle
übernahmen. Die von den Anlagernngsfläciien der
Darmbeine aus weiter verfolgle Verbindung wird als
Folgeanomalie durch die Verkoöcberung bewerk-
62
V. Gynäkologie tt. PSdiatrik.
steDigl, und so durch die compacteste Toxfiirjon«^
Festigkeil erzieh , die sonst hei gehöriger Breite
des Kreuzheins durch hlose SynchonHrose erzielt
wird.
Den sichersten Beweis Tür die Annahme, dass die
Synostose der Kreuz- und Oarmbeinverbindung ohne
eutzUndliche Bedeutung und nur zu dem Zwecke da
ist, dem durch das zu schmale Kreuzbein in Gefahr
der Lockerung geralhenen Borken ring einen fest'^n
Schluss zu gehen, findet Vf. in den Fortsätzen der
Spinae post. inf. oss. iliuro. Die Darmbeine kommen
hier den insufOcienten KreuzbeinflUgeln sozusagen
entgegen. Diese symmclrisrhen, wohlgehildelen
Knochen Tor tsKtze können unm'^glich für ein Proihicl
der Entzündung gehallen werden. (Sicknl.)
606. Ruptur des BaachfellAbennges der
Gebärmutter; von Rieh. Lee. (Lancel. Aug.
1852.)
Vf., vom Geriebt beauftragt, die Sectioo einer während
ihrer 10. Entbindung verstorbenen Frau zu maihen, fand das
Aeusflere der Leiche frei von allen AfTertionen. Lungen, Herz
und Baucbeingeweide zeigten sich gesund , in der Bauchhöhle
fanden sich 3 Finten dunkles ßlul, der Uterus hatte den ge-
hörigen Grad der Entwicklung, der Muttermund war etwa 1"
weit geöffnet und frei von Blutcongulum. An der Mitte der
hintern Gebärmutlernäcbe befand sich ein 10 bis II" langer
Querriss im peritunaalen Ueberzuge, dessen Rander im Mittel
etwa 1'/2" *''<^i' *on cinnnder abstanden ; ein 7" langer, mit
dem vorigen papallel laufender zweiter Riss war unterhalb des
grossem. Im Uterus befand sich noch das unverletzte Kl mit
einem völiig ausgetragenen, todtcn Fötus und einer ungewöbo-
lich grossen Placcnta. (S i c k c 1.)
607. Phlegmasia dolens des Armes; von
Winn. (Ibid.)
Vf. beobachtete bei einer 40jähr. Frau , welche zum 9-
Male geboren halle, eine weisse, feste, äusserst schmerzhafte
Geschwulst des rechten Arms. Er sah dieselbe erst am 13.
Tage nach ihrer Entbindung und fand sie schon dem Tode
nahe : denn der ganze Leib war tympanitisch , der Puls klein
und frequent , das Bewusstsein getrübt. Schon am nächsten
Morgen starb die Frau ; die Section wurde nicht gestattet.
(Sickel.)
608. lorpbium und Cbloroform bei Puer-
peral-Convulsionen; von ßolton. (Ibid. Jan.
1853.)
Bei einer 22jähr. unvcrbeirathelen Erstgebärenden wurden
gegen heftige Convülsionen ein reichlicher Aderlnss , so wie
kalte Doucbe auf den Kopf ohne Erfolg angewandt. Nach
einigen Gaben Morphium trat Besserung, nach Chloroform-
einatbmungcn aber erst völliger Nuchlass der Convnisionen
ein. Die Geburt endigte in normaler Weise, das Kind kam
todl lar Welt, das Wochenbett verlief ohne alle Störung.
(Sickel.)
609. Perin&oplastik bei Frauen; von Roz6.
(Gaz. des H6p. 34. 1853.)
VL beschreibt folgende zwei von Juberl (deLam-
balle) ausgeführte Operationen.
Eine 34jähr. Frau hatte bei ihrer zweiten , 'mittels der
Zange beendigten Entbindung einen vollständigen Damniriss
erlitten , fn Folge dessen sie bUweilefi den Darmkoth nicht
zurückzuhalten vermochte. Darauf wurde sie noch 2mal
schwanger und gebar leicht; seit der letzten Niederkunft faod
ein fortwährender Abgang von Koth aus dem Mastdärme
Statt, weshalb sich Pat. an Jober t wendete. Dieser fand
einen vollständigen Mangel des Dammes , indem sich die
Schamspalte bis uouiittelbar an die Afierötinung erstreckte,
deren hintere Hälfte jedoch unverändert war. Ehe zu einer
Operation geschritten werden konnte, war es nöthig, eia Eq-
gorgement des Uterusbalses zu beseitigen, was mittels des
Glüheieens leicht gelang. Der trichterförmige Eingang ia die
Vagina hatte durch stattgefun denen Substanzverlust seine
Weite erlangt; an beiden Seiten fanden sich durch die Ver-
narbung entstandene tlcrvorragungen. Das Allgemeinbefiadea
der Frau war ein befriedigendes , weshalb ohne Bedenken zur
Operation geschritten werden konnte. Die Kr. wurde auf den
Rand eines Bettes gelagert, die Schenkel nach dem Leibe
herangezogen und die grossen und kleinen Schamlippen nach
den Seiten gezogen; hierauf ergriff Jobert eine Ilaken-Pin-
cetle und ^in Bistouri und trennte am ganzen Rande des
Trichtereinganges in einer dem Damme entsprechenden Länge
ein schmales Streifchen Haut ab , wobei die alten narbigen
Knoten zugleich mit entfernt wurden. Durch 4 Hefte wurden
die Wundränder aneinander gebalten. Darauf wurde zu bei-
den Seilen der frischen Wunde ein tiefer Einschnitt gemacht,
um jede Zerrung an der frischen Naht zu verhindern und den
fn'ihern Substanzverlust zu ersetzen; die blutenden Stellen
wurden mit Schwammstreifen bedeckt und über das Ganze
eine T-Binde gelegt. In den nächsten Tagen wurde aller 3
bis 3 Std. der Urin mit dem Katheter entfernt; das B<*nnden
war ganz befriedigend. Am 4. Tage wurden die 2 unlerstcu
Hefte entfernt und eine Injection in die Vagina gemacht.
2 Tage später trat die Menstruation ein und dauerte 4 Tage,
worauf auch die beiden letzten Hefte entfernt wurden. Nach
abermals 8 Tagen erschien die Wunde so vollständig geheilt,
duss Jobert den Finger in den Mastdarm einführen konnte,
ohne ein Einroissen beftirchtcn zu müssen ; die durch Glau-
bersalz bewirkte Stuhlentleerung ging auf normale Weise von
SUitlcn. Bei der zuletzt angestellten Untersuchung zeigte
sich ein vollständig gebildeter Damm , die Ringöffnung des
Afters war auf allen Seiten fest, links und rechts zeigten sich
2 lange vom After bis zur Vagina reichende Narben, die Stuhl-
ausleerungen waren nicht mehr unwillkürlich, sondern fanden
in normaler Weise Statt.
Der* andere hier mitgetheilte , bei einer 27jäHr. Fraa
beobachtete Fall ist dem vorigen im Wesentlichen gleich ; die
Operation wurde auf dieselbe Weise ausgeführt und die Hei>
lung gelang , obgleich sie wegen eingetretener Eiterung etwas
langsamer erfolgte, ganz vollständig.
Vf. bemerkt noch, dass Jobert die seitlichen Ein-
schuiitc nicht immer erst nach Vereinigung der Wunde, son-
dern bisweilen schon vorher macht, was das Heften der Wände
auffallend erleichtert. (Sickel.)
610. UeberSchulterlagen; von M.ß. Wrighu
(Ibid. 38.)
In einem L'fngern Aufsatze hospricht Vf. die Frage,
oh hei Srhiillerlagon die Wendung auf den Kopf oder
auf die Füsse don Vorzug verdiene, und rünnit diesen
dem erstgenannten Verfahren ein , weil dasseihe fllr
die Mutter ebenso wie für das Kind mit weniger Ge-
fahr verknüpft ist, als das letztere. Denn da bei der
Wendung auf den Kopf die Hand des Geburtshelfers
nicht tief in die Geharmufterhöhle eindringt, so sind
Rupturen des Uterus nicht zu befürchten , u. es wird
der Operation auch nicht leicht ein entzündlicher
Zustand der Gehilrmutler nachfolgen. Die Prognose
für das Kind ist aber bei der Wendung auf den Kopf
eine ebenso günstige , als hei ursprünglicher Schn-
dellage, während von den auf die Füsse gewendeten
Kindern gewiss der dritte Tbeil todt zur Welt kommt.
V. Gynäkologie u. Pädiatrik.
63
Obgleich der gaustigste Zeilpunkt zur Wendung auf
deo Kopf der Ut, wo nach völliger Eröffnung des
MüUerniUDdes die Blase noch sieht, so sind dem Vf.
Mi eine namhafte Anzahl von Fällen bekannt, in
kaen die Operation noch gelang, nachdem das
Nclilwasser schon vor vielen Stunden abgeflossen
vir. (S i c k e I.)
611. Ueber Decapitation des Fötus bei
Hierlage wegen nnmSgliGlier Wendung; von
J. Streng. (Prag. Vjhrschr. X. 2. 1853.)
Bei Ausabung der Decapitation , einer Operation,
welche keineswegs immer vermieden werden kann,
sind folgende Bedingungen sireng zu beobachten :
1) sie darf nur nach sicher erkanntem Tode der Frucht
vorgenommen werden, und sie ist 2) nur da anzu-
sletleQ, wo der Hals leicht zu erreichen und die
Wendung absolut unmöglich ist. Unter Berücksich-
ligüng der eben angegebenen Punkte gellen hiermit
ab Anseigen : a) solche Querlagen , wo wegen liefor
Eiokeilung der Schulter oder fester UmschnUrung dos
Fötas durch den Uterus die Wendung, Iroiz nach-
drOcklicher Anwendung der passenden dynamischen
nd mechanischen Hülfsmillel, absolut unmöglich
ist. b) Miss*;eburten von solcher Bildung, wo auf
einem Rumpfe 2 Köpfe auf 2 ILllsen sitzen , deren
btwicklung nicht ausführbar ist.
IMe Operation ist vorzunehmen , sobald die Un-
■ftglicbkeit der Wendung und der Tod des reifen
lindes nachgewiesen sind , jedes längere Zuwarlen
ist strafbar. Die Vorbereitungen zur OperHtion be-
stehen in Lagerung der Kreissenden auf das Querbett
and in Chloroformirung derselben. Das empfehlens-
>werlliesle Instrument zur Decapitation ist der von
Bra a n beschriebene geknöpfte Schlüsselhaken. Nach-
iem mit 2 Fingern der einen Hand der Hals des Kin-
ies hakenförmig erfasst und möglichst lief herabge-
legen ist, wird mit der andern Hand der Haken so
cingefilhrt , dass er von vorn nach hinten über den
BaU zu liegen kommt. Darauf wird das Instrument
nier einem heftigen Zuge nach abwärts 5 — 6mal
flach einer Richtung gedreht, wodurch die Halswirbel
gebrochen o. sammt dem grösslen Theile der Weich-
Iheile getrennt werden; noch ungelöste HautstUcke
werden mittels einer langen Scheere durchschnitten.
Hierauf lässt sich der Rumpf des Kindes meistens
fkidit extrabiren , und auch der Kopf folgt gewöhn-
iÜek leicht; sollte letzteres nicht der Fall sein, so
laden Zange oder Cepbalolribe Anwendung.
Vergleicht man die Decapitation mit der eigent-
[feeben Cmbryotomie, der Eröffnung der Brust- und
^anchböhle mit nachfolgender- Entleerung der Einge-
^weide, so ergeben sich für ersteres Verfahren folgende
pVortlieile: 1) die Decapitation führt in kürzerer Zeit,
ait weniger Mühe und auf schonendere Art für die
liUer zam Ziele ; 2) man weicht den Gefahren der
'Weodong und der Eitraction des Steisses aus , und
t) lind die Beleidigungen der Geburtstheile durch
^ Anwendung scharfer Instrumente minder gross.
Durch Miltheilung eines Geburtsfalles sucht Vf.
die Trefflichkeit, Leichtigkeit und Zweckdienlichkeit
der Decapitation zu beweisen ; die Operation war
binnen 15 Min. gänzlich beendigt. (Sickel.)
612. UeberTagitns nterinus; von Knüppel.
(Pr. Ver.-Zlg. 16. 1853.)
Die bis jetzl bekannt gewordenen Fälle von Vagi-
tus ulerinus ergeben , dass nur unter 2 Umständen
derselbe slallfinden kann ; es lag nämlich entweder
der Kopf des Kindes bei einer sich verzögernden Ge-
burt nach abgeOossenem Fruchtwasser so auf dem
Muttermunde, dass Luft von aussen eindringen konnte,
oder es waren die Füsse und der Bumpf schon gebo-
ren , und nur der Kopf des Kindes innerhalb der Ge-
burtswege zurück. Vf. theilt einen Fall mit, wo
nach bewirkter Wendung des Kindes auf einen Fuss
das Schreien von ihm selbst, von der Kreissenden und
den Umsiehenden ganz deutlich wiederholt wahrge-
nommen wurde. Das Kind kam lodl zur Welt, und
bei der Seclion fanden sich die Lungen völlig ausge-
dehnt und Lufl enihailend. (Sickel.)
613. Ueber den NabelsGhnarbnich ; von Dr.
T h u d i c h u m in Giessen. (Illuslr. med. Zig. IL 4
u. 5. 1852.)
Der Nabelschnurbruch, Hernia funiculi umbilica-
lis , ist nach der bisher fast allgemein gültigen An-
sicht seinem Wesen nach eine darin bestehende Hem-
mungsbildung, dass die zu einer gewissen Zeit des
embryonalen Lebens in der Nabelschnur liegenden
Eingeweide oder Theile derselben sich nicht in die
Bauchhöhle zurückziehen , sondern ihre Entwicklung
innerhalb der sich eivveilerndeu Nabelschnur bis zur
Geburt fortsetzen, und hierdurch den Schluss der
Bauebdecken um den Nabel in grösserer oder gerin-
gerer Ausdehnung verhindern. Da aber in solchen
Brüchen auch Organe gefunden werden, welche sich
bei normaler Entwicklung niemals im Nabelstrange
aufhallen, so kann die Krankheit nicht blos als Hem-
mungsbildung betrachtet werden, sondern es muss
in solchen Fällen noch ein f^orfall hinzugekommen
sein. Aus diesem Grunde stellt Vf. Folgendes als
Begriff der Krankheii auf: „Der Nabelschnurbruch ist
eine nur bei Früchten vom 3. bis 10. Schwanger-
schaflsmonale, und besonders bei Neugebornen vor-
kommende blasige Erweiterung des Ursprungsstücks
der Nabelschnur am Bauche, welche durch einen sehr
verschieden grossen, dem (aus der Nabelschnur gebil-
deten) Sack meist einen Hals anbildenden Nabelring
mit der Bauchhöhle communicirl, und einen grössern
oder geringern, nicht selten palhologisch veränderten
Theil der bei Wohlgebildelen innerhalb der Bauch-
höhle, besonders des Bauchfells liegenden Eingeweide
enthält.**
Die Form und Grösse des Bruchei hllTifei^chie-
dene Grade; der geringste besteht in einer kaum
bemerkbaren Verdickung der Nabelschnur bei ihrem
«1
V. GyiäbtlofiM «. PXdiatrik.
Einlritte ins Abdomen , wahrend dw (bigende Grad
eine lialbkughge, niil der ßa»is au BftucUe anliegende
Hervorragung bitdel. Die 3. Stufe isc ein Sack von
mehr s|iharischer Ge«uU mit «tielformiger Basis bei
gewöhnlich engerer öruchpforte; das Extrem der
•GtOsse bildet ein schlaucharlig ov,tler von der Vor-
derwand des Bauches nicht seKeii bi« zu <lei Siclum-
beinen, ja bis? zu den Knien des Kuides herabhän-
gender Sack. Derartige Formen bilden den Ueber-
gang zu den Evenlralionen, wo der von vielen Ein-
geweiden erfüllte Sack zerreisst, und diese dann nach
der Gehurt unbedeckt angetroffen werden.
Der Bruehsack ist in den meisten Fällen so d(inn,
dass er unmiüelbar nach der Geburt durchscheinend
angetroffen wird. Die Vusserste Lamelle wird von
4er dünnen, glatten, erweiterten Nabelschnurhaul
gebildet, welche von dem Hände des Nabelringes aus
steh in den an irgend einer Stelle des Bruchs ent-
springenden Nabelslrang fortsetzt. Unter der äussern
Membran liegt eine Schicht lockern Bindegewebes,
das nicht selten serös infillrirt erscheint, oder wenn
sieh die lufikration his /u reicherem Ergüsse steigert,
ganz verschwindet. Diese Lage von Bindegewebe
ist nichts anderes als die sogen, äussere Platte des
Bauchfelles, in welchem die Nabelgeftfsse verlaufen;
sie wurde zuweilen durch eine Aushreitung von den
MM. obliqui und transversi ahdominis herrührender
sehniger Fasern ersetzt aHgetroffen. GriVssere Nabei-
schnurbrüehe scheine» aller Sehnonfasern zu entheh-
ren. Die innere Auskleidung des Sackes wird vom
PerilonJlum besorgt, da» sich, gerade so wie die
Eingeweide aus der Naheisclmur nicht zur bestimmten
Zeit zurückgezogen hal; es hildet demnach das Bauch-
fell den Bruchsack.
Die Nabelgefnsse erleiden nicht unwichtige Ab-
weichungen vom Norraalverhalien. Im Normalzuslande
wird dadurch ein dreieckiger Raum gebildet, dass die
Vene an dem obern Bogen des Nahelringes, die Arte-
rien an dem untern Theile desselben angewachsen
sind. In diesem Baume tritt raeislentheils der Bruch
auf, und die Gefässe entfernen sich dadurch von ein-
ander, indem die Vene nach ohen , die Arterien nach
einer Seite, meistens beide nach der linken gedrangt
werden. Durch Lageveränderungen der Leber wird
zuweilen noch ein besonderer Verlauf der Vene be-
dingt. Auch hat man den Mangel einer Arterie beob-
achtet, wogegen die andere verstärkt erschien; diese
Varietät ist jedoch keine dem Nabelbruche eigenlhOm-
Jiche. Mit dem Verlaufe der GePasse steht die Ur-
sprungsstelle des Nabelslranges im genauesten Zu-
sammenhange, sie befindet sich am häufigsten auf der
Höhe , Mitte oder Spitze des Sackes , am seltensten
auf dessen rechter Seite.
Der Bruchinhalt be^:teht meisl aus einem Stücke
Dünndarm, an welchem nur selten pathologische
Veränderungen wahrnehmbar sind; bisweilen sind
seine Windungen mit den Wandungen des Brachsackes
mehr oder weniger verwachsen, doch kommt diess
meist nur bei Kindern vor, die einige Zeit gelebt
haben , muA ist als Folge eines eisudativea fial
dungsprocesses zu betraditcn. Ausserdeii
grössere oiler kleinere Theile der Leber des li
der NabelschAurlirUche , und verleihen diesen
verschiedene Formen ; es können Darnisehlingea
Leber zugleich, oder jedes für akh allein, die
in ihrem gansen Umfange oder auch nur iheili
im Bruchsacke ligen. Auch bat man die Leber
einem Theile des Netces gleichzeitig vorgefalleiä
fuAden. Verwachsungen der Leber mit des Wmm
gen des Rruchsackes sind ebenfalls beobaflitet w»f^
Die grössten NabelschnurbrUche endlich eolhill
Leber, Milz, Magen, dünne und dicke Gedlrmes
Nelz , und zwar in verschiedenen Al^slufungen.
Die Bauchdecken um den Sack hemm sind
▼ollkommen ausgebildet, und die Haut forrairtdl
ihr Eingeschlagensern nach Innen einen wuM
Ring, dessen Ränder sich von denen angebornerl
spalten dadurch unterscheiden , dass kein tJebeif
der Cutis in die Schleimhaut stattfindet, sondenl
mit der Epidermis bedeckte Körperhaul sirii Ml
Vereinigung mit der Nabelschnurhülle in den
hineinschlägt. Bei der abdominalen Spaltbit
sieht man nie die Bauchdecken den Sack einschM
wogf'gen beim Nabelschnurhruche das Bestrebei
Bauchdecken znm Schlüsse der von ihnen gebiM
Höhle an dem, meisl mit der Grösse des BruclM
in umgekehrtem Verhältniss stehenden UmkreitJ
Bruchpforte erkannt werden kan«. Die Battck
kein anlangend , so glaubten Einige an gSn^
Abwesenheit der MM. recti; Ribke beobacbl^
einem Falle , dass die Bauchmuskeln 2^/^" voii
ander entfernt waren , und dass in diesem M
räume die weisse Linie und der sehnige NA
gänzlich fehlten; die Bauchhöhle war liiernori
Bauchfell und äussere Haut geschlossen. Die f
und schiefen Bauchmuskeln erreichen sich il
Nabelgegend ebenfalls nicht. i
Daran, dass der Nabelschnurbruch eineHemo^
bildnng sei, und aus der frühesten Zeit der MI
nalbildung herrühre, wird wohl jetzt Niemand I
zweifeln, obgleich Cruveilhier diese Ansi(%l!
theilt, sondern die Entstehung des NabelschDurbll
aus einer schlechten Lage des Fötus, bei vrekb^
Druck ausgeübt werde, zu erklären suehl. i
v e i 1 h i e r 's Erklärungsweise , so wie die vob I
ler, welcher vermuthet, der Nabelachnurbruch i
durch Zerrung des mehrfach um das Kind gMq
genen Nabelstranges bewirkt werden, weist Vf. f
ausführliche Gründe zurück. Als eigeatlicbe 0^
des Nabelschnurbruchs ist das Hinderniss zu bäj
ten , welches den Eintritt der Därme in deo I
aufliält. Nabelschnur, Baiichdeekcn und die |
selbst tragen schwerlich dazu bei; desto niehrj
man an die Mesenterien denken , welche im ■
wo ihre Bildung den Darm zurfickziehi, g«^
leichter Lageabnormitäteii vermitteln , als irgtUM
dore Theile. Eine Erschlaffung des Gekrilses
Magen und Milz muss vorhanden sein, daoit
V. Gynäkologie u. Pädiatrik.
65
behleii Organe nach Bildung eines Nabelschnurbruchs
in denselben hinabsteigen können , u. diese Erschlaf-
faag des Hesogastriam u. s. w. kann dann sowohl die
Foitsetzmig desselben Processes im Mesenterium, od.
Nge eines ursprflngticb gleichen Zustandes sein.
^ Leber bildet sich aus dem Zwölffingerdärme, und
ihn Lage ist daher von diesem ahhüngig; verweilt
derselbe langer als normal im Nabelstrange, so erlangt
unterdessen die Leber eine GrOsse, welche ihren
Rflcktritt in die Bauchhöhle unmöglich machL Nun
lieben sich die Bauchdecken zusammen und schnüren
ein beliebiges Stack der Leber ab; die Darme können
dabei vorliegen oder sich zurückgezogen haben. Die
Erweiterung des Nabelringes beruht in einem wirk-
lichen Xtiseinanderdrängen durch die vorliegenden,
sich rasch vergrOssernden Organe, und ist nicht Folge
einer Sftakbüdiiog , die mit den Erscheinungen einer
niaogelbaAeii Vereinigung der beiden Seilenbllften
der Baucbwand einhergebl.
Ob das männliche od. weibliche Geschlecht mehr
zn Rabelscbnurhrflchen disponirt sei , Itfsst sieh zur
Zeit noch nicht enlscheiden , da bei vielen der bis
jetzt beobachteten Fälle das Geschlecht nicht angege-
ben isL Die Hau6gkeit der Krankheit anlangend^ so
kann nacfa it«n in KrankenhSusern gemachten Beob-
achtungen angenommen werden, dass auf etwa 2000
Kinder eines mit einem Nabelschnurbruche kommt.
Min ist bisher gewohnt gewesen , die Prognose bei
dem Nabelschnnrbruohe als eine iler übelsten ansu-
seken; so geschah diess von Richter und von
Meckel, denen Henke, Wendt, J. Müller
n. A. folgten. Vf. ist dagegen der Ansicht , dass im
Allgemeinen die Prognose ganz günstig ist , dass sie
so Unge zweifelhaft bleibt, als der Arzt nicht handelt,
Qod nur bei fortgesetzter ladiiTerenz desselben zur
sebleehten herabsinkt. Die Kunst ist im Stande, am
Rabelschnurbracbe ihre Triumphe am auffttlligsten zu
feiern.
Es folgt nun die genaue Beschreibung von 14
geheilten Fällen mit sorgfältiger Angabe des jedesma-
bgen Heilverfahrens; zuerst werden die mit einem
an Natarheilang grenzenden Exspeclativverfahren be-
handelten angeführt, worauf Vf. zu den complicirtern
Operativmethoden übergeht. Dann folgt eine Reihe
von Fallen , welche tödtlich endigteb. Die Behand-
lung des Nabelschnurbruches hat sich besonders nach
* dessen Form und Grösse zu richten. Bei geringern
Graden ist eine Reposition nur selten nöthig; die
'Irücfae sind nur gehörig zurückzuhalten, was durch
Heftpflaster, Binden, Compressen oder Pelotten gut
erreicht wird. Brüche der 3. u. 4. Form unteriiegen
'laden meisten Fallen der Eintlemmung, die Entzün-
4iimg untl Brand der darin liegenden Eingeweide zur
Yolge hat; Beseitigung des Darminhaltes durch Ab-
Mrmittel macht hier die vorher unmögliche Reposi-
tion oft möglieh. Es ist gut, durch ein warmes Bad
^a Körper znr Taxis vorzubereiten. Kalte Umschlage
nf den Bruchsack und dessen Umgebung, so wie
Med. i«lMM». Bd. 7S. Hit t.
der antiphlogistische Apparat überhaupt können bei
drohender oder eingetretener Entzündung zum Gelin-
gen der Taxis wesentlich beitragen., irdche, die
nur Barme enthalten , können ohne Erweiterung des
Nabelringes unter Anwendung der eben genannten
HUlfsniittel zurückgebracht werden ; man drücke da-
bei den Hals leicbt susaunnen, um ihn durch Cosi-
fre»sion des Inhaltes, den man durch Druck mit der
andern Hand auf den Grund des Bruches in die Bauch-
höhle ausweichen lässt, an Umfang zu verkleinern.
Die hierdurch angestrebte Beweglichkeit der gerade
an 4ler engsten Stelle der Einschnürung befindlichen
Darmpartie, kann auch dui*ch gelindes Anziehen des
Bruchsackes in der Richtung nach dem Operateur
vermittels beider Haode verrichtet werden, deren
Daumen die Höhe des Bruchs entgegengesetzt nach
der Bauchhöhle einzudrücken, den Bruch gewisser-
maassen in die Bauchhöhle umzustülpen suchen. Die
Kinder pflegen nach gelungener Taxis sehr ruhig zu
sein, wahrend sie diess vorher nicht waren.
Nach beendigter Taxis hat man den Bruchsack
genau zu untersuchen , um sicher zu sein , dass kein
Darmstflck mehr vorliegt; Vf. rathet, zu diesem
Zwecke den Sack zu öfl'nen. Sind alle Eingeweide
reponirt, so wird eine Ligatur um den Bnichsack
gelegt und vorsichtig angezogen. Hierauf zieht man
die Haut von den Seitenwanden des Bauches vermit-
tels Heflpflasterstreifen so viel als möglich herbei,
um sie dehnbarer zu machen, damit sie nach sponta-
ner oder künstlicher Ablösung der Nabelschnurhaut
und des Restes des Bruchsacks und nach der Tren-
nung seines eigenen eingeschlagenen Randes von der
Bruchpforle den Defect, d. h. das blosJiegende Bauch-
fell oder dessen Selinenüberkleidung leichter bedeckt.
Unbedeckte Stellen heilen übrigens leicht durch Gra-
nulation.
Bei allen nicht reponirbaren Darmnabelschnur-
brüchen, so wie bei den ein abgeschnürtes Stück der
Leber enthaltenden Hernien tritt die Nothwendigkeit
der blutigen Erweiterung des Nabelringes ein. Da oft
Entzündung und Brand sehr rasch eintreten , so ist
die baldige Vornahme der Operation von WjchtigkeiL
Die Incision wird am besten so ausgeführt, dass man
den rechten Rand des Ringes mit einem Knopfbistouri
einschneidet, um die, allerdings nur geringe Gefahr
der Verletzung eines Nabelgef^sses völlig zu vermei-
den. Den äussern Uautwulst einzuschneiden wird
wohl nur dann nöthig sein, wenn er sehr eng ist.
Ob es möglich ist, ohne Verletzung des Bauchfells
zu operiren, ist schwer zu beantworten.
Den Schluss des Aufsatzes bilden eine Tabelle
über die 14 geheilten und eine über 26 tödtlich ver-
laufene Falle von Nabelschnurbruch. Mehrere beige-
fügte Zeichnungen tragen zum Versiandniss wesent-
lich hei. (Sickel.)
3igitizedbyV3UUyiC
614. Ueber Blntnngen aus dem l^bel nach
9
66
VI. Chirurgie, Ophthalmologie u. Oüatrik.
Abfallen des Nabelschnnnestes ; von h. Roger.
(L'ünioD. 35—37. 1853.)
Nach Erzählung einer eigenen und nach Millhei-
lung mehrerer fremden Beobachtungen macht Vf. zu-
nächst auf das äusserst seltene Vorkommen der Krank-
heit aufmerksam , was unter Anderm besonders auch
daraus hervorgeht, dass im Pariser Findelhause wäh-
rend eines Zeilraums von 2 J. und unter 9000 bis
10000 Kindern sich nur ein einziger Fall von Nabel-
blutung ereignete. Die dem Vf. bekannten Fälle wur-
den auffallender Weise fast ausschliesslich bei Knaben
beobachtet, und die erkrankten Kinder gehörten
grösstentheils zu den kräftigem.
In der Regel fangen die Nabelgef^sse schon am
ersten oder zweiten Tage nach der Geburt an , zu
obliteriren, und es pflegt am 4. oder 5. Tage die
Oblileralion vollendet zu sein ; an diesen Tagen fällt
auch der vertrocknete Nabelschnurrest ab. Geht das
Vertrocknen der Nabelschnur schneller von Statten,
als die Obliteration der Gefässe, so kann eine Hämor-
rhagie entstehen. Eine andere Veranlassung zu den
Hämorrhagien kann in einer zu dünnen Beschaffen-
heit, in zu geringer Coagulabilität des Blutes liegen;
auch eine erbliche Anlage ist mitunter nicht zu ver-
kennen, und nicht minder kann die Blutung durch
Entzündung der Nabelarlerien veranlasst werden. Die
Hämorrhagie erfolgt nicht immer unmittelbar nach
dem Abfallen der Nabelschnur, sondern bisweilen
erst mehrere Tage später; nach dem 13. Lebenstage
ist ihr Auftreten bis jetzt noch nicht beobachtet
worden. Das einzige Symptom bei der in Rede
stehenden Krankheit ist die Blutung selbst; ob diese
aus den Arterien oder der Vene komme , ist schwer
zu entscheiden.
Die Prognose ist keineswegs eine gUnstige zu
nennen ; sie gestaltet sich noch am besten , je später
nach dem Abfallen des Nabelschnurrestes die Blutung
beginnt. Der Tod ist meistentheils die unmittelbare
Folge des Blutverlustes. Die gewöhnlichsten Erschei-
nungen an der Leiche sind die einer hämorrhagischen
Diathese; auch Apoplexien in den Lungen od. in den
Digestionsorganen findet man zuweilen.
Die hämostalischen Mittel sind bei den Blutungen
aus dem Nabel für sich allein unwirksam; nur als
Adjuvantia finden sie Anwendung. Kauterisation und
Compression haben sich in einigen Fällen wirksam
gezeigt, doch sind sie keine zuverlässigen Mittel, in-
dem die Blutungen hier und da wiederkehrten. Pout
macht den Vorschlag, bei Nabelblutungen einzuschnei-
den und die Nabelgefässe unmittelbar zu unterbinden.
Besser ist das Verfahren von P. Dubois, nämlicb
die Anwendung der Ligatur en masse; diese wird so
ausgeführt, dass man 2 Nadeln übers Kreuz durch
die Nabel hervorragung oder eine gebildete Hautfalte
sticht und einen gewichsten Faden Sförmig darum
schlingL Die 3 dem Vf. bekannten auf diese Art
behandelten Fälle verliefen günstig. (SickeL)
615. Ueber Anwendung blutiger SchrSpf-
kSpfe bei Behandltmg der verschiedenen Pneumo-
nien kleiner Kinder; von Dr. Her?ieux. (ibid.
22 — 24.)
Von der Ueberzeugung erfüllt, dass Blutentzie-
hungen zu den wirksamsten Mitteln für die Bekämpfung
acuter Pneumonien selbst im zartesten Kiodesalter
gehören, empfiehlt Vf. statt der Aderlässe oder Blut-
egel die Benutzung der blutigen Schröpfk(5pfe ffir
diesen Zweck. Dieselben haben seiner Ueberzeugung
nach vor dem Aderlasse den Vorzug, dass sie nicht
wie dieser eine allzugrosse Erschöpfung herbeiführeo
und die Gefahr einer Gefässverletzung vernieideo,
während sie sich vor den Blutegeln dadurch empfeh-
len , dass sich die Menge des zu entziehenden Blutes
dabei genau bestimmen lässt. Ausserdem üben sie
seiner Meinung nach auch eine Art revulsorischer
Thätigkeil, wie die Blasenpflaster, aus. Lobuläre
Pneumonien kleinerer Kinder sollen dadurch allein
schon rasch coupirt , lobäre innerhalb weniger Tage
zur Zertheilung gebracht werden. Ebenso wie bei
den primären , sei auch für die secundären Pneumo-
nien bei Masern, Pocken, Enteritis und Keuchhusten
die Wirkung eine gleich erfolgreiche. Endlich sei
auch der damit verbundene geringe Kostenaufwand
in Anschlag zu bringen. (K tt 1 1 n e r.)
VI. Chinirgie^ Ophthalmologie und Otiatrik.
616. Die verschiedenen Formen von Gelenk-
entxtndnng in pathologisch- anatomischer ßezie^
httng; von Dr, Führer. (Virchow*s Arch. V. 1
u. 2.)
Da es zur Zeit noch an einer sichern anatomi-
schen Grundlage fehlt, so hat man eine klare Einsicht
und Unterscheidung der Gelenkentzündungen noch
nicht erlangt. Die Franzosen , wie Bonnet, N4-
laton und De vi He haben noch das Meiste gethan,
und Red fernes Untersuchungen über die Structur-
Veränderungen der Knorpel sind von grossem Nutzen
gewesen. Einzelformen, wie das Malum coxae senile
und die Corpuscula mobilia sind zwar genau beob-
achtet worden, allein ihre isolirte Erforschung bringt
in die Gesammtheit der Gelenkentzündungen keine
Ordnung. Vf. versucht im Allgemeinen die Gelenk-
entzündungen nach dem Befunde in bestimmte Formen
zu sondern. Da die Synovialkapsel, der Knorpelüber-
zug und die Gelenkenden bei jeder Erörterung der
Gelenkkrankheiten in Betracht kommen, so findet Vf.
in diesen 3 Stücken die Grundlage zu einer anatomi-
schen Eintheilung der verschiedenen Gelenkentzün-
dungen, Als Affectionen, die primär und vorzugs-
weise die Kapsel und Knorpeldeeke befallen ^ stellt
Vi. Chirurgie, Ophthalmologie n. Otiatrik.
67
eraof: die traumatische, die rheumatische, die po-
dagraische, die fungOse Gelenkentzandung und das
acute Empyem ; Affectiooeo mit primitivem Ausgang
VW den Knocken sind : die arthritische uod die tu-
berkulöse GeleukeDtidudung.
1) Die rheumatische GeleokentzOnduDg. (Vf.
sdiiiesst hier den einfachen acuten Gelenkrheumatis-
nas. der sich auf leichte Injeclion oder Trübung der
Sjoofialis» mit Ausschwitzung einer dünnen, flockigen
Synovia, oberflächlicher sammetarliger Lockerung der
Knorpel u. s. w. heschrSnkt, aus.) a) Die acute Form
seut rasche plastische Exsudation und Eilerbildung
auf der intensiv roth injicirten Synovialis, Erweichung
der Kapsel bis zum Durchbruch mit verbreiteter Ei-
tersenkung zwischen die Fa seien und in die Huskel-
scheiden; bisweilen existirt gleichzeitig Periostitis in
der Sähe, b) Bei chronischem Verlauf ist der Aus-
gang in Gelenknekrose charakteristisch. Bei der
GelenkerOffhung sieht man, wie die äussern Fistel-
Qffnungen in die schwarzgrUnlich gefärbte und mit
Exsudat belegte Kapsel mflnden; es erscheint ein
missfarbiger , blutiger Eiter; die innern Ligamente
sind zerstört, die Knochen, so weit sie in das Gelenk
ragen , sind missfarbig , von aussen nekrotisch zer-
fressen , öfters fracturirt. Die äussere Kapsel zeigt
sich schwielig verdickt, die Nachbartheile sind mit
eisern rasch in flbroides Gewebe tibergehenden. Exsu-
dat infiUrirt. Auch die Knochenhaut ist oft weithin
verdickt und schwer lösbar; der Knorpel dagegen
erhält sich oft lange auf den Gelenkflächen. — Vf.
referirt 3 Sectionsl^lle von chronisch - rheumatischer
Gelenkentzündung, von welchen der 3. Fall sich
mehr der acuten eitrig - rheumatischen Entzündung
; nähert. Bezüglich der acuten Entzündung hebt er
noch den fast unvermeidlich ttbeln Ausgang derselben
hervor, der um 'so tückischer erscheint, als er kaum
vermuthet werden kann und die eitrige Entzündung
ganz dem acuten Gelenkrheumatismus mit serösem
! Ergüsse gleicht. Glücklicherweise ist die acute eitrig-
rfaeumatische Gelenkentzündung selten.
2) Die artkritische Gelenkentzündung setzt im
1 . Stad. Exsudation in die spongiöse Knochensubstanz,
bewirkt Barefaction und Mollities, im 2. Stad. cha-
raklerisirt sie sich durch Fettinfiltration und abnorme
Verknöcherungen, im 3. Stad. durch Schrunopfung
der Knochenenden mit Verunstaltung derselben, a) Die
mtute Form zeigt die spongiöse Substanz blutreich,
geschwellt, die Markhöhlen mit gallertigem Exsudate
erfülit, die Rindensubstanz verdünnt, mit dem Mes-
ser sehneidbar. Die sehr verdünnten und mehrfach
durchbrochenen Knorpel blättern sich leicht ab , und
' ihren Lücken entquillt das Exsudat im Knochen. Die
; Sjoovialis sieht blass, weiss, ist verdichtet, das Epi-
tlkelium ist abgestossen. Die Gelenkhöhle ist mit
: eiaer dünnen, blutig-bräunlichen, ichorösen FlUssig-
- keit erfüllt; oft erscheint sie durch Perforationen u.
' Fbtelgänge zum Theil entleert b) Die Arthritis
d^rwuea sicca ist viel häufiger. Auch hier ist die
ipoBgiöse Substanz gelockert, mit öligem Marke in-
filtrirt, später von gelblichem, erstarrtem Fette erfüllt.
Der Knorpel ist an einigen Stellen hypertrophirt, bald
nur mit Lockerung, bald mit zerfaserter Textur; an
andern Stellen ist er dünner , filzig-rauh , siebförmig
durchlöchert; es findet sich reichliche Zellenwuche-
rung mit raschem Zerfallen und Erweichung des
Knorpels. Der Knorpel wird entweder völlig abge-
stossen und die Knochenflächen berühren sich , oder
der Defect füllt sich mit Pseudomembranen aus. Er-
guss in die Gelenkhöhle fehlt. An den Umschläge-
steilen der Synovialis hängen zottige, vaskuläre £x-
crescenzen oder Fettpol}7)en in die Gelenkhöhle hin-
ein. Mit der Knochenresorplion tritt Auflagerung
neuer Knochenmasse in der Umgebung auf, sogen.
Stalaktiten entwickeln sich vom Rande der Knorpel
aus, es folgt VerkoOcherung einzelner Ligamente,
es entstehen Knochenschoppen unter der Synovialis,
Knochenlamelien auf den Gelenkköpfen , Osteophyten
unter dem Periost. Die eigenthümlichen Corpuscula
mobilia entstehen : durch fibroide Verdickung der Sy-
novialzotten an ihren freien Enden und Abstossung;
durch Einstülpung von Synovialverknöcherungen , mit
Atrophie des Ueberzugs und Ablösung des Stiels;
durch Abtrennung von Knorpelstücken und umschrie-
bene Entartung in der Mitte. Manchmal werden die
Corpuscula letzterer Art durch faserige Anhänge in
ihrer Grube festgehalten. Das Malum coxae senile
scheint der Ausgang des gedachten Processes, der
auch an andern Gelenken vorkommt. Man findet die
Gelenkgruben vertieft u. erweitert, die Gelenkflächen
des Knorpels beraubt, die Knocbenenden von einer
elfenbeinartigen, durch Druck und Bewegung unregel-
mässig abgeschliflenen Rinde überzogen. Der Ge-
lenkkopf ist atrophisch, meist abgeplattet, rings von
Stalaktiten umzogen; der Knochenhals ist oft sehr
verkürzt, eingedrückt, so dass am Femur z. B. der
Kopf wie eine Muschel der Trochanterbasis aufsitzt.
Da die Synovialhöhle verödet und trocken ist, reiben
sich die Gelenkenden bei Bewegung oft krachend an-
einander ; oder es ist bei vorhandener Verkleinerung
des Gelenkkopfes und Erweiterung der Pfanne ab-
norme Beweglichkeit möglich. Die Eburnation setzt
sich in die Tiefe fort ; Knochenconcremente (als ur-
sprüngliche Corpusc. mob.) finden sich in den Gelen-
ken ; die Verknöcherung erstreckt sich selbst bis auf
die Muskeln. Exquisite Präparate haben neuerdings
Schömann u. Zeis beschrieben.
Vf. giebt einen Sectionsfall von Arthritis acuta
am linken Knie; die Bescha£renheit der Nieren, Blase,
des Herzbeutels, der Pleura u. s. w. erwies die gich-
tische Krase; die Gelenkentzündung war in 10 Wo-
chen verlaufen. Zwei ausführliche Sectionsfälle von
Arthrit. chronica im rechten Kniegelenk erläutern aufs
Genaueste die mannigfachen weitverbreiteten Textur-
veränderungen.
3) l^\^ podagraische Gelenkentzündung ist pathöl.-
anat. noch wenig erforscht, a) die acute Form kommt
an den kleinern Röhren- und Würfelknochen der
Extremitäten wohl ausschliesslich vor. Ligamente
68
VI. Chirurgie, OpbUialmologie o. OU^trik.
und Knorpel bleiben unverändert, die Gelenkflücheii
sind kreidig beschlagen , kleine Kalkconcremente fin-
den sich unter dem Periost, in der GeienkhOhle er-
scheint manchmal noch eine weisse, dickliche, gm-
mOse Flüssigkeit, die viel üarnft^ure und Urale
enthalt, b) Die chronische Form verläuft unter den
Erscheinungen der anomalen Gicht und wird dem
Malum coxae sen. angereiht. Sie scbeiat gleichfalls
mit Verödung der Kapselhöhle, Atrophie, elfenbei-
neuer Verdichtung der Gelenkenden , Verknöcherung
und Obsolescenz der Gelenkknorpel verbunden zu
sein, allein ihr mangelt alle Knochenneubildung, sie
tritt vermuthlich als reine Incalcination und Verdich-
tung der spongiösen Substanz ohne vorausgehende
Schwellung und Erweichung auf. — Während cor-
thritische Gelenkaffection auch bei jugendlichen Sub-
jecten vorkommt , zeigt sich die podagraische EUit-
zttndung nur jenseits der 40ziger Jahre , heföllt nur
die kleinem Gelenke, bedingt später Deformität, wo-
bei die Gelenkköpfe kolbig sich darstellen. [Der
Name fUr diese jedenfalls zu unterscheidende Form
von Gelenkentzündung scheint unglücklich gewählt.]
4) Die fungöse Gelenkentzündung und die fol-
gende Form erhalten gewöhnlich den Namen Tumor
albus. Die fungöse Gelenkentzündung , di« naoieut-
lich am Knie-, Fusswurzel- und Handgelenke vor-
kommt, hat stets chronischen Verlauf, ist fast schmerz-
los« und das Gelenk bewahrt grosse passive |}eweg^
lichkeit. Fistulöse Oeffnungeu treten in der nächsten
Umgebung auf. Synovialis und Knorpelfläche erschei-
nen mit weichen, graurothen, schwammigen Granu-
lationen gleich atonischen Geschwüren bedeckt; ahn-*
liebe Granulationen durchwachsen das Periost, die
Fistelgänge u. s. w. Die teigig anzufühlende Gelenk-
umgehung ist in den Fascien und Muskeln von Exsu-
dat infiltrirt, welches sich theilweis in schwieliges
mit Fett durchsetztes Gew<;be verwandelt Q^ei der
Heilung werden die Granulationen zu Paeudomerohra-
nen , die statt Knorpel die Gelenkflächen überziehen ;
es ereignet sich auch Verknöcherung u* Verwachsung
zu Knochenbrücken. Vf. beschreibt ausführlich einen
Sectionsfall von Caries fungosa cum contractura et
anchylosi genu sinist. nach Amputation. Charakte-
ristisch ist der chronische Verlauf, die oberflächliche
Deslruction der Knochen durch Granulationen , die
ausgebreitete Periostitis chronica , die tiefe Nuskel-
und FascienentzUndung mit Infiltration, schwielige
Gewebsumänderung. Häufiger ist diese Form an
Hand- und Handwurzelgelenken , wo sie als chron.
Periostitis auftritt, längs den Sehnenscheiden fort- •
schleicht, die Gelenke durchdringt, oberflächliche
Caries bedingt, die sehr langsam und spät Loslösung,
Attliehrung des Knochens bewirkt; die Geschwulst
ist bedeutend, teigig; die Eiterung immer, selbst
beim Gebrauch von Kataplasmen , gering. Auch am
Hüftgelenk kommt diese Entzündungsform vor. Mace-
rirt man die Knochen, so zeigen sich die Gelenkenden
siebförmig durchlöchert und fächerig«
5) Die tuberkulöse Gelenkentzündung. Der
Knorpel bleibt lange » ist aber vielfaoh durchbrochen.
utcerirt, die Lücken fltüiren zum Tbeil zu Fistelgängen,
die in die Knocke naubstanz dringen und mit AbAcea-
sen in der Tiefe derselben communicittn. Die erkrank-
ten Epi-und Apopbysen sind vor de» DurcUbrueh
aufgetrieben, bald von kleinei», perlmtUerartig glän-
zenden Exsudatherden, bald von gelblich - käsigen
Massen weithin infiltrirt. Tritt Eiter ins Gelenk, so
wird die Knorpelfläche erweicht, macerirt. ' Das zer-
flossene eitrige Exsudat in der Gelenkhöhle stellt sich
flockig dar; die Wandungen des Gelenks sind miss-
farbig, aber glatt; zahlreiche Fislelgänge durchbre-
chen die Weichtheile in der nächsten Umgebung. Ein
Sectionsfall von Knochentuberkulose im Kniegelenk
veranschaulicht den Process.
6) Das acute Empyem der Gelenke kommt als
Affection der Synovialkapsel im Puerperium und nicht
selten schon während der Gravidität vor, und geht
rasch in oberflächliche Caries über; es entsteht fer-
ner nach Phlebitis und Pyämie im Allgemeinen, in
der Desquaroationsperiode^ des Scharlach , nach Ty-
phus u. s. f. , und ist anatomisch genügend gekannt.
(StreubeL)
617. Zur DiagBM6 der KMehenbrflche ; von
Lori»ser. (Wien. med. Wcbnschr. 46. 1852) und
Maiftonneuvt (Gaz. des HAp. 39. 1853.)
L 0 r i n s e r bespricht in seinem Bericht über die
chir. Ahtheil. des k. k. Krankenh. Wieden im J. 1850
97 Fractur^le an 74 M. u. 23 W. , und hebt als
eines der wesentlichsten Hülfsmittel zur genauem
Erforschung zweifelhafter Falle von KnochenhrUchen
die Betäubung mit Aether hervor. Es wird dadurch
nicht nur den Kr. der Schmerz bei der Untersuchung
erspart, sondern es werden auch die unwillkürlichen
Muskelzusammenziehungen, die das grösste Hioder-
niss für die genaue Erkenntniss abgeben, aufgehoben ;
man kann mit Ruhe und Genauigkeit untersuchen und
die Hauptkennzeichen derFractur, die verdeckt wa-
ren, deutlich erkennen. Auch werden während der
Narkose dislocirte Bruchenden, die der Extension u.
Contraextension einen mächtigen Widerstand entge-
gensetzen, relativ leicht reponirt und coapttrt. L.
verweist auf die so häufigen Fracturen am untern
Ende des Radius, die eine eigenthümliche Entstellung
des Handgelenks hervorbringeo , die aber manchmal
nicht so deutlich ausgesprochen ist« um die Fractur
unzweifelhaft zu machen. In solchen Fällen erhielt
er während der Aetherbetäubuog deutliche Knochen-
crepilation, die vorher nicht nachgewiesen werden
konnte. Auf ähnliche Weise wurde auch bei Sehen-
Mhalsfraciuren die Crepitation erst dann deutlich,
wenn während des Schlafs zuerst kräftig exteodirt,
und dann die Gliedmaasse rotirt wurde. In einem
Falle wurde der Widerstand der Muskeln durch Ex-
tension wahrend der Aetbernarko&e so glücklich Ober-
wunden, dass die 2" betragende Verkürzung für im-
mer verschwand und die firuchstflcke durch eiaeo
sogleich angelegten Verband so gut aneinander ge-
halten werden konnten, daas rasche Heilung oh»e
beqLerkbare Verkürzung erfolgte.
VI. Ghtnirgie, Ophthalmologie n. OtUtrik.
69
Svr ErketinHiig der Ripptnbruche , wo keine
Dislocatioa der Brtichstflcke und keine Crppilation
w^ee Ziisainmenziehiing der Zwischenrippeoiuuskeln
li kcverken ni» nimuit L. auf die unwillkttrlieb ein-
tietnde Eiasehrffnkung der Athmiingsbewegnng an
der kranken Seile und auf die Auscultation Rücksicht.
Die AlhinungsbeweguDgeB an den Wanden der kran-
keo Brusthalfle erschienen bei einigermaassen enipfind>
liehen Personen trüge, das Heben ^et Brustwand ist
lilternd oder abgebnicb^n ; das Alhmungsgeräusch
wird als ein unausgeselEles dumpfes Rauschen oder
Sausen wahrgenommen, ohne dass die Ein- u. Aus-
alhmung deutlich bezeichnet ist. Am 2. oder 3. T.
kofflml in Folge von Ausschwitzung auf dem Brust-
fei) an der Bruchstelle noch Keibungsgerauseh hinzu,
welches jedoch genau von dem rauschenden Alhmungs-
gerltusche zu unterscheiden ist. Das unvollkomiuene
Athmen und die dabei in den feinern Luftwegen hin-
und herirrende Luft giebt L. als Grund des AtUmungs-
gerSusches an. Bei kräftigen Kr. traten die gedach-
ten Erscheinungen in geringerem Grade hervor. Bei
BippeebrOchen auf beiden Seiten geschieht die Alh-
Doag aaf der weniger beschädigten Seite besser , ist
aber dann sehr schmerzhaft.
Aoeb »Bfl der Klinik von Maisonneuve ber ich-
tetArrachart einen Fall von Fractura colli scapu-
läi, deren genaue Diagnose nur wahrend der Chlo-
roforainarkose möglich wurde.
Eine 40jäbr. Frau war zu Boden geworfen worden und
kiUc wahrend des Falles sich mit der hintern Flache der
itdleD Schulter heftig gegen den Rund einer Bank gestosseo.
Die Verletzte spürte Schmerz in der Schulter, konnte den
Arn wenig bewegen, glaubte aber nur eine Quetschung erhaU
tesxQ haben, legte ihren Arm in eine Tragbinde und versah
3 Tage lang ihre häuslichen Geschäfte, bis sie der wachsenden
Schmerzen halber endlich in dem Ho8p. Cochin Hülfe suchte.
Die rechte Schulter war üdematös geschwollen , erschien aber
gifichmässtg abgerundet; an der hintern Fläche der Schulter
befand sich eine kleine mit einem Blutscborf bedeckte Exco-
riatioa; die hintere Fläche des Oberarms bis zum untern
DntUheil war der Sitz einer diffusen Blutunterlaufung. Die
letastuDgen der Schulter waren schmerzhaft, in der Achsel-
höhle war Nichts zu fühlen , eine leichte Depression schien
aacb hiolen von der Achselhöhle zu bestehen. Die Verletzte
kraoie den Vorderarm bewegen u. unter Schmerz auch einige
lewegangen des Oberarms vornehmen, bei den ziemlich aus-
fedehnten (»ssiven Bewegungen, dieMaisonneuve anstellte,
Mie er deatlich eine dumpfe verbreitete Crcpifation , deren
Sitz sieht bestimmt werden konnte. Nach Chloroformirung
der Pit. bis zur vollständigen MuskelerscblalTüng wurde con-
iiatirt,*das8 weder das Akromion, noch die Spina scapulae,
pack das Scbnlterblatt , der Humeralkopf oder dessen Tuber-
kri gebrachen seien ; fixirte man das Schulterblatt am Akro-
■nlfortsatz nnd bewegte den Arm , fühlte man keine Crepita-
tioi, fixirte man aber den Schulterblattbals durch Auflegen
des Daomens nnterhalb des Akromion und des Zeigefingers
baf ^D Rabensehnabelfortsatz, so entstand hei der geringsten
inhewegung deutliche Crepitation unter den Fingern. Der
pBbrochene Schuherblatthals war noch an dem Körper des
iMckens in l^age geblieben , halte sich nicht abwärts dislo-
W. (Streubel.)
618. Die BjfterstfltzBDde PiantarBchiene bei
^Harten Fracturen des Unterschenkels; von
laisonnenve. (Gaz. des Hdp. 23, 1853.)
Bei den SeUefbrttchieii im nniern Dritttlieile des
Unterschenkels , bei welchen das obere sehnabelför-
mig zugespitzte BruchstOek die Haut durchbohrt, wäh-
rend das unlere mit Hern Pnsse nach hinten weicht,
ist es oft schwer , die Beposition zn eraiWen , noch
schwerer aber ist es nach gelungener Beposition und
Coaptalion die Bruchflüchen geh(^rig aneinander zu
halten und vor Wiederverschiebung sicher zu stellen.
Eine roüsstge Extension des Unterschenkels genügt
nicht, und eine stärkere Extension wird nicht ver-
tragen ; die verschiedenen Schwebe-Apparate >bedin-
gen die Betention nur unvollkommen, und die Bflgei-
schraube von Ma Iga ig ne bleibt immer ein gewagtes
Äliltel, welches, wenn man auf gelindere Weise der
Wiedorversrhiehung vorbeugen kann , nicht in An-
wendung gebracht werden darf. M. hat in einer
einfachen Plantarschiene, welche so angelegt wird,
dass sie den Piiss nnterstOtzt und erhoben erhält
(comme moyon hypf>narlh6ciqup) ein Mittel gefunden,
in den meisten Fällen der Wiederverschiebung des
untern Bruchstücks gründlich und auf eine gelinde
Weise entgegen zu treten. Nach der Beposition der
Fraetur wird die Plantarschicne zuerst angelegt; sie
besteht aus einer gewöhnlichen Holzschiene von der
Breite des Fusses u. einer Länge von 28 — 30 Ctmtr.
Die Schiene wird auf die Fusssohle in der Weise ge-
legt, dass sie nach hinten die Ferse uoo 5 — 6 Ctmtr«
überragt; man befestigt die Schiene durch Zirkeltou-
ren und Kreuzlouren an der Sohle und um das Her-
abgleiten des Fusses zu hindern , wenn die Schiene
an ihrem hintern Ende erhohen u. fixirt wird, nimmt
man ein kurzes breites Leinenband, welches mit der
Mitte hinter die Ferse gebracht , dann auf dem Fuss-
rücken gekreuzt und am vordem Ende der Schiene
durch Nadeln oder Schlingen gut befestigt wird. Nach
der Anlegung der Planlarschiene verbindet man den
Unterschenkel mit dem gewöhnlichen Scullerschen
Verbände. Das im Hüft- und Kniegrlenke gehörig
flectirte Bein wird nun auf Kissen so gelagert, dass
der Unterschenkel fast horizontal zu liegen kommt,
wobei das hintere vorstehende Ende der Plantarschiene
zwischen Kissen sich aufstützt und die Schiene den
Fuss erhoben und gewissermaassen aufgehangen er-
hält. Die Schiene drückt das untere Bruchstück
aufwärts, erhält die £ilension, während die Last des
Unterschenkels selbst das obere Bruchstflok nieder-
drückt und dessen Aufwärtssteigen hindert. Dieser
einfache Mechanismus hat auch noch den Vortheil,
dass er nach der Empfindlichkeit des Kr. verstärkt
oder gemindert werden kann, dass man dabei den
Fuss nach Bedürfniss nach aussen oder nach innen
drehen kann. Auch selbst in den Fällen, wo die
Beposition nicht einmal vollständig gelingt und die
Bruchstücke nicht genau zusammengebracht werden
können , ist der Gebrauch der Plantarschiene von
Nutzen, indem durch die constante Hebung der Ferse
allmälig in 3 — 6 Tagen die Dislocation ausgeglichen
wird, ohne dass man nöthtg hat zu extremen Mitteln,
wie die Bügelschrauhe oder die subcutane Durch-
schneidung der Achillessehne seine Zuflucht zu neh-
men. (Streubel.)
70
VI. Ghirargie» Ophthalmologie o. Otiatrik.
619. Amputation des Armes unmittelbar
nnter dem Schnltergelenke bei einem Kinde von
\b Mon.f Genesung; von R. E. Jones. (Assoc.
med. Journ. 2. 1853.)
Einem Mädchen von 15 Mon. war das Rad eines Wagens
über den linken Arm gegangen. Vf. fand Fractar Des Nume-
rus im antern OritUbeil , der entblöste Knochen stand hervor
und die Weichtbeile waren beinahe bis zum Schultergelenk
zerrissen. Durch Blutverlust virar das Kind sehr erschöpft.
Die Amputation ward sofort unterhalb des Schultergelenks
vorgenommen, da die Bedeckungen hinreichten, einen guten
Stumpf zu bilden. Nur eine Arterie brauchte unterbunden
zu werden , und während der Operation war wenig Blut ge-
flossen. Am nächsten Tage hatte das Kind heftige Convulsio-
nen, welche durch kleine Gaben Tinct. opii beseitigt wurden.
Die Heilung war nach Verlauf 1 Mon. vollständig.
(Heil.)
620. Ueber Resection der Knochen, nach
W. FergussoD, E. W. Lowe, G. M. Jones u.
A. G. Field.
FergiissoD (Med. Times and Gaz. Jan. 1852)
weist in der Einleitung darauf hin , dass eine der
Hauptaufgahen der Chirurgie darin bestehe, durch
Aufopferung eines möglichst geringen Theils zu hei-
len, und dass man diesen Zweck durch die Excision
und ResecUon in vielen Fallen, namentlich von Rno-
chenleiden zu erreichen vermöge. Dass bei Nekrose
ohne Entfernung des abgestorbenen KnochenslUcks
Heilung nicht mOglich sei , wird allgemein angenom-
men, während hinsichtlich der Caries die Meinungen
noch getheilt sind. Jedenfalls indessen bleibt auch
in vielen Fallen letzterer nur die Wahl zwischen Am-
putation und Reseclion tibrig. F. glaubt aber , dass
nicht selten letztere ausgereicht haben würde, wo
man erstere ausgeführt hat, und theilt zur Bestäti-
gung seiner Ansicht nachstehende Fülle mit.
1. FalL Bei einem Knaben von 8 J. hatten sich nach
Eröffnung eines Abscesses am Vorderarm von Zeit zu Zeit neue
Abscesse gebildet, so dass die Gesundheit zu leiden begann.
Tonica verbesserten das Allgemeinbefinden. Bei seiner Auf-
nahme im Kings College Hospital fand man ein Geschwür in
der rechten Achselhöhle am untern Rande des M. pectoralis
major, 2 andere am rechten Vorderarme, 2" unter dem El-
lenbogen , mit indolentem , scropbulösem Charakter , durch
welche man mit der Sonde nach verschiedenen Richtungen
dringen konnte. Nach einem Aufenthalte von einigen Mon.
im Hosp. batten sich neue Fisteln, näher am Ellenbogen,
gebildet, das Geschwur war grösser geworden, der Eiter
copiös und schlecht, der tLnochen fast wie vorher, nur das
Geschwör in der Achselhöhle war kleiner und sah besser aus.
F. bescbloss deshalb den Radius, je nach den Umständen
ganz oder zum Theil, zu entfernen. An der äussern und hin-
tern Seite ward durch einen Schnitt in der Richtung der
Fasern des M. extensor. comm. der Radius blosgelegt, wobei
die Muskeln und Sehnen so viel als möglich geschont wurden.-
Der Knochen ward hierauf unter der Insertion des M. biceps
mit der Scbneidezange durchschnitten und mit Ausnahme der
Carpalepiphyse vollständig entfernt, worauf die Wunde durch
einige Nähte geschlossen wurde. Nach 6 Woch. , wo Pat.
entlassen werden konnte , war die Heilung der Wunde u. der
alten Geschwüre weit fortgeschritten , die Geschwulst u. der
Schmerz am Vorderarme verschwunden , und eine freie Bewe-
gung des Armes begann sich einzustellen. Später heilte die
Wunde völlig zu und der Knabe erlangte eine bedeutende
Stärke des Armes. Die meisten Bewegungen der Hand, selbst
die Prooation und Supination , waren vollkommen , obwohl
niebt so kräftig , wie an der andern Hand. Eine VertieM
in der Narbenlinie bezeichnete die frühere Stelle des Ba4
und der Umriss des Armes war so , als wenn der Badias i
einem Bruche schlecht eingerichtet ist. — F. findet df
Fall wegen der Grösse des ausgeschnittenen Stücks dei U
bemerkenswerth Ein muri)e8 abgestorbenes Stfick bi
sich in der Mitte der Röhre, welches sieb noch nicht toHi
dig abgelöst hatte , und fast die ganze Dicke des Kdo^
einnahm , während oberhalb und unterhalb desselbeo i
trächtliche UIceration und Erweichung des Knochen^
vorbanden war , dass eine spontane Heilung nicht zo In
stand.
2. FalL Ein Bursche von 16^ J., welcher vorSJ.
Vorderarm gebrochen hatte, und bei welchem wäbreodi
letzten Jahre mehrere Knochenstücke ausgezogen |
waren, kam ins Kings College Hospital. An der äosser
hintern Seite des Vorderarms befand sich ein gros«
schwör etwa 5" lang. Der Knochen lag zum Tbeil blo^
Ellenbogen war halbgebeugt und völlig unbeweglich. Zi|
war das rechte Hüftgelenk krank und einige Fistelgäogei
ten sich an der äussern und* untern Partie des Schenkel!
Extremität war nicht verkürzt und Nekrose Hess sich
entdecken. Nach kurzem Aufenthalte im Hospitsle «i
Allgemeinbefinden besser, und es ward unter Aawendm
Aethernarkose die Resection vorgejaommen. Ein 6"!
Schnitt am Rande der Ulna legte den Knochen frei, K
etwa i" vom Processus styloideus mit der Schneide
durchschnitten wurde. Bei Untersuchung der oben 1
des Vorderarms fand man das Gelenk krank und es mti
selbe daher sammt der ganzen Ulna entfernt. Die Wtf
der wurden durch 3 Nähte vereioigt und ein Viunm
aufgelegt.
Im 5. Mon. veriiess Pat. das Hosp. mit fast
Wunde, und 3 Mon. später fand man das Ellen!
in der halben Beugung ankylosirt, den rechten Am M
gleicher Starke wie der linke , den Gebrauch der Hand l
ausgedehnt. Beugung und Streckung des Handgelento^
der Finger waren vollkommen , Pronation und Sapil
dagegen so gut als gar nicht vorhanden. Das Leidei
Hüftgelenks hatte sich nach Heilung des Hauptöbebl
kurzer Zeit von selbst gebessert. F. weist daher dim
dass in dem Vorbandensein eines Knochen- oder Gd^
dens an einer andern Stelle des Körpers, keine Contni
tibn für die operative Behandlung des Hauptubels gegebi
ersteres vielmehr nach Beseitigung des letztern bar
selbst Besserung erfahre.
3. FalL Bei einem 12jähr. , schwächlichen,
Knaben, dessen Leiden seit 2 J. nach einem Sturze i
wickelt hatte , fand F. das Ellenbogcngelenk stark g«
len, unbeweglich ; mehrere Fistelgänge führten ins G«
entleerten übel aussehenden Elter. Der Vorderann r-
gebeugt und pronirt ; jeder Versuch zur Bewegung vei
heftigen Schmerz. Brust- und Unterleibsorgane
gesund. Nachdem der Kr. narkotisirt war, »"r*** ' ,
hintern Seite des Ellenbogengelenkes ein Hförmiger Lwm
gemacht. Die Gewebe erschienen sehr verdickt, dtfij
der Ulna war cariös und sehr vergrössert, die Enden^
merus und Radius waren ebenfalls geschwollen und Ml
mig. Sie wurden entfernt, und nachdem eine Artene^
bunden war, ward die Wunde mit 5 Nähten u. Pflaster«
geschlossen. Am folgenden Tage mussten der Spannitfl
ber die Suturen säramtlich weggenommen v«'^'°* '
2 Mon. besUnd noch ein ziemlich grosses G«8chwur in»|
sen und schlaffen Granulationen. Auch waren *^^^° ?*
Fistelgänge zugegen , welche einen dünnen Eiler ent
Als der Kr. 4 Mon. nach der Operation das Hosp. vff
war die Heilung vollständig bis auf ein Geschwur toi
Grösse eines Schillings, das kurz nach seinem Ab«?»«««
falls vollständig' vernarbt war. Der Ellenbogen biicD
was nach F. unter solchen Umständen allerdings meisiCT
Fall ist , obschon er auch vollständige Bewcglicöw«
ähnlichen Operationen beobachtet hat.
Der von E, W. Lowe (Ibid. Dec. 18»1) ^^
VI. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik.
71
Fall TOD Exciiion des Bllenbogengelenks betrifft ein Mai-
eben von 15 J. , welches seit 2 J: ao eioer Krankheit des
recbteo Ellenbogengeleaks litt. Dasselbe erschieo sehr ge-
schwolleo , besonders an der äussern Seite , gespannt und
«duDcnbaft. 3 Sinus führten bis auf den Condylus ext. hum.
lod bis ins Gelenk. Schmerz und Absonderung waren be-
torod; dabei allgemeine Schwache, Appetitlosigkeit und
iiieoorrhöe. Ein tonisches Heilverfahren besserte nur das
lilfCDieiDbefiaden , ohne eine Veränderung im Zustande des
Geleakleideos herbeizufuhren. Behufs der Excision des Ge-
lesks legte daher L. , nach Chloroformirung der Kr. , mittels
Eotferoung der Integumente und des Olekranon die Gelenk-
bohie blos und entfernte die carioaen, zam Theil nekrut. En-
iea des Rad. , der UIna und des Humerus. Die Knochen
«srdea hierauf aneinander gebracht, die Lappen mit Suturen
TTreioigt and der Arm in eine Schiene gelegt. Die Lappen
beilten darch prima intentio, nur einer der Sinus schloss sich
eist sekr spät. Zur Zeit des Berichtes war schon zunehmende
Beweglichkeit zwischen den Knochen an der Stelle des Ge-
leab mit Tollständigem Gebrauche des Handgelenks und der
paun Haad eingetreten , so dass das Mädchen leichte Arbeit
sehr gut verrichten konnte. Sie war nach der Operation
grosser ood stärker geworden u. sah vollkommen gesund aus.
Einta interessanten Fall von Excision im Kniegelenke
Teröffeatiicfate G. M. Jones, Wundarzt am Jersey -Hosp.
QtHd. Harcb 1852). Fat. , eine Frau von 25 J. , gab an,
»e habe im 9. J. an heftigen Anfallen von Chorea und zu der-
selbe» Zeit an Schmerzen im linken Knie gelitten , welche,
trotz Blutegeln , öfters wiederkehrten , so dass endlich be-
tncbtiiche Anschwellung des Kniegelenks zurückbiieb. Sie
veiheiratbete sich im 17. J. u. ward Mutter von 3 Kindern. —
AUcitoogen wurden einmal mit anscheinendem Erfolge ge-
bnoclit. Die Anlegung von Guttapercha-Schienen, Jud in-
leilich und äusserlich, später Blaseopflaster, zuletzt Com-
ffosion, bewirkten nach einer 5monatl. Behandlung auffal-
iiadr Besserung. Da sich Fat. jedoch nicht schonte, so
KKeblimmerte sich das Leiden sehr bald wieder und J. fand
'Mgeoden Zustand. Das Kniegelenk erschien bedeutend ge-
:sdnrollen , besonders an der innerri Seite , und beim Druck
sehr schmerzhaft. Die Geschwulst war elastisch, glänzend,
ät oherfläcbiichen Venen sehr erweitert , Schlaf sehr durch
Sdfflerz gestört, Appetit fehlte fast ganz. Puls 100 bis
|1B5, Scbweiss gegen Morgen, Abmagerung. Unter diesen
ilia^tinden blieb, da Fat. die Amputation verweigerte, nur
Üe Excision übrig. J. liess die chloroformirte Kr. so auf
ftaeo Tisch lagern , dass der Unterschenkel und der grÖsste
Iheil des Oberschenkels überhing, und machte, da eine he-
tnehilicbe Ausbreitung der Krankheit zu vermuthen war,
pai jeder Seite des Gelenks einen etwa 5" langen Ein-
pchaiit bis auf die Knochen , welche durch einen mitten über
ie Patella laufenden Querschnitt verbunden wurden. Die
pjppen wurden zurfickpräparirt, u. die Patella, welche weich
Md schwammig war , ward entfernt. Die den Femur umge-
pnden Weichtheile wurden vorsichtig gelöst, so weit die
fckbeit sich zu erstrecken schien , die Seitenbänder und
zbioder durchschnitten. Der Unterschenkel konnte nun
jiekwirts gebeugt werden , während der Oberschenkel erho-
M^ard; auf diese Weise konnte die hintere. Seite des Fe-
Plreigemacbt werden. Nachdem das Gelenk freilag, sah
die Knorpel sowohl des Femur als der Tibia durch Ulce-
zerstört, nnd einen beträchtlichen Theil der Knochen-
cariös ; Eiter war sowohl innerhalb als ausserhalb des
ks. Der kranke Theil des Femur ward mit der gewöhn-
Säge abgesägt, desgleichen ein grosser Theil des Kopfes
v Tibia; wedsr Spatel, noch Retractor wurden angewendet.
Fibola war gesnnd. Die Länge des entfernten Knochen-
betmg 4" ; die Blntung war gering. Die Wunde ward
Nihten und Fflasterstreifen vereinigt, die Knochen wurden
genähert, kalte Wasserumschläge gemacht und das
«nrde sorgsam gelagert, in ähnlicher Weise wie bei
Bei einer passenden, vorzuglich stärkenden Behand-
hatte sich nach 1 Mon. die Anschwellung des Knies,
Nebe auf die Operation folgte , bedeutend vermindert , es
kaum eine Spur von Oedem an dem Unterschenkel , die
' rrnng zwar noch beträchtlich , doch von gesunder Be-
schaffienbeit, Druck veranlasste sehr wenig Schmerz. Der
Appetit hatte zugenommen. Im 3. Mon. nach der Operation
ward das Bein aus dem Lagerungsapparate herausgenommen
und mit Guttapercha-Schienen , welche nach der Gestalt des
Knies geformt waren, unterstutzt. Die Wunden waren bis
auf eine kleine Stelle am obern Theile des innern Seiten-
schnittes sämmtlich geheilt. Völlige knöcherne Vereinigung
fand nicht Statt , es bestand noch eine gewisse Flexion und
Extension ; die Kr. war aber im Stande mit Hülfe der Schie-
nen das ganze Glied zu erbeben und in dieser Lage einige
Zeit zu halten. Das Ailgemeiqbefinden bat sich sehr beträcht-
lich gebessert. Im 4. Mon. nach der Operation konnte die
Kr. mit einer Krücke und einem Schuh mit hohem Absatz
ganz leidlich umhergehen , und binnen Kurzem ging sie ohne
alle Hülfe über die Stube. Die kleine Wunde war noch nicht
gebeilt, doch hatte sie ein gutes Ansehen. — Allen Vorstel-
lungen zuwider verliess die Kr. bald darauf das Hospital, ward
aber nach 2 Mon. mit Verschlimmerung ihres Zustandes wie-
der aufgenommen. Hehrere kleine Geschwüre, welche mit
Sinus communicirten, hatten sich gebildet, und die Absonde-
rung war bedeutend. Vollständige Ruhe und nährende Kost
führten abermals völlige Heilung des Knies herbei , ao dass
die Kr. mit Hülfe einer Maschine und eines Stockes gehen
kann, und zu erwarten steht, dass sie diess in Kurzem ohne
diese Hulfsmittel im Stande sein werde. Sie ist viel stärker
geworden, als sie jemals gewesen ist.
Die Excision des eariösen Calcaneus führte A. G.
Field zu Margale (Ibid. August) bei einem 17jahr. Burschen
aus. Hinter jedem Knöchel des linken Fusses befand sich
ein Geschwör etwa so gross als eine Fingerspitze. Mit einer
Sonde liess sich durch dieselben der Knochen so weit verfol-
gen, dass man annehmen musste, er sei ganz und gar cariös.
— Operation mit Cblorufornmarkose , Schnitt vom innern
Geschwür abwärts und vorwärts durch die Sohle nach rück-
und aufwärts zum Geschwüre hinter dem äussern Knöchel,
demnach hinter der Art. üb. post. und dem N. tib. weg. Ein
2. Schnitt ward am äussern Rande der Sohle , etwa 2" weit
nach vorwärts von der Convexität des 1. Schnittes gemacht,
über dem Gelenke des Calcaneus mit dem Os cuboideom.
Alsdann ward von der Ferse ein Lappen abgelöst, die Achil-
lessehne getrennt, und die ganze hintere Partie des Calcaneus
blosgelegt. Hierauf wurden die Seitenlappen zurück präparirt,
und hierbei Arterie und Nerv bei der Bildung des innern Lap-
pens sorgfältig geschont. Nachdem so der Knochen überall
freigelegt war, ward derselbe mit einer starken Zange hinten
gefasst, und ein schmalklin^iges starkes Messer zwischen ihm
und dem Astragalus eingeführt, um das Lig. inteross. zu tren-
nen , worauf endlich die vordem Verbindungen auf ähnliche
Weise gelöst wurden , so dass der kranke Knochen entfernt
werden konnte. Der Blutverlust war gering j eine Ligatur
ward nicht nöthig, und 3 Std. nach der Operation wurden
die Lappen mit Suturen vereinigt. Ueber die Ferse ward
eine Compresse gelegt , die mit einer Binde befestigt wurde,
welche bis ans Knie reichte. Als am 4. T. der Verband ab-
genommen wurde , hatte vollständige Vereinigung der Wund-
flächen stattgefunden. — Die Lage der Sinus machte es-, wie
F. bemerkt, nöthig, von Guthrie 's Verfahren insofern ab-
zuweichen , dass der 1. Schnitt etwas weiter nach hinten ge-
führt wurde , wodurch man übrigens den Vortbeil hatte , die
Art. tib. post. schonen zu können. Dadurch aber, dass der
2. Schnitt nach vorn , zur Bloslegung des vordem Tbeils des
Calcaneus, an der äussern Seite der Sohle geführt wurde,
gelang es, die Art. plant, ext. ebenfalls zu schonen. [Vgl. d.
ähnlichen Fall, welchen Bous field Page veröffentlicht
hat ; Jahrbb. LXXV. 204.] (Heil.)
621. Unterstfltxnngsvorriclititng bei Pro-
lapsnS ani; von J. Deane. (Assoc. Med. Journ.
2. 1853.)
Eine Frauensperson, 25 J. alt, litt seit vielen Jahren an
Prolapsus ani bei jeder Stuhlausleerung. Die Untersuchung
ergab zahlreiche und grosse äussere Hämorrhoidalknoten, eine
Uautfalte von enUrteter Schleimhaut , etwa Vs" vorstebenu
72
VL Chirurgie» Ophthalmologie tt. Otiairik.
uid den Anas amriogend, 3 ionere Häraorrhoidalknoten,
etwa halb so gross als e'ioe Haselnuss, oehst allgemeiner ab-
normer, runzeliger fieschaflen he it der Schleimhaut , als Zei-
chen sich noch ausbildender Hämorrhoiden , grosaeo Scbmerz
heim Stuhl, mit Blut -vermischte Fäces and ein bleiches and
blutarmes Aussehen. Nachdem durch den Schnitt die äussern
Hämorrhoideo und die Falte entfernt worden waren, blieb der
Vorfall noch ebenso hartnäckig wie vorher. Vf. Hess daher
zur Unterstützung des Perinäum wahrend der Kothentleerung,
auf ein Nachtgeschirr einen runde«, flachen, starken, hölzer-
nen Deckel maclien, in welchem sich etwas hinter dem Mittel-
punkte eine Oetfnung für den Anus befand , ungefähr 4" lang
und 2^/±* breit. Um diese Oeffnung war in der Entfernung
Ton weniger als V," eine 1/2" hohe Leiste rund herum ange-
bracht, um das ganze Perinäum und die Seiten des Anus wäh-
rend der Defäcation zu untersintzen. Manchen Patienten
gewährte dieser Apparat mit der Leiste mehr Erleichterung,
andern ohne dieselbe. Für Frauen wird eine Spalte , behufs
der Urinausleerung , eingeschnitten , die an der Oefliiung fir
den Anus Vs^' breit ist, nach vorn ai>er bis za 3" breit
wird. Die erwähnte Kr. brauchte diesen Apparat gegen 3 J.^
und zwar mit so befriedigendem Erfolge , dass der D«rm »ar
dann Torfiel, wenn sie sich des Apporats nicht bedienen
konnte. Die Hämorrhoidalbesch werden verschwanden. —
Vf. glaubt, dass seine Vorrichtung nach der Analogie eines
Bruchbandes wirke, und bäU nach derselben selbst eine Hei-
lung des Prolapsus für möglich. (Heil.)
622. Unterbindung der Art iliaca externa;
von John Uairis. (Med. Tim. and Gaz. April
1852.)
Ein 29jähr. Munn fühlte beim Umdrehen des Körpers in
der linken Leistengegend Etwas schnappen , konnte jedoch
seine Arbeit fortsetzen. Nach 3 bis 4 Tagen lenkte ein un-
bedeutender Scbmerz seine Aufmerksamkeit auf jene Stelle,
und es war einige Anschwellung wahrzunehmen, welche rasch
zunahm. — Bei der Untersuchung bemerkte H. eine stark
pulsirende Geschwulst gleich unter dem Lig. Poupart. so
gross wie das Ei von einer Truthenne. Zur Beseitigung des
offenbar vorhandenen Aneurysma art. fem. beschloss man die
Unterbindung der Art. iliaca ext., und da der Kr. sehr kräftig
war, ward die Kost etwas beschrankt, wiederholt ein Laxans
gegeben, der Kr. während 8 bis 10 Tagen vor der Operation
im Bette gehalten, und die Geschwulst mit kalten Uebersehlä-
gen belegt. 11 Tage nach der Aufnahme im Hosp. ward die
Operation unternommen. Ein leicht gekrümmter Einschnitt,
3Ys'' l<^ng, ward über dem Lig. Poupart. von der Spina ant.
inf. ossis ilei fast bis an die Symphysis pubis gemacht. Nach
Durchschneidung der Sehne des M. obliq. ext. und des untern
Randes des Obliq. int. und transv. drang eine kleine Portion
des Bauchfellsackes in die Wunde, welche mit einem stumpfen
Haken während des ührigen Theiles der Operation zurückge-
halten wurde. Die Aponeurose des Obliq. ext. war sehr stark,
die Muskulatur überhaupt sehr entwickelt, wodurch der Zu-
gang zur Art. erschwert wurde. — Die Operation ward haupt-
sächlich durch Entfernung der tiefer, gelegenen Theile mit den
Fingern vollendet , wobei das starke Pulsiren der Art. ihre
Auffindung und Bioslegung unterstützte. Die Vene ward mit
dem Nagel des Zeigefingers von der Art. entfernt, und die
Aneurysma-Nadel mit einer starken seidenen Ligatur, nicht
ohne Schwierigkeit, von innen nach aussen unter die Art. ge-
führt. Vor dem Zuknüpfen der Ligatur ward das Pulsiren
der Art. auf dem Faden deuilich gefühlt, und beim Erheben
und Comprimiren der Art. hörte die Pulsation im Aneurysma
vollständig auf. Die Ligatur warä alsdann fest zugezogen.
Die Blutung war sehr gering gewesen. Die Wunde ward mit
2 Nähten u. Heftpflasterstreifen vereinigt, eine Coropresse u.
T-Binde zur Unterstützung angelegt , u. nachdem der Kr. zu
Bette gebracht war, Fuss u. Unterschenkel mit Baumwolle u.
einer Flanelibinde umgeben. — Die Heilung ging ohne irgend
ein Zeichen von Peritonitis glucklich von Statten ; die Extre-
mität war meist gehörig warm, das Gefühl von dem in der
andern nicht verschieden , das Aneurysma verkleinerte sich
allmälig und verschwand beiosihe völlig ; die Ligatur blieb i(0
Tage liegen. Der Kr. ward etwa S Mon. nach der <
geheilt entlassen ; in den letzten Monaten macbte ein I
gang an der Stelle der Unterbindung viel Mühe. Ao <
tih. antica war Pulsation zu fühlen.
Vf. venuulhet, dass das frühzeitige Operir
diesi^iu FaUe solchen günstigen Rinfluss geiiabl |
In den letzten 25 J. war der mitgetbeilte Fi!
sechste t in welchem die fragl. Operation im
u. Exeter Uosp. ausgeführt wurde; 5 davon
günstig abgelaufen ; im 6. führte erae fainzug
Peritonitis den Tod herbei. (Heil
623. Aneurysma der Art glntaei
bindung der Art. iliaca comm,; von ProL ۥ]
(J h d e. (Deutsche Klin. 1 6. 1 85S.)
Nach Anführung fon 9 Fallen von An* artj
in wekhen die Unterbindung in Anwendung
worden ist, theilt Vf. den von ihm keoba
Fall mit.
Ein 26jähr., bis anfeinen vor 5 J. überstanden
matisnius stets gesund gewesi^ner Kupferacfamied fch
14 Tagen über heftige Schmerzen im linken Ober
Vf. fand eine elastisch gespannte, Schnaerz^ose ,
(«eschwulst mit Pulsation auf der Milte der ausseml
beiuQnche , IV2" von der Spitze des Trochanter
iVs" über dem Niveau der Hüfte und 5" im Lings-, \
im Querdurchm. Die starken Schmerzen im Verlauft
ischiad. wurden gesteigert, wenn man die Gesch«
der Incis. ischiad. hindrängte. Der Kr. konnte im
das linke Bein im Hüft- und Kniegelenke nicht strecken J
nur mit einem Stocke hinkend sich fortbewegen. Am 7.7
wurde, indem der Kr. auf dem Rücken lag, an der!
Seite des Unterleibes ein 5'' langer Hautschnitt gemac
Vi" über dem l^ig. Poupartii und etwa Vi" vooderArt.j
entfernt anßng, etwa iVs" Qber der Spina sup. am. <
aufhörte, und in seiner ftfitte etwa 4' vom Naheh
war. Bei Durchschoeidung des M. obliq. ext. ma
kleine Arterie unterbunden werden. Die Aponeoruse^
transv. wurde mit der Pincette erhohen , eine lies
Oeffnung gemacht und nach Darunterbringung einer '
sonde mit dem Bistouri getrennt. Das Bauchfell iie
nun durch die Finger sehr leicht von den MM. iliac
psoas etc. bis zur Gegend der Symph. sacrp-il. , woselfe
Art. hypog. angetroflen wurde, abtrennen, sie wurde 1
Nagel des linken ZeigeGngers in einem Umfange von 3**
an der Stelle, welche etwa Yj" ^^^ der Art. iliaca '
entfernt ist, isolirt. Von der Beckenhöhte her wurde I
eine langgestielte, stumpfe, nach vom mit einem offeneiif
versehene Unterhindungsnadel mit doppeltem Seitcnfadenl
das Gefäss geführt. Wahrend mit dem linken ZeigeAo
Daumen der Faden vom Instrumente gelöst wurde ,
eine arterielle Blutung vün'4 — 5 Pfd. , die durch Rufi
Art. hypog. entstanden war. Rasch wurde der linke
finger an der Wurzel dieser Arterie hinauf zur Art. iliaca^
geführt, die platt und zusammengefallen war, und die
ihrem mittlem Dritttbeile mit dem Nagel isolirt, mit Da
und Zeigefinger ergriffen und vermittels eines dünnen
liehen Katheters ein Seidenfaden um dieselbe gebracht,
die Blutung stand. Die Wunde wurde einfach verim
An der aneurysmat. Geschwulst sah man keine Veraiid
Nach V4 Std heftig stechende, kribbelnde Schmerlen in
und Fusse, die auch Abends noch vorhanden watm«:
8. Oct. 1 Std. Schlaf. Bauch nur in nächster Uni^ei
der Wunde schmerzhaft ; im Fuss und Reine der Srhtnen^
ringer, Haut warm; Drang zur Stuhlentleerung, kh^
Schmerz in der Wunde, leichter Singultus; 2 Ansileeruni
Puls massig voll, 120. — 9. Oct. Unruhiger ScWaf
Phantasireh. Urin sparsam , bräunlich und trübe. Z«
trocken , Durst vermehrt. Schmerz in der Wunde gesfHj
Bauch schmerzhaft. Haut der linken unlern £xtremiläi I
VI. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik.
73
Wfi trocken, wie am übrigen Körper. An der aneorysm.
Gcscbwalst weder Scbmere noch sonstige Veränderung. —
10. Oet. Kein Schlaf wegen Schmerz in der Wunde und dem
Iboche, welcher tympanilisch war; Umgebung der Wunde
lerölbet, etwas eitrige Flüssigkeit sich aus derselben entlee-
md. — 11. Oet. Steigerung aller Erscheinungen derPeri-
ISBÜis. Das rechte Bein kühl, das linke feuchtwarm mit
ichvacher Rötbe und Anschwellung auf der Wade. Abends
fiis aoRihlbar; Schwinden des Dewusstsetns ; nach kurzen
GoDvalsioDen Tod.
Seeiion nach 14 Std. Wundränder wenig klaflend, mit
tianem Eiter bedeckt, ihre Umgebung anverfärbt , kaum an-
pschwolleo. Das Peritonäum in der Begrenzung der Wunde
lirid, mit einer dünnen Lympbexsudatsc hiebt bekleidet. Das
Zellgewebe und die Art. iL comm. und int. mit eitriger Fläs-
■gkeit getränkt, miasfarbig ; erstere enthielt von ihrer Unter-
biadangsatelle ab einen festen 1'' 8'" langen Thrombus. An
der innem , nach der Beckenhöhle hin gerichteten Seite der
An. kypog., 6 — 7'" von ihrem Abgange aus der Iliaca com.,
var eine nmdiiche Oeffnung von 1'" Durchm. Die /trt,
glutüea in einen hintern und vordem Ast sich theilend, zeigte
in letzterem eine gleichmässig starke, 3'" betragende Erwei-
leruDg. Ao den AA. iliacis und crur. zeigten sich hartliche
Sle/Zea und war die innere Haut von tief bläulichem Aussehen.
— Das Aeussere der Geschwulst unverändert, bei Durcb-
schaeidung der Haut des Schenkels und der Huftgegend wäss-
rise Flüssigkeit ausflicssend und das Zellgewebe mit Blut
iDfjltrirt. Die sehr angespannte Fascia lata liess unter ihr
liegende Blutextra vasate durchschimmern. Der M glut. max.
aber dem Trocb. livid gefärbt, mit Blut inßltrirt. DerM.glut.
sied, zeigte sich gleichsam wie eine mit dunklem Blute ange-
(illte Blase. Der Umfang dieses aus dem Muskelgewebe des
I. giut. med. gebildeten aneurysm. Sackes hatte einen Längs-
Ivckm. von QVa" und einen Querdurcbm. von 8</«''. In
der oäcbsten Umgebung dieses Sackes war das Zellgewebe
Ustig intiltrirt; an einzelnen Stellen war der Muskel ober-
ficblicb zerrissen und dadurch Blut zwischen die Scheiden
der benachbarten Muskeln abwärts, besonders zwischen den
IL biceps und triceps ergossen. Der M. glut. med. enthielt
ia seiner änssern und vordem Partie 5 mit dunkelm Blut-
coigalnm angefüllte Höhlen , und eine 6. die vorzugsweise
bbseorönnig erschien. Ihre Wand war V2"' ^^^^ "°<^ "("~
fctite mehrere Unzen Blutcoagulum. Durch einen Querschnitt
die hintere Wand dieser Höhle , gelangte man in den ur-
ipriittglichen Sack , von Citronengrösse , 4 Unzen Blutcoagu-
bm enthaltend , derselbe besass eine feste , aus Fibrine ge-
bildete, iVt'" blicke Umhüllung, die nach der Seite des Darm-
beins bin mit einer massig locker aufliegenden, etwa Vt^''
Muten ribrinbaut bekleidet, aber nach der äussern Seite bin,
«nmt dieser durchbrochen war und so mit der 6. Höhle com-
Boaicirte. Nach völliger Entfernung des Blutcoagulum be-
»erkte man in der konisch nach der Incis. ischiad. hingericb-
Icten Buchtung, der Stelle entsprechend, wo die A. glut. aus
km Becken tritt, eine Oeflnung von der Grösse eines Steck-
ndelkopfes, aus welcher ein Fibrincoagulum gezogen wurde,
vorauf man eine gewöhnliche Knopfsonde einführen konnte.
Aa der hintern, dem Darmbeine zugekehrten Wand des
I. glut. med. war die A. glut. da , wo sie so eben auf dem
Barmbeine anlangt , bis auf tf''' obliterirt; in ihrem weitem
Terlaafe aber einer dünnen Silbersonde zugänglich.
Nach den vom Vf. heigegeben Tabellen betreflen
äie 10 wegen Aneurysma der GhUaea unlerDom-
■enen Operationen 8 H., 2 W., im Aller von 17 bis
xa 60 J. Als Ursache wird angeführt: 2mal Stich-
wvode der Arterie, Imal Sloss, Imal Trunksucht,
Kiieuma, imal schwere Arbeit, Rheuma, Imal Dr^n*
[ftQ beim Stuhlgang, imal Verletzung der Hafte,
Smal ist keine Ursache erwähnt. Das Aneurysma
wr 3mal auf der linken, 3mal auf der rechten Seite,
iaal ist der Sitz desselben nicht bemerkt. 5 Opera-
titueo halten einen glücklichen Erfolg, 5 Kr. starben,
Med. Jabrbb. Bd. 79. Hfl. 1.
woruifler einer am 83. Tage ; 3mal wurde die Art.
glut. selbst, 6mal die Iliaca int und imal die Iliaca
comm. unterbunden.
Die Art. iliac. comm. wurde nach Vf. ausser in
seinem Falle, bei 14 M., i W. u. 2 nicht genauer
bezeichneten Indiv. unterbunden , und zwar im Alter
von 8 bis zu 42 J. Als Grund zu der Operation
werden angegeben: Smal Aneur. art. iliac. ext., imal
Aneur. art. iliac. comm., Imal Blutung nach Ampu-
lalio fem., imal Osteosarcoma, imal Aneur. ioguin.,
Ligatur der Art. iL exL , Nachblutung, imal pul-
sirende Geschwulst des Os ileum, Imal Krebsge-
schwulst des Schenkels und Beckens, imal Scbuss-
wunde, 2mal ist er nicht erwähnt. 6mal wurde die
Operation linkerseits, 5mal rechterseils vorgenommen
und 6mal ist die Seite nicht angegeben. In 6 Palten
halle die Operation einen günstigen Erfolg, in den
übrigen Fallen starben die Kr. in der Zeit von 2 Std.
bis zu 8 Monaten. (Streubel.)
624. Zar Lehre von den angebomen liss-
bildongen der Iris, des Ciliarkorpers und der
Chorioidea; nach E. Fichte, A. Hannover,
V. Ammon u. Boeck.
Dr. Fichte schickt seinen ebenso ausführlichen
als gründlichen Untersuchungen über die angebomen
Missbildungen der Iris (H.*s u. Pf.*s Ztschr. N. F. II.
2. 1852.) die Beschreibung von 9 Fallen voraus,
welche er Iheils nach eigner Beobachtung in SicheFs
Klinik , Iheils nach S.'s Notizen entworfen und durch
mehrere sehr gelungene Abbildungen erläutert hat.
Hinsichtlich der Terminologie unterscheidet F., je
nachdem die Spalte den Ciliarrand der Iris erreicht
oder nicht, ein vollkommenes und ein unvollkom-
menes Colobom; den Zustand, wo nur die oberfläch-
liche Schicht der Iris gespalten ist, so dass die Uvea
zu Tage liegt, nennt er oberflächliches Colobom,
weiches sowohl vollkommen als unvollkommen sein
kann; durch das Vorhandeusein einer bandartigen od.
fadenförmigen Verbindung der Rander an irgendeiner
Stelle des Spaltes, entsteht das Brücken- oder Bal-
kencolobom, während das Pseudocolobom dadurch zu
Stande kommt, dass eine andersartige Masse, in Form
eines vollkommnen oder unvollkommnen Coloboms in
die Iris eingeschoben ist.
i) Ein 4ijähr. , ziemlich schwächlicher Mann bot fol-
gende Abnormitäten der Augen dar. Das rechte Auge liegt
etwas tierer und ist ein wenig kleiner u. minder bartelastiscb,
als das linke vollkommen normal gebildete. Die Hornhaut,
um ein sehr geringes niedriger und etwa i'*' schmaler als die
linke, bildet einen von den Seiten zusammengedrückten Kreis,
ihr Uebergang in die Sklera ist scharf gezeichnet , bis auf die
untern % der Peripherie, wo sieb ein «/g'" breiter ganz
opaker Rand vorfindet, der unmittelbar in die Sklera übergeht
(Embryotoxon). Die Pupille, so stark nach unten gerückt,
dass ihr oberer Band ohngefähr in der Mitte der Iris steht,
bildet mit ihrer obern Häifie 2 Drittel eines regelmassigen
Kreises, nach unten aber und etwas nach innen findet sich eine
Spalte, deren Ränder durch eine schwache Convezilät den
Uebergang zur normalen Pupille anzeigen, und von da ein
wenig convergirend , aber ohne sich zu vereinigen , bis zum
10
74
VI. Chirurgie^ Ophllialinologie u. Otialrik.
Ciliarraode verlaufen. Die Ränder sind, je weiter nach unten,
desto mehr, nach hinten umgeschlagen, und die Spitzen der
Zipret etwas nach hinten zurückgezogen , die vordere Kammer
desbalh unten tiefer als uhen. Die Färbung der Iris ist rölh-
lich gelbbraun, mit zerstreuten, unregelmässigen, dunkel-
braunen Flecken; am Pupillarrande in das Violette spielend.
Nur mit der Loupe lassen sich wenige radiale Streifen, beson-
ders ann Pupillarrande, wahrnehmen; der gezackte Rand d«r
serösen Haut ist an der obern Hälfte der Pupille sehr deutlich;
gegen die Einwirkung des Lichts zeigt sich nur in der obern
Hälfte der Pupille eine schwache Reaction. Die linke Iris,
von derselben Farbe und etwas träger Bewegung, stellt in ge-
ringerem Grade ebenfalls eine structurlose Fläche dar. In
ihrer untern Hälfte scheint es an einigen unregelmässig zer*
streuten Stellen als ob der gelbe Beleg der Iris ^1^'" breite u.
^/a" hohe senkrecht spaltföruiige Lücken hätte, in welchen
eine hellblaue Farbe und deutlich radiale Faserung vorhanden
ist. — Mit dem I. A. sieht der Kr. gut, mit dem rechten
selbst grössere Gegenstände nur undeutlich, auch wenn er
durch ein feines Loch in einem Kartenblatte blickt. Die früher
beträchtliche Lichtscheu des rechten Auges ist gegenwärtig
weniger heftig, und diese Abnahme der Lichtscheu verbunden
mit der Weichheit des Augapfels, so wie der trägen Irisbe-
wegung sprechen nach F. für das gleichzeitige Bestehen von
Amblyopie. Ein Fall von angeborner Missbildung ist in der
Familie des Kr. sonst nicht vorgekommen:
F. bemerkl hierb€i, dass v. A mm od 's Erklärung
des slruclurlosen Ansehens der Iris» durch Stehen*
bleiben in einem Zustande noch nichlganzvoHendeler
Entwicklung, nicht ganz befriedigend erscheine.
Denn die bewegenden Fasern der iiiikon Iris sind, wie
aus der fast tadellosen Bewegliciikeit derselben her-
vorgehl, jedenfaUs ausgebildet; vielleicht waren sie
nur durch Piginenlübernuss gedeckt.
2) Bei einem 16jähr. Mädchen, dessen r. A. normal be-
schaffen ist, findet sich in der Mitte der beträchtlich herab-
gerückten linken Pupille eine vollkommene Spalte, die mit
sehwach convergirenden Rändern senkrecht nach abwärts läuft.
Alle Radialfasern der Iris sind mehr gegen den untern Theil
dar Pupill« gerichtet, die Grenze zwischen dem grossen und
kleinen Kreise der Iris sehr aulTallend , die Bewegung der Iris
lebhaft, das Sehvermögen gut. Eines der Geschwister der
Pat. soll eine ähnlich gestaltete Pupille haben.
Die aulTallende Deutlichkeit der Grenze zwischen
kleinem und grossem Kreise der Iris beruht nach F.
nur auf deutfichem Hervortreten des gezackten Randes
der Zinn'schen iMembran. Diese Benennung gicbl
nämlich F. mit Arnold der Fortsetzung der Membr.
hum. aquei, welche die vordere Flache der Iris tiber-
zieht, un.d deren randförniige Endigung in der Nälie
des Pupillarrandes man nach ilun in vielen Augen , u.
zwar um so leichter, je heller die Iris gefärbt ist,
deutlich unterscheiden kann. Meistens stellt dieser
Rand Bögen, mit der Convexitat gegen den Giliarrand
hin, dar, welche durch mehr oder minder gegen
den PupiUarraiid verlaufende Zacken getrennt werden»
Zuweilen ISssl sieh sogar wahrnehmen , dass diese
Zacken verkflrzt oder verlängert werden, je nachdem
die Radialfasern, denen sie ankleben , gestreckt oder
ein wenig gekräuselt sind.
3) In beiden Angen eines 38jähr. M. fmdet sich in der
untern Abtheilung der bcträehllich heruhgerfickten Pupille,
ein wenig gegen den innem Winkel hin gekehrt , eine .Spalte,
die bis zum Giliarrand der Iris verläuft, und deren (jebergang
in die normale Pupille dnrch 2 scharf gezeichnete Winkel an-
gedeutet wird: Schlüsselloch- oder Schiesssehurlen-Golobom.
Bewegung der Iris träge, Sehvermögen gut.
4) Bei einem 2jähr. scropbulösen Mädchen sind die
pillen so stark nach abwärts geruckt, dass beioahe
untere Hälfte der Iris durchbohrt erscheint. Bei beiilci
das untere Viertheil in eine nach innen gerichtete Spalte
von fast gleichem Breitendurchm. als die Pupillen selbtt,
Ränder der Spalte sind bis zu der Stelle, wo sie io den
bogen der eigentlichen Pupille eingehen , eioaDder p
an letzterer Stelle aber finden sich im 1. A. 2 stuapie II
während im rechten durch eine Bogcolinie der l]£b(
mittelt wird. Die Beweglichkeit der Pupillen ist msstif
dem U ebergange aus einem bellerleuchteteo Kaaue
einen dunkeln wird die obere Hälfte der Pupille grÖMr,
rend die Höhe der Spalte abnimmt , ihre Rinder aickl
parallel sind , so dass die Schlüssel locbform des Cat
fast in die Eiform übergebt. Schielen und Lichtsche«
massigem Grade vorhanden. Alle Gegenstände,
Kind genau betrachtet, halt es mogiichst nahe an die
um aber entfernte (Ibjecte genauer zu anterscheiden,
es den Kopf nach hinten und nähert die Augenhder m,
das unlere die ganze untere Hälfte der Iris bedeckt.
Eine ähnliche Beobachtung hat, wie F. bea
V. A m m 0 n (Ztschr. f. Ophthalm. I. 8. 57.)
öfifentlicht. Die starke AnnäheriiDg der Aagei
in dem beschriebenen Falle bringt F. aof
nung der Lichtscheu, wahrend er die eigenthöi
Stellung des Kopfes durch die Annahme zu erl
sucht, dass in seiBeio Falle, wie in dem A.'s, i
in der Iris auch in der Chorioidea und Ifelzhant
entsprechende Lücke vorhanden war. Denn diel
lung des Kopfes ist offenbar eine solche,
Lichtstrahlen, welche von einem auf seiner HoM
etwas über derselben befindlichen Gegenstände i
die hei Annäherung der Lider erzeugte schmalefl
in das Auge falten, den oberhalb des Einlrill
Sehnerven gelegenen Theil der Netzhaut treffcD ml
Die oben beschriebene Form Veränderung der h
bei dem Uebergange aus einem hellen Baume ii
dunkeln aber» betrachtet F. als einen Beweist
dass der Sphinkter der Pupille in dem ir^l
nicht nur die eigentliche (obere) Pnpille
sondern sich auch längs der Ränder des SpalU
zum Ciliarrande der Iris erstreckt, und daselbst
lieh wie die radialen Fasern anheftet. Nach
Ansicht ist dieses Verhalten des Pupilleoscliüi
bei der vollkommenen Jrisspalle nur ausoahmsi
vorhanden.
5) Bei einer 64jähr. Frau besteht in beiden Ai
angcbornes Colobom , ohne Herabgerucktsein der
Im r. A. hat das Colobom zusammen mit der Pupille «li*j,
einer Birne, das abgerundete, schmalere Ende Vi'
Ciliarrunde entfernt; im 1. A. ist die Iris vollkomradl
spalten , die Bänder des Coloboms zeigen eine scim'acl»
deutung der Grenze am circulären Pupillarrande und vertj
dann nahezu parallel. Bei der Pat., welche durch •
glaukomatösen Proceas fast vuUständjg erblindet ist» ^^
beiden Seiten de.r äussere Augenwinkel hoher als der «I
so dass die schmalen Lidspalten nach innen und uDtfii'l
vergircn. Dieser Bildungsfehler wurde, wie F. anföbrlJ
G esc hei dt mit dem Colobom in Zusammenhan? ?^^
und durch eine Drehung und Ortsbewegung des gleicJ''"'^
der Entwicklung gehemmten Augapfels erklärt. Auch Aw'J
hat mehrere Beispiele desselben gesammelt (Klin. Darstell.wj
in welchen ausser Breite des obern Thoils des G^^'^'^'^J
schiedeiie angeborene Fehler des Sehorgans vorgerow
wurden. ^^^
ö) Bei einem 70jühr. Sceofficier erstreckt »ich in bC"
Augen genau in der Mitte der grao-blauen Iris von dem un
VI. Chirurgie, OplitlHlmologi« u. Oiiatrik.
76
Bud« der Pupille aus eine Spähe gerade nach abwärts, welche
Bit stark coovergireodeD Kändern obogefähr i"* vom Ciliar-
raode zugespitzt endet. Die 1. Pupille steht etwas tiefer als
ÜK rechte, ohngefähr in normaler Höhe gelegene. Die (Jeher-
{»Bgsstelle des Pupillarraodes in die Spalte ist in beiden Augen
tecb eine schwache ConTexilät des Randes angedeutet ; im
r.i. befindet sich in der Mitte zwischen dieser Convcxität u:
itr Spitze des Coloboms eine schmale Brücke von brauner
färbe. Das Sebfermugen war stets Tollkommen gut.
7) Bei einem Manne von 31 i. erscheint die Pupille in
^ rechten , blassblauen Iris bedeutend nach unten und
isnen gerückt, und gerad nach unten in eine stumpfe Spitze
fcriängert, zwischen welcher und dem Ciliarrande ein 3 Mmtr.
breites Band von normalem Irisgewebe übrig bleibt. Genau
io der Mitte zwischen dem untern Ende der Pupille und dem
Ciliarrande der Iris findet sich in dem erwähnten Streifen der
Ins, ein wenig nach auiisfn von der grössern Pupille gelegen,
eine 2. vollkommen zirkelrunde Pupille, von 1 Mmtr. Durchm.
Dieselbe ist von vorn nach hinten leicht trichterförmig , sonst
aber vuUkummen schwarz und glänzend, während die grössere
Pupille in Folge von Cataraclbildung etwas getrübt erscheint.
— Im /. J. hat die Pupille dieselbe Lage, wie rechts, so
vie 4itseihe ovale Form mit nach unten gerichteter Spitze.
Von dem untern stumpfen Ende der Pupille aber gebt bis zum
Ciliarrande eine ganz schmale senkrechro Fissur, welche durch
eine weisslicbe Pseudomembran ausgefüllt ist. Letztere ver-
4iebl die Iris mit der vordem Kapsel wand n. ragt den grössten
Tbeil der Linsenkapsel bedeckend, über den Pupillarrand
beraas. Das Gewebe der vollkommen unbeweglichen Iris ist
schmalzig weissbiau und ohne fasrige Structur.
Die VerSnderungeB an der linken Iris sind , wie
f. bemerkt, durch einen enlzttndliciien Process her-
bogeßllirt worden, in Folge dessen auch an der hin-
lero Flache der Iris Exsudat abgelagert wurde, wel-
dies die Spitze der nrsprClnglich wahrscheinlich voll-
kommeoen Irisspalte ausfällte, ja er findet es nicht
Bwahrscheinlich , dass der untere Theil der Spalte
erst in Folge der Schrumpfung des Exsudats die be-
sebriebene Forn erhielt. Im rechten Auge hingegen
h{, ähnlich wie in der 6. Beobachtung, ein sogen.
BrSckencolobom vorhanden, eine Varietät des Co-
loboms, welche mit zum Theil sehr verschieden-
arlBgen angeborenen Missbildungen der Iris unter dem
Nanett Diplokorie zusammengefasst worden ist. Die
sefarfaciie Durchbohrung der Iris (Polykorie) lässt
sich indessen nach F. in fast allen Füllen, wo sie
licht auf cyklopischer Verschmelzung mehrerer
Jugen beruht, auf eine Modificalion des Coloboms
smUckltlhren. Bei der einfachsten Form ist bei voll-
kiirnmener oder unvollkommener Irisspalle ein feiner
Faden quer durch die Pupille gespannt. Gewöhnlich
findet sich der Faden da, wo die Spalt« beginnt , zu-
weilen naber an dem Ciliarrande, oder er hat auch
einen schrägen Verlauf. Meistens zeigt er eine gelb-
liche Farbe, ähnlich einem altern Exsudate, u. dürfte
vielleicht als das organisirte Residuum eines fötalen
Cisodativprocesses zu betrachten sein, so wie auch
; mclirfache Veränderungen, welche derselbe darbietet,
[ wie z. B. eine dunklere Färbung, nach F. darauf hin-
I dealeu, dass der Faden schon vorhanden war, als
\ fiePärbofig der Uvea bei Ausbildung der Iris erfolgte.
I Dttreh Schrumpfang des Fadens werden die Winkel
[ i> der Debergangsstelle der Pupille in das Colobom
I (aander genähert, so dass sowohl die eigentliche
I Papille als die Spalte eine runde Gestalt erhält (Am-
mon, Klin. Darst. Taf. IX. Fig. 23.). NackKer-
reissung des Fadens aber bleiben 2 kleine gelbliche
Forlsätze an den Uebergangswinkcln zurück, oder es
hängt der nur an einem Ende abgerissene Faden in
die Spalte hinein (Hey fei der, Studien. I. S. 383).
Ebenso lassen sich nach F. die Fälle als modificirte
Colobome betrachten , in denen ausser der grtfssern
Pupille an der normalen Steile , noch eine kleinere
excentrische Pupille sich vorfindet, die von ausgebil-»
detem, in Färbung und Bau nicht verschiedenem Iris-
gewebe umgehen ist, Parakorie nach Cornaz.
F. rechnet sie zu den Brücken colobomen (Colobome
en bride Cornaz^ und führt dafür den Umtlaftd an,
il.iss in seiner 7. Beob. im I. A. ein gewöhnliclies
Iridoschisma besteht, ^ und im r. A. die obere Papille
mit einem Colobom verbunden ist, in dessen Richtung
die Nebenpupille liegt, so wie überhaupt die Neben-
popille in allen F. bekannten derartigen Fällen unier
der eigentlichen Pupille lag, d. h. in der Richtung,
welche das Colobom am häufigsten bat Auch viele
Fälle von Triplokof*ie sind nach F. als modificirte
Brückencoloboine zu betrachten , so z. B. die von
Ammon (Ztschr. f. Ophthalm* I. S. 258.)u. Lerche
(Pelersb. verm. Ahhandl. 3 Samml. p. 250. beschrie*
bencn), während allerdings in andern Fällen, deren
llauptcharakter das Fehlen der mittlem Pupille ab-
giebt, diese Erklärung nicht statthaft ist (v. Ammon,
klin. Darst; Taf. IX. Fig. 24; Dressel, iourn. f.
Chir. und Augenh. v. Gräfe u. Waltber. XXV.
S. 138.).
8) Bei einer bejahrten Frau , welche beiderseits einen
halb harten senilen Linsenstaar darbot , fand sich die 1. Pu-
pille bedeutend tiefer gestellt als die rechte. Die länglich
ovale Pupille geht ohne deutliche Grenze in einen Spalt übtt^
der sich senkrecht nach unten bis nahe an den Ciliarrand er-
streckt, von dem jedoch das schmälste abgerundete Ende durch
einen schmalen Streifen normale Irissubstanz getrennt bleibt.
Der unterste Theil der Spalte ist durch eine braunscliwarze
Membran ausgefüllt, welche offenbar hinter dem Niveau der
Spaltränder liegt und nach oben einen schwach coocaven Rand
darbietet. — Sichel verrichtete bei der Pat. die Auszie-
hung der getrübten Linse mit dem besten Erfolge , so dass,
wie F. bemerkt, die Befürchtung Ton Wulzer und He y-
fclder, dass in solchen Fällen nach dem Hornbautschnitte
leicht ein Hervorstürzen des Glaskörpers eintrete, nicht be-
gründet erscheint.
9) Ein ziemlich robustes Mädchen von 25 i. , welches
an angeborncr Ptosis der obern Augenlider, in Folge über-
mässiger Entwicklung der Haut und des Zellgewebes , ohne
Störung der Nervenlhatigkeit litt , fand F. noch folgende Bil-
dungsfehler. Rechtes Auge. Vom untern Abschnitt, der
übrigens ganz von Irisgewebe umgebenen , an der normalen
Stelle gelegenen Pupille verläuft nach unten und sehr wenig
nach innen ein ohngefähr 4 Mmtr. breiter Streifen, von dunkel
rothbrauner Farbe, dessen Breite gegen den Ciliarrand hin
zimimmt. An beiden Seiten bort das hellblaue Irisgewebe
mit einem geraden etwas erhabenen , weisslicben Rande auf
und ist sehr genau von der vertieften Fläche der blosgeiegten
Uvea oder tiefen Schicht der Iris abgegrenzt. Diese weissen
Ränder überragen die Pupille in Form zweier schmaler, spitzer
Fortsätze, die sich nach SicheTs Angabe mit ihren äusserst
feinen Spitzen an der Hornhaut befestigen. F. ist jedoch ge-
neigt, nach seinen Beobachtungen anzunehmen, dass diese
Forlsätze, welche er für Verlängerungen der serösen Membran
der vordem Irisfläche, für Reste der Pupillarmembran be-
trachtet, nach hinten gerichtet sind un^d an der vordem Lin-
76
VF. Chirurgie, Ophüialmologie u. Oüatrik.
seokapsel ankleben. — Im linken Auge zeigt die oherfläch-
liehe Irissubstanz ebenfalls eine breite Lücke , mit scharfen
gegen die LiJcke hin concaven Rändern , welche ebenfalls am
Pupillarrande 2 kleine Vorsprunge bilden , die jedoch die Pu-
pille nicht öberragen. Diese Lücke in der oberflächlichen
Irissubstanz hat jedoch keinen scharfen Rand , sondern die
Irisfasern weichen nur von einander, so dass an einzelnen
Punkten oder Streifen die dunkelrothbraune tiefe Schicht zum
Vorschein kommt. — Die Bewegung der Iris ist in beiden
Augen lebhaft, jedoch nur von geringer Ausdehnung, u. zwar
wird bei ihr der dem Pupillarrande zugekehrte Theil der Lücke
etwas breiter oder schmäler, je nachdem Erweiterung oder
Verengerung der Pupille stattflndet. Das Sehvermögen ist
normal.
Die statistischen Resultate einer Vergleichiing von
104 Fallen von Coioboin , deren 95 in der rrühern
Literatur enthalten sind, fasst F. in folgenden Sätzen
zusammen. 1) Das Colobom ist unzweifelhaft die
häufigste angeborene Nissbildung der Iris und wohl
auch des ganzen Auges, obschon wir hinsichtlich der
relativen Häufigkeit derselben zu andern angeh. Miss-
bild, noch keine genauen Angaben besitzen. — 2)
Von 78 Beobachtungen in denen das (ieschlecht an-
gegeben war, belrefl'cn 44 M., 34 W. — 3) Unter
den Ursachen wird in mehrern Fällen das Fersehen
angeführt. Erblichkeit wurde in 7 Fällen beobachtet,
5 derselben betrafen vollkommene Spalten <ler Iris,
6 waren beiderseitig; in 2 Fallen ist Erblichkeit durch
2 Generationen angeführt. Mit Ausnahme eines Falles
wurde das Uebel vom Vater weiter vererbt. — 4)
Complicationen : Hasenscharte 3mal , Hypospadie
(nach Gornaz hauOg, jedoch meist (ibersehcn), so
wie verschiedene Missbildungen an andern Körper-
theilen. Am Sehorgane selbst fand man neben Co-
lobom, Schiefstellung der Lidspalte (s. o. Beob. 5.
Aeluropsis nach F.) , Mikrophthalmus , Colobom u.
Ptosis der Lider, ovale Hornhaut, Embryotoxon, man-
gelhafte Pigmentirung der Iris im Umfange der Pupille,
angebornen Pyramidalstaar, endlich wiederholt er-
worbene Trttbung der Linse und ihrer Kapsel, so wie
glaukomatöse Zustande. — 5) Die Farbe der Iris
war unter 58 Fallen 37mal blau, 21 mal braun, wie
F. bemerkt, dem relativen Vorkommen diesor Färbung
der Iris entsprechend. — 6) Unter 77 Fallen fand
sich das Colobom in beiden Augen 51 mal, und zwar
beiderseitig vollkommen 30mat, beiderseitig unvoll-
kommen 14mal, 6mal in dem einen (linken) Auge
vollkommen, in dem andern (rechten) unvollkommen,
Imal unbestimmt. — 7) Einseilig kam das Colobom
lOmal rechts, 15mal links vor, und zwar im r. A.
6mal vollkommen, 3mal unvollkommen, Imal unbe-
stimmt, im linken 12mal vollkommen, 3mal unvoll-
kommen. Es ergiebt sich daher, dass das Colobom
nicht nur im Allgemeinen häufiger im linken A, vor-
kommt , sondern auch in demselben in der Mehrzahl
der Falle vollkommen ausgebildet ist. Wenn man
die einzelnen Augen zahlt, so finden sich unter 59
Fallen von Colobom des r. A. 36 vollkommene, 23
unvollkommene (3 : 2), wahrend unter 65 Colohomen
des /. A. 48 vollkommen, 17 unvollkommen sind
(3 : 1). — 8) Hinsichtlich der Richtung der Spalte
bemerkt F. , dass in beiden Augen vorhandene Colo-
bome fast stets dieselbe haben , und dass man bei
Zahlung der einzelnen Augen folgende Resultate er-
halt: senkrecbt nach unten waren gerichtet 31 vollk.,
21 uuvoUk. Spalten, nach innen und unten 30 vollk.,
19 unvollk. , nach innen und oben2vollk. , gerad
nach innen 1 doppeltes Colobom, nach aussen und
unten 2 Falle, nach aussen und oben 3 Falle, gerad
uach aussen 3 Falle. Fast ohne Ausnahme ist ahrigens
die Richtung der Spalte der Art, dass ihre verlängerte
Achse durch das Centrum der Pupille gehen würde.
— 9) Form, Die Spalte beginnt ib der Regel am
Pupillarrande mit einem schmalem Durchm. als der
der Pupille selbst. Das vollk. sowohl als das unvollk.
Colobom zeigt um häufigsten nach dem Ciliarrande
hin convergirende Rander, selten parallele, ausser-
ordentlich seilen divergirende. Letztere Form, nach
Cornaz Colobome rayonnant, kommt fast aus-
schlitisslicb hei dem Pseudocolobom und den sogen,
oberflächlichen Spalten vor, bei welch* beiden Arten
die (iestalt der Spalte in Folge des Vorhandenseins .
einer sie ausfülh^nden Substanz, von Anfang an bis
zum Zeitpunkt der Beobacbtung dieselbe geblieben
ist. F. stellt daher die Vermuthung auf, dass auch
bei den nicht ausgefällten Colohomen ursprunglich
hauOger eine parallele oder sogar divergirende Rich-
tung der Rander vorbanden war, welche alimalig
durch Annäherung der Randeram Ciliarende der Spalte,
noch mehr aber wohl durch Erweiterung des Pupil-
larendes derselben, und zwar durch die oft wieder-
holte Wirkung des Verengerns der Pupille, verändert
werden soll. Die äusserst seltenen Fälle von unvollk.
Colobom mit divergirenden Rändern mOchte F. als
partielle Irideremie, nach Cornaz Platykorie , be-
trachten. — 10) Dass man weder bei Irideremie,
noch bei Trennung der Iris vom Ciliarrand , noch bei
Colobom die Ciliarfortsatze erkennen kann , erklärt
F. dadurch, dass ein mit schwarzem Pigment be-
deckter, dicht am Rande der Sklera anliegender KOrper
auf dem schwarzen Augengrunde nicht hinreichend
hervortritt, besonders durch das glänzende, das Auge
des Beschauers blendende Medium der Hornhaut hin-
durch betrachtet. Das, was Dr. Mess (Ann. d*0cul.
Vll. p. 179. 1842.) in einem Falle von Colobom
nach unten, im obern u. seitlichen Theil der Pupille,
wo also die Iris die normale Breite hatte , als Ciliar-
fortsatze deutete, hall F. für Exsudat an der hintern
Fläche der Iris. — 11) Die Beweglichkeit der ge-
spaltenen Iris ist durchschnittlich träge , vermindert»
häufig ganz feblend, wie F. annimmt hauptsächlich
in Folge der Störung des Antagonismus zwischen den
radialen und circulären Fasern, wobei es sich jedoch
noch fragt , ob diese Schwerbeweglichkeit nicht erst
in Folge einer Retraction des Sphincter pupillae sich
entwickelL — 12) Das Sehvermögen ist im all-
gemeinen wenig beeinträchtigt; bedeutende Störung
desselben beruht auf andern Ursachen. Lichtscheu
fand F. nur in 7 Fallen, Nystagmus in 2, Sira&ts^
mu^ ebenfalls in nur wenigen Fällen als Complica-
tion angeführt, in läe^nln ^r nicht von dem Colobom
abhing.
VI. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik.
77
^BiMsichllich der pathoL - anatomischen Befunde
rif., dassv. Amroon, Hey fei der, Wag-
C^escheidt, Roniherg, Warnalz und
fing 9 Augen an 7 liidiv. unlersm^hl haben, bei
\ 4mal vollk. , Sinai unvolik. ii. 2ma( oberOach-
vollk. irisspalte, 8mal nach unten und innen,
I nach unten und aussen gerichtel, sich vorfand.
Hie Sclerotica war in 5 Fälleo oornial , in 1 Falle fand
döDOe Stelle vom Eintritt des Sehnerven nach aussen
1 (RichtUDg des Coloboin) bis zum Querdurchiu. des
;iii 1 Falle war sie an dem untern hintern Theile einem
, i*/»'" hohen Vorsprung entsprechend , verdünnt,
schimmernd; in 1 Falle Vorspringen der Protube-
•deroticae. Die Iris war in 3 Fällen birnenförmig , in
der Hichtung der Spalte gemäss spitz oder abgerundet
; die Spalt rander fanden Am mon und Warnatz
, fein gefranst. Jn einem Auge mit oberflächlicher
\ find G e 5 c b e i d t das Pigment an der Stelle, wo eine
läse Membran die Lücke der Iris ausfüllte, in geringer
I IBS Bnianlicbe spielend; in den übrigen Fällen lie^s
Ine Veräoderuog des Pigments nicht nachweisen. Der
ykSrper war der Gestalt der Iris entsprechend, in 6 Fülleu
oder oval. In 2 Augen mit Colobom der Chor. u.
tat fand sich an der Stelle der Irisspalte eine erhabene
JVarbe in ihm. Bei einer vollk. Spalte fehlte ein halb-
Emniges Stuck desselben, von 7s''' Breite , und waren
It die FalCeo unregelmässig und um Vs"' verkürzt;
D andern Auge desselben Indiv. war bei oberdäch lieber
eioe Doterforechung der Falten vorhanden , die Kückc
die ausfüllende Membran geschlossen. Die Zonu/a
iicigte dieselbe Beschaffenheit wie der Ciliarkörper ;
nrt mid Chorioidea nur in 2 Fällen gespalten , sonst
I; Ae Linse in 2 Fällen oval, in 1 Falle der Stelle des
■s eotsprcchend gerad abgeschnitten.
a vorstehenden Bemerkungen über den anato-
10 Befund hei Coloboin fügt Ref. noch' einen
Bericht über die anal. Untersuchung von 5
mit Iriscolobom , welche Hannover und
ffl 0 n Teröffentlichten, bei. Hannover theilt
h in seiner Schrift ,,das Auge, Beiträge zur
Die» Phvs. und Palbol. dieses Orgaus, Leipzig
;» Voss, S. 94 folg.'* 2 Falle mit, in welchen
Attgeo den fragl. Bildungsfehler zeigten.
die Spaltung besonders auffallend , indem die Sectoren auf
dem' Querschnitte anstatt kreisrund, hufeisenförmig gelagert
waren , so dass die Spitzen nach unten und gegen die Mitte
des Auges convergirten , während sie in der untern Augen-
hälfte auf beiden Seiten «'iner senkrechten Mittellinie gestellt
waren. Etwas unterhalb der Mitte des Auges führte eine grosse
runde OeflTnung zur hintern Kapsel der Linse (Canalis hyaloid.
für d. Art. ccntr.). Die Proc ciliares so wie der Ciliarkörper
selbst hatten dieselbe Birnforni, wie die Iris, welche stark
nach vorn gedrangt war, und deren Spalte mit ihrer Spitze
gerade an die Raphe stiess. Auch die Linse war nach unten
stumpf zugespitzt, mit der Spitze gegen die Raphe. Endlich
fand H. noch in beiden Augen, in der Substanz der Netzhaut,
auf jeder Seite der Raphe ein eigenthümliches plattenförroiges
Organ , welches er als ein Analogon des Kammes im Vogel-
auge betrachtet. An der vordem Hälfte der Augäpfel war
keine Spur einer Veränderung zu bemerken.
Die 2. Beobachtung ll/s (d. Auge u. s. w. S. Ii3.) be-
triin die Augen eines neugebornen Kindes, welche, als er sie
untersuchte, 4 J. hindurch in verdünnter Cbromsäure auf-
bewahrt worden waren. Auf der untern Fläche der Sklera
befand sich eine geriiign Ausbuchtung, welcher eine schwache
Aushöhlung auf der Innenfläche entsprach; jedoch waren
weder Sklera noch Chorioidea daselbst auffallend verdünnt,
auch das Pigment normal. Auf der Innenfläche der Chor,
verlief auf dem Boden des Auges von der Aushöhlung an , bis
zu der nach unten gekehrten Spitze der birnförraigen Pupille
eine ziemlich deutliche Raphe, welche auch in der Netzhaut,
die mit der ganzen Aushöhlung fest verwachsen und daselbst
sehr dünn war, sich deutlich wahrnehmen Hess. Von den
Platten in der Netzhaut war kaum eine Spur vorhanden, da-
gegen waren die Sectoren des Glaskörpers hufeisen- od. fächer-
förmig um die konische Spalte gestellt , welche im Glaskörper
vom Boden des Auges ohngefähr V* in die Höhe stieg u. mit
einer festen Membran ausgekleidet war. Die Iris nebst der
Pupille, so wie das Corpus ciliare mit seinen Fortsätzen hatten
eine birnfÖrmige Gestalt, die Spitze nach unten gekehrt. Die
Spalte der Iris war im Begriff gewesen sicl^ zu schliessen ; man
bemerkte unten über dem Spitzentheile der Pupille eine starke
Querbrücke und einzelne feinere Verlängerungen convergirten
vom untersten Theile des freien Pupillarrandes aus nach innen
und oben ; sie sowohl als die Querbrücke gingen von der vor-
dem Fläche der Iris aus. In einem Auge war die Pupille
durch eine sehr feine, durchsichtige Membran völlig geschlossen,
welche mit dem vordem Rande der Pupille fest zusammenhing
und auf der vordem Seite der Linse ruhte. Die Linse war
beinahe kreisrund; Hornhaut und vordere Augenkammer voll-
kommen normal.
V. Ammon's Beobachtung (lllustr. med. Ztg. L 6.
1852.) betrifft das linke Auge einer 26jähr. , an Tuberkulose
verstorbenen Frau, welche während des Lebens stets ein gutes
Sehvermögen besessen hatte. Das Auge hatte die normale
Grösse , allein die Form des Menschenauges aus dem 4. oder
5. Mon. des üterintebens. Die runde Hornhaut war im Ver-
hältniss zur Sklera klein , etwas konisch , an ihrem Vereini-
gungspunkte mit der Sklera , dem Ende der Spalte entspre-
chend, abgeflacht und sichelförmig Vs'" weit getrübt Die
Sklera trat an der äussern Seite stark hervor, u. breitete sich
nächst der Eintrittsstelle des N. opt. , der schief dahin ge-
langte, nach aussen weit aus, so dass die äussere Hälfte des
Augapfels breiter erschien als die innere ; sie war an dieser
Stelle , der frühern Protuberantia sclferoticalis entsprechend,
faltenförmig eingesunken , dünner und daher milchblau. Die
faltenförmige Einsenkung begann 2"' von dem Anheftungs-
punkte des N. opt. und verlief mehrere Linien weit nach der
Hornhaut hin als eine Rinne. Nach einem Querschnitte des
Auges fand Vf. in dem vordem Segmente nach Herausnahme
der Linse und des Glaskörpers, erstere von normaler Rundung,
an der Zonula Zinnii aber in der Form des Iriscolobom eine
Ausbuchtung nach unten. Die Sklera erschien auf der Durch-
schnittsfläche normal, ebenso die Chorioidea, auf der sich an
der Stelle des Peristoma Döllingeri vor und an den Ciliarfort-
aätzen ein weissröthlicher Ring von 2' '' Breite vorfand , mit
sehr wenigen Gefässverzweigungen u. Pigmentmolekülen. Die
78
VL Chirurgie, Ophlhalmologie u. Otiatrik.
Ciliarfortsjitxe waren meistens ganz pigmenüos, auchzwiechen
denselben keine Spur von Pigment. Die runde Pupille
zeigte nach unten, wo sie in die Spalte überging, beiderseitig
eine glatte scliarfbegrenzte Spitze. Die ziemlich breite Spalte
endete mehr stumpf als spitz am Ende des erwähnten pigmcot-
loaen Kreises, und war nach links etwas gebogen. Der Pu-
pillarring war an der hinlern Fläche der Iris scharf gezeichnet^
aber nur bis zur Spalte wahrzunehmen , und bei mikroskop.
Uniersuchnng eines Theils des an der Spalte vorspringenden
Insrandes ergab sich, dass die Radialfasern der Jris viel deut-
licher aasgebildet waren , als die Circularfasern. — Im
hintern Segmente fand v. A. die Netzhaut ziemlich dick, ohne
Macula lutea und ohne Foraroen centrale , dagegen mit einer
dünnen Stelle, welche ein dicker Wiill umgab , von dem ans
nach vorn und oben ein hatbolTner Saum verlief. An der
hintern Fläche der Netzbaut erschien diese Stelle mehr wie
eine Spalte, deren Abrundung nach dem Centrnm der Netzhaut
gerichtet wüI', während die gabelförmige Gestallung derselben
nach aussen und oben sieb ausbreitete. Nachdem die Netz-
haut nahe an ihrer Verbindung mildem Sehnerven nbgoschnilten
war, bemerkte man an der innern Fläche der Chorioidea eine
weisse Stelle von über 1'" Länge und 1/2''' Breite, unten und
oben spitz zulaufend, deren Anfang dem For. centr. entsprach.
Rings um dieselbe lag das nicht sehr dunkle Pigment, und
nachdem letzteres mit grosser Vorsicht vollständig entfernt
worden war, erschien die fragliche Stelle nicht als eine wirk-
liche Spalte, sondern als eine dfinne, gefässarme Hautstellc,
ohne scharfe Begrenzung von der Pigmentlage umgeben, welche
keine hervorstehenden Ränder hatte. Die Chorioidea lag hier
lockerer auf der entsprechenden Stelle der Sklera, auch fehlten
daselbst die übrigens zahlreichen Gefäss- und Nervenverbin-
dungen zwischen Sklera u. Chorioidea.
In Betreff der Entstehung des Colohom gtebt
Fichte eine hOchst lesenswerlhe (Jebersicht der zur
Erklärung derselben bi.sher aufgestellten Angaben. Be-
kanntlich war P b, V. W a 1 1 h e r der erste , welcher
(im J. 1821) eine wissenschaftliche Erklärung dieses
Zustandcs versuchte, indem er ihn als eine Hem-
mungsbildung bezeichnete, entstanden in Folge man-
gelnder Vereinigung der beiden seitlichen Hälften, aus
denen seiner Annahme zufolge das Auge (Iberhaupt
sich entwickelt, und im Wesentlichen der Hasen-
scharte und Spina bifida analog. Diese Ansicht blieb
im Allgemeinen die herrschende, bis v. Ammon im
J. 1831 iderselben entgegentrat, indem er das Colobom
zwar ebenfalls als eine Hemmungsbildung betrachtet,
aber annimmt, dass die Bildung der Iris, welche als
ein geschlossener Ring entstehe , wesentlich von der
Chorioidea abhängig sei, und so eine Spalte in der
Iris entstehe, wenn die Bildung derselben zu einer
Zeit vor sich geht, wo die normale Spalte in der
Chorioidea noch nicht geschlossen ist. Arnold
endlich (Anat. und phys. Unters. Üb. d. A. d. M.
S. 151.) verwirft sowohl Wallhers als Ammon's
Annahme und behauptet, dass die Iris durch Ausbrei-
tung der vordem und langen Ciliararterien, in einem
gewissen Grade unabhängig von der Chorioidea, und
zwar gleich anfänglich kreisförmig erfolge. Die Bil-
duDgsfeblcr der Iris beruhen daher nach A. auf einer
mangelhaften oder abweichenden Anordnung der Iris-
gefässe, in Folge gänzlichen oder thcilweisen Fehlens
der f^enannten Ciliararterien , das Colohom ist mithin
mehr Mangel an Bildung, als Hemmungsbildung.
Dass die Annahme v. Walther's Aber die Ent-
wicklung des Augapfels, auf welche derselbe seine
Erklärung der CnUtehung des Coloboms stülzU oichl*
haltbar sei, haben, wie F. bemerkt, spltere L^tU
suchungen zur Gentlge dargetban. Gegen v. A^
m 0 n 's Theorie macht F. vorzQgiicii gellend , t)d|
man wiederholt Embryonenaugen gefunden liabe.j
denen die Iris bei noch nicht völlig geschlosi
Spalte der Chorioidea vollständig gebildet war ; 2)i
bei der anatom. Untersuchung colobomaUlser Ai
in 7 Fällen 6mal die Aderbaut ohne eine Spur
Falle angetroffen wurde [vgl. dagegen üannov«!
und V. A m m 0 B * s neueste Beobachtungen] ; 3)
diese Theorie nicht für alle Stellungen und Fun
des Coloboms (namentl. das unvollkommene G.)
Erklärung darbiete, ja eigentlich nur für das
unten u. innen gerichtete Colohom passe. Arn«!
Theorie endlich, mit Hülfe deren alle Formen u. Al
von Irismangel recht wohl zu erklären sind, lässl
Einwurf zu, dass sie nicht erklärt, woher die a
gelhafle Gef^ssenlwicklung röhrt, eine Frage, wdi
durch Seiler's Annahme einer Oblileration voi
dener Gefässe ebenso wenig erledigt wird. Ausi
dem ist auch dagegen einzuwenden , dass die
Wicklung von Gefässen ohne eine schon vorham
plastische Grundlage , nach den bis jetzt bekam
Gesetzen der Bildung thier. Organe unmöglich
scheint, u. wenn man auch zugeben muss, daü
Folge von mangelhafter Entwicklung oder Obliteral
der betreffenden Gefässe ein Stück dieser gef&ss
Grundlage der Iris aus Mangelan Ernährung zu Gi
gehen kann, so bleibl dieser Vorgang docli
unwahrscheinlich, da bei der grossen Anzahl
Arterienstämmchen , welche von allen Seiten zur
treten, vielmehr anzunehmen ist, dass ein theil'
Ausfall von den benachbarten Geissen ersetzt 11
Nach Fichte*s eigener Ansicht, ist die Annahme
Husch ke (S. Tb. Sömmering, Lehre f.
Eingew. u. Sinnesorg. umgearh. v. H. S. 803.)
wahrschernlichslen, dass nämlich bei denSSugethk
die Iris auf dieselbe Art sich bildet, wie es bei Fisd
Amphibien u. Vögeln der Fall ist. Die Iris hat
der ersten Anlage die Gestall eines Hufeisens, _
breiteste Tlieil ist der Stelle der Aderhautspalle gJ
gegenüber gelegen und von da gehen 2 Hörner
unten gegen die Aderhautspalte; fehlt auch diese
Anlage, so entsteht iotaler Irismangel. Nach
sehr bald eintretenden Verwachsung der
Schenkel bildet die Iris einen sehr schmalen Ring
einer sehr weilen, nach unten u. innen excenlrii
Pupille, das früheste Enlwickluugsstad. » welches
Säugethieren bisher beobachtet worden ist.
diese Form permanent, so bildet sich die Platyt
während bei ausbleibender Verwachsung derScbei
Colobom , entslehu Nach völliger Ausbildung
Ringgestalt erfolgt die Bildung der Gefässe u. Qi
Bestandtheile der Iris, welche dabei an Breite ^
nimmt, so dass die Pupille stets etwas excentr^
bleibl. Erst dann wird die Pupillarmembran gebild
mit deren Resorption der Circul. art. irid. minor ai
tritt, welche aber in seltenen Fällen ganz (oMj
bome ^4tresie der Pupille) oder als kleine Reste
der Pupille (F.*s 9. Beobacht.) forUieslehen kaan.
VI. Cfairargie, Ophlhalmologie u. Otiatrik.
79
, Das Colobom ist demnaeh als eine Hemmungs^
PVifff^ aus der allerersten Zeit der Irisentwicklung
betrachten, und zwar als ein Bililungsfehltir, wel-
wesentlich und nicht blos gradweise von dera
nJicben /rumius^tf/ .verschieden ist, wofür schon
DiDsUBd spricht, dass man noch nie beide Bil-
ig^CehUr bei demselben Individuujn verein i|;t vor-
biKlem hat. Der Grand, dass die beiden Schenkel
anfiinglich von der Iris gebildeten Hufeisens uichl
^cioaiMler verwachsen» ist bis jetalliochunbekannL
|babl jedoch r dasa die conslanlen anat. Abwei*
;eii io denjenigen Theilen colobomatöser Augen,
Erbe frilier als die Iris entstellen , hierbei Berück-
bligung verdienen , und zwar sind diess , wie aus
oben milgetheilten Resultaten der anat. Unler-
kervorgeht , das Lig. eil, , das Corpus ciL
die Zonuia Zinnii, Die Entwicklung der Ins in
Breite gehl bei Vorhandensein einer Spalte ebenso
sich wie bei normaler Iris ; auch die unmittelbar
die Lücke grenzenden Enden der ZipTel erhallen
normale Breite, wodurch die Spallründer gebildet
len und die Pupille als eine von der abnormen
:e deutlich geschiedene runde Oefliiung sich dar-
l (vollk. Colobom). UäuGg jedoch erhalt der
il der Iris, w:clcher der Spalte gerade gegenüber
, eine Übermässige Breite, während die Spali-
er kurz bleiben und die normale Pupille betriebt'
VtrabgerUckl ist; eine Art von E.\cenlricitäl der
JOt, welche auch bei nicht gespaltener Iris vor-
nt und hier von G e s c h e i d t Covektopie ge-
it wurde. Schlüsslich bemerkt P. noch bmsicbl-
des sogenannten oberflächlichen Coloboms, dass
dünne AusfUllungsmembran desselben, keineswegs
genannt werden dUrfe. Es ist dieselbe viel-
irals ein jedenfalls sj)aior gebildplcsHudimenl der
anzusehen, welches von wahrscheinlich zellgewe-
r Textur, nur unvollkommen mit Pigment bedeckt
in den meisten Fallen von den eigentlichen Iris-
ganz entblöst , in seltenßn Fallen jedoch
rudimenläfren Irisfasern an der Oberflache ver-
!n ist
V. Ammon hingegen betrachtet seinen obenmit-
beilten Fall als einen neuen beweis für die von
aafgestelUe Erklärung der Entstehung des Co-
is, indem das Iriscolobom mit dem Reste einer
lle in der Chorioidea, Sklera und Retina (imperfor.
Mk centrale) verbunden war« Nach seiner Mei-*
ist Dänüich die weisse, gefUss- und pigment-
SleUe , welche in der Chorioidea gefunden
rde, nur eine Andeutung der frühem Chorioideal-
ie und offenbar ein Mittelglied in der Reihenfolge
Ueberbleibseln aus der Zeit des physiol. Vereini-
gsvorgangs dieser Spalte, so dass nach seiner
irhl xur völligen Darlegung des aufgehaltenen
laags Vorganges nur die Beobachtung einer strich-
feigen Narbe in der Chorioidea fehlt [ein Desiderat,
iehes nach Ansicht des Ref. durch die beiden oben
(etbeillen Beobachtungen Hannover^s erledigt
ist]. Die Membran an der Spaltstelle in der
irioidea gleicht, wie v. A, bemerkt, in Hinsicht
auf Structur und Aussehen den Balkenmembranen,
welche zuweilen an oder in der Spalte der Iris beob-
achtet werden, ausserdem aber weist v. A. darauf
hin , dass man bei sehr breiten Irisspalten , welche,
ohne sich gegen die Hornhaut hin zu verengen, fast
mit gleicher Breite bis zum Sirahlenbande verlaufen,
wohl auf das Vorhandensein von Spallandeutungen in
den tiefer gelegenen Membranen schliessen dürfe,
während kleine, schmale Iriscolobome meistens isolirt
sind.
Auch nach Hannover ist bei dem Colobopi
ein Verharren des Auges in einem fötalen Entwick-
tiing»«7jis(ande anzunehmen, der Bildungsfehler daher
als eine ffemmungsbildung zu betrachten. U. scheint
sich der Annahme v. Walther's und Huschke^s
mehr zuzuneigen als der v. A m m o n ' s , u. bemerkt,
dass in der ersten seiner oben milgetheilten Beob-
achtungen die Augen in einem Zustande verblieben
sind, wie wir ihn beim menschl. Fotus in der 6. od,
7. W. vorßnden, wahrend die 2. Beobacht. eine Bil-
dungshenimung aus einer spatem Zeit desFOtallebens
darbietet^ I^ocb weislH. darauf hin, dass ein Colobom
des (ilaskörpors , wie es in seinen beiden Beobach-
tungen gefunden wurde, nur noch von Arnold
(a. a. 0. S. 215.) beschrieben worden sei.
Wir reihen hieran die Beobachtungen über einige
andere Bildungsfcliler der menschl. Iris, welche
v. Ammon (a. a. 0.) mittheilt; zunächst enthalten
dieselben Bemerkungen Über 3 Falle von Dyskoric.
Bei der anat. Untersucluing des r. A. eines Mädchens,
welches während des l.ebens eine etwas schräg gelagerte Längs-
pupillc dargeboten, aber mit diesem, so wie mit dem gesunden
linken gut gesehen, auch nie geschielt hatte, fand v. A. Fol-
gendes. Die ffomhaut y nicht überall ganz gleicbmässig ab-
gerundet, zeigte so wie Iris und Ciliariigament eine mehr
längliche als runde Form. Die übrigen Gebilde des A. waren
normal, nur das Foram. cenlr. erschien undurchbohrt. Der
Ciliarkörper bildete einen anffallend dicken Ring, das Pigment
war in grosser Menge vorhanden und an der bintem Fläche
der Iris zeigte sich in geringer Entfernung von der Pupille,
von gleicher Form wie dieselbe, ein Ring, Pupillarring^
welcher durch eine Faltung radialer Fasern gebildet zu sein
schien, die von da aus noch feiner werdend, bis zum PupiUar-
rand verliefen.
Auch in dem Auge eines alten Mannes , welches
eine verschobene , birnformig gestaltete Längen-
pupille darliot, fand A. eine entsprechende Form-
veranderuBg der Iris und einen gleichgestaltelen Pu-
pillarring, wahrend letzterer in einem 3. Falle, wo
eine grosse birnformig gestaltete IHipille vorhanden
war, fehlte. Im 2. Falle fand sich anstatt des Fo~
ram, centr, der Netzhaut nur eine dUnne Stelle,
im 3. hatten Hornhaut und Ciliariigament ebenfalls
eine länglichrunde Form. A. bemerkt hierzu, dass
ein mit Dyskorie behaftetes menschl. Auge nach dem
Tode ein eigenthUinliches, gewissermaassen thieri-
sches Ausseben erhalte. In den meisten Fällen von
Dyskorie fand sich ein Pupillarring von gleicher Form,
wie die Pupille seihst, in allen aber eine pathologi-
sche Veränderung der Ciliar fortsätze (sehr dicht ge-
lagert, kurz, unter einander verwachsen), welche
80
VI. Chirurgie, Ophthalmologie u. Oliatrik.
mit Entstehung der Dyskorie in einem gewissen Zu-
sammenhange zu stehen sclieint. Das VerhSiUniss der
Längs- und Circularmusk«ira:<ern der Iris ist normal,
und deshalb die ßewpgungsfahigkeit der Iris nicht
gestört.
Die anal. Untersuchung eines mit Corestenoma
congenitum bchaflelen Auges , welches A. in seinen
klin, Darstellungen (111. S. 58.) schon abgebildet
hat, ergab Folgendes.
Gestalt des voo Fell und Muskeln befreiten Auges normal;
Hornhaut, Linse, Glaskörper, Netzbaut ebenfalls. Lig. ciliare
sehr breit ; Iris etwas langlicb ; in der Mitte eine schwärzliche
Gewebmasse, von ebenfalls länglicher Gestalt, auf derselben
3 gelbe , pterygiumähnlicbe Flecken , und mitten in ihr die
ebenfalls längliche Pupille, mit nicht ganz scharfem Rande.
An der innern Fläche der Chorioidea war das Pigment hell-
braun, fehlte aber in beträchtlicher Ausdehnung, besonders
in der Gegend des Peristoma Dölllngeri gänzlich. Die hintere
Fläche der Iris (Uvea) nur dunkelbraun. Der Strahlen-
körper bestand nur aus Falten , welche nirgends einen erha-
benen Ring bildeten, sondern von der Stelle ihrer Bildung aus
über die Verbindungsstelle zwischen Chor, und Iris hinweg,
ohne daselbst vorspringende faltige Organe (Strahlenfortsätze)
zu bilden, central zu der kleinen, oblongen, etwas ektopischen
Pupille verliefen, und kurz vor dem unregelroässigen Pupiltar-
rande endigten. Ein Pupiltarrm^ war nicht vorhanden. Die
Corona ciliaris war in ihren radienformigen Strängen nicht
scharf ausgeprägt, es fehlte die normale Pigmenllage, das
Organ erschien wie verwischt. Die Gebilde des hintern
Segments des Augapfels boten Nichts krankhaftes dar.
Das gleichzeitige Vorkommen von Bildungsfehlern
in Iris und Chorioidea hei Dyskorie und Corestenoma,
spricht nach A.*s Ansicht fdr die von ihm gegebene
Erklärung der Bildung des Coloboms , ja man kann
nach ihm annehmen, dass der normale oder abnorme
Zustand der Chorioidea auch eine nalurgemJtsse oder
krankhafte Beschaffenheit der Iris bedingt.
Schlüsslich bespricht v. A. einen seiner Angabe
zufolge noch nicht beschriebenen Bildungsfehler des
meoscbL Auges, den er mit der Benennung Irido-
diastasis congenita bezeichnet.
Er beobachtete denselben aa dem sonst wohlgebauten
1. Auge eines 2jäbr. Knaben, dessen r. A. vollkommen normal
war. Ausser der normal runden Pupille in der Mitte der Iris,
waren nach unten und innen , dicht neben dem Rande der
Hornhaut 2 Oeffnungen in der Iris , deren Rand daselbst bo-
genförmig abstand , durch eine Zunge aus Irissubstanz ange-
heftet war und dann abermals klaffend abstand. Die Bewe-
gung der Iris erschien an der Centralpupille trag, an den La-
teralpupillen war sie gar nicht zu bemerken. Letztere hatten
die normale schwarze Farbe, u. soweit es sich bei dem Kinde
ermitteln liess, war das Sehvermögen von norm. Beschaffenheit.
Schielen oder sonst eine Abweichung von der normalen Rich-
tung war nicht vorhanden. Eine Verletzung des A. während
oder nach der Geburt hatte nicht stattgehabt , auch bemerkt
V. A., dass eine selche jedenfalls Spuren von Exsudat oder
gelöstem Pigment hinterlassen und ebenso Abreissung der
schmalen Brücke von Irissubstanz bedingt haben würde.
Die Entstehung des beschriebenen Bildungsfehlers
erklärt v. A. durch die Annahme, dass von der Zeit
her, wo die sich bildende Iris mit dem Rande der
Chorioidea nur an einzelnen Stellen durch feine Faden
verbunden ist, eine oder einige Stellen unverbunden
geblieben sind. Bei fortschreitender Entwicklung der
Iris vergrdssert sich der Abstand , wird zur ausgebo-
genen Spalte, und diese nimmt bei begioDeDderi
wegung der Iris fortwahrend an Umfang zu.
Brücke zwischen den beiden Oeffnungen hültv.A.
einen melamorphosirten Anheltungsfaden aus der!
hern Zeil , ob aber der fragl. Bildungsfehler \
Rande der Chorioidea oder dem Ciliarrande der
aus entsteht , ob das Ciliarligament auf seine I
siehung und weitere Entwicklung einen Einflau I
ist noch nicht zu bestimmen , deshalb auch die !
nennung CiUarcolobom nicht zulüssig, da et i
nicht bestimmt um eine Ilemmungsbildong der
handelt. Nicht unwahrscheinlich dagegen ist es, i
solche Spalten vervielfacht, ja selbst auf beidenS«
vorkommen können , und sind vielleicht die tm
'selbst, Walther und Pichte anders erklarlea PI
von Triplokorie zu der bilateralen Iridodiastaie
rechnen.
Bemerkungen über angebornen Mangel deri
veröirenll. Dr. Stellwag vonCarion, nach hj
Millhcilungen des Prof. Boeck zu Christiania (Wi
Zlschr. IX. 1. 1853.). Boeck boohaclilele i
fraglichen Bildungsfehler bei 4 Personen dersd
Familie, nSmlich (a) bei einem ITj^hr. Knaheo,,
dessen 52jahr. Vater, (c) der 62jähr. Schwester
letztern und (d) deren 37jahr. Tochter. Der Gri
vater hatte an demselben Uebel gelitten, von
jedoch 2 seiner Kinder befreit blieben; a
fand sich der fragl. Bildungsfehler noch bei 3 Ei
des Grossvaterbruders , welcher nebst seioem
gesunde Augen gehabt hatte , und ausser bei d,
bei einem andern der 5 Kinder von c. In al
von B. beobachteten Fallen war das (Jebel in H
Augen vorhanden , in allen , mit Ausnahme fi
zeigte sich Nystagmus, in allen fehlte Lichlsrlid
rothe Schein des Augengrundes fand sich nurlM
Cataractbildung dageg. in verschiedenem Gradebet
(Cataracta tremula in einem A.) d. in beiden AmTi^
der Hornhaut bei d. in beiden A. (in dem ein
peripherischer Fdlalring) , bei b. und c. in je <
Das Sehvermögen war bei a. c. und d. bis auf
sichtigkeit gut , d. konnte Farben gut unterscl
und auch das Accomodationsvermögen war in i
Falle nicht gestört.
Die mitgetheilten Beobachtungen liefern dei
einen neuen Beweis fttr die Erblichkeit des
Uebels, so wie das häufige Vorkommen von CüU
bildung bei demselben. Gegen die Annahme
physiolog. Zusammenhangs beider Fehler(v.Aini
oder dass die Existenz der Iris fOr die normale
tation der Linse von hoher Wichtigkeit sei, s
ausser dem häufigen Vorkommen von Iridereniie
Cataractbildung (20mal unter 28 Fallen nach P
c h 0 n), nach S t. namentlich der Umstand, dass
rend v. A m m o n GeHfsse beschreibt , welche al
hintern Kapsel selbst bei Erwachsenen sich vorßl
aber nicht zur vordem Kapsel gelangen , und a(
die auf der Vorderkapsel vorkommen und miti
Irisgefässcn beim gebornen Menschen iu Verbii
stehen sollen» mikroskop. Untersuchungen darj
VII. ^ehiairik.
Meli , dass weAer m -der Kapsel noch in der Linse
fiel^se sich verfittden , unä auch die l»et d«m FOlus
f0rlnnil«neii ntir mif 4er Kapsel vei<1aii(eii utid lur
Zeit der Gel^urt gesclFWunden sind. Ebenso unhaltbar
tnebeint die Annahm« von '6«8cheidt, dass die
Cit»ract1>ilduDg als ein nalflrtiehes Beilmillel zu be-
tnchte« sei • ^vas besonders von den Fallen gilt , in
Aeoea durch thenweise L&sung der Linse aus ihren
Verbindungen eine Art aeifliche Pupille zu 8tende
kommen soll, da hier aUinMlig Sohrumpfung der Linse
ud Senkung «der Resolution eintritt, mithin die
LieblHralileii dann wieder uogehiftdert eindringen
kennen. BOck's firklirung der HorahautlrObung
dureh eine« Reiz der Net»ha«t von Seiten des Ober-
flüssigea LielHs, dürfte endlich ebeifails tnsehrvieien
FsUen unstattiialt sein. Sie scheint viehnebr hlnllg
auf einen Entwicblungsniangel der Hornhaut zu be-
r«ben» wofür besooders die häufige Cemhinalion vefi
Jrtderemie mit Mikrophthalmie spricht, hei welch leta-
lerer Randtrflbungen der Hornhaut sehr hSufig ge-
funden werden. (Wiii>ter»)
VH. Psychiatrik.
625. lir Viagnostlk lud Beliandliukg der
prinlrea Fonn des Irrseins; von m. Leides-
dorf. (Wien. Ztschr. IX. 1. 1853.)
Ausser den sensibeln und motorischen Pasern
scbeinl sich im Gehirn eine 3. Klasse zu finden , die
weder der Bewegung noch Empfindung, sondern dem
Deokeo dient. Für diese Verrichtung scheinen die
Hemisphären mit ihrer grossen Commissur bestimmt.
Obwohl aiao ttber die Cndigung der verschiedenen
fferreo in den Centralorganen nicht einig ist, so steht
feit, dass die Nerven ihre Erregungszustände ein-
! Joder mitlheilen. Im Seelenieben können wir eine
I leasible und motorische Seile unterscheiden und die
Gesetze der Association, Combination und des Re-
flexes finden sich hier modificirt wieder. Die Sym-
pathien des Nervensystems können krankhaft werden,
! A\t Reizbarkeit der Nerven kann erhöht oder vermin-
' dert sein. Ebenso können Störungen der Sympa-
thien zwischen Denkorgan und Körpernerven auf-
treten. Alle diese abnormen Sympathien sind für
die Aetiologie des Irrseins von Bedeutung. Nach Vf.
lassen sich 2 Gruppen anomaler Gemilths- und Gei-
, steszustaode aufstellen, je nachdem die Psyche durch
; das Herrschen von affectartigen Zuständen (in der
Schwermulh, Tobsucht, dem Wahnsinne) getrübt
wird, oder das Irrsein als Störung des Vorstellens u.
Wolleos auftritt , welche nicht mehr von dem Herr-
lelien eines afiectartigen Zustandes herrühit. In deir
form des Bl^idsinns erlischt selbst das falsche Denken
und Wollen. Vf. bezeichnet die 1. Gruppe als pri-
»£re, die 2. als secundäre Irrseinsformen. Die
frimäreti Formen kommen unter der Form des Hirn-
reizes und des Hirntorpors zur Anschauung, und in
sofern ist die Cintheilung der Psychopathien in Exalta-
lions- und Depressionszustände allein physiologisch
gerechtfertigt Der Exaltation entsprechen Tobsucht
Bad Wahnsinn, der Depression Melancholie u. Stupor.
Vermöge des Antagonismus können sich einige Theile
^ Gehirns in vermehrtem , andere in vermindertem
leizzustand befinden. [Vf. giebt uns also die alte
•fteorie von Heinroth wieder, wobei man sich
fisae fragt, was wir durch eine solche Anscbau-
ung eigentlich erreichen oder erklären I]. Vf. hofit,
dass die allmälige Entwicklung der Mikroskopie die
Nervenphysiologie und Pathologie aufhellen werde.
Vorläufig sieht derselbe den nächsten erkennbaren
Grund des primären Irrseins, in einer abnorm er-
höhten oder verminderten Erregung des psychischen
Organs. Das Gehirn wird idiopathisch oder sym-
pathisch ergriffen. Das Irrsein kann entstehen : 1)
durch idiopathische Gehirnerkrankung, als Hyperämie,
Entzündungen , plastische Ablagerungen , seröse Er-
güsse, Reizzustände [?] vom Blut oder Nervenapparate
aus u. s. w. ; 2) durch Kreislaufsstörungen des Blu-
tes; 3) durch Blutdyskrasien; 4) durch eine eigea-
thOmliehe Wechselwirkung zwischen Denkorgan und
Körpernerven. Erotische Bilder erregen die Zeu-
gungsorgane, congestive Zustände der letztern erregen
die Phantasie zu geschlechtlichen Vorstellungen. —
Die idiopathischen Gehirnerkrankungen haben nur
dann Irrsein zur Folge, wenn die grossen Hemisphären
afficirt werden. Die Hyperämie der Corticalsuhstanz
der Hemisphären und der sie bekleidenden Hirnhäute
ist ein wichtiger und häufiger pathologisch -anato-
mischer Befund. Vf. erklärt diese Hyperämien , als
passive, in Folge einer Erschlaffung der Cnpillaren
durch GeHtsstonusvermioderung oder heftige Cerebral-
erregungen. Nichtsdestoweniger kann jedoch der
nervese Hirnreiz aueh ohne Congestionserscbeinungen
auftreten u. beharren.
Nach diesen Vorbemerkungen werden 3 Fälle zur
Erläuterung des idiopathischen Irrseios mitgetheilt.
hl dem If Falle trat, in Folge einer Schadekontu-
sion, maniakalische Exaltation auf, welche nach 6mo-
natlicher Dauer allmälig in einen torpiden Zustand
überging. Nachdem auch dieser 6 Noo. angehalten,
trat wieder Exaltation ein , und seit einigen Jahren
kehren diese Anfälle von Exaltation und Depression
mit einer gewissen Regelmässigkeit wieder. Alle
Heil versuche waren erfolglos. — Der 2. Fall be-
trifft die Entwicklung von Irrseio in Folge von laso-
lation , der 3. Fall Irrsein nach Typhus. Bei «dem
1. Falle ist es nach L. deutlich, dass die Gehiroer-
schUtterung so Störungen des Kreislaufes im inoem
11
82
VIL Psychiatrik.
von
Schldelraame geführt habe, die sich als periodische
HyperUmie und Cerebral irrilalion kundgaben, welche,
nachdem sie sich erschöpft hatten , den Kr. in einen
Depressionszustand versetzlen. — In Besug auf die
Behandlung gedenkt Vf. der nachlheiligen Wirkung
der Aderlässe. Als treffliches Resorptionsmittel rühmt
derselbe das Jodkalium. Im Allgemeinen suche man
nach Bekämpfung der Hyperämien , die Blutmischung
durch Nahrung und gute Luft zu bessern. In ner-
vösen Exaltationszuständen wendete Vf. das Chlo-
roform zu 20 — 30 Tropfen 2 bis 3mal täglich
innerlich mit Erfolg an. Dasselbe beruhigte und be-
wirkte Schlaf, ohne jedoch auf den weitern Verlauf
des Irrseins zu influiren. (Forts, folgt.)
(Seifert.)
626. lania puerperalis intermittens ;
Dr. Vogler. (Pr. Ver.-Zlg. 15. 1853.)
Eioe 2ijäbr. , wohlgebaute Erstgebärende , welche oach
normaler Schwangerschaft Zwillinge gebar, erschrak während
der Geburt, auf die Mittheilung, dass deml. Kinde ein zweites
folge , sehr heftig. Das zweite Kind war unvollkommen ent-
wickelt, und konnte trotz aller Bemühungen nicht zum Leben
gebracht werden. Die Nachgeburt liess sich leicht entfernen.
Die Wöchnerin befand sich vollkommen wobl, die Gebärmutter
conlrahirle sich kraftig, die Milch trat ohne Fieber ein und
das Stillen ging gut von Statten. Nur hielt eine Verstopfung,
welche sie sowohl während der Schwangerschaft als auch schon
früher als väterliches Erbtheil gequält hatte , bis zum 5. Tage
nach der Geburt an , weshalb Vf. ein Klystir von Chamillcn-
thee und Gel verordnete. Am Abend desselben Tages hatte
das Klystir noch nicht gewirkt, und die Wöchnerin war plötz-
lich von der Idee ergriffen worden, das bedeute eine Lähmung
des Unterleibes , die bald zum Tode fuhren werde. Von da
an jagte eine fixe Idee die andere; Gesicht u. Blick drückten
namenlose Angst aus; die Kr. war unruhig und schlaflos.
Vf. verordnete Brausepulver und ein starkes Infus, sennae mit
Aq. lauroc. Die Nacht verlief sehr unruhig und am folgenden
Tage wurden 2 Senfteige und ein Blasenpflaster gelegt. Lac-
tation und Wocbenfluss blieben ungestört. Denselben Nach-
mittag erfolgte ein starker Abgang fester Fäces , worauf sich
die Kr. das Blasenpflaster mit der Bemerkung abnahm , sie
glaube , es sei nicht mehr nöthig. Von da an verschwanden
die fixen Ideen, es erfolgte ruhiger Schlaf, mehrere reichliche
Stühle und am folgenden Morgen war die Kr. vollkommen
heiler und vernunftig. Die Senna wurde fortgegeben , allein
trotzdem trat nach 3 Tagen dieselbe Form von Manie abermals
auf, um nach etwas mehr als 24 Std., nach Application eines
Blasenpflasters, wieder zu verschwinden. 2 Tage darauf kam
ein 3. Anfall, und nun gab Vf. sofort ein starkes Brechmittel
und darauf das schwefeis. Chinin (Gr. jj p. d.). Der Anfall
dauerte diesmal nicht ganz 24 Std. und Icehrte nicht wieder.
Die Wöchnerin stillte ihren Sohn fort , der gut gedieh. Vf.
hält es nicht für unwahrscheinlich , dass diese periodischen
Manieanfälle durch ein verlarvtes Wechselfieber bedingt waren.
(Seifert.)
627. neber Anwendung von Brom- und Jod-
mitteln bei Geisteskranken; von Dr. Lunier.
(Ann. m^d.-psych. Janv. 1853.)
In dem Beginne fast aller Geisteskrankheiten
zeigen sich Störungen in den Functionen der Dige-
stions- und Assimilationsapparale; die Kr. sind ohne
Appetit, verstopft oder durch fällig, und magern mehr
oder weniger ab. Mit dem Eintritte der Genesung
schwinden gleichzeitig diese Symptome, die Ver-
dauung wird regelmässig und der Kr. bekommt Em-
bonpoiot. Das gleichzeitige AufhOren der pfayi,
psych. Anomalien kündet allein dauerhafte Gern
an. Vf. glaubt in der Anwendung des Jod- u. Bi
kalium ein Mittel gefunden zu haben» die phys.
nesung u. somit indirect die psych, zu beschleoii
Die vorzuglichsten Wirkungen äussert dieses
auf die Digestivfunctionen , Bethätigung aller S(
tionen , und besonders auf die Entwicklung dei
gewebes. Vf. verordnet folgende Formeln.
1,80 oder 1,20 Grmm.
1,20 . 1,80 .
2,00 . 2,00 .
I^. Kali bydrojod.
« bydrobrom.
Pulv. rad. gent.
Syr. aurant. q. s.
ut. f. pil. LX. Täglich 2 — 3 Stuck za nehmen.
In der nämlichen Pillenform giebt Vf. das Jod- nod
eisen.
Die Mixtur bestehtaus Jodkalium 0,60 od. 0,40 Gf
Brorokalium 0,40 oder 0,60 Grmm. , Extr. gent. 1,0 Q
und 20 Löffel Wasser, täglich 2—3 Esslöffel. Jod d.
eisen werden in denselben Verhältnissen gelöst. Die Sd
lässt er in die Suppe rubren.
Nicht bei allen Irrseinsformen wird das anj
Verfahren mit gleich gOnstigcm Erfolg angeweodi
der acut. Manie oder Melancholie braucht mao e
Vortheil, sobald sich, während der Wahnsinol
sam abnimmt, kein spontanes kritisches PbSi
(Intermittcns , Typhus , Eruptionen) zeigt,
dient es dazu , die organischen Functionen zu U
tigen, und das zu vollenden, was die Natur
mögend war auszuführen. Besonders günstige
sullale erzielt man bei den chronischen fVah^
formen , und besonders in der Melancholie.
wirkt es gleichzeitig vortheilhaft auf organischeLm
und Eingeweide- Fehler (Tuberc). Letztere bq
den zumeist das Wesen der Hypochondrie. Esb
wenigstens einiger Wochen, um eine Wirkung <
Mittel zu sehen , welche jedoch selten über 1
auf sich warten lässt. Sobald die Krankheit ve
ist, seit 12 — 15 Mon. besteht, die Zufalle sich
sam verschlimmert haben , sind die fragl. Mittel
traindicirt. Wenn jedoch die krankhaften (
Phänomene ziemlich stationär bleiben und sich
Zeit zu Zeit lichte Augenblicke zeigen, so bescbl
das Brom -Jodkalium die Rückkehr der Geaund
Man muss dasselbe dann 2 — 3 Mon. lang anwei
dasselbe jedoch aufgeben, wenn sich nach 6 Wo
keine merkbare Besserung zeigt Es ist daher
züglich die Periode der Abnahme der KrankheU
der Convalescenz, in welcher man durch dieses
günstige Resultate erzielt. Die bisherigen 1
rungen des Vfs. zeigen bessere Erfolge bei den Fri
als bei den Männern, was derselbe dem Eioi
dieses Mittels auf Beförderung der Menstruation,
deren Rückkehr man keine Genesung als sicher
sehen kann [?] , zuschreibt. Vf. Iheilt 8 KranM
geschichten mit, wo nach dem Gebrauche d»««
Mittels in 6 Fällen Genesung, in 2 Fällen Besseru
eintrat; wir theilen die 3. kurz mit.
M. B. , 25 J. alt, von lymphatisch-nerTÖsemTemP«
ment , ward am 9. Aug. 1851 in das Asyl von W'o" '
genommen. Ihre Mutter leidet an Migräne, ihre Gro«'"
und eine ihre Schwestern sind an Tuberc. pulm. g^''
VII. Psychiatrik.
83
tu. stammt aus einer Familie wohlhabender Landleute. In
ihrer Kindheit hat aie Convulsioneo, eine schwere Brustaffectioa,
lud ein — wahrscheinlich scrophulöses — Geschwur in der
Gefead des Unterleihes gehabt. Die Menstruation trat im
IS. J. ein and war nie regelmässig. Vor 6 i verfiel Pat. aus
iüebcskammer in Traurigkeit , welche immer zunahm und vor
H Mon. so heftig wurde , dass sie in eine Anstalt gebracht
Verden musste. Sie lief einsam umher, ass nicht, schlief
fikht, delirirte. Man verordnete einige Bäder and einen mas-
sigen Aderlass. Bei dem Eintritte in die Anstalt zeigte sie
sieh maniakalisch aufgeregt. — Ein laues Bad von tf Std.
wä kalten Begiessungen ; 2 Flaschen Brechweiosleinlimonade.
— D'le physikalische Untersuchung zeigt eine Dämpfung unter
der linken Clavicula. Hartnäckige Verstopfung , grosse Ha-
gerkeit. Seit 2 Mon. Amenorrhoe. Schlaflosigkeit. Die Kr.
hört 4ie Stimme ihres Geliebten und antwortet ihm. Ihre
Ideen sind confus. 12. Jug, Sitzbäder von 26« C., ab-
wechselnd mit langen lauen Bädern (2 — 5 Std.) täglich. Pulv.
digit. 0,25 Grmm. täglich. 4. Sept. Der Zustand bat sich
gebessert, die Aufregung ist fast gänzlich verschwunden, der
ScUaf ist besser. Die Hailncinationen bestehen fort. Die
körperliche Gesundheit ist hessen Die Kr. fängt an zu ar*
heitea. Vom 4. Sept. an die Jod-Brom-Pilien. Die Men-
stniatioo zeigt sich schwach zwischen 9. — 10. Sept. 16. Sept.
Zoneboiende Besserung. Nur Abends zeitweilige Aufregung.
Eitiige Bider von 2 bis 3 Std. ; Jod -Bromkalium. 24. Sept.
Leichte Aufregung durch den Besuch zweier Freundinnen.
Einige Aloepillen, worauf Durchfall eintritt. 6. Oct. Massiger
DDrcbfall besteht fort. ii. Vct, Während 3 Tage Aloepillen
nndam 13. Oct. Blutegel an den After. 17. Oct. Die Men-
imation erschien den Itt. — 16. Ein Senffnssbad bewirkt
\ men oeueo Nachflass vom 16. — 17. 19. Oct. Beträchtliche
Bfsscrung des Gemiithszustandes. Vf. gestattete der Pat. mit
jkier Mutter nach Hause zu reisen. 1. März 1852. Die
imernng ist beständig geblieben, Schlaf und körperliches
IMlsein lassen wenig zu wünschen. Pat. spricht jedoch
Mck immer von ihrem Geliebten, nur mit weniger Bedauern[!],
#t Menstruation ist regelmässiger.
Vf. hat in TorliegendeiB Falle die Dosis des Broin-
starker gegeben, als die des Jodkalium, da
erstere die Eigenschaft hat , die Aufregung der
fienitalorgane herabzusetzen. Vf. rechnet den er-
dhllen Fall unter die Genesungen [?]. In der 4.
Krankengeschichte wird erwähnt, dass der Kr. nach
4dtag. Gebranch der Jod-ßrom-SoIution um 19 Pfd.
(Livres) zugenommen habe» in der 6. Geschichte wird
äse Zunahme von 6 Rilogrmm. in weniger als 2 Mon.
mahlt [I]. Bei Ghlorotischen wendet Vf. das Jod-
firom-Eisen an. (S e i f e r t.)
628. Aentlicher Bericht ans der Kreis-Irren-
lUUdt Inee; von Dr. f. W. Hagen. (Damer,
Ztsehr. X. 1.)
Die Anstalt Irsee, V/^ Std. Ton Kaufbeuren gelegen,
ward am 1. Sept. 1849 eröffnet und es wurden bis Ende Sept.
1852 263 Irre (143 M., 120 Fr.) darin behandelt. Als ge*
niscbte Heil- u. Pflegeanstalt empfing dieselbe nicht weniger
als 109 Kr., deren Wahnsinn schon über 4 J. bestand. Von
4eol60zuin Heilzweck Aufgenommenen wurden entlassen: ge-
oe<en 46, gebessert 25, nngeheilt 10 , gingen in Pflege Aber
Ift, starben 20. Von den 102 Pfleglingen wurden ungeheilt
cnüasseo 20, starben 21. Die Anstalt bat Raum fQr etwa
140 Kr., der mittlere Bestand ist 120.
Vorliegender Bericht umfasst die ätiologischen
and therapeutischen Forschungen des Vfs. Seine
Beobachtungen, welche mit grosser Umsicht u. sorg-
Mtiger Kritik aller Haupt- und Nebenumstände an-
gestellt sind, ergeben in Betreff der ^etiologie, dass
die Zahl der Männer die der Frauen (143 N., 120 Fr.)
Obersteigt; die häa6gsten Erkrankungen finden sich
im Alter von 26 — 30 J. (190/o), die nUchst häu-
figsten zwischen 21—25 J. und 36— 40J. (15%),
und zwischen 31 — 35 J. (13%). — Stadt- und
Marktbewohner waren 129, Landbewohner 134.
Nichtsdestoweniger überwiegt die Bevölkerung des
Landes die der Städte um ein Vielfaches, und wir
sind nicht zu der Vermuthung berechtigt, dass die
Landbewohner weniger vom Wahnsinn befallen wer-
den, als die Stadtbewohner. Die Städter pflegen nur
ihre Kr. schneller der Anstalt zu Obergeben , da bei
ihnen weniger Vorurtheile gegen dieselbe herrschen,
da sie häufiger die Mittel besitzen, die Kosten zu be-
streiten oder die Öffentlichen Wohlthätigkeitsanstaiten
letztere Obernehmen. — Das Verhältniss der Con~
fessionen Wir : 199 Katholiken , 54 Protestanten u.
10 Israeliten. Das Verhältniss der Berufsarten ent-
sprach dem zwischen Stadt- und Landbewohnern, u.
es lässt sich hieraus, so wie aus dem Verhältnisse
der Gonfessionen so lange kein bestimmtes Gesetz fOr
die Aetiologie des Irrseins herleiten , als nicht diese
Verhall nisse fOr die Gesammtbevölkerung durch ge-
naue Statistik eruirt sind. Dasselbe gilt für die ehe-
lichen Verhältnisse u. für die Frage der Erblichkeit.
Unter den Aufgenommenen waren unverheirathet 177
(96 M. , 81 Fr.), verheirathet 78, verwitlwet und
geschieden 8. Erbliche Anlage , oder wie Vf. sagt,
Familiendisposition , war nachweisbar bei 47 ; ohne
Angaben waren 69. Erblichkeit im eigentlichen
Sinne, d. h. wo Vater oder Mutter geisteskrank
waren , war nur bei 25 vorhanden ; in 1 1 Fallen
waren blos Geschwister, in 2 Fällen Geschwister u.
älterl. Verwandte u. in 9 Fällen nur älterliche Ver-
wandte geistesgestört. Ausserdem fanden sich noch
in 30 Fällen bei Aeltern od. Verwandten aussergewöhn-
liche psychische Beschaffenheit, Hang zur Liederlich-
keit, Trunk, Selbstmord, Wunderlichkeiten; ferner
allerlei Nervenkrankheiten als Hysterie, Hypochondrie,
Epilepsie u. s. w. Um die Bedeutung der Erblichkeit
fOr die Aetiologie des Irrseins darzuthun, bedient sich
Vf. einer einfachen Gleichung. Er nimmt an , dass
auf 1000 Menschen 1 Irrer kommt. Wären nun die
Kinder der Irren den Geisteskrankheiten in gleichem
Verhältniss ausgesetzt, wie die Kinder der Gesunden,
so müssen die Tabellen der Anstalten Ober das Ver-
hältniss der von Irren abstammenden Irren zu den von
Geistesgesunden abstammenden auch dieselbe Pro-
portion liefern , nämlich 1 : 999. Dagegen ist das
Verhältniss 134 p. M. Aufgenommene also 134:866.
Es ist daher die Behauptung gerechtfertigt , dass die
Wahrscheinlichkeit, irre zu werden, bei erblicher
Anlage viel grosser ist, als wo diese nicht vorhanden
ist. Dagegen geben die Fälle mit erblicher Dispo-
sition meist eine gute Prognose. Von den genannten
47 genasen 14, besserten sich 7, starben 5 u. ver-
blieben 21 , von denen nur 8 als Pfleglinge zu be-
trachten sind. — In Betreff des Einflusses der
Jahreszeiten ist Vf. nun zu der Annahme gelangt,
dass die meisten Erkrankungen in die Wintermonate
84
Vllk Piydiktcil,
fatUtt. Bersdibe nacht mit Reckt au( dieTrugschlOsse
aufmerkMid , au welchen die blose BerUekaiehUgung
der Binlieferungazeit ffir den Begi&n der KrankheU
fahrte. Hionebtlich der Gekegenhieitsi^rsaeheii ^ von
ihm aU Bjlhere Ursachen bezeichnel, hehl Vf. hervor,
dass hierbei sich der Man|;el einer guten Suiiatik faet
nach fühlbarer macht, ak bei den pradiaponirenden
Momenten. Di« Tabelle» sind meist, beaottders bei
den Franzosen, zu oberfiUchlieh audamaiengestellL,.
man hat die Eioaelfialle nicht »orgAiUig unierauehl.
Vf. ateUt als die Bedingung einer guten Statistik avi,
dass in dieselbe nur ahgelanfene PälLe aufgenommen
werdien, weshalb derselbe niüF die Genesenen u« die
GeMorhenen berücksichtigt. Unklare Falle mas4»en
besenders aufgeftthrt «rerd«n. Unter den 90 abge-*
laufenen FaUen waren 21, bei denen sich keine siicb-
ballige Ursache anffinden liese. Ee bleiben daher nur
69 Falte, welche dem Vf. zur Grundlage dienen.
Nnr in wenigen dieser Falle war ea möglich, die
Krankheil auf eine bestimmte Ursache zurttekzufuhren,
meist wirkten mehrere schadliehe Momente zugteieh
ein, und so bleibt es immer mehr weniger der Sub-
jectiviiat des Einzelnen überlassen, sich für diese od.
jene Ursache zu entscheiden. Vf. behalt die Ein-
theilung der Ursachen in psychische und physische
bei. Unter den fsyckisehen werden hervorgehoben :
1) die verkehrte Erziehung, welche den Charakter
nicht frühzeitig gegen die Stürme des Lebens abhärtet;
ferner die Neigung zur Phantasieschwelgerei, welcher
eine besondere Bedeutung für die Pathogenie des
Grtfssenwahns zngetheilt wird, da sich derselbe in
vielen Füllen aus dem relativ gesunden gewöhnlichen
Zustande entwickelt (Schwelgen in einem erträumten
Glücksgenuss); 2) die übermässige geistige Anstren*
gang, welche nur einmal als plausibel erschien; 3)
eine relative geistige Insufflcienz, die grosse geistige
Arbeiten vergebens zu bewältigen strebt und im Be-
wusslsein ihrer Unaulanglichkeit zu Schwermuth führt
(in den 2 Fallen , wo dieselbe angenommen ward,
waren gleichseitig beim 1. Syphilis, Jodkur u. Hoden-
alrophie vorhergegangen, beim 2« auagebreitete Lun-
gentuberkulose vorhanden); 4) deprimirende AlTecte,
der wichtigste Factor des Irrseins» welcher in 30
Fallen mit Bestimmtheit conslaliri wurde» wobei
jedoch in den meisten derselben noch andere Ur-
sachen mitwirkten ; 5) ehelicher Zwist, welcher tbeil*
weise in 4 Fallen als Ursache zu betrachten war;
6) die Leidenschaften, Völlerei, Spiel, Verschwen«
düng, welche jedoch nicht als Ursachen speciell aufzu-
führen sind, in sofern sie nur durch die gesetzten Affecte
wirken; 7) Religiosität, die bei 6 Fallen mitgewirkt
hatte; 8) die Liebe, die als Unglück in der Liebe
5i»al von Einfluss gewesen war, obwohl auch hier
die Bestimmung ziemlich zweifelhaft blieb. Als phy*
suche Ursachen wirkten: i) geschlechtliche Absti-
nenz und Excesse im Beischlaf, weldie sich beide
nicht mit Sicherheit conslaiiren iiesseo ; 2) Onanie,
die es oft in Zweifel li$ess , ob sie eine Ursache oder
ein Symptom der Krenkheit darstellte; 3) die unier-^
drttckle Menstruation, deren fttiologiscke Bedevtuog
zicmlieh pmblbmatiscb blieb ; 4) dfe Sichwaiigerediaili,
in deren Verlauf die Krankheit 2mal auftrat ; 5) das
Wochenbett, welches in 5 Fällen — in 3 derselben
war noch ein anderweiiige& Moment nachweisbar —
die Usaache der SeelenstOning ward; 6) die Puber^ :
tatszeit, in welche dfe Entstehung der Krankheit bei
4 Pat. , die schon wiederholt gestört gewesen , Sei.
Die Ii£rankheäen des Gehirns nimmt Vf. nicht in die
Aeiiolsag^ftauf, in sofern es meist uttentsehtedeftkleiU, i
oh diesell^n das bedingendie od. das bedingte Romeat a
darstellen. Herzabnjormitäten fanden sich Sioal,
unter ihnen ein spjHer eatataAdener Abeceas in der
Bempitae. In 2 Fallen war zugleich Gxopfathalmos
und Struma vorhanden. Lungentuberkulose fend
sich limaf, und es ist dieselbe eine bei Irren blu-
figere AlCection, als bei Ceistesgesunden , da die
Sterblichkeit der erstem ziemlich 4mal grösser ist,
als die letzterer. Mit Ausnahme eines einzigen Falles,
liess sich in keinem dieser Falle mit Bestimmtheil
nachweisen, dass sich die Tuberkulose erst nach der
Psychose entwickelt habe. Ein ursächliches Ver-
htftlniss von Leberkrankkeiten zur Psychose liess sich
nicht auffinden. Lageverändermg des Colon (2m9\)
war ebenso nicht in ur&achliche Beziehung zum
Irrsein zu bringen, wogegen dem VC die Hernien
von grösserer Bedeutung erscheinen. Die häufig mit
Unrecht beschuldigten Hämorrhoiden zeigten sich
nur in 5 Fallen ätiologisch wichtig , wobei jedoch za
bemerken ist, dass der Hamorrhoidalfluss in allea
diesen zur Zeit der Seelenstörung nicht mehr bestand.
Abnormitäten der uropoe'tischen Organe kamen 3mal
vor, 1 mal Hypertrophie der Prostata, Imal Brigbt'-
sche Krankheit, Imal Fehlen der linken Niere, wah-
rend die rechte fast das Doppelte der normalen Grösse ^
hatte. Die Angaben tiber vorausgegangene typhöse o.
intermüttrende Fieber waren nicht hinlänglich genau,
um einen Schluss für die Aetiologie zu rechtfertigen.
Nervenkrankheiten wurden wenig als Ursache beoh*
achtet , grosse Blutverluste niemals. AnSme war
öfters deutlich als Ursache erkennbar, besonders bei
der niedern Klasse, die bei grosser Anstrengung spar**
same Kost gehabt hatte. Kopfverletzung war Imal
der Seelenslörung vorhergegangen , Syphilis , neben
andern Momenten, gleichfalls Imal. Hautausschläge
waren nie mit Sicherheit als Ursache nachzuweisen,
unterdrückte Fussschweisse kamen 2m al vor, Es^
cesse in baccho waren nur in 3 Fallen als bestimmte
Ursache anzunehmen , Excesse im Tabakrauchen
halt Vf. besonders für die Aetiologie der allg. Parese
wichtig.
In Betreff der Therapie sagt Vf. : Wie so viele
andere Krankheiten , so heilen auch die psychischen
vielfach von selbst. Von Zwangsmitteln werden ^
Jacke und zeitweilig der Zwangsstuhl angewendet,
die Durchschnittszahl der im Camisol Befindlichen ist
unter 120 Kr. immer 2 — 3. Ueberhaupt wird ein
massiger Restraint empfohlen. Isolirung in den Zellea
wird nur auf Stunden angewendet. Der Aderjasa
ward nur Imal bei einer inlercnrrirenden Gocardiiia
gemacht, lacale Blutentziehungeo leigteasichnutslo«»
Vin. U^ßiM. m AUgomeinen.
88
IMT wirhAe»ibfiAnQil|e) gegen di^Bir^MsongesUoQem
PMiInv Salina. Dm AiUlheidsw^^aur btieb olina
Irfeiiiclicn ErfoJg. BreebweiBjiteio iiqd Auten-t
llhs $«lbe «cbanejL keine« eiit$cbAe4enen N^Uen,
b ts$ipt, Zink seliieo einige Mate dee An'uH bei
■MiseUer Tobsuobi, hiDAHsm^chi^ben , ^bne^ ilm im
M- Unter den n»rliot. Mtlteln, arhenkt Vf. nur
|r Dipiialis und dem Qpium ii<M;h GUuben. Von
Ire» «eil ev aticb nur einm»! bei einem RlenUens
liedenep Nulxen. habere Mo^en verursaehien
Sriirfcbe« eider Purehfall, Arnica blieb ohnn
fiieen erwiee wh b^i Ananiiicben ven
LaecHi Naizen, CbiAin wirkte vqribeilkaft in 2 P^len
Ivniiiiireiider ScbwerronÜK In neuerer Zeit hat,
den 4chfimrz€in Haffee i« Nixturferin [als Coffein?)
De^eMioBsformen versuohL Die Erfolge find
Roi^enid, aber noch nieht hinreicbe^il bestimmt»
eio entacbeidciiidee Urtbeil iu geala(|eii. Kampher
\ sieb nie bewahrt [Ref. verminst seine Anwendung
im sexnel^ Aufregung]. Heber iodkalium fehlen
teil crsebnpfepde Erfahrungen. Viel Nutzen leistete
Leberibrao, besondere bei vorhandener Tuberkulose
id in der Convales4;en«« (Seifert.)
629. Ueber Ine^aosUlten in den Nieder-
len*, ^on Dr. Bergrath. (Ibid.J
Tt fiebt eine ZusanuqenslQlIung der einzelnen Aastalts-
berichte ton Holland , ans denso in AHgameiDen hervosgebt,
dass das dasige Irrenwesen nooh vieler Verbesserungen bedarf.
Es ist eine erfreuliche Erscheinung , dass man in SiidhoIIand
durch die Anweisung der ndthigen Gelder 9ur fiirricbtung von
Irrenanstalten zu Gravenhage, Rotterdam, DiordreckI vM
Delft, den ersten Schritt za einer Reform bereits gethsn hat.
Dl^ Anstalt HBer^en Berg hei Haarlein, unter deei Hwnector
Everts, fasst 300 Kr., wäbren(| der Redarf der PfOTinz
Nordholland Platz für wenigstens 400 Kr. fordert. Man bat
bisher nur Erozetoe» verbessert , so die Heizung , welche für
die Zellen and die Abthnilung der uomhigen Kr. mit wanneo
L,ufld(en ges^hiehl und die R^Jenc^iung, z^ deren ^week ^ipe
Gasfahrik errichtet wurde. Im J. JiR{(0 wyrden 337 Kr. 4a^
selbst verpflegt ; davuti wurden entlassen geheilt 26, gebessert
9, ungehellt 5, sfarbeo 38. In den ersten 3 Mon. d. J.
berrachtf io der Anstalt ein tpidemiscfata Fieber [?} nk Ery*
sipalas faciei , an walcbem 2 Freuen starben , Jtn Man« Noi«
und Dec. wurde der erste Versuch geqiacl^i, 4as Non-restraii\t
einzufuhren. Nach dem jöpgsten Reschlosse des Prov. Land-
tages soll die Anstalt bis zu einem Raum ffir 500 Kr. erweitert
werden. -^ (Me Provinzial-Anstalt zu Züiphmi enthttU am
1. Jan. 185t 194 Kr. (100 V., 84 Fr.]. V(>rstand On E^a*
maer. — Mit dem Umbaue der Irrenanstalt zu Del/t haV
man im April 1851 begonnen. — Die städtische Irrenanstalt
zu Rotterdam nahm während das i« 1851 38 Kr. auf. Die
Anstalt liegt höchst ungünstig , und esi ist der Plan fär einen
Neubau entworfen. — Im J. 1849 litten in dep holländischen
Anstalten 88 Kr. an der Cholera. Sie blieb auf den Verlauf
des Irrsoins ohne Einfluss. Die Zahl der Pfleglinge in allen
Anstalten betrug am 1. Jan. 1850 1187 (595 M. , 592 Fr.),
am 1. Jan. 1851 1276 (619 N. , 657 Fr.).
(Seifert.)
VUIs Medicin im AUgememens
(30. üeber Grösse nnd Lagebestimmnng
Irvtorgwe, der leher nnd lüz; ^on
•radi. (Arcb. f, wiss^nsph. Heilk. I. 1. t853.)
Was lunaehst die physikalischen Untersuchungen
Allgemeine betrifit, so kommt es darauf an» das
naterfuehende Individuum stets dieselbe Stellung
len an lassen« Bei UnlerKUcbungen ftusser-
des Bettes ist die gerade, aufrechte Stellung,
an dem Rumpf anliegenden Armen , vorzuziehen ;
tt Cntennebungen im Bett ist fttr die VorderflXche
gerade ftttekenlage, fttr die hintere Fliiehe die
iMade Stellung am zweekmVssjgsten- Stets mnas
derselben Tageszeit, in gleicher Entfernung von
f Zeit der letzten Mahlzeit untersucht, u. dab^i noch
etwa kurz zavor genösse Getränke Rücksicht ge*
werden.
Bei Untersuchung des Thorax wird zynilchst diQ
lere Inspeclion vorgenommen ; sodann die Qe-
mnng der einzelnen Brustdurchmesser , von de-
Vf. im Ganzen 5 annimmt , 3 quere und 2 ge-
I (von vom nach hinten). Zu ihrer Ermittelung
dient er sich eines eigenen Messinslruments. Dieses
Stahl ans einen in Ceniimeter getiieilten Balken mit
lisracbiebbarep Armen und einem in seiner Mitte
iNiiehen Dorn. -Der letatere wird bei Bestimmung
queren Dorchm. in der Medianlinie des Thorax
kesetzt, die beiden Arme dagegen an den Seiten
des Körpers gleich hoch und fest angelegt. Die ge-^
raden Pnrpbmesser werclen einfach durch Anlegen der
beiden Arme des Instruments ermittelt. Der 1. quere
Durchmesser Vfi. lauft von einer Achselgrube ztir an-
dern ; der 2. liegt in der Höhe der 9., der 3. in der
Hohe der 11. Rippe. Die geraden Durchmesser wer-
den bei fest anliegenden Armen gemessen ; der erste
erstreckt sich von der Verbindungsstelle des Manu-
brium und Corpus sterni zu den Processus spinös,
des 3. und 4. Brustwirbels ; der 2. von der Basis
des Processus xiphoid. bis zu dem in der Höhe
des untern Winkels der Scapula liegenden Pro-
ceasus spin,
Für die Bestimmung der Gröasenrerbaltnisse d«r
innern Organß wühH Vf, ausser den Bippen und den
IntercosUlräuman folgende 4 Linien zum Anhaltjiiogfrr
punkt«: 1) Linea mediana > von der Mitte der Inci-*
snra manubr. sterni bis zuj* Spitze des Proceasua
xipboid. und von da bis zur Symphysis ose. pub.
(nach Vfs. Beobachtung bildet die Medianlinie des
Sterpum atets mit der Medianlinie des Unierleiben
einen Winkel); 2) Linea mammalis« von der Ver-
einigung des mittler« und innern Dritltbeils der
Clavieula durch die Papilla mammalis nach ab-
wärts laufend; 3) Linea axillaris, welche vom
der Mitte der Achsel aus bis zur Spitze der 11.
Bippeherabläufi; und 4) Linea eristodorsalis, die man
sieh von dar Mittn der Spina scapulae parallel mit
86
VIII. Medicin im Allgemeinen.
dem ionern Rande der Scapnla nach abwärts gezogen
denkt.
In Betreff der Untersuchung der einzelnen Organe
ist nach Vf. Folgendes zu bertlcksichtigen.
1) Grossenbestimmung der rechten Lunge.
Hier kommt es hauptsächlich darauf an , die Abgren-
zung gegen die Leber zu bestimmen , wobei der ge-
dtfmpfte und der matte oder Jeere Leberton zu unter*
scheiden ist. Der erstere erstreckt sich bei gesunden
20 — 30jahr. Individuen durchschnittlich in einer
Breite von 3 Ctmtr. Über den matten Leberton hin.
Man Blösst auf denselben in der Regel in der Linea
mammalis am 5., in der Lin. axitl. am 7,, in HerLin.
cristodors. am 9. Intercostalraum. Rei kralligen
Inspirationen tritt der untere Lungenrand um 1^/^ —
2 Ctmtr. weiter herab, bei energischen Exspirationen
um 1 — 2 Ctmtr. weiter hinauf als beim ruhigen
Athmen.
2) Grossenbestimmung der linken Lunge. Sie
ist schwieriger als die der rechten Lunge , da durch
Ausdehnung des Magens und Colons, durch den linken
Leberlappen und die Milz die Grenzen der einzelnen
Organe oft sehr verdeckt sind. In der Regel stOsst
man in der Gegend des 4. Intercostalraums auf die
Dampfung des Herzens, u. kann bei leiser Percussion
leicht den schräg nach links, aussen und unten bis
zur 6. Rippe verlaufenden, das Herz bedeckenden,
innern Lungenrand nachweisen. In der Lin. axjll.
stösst der untere Lungenrand gewöhnlich an der
8. Rippe oder 8. Intercostalraum an die obere Grenze
der meist bis an die Spitze der 11. Rippe ragenden
Milz; in der Lin. cristadors. findet sich in der Gegend
des 10. Intercostalraums constant MilzdSmpfung.
3) Bestimmwtg der innern Lungenränder und
des Herzens, Die Restimmung des innern Randes
der linken Lunge wurde schon angegeben. Der rechte
erstreckt sich gewöhnlich genau längs des linken Sler-
nalrandes herab, und zwar im Durchschnitt vom
4. Intercostalraum an; geht unten quer durch die
Vereinigung des Processus xiphoid. mit dem Corpus
sterni nach rechts , bis er auf den oben bezeichneten
rechten, untern Lungenrand stOsst.
In Betreff der Percussion des Herzens , ist Herz-
dampfung und Herzleerheit zu unterscheiden. Man
findet die Grenzen der HerzdHmpfung nach Vf. am
besten, wenn man in folgenden Richtungen von
aussen her gegen das Herz zu percutirt; 1) rechts
parallel mit dem obern Leberrande von aussen nach
innen gegen das Slernum hin ; 2) in der Höhe des
3. rechten Intercostalraums von der Lin. mammal.
dextr. aus nach innen und unten ; 3) ebenso links
von der Lin. mammal. aus nach innen und unten , u.
endlich 4) parallel mit dem 5. linken Intercostal-
räume von aussen nach innen. Bei der so ange-
stellten Untersuchung findet man in der Regel die
llerzdampfung unten rechts üher den rechten Sler-
nalrand nach aussen ragend; oben rechts am rechten
Sternalrand oder auch etwas nach innen von ihm;
oben links in der Gegend des 4. Intercostalraums ; unten
links im 5. Intercostalraume etwas nach aussen vom
Herzstoss. Die oberste Spitze der Herzdampfung findet
sich in der Regel in der Höhe des 3. Intercostalraums am
linken Sternalrande. Verbindet man diese 5 Punkte
durch Linien, so stellen dieselben einen abgestumpften
Kegel dar, dessen rechte kflrzere Seite convex nach
aussen gebogen ist und , sich mit dem rechten Ster-
nalrande kreuzend , von oben und links nach unten
und rechts verlauft; dessen linke Seite, an Grösse
die mittlere, ebenfalls ihre Convexitat nach oben
kehrt, und von oben und rechts nach unten u. links
verlauft , die 4. und 5. Rippe kreuzend und sieh in
der Regel innerhalb der Brustwarze hinziehend; dessen
untere und grösste Seite endlich quer durch die Basis
des Proc. xiphoid. lauft und rechts höher hinaufragt,
als links. Innerhalb dieser kegelförmigen Figur be-
findet sich nun eine kleinere die Herzleerheil um*
schliessende, deren 2 seitliche Rander durch die oben
bezeichneten innern Lungenrander gebildet werdeo
und deren Basis einer Linie entspricht , die man aus
dem Winkel, der durch die obere Lebergrenze u. die
rechte Seite der Herzdampfung gebildet wird , nach
links an die untere Grenze des llerzstosses ziehL Die
obere Spitze der Herzleerheit liegt in der Regel an
dem 4. Intercostalraum, die rechte Spitze in der Ge-
gend des Proc. xiphoid. , die linke im 5. Intercostal-
raume, etwas innerhalb der Lin. mammalis. — Die
Basen der Herzdämpfung und Herzleerheit fallen in
eine Linie zusammen.
Vf. untersuchte 50 18 — 25jahr. sogen, gesunde
Manner. Er theilte dieselben in 2 Reiben. Die
1. derselben betraf 25 Individuen, welche eine Kör-
perlange von 158 — 170 Clmlr. hatten; die 2. 25,
deren Grösse zwischen 170 u. 190 Ctmtr. schwankte.
Er gelangte zu folgenden Resultaten.
A. Brustdurchmesser. 1) Die einzelnen Durch-
messer nehmen durchaus nicht parallel mit der Kör-
perlange zu oder ab.
2) Die Querdurchmesser nehmen von oben nach
unten an Lange zu.
3) Die geraden Durchmesser nehmen gleichfalls
von oben nach unten an Lange zu.
4) Die rechte Drusthalfte ist constant weiter, als
die linke.
R. Lungenränder. 1) In den kleinem sowohli
als den grössern Individuen liegt die Trennungsslelle
der innern Lungenrander meist in der Höhe des 4. od.
5. linken Rippenknorpels.
2) »In der Linea mammalis bildet die 6. , i« ^^
Lin. axill. die 8. Rippe die Grenze für den untero
Rand sowohl der rechten, als linken Lunge.
C. Herz. 1) Das Herz ist bei den Individuc«
der 2. Reihe im Allgemeinen grösser, als bei dcneö
der 1., obgleich im Verhallniss zu den aufsteigende«
Körperlangen dieGrössenzunahmen des Herzvolumen'
nur unbedeutende sind.
VIIL Medicin im Attgemeinen.
«r
2) Die fiendimpfungsspitieii finden sich in beiden
leiben an ganz gleichen Stellen; die KOrperlange hat
also nicht den geringsten Eiofluss auf eine höhere,
liefere oder seillichere Lagerung des Herzens.
3) Die , wenn auch nur wenig grossere Lange
der untern Grenzlinie der Herzdampfung in der 2.
Reihe, Isisst auf ein grösseres Herzvolumen bei gros-
sem Individuen schliessen. Ein Unterschied von
12 Ctmtr. in der Körperlünge scheint jedoch auf das
Volumen des Herzens nicht zu influiren ; die Unter-
schiede sind wenigstens durch die Percussion nicht
nachweisbar.
4) Die Grösse des Raumes der Herzleerheit ist
den bedeutendsten Verschiedenheiten unterworfen,
was durch die grosse Verschiedenheit des Verlaufes
der innein Lungenrander bedingt ist. — Aus einer
kleinem oder grössern Herzleerheit darf nicht auf ein
kieioeres oder grösseres Herz geschlossen wenden.
Zu bemerken ist , dass das Herz grosser Individuen
weniger von den Lungen bedeckt ist, als das der
kleinero; dervonclen innern LuogenrSindern gebildete
VVjokei ist bei den erstem stumpfer, als bei den
letztern.
5) Der Herzstoss liegt in der bei Weitem gros-
sen Mehrzahl im 4. Intercoslalraume. — Bei
grossem Individuen entfernt er sich aber um Yj^^d'^i'*
weiter nach links von der Medianlinie , als bei
Ueineren.
D. Leber, 1) Der obere Leberrand liegt in der
Regel in der Linea axill. an der 7. Rippe oder im
7. hitercoslalraume ; in der Lin. mammal. an der 5.
Rippe oder im 5 Intercostalranme.
2) Der untere Leberrand ragt bei verschiedenen
Individuen sehr bedeutend verschieden weit herab;
in der Lin. axill. lag der tiefste Punkt 4 Ctmtr. , in
der Lin. mamm. 7 Ctmtr. unter dem Are. costalis. —
Ein Hervorragen des untern Randes um 5 Ctmtr. unter
dem Are. costalis in der letzten Linie darf nicht als
kbnormitai betrachtet werden.
3) Die Länge der Durchmesser darf nicht nach
der Zahl der zwischen ihnen liegenden Rippen beur-
iheilt werden, indem die Breite der Rippen u. Inter-
costalrSume nicht nur bei verschiedenen Individuen,
soodern auch bei einem und demselben wechselt.
4) Die Dämpfung des linken Randes des linken
Leberiappens verläuft meist schräg von unten, innen*
Qnd rechts nach oben, aussen und links und fällt un-
gefiihr mit einer Linie zusammen , die vom Nabel zur
liaken Spitze der Herzdämpfung gezogen wird. —
Die hnke obere Spitze dieses Lappens fällt gewöhnlich
■it der linken Spitze der Herzdämpfung zusammen.
5) Ein directes Verhältniss zwischen Körper-
dimeosion und Grössenverhältniss der Leber findet
licht Statt. — Die Durchmesser in der Linea axill.
nd mammaL nehmen zwar bei grössern Individuen
n; der Durchmesser in der Lin. mediana ist aber
k grössern Individuen kleiner.
6) Der untere Rand der Lunge ttberragt die Leber
bei grossem Individuen mehr, als bei kleinem, na-
mentlich in der Lin. mammal. ; es steigt somit di&
Grösse der Lungen-LeberUberragung mit den Übrigen
Grössen Verhältnissen des Körpers.
E. Milz, 1) Die vordere Spitze der Milz reicht
in der Regel bis zurLinea costoarticularis (eine Linie,
die man sich von der Spitze der 11. Rippe zur Ar-
ticulatio sternoclavicularis gezogen denkt); doch
kommen sehr häufige und bedeutende Ausnahmen vor»
so dass ein schon ziemlich bedeutender Milztumor
vorhanden sein kann, ohne dass die Lin. costoarticu-
laris überschritten wird.
2) In der Lin. axill. fällt die oben nachweisbare
Dämpfung meist mit dem 8. Intercostalraum oder der
9. Rippe, der untere Rand der Milz meist mit dem
10. Intercoslalraume oder der 11. Rippe zusammen.
3) In der Lin. cristodorsalis liegt der obere Milz-
rand gewöhnlich in der Gegend der 9. Rippe.
4) Die Grösse der Milz variirt in kleinern und
grössern Individuen so wenig, dass die Differenz keine
Beachtung verdient. (M i 1 1 i e s.)
631. Die acute Wirknng putrider Stoffe im
Blüte; von A. Stich in Berlin. (Ann. d. Charit^ zu
Berlin 111. 2. 1853.)
Entgegen der von J. Meyer (Virchow's Arch. IV.)
aus seinen Impfversuchen mit dem Blute u. den Aus-
leerungen Cholerakranker geschöpften Ansicht, dass
„die Choleradejectionen in sich einen wirklichen An^
steokungsstoff bergen, welcher, wenn in gehöriger
Quantität vorhanden, wirksam ist", stellt Vf. die Be-
hauptung auf, „die Gegenwart faulender Proletn"
Verbindungen im Blute bringt, wenn ihre Menge
gross genug ist, choleraäknliche Erscheinungen
hervor*', un(l stützt diesen .Satz durch zahlreiche
Experimente an Thieren. Er filtrirte immer die Pro-
teinverbindungen, nachdem sich dieselben spontan
an der Luft zersetzt hatten , unmittelbar vor der In-
jection.
Ad Hunden , denen S. solche Substanzen in die Vene
einspritzte, traten folgende Erscheinungen ein. Bald nach
oder selbst während der Injection brechen dieselben (doch
bricht der Hund auch bei andern geringern Eingriffen leicht),
und fangen an zu zittern ; ihr Gang wird unsicher, taumelnd ;
sie sinken um, erheben sich aber zuweilen wieder; die Vorder-
beine sind von den Hinterbeinen entfernt, die "Bauchmuskeln
zucken , der Athem wird schnell ; das Auge ist matt. Seltner
treten Convulsionen grösserer Muskelpartien, oder eine schwere
Beweglichkeit der Hinterbeine ein. Gewöhnlich erfolgt Koth-
und Urinentleerung. — Nach 5 Min. geben die Tbiere ein
anderes Bild ; sie liegen matt, mit schnellem Athem, kleinem
und schnellem Pulse da, \ersuchen aufzustehen , sinken wie-
der um , oder schleppen sich einige Schritte und kehren auf
das Lager zurück. Die am heftigsten afßcirten Tbiere werden
gleichgültig gegen Alles umher. Die Beine werden kalt, der
Herzschlag hat nur eioen Ton, der Puls schwindet, das Thier
röchelt, der A^hem wird zuletzt lange unterbrochen, seufzend,
und nach 2 — 6 Sld. stirbt das Thier. Bei weniger heftig er-
griffenen Thieren tritt gewöhnlich schon nach einigen Stunden
Durchfall ein, der, wenn er sich häufig wiederholt , immer
dünner wird , oft mit Blut gemischt ist , viele Oarmepithelial-
m
fUt. ^VMkdA im Angemeli«!!.
fetxeb eBtbatt) «emen fatligeki ^Geruch fdrliert, hucb keioe
G«lle SU eothelten scheint'; der Durst vr'iri vermehrt; die
Urioabsünderuag stockt iu den heftigem Fällen ganz , in den
mildern ist sie äusserst spärlich. Man siebt an den Muskeln,
besonders denen des Bauches, einzelne HusleFbilndelpakete
zucken, der Puls wird klein, oft nioht mehr fOhlbar, die
Mattigkeit der Thiere nimmt zu, und sie sterben. — Im Gan-
ten drholten sich 2 Dritttheile der Hunde , u. zwar sehir bald,
wenn sie dteerstei 6 Std. giftcklich überstanden; bei tndern
bhebea einige Tage laig Durchfälle zurück. Aber bei alWn
Thieren, mögen dieselben genesen oder sterben, wird die
(unten zu beschreibende) AflTection der Darmschleimhaut con-
stant hütrorg^Tüietk , tind sefbst daän , wetin die Symptome
bam labenden Hunde nichts dalvon ferriethen. ferner gtonasen
vi«le Thiere, obne dass eine nachweisbare Auswerfuog des In-
jectionsstoffes, weder durch die Mieren, noch durch den Darm
stattfand. — in dem zu verschiedenen Zeiten der Erkrankung
gelassenen (jrine fand Vf. sehr selten Albumen , «lie Fibrin-
cylinder aus den Uarnkanäichen , fast constant aber Schleim-
epitbelien und junge Zellen.
Etwas anders zeigen sich die Symptome, die nach Bei-
bringung faulender Proteinverbindungen in den Darm oder
Monst durch ResorptiQH stattfinden. Die Erkrankung folgt
meist erst nach 6 — 12 Std. Die Thiere verlieren im Allgem.
ihre Fresslust, sie bekommen Durchfälle, die meist sehr
dunnAussig werden, jedoch gefärbt bleiben; bei andern wird
der Durchfell reiswasseräholich , und dann immer bald mit
Blut gemischt , selten durch die Menge des letztern schwärz-
lieh. Die Urinabsonderung wird spärlich , stockt zuweilen
ganz. Nur wenige derartig inficirle Hunde gingen asphyktisch
zi Grunde , die meisten erholten sich bald ; alle aber trugen
einen Dunndaroikatarfh davon , der sich jedoch im Leben oft
durch gar keine Symptome verrathen hatte.
Hinsichtlich des Seetionsbefundes bemerkt Vf. , dass
zonäebst eine ziemUoh heftige Hyperämie des Düondafe«» (zu-
erst der Zoltea und Lieberkuhn'schea Drdsen) entsiebt , die
vom Pylorus und Cöcura aus gleichzeitig beginnt, und nach
der Mitte des 'Darms geringer wird. Je nach dem Grade der-
selben bemerkt man eine vermehrte Absonderung und 'einen
Dorobiritt dareb die Gefäss Wandungen , der am stärksten in
die Darmliehtung, in geringerem Grade in die Darmwaaduag
Siatt hat ; durch erstere wird die Epithelialbekleidung theil-
weise, oder in ganzen Strecken abgehoben , zuweilen in dem
Maasse, dass man im Darme Bohren findet, die nur aus die-
ser Epithelialscbicbt besteben. Die Exsudation in die Maskel-
scbicbt lahmt die DambeweguDgen, eo dass der Darm afi stark
mit Flüssigkeit erfüllt ist. Durch die heftige Hyperämie ent-
stehen oft Berstungen der Gefässe und Blutungen. Einen
dysenterischen und diphtheritiscben Schleimhantbeleg fand VT.
nie. — GlelchBeilig mit der Hyperämie des Darms strotzen die
Mesenterialgefässe. Bei mildem Process tritt schnell eudh
eine Anschwellung der'MesenterialdrQsen auf, in die nicht
seKen auch Extravasate geschehen. Femer flndet sich Hyper-
ämie des Pankreas, der Milz und Leber, die Gallenabsonde-
rung stockt In den heftigsten Fällen ganz. I^er albuminöse
Ergass, der bald in die Höhle des Periton. stattfindet, tritt in
Folge der (Jeherfflllung des grössten Tbeils seiner GefSsse ein ;
zuweilen kommt es sogar zu einem hämorrbag. Exsudate.
Die Nieren sind blutreich; in mildern Fällen geringer Katarrh, ,
in heftigem Blutungen unter die Serosa und in die Rinden-
snbstanz ; nie fand Vf. Symptome einer Bright'schen Exsuda-
tion. Sehfelde , Uteras u. Ovarien sind bei heftiger Infection
deutlieh hyperämisch; letztere haben ortapoptektischefierde.
Der Pylomstfaeil des Magens u. der Cöcaltheil des Diekdarms
zeigen onr bei heftiger Hyperämie der Unierleibsorganeeineln-
JectioB. Bemerkenswerth ist ferner, dass sich nie eine Con-
traetfon der Zotten vorfand , obgleich die Thiere unmittelbar
nach der Tödtung untersucht wurden, und zu einer Zeit, wo
sich der Darm meist noch peristaltisch bewegte, — dass sich,
■wie bei der Verdauung, das Epithel mit Fett füllt, erst in der
Form der Granulation , dann in Tröpfchenform. Der Darm
ist meist von Roth leer, der Magen enthält häufig Speisereste,
der Proc. vermiformis oft normalen Roth. Gehirn u.'Ruckeo-
«narit , so irie d're firastorgane , ftind ff. steu normal ; irar
beiTkieren, die wlhiieod deaaephftaiacfamiSBStaDdtt^
bcn , zeigte sieb Hy|»eraiaie der Luiij^en and auwcilea i
ricardium. Ueber den Zustand des Blutes machte VC ]
genaueren Beobachtungen.
Erst mit der Ruckbildung des Processes
Peyef-'schen Haufen in bemerkeaaweither Weise
während aie vorher relativ intact waren , die E[
derselben namentlich in der Mitte noch feat aubass.
Nachlass der Hyperämie schwillt das Zwischendi
vom Rande her an , die einzelnen Drriaenfollikel werda
kirter und gleiohteitig Ton RranigefilasfverästlaDgtB n^j
Glekbzeiliggeechiehl, wenn mehr Exaodat in dieO«
düngen gesetzt war, eine Imbibition des Blntrothsisd
webe. Dadurch , dass zuerst die flussigen Tbeile te
dats resorbirt werden, erscheint das Gewebe
schwellt , . aber desto derber und brüchiger. Die
Follikel in den Plaques schwellen zu dieser Zeit i
platzen häufig und geben dem Plaque ein reticuhrtes
der Rand der Dräschen wird, als Folge der vonmsgsgu
Hyperämie, häufig melanotisch gefärbt; ia ssliaeita
triHt diese Färbung auch die Zollen. Bemerkens
dass' ein grosser Haufen Peyer'scher Drüsen zunicl
CüAilkiappe, so wie die ihm nahe liegenden Mesemeiiali
consunt zuerst und am heftigsten erkrankt sind. Ili'
der einzelnen Bläschen der Peyer'scben Drusen
selten Zellen, sondern meist nur deren Rudimeate,
eine körnige Masse; ferner häufig frische Blutkötpfl
conglomei-ate und grössere, oft sich zellig verhaltnll
Pigment veränderte Ueberreste früherer Extravasate«
lilären Follikel des Dünn- wie Dickdarms verfaalleo in|
wie die Bläschen in den Peyer'scben Haufen, dochd
meist grösser. — Mit der Darmfayperämie lässt
Schwellung der Mesenterialdrusen sehr langsan iidj
Pankreas wird blasser, die Milz bleibt derb, aber ihrl
zug runzelt sich ; der Gallenabfluss tritt wieder ein,
selbst wird zuweilen dünnfiassiger. — Die Regeserati«
Epitfaelialscbicht der Dudndarmachleimhaut sehciatieiifl
vor sich zu ^ehen.
Ausser an Hunden ekperimentlite Vf. nook «
nincheriy Hühnern und Tauben. Der patbol.-aMl. Il
war im Ganzen derselbe, die Symptome während dob
erwiesen sich Jedoch wesentlich und so versehiedeti, ^
meint, bei der Frage, ob Orgaaieroen unter demEÜi
eines gemeinschaftlichen Giftes stehen , handle es lick
im Geringsten darum, ob sie bei Lebzeiten unter desi
Symptomen erkrankten.
Die angefahrten Resultate werden bei des g«i
ten Thieren durch Beibringung von meniobLCb«
dejectionen ebensowohl, als durch jeden andern
teinhaltigen , faulenden Stoff hervorgebracht. '
entstehen durch jede andere , in Wasser geschM
menschliche, auch ganz gesunde KothentleeruDgi
wie es gegen iheilig Choleraausleerungen giebli
so arm an faulenden Stoffen sind , dass sie ^
Darmerschetnungen hervorbringen. D»« ^^
gelingen endlich mit jedem aiülern Safte von ChM
kranken sowohl, als von gesunden MensokeatJ
Blut, Muskelsaft, Eiler u. s. w., wenn «wn «ur
Substanzen erst faulen Hess. iUso ist nicht die |
Ura, sondern die FäuUiss die ürsacke der R««"
von N e y e r * 8 Impfversuchen ; Meyers Cli^le^
demnach nur das Endresultat von Anhäufung P" i
Stoffe im Blute. I
Bie putride Infection gelang durch Beibnop
der faulenden Stoffe in den Mastdarm , <*«" ^'^^
das Blut, zuweilen thirch Einspritzw«'« **" rj
nttum, selten durch InjectiOB in das 9mätgefft»f
VIIL Mtdiei» im AlifImeiMif.
«9
BinprtCseii w 4^ Bluse &^t dntdk Resorpiion
n>a der uiiTerletzten Haut aus. — Di« ffeogebesiiri]^
»nBgen der eiBgcbrachtea faulen Stoffe geschahen
ibr 4«reb dd» Geruch und die Pftrbuiig io Salpeter-
»Iure.
Die Beibringung des pulridun Sloffes in das ßlul
litf Tor den ttbrigen turecliaasmaAieren den Vorzug
der Sicbcriieit und prompten Bin Wirkung, in der
Vene, in welche dre Injection gemacht wurde, wird
stets eine Gerinnung gesetzt; letztere ist, wie Vf.
hteriiei fand , in einenr mit putrfden Stoffen gefüllten
Blute eine andere, als im gesunden Blute; das (le-
rinnsel hS«gi lockerer lusarooien. Daher werden
anch TOA «ioeni solchen Tlirom^yos leichter SlOckchen
abgerissen und in die Lungen fortgeführt, in deren
kleinem Geissen sie sich festklemmen. An den
lets^enanolen Stellen der Lungien sah Vf. zuweilen
Meine, Arandige, Öfter ap#p4eklisehe Herde entstehe»,
vm die bemni ba-Id grtJssere, bald kleinere entzündete
Stellen vorbanden waren, ein Befund, welcher zeigt,
dass sieh die Gerinnungen bei verschiedenen Zutitiiu-
den des Notes rerscMeden verhalten. Die Grfif^*«^
verstopfoDg und die consecutive Affection der Lun-
geo ist jedoch keine wesentliche Folge der putriden
kCeclion» sondern theils davon abhängig, dass sieb
aa dem Instrumente, welches in das Getöse eingeftthrt
wird, eine Gerinnung bildet, welche beim Heraus-
I Mbrnen jenes abgeslreJA u. nun im Blute fortgeführt
«ifd, tbcvls rührt sie daher, dass auch gut fiitrirte
faolige Phlssigkerten beim Stehen Partikefchen buchst
verschiedener Natur in aich entstehen lassen , die zu
grsn sind, om kkinere Gelasse au passiren. Und
icr hierann isl es erfclSfrlich , dass Bayle, Vel-
pean. Boyer, S^diflot u. A., die noch dazu
sicfal fiitrirte Stoffe injicirten , als häufigste Wirkung
dar putriden Infectien lobulare Pneumonie, so wie
■elaslaaisehe Abscesser Plevritis «nd Periearditis be-
obachteieD. Bei der Infection durch den Darm sab
Vf. nie Pneumonien' oder metastalische Abscesse ent-
sieben; Affectlonen der Pleuren und des Pericardium
fand er nur bei Thieren/ die aBpbyktisch 8Ui»ben, od.
bei fnjection schlecht oder nicht fiUrirter Sfoffe. In
allen webl angestellten Experimenten dagegen blieb
als einzige imd zwar acute Wirkung der putriden
hfecäem die Affection der Darmeehieimhaut.
Bieraa knüpft Vf. einige praktische Bemerkungen.
Er glaubt , dass die Proteinstofie der Organisoaen im
Körper aUmäUge Zersetzungen erleiden , bis sie ah
Auswurfstoffe abgeführt werden. Die Menge solcher
URsetzter Stoffe wird im Klirper jedesmal vermehrt,
I wenn die EnlSeernng der Auswarfstuffe nicht im
^ SIeichgewicfat nrit der Bildung zersetzter Stoffe steht,
sonders wichtig möchte für eine eventuelle putride
ifection die RttokhaIXung der Extractivstoffe sein,
ein Theü der Darmkran kiieiten beim Menschen
hierin vielleicht seinen Grand (so z. B. der Ty-
nach Gaspard?), so wie diirch die acute
ll«d.ahrbb. Bd. 79 Bit.!
Wirkung d^er p^itHdM Btoffe ein Zustand erzeugt
wird, weicherden Sammerdurdifail^n der Kinder u.
der Cholera sehr ähnelt, ffierbei muss man jeden-
falls eine acute und eine chmnische Vl^irkung der pu-
triden Stoffe «ntersdhefden^ Durch letztere kann
man wenigstens bei dei) Thieren Zustjfnde erzeugen,
welche auch in den Darmveranderungen dem Typhus
sehr ahnlieh sind (worüber das Weitere Vf. in einer
spatern Arbeit mitzutheilen fertpheht).
In jedem Augenblicke des Lebens tragen die thie-
riscben Organismen in ihrem Darme hinreichende
Il0nf[en faulender Stoffe mit sich uu^er , um tausend
ähnliche Organismen zu tOdten^ wenn man jene ver-
theilt und die flüssigen oder lüslidien Siofk dato« in
das Blut bringt. Wenn nun eine Injection faulender
Stoffe in den Magen oder Mastdarm so bedeutende
Eingriffe auf den Organismus hervorbringt^ so ist es
wunderharr, dass vom Mastdärme atis, der doch in
bestandiger Berührung mit faulenden Stoffen ist, ein
Tbier nicht durch den eignen Koth inficirt wird,
warum diese Infection ausbleibt , wenn bei gebindert
ter oder aufgehobener Durchgangigkeit des Darmrobrs
die fauligen Stoffe durch aAtipertstaltiäche Bewegung
in den obern Dünndarm und Magen gebracht werden.
Aus einigen Versuchen» die Vf. zur Aulklarung dieser
rathselhaften Punkte anstellte, fand er, daws die fa«-
ligen loslichen Bestandtheile des Darminhalts vertra-
gen werden, so lange sie durch Resorption vom Darm
aue in das Blui gelangen, dass sie dagegen durch
directe Einbringorng m die Vene fOdtlich wirken.
Hieraus Iblgt aber, da^ bei der Resorption durch
den D^rm Verfinderungen ux diesen Stoffen vorgeiien.
Denn der vom Darme aus resorbirende Apparat iai
nicht im Stande, andere faulende Stoffe, als den eig-
nen Koth, oder den Koth ihm gleicher oder sehr nahe
siebender Tbiere bei der Eesorption so zii verandern,
dass die in das Bint geführte Menge unschädlich
wird. Wefehe Vorkehrungen getroffen sind^ vm die
putride Infeclion der Thiere durch den eignen Dartti^
inhak zu verhindern , das is4 bis jetzt noch nicht er-
forscht , aber in physiologischer sowohl , als tkefUr
pentischer Beziehung gewiss von hohem Interesse»
Scblttsslich theilt Vf. mit Gaspard die Meinung,
dass bei Darmkranken oder zuf Zeit herrsciiender
Darmitrankheiten , vor verdorbenen Stoffen mehr an
warnen sei , als es im Allgemeinen gesr.bieht^
(Wagner.)
632. Seeüonsergebnisge der Prager paflio-
Ittgisck-aDatoBieclben Angtalt vom uFebr. i850
bis 1. Febr. 1852; von Dr. Arthur Willigb.
(Prag. Vjhrschr. X. 2. 1853.)
Die Gesammtzahl der untersuchten Fälle beKef sich auf
1600 (744 Mäooer, 8IS6 Weiber).
Dem Alter der Individueo nach vertheilten sich die Falle
folgendermaasseD :
12
90
VIIL Medidn im Allgttneuteii.
Minner
Weiber
unter 1 J. 42
20
von 1 — 10 J. 10
9
, 10 — 20, 40
66
, 20—30, 98
193
, 30 — 40,133
162
, 40 — »0,158
114
, »0 — 00 , 122
106
, 60 — 70, 77
106
, 70 — 80, 44
60
, 80 — 90, 17
16
. 90—100, 3
4
Eine der bäußgsten Krankheiten war die Tuberku-
lose; sie betraf 476 Fälle (270 M., 206 W.). — Die häu-
figste Tuberkulose war jene der Lungen, welche in 450 Fäl-
len (251 M., 199 W.) vorkam. — Der acute Miliartuberkel
fond sich in 17 Fällen (6 M., 11 W.)*, Jie tuberkulöse Lun-
genphtbise in 317 Fällen (191 M., 126 W.). — Heilung
der Lungentuberkulose wurde 116raal (54 M., 62 W.) beob-
achtet. Es stellt sich somit heraus , dass, obschon die An-
zahl der tuberkulösen Männer jene der Weiber um mehr als
12o/o überstieg, dennoch die Heilung bei Weibern absolut
häufiger war. — Nächst der Lungentuberkulose am häufig-
sten , und zwar fast in allen Fällen mit ihr combinirt , war
jene des Darms (241 Fälle, 147 M., 94 W.), der Lymph-
drüsen (93 Fälle, 61 M., 32 W.) u. des Kehlkopfs (65 Fälle,
40 M., 25 W.). — Die Darmtuberkulose hatlo in 9 Fällen
Perforation des Darms, in 3 Fällen bedeutendere Strictur ver-
anlasst. Vollständige Vernarbung tuberkulöser Darmgeschwüre
wurde nur in 5 Fällen gefunden. — Knochentuberkulose
fand sich in 23 Fällen (17 M. , 6 W.). Sie betraf 4mal die
Schädelknocben^ 16mal die Wirbel , 6mal die Rippen , Imal
das Brustbein u. 6mal die Extremitäten. — Von den übrigen
Organen fand sich die Tuberkulose : in den Nieren u. Bauch-
fell je 32mal; in der Milz 25; in der Leber 19; im Brustfell
17 ; in den Hirnhäuten 14 ; im Gehirn und der Luftröhre je
11 ; in den Hamwegen 7 ; in den weiblichen Genitalien 7 ;
in den männlichen Genitalien 5 ; im Magen und Herzbeutel je
4; in der Haut 13; in den Tonsillen und der Zunge je 2;
im Pankreas, der Muskulatur und der Nasenscbeidcwand je
Imal.
. Krebs kam in 182 Fällen (71 M., 111 W.) vor. Im
Alter von 10 — 20 Jahren stand 1, von 20 — 30 J, 7, von
30 — 40 J. 21 Individuen ; die übrigen hatten das 40. Jahr
überschritten. — Beim Manne zeigte sich am häufigsten der
Magen , beim Weibe der Geschlecbtsapparat vom Krebs befal-
len. _ Der Magenkrebs kam 64mal (30 M. , 34 W.) vor.
In der Mehrzahl der Fälle (35) war der Pylorus ergriffen ; sel-
ten (3mal) die Cardia. Perforation der Magenwandungen
durch Krebsgescbwure war in 8 Fällen erfolgt. — Die weib-
lichen Genitalien waren 54mal vom Krebs befallen, u. zwar:
Uterus u. Vagina 42mal, Eierstöcke 18mal, Brustdrüse 12mal.
Der Sitz des Uteruskrebses war nur in 1 Falle der Fundus,
sonst stets die Vaginalportion. Häufig (13mal) bedingte der
Uteruskrebs Perforation in den Peritonäalsack, die Harnblase
und den Mastdarm. - Sehr häufig, vorzüglich beim Weibe,
war der Krebs der Lymphdrüsen, zusammen 58 Fälle (18 M.,
40 W.). 18mal waren die Ketroperitonäaldrüsen entartet,
8mal jene der Mittelfelle , und zwar stets nur bei Weibern,
meist bei gleichzeitigem Brustdrflsenkrebs. — Knochenkrebs
fand sich 24mal (13 M., 11 W.), und zwar: in den Schädel-
und Gesichtsknochen 9mal ; in den Wirbeln 2, in den Rippen
2, im Brustbein 6, in den Extremitätenknochen llmal. In 2
Fällen veranlasste der Krebs Fractur des Oberschenkels. —
In andern Organen fand sich Krebs : in der Leber 40, in den
Lungen 24, im Bauchfell 23, im Darm 17, in den allgemei-
nen Decken 14, im Gehirn und Pankreas je 12, im Brustfelle
11 , in den Harnwegen 9, den Nieren 7, in den Muskeln und
Herzen je 5, im Herzbeutel, in den Hirnhäuten a. der Schild-
druse je 4, in der Speiseröhre , den Gelassen und den männ-
lichen Genitalien je 3, in der Gallenblase 2, in der Milz, dem
Kehlkopf, der Luftröhre, den Speicheldrüsen, dem Augapfel,
dem Schlundkopf und der Zunge je Imal.
Die Zahl der CholeraiBteken belief sich ul
(51 M., 83 W.). Im Stadio algido starben 87, im Reitfj
Stadium 47. Sehr häufig waren besonders im Reaeli
Stadium EntzQndungsprocesse ; es fand sich PDeumonii
Croup des Darms 8 , Croup der Vagina und Spleoitiij
Parotitis und Croup des Larynx je 3 , Croup des Magen
Croup der Harnblase je 2, Nephritis Imal. — BemerkesH
war das häufige ZusammentrclTen von Cholera mit Schni
Schaft und Puerperalprocessen ; Omal waren es Schnj
und llmal kurz zuvor Entbundene, welche von derQj
befallen wurden ; 2mal war im Verlaufe der Cholera Im
eingetreten , und in 5 Fällen waren puerperale Entzundi
zugegen.
Das Puerperalfieber, im Verlaufe wiedi(
eingetretener Epidemien , lieferte 91 Leichen. — Ali
tigere Sectionsergebnisse fanden sich : Peritonitis 61,1
melritis 56, Pleuritis 38, Oophoritis 32, Metrophlebi
Lymphangioitis 30, Pneumonie 18, Lympbangioitii
lumbalis 15, Pericarditis , Splenitis und Gelenkeati«
je 5 , Vereiterung der Symph. oss. pubis und Phiebitii
sperm. je 4, Nephritis 3, Mastitis, Phlebitis crur. u. Hanill
Croup je 2, Croup des Pharynx u. Oesophagus, Phlebitis
adscend., Hepatitis, Endocarditis, Parotitis, HimabM
Vereiterung der Bulbi je Imal. — OsteophytbilduDg aal
deldache wurde in 47, das puerperale Vaginalgescbwöri
Einrisse in die Vagina in 10 Fällen beobachtet. — Nar:
war in Folge von Abortus Puerperalfieber eingetretea.
Falle war Uterus bilocularis vorhanden ; Scfawangendi
Geburt verliefen normal , das Kind war vollkommeo aaif
gen. — Unter den Krankheiten , welche mit Puerpenil
combinirt vorkamen, verdienen besondere ErwäbDOi|:i|
gelbe Leberatropbie und Typhus in je 1 , Brigbt'scbeM
entartung in 3, Syphilis in 4 Fällen.
Der Typhusproeess kam in 101 Fallen (H
56 W.) vor; 5 Fälle gehörten der exantberaatisrheoFori
— Die überwiegende Mehrzahl der Typhuskrankea (67) I
im Stadium der Ge^chwürsbiidung, 15 im Stadiam der
tration. — Vernarbung der Darmgeschwüre war i9, PM
tion 5mal eingetreten. Die Localisation im lleutnliD',
Ausnahme der exanthemalischen, in allen Fällen StiU; K
war sie gleichzeitig im Dickdarme. Verscborfuog «4
scbwürsbildung im Kehlkopf wurde 24, im ScbloN
3mal beobachtet. — Unter den Krankheiten, weichet
phus combinirt waren, war die häufigste Pneumonie, 571
in 27 Fällen trat sie in Form lobulärer InGllratioo wU
4mal hatte sie den Ausgang in Lungenbrand geDommeo.'
nitis fand sich 7, Nephritis 6, metastatiscbe Abacesstil
allgemeinen Decken 4 , Meningitis , Croup der Hanit
frische Endocarditis , Phlebitis je 3 , Encephalitis 2 , ft
tis, Tonsillitis, Croup der Ileumschleimhaul, Magert
chung, Noraa der linken Wange je Imal. — In 2 Fäll«
Typhus kurz nach der Entbindung aufgetreten.
Die Zahl der Syphilis fälle betrug 80 (tj
51 W.). Am häufigsten waren die Fälle von fi^nochem
lis (48 Fälle) , und unter diesen wieder jene von SjP*!^
Schädelknochcn , welche 42mal vorkamen. S}'P'''!n
Knochengeschwure waren nur 7mal vorbanden ; die m
Fälle betrafen geheilte Processe. — Der KnochcnsypbiJ
Häufigkeit zunächst stand jene der Haut, welche übW
Form von Exanthemen und Geschwüren I7mal Torkauu]
Syphilis des Larynx fand sich in 14 Fällen ; in 9 Fälle«
Heilung, Imal Laryngostenose eingetreten; in 1 ^^^''jjj
syphilitische Geschwüre Perforation der SlinmiritzeobJ
veranlasst. — Syphilitische Geschwüre oder Narben «
sich im Pharynx 10, am Gaumen 6, an der Zunge ^
Mastdarm 2, in der Trachea, Speiseröhre und auf der \
Schleimhaut je Imal. — Unter den Combinalionen ve'
jene Erkrankungen der Milz , Leber und Nierco , welcl
Syphilis in naher Beziehung zu stehen scheinen, be8(
hervorgehoben zu werden: chronischer Milztumor «oj
27, chronischer Leberlumor 7, Narben und röcksiandi^
sudate in der Leber 21 , granulirte Leber 2, Brigbiscn
renentartung 16mal, — Der Tod erfolgte in der Mehrt»
Vin. Medicin im Allgemeiaen.
91
te durch Marasmos^ Taherkalose oder Pneumonie ; 8ma1
ith Dpeoierie , 4mal , and zwar steU bei in Jahren nicht
lehlchten Personen , durch Encephalitis , 2mal durch Me-
fitis.
Die Zahl der Krankheiten des Gehirns und
fjirr Haute betrag 32% sämmtlicher untersuchten
I». — Bneephalitis (rothe Hirnerweichung) kam 40mal
1 M. , 18 W.) zar Untersucbung. Die Mehrzahl (30) bil-
sn frische Fälle ; in 0 FSlten war es zur Abscessbildung
Ommeo; in 10 Fällen war Heilung eingetreten. — Gelbe
merfoeiektmg fand sich 17mal (11 M., 6 W.) ; das jüngste
Bvidoom war ein Itagiger Knabe , das älteste eis 76jähr.
»b. — EnUündung und Erweichung des Rückenmarks
r nnr in 7 Fällen (5 M., 2 W.) vorbanden^, und zwar im-
t nur in den Jahren zwischen 45 — 62. — Hirnhautent-
^Amg fand sich in 60 Fällen (35 M. , 25 W.). — Me-
^iT/zt spinalis kam nur llmat (0 M. , 2 Vf.), und zwor
|r 'gleichzeitig mit Meningitis cerebralis vor. — Hirn"
h^lsrfa fand sich in 58 Fällen (28 M., 30 W.). Die An-
1 der frischen Hämorrhagien betrug 63,8Vo* Heilung war
fani, und zwar in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle
^ mit Hinterlassung apoplektischer Cysten eingetreten.
t S/ti der Apoplexie war 30mal in der linken , 17mal in
^rechteo, 8mai in beiden Hemisphären, 3mal im Kleinhirn
I imal in der Hypophysis cerebri. Unter den grossen Hirn-
Iglieo war ISmal der Linsenkörper, lOmal der Streifen- u.
m der Sehbögel betroffen. Durchbruch in die Seitenkam-
I» wnrde in 8 Fällen beobachtet. Dnter den Krankheiten
^ Oefasssystems , welche mit der Himhämorrhagie in ör-
tlichem Zusammenhange stehen , war lOmal Atherom der
Ivien ond 8ma1 Herzhypertrophie vorhanden. Die letztere
Ir in 5 Fällen durch Stenose des linken venösen Ostiums,
k Falle durch Aneurysma der aufsteigenden Aorta, übrigens
eh LoDgenkrankheiten bedingt. Unter den Krankheiten,
he sich mit der Apoplexie gleichzeitig vorfanden , waren
iglich jene der Lungen , Pleurasäcke , des Magens und
is durch ihre Häufigkeit ausgezeichnet. In 27 Fällea
sich Pneumonie ; sie kam 7mal in Form lobulärer Infil-
lon , sonst meist beschrankt auf die untern Lungenlappen
und zwar in 12 Fällen beiderseits, in 9 Fällen nur auf
'der Apoplexie entgegengesetzten Seite; in 3 Fällen nahm
den Ausgang in Lungenbrand. Lungenödem fand sich 14,
lialblennorrboe 18 , Pleuritis 15 , chronischer Magen-
12, Darmkatarrh 9, Magenerweicbung und Dysenterie
[1. Andere Erkrankungen , mit Ausnahme chronischer
ipbthisen (8mal), u. Entzündung der Nieren u. Harn-
(4mal) zeigten sich nur in vereinzelten Fällen. —
der ffimhäute kamen 72mal (39 M., 33 W.)
md zwar vraren davon 52 frische und 20 geheilte Fälle.
Wfiroeepkalien fanden sich in 275 Fällen (176 M.,
")•
Aosgezeichnet durch ihre Häufigkeit waren die Krank-
iten der Respirationsorgane, und unter die-
wieder die /'h0«mont0 , welche in 583 Fallen (300 M.,
W.) vorkam , und zwar auf die rechte Lunge beschränkt
1 , auf die linke 126mal , beiderseitig war sie in 297
Sie trat in 230 Fällen in Form lobulärer Entzün-
^erde auf, und hatte .13mal Abscessbildung und 3mal
»ration der Lungenpleura veranlasst. Heilung durch Nar-
üdaog oder Induration wurde, mit Abzug jener Fälle, wo
der Umgebung von Tuberkelberden eingetreten war, nur
U beobachtet. 52mal wurde der Ausgang in Lungen-
H beobachtet. — Lungenödeme kamen in 402 Fällen
I., 212 W.) zur Untersuchung. — Lungenemphysem
\ sich in 141 Fällen (75 M. , 66 W.). — Croup der
IkapfseMeimhaut wurde 5mal (IM., 4W.); Croup
ftacheaischleimbaat 6mal (IM., 5 W.) beobachtet; das
Ite daTon befallene Individuum zählte 3Vsi das älteste
bkre. — Bedeutendere Glottisödeme fanden sich 15mal
1^, 8 W.) ; das Alter der betroffenen Individuen variirte
Wochen bis zu 60 Jahren. — Syphilitische Iroryn^of/e-
riind sich nnr Imal bei einem 38jähr. Weibe. — Hoch-
Camprestion des Larynx und der Trachea dnrch
tagrosserte Schilddrüse kam hei einem 7tägigen Knaben
and einem 40jähr. Manne vor. — Za den hfiaflgsten Lungen-
krankh. gehörte die Bronchialblennorrhöe, welche 384mal,
und zwar bei 139 Männern und 209 Weibern vorkam. Es
zeigt sich somit hier, im Gegensatze zu allen übrigen Lungen-
krankheiten , ein für das weibliche Geschlecht uugünstiges
Verhältniss, was um so auffallender ist , da verhältnissmässig
mehr Männer als Weiber ein hohes Alter erreichen. — Gleich-
zeitig mit Bronchialblennorrhöe war in 88 Fällen (34 M.,
54 W.) bedeutendere Bronchialerweiterung vorhanden.
Die Krankheiten des Hertens machten bei-
nahe 28% aller vorgekommenen Erkrankungen aus, wovon
jedoch mehr als die Hälfte aufRechnung von Herzhypertrophien
zu setzen ist. Endoearditis fand sich in 174 Fällen (60 M.,
114 W.); selten waren frische Fälle (42), noch etwas selte-
ner jene von Heilung ohne Zurückbleiben eines Klappenfehlers
(41). In 91 Fällen blieben in Gefolge von Endoearditis
Klappenkrankheiten zurück. — Die Erkrankungen an den
einzelnen Klappen vertheilten sich nach ihrer Häufigkeit fol-
gendermaassen : Ostium ven. sin. 64 Fälle (20 M., 44 W.);
Ost. ven. dext. 14 Fälle (IM., 13 W.); Ost. Aortae 33 Fälle
(17 M., 16 W.). Die Erkrankungen der venösen Ostien wa-
ren somit beim Weibe häufiger , als beim Manne ; umgekehrt
verhielt es sich bei den Aortenklappen. — Myooarditis kam
14mal (6 M., 8 W.) vor. Sie betraf Individuen der verschie-
densten Altferstufen zwischen 16 und 87 Jahren. Heilung,
mit Zurücklassung von Narbengewebe , wurde 5mal beobach-
tet ; die übrigen 9 Fälle waren frische , von denen 2 zu Ab-
scessbildung gefuhrt hatten. In 1 dieser Fälle hatte der Abscess
in den linken Ventrikel perforirt. — Fälle von partiellem
Her%aneurysma fanden sich 9mal (IM., 8 W.); sie betra-
fen 8mal den linken und nur Imal den rechten Ventrikel. —
Herxhypertrophien kamen 240mal (101 M. , 139 W.) vor,
nnd zwar fast stets gepaart mit Krankheiten der Klappen, des
Herzbeutels oder der Longen.
Die Krankheiten der Arterien beschränkten
sich mit Ausnahme von Atherom und Aneurysma auf einen
einzigen Fall fon Arteritis brachialis. — Aneurysmen fanden
sich bei 18 Individuen (10 M.,8 W.), von denen das jüngste
34 , das älteste 77 Jahre zählte. Der Sitz des Aneurysma
war 15ihal die Aorta, und zwar, mit Ausnahme eines einzigen
Falles , vro es den concaven Theil des Bogens einnahm , stets
die convexe Seite des aufsteigenden Tbeils und Bogens dersel-
ben. An der Art. iliaca communis dext. , der cruralis dextr.
und Poplitea sin. kam es je Imal vor. In beiden letzteren
Fällen, so wie 2mal hei Aortenaneurysma, erfolgte der Tod
durch Berstung des Aneurysma. — Unter den Krankheiten
der Fenen war die häufigste die Entzündung, welche sich
83mal (25 M., 58 W.) Torfand. — Bedeutendere Verenge-
rungen und Obliterationen von Gefässen wurden nur 8mal
(3 M., 5 W.) beobachtet. Stenosen kamen Imal am Areas
Aortae und Imal am rechten Aste der Art. palmonalis vor;
Obliterationen Imal an den Gefässen der linken Longe, Imal
an der Art. femoralis, 2mal an der Pfortader und 2mal an der
V. jugularis interna.
Als besonders interessant theilt Vf. folgende Fälle spe-
cieller mit.
1) Partielles Her%aneurysma mit Herzruptur. Der
Fall betraf eine 48jähr. Frau, welche die Erscheinungen einer
Herzkrankheit dargeboten hatte, und plötzlich gestorben war.
— Das Herz war in sämmtlichen Durchmessern , namentHch
aber im Längendurchmesser, bedeutend vergrössert. Die
Vergrösserung betraf die linke Herzhälfte in solchem Grade,
dass die rechte nur als kleiner Anhang erschien. Der linke
Ventrikel war naeh allen Richtungen sehr erweitert , seine bis
Zoll dicken Wandungen bildeten gegen die Herzspitze zu eine
mehr als faühnereigrosse , ovale , mit festen Gerinnungen er-
füllte Ausbuchtung, deren Wände aus einem verdickten Endo-
cardium, fibrösem Gewebe und dem fest angewachsenen Herz-
beutel bestanden. Die vordere Wand dieses Ventrikels zeigte
eine 3 Ctmtr. 6 Mmtr. im Längsdurchmesser haltende, spalt-
förmige, von callösen, zugerundeten Rändern begrenzte Oeff-
nung , welche in einen faustgrossen , vom verdickten äusse-
ren Blatt des sonst im ganzen Umfange mit dem Herzen fest
9»
VIR. iMkin im Afig^meii^w-
w^vraobfciKP Hf^nbeiB^lß «eluJdcAefi ^ejß, führte. Di^ WpBr
dvjQgeo 4i«8e« Sack^ef ftu»u «a 4«r iaoe«fl«c|ie mit gesfik'^h-
t^Veo Fibriogerionufigi^D beikcltt ; ah der tiefst^ StelU TPff
ei^^ grossen RissöGTnuag dvre^hrocb^o ; mw Höhle wajr
isojlsiaadig , d^r ilak« Bru3tie^Ua«k grosafeatbeils mit frkcbe^
B|utg«rioDiUDgeD awgerMlIt, Pta j^^o^arulMun» <uod die M«s-
lmlai#r des \\i^9U y^Rinkß\$ waren aa «ii|ttJI>reFf 9 SieM«^ , oa«-
meathcb aber io 4er Un^ebaog der PeifotraUoaadfTnupg mn
NarbqQge^ebis durp^l^zogea ; 4ie Berz^^Iapjp^^a gefMod. Dja
rechte Lunge befand sieb im Zustande der grauen , eitrig
scboielzenden HepatisatiQn.
9) ^ad^lUft^kr^ im C4nuf gri^, fntlmpnalU. B4
eioeip ßS^br. Mappe war de^ Herxb<ei«(aJ 4urch einige Pfund
klarer, brauplicber Flö^iglpBit ron der %. bis lar 0. Kippß ajaagp*
dehn^; das Vifoe^ralblatt dess. ai^eatbalbeo geirtibt, über der
reebten Herzbalfte fetthaltig pnd fein ras^niaiisirt , luber dem
Qoan^^r^. pulmanalis, d^ia AnfangstheJJe der l^i^^genarterie
and eifern Tbeile des rechte« Vprbof« mi' ^arteq , locker baf«-
tend/M Ez8,u4ati«neQ beidec|(t. Das Herz erschien nur Uk sei*
n^r rechten Hälfte «rergrpssert , der rechte Venirikel kugelig
auagedehot, seine Sfuskulamr murb(e. In «die jMiiskipi&iur
des .Cootts art, pulmonalis, dicht unterball» der Klappen, wjar
ein w^llflv^sagrpaaffr, ruQ^lichfrj aj) der Oberfläche unebener
Krebsknvten eingesenkt, der sieb nach aussei) bjs an die oben
ermahnte Exsudatachicbt des Herzbeutels ^ naclp abwärts, mit
einem unrc^lmässigen FortaaUe , bii xwischea jden vorder^
UQd inqern Zipfel ^er mit ihm feat verwac^sen^a Tri^ u&pidal-
klappe eratreckte u. deo Copu9 art. pulvi, bis mai Ourcb"
g^nge eine» Zeigefingers yerepgerte. Am End^cardii^m zeigte '
sieb Mltfrall leichte Trübung, an den Aortenklappen leicbt^
Verdickung der freien Lander. — Auaserdep fand &icb : Krebs
der i'ecb^ep Oeckeng^end, der Baifcbspeicbddrüse, des link^
Hodens vnd Sameqstraoges , .so wie der Leistendrüsen dieser
Seite und metastatiscbe Pneumonie der linken Lunge.
8) j4ngeboPWie Enge de§ Arcut Aorta« mit gebor^
Mimem Aneurysma an der ooneaven Seile desselben. Bei
tinef 34jäbr., pfötzlicb f erstorbenen Fraa fand sich der linke
Pleurasack fasi folUtändig mit flAesigem u. gcronoeoem Bluia
ausgefällt. Das Hen zeigte nur eine geringe GrÖesenzunabme,
seilte Klap^n aifihts Abnormes. Die Aorta war im'aufstei*
geaden Tbeile bia zur Abgangssteile der Aaonyeia erweitert,
?on da an bis aor Einmündunguteile des Ductns Botaili bis
zum Umfange eines kleinen Fingers und an letztgenannter Stelle
•eibst , durch eine , von der unCeren Wand sich erhebende,
i Nmtr. hohe, halbmoodföfroige, klappen förmige Vorwplslung
aach bedealender rerengt. Der Daetva Botaili war ?on der
Aorta aus f«r eine gewohnlielHs Beade dorehgängig, seine Pulf
Bu^nalmiindong obliterirt. Dia antere Wand des rerengten
Aorteoatnckee atulpte sifsh aaefa abr uad rorwirta zo eiaem
imllonsagreaaen , halbkugelfdrmigen Back a«is, an dem die
Aorlenb£utt sw^r terdiloat, doch ohne sichtbare Textur-
teraaderung ersohienea.. Am Gründe dieses Sackes fand sicfa
eine mehrere Linien lange, anregelmfissige Rissoffnung, seine
Höhle war mit flüssigem und geronnenem Blate erfällt. Zwir
sehen der abgehpbenßp ^ellgeyfebswaqd der Aorta und den
übrigen ausgestfllpten Aortabaulen waren feste Gerinnsel an-
gesammelt, welche die Rissölfnung zum grossen Theil ver-
legten. Aofi absteigenden Aortaetücka war keine Verftnderong
iPahrnehmbar.
4) Krebs der absteigei^dsn ffpihlvenc fnit vollständi-
ger Oblitfirßtion derselben. Bei einer ^Bjähr. Frau wareo
die Lympb^rusen de^ vorderen Mjttelfellraumes grossenlbeiU
(pjt einer sehr weichen Krebsmaase inßltrirt nnd einige dei^el-
ben mit der Zellgewebsscbeid^ der grossen Herzgefässe , na-»
qieotlich dpr obern Hoblvene, fest verwachsen. Die abstei-
gende Hohlvene und der Cndtbeil beider VY. anonymae waren
yoUstiadig mt, piürbeq, stelleai^^ise den Gefässwaodungen
fest anbängeqden l^rebsmasaen ausgefüllt , welche sich nach
abv?iirts bis ia <lie Eiinmän4ung9atelle der obero HQblvene in
den rechten Yorbof ^rstrecktei) , nach aafwärta aber in
frische , das (^umen der ungenapntep- u. DrusselrVenen voll-
st^^dig pbtiirirenile ßerinaupg^n übergingen. Die VV. mam-
m^^^f Pa* epig^strlija« ^Bperipr?*, *? wie ^iß Haut^eflPa d^
Braat o. des Bapcbes »aigten uvh a«lr erweitert, das l^
der V. a^ygos dagegen normal. — Ausserdem faadsith:
duUarkrebs der Luagea, d«r BcbiAddrüse, der Usisljn
drusen, frische Pericardilis, alte Pneumonie im rechtes o|
Lungenlappen , Dysenterie im Hastdarm pnd bocbgr>%
gemeine Wassersucht.
ti) ObHteration dßr absteigenden HMv^m.
einer 44jähr. , einige MonaAe vor ihrem T«de an der i
KÖrperhälfte wassersüchtig angeachwoUeoea Fran wiS»\
aiiaser einer leichten £rwejleruag des rechten Vorboli,^
Grösieazoaahme. Dia abataigende Hoblvene maa» h
EinmöpdjfAgayBteJle \n den recbtaa Ventrikel II N
Darcbmeaser ; verengt« a>^ jedoch von hier an aaeh
allmälig so , dass ibr Lumen ia der Entfernung von SC|
3 MmU*. von der Vorhofsmündung , beiaahe bis zw Vi
gungsstelle beider VV. anooymae valikammea anfgeiiek«
schien. ^)ie Waadungep de« Gefassea bildeten au i
Stelle einen 4 Nmtr. dicken , festen Strang und wana^
dichtes, sie allseitig umgebendes Biadf^gewebe an dea
Broochialast und einige Lymphdrüsen des vordem M
raomes fest angewacjhaen. im rechten Bronchus b
man, dicht unterhalb der Tbeilungsstelle derLaflrohn
entsprechend der Anwacbsupgsstelle an die Y. cava
tÄef eingezogene, callöse, dunkelgrau pigmentirte Narbe, «
die Broncbialwand vollständig durchdrang, oad aoai
in das dieselbe pmgebende Bindegewebe Obergiog, I
mammariae , int4rcostales , epigastncae , so wie du
Hoblveaensystem und die V. pzygos waren jn hoben) Gid
weitert. Der Endtheil der V. azygoa verlief mitten dmi
oben bemerkte Narbengewebe, und war ao der EiawiAi
stelle der V. cava desc. voUkomman obliterirt. -^
dem ergab sich : MeduUarkreba de» Uterus, der Ei«
d0r Milz ; obsolete rechtaeitige Pleuritis und zablreichc
litische Vagioainarhea.
6) Stenose des rechten Astes der PulrngnaM
Bei einem 49jähr.4 in Folge chronischer tuberkulöser Li
Kehlkopf- und Darmphthise gestorbenen Manne bad 1
Herz in allen Durchmessern etwas verkleinert, sejoPeriea
Überzug besonders an den Gefassstämmen , das Eadactl
nur im rechten Ventrikel verdickt und getrübt. Diel«
tpr des rechten Ventrikels hypertrophisch , der rectol
weit, die Tricuspidali» am freien Bande leicht knotig ff«
Der Stamm der Pulmooalarterie jnaass an der Pei^
7 Cimtr. 7 Mmlr., seine Wandungen waren sehr dick,
hart, und an vielen Stellen weiss getrübt, seine Rlappd
zart. Der rechte Ast der pulroonalarterie, welcher aa"
Abgaogsstelle 16 Mmtr, im Durchmesser hatte, vei
vop da an sehr rasch , 90 dass er 2 Ctmtr. 7 Nmtr,
Sprung, unterhalb des rechtea Bronchialastes auf 2 |
stenosirt erschien , von wo an er aich wieder in ibnl«
Verhältnisse erweiterte. Die Gefäaswandungen warea
linken Lungenarterienäste bis zur Lungenwanel , an M
bis znr steaosirtea Stelle Cholicb baaebafTea, wie aai SM
der Art. pulmonalis , von da an bis zur Wurzel der nj
Lunge ia geringerem Grade verdickt und getrfibt ; iia n
ehym der Lungen hiagegen zartbCutig. Die Waadail
Aorta zeigte nur geringe Verdickung, laichte ünebeoheil
Trubongea der InnenOäche.
7) Insufficien* der Lungenarterienklapp^
Section eines 33jähr. , mit den Symptomen einer B«w
beit gestorbenen Mannes ergab bedeutende Volumaa>ji
des Herzens mit Vorwalten der linken Hälfie und ^^^.
durcbmessers ; das Pericardium war namentlich aber |
rechten Ventrikel und am Anfangstheile der Langeaarten^
dickt und getrübt. Die Herzhoblea, aameotlich ^M
Ventrikel und recbta Vprhof , waren eebr weit, ^^'^^^
gen hypertrophisch. Das Eodocardium des linken Vewj
war allenthalben , das des rechten nur im Cona» *'!*"?i
trübt. Der Anfaagstheil der Luageparterie maaas «» ^^
ripherie 9 Ctmtr., ihre Klappen waren verdickt und so »J
tend geschrumpft, dass die vordere in ihrer Mitte 61 d** .
U, 4w Unke B Mmtr. hoch war. Die Wwdungw ^«^
lüdßrtene warea, vor^ugliob an ibran» wrdwr«» üpiwaf^
Vni. IMioin im Ang«Hem<n.
93
Mt, ik loncsfliAhf mit ^Iil4r«teli«ii, klemeo, meist gesii«|*
ifa VegelalioQeo bedeckt. AeUnlicbe VegetatioDeo sasseo
auch am freien Rande der Klappen der l^ungenarterie u. Aorta
nf. Die Wandnngen der Aorta and die 2zipflige Klappe
«aico oar ia geringen Grade terdickt. *««- Auatctdem fand
■ck: lobare PneuBinaie in de? r«chtoQ und lobuläre in der
fiaira Lange; Qright'scb^ Nierenentartuqg und allgerneine
WisMraqcht.
Die wichtigeren JSr krankungen des Ferdau-
ungskanale waren, mit Ausnahme der schon erwähnten,
Mgrnde: Magenkatarrh in 182 Fallen (112 M., 70 W.).
-* Darmkaiarrh io 16» Fäiien (M M., 73 W.) -^ Orou*
fiee SuU. io 8tt rälkn (It M., 18 W.), daroQ kamen auf
Noad- und Bacbenböble 5, Speiseröhre 2, Magen 2, Oarm-
kaaal 20 Fälle. — Braune Magenerweichung in 7 Fällen
(S X., 2 W.). Das Jüngste Individourn war ein Itäg. Knabe,
das älteste ein 48jähr. Mann. — Brand der Darmsehleim^
kamt in 4 FüUn (i M., 3 W.) ; das Alter der betroflfenen ta-
difiduen vahirte zwischen 18 und 60 Jahren. — Dysenterie
in 83 FäUen (33 M. , KO W.); 72mal war der Krankheits-
procets biosauf den Dickdarm beschränkt, 28mal theils nur
auf den Oönndarm, tbeils gleichzeitig im DQnn- u. Dickdarm.
Bit mi Oyaenterie an bä«/ig9tea combinirten Krankheiten
«area: Tuberkulose 24 , Krebs 13, Syphilis 8, Bright'Kche
Mieretteniartuttg 5 , Cholera 4, Typbus 3mal. — Blutende
Kretfanen der Magensehleimhaut in 32 Fällen (13 M.,
19 W.), ~ Rundes Magengeschwür in 74 Fällen ;(12 M.,
02 W.); in 65 Fällen war bereits Vernarhung eingetreten;
bhitende Geschwüre fanden sich pur 9mat. Im obern Quer-
sticke d^$ Duodenum fand sich das runde Geschwür nur bei
2 Nianem tod 39 und 64 Jahren, und zwar in beiden Fällen
ohne gieichzettige Au Wesenheit von Magengeschwfiven. — Lei-
äeakHieha in 18 Fällen (17 M.. 1 W.). _ SehenhelMiehe
in 13 FälJeD, nur Weiber, «r- Darmunuchlingung in 7 Fal-
ks (5 M., 2 W.). — Darmeinschiebung bei 2 Weibern. —
' Jhnutrteiur 6mal (3 M., 3 W.).
Unter den Krankheiten der Leber kamen vor:
Kepatitfs, in Fonn frischer, umschriebener Herde, in 3 Fäl-
ka (1 M.y 2 W.). — Lebarabseess bei 2 Weibern. — Chrth-
mseke Lßbarent%ündung und ihre Ausgänge in 46 Fällen
(24 M.« 22 W.). — Acute gelbe Leberatrophie in 2 Fäl-
lea, bei einem 22jähr. Manne mit Syphilis combinirt, und
rioem ISjäbr. Weibe nach dem Puerperium. — Chronischer
Uhertmnor in 90 Fällen (37 M. , 63 W.) ; in der Mehrzahl
der Fälle (60) gleichzeitig mit chronischem Milztumor.
Die Erkrankungen der Milz bescbraakten sich,
OMb Abz«8 dar schon erwäbnUn Tuberkulose u. des Krabses,
aaf: Splenitü ja 57 Fällen (13M.,44 W ). — ChronUoher
Uü%tvni9r in 148 Fällen (67 M., 81 W.).
Die j|'r^nAA#tl#fi der Nieren u, der ffam^
Wege machten 14,5% sämmtlicber Erkrankungen aus. Die
«icbtigsteo darunter wann : Nierenentzündung in 51 Fäl-
len (25 M., 26 W.) ; meist in Form kleiner, umschriebener
Berde , nur in 8 Fällen mit Bildung grösserer Abscesse. —
Bright'sehe Nierenentartung in 69 Fällen (25 M., 44 W.);
als Gombiaationea fanden sich : chronischer Milztumor 82,
Hcrsbypartrophie 22mal , wobei iu 12 Fallen Klappenfehler,
aMist Stenosen des linken yenoseo Ostiums , zugegen waren ;
Syphilis 16, Tuberkulose 14mal, letztere io 9 Fällen obsolet;
cbroaiscber Lebertumor 11, Narben und alte Exsudate in der
Leber S, Cholera 5, Dysenterie 5, granulirte Leber 3, Krebs
2, Typhus Imai. Nach deoi Puerperium wurde sie 6mal be-
obachtet, darunter in 5 Fällen gleichzeitig mit puerperalen
Catzündungen. — Croup der Hamwege in 30 Fällen (22 M.,
• W.). — Brand der Hamblasenschleimhaut in 5 Fällen
(I M. , 2 W.). -^ StHctur der Uamrähre in 8 Fällen,
iiranter bei einem 8jähr. Knaben iu Folge von Trauma.
Dia wichtigsten Erkrankungen der Genita'
lien waren, mit Ausnahme der schon erwähnten Tuberkulose,
Iivbs and puerperalen Entzündungen, beim Manne: ^nt-
dadong der Hoden und Nebenhoden 5mal ; Entzündung der
haauu 5mal , darunter imal Ahaeassbilduag ; Hypertrophie
der Pmat^ta lOmal, iu den Jihr^ ^tviscbeq 52-^85* **««
Beim fFeibe : Blennorrhqe des Uterus und der Vdgina in 59
Fällen; Croup der Vaginalschleimhaut, ausser dem Puerpe-
rium, in 7 Fällen ; brandige Zerstörung der Schleimhaut des
Otoros and der Vagina in 4 Fällen ; Apoplexie des ütenM in
27 Fällen ; Cystovarium in 19 fällen.
Die häuffgsle Erkrankung überhaupt bildete die Eni'^
Zündung der grossen serösen Sücke, PleHri-
tu wurde in 971 Fällen (472 M., 499 W.) beobachtet.
Frische oder ältere Pleuraexsudate fanden sich 404mal
(209 M. , 195 W.) ; darunter war 44mal Pyopneumothorax
zugegen , und in 5 FälleA war gleichzeitig PerforetioA naeh
auesoQ eingetreten. VoUstäadige Heilung wurde 567n[ial
(203 M., 304 W.) beobachtet. — Pericarditis fand sjcl) in
222 Fällen (110 M. , 112 W.). Die frischen Fälle beliefen
sich auf 66; obsolet fand sie sieh 156mal, darunter war in
11 Fällen totale Verwachsung beider Blätter des HiTzbeutel«
vorhanden. — Peritonüis kam 365mal (119 M. , 246 W.)
for, und zwar frisch 205mal , obsolet 160mal. In 32 Fäl-
len war die Peritonitis durch Perforation von Baochcingewei-
den bedingt ; in 3 Fällen hatte sie Perforation der Bauchdecken
reranlasst.
Ziemlich selten waren ausser den erwähnten Fällen von
Tuberkulose, Krebs u. Syphilis, die Erkrankungen des
Knochensystems. Ostitis (iind sioh nur in 5 Fälleq
(2 M., 3 W.), und betraf 2mai die Schädelkoochen , 2mal
den Über-, Imal den Unterschenkel. — Periostitis kam in
14 Fällen (11 M , 3 W.) vor, und zwar 6mal an den Wir-
bele , 4mal an der Tibia , 3nal an dem Obcracbenkel , 2mat
an den Bippen, Imal am Darmbeine. — Gelenkentzündung
fand sich in 32 Fällen (17 M. , 15 W. ) ; sie betraf ISmal
das Knie-, 7mal das Hüft-, 3mal die Handwurzelgelenke, 2mal
die Fusswurzelgelenke , 2mal das Schulter- und je Imal das
Ellenbogen- u. das Stcmoclariculargelenk. — Ctiies kam ia
35 Piilleu Tor, u. zwar 18mal an den Wirbela, 12iual «n dei^
Extremitätenknochen, 8mal an den Scbädelknochen, 4mal an
den Rippen, Imal an dem Brustbeine. — Nekrose wurde in
5 Fällen (2 M. , 3 W.) beobachtet; Imal am Schädel und je
2mal am Oberaebenkel und Sebtenbein ; das jüngste lediri-
duuro war 8 Tage, das älteste 65 Jahre alt, >— Hyperostosa
des Schädeldaches fand sich iq 50 Fällen (27 M. , 23 W.).
— Osteophyt am Schädeldachs ohne andere Knochen-
erkrankung fand sich beim Manne nur Imal, beim Weibe hin-
gegen 71 mal. Die Weiber standen in den Jahren zwischen
16 und 64; die MebrzpU derselben (47) war in Folge puer-
peraler Processe gestorben. (M i 1 1 i e s.)
633. ADatomiscIie Betracbtangen tber die
Wirkungsweise localer Blutept^eüting )>ei Lei-
den innerer Organe ; von j. s t r m ii e r s. (MoDihiy
Journ. Apr. 1853.)
Dm Rlr die praktieche Mediolq so wicbtige PragOt
ob bei Leiden inoerer Organe eine locale ßlutentiier
bung, d. h. eine mehr oder weniger direeie Enlleer
rung des die Gefäsee oiisdehpenden Blutes, wie djepe
bei Leiden äusserer Theile tu beobachten ist» möglich
sei und Hülfe bringe oder nicht , ist theoretjscli ver^
neint , ober von jeher vom empinscli - prakt. StaM-^
punkte aus behauptet worden. Vf. versucht nua diese
Frage durch Betrachtung der anatomischen Verhält-
nisse in der Geftlssanordnung einerseits in den Orga-
nen der drei KOrperhObleOi und andererseits der Um-
gebung derselben eu Ideen. '^^ Von einer localeq
Bluteotziehung kajin nur dann die Rede sein , wenn
sie unmittelbar durch die Gefilsse HQlfe gewKhft und
sonach , ganz analog der Anordnung der GeDlsse im
den Xussero Kifrpertheilen , eine unmittelbare oder
durch Anastomoee (»ei^irM» Verbindiuig dar Geßisee
94
Vin. Nedicin im Allgemeinen.
zwischen dem innern Organe und dem Äussern Theile
nachgewiesen werden kann. Indem nun Vr. den ar-
teriellen und venösen Kreislauf in den Organen der
Unterleibs- und Brusthöhle nach Ursprung, Verlauf
u. 8. w. genau aufführt, zeigt er, dass eine directe
Verbindung irgend einer der hierher gehörenden Ge-
fKssprovinzen mit den der Wände dieser beiden Höh-
len gar nicht besiehe, mit Ausnahme einer Stelle, der
Anastomose nämlich, welche zwischen den GeHfssen
des Rectum bis zum Anus und des Perineum durch
die Aeste der Art. und Vena haemorrb. super, statl-
Gndel. (Auf diesem anatomischen Grunde beruht
ohne Zweifel der Nutzen, den Blutegel ans Perineum
gesetzt hol Leiden der Abdominalorgane gewifbren.)
Unter diesen Umstanden kann eine derartige Blutent-
ziehung für innere Organe keineswegs als eine locale
in dem angegebenen Sinne betrachtet werden. Hat
ihr Erfolg den Erwartungen entsprochen , so hat
sie ihre Wirkung einzig und allein durch den allge-
meinen Kreislauf ausgeübt, und steht also mit der
VenKsection am Arme oder Fusse in gleicher Linie.
Den möglichen Einwurf, dass eine Gefälssverbin-
dung zwischen den äussern Wänden und den Höhlen
u. deren Organen dennoch durch die serösen Platten,
welche diese überziehen , stattfinden könne , hat Vf.
auch berücksichtigt und durch Folgendes enlkräftigU
Das Peritonaum, indem es sich um das Colon adsc. u.
desc. herumschlagt , lasst die hintere Wand jedoch
unbedeckt und in Berührung mit der hintern Wand
der Bauchhöhle, ohne dass die Zweige derArtt. mese-
raicae mit denen der Wandung irgendeine Anastomose
eingehen. Die Leberhülse steht zwar durch ihr Lig.
Suspensorium und posticum in Verbindung mit klei-
nen Zweigen aus der ArL mamm. interna und dia-
pbragm. Allein diese Zweige sind zu klein, ihre
Verästelung zu unbedeutend , ihre Verbindung mit
dem LebergeHisssystem noch nicht nachgewiesen, fer-
ner die Verbindung der Gefässe des Diaphragma mit
denen der Haut zu entfernt, als dass irgend ein erheb-
licher Nutzen durch örtliche Blulentziehung erzielt
werden könnte, mit Ausnahme des einzigen Falles des
Ursprungs der Art. diaphrag. aus der coeliaca. Aehn-
lich verhalt es sich mit der Blutentziebung bei Leiden
des Magens. Die Pleurae zeigen auch keine anasto-
mosirenfle, sondern nur die nöthigen ernährenden
Gelasse, welche sie von denjenigen Theilen, auf wel-
cher die Membran liegt, erhalten. Selbst an der
Lungenwurzel, wo beide Blatter sich vereinigen,
konnte Vf. keine verbindenden Gefasse entdecken. Je-
doch glaubt er wegen des Uebergangs der Pleura aufs
Pericardium, dass eine Blutentziebung auf der vordem
Thoraxwand angewendet auf derivatorischem Wege
auf das Mediastin. aniic. , und hierdurch auch auf
das Pericard. selbst von Einfluss sein könne. Im
Allgemeinen muss man aber annehmen, dass die
Serosa u. ihre Bekleidung der Organe nicht dasjenige
Medium abgeben, durch welches die Blutgenisse der
Organe selbst entleert werden können. — Anders
verbalt es sich mit der 3., der KopfhOhle. Wahrend
hier die Verzweigungen der Carot. int. und die Arl.
vert. das in serösen Membranen eingeschlossene^
bim, die Carot. ext., die Dura mater, die Ropfknoö
und deren äussere Bedeckungen versorgen, ohne i
irgend eine Verbindung zwischen den Arterien
Gehirns und der Pia und den auf der AussenffI
des Arachnoidealsackes verlaufenden Gelassen st
findet , verhall es sich ganz verschieden mit den
nen. Ohne die kleinen Anastomosen der Veneo
äussern Periosts und der Dura mater, die aussei
die vom Gehirn zurückkehrenden Venen in sieh
nehmen, die venösen Kanäle der Diploö besonderf
erwähnen , kommen vor Allem und hauptsaclilich
directen Verbindungen, die Venae emissariae der
ramina parietalia und mastoidea in Betracht, da dl
sie die Sinus des Gehirns sich direct in die Venen
Kopfbedeckung entleeren. Besonders gilt diess
den Blulleitern in der Pars mastoidea, welche wie
Sicherheitsventil auf die Sinus laterales, die das gl
venöse Blut des Gehirns und der Orbita aufnehl
wirken. Von minder praktischer Wichtigkeit ist
aus den Sinus cavernosi u. Venen der Kopfliededi
entstehende Bahn der V. ophthalm. int. Man
daher Blutenlziehungen an den Kopfbedeckungen
besonders am Proc. mastoid. für directe und l(
Entleerung des Gehirns ansehen , die im G<
zu der rapiden Wirkung der Eröffnung der V. ji
externa als eine milde zu nennen ist. Auch der
brauch, im Nacken zu schröpfen , um das Gehirn
Blut zu entleeren, erfüllt im Allgemeinen oder
grössten Theil seinen Zweck. Er kann aber nur
eine langsame und milde allgemeine Blutenlziebi
gelten , weil hier die Blutleiter der Prec. misl.
ihre Verbindungen mit den Venen des Nackens,
die Anastomosen der oberflächlichen Gervicahi
mit den tieferliegenden Cervical-, Vertebral-
Occipitalarterien in Betracht kommen. Dieser
stand ist aber deshalb wichtig, weil bei der Unsii
heit der Diagnose in vielen Fallen über den SiU
Leidens, ob ausserhalb oder innerhalb der Aracbi
dealhöhle, sowohl auf derivatorischem Wege, als
durch directe Schwächung des arteriellen Zufli
zum Gehirn die beabsichtigte Wirkung erreicht wcnfe
kann.
Es steht diesen Thalsachen zwar eine andere i|
scheinend entgegen. Die Lehre namlicb, dass inil
halb des Gehirns die Blulmenge sich nicht verändd
muss, so lange man nicht den Beweis liefert, «
durch irgend eine vom Herzen ausgeübte DruckW
das Gehirn comprimirt, d. h. in seinem Umfange v«
ringen werden kann , für richtig anerkannt werde
Sie hat aber auf die Praxis insofern keinen Einfloß
als diese es nur mit vermehrtem oder verminderte
Druck, mit vermehrter oder verminderter Schnewi
keit der Blutslrömung zu thun hat.
Da demnach die Organe der Brust- und Baud
höhle von einer localen Blutentziebung in dem g<
gebenen Sinne nicht berührt werden, so erübnj
noch die Ansicht über die derivatorische Wirkungi
weise derselben zu beleuchten. Hiernach soll ei
VQL Medicio im AU^emeinen.
96
■Mbiier BluUufluss zu dem blutendeo Theile und
Verminderung der Blulmenge an irgend einer
e eintreleu. Locale Blutenlziehuogen wirken
auf doppelte Weise. Einmal durch unmittelbare
erung des Blutes vermittels der anastomosiren-
Gef^sse, gleichviel oh Arterien oder Venen,
leben dem leidenden und blutenden Theile (Vf.
il diese VVirkungsweise charakteristisch „drai-
[^, ausleichen , trocken jegen) , und das andere
durch Verminderung der. zu dem leidenden Theile
nenden Blutmenge, indem ein vermehrter Blut-
( nach irgend einer andern Stelle erzeugt wird
tio, revulsio, pach Vf. „counlerdraining**).
beiden Fällen darf die Äpplicalionsstelle vom lei-
ten Orte nicht zu entfernt sein , wenn nicht die
»le Blutentziehung den Charakter einer allge-
annehmen soll. Trügt man nuu diese Ansicht
die anatomischen Verhältnisse der innern Organe
Bdhlen Über , so liegt es auf der Hand , dass
derWatoriscbe Wirkung nicht stattfinden kann,
das Blut der Thorax- und Abdominalwand aus
AA. iliic, , femoral. , subclav. , axillar, und
den liintern Aeslen der Aorta stammt, uud auf
Weise der Kreislauf innerhalb der Organe nicht
oder minder als durch eine Venasect. am
, Fusse von gleicher Blutmenge vermindert
wird. Es folgt hieraus, dass der Ge-
raacfa der lecalen Blulentziehuug bei Krankheilen
Brost- und Bauchorgane als irrationell von selbst
Ijgfallen mUssle, wenn unsere Diagnose stets eine
sichere sein könnte, d. h. wenn wir vermöchten
jedem derartigen Falle festzustellen, dass die seröse
MUeidung des betreffenden Organs, der Brust- und
üchwand von dem pathologischen Zustande frei ge-
sei. Daher scheint hei dieser diagnostischen
icherheit die örtliche Blutentziehung auf der
hmerzhaflen oder afficirlen Stella von praktischer
lile betrachtet gerechtfertigt zu sein ; nur die £r-
Ikning hat noch zu entscheiden, ob nicht unter die-
p Umstanden eine Venäsect. von derselben Quan-
■H Aenselben Erfolg erzeugen würde.
I (Möckel.)
^ 634. Ueber die medicinischen Kenntnisse
Ir titen Aeg^ter, and über ein altägypti-
Hes medicinisches Hanuscript im k. Hnsenm
'Berlin. (Mit einer lithogr. Beilage.) Von Dr. H.
ugseh. (Allgem. M.-Schr. f. Wissensch. u. Lit.
1853.)
Dieses für die geschichtliche Furschung über die Kultur-
Ife, welche im frohen Altertbume die Medicin in Aegypten,
kl Lande , welches nach dem Zeugnisse der altgriechischen
feriAsteller der Kultursitz aller Kfinste und Wissenschafteo
wenigsten für das Abendland gewesen ist, hatte, sehr
iditige Hanuscript, ist ein Papyrus mit den sogenannten
hretUchen ScAriftckarakteren bedeckt. Derselbe Ui mit
D kleinem, noch nicht näher untersuchten Papyrus in
Tiefe von 10', in einem Kruge verschlossen , in den
leo des alten Memphis gefunden worden. Nach den ar-
blogiscben und philologischen Untersuchungen Vfs. , dem
Gelehrten für die Veröffentlichung des obigen Aufsatzes,
ibe Aofmerksamkeit derselben auf diesen seltenen literari-
schen Schatz lenken wird, zu Danke ?erpflichtet sejn werden,
stammen beide Mscpt. aas dem Jahre i350 — 49 v. Chr. , u.
der grössere Papyrus hat eine Länge von 16' und eine Breite
Ton 7" 6'" rh. M.
Ohne die archäologischen und philologischen Unter-
suchungen des Vfs. hier zu wiederholen , gebt Ref. auf den
ärztlichen Inhalt, so wie er von B. mitgetheilt ist, ein. Aus
demselben ersieht man , dass ein Theil des Mscpts. eine
Anzahl Kccepte enthält, die für gewisse Krankheilsnamen
entweder in Gebrauch gewöhnlich gezogen, oder beilkräilig
befunden worden waren. So namentlich gegen die einheimi-
schen Krankheiten: Aussatz, Fleckenkrunkheit, beilige Krank-
heit. Die Formeln waren theils für innerliche, tbeils äusser-
liche Anwendung, und man findet die Benennung: Einrei-
bung, Salbe, Umschlag, Pflaster, Klystir, Trank, Decoct,
mit dem Zusatz „am Abend', «am Morgen** zu nehmen
u. s. w. , oder „ein gutes Mittel* u. s. w. bereits vor. Die
Arzneimittel sind, wie bekannt. Pflanzen entnommen , deren
Namen noch nicht entziffert sind, ferner Harze, Natron, Sub-
stanzen , an welchen Aegypten reich war und noch ist. Aus-
serdem , und diess ist charakteristisch för die Frage , welche
Kulturstufe die ägyptische Medicin erreicht hatte : Männer-,
Frauenurin (der Urin einer die eheliche Treue stets bewahrt
habenden Frau soll die 50Jäbr. Blindheit des Sesostris geheilt
haben), Esels-, Katzen-, Ziegen-, Löwen-, Crocodilkotb und
andere dem Thierreiche entlehnte Excremente und Stoffe.
Kurz, man erinnert sich unwillkürlich an eine Volksmedicin,
die heutigen Tages in den untern Schiebten u. zuweilen auch
in den böhern Klassen der bürgerlichen Gesellschaft traditio-
nell sich fortpflanzt.
Interessant ist ferner die Anatomie , deren Anfang in der
Uebcrsetzung lautet : Der Kopf hat 32 Röhren (Adern) , von
ihm aus schöpfen sie den Athem nach seiner Brust, so dass
sie den Athem allen Gliedern geben. Der Schluss lautet:
Es geboren 2 Adern zu seinem linken Ohr , durch welche der
Athem des Lebens gehl , es gehören 2 Adern zu seinem rech-
ren Ohr, durch welche der Athem geht. Zu jedem Aderpaare
wird dann eine Einreihung angegeben , die in vorkommenden
Fällen anzuwenden ist. Endlich ist es von Interesse, aus dem
Aufsatze noch zu ersehen , dass die Aegypter für Maass und
Gewicht bestimmte Zeichen, die Vf. mittheilt, ohne sie genau
bestimmen zu können, bereits besassen. Zum Schluss führt
Vf. in wörtlicher Uebcrsetzung einige Recepte an, unter andern
p. III. Z. 5. „Mittel um zu vertreiben die Flecken krankheit :
geläuterte Ochsengalle, Honig; zu essen von dem Kr. am
Abend.** Z. 6. „Anderes (Mittel) um zu vertreiben die
Fleckenkrankbeit : Galle, Pix terebjnlb. , vermische es mit
dem. Honig und gieb es dem Kr. Abends zu essen.* p. V.
Z. 4. „Um zu vertreiben die Anschwellung: Von* der Ancham-
pflanze 1 , Salz 1 , Honig 1 (d. h. ana) ; zerreibe es mitein-
ander, ein Umschlag früh Morgens.** Für Klystire existiren
namentlich eine Menge Recepte. Eins derselben besteht aus :
Palmwein, Essig von Hai -Liquor, Meersalz (Seesalz): ein
Klystir am Abend. [Die Gewicbtszeichen hat Ref. weggelas-
sen , weil Vf. nur das Drachmenzeichen -f- erklären konnte.]
Ref. muss mit den Schlussworten des Vfs. , dass dieser
Papyrus ein für uns wichtiges medicinisches Literaturwerk
Aegyptens ist, völlig übereinstimmen , aber gegen den Vf. be-
haupten , dass der mitgetbeilte Inhalt des Aufsatzes die ge^
schichtlichen Forschungen SprengeTs, Häser's u. A.
vollständig rechtfertigt, wenn sie sagten, dass ausser der
sorgfälligen Diätetik , wie wir sie bei Moses aufgezeichnet fin-
den, die medicinischen Kenntnisse Aegyptens keinen Vergleich
mit dem, was das griechische Alterthum hinterlassen bat,
aushalten, wenngleich gewiss nicht zu verkennen ist, dass die-
ses auf den Schultern jenes erst auf diese Stufe gelangen
konnte. Allein trotzdem wird Galen 's Kritik der herme-
tischen Bücher, „dass sie alle nichtig sind**, sicher wahr bleiben.
(Möckel.)
635. Ueber die altgriechischen LyciumTasea
und den Gebrauch des Lycium in der Neuzeit; von
Prof. Dr. Simpson. (Uonthly Journ. Jan. 1853.)
96
OrigtiMl«bli«»lIu»§ea u. U4d)eF<kllten.
Üfi dem Biftltli RmcKim finileD siefa eif&niiif{«, «ftwa iollh«be
Md V%" bteite GpfSese mU der Inscliria AfKlON (LycMmi),
uml dem Namen des Veifeinigen oder VerkSafen, c. B.
Jvxtoy naga Movcatov , HtigaxXetov, hiMioff, Der er-
wäliDte Heraclous kommt öfters bei Galen, Ceisus u. A.
vor; er war praktischer Arzt zu Tareot, und sclirieb mehrere
Abhandiungeo über Materia medica. Das Lyrium galt im
Aiterthume als ein vorzuglich kräftiges Adstringens , welches
bei entzündlichen und andern ProHuvien angewandt und von
Dioscorides, Galen, Oribasius, Paul v. Acgina
näher beschrieben wird. Im Handel unterschied man 2 Sor-
ten , das Lycium von Lycien oder Cappadocien und das von
Indien. Letzteres galt für die beste Sorte. D i o s c o r i d ej
wandte es bei Psoriasis, Pruritus der Augenlider , Eitoraus-
flussen aus den Ohren und Tonsillen , bei Geschwüren des
Zahnfleisches, aufgesprungenen Lippen, Fissuren am After,
bei Fluxus coeliacus und Ruhr (innerlich und als Klystir),
bei ETämoptysis und Husten , Profluvien aus ilen weiblichen
Genitalien, bei Hydrophobie u. s. w. an und erzählt, dass es
von den Indiern bei Milzentzundungen, Gelbsucht, als Gegen-
gift und zur Verhinderung der Menstruation g<>l>raucht werde.
t)ie Hauptanwendung fand es jedoch alsColiyrium bei verschie-
denen Formen von Ophthalmien, in welcher Beziehung es
2. B. von ScribofliUB Larg«« , dediLdöMSta div I
Claudius , empfohlen wird. Aucb jetzt noch isl das LjcittiB
bei den Eingebornen Indiens unter dem Namen Ru^ot oder
Ruswut sehr gebrauchfich. Prof. Boyle bal nacbgewieseo,
6an das ächte indische LycHim das eingedickte Exiract voa
Berberia lycHim, ariatata a. a. Speciea von Berberis w\ , ni
namentlich von Nuggur-Kote bei Labore komme, wn es auf
den Bergen und in den Ebenen wächst. Die von Diosco.
rides beschriebene kleinasiatische Sorte ist vermuthlicb du
Extract von Rhamnus infectorius und andern Rhamnasspeciei.
Das iodiscbe Lycium oder Rusot wird von den eiogeboraeo
Aerzten bei acuten und chronischen Augenentzundangen, na-
mentlich wenn letztere nach acuten zurückbleiben and dai
Auge geschwollen ist , in einer dicken Lage auf das Aageolid
applicirt, auch wohl, bei chronischen EntzQndungen, Opiain
oder Alaun , ader , »um das Extract weicher z« machen , Od
oder Wasser zugesetzt. Dr. W i s e , der lange Zeit ein Aagen-
hospitnl in Calcutla leitete, wandte das Mittel mit gutem Er-
folge an. Bei grossem Schmerze liess er ein Stuck glOheode
Steinkohle nach Application der SaH>e in die Nähe des Aog«
halten. Uebrigens war der Preis des Lyciam im AiieftbaM
sehr hoch, und Dioscorides gedenkt der hau flgcn Verfäl-
schungen desselben. (J uli us Clarus.)
B. OBIGINALABHAiniLUHGEH
und
üeberslchten.
VII. BmcU Aber die neuesten Leistiuigen in Gebiete der Balneologie.
Von
Dr. X. Merkel in Leipzig.
(Fortsetzung von Jahrbb. LXXYIU. 37tt.)
2) Handbücher, Sammlungen, ße*
riekle.
Literatur.
•Davet de Beaurfepaire, Hlstoire et descriptroD des
Bourees min^rales dn royatime de Sardaigne et des contr^es
voisines. Paris 1853. 2 Tbir. 20 Ngr.
Patissier, Rapport sur le service mt^drcal des «5ta-
hlisscments thermaox pour les ann^es 1849 et 1850 fait au
nom de la commission des eaux min($rdles. Paris 18IS2.
1 TbIr. 20 Ngr.
Die Thermalquellen Algeriens. L'Union 14. 15. 1859.
Wir wenden uns jelsl zu dem,, was f<lr die Kennt-
niss ausserdeutscher Heilqueiien geleistet
worden ist, u. versuchen aus dem geboleneu Material
eine zweckmässige Auswahl dessen zn treffen , was
nicht nur den wisnenscbaflhchen Baineologen, son-
dorn aiich detti pcvkiisehen Arzte, der in der Jetztzeit
auch die Quellen fremder Lander und selbst Erdtheile
nicht mehr ignoriren darf, von Wichtigkeit seift ">»««.
Die Heilquellen des Königreicfut Sardinien
und das sie betreffende vorhandene Material halten n
Beaurepaire einen lOchtigen Bearbeiter gefunden;
nur hat er leider auf die geologischen VerbuHnissc xö
wenig Rücksicht genommen. Ausser Sardinien, rfe*'
sen Quellen er ausführlicher u. vollständiger hesprichl»
hat er aucb die wichtigsten Mineralquellen des öhn-
gen Italiens mindestens ebenso gut, als irgend em
anderer Schriftsteller bearbeitet, so dass wir iinin'*r-
hin sein Werk als ein Handbuch der gesammK" il*'
iianiücben Heilquellenlebre betrachten kftnne o. ^^ i^
zwar auch (obwohl es auf dem Tili-I «t«ht heiiK^rfct
ist) für Aerzte u. Nichiarzte geschrieben , aber iiM
wie man sagt , populür , sondern dem Arzte sriwoW»
als dem Nichiarzte sein Reobt, was man leider von
OHgitfUtabhandlnW^enf u. tfcbeniditeh.
^
^ meisten ddiUcbM B^Hesdlrifleb vHthi rtHtorcfn
Nach einer kurzen Einleitung (iber die Ortlichen
^?erhlluiisse des Genfer Sees und Süvoyens Iteginnt
; VL mit den Quellen dieses Landes , und suersl mit
fjmi. Die NaCrokrene daselbst (Cachat- Quelle),
[iu Alten wohlbek:innt , und 1789 wieder entdeckt
sad empfohlen, enthält nach Barruel in 1 Liter
(2V5 Pfd.) kohlens. Kalk 1,6 Gr., kohlens. Magnesia
0,26, kohlens. Natron 2Vt und Kohlensaure 24 M.
eabes [?]. Die Temp. ist stets 12^ G. Das Wasspr
dient in Fallen , wo Vichy und Gontrexeville zu stark
sind, o. mancher Patient, der an letztern Orten nicht
gebellt wurde, fand an der schwachem Quelle Evians
Hälfe. In neuerer Zeit wurde eine andere Quelle von
noch stärkerer Wassermenge, aber gleicher chemi-
scher Mischung gefunden; jene liefert 4, diese t2
Kilogrmm. in der Minute. Besuch im J. 1851 gegen
430. — - Ampkion, ein früher sehr besuchter, jetzt
fernachlässigter , obgleich angenehmer und srh^n
gelegener Kurort mit einem gehallreichen Eisensiluer-
Jiog, Aer auch kohlens. Natron und Kalk, so wie
einige Chloride, Alaun und Kiesels, besitzt und in
fieleo reinen Schwächezustanden hülfreich sich be-
vihrt hat. Aehnliche sehr empfehlenswerthe , aber
wenig od. gar nicht gebrauchte Eisensäuerlinge giebt
es noch mehrere in der Nahe des Genfersees. —
Saint- Gervais hat 4 Quellen von (1) 39, (2) 42,
(3)20, (4) 390 C. , alle 4 von gleichartiger, nur
laachdem Wärmegrade quantitativmodificirterMischung,
iforherrschend Natron - u. erdige Garbonale mit etwas
Kochsalz, freiem SU, 0, N u. G. Spater hat G ränge
aoeh Brom u. Jod darin nachgewiesen. Diese Quel-
len haben vor Leuk den Vorzug einer zum sofortigen
Gehraiich angemessenen, vor Aiz den einer sich stets
^eicbbleibenden Temp. , ausserdem wirken sie ange-
nehmer aof die Haut ein , als Bourbonne u. Enghien,
nnd husicbllich der Mischung der einzelnen Bestand-
(beile untereinander steht Gervais einxig in seiner
AriA^, Obgleich diese Quellen erst seit 1808 be-
ilaont geworden sind, ist doch dieser Kurort für
jSaste vollständig eingerichtet und mit allen Bequem-
jlieiikeiceii u. therapeutischen Vorrichtungen (Douehen,
jPisdaen, Dampfbädern, hydrotherapeutischen Appa-
Iraiea, selbst elektrischeo Maschinen u. s. w.) versehen.
jViMden Krankheiten, in welchen die Kur zu St.-G.
Ullostig wirkt, beben wir chron. Hautkrankheiten
(Herpes squamosus madidans), Rheumatismen, chron.
Loageakatarrhe , Nearosen nach Verschwinden aller
Kiaatheme, Uaterleibsaffectionen hervor. — Cor*
\mfeur beaitzt 3 Quellen (Victoire, Margarite, Saxe),
letztere hat Badezimmer (enthalt Eisen und SH) ;
dk Victoire ist Selters ähnlich ; die Margarite, eine an
fiien u. Sulptoten reiche, viel C enthaltende Chliare,
«erdiente mehr benutzt zu werden. — Auch die
Tlienne zu Saint-Didier mit 3d<^ G. a. sehr gehalt-
rtich, verdiente einen zahlreichern Besuch. — Jix-
U$-hains, der berühmteste Thermalort Savoyens u.
Med. iahrbb. Bd. 79. HA. 1.
^inei^ d(^r merkwürdigsten Europas, hat mehrei^e
hfiisse Quellen, von' denVn' 2' zifm Baden benutzt
werrfen. Auch sind 4 Douchebad^r da', von dendn
di^ eine diie htflhsbhe D. heis^t, Werl hier der Badende
alüs einer heissen Douct^e untei' eine kalte kommt.
Nebieik dem Badehan:s der Th^rmes-BeHhollet beAndißt
sich eiiVe rü'nde trotte (Cül de lampe), iti welche
ST6h der Thiärmalschlamm der sogen. Aiaun(|uel1e ab-
setzt. Ausserd'ent äind no6h' 3 merk^üi'dige GVoU^n
ii^ der Nlfhe d'er Queff^nursprünge vorhandeh , Welche
n^il den aus felztem sieben t?wickelnden hnhespirabeln
Batnpfen gefüllt sind. Beide Quellen riechen schwäch
nach SH und «Entwickeln viel (Stick-?) Gas, beson-
ders h^i' gewKterhafter Atmosphäre ; die Temperatur
schwankt je nach der grossem oder geringern Ent-
fernung von* der Quellstälte zwischen 33 u. 40^ R.
Sre setzen viel Gllairine ab, ehlhatten wenig föäte
Bestandlheile , aber vief Gas , bes. Stickgas. Naeh
Bouvoisin u. Prancoeur sollen die Dämpfe der
Alaunquelle frei^ Schwefelsäure erhalten od^r we-
nigstens zam Theil durch Einwirkung d^s Luf\saue'r-
Stoffs zn S orydirt werden. Uebrigen^ scheinen beide
Quellen aus eihem und demselben unterirdischen Re-
servoir zu kommen, das nur 2 Ausflus<jüifhungeti hat
Jod konnte selbst durch die empfindlichsten Reagen-
tien nfcht aufgefutiden Werden. Das Wasser wird
auch getrunken. Es mag Wohl selteA oder nie an-
derwärts wieder vorkommen , dass heisse Douchebä-
der, so wie hier, ohne besondere Steigkräfte anzU-
wenden, durch den natürlichen Fall des Wassers dem
Krankett zu Gebote stehen. Diese DouChen werden
in allen möglichen Hodtfidationen näd Wärmegraden
angewandt, die Vorrichtungen zur genauen Fixirung
des Theils u. s. w. lassen Nichts zu wOnsiehen Übrig.
Iteisl werden noch Frictionen , Massirungen , Flagel-
laiioneii u. dgl. damit verbunden. Nach d^r Deuche
wird der Patient wohl abgetroeknet und erngewickett
in sein Bett gebracht u. muss 1 — 2 Std. schwitzen,
worauf die fieberhafte Aufregung sich alimälig legt
und ein angenehmer Schlaf sieh einstellt. Die Wir-
kungen dieser Kor , wenn dieselbe [was freilich bis-
her wohl Hoch nicht nach Wissenschaftlich concipirte«
Indicationen geschah] in angemessener Weise ge-
schieht, mrüssen ausserordentlich und in gleicher
Weise W6hl d^rch kein anderes Mittel erreichbar seid.
Die Badeanstalleh zu Aix stehen ebeitffaHs in Mannig-
faltigkeit Qttd Zweckmässigkeit auf einer hohen Stufe.
&ie Dampfbäder vermehren die Hellapparaite von Aii
um ein Bedeutendes. Vf. hebt die caimirende Wirkung
derselben im Vergleich zu den einfachen Wasserdampf-
badern hervor , nimmt dabei jedoch auf die physiolo-
gischen Wirkungen des hier gewiss vorzugsweise
wirksaiDen Stickstoffs gar keine Rücksicht. Ueber-
haupt dürften die Quellen von Aix sich in mehr als
einer Beziehung mit denen von Wildbad vergleichen
lassen. Jedenfalls ist Aix nicht zu weit von Deutsch-
lands Mitte entfernt, als dass sich unsere Aerzte ab-
halten lassen sollten, Kranke, welche die Mittel dazu
haben, nach diesem Kurort, dem in Deutschland kei-
13
m
OrigliMUMaWluifea a. Uvbepskhten.
Ib dem Brftitli RoM^iin floileD siHi eifimii^, «twa lolllMbe
Mid Vt" b^^ite Gjrfiste mit der losclirift AfKlON (LyeMmi),
uml dem Nameo des Veifeitigen oder Verk6afers, c. B.
Jvxioy naqa Movcai/ov , HtiQaxXttov, taMio^. Derer-
wähme Heracirus kommt öfters bei G a 1 e a , C e I s u s a. A.
yur; er war praktischer Arzt zu Tareot, uod sciirieb mehrere
AbhaQdluQgen über Materia medica. Das Lyrium galt im
Allerthume als ein forzuglich kräftiges Adstringens, welches
bei eDlzüodlicben und andern ProHufien angewandt und ?on
Diuscorides, Galen, Oribasius, Paul ?. A cgi na
näher beschrieben wird. Im Handel unterschied man 2 Sor-
ten , das Lycium von Lycien oder Cappadocien und das von
Indien. Letzteres galt für die beste Sorte. Dioscorides
wandte es bei Psoriusis, Pruritus der Augenlider, Eilcraus-
flussen aus den Ohren und Tonsillen , bei Gescliwuren des
Zahofleiscbes^ aufgesprungenen Lippen, Fissuren am After,
bei Fluxus coeliacus und Ruhr (innerlich und als Klystir),
bei Hämoptysis und Husten , Profluvien aus ii«*n weiblichen
Genitalien, i>ei Hydrophobie u. s. w. an und erzählt, dass «s
von den Indiern bei Milzenlzundungen, Gelbsucht, als Gegen-
gift und zur Verhinderung der Menstruation gehraucht werde.
t)ie Hauptanwendung fand es jedoch alsCollyrium bei »erschie-
denen Formen von Ophthalmien, in welcher Beziehung es
X. B. ?DoScrifconiü«Larg««,de«i^*'**?|
Claudius, empfohlen wird. Auch jeUt npcö «
bei den Eingebornen Indiens unter dem Nain«\
Husivut sehr gebräuchlich. Prof.Boyie bain«
dass das ächte radrsche Lychim das ««««"J^
Berber» lyciura, ariatata u. a. Specie. ~a i^^t
namentlich .onNu«gür-Kote be. Labore komme
den Bergen und in den Ebenen wachst ^^^
rides beschriebene kleinasiatische Sorte i»t
Extract Ton Rhamnus iofectorius ««V?***^'^ ^^iTB ^v
Das iadiache Lycium oder Busot "^'l^l^l^..^^^^
Aerzten bei acuten und chronischeo Augen^^^^^
mentlich wenn letztere nach ^«^^VT^^^aut d«^
Auge geschwollen ist, in einer dickett i*^» ^^^^^
applicirt, auch wohl, ^^^^^-^^^^ ^"^
oder AlauH , ader , «m das IsWi w ^ ^.^
oder Wasser zugesetzt. Dr. W»»«;/*?^ ^-^^^^ „iW^
hospital in Calcutla leitete, '^»°^*?.^Tl%r eXn SlSÄi
rolge an. Bei grossem Schmerze l^»« .er ^^^ ^^^^ j^
Steinkohle nach Application der f *^"V . ^«imm im ^^
halten, üebrigena war Atx P^»* ^T* rjAer hauftfl
»ehr hoch, und Uiüscoridc» 8"*»^ fjuliii*^^*^
schungen deasclbea. *
B. OBIGIHAIABHANDLüHGBii
und
UeltersicMen.
Vif.
Bericht tber «i« ^wito» UVatiiÄgea « Gdtiete *>r Bal»««***^
Von
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Dr £,.**«*"**' *" l'eipxig.
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1' "■ '''■»min '' ^^ ''
o« . ton WAfc. LXXVIU. 375.)
• «* n g « »• » Bichl mehr ignoriren «»"• -^ ^'^
Die Heilquelle« ^*' ^»^
«d Aes .ie beireffe»;« ^j,^
'"<»«* r^ etd«.cf'P''«*rte. nur Ul er leider .uf*«?rji
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-^ «n«ologe» . *
a»- i» der Jet'
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Digitized by VjOOQ IC
b einer karzeo Einleitung aber die örllichen
isse ies Geifer Sees und Süvoyens beginnt
lit deo Qoellen dieses Landes , und luerst mil
Die Nilrokrene daselbst (Cachat- Quelle),
jlen wohlbekannt, und 1789 wieder entdeckt
empfobleo, endijflt nacb Barruel in 1 Liier
PU.) kohlens. Kalk 1,6 Gr., kohlens. Magnesia
, kohlens. Natron 2Vs und Kolilensäure 24 M.
[?]. Die Terop. ist stets 120 c. Oas Wasser
ioKalleu, wo Vichy und Conlrexeville zu stark
0. mancher Patient, der an letztern Orten ntcfat
kl warde, fand an der schwifchern Quelle Evians
k. Id neuerer Zeit wurde eine andere Quelle von
I slSrkerer Wassermenge , aber gleicher cheini-
^Mischung gefunden; jene liefert 4, diese 12
irmin. ioder Minute. Besuch im J. 1851 gegen
. — Jmpkion, ein frUher sehr besuchter, jetzt
|ich\l&sigler, obgleich angenehmer und schön
Der Kurort mit einem gehaltreichen Eisensüuer-
, der iüch kohlens. Natron und Kalk , so wie
Cfiioride, Alaun und Kiesels, besitzt und in
reinen Schwächezuständen hülfreich sieb be-
hau Aehnliche sehr empfehlenswerthe , aber
tif od. gar nicht gebrauchte Eisensäuerlinge giebt
:h mehrere in der Nähe des Genfersees. —
Qervais hal 4 üüiOlcn von (1) rlO , {2} 42.
; f4) 3y*Mj. , aEli; 4 von ^liMtliarügfr . our
U^mir^raile rpianLttativjua^lktiiiilerMEsuhiiJi^
Kcliend Nalriȟ - u. erdige Carlnjoali^ ijiil etwai
kmm SU» 0, N u, C. Spüler hat Grauge
i u. Joii darin nach gewissen. Oiese H
vor Letik den Vurzug t^iiier mm soforli^eft
aofemei^Hcneu, vor Ais den einer sjch clei«
\inkn Temp. , ausserdem wirken sie
raafc)i4! HäuL ein, ab Baurbonne u. E
icliilicli der iMiscJiung der einzelnen
ilereinander steht Gervais einzig iM
Obgleich diese Quellen erst »ett IdMI»-
^t^den sind, hi dach dieser Kttr«i Hr
foliiOfidtg eingerichtet und mit allen
B. therapeutischen Vnrrichtuii^eii (i
öampü^ädern , liydrolherapeulii
lldbit elektrischen M »seh inen u. s. w,)
btnkheilen , in welchen die Kur
*ittt, heben wir chrun. llai
^i^iiio^us madidans), ßheumai
iifüit, Neurosen nach Ver*.d
iQterkibxaOeclionen lar
3Quelkn (Viutttire, Jfl-^
b| ßiidezimruer («Olli' '
jicller« alinlicb : ^
ll*n ri'U^h»'. VI» I
heisse 0^^'^*^- ^^^ '^^^'' * ^^
werden. Aorh >:ii»r: 4 hMn.-h''T.i-^^ *■
das eiw di^ hfit»«5ri>f I. ttr**^ '«**^ ^■
allls einer ht'is?sf»T ^.lfTT^ nr^r^ "^
Neheft dem f:»rtf»h?i3« rtf^ ^r*-'7ri — ^ -"
sich eine ronAf fi -^nüt 'a ^ ^^^^
sich der Ti>enr.ahi:ii;aiin! «••^ «-^j-r. •-
setzt ATr5«i^Td-ir «luf t»^' * j^^r-^r
ia der Nätie der «^nr-ft-nr-^r-irr^ vn-^:?
nil dea an? Ifizi-T^ «;-• i^— -tri«
BämpTen rpfiill*. ^mt H^je ^^^---^ —
nach SB und «irr t-i-r t- "^i-
ders ♦>« i!ewill*r«s;r*»f- AlI3»-=^w^ i
sdiwanil je uan er- r-»«— «r «^ r-
femuD^ vflB 6^ HL»-:.vtrr» tv^--*» :
Sie selzwi ▼»• r»rp'-7p s »rrr «
Be«taB»Hli«»t>f . an»^ "»^ •*- *- "^ -
BouYO'f ri. »---,.--- *. "
AUnijquel»^ hrf ^-tt— -z^r^ ^ ;>"
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Stoff*' XU ^ flT^'ÜT ^--^-^ '• — i^
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svetchen
nicht als
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i>smen und
vtTschwan-
Atipjvm Falle
^'tlnstige Wir-
ultjng. Immer
II, sohaid die
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iMiraljjien I (Je-
t!ei chronischen
js Seh WH fei Wasser
^'elrunken werden.
.^;irmen , setzt man
hiossenes Bassin
rhe man h pisse
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Digitized by
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98
Originalabhandlungeo u. Uebersichten.
oer ganz an die Seite gestellt werden kann, zu
schicken *). — Chalies^ erst 1841 entdeckt, zeich-
net sich durch einen ungewöhnlich grossen Gehalt
an Schwefelnatrium (5 Gr. in 1 Liier) aus» und
enthält ausserdem über 2 Gr. Natroncarbonat, Y5 Gr.
Jodkalium und ebensoviel Bromnatrium , nebst meh-
rern Sulphalen, Carbonaten und Silicaten, sogar
Schwefeleisen und Mangan, auch Baregin , in Summa
13* Gr. fester Beslanülheile in 1 Liter, und zwar in
einer Mischung, wie sie ahnlicher Weise bis jetzt
noch nicht vorgekommen ist. Dieses Wasser vertragt
eine Temp. von 70 — 75^ C, ohne sich zu zersetzen,
kann daher auch zu Bädern und Pouchen benutzt
werden, so wie es sich auch in Flaschen lange Zeit
unverändert erhält. Vom Magen wird es sehr gut
vertragen , selbst bei reizbaren und schwachen Natu-
ren. Es hat sich sehr wirksam gezeigt bei allen
hartnäckigen Geschwüren, Fuss- und KniegeschwOl-
Sien, Augeuschleimflüssen, Haulkrebsen, Nieren- und
Blasenleiden , WUrmern , schweren Scrophelleiden,
Neuralgien U.S. w. Oer Urin wird schon nach einigen
Gläsern neulral und dann alkalisch , ebenso die (Ihri-
gen Secretionen; die Acidität kehrt iib<T wieder,
wenn die Kur unterbrochen wird. Ferner wird der
Urin blass und sclileimfrei , und reagirt auf Jod und
Brom. Das Nervensyslem wird calmirt, die KräTle
gehoben. Noch sind aber die bisherigen Erfahrungen
zu gering an Zahl, um die volle Wirksamkeil dieser
in ihrer Art einzigen Quelle (Ihersehen zu lassen. —
Diess sind die wichtigsten Heilquellen Savoyens, aus-
serdem werden von B. noch 18 dergleichen aufge-
führt, die zu den Thermal-, Eisen- oder Salzquellen
geh()ren und meist etwas Sil enthalten.
Von den Heilquellen Piemonts erwähnen wir
j4cqut Man kurirt hier die Kranken in der Regel
nicht mit den Schwerellhernien , wie sie sind , son-
dern hedeckt die leidenden Theile mit dem hetssen
Ther malitc klamm e , wie er durch dazu angestellte
Taucher aus dem Grunde des Bassins frisch hervor-
geholt worden ist. Erst nach diesem Schlammbade,
dass 3/1 his 1 Sld. dauert, nimmt der Kr. zur Reini-
gung ein Mineralbad. Die Wirkungen dieser Kur
sollen hedeulend sein, selbst bei Paralysen mit Mus-
kelatrophie. Auch steigert sich der Besuch von Acqui,
das sonst wenig Reize bietet, mit jedem Jahre. —
Oleggio besitzt eine 1809 gegründete ärzliiche Ba-
deanstalt, wo künstliche Mineraihäder aller Art zu
haben sind. — Saint-Genis, ein stark schwefel- u.
etwas jodhaltiges Wasser (soll Kreuznach und Hom-
burg ähnlich sein). — Die Mineralquellen der Insel
Sardinien sind fast sämmllich Schwefelthermen, neben
welchen einige kalte Säuerlinge vorkommen. — In
der Lombardei hören die Thermen auf, und finden
sich nur Säuerlinge, die jedoch zum Theil an Carbo-
naten und Sulphaten reich sind, vor.
Dagegen ziehen sich die Thermen auf der west-
lichen Hälfte Italiens in reicher Anzahl und Mannig-
1) Näheres ober Aiz 8. Jahrbb. XIV. 264 ff.
faltigkeit fort 0. Wir erwähnen hier die Thern
von Siena, von welchen einige an Borsäure rei
sind, und hier Lagoni genannt werden. Die BorsSi
ist an Natron und Ammoniak gebunden. — 1
Lesignano (Parma) sind 2 Quellen , die fortwähre
von einem starken Strome von GH durchdrungen m
den , das auf der Oberfläche des Wassers viel Ga:
(Petroleum) absetzt. — Die Fesuviana nunzm
(Neapel) ist 1834 bei la corre del Annunziata in ein
Lava artesisch erbohrt worden, hat 29®, enlh
Kohlensaure und 8 Grmna. feste Bestandtiieile
1 Liter ; wird getrunken und zum Bad gebraucht. •
Zwischen der Solfatara und dem See Aguano lieg
die Pisciarelli, nach SU riechend, adstringirt
(Eisenvitriol) schmeckend, sauer (freie Schwefelslore
reagirend, 3.0® R. warm und Blasen von KohlensS«
entwickelnd; eine in ihrer Art ebenfalls bOchst mer
wUrdige Beschaflenheit. Sie sollen , was ebeo
merkwürdig wäre, in der Lungentuberkulose 2. Gr
des helfen.
Die Insel Iskia (Ischia) ist der an Mineralquelli
reichste Ort der Welt, der auch sonst fOr die Ihei
relische oder allgemeine Balneologie ein grosses li
teresse hat. Die merkwürdigsten Thermen sind fo
gende. Ponfafto , 27« R. , enthJtlt C, Carliooat
Sulphale u. s. w.. wird jetzt nur noch getrunken, vei
dient aber mehr Benutzung. — Bagno' dlseki
2 reiche Quellen von gleicher Mischung, 44 — 47*1
spec. Gew. 1,0059. Nach der neuesten Analyse«
Lancelotti enthüll das Wasser in 1 Pfd. e»
24 Gr. Na Gl. 5 Gr. N4 C, 4 Gr. Nä S, 2 Gr. »t
u. s. w. , zusammen elwa 40 Gr. fester Bestandllieil
Die Einrichtungen sind ziemlich befriedigend, d
Besuch stark. — Castiglione, Tliermalanstalt, den
Zimmer zum Theil durch unterirdische Hitze erwäri
sind ; die Quelle hat unter dem Reservoir 6Ö', •
Res. 32« R.; spec. Gew. 1,0046, eine neue Analji
fehlt. Das Wasser soll tonisch und aperitiv zugleic
wirken , wird jelzt vorzugsweise innerlich gebrioci
— Gurgitello, die berühmtesten Thermen der ln«<
mit einer gut eingerichteten Badeanstalt, 50—56 I
enthält in 1 Pfd. 8V9 Gr. Nä C, 2 Gr. Nä S. 9 0
Na Gl, etwas (CA Mg) C, auch Ka J und elw^a«^
wird meist zu Badern, Douchen, Lotionen und Inj«
tionen verwendet. Auch der Badeschlamm wird gi
braucht. — Cappone , 28« R. , 24 Gr. fester ft
standth. bes. Kochsalz und Natroncarb., wird El
nur innerlich gebraucht. — Bagno Fresco mit 1
Thermalquellen von 50 bis 79« R. [also fast Sie*
hitzei], in ihrer Mischung Teplitz ahnlich, 8^4^
fixe Beslandth. in 1 Pfd. — La Rita, zwischen f
u. 52« R. variirend, spec. Gew. 1,003, etwas reiel
an fixen Stoffen (bes. Ni C) als die vorige, wird 1
Musserlich gebraucht. — ^ Santa RestittUa, *0 '
spec. Gew. 1,014, 55 Gr. üxe Bestandth. in 1
bes. Kochsalz und Natrondoppelcarbonat, auch Kaj
und Nä C. Ausserdem giebt es hier noch
. DIgitizedby VjOOVIC
1) S. Jahrbb. XLIIl. 252 ff.
Originalabfcaodlttngen u. Uebersichten.
99
bitger warme QnelleD mit etwa 15 Gr. Gehalt. Die
iiptqaelle wirkt bei ihrem starken Gehalt sehr auf-
kpB4. — San Montana, 44^ R., sp. Gew. 1,016,
M Doch gehaltreicher als ▼orige, sonst ihr ähnlich.
U Jfua dl Francesco L, 360 r., gp. Gew. 1,003,
I Gr. feste Bestandlh. mit etwas freier t (die auch
li vorigen Quellen nicht fehlt). Es wird getrunken,
^Met, gedoucht. — Ciiara, 370— 42<»R., mit
B Gr. fester Bestandth. in den vorigen analogen
litnissen, and ähnlich verwendet — Ohnitello,
R., sp. Gew. 1,0024, mit 13 p. M. fester Be-
[th. 10 analoger Mischung und Wirkung. Es soll
iders (ah Injection) gegen Taubheit helfen ; wird
(t meist getrunken. — Nttroli, 24® R., armer
iVi Gr.) , wird nur getrunken. — Alle diese Ther-
sn seheinen aus einem gemeinschaftlichen unterirdi-
then Reservoir zu kommen, welches ebenso viele
kosflusskan^e hat, als Quellen vorkommen. Bei der
ileiabeil der Insel ist es unmöglich , dass dieses un-
ehenre Reservoir (wir haben nur einen Theil der
fnellen angeführt) von Meteorwasser allein genährt
)nr4, es muss also das Meerwasser concurriren.
Aicfa die Insel Corsica ist an Mineralquellen nicht
m. Sie enthalt einige Säuerlinge , mehrere Ther-
in «od ein Paar Ualikrenen. Die Schwefellherme
■ Caldaniccia wird als neuentdeckt aufgeführt.
Die DunstkohUti Italiens werden bekanntlich jetzt
Utk in ärztlichen Zwecken angewandt , zwar nicht
^nTritoli, wohl aber die von Gastiglione, Gaccinto,
iLorenzo und Testaccio (Ischia), welche sämmt-
I reine Wasserdämpfe von 40 — 50<> R. enthalten,
I ii Badezimmer geleitet werden. Vf. hält beson-
kB die trocknen Dampfbäder für wirksam , u. zwar
4ia Asphyxie durch Ertrinken , im Beriberi und in
igen flaalkrankbeiten , wo die Hautcapillaren stark
kegt werden sollen. Desgleichen spricht er den
ans» dass die (hauptsächlich aus kohlens.
niak bestehenden) Dämpfe der vor wenig Jahren
Ueekien j^mmoniakgroUe therapeutisch angewandt
»den mochten. Er empfiehlt sie bei verschiedenen
reoischen Augenleiden, bei Gicht, Contracturen,
lalysen. Die Haut wird in diesen Dämpfen roth,
kt, and empfindet bald ein brennendes Stechen ;
treten Zeichen von Gongeslion nach dem Kopfe
I, Ohrenklingen, Augenflimmern u. s. w., bei deren
Aritt der Rr. die Grotte verlassen und in Schweiss
kommen suchen muss. Die Dauer eines solchen
k bestimmt er auf 15 — 20 Minuten.
Ceber Frankreichs Heilquellen berichtet
itissier nach Anleitung der aus den Kurjahren
149 0. 1850 von den Badeinspectoren eingegange-
officiellen Berichte, welche freilich, wie er sehr
loert. noch lange nicht vollständig sind, so dass
' manche sehr wirksame Mineralquelle seit Jah-
Il5ichts verlautet hat. Naclidem er in der Einlei-
bg die Mineralquellen als therapeutische Agentien
I Allgemeinen gewürdigt, so wie ihre Wirksamkeit
»eh und durch ihre Verwendung bei hinlänglichen
l^riehtungen und Apparaten betrachtet hat , referirt
er im 1. Gap., dass fQr das Jahr 1849 nur 25, und
für 1850 62 Berichte aus den französischen Kurorten
eingelaufen sind , was verhällnissmässig sehr wenig
ist, da Frankreich an 623 Quellkurorte besitzt. Frei-
lich erkennt er die Schwierigkeiten an , welche die
inspicirenden Brunnenärzte haben, um specielle Beob-
achtungen zu machen, da nur die geringere Zahl der
Kurgäste vom Arzte controlirt werden kann, während
die grossere tlälfte die Quellen auf eigene Faust
braucht und beziehendlich missbraucht. Ferner ist
an der Richtigkeit solcher Tabellen, welche eine
grosse Zahl von Heilungen durch die primitiven Wir-
kungen der Wässer angeben , immer zu zweifeln , da
ja bei den Heilquellen die consecutiven Heilungen die
Regel sind. Auch sollten die inspicirenden Brunnen-
ärzte ihre Beobachtungen unter einander vergleichen,
um daraus für ihre Quellen das Eigenthfimliche ab-
strahiren zu kOnnen. — P. fahrt die Mineralquellen,
aber die er zu berichten hat, auf als Schwefel-,
Sauer-, Alkali-, Eisen- und Salzquellen.
1) Schwefelquellen, Der Schwefel ist darin bald
als freier SR , bald an Natrium oder Galcium gebun-
den, bald in beiden Verbindungen vorhanden. Je
wärmer die Quelle, desto rascher verliert sie ihren
Schwefel bei BerOhrung mit atmosphärischer Luft.
Das Schwefel natrium ist der wirksamste Bestandtheil.
Nach A n g 1 a d a und B o u i s ist das Natron nur als
Garbonat , nach F o n t a n fast ganz als Silicat darin
vorhanden. Die natOrlichen Schwefelwasser enthal-
ten Baregin und werden besser vom Magen vertra-
gen, als die acdMentellen, welche kein Baregin haben.
— Einige der inspicirenden Aerzte von Schwefelther-
men haben beobachtet , dass die Kr. , bei welchen
keine Exacerbation der Symptome stattfand , nicht als
vollständig geheilt betrachtet werdeu darfen , wenn
sie es auch scheinen. So sind Rheumatismen und
Dermatosen , welche ohne Recrudescenz verschwan-
den, der Wiederkehr unterworfen ; in letzterem Falle
haben dieselben Quellen eine weniger günstige Wir-
kung, als bei ihrer erstmaligen Anwendung. Immer
rufen die Schwefelbäder und Douchen , sobald die
Lufltemp. 20 — 24<^ R. ist, Hautkrisen hervor, welche
die Heilung (von Rheumatismen , Neuralgien , Ge-
schwülsten, Dermatosen) befördern. Bei chronischen
Brust- u. Darmkrankheilen muss das Schwefelwasser
gleichzeitig in kleinen Quantitäten getrunken werden.
Um kalte Schwefelwässer zu erwärmen, setzt man
am besten in ein damit gefolltes verschlossenes Bassin
eine gewundene MetallrOhre, in welche man heisse
Dämpfe strömen lässt. — Auch in der Thierheilkunde
dienen die Schwefelquellen; die Haarschlechligkeit
der Pferde wird durch Saufen von 8 — 10 Liter Tag-
Uber in einigen Wochen geheilt.
Die aus 30 Thermalorten eingegangenen Berichte
verbreiten sich namentlich aber die Zahl u. Beschaf-
fenheit der Quellen , geben neue Analysen , die vor-
herrschende Wirksamkeit, die Zahl der genommenen
Bäder , die Frequenz , den Ertrag der Quellen u. das
von den Fremden consumirte Geld an. Ueber dio
im
Orjgip9U^))^n41t4Pgieii u. ;üel)%r8icbteo.
letztem firgebni3se v^erd.eQ w\f ^up Schlüsse ^eipige
Notizen anf(lgep ; hier nujr Einiges» w^ß ^iasefisclifift^
liches ^nieresse haU — Ferne f-lß^-Mirfs, Oiß natUr-
licJxeo Dümpfhüder daselbst sind fXlr clironische Lun-
gen- und iiehlkopfkrankheitßn besonders heilsam, ^s
wirken diese Quellen am aufHilligsten auf den Urin,
der bald dunkel und ^lark riechend wird. — Qlßlte
(Ostpyreoäen) besitzt nach Bouis ^in^ Fülle geMt^
reicher SchwefeUherm^n vcu) 30 bjp 7^^ B. u. gro«-
senil VVa3serreichihume, welche um ßop^ohrC^onutzung
vf^rdienen , j^ milder dfs jvUm^ und je gdn^ig^r diß
Lage (bei perpignan) ^nd Sl,raasenverMn^upg dj^^es
O.ris isL — MoUlg ist neu analysirt worden.
Lupia-Quelle.
Massia-Quelle
Glairine in 1 Liter
0,007 Grram.
0,021 Grmm
Schwefelnatr.
0,014
0,014 ,
Kohlfos. Natr.
0,333
0,QOI> ,
NaUon
0,0251
0,041 ,
Kali
0,008
Schwefels. Natr.
0,011
0,015 ,
Chlornatr.
0,017
0,014 ,
Kieselsäure
0,341
0,047 „
Gyps
0,002
Kßlk
0,001
0,003 ,
(Magnesia
Spur
Ap der Quelle (beider) beträgt das Na S 0,0166 nach d
Sulpbbydrometer.
Am wirksamsten sind diese Quellen in der dar-
trOsen Afleclion , die nach dem inspicirenden Arzte
P i c o n fast nie denselben widersteht , wenn sie hin-
reichend lange gebraucht werden. — Allevard» Die
Schwefelquelle mit 24^ G. enthXlt in 1 Liter 39 Ku-
bik-Glmr. SB und eine merkliche Quantität Jod. Es
werden hier auch Molkenbäder gebraucht und kön-
nen davon jeden Tag 40 hergestellt werden. Diese
wirken sehr heilsam in Neurosen , chron. Gastrosen
und subacuten Dermatosen ; man mischt Molke und
Mineralwasser zu gleichen Theilen. Durch lange (bis
6 8td. dauernde) Bader weichen veraltete Psoriasis
und Liehen. Die Anstalt ist in schnellem Aufidühen
begrilTen. — Enghien-let-bains besitzt 6 kalt<* Quel-
len mit viel Schwefel, der hier an Calcium gebund(>n
i&t. Sie werden , pbgleich sehr wirksam io d^
schejD Pharynx-, Larynx- und UteruakjiUrrheiii
häUpi^smassig zu wßpig l^enAiUt. — Bei Pietr^
(Gprsica) hat der Insp. Garlotti 1848 im\
wie 0s scheint , eisenkßUige Therme .ept4eelt|
er gegen alte WechselQjdber i^id Scrophaloseti
sam fapd. — Zu Guil(pn (mit einer kalien Seki
qi^ßlle) ist ^ine bydro.ther^p9ulischQ An&lall ec|
worden.
2) Säuerlinge. — fionS-fpr besjui I
und 6 wanne (42-^470 H.) Sauorli.Qge. Pl«
Zimmer genügen dem Andraug^ ßo wenig, i^n
djß ganze Nacht dur^h gebadet werden nuis.
kohlensaure Oapipfbadßr, in chron. Luogenkni
ten upd Rheuipatismep oft sehr scbqeU helfe«
daher $ehr hegehrt. Das Was/9ßr wird besood«
Asthma, phroQ. Schlund- und Keblkopf»irritalii
Aphonien , auch bei Scrophulosis infam, gebu
— Die beiden kalten Säuerlinge ^u AYc-xiü
sollen Jod oder Qroui enthalten und gegen Seil
praservirep, — Pougues u» EnmH^^e siod m
Unterleibakr^nkheiten wirksam. Let?^tere Quellai
Ghliaren.
3) Natropegeny meist reich an Kohli
in chron. Unterleibskrankheiten, Nieren-,
Gichlkrankheiten wirksam. — f^ichy. Nach
d r i m 0 n t enthalten diese Thermalquellen aucb <
SH, die Quelle Puits Lardy auch etwas Eisen, i
Arsenik und eine organische oder sich or^aflisil
Materie. Puits Lardy ist besonders in GasU-l
wirksam. Die Grande-Grille maclit den Um
manchen Patienten nicht alkalisch, sie mögen trif
so viel sie wollen. Vf. hebt hauptsachlich die I
der Einrichtungen hervor, bes. der Doueheii
schlechte Bedeckung der Quellen , die tn f^
Badebassins u. s. w. , u. giebt Vorscbllge zor
— Saint-Nect^re hat 6 Quellen von 22 --4
die 1850 auf Verni^re's Veranlassung ai
worden sind , und zwar die kleine und grosse
von Nivet, die Mindonquelle von Berthi
Mont-Cornador von L e c o q.
,
Kleine Quelle
■ i.i.
Grosse Quelle
Mandon.
Mont-Corn.
dopp. Kohlens. Natron.
2,970
2,930
2,833
1,179
Schwefels. —
0,180
0,182
0,156
0,101
Chlornatr.
2,(510
2,M5
2,420
1,322
dppp. Koblens. Magnesia
0,333
0,304
0,364
0,123
— — Eisenozydul
0,041
0,048
0,032
o,pio
— — Kalk
0,719
0,71^
0,602
0,867
Schwefels. —
Spur
Spur
Spur
Spur
Alaaoerde
ditto
»
•
•
Kieselerde
0,110
0,113
0,100
0,086
Verlust
0,1?0
7,114 Graun.
0,167
—
0,045
Summa in 1 Liter
6,97(5
6,806
3,819
OrisiaakUuuulliiDgen w. IMkraiobun.
tOl
iaeh et was Sil iwd organische Materie findet sich.
Der Gehsit an Kohlensaure scheint bis jetzt noch nicht
hestimml worden su sein. Bis zur Badetemperatur
kohlt men die Quellen durch Zugess anderer henaoh-
harter Min.-Qaell. ab» was gerade nicht sa emplehlen
ist Verniftre rühmt diese BHder gegen Herzkrank-
heiten aus rheumat. Ursache, auch gegen CfeuralgLen.
— f'ais hat 5 starke Katrokrenen , von denen eine
aneh zu fiadera benutzt wird. Der fnsp. Ruelle
klagt sehr über die therapeutische Anarchie der Kur-
gaste, da die Quellen in Privatbesitz sind. Vorzugs-
weise io Unterleibskrankheiten u. Gicht wirksam. —
CkateatmeufS kalte, 6 warme Quellen, die auch in
getrenntem Privatbesitz sind , und daher nicht so be-
Qntzt werden , als sie sollten , ein Uebelstand , dem
nur durch Association fibgeholCen werden kann.
4) Eisenquellen. — Wir erwähnen hier zuerst
Cap^erm (hohe Pyrenäen) deshalb, weil es eine
Tkerme von 24® R. ist, was in Europa hOchst selten
vorkommt, in Afrika häufiger (s. Jahrbh. LXXV. 236).
Ausser einer nicht unbedeutenden Quantität Eisencar-
boaat enthalt sie viel Oyps und Bittersalz, nebst Koh-
lens.. Stickstoff u. Sauerstoff in freiem Zustande. —
Die Qaellen von Cransac enthalten unter andern
liemlich viel Mangansulphat, so wie Schwefelarsen,
das durch das Chlor- und Jodhydrat des Ammoniaks
ia Losung erhalten wird, und welchen diese Quellen
ksonders ihre Wirksamkeit verdanken sollen. Sie
,Rgen d^e Urin^bsonderung und die Verdauung au,
«ad besonders laxen, lymphatischen Individuen dien-
lich, und heilen Leber- und Milztumoren, alte Diar-
rk^eo und Blutungen. — Die Quelle von Frovins
> eaihaU auch Arsenik, Sie ist besonders Chloroti-
L sehea zuträglich ; die Chlorose ist in dieser Gegend
- endemisch.
5) SaHaische Quelle». — a) Starke: fiour-
I boue les bains, Balaruc, Bourbon TArchambault,
\ Lamotte les bains, Bourboule, Niederbronn. Alle
\ diese Hiorralquellen sind in ihrer Mischung dem Meer-
wasser analog , u. nach Mialheu. Figuier könnte
man durch eine entsprechende Mischung von Meer-
I Wasser nait süssem Wasser oder den schwachem sali-
I Bischen Quellen Frau4(reichs (Plombi^res , Luxeuil,
I Eains, Neris u. a.) Bäder erhalten, die denen mancher
I deutschen Hineralquellep ahnüch wKren und fvirkten,
' lad Frankreich könnte auf diese Weise viele Patienten
fom Besuch fremder Kurorte zurttckhallen. Nach
dem Vorgänge vieler deutschen Thermen schlagen
jne Aerzte auch vor, die schwachem salinischen
Quellen Frankreichs durcii Zusatz von Salzmischungen
zu verstarken. — Dieppe (Seebad). Der Insp. G a u-
det bat der Akademie einen Aufsatz ttber Anwendung
der Seebader in den Krankheilen , die der Cholera
blgeo (Dyspepsie, Gastralgie, Neuralgien u. s. w.),
«Bgereicht. Solche Kr. sollen in den ersten Tagen
■ar die Seeluft geniessen , dann warme Wannen-
Seektader von kurzer Dauer nehmen , und dann erst
tOQ freien Seebad tibergehen. Nach P a t i s s i e r
tiad wahrend einer Cholera-Epidemie die Seebader
ganz zu vermeiden. — Balarme. Das Thermal wasser
fliesst in den Teich von Thau , welcher Neerwasser
enthalt und seiner Nisehuag nach der Therme eehr
ahnlich ist» nur dass letztere 9, ersteres 3<2 Grsin.
f. B. in 1 Liter enIbaU. £s werden auf diese Weise
Teichbader vos eigenthUmlicher Wirksamkeit erzielt.
Die Therme entbali Kohlensaure, welche in intermil-
tirendeo Strömen kommt und wieder verschwindet.
Damit kapgeo die Temperaturschwankungen (von
44 — 510 g.) fusamroen. Die Badeeinricbloigen
sind nodi mangelhaft, was bei der gressen Wirksam-
keit der Therme zu bedauern ist. -^ Lamolte-itS"
bains hat 3 Thermalquellen , die unter andern auch
Arsen und Jod enthalten. Sehr wirksam busonders
als Uterusirrigation. — Bourbon V ^rchambault,
gasreiche Therme, brom-, jod- u. majiganhaltig. —
Zu Niederbronn ist 1850 eine neue Quelle von Id^R.
entdeckt worden, die nach der vorLlufigen Analyse
eines Strassburger Pharmaceuten 1,750 Grmm. snli-
nische Beslandth. , in der alten Quelle analogen Ver-
hältnissen, nebst 57, C.-Ctmtr. SR enthält. Die alte
Quelle von 18^ R. Temp. ist neuerdings wieder ana-
lysirl worden. Sie enthalt in 1 Liter 4,627 Grmm.
feste Bestandtheile, hauptsächlich Chlomatr. (3,088),
so wie Brom und Jod-Natr. , kohlens. Eisenoxydul,
kohlens. Nanganoxydul , nebst einer noch nicht be-
stimmten Quantität StickstofT und Kohlensaure. —
b) Schwache, sogen, einfache (akratische) Ther-
malquellen, An solchen (so wie an Schwefelther-
men) ist Frankreich reicher als Deutschland , wah-
rend es armer an Sauerlingen und Eisenwassern ist.
Es gehören hierher Plombi^res, Luxeuil, Bains (Vos-
ges) , Bourbon-Lancy, Chaudes-Aigues u. v. a. Von
den 19 Kurorten, die Vf. anführt, erwähnen wir
Bagneres de Bigorre, weil unter dessen zahlreichen
Thermen 2 eisenhaltige sind. Auch Süil-lez-Chd-
teau-Morand (Loire) besitzt eine Chliare von 24<^R.,
welche Eisen und Schwefel enthält. Die bekannte
Erfahrung, dass neben heissen Quellen oft kalte,
meist eisenhaltige Säuerlinge entspringen, wiederholt
sich auch in Frankreich an mehrern Orten,
Anhang, lieber die Mineralwässer der Moldau
ist von B a s s e r e a u ein Bericht eingesandt worden.
Es sind deren 9 bekannt, welche theils saliniscb,
theils schweflig od. Säuerlinge mit Eisengehall sind,
6 — 20® R. Temp. besitzen , nur von den umwoh-
nenden benutzt werden« und keine Bequemlichkeit
bieten
Im 3. Cap, giebt P a t i s s i e r einige Corollaria
practica , die wir ihres Interesses halber hier kurz
resumiren wollen. Dermatosen und Rheumatismen
erfordern den Gebrauch der Thermen. Alte Derma-
tosen bei Lymphatikern schicke man nach ßar^ges,
Bagneres de Luchon u. a. Für neue oder subacute
Dermatosen (bei nervösen SubjectQu) passt Saint-
Sauveur, Bagnols, Fonlon , Bagneres de Bigorre,
Evaux, Neris, Luxeuil, Bains, Loueche. Für alte
Rheumatismen bei robusten , harten Naturen : Mont
d*Or, BAT^ges, Bourbonne, Balaruc, Bagn. de Luchon
102
Onginalabhandlangen u. Uebersichten.
u. 8. w. Pur neue sttbinflammat Rheumatismen ner-
vöser Subjecte: Neris, Bains, Luxeuil, Plomb., Bour-
bon-Lancy u. s. w. — Je mehr der Kr. sich der
Gesundheit nXiiert, desto weniger vertrügt er vom
Mineralwasser. — Meist folgt die Heilung erst später
nach der Mineralkur. — Noch giebt Vf. manches In-
teressante tlber den Werth statistischer Krankentabel-
len hinsichtlich der Würdigung einer Quelle» ttber
die bei der Wahl derselben zu nehmenden Rttcksich-
ten, (iber die Wirkung der Bstder aberhaupt und nach
den tfussern Verhältnissen insbesondere, tlber den
Nutzen der temperirten Bader, Douchen, Dampfbäder,
der Nassirung u. s. w.
Im 4. Cap. gedenkt er der durch die Gommission
1849 u. 1850 angestellten Analysen. — Arsenik ist
bis jetzt in 44 Mineralquellen Frankreichs nachge-
wiesen worden. Er ßndet sich mit Eisen und Kalk,
nicht mit Schwefel verbunden. Die Analysen H e n-
ry*s von Praysse k Gransac. la Roche Gardon, Mon-
tegut Segla , Pougues-Ghateau Gontier , Bagneres de
Big., Macon, Antevil stehen im Bulletin de TAcad^m.
Bd. XV u. XVI.
Im 5. Cap. giebt P. ttber den Ertrag der Bade-
anstalten im J. 1849 u. 1850 einige Zusammenstel-
lungen. Der stärkste Aufwand der Kurgäste geschah
in Vichy = V/^ Million Francs. Dann folgen Gau-
terels (lYgMill.), Bagneres deBigorre u. de Luchon,
Bar^ges, Plomhiäres, Neris, Luxeuil, Bagnols, Eaux
chaudes u. s. f. Dem Staate trug am meisten ein
Gauterets, dann beide Bagneres, AUevard, Aulus,
Neris, Malou, Enghien, Bains u. s. w.
j4 Igerien ist reich an Mineralquellen, die zum
Theil bereits den alten Römern bekannt waren und
noch jetzt von den Eingebornen, so wie bereits auch
von den Europäeru benutzt werden und die Aufmerk-
samkeit des Ministeriums und der Akademie auf sich
gezogen haben. Es sind bereits Anstalten zur be-
quemern Benutzung dieser Quellen getroffen und in
Algier auch ein Laboratorium zur Analyse derselben
errichtet worden, dessen Arbeiten schon begonnen
haben und ununterbrochen forlgesetzt werden.
In der Provinz Algier finden sich nur 2 Thermen ;
Hamroam Meluan und H. Righa. Erstere liegt bei Rovigo,
40 Kilointr. von Algier entfernt , ist der Therme von Bour-
bonne ähnlich , enthält aber mehr Kochsalz. Die Thermen
von H. Righa liegen einige Lieues von Milianah , zeigen eine
Temp. von 45®, und haben eine tonisch -slimulirende Kraft,
besonders wirksam bei Gelenkanschwellungen, wenngleich die
Wirkung oft erst einige Zeit nach dem Gebrauche eintritt.
Die Provinz Oran ist 'an Thermalquellen reicher. Die
Bains de la Raine liegen zwischen Mers el Kebir und Oran,
haben 47W, entspringen 3 Meter hoch Aber dem Meeres-
spiegel , und fallen am Fusse des Felsen in ein Bassin , das
11 Badezellen versieht. Das Wasser enthält in 1 Kilogrmm.
und 856 Grmm. Kochsalz 2 Grmm., kohlens. Kalk 2 Grmm.,
Bittersalz 0,78 und kohlens. Natr. [?] iVs Grmm. Man
braucht sie mit Erfolg bei Magenschwäche, Verdauungsstörun-
gen , Rheumatismus , Gicht u. s. w. Ein Badeetablissement
an der Meeresküste ist bei diesen Quellen angelegt worden u.
wird fleissig besucht. — Am Merdja am linken Ufer derTafna,
1500 Meter südl. von den Ruinen von Tikembrit, mit 23o T.
— Am el Hammam, mit 50® am Ursprünge, 44® in den Pisci-
nen, etwa 20 Kilomtr. von Mascara entfernt, etwas alkali-
niscb, 1,103 spec. Gew. — Hammam Sidi bei Kreir 30® am
linken Ufer derTafna, 10 Kilomtr. nordostl. von LallaMagbri-
nia — Hammam Bou Gbrora, 48®, an demselben Ufer,
12 Kilomtr. von ders. Stadt entfernt. — Hammam Sidi Cbigtir,
34®, am linken Ufer des Wed-Muilfaa. — Sidi Obdii , 38®,
am linken Ufer des Isser, 7 Kilomtr. von Pont des Pierres. —
Hammam Sidi Ait, mehrere Quellen von 52 — 5)$®, am rech-
ten Ufer des Wed-Sugbai bei seiner Mundung in d. Rio-Salado.
— Hammam Bu Hadjar, Gruppe mit 48 — 61®, unweit des
östl. Endes des Sebkha d'Oran. — Noch giebt es in Orao
2 Mineralquellen von 25®, 6 Kilomtr. NO. von Sebdu , am
linken Tafna-Ufer, und eine Schwefel-Halitberme von 30®,
8 Kilomtr. NO. von Lalla Maghrinia.
Die Provinz Constantine ist noch reicher.
Hammam Merkhutin (s. Jabrbb. LXXV. 236.) bat eine
Hauptquelle von 95®, und Nebenquellen von 35 — 36®, sehr
hell, salinisch, nach SH riechend, Balaruc, Plombieresund
B. de Bigorre ähnlich. Sie liegen bei Metzez-Ammar und
Guelma , an der Strasse von Bona nach Constantine. Meh-
rere römische Ruinen ; man will ein Mllitairspital und andere
Etablissements hier gründen. — Hammam Sidi Mimun, sfldl.
von Constantine beim Rummel und Vallä , 26®, ist mit einer
steinernen antiken Wölbung bedeckt. — Nicht weit davon
am rechten Rummelufer Ist noch eine von einem Felsen kom-
mende Thermalquelle , und an demselben Ufer, auf der Hohe
von Sidi Mecid ist eine Schwefeitherme von 34 — 40® mit einer
Piscine, die 40 Personen fasst. — Hammam Ba Hallof,
schwach schweflig, 40®, bei Djebel Medjada, unweit Djimilab,
mit einem altromischen Bassin. — Hammam Bu Sellam,
19 Kilomtr. SO. von Setif, sehr gasreich, mehrere Becken
fallend, 41 — 49®. Auf der Strasse von Guelma - Tifech,
1000 Meter vom Einfluss des Wed-Hammam in d. Wed-Rbiba
liegt eine grosse Quelle von 32®, aus einer Felsenspalte kom-
mend und ein grosses Bassin füllend , das einem Bache aus-
strömt. Alte römische Bauten. — Ohne römische Jnsignien
sind: H. Breda auf dem Gebiete von Aliopolis, 29®; Kasbait
zwischen Djimilab u. Setif; Kabes, schweflig, 47®, im Bore
el Meth , östl. von der Sahara ; die Eisenquelle von Ma Allah
zwischen Milah und Djimilab , sudl. von Ferdjoula , und die
Thermen Tozer nördl. von Tozer. — Im Circul Constantine
liegt noch El Garsa auf dem Tribus Ouied Davud, schweflig,
32®; H. Gruss auf d. Tribus Tmenia ; H. Beni Ilechia , auf
d. Tr. Beni Zedia. Im Circul Setif: H. Bu Thaleb auf d. Tr.
OuledSenan, 50®; H. Msilusan auf d. Tr. OuIed Salthan;
im Circ. Bordi Bu Arirdhi : H. Mta el Biben auf d. Tr. Ouemura,
schwefl. , 70®; H. Wed el Kersab, Tr. Mandid. Im Circ.
Biscara : H. Kurbeizet, Tr. ElUthaja, schwefl., 40®; im
Circ. Guelma: H.Rellaja, Tr. Zardezas, 40®; H. MtaAchaicb,
Tr. Uid Cheudam, 60®; H. Ubails, Tr. Ubails, 37®; H. Uled
Zeir, Tr. Haneocha; im Circ. de la Calla: H. Uled Measaud,
Tr. med Messaud, schwefl., 42®; H. Sidi Traah, Tr. Uled
Nasseur; H. Amiga, Tr. Beni Amar, schwefl., 37®; Ref el
Hammam, Tr. Braptia, schwefl., 35® ^).
3) Thermalquellen.
Literatur.
1. ^tVcf^acf und seine Umgebungen. Neueste Beschrei-
bung der Schwarzwald-Bader : Wildbad , Teinach, Lieiienzell
und Umgegend. Stuttgart u. Wildbad. Sonnewald 1852. 8.
164 S.
2. Denkschrift über die Einrichtung vollständiger Appa-
rate zum Einathnien der Gase und Dämpfe der Schwefeltber-
men zu Aachen, namentlich der Kaiserquelle daselbst, in
chronischen Brustkrankheiten. Von Dr. Alei. Reumont.
Aachen 1853. 4. 18 S.
r^.
A.
1) Wir haben diese Namen genau nach dem Original
wiedergegeben, vermuthen aber, dass manche Druckfehler
darin befindlich sind. Ref.
OriginilabhandluDgen u. Debertichten.
103
3. jiia>iü'Chapeil€ et ses environs. Guide des ($traa-
tn. PuhWi par le Comit^ de la saisoo. Avec un plan de
i Tille. 16. 38 pp.
4. MoDOgrephie des eaux mio^niles de fTiesbaden , par
Brann, Dr. en m^d. etc. I. Cahier. Avec Keanes.
aden 1853. 8. 105 pp.
5. Die Resultate der Deoesteo Analyse des Kocbbrunnens
\ Wiesbaden, von Vogler. (Pr. Ver.-Ztg. 11. 1853.)
6. P 1 e i s c b 1 , über mehrere Kurorte (Ems, Wiesbaden,
hlaogeobad, Schwalbach u. a.) Wien. Ztocbr. Vlii. 4.
7. Mikroskopische Untersuchung der Emser Thermen.
Horr. Dr. Spengler in Ems. (Illustr. med. Ztg.
5.)
8. Bninnenirztlicbe Mittbeilungen Ober die Thermen su
. Von De ms. Ems 1853. 8. 42 S.
9. Die Emser Quellen gegen Leberkrankheiten. Von
iims. (Wien. med. Wcbnscbr. 36. 1852.)
10. Ueber die Alkalisation des Urins als Ausscheid ungs-
n bei Kr. ^ welche die Thermalkur zu yicky gebrau-
Ton Durand-Fardel und Cb. Petit. (L'Union
l 1883.)
11. Die Mineralwässer von Brusta in Kleinasien. Von
aaex. (Med. Ztg. Russl. 28. 1852.)
fFildbad {^{), Die angerahrle, zunächst für
gaste und Laien bestimmte Scliriri bringt zwar
r die physiologischen Wirkungen dieser Thermen
ils Neues, ist aber sonst recht gut geschrieben,
Jedem , der sich Ober die Verhallnisse Wildbads
leli und doch vollständig unterrichten will, zu
Dehfen. Es ist erfreulich, dass, wie wir aus die-
Schrift ersehen , der Besuch dieser in ihrer Art
einzig dastehenden Azolotherme (in welcher der
fast unroitielhar auf der Quellspalte , der das
ekgasreiclie Wasser entströmt, sitzt, und natürlich
IwiJirend von neuem , stets gleich warm bleiben-
fleilwasser umspült wird) in den letzten Jühren
zugenommen hat, so dass man, während das
1630 nur 470 Kurgäste brachte, 1850 bereits
M zahlte. Die Badeetahlissements sind vorlrefT-
and höchst zweckmässig angelegt, so dass, Wie
erwähnt, der PaL der Einwirkung der vollen
fte des Qeitwassers sammt seinen Gasen ausgesetzt
PQr sofche, die nach freierer Bewegung u. einen
Wasserdruck verlangen, sind Piscinen (grosse
■RBs) angelegt worden. — Die übrigen zum Com-
^ gehörigen Einrichtungen Wildbads sind für Gäste
les Standes befriedigend. Der Aufenthalt ist ver-
Dissmüssig nicht theuer, die Gelegenheiten zu
Idrenden Zerstreuungen sind nicht allzugehäufl,
Luxus prävalirt nicht, die Natur bietet Zer-
iQung genug, nur versehe man sich wegen der
und Nachtktthle mit dem nölhigen Bedarf an
Kleidern und Schuhwerk. — Aerzte: Hofr.
Fricke, Amts- und Badearzt, Dr. Haus-
10, Dr. SchOnleber und Dr. Fallati aus
bürg, Saison-Arzt.
Liebenseil (1) mit seiner freilich etwas
rmen (doch enthält sie etwas Kohlensäure und
toflfgas, neben wenig kohlens. Natron, Kochsalz
Kieselsjlare) Leuqaelle wird neuerdings vom dor-
(fraher) Badearzte Dr. SchOnleber gegen
leode Tuberkulose empfohlen. Die Besuchzahl
ist etwa ebenso hoch wie in Teinach, durchschnitt-
lich 200.
Jachen (2). Bisher bestand der ganze Heil-
apparat in Trinkanstalten , Bädern, Trinkkur, Was-
serdouchen und Dampfbädern , welche letztere ihre
Wirkung fast nur auf die äussere Haut auszuüben
vorgerichtet waren. Zuerst empfahl Kortum(1798)
die gasigen Bestandtheile der hiesigen Thermen zu
Inhalationskuren zu benutzen, gedachte der Vortheile,
welche bereits der zufällige und unmelhodi^che Ge-
brauch dieser Gase in manchen Kraukhettsnillen ge-
bracht hatte. Später sprachen in gleichem Sinne
R e u m 0 n t sen., Monheim u. Zitterland, deren
Vorschläge jedoch nicht ausgeführt wurden , und in
jüngster Zeit empfahl L i e h i g die Gase der Aachner
Quellen, die von Bunsen analysirt wurden, von
neuem.
Die aus den Aachner Thermen aufsteigenden Gase
bestehen aus Stickst., Kohlens. u. Schwefelwasserst.,
in Verbindung mit Wasserdunst. SH herrscht hier
in pharmakodynamischer Hinsicht vor, obwohl N und
C quantitativ bedeutender ist. SH u. N wirken den
Narcoticis ähnlich , stimmen die Sensibilität herab u.
vermindern die Blulcoagulalion; verdünnt eingeathmet
wirkten sie heilsam bei Reizzuständen des Nerven-
gefässsyslems des Respirationsapparats, hartnäckiger
Heiserkeit, Tuberkulose u. s. w. , besonders wenn sie
auf scrophulösem, gastrischem od. psorischem Boden
wurzelten und von entzündlichen Erscheinungen frei
waren. Vorwiegend G enthaltende Inhalationen wir-
ken anfangs erregend, durch Beimischung von C wer-
den erstgenannte Gase fähig in Krankheiten zu wirken,
die sonst ihre Anwendung verboten hätten , z. B.
Asthma pituitosum, Emphysem, Bronchorrhoea chro-
nica u. s. w. Ausser diesen Kranklieilsforraen werden
daher die Aachner Gase auch bei chron. Melallver-
giftungen heilsam wirken. — Die Aachner Gase
haben vor den Emanationen anderer Schwefelquellen
den Vorzug der hohen Temperatur und daher der
starkem Wassergasbeimischung, die auch durch die
zu Iherapeul. Zwecken nothwendige Abkühlung nicht
sehr beeinträchtigt wird. Hierzu kommt der starke
Kochsalzgehalt der Quellen , der doch auch auf die
Emanationen einigen Einfluss hat, und wodurch die
Aachner Thermen den Pyrenäischen ähnlich werden.
Vf. beschreibt nun die zur methodischen Inhala-
tion an andern Kurorten anzutreffenden Vorrichtun-
gen , die Gassalons , Gaszimmer und Schlafcabinelte
zu Nenndorf, Eilsen , Langenbrücken, Baden, Mein-
berg u. a. , und kommt zu dem Schlüsse , dass die
zweckmässigste Art, die Gemächer Aachens für Inha-
lationskuren mit Gasen und Dämpfen der dazu taug-
lichsten Kaiserquelle zu speisen , in einer Röhrenlei-
tung besteht, mittels deren sich genau durch Stellung
der Hähne die Speisung der Gemächer abmessen und
jedem Bedürfnisse entsprechen lässt. Die fontäne-
artigen Einrichtungen Nenndorfs und Eilsens passen
nur für Salons , wo es auf genaue Gasspeisung nicht
so sehr ankommt , nicht aber für Cabinette , die zu
104
Originih^ndlangen u. Ulebersiühl^b.
dauerodemf Aufeitthalte Itlr Kr. tt^slimmt sind. Dias
Auffangen der Gase könnte in Aachen nach dem Rü-
ster der LangenbrUckenBcheo Anstalt geschehen ; die
Abkühlung derselben könnte in eineni hermetisch
verschlossenen, mit dem Quellwasser gefuUlen Re-
servoir bewerkstelligt werden. Diess gill namentlich
fttr die zum anhaltenden Aufenthall beslimmien Cabi-
netle , da sich in grossen Salons die Temperatur der
Dämpfe durch Vorrichtungen für einen steten Luft-
wechsel auf einen bestimmten Grad erniedrigen Usst.
Nach Gräfe soll die Temperatur der Gussalons nicht
16 — 18^ li., die der fttr permanente Inhalation be-
stimmten Cabioelte nicht 14 — 16<^ R. übersteigen.
Dabei Hesse sich auch der Gehalt an Wasserdampf,
an Kohlensäure u. s. w. nach BedUrl'niss durch geeig-
nete Vorrichtungen modificiren»
Aas der kleinen Localbrochure (3) , die an di« Aerzte
und Badegäste unentgeltlich vertlieilt wird, wollen wir, da es
leider an einer bessern neuen Brunnenschrift über Aachen u.
Burlscheid fehlt, Einiges nachtragen. Von den 8 Badeanstal-
ten Aachens liegt das kaisersbad (Biicbelstrasse) 1123, das Neu-
bad (das.) 1091, das Qumnusbad(Hofplalz) 1183, das Bad zur
Königin von Ungarn (das.) 1184, dd9Ko$enbad(kuniphausbad-
strasse) 775, das Corneliusbad (das.) 776, das Karlsbad (das.)
777, das Armenbad (Üamengraben) 772 ; Aachen 553,4 preuss.
Fuss über der Meeresnache. Die mittlere Jahresteinp. ist
Morgens = 6,2», Mittags = 9,690 und Abends == (),68o,
im Mai = 10,73o, j,,, j„ni == 13,2, im Juli = 13,71 , im
August = 13,ft9, im September = 11,64<» H. Der mittlere
Barometerstand ist 27" 6,86'". — Von Aerzten werden 34
aufgezählt, darunter die DD. Armbruster, Frank,
Konen, Lersch, v. Sartorius, Wetzlar, Zit-
terland.
Zu wünschen wäre gar sehr, dass das viele Tbermalwas-
ser, welches in Aachen und Burtscheid unbeiiutti fortfliesst,
dazu benutzt wurde, mehrere grosse Gemeinbäder oder Pisci-
nen herzustellen , welche so mancherlei Vorzöge vor den Ein-
zelbädern haben und in Frankreich jetzt allgemein eingeführt
werden sollen. (Jahrbb. LXIX. 269.)
ff^ies baden, Ueber diesen Thermalort, der
bereits eine ziemlich reiche Literatur aufzuweisen hat,
haben wir abermals ein gediegenes, streng wissen-
schaftlich gehaltenes Werk erhallen. Braun (4)
hat hier zum ersten Male den Versuch gemacht, die
physioL Wirkungen der Thermen von W. aufzufinden,
indem er sich auf zahlreiche Versuche am gesunden
Organismus, verbunden mit den Experiment der Phy-
sik und der Analyse der Chemie stfitzt; sodann sucht
er diese Wirkungen auf dem Wege der Analogie zu
bestimmen und mittels der physikalen u. chemischen
Eigenschaften dieser Quellen zu entwickeln, und nach
den auf diesem Wege erhaltenen Resultaten die Indi-
cationen nnd die Anwendungsweise der Wässer fest-
zustellen. Er hescheidet sich gern , erst einen An-
fang dieser umfassenden Arbeit gemacht zu haben,
hofft aber diesen Wog, der allein zu einer rationellen
Balneologie fuhren kann , weiter zu verfolgen. Die
erste Praclit dieser Arbeit legt er in dem 1. Hefte
vor, welches die Beschreibung der topographischen
Verhältnisse Wiesbadens, und zwar in folgender Ord-
nung enthylt.
1. Cap. Topographie der Mineralquellen Wiesbadens.
2. Cap, Geschichte derselben. 3. Cap. Von der Stadt W.
avd ihren BevIrohtfenA. 4. Cap. Ydiii Klitn« üild d^ Ge-
äuDdheltszustande W.s H. Cap. Anstalten zum Gebi^auch d#r
Mineralquellen. 6. Cap. Beschreibung deS sfidiicben AMart^
des Taunus. 7. Cap, Pbysikal. u. ehem. Eigemchaflen der
Mineralqueli^n. 8. Cap, Bilduog der Qaeüea voo' Wi^
badeif.
Das 2. Heft wird die Untersuchungen aber die
physiol. Wirkungen und deren Erklärung durch die
physiKo - chemischen Eigenschaften der Qaell«n , die
allgemeinen Indicationen , die Art der Anwendung n.
die zu Gebote stehenden Kurmiltet enthalten ; das 3.
die speciellen Indicationen und die inleressantesteo
KraBkenfolle vorführen. Aus d«n uns vorzugsweise
interessirenden Capileln des 1. Heftes heben wir, als
Pi'obe der wissenschaftlichen Bichtung n. Tflchtigkeil
des Vis., so wi6 als neue Beifrage zthr Lehre der
Wiesbadener Thermen selbst, Folgendes hervor.
Alle Mineralquellen Wiesbadens stamawen aas
einem gemeinschafllichen Ursprünge uird kouiraen aos
einer und derselben Tiefe. Man kai^n sie ansekei
als Zweige des Kochbrunuens, als SeitenslriMue , als
abgeleitet aus der Haupllinie der Wasser. Der Koeb-
brunnen ist die dem Punkt, wo diese Quellen ans der
Erde strönieu , zunächst liegende Quelle. Die Rich-
tung der Thermallinie streicht von Nordost nach Süd-
west und entspricht einer grossen ßodenspalle, die
sich in diesem Sinne längs des südlichen Abhanges
des Taunus hin erstreckt, und nicht nur die Quelles
Wiesbadens, sondern auch die benachbarteo Koch-
Salzquellen speist. Die niedere Temperatur der Was-
ser bei ziemlich gleichem chemischem Gehalle hangt
vom mehr oder weniger langen Laufe oder Aufenthalte
unter der Erde ab ; ein gleichzeitiger Mindergehalt
an SloOen, von Beimischung süsser Quellen. — Die
Luft Wiesbadens, im Allgemeinen von erhöhter Tem-
peratur, entfuhrt dem Körper wenig Warme und be-
günstigt so den Molekularaustausch und die Excrelio-
nen; die Feuchtigkeit, mit der sie beladen ist, er-
weicht die Haut, mindert deren Spannung u. erzeugt
eine allgemeine Relaxation der peripherischen Nerven;
durch die Warme rarefacirt u. von den Wasserdämprea
gesättigt bietet sie der Respiration eine kleinere Quan-
tität Sauerstoff, die Arterielliiai und Plasticitat des
Bluts wird geschwächt, das Blut venöser, die Actn
vitat des Nervensystems herabgesetzt. Der gleich^
bleibende atmosphärische Druck gestattet eine normale
Verlheilung der Safte und entfernt von der Peripherie
jene Reizung, die sich so leicht in Folge barometri-
scher Schwankungen einstellt. — Die Quellen voi
W. kommen alle aus einer und derselben Gebirgsfor-
niation , aus dem normalen Taunusschiefer; ihre
Existenz dalirt vom Auftreten der Plutonischen Felsen.
Nicht nur Ondet sich der Basalt allein in ihrem Be-
reiche, sondern man findet ihn auch in der Regel ia
ihrer unmittelbaren Nahe, so dass die Linie, die den
Zug der Basallmassen anzeigt, mit der Direction d«i
Quellen zusammenflllU. (Die beigegobene geologisch«
Karte versinnlicht diese Angaben sehr deutlich.) --
Die physikalisch -chemischen Bfgensrhaflen der (^ue^
len von W. giebt B. nach den neuesten Forschungei
Onginalabhandluffgen u. Uebersicliten.
105
v4 AnalyMD in lichtvoller , kritischer Uebersiclil.
iifh er slimmt mit Vogler darin Uberein, dasti alle
l^üeo W.s von Haus aus gleiche Beschaffenheit he-
ii(i«D uod gleiche Wirkungen auf den OrganisnHra
Iberforbnogeo. Die Analyse von Fresenius giebt
itf Bit grosser Voliotäudigkeil wieder. Er sagt, dass
dessen Versuche mit den Niederschiligen der Onellen
HiiJ aber die Ordnung ilurer Bildung ein neues Licht
auf die Kunst, diese Wjfsser curaliv anzuwenden,
gevorfen haben , indem sie uns ein sehr einfaches
Verfahren eDthülleo, den einen oder andern Bestand-
Ikcil zu vermindern oder auszuscheiden. — lieber
üe Foroatiott der Quellen W.s spricht sich B., nach-
im er die bisher aufgestellten Hypothesen durchge-
BonmeD, folgen deroaaassen aus. Die Ursachen, denen
ODsere Thermen ihren Ursprung verdanken , wie sie
VAi durch die geognostische Bildung des südlichen
Taiinuubhangs enthüllt worden, sind im Allgem. fol-
gende. 1) Die durch die nördliche, der sadlichrn
Senkaog der Grauvvackc entgegengesetzte Senkung
desTauDusschiefers begünstigte Einführung des Me-
IMrwassers. Mittels dieser geologischen Anordnung
dnogt das von den Schiefergipfeln eingesiiugte Wasser
Mt ias Centrum des Gebirges, zumal da der Quarzit
vemdge seiner kryslallinischen Natur zahlreiche Zwi-
seheDräume bildet, indem er sich von den anstossen-
da Gebirgsmassen loslöst. Die Spalten, Höhlungen
Ginge, die auf diese Weise entstanden, sind ge-
^, das Wasser zu sammeln und es in die Tiefe
kr Erde dringen zu lassen. 2) Eine zur Bildung
kr lioeralwasser taugliche S.1ure , wahrscheinlich
ii lohleosaure, durch die Fissuren und AushOhlun-
berbeigefahrl , und durch die Erhebung des Ge-
krip and das Eindringen der schmelzenden Massen
neugt 3) Die Wärme im Erdinnern , wo die na-
Michen, das Meteorwasser führenden Gange hinge-
gen. 4) Lösliche und zersetzbare Fossilien der
Mirgsarten des Taunus , die die Action der WSrme
IBgesUltet hat , namentlich Basaltmasscn und salz-
te in den Gebirgshöblungen gebildete Depots.
Q'Die Bodenrnptur längs des Gebirgszugs , durch
Mehe das fertig gebildete Mineralwasser der Erde
«tepriogen kann. — Die zweite Bedingung, die
bMhruRg der Mineralquellen , vollzieht sich mittels
kl eontinuir liehen Zußusses von Meteorwasser und
I, deren Wirkungen sich mit denen des Cenlral-
verbinden und unaufhörlich auf die loslichen
zerlegbaren Substanzen der Erdfossilien einwir-
^ ~- Wir müssen daher annehmen , dass die
Roptor des südlichen Taunnsabhanges bedeu-
AMhöhlnngen veranlasste, welche das Meer-
aufnahmen, dessen Ablagerungen die Stein-
»liiager «.andere salzfahrende Gebirgsarten bildeten,
wir stehen nicht an, hieraas sowohl die Chlorete,
<k lueh den Gyps, das Chlor und Brom unserer
Mea abzuleiten. Die Erzeugung des Azots erklärt
^ ganz ungezwungen mittels der atmosphärischen
^1 die, einmal in den Boden mit dem Meteorwas-
gedrangen, beim Durchstreichen der oxydirfähigen
lk4.J«bitb. Bd. 79. im. 1.
Substanzen eine von der Wärme bewirkte Decompo-
sition erlitten hat. — Also sind unsere Thermen von
einer Auslaugung der Fossilien , und von einer Auf-
lösung einiger ihrer Substanzen abhängig. Eralere
vollzieht sich durch das mit Kohlensäure geschwän-
gerte Wasser, welches, nachdem es die Spalten und
Höhlen des Gebirges erfüllt hat, den Schiefer und
Basalt auslaugt. Die zweite tritt da ein, wo die
Wässer die Salzlager durchdrangen. Die Auslau-
gungsproducte (Carbonate) geben, indem sie mit den
Lösungsprodncten zusammen treffen , zu theilweisen
Austauschungen Anlass; die Natroncarbonate z. ß.
tauschen ihre Säuren mit den Chloreten des Calciums
und Magnesiums aus. Der doppelte Ursprung unserer
Thermalwässer, die gleichzeitig alkalinisch und sali-
nisch sind, darf durchaus nicht verkannt werden ; er
ist ein wichtiger Charakter derselben und selbst für
die Praxis von Bedeutung.
Die Kesullate der Untersuchung des Kochhrun-
fieas durch Fresenius (5) sind folgende. Die
Temp. des K.-B. ist constant. Das spec. Gew. des-
selben blieb sich seit 1820 bis jetzt gleich , ebenso
der Gehalt an Salzen u. ihr gegenseitiges Verliältniss.
Beim Erkalten in einer geschlosseneu Flasche setzt
das Wasser nur eine sehr geringe Menge von Bcstand-
theilen ab, und zwar durch die Einwirkung der Luft
lin einer geschlossenen Flasche?], namentlich ihres
Sauerstoffs. Die Menge des so entstehenden Nieder-
.schlags beträgt auf das Pfund 0,058 Gr. Es ist da-
her nicht glaublich , dass die im Gehalte verschiede-
nen Quellen Wiesbadens sich, wenn sie zu gleichem
Grade erkalteten , an Gehalt gleich würden , indem
die an Bestandtheilen reichern den Ueberschuss beim
Erkalten absetzen. (Gegen letztern Ausspruch pro-
testirt Vogler, indem er anführt, dass der Koch-
brunnen, um bis auf 27^ R. zu erkalten, 1 8 bis 20<>
Wärme mehr verlieren muss, als die weniger heisse
Schttt'/enhofquelle , also während der Erkaltung auch
mehr niederschlagen muss , als letztere , die an Be-
standtheilen dafür ärmer ist, wobei wohl eine schlüss-
liche Gleichstellung im Gehalt herauskommen müsse,
eine Behauptung, die auch durch Gerlach 's Ver-
suche Bestätigung erhält.) Der Kochbrunnen enthält
niclit so viel an organischen Materien, als Kastner
behauptet. Der Luft ausgesetzt, lässt er zuerst Eiseü-
oxydhydrat, kieseis., phosphors. u. arsens. Eisenoxyd
fallen , später die kohlens. Erden und das kohlens.
Manganoxydul. Der Kochhrunnensinter enthält nur
sehr wenig Thonerde. Das Arsen kommt als Arsen-
säure, nicht als arsenige Säure darin vor, in 1316
Pfd. 1 Gr. , von welchem heim Baden jedoch kaum
noch eine Spur übrig ist. — Der Kupfergehalt (nach
Walchner, Figuier und Will) des K.-B. s ist
nach Fresenius wieder zweifelhaft geworden. —
Jedenfalls ergehen sich aus den Rrsultaten der bis-
herigen Analysen noch keine Unterschiede in der
Heilkraft der beiden Wiesbadener Thermen, so wie
auch die aus der Anwesenheit der Infusorien von
14
106
Originalabhandlungeii u, Uebersichlen.
Kästner aufgestellte Theorie der Heilwirkung sich
fast auf Nichts reducirt.
Eine Analyse des Faulbrunnens in fFieshaden
veröfTenlUchle Dr. Phiiippi, Assistent im ehem.
Laboral, des Prof. Fresenius. (Jahrbb. d. Ver. für
Nalurk. in Nassau. Hfl. Vlli. S. 90. 1852.)
Das klare , farblose , an den Wänden viel Gasblasen ab-
setzende Wasser schmeckt schwach salzig und riecht bald
mehr, bald weniger nach Schwefelwassersl. ; Temp. + H^R.j
spec. Gew. 1,004. In verschlossener Flasche, so wie im
Bassin setzl sich mit der Zeil ein Niederschlag ab. (n 1000 Th.
des Wassers fanden sich 4,315 feste Beslandlheile, nämlich
Chlornalrium
3,4058
Chlorkalium
0,0900
Chlorammonium
0,0139
Chlorcalcium
0,2914
Chlormagnesium
0,1064
Schwefels. Kalk
0,1081
Kieselsäure
0,0542
Kohlens. Kalk
0,2365
Kohlens. Magnesia
0,0081
Kohlens. Eisenoxydul
0,0008
Dazu Spuren von kohlens. Baryt, Strontian, ßrommagnesium,
Jodmagnesium, Chlorlithium , kohlens. Mangan , pbosphors.
Kalk, kieseis. Thonerde, Fluorcalcium, Salpetersäure, Schwe-
felwassersloff und 0,8550 freie Kohlensäure.
Emg.
Die neueste
Analyse von J
ang (6) fühl
16 5 auf:
Kesselbrunn
Förstenquelle
Krähnchen
Nä C
14,742
16,552
12,611
LiC
Spur
—
—
Nä §
0,353
0,367
0,390
MgCl
0,332
0,524
0,375
NaCl
7,021
5,833
6,335
Si
0,368
0,434
0,384
F6 C
0,057
0,019
0,009
Mii C
Spur
—
—
Ai
0,118
0,078
0,052
CäC
1,447
1,526
1,440
Sr
Spur
—
—
MgC
0,320
0,620
0,497
24,760
26,958
22,103
C
12,91
12,96
20,34
Aer
2,21
4,07
3,10
N
0,05
0,06
0,003
Temp.
380 R.
280 R.
240 R.
Das Krähnchen ist nach P I e i s c h Ts Erkundi-
gungen keine eigene Quelle, sondern erhiilt sein
Wasser vom Kesselhrunnen. Ebenso soll es sich mit
der Bubenquelle verhalten, die ihr Wasser vom Kes-
selbrunnen, Krähnchen und Fürslenhr. erhält, das
aufgepumpt und als aufsteigende Douche verwendet
wird.
Die Hauptthermalquelle in Ems , die zu Bädern
verwendet wird , befmdet sich weiter unten nahe am
rechten Ufer der Lahn in einem tiefen Brunnen. Die
Temp. soll 46^ R. betragen. Von diesem wird das
Wasser in ein gemeinschaftl. Bassin aufgepumpt und
von hier aus allen Badehäusern gleichmässig zugelei-
tet. — Am linken Ufer befindet sich auch eine Warm-
quelle , die von Privaten schon gefasst und auch ein
Badehaus dazu hergerichtet war. Die Regierung fand
sich aber veranlasst» das Ganze von ihnen abzulösen.
— Auch in Ems dürfte (wie in Carlsbad) ein gemein-
schaftlicher See das Thermalwasser liefern, wel
sich verschiedene Ausflüsse sucht , und auf ISsgei
oder kürzerem Wege, daher kühler oder heisi
Tage kommt.
Mikroskopisch hat die Emser Quellen Spei
ler (7) untersucht. Durch das Mikroskop «all
man in den meisten Mineralquellen grössere i
kleinere Spuren von organ. Subsl. , denen man «
Antheil der Eigenwärme dieser Quellen zuzusihre
geneigt ist. In allen Nassauischen Heilquellen a
ren organische Körper, theils Thiere (Infus«
Räderlhiere) , theils Pflanzen (Algen) , unler weli
die Gallionella ferruginea die wichtigste ist;
findet sich ganz constant in allen Emser Qm
deren Eisen- und Kieselsäuregehalt zum Theil
diese Alge gebunden ist.
Das Krähnchen entspringt 16 — 20' voi
Ausflussstätte cntremt in einem kleinen niedi
Gewölbe, wo das Wasser aus einer Grauwackenj]
hervorrinnend in einem kleinen Reservoir sich i
melt, aus dem es miUels einer metallenen Röhre,
Ausflussort gcleilel wird. In dieser Röhre setzt
allujälig eiu flockiger, bräunlich-rolher Schlamifl
der von Zeit zu Zeil enlfernt werden muss. 1^
Schlamm fühlt sich weich und zart an, ist zerreili
ohne Körner, und besteht fast ganz aus Gallioi
ferruginea in den verschiedenslen EutwicklungssU
Natürlich finden sich im Wasser selbst auch so
vegetabilische Bildungen. Es sind theils farl
Stäbe von verschiedener Länge, gebogene, homöl
(farblose oder braune) Fäden , iheils perlschDUi
mige Ketten , deren einzelne Glieder V«"^
gross sind, dachziegelförmig aufeinander liegen, i
tellerförmig vertieft, zuweilen dichotoroisch aifl
ander gehend, zuweilen auch sich abrundend erst
nen. Die Entwicklung dieser Algen ist zu ver8(
denen Zeilen verschieden. Obige Unlersuchung
schab Ende Nov. u. Anfang Dec. 1852.
lieber die Heilwirkungen der Emser Thoi
spricht sich Spengler (8) folgendermaassea i
„Alle Heilungen, die Ems bis jetzt bewirkt bat i
sen sich in die Rubrik der chron. Kalarrhe *i
führen, und von diesem Gesichtspunkte aus
trachtet, wird es erst klar, warum in so
scheinbar ganz identischen Fällen Ems einmal
reich ist, das andere Mal nicht. Nur die chronii
Kalarrhe sind durch Ems heilbar, also auch die
solche entstandenen Krankheitszustände, wobei ^
lieh exacte Diagnosen nothwendig sind. Ausg^
men sind solche Kalarrhe, die mit bedeutendeo IR
erkrankungen , mit Brighl'scher Krankheit, Scorl
secund. Syphilis, Säuferdyskrasie u. s. w. einhcrgeW
welche nicht eher durch Ems geheilt werden köfl«
als bis diese Gomplicationen beseitigt sind. Am *'
samslen ist Ems in den Katarrhen der RespiraU«
Schleimhaut ohne dyskrasische Basis, ohne Tex
Veränderung und ohne Fieber. Insofern ein Ral^
in der Regel eine begonnene Tuberkelablageruog d>^
nur begleitet , sondern auch zu neuen Ablagerung
Originalabhandlungen u. Uebersichten.
107
bss giebt, wirkt Ems, indem es diesen Katarrh
eitigt , mittelbar heilsam auf die Tuberkel. Dah-
lie ^It vom Emphysem, von Broncheklasie , Hei-
keit, Keuchhusten u. s. w." In ähnlicher Weise
bl DUO S. auch die Wirksamkeit der Emser Ther-
In den Katarrhen der Magendarmschleimhaut, der
Werkzeuge und der Genitalien samml allen ihren
hiedenen Polgekrankheiten nach, von welchen
TD besonders Hypochondrie, mehrere Leber-
ikheiten , Uterus - Affectionen , Sterilität u. s. w.
irgehoben werden. — Ausserdem sucht man
gegen eine Reihe von Krankheiten , deren Ur-
man von einer hypothetischen Silure abhängig
1, vom chemiatrischen Standpunkte aus in Ems
Es geboren dahin Scropheln, (lioht, Rheu-
smus, Gries und Stein im liarn, Hämorrhoiden.
S. haben die Emser Quellen in diesen Krank-
nur insofern Nutzen, als sie die begleitenden
irrhalischen Symptome beseitigen , wogegen sich
Kr. , die als Uämorrhoidarii hierher geschickt
ko , eigentlich aber an Herz- oder andern orga-
keo Krankheiten leiden , nur verschlimmern.
;erbarnruhr, Wasser- und Fettsucht sind wohl
auf dem Papiere durch Ems geheilt worden. —
diese Weise glaubt S. die Grenzen der Wirksam-
der Emser Quellen zwar enger, aber auch schär-
fOr den Praktiker erkennbarer, als bisher
len, gezogen zu haben <).
I) Ich ergreife die Gelegenheit , meine Frende darüber
INrückeD, dass wir in der vorliegenden endlich eine Brun-
Irknft finden, deren Vf. vorurtheilsios genug ist, um sich
;aof den Boden der neuern Physiologie und pathologischen
za stellen und lediglich aus deren bewährtesten
die Heilanzeigen für die Anwendung seiner Quelle ab-
. Nor auf diesem Wege kann die Brunnentherapeutik
Meli , ond in praxi erfreulich werden ; nimmer aber auf
entgegengesetzten, dass man nämlich den Brunnen gegen
möglichen , und sogar gegen die unmöglich heilbaren
el empfiehlt, und zu diesem Zwecke immer wieder alten
Igboben neu aufwärmt. Wie schädlich diess dem Inter-
diu Kurortes selbst ist , davon bietet gerade Ems das
! Beispiel. Einerseits haben sich gerade diejenigen Kr.,
e dieses .mildere Carlsbad" am besten eignen wurde,
nicht dorthin zu gehen, sondern nach andern Quel-
deren allzugrosser Reichthum an salzsauren oder schwe-
ifen Salzen sie oft weit weniger geeignet macht : dabin
le ich (mit Vf. vor Allem) die chronischen Magen- und
fienaikaiarrhe , .auch andere Darmkatarrhe, manche
ibel, chron. Gelenkleiden, chron. geronnene, hinweg-
imelzende Exsudate Oberhaupt. Andrerseits findet sich
bs ein Heer Phtfaisiker zusammen, entweder nach eignem
iioken oder von ihren Aerzten aus Leichtsinn oder Ge-
tlosigkeit dorthin gesendet, zu einer Zeit, wo sie ver-
ligerweise ganz ruhig zu Hause bleiben , höchstens in ein
esDorf, in waldige, trockne Fluren hinaus ziehen sollten.
Onglocklicben treiben sich mit ihren Jammergestalten
ien 2 od. 3 engen Wegen des Lahnthals herum, pfiastem
Weg mit Eitersputis, und sterben entweder dort oder
A der Ruckkehr, nachdem sie vielen andern Gästen den
fcntkall Tergallt nnd durch die Entmutbigung , welche sie
Temrsacbten , denselben geradezu Schaden gethan ha-
Wenn ich Badearzt in Ems wäre, wurde ich darauf drin-
I, dass solche Gäste entweder nicht aufgenommen , oder
mk (nnter dem woblbegrundeten Vorwande, dass die am
ptgeo herrscheade, raahe Flass- und Thalluft ihnen scbäd-
Was die specielle Verwendung der Thermen zu
Em9 hei Lun^enemphysem anlangt, so können die-
selben zwar nicht die schon vorhandene Atrophie
einzelner Lungenparlien, wohl aber den begleitenden,
das Uehel verschlimmernden Katarrh heilen , so wie
auch der Aufenthalt zu Ems dem Kr. den Genuss
reiner, trockner Gehirgsluft und gleichförmiger Tem-
peratur bietet, und so alle indicationen erfüllt, die
hier gestellt werden können. — Seitdem man die
Hautkrankheiten als substantielle Erkrankungen der
Haut erkannt hat, sucht man sie auch mehr durch
äussere, als durch innere Mittel zu heilen. Nament-
lich geschieht diess durch die alkalischen Bader, be-
sonders in Fallen., wo der Inhalt der Bläschen oder
das Secret der kranken Hautstellen sauer reagirt,
und wo eine «fibrinöse BlutbeschafTenheit anzunehmen
ist. Als HeiloHject für die Emser Thermen sind im
Allgemeinen folgende Formen von Hautkrankheiten
zu betrachten. 1) Erysipelas habituale, wenn es
durch Übermässige Reizbarkeit der Haut entstand, od.
wenn es mit innern Störungen zusammenhangt, in
welchem Falle jedoch zugleich das ursprüngliche Lei-
den , besonders in der Zwischenzeit zwischen den
Paroxysraen , bekämpft werden muss. 2) Zoster,
dem erysipelatösen Process angehörig, und ebenso
wie dieser durch Ems heilbar. 3) Pemphigus chro^
nicus. Die Indicationen sind hier, die Nierensecretion
durch alkalische Mittel anzutreiben und die Thatigkeit
der Haut durch alkalische Bader hervorzurufen, um
deren krankhafte Beschaflenheit umzustimmen. Ems
entspricht denselben vollkommen. 4) Seborrhoea,
besonders zur Pubertätszeit häufig; ebenso 5) Urti-
caria chronica. Zweckmassig durchgeführte Kur zu
Ems in Verbindung mit einer Molkenkur, strenger
Diät, tüchtiger körperlicher Bewegung bezwingt diese
hartnackige Form oft vollständig. 6) Eczema chro-
nicum. Bildet ein sehr passendes Contingent für
alkalische Bader und speciell für Ems, woselbst es
durch Baden und Douchen seine Heilung findet, ohne
die früher so gefUrchteten Metastasen zu hinterlassen.
7) Liehen chronicus (Hautjucken , aber nicht mit
Prurigo zu verwechseln) wird in gleicherweise durch
Ems geheilt. Von Prurigo gelingt meist nur die Hei-
lung der P. senilis. — Als günstige Erscheinung
wahrend des Gebrauchs der Emser Bader ist stärke-
res Hervortreten , momentane Verschlimmerung des
Exanthems anzusehen , worauf meist dasselbe rasch
und dauernd verschwindet.
Die natürliche warme Uterusdouche zu Ems
ist nach S. indicirt in 1) torpider Amenorrhoe, die
nicht durch Hydramie bedingt ist, besonders wo Ple-
thora oder mangelhafte Innervation des Sexualsystems
die Schuld tragt. 2) Menstruaiio vicaria, wo durch
lieh sei) vom Besuch der Quellen zurückgehalten wurden. Jeden-
falls wäre es die beste ärztliche Politik : «lieber will ich zehn
Patienten haben, denen ich helfen kann, als hundert, deren
Mehrzahl meiner Kunst keine Ehre macht." .
H. E. Richter.
108
Origiualablundlungen u. Uebersichlea.
Unterdrückung der Menses Blutung in einem andern
Organe auflrilt. Wo die Amenorrhoe secundür auf-
trat, Jassü man das einzuleitende Verfahren mit der
gewöhnlichen Kalamenialzeit zusammenfallen. Bei
der cbron. Form des Uebels ist die Entfernung der
bedingenden Ursachen besonders nölhig. Hier leistet
die warme Douche die besten Dienste. Ist die Ame-
norrhoe durch vicarirende Secrelion eines oder meh-
rerer Organe bedingt, dann mnss der Uterus kriiflig
zur Secrelion angeregt werden, was die warme Douche
gleichfalls leistet. 3) Die chron. Form von Anschop-
pung und Induralion des Uterus, Keio Mittel lei-
stet hier mehr, als die Emser ßubenquelle u. s. w.,
besonders wenn das Uebel mit Amenorrhoe , Dysme-
norrhöe oder spärlicher Menstruation verbunden ist.
Freilich sind oft mehrere Wochen taglicher Anwen-
dung erforderlich. Zur Nachkur dient Jodkalium mit
interponirten Laxanzen , und Eisenmitlel , wenn sich
ein chlorotischer Zustand entwickelt. 4) Neural-
gische DysmenoiThöe und Ulermalkolikcn, mag der
Charakter mehr nervös oder congestiv sein, finden
durch die warmen Ulerusdouchen die sicherste Hei-
lung, besonders wenn in der ZwischennHinslrualzeit
die Emser Quellen getrunken und zum Baden benutzt
werden , namentlich des chron. Katarrhs des Uterus
wegen. Auch organische Uterinleiden coutraiudiciren
diese Douche nicht, wofern nicht Metrorrhagien, Ent-
zUndjiing, Erweichung und Schwangerschaft vorhan-
den ist. 5) Blennorrhöen des Uterus, wo man eine
Erhöhung des Congestivzustandes des Uterus beab-
sichtigt. In inveterirlen Fallen ist zugleich ein all-
gemein therapeutisches Verfahren uötbig. — Inso-
fern nun die genannten Krankheiten die Conception
verhindern können , vermag Ems die Sterilität aller-
dings oft zu heben, schon (nach Donn^) deshalb,
weil eine saure Beschaffenheit des Vaginalscbleims
den im Samen enthaltenen Spermatozoon verderblich
ist. — Wie in chronischen Katarrhen überhaupt, so
sind die Emser Quellen auch in DUnndarmkal.irrheo
indicirt. Diese verbreiten sich aber auch auf die
Gallenwege und dergleichen Gallengefässkalarrhe
wirken natürlich auch auf die Leber zurück , welche
Leberaflectionen dann durch Ems mit Heilung jenes
Katarrhs verschwinden. Viele remittirende und an-
haltende Fieber (gelbes Fieber, Typhus u.a.), so
wie Gallensteine sind von entzündlichen u. uicerösen
Leiden der Gallenwege begleitet. Es entstehen die
Symptome von Gallenretention , Icterus , Uebelkeit,
Brechen , Geschwulst in der Gegend der Gallenblase
u. s. w. Die meisten solcher Gallenwegkrankheiten
lassen sich auf eine fehlerhafte Beschairenheit der
Galle zurückführen , welche durch den Gebrauch der
Emser Quellen erfahrungsmassig normalisirt wird.
Dieselben l>eseitigcn ferner die von Gallensteinen be-
wirkten Zufalle, und vermögen sogar die Steine zu
lösen (wenigstens zu verkleinern) und die Bildung
neuer zu verhüten. Auch gegen excessive Gallenbil-
dung (bei Schwelgern, Gutschmeckern) zeigt sich das
reichliche Trinken des Emser Wassers und das Baden
darin von grossem Vortbeil, zumal wenn salinische
AbführmiUel intcrponirl werden. Felllebeni,
sie von zu reichlicher , fetter Diät oder von ai
der Tuberkulose der Lungen herrühren, o<lef
Kindern) nach Pocken, Masern, Scharlach, If
sich ausgebildet haben, reduciren sich ualer
Gebrauch von Ems, während die ursächlichen!
tionen gleichfalls sich bessern oder ganz versch
den. Bei Speckleber wirkt Ems weniger, beid
Leberentzündung, Cirrhose, Granularentarlung, <
phie passt es gar nichL
Schlangenbad. Auch hier giebt es,
gleich in den Schriflen gewöhnlich mehrere Q«
namhaft gemacht werden, nach P!eischl(6J
eine Thernialquelle, von welcher wenigsleD«
Röhrbrunnen, der alte und neue Brunnen im N<
hause ihr Wasser erhalten. Die Temp. der flj
quelle fand P I e i s c h 1 beim Ausflusse 29^ C. -
J. 1850 wurden 4812 Bäder verabreicht, ao
Kurgäste. — Wegen seines Gehalts an kohlens.
empfiehlt P I. das Thermalwasser zu guten und «
schmeckenden Aufgüssen von Kaffee und Thee, i
er auf seine Abhandlung Über den Thee (0«
med. Jahrbb. Oct. 1843; vgl. Jahrbb. XLIII.
verweist.
richy, Einfluss der Thermalkur tatf
Urin (10). Die gewöhnliche Annahme war
unter dem Einflüsse alkalischer Körper die ^
Schäften unserer Säfte, besonders des Blutes,
geändert, alkalisch saturirl würden, wobei dieSl
(die Grundlage der wichtigsten excremenliellenSa
tionen) neutralisirl würden, verschwifndeo u.
alkalische Producte ersetzt würden. Nun ist tu
ein organisches Gesetz, dass alle unassitnili
Principe ein Streben zeigen, ausgeworfen zu
was namentlich durch die Nieren und die Haut
schiebt, wie die neuern Versuche, besonders
dem Vorgange Orfila*s, demonstrirt haben,
hat diese Thatsache selbst für die epi- und eai
sehen , so wie contagiösen , auch einigermaassei
sporadische Krankheiten hinsichtlich deren tut
liehen Schadlichkeil nachgewiesen. Die Alkl
machen hiervon keine Ausnahme. Während
gewöhnlichen Vichy-Kur werden in den Körper
Trinkenden 150 bis 250 Grmni. (circa 5 bis"
doppeltkohlensaures Natron eingeführt, welche
verlängerter Anwendung bis auf 600 Gmim. (^^
steigt , den in den Bädern absorbirten Aotheil
rechneL Wir dürfen nicht annehmen, das«
Masse von Alkali die Organe imprägnire und sati
sondern dass sie ausgeschieden werde. In der
wird der Urin unter dem Einflüsse dieser Beliaoi
neutral, später alkalisch, selbst der Schweiss
del diese Veränderung. Allein eine Saluralio»
diesem Sinne wäre für den Organismus eine vollsl
dige Vergiftung, welcher sich derselbe gewiss am
widersetzen würde, als auf die Weise, die wir beej
achten. Die Alkulisation des Urins ist aber auch in
Symptom einer sogen, physiologischen Saturatw
oder des Zustandes, der existiren soll, sobald derW
OriginalabkaniUiuigen a. Uebersicfateo.
109
US Uie fernere Einverleibung eines HedicameDts
jveigerC. Die exacie Beobachtung lelirt Folgendes.
^Id man das Wasser von Vichy absorinrt [hat],
1 der Urin alkalisfbe Beschaffenheit an. Schon
de wird , oline dass ein einziges Glas Mineral-
r getrunken worden ist, in weniger als einer
ie der Urin neutral oder sogar alkalisch. In so
Zeit ist eine Saturation nicht denkbar ; viel-
ist das Natronbiearbonal , als fremder Körper,
I deo Nieren ausgesondert worden, ebenso wie ein
brSparaL. Mit dem Fori gange der Kur wird, diese
linatioo lebhafter, der Urin wird stärker alkalisch,
ISS 1 Liter solchen Urins fast 2^ SchwerelsKurc
iriren kann; der Seh weiss, der Speichel und alle
Secrelionen werden alkalisch. Die Ausschei-
; des Alkali geht mit grosser Schnelligkeit vor
Per frühmorgens gelassene Urin reagirt bei
■ Kurgasten kaum mehr alkalisch, oder gar etwas
r, welche Verschiedenheiten übrigens weder mit
Quantität des getrunkenen Wassers , noch mit
j^auer der Kur, noch mit der Art der Krankheit
fl4*m Verhüitniss stehen. Wahrend oder kurz
dem Trinken des Mineralwassers reagirt aber
Urin bei allen Kurgästen alkalisch. Diese Elimi-
DD dauert nur bei dem Einen längere, beim Andern
re Zeit. Wo sie rasch und lebhaft vor sich
, da werden eben die enormen Quantitäten von
fZO Grmm. des Tages ohne Schaden vertragen.
isl es wahrscheinlich , dass nicht Alles
birt wird, dass etwas zurück bleibt, und im
r eine gewisse Bolle spielt. Man hat Steine
Harnsäure im Wasser von V. sich auflösen ge-
Auch werden wohl die ihrer Natur nach
theils chemischen Vorgänge der Ernährung
Serretion durch das Wasser beeindusst. Man
wahrend der Thermalkur manche ZuPalle beob-
M, c B. das sogen. Thermalßeber , das aber oft
und nur als Besultat einer mangelhaften Ge-
mwag des Organismus an fremde Körper zu be-
m ist ; ferner gewisse Zufälle zu der Zeit , wo
ranz für das alkalische Wasser auflidrt, wie
« Schwere, Anorexie, Mühe, das Wasser zu
n oder zu verarbeiten. Doch darf man hier
le chemische, höchstens an eine physiologische
ition denken. Es entwickelt sich bei zu langem
ach des Vichy - Wassers die sogen. Kachexia
la, die schon Cullen genau beschrieben hat.
er Znstand, der tWe Kur abzubrechen nüthigt, hat
llichkeit mit andern chronischen Vergiftungen, die
ebensowenig nach blos chemischen Principien zu
n versuchen wird.
Ceber die Toleranz des Vichy- Wassers fUgt Petit
b einige Bemerkungen bei. Sobald sie abzuneh •
I anfängt , bleiben die Secrelionen des Kr. kaum
ir alkalisch, in der Begel nehmen sie dann den
len Charakter wieder an , und werden es gerade
to mehr, je mehr sich die Kranken das Mineral-
Her aufzudringen fortfahren. Es findet demnach
t das stricte Gegentiteii einer chemischen Satura-
m Statt Gegen Durand erkennt P. unbeschadet
der längst bekannten raschen- Elimination der alkali-
schen Salze doch eine chemische, auflösende, schmel-
zende Wirkung derselben an. Ferner rügt er Du-
rand's irrthum, dass das Natron ein für unsern
Organismus fremder Körper sei. Das Blut kann wohl
durch Aufnahme einer grössern Menge Natron leicht-
Qüssiger werden , die Gewebe leichter durchdringen,
'Krankheilsstoffe lösen und zur Ausführung vorberei-
ten, und es kann und muss aufdicse Weise das Vichy-
Wasser ein mächtiges Heilmittel werden , das selbst
noch fortwirkt, natürlich durch nicht sofort aufliörende
Veränderungen der Gewebe, wenn schon die Kur be-
endigt ist, ein Umstand, der nach Ourand^s An-
sichten schwerlich erklärbar ist.
Die Umgegend von BruJtsa (Kleinasien) ist nach
Ümanez (11) ausserordcnilich reich an Mineralwäss^n ;
ja hinsichllicli der Wassermenge ist Brussa Hie reichste Sladt
des Orients , nnd hinsichtlich der Verschiedenheit und Reich-
haltigkeit der heissen Quellen , die sich auf einem so kleinen
Räume helinden, als die merkwürdigste Stadt der Erde zu he-
tmchten. Alle warmen Qoeilen hetinden »ich am Fusse des
Berges Kalahak , der den westlichen Ahhang des Olymps bil-
det. Diese 7 Quellen liegen in einer Linie von SW nach NO
in einer Länge von •2»/2 Werst, 200 his 130' ober dem Meeres-
spiegel. Zwei derselben, die höchste und niedrigste, sind
Natrolhermen, und Teplitz, Ems oder Vichy vergleichbar, die
5 mitilern sind Schwefeltbermen und sehr heiss. Die höchste
Quelle (Tschegirke) bat eine Terap. von 36® R., und versorgt
eine grosse Menge von Badehänsern , Bassins und Fontuinen.
Die Bäder Kulschuk(Klein)-Kugurlu und Buük((iross)*Kugurlu
erhalten ihr Wasser von der einen Schwefelthemie, die 66®
R. warm isl, und mit kaltem Wasser abgekühlt werden muss.
Die übrigen Quellen sind von den Bädern , die sie versorgen,
so weit entfernt, dass sie sich auf ihrem Verlaufe von 66® bis
auf 34—35® R. abkühlen. Die tiefste Quelle ist der Tsche-
girke, nach Mischung und Temperatur gleich. Ausser diesen
7 Quellen , die auch innerlich gebraucht werden , besitzt
Brussa noch 2 wanne kalk- und natronbaltige Quellen von
31® R.
4) Kalte einfache und gemischte
Säuerlinge,
Li (eratttf.
1) Teinach s. 2. 1.
2) Schwalbach s. 2. 6.
3) Ueber das Krankenhaus für arme Kurgäste in Driburg,
von B r ü c k. (Hr. Ver.-Ztg. 3. 1853.)
4) Bericht über die Osundbrunnen und Bäiler zu Lu-
haischowitz. VonCreulzer. (Fliegendes Blatt.)
5) Ueber Lithiasis und deren Kur durch den Sauerbrun-
nen zu Tarcza, von W.Joachim, Physikus des Eisenburger
Koraitats. (Ungar. Ztschr. III. 33. 1852.)
6) Einige Bemerkungen über Soskut. Von dems.
(Ibid.)
7) Kurze Notizen ober die Wirkungen des Imnauer Mi-
neralwassers im Sommer 1851 , sowie über die neueste
ehem. Untersuchung der Fürstenquelle und des in derselben
enthaltenen Schlammes. Von Friedr. Rehm an n , Bade-
arzt. (Wurlemb. Corr.-Bl. 24. 1852.)
8) Die Heilquellen zu Lippspringe. Die Arminiusquelle
und die Schwefelquelle. Ein Beitrag zur Kennlniss ihrer
Heilkräfte. Von Wilh. Fischer. Paderborn 1852. 8.
79 S.
9) Die Mineralquellen in Camisfaft , beschrieben von
Veiel. Nebst einer Ansicht und einem Plane von C. , und
einer Proljtkartedes dortigen Diluvialbeckens. Cannstatt 1852,
Bosheuyer. 8. 133 S.
10) Ueber den Gebrauch der Brunnen- und Badc-Kurcn
in Cannstatt. Abdruck der durch Dr. Veiel dem Badeblatt
übergebenen Artikel. Cannst. 1851.
110
Originalabhandlungen u. Uebersichten.
11) Chemische Untersuchung der Mineralquelle des Busch-
bades bei Meissen^ von Fror. Stein zu Dresden (nach einer
Orig.-Mitlhlg.).
12) Cbemisrhe Untersuchung des Mineralwassers von
Scbandau im K. Sachsen, von H. Wackenroder und E.
Reichardt. (Arch. d. Pharm. Juli 1852.)
13) Analyse des Mitterbades im UllÜithale bei Meran in
Tyrol, von G. C. Witt stein. (Vjhrscbr. f. prakl. Pharm.
I. 1.)
Teinach besitzt eine zweckmässig eingerichtete Bade-
anstalt, Douchevorrichtungen , eine Rallwasser-Anslalt , und
wenn auch keinen Rursaal für die Trinkenden, doch wenigstens
einige Säulengänge am Badehause. Teinach verdient jetzt
einen stärkern Besuch wegen drei neuerbobrler Quellen , von
welchen die flirschquelle ein reiner Säuerling (mit V/^ Volum
Kohlensäure) , die Bachquelle und Wiesenquelle Eisensäuer-
linge sind. Die ßachquelle enthält die bedeutende Menge
von 1,66 Vol. Kohlens., mit 0,031 Gr. Eisencarbonat , die
Wiesenquelle 1,15 Vol. Kohlens. und 1,033 Gr. Eisencarbo-
nat. Diese Wässer können auch mit Milch (seihst Eselsmilch)
oder Mulken getrunken werden. Die Zahl der Kurgäste
betrug in den letzten Jahren 200 bis 250. — Badearzt:
Dr. Müller.
Schwalbach. Fleisch 1 fand die Temp. der beiden
Paulinenquellen zu 9^ C. und 9^,10 C; die des Stahlbrun-
nens und Lindenbrunnens zu 9^,25 C. — Den Brodelbrunnen
fand P. ganz verfallen, ohne AbRuss, das Wasser ganz trübe.
\}eher dus m D r i b n r g für arme Kurgäste bestehende
Krankenhaus referirt Brück (3), der ihm seit 24 J. vor-
steht , dass es ausser dem Aufnahmezimmer 4 Wohnzimmer
mit- je 4 Betten besitze, neben den andern nuthigen Räumlich-
keiten und 3 Badezimmern. Die 16 Krankenstellen werden
in jeder Saison 3mal besetzt. Seit 1829 wurden, ausser den
amb.ulatorischen Kranken, die nur freie Bäder erhielten, 1162
Kr. daselbst verpflegt, von denen keiner starb. Die Mehrzahl
derselben litt an Arthritis, Rheumatismus, Abdominalbeschwer-
den, Lähmungen, Hysterie, Bleichsucht, Magenkrampf, Flech-
ten, allgemeiner Kachexie, Menstrualleiden u. s. w. B. be-
merkt hierbei, dass gerade die Mehrzahl der in Driburg Hülfe
suchenden Armen den Arthritischen und Rheumatischen ange-
höre, während die Wohlhabenden aus diesen Krankheitsktassen
immer seltner in die Eisenbäder geschickt wurden, als ob sie
darin nicht ebensogut Hülfe fmden könnten, als jene. — Oft
wurden die Kr., namentlich paralytische, hier nur gebessert,
erlangten aber spater den Gebrauch ihrer Mnskeln wieder.
Allerdings mag bei der den Armen völlig fremden Hautkultur
jedes warme Bad sehr heilsam sein , und die übernährten,
überreizten Korper der Reichen schneller und bemerkbarer
gegen Driburgs Räder reagiren , als die ausgehungerten der
Armen. Dagegen vertragen die Magen der Armen den Brunnen
oft nicht so leicht, wie die der Reichen.
Der Bericht über Luhatschowitz (A) enthält die
(längstbekannle) Analyse Planiawa's, eine kurze Angabe
der Wirkungen , Heilanzeigen und Anwendung. Ein Badearzt
ist angestellt, eine Apotheke neu eingerichtet worden, eine
neue Wandelbabn zu den Brunnen erbaut, eine neue Wasser-
leitung zu den Bädern gelegt , viel neue Wohnzimmer gebaut
u. 8. w.
Der Säuerling Tarcza in Ungarn (5) enlhäll
nach Wagner in 16 Unzen Ca Mg C 12, Nä C
10,3., Nä § 3,5. Na Gl 3,7, Fö C 0,6. Si u. Exlr.
0.4, Summa 30,5 Gr.; G 14,7 K. Z. Nach Prof.
Tognio auch etwas Na J. Temp. \0^ R. Das
Wasser erregt nach Joachim die VerdauungslhMtig-
keil, setzt die Irritabilität der organ. Nerven herab,
spornt die Secretionen (bes. der Nieren) an, lüsl
Harn- und phosphors. Steine, macht den sauern Urin
allmälig neutral u. alkalisch, hiass, hell, durchsich-
tig. Irritalionszustände der harnbildenden Organe
verbieten dessen Anwendung.
Soskui (ß) liegt in Ungarn nahe der Greni
von Steiermark , unweit Güssing , in einem schdoei
Thale mit reicher Vegelation, und vor Nord- u. Nord
Ostwinden geschützt. Die Quelle entspringt in eioei
ihonartigen Wiesengrunde , liefert binnen einigen []
Stunden 8 Eimer, und hat 9—100 r. bei 18—24
R. Luftwärme. Das Wasser ist fast klar, opalisii
etwas, perlt massig, schmeckt stechend säuerlich, ii
geruchlos. Spec. Gew. 1,003. In 16 Unz. eothij
es nach Mittermayr
Kohlens. Kalk 5,75 Gr.
« Natron 5,00 „
Magn. 0,50 ,
„ Eisen 0,75 ,
Chlornatr. 13,50 „
Chlorcalcium 4,75 „
Chlormagnesium 1,00 «
Kieselerde 0,25 i,
Extractivstoir 0,50 „
32,00 Gr.
Freie Kohlensäure 17 K. Z.
Das Klima ist ein mildes Älpenklima , der Uebef
gang vom Winter zum Sommer erfolgt plölzlici
Scropheln und Tuberkulosen sind seltene CrscheiDOO
gen. Von der Gteichenherger Constantinsquelle an
terscheidel sich die Sauerquelle Soskuts durch gerlK
gern Gehalt an kohlens. Natron und freier Kohlet
säure. Die Cardinaltngenden der Soskuter Quellt
sind auflösend , die Se- und Excrelionen benjrilerni
das Nervensystem beruhigend. Von Krankheitei
gegen welche Soskut heilkräftig wirkt, hebt J. ili
Scrof^hulose und Tuberkulose torpider Art, besondeil
wo sie heriditär ist, so wie die Hypertrophia uteri i
die davon abhängende Sterilität (besonders wenn Ä
durch nach Abortus vorschnell oder avec Condom aal
goUblen Coilus, oder nach Störungen im Wochen
belt und der Lnclalion entstanden isl ) hervoi
Auch in der sogen, nervösen Gicht hat sich Soski
einen Ruf erworben. Man beginne die Trinkkur n
2 Gläsern zu 6 5 und steige bis zu 6 Gläsern, b«
achte jedoch bei Tuberkulösen dabei den Genius e|^
demirus. bt derselbe entzündlich . so sei man voi
sichtig. Bei Gebärmutlerleiden und Gicht sind iM
Bäder (aus der Mineralquelle und zugesetztem Wik
Wasser bereitet) , so wie beziehendlich Injectiow
das Hauptmittel.
Jmnau. — Re h mann (7) führt einige M
von hysterischen Beschwerden, MenstrualkoHk, Mi
trorrhagie , chronischer Diarrhöe an , welche unti
dem Gebrauche der Imnauer Quellen geheilt wurdei
— Die neueste Analyse des Fürstenbrunnens von Gmcl'
ergab in 1 0,000 Theilen: Na Gl 0,443. Ka Gl 1.311
Kä § 1,102, Ca C 9,177, Mg C 2,514. FöC 0,05:
Mh C 0,093, Si 0,124, Summa 14,819; freie Roj
lensäure 1,63 Vol. — Der Schlamm dieser QiieWe'i
arsenikfrei, enthält viel Eisenoxydhydrat, viel kohlen
Kalk u. ziemlich viel kohlens. Magnesia, nebst etwi
Tbon und nur Spuren von Manganoxyd.
Lippspringe, Dieser Ort liegt zwar inNo«
deutschiand, besitzt aber, nebst 7^ Meile weit gehei
OrigiDalabbaDdlangen n. Uebersichten.
111
Iff Umgegend , ein fast italienisches Klima. Ausser
In betdeo starken Quellen der Lippe u. des Jordans
(«dche wohl auch therapeutisch benutzt werden
ilee) besitzt Lippspringe noch eine Schwefel--
und die Arminiusquelle, lieber erstere s.
. LXXV. 365. Die ^rmimusquelle , welche
*2 als Mineralquelle erkannt und gefasst wurde»
bereits 1841 einen Fürsprecher an Dr. Pieper
I.Beont Fisch er(8) eine Therme, u. bezeichnet
p als die am weitesten ndrdlich vorgeschobene
henoe Deutschlands; sie hat aber nur 170 r.
[Wirme. Das Wasser derselben ist klar, aber weis-
Kf, als gewöhnliches Wasser, weich, seifenartig,
idmeckl schwach salzig und perlt stark (von Stick-
^off). [Vgl. Vetter*s Kritik von Pieper's
kcbriftJahrbb. XXXIII. 349.] Es besitzt 19,17 Gr.
faler Bestandtheile , besonders Sulphate und Kalk
Bit etwas Eisen und kohlens. Natron , und ^^ Vol.
&f, bes. Kohlensäure , aufgelöst, so wie auch viel
^s, bes. Stickgas, frei ausströmt. — Rtlhmlich an-
ncrkeBneD ist, dass F. bei der allgemeinen Deduci-
^ der Heilwirkung seiner Quelle auf die klimati-
^en Verhältnisse Lippspringes, besonders in Bezug
bf Brustkrankheiten, so grosses Gewicht legt. Er
ibt luter Anderm hervor, dass während seines
Ijibngen Aufenthalts in Lippspringe Niemand am
Sturz gestorben ist. Genauer geht er freilich in
klimatischen und statistisch - nosologischen Ver-
DJsse nicht ein , während seine etwas phantasti-
i Ansichten über die Heilkraft der Arminiusquelle
iosowenig eine wissenschaftliche Kritik auszuhalten
nSgen, wenn sie auch den Laien blenden können.
le Cokenntniss verleitet ihn selbst zu oflenbaren
kvrditälen , z. B. dass das Stickgas den 4. Theil
Wassers ausmache, und wovon in 16 5 Wasser
i46 K. Z. enthalten sind u. s. w. — Wie dem auch
h so viel scheint doch über die Wirksamkeit dieser
itlle festgestellt werden zu dürfen, dass neben den
■Ipluteo des Natrons, des Kalks und der Magnesia,
tkeo dem Natron - und Eisenbiearbonal, unbeein-
kbligt vom SH, der in diesem Wasser in namhafter
itiljlt vorkommende Stickstoff eine Hauptrolle bei
therapeutischen EfßcacilSit spielen mag. Der
eil Kohlensäure, welcher hinzutritt, ist nicht
tdiDtend genug, um die depoteiizirende Wirkung des
ases (auf das Respirationsorgan) aufzu-
ika. Die Arminiusquelle hat sich daher vor Allem
t grossen Ruf in der Lungentuberkulose erwor-
Besonders war der Erfolg der Trinkkur in die-
Krankheit (Dyscrasia tuberculosa F.) gdnstig,
1 der Urin ein fest an den Roden des Gefässes
l^itdes, meist gelbliches Sediment machte. Auf
Stickgas der Quelle legt F. einen grossen Werth.
■ Grundcharakter der Wirkung desselben bezeich-
Merals Umwandlung einer krankhaft erhöhten Ar-
*Klliiii in aberwiegende VenositSt. Das Stickgas
^e, sagt er, hier eine ähnliche Wirkung, wie
die fetten Mittel im Allgemeinen hervorrufen, auch
^t dasselbe eine eigenthümliche Verwandtschaft
*d(in Faser- und Eiweissstoff des Dlules zu haben,
und den Tuberkel aufzulösen u. auszuscheiden fähig
zu sein. — Die Einathmung einer stickstoffhaltigen
Atmosphäre wirkt nach F. beruhigend auf die Nerven,
inilderl den Husten, und hebt die Entzündung selbst,
indem sie den Sauerstoff verdrängt. Da auch hier
obige Erscheinungen im Urin auftreten , so scheint
das Gas schnell vom Rlute aufgenommen die Urin-
excretion zu beschleunigen, u. nach u. nach ein Pro-
ducl mit demselben auszusondern, was F. für Tuber-
kelmasse halt. — Das Raden in der Arminiujsquelle
stimmt den Puls um 15 bis 20 Schläge herab, hebt
die Respiration , befördert den Auswurf; jedenfalls
beruhigt es das Rlul- und Nervenleben mehr, als ein
Rad in gewöhnlichem Wasser. — Rei chron. Unter-
leibskrankhciten wirkt das Stickgas oft nachtlieilig,
und muss dann erst entfernt werden. Dagegen ist
in vielen Neuralgien die gute Wirkung des Stickstoffs
unverkennbar. Auch bei Plethora abdominalis , Hä-
morrhoiden und Hypochondrie soll die Arminiusquelle
oft heili^am gewesen sein. — Die Monate Juni u. Juli
bezeichnet F. als die zur Kur geeignetsten.
Cannstatt (9. 10.) besitzt 7 natürliche und
2 künstlich erbohrle Mineralquellen von ziemlich glei-
cher Reschaffenheit, welche sämmtlich im engsten
unterirdischen Zusammenhange stehen, und wohl aus
einem und demselben Rassin gespeist werden. Vor-
zugsweise ist es der Zutritt von Süsswasser , so wie
das schnellere oder langsamere Emporsteigen, u. das
stärkere oder geringere Zuströmen von Kohlensäure
(wodurch diese mehr oder weniger gebunden wird),
was den Unterschied im Salz- und Gasgehalt u. der
Temperatur bedingt. Durch die artesischen Rohrun-
gen x^ikeine neue Quellader für Cannstatt aufgeschlos-
sen worden, denn die allen Quellen haben seit jenen
Rohrungen genau um ebensoviel Wassermenge einge-
bUsst , als die neuen ergiessen , so dass bereits im
J. 1833 das weitere Rohren artesischer Rrunnen in
C. und dessen Umgebung von der Regierung verboten
werden musste. Als trotzdem im J. 1849 heimlich
in der Nähe des Wilhelmsbrunnens ein artesischer
Rrunnen gebohrt worden war, verlor mit demselben
Tage, an welchem dieser Rrunnen anbrach, die Wil-
helmsquelle einen grossen Theil ihres Wassers , wel-
chen sie aber sofort u. genau bis auf das letzte Maass
wieder erhielt, nachdem das ganze Robrioch mittels
eines wasserdichten Materials verstopft worden war.
Das Mannlein hat seil Erbohrung der artesischen
Rrunnen um ^1^ abgenommen. Der Erguss der arte-
sischen und natürlichen Rrunnen zusammen wird auf
648,000 K. F. in 24 Std. berechnet, welches Quan-
tum vor deu Erbohrungen die natürlichen Quellen
allein lieferten. — Das Mineralwasser kommt im Cann-
slatter Recken schon mit 40' zu Tage, hat aber dann
noch keine Sleigkraft, u. eine Temp. von nur 10^ R.
Die meisten wasserführenden Lager befinden sich im
blauen Mergel, u. zwar auf dessen oberer oder un-
terer Schichte. Die stärksten Springwasser zeigten
sich nach Durchschlagung einer harlen, festen Thon-
schiefer-Schichte, unter welcher Sumpf, Lette, Klüfte
gefunden wurden, in einer Tiefe von 130 — 140'.
112
OriginakibhaDdlunf«!! u. Uebersicfatfii.
Das wasserreichste Lager ist die 2. Blaumergelschielit»
von welcher 1 0 Brunnin mit Wasser gespeist werden,
wahread die LetlenschieUlen und der harte Mergel
ärmer sind. \)\e tiefsten Brunnen liefet ii auch das
wärmste Wasser (I7<^), der seichteste das kälteste
(10<> bei 42' Tiefe). Bei starkem' Zuströmen von
oberflächlichom oder Neckar* Wasser wird die Temp.
etwas abgekühlt. Der Bereich der Mineralquellen des
Cannstatler Beckens beträgt ^/^ Sld. Länge u. ^/\ Std.
Breite. — Was die Werkslätle der Cannsialter Mine-
ralquellen anlangt, so findet es V. nadi firwägiuig
aller hierauf bezüglichen Umstände und Wahrneh-
mungen wahrscheinlich , dass diese Quellen alle von
einer Hauptquelle ihre Speisung bekommen , welche
sich in den porösen Mergelschichtcn in Folge des
hydrostatischen Druckes nach allen ßichtungen hin in
verschiedeneu Adern ausgebreitet habe, wofür der
sich vollkommen gleichbleibende Charakter der Quellen,
als saliiiischer Eisensäuerling mit denselben Bestand-
theilen, spricht, deren relative Verschiedenheil sich
vollkommen durch das Zutreten von Tagwassern erklä-
ren lässt. Eben diese bewirken wohl auch, dass das
kohlensaure Gas mit mehr oder weniger Sauerstofl' u.
SticksloÜ' vermischt ist; die Kohlensäure selbst kann
Product der im Innern der Erde vorgehenden Zer-
setzung der Kalksteine durch (ilühhitze sein , oder
Folge der Verwitterung von kieselsauren oder eisen-
kiesbaltigen Salzen.
Die Cannstalter Mineralwässer enthalten in 16 §
36 bis 42 Gr. fester Bestandlheile, mit 0,5 bis 1,03
Vol. Kohlensäure, welcher etwas Stickstoff, Sauer-
stoff und Kohlenwasserstoff beigemischt ist. Die
Summe der festen Bestandlheile wechselt zu verschie-
denen Zeiten , wie bei andern Mineralquellen ; vor-
wiegende Bestandtheile sind Kochsalz und schwefeis.
Salze. Je nach der verschiedenen analytischen Me-
thode, kann man ersteres oder letztere mehr oder
weniger hervortreten lassen. Sigwart hat 4 solche
Alternativen angegeben, u. für den Wilhelmsbrunnen
und den Sprudel 3 verschiedene Analysen aufge-
stellt, wo in der 1. der Gyps, in der 2. das Glauber-
salz und in der 3. das Bittersalz (neben dem allemal
überwiegenden Kochsalz) den Hauptbestandtheil bil-
det. Angenommen , dass in der wässrigen Lösung
<lie Basen und Säuren nach der Grüsse ihrer Affinität,
oder nach der Stärke ihres elektrochemischen Gegen-
satzes mit einander verbunden seien, kann sie als ein
Mineralwasser betrachtet werden, welehes viel Glau-
bersalz, nebst Chlorcalcium , und eine beträchtliche
- Menge von Kochsalz und kohlens. Bittererde , u. eine
geringe Menge von Ca C und keinen Gyps enthält.
Wie alle Salzsoolen , enthält auch das Cannstatter
Wasser etwas Brom und Jod, wie Sigwart im J.
1848 entdeckt hat. Am reichsten an Kohlensäure
sind die Berger Quellen, am ärmsten daran dieKarL«^
quelle und die Krösner sehen Quellen , an Schwefels.
Salzen sind am reichsten die lleine'scbe Sulz, der
Wilhelmsbrunnen und die Inselqoelle, am eisenreich-
sten letztere und der Sprudel. Arsenik , welches
* Schlossbergeru. A. in allen Ocker absetzenden
Mineralquellen fafiden , entdeckte Kraoss im AI
«atz der Sulzerraiaquelle (1 Gr. i» 220 Haa«s Wai
ser) ; Antimon faftd sich niekc. — Alle diese B<
standibeile verdankt das CanosUUer MineralwasM
dem Muschelkalk, dem es entspringt. Der dann an
liegende Dolomit liefert die Talkerde ; Bittersalz eni
steht aus der Zersetzung des Gypses und Dolomits i
kohlensaurem Wasser. Das Glaubersalz erhält sei
Natron aus dem Kochsalz, seine Scbwefeisätire au
diin Gyps ; Salzlager kommen im Muschelkalk flbei
haupt oft vor. Der Gyps ist darin ein steter Beglei
ler des Steinsalzes. Die Kohlensäure lässt sich durc
kohlens. Kalk erklären, ohne dass man glühende Koh
lenlager anzunehmen braucht. Vielleicht kommt si
als kohlens. Therme ans detn unter dem Moschetkal
liegenden bunten Sandsteine. Uebrigens hat di
Cannstatter Mineralwasser grosse Aehnlichkeit mi
dem Seewasscr. — Das Steigen und Fallen der 6e
standibeile mag vom mehr oder weniger stürmische
Zudrang der atmosphärischen Wässer, oder vielleidi
auch von einer regelmässigen Undulalion, Ate weiter
hegende Ursachen hat, herrühren. Jedenfalls sim
säiuuitliche Mineralquellen Cannstatts und Bergs ii
den letzten 10 J. etwa um Yg schwächer geworden
u. zwar wie es scheint in Folge der g^rossen Wasser
niederschlage und üeberschwemniungen , so dass l»e
zukanfliger Trockenheit das frühere Verhältniss siel
wieder herstellen dürfte. V. hat darüber zahlreiche
vergleichende Tabellen beigebracht. — Die Tempera-
turverhältnisse der C. Mineralquellen schwanken cwi-
sehen 120,8 und 170, während die mittlere Tempfr
ratur der dortigen Sttsswasserbrunnen 10 — 12^ be-
trägt.
Physiologische H'ivkung. Beschleunigung Hpi
Muskelthätigkeit des Magens und der Gedärme, besi-
scre Verdauung, Verbesserung des Blutes; indeir
nämlich das Wasser reizend und bethätigend auf die
Schleimhäute, auf die Functionen der Leber und dei
Nieren wirkt, überhaupt schnellere Secretion hervor-
ruft, so folgt daraus auch Beschleunigung des SlolT-
wechsels, der Resorption, Ausscheidung, Circulalion
und dadurch Bereitung eines lebenskräftigeren Blutes
mit allen weiteren Folgen. Zur Erklärung der Wir-
kung des C. Mineralwassers führt V. Liebig's An-
sicht über die Wirkung der löslichen Salze an, der er
die gangbaren Ansichten Über die Wirkung des Kiilks,
Eisens und der Kohlensäure hinzufügt.
H'irkimg auf den kranken Organismus. Di«
Quellen zu C. sind hülfreich in UuterleibskrankheiteDi
in den sogen. Kachexien (Scropheln, Gicht, Rheuun*
tismus , Bleichsucht) ; in einer kleinen Reihe vot
Krankheilen der Respirationsorgane (sogen, hämor«
rhoidaler Brustkalarrb u. dgl.) , und in Krankheite«
der Nerven und des Rückenmarks (Spinalirritatinn n«
damit Verwandtes). Hinsichtlich der Wirksamkeit io
llnterleibskrankheiten steht (i. Kissingen am nächste»».
übertrifl\ es aber bei reizbaren, erethisciien, zu Co»-
gestionen geneigten Subjeeten. Der Eintritt d«
Heilerfolgs zeigt sich oft unter sogen. Krtsan , nsm-
Orii^HMkbhaiultaNigeB q. D«Uitii«httii.
HS
Ikk J^§9mg ton livfereleD , Hamorrhoidalblot , Urin-
seiliaMateB, Neigung «ti Sohweisse« u. BxMthealtn,
wHHw ZuRlile oft Ton Fie^Mr and SlOnmg des All-
{eiB»iiib«fiii^ns begleitet sind, ftine sogen. Saui-
ging oder l^criiersaitlgung der Kranken mit Mineral-
wasser wird m C »«Ken beobachtet.
allgemeine Hegeln für die Brunnenkur. Wir
eBlnehuieo daraus nur das dem Arzte Interessante.
ffkt Geschwächte r BleicbsUclilige, Magenscbwache
0. s. w. eignet sieb die InselqueJle, der Sprudel und
der Wilhelnasbrunnen ; fOr Unlerleibslprpide, die ab-
führen wojkn, der Wilhelnisbrunnen, die Inselquelle
nod das Weiblein. Bei Neigung zu Congeslionen,
Berzfeblem u. s. w. meide man die Inselqu. und den
Sprudel, und wähle die Wiesenc^elle oder das Weib-
lein. Bei Bämorrhoidalleiden hat sich die Inselqu.
einen Ruf erworben. Zur Reguliruqg der Verdauung
(der Magennerven) und der Thaiigkeit der Leber ist
der Sprudel und die Inselqu. angezeigt. ErWfirmt
werde das Mineralwasser getrunken bei Gichlleiden,
fiheunulalgien , Krämpfen , manchen Leber- u. Uilz-
affecUoiien« chronischen Katarrhen, Nieren- und Kla-
senleideo u. s. w. Auch zum Miigehrauch von Mol-
ken 5ind Anstalten getroffen« Lobend hervorzuheben
sind noch Apotheker Morstatt*s Modißcatipnen des
Cannstatter Wassers, um es andern natron- oder
bitlersalzreichen Wässern ähnlicher zu machen. Auch
ein phosphors. Natron ballendes Mineralwasser hat er
verfertigt.
Ute Badekur. Ausser den (niohts Eigentham-
lirhes darbietenden) warmen Hineralbädern sind die
in Heiners Anstalt, am Snlzerrain und in Berg be-
steiiendeQ Vorrichtungen zo kalten MinereUbädern
oder Piaeinen, die mit dem frisch entquollenen Mine-
lalwntser gcfüHt und gross genug sind , um jede Art
der Bewegung su gestatten , rdbraend zn erwähnen.
Biese Bader haben sidi besonders bei allgemeiner
Schwache des Gefilss- u. Nervensystems, bei Hypo-
eliondrie^ Kpänipfen, hamerrhoidalen, riieumatischen,
acrophiiUlaen , rbacbitiscben Uebeln , ScbieimflUssen,
Schwache der Haut, Muskeln und Bänder, Impotenz
V. s. w. als heilsam bewahrt. In ähnlicher Weise,
fieOetcht noch hraftiger, wirken die Schlammbäder,
deren feste kigredienien zum 3. Theile aus Eisenoxyd
bestebea , nnd welchen auch die Wirkung der Koh-
iensa«re imd übrigen gelösUn Theile des Mineralwas-
sers ni l*me kommt. Ausserdem ist jedes Zimmer
der ^nixemin'schnn Anstalt mit einer Doueheeinrich-
tSDg Tsrseben. Bndlich wird G. anch wegen seiner
Irefflidi «ingetiobtelen Neekar-Stremwellenbader stark
besneiit 'Diese Bäder werden auch kurmässig ge-
bransht, nnd zwar gewiMinlioh so, dass erst 7 warpae
Bäder, dann TFlussbader (bei 18—190 Flusswärme),
esdHeh 14 natOrlielie Mineralbader genommen wer-
den, --r. Ausser den Wnsserbadern werden auch
ßoMLder in C. gebraucht , nnUr wtelchen wir die
kohlsns. Angendouche am Wilhelmsbrimnen hervor-
heben, -die neuerdings «nsser der tropfbarflUssigen
IM. JaMb. 3(1. 79. nri, 1
Augendouohe eingeriditet worden ist. Die Erstwir-
kung dieser Gasdouche ist eine reizende, die aber
bald in Kuhle und behagliches Geruhl übergeht, das
sogar etwas narkotisches und schmerzstillendes
hat. Demnach ist diese Gasdouche in allen Krank-
heilen der Augen indicirt, wo fluchtige Reize am
Platze sind, wo die Nerven und aofsaiigeaden GefUsse
belebt werden sollen, wo sich bereits Ausschwitzun-
gen gebildet haben , also in allerhand specif. Augen-
entztlndungen mit dem Charakter des Torpors, bei
angehender Cataracta^ Blennorrhoe, Triefauge, Thrä-
nenträufeln , Ptosis , Amblyopie. — Aehnlich wirkt
die (bisher aber noch wenig gebrauchte) Ohren-
donohe«
Oertüches von Cannstali. Des Anziehenden
wird hier sehr viel erwähnt. Die liebliche Lage, die
milde, gegen alle Winde geschützte Luft, die freund-
liche Beschaffenheit des Städtchens, die zahlreich
neugebauten, eleganten und gesunden Wohnungen,
die grosse Nähe einer lieblichen u. reinlichen Haupt-
stadt (nach der man mit Eisenbahn oder Fiacker in
kurzer Zeit gelangt), die gemathiiche Bevölkerung,
die Auswahl von guten Aerzten daselbst u. s. w. em-
pfehlen diesen Kurort sehr, in welchem sich zugleich
die grosse und berühmte Orthopäd. Anstalt des Dr.
Heine, und die sehr zweckmässige grosse Heil-
anstalt für Flechtenkranke des Dr. Veiel befindet.
Das Butchbad(ii) liegt sehr romantisch imTriebisch-
Thale, ein Stündchen von Meissen entfernt, am Fasse der
berühmten Pecbsteinfelsen, ausweichen auch die Mineralquelle,
ein beacbtenswerther Eisensäuerling entspringt. Dasselbe
ist gegenwärtig von einem Sachkenner, dem Herrn Apotheker
Louis Aubert, angekauft, welcher sich bemüht, dasselbe
den Forderungen der Gegenwart angemessen herzustellen.
In 1 Pfd. (= 7680 Gr.) des Mineralwassers sind nach
Stein enthalten:
Quellsaures Eisenozydul 0,393 Gr.
. Natron 0,204 „
Chlornatrium 0,050 ,,
Cblonnagnesium 0,017 «
Kohlensaure Magqeaia 0,153 .
Schwefels. Kali 0,114 «
Kalk 0,032 .
Phosphorsaurer Kalk 0,039 »
(POft + SCaO)
Kohlensaurer Kalk 0,800 „
Kieselerde 0,127 ,
Gesammtmenge d. festen Bestandth. 1,929 Gr.
Hierüber 1,3 K.-Z. Kohlensaure, 0,051 K.-Z. Sauerstoflf
und 0,218 K.-Z. Stickstoff. Die Temperatur der Quelle ist
^ 9^ R. — Aus Obigem geht hervor, dass ihre Mischung mit
der der Radeberger Mineralquellen (Auguslusbad) grosse Aehn-
liebkeit zeigt ; sie enthält fast ebenso viel quellsaures Eisen
(0,393) als diese (0,341) und überlriOt sie noch an Kalk-
gehalt.
Die Quellen und Badeanstalten des in der sSchs. Schweiz
reizend gelegenen, und durah Dampfboot und Dampfwagen
mit Dresden u. Prag verbundenen Städicbeo Schandau{i2)
stehen jetzt unter Inapeclion des Apoth. Baum, welcher
mehrere Neubauten und Reformen vorgenommen hat. Die
Quelle bat .f 7® R. Wanne, ist hell, klar, von angenehm
eisenbaftem Geschmack, beim Ausgiessen perlend, neutral
16
114
OriginalabhaDdlungeB u. Uebertiehlen.
reagiKnd, beim Kochen sich nicht trabend. Sie entbftlt nach
Wackenroder u. Reicbard in IPfd. preoas. -b 16 $
— 7680 Gr. :
Schwefelsaures Kali 0,033 Gr.
Chlorkalium mit I ^ ^^
Cblomatrium J '
Schwefels. Kalk 0,084 ,
Doppelkohlens. Kalk 1,013 .
. Talkerde 0,064 .
, Eisenoxydul 0,056 .
Organische Substanz 0,025 «
Kieselerde 0,107 .
Der Eisengehalt (nicht aber der an festen Restandtheilen
im AUg.) ist demnach geringer, als in älteren Analysen ange-
geben ist.
Das Wittstein fibersendete Wasser dwMUterbadeM
ans dem Ultentbale (Tirol) hatte schon reichlichen, ocker-
artigen Absati in der Flasche gebildet; betrachtet man diesen
als aufgelöst und alles Eisen als Oxydul , so enthalten 16 J
dieses Mineralwsssers :
Eisenoxydul
1,058 Gr.
Kalk
1,047 ,
Magnesia )
Natron >
Spuren
Chlor )
Schwefelsaure
3,995 .
Phosphorsäure
0,100 ,
Kieselsäure
0,500 .
Dasselbe muss demnach als ein saures vitriolisches Eisen-
wasser betrachtet werden, das seinen Ursprung wahrscheinlich
Lagern von zersetztem Schwefelkies verdankt. (13.)
5) Sool" und Jodquellen; Binnen-
See» und Schlammbäder.
Literatur.
1) Ueber Rehme s. 2. 6. *
2) Praktische Beiträge zur nähern Kenntniss der Kreuz-
naeher Mineralquellen. Von Traut wein, Brunneoarzt.
(DeuUche Klin. 28. 1852.)
3) Ueber die Formation des Gebirges, aus dem die
bayerschen Jodquellen zu TöU , Heilbronn und Kempten
entspringen , und über den Einfluss der Formation auf den
lodgehalt dieser Quellen. (Fliegendes Blatt, 1852.)
4) Analyse des Badesalzes von fFittekind, von W.
Baer. (Arch. f. Pharm. Bd. 122.)
5) Analyse des Mineralwassers zu Frankenhausen in
ThQringen, von Wackenroder. (Arch. f. Pharm. Aug.
1852.)
6) Die Limanbäder Odegta^t. Von B. Abrahamson
in Odessa. (Med. Ztg. Russl. 21—23. 1852.)
7) Die Schlammbäder bei Oetel und ffapsal. Von C.
Schmidt. (Das. 29.)
Rehme (Westphalen). Die Soolquelle wurde vor 3 J.
erbohrt, sie hat 26Vi^ R., aus 2220' Tiefe kommend. Die
Soole strömt reichlich mit Brausen (von Kohlensäure) hervor,
wobei durch Desoxydirung der Sulphate etwas SH entbunden
wird. Die Soole steigt hier (wie in Nenndorf) als Springquell
aus einer Rohre hoch in die Luft, und fällt auf ein Becken
herab , wobei sich das Wasser durch seine eigne Wärme und
durch mechanische Zertheilung in Wasserdämpfe und Dunste
verwandelt, die das Dampfbad bilden. (1.)
Kreuznach (2.) Die Quellen daselbst sind
nicht nur im Stande, die grosse Neigung, welche die
eingewurzelte Scrophulose, chronischer Rheumatis-
mus, inveterirte Syphilis, impetiginöse Dyskrasie zur
Erzeugung langwieriger und zerstörender Augenent-
zOndungen mit sieb bringen, zu tilgen , sondern ver-
mögen auch die von diesen dyskrasischen Entzttndun-
gen erzeugten Form- und GewebrerXndervikgea, n
nach vergeblicher Anwendung anderer Knnneth
zu beseitigen. Hierher gehören die
scropbulOsen Eatzflndungen der Schleimhanigi
oder des ürttsenapparats des Auges, nebst derai
gen , deren AnfifUen durch eine gehörige Triak-
Badekur in Kreuznach am sichersten vorgebeagt
Selbst noch etwas reizbare Augen vertragen da
so wohlthätige Unterlauchen und nachherige C
der Augen im Soolwasser, das man auch durch
mit Soole gefüllte Augenbecber ersetzen kann.
Localbtfder, so angewandt, dass der Bulbus
Wasser bertthrl wird • wirken trefflich bei Pa
nach ägyptischer Ophthalmie verbliebenen Wui
gen, so wie bei Hornhautflecken. Bei Hydro|il
mos dagegen hat T. in 2 Fällen keinen sei
Erfolg wahrnehmen können. Bei Amaurose, «
(wie gewohnlieh) auf exsudativer EntzOndiug 1
tina, der Nervenscbeide des Opticus, oder dei
kOrpers beruht , wo man bei erweiterter PopH
abgelagerte Masse in Form einer graugelbliebei
graugrünlichen Trtibung (Glaucoma) erkennt,
Kreuznach, sofern gerade keine Gicht vorband«
treffliche Dienste. T. führt als Beleg 3 Fälle i
wenigstens beweisen , dass der Gebrauch von 1
nach wirklich zur Zertheilung mancher Exsud
Hintergrunde des Augapfels beiträgt , während
kalkartigen Ablagerungen im Linsenapparat (|
Staar) nichts vermag.
Zur Geologie der bayerschen JodquelU
Eine halbe Std. westwärts, in der Richiaog
Benediktbeuren zu, erbebt sich am linken
ein sQdsüdwestlicb gegen den Bodensee stell
ziehender Gebirgszug ion bis 4000' Hohe,
Kreide- und Grttnsandsleinformatioo gehört,
und wieder in den Molassensandstein flbergehl
aus einer Reihe von Kreidesandstein-, Kalk
gelablagerungen besteht. Die einzelnen geol<
Bestandtheile dieses Gebirges enthalten viel PA
Überreste, Ammoniten, Nummuliten, Peclen,
und zahlreiche Infusorienaberreste. Aus dies«
mation des vordem bayerschen Gebirgs eni
an 3 Punkten die Jodquellen von Kempten, H(
und Tölz. Während bei beiden erstem die
rungs- und Formationsverhältnisse des Gebirj
nur in der Umgebung der Quellen beobachlea
kann man in Tölz (Krankenheil), deren Quellei
Stollenbaue bergmännisch aufgesucht worden
dieselben auch am Quellenursprung untersuche
närdHche dieser 3 Stollen läuft anfangs mi
Streifen, dann nach und nach querschllgig
das Gebirge , gebt durch einen grauen Sands«
quaderförmiger Absonderung, fahrt Ostrea,
Gryphaea, Madrepora, Millepora und Fucusflbi
dazwischen streicht ein fast senkrecht stehende
eines grauschwarzen, fettigen, weichen Mergel
ler halb oder ganz verkohlter Pflanzenreste von I
coideen und Lycopodien, welcher an der Laft sen
und im Sommer nach Regentagen einen aaflall^'
Jodgeruch entwickelt. Er enthält kohlen*» ial>-
OriginalabbaDdluBgen u. Uebersicbten.
115
Ifipefds. Salie, Eisen and JodDatrium. Den Sand-
m- u. Pueasmergel durchsetzen gangartig Scbnttre
Kalkspath, mit Knollen einer braunsteinartigen
le, welche Pecten» Terebratula und Echiniten
und an Eisen und Jod reich ist, aacb viel Bit-
f Glaaber- und Kochsalz enthält. Der miti-
Stollen hat zur Rechten den Fucusmergel , zur
!0 einen rothen , an fossilen Muscheln u. s. w.
Kalkstein mit sahireichen Kalkspathadern,
zwischen beiden ein nach Westen sich auskeilen-
notz von hellgrünem, kalkigem Mergel mit Kreide-
ifacten u. kleinen Schwefelkieskrystallen, welches
wo es mit dem Fucusmergel in Berührung kommt,
Spalte bildet , aus der die jodsch wefelige Bern-
bquelle aufsteigt. Auch beim Eingang in den
erscheint unter gleichen Verhallnissen eine
«nd unterhalb des Brunnenhauses im Südstollen
S. Quelle. 6' von der Bernhardsquelle und 2'
dem Boden entspringt aus einer KluA jenes ro-
Kreidefelsens die Johann geor gen- oder Jod-
ile, welche etwas weniger feste Bestandtheile
\L Aus einerFortsetzung jener Kluft im gleichen
entspringt im SttdsloUen 20' tiefer, als die
ttgeorgenquelle, eine 2. gleich zusammengesetzte.
SStdsioUen ist im grOnen, talkigen Mergel aufge-
■t welcher die Südseite des Gebirge bildet. Die
en» welche ihm und den Kreidefelsen an dieser
. entspringen , enthalten kein Jod , sondern nur
I Kalk und Natroncarbonat , Kochsalz , Eisen u.
Kohlensaure« und sind X^jJ^ kalter, als die Jod-
BD. Es sind reine Sauerlinge. — Aus dem An-
n folgt , dass die Jodquellen der bayerschen
!D ihren Jodgehalt den Fucuslagern des Kreide-
d«>m sie entspringen, entnehmen, wobei aber
■bbmnnen bei Kempten Jodmagnesium mit Koch-
iB der Adelheidsquelle Jodnatrium mit Kochsalz
liB Krankenheil Jodnatrium mit kohlens. Natron
Schwefel vorwalten. Die Soolen und Mutter-
der von hier Östlich gelegenen Salinen zu Ro-
1, Frannstein und Reichenhall enthalten fast
leia Jod, was also die Armuth unserer Stein-
malion an Jod erkUrt. — Das FucusflOtz mit
r verlängerten Streifungslinie genau in die
Oberheilbronn und Sulzberg. — Die Kranken-
Quellen zeigen constant eine i^/^his^^ Mhtt^
;nr, als alle in der Umgebung vorkommende
woraus zu schliessen ist, dass sie aus grOs-
Tiefea emporsteigen. — Die bis jetzt benutzten
B liefern tSglich ein Quantum von 7800 bayr.
mit 24 W und 7 ^ fester Bestandtheile, welche
im Winter durch Abrauchen concentrirt, und als
ilz zum Xrztlichen Gebrauch verwendet.
iKe neueste Untersuchung der Quellen von Prof.
aenius (Joiu^n. f. prakt. Ghem. LVlIl. 3. 4.
.) ergab folgende Resultate.
Bemhardsqu. Jobann-Georgenqu.
:eit in der Mio. io
1,498 1,0165
PKrator 7,5« C. 7,6^ C.
C Gew. bei 23« C. 1,0007215 1,000643
Gebalt in Granen im Pfand «^
7680 Gr.
Schwefelsaures Kali
0,074373
0,094364
Schwefelsaures Natron
0,030383
0,094664
Chlornatrium
2,277940
1,799355
Joduatrium
0,012265
0,011942
Doppelt kohlens. Natron
2,568868
2,482951
» kohlens. Kalk
0,781863
0,702766
. kohlens. Magnesia 0,228503
0,228956
« kohlens. Eisen-
oxydul
0,001912
0,001421
y kohlens. Mangan-
oxydul
0,001397
0,000922
Kieselsaure Thooerde
0,015621
0,021366
Kieselsäure
0,075402
0,069581
Summe der festen Be-
•
standtheile
6,077536
5,508288
Freie Kohlensaure
0,109133
0,150359
Schwefelwasserstoir
0,027064
0,018432
Borsaures Nalroo findet sich in geringer Menge in beiden
Quellen , ebenso Spuren von folgenden Substanzen : Brom-
natrium, doppelt kohlens. Lithion, Baryt und Strootian,
phospbors. Kalk, Harz, organische Materien anderer Art,
kohlens. Ammoniak.
In der bekannten Soolbadanstalt ^t^^eAtnd (4) zu
Giebichenstein bei Halle werden Soolbäder aus gleichen Thei-
len Wittekind-Soole n. Hallescher Motterlauge benutzt. Durch
Abrauchen derselben Mischung gewinnt man ein Badesalz,
welches versendet wird, um auswärts zu Bädern verwendet zu
werden. Dasselbe besieht nach Baer in dem wasserhaltigen
Zustande, io welchem es in den Handel kommt, in 1 Pfd.
(« 16 3 oder 32 Loth) aus
organischer Substanz 8,2176 Gr.
Kieselsäure
3,5481 «
schwefeis. Kalk
14,4000 .
kohlens. Kalk
1,0138 „
kohlens. Magnesia
0,6374 .
Chlorcaicium
1176,9446 .
Chlormagnesium
2391,1757 ,
Brommagnesium
61,3863 ,
Bromalominlum
10,4218 ^
Jodaluminium
1,9277 „
huminsaurem Kalk
18,0403 .
Chlorkalium
283,8221 .
Chlornatrium
908,8512 .
Eisenoxyd
12,1574 .
Wasser
2787,4560 ,
7680 Gr. — 1 Pfd.
Es finden sich demnach in 1 Pfd. 1,7789 Gr. Jod und
62,5239 Gr. Brom.
Ausser den Soolquellen zu Frankenhauien im Schwarz
burg-Budolstadt'schen, die seit alten Zeiten zur Salzgewinnung
benutzt werden , findet sich daselbst auch eine salinische Mi-
neralquelle , Luü0nquelle , die längst als Heilquelle benutzt
wird. 1851 waren über 400 Kurgäste da; die Bäder sind
zweckmässig eingerichtet und die Lage (in der goldnen Aue
Thüringens) sehr anmuthig. Wackenroder fand in IPfd.
dieses Wassers «s 7680 Gr. :
Chlornatrium
94,425 Gr.
Schwefels. Kalk
22,556 ,
Chlorcaicium
5,345 .
Chlormagnesinm
4,723 .
Doppelkohlens. Kalk
3,071 ,
. Talkerde
1,612 ,
^ Eisenoxydu
0,192 .
Chlorkalinm
0,207 ,
Rieselerde
0,314 .
Ausserdem Spuren von Bromnatrium, und in 1 Pfd.
1,005 Gr. (« 28 Kubikzoll) freie Kohlensäure. (5.)
Binnen' Seebäder, Die beiden Limane Ode»-
$0$ (6) sind 2 durch eine schmale Hochebene gesonderte Seen,
liö
OrigiUalaibhatidliiikg^wi u. Ottb^rfliishtett.
30—40 Werst lang, 2 — ^ W. htnii , 7 W. üordwesllich von
Odessa liegend , und durch Zurückziehung des son^t Ms hier-
her reichenden schwarzen Meeres nach und nach entstanden.
Der eine rechts von Odessa aus liegende hcisst der Kojalnikf-
sehe oder Andrejewsky'schc , der andere , links vortl ersterti
befindliche und von der Stadt etwas entferntere, bc8S<*r atn
gängliche , aber mit weniger Comfort versehene Liitfan ist der
Hadzibeji'sche. Das Wasser beider Limine ist kht, Ins Gelb-
liche spielend , schmeckt bitter , st^rk salzig , fieeht (am Lt-
man selbst) nach SH. Vom MeerwAsser unterscheidet es sich
durch stärkeren (mebrals doppelten) Salzgehalt, ü.auchduroh
qualitative Besonderheiten. Das Meerwasser enthält 14lf Gr. [?],
das Wasser des 1. Liman 1 Ünc. f25 Gr., därs äti 2. Limün
345 Gr. fester Bestandtheile in 14 J , unter welchen ansdftf
den gewohnlichen des Meerwassers auch Salmiak , kohlens.,
phospbora. und kieseis. Kaik, Drommagnesium und Spuren von
Eisen sich befinden. Auch das Phospboresziren ist an hei«sen
Sommertagen deutlich , und seihst im geschöpften und auRie-
wahrten Wasser wahrnehmbar. Der Schlamm beider Limane
bildet eine pechartige, schmiorlg und fettig anzufühlende,
schwarzgraue , glänzende Masse , verbreitet einiin starkeri Ge-
ruch nach Sfl , schmeckt salzig-bitter , verfärbt die Reagenz-
pa|Jiere nicht, und stellt getrocknet graulich-weisse, leicht
zerreibliche Klumpen dar. Mit Salzsäure übergössen braust
er auf, und entwickelt C und SH. Er ist mit in Zersetzung
begriffenen animalischen und vegetabil. Stoffen geschwängert,
und enthält ausser den gewöhnlichen Chloriden Schwefels. ,
kieseis., phospbors. und kohlens. Kalk, phosphors* Eisen-
oxyd ^ kieseis. Thonerde, Schwefeleisen, Humusaäure und
Huinuskohle.
OieTemperalor des Limanwassers isl in der heia-
sen Jahreszeit 25 bis 26^ R. , sie fSlIt äb«r oft in
einer einzigen Nacht big auf 10<^< E» wird also leich-
ter sowohl erwäi'mt, als abgeküliU, als lias Meer-
wasser. Der Grund davon liegt itl dem Einflüsse der
Steppenwinde, und m der rascheren Verdunstung,
besonders nach heisseti Tagen. Die primäre fFir-
kung des Limanbades ist eine prickelnde dder nes-
selnde Empfindung, die besonders von den tahliosen
kleinen, durchsichtigen Krebschen (Thalitrus Mon-
tagui) hervorgebracht Ku werden scheint. Durch
diese für die Therapie wichtige Wirkung unterschei-
det sich das Wassei" des Limans besonders von dem
des Meeres. Sonst kommt die Erstwirkung mit der
des kalten Bades im Allgemeinen Uherein. Die
secundäre PFirkung bedingt namentlich die ange-
regte Resd^ptiotl, auf vVelche eine verstärkte Äbschei-
dung durch die Secretionsorgane folgt, ohne dass
diese Wirkung sich auf Kosten des Rt*änevorralhs
geltend macht. Ferner stimmt der Liman die gestei-
gerte Sensibilität herab , wirkt (^aditroh diB Haut ab-
härtend und das Gemflth beruhigend. Nor selten
bewirkt das ßad bei reizbaren Suhjecten Prftsteln, mit
abwechselnder Hitze, u. leichte gastrische Symptome,
die jedoch bald vorübergehen. Der Harn wird dunk-
ler, blinde HSimorrhoiden u. verhaltene Menses kom-
men zum Flusse, und bei gleichzeitiger stärkerer
FunctioniruBg der Schleimhaute bedeckt sich die äus-
sere Haut nrit einem Ausschlagfe. Heilsam Vvirkt das
Limanwasser besonders bei profusen ü. tibelriechen-
den Schweisses, bei Weichselzopf, bei sonstigen
Störungen dei* Huflsern Haut und der Schleimhäute,
in Krankheilen des Pfortader- uad Lymphsysiems,
ScropheiRi Stflsen der Setualorgane u. s. w. In
Speeie hebt A« noeh folgende Krankheitsformen f die
hier geheilt zu werden pflegen, hervor I) Chtoni--
seht ttamtthe (ntpi^ef Art tttfd dhne Tuberkeleoffl«-
plication; hier wirkt der Liman- niehf nur cm-afit,
soitdern auch pfdphylaktisetr. 2) Ckroniseke Rkeu-
mäHsme/i und dereh Folgekranftheiten , r. B. Exsn-
(fate. 3) Giehlt tfnA zWai" <he acuffe, wö- der Liitiad
um so heilsanoer wifkt, je f9ttg^r i^Y Ktunke den Ibt-^
gettden AnfatI zü ei^iftetf Hat, und Je mtht äHeSpQ-^
reir des ft)ri^ett verscfrwtttrdt^n , und i^inpe StOfuttgtn
des Allgemeidbefind^s voflVfticfell sind. 4) ßäiü*
atusdkläge, unter äirdefA Wefden die fressendie Fteehte
uiTit alte psori^ehe Debel doreh* diSM Viii^erfl ü. irtneiH
Gebrauch des Lim^its geheilt. 5) Serüphein, selbst
dei' Kriothew, am meisten rfer DfU^en. ^ Ktank-
heiten ata StSnungen der Circufation in den Unter-
leibsorguntn. 7) Mann ich faltige ^nomatien des
Nervensystems, besonders nervöser Ropfschmefz,
Gesichts- und Htiflsehmetz. 8) Augenkrankheiten,
besonders auf gichtiseher D^skfdsie und Unterleibs-
plethora beruhende. 9) Fetschiedene Gelefikkrank-
heiten , aus rheomati^hef oder gichfischer D^'athe^e
entstanden. 10) Verschiedene If^ankherten der
Genitalien, HodenveilititUHgen , Goltofrhöeft, Eier-
stocks- und (jebärmutterindofaCionen, Ren^tniations-
anotnaliei^ , Bleich^cht ii. s. w. 1 [) Ltistseuehe,
secundäre und tertiäre Formen. f2) ^tonische
Fussgeichwüre, Quetschungen, Verstauchungen. —
Als Nächkur bei def Recöitvalescen^ , besonders nach
angreifenden Kuren, iiH der Liman oift anch sehf
heilsam. Die von A. aitffgeatellten Contt^iridfcatiditeft
sind die her SalzbSdern gevt^dhti ff ehern -^ Die gfeig-^
netste Säiso* gebt vom Jtttti bis iwm August, btigindti
aUo eher und hort eher anr, alft die Seebadesaison. '
Eine Eitizelkur dauert 6 — 8 Wdehen. Hei^t nirä-
frei hn Liman selbst, fäglich eiifmal gebadet; einer
Vofbereitirtig mit einigen warmeh Wattnenbädetn vor-'
ausgehen zu lassen , billigt A. nicht. Die Dauer der'
Ernzelbades sei 5-^8 — 15 Mittnten, je nach dem'
Grade der individuellen Reizbarkeit und der Tempe-'
raiur des Wassers; die der Sdhfaihmbäder 15 — 3(y
Mihntefi , Und die der warmen Bäder 20 — 40 Hthu*
teiT. In maricheit Fällen können die Seebäder ioi
schwarzen Meere als stärkende Nachkur dienen.
Die Schlammbäder bei Oesel und Hap-
sal{l). Am Oeserscben, LtV- and EsthAischen Stran<ie
zeigt sich an Orten, Wo das Hettwh^^t, iüthh Stfirm« gegen
die Küste getricbeo^ zutilckl^lteiNl orgaDiSch« Gebilde (A%e»# i
Mollusken, Medusen) in flachen Beckeo zurucklasst, ein.,
schwarzer Schlamm, der seit Jahren mit Erfolg bei gichtiacben
und rheumatischen Leiden zu Wafmbäderü benutzt wird. Er-
riecht nach faulenden Seetang and SH ; versehlossen sufbe»'
wahrt steigert sieh der Gehalt des letzlcrn bedeutend, di«'
Beaction ist alkalisch , der Geschmack fade* In 100 Theilea
sind enthalten :
Oesel Hapsal
Fe S 2,675 1,961
Ca 6 1,462 1,446
Ca S ^,024 0,046
CäS 0,171 0,064
N Ha 4- SH 0,018 —
Mg g ~ 0,036
Mg Cl 0,240 —
KhCl 6,601 0,0M
NaCl
Na J + Br
SiO
AiSiO
F6SiO
C*+Mg
Kä + Nä ,
Örgknischea
OH^^ilflbhflBdlmigeii u; IMMtilehle«.
1«
0«8«i
0,147
r Spuren
47,892
3,897,
1,045
Hftpaal
0,163
Spuren
'62,735
S'tÖ o,6do'
8 2,^16 1,812
8»,620 31,7011
Die fiiUlun« diesea Schlammes erfo)gt tbeil» durch Ein-
wirkung des bei der Faulniss von Tangen u. Seeiliieren gebil-
deten SH aur das einen Theil des Ca C u. Mg G in den obern
silürischen Dolomiten ef^ctzende P& C u. das i« don fetztera
begleilPDdei» S'rlikBten enthaltltiie FcfRUduig tod FeS tt. Aq.)»
theiia dwrch Rediietion der im Seewaaser enthaltenen Sulphate
zu lösUcben Sulphiden , ein Zersetzungsproc^ss ,. den man in
stehenden Gräben und Mooren bei eisen- u. gypsreichem Ün-
tergrdtidff atith iorisi Müf^ httihUhM katid.
100 iOOf
Ueber die vememtliche ÜmwandluBg von Ammoniak in Sälpetersiore innerhalb des
thierischen OrgaBimift.
Von
Chr. Jaffiy Stud. d. Med. xn Leipzig.
dn „GottributieBs to Aniwal Chemistry'« war-
Rmen eiAe Reihe voo Versaeben^ aftgesteHi
lee Job es, veröffentlicht« ii% tu dem fttr
(ioiogie höchst wktbligeii i für die praktisehe
Dicht ausser Acht zu lassenden Resultate
, dais Animontark im thierischen Organismus
^«Mäore oTfdirt werde und als solche irt den
ergebe. [S. dieses Hfl. S. 0.)
laleressaDt die Sache war, so unwahr-
ibmussteeS' doch von vorn herein erscheinen,
so höchst indifferenter, ausserhalb des Orga-
» schwierig oxydirbarer Körper wie der Stick-
Khierischea Organismus während der kurzen
M Verweilens in demselben einen so hohen
isgrad erreicfae» solle» um schlusslieb als
i w vtrwertbeBdes Ausscheidmigsproduct
Herr Prof. L e h m a d n , in ddssen La-
ieb arbeite , veranlasste mich daher , die
liHer so unterBiieben , und glaube ich iv dem
d#n Beweis gelllbrl zu baben, dass die
durch welche Bence Jones den NAcii^
äilpeter^Sure verai<eintlich gefdbrt hat, bienu
liebt anWeBÖbaff iit, indem dabei auftre^
2enetzungsproducte zu vielfachen TSIuschungen»
Opfer eben B.-J. selbst geworden, Anlass geben,
tomit die aus seinen Versuchen hervorge-
Schlussfolgening völlig unerwiesen ist. Es
uns daher bis jetzt anheim gestellt, uns bei
Unheil mehr auf die Wahrscheinlichkeit oder
Dnwahrscheinlicbkeit zu stützen und zu be-
dass eine solche Oiydation des Stickstoffs
oischen Organismus nicht möglich sei. Denn
>ler Beweis für das Vorhandensein oder Nicht-
idenseio von Salpetersäure im Harn, gleichviel
it oder ohne Genuas von Ammoniak , möchte fOr
venigstens noch ein mit fast unQberwindlichen
^gkeitei verkntlpftes DniernehideB seki, da
»r MsQMing der Salpeter^, in ergan. Flttssig-
1 pnküseb mwiincRi'are Methode noch nicht
in.
^ fcr fetten üeBertettgutig, daiss eitt Ueberdedtil^
liren von SalpetersJture ans Harn als solche, wegen
der im Momente ihres durch die andere Saure be-
dingten Freiwerdens nolhwendigen Desoxydation und
Zersetzung durch den HarnslofT und die übrigen org.
Restandlheile überhaupt unmöglich sei, ho£Fte ich bei
Beginn meiner Untersuchungen durch einen bewei-
senden Versuch die Methode von B.-J. nebst den dar-
aus gezogenen Folgerungen widerlegen zu können.
Ich destillirte zu dem Zwecke normalen, durch Ein-
dampfen concentrirten Harn , dem ich einige Tropfen
Salpetersaure zusetzte, mit einer hinlänglichen Quan-
tität conc. Schwefelsäure, liess mich leider jedoch
durch die wider mein Erwarten eintretende intensive
Reaction im Destillat mittels Stärke und Jodkalium
irre führen. Später zu besserer Einsieht gelangt,
überzeugte ich mich freilich , wie ich seiner Zeit er-
wähnen werde . von der völligen Richtigkeit meiner,
der Theorie nach wenigstens begründeten Hypothese'.
Ich lasse jelat meine hiernach weiter angestellten
Versuche in der Reihe»folge , wie ich solche untei^
nömmen , fbligen » indem ich vorher n<icb , um Wi^
derbolungen zu vermeiden , das allen Versuchen Ge*
meiBschtIftilkhe veraUssehiefceB wüL
Der Harn, stets iA eitter Qutfntit^ vori 8-^10 ^
angewandt, wurde bis auf circa das halbe Volum
eingedampft , dann mit oder ohne Säure , wie diess
bei den einzelnen Versuchen angegeben ist, bis auf
circa die Hälfte überdestillirt und das Destillat mittels
Stärke und Jodkalium sowohl, als auch mit Krystallen
von schwefeis. Eisenoxydul auf Salpetersäure geprüft,
wobei ich gleich bemerke , dass ich bei keinem ein-
zigen der Versuche durch die letztere Probe irgend
eine Reaction erhielt. Eine Prüfung mit Indigo
wandte ich deshalb nicht an, weil sie, ob sonst auch
noch so vorzüglich, in organischen Flüssigkeiten, wo
wir die Zersetzungsproducte nicht immer mit Gewiss-
beiC verfolgen ktfen^n » doch leicht so Täuschungen
Anlass geben kann , aus welchem Grande man hier
ataeh, wie wif «us dem Spätem sehen wetdeit, mit
der Anwendueg der sonst ausgezeichneten Prob^ mit-
tel» Sttrke und Jodkafiuo^ vorsichtig sein müss.
ii8
Claras, Handb. d. spee. ArxneitaiiUellehre.
Norgenharn , der nach dem am Abend zuvor ge-
schehenen Genüsse von 40 Gr. Salmiak gelassen war,
wurde mit ^^ Unze Schwefelsäure destillirt, u. ergab
das Destillat bei Prüfung mit Starke und Jodk. die
intensivste Reaction; eine ebenso intensive erfolgte
jedoch auch bei Anwendung von normalem, vor Ein-
nahme des Salmiak gelassenem Harne, der auf gleiche
Weise mit Schwefels, destillirt war. Hier waren nun
2 Fälle denkbar, entweder war mein Harn speciell,
auch im normalen Zustande salpetersäurehaltig oder,
was mir wahrscheinlicher schien, die ganze Beaction
rtthrte Oberhaupt gar nicht von Salpetersäure Imt. Um
mir über den ersten Punkt Gewissheit zu verschaffen,
destillirte ich noch vielfach den Harn verschiedener
anderer Personen auf die angegebene Weise , erhielt
}edoch jedes Mal bei der Prüfung mit Stärke u. Jodk.
die intensivste blaue Färbung. Als ich am Tage nach
Vollendung mehrerer Destillationen die in wohlver-
wahrten Gläsern befindlichen Destillate wieder vor-
nahm, um solche noch anderweitigen Prüfungen zu
unterwerfen, fand ich, dass auffälligerweise kein ein-
siges der Destillate, die am Tage zuvor so intensive
Beactionen gegeben hatten , noch im Geringsten auf
Stärke und Jodk. reagirte, dass dagegen sämmtliche
Destillate sich als schwefelsäurehaltig auswiesen. Die
ausbleibende Beaction mit dem Gehalte an Schwefels,
zusammenstellend , kam ich auf den Gedanken , dass
die ganze Reaction nicht durch Salpeters. , sondern
durch schweflige Säure, die nothwendig bei der
Destillation in die Vorlage übergegangen und theil-
weise vom Wasser aufgenommen sein musste, bedingt
gewesen sei, indem solche beim Zusammenkommen
mit Jodwasserstoff, einem unzertrennlichen Begleiter
des (von B. -J. durch Zusatz verd. Salzs. , von mir
durch Hindurchleiten von Schwefelwasserst von jod-
saur. Kali befreiten) Jodkaliuro, Zersetzung desselben
und Ausscheidung von Jod bewirkte. Bestätigte sich
diese Vermuthung, so war einmal erklärlich, wes-
halb am folgenden Tage das Destillat keine Beaction
mehr zeigte , da ja schweflige Säure bei Gegenwart
von Wasser sich allmälig zu Schwefels, oxydirt , an-
drersefts, weshalb mein erster Versuch nicht den
gewünschten Beweis hatte liefern kOnnen.
Ich destillirte nun normalen Harn ohne Zus
einer Säure u. erhielt, wie zu erwarten stai
im Destillate keine Beaction mit Stärke u. Jodkalio
Weiter destillirte ich normalen Harn nach Zusatz i
Schwefels., prüfte einen Theil des Destillats vorflb<
gehend mit Stärke und Jodk. und erhielt die int«
sivste blaue Färbung ; einen andern Theil mit Zii
chlorflr auf schweflige Säure ; es trat hierbei alh
dings eine deutlich gelbe Färbung ein , allein seil
beim Kochen erfolgte kein Niederschlag , welche v
vollkommene Reaction ich der nur geringen Menget
Säure in der untersuchten kleinen Probe des DesUlti
mit Recht zuschreiben zu dürfen glaube.
Endlich destillirte ich normalen Harn mit coi
Phosphors, und erhielt im Destillale mittels Stärke
Jodk. auch keine Spur von Beaction. Dieser Vc
such scheint mir einerseits die Richtigkeit mein
Behauptung in Betreff des Einfluss der schweflig
Säure darzuthun, und andrerseits den Beweis :
liefern , dass eine Oxydation von Ammoniak in Si
petersäure durch die zahlreichen Versuche von B.-
nichts weniger als erwiesen ist.
Es blieb mir nun noch übrig, auch für die Vei
muthung, dass ein Uebergang von Salpetersäure i
Harn durch Destillation eine factische UnmOglicbki
sei, den Beweis zu liefern, den ich unumstdsslii
dadurch gegeben habe, dass ich Harn mit einigi
Tropfen Salpetersäure versetzte und denselben ansU
mit Schwefels, mit Phosphorsäure destillirte, n
ich denn im Destillate bei Prüfung mittels Stärke \
Jodk. keine Spur von Beaction erhielt. .
Auf Einzelheiten der Untersuchungen von B.-i
glaube ich hiernach nicht näher eingeben zu mflssei
Nur müchte ich mir erlauben einige Zweifel austa
sprechen, wenn B. - J. angiebt , dass er einmal sogt
im Harn eines Rindes nach Genuss von 5 Gr. M
miak eine Beaction auf Salpetersäure mittels schwe
fels. Eisenoxyduls erhalten habe. Es muss hier fiotk
wendig entweder eine optische Täuschung, ode
eine Verunreinigung der Prüfungsgeftsse stattgefoodei
haben*
G. KRrnKEH.
80. Handbuch der speciellen Arxneimittel-
lehrO nach physiologisch - chemischen Grund-
lagen ßir die ärztliche Praxis bearbeitet;
von Dr. J u I. C I a r u s a. o. Prof. d. Med. zu
Leipzig. 2. Hälfte. 2. Abtheil. (Schluss des
Werkes.) S. 477 — 935. 8. Leipz. 18^-
0. Wigand. (21/6 Thir. compl. 4V8 ^Wp-)
Der Wunsch, dass der Vf. dieses Handbuches des
noch übrigen Theil desselben bald u. glücklich h^
digen möge, den Bef. bei der Anzeige der ersten bei*
dar US t Handb. d. apec. AnneimiUellehre.
119
I AbthedaBgeD (vgL Jalirbl). LXXV. 254.) auszu-
en sieb Teranlasst fand , ist in kurzer Frist in
iluDg gegangen. Dem Buche ist dadurch die
uchouog vor vielen andern in Lieferungen aus*
Ben Werken zu Theil geworden » dass es nicht
oderne Ruine, sondern als ein tianzes und Per-
I erscbeiot Dieser letzte Theil des Handbuches
l ebenso wie die früheren, ja vielleicht in einem
I bdheren Grade des Vfs. emsigen Fleiss im Stu-
I und in der Benutzung neuerer physiologischer,
icher ond pharmakologischer Journalartikel und
Sollten altere Mittheilungen ttber Arzneiwir-
nnd Arzneigebrauch auch weniger berück-
i sein, als es Manchem vielleicht gerechtfertigt
Bt, so darf man diess gewiss am wenigsten
Mangel an Eifer und Belesenheit zuschreiben,
vielmehr in einer , irrt Ref. nicht , wiederholt
Bserem Vf. zu Tage tretenden Geringschätzung
Achtungen solcher Aerzte, die nicht gleichen
eben Anschauungen huldigen, wohl haupt-
den Grund davon finden. Allerdings kann
iolche Nichtbeachtung der Erfahrungen bewahrter
ffiitfglicbst unbefangener, wenn auch älterer,
!r, oder ihre Verwerfung einer modernen phy-
hen Vorstellung zu Liebe bei einem Schrift-
fiuSallen, der sein Buch nicht allein dem Titel
' die arztliche Praxis bestimmt hat , sondern
I der Arbeit selbst seiner Aufgabe eingedenk zu
f liebt, und bei mehr als einer Gelegenheit den
I liefert, dass er sein eigenes pharmakologisches
vielmehr auf in der Klinik gemachte Erfah-
als auf selbst angestellte physiologische und
tkologiscbe Experimente begründet wissen will.
tonte einzuwenden versucht sein , dass Leipzig
I Mobsspital nicht die ärztliche Welt ausmacht,
flösse, welche neben einem Arzneistoffe hier
froher oder später auf den Zustand u. das
I der Kr. influenziren , ebenso mannigfach als
sind u. nicht nur zur Aufstellung der ver-
artigsten Kategorien behufs ihrer Eintbeilung
iitem Berücksichtigung bei zu veranstaltenden
ungen geführt, sondern auch veranlasst
dass man die arzneilichen Wirkungen ein u.
I Stoffes zu verschiedenen Zeiten u. an ver-
!n Orten sehr verschieden gefunden hat.
Beobachtungen, die ohne Rücksicht auf
Nebeneinflüsse angestellt oder veröffentlicht
sind deshalb allerdings unvollständig und
1 in vieler Hinsicht unzuverlässig , aber sie sind
I nicht unwahr , vielmehr einer Gorrectur filhig
I beachten. Im Ref. wenigstens ist bei seinem
die eigenen früheren Beobachtungen, wie
i zu beurtheilen je länger desto mehr die Ueber-
[ lebhalt u. einflussreich geworden , dass der
ikolog nur solche Erfahrungen über Arznei-
ignoriren u. bei Seite liegen lassen darf,
eine Unmöglichkeit oder einen Widerspruch
erkannte Naturgesetze einschliessen. Dem
lOnbAanntes oder Unwahrscheinliches kann von
\ jeden Augenblick beobachtet werden u.
sicher begründet sein. Zu glauben, dass eine Unmög-
lichkeit sich verwirklicht habe , dass auch im Reiche
der Natur u. der Organismen Gesetzwidriges geschehen
sei, kann Niemand zugemuthel werden. Nicht Alles
freilich, was physiologisch heisst, ist im mensch-
lichen Körper wirklich. Seihst unser Vf. wird ein-
zelne Doctrinen , die er wiederholt als Kriterien für
die Beurtheilung der Arzneiwirkung mancher Mittel
in seinem Handbuche in Anwendung gebracht hat,
jetzt längst bei Seite gelegt haben. Wer möchte den
Untersuchungen Bidder's gegenüber noch mit Fre-
richs u. A. die ezcremenlielle Natur der Galle be-
haupten u. annehmen (vgl. S. 793) , dass ein Arz-
neimittel, sobald es als Gallenbestandtheil nachge-
wiesen ist, oder vermuthet werden kann, als aus dem
Gebiete des Stoffwechsels ausgeschieden betrachtet
werden müsse? Wer könnte sich der gewichtigsten
Zweifel an der Schlussfähigkeit der Buchheim-
Engeischen Versuche (S. 494) über den Einfluss
der Ghinaalkaloide u. a. Mittel auf die Verdauung u.
den Gährungsprocess entschlagen , wenn er sich die
Grossartigkeit u. Schnelligkeit des ezosmotischen
Austausches zwischen Magen- und Geßlssinhalt wäh-
rend einer Verdauungsperiode vergegenwärtigt. Im
Glascylinder mag das Alkaloid, der bittere Stoff u. s.w.
die Gahrung u. Kohlensäureentwicklung beschränken
— wer weiss aber, wo und wie der Scrupel oder
die Drachme bitterer Extractivstoff u. s. w. kreist,
wenn das verschluckte Stück Fleisch seiner Umsetzung
und Aufnahme durch die Gefässe entgegen geht?
Wie viel Zwischen fragen müssen erst noch beant-
wortet, wie viel einzelne Verhältnisse mit überein-
stimmenden Erfolgen erforscht sein , bevor man das
Ergebnisse des einzelnen Experiments dem Resultate
der ärztl. Praxis als besser begründet entgegenstellen
kann I Welche Reihe neuer Fragen (im Gegensatz z. B. zu
der von unserm Vf. S. 792 gegebenen Entscheidung)
entwickelt sich aus denMitlheilungen Gl. Bernard^s,
dass er gewisse Provinzen des intermediären Stoff-
wechsels nur für einzelne Stoffe zugänglich , für die
anscheinend gleichartigsten dagegen verschlossen ge-
funden habe? Doch genug I Ref. hat bereits früher
ausgesprochen, dass es nicht seine Absicht ist, über
Einzelnheilen gegen einen Vf. zu polemisiren, dessen
Streben im Ganzen er seine Anerkennung nicht glaubt
versagen zu können. Es ist vielerlei Gutes u. Neues
in dem Handbuche unseres Vfs. enthalten ; dass ein
Jeder , der sich specieller mit Arzneimittellehre be-
schäftigte, u. also auch Ref., nicht von Allem sich gleich
befriedigt fühlt, ist so natürlich, dass es besonders
auszusprechen zum Ueberfluss gereichen müsste. Es
mag deshalb genügen, den Inhalt auch dieser Abthei-
lung übersichtlich mitzutheilen.
4. Klatse. Alkaloidisehe Mittel (S. 477 —
637). — a) Die Fieber vertreibenden Alkaloide (S. 477
— 517). 1) Con. Chinae, 2) Gort. Bebeera, 3) Cedroo.
b) Die narkotiMchen Alkaloide (S. »17— 624). 1) Opium,
2) Rad. et Hb. Belladonoae , 3) Hb. et Semina Stramonii,
4) Hb. et Sem. Hyoscyami, 5) Hb. Nicotiaoae, 6) Hb. Conii
macutati, 7) Hb. Aconiti, 8) Rad. et Sem. Colcbici, 9) Stip.
Dalcamarae, 10) Cannabia indica, 11) Hb. Lactucae virosae
liio
■ 6 ft i 1 « n d , WirkitBgflweiM d. AfBiieiaiillel.
et satifae, 13) Crooit, IS) Rad.Paeooiae, 14) ViMum «1-
buiD, U) Hb. Cbaerophylli sjiTestris, 16) Hb. Polffttiliae
nigricEDtiSy 17) Folia Rbois Toxicodendri , 18) Hb. Ledi pa-
lustris, 19) Cocculi iodici, 20) Nux Vuinica , 21) Hb. , cap-
solae et seniina Üigitalis purpareae ; Anhang: Blausaure u.
blaosävrebaltige PflaBzeninittel — Folia Laurucerasi , Amyg-
daiae amarae — (S. 624—637).
5. ir/«vje. Die alkoholis ehen und Aßth^r-
mittel (S. 637—692). 1) Alkobol (Bier, Wein, BraD&t-
weio), 2) Aetber sulpburicus, 3) Chloroformium , 4) Aetber
cbloricus (C«HaCI, Elaylcbloriir C4CIe — Carboneum trichlo-
ratuni), K) Spiritus nitrico-aetb. , 6) Aetber aceticas ; An-
hang: CuModium.
6. Klaste. Die ätheriieh-bligen, har%igen
und kal9ami$oken Mittel (S. 693— 790). a) IHe
ätJUrüeken Oele und Kaa^hore (S. 693 — 739). 1) Ol.
Terebiotbioae, 2) Campbora, 3) Ugpaoi Sassarras, 4} Bacc.
et fol. Lajiri; SemiDa Canri, Cumini , Foffoiculi, Anisi vul-
garis et^sdllati, CardaiBümi minoris *, Radices Galangae , Ze-
doariae ;' Fabae PkburiiD ; Folia Meotfaae piperitae et criapae,
Mediaaae citcatae *, Florts Cbamofnillae fulg . et r^manae, Hil-
lefolü, Lavandulae, Meliloii, Rosmarioi; Herbae Serpylli,
Scordii , Rutae , Majoraoae , Tbynii ; Oleum Cajeputi ; Bacc.
et lign. Juniperi; Hb. Petroselioi; Ol. Tfaujae; die Gewürze:
5) Caryopbylli aromalici , 6) Niices moscbatae et flores ma-
cidia , 7) Gort. Cinoamomi , 8) Rad. Ziogiberia , 9) Siliqua
Vaaillae, 10) Piper oigrum, 11) Piper Cubeba, 12) Rad. Ya-
leriaoae, 13) Rad. Sumbul, 14) Flores et radix Arnicae,
15) Semina et folia CoflTeae. — b) Die harzigen u. bal-
samischen Mittel (S. 739 — 766). a) Die Gummiharze :
1) Aao foetida , 2) Gummi Amroooiacum , 3) Galbauam , 4)
Myrrba ; fi) die aromatischen Harze : 1) Beozoe , 2) Sac-
cinum , Styrax , Styrax liquidus , Sandaraca , Tacamabaca,
Anime, Ladanum, Mristiche, Elemi; y) die natürlichen Bal-
same : 1) Bals. Copaivae , 2) Bals. Peruvianum ; Anhang :
1) M oschua, 2) Caslorpiun , 3) Hyraceum , 4) Gocoua Caeti.
— c) Empyreumatisehe Oele (S. 767—790) : 1) Kreosot,
2) Pix liquida, Leukol , Pix navalis , Pia burgundica , Petro-
leum , Fulrgo splendens, Oleum animale ; Anhang : Praepa-
rata Anmooii (7 Nnnr.).
7. Klasse, Die m et allisehen Mittel (S, 790 —
969). 1) Hydrargyrum (12 Nmmr. S. 799 — 829), 2) Jo-
dum et Kali bydrojodicnm, 3) Kali bydrobromicum, 4) BaryU
muriatica, 6) Aotimonium (3 Nmmr.), 6) Acidum arseoico-
sum, 7) Plumbum (5 Nmmr.) , 8) Bismuthum nitricuin , 9)
Stannam, 10)Cadmium sulphuricum, 11)Cuprum (ONmmr),
12) Zineam (9 Nmmr.) , 13) Aurum (3 Nmmr.) , 14) Plati-
oum rauriaticum oatrooatum, 16) Argaotum.
Ein alphabetisches Register der abgehandelten
Arzneistoffe (S. 911 — 935) erleichtert die Auffindung
der einzelnen Mittel.
Druck und Papier des Werkes sind , wie kaum
bemerkt zu werden braucht, sehr gut, Ersterer in
dieser Abtheilung sorgHiLtiger revidirU Nur selten
fiadea sieb Irrthttm^r, wie z. B. S. 543 ia der Formel
iür Atropin m OjiLuria. K r a h m e r.
81. An essay on the aiCtion of medicines
in the System ; by P. W. U e a d t a n d. London
1852. 8. (3Va Thir.)
Unter Verwerfung der bekannleren Eintheilungen
i^er Arzneimittel, siellt Vf. folgende Klassiäcation auf.
Klasse I. Haematiea. Div. !. Restaurantia : 1)
ATimeota; 2) Acida ; 3) Alcalia; 4) Tonica; 5) Chalybeata;
6) SoWeotia. Di?. II. 1) Antiphiogistica ; 2) Aotrsyphilitica ;
3) Anitscrophnloffa ; 4) Antarthritica ; 6) Antiscorbutica ; 6)
Antiperiodica; 7) Anticonvulsiva ; 8) Anlisquamora. Riasself.
tfeurotica, Div. L Stimulantia: 1) Stimulantia gese-
nlia; 2) StÜDiilaAtA «paciBe«. Dil. H. Nareetim. \){
briaotia ; 2) Som«ifeca ; 3) Dcliriantia. Div. iü. S§4^
1) Sedaotia geoeralia ; 2) Sedanlia speciHca. — ÜIml
Adstringentia: 1) Adstringentia minenlia', ff
stringeotia vegetablKa. — Klass. IV. J^^imtiKiil
l)Sialagoga; 2) Eipeaoranlia ; 3) Cathartica ; l)CiMli|
6) Diaphoretica ; 6) Diuretica.
Eingehend auf die Wirkung der Arzneistoffe 1
Vf. in 3 Gapiteln 10 Lehrsätze auf, welche vm
den Standpunkt seiner Pharmakodynamik bezeiÄ
Die ersten 4 derselben beziehen sich auf das
meine Verhalten der Arzneien nach ihrer Eioll
in den Hagen und vor ihrem Dehergang in das
die ttbrigen 6 betretfen das VerhaKen derseÜNi
Blute und in den (ibrigen KOrperflttssigkeilei.
einzelnen Lehrsätze sind folgende.
1) Die aberwiegende Mehrzahl der Ar;ndi
muaa in das Blut oder in die innern FlOssigkeiM
Kürpers Übertreten, ehe sie wirken. Hierfür
es 4 Beweise, a) Arzneistoffe wirken, wem
in andern Theilea des Kürpers applicirl
ebenso wie im Magen, b) Die Conlinuttät der!
ist zur Wirkung nicht nOlhig, wohl aber die
/^sssyslems. c) Die Geschwindigkeit der Cii
genügt zur Erklärung sehr schnell eintreteDdn
aei Wirkungen, hierfür geben Volkmann's
Erfahrungen den Beleg. V o 1 k m a n n fand, in
Circulatioo zu ihrer Vollendung beim erwid
Menschen 65-— 76 See. Zeit erfordert. Blak
bei Hunden cliemische Substanzen in 9, bei f
in 20 See. den ganzen Circulationsapparat pn
Ein Mittel nun, das blas durch Nerveneinfluss
würde, mUsste sofort nach Einfuhr in deoMigd
Wirkung entfallen. Diess geschieht jedock
einmal bei der Blausäure, deren Wirkung eq
tritt, nachdem sie auf dem Wege der CircuUtii
Gehirn geführt worden ist. d) Die grösste
von Arzneistoffen findet sich in dem Blute u.
Secretionen wieder.
2) Die grösste Zahl tob Arzneistoffea M
im gastrischen u. in den intestinalen Säfteil
passin ohne wesentliefae Verändenmg müld
Sorption ^rch di« Häute des Magens u. derG«
um in das Pfortadersystem «iniukretea. Die
l6suirg der einzelnen Anineist^ll^ wird durch wf
dene Plflssigkeiten bedingt. Viele werden
durch das Wasser oder die Säure des Migii
aufgeMlst; dabin gehören eine grosse Anial
Mineral-, Erd- und alkalisehen Substaniea^
eiweissartigen KOrper werden unter Veraiftlli
l^epstn, einige Minerafstoffe und die ganze Ri
fette und Harze durch die schwach alkalisdic
u. den pankreatischen Saft gelöst. Dw bekai
fahrung, dass salinische Solutionen weniger
Salz enthalten müssen , wenn sie diuretisdt
sollen , u. im Gegentheile als Porga»zeii wirk«ii
klärt Vf. dadurch, dass er die purgalife Wirkaad
der Ausscheidungsfähigkeit der Nieren Mr diese ^
abhängig macht ond annimmt, dass sowohl coi
trirte abi rerdttnate SalsMeuBgen vom Blme »
H e a d U II <t , Wirkungsweise d. Anfteimiltei.
lai
werden. Die Sjhire des Ma^nsaftes erklärt
Vf. für MflehsVifre und schreibt ihr eine lösende
Wlrinng auf die meisten Metaflsalze zu.
3) rolOsliche Substanzen als solche gehen nie in
die Circulation (Iber, wovon sich Vf., gegen Oester-
len's Angaben, durch Versuche überzeugt zu haben
> ^aubt , oder andern wenigstens vorher ihren unlös-
ß lieben Zustand.
L 4) Einige Stofle wirken örtlich auf die Schleim-
i liaut, entweder vor ihrer Absorption , oder ohne dass
[ sie aberlMUpt absorbirt werden. Dahin gehören na*
onotlieh die irrüirendeo Brech- und Abfuhrmittel
ud die Anaestbetica stomachica. Unter letztem ver-
siebt VL namentlich Blausjiure» Kreosot, Salpeters.
Wismuth. Die erstem heiklen werden' absorbirt, wes-
halb man sie in nur kleinen Dosen reichen darf, das
Wutere nicht, weshalb Gaben von Vs — ^ 3 ohne
Gefahr Reicht werden können. Das Wismutli soll
CJbeilweise mechanisch und zwar dadurch wirken, dass
es eines Ueberzug über die irritable Magenschleimhaut
bildet. Irrkirende Brechmittel scheidet Vf. von den
sogenannten specifischen. Erstere nennt er die,
wekrbe durcb locale Reizung, letztere die, welche
vom Blute aus wirken. Zu erstem rechnet er Zink-
und Kupfersulphat, Kochsalz, Senf und Bettig. Sie
) erzeugen keine Uebelkeit , keine Abnahme der Uerz-
I Ibatigkeit« keine Relaxation der Muskeln und werden
^ daher benuut, wenn man einfach den Magen ent-
• leeren will. Brechweinstein u. Ipecacuanha gehören
: za den specifischen Brechmitteln, die ausser der ent-
b leerenden auch nocli eine umstimmende Wirkung auf
^ das Gefdss- und Nervensystem äussern und deshalb
^ zn Anfange von Entzündungen als centrairritirende u.
^ nuiseese Mittel NuUen schaffen können. Ihre haupt-
fc sachliche Localwirkung beschrankt sich auf die Ma-
f gennerven. Aiehnliches Verhalten zeigen die Abführ-
r mittel. Auch hier kann man specifiscbe und local
irntirende unterseheiden , nur wirken die erstem
. nickt, gleich den Brechmitteln, auf die Nerven , son-
dern dadurch, dass sie, in das Blut aufgenommen,
\ durcb die Intestinaldrttsen gehen und so die Secre-
tionen verstarken , während die irritirenden AbfUhr-
\ niitel den gleichnamigen Brechmitteln analog wirken.
Zu den specifischen gehören Ricinus- u. Crotonöl,
fthabnrber, Aloö, Senna, Coloquinten u. Elaterium.
^ Sie wirken gleich, sie mögen nun in die Venen injicirt
oder iü de« Magen eingeführt werden. Auch die sa-
. linischen Mittel und die abführenden Harze scheinen
tals specifiscbe AbfübrmiUel angesehen werden zu
I mUssea« Zu den irritirenden rechnet Vf. Scammo-
V niom, Gummi gute, Euphorbium, Macuna pruriens,
^. netaUiscbes Zinn und Quecksilber, von denen jedoch
die erstgenannten Harze vermulblieh auf beiderlei Art
; wirken kennen.
^ 5) Ein in das Mut tf hergegangener Arzneistoff muss
] das ganze Circulatienssfstem so weit durchdringen,
> bb er den Punkt erreicht, auf den er vrirken soll.
So erweitert z. B. Bdladonna die Pupille u. verstärkt
Med. Jihrbb. B4. 79. UfL 1.
Strychnin die Mask-elirrhabilität , es mag das Büttel
äusserlich oder innerlich gebraucht werden. Deort-
licher noch zeigt sich diese eleetive Wirkung bei ^
Stoffen, die das Blut, und namentlich bei denen,
welche die Drüsen afficiren , indem dieselben beson-
ders in letztern sehr constant wiedergefunden werden,
z. B. Quecksilber in Leber und Darmkanal , Schwefel
in der Haut, Terpentin und Copaivabalsam in der Se^-
eretion der Nieren. Adstringentia können begreiflicher
Weise nur wirken, wenn sie mit den betreffenden Mus-
kelfasern in unmittelbare Berühnrag gebracht werden.
Ausnahmsweise kann allerdings durch einige Slofiß
Schmerz oder Muskelcontraction in entfernten' Organen
hervorgerufen werden, ohne dass die Substafiz diese
Theiie selbst erreicht hat. So vemrsachen Eis, Eisen,
Arsenik , Zink , starke Abftfhrmiltel öfterai|tirnkopf-
schmerz , Alo6 u. a. , obgleich sie eigeniuch unmit-
tetbar nur auf den untern Theü des Darmkanals wir-
ken, Uteruscontractionen.
d) Viele Arzneistoffe erleiden im Blute Verände-
rungen , welche in manchen Fällen deren Wirkungen
modißciren können. Diese Veränderungen können
bestehen in Combination, Reconstruction und Decom-
position. Was die Combination anlangt, so erlangt
man (Iber dieselbe eine Kenntniss hauptsächlich durch
die Art und Weise wie die Zusammensetzung der Se-
cretionen abgeändert wird. Als Hauptmoment wird
die neutralisirende Wirkung der Alkalien auf den Harn
und der Säuren auf das Blut erwähnt. Nach Vfs. Mei-
nung stört jedoch diese chemische Verändemng die
arzneiliche Wirkung nicht. Denn es kann z. B. eine
Säure im Blute sich mit den Natronsalzen verbinden,
dabei aber die bisher in denselben gebuttdene , ver-
muthlich animalische Säure frei werden und nun auf
die Harnsecretion gerade so einwirken , wie die ar%-
neilictt eingeführte Säure es thun würde. Vf. wider-
legt ferner die Meinung, dass alle chemischen Affini-
täten im Blute freies Spiel haben ; denn wenn diess
der Fall wäre, so würden viele der wirksamsten Arz-
neistoflte daselbst gefällt und unwirksam gemacht
werden. So z. B. würden alte Mineralselze durch
das freie Natron präcipitirt, das essigsaure Blei sofort
durch die schwefeis. Salze, das Silbernitrat durch die
Ohlorverbindungen im Blute zersetzt werden. Ver-
mutlilich üben die vitalen Thätigkeiien nnd die Vis-
cidität des Plasma einen retardirenden Binfluss aus.
— Was Vf. unter Veränderungen , die in einer Re^
consfruction bestehen seilen, versteht, ist ziemlich
unklar. Er meint, es könnten die Elemente eines
Araneistoffes von einander getrennt nnd dann wieder
verbunden werden, und rechnet hierher die Umwand-
lungen der Gerbsäure in Gallussäure, die der Ben-
zoö- und Zimmtsäore in Hippursäure , die des Ter-
pentins in ein wie Veilchen riechendes flüchtiges Oel.
Rucksichtlich der Zimmtsäure brauchen wir die An-
nahm« einer Reconstruction gar nicht, wenn wir an^
nehmen, dass sich dieselbe unter Verlust von 4 G u.
2H zunächst in Benzoesäure verwandelt, die dann,
' gleich der ursprünglich eingeführten Bensoösäure,
16
laä
H e ft d 1 a 0 d , Wirkungsweise d. Arzneimiuel.
sich in HipporsSure verwandell. — Unter den io
Decomposition bestehenden Veränderungen versieht
Vf. hauptsächlich die Oxydation der Arzneisloffe inner-
halb des Organismus. [Höchst wahrscheinlich können
nächst dem Sauerstoffe auch andere Verbrennungs-
unterhalter» namentlich Schwefel , ähnliche Decom-
Positionen , bewirken , wie wir anderswo angegeben
haben.]
7) Vf. bespricht die von ihm so genannten Hae-
matica, die er wieder in Ersatzmittel (restoratives) u.
in katalylisch wirkende eintheilL Erstere verbleiben
im Blute und decken den Stoffverlust, letztere wirken
irgend einem krankhaften Stoffe oder Processe ent-
gegen und treten wieder aus dem Körper aus. Die
Ersatzmittel decken den Stoffverlust und Sloffmangel
und sind also bei Inanitionskrankheiten wirksam. Die
letztern sind nur zum Theil festgestellt. So mangelt
bei AnSmie und einfacher Schwäche das Hämatin der
rothen Blutkörper, bei rheumatischen Fiebern u. den
verwandten Krankheiten das Alkali , in Folge dessen
die Säure prävalirt; bei gewöhnlichen entzündlichen
Fiebern ist eine abnorme Oxydation der Proteinver-
bindungen vorhanden ; in Krankheiten , welche Uarn-
niederschläge veranlassen, mangeln die Stoffe, durch
welche die Harndeposita in Auflösung erhalten werden
sollen, bei Typhus die Säure, in Folge dessen ein
Excess basischer Stoffe eintritt , bei Lungenschwind-
sucht das Fett, im letzten Stadium der Cholera die
wässrigen Blutbestandtheile , bei Scorbut die Kali-
salze im Blute. Eine andere Art von Blulmitteln
gehen zwar in das Blut über, sind aber keine Con-
stituentien der animalischen Flüssigkeit und können
nicht in derselben verweilen , sondern werden früher
oder später durch die Drüsen ausgeschieden. Sie
sind von Nutzen , wenn eine Krankheit von der Ge-
genwart und Einwirkung eines krankhaften Stoffes im
Blute abhängt, dem sie entgegenwirken u. ihn zerstören,
weshalb man sie vitale Antidota nennen könnte. Was
die einzelnen zu den beiden genannten Ordnungen
gehörigen Mittel anlangt, so rechnet Vf. zu den Er-
satzmitteln : die gesammten Nahrungsmittel im engern
Sinne, die Säuren (Schwefel-, Salz-, Salpeter-,
Phosphor-, Essig-, Citren-, Wein- und Aepfel-
säure), die Alkalien (Kali, Natron, Ammoniak, Kalk,
Magnesia , so wie die kohlensauren u. neutral essig-,
ciiron- und weinsauren Salze dieser Substanzen), die
Tonica (Chinin, Cinchonin, Bebeerin, Narcotin, Sa-
licin und die eigentlichen Bitterstoffe), die Eisenmittel
und die Solventia (die mineralischen Alkalien, die
Garbonate und neutralen pflanzensauren Salze, Borax,
phosphors. Natron). BenzoS - und Zimmtsäure nennt
Vf. Antilithica , die mineralischen und vegetabilischen
Säuren und die sauern Früchte Antiphosphatica. Im
Ganzen neigt sich Vf. bei Erklärung der Wirkung
dieser Mittel den deutschen Ansichten Lieb ig 's,
Wöhler*8 u. A. SU, und erwähnt insbesondere bei
der Wirkung der genannten alkaloidischen Tonica
Liebig's Idee von der stofiersetzenden Eigenschaft
derselben, während er sie und die eigentlichen Amara
dadurch wirken lässt, dass sie durch Verbesserung
des Appetits die Verdauung und Stoffneubildung for
dern. Auch die katalytisch wirkenden Haematiei
zerfallen ihrer Wirkung nach in mehrere OrdouDgea.
a) Anliphlogistica , unter denen die Alkalien durcl
Auflösung des Faserstoffs , das Antimon durch seia<
sedirende Einwirkung auf Herz u. Girculation, Queck-
silber durch Förderung der Absorption , beide baupl«
sächlich durch ihren Einfluss auf die Nerven wirkea
b) Antisyphilitica : Quecksilber, Gold, Jodkaii.Sas-
saparilla figuriren hier neben einander, ohne dass d«
Leser etwas Wissenswertbes über sie erfilhrt c) An*
tiscrophulosa : Kali, Quecksilber, Jod, Brom, d) Ant-
arthritica : Colchicum , Säuren , Alkalien. Bei Gt-
legenheit der Oxalurie wird als Gegenmittel der Sal-
petersäure und Salpetersalzsäure gedacht, erstere toi
P r 0 u t, letztere von Golding Bird empfohlen. Di(
Entstehung der 4 verwandten Krankheiten Diabetes,
Oxalurie, Bheumatismus und Gicht sucht Vf. auf fol-
gende Weise zu erklären. Ehe Stärkemehl zar £^
haltung der thierischen Wärme verwendet werdei
kann , durchläuft es eine Reihe chemischer Verände-
rungen : 1) durch Aufnahme von 2 Aeq. Wasser biidel
sich Traubenzucker; 2) aus diesem die isomere Milch-
säure; 3) aus letzterer durch Aufnahme von 12 AL
Oxygen, Kohlensäure und Wasser, wodurch die tbie-
rische Wärme gefördert wird. Die zu diesem Pro-
cesse nöthige Sauerstoffmenge wird durch die Lqb-
genschleimhaut aus der Luft entnommen u. die Rob-
lensäure tritt durch dieselbe Membran aus dem Blute
aus. Sobald dieser successive Verbrennungsprocesi
auf der Stufe der Traubenzuckerbildung sistirt wird,
entsteht die dem Diabetes eigenthtlmliche Blutmiscbun^
bei welcher, indem die stickstofliialligen Nabrongi-
mittel und Gewebe anstatt des Stärkemehls der Ve^
brennung unterliegen [?], zugleich ein Harnstoffexeesi
eintritt. Vielleicht bleibt der Verbrennungsprocesi
sogar auf der Dextrinbildungsstufe stehen, uod es
entsteht auf diese Weise der Diabetes insipidus.
Rheumatische Fieber könnte man als ein Stehenbleibea
der Starkemehlverbrennung auf der Milchsäurestufi^
Oxalurie fUr eine verfrühte Oxydation des Zuekeri
(mit Umgehung der Milchsäurebildung) zu Oxalsäure,
Gicht und Steinbildung fOr einen durch Verbindung
der Milchsäure mit 2 AL Harnstoff und 6 Saoerstofl
eintretenden Harnsäureprocess ansehen. ,Die the-
rapeutische Wirkung einzelner Mittel entspricht dieses
theoretischen Ansichten. So kann bei Diabetes dn
weitere Umbildung des Zuckers durch Pepsin oder
den Käsestoff in der sauern Milch , bei Oxalurie dij
Verbrennung der Oxalsäure durch Salpetersäure
rheumatischen Fiebern die der Milchsäure durch
selbe Agens, vielleicht auch durch Gitronsäure
Gicht und Steinbildung die Verbrennung der Hart
säure zu Harnstoff durch Salpetersäure und oai
Einfahrung von Alkalien, durch die hierdurch ei«
stehende Salzbildung , die endliche Umwandlung I
kohlensauren Alkalien gefordert werden. ScorlA
ist eine Inanition des Blutes, namentlich an Kai
salzen , die durch Citronsaft , Kartoffeln u. a. kal
reiche Mittel beseitigt wird.
riedifl
I daij
B 0 u i s s 0 D , anüsthet. Methode.
123
8) Vf. schreibt den Nerrenniitteln eine TerSn-
^ernde Wirkung auf die Holekaie der Nervenfasern
u, md theili sie nach ihrer Wirkung in Stimulantia,
|5aftotica o. Sedantia ein. Die erstem erregen (Am-
Boaiak, ätherische Oele, Harze, Strychnin u. s. w.),
1 tfie folgenden erregen , deprimiren dann u. afficiren
|ie intelligeBte Gehiropartie [I] (Alkohol, Aether,
ChkirofonD, Kampher« Tabak u. s. w. werden als
laebriantia, Opium, Lactuca, Hopfen, Muskatnüsse
iiSoporifica, Hyoscyamus, Belladonna, Stramonium
als Deliriantia xusammengefasst). Die Sedantia be-
rahigea gleich anfangs und sind entweder generelle
(Itoosanre, Kreosot, Aconit, Oooium , Colchicum,
Tbee und Kaffee) oder specielle Sedativa (Antimon,
Ipecacttinha, Digitalis).
9) Die Adstringentien (Gerbsäuren) haben eine
conlrahireode Wirkung, namentlich auf die unwill-
kariirbe Muskelfaser.
10) Die Bliminantia wirken vorzClglich dadurch,
<Uss sie bei ihrem Wiederauslritt durch die Drüsen
deren Function verstärken. Als Repräsentanten gelten
Cjolbariden u. Grotonül.
Sollen wir ein Gesammturtheil Ober das vorlie-
Ifende Werk aussprechen, so erkennen wir darin
^ri^as Streben an, die neuern deutschen und eng-
jiiieken physiologisch-chemischen Erfahrungen für die
! knieiffiittellehre zu verwerlhen, hätten aber gern
; MC etwas grossere Vollständigkeit, strictere Beweis-
fthning, grossere Uebersicbtiichkeit , unter Vermei-
dng der Verlegung eines und desselben Mittels in
lerschiedene Klassen, u. ein genaueres Eingehen auf
üe Baoptsache , nämlich Anwendung der Theorie auf
ät ärztliche Erfahrung, gesehen. Als Vf. eines
ttsliche Zwecke verfolgenden Handbuchs der Arz-
•eiinittellehre enthält sich Ref. eines Eingehens auf
loaache einzelne Streitpunkte der vorliegenden Schrift,
ia diess nur zu individuellen Erörterungen führen
»Irde, und schliesst mit dem aufrichtigen Wunsche,
hss Vfs. Werk dazu beitragen möge , einerseits das
intkle Gebiet der physiologisch -chemischen Arznei-
■illellehre zu erhellen , andrerseits das Interesse für
iesen Theil der Wissenschaft mehr und mehr anzu-
Kgen. — Die äussere Ausstattung des Werkes
nichts zu wünschen übrig.
Julius Claras.
82. Traiti thionqae et pratiqae de la mi-
tliode anisthisique appUquee ä la Chirurgie
ei aux diffh*entes branches de Fartde guerir;
par E. P. B 0 n i s s 0 n , Prof. de clinique Chi-
rurg, k la facultö de m^d. de Montpellier etc.
Paris 1850. 560 P. 8. ^äVa Thir.)
Das vorliegende Werk behandelt das Thema der
Msdietischen Methode als Monographie ausführlich
vollständig, so dass es seinen Gegenstand bis in
kleinsten Details und Anwendungen desselben ver-
Ugt Indem es somit, erhoben über die Masse ephe-
•enr Schriften und theilweiser Bearbeitungen, einen
Hab unter den umfassenden Werken für zukünftige
Benutzung beansprucht, dürfen wir nicht ermangeln,
hier eine kurze Darstellung seines Inhalts folgen zu
lassen , wobei wir aber auf die in den Jahrbb. , bes.
Bd. LXVII. S. 177 schon gegebenen Referate zu-
rückweisen. — In der Einleitimg ist von der Wich-
tigkeit der J a c k s 0 n ' sehen Entdeckung für die ge-
sammte Heilkunde und von der Nothwendigkeit, den
Wertb derselben durch weitere Erfahrungen n. Beob-
achtungen festzustellen, die Rede. Cap. 1. lieber
die 3 Hauptzwecke der chirurgischen Therapeutik,
1) Blutstillung, 2) Schliessung und Vernarbung der
Wunde, 3) Milderung oder Unterdrückung des Schmer-
zes. Cap. 2. Von dem durch chirurgische Eingriffe
hervorgebrachten Schmerze, Unterschiede desselben
von demjenigen, welcher durch zufällige trauma-
tische Einwirkungen hervorgerufen wird, von dem
Einflüsse des moralischen Zustandes auf den Chirurg«
Schmerz, Charakteristik der verschiedenen Nuan-
cirungen des menschl. Geistes in Bezug auf Auffassung
und Ertragung des Schmerzes, von der Dauer u. dem
Sitze, von besonder^ Arten und von den Krankheits-
zusländen als Polgen des Chirurg. Schmerzes. Cap. 3.
Von den hauptsächlichsten zur Vermeidung des Schmer-
zes bei Chirurg. Operationen empfohlenen Mitteln.
Bei den Alten waren es der Stein Memphites, die
Wurzel Mandragora, bei den Chinesen ein Präparat
der Cannabis indica, Ma-Yo genannt (wahrscheinlich
dasselbe , wie das bekannte Hadschidsch) , im Mittel-
alter nnd zur Renaissancezeit Opium, Succus morellae,
Hyoscyami u. s. w. , welche zum Theil bereits durch
Einathmen wirksam gemacht wurden. Die der neuern
Zeit angehOrigen Verfahrungsweisen zur Verhinderung
des Schmerzgefühls werden hierauf einer ausführ-
lichen Erörterung unterworfen : 1) OertUche Mittel.
Hierher gehört zuvörderst die örtliche Narkotisirung
durch Einreibungen oder Umschläge von betäubenden
Stoffen, Erstarrung durch Kälte (S a n s o n, Larrey),
Corapression der Gewebe u. dgl. m. ; 2) allgemeine
MilleL Unter diesen nennt Vf. den natürlichen
Schlaf, die Alkoholtrunkenheit, Opium und narko-
tische Stoffe, moralische Zerstreuung u. animalischer
Magnetismus, über dessen noch zweifelhafte Wirk-
samkeit Vf. einige von Andern entlehnte Beispiele an«
führt. Cap. 4. Entdeckung der Wirkung der anästhe-
tischen Inhalationen und ihrer Anwendung auf die
Verhütung des Schmerzes. Historisches über die
Entdeckung J a c k s o n 's u. die Verbreitung derselben
in Amerika und Europa. Cap. 5. Naturgeschichte
des Aethers. Cap. 6. Des Chloroforms. Cap. 7.
Ueber verschiedene anästhetische Agentien zweiten
Ranges, wie Hydrochloräther, Essigäther, salpetriger
und Salpeteräther, Aldehyde, Hydrocarbonchlorür,
Formomethyl, Benzin, Carbonbisulphür. Cap. 8.
Anwendungsweise der anästhetischen Agentien u. die
Beschreibung der zu diesem Zwecke erfundenen Ap-
parate, dazu eine grosse Anzahl von in Holzschnitt
ausgeführten Abbildungen. — Ueber die Gaben^
Verhältnisse (dosage) der anästh. Agentien, sowohl
was die Flüssigkeit, als was den Dunst betrifft. Ueber
die Administration anästh. Agentien auf dem gaslri-
124
ie fiele, llolkeiikiir«Q.
spheo und Reculwage, ebenfalls «nit A^bbild. der Ap*
para4e. Cap, 9. Erscheinungen der Anästhesie,
Beobachtungeo u. Erfahrungen an gesunden Menschen»
Versuche an Thieren, aus der klinisciien Beobaebtung
entnommene Resultate. Vf. besebränkt sich bei seineo
Miltheilungen darauf» eine Anzahl von Füllen auszu-*
wählen , welche als lelirreiche und voiLstHodige ge*
eignet sind , einen richtigen Begriff fon den Phäno-
menen der Anäslhesirung bei Chirurg, operirten Kjt.zu
gewähren. Hierbei wurde die Betäubung tbeils dureb
Aetber — theils durch Chloroforininhalationen be-
werkstelligt; durcb dieselben wird die SuperioriLäl
der Wirkung des Chloroforms Über die des Aethere
aufs evidenteste dargethaji. — Cap, 10. Von der
Wirkungsweise der anästhelischen Agentien; eine all-
gemeine Uebersicht der Phänomene der Aetherisation,
specielle Betracfaiung derselben : a) die directen und
loealen Wirkungen der Aethereinathmung, b) die
Wirkung derselben auf die Functionen des animaleo
Lebens» Sensibilität, intellectuelle Faeultäteo, Bewe-
gungen, Nervensystem des animalen Lebens u. s. w.,
c) auf die Functionen des organischen Lebens, Respi-
'ration, Circulation, Blut, WärmeerzeuguDg und an-
dere Functionen , so wie auch die VVirkung auf das
Nervensystem des organischen Lebens. — Cap. 11.
Verlauf ui^ patholog. Anatomie der Aetberisation,
allgemeine Tiieorie derAelhersympiome. — Cap. 12.
Physiolog. Varietäten des Aetherismus, Einfluss des
Allers, Geschlechts, Temperaments U.S.W. — CapA^,
Die für die Anwendung der Aetberisation wichtigen
praktischen Regeln, die Vorbereitung u. diendlbigen
Vorkehrungen, die Beibringung des Aelherdunstes
selbst und die beim Aetherisiren vorkommenden Un-
fälle und die dagegen anzuwendenden Hulfsmitiel
(frische Luft, Lufleinblasen , Aderlass, Friclionen,
Galvanismus, Slrychnin u. dgl.). — Cap* 14. Paral-
lele des Aethers und Chloroforms, ihre respectiven
Vortheile und Gefahren, die speciellen lodicationen
für jedes der beiden Mittel, Eine tabellarische Zu-
sammenstellung der durch Aelher sowohl als durch
Chloroform veranUssten bekannt gewordenen Todes^
falle bildet eine Zugabe zu diesem Abschnitte. Sie
beweist unwiderleglich die höhere Genihrlichkeit des
Chloroforms, und zwar nicht nur in Bezug auf die
Zahl, sondern auch auf die Plötzlichkeit der Todesfälle.
Cap» 15. Untersuchung der auf präventive Anästhesie
bezüglichen Fragen in ihrer Anwendung auf Chirurgie
im Allgemeinen. Hier findet sich u. a. eine tahellar.
Zusammenstellung der reichen Erfahrung des Vfs.
rUcksichllicb der unter dem Einflüsse anästhetischer
Agentien verrichteten Chirurg. Operationen, wobei
sich (unter 92 Fällen) nicht ein einziges Mal tödt-
liche Zufälle in Folge der Aetberisation zeigten. —
Cap» 16, Von der Anwendung der Aetberisation auf
gewisse einzelne Gruppen chirurgischer Operationen.
Vf, hebt hier begreiflicherweise nur einzelne haupt-
säcblicbe, wie Amputationen, Augenoperationen, Her-
nienschnitte , Steinschnitt, Lithotritie, Reduclionen
von Luxationen, Fracturea u, s. w. hervor. Cap, 17.
Die Anwendung der anästhet. Methode im Gebiete der
Gebuftshfilfe. ¥f. seigt eicli nicht als blinder An
bänger der Aetberisation bei Gebäremlen , inden e
auch dem Wefaenschmerze deinen Werth einräuml
ihn nicht als einen geradezu ttberOissigen u. tchfid
liehen Uebelstand kinsteUt (wie Sinpson u. A.]
sondern die Httlfe der AetberisatioB nur fOr die PaH
gelten lässt , W4$ die lang« Dauer dder die Intensiil
der Wehen eine , Erleichterung fUr die Gebirtnd
wttnsebenswerth erscheinen lässt. ^^^ Cap, 18. Ai
Wendung der anäsihet. Agentien in dermed.Tlierapic
bei Nervenaflectioaen^ Krampfkrimkiieiten, Leiden de
Nervenceo tren, Geistesstörung, Meningitis, Dcüriui
tremens ; Ortliche Application des Aethers and Cble
roforms. — Cap, 19. Die Aetberisation in ihren 6«>
Ziehungen zur gerichtl. Medioin. Benutzung de
Aetberisation zur Entdeckung simulirter Krankheitszu-
stände, Unzurechnungsfähigkeit der Aetherisirlen , s(
wie einige andere gerichtlich -medicinische Fragen
welche sich auf die künstliche Anästhesie beziebeo
kommen in diesem Gapitel zur Verhandlung. — Zun
Schlüsse (Cap, 20,) liefert Vf. noch ein allgemeine]
Urtheil Aber das anästhet. Verfahren , nebst Wider-
legung einiger dagegen erhobenen Einwflrfe. — Ref.
hat dtsu vorstehenden kur;ten Referate aus diesem so
äusserst reichhaltigen , mit grossem Fleiss u. Scbirf-
sinn ausgearbeiteten Werke nichts weiter hinzuzu-
fOgen , als den Wunsch , dass demselben eine reekl
ausgebreitete Beachtung u. Benutzung von Seiten dei
wissenschaftlichen Publikums zu Theil werden inOg<^*
Flachs.
83. Die Rationalität der HoIkenknreiL Eine
Empfehlungsschrifl ßir die Molken - JnstaÜ
zu Bad Rehburg ; von Dr. F. W. Beneke,
Badearzt zq Rehburg und prakt. Arzt zu Han-
nover. Hannover 1853. Helwing*sche Hofliuclili.
72. in 8. (V3 Thir.)
Die Rationalität der Molkenkuren ist das Tliema,
welches der Vf. in diesem Schriftohen bespricht. Er
bejaht sie. Ihm ist es Ernst mit dem Begrifie. Wir
haben, meint er, nicht nur eine durchdringende Ein-
sicht in die Wirkung der Molke überhaupt, soodero
wir vermögen die Kuren mit ihr so einzurichten und
zu modificiren > dass wir sie den ooncreten VerlUiii"
nisscn des Kr. entsprechend ausfuhren kOnnen. Die
Gründe, mit denen der Vf. seine Ueberzeugung stüut
und durchfuhrt, sind nicht abstracler Art; man slösst
hier nicht auf Begriffe , welche unerkannte Verhält-
nisse umfassen u. unerklärbare Thatsachen zudecken.
An der Hand seiner Ansichten von der Stoffmetamor-
phose , von der Bedeutung und Function der stick-
stofflialtigen , slickstoflTreien und anorganischen Ele-
mente unserer Nahrungsmittel für dieselbe, führt er
uns in den organischen Chemismus selbst hinein; er
zeigt uns, welche Wirkungen die Molke, d. i. Wasser,
Milchzucker und die Salze der Milch (mit Aasscbluss
eines Theils des phosphorsauren Kalk) ihrer Ns<Qf
u. Bedeutung nach ausüben können, u. in welohen ab«
normen Verbältnissen des Stoffwechsels sie die ^ot*
handenen Abweichungen vom Noraulen ausgleichet
Hfi88 — Bas eil, ehron. Alkolialskrankheit.
fitö
IMD. Dass dabei «He Q^igeii AgeHfiern, Rygieine
I iberipevliseSie , weldie avf den Stoffwechsel
leiiireD, mil in tetrachtong, ja in Rechnung ge-
M werden, Temteiit sich. Vfs. Molkenkuren
Mcfaeiden sieh daher wesentlich von andern ; ete
p Mir dnefl Tbeil des Kurverfahreos , welches
^HMÜvidQtllen Verhtfltnwsen der Kr. enteprechend
hblet 8ie Mittel dazuHndet er zuaeist in einer
jUlligtn Auswahl <ler NahnmgsmHlel nach i4ireni
^aixlMD Wertb für den Stoffwechsel , in der Dar-
ÜHuig einzelner Salze , des Eisens u. s. w. , und
Ifolrker Arzneimittel, deren Wirkungen nurnnch
lüiherigen Begriffen der Heilmi ttef lehre genannt
)ßn kttonea. Die Mittel zur Erkenn iniss der Ah-
biUlen der Stoffmetamorphose sind dieselben,
r« ia leiseo frOhem Schriften , und namentlich
iD den Archiv fttr Wissenschaft). Heilkunde aus-
dar^ligt hat.
Ii/. settl diese mit Recht ^Is bekannt voraus,
i«absichtjgt so wenig einen Auszug als ein aus-
Urlheil Ober die vorliegende Schrift
n g«ben. Letzteres ist nur möglich durch eine
Kritik des gesammten gegenwartigen Zu-
fcs der physiologischen Chemie. Der Vf., ein
fir, Ulent- und heiinlnissreicber Vertreter der
iologiiHhchemischen Therapie, hat den gegrOn-
Aospruch auf eine gründliche Prflfung der
ligfaebeB leoen Ansichten und Forschungen , die
lirjncn Sehrifken niedergelegt hat. Ohne Interesse
RnzeB wird sie Niemand lesen ; denn er belehrt
dl, wo er nicht Oberzeugt.
Scuhr (in Celle).
• ChroiiUehe llkoholskranUieit oder Alco-
LkolismilS ChroniCIlS. Ein Beitrag zurHennt"
niss der Fergiftungs-Krankheiten, nach eigner
y»d Anderer Erfahrung ; von Dr. Magnus
Bhss, Prof. d. med. Klin. am k. Carolinischen
ned.-€hir. Institute zu Slock]jolm , Oberarzt am
linen-Laz. das. u. s. w. ^us dem SchwedL
öfw. mü Jenderungen und Zus. d, Verf.\
iB«Dr, Gerhard van dem Busch, aus*
tkidein Arzt zu Bremen u. b. w. Stockholm u.
^}i\% 1852. Verlag von C.E. Fritze, gr. 8.
ßB.57|S. (2VaThlr.)
der Einleitung geht Vf. zunächst die patholo-
^aaloinischen und pathologisch^chemisrhen Ver-
igen durch, welche in Folge von übermassigem
■ilialleadem Genuss geistiger Getränke im Orga-
eintreten kdnnen , nach fremden und eigenen
™?en. Da das Positive, welches dieser Theil
^leidtog enthalt, bekannt, die daran geknüpften
n. Hypothesen aber, unserer Meinung nach,
^^ geeignet sind, den Wertb dieser flbrigens
liAhaliigen Monographie zu erhöhen , so ist es
tum Nachtheil des Lesers, noch des Vfs., wenn
**^ ein Referat , noch eine Kritik desselben
!■ einem zweiten Theil der Einleitung mo-
'^. «eine klinischen Ansichten tlber Alcohoäsmm
^ckromeusf der Rausch und das Delirium
tren»ens sind zwei Formen des ersleren, das Delirium
tremens ist nSmlich für ihn das acute Resultat einer
chronischen Vergifttmg. Als 3. acuter Kmnkheits-
Zustand kommt bei anhaltendem Branntwein genuse,
zwar selten , aber censtatirter Maassen , die Seib^i-
verbrenmuig hinzu. Bei dem jetzigen Stande der
Discussion flheV diese Frage, würde eine einzige €r-
fahrung dieser Art von einem so guten Beobachter,
wie Vf. ist, von entscheidendem Wertli sein, da diese
jedoch fehtt, müssen wir die zum grossen Theil höchst
missiinhen Theorien über die Möglichkeit dieses Pro-
cessps , welche Vf. aus altem Schriflrn anführt , als
Ballast betrachten.
Nach dieser Em/ei/«»^ (46 S.) gehl Vf. zu seinem
eigentlichen Gegenstand über. Mil der Benennung
^Icoholismus chroa, bezeichnet er: ,|don Inbegriff
derjenigen Krankheilsäusserungen vom Nervensysteme,
sowohl von der psychischen aU motorischen u. sen-
sitiven Sphäre aus , welche unler chronischer Form
verlaufen, nicht in einem direclen oder hauptsach-'
liehen Zusammenhang mit einigen , weder bei Leb-
zeiten bestimmbaren noch nach dem Tode für das
blose Auge erkennbaren Veränderungen in der Zu-
sanimcnselzung des Nervensystems, sei es nun in den
centralen, oder peripherischen Theilen desselben,
stehen , u. welche bei solchen Personen vorkommen,
die längere Zeil hindurch fortwahrend und im Ueber-
maass alkoholhaltige Getränke genossen haben.** Vfs.
Kennlniss diese» Krankheitszuslandes beruht auf einer
grossen Anzahl von Beobachtungen , welche er im
Seraphinen-Hospital zu machen Gelegenheil hatte,
eine Anzahl, welche er für grosser halt, als die ist,
welche sich in den Hospitalern anderer Lander dar-
bietet. Den Weg der Beobachtung, welchen Vf. selbst
gegangen isl, lassl er auch den Leser seiner Abhand-
lung einschlagen; dieser Weg ist zwar sicher, aber
für letztern etwas ermüdend und durch Wiederho-
lungen monoton. Mit Rücksicht hierauf erlaubt sich
Ref. diesen VVeg zu verlassen und ein specielleres
Referat, mit Uebergehung der 1 . Abiheilung . welche
Krankengeschichten und dazu gehörige Erläuterungen
enthalt, mit der 2. Jbtheilung zu beginnen. Von
dieser überschlägt er wiederum Qap. /. , welches die
historische und bibliographische üebersicht bringt, u.
kann sich mit Cap, II, kurz fassen, da dieses die oben
angeführte Krankheils-Beslimmung wörtlich wiederMt
und das Krankheilsbild enthält. Dieses letztere liefert
Vf. gleichsam in einer Normal - Krankengeschichte,
welche im Wesentlichen eine piloreskere Darstellung
des Cap, III, , naralich ,,der speciellen Symptoma-
tologie'* ist. üeher dieses Cap. sehen wir uns aber
genölhigt. Schritt für Schrill zu referiren, da es den
Kern des ganzen Werkes bildet.
1) Symptome von der motorischen Sphäre des
Nervensystems, Mit wenigen Ausnahmen sind diess
die zuerst auftretenden. Zittern in den Händen u.
\^rmen, Anfangs nur des Morgens, alimalig am Tage,
besonders nach Anstrengungen wiederkehrend ; spater
geht das Zittern öfters auf die untern Eitremitaten
136
Husi — Bnsch, chron. Alkobolskrankheit
aber. Das Beben und ScküUein ist ein höherer
Entwicklungsgrad des Zilterns und kommt erst dann
vor, wenn die Schwäche des Muskelsystems anlangt
einzutreten. Dieses nächste Symptom zeigt sich eben-
falls zuerst in den Fingern und Händen, später in den
untern Extremitäten und tritt tlieils allmülig, theils
nach einem Anfall von Alcoholismus acutus plötzlich
auf. Lähmung. Vollständige Lahmung kommt nicht
in Folge chronischer Alkoholvergiftung vor, ausser
bei hinzutretenden materiellen Veränderungen in den
Nerven*Cenlren. Diese Jlkohol-Parese ist als höch-
ster Grad der MuskelschwJfche zu bezeichnen ( so dass
manche Kr. fortwährend in liegender Stellung ver-
harren mflssen) , u. erstreckt sich bisweilen auch auf
unwillkürliche Muskeln und veranlasst z. B. Incon-
tinentia urinae (ob die Dysphagie, deren Vorkommen
vom Vf. zwar nie beobachtet, aber auch nicht ge-
leugnet wird , hierher oder zu der nächsten Erschei-
nung zu rechnen sein dUrrie, wagt Ref. nicht zu ent-
scheiden). Zuckungen und krampßaße Contraciur
der Muskeln (besonders der der Waden u. des Knie-
gelenks) treten oft zu einem oder dem andern der
bisher genannten Symptome hinzu. Diese Erschei-
nungen sind mit mehr oder weniger Schmerz ver-
bunden und treten besonders des Nachts auf. Die-
sem Zustande folgen bisweilen Convulsionen ;
diese treten aber auch in seltenen Fällen ohne jene
ein. Zu den Convulsionen müssen auch die Zuckungen
der Zunge gerechnet werden, welche die Sprache
stammelnd machen. Epileptische Unfälle kOnnen
ohne vorhergehende Symptome der Alkoholvergiftung
eintreten , meist aber geht ihnen grössere oder ge-
ringere Muskelschwäche oder andere Rrampferschei-
nungen voraus. Hat sich die Epilepsie einmal aus-
gebildet, so gleicht sie ganz der gewöhnlichen.
2) Symptome von der sensitiven Sphäre des
Nervensystems, Formicationen , meist von den
Füssen beginnend , seltener zu den Händen sich er-
streckend, noch seltener zum Rumpfe, steigern sich
oft bis zur grOssten Qual. Diess ist eins der charak-
teristischsten Symptome u. hat nur in seltenen Fällen
in allen Perioden der Krankheit ganz gefehlt. In
Verbindung damit bei manchen Kr. flüchtiges Ziehen
und Stechen, In relativ seltenen Fällen tritt Hyper-
ästhesie, Schmerz und neuralgisches Reissen ein.
Nach längerem Zweifeln nimmt Vf. diess jetzt als ein
mögliches Symptom derKrankheitan. abgestumpftes
Geßhl, welches allmälig in Anästhesie übergeht.
Erst nach Abnahme der Mnskelkraft beginnt diese
Erscheinung, fast in allen Fällen gingen auch For-
roicationen voraus , ihr Ausgangspunkt sind die Ze-
henspitzen und sie erstreckt sich höchstens bis zum
Knie, in Ausnahms- Fällen bis zu den Lenden. In
den Fingerspitzen bis zum Vorderarm entwickelt sie
sich meist später. In einem Falle fand sich das Ge-
fühl im ganzen Körper abgestumpft. Der Mangel an
Gefühl hat immer einen ausdauernden oder vorwärts-
schreitenden Charakter, wenn nicht durch Lebens-
weise oder Behandlung eine Veränderung hervorge-
bracht wird, in letzterem Falle findet gewöhnlich
gleichseitig eine Hebung der Muskelkraft Stall V|
ändcruogen in den Augen und dem Sei
Verminderte Beweglichkeit der PupiUe ist etat
ersten und hauptsächlichsten Symptome des AI
ehr. , meist ist sie erweitert , selten von d(
Weite, in einem Falle war sie zusammeai
Gleichzeitig stellt sich Schimmern vor den Aogeii
welches der Kr. anfangs wie einen flüchtig
gezogenen Flor beschreibt ; dieser Flor wird
dichter, endlich schwarz und kommt besondi
angestrengtem Sehen oder schnellen Bew(
(Schwindel). Selten fehlt diess Symptom
weniger constant ist Schwäche des Selir<
Veränderungen des Gehörs scheinen nicht com
zu sein, obwohl Sausen vor den Ohren ziemlich k
vorkommt. Veränderungen im FermSgen su j)
chen. Weshalb Vf. dieser, logischer Weise bei
unter 1) abgehandelten Erscheinung, unter deol
plomen der sensitiven Sphäre nochmals eine |
Seite widmet , ist Ref. nicht klar geworden.
änderungen des Geschleehtsiriebes. Bei M
scheint das Vermögen der Befriedigung bald
nehmen , bei Weibern der Trieb anfangs gest«
später abgestumpft zu sein.
3) Symptome von der psychischen SpkSn
Nervensystems, Missbrauch des Alkohols iil
der häufigsten Ursachen der Geisteskrankkeiiea
Glasgow lun. as. nach Hutchinson bei jedei
Kr., nach Parchappe steht sie bei Mäooeraob«
bei Weibern ist sie die sechste). Die Frage, ok^
Geisteskrankheit hauptsächlich auf Alcoh. cliroi^
ruhe , ist oft nicht mit Bestimmtheit zu beantw«
weil nicht immer somatische Symptome dieser Ki
heit gleichzeitig vorhanden sind, die Fonnei
durch Alkoholvergiftung hervorgerufenen Geisteski
heiten sich von andern nicht charakteristisch
scheiden, der Schluss aus den Angaben tlberl
Lebensweise aber, immer unsicher ist. Vf.
in der 1. Ahthcilung seine hierauf bezUglichea E
rnngen , welche in dem nur für körperlich Ki
bestimmten Seraphinen-Hospttal verbal tnissmissi
zu gering sein mussten , in Krankheits - Beril
niedergelegt, welche er in 2 Gruppen theflUi
solche , wo gleichzeitig somalische Symptome
achtet wurden, und in solche ohne diese; bei
rern der letztern waren jedoch Anfillle von
Alcoholismus (Delir. trem.) vorhanden gewesen,
diesen Gründen behandelt Vf. die hierher geh«
Symptome kürzer und verweist auf die psychiai
Literatur. Hallucinationen, Lebhalte, imWi
noch für wahr gehaltene Träume kommen beiSäi
häufig ohne alle andern Erscheinungen vor, aber
wirkliche Hallucinationen sind in irgend einer Pei
häufig, bisweilen ebenfalls allein. Am hlofifl
sind die Hallucinationen des Gesichts, seltener
des Gehörs; Hailuc. des Geruchs beobachtete
zwei Mal, beide Kr. behaupteten den Gestank^
Teufels zu verspüren ; Hailuc. des Gesclimacks kl
men nur bei grossem Verlangen nach Branstweii ^
so dass der Kr. irgend ein Getränk für BrannltM
fluss — Busch, chroA. Alkoholskraokbelt.
127
l Nicb des Vfs. Neioung haben alle Uallucina-
|eft isolirl beUrachlel nichts Charakierislisches.
fmkoäe, mit Trieb zam Selbstmord ; io 3 Psilen
\ Vf. beobachtet, alle 3 tbeils mit begianendeo»
Ib ausgebildeten somatischen Symptomen. Hierher
F, die beim Süufer hSußg vorkommende melan-
:be GemOthsstimmung, welche aus dem Ge-
leiner Erniedrigung hervorgeht, so wie ver-
Uese Monomanien, welche von den Autoren
^hrt werden, als Hordtrieb , Trieb sum Feuer-
, welche aber mehr im Gefolge von Uallu-
aofsotreteD scheinen. Vf. geht nicht naher
. Hierher gehört ferner der krankhafte
m Trinken^ welchen Brahl- Gramer
19) uerst nnter dem Mamen Trunksucht be-
^ uad der durch andere Schriftsteller , so wie
|eIi Vf. consUlirt wird. Berichte Über 3 Kr. dieser
welche Vf. beobachtete , werden ausnahmsweise
Stelle eingeschaltet. Diese Monomanie ist
krukbaflen Bedürfnisse zu saufen , welches
körperlich isi, wohl zu unterscheiden, der
iBg fOQ einem Zustand in den andern oft
[fesltustellen. Siupidiiäi(Slnpi6ii^ ebrieuse).
ZasUod ist auch von der aus andern Ursachen
tdencD Stupidität nicht verschieden. Mania,
iBÄBl^llen auftretende Zustand geht gewOhn-
fieoeotia aber , welche der Dementia aus an-
dmeben gleicht.
Afibang zu dieser dem Nervensysteme ange-
Sjinptomenreihe erwähnt Vf. , dass , beson-
D ersten Auftreten derselben , eine Neigung
■gestion und Entzündung des Encephalon zu
keo ist.
Sptptome von andern Organen. Da die
irreoayslem ausgehenden Symptome das Be-
ide för den Begriff des Alcoh. chron. sind, so
die Obrigen Erscheinungen als Nebensache zu
h sein. Von einem Referat hierüber kann
•bgesehen werden, es mftge die Bemerkung
dass , wie nicht anders zu erwarten , auch
iffB'i'icode Theil vom Vf. auf eine dem jetzi-
* der Wissenschaft entsprechende Weise
ist.
Ö». /^. ordnet Vf. die Formen des Meoho-
^meus auf Grund der speciellen Sympto-
ptf in verschiedene Klassen und Unterabthei-
in derselben Weise wie er in der 1. Ab-
I die Krankheitsberichte geordnet hat. Die
sind;
lu Symptom. , welche hauptsächlich von der
•eben Sphäre ausgehen.
*t Sympl. , welche haupuachlich von der
"*M Sphäre ausgehen.
(Mit Sympt., welche von beiden Sphären
!• Süuse, welche den eigentlichen Ge-
» iisser Abhandlung ausmacht, wird ferner
in folgende 6 Formen oder Unterabtheilungen ein-
getheilt :
1) Die prodromolische oder dyslonische.
2) Die paralytische oder paresische,
3) Die anäslhetische.
4) Die hypera.slhetische.
5) Die convulsivische.
6) Die epileptische.
Diese sehr bezeichnenden Benennungen ersparen
uns ein specielles Keferat über dieses 41 S. lange
Gap., dessen Weitläufigkeit wir kaum zu billigen ver-
mögen, da Vf. fast nur das schon 2mal abgehandelte
zum 3. Male durcbarbeiteL
In dem Cap, F. „pathologische Anatomie** über-
schrieben, beweist Vf. durch die Seclionsbefunde,
dass diejenigen Veränderungen, welche sich nach dem
Tode bisweilen in den Nervencentren finden, mit-
unter als beitragende , nicht aber als die alleinigen
Ursachen der Symptomengruppen vom Nervensysteme
betrachtet werden können.
Cap, FI. Ausgänge, Ferlauf, Compücationen,
Prognose. Ausgang in Gesundheil kann in allen
Perioden der Krankheil eintreten, ausser bei der De-
menlia; in den frühern Perioden häufiger u. schneller,
in den spätem seltner und langsamer ; dasselbe gilt
von der Besserung. Der Tod erfolgt enlweder allein
durch Lahmung des Nervensystems oder durch orga-
nische Veränderungen, welche im Alcoholismus wur-
zeln, oder durch zufällig hinzugetretene Krankheilen.
Slillsiand der Symptome wird ebenfalls nicht gar
selten beobachtet. Als Complicalionen sind der Be-
griffsbestimmung des Alcoholismus chron. zufolge auch
die aus derselben Quelle Oiessenden krankhaften Er-
scheinungen anderer Organe zu belrachten.
Cap. FJI. Differentielle Diagnose. Diese bietet
bisweilen grosse Schwierigkeiten, welche in ein-
zelnen Fällen unüberwindlich sein können. Unter
den chronischen Vergiftungen, welche mit Alcoh.
chron. verwechselt werden können , steht die Blei-
vergifiuftg oben an. Die Erscheinungen des Nerven-
systems in beiden Krankheiten sind oft von täuschender
Aehnlichkeit ; der bleifarbene Band an Zähnen und
Zahnfieisch und die Kolik, so wie Hautfarbe und
Anamnese werden jedoch fast immer entscheiden.
Nächst ihr zeigt die Arsenikvergiftung die grOsste
Analogie; die bei Alcohol. chron. fast nie ganz feh-
lenden charakteristischen prodromotiscben Erschei-
nungen , besonders das nur des Morgens bestehende
Zittern, das Verhalten der Pupillen und das Schim-
mern vor den Augen dienen zu einer sichern Diagnose.
Auf ähnliche Weise ist die Quecksilbervergiftung zu
unterscheiden, welche sich ausserdem durch sehr auf-
fallende Symptome charakterisirt. Weniger Gele-
genheit zu Verwechselung dürften die Kupfer- und
Phosphor-Vergiftungen bieten. Von den Vergiftungen
durch organische Stoffe hat der Ergotismus diegrösste
1^
il«i0 -^ Bus^cb, «hroo. Alkoliobkraiikbdit.
Aehnlicbkeit »il ▲Icohoiismut; dan fulotilicbe Avf-
trelen desselben mil MageDbeschwerden und Go»-
vulsionen, dem erst späler die übrigen Symptome
folgen , ist das wichtigste unterscheidende Merkmal.
Ausser den Vergiftungen giebt es noch einige Krank-
heiten, welche mil dem AlcohoL ebron» Aahniichkeil
haben. Die wichtigste derselben ist die Paralysie
g^nörale progressive. Dieser Krankheitszustand un-
terscheidet sich in den frtthern Stadi«» durch die
Ausgangspunkte und den Verlauf seiner übrigens dem
Alcoh. sehr ähnlichen Symptome, in den spiflern
Stadien' durel» die charakterrsttschen Formen der ihm
angehörenden (jeisteskrarnkheiten, welche zu denen,
weich« beim Altoh. auftreten kennen, den Gegensatz
bilden. Von* der Tabes dorsalts und organischen
Gehirn- und RQckenmarks-Krankheiten i^t der Alcoh.
bei einiger Aufmerksamkeil leicht zu nnterscbeiden,
obwohl Vf., gewiss mit Recht, annimmt, dass manche
Ftflie, welche mit dem Namen Tahes dorsaUs be-
zeichnet worden sind, der chronischen Alkohol - Ver-
giftung angehört haben.
Cap. niL Aetiologie. Die Erfahrungen Vis.
beziehen sich sämmtlich auf Personen , welche in
Folge des Missbrauchs des gewöhnlichen ungereinigten
Kartoffel-firanntwtiins erkrankten ; er ist. daher nicht
im Stande zu entscheiden, ob die Krankheit, wenn
sie in Folge anderer alkoholhaltiger Getränke eintritt,
sich anders gestallet. Das ßranntweinlrinken ist im
Norden verbreiteter als im Süden, nicht der niedriger
stehenden Civilisation , sondern des rauhern Klimas
wegen ; in Städten wird mehr getrunken als auf dem
Lande und feuchte , enge Wohnungen scheinen der
Entwicklung dieser Krankheit förderlich zu sein.
Erblichkeit der Begierde zu saufen ist ebenso wenig
anzunehmen, als der Krankheit selbst, worin sie sich
von der Paralysie g^nörale unterscheidet. Was das
Aller anbelangt, so geht aus einer 3j9hr. Statistik des
Seraphinenf-Laurelhes (5256 Kr., 139 Ale. ehr.)
hervor, dass das Aller zwischen 40 u. 50 dre grössit
DisptsitioQ zu dieser Krankbeil hat, denn in ikesem
Aller Wftr der 10. Kr. von ihr ergriffen. Von den
Geschlechtern ist das männliche, wegen d4s häufigem
Missbrauehs des . Branntweins, viel häufiger den
Folgen desselben ualerworfen (von iS^y 120),
allein bei Frauen scheinen dieselben fast schneller
einzulreten. Der Geiuiss des Brj^Mtwems ist bei der
arbeitenden Klasse tn Siockholfli ein sehr allgemeiner,
5 bis 6 Schnäpse Ufglieli l^ben auch in den meisten
Fallen keine schädlichen Folgen, die doppelte Quan^
tum ist CS, welche man durohschnitltic'h ah (Jeher-
maass au betrachten pflegt. Uai den Alkohol als die
Quelle des erörterten Krankheils -Zustande« zu com-'
slatiren, wurden von Dr. D a li 1 s t r ö m . Prof, an der
Thierarzneischule, Versuche mil 3 Hunden angestelll.
Allen dreien wurden 8 Monate lang täglich 6 Unzen
Branntwein von 4 Grad eingegeben, zweien davoil
entfuselter. Die Symptome waren bei allen 3 die-
selben und zeigten eine sehr deuUiche Analogie »it
den Erscheinungen , wekhe die chrowscke Alkohol-
Ver§illiitig dies Men#cben cbsfaktefisiren. Oeb
QiHHilität des Mglich genosseMn Braantwäiis
Zeil« welche erferderlich ist, zur EpMogv|
Alkcpli. lässt sieh etwas ßestimmies aieht sag«i
mälige Gewöhnung und Genuss krüTliger $
kennen dieselJ»e sehr verspäten. Dass der A
nicht das Fuselöl die erzengende Ursache ist,
theils durch die bereits erwähnten Versuclie»!
theils durch ähnlicbe Versuche mit Fuselöl,
ein negatives Resultat lieferten , bewiesea.
destcyweniger glaubt Vf. auf Grund seiner Brf4hi
annehmen lu dürfen , dass das FnselAl
luAg der Krankheit begcmslige. Ein eigeotlitti
flttehiiger Stoffe welcher sich in dein aus Me
toffehi gebrannten Ertantwein vorfindet, k
durch seinen tibeih Gernc^ auszeiehoet u« dea
Stteh erhalten hat (B e r z e 1 i u s , Lehrb. d. I
d.Anfl. Bd. 8. S. 123), scheint nach den Briii
des Vfs. die Entwicklung des Alcoheksmui
fdfdern, wenigstens stieg im Jafcr 1849, n
Stoff häufig vorkam, die Zahl der Kr. dte«ef
Serapbinen-Lazarelh auf das Doppelte und
auf die gewöhnliche Zahl wieder hernuter.
ob Sotanin oder Ergolin im Branntwein t(
könne, ist zn verneinen.
Hervorrufende Ursachen sind in manchefl
wo die Symptome der chronischen Alkoliol-V>r
plötzlich eintreten, diesem Ausbruche voraosgeg
Vf. hatte folgende zu beobachten Gelegenheit
als gewöhnlich starke u. bald nach einander i
Berauschungen, b) Delirium tremens, c)
hafte Krankheiten, d) Heftige GenHUlisbewei
e) Entziehung des Alkoholgebrauchs.
lieber die Ursachen , aus weichen sich li
eine, bald die andere Form ausbildet, ven
nichts Besliramles zu sagen. Aaffallend ist k
stand , dass unter den geworbenen St^MaUii
deos die convulsivische Form besonder» ItJittfig
Cap. IX. Das Wesen der KrankheiL Vf.
fertigt seine Ansicht , nach welcher er den
lismns chronicus zu den Vergiftungen zählt,
Analogie der Erscheinungen von Seilen des
Systems und den in dieser Beziehung mehr Qi
Resultaten der pathologischen Analouiie, f<*
den Versuchen an Thieren und seinen vM\
Beobachtungen an Mensdien. In «liesein CafM
Vf. die Wirkungen des Alkolvuls auf dieversch
Organe nochmals durch.
Cap, X. Therapie. Um nicht von sein
gensland abzuschweifen, kann Vf. nur setneo
gegen die Erscheinungen von Seilen der soina
Sphäre des Nervensystems milthcilen. Derscl
fallt in 3 Indicalionen : 1) Entfernung der Lr
2) Verbesserung der Digestion, 3) Uersielli
Nervenlhatigkeit.
1. Moment. Vollständige Entziehung (fe4
hols ist nicht rathsan. Vf. verordnet eine
oder geringere Gabe einer billem Tinktur tH
N e 1 i g a D , Hautkrankheilea.
129
jkanntweios, Terriogerl die Gabe derselben bis er
Iteit aafhOren kann. Ausserdem ist Wohnung und
iihniag SU berOcksichligen.
2. Moment Bei der meist gestörten Verdauung
teo Amara mit Alkalien die besten Dienste. Ge-
DÜcb Ussl Vf. von einem Aufguss von Ras. ligni
ajaei (5jj) und Rad. angelicae (3vj : §x Aq.) mit
bicarb. (3jli) aller 2 — 3 Std. 1 Essl. voll
jithmen.-
^ Bei acutem Gastricismus [weabalb nicht Magen*
kalarrh?], Salmiak mit Infus, rhei.
3. Moment, i) Oleum oder Fermentoleum so-
kn, FutelSL Durch die Erfahrungen der Säufer,
^Iche ihr beginnendes Zittern u. s. w. schneller
^'darcb f usel als durch entfuselten Branntwein kuriren,
geleileU wendete Vf. dieses Oel mit Erfolg gegen die
jroiromoäsdien Erscheinungen an. Er ISsst aus
FennefftoJ. solani ^j » Rad. allli. pulv. 3j und Syr.
aith. q.s. 40 Pillen fertigen u. 4->6mal tägl. i— 2 St.
' davoo Dehmen.
2) Opium oder Morphium; nützlich gegen die
llbmiealioDen , das Zucken und den Krampf, selten
f»fl Erfolg gegen die nächtlichen Hallucinationen
(wlhreod das Mittel beim Delir. tremens od wirksam
jrtj. Vf. verband es nach Umständen mit Kampher»
lart emet. u. verschiedenen Salzen.
3) Rampher; wirksamer als irgend ein anderes
^lel gegen die Unruhe und die Hallucinationen , so
pie gegen das Gefahl von Schwindel und Ohnmacht.
Ibis 5 Gran, 6 bis 8mal täglich.
4) Jsa foetida. In 2 Fällen, in welchen die
fr. an häufig wiederkehrendem Delirium von 2 bis 3
^ Dauer litten und andere Mittel vergeblich ange-
^odt worden waren, zeigte sich das Mittel in grossen
lueo (3jj ad ^iv 2stttndl. 1 — 2 Essl.) heilsam.
5) Flores arnicae. Nützlich wenn nach Auf-
breo des Zittern, der Formicationen u. des Zucken,
nwiche der Muskel- u. Geistesthätigkeit zurttck-
hliebeo isU
I C) Sux vomiciL Hauptmittel gegen die pare-
ischeD und anästhetischen Symptome. Als Pulver
Ir.j bis jj, als Tinctur zu 10 bis 20 Tropfen, als
bir. spir. zu Y^ bis ganzen Gran 4mal täglich;
Ikaso das Strychnin zu Ys4 ^'^ Via ^^^^'
7) Fab. SL Ignatii. Dem Vf. hat es geschienen,
tob das Mittel in Fällen mit vorwiegender Anästhesie
1 aoch wirksamer gezeigt habe als das vorige, he-
Mders wenn noch etwas Zittern vorhanden. Gr j
Miji, 3 bis 4mal.
[ 8) Phosphor. In Fällen, wo die Parese und
Milhesie andern Mitteln nicht weichen wollte , bis-
ieilen nützlich. Innerlich Gr. 7,4 bis Vi6> ^^^'
Uriieh in Salbenform mit Kampher zum Einreiben
^Hs des Rückgrats.
' 9) Martialta u. Tonica. Nach den schon gen. Mit-
I äcd. Jahrbk Bd. 7». Hft 1.
teln sind diese oft von Nutzen oder auch wenn jene
keine Wirkung mehr auszuüben scheinen.
10) Spirituosa. Nicht gar selten blieben alle
Mittel ohne voltständigen Erfolg, bis die Kr. gleich-
zeitig oder allein Spiritus erhielten, d. h. ein Glas
Branntwein 2mal täglich , oder Portwein, oder Tinct.
absinthii u. dgl.
11) Jfeusserliche Mittel. Ausser der erwähnten
Phosphorsalbe wurden bisweilen mit , bisweiten ohne
deutlichen Erfolg, reizende und spirituöse Einrei-
bungen angewandt, längs des Rttckfjrats oder auf die
leidenden Theile. Die Tinct. flor. arnicae schien die
wirksamste zu sein. Dasselbe gilt von Bädern, kalter
Douche, Kaltwasserkur in beschränkter Weise, Eisen-
badern u. wahrscheinlich auch Seebädern.
Hiermit schliessen wir das Referat über diese
gründliche Monographie, und empfehlen das Studium
der ersten 50 Krankengesch. enthaltenden Abtheil«
denjenigen , welche, nicht zufrieden mit dem Gepräge
der Naturtreue, welches die zweite Abiheil, an sich
trägt, ausführliche Documente dafür verlangen.
Seiler.
85. A practical treatise on diseases of the
Skin; by J. Moore Neligan. Dublin 1852.
8. 422 pp. (3V6 Thlr.)
Ein neues Handbuch der Hautkrankheiten ist ge-
wiss ein Bedürfniss. Denn abgesehen von den altern
und veralteten, ist das Bateman'sche durch die
Menge der von den verschiedenen Herausgebern ein-
geflickten Anmerkungen und Anmerkungen zu den
Anmerkungen nach gerade ganz ungeniessbar gewor-
den ; die verschiedenen Ausgaben von Cazenave
und Schedel und von Cazenave allein haben die
Ergebnisse der anatomischen Forschungen unberück-
sichtigt gelassen und fast sklavisch an derBiett-
schen Anschauungsweise festgehalten; das Werk von
Plumbe ist unvollständig, die Werke von Gibert
und Green sind höchst ungründlich; das Werk von
Wilson hat zwar, im A 1 i b e r t *schen Sinne weiter
arbeilend , ein natürliches System zur Geltung zu
bringen versucht, aber durch die Menge der Formen
und Varietäten, die es aufstellt, verlieren die Grund-
formen ihre Klarheit und praktische Bedeutung; die
Arbeiten von Fuchs sind an ihrer unaussprechlichen
Nomenclatur erstickt; Gustav Simon liefert nur
die Resultate anatomischer Untersuchungen. Das
beste Werk ist immer noch das Rayer'sche geblie-
ben, eine wahre Fundgrube für wissenschaftliche
Forschung , aber durch die Masse des aufgespeicher-
ten und zum Theil wenig verarbeiteten Materials den
Belehrung suchenden Praktiker verwirrend.
Neligan, welcher sich durch eine monogra-
phische Bearbeitung der Kopfausschläge bekannt ge-
macht hat und einen Bilderatlas der Hautkrankheiten
vorbereitet, ist nun mit einem neuen Handbuche her-
vorgetreten, um diesem Bedürfnisse abzuhelfen. Die
17
130
VaUntinDT^ die Hysterk.
kuteü Dec«iini«n hab^ uns viel« avsgezeichnete No<-
nographieo aus d^ra Gebiete der HauUratikbetleta
geliefert: die musterhafle Arbeit von Daniellsseo
und Boeck tiber die Elephantiasis, die Abhandlun-
gen von Hebra u. Bourguignon Ober die Krätze;
die Untersuchungen von Larsen, Kjerrulf und
Boeck über Radesyge und die tertiären tardiven sy-
philitischen Hauttuberkel; die Entdeckung der vege-
tabilischen Natur der Pityriasis versicolor; die ana-
tomischen Untersuchungen über Epithelial- und Pa-
pillargeschwülBte und Aber die Primitivfortnen der
tlxanihetne; endlich die wichtigen Miltheiiungtn ttber
tlierapeutische Anwendung des Arseniks , der empy-
reumatischen Oele, des Pichten-, Bnchen-, Birken-,
Wachholderlbeers u. s. w. Alle diese hOchst schätz-
baren Bereicherungen sollte man in einem neuen
Werke erwUhnt, geprüft, verarbeitet zu finden glau-
ben, aber von alle dem finden wir Nichts. Wir be-
gegnen im Gegenlheil zahlreichen Beweisen der
grossartigsten Unkennloiss nicht blos der Literatur,
sondern auch des Gegenstandes selbst. Einige Bei-
spiele werden genügen.
Die Elephantiasis wird z. B. ganz kurz abgefer-
tigt, ,,weil die eine Form derselben, nämlich die E.
graecorum in Europa gar nicht, die andere, nämlich
die E. arabum, höchst selten vorkomme."
Dass ein Acarus bei A^v Kratze häufig vorkomme,
wird eingeräumt , „aber da manche erfahren« Beob-
Rchter ihn zuweilen nicht finden konnten , seine An-
wesenheit nicht für wesentlich erachtet.**
„Vei der angebornen Ichthyosis ist die Haut von
Geburt an trocken , rauh, uneben und wird allmälig,
indem sich die Epidermis verdickt, fischähnlich."
Bekann llich sind bei der Ichlliyusis congenita (die Vf.
nicht kennt) die Rinder nicht lebensfähig; bei der
Ichthyosis heredilaria (die Vf. hier im Sinne hat)
kommen die Kinder mit ganz gesunder Haut zur Welt
und die ersten Spuren der Entartung stellen sich
frühestens nach 6 — 8 Wochen ein.
Die Psoriasis soll sich aas Papelji eatwickehi,
dos Erysipeias zuweilen conta^iOs sein, und derglei-
chen Oberflächlichkeiten finden sich die Menge. Nir-
gends steht Vf. auf eigenen Füssen; überall tritt uns
ebenso der Mangel an wissenschaftlichen Principien
als an gründlicher Beobachtung entgegen. Dasselbe
gilt denn auch von der Therapie. Es werden uns
eine Masse von Receptchen mitgetheilt, Gemische der
heterogensten Substanzen, Formeln für Waschungen,
Bäder, Salben, innerliche und äusserlicbe Mixturen ;
Arsenik, Jod, Mercur giebt Vf. auch zuweilen, aber
mit so vielen andern schönen Sachen gemengt, dass
man nicht recht weiss, was davon denn eigentlich
wirken soll. Bestimmte Indicationen sind nirgends
gestellt, so dass man eher die Auslassungen irgend
eines Arztes aus einer Provinzialstadt, als das Werk
eines Professors der Dubliner Hochschule vor sich zu
haben glaubt.
Die Krätze soll mit innern und äussern Mitteln
zugleich kurirt werden , ebenso der Emm^y k
Lupus soll dre innere Behandlung die BfloplNc^
die Ortliche die Nebensache sein; aber deiigleid
Behauptungen werden nicht etwa gemacht, wefl
erfahren hat , dass die gebräuchlichen Helhoden
nutzlos oder nachtheilig erwiesen haben, si
weil er überhau()t nicht erfahren zu habeo sd
dass andere Principien sich bereits allgemeioe
verschafft haben.
Grossen W«rih legt N. auf ein neues
welches als unerlitosliohe Zugabe eines jedes Wi
über Hautkrankheiten auch hier nicht fehlt l
das folgende.
I. Exanthemaia, , Die wesentliche Natur denellN
dass sie entzüodlich sind, und sie scheinen ibreo Siuii
fassnelze der Haut zu haben. ** „Ihr weseatlicbsler CitH
ist, dass die Rötfae unter dem Finger schwindet.* \xfk
Erysipeias ; Urticaria ; Roseola. — II. f^eticulM
Herpes; Pemphigus; Rupia; Scabies. — IH.
Acne; Impetigo; Ecthyma. — IV. Papulae: LicbeA;
rigo. — V. Squamae: Psoriasis (incl. Lepra); Pit] *'
VI. Hypertrophiae : Ichthyosis; Molluscum; Sl
Elephantiasis; Verrucae; Ciavus; Callositates; CoDd.f)i
Naevi. — VII. Haemorrhagiae : Purpura. — VHI.
lae: Vitiligo; Ephelis. -^ IX. Cancrodes: Lupus; lefe
X, Dermaiopkytae: Porrigo, d. h. Favus; Sycosis. -
hang. Syphilides,' Krankheiten der Haare und ^
Die exanthematischen Fieter sind liicfcl <
nommen worden. Man kann sich kein schied
System ausdenken. Mao denke sich die Stein
die eine Secretionsanomalie, die Elephantiasis,
ihrer einen Form eine Dyskrasie , in ihrer aodai
Folge verschiedener entsündliolier Processe
den Warzen und Hühneraugen in dieselbe fl
gezwängt; Acne und Sycosis weit aaseinanJI
rissen.
Kurz das Buch ist unter aller Kritik, uoi
Zeilen haben nur den Zweck , iederffiann xa ü
3 Thlr. dafür auszugeben , wie es Ref. leider |
hat. BärenspruA
86. Die Hysterie und ihre Heilung; «o
Th. Valentiner. Erlangen 1852. Enfa
u. 133 S. 8. (Va Thlr.)
' Unter dem Titel „Hysterie" ist von jeher
gefabelt und so wenig der Wissenschaft zugd
worden, dass eine ernste Erfassung and Ver
des Begriffes ersehnt ist. Aus der vorliegenden
spricht redlicher Wille , Vorsicht hei Benntii
historischen Belege, und nicht ohne Glück
sich der Kieler Gynäkolog auf dem schwanken
der HTpothese.
Vf. strebt nach einer palpabein Ursache der
vOsen Ersdieinungcn in det Hysterie; sie wird
in einzelnen Systemen, sondern im ganzen I^
apparate zu suchen sein, wobei die isolirten Kt
bahnen der Peripherie nicht blos als Leiter der d
oder an den Endpunkten erregten StrOtnungefl
trachtet werden. Bei Oysteriscken wird das
venmark überhaupt krankhaft ernährt. Zur sio
Vai«Btiii9r, di(\ OytUfi«.
131
fia^wig Rieses SaUea h«darf ffl aoeh „rUsigar
icluiue der Histochemie.*' Vf. wara( vorerst,
der Qualität der FanctioQssi<(rungeo auf die qua-
ji« VeränderuBg der Nervenmaase unhediogl rück-
Uieueo; auqb die qumitUfUiven Abweichangeo
iertra|4ii^ Atrophie) %\xA Uer anauicbUgea. Mit
i dieser von Neumann und Ponme früher
laten» zunächst humoralpatholQgischen Ansicht
; y. die Verschiedenarligkeil und die bis zum AU-
tnoerkranken anwachsende Verbreitung der hyst.
ificD aosfdbren zu können. Wir vtridmen den
llhen Abschnitten der nach herkömmlicher Weise
Merieo Abhandlung eine besondere Besprechung«
l Cqt. Sympfomaiologie, Vfs. neurologisches
|Qf erstreckt aich zugleich auf die Mehrzahl der
EmUcheo Secretionsanomaliei^ Hysterischer. Sei
ilhniagsinomahe des Neivensubatrates nun
dorob direct das Nervensystem treffende l^ia-
geselzt, oder secundlfre Erscheinung der (an9-
kea) Beschaffenheit der Ernahrungsflüssigkeit, so
p diese verschiedenen Quellen nicht die An-
lug des nach sensitiven (incl. Sinnes-), moto-
Ner?en und Centralorganen differenzirlen
1) laden Sehmerzen Hysterischer. Vf. schützt
h(.iBaach8t vf>r der Zumuthung, an »»einge-
IM" Sehnerien zu leiden , giebl nur erlogene
iiedeake, dasa das Einbilden eine Function
reiche, weit entfernt, seiner Hypothese au
. ihr aus dem Leben und Verkehr mit dergh
iommene Beispiele bringt [wie er es auch im
I S. 110 ff. geschehen Usst], wo sie sich
die Gefilhrlicbkeit, Dauer oder Häufigkeit
Mt einredend, solche in der Tbat ßinbilden,
A willkOrlicb steigern oder zurückrufen , und
sdiOD dem Laien unter den Psychologen be-
wie man durch Ablenkung der lebhaften Phan-
fseo Personen einen Anfall ersparen» abkürzen
wcQigatena hinausschieben kann. Ohne also
ygea das Bestehen dieser NeuKisev aufbringen
fiadet es Ref. ia der Erfabi ung begründet«
NntürcAe- Moment mit iq Anschlag zu bringen.
idjQDgere Frauenzimmer oft mit ihren byster.
es lelbst kokettiren» pflegen wahrhaft gebildete
üiUeie sie eher zu verheimlichen !
Mcr den Schmerzen im Bereiche des Kipfes
^ eigentliehe Neuralgie von der Hyperästhesie
der kehaarteB Kopfhaut) u. dem tiefern, meist
le kleine Stelle neben der Pfeilnaht beschränk^
fbchmerz (sogen. Glavus s. ovum hysterieardm)
Kdeo; letzterer lässt bei näherer Analyse die
IfiuBe der Augenäste des Trigem. vermutben.
>* Vf. verwirft die Chimäre der Spinalirritation
B soeh grössern Irrthum , dass man mit Deu-
^pher. Lähmungen gleich fertig zu sein meine,
Reh Empfindlichkeit der dem Kdckgrate nähern
tiagleicb vorfindet; die Annahme eines ent-
^ Vorganges in der Spinab'lise sei hier nur
*v«d arger th^apeutiaeher Missgriffe^ Zwar
bleibt uns VC die Anfuhr ung und Würdigung der
eigenthUmlichen und so constaqten schmerzhaften
Gegenden am Hals- und Lendentheile des Rückgrats
Uterinkranker schuldig — doch er sieht j^ voi» den
Affeetionen der Genitalien in solcher Beziehung vorn-
weg ab. Am Thorax wird Szokaiski*s Interco-
stalneuralgie angezogen, Landouzy 's umschriebe-
ner Schmerz am Proc. xiph. und Todd's heftiger
Scbmera an der die Herzspitze bezeichnenden Stelle
unter die „Hyperäathesien*' rubricirt [?]• Bereich
des Abdomen. Hier findet sich die erste Steile , wo
Vf. auf Srgriffensein der Genitalien Bezug nimmt ; er
entdeckte als häufige Grundlage sowohl dea ganzen
Heeres der hyster, Erscheinungen, als besonders der
KoUk Abnormitäten der Lage [und Gestalt] des Ute-
rus ; er fuhrt ferner hier eine neue Beobachtung von
Hyperästhesie des Bauchfells an, gedenkt jedoch mit
keiner Sylhe der Neuralgia hypogastrica u. spermalica der
Weiber, wofttr bei demselben Autor» welchem er sein
Eingangs -Motto entnahm, Belege stehen. In den
Extremitäten, Der umschriebenen Hyperästhesien
geschieht im Sinne Gen drin 's Erwähnung, welcher
in ihnen die nächste Veranlassung des hyst. Krampf-
anfalles erkennt; die „schmerzhaften Gelenkaffectio-
nen" werden mit Vorsicht und Kritik angenommen.
2) Die oberflächliche Hautanästhesie vieler H.
erweist sich als peripherisch erzeugt, wird in der
Folge auch auf tiefer gelegene Nervengebiete ausge-
dehnt und in Zusammenhang mit dem scheinbaren
Stoicismus und den Selhstverletzungen gebracht, wo-
durch Hyst. von jeher Aufsehen erregt haben. Wenn
Vf. angiebt, nicht bei allen H. die von Szokalski
bezeichneten anäslhetischen Hautstrecken wiederge-
funden zu haben , so theilt Ref. diese Erfahrung. —
Bei den Sinnesnerven unterscheidet V. streng (gegen
Romberg u. A.) Hallucinationen und Hyperästhe-
sien der Sinnesnerven; er konnte von den letztem
nur spärliche Beobachtungen auffinden. Von der gar
nicht vertretenen ol factorischen Hyperästhesie kennt
Ref. ein eclatantes Beispiel. Vf. hebt den psychischen
Eindruck, welchen sie auf die Empfangenden zu
machen pflegen, als Unlust hervor, zieht in den Kreis
der hyster. Hallucinationen auch gewisse Empfindun-
gen von Frost (namentlich den Schauer im Rücken)
und Hitze» hebt mit Recht auch eine hyst. Polydipsie
als Hyperästhesie des Fagus hervor.
3) Die veränderte Thätigkeit motorischer Nerven
ist am öftesten Wit gesteigerte : Krampf. Die Krämpfe
am Pharynx und Oesophagus werden in ihrer von
einander abweichenden Erscheinung physiologisch
begründet; Vf, erkennt nicht nur den „Globus ad-
scendens", sondern auch den seltnem descendeps
an; die Theilnahme des Magens, ohne Mitwirkung
des Zwerchfells und der Bauchpre&se, am hyster.
Brechkrampfe , ist noch nicht erwiesen. Eine suc-
cessive, ungemein schnell sich wiederholende, dabei
immer mehrere Abschnitte des obern Speiserohrs in
Mitleidenschaft ziehende Form des Oesophagismus hat
Ref. eben zu behandeln. Der klonische Krampf he-
132
Valentiner, die Hysterie.
steht hier in einem hastigen Laftverschlueken, welches
nicht eher aufhört, bis der immer tiefer hinabgewürg-
ten Luft im Regurgitiren die genossenen Speisen, beim
nächsten Anfalle nur Magenschleim, endlich Galle
nachfolgen. Strabismus kystericus. Krankhaftes
Gähnen, hierzu ein zur Nachahmung aufforderndes
diagnostisches Experiment von R a u 1 i n. Schluchzen:
Vf. beklagt sich, dass unsere Sprache die beiden
physiologischen Acte — sanglot u. hoquet der Fran-
zosen — in obigem Ausdrucke zusammenwerfe ; in
Sachsen wenigstens versteht man unter dem „Schluk-
ken'* stets nur den letztem (i. e. den kurzen Zwerch-
fell- und resp. Glottiskrampf). Krämpfe im Stimm-,
apparate: hyster. Lachen. Vf. begntlgt sich mit der
Anfuhrung, den betreffenden Kr. sei ihr eigenes
Lachen komisch. Diese Erscheinung ist noch ander-
weit interessant. Dem Ref. gab eine Dame während
des Anfalles zwar dasselbe an; hinterher aber, bei
wieder ruhigem Gemülhe, gestand sie, dass ihr die-
ses Lachen immer sehr wehlhue, das nachfolgende
[kritische?] Weinen aber einen um so woblthätigern
Einfluss übe. Zwangsschreie und Fociferationen
werden durch analogislische Deduction als auf Rei-
zung einzelner Hirntheile beruhend, zur Wahrschein-
lichkeit gebracht. Krampfliafler Verschluss der Stimm-
ritze (bis zur Lebensgefahr) , Krampfliusten u. Bron-
chialasthma, Spasmus sphinct. vesic, hyster. Darmbe-
wegungen und die unwillkürL „Unruhe" in den
Beinen finden kurze, doch wissenschaftlich genügende
Erwähnung; sie bilden den Uebergang zu den mehr
oder minder allgemeinen Convulsionen Hysterischer.
Diese werden in folgenden Gruppen untergebracht.
Gezwungenes Dehnen und Strecken — einfach klon.
Krampfanßllle ; Ref. vermisst das solche Frauen oft
peinigende Zähneklappern, welches sich mit Erzittern
der obern Extremitäten zu associiren pflegt. — Den
epileptischen ähnlicj^e Convuls. ; Vf. lässt hier die
Aufforderung ergehen , in solchen zweideutigen For-
men das Epileptische oder Hysterische eines Anfalles
nicht nach kleinlichen Nuancen der äussern Erschei-
nung, sondern nach der zu Grunde liegenden Störung
(gewöhnlich Anämie der Nervencentra — Ref. fügt
noch hinzu : nach der meist in den Genitalien enthal-
tenen primären Bedingung — bei Hyster.) zu for-
schen. — Tonische Krämpfe, incl. Katalepsie; nur
nach fremden Beobachtungen.
4) Hyster. Lähmungen finden ihre nähere Ur-
sache in der irgendwie (durch krankhaftes Blut oder
gehemmte Endosmose) veränderten (herabgesetzten)
Ernährung der Nervensubstanz an den betroffenen
Strecken. Vf. verwahrt sich gegen den groben Ma-
terialismus derer, welche glauben, nur durch Extra-
vasate, Exsudate, Geschwülste könne die Innervation
aufgehoben , unterbrochen werden ; zu seiner Ver-
theidigung werden die den hyster. analogen essen-
tiellen Lähmungen bes. des kindi. Alters, die durch
urämische, syphilitische, Bleiintoxication u. a. ange-
führt. Die hyster. Amaurosen [und Amblyopien]
werden fortan mittels des Augenspiegels zu revidiren
sein , obgleich sich Vf. , wie überall , so auch hier
nur auf unzweifelhafte Fälle bezieht. Ptosu; kji
Ih/stirie [soll heissen "Enuresis I] etc. Vf. spr
sich auch in Bezug auf diese Neurosen gegen die
gemeine Annahme der centralen Quelle, nameni
aber gegen die Deutung der hyster. LlhmuDgeii
reflectirter , wie sie R o m b e r g unterBommea \
nicht mit Unrecht aus.
5) Cerebrale Functionsstörungen. Vemi
liehe Gematbsstimmung, Idiosynkrasie werden
interessanten Notizen belegt und zur Entschuldigi
der Kr. verwandt, insofern sie fast alle fon derÄ
besessen seien , aufsehen zu erregen und Anl
Umgebung zu täuschen. Vf. unterwirft jedoch di
Erzählungen einer genauen Kritik. Er kennt
Ekstatische , keine Hellseherinnen — Dellni
nicht Prophetinnen — Komalöse , die bis zu gell
liebem Scheintode sich verschlafen. Gern hstta
über die anhaltende Schlaflosigkeit Hyster. (
erfahren.
6) Folgende Symptome hängen scheinbar
von veränderter Nerventhätigkeit ab. Vf. sah
nach beendigtem Anfalle die copiöse ^usscktk
eines spec. leichten Harns (Urina spastica),
Zeit der Krämpfe selbst sparsame Excretion ein«
sättigten Urins. Ref. beobachtet noch jetzt
massig das Gegentheil in einem Falle von IVi
hypogastr. mit ungefähr 14 tag. Typus; vor demBef
des Schmerzes viel Ur. spast., auf seiner H&he i
saturirter Urin , der allmälig zur Norm zarflcÜi
Das von R. Wagner bestätigte Erscheinen
Zucker im Harne Hyst. giebt V. Veranlassung in
geistreichen Parallele mit dem Zustande in der
roformnar^ose ; schade nur , dass der auf kl
angewandten Dokimasie Reynoso*s grtlndliche
derlegung bevorsteht! — Die Trockenheitier
und die eigenihUmlifhen Nachtschweisse werdij
dorn Tonus der llaiiicapillaren in Verbindung geb
Vom Fieber, welches manche hyst. AnHtlle beg
ist Nichts erwähnt. Meleorismus. Vf. stellt eia
cretion von Gasen von Seiten der Darmwände
für diese Kategorie in Abrede, beruft sich abi
eine Thatsache, die Ref. nur bestätigen kann
Flatus derer , welche Sectionen gewisser (von
typhöser) Leichen beigewohnt hatten. Bei
nimmt V. nicht Anstand , die Tympanitis von
einstweiligen Lähmung der Darmmuskeln abzal
obgleich Ref. versichern kann , bei einer Kr. diti
gegengesetzte Aflection , nämlich Krampf der S|
teren angetroffen zu haben. — Von der Hai
salivirender Kt, (nach C anstatt) konnte si
nicht überzeugen. i
iL Cap. Handelt von den aufgestellten Gfi
u. Formen und vom ß^er laufe der Hysterie. -^
steckt nur die äussersten Grenzen ab und lässt f
sehen der Hystero-Epilepsie und dem ausgebili
Hysterismus die verschiedenen zur Hyst. gerechi
Formen sich frei bewegen. Wir werden auf dai I
terium später zurückkommen I Der Verlauf der I
wird entweder durch die Kunst, oder durch diei
Valentiner, die Hysterie.
133
ireKode Decrepidilfft unterbrochen , wenigstens ohh
ffififirt, oder er ist an und far sieb ein kurzer, so
dass selbst heftige epilepsieartige Gonvuls. plötzlich
lersehwinden. Ein mit der Menstruationszeit im Ein-
^Bg stehender Rhythmus wird vom Vf. nur mit Vor-
siebl aBgenommen , worin Ref. ganz beistimmt. V.
eri^ttot dem byst. Krampfausbruche unter Umstanden
knüsche Bedeutung zu.
III. Cap. lieber Wesen, Sitz und Ursachen der
flplerie. — 1) Sie ist ein Nervenleiden; 2) sie
ksieht aber nicht blos in einem Leiden des centralen
lUmDsyslems, sondern es spricht Vieles dafür, dass
das gesammie Nervensystem afficirl isU Denn viel-
m\ werden hysl. Schmerzen durch örtliche Narkose
(AuTgiessen von Chloroform) gestillt, können deshalb
m\iX excealr. Erscheinung sein ; die oberflächlichen
AoSslbesieo and Analgesien pflegen nicht mit gestei-
gerte fieflexerregbarkeit aufzutreten, sondern letztere
i$l, wie die durch Chloroform oder Kälte bewirkte
toeale Anisthesie , unterdess aufgehoben , endlich
imml das hyst. Blut nicht allein mit den Nerven-
catres in Berührung; Vf. leitet ja die materielle
Verfflderung in der Hysterie von der abnormen Er-
tifaruag der Nervensubstanz überhaupt (3) her.
4) Diese Hypothese wird durch die vielfachen Analo-
g» QBd Berührungspunkte mit andern Krkbtn. ge-
Ätttil: Aether- und Chloroformnarkose, Bleisiech-
A« [hier finden sich die meisten Parallelen , von
foen die den Ptyalismus betreflende auf das nervöse
«der chemische Element noch zu prüfen ist], die
ZosUode der Pariser Kloakeofeger , der an Bright.
bkbL Leidenden zusammengehalten mit der bald
Erotischen, hhiA plethorischen Beschaffenheit des
Ms Hysterischer, wobei AndraTs Analysendes
Inokhaflen Blutes zu Grunde gelegt werden. 5) Ab-
i^nae Ansprache der Thäligkeil der Nervengebilde
im jedoch homolog der Hypertrophie und Atrophie
^Muskeln, primär (direct vom Nervencenlrum,
to Psyche, oder durch Irradiation von einer anhal-
y^ gereizten Nervenbahn aus) stoffliche Veränderun-
|a ia den verschiedensten Nervengebilden zurflck-
^»en. 6) Hinsichtlich der gangbarsten Theorien u.
'iasichteo über da? Wesen der Hysterie bemerkt V.
Wehst, dass zuerst Sydenham sie onlologisirt
W»i ihm seien in der Hauptsache Schön lein und
Caastatl gefolgt. Romberg habe mit der An-
«ianong der Hyst. als einer von Genitalreizung
^gehenden Reflexnettrose weder etwas Neues vor-
pracbl — da schon bei A s t r u c der Originalpas-
ws Torkomme (er wird wörtlich angefüll«) , R. nur
^höhere Reflexerregbarkeit zur Evidenz bringe und
k Bauplnrsache in dem hyst. Leiden erhebe —
W etwas in der geforderten Ausdehnung Stichhal-
■W^ Denn wo ausser einer der genannten Blut-
l^floalien nichts Krankhaftes im Körper , namentlich
[» <l<n Genitalien zu finden sei , falle das erste Glied
[«Conaexes einer Reflexneurose hinweg; Vf. sei
*lj bereit, den in kranken Geschlechts Werkzeugen
«l«ndeo Anlass anzuerkennen, wo er nicht abzuwei-
sen sei , aber oft fehle dieser eben ganz , und noch
öfter verlaufen Affectionen der Sexualorgane ohne
allen hyst. Reflex, zuletzt aber lassen sich bei Wei-
tem nicht alle Symptome der Hysterie aus einer ge-
steigerten Reflexerregbarkeit erklären.
Diesen Aussprachen stellt Ref. einfach entgegen,
dass er, abgerechnet die durch Chlorose bedingten
Neurosen, bisher in allen Fällen von Hysterie, wein
che der genauem Analyse zugänglich waren, eine
Jffection der Genitalien als ersten Anlass der Ner-
venstörvng nachweisen konnte. Dass nach gelun-
gem*r Hebung dieser die Neurose nach dem Gesetze
der Angewöhnung fortbestehen kann (diess urgirt ja
V. selbst an zwei spätem Stellen), ist allerdings nicht
zu leugnen , die zu Grunde liegende Bliitverarmung
aber entspricht in der Regel vorausgegangenen Blut-
verlusten oder Exsudationen in jenem Systeme; man
schlage nur chron. Katarrhe des Uterinsystems nicht
zu gering an I Und warum steigern sich die hyster.
Symptome mit der period. Hyperämie der Ovarien u.
der Gebärmutter, oder finden die heftigsten Zufälle
ihre Erledigung mit der eintretenden Menstruation
oder Conception? Warum pflegt die Hysterie, wie
Vf. selbst angiebt , in der klimakt. Epoche eine we-
sentliche Besserung zu erfahren? Was liegt der
„Plethora«' bei geschlechtsreifen Frauen anders zu
Grunde, als eine die physiolog. Norm übersteigende
Blutanhäufung im Fruchthälter und seinen Anhangs-
organen? Endlich warum bleibt das zu Anämie und
Reßexkrämpfen so disponirte kindliche Alter von hyst.
Anfällen verschont? Man mdsste denn dem Begriffe
des „Hysterischen** eine Breite einräumen, welche,
vom Vf. nicht streng vermieden, für seine Beweisfüh-
rung mehr als gefahrdrohend wird.
Als empirische Ursachen nennt Vf. das weibl.
Geschlecht (Hysterie der Männer ist nach Vfs. An-
schauung gerechtfertigt), Erblichkeit incl. unkluge
Erziehung, das Alter vom 15. — 20. J.. wo Chlorose
und Liebeskummer am mächtigsten wirken, anhal-
tende locale Reize, psych. Eindrucke. Zu letztern
wird nicht logisch richtig der Ausfall des gewohn-
ten Coitus gezählt; dieser trifft doch zunächst und
mit nachhaltiger Wirkung die Geflechte und Ausläufer
der Beckennerven, üeberhaupt führt Vf. unter den
prädisponirenden und den nächsten Ursachen der H.
der Sachlage gemäss fast durchgängig solche an,
welche das mannbare Weib an seiner emfindlichsten
Seite treffen , und diese , die Sphäre der Zeugungs-
Verrichtungen, bleibt doch wohl apch für den physioK
Forscher der nächste und ergiebigste Angriffspunkt,
um von da aus auf die noch dunkle Grundlage der
hyst. Zui^Ile therapeutisch einwirken zu können.
Somit wird es nur noch einiger Worte über die
letzten 3 Capitel bedürfen, welche sich über Dihgn ose,
Prognose und Behandlung der hyst. Verstimmungen
verbreiten. Vf. dringt darauf, nicht einen einzelnen
Anfall diagnostisch zu verwerthen, da die H. eben
durch den Wechsel der verschiedenartigsten Erschei-
nungen gestörter Nerventhätigkeit ausgezeichnet sei.
134
Lotse, QiQdiciDische Payehqlogie.
die an Blchsten stehenden: Epilepsie und Eklampsie
aber Dicht ein einziges pathognom, Symptom dem
Beohachter gleich heim ersten Male darbieten , son-
dern zur genauen Unlersuchung der Functionen und
Anamnese aurfordern. Der Tod beschUesst die Hyst.
selten , entweder durch Glolliskrampf [zu den weni-
gen bekannten gehört auch der aus der medic. Poli-
klinik zu Leipzig mitgetheille Fall bei einer sterilen,
mit einem Uterusfibroid behafteten Frau in meinem
Berichte: Jahrbb. LXXVL 360], oder durch langen
Scheintod, wo Vf, Blutgerinnungen im Herzen und in
den Gelassen wichtiger Organe vermuthet. lieber-
haupt warnt Vf., die Vorhersage in dieser Krnkht. zu
leicht zu stellen ; am ehesten gelinge noch die Hei-
lung bei frischen , auf primärer Chlorose beruhenden
Formen ^nd bei leicht zu beseitigenden Abnormitäten
im Uterinsysteme. — Die Behandlung hat schon
durch verhütenden Vorbau viel, oft Alles gewonnen,
und Ref. konnte zu den gegebenen trefTlichen Regeln
nichts Wesentliches hinzufügen. Die Radicalkur zer-
fallt iq das Befolgen der Causalindication und in den
Kampf gegen die selbstständig gewordene iNervenalte-
ration. Vf. sah Entzündung Öfter den linken Eier-
stock befallen und mit ihrem Verschwinden die Hy-
sterie heilen. Die Aflectionen des Nervensystems sind
theils auf psych. Wege anzugreifen, theiis von der
Peripherie aus zugHnglich (selbst bei nur excentr.
Erscheinung der Neurose) , thejls erheischen sie
unmittelbare Nervina , deren wirksamste : Castoreum
(nebst Hyraceum) , Valeriana, Asa foetida jedes durch
ein wirksames Princip ausgezeichnet ist, welches in
seiner ehem. Constitution auf die dem Nervenmarke
unentbehrlichen Fettsäuren hindeutet. Zum empiri-
schen Gebrauche des Opium (G e n d r i n) sei nur in
geeigneten Fällen zu schreiten , doch spreche schon
dessen Nutzen bei Bleikranken und bei Geistesgestör-
ten für analogen Erfolg. Einzelne hyst. Zufälle wer-
den einer nicht weniger gründlichen Berücksichtigung
empfohlen» and jeder prakt. Arzt wird Vfs. Umsicht
und rationelle Therapie als Muster anerkennen ; wir
vermissen nur das Chinin in seinen verschiedeneo
Anwendungsweisen.
Ein Anhang lässt uns tiefere Blicke in mehrere
mit religiösem H^ahn verbundene epidem. /Krampf-
fermen (Besessensoin, Convulsionärs, epid. Tanzpia-
gen, schwedische Predigtkrankh. u. a.) und in deren
Verhältniss zur Hysterie thun , ein Cnpitel , welches
wir der besondern Aufmerksamkeit der Psychologen
empfehlen. Nur begreifl man, nach Vfs. frflhern
Aeusserungen , nicht das Fragezeichen hinter dem
Citate von Ideler: „Die Convulsionärs erlitten als
Wirkung anhaltenden Fastens Schlundkrämpfe."
H e n n i g.
87. lediciniSChe Psychologie oder Physiolo-
gie der Seele ; von Dr. R u d o 1 p h H e r m a n n
Lotze, Prof. in Göttingen. Leipzig 1852.
Weidmännische Buchhandlung. 8. Vlll u. 632 S.
(3 Thir.)
Die Schrift beateht aus 3 Bachern , deren eritts
allgemeine Grundbegriffe giebt* Di» siMäe •*- der
Kern und das Beate des Ganzen — bandelt voa den
Elementen und dem physiologischen Mecbanismus des
Seelenlebens, von den Empfindungen (deren loball an
sich ein Gegenstand gleichgUtiger WahrnehmuDg
bleibt), von den Gefühlen (der Zustände von lesta,
Schmerz), den Sinneaperceptionen« den Bewegnagw
und Trieben, den Sinnestäuschuogen. und das irim
Buch von der gesunden und kranken Entwicklung des
Seelenlebens.
Der Vf. dieser medicinischen [T] Psychologie od«
Physiologie der Seele bekennt sich zum Spiritnahs-
mus. Es scheint nun von vornherein ein Widerspnicfa,
aus spiritualistischen Princ ipien eine Physiologie der
Seele zu construiren. Klar tni, dass die Construetios
überall den Principien gemäss sein müsse. Diese
aber sind das Erste, worauf sich die Kritik ttberhaapt
verwiesen sieht. Indem nun Reo. damit begiant,
erscheint es ihm zunächst auszusprechen nothwendifr,
dass er der Einseitigkeit des Spiritualismus nicht
etwa, wie einige vage SchifTernachrichten schon wie-
derholt verlautbaren wollten , in der entgegcngcseü-
ten Einseitigkeit des Materialismus gegen fiberslebl,
dass ihm vielmt^hr das Dasein einer materialistischen
Substanz für sich und vor einer spiritualistisehett
Substanz, wie umgekehrt das Dasein einer spiritua-
listischen Substanz für sich und vor einer uiateriali-
stischen Substanz und derf;l. mehr, gleich unwahr o.
unwirklich ist. Wenn m.m denn dem Namen eines
„ — isten" nicht entgehen kann, so muss Rec. sich
den eines Identisten oder himanentislen , oder (wo,
wie hier , nicht über den Begriff des Menschen hin-
ausgegangen wird) eines Anthropologisten gefallea
lassen. — Auch abgesehen nun von den Grenzen des
Raums , welchen die Jahrbücher einer Recension lu-
messen , würde Rcc. einen mehr als tausendjährigen
Streit nicht definitiv entscheiden , gar oft Wiederhol-
tes nicht immer aufs neue wiederholen, nicht eine
durchgängig auf alle einzelnen Glieder der Conslruc-
tion eingehende Widerlegung hier wollen können.
Aufzudecken und nachzuweisen, dass des Vfi. Princip
sich selbst und seiner Gonstructton widerspricht, nno
dass der Vf., ein unklarer Identist, ein Identist wider
Willen, sich als Spiritual isten zugleich assertorisch
setzt u. constmirend aufhebt, genügt unserem Zwecke
um so mehr, als damit zugleich aus dem Werke mit-
getheilt sein wird , was über die Inhaltsanzeige bin*
aus, hier speciell referirt werden kann.
Wir sahen vorerst den, Vf., trotzdem dass er
den StandpiMikl der Identität des Realen und Idealen
dahin bestimmt, es sei ihm beides, Geistiges u. Kör-
perliches, gleich ursprünglich, gleich weaeohaft. »»
besUndiger unlösbarer Einheit begriffen. — •» ^
Anerkennen und Festhalten derselkn durch eingebil-
dete Instanzen» welche fie wesentlich nicht berabren,
irre gemacht, — und IroU smer sehr oft ausgesprH
ebenen Sehnsucht nach Einheit, die er schwankeaA
zwischen jenen zwei Einseitigkeiten endlich in *"»«''
derselben lu finden glaubt . ohne doch die Andere
LetB4» me^ücuiticiito Psychologia.
136
f atbebrea lu kOBM« , dieser «it vorwi6gea4ler Nei-
{«Bg iMi^ BeHlhigiiiig tugeweodel. Diess wtfrde rflth^
fthaft ieiD , filiHle es nichl eb«o in unserem Nadi-
«tifl seine Lüeong. «— Für die wirklwhe Richluiig
des V£s« , oime weiclie er in der Thal eine „p^Teic^-
}fgieche Psfckekfie" au acJireiben nicht im Stande
ge«reseo wCr«, SfrecbeiHl ist «eine, des fieturfor^
sciwrs, gleich an/engs hereingetragene Abneigung
gegen den IdentitKteslandfunkt» weil dieser die M-
torwissenschaftlichen Principien und Untersuchungs-
■elhedcB abweiBe, ja sie iFerabeoheue. Er kento nun
aber aal keiaeia ander« Wege , als ehe« dem iMiur^
mseoaehaUkekam der Saefae aü Leihe geben» an die
PhiBomeM herankommeo ; das, aaeinter, lasse dar
McattUtsstandpunkt nichl zu» den materialistischen
Sundpunkt, der eine Prleiistens des Alateriellen vor
deai SpinlaeUen setet, perhcwrescirt tr, es bleibt ihm
vorn nad faintea ein incommensurabiler Aest» den er
ak iamaterielle Substanz zu faasen sucht, dahin sieh
flachtet, und nun OMinC, er stehe auf dem Spirttua-
lisoMs. — Die Annahme einer Lebenskraft , näher
einer einaigen Lebenskraft, scheint er fttr eine noth-
wendige Consequenz des Idenlismus zu hallen. —
Gegen den idenlismus stellt Vf. sich weiter so , als
bebaapte dieser Überhaupt eine Dieselbigkeit (etwa
desDcakens und der Ortsbewegung , des 11 im- und
iaoehenlebens). So gefasst, kann das nur jene Ab-
neigung vcratttrken. Wenn nun die IdentiUltslehre
dea VL aicbt alle die Constructionen zu leisten , ja
siebt eiBBal tu geslatlen echeint, welche er verlangt,
ae fermag ja — was Vf« durchaus <lbersieht — sein
SpiriCBalismus es noch viel weaiger> da er es nirgends
«filer bringt, als zur (wenn auch mehrmals repetir-
lea) Verneinung 4e8 Materialismus» und weder selbst
fonamiirt wird , noch die Gonstruction des ßuches
gestaltet» soadem nur eine Cla«sel, eine Verwahrung,
en Varbehalt bleibt» der dem Vf. erlaubt, sicli mit
latarwMsviiaehaftlicher Lust im Materialismus zu ba-
den, dabei aber, wie er glaubt, sieh nicht nass zu
machen [itt des Vfs. Sprache : die Aasichlen des Ma-
leriakani«a ta reproduciren , oime seine Principien
sa thaiJea] , indem er immer wieder versicliert : bei
alle dem bin ich Spiritualist.
Item: der Oeist allein ist dem Vf. die ursprüng-
khe Existenz» die ftlaterie ein Secundäres, das nun
aatUrltch seine Wurzeln nirgends anders , als in dem
Geiste aelbst haben kann. — Gegen die Meinungen
Ten einer Mentitlt des Geistes und Körpers erinnert
VL» dasa trotz möglicher Analogie ihrer wesentlichen
Qualität beide dach verschiedene Elemente sind , die
bSchstens innerlich gleich, aber nie dasselbe sein
können. — Die Seele wird vorerst als eine Substanz
bestimmt, von andern denkbaren Substanzen dadurch
•aterschieden , dass ihr die Fähigkeit zugeschrieben
wird, unter gewissen Umständen Phänomene des
Versteilens» des Fohlens und Wollens in sich zu ent-
wickeln. Das reicht nun aber nicht aus, und wie es
eifentlieh mit dieser Seele steht, zeigt sich erst klar
bei ihrem Sitz. Die Seele ist nttmlich eine immate-
fielk Substanift. ,»£ine immaterielle Substanz » sagt
Vf., aUer Aasdehnung entbehrend». keo« freilich nicht
eine gewisse Strecke des Baums erfflllen» aber Nichts
hindert, dass sie einen bestimmten Ort in ihm habe,
von welchem aus ihre Kraft unmittelbar die benach-
barten Theilchen der Materie in Bewegung setzt, und
bis za welchem bin , um ttberhaupt zur Einwirkung
auf sie zu gelangen, alle aus der flussern Natur stam-
menden EiTegangeu sich fortpOaazen müssen/'
Das ist a«ia nicht blos, wie der VL [welcher
meiat, die Unmöglichkeit einer wisaebscliafUichen
Erkljlrung hebe die Eiisienz das unerklärlichen Zu-
aatimenhanga nieht auf] selbst sugiebt: dunkel in
seiner formellen Fassung. Es isi absurd» nicht allein»
weil das kein Nebach sich vorstellen, verstehen und
begreifen kann [weil man, wie Vf. sagt, dieser Vor-
stellung eine gewisse Unanschaulichkeit vorwerfen
kann] , sondern weil es sich selbst widerspricht und
aufhebt. Eine immaterielle Substanz kann keinen
bestimmten Ort im Räume haben , ein Ort. im Baume
nicht unrflumlich sein , eine immaterielle Substanz
kann eben so wenig die Materie berühren und in Be-
wegung setzen, als von ihr berührt und in Bewegung
gesetzt werden. Das sind Widersprüche. Nicht» wie
Vf. selbst zugesteht, eine geringere Bequemlichkeit
der Gonstruction drückt diese Vorstellung; aus sol-
chen sich selbst widersprechenden Grundsätzen folgt
Nichts und kann Nichts folgen. Der werthvaile Theil
der Schrift» der physiologische» welcher auf wissea-
sehafllichem Beden steht, ist bis zur Feindlichkeit
unabhängig von diesen Grundsätzen, wo aber versucht
wird, sie zu oonstruiren und anzuwenden» misslingt
es und bleibt unwahr; die Wiederholung derselben
falschen Voraussetzungen macht diese um aicbtl we-
niger falsch, und der Widerspruch bleibt bis zu Ende
unvermittelt. Bedenkt man , dass von ijkr vorausge-
setzten Wechselwirkung des Immateriellen und Mate-
riellen , — auch physisch - psychischer Mechanismus
genannt — ^ die Möglichkeit dieser physiologischen
Psychologie abhängt» so wird die Leichtigkeit» mit
welcher Vf. über diese grundsätzlichen Widersprüche
hinweggeht , und die Bh^se der so gewandten Dialek-
tik und Sophislik um so auffallender. -^ Das muss
anerkannt werden: auf dem physiologischen Gebiete
ferlährt VL mit lobenswerther Behutsamkeit» Vor-
sieht und Besonnenheit. So wie er aber auf seine
spiritualistische Hypothese zurückkommt ttad dieae
EU eipliciren versucht, zeigt er eine schreiende Wiil-
Itür» ein unbegreifliches Streben » das Beliebige con-
struiren zu wollen» das mit jener naturwissenschaft-
lichen Besonnenheit einen ebenso ärgerlichen Contrast
bildet, als es nirgends zu gründen und zu begründen
vermag , so dass VL wiederholt sich gedrängt sieht»
aus dem dicken Buche, als einer physiQhgischen
Psychologie heraus und auf eine [vorläufig — wie
der Traum des VVeizenkorns von seiner ßlüthe —
aoch im dunkeln Mutterschoose der Werdelust schlum-
mernde] metaphysische Psychologie zu verweisen»
welcher das zugeschoben wird» was eben VL trotz
aller Willkür auch mit dem hervorgeholten alten Sub-
atanzentrödel nicht zu verbinden im Stande ist. So
136
L 0 1 z e » medicinische Psychologie.
hat der Vr. zweierlei Standpunkte , nach welchen er
einmal das mit Nothwendi^keit aus den Phänomenen
Folgende erforscht, das andere Mal seine Voraus-
setzungen in die Natur hineintragt, diese davon ab-
hängen iüsst. Von jenem Standpunkt aus erkennt er
noch auszufüllende Lücken , näher zu constatirende
oder noch erst zu erforschende [namentlich Nerven-]
Phänomene , erst künftig mögliche Erklärungen ; von
diesem aus will er nicht nur alles Mögliche, sondern
selbst das Unmögliche construiren. Wenn der Vf.
z. B. so besonnen ist, aus den bekannten Versuchen
von Zerstörung und gänzlicher Entfernung der He-
misphären mit angeblicher Integrität der Intelligenz
[ungleich den VoUblutspiritualislen] nichts zu Gunsten
des Spiritualismus zu folgern, jene Beobachtungen
vielmehr, so wie sie bis jetzt gemacht sind, über-
haupt für kein hinlängliches Material der Beurtheilung
erklärt, — so zeigt er sich gegenlheils , wo er seine
Hypothese tummelt , um so schrankenloser und will-
kürlicher. So wird lang und breit über den Punkt,
wo die Seele sitzt [k la Waitz] geredet, wie u. wo
er, ob es ein mathematischer oder räumlich -realer
Punkt, grösser oder kleiner sei, ob diese Punktseele
eine räumliche Anschauung gewinnen könne u. s. w.
Die beklagte Schwierigkeit, einer immateriellen Seele
eine räumliche Anschauung zu vindiciren , stört den
Vf. nicht sehr, es reicht ihm die Vorstellung hin, dass
die Raumanschauung ein der Natur der Seele ursprüng-
liches und a priori angehöriges Besitzthum sei, das
durch äussere Eindrücke nicht erzeugt , sondern nur
itt bestimmten Anwendungen provocirt werde. Nach-
dem weiter angenommen ist , dass es gar kein einzi-
ger Punkt zu sein braucht, dass es hinreicht, wenn
alle Nerven in ein [nicht gefasertes] nervöses Paren-
chym einmünden, das der allseitigen Verbreitung der
Erregungen keinen Widerstand mehr entgegensetzt
und sie daher wenigstens mit einem Theile ihrer Wir-
kung gewiss auch die Substanz der Seele erreichen
lässt u. s. w. , dass die Seele wahrscheinlich in der
grauen Substanz der Varolsbrücke sitze u. s. w. — ,
so ist's auf einmal gar nicht nöthig , dass die Seele
einen festen Sitz hat, sie kann auch beweglich sein,
überall hineilen, wo sich ihr Eindrücke darbieten
u. s. w. Aber auch ihre Beweglichkeit ist nicAi
nothwendig. Uebrigens vjäre sie dennoch leicht zu
constnäten, — So viel davon ! Noch ist aber anzu-
erkennen, dass der Vf. nur ganz wenig frömmelt.
Denn was will z. B. „die Gnade der Idee** — zu
welcher, noch dazu bedenklich heierodox, die Gnade
des Herrn verlufligt wird — viol heissen? Es ist
kaum der Mühe werth.'
Wie nun aber der Vf. im Gange seiner subjuncti-
ven Darstellung weiter bald seine spirilualistischen
Principien bejaht und verneint, bald in den Idenlis-
mus fällt, bald sich wirklich mit dem Materialismus
nass macht, wird aus dem Zusammenhalten und Ver-
gleichen des Nachstehenden unter sich und mit dem
bereits Vorausgeschickten noch klarer werden. Das
Mitzulheilende muss freilich, da nicht Alles , was je
darum und daran hängt, wieder mit abgedruckt wer-
den kann, wie man zu sagen pflegt: aus dem Zusim*
menhange gerissen werden. Doch sollen der Menge
des zur Auswahl Vorliegenden nur solche Sätze (we
es irgend die gebotene Kürze zulässt, mit den eigeaes
Worten des Vfs.) entnommen u. wiedergegeben weh-
den, welche als feststehend und bleibend »nicht etwt
als blose Constructionsmomente , die nur als solciie
gesetzt und im Gange fortschreitender Dialektik wie-
der aufgehoben werden, anzusehen sind.
/. Buch, Körper und Seele sind auch nach ihnr
gewöhnlichen Auffassung nicht disparat, sie siid
coordinirte verschiedene Arten des Begriffs der Sa^
stanz. — Der Körper steht der Seele nicht als eiae
anders geartete Substanz gegenüber. — Die Weck-
seiwirkung [des Immateriellen mit dem Materielleo]
findet in der That zwischen gleichartigen Gliedern
Statt, freilich nicht, indem wir materialistisch die
Seele zu einem Stoffe, sondern umgekehrt, iadeoi
wir spiritualistisch den Stoff zur Seele, oder einer
ihr wesentlich homogenen Substanz werden l.isseD.—
Vorgänge des Lebens der beseelten Wesen, welche
von dem physisch-psychischen Mechanismus unabhas-
gig wären, kann die physiologische Psychologie oicbl
anerkennen. — Den häufigen Irrthum muss man Te^
bannen, als sei ein Gedanke , ein Gefühl , eine Stre-
bung , den Massen und ihren Zuständen gegenüber,
etwas nur Ideelles in dem Sinne einer ünwirklichkeü;
sie sind vielmehr, sofern sie eben Zustände eioer
realen Seele sind, in ganz gleichem S/nne etwas
Wirkliches, durch ein substantielles Dasein Getrage-
nes, wie die Zustände der Massen. — Indem wir
sehen oder hören , dringt ein Theil der Licht- wd
Schallwellen in unsere Sinnesorgane ein. — Nienwod
kann so sehr , wie wir , überzeugt sein , dass ein
grosser Theil des Eindrucks , den uns schöne Gegea-
stände machen, auf Erregungen oder Mitwirknogee
nervöser Elemente beruht. — Der Körper briogl
weitgreifende Einwirkungen auf den Geist, sowohl
durch seine beständige Bildung, als durch seine all-
mälige Entwicklung herbei. — Nach der chemisch«
Zusammensetzung des Blutes , den verschiedene!
Hülfsmilteln der Circulation, der Respiration, dei
Grösse und Lebendigkeit der Nervenerregungen, nad
der Masse und Feinheit der Ausbildung einzelner Nef
venpartien ist auch die Summe der Eindrücke, welcn»
die Seele erhält , ihre Stärke und die Geschwind^
keit ihrer Abwechslung, die Feinheit ihrer Combi-
nationen verschieden. — Die verschiedenen Form«
der Mitwirkung, welche die körperlichen Fiinclionfl
den geistigen gewähren , lassen erwarten , dass auci
die anatomische und physiologische Anordnung
Theile, von denen diese Hülfe ausgehl, nicht für a»
Seelenthätigkeiten die nämliche sein werde. [D"*
Mitwirkung überhaupt vom spiritualislischen Stan •
punkte aus statuirt, sagt etwa so*viel, als ob roan^ei
Fötus zu seiner eigenen Erzeugung mitwirken, «««"
Erzeugern dabei helfen liesse.] — Diese verschiede
nen Anordnungsweisen der körperlichen Imp«"*» ^
welchen die geistige Entwicklung abhängt ^»^•^'''
Lotte» medicmiscbe Ps^hekygi«.
137
Uen, sofern nor 9hr Inhalt foerilcksrdiligt wird, sind,
fie prlditig auch dieser sein mag , stets wesenlose
Sdntien; die anbedeutendsten Gedanken dagegen,
»feni sie als Gedanken eines bestimmten Subjects
bsUBde eines whrklichen Wesens sind, erlangen da-
teh einen reellen mechanischen Werth. — r Wir
v»lleB lieber die Behauptung wagen , die Seele sei
lotiiweiidig ein 'verSnderlrcbes Subject der Erschei-
Boogefi [gleich nachher: in jedem Angenbficke ge-
wissennaassen ein neues u. anderes Wesen] , müsste
«e andi um deswillen als ein Seiendes von bedingter
^maog, nicht aber als Substanz in dem eminenten
Sine des Realismus bezeichnet werden. [Im 3. Buch
I lieissles: die Seele erfthrt dnrch die sinnlichen Reize
I ia der Tbat eine VerUnderung ihres eigenen Wesens.] —
in den Inf der Naturwtrkungen int die Existenz des
Mtoüebeis so gebunden, dass wir nie eine Spur
desselbea bemerken ohne die Grundlage einer kOrper-
litktn Organisation, und dass umgekehrt nie die pliy-
siscken Bildnagskrafte einen regelmässigen thierischen
Leib cneagen , ohne dass mit ihm auch eine Seele
rerfciOpft erschiene. — Es ist wirklich so. dass
iJies Dasein der Seelen von der Erweck ung einer
physiseben Organisationsbewegung abhängt, und dass
in Gelingen der letztem stets ein neues psychisches
Senent in den Lauf des Geisteslebens einführt. —
9k Beseelmg f^lllt nothwendig mit dem Anfange der
irganisirenden Bildungsbewegung zusammen, und mit
Ird Fortschritt steigt auch die Entwicklung der
Seele.
Bas IL Buch soll aus der Entstehung der ein-
lachen Sinnesempfindung, aus deren Aufbewahrung
li GedSchtniss und vielfacher Verknt^fitng tinter sich
dea wechselreichen Lauf der Gedanken entwickeln.
(Bas ist der leibhaftige Sensualismus I] — Ob und
welche Pereeptionen vom Sehen oder HOren kommen,
n beurtheilen , besKzt die Seele durchaus keine ur-
iprtoglichen Mittel , sondern verdankt solche nur der
ErDibrong, der unzählige Empfindungen schon voran-
gegaigen sein mttssen. — Die Einwirkung körper-
lieber Zustande auf die Empfindung und das Denken
iil aberaH an die Fortleitung einer eingetretenen Ver-
toderong bis zu den Centralorganen des Nervensystems
lebnnden. — Misstrauisch gegen deu Erfindungsgeist
irr Seele hat die Natur dem Körper die automatisdien
{lellex-] Bewegungen als mechanisch vollkommen be-
tagte Wirkungen der Reize mitgegeben. — Auch
^Sprache, die so wenig als der Ausdruck des Ge-
licfats eine Erfindung des menschlichen Scharfsinnes
itt, gehört zu den Erfolgen, welche ein Zug der
jikfsischen Organination nnsern Innern Zustanden mit
leebanischer Nothwendigkeit zugesellt hat. — Der
WcbinenmSssige Betrieb der Bewegungen beim Wei-
tergehen , Steigen , Sprechen — dem die Seele nur
tuschaut — ist für die Zwecke der Seele ungleich
mgemessener, als es die Nothwendigkeit beständigen
dgenen Eingreifens sein wllrde. — Auch der Wille
Himag nichts anders , als in einer gewissen selbst-
lewahhen Verbmdung und Reihenfolge jene innere
IM. JiArhfc. Bd. 7t. HA. 1.
psychischen Zustände'zu erzeugen, an welche die Orga-
nisation die Entstehung der Bewegung geknüpft bat. —
Triebe entstehen ans Gefflblen nur durch Erfahrun-
gen. — F8r den Blinden [wie fttr das Kind] sind am
Anfange seiner Erfahrung Raum , Lage , MuskelgefDhl
unverstandene Worte; nicht allein die Anordnung der
Dinge im Raunae, sondern ihn selbst, die Vorstellung
der Lage , selbst die fiedeatung seiner MuskelgefUble
rauss er von Grund aus erst entdecken.
Das ///. Buch giebt keine eigentKche Entwick-
lungsgeschichte des kindlichen Denkens, wie die
Ueberschrift vermuthen liesse; das dabin gehörige
kommt zerstreut bei den besondem Sinnen im vorigen
Buche und sonst vor. Es sind betreffende Sätze be-
reits mitgetheilt, aus denen hinlänglich die Golliaion
des Spiritualismus, namentlich auch mit der Entwick-
lungsgeschichte hervorgehen mag, was noch schla-
gender 2U Tage gekommen wäre, wenn Vf. diese
Entwicklungsgeschichte in einen Abschnitt zusammen-
gefasst als Ganzes gegeben hätte. Eine Geschichte
der Rückbildung im Greisenalter fehlt ganz , und das
ist gewiss fOr den Spiritualismus sehr bequem. Im
vorigen Buche kam des Vfs. Seelenhypothese verhält-
nissmässig wenig ins Spiel. Man konnte oft lange
ungestört fortlesen , ohne an sie erinnert zu werden.
Das ist erfreulich für den Leser und doch kein Lob
fflr den Vf. Hier nun kommt derselbe bis zur Schwelle
des Bewusstseins, auf die Brücke, welche Materielles
zum Immateriellen überleiten soll. Aber auf tlieser
Brflcke liegt ein Stein , daran stösst er und komnt
nicht hinüber. Doch ist davon schon gesprochen. Vif.
will nicht auf Fragen eingehen , die nur einer philo-
sophischen Physiologie wichtig nnd K)sbar sind. -*-
„Wir wenden uns vielmehr nur der einen fJeberiegnng
zu, in wie weit die bekannten Ereignisse, die uns die
Geschichte des Bewusstseins darbietet , einer Mitwir-
kung körperlicher Organe bedürftig, oder mngekehrt
auf diese zurückzuwirken fiihig sind. — Nvr das wt
für uns vorhanden, was auf unsern Körper wirkt;
nur die körperlichen Eindrücke wirken weiter auf
unsere Seele, die unsere nervösen Substrate erregen,
und selbst von diesen Erregungen erzengen nur die
eine Wahrnehmung, die durch den ununterbrochenen
Verlauf der Nervenfasern bis zu den Oentralorganen
geleitel werden.** — Vf. giebt ferner in den Fällen
von Ohnmacht und Bewusstlosigkelt durch heftige
Eindrücke, ein Leiden der Centralorgane au , hält es
aber für einen unnützen Umweg, die Bewusstlosigkeit
aus ihm und nicht unmittelbar ans dem Erschütle-
rungszustande der Seele selbst herzuleiten. [Onrch
diesen Erschütterungszustand wackelt die Seele wie
die Seelenhypofhese. Diesem Erschflltemngnzustande
eines Immateriellen und den weiter vorkommenden
psychischen Oscillationen geht die Behauptung vor-
aus, der Ton sei ganz beziehungslos zum Raum. Soli
vielleicht ein Unding durch ein anderes plauaibler
werden?] — Rec. ersucht nun, folgende Reflexio-
nen mit Aufmerksamkeit zu lesen und su entscheiden,
ob damit für den Spiritualismus, ja ob nur überhaupt
18
138
L 0 1 z e , medicinische Psychologie.
damit wirklich etwas gesagt und conslruirt, oder
oh es bios geredet ist. ,, Sehen wir in den meisten
Fallen, dass es körperäche Reize sind, durch welche
das geschwundene Bewusstsein wieder erweckt wird,
so bedeutet diess doch nichts Anderes, -als dass der
Umschwung der psychischen Zustände sie wieder da-
hin gebracht hat, dass eine Wechselwirkung der Seele
mit den nervösen Organen von Neuem beginnen kann,
und dass die dadurch ermöglichte Zuleitung neuer
Eindrücke die vollkommne Herstellung der psychischen
Lebensbedingungen begünstigt. — Wir legen unsern
weitern Betrachlungen die Annahme zu Grunde, dass
sowohl das Gedüchtniss, als die wechselnde Wieder-
erinnerung und der Lauf der Vorstellungen überhaupt
ohne Mitwirkung der Centralorgane denkbar sei u. s. w.
Aber es kann vor Allem natürlich nicht der Sinn un-
serer Behauptung sein, dass der Lauf der Vorstellun-
gen wirklich unabhängig von den wechselnden Zu-
stünden der Centralorgane erfolge. — Wir sind
geneigt, noch mehr zuzugeben und neben der zufälli-
gen eine beständige , ja selbst eine nothwendige Mit-
wirkung anzunehmen, durch welche die Centralorgane
zu der Klarheil und Lebendigkeit unseres Gedanken-
ganges beitragen. — • Es mögen allerdings schwache
Mitoscillationen der Centralorgane den psychischen
Vorstelluttgslauf überall begleiten, doch nicht als
seine Ursachen, sondern als seine Folgen , als eine
Art von Resonanz, welche die Thätigkeit der Seele
zur Verstärkung der Lebhaftigkeit ihrer Vorstellungen
secundär in den materiellen Substraten hervorruft.
[Wie klein der Vf. zugiebt I — Als ob die schwachen
ifiVoscillationen, welche den psychischen Vorstellungs-
lauf überall begleiten, schwach oder stark, nicht
deshalb doch Mitoscillationen wären — trotz der nicht
überbrückten Kluft zwischen Materiellen und Imma-
teriellen, — als ob die doch damit gesetzte simultane
Consonanz sich so willkürlich wieder zur secundären
Resonanz umreden liesse I] «
Der spirituaiisttsche Vf. leugnet nun weiter, dass
unser Geist allgemeine Anschauungen a priori zu eigen
besitze, als von andern unterschieden, die er nur der
Belehrung durch Erfahrung verdanke, als angeborne
Vorstellungen, die vor allen äussern Eindrücken Ge-
genstände des Bewusstseins wären. Auch sie haben
ihre Entwicklungsgeschichte und bilden sich allmälig
unter den Anregungen der Erfahrung aus. — Nicht
nur jede Erinnerung an räumliche Gegenstände, son-
dern auch jede symbolische Anordnung abstracter
Gedanken in einem vorgestellten Räume , gelingt nur
durch eine Mitwirkung der Centralorgane, von denen
überhaupt die Combination der Eindrücke abhängt,
— Auch die abstractesten geistigen Verrichtungen
führen eine Consumption organischer Elemente her-
bei u. s. w. — So entspinnt sich jene abenteuerliche
Sucht, das Ich als vollkommen bestimmungslos von
Natur, als bestimmt nur durch seine eigene freie
That zu denken ; eine Phantasie, deren weitere Ver-
folgung die physiologische Psychologie von sich ab-
lehnen kann. — Nicht nur darin ist das Selbstbe-
wusstsein veränderlich , dass die Intensität wechselt.
mit welcher der Gegensatz des eigenen Wesens u
der Aussenwelt empfunden wird, vielmehr iit auob
der Inhalt des \i\\\ einer beständigen Schwankung ua*
ter werfen. — Die Energie u. Innigkeit, mit welcher
wir in unserm wirklichen Selbstbewusstsein das Zi^
sammenfullen unserer Vorstellung mit unserm eignea
Wesen empfinden , — eine solche unmittelbare Eri-
denz der Identität zwischen Denkenden u. Gedachtea
kann nur durch die Gefühle entstehen, welche die
Thalsache des Selbsthewusstseins begleiten. — \\i%
Selbstbewusstsein gilt uns nur für eine tboorelische
Ausdeutung des Selbstgefühls. — Jedes [Hira-jOrgaa
föngl in dem Augenblicke an sich zu bilden , in wel-
chem a tergo die nothwendigen mechanischen Bedia-
gungen seiner Entstehung vorhanden sind. — Die
höhere Ausbildung der Seele beruht nicht darauf,
dass einem Organe dumpfer Gefühle und Begehrungee
ein höheres der klaren Intelligenz untergeordnet wird,
sondern alle jene Intensität der geistigen Verrichluo-
gen hängt, so wie der Reichthum ihres Inballef,
unmittelbar von der Güte der Sinnes Werkzeuge usd
von der durch sie ermöglichten Vielfältigkeit der Er-
fahrung ab. Gehen wir von dem Menschen auch Dir
zu dem ausgebildeUten Affen über, so ist die Klofi
zwischen dem Seelenleben beider so ungeheuer, dass
wir hier am deutlichsten sehen , wie sehr die höhen
Entwicklung des Menschen von einzelnen Umsläodfli
abhängt , die mit der Organisation des Gebims m
wenig [noch weniger aber mit einer immateriell«
Substanz] zu ihun haben, mit seiner Fähigkeil tu
Sprache , nämlich mit der Ausbildung seines Taslsia-
nes und seiner Hände , der langen allmälig lernenda
Kindheit , der Empfänglichkeit der Sinnesorgane Üb
Harmonien ihrer Eindrücke und andern ähnlidiei
Vorzügen. Gewiss liegt auch ihnen eine EigenlhüiD-
lichkeit der Centralorgane zu Grunde, aber schwer-
lich eine so offenbare, dass sie in den relativen Grös-
sen der einzelnen Theile oder in den Uinzutreia
neuer bestände u. s. w. — Die Ausbildung des G^
hdrsinnes, die Fähigkeit des Gesanges u. der Spnrbi
kann ebenfalls ohne bestimmte begünstigende Eia
richtungen der Centralorgane kaum gedacht werden.-
Die specifische ursprüngliche Natur der Seelen über
haupt ist einer viel hdhern Entwicklung nicht ßhil
als ihnen die Oekonontie ihrer körperlichen Anregui
gen wirklich zu erreichen erlaubt. — Wir glaube
die nächste und wichtigste Regründung der geistige
Functionen nicht sowohl in den centralen , als viel
mehr in den peripherischen Organen und ihren Fune
tionen suchen zu müssen.
Aus dem vom Vf. in den letzten Capiteln über dl
kranke Entwicklung des Seelenlebens Gesagten eol
nehmen wir für unsern Zweck nur noch Folgendei
Die Annahme einer Veränderung in der Substanz d<
Seelen und ihren primitiven Fähigkeiten [zur ErkU
rung der Pathogenesis der psychischen Krankheiten
wüsste sie auch jedes metaphysische Redenken i
beseitigen, wtlrde doch stets nur den Werth eini
ganz allgemeinen theoretischen Formel, aber kej]
Anwendbarkeit für die wirkliche Erklärung der£
Memoiren der belg. Akademie.
«MiiiiDgen besitzen. Eine zweite Ansicht wflrde
Rrtnr und elementare PShigkeiten der Seele ftlr un-
lerUdert halten, aber eine unglflckliche Ffihrung des
liaügen Lebens habe die verschiedenen Ausübungen
der letztem und ihre Producte in so ungünstigen
Cmbinatioaen Terwickelt, dass sie nicht nur einan-
der selbst widerstreben, sondern auch die Möglichkeit
floer weitern unbefangenen und vernünftigen An wen-
dang jener Fähigkeiten aufheben. Eine dritte Ansicht
:,»«rde diese Definition des Thalbeslandes geistiger
[irankheit vielleicht mit der zweiten theilen , aber sie
[wOrde die Behauptung hinzufügen, dnss jene ungiflck-
Mt Verirrung der geistigen Thüiigkeilen überall
;aor die Folge einer Störung körperlicher Organe und
ihrer Verrichtungen sei, mögen diese nun unmittel-
bar in materialistischer Weise als erzeugende Ursa-
chen der psychischen Vermögen , oder nur als mil-
belfende, aber unentbehrliche Bedingungen ihrer Aus-
abuag gelten. — Diese lelzten beiden Ansichten
sucht nno Vf. zu verschmelzen. „Wie sehr die Aeus-
semog der geistigen Fähigkeiten von körperlichen
Bedingangen abhangt, wissen wir, und geben deshalb
bereitwillig zu, dass in sehr grosser Ausdehnung so-
nalische Leiden die Ausgangspunkte psychischer sind.
Diess freilich würden wir nicht zugestehen können,
dass aberall die Störung einer körperlichen Function
jie erste, vom geistigen Leben selbst unabhängige
pmcke seiner spätem Verwirrung sei; vielmehr
|wd unleugbar intellectuelle Erschütterungen im
fetaade, den ersten Keim zu einer Zerrüttung der
Seele zu legen. Dennoch machen wir jener princi-
11 zu bestreitenden Ansicht ein wichtiges Zuge-
de mSdecine de Belgique,
Bruxelles 1851. 4.
139
Tofue deuxi^e.
adniss'
u. 8. w.
Es würde zu viel werden, weitere Auszüge zu
Rec. schliesst mit diesen — vom Vf. selbst
]k foickäg prädicirten — Zugeständnisse, nach wel-
kem von der Seelenhypothese , die ausgeht wie ein
licittlicht, nicht weiter die Rede ist; welch reiches
blehal auch das ganze Buch an ähnlichen, directen
Wk indirecten , Zugeständmssen sowohl , als an bc-
dmmten Widersprüchen gegen den Spiritualismus
L B. die Stahrsche Seele u. a.) noch darböte. Mit
ian vorstehend Mitgetheilten ist wohl zur Genüge
hrgethan, dass Vf. einmal Spiritualisl, ein ander Mal
klerialist, d. h. einmal kein Spiritualist, ein ander
bl kein Materialist , also wahrhaft keins von beiden
in. sondern ein confuser IdentisL Damit wäre die
lecension ztf Ende , wenn Rec. nicht noch eine Art
htzaowendung anzuschliessen hätte, nämlich die:
^ Vfs« Spiritualismus schwimmt, eine anderartige
tskstanz, wie ein ungehöriger Oeltropfen auf dem
fm seiner Physiologie, da- und dorthin sich wen-
fcirf, aber überall auf der Oberfläche, äusserlich u.
iivermischt damit bleibend. Wenn man den Oel-
Ivpfen wegbläst, was leicht ist, kann man sich den
wfJD immerhin schmecken lassen.
B I u m r ö d e r.
88. limoires des conconrs et des savants
ftrugers, puhUes par racademie royale
Den Reigen eröffnet eine von der Akad. gekrönte
Preisschrift von I. Orocq über die Behandlung der
Fracturen der Gäedmaassen. Vf. beginnt mit einer
Geschichte der Beinbrüche in pathol. und therap. Be-
ziehung, und wir finden diess, wenn auch nicht neu,
doch jedenfalls nachahmungswerlh, denn die Ge-
schichte einer Wissenschaft oder eines wissenschaft-
lichen Objects zeigt uns deren Entwicklungsgang,
welcher so wenig schnell zu sein pflegt, als der
Entwicklungsgang ganzer Völker. Crocq nimmt
4 Per. an, die 1 . bis auf Paul von Aegina (500),
die 2. bis auf A. Par6 (1550), die 3. bis zu Ende
des 18. Jahrb., die 4. auf das 19. Jahrb. verweisend.
Diese hislor. Skizze trägt das Gepräge wirklichen Quel-
lenstudiums , und es verdient Anerkennung, dass Vf.
auch den Werth der Deutschen und Engländer mit
historischer Unparteilichkeit würdigt.
In der 2. Ahiheil. bespricht C. die Transport-
mitiel ßr Beinbruchkranke, unter welchen er der
Tragbahre den Vorzug einräumt; dann die Verfah-
rungsarten um die Ausdehnung ^ die Gegenausdeh-
nung und die Beduciion zu bewerkstelligen, das
Verfahren bei Fracturen der Finger, derÜand, des
Vorderarms, des Olekranon, des Oberarms, des
Schlüsselbeins, des Schulterblatts, der untern Extre-
mität. Bei Brüchen des Schenkelhalses verwirft C.
jeden Verband, bei Brüchen der Clavicula und Scan
pulüf so wie auch des untern Endes des Radius
(nach V e 1 p e a u) soll nur der Arm in einer Milella
getragen werden.
Die Kopfverbände aus Gutta - Percha , dem An-
schein nach in Belgien sehr beliebt, die May or-
schen und Bonnet'schen Verbände, der Sc ulte ti-
sche Verband , der Contentivverband mittels der Boll-
binde, die Verbände, welche eine permanente Exten-
sion bezwecken sollen , das doppelte Planum inclin.,
die Schweben, der Gypsverband und der Forst er-
sehe Sandkasten, der Larrey* sehe inamovible Ver-
band , so wie die Modificationen des permanenten
Verbandes durch Seutin, Velpeau, Laugier,
Lafargue und de la Vacherie werden beschrie-
ben und besprochen. Grossen Werth legt Vf. darauf,
dass Seutin so wenig, als Mayor ihre Kr. mit
dem fracturirten Gliede auftreten, sondern es in einem
auf dem Nacken fixirten Suspensorium (suspenseur
cervico-tarsien) tragen lassen , während der Kr. sich
zweier Krücken bedient. Für die Amputation bei
complicirten Fracturen spricht Vf. sich sehr cum re-
strictione aus, nur wenn dieselbe im obern Drittel
des Oberschenkels stattfindet, betrachtet er sie^mit
Baudens als unerlässlich. Für eine strenge An-
tiphlogose u. eine sehr magere Diät ist C. auch nicht.
Die Verfahrungs weisen bei Nachklangen der Frac-
turen, namentlich bei Rigidität, bei Calluswuche-
rung, bei Pseudarthrosen werden der Reihe nach
besprochen.
140
Memoireo der b<lg. Akademie.
Unur alten Umstä&deD fordert C. bei Fraeturen
ihre unverzügliche Reduction , wenn es möglieh ist,
den Knochenbructi reponirt zu erhallen, was bei
BröcheA de» Sehenkelhaises, des Schlüsselbeins leider
nicht immer der Palt ist. Dabt^ rXth er stets TroHioM,
fß^idersland und I^ssiwi (naeh Vayor für Ex-
tensioii, Gonlraexteti3io<a und Goapiation) zu sagen.
Bezüglich der Stellung, in welcher man die Re-
position der Brüche vornehmen u.dierefonirlenPrac-
turen während der Kur erhalten soll, stelli C. den
Grundsatz auf: so viel als möglich die Muskeln zu
erschlaffen, welche im Sinne der Verschiebung wir-
ken, dagegen diejenigen zu spannen, welche in ent-
gegengesetzter Richtung wirken , bei Würdigung der
Wirkungen der verscliiedenen Positionen aber den
Winkel zu berücksichtigen, in welchem die Muskeln
auf ihren Hebel fallen. Zugleich macht er darauf
aufmerksam, dass selbst sehr schiefe Knochenbrüche
ohne Verschiebung bestehen, sobald die umgebenden
fibrösen Gebilde unversehrt geblieben sind. Für
Brüche der Finger und der Mittelhand eigne sich am
meisten eioe halbgebogene Stellung, für Brttehe der
Handwurzel die Extension , für Brüche des Vorder-
arms 4ie halbe Beugung uird die halbe Pronatio«,
für Brüehe des antern Enttes des Humerus die Exten-
sion , fhr Briehe im obern Drittel die halbe Flexion,
also für Bruche der obern Extremitäten durchschniti-
lich die halb« Beugung. Bei Brüchen der un4ern
Extremität empfiehlt G. haibe Beugung des Pusses,
mäesige Extension des Untersehenkels und vollkom-
mene Extension des Oberschenkels , bei Brüchen de»
Galcaneus Extension, des Fusses, bei Querbrttchen der
Patella mit starker Dislocation der Fragmente Viertel-
beugung des Oberschenkels , bei Brüchen unter den
Trochanteren leichte Flexion des Oberschenkels.
Wenn ungeachtet eines Schenkelhalsbruches die Ver-
letzten noch gehen können und das Glied sich nicht
verkürzt, so leitet G. diess nicht von einer Protrac-
tion der Fragmente ab, sondern davon, dass das Pe-
riost intact geblieben ist. Am zweckmässigsten findet
er es, den Ober- und Unterschenkel extendirt zu er-
halten. Ob die Reposition eines gebrochenen Gliedes
in gestreckter oder gebogener Stellung am zweck-
mässigsten vorgenommen wird, ergiebt sich am besten
im concreten Falle beim Repositionsversuche selbst,
und gewiss wird jeder Ghirurg hierin dem Vf. bei-
stimmen , dass scheinbar ganz analoge Fälle gerade
in dieser Beziehung ein verschiedenes Verfahren for-
dern. Die Extension und die Gontraextension ge-
schehen niemals an dem gebrochenen Knochen, son-
dern wenigstens ober- und unterhalb der nächsten
Gelenke und nach der Achse des Gliedes. Die Teno-
tomie verwirft G. bei Brüchen der obern Extremität,
um ihre Reposition leichler zu bewerkstelligen , da-
gegen hält er sie für zulässig in manchen Fällen von
QuerbrQchen der Kniescheibe u. von Unterschenkel-
brüchen.
Einem aoliden Zirkelverband, mag er amovibel od«
■namovibei sein, zieht G. jedem andern vor, da er
glcichmäasig dw; Muskela das gebrochenen Gliedei
comprimire, einer Verrttckung der Fragoiaote aia
sichersten entgegenwirke , das krajike Glied iu ange-
messener Lage erhalle, den Gang der CaUusbildun§
und damit auch die, VereiJiigung begünstige«
In einem entsprechenden Gömpresaivverbande
sieht C. mit V e 1 p e a u und S e u t i n das beste Mittel,
um die bei Fracturen fast nie fehlende Contusion
schnell zu beseitigen, eine Entzündung zu verbfites,
die Schmerzen zu mildern , krampfhaften Huskelcon-
tractionen vorzubeugen und sie zu bekämpfen.
Bei Anlegung einer Zirkelbtnde soll ma» nienutk
die ersten Touren um die Bruchstelle AlhreD, sondern
immer von dem am wenigsten umlattgreiehen Tbeik
oder Ende des Gliedes au& naeh und nach aufdis
umfangreicliere steigen , sonst falle die Gompression
ungleich aus, u. man rieUe Schaden a«. S eutin'i
Gompreasionskttr wiird ais tftberflüssig und Irrthanwr
erzeugend nicht gut geheissien.
Bei den Brüchen des Vorderarms verfangt G. einea
d5täg. , bei Brüchen des Schlüsselbeins einen 30 bis
40tag., bei Brüchen des Oberarms eine 35 bis 40lXg.,
bei Brüchen des Unterschenkels einen 40 bis SOtäg.,
bei Brüchen des Oberschenkels einen SOtäg. , bei
Brüchen des Schenkelhalses einen 60täg. Gebraucb
des amovo-inamovibeln Verbandes, den er natttrliel
auch bei Splitter- und complicirten Fracturen ftlr zb*
lässig erklärt , bei letztern den Appareil oaal6 vor-
ziehend. Den Gontact der Luft hält er bei compfi-
cirten Fracturen fUr ganz besonders schädlich. Wenn
zu compficirten Fracturen sich eine Eilerinfection ge-
sellt, so räth G. den Kr. nach Anlegung eines per-
manenten Verbandes in die freie Luft an versetzen,
u. versichert, dadurch schon manchen Kr. gerettet in
haben. Auch sucht er darauthun, dass sein pei^
maneoter Verband Ankylosen nicht begünstige , son-
dern mehr als jeder andere ihrer Entstehung entge-
genwirke. Ebenso sei es unerwiesen , dass nach
dessen Anwendung das Glied vorzngsweise leicht sink
verkürze. G. unterscheidet eine Pseudar(kro9is cei-
lul0sa » cartitagi»9a, ßörosa und synovialis «. cap^
sularis. Die beiden ersten sieht er als Callns^
hemmungen an^ die 3. als eine Symphyse, die 4
allein als ein falsches Gelenk. Als l^sacheo bn-
zeichnet er fehlerhafte Reduction , nicht entspreeJien-
den Verband , Vitalitätsmangel und Dyskrasien. Da
permanente Verband führt hier nicht immer zum Ziel«,
und über den Werth der subcutanen Diirchschneidnnf
der das falsche Gelenk vermittelnden Zwischensub-
stanz soll die Erfahrung noch erst entscheiden«
Allgemeine ßhitenUi^htmgen empfiehlt G. nur bei
wirklicher Plethora, sonst Diät und innerlich dei
B rech Weinstein in d. refr., um den Appetit sn ver-
derben. Das Wiederabbrechen eines schlecht gn-
heilten Knochenbruches erklärt er nur für Amnahmn-
weise zulässig. , . ,,,„,„,.
® . ;igitizedby VaOtJy IC
Die frühe Amputation bei Fracfören \M, er fin
angezeigt bei grosser Zerstörung der WeichUieile
Wttheil d. V«jr« nass. i<r«(e.
141
ytnB die Act cmr* oder brach, hoch cbna verlaUt«
«■^ p?}» weno der Nerv und die Art, oder die
; Art BAd dia Vene «erloUi sind , weoo der Koochea
fall aeioer gavsea LJInge nach eine Fraciura com*
vnuU crliilen » wenn das Kniegelenk g^tSnoi iaL u.
iiade ROrpea, oder zahlreiche Splitter enUiülL
Znc aoforttgen Reaedioii soll bmd adireileni bei
jeder FracUw* die mit einer Wunde des Gapn« bnuMri
«der des Caput fionoris conplieift ist» in» den meinten;
flUen %on bedeutenden Gelenk wunden. Austerdem
laan sowoM die AmpuMion als nneh die Beeectio«
|.j|Breh omfangreiche Eiterung oder GangrXn gefordert
werden.
Der Abhandlung sind 136 Krankengeschichten
angetiängt.
Nach franz ios. Malcorpa in Loewen ist
die JÜMmümrie eder BrigAdc&e Nierenkremkheit
keine phniiü^e Krankheit der Nieren, da die Syoi-
ploae. der Verlauf« die Gomplicationen und der Aus-
gang derselben sich nicht von krankhaften Veründe-
rnngfB der Nieren herleiten lassen, sondern eine
Krankbek des Blutes« m Folge deren die oigan. Ver-
Saderangen in den Nieren auftreten. Diese VerSn-
dierittg des Blutes tasse sich auf 2 Formen zurUck-
Mffen; die t. beruhe auf einer mangelhaften Hfl-
mtose, die 2. auf der Anwesenheit von Albumin,
das abnormer Weise an irgend einer Stelle des KOr-
pcn entstanden, in die Cireulalionswege gelanfft sei,
nad hier nur eine Umänderung des Blutes bedinge.
Beide Formen erzeugen Albuminurie » indem sie de^
Btntlan^ in den GapillargeHlssen der Nieren atOreo,
üe Bmihrung der Nieren vertndern und die Harn*-
aecrelion krankhaft modificiren. Die Ausscheidung
dea Albumins, durch die Nieren tragt dazu bei , dass
die VerSii4ernng dea Bluts vermehrt wird. Die sogen.
Dmretie» smd eher schädlich, als nütziich, wogegiew
die Einschnitte rn die öd^matösen Körpertheile gdnstig
wirken and daher warm empfohlen werden«
Saure rolle 's in Lnneville von der Akad« am
M. Oct. 1950* gekrönte Abhandl. üder den Einfluits
itr Pkyrik und Chemie auf die bessere Kenntniss
der NMiur tmd die Bekandlmg der Krankheiten^
mefeeml dieser Anvseichnung vollkomraefi werih.
Ber Einflass der Physik u. der Chemie auf die Fieber-
lehre« auf die Pathologie u. Therapie der EntzOndungen,
der B4iii(lttsee , der Neuroaen , der Gesebwulste,.
nheihanpt aller Psemtoplasmen , der Lithiasia, der
Bpizogn, der Kachexien und Dyskrasien, der-P^Xmie,
der krankhaften Secrete wird gewürdigt und dabei
vnr Allem den Forschungen der Deutschen Bechnung
getfagen. Viel! geringem' Werth dagegen besil^zl die
Arbeit Aber denselben Gegenstand, welche Eugen
ley in Nontbrisoo geliefert hal.
Nach J. C r o c q üb/er die Anwendung der Au^
odiMtiün und der Percussiou bei den Brustkrank-
heiien des Pferdes^ (mti der Akademie gekrOnL), sollen
akostische Esplorationsmothoden (est noch grdssern
Werth für die VeterinJirmedicin als für die Diagnose
iar Brof Ihrankheiten beun Menschen haben , d^ hei
oralem dm siibieetiven Zeinhen- (eUen* Veleri»Xr-^
araten wird diese Abhandhiog ei« besonderes Interesee
gewähren. tteyfelder.
89. litttellimgen de& Terein« Rtosaa'sefttr
LtnXt an seine UUgUeder. 185?. 8. Druck
von.4uliua fiiienne ia Winkel a/Bh. 58 &
Diesea nicht im Buchhamlel befindL Schriflchea
enthalt anaser de« Berichte (Iber die Sitzungen die«
Vereins, noch anhangsweise einige nicht uninteressante
Aufsätze.
1) Bruchschnitt an einem imonalL Kinde , von
Dr. R i c k e r. Ein rechtseitiger angeborener Leisten-
bruch, welcher sich eingeklemmt hatte, nölhigte zur
Operation. Leider waren die Darme (Ddnndarmschlinge,
Goecnm u. Wurmfottsolz) fbst verwachsen u. musaten
mit dem Messer getrennt werden; die Reposition ge-
lang, ein Paar Tage ging es gut, aber am 8. Tage
starb daa Kind, als die Wunde fast geheift war, an
Lungenentzündung.
2) Darstellung der medic, Ferhältnisse des
Rhein gaus im Mittelalter, von Hofr. Dr. Spengler
in Ems. Enthalt interessante Notizen Ober die Ge-
schichte des Heil- und Gesundheitswesens in dieser
Zeit, die Pest, die wunderthatigen Bilder, Besessene,
Uexenprocesse , Elendherhergen, Seelbader, elende
BrOderschaften, Segensprecher* Rogelherren, Mause-
thurmsage u. s. w.
3) Oeber die §P^irkung der Radiss anehusme
tincteriae im Keuehhusten , von ^. F r i c k h 0 f f e r»
F. (and dieses alte Volksmittel (falsche Alkanna, aus
Griechenland u. Sttdfrankreicb), in Snlhenform (1 Th.
nait 8 Th. Feti s/4 8td. erhilit u. dann ansgepreaat),
tSgl. 3 bis 4mal in die Herzgrube eingerieben u. dann
mit Flanell bedeckt, tther Erwarten httlfVeich hei etwa
3Q FälWau Es aiinderte den Krampf und die Zahl
der Mttffteoanfiflle , liesondera wahrend der Nach!,
ja schien sogar einige Male den Verlauf gnni ab**
ztMchneiden.
4) jdrgentum nitricum gegen Keuchhusten, von
Dr üe Im rieh. H. liess aus 2 Gr. Silhersalpeter,
2 Tr. Salpetersaure u. Semmelkruroe q. s. 36 Pillen
machen und gab davon stflndlich eine, worauf der
Husten in wenig Tagen nachliess und verschwand.
Er Iheilt 5 Krankengeschichten als Belege mit.
5) Aeupunctur gegen Ischias, von Dr. R 1 c k e r.
Ein Fall. Nach vergebl. Gebrauch anderer Mittel wurden
sechs feine stählerne Nadeln , langsam rotrrend, V
tief am Austritt des HOftnerven aus der Beckenhohle
eingesenkt und eine Stunde stecken gelassen. Nach
jeder AppNcation linderte sich der SehroenB, und nach
der sechsten war er ganz verschwunden. Nachkur:
geistige Einreibungen und Flanelleinwickelung.
6) Thyreoiditis bei bestehender Hypertrophie
des Kehlkopfes , von Dr. R i c k e r^jiji^ y tc
Ein BJdbr. HädeiMO litt schon lange an VergröweraDg
4« Scbtidknorpals mit Vefdiekong nnd Varkooclierang von
142
F ü 1 1 e b 0 r D , die wissensch. Grunidl. d. Med. Supplement d. Dict. de Möd.
dessen hinterer Wand; es konnte nie gehörig Flfissigkeiten
schlucken , beugte , um diess zu ermöglichen , den Kopf bei
weit Torgestrecklem Halse stark rückwärts und brauchte so,
um ein Glas oder eine Tasse auszutrinken , eine Stunde Zeit.
Dazu trat am 16. Jan. eine acute Entzündung der vordem
Halstheile (Schilddrüse und benachbarten Muskeln), am 17.
schon Sopor, und trotz nctiver Antiphlogose am 22. der Tod.
Die Muskclhaut des Schlundes war an der von dem verdickten
Kehlkopf gedruckten Stelle ganz geschwunden, so dass der
Schlund daselbst eine flbrdse Membran darstellte , welche zu-
sammengepresst war, so dass sie nichts hindurch liess.
U. £. Richter.
90. Die wissenschaftliche Grnndlage der
Hediciü; von Dr. F. L. Füllehom. Berlin
1852. C. Heymann. 8. 248 S. (li/eTlilr.)
Vf. dieser Schrift ist kein Arzt , sondern Appell.-
Ger. - Ciief- PrSs. zu Marieawerder , und hat schon
mehrere philosoph. Werke herausgegeben. In den
2 ersten derselben („Maletnalien zu einer Grund-
wissenschaft. Berlin 1845,'* nüd ,, Zwei Abhand-
lungen, Leipzig 1846'0 hat er seine Grundideen
,,dass die Einheit das Urwesen der Wirklichkeit sei,
und dass der Einheitslrieb die alleinige Quelle aller
Kräfte in der Natur, alles Gewordenen, aller Be-
wegungen (der Schwere, der Wärme, Eleklriciläl,
des Lichtes u. s. w.) sei,'* dargelegt und dann in
einer 3. (,, Forarbeiten zu einer Theorie der Ein-
heitslekre als Grundwissenschaft, Berlin 1848.**)
die Theorie der Einheitslehre seihst näher entwickelt;
endlich hat er. um die Anwendbarkeit dieser Einheits-
lehre als Grundwissenschail auf besondere Lehren zu
zeigen, eine 4. Schrift, eine Philosophie der Chemie
(tfDas Uebereinstimmende und Abweichende der
Grundregeln der Chemie und der Logik u, s. w,
Berlin 1850.**) veröffentlicht. Ohne Einsichtsuahme
in diese Werke ist ein vollkommenes VerstSndniss
des Vorliegenden kaum möglich; ein auszugsweises
Referat aus demselben ist ohnehin unausführbar. Wir
beschränken uns also darauf, Liebhaber naturphilos.
Speculationen , aof dasselbe aufmerksam zu machen.
Nach unserem Dafürhalten , und nach der allgemein-
herrschenden Stimmung der wissenschaftl. Aerzte ist
jetzt die Zeit noch lange nicht da, um das Material
der Medicin speculativ zu verarbeiten ; weil dasselbe
gegenwärtig erst noch fast durchaus neu zu sammeln,
zu sichten und zu prüfen ist. Doppelt unglücklich
muss aber ein solcher naturphilosopbischer Versuch
ausfallen, wenn der Vf., wie der unsrige S. 1. selbst
eingesteht, „keine bedeutende medicin. Kenntnisse
besitzt, und besorgen muss, sich hier und da aus
Mangel derselben geirrt zu haben.'* Doch ist
dieser Mangel, wodurch Vf. behindert wurde, auf das
Wenige was in der Heilkunde schon heutzutage , be-
sonders durch die Bemühungen der naturwissenscb.-
anat. Schulen festgestellt und haltbar genug ist , zu
fussen, — verhällnissmässig noch der geringere Ue-
belstand an dem Buche. Der grössere Uebelstand
ist, dass unser Vf., in seinem Bestreben (S. 1.) sich
von der Medicin möglichst viel Kenntnisse zu er-
werben, auf die gewöhnliche Klippe solcher Dilettanten
Terathen ist, nämlich eine Menge angebliche med.
oder naturwiss. Beobachtungen zusammenzutragen o.
für haare Münze zu halten, an denen kein Wort
wahr ist, und die zum grossen Theil jedem eintger-
maassen in Natur- und Heilkunde thatsächlicli, durch
eigene Anschauung Bewanderten, nur ein Lächeln
ablocken können. Es ist begreiflich , dass eine aus
solchen Grundlagen hervorgehende naturphilos. Erör-
terung noch auf weit krassere Irrwege führen muss,
als die, welche seiner Zeit von wirklichen Fach-
männern und grossen Kennern der Natur (Oken
nicht ausgeschlossen) betreten worden sind.
H.E.Richter. .
91. Supplement au Dictionnaire des Diction-
naireS de HideGine fi^angais et etrangers,
redige par une sociele de Prof, et d^Agreges
de la fac. de mSd„ de MSd,, de Chirurg., de
Pharm, en chef et (Ta/iciens Internes des höp.
de Paris, sons la direction rfe M. A m b. T a r-
dieu, Agr6g^ de la fac. de m^d. de Paris., M6d.
des bdp. etc. Avec une Table alphab^t. et
analyt. des mat. contenues dans les 9 vol.' Paris
1851. G. Bailliftre. 8. 944 p. (3 Thir.)
Das Hauptwerk , dem das vorliegende Supplement
folgt, ist in Deutschland bekannt genug. Die Autoreu
und Artikel, welche dieses Supplement enlhäll, sind
folgende.
Von Ade t de Rose vi 11 e: Hydrotherapie. Bart hei:.
maladies de renfance. Bayard: putrdfactions , tacb«s,
viabilile (Lebensfähigkeit der Neugeborenen). Becquerel
und Kodier: sang, taberculus. Becqaet: c^phalalgie,
confalescence , flux (die sog. Profluvien) , priapisme und sa-
tyriasis, r^vulsion. Beb i er: maladie. Ci. Bernard u.
Cbanac: digestion. Brierre de Boismont: inter-
diction (Bevormundung der Geisteskranken), paralysie pro-
gressive , 8tupidit($ , suicide. ßouchardat: chloroforme.
B 0 a d i n : ambulance, cbauffage et r^frigeration, fievre iotei^
mitiente, mi^ningite cdrcbro- spinale, recrutement. Car-
r i e r e : medecin. Durand- Fardel: age, calculs biUaires,
coliques, contagion, diabete, dyspepsie, Ätiologie, fievre,
fievre ephemere, babitations, kin^sith^rapie, inagnetlsme, pel>
lagre, infectioo parulente, pus, quarantaioes , saspensioo,
Strangulation . F e r m o n d : d^infection. F o y : coUodion,
art-de formuler , gutta-percha , haschich , poids et mesures,
Ventilation. Gavaret: air. Gillette: maladies de la
vieillesse. G o s s e 1 i n : agens andsthdsiques. H i 1 1 a i r e t :
pouls, prognostic. Jacquemier: gdn^ratioo, menstraatioo,
nourrice , oeuf humain. J a m a i n : rdgion axillaire , coatu-
sions et plaies des articulations, compression et dilatation,
pansements, rutule, sternum. Amddde Latour: coosul-
tations, honoraires des mddecins. V o i 1 1 e m i e r : opdration,
L i vo i s : ascarides, dchinocoques, taenia, inbamationa, inort.
Ndlaton: rdgion axillaire (mit Jamain), aneurysme et
Cancer des OS. Place: pbrdnologie. Phillips (in Lüt-
tich): maladies des voies urinaires. Rdquin: cirrhose,
homoeopathie. Robert und Veroeoil; aine (Anatomie
und Chirurgie der Inguinalgegend). Robin: microscope,
ostdogenie. Sandras: ddlire. Tardieu: identite (in
gerichtsärztl. Hinsicht) , ivresse und ivrognerie, submersion,
superfdtation, survie (gerichtsärztl. Unterscheidung des Spä-
tergestorbenen von 2 oder mehr Menschen).
Die Artikel sind sehr ungleich gearbeitet, sowohl
hinsichtlich der Quantität als der Qualität. Einige
wenige (bes. von B o u d i n) enthalten wirklich neue '
und für die deutsche Medicin beherzigenswerthe Mit-
theilungen : diese werden wir in Auszügen ffUr unsere
Meding, das med. P«ru.
143
Jalirbflcher mit benuUeD (z. B. LXXVII. 292.)- An-
'jcre entsprechen wenigstens dem Rufe uad den An-
iprQcheo ihrer VIT. nicht ganz : dahin rechne ich die
■eist fabrikmassigen von Durand-Fardel, flher
likroskopie von R o b i n. Viele sind ganz flach und
seiehL Mehrere sind entschieden unter dem Niveau
ier neuem Natur- nnd Heil Wissenschaft , wenigstens
der deutschen : dahin z. B. die helminthologischen
Artikel von Li v o i s , und fast Alles , was auf patho-
logische Anatomie fosst ; denn offenbar ist in dieser
Oiosichl Q. in der physikalischen Diagnostik die fran-
zösische Schule (welche hier vordem als Entdeckerin
vorausging nnd alle Lande beherrschte) vollständig
zorflekgeblieben , ja sogar unter ihre frühere Höhe
binabgesonken. Warum? Weil in der franzOs. Me-
iliciB nur Paris deo Ton angiebt; in Paris aber
wieder nur Das Beachtung findet, was dort entstanden
ist und Claque zu machen versteht. Die Pariser
ffiedJeinische Welt ktimmert sich, um die der Qbrigen
CBltoffdlker gar nicht, oder nur in einer voraus-
urtheiiendeo Weise. In Folge dessen , und bei dem
jeliigeo raschen Portschritte in allen Theilen der Welt,
irird der Pariser in wissenschaftl. Hinsicht ein in der
Kflllnr zurückbleibender, nur seine vier PPahle beach-
teider Barbar. Die allbekanntesten und ausgemach-
iBten Dinge sind ihm noch streitige Fragen (die Pilz-
jnor des Favus und der Tinea tondens ist z. B. im
BAp.SlLoois noch nicht anerkannt) ; die klassischesten
Werken. Persönlichkeilen (z. B. eines Rokitansky,
Shda, Virchow) kennt er noch gar nicht, oder
tat höchstens durch die schlechte Brille eines Otter-
karg einen Jpercu darauf geworfen. — Von
diesem desolaten Zustand der Wissenschafl in dem
leeligen Paris giebt gerade die hier besprochene En-
(jklopädie der Uedicin, an welcher doch eine Menge
JBDge Kräfte arbeiten, viele und auffällige Belege.
H. E. Richter.
92. Paris H6diCAL rademecvm des midecins
etrangers. Renseignements Aistor., slatist,
administr, et scientif, svr les höp, et hospices
civüs et miUt, , ienseignement de la mid, , les
acad, et soc, savantes; precedes dune Topo-
graphie med, de Paris et suivis dun precis de
Bibliographie med, frang, et des adresses de
tous les mid. de Paris. Par le Dr. Henri
Meding, Pr^s. de la Soc. m^d. allemande k
Paris, memb. de l'Acad. nation. agricole, manuf.
et comm. , memb. corresp. de plus. soc. m^d.
Tome second. A Paris 1853. J.-B. Bail-
Wre *). 12. 558 pp. (27« Thir.)
Es gereicht uns zu grosser Freude, sobald nach
Anzeige des ersten Bündchens (Jahrbh. LXXVII.
.) das zweite, und damit die Vollendung dieses
1) Za haben io den haaptsächlicbsteD Städten Deutsch-
«^: Leipzig bei Otto Wigand, Stuttgart bei Cotta, Wien
w BraamöUer and Seidel , Berlin bei Hirschwald , Hamburg
■iHoffmaDs u. Campe u. s. w.
so reichhaltigen usd nutzbaren Werkes melden zu
können. Indem wir uns auf das dort zur gerechten
Würdigung dieser fleissigen Arbeit unseres Landsmanns
Gesagte beziehen, bemerken wir, dass wir den Nutzen
desselben jetzt noch weiter ausdehnen. Die Reich-
haltigkeit der darin vorhandenen Notizen über die
franz., insbesondre Pariser Nedicin und Gesundheits-
pflege ist so bedeutend , dass dasselbe nicht blos für
den nach Paris Reisenden , sondern Überhaupt für
Jeden, auch ausserhalb Lebenden von Wichtigkeit
sein wird, sobald sich derselbe über die Zustände u.
Persönlichkeiten der Alles centralisirenden Pariser
Hauptstadt in med. Dingen ein richtiges Bild ver-
schaflen will.
Der vorliegende 2. Band ist als derspecielleTheil
des Ganzen zu betrachten. Er besteht aus 7 Haupt-
abschnitten.
Der 1. Abschn. (S. 11—218.) enthält, nach einer
allgemeinen Einleitung über die wichtige, den Franzosen ganz
eigenthumiiche Einrichtung der Axsfjftance publique, die be-
sondere Beschreibung der einzeluen Pariser Krankenhäuser
(Hopitaux) , der allgemeinrn (yiniraux) und für einzelne
Fächer bestimmten (spiciaux), ferner der Irrenhäuser, Pri-
vatkrankenbäuser (Maisons de sanU) , Plleganstalten (Ho-
spices) und anderer Sanitätshäuser (Taubstummen-, Blinden-
und ähnl. Anstalten). — Der 2. Absckn. (S. 219—290.)
behandelt verschiedene andere Einrichtungen und Anstalten,
welche auf Heilkunde oder Hülfe für Leidende berechnet sind:
der Gesundbeitsrath des Seine -Departements, und die der
übrigen Landestheile, die Untersuchung der Freudenmädchen
(unter dem euphemistischen Namen Dispensaire de salu-
brite) , die über ganz Paris vcrtheilten Rettungsanstalten für
Verwundete, Ertrunkene .und Erstickte (Secours aux bless4s
etc), die Centralanstolten für die Apotlieken, Bäckerei, Flei-
scherei, Ammen etc., die Privatwoblthätigkeitsanstalten (Kin-
derbewahranstalten, Krippen, philanthrop. Gesellschaft, Diaco-
nissinnen , wobltbät. Vereine etc.). — Der 3. Absckn.
(S. 291 — >362) betriflft das gesammle med. Dnterrichtsvresen :
die Geschichte und Organisation der Fakultät , ihre Lehran-
stalten, Museum, Bibliothek, Laboratorium, bot. Garten,
Anatomie etc. , die Anstalten für naturgeschichtl. Unterricht
(Jardin des plantes) , die Schulen für Pbarmacie , Tbier-
beilkunde Cy^//*or/^, das College de France, die Sorbonne,
das Conservatorium der Künste und Gewerbe , die Bergwerk-
scbule, die freien (Privat-) Unterrichtsanstalten (darunter das
vereinigte Laboratorium für Chemie und Physiologie von
Wurtz, Verdeil, Dollfuss und Robin, die prakt.
ehem. Lehranstalt von Gerhardt, u. eine Menge, über 90,
Privat- Leb rcourse für alle möglichen Fächer). — Der
4. Abschn. (S. 363—411.) ist den gelehrten Akademien u.
Gesellschaften gewidmet (Acad. des sciences , Acad. de
mSdec, SociStSs de Chirurgie, de mSd.prat.^ de biologie,
des hopitaux, d*observation , danatomie , mSdieo-ehir,,
pharmac^ , veterinaire etc, , so wie die Vereine englischer,
deutscher und amerikanischer Aerzte zu Paris). — Der
5. Abschn, (S. 412 — 514) enthält ein Verzeichniss sämmt-
lieber französischer med. Zeitschriften und aller bemerkens-
wertberen in Frankreich , besonders in den letzten Jahren
erschienenen Bücher; endlich eine Liste der der Acad. de mtfd.
gemachten Geschenke und Vermächtnisse (bes. über die grosse
Orfila'sche Stiftung), und der von ihr ausgeschriebenen
Preisaufgaben. — Im 6. Abschn. (S. 515^550.) ist ein
vollständiges Verzeichniss aller Pariser Aerzte, mit Angabe
ihrer Specialität , ihrer Wohnungen und Sprechstunden ent-
halten. Im 7. Abschn. endlich (S. 551 — 558.) giebt Vf.
eine Belehrung über die französischen Maasse und Gewichte
(Decimalsyslem), verglichen mit den wichtigsten ausländischen
und den altern französischen.
Es liegt in der Natur der Sache, dass wir zu dem
144
Hippokrittes uad diem^AtirKe Schule.
lfateri«I, das vielleicht Nvetnand so vollstHndig. wie
Dr. M edi VI 'g beherrscht, kaum «twas hinzuzurngen
babeti. (k>cfa femiissen wir beim U6p, des enfans
maiades , ^ass Herr L a i a r ^ (Vf. iter Gymnastique
praüque, Paria 1850.) daa^elbsl den Turnuivterricbt
und die Heilgymnastik für Kinder (welche VT. S. 201.
an eifnem andern Orte erwähnt) leitet, und dasa doli,
so wie im Höp. SL Louis und Höp, St Antoine die
Heikilig des Wabenkopfgrindes noch durch das Ge-
beimterf^hren von Mahon gescfhrelii. Bei Höp, Si,-
LouvB hatte auch wohl der Hardy'schen Sclmeflknr
der firiHzkninktm Erwähnung g^chehen können. —
Ku der Literaior des VYs. ist hinzuzuTugeii : F. 'R oit-
baud, annuaire m^dical et pharmaceutique de la
France. iV. et V. ann^e, Paris 1852. 1853.
H. E. Richter.
93. Hippokrates md die moderne Schule.
Satyre in Trimetern und Knitteiversen, (Mit
dem Motto : Quos veritas non sanat, monila sa-
nant, quos monita non sanant, aatyra aaoall
Quoa vero aatyra non sanat , inaanabilea exiati-
mare oportet. ^Inrtoxgareg [Siel], Zweite
stark verm. Aufl, Wien 1853. Jasper's Wwe.
und HOgeL 12. 47 S.
Diese Satyre soll sich in Wien eines auaserorde&t-
lichen ReifaUs erfreut haben, und deshalb rasch tn
2 Aufl. erschienen sein, üiess wUrde blos beweisen,
dasa man dort jetzt an bessern Witzen arm ist. Denn
uns acheint s. B. jenes weitvei1>reitete, obschon nicht
im Ruchhandel erachienene Spottgedicht auf die neuere
Schule weit treffender und witziger zu sein, welches
vor einigen Jahren bekannt wurde, und von welchem
einzelne Verse ganz popultfr geworden sind, «, B.
^Nervös ist, wenn man delirirt etc.*
oder:
„Bei einer acuten Tuberkulös*
, Stellt man sich oft abscheulich blos.'^
Die Fabel des Gedichts, aus welcher bei ge-
schickter Benutzung wohl etwas Treffendes herzu-
stellen gewesen würe, ist folgende. Hippokrates,
welcher in seiner Unterwelt viel von der neuen. Alles
umgestaltenden Wiener arztlichen Schule gehört hat,
entschliesst sich, Wien in Person zu besuchen. Gleich
beim Eintritt ßflll er in die Hände eines Barbiers,
welcher die Rillle eines Cicerone Obernimmt, und in
dessen Mund nun die satyrischen Ausfälle gegen die
neue Schule u. fegen heutige medicinische Zustünde
gelegl sfnd. Wite er (oder VT.) dieses Amt venu
mOgen ein Paar Proben beweiaen.
„Der Reichste nur kann etwas lernen,
„Der Arme inuss sieb ungekurst eDtferneo.
„Lebrfreiheit [Lernfreibeit?] ist eia schönes Rfcbt,
»KdDDt Jeder nur leraeo , der^s «ach möcbt,
„Sie lehren aber nur den, dtr plee/UI (sie)"
„Was man bei dem Einen nicht lernen kann,
,0m Wenig lehrt's der andere Mann :
«Der Eine bebandelt «die Brusikrankkeilen,
„Der andre riecht den Typhus von Weiten;
,'b Giebt Kinder-, Wurm- u. Rruchdoctoren o.s.w.
„Brustsp&har ist ein Instrument,
„FranmöHseh auch Stethoskop (sie) genaoat;
yEin Franzose soU's erfunden haben,
«Doch ist's ein Wiener der lang begraben.
,Da wird die ttruat (NB. mit deaa SCefhoskofil)
Hadkbreu behandelt,
»Mit Hammerchen darauf hernmgewandeli a« t. v.'
i
i
Hippokrates besucht nun mit seinen AAra
das Leichenhaus , wo er mit oder wider Wiftai dei
braven Rokitansky eine Huldigung spricht:
— „so klein das Haus [das Sectionslocal],
,So eng der Raum, aus welchem so Gewaltige,
„Die beiige Kunst des Arztes zu beberrscbeo, icbrittt
„Dahin sie weither pilgern, um aus Eiageweid,
„Wie Priester aus dem todten Leib des Opfeiüien,
„Orakel zu verkünden, ^oldner Weisheit voll!
„Ein Mann der Mythe war's, der Marmorslatoco
„Zum Gehn gebracht ; so wird man nach JabrhoJiA
„Vom weisen Kunstler reden, der hier sprechen
„Der Todten Mund 1*
Der Barbier belehrt den alten Asklepiaden
in seiner (d. h. obiger) Manier über Mikrosh
patholog. Chemie, Kaltwasserkur, Dampfbad
möopathie, 'Rheuroatisrausketten , Od , Aetherru
"schwedische Heilgymnastik u. dergl. und stellt
Prognosticon :
„Rald werden wir sehen die Aerzte wandeln,
„Vor den Hausern rufen: „Nichta zu behkndsln!'*
Endlich kommt Hippokrates aufdeofi
die Sache an seinem eigenen Leibe zu probirev.
lasst sich von einem Fiaker um^^'erfen uad tuA
ins Krankenhaus schaffen, worauf ein Datieod
schiedener Aerzte jeder eine andere Diagnose
Tlieriipie an ihiii anstellen, bis der Alte todl ist,
vielmehr unter Zurücklassung eines Autograpbs s
Aphorismen verschwindet. Ob letztere das
unserer Zeit heilen sollen ? darüber ISsst uns der
im -Unlilaren. U. E. Riihtel
Todesfall, Dr. Graves zu Dublin, berühmt als Kliniker und Schriftsteller.
Berichtigung, Jahrbb. LXXVII. S. 384. Sp. 1. Z. 7 v. u. Tome pn^miere l Tome premier.
• Digitized by V300*ilC
JilBlOGHIl
der
in- nnd ausländischen gesammten Medicin.
Bd. 79.
1853.
M 2.
A. ADSZOGE.
L Anatomie und Physiologie«
635. Zur Embryologie; von Dr. Wedl in
Wien. Mit 1 Tafel Abbildungen. (Wien. Ztschr. IX. 2.
1953.)
Vf. giebl die Beschreibung und die Abbildungen
m«er gut erhaltener Embryonen aus menschlichen
Atortiveiern, deren einer 6 — ^^l^yiQt\ktxi^\. 16Mmtr.
Inf wir, wahrend der andere 4 — 4V2 Wochen alle
äse Lange Yon 1 1 Mmtr. hatte. Wir entnehmen dem
Asfsatze nur das Folgende, auch ohne Abbildungen
fersUIndliche.
Das etwas gefaltete» kugelförmige Nabelbläschen
fdes altern Embryo besitzt einen mit einer trichterför-
nigen Erweiterung von ihm auslaufenden Faden, der
sicä circa 4 Mmtr. von seinem Ursprünge in zwei
Zweige spaltet. Der längere derselben verläuft bogen-
lig zum Embryo u. vereinigt sich mit dem Nabel-
inge, wahrend der kürzere die entgegengesetzte
tung verfolgt« und an der innern Wand des Gho-
mit einer kleinen knopffOrmigen Anschwellung
endigen scheint. Bei dem jUngern Embryo geht
'^m Nabelbly.:.^nen ein Kanal mit knotigen Anschwel-
hogen ab, dessen Wandungen einer nach der Länge
gefalteten Membran ahnlich sind, und dessen Inhalt
zerstreute , hier und da in Gruppen gelagerte , glän-
^ade, gleichgrosse Moleküle bilden. Im Nabelbläs-
eben fand sich ein analoger Inhalt. — Ob diese
Adbaion des Nabelblaschens am Chorion, weiche
nch V e 1 p e a u beim Menschen , Müller in Wien
lad Langer in Pesth bei Thieren beobachteten,
eine Anomalie sei , — oder ob , wie Müller ver-
nutbet, das Nabelbläschen nur als eine seitliche Aus-
stfllpung und als Reservoir für eine Flüssigkeit zu
ketrachten sei, die in einer gewissen Periode der
Entwicklung vom Chorion zum Embryo , oder umge-
kehrt geleitet l^ird, lässt Vf. noch unentschieden.
MaUiiibb. Bd. 7«. Hfl. a.
Die Eihäute des Jüngern Embryo zeigten folgende
mikroskopische Verhältnisse. Das Epithel an der
freien Oberfläche des Amnion bestand aus zarten,
platten, polygonalen Epithelialzellen mit rundem Kern
und molekularem Inhalt. Die verhältnissmässig gros-
sen Chorionzotten bestanden aus einer Umhüllungs-
membran und einem durchscheinenden , sulzigen In-
halte , in dem spindelförmige , einen gewöhnlich
ovalen Kern einschliessende, zuweilen 3 — 4 Fortsätze
besitzende Elemente (embryonale Bindegewebskör-
perchen) eingelagert waren. Form und Grösse der
Zotten war verschieden. Sie waren häufig dichoto-
misch , u. zeigten meist mit einem Stiele aufsitzende,
scharf begrenzte, granulirte Körper. Letztere waren
bald kugelförmig, hatten auch wohl höckrige oder
knotige Nebenansätze , bald waren sie langgestreckt,
und zeigten zuweilen knollige Anschwellungen in
ihrem Verlaufe. Wahrscheinlich sind es in der Ent-
wicklung begrilTene Zotten. Später erscheinen an
der Peripherie junger Zotten helle Körper in regel-
mässigen Absländen , wahrscheinlich Kerne. Aehn-
liche Gebilde mit eingelagerten hyalinen Kernen und
breit aufsitzender Basis waren auch an den Stämmen
der Chorionzotlen vorhanden. Beim Zerfasern des
Chorions fand Vf. grössere Bindegewebselemente mit
ovalem Kern, Kernkörperchen und fein granulirtem
Inhalte, welche wahrscheinlich an den sich verzwei-
genden Chorionslämmen angelagert waren. Hierbei
wurde auch ein sehr feines, gestricktes Fadennetz
sichtbar, das sich ganz wie geronnener Faserstoff
verhielt , und das wohl erst nach dem Tode des Em-
bryo entstanden war. — Die organischen Muskelfaser-
elemente der Decidua serptina bildeten mächtige
Schichten , und waren sehr leicht in Bündeln oder
einzeln darzustellen, — * In dem wahrscheinlich der
19
146
I. Anatomie u. Physiologie.
Leber eotsprechenden Gebilde waren mehr oder we-
niger polygonale, platte Elemente mit einigen glän-
zenden Molekülen als vorwallender Bestandlheil zuge-
gen. Sie erinnerten an Leberzellen.
(Wagner.)
637. Ueber die Umwandlung der Protein-
k6rper in Fett , von P. t;. B u r d a c h. (Inaug.-Diss.
Königsberg 1853. 8.)
Vf. liefert in vorliegender Arbeit zur Lösung der
genannten Frage einen wichtigen Beitrag, vielleicht
den wichtigsten , insofern ihm der Beweis gelungen
zu sein scheint, dass auf dem von Wagner einge-
schlagenen Wege die Frage überhaupt nicht lösbar
ist. Vf. verwendete zu seinen Versuchen einmal ge-
trocknete , fettarme Proteinsubstanzen , und dann
wieder möglichst fett- und proteinfreie poröse Kör-
per, wie HoUundermark, und brachte sie bald frei,
bald in Ihierische Membranen eingehüllt in dieBauch^
höhle von Tauben. Nach 4 — 5 Wochen wurde Hei
allen diesen Körpern , auch beim Hollundermarke,
sobald sie frei im Thierkörper gelegen, oder die Hülle
verletzt war, eine Fettinfillration IteobachteL Wenn
Vf. somit zu dem Schlüsse gelangt, dass das Fett von
aussen in die transplantirten Körper übergeführt wird,
und dass eine Umwandlung der Proteinsloffe in Feit
wohl möglich, ja unter Verhältnissen sehr wahrschein-
lich , aber nach der Wagner' sehen Methode wohl
kaum zu erweisen sein dürfte , so hat er auf experi-
mentellem Wege einen Theil der Bedenken bestätigt,
welche Funke gegen die Brauchbarkeit derselben
zu diesem Zwecke neuerlichst ausgesprochen (Jahrbb.
LXXIX. 8.).
Voraus schickt Vf. eine Uhtersuchung des Fett-
gehaites der Eier der Süsswassersciutecke in ver-
schiedenen Stadien ihrer Entwicklung. Diese Eier
enthalten nämlich sehr wenig Dotter u. viel Eiweiss,
Während das einigermaassen entwickelte, aber noch
im Ei enthaltene Thier einen grossen Fettkörper be-
sitzt. Die getrocknete Substanz von eben in der
Purchung begriffenen Eiern (A) hinterlless ein
Aetherextract , welches theils auS Margarinkryslallen,
theils aus amorphem Fett bestand. Der FillerrUck-
stand wurde mit heisrem Alkohol ausgezogen, und
das mit Wasser ausgespülte alkoholische Extract mit
dem ätherischen zusammen als Fett berechnet. Den
Rückstand vom alkoholischen Auszuge untersuchte Vf.
auf den Gehalt an Proteinsubstanz und Salzen. Die
fast vollständig entwickelten Thiere(B), welche schon
eine kleine Kalkschale besitzen , wurden auf gleiche
Weise behandelt
Zwei Versuche dieser Art erwiesen bei den ent-
wickelten Thieren eine bedeutende Zunahme des als
Fett berechneten und zugleich der Salze, deren Ein-
führung von aussen allerdings begreiflicher erscheint,
als die der Fette [wenn nicht die zur Entwicklung
kommenden Thiere vom Fette anderer in der Entwick-
lung gestörter zehren]. Die Zahlenergebnisse sind in
Procenten folgende.
Getrocknete Eisubstanz
Rückstand yom alkoholischen
Auszuge
Fettgehalt
Proteinstoffe
Salze
A.
B.
0,685
2,181
95,95
94,0
4,05
6,0
11.
A.
B.
0,642
1,553
96,45
93,38
3,55
6,62
Bei den folgenden, oben schon berührten (13)
Versuchsreihen Vfs., welche sich auf die Einbringung
von getrocknetem Eiweiss, Muskelsubstanz, Kalbs-
Hn!?en und HoUundermark in die Bauchhöhle lebender
Thiere beziehen, ist noch zu erwähnen, dass sieb Vf.
sowohl des Gollodiums, als des Kautschuks und an-
derer organischer Membranen zur Einhüllung bediente.
Das Collodium laugt insofern nicht zu diesen Ver-
suchen , als es sich schwer von den Körpern wieder
abziehen lässt und , da es in das ätherische Extracf
übergeht, die Fettbestimmung unsicher macht. Nadi
Verlauf von 4—6 Wochen fand Vf. die HuHen ent-
weder zerrissen , und nebst Inhalt von aussen naelr
innen mit schmierigen , fettigen Materien inpragntft
und leichter geworden, oder, wenn die UmhOllunget
sich unversehrt erhalten hatten, die eiiigesclilossenei'
Körper völlig unverändert wieder.
Gegen D o n d e r s bemerkt Vf. , dass die Verfet-
tung in structurlosen Massen, wie geronnenem Ei-
weiss , ebensogut vor sich gehe , als in Theilen von
organischer Struclur. Beim Hollundermarke folgt
das Fett meist nur den Intercellulargangen.
(Uhle.)
636. Ueber dieTemperatnnuiterscIkiede der«
venöseil und arteriellen Blutes; von Georg.'
V. Lieb ig. (Inaug.-Diss. Giessen 1853. 4.)
Frühere Untersuchungen über diesen Gegenstand j
haben zu widersprechenden Resultaten geführt« Diel
meisten filtern Beobachter, wie Malier, Graw->r
ford. Krimer, Scudamore, Saissy, J«,
Davy, W. Nasse, Becquerel u. Bresche t,'
deren Untersuchungsmethoden . Vf. einer strengen
Kritik unterwirft, sprechen sich für eine höhere Tem-
peratur des arteriellen Blutes (im linken Herzen) aus,
und geben Differenzen bis zur Höhe von 1^ an. Da-
gegen fanden A. Cooper, Goleman, Mayer,
Autenrieth, Hering die Temperaturen beider
Blutarten gleich, oder die des Venenbluts bis zu 0,5^
höher, als die des Arterienblutes. Vf. stellt sich als
Aufgabe, durch deren Lösung zugleich die Frage nach,
dem Sitze der Warmeerzeugung theilweise beantwor-
tet wird 9 die Bestimmung , ob daa aus den Lungen
I. Anatomie u. PhyvMogie.
«47
Ireleide, o4er das van den Gapillareo der Übrige«
I Orgaae xiirtlckstrdmeDde lUtil eine höhere Tempera-
Hr tiabe • usd kotlpft so an seine frühem Forschan*
j^n Iber die Respiration der Muskeln (Mttilers Arch.
ISol, Jalirbb. LXX. 150.) an.
Wir können hier nur die allgemeinen Resultate
der umfänglichen Arbeil des Vfs. wiedergeben, und
in Betreff der Methode nur so viel, dass Vf. an leben-
den und frisch getOdteten Thieren operirl , und dass
er, um einen schnellen Tod ohne grossen Blutverlust
berbeizufahren, sich sowohl des Genickstichs, als der
!91colin Vergiftung bediente, so wie andererseits sclir in-
teressante Versuche an sich verhlutenden Tiiieren an-
gestellt haL Dass Vf. die durch die Abkühlung der
blossgelegten Gefässe, besonders am dünnwandigeren
recblen Renen, im Blute erzeugte Temperaturvermin-
tonif fthiriiif beadbiei» anf die ki den Lunge« vor
sich gehende Abkühlung Rücksicht gei^^mmen, die
Tbennotthler vor den Versuchen sorgfaltig geprüft,
und vor dem Einbringen auf 40^ erwärmt, das An-
stossen der Kugeln oder Cylinderenden an die Gefäss-
iraofiupgen durch geeignete Vorrichtungen (ürahl-
gitter) verhütet, kurz alle zu einer guten physikali-
schen Beobachtung nölhigen Gautelen berücksichtigt
kib«, brauchen wir bei einer vom Vf., noch dazu
■ter iischoffs Augen ausgeführten Untersuchung
kun zu bemerken. Die Thermometer wjirden g«-
«Ifanlich von der V. jugul. und Carotis aus bis zu
«nchiedenen Tiefen, nach und nach bis in die Ven-
Inkel herabgesenkt, andererseits in die V. crur., oder
Areet in die V. cava abdomin. nach Eröffnung der
hterleibshtflile eingebracht; die Athmung wurde
kald natürlich, bald künstlich unterhalten oder aus-
feseut, und dann besonders durch Verschliessung
I kr Stimmritze die Abkühlung des Blutes in den Lun-
gen möglichst verliindert. Die Beobachtungen wur-
den meist mehrere Stunden lang fortgesetzt, im Gan-
itn 16 Versuchsreihen, und zwar immer an Hunden,
ausgeführt.
Das Endergebniss ist, 1) dass die Temperatur
ks BbUes im rechten Herzen die den Blutes im Un-
\kn Berzen um 0,050—0,16^ übertrifft; 2) dfus
; 4as durch die F. cava descend, ein/liessende Blut
ükler ist, als das in der F. cava adscend, ankom-
mende ; letzleres deshalb , weil es im Gegensatze
SU» Blute der V. cava abdomin, bauptsJichlich von
Tbeileo kommt, welche im Verhjlltniss zu ihrer Masse
eine sehr grosse Oberflilche besitzen. Weiler lass^
sieb in Betreff des Hauptpunktes die Resultate dieser
snbtilen Arbeit füglich nicht generalisiren , und hat
4ess auch Vf, nicht geiban, indem er bei seinen
I Sehlassen immer nur an die einzelnen Experimente
wb anscbiiesst» und diese allerdings auf ingeniöse
I Weise ausbeulet.
Im Einzelnen ergiebt sieb nun, zunächst fürTem-
peraturverandernngen an einer und derselben Stelle
cioes Gefiisssystems , dass im FenefiJtysteme regel-
I Bissige, den AtbemzUgen entsprechende Schwankung
l fea in der Temperatur auftreten. In der V. eava
super, verhiellen sich diese Scbwanlciragen in der
Weise, dass gegen das Ende der Inspiration ein Stei-
gen, in der Zeit zwischen In- und Exspiration der
IrOchste Stand, gegen das Ende der Exspiration ein
Fallen, und nach der Exspiration der tiefste Stand
beobachtet wird. Die Schwankungen, nur bei regel-
mässigem Ein- und Ausathmen rein und vollkommen
wakrzunelitten , betragen constant 0,07 — 0,10^.
Wenn die Thiere kurz und schnell ausathmen und
gleich darauf wieder tief inspiriren, so ist die Schwan-
kung grosser, als sonst. Befindet sich die Therm«-
melerkugel im rechten Vorhofe , so fallt der höchste
Stand des Quecksilbers mit der Inspiration, der tiefste
mit dem Ende derselben und dem Beginne der Cx^pi-
ration zusammen. Bei kurzen und schneli aufein-
anderfolgenden AlherazOgeii werden die Schwankung
gen klein , undeutlich und verschwinden oft ganz.
In der V. c. abdom. treten keine Schwankungen auf.
In der V. iliaca verhalten sich die Schwankung^en um-
gekehrt, wie in den Venen der ßrusth(Vhle, dieMaxima
treten nach der Exspiration, die Minima nach der In-
spiration ein. Die Grösse der Schwankungen ist die-
selbe, wie in der Brusthöhle. Vf. erklärt diese auf-
fallenden Erscheinungen aus dem mechanischen Ein-
flüsse der Respirationsbewegungeo auf die Circulation
in den Venen. Die mit der Inspiration gesetzte Er-
weiterung des Brust- und Verengerung des Bauch-
raumes macht, dass sich während und besonders zu
Ende der Inspiration vorzüglich das Blut der V. c.
adscend. in den rechten Vorhof ergiesst; der Inhalt
der V. c. descend. ist geringer, als der der V. c. ad-
scend., und entleert sich schon zu Anfange der In-
spiration. Während der Exspiration wird die Unter-
leibshöhle erweitert, und die V. c. abdom. wird an
Raum und Inhalt gewinnen, dagegen die Füllung des
rechten Vorhofs, besonders das Blut der V.c. adscend.
in Anspruch nehmen. Gegen das Ende der Inspira-
tion wird demnach der Vorhof hau()tsächlich von dem
wärmern Blute der V. c. abdom. angefüllt, und zu die-
ser Zeit wird auch das Maximum der Temperatur-
schwankung im Herzen beobachtet ; bei der Exspira-
tion strömt vorzugsweise das Blut der V. c. descend.
in den Vorhof, und tritt das Minimum der Tempera-
turschwankung im Herzen ein. Mit dieser Erklärung
stimmt auch die beobachtete Abhängigkeit der Grösse
der Schwankungen von der Tiefe und Regelmässigkeil
der Alhemzüge ; auch die an andern Orten des venö-
sen Systems zur Erscheinung kommenden Schwan-
kungen lassen sich auf analoge Weise erklären , wie
Vf. im Einzelnen weiter ausführt.
Was nun die Temperaturdifferenzen zwischen
verschiedenen Stellen eines und desselben Systems
anbelangt, so gilt im Allgemeinen für das Venen-
system, dass die Temperatur nach der V. c. abdom.
zu von beiden Seiten her wächst. Die Grösse des
Temperaturunterschiedes zwischen V. c. super, und
Vorhof beträgt 0,16— 0,200, und nach 3 in dieser
Beziehung übereinstimmenden Versuchen auf die Ent-
fernung von 2 Ctmtr. überhaupt 0,06— -0,080;
zwischen dem Vorhofe, wo die Mischung des Blutes
148
L Anatomie u. Physiologie.
aus beiden mit verschieden warmen Blutarien belade-
ncn Geissen noch nicht vollendet ist, und dem Ven-
trikel 0,13—0,200. Pur die V. iiiaca gilt dassselbe;
führt man das Thermometer von ihi; aus in die V. c.
abdomin. ein, so steigt die Temperatur nach der V.
c. abdom. zu auf die Entfernung von 12 — 16 Ctmtr.
um 0,09—0,23.
Im arteriellen Systeme treten keine mit den Ath*
mungsbewegungen correspondirenden Schwankungen,
oder an derselben Stelle nur sehr undeutliche, kleine,
nur 0,01 — 0,06<^ betragende und fUr eine Zeit lang
constante TemperalurdifTerenzen auf. Vf. macht
wahrscheinlich, dass diese Differenzen eine Folge der
im rechten Herzen zu derselben Zeit, oder kurz vor-
her herrschenden höhern oder niedrigeren Tempera-
turen und der Abkühlung in den Lungen seien.
V\^as die Temperaturunterschiede zwischen venö-
sem und arteriellem Blute betrifft, wie sie aus den
einzelnen Versuchen hervorgehen, so wurde an tod-
ten Thieren die Temperatur im rechten Ventrikel
einmal um 0,1 6<> höher, als im linken, in 2 Versu-
chen aber die Temperatur beider Ventrikel gleich
hoch gefunden ; die Temperatur des Blutes der V. c.
abdom. wurde einmal nach Oeffnung des Thorax um
0,72^ höher gefunden , als während des Lebens die
des Brusttheiles der Carotis. In 2 andern, besonders
scblussfertigen Experimenten an lebenden Thieren
wurde im rechten Herzen eine constant höhere Tem-
peratur beobachtet, als im linken, und zwar so, dass
in dem einen Versuche (XIV.) der höchste Stand im
rechten Herzen den höchsten Stand im linken noch
um 0,070 übertraf; im andern (XIIL) war für VaStd.
lang das Blut des rechten Herzens im Mittel genau
0,050 wärmer, als das arterielle Herzblut ; die Diffe-
renz steigert sich hier, wenn man die niedrigsten
arteriellen Temperaturen mit den höchsten venösen
Ständen vergleichen will, auf 0,17—0,200 zu Gun-
sten der letzteren. Bei sich verblutenden Thieren
(XVI.) betrug diese Differenz für längere Zeit 0,190;
die Temperatur steigt zu Anfange des Verblutens,
jedenfalls weil dadurch die venöse Circulation erleich-
tert und befördert wird , und so das Blut der peri-
pherischen Theile in diesem Falle nicht Zeit hat, sich
so weit abzukühlen ,- wie diess im Normalzustande
der Fall isL Als wichtigste Thatsache bezeichnet Vf.
die hohe Temperatur der V. c. abdom. , eines GePiis-
ses , das sein Blut aus den Venen der untern Extre-
mitäten und einem Theile der Gapillaren der Unter-
leibsorgane erhält; trotz der Abkühlung durch die
erstere Quelle ist es überhaupt idas wärmste Blut des
Körpers, welches Vf. beobachtete.
Angesichts der Schwierigkeiten und Subtilität die-
ser Untersuchungen erscheint trotz aller Cautelen,
welche Vf. eingehalten, für weitere derartige For-
schungen, eine genaue Ermittlung der Grösse der
Abkühlung, welche das Blut in den Lungen erfahrt,
sehr wünschenswerth ; auch die im Verbältniss zu
den übrigen Gefässen hohe Temperatur der V. c.
abdom. , auf welche Vf. so grosses Gewicht legt , ist
für den beregten allgemeinen Zweck , für den Nach*
weis des Sitzos der Wärmebildung in den Capillarei,
kein recht stringenter Beweis , da sie ihren Inhalt la
einem so geringen Theile aus den Gapillaren der Un-
terleibsorgane bezieht, u. ttberdem die beslgeschützte
Lage von allen Gefässen hat, zumal da es wahrschein-
lich ist , dass die sie umgebenden Theile eben wegen
ihrer tiefen Lage an sich eine höhere Temperatur
haben, als andere Körperlheile. Vorläuflg beweist
des Vfs. mühevolle und mit grossem Geschick ausge-
führte Arbeit wenigstens so viel , dass der Herd der
Wärmeerzeugung nicht in den Lungen liegt, vielmehr
das Blut dort eine Abkühlung erfährt, deren Grösse
Vf. mit den Temperaturdilferenzen des Herzblutes
wahrscheinlich bereits gemessen bat. (Uhle.)
639. Die Leber als zuekerbereitendes Or-
gan ; von Gl. B e r n a r d 1).
Jenes Factum , dass das Lebervenenblut und das
wässrige Decoct der Leber Zucker enthalte, wardureh
Bernard entdeckt u. zuerst bekannt gemacht wor-
den (Arch. g6n. 1848. p. 303-— 319. und Compt.
rend. 1850. p. 572—574.).
Später haben Frerichs (R. Wagner's Eaüd-
wörterb. d. Physich II. 831.) u. Baumert (Jahrbb.
LXXIII. 7.) die Thatsache bestätigt, und letzterer be-
reits eine quantitative Bestimmung des Zuckergehalts
der Leber versucht« Am exactesten hat jedoch Leh-
mann bei seinen Vergleichsanalysen des Pforladcr-
und Lebervenenblutes den Gegenstand durchforsch
(Jahrbb. LXXL 3.). Wundern müssen wir oas
daher, dass Vf. diese Eigenschaft der Leber auf den
Titel des Werkes noch immer als neu entdeckte be-
zeichnet; andererseits ist es aber anerkennenswerth«
dnss wir einmal von einem Franzosen die neoestea
Werke von Lehmann, Bidder und Schmidt,
Kölliker, v. Bibra u. s. w. citirt und benutzt
finden.
Die vorliegende Arbeit des Vfs. ist im Gründe
nur eine Ergänzung und Erweiterung des von ihm
früher Gegebenen ; neu sind indessen die quantitativen
Bestimmungen des Zuckergehaltes der Leber bei deo
verschiedenen Thierklassen, wie sie Vf. von den Säuge*
thieren bis zu den Mollusken und Articulaten herab
verfolgt hat, und von besonderem physiologischei
Interesse zugleich die Abhängigkeit der Absonderungi^
grosse von den Stadien der Verdauung und deren Be-
ziehungen zur Gallensecretion. Zwei neue Schriften,
welche der berühmte Experimentator baldigst ta
geben verspricht , sollen sich der jetzt erschienenen
anschliessen , und „den Meckanis^mus der Siucker^
erzeugtmg, die Ferwerthung des Zuckers im
1) Nouvelle fonction du foie consid^rd comme Organe
producteur de matiere sucr^e chez rhomaie et les aniniaux.
Paris i853. J. B. Baillicre. 4. 92 S. 4 Fr. M C.
Ins DeuUche übersetzt von Dr. V. Schwarzenbach.
Wurzbarg, Halm. Va Thlr.
I. Anatomie v. Physiologie.
149
TUerkarper tmd den Einßvss des Nervensystems
mtfdie Zuckerbereitung** behandeln.
In den Praäminarien entwickelt Vf. den Ideen-
gUMg, der ihn seit 1843 bei seinen Versuchen über
fie Zuckerfrage geleitet hat, u. widmet hierauf den
Eigenschaften des Leberzuckers und den Prüfungs-
metkoden ein längeres Gapitel , woraus wir nur Fol-
geades hervorheben. Unter den verschiedenen Zucker-
proben wird die Gährungsprobe oben angesetzt. Zur
Anstellung derselben wird ein StQck frischer Leber
lerkleinert und mit ungefähr seinem doppelten Ge-
wickte Wasser (zur Coagulation des grOssten Thcilefs
des Albumins) gekocht; nach der Filtration erhalt
nan eine opalisirende , weisslich-gelbe Flüssigkeit;
welche ansser Zucker und Salzen etwas Gasein und
Fett enthalten soll ; mit diesem Decocte wird dann in
gewöhnlicher Weise die Gührungsprobe angestellt.
Die abgegohrne Flüssigkeit wird behufs des directen
Kacfiireises des Alkohols destillirt und das Destillat
mit oogebranntem Kalk oder Aetzkati rectificirt. Der
Alkohol brennt mit gelblicher Flamme und reducirt
bei Gegenwart von Salzsäure chroms. Kali unter Ent-
wicklung von Aldehydgeruch.
Bei Untersuchung des Lebervenenblutes wurde
hn Serum direct mit der gewaschenen Bierhefe ver-
aeUL Uebrigens zeigte die Abkochung keines andern
Organs desThierkOrpers mit der Hefe die Kohlensäure-
aad Alkoholbildung. Bleibt eine zuckerhaltige Ab-
kochung der Leber für sich stehen , so geht sie bald
ja die Milchsäure- oder Buttersäuregährung Über und
' wird stark sauer , wahrend ein zuckerfreies Leber-
decoct sich bald unter Entwicklung von Ammoniak
■ersetzt und alkalisch reagirt.
Behufs der Anstellung der Alkaliprobe oder der
Trommer'schen Prüfungsmethode ist die Flüssigkeit,
venn sie trüblich oder an sich gelblich- braun aus-
sieht, vorher mit basisch essigs. Bleioxyd zu fallen u.
ein Ueberschuss desselben durch kohlens. Natron
18 entfernen. Proteinhaltige Flüssigkeiten, wie Blut,
llatserum, Milch, kochte Vf. vorher mit einer Lnsung
von schwefeis. Natron. Vor der freiwilligen Re-
doction, welche in einer Lösung von weins. Kupfer-
nyd in verdünnter Kalilauge (Fehling-ßarreswiPsche
Probeflüssigkeit) bei längerem Stehen eintritt, warnt
Vf., wite diess auch' Andere vor ihm schon gethan
kaben. Eine derartige, passend zusammengesetzte
Flüssigkeit ist aber, so lange sie frisch ist, auch nach
Vis. Urtheile ein sehr empfindliches Prüfungsmittel
auf Zucker, zugleich ein Mittel, den KrUmelzucker
vom Rohrzucker zu unterscheiden , und ^iebt beim
Misslingen der Probe einen entscheidenden negativen
kweis. Gelingt mit der zu untersuchenden Flüssig-
keit nach dem Zusätze der ProbelOsung beim Kochen
^ReductioD des Kupferoxyds nicht, und hat man
Verdacht auf Rohrzucker, so kocht man dieselbe mit
eisigen Tropfen Schwefelsiture , worauf, nach Neu-
Inlisiruog der letzteren, die Traubenzuckerreaction
ttatreten muss, wenn anders vorher Rohrzucker [oder
Bextrin] in der Flüssigkeit enthalten war.
Das polarisirte Licht lenkt der Leberzncker nach
rechts ab, die Flüssigkeit muss natürlich klar u. vor-
her entfärbt sein.
Zur quantitativen Bestimmung benutzte Vf. häufig
den Polarisationsapparat, meistens aber die Barres-
wiFsche Probeflüssigkeit. Die Leber wurde erst im
Ganzen gewogen , dann ein gewogenes Stück (z. B.
20 Grmm.) gestossen oder zerschnitten und mit einer
bestimmten Quantität Wasser ausgekocht; der Filter-
rückstand wurde getrocknet , gewogen und von dem
Totalgewichte des Decoctes abgezogen , und nun die
Zuckerprobe auf volumetrischem Wege vollendet. Das
Lebergewebe muss einem kürzlich getödteten Thiere
entnommen sein , bei irgend welcher Entartung der
Leber werden die am wenigsten ergriffenen Stellen
herausgesuchL
Cap. I. beschäftigt sich mit dem Nachweise des
Zuckergehaltes der Leber bei Menschen u, Thieren
im physiologischen Zustande. Anlangend den Men-
schen ist zunSchsl zu bemerken, dass bei solchen
Kranken , wo eine Störung der Ernährung dem Tode
längere Zeit vorausgegangen ist , was allerdings bei
fast allen Kr. mehr oder weniger der Fall ist — sich
in der Leber kein Zucker vorfindet. Genauere Un-
tersuchungen darüber , bei welchen Todesarten und
in welcher Menge dann die Leber noch Zucker führt,
hat Vf. bis jetzt nicht angestellt, nur bei schnell ver-
storbenen Phthisikern und Diabetikern ist es ihm be-
reits gelungen , Zucker in der Leber nachzuweisen.
Er hielt sich demnach an gesunde Selbstmörder und
Hingerichtete , und hatte Gelegenheit , bei 6 Indivi-
duen bis zu 24 Std. nach dem Tode die Gegenwart
von Zucker in der Leber zu constatiren. Die gefun-
dene Menge wurde nach Procenten ihres Gewichtes
im Verhaltniss zur Leber berechnet. Uebrigens wur-
den auch Milz, Pankreas, Nieren, Muskeln auf ahn-
liche Weise auf Zucker , aber mit negativem Erfolge,
untersucht.
Bei Saugethieren jedes Alters, beiderlei Geschlechts,
hat Vf. seit längerer Zeit den Zuckergehall der Leber
nachgewiesen,.indem er sie zugleich mit der verschie-
denartigsten Nahrung fütterte. Ausser Säugethieren
der verschiedensten Art benutzte er zu seinen Ver-
suchen noch viele Vögel , Fische und Reptilien , und
giebt in einer Tabelle die Resultate seiner Forschun-
gen mit Angabe der Nahrung, des Alters, Geschlechts
und der Verdauungsverhaltnisse bei der Tödtung.
Cap. 11. behandelt den Ursprung des Leber-
zuckers, Es fragt sich , 1) ob derselbe von aussen
in den Organismus eingeführt worden ist , und sich
nur einfach in der Leber ablagert, oder 2) wenn diess
nicht der Fall ist, ob er wo anders im Körper gebil-
det wird und sich dann im Lebergewebe absetzt, oder
3) ob er erst in der Leber durch Umwandlung ge-
wisser Blutbestandtheile gebildet wird.
Die Antwort auf die erste Frage Rillt verneinend
aus, indem Vf. nicht nur durch die frühern Versuche,
sondern auch durch neue Experimente, bei denen
ISO
I. Anartomle «. PhyiM#gie«
HsDde und Ratten Monate lang auf absolute Plcisch-
diXt geselzl wurdon , nachweist , dass Zucker in der
Leber conslanl gefunden wird, ohne dass solcher
oderStärkrochl mil der Nahrung aufgenommen wurde.
Die zweite Möglichkeit, dass der Zucker im Darmkanale,
oder ip den D/'üseo oder Venen des Mesenteriums, der
Milz oder in der Pfortader bereits gebildet werden
kJ^nne, wird durch die Untersuchung des Inhalts der
betreffenden Gefässe u. Organe bei absoluter Fleisch-
diSit zurOctkgewiesen. Man soll aber das Thier inner-
tialb der 3 ersten Stunden nach der Nahrungsaufnahme
tOdten , denn untersucht man später das l^forjadex-
blqt, so könne es mOgJieherweise Zucker enlhalien>
in Folge Jit Verbreitung des in der Loher erzeujiLen
Zuckers duref) dje ganze Blutmasse. Ferqer ist bei
der Eröffnung der Bauchhöhle die Caute|e zu berjUck-
sichtigen, dass man die Pfortader unterbindet, noch
ehe die Unterleibshöhle vollständig geöffnet tind die
Leber etwa aus ihrer Lage gekommen ist; ohne Be-
achtung dieser Vorsichtsmaassregei wird man imPfort-
aderblute immer etwas Zucker finden, der durch Zu-
rttckstauen des Leberbjutes bei Berührung der Leber
dabin gelangen soll. Auffällig erscheint endlich, dass
Vf. den Zuckergehalt des Lebervenenblutes sehr hoch
angiebt, zu 1 — 2% des frischen Blutes, während
Lehmann im festen Backstande desselben Blutes
nur 0,63 — 0,89% Zucker fand.
Vf. fragt nun weiter , was aus dem mit der Nah-
rung aufgenommenem Slärkmehl und Zucker wird,
namentlich ob der Bohrzucker, Milchzucker, Trauben-
zucker und das Dextrin als solche im Darmkanale ab«-
sorbirt werden. Vf. stellt für den Rohrzucker die
Regel auf, dass derselbe unter gewöhnlichen Verhält-
nissen schon im Darme in Krümelzucker umgewandelt
wird, dass er aber, wenn die Absorption im Darme
sehr lebhaft von Stalten gebe, auch unverändert in
der Vena portae erscheinen könne. Er stützt sich in
dieser Beziehung auf einen Versuch , welchen er mit
einem hungrigen Pferde angestellt hat. Cr gab dem
Thiere ungefähr 500 Grmm. Rohrzucker in Wasser
gelöst, tödtete es nach 1 Std. und fand im Pfortader-
blute beträchtliche Mengen Rohrzucker, aber keine
Spur von Krümelzucker , im Lebervenenblute dagegen
und im rechten Herzen nur KrUmelzucker und keinen
Rohrzucker.
Vom Milchzucker kann naeh Vf. eipe gewisse
Quantität djrect vom Darme aus resorhirt werden, so
wie aber derselbe mit dem pankrealischen Safte in
Berührnng gekommen ist, theilt er alle Eigenschaften
des Krümelzuckers, d. h. ist direct gährungsfähig.
Da Vf. das Dextrin weder in den Qlulgerässen,
noch in den Chylusgefässen des Darmes gefunden hat.
so schliesst er, dass dasselbe nur in der Form von
KrUmelzucker ins Blut aufgenommen werde.
Zwischen dem Leberzucker u. dem Krümelzucker
statuirt Vf. einen ,,physiologischeN**üalersch'ieA, der
sich auf die angeblich leichlere Zersetzharkeil des
Leberzuckers im Blut« gründen soll , was nicht recht
klar zu sein scheint. Der Rohrsucker wird ftlr in
ßlulc unzerstörbar erklärt, und Milchzucker u. Slärk-
mehl sind wenigsLeos in geringerem Grade zerseltbar,
als der Leberzucker. Die experimentellen Beweise
für diese Behauptungen vers^pricbt Vf. in spälereo
Arbeiten zu geben. Dass bei slärkmehl- und zucker-
reicher Nahrung jm gesunde« Zustande der Zucker-
gehalt der Leber sich nicht wesientlich erhöht , wei$t
V{. durch Versuche an Hunden mit verschiedener
Fütterung nach.
Hierauf wirft Vf,, die Absorption des Zuckers im
Darme als solchen [?] voraussetzend , die Frage aui;
ob der der Leber zugeplhrte Zucker vi diesem Or-
gane eine Umwandlung ßrleide, gb dort irgepd-
welche Vorrichtung angebru^ht sei , die die Zucker
erzeugung in dem Maa$se hepime, als Zucker vom
Darme aus zur Leber gelange. Ohiie eine eolscbei-
dende Antwort daraufgeben zu können^ verweist er
auf den oben angeführten Versuch betreffs der scIiDel-
len Absorption von Rohrzucker bei einem huDgrigeo
Pferde, gesteht aber andererseits zu, dass anderwei-
tige Versuche zeigten, dass die Zuckerresorplion ia
Darme eine weit geringere sei , als man wohl dem
Anscheine nach glauben möekte. Hierzu koronC die
Erfahrung, dass nach „Paralysirang der Leber durch
Trennung der NN. vagi^* u. bei chronischen Kraakea
nach dem Tode kein Zucker in der Leber zu findet
ist , trotz reichlicher Zufuhr desselben zum Darme.
Indessen ist Vf. geneigt, *Mfle Umsetzung des der
Leber zugeführten Zuckers in derselben anzunehmeo;
er entscheidet sich für diese Mögiichkeit, weil er
nach slärkmehl- und zuckerreicher Kost das Leber*
decoct constant ein weissliches und opakes, fast
milchähnliches Ansehen annehmen sah; ob die darii
suspendirten Materien Fett oder Proteinkörper seiei,
hat Vf. nicht untersucht ; zum Ueberflosse wird der
bekannte Versuch von Dumas u. Milne Edwards
noch angezogen» wornach die Bienen iiihig sind, av
Zucker Wachs zu erzetigen.
In Cap. 111., jedenfalls dem reichhaltigsten und
physiologisch wichtigsten, werden die von dem VtT'
dauuTfgsstadium abhängigen Schwankungen im Zuk'
kergehalte der Leber betrachtet, und wird die Ent-
stehung des Zuckers aus den Blutbestandtheilen näher
zu erörtern gesucht. Die Zuckererzeugung in der
Leber wird ohne Weiteres der Gallenbildung parallc-
lisirt; es $ind 2 Functionen, sagt Vf., welche von
einem Organe geleistet, sich gewissermaasscn den
Bücken kehren, im eigentlichen Sinne des Wprts giU
diess von den Ausführungsgängen, den Leberveneo
und dem Gallengange.
Die Zuckerabsonderung in der Leber dauert i»
physiologischen Zustande ununterbrochen fort, srt
steigert sich indess während der Verdauung und ve^
mindert sich bei der Abstinenz. Diese VerminderunfJ
rührt nicht blos von der schnelleren Zersetzung des
Zuckers im Blute her, sondern auch von einer gerin-
gern Absonderung; die Zuckerabsonderung *ört «*>«'
L Amtonie a. Pkynologiej
tot
ber der laanition erst dvon auf, wenn alle aidern
FnDcUoDen bis lu emem hohen Grade abgeeobwächt
siid. Ein Huad, der 36 Sld. gehungert haUe» zeigte
.aoch einen Leberzuckergehall von 1,255%, ein an-
derer nach 4Klgigem Hungern noch 0,J93%. Bei
Oanden, Meerschweinchen and Kaninchen, welche
tfirch Inanition zu (irunde gegangen waren, fand Vf.
tdoen Zucker mehr in der ^el^er, mit Ausnahme von
2 Himden, welche 15 und 12 T. gefastet hallen.
I«t kleinen Vögeln, wie Sperliilgen , ei'schopfl sich
dssZockerbildungsvermögen schon nach 36 — 4Sst(ln-
iiigem Hungerh, bei Ratten, Kaninchen nach 4 — 8 f.,
'ki Hunden, Katzen, Pferden naeh 12—20 T., hei
teptilien nnd Fischen nach 5 — 6 Wochen. Durch
Bewegung wird diese Zeit noch verkürzt, bei Ruhe u.
Wasseririnken verlängert.
Die Zuckerbitdung in der Leber erreicht ihr Maxi-
mam uogeßlbr 4 — 5 Sld. nach Beginn der Verdauung,
daroacb ainkl sie wieder, ohne, wie gesagt, in
den Pausen zwischen den Mahlzeiten , ganz aufzuhO-
reo. ha nfiteblernen Zustande wird gerade so viel
Zocker fabricirt, als im Biule wahrend seines Weges
voo der Leber durchs rechte Herz bis zu den Lungen
wieder zersetzt wird; jenseils der Lungen Gndet man
in BJate dann keinen Zucker mehr; dasselbe ist noch
Ivihreod der ersten 2 — 3 Sld/ nach der Nahrungs-
lanfiiabme der Fall , es gelangt noch kein Zucker ins
arterielle System. In der 4. — 7. Std. nach der Mahl-
giebt es aber einen momentanen Zuckerüberschuss
Organismus, man findet ihn im Blute aller GeHisse,
(t in dem der Vena portae, wohin er auch, wenn
Darme schon Alles resorbirt ist, durch die Mesen-
ilarterien gelangt. Eine excessive Steigerung die-
nach dem Essen erhöhten Zuckerabsonderung u.
dessen Verbreitung durch das Blut aller Körpertheile
wflrde zum Zuckerharnen führen. Im normalen Zu-
stande geht aber der Zucker weder in den Urin, noch
in ein anderes Secret über , mit Ausnahme der Cere-
^rospinalflüssigkeit , welche Vf. immer zuckerhaltig
|bod. Schon Magen die hatte bemerkt, dass in
jAese Flüssigkeit am leichtesten irgend welche Sub-
JHanzen aus dem Blute übertreten. Uebrigens ver-
jkbwindet der Zucker auch aus derCerebrospinalflüs-
Sigkeit, sobald der Inanilion unterworfene Thiere in
ier Leber Zucker abzusondern aufboren, so dass also
aoch für diesen Zucker die Leber als einzige Quelle
anzosehen ist.
Was den Hechanismus der Zuckerabsonderung
ketriA, so bleibt Vf. vorUufig bei der Hypothese
Heben , dass es wohl besondere Zellen geben mOge,
lie der Zuckerbildung vorsieben, und dass diese ana-
bg dem Verlaafe der Lebervenen wohl mehr an der
hripherie der Leberlappchen liegen werden, wtthrend
üe gallenabsondernden Zellen nahe den Gallengängen-
tt&Dgen im Gentrum des Leberläppchens gelegen
Um in Erfahrung zu bringen , aus welchen Be-
\ tluidtkeilen des Blutes sich vorzugsweise der Zucker
HUe, schlug YL folgendeft Weg ein. Er liesa Tbiere,
welche 4 Tage gehangen ballen» eine gewisse Quan-
liut Wasser aufnehmen, um die Blutcircnlalion in
der Leber durch* Gewübrung von Blutmasse zu begün-
stigen , und so die Zuckerabsonderung im Gange zu
erbalten ; später setzte er dem Wasser stickstoffhal-
tige oder slickstoflfreie Nahrung in bestimmter Quan-
tität zu, und prüfte nun den Zuckergehalt der Leber.
In einer zweiten Reihe von Versuchen wurden die
Thiere zunächst einer Stägigen absoluten Abstinenz
unterworfen , sodann mehrere Tage blos mit Gelatine
oder Mehl, oder Fett gefüttert.
Nach diesen Versuchen scheint das Fett zur Zucker-
erzeugung Nichts beizutragen, wahrend bei der stick-
stoffhaltigen, gelatinösen Kost die Quantität des Zuckers
ziemlich die normale bleibt, ein Resultat, welches mit
Lehm an n*s Erfahrungen, wornach der Faserstoff
zum Theil die Elemente zur Zuckerbildung in der
Leber liefert, wie Vf. selbst angiebt, übereinstimmt.
Merkwürdigerweise ist aber nach dem Slärkmehl-
genusse der Zucker in noch grösserer Menge in der
Leber zu finden, und Vf. will ihn in diessem Falle
schon in der Pfortader in grosser Menge kurz nach
der Aufnahme desMehles gefunden haben; dasLeber-
decocl hatte wieder das emulsive Ansehen.
Was die ^Abhängigkeit der Zuckererzeugung
von Alter, Geschlecht u. s. w. belrifll , so giebt Vf.
an , dass sie nach seinen Beobachtungen beim Men-
schen wenigstens im 5. — 6. Blonatedes fötalen Lebens
beginne, u. bis zum höchsten Greisenalter fortdauere.
Sie steigt beim Fölus gegen das Ende der Schwanger-
schaft ; so fand Vf. bei einem menschlichen Fötus von
61/3 Monat 0,770/0, bei einem Kalbsmtus von 7—8
Mon. 0,80%, bei einem reifen Katzenföliis l,270/o-
Bei trächtigen und säugenden Thieren zeigt sich keine
erhebliche Differenz vom normalen Zustande; Milch-
zucker suchte Vf. vergeblich in der Leber, er scheint
sich somit erst in den Brostdrüsen zu bilden. Bei
Betrachtung der verschiedenen Klassen und Specie^
von Thieren scheint sich für die Zuckerbildung das
Verhaltniss zu ergeben, dass die Thiere, welche leb-
hafter respiriren, einen grossem Zuckergehalt zeigen,
während andererseits im Winlerschlafe und bei der
Abstinenz die Zuckerbildung herabgesetzt ist. Jedoch
macht VL hier darauf aufmerksam , dass bei solchen
Vergleichungen das Körpergewicht und das Verhalt-
niss desselben zur Grösse und Schwere der Leber
künftig mit zu berücksichtigen sei. Unter den Krank-
heiten sind es besonders Entzüadungen , überhaupt
alle mit Störung der Verdauung verbundenen Affectio-
nen , welche die Zuckerbildung beeinträchtigen ; das
Vorkommen von Distoma und Hydatiden stört diese
Function nicht; dagegen giebt es noch einige Nerven-
affeclionen, welche Zustände herbeiführen sollen, die
Vf. als Paralyse der Leber anspricht , und bei denen
die Zuckerbildung aufhört.
Cap. IV.. handelt von der Zuckerbildung in der
Leber der wirbellosen Thiere. Von den Mollusken^
bei deaen Ibeüweise die Leber noch voluminös genug.
162
L Anatomie u. Physiologie.
ist, um eine genaue Prüfung zuzulassen, wurden vom
Vf. verschiedene Limax- und Helix- Arten» so wie
Austern u. Miesmuscheln untersucht u. bei Alten der Zuk-
kergehalt des Lebersecreles bestätigt ; bei diesen Thie-
ren ergiesst sich nSmlich nach des Vfs. Beobachtungen
durch den Gallengang, der nahe am Magen in den
Darm einmündet, abwechselnd Galle und ein zucker-
haltiges, farbloses Secret, so zwar, dass nach Beginn
der Verdauung letzleres zuerst im Magen erscheint,
und gegen das Ende derselben eine immer weniger
Zucker haltende Absonderung, und schlüsslich reine,
braune, zuckerfreie Galle durch denselben Gang in
den Darm tritt; bei nüchternen Thieren findet sich
stets noch ein Secret der letzteren Art im Darme.
Was die Articulaten anlangt, so hat Vf. bei den
grossem Crustaceen den Zuckergebalt der Leber con-
statirt. Bei den Inseclen , deren blinde GefUsse ein
der Galle analoges Product liefern und zugleich Harn-
säure wenigstens excerniren, fand Vf. in dem Inhalte
dieser Gange keinen Zucker, glaubt aber solchen in
der Flüssigkeit, welche die Wandungen des Darms
befeuchtet , nachgewiesen zu haben. Er macht zu-
gleich auf den Leberzellen analoge Gebilde aufmerk-
sam, welche an den Darmwänden der Insecten und
Annulaten sich finden , und durch welche gewisser-
maassen eine anatomische Scheidung der zucker- u.
gallenabsondernden Organe dargestellt wird, für
welche beide Functionen bei den Mollusken ein und
derselbe Gang und ein Organ , bei den hohem Thie-
ren ein und dasselbe Organ und verschiedene Aus-
fflhrungsgänge vorhanden sind. (Uhle.)
640. üeber die Ansdehnnng der Gehirn-
Oberfläche und ihre Beziehung zur Entwicklung
der Intelligenz ; von B a i 1 1 a r g e r. (Ann. m^d.-
psych. Janv. 1853.)
Vf. behandelt im 1. Theile dieses Aufsatzes die
Messung der Ausdehnung der Hirnwindungen ; im 2.
die Frage, ob eine Beziehung zwischen dieser Aus-
dehnung und der Entwicklung der Geisteskräfte be-
stehe. — Man hat früher versucht, die Hirnoberfläche
durch Messung der ausgebreiteten Pia mater zu be-
stimmen , es lässt sich jedoch die letztere nicht voll-
ständig ausbreiten. Gall versuchte die Hirnober-
fläche durch Entfaltung des Gehirns selbst zu messen,
allein die Dehnbarkeit der Hirnsubstanz u. Zerrungen
derselben durch die Finger veranlassten zahlreiche
IrrthUmer. Vf. sucht diese zu vermeiden , indem er
nach und nach so viel als mOglich weisse Hirnsub-
slanz wegnimmt, so dass die Hemisphäre auf eine
dünne Schicht reducirt wird , welche sich leicht ent-
falten und in Gyps abformen lässt. Diese Form wird
allmälig mitThonerde ausgefüllt, indem man zwischen
beide ein dünnes Zeug, dessen Oberfläche eine ge-
naue Messung gestattet, einschiebt. Durch dieses
Verfahren gelangte Vf. zu folgenden Resultaten. Das
Mittel der Ausdehnung der Oberfläche von 5 Gehirnen
betrug 1,700 QCtmtr. In 2 Fällen, wo beide He-
misphären für sich gemessen wurden, betrug einmal
die Oberfläche der rechten 764 QGtmtr., die der ]
ken 789 D Gtmtr., das andere Mal rechu853 QCt]
links 837 DGimtr. Zum Vergleich führt er an I
Hirnoberfläche der Kaninchen = 24, der
= 52, des Hundes = 104, des Schafes = i|
und des Schweines = 220 QCtmtr.
Ueber die Beziehung der Ausdehnung der!
Windungen zur Entwicklung der Intelligenz Mgi|
dass nicht blos die Ausdehnung der Oberfläche,
dern auch das relative Volumen der Gehirne zo|
rttcksichtigen sei. So hat das Gehirn des Ho
weniger Oberfläche , als das des Ochsen , und
noch hat der Hund weit mehr Intelligenz. Da |
Dichtigkeit der verschiedenen Gehirne ziemlich
selbe ist, so ist das Volumen proportional demi
wicht, und letzleres kann dem Volumen substj
werden. Vf. vergleicht das Gehirn des Mensches (
dem Gehirn des Kaninchen. Die Hemisphär«
Menschen wogen, nach Wegnahme der Hii
der Corp. striat. , der Thal. opt. und des Cor|k.i
900 Grmm. Ihre Ausdehnung war =1,700 QC
Die Hemisphären des Kaninchen wogen = 5
Die Oberfläche betrug 24 D Gtmtr. Das GekirQij
Menschen wiegt demnach 180mal mehr, als dast
Kaninchen, während seine Oberfläche nur 7|
grösser ist, daher die Hemisphären des Kani
proportional ihrem Gewichte eine 2ysmal gr
Oberfläche besitzen , als die des Menschen« Vt|
auf dieselbe Art das Gehirn des Menschen mil^
der Katze, des Hundes, des Schafes und des Sc
nes verglichen, und die Oberfläche desselben .']
Verhältniss zum Gewicht, bei diesen Thieren
um ^4, ^3 oder die Hälfte grösser gefunden »f
beim Menschen. Die kleinsten Gehirne haben
die grösste Oberfläche , und die Ausdehnung d<
misphären scheint sich umgekehrt zum Ge
verhalten. — Vf. gelangt sonach zu dem Sdd«
dass die Entwicklung der Intelägenz kerne
in geradem^ vielmehr wahrscheinlich in tange
tem Ferhältniss zur Grösse" der Gehimobe
stehe. (Seifert.]!
641. üeber den Einflnss der Nervi vagi
die Absorption im Hagen ; von m. h. b o •!
(Bull, de l'Acad. XVII. 18. 1852,)
Vf. , Lehrer an der Thierarzneischule zu All
fand, dass Pferde nach Durchschneidung der NN.
eine Lösung von 32 Grmm. alkoholischem Brechod
auszuge in 2^^ Deciliter Wasser, welche er ib
durch eine Oefl'nung des Oesophagus in den Ma
brachte , selbst wenn sie 24 Std. gehungert bat
ohne irgend welche Vergiftungserscheinungen
kommen gut vertrugen.
Zugleich aberzeugte er sich , dass nach 24
von der injicirten Flüssigkeit wenig oder gar nie
resorbirt war, dass aber kleine Mengen derse
auch dann noch im Stande waren , Hunde sofort
tödten. Hierauf wurde einem Pferde, dessen I^N.
nicht verletzt waren, der Pjlorus unterbunden» um
t. Anatomie vu Physiologie.
»S3
i Menge der giftigen Substanz beigebracht. Es
I Mch f B Stfi. noch keine Vergiftungserschei-
D, die aber sofort eintraten , als der Unterbin-
iden gelöst wurde. Vf. schliesst aas diesen
JiluDgea, dass der N. vagus nur die Bewe-
des Magens vermittle, dass der Magen des
Dberbaapt ein sehr geringes Absorptions-
beaitxe, und dass im Vergiflungsfalle das
erst in den tierem Darmpartien aufgesaugt
Bei Hunden kommt aber nach Dupuy's
das Gift tur Wirkung, mag man die NN.
thsehniuen haben oder nicht. Vf. erklart
t^MTereDs aus der verschiedenen anatomischen
beider Tliiere. Bei den Hunden beginne
I du Cylinderepithelium und mit ihm die Auf-
[ IQ der Cardia, bei den Pferden sei der Magen
wie der Oesophagus , mit Pflasterepitheliucp
I, ttod seine Schleimhaut sondere wohl ab,
ktnorbire nur in geringem Grade; eine Erklä-
^dercB aaaiomische Grundlage der Berirhterstat-
irard dahin modiGcirl , dass das Epithel des
Iheils beim Pferd« sich allerdings von dem des
1 iBierscheide , aber doch auch als Cylinder-
1 1« betrachten sei. Um das Resorptionsver-
I des Pferdemagens weiter zu prüfen , nahm
Ifcraalassung B 6 r a r d * s ein leichter lösliches
, sekwefeU, Sirychnin, u. applicirte 3 Grmm.
iaem oüchterneo Pferde nach vorheriger Tren-
rNN. Vagi. Das Thier ging nach 1 Std. un-
Visionen zu Grunde, bei der Section fand
ein Theil der Flüssigkeit im Duodenum,
^m Hunde eingegeben , denselben sofort töd-
^ Einem andern Pferde wurde der Magen in der
I des Pylorus unterbunden und dann dieselbe
\ beigebracht. Es blieb am Leben ; mit dem
balle wurde 24 Std. später ein Hund u. ein
^Sofort vergiftet. Vfs. Versuche sind demnach
iiaeswegs schlussfertig, und ist sowohl das
ioBsvermOgen des Pferdemagens für Strychnin,
fiiolorische Einfluss des N. vagus auf den Magen
laaeren Untersuchungen zu unterwerfen.
(üble.)
Der galvanische Strom als Hindemiss
ikelxUCknng ; von Dr. C. Eckhard in
(H.'8 u. Pf/s ZUchr. IV. 1. 1853.)
iNobili's Beobachtung, dass der in stetiger
Morbandene galvanische Strom, durch einen
^ eines andern Reizmittels erregten Nerven ge-
^ie ia Folge des letztern entstehenden Zuckun-
MB kOnne , anknüpfend , fand Vf. auf eiperi-
n Wege folgendes Gesetz : „Jede unter dem
nirgend eines Reizes zu gewSrtigende Muskel-
j kann durch einen constanten galvanischen
t vermieden, jeder bereits bestehende Tetanus
Nenselben gehoben werden." Die betr., immer
_ Muskel und seinem Nerven angestellten
Psind:
MkBd.7». Hn.a.
1) Nimmt man in eine mehrelenentige Kette den
Nerven zwischen Platinelectroden so auf, dass ein
hinreichend langes Stück frei überhangt, so entsteht
auf mechanische Reize nie eine Zuckung; es stellen
sich aber sofort solche ein, wenn man die Kette
Offnet.
2) Taucht man den Nerven in eine Kochsalzlösung
(wodurch ein langer andauernder, unvollkommner
Tetanus entsteht) und nimmt ihn unterhalb der ge-
reizten Stelle in die Kette auf, so entsteht kein Teta-
nus, oder, wenn er schon vorhanden war, so erlisch!
er mit dem Kettenschlusse. Hierbei ist die abstei-
gende Stromrichtung die günstigere. Man reicht mit
dem einfachen Zink-Kupfer-, oder Zink-Platin-Bogen
aus. — Taucht man dagegen ein in der Mitte der
Lange des Nerven gelegenes Stück ein und bringt die
Electroden an dem centralen, nicht eingetauchten
Stück an, so entsteht zwar keine Zuckung, oder schon
vorhandener Tetanus hört auf, aber jetzt wirkt die
aufsteigende Stromrichtung günstiger. Der Strom
versagt jedoch seinen Dienst von dem Zeitpunkte an,
wo jede Nervenfibrille an irgend einer Stelle in ihrem
ganzen Querschnitt abgestorben ist (analog einer Be-
obachtung von du Bois-Reymond, dass ein
Muskel, dessen Nerv auszutrocknen anfing, zuckte,
sich aber beruhigte, wenn er den Nerven mit der
Achillessehne berührte). Der Nerv trocknete also,
wie natürlich, in Vfs. Versuch, vorzüglich im untern,
weniger dickeren Theile aus.
3) Bringt man ein Stück des centralen Nerven-
endes in den Kreis einer schwachen, z. B. einelemen-
tigen Kette, und ein Stück des peripherischen Endes
in eine mehrelementige Kette, so wird während der
ganzen Dauer des Schlusses der letztern jede, auch
die grdsste Schwankung der erstem unwirksam. Hier
wirkt die aufsteigende Stromrichtung am günstigsten.
Bei stärkerer mehrelementiger Kette heben alle Stro-
mesrichtungen die Wirkungen der obern schwächern
Kette auf. Bringt man die Electroden der untern an
dem Muskel an , so wird sogleich die obere wieder
wirksam. Wechselt man die Ketten , so dass die
mehrelementige an das centrale Nervenende u. s. f.
angebracht wird , so versagt während des Schlusses
der erstem auch die letzlere. Doch müssen, um
Schliessen und Oeffnen der untern Kette vollständig
unwirksam zu machen , die Stromstärken bedeutend
differiren. Auch hier ist die aufsteigende Richtung
des Stroms die günstigste. — Auch der durch In-
ductionsapparate erzeugte Tetanus lässt sich durch
constante Ketten heben. — Bei der sub 3 zuerst be-
schriebenen Stellung u. starker unterer Kette bleibt
das Präparat eine gewisse Zeit nach dem Oeffnen der-
selben, beim Schliessen u. Oeflnen der obern in Ruhe.
(Wagner.)
643. Das aufrechte Stehen. Beitrag zur
Mechanik des menschlichen Knochengerüstes; von
Prof. H. Meyer in Zürich. (M.*s Arch. 18$3.
^^ ^ DigitizecfbyVjUU^lC
20
154
t. Anatomie u. Physiologie.
Das aufrechte Stehen kommt dadurch
SU Stande, dass die einzelnen beweglich untereinan-
der verbundenen Thcile des Knochengerüstes in feslere
Verbindung tretend die ganze Körpermasse zu einem
einzigen Ganzen vereinigen» welches in einer solchen
Berührung mit dem ßoden ist, dass seine Längen-
achse senkrecht auf demselben steht. Möglich ist
diese Stellung nur dann , wenn die Schwerlinie des
Körpers den Boden innerhalb des Raumes triflt, wel-
cher von den Füssen berührt oder begrenzt wird.
Von den unendlich verschiedenen Arten des aufrech-
ten Stehens wählt Vf. als die einfachste die. gerade
militärische Stellung mit voUkommner Symmetrie der
beiden Seitenhalflen des Körpers.
Die Fixirtmg der einzelnen Skeletttheile ge-
schieht durch drei Momente : durch Muskellhätigkeit,
durch Bünderspannung u. durch Aufeinanderdrückung.
— Die Muskelthätigkeit ist die freieste , dem Willen
am meisten unterworfene Fixirung ; sie hat aber auch
die Nachtheile, dass eine durch sie bewirkte Fixirung
nicht lange ausgehalten werden kann , weil die Mus-
keln entweder durch Ermüdung, oder durch Aufliebung
des Nerveneindusses unwirksam werden. Sie kommt
durch die radiale (Giirende) Componente tier Huskel-
wirkung zu Stande, wenn die Wirkung der tangentia-
len (bewegenden) durch Widerstände verschiedener
Art aufgehoben wird (die gemeinschaftliche Wirkung
der iixirenden Componenten aller Muskeln, welche
um ein Gelenk herumgelagert sind, ist auch noch ein
sehr wichtiges Moment für das Aneinanderheften der
Gelenkflachen überhaupt). — Die Bänderspannung
tritt ein, wenn gewisse Bewegungen in den Knochen-
verbindungen so weit ausgeführt worden sind , dass
nur Hulfsbander als Heromungsbäoder wirken können.
Die Spannung solcher Bänder wird während des Ste-
hens theils durch die Schwere überliegender Theile,
theils durch entgegenwirkende Muskelthätigkeit unter-
halten. Diese Fixirung erlahmt nie, u. giebt immer
dieselbe unveränderte Lage zweier Knochen gegen-
einander. Dadurch aber, dass bei verschiedenen In-
dividuen die gegenseitigen Lagenverhältnisse der Kno-
chen verschieden sind , je nach der Länge der durch
Anspannung wirkenden Hülfsbänder, geht die ver-
schiedene Haltung verschiedener Individuen in der
aufrechten Stellung als etwas Nothwendiges hervor,
welches unabhängig ist von angewöhnten EigenthUm-
lichkeilen in der Muskelthätigkeit. Freilich aber be-
dingen die Spannungsverhällnisse der Bänder oft erst
ihre Länge. — Das Jlu feinander drücken zweier
Skeletttheile geschieht theils durch die Schwere über-
liegender Theile, theils durch Veränderung des Hypo-
mochlion in Folge eingetretener Bänderspannung. Ist
nämlich eine solche eingetreten und dadurch einTheii
eines Knochens fixirt, dann wird dieser zum Hypo-
mochlion, und Schwere sowohl als Muskelzug erzeu-
gen eine Bewegung um denselben, durch welche zwei
Knochenflächen, die früher beweglich vereinigt waren,
fest aufeinander gedrückt werden. -
Die Fixirung des Rumpfes auf den Beinen kann,
wenn wir uns zuerst die beiden Beine in parallel-
symmetrischer Stellung und aufrecht absolut fest i
den Boden geheftet denken , auf zweierlei Weise g(
schehen: entweder nämlich ruht derselbe im labile
Gleichgewicht , d. h. er ist so auf die beiden 6ei|
gestützt, dass seine Schwerlinie die Mitte der Vei
bindungslinie*beider Oberschenkelköpfe Iriin, ~ o4j
er ist, ohne im Gleichgewicht zu sein , an die Ob«^
schenkelköpfe geheftet, indem Spannung oder Dni
ihn verhindert , dem Zuge seines SchwerpuokU %
folgen. Im 1. Falle wäre die Stellung des RuiBpii
auf den Beinen höchst unsicher, indem mit der alle(
geringsten Verrückung des Schwerpunktes nach toi|
oder hinten der Körper nach derselben Bichtoog fii)
len mUsste. Die 2. , viel sichrere Art der Anheftai^
ist im menschlichen Körper angebracht, ond zw|
auf folgende Weise. Diejenigen Bewegungen, welch
der Rumpf durch seine Schwere um eine durch di
Mittelpunkte beider Oberschenkelköpfe gezogen gi
dachte Achse ausführen kann, sind Drehbewegungen
und zwar solche , durch welche er aus der Gieiel
gewichtslage entweder nach vorn oder nach hinU|
hinabsinkt. Als Kräfte, welche diesen BewegQDgl|
entgegenwirken sollen, sind am menschlichen Körp||
Muskeln angebracht, welche durch ihre ElaslicilStl
Contraction, und Bänder, welche durch ihre Unoatil
giebigkeit wirken. Beiderlei Kräfte finden ihren eiad
Anheflungspunkt an den Beinen, den andern l|
Becken. — Die Muskeln , welche einem Sinken dlj
Rumpfes nach vorn entgegenwirken, sind : der Mn
glut. max., pyriform., oblurat. int. c. gemell.,
raL fem. , bic. fem. , semimembr. und semitend.
Heber des Rumpfes aus der nach hinten geneigten l
in die Gleichgewichtslage treten auf der H. ilio-ps(
pectin. , obtur. ext., recL fem. und sartor. (M
Nebenwirkungen aller der gen. Muskeln auf das Beckll
hebep sich durch das Zusammenwirken der Muskel
beider Seiten auf.) Die Adductoren mit dem Gracül
sind durch ihre Anheftung gerade zwischen den M
den Reinen so angeordnet, dass ihre gemeinschaMidj
Wirkung für sich den Rumpf ungefifhr in der (il««
gewichtslage hält, und dass sie denselben ebenso n
einer Neigung nach vorn, wie aus einer solchen nafl
hinten in die Gleichgewichtslage zurückfÜlirL «
Vergleicht man , indem man , wie gesagt , die letn
Gruppe aus dem Spiele lässt, die beiden erstgenaoi
ten Muskelgruppen mit einander, so Rillt es auf, «■
die Masse derjenigen Muskeln viel bedeutender w
welche den nach vorn gesenkten Rumpf aufheben, n
die Masse der in entgegengesetzter Richtung "ftiM
den. Diess kommt daher, dass die mögliche SenkiJ
des Rumpfes nach vorn eine sehr bedeutende w
während die Senkung nach hinten sehr bald dort
das Ligam. superius verhindert wird, das mcchanisci
Moment der Schwere des Rumpfes in der Rückwlrtt
Senkung desselben also nie ein bedeutendes wer
kann. — Das ungefähre Verhällniss beider Grupp«
ist nach den Web er* sehen Wägongen 3:^
(1161,6 Gr. : 807,8 Gr.). Dass die Differcn« »'^
grösser ist, erklärt sich daraus, dass die *'*'*^ .
2. Gruppe ungünstigere Anheftungspunkte n«b«'
L Anatomie u. Physiologie.
156
äse haben , wShreod die der 1. entfernter der
chse gflnstigere Anheflang liaben.
[lie Anspannung von Weichlheilen bei sehr star-
1 Torwirtsbeugen des Rumpfes abgerechnet, sind
m Rrä/tepaare um die Drehachse des Rumpfes
lam. 1) Die Schwere des Rumpfes und das
[ superius , 2) die beiden Muskelgruppen » oder
hr die beiden Resullirenden der beiden Grup-
Wlre der Rumpf nun im labilen Gleichgewicht,
iBBte jede auch noch so geringe Rewegung das
gewicht slOren, so dass beständige Correctio-
f dirch eine oder die andere der beiden Muskel-
nOlhig waren'; ein Ruhen des Rumpfes im
[ewichl würde daher nur ein Festgehaltenwer-
th die beiden Muskelgruppen , d. h. die un-
ile und anstrengendste Art der Uoterslttlzung
npfes sein. Ist die Unterstützung des Rumpfes
dem 1. Kraftepaare überlassen, so findet
i ftf keine Muskelthatigkeit Statt , sondern der
fist in vollkommner Ruhe, wenn er im Maximum
iwärtssenkung steht, u. dem mechan. Bfoment
Schwere die Spannung des Lig. super, entr
bwirkl; alle kleinen Schwankungen in der Lage
hwerpunktes werden diese Unlerslützungsart
npfes nicht stören , so lange sie den Schwer-
i licht vor die Drehachse bringen. Und diese
r Fixirung des Rumpfes auf den beiden Beinen
»sicherste, ruhigste, ohne alle Muskel Wirkung
ide kommende, und diejenige, welche man bei
0. zwanglosem Aufrechtstehen stets anwen-
Gleichzeitig drückt dabei die Spannung des
Inper. wegen dessen schiefer Richtung den Ober-
ikelkopf nach innen und oben fest in die Pfanne,
die Fixirung des Rumpfes noch genauer
iher wurde das untere Ende der Beine als ab*
iB den Boden üxirt angenommen. Da aber eine
Fixirung ni(!ht existirt , müssen noch die Vor-
der Beine gegen den Boden untersucht wer-
Rimmt man hierzu wieder jedes Bein vom Uuft-
n Pnssgelenke als ein Ganzes an , so hat man
zwei Tbeile zu unterscheiden : Das Bein im
Sinne und den Fuss. — Beide Pttsse ruhen
Sohlen auf dem Boden, u. bilden hierdurch
Vaterstotzungsflache des ganzen KOrpers. Da-
k,dass die Flexionsebenen der beiden Astragalus-
oach vorn divergiren, wird dem aufrechten
eine bedeutende Unterstützung. Aber abge-
dnon und angenommen, bei fest ruhenden
seien die Flexionsebenen der beiden Astraga-
parallel, so bilden die Achsen der beiden
n die gemeinschaftliche Drehachse beider Beine
hssgelenk. Auf dieser Drehachse nun müssen
nihigem Stehen beide Beine mit dem an ihnen
Uigten Rumpfe befestigt werden. Hierdurch aber
der Eumpf ein Ganzes geworden , welches einen
»erpankt fbr sich baU Will man nun die Vor-
der beiden Beine zugleich mit dem Rumpfe
fa Fttssen untersuchen , so kommt nur der ge^
meinschaßUche Schwerpunkt der Beine und des
Rumpfes in Betracht. Dieser hat bei demselben In-
dividuum keine absolute Lage, sondern letztere wech-
selt nach der Stellung des Rumpfes zu den Beinen,
abgesehen von den Schwankungen in der Lage «des
Schwerpunktes des Rumpfes selbst , welche von sei-
ner Gestall und der AnfUlluog der eingeschlossenen
Organe abhangen. Kann die Lage des gemeinschaft-
lichen Schwerpunktes aber auch keine absolute sein,
so ist sie doch für die aufrechte Stellung eine mög-
lichst bestimmte, und ist für diese von den Gebr.
Weber in das Promontorium versetzt. Dieser
Schwerpunkt wirkt an einem Hebelarme, welcher
durch eine gerade Linie gebildet wird, welche man
aus demselben auf die Mitte der ebengen. Drehachse
im Fussgelenke zieht. Ohne Hitwirkung anderer
Kräfte kann er entweder im labilen Gleichgewichte
über der Drehachse der Fussgelenke stehen , oder er
kann nach vorn oder nach hinten hinunterfallen, und
dadurch ein Vor- und Rttckwartsfallen des ganzen
Körpers um die Drehachse der Fussgelenke hervor-
rufen.
Im labilen Gleichgewichte befindet sich aber der
Körper auf dieser Drehachse, wenn das Promontorium
senkrecht über der Mille der Drehachse liegt. Da
aber die allergeringste Körperschwankung nach vorn
oder nach hinten diese Bedingung aufliebt, und da
kleine Schwankungen dieser Art nie zu vermeiden
sind, so muss es Correctionsmittel geben, welche die
nachtheilige Wirkung dieser Schwankungen im Augen-
blicke ihrer Entstehung auflieben. Diese bestehen
1) in der Möglichkeit, den gemeinschaftlichen Schwer-
punkt des ganzen Körpers zu verandern , und 2) in
der Wirkung eines Muskelkraflepaares , welches die
gegenseitige Lage des Körpers und der Füsse andern
kann.
Der Schwerpunkt des ganzen Körpers ist, wie
schon erwähnt, von der relativen Lage des Schwer-
punktes des Rumpfes zu dem der Beine abhangig.
Der Schwerpunkt des Rumpfes ist aber selbst in sei-
ner Lage veränderlich, und kann verlegt werden:
seitwärts durch seitliche Senkungen des Kopfes,
Krümmungen der Wirbelsaule und Aufhebung eines
Armes, oder nach vorn und hinten durch Zusammen-
beugen des Rumpfes, Rückwartsstrecken desselben,
Senkung des Kopfes und Aufhebung der Arme nach
hinten oder vorn. Jede derartige Verrückung des
Schwerpunktes des Rumpfes muss auch den gemein-
schaftlichen Schwerpunkt des Körpers nach derselben
Richtung verrücken , und kann daher absichtlich er-
zeugt Correction einer gestörten Aequilibrirung auf
der Drehachse der Fussgelenke hervorbringen. Aehn-
lieh können auch Beugungen und Streckungen des
Rumpfes gegen die Beine wirken. Hieraus erklart
sich die Menge kleiner Bewegungen dieser Art bei
Personen, welche mit stark einwärts gestellten Fuss-
spilzen zu stehen versuchen, wobei wirklich eine pa-
rallele Stellung der Drehachse der AstragalusroUen
vorhanden isL
;i5ß
I. Anatomie u. Pbyyiottogie»
Pas 2. GorreetioDsmittel besteht in der Wirkung
jeiqes Nuskelkräflepaares : der RUckwärlsbeuger des
gapzen Körpers u. der Vorwürtsbeuger des ganzep Kör*
j^rs. Jene sind die M)f* gastrocneni., soleus, tibial.
jMistM peroo. brev.» peron. long., fliex. halluc. long.,
i|ex. digiu comm. long., diese : die HM. tibial. ant. u.
peron. 3., extens. halluc. long, und exlens. digit.
£OpnQ. long. — Nach den Weber* sehen Wägungen
verhallt sich das Gewicht der RückwSlrlsbeuger zu dem
iler Vorwjirtsbeuger ungeHlbr wie 5: 1 (1052,4 Gr.:
207,9 Gr.). Abgesehen nun davon , dass die Mus-
|ieln der erstem Gruppe gleichzeitig Gehmuskeln
find , muss durch ihre überwiegende Masse die Cor-
jrection eines VorwUrtsrallens leichter ausgeführt wer-
den können , als durch die geringere Masse der Vor-
wjlrtsbeuger die des RUckwartsfallens. Deshalb
stehen wir stets um ein Minimum zu viel vorwärts
geneigt, und lassen dadurch den Rückwärtsbeugern
eine ähnliche Bedeutung werden, wie sie im Uüri-
gelenke dem Lig. superius zukommt: und daher wie-
der die starke Ermüdung der Wadenmuskeln durch
längeres Stehen. Wichtig wird dieses Verhällniss
noch deshalb, weil die Verrückungen des Schwer-
punktes nach vorn durch Beugungen des Kopfes,
Hebung der Arme nach vorn u. s. w. viel häufiger
vorkommen, als die nach hinten.
Es kommt also ein Ruhen des ganzen Körpers
auf den beiden Füssen durch wirkliche Aequilibrirung
zu Stande. Die beständige Aufmerksamkeil und An-
strengung jedoch, welche hiermit verbunden sein
müssen, werden grosseutlieils überflüssig gemacht
durch 2 andere sehr wichtige Momente, welche einen
grossen Theil der Fixirung des Körpers auf den Fuss-
gelenken auf sich nehmen. Diese sind 1) die Rich-
tung der Flexionsebene der Aslragalusrolle, und 2)
die Gestalt der Astragatusrolle verbunden mit der Ro-
tation des Unterschenkels im Fussgelenke.
Die Flexionsebenen der MtragalusroUen sind,
wie bisher angenommen wurde, einander nicht paral-
lel, sondern so gestellt, dass sie bei aneinander ge-
schlossenen Füssen einen nach vorn offenen Winkel
von 1,50^ einschliessen ; bei der gewöhnlichen Stel-
lung der Füsse wird dieser Winkel grösser und
hierdurch ein Vorwärtsfallen des Rumpfes auf den
Füssen sehr erschwert. Denn mit dem Vorwärlsfallen
^e& einzelnen Beines ist nothwendig auch eine Beu-
gung nach auswärts verbunden, welche aber auf bei-
den Beinen gleichzeitig nur zu Stande kommen kann,
wenn die Knie gebogen werden. So lange dieselben
fber gestreckt sind, giebt diese Divergenz der Flexions-
ebenen sehr viel Halt. Wir stehen also viel sicherer,
wenn die Füsse etwas nach auswärts gestellt sind.
Zu starke Stellung derselben nach aussen beeinträch-
tigt diese Sicherheit, weil dabei das Lig. super, des
Hüftgelenks so sehr angespannt wird, dass der Rumpf
i|U. y'xfX Neigung nach vorn erhält , und weil die von
d^n Füssen gedeckte Ebene in der Richtung von vorn
nach hinten zu schmal wird.
Die Aslragalusrolle selbst ist zwar im Allgem.
cylindrisch, aber die beiden Endflächen derselben
ßind nicht unteneioasder paralM. Der MaUeolii i|
ist deshalb , wenn er am hintern Thetk der Aüa
galusroUe gelegen ist, dem Malleolus ext. näher, i
wenn er sich am vordem Theile derselben befiodi
Diese Bewegung setzt aber eine entsprechende I
wegung der ganzen Tibia an der Fibula voraus, weld
auch wirklich stattfindet, indem die Incisura fibulii|
der Tibia einen grössern Krümmungshalbmesser h|
als die anliegende Stelle der Fibula. Wenn nuodon
die Drehbewegung der Tibia , welche die lockcj
Amphiarthrose des Capitulum fibulae leicht gestallt
der vordere Rand der Incis. fibul. fester an dieFibi
angedrückt wird, dann ist die ganze Hohlrolle hioli
weiter und die Slreckungs- u. Beugungsbewegungj
gehen leicht vor sich; wenn dagegen der hintere Bnj
der Incis, tibul. an der Fibula anliegt, dann ist!
Hohlrolle hinten enger als dass der vordere breiten
Theil der Astragalusrolle ohne Zwang hindurcbgeM
könnte, die Astragalusrolle ist alsdann gewissermati
sen eingeklemmt. Diese hintere dem Malleol. exl
nähere Stellung erhält aber der Malleol. inL : 1) Im
starker Streckung des Fusses , — 2) wenn io dl
aufrechten Stellung des Beines mit gestrecktem Ki^
und aufgesetztem Fusse das ganze Bein um dies
Astragalus feststehende Fibula rotirt wird. Lelxl
Be\yegung tritt aber beim aufrechten Stehen in
von selbst ein , und zwar a) durch den nach inw
rotirenden Einfluss des Lig. super, auf das Oh
schenkelbein , u. b) durch die Rotation der Tibia i
am Temur. Bei der Streckung wird nämlich
ganze Tibia etwas nach hinten rotirt, indem den
hinten längere Condylus int. fem. durch das Kap«
band und das Lig. laier. int. ihr diese BewegunggCil
mitlheilt, und weil die Streckmuskeln selbst ara
diese Nebenwirkung haben , indem das Lig. patelU
von der PatelU etwas nach auswärts zur Tuberositi
libiae gebL Durch die gen. Verhältnisse aber wir!
einerseits der Astragalus mit der extremsten SteUflM
seines Kopfes nach innen fixirt, und andrerseits ff^
durch die Einklemmung der Astragalusrolle ein Vofi
wärlsfallen des gestreckten Beins im Fussgelenke b«|
deutend behindert. — Wenn nun die beiden gi|
Momente in der Gonstruction des FuasgelenU ^^^
Forwärtsfallen des Körpers ein Hinderniss eatgi^ei*
setzen , so muss auch ein ruhiges Aufrechtsteben «1
dem Fussgelenke am sichersten bei einem geringfli
Vorwärtslehnen zustande kommen , und ebendesball
musste die Masse der Rückwärtsbeuger des Körp^
um Vieles bedeutender sein , als die der VorwflrW
beuger.
Dass die Schwerlinie des im Promontorium g^
legenen gemeinschaftlichen Schwerpunktes noch etwal
vor die Mitte der Fussgelenke f^llt, dass io f(^%%
dessen die Achse des ganzen Beines eine nach to(9
geneigte Stellung hat, zeigt die Untersuchung deK
Profilansicht eines aufrechtstehenden Körpers mit den
Bleiiothe. Denn letzteres am vordem Bande dci
Trochanter heruntergelassen, iriflX das Melalarsiit'
köpfchen der kleinen Zehe, u. lässt man es so falles»
dass es den äussern Knöchel berührt« so liegt es ^
I. Anatomie o. Physiologie.
167
^AOfle ««ch siemiich weit hinter dem Trochanter
^.durehsohneidet die Stelle^ wo ungefähr das Pro-
»riam liegen muss. Der Bau der Tibia eotr
gam dieser Schieflage des Beines» wie Untei^
agea lehrten, aus denen sugleicli hervorging,
be%m aufrechten Stellen die BerUlirung der
mU der AstragaUisrolle nach hinten und vorn
atriach ist.
ach dem Bisherigen finden beim möglichst ru-
uod ohne Kraftaufwand zustande kommenden
folg. Verhältnisse Statt: 1) der Schwerpunkt
lumpfes steht senkrecht über dem Ende der
kt — 2) der gemeinschaftliche Schwerpunkt des
und der Beine (Promontorium) steht senk-
aber dem vordem Theile des Fussgelenks, —
er Mittelpunkt des Hüftgelenks liegt senkrecht
dem MetatarsalkOpfchen der kleinen Zehe, —
ile, welche mit denen der Gebr. Weber nicht
Punkten harmoniren.
Vorabergehen sagt Vf. Einiges über Becken--
wg. Die Lage der Conjugala gegen die Übrigen
des Beckens ist in keiner Weise eine bestimmte,
von alle den Momenten abhängig, welche die
iaowohl des Promontorium als der Schambein-
sdern. Da aber jenes gerade eine hOchst wan*
L9ge hat, so kann* auch die Conjugata keine
Lage gegen den Horizont haben. Ferner
Lage mit der ganzen Beckenlage veränderlich
der Lange des Lig. super, des Hüftgelenks,
aasser sehr bedeutenden individuellen und
schiedenheiten auch noch die persönlichen
in der Körperhaltung eine Bolle spielen. Man
deshalb nur von einer Durchschnittszahl der
aeigung sprechen und als solche fand Vf. etwas
|aU 600.
tier wurde das Bein von der Hüfte bis tum
ik ala ein steifes Ganze angesehen, und zum
Sieben ist diess auch durchaus nothwendig.
sich aber , wie das durch die Streckmuskeln
Knie während des Stehens in der Strek-
erhaUen wird. Dass diess nicht durch die
soskeln geschieht, folgt daraus, dass das Lig,
nicht gespannt ist. Die Wirkung des Seh wer-
des Körpers wird, da dessen Schwerlinie
^hinter die Drehachse der Kniegelenke fällt, eher
Bgeo des Knies erzeugen. Es muss daher
itaedere Momente geben , welche eine Streckung
aiea dadurch erhalten , dass sie die beugende
Dg der Schwere überwinden. Diese sind aber:
aonuttg des Lig. superius der Hüfte u. die
sag des Lig. ileo-tibiale. — Da der Gondyl.
Dor. von vorn nach hinten länger und in der
I gekrOmmt ist, so kann eine Biegung im Knie
fealstehenden Tibia nur mit einer gleichzei-
i Rolalion des Pemur nach aussen verbunden sein ;
ferner in der aufrechten Stellung das Femnr
daa gespannte Lig. super, unter einem Rota-
ck nach innen steht, so wird der Rotation
und somit der Biegung des Knies ein
Bemmniss en (gegengesteift. Stehen wir dagegen nach
vorn ttbergebückt, so dass das Lig. super, nicht ge-
spannt und die Pisirung des Bumpfes in den Hüftge-
lenken den Muskeln übergeben ist. so fifllt die Schwer-
linie vor das Kniegelenk u. die Wirkung der Schwere
erzeugt eine Ueberstreckung und damit Fixirung des
Knies. — Unler dem Lig. ileo-tibiale versteht Vf.
den sehr starken Streifen paralleler Längsfasern der
Fascia lata, welcher von der Spina Uei anter. sup. und
dem nächsten Theile der Grista selbst entspringt und
sich als fast fingerdicker Strang an einen besondern
Vorsprung an der vordem Fläche des Gondyl. ext.
libiae ansetzt. Dadurch dass dieses Band mit dem
Lig. intermuscul. ext. fem. in Verbindung steht, und
Sehnenfasern des M. tens. fasc. lal. und eines Theils
des M. glut. max. aufnimmt , übt es , wenn es durch
das RUckwärtsfallen des Rumpfes in den Hüftgelenken
gespannt wird, einen von hinten u. oben kommenden
Zug auf die vordere Seite des obern Endes der Tibia
aus, wirkt somit als streckendes Moment des Knies.
Am Lebenden fühlt man den fest gespannten starken
Strang etwas nach aussen von der Patella.
Nach dem bekannten Gesetze, dass ein Körper
auf 3 Unlerslülzungspunkten bei allen Gestallungs-
verhaltnissen der ünlerlage sieber ruht, finden wir*
auch den Fuss mit 3 Punkten den Roden berühren:
mit dem Gapitulum oss. metnlarsi L , mit dem Capit.
oss. metal. V. und mit der Ferse. Der höchste Punkt
des Fiitfses ist die AstragaUisrolle. Sieht man den
Fuss nun als eine feste 3!*eiiige Pyramide an, so muss
je nach der ßeschaffenlieil des Rodens die Achse der-
selben (d. i. eine auf die Mitte der Aslragalusrollc ge-
zogene Senkrechte) sehr verschiedene Stellungen
haben , und da diese Achse mit der Schwerebene des
Körpers zusammenfallen muss, so müssten durch die
verschiedenen Neigungen des Bodens Stellungen er-
zeugt werden, bei denen der Körper gar keine geeig-
neten Unterstützungen hätte. Dieser Uebelstand
aber ist dadurch beseitigt, dass der Fuss eine wan--
delbare Gestalt halt welche erlaubt, dass einerseits
der Fuss sich allen Bodenverhältnissen anschmiegt,
und dass andrerseits auch der Astragalus gegen den
übrigen feststehenden Fuss seine Stellung in ange-
messener Weise verändert.
Das Vermögen des Fusses, sich allen kleinen Un-
ebenheiten des Bodens anzuschmiegen, beruht auf
der gegenseitigen Beweglichkeit i\eT 3 Eckpunkte
seiner Sohle. Sieht man den Fersenpunkt als fest-
stehend an, so haben der Gross- u. der Kleinzehen-
punkt gegen den erstgen. eine Beweglichkeit nach oben
und nach unten, nach iiinen und nach aussen, so wie
die Bewegungen des Grosszehenpunkles wieder un-
abhängig von denen des Kleinzehenpunktes sind. —
Die Beweglichkeit des Grosszehenpunktes griJndet
sich darauf, dass der Calraneus , Astragalus , das Os
navieul. • Os cuneif. L und Os metat. I. eine Art Ge-
wölbe darstellen, dessen Scheitel der Astraf^nhis
bildet. Die Festigkeit des Gewölbes wird durch die
Bandmassen bedingt, welche die einzelnen Theile
168
I. Anatomie u. Physiologie
desselben an der unlern Seite als Zugbander zu-
sammenballen. Geschlossen wird das GewOlbe da-
durch , dass der Astragalas zwischen Calcaneus und
Os navic. gleichsam eingekeilt u. so das Lig. calcaneo-
navicul. gespannt wird. Streckungen des Gewölbes
wirken darauf hin , den Astragalus nach oben heraus-
zusprengen ; diess wird aber durch den starken Ap-
paratus ligamentosus, welcher den Astragalus in ziem-
lich senkrechter Richtung an den Calcaneus hertet,
unmöglich gemacht; die Belastung, welche der Astra-
galus von oben erfahrt, unterstützt den Apparat na-
türlich nicht wenig. Beim Gewölbe der Fusswurzel
wird (abweichend von den gewöhnlichen Gewölben,
wo durch den belasteten Schlussstein der Druck nach
beiden Seiten hin gleichmässig fortgepflanzt wird)
der Druck von oben ganz allein vom Calcaneus auf-
genommen, da dieser den ganzen Astragalus tragt.
Da aber der Calcaneus nur hinten mit dem Boden in
Berührung ist, und seine grössere vordere Hälfte hohl
liegt, so bildet er mit dem Astragalus einen einarmigen
Hebel, dessen Hypomocblion die Ferse ist. Der vor-
dere Theil des belasteten Calcaneus würde sich nun
senken, waren nicht (vom Vf. genau beschriebene u.
erklarte) Vorrichtungen da , w<.!che bewirkten , dass
beim Maximum der Spannung des Gewölbes die oben
gen. Knoch^nreihe ein den Druck der Schwere auf-
nehmendes Ganzes bildet. Jeder Fuss hat aber nur
die Halde des ganzen Körpergewichts zu tragen, und
diese Hälfte vertheilt sich folgendermaassen auf die
Ferse und den Grosszehenpunkt: der Druck, den
jeder Astragalus auszuhalten hat, wirkt in einer durch
die Mitte seiner Rolle hindurchgehenden Senkrechten ;
letztere bis auf den Boden verlängert IrilTl die Ver-
bindungslinie der Mitte der Ferse mit der Mitte des
Capitulum oss. metal. L, und zwar so, dass Y4 der-
selben zwischen der Ferse und dem Durchschnitts-
punkte und 3/4 zwischen diesem und dem Capit. oss.
metat. /. gelegen sind, die Ferse hat also ^/i, das
1. Metatarsusköpfchen aber V4 der ganzen auf dem
Fusse ruhenden Last zu tragen. Der Druck beider
Theile auf die Unterlage wird aber dadurch noch ver-
mindert, das8*jeder Punkt wieder mit 2 Punkten auf
dem Roden ruht, das Fersenbein mit 2 höckrigen
untern Fortsätzen und das Metatarsusköpfchen mitden
beiden Sesauibeinen. Abgesehen davon, dass hier-
durch 4 tragende Punkte entstehen , wird auch eine
breitere (trapezförmige) Grundlage für das Aufnehmen
der Schwerlinie gegeben , wodurch es möglich wird,
dass auch bei Schwankungen in der Belastung, z. B.
durch Schiefstchen , die Schwerlinie stets innerhalb
dieses Trapezes den Boden triflt. Sieht man
aber von solchen schiefen Belastungen ab, so vertheilt
sich die Schwere des Körpers (diese zu 144 ^ an-
genommen) folgendermaassen: Belastung jedes Astra-
galus = 72 g>, der einzelnen Ferse = 54 ^, des
einzelnen Metalarsusköpfchens <= 18 ^, jedes Fer-
senhöekers = 27, jedes Sesambeins = 9 ?5. Hier-
aus erklart es sich, warum der Fuss verhaltnissmässig
so leicht die Körperlast trügt, und warum bei langem
Stehen vorzugsweise die Ferse schmerzhaft wird. —
Was die Beweglichkeit des .ß^letnzehenpmhet %
langt, so kann der vordere äussere Fussrand ^
eine Achse gedreht werden , welche ungeOlhr i
Längenachse des ganzen Fusses entspricht und dii
Bewegung ist eine kreisförmige , d. h. der Kleid
henrand des Fusses kann aus seiner tiefsten Sien
nach aussen und oben und von hieraus tioch vm
nach innen und oben bewegt werden. Im raheii^
Zustande ohne Auftreten auf den Boden befindet ^
der äussere Fussrand stets gesenkt. Wird dub i
Fuss auf den Boden aufgestellt, so berührt
der Kleinzehenrand den Boden und nimmt den
auf; stehen aber dann die Ferse und der Gross:
punkt auf dem Boden, so hat der Kleinzeheorani
gut wie Nichts mehr zu tragen , sondern verhält
fast nur als eine an der Aussenseite des Fusses aB|
brachte Feder , die sich mit ihrem äussern Endej
den Boden andrückt und durch ihre Biegsamkeil al^
Bodenverhaltnissen anschmiegen kann. Für das g
rade aufrechte Stehen ist daher der Kleinzeheoni
nicht besonders wichtig, und wir verlieren oieh
an Sicherheit im Stehen, wenn wir denselben erfaeli
und ni^r auf Ferse und grosser Zehe stehen. ErV
kömmt seine Ilauptwichtigkeit erst beim Sielieol
einem Fusse , beim schiefen Stehen u. s. w. , k^
bei schiefer Belastung der Sohle, wobei er auch
Theil der Last zu tragen hat. — Das Os cuneif(
II. und III. sind die vordem Verbindungsglieder
Os cuboid. mit dem eigentlich tragenden Bogen
Fusses: dadurch wird es möglich, dass auch ein
der Belastung des Grosszehenrandes auf den
zehenrand abgeleitet wird. — Der 2. — 4. MÜl
fussknochen gewähren dadurch , dass sie mit m
Köpfchen auf dem Boden aufliegen, dem Os cuneif«
und HI. und theilweise dem Os cuboid. in ihrersd
aufsteigenden Lage eine Unterstützung.
Schlüsslich betrachtet Vf. noch die innere m
derung des Rumpfes bezugs ihrer Mechanik beim i
rechten Stehen. Das die Grundlage für den Aal
des Bumpfes bildende Becken ist nicht ein stall
Knochengerüste, sondern aus 3 Knochen so xusri
mengefügt, dass diese immer einige Beweglichij
gegen einander haben, aber eine solche, durch weM
bei stärkerer Belastung eine festere Knochenverei^
gung erzielt wird. Das Kreuzbein hängt nlmlf
durch die beiden Symphyses sacro-iliacae und da
Hülfsbänder am hintern obern Ende der Beckeabeü
wird es nun von oben her belastet, od. efnemslan
Stosse ausgesetzt, so werden die Bcckenbeioe w
aus einander gesprengt , sondern ihre hintern E*
werden um eine in der Symphysis pubis fif*^*^
Drehachse aneinander gezogen und hiermit dieSi
tenflächen des Kreuzbeins fester eingeklemmt, j
Der letzte Lendenwirbel hängt durch die Ligg« M
lumbalia ebenfalls eigentlich an den Hüftbeinen Sj
trägt deshalb bei starker Belastung zur Sicherung^
hintern Knden der Beckenbeine und damit lor m
klemmung des Kreuzbeins bei. — Die ff^irbtisvk
wirkt durch ihre dreifache Krümmung und die Nad
giebigkeit ihrer einzelnen Theile gegen einander, ^
IL Hygieine, DiVtetik, Pharmakologie u. Toxikologie.
159
Emil der bestaDcligen elastischen Spannung,
die Noclei der Ligg. intervertebr. hervor-
, wie eine Feder, welche die Heftigkeit eines
9 oder Stosses durch Vertheilung vermindert.
Jaslnng erhalt sie aber vorzugsweise auf ihrem
Ende durch den Kopf, und am 1. Brustwirbel
die Bnisleingeweide und die Arme. — Eine
• Individuen gleichmassig gdllige Gleichge-
lellang des Kopfes giebt es nicht, sondern
der Gestaltung desselben hat sein Schwerpunkt
nrschiedenc Lage, und diese bestimmt seine
ichtslage. Für gewöhnlich wird aber der
il im Gleichgewicht getragen , sondern sein
IpQDkl fllllt nach vorn und die starke Nacken-
itar (nicht aber das Lig. nuchae, welches nur
Miit und linke Hälfte der Nackenmuskulalur
ide Nuskelfascie ist) stellt die Ruhe der
lg her. Bei jeder Hallung des Kopfes Übrigens
rDrock, der durch denselben auf den Alias
wird, ein senkrechter. — im Rumpfe im
engern Sinne sind die schwersten Theile innerhalb
des knöchernen Brustkorbes eingeschlossen , so dass
sie zusammen eine ellipsoYde, in ihren Hauplumrissen
durch den knOchernen Brustkorh bezeichnete Masse
darstellen. Ungefähr in die Mitte dieser Masse fällt
ihr Schwerpunkt , doch der schwerern Leber wegen
etwas weiter nach unten. Die ganze Masse ist an
die Rippen mehr oder weniger befestigt. Am Stcrnum
endlich hängen rechts und links, zugleich die 1. Rippe
belastend , die beiden Aime, Der Schwerpunkt
letzterer und der Schwerpunkt der vom knöchernen
^ustkorbe eingeschlossenen Bingewcidemasse bilden
demnach ein Kräftesystem , welches auf den obern
Rand des Brustkorbs wirkt, und diese Wirkung Über-
trägt sich an der Anheftungsslelle der 1. Rippe, also
am 1. Brustwirbel, auf die Wirbelsäule. Ausserdem
aber übertragen auch die übrigen Rippen einen Theil
ihrer Belastung durch die Eingeweide direct auf die
Wirbelsäule. ( W a g n e r.)
IL Hygieine, Diätetik, Piiarmaliologie und Toxiiiologie.
U. Ueber coffeinhaltige Gennssmittel ;
l Zobel. (Prag. Vjhrschr. X. 2. 1853.)
r Torliegeode Aufsatz enthält eine grosse An-
tekemischen, physiologischen, therapeutischen
NialSkonomischen Reflexionen über die Wirkung
Nlnag des Kaffee überhaupt und des Cofleins
Hidere, denen wir Folgendes entnehmen.
die Wirkung des CofTeins anlangt, so ist
!t worden, der StickstolT desselben sei ein
Bogsmittel für die organische Subslanz. Diese
ist zwar richtig, hat aber keine grossen prak-
CoDsequenzen : denn abgesehen von den weit
a StJGkstoQmengen, die dem Organismus durch
[Ost, durch, Hülsenfrüchte u. s. w. zugeführt
I» darf man nicht vergessen , dass das Coffein
ner der stickstoQreichsten Körper ist, aber die
it desselben im Kafleetranke selbst zu gering
\ dass sein Stickslolf ein Gewicht in die Wag-
der Nationalökonomie Europas legen könnte.
>lh ist der Kaifee weit wenigtT seiner ernäh-
I als seiner nervenaufregenden Kraft wegen in
eb gekommen. Wenn Rochleder die Bil-
et Kreatins bei mangelnder Fleischnahrung vom
herleitet, so stimmt dem Zobel nicht voll-
B bei, indem er die Fragen aufwirft : 1 ) Woraus
hatin bildet, ehe ein Mensch Thee oder Kaflee
!B hat, und 2) woraus es sich beim Säug-
ader bei den Vögelembryonen bildet. Z. stimmt
Ar für 4ie Entstehung des Kreatins aus Casein,
H diese Ansicht durch eine ausführliche De-
- zu slOtzen, aus welcher hervorgehen soll,
^aan man von einem Drittel des Aeq. des Gasein
Tttiirlen Aeq. des Kreatin, Kreatinin, der Hnrn-
^«Bd des Harnstoffs abzieht, ein Rest bleibt,
welcher unter Aufnahme von 7 Aeq. Säuerst, das Aeq.
des Menschenfettes (nach L i e b i g) u. 8 Aeq. Kolilens.
giebt. Oa jedoch die zu Grunde gelegte Berechnung
nicht richtig ist, so lassen wir die Beweisftthrung des
Vfs. unberücksichtigt, und bemerken nur noch, dass
nach ihm, seihst wennn man die Bildung des Kreatin
und Kreatinin aus Colfein annimmt, immer noch fol-
gende 3 Fragen zu erledigen bleiben. 1) Ist diese
Bildung nicht etwa blos eine secundäre Folge des
nicht zu leugnenden Einflusses des Coffein auf die
Nerventhäligkeil, d. h. wird die beschleunigte Um-
setzung der Gebilde nicht zunächst durch die durch
Coflein gesteigerte NerventhHligkeit bewirkt? Wenn
diess der Fall wäre , so hallen zunächst die chemi-
schen Beziehungen des Cofleins zum Nervensystem
erörtert werden sollen , was bisher nicht geschehen
ist. 2) Oder wird das Colfein zur Bildung der Mus-
kelsubstanz verwendet, u. giebt dadurch Gelegenheit
durch schnellere Vermehrung der Muskelmasse auch
eine schnellere Bildung und Abscheidung der Zer-
setzungsproducte des Muskels möglich zu machen?
Auch hierüber fehlen die chemischen Nachweise.
3) Oder gehl Coflein unmittelbar in Kreatin oder
Kreatinin über? Dann ist damit wenig genützt. Denn
Kreatin und Kreatinin sind Uehergangsstufen von den
Bestandlheilen des lebenden Muskels zu seinen durch
das Leben selbst bedingten Zersetzungsproducten,
Schlucken, die, durch den Lebensprocess gebildet, in
den Kreislauf aufgenommen, theils zerfallen u. weiter
oxydirt werden, theils als solche mit dem Harne ahgehen.
In Bezug auf die Frage, ob Kafl*ee der Gesundheit
nachtheilig sei, macht Zobel folgende Angaben. Das
Coffein kann im Organismus noch zu andern als den
bisher besprochenen Zersetzungsproduclen Anlass
geben. 1 Aeq. Coflein (CieNfHioOf) zerfällt nämlich
160
n« Hygieine, DiXtetik, Phamakologie u. Totikologia.
durch den somatischen Chemismus zunStchst in 1 Aeq*
wasserloser Blausäure (C^ H N) und einen KOrper
von der Zusammensetzung C|4 Nj H^ O4 den Z.
einstweilen Y nennt.
Dieses Überraschende Auftreten von Blausaure als
erstes Product des Zersetztwerdens des Coffeins im
menschlichen Organismus könnte die Nachtheile ttber*
massigen KafTeelrinkens : Geistesschwache, Amblyopie,
Muskelzillern u. s. w. erklären. Denn nehmen wir
an, dass unser Kafleegelrüuk 0,28^0 Coflein enthalte,
so macht diess auf 1 Llh. == 240 Gr. : 0.67 Gr. Coffein.
Diese enthalten 0,19 Gr. SlickslolT. In 100 Th.
wasserloser Blausäure sind 51,85 Th. Stickstoff ent-
hatten ; 1 Loth KHifce gäbe also 0,095 Gr. wasser-
loser Blausaure (eigentlich 0,38 Gr. , da jedoch nur
Y4 in Rechnung kommt [?], 0,095). 1 5 Aq. Lau-
rocerasi (der allern Pharm. Austr.) enthalt ^/^ Gr.
wasserloser Blausaure; aus 1 Lth. Kaffeebohnen kann
sich also im KOrper eine Quantität Blausaure bilden,
die IV5 3 officinellcr Aq. Laurocerasi entsprechen
wUrde. Trotzdem verhalt sich die Sache antlers.
Denn nicht die ganze Partie des genossenen Kaffee
wird zur Bildung der Blausaure verwendet, sondern
ein anderes Aeq. Coffein zerRfllt unter Hinzulrctcu
von 2 H -|- 3 N der Verbindung Y in das kräftigste
Gegengift der Blausaure, nämlich 4 Anlheite Ammo-
niak, wahrend ein 3. Aeq. unter Hinzutreten von 23
Aeq. Wasser sich mit dem von der Zersetzung der
beiden ersten gebliebenen Reste vereinigt u. 1 Aeq.
Chinin, 2 Aeq. Terpentinöl u. 3 Aeq. Harnstoff bildet,
wobei 27 Aeq. Sauerstoff frei werden.
Der Inslinct hat somit den Menschen bei der Wahl
des Kaffees als Getränk nicht, wie behauptet wird,
irre geführt. Zwar wird ein Theil des Coffeins im
Organismus in Blausaure umgesetzt, doch bilden sich
zu gleicher Zeit 2 Gegengifte derselben : Ammoniak
und Terpentinöl, wodurch die Blausaure genOlhigt
wird ihre Wirkungen mehr auf das peripherische Ner-
vensystem zu beschranken und hier statt giftig, blos
reizmildernd aufzutreten, ähnlich wie z. B. das Opium
durch Combinalion mit Ipecacuanha oder schwarzem
Kaffee mit seinen Wirkungen das Nervencenlrum wenig
mehr erreicht, sondern seine Kraft vorzüglich den
niedern Ganglienplexus zuwenden muss. Das .Am-
moniak ist wohl die Hauptursache der belebenden u.
nervenaufregenden Wirkung des Coffeins, sie würde
aber bald vorübergehen , wenn nicht das stärkste der
bekannten Tonico-nervina das Chinin diese Erregung
ffxirte und krafligte. Die therapeutische Wirksamkeit
des Coffeins und Kaffees (inclus. der brenzlichen Oele
und der Gerbsaure desselben) erhalt hierdurch ihre
Erklärung. Der Blausaure ist die Heilwirkung des
Coffeins bei Krankheiten mit abnormer Nervenreiz-
barkeit: Hysterie, Migräne, Asthma u. a. zuzuschrei-
ben 1) , dem Ammoniak und Terpentinöl seine Wir-
kung bei der typhösen Blulkrase» dem Amnoiiii
wenigstens zum Theile die Wirkung des Kaffees k
katarrhalischen Affeclionen , bei Kraakiieiten, dien
unlerdrückler Hautausdflnstuag oder aus abiom
Saurebildung entspringen. Das Terpentinöl erkll
die diuretische, das Chinin die fiebervertreibei^
Wirkung des Kaffees und des Coffeins.
Was die Bildung des Coffeins und derKaffeegeii
saure anlangt, so glaubt R och leder,. dass, k
dem constanlen Vorkommen des Coffeins neben elM
Gerbsaure , diese Saure das Material zur Bildung 4|
Coffeins in dem betreffenden Pflanzentheile abgekj
Vf. ist jedoch der Ansicht, dass das Coffein und 4
Kaffeegerbsaure in der lebenden Pflanze unabhaoi
von einander gebildet werden. Die Kaffeegerbsl«
halt er für Product der beginnenden Verwesung dl
Pflanzenskelells. Nehmen wir die Formel fUr Celli
lose zu C34 H31 Ojt und verdoppeln dieselbe, soa
hallen wir C|g [im Origin. Htlsclil. C|g] Hi^ 0||. Sil
nun 3 Aeq. Kaffeegerbsaure = C43 H34 Oji, so bleÜ
und wir sehen , dass di
als Differenz C«
H18 Oji ,
i) Dr. Eulenburg (Med. Centr.-Ztg. 22. 1853.)
theill ebenfall« 2 Fälle von idiopath. Kopfweh mit, in denen
das Coffein, zu 2 Gr. 3roal vor Eintritt des Anfalls genommen,
sehr günstige Wirkung hatte.
Pflanze blos 9 Aeq. Oxygen aufzunehmen braucht, 1^
unter Bildung von 6 Aeq. Kohlensaure und 18 Acf
Wasser aus 2 Aeq. Cellulose 3 Aeq. Kaffeegerbslif
zu bilden. Die Bildung des Coffeins lasst sich 1
gleicher Weise ganz leicht aus dem Legumin ableild
Setzen wir , den Schwefelgehalt des Legumins ualf
rUcksichtigt gelassen C : N : U: 0 «» 48:6:38:1
und vergleichen wir damit den Ausdruck fttr \^jM
Coffein = Cjn N^ H^j Oq, so bleibt als Rest dl
Sloffmasse — C^^ H33 O9, ein Zahlenverhaltniss, l|
leicht mit der Bildung des Palmitinsäuren u. dlsami
Glyeeryloxyds in Verbindung gebracht werden kai^
Es bildet sich also das Coffein aus einer ProleioTel
bindung, indem diese sich in 2 Theile spaltet, H|
denen der 2. die Fette der Kaffeebuhnen componirtj
hilft. (Jul. Clarus.)
645. üeber das Hopfenfil; von Or. ui
Wagner in Nürnberg. (Journ. *f. prakL Chemie
Bd. 58.)
In Widerspruch mit der bisherigen » von Payea
und Chevallier's Untersuchungen berrOhreod^
Annahme, dass das HopfenOl ein dem Senf- o44
MeerrettigOl afoaloges schwefelhaltiges atli. Oel sd
dass es sich in Wasser reichlich löse u. so die HiM
barkeit des Bieres , aber auch die narkotische Eigei
Schaft des Bieres bedmge: fand U. W. bei (Inteli
suchung eines aus (Nürnberger 1852er) frisch«!
Hopfen destillirten Oel (==^ 0,8% ^^^ verweodetfl
trocknen Hopfens) : dass dieses ülher. Oel scliwef«!
frei ist und zu derjenigen Gruppe Sther. Oele gehOri
w£lche ein Oel von C|o Hg als gemeinsamen Bcstaw
theil enthalten ; dass es ein Gemenge des Kafflpii^»'
Cjo Hie °^'^ ^^^ Bihydrat des Kampbers C^o ^is ^
ist ; dass es sich in Wasser nur sehr wenig (in m^n
als 600 Th.) löst, und dass es durchaus nicht Dtf|
kotisch, sondern andern flüchtigeB Oelen ibn^'^^
wirkt Ein Kaninchen ertrug eine Gabe von 20 Tr.
U. Hygidne, Diitetik, Plitniiakologie u. Toiäologie.
M Scbadeo » sogar ohne ünbehagliehkeit oder Ap-
ütslOruog* (H. E. Richter.)
646. nellandriiimimd PhellABdrin. (Ad-
^ de Tb^r. par B euch ar dat. 1853.)
Namenilich seitdem M^rat dem Phellandrium
Bibcam den Beinamen ciguC d'eau (Wasserschier-
l) beigelegt hat , hat sich in den Droguerien von
ris ein höchst geßihrlicher Irrthum eingeschlichen,
km in denselben statt den Sem. Phell. nicht selten
IB. Cicutae virosae verkauft werden. Von diesem
iAande sind, jedenfalls die Vergiftungserscheinungen
idiagt, die einzelne Autoren nach dem Gebrauche
|r Sem. Phell. beobachtet haben, und ebendaher ist
peh der Irrlhum zu erklären , den Hütet (Bull, de
\k, Xoül 1852.) begehl, indem er dem von ihm
»ichriebeDeo Plirllandrin coniinarlige Wirkungen
mim^l Die charakteristischen Diflerenzen beider
Saneo $iod: die von Cic. vir. sind eiförmig, glatt-
jeslreift, seillich zusammengezogen, die Kelchzähne
MBals mit der Frucht ausdauernd ; die von Phell.
if. sind cylioderarlig , lUnglich, nicht gestreift,
^ lelcbxabne stels mit dem Samen ausdauernd.
b Phellandrin isl Olartig , nicht krystallisirbar , von
ikraartiger Parbe, starkem, aber nicht widrigem
ineh, in kleinen Dosen durchaus nicht giftig. [Es
Ire lehr zu wQn sehen , dass auch bei uns die so
Irfg vorkommenden Differenzen zwischen botani-
Im ond pharmaceutischen Benennungen wegfielen,
I, ausser bei vielen andern , namentlich auch bei
wissen Umbelliferen zu gefährlichen Verwechse-
Igen fahren können. So besitzen wir in Folge
lo Missbrauchs eine HerbaCicutae vonConium ma-
litam, eine Herba Cicutariae von Chaerophytlum
pcslre L., wahrend Lam. die Cicula ebenfalls
RnUria nennt, endlich noch eine Herba Cicutae
Mfulicae von Cicuta yirosa.]
(Julius Clarus.)
647. üeber die Samen der Cicuta; von
•BigiParoIa. (Gazz. Sarda. 2. 1853.)
Vf. fand, dass die Verschiedenheit der Meinungen
ler die Wirksamkeit der Cicuta , indem Einige sie
^ein heftiges Gift, Andere dagegen fltr ein ziemlich
afferentes Mittel halten , aus der verschiedenen
linnsceutischen Behandlung der Pflanze zu erklären
KL Er traf bei seiner Revision der Apotheken nicht
I gleiche Extracte dieser Pflanze an und glaubt die
liviTkftamkeit der Präparate , vorzüglich davon ab*
fkgigi dass man dieselben bei zu hoher Temperatur
tilet, wodurch sich das Coniin in eine harzige,
isnogslose Masse umwandelt. Seinen Rath, als
wirksamste Prüparat der Cicuta die Samen zu
wo. stQtzt er auf einige bezOgliche Erfahrungen,
-n er dieselben gegen Herzklopfen und Asthma —
Secnndlirerscheinungen eines Herzfehlers — , ge-
> Kopfcongestionen mit Schlaflosigkeit , gegen ner-
^ Symptome bei Chlorose u. Tuberkulose wirksam
IM. }tkrhk, Bd. 7». HfU %
fand. Cr giebt 2 — 4
steigt bis auf 1 0 Gr.
Gr.
161
der Samen tiglich und
(Seifert.)
Nach Deschamps (Bull, de Th^r. Avril 1853.)
ist es nicht zweckniSssig, dass die Schierlingssamen
in gepulvertem Zustande aufliewahrt und dargereicht
werden , weil durch Zerstörung der nattlrlichen Sa-
menhülle dem Sauerstoffe zu viel Einwirkung auf die
wirksamen Beslandlheile des Samens verstattet wird.
Deshalb schUgt er vor, die Hülle daran zu lassen od.
den Samen mit Zucker zu Oberziehen,
(Julius Clarus.)
648. Verfälschung des Copaivbalsams mit
Colophoninm. (Journ. de Chim. Mai 1853.)
Gedachte Verfälschung ist doshalb auf gewöhnjicbem
Wege schwierig zu entdecken , weil sich Colophonium voll-
ständig iin Copaivbalsam auflöst, ohne das Festwerden des
Balsams mit Magnesia oder dessen vollständige LÖ6lichkeit in
Aelher zu hindern. Man erkennt sie jedoch 1) dadurch, dass
der so verfälschte Balsam in wasserfreiem Alkohol gelöst,
kleine weisse Krystalle von Sylvinsäure absetzt , 2) dass die-
selbe Lösung mit Kupfersalzen einen grönen , mit Kali und
Ammoniak einen braunen Niederschlag giebt.
(Julius Clarus.)
649. üeber JalappeSWnnel und ihre Fer-
ßlsckungen» (Lancet. April 1853.)
Die Wurzelknollen der ächten Jalappe (Exogonium
purga) zeigen, unter dem Mikroskope betrachtet, eine
sehr charakteristische Structur. Die Epidermis besteht, gleich
wie bei vielen andern Pflanzen, aus sternförmigen, länglicben
Zellen, die jedoch bei getrockneten Wurzeln selten aufzufinden
sind. Querdurcbschnitte der eigentlichen Wunelsobstanz
zeigen hauptsächlich Zellen, an den Bindern Bflodel von
punktirten Gefässen und Holzfaser. Diese Zellen sind von
verschiedener Beschaffenheit : 1) zahlreiche, deutlich ausge-
prägte, dunkle, etwas eckige Zellen, hier und da in der Mitte
der andern Zellen liegend , welche Harz nnd Zocker sa ent-
halten scheinen ; 2) an ihrer Aussenseite nach der Binde hin
liegen leere, in ihrer Mitte nach innen zu Zellen, welche stär-
kemehlhallig sind. Die Harzzellen liegen durch die ganze
Dicke der Wurzel zerstreut.
Verfälschungen der Jalappe sind ausserordentlich häufig,
und werden zum Theil im Vaterlande der Pflanze (Mexico),
theils anderwärts von - den Verkäufern vorgenommen. Die
hauptsächlichsten sind Folgende. 1) Mit den Knollen von
Ipomaea Orizabensis (L e d a n o i s). Das Harz ist nicht in be-
stimmten Zellen eingeschlossen , sondern kommt in Massen
von ungleicher Form ond Grösse und hellgelber Farbe vor.
Die Stärkekörnchen haben dieselbe Form wie die der wahren
Jalappe, sind aber kleiner und weniger zahlreich. 2) Mit
Jalappenstengeln. Sie bestehen aus den obem Wurzel- ond
den untern Slengcltheilen der Jalappe ond zeigen schönpunk-
tirte Kanäle , untermischt mit Holzfaser ond einigen Stärke-
körneben. 3) Guibourt beschreibt eine falsche, rosen-
artig riechende Jalappe , in welcher keine bestimmten Harz-
zellen , sondern Venen oder Streifen von gefärbten und an-
scheinend leeren Zellen vorkommen, welche dem Querschnitte
eine scheckige Farbe geben. Stärkekörnchen fehlen, die ab-
fuhrenden Eigenschaften gleichfalls. Von 33 Jalappeprobea
in Pulverform waren 14 auf die eine oder andere der angege-
benen Weisen verfälscht. Man könnte glauben, der durch
Ausziehen mit Alkohol leicht bestimmbare Hartgebalt müsse
als Kriterium für die Verfälschungen dienen können. Dem
ist aber nicht so , da zwar im Allgemeinen die ächte Jalappe
mehr Harz als die unächte liefert , aber dennoch es hiervon
zahlreiche Ausnahmen giebt, auch der Hangehalt der ächten
aehr verschieden ausfällt. So fand die Commiaaion einmal
21
i«e
n. Bygfeine, 0ilhetyc^ Pftirmakologie u. Toxikolo(fie.
in to ftchten Sorte S7,d6^/o» ein anderes Mal nur 19,33%,
in einer ferfalscbten einmal 5,37 , ein anderes Mal 25,84%.
Auch Holzfaser, von ganz andern Pflanzen, wahrschelDlich
bauptsäcblicb von Guajac, findet man häuOg in dem ver-
fälschten Jalappenpulver vor. (J u 1. C 1 a r u s.)
660. Die HeilkrUte der Spottgia fluTiatilig;
von Prof. Baranowsky. (Med. Zig. Russl. 16.
1863.)
Die Spongia fluviatilis findet sich in gemässigten
KUfnalen im süssen Wasser; in Russland ist sie sehr
häufig und wird unter den Landleulen als Schminke,
aber auch als Heilmittel bei Verletzungen, rheuma-
tischen Affectionen u. a. benutzt. Sie ist ein ziemlich
kräftiges Reizmittel der Haut , und wurde vom Vf. in
Form eines Pflasters bei den gen. Krankheitszustünden,
aber auch bei katarrhalischen Halsaffectionen mit
eDtschiedenem Nutzen angewendet.
(Julius Clarus.)
651. Leberthran und dessen Ersatzmittel ;
von Berthe. (Bull, de L*Acad. XVJI. 13. 1853.),
undTrousseau (Bull, de Th6r. Mai 1853.)
Die wichtigste Thatsache, die B. bei seinen Un-
tersuchungen über den Leberthran feststellen konnte,
ist die constante Gegenwart des Phosphors in Ele-
mentarform, während Person ne ihn in Form von
phosphors. Ralk und Kali aufgefunden haben will , u.
diese Phosphate als aus den Membranen der Leber
herstammend bezeichnet.
Ferner hat B. gefunden , dass bei der gewöhn-
lichen Methode Jod mit Oelen unter Anwendung von
Wasserdiampfen zu .vermischen , stets ein Theil des
Jod in Form von Jodwasserstoff entweicht. Um diess
SB vermeiden , Ixsst er 5 Grmm. Jod mit 1 Kgrmra.
Mandelöl im Marienhade erhitzen. Das so bereitete
Oel ist vollkommen durchsichtig, ohne Geruch und
ohne den widrig ranzigen Geschmack des mit UUlfe
von WasserdSmpfen bt leiteten Jodöls. Das Jod ist
so innig mit dem Oele verbunden , dass durch Stär-
kemehl kein freies Jod mehr angezeigt wird. Auch
schlägt B. vor, solchen künstlich bereiteten Oelen
stets eine kleine Menge Phosphor zuzusetzen.
Trousseau schlägt folgende Mischung als Er-
satzmittel des Leberthrans vor.
Frische Butter 125 Grmm. , Jodkalium 5 Ctgrmm.,
Bromkalium 20 Ctgnnm., Kochsalz 2 Grmm. auf Brod gestri-
chen und täglich verbraucht.
(Julius Clarus.)
652. Abnhrende Honigmischimgen ; von
Lazowski. (Bev. th^r. du Midi. 4. 1853.)
Der Widerwille, den viele Kr. gegen manche Ab-
führmittel haben , veranlasste Vf. einige derselben in
eine zweckmässige Verbind nng mit Honig zu bringen,
welche ihren Gebrauch sehr erleichtert. Für Kinder
empfiehlt er eine Honigmischung mit Magnesia usta,
die folgendermaassen bereitet wird: ^/^ — 2 Grmm.
Magn. usta , 10 — 20 Grmm. Mel. virgineum werden
im Mörser verrieben und 20 — 50 Grmm. Wasser,
nach Befinden auch einige Tropf. OrangeMdthenwaia
zugesetsL Das milchartige Ansehen und deriii
nehme Geschmack macht das Mittel Kindern «
angenehm.
Für Schwangere empfiehlt L. : Scammon. Alep. 4Q
50Ctgrmm., Gummi arab. 25 Ctgrmm., Mel. virgin. 30Gra
Emuls. amygdal. 150 Grmm., Aq. f!or. Naphae 10 Tropfet
(Jul. Claru«.]
653. Schwefelsaure Magnesia gegen Ri|
von Dr. Ja sc he. (Bernhardi*s Ztschr. 1. 1. 185j
Bei einer heftigen Ruhrepidemie zu Pensa, i
sich dem Vf. als Salpelerkrankheit darstellte, wai
derselbe die schwefelsaure Magnesia zuerst io eil
grössern (5I)) auf einmal, und darauf in kleiM
stündlichen Gaben mit so gutem Erfolge an, dass
sie bald dem Würfelsalpeter vorzog. Liefern (b
Beobachtungen auch freilich noch keine unnrnsUh
liehen Beweise dafür , dass die Leistungen des I
tersalzes in der Ruhr (wohl verslanden , wenn dl
selbe Salpeterkrankheit ist) nicht sowohl von seii
darmentleerenden Eigenschaft abhangen, als ett
direclen speciüschen Beziehung zur Krankheit xii(
schrieben werden müssen , so erheben sie doch ei
solche Ansicht zur höchsten WahrscheinlichU
Wahrend nämlich da, wo Vf. das Bittersalz in li
tenen grossem Gaben, als Laxans, andern HHII
interponirte, sein wohlthatiger Einfluss sich li
keineswegs verleugnete , jedoch den anderer AbMj
mittel nicht übertraf, entfaltete es seine volle Wijj
samkeit erst bei der Darreichung kleinerer, auf fl
einmalige grössere folgender Dosen. Auch die fri
zosen geben Glaubersalz in kleinen Dosen mild^
besten Erfolge. Selbst wenn die Sulphate den Nilril
an Wirksanvkeit bei Ruhr nicht sollten vorzuziehj
sein , so empfehlen sie sich doch vor diesen dari
ihren niedrigem Preis und ihre bei der stets vorbi^
denen Kothverhaltung erwünschte eröfliiende Eigfl
Schaft. (Jul. Clarus.)
654. Citronsanres und essigsaures Hatn
als AbfUirmittel ; von D e l i o u x. (BuII. de TM
Avril 1853.)
Der widrige Geschmack des schwefelsauren Natu
hat Vf. bestimmt, an dessen Statt das Citrat u.Ac^
des Natron als Abführmittel zu verschreiben. ^
ersterem rufen 30 — 50 Grmm., von letzterem 40-<
60 Grmm. in 1 — 2 Sld. 3 — 5 Stühle ohne Kofij
schmerzen, höchstens mit sehr leichten Empfindung«
im ünterleibe hervor. Sollte diess ja nicht eintrete
so wendet Vf. ebenso wie nach Einführung des Gl'i
bersalz Klystire an , um die schnelle Entfernung ä
angesammelten Darmflüssigkeiten zu bewirken u. «
lastige Vollsein des Leibes, die Resorption des Mitte
und dessen darauf eintretende diuretische Wirkuugl
verhüten. (JuL Clarus.)
655. Brasilianischilitseimittei. Brieflid
Mitth. des Apoth. Peckolt aas Cantagaflo in Bn
silien* (Arch. d. Pharm» Jan. 1853.)
U. Hygieine, Diautä, Pharmakologie u. To&kologie.
IftS
Jflüampomifammh., Goiabeira, Dia birnen-
Ü» Fru€ht, ein treffliches Obsl^ wird zerquetscht
pl Zocker in Gel^e gekocht ; bedeutender Han-
Mjkel lür die SUdt Campos. — Die Blatter ad-
ireDd, bei Durchßillen innerlich, bei geschwollnen
I in Bldern angewendet.
ybena jamaicensis L. , Gervao, Aromatisch,
Rsstreibend u. slimulirend. Sehr beliebtes Haus-
besonders bei den neu aus Afrika angekom-
Negern, welche gegen eine Krälze [?] den
, mit gleichen Theilen Molken gemischt, früh
leids trinken.
lobata L. , Guaxima oder CaraniUes.
Vaoch; die Blätter als Ersatz der Malven.
)»li/goiiiaR antihaemorrhoidale M a r t. , Herva
oder Jcaiaya. Die ganze Pflanze hat einen
pfeffenrtigen Geschmack (der sich jedoch nebst
kin Trocknen veriiert)^ Dient frisch als
und harntreibend: 2 3 auf 8 5 Wasser
nwang u. a. Affeetionen der Harn wege. Aeus-
ais Bad bei Gicht, Hämorrhoiden, krebsart.
r/kantopus Martii Grab., Herva grossa od.
UlUgio. Die Wurzel so wie die Blatter als
in Abkochung 1 Tb. auf 1 6 Th. Golatur.
t^hia hrasiUensis L. , Herva de Santa
Her Milchsaft gegen UornhautHecken ; die zer-
! Pflanze mit Leinsamenpulver als Gataplasma
I bösen Wunden.
)tTkeam hirsuia L., Herva lostao. Die Wurzel
Uoi?ersaImittel, bes. bei Leberübeln (Gelbsucht
): f Th. in 12Th.Decoct, bei Wassersüchten,
ichwerden. Aeusserlich mit Leinsamen als Ca-
bei Leberanschwellungen und Verhärtungen.
tgma cauliflora Dec, JaboHcaha. Die an-
iste aller Waldfrücbte ; die Indianer bereiten
ein berauschendes Getränk. Die Fruchtrinde
iringirend; abgekocht als Gurgelmittel bei
^orma sassaparilla M a r t., Japicanga, Eine
! Schlingpflanze, deren Wurzel der Chinawurzel
I bei syphiL und scrophuL Uebeln als Surrogat
«apariUwurzel dienen kann. — Die fleischigen
werden als reinigendes und heilendes Pflaster
unatzige Wunden gelegt.
(H. e. Richter.)
«• Cfaliun palnstre gegen Epilepsie ; von
Irgues. (Rev. th4r. du Midi. 7. 1853.)
^ bei den Alten unter dem Namen Galium pa-
albnm latiore folio bekannte Pflanze, d. i.
^ mollugo bat Vf. wieder hervorgesucht und
Epilepsie in folgender Weise angewendet. Die
^Pfluse wird zerquetscht, mit dem 16. Theile
d fermischt, dann noch einige Augenblicke mit
t verrieben, die Masse ausgedrückt und der Saft
einer Temperatur von 10O<> ausgesetzt, filtrirt und
Zucker bis zur Syrupsconsietenz nebst etwas Aq. flor.
naphae zugesetzt. Von diesem Syrup nimmt der Kr.
bei häufigen AnniUen alle Std. 1 Essl., wo dieas nicht
der Fall ist, 2 — 3mal täglich die gleiche Gabe.
(Julius Clarus.)
657. CUoroform gegen Delirium tremens }
von Prat. (4nnuaire de Th6r. etc. 1853.)
P. Hess einen an Delirium ebriosorum leidenden
Kr. in 4stttndigen Pausen jedesmal 4 Grmm. Chlo-
roform in Wasser nehmen. 1 Std. nach der 3. Dose
schlief der Kr. ein und nach einem langdaueradeii
Schlummer erwachte er vollkommen genesen.
(Julius Clarus.)
658. Aesonlin gegen Wedmellleber} vo9
Durand. (Gaz. des Uöp. 5ä. 1853.)
3 Fälle von afrikanischem Wechselßeber, einer
derselben mit bedeutender Sumpfkachexie verbunden,
werden mitgetheilt , in denen das Aesculin zu 8 De-
cigrmm. — 1 Grmm. die Fieberanftlle vellkoomeB
beseitigte , sogar nachdem früher Chinin ohne Erfolg
gegeben worden war. (J u 1. Clarus«)
659. Apiol ah Febrifkignm; Bericht von
Buignet. (Annuaire de Th^r. etc. 1853.)
Die Resultate der Anwendung des Apiol gegen
Wechselfieber fordern nicht zur Wiederholung der
Versuche auf. 1) Das Apiol riecht und schmeckt so
abscheulich, dass es nur in Gallertkapsehn gegeben
werden kann , deren hoher Preis die Kosten der Kur
bedeutend steigert. 2) Die Resultate der Behand-
lung sind sehr ungünstig; von 16 Quotidianfiebem
blieben nur 8, von 1 1 Terlianen nur 5, von 7 Quar-
tanen kein einziges ohne Recidiv. Die Versuche mit
Colophonium lieferten nur ungünstige Resultate.
(Julius Clarus.)
660. ■ntterkorn gegen gewisse Arten ¥on
Harnretention ; von Pas so t. (Gaz. des Höp. 51«
1853.)
Mutterkorn wirkt vorzüglich auf den uutern Theil
des Rückenmarks, IXsst also bei einfachen, nicht von
Desorganisation desselben abhängigen BlasenlSh-
mungen eine gute Wirkung vermuthen. Einige mit-
getheilte Fälle scheinen die Richtigkeit der Vermuthung
zu bestätigen. (J u 1. Clarus.)
66 t. Gummi gnttae in grossen Dosen bei
Wassersucht; von Ab eil le. (Ibid. 58. 59.)
Vf. erzählt 2 Fälle von Ascites, ausgehend von
einer Lebercirrbose , welche durch steigende Gaben
(30 Ctgrmm. bis 1 Grmm. 80) Gummi gutt, in
Alkohol und Wasser gelöst, gdieüt wurden. Dia
Solution wird auf 7 — 8mal in 24 Std. genommen.
Erst wenn Toleranz gegen das Mittel eingetreten ist»
darf seine Dosis gesteigert werden.
(Julius Claras.)
164
11^ Hygieine » Diätetik, Pharmakologie u. Toxikologie.
662. Digitalissalbe gegen Eczema; von
Dumonl. (Aonuaire de Th^r. etc. 1853.)
Vf. bedient sich bei Ekzem und andern Aus-
schlägen folgender Salbenrormel : Digitalin. pur. in
Alcohol. solut. 10 Ctgrmm., Cinnabar. 2 Grmm. 50,
Hydrarg. praec. alb. 16 Grmm., Tinet. Opii6Grmm.,
Gold Cream 120 Grmm. Wie viel von der Wirkung
des Mittels auf Rechnung des Digitalin, u. wie viel auf
die der Quecksilberpraparate, namentlich des weissen
Präcipitats, komme, bleibt unentschieden.
(Julius Clarus.)
663. Joilnretnm fem gegen Colpalgie ; von
Dr. Joachim. (Ungar. Ztschr. III. 38. 1853.)
Die Colpalgie zeigte sich bei einem filädcben ?oo 21 J.
in Folge einer fenösen Plethora, namentlich der Milz. Da das
Jodeisen bei Scbwächezust&aden und Saftestockung mit Ere-
thismus indicirt ist, so wandte es Vf. zu 5 Gr. taglich in
Synipsfonn an. Nach 14 T. war in dem Scbeidengewölbe
keine Spur einer Stasia zu finden, die Empfindlichkeit der
Milz nahm ah, und nach 2 Mon. wurden auch die vorher vor-
handenen Störungen der Menstruation beseitigt.
(Julius Clarus.)
664. Opodeldoc gegen Knocbenearies ; von
Vandenbroeck, (Gaz. des Hdp. 59. 1853.)
Das Verfahren, welches Vf. bei Knochencaries
anwendet, ist Folgendes. Zuerst werden die vorhan-
denken Fistelgange durch allmälig dicker zu wählende
Gylinder des besten Meerschwammes von Syrien oder
dem Archipel erweitert. Diesen schneidet man in
Streifen , lasst ihn in heissem Wasser maceriren,
taucht ihn dann in eine Mischung von geschmolzenem
weissen Wachs u. gleichen Theilen Mandelöl, trocknet
ihn, schneidet ihn nochmals in Streifen und Vollt
diese nach BedOrfniss zwischen den Fingern zu Cylin-
dem, die mit gewichsten Seidenfäden armirt werden.
Hierauf reibt man die Stellen um die Fistelgange frtlh
und Abends mit gutem Opodeldoc ein, nachdem vor-
her die Einreibungsstellen mit Seife rein abgewaschen
sind. Hierauf spritzt man den Opodeldoc in zuneh-
mender Stärke (anfangs mit 9 Th. Leinöl gemischt,
endlich ganz rein) ein, und bringt darauf jedesmal
wieder die Schwämme oder Neschen von Scideufäden
in die Gänge. Der Erfolg dieser Behandlung, die in
angemessener Weise auch bei unreinen hartnäckigen
Geschwüren angewendet werden kann , soll ein sehr
günstiger sein. (Julius Clarus.)
665. 6efiienniscliiui{; ans Selinee und Salz
bei chirnrgisehen Operationen^ von Dr. in seh.
(Med. Ztg. Bussl. 15. 1853.)
Der richtige Zeitpunkt Operationen unter Anwen-
dung der bekannten Gefriermischung vorzunehmen,
tritt sogleich ein , nachdem die Haut vullkommen er-
froren ist. Die kreideweisse Färbung, von Abwesen-
heit des Blutes in derselben zeugend, die Zusammen-
ziehung derselben in Folge mangelnder Wärme , wo-
durch sie einen Zusund der Erstarrung annimmt, sind
bierfür maassgebend. Der Schmerz , den diese Con*
gelalion veranlasst , ist weit geringer als der durch
das schneidende Instrument bewirkte. Die vollkom-
menste Unempfindlichkeit der Haut wird in der Regel
nach 2 — 3 Mio. erzielt. Es gelingt dagegen bei hoher
Temperatur der Luft im Sommer weniger leicht
der kalten Jahreszeit, die Gefriermiscliung ^
wirksam zu machen , weil das porös gewordi
so schnell seinen Aggregatzustand ändert, du
Bindung der Wärme nur von Seiten des Salzes
und dieses , ebenso wenig wie das Eis alteis
reicht den nOlbigen Kältegrad hervorzurufea.
man Eis zur Mischung anwenden, so muss ma
selbe an einem kalten Orte so fein als mögiid
theilen. Trockener Schnee ist jedenfalls vom
weil er seiner eigenthümlichen Form halber n
rührungsflächen darbietet« Um von aussen ^
mezuleitung abzuhalten, ist es rathsam, die(
mischung in grösserer Quantität, und zwar io
oder gläsernen Gefässen zu mischen, im Soma
diese mit einer Kältemischung zu umgeben.
Vfs. Versuchen ist es ganz gleichgallig, ob i
Mischung des Schnees mit Salz im Verhälloiu
oder zu 2:1 oder zu 3 : 1 nimmt. In jedei
sinkt die Temperatur derselben bis auf —
oder 21,25<> G. Mit Eis, wenn es beim ZM
nicht in Berührung mit Metallen gekommen wi
Vf. dasselbe Resultate gewonnen. [Vgl.
LXXVI. 309.]
(Julius Clarns^
666. Ueber blntstillende FItoi|^
von Södiilot. (Annuaire de Th^r. etc. 185^
Vf. giebt eine Uebersicht über die bekf
blutstillenden Wässer, die er in 2 Klasseo
1) in solche, die durch Hervorrufung einer
rinnung Hämorrhagien stillen , und 2) in soleb
diess auf anderem Wege thun.
Zur 1. Klasse, den eoagulirenden ff^ät
rechnet er folgende, a) Eau de Pagliari, dessen "
Vf. von dem Erfinder selbst mitgetheilt worden islui
wir, obgleich sie schon früher (Jahrbb. LXXVI. 21.
fuhrt worden ist , der Uebersichtlichkcil halber hier a
wiederholen. Der Liquor Pagliari besteht aus 8 1
Benzoes , 1 % Alaun und 10 % Wasser. Diese r^
wird 6 Std. lang unter fortwährendem Umröfaren gek(
verdampfte Wasser durch neues ersetzt und bienof
Die Flüssigkeit ist durchsichtig, champagnerfarbig,
styptischem Geschmack und angenehm aromatischem
Statt der Benzoe kann man auch weisses Harz oebii
jener Flüssigkeit angestellte Versuche, nameotlicb
Magen die, zeigen die ausserordentliche biulcoaf
Wirkung derselben, während weder die Haut, oocb
stücke, die man bineinlauchte , gerunzelt oder sonst
ändert erschienen. — b) Eau de Rabel: icid. i
100 Grmm., Alcohol. 300 Grmm. Die Säure wirdai
nach auf den Alkohol gegossen. Diese Flüssigkeit
kräftig coagulirend , aber etwas schwächer uod laogsH
die vorige. — c) Eau de Hepp ist nur eine kleioe Mj
tion des Liquor Pagliari. — d) Baume de Co^
noch nicht analysirl , scheint aber sehr viel esseoüetll
empyreumatisches Oel zu enthalten. Er bewirkt sog«
lieb eine sehr dichte und resistente BlutgerianuDg.
Neben diesen zusammengesetzten Formeln giebt 0
mehrere einfache Substanzen von entsprechender Wirk)*
Dabin gehören: absoluter Alkohol^ SekmfeU&vre^^
säure und concentririe AlaurUösung. Die ersterti
wirken zwar Gerinnung, üben aber einen zu aacbii
Einduss auf die benachbarten Gewebe aus; Alaun eS
das Blut , adstringirt die Gewebe , aber das CoaguluA
sich zu langsam und ist zu weich.
n. Hygieine, DiStetik, Pharmakologie u. Toxikologie.
165
^Zsrl Uasse, den blutstillenden Flüssigkei-
^feehoel Vf. folgende: a) Boi\iean's Ergoiinlösung .
«ird in der 3 — Sfacben Menge Wassers gelost. —
i de Chapelainy enthält nach Hepp keine anorga-
! Sabstani. — c) Eau de Brocchieri: Terpenlin
(CnoiD. Vi St^- 'ADS init 600 Grmm. Wasser gekocht,
IM viel Wasser zugesetzt, bis die Masse 1000 Grmm.
; QDd kalt filtrirt. — d) Eau de Tüserand: San-
^dracoD. 100 Grmm., Terpentin 100 Grmm. in heisser
( 12 Sld. lang mit 1000 Grmm. Wasser digerirt. —
I de Neljabin: GepoWerles Mutterkorn 125 Grmm.,
\ alba 120 Grmm. , Ambra grisea 30 Grmm. , Casto-
liiir.30Grmm., Bals. de Mecca 12 Grmm., Bals. canad.
I., Rosmarin 750 Grmm., Mentha ppt. 560 Grmm.,
fot 19 Grmm. , Spir. vin. rect. 500 Grmm. digerirt;
\Em ie Lechelle : Herb, jagland., Hb. Cardui bened.,
Meotb. ppt. albae, lanuginos., corunalae, Salfiae,
li, Thymi, Rorisroarini ana 500 Grmm. Flor, rosar.
icalcodol. , arnicae, Strobyl. Abietis et Populi , Gort.
a, Graoatornm, Rbois, Rad. Gentian., Rubiae tinct.,
|lMpid. ana 750 Grmm. Sammtliche Substanzen werden
, 30 Std. lang mit 100 Liter Wasser digerirt u.
Diese Flüssigkeit wird innerlich zu 2 — 8 Essi.
I, iDSseriich in Form von Einspritzungen und Fomen-
I fpbraacbt. Sie stillt die Blutungen und bindert die
ilioo. — g) Ettfi de Monterosi (in Neapel) ist ein
tahe 30 aromat. Substanzen bereitetes destillirtes
jr. — h) Eau de Matico besteht aus einer Infusion
rentioD von 15 — 30 Grmm. Hb. Maticu auf 200 Grmm.
Der Heilerfolg ist unbedeutend. — Zu derselben
^leboreo Kreosot^ Benzoi\ weisses Har%^ Terpentin
"i siad nur von geringer Wirkung und stehen denen
I Klasse nach, [lieber die Indicationen zur Anwen-
rbiolstilleodcn Wässer, besonders des Liquor Pagliari,
bhrbb. LXXVI. 29.] (J u 1. C I a r u s.)
<7. Eisenchlorid als blntcoagnlirendes
|;TonDorvault, Lallemand und B u r i n
Bisson*).
for?ault (Bull, de Th<^r. Mai 1853.) hat die
lagulirende Eigenschaft der bekannltich von
hi(Jahrbb. LXXVIII. 71.) empfohlenen Eisen-
lIKisung, nnd ihre Anwendbarkeil gegen Aneu-
I durch nachstehenden Versuch weiter geprüfL
I di« rechte Carotis eines Pferdes wurden 6 — 7 Tropfen
lloridlösung eingespritzt. Augenblicklich trat Gerin-
^ I Blutes und nach 1 Min. Sistirung der Circulation
!Qd das Kaliber der Arterie sich bedeutend verklei-
Am folgpuden T. war die Arterie noch contrahirt,
»chlete Vf. bereits schwache Pulsationen, dasTbicr
II, appetitlos und flebcrhaft, doch Hessen diese Er-
an den folgenden Tagen nach , während die Cir-
kia der rechten Carotis nach einer Woche völlig wieder
"t var. Hierauf wurden 15 Tr. Eisenchloridliisung in
8 Carotis gi^spritzt; die Allgemeinerscheinungen waren
n, aber die Circulation in der betreffenden Arterie
Michi wieder hergestellt. Die rechte Carotis samml
Iveigeo zeigte heftige Palsationen. Eine Woche nach
tbjcclioD wurde das Thier getödtet.
► Nach einer Notiz über die hämostat, fTirkung d,
Aiondi io dem Bull, de Thor. (30. Mai) inusste Mal-
■« bei eioem Kr. den Vorderarm exarticuliren , da nach
^Dg einer betracbtl. Menge Eisenchloridlos. in ein
plieae eubiii ohne Compression, Brand einge-
|var. Zar Blutstillung wendete Marjolin das fragl.
[j * F. von Metrorrhagie (Einspritz. , 2 Grmm. : 1
^•) 0. Dach Abtragung einer Geschwulst in der Nähe
^^ (Agarie. mit concenir. Lös. getrankt) an ; in bci-
wo war der Erfolg sehr befriedigend . Auch Guersant
iKhr hölfreich gegen eine äusserst hartnackige //ämor-
' «flcA Ausiiehung eines Zahns bei einem zu Blu-
Mweigtcn Kranken. W.
Autopsie. 1) Die rechte Carotis zeigte an der Einstieb-
stelle des Trokar im Umfange einiger Ctmtr. eine geringe Ver-
dichtung des Zellgewebes , sonst keine wesentliche Verände-
rung. 2) Die linke Carotis zeigte an dem Einstichspunkte
eine 24 Ctmtr. lange Wulst von verdicktem Zellgewebe. Ober-
halb dieser Stelle war die Art. vollkommen gesund, an der
Verdickungsstelle des Zellgewebes selbst aber durch eine An-
löthung der Innern Arterienhaut 3 Ctmtr. lang obliterirt, die
Haut selbst runzlig , mit verschieden dickem Eiter , zwischen
dem sich Blutklilmpchen befanden , bedeckt. Dieselben Er-
scheinungen waren auch unterhalb dieser Obliterationsstelle
bemerkbar, nur waren die Blutgerinnsel deutlicher und füllten
das ganze Arterienlnroen aus. Da wo die Gerinnsel nach oben
zu aufhörten, befand sich eine Höhlung in der Arterie , deren
äussere Wand die innere, sehr runzlige und schwarz schiefer-
artig gefärbte Arterienhaot bildete. An dieser Stelle war die
Arterie enger als ober- oder unterhalb, leer und etwa von
dem Volum des Kiels einer Schreihfeder, die Wände bedeu-
tend verdickt, rostfarben. In den Gbrigen Tbeilen der Arterie
befand sich eine weissgclbe, consistente, Umellöse, leicht
loszulösende Masse.
Man sieht hieraus, dass die Intensität der durch
die lojeclion hervorgerufenen Veränderungen lediglich
von der Starke der Dosis Ei^enchiorid abhängt. Bei
Aneurysmen würde vielleicht 1 Tr. genügen, um eine
Gerinnung zu bewirken, die als Kern für fernerweite
Gerinnungen dienen könnte, doch ist dabei die gleich-
zeitige Compression nicht zu unterlassen.
Nach einer Mittheilung des Dr. S e r r e berichtet
Lallemand in einer Sitzung der Akad. der Wis-
sensch. (CompL rend. XXXVL 19.; L' Union. 57.
1853.) üher eine nach Pi-avaz' Methode ausge-
führte Heilung eines Aneurysma varicosum in der
Ptica cubiti. Die Gerinnung bildete sich unter dem
Einflüsse der Injection des Eisenchlorids sehr schnelli^
die Pulsation in der Geschwulst selbst hörte sofort
nach Beseitigung der Compression, die in der Art.
cubitalis und radialis etwas später auf. Eine lebhafte
Entzündung bildete sich in den Wänden des aneu-
rysmalischen Sackes und ging später in Eiterung und
Schorfluldung, ohne die geringste Blutung, über,
worauf die Vernarbung schnell eintrat.
Ob die Entzündung nolhwendig sei oder nicht,
kann Lallemand noch nicht bestimmen , glaubt
aber, dass in diesem und einem ähnlichen, von
Dr. Niepce (Compt. rend. XXXVI. 16. 1853.) mft-
getheilten Falle der Heilung eines Aneurysma popli-
taeum , bei welchem ebenfalls ziemlich starke Ent-
zündung eintrat, überhaupt zu viel Eisenchlorid [wie-
viel ist nicht erwähnt] injicirt wurde. Lallemand
spricht sich ausserordentlich günstig üher die neue
Methode aus, von der er eine ähnliche , »Revolution*'
in der Behandlung der Aneurysmen erwartet, wie sie
die Lithotritie bei der Behandlung der Steinkrankheit
hervorgebracht hat. Wäre auch in den beiden vor-
liegenden Fallen die Heilung durch die Ligatur mög-
lich und vielleicht von demselben günstigen Erfolge
hegleitet gewesen wie die Injection, so ist doch letz>
lere entschieden in solchen Fällen vorzuziehen , wo
die Ligatur schwer oder nur unter bedeutenden Ver-
letzungen wichtiger Tlieile möglich ist, z. B. bei
Aneurysmen der ArL frontalis unmittelbar an der
Orbita, oder der cruralis in der Nähe des Scham-
166
n. Hygieine, Diätetik, Pharmakologie u. Toxikologif •
bogens, oder endlich der iliaca, die, um unterbunden
zu werden, erst innerhalb der Bauchhöhle blosgelegt
und von der Vene lospräparirt werden mnss.
SchlUsslich erwähnen wir noch, dass Leroy
d* Eli olles in einem Schreiben an die Akad. der
Wissensch. (CompL rend. XXXVl. 20. 1853.) be-
hauptet schon vor längerer Zeil den Vorschlag ge-
macht zu haben, zur Heilung von Aneurysmen coagu-
lirende FlUssigkeilen einzuspritzen. Lallemand
weist jedoch nach, dass das von Pravaz vorgeschla-
gene Verfahren wesentlich von dem L e r o y * s ver-
schieden aei.
Für die Bereitung des zur Injection bestimmten Eisenchlorid
giebt BurindeBuissOD (Bull, de Tbdr. 1. c.) Tolgende Vor-
schrift. Eisenvitriol 1,000, Wasser 3,000, Eisenfei ie 100
Schwefelsäure 15 Grmm., werden im S&ndba de digerirt, bis die
Gasentwicklung aurhört, dann wird filtrirt, ftOOGrmm. Scbwe-
felwassersloffwasser zugesetzt, und das Ganze 12 Std. lang
ruhig stehen gelassen, hierauf VsStd. lang gekocht u. flitrirt,
dem Filtrate 200 Grmm. reiner concentrirter Schwefelsäure
zugesetzt, gekocht u. so lange Salpeters, in kleinen Portionen
zugefugt, bis keine salpetrig-sauren Dämpfe mehr entstehen.
Nachdem die Flüssigkeit vom Feuer entfernt ist, setzt man das
2tf — SOfache Vol. Wasser zu, präcipiiirt das Eisenoxyd durch
einen kleinen IJeberschuss von Ammoniak , wischt den Nie-
derschlag häufig mit reinem Wasser aus u. calcinirt ihn bis zum
Bothglähen unter Vermeidung zu grosser Hitze. 200 Grmm.
des so gewonnenen reinen Eisenoxyds werden nun 6 Std. lang
mit 1000 Grmm. reiner Salzsäure digerirt, worauf man die
Flüssigkeit zur Consistenz eines dicken Syrup abraucbt , die
Hälfte Wasser hinzufügt, noch einige Augenblicke erhitzt,
filtrirt, und hierauf Schale und Filter mit einer der ersten
entsprechenden Menge Wassers auswäscht und von dieser
Mischung zu der ersten soviel zusetzt, bis diese eine Dichtig-
keit von 43, ö— -44° hat. 5 — 6 Tr. dieser klaren, schwach
sauer reagirenden Flüssigkeit bringen in weniger als 15 See.
ein in 20 Grmm. Wasser vertheiltes Eiwciss zu einem solchen
Grade der Gerinnung, dass das Gefass umgekehrt werden kann,
ohne dass etwas herausläuft. (J. Clarus.)
668. Galvanopunctiir bei Varikositäten und
Aneurysmen ; von Dr. W e r n e r S l e i n l i n. (Wien.
Zlschr. IX. 4. 1853.)
Gegenüber don mehrfachen günstigen Resultaten
nach Anwendung der Galvanopunctur hei Aneurysmen
und Varices [vgl. Seh uh's Millheilungcn. Jahrhb.
LiClX. 203.], fehlt es auch nicht an Fallen, bei
welchen statt der gewünschten Coagulation des Blutes
oder gleiclizeilig mit derselben auch Entzündung und
Eiterung aufgetreten ist. Baumgarten und Wür-
temberg haben deshalb [vgl. Jahrhb. LXXV. 296.]
um den Einfluss der verschiedenen Pole auf die Ge-
rinnung kennen zu lernen , Versuche angestellt und
gefunden, 1) dass der negative Pol allein keine Ge-
rinnung, 2) dass beide Pole zusammen eine lang-
same, ziemlich schwache, selten eine vollkommene
Gerinnung, und 3) dass der positive Pol allein die-
selbe sehr schnell , vollkommen imd sicher bewirkt.
Diese Versuche wurden an lebenden Ueoschen und
Thieren, also mit fliessendem Blut, in verschlossenen
GefUssen gemacht, so dass nur die Endresultate beob-
achtet werden konnten , nicht aber die momentane
Wirkung der beiden Pole. Vf. stellte deshalb zu-
nächst Versuche mit Eiweiss an und gelangte dabei
zu folgenden Resultaten. 1) Senkt man als Enda
der Poldrahte 2 Plalinnadeln in ^las Eiweiss» so findet
keine sichtbare Veränderung Statt ; »uch Lackrou!^
p:ipier zeigt an den Nadeln keine ßeaclion. (Es ist
zu bemerken , dass bei den constanten Batterien die
Pole die entgegengesetzten Eigenschalten haben , wie
bei der einfachen VoUa'schen Säule, dass also beider
Grove*schen Batterie , deren sich Vf. zu seinen Ver*
suchen bediente, der Platinpol der positive, der
Zinkpol der negative ist). 2) Ersetzt man die Pla-
tinnadel des -|- Poles, also des Platinpoles, darck
eine Eisenspitze, so entwickeln sich am — Pole
Blasen, welche mit dem Eiweisse einen dichlea
Schaum bilden. Rotbes Lackmuspapier unter die
Piatinnadel gelegt, wird blau gefärbt. Die Eisen-
spitze am -|- Pole belegt sich langsam mit geronoeneoi
Eiweiss ohne Blasen. Wischt man dieses CoiguloB
weg, so sind diejenigen Partien desselben, welche
direct auf der Nadel auflagen, bräunlich geßrbl;
ebenso ist die Nadel selbst bräunlich angelaufen. Die
Platinnadel bleibt unverändert. 3) Wird statt der
Eisenspitze eine Zinknadel mit dem positives Pole i^
Verbindung gesetzt , so belegt sie sich weit rascher
und mit einem dichtem Coagulum als die EisenspiUe.
Die Blasenbildung an der Platinnadel ist weit lebhafter«
4} Die genannten Erscheinungen bleiben dieselbe!^
wenn auch das Eiweiss in «2 Uhrgläser vertheilt win^
welche durch einen mit Eiweiss getränkten Papier^
bausch verbunden sind, wo dann die eine Nadel ii
das eine Glas, die andere in das zweite gesenkt wiri
Ebenso verhält es sich, wenn das Eiweiss in 2 Glati
röhren sich beGndet, zwischen welche eine Scheide
wand von 6fach zusammengelegter Schweinsblase gei
legt wird; sogar wenn eine dritte, mehr alsl'MaDg«^
mit Eiweiss erfüllte und an den Enden ebenfalls mi|
Blase verschlossene Glasröhre zwischen die 2 erstel
eingeschaltet wird, zeigen sich die nämlichen Er-
scheinungen. Aus diesen Versuchen gehl benrori
dass eine Coagulation nur am -f- Pole statlGndeij
während am — Pole das von Einigen angegebeai
Coagulum nur Schaum ist; ferner dass die coagii
lirende Wirkung am 4- Pole eine verschiedene itl|
je nach dem Metalle, aus welchem die Nadel ai
-|- Pole gefertigt ist ; dass die Wirkung am stärkslci
ist, wenn eine Zinknadel gewählt wird, und endlid
dass eine grössere Entfernung der beiden Polnadev
keinen zu grossen Einfluss auf die Wirkung hat, vor
ausgesetzt dass die Zwischen Substanz ein guter El»
tricitätsleiter ist.
Die Ursache der Verschiedenheit in der Wirku»
schwächerer Ströme liegt weniger in der elcktr«
magnetischen Differenz der Metalle, als vielmehr l
den verschiedenen chemischen Eigenschaften derselbei
Für diese Ansicht sprechen viele der bisherigen H
fahrungen Ober die chemischen Wirkungen des gal^
nischen Stroms und das eben angeführte Oxydiren d|
Eisenspilze am + Pole. Man findet, dass auch i
einer Salzlösung die verschiedenen Metalle eine vei
srhiedene Wirkung zeigen , dass bei 2 Plalinspil«
die Wirkung eine kaum merkliche ist, dagegen eif
n. Hygiein«, frixtetik, Phahnakologie ü. Toxikologie.
167
Kbr lebhafte, wenn am + Pofe eine Zinknadel sich
ModeL Daa Zink wird ziemlich stark aufgeUlst, w9h-
read an der Platinnadel des — Poles eine lebhaflc
Gaseotwicklang slattfindet.
Ueber die Zersetzung der Salze durch den gal-
noischen Slrom hat D a n i e II folgende Theorie auf-
geslellU Er nimmt an, das schwefelsaure Natron
sei nicht zunächst gebildet durch die Verbindung von
Slare und Basis, sondern der eleklronegalive Be-
standtheil dieses Salzes sei 1 Aeq. Schwefel mit 4 Aeq.
Saaerstoir, Während der positive nur Natrium ist.
Ebenso zerlegt er schwefelsaures Kali in SO4 Ka,
Salpeters. Kali in NO^ Ka u. s. w. Gehl der Slrom
jurch die Auflösung eines solchen Salzes, so wird
das Salz in die bezeichneten Bestandtheile zerselzt.
km -^ Pole wird z. B. SO4 frei , von dem sich so-
gleich 1 0 trennt, um gasförmig zu entweichen und
SO 2 zurOckzuIassen , während das am andern Pole
abgeseliiedene Na den 0 des Wassers an sich zieht,
1. so flir jedes Aeq. Na 1 Aeq. Wasseistofl* entbindet,
päbreod das durch secundäre Wirkung entstandene
pa 0 in der Flüssigkeit gelöst bleibt.
Denkt man sich , die Salze des Albumins werden
bf gleiche Weise zersetzt, so werden die Säuren
«b am -(~ Pole mit dem Zink verbinden, ebenso der
Htrsloir, weshalb am -f" l^^l^ keine Gasentwicklung
pttltfaideL Die Zinksalze bleiben gelöst , die Salz-
ebenfalls , dagegen wird der Wasserstoff am
flptiven Pole , da er mit dem Platin sich nicht ver-
ödet, frei und bildet dort mit dem Eiweiss den an-
en Schaum. Die Coagulation des Eiweisses
H -^ Pole lässt sich folgendermaassen erklären.
iss ist, dass die kohlensauren Natronsalze, so wie
Chlorsalze die eiweissartigen Stoffe in Lösung er-
en, ferner, dass diese Salze (lurch den galva-
hen Slrom zersetzt werden, also mit der fort-
litenden Zersetzung der Salze die Goagulabililät
Eiweisses zunimmt, endlich, dass durch die Zer-
;ang der Salze die Säuren am -f" ^^^^ frei werden
mit dem Zink der Polnadel Metallsalze bilden,
siehe das Albumin fällen. Diese Momente reichen
I, die Goagulation am -l" ^^^^ zu erklären und
I zeigen, warum die Gerinnung lebhafter von Statten
M, wenn die Nadeln am + Pole von Zink sind,
id Dämlich das Zink dasjenige Metall ist , welches
i leichtesten mit den frei gewordenen Säuren Ver-
bdangen eingeht. Man findet auch , dass die Coa-
dation in einem bestimmten Zeiträume proportional
Ider Widerstandsfähigkeit der verschiedenen Metalle
igen Säuren , denn bei weiterer Ausführung obiger
mche beobachtete Vf., dass Platin als Ende des
Poles keine, Zinn und Stahl nur geringe , Kupfer
M mehr und Zink am meisten die Goagulation
Es hängt also die stärkere oder geringere
igtdation nicht von der elektromotorischen Kraft
Metalle ab, da Zinn in dieser Beziehung dem Zink
iHcfasteD steht und doch nur geringe Goagulation
Matst Ganz derselbe Vorgang, wie im Eiweiss,
IK aach im ftlate stattfinden , da FasetstofT und
KäsestoflT ebenfalls durch die Salze des Serums in
Lösung erhallen werden , also ihre Neigung zur Ge-
rinnung durch die Zersetzung der Salze ebenfalls be-
günstigt wird. Auch die Metallsalze haben auf die
genannten Stoffe denselben Einfluss wie auf Albumin.
Diese Versuche heslätigen also die Sätze von Baum-
garten und VVurtemberg und weisen auf die
Gründe hin , warum der -|- Pol , allein angewandt,
die Goagulation am sichersten bewirkt, warum der
— Pol, allein angewandt, keine Wirkung hat und
warum selten eine vollkommene Gerinnung slallfindet,
wenn beide Pole eingeführt werden , da die Blasen-
bildung am — Pole das Entstehen eines feslern
Pfropfes in einem GeHisse, oder einer compacten
Schichte von Coagulum in einem Aneurysma verhin-
dern muss. Vielleicht bedingen die entstehenden
Wasserstoffblasen gleich den Luftblasen üble Polgen,
vielleicht sogar Eiterung und Entzündung.
Endlich schlägt Vf. vor, stall des Stahles zu Acu-
punclurnadeln eine Mischung von Zink und Zinn oder
Blei anzuwenden, oder die Stahlnadeln mit einer
Schicht von Zink zu überziehen , die Galvanopunctur
selbst aber in folgender Weise anzustellen : In das
Aneurysma oder variköse Gefäss werden die Nadeln
eingesenkt und mit dem -|- Pole verbunden. Der
— Pol wird mit einer Platinplatte verbunden , die in
der Nähe des Aneurysma auf die vorher mit verdünnter
Säure oder Salzlösung gewaschene Haut gelegt wird.
Statt der Platinplalte reicht wohl auch ein mit der
Salzlösung befeuchteter Schwamm hin.
(Julius G 1 a r u 8.)
669. Ueber Bntternntersiichimgeii ; von
Schacht. (Vjhrschr. f. ger. Med. IIL 2. 1853.)
Die fremden der Butter zugesetzten Bestandtheile
zerfallen in 3 Abtheilungen : metallische Beimengun-
gen, sogen. Verlängerungsmittel u. fremde Farbstofie.
Metallische rcrwireinigtüigen können in der Butler
vorkommen, wenn die zur Bereitung verwendete Milch
in irdenen, mit schlechter Bleiglasur versehenen oder
in Kupfer- u. Zinkgeschirren aufl)ewahrl worden war.
Letzteres soll zuweilen absichtlich geschehen , um
eine grössere Menge Butler zu erzielen. Es bildet
sich nämlich bei Anwendung von Zinkgeftfssen etwas
milchsaures Zinkoxyd, welches den Käsestolf gerinnen
macht ; dieser mengt sich mit der Butler u. vermehrt
das Gewicht derselben. Durch Auskochen der Buller
mit verdUnnler Salzsäure, Behandeln des Fillrals mit
Schwefelwasserstoff u. s. w. sind jene metallischen
Verunreinigungen leicht aufzufinden.
Die Behufs der Verlängerung der Butter ange-
wendeten Substanzen können entweder Pflanzenstolfe
sein , als : zerriebene KarloITeln , Gelreidemehl oder
Mehl von Hülsenfrüchten, oder erdige Substanzen,
als: Kreide, Gyps, Schwerspath, Thon u. dergl.
Ebendahin gehört auch ein übermässiger Gehall an
Käsestolf, Kochsalz u. Wasser. Nach Duflos darf
eine gute Butler nicht weniger als 80 — 83% Milch-
168
II. Hygieine, Diätetik, Pharmakologie u. Toiikologie.
fett enthalten. Da jedoch, besonders in milden Win-
tern, der zur Conservalion und Versendung bestimm-
ten Butter eine grö;{sere Menge Salz zugesetzt werden
muss , als der Wohlgeschmack erfordern würde , so
sind die Kleinbutlerliündler zuweilen genAlhigt, die
zum Detailverkauf bestimmte Butter einer Waschung
zu unterwerfen. Hierbei kann es vorkommen , dass
in der Butter mehr Wasser zurückbleibt als sie ur-
sprünglich enthalten hat, so dass ein Gehalt bis 20<>/q
an Käsestolf, Salz und Weisser in der Butler belind-
lich sein kann , ohne dass man auf eine absichtliche
Verlängerung derselben schliesscn darf. Um Butter
auf Verlängerungen durch sliirkcmehlh;illigc u. erdige
Substanzen , so wie durch Wasser und Salz zu un-
tersuchen, verHihrlman am besten auf tilgende Weise.
In einen tarirten Glascylindcr mit umgebogenem Rande,
der 15 Lolh Wasser fassen kann, werden 4 Lotli der
zu prüfentlen Buller und 10 Lolh desliilirtes Wasser
gelhan und der Cylinder im VVasserbade bis auf etwa
60^ C. erwärmt, so dass die Butler vollständig flüs-
sig wird. Dann verschliesst man den Cylinder mit
nasser Schweinsblase, schUllelt den Inhalt durch ein-
ander, stellt den Cylinder umgekehrt in das Wasser-
bad, und lässt ihn unter Öfterem Rütteln so lange
darin stehen , bis die reine Butter sich klar oberhalb
des Salzwassers abgeschieden hat. Nun lässt man
den Cylinder vollständig , jedoch langsam, in umge-
kehrter Stellung erkalten. Unter der erstarrten But-
ter schwimmt alsdann in Flocken der KäsestolT, die
schwerern slärkemehlhultigen und erdigen Substjinzen
liegen auf der Blase. Der Cylinder wird geöffnet,
das Wässerige in einer Porcellanschale aufgefangen,
die Butter abgespült uyd das anhängende Wasser mit
feuchtem Fliesspapier weggenommen. Wird nun der
Cylinder mit der zurückgebliebenen reinen Butter
wieder gewogen , so ergiebt der Verlust den Gehalt
an Wasser, Salz, KäsestofT u. s. w. in der untersuch-
ten Butler und indirect den Gehalt an Milchfelt. Das
abgelaufene Satzwasser wird (illrirt, der Rückstand
auf dem Filtrum mit kaltem Wasser ausgewaschen.
Er ist auf slärkcmehlhailige und Erdsubstanzen zu
untersuchen. Man durchsticht das Pillrum, spült den
Inhalt desselben in ein Becherglas ab u. trennt durch
Schlämmen die specifisch leichtern Substanzen von
den schwerern erdigen. Die durch Schlämmen ge-
wonnene Flüssigkeit wird gekocht und das Fillrat
mit Jodlinctur auf Slärkemehl geprüft. Entsieht keine
blaue oder violette Färbung, so ist der Rückstand der
letzten Filtration, nachdem er getrocknet worden, als
Käsestofl' in Rechnung zu bringen. Der erdige Schlämra-
rückstand ist auf Kreide, Gypsu. s. w. zu untersuchen.
Das fillrirte Sulzwasser wird im Wasserbade zur
Trockenheit abgedampft, der Rückstand in wenig
kaltem, destillirtem W\'isser gelöst und filtrirL Was
nun auf dem Fillrum zurückbleibt, ist aufgelöst ge-
wesener KäsestofT und dem oben erhaltenen zuzurech-
nen. Das Filtrat wird in einer tarirten Porcellan-
schale im Wasserbade eingedampft und der SalzrUck-
stand als Kochsalz berechnet. Er ist auf einen Gehalt
an Borax und Alaun zu prüfen , weil diese Salze zu-
weilen dem Salzwasser zugesetzt sein sollen, um i
grössere Menge desselben mit der Butler la verd
gen. Vf. hat keins der beiden Salze in der tob]
untersuchten Butter aufgefunden. [Die Gegenwart]
Stärkemehls wird leicht durch das Mikroskop erkii
Fremde Farbstoffe, Die sogen. Gras- oder
butter ist bekanntlich gelber als die wahreol
Stallfülterung gewonnene und beliebter als leti
weshalb sehr häufig die gelbe Farbe künstlich b
stellt wird. Der Orlean ist hierzu geeignet,
in unverfälschtem Zustande einen sehr wenig ia
ser löslichen Farbstoff enthält. Seine Anwendi
aber deshalb ekelhaft, weil er meistentheils m
befeuchtet in den Handel kommt. Man entdeckt
Gegenwart, wenn man die von Salz und VVa»
freite Butter mit kaltem Alkohol von 90%
auKzicht. Färbt sich derselbe gelb und iiiol
er nach dem Verdampfen einen geruchlosen,
rolhen Rückstand, der durch conrentrirte Si
säure schön indigoblau gefärbt wird , so
künstliche Färbung durch Orlean vorhanden. El
die Butler viel freie Bullersäure, so löst sich
davon in dem Alkohol auf, der Rückstand aad
Verdampfen desselben ist dann gelb und sei
und die Reaction mit Schwefelsäure weniger
und schnell vorübergehend , weil die durch
Wirkung der Schwefelsäure auf die Buttersaun
stehende schweflige Säure die blaue Färbnng
[Auch Möhrensaft wird oft als Färbemittel der
benutzt.] (Julius Clar
670. Nachtheile onveninnter ki|
Kochgeschirre; von Prof. pieischi.
Zlschr. IX. 4. 1853.)
Es ist ein gefährlicher Irrlhum anzunehinc
verzinnte kupferne; Kochgeschirre seien, wcno
recht blank gescheuert wären und die Speisi
nicht abgekühlt würden , der Gesundheit nicht
theilig. Vf. hat, um die möglichen Gefahres
zuweisen, Bier, Salzwasser, verdünnte Essi
Weinsäure, Sauerkraut, getrocknete Pflaumi
Rindfleisch in derartigen Kiipfergeschirren gel
stets in den Substanzen nach dem Koclien
nachweisen können. Beim Rindfleische ist je
die in den verschiedenen Fleischsorten enti
freie Milchsäure die Ursache der Auflösung desK
und des Uebcrgangs desselben in die Speisen.
(Julius Clara
671. Vergiftung durch Kleesinre; ▼•
H i I d e b r a n d. (Vjhrschr. .f. ger. Med. III. 2. i
Ein Mädchen von i8 J. nahm stall Bittersalz 1
reine Kleesäure, wurde unmittelbar darauf von ErW
Durchfall, Krämpfen und äusserster Erschöpfung beltlk
starb nach sehr kurzer Zeit. Bei der Sectioo fand d
bemerkenswerthe Erscheinungen eine grosse UeberfuH«
Blutgefässe des Kopfes, der Brust und des Unterleib
Blut, Entzündung des Schlundes , der Speiseröhre , J
gens, Zwölffingerdarms und der dünnen Gedärme, diesj
weis in brandige Zerstörung Qbergegangen waren. FSi
Symptome waren nicht eingetreten. (Jal. Glarsl
UL Pathologie» Tlierapie u. mediciftische lüinik.
169
m. Pathologie, Therapie und mediciolsche Kllmk.
n. Fall von Compression desRtckenmarkE;
oben. (CoDipL rend. XXXVI. 11. 1853.)
ÜB iljibr. DienstiBädchen klagte seit ungefähr 1 Jabre
HalssehDenen ond eio Hinderniss bei Bewegang des
Die Leiden mehrten sich aUmälig, die Haisdrösen
n so, ond endlich erschien eine beträchtliche Ge-
il sof der linken Serie des Halses. Fat. fühlte einige
biodurch Auieisenkriecben im linken Arme und allmä-
«oltetindige Paralyse des Armes ein. Eine vorgenom-
CröffvaDg des Abscesses hob die durch Coropression
pePinlyse; die Wunde blieb fistulös, die Schmerzen
linsen nicht nach und die Bewegungen des Kopfes
übcttsdcrt. Bei der nun folgenden Aufnahme in das
fuMlVf. folgenden Zustand. Fat. war sehr blass u.
uh; aof der linken Seite des Halses befand sich eine
^ gMpaoDte, rothblaue Geschwulst mit kleiner fistulö-
[MoBDg; die Rotation des Kopfes war ganzlich ge-
I, FleiioQ and Extension nur unter grossen Schmerzen
sk. Dabei klagte Fat. über lancinirende, tiefe Schmer-
ni aber heftigen Kopfschmerz^ — Vf. machte sofort
ergiebigen Einschnitt in die Geschwulst, es entleerte
IHeraod ein flngerspitzcngrosses Stuck Knochen. Der
i besserte sich nicht, es traten leichte Delirien auf und
l. Tag nach der Aufnahme erfolgte unter Eintritt von
biooeii plötzlich der Tod. — Section. In den Orga-
9 Scbädelböhle nichts Auffallendes. Brustorgane ge-
(beoso die ünterleibsorgane. Auf der linken Seite des
iir dem M. trapezius zeigte sich der Eil Therd ; die
li waren verdrängt , die umgebenden Gewebe ver-
bier und da zeigten sich Brücken von Nerven und Ge-
L Der Grand des Abscesses correspondirte mit dem
4. Q. 5. Halswirbel. Vom linken Bogen des 2. Hals-
feblt ein Stück ; das übrig gebliebene Knochengewebe
tiairt, sehr zerreiblich. Auch der Bogen des 3. Wir-
te aaf der linken Seite fast gänzlich zerstört. Der
kbe! zeigt keinen Substanzverlust, doch hat der Gelenk-
keio Periost mehr. Diese verschiedenen Verletzungen
eine Bohle dar, deren Grand von den verdickten,
inlich aossehendeo und von Eiter umgebenen Rficken-
AiDten gebildet wird. Das Ruckenmark selbst hat seine
inlicbe Farbe. Auf der rechten Sefte zeigt nur der 2.
ifibel eine Fractar. Der Atlas und seine Gelenke sind
beb Vf. interessiren im vorliegenden FaHe vor-
i die Wirkungen des an 2 verschiedenen Stel-
NasRackenmark ausgeübten Druckes. Zunächst
der durch den Eiter an einer tiefern Stelle des
eiunarks ausgeOble Druck , welcher die Paralyse
linken Armes bedingte , die sofort durch Rröff-
des Abscesses und Entleerung des Eilers besei-
worde. Sodann ist es der Druck » welcher auf
lopfende des Rackenmarks durch eine Bewegung
bpfes ausgeführt wurde, und welcher den plött-
Tod der Kranken unter Gonvulsionen bedingte.
i|ebens sucht man in der Krankengeschichte nach
1 FactuiD, welches Vf. zu dieser letzten Behaup-
Iwrechtigt.] (Millies.)
yj^' TuvsiatisGhe Compression des N. vagas
^paUÜCVS. Tod durch Lungenasp hyxie ;
^•Burggraeve in Gent. (Rev. clin. 22.
•iJahAb. Biro. HIUS.
Ein rüstiger Arbeiter von 28 J. wurde von einem Heu-
wagen fiberfahren ; Fractur des linken Schenkels , das linke
Ohr in mehrere Stücke zerrissen und nur noch mit einem
hinlern Lappen am Kopfe hängend ; der Hals bedeutend ge-
schwollen, vollständige Besinnung, Bewegungen des Gesichts
unbeeinträchtigt, Unvermögen zu schlingen, alles Getränk
wird mit reichlichem Schleime wieder ausgeworfen; Pat.
selbst bezeichnet als Sitz des Schlinghindernisses die mittlere
Halsgegend. Sonst konnte Pat. , mit Ausnahme des linken
Schenkels, alle Bewegungen des Korpers ausführen, auch war
das Sprechen unbehindert. Die Fractur ward trotz der vor-
handenen bedeutenden Geschwulst eingerichtet und der Watt-
verband angelegt , das Ohr mit einigen Stichen wieder ange-
heftet. Nachmittags Aderlass, wobei sich der Blutkuchen
massig fibrinreich und eine schwache Entzündungshaut zeigt.
Abends bcftigas Fieber bei fortdauerndem Unvermögen zu
schlingen; am andern Morgen behindertes Athmen, was sich
bis zum folgenden Tage unaufhaltsam steigert, und in der
nächsten Nacht unter Eintritt von Lungenasphyxie den Tod
herbeiführt.
Section. Im Schenkel ein sehr schiefer Bruch im untern
Dritltheil des Femur, reichliches Exsudat in der Umgebung
der Bruchenden. Beim Durchschneiden der Hautdecken des
Halses gewahrte man auf der linken Seite im freien und Zwi-
schenmuskel-Zellgewebe reichlichen Erguss geronnenen Blutes,
welches sich auch auf die tiefer liegenden Gefäss- u. Nerven-
stämme erstreckte, so dass die Carotis ond der Sympathicus,
so wie tiefer hinein der Plexus pharyngeus davon umgeb,en
waren. Von da erstreckte sich der Bluterguss hinter dem
Pharynx und vor den Biickgratsmuskeln vorbei nach der rech-
ten Seite hin. Der linke Proc. styloideus war an seiner Basis
zerbrochen, aber nicht dislocirt; Bluterguss war hier nicht
vorhanden , auch waren der Facialis und der Temporaiis su-
perficialis vom 5. Paare unversehrt , ingleichen die NN. retro-
styloidei, lingualis, hypoglossus, glosso- pharyngeus, der
Plexus des Pneuniogastricus , das obere Gangl. cervicale , so
wie die ersten Haisnerven. Gehirn und Rückenmark, Zunge
und Larynx hatten keinerlei Verletzung erlitten. Die Luft-
wege waren von schaumigen Massen erfüllt , die Lungen im
Zustande starker Congestion , die Bronchen bis in ihre fein-
sten Verzweigungen mit Schaum erfüllt, das Blut in den Lun- '
gen venös und flüssig, das Herz mit schwarzem, schwach
coagulirtem Blute erfüllt; der Brastkasten zeigte keinerlei
Spuren einer Fractur oder Depression,
Der Tod wurde also im vorliegenden Falle durch
Compression des N. vagus und sympalhicus herbeige-
führt, indem dadurch die Athembewegungen gehemmt
und so aUmaiig eine wahre Lungenasphyxie herbeige-
führt wurde.
Vf. fügt diesem Aufsätze eine Beobachtung bei,
welche Prof. Clement an dem Venenblute eines
Pferdes machte, dem 6 Sld. vorher die NN. pneumo-
gastrici durchschnitten worden waren. Die Folg^
rungen, welche Clement aus seiner Beobachtung
zieht, sind folgende. 1) Der Pneumo-gastricus wan-
delt die Lunge in ein Moses Exhalalionsorgan um.
2) Er vermitlelt die Verminderung des Wasser- und
Eiweissgehaltes im Blute; daraus lllsst sich für den
physiologischen Act des normalen Alhmens schlies-
sen : a) in der Lunge findet beim Eintritt der Luft in
dieselbe ein Act der Verbrennung Statt; b) diese
22
170
III. Pathologie, Therapie u. medicinische Klinik.
Verbrennung geschieht auf Kosten des im venösen
Blute entljaltenen Albumins; c) es bildet sich Was-
ser, welches in das arterielle Blut tlbertritl, während
ein Theil des Albumins zu Fibrin sich umwandelt;
d) das arterielle Blut ist demnach wässriger, eiweiss-
ärmer, fibrinreicher, als das venOse; e) wird das
Athmen nach Durchschneiduog des Pneumogastricus
gestört, so wird der Verbrennungsproccss in den
Lungen schwächer, und erlischt endlich ganz; das
Albumin wird weder verbrannt, noch in Fibrin umge-
wandelt, das Blut daher reicher an Ei weiss u. ärmer
an wässrigen Theilen.
E£ geht hieraus hervor , dass die pneumo-gaslri-
schen Nerven gleichzeitig eine bewegende und eine
chemisch - vitale Kraft auf die Lungen ausüben, auf
welcher im Wesentlichen die Acte der In- u. Exspi-
ration, u. mit ihnen das Leben selbst, beruhen. Die
Sympathici unterstutzen diese Wirkung der Pneumo-
gaslrici; wo also beide Nerven gleichzeitig compri-
mirt oder sonst verletzt sind, muss eine Asphyxie
der Lungen nur um so früher eintreten.
(Krug.)
674. Ueber Tetanus traamaticns y nach t.
F. S a n g e r u. B. B 0 r e 1 1 i.
Saoger tbeilt (Med. Tim. and Gaz. Aug. 1852) den
Fall einer zarten Frau von 21 J. mit, die sich an der Hand
durch einen Stachel von grünem Stechginster verwundet hatte.
Die Wunde schmerzte sehr , es bildete sich ein Abscess unter
der Fascia palmaris , den Vf. nach Anwendung von Kataplas-
men am 9. Tage nach der Verwundung öffnete, worauf er die
Kataplasmen fortsetzte und innerlich der Reizbarkeil wegen
Calomel mit Opium, nebst einer Salzmixtur verordnete. Den
Tag darauf Trismus, Angst- u. Schwachegefühl, Verstopfung;
Wundränder schlaff, Absonderung gering und dünn ; Puls
98. Nachdem Vf. durch Crotonöl und ein Terpentinklyslir
Oeflfnung bewirkt hatte, verordnete er Schwefels. Chinin, Ein-
reibungen mit Cann. ind. in den Rucken und stärkende Kost.
Unter dem Gebrauche dieser Mittel erfolgte sofort geringe,
nach einigen Tagen unverkennbare Besserung, so wie Heilung
der Wunde und nach einigen Wochen vollkommene Genesung.
(Heil.)
Der von B. Borelli (Gazz. Sarda. 1. 1853) mitge-
Iheilte Fall, in welchem der Ausbruch des Tetanus durch Ap-
plication des Glüheisens verhütet wurde, betrifft einen kräfti-
gen Mann von 21 J. , von sanguinischem Temperament und
ausgesprochen nervöser Constitution, der sich bei einem Falle
das Gesicht und die linke Hand verwundet halte. Er blieb
eine Zeit lang bewusstlos liegen und wurde duun nach der
nächsten Stadt geschafft, wobei er fähig war, einige Schritte
zu gehen. Im Gesicht fand sich eine gerissene offene Stelle,
1 Ctmtr. lang , auf dem Nasenrücken neben andern kleinern
in der Stirngegend ; auf dem Rücken der linken Hand bemerkte
man eine Risswunde von circa 2 Ctmtr. und eine kaum merk-
liche Excoriation auf der Handfläche. Die erstem Wunden
halten stark geblutet , die letzte Excoriation kaum merklich.
Man suchte die Wunden durch prim. int. zu heilen u. machte
ausserdem , um die Folgen der Commotion zu verhüten , bin-
nen 5 Tagen 8 Aderlässe. Nach einigen Tagen fing der Kr.
— anfangs in Intervallen, später continuirlich, an über einen
reissenden Schmerz an der excoriirten Stelle der linken Hand
zu klagen , der sich von da nach den Schultern heraufzog.
Es traten gleichzeitig Schlaflosigkeit, nächtliche Delirien,
Schmerzen längs des Ruckgrats auf. Blutegel hinter die Oh-
ren, auf die Hand eine Abkochung von Cicula milExtr. bellad.,
innerlich Opium. Keine Erleichterung, die linke Hand schwoll
heftig auf und es zeigten sich rotbe Streifen längt des]
armes. Am 29. Juni, 9 Tage nach dem Unfall, faod
tige Aufregung, starken Kopfschmerz, unzusafflmcDhii
Reden , den ganzen Korper abwechselnd steir uod oa
wärts gedreht, beträchtliche Lumbarscbroerzeo , St(
und Ansi^bwellung der linken Hand und des Von
ausserordentlicher Empfindlichkeit bei der geriaggut
rung. Bei genauerer Untersuchung zeigte sieb
weisser Punkt, bei dessen Reruhrung der Kr. die U
Schmerzen äusserte. Unzweifelhaft war dieser weian
ein gezerrter Nerveqfaden, der durch die entzHodli^
schwulst zusammengepresst ward. Die grosse
keil des Kr. liess keine Recision wagen und die
war bei einer so unbedeutenden Verletzung oicbt
tigt. Vf. wendete daher das Glübeisen an, das er|
den schmerzhaftesten Punkt applicirte und einen Sd
1 Ctmtr. Durchm. bewirkte. Der Schmerz hielt oo
fahr 1 Std. an , während welcher Zeit Eisumschläge
wurden ; die entzündliche Rötbe schwand sichtlicb
Kr. verfiel bald in ruhigen Schlaf. — Der Scbmen i
Tag zu Tag ab ; nach einem Monat Tollständige GeDcs
(Seifen
675. Nenralgia epileptiformis ; von Ti
seau. (Arch. g^n. Janv. 1853.)
Vf. verwirft den synonymen Gebrauch
douloureux und Neuralgia facialis und bezeiclii
dem Worte Tic die convulsivische Bewegung
Neuralgie nur die schmerzhafte ^ffection eil
ven. Sind beide Erscheinungen mit einaoi
bunden , so gebraucht er die Bezeichnung 11
loureux. Diesen letztern rechnet er zu eim
sern Klasse von Neurosen, die er mit dem
Neuralgia epileptiformis benennt, und wel(
epileptischen Zustünden sehr ähnlich, vielleic
gleich ist. Er rechnet ausser andern Neuro«
denen er die epileptische Natur erkennt, hi(
wirkliche Aura , sei sie von einem Anfalle gefc
/licht, die Angina pectoiis, die er geradezu al
lepsie, als Varietät der Aura bezeichnet, j
Sichtsschmerz, der von convulsivischen Zuc
der Gesichtsmuskeln begleitet ist, sogar eim
in welchem ein Kind mehrmals täglich plotzli
heftigem Schmerz in der Magengrube mit Spi
Bewusstlosigkeit befallen wurde, unarticulirU
ausstiess, und etwa nach Y^ ^i''- wieder i
kam, ohne mehr als geringe EingenommeDii
Kopfes zurückzubehalten , — giebt aber der ^
Beobachtung das bestätigende Urtheil anheim.
Die Unterart seiner Neuralgia epileptiformis,
in den Nerven des Gefühls ihren Sitz hat, und
er den Ausdruck Tic douloureux reservirt, bili
llauptgegenstand seiner Abhandlung. Alle er
Fälle beziehen sich auf diese Krankheit. Sie
alle das Gemeinsame der plötzlich eintretend!
oxysmen, der kurzen Dauer, der HarlolK
gegen alle Therapie. Die Anfälle, deren 1
Zahl von 10 — 100 variirt, pausirten Tage, ja
einen Monat lang und darüber, erschienen al
alter Heftigkeit bei geringem Anlasse wieder.
Durchschneidung der befallenen Nervenäsie
nie dauernde Heilung, jedoch stets augeoblid
grosse Erleichterung. In einem Falle, io W(
IIL Pathologie» Therapie u. medicinische Klinik.
171
lafolle als Anra eine Eroplindlichkeit der linicen»
ti ZuDgenhalfte vorausging, durchschnitt T.
eines durch die Zunge gezogenen Silberdrahtes,
immeogedreht wurde, die linke Zungenhalfte
dieser den N. lingualis. Der Erfolg war
lieklich. günstig, altein ganz allmälig kehrte die
ilgie znrtlck , nur jene Aura kam nicht wie-
- Ein besseres Mittel glaubt Vf. im Opium
iq haben , das er in sehr hohen Gaben an-
Er gab im 1. Falle des Gebrauches das
lare Morphium von 15 — 20 Ctgrmm. tKg-
igend, bis zu 4 Grmm. in derselben Zeit
und zwar mit überraschendem Erfolge.
Id fQr <h'e Kr., die es gehrauchte, grosse Lin>
der früher unerlrMglichen Schmerzen eintrat,
weder die Digestion, noch die Geistesfunctio-
;endwie gestOrt. Allein die Kr. (die in einem
1200 Pranken für Morphium ausgegeben haben
leUte der Kosten wegen den Gebrauch aus,
^a)d waren die allen Schmerzen wieder da,
loch durch Opium wieder palliativ gehoben
Id mehrern andern Fallen war das Mittel
elben Erfolge , allein es wurde nicht immer
aSthigen, hohen Dosis vertragen. — Wenn
T. mit dem Opium nie wirkliche Heilung er-
glaubt er sich doch durch seine Erfahrun-
(igt, im Vergleich mit dem Erfolge vieler
wsuchler Mittel , demselben noch bei Wei-
gflosligsten Resultate zuzuschreiben.
(Goldhorn.)
B. Ueber eine Typhnsepidemie in Busto
imJ, 1852; von Dr. Ercole Ferrari o.
livers. 1853.)
vorliegende Bericht bietet manches Interes-
r. Besonders zeigt derselbe, dass noch heute
Broassais' in Italien in einer Ausdeh-
ifolgl werden , welche wohl selbst durch die
Imiiche Reschaflenheil des Landes und seiner
ter kaum zu rechtfertigen ist.
Arsizio ist eine Ortschaft der Provinz Mai-
etwa 12000 Handel und Ackerbau treiben-
^ohnem. Die Epidemie zeigte sich gegen
1B52 und dauerte bis Nov. d. J. Der Be-
Vfs. unifasst 83 Kr., welche derselbe selbst
rit hat. Die meteorologischen Verhaltnisse
bbres wichen aufTallend von den gewöhnlichen
^ erste Hälfte des Jahres , wo sonst grosse
B fallen pflegen, war ausserordentlich trocken,
a. Juli waren unerträglich heiss, vom 25.
» Juli starker Regen. Der August war kalt
tehl, der September äusserst regnerisch. Die
lie begann mit dem Eintritt der grossen Regen
Juli, wo Vf. zu 7 Kr. gerufen wurde, die
feh dieselben Symptome darboten. Von die-
t^ >n 8tieg die Krankenzahl bis zum 10. Sept.,
ihren Höhepunkt (76) erreichte. Am 4. Oct.
I letzte Erkrankung vor. Dem Typhus vorher
i die gewöhnlichen Krankheiten der Sommer-
monate, leichte Dysenterien und Kopfcongestionen.
Der Verlauf des Typhus war, bis auf einige Ausnah-
men, der gewöhnliche. Die Krankheit begann mit
allgemeiner Ahgeschlagenheit, nach 3 — 4 Tagen
traten heftiger Kopfschmerz und Kreuzschmerzen ein,
die Haut ward trocken und heiss , die Zunge feucht,
halb weiss oder braun belegt. Nach 2 oder 3 Tagen
hörte der Kopfschmerz auf, während sich die Kreuz-
schmerzen steigerten, die Zunge ward roth u. trocken,
die Respiration mühsam, Husten häufig und ohne
Auswurf, der Unterleib aufgetrieben, die Ileocöcal-
gegend empfindlich, die Hauthitze stieg, der Puls
ward häufiger und doppelschlägig. Häufig sah Vf.
ein Vibriren der Caroliden, und häufig erschienen
schon jetzt starke, anhaltende Schweisse, und wur-
den grosse Mengen Urin entleert Die Eruption der
Miliaria blieb ohne Erleichterung. Häufig waren Na-
senblutungen, die sich 8, 10 und mehr Tage wieder-
holten, Verstopfung und Diarrhöen waren gleich häu-
fig. Der Urin , der in den meisten Fällen in grosser
Menge entleert ward , war gewöhnlich blass oder
strohfarben, in einigen dunkelroth. Gegen das Ende
der 2. Woche ward die Krankheit stationär u. blieb
2 — 3 Wochen gleicbmässig. Die Kr. waren indiffe-
rent, schwatzten in der Nacht, Seh weiss und Urin-
secretion waren reichlich. Einige waren bald ruhig,
bald unruhig j fühlten sich bald gesund, bald sehr
krank. Alle magerten sichtlich ab. Nach dieser Epoche
ging die Krankheit allmälig zurück und die Recon-
valescenz trat ein. Die schwersten Fälle dauerten
1 0 Wochen. Bei 2 Kr. traten im Anfange der Krank-
heil allgemeine Krämpfe auf, in Busto „Ranfon" ge-
nannt; bei mehrern erschien Blutbrechen. Zur Zeit
der Epidemie litten viele Einwohner an Appetitlosig-
keit, Kopf- und Kreuzschmerzen, mit und ohne Fie-
ber ; jedoch vergingen diese Erscheinungen in einigen
Tagen.
Die Therapie bestand vorzüglich in Aderlässen,
deren Vf. bei einzelnen Kr. 12 und mehr zu 14 Unz.
jeden machte, u. zahlreichen Blutegeln. Die Blutegel
wurden besonders in der stationären Periode ange-
wendet. Nach Vf. war der Verlauf der Krankheit bei
allen , die mit reichlichen Aderlässen bebandelt wur-
den , leichter und schneller. Ausser den Aderlässen
ward absolute Diät verordnet; ferner Breiumschläge
auf den Unterleib , kalte Umschläge auf den Kopf,
Vesicatorien.
Zum Schluss giebt Vf. einige interessante Bemer-
kungen über die Epidemie. Dieselbe befiel meist
Leute zwischen 20 u. 32 Jahren , seltner zwischen
35 u. 50 J. , und nur 2 über 60 Jahre. Die Mehr-
zahl waren Männer, unter den Frauen verschonte sie
weder Schwangere, noch Stillende, Dysmenorrhoische
oder Amenorrhoische. In Bezug auf Professionen
machte sie keinen Unterschied ; in einzelnen Häusern
hielt sie sich mit Vorliebe auf. — Die Sectionen er-
wiesen den gewöhnlichen Typhusbefund. Vf. verlor
von 83 Kr. nur 6. In einem Falle legte sich der Kr.
— ein Knabe von 7^, Jahren — Abends gesund zu
172
III. Pathologie, Therapie u. medicinische KliniL
Bette und ward frtth im Bette todt gefunden. Die
Section teigte frisches Meningealexlravasat, zahlreiche
DarmgeschwCire. Bei einer Frau von 60 Jahren traten
im Verlauf des Typhus zahlreiche Ekchymosen, der
Morb. haemor. Werlhofii , auf. Sie starb und die
Section ergab zahlreiche Ekchymosen auf Pleura und
Pericardium, schwarze Färbung der Magenschleim-
haut t starke Röthung der Dflnndarmschleimhaut und
Schwellung der Peyer'schen DrUsen. (Seifert.)
677. Ueber lissbildnngen der Aortenklap-
pen als eine Ursache ihrer Erkrankung; von
Th. B. Peacock. (Monthly Journ. May 1853.)
Die Missbildungen der Aortenklappen können im
Allgemeinen zweierlei Art sein ; es kann Bildungs-
Mangel oder -Gxce3S stattfinden. Im letztern Falle
findet man 4 Klappen , welche entweder von gleicher
Grösse oder von verschiedener GrOsse sind , der Art,
dass neben 3 giHSssern sich noch eine kleinere Klappe
vorfindet. Diese Bildungsanomalien per excessum
scheinen jedoch nur geringen oder gar keinen Ein-
flttss auf die Function der Klappen zu haben , und
geben sonach keine Prädisposition zu Erkrankungen
ab. Ungleich wichtiger in dieser Beziehung sind die
Bildungsanomalien per defectum, von denen 3 Formen
bekannt sind. Die 1. und häufigste Form ist dieje-
nige , in welcher 2 der Klappen zu einer verschmol-
zen sind , durch Verwachsung der aich berührenden
Fischen und Atrophie des dazwischen gelegeneu
Septum. in der Begel ist die durch eine solche Ver-
einigung zweier Klappen gebildete Klappe grosser, als
die andere, u. es lassen sich an ihr noch die Andeu-
tungen der frühem Trennung wahrnehmen. Nach
Vf. lassen sich aus der relativen Grösse der 2 Klap-
pen Rückschlüsse auf die Periode machen, in welcher
die Vereinigung der Klappensegmente statthatte. Wenn
die 2 Klappen von fast gleicher Grösse sind und an
der vereinigten Klappe die Spuren der frühern Tren-
nung nur undeutlich vorhanden sind, so ist anzuneh-
men, dass die Verschmelzung schon in einer ganz
frühen Periode des Fötuslebens stattfand. Ist dag^en
die vereinigle Klappe bedeutend grösser als die andere,
sind die Spuren der frühern Trennung an ihr deutlich
wahrnehmbar, so ist es wahrscheinlich, dass die
Verschmelzung der Klappensegmenle erst eine kurze
Zeit vor der Geburt geschah. — Die 2. Form, welche
ungleich seltner, als die eben beschriebene ist, besteht
darin, d^ss neben 2 ungewöhnlich grossen Klappen
sich eine ganz kleine vorfindet. Diese Anomalie
scheint dadurch bedingt zu sein, dass dasWachslhum
der kleinen Klappe aus irgend einer Ursache nicht
gleichen Schritt mit dem der beiden übrigen gehalten
hat. — Die 3. und seltenste Form endlich ist dieje-
nige, in welcher die 3 Klappen zu einer einzigen
verschmolzen sind. Diese bildet dann eine Art von
memb^anltlrmigem Diaphragma um das Orificium der
Aorta herum , in der Mitte mit einer fast dreieckigen
Oeffhung. In der Regel sind die Andeutungen der
frühem Trennung an 3 Stellen deutlich sichtbar.
. Die sUmrotlichen 3 beschriebenen Formen sind
als wirkliche Missbildungen , d. h. als abhttngig von
Krankheiten während des Fötallebens, zu betrachten.
Sie führen nicht nothwendig zu wichtigen Folgen,
indem bei allen 3 Formen ein vollkommener Schluts
möglich sein kann, wodurch dann das Zurückströmen
des Qluts aus der AorU in den Ventrikel verhindert
wird. Indessen sehr häufig treten Verandeningen
ein , durch welche dann entweder eine Stenose oder
eine Insufficienz bedingt werden kann. Es können
nämlich die Klappen der Sitz von Entzündung wer-
den, oder die missgebildeten Klappen halten in ihrem
Wachsthume nicht gleichen Schritt mit dem sich all-
mMtig erweiternden OrificiuDi aortae, oder endlich es
können die verbildeten Kl.ippen dem Drucke der filut-
säule in der Aorta nicht hinlänglichen Widerstand
leisten.
^Die unvollkommen entwickelten Aortenklappen
scheinen eine gewisse Prüdisposition zur Entzündung
zu hahen. Sie unterliegen in dieser Beziehung dem
allgemeinen Gesetze, nach welchem Theile, welche
einmal entzündet gewesen sind, unter günstigen Um-
ständen leicht Recidive erleiden. Und es ist nach
Vf. sehr wahrscheinlich, dass die Form, in welcher
2 Klappen zu einer vereinigt sind, einem Entzündungs-
processe während des Fötallebens ihr Entstehen ver-
dankt. Die Entzündung der deformen Klappen kann
aber, wie bei normalen Klappen, zur Stenose und In-
sufficienz fulireo.
Wenn beim Forlschritt des Wachsthums und bei
dem Weiterwerden des Orificiums der Aorta die Klap-
pen ebenfalls an Grösse zunehmen , so geschieht es
doch nicht seilen, dass die missgestaltete Klappe
nicht in allen Theilen gleichmässig zunimmt. Vor-
züglich beobachtet man dtess in den Fällen , wo 2
Aortenklappen existiren , von denen die eine aus der
Vereinigung zweier Klappen entstanden ist. Die Par-
tie, wo die Vereinigung stattgefunden hat, u. welche
durch eine Art von Septum angedeutet ist, ist der
Ausdehnung der übrigen Partien nicht gefolgt. Der
freie Rand der Klappe erscheint hier wie eingezogen,
und bei vollem Ausgespanntsein der Klappen entsteht
dadurch eine Oeffnung von dreieckiger Form , welche
ein BUcksirömen des Blutes in den Ventrikel zulässt.
In andern Fällen , wo die vereinigte Klappe voll-
kommen entwickelt ist, geschieht es, dass in Folge
des Drucks der Blutsäule in der Aorta, dem die durch
Atrophie ihres Befestigungspuoktes in der Mitte be-
raubte Klappe nur unvollkommen widerstehen kann,
der freie Rand unter das Niveau des Randes der an-
dern Klappe zu liegen kommt. Diess steigert sich
allmälig mehr und mehr, und ist einmal der Rück-
fluss des Blutes aus der Aorta in den Ventrikel her-
gestellt, so kann ein völliges Umt^chlagen der Klappe
stattfinden.
In noch andern Fällen endlich kann durch Atro-
phie der deformen Klappe eine Durchlöcherung der-
selben entstehen. (Millies«)
ni. Pathologie, Therapie vl medicinisehe Klinik.
173
678. Ueker Anetiysmra der Bnistaorta;
TOD W. T. Gairdner. (Ibid. Febr.)
Vf. bat schon früher (Jahrbb. LXXV. 309.) einen
Fall ▼erOflenllicht, bei dem er nachwies, dass Aneu-
rysmen des Bogens der Aorta nicht sehen durch Her-
bciziebung des N. recurrens in ihr Bereich Stimm-
rilzenkrampf veranlassen. Auch im vorliegenden Auf-
satze nimmt Vf. bei Betrachtung der Aneurysmen der
Brustaorta vorzüglich auf den Einfluss, den dieselben
anf die Respiration ausüben , Rücksicht. Er theilt
4 FUle mit. In den beiden ersten fand sich ein Aneu-
rysma am Arcus nortae, weh;hes den N. recurnMis in
sein Bereich gezogen halte ; in beiden Fallen litten
die Fat. bei Lebzeiten an heftigen Stimmrilzenkräm-
pfen. — Im 3. Falle fanden sich 2 .in«irysmatische
Sacke an der Aorta descendens. Der untere compri-
mirte den linken Bronchus , in den er sich auch ge-
öttaei hafte; sammlliche Bronchien der linken Lunge
waren mit theilweis geronnenem Blute erfüllt; aus-
serdem war die linke Lunge in ihrem Volumen ver-
klfioerty indem sie theils durch die aneurysmnlischon
Sacke, theils durch einen serösen Ergoss in der
Pleora comprimirt war. Die rechte Lunge war em-
physematös erweitert. Fat. hatte bei Lebzeiten an
hJafigen , sehr heftigen AnHUIen von Dyspnoe, ohne
alle Betheiligung der Stimmritze gelitten. Vf. schreibt
diese dyspnoiscben Anfitlle der Reizung u. dem Drucke
einiger Aeste des linken Plezus pulmonalis zu, welche
zwischen dem Aneurysma und linken Bronchas lagen.
— Im 4. Falle endlich fand sich eine sackförmige
Erweiterung der Aorta von ihrem Ursprünge an bis
zoffi Beginn der absteigenden Aorta, ausserdem noch
ein aneurysmatiscber Sack am Bogen der Aorta.
Weder der N. pneumogastricus , noch der N. recur-
rens waren in diesem Falle durch das Aneurysma be-
eintradiügL PaL hatte bei Lebzeiten hau6g ein Ge-
^meurysma des Querstücks des Aortenbogens.
1^ Eine üosserlich sichtbare Geschwulst ist ver-
blltnrssmassig seltner und ist dann gewöhnlich auf
der linken Seite oder unter dem Sternum gelegen.
2) Die Arterien des linken Arms nnd der linken
Seite des Halses und Kopfes pulsiren gewöhnlich
schwacher als die rechterseits.
3) Keuchende Respiration » Husten , Dysphagie,
Verminderung der Stimme und Dyspnoe sind verhält-
nissmitssig häufige Symptome.
4) Schmerz, Oedem und Erweiterung der Venen
beginnen am linken Arm oder der linken Seite des
Halses und Gesichts und können erst später sich auf
die rechte Seite verbreiten.
5) Theilweiser Verlust des Gefühls und Bewe-
gongsvermögens des rechten Arms ist ein verhältniss-
mSMig seltenes Symptom.
6) Dislocation der Claviuula, der Trachea oder
4es Larynx sehr sehen.
7) Veränderung der Intensität des Respiralions-
geraascbes sehr häufig, und dann gewöhnlich linker-
seits schwächer, als rechterseits.
fühl von Druck auf der Brust, begleitet von einer
allgemeinen Unruhe, welche weder durch Verände-
rung der Stellung, noch durch Ruhe bescliwichtigt
wurde. Pal. verglich dieses Gefühl mit einem Gefühl
von Annäherung des Todes, welches ihn zur Ver-
zweiflung bringe. Weder Puls, noch Respiration
zeigten bei diesen AnHillen erhebliche Veränderungen.
Es geht sonach hervor , dass in Begleitung von
Aneurysmen innerhalb des Brustkastens verschiedene
Respirationsanomalien auftreten können, und zwar
Stimmritzenkrämpfe und dyspnoische Anfalle. Es ist
höchst wahrscheinlich, dass diese Erscheinungen
ihren Urcprun^ der Beeinträchtigimg der Function
der Nerven verdanken , mit denen das Aneurysma in
Berührung kommt. (M i 1 i i e s.)
679. Ueber Aneurysma der Art anonyma;
von T. S. H o 1 1 a n d. (Dubl. Journ. Febr. u. May 1852.)
Vf. hat 45 Falle von Aneurysma der Art. anonyma
gesammplt nnd zusammengestellt. In den Bemerkun-
gen, die er folgnn iHsst, berdcksichtigt er vorztfglich
die Difl'erential - Diagnose der Aneurysmen der Art.
anonyma von denen des Querstticks des Aortenbogens.
Zu diesem Zwecke hat er aus den 45 Fallen 24 der
am gen.-iuesten beschriebenen ausgewählt und die in
ihnen gefundenen Symptome mit denen verglichen,
welche Dr. Green e in 12 Fällen von Aneurysmen
des Querstucks des Aortenbogens fand. Da indessen
die von H, darüber zusammengestellte Tabelle schon
an einer andern Stelle der Jahrbb. (LXXVII. 233.)
roilgelheilt worden ist, so beschränken wir uns dar-
auf, hier die Sätze wiederzugeben, welche Vf. hin-
sichtlich der Diagnose der Aneurysmen des Querstticks
des Aortenbogens und der Art. anonyma aufstellt.
Aneurysma der Art. anonyma,
1) Eine ausserlich sichtbare Geschwulst ist ge-
wöhnlich vorhanden und Ober dem innern Dritttheile
der Glavicula gelegen.
2) Die Arterien des rechten Arms und der rech«
ten Seite des Halses und Koptes pulsiren gewöhnlich
schwacher, als linkerseits.
3) Keuchende Respiration , Husten , Dysphagie,
Veränderung der Stimme und Dyspnoe sind verhält-
nissmäs^g selten.
4) Schmerz, Oedem und Erweiterung der Venen
heginnen am rechten Arme oder der rechten Seite des
Halses und Gesichts, und können erst später sich auf
die linke Seite ausbreiten:
5) Theilweiser Verlust des Gefühls und Bewe-
gungsvermögens des rechten Arms ist ein verhältniss-
raässig häufiges Symptom.
6) Dislocation der Glavicula , der Trachea oder
des Larynx verhällnissmässig häufig.
7) Veränderung der Intensität des Respirations-
geräusches sehr selten, und dann rechterseits schwä-
cher, als linkerseits.
174
III. Pathologie, Therapie u. medicinische Klinik«
Aneurysma des Querstucks des Aortenbogens,
8) Abnormes Ger!fusch am deutlichsten in der
linken Subclavia und Carotis, aber niicb l.'Ings der
Wirbelsäule wahrnehmbar.
9) Druck auf die Carotis und Subclavia beider-
seits hat auf die Pulsationen des Aneurysma wenig
Einfluss.
680. Historisches, Kritisches und Positives
zur Lehre der Unterleibsaffectionen ; von vir-
chow. (Virchow's Arch. V. 3. 1853.)
Die Lehre von den „Pforlade?*'Leiden** verdankt
ihre eigentliche Begründung dem G. G, Stahl (de
vena portae porta malorum hypochondriaco-spleneti-
co-sufTocativo - hyslerico - colico-haemorrhoidariorum.
Hai. 1698). Seine Schrift ist durch und durch hy-
pothetisch. Allgemeine Plethora und die localc,
abdominale spielen darin die Hauptrolle.
Können wir gegenwärtig eine allgemeine Plethora
annehmen? Allgemeine Plethora würde identisch sein
mit Volumzunahme der gesammten , im Körper be-
findlichen Blutmasse (Hypertrophie des Blutes). Diese
würde ihrerseits natürlich eine Erweiterung der Ka-
näle, in denen das Blut enthalten ist, vielleicht also
wiederum eine Hypertrophie der Gefässe bedingen
oder voraussetzen. Solche Zustände sind bis jetzt
noch nicht nachgewiesen , und es steht nicht zu er-
warten, dass es in der nächsten Zeit möglich sein
wird.
Mit der localen Abdominalplethora verhält es sich
•anders. Zunächst ist es möglich , dass den Organen
des Unterleibs mehr Blut zugeführt wird , als sonst,
dass also eine acfive Congestion stattfindet. Diese
kann aber nur durch Er*weiterung der zuführenden
Arterien bedingt sein. Eine solche kann ihrerseits
bedingt sein durch eine Relaxation der Wandungen^
und zwar durch eine or^a^rtisr^Ae (Ernäbrungsstörung)
oder eine nervöse. Die letzlere anzunehmen, möchte
namentlich eine Erscheinung veranlassen, nämlich die
bekannten Pulsationen in der Regio epigastinca,
welche bei Kranken dieser Art so häufig u. zuweilen
so genau auf bestimmte' Mündungen , z. B. auf das
Ostium der Art. coeliaca beschränkt sind. Es möchte
kaum möglich sein, den nervösen Charakter dieser
oft wechselnden , nachlassenden und aufs Aeusserste
gesteigerten, subjectiv und objectiv wahrnehmbaren
Pulsationen abzuleugnen. Die Arterienwand hat Mus-
kelfasern , diese stehen gewiss zum Theil unter Ner-
veneinfluss, und eine Lähmung dieser Nerven wird
auch eine Belaxation der Arlerienwand hervorbringen
können. Mit dem Aufhören der conlractilen Eigen-
schaften treten allein die elastischen der Wand her-
vor; die Arterie wird also imter dem Eindringen
einer neuen Blutwelle stärker ausgedehnt und darauf
durch ihre Elasticität verengert werden können. Im-
merhin wird dabei aber ihr Durchscbnittslumen ver-
grössert und die Möglichkeit eines starkem Einslrö-
mens von Blut begreiflich.
Aneurysma der Art. anonyma,
8) Abnormes Geräusch in der rechten Carotis u.
Subclavia hörbar.
9) Druck auf die rechte Carotis und Subclavia
vermindert die Pulsationen des Aneurysma od. bringt
sie gänzlich zum Aufhören. (Millies.)
Sodann ist im Pfortadergebiete eine venöse Hy-
perämie möglich und nachweisbar, [his Qlut in der
Pfortader strömt unter keiner andern Gewalt, als das
in allen übrigen Gefässen, dem Herzdruck. Zeitwei-
lige Unterstützungsmomente können, wie Stahl schoo
angegeben, die Bespiration, die Bewegung der Bauch-
muskeln und die der Intestinalmuskeln (der Darm-
Muscularis) sein. Ausserdem wird das Durchtreten
des Stromes des Pfortaderbluts durch die Leber selbst,
wie auch schon Stahl angegeben , durch die Fixi-
rung der Wandungen der grössern Venen in der Le-
ber an das ziemlich unbewegliche Parenchym erleich-
tert, indeni dadurch das vollständige Zusammenfailoo
der Venen unmöglich wird.
Venöse Hyperämien, Stauungen des Blutes in der
Pfortader können unter folgenden Bedingungen zu
Stande kommen.
1) Aus Schwäche, d. h, verminderter Energie
der Mtiskelconti*actionen, Diese kann an den Mus-
keln des Herzens, der Respiration, des Bauches, des
Darmes, der Gefässe entweder gleichzeitig oder ein-
zeln auRrelen. Sie findet sich daher insbesondere
bei erschöpften und m'arastischen Personen. Nirgends
fand Vf. die Venen der Mesenterien, der Milz, des
Magens weiter und strotzender blau , als bei Geistes-
kranken , die in den höchsten Stadien der Abmage-
rung zu Grunde gingen. — Das Pfortaderblut bat
2roal capilläre Bahnen zu durchlaufen. Schon auf der
ersten (der intestinalen) wird ein grosser Theil der
Kraft , mit der das Blut vom Herzen aus fortgetrieben
wurde, durch den Widerstand der Gefässwnndungen
verbraucht. Ist nun die Energie der Herzcontractio-
nen an sich geringer, als normal, so wird das Blut
schon mit einem relativ geringen Drucke in der Pfort-
ader ankommen. Hier ist aber die 2. Capillarbahn
zu passiren , ein neuer durch die Reibung der Wan-
dungen bedingter Widerstand erhebt sich, u. so kann
leicht eine Stauung in der Pfortader eintreten, zumal
wenn der contractile Theil ihrer Wandungen den To-
nus verloren hat und gleichzeitig die unterstützenden
Momente, welche ibm durch kräftige Inspirationsbe-
wegungen u. s. w. gegeben werden könnten, fehlen.
Die Leber sieht dann gewöhnlich durch und durch
roth oder rothbraun aus, weil gleichmässig alle Ab-
schnitte des Venenapparats mit Blut gefüllt sind; ist
sie zugleich, wie der übrige Körper, abgemagert,
alrophirt, so hat man die sogen, rothe Atrophie der
Wiener Schule, welche also nicht als eine besondere
Erkrankung der Leber, sondern nur als Abmagerung
mit venöser HyperänSie^zu betrachten ist.
III. Pathologie, Therapie u. medicinische Klinik.
176
2) Durch Rüekstauung vom Herzen oder den
Lungen aus. Alle diejenigen Krankheilszusljf nde dieser
beiden Organe, welche (Iherhaupl Stauungen des
veaSsen Bluts des ganzen KOrpers hervorbringen bön-
oen, mQssen natürlich eine Hyperämie der Lebervene
um so leichter hervorbringen, als die Nähe derselben
am rechten Vorhofe , so wie die Pixirung ihrer Wan-
dongen ein Regurgiliren des Bluts bei jeder llerz-
syitole bedingt. Die nüchste Wirkung einer solchen
ROckstauang wird nur die Lebervene» die weitere das
gante Pfortadergebiet treffen. Die isolirle Hyperämie
der Lebervene bildet dann eine Form der sogen.
Museatnussleber. Es handelt sich nach Vf. bei die-
ser Leber, die man als eine in besonderer Weise
erkrankte hat bezeichnen wollen , nicht um rothe u.
gelbe Substanz, denn die Leber enthalt nur gelbe
Substanz und das Roth in ihr bedeutet nur mit Blut
geffllile Gewisse. Muscatnussieber kommt jedesmal
zQ Stande, wenn nicht das gesammte Venensystem
der Leber mit Blut gefallt ist, wenn also bei AnfUl-
langen der VV. hepaticae die Pfortader relativ leer
ist und umgekehrt. Sie kann daher mit allen andern,
wirklieben Leberkrankheiten zusammenlallen. Doch
hat man sich zu baten, zu glauben, dass eine isolirte
Bjperioaie eines Gef^ssapparates , die sich an einer
Leiche findet» einen Beweis abgiebt, dass dieses Ver-
kaltfliss schon bei Lebzeiten da war.
3) Dtcreh Krankheiten der Leber. Alle diejeni-
gen Krankheiten, welche eine Compression der Pforl-
ider- oder Lebervenenzweige, oder auch ihrer Ca-
piUaren in grossem Umfange herbeifuhren, können
da Durchtritt des Pfortaderbluls erschweren u. eine
, ftlekstauung, Hyperämie in den Wurzeln des Systems
herbeiführen. Geschwttlsle, namentlich /Treffe, Echi-
nococeen- Bälge ^ ^bscesse könuen grössere Stämme
heider Venen bis zur Verschliessung comprimiren.
Die Abscessbildungen , EnlzUndungen , so wie die
Krebse können aber noch auf eine andere Weise, als
durch Compression , die Circulalion in der Pfortader
oaterbrechen ; es kann hier ein vollständiges Unter-
gehen der venösen GeHisse an der befallenen Stelle
«Btreten u. bei einem grossen Umfange der Erkran-
I hang eine sehr erhebliche Verkleinerung der venösen
Itutbahn zu Stande kommen. — Diejenigen Krank-
heiten , welche ein gleiehmässiges Schwellen des ge-
sammten Leberparenchyms bedingen, können in ihren
Abern Graden den Capillarslrom hindern, so dass
Zustand von Blässe, von Anämie der Leber selbst
»tritt, rückwärts aber das Blut gestaut wird. Dahin
;eh(iren namentlich' die wachs- u. speckartige De-
generation, so wie die acute Schwellung bei Stauung
Irr Galle in Folge von Katarrh der j4usßhrungs-
ptige, — Diejenige Leberkrankheit, in deren Ge-
Uge venöse Hyperämien der Pfortader, Stauungen
bres Stroms innerhalb der Leber am häufigsten ein-
hvten, ist die chronische interstiliette Entzündung,
•dche in ihren Ausgängen die sogen, cirrhotische
T grannlirte Leber hervorbringt. Die Gefässobli-
leraUon ist hier die Folge der Contraction, der Vo-
lumreduction des Narbengewebes, das sich zwischen
den Gewebselementen der Leber entwickelt.
4) Durch äussere Compression. Hier sind ins-
besondere unzweckmässige Kleidungs- und Toiletlen-
stücke zu erwähnen, vor Allem das Schndrleib [dieses
scheint doch weniger auf die Deformitäten der Leber
von EiiiQuss zu sein als das Binden der Unterröcke].
Mau hat auch das Sitzen als eine Bedingung der
Compression der Pfortader angeführt und die Nach-
theile „der sitzenden Lebensweise" dadurch zu erklä-
ren gesuchL Gewiss macht eine stark vorgebeugte
Stellung beim Sitzen ein grosses Hinderniss Ittr die
Forlbewegung des Pfortaderbluls, da die falschen
Rippen dabei die obere Bauchgegend stark zusammen-
pressen. Doch können die EinllUsse dieser Art nicht
so erheblich sein , wie man sie gewöhnlich gedeutet
hat , so lange ein Ausweichen der Theile hinreichend
möglich ist. Ist aber ausser der Krttnmiung des Kör-
pers noch eine Compression durch zu enge Klei-
dungsstücke oder eine reichliche Anfallung des Ma-
gens u. 8. w. vorhanden , so dass die untere Bauch-
gegend keine freie Bewegung hat, so muss freilich
ein& bedeutendere Verengerung der Bauchhöhle ent-
stehen ; diese wird aber vielleicht eher eine Verklei-
nerung der Blutmasse in der Bauchhöhle, eine abdo-
minale Anämie, als eine Hyperämie herbeiftthren.
5) Durch directe Erweiterung der Geßsska-
näie. Seitdem man die Existenz contractiler Muskel-
eleuienle in den Wandungen der Arterien und Venen
kennt, begreift es sich, dass in Folge von Verände-
rungen der Contractionszustände jener Elemente Er-
weiterungen oder Verengerungen der Kanäle vorkom-
men können. Doch fehlen zur Zeit noch nähere
Untersuchungen, ob die Contractions- und Tonicitäts-
zusläude der Pforladeivvaji düngen an sich auf ihr
Kaliber einen erheblichen Einfluss ausüben.
EndUch können noch Erweiterungen der Gewisse
durch unmittetbare Störung der Ernährung der
If^andungen eintreten , doch scheinen sie gerade an
den meisten Theilen des Pfortadersystems nicht häufig
zu sein ; namentlich sieht man variköse Erweiterun-
gen einzelner Aeste nur sehr selten und fast nur an
den Venen des Magens , d£r Milz und des Mastdarms.
Gesetzt nun , es sei auf irgend eine Weise eine
venöse (dauernde) abdominale Hyperämie zu Stande
gekommen, was kann sie für Folgen haben?
Ehe Vf. zur Beantwortung der eben gestellten
Frage übergeht, bespricht er die Doctrinen der altern
Aerzte von der Atra bilis, den Infarkten und den
Physkonien , und weist dieselben zurück. Bei Be-
sprechung der Infarkten gedenkt er auch der biswei-
len mit dem Stuhle entleerten eigenthümlichen Massen,
die nicht selten den hypochondrischen Kr. Schrecken
bereiten , die aber unter dem Mikroskope sich fast
immer als Rudimente von Speisen erweisen. Biswei-
len gehen Körper ab der Gestalt, dass an einem
ziemlich festen , resistenten Stiel eine Reihe weisser,
undurchsichtiger, rundlicher Körper, wie Beeren an
176
UL Paüiologie» Therapie iL medicinische Klinik.
einem Strauche» sitzen. Der Stiel besteht aus seh-
nigem Biudegewebe , die meisten Knuten aus festen,
an der Peripherie gewölinlich aus durch Ammoniak oder
Erden verseiftem Fett. Das Ganze stammt daher ge-
wöhnlich von sehnigen Theilen wiederkauender Thiere
(Rindvieh , Schafe) her. Bisweilen verwechselt man
unverdaute Arlerienslücke mit Croup- Röhren des
Darms, bisweilen sind Verwechslungen mit vegetabi-
lischen Producten , namentlich grossem , Qachen
Blättern möglich. Vf. selbst hat StQcke von einer
grauen Farbe und gallertartiger, membranöser Be-
schaffenheit untersucht, die bestimmt Exsudatfelzen
zu sein schienen, und bei denen erst das Mikroskop
die pflanzliche Natur zeigte.
Bei jeder dauernden venösen Hyperämie kann
man 3 Stadien unterscheiden: das kyperamiseke
oder cyanoü'sche , das exsudative und das hämor-
rhagische. Zuerst sieht man nur die blaue Röthung
des Theils , hervorgebracht durch die reichliche An-
häufung des venösen Blutes in demselben; sodann
beginnen allerlei fixsudationen in die Inlerstilien der
Gewebsbestandtheile und auf der freien Oberflüche
der HSute, indem die verdünnten Wandungen der
erweiterten Gefüsse mehr Flüssigkeilen durchlassen ;
endlich bersten die Gefüsse an verschiedenen Stellen
und lassen ihren Inhalt, das Blut, hervortreten. Die
Intensität der Stauung, der Grad der Tension der
Gef^sswandungen bestimmt das Eintreten des einen
oder andern Stadiums. Es versteht sich dabei von
selbst, dass die Ausdehnung der Veränderungen sich
durch das ganze Gebiet der gestauten, hyperämischen
Vene geltend macht, dass also bei Stauungen, die
am Herzen oder den Lungen gesetzt werden, das ge--
sammte Körpervenensystem, bei Stauungen der Pfurt-
ader alle die letztere zusammensetzenden Aeste be-
theiligt sind. Ausserdem können freilich noch beson-
dere Bedingungen vorhanden sein, welche die Störung
der Circulation für gewisse Theile steigern. Die
Gravitation , so wie die Länge der Biulbahn können
bei Herzfehlern die beginnende venöse Hyperämie, die
noch kaum bemerkbar ist, an den untern Extremitä-
ten 80 steigern , dass hier die cyanotische Färbung,
die Oedeme ungleich früher erkannt werden , als an
irgend einem andern Theile. So kann bei portalen
Hyperämien das in den klappenlusen Aesten der Pfort-
ader zurttckgestaule Blut auch gerade in den liefern
BeckengePJssen sich reichlicher häufen. Stets aber
handelt es sich hier nur um graduelle Unterschiede
einer überall in dem entsprechenden Stromgebiete
vorhandenen Stauung.
Die Antwort auf die oben gestellte Frage: welche
Folgen kann eine Abdominalplethora haben? ist nun:
Zunächst entweder blose locale Cyanose, oder Exsu-
dation, oder Hämorrliagie. Diese 3 können natürlich
an allen Organen , die zum Pfortadersystem gehören,
eintreten , sowohl im Innern derselben , als auf Flä-
chen, serösen und mukösen. Am ausgedehntesten
wird diess bei den durch Herz- oder Lungenaffectio-
nen gesetzten Störungen der Circulation im Unierleihe
eintreten, weil durch sie auch die Leber niigeli
wird ; liegt die Störung in der Leber oder girj
vor derselben , so wird die Wirkung sieb ni4
nur auf Nagen, Milz, Darm, Netz, Pankreas beul
ken. So weit sich die Stauung erstreckt, wer4i|
Wirkungen im Allgemeinen gleich intensiv seil
sen, wenn nicht besondere locale Momente eir
Diess ist aber fast überall mehr oder weni
Fall, nur dass die bestimmenden Momente,
welche die Ungieicbmässigkeit der Wirkung
wird, zuweilen sehr schwer nachgewiesen
können. So scheint z. B. im Ganzen der
an den venösen Hyperämien der Pfortader
Antheil zu nehmen als der Dünndarm, und io
Fällen, namentlich bei Störungen» die vomH(
den Lungen ausgehen, sieht man nicht idtd
Erscheinungen am Duodenum und Jejuiioui m
grössten Intensität , während sie am lleum ab«
und am Colon kaum bemerkbar sind. Für
Fälle möchte man meist genöthigt sein,
neben der Siauuugs- Hyperämie der Veneo m
oben erwähnte active Congestion einzelner i
Arlerienabschnitte anzunehmen.
Die unmittelbaren Wirkungen einer besdü
Stauung des Venenbluts sieht man am besten I
eingeklemmten Bruche. Vieles, was man I
Entzündung und dem Brande zurechnet, ist m
des Hindernisses , weiches das zurückstit
venöse Blut an der Einklcmmungsstelle findet
So acut und bestimmt, wie der Vorgang
der Hernie entwickelt, wird er freilich an
Abschnitten des Venenapparats seilen zu Slan
men. Indess sind Annäherungen an denselb
selten. Am meisten ist der Vorgang bei der
Cirrhose berücksichtigt worden. Die Erweilei
Venen, namentlich der Hämorrhoidalvenen,
perämien der Häute, die Oedeme der GailenU
der Darmschleimhaut, die Bauchwassersi
Vermehrung der schleimigen oder das AuflreUi
ser Absonderung von der Darmschleimhaut,
treten von Hämorrhagien auf der Magen - und
Schleimhaut sind oft genannte ErscheinuDgeSu
gends hat sich aber die Schwierigkeit, Fraget
Art ohne eine genaue Kritik des einzelnen A
beantworten mehr gezeigt, als hei der Diu
über den Zustand der Milz bei der LeberdI
Während nach B u d d die Cirrhose auf die Hill
Einfluss haben soll, hält Oppolzer die Ani
lung derselben für ein fast constantes und
wichtiges diagnostisches Zeichen. Wie sie
herausstellt , kommt es wesentlich auf den fii
die Acuität der Verstopfung der Lebergefösse K
die conseculiven Erscheinungen zu beurtlieileSi
schieilt die Verstopfung langsam , so enlwickd
collaterale Blutbabnen , die dem Ueberflosse al
und die Heftigkeit der Erscheinungen määsigen*
Aehnlich ist es mit den Angaben , Über dl
fluss der Herz- und Lungenaflectionen auf
stand der Baucheingeweide gegangen« V^
RI. Path«logie , Therapiq u. medwipiMke Klinik
m
!f9 «rinnern , dass kehie dtr asgegebeaeiii Er-
Bjifen fttr alle Falle solcher Stauungen constant,
[SS ihr Grad stets von der besondern Natur des
( abhängig ist
pior Allem ist der Wassergehalt der Exsudate
ordentlich wechselnd. In manchen Fällen siebt
[relativ schnell die Bauchhöhle sich mit serösen
I nUIen , die bei einem hohen Wassergehalt
smSssig wenig Eiweiss enthalten. Andere
^iodet man ganz unbedeutende Exsudate mit
Eiweissgehait , welche nur die Oberfläche
lote bedecken. In solchen Fällen hat man
k die Frage nach dem Wassergehalte des ßlu-
i erwügen,
MVinWch verhält es sich mit den Absonderungen
]bitestioalschleirahaut. Bald sind es wässrige,
reliliv trockene, bald schleimige, bald seröse,
oder blutige. Es sind daher bald Diarrhöen,
tepfongen zugegen; in dem einen Falle kann
Iwigkeit, übler Geschmack , Magenbeschwer-
tfspepsiei in dem andern schleimiges Erbrechen,
dritten Mclaeua eintreten. — Die Beziehun-
er einzelnen Veränderungen in der Circulation
Digesdonsvorgängen kann man bis jetzt noch
IQ beurtheilen. Man bat »och nicht ermit-
«ekke VersehiedeAheit in der ehemiechen Me-
der Substanzen eintritt , je nachdem sie
Venen oder de» ChylusgeHissen resorbirt
M. Man weiss , dass beide Apparate die flUssi-
MaadtbeÜe der Nahrungsmittel , der Getränke
len können. Pttr gewötinlich wird aber der
Theil von den Venen aufgenommen u. durch
gefäbrt. ist nun hier ein Hinderniss, fin-
^ Abdorainal)>lethora , so werden die Venen
f aolbehmen können , und indem die Cbyloa-
I jetzt mehr resorbiren , wird eine grössere
voD cruden Substanzen direct in die gesammle
ne eingeführt. Diess muss noth wendig auf
Piltraog des Körpers einen Einfluss haben.
wandere noch nicht gelöste Frage ist die, wie
tpecifisehen DrUsensecrete unter einer dauern-
Wiösen Hyperämie verändern , welche Beschaf-
dieLabflUssigkeit, die Galle, der Bauchspei-
s. w. annehmen. Hierhin gehört namentlich
l^en. Albumincholie. Andral, Ghomei,
iMon-haben- vorzüglich bei der Cirrhose die
liweisshaltig gefunden , allein F r e r i c b s fand
bei den verschiedensten Leberkrankheiten. Es
noch schwieriger, als beim Harne, die in der
"•»«igemischlen Secretstoffe als solche zu erken-
^f* halt es fflr sehr wahrscheinlich, dass, wie
fl'onn der Albuminurie giebt, wo das Eiweiss
^ Schleimhaut der Harnwege stammt , so auch
Albufflincholie durch albuminöse Exsudation der
^■Dhattt der Gallenwege entstehen kann. Diess
andere da wahrscheinlich, wo der Galle
FBlarken venlisen Hyperämien der Leber auch
Blutkörpeffäen beigemiaelu sind, wie \L dMis achon
froher bei Neugebornea beselirieben hat»
Die chronischen Unterleibsbeschwerden werden
wohl in einer grossen Zahl von Fällen durch passive
portale u. actrve circumscripte arterielle Hyperämien
eingeleitet, allein sie können auch ohne dieselben
entstehen , und die Hyperämie ihrerseits kann ohne
Hypochondriasis bestehen. Das Wesen der letztem
ist daher nicht in den Zustand des Gefässapparats zu
setzen. Auf der andern Seite erscheint es aber nicht
gerechtfertigt, dasselbe allein in Veränderungen des
Nervenapparats zu suchen. Nach Gulien, Brächet
und Romberg erscheint es unzweifelhaft, dass
Hypochondrie ohne epigastrische «. hypochondrische
Hyperästhesie u. Dyspepsie nicht besteht. Es bleibt
daher nichts weiter übrig, als anzunehmen, dass die
wesentliche Störung des GemUths, der Phantasie, einer
Störung der epigastrischen und hypochondrischen
Organe folgt, welche, indem sie centnpetale Erregun-
gen bedingt, rückwärts bei der schon bestehenden
centralen Störung die Hyperästhesie darstellt. Mag
daher die peripherische Störung durch anomale Er-
regung vom Nervencentrum aus, oder durch primäre
Abweichungen der Digestion, der Lagerung der
Därme u. s. w. bedingt sein , in jedem Falle beginnt
erst mit ihr die eigentliche Krankheit.
Worauf beruhen die dyspeptischen Erscheinungen?
^bercrombie urgirt fUr die Entstehung eine^ dys-
peptischen Anfalles zweierlei: die fehlerhaAe» ehem.
Umsetzung der Speisen und die mangelhafte Fortbe-
wegung der Massen. Für die Symptomatologie ist
die chemische Alienation des Verdauungsprocesses
die Hauptsache , wenn auch vielleicht ätiologisch die
Bewegungsstörung in vielen Fällen das' Frühere und
daher das Wichtigere sein mag. — Im Allgemeinen
ergiebt sich, dass die einfache Reiention der Ingesta
die Ursache sein kann, dass eine fortgehende Zer-
setzung derselben staltfindet, welche zur Bildung
verschiedener, fester, flüssiger u. gasförmiger, sau-
rer und alkalischer Producte führt. Die vermehrte
Absonderung von Speichel, Galle, Schleim u. s. w.
kann dadurch provocirt, u. nachdem diese geschehen
ist, dadurch eine weitere Reihe von Umsetzungen
gesetzt werden. Je weiter die Zersetzung, um so
anhallender die Reizung und um so ausgedehnter die
Absonderung. Die Retention der Ingesta kann aber
wiederum bedingt sein durch eine mangelhafte Re-
sorption der flüssigen Beslandlheile oder durch eine
mangelhafte Fortscbiebung der festem, in Folge von
Störungen der Darmbewegung.
Die mangelhafte Resorption der Flttssigkeiten «.
löslich gewordenen Theile der Ingesta führt auf den
Zustand des Blutes, der Gefässe oder der Darmwan-
düngen zurück. Je grösser die Quantität des Blutes
im Körper ist, um so weniger wird resorbirt. Nttch^
terne resorbiren leichter als Gesättigte, und wenn
Jemand über das Maass ganz einfache Flttssigkeite«»
z. B. Wasser zu sieh aiaunt, so tritt endlich ein Zeit^
23
178
IIL Pathologie, Therapie il medidnische Klinik.
punkt ein» wo keine Resorption mehr stattfindet. Ein
zu grosses Maass an sich resorptionsfthiger, loslicher
und flüssiger Substanzen wird also innerhalb des Ma-
gens oder Darmes zu den weitern chemischen Meta-
morphosen führen mflssen. — Die Geflfssmembranen
gestalten allerdings die Aufnahme von Substanz , den
Auslausch , die DifTusion von FlUssigkeilen bei den
verschiedensten Tensionszuständen , allein es ist be-
kannt, dass bei einem sehr hohen Druck FlUssigkeilen
nach der Seite des Drucks fast gar nicht durchgehen,
wahrend von der Seite des Drucks her ein fortwäh-
rendes Austreten statlfindel. Sind daher die Pfort-
adergef^sse in einem Zustande der Stauung , der Hy-
perämie , der Plethora , so wird in der Mehrzahl der
FxUe nur eine mangelhafte Resorption durch die Ve-
nen stattfinden können und bei einem reichlichem
Maass eingebrachter Substanz werden die Ghylusge-
fifsse nicht genügen , um alle löslichen Theile aufzu-
nehmen. In manchen Fällen wird aber dasselbe Mo-
ment, welches die Abdominalplethora setzt, nämlich
ein centrales Hinderniss für die Entleerung des Venen-
bluts in das rechte Herz, auch die Enlleerung des
Inhalts des Ductus thoracicus in die Venen hindern
und dadurch eine Stauung , eine Art von lymphaä-
scker oder chyWser Plethora herbeiführen , welche
auch die Resorption durch diese Gewisse hindert. —
Was endlich die Darmwandungen belriift, so ist in
manchen Fällen ihre Oberfläche mit einer so dichten,
zusammenhängenden und undurchgängigen Schleim-
schicht überzogen, dass dadurch die Resorption des
Darminhalts sehr erschwert oder zum grössten Theil
gehindert sein kann. In andern Fällen ist die Schleim-
haut durch die Reizung, in der sie sich befindet, viel
mehr zu Absonderungen , ^ als zu Resorptionen be-
fähigt.
Die mangelhafte Fortbewegung der Massen im
Darme selbst ist entweder abhängig von mangelhaften
Gontractionen der Muskelhaut oder von mechanischen
Hindernissen, welche auch bei normaler Gonlractilitäl
und normaler Contraction der Darm-Nuscularis nicht
überwunden werden können. Mangelhafte Gontrac-
tionen können ihrerseits abhängen von einer Vermin-
derung der Erregung, also auf Veränderungen des
Nerveneinflusses beruhen, oder von einer Veränderung
in der Ernährung der Muskelfasern , von einer wirk-
lichen Erkrankung derselben.
In den nächsten Abschnitten bespricht Vf. vorzüg-
lich die chronische partielle Peritonitis, welche er
für eine der wichtigsten Krankheiten hall. Dieselbe
kann an allen Punkten des Rauchfells auftreten, zeigt
sich bald nur an einem einzigen, gewöhnlich aber an
mehrern gleichzeitig, und bedingt nicht blos Adhäsio-
nen mehrerer Raucheingeweide unter einander, son-
dern auch allerlei flache oder zottige Auflagerungen
der Flächen.
Sehr häufig finden sich partielle Entzündungen
dieser Art an der hintern Rauchwand, an der Wurzel
des Mesenteriums (Peritonitis chronica mesenterialis).
Sie liegen hier besonders in der Gegend der letzten
Lendenwirbel, sehr oft mehr nach rechts, derlo-
sertion des Rlinddarms nahe; am häufigsten aber
wohl an der linken Seite des Gekröses der Flexon
sigmoidea. Auf der Oberfläche des Rauchfells bildes
sich flache, fasersloffige Exsudatschichten, welche
mehr oder weniger grosse Stellen bedecken u., ohne
Verklebungen von Baucheingeweiden hervorzabriogeo,
gewöhnlich sehr bald zur Rindegewebsbildung schrei-
ten. Wie fast alles neugebildele Rindegewebe, gehl
auch dieses sehr bald eine Volumsreduclion ein , es
contrahirl sich , die Peripherie des weisslichen Seb-
nenflecks zieht sich strahlig ein, die Mille erhebt sieb
als sternförmige Narbe , und die Oberfläche der be-
fallenen Stelle muss nothwendig dieser Einziehoog
folgen. Das Mesenterium verkürzt sich in gewisses
Richtungen , es faltet sich und bekommt eine harte,
callöse Reschaffenheit. An der Flexura sigmoidei
wird durch diese Contraction zuweilen eine Art voi
Abschnürung ihres Gekröses hervorgebracht, der nidit
selten eine Achsendrehung und eine vollständige Um-
drehung folgL In jedem Falle aber können in den
Darmslücke, dessen Gekröse verkürzt und gefaltd
ist, Anhäufungen und Relentionen von Kolhmassoi
stallfinden, weil die Entfallung desselben, die no^
male Action der Muskelhaut nicht mehr möglich ist
Von besonderem Interesse ist die paräelle h/p^
chondrische Peritonitis, Dieselbe findet sich gewählt
lieh an der Flexura coli deztra oder sinistra a. kli
dingt meist Adhäsionen dieser Flexuren mit den im
liegenden Theilen. Die rechte Krümmung verwlehü
auf diese Weise mit der untern Leberfläche, beut*
ders der Gallenblase, und es erstrecken sichvoaA
normale Riodegewebsstreifen zum Pylorus und Dm
denum, zum Netz und zur vordem Rauchwand. M
der linken Seite bilden sich Adhäsionen zwiscbH
Colon, Netz, Milz und Zwerchfell. Je nach d«
Ausdehnung und Mächligkeil bedingen diese AdbSsi*
nen Veränderungen in der Lage der Theile , starkem
Knickung der Flexuren, Achsendrehufigen desDannei
, Verziehungen der ganzen Eingeweide , partielle Veü
engerungen ihres Lumens.
Eine 3. wichtige Form ist diejenige partielle Perl
tonilis, welche Adhäsionen des Netzes herbeiffllu
(Peritonitis chron. omentalis). Das Netz kann bal
in Rruchsäcken, bald am untern od. vordem UmfiDg
der Rauchwand, an den Eingeweiden des kleiae
Reckens, namentlich den Tuben oder Eierstock«
bald an der Oberfläche der Därme adhärent sein. I
kann durch die ausgedehnten Därme zurückgeschobc
werden und an der Oberfläche der Leber , des Ui
gens, der Milz anhaften. Es kann endlich zusammai
geschoben werden u. dann einen cylindrischen Slrai
bilden, der neben dem Colon transversum hinsiel
oder quer durch die Rauchhöhle nach einem belieb
fixirten Punkt sich ausdehnt«
Diese ganz beschränkte Form der Peritonitis i
wohl zu unterscheiden von den mehr verbreitel
Formen , die man gewöhnlich unter dem Namen I
chron. Peritonitis zusammenzufassen pflegt Es koM
IIL Pathologie» Therapie n. medidiuiche KliniL
179
Imder ein« Toberkolose, noch eine Eiterung in
hhOhle vor , obgleich die Mdglichkeit , dass
I iet Bindegewebs-Adhflston später ein Abscess
I liebt geleugnet werden soll; nur pflegt gerade
irtielle Entzündung selten eine solche Ent-
j ra nehmen. Der ganze Process beschränkt
f eine zuerst faserstoffige, gerinnbare Ezsudat-
aas der ein gelUssreiches , röthliches Binde-
I fOfl anfangs lockerer Beschaifenheit henror-
I bei fortgehender Contraction bald schwieli-
iweisslicher wird. In dem Maasse, als sich
nng mehr ausbildet » werden auch die
dieser Neubildungen charakteristischer.
QDgen, Cin^chnnrungen , Achsend rehungen
;erniDgen der Eingeweide erreichen einen
^kölieni Grad, und die Lageverhältnisse dersel-
i Nch mehr und mehr.
! partielle Peritonitis scheint fast immer durch
üogungen erregt zu sein. Es gehören hier-
leriiche Verletzungen , Erkrankungen der die
Ue bildenden Wandungen und innere, me-
I Einwirkungen von den Kanälen der Banch-
llQsserliche mechanische Verletzungen muss
Kialicb der grossere Theil der flachen, am
am GekrOse vorkommenden Bindegewebs- '
1 bezogen werden. Wenn man gegen die
anwendet, dass sie meist an der hintern
id vorkommen , während die vordere kaum
[der Veränderung zeigt, so muss man sich
RriDnern, dass an den Extremitäten gleichfalls
vorkommt, indem bei wohl erhaltener
liefer gelegenen Weich theile durch eine
Gewalt zertrümmert werden können. Es
'^hier auf Nachgiebigkeit und Ausweichungs-
pkin. Bei Netz-, Darm- und GekrOsstUcken,
Bruchsacke liegen, sieht man auch nicht
• dass ihre Oberfläche in Folge mechanischer
sieh ganz partiell entzündet und mit weiss-
Iseboigen Bindegewebsmassen überzieht, wäh-
rfiruehsack gar nicht oder unverhältnissmäs-
\ leideL
s weit die 2. u. 3. Kategorie der eben äuf-
\ Ursachen zu trennen ist , ist oft schwer zu
i; denn wenn man auch gewisse mecha-
flrritamente der innern Oberfläche der in der
tble enthaltenen Kanäle als den Ausgangspunkt
Entzündung zugesteht , so fragt es sich
Der, ob nicht die Krankheit sich von Schicht
l von innen nach aussen fortpflanzt, und ob
Der eine Erkrankung der innern Wandungen
t der Peritonitis vorausgeht. Ein Kothstein
nfortsatze , ein Gallenstein in der Gallenblase
ne partielle Peritonitis hervorrufen, allein kann
> ohne dass zuerst die Schleimhaut, das submu-
i muskuläre Gewebe erkranken ? Man kann
dass die Veränderungen, insbesondere der
I nad Mnscularis bisweilen so unbedeutend
dass man sie nicht mit Sicherheit als das
Verbindungsglied einer relativ ausgedehnten und be-
deutenden Peritonitis betrachten kann. Die Unvoll-
kommenheit der Anamnese^ welche meist hinzukommt,
erhöht die Schwierigkeit.
Dass die Erkrankung der Wandungen der Bauch-
höhle und der in ihr enthaltenen Kanäle, auch wenn
sie an Stellen , die von der Oberfläche entfernter lie-
gen, beginnt, eine Peritonitis hervorrufen könne, ist
leicht durch Beispiele zu belegen. Die verschiedenen
Geschwürsbildungen des Magens und Darms, die Tu-
berkulosen und Krebse der Leber u. s. w. sind ja oft
genug mit einer adhäsiven Entzündung des angrenzen-
den Stückes vom Bauchfell verbunden. Bei den weib-
lichen Geschlechtsorganen ist ,die chron. Perimetritis
am häufigsten in Verbindung mit chron. Katarrhen
der Schleimhaut der Scheide, des Uterus, der Tuben,
mögen sie einfach oder mit Hypertrophien des Gewe-
bes, mit Polypen, Granulationen, Erosionen u. Ulce-
rationen verbunden sein. Allein von diesen augen-
scheinlichen Erkrankungen findet sich ebenso oft
Nichts vor, wenn man den Ursachen gerade der häu-
figsten Adhäsionen des Bauchfells (s. B. den der
Plexura hepatica) nachforscht.
Es fragt sich nun , kann die Anhäufung von Fä-
calmassen die Entstehung einer solchen partiellen
Peritonitis hervorrufen? Es scheint, dass diese Frage
bejaht werden muss. Bei eingeklemmten Brüchen
kann man zuweilen auf das Ueberzeugendste beob-
achten, wie die Bauchfellentzündung an der oberhalb
der Einklemmungsstelle gelegenen Darmportion ihren
Ursprung nimmt. Insbesondere wenn die Entwick-
lung des Processes langsamer von Statten geht, zeigt
sich die Entzündung Schritt vor Schritt. — Aehnlich
ist es bei stenotischeo Därmen. Die hier gewöhnlich
allgemeine Peritonitis geht zunächst von der Darm-
portion über der Strictur aus, welche die grösste
Ausdehnung durch angehäufte Gontenta erlitten hatte.
Damit soll nicht gesagt werden , dass die Anhäu-
fung von Fäcalmassen leicht und immer eine Entzün-
dung der Serosa an der entsprechenden Stelle hervor-
ruft, allein wenn diese Anhäufung unter besondem
Verhältnissen vor sich geht, wenn insbesondere
mechanische Insultationen damit verbunden sind , so
entwickelt sie sich gewiss bald und häufig. Diese
mechanischen Insultationen mögen in manchen Fällen
besonders begünstigt sein durch äussere Einflüsse,
Druck, Stoss, Reibung, Erschütterung; in andern
sind sie es durch innere , namentlich durch die Ein-
wirkungen lebhafter Darmbewegungen. Je mehr eine
solche Einwirkung statthat, um so mehr können ein-
zelne Theile der Darmhäute , indem Fäcalmassen an
sie angedrückt werden, in einen Reizungszustand ge-
rathen. Einwirkungen dieser Art müssen am Dick-
darme natürlich häufiger und leichter eintreten , als
am Dünndarme , weil die Krümmungen des erstem,
die kürzere und straffere Anheftung desselben, die
trocknere Beschaffenheit seines Inhalts der Fort-
bewegung des letzteren ungleich grössere Hinder-
nisse entgegenitellen. Und so erklart es sich wohl.
t8D
IIL PaiholAgie» Therapie «u XDedioinitkehe Klinik»
äaM gerade im Blinddarm , in der Flexura he|>aüca,
lienalis und signoidea die intensivsten Eiawirkangcn
und darum die häuBgsten Adfaäsiooen atatlfiaden^
Angeborne oder durch Veränderungen des GekrOses
oder anderer Theile erworbene Lageveränderungen
des Darms werden besonders dazu prädisponiren.
Auffallend könnte es erscheinen, dass die ent-
zündliche AlTeclion des Bauchfells zu Stande kommen
soll, ohne dass eine erhebliche bleibende Verände-
rung der zunächst getroffenen Häute, namentlich der
Schleimhaut, nachweisbar ist, während wiederum in
manchen Fällen aus scheinbar derselben Ursache die
Schleimhaul milden ihr zunächst gelegenen Schichten
sehr bedeutend erkrankt, während das Bauchfell kaum
verändert wird. Diese Differenz lässt sich erklären,
wenn man die Natur des Darminhalts und den Zu-
stand der Schleimhaut berücksichtigt.
Was den erstereo Punkt betrifit, so ist es gewiss
nicht gleichgültig, ob der Darminhali mehr mechanisch,
oder auch chemisch wirkt. Sind harte, trockene,
chemisch indifferente und wenig zersetzangsßihige
Substanzen vorhanden, so wird ihre Einwirkung
hauptsächlich mechani&ch sein. Sind dagegen die
Fäcalmassen mehr flüssig, dünn oder breiig, mit che-
misch differenten Stoffen versehen, und an sich leicht
umsetzungsfähig, so muss die Wirkung mehr chemisch
sein. Die ersteren KOrper bilden einen für die Dick-
darmschleimhaut mehr gewohnten Reiz, bedingen da-
her relativ wenig Veranlassung zu einer Veränderung
der Schleimhautfläche, können dagegen durch Bei-
byng der serösen Oberfläche, durch äussere Insulta-
tionen derselben um so eher die Veranlassungen zu
Erkrankungen der letzteren bieten. Die chemischen
Substanzen dagegen rufen gewöhnlich sehr schnell
eine Veränderung der Scbleirahaut-Secretion hervor,
u. es erfolgen gewöhnlich sehr bald wässrig- salzige,
oder wässrig-albuminöse Exsudationen , Diarrhöen u.
mehr oder weniger ausgedehnte katarrhalische Zu-
stände des Schleimhauttractus.
Diese Veränderungen der Schleimhaut müssen
sich um so schneller ausbilden, je mehr die Schleim-
haut schon vorher erkrankt war , und es ist ziemlich
sicher, dass auch einfach mechanische Reize bei be-
sondern Erkrankungen der Schleimhaut ihre Einwir-
kung hauptsächlich auf diese ausüben , während sie
ohne dieselben ziemlich wenig Reaction hervorgerufen
haben würden. Man sieht dann die Sclileimhaut in
kürzer Zeit die verschiedenen Enlzündungsgrade durch-
machen , und insbesondere alle die Veränderungen
von dem einfachen Katarrh bis zu der gangränesciren-
den (diphtheritischen) Form erleiden.
Bei der Ruhr scheint es kaum zweifelhaft, dass
sie durch die Einwirkung der Substanzen, welche im
Darme enthalten sind, auf die katarrhalisch afficirie
OherUäohe desselben zu Stande kommt, oder genauer
ausgedrückt, da$8 eine einfache katarrhalische Affection
dea fiavns (katarrhalische Ruhr) durch die Anwesen-
heit vQu, Zersetnungsnaterial zur eigentlichen Ruhr
(diphtheritischen Ruhr) gesleigerl wird* Betrachlet
man die Verbreitung des Processes,eo zeigt sichdiesi
aufs Denllichste. Es sind immer die hervorrageadeD
Punkte, die, welche zunächst mit dem Darminhalt in Be-
rührung kommen und am längsten in Berührung damit
bleiben, die zuerst u. vorwaltend befallen werden, ha
Grossen sind es diejenigen Abschnitte des Dickdarms,
in denen die Darmcontenta am längsten verweilen:
Goecum, Fleiura hepatica, lienalis, sigmoidei,
Rectum — also dieselben Punkte, wo auch die Pe-
ritonitis am häufigsten local auftriit» Im KUioea
sind es die Voreprünge der Scldeimhaut, welche durch
die anatomische Anordnung der MuekelschiehteH du
Darme gehiidel werden. Indem 4er dysenterische
Proeess sich zuerst auf diesen Vorsprttngen ausbrei-
tet, und erst später von ihnen auf die zwischeage-
legene Schleimhaut foftsciireitei, entstehen jene regel*
massigen Figuren, welche am intensivsten an deo er-
wähnten Stellen des Darms vorkommen , und an der
Grenze derselben nach und nach an Deutlichkeit ver-
lieren , bis endlich bei der vollständigen Affection
der gesamniten Schleimhaut dieses Bild verschwindeL
Die Buhr beginnt unzweifelhaft, wie jede Flächen-
entzündung der Schleimhaut , als einfach kalarrliali-
sche, wie man es während der Herrschaft von Ruhr-
epidemien oft genug wahrnehmen kann , und die Ne-
krolisirung erfolgt erst dann, wenn die diphtheriti-
schen Zustände eintreten. Es ist also zu untersuchen,,
ob diese Steigerung des Katarrhs Zu der Diphtherilis j
ohne eine locale Schädlichkeit zu Stande kommt.
Am häufigsten suchte und sucht man die Ursache
der Ruhren in dem Genüsse unverdaulicher Speisen^
namentlich vegetabilischer , wie unreifes Obst, harte'
Blätter, schlechte Gemüse u. s.w. Eine genauere
Untersuchung lehrt aber, dass, wenn auch die ao*
günstige Einwirkung des Obstgenusses in manchen
Fällen nicht abzuleugnen sein möchte, es doch nicht
zweifelhaft ist, dass diese Erklärung nicht für aül
Fälle passt, ja dass überhaupt eine aligemeine Bezie-
hung zu der Art der Nahrung nicht aufzufinden ist
Dagegen herrscht eine seltene Uebereinstimmueg aiK
ter den Schriftstellern in Beziehung auf den ungüiH
stigen Einfluss , welchen die Anhäufung von Fäcal-
massen im Golon auf die, Entwicklung, den Forlgang
und die Dauer der Dysenterie ausübt, u. es erscheiat
allerdings wahrscheinlich, dass, wenn ein mit Koth-
massen beschwerter Darm von einer katarrhalische*^
Affection befallen wird, Bedingungen vorhanden sind,|
dass sich der einfach katarrhalische Proeess zum dy-j
senterischen steigern kann.
Man muss sich hier erinnern , dass die katarrha^.i
tischen, namentlich die schleimigen Secrele die mäcb*'
tigsten Permentsuhstanzen enthalten , und dass unter
ihrer Einwirkung ausserordentlich leicht eine faulige
Zersetzung anderer organischer Substanzen zuSlaed»
kommt. Viele Darmkatarrhe treten frühzeitig .mit
einer vermehrten Gallenseoretion auf, indem sich die
Erkrankung nach der Continuität auf die Ausfahrnng«-*
ginge der Galle and in die Leber seibat Jortseuts
IIL PftUiologk» Therapie jl mtMliciBische KKnik«
m
iirh ninüi den iofen. biliösen Charter
Ke Xltern SchriftsUller haben bekannliich ge-
4fe biliöse Dysenterie ais gefährlich geschildert.
Process würde sonach eine FUebenerkrankung
sein , welche ais Katarrh beginnt , die
rege und die Leber mit in AfTection setzt, und
^ekieo complicirten Zerselzungsprocess bervor-
^der den abgesonderten Schleim » die reichlicher
(e Galle o. die stockenden Fäcalmassen trifH,
eine Reibe neuer, chemisch differenler Zer-
Aucte liefert, welche die vorhandene
affeclion steigern, u. ihr den diphtberilischen,
gentlich dysenterischen Charakter verleihen.
Anwesenheit der Fäcalmassen würde ein
^ Zersetzungsmaterials fehlen, die Zerselsiings-
i warden nicht die Hohe, die Zersetzungspre-
^ nicht die Schlrfe» die Reizung nicht die locaie
^ und die mechanische Steigerung erreichen« um
fcJich Tollsiaudige Ruhr hervorzubringen. Die
uDgsproducte sind aber mehr oder weniger
er Natur, und wenn sich C. 8chmidl*s
! aligemein bestätigen sollte , dass den Darm-
leruogen bei der Ruhr Uarnsloff beigemengt ist,
de das aberwiegende Auftreten von Ammoniak
Eden Zersetzungsproduclen leicht zu erklären
Aligemeinen ist also anzunehmen , dass der
Daroikatarrh sich bei Anwesenheit des ent-
len Zersetzungsmaterials, u« an den Stellen,
ch findet, aur OiphtheHlis steigert, und dass
Setzungsmaterial am hüußgsten durch relinirte
Fe, die zuweilen vegetabilischer Natur sind,
werde. Der Katarrh kann bald aus epide-
B, bald aus endemischen, bald aus humOralen
sischen), bald aus iocalen Einwirkungen her-
i ; die Relenlion der Fäcalslofle kann durch
lung der 5Iuskelhauie, durch anomale Lage-
Därme, durch Fixation einzelner Stellen der-
I bedingt sein. So erklären sich ohne Schwie-
Idie verschiedenen Aeliologien dieser Krankheit
ache ihrer Complicaliooen ; so lassen sich
■ander die tropischen, die äslivalen u. aulum-
I die Lager-Ruhren (bei chronischen Kranken),
ralen, biliösen, inflammatorischen u. putri-
den begreifen.
I Breckruhr der Kinder hat man \tk der letz-
l von der eigentlichen Ruhr sehr weit getrennt,
die Magenerweichung, bald den Seor als das
ie Product und Wesen derselben angegeben.
die pathologisch - anatomischen Thatsachen
dafflr, dass in der That eine grössere Aehn-
i mit der Ruhr besteht, und dass der Hauptsilz
> Afleelion gleichfalls der Dickdarm ist , neben
tilich sehr gewöhnlich auch der Danndarm u.
\ mitleiden. ' Meist finden sich im Colon , in
■reo , im Rectum dieselben rosigen Hyper-
die Schwellung der Schleimhaut u. Lenticulftr-
^, die Absonderungen , in einigen Fällen selbst
■fhlheriliscben Veränderungen > wie sie die ka»
tarrhaKsche und diphlherjüs<cbe Eitittndung herver-
bringen. Soorpüze sah Vf. wenigstens in festsitzen^
den Plaques niemals , und Erweichungen fehlten an
diesen Stellen gleichfalls. Die epidemische Verbrei-
tung, in der solche Processe aufzutreten pflegen,
zeigt , dass die näcliste Veranlassung des Katarrhs in
allgemeinen Zuständen liegen kann, allein neben die-
sen muss man immer noch das besondere, individuelle
Motiv suchen, welches gerade das einzelne Kind dem
epidemischen Einflüsse zugänglich macht. Diess
scheint aber wiederum in der mehr oder weniger
diiTerenten Beschaffenheit des Darminhalts begründet
zu sein. Ist die Natur der genossenen Substanzen
iingftnslig, bekommt das Kind schlechte Milch, schlech-
ten Brei u. s. w., oder wird durch anomale Zustände
der ohern Speisewege eine saure Gährung der einge-
brachten Substanzen eingeleitet, so kann dadurch in
den verschiedenen Abschnitten des Digestionskanals
eine Reihe von Reizungen hervorgebracht werden, die
uro so bedeutender sein mUssen, wenn durch Unregel-
mässigkeiten der Darmbewegung, durch Erschlafl'ung
der Darmmuskeln, durch Anomjjlien der Lagerung der
Därme einzelne Punkte der Reizung länger ausgesetzt
bleiben. Die relative Seltenheit und die geringe Tiefe
der diphlherilischen Alteration zeigen, dass eine cor-
rödirende Wirkung der gebildeten Zersetzungspro-
ducle , eine tiefer gehende chemische Anätzung hier
weniger häufig zu Stande kommt, als bei der Ruhr
der lürwachsenen, welche so oft feste FäcalstolTe aufhäu-
fen ; die Ausbreitung des Leidens auf die böhern Theile
des Darms aber deutet wiederum auf eine grössere
FlächenausbreiUing der Einwirkung und ihre Ab-
stammung von den obersten Theilen des Nahrungs-
kanals.
Die Lehre von den Schärfen der ersten H^ege zeigt
daher sowohl bei der Ruhr der Erwaelisenen , als der
Brecbruhr der Kinder , dass eine intensivere Einwir-
kung der scharfen , sei es alkalischen , sei es sauren
Materien auf die Substanz der Darmhäule nur statt-
findet. Wenn diese an sich erkrankt u. schon ausser-
dem in pathologische VerUsllnisse gesetzt waren, dass
dagegen bei sonst normalen Verhältnissen des Darms,
namcnltich bei normaler Forlbewegung des Inhalts,
nur unbedeutende u. vorabergehende Veränderungen
eintreten.
Namentlich am Magen sind aber nngleich häufi-
ger die Möglichkeiten gegeben, dass eine tiefere Ein-
wirkung dieser Schärfen staltfinden kann i dass na-
mentlich der Magensaft und die durch neue Gährung»-
processe gebildeten, neuen Säuren corrodirend auf
die Magenhäute einwirken können. An sich, in einem
normal beschaffenen Magen sind diese Möglichkeiten
äusserst gering, oder fehlen gänSlich. Die schleimige
Secretion der Wand , welche in dem Maasse der Rei-^
zung. zunimmt, schätzt die Oberflächen, u. das We-
nige, was vielleicht eindringt , wird durch die Blut-
flüssigkeiten neuiralisirt. Eine stärkere Reicung aber
wird alsbald durch Erbrechen , oder Durchfall , oder
beides heseKigt, indem die acharfsu Sobataaien aus
182
III. Pathologie, Therapie u. medictiusche UiniL
dem Magen entfernt werden. — Diese Verhältnisse
können sich aber andern, sobald die Magenflache
nicht Oberall eine geschlossene, secemirende Haut
darbietet, zumal wenn durch irgend ein Hinderniss
die Entleerung des sauren Mageninhalts gehemmt , u.
so eine längere Einwirkung desselben auf wunde oder
nekrotisirende Stellen der Oberflache möglich wird,
wahrend zugleich die Bildung von Zersetzongsstoffen
immer fortschreitet.
Diess Verhaltniss findet sich namentlich bei Ma-
genkrebsen, zumal am Pylorus, und giebt hier zu
wichtigen Consequenzen Veranlassung. Bei den
meisten Magenkrebsen sieht man , wenn sie aurge-
brochen sind, die Oberfläche des fungOsen Geschwürs
ein schmutziges Ansehen annehmen. Die zottigen
HerYorragungen werden missfarbig, gelblich , braun-
lich und schwarzlich, sie bilden im Innern des Ge-
schwürs eine welke , matsche , brüchige Anhäufung.
Wo Gef^sse in den Zollen enthalten waren , nehmen
sie das eigenthümlich bräunliche Aussehen an, das
man so deutlich bei der sogen. Magenerweichung an
den Geflissen der. Magenschleimhaut selbst sieht.
Diese Veränderung ist grossenlheils der Einwirkung
des Mageninhalts zuzuschreiben , denn sie entspricht
nicht dem Aussehen der KrebsgeschwUre anderer
Theile, sie hat nicht den Charakter einfach fauliger
Veränderung, sondern zeigt die Einwirkung einer
Substanz mit lösenden Eigenschaften. Auf diese
Weise kann es geschehen , dass die krebsige Masse
allmäiig gänzlich nekrotisirt wird, dass der lockere
Pfropf endlich ausfällt, u. eine reine GescIiwUrsfläche
zurückbleibt. Geht die Krebsmasse sehr tief, grein
sie von dem Magen aus in andere Theile über , so
kann diese corrosive Zerstörung sich bis in diese
Theile hinein erstrecken. In diesem Falle kann Per-
foration folgen, während im ersteren, nach Reinigung
des Grundes, eine partielle oder totale Vernarbung
möglich ist.
Aehnlich verhält es sich mit dem einfachen chroni-
schen Magengeschwür, Die Bedingung zur Ver-
schwärung ist ohne Zweifel in der corrosiven Wirkung
des sauren Mageninhalts zu suchen , doch spricht die
circumscripte Form des Geschwürs dafür, das an der
Stelle, wo die Corrosion staltfinden soll, die Magen-
sehleimhaut schon eine Veränderung erfahren hat,
dass insbesondere die Circulations-Verhältnisse an
einer solchen Stelle unterbrochen , oder doch gestört
sind. Eine solche Unterbrechung kann gewiss auf
mehrfache Weise geschehen, doch scheint sie meistens
auf Erkrankungen der Magengefässe und insbesondere
auf hämorrhagische Nekrosen zurückzuführen zu sein.
Sobald einmal die regelmässige Circulation irgendwo
am Magen aufgehört hat, so fehlen natürlich auch die
Möglichkeiten zu einer regelmässigen Neutralisation
der eindringenden Säure durch die Alkalien des Blu-
tes , und es wird die Anätzung geschehen. — Stö-
mngen der Fortbewegung des Blutes in der Pfortader
können, indem sie Erweiterung der Magenvenen und
Hyperämie der Schleimhaut des Magens hervorbringen.
zu der hämorrhagischen Nekrose und zu dem chroni-
schen, corrosiven Geschwür disponiren. Acute und
chronische Katarrhe , namentlich solche , welche mit
starken Brechactionen, oder mit starken , krampflla^
ten Znsammenschnflrungen des Magens verbunden
sind, können auch ohne Pfortaderstockung Hyperämie
der Schleimhaut, hämorrhagische Erosionen und blu-
tende Geschwüre mit sich bringen. Erkrankungen
der Geflisshäute, aneurysmatische oder variköse Er-
weiterungen aus Ernährungsstörungen der Gefkst-
wände , Obliterationen der Arterien fähren noch na«
gleich leichter zu dem gleichen Besultate. Das cor^
rosive Geschwür wird sich in allen diesen Fillea
hauptsächlich da finden , wo die grösaten Gelasse in
die CirculationsstOrung gerathen , ond es ist begreift
lieh , dass insbesondere da , wo die grOssern Gelasse
der Oberfläche nahe liegen, die Prädilectionsstelles
dieser Zerstörungen gesucht werden müssen. Diese
entsprechen aber hauptsächlich den Punkten der Gur^
vaturen, wo die AA. coronariae, gastricae brefes
und gastro - epiploicae ihre Aeste in die Magenwaad
schicken.
Das corrosive Geschwür kann , wie bekannt , die
Ursache für starke cardialgische Zustände werden,
ohne dass eine primäre Nervenerkrankung dazu notk-
wendig angenommen werden mOsste. Allein nicht
jede Cardialgie ist eine corrosive. Manche sind eio-> \
fach mit chronisch-katarrhalischen Erkrankungen der \
Magenhäute complicirt; andere hängen ab vonZer-'
rangen, welche der Magen durch Adhärenzen des
Netzes, oder durch sonstige Producte partieller Peri*
lonilis erfährt ; andere endlich scheinen wirklich voa
directen Alterationen der Nerven ohne nachweisbtre
Veränderung auszugehen.
Andererseils kann das corrosive Geschwür lor
Melaena führen. Es wäre jedoch falsch, die Melaeai
allemal als das Product von Hämorrhagie auf eioer
GeschwUrsfläche zu betrachten. Auch ohne Ulceri-
tion kann durch das Platzen grosser, erweiterter,
namentlich venöser Gefasse diese Hämorrhagie eol-
stehen. Chronische Katarrhe, Pfortaderstockungea,
Gef«lsserkrankungen können also auch hier die nächste
Veranlassung darbieten.
Die hämarrhoidale ji/fection ist ein ehroniseker,
mit periodischen Recrudescenzen verbundetier Hbt
larrh des Mastdarms, Bei der anatomischen Unter*
suchung findet man die Schleimhaut dieser Gegeal
aufgelockert , oft sehr wulstig und faltig , leicht veiH
dickt , von einem grauweissen Ansehen ; das submiH
kose Gewebe reichlich entwickelt, lax; beide sebr
geflissreich. Die an sich ziemlich grossen , venOsA
Gef^sse dieser Gegend sind erweitert , stark mit Blut
erfüllt, oft varikös, geschlungen, und bilden nameot-
lieh gegen den After hin ein dickes, blaues Netz, oü
nach oben ausstrahlenden Ausläufern. Diese Gefltese
stehen in Verbindung mit denjenigen , welche in so*
weilen colossaler Vergrösserung in die äussern Wülste,
die Hämorrhoidalknoten eintreten. Diese leigen sehi
mannigfache BeschaffSenheiL Bald eind es liemticl
lU. Pathologie, Therapie vu mediciaieche KliniL
183
iieke mtd solide Baatwttlste , mit massigem Gefilss-
gahalt, so dass man sie von den gewöhniichen in die-
lar Gegend vorkommenden , durch Sphinkter-Schntt-
mag bedingten Hautwolslen kaum anterscheiden kann.
Bald sind es Hervorragungen von gleichfalls aehr der-
Wr Besehaffeaheit» in denen jedoch zahlreiche Ge-
Hut sich ausbreiten , so dass eine Art von cavernO-
see oder erectilem Aussehen entsieht» ohne dass
jedoch eine eigentliche Muskelstructur in die Balken
«Bgeht. Die eigentlichen Hämorrhoidalknoten aber
leigen filrmliche Sacke und Kanäle von weitem Kali-
ber ud dOnnen Wandungen, oft nur von einer spar-
Kehea Hantlage überzogen, so dass fast der ganze
Kasten hohl und mit Blut erfttUt erscheint.
Die so veränderte Schleimhaut des Mastdarms
findet sich gewöhnlich mit einem zähen , weisslichen
Schleim bedeckt, der wesentlich aus abgelösten epi-
theliaieo Massen mit wirklicher Schleimbeimengung
htttehL Steigert sich die AflTection, so nimmt diese
Lage zu , wird zuweilen etwas dOnner und flüssiger,
oft jedoch auch nicht, und sie ist es, welche bei den
hlmien Hämorrhoiden nach aussen entleert wird.
Die eigentliche Blutung möchte wohl seilen so
spontan sein , wie man sie schildert. Wie bei fast
Äs blutigen Katarrhen ist sie gewöhnlich das Re-
sillat einer gewaltsamen Sprengung der oberfläch-
lich, dünnwandigen Gewisse. Contrabirl sich die
Maskelwand heftig, namentlich spasmodisch, so wird
Hdlrlieh der Rflckfluss des Blutes durch die Venen
der Schleimhant gehindert, und das Blut muss sich
hsnptsachlicb an den Stellen sammeln , wo die Höhe
der Wnlste und Pa|ten liegt, indem die Basis dersel-
ben und die zwischengelegenen Schleimhautthäler
Bscfa dem Drucke unterliegen und anämisch werden«
finden sich ausserdem noch sehr harte u. resistente,
der Schleimhautoberfläche zäh anheftende Fäcalmas-
len vor, so wird der Druck der Faltenspitzen noch
ttirker werden. Ist nun die Schleimhaut durch einen
acnten od. recrudescirenden Katarrh hyperämisch, sind
ikre venösen Gef^sse erweitert, dünnwandig und
bflchig, so wird die Ruptur sehr leicht erfolgen; es
geschieht die Hämorrhoidalblutimg,
Wahrend die blinden Hämorrhoiden begreiflicher-
ohne schnellen Nachlass fliessen , und der Ka-
sich hier allmählig erst wieder ausgleicht, sieht
•an mit der Blutung sehr oft einen schnellen und für
lea kranken höchst wohlthuenden Nachlass der £r-
Kheinnngen eintreten. Die Hyperämie wird dadurch
Ineitigt, die strotzenden GeHlsse erleichtert» die
ilkionderong des Epithels und Schleims vermindert.
Dasjenige, was in diesem Vorgange die Aufmerk-
umkeit der Aerzte am meisten fesselte, war das Ha-
lüieUe und Periodische desselben. Hätte man nicht
ie Blutung in den Vordergrund gestellt, welche doch
lieht das Wesen des Processes bildet, sondern hätte
■la nur den Katarrh ins Auge gefasst , so wäre es
«miger schwierig gewesen, Analogien su finden.
Weder die Verbindung mit der Melaena, noch die
Annahme von Stockungen in der Pfortader, noch end-
lich die Hypothese einer hämorrhoidalen Dyskrasie,
als Schwester der arlhritischen, würde hier noth-
wendig geworden sein. Ein habitueller Katarrh kann
bei den verschiedensten localen und constitutionellen
Störungen recrudesciren ; der Sitz desselben kann der
Locus minoris resistentiae sein, an dem sich zuerst
jede Störung äussert, und von dem aus die regulato-
rische Ausgleichung im Körper erfolgt; ein solcher
Katarrh kann ein Schutz sein gegen manche andere
Erkrankung, und wenn eine Störung nicht durch ihn,
sondern durch eine andere Localerkrankung zurAeus-
serung kommt, so kann es sehr ungünstig sein, ohne
dass jedoch die hämorrhoidale Affection in diesem
Falle eine Metastase gemacht hat.
Als nächste Ursache für das Zustandekommen
einer solchen Disposition wird wohl meist die so
lange Retention harter Fäcalmassen wirken. Indem
sie sich in der Kloake des Mastdarms aufliäufen , die
Wandungen desselben ausdehnen , den Rflckfluss des
Venenblutes gegen die innern Beckenvenen hindern,
in Zersetzung übergehen , und sowohl chemisch , als
mechanisch reizend auf die Darmschleimhaut einwir-
ken , werden sie fähig sein , den Katarrh zu setzen,
oder einen schon bestehenden zu steigern. Jede
sonstige Störung in dem Rückflusse des Venenblutes,
wie dauernde Stockungen in der Pfortader, jeder
Zustand des Körpers , der eine Erschlafl'ung der Ge-
fässhäute mit sich biingt, wird die Entstehung der
Affection unterstützen und begünstigen. So können
insbesondere die Zustände der Beckenorgane (Blase,
Uterus, Prostata) oft zur Entstehung u. Unterhaltung
des hämorrhoidalen Leidens mitwirken.
Als Resultat aus dem Vorstehenden ergiebt sich
demnach, dass die krankhaften Erscheinungen, welche
man am lebenden Kranken beobachtet, hauptsächlich
dreierlei Art sind.
1) Dyspeptische Erjsheinungen , bestehend in
der Bildung von Schärfe^und Blähungen, abhängig
von Zersetzungen der Ingesta und Anomalien der Ver-
dauungssäfte.
2) il/ufAre/-Erscheinungen, bestehend in krampf-
haften oder paralytischen Zuständen der Darm-
häute.
3) Nerväse Erscheinungen, bestehend in Hyper-
ästhesien (Hypochondrie, Cardialgie u. s. w.).
An der Leiche findet man hauptsächlich dreierlei
Abweichungen.
1) Fenöse Hyperämien (locale Cyanose), abhängig
von einer Rückstauuog des Blutes in Folge von Krank-
heiten der Lungen, des Herzens, der Leber , oder in
Folge von Retentionen der Fäcalstoffe , oder in Folge
von Ernährungsstörungen der Geflfsshäule.
_^ _ ^ , vigitized.by VjOO^
2) Lageveranderungen des Z^an»/ ,<^ insbeson-
dere häufig in Folge von paräelUr PeriianiUsn
ISi
III. Patholdgi«» Therapie n. me^ieimolie Klinik.
3) Ferändtrutigen der Schleimhaut, hauptsäch-
Neh in Polge von Katarrhen.
Jeder von diesen Zuständen kann der Ausgangs-
punkt aller andern Veränderungen , und die höchste
Form der complicirten Störung» der eigentlichen
chronischen Unterleihsleiden werden. Aber in jedem
dieser Fälle sind die Angriffspunkte auch für das the-
rapeutische Verfahren verschiedene, u. die Würdigung
der Krankheit eine andere. Einige bieten die Mög-
lichkeit eines EingrilTs leichler dar» andere sind ganz
unzugänglich. Niemand wird die Herzkrankheit,
welche eine UnterleibsafTection setzt, im Magen ku-
riren; Niemand wird daran denken können, die Lage-
veränderungen des Darms , welche durch partiell-
peritonillsche Adhäsionen bedingt sind , zu bessern ;
ein Darmkatarrh wird nicht durch Nervina besiegt
werden, wenn er inveierirt ist, und am Wenigsten
wird ein Magengeaehwttr heilen , weil ihm ein anli-
spasmodisches Mittel xugeliahrt wird.
(Millies.)
681. Ueber chronische Banchfellentrtnding.
Inaug.-Abhandl. von J. Culmbacher. (Erlangen
1652.)
Vf. theilt einen auf der Klinik desProf. Ditlrich
beobachteten , lödilich verlaufenden Fall von chroni-
scher Peritonitis sehr ausführlich mit , und begleitet
denselben mit epikritischen Bemerkungen... In Bezug
auf die chronii^chc Bauchfellentzündung inr Allgemei-
nen folgt Vf. Rokitansky. Er unterscheidet 4
Gruppen.
Zu der U Gruppe gelvören die Fälle , die eigene
lieh unzweckmässi^ den Namen „chronische Perito-
nitis" erhallen haben. Es siud Fälle von acuter Pe-
ritonitis, bei welchen das Exsudat in verhältnissmässig
schneller Zeit abgelagert wird, ohne dass im weitern
Verlaufe neue Producle dazukommen. Allein die
Metamorphosen dieses auf einmal, oder in schneller
Aufeinanderfolge abgelagerten Exsudates nehmen eine
lange Zeit in Anspruch. Es gehören hierher Bauch-
fellentzttndungen mit serös-faserstofjigem Exsudate,
bei denen es nicht selten vorkommt, dass Monate
verstreichen, bevor der flüssige Antheil des Exsudats
resorbirt wird , und der festere geronnene Antheil
sich organisirt. Die Ursache« dieses Verhaltens
können mannigfache sein. Vf. erinnert an die peri-
pheriachen Kapselhildungen des erstarrten Antheils
um das Aussige Exsudat, an die. verschiedene Natur
und Organisationsf«lhigkeit des Faserstoffs, an örtliche
Bedingungen , die .das Bauchfell selbst betrelTen , an
das allgemeine Herabgekommensein des ganzen Orga-
nismus. — Ferner gehi)ren hierher die Fälle von
fiuersl9flig- eitrigem Exsudate, vor Allen die Fälle
Yon „ehronischer puerperaler*' Peritonitis.
Die 2. Gruppe umfasst die Fälle von mehrmals in
verschiedenen kurzem oder längern Zwischenräumen
wiederkehrenden Anfällen von acuter Peritonitis. Diese
ist dann DMiet, wenn nieht oonstant, eine partielle,
jedoch so , das« durch viele auf diese Art t«
Peritonitiden endlieh das ganze iauchfell in 1
Schaft gezogen wird. Wahrend des Lebens
partiellen Entzündungen, so wie ihre Produclij
deutlich nachweisbar. Die Zwischenzeit ist
eine ganz freie, oder lasst verschiedene, mit <
liehen Erkrankung innig zusammenhangende Sy
wahrnehmen. Auf diese Weise kann das
leiden Jahre lang 'dauern. Es gebOreo hie
häufig wiederkehrenden EnlzUndungea in der!
barschaft des Processus vermiformis, bei Ve
sein fremder Körper in demselben; ferner
oft wiederholenden BaucbfellentzQndunge
Innern Genitalien des Weibes bei rorhande
krankungen derselben (Fibroiden , Cysten ,
bildungen u. s. w.), ferner die Entzandua
den Magen, die Leber, den Darm aus nhnlic
anlassungen.
Die 3. Gruppe chronischer Peritonitis
weniger häufig vor. Der Process besteht dar
das membranartig auf das Bauchfell aufgelage
sudal sich organisirt, fest mit der nun unke
gewordenen serOsen Haut verschmilzt, ohne
tende Verwachsungen einsugehen. In diesenl
gewebs-Neubildungen entsteht Vascuiari^alioni
kann unter dem Einflüsse eines gewissen Itiol
Momentes das gesetzte Exsudat selbst der Sit
Entzündungsprocesse werden.
Zu der 4. Gruppe endlich gehören Fälle,
ganz verschiedenartiger Natur sein können.
zUndung ist hier nicht eine solche , bei welc
die freie Fläche des Bauchfells, also in die Pe
hcUile, wahrnehmbare Exsudate gesetzt werde
dem die Eulzündung ist im Gewebe des Ba
selbst, u. breitet sich im subperitonäalen Zell^
weiter aus. Die Exsudate , hier meist ei weis
Natur, werden allmälig und in geringer Quantj
setzt , dieselben organisiren sich im Gewebe
rOsen Haut allmälig zu einem fasrigen , locke
festeren Gewebe, wobei sie das alte Gewebe
ständig degeneriren , dass es seinen eigenthfl
Charakter mehr oder weniger verliert, bedeute
dickt, molkig getrübt erscheint. Das in die]
Bftitien des normalen Gewebes eingelagerte
ist nur hier und da mit leichten ahnlichen fixi
nen auf der freien Innenfläche combinirt. inaBa
sacke ist dal»ei gleichzeitig eine grossere Menge S
' deren Quantität sich nach anderweitigen VerhÜI
rkhleL Wahraeheinlich ist der Serumerguss
sultat dtf im Gewebe des Peritenäums Öfters
indenden Hypertimien. — Diese Entartung, Verd«
und Verdichtung des Peritonäums hat noch eine
nem nachtheiligen Umstand in ihrem Gefolge,
Sehrumpfuflg, Zusammenziehung, Verktirzu
lockeren, serOsen Ausbreitungen, des Rettes«^
krOses, der verschiedenen Bänder n. s. w. Es
tet von seMrat ein , dass , wenn der Visceral
Peritonäums in gleicher Weise mit erirankt ,
ders w)n Seilen der Verdauungsergane SyoEipte
UL Pathokgie» Therapie li^ mediciniidhe Klinik.
186
ifstOriiof sam Vorseb«!» koimneD mllssen. —
riagsten ^nd dreser ohroniRcben BRtodndang
hut Bai in Folge iMohaaiachflr Staaen bei
HioaistOrmigeii im Pfortadersystöid , mag nun
fta^r oder die Leber aelbal primär erkrankt
kr 8«eb ein anderweiliges Hindernis im Kreii^-
liai Mbwferige Circnlati«n des Blutet durebdie
fMingtm, Die höchaten Grade dieser ehroni-
Kiflndung haben dte faserkrebsigeBetknlung;
iMg» Schrampfang, Starrheit des degene«-
^iioebfelb ist das Prototyp der Folgen einer
den Etttztfndong des serdaeu 6ewebei. 6e-
ifiraie, ab beim Faserkrebe, kommen biaweh-
i cbroDiiche tuberkal^ae Peritonitiden zur Bed-
ing* (Uilliea.)
Bl Blind« TentriCIlli, und weitere Viikro*
nd chemische üniersuchung des Ers-
tes und des Harnes; Von Dr. Artk. H.
j^ill. (Lancet. April 1853.)
1 der Krankengeschichte, welche Pat. » der
l Dr. S., seihst geschrieben hat, wahrend Vf.
ie zugesendeten Massen mikrosltopisch , und
pihebf chemisch geprüft hat, heben wir nur
; hervor.
%^ 58 J. alt, hatte seit 90 J. eine lehr beschwerliche
löst ztt Pferd und Wagen besorgt, ausserdem gewöbn-
^B die Nacht hinein gelesen. Seit 28 J. litt er an
" :keo Beschwerden, Schmerzen im Epigastrium , Fla-
llpfditiosigkeit, welche sich in den letzten 18 J. stel-
[.nd mit periodischen , «ft 2 — 3mal täglich wieder-
isböcbstens wochenweise aussetzenden Brecbanföileo
Holzkohle, Wismuth, Blausäure, Kreosot, sal-
Silber blieben ohne Erfolg. Vor tf J. begab er sich
lattet nach Londtm zn Front, der keine organi-
tkbeit 9Bftfcbi0l haben soll. Saipelersohesäure lin>^
rDcbd Bicbi, doch besserte sich der Zustand nach
nonatl. Aufenthalte ausserhalb der Heimatb. Seit
\ Pat. wieder seinen Geschäften nach, und bald trat
\ frühere Leiden wieder ein und verschlimmerte sich
lio den letzten 8 — 10 Monaten das Brechen nur sei-
I Ta^e aussetzte , und fasrt täglich mehrere Male ein-
') MSgebrochenen Massen bestanden immer in einer
abeo, blassgelbliehen Flüsaigkeit, die so scharf war,
' ! lebr sobmerzbafte Excoriation der Rachenwäode
Ibre Menge betrug oft täglich 4—5 Quart, bis-
tsofiel bei einem Imaligen Erbrechen, obgleich
^ler gleichen Zeit höchstens 31/2 Pinten Flüssigkeit zu
aniiea babea will. ftoppetikohlenB. Natron oder
'»das Erbrechen und liockrte den Schmerz gewöhn-
iaUicklich ; Ton ersterem nahm Pal. oft aber 1 ^ in
pcke, ton letzterem 1 — 2 j nach jedem Brechen.
«orm fahrte eine wesentliche Besserung herbei ; Pat.
»Belir und mehr ab, und tublle sich sehr schwach,
* 1 aber sehr schnell, sobald das Brechen einmal ein
i aotteUte.
' den Stat. |»raes. ist noch zn bemerken , dass Pat.
1 wann an Kopfschmerzen und Schwindel , Muskel-
^0 Qher den ganzen Körper und grosser EmpOndlich-
I^B Kälte litt, die sich vor dem Erbrechen zu einem
f steigerte. Fuakensehen, Schwarzsehen trat beson»
dein. Der PuU setate zuweilen aus, doch
I^U gewähnlich 1000 Schläge ohne eine einzige Inter-
1 ziklen. Schmerzen in beiden Schultern ; Husten-
nar beim Beginn des Erbrechens. Stuhl meist
Harn sHir weeHaelnd, bald beHbemtteingelb, in
der Menge von 1 Quart bia 3 PioteD und einem apecj Gew.
von 8 — 10 [?], bald nur 3 — 8 Unzekiy dunkelbrauner Farbe,
mit einem schillernden Häutchen bedeckt , |,rimt Phoaphaten
überladen', letzteres besonders auffällig nach dem Erbrechen.
Reaction früh gewöhnlich neutral, binfig alkallaeb, ohne Blut,
ohne Eiweiss , ohne Zucker. Der Niederschlag besteht nach
des Pat. Aussage aus Krystallen, die denen dea Tri^lpbnaphata
ähnlich sind, und aus Krystallen von kohlens. Kalk.
Pal. hatte dein Vf. 3 Proben Harn zugeschickt:
Ürina potus, cibi et sanguinis. Die erstere Sorte
Harn zeigte wenig 6emerkenswerthes , war schwach
sauer, von nirdrigem specif. Gew.; und enthielt sehr
wenig HarnsloiT. Der nach der Mahlzeit gelassene
Harn war schwach sauer, von geringer Dichtigkeit,
anfangs klar, und setzte nach einiger Zeit einen Nie*
derschlag von harnsaurem Natron u. Tripelphosphat-
bfystallen eigen tbUmlicfier Art ab. Der Norgenharn
rea^irle alkalisch von fixem Alkali, specif. Gew. 1014,
enthielt viel Erdphosphate , und settte später kugtige
Krysiafle von harnsauretn Natron n. einige von Tripel-
phorsphat ab. Der ursprüngliche Niederschlag be*
stand zum Theil aus einem körnigen Fniver von gelb*
iiclier Farbe, hauptsächlich aber aus einer grossen
Anzahl langer und schmaler Krystalle, welche sich
häufig über das ganze Sehfeld erstreckten und an bei-
den finden zugespitzt, nicht selten gespalten oder
getheilt in secundäre Krystalle, und mehr oder weni-
ger in Bündel gehäuft erschienen.
Eine andere Probe des Morgenbarn« enthielt
theils dieselben Formen, theils, wie es scheint»
Modificatioiiän derselben, namentlich 6seitige Pris-
men» bald mit zugespitzten und ungleichen» bald
mit abgestumpften und schiefen Endflächen. Der
Niederschlag schmolz vor dem Löthrohre » löste sich
leicht in kalter Essigsäure, gab mit oxals. Ammoniak
eine schwache Trübung, das Fillrat mit Ammoniak
übersättigt einen bedeutenden weissen Niederschlag
von basiscfi-phosphors. Ammoniak-Magnesia, und ent-
wickeile mit Kali gekocht Ammoniak. Vf. scliliesst
daraus , wie aus der beschriebenen Formation der
Krystalle, dass sie zum grOssten Tbeile aus phosphors.
Magnesia bestanden, während die Tripelphosphat-
krystalle sich erst heim Sieben des Harnes nach und
nach bildeten. Er erwähnt noch einen andern ähn-
lichen Fall, wo er gleichfalls Krystalle von phosphors.
Magnesia im Harnsedimenle fand.
Das Erbrochene enthielt sehr grosse Mengen von
Sarcina ventriculi mit allen ihren gewöhnl. Eigenschaf-
ten, zahlreiche Slärkemehlkdgelchen, einige Sporen von
Peniciltmn glancum und einem andern Pilze, die sehr
gross, oval und liefbraun waren. Die voo Dr. L.
chemisch untersuchte Portion bildete eine blassgelb*
liehe, durch Fett getrübte, nach ranziger Butter
riechende Flüssigkeit von J 001,5 spec. Gew. und
stark saurer Reaction ; 100 Gr. forderten 2 Gr. koh-
lensaures Natron zur Neutralisation. Sie enthielt
nachstehende Bestandtheile in folgendem Verhältniss.
Wasser
Freie Salzsaare
Freie Buttaraäure
975,82
Digitized by V^jt. q ^
1,38
24
186
IV. GynXkologie u. Pftdialrik.
Gelbe fettige Materie von Butlerconiistenz 8,00
Extractivstoffe , löslich in Alkohol 2,42
Extractivstoffe , loslich in Wasser 4,00
Eiweiss 2,00
Chloralkalien, nebst Spuren von Sul-
phaten 4,58
Phosphorsaarer Kalk 1,00
i000,00
Essigsaure, Ameisensäure, MetacetonsSlure darin
nachzuweisen gelang dem Vf. nicht, obwohl er deren
Gegenwart wegen der Starke derÄciditat mutbmaasst.
Die Abwesenheit der Milchsaure ist constatirt. Die
Salze bestanden vorzflglich in Ghlornatrium u. Spuren
von Sulphaten ; auch Ammoniak war darin nachweis-
bar, Schwefelblausaure und Zucker nicht zu finden.
Vf. erklart die Störung der Ernährung durch die
Secretion des abnorm sauren Saftes für das Haupt-
Ubel, welches' durch die Gegenwart der Sarcine, als
eines Fermentes, unterhalten wird. Die Sättigung
der Saure und die Zerstörung des Pilzes erscheinen
.hm demnach als gleich wichtige Indicationen. Koh-
lens. Kali u. ein Quaasiadecoct neben grossen
Yon Schwefelnatrium und Vermeidung aller
und salzreichen Nahrung halten ganstigeo
Ohschon Fat. das Schwefelnatrium erst o
Wochen später nahm, brach er im Verlaufe den
sten Monats doch nur 3nial; die Phosphati
schlage im Harn schwanden nach 3 Wochei
anhallende Verstopfung und Tro«'kenheit des
und der Haut blieben zurack. Nach dem Sd
natrium verlor sich das Erbrechen voUstlndigi
regulirte sich die Verdauung u. Ausleerung ii
dass Pal. nur zuweilen noch cardialgische
kam, und eine Abneigung gegen Fleischspeii
hielt. Indessen entwickelte sich auf dem
Auge eine Amaurose , und mehrten sich die
Zuckungen, wie Pal. berichtet, so dass eine gc
objective Untersuchung des Kr. wohl wünschet
erscheint , ehe uns der Fall so interessant
reich wie dem Vf. erscheinen kann.
(Uhle
IV. Gynäkologie und Pädiatrik.
683. neber Hypertrophie der Bmstdrflse;
von W. Joachim. (Ungar. Ztschr. Hl. 40. 1853.)
Unter Hypertrophie versteht man die allgemeine
Volumznnahme der Brust in Folge übermassiger Er-
nährung der die Brust conslituirenden Theile, wobei
diese übrigens ihre natürliche Textur beibehalten.
Die achte Hypertrophie der weiblichen Brustdrüse isl
nun eine solche Vergrösserung, bedingt von einer über-
mässigen Ernährung des Gewebes derselben mit Bei-
behaltung der normalen Textur; die unachle Hyper-
trophie dagegen wird durch die Einlagerung eines
Aflerproductes in der Brustdrüse erzeugt. Die
häufigste Art der letzteren kommt durch anhaltende
Milchinßltration und Fettablagerung, lypomalöse Ge-
schwülste in dem Gewebe u. den einzelnen Bestand-
theiien der Brust zu Stande. Es ist oft nicht ohne
Schwierigkeit, die achte von der unachten Hypertro-
phie zu unterscheiden; eine rationelle Therapie kann
nur unter Berücksichtigung der Genesis und der
ätiologischen Momente eingeleitet werden.
(Sickel.)
684. Tuberknloseier Scheide; von Virchow.
(Virchow's Arch. V. 3. 1853.)
Vf. fand bei einer alten Frau die rechte Niere grössten-
theils zerstört, die entsprechenden Theile der Nierenkelche u.
des Nierenbeckens käsig-olcer^s , den übrigen Theil des Nie-
renbeckens und den rechten Ureter mit kleinen, theils grauen
soliden, theils weissen und uicerösen Knötchen besetzt; auch
in der Corticalsnbslanz der Niere fanden sich gelbe Knoten.
Die Harnblase in ihrem obem Theile ganz dicht granalirt von
zahlreichen kleinen Gruppen grauer Knötchen , im untern
Theile, dem Halse und der Urethra stark hyperämisch u. mit
mehr einzeln stehenden, grauen, feinen Tuberkeln durch-
sprengt. In der Scheide fanden sich ähnliche Eruptionen,
meut gruppenweise auf gerötheten Stellen stehend ; am häu-
figsten standen sie an der Lippe der Vaginal portion,
gefüllten GefässkrSnzen umgehen , und durch ihre
Farbe leicht zu unterscheiden. Ulcerös wsreo sie
gends. Mikroskopisch bestanden sie aus densell
zelligen , äusserst kernreichen Herden , welche der
berkel Qberall darbietet, im Uterus, im Mastdii
der linken Niere fanden sie sich nicht. (Siel
685. Ueber Hypertrophie und die
GeschwUste des Uterus und seiner '
so wie den Einflnss des Krenznacher
Wassers auf dieselben ; von o. p r i e g e r.
Sehr. f. Geburtsk. 1. 3 u. 4. 1853.)
Aus 86 wahrend der letzten 8 Jahre beol
Fallen gewann Vf. folgende Resultate. Hyp<
der Gebärmutter in ihrem ganzen Umfange
einer gleichmassigen BeschaiTenheit kam nur
ten vor ; häufiger Hessen sich einzelne härtere
knotenartig in den übrigen weichern Theilea
In den meisten Fallen war die Hypertrophie
duct einer chronischen Entzündung, die
ihr Entstehen Geburten zu verdanken pflegte,
selbe Ursache scheint auch den Fibroiden la
zu liegen, die sich im. Leben durch ihre bedei
Harte , Insensibilität u. höckerige Form ausi
Indessen ist eine genaue Unterscheidung
Fibroiden und hypertrophischen Stellen im L(
ganz unmöglich, was fttr die Behandlung ii
von geringer Bedeutung ist, als beide Krant
producte dieselben Mittel zu ihrer Heilung erfa
Fibroide Geschwülste des Uterus wie seiner hä
kommen sehr häufig vor, werden jedoch wahren
Lebens oft nicht bemerkt , weil sie nicht \mtai
schwerden erregen , oder weil von den F^aM
genauere Untersuchung oft nicht gestattet wird. \
IV. GTASkologie ii. PXdiatrUu
187
gHfOhnliehftteB fand Vf. d«o Sitz der Fibroide im
Sirper des Uterus» seltner am Halse» wo dann die
GeschvrOJste, obgleieh von kleinerem Umfange , doeh
vei grösserer HXrie zu sein pflegten« NiciU selten
k«nen Fibroide in den Ligamenten der Gebärmutter
Tsr. Unter den Geschwülsten der Ovarien fand Vf.
koae, die er mit Bestimmtheit als Fibroide diagnosli-
konnte.
Die hypertrophischen Anschwellungen und die
(ihfoiden Neubildungen der Gebärmutter und ihrer
AnhUige haben an sieb immer einen gutartigen Cha-
rakter, and pflegen nur durch den mechanischen
Drack, die Dehnung und Zerrung, welche sie auf das
Gewebe des Organs, in welchem sie ihren Sitz haben,
to wie auf die benachbarten Organe ausllben, Be-
sdiwerden zu verursachen. Die Symptome » welche
durch die genannten Anschwellungen hervorgerufen
werden, giebt Vf. so an: Gefühl von Kälte, Ziehen,
Ermfidung und Schmerzen im Kreuzbeine, Gefühl von
Druck und Schwere im Becken, welches zuweilen die
Empfindung veranlasst, als wolle etwas aus den Ge-
■italien herausfallen , Einschlafen eines Fusses , An-
schwellen der Knöchel , Anschwellung der Venen an
dn Fassen, Schwierigkeit u. Schmerzen beim Stehen
uad Gehen , welche sich bis zur völligen Unmöglich-
keit, diese Functionen auszuüben, steigern können,
Arack auf Blase und Mastdarm, zu gleicher Zeit Drang
«V Entleerung hervorrufend, und diese Entleerung
cnefawerend, Störungen in den Functionen des Ule-
», wie Dysmenorrhöe, Metrorrhagie, Fluor albus,
a. im Zustande der Schwangerschaft zuweilen Fausse-
Canche. Obgleich in den meisten Fällen eine Ueber-
distimmung der subjectiven Erscheinungen mit der
und Beschaffenheit der localen Entartung be-
so zeigt sich doch auch oft beides in dem gross-
len üissverhältnisse zu einander ; besonders gilt diess
KW den Symptomen des Druckes auf die Nerven des
kleinen Beckens.
Retrofleiion der Gebärmutter erschien mehrmals
all Complication bei hypertrophischer Geschwulst des
fbndus und der hintern Wand; erstere ergab sich
iaaer als Folge der letzteren. Anteversion und
Ante&exion in Verbindung mit den hier abgehandelten
beobachtete Vf. nicht. Dagegen sah er nicht
dieTheilnahme derBrustdrtlsen; Druck, Ziehen
nd schmerzhafte Empfindung in denselben sind kei-
atswegs seltne Erscheinungen, besonders bei Er-
J^ensein der Gebärmutter, seltner bei Leiden der
fcrten , niemals bei solchen der Ligamente. Bei
aehreren Kranken fanden sich sogar Anschwellungen
«d Verhärtungen in den Brüsten , ohne dass ander-
weitige Ursachen, als eben das Gebärmulterleiden,
ai%efnnden werden konnten.
b ätiologischer Beziehung sind Verletzungen der
fcinalorgane durch Frahgeburten , gewaltsame Los-
hnsg der Placenta , bisweilen Fall , Stoss und Er-
NkitteningeB zu nennen. Da , wo keines der ge-
SMten Momente aufgefunden wurde , traf die Ent-
stehungszeit der Fibroide bisweilen mit der Zeit gros-
ser Sorgen zusammen.
Von den meisten Schriftstellern wird behauptet,
dass Medicamente keiner Einwirkung auf die fibroi-
den Geschwülste fähig wären ; andere Erfahrungen
machte Vf., indem er durch den passenden Gebrauch des
Kreuznacher Mineralwassers, nur selten unter Bei-
hnlfe anderer Medicamente , bessere Resultate in der
Rückbildung der Fibroide erzielte. Die Möglichkeit
der Resorption besteht jedoch nur so lange^, als die
Gef^sse der Geschwülste noch nicht durch vollstän-
dige Compression , Verhärtung , Verknorpelung oder
Verkalkung gänzlich obliterirt sind , oder durcli Ab-
scheidung von den sie umgrenzenden fasrigen Ein-
hüllungen ihre Verbindung mit der Umgebung verlo-
ren haben ; Fälle dieser Art sind leider nicht selten,
in ihnen ist eine Einwirkung der Bäder nicht wahr-
nehmbar. Nicht selten fand eine Schmelzung der
Fibroide nur bis zu einem gewissen Grade Statt, in-
dem der durch grössere Härte ausgezeichnete Kern
derselben unverändert blieb. Uoter den 86, Ein-
gangs erwähnten, Fällen erfolgte 31 mal eine gänz-
liche Heilung, indem die Existenz der Hyperhophien
oder Geschwülste durch die Untersuchung nicht mehr
wahrnehmbar, und die durch das bisherige Uebel
verursachten Symptome völlig verschwunden waren ;
hierunter befanden sich 2 Hypertrophien des ganzen
Uterus, 16 Iheil weise Hypertrophien desselben, 6
fibroide Geschwülste der Gebärmutter und 7 der
Ovarien. In 29 Fällen erfolgte eine beinahe gänz-
liche Herstellung, indem das Volumen der krankhaf-
ten Vergrösserungen grösstentheils geschmolzen wurde
und die begleitenden Symptome fast vollständig ver-
schwanden. Es waren diess 3 Hypertrophien des
ganzen Uterus, 4 theilweise Hypertrophien desselben,
9 fibroide Uterusgesch Wülste, 5 fibroide Geschwülste
der Ligamente und 8 Ovariengeschwülste , 2 davon
gleichzeitig mit Hypertrophie des Uterus. In 19 Fäl-
len trat insofern Besserung ein , als die Krankheit in
ihrem Wachsthume aufgehalten u. zum vollständigen
Stillstande gebracht wurde; es befanden sich hier-
unter 2 Hypertrophien und 8 fibröse Geschwülste des
Uterus, 4 Fibroide der Ligamente und 5 Ovarien-
geschwülste. Bei 2 fibroiden Geschwülsten des
Uterus , 4 eben solchen der Ligamente und 1 harten
Ovariengeschwulst trat durch den Gebrauch der Bäder
gar keine Veränderung ein.
Es stellte sich deutlich heraus , dass diejenigen
Geschwülste, welche von einem kürzeren Bestehen,
einer weicheren Texturbeschaffenheit und grösserer
Sensibilität waren , am raschesten u. vollständigsten
dem Schmelzungsprocesse unterlagen. Die Grösse
der Geschwülste bei dem Vorhandensein der Reactions-
fähigkeit kam in Bezug auf die Heilung nur insofern
in Betracht , als die Zeitdauer und öftere Wiederho-
lung der Kur dadurch bedingt wurde. Von grossem
Bioflusse auf die Möglichkeit der Heilung und die
raschere oder langsamere Einwirkung des Mineral-
wassers auf die Geschwülste , ist die Lage derselben
168
IV. Oyttttkologii h. PSdiatrifc.
tiefer im feeeken oder ttber de« Sehambogen a. mehr
oberflächlich nur von deT Haut bedeckt. Ib letzte«
rem Falle ist die locale Application des Mineralwassers
zuUssig , sei diess in Gestall von ppucben » Fom^n-
tatiooen oder Kataplasmen mit Mineralwasser u« Pei-
miscbang von MuUerlange^
Der gewohnliehe Verlanf bei stattfindender Re*
Sorption ist » so weit er verfolgt werden kann , fol-
gender. Nach einer unbestimmten Zahl von Badern,
gewtHinlich 25 bis 40» bemerkt die Krapke eine
Steigernng der durch die Geschwulst verursachten
localen Symptome» und man findet bei der Unter-
suchung die ganze Geschwulst oder einen Theil der*-
selben im Zustande einer grössern congesiiven ThX-
tigkeit ; bei vielen, besonders zarten Prauen» nimmt der
ganze Organismus an dieser localen Aufregung Anlheil.
Bei fortgesetzter Kur bemerkt man dann eine allmälig
eintretende Erweichung der ergriffenen Partien ^ welche
nach und nach schmelzen und an Grösse abnehmen;,
gleichzeitig tritt ein Nachlass der begleitenden 8ym-
ptonle ein. Bei Geschwülsten von grösserm Umfange
f und verschiedener Dichtigkeit zeigt sich eine Verän-
derung gewöhnlich zuerst in denjenigen Partien, welche
von kürzerem Bestehen, grösserer Sensibilität U; wei-
cherer Beschaffenheit sind; die allern, hartem Theile
participiren wenig oder gar nicht daran , u. bedürfen
einer llngern Einwirkung des Mineralwassers. Bei
Geschwülsten von gleichmfissiger Consistenz findet
die Veränderung vorzugsweise in dem äussern Um-
fange derselben Statt, so dass sich deren Grösse von
allen Seiten aus in gleicher Weise verringerL Bei
Coagulationen mehrerer Gesehwülste zu einer einzi-
gen scheinbar compacten Masse findet durch das Klei-
nerwerden der einzelnen Abiheilungen eine ih^ilvi*eise
oder ganzliche Trennung der Gesammlrnnsse Sutt, so
dass man das Entslehen mehrerer kleiner Geschwülste
aus der grossen fühlen kann.
Es ist von grosser Wichtigkeit, die Kranken wie-
derholt einer sorgfältigen Untersuchung zu unterwer-
fen , damit nicht eine zu grosse Steigerung des con-
gesiiven Processes stattfindet, und derseihe in den
entzündlichen übergeht; es wird in solchen Fallen
eine Unterbrechung der Kur, und nölhigenfalls die
Anwendung antiphlogistischer Mittel nothwendig. Aus-
serdem muss durch Regelung der Diai, der Functio-
nen des Darmkanals und der Haut, so wie durch Ver-
meidung von Aufregungen aller Art Alles vermieden
werden » was eine Steigerung der Reactiooslhaiigkeit
hervorrufen könnte. Die grösste Vorsicht ist dor^
nülhig, wo die Geschwülste das Product einer noch
nicht lange vorher b«endiglen chronischen Entzündung
sind.
Nur in sehr wenigen Fttilen gelang es , die Ge-
schwülste durch den einmalig hervorgebrachten Re*
sorptioBsprocess zu beseitigen ; in den meisten Fallen
war die Wiederholung der Kur in dem Laufe dessel-
ben oder des folgenden Sommers nothwendig , ja in
einzetnen Fallen bedurfte es eines d — 4maligen ße-
snchea toh Kreiznacb, ehe die Heilung eine voilatjf»*
dige war. Bei den Wiederholvngea der Kor tratca
mit geringen Unterschieden dieselben Erscheinunisa
ein, bis die Gesebwttlste gftnzlieh beseitigt warea,
oder ein Rest zufückblieb, der einer weitem Venia*
gerung durch die Binwirkang des Wassers nicht mehr
zuganglich erschien. Nur selten bot der Process der
Congesiion, Erweichung n. Resorption einen rascbei
und in kurzer Zeit durch Veränderungen auflalleDdea
Verlauf dar. Die Wirkung des Mineralwassers, durch
einen genügenden Gebrauch einmal vollständig ent--
wickelt, dauert nicht nur wahrend dieses Gebrauchet
an, sondern wahrt noch längere Zeit nach dem Auf-
hören desselben fort, und zwar Wochen und Monate
lang. Bei torpiden Constitutionen, bei welchen eine
grosse Anzahl von Badern , und diese oft mit Zusib
von Mutterlauge nothwendig war, ehe sich Reactions-
erscheinungen zeigten, dauerte dann auch gewöhnlieh
die Nachwirkung langer. In solchen Fallen ist nach
der Rückkehr in die Heimalh der Forlgebrauch der
örtlichen Applicationen, wie Injectionen, Poraentalie-
nen und Kataplasmen mit Mineralwasser, oder niR
einer Mischung von Mutterlauge und gewöhnlichem
Wasser sehr rathsam , u. kann Vf. die guteWirkasg
davon besonders bei mehr oberflächlich liegenden Ge-
schwülsten nicht genug rühmen. Da , wo die an»
geführten örtlichen Applicationen nicht vertragea
wurden, oder aus sonstigen Gründen unzulässig wa-
ren, fand Vf. zur Unterhaltung der Nachwirkung dei
ansseriichen Gebrauch von Jod und Brom, meisten!
in Salbenform, am geeignetsten (I^ Kali hydroiod.^jt
Kali hydrobromi 3j , Adip. suilli ^jj) ; nach Umsllfr»
den können narkotische, mercurielle oder balsamisdie
Substanzen hinzugeltlgl werden.
Besondere AufnuThsanikeit ist den fraglichca
Kranklit'iUfurmcn im Beginne des Frühjahrs zu schen-
ken, wo sich meistens eine höhere Thatigkeil in den«
seihen manifestirt , in Folge deren oft eine Rückkehr
des krankhaften Lebens und eine Wiederzunahme der
noch bestehenden morbiden Producte eintritt, wens
nicht durch passende Mittel, besonders durch örtliche
Blulentziehungen vorgebeugt wird. — Znm Scklussi«
theilt Vf. noch 7 Krankengeschichten miL '
(SiekeL)
6S6. Praktische Bemerknngen Aber Polypes
des nteniS^ von Helfft. (Oas. 1. 4.)
Der Umstand , dass Gebarmutierpolypen bei ein*
treiender Scimangerschafl sehr schnell wachsen, %
«im« h()chsl gefährliche Complication bilden, macht ei
rathsam » auch kleine Polypen , sogleich wenn oiaa
sie entdeckt, zu entfernen, selbst wenn gar keia^
Blutung oder Symptome von Druck vorhanden sipi
Sitzt ein Polyp am Mutterhalse und ragt er in dit
Scheide herab , so kann er wahrend der Schwanger^
Schaft zu Hfimorrhagien Veranlassung gehen, Abertai
herbeiftfhren , oder spater die Geburt hindern ; sinl
^er in der Utemsbdhle, so treten die gefahrdroben4ii
Ziii^lle erst nach der Entbindung aaif, iade« er oi*
miUelbar Blatfittase hervormlan, Dmülüpuageo di
IT. Ajnakologi^ u* HdlatriL
Ifl»
Mtter ▼flfumdbcn» »der aneli ebi« 6f schvulst
biw, die eneo iavartirieB Uteni« sa Ihnlicti
diM BSD sie ^fOr Mi uwi die Behandluag
I einrichtet.
I ip dea «Fsten Schwsngerachaftsqaooatap entr
9o\jp kapa , weaa er voa massiger GrOssa
it eineai dttopea Stiete versehen im, iurch
I eBlferat werden ; gewUhnlicJi fiad^t M di^^
lioaeiae pur sehr geringaEiawjriung auf den
Statt. Bei grossem Palypoo lyiit 4'mMfirjn
ist die ligsUir oOlhig ; hierbei ist sahr laieh^
iJung dar Venen , oder eine umnittelbsre
lioD des hei der Ablösung sich bildenden pu*
Secretes mOglicb ; auch Abortus ateh( zu be-
im Innern der Gebürmutter rufen trotz
iBieoden Grösse , die sie mitunter erreichen,
I der Schwangerschaft nirht die geringsten
ikmr. Schon vor der Entfernung der Pla-
I die bedeutende Ausdehnung des Uterus die
laDkeit erregen. Im glucklichen Falle tritt
5 Oller längere Zeit nach der Geburt der Polyp
Kt in die Scheide herab, entweder ohne Blu-
MISslige Symptome, zuweilen aber auch un-
;em Schmerz und profusem Blutfluss. Hat
Dach der Geburl vu < dem Vorhandensein
en im Uterus aberzeui;l> so thul man am
den Uterus sich selbst zu Überlassen; so
ler fest contrahirt ist, steht eine Blutung
befürchten. Treten aber gefährliche üilt*^
ien ein, so muss nian den Polyp entfernen,
•em Stiele durch die Torsion , bei dickerem
Edie Unterbindung und das Messer. Jeder zur
Irorgenommene operative EingriflP ruft eine Bei-
Tor, oder es können durch partielle Los-
[eo des Stieles BlutQüsse eintreten ; selbst eine
; der Gebarmutter ist zu befürchten,
(Sickel.)
üeber Torfall 4er vordem Scheiden-
i<l der HarnbUse ; von Baker Brown.
»es and Gaz. Apr, 1853,)
Ul der vorxiern oder hintern Scbeidenwaa4,
vSdeide ia iforem ganzen Uqifaaga ist keines^
B seltne Erschaiunng, und jkowait besauders
^tü Fraven mr Beobachtung, die geboren
^aad iu aber die mittlem Lebensjahre hinaus
M^^raw nur vom Vorfalle der vordem %Scbei-
l und Ar Blase, der Gystocele vaginalis, ge-
l^trd4|; hierbei befindet sich die Wandung
fOei^ens in Folge von Geburten, in einem
^er ErscblaiTung, der Urin kann ^idi '\n
^ Menge in der Blase ansammeln, dehnt diese
^nehr nod mehr aus, und drückt sie nach ab-
k^ da die vordere Scheiden wand nachgiebt . bis
an den Schamlippen hervorragt. Die Kr.
dabei ein Drangen nach abwarU, leiden
a oder niederm ßrade an Dysurie , und sind
genathigt, die iWMcheB den Sehamlippen
hervatrageide Gaeehwulst In iie Mba tu drangen,
ehe sie Urin zu lassen vermDgea. Die vor den Ga<*
schlechtstheilen befindliche Geschwulst ist fluctuiread,
von rotber oder blajarotber Farbe p glatt ^ sehlapfrig;
iiaeä fiatlaervng des Urins eraeheini die GasebwuUi
in der Quere fakig. 0er untersuchea4e Finger ge-
lapgt leicht hinter der Geschwulst weg znip Mutter-
munde. Immer Sadet eine reichiicbe Schleimausson^
derang avs ^r Scheide Stau ; die Bisse iat neiateiia
sehr empindlich , der gelassene Urin oft von einem
penetranten Gerüche und scbleimhaltig ; dieser letzte
UQosUn4 rü^n daher, di»ss die Blase pie ganz entleert
wird , sondern daas immer ein Tbeil des Uruas darin
zurtlckhloibt.
Die Behandlung hangt von dem Umfange des Pro-
lapsus und von der Zeit seines Bestehens ib. Bai
neu entstandenen VorfKHen und bei jungem Indivi-
duen besteht die Behandlung in bitnü^em Katheten-
siren, Bückenbge und adsjLringirendfn Einspriizungen
in die Scheide; auch kann man einen Katheter in der
Blase liegen lassen, nnd gleichzeitig einen Schwamm
in die Vagina einbringen , uin die Blase in drr Hohe
zu erhalten. Bei längerm Bestehen des Uebels und
hei «Item Fnmen ratben Manche zur Anlegung von
Pessarien; doch diese werden nur zu hSufi;< nicht
vertragen. Andere wollen ein dreieckiges Sttlck aus
der vorgefallenen Scheidenwand ausgescbnittca wis-
sen, wahrend noch Andere das GlUheisen empfehlen.
VC, bat in der neuesten Zeit ein der J o b e r t ' sehen
Operationsart aliulichcs Verfahren eingeschlagen, wel-»
ohes darin besteht, dass er nach Ziirtlekbrin§fnng des
Prolapsus auf jeder Seile neben der HarnrÖhrcnmUn-
dung ein etv^a ^/\" langes und Vi" hreiles Stdck von
der Schleimhaut abtragt, die WundrUader jeder ent^
biOsten Stelle zusammenzieht und sie durch je 3
Hefte vereinigt. Hierauf tragt er mit einem Bistouri
den Hautrand der hintern Hälfte des Scheideneingan-
ges ah , und vereiaigt die Bänder dieser hufeisenför-
»igen Wunde ganz so wie bei der Operation des
Dammrisses. Nach beendigter Operation wird ein
Külheter in die Harnblase eingeführt^ wa er längere
Zeit liegen bleibt , um die Blase leer zu halten. VC
tbeilt einen Fall ausführlich mit, wo die erwähnte
Operation vollständig gelang. (Sickel.)
668. üeber ll]nniphomanie ; von W. Joachim.
(Ungar. Ztschr. Hl. 32. 1853.)
UoB einen Beitrag zur Aetiologie der Nymphomanie
zu geben, erzahlt Vf. 4 Krankengescfaichtrn. Im
1. Falle lag dem Uebel eine syphilitische Affection mit
heftigem Pruritus vaginae zu Grunde, im 2. ein Ui^
rns' Polyp, im 8. das Vxirhandensein von Wfirmern,
und im 4. Harn besch werden in Folge von Gicht. Naeh
Boseitigung ^er (i rund Übel gelang in allen FaUen die
Heilung, weshalb Vf. als erste Bedingung bei der Be-
handlung der Nymphomanie ein« ganz genaue Eiplo-
ration der Genitalif^n dringend empfiehlt.
(SickeU)
190
IV. GyDlkologie a. Pxdiatrik.
689. Hydioeephalas chrontcas kel einer
ScIlWUgeni ; von U e c k e r. (Mon.-Schr. f. Geburtsk.
I. 4. 1853.)
Ein 26jähr., ausserehelich geschwäogertes Madchen, die
angeblich frOher stets gesuod gewesen war, zeigte bei ihrer
Aafnabme im Entbinduogs-Iostitat Zeichen einer chronischen
Gehirnkrankheit. Der Gesichtsausdrack war ein lebloser, die
Gesichtsfarbe blass , die Augäpfel etwas hervorgetrieben, die
Papillen erweitert , trage auf Lichtreiz reagirend ; ihr Beneh-
men war mürrisch, doch beantwortete sie alle Fragen richtig,
und klagte nur ober eine bedeutende Abnahme ihres Tor der
Schwangerschaft sehr guten Sehvermögens, so wie über grosse
Mattigkeit. Trotz ihres übrigens guten Benehmens liess sie
immer den Urin und zuweilen die Excremente in das Bett oder
in die Stube gehen. Ihre Entbindung von einem gesunden,
ausgetragenen Kinde erfolgte leicht und regelmässig, die
Wochenfunctionen traten ohne Störung ein , doch zeigte die
Person eine grosse Gleichgültigkeit gegen ihr Kind, u. mussle
zum Stillen desselben gewaltsam gebracht werden, weshalb
das Säugegeschäft auch schon nach wenigen Tagen eingestellt
werden musste. Urin und Fäces wurden fortwährend in das
Bett entleert ; war diess geschehen , so erzählte sie es jedes-
mal unter Lachen der Wärterin. Wurde sie gefüttert, so ass
sie mit grossem Appetit , ausserdem verlangte sie aber nie zu
essen. In Folge der fortwährenden Verunreinigung bildete
sich am 8. Tage ein bedeutender Decubitus am Kreuzbeine
aus; wenige Tage später trat Fieber ein , und die Kranke lag
fortwährend in einem somnolenten Zustande. Unter zuneh-
mendem Fieber wurde die Zunge trocken und rissig , und bei
dem zugleich bestehenden Calor mordax stellten die Symptome
ungefähr das Bild eines schweren Typhus dar; am 11. Tage
nach der Entbindung erfolgte der Tod.
Bei der Section fand man nach Abzug der Schädel-
bedeckungen das im Ganzen dünne Schädelgewölbe an vielen
dunkelblau gefärbten Stellen bedeutend rareflcirt, an einzelnen
derselben fehlte die Knochensubstanz etwa im Umfange eines
Stecknadelkopfes ganz , und es noss aus diesen ein dünnflüs-
siges Blut hervor. Die Dura mater war mit zahlreichen
Pacchioni'schen Granulationen bedeckt. In jedem Seiten-
ventrikel fanden sich etwa ^jj einer vollkommen klaren, wasser-
hellen Flüssigkeit, wodurch die Ventrikel sehr ausgedehnt, u.
der sie bedeckende Theil der Hemisphäre vielleicht auf die
Hälfte seiner Dicke verdünnt erschien; auch der 3. Ventrikel
ersch*ien sehr ausgedeht. Die Substanz des Gehirns erschien
massig zähe, fest. Die Brusteingeweide waren im Allgemeinen
gesund ; die Milz war durch circumscripte Adhäsionen an die Ba-
sis des 1. Leberlappens angeheftet, ihr Parenchym erweicht ;
im Colon geringe FoUicularanschwellungen. Der Uterus war
gut zurückgebildet. (S i c k e 1.)
690. Retroversion der schwängern Gebb-
nmtter; von Ramsbotham. (Med. Tim. andGaz.
OcL 1852.)
Durch MittheiluDg von 8 Fallen zeigt Vf. , dass
die Reposition der retroyertirten schwangern Gebär-
mutter häufig von selbst erfolgt, wenn man nur mit-
tels des Katheters die Urinblase entleert und dieselbe
einige Zeit leer erhalt. Nach der ersten Entleerung
der Blase missglackten in allen Fällen die Repositions-
versuche, der Uterus nahm aber bei fortgesetztem
Gebrauche des Katheters nach kurzer Zeit ganz von
selbst seine normale Stellung wieder ein. Da sich
bei 4 der betreffenden Frauen eine , wenn auch nicht
sehr bedeutende Verkürzung der Eingangsconjugata
fand, so erblickt Vf. hierin eine Veranlassung zu der
Entstehung der Retroversion , indem die sich ver-
grössernde Gebarmutter bei ihrem Aufsteigen ein Hin-
derniss findet. (S i c k e 1.)
69 t. üeber Torfall des Dtent «. derhU
wihrend der Schwangerschaft n. Gebiit^
J. U. Uoughtoo. (Dttbl. Journ. May 1853.)
Nach ausführlicher Erzählung eines von ihm
beobachteten Falles von Vorfall des Uterus u. derS(
wahrend der Geburt, that Vf. noch 14 ahnlichei
andern Aerzten beobachteter Fälle Erwahnong.
2mal kam der Vorfall bei Erstgebärenden vor,
bei Mehrgeschwangerten, in den andern ^llea
die nahern Angaben; die Kindeslage ist nur 2i
wahnt, und war beide Male Schadellage. 4mil
sich einer bedeutenden Rigidität des Matten
Erwähnung gethan. Der Vorfall war 13mal
standiger. Die verschiedenen Behandlungsweisi
langend, so wurde Imal wegen der Rigidifl
Muttermundes Aderlass , Tart. emeL und Opia
gewandt, jedoch ohne Erfolg; 4 mal wurde
gendruck angebracht, ebenso oft die Dilatati«
sucht und 2mal machte man Einschnitte in dca
termund; in den übrigen Fallen ist das Vei
nicht angegeben. 12 von den Gebarenden gi
wie es scheint mit Fortbestehen des Vorfalls
Geburt; Imal erfolgte Heilung ohne Zurflckb
eines Vorfalles; 1 Fall endete durch Ruptw
Uterus tüdllich.
Der Gegendruck, durch welchen der Ul
seiner Lage erbalten wird, scheint in allen Fslk
Prolapsus während der Geburt anwendbar
derselbe wird so ausgeführt, dass man den Zd
Mittelfinger hinter, den Daumen derselben Hj
dem Muttermunde an den Scheidengrund ai
und auf diese Weise das Verstreichen der fi
porlion und die Erweiterung des Mutlermuodei
lieh macht. Bei grosser Rigidität des letzten
noch mechanische Dilatation nOthig werden;
diese im Allgemeinen nur zu widerrathen, dem
den auf den Muttermund ausgeübten Reiz
Gebärmutter zu heftigen Contractionen ^
welche gerade hier besonders zu fürchten sii
dadurch nur zu leicht Ruptur des Uterus In
rufen werden kann. Ein viel besseres und
ungefährliches Mittel sind bei Rigidität des
mundes die Incisionen in denselben. Vf. enls^
sich unbedenklich dahin, bei vorkommender
genheit eine Zeit lang den Gegendruck zu
und dann, wenn die Erweiterung des Os
lange auf sich warten lässt, ohne Zaudern
zu machen. (8
1 Ten
DinM
Hekel
692. Üeber den praktischen Wertli sM
lieber bis auf die neueste Zeit empfoUi
Terfahrongsweisen znr Erweckong der n
gebnrt, nebst zweier neuen Vorschläge, »^
schnell und sicher zu erzielen; von L HaflJ
(Mon.-Schr. f. Geburtsk. 1. 2. 1853.)
Zur Bewerkstelligung der künstlichen Prflb^
giebt es im Allgemeinen 2 Wege, indem die G«
mutter entweder durch dynamische oder durch i
IV. Gynikologie u. PAdiatrÜE.
IM
tkmnseie fieitmitld lur Torzeitigeo AasslossuDg d«r
Fracht feranlassi wird«
1) Dynamiscke Mittel, a) Das Mutterkorn.
Keses Mittel, als wehenverstarkendes schon längst
bdannt , worde zuerst von B o n g i o v a n n i zur £r-
regmg der künstlichen Frahgeburt in Anwendung ge-
kracht» fand aber in Deutschland keinen Beifall. Aus
Kagland dagegen sind eine betrachtliche Anzahl von
Versuchen bekannt, in denen das Mutterkorn allein
oder in Verbtndang mit andern Mitteln die künstliche
Fitthgebort bewirkte« Ramsbotham erzielte 26
kOastlicbe Frtlbgeburten allein durch das in Rede
stellende Mittel ; di^ Mütter genasen sammtitch, aber
lur 12 Kinder wurden lebend geboren. Nach einer
von Hofmann gelieferten statistischen Uebersicht
fanden bis 1847 45 künstliche Frühgeburten durch
Mutterkorn Statt, 32mal durch dieses Mittel allein,
idoial kamen noch andere Methoden zur Anwendung;
in den erstgedachten 32 Fallen kamen von 39 Kindern
24 lebend» 15 todt zur Welt, die Mütter litten keinen
Schaden. Aus diesen und andern Beobachtungen
geht hervor» dass das Mutterkorn zwar für sich allein
Wehen erzeugen and also die Geburt hervorrufen
kaan, dass es jedoch in manchen Fallen nicht genü-
gead, in andern gar nicht wirkt; die Erfahrung lehrt
fner, dass es, in zu grossen Gaben gereicht» unter
Oastanden profuse Blutungen erregt» und dass es
tnflich in einer ansehnlichen Zahl von Fallen todte
Esder xur Welt förderte.
b) Der Galvamsmus und der Elektromagnet
Um» wurde zuerst von Schreiber zur Erweckung
är knnstlichen Frühgeburt vorgeschlagen. Die we-
lken von Simpson u. A. angestellten Versuche be-
weisen» dass durch das gedachte Mittel im schwan-
gen Uteras unter Umständen Wehen erweckt u. ver-
stärkt werden können. Indessen dürfte sich der
Sehreib er'sche Vorschlag wohl nie zu einer wirk-
lichen Methode erheben können , denn einestheils ist
die Beschaffung des Apparates für den praktischen
Am eine kostspielige Ausgabe , anderntheils steht zu
arwarteo» dass die Anwendung der ohnehin schon
apfindlichen Schwangern zu grosse Schmerzen ver-
«laehen wird.
Als ein nur im Vorschlag gebliebenes Mittel ist
it von Cbaussier empfohlene Bestreichung des
■■ttermundes mit einer aus Extr. belladonn. Gr. jj
idAdip. suill. §j bestehenden Salbe zu erwähnen.
lie Wirkung dieses Mittels beruht nur in Ghaus-
^lier's Phantasie.
2) Mechanische Mittel. Diese zerfallen in solche»
auf Reizung der Mutterscheide beruhen , und
ia selche» welche ihren Reiz direct auf die Gebärmatter
n. Zu erstem gehören :
a) Der Tampon, von Schöller zuerst empfoh-
i; er hat im Ganzen nur wenig Nachahmung ge-
fcoden» da sich bei seiner Anwendung grosse Mängel
«gaben. Es ist nämlich mindestens aller 24 Std.
iil Wechsel desselben nOthig» der äusserst lästig u.
seitraubend ist, es ist ferner für die Schwangern das
anhaltende Liegen aiH dem Rücken oder einer Seite
sehr unbequem» das beständige Verstopftsein von
Harnröhre und Mastdarm sehr lästig. Manche Schei-
den dulden einen Tampon gar nicht, sondern stossen
ihn unter stürmischem Drängen sogleibh wieder aus,
in andern Fällen endlich verursacht der Tampon einen
schmerzhaften Reiz , der sich bis zum entzündlichen
Zustande steigern kann. Auf der andern Seite sind
jedoch auch mehrere Vorzüge des Tampon namhaft
zu machen und unter ihnen besonders der hervorso-
heben, dass er einen für andere Pperationsver-
fabren unerreichbaren, festverschlossenen, unnachgie-
bigen Muttermund schon nach kurzer Anwendung er-
weitert. Der Tampon kann daher als Voract zu an-
dern Operationsmethoden, namentlich für den Eihaat-
stich und für den Pressschwamm verwendet werden.
b) Die Hüter'sche Blase. Dieser einfache Ap-
parat vereinigt in sich alle Vortheile des Tampon,
ohne dessen wesentlichste Nachtheile zu besitzen;
denn seine Anlegung, Füllung und Herausnahme sind
höchst einfach und verursachen der Schwangern keine
Schmerzen, und da die Oberfläche der Blaae stets
schlüpfrig ist» so entsteht auch keine entzündliche
Reaction. Bei 16 dem Vf. bekannt gewordenen Ver-
suchen mit der Hüter^schen Blase trat in 10 Fällen
die Geburt ein , und das Verfahren hatte weder für
Mutter noch Kind nachtheilige Wirkungen; 6mal
zeigte sich die Operation erfolglos. Wegen dieser
Unsicherheit wird diess Verfahren ebenfalls keine
selbstständige Methode bilden, sondern nur als HflUs-
mittel anderer Methoden in Betracht kommen.
Die mecban. Reizmittel der Gebärmutter beruhen
auf einer Reizung vom Muttergrunde , von der Scheid
denporlion und von den Frucbthüllen aus. Die Rei-
zungen vom Muttergrunde aus wurden von d'Outre-
p o n t in Vorschlag gebracht und sollten dadurch be-
wirkt werden , dass methodische Reibungen von den
Bauchdecken aus gemacht wurden. Dieser Vorschlag
ist nur als ein gut gemeinter, aber unpraktischer Rath
zu betrachten. Zu den Reizungen von der Portio va-
ginalis uteri aus gehören:
a) Die Lostrennung der Eihäute vom Mutter^
munde. Ueber diese Methode hat Hamilton die
ersten zuverlässigen Beobachtungen geliefert. Sie
besieht in Einführung des beölten Zeigeüngers durch
den Muttermund - und Loslösung der Eihäute rings
herum. Nach Hofmann wurde diese Methode bis
zum J. 1847 12mal ausgeführt, und zwar 7mal mit
günstigem Erfolge ; in den andern 5 Fällen musste
man noch zu andern Mitteln greifen. Da es oft nicht
gelingt f nach Hamilton's Vorschlage 2 — 3'' tief
die Eihäute zu lösen , einestheils wegen zu grosser
Kürze des Zeigefingers» anderntheils wegen zu hohen
Standes des Mutlermundes» so schlug Rieche vor»
sich eines gebogenen Katheters zu bedienen. Auf
diese Weise wurden nach Hofmann 18 Versuche
gemacht; 3 blieben ohne allen Erfolg, 4 machten
noch andere Methoden nothwendig, in den übrigen
19B
Vi* Oyiiäkologie u. PUiatriÜ.
1 1 rillen war der Brfolg gttiisUg. Da» H a m i 1 1 o i>-
Riecke*8che Verfahren hat Mgende SiSiigel 3 I) der
Mttltemiund iai in den letalen Monaten der Schwan-
geracfaaft oft schwer zu erreichen ; 2) er ist oft ao
feat geschloaaen, daas weder Fiager noch Kaaheler
ohne bedentende Gewalt eingeführt werden kann;
8) ca werden , selbst bei grosser Vorsieht , nnr tu
leicht die EihJftute zerrissen ; 4) die Methode hat nicht
immer einen sichern Erfolg. Dageg(>n stnd als Vor-
2dge geltend zu machen , dass die Schwangere nach
vollbrachter Operation bis zur Geburt imgeatOrt ihren
Geaehäften n|chgehen kann , und dass die Blase bis
lur 3< Geburtaperiode erbalten bleibt.
Ein ähnliches, wie da-s eben besprochene Ver*>
fhhren schlagt M er rem in Cöln for; es besteht
darin , einen elastischen Katheter durch den Mutter-
mirnd so weit zwischen Gebarmotterwand u. Eihäuten
in die Hohe zu schieben , bis derselbe einen merk-
lichen Widerstand findet und demzufolge wahrschein-
lich die Placenta erreicht hat. Es liegen über diese
Methode noch zu wenige Erfahrungen vor.
b) Erweiterung des Muttermundes durch Press^
schwamm. Von Brünninghausen in Vorschlag
gebracht, wurde diese Methode, die künstliche Früh-
geburt zu erregen, von v. S i e b o 1 d , besonders aber
ton Kluge, in die Praxis eingeführt und fand vor-
züglich in Deutschland grossen Beifall. Nach H o f-
mann waren bis zum J. 1847 74 Fülle bekannt ge-
worden; 47mal war der Erfolg des Pressschwammes
ein vollständiger, 19mal musslen noch andere Me-
thoden zur Vollendung ^r (ielmrt mit Innzugezogen
werden, 8mal blieb alle Wirkung aus. Nach Kla-
ge's Vorgänge wurde die Operation so ausgediUhrt,
dass nach Einlegung einea kegelförmig ge^ultelen
Stückes Pressschwamm in den Mutlermuod. '.uScheiile
durch den Scholl er 'sehen Tampou versciilosson
wurde. Ea ist einleuchtend, dass «das Einschieben
von Presssehwamm in den Muttermund nicht nur oft
sehr schwierig, sondern des Standes der Vaginalpor-
tion wegen bisweilen sogar unmöglich sein wird. Bei
Erslgeschwangerten pflegt der Mutterhals lang , hart
und unnachgiebig, und der Muttermund so fest ver-
schlossen zu sein, dass das Einbringen von Press-
sehwamm rein unmöglich , oder nur durch vorherige
Wegbarmachung durch Instrumente möglich zu machen
ist; bei Mehrgeschwängerten findet sich nicht selten
eine so kurze, schlafi'e und klaffende Vaginalportion,
dass der eingelirachle Schwamm keinen Halt findet.
Die ÜebelslUnde, welche der Tampon mit sich bringt,
sind schon vorhin erwähnt worden. Es ist sonach
das ganze Verfahren ein höchst mühsames, schwierig
auszuführendes und zeilraubendes für den Geburts-
helfer, ein lastiges und nicht immer schmerzloses für
die Schwangere. Dagegen hat die Methode die Vor-
theile, ddss sie nur selten im Stiche lassen wird, und
dass die Geburt ganz nach den Principien einer zeit-
gemSssen, von der Natur eingeleiteten erfolgt, wes-
halb weder Mutter noch Kind gefährdet ist.
c) Erweüenmg des Muttermundes durch dsa
JKlaiaiorium^ Die oft aohwierige oder gar i
liehe Einführung von Presssehwamm in den Mnitc^
muttd fahrte Busch auf die Idee, durch EinfahruDg
eines soudeoförmigen , in 3 Blattern sich ötfoeDdci
Dilatatoriums den Muttermund allmalig zu erweiiiro.
Nach Versuchen, die d'Outrepont und Papiui
mit dem Instrumente anstellten . verursacht dasselbe
bei seiner Anwendung der Schwangern ausserordeat-
liche Schmerzen ; seine zerrende Wirkung und die
häufige periodische Wiederholung der Operation, bis
der Muttermund über 1" erweitert ist, können eat-
zündliche und krampfhafte ZuHflle hervorrufen und
Einrisse in den Muttermund bewirken. L» ist daher
das Dilatatorium unzweckmässig zur selbstsländigeo
ErweckuDg der künstlichen Frühgeburt, und auch als
vorbereitendes Mittel zur Einlegung von Pressschwamn
nicht zu empfehlen.
d) Die warme aufsteigende Uterindmtcht
Kiwis ch V. Botterau, bekanntlich der Erflndir
der in Rede stehenden Methode, fährte die Operatim
so aus, dass er aus einem 10 CobikzoU haltende!,
an der Wand befestigten, in ein IVs Klafter laogei
Rohr ausgehenden Blechkasten warmes Wasser (duidh
schniitlich 34^ R.) mittels eines mit einem Hrini
verschliessbaren , elastischen Rohres gegen den Ih^
termund , der auf einem kleinen Bänkdien silzendea
Schwängern führte. Die 12 bis 15 Minuten la«t
dauernde Donche wird zur Erregung der Geburt ti^
lieh 2 — 3mal so lange wiederholt, bis ents^hiedeie
Geburtswehen eintreten. Die Vortheile, weiche diei6
Methode gewährt, sind felgende: 1) das unMf
Uterinsegment wird durch die ataltßndende firweicIiiNI
auf das Schonendste zur Geburt vorbereitet; 2)j«ll
Vorbereilungskur ist entbehrlich; 3) das Verfahrip
ist nicht zeitraubend ; 4) die Ausführung ist nicht ii
Geringsten achmerzhafl; 5) durch erhöhte Wiml
des Wassers und längere Sitzungen ist eine gradaelll
Steigerung möglich , und 6) ist nie VerletiuDg du
Mutter oder der Frucht zu befürchten. Ungeachtil
dieser Vorzüge wird diese Methode aus nahe liegend«
Gründen vorzugsweise auf Hospitäler beschränkt bl»
ben müssen; auch passt sie nicht bei Blutangea oda
bei pathologischen Zuständen der Vaginalporüoa, w<
alle Reizungen der letztern vermieden werden müs»<«<
Als Ersatzmittel für den Kiwisch'schen Apparat kOantt
derfrrigateurvon Eguisier benutzt werden, der aoo
in der Privalpraxis anwendbar ist. — Schnal-
kenberg schlug ein eigenes spritzenartiges Instni'
ment vor, welches er Sphenosiphon nennt, vermilieU
dessen er durch Erweiterung des Muttermundes m
gleichzeitige Einspritzung von warmen Wasser da
Geburt in Gang zu bringen hofft. Dieses Verfebf^
ist zur Zeit noch nicht zur Ausführung gekommen.^
Cohen erzielte in einem Falle die künstliche frfk
geburt dadurch, dass er eine 8 — 9" lange, schwac!
gekrümmte Röhre 2" hoch in die Gebärmutterhffhl«
einführte und 2mal 2 — 2% Loth Aq. picea eia
spritzte. Digitized by VjUUV IC
Die dritte Art der iiieoh«Diaohe& Reisungen di
IV« Gyaftkologie u. Plldiatrik.
193
DoUer, die ?on den FruchlhUllen aus, wird
den Eikautsiick reprasentirt. Macaulay,
|i756 Qberhaupl die erste künstliche Frühgeburt
fahren Sinne des Wortes ausführte, bediente sich
I Mittels, welches übrigens zur Uervorrufung des
; schon den Griechen u. Römern bekannt war.
Hofmann waren bis 1847 im Ganzen 184
bekannt, in denen die künstliche Frühgeburt
den Eihautstich eingeleitet wurde; 174mal
er selbstständig oder nach vergeblicher An-
[og anderweiter Nethoden, in 10 Fällen wurde
tcliüich mit andern Methoden verbunden. In
einzigen Falle blieb er ohne Erfolg. Von
liodem kamen 113 lebend zur Welt , 69 star-
[eich nach der Geburl oder wurden schon todt
r; das Wochenbett verlief durchschnittlich gut.
l erreichbarem Muttermunde ist die Operation
[schwer ausführbar; anders verhält sich diess,
i der Muttermund unerreichbar oder fest ver-
I ist. In solchen Füllen sind eine 24 oder
dige Tamponade und lauwarme, schleimige
ritiungen vorauszuschicken. Der vorzüglichste
leil der in Rede stehenden Methode besieht in
iDlzlichen u. vorzeitigen Entziehung des Frucht-
i; die unausbjeiblichen Folgen hiervon sind
ler und schmerzhafter Verlauf der 2 ersten
rioden und die unverhXitnissmüssig grosse
I todt zur Welt kommender Kinder. Um den
Denen Abfluss des Fruchtwassers vor Eintritt
[Oeburlsperiode möglichst zu vermeiden, machte
lios den Vorschlag, die Eihäute vermittels eines
I 8'' hoch aber dem Muttermunde anzuste-
[ and N e i s s n e r führte diese Idee mittels eines
Instrumentes 8mal aus, wobei alle Kinder
liur Well kamen. Trotz dieses günstigen Er-
I bat die Meissn er'sche Methode doch nur
!9aehahmung gefunden , wahrscheinlich aus
unde, weil die Operation keineswegs letcht
hren ist.
I Gesagten zufolge dürften von den erwähnten
len zur Erregung der künstlichen Frühgehurt
Mutterkorn, der Eihautstich, der Press-
n, die Hflter'sche Blase u. die IJlerindouche
Nng verdienen. Ats für alle Indicalioiien pas-
Mi^Det sich am besten die H ü ter*sche Klase.
Mn's Colpeurynter wird vom Vf. gar nicht er-
tt obgleich dieses Instrument vor der II Ute r-
Blase gewiss den Vorzug verdient. Ref.) In
^Hinsicht vollkommen ist auch die beste Methode
weshalb es oft nüthig sein wird , je nach Um-
I die eine und die andere zu verbinden.
llie zwei , angeblich neuen Vorschlage des Vfs.,
! höchst einfache Weise schnell und sicher die
einzuleiten, bestehen in Einspritzungen von
Wasser gegen die Vaginalportion oder in den
Dnnd, wozu sich Vf. einer gewöhnlichen, gros-
Rlystirspritze bedient. Das Verfahren ist Fol-
die Schwangere nimmt am besten dne Stel-
• JikAk. B4. 79. un, a
lung ein, wie bei Application der Douche nach Ki-
wisch; hierauf wird ein langes, nach der Krflnl-
mung des Kreuzbeins geformtes zinnernes Rohr mit
weiter Oeffnung in die Scheide eingebracht und von
der Schwangern gehalten. Nun wird die Spritze aus
einer nebenstehenden Schüssel mit warmen Wasser
gefüllt, das untere Ende des eingeführten Rohres mit
Zeige- u. MitteIGnger der linken Hand vom Operateur
gefasst, das an der Spritze befindliche kurze Rohr in
die entsprechende Oeffnung des gebogenen Rohres
mit der rechten Hand vorsichtig geführt, und der
Wasserstrahl mit KraA gegen die Vaginalporlion hin
gcdrüc' . In 4 vom Vf. ausführlich mitgelheilten
Fallen zeigten sich diese periodisch wiederholten,
systematischen Einspritzungen (bei jeder Sitzung
wurden ungeHihr 20 — 30 Spritzen injicirt) vollkommen
wirksam , und der Eintritt der Geburt erfolgte zwi-
schen 3 u. 15 Tagen. Bei einem fünften Versuche
zeigte sich das Verfahren unwirksam, weshalb Vf.
Einspritzungen in den Muttermund machte ; diese be-
wirkte er so, dass er ein dünnes, wie ein Multer-
rohr gebogenes, 12'' langes, blechernes Rührchen
etwa 1'' lief in den Muttermund einschob und mittels
der Klystirspritze warmes Wasser injicirte. In 3
FMlIen , die nach dieser Methode behandelt wurden,
erfolgte der Eintritt der Geburt zwischen nicht ganz 2
bis etwa über 3 Tagen.
Der ausgezeichnet günstige Erfolg dieser, freilich
noch nicht zahlreichen Versuche fordert gewiss zur
Nachahmung auf, besonders da auch vom theoreti-
schen Standpunkte aus erhebliche Bedenken nicht
entgegenstehen. Eine Contraindication werden diese,
wie alle warme Einspritzungen bei Blutungen und bei
manchen Krankheiten der Vaginalportion finden. Den
Einspritzungen in den Muttermund steht dasselbe Be-
denken entgegen, wie z. B. dem Einlegen von Press-
sehwamm , nifmlich die Unerreichbarkeit oder Un-
durcligdngigkeit des Muttermundes. Diese Inconve-
nienzen werden am besten dadurch beseitigt, dass
man die Operation mit d^r ersten Art von Einspriz-
zungen beginnt; werden nicht schon hierdurch Wehen
erref^t, so wird doch gewiss die untere Partie der
Geliürmutter so weit vorbereitet, dass Einspritzungen
in den Mutlermund nun mOglich sind. Bei Vornahme
dieser letztern wird man gut tliun , wenn man nicht
immer denselben Ort zum Einschieben des Röhrchens
wählt , sondern wenn man diess an verschiedenen
Stellen der Gebarmuiterhöhle in die Uohe zu führen
sucht.
Manche Geburtshelfer rathen da, wo es mit der
künstlichen Frühgeburl nicht dringend eilt, einen
solchen Zeilpunkt zur Operation abzuwarten , wo im
ungeschwängerten Zustande die Menstruation einge-
treten sein würde. Auf Erfahrungen gestutzt, erklart
Vf. diess im Allgemeinen für unnöthig. — Ein an-
derer wesentlicher Punkt betriflt die Abschätzung des
richtigen Zeitpunktes, wo bei vorhandener Becken-
enge die künstliche Frühgeburt eingeleitet werden
25
104
IV. ey&ttkologft^ 0. iPldiAtnlu
soll. Die Aiifstellütig Von TaMleti , nud) dehen tttHti
nach Maassgabe des AHliitrlicheii Beckens die Ope-
ration m b«$timtnten Termhieft anzustellen hit iM
ohne Nutsen, du dre fieckffDdttrchktoesser nich^t immer
den Oarchmessern des Kiiideskupfes entsprechend sich
gestallen. Stellt sich foei der Geburt ein Hissvtr'-
haUniss swischen Kindeskopf und Becken heraus , so
leistet irt solchen f Hlien die Zange mehr als bei aus^
getragenen Kindern, weil die weichen Kopfknochen
bedeutend comprimirt werden können; da$ Oehim
eine^ noch nicht völlig reifen, lefoensfühigen Kindes
erduldet ohne Na(:htheil einen starkem Druck, als das
eines reifen. Es wird immer nothwendig sein , die
mothmaasstiche Grösse des Kindes an der Mntter von
«Qssen und innen her tu erforschen und bei Multi-
paHs die früher stattgehabten Gehurten zu berQck-
^icfhiigen. Wegen Beckenenge noch in der 89. und
40. Woche tn operiren, ist ungeeignet.
(Sickel.)
69». Cin iiene« Terfahren zor Einleitimg
der kttürtlichen Frühgeburt; von scanzoni.
(Verhandl. d. med. -phys. Ges. zu Warzburg. IV. i.
1853.)
Die Beobachtung des lebhaflen Gomsensus der
Brüste mit den übrigen Geschlechlstb«ilen brachle Vf.
auf den Gedanken , durch Reizung der Brustdrüsen-
hel'vett die Geburtsthätigkeit hervorzurufen. Den
ersten Verstich machte er an einem 24jähr. Frauen-
zimmer, die wegen ßeckenenge voV "il Jähren mittels
del* Perforation hatte erttbunden wer<)en müssen. In
der 32. Schwangerschaftswoche wurden i Milch-
Saugappärate , bestehend aus i" Ungen, 3'' breiten
Kautschukbiaseü mit gläsernen , trompetenartig sich
erweiternden Oläsringen, auf die Warzen gesetzt u.
durch Zusammendrücken der Blase luftleer gemacht,
so dass ^ie ndchArt der Schröpfköpfe wirkten. Wäh-
rend 3 Tagen kam der Apparat 7mal , jedesmal etwa
2 Std. lang, ih Anwehdung. Schon nach der 3. Ap-
plication wurde eine Verkürzung des Scheiden theiles,
nach der 6. kräftige Wehen beobachtet, u. bald nach
der 7. war die Geburt beendigt.
Diese böciist einfache Meihode verdiest vor den
Insher bekannten gewiss in mancher Beziehnng den
Vorzug; Mir steht zu befürchten, dass durch die
Saugapparate eine solche Gongestion zu 4eo Brüsten
hervorgerufen u. dadurch nicht seUe« Entzündung der-
selben im Wochenbett veranlasst werden kann, und
dass leicht ein arger Missbrauch mit der Methode ge-
trieben werden kann.
Ein 2. vom Vf. angestelitcfr Versuch glückte noch
besser, als der erste. Bei einer Grstgeschwangerten
^mrde wegen heftig, durch ein Lungetilerden verur^-
sachter AthmungsbeschWerden die Entfermitfrg 6Mr
Frucht nötli^. Nach der 3. Application des Appa-
rates war ein scheiniottles, doch bald wieder befebtel
Kind geboren. D« aber heftige dydpnoiseheAnft II« be^
kanntlich auch für sich allein den Geburtsact einzu-
leiten oder tu beschleuntg^n termdgen < m will %
diesen Fall nicht als vollgültig gel4en iMseh.
(8tckel.)
694. Fall f «B ktt&rtli€lier Frtheeburt wegM
tebeiugefahrlicber Tereitening des Biadeg^
webes des recktei Beines ; von c r e d 6. (abb.
d. Berl. Charit«. 111. 2. 1853.)
Ein SOjShrw zum 3. Male icliiraBgeres Fratenzimniii
kam mit einem V/t' iui DarcboMSMF ballcDdea Gescävir
und einer Bindegewebs-EntzunduDg am rechten Uolerechenkd
in die GharitiS. Alle Versuche , die Eotzündung anfzühalteD,
ACheitenen , dieselbe detzte sich vielmehr dem Veriaüfe der
¥«a. saphena folgeol^ bis zur Leisteogegeod fort undgiogid
Eiterung über. Das AUgemeinbeftndeo litt dabei 8o> dasi dir
baldige Tod der Pat. zu erwarten stand. Da nur etwa ooek
e — 7 Wochen bis zum normalen Ende der Schwangerscbift
fehlten, so ent^chloss man sich, um das Leben der Hutlern
vetton und wemoglith avdi das des Kindes lu erbaltea , z«
Einleitung der künstlichen Frühgeburt. Zu dkse» Zveckc
führte Vf. den Zeigelloger in den tief stehenden, ziemlieh
weiten Muttermund ein und suchte die Eihäute im Umkreise
desselben loszutrennen. Als sich darauf am nächsten Tan
der Mnttermund schon för 2 Finger dordigfiiigig zsigte, iratle
die FrH<ibtUaee gesprengt ^ worauf bald kräftige Wehco ei»-
traten , die etwa 67^ Std. nach Zerreiasung der Eihäute eis
lebendes Rind zur Welt beförderten ; leider lebte dieses m
bis zum folgenden tage.
Obgleich das Allgemeinbefinden der Mutter am Tage aadi
der Geburt ticb etwas gebessert zti haben schien und die Gl*
»cbwulst dea Beines a^enemaaen bat^e, so war die Bessenil
d«ch von keiner langen Dauer , und am 14. Tage nach 4v
Entbindung starb auch die Wöchnerin. Die 5ec/ion ergab luter
Andern Verwachsung der ganzen rechten Lunge mit den
tborax , Verdicbtütig des Gewebes !m untern and im grfisstea
Thenfe dus Mitttem f^cbleo Lu6g«fttappeas »bne plasäielft
Infiltration ; die Leber, besonders deren recirter Lap^
sehr gross, zahlreiche Steine in der Gallenblase u. im DucW
cysticus ; der Uterus war viel zu v^enig zuriickgebiMet. Das
Kniegelenk Vt^af in hohem Grade ettrig tem5rt, ufle Knorpd
abgestosaen ; von hi«r am hallen sich Eiterdafcbbrucbe z«^
•eben den Mliskelo des Ober- und Ufttarscbankels gebildcL
In den Venen fand sich kein Eiter. (Sickel.)
695. Üiigewölmlich schnelle Cfebiirt; voi
Dermott. (Laneet. March 1853.)
Der ton Vf. lufz mitgetheilte Geburtsfall ist In gerichtf
fifttliclrer Bezieh«Bg Di<»ht ohne Interewe. £r beti^ oM
23jahr. Erstgebärende; dieseUH» fühlt«, ungeffthr S Wocäei
vor der Zeit, wo sie ihre Niederkunft erwartete, und nachdeo
sie sich ganz wohl befunden hatte in der Nacht , Drang zofl
Stubigang, Weshalb sie das Bett verlress, om auf den Abtifll
«Q gehen. Kaum hatte sie anige Schritte in der Stube gt
tban , so fiel daä Kind za Boden ; der Nabetstrang war «M
3" vom Nabel entfernt durchgerissen. Das wehlgcbildeUi
gut entwickelte Kind hatte , mit Ausnahme einer CoDtosioi
beim Italien, keinen Scbaded gelitten. (Sickel.)
696. Intbifldimgs-Terlatf nacli ftBlieni
Operation eines Dammrisses; von Hacke. (Med
Gentr.-Zig. 29. 1853.)
Seinem frfiher gegebenen Versprechen genulas tbeilt 91
in der Kürze den Verlauf der 9. Niederkuna einer Frau oH
bei welcher er früher den durch firand zerstörten Damm oe«
gebildet hatte. (Siebe Jabrbb. LXXV. lÄJ.) Bei der «
normalen Ende der Schwangerschaft eintreieDdeRGebiitt^
die Wtshea nor sob^vacb , und der Kopf röekAe troU eipigi
Gaben Secal. com. nur sehr langsam vor; als er soweit gl
kommen war, dass der stark geapaodta Damm sieb ohne Eil
risa nicht weiter ausdehnen konnte , nabm Vf. ein l^ott'sch^
lY, CynttQlogiB II. PlOiliirik,
m
j'i HaMi aiaen etw« 1" tiefen Ewaohpitt, vv^rai^üer
Iwde. Die Wunde w«rd# 4arch einig« iCnopfnäbie veri-
IfBdkiltaacJlMU. (Sick^l.)
•7. iliioirliagin nack 4ar Gebirt; voa
^ibolhan. (Med. Tim. and Gas. Apr. 1853.)
flaa nimmt gewöhnlich an, dass (Iberall, wo nach
DOPg d«r Placenta d«r Uterna aich in Dorfpaler
ifitaUabirt» UlmorrliagieB nifiht an befüfchtea
Durch ErxXfiluDg von 14 Odburtafdllaii
tTt darauf aunnerksam, dass oft trotz häufiger
koMabafler Nach wehen die vorher inganznor-
f Weise cuotrahirt geweaene GebKrniftllar unter
ireadem, oft reichlichem BIntabgange dareh
ichlechtstheile, allm^tig an Umfapg wieder zu-
dabei aber ilire B^rte behalt. £9 rOhrt diess
r aach £ntrernung der Nachgehurt noch fort«-
Blutung her; das abgesonderte, anfangs
I gerioger Menge vorhandene ßlut fliesst nicht
idig aus dem Uterus aus, durch das zurUck-
s werden aeuerdings Contraotionen, anfangs
Itehwache, hervorgerufen, die die wttssrigen
aus dem aogesammelten ßlute auspressen,
ad dia festen zurdckbleiben u. zu immer neuen
lioaen, ao wie au allmtlliger Ausdehnung der
itter Verantaasung geben. Naeh Eingehen
Hand in den Uterus und Entfernung stimmt-
Koagula hdren die schmerzhaften Nachwehen
iMf. (Sickel)
Ktigencluiitt mit gltcklichem Ans-
l; aus K i ii a n's Klinik piitgetheilt von W. S a c k.
iieEüo. 19. 1853.)
liigetheilte Geburtsfall zeigt, wie trotz der
lligsleQ Umstüode doch bisweilen ein günstiges
lal erlangt wird.
^ eioer 22jäbr. Erstgeschwängerteo war bei der ge-
"lieben Untersuchung eine Beckfodeformitäl gar nicbt
i w<)rdea. B«i der rechtzeitig eJDgelretapei) Geburt
laan aacb dem ßlaaepsprunge , dass der kindeskopf in
lickeDciogaqge feststand ; das Proroonf oriuro Uees sipb
i¥i Uodeikopfe« nicht erreichen. Da die kräftigen
1 den Kopf nic^t tiefer herabbrachten , so stellte man^
iiQitcbes NissTerbaltniss aboend, eine Beckenmessqog
I Baudelocf ue'scben Instnioieote an, welche für die
> Csoja^ata ft" ergab , wonach also die ipnere 2V4''
Es wurde hierauf die Zange angelegt« aber auch die
iTracUoQfin bracbun keine Aenderung in der Stellung
bihenor, ebensowenig wie awei später angestellte
iflict Versuche mit der Zange ; bei der letzten Applica-
^ loslrunenis war der Kindeskopf etwas nach rechts
^ a, and man konnte nun auch durch die innere Unter-
I die bedeutende Beckenverengerung erkennen.
Ai die HeretSne des Kindes noch lebhaft yernommen
I so schritt man mit Bewilligung der Kreissenden zum
Mt. Nieh Dnrchsehneidung der ßauchdecken zeigte
}J»» Heiz; es zur Seile zn schieben war-nnmeglich, es
isrekschnitten , worauf eine beträchtliche Blutung
j*} die lieh noch um ein Bedeutendes steigerte, als man
^«aickneiden in den Uterus gerade auf die placenta traf.
^'ncüoD des kipdJkJ^n Bumpfes geschah ohne Scbwie-
«sbt so die des Kopfes , der ganz fest im Becken-
^ «wgekeilt w*r. Em bei am 3. Versuche gelang m
durch gewaltsames , das Üben des Kindes ganz ausser Aoht
lassendes Ziehen an dfin Schultern, den Kopf aus der Ein-
klemmung zu befreien. Trotzdem wurde das Kind lebend
geboren.
Der letzterwähnte Umstand liefert einen Beweis , dass es
durchaus nicht so gefährlich ist , wie manche Geburtshelfer
glauben, wenn man nach Kiwiscb's Vorschlage bei der
Extraction an den FGssen zur nervorieitung des nachfolgenden
Kopfes methodische, energische Z0ge an dem Rumpfe des
Kindes ausübt.
Die Vereinigung der Wundränder geschah dnreh 8 mittel-
starke Insectennadein mit umschlungenen Fäden ^ welcher
Methode Vf. den unbedingten Vorzug vor den Knopfnähten
giebt. 2 lange, vom Bücken her sich über der Wunde kreu-
zende Heltpflasterstreifen sollten zur Unterstützung bei etwa
eintretendem Meteorismus dienen. Compressen, Leibbind«
u. s. w. wurden nicht angelegt, wohl aber eine einfache Lage
Gutta-Percha-Papier und über dieses Eisblasen. Beim Ein-
tritte der unverkennbaren Zeichen einer beginnenden Perito-
nitis wurde wegen der aufs höchste gestiegenen Auftreibung
des Leibes durch den untern Wundwinke) eine Sonde in die
Bauchhöhle eingeführt u. dadurch ao 3 Pfd. einer schwarzen,
blutiggefärbten Flüssigkeit entfernt, worauf alle beunruhigenden
Symptome sofort abnahmen. Die Genesung erfolgte von nun
an zwar langsam, doch vollkommen. (S i c k e 1.)
699. neber die Anwendung des Chlorofbrm
in der Gebortsbttlfe ; von ßernard. (Ciz. des
Höp. 49. 1853.)
Vf. glaubt, dass, aachdem die letzte Entbindoog
der Königin von England unter dem Einflüsse de«
Chloroform vor sich gegangen ist, die AnweaduQg
dieses Mittels in der Geburtshtllfe mehr als bisher
Eingang finden wird , und spricht die HplTaung auf»
in nächster Zukunft eine Discussion darüber io der
Akademie gehalten tu sehen. Ehe er über die Indica-
tionen tum Gebrauche des Mittels , so wie Ober die
Art der Anwendung spricht, schickt er einige Hemer«*
kungen ttber die Wirkungsweise desselben vorans«
Die Gontractionen der Gebärmutter werden durch den
Gebrauch des Chloroform nur dann aufgehoben, wenn
eine vollständige Anästhesie herbeigeführt wurde;
Montgomerysah dieselben in einem Falle ein Paar
Stunden hindurch aufboren. Werden dagegen im
anästhetisohen Mittel nur mit Naass angewandt, so
wird die Huskelthätigkeit des Uterus während der Ge-
burt nicht aufgehoben« Passelbe gilt von (|en Con-»
tractioneo der Bauchmuskeln. Da die Resistens dei
Perintfum eine so sehr verschiedene ist, so ist es sehr
schwer zu sagen, ob das Chloroform auf die Er-
schlaffung desselben einen directen Ginfluss übt.
Der Einfluss auf die Gesundheit der Frauen ist
gar keiner oder ein wohlthätiger; durch die Verha-
tung der nervOsen Aufregung gelangen nach Simp-
son die Frauen weit kräftiger in das Wochenbett , ^^
nachfolgende entzandliebe Zustände sind seltner, aii
da, wo keine an ästhetischen Mittel angewendet wurden.
Nicht derselben Ansicht sind die französischen Ge-
bvrtsb^lf^r; obgleich sie die von Simpson gertthow
ten Vortheile nicht in Abrede stellen, so fflrehten sie
doch eine der Geburt nachfolgende Unthätigkeit des
Uterus, die, wie diess Duncan unter 78 Fällen
4mal beobachtete, zu gefährlichen Hämorrhagien Ver-
anlassung geben kann , upd obgleich poch kein Fall
196
IV. Gynäkologie o. Psdiatrik.
bekannt worden ist, wo durch den Gebrauch des
Chloroform bei einer Entbindung der Tod erfolgt w.1re,
so gilt ihnen schon die Möglichkeit eines tOdilichen
Ausganges fOr eine Gonlraindicalion. — Auf das
Kind scheint das Mittel keinen Eiofluss zu üben.
Die englischen Geburlshelfer ralhen bei den mei-
sten Entbindungen, künstlichen wie natürlich verlau-
fenden, zum Gebrauche des Chloroform , die franzö-
sischen dagegen wollen ihn auf besonders schwere
Geburten beschrünkl wissen und stellen folgende In-
dicationen : 1) ein hochgradiger nervöser Zustand der
Kreissenden , 2) bei Störungen des Geburlsverlaufes
durch schon vorher bestehende schmerzhafte Leiden,
oder durch Erbrechen, KrMmpfc u. s. w. , 3) bei un-
regelmässigen Contraclionen des Uterus, die trotz der
grossen Schmerzen, die sie verursachen, die Geburt
nicht fördern, 4) bei krampfhafter Verschiiessung u.
Rigidität des Muttermundes, u. 5) bei Eklampsie.
Ausserdem ist das Chloroform bei allen künstlichen
Geburten zulassig.
Bei der Anwendung des Mittels ist der Grundsatz
zu befolgen, dass man bei schmerzhaften, aber vor-
aussichtlich schnell beendigten Operationen , kräftige
Einatlimiingen vornehmen lässt, um eine volle Ke-
täubung herbeizuführen, dass man dagegen dort, wo
es gilt, eine grosse Aufregung zu massigen oder einen
specielten Schmerz zu unterdrücken , keine volle An-
ästhesie herbeiführt, sondern nur von Zeit zu Zeit we-
niger liefe Emalhinungen machen ISsst.
(Sickel.)
700. Bericht Aber das allgemeine Entbin-
dungshans zu Stockbolm im J. 1849; von m. c.
Retzius 1).
In dem genannten Zeiträume wurden 502 Weiher ent-
bunden, von denen 28 starben. Gelieren wurden 510 Kinder
(261 Knaben und 249 Mädchen); Zwiiling«((ehurten kamen
8 vor; todlgehoren wurden 46, und starben ebenso viele in
den ersten beiden Wochen nach der Geburt. — In 482
Fallen erfolgte eine naitlrliche Geburt, 8mal mussle die Zange
angewendet , 8mal die' Wendung , und 2mal die Cra-
niotomie gemacht werden. — Von der Anwendung des Chlo-
roform während dieser Operationen versichert Vf. keinerlei
Nacbtheile für Mutler oder Kind verspürt zu haben , obgleich
die Anästhesie einige Mate eine volle Stunde unterhalten wurde.
Er beobachtet aber dabei die Vorsicht, immer auch atmosphä-
rische Luft einathmen zu lassen, indem er das mit Chloroform
befeuchtete Tuch entweder nur vor den Mund oder nur vor die
Nase hält, wodurch freilich der Eintritt der Anästhesie ver-
zögert, die Gefahr der Erstickung aber vermindert wird. Er
fand ferner, dass Streckungen in den Händen u. Füssen schon
ein sicheres Zeichen der vollen Einwirkung des Mittels waren,
und hörte ddnn mit der fernem Anwendung auf, fing dieselbe
aber wieder an , so wie das Gesicht einen leidenden Ausdruck
bekam. Nach yollendeter Operation liess er kalte Umschläge
auf den Kopf machen, wodurch er den Kopfschmerz, der leicht
eintritt , abhielt. Bei natürlichen Geburten hält er die An-
wendung des Chloroforms nicht für gerechtfertigt. Einige
Male stellte er auch Versuche mit Alkoholdämpfen an, wodurch
wohl ein ranschartiger Zustand, aber keine Anästhesie hervor-
gebracht wurde ; dieselben vfirkten weit irritirender aufs Ge-
fasssystem als Schwefelätber. Der von Simpson erfundene
1) Stockholm 1850. 58 S.
ipObstetric Airtactor* erwies sich ihm aoofitt. —
einigen namerischeo Angaben bemerkt Vf. , dass der Ga
heilszustand in den ersten 3 Mon. in der Anstalt got
sei. Ausser einigen Fällen von Pneumonie kameo ntck^
geren Zwischenzeiten 3 Fälle von Metrophlebitii oder |
Peritonitis vor. Da diese Fälle befürchten liesseo, da«
eine Puerperalßeberepidemie in der Anstalt später eatiii
könne , so wurden , um dieses zu verhindern , vom T{.i
cherlei Maassregeln getroffen, die ausführlich
werden.
Während diese Fälle sporadisch auftraten , kam«
nacheinander mehrere Falle von Gangraena pudenk
bei Wöchnerinnen vor. Dieses Hebel soll im allg. Ei
dungshause nicht selten vorkommcu, wurde vom Vf.
mals in der Entbindungsanstalt pro patria beobachtet,
hielt dasselbe anfangs für eine Folge von bei der Enlbii
entstandenen Läsionen , und nicht für einen seibstttii
Moriiilcationsprocess, überzeugte sich jedoch bald vom
theile und glauht, dass er mit den sogenannten Pueq
schwüren , welche einige deutsche Geburtshelfer bfiliri
wähnten , übereinkommen düifte. Nach seinen Erfjhfi
kommt es ebenso oft nach leichten , als nach schwell
burten , ebenso oft bei Erstgebärenden als MebrgebäDf
gleich oft bei breitem, hinderlichem Perinäum als beii
schmalen , gleich oft nach künstlichen als natüriici
bindungen, u. gleich oft nach tiefem Herabdringeo des
ins Becken, als wo dieses nicht der Fall war, vor. 1
mal entstand das Uebel schon einige Stunden nach derG
gewöhnlich aber am folgenden Tage , und fandea sich
einem gelinden Frostanfalle auf dem hintern Theile der
kenen Vaginalschieimhuut oder auch wohl an der loDi
der Labia majora bell schiefergraue , unempfindliche,
erhabene Flecke, die bald dunkler wurden , wahrend«
Schleimhaut , auf welcher diese Flecke sich befandet
weichte, auflockerte, ablöste und ein Geschwür mit
Rändern und graugelbem Grunde binterliess. Dieses k
sich rasch im Umfange und in der Tiefe aus , sonderte
dünnen, blutgemischten Eiter ab, der widerlich, li
roch und alkalisch war. Die Vagina und äussern GescU
theile wurden dabei empfindlich und stark gefärbt; i
stendrüsen litten wenig und Veränderung des Pulse«
nicht bemerkt. . Der tJlcerationsprocess dauerte bei (
hundlung 5 — 6 Wochen ; im günstigen Falle flog i
schwär zu Ende der 2. Woche an zu heilen, jedoch
sam , und nach beendigter Heilung blieb eine grosse,
Narbe zurück. Fast in allen Fällen schien eine eigeoe«
tutionelle Disposition dazu vorhanden zu sein , die sich
ein eigenes missfarbiges Aussehen mit eingefallenen Ai
mattem Blicke zu erkennen gab. Dem Vf. ist es wahi
lieh , dass die Krankheit durch einen in den Betten ood
zeugen belindiiclien Stoff erzeugt worden sei, der,
diese Betten und ßettzeuge öfters gereinigt und
worden waren, sich durch den mehrjährigen Gebrauch ii
selben gebildet gehabt hatte, wovon er sich um so mehr
zeugte, da diese Stücke nach dem Waschen beim"
einen unleidlichen Geruch verbreiteten. Ob die Ki
conlagiös sei, wagt R. nicht zu entscheiden, glaubt)
funden zu haben , dass sie durch Eleven der Anstalt,
nöthigen Vorsichtsmanssregeln unbeachtet Hessen, überti
wurde. Den besten Erfolg sah er von Injectioneo
etw.is Al.iun gemischten Chamilleninfusums in die Vi
Na« h jeder Injection wurden die kranken Stellen mit Chi
die mit üng. basilic. bestrichen war, bedeckt, und oack
liger Abstossung der Schleimhaut, wurde eine Salbe aus
kohle und China mit Bals. peruT. gemischt, aogewei
Wenn die erhatienen Ränder sich verloren haben, und
Grund ein gesundes Ansehen bekam , so wurde Ung. m
gebraucht. Durch Application von Jod-Tinctur ^li^j.
die Schleimhaut rascher ab, aber die Heilung erfolgte ■
schneller.
Während der im April herrschenden katarrhalischeaO
stitution kamen viele Fälle von Bronchitis oder katarrbaliw
Diarrhöe vor, und wurde auch mitunter in Folge des heWl
Hustens and der Erschütterung der Unterleibsorgane eia ■
IV. Gynäkologie n. Psdiatrik.
197
I Lei^n des PeritooSfims Teranlasst. Diese primfire
nnterecbied sich von der bösartigen , die mit
i(ies Dteros Terboodeo war, darch die BeschräokuDg
ifiBdtichkett auf den obern Theil , geringfdgige Ver-
{der EnUundong, Abwesenheit von Meteorismus, un-
beeelnTolDlion des Uterus und den fortwährend wei-
i vollen Puls. Oerlliche Blutentlecruogen , Grütz-
e, PuIt. Doveri leisteten die besten Dienste; die
{erfolgte onter starken Hautkrisen. Die katarrhalische
hotion ivihrte bis Ende Juni, es kamen onter den Wöch-
Falle von Erysipelas und Scharlach , so wie auch
^vofl Iffetrophfebitis und Metroperitonitis etwa ebenso
1 im Frühjahre vor.
I&agust war der Gesundheitszustand besser, als früher,
OD in der ersten Hälfte des Sept. zeigten sich wieder
I podendarom und verschiedene rasch nach einander
5 Fälle von MetrophlebitU. In einigen Fallen war
ikbeit nicht eher zu erkennen , als bis sich die puru-
' rüoD manifestirt hatte. Bisweilen wurden nur nach
lergppiDgenen Srhtltlelfroste oder einem Gefühle von
I Mfken beim Drücken der Soitenlheile des Uterus
iSckoerzfO hervorgebracht. In dem nachfolgenden
(der Puls bis auf 140, wnr dabei weich und etwas
fkHt. Der Locbialfluss dauerte fort und ergab nichts
i, ebenso die Milchsecretion, wenn sie vor derKrank-
lin Gange gewesen war. Schon nach 12 — 24Std.
ediePyämie charakterisirenden Zeichen eingetreten.
bSection der Brustorgane Hess sich durch die phy-
( Ootersuchung nicht entdecken ; an den Extremitäten
I rolhe Flecke. War Empfindlichkeit des Unterleibes
I gewesen, so verlur sich dieselbe, so wie der Leib
ichwellen. Diese Anschwellung nahm schnell zu,
■beschwerde wurde stärker, es entstanden kalte
K, Collapsus und Cyanose ; der Tod trat meist hei
' rostseia ein. Von 9 Kr. starben 6 am 3. Tage der
— Vf. bemerkt , dass bei der Metrophlebitis der
[Vra. spermatic. gebildete Eiter dadurch verhindert
) weiter zu dringen , dass er zwischen zwei Blut-
eiogescblossea wird, dass er sich später durch
\ der Gefasswinde einen Weg nach aussen bahnt,
bieeondäre Venenabscesse entstehen , oder durch Re-
^eotfenit werden und die Vene sich obliteriren könne.
Ida«9da, wo die Genesung langsam mit einem len-
' I Fieber vor sich geht, durch einen dieser Vorgänge
Ute fofection verhindert werde. Dass seihst, wenn
I die Blütmasse gelangt und Pyämie vorhanden ist,
nse ein glucklieber Ansgang erfolgen könne, sah
Noen Fall bestätigt, in welchem sich das Blut durch
"iebe Eiterabsondernng in der Bauchhöhle von dem
efreiro sachte, und ffir die Kunst weiter nichts zu
^ils den Eiter zu entleeren.
[.Oetober kam besonders ein Fall von Rflckenmarks-
! wr; in der dritten Woche zeigten sich wiederum
iNetropblebitis und Peritonitis. Vom November bis
des Jabrea kamen bedeutende katarrhalische
n and ein Paar Fälle von Scharlach vor; jene com-
hiich mit allen übrigen Krankheitsfällen o. mit einigen
r vorgekommenen Fällen von Metrophlebitis.
Itibl der in dem gen. Jahre vom Puerperalfieber Er-
^ fcelrug 53 , etwa 26,6o/o von der gesammten Kran-
snd 10,85®/o von den aufgenommenen Weihern ; es
[18, also 34,1 7o/o (die Fälle von Peritonitis clrcum-
"den nicht unter den Puerperalfiebern einbegriffen).
I, da« das Puerperalfieber sich 1826 und 1841 als
milch in der Anstalt herrschte, weit verderblicher
[>1$1849. In den Jahren 1827 bis 1840, in welchen
\*iel849, mehr sporadisch zeigte, kamen 264 Fälle
"1 welchen 171 tödtlich abliefen. Bei der Besprechung
!geln, welche die Entwicklung einer Puerperal-
JeiDie verhindern sollen , bemerkt Vf. , dass man nie
^ wi , im Anfange einer Erkrankung zu bestimmen,
! dem Puerperalfieber angehöre oder nicht , etwa
1 Milchfieber sei, indem sich auch bei diesem Sym-
ptome zeigen , die jenem angehören. Ihm sind viele Fälle
VOR Puerperalfieber vorgekommen, in welchen der Schmert
oder die Empfindlichkeit in der Gegend des Uterus gar nicht
vorhanden oder sehr gering waren. Dass das Localleiden dem
Fieber mehrere Tage vorausgeht, und dass immer mehrere
Organe gleichzeitig ergrifllen sind, wie dieses Lietzmann
behauptete, bat er nicht bestätigt gefunden. — Er bemerkt,
dass man durchaus nicht sagen könne, in welchem Stadium
die Krankheit ansteckend sei. Es seien ihm Fälle bekannt,
in welchen , während des Herrschens der Krankheit in einer
Entbindungsanstalt, Weiher gleich nach der Entbindung von
derselben befallen wurden und die Pyämie sich schon nach
einigen Stunden zn erk<»nnen gab. In einem Falle wurde eine
Person vdin Puerperalfieber ergriffen, die von einer Hebamme
entbunden war, welche kurz zuvor mit einer Wöchnerin , die
an gelinden Leibschmerz litt, in Berührung gewesen war.
Die Krankheit nahm bei dieser ihren bösartigen Chantkter erst
nn, als jrn«' hereits ein ausgebildetes Puerperalfielipr halte. —
Die Sectionsresultate waren die gewöhnlichen , und bemerkt
der Vf. , dass er bei der mikroskopischen Untersuchung dee
Lungen- und Leberblutes Kögelchen in demselben fand, welche
er filr Eilerkngelphen hielt. — Von den verschiedenen For-
men des Puerperalfiel)ers kam vorzüglich die Metrophlebitis
vor, und hatten die Falle die grösste Aehnlichkeit mit der von
T 0 n n e 1 1 ^ e beschriebenen Fievre puerperale anomale ou
alaxique, indem unterdrückter Einfiuss des Nervensystems der
herrschende Grundcharakter war. Um die Eiterbildung in
den Uterusgefässen zu verhindern , liess Vf. , so wie er die
ersten Zeichen der Krankheit bemerkte , eine starke Höllen-
stein- oder Soblimalauflösung in den Uterus spritzen oder
brachte Siucke Hollenstein ein, um die innere Fläche desselben
zu kauterisiren ; allein nur 2mal war das Verfahren erfolgreich.
— Der Aderiass wurde durchaus nicht vertragen ; örtliche
Blotentleerungen minderten wohl die Schmerzen , indessen
nnhm die Krankheit nicht darnach eine günstigere Wendung.
Im Frühjahre und Anfange des Sommers wurde Mercur mit
Nutzen in der Metroperitonitis gebraucht. Die Merrurialein-
reibungen nach Serres d'Uzes' Methode verfehlten selten
ihren Zweck , und sah der Vf. auch von einer aus Kali Jodat.
u. Ungu. merc. bestehenden Salbe gute Dienste. Im Sommer
war der Erfolg dieser Mittel zweideutig, im Herbst leisteten
sie aber nichts mehr. Zinnoberräucherungen , die nun ver-
sucht wurden , um eine schnelle Mercurialwirknng zu Stande
zu bringen, leisteten ebenfalls nichts, und erfolgte überhaupt,
ungeachtet der grossen Quantitäten Mercur, die gebraucht
wurden, keine MercurialalTection. Laxirmittel wie Ol. Ricini,
Pulv. Jalap. salinus oder Pulv. Jalap. hydrargyratus brachten
weder glückliche noch unglückliche Resultate; während der
Zeit der Const. catarrhalis wirkten sie heilsam, indem sie von
den Lungen ableiteten , aber zur Hervorbringung von Krisen,
zur Reinigung des Blutes bei entwickelter Pyämie, zur Min-
derung der Ausdehnung des Leibes leisteten sie nichts. Gegen
die secundäre, oft mit einer Paralyse des Dannkanals verbun-
dene, Peritonitis im Spätherbste brachten die kräftigsten Pur-
girmittel keine Hülfe. Das Ol. terebinth. innerlich, so wie
im Klystir gebraucht , blieb ohne Wirkung, während es äns-
serlich als Ruhefaciens gebraucht, treflliche Dienste Ihat. In
gelinden Fällen sah Vf. oft günstige Erfolge vom Opium , mit
ipecacuanha oder Phosph. stibioso-caicicus. In schwerem
Fällen blieb es oft ohne Wirkung, allein doch auch in diesen
wirkte es in obigen Verbindungen alle 3 Std. zu 1 Gr.
gereicht, von allen Mitteln noch am besten. Die Behauptung,
das Opium nütze im Puerperalfieber nur nach vorhergegangener
antiphlogistischer Behandinng zur Stillung der noch vorhan-
denen Nervenreizung, stimmt nicht mit Vfs. Erfahrung, der e«
in den meisten Fällen, in welchen es nützte, gleich anfäng-
lich , ohne vorangegangene Antiphlogose anwendete. Auch
der Meinung, dass das Opium nur deshalb nützlich wirke,
weil er den Motus peristalticus aufhebt und die Reihung der
Därme gegen das entzündete Peritonäum verhindert, kann Vf.
nicht beitreten. Indem die Fälle gerade die gefährlichsten sind,
in welchen dieses Aufhören des M. perist. von selbst eintritt.
Wo die Peritonitis in Folge einer Darm Perforation entsteht,
mag das Aoflieben des M. peristall. nutzlich sein, nicht aber
in der Metroperitonitis, denn injenem Falle kann daeErgiessen
tm
lY. Gynidcologie n, P«4iatrHi,
der Pac«« id die Bftuchhoible dadurch verbiodert Verden. Vaa
Mdern i«nei1ic^«« Mi4teia : Ksmj^er, Saaroo, Chlor- u. Jod*
prüpareten u. f. w. sub Vf. nlclits. Frühzeitig auf den Leib
gekfte «ad lao^e offee erhaltene BlaaeDpflaster brachteo von
aoMerlichen Milteln den meistea Nut^o; auch iah Yf bei
Torhaadeuer ExaudatioD in der Bauchhöhle 2oial gute Dienste
von den Einreibungen einer Salbe von Hydrarg. jodat. Nach
deai von Michaelis empfohlenen Gebrauche des Eises und
der kahen Umschläge auf den Leib nahmen zwar die Schmerzen,
die Pulsfrequeoa und der Meteorismas ab, dagegen bildete
sich ein entzündliches Bruslleiden mit Ezsudation in der Brust-
höhle aus, und obsehon dBr entzündliche Process in den zuerst
afßcirten Theilen gehoben zu sein sobiea , ergab die Sectioo
doch das Gegentbeil, da sich die Venae spenn. wie ge*
«vöhnlicli mit Eiter angefüllt , und Abscesse in den 0?arien
▼Odrfanden.
Zwei Fälle von EmoIIitio meduUae spinalis, die im Laufe
des Jahres vorkamen , waren besonders wfg^n der raschen
Eatwicklung und der Unvolikommenheit der Paralyse merk-
würdig. In beiden Fällen war Hyperästhesie vorhanden. «^
Bei einer Frau, die besinnungslos und ohne Wehen in die An-
stalt gekommeo warmhielt der Muttermund kaum 1 ''im Durchm.;
Vf. legte einen Tampon ein , der den Muttermund berührte,
worauf sich die Weben alsbald einstellten und nicht lange
aachber die Geburt während noch fortdauernder Unbesion«'
lichkeit erfolgte. — Einige Male fand man bei sorgfältig an-
gestellter Auseulfation vor und nach dem Abgange des Frucbt-
WBssara kein Fötalgeräusoh und dennoch wurden lebende
Kinder geboren. Dreimal hörte Vf. das Geräusch 2Vt" rechts
über dem Nabel und 2 fingerbreit links unter demselben, und
zwar 80, dass es von 2 bestimmten Punkten ausging, ohne
dsss mehr als 1 Kind geboren wurde. Dass man die Lage
des Kindes , wie D e p a u 1 angieht , jederzeit nach dem vor-
baadenen Geräusche bestimmen könne, ist nach Vf. unrichtig,
obscboA er sugiebt, dass D e p a u T s Angaben mit dem , was
gewöhnlich stattfindet, übereinkommen.
Die Zahl der todtgeborenen und bald nach der Geburt
geetorbenen Kinder war bedeutend, und betrug jede Kategorie
etwa 8,8%. Eine grosse Menge Kinder, die geboren wurden,
waren schlecht genährt, i/s ^^^ Geborenen wog nicht mehr
als 5 S» «in 2. Driutheil nicht mehr als 6Vs U- ^in^ ^'^S"
geburt, hei der sich eine gehemmte Entwicklung der Knochen
der Extremitäten (Micromelus) zeigte, hat Vf. ausfuhrlich be-
schrieben. Die Mutter hatte während der Schwangerschaft
keine Kindeshewegungrn gefühlt, und scheint dieses für die
Annahme zu sprechen, dass die von Schwangern gefühlten
Kiodesbewegungen ,■ durch Bewegungen oder Ausstrecken der
Extremitäten des Kindes und durch das Stossea gegen die
Wände des Uterus, herrühren. Wo viel Fruchtwasser vor«
haadea ist oder die Extremitäten sehr kurz sind , da könnea
diese die Wände des Uterus beim Bewegen nicht treffen, und
fühlt die Schwangere daher auch keine Kindesbewegungen.
(V. d. Busch.)
701, lieber diphtheritische Affection; von
Hervieiix (L'Union. 45. 1858.) und Thomas.
(Gaz. des H6p. 47. 1653.)
Nachstehende Bemerkungen aus den klin. Vorträgen von
NataljsGuillotiro Höpital Necker beziehen sieh auf den
FaU eines etwa Smonatl. Kindes, das nach vorgängigem Durch-
fali und Erbrechen von Diphtheritis des Bachens, Ophthalmie
aad einem eitrig jauchenden Ausfluss aus den Nasenlochern
ergriflCsn wurde. Hierzu gesellte sich später Böihuog der
Hinterbacken und Genitalien, ebenso Erythem der Extremitäten,
aus dem sich bald Abscesse mit Ostulosen Oeffnungen entwik-
keltcn. Die Stichwunden der angewendeten Blutegel gingen
in Verscb wärnagen über , eine Vesicalorstelle auf dem linken
Oberarme bedeckte sich mit Pseudomembranen , und in giei-^
eher Weise entwickelten sich auf der Vorder- und Rücken*
fläche der einen Hand ans erythematösen Excoriationen eine
Anzahl kleiner diphtheritiseher Geschwüre. Merkwürdiger-
weise hatte sich trotz aller dieser Störungen das Aneeheo das
Kindes auflallend gut erhalten, auch war keine Spar von Fieber
bemerkbar«
Nach DtirohmiMleruKg 4er TergcbiadeDai Atitr
gSfige , welche sich selbst dberlassen die Krankheit
möglicherweise nehnaen konnte, deren Ende aber
jedenfalls der Tod sein würde, weist Vf. aof den
diagnostischen Unterschied von Gaagrae»« infiatüi«
hin. Letztere ist ohne pListische Exsudation, ver-
breitet einen eigenthttmlichen Geruch, entwickelt sich
vorzugsweise nur im Verlaufe exantheinatischer Fieber,
tritt daher atets als ein secundürea Leiden auf u. m^
IXuft allermeist acut. Die Diphtheritis ist jedenfetlt
als eine allgemeine, nicht als eine blos Ortliche Krank-
heit zu betrachtaa, scheint auf einer Art Vergiftungs-
zustand des Blutes zu beruhen ,. und hat muthmaasi-
lieh einen contagiOsen Charakter. Nach deräbrinOsfa
BeschafTenheit der dipblheritischen PseudomembraiKNi
zu schlüessen, findet dabei eine Faserstoflausscheidiiig
aus dem Blute Statt. Nichtsdestoweniger mussdiefii-
handlung, so lange eine directe Umwandlung d^r Blot«
masse ausserhalb der Grenzen der Kunst liegt [IJt
eine rein Ortljche sein und sich auf die ZeratAruif
der Krankheitsproducte beschrtfnken , wozu vor allei
andern Mitteln der Hollenstein geeignet erscheint.
Der von Thoraas mitgetheitte, in mehrfacher Bcziehooi
beachtungswerthe Fall betrifTl ein lljähr. Mädchen, welcta
während der Torangehcnden Nacht auf der Strasse aufgcgriftl
und in das Findelhaus gebracht worden war. Es war eh
blasses , a!»gczchrtes Kind , welches fieberte und ersckwal
athmete, doch ohne Schwellung der Jugularrenen Dod obil
cyanotische Gesichlsfärbung. In der Brust Hess »ich etwil
sonores Rasseln Yernehmen , obgleich weder eine DSmpfsH
des Pcrcussionsschalles, noch Husten vorhanden waren. DeM
die concave Fläche des Gaumensegels breitete sich eine ne»
lieh umfängliche Pseudomembran aus, die sogleich sbgezs^
wurde. Die rechte Tonsille erschien grösser, als die \i^\
beide waren gerothet, doch ohne pseudomembranßseo üdi«f
zug. Weder an der Zungenwurzel bis zur Epiglottis heri^
noch an den vordem Nasenöfl'nungen Hess sieh. irgend et^
Krankhaftes auffinden. Man diagnosticirte demgemfiss eil|
Angina mit Hinneigung zu pseudomembranösen Ausschw*
Zungen und eine Bronchitis. Der dagegen verabreichte Bred^
Weinstein erzeugte reichliches Erbrechen und anscheinend fli^
serung , mit mehrstündigem ruhigem Schlaf. Auch die Nsdj
verlief ruhig und ohne Spur eines Ruckanfalls^ doch hatte»^
bei der Morgenvisite, obgleich die allgcmetnen Symptefll
ziemlich dieselben gebliehen waren , die Dyspnoe etwas i*
schummert und die Heiserkeit zugenommen. Husten ««i
sicherte die Wärterin nicht gehört zu haben. ]£in6 Viertd
stunde später trat plötzlich ein Stickanfall ein , der da9 Ki*!
rasch tpdtete.
Die nach 24 Std. angestellte Leiehenö/Ikung zeigte di
Isthmus faucium vollständig verstopft durch eine Pseudooiei
bran, die rings an den Rändern des Zäpfchens angeheftet «rt
an keiner Stelle den Durchgang der Luft gestattete. Sie i
schien weich, graulich, halte den Umfai^ einer Haseloaas l
breitete sich etwas über die convexe Fläche des GaumeiMf
banges aus, an welcher sie aber nur schwach anhing. W^tfj
nach rückwärts fand sich eine % Pseudomembran, wdlj
lieber und consistenter , als die erste, deren unterer All
ebenfalls frei in den Schlund herabbing nnd zusammengerol
war, während auch sie oberwärts am Gaumensegel festbinij
beiderseits in die Choanen eindrang. Demnächst zeij$te Nj
auch eine frische Pseudomembran auf der vordem Fläche ^
Gaumenvorhanges, so wie eine Böthung, Anschwellung i^
Erweichung beider Tonsillen, namentlich der rechleot f
auch einen kleinen Abscess enthielt. Ebenso mrea ea«n|
einzelne kleinere pseudon»erobranöse Ablagerungen um dl
Eingang des Larynx und im obersten Tbeil« der Luftwege \
D»erkb«ri wäfarend diu Bronchien und Uui|M n»r \m
n. GfiSkologie tt PXdietrik.
190
IfM Bittdfiddflg «ilrneliwtt OcttAa. Da» INtn uDd
»wl waren gMiiad.
Lgbobt, dais der Grand zu der die ErttickiiDg «eraa-
ntheilweiun LostreDoong derPfeadomeinbranen hier
1 äeo lieckMSireftgaage* m aucbea stm ttdge, ood
ir, elui diaee HeiliiM*lM>de Terdächtigta u wolles,
(ILättner.)
il02. Deber die EitardiatiMse der Neagebo-
1} fMHervttux« (Arcb. gön. Avril. 1&59.)
faad mehrfach bei Kindern im 1. Lebensmo-
le aarfalleod grosse Neigung zur Eilerbildung
[welche ihm von arellicber Seile noch wenig
l w aein scbeiaL Er bat aus dieaeoi Gr4in4e
\^) iwbachlongea tusammengestelU »od roachl
rfol^ftde Hittheitong. Es lassen sich deutlich
unterscheiden» unter denen die Eiter-
I bei NeugeboreDen auftritt , «ine innere , die
fe Hilf u. pareecliyäiatesen Organe beCallende,
iQSsere , das UnterhantteHgewebe und die
ikü ergreifeode.
0dtr FücertUform. Vonwgsweise sind
Iterdsed Hlute» nnd zwar meist mehrere der-
gleicbzeilig , welche unter den Symptomen
orilis, Peritonitis, Meningitis von einer eitri-
üderong erfftlh werden, die Flüssigkeit ent-
leo den Eiterkügelchen auch pseudomembra-
iken; eben»» sind die verdickt, gerölhet u.
t eraebeinend«« aeiS^iea Uävte mti Pseu-
'iDcn eberzogen, wshrend die von ihnen
I Organe meist kaum eine krankhafte Verän-
|tti||efi. [4^its« ganze Beobacblung ist mithin
le, stmdern mir eine wiederholte ßestutigung
pil bekannten Thalsache , dass kleine Rinder
I Enuandungea der serösen Haute neigen, und
ea m diesem Alter nur selten ein wässriges,
leitt ein rein plastisches oder puriformes Pro-
I.] Macbal den eitrigen Exsudaten in den
I lim« finden sich bei Neugeborenen auch
s Eilerablagerongen in den parenchymatösen
Ilinlich den melastalischen Abscessen bei
leoeD, von der GrOsse eines Stecknadelkopfes
^ier einer Erbse, bald im Innern der Organe,
deren Oberfläche eine dicke, rahmartige
|keit enlhallend , u. von ungleichem, gerOtbeten
al verhärteten , manchmal auch mit Pseudo-
aeo flberkleideten Wandungen umgeben. —
lictrenden Erscheinungen in den vom Vf.
ilen Fällen aolefier innerer Eiterablagerangen
vortagsweise in Leiden der Digestionsor^
iS<^or, Verschwärangen des Gaumengewölbes,
riger Oesophagitrs , erythematöser Enteritis
llmig der Peyer*schen Drttsen , Colitis fol«-
dagegen liessen sich niemals Spuren einer
iaffinden , aus welcher die fiiterablagening
ttlalischem Wege hätte erklärt werden können.
I Wenig genegtea die in einigen Fällen vorhan-
^(laotversehwärungen, um von ihnen eine Eiter^
herzttleiteti. Bemerkenswerth war das
»jeder Bfftfr voo Schütielfrosi, weJdier bei Er-
ttM» BOlGbtxi Verheiurtssen einzutreten
pflegt, lyagegen fand sich constant eine bedeutende
Temperaturerhöhung mit Kleinheit und grosser Fre*
quenz des Pulses, so wie der Ausdruck höchster
Schwäche vor. Oertliclie Symptome stelUen sieh in
Folge der Eiterablagerung nur sehr undeutlich ein ;
höchstens war bei eitriger und pseudomembranöser
Afieclion des Peritonäum etwas Spannung des eanchea
und Durchfall , seltener Verstopfung oder Erbrechen,
bei Eilererguss in die Pleura eine leichte Dämpfung
des Percussionsschalls u. einige Dyspnoe , bei peri-
carditischem Exsudate ein verstärkter oder heftigerer
Herzschlag, bei Ergrill^nsein der Meningen eine Spur
von klonischen oder tonischen Krämpfen, namentlich
aber eine allgemeine Unruhe mit nachfolgendem Coma
wahrzunehmen. Die parencliymatösen Eiterablage-
rungen dagegen verriethen sich während des Lebeav
durch gar kein bestimmtes örtliches Symptom«
Aeussere oder Celluh - arlicularform. Auch
sie beruht offenbar auf einer allgemeinen Diathese, in
deren Folge das Zellgewebe oder einzelne Gelenke
der Sitz 'einer Eilerablagerung werden. Die Entwick-
lung solcher Depols erfolgt ungemein rasch und so
wenig auffällig, dass sie während des Lebens selbst
einem aufmerksamen Beobachter oft entgehen. Ge-
wöhnlich finden sie sich mehrzählig vor und gleichen
vollkommen den metastatischen Abscessen. Sitzen
sie im Unterhautzellgewebe , so haben sie entweder
ein phlegmonöses Ansehen und ähneln Furunkeln, od«
noch häufiger kalten Abscessen , so dass die ttberlie-
gende Haut nicht die geringste Farbenveränderung
oder Verdünnung wahrnehmen lässt. Nur selten
Öffnen sich diese Depols nach aussen, vielmehr breiten
sie sich unter der Haut und zwischen den Siuskeln in
einer äusserlich od kaum zu ahnenden Ausdehnung
immer weiter aus. Der Eiter selbst ist in del* Regel
von ganz normaler Beschaffenheit. — Ganz ähnlich
verhallen sich auch die Eileransammlungen in den
Gelenken , bei denen man keine weitere anatomische
Veränderung, als höchstens eine leichte Rölhung und
Schweflung der Synovialhaut anlriflt. Ebenso sind
die begleitenden Erscheinungen in innern Organen bei
dieser äussern Form der Eilerablagerung nur von ge-
ringer Bedeutung. Bemerkenswerth war es, dass
sich niemals zugleich innere u. äussere Eiterdepots
vorfanden.
[Die ganze Mtttbeilung, anf eine verhältnissmässig
viel zu geringe Zahl von Beobachtungen gegrendet,
ist jedenfalls weil mehr geeignet, eine gründlichere
Beachtung des darin geschilderten Vorkommens an«-
zaregen, als wirklich Licht Ober dasselbe zu ver-
breiten.] (Kattner.)
703. Chloroform gegMi CoiiTiilsioiien bei
eiDem Kinde; von Pellegrino Salvolini
(Gazz. Sarda. 13. 1853.)
Vf. Hess ein Mädchen von 3 Hoeafen, welche seit 4 Tagen
•n «llgemeinea , jede 3 — 4 Stunden wit dtrkehrtndeB Ktito-
pfen litt, 6 Unz. Chloroform in Zeit von 11 Std. einatbmen.
Nach Ö Std. uolerbruch er die Narkose , um das Kind an die
Bruart legen za lassen , worauf die Einathmungen noch B Std.
200
V. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik«
fortgesetzt worden. Nach Verlauf dieser 11 Sld. trank das
Kind von Neuem und schlief darauf ruhig ein. Die Krämpfe
kehrten nicht wieder. (S e i f e r t.)
704. neber das typhöse Fieber bei Kindern;
von B er ton. (Gaz. des Hdp. 47. 1853.)
Wahrend man früher lange darüber uneinig war,
ob und mit welchem Alter bei Kindern lyphüso Fieber
beobachlel würden, ist man neuerlich zu der lieber-
zeagun(|[ gelangt, dass die^^elben schon in der Trübe-
sten Kindheit auftreten können, aber sich hier häufig
hinter den Symptomen einer einfachen Bnteritis ver-
bergen , oder das Bild von' Hirnzuf^lien darstellen,
wahrend allerdings umgekehrt bei Kindern auch nicht
selten typhOse Erscheinungen da auftreten , wo der
anatomische Befund nur eine einfache erylhematüse
Entzündung der Darmscbleimhaut , oder seihst einen
völligen Mangel von Spuren eines Leideus dieser Mem-
bran nachweist.
Im Allgemeinen lassen sich nach des Yfs. Ansicht
drei Formen des typhösen Fiebers bei Kindern auf-
stellen. Die 1., in ihren Erscheinungen wenig oder
gar nicht von denen der gewöhnlichen Enlero- Colitis
verschieden , kommt besonders bei kleinen Kindern
bis zu dem Aller von 2 oder 3 J. vor. Die 2., den
Charakter einer Encephalo-meningilis tragende, tritt
am häufigsten vom 2. bis 6. Lebensjahre auf, wah-
rend die 3., sich durch ihre kurze Dauer und die
Undeutlichkeit oder den Mangel mehrerer der ge-
wöhnlichen Symptome auszeichnend, vorzugsweise
«vom 6. bis 12. J. beobachlel wird.
In wiefern denirtige Krankheilszuslände drni
Typhusprocesse zugeschrieben werden müssen , hat
Vf. allerdings nicht naher dargethan , vielmehr gilt
ihm als Hauptgrund für seine Annahme nur die Schwie-
rigkeit^ dieselben unter eine andere Rubrik des noso-
logischen Systems zu bringen. Schlüsslich gedenkt
er des grossen Nutzens, welchen ihm neben dem ge-
wöhnlichen medicamentösen Verfahren die tägliche
Darreichung von Eselsmilch in allen Stadien des Typhus
gebracht habe. (K tt 1 1 n e r.)
705. Jahresbericht des St Annen -KiBder-
spitals in Wien flar 1852; von Or. Mauthnei
V. Mautstein.
In dieser seil dem J. 1837 bestehenden groisartigei
Schöpfung des Vfs. haben während dieses Idjäbr. ZeitnaiM
62665 kranke Kinder, darunter 8257 als Pfleglinge der Ansull
selbst, ärztliche Behandlung gefunden. Innerhalb des leut-
verflossenen Jahres wurden zusammen 5216 Kinder darchdit
Anstalt ärztlich behandelt, u. zwar 890 im Hospiule selbst (nii
durchschnittlich 18 Verpflegungstagen), 4326 aber als amb^
latorische Kranke (darunter 609 in ihren Wobnungeo).
Von den Hospitaipfleglingen , unter denen sich 190 im
dem aligem. Krankenhause überwiesene Kinder und 32 Tioi
hnge befanden, standen 198 noch im 1. Lebensjahre, uod
wurden für dieselben, wo esnöthigwar, Ammen angenommei,
auch während der Sommermonate eine Eselin gehalten. Fii
den klinischen Unterricht, welchen 52 Zuhörer besocbtes,
wählte man aus diesen 890 Kr. 178 aus. Die haußgsta
Krankheiten waren: Lungenentzündung (114), Abzehnni
(112) , Tuberkulose (72) , Pocken (56) , Scropbelo (43),
Darmentzündung (33), Augenenizündung (33), Hiroleidai
(30) und Krälze (23). Das Sterbiichkeil8?erhältDiss b^
trug 28%. Ausser den im Hospital selbst Verpflegteo wurden
15 scrophelkranke Kinder während der Sommermonate indea
nahen Baden untergebracht, um daselbst die Schwefelqoeik
zu gebrauchen, die bei 6 Heilung, bei 8 eine bedeutende Bet-
serung herbeiführte.
Bei den ambulatorischen Kr. kamen am häuflgsten vor:
Katarrhe (696), Durchfälle (407), Lungenentzuoduog (370),
Hirnleiden (277), Verdauungsbeschwerden (233), Taberkeli
(212), Abzehrung (192), Scropheln (171), Darmentiöi-
düng (169) und englische Krankheit (155). Die Mortslüil
stellte sich hier (freilich mit Ausschliessung: aller als «Wegg^
blieben" betrachteten) auf 4%.
Ausser den klinischen Vorträgen werden seit 1838 doid
V. M. auch Belehrungen über die Pflege gesunder und kranka
Kinder gegeben, an welchen dieses Jahr 66 Zubörerioa«!
theilnahmen.
Die Finanzverhällnisse der Anstalt anlangend , so betn|
die Jahreseinnubme 10541 Fl. 227, ^r. , die Ausgibt
8656 Fl. 16 Kr., das Kapitalvermögen 43319 FI. 33«/« Kr
Ausser den sehr ansehnlichen Geldbeiträgen , deren sich A
Anstalt zu erfreuen hatte , flössen ihr auch eine sehr bedct
tende Anzahl Naturalunterstützungen von allen Seiten zu ufl^
halfen das schöne Werk fördern. (Kuttner.)
\. Chirurgie, Ophthalmologie und Otiatrik.
706. Die lessnngen des Schenkels ahmuei
zur Erkenntniss gewisser Krankheiten des Schen-
kelbeins und Hüßgelenks ; von L o r i n s e r. (Wien.
ZUchr. IX. 4. 1863.)
Das Schenkelbein bildet bei seinen verschiedenen
Bewegungen und Stellungen den Halbmesser eines
Kreises, dessen Mittelpunkt in der Mitte des Sehen-
kelkopfes oder der als Hohlkiigel gedachten Pfanne
hegt, u. dessen Umfang von dem Kniegelenkende des
Schenkelbeins beschrieben wird; nur die Mitte des
Schenkelkopfs oder der Pfanne bildet daher den Punkt,
von welchem das Kniegelenkende des Schenkelbeins
bei den verschiedenen Stellungen des Schenkels stets
gleich weit entfernt sein wird. Misst man die Länge
des Schenkels , wie gewöhnlich , vom obern vorder
Darnibeinstaehel nach dem Kniegelenkende des Sehe»
kelbeins, so wird man , da der Darmbeinstachel w«
entfernt vom Mittelpunkte der Pfanne liegt und da
Kniegelenkende bei den Schenkelbewegungen defl
selben bald näher, bald ferner steht, nach den vet
schiedenen Schenkelstellungen verschiedene Llogei
maasse erhalten. Bei starker Schenkelbeuguug ^
die Lange geringer, bei starker Streckung bedeutet
der sein. Bei ausgebildeten Menschen misst «k
Schenkel bei starker Abziehung fi/j — 2"wenig<
als bei starker Anziehung, und doch bleibt ^
Schenkel selbst unter allen diesen Umständen gl««
lang. Die Messungen vom Darmbeiaslacbei aus bab<
V. Ghimrgie, Ophthalmologie iL OtiairiL
201
hä HoftgeicBkalTectioneii , wo die Schenkelstellung
■eist abweichend ist, viel TSaaehang verursacht,
wiiiliche VerläogerongeD oder Verkarzangen des
Schenkels sind Dicht gefanden worden , während bei
«veriEoderter Schenkellange sich Maassunterschiede
heranssleilteB. Um die Täuschung zu meiden bat
■aa die Regel gegeben, den gesunden Schenkel beim
lessen in dieselbe Lage zu bringen , wie den kran-
ket; allein einmal kann man nur annäherungsweise,
•ach dem Augenscheine die Schenkel in gleiche Lage
briageo , dann ist es bei gewissen Hartgelenkskrank-
beiten ofl ganz unmöglich den gesunden Schenkel in
Aeselbe Lage und Stellung zu bringen, wie den kran-
ket, weil Ibeils die Beweglichkeit in beiden Haftge-
ktkea vermindert sein kann, theiis der in Anziehung
fesUtehende kranke Schenkel den Raum einnimmt, in
welchen man den gesunden Schenkel bringen mUsste ;
etdlieb Torausgesetzt, dass die Gleichstellung gelingt,
aübri man nicht die regelmässige Länge des gesunden
Schenkels and erhalt somit keinen Anhaltepunkt, um
wirkliche Verlängerungen oder Verkürzungen gehörig
bestimmen zu können. Die Messongsfehler betragen
lieht seilen 1 — It/," u. darüber; es kommen hier
aoch die Beckensenkungen in Betracht; wenn sich
te Becken im Beginn von Httitgelenkentzündung auf
icr einen Seite senkt, rückt der Darmheinstachel dem
biegeienkende des Schenkelbeins um so viel näher,
ab er sich auf der andern Seile durch Erhebung des
laekens davon enircrnt u. es wird hier Verlängerung,
dtrt Verkürzung des Maasses bewirkt. Ebenso also
vie die Sohenkelstellungen bei feststehendem Becken
laassdifferenzen erzeugen, vermag das Becken bei
lisutehenden Schenkeln durch Senkung und Drehung
Baterschiede hervorzubringen. Schlüsslich kann nicht
lies der Anfangspunkt der Messung, der Darmbein-
abebel, die Richtigkeit der Messung beeinträchtigen,
Jtadem auch der Endpunkt, wenn man t. B. als End-
yaakt die bewegliche Kniescheibe wählt , oder wenn
man bis zum Fussknöchel oder zur Ferse misst, ohne
die Längennnterschiede des Unterschenkels zu be-
licksichtigen.
Man wird alle Täuschungen der Messung, die
darcb Lage und Stellung des Schenkels zum Becken
anstehen können, vermeiden, sobald man den Schen-
kel vom Mittelpunkte seiner Bewegungen , vom Mit-
lelponkte der Gelenkpfanne aus in gerader Linie bis
.ZB dem deutlich fühlbaren Gelenkrande des innern
Schenkelknorren misst. Wir haben zwar für die
;.Maoenmitle keinen bestimmten Ansatzpunkt, allein
wir können denselben so ziemlich genau durch Mes-
satg deutlich fühlbarer Ansatzpunkte bestimmen. Die
litte der Pfanne liegt nämlich ziemlich genau im Mit-
Dagegen
in d. Beugung
telpunkte einer geraden Linie, welche man aich von
der Stelle, wo der vordere obere Darrabeinstachel
fast rechtwinklich in den vordem Rand dea Darm-
beina übergeht, zu dem am meisten nach abwärts
ragenden Punkt des Sitzknorren gezogen denkL Wenn
man vom Gelenkrande des innern Knorren A die Ent-
fernung zum Darmbeinstachel B und zum Sitzknorren
C gemessen hat, so misst man hierauf die Entfernung
zwischen B und G , und bestimmt vom Mittelpunkte
dieser Linie, D, der der Pfannenmitte entspricht, den
Abstand zu A. Um das fragliche Dreieck A B C zu
finden, bedient man sich am bequemsten eines Greif-
zirkels; sind die Entfernungen der Punkte ABC
bestimmt , so kann man die Schenkellänge A D be-
rechnen, oder man kann noch besser das Dreieck
A B C auf Papier übertragen , die Linie B C halbiren
und mit dem Maassstahe von D nach A messen. D A
bezeichnet die Schenkellänge, aber keineswegs immer
die Länge des Schenkelbeins.
Die so erhaltenen Maasse dienen nicht allein zur
Bestimmung der Schenkellänge, sondern sie geben
auch die Darmbeinhöhe und Sitzknorrenhöbe an und
bezeichnen somit auch die Richtung des Schenkels
zum Becken. Um eine Grundlage zur Beurtheilung
zu haben, misst man den gesunden Schenkel bei ge-
wöhnlicher wagerechter Rückenlage; das gefundene
Längenmaass dient zum Vergleich bei der Messung
des kranken Schenkels. Die Darmbeinhöhe u. Sitz-
knorrenhöhe des gesunden Schenkels giebt im Ver-
gleich zu den gleichnamigen Höhen der kranken Seite
die mögliche Richtung und Stellung des Schenkels
zum Becken. Obgleich nun die Darmbeinhöhe und
Sitzknorrenhöhe nach der Schenkeltteilung mannig-
faltig wechseln, und jede Verlängerung der Darm-
beinhöhe eine entsprechende Verkürzung der Sitz-
knorrenhöhe nach sich zieht und umgekehrt, so wird
doch durch diese verschiedenen Höhen das Längen-
maass eines gesunden Schenkels nicht verändert,
d. h. mag die Stellung des Schenkels zum Becken
sein, welche sie will (gebeugt, gestreckt, angezogen,
abgezogen , ja selbst aus - oder einwärts gerollt),
immer giebt die angeführte Messung dasselbe Längen-
maass und zeigt, dass die Mitte der Linie B C wirk-
lich der Pfannenmitte entspricht (der Unterschied von
i — 2'" darf allerd. nicht zu hoch genommen werden).
Vf. führt beispielsweise als Ergebniss einer an
einem jungen Mann mit gesunden Schenkeln ange-
stellten Messung folgende Zahlen an:
, Darmbeinbobe 14'
I Silzkoorrenböhe iT*
Darmbeinböhe 18''
Sitzknorreoböhe 12''
:- j &k ;-u « I Darmbeinhöhe 17"
'" ^' *'•"*'""'« SitiknorrenhShe 14"
Darmbeioböhe i8"
Sitzknorreoböhe 12''
in d. Streckung
in d. Anziehung
8'"
6'"
8"'
11'"
4'"
8'"
10'"
8'"
Vom Sitzknorren zuro^Darmbeiostachel
Darmbeioböhe in gewöbolicher Lage
Sitzkoorreoböbe
daher Schenkellange
fand man :
weniger
mehr
mehr
weniger
weniger
mehr
mehr
weniger
18" 1'"
13" 8'"
lö" 8'"
daher 41'"
. 46'"
7'"
9'"
9'"
, 12"'
12'"
. als in der
gewöhnlichen
Lage
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IM. JdiiM. B4. n. Hft. 1
26
w»
r. Chimrgie, üfihUidii^lagie h« Otiatrik.
Berecbaei »an BUß der Darmbejnhöhe uod Sitz^
inorrenhiiihe in Verbindung mil der finirernung d«6
DirnbeioAtacheb vom SiizknorreD die ScbenkellaB^,
«0 ergiebt sich bei aUeo Steilung^D zieralicb dieselbe
wahre Ltfnge des Schenkels von 15^' 8'^'. So lange
der Winkel , welchen die Linie A D zur Linie U £
bildet derselbe bleibt , so lange isl das Verhällniss
der Darmbeinböhe zur Sitzknorrenhöhe unverändert;
da man aber den Schenkel mit Beibehaltung dieses
Winkels in einer gewissen Richtung fortbewegen kann,
so ist ersichtlich, dass dieVergleicbungderDarmbein-
nnd SUzknorrenhOhe nicht ganz genau , sondern nur
im AUgemeinei) die Schenkelstellung ausdrückt.
Um aber die erhaltene Sch^nkelUnge als Anhalte-
punki für die Diagnose benutzen zu kOnnen, muss
^i;;n auch noch die Entfernung der Spitze des grossen
Bollhn^els vom Gelenkrande des äussern Schenkel-
knorrens kennen.
Es hängt die Schenkellänge überhaupt ab: 1) von
der Gestalt und Länge des Schenkelbeins, 2) von der
Gestalt der Pfanne und 3) von den Verbindungsver-
haltnissen des Schenkelbeins mit der Pfanne. Jede
Stümng eines dieser 3 Stücke kann Veränderung des
Längenverhaltnisses bedingen. Sind Störungen in
Bezug auf zwei oder alle 3 Punkte eingetreten , so
^wird das Lttngenmaass um so mehr verändert sein,
als die Störungen eine gleiche Wirkung haben ; das
Längenmaass ist dagegen wenig oder gar nicht ver-
ändert, wenn die Wirkungen der Störungen sich aus-
gleichen ; es kann demnach die Schenkellänge in ge-
wissen Fallen regelmässig sein und doch können be-
deutende Missverhältnisse des Schenkelbeins u. seiner
Verbindung vorhanden sein.
DiQ Störung im Langenverhältniss äussert sich
durch Verkürzung des Schenkels, durch Verlängerung
desselben und durch eine Verlängerung mit gleich-
;9eiiiger Verkürzung in einzelnen Abschnitten des
Scb^nkelbeins oder seiner Verbindung.
Zur Beurtheilung einer besiehenden Verlängerung
oder Verkürzung müssen die Langenverhallnisse beider
Schenkel u. ihrer Rollhügelhöhen verglichen werden,
was cur Beurtheilung, selbst im Fall von beidseitiger
Erkrankung des Schenkels meist hinreicht. Sollte es
in dieseip Falle nicht genügen, so müsste man ein dem
Schenkel zukommendes Maass aus dem übrigen Kör-
perverhältnissen berechnen. So verbalt sich beiläufig
die Länge des Oberschenkelbeins zum Schienbein bei
Mänq. wie 89 : 73 , bei Weib, wie 63:52; die Roll-
hügeih0he verhält sich zum Schienbein bei Männern
wie 51 : 42, bei Weibern wie 39: 33 ; die Rollhügel-
höhe verhalt sich zum Oberarm bei Männern wie 51:38,
bei Weibern wie 39 : 29.
L Die Verkürzung des Schenkels wird bedingt :
1) durch Veränderungen am Schenkelbein mit Ver-
kürzung desselben; 2) durch solche Veränderungen
der Pfanne , bei denen der Gelenkkopf einen höhern
Stand annimmt; 3) durch solche Verrenkungen des
Schenkelkopfes, bni welchen des Kniegelenkenii
Sielienkels der Pfanne genähert wird.
Die Verkürzung des Schenkeifaeins betrift
ganzen Knochen gleichförmig oder nur einen AU
desselben. Gleichmassige Verkürzung trill ia
gehinderter Entwicklung der ganzen untern Extn
nach Krankheiten derselben mit langer Gebrai
hinderung meist im jugendlichen Aller auf; vi\
bleibt das Schenkelbein ohne besondere Krai
beim Wachslhum zurück. Die Ausbiegung der
belsäule , welche durch was immer für eine T(
zung des Schenkels bedingt wird , bildet gew(
einen langen flachen Bogen an den Lenden- o.
Brustwirbeln ohne höher oben vorhandene n
chende Krümmung und verschwindet bei der I
läge. Bei gleichroassiger Verkürzung des Seh
beins durch Verkümmerung ist die RolIhflgelhJ
kranken Seite fast genau so viel verkürzt
Schenkelverkürzung beträgt, ohne dass am Seh
bein anderweitige noch zu erörternde Yeräodef
zu finden waren. Bestehen noch andere Verkfln
am Schenkelhals oder im Hüftgelenk, so wii
Schenkelverkürzung noch grösser sein als die Vi
zung der Rollhügelhöhe; ist eine Verändern
Hüftgelenk zugegen, welche SchenkelverlSOj
bedingt, so wird die Sehenkelverkürzung ge
als die Verkürzung der Rollhügelliöhe sein,
Schenkel kann regelmässig lang und selbst verl
erscheinen.
unterhalb des grossen Rollhügels werdet
kürzungen des Schenkelbeins hervorgebracht: 1)
frische oder geheilte Fracturen mit UebereiM
Schiebung der Bruchstücke ; 2) durch Verkrüfl
der Schenkelröhre, u. 3) durch Zusanmiendril
des Kniegelenkendes nach Entzündung u. Erweie
Alle diese Zustande werden durch die Merkmi
vorhandenen Krankheit oder durch die vorai
genen Gelegenheitsursachen oder Krankheiten
erkennbar. Die Verkürzung der RollhügelbObel
falls nicht anderweitige Veränderungen zur Verkfl
oder Verlängerung des Schenkels beitragen, des
kürzung des Schenkels gleich. Bei gleicbzei
Schenkelhalsbruch oder bei Verrenkung nach
ist die Verkürzung der RollhOgelböhe geringen
des Schenkels ; bei Uerabdrangung des Gelenkki
Verrenkung nach abwärts, ist die RoUhügelhObe
kürzt, der Schenkel ist weniger verkürzt, oder
massig lang, oder selbst verlängert.
Findet die Verkürzung des Schenkels keioi
klärung in der Verkürzung der RoUhügelhöhe,
der Grund der Verkürzung oberhalb des Troclui
im Schenkelhalse, Gelenkkopf oder in der PA
Den Schenkelhals oder Schenkelkopf verkürzen
frische oder geheilte oder veraltete ungeheilleSd
kelhalsbrüche mit Bruchstück Verschiebung; 2)
kung des Schenkelhalses nach Entzündung u. En
chung ; 3) Abplattung des Gelenkkopfs nach Enli
düng und Erweichung. In allen 3 Fallen hit I
Spitze des grossen RoUhügels einen hohem Stand ^
V. Chiruigie, OpMhälMbgw n;. OtiatriiC
m m§eoomta»ik^ Bei gewObnlicIker Sldlluhg
iehenkelbalsed zttr C^iäphyse (bei eiDem Winkel
iW) befindet sich die Spitae des Bollhdg^ in
t Höhe mit der PfiiiiifninfiUe. Je mebr der
lelhals berabfpedrttckl ist und sieb der queren
g Bähert, uiD so mebr überragt die RoilbUgel-'
die Pf^Bnenmitle ; die RoühUgeIhtflie wird ein
Hb Naass geben als der Schenkel (2— 3'^' Ver-
kam Doch als regelmässig betrachtet wer-*
leim SeheakeAalsbroeb tritt die Verfcarxung
ikeh schnell ein, die Stütnlngsflbigkeit bOrl
der frischen Fractur lässt sich durch Zug die
Uage wieder herstellen» auch kann m^an
Bewegungen Crepitation vermilteln. Senkon|(
lenkelhalses nkid Ai)p}attuDg des Kopfes ent-
mer nar allmnlig ddrch dieWirkvng derMus^
f den enlzUndeten und erweichten Schenkel-
IT Scbeokelkopf. Ob der eine oder andere
oder ob beide Theil^ verändert sind, ISsst sich
bestiinmeti. Ist der Unterschied awiscbeo
le nnd SchenkellSnge so bedeutend , dass
der Senkung des Halses und Abplattung des
sich nicht vollständig erklUren lasst, so muss
leieb eine Veränderung der Geletikpfanne an-
Die Trochai»terspitze kann bei Senkung des
üd Abplattung des Kopfes bis au 1^' hdher
lis die Pfannemnitte«
deraogen der Pfanne k(Snn6n herbeigefohrt
: 1) durch Fractur , wobei sich der abgebro-
Ptannedtheil aufwärts verschiebt u. der Sehen-
nachrolgt; 2) durch Ausweitung der Pfanne
lociieoentzUndung und Erweichung und Auf-
len des Schenkelkopfes ; 3) nach Durchlöche-
Pfanne in Folge von Garies, wobei der Sehen-
in die Beckenhöhle tritt. In allen 3 Fällen
Schenkel verkürzt und derRoIlhügel steht über
der ursprUngfichen Pfanne, dennoch Usst
!r einzelne krankhafte Zustand der Pfanne
unterscheiden. Schnelle Entstehung nach
Crepitation u. s. w. charakterisiren die Pfan-
ir. Die Ausweitung und DurchlUcheruDg dei*
leiten lange bestehende Entzündung mit Er*
jauchiger Zerstörung voraus , Krankheits-
die noch bestehen oder abgelaufen sein
Bei Pfann^nerweiterung ragt der RollbOgel
kraiiken Seite starker hervdfl', bei Durchlöcbe-
^r Pfanne mit Dislocation des Kopfes in die
kköhle sinkt der Rollbügel ein.
tnreokangen des Schenkelkopfes, welche eine
riQDg des Schenkels herbeiführen, sind, Luxation
Süssere Flache des Darmbeins, in den grossen
bnitt u. auf den queren Ast des Schambeins.
farf hierbei nicht vergessen, dass die Stellung
ten Schenkels (Beugung, Streckung, Anzie-
AbziehoDg) einen Einfluss auf das LSngen-
kal and die Verkürzung geringer oder grösser
lasst.
' Die FeHängerimg des Schenkels wird erzeugt:
' übarmissige* Zug Wibrend derHeiluog voil
Seb^keH»eiiifräcttiren: 2) diiTrck Druck sof den.
Sckenkeikopf von der Celenkhöhle aus und Verd^tfil-»
gung desselben naeh ab- and auswärts; S) durch
Verrenkungen wdche das Kmegeienkende de» Sehen«-
k^lbeins von der Pfannenmitte entfernen.
Das Auseinanjerziehen der Bruchenden mit Ver-
längerung des Oberschenkels dürfte sich nur selten
ereignen, da der entgegengesetzte Fehler weit leichter
zu machen ist. Dass ein starker Zugverband bei
Fracturen des Körpers, des Schenkelbeins im kind-
lichen Alter, wo die Muskeln dünn und schwach sind»
Heilung mit Verlängerung hervorbringen könne , halt
Vf. nach Versuchen mit dem Zugverbande für gewiss»
Die Rollhügelhöhe würde in einem solchen Falle um
ebenso viel als der Schenkel verlängert sein.
Die Verdrängung des Schenkelkopfes aus der Pfanne
erfolgt meist durch flüssige Ausschwilzung und An-
sammlung , welche die Kapsel allmSlig ausdehnt undf
den Gelenkkopf ab- und auswärts drängt. Es ist
auch denkbar, dass Aftergebtlde im Pfannengrundft
durch Hervorwucbern den Scbenkelkopf Terschieben.
Di6 Rollhügelhöhe bleibt unverändert , der Roilhüg^el
ragt stärker hervor. Im AUgeitoeinen kommen An-
sammlungen in der Kapsel nach SynovialenizUndungeil
vor; die passiven Belegungen im kranken Gelenke
sind schmerzhaft aber ausführbar. Nicht selten folgt
völlige Aufsaugung ; bei hoher Entwicklung des Lei-
dens und durch ungünstige Lage des Oberschenkels
(Anziehung u. Einwärtsrollung) erfolgt eine wirkliche
Verrenkung des Oberschenkels auf die äussere Darm-^
beinflache.
Diejenige Verrenkung des Oberschenkels , welche
vorzüglich Verlängerung bewirkl, ist die nach ab- u.
einwärts in das Hüftloch, obwohl auch schon bei der
Verrenkung auf den queren Ast des Schambeins die
Möglichkeit der Verlängerung gegeben ist.
HL Schlflssirch ist noch auf jene Fälle aufmerk-
sam zu machen, in welchen relative Ferkürzung u.
Verlängerung an demselben Schenkel vorkommen u.
sich gegenseitig theilweise oder ganz ausgleichen.
Diess würde z.B. der Fall sein, wenn ein nach Fractur
verkUrtt gebliebener Schenkel eine Luxation in daa
Hüftloch erlitten hätte. Auch in solchen Fällen werden
die vergleichenden Messungen Anhaltepunkte für die
Beurtheilung geben. (S t r e u b e L)
707. neber die frischen Schenkelhalsfractu-
ren; von C. f. FaudeL (Dissertatio inaugur. Stras-
burg 1852. 4. 52 pp.)
Gestützt auf klin. Beobachtungen und auf patfaoL«
anat. Thatsachen sucht Vf. Indicationen für die ratio-
nelle Behandlung der Schenkelhalsfracturen im All-
gemeinen , wie für jede Varietät derselben aufzustel-
len , um auf dieser Unterlage den Werth der angege-^
benen Verbandweisen und Apparat^ benrtbeilen za
können. Hauptsächlich erklärt er sich aber gegen
das Nichtsthun bei Schenkelhalsfracturen, indem er
die beiden von A. Gooper aufgestellten Behanptin«
204
V. Chirurgie» Ophthalmologie n. Otiatrik.
gen, welehe suin Nichtsthan Veranlassung gaben,
i) dass Schenketbalsfracturen in der Regel sich nicht
coBsolidiren , und 2) dass die intra-arlikularen Frac^
turen die am häufigsten vorkommenden Schenkelhals*
fracturen sind, als unrichtig zu erweisen sich be-
müht.
Cap. L Anat, Betrachtungen und Classifica-
tion, Die starke fibröse Gelenkkapsel , die rings von
der Pfanne entspringt, inserirt sich nach unten auf
verschiedene Weise; sie befestigt sich nach vorn u.
unten an der vorspringenden Linea intertrochanterica,
noch ehe aber die fibrösen Fasern die Linie erreichen
und fast noch 2 Ctrotr. von derselben entfernt, legen
sie sich schon fest an und bilden eine breite Inser-
tionsflache, welche die intracapsultfre Partie des Schen-
kelhalses bedeutend verkttrzt. Ausserdem liegen hier
die starken Verstärkungsbander von der Spina ant.
inf. u. 8. w. Nach hinten zeigt die fibröse Kapsel
eine eigenlhümliche Anheftung, sie erstreckt sich
nur bis zu der Stelle, wo das untere Dritttheil des
Schenkelhalses sich an das nfiltlere anschliesst und
die Kapselfasern inseriren sich nicht dem Schenkel-
halse , sondern liegen als freier Rand da , der nur
nach oben und unten an der Rasis des Trochanters
fest anliegt (Zona orbicularis Weber). Die bogen-
förmigen Fasern am freien Rande gestatten ohne Ver-
letzung das Eindringen einer dünnen Sonde. Die
Synovialhaut bildet an der Stelle, wo sie sich auf
den Schenkelhals umschlagt, zahlreiche, schlaffe Fal-
ten, die durch fibröse Streifen mit der äussern Kapsel
zusammenhängen ; überhaupt ist die Synovialis nicht
so fest mit der Kapsel vereinigt, als man gemeint hat,
und dem ganzen Schenkelhalse entlang bis zum Kopf
ziehen sich Synovialfaften hin, welche Gef^sse zu der
Umgegend des Gelenkkopfes zu leiten scheinen. Nach
vorn und unten endet die Synovialis dicht vor der
fibrösen Anheftung der Kapsel , nach hinten dagegen
stülpt sie sich unter dem freien Rande der Kapsel
mehr oder weniger aus , stellt einen geschlossenen
Sack dar, der durch fibröse Streifen TJchrig abgetheilt
erscheint, wie man sich durch Aufblasen der Syno-
vialis oder durch Injectionen überzeugen kann. Die
Ausstülpung betragt zum mindesten 1 Ctmtr. der
Lange nach, sie kann aber betrachtlicher sein u. sich
selbst bis zur Linea intertrocbant. erstrecken.
Schon diese Thatsachen zeigen, dass die alte
EIntheilung in extra- und intracapsulare Schenkel-
halsbrüche keineswegs gebraucht werden könne , um
die Fracturen innerhalb des Gelenks von denen ausser-
halb desselben zu trennen , denn eine Schenkelhals-
fractur kann intracapsular nach vorn und extracapsu-
lar nach hinten sein , sie kann ferner nach vorn in
den breiten Kapselansatz fallen und doch ausserhalb
des Gelenks liegen. Die Unterscheidung der extra-
vnd intrasynovialen Fracturen ist ebenso ungenau, da
die Grenze der Synovialis nach hinten keine bestimmte
ist Dasselbe gilt auch von der Eintheilung in exlra-
vnd intraarliculare Fracturen, wodurch Rrun meinte,
das Problem zu lösen. Um demnach zu einer an-
schaulichen Classification zu gelangen , muss man i
gewisser Reziehung von der fibrösen Kapsel und de
Synovialis absehen u. sich an den Schenkelhals seil«
halten. Hiernach kann man folgende Unterschied
feststellen. 1) Die Fracturen an 4ier Rasis des Scbes
kelhalses im Verlauf der Linien zwischen den RoUbO
geln geben den Typus für die extraarticularen Fracta
ren ab , obgleich sie nach vorn nicht ausserhalb de
Kapselansatzes fallen. 2) Die Fracturen der unter*
Hälfte des Schenkelhalses sind gewöhnlich gemischt
d. h. sie stellen die verschiedensten Gradationen zwi
sehen extra- und intraarticularen Fracturen dar, si
können intracapsular nach vorn, extracapsular oad
hinten , intrasynoviai nach vorn , extrasynovial oad
hinten u. s. f. sein. Je nachdem die Rruchfiachei
dieser Fracturen mehr oder weniger ausserhalb de
Gelenkhöhle fallen , nahern sie in Rezug auf Consoli
dation sich mehr oder weniger den Fracturen an de
Rasis oder den Fracturen der obern Halfle des Scbea
kelhalses. Uebrigens sind diese Fracturen, welch«
die Schwierigkeit der Classification verursacht haben
ziemlich selten. 3) Die Fracturen der obern HalAi
des Schenkelhalses sind nothwendig inträarticulare g
am wenigsten zur Consolidation geneigt. — Obgleid
auch diese Eintheilung Einwürfe zulasst , giebl w
doch, wie auch Denonvilliers bemerkt hat, meh
praktische Anhaltepunkte und stützt sich auf Gadave^
experimente und pathol.-anat. Refunde.
Cap. IL Relative Frequenz der verscM^^^^
Arten von Schenkelhalsfracturen, Ludwig be-
zeichnete 1 755 die Schenkelhalsfracturen an der Ba-
sis als die häufigsten; A. Gooper behauptete die
grösste Frequenz der intraarticularen Fracturen ud^
stützte sich dabei auf die Diagnose am Krankenbett
und auf pathol.-anat. Refunde. Obgleich nun CoO"
per auf mehrere Symptome aufmerksam machte, dil
man vordem weniger beachtet hatte» so konnte fll
doch nicht zu einer bestimmten diflerentiellen DiagnoM
- der intra - und extraarticularen Schenkelhalsfracloren
gelangen, und beging den Fehler, die grössere Fre-
quenz der intraarticularen Fracturen mehr nach da
unsichern Diagnose, als nach den Sectionsergebnissei
zu behaupten. Vidal und Malgaigne sind aal
die Seite C 0 0 p e r 's getreten , P^trequin, Boa-
Dct und N^lato^ halten die Ansicht Ludwig*i
fest. Vidal beruft sich auf die grössere Anzahl toi
intraarticularen Schenkelhalsfracturen im Maseiifl
Dupuytren, wogegen N^laton erinnert, dui
diese Präparate in einer Epoche gesammelt wurden«
wo man durch Facta die Frage über die Consolidatio^
der intraarticularen Fracturen zu entscheiden suchlA«
Malgaigne sucht das Uebergewicht der intraartH
cularen Schenkelhalsfracturen durch ZusammensteH
lung der Präparate aus mehrern Sammlungen i*
erweisen. R o n n e t 's Entgegnung ist am gewichtig-
sten ; abgesehen von der Reobachtung am Kranken-
bette beruft er sich 1) auf die Winkelstellong del
Halses zum Schenkelbeine , welche bei Fall auf des
Trochanter Fractur am Winkel , d. h. an der Basii
V« Chirurgie t Ophflialiiiologie n. Otiatrik.
905
4is Hiisu hervorbriDgen mOsse ; 2) auf GadaTerex-
yeiineiie, wobei mit einem Beil auf den Trochanter
leKiibgeB wird und sleu Fracluren an der Basis des
- Sdwkelfaalses, die sich zuweilen mit Cinkeilung vep-
üiiea, itt Stande kommen (die Experimente von
im, Rodet und Vf. haben dasselbe ergeben);
' S) aif die Priparate im Museum zu Lyon , die aller-
i 4iigs der Zahl nach nur 6 betragen. — Malgaigne
I kal anuer den Prifparaten des Museum Dupuytren,
■ £e toffl Barlbolomew*s-Bichmond-IIosp. und vom Mu-
' SMiB la Dabiio zusammengestellt; das Ergebniss
. tsl aber weniger sicher» weil diese PrSfp. nicht in
\ Bczopaf die Frequenz der verschiedenen Schenkel-
I baisfnetoren überhaupt, sondern in Bezug auf die
fcwQbBlicbe Nichtconsolidation der inlraarticulären
n^ctarea gesammelt worden sind. Vf. vergleicht
die Ti^ roo Dupuytren , SOmmering, aus
Lyon ttd Strassburg
Mama m Strassbarg 29 Innere 9 Aeussere 20
, TODSommering
laFnokfori 14 . 4 .10
Lyon 6,2.4
Mmsem Dopoytren 33 . 21 »12
82
36
46
Trotz der Beibehaltung der PrSp. Dupuytren 's
temegea die extraarliculflren Practuren die intra-
i irtieiillren om ziemlich ein Viertheil. Rechnet man
m noch das Ergebniss der Experimente hinzu , so
irtDao berechtigt, in Fallen, wo die dirTerentiolle
%iose zwischen inlra- und extraarlicubren Prac-
kRa Dicht möglich ist, die Existenz von extraarticu-
ta Fractaren zu prSsumiren.
Cap. IIL Pathologische Anatomie. Die Gestalt
■d Richtung der Bruchflachen, die Dislocationen
dsselben , die Consolidation endlich sammt den Um-
tfaden, welche sie begünstigen oder verzögern, wird
Kcr, ohne auf zufällige Einzelheiten einzugehen, be-
iprochen.
1) Die Fractaren an der Basis des Schenkelhalses
men vor mit Einkeilung und ohne Einkeilung. —
i Mü Einkeihaig; das obere Bruchstück wird mehr
vniger in die spongiöse Substanz zwischen den
kaebanteren getrieben. Vor nicht langer Zeit hielt
aa die fiinkeilung fOr ein ausnahmsweises Ereigniss,
jttit erkennt man die Gewöhnlichkeit derselben an
•deine beigefügte Tabelle zeigt, dass in 41 Fallen
extraarticuUren Schenkelhalsfracturen 25 von
haetration oder Implantation begleitet waren. Oft
mt bei der Einkeilung der grosse Trochanter in
ISuicke, zuweilen löst sich selbst der kleine Tro-
fbaater mit ab. Ein bioser Eindruck in die spongiöse
ktaaoz zwischen den RollhUgeln darf nicht zu den
heilangen gerechnet werden , da bei jeder Fractur
* der Basis der hintere Rand des Schenkelhalses
4 einigermaassen eindruckt. Die Dislocation bei
^Eiokeilung ist in der Regel nicht bedeutend, die
^bstOcke sind unbeweglich. Die Vereinigung ist
^st eine knöcherne» durch plastische, ossificirende
k eingekeilten Bmchstttcke fest verlöthende Mate-
rie. Die Gallusheilnng wird begünstigt durch die Ein-
keilung selbst, d. h. durch die constante Aneinander-
haltung der Bruchstücke , ferner durch die Dicke und
Erhaltung des Periosts und der fibrösen Weichtheile.
Unter 25 Fallen kam ISmal knöcherne Verheiinng
vor. Selbst bei Abbrechen des Trochanter folgt
Ossificirung, wenngleich manchmal mit Galluswuche-
rung. — B. Ohne Einkeilung; die Richtung der
BruchflJIchen von oben nach unten und von aussen
nach innen ist dieselbe; die Dislocation mit Verkür-
zung des Gliedes kann bedeutend sein. Der grosse
Trochanter weicht gewöhnlich nach hinten, das untere
Ende des Schenkelhalses nach vorn, so dass der nach
hinten offene Winkel verkürzt, der Gelenkkopf dem
Trochanlür naher gebracht wird. Das untere Bruch-
stück wird durch Muskelaction [?] in die Höhe gezo-
gen, rUckt nach hinten, dreht sich nach aussen; das
obere Bruchstück steht mit seinem vordem Rande
nach vorn , mit dem hintern drückt es sich in die
spongiöse Substanz; der schief abwärts gehende
Hals stellt sich horizontal oder selbst schief nach auf-
wärts; zuweilen dreht sich der Hals so um seine
Achse , dass die vordere Flache die obere wird. Sel-
ten ist es , dass der Schenkelhals mit seinem hintern
Rande nach hinten vorsteht und das untere Bruch-
stück nach vorn rflckt, wodurch Einwartsrollung
des Schenkels entsteht. Auch bei der Brucbform
ohne Einkeilung erfolgt die knöcherne Consolidation
häufiger, nach der Tabelle unter 16 Fallen lOmal.
2) Die Practuren in der untern Halfle des Schen-
kelhalses sind sehr selten , und ausser den 2 Präpa-
raten, die sich in der Dupuytre naschen Sammlung
finden, konnte Vf. nur noch 2 auftreiben. Die Dis-
location ist dieselbe , wie bei «den Practuren an der
Basis. In 2 Präparaten wurde der grosse Trochanter
abgebrochen gefunden. Der Schenkelhals war in 2
Fallen knöchern verlöthet. Eine dilTerentielle Diagnose
ist unmöglich , die Practuren werden am besten den
extraarticularen angereiht.
3) Die Practuren der obern HalHe des Schenkel-
halses, die intraarticularen befinden sich gewöhnlich
dicht am Kopfe, selten an der Einschnürung des Hal-
ses unterhalb des Kopfes. Die Bruchflache des obera
Bruchstücks geht meist von oben dicht am Kopfe nach
unten 1 Ctmtr. weit vom Gelenkkopfe entfernt, doch
kann sie auch quer verlaufen , seihst konische Form
haben. Zuweilen ist die Bruchflache gezackt. Die
Dislocation ist unbedeutend u. wird durch die fibröse
Kapsel und durch den Pfannenrand beschrankt. Das
untere Bruchstück geht etwas nach oben , nach hin-
ten und aussen. Das obere senkt sich oder stellt
sich horizontal. Die Schwierigkeit, Consolidation der
intraarticularen Practuren zu erzielen, bat die Schrift-
steller bewogen, die Umstände der Nichtconsolidirung
zu erforschen, die sehr vielßlltig sind. Die Kenntniss
der respectiven Wichtigkeit der angegebenen einzelnen
Umstände ist nothwendig, wenn man den Zweck fest-
halt, ihren schädlichen Einfluss zu heben oder zu
schwachen. Die Ursachen der Nichtconsolidation
lassen sich folgendermaassen am besten groppiren.
9M
y» Ghiruif[i«» OphlhMit^togie tti. Otiatrik^
a) ji^tomkeke ürtachen. u) Dflntie d€S Pe*«
FtosI« DaraeDlKeh dicht am Gclenkkopfe; ß) Zusaaii-«
iienbang ratt itf SynoviaKs , die gleich dem Periost
serreiaat; /) A,bwesei»li^t anderer den Schenkelhala
dicht umgebender Weichlheile.
b) Mechanische Ursachen, a) Interposition eines
Knochensplitters zwischen die Brochflachen ; ß) An-
häufung Ton Synovia oder Serum » wodurch die pla-
stisdie Lymphe verdünnt wird ; /) grosse Beweglich-
keit des obern BruchslUcks , welches nur durch Ap-
parate festgehalten werden kann , welche das Becken
ganz unbeweglich machen; J) Mangelhafte Apparate;
s) unzeitige Bewegungen vom Kranken oder vom
Chirurgen angestellt.
c) Ursachen, welche die Ernährung beschrän-
ken, a) Man hat fast allgemein angenommen, dass
die Vitalität des obern Bruchstücks zu gering sei, um
die Callusverli^thnng zu Stande zu bringen » allein die
Arterie des randen Bandes, die steU unverletzt bleibt
U9d kleinere Gef^sse, die von der Ischiadica u. Glutaea
aam Periost und in die Substanz des obern Bruch-
stoeks dringen , zeigen gerade keinen Nutritionsman-
gel an. Ware die Vitalität so gering, so wXre es
natttrlich, dass das obere Bruchstück häufig nekrotisch
wttrde , was noch nicht beobachtet worden ist , im
Gegeniheti liegen mehrere Gallusheilungen bei com-
minuliyen intraarticulareti Practuren vor. ß) Die Re-
sorption und Usur der Brucltflache hängt nicht von
der Ernährung, sondern wohl nur von mechanischen
Ursachen ab.
d) Physiologische Ursachen, wie vorgerücktes
Alter, weibl. GeschL, schwächliche Constitution kön-
nen wohl die Consolidation verzögern, sie aber nicht
hintertreiben.
e) Pathologische Ursachen. Die senile Atrophie
und fettige Imbibition sind einmal mit dem hohen
Alter nicht nothwendig verbunden , anderntheils ver-
hindern sie mcht immer die Consolidation. Die Atro-
phie des runden Bandes , Knochentuberkulose , Kno-
cfaenkrebs , Syphilis , Scorbut u. s. w. kommen hier
Dicht in Betracht.
Das wichtigste Hinderniss der festen Verlüthung
liegt auf jedem Fall in der Schwierigkeil, das obere
Bruchstück gehörig zu coaptireo und coapllrt zu er-
halten , und es muss danach gestrebt werden , diese
Hauptschwierigkeil zu überwinden.
Die knOcheiHe directe Vereinigung der intraarti-
culären FVacturen des Schenkelhalses, die man immer
noch für sehr seilen hält, kommt sicher öfter vor,
als man annimmt, und die Falle von Goyrand,
Williams, Hodgsonu. A., die Präparate meh-
rerer Sammlungen sprechen dafUr. Vf. beschreibt
2 Präparate von directer knöcherner Verheilung aus
dem Straasburger Museum. Auch A\e knöcherne Ein-
kapselung und Invagination des obern Bruchstücks ist
beobachtet worden ; ebenso giebt es einige Fälle, wo
knorplige Vereinigung und fibröse starke Zwischen-
sitbatmfc oiüe aiemliche Festigkeit der Bmchstflokl
herstelHe.
Cap. IF. Differentielle Diagnose, twv die Chi-
rurgen , die A. G 0 0 p e r folgen , und die Schenket-
halsfracluren, verschieden behandeln , je nachdem sie
intra- oder extraarticular sind, muss die differeoiiene
Diagnose höchst nothwendig sein. Jedoch ist eio«
prScise Diagnose nicht immer möglich, und die 8
Zeichen , die C o o p e r als sicher leitende aufgesleÜl
hat, können den Zweifel nicht entfernen. Dessen-
ungeachtet wird man bei Prüfung und Abwäguog fol-
gender Zeichen in den meisten Fällen wohl za einer
diflerentiellen Diagnose gelangen.
1) Schmerz, Lebhafter, oberfläehticher, ante
Trochantergegend sitzender Schmera deutet auf extrt^
arliculäre, tiefer , leichter Schmerz in der Leistenge*
gend auf intraarticuläre Fractur. Heftiger Schmert
im Verlauf der ganzen Extremität begleitet Kapseleot-
Zündung. — 2) Geschwulst, Sie ist meist bedeutend
bei exlraarticulären Fractwen und nitomt die Trochan-
tergegend ein ; gewöhnlich nur gering bei intraarli-
culärer Fractur. — 3) Ekchymosen sind nach Fall
auf den Trochanter gewöhnlich vorhanden, ohne eine
Andeutung für den Sitz der Fractur zu geben.—
4) PuncHonsstörung. Die Verletzten können gewfihi«!
lieh weder Stehen , noch gehen , und wenn sie beii
der Fractur zu Boden gefallen waren, ist es ihae»,
unmöglich , sich zu erheben. In einigen Fällen ver";
mochten die Kranken noch eine kurze Zeit, weiii"i
gleich hinkend, zu gehen; hier war intraarliculSrt
Fractur vorhanden , wo man ein zackiges Ineinander^i
greifen der Bruchflächen annehmen kann, oder extra»
arliculäre Fractur mit Einkeilung. Die activen fie-i
wegungen sind bei allen Sehen kelhalsfracturen sehf.|
beschränkt und schmerzhaft, die passiven sind sehfi
begrenzt bei eingekeilten Fracturen, sehr ausgedehnt,
aber schmerzhaft , bei exlraarticulären ohne Einkeh
lung, weniger schmerzhaft und ziemlich frei bei inlra*-
arlicttlären. Die Bewegungen dürfen nur vorsichtig
vorgenommen werden , wenn sie nicht schaden sok
len. — 5) Ferkürzung. Dieses Zeichen ist jcden^
falls das wichtigste. Gooper stellte fest, dassbei^
intraarticulären Fracturen eine Verkürzung von 1—2
vorkommen könne, während bei extraarticoläreu Frtc^
turen dieselbe nur 6 bis höchstens 9'" betrüge. Aar
Zeit hat patholog. Anatomie, klinische Erfahrung und
Experiment nachgewiesen , dass gerade bei exlraarti^
culären Fracturen die belrächllicbslen Verkürzunge«,
auftreten. Bei intraarticulären Fracturen hindert A«
gewöhnlich unverletzte Kapsel das bedeutendere Her^i
absteigen des obern und Hinaufsteigen des uotera«,
Bruchstücks , welches selten eiüe Verkürzung bis «^
20 Mmlr. bewirtt; zackige Bruchflächen, g^om
Kürze des Schenkelhalses und rechlwinklichcr Ansal»
desselben lassen zuweilen gar keine Verkürzung <A.
Bei exlraarticulären Fracturen , wo sich dem Auwl"'
gen des untern Bruchstückes kein Hinderniss enlg^
genstellt , kann die Verkürzung bis «u 6 Ctffltr- »»*
darüber gehen. Bei Einkeilung ist die VerkürW»*
V. Chirurgie, Ophthalmologie iL Otiatrik.
207
kirtgt kUchstaas 10 — 15 MnUr. Keine
og kommt also nur bei den iiitraarticuHlren
«Iffricturen vor; eine Verkjirxung bis zu
1 20 Nmtr. bei ielraarliculilren und extraarti-
lA'aetaren mit Einkeilung; eine solche über
tr. bei extraarticulären Practuren ohne Einkei-
Aa die Verkttrauog schliesst sich noch ein
igeoau an^ diess i^t die Aufhebung der Ver-
jdarch Extension, die bei Practuren mit Gin-
onr schwer gelingt (auch nicht erzwungen
^darf), sonst stets ziemlich leicht ist. 6) Dre^
\Fuises. Bei Fracjluren mit Einkeijung isi
HDg nach aussen nur gering, bei den
I Fracturea ka&n sie bedeutender sein. Ist
des Fasses nach innen vorlianden , so wird
1 4ie An der Fractur nicht oüher besiirorot,
lEianaftsdrehungkann ebensowohl bei intra*
iFfaetaren, wie bei extraarticulären ohne
[ and bei Practuren unterhalb des Trochan-
aen. — 7) Ferättdervng der Hüfte u»
nUrgegeHd, Bei allen Schenkelhalsfrac*-
HDt die HüAe abge|)lattet , der Trochanter
liger eingesunken. Rei Practuren mit Eirir-
\ bildet der gedrehte Trochanter eine zusam-
idere und Tolominösere Masse. Die An-
des Troehanters an den tiarmbeinkamm,
! Beweglichkeit desselben und die gerin-
ewegungen bei der Rotation, sind schwer
Uicbi zo erforschende Zeichen. — 8) Cre-
Dieses so werthTolle Symptom fUr die Exi-
rPraetar fehlt hauGg, und wenn es vorhan-
\ giebt es keinen Aufschluss über den Ort der
UoUug ist es, die Untersuchung der Ver-
gea Auffinden von Crepitation zu verlSn-
9) Alter u. Ceschlecht. Die Betrachtungen
^lind von untergeordnetem Werthe. Sehen*
bekommen gleich oft bei beiden Geschlech-
^«id werden vorzugsweise in dem Alter über
»bachtel. — 10) Ursache, Practuren durch
Pdeo Fuss oder das Knie sind intraarticulHre;
darch gewaltsame Drehung des Schenkels
«Q oder innen sind intraarticular oder ge-
|Fracturen durch Fall auf den Trochanter sind
iraartieulär , selten gemischt, oder intra-
giebt sich, dass, wenn auch die Existenz
ikelhalsbruehes gewöhnlich erkannt werden
ich die Diagnose Über den Sitz der Fractur
»eifelhaft bleibt. Ist der Sitz der Schenkel-
erkannt, so wird man nach den Sympio-
I Verhältnissen der Art der Fractur verschie-
apeulisch verfahren. Kann der Sitz im gege-
tle nicht ermittelt werden, so wird man am
D» wenn man gerade so verüahrt, als hatte
I extraarticttlare Fractur vor sich.
K Tkepqne. — Ohne die Handgriffe bei
itiott der Schenkelhalsfracturen weiter zu
ien, gehl Vf. sogleich zur Beschreibung der
priMi Eehandluflgsweiaen über, nachdem er die
bekannten allgemeinen Indicationen für die Behand-
lung vorausgeschickt hat. So viel Mühe sich Vf. mit
der Aufzahlung gegeben bähen mag, so ist diese doch
unvollständig und die Verbände sind nicht gut geord-
net. Er gieht nur eine allgemeine Kritik über den
Werth der einzelnen Methoden. Im Ganzen ist er
gegen die ßehandlungsweise mit Demiflexion (doppelt-
schiefe Ebene) eingenommen, er glaubt, dass dabei
die hintern Schenkelmuskein nicht gehörig erschlafft
werden , dass dJe Wiederverkürzung nicht verhindert
werden kann , u. dass das obere Bruchstück Neigung
hat, nach hinten abzuweichen. Mit Recht spricht
sich Vf. gegen das rein exspectative Verfahren aus,
welches A. Cooper einführte und dadurch noch
schädlicher machte , dass er die Pat. nach 10 — 14
Tagen zwang, aufzustehen und an Krücken herum-
zugehen. Die mögliche Gallusverheilung hei inlra-
articularen Practuren wird ganz hintertrieben, es
kommt auch nicht zu einer zweckmassigen festen
Bandverbindung, die Bruchstücke vereinigen sich gar
nicht , das obere BruclistUck atrophirt , schleift sich
ab, die Bewegungen reizen die Kapsel, entzünden,
veröden sie u. s. w. Am besten ist nach Vf. der
Extensionsverband in horizontaler Lage mit gehöriger
Fixirung des Beckens und hier zeichnet sich nament«-
lich der Verband von S^dillot aus, der in eidem
Kleisterverbande mit Pappschienen besteht, wobei
der Schenkel durch Gewichte, die über eine Bolle
am untern Bellrande gehen, fortwährend extendirt
wird , während andere Gewichte am obern Beltrande
die Contraextension an der Schenkelbeuge ausführen,
Die Extension kann nach 5 — 6 Tagen aufgehoben
werden, der getrocknete Verband bindert die Wieder-^
versehiebung und erhalt die Goaptation. Ausserdem
wird noch der Verband von N 61a ton gerühmt, der
in einem Kürass besteht, von welchen herab bia
unter die Fersen Seitenachieoen laufen, die mit einem
Breie vereinigt sind , an welchem die Extension mit-
tels Binden und einer Winde ausgeführt wird; der
Apparat ist complicirt und muss nach dem Körper
gefertigt werden, sonst soll er alle Indicationen
erfüllen.
Als Indicationen der Behandlung der einjselnen
Arten der Schenkelhalsfracturen stellt Vf. folgende
auf. Bei den extraarticulären Practuren mit Ein*
keilung muss die letztere respeclirt werden, so
lange die Verkürzung nicht mehr als 15 Mmtr. be-
trägt; ist sie stärker, so muss man die Einkeiljuig
durch Extension zu heben suchen. Das Becken ist
, SU fixiren, der Fu9s wird in eine 'gerade Stellung aus
der Rotation nach aussen gebracht. Es reicht ge-
wöhnlich ein einfacher Gontentivverband hin , den
man anlegt, sobald die entzündlichen Ei scheinungen
in der Trochantergegend sich gemildert haben. Die
Extremität wird am besten in Streckung erhalten,
denn bei Demifiexion vergrössert sieh leicht die Ein-
keilung und das untere Bruchstück stellt sich nach
hinten und oben. Die Fractur muss unausgesetzt
beaufsichtigt werden, damit gleich eingeschritten
werden kann, wenn es zu einer consecutiven Ver-
208
V. Chirargie, Ophthalmologie u« Otiatrik.
kttrzung (was selten geschieht) kommt, wenn die
Einkeilung sich lockert oder plötzlich anfhOrt. —
Bei exlraarticulSiren Fracturen ohne Cinkeilung ist
stets der Extensionsverband anzulegen und die fort-
gesetzte Extension muss um so grösser sein . je star-
ker die Verkürzung war, je kräftiger der Pat. ist.
S 6 d i 1 1 0 t *s Apparat und die Nachahmungen dessel-
ben von Rigaud u. Bonnel leisten die erspriess-
lichsten Dienste. — Bei den intraarticulären Fractu-
ren ist Unbeweglichkeil nothwendig, wenn man eine
enlsprecliende Verhcilung erzielen will; die Extension
braucht nur gelind zu sein , ein einfacher Kleister-
verband genOgt meist; man darf den Pal. unter 8
Wochen nicht gestatten aufzustehen. — In zweifel-
haften Fallen, wo man über den Sitz der Fractur
nicht klar ist , verfefhrt man wie bei extraarticuUren
Fracturen , nur dass man keine zu starke permanente
Extension anzuwenden braucht. (Streubel.)
708. Fractitr der Trochlea hnmeralis ; von
Laugier. (Arch. gen. Janv. 1853.)
EJD ITjähr., sonst gesundes DieDslmädcheo fiel bei aus-
gestrecktem Arme auf die Haod und fühlte danach Schmerzen
im Elleobogengeienk. Bei der Untersuchung zeigte sich am
Gelenk keine Spur von Geschwulst oder Blulunteriaufung. Die
willkürlichen Bewegungen im Gelenk waren schmerzhaft und
beschränkt, die passiven Bewegungen dagegen konnten bei
massigem Schmerz in weiter Ausdehnung vorgenommen wer-
den; der Vorderarm liess sich zum Oberarm bis zu einen
Winkel von 36^ flectiren und völlig ausstrecken ; ebenso voll-
ständig gelangen die Pro- und Supinationsbewegungen. Bei
den letztern Bewegungen fühlte man deutlich Knochencrepita-
tion, welche noch deutlicher wurde , wenn man den gestreck-
ten Vorderarm nach innen zu flectiren suchte ; auch bildete
sich bei diesem Handgriffe eine auffallende Deformität; der
Vorderarm stellte mit dem Oberarme am Ellenbogengelenk
einen Bogen dar, dessen Convexität nach aussen gerichtet
war. Hörte man auf, den Vorderarm zu flectiren, so ver-
schwand die Biegung und man überzeugte sich, dass sie durch
Einwartstreten der Gelenkfläche der UIna ober den Trochlea-
rand bewirkt werde, dass also eine abnorme Beweglichkeit
der Gelenkfläche der UIna nach innen stattfinde. Die Condy-
len des Humerus standen normal u. waren unbeweglich. Aus
diesen Zeichen schloss Vf., dass nur die Trochlea abgebrochen
sein könnte. Die Behandlung war einfach, das Gelenk wurde
mit Compressen umgeben und der halbgebogene und pronirte
Arm auf einer gepolsterten Unterlage gelagert und befestigt.
Nach 3 Wochen war Pat. hergestellt und erlangte in kurzer
Zeit die volle Beweglichkeit im Ellenbogengelenk wieder. Be-
merkenswerth erscheint dem Vf. noch , dass weder nach der
Verletzung , noch im Verlauf der Behandlung ein Erguss in
die Gelenkhöhle zu Stande kam , weder die fibröse Kapsel,
noch die Synovialis konnte demnach eine Verletzung erlitten
haben.
(So viel sich Vf. Mühe gegeben hat, aus den
Symptomen die unzweifelhafte Existenz einer isolirlen
Fractur der Trochlea bumeralis zu erweisen und da-
durch den von Malgaigne so sorgfaltig zusammen-
getragenen KuochenbrUchen des Ellenbogengelenks eine
bis jetzt noch nicht beobachtete Varietät beizufügen,
80 dürfte doch nur die Section im Stande sein , die
angenommene Verletzung ausser Zweifel zu setzen.
Ref. kann sich nicht denken , wie die Trochlea allein
ohne Betheiligung des äussern Condylus abbrechen
soll, aber selbst diess zugegeben , kann er sich nicht
vorstellen , wie eine derartige intraarticalire M
ohne Affection der Synovialis zu Stande komiMl
verlaufen soll. Man könnte ebenso gut diagj
ren , dass nur der scharfe Rand der TroehleJ
brochen sei.) (Streubd
709. Fractur des Processus odontoitf
Luxation des Atlas ; von C o s t e. (Joam. dJ
Aoüt 1852.) ]
Ein schwächlicher Knabe von 15 J. bekam eineil
in den Nacken, worauf er den nach vorn gebeugten liJ
mehr bewegen konnte, das Gehen n. die Respiration Jj
waren. Einige Tage spater trat Uobeweglicbkeit nafl
gerte Empfindlichkeit der Extremitäten ein. OhuM
behandelt worden zu sein, wurde er ungef. nach 4 ■
vollständiger Bewegungslähmung der obern und uotn
mitäten in das Hospital gebracht. Die Sensibtiitit M
mitaten war noch erhalten ; der Drin ging unwilikM
Das Haupt war nach vorn geneigt , stützte sich mit (U
auf den Thorax , active Rotationsbewegungen waretJ
lieb , passive verursachten grosse Schmerzen in derl
gegend. An der hintern Fläche des Halses und etl
rechts fühlte man eine voluminöse KnocbenhervorraM
der Haut, welche dem Halse ein eigenthämliches ffl
und wie geknicktes Ansehen gab. Percussion u. Ahm
zeigten keine Struclurveränderungen der Broslorgaal
klein, kaum fühlbar, wenig beschleunigt ; bartDäen
Verstopfung, Appetit gut. Schlaf unruhig , Stimo«
sonor. Pat. klagte vorzugsweise über heftige wkM
stechende Schmerzen in der ganzen rechten Körpenfl
Betastung des Nackens war ausserordentlich scbmenfl
wurden Blutegel am Nacken , ein Klystir von Seenül
und der Kopf durch untergelegte Kissen in eine et«H
Stellung gebnicht. Der Kr. schlief bieranf gut, 19
schmerzlos und fing mit dem linken Arme an wicfl
kleine Bewegungen vorzunehmen. Nach einigen TiM
trat der frühere Zustand wieder ein und eine wiedanl
liehe Blutentziehung war ohne allen Erfolg. Dcrfl
auf einmal an tropfenweis abzufliessen , der KatbelM
eingeführt werden, es stellten sich schmerzhafte 9
ein. Die untern Extremitäten wurden kalt, derlfl
trieben, dünne Fäcalmassen gingen nnwillkürlicli fl
relbungen mit Jodbleisalbe, innerlich Jodkatinmsokfl
den folgenden 14 Tagen wurde der Ätbem immer* ifl
schwächer, Pat. bekam ein cyanotisches Aussehca J
liess sich nicht mehr fühlen , das Herz arbeiteteV
risch, der Kr. starb am 36. Tage nach seiner Aoilifl
Section, Der Körper zeigte keine TodtensttiriH
normal ; in den untern Lungenlappen Hypostaal^H
mal , ebenso die Intestina der Bauchhöhle. H[^|
Dorsal - und Cervicalpartie des Ruckenmarlii l^^|
merkenswerthes. Die rechte obere GelciiklMj^H
hatte sich nach vorn vor die entsprecben^j|^^|
Hinterhauptbeins luxirt; der vordere RanM^^^H
Fortsatzes des Hinterhauptbeins lag v'itM^^^^B
tiefung unter der Gelenkfläche dea^H^^^^H
ant. des Atlas hatte sich etwas nsdtlHJj^^^^^H
culum post. lag dicht am hinterii|j|H||^^^^^^H
förmigen Gelenkfortsatzes des fi|riH^^^^^^H
Gelenkfiäche des Atlas war aoeMJ^^^^^^^^B
dem entsprechenden FortsatäejI^^^^^^^^^^H
sondiaiMl^^^^^^^^^^H
staltgefunden , dass die MMJj^^^^^^^^^^H
förmigen Fortsatzes nnkM^^F^ ^H
welche bei Lebzeiten JM^^F W^
von dem nach hinten i^ W^
gen des Epistropll^ f
des Atlas hatten " ,<^ ^
gebrochen
Vi. Chirvrgi«, Opbtbaim«lQgia u* Otialrik.
309
tne^nt Zateforttatf bau« se&ae verticale Stellung terlprüii,
p var oack Toni oaBgeknkkt , laf fast barizontal , barObne
pil •tiner SpiUe daa vordero Rand des Hioterbauptlocbs uod
Mfte an der Brucbstelle fibrösen Coilus. Durcb die Disloca-
M des All«« war das Locb für die Medulla bedeutend yer-
ci|l worden Qnd stellte mehr eine dreieckige Spalte mit der
SfitM nach recbta dar. Die feste , Ubröse Verwachsung des
Metrien Atlas, der Knorpelschwund der Gelenknächen und
ig zeUffwebaartiga Incrustatioo derselben bewiesen das lange
Icsicbca 4er Lokation. Die Dura mater medidlaa spinalis
wat namfQlJicIi nadb recbta , wo die grösste Compressioa be-
und, ftrdicJct, narbenartig nod die Medullarsubstant war
IVs" vdt beiracbtlicb arwaicbt.
Basllglich d^ ZQatapd^kommeaa d«r Y.erlelavng
iil¥L der Aasiebt, dasa zuerst dop Proc. ihIodU ab-
gebrochen wurde tt. dass erat hierauf die Lnxation des
Atbs darch Rotation möglich gewordeo sei. Im
Momeftl der Verletzung scheint die OUlocation nicht
ao bedeutend geweseu zu sein , als sie sich spater
heraoaslelJte. Die Erweichung der Medulla mag erat
in der letzten Zeit durch die anhaltende Compression
bewirkt worden sein, — Zum Schluss fügt Vf. noch
hittii, dass er wahrend der Behandlung, und nament-
M in den letzten Tagen vor dem Tode zu versehie-
deoeo Malen den Urin des Kr. untersucht habe,
alieia obgleich Reynoso Aivarez behauptet habe,
hu allen Kraaliheiten, welche die Respiration bedeu-
lesd störten, würde Zucker im Urin gefunden , hätte
. er doch im gedachten Falle niemals Zucker im Urin,
^.adbit nicht mit Hülfe des Liquor von Bares^will
UMbwetseo können. Ebensowenig habe er der An-
Mfane R o b i n 's gemäss , dass , wo die Respiration
^Irschwert sei, das Ciweiss des Blutes nicht oxydirt
«werden könne und im Urin auftrete, Albumen mit
oMpeteraXure , Gerbsäure und durch Kochen im Urin
'CBldecken können. (S l r e u b e 1.)
710. Resectioii des Unterkiefers; aus b.
L^ngenbeck's Klinik; milgetheilt von Dr. A.
Wagner. (Deutsche Klin. 45. 50. 51. 1852 und
3 1853.)
1. Fall. Ein Ö4jähr. stets gesund gewesener Kutscher
pm sich im Herbst 1849 eine an der Unterlippe entstandene
«Warze** aus , worauf ein juckendes Geschwür zuruckblieb,
■WS sieb allmäligvergrösserteu. stechende, brennende Schmer-
'aet ferursacbte. Bei der Aufnahme am 22. Oct. 1850 hatte
dis Geschwür mit der geschwollenen und verhärteten Umge-
baif die Grösse einer Wallnuss ; die Lymphdrüsen in der
lachten Submaxillargegend waren etwas verhärtet. Durch
Vförmigen Schnitt wurden die degenerirten Partien ent-
Jmit, die Wunde ohne Spannung der Theile durch Knopf*
umseblungene Nähte vereinigt und bereits am 30. Nov.
Kr. entlassen. Nach 4 Wochen jedoch zeigte sich in der
des rechten Winkels des Unterkiefers eine neue harte,
iber schmerzlose Geschwulst. Am 27. Mai 1851 , wo der
Ir. abermals Hülfe in der Klinik suchte, war die Geschwulst
der Grösse eines Gänseeies. Die geröthete Haut über der
4»cscbwulst war verschiebbar, letztere mit dem Unterkiefer
iksn verwachsen. Geschwulstpartieo , welche in der linken
[SsbmaxilUrgegend und hinter dem Winkel des Unterkiefers
Üsium vordem Rande des M. sternocieid. zu fühlen waren,
käöeten gleichsam Ausläufer der Hauptmasse. Die Gland.
asbliog. selbst schien der Sitz der harten Geschwulst in der
iflken Hegio submax. zu sein. Vom Boden der Mundhöhle
fiUte man die Knoten durch. Am 6. Nov. wurde mittels
Med. Jshrbb. Bd. T9. Hit t.
eine« Schnittes vom rechten Ohrläppchen über den Unterkie-
fer bis zur Mitte des Kinns die mit der Haut ziemlich fest ver-
wachsene Geschwulst freigelegt, nachdem die Lippengeschwulst
durch denV-Schnilt entfernt worden war. Den Zusammenhang
der Geschwulst mit dem Unterkiefer zu trennen gelang unvoll-
kommen , und deshalb wurde vom 2- rechten Backzähne bis
zum aufsteigenden Aste der Unterkiefer resecirt. Die Ge-
schwulst liess sich nun aus der Tiefe hervorbeben und mit der
Gland. submaz. dext. entfernen ; ebenso wurde die Gland.
subling. sin. nach Verlängerung des Hautscbnittes weggenom-
men. Durch Umstechung und Unterbindung wurde die starke
Blutung gestillt; die Art. max. ext. aber vor der Durchschnei-
dung unterbunden. Der blosliegende N. lingualis wurde mit
einer scharfen Scheere, so weit er sichtbar war, ausgeschnit-
ten , und die Wunde durcb mehrere Suturen vereinigt. In
der Mitte der 3. Woche schien Pat. vollkommen geheilt, als
sich plötzlich nach hinten nnd unten vom rechten Winkel des
Unterkiefers eine massig feste, nicht scharf umschriebene,
beim Druck schmerzhafte, taubeneigrosse Anschwellung unter
gerötbeter Haut zeigte. Das Wohlbefinden des Kr. ungestört.
Fortgesetzte Einreibungen von Ung. ein. verkleinerten die Ge-
schwulst , und Ende 4uli , bis wohin der Knoten sich nicht
vergrOssert hatte, wurde der Kr. entlassen. — Die mikrosko-
pische Untersuchung wies beide Male die anatomischen Ele-
mente des Epithelialkrebses nach.
2. Fall. Ein 45jähr. Zimmermann, der vor 2 J. die
Cholera glucklich überstanden, bemerkte 1831 , angeblich in
Folge eines eingestochenen Holzsplitters, in der Mitte des lin-
ken Oberarmes, eine kleine, leicht bewegliche Geschwulst,
die nach 6 Mon. die Grösse eines Gänseeies erreicht hatte.
1836 wurde die auf genannter Grosse stehen gebliebene Ge-
schwulst abgebunden ; es blieb eine wenig Eiter und dünne
Flüssigkeit absondernde Fläche zurück. Später zog sich der
Kr. durch einen Fall einen Bruch von 2 Rippen und eine
Kopfverletzung zu , ohne dass bedenkliche Zufälle dabei auf-
traten. Im Nov. 1851 wurden die Schneidezähne des Unter-
kiefers schmerzhaft, hoben sich aus den Alveolen und wurden
ganz locker, wobei zugleich eine rothe, weiche Masse aus den
Zahnhöhlen hervorwucherte und sich schnell nach hinten,
unter die Zunge und auf die rechte Seite des Unterkiefers er-
streckte. — Am 5. März 1852 wurde der Kr. in die Klinik
aufgenommen, sah noch ziemlich wohl aus , war aber mager.
An der Aussenseite des Oberanns zeigte sich eine ovale, platt
gedrückte, fleischrotbe Geschwulst von Gänseeigrösse, welche
mit einem kurzen Stiele aofsass; sie war massig fest, schmerz-
los und störte den Gebrauch des Armes nicht. Die rechte
Kinnhälfte war mit der Unterlippe huhnercigross vorgetrieben,
die Haut darüber leicht verschiebbar. Bei geöffnetem Munde
sah man eine etwa faustgrosse, weiche, elastische, mit schmie-
rigem Secrete bedeckte Geschwulst von rötblicher Oberfläche.
Dieselbe umgab das Mittelstück des Unterkiefers ganz, den
linken horizontalen Ast bis zum 2. Backzahne, den rechten
hingegen bis zum hintersten. Die Zähne waren , mit Aus-
nahme der des linken Unterkiefers, alle gelockert. Vom knöcher-
nen Alveolarfortsatze war weder im Mittelsttick, noch im
rechten horizontalen Aste etwas zu fühlen , der untere Rand
des Knochens war dagegen glatt und vollkommen fest. Die
überall aus den Alveolen vorwuchernde Geschwulst erstreckte
sich durch den ganzen Boden der Mundhöhle und bildete in
der Mitte derselben einen 1" hohen, IVa" breiten Wulst.
Die vollkommen gesunde Zunge war nach hinten und links
gedrängt. Geschwollene Lymphdrüsen in der Submaxillar-
gegend nicht zu fühlen. Nur von Zeit zu Zeit leichte, durch-
fahrende Schmerzen; das verschluckte übelriechende Secrct
hatte die Verdauung nicht gestört, Schlucken wenig behindert.
Seit 3 Wochen Spoichelfluss ; Abmagerung, Mattigkeit im
Zunehmen.
Am 8. März wurde von 2 Schnitten aus, welche etwa \"
lang, auf der rechten Seite über dem Winkel des Unterkiefers,
auf der linken Seite einige Querfmger breit neiter nach vorn,
längs des freien Randes des Unterkiefers geführt wurden , der
Unterkiefer an den Stellen , an welchen er durchsägt werden
sollte, subcutan von Weichtheilen entblÖst und mit der Stich-
27
210
V. Chirurgie, Ophthalmologie u. OtiaUrik.
sage durcbvcbnitteo. Hierauf wurden die beiden kleinen In-
cisionen durch einen längs des freien Randes des Unterkiefers
laufenden Schnitt verbunden , sämmtüche Weicbtbeile der
Backen und der Unterlippe lospräparirt und' in die Höbe ge-
schlagen. Nachdem die Wurzel der Zunge mit einem scharfen
Haken ßxirt worden war, wurden die Weichtheile binter^-dem
Unterkiefer im Gesunden durchschnitten, die Zunge dabei von
der Geschwulst, auf welcher sie lag, losgelöst , und der hori-
zontale Theil des Unterkiefers von dem rechten Winkel aus
bis zum linken 2. Backzähne mit der Geschwulst entfernt.
Nachdem die heftige Blutung durch mehrere Ligaturen und
Aufspritzen von kaltem Wasser gestillt war , wurde durch die
Zungenwurzel ein starker Zügel gelegt , darauf die Unterlippe
und die Backen nach abwärts geschlagen und die Wunde
durch Knopf- und umschlungene Nähte genau vereinigt. Der
Zungenzägel lag zwischen den Wundrändern und wurde an
der Nadel einer umschlungenen Naht sorgfältig befestigt. End-
lich bob man den schlaff herabhängenden Sack der Kinnhaut
durch Ausfüllen der im Munde befindlichen Wundhöhle mit
Cbarpie hervor, und durch ein über dem Scheitel zusammen-
geknüpftes Tuch in die Höhe. — Am 10. März ging das bis
dabin beschwerliche Schlucken besser , die Nadeln , die mei-
sten Knopfnäfate , so wie der Zungenzugel wurden entfernt.
Am 15. war die Eiterung gut, die Resectionswunden am Un-
terkiefer bedeckten sich mit Granulationen, die übrigen Hefte
wurden entfernt. Die in der Umgegend der Ligaturen einge-
tretene Entzündung der Haut setzte sich in den folgenden
Tagen über das ganze Gesiebt, die Stirn u. den Schädel fort,
wobei sich die Epidermis auf den Backen in Blasen erhob,
verschwand durch Einreibung von grauer Salbe, kehrte jedoch
in geringerem Grade am 22. wieder zurück. — Allmälig zog
sich die herabhängende Haut des Kinnes und der Unterlippe
in die Höhe, so dass der Kr. am 19. April den Mund schlies-
sen konnte. Grosse Breite des Gesichts , eine kleine spitzige
Hervortreibung des Kinnes, und zwei kuglige Geschwülste
über den resecirten Knochenenden waren die Veränderungen,
welche die Operation im Aussehen des Kr. hervorgebracht
hatte. Die Sprache wurde ziemlich verständlich, doch konnte
die Zunge nicht aus dem Munde herausgestreckl werden. Frisch
u. wohl aussehend wurde der Operirte am 5. Mai entlassen. —
Die Untersuchung der Geschwulst ergab Markschwamm.
3. Fall. Ein 47jähr. Bauer, welcher vor 20 J. an hart-
näckiger Verstopfung und vor 1 J. an Lungenentzündung ge-
litten , klagte im Aug. 1849 über Schmerzen wegen aufge-
sprungener Lippe, die gegen Weihnachten anschwoll und hart
wurde. Am 3. Aug. 1851 wurde der Knoten exstirpirt , wo-
durch der Mund so verengert wurde, dass der Kr. sich fort-
während in die Schleimhaut der Unterlippe und des Backens
biss, weshalb endlich mehrere Zahne entfernt werden mussten.
Gegen Weihnachten dess. Jahres Bildung neuer Knoten, welche
exulcerirten und so die frühere Narbe vollständig trennten.
Aip 28. Febr. bei der Aufnahme in die Klinik war Folgendes
zu bemerken. Der Kr. ziemlich gut genährt, von gelblicher,
blasser Gesichtsfarbe. Mund VU" breit konnte so weit ge-
öffnet werden , dass die Zahnreihen 8'" weil von einander
standen. Im ganzen Bereich des Kinnes, ^1^" über dem rech-
ten, 1" über dem linken Mundwinkel hinaus, fand sich eine
gleichmässige 4"Vdicke, durch vorragende Knoten unebene,
harte Masse, welche an einer Stelle mit dem etwas aufgetrie-
benen Unterkiefer fest zusammenhing. In der linken Hälfte
der Unterlippe war ein ^j^" hoher und breiter durch ein Ge-
schwür entstandener Substanzverlust. Die MM. mylohyoidei
und geniohyoidei waren stark gespannt durchzufühlen. Die
Schneidezähne wackelten mit dem ganzen Proc. alveolaris.
Bei der am 1. März unternommenen Operation wurde die Ge-
schwulst mit 2 Schnitten , welche von dem Mundwinkel nach
aussen und nach abwärts zu dem freien Rande des Unterkie-
fers verliefen , und einen 3. die Endpunkte der ersten verbin-
denden und quer über den freien Rand des Miltelstückes des
Unterkiefers geführten umschrieben, worauf die gesunde Haut
nach den Backen und der Submaxillargegend bin lospräpa-
rirt, die Zunge an ihrer Basis mit einem scharfen Haken
fixirl, das Mitti'stück des Unterkiefers von Weichtbeilen gänz-
lich isolirt und endlich zu beiden Seiten , in der Gegend des
2. Backzahns durchsägt und mit der Geschwulst enlfemt
wurde. Nach der Blutstillung ersetzte man die Unterlipae
durch folgende plastische Operation. Von den MuDilwinkela
aus nach aussen und hinten wurden 2, einige Zoll lange loci-
sionen , parallel dem freien Rande des Unterkiefers , darcb
die Backen geführt , und die Haut über dem freien Rande d«
Unterkiefers ebenso weit nach hinten , wie durch die ebei
erwähnten Incisionen durchschnitten. Die so umschriebeoeo
viereckigen Lappen , deren vorderer Rand schräg jron obeo
und innen nach unten und aussen verlief, wurde daraaf Ist-
gelöst und die Haut der Submaxillargegend etwa Vj^*' nid
abwärts vom freien Rande des Unterkiefers abpräparirt. Nach»
dem die Blutung gestillt, wurden die Lappen von den Seit»
gegenden des Gesichts nach der Mittellinie verzogen and ml
ihren am weitesten vorspringenden , oben gelegenen Spitzet
durch einige Suluren vereinigt. In den dadurch entstaDdeoeOi
nach unten offenen Winkel , dessen Schenkel durch die T0^
dem Ränder der seitlichen Lappen gebildet waren, wordi
darauf der Lappen der Halshaut hineingezogen, u. die Spitze
desselben mit den schon vereinigten Spitzen der seitlidKa
Lappen , der übrige Theil der Wundränder mit den vordem
Rändern der seitlichen Lappen durch Nähte vereinigt. Nach-
dem die Obern Ränder der seitlichen Lappen an den da
Mundwinkeln entsprechenden Stellen sorgfältig mit der Obe^
lippe zusammengeheftet waren , wurde die Schleimhaut voi
dieser, und von der Innenfläche der nach der Mittellinie des
Gesichts verzogenen seitlichen Lappen über den freien Raad
der neuen Unterlippe und Aber die neuen Mundwinkel, Qbe^
gesäumt. Die Ligaturen und ein durch die Zuogenwond
geführter , starker Zügel wurden zwischen den Wundraodefi
nach aussen geführt und letzterer über einer Wieke zusammen
gebunden. Zu st^irkes Vorziehen der Zunge oder, wenn mil
nachliess, das sofortige Zurückweichen derselben, brachteif
augenblicklich Erstickungsanfälle hervor. Am 2. Tage witf^
den fast sämmtüche Nähte und der Zungenzugel entfernt, tt
Wunden waren bis auf die Mundwinkel und die Stelle, 1^
weicher die Spitzen des obern Randes der seitlicbeo Lappig
mit der Spitze des Halshautlappeos zusammentrafen, donl
erste Vereinigung geheilt. Die Zunge ragte über den freitf
Rand der neuen Unterlippe etwas hervor, doch wich 8ieilt>
mälig zurück, worauf das Schlucken , wenn die Nabningsaril|
tel weit nach hinten geführt wurden, leichter von Statt«
ging; das Sprechen dagegen war vollkommen verstäodlieli
Zu Ende des März war die Eiterung vollständig erloacbe^
An den Stellen, welche den Mundwinkeln entsprachen, «^
die daselbst von Schleimhaut überkleidete Unterlippe ein *i|
nig nach abwärts gesunken ; die Vereinigung der Spitzen dlj
drei Lappen in der Mittellinie der Unterlippe war trotz ai
haltender Versuche , sie durch Heftpflasterstreifen zu Siaütj
zu bringen , nicht gelungen ; die geschwollenen und hartd
Spitzen der beiden seitlichen Lappen hingen über den freiq
Rand der Unterlippe nach aussen herab. Die resecirM
Enden des Unterkiefers , stark nach einwärts und ein wen
nach aufwärts gestellt , hatten sich mit den von ihnen aufgj
schossenen Granulationen fast vereinigt. Durch den DroQ
der Oberkieferzäbne auf die Granulationen entstand Scbmen
Die Zunge hatte sich wegen der verkleinerten Mundhöhle in
ihre Längenachse leicht nach links gedreht. ReichlichJ
Speichelabfluss aus dem geöffneten Munde; Schlucken ziemN
leicht ; Sprache verständlicher. Der Entstellung und H
fortdauernden Speichelabflusses wegen wurde am 7. Aprili^
Versuch gemacht, Unterlippe und Mund durch eine plastiscl
Operation zu restituiren , was durch Loslösen der 3 Hauthl
pen und durch Anfrischung ihrer etwas callösen Ränder gl
lang. Die Vereinigung der 3 Lappen unter einander war <W
auf in derselben Weise möglich, wie dieselbe sogleich ow
der Resection des Unterkiefers ausgeführt worden war; J
wiedergcbildete Unterlippe konnte an den den Mundwink«
entsprechenden Stellen an die Oberlippe angeheftet und dl
Schleimhaut von der Innern Seite der Lippen u. Backen ob«
die freien Wundränder der Mundwinkel , wie der Ünterlipp
übergesäumt werden. Durch die Rigidität der WeichtbeiW
welche abermals zum Ersatz der Unterlippe verwendet werde
mussten, und durch die zur Vereinigung der Hautlappen in de
Mittellinie nothwendig gewordene Verxiehung entstand «u»
V. Chirurgie, Ophthalmologie u. OtiatriL
211
SpannoDg in der linken Hälfte der neugebildeten
die durch eine etwa 9"' lange locision , welche
ht Too oben nach unten, etwas nach aussen von der
des liDken seitlichen Lappens durch die Backenhaut
gehoben wurde. Die nach der Loslösung der Lap-
%'orBchein gekommenen scharfen Rander der resecir-
FD des Unterkiefers wurden vor Vereinigung derWeich-
■E>gekQippen. Die erste Vereinigung an beiden Mund-
kam in den nächsten Tagen zu Stande ; vom freien
I der Unterlippe log sich die Schleimhaut wieder zurück;
übrigen Tbeilen der Wunde stellte sich Eiterung ein.
Tage wurden die Suturen entfernt. Allmalig aber
» bei den fortwahrenden , zerrenden Schlingbewegungen
Wundrinder wieder auseinander , und alle Ver-
iie mit einander in Berubning zu halten , scheiterten,
i das Resultat dieser Operation ein wenig befriedigendes
Die beiden seitlichen Lappen hatten sich mit ihren
F Eoden gesenkt und waren durch ein starkes Narbenge-
■it den anter der Zunge befindlichen Weicbtheilen ver-
Ibre obem freien Ränder waren verdickt, callös
cb einwirts geschlagen. Der nach aufwärts gezogene
der Halsbaut war nach und nach zurückgewichen und
seiner frohem Stelle wieder angewachsen. Nur die
aikelj durch die letzte Operation gebildet, waren er-
i worden. Anfang Juni wurde ein 3. Versuch gemacht,
die callösen Ränder der Lappen sämmtlicb abgetra-
en waren, wurden zwei fast 2" lange Schnitte von
adwinkeln nach hinten , durch die Backenhaut und 2
parallel verlaufende Schnitte auf dem freien Rande
rkiefers geführt. Die beiden in den frühem Opera-
i^ benutzten seitlichen Lappen, sowie die Backenhaut
xviscben den neuen Schnitten zur Vergrösserung der
I Lappen lospraparirt. Sodann wurde die Halshaut
! Ton 3" von ihrem obem freien Wundrande aus
etwa 2 Qnerfinger lang, abgelost, worauf man
r Vereinigung der seitlichen, fast rautenförmigen
der Mittellinie des Gesichts , und zur Anheflung
oben gezogenen freien Wundrandes der Halshaut
ontern Wundrand der seitlichen Lappen schritt.
darcb die Anlegung der Suturen sämmtliche Wund-
mit einander genau in Berührung gebracht und die
gestillt war , wurde mit der Loslösung eines Theiles
en Oberlippensaumes, n. nach Verziehung desselben,
er Anheftung auf dem freien, obem Wundrande der
wie an den Mundwinkeln die Operation beendigt,
entzündliche Anschwellung der rechten Gesichts-
sich am 2. Tage zeigte, verging nach Einhüllung
ttte bald. Fast in sämmtlichen Wunden kam die Ver-
r primam intentionem zu Stande. Die Vereinigung
Endes der in der Mittellinie der Unterlippe beflnd-
|Vnndränder gelang durch wiederholte Anlegung von
und der Unterstützung derselben durch Heft
cifen. Der obere freie Rand des linken seitlichen
•enkte sieb dabei etwas nach abwärts , und endlich
aocb der freie obere Rand der Unterlippe. Der
DsßQSS aus dem Munde, den der Kr. bis auf Weniges
konnte, borte allmalig fast vollständig auf. Die
Hälften des Unterkiefers , an ihren Enden ein wenig
aufgetrieben , näherten sich nach und nach so weit,
kaum einen Querfinger zwischen sie legen konnte,
I durcb einen festen, aber biegsamen Strang mitein-
erbnndeo ; von Regeneration des Knochens zeigte sich
pnr. Die Verkleinerung der Mundhöhle und die Rota-
rZunge um ihre Längsachse nach links hatten noch zu-
cn. Kaubewegungen konnten gemacht,- aber Nab-
el deshalb nicht gekaut werden, weil die Zahnreihen
r- und Unterkiefers einander nicht entsprachen. Der
nie ganz leicbt schlucken, aber nur wenig verständlich
er sah frisch und kräftig aus, und bei seinem Ab-
1 16. inli war keine Spur von einem Recidiv bemerk-
Die Untersuchung der entfernten Theile hatte Epi*
ebs der Lippe und des Kiefers ergeben.
(St reu bei.)
\iu. üeber die Einheiliug ?on Gewehrku-
geln tn spongiosen Knochen ; voo Dr. G. S i m o n
in DarmstadL (Prag. Vjhrsclir. X. 1. 1853.)
1. Fall, Dfu 16. Juni kam der Gardist W. mit einer
Schusswunde im Oberarme in das Lazareth. Die Wunde war
ziemlich klein, rund , roth umsäumt und hatte nur eine Oeff-
nung. Die Kugel war dicht über dem Olekranon eingeschla-
gen und in die spongiöse Substanz des Humerus gedrungen.
Mit der Sonde fühlte man , wie nur ein kleiner Theil der fest-
steckenden Kugel sich über das Niveau des Knochens erhob.
Pat. konnte seinen Arm frei bewegen. Eisumschläge und
ruhige Lage beschränkten die Entzündung, die nur die nächste
Umgebung der Wunde ergriff. Die Wandungen des Schuss-
kanals schwollen sehr auf. Die , eintretende Eiterung war
massig, und als nach 10 Tagen nach Abstossung eines Kno-
chensplitters der Schusskanal wieder frei geworden war, fühlte
man dessen untern Theil mit Granulationen bedeckt, so dass
man weder zum Knochen , noch zur Kugel gelangen konnte.
Der fernere Verlauf war überaus gunstig , die Wunde schloss
sich allmalig, und den 16. Juli wurde der Verletzte als völlig
geheilt entlassen.
2. FalL Der Musketier F. hatte d. 16. Juni einen
Schuss erhalten , wobei die Kugel , nachdem sie linkerseits
zwischen Ligam. patellae und Tibia durchgegangen, rechter-
seits dicht unter dem Innern Condylus der Tibia in den Kno-
chen geschlagen war. Die Wunde auf der rechten Seite er-
streckte sich 1" tief in das spongiöse Knochengewebe, im
Grunde der Wunde stiess die Sonde auf einen festsitzenden
Körper, zweifelsohne die eingekeilte Kugel. Das rechte Knie-
gelenk war frei beweglich, das linke dagegen etwas behindert,
jedoch noss keine Synovia aus. Da die Kugel so fest sass,
dass ihre Entfernung die Anwendung von Trepanationsinstra-
menten oder von Meissel und Hammer erfordert hätte, so
wurde die Wunde der Natur überlassen und vernarbte in 3
Wochen, ohne einen Knochensplitter loszustossen. Als nach
37 Tagen Pat. entlassen wurde , war nur die Bewegung im
linken Knie etwas beschränkt ; wo die Kugel im Knochen steck-
te , bemerkte man eine feste, vertiefte Narbe.
3. Fall, Bei dem Scharfschützen Cz. war d. 16. Juni
eine Kugel von aussen her 1" über der Tuberosität des äus-
sern Schenkelkondylus und 2'' hinter dem äussern Rande der
Kniescheibe eingedrungen , wo sie im Knochen sitzen geblie-
ben war. Alle Ausziehnngsversuche waren vergeblich. Eis-
umschläge wurden applicirt ; die folgende Entzündung und
Eiterung war massig, die Kugel lockerte sich nicht, unter
massiger Eiterung stiessen sich in 2 Mon. 4 Knochensplitter
los, dann wurde die Eiterung geringer und es zeigten sich
Granulationen. Bis zum 20. Aug. wurden noch 2 Knochen-
splitterchen weggespült, dann fingen die Granulationen an sich
zu consolidiren und heilten bis zum 1. Septbr. mit einer etwas
vertieften Narbe. Pat. wurde mit geringer Behinderung der
Bewegung entlassen.
4. Fall. Der am 16. Juni verwundete Musketier Seh.,
kam den 10. Juli ins Lazareth mit einem Fistelgange am hin-
tern Rande des M. deltoideus des rechten Armes, etwa 2"
vom Acromion entfernt, der wenig dünnen Eiter entleerte.
Beim Sondiren fühlte man die im spongösen Knochengewebe
festgekeilte Kugel, in deren Umkreise mehrere kleine, beweg-
liche, nekrotische Knochensplittereben sassen. Da die Ver-
narbung zögerte, die Eiterung in den folgenden Tagen copio-
ser wurde, so legte man , um behufs späterer Extraction der
Kugel den Fistelgang zu erweitern, 5 Tage hintereinander
Pressschwamm ein, welcher ziemliche Schmerzen, Anschwel-
lung in der Umgebung und reichliche Eiterung unter Fiebei^
bewegungen hervorrief. Es wurden mehrere Knochenstück-
chen extrabirt, die Kugel schien etwas beweglich, sie konnte
aber noch nicht gefasst werden. Am 9. Tage stellte sich
plötzlich Schüttelfrost mit nachfolgender Hitze und wässriger
Diarrhöe ein ; die Eiterung wurde ichorös. Der Schüttelfrost
wiederholte sich , die Kräfte sanken bedeutend. Nach 2 Ta-
gen wurde die Kornzange eingebracht und die Kugel extrabirt;
es folgte eine bedeutende Blutung , in der Nacht Delirium u.
unter soporösen Erscheinungen der Tod. — Die Seetian
21 a
V. Chirurgie, Ophthalmologie n. OÜatrik.
zeigte in heidea Lullgen tahlreielie metastatische Abacesse;
der Oberannknocheo war durch die Eiterung rings um die
Wunde blosgelegt worden ; der Eiter hatte sich an der vor-
dem und hinlern Seite des Arms gesenkt. In der Gegend des
cbinirgischen Halses befand sich eine geräumige Höhlung im
Knochen, an deren Eingange mehrere Knochensplittercbca
hingen und die im Innern on mehrern Stellen Ueberreste dea
die Kugei einkapselnden Exsudats erkennen liess. Kein
Sprung ging von der Knocheoböhle nach dem Gelenk zu. Das
spongiöse Knochengewebe war völlig von Eiter durchtränkt,
5. Fall. Der Musketier K. , bereits vom 16. Juni an
behandelt, zeigte d. 29. Juli eine bis auf einen Fistelgang ge-
schlossene Wunde in der rechten Hinterbacke, welche 2" von
der Crista beginnend gegen den Körper des Darmbeins ein-
drang. Die Wunde sonderte wenig dünnen Eiter ab , mit der
Sonde fühlte man die im Knochen festgekeilte Kugel , an wel-
cher einzelne bewegliche Knochensplitterchen anhingen. Es
wurde ein negatives Verfahren eingeschlagen , die Wunde nur
einfach mit Charpie bedeckt. Allmälig stiessen sich 2 Kno-
chenstückchen los , dann schloss sich der Fistelgang und ver-
narbte. Den 27. Septbr. wurde Pat. a^s geheilt entlassen.
Die Narbe war stark gegen den Knochen eingezogen.
6. Fall. (Dem Vf. vom Prof. Wem her milgetheilt.)
Ein SchitTsknccht in Mainz, der 1805 bei Trafiilgar einen
Flinlenschuss erhalten hatte, ohne dass die Kugel wieder ent-
fernt worden war, konnte, durch Trunk stumpfsinnig ge-
worden, nicht einmal mehr den Ort der Verwundung angeben
und äusserte nur kurz vor seinem Tode im J. 1850, er habe
eine Kugel im Gelenk stecken. Bei der Section war keine
Narbe zu finden , endlich fand man die Kugel im rechten
Oberarmkopfe. Das Präparat wurde nach Giessen geschickt.
Die Kugel war von oben und vorn vor dem Acromion in den
Gelenkkopf geschlagen und dort eingeheilt. Die lange Sehne
des Biceps war zerschossen. Bings um das in der Gelenk-
böhle liegende kleine Kugelsegment hatte sich der Knofpel u.
etwas Knochensubstanz abgelöst , so dass ein vertiefter Bing
gebildet wurde , in welchem die Synovialkapsel durch Binde-
gewebe mit dem porösen Knochen fest verbunden war. Ein
Durchschnitt zeigte die Knochensnbstanz um die Kugel herum
verdichtet; die Verdichtung nahm nach der Peripherie zu ab.
Die Kugel selbst war förmlich incrustirt.
Das Resultat der vorstehenden Krankengeschicliten
lässl sioli darin zitsamnoenfasspn, dass gogen Hie ge-
wöiinliche Annalime, die Einh(;ilung einer in einem
spongiOsen Knochen feststeckenden Kngel der Ex-
Iraclion bei weitem vorzuziehen sei. In den 2 ersten
Fällen erfolgte die Einheilung derKuf?eln rasch, unter
wenig bedeutenden Entzdndungssymptomen und unter
geringer, nicht lange dauernder Gilerahsonderuug.
Dagegen zeigten die folgenden Beispiele, dass trotz
andauernder Eiterong dennoch die Kugel sich ein-
kapseln könne und dass die Eiterung dann nicht von
der Kugel , sondern von Knochensplittercheo im V\n-
fange der EingangsOflnung herrühre. Die ExlractiaD
der Kugel im 4. Falle führte den Tod herbei, der
gewiss nicht erfolgt w3re, wenn die freiwillige Exfo-
liation der Knochensplitter abgewartet, wenn die Ein-
kapselung nicht gestört worden wäre. Die Frage,
ob dasselbe günstige Resultat erzielt worden wMre,
wenn man sofort nach der Verletzung die Exlraclion
der Kugel vorgenommen hülle, wird vom Vf. ver-
neint. In den 4 günstig verlaufenen Füllen waren
die Kugeln bis über ihren grössten Durchmesser in
das Knochengewebe gedrungen und sassen so fest,
dass ihre Entfernung nicht ohne grosse Gewall, oder
gar nur mit Trepanalionsinslrumenlen , mit Hammer
und Neisel hatte ermöglicht werden können; die
Operation tnu^ste in der NShe von Gelenken,
grossem Gefässen vorgenommen werden, die U
verletst werden konnten; aber wSre die Open
selbst glücklich vollendet worden, so wttrii
grossere Wundflache der Weichtheile und Ki
sicher eine bedeutendere Reaction hervorgerufai
ben • die gewiss naehtheilige Folgen und zum m
Sien Besehrankang der Bewegungsrniiigkeit bitte
tett lassen mflsseil. Die gemachten Beobachti
drangen den Rath auf, in den Knochen festgil
Kugeln sitaen tu lassen , wenn man uir EntÜNl
derselbeil grosse Gewall anwenden und Weiebl
und Knochen beträchtlich verletzen miiss.
Larrey giebt den Halb , die Lockerung festgefa
Kugeln abzuwarten, Vf. geht noch weiter bo4i
wirft auch dann die Extraction, wenn EiteruRf
getreten ist, ohne dass die Kugel locker gewoi
weil dann nicht die Kugel, sondern meist nekroti
Knochenstückchen die Eiterung unterhalten. Er
auch alle sogenannten Kugelzieher für unnflti, i
bei leicht be^-eglichen fremden Körpern eine eil
Pincette oder Polypenzange zur Extraction hini
Wird die Eiterung profus; kommt es zu Eitei
gen , hartnackigen rosenartigen Entzündungen
existirt wahrscheinlich neben der festgekeilien
eine grossere Knochenverletzung , die dann
sprechende Operation ohne Rücksicht auf die
erfordert«
Einige andere Fragen und Einwände si
durch folgende Bemerkungen zu beantworten i
beseitigen. 1 ) Das Eindringen von Kugele in
giOse Knochen ist nicht gar häufig , und da mi
dem Grundsatze ausgegangen ist, man dürfe liit
geln durchaus nicht am Platze lassen, müsse si
schädlichen Polgen vorzubeugen, sofort exin
so sind die Falle von in den Knochen eingel
(eingekapselten) Kugeln noch seltner. Dessen«
achtet haben wir für fast alle spongiOse Knochen
spiele von unschädlicher Kugcleinheilung (N*
m a n n 's Zusammenstellung ; Zeitschr. für Woni
u. Geburtsh. Jahrg. IV. Hft. !.), und die Selli
der Falle beweist durchaus nicht die Schädli
steckengebliebener Kugeln. — 2) Man bat d
scheinungen, welche in Folge der von der Kogel
ursachten Knochenverletzungen entstanden, i
Verweilen der Kugel selbst falschlich bezogen.
spongiOsen Knochen sind fast durchweg vob
mehr oder weniger dünnen Lege compactca Knod
gewebes umgehen, welches beim Eindringen der
gel meist wohl gespliltert wird , und es wird
nach immer zu einer langern durch die Spliü'
unterhaltenen Eiterung kommen. Je grosser
die Splittcrung oder die Sprünge beim Eindrif
einer Kugel sind, desto starker wird die nachfofg«
Entzündung und Eiterung sein, um so weniger
man aber berechtigt, im Verweilen der
Grund der Erscheinungen zu suchen, rumal da
bei Knochenverletzungen ohne Steckenbleiben
Kugel dieselben Erscheinungen beobachtet. —'
hat zu erklären unterlasseii , wAntm eifit
jiben
stJ
T. Ghinirgie, Ophthalmotogi« n. Otiatrik.
318
iA«Kog^l sich in einzelnen Flcllert toicht ein-
t, oder lange nach der Einkapselung erst Eite-
id Abseessbildung erregt Bei gleichzeitigem
iil bedettlender Knoehensprtlnge kann die Ku-
ir heftigen EntzQndang und Eiterung halber
liiBgekapselt werden» da letzterer Process eben
ige Entidndung erheischt. Wenn aber ein-
It» Kugeln efsl nach Jahren Absceasbildufig
(Langenheek a. Velpeau nach 17
JabrPB). 80 ist es in solchen Fällen nicht
iider Kugel als fremder Körper, der plötzlich
i ailigebende» Knochenparlien gewirkt hat«
I n liegt sehr nahe an eine Gelcgenheilsur-
äneD Sloss, Schlag, Fall zu denken , der die
lerriMen, entzUiidet und zur Abscedirung ge-
hlbat
M kaoo mit Wahrscheinlichkeit voraussetzen,
I das spoogiöse Gewebe gedrungene Kugel werde
ihpseln, wenn die der Verletzung fnlf^ende
idoog und Eiterung massig ist, nicht lange
I oder wenn die andauerde Eiterung von Kno-
in«rcbeQ an der Eingangsöflnung unterhalten
bl dagegen die Entzündung und Eiterung
ideatend, so bildet sieb anstatt eines die Ru-
|Mb!ie»eodeo plastischen Exsudats rings um
• Eiter, und sie wird wohl in allen Fallen
luseo. Es ist zur Einkapselung der Kugel
^ disa ihre Schwingungen bei der Verletzung
ibing der Knochenwunde nicht ertödlet haben
I die Sprünge und Splitterungen nicht zu be-
liad; daher wird in den Dinphysen der Röb-
^eo wohl kaum je eine Kugel einheilen kön-
til hier die Kugelschwingungen das Knochen-
darch Erschütterung tödten und' die dicke,
B Substanz ▼ielfach zersprengen und zer-
^kMandlung zieht Vf. folgende Schlüsse:
liebt und ohne Gefahr zu extrahirende Kugel
iisl ia oberflächlich liegenden Knochen stek-
Htss ausgezogen werden , weil eine spüter
de mechanische Einwirkung Eileruug u.
iuDg bewirken kann. Am Schadelgewölbe
wir die Kugel entfernen , weil hier fast alle-
iere Sprünge des compacten Knochengewebes
^tig zu Stande kommen, auch müssen hier die
• der Knochen oftmals durch Trepanation
werden. Die oherflxchlich in den Gesichts--
steckenden Kugeln wird man ebenfalls ent-
bind sie in die Tiefe gedrungen, so kann
Einkapselung oder die Lockerung durch Ei-
^bwarten, oder man kann bei starker Kno-
»chmellerung eine Extraction mit Trepana-
stfuffienleo, mit Hammer u. Meisel vornehmen,
Operation hier von keiner grossen Gefahr be-
liit Bei den spongiösen Enden der grossen
tkoehen gilt die schon erwähnte Regel, die
•lecken zu lassen, weM sie bis über ihren
te Durchmesser eingedrungen ist, festsitzt und
^ l^etttenden Sprünge nnd Spüttefungen' des
Knochens aufgefunden werden , welche eine grössefU
Operntion erheischen. Die dicken Umhüllungen der
Weichtheile, die Nahe der Gelenke, der Gewisse und
Nerven machen die Kugeiextracfionen hier za sdiWie**
rigen und lebensgePab Hieben Operationen. In Bezug
auf die Beckenknochen und die WirbelkOrper gilt
dasselbe. Aus den spongiösen Knoche« der Hand
und des Fusses wird man die Kugehfi meist extraht*
ren , da die oherfiNchliche Lage der Knochen hier die
Operation erleichterL Aus compacien Knochen , die
ihrer Strnclur nach von Kugeln immer gesplittert
werden , haben wir bei Entfernung der nekrottschen
Knochentheile auch Gelegenheit, die Kugel auszntie-
hon. Wird die Kngel im spongiösen Gewebe unter
Eiterung leicht bttweglich, so exlrahirt man sie ; wird
die Eiterung profus , so hat man es mit einer hedev-
tenden Verletzung zu Ihnn, die eine entsprechende
Operation fordert. (S t r e u b e I.)
712. StaphylorrhapWe ; aus B, Langen-
heck's Klinik mitgef heilt von Dr. A. Wagner.
(Deutsche Klin. 3. 1853.)
1. FaiL Ein lO'/iJähr. , kräftig entwickelter, gut ge-
nährter Knabe bette von neioer Geburt an eine Spaltung des
weichen Gaumens, die am freien Rande des knöchernen Gau-
mens beginnend, genau in der Mittellinie verlief und die Uvula
in zwei gleiche Theile trennte. Beide Hälften des weichen
Gaumens waren dünn und blasa, afld bei BerdUfuDg ao weaig
empfindlich, dass selbst nach längerm Streichen keine Reflex-
bewegungen erfolgten. Die Sprache war unverständlich, stark
näselnd. Bei der Operation am 12. Juni 18tf2 traten heftige
Contraetionen des weichen Gaumens ein, welche das Anfri-
scben der Spaltränder sehr erschwerten , und nachdem das-
selbe mit einem feinen zweischneidigen Messer ausgeführt war,
schien eine Vereinigung der Wundränder ganz unmöglich, weil
sich beide Hälften des weichen Gaumens bis auf ein Minimum
contrahirt hatten. Zwei lange seitliche Incisionen , welche
ziemlich parallel dem freien Rande des knöchernen Gaumens
fast durch die ganze Breite jeder Hälfte des weichen Gaumens
ferliefen, bewirkten, dass beide Hälften schlaff zusammen-
sanken nnd sich fast berührten. Vier starke seidene Fäden
und ein Bleidraht, welche mit dem Lutter'scheo Instrumente
leicht und schnell, 3"' von den Wundrändern entfernt, an-
gelegt wurden , brachten vollständige Vereiniguag zu Stande.
Am 2. Tage war der ganze weiche Gaumen stark geschwollen,
dunkel geröthet; am linken vordem Gaumenbogen Sugillatio-
nen von dunkel livider Färbung; die Wundränder der Inci-
sionen ebenfalls stark geschwollen , sich fast berübreod.
Schlingbewegung sehr schmerzhaft , ebenso ein Druck auf die
Weichtheile hinter den Unterkieferwinkeln. Blutegel , nass-
kalte Einwicklung des Halses, Bepinselung des weichen Gau-*
mens mit Höllensteinsolution. — Am folgenden T. betrachte
liehe Besserung sämmtlicher Erscheinungen. Am 4. T. wurde
der Bleidrahl entfernt, an dessen Lagerungsstelle die Wund-
ränder etwas klafften. Bei Entfernung der Knopfnähte am
tf . T. zeigten sich ebenfalls 2 kleine Oeffnungen , die sich
jedoch bald schlössen. Am 14. T. war die Vernarbung bis
auf eine kleine Oeffnung dicht hinter dem freien Rande des
knöchernen Gaumens vollständig. Bepinseln dieser Stelle
mit Tinct. canth. brachte nur leichte Röthung und üppige
Granulationen , aber keine Verschliessung zu Stande ; das-
selbe erfolgte nach der Cauterisation mit einem weissglQbeD-
den Sondenknopfe. Die Sprache war nicht verständlicher als
tor der Operation , und auch in den nächsten Wochen , wäh-
rend welcher der Kr. fleissig Uebungen anstellte , machte die
Deutlichkeit seiner Sprache nur geringe Fort8chritte.^S^ l^
2. FalL Ein ISjähr. kleiner, schwächlich gebauter,
aber gesund aussehender Mensch, der im 7. Schwaogerschafts-
214
V. Chirurgie» Ophthalmologie a. Otiatrik*
monate geboren, zeigte bei seiner Aufnafame in die Klinik am
3. Juni 1852 Folgendes. Die Spaltung des Gaumens beginnt
dicht hinter dem freien Rande des iinöcbernen Gaumengewöl-
bes , läuft gerade nach hinten durch die Mittellinie des wei-
chen Gaumens und theilt die Uvula in 2 HälHen. Die Spalt-
ränder sind dünn , weich , frischroth ; Berührung ruft heftige
Reflexbewegung hervor. Sprache näselnd, aber ziemlich ver-
ständlich. Ausserdem war angeborne Hypospadie vorhanden.
Nachdem die Ränder der Gaumenspalte der Empfindlichkeit
wegen täglich mit concentrirter Ataunlosung bepinselt worden
waren, wurden dieselben am 9. Juli angefrischt, was durch
heftige Zusammenziehungen des weichen Gaumens, starke
Blutung und grosse Unruhe des Kr. sehr erschwert wurde.
Nach 2 seitlichen Incisionen konnten die schlaff zusammen-
gesunkenen Hälften durch 4 Fadenschlingen vereinigt werden,
was mit dem Lutler'schen Instrumente schnell gelang. 2 Tage
später heftige Schmerze« bei jeder Schlingbewegung, ebenso
war Druck hinter die Winkel des Unterkiefers sehr schmerz-
haft; der weiche Gaumen stark geschwollen, dunkel geröthet.
Blutegel , nasse Einwicklungen , Bepiiiseln mit Solut. arg.
nilr. — Nach 4 Tagen Eiler in den Stichwunden, die Wund-
ränder granulirten. Am ö. T. werden die Knopfnähte entfernt
und die Vereinigung erhielt sich in der ganzen Ausdehnung
vollkommen. Bis zum 15. T. waren die seitlichen Wunden
geschlossen und vernarbt. Auch hier halte die Operation
eine grossere Deutlichkeit der Sprache unmittelbar nicht zur
Folge, nach VsJ- jedoch, als der Kr. sich wegen Heilung
der Hypospadie wieder in der Klinik eingefunden hatte, war die
Articulation schärfer, das Näseln scbwächer geworden. Die
Uvula hat sich sehr verkleinert, doch ist sie noch am freien
Rande des weichen Gaumens sichtbar. (Streu bei.)
713. Fall von Strictnr des Colon; Bildung
eines kftnstlichen Afters mit gOnstigem Erfolg;
▼on C. H. Hawkins. (Med.-chir. Transact. XXXV.
1852.)
Eine 44jäbr. Dame litt an einer Strictur der Flexura
sigmoidea, ungefähr 10" vom After entfernt. Als sie in Folge
hiervon von einer 30 Tage lang dauernden durch Nichu zu
beseitigenden Verstopfung befallen wurde, entschloss nun
sich zur Bildung eines künstlichen Afters. Die Operatioo
wurde unter Einwirkung des Chloroforms gemacht. Durch
einen 3'' langen Querschnitt , 1" über der Spina ossis ilei der
linken Seite, wurde das absteigende Colon blosgelegt. Man
führte 2 Ligaturen durch seine Wandungen, und vereinigle
sie mit den Rändern der äussern Wunde. In den Darm wurde
ein Einschnitt von 1" Länge, der Länge des Darms nach, also
in einem rechten Winkel mit der äussern Wunde gemacht. Ei
entleerte sich sofort ein Strom von balbflussigen , gränea,
wenig riechenden Fäces , worauf der vorher stark geapanote
Leib zusammenfiel. Eine Stunde nach der Operation trat
eine geringe Blutung ein. In der 2. Nacht nach der Operatioo
wurde Pat. plötzlich von grosser Schwäche mit Uebelkeitn
und Erbrechen befallen , welche Anfälle sich in den 2 folgen-
den Nächten wiederholten , aber durch Stimulantia beseitigt
wurden. — Am 7. Tage war Pat. im Stande aufzusitzen, und
der Appetit kehrte zunick. — 6 Wochen nach der Operatioa
war Pat. stärker und sah wohler aus, als vor ihrer KranJ^beit.
In den ersten 2 — 3 Monaten entleerten sich bisweilen geringe
Mengen Fäces durch den After ; im 5. Mon. erfolgte fast tägl.eine
geringe Ausleerung durch denselben. Von der Wunde aus er-
reichte man die Strictur mit einer Sonde in der Entfernung voa
3". Da der kunstliche After Neigung zeigte, sich za verengen,
lic'Sä Vf. einen Pflock von Elfenbein fertigen, welcher auf einer
mit Gummi überzogenen Messingplalte befestigt, und durck
eine elastische Bandage festgehalten wird. Dieser PRock wird
täglich Morgens auf 1 — l*/sSld. entfernt, um den DarminbaH
herauszulassen, dann wird er wieder eingebracht, und bleibt
für den Rest des Tages liegen, u. mit ihm ist Pat. im Stand«,
ohne alle Unbequemlichkeit auszugehen, ja zu reiten. — Em
Jahr nach der Operation befand sich Pat. bei ziemlich guter
Gesundheit; die Ausleerung der Fäces erfolgte nur noch aas
der Wunde.
Vf. hat in der folgenden Tabelle die ihm bekanni
gewordenen, theils in der' Literatur befindlichen,
theils ihm privatim mitgetheilten Fälle von Bildong
eines künstlichen Aflers Übersichtlich zusammeoge-
stellt.
I. Fälle , in denen das Bauchfell eröffnet wurde.
Name des Operateur
Geschlecht; Alter;
Krankheit
Darmtheit, welcher ge-
öffnet wurde, und Op.-
Meth.
Resultat
4.
Pillore.
1776.
Fine.
1797.
Duguesceau.
1811.
Frier.
1817.
Pring.
1820.
Martland.
1824.
M. , Erwachsener.
Krebs d. Rectum ; Ver-
stopfung über 1 Mon.
Fr., 70 J.
Rectum.
Krebs d.
M. , Erwachsener.
Mastdarmflsteln. Ver-
stopfung war nie vor-
banden.
M., 47 J. Strict. d.
Rectum.
Fr., 64 J. Strict. d.
Rectum; 12täg. compl.
Verstopfung.
M., 44 J. Strict. d.
Rectum; 25täg. Ver-
stopfung,
Coecum in d. r. Reg.
il. ; schiefer Emschnitt
über dem Lig. Poup.
Colon transv. ; Ein-
schnitt zw. Nabel und
Schambein in d. Lin.
alba.
Colon in d. 1. Reg.
il.; Littre's Metb.
Colon in d. 1. Reg^
iL; Littre's Meth.
Colon in d. 1. Reg.
iL; Littre's Meth.
Colon in d.i. Reg. iL
Tod am 28. T. Verstopfung im JejuDaa
durch 2 % Quecks., welches vor der Op. ge-
geben worden war.
Genesung. Tod 3i/s Mon. nach der Op.
durch Wassersucht.
Genesung. Der kQnstl. After schloss sich
nach 2 J. , öffbete sich später von selbst wie-
der , doch schloss er sich nach Verlauf weile-
rer 2 J! für immer. Die Mastdarmfisteln
heilten.
Tod am 8. T. Nur unvollständige Entlee-
rung durch die Wunde ; keine Sect.
n. d. Op. ; 4M<Mi»
Keine Fäces durch
Genesung. Tod 6 Mon.
n. d. Op. apoplekt. Anfall,
d. Wunde.
Genesung. Lebte noch 17 J. n. d. Op.
In den ersten 2 J. entleerten sich die Fäces noch
durch I
\kM
/VjUUVIC
^'
V. Chirargie, Ophthalmologie n. Otiatrik.
215
Name des Operateur
Geschlecht; Alier;
Krankheit
Darrotbeil, welcher ge-
öffnet wurde, und Op.
Melb.
Resultat
Reybard.
1833.
Velpeaa.
1839.
Amossat.
1840.
Thierry.
1840.
■onod.
1838.
Lake.
1847.
Simon.
1847.
ÄYery.
1849.
kwerj,
1850.
Lake.
1850.
Adams.
1851.
Amossat.
1839.
Amussat.
1839.
Amossat.
1841.
Amossat.
1841.
Amossat.
1841.
M., 28 J. Krebs im
. rom.
Fr. Strict. d. Rec-
tum.
Fr. , 47 J. Strict.
amQuercolon. Sita vor
d. Op. unbekannt; 33-
i&g. Verstopfung.
3"vomI. ColoD wor-
den ausgeschnitten und
die Enden zusammen-
genaht.
Colon in d.l.Fossail.
Coecum.
M., 6 J.
Rectum.
Krebs des
Fr., 25 J. Strict. d
Coecum; unbekannt Tor
d. Op.
M., 41J. Strict. d.
Colon 8" Tom After.
Verstopfung 9 T.
M., 26 i. Strangu-
lation des lleum durch
ein Band zw. Mesent. u.
Mesocolon.
Fr., 56 J. Strict. im
S. rom.
M., 55 J.Verstopfung
d. Colon adsc. durch
Verdrehung.
M., 60 J. Strict. im
S. rom.
Fr., 35 J. Krebs im
Rectum.
Colon adsc.
lleum; 3"
Einschn. auf d
des Bauchs.
Genesung. Tod 1 J. n. d. Op. FSces
entleerten sich durch d. After zum 1. Mal am
10. T. ; Heilung am 38 T. Nach 6 Hon.
Recidive des Krebses an dera. Stelle.
Tod am 2. T. Peritonitis, welche schon
vor der Op. eingetreten war.
Tod in 24 Std. Peritonitis.
Tod in 22 Std. durch Peritonitis. Th.
hatte bei d. Op. d. Coecum zu öffnen beab-
sichtigt, ohne das Bauchfell zu verietzen ; das
durch Quecks. ausgedehnte Colon drängte sich
aber vor.
langer
r. Seite
Colon in d.l.Fossail.
lleum.
Coecum; 6'^ langer
Einschn. auf d. r. Seite
des Bauchs.
Zuerst wurde das Co-
lon desc. ohne Verlez-
zung des Bauchfells ge-
öffnet; dann ein künstl.
After im Colon adsc.
gebildet, von derselben
Wunde aus.
Colon desc.
S, romanum.
Tod am 2. Tage.
Tod in 24 Std. durch Peritonitis. Im
Quercoloo ein 6" langer Einriss der serösen
V^and durch übermässige Ausdehnung.
Tod in 12 Std. durch Erechöpfung.
Tod in 12 Std. durch Collapsua.
Tod in 28 Std.
Geschwüre.
Auf der innero Dannwand
Genesung; lebte noch im Juni 1852.
Genesung; d. Tod erfolgte nach 1 J. durch
d. Krebskachexie. Entleerung der Fäces fand
nur durch d. kunstl. After Statt. — Die Sect.
zeigte zahlreiche Krebsabi. in der Leber.
IL Fälle ohne Eröffnung des Bauchfells,
Fr., 48 J. Krebs I Colon desc. durch
d. Rectum. Verstopfung Querschnitt,
26 T.
M., 62 J. Krebs d.
Rectum. Verstopfung
8T.
Fr., 50 J. Ursache
der Verstopfung unbe-
kannt. Veretopfung
40 T.
Fr., 60 J. Krebs d.
Rectum. Verstopfung
50 T.
M.,57J. Geschwulst
in d. 1. Fossa il. , ver-
muthlich Krebs des S.
rom. oder d. Omentum.
Verstopfung 33 T.
Colon desc. durch
Querschnitt.
Colon adsc.
Qoerechnitt.
durch
Colon adsc. durch
Querschnitt.
Colon adsc' durch
Querschnitt.
Genesung. Keine Entleerung durch den
naturi. After. Tod nach 5 Mon. durch Peri-
tonitis von Krebs bedingt.
Genesung. Pat. lebte noch Vj^ J. n. d.
Op. Bisweilen erfolgten noch Fäcalentleerun-
geo durch den naturi. After.
Genesung. War 8 Mon. n. d. Op. noch
am Leben. Es bedurfte Injectionen, um Ent-
leerungen durch den künstl. After zu bewirken.
Tod am 10. T.
keine Peritonitis.
Geschwüre im Darm;
Genesung , 75 T.
Digitized by VjOOQ IC
%X6
V. Chirurgie» OfihM^9topl96i9 Ui QüatriL
Name des Oferat^ur
Geschlecht; AUer;
Krankheit '
23.
24.
25.
26.
27.
29.
30.
31.
32.
33.
34.
3».
36.
37.
38.
99,
40.
41.
Clement,
1841.
Teale.
1842.
Jukes.
1842.
Baudens.
«842.
Evao«.
1844.
Malgaigne.
1844.
Amossat.
1844.
Baudelocque.
1845.
Didot.
1846.
Field.
1846.
Clarkson.
1846.
Crompton.
1846.
Bush.
1847.
Clement.
1847.
Maisonneuve.
1847.
Hiltun.
1849.
Penneil.
1849 (Nov.).
Baker
1850 (Jan.).
Gay.
1851.
Darmtheil, welcher ge-
öffqet wurde, und Op.-
Meth.
Fr., 47 J. Slrict.
d. Colon transv.^ vor
welcher eine ungeheure
Menge Pflaumenkerne
angehäuft waren.
Fr., 54J: Strict. im
S. rem.
Fr., 30 J. Krebs im
Rectum.
Fr., 55 J. Verwach-
sung det Rectum mit
IJt^ua u. Vagina nach
Abacesft.
M. , 28 J. Strict.
an d. Vereinigongsstelle
des aufsteigenden und
Quercolon.
M., 57 J. Krebs d.
Rectum.
Fr. , 58 J. Strict.
d. Colon u. Verwach<
sung mit dem Uterus.
M., 65 J. Krebs im
Rectum.
M., 33 J. Strict. im
S. rom.
Fr., 21 J. Strict. d.
Rectum.
M., 36 i. Strict. d.
S. rom.
Fr., 30 J. Krebsige
Strict. im S. rom.
M. , 43 J. Krebs-
Geschwulst im Rectum,
auf die Harnblase drük-
kend.
M., 33 i. Krebs im
Rectum.
M., 23 J. Krebs im
Rectum.
M., 50 J. Strict.
im S. rom. u. Verwach-
sung mit der Blase,
durch welche Darmgase
u. Faces entleert wur-
den.
Fr., 62 J. Krebsige
Stricl* im Rectum.
Fr., 52 J. Verwach-
sung des Rectum und
lleum mit dem krebsi-
gen Uterus.
Colon adsc, durch
Querschnitt.
Colon desc, durch
Querschnitt.
Colon desc, durch
Querschnitt.
Colon adsc. durch
scbielea Schnitt»
Colon adsc. durch
Querschnitt.
Colon desc. durch
Querschnitt.
Colon desc. durch
Querschnitt.
Colon desc. durch
Querschnitt.
Colon desc. durch
Querschnitt.
Coloa desc. durch
Querschnitt.
Colon desc. durch
Querschnitt.
Colon desc. durch
Querschnitt.
Colon desc. durch
Querschnitt.
Colon desc. durch
Querschnitt
Colon desc. nach
Caltisen's Neth. ;
Schnitt parallel dem
Rande des M. quadrat.
Colon desc. nach
Callisen'a Meth.
Coloa desc. durch
A m u s a a t's Querschn .
Coloa desc. durch
Am US aat's Querschn.
B ? • H 1 t a t
Genesung. Tod 3 j, nach d. Dp. JUiii
Entleerung durch den naturl» After seil der Op<
Tod ao) 0. T. Ruptur das Coecum, alln
meiqe Peritonitis.
Tod an 16. T. durch Peritonitis.
Tod am 5. T. durch Peritonitis, welch
schpp Tor 4er Op. begoao^ hatte.
Genesung ; Tod 3 Mon. später darch Dil'
betes und Peritonitis.
Tod am 9. T. ganz plötzlich, wahreodda
Zuruckbringeos der durch die Wunde htfm
getretenen Darme.
Genesung. Tod 6 Mon. später durch F«lr
schritt der Krank h. u. dadurch bedingte Pai
tonitis.
Vf. konnte sich keine genaueren Nachrid
ten aber diesen Fall verschaffen.
Genesung. Tod durch Weitei-scbrcitenfci
Krebses 2 Mon. später.
Genesung. Tod durch Ascites n. chrofl
Peritonitis IV4 J* später.
Geneaang. Tod 1 J. 2 M. später; ö
Verengerung des kunstl. Afters rief chrsa. W
ritonitis u. Verschwärung des Darms herror,
Tod in 5 Std. durch Peritonitis.
Tod am 14. T. durch Peritonitis.
Tod am 35. T. Die Op. hatte ErieicW
rung vcrschatn. Rrandiger Decubitus amQ
sacrum. Keine Section.
Genesung. Tod 2 Mon. später durch fi
Schöpfung.
Tod am 17. T. durch Erschöpfung.
Genesung. Pat. lebte noch im Oct. 18«
]n den ersten 14 T. entleerte sich der un
sowohl durch den kunsü., ala aatürl. Afii»*
Genesuag. Tod erfolgU im ^***'1:^2
.Medullär- u. Colloid - Krebs beider Own«
Wiederholte Peritonitis.
Tod in 12 Std. Keine Krieiehterung j«"
dieOp., da da» Haupthindtroiss im Heu»
Digitized by VjOOVIC
V, dilrurgie, Ophttialmologia u. OüatdL
217
Jtanie des Operateur
Gcscblechl-, Alter;
hraukheii
DarnitliL'il, welclirr ^i-
(Iffatl wiirilt?, und Üp.-
Resultat
Riltun.
185« (ApriJ).
Paget.
ffuvkms.
1851 (ÄufO*
TeaLe.
11I4B.
B*t<ntrtb .
Pbillip«.
ISM.
Curllttg.
I8«ä (Febr.).
rr,, 4t J. Stritt, im
f. Colon ; Vera topf ung
40 T.
Fr., 67 J. Krebsiie
Sirict, im Reciütn. Ver*
sLopfung 10 T.
Fr., 44 J. Slrict.
imS.rom«; VeriLopfung
30 T.
Colon desc. nach
CaLlUen's Metli.
Colon Atsc. nach
Callifl^D'i M^Lb.
Colon, riesc. durch
A0iusBat'«Quer«cbn.
Fr.t Ö7 I, SLricL im Colon desc. durch
S . rom. Ä m « « Ä a t'» Qoeraclin.
M.f 53 J. Strict. im Colon ad^c« durch
1. Bagtü des QuffcojOQ. eiuea }- i^chdtl.
Fr., 46 J. Fibroie
Geiachwüht^ des Ulerui
dröckien dai Rectum
gegen daf 0» sficrum.
Vcntopfyng 10 T.
M., 3SJ. MaMdarm-
B 1 SM eo Qs ie\ \ V ers Lop!«
Colon de«e. durch
eiuen -^ Scbuiu.
Colon desc. durch
& m u i I a t'fl Querichu.
Genesung. Fat. fehle noch im iuni I8S2
in guter Gefundheil. Seil der Op. keine Lni-
leeruog von Fäces durch den naiürl. Arier.
Tod in 36 Sld. durth Erschöprung u* leiclite
Peritooiiis.
Genesung. Pat. lebte uocb m Aug. 1802.
Seit dem 5. Mon. nach derOp. Eatleeruug der
Fäces nur durch den kansü, After.
Tod in äO Std. Die Op. brachte keine
Erleichterung, Keine Seciion.
Tod in 26 Std. Die Oyu brachte Erleich-
terung durcli Entleerung einer grussen Menge
ft>n Gas 0, Fätes. Sect. geigte ati 4 Sielten
Risse des serösen tehenugs des Dickdarms
durch übermässige Ausdehnung.
Tod a tu 18. T. Brand der Wunde.
Gene»ung.
Schöpfung,
Tod im Juli 1S52 dtirch Er-
Hieben 48 ^) Fällen nua erfolgte der Tod bei 7 Kr
Jb der ersieö 24 Std. , l>ei6 innerhalb 48Sld.i
nerhalli 1 W., tiei 4 innerbalb 14 T., bei 3
3 W. und bei 2 innerhalb 5 ^'. , so dass
Kr. die Op. Uberiitariden. BerUcksichti^L £iian
4as9 bei einem der letztern (Nr« 3) die Up.
I ttastdarmßstelD unternonioien vvurde, wegen
eidena sonach , in welchem die Gefahr einer
kbesteheadeD Verstoprung niclit vorhanden war,
bl sich folgendes Verhältnis^: 24 Tode&J^Ue,
sungen« Geht man die Genesungsfalle näher
•o findet n]an, dass bei 6 Kr. der Tod inner-
eraten 6 Uon. nach der Op. erfolgte; dass
'Von 8 Kr- nur angegeben i^ti dasis sie vor Ende
|. J. nach der Op. noch lebten, dass sonach nur
^Er. constalirt ist» dass sie i J. u. länger nach
geJeht haben.
47 Kr-, deren Geschlecht bekannt ist, waren
ber und 23 Männer. Von den 24 Kr, welche
lib der ersten 5 W* nach der Op. starben, ge-
13 deoi weibL u. 1 1 dem mänuL GescUL an.
bt soaach hervor, dass das Geschlecht weder
le H3o6gkeit der Leiden , welche die Op* bedin-
Boch auf das Resultat der Op* von Eintlusä ist.
Vis Alier von 44 Kr. variirte zwischen 21 und
I f 1 bat in Dacb$teh enden Bemerkungen nur auf die
F. Rücksicht genommen; wir liaben jedoch das Er-
y der teilten 4 F. hinzugefügt. Häf.
jAbi^k Bd. 9», BA. %.
67 J. Von 13 Kr. wittr 40 J, starben 6, und von
19 Kr* Uher 50 J. alarben 11« Es geht daraus her-
vor * dass im Allgemeinen liem Alter nur geringer
EiriHusfi auf das Hesulltit beizumessen ist, und dass
ein Alter von 60 und mehr J. keine Coniraindication
für dje Operation giebi, da von den 7 Kr. der Tabelle»
welche über 60 J. oU waren , 5 genasen.
Bezüglich der Krankheiten , weiche die Opera-
tion btdifigieu, hnden sieh angegeben; in 10 Fällen
einfache (nicht krebsige) Stricturen des 8. rotu. und
des Rectum, in 4 F. einfache Sirictur des aufsteigen*
den oder Quercolon ; jn I F. Verdrehung des aufstei-
genden Coiun - in 1 F, Verwachsung des Rectum mit
dem Uterus durch Ahsce^s ; in 1 F. Strangulation des
lleum durch einen Zellgewebiistrang; in 1 F. Ver-
wachsung des lleum und Rectum mit dem krebsig
entarteten Uterus; in 17 F. Krebs des Rectum oder
der Fleiura signu i in 1 F. Krebs der Flex. sigmoid.
oder des Oment. ; in 1 F. Krebs des Coecum ; in
1 F. Cumpress. des Rect. durch Uterusfibroide; in
1 F. )lastd:irmblasent]stel ; in 2 F. endlich ist die be-
dingende Krankheit nicht bekannt* — Von 46 Fällen,
in denen die bedingende Krankheit bekannt ist» kom-
men sonach 19 (4l'/g'*/o) auf Krebs. Von den 27
Fällen aberi welche in den ersten 5 Wochen nach
der Op. tödtlich endeten, sind 10 (41^/3%) Krebs-
f^lle ; dagegen sind unter den 9 Kr, , welche länger
aU 1 J. die Op. überlebten, 3 Krebakr. Es gehl
28
218
V. Chirurgie» Ophthalmologie n. OtiatnL
sonach hervor, dass die Op. des kUnstl. Afters, wenn
sie wegen Krehs unlernommen wird, ebenso gflnslige
Aussichten in Bezug auf unmittelbaren Erfolg u. auf
Lebensverlangerung bietet, als wenn sie wegen an-
derer Ursachen unlernommen wird. Der Grund die-
ser Erscheinung ist nach Vf. darin zu suchen , dass
der Krebs des Mastdarms, meist Epilheliaikrebs, von
geringerem Cinfluss auf das Allgemeinbefinden ist, als
die weichern Krebse, welche sich in den hohero Darm-
parlien finden.
Was die Todesursache betrifft, so findet man in
der Tabelle nur 2 Fslle (9 und 10), in welchen die
todtliche Peritonitis der Operation , und nicht der
diese bedingenden Krankheit zugeschrieben wird. In
allen übrigen Füllen ist, nach Angabe der Operateurs,
der unglückliche Ausgang in dem Einflüsse zu suchen,
welche die vorhergehende Krankheit theils auf die
Constitution des Kr. im Allgemeinen , theils auf den
Darmkanal selbst ausgeübt hat. Im Allgemeinen er-
geben nach Vf. die hesultate der Tabelle, dass je
frühzeitiger die Operation angestellt wird, desto gün-
stiger die Prognose zu stellen ist. Hierbei kommt
es jedoch weniger auf die Dauer der der Op. unmit-
telbar vorhergehenden Verstopfung an , als vielmehr
auf die Häufigkeit und Heftigkeit der frühern Anfälle.
So zeigt die Tabelle Fälle (Nr. 20, 21 , 42 und 44),
wo nach einer completen Verstopfung, welche 30 —
50 T. anhielt, noch mit Erfolg operirt wurde, wäh-
rend in andern Fällen (12, 43, 47, 48) die Kr.
starben, obgleich die Verstopfung nur 9 und 10 T.
gedaaert hatte.
In Bezug endlich auf den Darmtheü, welcher
geöffnet wurde, und auf die Operationsmethode er-
giebt die Tabelle^) zunächst, dass von. 17 Kr., bei
welchen die Op. mit Eröffnung des Bauchfells ge-
macht wurde, 10 starben und nur 7 genasen, wäh-
rend von den 27 ohne Eröffnung des Bauchfells Ope-
rirten 11 innerhalb der ersten 5 W. starben und 16
genasen. Dieses Resultat, welches so günstig für
die Operation ohne Eröffnung des Bauchfells erscheint,
ist nach Vf. nicht ganz richtig. Zunächst will Vf. bei
einer Vergleichung der Op.-Meth. folgende Falle aus-
geschieden wissen : F. 3 , wo wegen Nastdarmfisteln
operirt wurde, also keine dringende Gefahr durch
Verstopfung vorhanden war; die F. 11 und 13, in
denen die Dünndärme geöffnet wurden , da diess nur
mit Eröffnung des Bauchfells geschehen kann; F. 15,
in welchem nach Eröffnung des 1. Colon ausserhalb
des Bauchfells , von derselben Wunde aus das r. Co-
lon geöffnet wurde, eine Op.-Meth., die zu complicirl
ist, als dass sie je wieder ausgeführt werden dürfte;
F. 2, wo durch einen Schnitt zw. Nabel und Scham-
bein das Colon transv. geöffnet wurde, während der
endi
1) Wir bemerken , dass io dem Nachstehenden nar die
ursprünglich aufgenommenen 44 F. berücksichtigt werden, da
Vf. nicht angegeben bat, ob in den im Anhange mitgetheilten
4 F. die Op. mit oder ohne Eröflfn. d. Bauchf. ausgeführt
wurde. Ref.
Operateur den Dünndarm öffnen wollte;
41 , in welchem das L Colon ausserhalb des
felis geöffnet wurde , das Uinderntss aber in
war. — Es bleiben sonach nur 12 F. mt7 Erl
des Bauchf. zur Vergleichung mit 26 F. ohne
nung des Bauchf. ; bei den erstem kommei
Todesf. 5 Genesungen (41%); bei den letzt
Todesfälle auf 16 Genesungen (61%).
Im rechten Colon un4 Coecum wurde der
liehe After mit Eröffnung des Bauchf. ia 4 K
det , die alle llldtlich verliefen ; ohne ErOlhi
Bauchf. in 6 F., von denen 4 mit Genesoog
Es erscheint sonach für das rechte Co\ou die
ohne Eröffnung des Bauchfells als die gOnstigi
Im linken Colon wurde der künstliche
Eröffnung des Bauchf. bei 8 Kr. gebildet, fof
5 genasen ; ohne Eröffnung des Bancbf. \m
von denen 11 genasen. Die Genesungen I
sonach bei der erstem Op.-Meth. 62^2%,
letztern 55%. Es würde daher für das
die Methode mit Eröffnung des Bauchfells
günstigere erscheinen, wenn man wirklieb
Vergleichung einer so kleinen Zahl, wie 6
einen, mit 20 auf der andern Seite Ge^
könnte.
In demselben Bande der Ned.-Cbir.-Traosact. B
eine ausfuhrlichere Mittheilung der Falle von Adaai
ment u. Baker, welche Hawkias in derobifü
unter Nr. 17, 23, 36 und 40 als «noch nicht itM
aufgenommeD hat. Ausserdem findet sich noch fof
von Luke.
Ein 30jahr. Mann, welcher wegen rheumatisclM
zen in den Hnie- und Hüftgelenken in das Hospital l
men worden war, litt seit 5 Tagen vor seiner Aofi
Stuhlverstopfung. Speise und Getränke wordea,
genommen , wieder ausgebrochen , der Leib war aa
und bei Berührung schmerzhaft. Gleichzeitig war
seitige Inguiual-Hernie vorhanden , welche sich leid
bringen liess. Da weder innerlich gereichte Mittel,
stire Stuhl hervorbrachten , der Zustand des Fat. aN
schlechter wurde , und da man ferner durch meM
bringung einer Sonde sich überzeugt zu haben giaol
ein HIndemiss im obem Theile des Rectum ungefähr
After vorhanden sei , entschloss man sich znr BiM
künstlichen Afters am 6. Tage nach der AufDahiDi
Man machte nach aussen von der Art. epigastr. ob«
Lig. Pouparti einen senkrechten Einschnitt von V
eröffnete das Bauchfell in der Länge von 1". Dasd
Wunde hervorgezogene Colon desc. und das S. roiaai
ten sich zusammengefallen und leer, dagegen die Dil
von denen man ebenfalls einen Theil durch die Wood«
zog , von Gas ausgedehnt und von dunkler Farbe,
durch die Wunde das Hinderniss nicht entdecken koiii
aber sehr erschöpft war, brachte man die bersor^
Theile wieder zurück und vereinigte die Waode mit
Suluren. Den 5. Tag nach der Operation erfolgte <
— ü'ie Section ergab geringe Peritonitis; die Dich
ihrem ganzen Verlaufe zusammengefallen und leer, ef'
4 untersten Fuss des Ileums ; an dieser Stelle war (
durch einen schmalen Zellgewebsstrang straagulirt.
rationswunde war fest vereinigt, an der inocrn Fläche
Netz angelölhet,g.^.^^^ ^^, vjUU^IC
In der Lancet (May 18K2) ist der Fall von Pagetj
theilt, welchen Uawkins in der Tabelle unter Nr. i
V. Chirurgie» Ophdbiaiinolpgie q. QtiatriL
819
rcb nicht reroffeatlicbt'' »ufTfilirt. Dai Alter der Kr., oaeh
67 i. , beträgt nach der Lancet erst 45 J.
(Millies.)
1
714. Grosser Substauverlust des Dsrm*
ImU; künstlicher Jfter, durch Jnwendtmg der
Ifgiueheere geheili; von Prof. Schuh. (Wien,
iicd. WchBScbr. 40. 1852.)
I
1. Fall. Ein 44jahr. scbwächlicber, seit 20 J. an eineoi
InRgiieheo HodensacLlirucb leidender SeideDfärber kam nach
frichcnü. Bracbetnkleinmung im Mai 1851 unter folgenden
tnckeionigen ins Kraokenhaos. Die Haut dea kindeskopf-
l^ofscsrecbteuflodensiickbrucbes war rotb, beiss, odematös,
liebt ferechiebbar ; an 2 Stellen dumpf tympanit. Ton, kein
loiitern beim Befublen ; Darme deutlicb sichtbar , oberhalb
des Braches beim Druck Scbmerz , Bauch stark aufgetrieben,
EoliksckmeTz, Schluchzen, Kotherbrecbea. Fieber mit trock-
aer Zan|e und geringer Haiitwärmeerböhung. Der Kr. erhielt
Opiam« woBseh die Nacht erträglich war. Schluchzen, Er-
brecbfB, SchiDerz sich minderten. Bei dem am andern Tage
gemacbtfs Eioschnitt fand S. den Bruchsack bnindig, gniu
geßfbl, eine grosse Menge nach Roth stinkender Jauche ent-
baiteoJ. Die 8" lange Darmschlinge schwarz, mürbe, ein-
[ fesooieo. Wäbnod der Untersuchung berstete der Darm an
ihr$K/ie, «0 er aus dem Leistenkanal hervortrat, und es
sich mehrere Maasse flussigen Kothes mit grosser Er-
iterang. Onterbalb dieser Oeffnung spaltete Vf. den Darm
3" lang, wodurch eine von Scbleimbaot ausgekleidete
fir die Ficalftässigkeit entstand, die die wunde Umgebung
ihrer Scharfe schätzte. Auf die Wunde selbst wurde
[toUeastaub gestreut. Der gespannte Unterleib flel zusam-
Qod verlor seine Empfindlichkeit , ebenso hörte das Er-
aof, wahrend das Schluchzen fortdauerte, grosse
, bedeutendes Sinken des schneller gewordenen Pul-
«olrat. im 2. T. wurde wegen zu häufiger Entleerungen
mit Erfolg gegeben. In den nächstfolgenden Tagen
Pat. über gar Nichts ; der aufgeschlitzte Darm machte
9 Luftreiz oder Berührung lang anhaltende wurmabnlicbe
in, er war rotb, aufgetrieben, unempfindlich. Die
reinigte sich u. zog sich etwas zusammen ; 4 Wochen
der Operation erfolgte nach einem Klystire ein trockner,
aus rundlichen Stuckchen bestehender Stuhl. Spa-
figebene Klystire gingen tbeils durch die Wunde ab. Ende
wo die Wunde sich zusammengezogen , wurde das vor-
ide obere Darmstuck mit dem Messer abgetragen ; An-
Ig Oct. aber war es abermals wenigstens i/j" vorgetrieben.
Rh die starke schwielige Vernnrbung war durch Druck auf
Itotspreebende Darmstück Ve'rscbwarung entstanden, durch
fehe die flüssigen Fäces abgingen ; es wurde daher das nun
netz gewordene Darmstfick aufgeschnitten und als Kinne
t den Kotb zura Schutze der Umgebung benutzt. Der
|n der spannenden Hantdecken nur mit Muhe einzofub-
rie kleine Finger fand den Kanal des obern Stückes enger,
ka des untern. Beide Kanäle verliefen nicht parallel,
rtera machten , wegen Verwachsungen , ungleiche Krüm-
igra, und kamen im Leistenringe wieder aneinander. Ein
dunnbreiiger Ausflnas erfolgte aller 2 — 3 Std.
Üamten die Fäces und waren sie gelb gefärbt , so verur*
ktfo sie mehr Brennen u. ätzten die Umgebung mehr, als
iDsie wenig Gas enthielten und mehr grün gefärbt waren.
1 21. Oct. wurde die Dupnytren'sche Darroscheere erster
ition eingeCQbrt, und nachdem die Bewegung beider
bewies, daaa sie in verschiedenen Darmtheilen sich
ien, geschlossen. Die Stellung war so, dass bei
lolage des Kranken ein Arm über den andern zu
kam. Die vordem Enden der Scheere reichten
zBffi Leistenringe , aber kaum die Hälfte dieser Strecke
rde eingeklemmt. Die Enden der Schenkel standen nur
auseinander. Ziehende Schmerzen nach aufwärts,
ligkeit, Schluchzen traten ein. Nie Nacht war schlaf-
der Schmerz dehnte sich Ober den Hodensack , Len-
nd Oberschenkel aus , bis mit Losewerden der Scbeere
alle Zufälle aebwanden. Am 23. Oct. abermaliges Einlegen
des Instruments. Nach einigen Stunden war der ganze Unter-
leib gegen Berührung empfindlich ; Aufstossen erfolgte, wenn
Pat. etwas genoss. Nach 24 Std. wurde die Scheere locker.
Wegen eingetretener Dysenterie konnte das Instrument erst am
24. Nov. wieder eingelegt werden. Dieselben Erscheinungen
nebst Brechreiz und einmaligem galligen Erbrechen traten ein.
Opium, Kataplasmen auf den Unterleib milderten. Am an-
dern Tage waren die Schmerzen geringer , am 26, war das
Instrument weiter herausgerückt, hielt aber noch einige Theile
fest, und am 30. fiel es mit gangränösen Zotten zwischen den
Armen ab. Den 3. Dec. nach Klystir kotbiger Stuhl auf nor-
malem Wege. Eine Pelotte , die dem Darminfaalte den Weg
nach aussen versperren sollte, wurde nicht ertragen. Da die
die Winkel bildenden Arme des Instruments nur einen ganz
kurzen Theil der Scheidewand zu fassen vermochten , und die
Trennung derselben bis zum Punkte des Bedarfs zu lange ge-
dauert hätte, wurde am 6. Dec. das Dupuytren'scbe Instru-
ment zweiter Modification angewendet, und die Arme Vt''
tiefer als früher eingeführt. Die Schmerzen wie früher, hör-
ten am andern Tage auf, und am 4. Tage ging das Instrument
bei leichtem Zuge heraus. 2 Tage später waren die Ränder
der um 4"' neuerdings verlängerten Spalte geschwollen , em-
pfindlich und hatten den äussern Leistenring um einige Linien
überschritten. Auf Klystire kam alle 6 — 7 Tage eine normale
Entleerung. Am 12. Dec. wurde der noch beinahe 1" vor
dem Hautrande vorstehende, dem untern Darmstücke angebö-
rige Darmwulst von der Umgebung losgetrennt n. abgeschnit-
ten. Ende des Monats konnte in die äussere Oeifnung nur
noch ein Katheter eingeführt werden. Das im Jan. angelegte
Bruchband verursachte Excoriation der Haut, und musste ent-
fernt werden. Ende März war die Fistel so klein , dass sie
kaum gesehen werden konnte. Zur Verhinderung der gerin-
gen Verunreinigung trug der Kr. Charpie und eine Binde ; die
Anwendung des GIfiheisens , um völligen Verschluss zu erzie-
len, gestattete Pat. nicht, sondern verliess das Hospital.
2. Fall. Eine 46jäbr. Frau von guter Constitution, aber
sehr ängstlich , hatte sich vor 2 J. einen Schenkelbruch zu-
gezogen. Bei ihrer Aufnahme in das Hospital (am 17. Dec.
1851) sprachen alle Erscheinungen für Brand , weshalb so-
fort ein Einschnitt bis auf die vorgelagerten Theile gemacht,
und das Netz unterbunden und abgeschnitten wurde, welches
die'brandige, gegen 3" lange Darmschlinge einwickelte. Zur
Beförderung des Abflusses wurde ein elastischer Katbeter in
die Darmöfl'nung eingeführt, worauf dünne Flüssigkeit abging,
und der Unterleib zusammenfiel. Nach 3 Wochen wurde das
nach der Abstossung des Brandigen zurückgebliebene untere
. Darmstuck, welches gegen das obere 1'' vorstand, abgeschnit-
ten, damit das später mit der Darroscheere durchzudrückende
Darmstück nicht zu lang sei, und der Uebertritt des Inhaltes
von dem obern in das untere Darmstück erleichtert würde.
Am 29. Jan. 1852 wurde die Dupuytren'scbe Darroscheere
zweiter Form angewendet. Da die beiden Darmtbeile unter
einem sehr spitzen Winkel mehr neben einander verliefen, als
dass der eine unter dem andern gelagert gewesen wäre , so
wurde der weibliche Tbeil zuerst in das nach innen gelegene
Darmruhr eingebracht und so gewendet, dass die R^nne nach
aussen gegen die Scheidewand stand. Der männliche Tbeil
musste wegen Enge des Raumes ohne Unterstützung des Fin-
gers eingebracht werden. Das Instrument wurde vollkommen
zusaramcogeschrauht. In der Nacht wurden die Schmerzen
stark, Gliedmaassen kalt, Puls kaum fühlbar, nach Anwen-
dung von Kataplasmen verloren sich diese Erscheinungen , u.
am 3. Tage fiel das Instrument ab. Am 1. März wurde es
wieder eingelegt, und ^s" ^on der Scheidewand gefasst. Nur
geringer Scbnderz. Am 4. Tage fiel das Instrument ab. Von
jetzt an entleerte sich alle 2—3 Tage , oft auch täglich , ein
gehörig gefärbter und geformter Kotb auf dem normalen Wege.
Mitte April wurde an Bruchband angelegt , worauf sich vom
Nichts mehr entleerte. Pat., nie an Heilung glaubend, wurde
unruhig , und es entwickelte sich trotz guter Ernährung und
blühendem Ausseben eine Geistesstörung, weshalb sie mit
unbedeutender Fistel entlassen werden musste.
(Strenfoal.)
220
V. Chirurgie» Ophthalmologie n. Otiatrik.
715. üeber eine nene Beh&ndliingsweise
der Hastdarmflsteln nack deren Operation durch
wiederholtes Kauterisiren ohne weitern Ferband;
von Prof. A 1 q u i 6 am Hdlel-Dieu St. £loi. (Gaz. de
Par. 48. 1852).
Vr. glaubt den Zweck , welchen nach der Opera*
tion der Mastdarnafistel mittels Incision die verschie-
denen mehr oder weniger complicirten Verbünde
haben, nämlich Stillung der Blutung u. Verhinderung
der unmittelbaren Vereinigung derWundründer, durch
ein sehr einfaches Verfahren zu erreichen. Cr kau-
terisirt die Wundrander der operirten Fistel jeden
2. Tag mit Höllenstein nachdrücklich, applicirt die
Wieke und die T-Binde nur wahrend des 1. Tages,
um die Blutung nach der Op. zu stillen, lasst aber spater
jeden Verband weg. Der Pat. kann das Bett verlas-
sen und selbst etwas vornehmen. Die Cauterisation
selbst macht in den meisten Fallen nur wenig Schmer-
zen , und da sich die Wundlippen dadurch mit einem
leichten Schorf bedecken , so sind auch die Stuhl-
entleerungen weder schmerzhaft, noch vermögen sie
auf die Wundrander selbst reizend einzuwirken. Vf.
theilt 3 Falle mit, welche d^s angegebene Operations-
verfahren erläutern. (K r u g.)
*
716. Üeber die definitiven Resultate der
vergchiedenen Behandinngsweisen behofii der
Radicalknr der Hydrocele testis vaginalis; von
Hulin. (Rev. m6d.-chir. Nov. 1852.)
Zur Beantwortung der Frage, ob zur Radical-
heilung der Hydrocele , besonders durch Jodinjectio-
nen, eine vollständige Obliteration der Vaginalcavitat
erförderlich sei, stellte Vf., als Oberarzt am Hospital
der Invaliden , die nur seilen das Hospital verlassen,
die von ihm gewonnenen Sectionsresultate zusammen.
Vor seiner Anstellung waren 34 Invaliden wegen Hy-
drocele operirt worden, u. zwar 3 mittels Haarseil
von Sabatier, 2 mittels Excision von Percy, 3
durch einfache Incision von Yvan, 8 durch Aetzung
mit kaustischem Kali von demselben, 5 durch weinige
Injectionen von Pasquier, 4 durch Jodinjectionen
von Pasquier fils, 8 durch Einführung und Be-
festigung einer flexibeln Sonde von Larrey, 1 von
Desruelles im Val-de-Gräce mit einfacher Punction,
bei letzterem hatte sich eine heftige Entzündung nach
der Punction eingestellt, dessenungeachtet war bei
ihm ebenso wie in den Übrigen 33 Fällen die völlige
Heilung erzielt worden. Unter Hutin wurden vom
J. 1845 an 30 Invaliden operirt, und zwar 2 mittels
einfacher Punction , 28 durch Jodinjectionen. Von
den Operirten der 1. Kategorie sind 28 gestorben,
von denen der 2. 15; der Tod stand nie in irgend
einer Beziehung zur Hydrocele. Bei den 28 Gestor-
benen der 1. Kategorie , unter denen sich nur Einer
befand, der durch Jodinjection behandelt worden war,
ergab die Section vollständige, feste Verwachsung der
Vaginalcavitat. Bei den 15 Gestorbenen der 2. Kat.,
die alle früher den Jodinjectionen unterworfen wor-
den waren , zeigte die Section bei 7 F. vollständige
Obliteration, bei 7 partielle Adhäsionen , b«i
Spur von Verwachsung. H., der die UntersiM
noch weiter fortzusetzen verspricht, schliexsl <
sem Befunde: 1) dass die Verwachsung der
lis als nothwendige Bedingung zur Heilung
drocele nicht anzuerkennen sei ; — 2) (
complete Obliteration die gewöhnliche Pol|
früher gebräuchlichen Operationsmelhoden
weinigen und Weingeistinjeclionen sei, und
die Jodinjectionen nur zur Hälfte zu compleli
teration führen, ebenso oft ahor, unbeieb
Heilung, zu partieller Verwachsung oder it
Secretionsaufhebung, ohne alle entzündliche V<
sung Veranlassung geben. (Streu!
717. üeber Chalaiion und seine I«
von W. Fröhelius in Petersburg. (Med. Zig
52. 1852 u. 1. 1853.)
Vfs. Absicht ist hauptsächlich , das Chi
eine vom Hordeolum vollkommen geschiedeie
heit nachzuweisen , wie diess bekanntlich
ihm von B y b a [vgl. Jahrbb. XLlll. 350. 1
330.] geschehen ist. Der noch immer nie
verlassenen Annahme gegenüber, dass dai Ü
ein verhärtetes Hord, sei , halt er eine kam
sieht der bekanntlich sehr verschiedenen Ai
für nOthig , welche über den Sitz des B9rl
stellt worden sind, das er mit v. Ammon a
als eine furunkulose Entzündung der Druse
den fyvrzehi der Wimpern betrachtet [»gl.
die Angaben Byba's: Jahrbb. a. a. 0., u.A
Jahrbb. XLill. 323.],
Das Chalazion ist nach F. eine halbrund«
unbewegliche , unter dem Orbicularis mit bi
sis auf und in dem Lidknorpel festsitzende,
unschmerzhafte Geschwulst , von Linsen- bi«
nuss-GrÖsse. Sie ist meist von normaler
deckt, an der innern Lidflüche nicht bemerkhi
in verschiedener Entfernung vom freien Lidi
kommt, meistens nur einzeln, am obern Lide
vor, als am untern. Ander innern Lidfli
sich bei kurzem Bestehen (einige W.) des Ui
äussern Geschwulst entsprechend , ein ti
ßlssnetz in der Bindehaut, dessen Miltelpo
Wenig hervorragt ; ausserdem findet man eil
mehrere gelbliche Punkte, von der Grösse eine
nadelkopfs, der Quere nach in der Richtung di
Drüsen , als Merkmal der Vereiterung dieser
Hat das Uebel schon mehrere Mon. bestand!
fehlt die Rothe, man bemerkt aber, derSui
schwulst entsprechend, kleine, glanzlose,
vertiefte, graue Stellen, die Narben früherer Ab
Der Inhalt der Geschwulst ist je nach der Oai
Uebels und dem Grade der Entz. verschieden
F. lassen sich folgende 4 Schichten unterscbeid
Die Husserste, die Form der Geschwulst beslio
Schicht ist steU knorplig und fest; sie umic
nicht die ganze Geschwulst wie eine Kapselt
erstreckt sich nur bis zur äussern FUche ^^
V. Chinirgie, Ophthalmologie u. Otiatrik.
221
mit dem sie ganx Terschmilit. 2) Eine graue,
artige Exsudatlage , mit abgestorbenem Zellge-
andy namentlich am untern Augenlide zahlrei-
BItttgeßssen, von fleischigem oder granulösem
iien. 3) Eine feinkörnige, weissgelbliche,
ige, oder auch dickflüssige Masse (Infillralion
■b. Dr.), die Öfters eitrig zerfallen ist, wo sie
I mit der 4. Schicht, welche aus dflnnem Eiter
ilen nur 1 Tropfen) besieht und unter der
m liegt, znsammenflillt. Die Menge des Eiters
|«tets in umgekehrtem VerhJiltniss zur Menge der
Bestandtheile und zur Dauer des Chalazion.
nachdem nun das eine oder das andere der
liedeneo EntzUndungsproducte vorwallend ge-
wnrde, hal man verschiedene Formen des
^'^- (das sarkomalöse Beer; das ifussere Rosas,
igenwart einer Eilerhohle in der Mitte) unter-
Die constante Vertheilung der Enlz.-Pro-
beim Chal. spricht aber fdr die Entwicklung
Is von innen nach aussen , und nach Vfs.
lungen geht dem Auftreten der umschriebenen
Ist verschieden lange Zeil hindurch eine
Entz. einer oder mehrerer Meib. DrOsen vor-
weiche noit Verhärtung endete uitd ihrer gerin-
lle halber von den Kr. meist übersehen wird.
Sassem Lidflache findet man dann höchstens
r oder weniger gerOtbete, diffuse Anschwel-
wahrend an der innern die bekannten Erschei*
der Entz. d. Meib. Dr. deutlich vorhanden
Gewöhnlich erreicht die Geschwulst aiitniflig
isse Grösse , auf der sie meistens lange Zeit
stehen bleibt. In manchen Fällen indessen
adet sie von selbst wieder, indem an der
Lidflache eine Abscessbildung einlrill, od. die
ng des Exsudats durch frische Bindehaulentz.
igt wird. In Folge sehr beträchtlicher Entz.
s nimmt in seltenen Fällen die Geschwulst
kurxer Zeit um das Doppelte zu ; meistenlheils
wird in solchen Fällen Abscessbildung in den
a, dadurch das Verschwinden der Geschwulst
hrt.
Idie Eotztlndung einer Meib. DrUse fOr die Eni-
des Chal. als Ausgangspunkt zu betrachten
kl, wie F. bemerkt, aus dem bisher AngefQhr-
mfelhafl hervor. Die Entwicklung der um-
nen Geschwulst an der äussern LidUäche lässt
doch, bei" dem fast constanlen Ausgange der
Bntz. in Eiterung und der Festigkeit des Lid-
nnr durch die Annahme einer gleichzeitigen
r des Knorpels selbst erklären. Die Schichten
tn werden von innen nach aussen erweicht,
sudat getränkt, so dass endlich die oberste
hfenicke nicht mehr widerstehen kann , und in
chriebenen Form hervorgedrängt wird.
häufigsten beobachtete F. das Chal. nach
Entz. der Lid-Bindehaut und Drüsen, bes. bei
scroph. Personen, die gleichzeitig an Gersteur
und andern furunkulösen Entz. leiden. Eben-
( bivfig fand er es bei Schwangeren, bei denen es
nach der Entbind, nicht selten von selbst wieder ver-
schwindet , ferner bei jungen Mädchen mit Menstrua-
tionsslörungen, und bei altern Leuten, bes. Männern^
die an bedeutenden Störungen der Circulation im Un-
terleibe leiden. — Eine Verwechslung des Chal. ist
nur mit Balggeschwülsten und funmkulösen Entx.
an den Lidern möglich ; bei beiden Zuständen fehlen
aber die gelben oder grauen Punkte an der innern
Lidfläche, die Balggeschw. sind auf dem Lidknorpel
beweglich, und haben eine mehr kugelrunde Formt
die fwitiikuL Entz. aber sind durch die übrigen Er*
scheinungen deutlich unterschieden.
In Bezug auf die Behandlung erklärt F. jeden
operativen Eingriff, zumal von der äussern Lidfläche
aus, für irrationell ; denn durch jede Operation wer-
den die noch übrig gebliebenen Schichten des Knor-
pels, welche gerade sorgDiltig geschont werden müs-
sen, vernichtet. Sobald es gelingt, die innere Fläche
zur Oeffnung zu bringen , wird die Aufsaugung des
Exsudats möglich, die Spannung des Knorpels gemin-
dert, und dadurch allmälig auch die Erweichung des-
selben gehoben. Vf. betupft zu diesem Zwecke die
erwähnten gelblichen oder graulichen Stellen an der
innern Lidfläche täglich mit dem Höllensteinslifle, be-
streicht die Lidfläche mit Oel , und lässt wo nöthig
kalte Ueberschläge machen. Bei noch frischeren
Fällen erfolgt die Eröffnung schon nach der 1. oder
2« Anwendung des Höllensteins, während dieselbe
bei längerem Bestehen des Hebels 4 — 5mal wieder-
holt werden muss, bevor die gelben Punkte, als
Zeichen der Abscessbildung, sichtbar werden. Bei
der Eröffnung entleert sich zugleich eine gewisse
Menge flüssigen Eiters, und schon am nächsten Tage
erscheint die am Meisten hervorragende Stelle der
äussern Geschwulst weniger gespannt, oder selbst
zusammengefallen. Die fortwährend an der innern
Lidfläche hervortretenden Exsudatmasson werden
ebenfalls mit Höllenstein betupft, bis die äussere Ge-
schwulst beseitigt ist, was zugleich mit dem Ver-
schwinden der Exsudatmassen , längstens binnen 4
W. , der Fall zu sein pflegt. Zur Bestätigung des
Angegebenen theilt Vf. schlusslich 3 Krankengeschich-
ten ausführlich mit. (Winter.)
718. üeber Entzflndnng der Knochen o. der
Knochenhaut in der Augenhöhle ; von d e s m a r r e s.
(Gaz. des Höp. 25. 41. 1853.)
Nachdem Vf. darauf hingewiesen hat, dass das
fragl. Leiden meist erst dann die Aufmerksamkeit des
Kr. erregt, wenn es schon consecutive Erscheinungen
hervorgerufen hat, giebt er eine kurze Uebersicht der
Erscheinungen und des Verlaufs desselben, welche
wir als nur Bekanntes enthaltend übergehen. Aus
den Bemerkungen über die Ursachen heben wir her-
vor, dass D. , und gewiss mit Recht, die Entz. des
Zellgewebes in der Augenhöhle, so wie die sogen.
PanOphthalmitis, in der Mehrzahl der Fälle nicht als
Ursache, sondern als Folge der fragl. Entzündung her
trachtet, was für manche Entz. des Thränensacks hin-
222
V. Ghirurgi«, Ophlhalmologie u, OtUtriL
sichtlich des Thräneobeins ebenfalls gilt [u. bekanot-
lieh in Bezug auf die Tbrünensackfisteln von H a s o e r
schon langst behauptet wurde].
In den Fallen, wo die Knochen an der innern od.
untern Seite der Augenhöhle ergriffen sind , soll die
Entz. besonders gern das Zellgewebe in der Augenh.,
sogar den Augapfel selbst ergreifen , und ausserdem
der Eiter fast immer in die benachbarten Höhlen er-
gossen werden. Von den 2 zur Bestätigung dieser
Angaben mitgetheilten Fallen betrifll der erste einen
sonst krüfligen Soldaten, bei welchem nach Entz. der
innern Augenhöhlenwiind Caries des Sirb- u. Thränen-
beins mit Eilerabgang durch die Nase sich entwickelte,
aber unter einer sehr einfachen Behandlung Vernar-
bung der Fistel binnen wenig Wochen erfolgte. Der
2. Fall betrifft eine schwächliche Frau , bei welcher
in Folge von Caries der untern AugenhOhlenwand
Eitererguss in den Sin. maxillaris stattgefunden hatte;
Vf. verschaffte dem Eiter durch Ausziehen des vor-
letzten Backenzahns einen Ausweg, worauf binnen 2
Hon. vollkommene Heilung eintrat. Besonders häufig
entwickelt sich eine Affcction der t^;7/tfr/z Augenhöhlen-
wand von dem äussern Winkel aus, indem diese Stelle
Verletzungen (Stoss, Fall, die häufigste Ursache) am
meisten ausgesetzt ist. Bei Schliessung der Fistel,
welche nach spontaner Eröffnung der hierbei ent-
stehenden Abscesse zurückbleibt, entwickeln sich be-
kanntlieh oft Formveränderungen der Lider, weshalb
Vf. darauf dringt , die Function sogleich zumachen,
sobald sich deutliche Schwappung wahrnehmen lässt.
Um aber die selbst nach künstlicher Eröffnung des
Abscesses leicht eintretenden Form Veränderungen des
Lides zu verhüten , soll man die Function nicht an
der erhabensten Stelle machen , wie gewöhnlich an-
gerathen wird , sondern den Abscess von einem ent-
fernten Funkte der Feripherie der Augenhöhle aus
subcutan öffnen , und sodann durch den oft ziemlich
langen Stichkanal eine Charpiemesche so lange täg-
lich einfuhren, bis der cariöse Knochen entfernt wer-
den kann.
Entzündung der Knochen im hintern T/ieile der
Augenhöhle hat bekanntermaassen gewöhnlich Her-
vortreibung des Augapfels, Vernichtung des Sehver-
mögens oder Zerstörung des Augapfels zur Folge,
zuweilen Eitererguss in die Schädelhöle , u. in Folge
desselben seihst den Tod. Meistens jedoch bahnt
sich der Eiler einen Weg nach aussen , indem sich
Caries und Fistelbiidung einstellt. Die Behandlung
muss anH^nglich begreiflicherweise streng antiphlo-
gistisch sein; Macken zie's Vorschlag aber, wenn
der Sitz des Uebels genau erkannt ist , das ergriffene
Feriosleum zu incidiren , wird von D. mit Recht als
kaum ausfuhrbar bezeichnet. Jodeinspritzungen, um
auf den kranken Knochen direct einzuwirken , sind
nach D. nicht anzurathen, theils wegen der Nähe der
Hirnhäute, theils weil sie eine schwer zu zerlheilende
Verhärtung des Zellgewebes veranlassen ; ebenso fand
er die von Mackenzie zu gleichem Zwecke em-
pfohlene Anwendung des Höllensteins in Substanz od.
in der Lösung ziemlich unwirksam. Wird die
haut nach Aufbruch des Abscesses nach aussen is
der Eiterung allmälig mehr und mehr in die Ri
Öffnung gezogen, so ist nach Vf. nöthig, das Li<
fort in seine richtige Stellung zu bringen, am di
Form- und Lageveränderungen zu vermeidei«
mehreren Fallen hat D, diesen Zweck auf die i
reicht, dass er die Fistel durch 2 Hautsehnitle i
den untern Rand der so entstandenen Wunde n
über die FistelOffnung hinweg zog, bis das Lid
normale Stellung gebracht war, hierauf derj
Öffnung entsprechend in der Lidhaut eine Artl
loch anlegte , welches durch einige Nähte d;
befestigt wurde, und endlich die Ränder der
Wunde vermillels einiger Serre-fines vereinigle,
Auge erhielt so hinlänglichen Schutz, und die
de.rung kannte nach wie vor durch diese FisU
abfliessen.nur geschah letzteres durch eine un
lieh weiter von der Augenhöhle entfernt gelegewl
der Lidhaut hindurch. (Winle!
719. ErectilB Geschwulst ioderAngeri
Heilung durch Unterbindung der Carotis;
führt von Hetpin zu Tours; mitgetheilt
Triquel. (Ibid. 138. 1852; s. a.Ann. d'Oc
— D6c. 1852.)
Eine 59jähr., sonst kräftige Frau empfand zo
J.1844 mit verschieden laogeo Zwisohenräumen Schi
der linken SchläfeogegeDd und dem eDisprecbeor
welche aihuälig zunahmen und beständig wardeo.
lig stellte sich Abnahme des Sehvermögens im 1. A.,
beweglichkeil desselben, chemot. Anschwellung der Bi
und heftiges Ohrensausen ein, welches den Sdiiafl
verscheuchte. Im Mai 1844 fond H. Pat. schon i
schwächt, das I. A. hervorgetrieben, Hornhaut onl
normal, chemot. Anschwellung der Bindehaut, so i
Augapfel nur unvollkommen von den Lidern bedeckt
Das Sehvermögen war ganz aufgehoben , und bei der^
tation vernahm man in der I. Schläfengegend, wo die
fortwährendes Klopfen verspürte, ein lautes Blasen, '
isüchronisch mit dem Arterienpulse war; u. bei Comp
der Carotis sofort verschwand. Dabei Schwindel, I
zu Ohnmächten, heftiger Kopfschmerz. — H. unkri
26. Juni an der gewöhnlichen Stelle und auf die gew
Weise die I. Carotis, die Wunde ward nur durch HelT^
streifen geschlossen, u. sofort nach der Operation vei
den Klopfen und Sausen in der Schläfengegend hisli
men. Schon am folgenden Tage war das Oedem da
baut merklich vermindert, das Auge beträchtlich
gewichen ; die massigen Reactionserscheinungen , bj
leichte Schlingbeschwerden , so wie das Sausen und I
waren bis zum 29. Juni völlig verschwunden, am i. Ji
das Auge seine normale Lage und sogar das Sehw
wieder erhalten , und im Febr. 1845 , wo die an der
bindungsstelle zurfickgebliebene Fistel sich geschlossei
erschien der Zustand des Auges, so wie das AllgemeiiA^
vollkommen befriedigend. Im April 1845 zeigte sieb f
beginnende Hei-vorlreibung des rechten K.^ mit «i^*
Arterienpulse isochron. Klopfen in der Schläfcngeg<
leichter Abnahme des Sehvermögens. Nach mebrmoi
Anwendung von Eis auf die Geschwulst trat jedoch d
in seine Höhle vollkommen wieder zurück, das Klopfen
sich und auch das Sehvermögen ward wieder ganz nor
T r i q u e t , welcher die Operirte im Oct. 1852
vollkommen befriedigendem Zustande fand , bemerkt
lieb, dass Vclpeau (Mdd. opdrat.) 13 Falle wsanr
stellt hat, in walchen die Unterbindung der CaroW*^
Tl. Fft3f€laatrik.
223
cTBciiler GeschwAUte in der AngeDfaöhle oder im Gesiebte mit
iftnslijem Erfolge ausgerührt wurde.
Ein selir ähnlicher Fall, weichen Haynes Walton
(led. Tim. and Gaz. July 1852) ?eröffentlicbt bat, betriOl
ÄSinonaü. Kind, bei welchem im 1. Uonat nach der Geburt
da« Berrortreibong des r. Augapfels beobachtet worden war.
W. bnd das Auge sehr betrocbtiich hervorragend, ödemalöse
Afischwellung der Bindebaut , so wie der Lider u. ihrer nach-
M» Omgebuag. Durch Druck nahm die Herrortreibung vor-
ibergebeod ab , beim Schreien des Kindea hingegen zu , und
aeigte sich dann Tennehrte Gefäsaentwicklung. Pulsation war
licht dentlich Torbanden , wohl aber vernahm man mit Hiilfe
^ Stethoskops ein Blasen in den Arterien der Augenhöhle.
bfee Deberschlfige 3 Wochen hindurch angewendet blieben
ohne allen Erfolg. Die Anwendung von Compression hielt
Vf. , da sie heftigen Schmerz verursacht haben würde , für
nicht zulässig. Er unterband daher am 5. Juni 1852 nach
vorheriger Chloroformirung des Kindes die Art. carot. comm.
d., wobei die Schiinge erst nachdem die Wirkung des Chloro-
forms aufgehört balle, geschlossen wurde. Bei der Operation
war wenig Blut gellossen , und auch spater trat nur eine äus-
serst geringe ßeaction ein , so dass schon am 4. T. die Liga-
tur entfernt werden konnte. Die Hervortreibung des Augaprels
erschien sogleich geringer, als das Chloroform seine Wirknng
entfaltete, u. verlor sich allmalig bis auf eine kaum merkbare
Spur. Ein nachtheiliger Einfluss auf die Gesundheit des Kin-
des hat sich bis zur Zeit , wo Vf. seinen Bericht gab , nicht
gezeigt. (Winter.)
VI. Psychiatrik.
720. UeberdieOhrblntgeschwnlst bei Inen;
ToaH. Saxe. (Inaug.-Diss. Leipzig 1853.)
Vorliegende sehr fleissig gearbeitete Dissertation
mrä Ottler den Auspicieo des vielerfahrenen Psychia-
ters M. - R. G U nl z in der PrivalheilansL Thonberg
Wi Leipzig, wo Vf. als Secundürarzt fungirt, ver-
tat £9 liegen der Abhandlung 3 Beobachtungen
»Grunde, deren 2 der Anstalt Thonl)erg, 1 dem
torgenhanse zu Leipzig angehört. Nur eine Beob-
acklang ist dem Vf. eigenlhttmlich » welche sorgßillig
kKhrieben wird.
Eio Hauptmann von 35 J. , der nach vielen Ezcessen in
faecbo et venere von allgemeiner Parese befallen ward , war
kretu ziemlich 2 J. inderAnstalt,u. stellte einen guthmuthigen
HadsinDigeD dar, der nur selten in Aufregung gerieth, als Vf.
m 2t. Juni 1853 ein kleines Othämatom am rechten Ohre
ienerkte (die Angabe des , linken* Ohres p. 4. c. 3. scheint
CB Druckfehler) , welches, ungefähr von Gestalt und Grösse
flors Wickenkornes, von blassrotber Farbe, eine kaum merk-
fcke Fluctuation und Temperaturerhöhung zeigte. Diesem
Otbämatoni war seit dem 17. Juni ein Oedem der rechten
Mcbtsbälfte , mit gleichzeitiger Erweiterung der rechten
Hpille Torbergegangen. Das Oedem verschwand gegen den
IkJnni, die Pupillenerweiterung blieb. Am 23. Juni ent-
«ekelte sich onlerhalb der 1. Geschwulst, welche die Fossa
•tficalaria einnahm , eine 2. auf der obero Hälfte der Ohr-
■ochel, beide durch eine Furche von einander getrennt,
lade Geschwülste communicirten nicht mit einander, da sieb
la Compression der einen keine Fluctuation der andern wabr-
^ooen liesB. Mit dem allmäligen Wachsthum schienen beide
$Hcbwülste endlich nur eine darzustellen, die durch eine Linie
llgetheiU war. Am 29. Juni hatte das Hämatom seine grösste
ivdebnung erlangt , und zeigte die Gestalt und Grösse eines
Xacooa. Die Temperatur war nicht erhöbt , die Geschwulst
ftt elastisch und fluctuirte, die Farbe bläulieb. Das Gehör
%8 Kranken erschien unverändert. Am 30. Juni wurden
iArtrt kleine Einschnitte in die Geschwulst gemacht, ans
Meheii anfangs rothes und Rflasiges, später leicht coagulirtes
Jlnt flosa , hierauf Alaun (5jj auf §jv Aq. dest.) aurgeschla-
\Mm und Watte übergelegt, die Umschläge oft erneuert. Am
iJnii waren von der Geschwulst nur 3 starke Furchen übrig,
.'•eraaf kalte Umschläge mit Tc. arnic. und Einwicklung in
Watte applicirt wurden. Am 10. Juli wurden auch diese weg-
fdassen , und am 19. war keine Spur des Othämatom mehr
«abrznnebraen.
In der Beobachtung von Radius (3. Fall), wei-
ter das QlbSmatom gleiebfalls ineidirte , heilte die
Wände langsam durch Eiterung , wogegen in der Be-
obachtung von Günlz (1. Fall) bei gleicher Behand-
lung der Geschwulst die Wunde per primam inU
heilte, und keine irgend merkliche Verunstaltung des
Ohres zurUckblieb.
In der 2. Abtheilung der Abhandlung giebt Vf.
eine ausführliche Kritik der einschlägigen Literatur,
aus welcher wir Einzelnes raittheilen. — Unter den
verschiedenen Benennungen der Ohrblulgeschwulst
scheint die von Fischer geschaffene Bezeichnung
„Othaematoma** die passendste. Ihr zunächst stehen
die Ausdrücke Haemolus externus (Speyer) und
Thrombus aurieularis (Dock). Unpassend sind die
Namen Erysipelas auriculae (Neumann), Otitis
vesanorum (Wallis und Rupp), Haematoma
(Weiss). — Die Ohrblutgeschwulst ist häufiger bei
Männern, als bei Frauen, was Flemming von den
langen Haaren der Frauen , die gegen das Ohrzupfen
von Seiten des Wartpersonals schützen, u. Fischer,
L u 0 i e r u. A. daher ableiten, dass Frauen viel selt-
ner von allgemeiner Parese befallen werden , in wel-
cher Krankheit d. Othämatom am häufigsten vorkommt.
^— Das Othämatom wird am häufigsten in chronischen
Irrsinnsformen beobachtet, u. gehört vorzüglich dem
Blödsinn mit und ohne Lähmung an , ohne jedoch
andere Formen aoszuschliessen. Dasselbe befilllt
meist das linke Ohr, seltner das rechte und noch
seltner beide. — In Bezug auf das Vorkommen dieser
Krankheil bei Nicht-Irren liegt nur die eine Beobach-
tung von Langenbeck vor, welcher dieselbe im
Krankenhause von Kiel bei einem lOjähr. Mädchen
sah. — In Betreff der Aeliologie weist Vf. die Ansich«*
teu von F 1 e m m i n g , Rupp u. A., welche die Ur«
Sache dieser Krankheit in Misshandlungen der Kranken
von Seiten der Wärter, oder von Seiten des Kranken
selbst suchen, als ungenügend zurück , insofern eine
solche Veranta.«sung nicht immer nachzuweisen ist, u.
dieselbe in vielen Fällen nachweislich keine Ohrblut-
geschwulst zur Folge hat. Vor Allen jedoch steht
dieser Ansicht das fast alleinige Vorkommen dieser
Krankheit bei Irren entgegen. Die Annahme einer
scorbutischen oder sonstigen specifischen Dyskrasie
(Leubuscher, Fischer) hat die Erfahrung nicht
224
VI. PsycbiaUik.
immer gerechtfertigt. Vf. sacht die Ursache dieser
Erkrankung in einer Schwächung der Inuervalion, in-
sofern die Nerven der Ohrmuschuschel an der Schwä-
chung der Centralorgane parlicipiren , und sich .die
Krankhoil am häufigsten in den Irrseinsformen findet,
welche mit einer liefern Läsion von Hirn u. Rücken-
mark einhergehen. — In BelrefT der pathologischen
Anatomie ergab die mikroskopische Untersuchung Neu-
bildung von Knorpelsubstanz zwischen den Lamellen
des Perichondrium. Vf. glaubt, dass zunächst eine
Hämorrhagie zwischen die Blätter des Perichondrium,
oder zwischen dieses und den Ohrknorpel selbst er-
folge, und dass die Neubildung des Knorpels von
Seiten des Perichondrium, welches er mit zahlreichen
GeHlssen versehen fand, geschehe. — Für die Be-
handlung schlägt Vf. die Incision der Geschwulst vor,
nach welcher in den obigen Fällen keine irgend sicht-
bare Verunstaltung des Ohres zurückblieb. [Ref.
sah dasselbe Resultat mehrfach bei der einfachen Be-
-handlung dieser Geschwulst mit kalten Wasser- und
Blei wasser-Umschlägen.] (Seifert.)
721. Instrument znr ZwangsfUtternng bei
Irren 3 von John Foster Reeve. (Psycholog.
Journ. April. 1853.)
Um die nicht geringen Uebelstände und Gefahren,
welche die Application der Magenpumpe bei der
Zwangsfütterung der Irren mit sich fuhrt, zu
vermeiden , bat Vf. ein neues Instrument construirt,
und bedient sich dessen seit einigen Jahren , ohne je
einen Nachlheil von dessen Anwendung gesehen zu
haben. Das Instrument iiat folgende Conslruction.
1) Ein ovules Metallgeräss ; 2) ein Deckel zum Auf-
schrauben ; 3) ein starker Henkel von Holz ; 4) Griff des
HebeU, welcher durch das Innere des Gefasses läuft, und die
Klappe der Mundröhre öOTnet und schliesst; tf) zinnernes
Mundstuck, welches dem Munde des Kranken angepasst wird ;
6) stark abgeplattete Mundröhre, leicht gekrflmmt, mit seit-
lichen OeffnungcD und einer stumpfen , keilförmigen Spitze.
Bei der Anwendung des Instruments wird der Kr.
auf ein Bett gelegt, der Kopf auf das Kopfkissen ge-
lagert, KOrper und Extremitäten werden von Wärtern
festgehalten. Sodann schliesst der Operateur mit der
linken Hand die Nasenlöcher des Kranken , u. zwingt
denselben dadurch , den Mund zu Öffnen , um Athem
zu holen. In dem Augenblicke, wo der Kranke den
Hund öffnet, wird die Mundröhre in den Mund ein-
geführt, und das Mundstück hält das Gefäss in seiner
Lage. Der Operateur kann den Strom der Flüssigkeit
durch den Hebel mit einem Druck auf den Griff des-
selben nach Belieben reguliren.
[Ref. glaubt nicht, dass durch die Erfindung die-
ses neuen Instruments die Magenpumpe entbehrlich
gemacht wird, da die Magenpumpe Oberhaupt nur in
den Fällen angewendet werden darf, wo alle andern
Mittel , welche eine Ernährung durch den Mund be-
zwecken, erschöpft sind. In allen den Fällen » w«
es möglich ist, den Mund des Kranken zu Offnen, ist
es das Zweckmässigsle , denselben durch EinfOhrung
eines gerippten Holzes offen zu erhalten, und dit
Speisen durch einen abgestumpften Trichter od. Kanw
einzuflössen, wodurch das Instrument von Beert
entbehrlich wird. Vf. hat die grössten Schwierif^
keiten der Zwangsfütterung durch seine Erfindung
nicht beseitigt. Es ist durchaus nicht wahr , daai
die Kranken — wie Vf. sagt — beim Zudrücken der
Nase den Mund von selbst Öffnen, um Athem zu holen,
da dasselbe bekanntlich auch bei geschlossenen Zäboea
und alleiniger Oeffnung der Lippen möglich ist. Zorn
Ausbrechen von Zähnen wird Vf. sicher nicht
ralhen, und sich in diesen Fällen der Anwendung
seines Apparats begeben müssen. Ref. machte in
einem Falle, wo er die Schlundröhre durch die Nase
einführte, und durch die Verstopfung der Röhre ge-
nölhigt ward, von dem weitern Einpumpen der FlQ»*
sigkeit (Bouillonsuppe mit Ei) abzustehen , den Ytr^
such, die Zähne des Kranken dadurch zu öffnen, dasi
er demselben mit einer Kanne kaltes Wasser in dÜ
Nasenlöcher träufelte, was denselben so irhtirle» dsii
er die Zähne sofort öffnete , und die Mundschraotl
eingebracht werden konnte. Andere Versuche, iM
die Bespritzung des Gesichts mit kaltem WasseTi
Schliessen der Nasenlöcher waren völlig erfolglos ge-
blieben. Ebenso wurde es vergebens versucht, den
Kranken dadurch zur Oeffnung des Mundes zq b^
wegen , dass die Schlundröhre gegen den Kehldeckli|
bewegt und der Kranke zum Husten gereizt wurdtj
Als Ursarhe der Verstopfung der Schlundröhre seigl^
sich die Knickung derselben an ihrer Spitze. Ei^
anderer Nachtheil des Instruments von Reeve li^
darin, dass die Kranken die Spitze der MundrOhltj
zusammenbeissen können, was seihst hei dickem Zitt||
leicht möglich ist. Denselben Nachtheil haben Tridij
ter find Kanne. Es geht aus diesen Bemerkung«|
hervor, dass auch das Instrument von Reeve, we||
chem Ref. zweckmässige Construclion und Brauch
barkeit für einzelne Fälle nicht abspricht , nicht gd
eignet ist, alle Schwierigkeilen der Zwangsfütteraoj
zu beseitigen. Dasselbe ist kein Universalmiltel gegq
Sitophobie, wie es Oberhaupt keins gegen ein Kranh
heitssymploiu geben kann, dessen Beseitigung in de|
meisten Fällen von der Individualisirungskunst da
Arztes abhängt. Nur in den äussersten Fällen ^mt^
sich der Irrenarzt zur Anwendung der SchlundrdlM
enlschliessen , und in diesen Fällen wird er imn^
wieder zur Schlundröhre greifen müssen , da weAi
das Instrument von Reeve, noch irgend ein andertt
für diese Fälle passt.] (Seifert.)
722. Bericht ftber die Privatirrenheilaiifta]
inOfen ßr datJ.iSb2; von Dr.Fr.Sch wart« ei
(Ung. Ztschr. Hl. 33. 1853.)
VI. Pftyebi«trik.
tot am i* itB. 1852 eiae PrifaUiTeiiaiifltalt in dar
Bsiadt zu Ofen eröffoet» «od giebt den ersten Beriebt
t Wirksamkeit derselben. Das Gebäude besteht aas
West nach Ost hinlaufenden Haupttract und 2 3ei-
md Ht zar Aufaabne von 30iLr. «ingeriehtet. Die
I Bacii dem Gascblecht und nach dem BeMhoiea (Ro-
1 Tobeode) streng getrennt. Die Aufnahme eines Kr.
' auf Antrag der Aeltern , des Vormundes uder der
alobr^eit. Ein SrtCliches Gotachten ist beizuscblies-
liJepliaebe, Idiatan aad GeistesJKraiike, weiche mit
\ oder Kraba behaftet liad , sind ausgeschlossea. Die
l^Terpfle^umme beträgt monatlich 40 — 60 Fi. C.-M.,
' Pat. seine foUe Verpftegung , Bedienung , Wasche
: Bebandfnng findet. Die Behandlung ist psychisch
'i , Tiel Beschäftigung , möglichst wenig Zwangs-
Fleisaiger Gebrauch warmer Bäder mit Regendouche.
|S853 worden aufgenommen 10 M. und 9 Fr. Dafon
^aoüassen 3 M. und 2 Fr. , gebessert 1 M. und 2 Fr.,
i % M. Bestand 4 M. und tt Fr. Vf. etfert scbtdvsKch
hl legcii den Missbrauch, die Kr. der Anstalt mit List
zttznlilhren, und somit in dem Kr. Misstrauen
i Aostiit sofort mit dem Eintritte zu erwecken.
(Seifert.)
Asyl für Gemtths- und Nenrenkr&nke
Mttdl hei Hamburg; von Dr. Rolhen-
(Uamburg 1852. 8. 16 S.)
Prmlirrenanstalt Eimsböttel, einem Vs Std. Ton
eotfernten Dorfe, wurde am 1. Mai 1862 vom Vf.
Dieselbe ist für die eigeatiicben Melaacholi sehen
. Gemütbskranken, ji. für Nerrenkranke (Gelähmte,
! V. 8« w.), welche sich zunächst an die Gemöths«
•nacbliesseo [?], bestimmt, und hat Raum far
Ir.
Ist gesonnen , nur Melancholische aufzuneh-
fllhrt die Worte PohTs an, „es sei eine
ehe Nolbwendigkeit , dass fttr die reinen
▼OD Melancholie eine ganz separate Ablhei-
GemOthskranke bestehe.** Ref. gesteht,
weder die gebieterische Nolhwendigketi ein-
Boch begreift, wie man das Buch von Pohl,
keinen prakl. Werlh hat, als Autorität anfuh-
Der Versuch, Anstallen fttr besondere
nen ztt graoden , hat sich Ungsl als un-
uDBUsfahrbar und nachllieilig erwiesen,
iintte Geiegenbeit, Ober diesen Pnnkt andere
en SU consulliren. So hat die hKufige Nei-
Selbstmord bei Melancholischen langst dahin
» dieselben möglichst von einander zu trennen,
i ominnse Macht des Eeiapiels zu verhüten, und
lerne alte Erfahrung, dass die Vereinigung von
ibigen der Genesung des Einzelnen binder-
Ebenso ungerecht ist der Vorwurf des Vfs.,
|fe grnssem, gemischten, öffentlichen irren-
die Individnalisirung nicht nur schwierig,
oft anmOglich sei. Ein solcher Vorwurf,
rigeos schon in manchem ahnlichen Programm
ist , kann höchstens einzelne eolossale An-
treffen, wie wir sie in Deutschland nicht haben,
als ein allgemeiner Ausspruch nicht gerecht-
»lerar
IM.Ji
▼erspricht physische uhd moralische Behand-
die Kr. leben mit seiner Familie. Das jährliche
für den AurenlbaH in der Anstalt, BekOsti-
Jahrbb. Bd. 9« HII.1
gnng und Verpflegung, einschliesslich der «rttlichen
Behandlung betrigt 1400 Mark Cour, oder 660 TMr.
Pr. Cour. (Seifert.)
724. Ueber den Cretinismiis in Ilnteifr&n-
ken ; von R. V i r c h o w. (Verhandl. d. phy9.-med.
Ges. zu WUrzb. 111. p. 247.)
Die von dem Ministerium 1840 — 41 angeordnete
Nachforschung Ober das Vorkommen des Cfetinisniis
hatte fttr ünterfranken nsd Aschaifenburg folgende
Resultate ergeben. Von 5*4 Bezirken wurden 21 a(s
Sitze des Cretinismus beserchnet , und in 4 die hm-
Wesenheit von CrelinOsen, oder von bedenklichen,
jedoch zweifelhaften Fallen angegeben. DieGesammt-
zahl der Crctinen belief sich auf 133, die der Greti-
nOsen und zweifelhaften Falle auf 22. Die am
meisten vom Grelinismus heimgesuchten Bezirke um-
Tassen ihrer geographischen Lage nach 1) die Ort-
schaften des Main -Thaies mit 60 Fällen; 2) die am
Fusse des Steigerwaldes gelegenen mit 36 Fallen;
3) die am westlichen Umfange der Hassberge, denen
sich nordwestlich im obern Saal-Gebiete noch einige
Ortschallen anschliessen , zusammen mit 1 6 Fällen ;
4) im Tauber -Thal die OrUchaften Rottingen und
Lieberehren mit 5 Fallen.
In Beziehung auf die Ausschliessung gewisser
Territorien, wie auf die Angaben im Einzelnen schien
dem Vf. eine Revision nOlhig , und er fand auch bei
Gelegenheit einer Reise in den Spessart an einzel-
nen Orten dieses Landestheiles eine weit grossere
Anzahl von Crelinen, als die Irtlhern Angaben besagen.
Ab frei von Cretinismus kOnnen fttr jetzt bezeichnet
werden f) das Hochland zt^ischen Main und Tauber;
2) das Hochland , welches in der grossen Krttmmung
des Hains von Schweinfurt über Wttrzburg bis Gmttn-
den eingesehlosseti wird, und den grOssern Theil des
Wem- und Saalgebietes umfasst; 3) das Innere des
Spessarts; 4) die Rohn, und 5) die Höhen des Stei-
gerwalds.
Vf. hatte froher darauf hingewiesen, dass es eine
Aufgabe der Regierung zu sein scheine, die Angelegen-
heiten der Cretinen einer ernstem Wttrdigung su un-
terziehen, und wo möglich eine Anstalt fttr sie zu
gründen , was sofort zugesagt wurde. Es handelte
sich demnach insbesondere um Nachweis der Zahl
junger, noch z« bessernder Cretinen, wobei sieh denn
ergeben hat, dass wenigstens in den vom Vf. besuch-
ten Bezirken eine neue Generation von Cretinen sich
nicht entwickelt.
Bezüglich des Alters geben 34 vom Vf. notirte
Falle folgende Verhaltnisse. Es standen in dem
Alter
Cretinen Cretinöse
TOD 4— 10 Jahren 2 2
. 11-20 . 4 2
. 21—30 . 13 1
. 31—40 .23
. 41-50 . 4^ ^^
, Bl— 70 , Digitized byi^OOQ-
26
29
(Goldhorn.)
226
OriginalabbandluDgeD u. Uebersichten.
725. Die Bedeatuig des Hydrocephalns ßr
die ^etiologie des Cretinismus'; von Dr. P a 1 e a r i.
(Aon. UDivers. Febr. 1853.)
Vf. entbaDd eine Frau von einem hydrocephali-
schen Kinde, bei dessen Section sich das Gehirn als
eine dünne, weisse Membran zeigte, auf welcher
Spuren der grauen Windungen zu erkennen waren.
im (Jebrigen waren von dem Gehirn nur die Pons Va-
roli, das kleine Gehirn und Spuren des 6. und 7.
Nervenpaares erbalten. Die vorhandene Flüssigkeit
betrug 10 Pfund. Der Vater des Kindes hatte am
rechten Seiten wandbein eine fingertiefe Grube, weleM
nach einer Verletzung durch einen Steinwurf daselbl
zurückgeblieben war. Vf. schliesst aus diesem B»
funde, dass, in Folge des Gonnexes der NN. spermaütl
mit dem Hirn, diese Verletzung zur Zeugung des bf
drocephalischen Kindes beigetragen habe, d. h. durd
die Bildung eines fehlerhaften Samens bei mangelhaf«
ter Innervation. Vf. glaubt sich aus dieser Beobae^
tung weiter berechtigt , auf den Einfluss des Tragcnj
schwerer Lasten auf Kopf und Rückgrat , auf die Bl^
Zeugung von Grelins [?] aufmerksam zu machen.
(Seifert)
B. OBIGmALABHASDLDHGER
und
Uebersichteo.
IX. Rflckblick auf die nenere Choleraliteratnr.
Von
Dr. L, Merkel in Leipzig ^•)
Literatur.
Medical Times ; Jahrg. 1849. (Aldis. Bai four. Baly
u. Gull, fieamiah. Brady. Brookes. Budd. fiulley.
Clanny. Coppinger. Davies. Diogham. Downie.
DowntDg. Ebsworth. Evans. Gairdner. Grieve.
Hall. Hastings u. Bell. Howlett. Hughes. Kiog.
Laker. Mair. Mann. M'Clure. Parkes. Raspail.
RicbardsoD. Richmood. Rodney. Ross. Smitb.
Stevens. Tripe. Wageninge.)
Meigs, Ch. D., Remarks on spasmodic Cholera. Phi-
ladelphia 1^49.
Sichere Mittel, sich vor der herannahenden Ch. zu
schützen. Nebst einer untrugl. Heihnetb. derselben u. s. w.
Von einem franz. Arzte. Ins Deutsche äbertr. von Dr. A. F.
Ritter. Berlin 1848.
Report of tbe general board of bealtb oo the epidemic
Cholera of 1848 and 1849. London 1850.
Appendix (A. B.) to the Report etc. BySutherland
and Grainger. London 1850
Nederiandscb Lancet. 1849. August und November.'
(X. Goudoever, M. Imans u. Suerman).
Bull, de Tbdr. Aoüt 1849 (Anonym),
Arch. gän. Oct. 1849 (Becquerel). L'Union m^d.
Oct. 1849 (Homolle. Liegey). Presse medic. Nov. 1849.
Gunsb. Ztscbr. L 6. 1850 (Sc bar lau).
Rosenthal, C. , Die Cholera -Epidemie zu Braun-
schweig im J. 1849. Braunschw. 1850.
C. von Höbbenet's Bericht über die im Kiew'scben
Mil.-Hosp. 1848 beobachtete Cholera-Epidemie. Berlin 1850.
J. L. S tag er, die Cholera als Krankheit der Haut.
Mitau u. Leipzig 1850.
C. F. Riecke, die asiatische Cholera u. die Gesund-
heitspflege. Nordbausen 1850.
— — die Cholera-Epidemie in Norddeutschland im
J. 1850. Nordh. 1851.
Dittel, aber die Cholera. Wien. Ztscbr. YL 5. 1850.
— — Bericht fiber /die während der Cholera-Epid.
1849 im allg. Civil-Krankenhause zu Wien bebaodelteD Ck.-
Kranken. Deutsche Klin. 1850. Nr. 34. 35. 38.
Helfft, uberd. Cb. Ibid. Nr. 42.
Karl Schmidt, zur Kenntniss des vegetativen Lebem.
1. Tb. Dorpat 1850.
— — Charakteristik der epid. Cholera. Leipiig d
Uitau 1850. [Vgl. Jahrbb. LXIX. 139.]
Revue m^dical, par Cayol. F^vr. 1851 (Hameao)/
Finger, die Cholera - Epidemie nach Beob. des OS
Jaksch in Prag. Leipzig 1851. 1
C. H. Pf äff, die asiat. Cholera-Epidemie in HoUW
1850. Kiel 1851. J
Gieseler, fiber die Cholera. DeuUche Klia. ISN
Nr. 47. .
Brochard, du mode de propagation du Cholera et|
la nature contagieuse de cette maladie ; r^lation mädicale 1
l'epid^mie de Choli^ra , qui a regniSe pendant Tann^ M^
Nogent-le-Rotrou. Paris 1851. ^
Ebers, die Cholera-Epidemie in Breslau 1848 u.l8^
Gönsb. ZUcbr. 1851. U. 2. 3.
Pagenstecher, die asiat. Cholera in Elberfeld iM
Herbst 1849 bis Frühling 1850. Elberf. 1851.
Wacbsmuth, die Cholera in Gieboldebaoseo
stentb. Göttingen) im Juli u. Aug. 1850. Göttingen 1851
C. Barthelemy, das Schutz- und Heilmittel der Ol
lera. Elberf. 1851. I
Pruner-Bey,die Weltseuche Cholera od. die Ponj
der Natur. Erlangen 1851.
S tratton in Edinb.Journ. April 1851. ^
H a f f n e r , die Cholera - Epidemie in Bischofsteln. fl
Ver-Ztg. 53. 1851.
M. M a d i n, Considdratioos sur la nature et letniteoMI
du Cholera. Yerdun 1851.
Digitized by VjOOQIC
1) Vgl. Jahrbb. LXVI. 232 u. LXVIIL 125.
M 1
Ori($iiuUbhkndliiDgeB n. Debeniebten.
SST
H eyer, J.» impffenache mit dem Blute and deo Aus^
tanDgen Cholera kranker. Virch. o. Reich. Arch. IV. 1.
^ floche, L. Ch., zur Aeiiologie der Cholera. L'Uoion.
0.113. 115.— 118. 1853.
Hitteldorpfy ehem. Uatersaebifkigen in der Cholera.
Zlschr. 111. 1. 1853.
Dr. H e 1 i n , Ober die asiat. Cholera hJDsichtlich ihrer
:n Qod der Mittel , ihre Rückkehr xo verhüten. 1852.
Job. fiapt. Ton Weissbrod, Denkschrift Ober die
. Cholera in sanitäta-polixeil. Bexiehang nebst einem An-
iMge aphor. Bemerfcaogen Ober die Epid. Tom J. 1836 in
Jteheo. Daa. 1852.
Dr. A. Siegert (in Grabow), das Eis innerlich ge-
liaocht als Heilmittel der asiat. Cholera , durch eine Menge
VW Thatsachen bewiesen. Nebst einem Anh. etc. 2. Aufl.
Uiriigl853.
1) Statistik und Epidemiologie der
Cholera,
Wenn nao gleich gegen manche slatiatische An-
gaben, die in Besag auf die Zahl der in einer Ort-
schaft ao der Ch. erkrankten gemacht worden sind,
geirisse Bedenken erheben kann » so verdienen sie
doch im Allgemeinen das Misslrauen nicht, welches
Jfadin lussert, der die in den statistischen Berichten
ieb/eebchiD als Cholerakranke verzeichneten Individuen,
ic Summe derselben als 24 genommen , folgender-
■ansen klassi6cirt:
iodiv., welche nur aus Furcht das Bett bOten 2
Ao andern, selbst chron. Krankheiten leidende 2
Ab irichten Cholerinen erkrankte 8
Aa Cholerinen, die in Cholera od. Typhoid flber-
iQgehen geneigt sind, leidende 6
An wirklicher Cholera leidende, die fast alle
sterben 6
I Indem wir tar Erhaltung einiger BesuUate die
^onol. Ordnung bei unserem Berichte einzuhalten
ftr sagemessen achten, heginnen wir (nach Anleitung
des Dr. Pruner-Bey) mit den Epidemien Aegyp^
im. Die erste Epidemie trat hier im J. 1831 auf.
|lie emselnen Fllle waren in der Mitte der Epidemie
m heftigsten; gewöhnlich ging Diarrhoe vorher;
ttolera fulminans war seilen, nervöse Erscheinungen
slenblls, die Gonvalescenz rasch; Typhoid kam nicht
far, wohl aher einige Male purulente Dysenterie als
hekkrankheiu Absperrung und Auswanderung half
^nig. Ungünstig wirkten bes. grosse Hitze, Stürme
ak Regen nach grosser Trockenheit ; lange Abend-
Ifthe, eine nordlichtarttge Erscheinung galten fUr
terdaehüge Zeichen. Jede Behandlung half wenig.
^ Die Epid. von 1 835 , nach einer grossen Pest-
ie» war unbedeutend [weil die Bewohnerzahl
ts gelichtet war]. *- In der Epid. von 1837
die Aasleerungen nicht sehr copiös , der Gol-
liptus trat aber rasch auf. Von da bis 1845 kam in
tigypten keine Ch. vor. Von 1846 n. 1847 weiss
F. aoch wenig zu sagen» dafür grassirte die Ch. zu
Zeit heftig in Gonstantinopel und auch (im
Winter 1846 — 47) in Arabien. — Die Epid. von
1848 trat in Cairo nach einer ungewöhnlichen bös*
«tigen Rohr auf, nachdem sie schon vorher in Alex-
«drien and Bulak durch Einschlepp ung grassirt hatte,
ler Gang dieser Epid. wurde im Orient überhaupt
grossentheüs durch Einschleppungen 4)estimmt ; ein-
zelne Orte wurden 2mal heidigesucht. In ganz Unter-
Ägypten starben von 2^/, Mill. Einw. 55,000 (1:45),
Frauen starben weniger als Manner, obwohl mehr
erkrankten ; auch starben sehr viel Kinder. In Cairo
traten die meisten Anfalle des Nachts ein; die bei
Tage Befallenen sollen (in OberSgypten) alle genesen
sein. Neben der Gh. grassirten bösartige Fieber;
Dysenterien, andere Darmaffectionen , Furunkel, An-
thrax, Wechselfieber. — Heber die Epid, von 1850
S. Vf. u.
Wahrend die ägyptischen Epidemien zumeist im
Hochsommer grassirten , brachen die zunächst aufzu-
führenden Mitteleuropas im Herbst aus. In ßisekof-
stein, einer kleinen preuss. Stadt mit 3000 Einw.,
die meist arm sind und in kleinen Häusern dicht bei-
sammen wohnen, erkrankten nach Haffner vom
Ende Oct. bis Ende Dec. 1848 gegen 400 u. starben
216. Die atiolog. Verhaltnisse waren wie gewöhn-
lich. Die meisten Erkrankungen fanden auch hier
des Nachts Statt. Die Krankheilsconstitution war
anfangs der Krankheit biiiös-rheumatisch.
In Breslau fand eine Winter- und eine Sommer-
epid. Stall: erstere begann den 17. Oct. 1848,
erreichte ihren Höhepunkt im Jan. und hörte im März
1849 auf, um nach kurzem Stillstand in die Som-
merepid, überzugehen , die im April anhob , im Juni
ihr Maximum erreichte und im Oct. wieder aufhörte.
Im Ganzen wurden im Spitale verpflegt 1 1 44 Cholera-
kranke (462 m., 682 w.), davon starben 582
(246 m. , 336 vv.). Beide Epid. waren (trotz der
verschiedenen Jahreszeit) einander ziemlich gleich.
Ueberhaupt erkrankten in Breslau in der Winterepid«
2557, starben 1378; in der Sommerepidemie 3421»
wovon 1686 starben.
Die ersten Epidemien Breslaus 1831 , 1832»
1837 waren minder verbreitet, und immer waren
die Winterepidem, heftiger, als die des Sommers,
Das Sterblichkeitsverhaltniss war aber immer ziemlich
dasselbe. — Bei obiger Angabe sind die einfachen
Brechdurchfälle nicht mitgerechnet: diese betrugen
in dieser Zeit 647 mit nur 20 Todesfällen. Würde
man diese zu obiger Summe schlagen, so würde sich
das Sterblichkeitsverhaltniss natürlich weit günstiger
stellen. Der Kern der Stadt blieb fast ganz verschont
(Ebers).
In London zeigte sich wahrend derselben Zeit
ein ähnliches epid. Verhaltniss: Winter- und Som-
merep. liessen sich durch einen merklichen Zwischen-
raum unterscheiden. Vom 1. Oct. 1848 bis zum
13. Oct. 1849 starben von 2,206,076 Einw. an der
Gh. 14,497 , s=s 1 : 152 (5489 mehr als im J. 1832),
so dass die Ch. etwas mehr als den ganzen Zuwachs
der Bevölkerung von 1848 (13,104) consnmirt hat.
Die Zahl der Erkrankungen stieg vom 7. OcL 1848
bis zum 4. Nov., worauf sie bis zum 6. Jan. 1840
ziemlich stationär blieb , um in der Mitte dieses Mo-
nats ihre Höhe zu erreichen, von wo ab bis zum
SM
OHginalabhaiidluiigeft a. Uabenldittn«
21, April dm Efü. aHmUlig erlosch. Aber vom 3«
Juni an trat die Krankheit von Neuem auf, erretcbie
anfaiiigs Sept. ihr Maximam ond erlosch allniSlig bis
nin November. Dieser Gang der Epidemie steht,
wie der Berichterstatter in den Med. Times bemerkt,
mit dem der Pestepidemien des 17. Jahrh. in auffal-
lender Uebereinstimmung. Auch die Pest begann
1603, 1625, 1636 und 1665 immer im Juni und
erreichte ihr Maximum im Sept., von welcher Zeit sie
bis Anfang Winters wieder erlosch oder an Intensität
sehr abnahm.
In allen Städten Grossbritanniens, aus wel-
chen Bcrichle Ober die letzte Epid. vorliegen , ge-
schah der Ausbruch derselben in isolirten Annillen,
die sowohl nach Ort als Zeit eiemlich weit auseinan-
der lagen. Demnach bricht weder eine Ch.-Epid. so
ptotzlich aus , dass sich keine Maassregeln gegen die
Weiterverbreitung ergreiren liessen , noch beßlll sie
das Individuum so unvorbereitet, dass dieses sich
nicht vor dem eigentlichen Anfalle schützen k<)nne. —
Feuchte, heisse, stagnirende, mit differenten Stoffen
beladene Luft disponirt vorzugsweise zum epid. Auf-
treten der Cholera. — Die meisten Anfalle erfolgten,
besonders in Hamburg, Glasgow, Kurrachce u. a.
Orten des Nachts, einige Stunden nach dem Ein-
schlafen. — Kein Fall von Mittheilung der Krank«
beit durch Contact kam während der letzten Epid.
zur Kenntoiss des Gesundheitsraths (Report of the
board etc.).
Endlich reihten sich gleichzeitig auch in Utrecht 2
Epid. an einander. Nachdem die erste im März 1849
ihr Ende erreicht zu haben schien, kamen im Mai
wiederum einzelne Falle vor, und vom 6. Juni bis
snm 26. Sept. 1849 wurden 495 Chelerakr. im Hosp.
aufgenommen, von denen 156 genasen, 339 starben;
die Winterepid. ergab ein etwas günstigeres Sterb-
fichkeitsverhaltniss. Die Zahl der Erkrankungen stieg
anfangs langsam vom Juni bis in die erste IlSflfte des
Juli, nahm dann rasch bis Anfang Augusts zu, und
hierauf erst langsam, dann rasch ab (Nederl. Lancet).
Auch in fFien fiel die grösste ExtensiUft der Epid.
von 1849 in den Aug. (Dittel)
In Frankreich herrschte im J. 1849 die Gh. sa
mehrern Orten, z. B. Paris, Nogent-le Rotrou, Ver-
dun u. a. m. In Nogent wurde sie am 31. MSrz
durch ein Paar in Paris inficirte Ammen eingeschleppt»
und dauerte mehrere Monate mit gleicher Heftig-
keit toxi.
Im Bezirk von Ferdun begann die Epid. in den
eraten Tagen des Juni (an 2 von einander sehr ent-
fernten Orten) und hOrte erst Ende Nov. vollständig
auf, nachdem sie von 16,582 Einw. 1526 befallen
und 909 davon hingerafft hatte (Madin).
In Eiber f^ld trat die Gh. , nachdem einige Mon.
mvor der gastr« 6en.morb. geherrscht hatte, im Sept.
auf und dauerte bis Apr. 1850. Pagensiecher be-
iHAdelte wahrend dieser Zeit an acuten Gastresen
7'86, and zwar an eiofacben 144, starben 3, zm
Gtiolerinen 416, starb keiner, tn Cholera 171, stii
ben 38. Die asphykt. Form herrschte vor, TypboJ
war selten ; von den Cholerinen ging keine in Gbolo
über. Von den geheiltes 1 33 litten 69 an Gholei
im 2. , u. 52 im 3. Stad. , bei 6 dereelben trat 4i
Typhoid ein.
Jakr 1850. — Für Norddeutschland ist j
diesem J«, besonders Halbersiadt als ein Herd lati
sehen, von dem ans sich die Gh. nach mehrere Rid
tongen hin verbreitete. In ostlicher Richtung wai
derte sie, dem Malaria-Boden nachgehend, nachl/ai
deburg (wo sie diessmal die vom Proletariat bewoholi
Stadttheile verschonte), Oschersleben, Potsdam, iVei
haldensleben , wo sie spontan entstand [?] und be
sonders viel Rinder wegraffte , dann brach m Ij
Berlin, Tangermünde, fFittstock, Perleberg, Stral
sund, Stettin, Greifsumlde aus. Ziemlich gUick
zeitig mit Magdeburg zeigte sie sich in Lübeck, n
wo aus sie in j/lfec^/e»6ttr^ (Rostock, GOstrow o.a.«.
ziemlich heftig auftrat. fVestUch schritt sie vonHil
berstadt aus über Schöppenstedt, Wolfenbtttlel swi
Braunschweig. Hier starben vom 8. Juni bis 14
Sept. von 38,000 Eiow. 1017, =r 3%; die grOiH
Höhe erreichte diese Epid, am 30. Juli, zu welcU
Zeit alle übrigen epid. Krankheiten aufhörten (Rij
8 e n ( h a 1). SpSfler brach sie in Hannover aus; 4
Harzgegend blieb zwar nicht verschont, doch ni
z. B. die Epid. zu /f'emi^ero^/e sehr mild. — Scbdl
bar unabhängig von diesem Herde brach die Ch. li
Regierungsbezirke Merseburg an mehrern Orten aot
von wo aus sie sich nach Schkeuditz, Leipzig, fof-
gau, Mühlberg, Dessau, Zeitz, Erfurt, Heiägar
Stadt, Mühlhausen u. a. m. verbreitete. Auch il
der Provinz H^estphalen und in der Rheinpmm
kam im Spätsommer die Cholera an einzelnen Oftl^
vor , am Rheine selbst mit einiger Intensität aar |
Coblenz. Auch in den übrigen Provinzen Preusifll)
erlangte sie keine grosse epid. Verbreitung; sie m
an sehr vielen Orten vor , aber an wenigen war d|
bedeutend. Dasselbe gilt von Hannover und Metm
obgleich die Casseler Gegend ziemlich zu leiden bitll
In Böhmen, wo die Gh. wahrend des ganzen Winlw
1849--50 nicht aufgehört hatte, nahm sie mit fiid
tritt des Sommers allenthalben zu, bis dasganzeUij
von ihr durchzogen war. Auch in SüddeutscUsMi^
Polen , Dänemark , Schweden und Norwegen «1
sie nur wenig intensiv. Ausserdem grassirte die Gl
imJ. 1850 in Ostindien, Aegyplen, TripoHsi Alm
rien, auf den griechischen Inseln, in Mexiko, P)si*l
in den vereinigten Staaten, Galifornien, Texas, '
iamaica, Domingo u. s. w., also als wahrhafte PH
demie. Wie sie im Winter 1849 — 50 in löhn
und anderwärts unonter brechen fortdauerte , wie i
im Spatherbst bei Halberstadt erlosch , nm im
1850 daselbst wieder aurzstreten und weiter •*
auszubreiten, so zeigte sie sich auch wieder im WisWj
1050—51 in Westphalen, Böhmen, Mahren a.s«i
an nebrem One», namentlich sobald die Wittemfll
etwas milder z« werden anfing. — Ans dierti
Tbalsachen und der Fortdauer dea gastriscb-BerrOs^
(Mg{ii<labhAiidlliff|(efe u. Deber<iehtea.
fi»
«Ahn «ebloss Biecke auf wiederholtes
t dar Gh. im Sommer 1651, eine Besorgnbs»
Ijetioch fast gar nicht gerechtfertigt hat, indem
iL 1852 die Ch. wieder ef>id. Verbreitung zu
I lafiag.
I dea Einxelepidemien des J. 1850 heben wir
I herror.
Hier entwickelte sich die Ch. nach
I oibi« EiascAleppung aus der gastr. Krank-
ebenso wie in Mahlberg und Umgegend,
aaf die filbaue , wo auch der Milzbrand
Iwrkomnt nnd im Febr. 1850 eine Ueber-
Duog stattgefunden, beschrankt. Doch sagt
das8 die Krankheit durch eine im benach-
^DarteWesau inGcirie Perion nach Torgau ge-
[ aad bier auf einen wohl disponirten Boden
(dgu schmutzigen, von Armen bewohnten
I bestehendes Stadtviertel) verpflanzt worden
»geschah am 28. Juli. Nachdem hier bis
^ Aug. die Disposition schon zum Theil getilgt
ig die Ch. plötzlich auf den mittlem, hoch
uod von der reichern Klasse bewohnten
Stadt Ober. Die ersten Erkrankungen
ria einigen Zellen eines Geßingnisses Statt,
[ Fenster die Ausdünstungen einer Latrine
robe aufsteigen mussten , ohne von fri-
liertheilt werden zu können. Von den 33
Gefangenen starben 16. Jene Latrinen
gerade mit einigen der bessern Hsiuser
tia Verbindung» u. konnten die EfOuvien der
kr., denen nach R« das Cootagium der
Inder Zeit» wo sie nur alü Diarrhoe anf*
lärirt, zu letztern verbreiten. Ausserdem
\ die Krankheit in Folge einer nach einem Ge-
Aulieb erfolgten Abkühlung der Atmosphäre
I Aasbreitung, auch an andern Orten, die von
iWitterangsphase getroffen wurden. Von 7000
I starten bis zum 15. Sept. 262. — In
(Fttrstentham GOttingen) brach die
■ach einem grossen Brande am 3. Juli,
I obdachlos machte und in schlechte feuchte
«mmendrangte, durch eine aus Magdeburg
kkommende Arbeiterin eingeschleppt, ans,
\ sich nun von dem Hanse aus , wo diese
weiter forL Ostwind verminderte, Ge-*
^«crmehrien die Erkrankungen. Die Temp.
Ditüich 20« R. Von den 2700 Einw.
I wlbrend dea Juli u. Aug. mehr als 1500,
|324 starben; doch sind dabei alle Diarrhoen,
die Uxiru aller Ffllle aussachten, einge«*
la der 1. Woche starben Aber die Hälfte
h m der 2. fast die Hslfie, spXter weniger.
^^«BBtb).
ia Ägypten brach die Gh. dieses Jahres
Mbenso, wie in den meisten Gegenden Deutsch-
jisi iufi aus, nach Vorgang verschiedener durch
[ultea Winter hervorgerufener entzOndlicher,
r a. a. Affectionen, uinacbsl dorcb Einsclilep-
Wie in den Irflhern Epidemien , so wirkte
auch Aessmal der Ravasan oder ^e fasienzeft sehr
nachibeilig. In Cairo daaerte die Epidemie 67 Tage:
die Weiasen litten allgemein neben der Cyanose an
Krämpfen , die Eingehornen nicht ; zuweilen war
Urümie Ursache des Typhoids. Die in voriger Epid»
wirksamen Mittel schlugen diesmal weniger an. Gleich^
aeitig grassirten Typhen , Hepaiiten , Rühren , Exan-
theme, Anthrax u. s. w. — « In Mekka brach die
Ch, im Aug. aus ; die Sgypt. Caravane litt am wenig-^
sten, die andern aber sehr.
Localepidemien. Im SpSlherbst 1850 kamen
an Orten, welche langst von der Uanptepid. frei
waren, und zwar in einigen sehr aberCüllten Militair-
lazaretlion zu Torgau, Volkershausen (bei Eisenach)
und Posen Localepidemien vor, die verballniasmSssig
sehr hnsartig waren, und den Beweis lieferten , dass
die Gh., ebenso wie der Typhus, auch ohne allge-
meine epid. Constitution bei nur einiger individueller
Disposition durch hochgesteigerte Influenz der Zim-
meratmosphXre hervorgerufen werden kann (Biecke
$. 43.).
Die Gh. von 1850 herrschte vorzugsweise auf
humusreichem mit Laubholz bewachsenen AUuvialboden
der Stromthaler, und verschonte Hochebenen und das
sandige mit Nadelholz bestandene Hochland. Sie ver-
breitete sich von einzelnen Winterquartieren aus nach
allen Richtungen. Sie entwickelte sich aus der epid«
Krankheitsconslitulion : ihr Gulminationspnnkt fiel
daher mit dem der dieser Constitution angehOrigen
Krkhtn. ausammen. Sie begann mit der warmen
Jahreszeit und erlosch im Oct. ziemlich pintzlich. Sie
stand mit der Trockenheit des Erdbodons in geradem
Verbal tniss ; auch ist es wohl kein bioser sogenannter
Zufall, dass die heftige Exacerbation der Gh. in Ara-
bien und Algier mit der in Rarth an der Ostsee auf
T.ig und Stunde (Mitte Oct.) zuaammentraf, und dass
die Krkht. am 17. Aug. in Torgau, Ehrenbreitstein
und Stralsund ausbrach. Im Allgemeinen ist sie in
diesem Jahre weit verbreitet gewesen , doch scheint
sie häufig in milderer Form aufgetreten zu sein , was
sich aus der weitern Verbreitung [Verdünnung?] des
Genius epidem. und der dadurch begründeten Dispo-
sition erklaren lasst; nur diese Milderung bewirkte
ein günstiges Mortalitatsverhältniss, nicht die bessern
Heilmethoden. Kürzlich durchseuchte Ortschaften
wurden weniger mitgenommen, als solche, wo die
Ch. zum ersten Male auftrat. In kleinen Ortschaften
begründet die Ausbildung der Seuchenherde das Sterb-
lichkeilsverhaltniss zur Summe der Einwohner. Im
Allgemeinen erkrankten mehr mannliche Individuen,
weil sie den äussern Gelegenheitsursachen, in den
Krankheitaherden , dagegen mehr weibliche , weil
sie den Krankheitsefßuvien mehr ausgesetzt sind
(R i e c k e).
Die Sterblichkeit ist nach 6. R u d d (Med. Tim.
Oct.) zu Anfang einer Ch.-Epid. am grOssten, u. nimmt
allmSlig bis zu Ende derselben ab. -*- Dasselbe
beobachtete Dittel in der Wiener Epid. 1849, wo
es anfangs 60, zu Ende 45% betrug. Dagegen Hess
230
OriginalabhandluDgen u. Uebersicliten.
sich in der Utrechter und Nogenter Epid. keine er-
hebliche Differenz in dieser Hinsicht nachweisen. —
Nach Hübbenet wird die Norlaliiai durch Wahl
einer bestimmten Kurinethode nicht beeinflusst. Wo
unter einer gewissen Menschenmasse die stärkste Mor-
bilitat überhaupt angetroffen wird, da ist auch die
relative Nortalitat zu den Erkrankten am grOssten»
obwohl letztere, fügt H. hinzu, durch Anwendung
hygieinisch - diätetischer Maassregeln im weitesten
Umfange bedeutend gemindert werden könnte. Die
Ch. vermehrt (nach H.) einer bestimmten Menschen-
masse gegenüber nicht die Kranken- nur die Todten-
zahl. Dieser ßehauptiihg mnss unter andern die in
Nogent-Ie Rotrou gemachte Erfahrung entgegenge-
halten werden, wo die Epid. von 1849, auch von
den Choleranillen abgesehen , dennoch die Sterblich-
keit verstärkte. Ebensowenig verhinderte sie hier
den tOdtlichen Ausgang anderer einheimischer Krank-
heiten. Wohl aber folgte das nächste Jahr eine be-
deutende Abnahme der Sterblichkeit im Allgemeinen
(B r 0 c h a r d).
Von allen Todesfällen erfolgten in London 212
nach 1 Std., 6651 während 24 St., 2461 nach
1 Tag. 1045 am 2. Tage, 306 vom 3. bis 7. Tage,
u. 7 vom 8. bis 28. Tage der Krankheit (einschliess-
lich des Typhoids). Von der 12. Std. bis zum
4. Tage, und vom 6. bis 21. starben (in London)
mehr Weiber als Männer. Das Erhrankungsver-
hältniss bei der Ch. ist nach ihm abhängig von den
verschiedenen hygieinischen und diätetischen Ein-
flüssen , unter denen eine gewisse Menschenklasse
steht. Nicht sowohl bestimmte Diätfehler, als viel-
mehr ungünstige hygieino- diätetische Einflüsse in
ihrem ganzen Umfange sind die Hanptursache. Alles
was überhaupt krank macht , kann zur Zeit der Ch.
die Krankheit hervorrufen [dazu disponiren, hätte H.
sagen sollen , da er Cnntaginnist ist]. Sie kann an
einem Orte durch ungehemmten Verkehr, u. nament-
lich durch Bewegungen grosserer Menschenmassen
künstlich unterhalten werden. Am empHlnglichsten
zur Aufnahme des Contagium oder zur Erkrankung
überhaupt ist der schon kranke (besonders Wechsel-
tieber- kranke) Organismus. Demnächst hat auch
alles auf grössere Verbreitung der Ch. EinOnss gehabt,
was die Wechselfieber hat vermehren und hartnäckig
werden lassen. Hierher gehört nach Riecke ausser
manchem Andern auch der hohe Preis des Chinins
in den Apotheken. Da nun die meisten Fieherpa-
tienten auf die Klasse der Armen kommen, welche die
theuern Arzneien nicht erschwingen können , wu^e
und wird noch ein grosser Theil des Volkes dazu ver-
urtheilt, sich Jahre lang vom Fieber plagen zu lassen,
sich dadurch schwere ßlutkachexien und eine Dispo-
sition zu Rückfällen zuzuziehen , und so die Epid.
immer schwerer und ausgebreiteter zu machen.
2) j4eussere Einflüsse,
Geschleckt. In London starben abweichend vom
allgemeinen Sterblichkeitsverhältnisse 6914 männL,
7583 w. Geschl. In Utrecht dagegen war das Ge-
schlecht ohne Einfluss auf die Anzahl der Genesendes
und Sterbenden. — In Nogent unter 175 Cholerakn
117 weibliche , nach Brochard deshalb , weil die
Weiber sich mehr mit den Kr. und selbst Todten ab-
geben müssen. Kinder unter 10 J. machten ^/^ aller
Erkrankungsfälle aus.
j4lter. Nach G. Budd sind ältere Perso-
nen mehr zur Cholera disponirt, als jüngere. Das
Sterblichkeits-Verhältniss bestimmt er für Perso-
nen über 40 J. auf 50, für solche unter 40 J. anf
330/0. — In London starben unter 14,500 vom
1. — 14. Lebensj. 4447, vom 15. — 65. J. 8629,
und 421 in höherem Lebensalter, während an andern
epid. (zymotic) Krnkhln. die meisten in den ersten
Lebensjahren starben. Dasselbe Verhältniss findet
sich in allen andern Ch. -Epid. bestätigt. In fFien
z. ß. fallen die meisten Todesfälle auf das Alter zwi-
schen dem 20. u. 30. , demnächst auf das zwischen
dem 30. u. 40., die wenigsten auf das vom 80. zum
90. J. (Dittel). Was die einzelnen Jahre anlangt,
so kamen in London die meisten Todesfälle (für beide
Gesch.) im 1., 25., 35., 45., und für das weihl.
Geschl. noch im 55. J. vor; von Männern starben
mehr als von Weihern im 1,, 5., 10. u. 15. J.,
von welchem Jahre an das Sterblichkeitsverhällniss
beim weihl. Geschl. bedeutender wird.
Lebensverhältnisse. In diesen sind nach Schmidt
die die Ch. als Epid. entwickelnden Nomente über-
haupt mehr, als in atmosphärischen, kosmischen Ab-
weichungen zu suchen.
In London waren onter 1000 Ch. -Todten 280 M.,
331 W., 209 Knaben und 180 Mädchen. Von den JVeihwn
116 Verheir., 82 Witlwen und 30 Ledige; ferner 11 DieosU
boten, 8 Gefangene, 4 Putzmacherinnen, 4 Wäscherinnen,
3 Edeldamen, 3 Arme und die übrigen 18 hatten diverse Be-
schanigungen. Von den Männern waren 41 Handarbeller,
18 Seeleute, 13 Zimmerieute, 12 Schuhmacher, 9 Schneider,
9 Weber, 7 Versorgte, 7 Geistliche, 6 Pförln«r und 3 Edel-
ieute , ausserdem 155 , die sich unter 95 verschiedene Be-
schäftigungen theilten. Von den Weibern war die grosste
Zahl an Handarbeiter (31) nnd Schuhmacher (9) verheiralbet,
und von den Kindern gehörten 39 Knaben und 33 Madcbea
Handarbeitern an.
Uebrigens geht aus einer andern vergleichend
statistischen Tabelle hervor , dass keine Art der ße-
schäfligung einen besonders disponirenden Einfluss
hat. — Auch in Wien befiel die Ch. am meisteo
die dienende Klasse, dann die Tagelöhner, Pfrdndoer,
am wenigsten die Bäcker, Kutscher, Kellner, Maurer^
und Wäscherinnen (Dittel). — Wenn in Kiel
1850 verhältnissmässig viele aus den sogen, gebil-
deten Ständen von der Ch. befallen wurden , so war
daran hauptsächlich die sumpfige Lage der betrofTenea
Gebäude und deren Nähe am Armenviertel Schuld
(Pfaff). — Der Kriegsdienst disponirt an sieb
1) Von den Arbeitern in Cairo an den grossen Nil-
schieussen , die mit dem dazu nöthigen Kalke beschäftigt
waren, erkrankte kein einziger, aber von den mit denZiegelRf
Behauen der Steine und Wasserbau bescbSftigten sehr ütln
(Pruner-Bey).
Onginalabhandliiogeo u. Uebersichlen.
231
schwerlich zur Gh., diese tritt such in den Rriegs-
beeren immer nur dann heftig auf, sobald die be-
kaoBlen aossern die Krankheit begttnstigeoden Ver-
hsltnisse in hohem Grade vorhanden sind, wogegen
Trappen, die ein mehr bewegliches Leben fahren,
unter massigen Märschen Öfter den Aufenthalt wech-
selo» dabei eine reichlichere Nahrung geniessen, sich
besser befinden. In den südlichem und hoher gele-
genen Pro¥. war die Sterblichkeit unter Soldaten im
Allgemeinen geringer. Am meisten litt in der neue^
stcn Zeit die Osterr.-ital. Armee , u. zwar ausser der
Ch. auch gleichzeitig am Typhus. Auch in der unga-
rischen Armee herrschten beide Krankheiten in hohem
Grade. Am furchtbarsten grassirte die Ch. aber in
der englisch - oslindischen Armee (Riecke). —
Ferner sind nach G. Budd die Matrosen zur Ch.
disponirl. Es erkrankten etwa doppelt S4) viele von
ihnen, als von den übrigen Standen. In Bei'Un war
bei den Siromschiffern (nach Riecke) die Sterb-
lichkeit wahrend der Ch. mehr als zehnfach so gross,
als bei den Übrigen Bewohnern. — In Amerika
konmien (nach Smith Med. Times. Sept.) nur 12%
der TodesHllle auf die Amerikaner, welche in bessern
Terfalliniasen leben und mehr physische und geistige
£aergie besitzen, die übrigen 88% kommen sSrnrnt-
lich auf die neuen Ankömmlinge* Daher grassirte
loch die Ch. am heftigsten in den Städten , welche
forzugsweise von Einwanderern bevölkert sind, na-
Dentlich in New-Orleans, St. Louis und Cincinnati.
Aasaer den zur Erkrankung disponirenden Momenten,
welche diese Einwanderer schon mitbringen, wirken
Boch die dortigen Verhaltnisse vielfach nachtheilig
ein, namentlich der Mangel an ärztlicher Hülfe , Un-
reinlichkeit, der feuchte alluviOse ßoden, auf welchem
New-Orleans und andere solche Städte gebaut sind,
die hohen Preise der Logis, welche die Armen nO-
Ihigen, sich so eng und miserabel als möglich zu be-
heUen. Viele Todesfälle kommen auch auf den
DmKpf$ekiffen vor, welche die Emigranten auf dem
Mississippi befördern. — Ein anderer Reisender be-
richtet aus Nordamerika, dass die fast nur von rohem
Fleisch lebenden Indianer von der Ch. verschont ge-
blieben, dagegen von den Pocken hart mitgenommen
wurden. Allerdings beHflit die Ch. vorzugsweise
solche Volksklassen , welche von Vegetabilien leben ;
ob sie Fleischesser verschont, bleibt noch zu erfor-
sclien, ebenso, obCh. und Pocken sich ausschliessen.
Fflr letztern Satz sprechen allerdings noch die 1836
im Bezirk Idria und in Nowawess bei Potsdam 1849
gemachten Erfahrungen (Riecke). — Unter den
Jmien in Houndsditsch und Pelticattlane kam kein
einziger todtlicher Cholerafall vor, trotz der mangel-
haften Ventilation und grossen Unreinlichkeit dieser
Districte. Aber das durch die Religionsgesetze gebo-
tene Sanitütsverhalten hat wahrscheinlich diesen Er-
folg bewirkt. (M. T. Sept.)
P^ckücher Einßuss. Nach Brochard thut
kier die sogen. Cholerafurcht nicht viel , da auch die
Fttrcbtlosesten ergriffen werden, ebenso kleine Kinder,
die ja von der Ch. noch gar nichts wissen. — Von
den Geisteskranken i^m^s erkrankten auffallend mehr
Männer (die auch fast alle starben), als Weiber, wahr-
scheinlich, sagt Pruner-Bey, weil erstere an
schwerern Formen des Irrsinns litten.
Elevalion. In London war die Sterblichkeil um
so geringer, jemehr der Stadldislrict sich über die
Themse erhebt. So starben im Districl Marylehoue
mit einer Elevation von 100' nur 17 von 10,000,
während in Bermondsey, das in gleichem Niveau mit
der Themse liegt, 189 von 10,000 starben.
Atmosphärische Verhältnisse, Während der
London -Epidemie (zu 54 Wochen gerechnet) erhob
sich die Temperatur in 32 Wochen über einen Durch-
schnitt aus 7 J. bis zum Betrag von 126<^ F., und
sank unter denselben Durchschnitt in 22 Wochen bis
auf 77<^, war also für die ganze Periode im Durch-
schnitt -|- 49^. Hier, wie auch in Braunschweig
1850, steigerte die Hitze, minderte der Regen die
Epidemie. — Die ^arom«/«rdifferenzen gingen in
London nicht über ^^l%*\ In H^ien war der Baro-
meterstand ein mittlerer, und der beständigste , als
die Epid. auf ihrem Höhepunkte stand. — Nach
Scharlau soll niedriger Barometerstand, bedeu-
tende Luftwärme und Feuchtigkeit zur Entstehung
der Ch. mitwirken. Dittel behauptet, dass wäh-
rend der Wiener Epid. der Himmel fa&l immer be-
wölkt war, — Die Mehrzahl der ff^inde kamen in
Wien aus N. und NW.; die heftigsten Windstösse
kamen im Aug. vor, wo die Epid. auf ihrem Höhe-
punkt stand. Die stärksten Stürme nahmen allmälig
zu, als die Epid. an Ausdehnung gleichzeitig gewann :
sie behauptete sich aber unter dem EinQusse dieser
Stürme nur kurze Zeit und machte selbst einige Male
merkliche Remissionen , wenn gerade solche Stürme
kurz vorher gegangen waren. Demnach, schliesst
Dittel, scheinen die Winde an der Herbeischaflung,
Anhäufung und nachherigen Depotenzirung und Forl-
schaffung des in den Luftschichten enthaltenen Mias-
mas Antheil zu haben. — Der atmosphärische
Niederschlag betrug während der ganzen Londoner
Epid. 26,9". Er fehlte nur während 6 Wochen;
ein Zusammenhang zwischen seiner Menge und den
oben angegebenen Sterblichkeilsgraden ist aber kaum
aufzufinden. — Die Luftelekhicität war nur an
18 Tagen während der Londoner Epid. negativ, an
147 Tagen positiv, und fehlte oder war null an 199
Tagen. Ob lelzlerer Mangel gerade mit vermehrter
Intensität der Epid. zusammenfiel, ist nicht angegeben.
Co'ppinger (M. T. July) ist freilich der Ansicht,
dass Mangel an atmosphär. Eleklr. der Ch. zu Grunde
liege, u. Scharlau behauptet, dass während einer
eil.- Epid. die alm. Elektr. fast nie -|- sondern fast
immer — sei. Diese Annahmen werden aber offenbar
durch die in London gemachten „Beobachtungen**
widerlegt. Als Beweis, dass die Luflelektricität eine
Rolle bei Erzeugung der Ch. spiele, führt Haffner
ein starkes Gewitter im November an, worauf die Ch.
(in Bischofstein) Forlschritte machte. Dasselbe beob-
achtete Wachsmulh in Qieboldehausen. — Magne-
832
OrigiaalabhandluAieft n. U^bersiehlei.
HsJMts. Zur Periode der Aboabme der £pid« in lime-
rick ergaben die von K i d d und Andern (M. T. July)
angestelUen Beobachlungeii Nichta. Aber sobald die
Ch. in Dublin, 100 Meilen Ostl. ausbrach, verlor der
Magnet plötzlich Tast alle seine Kraft, und variirte
genau mit der Ab- und Zunahme der Krankheit in
dieser Stadt. — Ueberhaupt darf die Ursache der
Gh. nicht in telluriscben oder atmosphärischen Ver-
hältnissen ausschliesslich gesucht werden. Denn die
herrschenden Krankheiten vor Ausbruch der Gh. in
Breslau bliehen, obwohl der Zahl nach vermindert,
doch ganz dieselben während beider dortigen Epid.,
und erschienen nach denselben wieder in geringer
Veränderung, nur nach der Jahreszeit und dem Ge-
nius epid. etwas modificirt. Eine objeetiv-nachweis-
bare Einwirkung auf den menschl. u. thier. Körper,
auf den von der Gh. Ergriffenen oder auf Verlauf und
Gharakter dieser selbst war mit Bestimmtheit nicht
wahrzunehmen. Verpestete Luft und verdorbenes
Wasser gaben zwar in vielen Fallen deutlichen Anlaas
zum Ausbruch, aber hiermit ist die Sache noch nicht
abgethan (Ebers). — Auch Madin will von tel-
luriscben pradisponirenden EinOüssen , vom Einfluss
eines sogen. Gh.-Miasma auf Thiere oder gar auf die
KarlofTeln Nichts wissen,
Jahreszeit, Die Utrechter Sommerepid. war nicht
nur intensiver , als die vorausgegangene Winlerepid.,
gondern es wurden auch in derselben Bejahrte und
Kinder in grosserer Anzahl befallen. Das Morlalitats-
verbaltniss hlieb sich aber in den verschiedenen Mo-
naleu ziemlich gleich. — Dagegen wurde die ßres^
lauer H^interepid. erst mit Eintritt des Frostes recht
bösartig (Ebers). Vergl. auch den 1. Abschnitt.
Speisen, Ein engl, Arzt (M. T. Aug») behaup^
tet, dass Nichts mehr zur Gh. disponire, als der Ge-
nuas von Vegelabilien, besonders von Kartoffeln.
Störungen der ffautthätigkeit. Nach StXger
kommt die Gh. bei Ueberladung der Atmosphäre mit
WasserdOnsle» und Verunreinigung derselben durch
thier. u. vegetabiK Cffluvien zu Stande. Da nun eine
solche Luftbescbaffenheit vorzugsweise auf die Baut
nachtbeilrg einwirkt, so muss auch Alles, was die
normale Function der Haut zu beeinträchtigen vermag,
als erste «nd wichtigste Gelegenheitsnrsache für Aus-
bruch der Gh. angesehen werden, zu weichen ausser
den ilireet wirkenden auch die antagonistisch diese
Function störenden gastrischen Affectionen , so wie
•he fiinftasse geboren, die die normale Blutmischung
M verandern, namentlich eine Hypinose herbeizu-
fabrefl vermögen.
Schwangerschaft, fTochenbett, andere Krank-
heilen s. unter 5) und 7).
8) Inficirung,
Was das InBciens sei, auf welchen Wege die
Inficirung erfolge, unter welchen Bedingungen es vom
menschL KOrper aufgenommen werde, das sind Fragen,
welche bisher immer noch nicht mit objeetiver Be-
stimmtheit beantwortet sind » doch aber wenigitaai
eine annähernde Lösung gefunden haben. Vor d«
Hand werden wir das in£eirende Agens der Gh. baU
Gontagium , bald Miasma nennen , ohne an die Ve^
schiedenheit des Namens auch eine Verschiedeabeil
des Wesens anzuknöpfen.
Nach Pfaff v&i das „Gontagium" der Cho-
lera du9ist/drmig , und schwimmt in der Atmo-
sphäre , aus welcher die Inficirung erfolgt
Ri ecke ist geneigt, dasselbe, wie bereits Heidler
u. A. gethan , in gewissen Luftinfusorien zu sncheA,
welche in den Krankheitsherden der Gh. entstehen,
durch Hitze verbreitet [vermehrt« genübrt?], durch
anhaltende Niederschläge (Regen, Schnee), so wie
durch salpetrige Saure u. Theerdampfe zerslOrt werdet
aollen. Ueber die Fungoid - Hypothese siehe Gap. 6.
— S tager glaubt, dass das „Gh. -Miasma*' durch
gev/allige im Innern des ErdkOrpers erfolgende Pro-
cesse erzeugt werde, sich in der Atmosphäre verhreile,
daselbst durch besondere , vielleicht in geologisches
EigenthOmlichkeiten beruhende Umstände stellenweise
concentrirt werde, oder dass es des ZusammentrcfleH
desselben mit einer besondern Bescbaflenheit der ata.
Luft (Ueberladung derselben mit Wasserdanslea und
Verunreinigung durch thier. u. vegetabil. Effluviea)
bedürfe , damit es seine Wirkungen entfalte. -«
Parkes (M. T. July) glatibt, dass das Gh. - Gia ii
gewissen Localitaten unter dem Einflüsse einer aliga*
meinen atm. Beschaffenheit , die mit den jenen Ortei
eigeuthUmlichen Localverhältnissen zugleich wiitii
förmlich erzeugt werde, dass es dagegen nicht darch
direele Emission aus erkrankten Individuen der Nach-
barschaft oder entfernterer Orte, oder aus inCcirtei
Kleidern u.s. w. diese Localitaten erreicfie. — Neigt
halt die Ursache der Gh. für ein teiiurisches MiauM^
und will daher von Gontagion , selbst von epid. Cm^
stitution nichts wissen. Letztere halt er auf Grsdl
Oken*scher Ansichten für einen gewissen Zasl»!
der Nervenmasse des Menschen und der Thiere, be-
wirkt mittels Miasmen, Pilze, Insecten u. s. w., äi
ihr eine Disposition gehen, von Krankheiten des fihtl^
der Respirationsscbleimhaut , des Darmkanate, d«
äussern Haut befallen zu werden. Bei der GL fal
dieser Status nervosus der ganzen Bevölkerung ein
krankhafte Blutbeschaffenheil bewirkt haben, bei wet
eher das Goagulum schlaffer und weicher ist, ud
zwar auch bei Personen, die keine deutlichen Zeichel
der Krankheit an sich tragen. — L. Gh. Bocbf
rechnet die Gh. zu den miasmatr Krankheiten, ebeaie
wie die Pest und daa gelbe Fieber. Die Miasmei
welche aus Sümpfen bei einem gewissen Grad i4|
Warme u. Luftfeuchtigkeit, so wie einer gewissen TilV
läge des Orts entwickelt werden , halt er für thill
Natur, und giebt eine Methode an« nach welcher i
auf dem Wege des Versuchs der Wahrheit hier i
die Spur kommen kann. Sie verbreiten sich in
Atmosphäre und folgen deren Wecbselverbältnist^
veranlassen daher, was die Gonlagien und ThiergÜ
nielu tbun, Epidemien; sie lassen sich nicht ttbü
impfen» vervieli^Higen oder perpeUiiren» soadeH
OrlgiMlibbaiidliittf tu «# UAM'iichteD.
933
4i« Luft «Is Trtger nMhig, wirken im
liss der von ladividtum aufgetramineBiSfi
aiHi körnen , wenn diese grost ge«ug wer»
r lOdten, tonet dber aacb erst neeli tor*
lB«abelioa ihre WirkoDgea zeigen. Sie
«•rsageweise von derRespiraÜoaseeJildtnheut
iDOieD , besonders zur Zeit nach Sonnenutoter-
vo sie sich in der Atmosphäre senken und in
Schichten anhau/en,
Ebswortli*e (M. T. Dee.) Erfirhrungen p]
winl eitt Cb^Qitt in Chi^Kr. erteogt, ^m%
I wiedornni bertonpitfl; diess Gift inharirl im
derer, welchd sterben» adharirt deo Aus-*
der Lebenden, Urnt sitob dureh desinfi-*
I MiUet letvtOren und «mgictil wie ein Bof die^
dMn es ercengen; — Aus niehrdrn
ik aber eben nieixt sehr beweisenld sind^
i jflf einem Spitale mehrere PtHe fon Gh. ail
die in direete Gooimtoieation mit Gh.-Pat.
, vorkenen» an den andere Hospilalbe-
r dickte dnse ams ememf und defotelben unge^
Ranee mehrere Einwohner erbraFskten,
Gl Bodd (ibid. Oßt.), dass 4i9 Au»ie0^
rCN^Kr. durdi ikrHs Bxhntationen anf irgend
^die Krankheit mitlheilen können. NaehdeM
DebeletSnden r soweit sief vorfaatfden, ab«'
' iMte , enbrankle Niemand weiter in seinem
\.-^ Im Pelenkriege ftSdO ^ 31 wurde did
^ikrome nngesiecktr nachdem sie einen Wa4d
bmmutH hatte , in welehera kur« nwfot die
Zeit lang aufjgehalten hatten; Ifaeli
■lOcMon hier die nicbt hinlänglich besei*
BoetiCe der Ruseitch^« Ch.-Kr. den Trager
abgegeUen haben. — iroichard
l^eblngODde Pille vor» um z« beweisen , daee
Wincho dbr Kr. ,> selbst die Leieboane dio
weiter verbreiten«
Ih. -tfiasaia 6ndet oder entwickelt sich nach
in dem eogeoläfinlen JIMaria" Gegenden;
knie der Seueb« wird durch Boden, KIrm»
i4 der GivHisetion der ergrifTenen Bevtfl-'
itimool, ond die Gebiete der in den ver-
Ulftdem« en- und epidemischen Se^ebe«
^clta> Gang der Auebveitnng und die Grado
lieit Die Chv entwickelt sich auf den*
bimeo auiöekihonüek , wie andere Malaria^
«lad bricht ani Orten ans , wohin nie ein'
i Cootngiwn- gehngt sein konnte. Die* weitere*
inff erfoligt fodocb durch Gontagion. Ausser*
er ■alhHagebieve kommen nur sporadische
mU denen die Rrairicbeit an dem Orte er-
m nie dnreh infiairt« Individuen dahin aber-
i war. Wenn, wie es wahrscheinlich ist, sich
r. ein Gontagium entwickelt, so wird diese
veine dn geschehen , wo die Krankheit einen
' voD Intensität erreieht hat« Umgekehrt
Conlogioi» seinn Macht de verlieren, wo
nneupfllnglicbe« Boden ftUt» dr h. wenn
. i9»uVb. nd. 79. Hft a.
ehi inf einer Kr. (odei' Geg^stand) in gesunde Umge^
bungen u. Lebensverhütnisse gebracht wird. Nament-
lich sind hier die auf Sand - oder vulkanischem Boden
gebanien Localitaten eis fdr den Binfluss der Gb.
unempfünglfeh hervorzuheben. Wenn Indiv. mit setf-
sibelem Haulorgan sich in oder in der Nahe von Gb.«-
■erden befinden, so stellen sich bei denselben eigene
CliUmliche Empfindungen und Symptome ein , welche
bold wieder verschwinden , sobald sich dieselben aini
dem inficirtea Orte entfernt haben. Demnaeb scheint
ein specifisehes Agens in der Nahe der Gh. -Herde
wirksam an sein, welches seinen Einfluss auf die
[sensibele] Bevölkerung eehon geltend machte bevor
diese von der Seuche selbst erreieht wird» Durch
niebtkraake Personen wird dasselbe nicht mitgetheilt»
auch durch Kr. erfolgt die Uebertragung von einem
Orte zum andern nicht leicht. Wo diess bisher ge^
schehen zu sein scheint, da war gewies die Bispotfition
schon sehr ausgebildet , u. hätte daselbet die Krankh.
auch ohne Gontagion entstehen kOnnen«
Nach Pruner-Bey ist in Aegypten die eratn
Gh.-Epid« nicht durch primäre Ansteckung oder Ein-
schleppung entstanden r sondern durch aulecAMone
Verbaltnisse. Dafttr spricht, dass im Nillande swi«
sehen Juli und Sept., also zu der Zeit» nichdem
Blättern und Pest aufgebdrt haben , sich sporadische
Gholerafitlle vorfinden, während sie an andern Orted
nicht so bestimmt an eine gewisse Jahreszeit gebnnded
sind ; ferner dase die Gb. in Aegypten , trotz desfcd
fortwahrender Gommunication mit Arabien, wo die
Krankheit schon seit 1817 bestand, doch nicbt vor
1831 ausbrach; dass aberhaupt jede Gh.-Epid« von
Erscheinungen in der Almoephäre begleitet wird, die
dem sogen, magnetischen Gewiiter ähnlich sind, und
welche bei ihrem Ablaufe verschwinden, endliche
dass in keiner der 3 Epid. Aegyptens bei den zuerst
von der Gh. Befallenen irgend ein Zusammenhang mit
vom Auslande gekommenen Kr. nachweisbar war.
Auch inficirten die im fFinter aus Mekka zurttckkefi-
renden Gh.-Kr. Niemanden in Aegypten. Durch die
Luft kann ein in Indien gebildetes Miasma nicht nach
Arabien geführt worden sein, um daselbst die Gh. zu
erzeugen; dann hätte der Passat ganzer 14 J. dazu ge-
braucht. Und warum kam die Gh. ziemlich gleich-
zeitig in Amerika an? Nähme man die £nlstehungs-
weise durch ein gasförmiges, unendlich theilbares u.
diflusibeles Miasma, an , so sieht man nicht ein , wie
eine so herbeigefohrte Gh.-Atmosphare nur in ihrem,
also einem sehr beschrankten Kreise wirksam sein
kann, und unabhängig von ihr bereits KrankheitsHflle
in loco vorhanden sein können. Auch Weissbrod
läugnel die autochthone Entstehung der Gh. nicht,
zweifelt aber, ob dieselbe auch für nOrdliche Länder
anzunehmen sei. Die Hauptursache der Gh. glaubt
Pruner in dem Mangel positiver Luftelektricität
gefunden zu haben , wofür die schon dem Gefühle
und Gesichte vor und während der Gh. -Epid. ge-^
wohnlich' [aläo nicbt immer] in der' Atmosphäre auf-
fallenden Erscheinungen, gleichwie der Ausbruch der
30
234
OrigiDalabhandlungen n. Uebereichttin.
Krankheit in der Mehrzahl [sie] der Falle in der Epoche
des asIroDomischen Tages , wo die Eleklricilät ihr
tiefstes Mittel erreicht , nicht zu verachtende Finger-
zeige geben. [Aber ist denn die Lurielektrieitat seit
1815 eine so ganz andere geworden?] Da der-
gleichen Einflüsse je nach der Heftigkeit und Aus^
breitung der Seuche in der befallenen Localitäl auch
sich steigern und vermindern müssen , so erklart sich
leicht das Verschwinden und seihst vielleicht das
Nichtwahrnehmen derselben an Orten zu einer Zeit»
wo die Krankheit ihrer Abnahme zueilt oder in we-
■igen vereinzelten Fallen auftritt. Auch fragt es sich
dabei immer, ob dergleichen verneinende Resultate
wirlich im Bezirke des Ch.-Herdes gewonnen wurden.
Denselben Umständen aber, welche sie erzeugen, ver-
dankt die Ch. auch ihre epi- und pandemische Ver-
brettung.
Pfaff nimmt Contagion , stillschweigend aber
auch autochthone Erzeugung der Ch. an, da man
nicht immer eine Einscbleppung nachzuweisen oder
das Vehikel zu bestimmen vermag, durch welches die
Ch. von einem Individuum aufs Andere übergetragen
wird. Die Inficirung kann, sägt er, schon in engen
Strassen erfolgen , Berührung eines Kr. sei dabei
nicht nüthig i). Auch der Satz, dass selbst Gesunde,
die von angesteckten Orten kommen u. von der Krank-
heit selbst nicht ergriffen worden, die Ch. übertragen
können , ist wohl nicht blos zur Vertheidigung seiner
Hypothese erfunden. — Ausser dem specißsch ma-
teriellen Stoffe muss nach Pf. nocl] eine besondere
Constitutio stationaria, die auch dem Auftreten und
der Verbreitung der Wechselßeber günstig ist, und
sogenannte Gelegenheitsursachcn , die von aussen u.
innen einwirkend das liidiv. zur Aufnahme des Con-
tagium disponiren, in Kraft treten.
Nach Brochard, einem sehr gewissenhaften
Beobachter, ist die wichtigste Ursache der Ch. ihre
specifische, das Contapum, oder die Emanation
des Kr. , welche, von Ciesiinden [aber bereits dispo-
nirten] aufgenommen, dieselbe Krankheit erzeugt , u.
zwar auch ohne epideni. Einfluss , wie B. aus dem
genau speciGcirlen Gange der Epid. zu Nogenl-le
Rotrou deutlich nachweist. Er thut jedoch dar, dass
die Ch. nicht, wie Manche bisher glaubten (u. danach
ihre Maassregeln ergriffen), rein cunlagiös sein kann,
sondern noch eine andere, epid. Ursache haben muss.
Wenn in einer Ortschaft nur einige Wenige, die mit
einem Ch. -Kr. zu thun halten, erkranken, sonst
Niemand, so ist hier von keiner Epid. die Rede, son-
dern die Ch. hat sich nur durch Contagion fortge-
pflanzt, und, weil. die äusseren Bedingungen fehlten,
sich nicht „epidemisch'* ausbreiten kOnnen.
1) Grieve und J. Smytb (M. T. Aug.) beohuchteten
bei Berübrang mit Ch.-Kr. einen gleichsam elektrischen Stoss
oder eine kitzelnde Empfindung, wie von einer eiekir. Ma*
BGhine, die besonders längs der grossen Arlerien, und wenn
der Kr. im 1. Grade des CulJapsus (wo auch der erdige Ge-
ruch am merkbursien ist und bereits Schluchzen eingetreten)
sich befindet, am auffälligsten sein soll.
Der Organismus kann sich indessen an das €h,
Miasma gewöhnen, Reisende, welche einen Ch.
besnchen , werden daselbst oder bald darauf haud
und leichter ergriffen , als die Einwohner eines
eben Orts. Hierin liegt, wenn die Ch. anstefh^
eine Hauptquelle ihrer Verbreitung (Nederl. Laooi
1849.).
Sättigungsgrad, Das zu Kiew beobachtete Y¥^
tum einer gleich nach dem Erlöschen der vorange-
gangenen erneuten Epid. , die sich aber fast lediglid
auf eine bestimmte angereiste Menschenmasse e^
streckte, ohne weitere Ausbreitung zu gewinnen, b^
rechtigt nach H U b b e n e t (P. 7.) zu der AnnahoM
eines bestimmten Sattigtmgsgrades in der Epid. einer
bestimmten Menscbenmasse gegenüber, ohne ds«
dabei jedes Contagium in Frage gestellt zu werdet
braucht. Seit 14 Tagen war Niemand im Eiewer
Spilale erkrankt , bis neue Truppen mit der Gh. ia
die Stadt kamen und durch ihre grosse Zahl Kr.
bald die Räume im Spitale beengten. Zuerst wurdet
die Ch.-Reconvalescenten ergriffen , dann die (io der
anstossenden Abtheilung liegenden) mit Syphilis, cbre-
nischen Exanthemen und Geschwüren [also offeteD
Schäden] behafteten, später auch andere, nametüidt
Wechselfieber-Pat. In der Stadt selbst grassirte w
diese Zeit die Ch. gar nicht. Hieraus schliessl H^
dass die Ch. wenigs^tens unter Umständen ein Coi^
tagium entwickeln kann. Den Umstand aber, dail|
jene Einschleppung nicht einen neuen Ausbruch ij
der Stadt zur Folge hatte , erklärt H. durch die Aij
nähme eines bestimmten Sättigungsgrades für eilj
gewisse Zeit u. für eine gewisse Menschenmasse, derll|
die Hospitalkr. wegfiel, weil hier durch die üeberfol
luug der Ch.- Abtheilung und durch die unmittelbari
Nähe das Contagium intensiver wirken musste, zum^
da kranke Organismen ihrem Einflüsse ausgeseti
waren, die nach H.'s Erfahrungen ganz besonders za|
Aufnahme des Krankheitsstoffes disponirl sind. \
Während in Mtona 1831 in keinem Falle nacU
zuweisen war, dass die Ch. von aussen her eiogfl
schleppt worden, und dass sie sich irgend ansteckest
gezeigt habe, wurde in den spätem Epid. fast allgfrj
mein Hamburg als der Focus bezeichnet, vonwelchefl
aus die Ch. nach den übrigen Städten Holsteins eiO'i
geschleppt wurde. Ausser den grössern Stidlei
gingen in den letzten Epidemien diejenigen Städte w
Districte, wo die Krankheit früher geherrscht ,Mn def
Regel frei aus, während Kiel, Oldesloe, Plön, Preeli
u. a. früher verschont gebliebene Orte im J. 185(1
zum ersten Male befallen wurden (Pfaff).
Empirische Beweise für Contagion bringen ?or:
Ebsworth (M. T. Dec), welcher mehrere Fäll«
anführt, wo Frauen, W(?lche Ch.-Kr. warteten, oder
deren Kleider und Bettzeug wuschen , ebenso Pers.,
welche den Ausdünstungen der Abfallflüssigkeiten von
Ch.-Häusern mehr als Andere ausgesetzt waren , voo
der Krankheit befallen wurden, während die Andern,
die sich von solchen Einflüssen fern hielten, verschont
blieben; Ditiel, in dessen Spitale sich die Cb. im
OnfloäUbbaadliiDgea u. Ueböroiohteit«
235
ff Uta Bruslkranke rasch bei 15 hierUegeadeii
Uvickelie, Dachiiem 3 Ch.^Kr. tod aussen her
Ulbe gebracht worden waren » so wie auch in
\ Zimmern 1 1 Reconvalescenten an der Cb.
^leo, nachdem sie auf ihr Zimmer gebracht
I, uad eine im Sopor liegende Typbuskranke
k kekam, als auf ihr Zimmer der erste Ch.-Fa]l
Mki worden war; Suerman (Nederl. Lancet),
leadeo Fall erzählt.
infterdam kommt ein Fremder aus Java an und uber-
■it einem Reiaegeooaaen io einem Gasthause , wo
|D(gra. Sie rcis«^] nacb Harderwyk , hier stirbt der
isc, der andere kumrot nach Amersfoort, stirbt über
nach seiner Ankunft' an der Cbolern. Der Mann,
CBtkleidete und io den Sarg legte, wobei er ohne Vor-
werke ging, erkrankt Tags darauf an der Cb. und
Beim FortscbafTen der Lolche wird endlich mit gros-
[omcbl ra Werke gegangen und die Cb. kommt nicht
in Änifrsfoorl vor. [Dieser Füll mag ausserdem
^ 20 ejoigen im Vorigen gedachten Behauptungen
eh in der Epid. zu Verdun ergab sich Überall,
igenaa Dachforschte, EiDschleppung als Ur-
ifer ersten Erkrankungen (Madin). — Die
»dsten empirischen Beweise fflr Contagion
»lera bringt ßrochard. In Nogent, einer
löllig cholerafreien Gegend, wurde die Ch.
lio Paris inficirle Ammen eingeschleppt, und
wickelte sich von da an durch Contagion und
epidemisch. Die eine Amme wurde krank in
acliharte Brunelles gebracht, wurde hier von
ibwester gepflegt, diese wurde cholerakrank
irb: weiter k.im kein Fall von Ch. in diesem
or. In 2 Fallen wurde das Contagion durch
Ige vermittelt, deren Aeltern oder Ammen an
gestorben waren, u. die doch gesund blieben.
keilte sich das Coolaginm, wie fast überall,
das Zusammen wohnen mit. Eine blose Diarrhoe
•lerine war hier ebenso Rlhig, wirksames Con-
xu entwickeln , wie eine leichte Variolois die
Variola milzutheilen fähig ist. In einzelnen
I wird fast nie mehr als Ein Glied auf einmal
I die andern nach und nach. — Im Sep-
1849 wurde die Ch. durch eine aus einer
i Stadt Hollands zurückgekehrte Familie in
U eingeschleppt, d. h. auf der letzten Station
h das Kind und stirbt den nifchslen Tag;
spater erkrankt die Muller und stirbt nach
gleiebralls, und von nun an kriecht die Ch.
^or Schritt von diesem Hause aus weiter. In
frappanter Weise wurde die Ch. aus Elberfeld
^'ragegend, nicht nur durch Personen, sondern
Aorch Wäsche von Ch.-Kr. verschleppt. Die
fa brauchte 6—8 Wochen, um die ganze Stadt
iwflulhen. wahrend die blosse epid. Ausstrahlung
»Össeldorf and Leonep aus nur Cbolerinen zu
Igen vermochte. (P a g e n s t e c h e r).
arkeg (M. T. July) suchte die stricte Con*
Menigstens fflr die ersten 20 Falle einer Gh.-
^ BachzQweisea , kam aber zu dem Resultate,
f «ich dieselben nach dieser Theorie nicht erklären
t
lassen » indem dabei ein hinlanglieher Gontact nkhl
habe statl6nden kOnnen.
Gegen Contagion sprechen sollende Beobach-
tungen führen an: Grieve (M. T. Aug.), der Fälle
citirt, wo Personen ohne Nachtheil in Bellen von
Ch.-Kr. geschlafen haben [heweist noch nicht die
Nichtcontagiositat, nur die WiderstandsRihigkeit jener
Personen] ; B a I f o u r (ibid. Sept.) , der zahlreiche
Beobachtungen von Erkrankungen vdrbringt, die unter
Umstanden geschehen sein sollen , welche jeden Ge-
danken an Ansteckung beseitigen mtlssen, wogegen
er beobachtete, da«s locale Krankheitserreger, beson-
ders Schwindgruben und andere Gestankquellen, oft
eine Reihe von Erkrankungen hewirkten , die bei nur
oberflächlicher Untersuchung ganz bestimmt durch
Ansteckung erfolgt zu sein scheinen , weshalb er zur
Vorsicht bei Ahgabe einer diesfallsigen Meinung auf-
fordert; Hei ff t (Deutsche Klin. 42.), der sich auf bis-
herige Erfolglosigkeit derlnoculationsversuche beruft,
und dabei bemerkt, dass die Ch., wenn sie contagitfs
wäre, eben keine epid. Krankheit, die kommt und
geht, sein könne, sondern nie aussterben wttrde, wie
die Syphilis und bedingungsweise die Pest. Gou-
doever's Spital (in Utrecht) wurde so mit Ch.-Kr.
flberfnllt, dass in einem für 6 Kr. bestimmten Zim*-
mer ein Paar Tage lang 14 Kinder und Erwachsene
untergebracht werden mussten, u. doch wurde keines
derselben angesteckt, die mit den Kr. in Berührung
kamen. Unter den Aufgenommenen befanden sich
viele saugende Frauen: hier war die Anschwellung
der Brüste im Stad. algidum und react. oftmals bin*-
derlich, weshalb eine Frau die Brflste aussaugen
musste. Diese Frau , obwohl manchmal länger als
1 Std. bei 2 — 4 Kr. beschafligt und den Mund in
unmittelbare Berührung mit dem Körper der Kr. brin-
gend , trieb das Geschäft 2 Epidemien hindurch und
blieb gesund.
Nach Riecke hat die Epid. von J850 wesent-
lich dazu beigetragen, den Glauben an eine reine
Gontagiositat der Ch. zu vernichten und die Genese
aus der epid. Constitution einleuchtender zu machen;
obwohl auf der andern Seite dieselbe Epid. faclisch
gezeigt hat , dass die Ch. unter begünstigenden Um-
standen ansteekungsfifhig wird, und dass inficirte
Individuen dieselbe an Orten zum Ausbruch bringen
können, wo die epidem. Constitution schon die An-
lage zur Krankheit entwickelt hat. Die Ausbreitung
der Epid. in Torgan (s. Nr. 1) erfolgte wahrschein-
lich durch allgemeinere Einwirkung des epidem'. Ein-
flusses, denn zwischen dem 1. u. dem der Zeit nach
2. Seuchenherde dieser Stadt lag ein zu bedeutender
Zwischenraum , als dass die Krankheitseffluvien sich
vom 1. bis zum 2. hatten hinziehen oder verbreiten
können.
Auch S tratton halt die Ch. für eine Krankheit,
die zumeist in epidemischer Weise vorkommt, die
aber durch Contagion sich weiter verbreiten kann.
Man müsse daher wenigstens für die Krankenwärter
336
Originatabb«BdliiM9^ n. üektrsidileiL
a» I. w. fitr DaiiilBptMia uad andere ScIinUniilUl
bedacht sein.
Ebenfo ,wird nach Rons (Ifed. Tiqa.) i'iB Ch.
oflbnl^ar sowohl durch epid. Influeqz als auch (jlurch
persönliche Mittbeilun^ verbreitet , welchen Anthe^f
aber xede dieser Ursachen an der Verbreitung habe»
ist vor der Hand nicht sicher ^u entscheiden,
Weht minder sprechen die Brrahrungen hollandi«-
seber Aerste dafUr, dass die Krankheit unter besondern
Umständen sich Personen mittheüt , welche mit Ch.f-
Kr. in Berührung kommen, die abrigen versdiont.
Diese besondern Umstände sind im Brennpunkte der
Seuche nicht überzeugend wahrzunehmen, wohl aber
in mehr iaolirten Localitttten, abgelegenen Dörfern
u. s. w. Man hat sich nun freilich fOr die Ueber*
tragung der Krankheit in die Ferne auf Gemathsbe^
wegungen, Angst. Schrecken u. s. w. berufen. Das
passt eher wenigstens nicht auf kleine Kinder. Ohne
die Annahme der Ansteckung bleibt jedenfalls ein Theil
der Beobachtungen unerklürt. Die Ansteckung aber
zugestanden an Orten, die vom Brennpunkte der
Seuche entfernt sind, so fragt man , warum denn im
Brennpunkte selbst jene, weiche fort wahrend mit den
Kr. in Bertthrung sind , nicht häufiger ergriffen wer-
den. Darauf ist zunächst zu erwidern , da^s auch
nicht alle, welche mit Pocken, Scharlach u. s. w. in
Berührung kommen, angesteckt werden. Ausserdem
wird [wie oben bemerkt] die zur wirklichen An-^
steckung erforderliche Empfänglichkeit allmalig abge-
atumpft, so dass der ansteckende Einfluss sich his auf
Null reduoiren kann (Nederl. Lanc, 1840).
Auch |C. Schmidt nimpat Momente an, die die
Ch. ^Is ^pid. entwiqkeln , und ein besonderes Agens,
durch das sie sich auf das Individuum fortpflanzt.
Letzteres geschieht, sagt er, durch Uebertragung
eines in einem krankep Organismus alsProduct eigen-
thttmlicher Entmischung gewisser Blutbestandtheile
eraeuglen Stoffes oder Sto^menges auf andere Indi-
viduen, in deren Kreislauf sie aufgenommen den
gleichen Entmischungsprocess in denselben Blutbe-^
standtbeilen veranlassen künnen. Neben deip Trans-r
sudalionsprocesse , der rein quantitativen Zeraetsung,
geht unzweifelhaft eine merkwürdige qualitative Zer-
setzung paraUel, und wird hierdurch wahrscheinlich
das ttberimpfbare Krankheilsferment (Contagioro) er-
zeugt. Durch Ermittelung .des analytischen Yerfah-
refts ijur Erkennung und besiehendlich quantitativen
Abacheidung des au diesem fermeinte entmischbaren
Biutbestandtheils hofft er auf experimentellem Wege
zur Zersetzung desselben zu gelangen.
Etgensifiaften des Conta^vms. Darin stimmen
WQhl fast Alle überein, dass es fluchtiger, suspen-
sibler Natur ist, und keines unmittelbaren Contacts
zur Uebertragung bedarf. So Ebers, Weissbrod,
Riecke n. A. Selbst die Laotation ist (nach B ro-
ch ard) ga# kein wirksames Mittel^ die Ck Bakzu-
theilen. Oib sieh unaer diesen UmatXnden Ruealand
dank einen gegen Indien gesonnen festen Goideo
vier femern Epidemien tchatsen kOfine, mt Ebers
voracMagt, dürfte zu bezweifeln sein« — Nach
Weissbrod ist das €ontagtam der Ch. flttehtigep,
als das der Pest, fixer als da« «Scharlach- v« Masera-
giit, und wirkt rascher auf den Organismas ein, als
viele andere animalische Gifte; nach R i e e k e dagegen
inficirt es tangsamer, als Scharlach, Pocken ub4
Masern , und uHlerteheidet sich von letztem Coota«
gien noch dadurch, dass es einen u« denselben Orgi-
niafnv^ ffichrfliala befalieii kaüo» -^ Tp&g^ des
Gontagiuma ist nach Weissbrod da« Blut des filu-
Kr. schwerlich (doch rSth er, mit Leichen der ip
Typhoid Verstorbenen vorsichtig zusein), ehi^rdieEx-
crcia y yveniger der Schweias. Leicli/sn • sagt er,
stecken wenigstens dann an, wenn &%f Kr. im letztes
Stad. verstorben ist. Ueberhaupt stecke nur die lus-
gebildete Gh. an , eine schnell tOcItende oder schnell
iq Genesung übergeliende scb^verlich. Das Conta^rioBi
kann durch Gesunde, durch Kleider, Betten u. Stois
verschleppt werden: daran zweifelt kein unbefangener
Beobachter mehr (z. B. Weissbrod, Brochard,
Pagenstecher, Rieckeu. A.). aufgenommen
wird es in den Organismus nach Roche durch die
Respjrationsschleimhaqt, nach Ebers durch das pe-
ripherische Nervensystem. Aber es l9sst sich auch
inocuüren, freilich nicht im gewühnlichep Sinne des
Worts. Wenn auch K. Schmidt*8 VersuchiS ne-
gativ ausgefallen sind, 90 war doch Meyer (YirchQw's
Arch.) glücklicher. Er operirte mit Blut und mit
Dejecten Gh. - Kf. Das Blut anlangend , kam er xu
dem Schlüsse , dass entweder die Menge des ConU-
giums in einem (Blut-) Vehikel nicl^t selten variirl,
so dass bei einem gewissen Minimum des erstem
keine Ansteckung mßhr möglich ist, oder dass nur
zu gewissen Zeiten Gontaginm im Vehikel vorhanden
ist. Die von U e r t inr i g und V i b 0 r g mit dem Blute
toller Hunde und rotziger Pferde angestellten Ver-
suche stimmen ipit dieser Ansicht überein. Auch
Magen die fand^ dass Ch.-Blut in kleiner Quantität
eingespritzt ujchts schadete , während eine QuantilUt
von 8 Upz. bald den Tod unter cholera- ähnlichen
Symptomen zur Folge hatte. Vit den Dejecten Cli.-
Kr. gelangen die Impfversuche noch vollständiger,
wenn gleich Pruner-Bey u. A. deren Erfolg leug-
nen. Allerdings hatten die in der Art der Vaccini-
rung angestellten Versuche von N a m i a s keinen Er-
folg , sogar die von K. Schmidt mit 50 Gr. ange-
stellte Einspritzung nicht, aber mehrere zufällige o*
absichtliche Verschluckuqgen grösserer Quantitäten
bewirkten an Uundeq mehrere Male tttdtlich ablau-
fende Gh. - Erkrankungen init den pharakteristischeo
Symptomen und Sectionsbefund^n, u. in den ttbrigeft
Fallen wenigstens Durchßflie, die auf Rechnung der
intoxicirenden Verschluckung gebracht werden mM^s-
ten. Doch stand die Grösse der Wirkung nicht alle-
mal in geradem Verhaltniss zur Menge der verschluck-
ten Gh.-Dejecta. Kleinere Gaben als 2 Draehm. hatten
nie eine merkliche Wirkong. Die deletire Wirkung
der Gh.-Dejecta in grossem Qahen moaa von eioen
eigenthfloiliciMii Giftstoff» abhlngan, der chemiseb
4MglaalibhMdlaaf«i n. Vebeniehten.
937
iMMliweifliar itt, denn eiae naeli Witlstoek's
Asalyse kanstlich oachgcahmte Ch.-FlQssigkeit halle
m 5 Dd^ eiAfm Hände bmgebr^ciit AicJil die ge-
oachtlieUige Wirkung. Jenes «chadliriie Ageoe
Obiigens nich( iv jeder Z«iit in den Ch.*Pe-
jietcii vorh^den lu sein oder sich nicht immer in
der iBT Wirkung erforderlichen Quanliut darin xu
inden ; ausserdem ist audi die RecepliriUt der ein*
«eben Thiere v.erschiedeii. Jedep/alis berechtigen
die bisherigen Versuche w der Behauptung, dms die
CL-Defecia einen wirklichen jinsieckungsstoff in
tiek bergen *), welcher, wenn in gehöriger Ouan-
liUt Vorhemden, wirksam ist, wenn gleich unsere
Beobachluagen noch nicht nachzuweisen vermögen,
ob die durch jene Versudie künstlich erceiigte Gh.
mit der epttootisch an Hunden beohachteten (worüber
die Angabeu leider noch sehr unvollstSndig sind) völlig
tdenC^seb sfi. Gewiss weicbl aber die Gh. der Hunde
fOD der der Menschen in mehrern Stücken ah, wenn«
gleicii «in Fall in England 1849 vorgekommen ist,
wo fOA einem cholerakranken Hunde eine Ueberlra-
guttg auf einen Menschen , der daran starb , slaitge-
funden haben soll. Endlich weisen unsere Versuche
im gUasligslen Falle immer ersi ein fixes Gontagium
in den Ch.-Dejecten nach, und wir haben noch Öftere
Wiederholung des von K. Schmidt zu diesem
Iirecke angestellten Experiments nOthig» um über
das Dasein eines flüchägen Gontagiums weitere Auf-
schlüsse XU erhalten.
JHtpüsiti^n. Ineubaiion» Ausser dem Gontagium
ist eine innere Disposition sur Erzeugung der Gh. er^
forderlich. Die diese beiden Horaente erzeugenden
„atmosphärischen und tellurischen'* Einflasse fasst
Riecke als ,, epidemische Gonslitution*' zusammen.
Nach ihm beruht die innere Disposition auf einer ab-
normen Blotkrase, die er in einen körnigen FarbstolT,
wie er auch beim WechselGeber und beim gelben
Fieber vorkommt, zu setzen geneigt ist. Diese Dis-
position ist übrigens zu verschiedenen Jahreszeiten,
ap ferschiedenen Orten und unter verschiedenen Wit-
terongsein Aussen verschieden, so wie sie auch im
hdiv. durch verschiedene andere Einflüsse (z. B.
Hospilalatmosphare, Syphilis) erhobt oder vermindert
wird. Die Anlage zur Krankheit in der Bevölkerung
wird durch die Seuche selbst getilgt. — Für das
Varhandensein einer sogen. Incubaiion , oder Lates-
cesx der Anlage [vielmehr des Gontagium seihst] im
Körper führt Rieke als Beweis an, dass diejenigen
Fers. , welche von Torgau §üchleten , in entfernten,
licht i»ficirten Orten erkrankten , wenn gleich deren
Krankheit tn der Regel milder war, als an Orten, wo
Wreils epid. Disposition vorhanden war. Seiner Be-
liauptung, dass solche Flüchtlinge in nicht bereits
iaficirten [epid, - düsponirten] OrtsdiaAen die Krank-
keil nicht weiter miltheilen konnten» stehen Bro-
ch9r4*s Erfahrungen schlagend entgegen. S. oben.,
1) Vgl. dagtgen Stich*s Angsheo. Jabrbb. LXXIX.
87. W.
— Die IneubüHonixeit hült N a d i n für sehr knrx,
da er schon 12 Std. nach Aufnahme des Gontagium
die ersten Symptome beobachtete. Naeh Weiss"-
brod dauert sie höchstens 6 Tage.
4) Symptome und ff^erth derselben,
Forläufer der Gh. fehlten in den von Brochard
beobachteten Fallen nie; sie schienen nur bei denen
zu fehlen y die für gewöhnlich alle Gesetze der DiHt
verachteten. Von den Symptomen sind nach Pagen-
stechcr 3 charakteristisch und schon von Anfang
an ganz oder in deutlicher Andeutung vorhanden :
1) Der Cholera- Zungenbeleg. Die Zunge ist mit
einem mattweissen , snnfl ins hlass-graue odrr perl-
farbige übergehenden Belege, gewöhnlich in ihrer
ganzen LSnge und Breite, selten nur strichweise oder
halbseitig, überzogen. Auch Ränder und Spitze
stechen (in den ersten Stad.) nicht so scharf von die-
sem Ueberzuge ab, wie bei Typhus und Scharlach.
Er ist gleichmassig vertheilt, dünn, glatt, fest, malt-
glanzend, lackartig, nicht abstreifliar; die Zunge
dabei weich, schlafT, massig feucht, hreil. Spater
wird er verflüssigt und weggeschwemmt, ohne ganz
zu schwinden ; erst im Typhoid wird er schmutzig,
die Zunge trocken, spitz, an den Randern roth. — '
2) Das Cholera- Poltern in den Gedärmen, jedem
Stuhlgange ziemlich lange vorhergehend, helltOnend,
den ganzen Unterleih durchziehend , am stärksten in
der Periode der stärksten Absonderung ; es hOrt zu-
letzt gleichzeitig mit den Ausleerungen auf. 3) Die
Cholera- Ausleerungen, Eine eigentliche Gholera
sicca hat P. nicht beobachtet, erst nach Ausleerung
Alles zu verflüssigenden oder bei stark vorgeschrit-
tener Lahmung schweigen die Ausleerimgen. In der
Gholerine sind dieselben freilich qualitativ von den
der spatern Stadien unterschieden, und zuweilen prS-
valiren hier auch andere Symptome, doch fehlen die
Ausleerungen nie und sind schon anfangs oll ziemlich
farblos. Im 2. Stad. sind sie am reichlichsten und
hellsten. — Ausserdem fehlen die bekannten Gefäss^
und Nervensymptome in der Gh. nie ganz, finden
sich in allen Stadien, auch in der mildesten Gholerine.
Die Herzthaiigkeit ist vermindert und das Blut ent-
wässert, die Gehirnthatigkeit vermindert und die Be-
wegungsnerven gereizt. Schon im Stad. prodr. ist
die zukünftige Cyanose durch die dunklen Ringe um
die Augen angedeutet, und die letzte Folge der Se-
rumausscheidnng ist die Sistirung aller physiologi-
scher Secretionen. Die Verandeningen im Nerven-
systeme beruhen auf der Stockung und Gerinnung des
Blutes und der dadurch gesetzten mangelhaften Er-
nährung des Gehirns, so wie auf Druck der Venen
aufs Gehirn. Die Krämpfe und Neuralgien haben
Aehnlichkeit mit den durch starke Blutverluste er-
zeugten Gonvulsionen.
Diarrhöe. Der Erguss der Flüssigkeiten In der
Gh. wird nicht durch ein mechanisches Dnrchsickem
des Serums aus dem Blute, sondern durch einen wirk-
lichen, aber krankhaAeo Absonderungs- Vorgang be-
238
Originalabhandlungen u. Uebersichtea»
wirkt, der von verslXrklein Blutzufluss und von Zu-
sammeniiehuDg der Därme abhifngl. Die Nervenlliä-
tigkeit ist im Darme vermehrt, dafür io den andera
Nervenbahnen vermindert (Scharia ii). — y4lvus
cruenta kam im Utrechier Hospjial (Nederl. Lanc.)
unter 495 Kr. bei 57 D)ännl. und 33 weibl. vor, u.
zwar vom 10. bis zum 80. Lebensj. In der Win-
terepid, wurde blutiger Stuhl bei Pers. unter 20 J.
gar nicht beobachtet, in der Sommerepid. nur bei 4
solchen Indiv. : er kommt also im jugendlichen Le-
bensalter nur seilen vor. Für den Zeitraum vom 20.
bis 60. Lehensj. kamen die blutigen StUiii«; verhält-
nissmässig häufiger bei Männern vor. Am häufigsten
waren sie nach dem 60. J., nämlich hei 2/^ aller Kr.,
ohne Unterschied des Geschlechts. In dcrWinlcrepid.
starben alle 35, bei denen Alv. er. einlrul ; von den
90 , die in der Sommercpid. daran litten , f»enasen
nur 2. Bei diesen beiden war der sonst so unan-
genehme Geruch der Stühle weniger aurialleud , und
dieselben erhielten bald ihre natürliche Färbung wieder.
Uehrigens kamen zu derselben Zeit auch blutige Stühle
bei Personen vor, die nicht an der Ch. litten. —
Auch Habben et stellt die Prognose allemal schlecht,
sobald die Stühle Blut enthalten. Gallige Beimi-
schung hält er noch Tür keine günstige Erscheinung,
obwohl in diagnost. Hinsicht für wichtig. Ueberhaupl
entscheidet, sagt er, nicht die Quanlilüt, sondern die
Qualität der Excrela. — Die reiswasserartigen
Ausleerungen sind nach G lese 1er (D. Klin.) nicht
charakteristisch fUr die Gh. : sie kamen zuweilen bei
Kr. vor, wo sie mit leichler Mühe gehemmt werden
konnten, und Kr. im sogen. Sta*!. .«Igidum hallen
noch gelbliche Ausleerungen. Für ein sichereres Zei-
chen \\^\i G. die Wirkungsweise des Opiums: wenn
dessen Anwendung ohne Erfolg blieb , so hatte er
einen Gh.-Fall vor sich, und das cyanotische Stadium
erfolgte ,, blitzschnell. ••
Brechen, Nach Finger wird dasselbe in der
Gh. theils durch die Bauchpresse, Iheils durch die
Ausdehnung des Magens mit Flüssigkeit bedingt. Nach
mehrmaliger Wiederholung des Brechens verhert der
Magen seinen Blindsack , wird dem Kindermagen
ähnlich, und das Brechen erfolgt um so leichter. —
Nach U U b b e n e t fehlt das Brechen fast bei Y3 der
PaL So lange noch Erbrechen zugegen ist, darf man
an der Genesung noch nicht verzweifeln; hört es auf,
ohne dass die übrigen Synipt. abnehmen , so ist der
Kr. gewöhnlich verloren und Nichts vermag das Bre-
chen zurückzurufen.
Störungen des Kreislaufs stehen im Allgemeinen
nicht in gleichem Verhältnisse zu den der Resp. ; oft
kann ein pulsloser Kr. noch ohne Beschwerde tief
einathmen , namentlich wo keine zahlreichen Auslee-
rungen vorhanden waren. Mancher Pat. stirbt sogar,
ohne dass sein Athemholen sehr erschwert ist (H ü b-
benet). — Die asphyktisch-cyanotischen Symptome
stehen (nach Finger) auch zu der Quantität der
stattgehabten Ausleerangen nicht immer in Verhält-
niss. [Schon aus diesem Grunde ist der Vergleich der
Gh. mit Blutimgen, wie ihn Hamernjk «nÜBieUt»
unpassend.]
Die Temperatur sinkt nach H U b b e n e t bis auf
24 — I8OR. , und steigt bisweilen nach dem Tode
wieder, selbst um 6®. — Die Haut von Pat., die im
Stad. Gollapsus sterben, wird oft einige Std. vor dem
Tode wieder warm, was man also nicht als Folge der
angewandten Mittel betrachten darf. (G. Boss, M.
T. Oct.) — Genauer hat J. M a i r (M. T. Nov.) die
Temperaturdifferenzen bei Ch.-Kr. sludirt.
Bei einer 22jähr. Frau, die io Gollapsus fiel und 25 Std.
lang fast pulslos, 48 Std. ohne Urin war, aber wieder genas,
zeigte das Tliermomelcr im Munde 23<^ R. (82 F.), io der
Act)selliöt)le dagegen 26Vs^ R- l*^'"" ersten ßesacbe, oicb
24 Std. ziemlich 29® R. an beiden Stellen. Bei einem 32jäbr.
Manne am 1. Tage im Munde 23<>, in der Achsel 27^^; am 1
Tage, wo der Toil eintrat, im Munde 22^, in der Achsel im-
mer noch 270 R. Bei einem 50jähr. Trinker, der nach 6 Ta-
gen starh, zeigte das Thermometer im Munde 23<>, io der
Achsel 2672^-
Die grdsste Differenz fdr die Haut betrug 6 , die
geringste 4^, und Mund- und Achseltemperalur cor-
respondirten miteinander beim Sinken der Krankheil
Diese Facta gewinnen an Interesse, wenn man sie mit
BelTs Beohachlung zusammenhält, dass wenn ein
asphyklischer Ch.-Kr. von den Extremitäten aufwärts
warm wird, er gewiss stirbt, dagegen Hoffnung bie-
tet, wenn die Wnrme vom Rumpfe aus nach den Ex-
tremitäten zurückkehrt.
Der Durst in der Gh. ist nach S tager etwas
Instinclartiges , auf Ersatz der verlornen FlOssigkeit,
so wie auf Abkühlung der „im Darmkanale angehäuf-
ten , durch keine Dampfl)ildung consumirten" Wanne
gerichtet.
Die Krämpfe treten nach Hübbenet immer
spifter, als Durchfall und Erbrechen auf, gewöhnlich
erst mit den Erscheinungen der Bluteindickung und
der Girculationsslörungcn. — Zur Hervorrufung der-
selben tragt nach Stäger namentlich das durch die
Hautparalyse (s. Cap. 8) gestftrte elektr. Glf^ichge-
wicht (als Anhäufung der Elektr. im RUckenroarke)
bei, nicht eine Reflexaclion von Seilen des Darmka-
nals oder eine directe Reizung des Rückenmarks durch
das Gh.-Miasma.
Die eigen Ihüm liehe Veränderung der Stimme,
die Hübbenet mit den palhol.-anat. Daten nicht in
genügenden Zusammenhang zu bringen weiss, steht
nach StKger stets in geradem Verhaltniss zur Para-
lyse der Haut; ihm scheint hier in der Schleimhaut
des Kehlkopfs derselbe Zustand, wie in der äussern
Haut vorhanden zu sein. Bei Sectionen hat sich die
Kehlkopfschleimhaul /!rocAre;i gezeigt [was allein schon
zu einer solchen Stimmveränderung hinreicht].
Daher giebt auch nach S tag er die Fallenbildung
der Haut und die mit ihr in Einklang stehende Be-
schaffenheit der Stimme das Hauptkriterium für die
zu stellende Prognose ab. Sind beim heftigsten An-
falle nur die Falten leicht verstreichhar , so ist Hoff-
nung auf Genesung vorhanden ; bleibt aber auch bei
Originalabhandlungen u. Uebersicbten.
239
ar leichten Anfallen die Falte stehen , so steht
nklicb. Doch ist hier anr den vorhergehenden
der Haut Rücksicht zu nehmen. Bei allen
ICD ist die Haut des Rumpfes , bei jungen die
"emiiaten und des obern Augenlides zu be-
Versuchen über die ^ufsaugungsßhigkeit
bykL Zustande fand H U b b e n e l , dass sieb
flohlenpulver , noch Blullaugensalz nach dem
I Blute nachweisen Hess. Dasselbe gilt von
lerisehen Oelen und vom Kauipher, welche
ich hier ooch den Organismus» wie alle toillen
tembraneD zu durchdringen Hthig sind, aber
nehr acliv aufgesogen werden u. daher ebenso
[wie andere Mittel in diesem Slad. etwas aus-
lUaaea.
Zeitiger Eintritt von Reaclionssympt.
[ Finger gerade kein gules Zeichen. Heftige
I schadet im Aligemeluen weniger , als eine
ide, die gewöhnlich zum Tode führt.
mgen am den Genitalien kamen in der
häuGg bei Frauen vor, und zwar mei-
i gfloslige Erscheinung.
k' und Nebenkrankheiten. — Das Typhoid
«hRossu. Budd (Med. Tim. Od.) haupt-
aof Unterdrückung der Hiirnabsonderung;
tzlerm aber ausserdem noch auf eiuer Altera-
I Blutes and Absorption schädlicher Stoffe aus
okaoale, nachdem die Ausleerungen aufge-
^beo. Die Suspension der Nierenthätigkeit
tach B. ab von der Obstruction der Merenca-
\ durch das dicke Blut , und vom Wasserman-
Bluts. — Nach Finger dagegen ist das
I nicht durch Urämie bedingt, denn oft bleibt
D Slad. die Urinsecrelion ungestört , und an-
zeigen Kr., wo dieselbe tagelang unterdrückt
iRBe typhösen Zeichen. Auch enthalten dre
die sich im Typhoid oft im Gesichte ab-
iteaeSpur von harnsauren Salzen, und das
U oft vorkommende Lungenödem riecht auch
ihils. Demnach hält F. das Ch.->Typhoid för
unvollkommene Restituirung der Blut-
^dingten Zustand , dem sich die Urämie nur
iliges, secundäres Symptom beigesellt. Auch
(I beobachtete Pfaff mehrere Fälle, welche
ufame von Urämie als Ursache des Typhoids
frechen. Das Gehirn war gerade anfangs frei
irde erst später erheblich afficirt, wenn die
icrelion längst wieder im Gange war. Ebenso
will Hdbbenet von HarnstoflTkrase etwas
und rechnet das Typhoid zu den fibrinösen
>i) da es eine besondere Anlage zu croupösen
idungen und zur Pyämie zeigt, wie die eitrigen
bleaurderoPeritonäum, die rasche eitrige Schmel-
^riiandener Tuberkel , die Eiterabscesse in der
die Furunkelbildungen auf den allgemeinen
■ n. s. w. beweisen. Weil seltener degenerirt
'jj^koid zur putriden Krase. — Exantheme,
Ausbruch von Roseola im typhösen Stad. war nach
R 0 s e n t h a I in der Braunschweiger Epid. ein gutes
Zeichen ; es folgte eine langsame Reconvulescenz,
nebst Abschilferung der Oberhaut. In Utrecht kamen
Exantheme mehr in der Winter- als in derSommerep.
vor, der Ausgang war dabei nicht immer ein günsti-
ger. Zuweilen erstreckte sich das Exanthem Über
den ganzen Körper, auch zeigte es keine Vorliebe fttr
ein besonderes Lebensalter. — Nicht viel mehr Be-
deutung scheint in der Ch. die Parotitis zu haben,
die z. B. in der Ulrechter Ep. mehrmals beobachtet
wurde, bes. bei Frauen und Mädchen. — Als eigen-
IhUmliche Nachkrankheit der Ch. beobachtete H ü b-
benet zu Ende der Epid. häufig Geschwüi^sbildung
im Dickdarme t die völlig mit der Rokitansky sehen
Follikularverscbwärung Übereinstimmte. Zuweilen
perforirlen dergleichen Geschwüre, oder das Gewebe
wurde an vielen Stellen so mürbe, dass es bei der
leisesten Berührung auseinander ging. Im Rectum
und Sigma waren diese Erscheinungen am prägnan-
testen ausgesprochen. Uebrigens fielen dieselben mit
einem andern herrschenden Dickctiirmleiden, der Ruhr,
zusammen. Nach Ebers kommt der nachträgliche
diplitberitische Darmprocess und die Darmgeschwüre
fast nur nach Diarrhöen , dagegen das Typhoid und
Exanthem fast nur nach Ch. vor.
5) Verlauf, Varietäten,
Vorlaufende Krankheiten, Der Brauuschweiger
Epid., die am 8. Juni 1850 begann, gingen im Mai
intermitt. Fieber, gaslr. und gastr.-nervöse Krankhei-
len voraus , und es verschwanden dieselben erst völ-
lig, als die Ch. mit dem 30. Juli ihren Höhepunkt
erreicht hatte (Rosen thal). — Die Breslauer Epi-
demie V. 1819 entwickelte sich, während gleichzeitig
und vorher rheum. und katarrh. Krankheiten u. Brust-
entzündungen herrschten, ferner Hirnreizungen , De-
lirium tremens, Gemüthsstörungen, Blutungen u. s. w.
Bei Beginn der Ch. herrschten ferner viele Hautkrank-
heiten , ebenso bei Ausbruch der 2. Epid. (Ende
April). Daneben erschien das Wechscifieber und
andere cholotische Krankheiten; die Ch. schien aber
vom herrschenden Krankheitscharakter gar nicht be-
rührt zu werden. Beide Epid. hatten als Vorläufer
Diarrhöen und Brechdurchfälle; Ebers betrachtet
diese und die wahre Ch. wohl als mit einander ver-
wandt, aber durch die eigenthUmiiche Blutnmchung
bei der Ch. verschieden. — Als Zeitpunkt des Ein--
tritts des Unfalles bezeichnet S t ä g e r den Augen-
blick , wo bei stattfindendem Ch.- Üurchlall Erkalten
der Extremitäten, Entstellung des Gesichts, Gefühl
von ßeäniTstigung in Brust und Präcordien, oder
krampfliatie Schmerzen in den Beinen sich einstellen.
Nachlaufende Krankheiten, Zu Ende der von
Boss (iM. T. Oct.) beobachteten Epid. (von Mitte
Aug. an) herrschten Krkhin. von gastro-enterischem
Cbar. vor, die von wirklicher Ch. zu unterscheiden
oft schwer waren. Symptome von Gastro-enteritis exi-
stirlen hier oft einige Tage lang, mit Entleerung eines
fast ganz choleraartigen Fluidum , und plötzlich trat
2M
Origioalabhandluagea q. UabersichUo.
lOdUicher GoUapsus ein. Die Gh. ka« m dieser Pe-
riode seilen vor» wenn'aie sich nicht mit der genann-
ten Krankheit complictrle. Man mussle dieselbe in
ihren epidem. Beziehungen genaa aufTassen, um nicht
zu einer falschen , z. B. antiphlogistischen Behand«-
lung, veranlasst zu werden. Ueber die Hälfte der
zu jener Zeit als choI«;rakrank angegebenen TodesnUie
kamen auf Rechnung dieser Gastro-enterilis«
Formen u. Farietäten* Pagenstecher theilt
die Gh. nach ihren Entwicklungsstufen ein in 1) Cho^
lerine oder Stadium prodromorum , active , capSlläfe
Stalle. Wo aus dieser die Exsudatbildung mit den
serösen farblosen Diarrhoen beginnt und gleichzeitig
das stetige Sinken der Uerzlhatigkeit und die Erschei-
nungen der gestörten Bluteiitmischong u. de£f erkrank-
ten I^ervenlebens charakteristisch und dauernd her-
vortreten : da liegt die Grenze zwischen Ghoferine u:
constatirter Gh. [P. widerspricht hier seiner frühem
Behauptung , dass die Gholerine wesentlich zur Ch.
gebore. Eben das Wesentliche der Gh. fehH hier»
and aus seinen geschichtlichen Notizen (s. oben) geht
auch unzweifelhaft hervor, dass die Gholerine noch
kein Contagium zu entwickeln fishig ist, ein Punkt,
den P. freilich geflissentlich mit Stillschweigen aber-
gebt.] 2) i, Stadium der Gh., Gh. nnilis, serOse
Ausleerungen, mit Schleimflockeu und EpitheKaftrUm-
mern gemischt, Magen- und Damidruck, selten Er-
brechen, Zunge wie bei der Gholerine, Kollern ebenso;
Blut- u. Nervensymptome beginnen; Dauer meistens
sehr kurz. 3) 2. Stadium, vollendete Actioh des
Gh. - Processes , Gh. eirterica, Symptome bekannt.
(¥on 75 in diesem zur Behandlung gekommenen Kr.
starben 0.) 4) 3. Stadium, Aspliytie, Gyanose,
Aphonie , Beginn der Paralyse und Agonie. Die Ex-
sudation stockt, hebt aber mit der Wiederkehr des
Pulsschlags wieder an , wofern nicht die Lebensiha-
tigkeit anders gestimmt wird. (Von 84 Pat. dieses
Stad. starben 31.) Man darf diess Stadium nicht als
Höhepunkt des Gh.-Processes ansehen, sondern als
Wirkung desselben. Die Gholerine findet sich nach
P. (iberatl nur , wo die asiat. Gh. aus einer gewissen
Nahe auf die Bevölkerung einzuwirken vermag [we-
nigstens in P.'s Beohachtungssphüre] , u. verschwin-
det erst, sobald sich diese ihre einzige [?] Erzeu-
gungsquelle vollständig verloren hat. Sie fehlt in
d*er Entstehung der Krankheit nie , ist daher ein we-
sentlicher Theil der Gh. selbst. [Preilich hat P. kei-
nen an Gholerine Verstorbenen zu seciren und' darin
die supponirte capillare Stase nachzuweisen Gelegen-
heit gehabt.] Die Gholerine braucht aber nicht in
Gh. überzugehen, und unterscheidet sich letztere da-
durch von andern contagiOs - epidem. Krankheiten.
Auf jeder ihrer Stufen lüsst sich die Gh. sistiren.
G 1 a n n y (M. T. Oct.) gelangte zu der üeberzeu-
gung, dass die Gh. vom ersten Auftreten an in einer
Ortschaft einen epid. Gharakter zeigt, aber im Verlauf
der Zeit einen endemischen Gharakter annimmt, und
zwar in Folge der Emanationen aus den Leichen. —
W. Hall (M. T. Dec.) unterscheidet ein« (in Folge
von Abnahme der vitalen' Eigenachaften der capillaria
Gtrculation enlstaffdene) reine^ eo$tge$Uv9 Ob« , uo^
eine minder rein entwickeUe« Der Ted erfolgt im
der ersten Form aus Mangel an der GireulatioD aol
durch Gongeslion der grossen Venen und vitalen Or*
gane , in der 2. Form durch Entwässerung des Blitu
und Exhaustion. Die meisten Gh.-Fälle bilden sidi
aus( einer Dysenterie mit biliOs - putridem Charakter
hervor , welche durch Zutritt A^% Gh. - Contagioroi,
das bei Weitem hiebt so aflgefmein verbreitet iii,
complfcirt wird und die gewöhnliche biliöse Ch.-l^orm
annimmt, wtrtirend die reine, durch dias blose Ch.-
Contagium erzeugte Gh. verhsltnissmassig selten jil.
Die Fungoidbildungen u. dergl. in den Gh.-Dejecleo
sind eine Folge der zu jetfer Zeit gesteigjerleo Ten-
denz organischer ROrper sich zu zersetzen und dabei
Neubildungen zu veranlassen.
Hübben et halt, sollen eimnal zur Ueberuchl-
lichkek Formen staiuirt werden , die Eintbeilueg dct
Gh. in die spastische und in die jHiral^jlische fttr die
den Anforderungen entsprediendste , obwohl aiieb
diese Formen im Grunde auf verschiedene Stad. la-
rückzufuhren seien. Beiden Formen ist der Ch.-Ha-
bitud, die Kalte und Pulslosigkeit gemein; bei der
paralyt. Form mangeln die Krämpfe , die Ausleerori-
gen sind spärlich, die Kr» haben nicht die Sehmenea
und Unruhe , welche bei der spastischen Form lieb
vorfinden; auch ist jene Form bOaartiger, alsditie,|
Bei der spast, findet man Injection der grossem Ge-
fasse des Darms, angeschwollene Schleimhaut, starle
Ablagerungen in den Drüsen un4 viel epitheliunb»!"
tige Flüssigkeit ; bei der paralyt. Form ist der Darm-
kanal gewöhnlich fast leer, die Schleimhaut in ver-
schiedenem Grade gerOthet bis zom Dunkelvielettei« i
die Drusenablagerungen geringer. Bei* der spast^i
Form werden viel Erscheinungen durch den starker
Verlust an Serum und diwch dre Bluteindickung err
klarlich. Ebenso sind die Veränderungen des Nervea«
marks (Härte , Blässe u. s. w.) für die Functien de»
Nervencentra wichilig ; die dadurch bewirkte» SyflH
ptooM sind die der erhöhten Beizbarkeit (Scbmenesr
KrämpCe). Uierzii kommen die durch die Producte»-
bildung im Darmkanale gesetzten organischen Beilen
die sich in jenen peripher. Nervenerscheinungea re-
flectiren» Die Anämie und Hautatonie lässt sich jedoch
nicht aus der Vermehrung der Darmsecretion alleia
erklären. Das Herz acheint primär durch die Blut-
Veränderung gelähmt bu werden, während die Äti^
ration noch leidlich vor sich geht , obwohl endlich
auch die Lungen anämisch und OdemalOa aus dersel-
ben Ursache werden müssen. Bei der paralyt* Forti
fehlt die Eindickung des BluU , mithin ein wichtigta
Erklärungsmoment für die einzelnen Erscbeinuogen»
Die Hauptphänomene sind jedenfalls der Blutandrang
nach dem Darmkanale bis zur Zerreissung der Gt*
f^sse, Blntzersetzong«, AnflOsung der färbenden Theile'
und Trennung derselben von den Blutkdrpercfcea^
wodurch das Blut seinen belebenden Reia auf deoi
Organismus verliert. Die übrigen Symptome ^m
nothwendige Folgen dieser prinaMB VerändernogeD»
Originalabhamilangen a. Uebersichten.
241
I Eigettlhflmliohkeit des afficirten Organs be-
werden moss. — Diese 2 Formen sind
^oieht von 2 verschiedenen Krankheilsproces-
•dem nur durch einen intensiv verschiedenen
I bedingt, welcher in ßiutzersetzung besteht,
De Stadien durchlauft, und je nach der
idenbeit der im Darmkanale exsudirten Gducte
lene Kriterien an sich tragt. Im 1. Falle
Irvonogsweise die serttsen Bestandtheile des
2. der Cruor durch die (lefösswande-, na-
Nei Diekdarpos, diffundirt. Im 1. Falle wird
ttioD der feinsten Gef^sse erschwert, ja un-
im 2. wirkt kein mechanisches Hinderniss
«wegong entgegen. Warum aber dieser
Iftnde im Dünndärme staU6ndet, vermögen
' leil ebenso wenig zu erklären , als irgend
iie Arznei Wirkung. — D i n g h a m (N.
I Htencheidet 3 Varietäten. Die 1. derselben
i auf, mit heftigen Dejectionen und führt
I Tode. Der 2. geht gallige , der 3.
k jedoch sehr hartnackige Diarrhöe voraus;
ilere sind der Behandlung zugangig.
i Ebers ist die Unterscheidung einer j^ara-
and einer asphyktiscAen Form der Ch. für
insofern brauchbar, als in ersterer die
der Einwirkung des krankmachenden
I das Nervensystem, besonders das peripher.,
I auf den Zersetzungs- oder Vergiflungs-
I Blute hervortritt, und dieses sich einer-
I der lodividualitat des betroffenen Kr. und in
Odern Empfjanglichkeit, andrerseits in der
1^ Einwirkung des Krankbeitsgiftes auf den Or-
I begründet. Die paralyL Form erscheint in
iilicheo Hemmung der Tliatigkeil im Kapillar-
rrensystem; die asphykt. kann zwar auch
rlaofen, beginnt aber meistens mit einem
dr. Beiden kann das Stad. react. nachfol-
iere kam nach E b e r 's Beobachtungen he-
I bei Bewohnern enger Strassen und Häuser
iPorchtsamen vor. — Pruner-Bey unter-
ibei den Anfallen der ägyptischen Epid. von
iSassen. 1) Ch. algida, rasch verlaufend,
cb, selten vorkommend; 2) Ch, vulga-
langsamer verlaufend» der Heilung zu-
ob mit gänzlichem Einsinken der frilher
i fianchwand begleitet , Krämpfe sind dabei
1 3) Synptome nicht so hervorstechend , aber
tres Leiden , Reaction nie fehlend , obwohl
«rxiuQ gewanscbten Ziele führend; 4) eine
Ck, sicca, Ausleerungen seltner, Rumpf
|iQr die Extremitäten kalt , innere Hitze in der
Tod der gewöhnliche Ausgang. — P. be-
l ferner eine typhöse Form oder Ausgang, wo
I Anthrax und Bubonen vorkamen. Die Con-
f war im Allgero, langsam wegen der Neigung
Diarrhoen und andern Inteslinalreizungen.
' u. Greisen war Erbrechen selten. Bei
trat die Cholerine stets mit Erbrechen
aaf gallige stinkende Diarrhöe, Kalten, s.w.
folgte, wahrend bei den fFeissen die Sympt. unbe-
ständiger waren. Die wahre Ch. brach bei den Ne-
gern nach kurzen Vorboten rasch aus, zuerst mit
Erbrechen , dann Diarrhöe , dann Kalte ; bei den
Weissen herrschte die Diarrhöe vor. Das Erbrochene
enthielt bei den Negern fast immer einen Farbstoff,
und war hartnackig, besonders bei einigen Weibern.
Die Reaction fehlte oder war unvollkommen. Wo sie
eintrat, waren die Congestivzustande bedeutend, doch
ohne Gehirnsymptome. Rückfalle bekamen sie häufig,
Typhoid nie. Bei den Ausländern, besonders Negern
und Abyssiniern , war die Prognose schon von vorn
herein ungünstig.
Die Ch, sicca gehört nach Httbbenet immer
noch zu den wissenschaftlich nicht constatirten Er-
scheinungen. U. hat Falle beobachtet , wo die Kr.
vom Eintritt ins Spital bis zu dem nach 18 — 24 Std.
erfolgten Tode, zuweilen selbst nach 10 od. 12 Kly-
sliren, keine Ausleerung hatten, doch waren hier im-
mer einige, wenigstens 3 — 4 Stühle vorausgegangen ;
ferner Kr. , die noch mit starken Ausleerungen ins
Spital traten, welche aber immer geringer» seltener
und blutig wurden , und endlich sich nur auf Tenes-
mus beschrankten. Hier war die Darmschleimhaut
durch Blutdurchschwitzung roth geßlrbt, in 2 Fallen
liniendick mit zähem anklebenden Schleim oder Epi-
thelium bedeckt , ohne Ansammlung seröser Flüssig-
keit im Darmkanale. Endlich beobachtete H. in eini-
gen Fallen von sogen. Ch. sicca , dass der charakte-
ristische Darminhalt wegen strangartiger Contraction
des Dickdarms nicht entweichen konnte. Nur in
2 Fallen glaubt H. die wirkliche Ch, sicca annehmen
zu dürfen.
Beide Kr. waren ReconvalescenteD ; der eine wurde
plötzlich wieder kalt uod blau, und starb nach 48 Std., ohne
eiuc Ausleerung gehabt zu haben. Die Section ergab Perito-
nitis mit eitrigem Exsudate auf dem Perilonaeum. Der 2.,
ein alter Syphilitiker, wurde in der Beconvalescenz von Ago-
nie, Hautkäite, Asphyxie u. s. w. befallen und slftrb auch
trocken. Auch hier fand sich Peritonitis, Verklebuogen der
Dünndärme u. gallertartiges Exsudat selbst in der Brusthöhle.
Budd (Med. Tim.) erklart die Ch. sicca durch
plötzlithe profuse Secretion der Schleimhaut des Ma-
gens und Dünndarms, ohne dass es zur Excretion
kommt. Eine eigenthümliche hierher bezügliche Con-
stitution der Atmosph. beobachtete G. R o s s (M. T.
Oct.) im Aug. 1849, wo qiehrere Pers. an heftigem
Kolikschmerz in der Nabelgegend litten, aber der-
gleichen Falle kamen nur 2 — 3 Tage lang vor, um
spater nicht wiederzukehren. Nach R. mögen manche
Falle der sogen, trocknen Ch. von diesem Charakter
sein und aus derselben Ursache entstehen , wo der
plötzliche Tod von dynamischer Hemmung der Herz-
action und universeller [?] Congestion abhangen soll.
Lungencholera, Wahrend in der Regel Reizungs-
zustande der Resp.-Schleimhaufals wesentliche Sym-
ptome der Ch. nicht vorkommen , hat W a 1 1 h e r in
Kiew einen Ch.-Process in den Lungen nachzuweisen
gesucht und seine Ansicht auf folgende Thatsachen
31
242
OrigiBalabbandlungeo u« Deberaichlea.
gegrOndet. Wo keine oder nur geringe Ausleerungen
waren, sind die Lungen anämisch, hellroth und oft
ddematös (HUbbenet's paralyt. Gh.), weiches
Oedem dem secrelorischen Procjess im Üarmkaoale
analog sein und grösstenlheils gleichzeitig mit letzte-
rem stattfinden soll, obwohl ein gWisses Wechsel-
verhaltniss zwischen beiden Processen nachweisbar
sei. Diese Lungencholera kommt nach W. sowohl
bei robusten , als auch bei geschwächten , abgema-
gerten Suhjecten vor. Wahrend der Tod im Oarm-
choleratyphoid vom Gehirn ausgeht, sterben die Kr.
hier den Lungentod, in Folge einfacher oder mit
Oedem verbundener AnSmie der Lungen , die wahr-
scheinlich als ein Ausdruck eines Ch.-Processes zu
betrachten ist. Gegen diese Ansicht wendet Hüb-
ben et mit vollem Rechte ein, dass das zuweilen
(nicht in einer besondern Form der Gh.) vorkom-
mende Lungenödem sich seinem Wesen und Auftreten
nach durchaus nicht von deo) Oedem unterscheidet,
das auch im Gefolge anderer mit grossen Säftever-
luslen begleiteten Krankheiten auftritt [s. jedoch w. u.
den Einfluss der Gh. auf Hydrops] , dass man ebenso
wenig das bei Gh. beobachtete Oedem für eine Lun-
gencholera,halten dürfe, als das bei Abdominallyplius
vorkommende für einen Lungentyphus. Ebenso wenig
sei der Grad der im Lungenödem enthaltenen Epithe-
lialmassen für die Annahme einer Lungencholera
maassgebend ; dasselbe gilt von der diesen Zustand
begleiteniien AnSmie der Lungen ; und was den Lun-
gentod anlangt, so lässt sich ebenso gut von einer
Menge an andern Krankheiten Gestorbener behaupten,
dass sie den Lungentod gestorben seien , so wie man
eigentlich auch dasselbe von den Ch.-Kr. aussagen
mttsste, bei deren Section man trockene, anämische
Lungen gefunden hat. Nach H. besteht kein Anta-
gonismus zwischen den serösen Ausscheidungen im
Darmkanale und der Lunge, sondern beide sind coor-
dinirt ; für schon selbstständiger hält er dagegen die
Epithelialabstossung, welche auf andern Schleimhäu-
ten, den Bronchien und den Nierenkelchen vorkommt,
obwohl er auch diese nicht für ein Kriterium des Gh.-
Processes anspricht.
Verlauf bei Schwängern und fFöchnerinnen,
Im Wiener Gebärbause machte sich nach Dittel
1849 der herrschende Genius epid. schon 14 Tage
vor der Gh. durch Geneigtheit zu Diarrhöen bei Wöch-
nerinnen bemerkbar. Die Gh. trat meist im 7. oder
8. Mon. der Schwangerschaft, oder zwischen dem 2.
und 7. Tage des Wochenbettes ein. Beim Erscheinen
der ersten Ch.-Sympt. hörten die Bewegungen der
Frucht auf, der Unterleib senkte sich, und meist
folgten darauf Geburtswehen , und nach wenig Std.
die normale Geburt, die in 3 Fällen (von 8) zur
Genesung führte. Wenn aber keine Wehen eintraten,
verlief die Krankheit stets tödtlich. — Bei Wöck-
nerinnen bewirkte die Gh. bald eine auffallende Ver-
änderung der Lochien und Erlöschen der Milchsecre-
lion, was gleichfalls von Brochard in Nogent,
jedoch in Prag (Finger) nicht immer beobachtet
' wurde. Die Sterblichkeit betrug bei denselben etwa
»/g. — Auch im Utreehttr Spitale bewies sich di|
Schwangerschaft als keine so gefsbrliche Gomplic«
tion , im Sommer deutlicher als im Winter , wo v<i
7 befallenen 5 starben. Von den 6 während
Sommerepid. erkrankten Schwangern abortirteo
welche alle starben. Von den andern 3 starb eii
im 4. Mon. schwangere , die 2. im 2. Mon. schwig
gere abortirte 6 Wochen später ; die 3. war im j
Mon. und hat das Ende ihrer Schwangerschaft
reicht. — In Prag kam (nach Finger) bei ein
Wöchnerin nach eingetretener Reaction Pleuritii ual^
Pneumonie vor, nebst Exsudation auf der Muco«
uteri.
Eine schwangere Ch.-Kr. gebar nach H o m o 1 1 e (L'Doioo.
Oct. 49) ein aspbyktiscbes Kind, das aber dorch feeigofte
Mittel wieder zu sich kam , Mecooium and Urio lieii Da4
scheinbar wohl ivurde. 24 Std. nach der Gebart bekam ei
plötzlich seröse Diarrhöe , Brechen and alle Haoptsympl. der
Gh., an der es in 5 Sld. starb. H. vermutbet, dass die Ir-
fection dieses Kindes bereits im Uteras stattgefunden habe.—
In Kiel gebar eine Ch.-Kr. 5 Std. vor ihrem Tode ein todia
Kind von etwa 35 Wochen, das cyanotüeh war. (Pfiff.)
In Nogent gebar eine Frau mitten in der cyanotischen Periode,
Die grossen Gaben Laudanum hemmten die Wehen durcbau
nicht. Der Einfluss der Geburt, besonders des damit verbni-
denen Blutverlustes war guustig, es erfolgte Reaction uoddii
Frau genas (Brochard).
Einfluss auf Hydrops. Tritt die Oh. zu bereit!
(in Folge von Morbus Brightii, Rlieumalismusu.s.w.)
vorhandenen hydropischen Exsudalionen , so werdea
diese öfters resorbirl, wie namentlich Finger in
Prager Hosp. beobachtet hat. In Bezug auf die oben
erwähnte Lungencholera bemerken wir jedoch, dass
ein solcher von P. beobachteter an Horb. Brighüi
leidender Kr. nach Verschwinden des Hydrops too
„pneumonischen" Symptomen befallen wurde und
daran starb. — S. auch Gap. 7.
6) Chemie, Mikroskopie, Juiopsie.
Die Evomita reagirten bei B e c q u e r e I 's ünle^
suchungen sauer oder verhielten sich neutral, balieB
ein spec. Gew. von 1006 bis 102!. Das Eiweis«
betrug darin in 2 Fallen 0 , in 4 variirte es von 5
bis 31 p. M., das Kochsalz betrug 2 bis 6.7, dt«
übrigen Stoffe 4 bis 24 p. N. Also bestehen sie
durchschnittlich aus: 973 Wasser, 13 Eiweiss, 5
Kochsalz, 9 sonstige Stoffe. Die flockigen Tbeilchca
schienen ziemlich in gleichem Verhaltniss zu den aut-
gelOsten zu stehen. (Arch. gön. Oct. 1849). M«^'
deldorpf wagt nicht, aus seinen üntersuchungeß
der Evomita ein Mittel zu ziehen , da wegen der Bei-
mischungen mit Magendarinsaft, PankreasflUssigkeiti
Galle . Getränk u. s. w. die grössten SchwankangeD
vorkamen.
Dejecta. Becquerel fand die Reaction der
Stuhlflüssigkeit steU alkalisch, das spec. Gew. 1004
bis 1011, an festen Theilen fand er darin ^-^^^
p. M., Eiweiss entweder fehlend oder bis 3 — 4 p» *
betragend, Kochsalz 3 bis 7. Im Durchschn.: 987
Wasser, 4 Eiweiss, 5,6 Kochsali, 3 — 4 «»"«^'^
Stoffe.
Die Flocken der StablenÜeeroDgen
kill
Originalabhandlungen u. Uebenichten.
243
I. dir geronnenes Etweiss ; daa im Gh.-Plaidum g^
Hute Eiweiss soll mit wachsender Intensität der
Irattkheit abnehmen. S c h a r 1 a u halt diese Flocken
tar Darmschleim. Nach seinen Untersuchungen enl-
/yiM die Gh.-Dejecia 12mai so viel Salze, als die
•snaalen, aber lOmal weniger Ei weiss. — Mid-
I rfeldorpf konnte unter 28 Füllen Gmal im Beginne
I der Krankheil durch Erhiuen und Salpetersaure kein,
' iB den übrigen Füllen nur sehr wenig, etwa Vs^
Eiweiss nachweisen. Nach H U b b e n e t besteht der
weisse Stoff der Gb.-FlOssigkeit besonders aus Epi-
thelialtrflmmern ; ausserdem enthüll dieselbe zusam-
BwaliaRgende grössere Membranen, in welchen die
aaeinander geschlossenen Gylinder gut zu unterscbpi-
den sind. Der grösste Theil dieser Gylinderepitlie-
lien liegt Tereinzell und zerstreut in der Flüssigkeit,
and bietet Tenchiedene Modificationen dar : ausgebil-
dete Formen mit 1 , selten 2 Nuclei u. von Konischer
(nicht cyltodrischer) Gestalt, weniger entwickelte
u. s. w. Die Grundflüche des einzelnen Gylinders
fand H. von einem hellen Saume umgeben , der den-
selben gleichsam wie eingefalzt erscheinen liess. Die
^ feinen halbdurehsichtigen Strüngchen, welche B 0 h m
I in den ersten ,, charakteristisch werdenden" Auslee-
rungen Tanfl, vermochte H. nicht in so bestimmten
umrissen zu entdecken. Ebenso wenig fand er wirk-
liche Hefenpilze : die Gebilde , welche B 0 li m dafür
insah, halt H. fflr die jUngern Zellen des Epitheliom.
Kach Karl Schmidt unterscheiden sich die erhro-
cbenen Massen vom Ch.-Stuhle durch geringem Salz-
g^alt (in tOOO Th. 2 — 3 organ. und ebensoviel
»organ. Bestandtheile) , durch den Gehalt an unzer-
letsten Harnstoff, durch Abwesenheit von Eiweiss u.
den Mangel eines durch Salpetersüure.rosenroth ge-
färbten Körpers. Im Stuhle dagegen fand er einen
Salzgehall von 8%, Umsetzung des Harnstoffs in
koblens. Ammoniak, etwas Albuminate und Gallen-
sttbstanz. Die vereinzelte Gallenuntersuchung ist
bei der unendlichen Variation der Constitution der-
selben im Verlaufe der Gh. nicht in Betracht zu zie-
bea; nicht auf eine Hemmung der Absonderung altein,
Modem auch auf eine qualitativ veränderte Ausschei-
dnog derselben in den spütern Phasen der Krankheit
bt schon aus den höchst variabein physikalischen
Merkmalen zu schliessen. Die sparsame Hucken^
mtrksßüssigkeit zeigte dem Blute entsprechend die
Summe der organ. Theile vermehrt, die der unorgan.
ferminderl.
Die mikroskopischen Korper chen der Gh.-Eva-
coationen (Jahrbb. LXVill. 132.) sind in London von
te Ch,-Commitee untersucht, u. die Resultate die-
) «er Untersuchung von Baly und Gull (M. T. Nov.)
■itgetheilt worden. Die Gommission fand, dass die
in Reiswasser der Gh. -Kr. gefundenen Körperchen
in gar keiner Beziehung zur Gh. standen , und dass,
wenn sie gelegentlich in der Lull oder im Trinkwas-
ser gefunden wurden, diess ebensogut in cholera-
ieien, als in inficirten Districten geschah. Zur Un-
tersuchung des aus Gh.-Atmosph. condensirten Was-
lers hing man einen unten verschlossenen mit einer
kaltmachenden Mischung gefnllten Glascylinder in in-
ficirte Luft» deren Feuchtigkeit sich an der Aussen-
flüche des Glases niederschlug und in ein darunter
gestelltes GefSss abtrOprelte; oder man trieb Luft
mittels eines Blasebalgs durch eine gebogene in ge-
salzenes Eis getauchte Glasröhre, in welcher sich die
Feuchtigkeit in einem am untern Theile bangenden
Bulbus sammelte. Auf beiden Wegen wurde bald
Va — 1 Dr. gewonnen ; aber in keinem Falle Hessen
sich die AnnularkOrpercben Brittan*s darin auffin-
den. Nur etwas gelatinöse Materie mit hellen Punk-
ten und bräunlichen (wohl von Tabaksraucb herrüh-
renden) Massen und transparenten kieselhaltigen
KOrperchen wurden entdeckt. Nach einiger Zeil
erschienen darin Reihen von zarten ovalen Blüschen,
die den Hefenzellen ähnlich, aber kleiner waren und
mit den „Ch.-Scheiben" nicht verwechselt w^den
konnten, ebenso wenig wie die bei einem Versuche
gefundenen separirten ovalen Zellen. Auch die Un-
tersuchung A^^ Trinkwassers inficirter Localitüten
ergab ein vollkommen negatives Resultat. Keinerlei
Ktirper, die als idenUsch mit den Brittan-Sway-
n e 'sehen hütten betrachtet werden können , liessen
sich in den zahlreichen untersuchten Wasserproben
auffinden. Die Sedimente solchen Wassers zeigten
ausser amorpher Substanz eine unendliche Menge
anim. und veget. Organismen, darunter viele mnde
oder ovale Zellen von verschiedenen Dimensionen, u.
kleine separate durchsichtige Ringe. Die Zellen hat-
ten im Aligem. sehr dUnne Wunde und enthielten oft
eine Menge distincter Körnchen, die zuweilen die
Holekularbewegung zeigten. Weder diese Zellen»
noch die Ringe hatten irgend eine Aehnlichkeit mit den
von Brittan u. A. beschriebenen Gh. - Gebilden.
Ebenso fand M a rs h a 1 1 in dem Ueberzuge der Fen-
sterscheiben und in deu Spionegeweben aus Gh.-
Ziromern allerhand Gebilde, .nur nicht die Brit tau-
schen Scheiben mit doppelter Contour. — Von den
sogen. AnnularkOrpercben Brittan 's oder den Gb.-
Zellen , oder Pilzen der Gh.-Dejectionen lassen sich
vom unbefangenen Beobachter 4 Hauptformen unter-
scheiden: 1) Ringe, eine freie Area einschliessend»
oft zerbrochen ; 2) globulüre oder ovale Zellen, dick-
wandig, mit kleinen Erhabenheiten, eine granulüre
Masse enthaltend, die zuweilen durch einen hellen
Raum von der Wand getrennt ist (vollkommen ent-
wickelte Gh.-Zellen nach Swayne); 3) scheiben-
förmige Körper mit dicken, abgerundeten Ründern,
von sehr verschiedener Grösse , von allen bisherigen
Beobachtern gefunden und abgebildet; 4) grosse ge-
brochene Zellen mit homogenen membranOsen Wun-
den, kleine ovale Körper enthaltend (von Budd Gh.-
Pilze genannt. Diese verschiedenen Körper können
unmöglich verschiedene Formen oder Entwicklungs-
stufen eines und desselben Körpers sein. Die Ringe
sind bald gewunden , bald rund , oval, rautenförmig,
und bilden sich nach MarshalTs Untersuchungen
auch bei künstlicher Digestion verschiedener vegeta-
bilischer Speisen, indem das Spiral- und Annularge-
webe derselben in dergleichen Ringe zerfilllt. Zwi-
244
Originalabhandlungen u. Uebersichiep.
sehen diese und die 3. Klasse fallen kleine ovale oder
runde (scheinbar auch annulSre) farblose Körperchen,
die eine mit durchscheinender Subslanz gefüllte Area
besitzen und zuweilen Perforationen zeigen. Diess
sind kalkhaltige Gebilde, in die Darmcontenla mit
den genommenen Arzneien gebracht, daher sie auch
oft fehlen , und dann mdgen die separaten Nuclei u.
Ringe für die Ch.-Pilze gehalten worden sein. Die
Globularkdrper sind nach Marshall und Busk
identisch mft den Sporen verschiedener Arten von
Uredo (Rost und Brand) des Getreides. Die Scheiben
haben gewöhnlich eine gelblich -bräunliche Färbung
und sind in Aether mehr oder weniger auflöslich. Sie
brechen leicht in die Quere u. ihr Rand krttmmt sich
oft einwärts. Es sind weder Zellen , noch Organis-
men, sondern fetlarlige Körper, wie sie auch erhal-
ten werden können , wenn man ein Stück Käse (mit
oder ohne Zusatz von Aether) zwischen 2 Glasplatten
drückt. Gewiss ist, dass diese Körper weder Pilze,
noch der Ch. eigenthümliche Körper sind. Busk
hält die grössern Scheiben für alterirte Contents von
Kleienzellen , ebenso M a r s h a 1 1 , obwohl die Gra-
nularmasse der wirklichen Kleienzellen keine so be-
stimmte Begrenzung zeigt. Die 4. Kla^se von Kör-
perchen, nach Budd zerfallene Ch. -Pilze, sind
offenbar von den als den frischen Ch. - Dejoctionen
eigenthümlich geltenden Körperchen sehr verschieden.
Letztere zerbrechen allmälig in irreguläre körnige
Massen, erstere erscheinen als dehiscirende, homo-
gene membranöse Zellen und sind wahrscheinlich
Stärkmehlzellen , während die Ringe Theije von zer-
setztem vegetabilischem Gewebe darstellen. Schon
früher war bekannt , dass Pilzzellen oder deren Spo-
ren zuweilen in Ch.-Excrelen gefunden werden ; diese
sind jedoch zarter gebaut als die Brittan*schen Ch.-
Körperchen und sonst von ihnen verschieden. — Aus
dem Gesagten erhellt, dass verschiedene in den Gh.-
Flüssigkeilen gefundene* Körper mit einander ver-
wechselt und für identisch gehalten worden sind.
Manche derselben rühren aus äussern Ursachen her,
und selbst die Scheiben (Nr. 3) sind keine Pilze.
Wegen der Confusion derselben mit Uredo glaubte
man an ihre endogene Vervielfciltigung. Die aus der
Luft erhaltenen Ringe stinimen mit den sogen. Annu-
larkörperchen nicht tiberein , und auch jene existiren
nicht für gewöhnlich in der Luft inficirler Districte.
Die von Budd in unreinem Trinkwasser gefundenen
Scheiben haben B. u. G. nicht auffinden können. Doch
mögen sie bisweilen darin vorkommen , da es wahr-
scheinlich Contenta von Kleienzellen sind. Ferner
ist nachgewiesen, dass die Fungoidkörper Britta n's
und Swayne's gar nicht mit der Ch. in nolhwendi-
gem Zusammenhange stehen. Gerade in höchst cha-
rakteristischen Ch. - Flüssigkeiten fehlen sie oft, und
umgekehrt sind sie oft in Darmausleerungen anderer
Krankheiten , selbst im Schleime der gesunden Cxcre-
mente verschiedener Herbivoren vorhanden.
Serum u. Blut Nach ß e c q u e r e 1 hat das Se-
rum junger Männer im Reactionsstadium ein sp. Gew.
von 1035 bis 1044; ao festen Bestantlth eilen fand
er darin 98 bis 113, Eiweiss 46 bis 81, K|
7 bis 12, Fette 4,2 bis 4,7, exlractive Stol^
38 p. M. Durchschuill: Wasser 892, Eiw
Fette 4,5, Extractivslofle 33, Kochsalz 9,5. 1
fand derselbe im Stad. algidum in 2 Proben
gender Qualität: spec. Gew. 1074 u. 1075,
722 u. 755, ßlutkörperehen 189 u. 160,
2 u. 6%, Eiweiss 52 u. 69, Kochsalz 6i
übrige Stoffe 27 u. 16. — Schon 183|
O'Shaughnessy, dass das Blutseriun io
an Wasser und Salzen ab, au Eiweiss zuoii
stellte danach seine mit den des Dr,
(s. Cap. 9) ziemlich zusammenf;illenden Im
auf. Parkes wies 1849 aus seinen Um
gen nach , dass die alvinen Ch.-Fluida zi
Wasser und den Bhitsalzen, mit nur wi
1 p. M.) coagulabler organischer Substanz
und dass die Bliitmischung sich hiernach
gengesetzte Weise gestaltet. Garrod
Wasser im Blute vermindert, die festen Bi
relativ vermehrt, die Blutkügelchen ao Mi
nommen, das Blutserum wasserärmer, mit
liden Theilchen und geringerer Alkalinitäl.
wohl haben die saliuischen Bestandtheile
nach Garrod nicht nur nicht an Quai
sondern zuweilen sogar zugenommen. Di
hältniss bezieht sich jedoch nur auf den Wi
des Blutes , während relativ zum Betrag der
Körperchen allerdings der Salzgehalt als
zu betrachten ist. In therap. Hinsicht ist
nicht einerlei , ob man das Eiweiss und die
perchen als vermehrt und die Salze als
betrachtet, oder die Salze als vermindert
Blutkörperchen nebst Eiweiss als normal ao
annimmt. Denn wollte man den supponirtei
der Blutkörperchen und des Eiweiases beseil
müsste man den Verlust, den der OrganisDii
die seröse Diarrhöe erlitten, durch Blutentzi«
beseitigen suchen , .während man nur durch
von Salzwasser das normale VeHiültniss zwii
Blutkörperchen , Eiweiss , Salzen und VVai
stellen wird. Der scheinbare Excess von Ei^
nur vom Verlust an Salz und Wasser ablidi
um das Serum zur normalen Mischung zuri
gen, muss man die Quantität seines Wassers
als seiner Salze verdoppeln. Da die Saltt:
wichtigen EinOuss auf die Blutkörperchen ai
so mUssten dieselben materiell verändert
Durch Stevens therap. Erfolge wird diese
nur bestätigt. (M. T. Oct.) — Gi eseler (I
nik) sagt, dass gleich zu Anfang der Krankl
Blut die geöffnete Ader dissolut verlasse,
geschah die Trennung in Blutkuchen und Serd
momentan, selbst bei Kr., denen G. bei andern
tionen die Ader öffnete. Aus demselben 6
zeigten sich auch Nachblutungen nach dem Ad
beständig. Demnach scheinen nicht allein (
Cholerioe und Ch. - Erkrankten , sondern die
Bevölkerung der inlicirten Gegend unter dem Eil
4esselben Miasma eine Blutzersetzupg darcboü
Of jgia)iUbhaadtuog«n u« Uebersicbteo«
B45
m, welcher kriftigere uod gUnsliger gestellte
*D widersieheo , die andern unterliegen. —
bootniss der organischen BhUbestandlheüe
i voD K. Schmidt sinnreich BlnifermenLe
lehl, um entsprechend der Gondensation in ^^t
talion far die anorgan. ein codlroJirendes Ele-^
blr die organ* Fes tzu stellen. Die Wirkung der
nie kann nur mit Rerttcksichtigung der Nah-
lillel gewürdigt werden. Zum Versuch haben
msueker, Harnstoff, Amygdaiin und Asparagin
% Die Resultate sind noch unbestimmt, die
ihl gering, die Corobinalion dieser Experi*
titr Analyse sinnreich , die Parallel versuche
iriofermenle und die Empfehlung kleiner neuer
rate sehr belehrend. Als negatives Resultat
BloUoalyse ist ausser der Beseitigung vieler
iter X^nungen (Iber die Cli. auch das Nichl-
leo eines vermeintlichen Mehrgchalts an Fett-
10 erwähnen ; die etwa vorgefundenen Fette
io Quantität und Qualität vom Normalen
üi. Im Reactionsstadium fand Fing er den
leoen Urin meist schwach eiweisshallig, und
er gewöhnlich 2 bis 4 Toge, selbst noch
tut lang bei schon erfolgter Genesung. R e c-
^1 fand im tJrine mehrmals viel Eiweiss , in
t Fallen fehlte es jedoch ganz. G a i r d n e r
lOet.) hat die Annularkürperchen Rritlan's
[xhoD im Urine verschiedener Kr. und selbst
Menschen gefunden, sohald derselbe sich
lelzen begonnen hatte. Middeldorpf fand
p in der Regel schmutzig, trabe, schwefel-
jllockig, eiweisshallig (0,3 bis 0,6%), sein
|6ew. 1,012 bis 1,028; kohlens. Amra. war
iens leirlit nachweisbar. Im sogen. Ch.-Ty-
war der Urin eiweissfrei.
Wassergehalt des Muskel/t eis ches fand
^eidorpf in der Gh. durchschnittlich =
ll%i während er in gesunden Muskeln nach
jliius 77,13 beträgt; also eine Ahnahme von
% bei Gh.
ipsie. Dieses Gapilel wird allmälig immer
!^ seitdem man eingesehen hat, dass man.
I Forschungen im Gadaver doch noch keinen
ihen Nutzen f(lr den Lebenden erzielt hat.
»geht so weit, zu sagen, dass alle Sectionen
-Leichen nicht nur für die Humanität, sondern
Iftr die Wissenschaft völlig erfolglos gewesen
H^ehenstarre hält nach Hubbenetu. Ebers
«issmässig, also auch im heissen Sommer,
MB, wenn der Kr. in der eigentl. Gh.-Periode
» — DarmkanaL Die serösen Ueberzttge zeigen
l^^nger einen eigenthflmlicben klebrige^ Be-*
Die Injection des Darmkanals hat ihren Sitz
igewebe zwischen den Häuten des Kanals.
Me sieb auf die Geßisse grossem Kalibers
P^ftkt, desto blasser ist die Schleimhaut, die
dann aufgewolstet , ö^dematils, und die solitJfreB und
Peyer'schipn DrUsen stark entwickelt (durch Exsudat
ausgedt'hnt) sind. Diess Exsudat ist bald schleimig,
bald serös , bald eiterartig. Die Röllie der Schleim-^
haut hat verschiedene Nuancen , und ist oft mit Blul-
extravasalen o. Imbibitionen begleitet. Dieser Zustand
ist weder durch Entzündung, noch durch blose Durch*
schwitzung des Farbstoffs bedingt. Denn die Unter-«-
sucbung des Darminhalts zeigt (zumTheil wohl erhal-
tene) Rlulkagelchen , auch erscheinen unter der
Lonpe wirklich zerrissene Gelasse« Je copiöser und
häufiger die Ausleerungen gewesen, desto blässer die
Schleimhaut und desto bedeuti^nder die Ablagerungen
unter ihr und in den Drtlsen ; je geringer die Auslee*
rungen (wobei sie blutig waren) , desto intensiver
die Rölhe, desto geringer die Ablagerungen u« desto
weniger lurgid die Schleimhaut. In letzterem Falle
fand sich auch in andern Organen keine Anämie.
Diese verscliiedenen (von Hubbenet, Finger u.
Budd beschriebenen) Zustände hängen nach H. mit
gewissen Phasen der Epid. zusammen , so dass zu
einer Zeit mehr der eine , zu einer andern mehr der
andere Zustand vorwaltet. Die Darmzotlen sind nach
Budd vergrössert, durch Imbibition der Darmfluida.
Bei langer Dauer der Krankheit findet man oft crou*
pöse Exsudate auf der Mucosa ilei von graugelblicher
oder röthlicher Farbe (Budd: ekchymotische oder
gangränöse Flecke) und körniger fester Beschaffen-
heit , besonders längs der Darmfalten ; oft ist die
Submucosa serös infiltrirt (Finger). Die Dickdarm*
follikel zeichnen sich durch einen ganz besonders
deutlichen, etwas vertieften Punkt in ihrer Mitte aus,
der den Ausführungsgang darstellt und heim Druck
einen gelbhch-schleimigen Stoff austreten lässt. Diese
Ablagerungen gaben in der letzten Zeit der (Wiener)
Epid. oft zu einer Dysenleria follicularis als Nach*
krankheil Anlass, wo die Entwicklung dieser DrUsen*
affeclion bis zum perforirenden Geschwür (s. Gap. 4)
verfolgt werden konnte (H Ü b b e n e l). Fast immer
fand H. Spulwürmer, oft in grosser Menge und zu*
weilen noch lebend im Darmkanale, so dass er hierin
doch mehr als eine blose Gomplicalion erblickt. Auch
die mesenterischen Drüsen fand Budd oft vergrös*
serl. Pruner-Bey fand bei der ägypt. Epid. von
1848 die Gongestiverscbeinungen in den Därmen u.
deren Follikel weniger bedeutend, als in andern Epid.,
dagegen die Pfortaderzweige sehr überfüllt. Ebers
fand die Schleimhaut des Darmkanals blassgrau, mit
Hyperämien um die geschwollenen Peyer'schen Drü-
sen, stellenweise erhaben, und eine durch das Exsu-
dat bedingte Neigung zur Nekrosirung; die solitären
und Peyer'schen Drüsen geschwellt, hellgrau oder
röthlich. — Leber u. Milz, In der Leber fand
Hubbenet die grossen Gefässe mit dnnkelm Blute
gefüllt, die kleinen blutleer; auch die Milz -war meist
anämisch, klein, welk. Ist sie anders beschaffen
(dunkel, breiig, vergrössert), so beruht diess nach
ihm auf vorausgegangenen od. complicirenden Krank-
heiten. Ebers fand die Leber auch blutreich , die
Gallenblase ausgedehnt, die Mtlskörperchen geschwellt.
246
OriginalabhaBdluogen u. üebersichlen.
— Nieren. Bei einer Schwangern fand Pinger eine
primäre Nierenentzündung (der Rindensubstanz , des
Beckens und der Kelche). Die ersten Zeichen der
Gh. waren hier Convulsionen , Collapsas, Sopor und
Atturie, worauf erst die krankhaften Ausleerungen,
und zwar in geringer Menge, erfolgten. Laker
(M. T. Aug.) sah zuweilen die Nieren und Ureteren
mit derselben Flüssigkeit erfüllt, die im Darmkanale
sich vorfand, ohne einen Tropfen Urin. — Die Pleu-
ren^ Pericardium und Peritonaeum fühlten sich hei
Ebers' Autopsien klebrig, eiweissig «in. sahen
trocken aus, in der Pleura und dorn Pericardium sah
er punktförmige Blutekchyraosen. — Das fferzfleisch
fand Ebers blass, spärliche Faserstoffgerinnsel in
den Herzhöhlen, die Valvula hicuspidalis weniger
durchsichtig. — Lungen. Gleichzeitig mit der Darm-
affection bildet sich oft Infarktus oder Hepatisation
der Lunge (Finger) in % aller Falle fand Hüb-
benet diä Lungen völlig anomisch und eollabirt, oft
zum Theil ödematös oder auch erophysematös. Er
unterscheidet 2 Formen von Lungenödem in der Gh.:
die 1. ist sehr wifssrig, kaum von Cruor geHlrbt und
nicht sehr von den Stasen abhängig, obwohl vor-
zugsweise an den hintern Lungenparlien vorkommend;
die 2. ist von den Slasen und krankhaften Exsuda-
tion sprocessen in der Lunge abhängig und mehr ge-
färbt, als erstere. (S. auch Gap. 5.) Die Schleim-
haut der Luftwege fand H. stets passiv hyperämisch
und mit schaumiger Flüssigkeit (dem Oedem entspre-
chend) bedeckt, die Epiglotlis und Stimmbänder oft,
aber nicht in der Mehrzahl, ödematös, öfter trocken.
Ebers sah die Lungen eollabirt, trocken, die obern
Lappen heller, die untern dunkler geröthet. — Geni-
talien. In weibl. Leichen fand Finger stets blutiges
Secret auf der Mucosa uteri , oft auch Extravasate in
den Ovarien. — Gehirn. Die Hirnhäute fand Httli-
b e n e t venös- hyperämisch , zuweilen apopicktisch
imbibirt mit Extravasat; die Hirnsubstanz in der Re-
gel hart und anämisch , weiss. Ebers fand Blut-
reichthum der Dura mater u. ihrer Sinus, die innern
Meningen von trübem Ansehen und vom Gehirn leicht
ablöslich ; die Gonsislenz der Medulla oblongnta ver-
mehrt; das Gehirn normal fest; Serumerguss im
Sacke der Arachnoidea spinalis, vermehrte Gonsislenz
des Stammes der Gauda cquina , stark injicirle Ge-
füsse der Pia mater.
Im Reactionsstadium sind statt der UeberfüUung
der grossen Venen bei Anämie des Parenchyms Gon-
geslivzustände des Gehirns und seiner Häute, der
Lungen, Leber und Milz vorhanden; namentlich diffe-
rirt letztere auffallend von der frühern welken , blas-
sen atrophischen Beschaffenheit. Der Darrakanal ist
jetzt dunkel, ungleich schmutzig geflHrbt , die Wände
mit galligem Schleime bedeckt, die Schleimhaut nicht
mehr angeschwollen , im Dickdarme Katarrh vorhan-
den. Zuweilen^ist (bei grosser Symptomenarmuth
im Leben) fast nur Anämie aller Organe, flüssige
Beschaffenheit des Blutes und zuweilen kalte Abscesse
zu finden (H U b b e n e t).
Für den eigentlichen Sitz des Ch.-- Processen hält
Httbbenet das untere Ende des llean, wd
dort aus nach oben und unten die patbol. Sm
rungen abnehmen. ^ Nach dem Goecum tu htA
mit der Valv. Bauhini den krankhaften Procei
abgeschnitten , zuweilen zog sich aber eise n
Röthe bis zum Rectum. Pfaff betrachtet das
liensystem des Unterleibs als den ursprflogl. 81
Gh. Nach EbeVs sind die Hauptverlndenuj
der Gh. die des Blutes, nicht die des Dam
Die Gewebsbildung , sagt er , ist im Blote seh
stört , wenn die Sympt. der Gh. noch gar nid
banden sind.
7) Verwandtschaft zu andernix
heilen.
Zu den malarischen Krankheiten, lo
land trafen von Malaria-Seuchen das fFecksä
die Milzbrandkrankheiten und der Ttfphm
Gh. zusammen. Im nordöstlichen Deutsei
es der Boden der Malaria , also der Wecfai
dem die Gh. ihre Fortschritte machte. Ii
Malaria -Gegenden kamen die Wechself. scIn
jeher epi - oder endemisch vor." Seit dem i.
breiteten diese sich mehr aus und erreichtei
beim Ausbruche der Gh. ihre grösste Höhe. 1
R i e c k e mitgelheilten Statist Tab. machen (M
zweifelhaft; ausserdem lehren sie, dass diaO
der Wechself. wandernd ist, denn sie taocU
einem Orte auf, während sie am andern verK
den. Vom J. 1832 an nahmen die We<
Allgem. bis zum J. 1838 ab, obwohl sich an
Orten während dieser Per. wieder eine gewii
gerung vorübergehend zeigte. Ferner
Fieberursachen' an verschiedenen Orten von
Entfernung innerhalb des Malaria - Bezirks Ho
sehr verschiedener Intensität auf. 1839 n.
steigerte sich wieder die Zahl der Wechself.
worauf 1841 überall der niedrigste Stand
Von da stieg die Zahl der Fälle bis zum J
wieder, ohne jedoch die Höhe von 1831 zu
Die Wechself. waren in den Gegen den,, weif
der Gh. sehr verschont blieben . selten , und
kehrt. Mit dem Auftreten der Wechself. ni
sogen, gastrisch- nervöse Krankheitsconstilotioa
Anfang, hat bis jetzt mit wenigen Unterbred
fortgedauert, und ist namentlich in den leliM
ren wieder stark hervorgetreten. Sobald cii
Epid. sich entwickeln wollte, gestaltete sid
Genius epid. mehr oder weniger gastro-katarrhl
die Wechself. liessen nach, und jener gingt
mehrere Mittelstufen (Gholerina-Epid. 1836 u. 11
in die ausgebildete Gh. über, ohne dass dabei ii'
Einschleppung von aussen her durch Conlagi«i
dacht zu werden brauchte. Ob seit der Zeit
Abnahme der Wechself. die Gh., wie Manche
haupten , eine andere Form angenommen habe, t
R. aus Mangel an vergleichenden Beobachtungen 1
nicht lu entscheiden. Dass aber der Geo. epid«l
Zeit der Gh. dem menschl. Lehen überhaupt feiw
ist, beweist der Umstand, dass die Sterbliclikei
OriginalabhandlungeD u. UebenichleB.
247
deB Ch.-iahreD aneh ohne die Todeafillle durch Cb.
die mittlere Zahl flberschritt. Demnach halt R. den
Genius der Ch. nur für einen gesteigerlen Gen. epid.
der Wechselfieber. Jedenfalls ist nach ihm die Oh.,
wtM auch kein Wechseloeber , doch eine Malaria-
fkwr^sct d. b. ein durch anomale Blulkrase begrün-
detes Nervenleiden. Für einen ursachlichen Zusam«
üenhang swischen Wechself. und Ch. spricht noch
der Umstand, dass die Wechseir. im Bereich des Ch.-
Miasma häufig u. bartnackig sind. Auch nach M a d i n
soll die Ob. mit Pebris perniciosa algida (einer in der
Gegend von Verdun sehr seltenen Krankheit) mehr
Aehnliebkeit haben, als selbst mit der Ck. sporadica,
— Auch die iffVa^oii«/- Krankheiten kommen nach
Hensinger stets in Malaria - Gegenden vor, und
treffen daher mit Wechself. zusammen; auch finden
zwischen der Ch. und einzelnen Milzbr.-Epid. Aehn*
lichkeiteu Statt , die sicli sowohl auf die Sympl. und
anat. Zeichen , als auch auf die Ursachen der Entste-
hung und Verbreitung beziehen. Endlich war auch
der 7\fpAus in den Städten, die von der Cb. heimge-
sucht wurden , am häufigsten. Ch. geht häufig in
eiaen Tjphus aber, und die pathol. Anat. w<^ist beim
Typhus ahnliche Veränderungen, wie bei der Ch.
nach (Biecke). Aehnliche Resultate gab die in
London angefertigte statistische Uebersicht. Die
Darcbscbnittszahl der Todesfälle durch Typhus betrug
in den J. 1840 bis 1849 jahrlich 1021 (im J. 1849
betrug diese Zahl 364 weniger, 1847 aber 349 und
1848 589 mehr). Die Durchschnittszahl der an
allen sogen, zymotischen Krankheiten, mit Ausnahme
der Gh., wahrend jener 10 J. Verstorbenen betrug
5.151, welche Zahl die Todesfalle von 1849 itier-
mals Qio 1739 überstieg, aber 1847 u. 1848 um
374 und 2926 weniger betrug. Demnach ist kein
Grund zu der Aiir\ahme, dass andere Krankheiten
stillstehen, wahrend die Ch. grassirt, denn obwohl
fttr 1849 eine Abnahme hinsichtlich des Typhus und
aller zymotischen Krankheiten vorhanden zu sein
scheint im Vergleich zu 1847 u. 1848, so ist doch
die Differenz nicht so gross, sondern hängt davon
ab, dass die Ch. eine grosse Zahl solcher ergriff, die
sonst andern zymotischen Krankheiten erlegen wären
(M. T. Oct.). Eine von M a i r angesleUle Vergleichung
des Londoner Typhus von 1847 mit der Ch. von 1849
lehrt, dass beide Krankheiten dieselben Stadttheile
heimsuchten, durch dieselben Ortlichen und gewohn-
heitlichen Verhältnisse begünstigt wurden , dass aber
doch diejenigen Häuser von derCh. verschont bliebe»,
die 2 i. vorher am Typhus gelitten hatten. Die Sterb-
lichkeit war bei beiden Krankheiten ziemlich dieselbe,
(ibid. Nov.)
Die Zahl der Krankheiten der Resp,- Organe
oahm , während die Ch. in London grassirte, ebenso
wie die der Diarrhoen, bedeutend ab, indem das
Verhältniss derselben zu andern Jahren sich verhielt
wie 4 : 7. (M. T. July.)
Ferkäliniss sunt gelben Fieber. Die Ch. ist als
eiae neue Volkaseuche unter ähnlichen Verhältnissen
entstanden und entsteht noch , wie das gelbe Fieber,
das vor etwa 350 J. auch eine neue Volksseuche
war. Auch die Erscheinungen bei beiden Seuchen
hinsichtlich der Zufiflle , des Verlaufs , der Verbrei-
tung, des period. Entslehens und Verschwindens der-
selben berechtigen uns zu dem Schlüsse , dass sich
die Ch. in Zukunft ebenso verhalten werde, wie sich
das gelbe Fieber verhallen hat. In Bezug auf das
period. Auftreten der Ch. findet schon jetzt (1851)
eine grosse Aehnliebkeit Statt. Sie war von 1832
bis 1837, so wie von 1837 bis 1848 aus dem
nördl. Deutschi, verschwunden, sie nahm ferner mit
dem Winter ab und blühte mit dem Sommer wieder
auf. Sie wurde wie das gelbe Kieber durch Ver-
schleppung nach Orten gebracht, wo sie spontan
noch nie entstand, und wo auch vielleicht die Bedin-
gungen zur spontanen Entwicklung fehlen mögen.
Dass sich auch die Disposition zu beiden Seuchen in
Gegenden, wo sie bisher nie vorgekommen sind,
ausbilden kann, beweist das Erscheinen des gelben
Fiebers in Rio de Janeiro 1850, und das Vorkommen
der Ch. in demselben Jahre in Gegenden , denen sie
sich früher genähert, die sie aber doch verschont
hatte. Das allmälige Fortschreiten der Ch. nach den
verschiedenen Richtungen muss also von den Ursachen
der epid. Constitution abhängen. Gewisse Bedingun-
gen zur Entstehung dieser Seuchen sind immer die-
selben , und Iheils in der menschl. Gesellschaft (Ver-
mehrung der Bevölkerung, Anhäufung derselben in
engen Räumen u. s. w.), theils in ihrer nächsten
Umgebung begründet. Man könnte die Volksseuchen
als Producte des [abnormen] Lebens der Menschheit
betrachten. Der Charakter derselben wurde durch
Kiima, Lebensverhältnisse, Dichtigkeit der Bevölke-
rung u. s. w. modificirt. Nach allen bekannten That-
Sachen ist anzunehmen , dass die sogen. asiaL Ch,
nur als ein höherer Grad der früher auch vorgekom-
menen Ch.-Formen zu betrachten ist, und dass sich
dieser unter einer gewissen , ihrem Wesen nach frei-
lich noch nicht erforschten , aber gewiss erforschba-
ren, epid. Constitution, die übrigens auch auf Thiere
und Pflanzen einwirkt, entwickelt. (Riecke $. 46).
FerhOltniss zum englischen Sckweisse. Was
bei dieser Krankheit auf den äussern Bedeckungen
vor sich geht, findet in der Ch. auf den innern Statt.
Gewöhnlich kommen aber beiderlei Epid. durch Zeit
und Ort von einander getrennt vor; nur an einigen
Orten in Prankreich ist die letzte Ch.-Epid. mit einer
Schweiss-Epid. zusammen vorgekommen, auch hat
sich letztere Krankheit während der Ch. an manchen
Orten sehr gesteigert. Dass auf Ch. bisweilen heftige
Schweisse folgen, oder dass Schweisse den Ausbruch
der Ch. verhüten , ist unbestreitbar; dass aber der
engl. Schweiss vor der Ch. schütze oder umgekehrt,
ist zu leugnen. In der letzten Epid. in Frankreich
sind viele Fälle vorgekommen, wo die eine von beiden
Krankheilen sofort oder später auf die andere folgte.
In mehrern Fällen , wo durch Erkältung oder Diät-
fehler die Schweisskrankheit unterbrochen worden
war, folgten heftige, meiat todtliche Ch.-Anfiüle. (Bull
n9
Originalabhanfdlnngeo u. Uebersichlft»*
de Th^r. Aoül 1819.) Auch Mddin berichtet, dass
in den meisten Goromunen des Bezirk» von Verdun,
wo die Gh. 1849 herrschte, jenes Schweissßeber
öfters beobachtet worden sei.
Als iiu Herbst 1849 in der Magdeburger Gegend
die Gh. schon ihrem Erlöschen nahe war, brach in
einer Rahenzuckerfabrik bei VVegelehen plötzlich eine
eigenthUmliche Seuche aus , deren Uauplsynipt. an-
fangs Durchfall und Brechen , dann Verstopfung,
Krämpfe , Oedem , Schweiss , typhöser Zustand des
obern Theils des Darmkanals, Prieset u. a..m. waren.
Diese Epid. dauerte 8 W. , beGel 54 in der Fabrik,
91 in der Stadt, u. tödtete 27, darunter 21 Zucker-
arbeiler. Der Ausscheidungsprocess, der bei der Gh.
im Dann u. rasch erfolgt, kam hier später als enor^
mer Schweiss zu Stande; das folgende Exanthem
kann nur secundär, als Folge der Hautreizung , be-
trachtet werden, und erinnert dieser Vorgang an den
epid, engl. Schweiss» Es mochte wohl hei diesen
Zuckerarbeilern eine dyskrasische Beschaflenheit des
Bluts und eine eigcnlhümliche Verstimmung der Ner-
ven als Folge ihrer Beschäftigung zum frühern Aus-
bruch und zum heftigem Aullreten Anbss gegeben
haben ; ausserdem verschleppten die Ersterkrankten
die Krankheit, da sie die anfängliche Diarrhöe nicht
beachteten, sondern so lange zu arbeiten fortfuhren,
bis sie nicht mehr konnten. Aehnliche Abarten der
Krankheit sind auch beim gelben Fieber und der Pest
beobachtet worden. Von Uebeigängen anderer epid.
Krankheiten in die Gh. sind im J. 1850 nur der der
Ruhr und Wechselfieber in Gh. und umgekehrt der
Uebergang dieser in jene beobachtet worden. Schar-
lachkratike wurden leicht von der Gh. lödtlich er-
griffen. (Riecke §. 45.)
rerhältniss zu andern Krankheiten, Tuberku-
löse Pat. werden nach H U b h e n e t oft von der Gh.
befallen ; in einem solchen Falle entwickelten sich
die Tuberkeln darauf um so rascher, und der Tod
wurde jedenfalls durch die Gh. beschleunigt. Bei
einem von Finger beobachteten Tuberkulösen trat
die Gh. ohne Krämpfe, aber mit starker Gyanose und»
vollständiger Aphonie auf , bei Nachlass welcher
Sympt. sich eine Parotitis einstellte, die sich ohne
Eiterung wieder verlor: der Kr. starb am 5. Tage
der Gh. Bei Typhösen finden sich nach Finger
nach dem Tode die Zeichen heider Krankheilen. Das
Erbrechen fehlt hier bisweilen; Imal wurden feste
Päces im Mastdärme gefunden , wo während des Le-
bens noch die flüssigen Gb.-Stühle zugegen waren.
Typhus-Reconvalescenten werden durch die Gh. nicht
mehr als andere gefährdet. — Bei einem primär-
syphilitischen fand Finger die Nucosa laryngis et
tracheae stellenweis injicirt und geschwellt, das sub-
muköse Zellgewebe der Ligg. glosso- et ary-epiglot-
tica von dickem, gelben Eiter infillrirt, und die inji-
cirte u. geschwellte Schleimhaut daselbst zu schlafTen
Wülsten erhoben; auch die Submucosa uvulae war
aiinlicb infiltrirl*
Noch Dittel gesellte sieh die Cfa. (im Wiener Cnrilkran«
kenhause 1849) zu folgenden KraakheitsfSlIeD : 44 Geisie»-
krankheiteo, 32 Puerperae, 11 Lungenkatarrdeo, 11 Typhi,
10 UIcera chronica, 8 chroo. Tuberkuloseo , 6 Neuro-
sen, 6 Rheumatosen, 6 Ophthalmieu, 5 primären Syphilideo,
5 Organ. Herzfehlern, 5 Abscessen, 4 Pneumonien, 4 Hydro-
pes , 4 Diarrhoen , 4 Scorbuten , 4 Intermittentes , 3 Erysi*
pelen, 3 Hämoptysen, 3 Emphysemen, 3 Paralyses apoplecl.,
3 Marasmen, 3 Garies, 2 Blasenkatarrhen.
Demnach , sagt Finger, scbliessen Schwanger-
schaft, Wochenbett, Syphilis, Pneumooie, Typhus,
Morbus Brightii (s. Gap. ^ zu Ende), Tuberkulose
u. s. w. die Gh. nicht aus; wahrscheinlich vertragt
sie sich mit allen acuten u. chronischen Krankheiten.
Selbst zu chron. Dysenterie kann sieb die Gh. gesel-
len. (S. $. 4 zu Ende.)
Cholei^a salutaris. Günstig wirkt^ die Ch. nach
DitteTs Beobachtung auf eine an Darmstenose \%{'
dende Frau derg^>stalt ein , dass sie nach der Krank-
heit Sluhlcnlleeruiigon bekam , ohne der Kunslhülfe
zu bedürfen. Tuberkulose, Hämoptoe, Ruhr und 2
Ilydropsicn ox vitio cordis wurden (nach desselbea
Beobachtungen) durch die Gh. temporär sistirt, kehr-
ten aber nach Ablauf derselben mit erneuerter Heftig-
keit zurück.
Cholera an Thieren. Nach Liegey in Bamber^
villiers hat sowohl Gh. als die epid. Meningitis cerc"
brospin, mehrere Pferde befallen. Die Sympt. waren
hauptsachlich Anurie, Borborygmi, Diarrhoe, rasche
Abmagerung, grosse Empfindlichkeit der Lendenwir-
bel u. Gliederzittern. (L*lInion. Oct.) Ein Chimpanse
wurde im zoolog. Garten zu Antwerpen von der Ch.
befallen. Er hatte Krämpfe, Reiswasserstflhie, all-
gemeine Haulkätte und sehr schwachen Puls. Man
behandelte ihn mit Laudanum und Sinapismen : er
genas in 3 Tagen. (M6d. presse. Nov.)
8) Palhogenie der Cholera; nächste
Ursache,
Nach G 0 p p i n g e r (M. T. July) , der als Haupi-
symptom der (ih. die ^tonie des Hautsystems be-
trachtet, soll Mangel an atm, Elektr, beim Entste-
hen der Gh. die Hauptrolle spielen. Durch eine weit-
läufige Dednction sucht er ferner zu beweisen, dass
der Gh. ein desoxydirender Vorgang zu Grunde Hegt,
weshalb es rationell sei, das Blut wieder zu oxydiren.
Stevens' Verfahren die Kr. Salzlösungen trinken
zu lassen, welche das Blut sowohl oxydiren, als ihm
seine Salze wieder zufuhren , entspricht diesem
Zwecke, und durch die gleichzeitigen Frietionen wird
das Hautcapillarsystem angeregt, diess neue Blut
wiederaufzunehmen. — Scharlau, von der An-
nahme ausgehend , dass der Mensch bei •+ elektr.
Atm. zu einer Inspiration 5,1, bei — elektr. nur
4,4 Säuerst, bedürfe, schliesst, dass bei anhaltend
— elektr. Alm. (wie S.'s Annahme zufolge bei Ch.-
Epid.) das Blut in semer Totalmasse venöser werden
müsse, welchen Defecl an Sauerstoff der Organismus
sonst durch vermehrte Hautausdünstung auszugleichen
sucht, was aber häufig nicht gelingt, worauf «ich die
abnorme Blulmischung geltend macht. Es wird eine
QrigÜMkbhandlonfwi u. UebarsiihlML
M»
nvoIhtiiMliKe fintkoblo»!^ dM BloU sAaUfiofUn . dit
Ihb tu ewen ge#i88eD firade gf bracht , den Cb<-Aji-*
I M hervomrfl* Nw dvob £oifernuDg des KohlensL
I dwch Lunge, Uaui wid Leber in Form von KoMeDs,
{ Jtti E^UeBWMserü.- Verbind UAgeo kann die$e Abnot-
oiiai beeeiligt werde«. HOren dieie siielilren Vor-
gmft auf, so seigt sieb als Prodttci dee Forlsohrei-
\m der VeaoaiMi dee filuts die LäkaiMig 4es Ge*
floniUienrtotyateaM, 4er rorber Boeh ei»e £ialtaltoD
nit ptofuser Abaonderang im BoroM vorhergeHl.
Verzugawäiae 4riit diese LMimung der Nerven iui4
CapdierBB in den Organe» ein, die zur Abeeiieidung
des fiofaleosu dienen; der Grund dieser Lähmung
liegt sber allein im Hengel an arlerieliem Blute, la
der Dirmacfaieimhaui dawert die Abeonderueg |»>rofus
noch fori» weil sie (Or die der Baut vioarirt, weil
ihre 6elHae «ad Nerven in 4er Klbe der Cefilral*
Organe liegen • «ad weil sie viel Bliil durch die Me-
seMerialgeftsse erbxJt. [S. hütte noch hinsufügen
hOsueo : die an Bleklrieität arme Luft sucht sich auf
Kioslea der aotnaJiBoben sussugleicben ; da aber be-
boMiyioh die atm« fileblr« aus dem Wasser der Luft
sieb nttr dann entwickelt, wenn es einen gewissen
Sekgeball hat« so folgt daraus» dass die profuaea
salzhaltigen fivacuationen der €h. - Kr. einen solchen
Aasgleiehungsfroeess dartteMen. Die Steven s'sche
MMhode ersetzt diesen dem Leben nach! heiligen Salz-
fcriust ebenao , , als «lea von üoppinger aogenom-
ocaeo Verlast an Säuerst. , und zwar letztem durch
d« eblors. Kalt, welches ein wesentliches Ingredienz
des S4.'8ofaen Selzpulvers ist. (S. Cap. 9.)]
Ebers halt den Ch.-Process im Allgemeinen
tar slinhüli mit der Vergiftung durch eiaen die Orga-
aisation rasch zerstörenden Stolf. Dabei wird das
Bim offenbar tief entmischt und eines wichtigen Mo-
tivs zu seinem Leben » vielleicht des Stickstoffs , he-
raubt. Als Momente des Restitulionsprocesses be-
trachtet E. die diphtherit Entzündungen im Darmka-
Dale (ekchymotische Austretungen), in den Hirnhauten,
Pleuren , dem Peritonaeum , auf der Uautoberflache,
die partiellen Ueberfallungen der Lungen, des Ge-
hirns, der grossen GeHfsse; spater die Schweisse,
die Barn- und Leberabsonderung u. s. w. Auch
Fioger findet die Annahme einer primären BltU-
erkrankung fUr wahrscheinlicher, als die einer pri-
mSrea Darmkrankheit. Die krankhaften Entleerungen
glauU er als Folge der abnorm angeregten Nerven-
thäiigkeit, theils auch der unterdrückten Nieren - und
Hautsecretion ansehen zu müssen ; die Herzschwache
hllt er für Folge der abnormen Innervation. (S. auch
Habbeoet's Ansicht Cap. 5.) W. Budd dagegen
lümBt ooch denjenigen bei, welche die erste Ursache
^ Cb. in wnkroskop, (hrganümen erblicken, die,
lu der Luft oder mit dem Wasser und Speisen in
dta Magen eiageschlookt , daselbst u. in den Därmen
nch rasch enlwickeUi und den specifiscben Reiz her*
fwbriagen sollen. Wir wissen jedoch aus Cap. 6,
iass die in den Cb.-Dejecten gefundenen mikroskop.
Gebilde Etwae nur 2ufaUigee und der Ch. gar nicht
MelJalirbb. B4. 79. Hfl. t.
Eigenthümliebes sind , und selbst , wemi letzleres
wirklich der Fall wäre, so wOrden doch diese E<^-
perciien (Ulr die Gh. gewiss keine grossere. Bedeutung
haben, als die kryptogam. Gebilde, die wir bei Favas,
Sycosis und andern Krankheiten beobacbteii. la
Warschau hat di^ 1832 dahingeschickte Commiaeio«
Ch.-Dejeota in ziemlicher Menge verschluckt, ohne
dte Krankheit bekommen zu haben , eine Thatsache,
die^ der Pilzlheorie auch nicht sehr gttnstig ist,
Dillel hall die profuse Exsudation auf der
Darmschleimhaul für das primäre Symptom. Dem
Blule in den Gef^ssen der Schleimhaut wird dadurch
der zu seiner Vilaliiat nöthige Bedarf an Wasser ent-
zogen, die Blutzellen sterben ab und gehen wahr-
scheiolich in der Peripherie jener Stellen, wo die
Ausschwilzung zuerst geschah , also die Girculation
am ersten gestört wurde, jene Metamorphose ein,
welche wir fUr Ausschwitziing des Hamalins inner-
halb der Blutzelle hallen. Betrachtet man die unge-
mein schnell , oft Linnen einigen Secunden sich bil-
dende Exsudalion , wie sie z. B. bei Insectenbissen,
Verbrühungen', besonders an jenen Haulschichten zu
beobachten ist, wo die Epidermisschicht dünn ist,
oder bei Einwirkungen atzender Substanzen auf die
Schleimhaut des Auges , der Zunge und Lippen , so
entsteht wohl die gerechtfertigte Frage, ob nicht auch
bei der Cholera die Ausschwitzung das Primare sei.
Das Blut, binnen kurzer Zeit einer grossen Quantität
Wassers u. s. w. beraubt, muss eine bestimmte Wir-
kung auf die vitalen Eigenschaften des Nervensystems
ausüben, und schnell einen Cyclus jener Erscheinun-
gen hervorbringen können, die einen Theil der Aerzte
verleiteten , die Ch. für eine Neurose zu halten. G.
Budd (i\l. T. Oct.) ist derselben Ansicht. Als Be-
weis fuhrt er das schon im J. 1832 oft gemachte
Experiment der Salzwasseriojection in die Venen wah-
rend des CoUapsus an, welches immer (nach Mackiu-
tosb) eine, wenn auch vorübergehende Abolition
fast sammtlicher Symptome zur Folge hatte.
W. H a 1 UM. T. Dee.) sucht zu beweisen , dass
die Ch. auf einem Verluste oder der Abnahme der
vitalen Eigenschaften der capilUren Girculation beruht,
durch welche das Blut flüssig erhalten und vom Ad*
heften an die ' innere Geßiss wände abgehalten wird.
Dieser Mangel zeigt sich als erste Wirkung des epid.
Einflusses und bewirkt eine Contraction der ober*
flachüclien Venen der Extremitäten, welche eine Eisu-
dation einer kalten Flüssigkeit auf der Haut verur*
sacht und das Blut in die grossem innern Venen .der
Brust und des Unterleibes treibt, aus welchen ea
wegen der Klappen ni^hi wieder zurUckflieMen kann.
Durch denselben Zustand der GefUsse wird in den
Lungen das Blut verhindert, in vollen Contact mit der
atm. Luft zu treten und in gehöriger Quantität und
Qualität in die Arterien zu gelangen. So einwärts
gedrängt und an der freien Lungencireulation bebin*
dert bauft sich das Blut in den grossen Venen ao und
wurde die Action des Herzens hemmen, finde ea
32
250
OriginalabhandluDgen il Ueberticbteii.
nicht anderwärts einen Answeg, und zwar an den
Endigungen dieser Venen, die ohne Klappen sind, an
der Darmschleimhaut, wo es sich seines Wasserge-
halts unaufhaltsam entledigt. Die so bewirkten Aus-
leerungen sind ohne Galle, weil die Girculation durch
die Leber gehemmt oder umgekehrt ist ; ebenso wird
kein Urin abgesondert , weil das Blut nicht jener re-
trogaden Gewalt entgegen wirken, daher nicht durch
die NierengefiisBe fliessen kann.
Nach Karl Schmidt charakterisirt sich die Ch.
durch Ausscheidung von Wasser u. Salzen der Inter-
cellularflUssigkeit durch das Darmrohr, Rückhalt eines
bedeutenden Eiweis^- und Blutzellenttberschusses im
Blute bei scheinbar geringer, auf die Albuminale als
Einheit bezogen dagegen starker Verminderung des
Salz- und Pibringehalts. Die Steigerung der Dich-
tigkeit des Blutes erreicht nach 36 Sld. ihr Maximum,
und sinkt dann in gleichem Verhällnisse mit der Wie-
deraufnahme des Wassers. In gleichem Zeilmaasse
vom Moment der beginnenden Transsudation von Salz-
wasser durch die Darmcapillaren steigert sich der Ge-
halt des kreisenden Blutes an (bei einer Tenip. von
120^) nicht flüchtigen Stoffen, und erreicht nach
36 Std. den l^/^fachcn Werth des Normalen. Diese
Zunahme betrifft nur die Albuminate, nicht die anorg.
Salze, die zwar unmittelbar nach dem ersten heftigen
Anfalle vermehrt, später aber verringert erscheinen.
Die Steigerung des Salzgehalls dauert nur 4 Std.
nach dem Anfalle, sinkt noch vor 14 Sld. bis unter
die normale Grösse und TJHt von du bis zur 48 Sld.
Eine Ausnahme machte ein Pal. , der bis zum Anfalle
eiue salzreiche Diai geführt halle und dem durch Blut-
enlziehung Ausgleichung zwischen Albuminalen und
Salzen bewirkt worden war. Die Albuminate ver-
hallen sich zu anorg. Theilen im Blute wie 25: 1, in
der Blulzelle wie 40:1, in der IntercellularflUssig-
keit wie 10:1, im Transsudat der Capillaren wäh-
rend des Cholera- Anfalls wie 1:2, höchstens wie
1,5 : 2 , bei fortdauernder Transsudation durch
den Darm muss daher schon a priori die Menge
des erstem steigen. Die apriorislische Geltung die-
ses zwar durch die Untersuchung gerechtfertigten
Satzes ist aber zu bestreiten, weil ausser der Trans-
sudation der Salzlösungen durch die Darmcapillaren
in den Darmkanal ein Absatz von Albuminalen in die
Schleimhautdrasen erfolgen könnte, und somit auch
eine Verminderung der festen org. Stoffe während der
ersten 36 Sld. S c h m i d t ' s Erfahrungen entschei-
de;! für das Gegen Iheil und bestätigen sein Postulat,
das aber doch ein Terlium zulässt. Bei der Trans-
sudation werden die festen Stoffe in der Intercellular-
flUssigkeil mit grösserer Energie zurückgehalten , als
das Wasser, die organischen mit grösserer, als die
unorganischen, die Phosphate mehr, als die Chloride,
die des Kalium mehr als die des Natrium. Folgende
Succession stellt S. auf: Im Momente des Anfalls
Iranssudiren Wasser und Salze im Verhällniss wie
1000:4 durch die Capillarwand ; die lutercellular-
flUssigk«'it, eines Theils ihres Wassergebalts beraubt,
entzieht denselben rückwirkend der Blulzelle, in bei-
den erscheinen die Salze abaolut vermehrt , relativ
zur org. Substanz vermindert« Bei mangelndem
Wiederersatz von Aussen sinkt der Salzgehalt, der
Transsudationsdauer entsprechend , immer mehr;
die den Functionen der Zeile entbehrlichea Chloride
treten als ÜiffusionsSquivalente der aus der Intercel*
lularflUssigkeit nach aussen transsudirten in letztere
über; der relative Gehalt an Phosphaten und Kaliaoh
Verbindungen in der vorhandenen Salzmenge steigert
sich der Transsudationsdauer entsprechend auf Kostea
des vorzugsweise ausgeworfenen Kochsalzes. Die
zuerst wahrgenommenen Störungen im Darmkaoal
sind schon (womit auch Haffner und Waebs-
mut)) übereinstimmen) Reflezwirkungen des Ergrif-
fenseins der Nervencentra oder directe Erregung des
Darronervensystems. Das durch Transsudation ao
Albuminalen reichere Blut verursacht nach dem Maass-
stabe der Diffusionsstatik eine Wasserentziehung, die
sich auf das Gesammtnervensystem erstreckt. Die
Functionen des Rückenmarks erlahmen, es treUn
Krämpfe der Uerzganglien ein als theilweise Lähmung
des Herzmuskels; der Kreislauf stockt, die Wlrme-
strahlung überwiegt die Neubildung: daher Sinken
der Hauttemperatur. Gelingt es die Temp. zu erhöben
und die Coutraction der Hautcapiilaren zu beseitigen,
u. mit Beschleunigung des Kreislaufs starke Wasser-
verdunstung an der Peripherie wieder herzustellen,
so ändert sich der bisherige Diffusionsstrom mit der
hergestellten Wärmestatik und der Kr. ist gerellel.
Die veränderte Stromrichtung im Darmkanale wirkt
gleichzeitig auf den Transsudationsprocess in den
Nieren zurUck , das Verhaltniss kehrt sich um, das
bereits Secernirte wird wieder in den Kreislauf auf-
genommen, u. es kann Harnstoffvergillung (Typhoid)
entstehen.
Die Wirkungen der Laxanzen (künstliche Trans-
sudation der Darmcapillaren) ist nach S. auf die Con-
stitution des weiter kreisenden Blutes von demselben
Einfluss, wie die Ch. Die Versuche wurden nach
24slündiger möglichst salzfreier Kost unternommen.
Die Darmausleerungen übertreffen die der Nieren um
das Doppelle, die Dichtigkeit der erstem ist doppelt»
der Gehalt an festen Stoffen 3mal , an organ. Iinal,
an anorg. doppelt so gross, als bei den letztern. vib
Betheiligung der Blutzellen wird durch den relali»
grössern Gehalt des Transsudats an Kali und Phos-
phorsaure bewiesen. Die Harostoffmenge des Harns
ist bis auf i/^ vermindert, wahrend das doppell'
phosphors. Ammoniak im Darmkanale aus zersetztem
Harnstoff entstanden ist.
Nach Brochard und Pagenstecher ist <!»«
Gh., als Resultat einer miasmatisch^conlagiösen Ver-
giftung, durch die phlegmorrhagische Erkrankno^
des Darmkanals, besonders des mukösen u. submukösen
Gewebes des Dünndarms charakterisirt» welche na*
activer Congestion beginnt und mehr oder wenig
rasch in Ausschwitzung eines eigenthümlicheo serufl»-
artigen Exsudats übergeht. Aus den von Vir-
chow gegebenen Sectionsresultaten schliesstP.^ "**
OrigiaaltlihaBdliiogeii o. Uebersiebten.
S31
der Herd des Gh. - ProcMses im lleum liege und ihr
Weten oder der Cardinalpnnkl des patbogenetiseben
Proeesses in der Bildoog eines specüschen [?] fiuiH /
daU im Darmkaoale o. dessen AnhiBgeD besiehe.
S t a g e r hingegen fahrt sowohl die prod römische»
ach als Kollern und Flatulenz aossprechende Gas«
ahalalion, als auch die ?ermehrte Secretion seröser
nassigkeiten aas der Darmscbleimbaut auf eine Biui"
trtnmkwtg . nicht auf eine primäre Erkrankung der
iacoM» zorüek. Erst im typhösen FolgesUdium
^ncrden die Verdaaungsorgane anatomisch verändert.
Jeae Ausleerungen haben jedenfalls eine für eine an-
dere ottterdrflckle Secrelion (der Haut) vikarireude
Bedeutung, wahrend sie wiederum Verminderung der
flbrigen Secretionen nach sich ziehen , weil die dazu
nölhigen dflssrigen Theile dem Blute entzogen werden.
Die Retention der Galle mOchle S. einer ContraGtion
der Duodeoalschleimhaul und mithin auch des Aus-
gangs des Doct. choled. zuschreiben [besser ist Jeden*
falls Ball's Erklärung]. Zur Annahme einer selbst-
ständigen Erkrankung des Rückenmarks (Rosen-
thal o. A. s. w. u.) findet CT keine genügenden
Grflnde. Die Krämpfe entstehen seiner Ansicht nach
nur durch Reflex, der von der gereizten Peripherie
des HautnervensysL. nicht von den Nerven des Darm-
kanals ausgeht, da die nervösen ErscheiDungen, wel-
che von wirklichem Reiz der Darmscbleimbaut ber-
forgemfen werden (z. B. bei Kindern), mit denen
der Ch. nicht übereinstimmen. Auch die Lähmung
des Herzens leitet er von dem Einflüsse der Blutver-
giftung auf die irritabele /aser des Herzens und der
Gefilsse ab. Die Blutvergiftung aber beruht nicht auf
Naagel und fehlerhafter Beschaffenheit der zur Er-
hallung der normalen Blutmischung nolhwendigen
Sabstrate des Blutes, auch nicht auf Herabsetzung u.
Sebwächung der Thätigkeit des Nervensystems oder
Aafoahme deletärer Stoffe in das Blut (obwohl alle
diese Momente ihre Bedeutung in der Ch. haben),
sondern auf verhinderter Ausscheidung und dadurch
eatstehende Retention excrementieller Stoffe , beson-
ders des Kohlenst, im Blute. Das Organ aber, wel-
ches in der Ch. verhindert ist, diese Stoffe aus dem
Blote auszuscheiden, ist nicht die Leber oder die
Langen, sondern die Haut. Wenn dieses wich-
tipte Resorptions-, Assimilations- u. Absonderungs-
organ unthätig geworden ist, so wird das Blut durch
äetention der Hautexereniente und durch Entbehrung
des durch die Haut aufzunehmenden Sauerstoffs de-
pravirt, es vermag das Herz nicht mehr genug zu
reizen, und es folgen die Symptome, die bei Anämie,
Hydrämie u. s. w. hervortreten. Der Organismus
lacht sich dagegen zu wehren durch reactive Bestre-
haagen in den ergriffenen Systemen, und die Ge-
snndheit kehrt zurück , wenn die durch das Miasma
gesetzten Veränderungen [welche?] keinen zu hohen
Grad erreicht haben. Wirkte dasselbe aber zu heftig
auf die Haut ein , traten anderweit förderliche Mo-
mente hinzu, so vermögen Haut- und Gefässsystem
nichts mehr dagegen, und der Organismus sucht sich
auf einem andern Wege, der Mucosa des Darmkanals,
der depravirenden Stoffe zu entledigen, da die ätiolo-
gischen Verhältnisse der Gh. eine erhöhte Thätigkeit
der Lungen nicht zulassen , vielmehr das Ch.-Miasma
selbst auf die Lungen ähnlich wie auf die Haut zu
vnrken scheinL Diese vicarirende Thätigkeit des
Darmkanals besteht zuerst in Exhalationen , später in
wässrigen Ausscheidungen, deren Beschaffenheit na-
türlich der eigenthümlichen Bildung und Function der
Schleimhaut entsprechen moss. Dieselbe wird da-
durch aus einem Resorptionsorgan zu einem Secre-
tionsorgan. Gleichzeitig oder schon früher wird die
Thätigkeit der Leber erhöht, obwohl die Entleerung
der reichlicher abgesonderten Galle behindert erscheint.
Die Verminderung der Urinabsonderung ist auch eine
bei einseitig übermässiger Vermehrung wässriger Se-
cretionen überhaupt nolhwendige Erscheinung. Kommt
in diesrm Zeiträume die Herstellung der normalen
Thätigkeiten nicht zu Stande, so breitet sich jener
secretortsche Process auch auf den Magen aus: es
kommt zum Erbrechen ; doch nur so lange , als das
Blut noch [einigermaassen] seine normale Mischung
behält, können kräftige Muskelcontraclionen, wie sie
zum Brechen und Purgiren erfordert werden, statt-
finden ; später tritt Lähmung und Torpor des Darms
ein , und die Ausleerungen hören auf. Daher sind
auch bei heftigen rasch erschöpfenden Anfallen die
Ausleerungen nur unbedeutend oder fehlen ganz, ob-
wohl die Secretion im Darmkanale stattfand. End-
lich wird de^ ganze Organismus in die Sphäre des
Erkrankens gezogen , und nun erst stellt sich durch
Rückwirkung auf den zuerst erkrankten Theil dieser
für unsere Diagnose als solcherheraus, nachdem früher
die diagnost. Merkmale für das Erkranktsein der Haut
weniger hervortraten oiler durch die secundären Sym-
ptome verdunkelt wurden. Für das Zustande-
kommen der Reaction hält St. die Nacht der
Gewohnheit, vermöge deren der Organismus die
Einwirkung des Miasma und die Nachwirkungen
desselben erträgt, so wie das Verhältniss zwischen
Resp. und Irritabilität für wesentlich. Je stärker die
Respiration entwickelt ist, desto geringer die Irri-
tabilität der Muskelfasern und umgekehrt. Nur durch
die in der Ch. aus diesem Grunde gesteigerte Irrita-
bilität des Herzens wird es möglich, das Leben so
lange zu fristen , bis Reaction eintritt. Alles , was
hier die Resp. beschleunigt, wirkt störend. Haben
die stürmischen Ausleerungen nachgelassen , so er-
wachen Herz und Lungen , um sich zu beleben und
die Reaction zu Stande zu bringen. Diese ist voll-
kommen , wenn die Thätigkeit der Haut durch die
eintretende fieberhafte Thätigkeit des Gefässsystems
wieder vollkommen hergestellt wird; wo nicht, so
bleibt auch die Redintegration der Blutmasse unvoll-
kommen n. es entwickelt sich das congestive Typhoid;
war die Paralyse der Haut so gross , so bleiben jene
Versuche vergeblich und der Tod tritt sofort oder
mittels des nervösen Typhoids ein.
' Nach Toogood Downing und einem Pseudo-
nymus (M. T. Nov.) ist die Ch. eine wesentlich spai-
modische Krankhtdt, Dafür sprechen nicht nur alle
OriglnaltMaadliiiigeii o. M^iiciilco.
K/attkheiUerscheinangan , sofldfrn tuefa liie Abw<ft-
seobeil genttgeider paibologiBcher Seclioiisbefuftde,
die grosse ll«itkelre»barketl nacb dem Tode, die gün-
tlige Wirkung der Aoü^pasiuodica (bes. der ßlaii^
•Mure), die Analogie der Gb. mit dem Aslbma veroa;
endlich die ganze tiescbichte der Gb. und ihre Ver-
brciumg in iiefliegenden Gegenden und unier in
ScbmuU und Elend lebenden Menaeben/ Aach
W. A. Laker (ibid, Aug.) ninim( eine untrollkom-
mene (a^smodtscbe) Heoimung dur Circulaiiou des
Nerfenfluidum in den organischen Nerven dea Mageaa
und DBmikanals an, in Folge welcher die profusen
Secrelionen desselben eintreten» die normalen Secre-
lionen aufhören sollen. Rosenlbal setzt das
Wesen der mildern Gh. in beginnende Läkmtuig der
Medulla fpinaiis, das des höchsten Grades in die
fortsehreitende Lahmung zur Med. obhfigaia und
dem GüMgäensffsteme^ Oirse Luhroung lasst er aus
der Unlhatigkeit der peripherischen Hautnerven und
deren antagonistischer Wirkung auf die Nerven des
Oarmkanals hervorgeben.
Nach Meigs ist in der Gh. erhöhte Inten-
sität der motorischen Kraft durch die vergiftende
Ursache entwickelt. Wir müssen , sagt er , dabei
einen Zustand der Nervenmasse annehmen, Her ent-
sprungen ist in der graduellen oder plötzlichen Gon-
densation aller lebenden Solidd, nicht der will- und
unwillkürlichen Muskeln allein, sundern auch der
Arterien, Venen, des Zellgewebes, der Haut, Lungen,
Leberkörnchen u. s. w. Die ganze lebende Masse
wird hei der («h. zusammengedrückt, und so das
Wasser aus dem Blute gepresst. Das Wasser fliesst
in den Magen und die Gedärme, so entsteht Brechen
und Diarrhöe; gleichzeitig wird die Haut von immen-
ser Ephidrose gebadet. Das dickgewordene Blut
kann nicht mehr fliessen, also auch nicht mehr oxydirt
werden, so schwindet die Lehenskralt u. s. w. Eine
primäre Blutvergiftung sl;ituirt M. nicht, wohl «iher
eine Vergiftung der Solida.
9) Therapie,
a) lH*ophylaxis.
Ausser den allgemeinen med.-poliz. Desideraten,
iiaiueotlieb in Recug anf Anstrocknung von Sümpfen,
'Reinigung der Strassen (was in viele« Städten niittuJs
des aus Dampfmascbinen ahUiessenden warmen Was-
sers geachehen köonte) , auf bessere Anlegung der
Begrübniasstellen und der Neuhaut^n , auf Sorge für
die Armen u. s. w., hat die Prophylaxis nach Riecke
die Aufgabe, den geeutaden Zustand der Verdauifngs-
Organe niohi darch unpassende Eingriffe zu stören.
Als flauf>tregel steilt er hier auf. zur Zeit der (Ji.
nur kleinere und dalür öftere Mahlueilen zu halten u.
die Sf eisen darcb Kauen 4ind Einspeicheln mehr als
wohl sonst geachieb-t vorzuhereiten. Mit dem kahen
Trinken sei man vorsichtig, da naeh ft. gerade der
faeftffe Durst, der daiza einladet, oft schon ein Vor-
bote der Eraokfheil tat Na« halte den Körper, ¥or
Allem den iJntcrleib , besinnders nur Nacblieii in 4««
ersten 6td. nadi Hitlitrnseht, wo nach Reich en*
bach die Lob«i|skrafl io den Verdauttflgsorganen ihr
Mittiinfm «rreiobt qnd d«r Körper fttr AMsleekiingSr.
Stoffe an empftsg4ichatea iat» gehörig warm. Laagea
Jittngem oder Ubergrosoe Missigkeit iai auch wHhrend
einer Gh.-Epid. «cbfldiich. Dasa aber Reiftliohkeil u.
Massigkeit von beträchtlichem Ei»fluts tur Verhtlang
der Gh. sei, geht aus Ritter'a Angabe hervor« Bach
welclier wahrend der Gh. ^ B|iid. in den dDigcr i. w
Ruasland 1 Clu-Kr. auf 20 Einw. kam, in Polen d^
gegen a«f 33, in Preussen auf 100, in Belgien nvf
120, in England auf 131 , in Holland erst auf 144.
Als f'orbauängsmittel erophiehlt Riller eiaea
Tag um den andern eine Mischung von Kochaals u«d
schwarzem Senfmehle (ana) in die Slrttmpfe eo aireiaeo.
Rieke lobt das Chtn. aulpb. (2mal Iflglich Vt ^^0
bes. für Pers. , weiche sieb der Ansteckung oft aut^
aetcen mUasen ; M a d i n ein Brechmittel, sobald man'
sich unwohl fuhk. Stäger empfidill «och «lea
(fienuas von fVarmbier^ ferner kalte Waadiungen ii.
kurce Kaltbäder mit nachfolgenden HaulfricÜMien
u. dgL — Der bäuignte Vorbote , der Durchfaii,
muss nach Riecke aofeK durch Opium beaeiligl
werden. Roeenlhal fand bei den Vorboten am
balfreiehaten ein Bmeäeum aus Ipec. , oder ßiui^
enUiekumgtn wtd PoHe Biveri, wenn CongesUooeo,
Nuso vomiea, wenn nervöse Verstimmung vorbamles
war. S t ä g e r giebl auch Opium gegen den predre«-
misdien [Durchfall , femer bei achon gesunkener Viia«
litöt der Haut Einreibungen mit Tincl. Capaici und
Kampher, auch Chlor «nd Mineralsaurcn. Gegen
die Opportunität zur Gh. oder die schon vor Auabruob
derselben vorhandene Blutvergiftung, so wie die
eraten Symptome der Gb. selbst empfiehlt Ebera
Rroch^ und Abführmittel, wogegen er daa Opiiun vei^
wirft. Nur bei grosser Empfindlichkeit des Kr. eelae
man dem Brechmittel (Ipecac. oderfimetin) 1 — 2 Tr.
Opiumiinclur zu. Zum Abfdbren nehme nian Oleosa
oder Senna ohne Resina. Auch Madin vertraut in
der Ohoierine am meisten den Brechmitteln, besou-
ders der Ipec. ; bei Anwesenheit von Warmem (i*>
Bezirke von Verdun häufig) giebl er Galomel mit od.
ohne Scammoneuffl. Pruner-Bey sah in . Aegyplen
auch den meisten Erfolg der Beliandlung in der Cho«
lerine, bei choleraisclier DiarHiöe war Galomel asit
■RiMum wirksam. Wachsmuth unieracheiilel iu
Rezug auf die Therapie 4 Arten von ForlSmferms
1) congeative (Aderlaas u. s. w.), 2) katarrh. -rheii*
«natisohe (Ipec. mit Opium und Diaphoretica), 3) go*
«triaolie (Emetica), 4) charakterlose: <lie eigentliche
Oian^veea cholerica, die häufigste Form, welche
länger dauert und den Kr. «ehr mitnimmt (Tonica
intesimalia , Tinci.. Rhei vinoaa., Riam., ffux vomiea).
•Bei leieliten tiastnoseu während einer Ch, -Epid.
empfiehlt Ebers eine Miacbung aus TineL Velet.
eether. 3js« Gamph. Gr. x in Spiril. via. rclfas. «ekii.,
Tinct. Opii aimpl. 3£ in kleinen ofl wiederholten fiaben.
Dabei ist fttr gute Betten (fUr die Armen) au sorgen,
•damit Dicht der so «achtbeilige TnHiaport ins Spilai
Aölhig wird. Die SpUäkr mttsve» aueaerbalb der
OvigkiaUUMiidhiiif 1)11 «. MMi^tickMii.
UmelMat weril«D> Aimit ni^fai dureb ABMuftiiif
If. «B Berd det niasniiiMh^n SmCm sich
flfft). Kmck Pfaff ift fyr Mirung dar
«lud Spitilerr ja ar mOehie aelM AbsporrMof
wiecicf aurführfiD, UUMNPaa nUiU
fiieake Btohta, vral d*« Gb« «umeiat aoa
i Conaiituiiuii mtapringt, ^t^ Isi die Swiob^
««Bgebroehea. so oHias dar Varbraitung und
das GoBtaginma dwehdiebakaaiK^iiMilAaf
; wardea. Als «to U«diiifi4;itfD9 ftfar üi^Bi-
i. AQ^ab«rife 4ea Kr. icbla^ Sir^Uan.
md auf aaine iiod Liebig'« Tbeoiia (daaa
U ader SohweCelwaaaafst» der Trüger Qdar
ibaoda 4ar inficirireodeQ Agaoüao ia(>»
roB CUergfinksolution vor, dia diaae
odor z«r8U>rt, ohne einaA ^eBen
bialerlasaen. M Ciure (N.T. Deo.)
i laieen firfahrangen zu Torpoiiil die
[oig dea ZinkehUrids, Auch Blecke
üi eine sorgsame Demfection durch CUor
let, die Verbreitung der Ob. in Familien»
Strsisea und Ortaehafien an beaobrtfgken.
olssig grossen Krankenaimmer sielia watf
Sdiflasein , jede mit 2 bis 4 Quart VVaaaer
GblarkaJfc nebat einem bOlsernen Rttlif atab
KraokaapQeger aollen ihre Unde und Arme
oaab jeder BerObrung dea Kr, in jene
(aacbeo und mit derselben waschen .; ferntrr
der Kr. baW mit einer aplclien Aufl^uef
und sofort ia die Grube, oicia in dÄe
Mbrdera, die abgeiegtie Bett^ u, LeibwAacbe
lacb oiit iea«r Auflösung (tbergieaaep , dep
afiiars mil deraelben besprengen u. a« «r.
leh der Krankheit ist ip UauaflurundKranr
eise leichte Moc veau aobe ftVueberqiig vorr
BQd nach L'mstaod«n , etwa \A%\\^ IltmaJ,
lolen. so lange die Erzeugung des Anstek-r
lief durch den Krankbeitsprocess staltfiadet,
r IfthaJt dsr Abirilte ist nach Ausbrüieb 4er
tk CMorkalk [warum nicht durch den weit
iSiseovilj-iol?] zu desinficiren» und die Ab*
dsii Chlorwssser iSglich abzuwaschen. Vom
kiDoier ist alter uanöthige Verkalir mit der
ileTttlkerung abzubauen. Nach Ablauf der
il attsaee die Krankenzimn^ r mit ihrem ganzen
M verschlosaenen FeasLera iwd Tharen dei*
Ackei BaucilianiBg au;^eaeAa$ und darin wo
12 M. erhalteai wierdeai. Zur ÜesinXedian
Msfig grossen Zimmers sind 6 § Kochsalz,
Hioslein and $ ^ Schwefelsaure oöthig. Au^b
Kriakfiizimmer Besdiaftigten nai(ls«en sieb
geeigneten Desinfectionsverfahren unterziehen,
>lle Betten, Kleider, Wasche des Kr. in Ghlor-
gereinigt werden. Die Gh. -Leichen sind mit
>pfen zu rjlucbern oder mit Ghlorflflssigkeit
Dsd wo möglich ipit deo Kle^idern zu be-
«e BOasen ferner »acfa ieiü (irabe gefahren
•• Bei jedem Gb.-'FaHe sollie nachgeforscht
ob derselbe mit frühern Erkrankungsfilllen
^hsdang steht, und ob imht demsielb«^ andere
J^ersoBSM \m Bestthroag gekommen sind, damit anci
hier die Oeainfeotiiin angewandt werden kann. Vcr-
beimlichangeB der Gh. missen verhfUei werden. Alle
diese Müassrtegeln müssen gleich nach Ausbruch der
Krankheit gebttrig ins Werk gesetat w€Pdea. Daher
aaUten die Aeraba die OesinfectiAnsmiUel gleich bei
sich fitthre« und dieselben auch bei scheinbar ieacbtea
FnUeo \m voller Ausdehiwog anwenden. Wo das
DesiafeotionsverfehFen nicht von den Familien- oder
Uausgeiiassen ausgtiführt werden kann, da ist es von
hesondtis dasu angestellten Personen aussuttben.
[Die ilauplsaobe ist weM , die ZimmeratmaspAiare an
d«siafi4!ires , da das Gnnlagitun hauptsächlich 4lorQb
die Inspiration aufgenommen wird.] Sehr lieilssai
wirkte auch das FiniaHonssy9tcm (Jahrbh. LXVilL
130.)> bei welchem von 268 Diarrhöen aus M*t:iure*s
Praxis nur 6 in Gh. übergingen, woran nur 1 Kr.
starb. Man darf dieses System, welches durchaas
nielits Abschreokendas hat und auch keine grossen
Kosten verupsscht, nicht «her eingeben, bis Hie Efid*
sollstflndig vorüber ist: namentlich venbent es auf
Schiffen befalgt zu werden. Bricht die Gb. in
einem Srieg^heere aus, so ist nach Biecke das
sicherste Mittel ein Auseinanderlegen der Mannschaften,
wo möglich ein Wechsel des Ortes, wenigstens der
Qusrliere, nebst kleinen Anslttftungsmflrschen. Starke
anatrengeade Mansche sind nachtheilig. In MiJfctair«-
lazarethen vermeide man Anhäufung von Wediaelr
fiebarkr. ; nach 4oo AnfHUen soll oiaa die Kr. in Pri-
.«at<)>ttarliere anterhringen, um sie zu vereinze&a.
b) Rationelle Heilmethoden, d. h. anfeine be-
stimmte Theorie des Wesens der Gh. gestützt.
.Hall (Mangel an vitaler Actioq in den kleinei^
BlutgeHissen s. Gap. 5.) »teilt als HaupiapTgahe der
Therapie in der entwickelten, congestiven Ch. auf, die
Gongestion zu beseitigen und das Blut wieder in Gang
^u bringen , in der adynamisrhen Farm dagegen muss
man die entstandene Leere wieder ausfüllen und die
vitalen Kräfte unlerstütze/i. In erslerer ist das Pur-
giren ein Molimen salutare naturae , in der 2. ist es
die Krankheit selbst. Er empfiehlt BrechroiUel aus
Ipec. und Tart. siih., oder grosse traben von Galnmel
mit 1 dr. Tart. stih. , so wie Injectionen von Blei*
zucker und Opium, Hautreize u. s. w. Die anfäng-
liche Diarrhoe war, wenn die Zunge rein und hlass
ist , bald durch einige Tropfen salzs. Eisentinctur u.
Ghinin beseitigt, nicht so wenn die Zunge r.oiii ist.
Ist die Ziunge in der Miite schleimig belegt und Gob-
lapsus vorhanden, so sind die Ausleerungen gewOhn*-
lieh putrid u. vom Eisen ist kein Nutzen zju erfvarten.
— Laker (irreguläre oder suspendirte Innervation
in ilen Gedärmen u. s. w.) ^yählt Colgericblig Ifittei,
die den Tonus jener Organe ratsch wieder herstellen*
L. empGeJik dös schwefeis. Kupfer u- kaltes Waaser,
deren Wirkung durch Ghinin , Nitrum und Salmiak
unterstützt w/erden soll.
Na«h $täger*s Theorie ist Zweck u^^Zi^W
Therapie: Aaniebuag des läbmungsariigea Zustanden
der Haut und BUckfilhrung derselben «u ihrer nor--
354
Origtnaübbandliingan v. Uabartieliteii.
malen ThStigkeit. Diese HaupiiDdication wird un-
teralülzl und gefordert darch Verbesserung der feh-
lerhaften Bluimischung, durch MSssigung der in der
Darmschleiinbaut erwachten und Uhermissig erfol-
genden Secretionsthaiigkeit. — Zweimal gelang ea
ihiDy den Anfall zu coupiren durch kräftige Reibun-
gen des ganzen Körpers mit kamphorirten wollenen
Lappen , doch ging die Krankheit erst in ein leichtes
3 bis 4 Tage anhaltendes typhöses Fieber Ober, bevor
Genesung erfolgte. Dtn Aderlass halt er nur wäh-
rend der Vorboten unter sonst dazu geeigneten Um-
atinden ftfr Hihig, den Anfall zu verhüten, ebenso die
Ipecac. in plena dosi. Im Anfalle seihst kann und
darf man nichts zur Hemmung der Ausleorungen thun ;
alle Mittel reizen hier und werden ausgebrochen, man
gehe daher dem Kr. nur ein wenig ihm angenehmes
üetränk. Ebenso unnOlz und belustigend sind die
Mittel, den kalten Kr. zu erwarmen; höchstens ver-
mögen Kaltwasser- und EisumschlJtge unter sonst
gdnstigen Umstanden Reaction hervorzurufen. Sonst
soll man den Kr. nur leicht bedecken , frische Luft
athmen lassen und wegen der Krämpfe gelind mit
seidenen TOchern oder Pelzlappen reiben, dabei etwas
kaltes Wasser oder Bier, Eisstackchen u. s. w,
reichen. Hyperämie der (lehirnvenen erfordert kalte
Fomentationen und Begiessungen , in Pausen wie-
derholt. Mehr kann man im Reactions-Stad. thun.
Die Reaction rouss man, sobald sieheginnt, vorsichtig
SU befördern suchen. Ausser den bekanntern hierzu
wirksamen Mitteln empfiehlt St. ein bisher in derCh.
noch nicht versuchtes, auf die Haut specifisch wir-
kendes Mittel, den Boletus laricis. Den Kr. par
force in Schweiss zu bringen tadelt S t. durchaus ;
die nur Schweiss erzielenden Mittel beschränkt er auf
leichtere Falle, wo der Puls nicht ganzlich unter-
drückt, die Faltenbildung in der Haut gering ist.
Auch wo die Reaction unzulänglich bleibt und die
Krankheil ins typhOse Nachstadium übergeht, soll
man die Hautfnnclionen vorzugsweise im Auge be-
halten. Nur in der congestiven Form des Typhoids
ist vor Allem das Blutleiden und die damit verbundene
Hyperamie des Gehirns durch Chlor, Sauren, flüchtige
Reizmittel, kalte Umschlage u. s. w. zu bekämpfen.
Bei der nervOsen Form dagegen , wo die Haut zum
Erkalten inclinirt, sind gleichfalls Hautreize, Einrei-
bungen mit Tinct. Capsici und trocknen wollenen
Lappen besonders an den Extremitäten gemacht und
oft (alle 1 — S Std.) wiederholt, das sicherste Mittel,
den Kr. zu retten , wenn die Sensibilität desselben
noch nicht zu sehr gesunken ist. Innerlich giebt
S t. bei der congestiven Form leichte Laxantia , bei
der torpiden Ammon. succin., Camph. , Arnica , Mo-
schus. Das im Reactionsstadium oft so lästige Er-
brechen lässt sich direct nicht , nur durch die allge-
meine, gegen die Haut gerichtete Behandlung heben.
Hühbenet hält im Allgemeinen von ärztlicher
Behandlung der Ch. nicht viel. Da das Hauptkrite-
rium derselben Stockung im Capillarkreislaufe und
venOse Hyperämie mit Eindickuifg des Blutes ist , so
stellt sieh ihm als erste Indication heraus:
des capillSren Kreislaufs durch äussere
Mittel, Haolreize, Erwärmung v. s. w. Die I
kaltem Wasser seilt noch einen hohen 6ra4 \
bensthitigkeit voraus , um durch Reaction ^
Kreislauf hervorzurufen. Das im Bett nit ^
▼eranstaltete Dampfbad bat H. am bäuttgsia
wandt. Gelingt es durch diese Mittel
Puls zu wecken, so schwinden die Obrigen I
von selbst » höchstens kann man der Krtm
noch gelinde Oeifrictionen machen. Der i
Hyperämie ist nach H., so lange der Capilh
stockt, schwer heizukommen. Der Aderlu
nicht, u. innerlich gegebene Mittel werden niel
sorbirt. Aber beim Uebergang zum Gh.-T
der venOsen Hyperämie durch Bluten tziehusj
und Säuren begegnet werden. Gegen
affectionen hat H. im Beginn Vesicatore in
im schlimmsten Falle auf den geschornen I
samer als andere Mittel gefunden.
Steven' s Heilmethode ^). Während der|
der Vorläufer gebe man eine Gabe Sedlitzer i
einem Gefahle von Hin Billigkeit ohne Diai
serdem noch 3 Dr. Bittersalz in kohlens. ^
beginnt diess auf die Därme zu wirken, so I
den Pat. reichlich dünne gut gesalzene
trinken. Bricht der Kr. , so lege man i
pismus auf das Epigastr. ; hat er viel Oorst,!
er nach Belieben Seiterser - , Soda •
Wasser. Im 2. oder krampfhaften Slad.
i Dr. Kochsalz mit 1 Skrp. doppelt kohlei
7 Gr. Chlors. Kali in einem Glase Wasser^
schnittlich aller ^/^ Std., in heDigen
Yi Std., in gelindern alle Std., und zwari
bis die Circulalion völlig hergestellt ist,
man es allmälig aus. Wo der Magen sebrr
gehe man eine schwache Kochsalzlösung i
von etwa 30^ R. , und innerlich nur schwaGli|
alkalisches kohlens. Wasser, bis der Magen I
Gaben vertragen kann. Bei Krämpfen sind i
Frictionen zu machen , SenReige zu legen
Ist bereits Collapsus eingetreten. Brechen a. I
schon geschwunden, so muss sogleich 1 Oin
salz mit Vs ^^r. chlors. Kali in kaltem
geben, und wo nOthig, 3mal aller Vs Std. ^
holt werden. Nach eingetretener Reaction |
schwächere Losungen; kann das Mittel nid
schluckt werden, so versuche man es als Kiyi
Ein Zusatz von Acid. hydrocyan. dil. (gtj
macht nach Angabe eines Arztes zu PlyQO'
1) Diese Methode ist mit Unrecht oacb Sterij
nannt worden , denn sie ist bereits 22 iabre iH n
Stevens nur aas der Vergessenheit, in ^'*,*'*JLa
terroaassen verfallen, geiogen worden. Im Joii ia3|1
das Kochsalz zuerst klinisch in der Cholera •ngewiDC"
zwar vom Dr. Ockel in Petersburg, mit eben» i«
günstigem Erfolge, wie in letzterer Zelt. Vergl. all
Ch.-Ztg. Bd. I. S. 99. ff.
OriginaiabhandhuigeD xu UebersichtaD.
SÖS
:ief kohleas. Salie für des Magen zutrag-
wirmar Lobredner der Stevens* sehen Me-
ttlTucker in SHgo (Med. Tim.). Auch
iiir (M. T.) hat in der Epid. za Kingston
Methode mit glückiichem Erfolge ange-
Seiae Pal. erhielten durchschnittlich 9 Dr.
I J5 Tb. Natr. carbon. , 5 Natr. miiriat.,
pHiriat. (?) und Vj^ Weinsaure bestehenden»
phfirigen Menge Wassers aufgelösten Pulvers.
(Ibid. SepL) lasst gar keiner andern Me-
irecbtigkeit wiederfahren , als der S.'schen»
aas dem Grunde, weil die Ch. seinen Er-^
sach bisher alle Orte verschont habe , wo
Bsd Kohlensauerlinge entspringen. —
n'i(i. Gap. 5.) Behandlung besteht in der
4er Ch. neben Bleizucker in der S.'scheu
ndbeissen Salzbadern. Andere verbinden
limit Eis, wobei allerdings noch ein hoher
oilwirken hilft. Noch Andere machten
jectionen in die Venen. Hobbenet
fUfoB ein vorübergehendes Gehobeiiwerden
; aber es traten fast gleichzeitig reichliche
ein, so dass es schien, als wenn die
Flüssigkeit aus dem Mastdärme wieder
In der That Hessen sich auch in diesen
aUe die angewandten Salze nachweisen. Der
iD allen Fällen. H o w 1 e 1 1 (M. T. Sepl)
leiu bereits collabirten Pal. 1 Quart Wasser
|JL in die Armvene, worin \ Dr. Kochsalz
'. Kali sulpliur. aufgelöst war. In weniger
kehrte der Puls zurück , die Haut wurde
iierlor die cyanolische Färbung und fernere
igsmitlel brachten den Kr. in reichliche
itioo. Die fieberhafte Aufregung die nuch-
ae durch Calomel c. Opio beseitigt, u. die
iz trat bald ein.
[igi empfiehlt den Aderlass, weil dieser die
lalion wieder zu Stande bringt, so wie
^ Pillen (aus Morph., Gamphor., Ol. Ca-
I Gummi mit Extr. Genlian.), weil in der Gh.
Aesthesia motoria vorhanden ist. Bei
thl. ist der Beginn der Gyanose der erste
r Genesung, indem der Zustand der moto-
F&eslhesie zu Ende ist: hier lasse man den
litODUl liegen, halte ihn warm und gehe ihm
dwasser zu trinken. Durch Vendsection
vige solcher Pal. gerettet , doch rälh er bei
lagelretenem Gollapsus (Aoaesthesia) kein Blut
I enUiehen.
ptrs hüll bei Behandlung der Gh. zwei Haupt-
He fest, das dynamische und das chemisch-
tHe. Eioe mächtige Anregung des Lebens-
t sei aberall, wenn auch nicht absolut , erfor-
doch mUsae man auch bei der dynamischen
K aaf das Wesen der Arzneien in Bezug auf die
|der Krankheit sein Augenmerk richten. Die
Uel io dieser Beziehung seien : äussere
bmpher (besonders als Lobkowitz*sche
Tiactnr), Phosphor (zu Viooo ^i**) ^^^ Salpeters.
Silber (besonders in den gastro - enterischen Nach-
krankheilen der Ch. holfreich). Ausserdem empfiehlt
er auf Grund der Ansicht , dass das Wesen der Gh.
in einer durch ein Gontagium gesetzten Hypercarboni»
sirung des Blutes bedingt sei , das Ammoniak u. die
Ndtronpräparate. Das Ammoniak versuchte E. zuerst
1837 in grössern Gaben mit überraschendem Erfolg,
und hat es in den spätem Epid. gleich holfreieh be-
funden. Er wandte in der Regel den Liqu. animon.
caust. an zu 2 Dr. mit 6 Unz. Zuckerwasser, ^/i —
Y,stündl. 1 Essl. Dasselbe Mittel benutzte E. gleich-
seitig als Einreibung oder Waschung , und hält alle
andern äussern Mittel fflr entbehrlich. Bei eintre-
tender Reaction soll man mit diesen Mitteln nicht
sofort aufhören , sondern nur tlie Dosen modifictren.
Im Typhoid sind die örtlichen Gongestionen zu mas-
sigen, etwaige Obstipation vorsichtig zu beseitigen,
den Kräften aufzuhelfen und eine Subsaturalion von .
Liqu. ammon. pyro-oleosi mit Essig zu geben. Be-
sonderer forcirter Erwärmungsmittel bedarf es neben
den Amnioniakeinrcibungen und gehöriger Bettwärme
nicht. Den Durst stillt E. durch Eispillen und Sel-
tersw. , grosse Empfindlichkeit des Magens durch
Wismuth , consecutive Diarrhöen durch Silber. Bei
einfachen BrechdurchHlllen gab er jene Suhsaturation
mit etwas Opiumextract, oder Ipec, kohlens. Katron,
oder (bei Darmschleimhautlciden) Silbersalpeter.
Nach Pagenstecher ist die Aufgabe , das
Exsudat zu verhüten, oder die von Exsudalioa bereits
ergriffene Schleimhaut zur normalen Form und Func-
tion zurückzuführen , d. h. den exsudativen Process
auf den einfack-katarrhalischen zureduciren. Dazu
empfiehlt P. Oleum Ricini und Salpeters, Silber;
ersleres in einer Emulsion, slUndl. 1 Essl. in allen
Stad. der Krankheit, in der Gholerine weiter Nichts.
Sich in die Länge ziehende Gholerinen erfordern zu-
weilen Chinin und kohlens. Eisen. Das 1. Gh.-Stad.
behandelt *P. ebenso, das 2. erfordert zuweilen noch
fluchtige Reizmittel u. in heftigen schon der Asphyxie
sich nähernden Fällen das Salpeters. Silber, das über-
haupt für das 3. Stad. (neben dem Gele) das Haupt-
miltel ist. Es ist aber in grosser, gewöhnlich nur
einmaliger Gabe, als (ärmliches Aetzmittel anzu-
wenden. P. gab Erwachsenen 3 Gr. p. d. in Pillen-
form , in verzweifelten Fällen bis zu 4 oder 5 Gr.
steigend. Nur selten war Wiederholung nölhig; fast
augenblicklich darauf hört das Brechen auf und die
Angst mindert sich. Eine Stunde nach den Pillen
giebt man die Emulsion, mit oder ohne Moschus oder
dgl. , dabei Frottirungen u. andere äussere belebende
Mittel. Nach Beseitigung der Asphyxie bedarf es nur
noch der Emulsion, um durch die nächsten Stühle
die cauterisirten (Darmschleiro-Epitiielial-) Massen zu
entfernen. Die Ausleerungen werden bald schleimig-
gallig. Hin und wieder wandte P. noch andere Reiz-
mittel , Chlorkohlenst. , Moschus , Ammoniak u. dgl.
an Das Typhoid beliandelle J.^gi^l Qy^r^gMCf^j,.
kalten Begiessungen. O
Weissbrod giebt bei den ersten Symptomen
ase
OrigmaUUhAKlIuBgeB ü, üdbeMstiUMI.
ei» Br^chmiltel aus Ipec. , um das GiCl ausauktered,
uftd enlaiehl Blut, mu die G^ngestion ufid die Sias^
£u heben« »her nur, wo wirklich congestive Syni«^
ptomeda sind; dabei Sinapisoieii, KakapldfrMent TUet*
au^ftss« Uw $. w. Zu Anfange des 2. Slad., wo
schon IHarrhtfe und Gholerabrechen eingetrete» isiv
gebe man Ipec. in Verbindung mit Spir. saL AnDinoa.
ani». Qd«r Tinct« c»sl(>r. , Exlr. Opii »qo. niil Aqfu.
nienlh., - Seftfleige, Eiswasser, Klyslire von Dec« allh*
mit Gxtr. Opii aqu. Bei Asphyxie ist am Wirksamsten
Liqu. auimen. causl« , aJlehi oder ra«t TincL castor.»
alk 5 bM 10 Min. tu 10 — 30 Tr. tRt( Wa.sser ver^-
'dUent, abwechselnd mit Opium. Dabei Scinf auf den
Unterleib, Frictionen der Est re In i taten mit Aq. ohlor.
Bei der Heconvalescena ist Fleisch lange Zeit zu
meide«. Chinin in starken Gaben ntttzt, viro die Cb.
als lotermittens larvata auflriit. Im TyphoMi i^t reiik
»ympiomatisdi zu verfalvren.
c) Empirische Therapie.
Im Allgemeinen hat das Haschen nach Heue« Mit-
teln und das mehr oder weniger unvefHchimte Aih
preisen derselben gegenwärtig etwas nachgelassen,
und man ist grossen theils zu der Ueberzeugung ge^
langt , das» nur zu Anfang der Gh. Arzneimittel und
diäteiisclie Maassregeln Hülfe schaffen , bei ausgebil-
deter Ch. dagegen (Gellapsus) alle Mittel vergeblich
sind. Von den, die zu dieser Einsieht gekommen
sind , sind besonders hier zu erwähnen : D i 1 1 e I,
Finger, Goudoever und Imans, Hübbenet,
Bulley, Brochard.
Auf statisUschem fVege suchten namontlicli van
Goudoever und M. 1 m a n s in Utrecht zur Ge-
wi8sl>eit zu gelangen. Diese Aerzte fuhrlen bei den
zuletzl in ihr Spil.*)! aufgenonimeoen 100 Kr. während
des Stad. ulgid. folgende Beliaudlung ein. Kr. unter
40 J. erhielten nur etwas Eitr. Gram, mit Wasser,
manchmal mit etwas Oxymel stmplei; einige Male,
namenllich bei kleinen Kindern , wurde audh Dec.
album Sydenb. verordnet. Nur 4 Indiv. von 18 bis
36 J. , die aber alle starben , erhielten daneben ein
Ghinadecoct in diesem Stad. Kr. über 40 J. erhielten
meistens ein Dec. album Sydenh., und die Bejahrteren
zugleich ein Ghinadecoct mit oder ohne Schwefel» od.
Essigflther , Spir. corn. cerv. , Tinct. Valerian. ete.
Das Erbrechen musste manchmal durch Ipec, mit
oder ohne Moschus, unterstützt werden. Bei dieser
Behandlung sind 35 genesen, 65 gestorben. Die
übrigen 395 Pat. wurden mit Arzi>eimitteln beban^
delt, Bamentlich wurden auch hin und wieder neu-
ausposaunte Gh.-Mittel probirt; von ihnen sind 121
geaesen, 274 gestorben. Die erstgenannte Behend-
lomgsweise zählt also 35<^/q Genesene , die letztere
Bur 30,6^0 das Verhallniss stellt sich noch günstiger,
wenn man blos die Individuen bis zum 40. Lebensj.
berücksichtigt, die nach der zuerst genannten Methode
80 gut wie keine Arzneimittel erhielten. Von den
100 fallen auf diese Rubrik 56, davon sind 50%
genesen. Von den 395 fallen auf diese Rubrik 2^2»
von wekton nur 37,3% genasen.
Auch Fifigei' vcrlnaf^ v(Ai ionerti Mitten kmel
zu rühmen, selbst Ipec. und Silber nicht. Bios a4
die die Haut aiiregen<leD Mittel, besoiMlers auf w«rrot
Bilder, glaubt er einigea Werth legen zu tlürfen. Yq«
seioen 185 Kr. vertar er 102, also 54%.
Bessere Resultate ehstett« Rübbenet^h d^m i«
Juni 184^ be^m Lager errichteteb temi^draren €h.^
Lawreth, wo er von 118 Kr. ni^r 41 verter. Dil
iftigewandte Kotmethode bestand in Dampfliad (I 8ti
laeg), u. gleichtef tigern Eiftlnehmett ton 5 6f. Rheml
und 1 Gr. Oatowel bi« zu 6 sdl(^eh Gaben , nadi
Beginn defr Reaction wurde halbsittndl. 1 Pulver am
3 Gr. Rheum 1 Gr. Galomel und y^ Gr. Katn^. ^
reicht. Jedoch legt H. keinen besomdern Werth auf
diese Methode, da dieselbe früher und rn andeMiSpi«
talern, wo die äussern Verhallnisse weniger gflnsiig
waren , als die oben erwähnten , kein besseres Re«
sultat, als andere Methoden ergab. Die Verarntfe^
rangen, welche h^tx Anwendung j^ner Methode ha
Gange der Krankheit eintraten , bringt er mehr dea
glerchzeiiig angewandten äussern ErwXrmnngs-^ tm^
Reizurrgsmiiteln aof Rechnung. -^ Stratton be*
handelt die vorlaufende Diarrhoe mit Pulv. Doweri otL
Laudannm , Galomel c. Opii etc. die Gh. mit €aloftliei
allein in grossen Gaben, heissen Luftbädern. Sobald
Abnahme des Urins eintritt, gebe man Ginevre (Grn)
in kleinen oft wiederholten Garben (alte ^/^ Std. etwa
2 Unz.), Kindern und tarten Frauen Spirit. nkr. dtrtc.
Ist nach dem Galomel Salivation eingetreten , so ist
ein Alaun-Gargarisma nöthig. — Bei Urämie schröpfe
man die fherengegend, lege Blasenpflaster nod gebe
Ginevre und Spir niiri fort, die Gerebralcongestioa
hebe mau durch örtl. Biutentziehung n. s. w. att
Nacken. Beim Lungeniyphoid Vesicater auf dre BraA
und dituirende GetrUnke; beim Abdominaityphnid
fomentationen, TerpentinüherschlJfge, Sinapismen etc.
auf den Unterleib, ausserdem symptomatische Be<>
handlung.
Einzelne Methoden und Mittel,
Diese wollen wir, um uns gleichfalls der slaiisti-
sehen Methode etwas zu nabern , nach ihrer muth-
maasslich grOssern oder geringern Wirksamkeit zu-
sammenstellen , so dass wir mit den als am meistee
wirksam erprobten beginnen , und mit den nur voa
einzelnen Stimmen empfohlenen aufhören.
Aenssere , die Hmueireulätion hetsteUenit
Mittel.
Von dem Werthe dieser Mittel sind stillschwei-
gend selbst diejenigen überzeugt, die ein anderes
Mittel als Speciücum in den Vordergrund zu sielleo
bemüht sind , und eben weil wobl in keinem Falle
ein Arzneimittel angewandt wurde, bei dessen ^«^
brauche nicht gleichzeitig äusserlich auf dtit Haut nf
irgend eine Weise gewirkt wurde, müssen die haut«
reizenden Mittel iedeafalls die erste Stelle in der Gh.-
Jamatologie einnehmen, so wiia auch Singer 's
Tfaeerie durch diese« Umstand die krltftigate Statte
erhKlt«
0rigiilalabbaiidli]ii|fett ü. Debersichteik.
2S7
Voir den hi«rh€i' gehtfrig«n Mitteln isrt wiederutd
hx wirksBxnsie das Dampfbad, H ti b b 6 n e t wandte
lii 87 Kr. Dampfbüder nebrt leichten Oelfricrionetf
t«d dem fonerlicfaen Gebrauche von warmem Walser
m, und hatte nifr 37 Todte. Bulley eitipfi^hlt
daaselbe Iffittel auf Grund glflcklichef Erfahrungen
(K. T. Dec.). Die Bampfbader wirken seiner Ansicht
■acfi, indem si^ d\t heilenden Bestrebungen der
Ratnr untefstQtzen , das Hitzestadium der natttriiehen
Beaetion abkthrzen und den Schweiss sichern, ohne
die CoDstttotion irgendwie zu gefährden. Ausser der
dvreh die Herstellung der capillaren Circulation er-
zeugten Erleichterung der innern Congestion mag auch
(wenigstens zum Tbeil) das Krankheitsgift durch die
Perspiration ausgeschieden werden. Aber nur wo
noch kern klüger Collapsus eingetreten ist , schaflen
sie Vntzen. Ebenso die ßFärmtoasserumschiäge,
die nan oft den Dampfbädern subsliluiren und Über-
haupt dem ioditiduellen Bedürfnisse zweckmässig an-
passen kann. R o d n ey (M. T. Aug.) empfiehlt auch
im Stad. Collapsus das Dampfbad, das in weniger als
Yi Std. die Muskeln relafxiren und die (iefahr besei-
tigen soll. Auch R i 1 1 e r empfiehlt heisse Dttder u.
SrtUehes Dampfbad (unter dem Bette bereitet). —
EhtinreilnuigeH und kalte ßFasserumschläge (s<y
wie der innerliche Gebrauch von Eis und kaltem
Waaaer) passen nach H U b b e n e t mehr für extreme
Falle mit blutigen Stühlen , wo er das Eis auch auf
to Mastdarm applicirte. Er sah bei dieser Be-
biBiUnnf wenigstens einen Kr. genesen, und noch
2iBdere, bei welehen ausserdem noch Sparen auf
dsa Masidam applicin wnrden. — G i e s e 1 e r fand
in Kaitesladium die kalten Sturzbäder hülfreich. Er
fiew dazu dae Bett vorher mit Warmflaschen er-
«IriDett an4 so einrichten , das» keine LeibaebHesel
Bühig wtar. Wahrend dieser Vorbereitung wurde
d|p Kr. liiit wariwii flandtttehern vom kalten Scbweiase
brfrett oder dhi Spirit. Sinap. «ingerieben , dMin auf
kmß Rare boriaontal auf den Raueb gelegt, aus 8'
B5he mit eiocna Eimer Kaltwasser begossen , herum-
fidrebl und abermals begossen , dann schnell abge-
toecknel, ioe warme Bett gebracht und wohl bedeckt.
Waren die Ausleerungen noch copiöe, so erhielt er
eine volte (7) G>abe Opium ; febiien schon die Aoa-
lesnmgeo , 9o bekam ei^ Kanypber oder MünzOl , und
ar Sldlnng^ des Durstes Gummiwaseer , kalt und
esainielweise. Die Reaeflio» siellte sich baid ein u.
wurde durch Ipec. in* refr. d« unterstützt. 9 Per*
loneo wiM G* auf diese Weise gerettet haben. EU-
wanerkiystire werden besonders von Rosenthal
mptMen, — ' Von den speeifieeAen kautreizenden
üiieia haben aioh in letzter Zeit besonders die TmeL
IS^dra and die heiasen Terpentin fomeniaiionen,
»eh Blaseaf flaater nnf die Magengegend (B r oc b a r d
dod Praiaer-Bey) einen* gewissen Ruf erworben.
(S. Stauer'» Methode;)
Als Anbang zu den äussern Ittitteln mtfesen wir
bier des Aderlasses und der drtUcken blutentzie-
klagen gfedenfien, wenngleich die Meinungen über
IU4. Jakrbb. Bdi HB. HA. %
diess Mittel immer noch ^ehr geth^ilt sind. Oi e a 6 1 e r
will nichts davon wissen , ind^m der Aderiaars seiner
Ansicht nat^h weder dem Blute eine Richtung nach
der Peripherie zu geben, noch den stockenden Kreis-
lauf in Bewegung zu sietzen verml$ge, leicht Obti-*
macht herbeiführe u. s. w. Auch M a d i n verwirft
die Bhitentziehungen. Nach Diügham (M. T. Oct.)
u. Haffner hingegen schaffte der Aderlass selbst in
einigen Fallen von Collapsus u. Cyanose noch Hülfe :
man müsse nur eine grosse Oeühung iri die Vene
machen, und das erste dicke Blut aussaugen, bis es
von selbst zu fliessen anfange. Brochard h^lt acrf
örtliche Blulentziebungen und auch auf den Aderlass
sehr viel, auf Bader dagegen wenig. Dabei sucht er
die Hautwarme wieder hervorzurufen und die Sen-
sibilität des Magens zu bekämpfen. Besonders bei
Gerebralaffecttonen fand er Örtliche Blutentziehungen
wirksam. — In der agypt. Epid. von 1848 fand
Arnoux den Aderlass, zeitig genug angestellt, bülf-
reich. Er halle namentlich die Wirkung ^ das Wsr-
megeftlhl bei schon kalten Pat. herzustellen. Wahrend
der Reaction dagegen nntate er wenig* oder nichts,
beim Typhoid schadete er geradezu. Oertliche Blut-
entziehungen leisteten weniger, ebenso trockene Rei-
bungen und Dampfbader. Auch die andern agypt.
Aerzte hielten viel auf den Aderlass. Maruchi
verlor von 92 Gh. - Kr. dur 6. Nach dem Aderlasse
gab er Infus. Ghamom. mit Spir. Menth, und Lau-
danum. Allerdings konnte M. gleich zu Anfong der
Krankheit zur Hand sein. Nach diesen n. eigeneti
Erfahrungen halt Pruner-Bey neben gehörigem
Warmhalten des Kr. u. s. w. den Aderlass für das
sicher»te Mittel , den Kreislauf herzustellen. Was ja
überhanpt die Haoptindication bei Behandlung der Ctr.
ist. Allerdings ist die fndividualitat des Kr. dabei zv
berücksichtigen. Oft mnss man durch äussere Er-
wärmnngs- und Druckmittel nachhelfen, um gehOrig:
Blut zu erhalten. Nach dem Aderfasse ist geringe
Nachhülfe durch Ammoniak, Aether, Kampher, Opfum
nOthig, um Redction zu erlangen. Wo aber der
brennende Epigastrialschmerz da ist, nützen Eis oder
Eislimonade und anssertich Hautrtize mehr. Bei
schon ausgebildeter HantkäHe soll man , nach gehö-
riger Bearbeitung der Haut nnd Trinken von kaltem
Wasser, sobald der Alhem tiefer u. die Haut warmer
wird, den Aderlass versuchen, und dann die gen.
Mittel folgen lassen. Im ReactionssCad. lasst P. bei
Gongestionen atrch Blut , nach Umstanden sogar aus
der Armvene; bei Urämie lasst er Bluteget an die
Schlafe setzen, ausserdem natürlich noch andere Mhtel
gebrauchen.
Von den innern Mitteln erwähnen wir zuerst
das kalte fTasser und Eis, So lange die Gh.
exrstirt , sind die Aerzte immer von Neuem auf dieaa
natorgemasseste aller Mittel zurückgekommen, in
netteeter Zeit ausser Hdbbenet (s. oben) auch
Hadin, Ritter und Siegert. Ersterer lasst
den Kr. kaltes Wasser oder Eislimonade trinken nach
Belieben , upd soll sich derselbe nicht davon ab-
38
258
OriginalabbandluDgeo u. üebersicbteo*
schrecken lassen , wenn auch die ersten Glaser aus-
gebrochen werden. Dabei iässt er den Kr. von aussen
her , aber nur vom MilleUheile des Körpers an , er-
wärmen f so dass der Oberkörper frei bleibt und die
so nöthige Resp. gut vor sich gehe. Im Typhoid ver-
Alhrt er mehr reizmildernd» ezspectaliv, als sympto*
malisch. — Ritter wendet Eispillen alle 10 Min.
bei heftigem Erbrechen an, und verbindet sie, wo
sie allein nicht helfen, mit Kampher- und Melissen-
geist (ana 15 gtt., alle 5 — 10 Min.). Siegert hat
die Eislherapie am Weitesten getrieben. Er behan-
delte 32 schwerere Kr. mit Eis, wovon 8 starben;
ausserdem noch mehrere leichtere Fälle, die alle ge-
nasen. Das Eis wirkt nach S. kräftiger ein, als
gleich kaltes Wasser, und zwar hauptsächlich durch
den Lösungsprocess ; es stillt den Durst, wird nicht
ausgebrochen, ändert (wie es scheint) den elektr.
Zustand des Kr., indem durch den Gontact der heissen
Magenwand sich Elektr. neu bildet, wofür noch der
Umstand spricht, dass alsbald nach eintretender
Reaction Müdigkeit und Schlaf eiulritt. Ausserdem
wird der Wasserbedarf des. Körpers befriedigt. Was
S. über den Sauerstoff des' Eises sagt, ist irrig: „in
der Kälte ist der Luflsauerstofl' dichter, folglich auch
dichter im kalten Wasser und am dichtesten im Eis*';
letzteres ist bekanntlich specifisch leichler, als gleich
kaltes Wasser; und was er von den übrigen Kräften
und Wirkungen des verschluckten Eises anführt, ist
rein hypothetisch. Das Eis muss, soll es gehörig
wirken, als Eis im Magen ankommen, daher in ganz
kleinen Stücken, als grobes Pulver, rasch verschluckt
werden. Tritt ein Kältegefühl im Magen ein, so
wird pausirt, bis dasselbe verschwunden ist; ohqe
Nolh darf das Eis nicht genommen werden. Im Be-
ginne der Krankheit sind meist einige Essl. voll Eis
genügend zur günstigen Entscheidung, die oft schon
nach ^/a Std. eintritt und mit einem mehrstündigen
Schlafe endigt. Im 2. u. 3. Stad. tritt noch kein Ge-
fühl von Magenkälte ein , auch wenn schon mehrere
Pfund verzehrt sind; man muss hier oft einige Std.
lang den Kr. förmlich mit Eis futtern. Mit Eintritt
des Kältegefühls gebe man das Eis in längern Pausen
und setze ganz aus, wenn Widerwille eintritt. Die
Reaction ist gewöhnlich in 2 — 6, höchstens 12 Std.
vollendet. Dann giebt S. in der Regel noch eine
Oelemulsion, um die krit. galligen Ausleerungen zu
befördern. Nach Umständen werden auch jetzt noch
einige Gaben Eis nöthig, oder Rheum, Pulv. pector.,
Bier u. s. w. Eine Pat. S.'s hat in 8 Tagen über
2 grosse Eimer Eis verschluckt, ohne dass irgend ein
Nachtheil für den Darmkanal zurUckblieb.
Den zweiten Rang scheint das Opium einzu-
nehmen, obschon die Meinungen über die Zeit der
Anwendung desselben noch sehr getheilt sind. Bulley
(M. T. Dec.) hält es nur in den frühern Stad. der Gh.
und beziehendlich der Epid. (bei der epid. Diarrhöe)
für heilsam , Smith (Ibid. Sept.) erst dann , wenn
der Kr. durch die Ausleerungen schon erschöpft und
sehr reizbar geworden ist, während er früher leichte
Aperientia giebt; die meisten Aerzte geben es ferner
nicht allein, sondern in Verbindung mit Kalk
(D i n g h a m), Ipecacuanha (R o s e n t h a 1) , Calomei
(Owen Evans, Bulley u. A.), Blei (Dingham)
u. s. w. Der entschiedenste Lobredner des Opiumi
ist Balfour (M. T. Sept.). Alle Kr., wo das Opium
seine narkotische Kraft entfaltet, sollen nach B. ge-
nesen ; auch bei Kindern soll man es nicht verab-
säumen. Von 14 so behandelten Kr. verlor B. nur 3.
Er giebt das Opium in der prodromischen Diarrhöe
mit Blei, im 2. Stad. mit Ingwer und Kflmmelwasser,
nebst heissen Terpentinfomentalionen. Nach besei-
tigter Diarrhöe enthält er sich aller Arzneimittel , u.
glaubt es dieser einfachen Behandlung zuschreiben zu
dürfen, dass er fast nie Reactionsfieber beobachtet
hat. — In grossen Gaben empfehlen das Opium
(nach Qawtborne's Methode) für die ersten Stad.
besonders fl u g h e s (M. T. Sept.) nebst Stärkmehl-
klystiren, und Beamish sogar im Stad. Collapsus.
B. behauptet, bei dieser Behandlung von 9 sehr
schweren Pat. dieses Stad. nur 1 verloren zu haben.
Nur einmal folgte einige Narkose , niemals consecu-
tives Fieber. Auch Brochard fand in schweren
Fällen grosse Gaben von Laudanum hülfreich. Von
den Opiumpräparaten ist neuerdings besonders das
Moi^phium muriat. empfohlen worden (Owen Evans
und Bulley).
Den dritten Rang mögen die salinischen Mittel
einnehmen, s. Sleven*s Kurmelhode.
An die 4. Stelle glaubt Ref. die Ipecaeuanka
stellen zu müssen , namentlich auf Grund der Em-
pfehlung Hübbenet's, welcher diess Mittel für das
geeignetste hält, der völligen Entwicklung der schoa
ausgebrochenen Gh. vorzubeugen. Sobald die Aus-
leerungen farblos werden, und sich die omindseii
Epithelialflocken zeigen, hilft Opium nichts mehr,
sondern nur noch Ipec. in brecheoerregender Gabe. .
Selbst in der asphykt. Per. lässt sich von der dadurch
erzeugten gewaltsamen Erschütterung des KOrpen
(die von dem freiwilligen Gh.-Brechen sehr verscbiede»
ist) noch etwas erwarten. Das Erbrechen wird häufig
nach einigen Ausleerungen gallig , was hier ein gün-
stiges Zeichen ist [und was der Ipec. den Ruf eines
„Lebermittels" verschafft hat]. H. wandte die Ipec
nebst Dampfbädern und Frottirungen in 175 Fällen
vollständig entwickelter Gh. an, von welchen nur 68
tödtlich verliefen. Auch John W. Tripe (M. T.
Dec.) wandte die Ipecacuanha (nebst Galomel) iu der
Gh. mit günstigem Erfolge an. Das Brechen u. Pur-
giren hörte dann gewöhnlich nach wenigen Std. auf;
zuweilen kehrte ersteres wieder , um erst nach An-
wendung von Blasenpflaster und einer Soda-Lauda-
nummixtur zu weichen. Von 13 so behandelteo
Fällen endigten 5 tödtlich, und zwar 3 im Std.
algidum, 2 während des Typhoids. Nach Brochard
und Pruner-Bey dagegen nützt Ipecacuanha (und
Laxirsalze) nur zu Anfange.
DIgitized by VjOO^ ^
5) Silber. G. Boss (M. T.c Sept.) wandle
(wohl ziemlich gleichzeitig mit Levy, s« Jabrbb.
OriginalabbandluDgen o. Uebersicbteo.
259
IXVI. 247.) das saipeiersaure Silber so ao , dass
tr Dach jeder Qflssigeo Darroeotleerang eine Pille aus
I 6r. Arg^nt. nitr. und Y| Gr. Opium nehmen Hess.
Bei sehr häufigem Purgiren lioss er alle Std. 5 bis 6
SMek ▼erbraucheD , selbst zuweilen 2 bis 3 Stück
aof einmal, bis genagende Wirkung, die nie ausblieb,
eialrat. Von 70 der schwersten Gh.- Kr. starben
aater dieser Behandlung nur 5. Nach wehen hat R.
aie divoB beobachtet. Pfaff hXlt das Salpeters.
Säber ebenfalls für das beste HeilmiUel der Gh., die
er als Affectian des Gangliensystems des Unteriethes
betrachtet. Bei EintriU der Reaction giebt er Opium
mit Kampher , verdünnte Säuren [um nachtheiligen
Wirkungen des Opiums zu begegnen?], ausserdem
Eis und kaltes Wasser. Brock es (M. T. Sept.)
schlagt das Silberoxyd in Gaben von ^/^ Gr. auf
Grand g\OckVicber in Soromerbrechdurchüilien damit
gemachter Erfahrungen für die asiat. Gh. vor. Schon
Eyre bat dasselbe bei Dysenterie und Diarrhöe früher
angewandt. [Ob dies Silberoxyd Vorzüge vor dem
{iitrai besitzt, niiuss allerdings erst die Erfahrung
lehren. Warum hat man noch nicht das Ghlorsilber
oder noch besser das Ghlorsilber- Ammonium in der
Ch. angewandt? Oder das Gyansilber, da ja auch
die BlaosSare von einigen Aerzten (D o w n i n g u. A.)
gegen die Gh. empfohlen wird?]
6) Quecksilber. Im Allgemeinen hat diess Metall
u Credit io neuerer Zeit als Gh.-Millel' verloren.
Bughes (H. T. Sept,) führt mehrere Berichte von
Aeriten auf, welche sämrotlich das Calomel als gegen
ik Gh. durchaus wirkungslos, ja schädlich bezeichnen.
Gleichwohl hat man das fragl. Mittel in Hull mit grossem
Erfolge angewendet, und auch 0. Evans, Smith,
Tripe, M*Glure u. A. fanden dasselbe, gewöhn-
lich jedoch in Verbindung mit Opium , Kalk , Ipecac.
o.a.. halfreich. M'Gluregab, sobald sich Reis-
terdejectiooen einstellten, sofort stündl. 5 — 6 Gr.
nel und Hess 1 bis 2 Dr. Quecksilbersalbe in die
Achselgruben einreiben. — Hameau (Rev. m^dic.)
be£ent sich, um das Gh.-Gift, von dem er sehr ma-
terielle Ansichten hat, zu zerstören , des schwarzen
SdoDefelquecksilbers , u. zwar deshalb, weil dessen
Qemente mehrere virulente Krankheiten heilen. Er
bringt es den Kr. in Form von Klysliren bei, in Gaben
von 8 Grmm. Schon bei den Vorläufern der Gh. hält
er diese Klyslire als Präservativ für wichtig. Beson-
ders in grossen Städten u. Armeen dürfte sich seiner
Meinung nach diese Methode bewähren. Alles diess
folgert U. aus 2 Fällen, in welchen er seine Methode
mit Glück anwandte, wobei jedoch zu bemerken, dass
die PaL neben jenen Klystiren noch mehrere andere
innere und äussere Mittel erhielten , und dass der
eise in Folge der enormen Gabe des Quecksilbers
eiaen anhaltenden Speichelfluss bekam. Doch , fügt
B. hinzu, was ist dieses kleine Leiden gegen die Ge-
fahren der Gholera?
Von den übrigen, in neuerer Zeit gegen die Gh.
neu oder wiederholt versuchten Arzneimitteln ist nicht
riel za sagen. Jedes derselben hat soviel Recht als
Choleramitlel , als das Andere. Die wichtigsten
dieser Mittel sind etwa Folgende.
Das Exir. alcoh. cannab. ind. soll nach Pruner-'
Bey in Aegypten nützlich gewesen sein und nie Ge*
hirnreizung bewirkt haben. — Salzsäure y von
Abraham King (M. T. Dec.) empfohlen, weil er
die Dejectionen alkalisch fand u. Kalkphosphatkrystalle
darin entdeckte , die im Urin unter dem Gebrauche
der Salzsäure verschwinden. Er giebt sie etwa zu
6—8 Tropfen halbstündl. mit 30 Tropfen Ghloräther
und etwas Opiumtinclur. Bei schweren Fallen lässt
er noch \ Gr. Galomel nehmen. Von 23 so behan-
delten Kr. verlor er nur 3. Die Salzs. verbindet sich
hier mit dem freien Natron zu Kochsalz, welches ins
Blut zurückgeht [?]. — Chlor. Früher auch von
Goudoever vielfach angewandt, wird von Mann
(M. T. Sept.) sehr empfohlen, der von 200 der ver-
schiedenartigsten Gh.- Fälle nur 2 am höchsten Grade
des Gollapsus erkrankte unter dieser Behandlung ver-
loren haben will. Die Gabe war 1 bis l^^ 3 Aq.
chlorst. Pharmacop. Edinb. Gi eseler wandte
Ghlorwasser - Klystire im Kältestad. ohne Erfolg an.
— Chloroform. Da vi es nennt dasselbe (M. T.'
Sept.) das in letzter Epid. hülfreichste Mittel, und
zwar sowohl im Stad. diarrhoeae als Gollapsus. Er
gab es zu 5 bis 15 Tropfen alle 1 bis 2 Std., liess
aber dabei verdünnte mit etwas Natron bicarh. ver-
setzte Milch trinken und warme Kochsalzbäder ge-
brauchen. Brady (Ibid. July) hält jeden Gh. -Kr.
für vernachlässigt, der kein Ghlorof. bekommen hat;
er lässt den 4. Tb. einer Mischung von 20 Tr. Ghlorof.
und 3 Unz. einer mocilagin. Flüssigkeit auf ein Mal
nehmen. Chlorof.^Einathmungen sind dagegen nach
H U b b e n e t nur ein gutes Mittel , um den Kr. ohne
Leiden und Bewusstsein seiner Lage sterben zu lassen.
— Schwefelkohlenstoff' (m\i E\^e\b exBVthiri, 20 Tr.
auf 6 ^) fanden Hastings und Bell (M. T. Oct.)
in der» Gh. bevor Gollapsus eingetreten, sehr wirksam.
Die erste Gabe wird weggebrochen, die andere nicht:
Nach der 3. Gabe steht gewöhnlich die Diarrhöe, das
Brechen dauert etwas länger, und kann allenfalls
durch kohlens. Natron noch gehemmt werden. Im
asphykt. Stad. sah Hübbenet von diesem Mittel
auch keinen Erfolg. Ebenso wenig vom Kampher,
der sogar, besonders zu Anfange der Epid. Singultus
u. a. Zufälle zur Folge hatte. — Kreosot empfiehlt
Balfopr (M. T. Sept.), sobald die Evomita nach
Anwendung anderer Mittel wieder anfangen, mit Galle
gefärbt zu werden. Nach D i n g h a m beschwichtigen
(Ibid. Oct.) das Kreosot und Brausemixturen die
Uebelkeit. — Vom Phosphor (t Gr. mit Wachs
zur Pille gemacht) will Aldis (M. T. Sept.) in
einigen Fällen von Gollapsus guten Erfolg gesehen
haben. In diesem Stad. werden also Gaben des
Phosphors vertragen, die sonst den Tod zur Folge
haben können ; vgl. Jahrbb. LXVI. 248. — Elek-
tricität. Hübbenet brachte bei schweren Pat. den
einen Draht eines Rotationsapp. auf die Herzgrube,
den andern in den Mastdarm, oder einen ans Rück-
grat, den andern auf die Brust oder den Bauch.
960
0irigiQjalal>hap<)ii]|ig9ii <i» UehsviieMeiL
Billige Pat. erhielten daTOD einen sehr wohllbuendap
Eindruck , gleichwohl starben /sie Alle in einem vpü-
lern Stad« unter HirBcongestion. Andere vertrugen
das Mittel nicht und starben auch.^ Oenaoch rSth H.
itt fernem Versuchen , da das Mittel wenigstens eine
sichtbare Wirkung hervorbringt, was von manchen an^
dern Mitteln nicht gesagt werden hann. Auch BulJey
htit den Galvanismus in Fallen, wo nach bereits
erfolgter Heaolion die wahrend der zu heftigen €aii-
gestioQ jparalysirtepi Nerven ihren uormaleu Tonus
nicht wieder gewinnen wollen und daher die organi*
sehen Functionen nloht aulrecht erhalten werden
kOnneo, für angezeigt. — Wageninge (M. T.
Oee.) eiopßehU den animal. Maguetümus als Heil-
mitiel dei* Ch«> deren (Srundursache er in d<)s Gan-
glienner^ensystem setzt. Die Resultate, die er damit
erhielte» sprechen aber eben nicht zu Gunsten seiner
Methede und beschränken sieh wohl nur auf vorüber-
gehende Erieiehterung der Krämpfe. P r u n e r-B e y
will, dass das Bett des Gh. -Kr. in dep magnetischen
Meridian gestellt werde. — GaseinalhmimgeH.
q ü b h e n e t üess einen Kr. Sauerstoff* einathmen :
nipht die gering&le Reaction erfolgte, wohl aber der
Tod* Auch halt er diese Methode fOr irrationell, da
die Kr. gar keiaen Mangel an Säuerst, haben. Kras-
nogl^doffin Tiflis lies9 eineq Kr. KoUenotpydgas,
und ein englischer Arzt (M. T. Sept.) Stichstoffbxy-
dulgoß einathmen; beide wollen ein günstiges Re-
sultat erzielt haben. Geben wir auch zu, sagt H.,
dae Blut werde durch erstere Inhalation carbonisirt,
sp erkl^( sich dadurch noch nicht, ob das einge-
di<;kte Blut dadurch flttss.iger und die Herzthätigkeit
gefbrdart werde.
Müceüanea. In die Venen injicirte Hübbenet
bei einem Kr., desseq Herstellung ihm unwahrschein-
lich schien, Chinin (15 Gr. Chinin, sulph. in 3 Pfd.
Wasser): es erfolgte fast gar keine Wirkung, bei der
4.Iiyection wurde etwas bluthaitige Materie peranum
entleert» worauf der Pat. bald starb. — In einem
Falle , wo der Pat. seinen religiösen Vorurtheilen zu
Folge allen aratlichen Beistand verweigerte, half der
iqnere Gebrauch von Olivemi, das zwar anfangsaus-
g^poehen wurde, nach der 2. G^be aber völlige Ruhe
und Geneaupg bewirkte. Gin anderer Arzt gab in
schweren Fallen 5 Gr. der Seifenpillen nebst 3 Gr.
Cßyennepfeffer unmittelbar, und wenn sie ausge-
worfen wurden, wiederholte er diese Gabe nach
t/^ St* in Verbindung mit einer Brausemixtur, der
auch etwas Opjumiinctur zugesetzt wurde. Auch
eippfieblt er gekochten Reis mit etwas Spiritus an-
gepDapht, welches Mittel der Magen gut vertragen soll,
Ein anderer rttlimt da$ reichliche Trinken von Reis^
umsser bei Anfapge der Krankheit (M. T. Aug.). —
Raspail mengt eine Masse Mittel zusammen; die Haupt-
rolle spielt aber auch bei d. Behandl. der Afain/iAer, den
R. Iiekanntl. auch als Prophylaeiicum dringßpd empfiehlt.
— Ricbmond (M. T. Sept.) macht den ausgedehn-
testen Gebrauch vom Partweifie , giebt aber daneben
eine Mischung von 11 reizenden Tincturen, ferner
Wiaippth f Silhersqlp. und verordnet ausserdem
noch die kraftigsten äussern Haiüreise* Preimda «ü
CeAeimiitae/amdgensicb die Krauterarznei Bartk««
lemy'a aus Elberfeld (far 2 Tblr.) komn^en lassen
ein Mittel, das sich auch von einer €h.-Epid. bis im
andern aufheben lässi, denn selteq hat die Best itigaii|
eines Gh.-Falles mehr als ein solches Flacon ederderb
Das Mittel hilft nicht nur • wie eine mit 3500 UniMb
Schriften bedeckte Petition Elberfelder Rargar um Zn*
güngliehmachung dessetbep lehrt , in der Gh. sicbsr
und volbtändig, sondern auch in den Pocken, si
Weckselfiebern, chroniachen M.ifren - imd Unterleib»»
krankiieiten, ip schweren Geburtshräuipfen , Ambly-
opie, Aphonie u. vielen andern schweren ßebrechtt.
FolksmitteL In Bischofstein wurde frischer Kuh-
mist mit stlsser heisser Milch empfohlen. [Diess
Mittel ist sehr gewöhnlich auf dem Lande und hilft
für Alles.] — In Aegyplen wurde (im ganzen Lande)
Salmiak mit Citronsaft, und in Kairo eine Mischung
aus Kochsalz, Salmiak und Citronwasser gerühmt. —
Eine Art hydrotherapeutischer Kurmethode ist in der
Epid. in Afrika von den Afrijianern ziemlich erfolglos
angewandt worden (Monchet Rev. med. 1852.
Novbr.).
Wir schliessen unsere Uebersioht, mit den allge*
meinen Resultaten, welche der „Repof t of tba gese-
ral board of heallh on the epidemic Cholera of 1848
and 1849« angefügt sind:
Obgleich die bisherigen Erfahrungen kein Licht
auf die primäre oder nächste Ursache der Gh. ge-
worfen haben, obgleich nur wenig für unsere Keonl-
niss einer erfolgreichen Bebandlungsweise der höhero
Stad. dieser Krankheit gewonnen worden ist, so
haben uns doch unsere jUngsten Forschungen auf
einige Wahrheiten geführt, die für unsere u. anderer
Länder Bevölkerung von höchster Wichtigkeit sind.
Zuerst hat eine ausgedehnte vergleichende Beob-
achtung zu der Folgerung geführt, dass die Ch. nicht,
wie man früher glaubte, in ihrem Verlauft etwai
Eigenlhümliches hat, sondern nach denselben Gesetzen
regiert wird, wie andere Epid., und in den stärkste«
.numerischen Verbilllnissen und mit grösster IntensiUf
dieselben Klassen der Bevölkerung, dieselben Diütricie
befallt, wie der Typhus , das Scharlachfieber, Diar-
rhöen und andere zymolische Krankheiten. Es hat
sich die fiüher ausgesprochene Befürchlung, dass mit
der wachsenden Bevölkerung, bei Mangel an entspre-
chender Fürsorge für geeignete Wohnungen oder Be-
seitigung der sich mehrenden Ünreinigkeiten u. Luft-
und Wasserverdcrbniss die spätem Epid. ausgedehaier
und lödtlicher sein würden, als die von 1831. nur
bestätigt. Denn während die frühere Epid. in Eng-
land und Wales nur 16,437 Opfer forderte, betrug«»
die Todesfälle im einzigen J. 1849, einschliesslich
der Diarrhöe, 72.180. Dagegen hat sich die frühere
Furcht , als sei die Ch. eine durchaus unabwendbare
und unheilbare Krankheit, um vieles gemmdert, iod^o^
wir wissen , dass sie mit wenigen Ausnahmen ib^^
warnenden Vorläufer hat, und bei gehöriger Berück-
KflUitig, piyiMppilL fiotanik«
Ml
doMeilMn i» der grossen MehmU d«r
raie fliebi zam vdilea Autbrnebe kMnmU «^ Wir
vtMSD jeUA lemer, dass die Ch. nicht «ussebiieMlicb
oder hauptsachlich durch GommuntCRtioii der ittfioirte»
■il g€f(iMdon Pcrs. sieb verbreket, das« sie durch
simigc (Miaraiitaineo sich Dielili8olirenoderaDfb:illea
US*!» demaacb niehl im gewOhBlicbea Sixiie des
Worts eoDtagifti su nennen ist» sondern sich durob
mftm alm. Einfkiss verbreitet, mid tbre VerbreiUtng
in einer Sueoession localer Autii)rache besieht , nkUl
dorcb VerncMeppung des GontsgiuoM bewirbt wird,
[ftiese B#bauf tung ist mun freilich dujieh spiter ge«-
ttseble positive Errahrungen vom Ge^entheile hedeu-«
lend tu »odifieirei.] Wir haben und auch ttberseugU
dess da« «icbligate diapenireode Moment weniger in
maO0ikidttr Nabruiig und Bekleidung, als vielmehr in
babilnetter Kinathmnng einer verdorbenen Luft au
sneben ist, welches MonMot freilich in Verbindung
mit BODStigem dem Pauperismus habitnellem Uofe«*
mach die Dispositinn noch aebr erh^hL Wird diesem
nnganstigen Verhältnissen anf saniUHspolizeil. Weg«
in genOgender Weise abgeholfen , so ist der Verlauf
der £pid« gdnsliger, die Zahl der BeCsliened geringer,
ja es wird luweilen der Aufbruch der Epid. gXnzlicb
verhüiei. üebrigens aimi die Mittel und Wiige, welebn
bier von der Geaelzgebiiag sn «rgreifen und einen-
sehlaMea eind, keine sidern, aU welche auch nur
Verhütung und Milderung anderer epid. Krankheiten
ihre Wirksamkeit beben.
Di« hiüf dargelegten Ansichten werden in*dea(
Appendix A. des gen. Report, in 13 Svisun nocbnala
»iftHgflsprocIie« , aus .denen wir nur noch A»chtmgen#
dass die \ff» das Visiiationssystem warm empfehlen
und die Behandluig der Gh.* Kr. in ihrer Wohnung
ftlr iweckmJisaiger halten als im Hospitale.
C. KBmKEH.
M. 8ffindx&g« dar philoMpkiscken Botaiik ;
von Dr. F. T. Katzing, Prof. d. Nat.-Wis-
senseb. b. Nordhausen. 2 Bde. Leipz. 1851,
52. F. A. Brockhans. gr. 8. Geh. XX u.
337, XXXI 0. 344 S.» n. 38 lith. Tafein.
Diese Jahrbücher sind nicht der Ort , Botanik zu
cnltiriren. Wenn ich dennoch hier das K 0 1 z i n g'-
MbeWerk zur Sprache bringe, so geschieht es haupt-
sächlich aus 2 Gründen:
I. Weil die Ansichten des Vfs» über die Bedeu-
tong der Species uns Aerzten fUr die Pathologie sehr
■atzlich werden können» wie sich aus folgenden Be-
trachtungen ergehen mag.
Wer kennt in der Botanik nicht das einfache, aber
febenfeste GebHude mit seinen 24 Klassen u. s. w.,
nifcbes der schwedische Riese vor nun langer denn
baodert Jahren au^efflhrt hat? Wer nicht die Pfeiler
«d Vorhallen» die unter dem Titel der Philosophie
botaoica dasselbe umgeben , und einen so stark be-
festigten Eingang in dasselbe bilden, dass die Erobe*
mag des Hauptgebäudes lange für eine Unmöglichkeit
pb? Nun, erobert ist es auch nicht» noch weniger
zMört. Aber seine Ritter und Knappen, die es für
ikve Bedarbisne so bequem und passend fanden, sind
allmSlig fast euageatorben ; nur einselne hausen noch
(Urin. Penn das neue Geschlecht » obschon es dem
tkrwttrdigen GebSlude seine Achtung» ja seine Be-
wunderung aollt, bat aiob anderswo eingerichtet. Das
alte Gebäude war ihm su eng, zu nneinrichtbar» als
dass ea Raum für ungemessene Arbeit gewKbrt hjitte.
Wer kennt nicht die Jussieu's, die den Grund
eines andern Gebäudes legten, so herrlich, so weit,
dass sie es nicht vollenden konnten ? wer nidit die
vielen berufenen und unberufenen Baumeister, die
seitdem Hand ans Werk legten und , jeder auf seine
Weise, es fertig su bringen snehten? Wie vi^lo auch
dabei halfen, Keiner hat es ausgebaut, und das Ge*
büude steht noch jetzt unvollendet da und m<ihnt an
die iSchwichen der Menschen I Wird es vollendet
werden? Jedenfalls «rieben das die beutigen Genera*
tionen nicht. Es ist daher wohl erkifirlich» dass
das jangste Geschlecht zum Theil der systematischen
Arbeit, die sieb ins Abstruse zu verlieren scheint, ab*
liold geworden ist u. sein wissenschaftliches Be<IUrf*
niss auf andere Weise zu befriedigen sucht. Ein
Linnäaner konnte alle Pflanzen genau bestimmen. Wer
bestimmt aber jetst die Arten von Aconitum , Ranun*
culus, Viola, Rubus, Rosa» Mentha, Piantago, Sola-
num, oder von Jungermannia , Bryum, Hypnum»
Agaricus» 8phaeria u. s. w.?
Der Linnliischen Methode liegt die Grundansicht
unter, dass die $prf ies stabil seien» dass ihre Anzahl
von Anfang her bestimmt sei und sich bei der Fort-
pflanzung erhalte. „Species tot sunt» quot diverses
formas ab initio prodiixit Infinitum Ena; quaeformae,
secundam generatuHiis inditas leges» produxere plures,
at sibi semper similes.*« Diese Grundansicht spricht
sich in jedem Linntfischen Namen, in jeder Diagnose,
jedem Terminus, jedem Paragraphen der „Philosophie
202
Ktftziogy Philosoph. Botanik*
botanica" aus. Das LinnSiscIie Werk war durch u.
durch ein Ganzes, jedes Glied für das Ganze ge-
schaffen und vorher berechnet. Linn6 kannte iieine
Entwicklungsgeschichte; er bedurfte ihrer auch nicht:
die fructificirende Pflanze genügte ihm vollkommen.
Die Metamorphosen lehre passte gar nicht in diese
Botanik hinein ; ihr Geheimniss wurde auch nicht von
einem Botaniker von Profession entdeckt, sondern
von Kasp. Friedr. Wolf; Gothe entwickelte
sie ausfuhrlicher. Die Botaniker lächelten vornehm
dazu, bis De Candolle ernstlicb<'r die Snche in
Erwägung zog. Mit ihr aber schlich sich unbemerkt
in die wissenschaftliche Behandlung der Pflanze ein
Widerspruch ein, der zu grossen Anstrengungen
Athrte, welche grösstentheils ein negatives Besultal
lieferten. Denn während man z. B. mit der Meta-
morphose zu beweisen suchte, dass die zahlreichen
Formen der Pflanzenwelt mittels ihrer Entwicklungs-
geschichte sich auf wenige Grundformen zurückfuh-
ren Hessen , suchte man dennoch ihre Selbstständig-
keit immer fester zu begründen. Ja man zog die
Mathematik herbei, um durch ihre Figuren u. Formeln
unumstösslich zu beweisen, dass sowohl für die phy-
siologische als für die systematische Botanik Begriffe
von absoluter Form gefunden werden könnten. Man
stellte schematische Abbildungen hin, womit man die
Blattordnungen , Blumenstände und Zellenordnungen
auf ein Gesetz zurückfahren wollte, welches seinen
Ausdruck durch eine mathematische Formel finde;
man zählte die Blätter und Blattumgänge, und fand
höchst interessante Zahlenreihen. Die Zahlen und
die geometrischen Schemata halten dos Wunderbare,
dass sie auf die natürlichen Verhältnisse passten und
nicht passten , je nachdem man die Sachen ansah.
Sah man sie nämlich genau an, so passte in derBegel
nicht eine der mathematischen Angaben ; nahm man
es aber mit der Natur nicht so genau, so passten sie
alle.
Man braucht keine phytophysiologischen Studien
gemacht zu haben , man bedarf nicht einmal eines
Mikroskops, und kann dennoch hei aufmerksamer Be-
trachtung des Pflanzenlebens bemerken , wie die
Pflanze eigentlich in einem ununterbrochenen Flusse
alle ihre mannigfachen Formen von der Wurzel bis
zum Embryo bildet, und wie die Entwicklung des
letztern auch nur die Fortsetzung dieses Pflanzen-
stromes ist. Ja die Untersuchung der urweltlichen
Pflanzen liefert die unumstasslichslen Beweise , dass
alle Pflanzenformen nur zweigarlige Mannigfaltigkei-
ten, Spaltungen und Modificationen eines und dessel-
ben Stromes sind (Unger). Es erscheint demnach
die ganze Pflanzenwelt als eine einzige continuirliche
Grtisse. Und doch behandeln Nägel i u. A. die
sämmllichen Pflanzenformen als discrete Grössen.
Niemand vertheidigt mehr' den oben von L i n n 6 an-
geführten Ausspruch ; wohl aber hält man seine Con-
sequenzen fest , indem man die Stabilität der Species
fort und fort behauptet. Man treibt Morphologie u.
Entwicklungsgeschichte , indem man das „Leben'*
finden und darstellen will, und wenn man's nun ge-
fanden hat, — mordet man es wieder, indem man
die Formen gewaltsam in „absolute** Stücke zer-
schneidet, um sie, wie bleierne Soldaten, in Reih«
und Glied zu stellen.
Gegen diese Naturphilosophie , der viele Botani-
ker von Distinction noch mehr oder weniger anhan-
gen, tritt nun der Vf. mit grosser EntschiedeoheiC
auf. „Die Anhänger dieser Philosophie", sagt er»
„scheinen noch nicht zu wissen , dass die absoluta
Grösse weder einer Vermehrung, noch Vermindemng
filhig, überhaupt unveränderlich ist, und dass wir
daher mit derselben gar nichts anfangen können. Es
wird sonach gar nicht schwer fallen , die Spielereien
mit dem Formelkram der niedern Mathematik, womit
diese Schule, gestützt auf ihre „idealen Zeichnungen",
die Natur der Pflanze hat darstellen wollen , zu be-
seitigen.**— „Dieses Werk hat es sich überhaupt zur
Aufgabe gemacht , dem verderblichen Schematismus,
der in den letzten Jahren in der Botanik eingerissen
ist, und dahin geht, die wahre Natur durch ein ecki-
ges, verzerrtes Schema zu verunstalten, entgegenzu-
treten. Endlich will es auch darauf aufmerksam
machen, dass Viele mit der Firma der „wissenschaft-
lichen Einheit** gar ein verderbliches Spiel getrieben.
Anstatt, wie es die Einheit erfordert, sich die Auf«-
gäbe zu stellen, die Fäden zu suchen, welche die
Formenkreise mit einander verknüpfen , hat man die
Einheit gesucht in der Aufstellung sogenannter „ab-
soluten Unterschiede** I — Durch absolute Trennun-
gen entstehen nur Einheiten , aber keine natürliche
Einheit; denn alle solche Trennungsversuche sind
willkürliche Handlungen, die nie in der Natur begrün-
det werden können. Daher kann auch die Aufsuchung
der „absoluten Unterschiede" nie befriedigen, und
alle Anhänger dieser Methode kommen zuletzt —
wenn sie redlich sind — zu dem offenen Geständniss,
dass sie sich eine Aufgabe gestellt, die sie, auch im
kleinsten Theile, nicht lösen können; darum sie dia
Lösung immer „zukünftigen Geschlechtern" auftiür-
den müssen, wodurch ein ewiges fruchtloses Fort-
wSflzen von Generation zu Generation entsteht, an dem
Niemand Freude erlebt.**
Das sind die Gründe, welche — zunächst beim
mikroskopischen Studium der einfacheren Pflanzen-
formen gewonnen, dann aber auch an höheren Ge-
wächsen vielfach geprüft — den Vf. bewogen haben,
die Bichtung , welche die Wissenschaft bisher einge-
schlagen , zu verlassen. Die Wahl der neuen Rich-
tung war wohl nicht schwer; diese Richtung fand
sich wohl fast von selbst mit der Erkenntniss des
Fehlers der frühem. Der Vf. stellt nun eine Anzahl
von Principien auf, welche durch das ganze Werk
maassgebend sind, von denen ich jedoch hier nur die
beiden letzten , welche die Richtung schon genügend
bezeichnen, mittheile: ,,Das ganze Naturleben ist ein
System von cootinuirlich veränderliehen Bewegungen,
und diese Bewegungen sind nur gradweise von ein-
ander verschieden, —-Die cootinuirlich veränder-
lichen Bewegungen sind das einzige, wahre u. absolute
Gesetz der Natur.**
Ktttiiig» Philosoph. BoUoik.
263
D»$ ist die Angel , om welche sich diese ganze
neue fiieblung dreht. Indem sie sich durchaus an
die ailgejBeinen Gesetse der Physik anschliesst, auf
di^e bei jeder Gelegenheit zurückkommt, tritt sie
der bisherigen nainrhüiorischen Methode diametral
entgegen. Sie vernichtet principiell nicht nur jeden
absoluten Unterschied der Dinge , indem sie nur den
relativen als Naturgesetz anerkennt; sie vernichtet
auch die Lehre von den stabilen oder constanten Ar-
ten, indem die physischen Formen nach ihr als con-
tinoirlich veränderliche erscheinen.
Darum ist auch nach dem Vf. das Ziel der Botanik
nicht in dem System der constanten Arten zu suchen,
soadem in einem System veränderlicher Formen, wo-
bei die Hanptrichtung nicht auf die Feststellung ,,ab-
solaler*' Unterschiede , sondern auf das ^u/finden
der Fäden ffekt , welche die Formen mit einander
verbinden.
Es ist klar, dass hiermit zwar die neuere Nor-
pboiogie (die Entwicklungsgeschichte), aber nicht
die durch und seit Linn^ begründeten systemati-
scfaen Arbeiten, insofern sie lediglich der Arten-
begrflndung angehören, in ihrem bisherigen Werthe
bestehen können; vielmehr behalten diese Arbeilen
nur einen einseitigen, untergeordneten Werth; es
folgt aber noch nicht daraus, dass hiermit allen
systematischen Bestrebungen der wissenschaftliche
Werth abgesprochen sei, sondern es wird denlelben
aar ihr wahrer Werth gesichert Ebensowenig wird
rfie Existenz der Art Oberhaupt — wie Manche beim
ersten Anlauf glauben möchten — geleugnet; sie
wird vielmehr auf ihren wahren (relativen) Werth
liorfiekgebracht. So z. B. sagt der Vf. : ,, (Jeher den
Begriff der Species sind viele unnütze Worte ge-
iprocfaen und geschrieben worden. Die Worte sind
ianim onnütz gewesen, weil man die Species in einer
Weise hat begreifen wollen, wie sie gar nicht existirt.
[Ben die „unverinderlichen Merkmale", welche der
Species za Grunde liegen sollen , sind in der Wirk-
hebkeit ebensowenig vorhanden, als die „völlig glei-
idien Merkmale unter völlig gleichen Verhältnissen/'
lEiae solche Definition hat daher gar keinen Werth.
Historisch hat sich die Sache bis jetzt so gemacht,
4ass man bei Aufstellung der Species sich theils durch
die Autorität Anderer , theils durch das eigene sub-
jective Gefttbl hat leiten lassen. Je mehr ein syste-
jUtischer Schriftsteller selbst untersucht hat, desto
Ittlrker treten subjective Bestimmungen bei seinen
ispeciellen Arbeiten hervor, welche für Andere, die
weniger kritisch untersuchen, mehr oder weniger
aaassgebend sind. Die Autorität ist immer eine
sehr wichtige Stütze bei specifischen Bestimmungen
genresen , und sie wird es auch bleiben. Sie ist die
Ursache , dass sieh neue Ansichten nicht immer so-
gleich flberall Geltung verschaffen können, namentlich
kei der gegenwärtigen Generation, weil diese mit den
kstehenden Bestimmungen immer mehr oder weniger
ferwaehsen ist. Der kluge Schriftsteller erwartet
daher auch um so weniger den vollen Beifall der Ge-
genwart, Je mehr sich seine Ansichten von den gegen-
wärtig herrschenden entfernen. Sehen wir nun die
bisherigen speeiellen Arbeiten in der systematischen
Naturgeschichte nach , so finden wir auch wirblich,
dass die Arten nur nach den weniger veränderlichen
Merkmalen der Individuen begründet werden. Dadurch
erscheint aber der Begriff der Art ab ein sehr rela-
tiver; ein anderer ist aber auch nicht möglich.*'
Die K ü t z i n g 'sehe Darstellung lässt sich vielfach
auf unsere pathologischen Studien anwenden ; ich
will nur einen Theil der Beziehungen hervorheben.
Wie die Botanik die längste Zeit'hindurch bei der
Bildung ihrer Species dem Gölzenthum der Ontologie
huldigte und huldigen musste, weil sie, den geneti-
schen Studien noch nicht gewachsen , sich grössten-
theils nur an die fertigen Formen halten konnte, —
weil Uebergänge und Ausartungen nicht studirt wer-
den konnten, ehe die frappanteren Formunterschiede
in einiger Vollständigkeit gekannt waren , — u. weil
sie aus diesen beidenGrUnden ahsoluleGrenzeu zu sehen
glaubte, wo keine solchen waren, — ähnlich, wenn
gleich doch im Ganzen etwas weniger schlimm, ist
es der Pathologie Jahrtausende lang ergangen. Etwas
weniger schlimm: denn, wie häufig auch die altern
Aerzte aus einem auffallenden Symptom oder einer
Symptomengruppe eine ganze Krankheit machten , so
konnte doch keiner von ihnen umhin , in den aller-
meisten Fällen mehr oder weniger genetisch zu beob-
achten und zu schildern ; und seihst die Vergleichung
von Krankheilsprocessen , die aus ähnlichen Wurzeln
wesentlich verschieden verliefen , und so die Nichl-
existenz absoluter Unterschiede zwischen den Krank-
heitsformen anschaulich machten, drängte bei Epide-
mien oft :iuch dem stumpfsten Beobachter sich auf.
Es waren also der Medicin die beiden grössten Gegen-
gewichte der Ontologie von jeher gegeben , nämlich :
a) die genetische, und b) die comparative Betrach-
tung, oder, mit andern Worten, die Möglichkeit,
Formen , welche auf den ersten Blick sehr verschie-
den von einander waren , sowohl der Zeit , als dem
Räume nach mit einander zu vergleichen , ihre zeit-
lichen oder räumlichen Uebergänge u. Verkottpfungs-
punkte aufzufinden, und sich hierdurch zu überzeu-
gen, dass man es überall nur mit relativen, nirgends
mit absoluten Unterschieden und Grenzen zu thun
habe. Dennoch wimmelte es in der Pathologie (und
zwar nicht blos der speeiellen, sondern auch der all-
gemeinen) die längste Zeit hindurch von zahlreichen
Schilderungen, die mehr oder weniger den ontologi-
schen Charakter trugen.
K ü t z i n g nun lässt für die Pflanzenspecies keine
stabilen Formen , keine absoluten Unterschiede mehr
gelten. Was er für die Pflanzen lehrt, möchte mit
gleichem Rechte für die Thiere und für die Krystalle
auszusprechen sein ; Ref. muss zwar eine nähere Er-
örterung dieser Frage Nalurhistorikern von Fach über-
lassen, glaubt jedoch, dass für das Thierreich in deu
Varietäten und Bastardirungen , in der Polymorphie
vieler Hausthiere (besonders des üundes) u« s. w«.
iu
Ktfftiäg', pfhitosr^ph«. Botanik'.
für die KrystaHe in (!«n I^omorpheii und thr^n V«r-
biiidongen, in zafilfeichen andern no«h weniger untef
ttinere -Regeln fallenden Combinalionei} der Bestand-
theiie» im D^ioiorphismas u. s.w., Anf^altspunkte genug
%nr Bejaiiang der Präge vorliegen, auch als soh;he
bereits vielfach anerkannt ftittd. Wenn nun schon
bei den palpahlen Naturkörpern sich keine absolut he«-
grenzten und constanten Species mehr vertheidigen
lassen, so kann man wohl noch weit weniger hoffen,
die Krankheilsformen, die ja nur Vorgänge, Bewegun-
gen an Nalurkörpern sind, durch absolute u. constante
Grenzen von einander geschieden zu sehen , nicht
blos weil die Auffindung solcher Grenzen an den nicht
direci palpablen Vorgängen hei weitem schwieriger
sein mttsste^ sondern auch und hauptsächlich, weil
schon die Relativität der Scheidungen der Suhslrate
die MOgIrchkeil absoluter Scheidungen der Vorgänge
ausschliesst.
Diese Betrachlungen legen ein , wenn auch nicht
neues , doch ansehnlich verstärktes Gewicht in die
Wagschale der physiologischen Pathologie gegen die
[fitere ontologische. Und solche Verstärkung erscheint
immer noch wUnschenswerth. Denn unsere Hand-
btfcher und akademischen Lehrer, auch die bessern,
haben selbst den Standpunkt des Ordneus nach aus-
gezeichneten Symptomen (die tiefste Stufe der Onto-
logie) noch nicht an allen Stellen überwunden , und
auch da, wo sie sich entschieden aber diese Stufe
erheben, wo sie in ätiologisch- physiologisch umfas-
senderer Betrachtung Krankheitsprocesse schildern,
scheinen sie sich oft noch nicht bestimmt genug be-
wusst zu sein, dass jene Processe durch keine schar-
fen Grenzen von einander und von dem normalen
Gange des Lebens (der Gesundheit) geschieden sind.
Wenn aber schon hei den Lehrern in dieser Beziehung
noch Einiges zu desideriren sein mochte, so sieht es
bei den ,, reinen*' Praktikern oft noch weit ffnsterer
aus. Da werden am Krankenbette Syphilis u. Sero-
phein, Scharlach und Rose, Cholera und Typhus nur
zu häufig noch als absofute Grössen betrachtet ; es
wird die Frage , ob X. am Scharlach , Y. am Typhus
leide, ob das vorliegende GeschwOr ein herpetisches
sei oder nicht — eine Frage, die für denkendere
Aerzte in nicht wenigen Fällen unbeantwortbar bleibt
— in allen Fällen mit einer Gravität verhandelt,
welche beweist, dass man von der logischen Dignität
jener Krankheitsbegrifte nicht den richtigen Begriff
hat. Und solche Verhandlung bleibt nicht ohne
praktische Consequenz , denn von der Bejahung oder
Verneinung jener „Gardinalfrage*' lässt der Herr
Doctor es oft abhängen, ob er mit dem schweren
Geechmz der Autoren gegen die „wohMiagnosticrrte"
Krankheit vorrücken solle oder nicht; gar manelie
Gabe Galomel, Jod, Brech Weinstein würde nicht ge^
geb«D und gar manches chronisch« Araneisiechthnm
nieht begründet worden sein, wenn jene verweint«
Abeoluthek der Hrankbeilsbegriffe nioht da«u veran^
iasst htftle.
Wenn die Botanik, ^^r die Naturgeschichte Ubet->
Saopti hüotfkig kolne absoluten Sj^ecies in«hr aoer^
kotttt(,8o wird das flieh« okri>e Wirfaung auf dieAorzte
bleiben, denn diese gehen ja jetnt alle, wenn auch«
n. Th. nur fluchtig, durch die Schule d«r N»tiirw
geschichie , und es wetden auch dre mittel idissigeili
Kopfe nnter ihnen — für die be^ern ist es iMreilt
minder nöthig ^^ sich bei Zeiton an jene RolatmW
der Formen gewöhnen, deren Anerkennung in def
Praxis wir desideriren müssen, fch habe deshalfcf
für die Geschioble der Mfedifin , zumal der IrstHohev
Praxis, hier davon Act nehmen wollen^ das» der aus*
gezeichnete Botaniker, desaen Werk ich bospreche«
jene Relativität gelehrt, wenigstens m. W. zuerst recht
entschieden gelehrt hat.
Lernen wir aber auch von K ü t z i n g , uns vor
einem Uebertreihungs - Missbrauche der Wahrheil zu
hfUen. Kützing ist weit entfernt, die bisherige
systematische Behandlung der Pflanzen ganz zu ver-
werfen, er warnt nur vor ihrer ontologischen Üeber-
schatzung. Cr weiss als Lehrer zu gut, dass, um
einen Anfänger, zumal einen jugendlichen , in der
Botanik zu unterrichten, man nicht mit Gntwick^lutl^
geschichlen oder botanischer Philosophie ttberhftu|rt
heginnen darf, wenn man alsbald fesseln wril, —
dass man vielmehr zweckmassig nur mit stattlich vw-
körperten Einzelphasen der Entwickluvgen, d. i. xnic
fertigen Pflanzen, beginnt, n. dass man keine Sflnde
begeht, wenn man hierbei den Schüler eine ZeUiämg
den Trugschlüssen preisgiebt, welche er aus der ab-
soluten Begrenzung der Individuen weniger Genera^
tionen auf eine absolute Begrenzung der Arten obenav'
zu bilden geneigt ist, wie die Wissenschaft sie Jdihr«;
tausende lang gebildet baL „Daher ersebeini i» dei^
Botanik die Kenntniss der Species, Gattnng, FamiHi^
u. s. w. zunächst nur als eine vofläuflge Aaüilettung^
und Vertheilung von Marken — eine Gon Stella tiMi — ^
in den verschiedensten Theilen deo Pflanzenreiehs, vni><
sich von ihnen aus in dem labyrintbiBchen OetrieMI
sicherer orientiren zu können. Das Artensysfem, dai!l
immer mehr oder weniger wiHtürlicb ist, dient dah«^
nur ais Mittel znn Zweck." — Aehnlich in der He^
dicin. Etwas Ontotogie in usufm tironum ist Bfefat'
bloa unschädlich, sondern sogar meist unentbehrlich»!
um die jungen Mediciner nur erst ein wenig seheft^
zu lehren, und ihnen* einiges Interesse am Diagnoati-«
ciren und das nöthige Selbstvertrauen beizubringen.
R u s t war als Lehrer stark ontelogisch , und bildet#
dabei gute Praktiker. Ich habe dagegen einmal eine*
als Schriftsteller und Kliniker sehr berühmten IParisef
Arzt 2 — 3 Wochen lang auf dem Katheder iahet
dothi^nent^rie sprechen hören — wenn mrr's nicht
um das gute Französisch zu thun gewesen wtM,
hätte ich nieht die Gednid gehabt — , um seinenr Zih-
hörern gründlichst nachzuweisen, wie das Wesen M^
dothi^ent^rie unhekanttt sei, ihre Symptome xtvt
Symptomengruppen höchst mannigfaHig, der, Leichea-
befand nicht ganz constanl (nicht einmal die fam^sett^^
Brscheinungen im Darm ausgenommeu, aaf welche
doch die Benennung hinweise), die Aetioiogfo onend^
lid) reich, die Diagnose und P^rognose oft sehr sehwid-^
rr^, und wie man alle' mögliebeti H6Uv<erfabfen ver^
Berg, die Cholera in Schvveden im J. 1850.
26S
hl and ßerQhmt habe, die Erfolge aber fast immer
Bfistig blieben. Das war offenbar alltu philoso-
;b: ein derb Stückchen Ontotogie wtlrde sieher
Mehreahl der ZubOrer zu glücklicheren Leibwal-
ttn der armen Dolhienenlerischen gemacht haben.
Jh giebt sogar schwache Köpfe , welche ohne die
Irlcke der Ontotogie sich in der Praxis zu bewegen
^HmmtrmeAr lernen; besser war's Treihch , solche
hMrden Handwerker.
f
Auch der hilu6ge Gebrauch von ontologischen
Juiirücken^ wie überhaupt von Ausdrücken früherer
Scboien, wird noch geraume Zeit hindurch in der
wiäsenschafllichen Medicin gestaltet bleiben müssen :
nuB ist beim Wiedergeben vieler altern therapeuti-
schen Erfahrungen, u. a. auch in der Pharmakologie,
otlnocb genOthigt, sich an die Ausdrücke zu halten,
deren sich die Urheber der Erfahrungen bedienen;
,das UeberseUen aus dem Ontologischen ins Physiolo-
giscfae würde oft nur durch neue Erfahrungen möglich
werdea , und es wäre doch ein Verlust für die Kran-
kes , i\t altern Erfahrungen früher zu ignoriren , als
bis sie durch neue vollkommen ersetzt sind. Ich
balle es sogar für oft unverfänglich , Krankheiten zu
personificiren, zu teleologisiren , von , »feindlich wir-
iienden'* Pharmacis zu sprechen u. dgl. , sobald man
lor des metaphorischen Charakters der Hedeweise
sich and Andere bewusst erhalt.
Jener Portschrill in der Naturgeschichte aber,
ftelehen das KUtzing'sche Werk bezeichnet, wird
gewiss dazu, beitragen, die Lehren der Palhologie (u.
tberapie) in Sinn uad Ausdruck vielfach zu vervotl-
mnen, die Gegensatze zwischen Palhologie und
iologie zu lösen , die Pathologie mehr mit der
lysiologie, insbesondere deren hoCfnungsreichslem
!ile: der Entwicklungsgeschichte, zu identißciren,
als pathologische Systeme die ätiologischen , die
ime der Bedingungen (V i r c h o w), im Gegensatze
ler morphologischen, vorzugsweise zu empfehlen.
IL Weil das Werk, bei der Abhandlung der
tiflzelnen PfianzenstoiTe, sehr vieles und bedeutendes
Heae zu denjenigen Theilen der Phytochemic und der
Pkjtopbarmakognosie bringt, welche auch dem Arzte
aiekt ganz fremd bleiben dürfen. So insbesondere
kö den Kohlenhydraten (z. B. beim Traganth und
Ihcbgummi), bei den Proteinsubstanzen und ihrer
lildang aus Cellulosesubstanzen u. s. w. Sehr Vieles
fOB dem Neuen des Vfs. wird einer Prüfung durch
die Augen Anderer bedürfen. Ehe eine solche be-
werkstelligt ist, möchte ich nicht darüber rereriren,
aieHt einmal über Das, was mich (für Vorlesungen
iker Pharmakognosie) näher berührt, was aber für
■aaen eigenen Gebrauch zu prüfen und zurechtzu-
legen Jahreszeit und beschränkte Muse mir nicht als-
kald gestatten.
So viel von zwei Beziehungen, in denen die
ifltting*8che Schrift der Medicin direct nützlich
wird. Diejenigen Aerzte, welche , über das Bedflrf-
IM. Jdirbb. Bd. 7». Hft 2.
niss des Tages hinaus , an biologischen Porschungen
ein mehr allgemein-wissenschaftliches Interesse neh-
men, werden noch tausenderlei inleressanlcs Neue
oder neu Dargestellte in dem Werke finden, die
Prüchte vieljähriger scharfen und besonnenen Beob-
achtung und scharfen Denkens. So z. B. , um nur
einiges allgemeiner Influirende zu erwähnen: eine
sehr erweilerle und die Vorgänger vielfach berichti-
gende Darstellung der Zellenbildung, — den Nach-
weis, dass nicht die Zelle die Elementarform der
Püanze' ist , sondern dass es Schleimkörner sind,
welche sich aus einer Lösung ausscheiden (Gryplo-
.coccus), dass die Zelle schon eine complicirle Gestalt
ist, welcher sehr viele einfachere Gestalten voran-
gehen, -— eine schärfere Unterscheidung der Krypto-
gamen uml Phanerogamen , begründet auf die Ent-
wickluiigsart der Keimzellen (Sporen und Pollen-
körner),— eine correclere Darstellung der Gliederung
der Phanerogamen , — den Beweis , dass die Unter-
scheidung zwischen Pflanzen und Thieren nicht so
wolilbegründet ist. wie noch manche der trefliichslen
Forscher glauben (contra Ehrenberg, Nägeli,
Leuckarl U.A.), dass vielmehr „gar keine Grenze
zwischen den beiden grossen organischen Gruppen
existirl, sondern dieselben in einander verschmelzen,
in einander hineinwachsen, sich mit einander verbin-
den**, — den Beweis, dass das Harvey-Ehren-
b er g* sehe ,.omne vivum ex ovo** sich nicht halten
lässt, dass vielmehr mutterlose Entstehung, sogar in
dreierlei wesentlich verschiedenen Arten [nämlich:
1) diejenige, welche in der ursprünglichen chemi-
schen Sloflbildung ihren Grund hat; — 2) diejenige,
wo der Stoff zwar vorhanden ist, aber einer abgeleb-
ten organischen Form noch angehört ; der Stoff gehl
dann, unabhängig von dieser organischen Form, frei
in eine andere , lediglich durch äussere Verhüilnisse
bedingte, organische Bildung ein; so entstehen die
meisten Pilzbildungen ; — 3) diejenige, wobei lebende
organische Theilchen (Zellen, Pasern u. s. w.), welche
sich unter der Herrschaft eines mütterlichen Organis-
mus gebildet haben, eine selbstsländige Entwicklungs-
weise beginnen; so z. B. die Pflanzenexantheme],
vorkommt, — u. s. w. Dazu auf den 38 Tafeln zahl-
reiche vom Vr. selber mit der an ihm bekannten Mei-
sterschaft gezeichnete Darstellungen. Ich darf hier
nicht ausführlicher werden, um nicht den Bahmen
dieser Jahrbb. zu überschreiten ; noch weniger wäre
wohl hier der Ort für eine Kritik der Einzelnheiten,
wozu es sonst allerdings nicht an Stoff fehlen würde.
P h 0 e b u s.
95. Sammandrag af offlciella Rapporter am
Cholerafarsoten i Sverge ar i850 eßer
Uppdrag af KongL Mqjts Sundhets-CoUegium
utarbetadt af dess Ledamot Dr. P r. T h. B e r g.
Stockholm 1851. P. S. Norstedt und Söhne.
370 S. in 8. mit einer Karte.
Der Vf. hatte vom k. Gesundheitscotlegium zu
Stockholm den Auftrag erhalten, einen allgemeinen
34
as6
fterg, dm Cholera ki SckwAdo im. J. id50.
Bericht Über die Choleraepidemie, welche im J. 1850
in Schwede« herrschte, auszuarbeileii« Zu dieser
Arbeit hal er theils die aus den verscliiedeBen Theilen
des Landes eingegangenen ärzüichen Wochenberichte
aber den jedesmaligen GesundbeitssusUnd, theils die
postiagtich eingelaufenen Berichte Über die Zahl d^r
an der Cholera erkrankten o. gestorbenen Personen,
und endlich noch einige ausführliche ärztliche Be-
ricJue von den Orten, in welchen die Krankheit zuerst
ausbrach, benutzt, und verdient dieselbe um so mehr
eine allgemeine Beachtung» als bis jetzt, so viel wir
wissen, in keinem Lande ein vollständig ausgeführter
und au/ sichern Thatsacben beruhender Bericht Ober
das Auftreten der Cholera erschienen ist.
Der Bericht enthält 3 Haupttheile : 1) eine Ein-
Uitung, worin zuerst diejenigen ausländischen und
inländischen Orte, weiche im J. 1847 bis März 1851
vom k. Commerzcollegium als von der Cholera heim-
gesucht, als der Cholera verdächtig u. als von Cholera
frei erklärt wurden, angegeben sind, und in welcher
dann Nachricht über das Witterungsverhältniss und
den allgemeinen Gesundheitszustand im Lande, von
1847 bis 1850*, in welcher Zeit die Cholera neuer-
dings Europa heimsuchte, geliefert worden ist; 2)
den eigentlichen Bericht über die Choleraseuche in
jedem Läne nach der Zeitfolge, welche der Gang der
Seuche beobachtete, so wie eine summarische Nach-
richt über alle heimgesuchten Orte ; 3) eine Darstel-
lung des Gesundheitszustandes iu den Länen, welche
von der Seuche verschont blieben, so wie der Schutz-
maassregeln, die in denselben gegen die Seuche ge-
trolTen wurden , nachdem dieselbe im Lande ;iusge-
brocben war. — Eipem jeden von diesen Haupt-
theilen ist höchst zweckmässig ein Resum^ dessen,
was darin abgehandelt wurde, beigefügt, auf welches
wir bei dieser unserer Anzeige besonders Rücksicht
nehmen werden.
In dar Einleüung werden besonders auch die-
jenigen Maassregeln aufgeführt, welche in den J. 1847
bis 185Q gegen die Einftihruog der Cholera gelreffen
wurden, wohin denn vorzüglich die Quarantaine-
ansialien gehörten. In den genannten Jahren wur-
den 1708 Sdüffe unter Quarantaine gelegt, und
mussles 303 zu Lande Reisende an den Grenzen eine
Quarantaine abhalten. Die Zahl der Personen , die
von den in Quarantaine liegenden Schiffen in die Qua-
raotainekrankenhäuser aufgenommen wurden , betrug
7 im i. 1848, 2 im J. 1849 und 23 im J. 1850.
Von diesen sUrben 2 im J. 1848 u. 10 im J. 1850.
Unter den Kr. litten 2 an Cholerine, 2 am Fieber, die
übrigen 28 aber an Cholera oder Choleratyphoid,
nachdem sie zuvor an einem von der Cholera heimge-
suchten Orte sich aufgehalten hallen. Unter diesen
kamen die erwähnten Todesrjlle vor. Von einem
Schiffe wnrden 6, von einem andern 4, und von 2
Schifien 2 Cholerakranke geliefert , die übrigen Fälle
kamen vereinzelt auf einzelnen Schiffen vor , so dass
die Krankheit möglicherweise auf 4 Schiffen durch
personliche Berührung sich weiter verbreitet haben
konnte, wss aber auf 14 Schiffen nicht im.
Auf 4 Schiffen waren ausser dm nach
bäusern gesen4leten Kranken nvch 1 bis 3
theihi w2lhrend ihres Aulentlialta an voa
heimgesuchten Octen, theils auf der Reise
men. In Hinsieht der längsten Zeit, die voi
fahrt von einem inficirten Orte bis zur ersta
kung verstrich, scheint es, als wenn die
Male 9 Tage betragen haben kann. Von
Quaranlaineanstalten angestellten Aerzles
dem dienenden Personale erkrankten an G|
Cholera 8, und starben 3.
Was da« Verbalten der ß^ittenmg
gemeinen GesuhdheiUxu»tun4es im Li
bis 1850 anbelangt, so ergiebt »ich aus
theillen Folgendes. In der Zeit, als die C
2. Male Buropa durchzog, war die Wl
Schweden in den Sommern der ersten 3 k
meinen kühl und in den eigeiKlichen Son»
weniger warm als gewöhnlich gewesen. D
von 1850 zeigte dagegen eine bestimmte V<
heit, indem eine ungewöhnlich kalte Pi
_ Wochen, die dem Sommer vorausging und
gerechnet, dieser sich durch eine im
herrschende, ununterbrochene Dürre ud4
zeichnete, die so gross waren , wie sie n
1826 sich nicht gezeigt halten. — In dl
— 1850 wurde das Land von verschiedenes
heimgesucht'; zu diesen gehörte
fFechselfieberepidemie , welche ihren
punkt im J. 1848 erreichte, und ah E\
1850 vor dem Ausbruche der Gholert^
hatte, ob&chon im Frühlinge dieses
manche Wechselfieherfälle beobachtet
Di^ Pocken, welche von 1847 an sidi
gezeigt hatten, steigerten sich dagegen 18i
Epidemie , welche sich über das ganze
mittlere Schweden ausbreitete, und von
nicht verdrängt wurde. — Gastrisch-m
herrschten 1847 und 184d in manchen
Landes als mehr oder minder ausgebreilete
und waren in verschiedenen Gegenden sehr
in den J. 1849 und 1850 nahmen sie so
sieht der Verbreitung , als der Intensitiit
ab. — Scharlach und Mitsem, welche 18tf
schiedenen Länen als weitverbreitete
kamen , nahmen in den letzten Jahren bedi
— Im J. 1850 ward aber im ganzen
eigenthümliche Disposition zu DurcbAllen
welche sich besonders deutlich in den an
küfrte gelegenen Länen zu erkennen [
noch während der Herbstmonate oder Dach
nicht wenige Fälle von Cholera hiliosi
stentheils als gelinde l&pidemie, jedocfa ao^b
mit tOdtlichem Ausgange vor.
Die Erfahrung, das« diesea VerhiHoi^
jedesmal eintrat,, wenn anhaltende starke Si'
ohne Eegen vorgekommen, war, verbietet die
dass diese KrankheitsdisposKiott ia eines '
Berg» die Choüera im Sfkwt^n Im J. 16S0.
267
en Zotammeahnge mit dorn Aoftretoa der
€h«kra gestanden habe. Es musi indes-
t bemerkt werden, daas aucb 1884, als die
1. Male Schweden hetmmichle, dieselbe
Dorre des Sommers vorausging , und aucb
Disposition zn gastrischen Leiden begleitet
2. Tkeiie^ d^m sebr ausführlichen fies-
er die Cho4«ra im J. 1850 in Schweden,
verschiedenen Länen , in welchen sie ge-
rC, der Reihe nach, so Wie das Nähere Aber
der Krankheit, die 2ahl der Erkrankten
lienen o. s. w. angefahrt. Aus diesem
bt sieh nun Folgendes. Der Tlieil von
I« welclitfr 185D von der Cholera beimge-
• liegt swischen 55 — 60® n. breite und
* 9. LSnge von Ferro. Die Seuche war auf
mit einer relativ geringen Zahl von Stel-
weiche zum Theil weit von einander
Mit Ausnahme der Qiiarantaine-
der Insel- Gotlland kam »ie auf der Ostl.
»JUandes nur an 2 Stellen zu Bauneby und
vor ; dagegen breitete sie sich , ob-
I Aofao^ «iit bedeotenden Sprüngen aber die
Seite • in der Richtung von Sttilen nach
aberschritt eine Strecke von etwa 50
leii , und breitete sich mit einer kleinen
Dach Westen bis nach Ghristiania in Nor-
— Das einzige Uebereinstimmende in der
feitkeü, welches zwiachen den von der
esüchten Orten staltfand, war, dass die*
timerer oder geringerer Nahe an der See
reo Seen und FIflssen lagen; dagegen
id und Malmdhus Lane ein jedes fOr sich
Hinsicht von den abrigen Landesthei-
verschieden, im J. 1834 breitete sidi
»idemie bis aber Sundsvall , Angerman-
WestervossIsnds-LSIne hin aus, ging also,
ar an einzelnen Siellen , an der ösitlichen
^iasl 3D Meilen höher nach Norden hinauf,
YOD ihr eigentlich nicht gesagt werden,
»nen heimsuchte. Die Epidemie breitete
Bnburg aus im Allgemeinen in nordöstl.
alle ttbrige Lane des Festlandes , die
} vom grossen Kupferbergs- und Geftebergs«
SOS, welche beiden Lanen von beiden
verschont blieben. Diese 1. Cholera«
I lialte also eine grössere Ausbreitung im
[Üs die «weite. 1884 wurden ausser der
olm noch ISLfine von der Cholera heim-
1850 beschränkte sie sich nur auf 9 Lane,
bea GoUlands- und Malmöhus - Lline im J.
bont geblieben waren. In manchen von
iB welchen StSdle u. Flecken kein gros-
üngent ven Erkrankungs- und Todesflillen lie«
[breitete sich die Krankheit nicht allein 1850,
aucb 1884 so gelinde aus, dasS sie hier
Namen einer Epidemie verdiente. Dagegen
tbeiden Epidemien Oothenborgs Stadt u. LSne,
ISifsbergflUlne , in der Epidemie von 1884 die
Sudt Jankepöng, die Stadt und das Un Stockholm,
so wie Skaraborgslan , u. in der Epidemie von 1850
die Stadt Malmö von derSeiobe auf die schrecklichste
Weise. — Im J. 1850 wurden, die Quariintaiaepitftze
nioht mit gerechnet, etwa 80 verschiedene Communen
von der Krankheit befatlen. — Die Zeit, in welcher
die Krankheit im ganten Lande herrsd»te, kann auf
5 Monate angeschlagen werden , vom Anfang August
bis zum Ende December. Die Dauer der Seuche in
kleineren Communen beschrankte sich auf 1 bis 2
Wechen, 4lberstieg in den grösseren Communen nir-
gends 14 Wochen, und herrschte hierin eine i^oaae
Verscbiedenheit an den verschiedenen Stellen. Auf
einer Tabelle hat Vf. die progressive Ausbreiliing der
Krankheit in Hinsicht der Zeit nachgewiesen , indem
auf derselben der erate Erkrankungs- und Todesfall
an jedem einaelnen Platze verzeichnet iat. Hieraua
ergiebt sich unter anderm, dass die weiteste Verbrei«
tungder Seuche zwischen dem 17. Sept. u. 17. Oct,
während der oft mehr als gewöhnlich kalften «. rauhen
Herbstwitterung stattfand, nachdem die Geneigtheit
zu Unlerleibsaffecttonßn, welche die Herfastmonate so
oft mit sich bringen, gewöhnlich schon allgemein
aufgehört hatte. Diese grössere und schnellere Aus«-
breitung erfolgte vorzOglich kurz nadh dem Ausbruche
der Seuche in Golhesburg. — Obschon die Cholera-
epidemie von 1834 bereits am 26. Juli begann und
im Dec. endigte, so hatte sie doch als eigentliche
* Epidemie eine weit körsere Dauer, denn ihre Ver-
breitung nach neuen Stellen halte sohon im Oct be-
deutend abgenommen, und im Nov. fast aufgebort, so
dass die im Nov. und Dec. noch vorgekonamenen Falks
als vereinzelte NacbzOgler der bereits beendigten
Epidemie angesehen werden konnten« Auch scheint
die Dauer dieser Epidemie in den einseinen Commu-
nen im Allgemeinen kOrzer gewesen zn sein , als im
J. 1850, so dass das Verhalten der Epidemie in Hin-
sicht des schnelleren Zeitverlaufs mit dem Verhalten
derselben im ganzen Lande ö hereinkam. — Ans einer
tabellarischen Vergleichung zwischen den Epidemien
von 1834 und 1850 in Bezug auf die MorUlität in
den einzelnen Monaten geht unter andern auch daa
ungleiche Zeitverhtfltniss zwischen beiden EfHdemien
hervor. Hiernach scherot di^ Epidemie von 1834
bereits im Sept. ihren Culminatioospunkt erreicht zu
haben, und zwar mit einer Mortalität, welche fur die-
sen Monat bis fa^t zur Hälfte der von der ganzen
Epidemie hinaufstieg; die Epidemie von 1850, welche
nur eine Woche spater anfing , erreichte ihre Gulmi-
nation erst im October. Von allen todesflillen kamen
1834 auf den Aug. und Sept., so wie auf die weni-
gen Tage des Juli 12,068, oder etwa ^/ti* u. nur
579 auf den Oct. bis Dec; dagegen kamen 1850
nur 422 Todesfälle auf den Aug^ und Sept. , aber
1309 auf den Oct bis Dec. — (Joter den Ursachen
dieses so ungleichen Verhaltens durfte nach Vfs. Mei-
nung eine vielleicht in der verschiedenen Lage und
Communication der zuerst von der Krankheit ergriffe-
nen Platze mit den abrigen Landestheilen gesucht
werden können. Im i. 1834 wurde nAmlich das
268
Berg, die Cholera in Schweden im J. 1850*
mehr central liegende und die ansgebreile taten Han-
delsbeziehungen habende Gothenburg zuerst ergriffen,
wahrend Malmö, wo 1850 die Krankheit zuerst aus-
brach , eine peripherische Lage u. weit weniger aus-
strahlende Handelsbeziehungen hat. — Eine genaue
BesUinmung der Zahl von Individuen, welche an der
Cholera gelitten hatten , war schon wegen des ver-
schiedenen Grades von Heftigkeit , mit welcher sich
die Krankheit äusserte , u. weil es gebräuchlich war,
in den Berichten nur die Fälle aufzurahren, die einen
gewissen Grad von Intensität zeigten , die gelinden
dagegen unerwähnt zu lassen, höchst schwierig.
Dergleichen Gradb Stimmungen haben natürlich viel
Willkflrliches, und geht dieses auch aus den von dem
Vf. mitgetheilten speciellen Berichten hinlänglich her-
vor. Approximativ lässt sich indessen etwa anneh-
men, dass 1850 etwa 4410 erkrankten , wozu in-
dessen die sogenannten Abortivformen nicht mitge-
rechnet sind» deren Zahl wohl mehr als das Doppelte
der angegebenen Krankenzahl ausmachen mochte. Die
Krankenzahl nach den Wohnorten der Kranken ver-
theilt, ergieht für die Städte 2647, unter welchen
Gothenburg 1316 und Malmö 1138 hatten; für die
Flecken, Fischerplätze u. s. w. 415, so dass auf alle
andern Orte in den heimgesuchten Länen 1338 Kr.
kommen, von welchen aber wenigstens 80 Fälle un-
ter den Schiffern auf dem Gotha Elf zu zählen sind.
Diejenigen 38 Fälle, welche in den Quarantainen vor-
kamen, so wie etwa 15 Fälle, welche sich auf Schif-
fen während einer Küstenreise ereigneten, sind nicht
mit gezählt. — Nach einer von dem Medicinalralhe
Sa eklen gemachten Berechnung erkrankten im J.
1834 in stärkerem oder geringerem Grade 24,978,
eine Angabe, die eher zu gering, als zu hoch er-
scheint, und, wenn man die Abortivformen mitrech-
net, nach Vfs. Meinung wohl verdoppelt werden kann.
Er meint, dass im J. 1834 die Krankenzahl 6mal
grosser als 1850 gewesen sei. Die Angaben über
die an der Cholera Gestorbenen haben nach Vf. die
wUnschenswerthe Zuverlässlichkeil, und aus ihnen
geht hervor, dass 1850, die KUstenquarantaine nicht
mit gerechnet, 1731 Personen von der Cholera hin-
gerafft worden, welche Zahl kaum ein Siebentheil
der im J. 1834 Geslorhenen beträgt. —- Vf. hat die
Zahl der 1834 und 1850 vorgekommenen Todesfälle,
nach den Wohnorten der Individuen vertheilt, näher
angegeben. Hiernach kamen im J. 1834 auf die
Städte 7626, 1850 dagegen nur 990 Fälle; über
die Todesfälle in den Flecken u. s. w. fehlen die An-
gaben von 1834, 1850 betrug die Zahl hier 194;
für alle übrigen ergriffen gewesenen Orte betrug die
Zahl 550, und waren hierunter nicht weniger als 49
unter den Schiffern des Gotha Elf, unter welchen die
grösste Mortalität geherrscht zu haben scheint. Die
bedeutende Mortalität, welche 1834 an mehreren
Plätzen herrschte , kam 1 850 nirgends vor. Beide
Epidemien kamen darin aber überein, dass die Städte,
Flecken, Fischerplätze u. dergleichen Orte das grösste
Contingent an Kranken und Gestorbenen lieferten, u.
war dieses in der Epidemie von 1850 besonders der
Fall. — Wenn man approximativ annimmt, {
Zahl der im J. 1850 an. ausgebildeter Ch«l
krankten 4410 betragen habe» so ergiebti
Mortalität von 39,25%; im J. 1834 soll
lität 50,60/o betragen haben. — Die Ai
das Geschlecht und Alter der Erkrankten
storbenen sind im Ganzen höchst unvolUtSi
gegeben wurde, dass 2207 männlicheii
weiblichen Geschlechts erkrankten , u. dass
975, von diesen 745 starben; von 519
u. 1 1 Gestorbenen fehlen die Angnben desGi
Unter 15 J. erkrankten etwa 609, und
zwischen dem 15. und 50. J. erkrankten
und starben 783 , nach dem 50. J. erki
526 , und starben 299. Von 444 Erki
1 1 Gestorbenen fehlt die Altersangabe. —
ergieht sieh, dass bedeutend mehr Männer
erkrniikien . dass die relative Mortalität al
den Geschlechtern gleich war. Im mi
scheint die Mortalität im Verhältniss zar
geringer, als im frühen und späten Alter
sein; 1834 starben etwa 100 Weiber
Männer. — Die bei weitem grösste Zahl derJ
len und Gestorbenen gehörte 1850 derli
beiterklasse, und besonders dem Theile
welcher in vielen Gegenden frein Arbeiter
genannt wird, an. Diese waren den
Einflüssen von engen, ungesunden Wohm
behrungen u. s. w. besonders ausgesetxt,
dazu durch Trunksucht oder unordenti
geschwächt. Nur sehr wenige aus
Stande wurden in hohem Grade von di
ergiMflVn, und auch unter dem Mitteh
wohlhabenden Bauern und Dienstboten wai
Erkrankungen nicht zahlreich. Die Epii
1834 verhielt sich dagegen ganz anders,
nicht allein im Mittelstände, sondern aodi
höhern Ständen viele Opfer suchte. Die
dieser Epidemie war bedeutend grösser, all
Epidemie von 1850, obgleich es auch
manche Fälle gab , in welchen der Tod sd
Std. nach dem Erkranken eintrat.
In dem zu London erschienenen BerichK
neral hoard of health ttber die epid. Cholera
und 1849 heisst es, dass in einer jeden Si
pas, in welcher die Seuche geherrscht hah
durch nicht zu verkennende Zeichen die Gd
bevorstehenden Ausbruchs angekündigt woH
Diese Vorboten sollen in einer besondero
undTödtlichkeit ^er sogenannten zymotiseka
heiten, worunter Influenza, Wechsel6eber, gl
nervöse Fieber, Scharlach, Buhr und epi<
Durchfall gerechnit werden, bestanden
sollen diese Krankheiten in steigender AusbreÜ
Heftigkeit der Choleraseuche voransgegang(
Ebenso wird behauptet, dass in ganz Europa
jeder Stadt und in jedem Dorfe Englands, in v
die Cholera ausbrach, immer eine überaus
Menge von Fällen von Diarrhöe deraelben wri
gen oder sie begleiteten. — Was nun das V«
Berg/ die Cholera in Schweden im J. 1850.
369
den in Besug anf diese wichtige Frage in
Epidemie anbelangt, so geht ans den
BverUflsif^en Berichten hervor, dass unter
aannlPA zymolischen Krankheiten allerdings
BÖer und Pocken in den J. 1847 und 48
Dahmen, dass jene 1848 im ganzen Lande
ewOhnliche Ausbreitung und Heftigkeit zeig-
19 aber rasch abnahmen, u. 1850 nur noch
idischen Fallen als gewöhnliche Frühlings-
Yorkamen. Die Pocken hingegen breite-
ohne von der Cholera gestOrt zu werden,
aller 4 J. aus, und hatten 1851 vielleicht
kl einmal ihren Hnhepunkt orreicht. Schar-
be sieb bereits 1848 in einigen Lffnen hlu-
auch in den folgenden beiden Jahren in
; LSnen vor , war aber sehr gutartig. Ga-
ose Fieber (Typhus), welche früher als
\ Epidemien beobachtet wurden, kamen in den
4 J. nicht sehr häufig, und nur in kleinen
I Epidemien in der einen oder andern Com-
Aus dem gröasten Theile des Landes
ier Gesundheitszustand in den 4 J. im Allge-
ab gnt» und aus mehreren Gegenden als bes-
froher geschildert. Wie gewöhnlich warm
fahren während der letzten Hälfte des Som-
im Herbste Durchfälle , Ruhren und Cho-
an mehreren Orten vorgekommen , Jcilorh vor
|I850 nicht^ in grosser Zahl. In diesem Jahre
Land aber mehr oder weniger hifufig von
u. Cholerine (Cholera biliosa, aestioa,
l^lieimgesucbl , und erst einige Monate nach
raepidemie überzog eine im Ganzen gelinde
fidemie das Land. — da nun während des
\ Besuchs der Cholera in Europa in Schweden
dere , als die genannten zymotischen Krank-
kamen , und diese zu den gewöhnlichen
vorkommenden Krankheiten gehörten , da
mit Ausnahme der Pocken , weder in der
ong, noch der Tödllichkeit bis zur Zeit
krochs der Cholera im Steigen waren , da
c!i<> Nervenfieber die ganze Zeit hindurch
baiiiig» als früher sich zeigten, Scharlach
gebreitet und gelinde war, und Wechsel-
»n ein Jahr zuvor aufgehört hatten, Pocken
' fa3u6g durch persönliche Berührung verhrei-
ad durch verabsäumte Vaccination begünstigt
aucli wohl nicht in eine Verwandtschaft mit
era gestellt werden können, und der Verlauf
brte, dass sie in keinem Wechselverhältnisse
ader standen , und da endlich die Influenza
1 2 Wochen nach dem Aufliöreu der Chol.
keiner von den Orten, in welchen die Cho-
kam , vorzugsweise vor andern von den hier
en zymolischen Krankheiten gelitten hatte, so
^VL für die 1850 in Schweden vorgekommene
epidemie mit Recht behaupten zu können:
ebenso unmSgUch gewesen sei, aus der
ktit Ttnd TödtHchkeit der vorangegangenen
nien xymotischen Krankheiten zu vermuthen,
selben Vorläufer der Cholera seien ^ als
auch nachher ant erklären t woher die Choleraseuche
gekommen sei, wofern dieser Seuche, nach der
Meinung des engl. Gesundheitsralha, nothwendig eine
Steigerung in den zymotischen Krankheiten voraus--
gehen müsste, und sie eine Art von Culmination,
oder ein endliches Prodiict dieser Steigerung aus-
machen sollte. Diese Behauptung, meint Vf., könne
als unbefugt erscheinen , indem in den Berichten
angegeben würde, dass von Juli bis Sept. 1850 ein
allgemeines Erkranken an zymotischen Krankheiten
beobachit>i worden sei, nämlich ^nRuhr, obachon
nur in geringem Grade, in bedeutenderer Menge aber
an Durchfall und Cholerinen, an welchen letztern
sogar verschiedene Personen gestorben sein sollen.
Vf. bemerkt aber hierüber, dass nach der seit einem
Jahrhundert gesammelten statistischen Erfahrung es
durchaus erwiesen sei , dass jeder ungewöhnlich
warme und trockne Sommer in Schweden eine be-
deutende Steigerung der im Nachsommer und Herbste
vorkommenden gewöhnlichen Durchfalle mit Buhr u.
sporadischen Fällen von Cholerine hervorrufe. Dieses
war z. B. in dem heissen Sommer von 1816 der Fall,
ohne dass sich darnach eine Choleraepidemie einge-
stellt gehabt hätte. Ruhrepidemien sind eine be-
kannte Plage im Lande, und für dieses weit verderb-
licher geworden, »Is irgend eine bis dahin vorgekom-
mene Choleriiepidemie ; 1838 herrschte in Dalarne
eine schwere Ruhrepidemie, diese Provinz ward aber
nie von Cholera heimgesucht. Die beiden Cholera-
jahre 1834 und 1850 stimmen in einer nach voraus-
gegangener starken Hitze und Dürre ausgebrochenen
allgemeineo Disposition zu Durchfällen mit Ruhr und
Cholerine überein, welche jedoch als eine Folge jener
WitterungsbeschalTcnheit, nicht als ein bestimmter Vor-
läufer der Cholernsenche zu betrachten ist , ohschon
es nicht bestritten werden kann, dass sie möglicher-
weise mit andern Factoren der nachfolgenden t!holera
Nahrung gegeben habe. Eine genauere Untersuchung
des Verhältnisses, in welchem im J. 1850 die vor-
ausgegangene Disposition zu Durchfällen zu der spä-
ter ausgebrochenen Choleraseuche stand , wird die
Richtigkeit dieser Annahme ergeben. Durch unwider-
sprechliche Angaben ist es im Allgemeinen dargethan,
dass (mit Ausnahme von der Stadt Malmö, woher der
erste Cholerafall nicht bestimmt bekannt geworden
ist , u. wo der erste Todesfall zu einer Zeit erfolgte,
als eine Disposition zu Durchfällen schon vorhanden
war, die man also auf Rechnnng des ersten Stadiums
der bereits eingetretenen Epidemie sowohl , als auch
auf die eigene WitterungsheschafTenheit bringen konnte)
an allen Orten, an welchen während oder nach der
starken Hitze eine Disposition zu Durchfällen u. Cho-
lerinen geherrscht hatte, diese Disposition schon
Wochen, ja Monate lang vor dem Ausbruche der Cho-
lera am Orte aufgehört hatte. An andern von der
Cholera heimgesuchten Orten hatte man weder wäh-
rend der Sonnenhitze, noch nach derselben eine solche
Disposition bemerkt, u. hegte daselbst keine Furcht,
dass die Cholera ausbrechen möchte , als zahlreiche
Durchfälle derselben unmittelbar vorangingen. Im
srre
Berg, die GholiBra id Schwedini im J. 1850.
grOssten Theile des Landes, der von der Cholera ver-
sehoDt Wttrde, waren Durchfälle und Gfaolerinen von
Jnli bisSepl. mehr oder weniger allgemein herrschend
und in manchen Gegenden ebenso heilig, ja heftiger
als in den später von der Gholera ergriffenen Orten,
weshalh diese Burcfamile fUr diesen grösslen Theil
des Landes alle Eigenschaft eines Vorboten der Gho^
lera ganzlich entbehrten. An rerschiedenen Orten
hingegen, z. B. Wenersburg. Kungelt» welche mit
bereits von der Cholera ergriffenen Orten in Gommu-
nication standen , hatte man etwa rine Woche vor
dem ersten Todesfall an 6er Gholera das Auftreten u.
Zunehmen von IVQrchfyllen beobachtet. Dieses kommt
nun freilich mit dem Uberein , was von England ans
mitgetheilt wurde, Idsst sich aber nach Vf., dem all-
gemeinen Verhalten nach zu urlheilen, am besten als
ein Ausdruck von einer an diesen Orten schon be-
gonnenen gelinden Gholeraseuche erklären. — Aus
den noch vorhandenen Berichten ober die Gholera-
epidemie von 1834 geht nicht bestimmt hervor, ob
damals vor dem Ausbruche der Gholera eine andere
Steigerung der zymotischen Krankheilen statthalte,
als zahlreiche Durchfiele während der Sommerhitze.
Eine Wechselfieberepidemie, die viele Jahre zuvor
geherrscht hatte, hatte lange vor dem Auftreten der
Giiolera aufgehört, zwischen einer Influenzaepidemie
und dem Gholeraausbruche war ein Jahr verstrichen,
der Gesundheitszustand war in dem vorhergehenden
Theile des Jahres ungewöhnlich gut gewesen, bis die
Sommerhitze Durchfalle erzeugte, und gewiss ist es,
dass auch damals die Gholera an manchen Orten auf-
trat, ohne dass eine stärkere Disposition zu Durch-
nttlen vorangegangen wtlre. In den aus jener Zeit
herrührenden Ueberlieferungen ist keine Andeutung
enthalten, dass man eine gewisse Krankheitsbeschaf-
fenheit als Vorboten der Gholera betrachtet hatte;
factisch ist es aber, dass mehrere Jahre nach dieser
Epidemie Wechselfieber selten vorkamen. — Wenn
sonach die Angabe, dass Durchfälle immpr die f^or-
boten einer Ckoleraepidemie sind , durch die Epide-
mie von 1850 wenigstens nicht hcstifligt wird, so ist
der Durchfall doch als ein gelinder Grad der Seuche
und als ein Forbote einen kefligem Ckoleraanfalis
sehr häufig gewesen, und ist daher die Angabe, dass
Durchfall ein Vorläufer des individueUen Gholera-
anfalls sei, völlig richtig. Die eingesandten Berichte
berechtigen nicht zu der Annahme, dass die Gholera
auf gleichzeitig herrschende Krankheiten, oder auf
dasKrankheitsverhüItniss nach denselben irgend einen
Einfluss ausgeabt habe. — Die meteorologischen
Ferh<nisse , welche beobachtet wurden , tragen
nichts zur Erforschung der Entstehung und Entwick-
lung der Krankheit bei , und ist nur zu bemerken,
dass in beiden Jahren , in welchen die Gholera
Schweden heimsuchte, diese Verhältnisse diesell>en
waren, nSmlich ungewöhnliche Hitze upid Trocken-
heit. Ziemlich allgemein bestätigte es sich auch,
dass die Krankheit zur Nachtzeit begann.
in Hinsicht der Art und Weise der Verbreitung
der Gholera äussert der Bericht des General board of
health, dass es sich 1831 u. 32 in England ergebei
habe, dass zahlreiche Fälle eingetreten seien, wenn
eine inficirle Person nach einem gesunden Orte ge-
kommen sei, dass kurz narh ihrer Ankunft andere
Personen tlieils in demselben Hanse, tbeils in der
nächsten Nachbarschaft desselben erkrankt seien, und
sich die Krankheit dann wie von einem Mittelpunkte
aus verbreitet habe. Während der Seuche von 1848
bis 49 sei aber kein PaII der Art belkannt geworden,
sondern habe die Krankheit bei ihrem ersten Auf-
treten an einem neuen Orte sich auf epidemisch«
Weise verbreitet, u. nicht durch Berührung zwischen
Kranken und Gesunden. In zahlreichen Fällen seien
cholerakranke Personen nach gesunden Orten gekom-
men und^ daselbst gestorben , ohne dass dadurch An-
dere angesteckt worden seien u. s. w. Der Bericht
giebt aber zu , dass Personen , 6%^ Gholerakranke
warteten, die Gholera bekommen hatte« und starben,
so wie dass Wäscherinnen, welche Kleider von Cho-
lerakranken wuschen , erkrankt und gestorben seien,
jedoch will man in allen solchen FäHen erfahren
haben, dass solche Personen scl>on vorher am Durch-
fall iiUen , den sie vernachlässigten ^ oder Diätfehler
begangen hatten, oder erschöpft waren u. s. w. Aus
diesem Allen wird der Beweis hergenommen, dass
sich die Gholera nicht durch persönliche Bertthrung
verbreite, sondern durch allgemeine Einflüsse, welche
auf gewisse Localitäten und Personen in üebel'ein-
stimmnng mit gewissen örtlichen und persönlichen
prädisponirenden Ursachen wirken. Aus den Tbat-
Sachen nun , deren die in Schweden eingegangenen
Berichte Erwähnung thun , scheinen dem Vf. fol-
gende Sätze hervorzugehen. 1) Der Besuch einer
gesunden Person an einem von Gholera ergrÜTenea
Orte kann eine Erkrankung derselben an der Gholera
entweder sofort am Orte selbst, oder erst einige Zeit
später an einem bisher gesunden Orte zur Folge
haben. — 2) Auf einem Schiffe, welches einen voo
der Gholera ergriffenen Ort besuchte , kann ungeach-
tet aller der reinigenden und schätzenden Einflflsse,
welche man etwa dem freien Spiele der Seewinde,
oder dem Eintritte in einen neuen gesunden LuAkreis
und ein anderes Land beimessen könnte, dennoch
die Gholera fortleben , und wenigstens noch in den
ersten 2 Wochen nach der Abfahrt ausbrechen. Die-
ses Verhalten setzt nun voraus, dass entweder die
Krankheit, die ein Individuum im kranken Hafen sich
zugezogen halte , eine Zeit lang hei demselben latent
bleiben kann , woliei jedoch vielleicht der vorher-
gehende Durchfall vernachlässigt wurde, oder dass
das Svhiff durch seinen Aufenthalt in dem kranken
Hafen und durch Einwirkung von örtlichen Einflössen
daselbst zu einem Krankheitsort im Kleinen verändert
wurde, u. nun durch eigne Localeinflflsse die Seuche
zu unterhalten vermochte , oder endlich , dass die
Krankheit von den kranken Individuen genährt und
fortgepflanzt wurde. — 3) Bei Todesfällen unter der
vorher gesunden Bedienung in einer Quarantaine-
Anstalt eines gesunden Ortes, dfe nach dem Eintritte
von Gbolerafkranken von einem Schifft vorkamen» mag
Berg, die Cholervio Schweden im J. 1850.
271
peradDlictM Berttbinitg» sie mag nun piiyiiech
iydiiäeh gewirkt haben, als C>usalmoniettt
— 4) Wenn , wie in zahlreichen Füllen ge-
eti vorher gesunder Mensch , der in einen
Ode, oder bei einem Kranken gewesen war,
I in seinem bisher gesunden Wohnorte an der
erkrankte oder starb , wenn von dessen vor*
luodett Aogel^igen mehr oder weniger Per-
irgriffen wurden, u. swar nicht allein solche^
sich uDter unvortheithaAen Verhältnissen kC'*-
I lODdern auch solche, die in günstiger Lage
nod wenn sich die Seuche dann bald im Orte
ie, so müssen auch hierbei die physischen
liscben Folgen der persönlichen Berührung
Cholerakrankcn in Anschlag gebracht wer-
bvgees nicht erwiesen ist, äass körperliche
log ond GemUthsbewegung allein oder iu
mit ungesunden Lebensverhältnissen auch
rrtjge Cholera zu einer Zeit u. an einem Orte,
ticbt herrscht, zu erzeugen vermögen,
lieh soDoch aus den einzelnen Beobachtungen
der Choleraepidemie von 1850 in Schweden
Am sich die Krankheit nicht blos durch per-
Berührung fortpQanzen kann, sondern auch
liebe verbreitet wurde, so gewinnt diese An-
eine grössere Bestätigung, wenn man
auf die locale Ausbreitung der Seuche im
welclie nach den erhaltenen Berichten
Verhalten der Krankheil unter den
an den Küsten, auf dem (lötha-Elf und
offenbar in einem bestimmten directen
zum Seeverkehr, seiner Richtung und
eil stand. Obschon zugegeben werden
dasB die Cholera irgendwo aus rein örtlichen
lissen entstand, und vielleicht hier und da
kann, so scheinen dem Vf. doch nach
GrttDden für alle naturwissenschafüiche For-
die negativen Resultate, welche die Unler-
flber die Entstehung der Cholera in Malmö,
Q. s. w. ergeben haben, keinen gültigen
[llr die Annahme abzugeben, dass eine Seuche
hen Cholera in Schweden alUin durch
Verhältnisse hervorgerufen werden köune.
ii^ing ergab , dass in Schweden die Cholera
persönliche Berührung weiter verbreitete.
alsOj was man gewöhnlich ansteckend oder
nennt, wobei jedoch nicht aus der Acht ge-
verdea darf, dass die Berichte ebenfalls be-
dass Tausende cholerakranke Orte besuchen
ohne inficirt zu werden , so wie dass meh-
eiche erkrankten, doch andere nicht ansteck-
djss es ebenso wie bei andern ansteckenden
ilen anvvidersprechlich dargethan ist, dass
[cnwarl des Ansteckungsstoffes allein für sich
die Bedingung für den individuellen Krankheils-
1lli und noch weniger es vermag, eine Epi-
kervorzubringen. In weit höherem Grade, als
id eine andere ansteckende Seuchfe, ist für
«wiiehung, Gegenwart und Ausbreitung der
P*** ein Zasammenwirken Yon zahlreichen Facto-
ren erforderlich, und kann der Einfhu« des ei»en
Factors, des Anslecfcungsstofles , oft vernichtet wer«-
den , wenn es an Mitwirkung der übrigen Factoren
gebricht. Wenn dagegen ausser andern noeh nicht er^
mitteilen Factoren , ungesund« Wohnung , schlechte
l>iäl und Bekleidung, Liederlichkeit, Furcht u. über-
triebene Körperanstrengung u. s. w. zusammenwir»
ken, so kaiiji die Empfänglichkeit für die Krankheit m
gesteigert werden, dass das blose Eioalhmen t«ii
Luft, oder der Aufenthall selbst in einiger fiotfernmig
vom Krankheitsherde in nicht seltenen Fällen hinrei»
ehend zu sein scheint, um einen Ghaleraausbruch
hervorzurufen. Da die Erfahrung lehrt, dass fiür den
individuellen Cholerafall und noch vielmehr fttr dk
Choleraepi'N*mie ein nothwendiges Zusammenwirken
von manchen Factoren erforderhch ist, so ist aneh
jedwede Tiieorie zu verwerfen , welche irgend einem
gewissen Factor, derselbe sei nun indiviilueller oder
pianetarisclier, entoieoärer oder miasmatiselier Art,
einen ausschUessenden Einfluss auf das Dasein der
Epidemie einräumen will. Vf. ghiubt auch, dase es
sich hiernach annehmen lassen könne , dass der Er-
folg von Schutzmaassregeln gegen die Choleraseuche
darauf beruhen müsse , dass diese Maassregetn nicht
einseitig gegen einen nur vorausgesetzten Factor ge-
richtet werden dürfen, sondern das;s man alle bekann-
ten Facloren dabei berücksichtigen müsse. Die Wahl
solcher Uaassregeln beruht in mancher Hinsicht auf
Localverhällnissen , jedoch wird der Vorlhcil immer
am grössten sein, wenn es gelingt, die Empfänglich-
keit fttr den AnsleckungssLuff auszurollen.
In dem 3. üaupUheile werden nun die getroffe-
nen Schutzmaassregeln und der Gesundheitszustand
in denjenigen Lünen, welche von der Cholera-
seuche verschont blieben, besprochen. Diese Maass-
regetn sind doppeller Art, nämlich sowohl möglich-
stes Ausrollen ungesunder Localverhälluisse und der
individuellen Empfänglichkeit für die Krankheit, als
auch Abhalten persönlicher Berührung, um der Mit-
theiiung des Ansteckungsstoffes vorzubeugen. Keine
von diesen Maassregeln wurden, wie die Berichte be-
sagen, im Lande vernachlässigt, denn das Eindringen
der Seuche rief nicht allein vermehrte Anstrengungen
von Seilen Atr Gesundheilspolizei , n. grössere Opfer
in Bezug auf die Armenpflege, sondern auch in vielen
grössern Communen Beschränkungen des Verkehrs
mit inficirten Orten, oder Absperrungen gegen sokhe
hervor. Alle Berichte seheinen aber darin überein*«
zustimmen , dass es fast nie möglich war , eine voll-
ständige Absperrung auszuführen, sondern dass mit-
unter Fälle vorkamen , welche alle diese Haassrege^
vereitelten , weshalb man denn auch an vielen Orten
von der strengen Absperrung manches nachliess. Von
verschiedenen Communen, welchen es glflc! lo, durch
die im J. 1834 und 1850 vo.'gtiiouimcueii Absper-
rungen der Cholera zu entgehen, wird berichtet, dass
die Ueberzeugung von dem Nutzen derselben sich der-
gestalt bei den Einwohnern befestigt habe , dass sie,
wenn es später wieder einmal nöthig sein sollte, dazu
wieder greifen würden. Von den meisten Communen
J
272
H a r r i 1 0 D , ttber UarBrOhrenstricluren.
ward eingeräumt, (lass die Absperrung möglicberweise
etwas zu dem glacklicben Resultate beigetragen haben
kOone » Jedoch wollen dieselben sie nur Tür eine die
zu grosse Furcht beschwichtigeodeHaassregel hallen,
und einige sprachen si^^h dabin aus, dass sie unnUlz
und schädlich sei. Zur ßeurtheilung des Nutzens der
Absperrung ist besonders der Umsland zu beachlen,
dass auf keiner einzigen Sperruugsliuie , die gegen
den freien Verkehr aufden Landwegen gezogen waren,
und von denen es sicher beinahe 100 gab, ein ein-
ziger Cholerakranker angehalten worden war. Die-
ser Erfahrung entgegen verdient aber die grosse Menge
▼on Cholerafallen , welche unter solchen , die zu
Wasser reisten, besonders auf dem Götha-Elf u. s. w.
vorkamen, besonders hervorgehoben zu werden. Die-
ses scheint eine eigenthuniliche Einwirkung von den
Verhaltnissen , unter welchen solche Seefahrer sich
befinden , anzudeuten , und in weit höherem Grade
Pflege- und Schutzaustalteu als gegen Landreisende
nOthig zu machen. Auf eine weitere Erörterung der
Frage Ober die gegen die Cholera zu treflenden Schutz-
maassregeln giaubt^sich Vf., als btoser Berichlotstat-
ter, nicht einlassen zu dürfen, obschon es zu wün-
schen gewesen wäre, dass er auch hierüber seine
Ansicht ausgesprochen hatte.
Der Vf. hat seine Aufgabe mit grosser Sorgfalt
ausgeführt, und wir können diesen Bericht nur als
einen höchst lehrreichen und interessanten bezeich-
nen, der gewiss zur Erörterung mancher dunkler
Punkte in Bezug auf die Cholera beilragen wird. Bei-
gegeben ist eine Karte, welche die Ausbreitung der
Cholera in Schweden im J. 1850 verdeutlicht.
V. d. Busch.
96. The pathology andtreatmentof stricture
Of the Urethra ; by J o h n H a r r i s o n. Lon-
don 1852. John ChurchilL 8. 102 S.
(IVa Tbir.)
Wenn auch in Bezug auf Behandlung der üarn-
rOhrenstricturen die neuere Zeit Manches geleistet
hat, wenn auch bezüglich der pathologischen Anato-
mie und der Pathogenie viele schätzbare Arbeiten u.
Beobachtungen der Oefifentlichkeit übergeben worden
sind , so giebt es doch auch noch so manche dunkle
Punkte , die der Aufklärung bedürfen. Was die Be-
handlung anlangt , so giebt es eine grosse Verschie-
denheit der Methoden, eine bedeutende Anzahl von
Inslnunenten , durch welche das vorgesteckte Ziel,
dem HarnrOhrenkanal seinen gehörigen Durchmesser
wiederzugeben , und so die Harnausleerung ungehin-
dert stattfinden zu lassen , erreicht werden soll. Es
fehlt nicht an Metboden und Instrumenten, es handelt
sich jetzt darum , das wahrhaft Nützliche und Güte
von dem weniger Guten zu trennen , den einzelnen
Methoden ihre richtige Stelle anzuweisen und zu be-
stimmen, unter welchen Umstanden sie angezeigt
sind.
Vorliegende Schrift giebt zwar einige gute Be-
merkungen über die Anatomie der Slricturen; Vf. hat
ein paar Mal das Gewebe derselben mit dem Mi-
kroskope untersucht und gefunden , dass, bei einer
Zügelslrictiir t\na (lewebe fester , fibröser Natur war,
wie man es hei iiiien Adhäsion« n anderer Organe zu
finden pflegt. Er macht namciillich auf den Antheil
aufmerksam, den Muskelcontraclion und venöse Cou-
gestion auf die Bildung der Stricturen ausüben. Der
Gegenstand ist aber durchaus nicht erschöpfend ab-
gehandelt. Ein Gleiches gilt yon der Behandlung der
Stricturen. Unser Vf. selbst gifht der Dilatation den
Vorzug, die Incision von innen nach aussen, das Sy-
me*sche Verfahren u. s. w. werden zwar erwähnt,
jedoch eine genauere Angabe der Methoden und der
Umstiinde, die dieses oder jenes Verfahren nOlliig
machen, vermisst man durchaus. Nicht viel hesser
ergeht es dem Blasenstich. Wie er gemacht wird,
findet man in jedem Uandbüchc der Chirurgie; in
einer Schrift, wie die vorliegende, muss der Blasen-
stich in seinem Verhältnisse zu der HarnrOhren-
verengerung dargestellt werden , und diess ist nicht
geschehen. U. hat ein Buch f^eschrieben , welches
vielleicht für Aerzte genügt, di«> mit den HarnrOhren-
strictureu, ihrer Entstehung, ihrem Verlaufe u. s.w.
sich einigermasssen bekannt machen wollen , ohne
die Absicht zu haben, seihst die chirurgische Behand-
lung solcher Kranken zu übernehmen. Wer diess
aber beabsichtigt , wird zwar eine Anzahl einzelner,
zum Theil selbst nicht uninteressanter Beobachtungen
aufgezeichnet finden , allein es fehlen bestimmte Be-
geln , bestimmte Angaben , welche den jungen Arzt
in schwierigeren Fallen richtig zu leiten vermögen.
Dem elegant ausgestatteten Buche sind 4 Zeich-
nungen beigegehen, ein paar Präparate von Stricturen
und eine Darstellung der nurmalen Lage der harn-
ausfUhrenden Organe. G. SeydeL
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JAIUOCHU
der
Lud ausländischen gesammten Medicin.
r9.
1853.
M 3.
A. AUSZÜGE.
I. Medicinische Physik, Chemie and MssiSi.
^Beitriga nr natenacliiuig des larns;
f« Vogel ( Arch. f. wisKDsch. Ueilk. I. 1 .)
I e e Jones. (Philos. Transact.)
PH gememsckafUieJU Arbeiten tiir
4er wistetitliaftliebea Heükoode giebi io
H^fle stines Arehits bereits em ScUck
e sich Vf. mit oMbrero jungen Leuten
Vereine antnelreben^ien Weise beiheiligt
den apecielten Titel : „Unitrsuchungen
[ Orim'* erhalten tfir einti Bearbeitung dieses
» welche io mehrfacher Beiiebung aUge*-
beanspnaehen muss. Sie enthalt
viel Anregendes n. Ermunterndes , indem
Falle neuer Ausgangspunkte für weitere
Igen eröffnet, sie enthalt hinreichende
Bd Belehrung in Besug auf die Methode
, und gitfbl endlieb eine Menge posi-
te von unbestreitbarem Werthe für die
im Allgemeinen den idealen Tendenzen
nun ToUer Seele beistimmen, wttnschen wir
Jlem den Beitritt nicht sowohl recht vieler^
tüehriger Krttfte, und wollen hoffen, dass
ehr die Quantität der Tbeilnehmer auf die
\ der Arbeit einen deprimirenden Einflues lu
nOge. Von den hoben Anforderungen, welche
•ne gute Untersuchung eines einielnen Kran^
eioselneti Leiche stellen , kann durchaus
elansen werden, wenn dieselbe ein nach
htunfgen hin verwerihbares Material lielern
ebem der UraHUigli^bheil der Arbeit und
derlichen Genauigkeit halber wird auch bei
stau Vereinigung mehrerer Krade eine
|l Beobadbtung nur an einem Hospitale mög^
Jtthfffcb. Bd. TS. Hft t.
Uek sein , wo der eine Arbeiter die klinische , der
andere die anatomische, ein dritter die chemische
Uoiersuchung aof sich nimmt
Und ist es doch gerade für die klinischen Unter^
suckungen über den Stoffwechsel dringend 2u wün-
schen, dass an einem einzelnen Objecte möglichst
ausfuhrlich gearbeitet werde. Wenn nun die Kory-
phäen der Wissenschaft, wie nicht anders zu erwar-
ten ist, auch anderwärts dem arbeitenden Publikum
mindestens ihren moralischen Schutz u. gelegentliche
Belehrung angedeihen lassen , so wflrde unseres Be-
dttnkens wenigstens in jeder grössern Stadt, welche
ein UospKal besitzt, die Errichtung einer Localstalion
möglich und fruchtbringend sein. Einzelne Klassen
von Untersuchungen , wie z. B. die über üarnmerige
u. s. w., lassen sich wohl auch von alleinstehenden
Leuten ohne grossere und kostspielige Apparate aus-
führen; von den meisten übrigen der vereinsarztlichen
Untersuchung vorgelegten Aufgaben dürfte es aber
fast nur und insbesondere die medicinische Geogra-
phie sein, für welche eine allgemeinere Thaiigkeit
der praktischen Aerzte forderlich u. wttnschenswerth
erscheint. Andererseits ist zu erwarten, dass sich
der heilsame EinQuss des Vereins auch über die Gren-
zen der Mitgliedscbsd hinauserstrecke und wenigstens
die Einheit in Haass und Gewicht, in Formulirung
der Kranken- und Seclionsbericbte allseitig von den
deutschen Forschern anerkannt werde.
Jene Anregung und Ermunterung zur Arbeit und
den Unterricht in der Methodik kann nur das Original
geben, dessen Studium wir hiermit allen denen be-
sonders empfehlen , welche bei einiger Forbüdung
den redlichen Willen haben, ihr Scherflein zum Fort«
bau einzelner Zweige der Wissenschaft beizutragen,
35
274
I. Medicinische Physik, Chemie u. Botanik.
und denen es doch nicht vergönnt ist, alle ihre Zeit
und Kräfte umHlnglichen Forschungen tu widmen.
Vfs. Untersuchungen, welche er in Gemeinschaft
mit mehrern Studirenden i) angestellt hat , beziehen
sich zunüchst auf die Absonderungsgrösse , das spec.
Gewicht und die Farbe des Urins. Er betrachtet den
Harn dabei nicht als Zeichen Ortlicher Krankheiten,
sondern in seiner Bedeutung für den allgemeinen
Stoffwechsel im KOrper.
Die Menge des Urins wird nicht durch WSgen,
sondern durch Messen in gläsernen Standgefässen
bestimmt, die nach Cubikcentimetern graduirt sind.
(iOOO G.-Ctmtr. Harn z. B. von 1030 spec. Gew.
wiegen demnach 1030 Grmm.). Man wird den von
je 24 Std. gesammelten Urin messen , wenn man
grössere, langer andauernde Differenzen in der Harn-
absonderung zur Anschauung bringen will , dagegen
bestimmt man die Mengen für kürzere, genau anzu-
gebende Zeiträume, wenn man die Wirkung vorüber-
gebender Einflüsse auf die Uarnsecretion sludiren
will. Im letztem Falle . vorzugsweise ist man einer
nicht zu umgebenden Fehlerquelle ausgesetzt, näm-
lich der, dass man nicht weiss, ob die Blase beim
Beginn der gesetzten Frist vollständig entleert worden
ist, da man überhaupt nicht weiss, ob diess jemals
▼ollständig geschieht. Indess bezieht sich dieser
mögliche Fehler weniger auf die Gesammtmenge , als
auf die Quantität einzelner Bestandlhpile. Längere
Zeil hintereinander fortgesetzte 24stündige Beobach-
tungen sind immer nöthig , und auf etwaigen Verlust
von Harn beim Zustuhlegehen ist bei Kranken beson-
ders zu achten.
Die in 24 Std. von gesunden erwachsenen Män-
nern entleerte Urinmenge schwankt zwischen 1000
u. 3000 C.-Clmtr. , die stündliche Menge zwischen
20 u. 200 C.-Ctmtr. Die Ursachen dieser Schwan-
kungen sind bald innere, bald äussere, vorübergehend
wirksame oder länger andauernde, einfache oder
complicirle. Am bekanntesten und unzweifelhaftesten
ist der Einfluss reichlichen Getränkes (vgl. F a 1 c k
Jahrbb. LXXV. 1 51 u. LXXVli. 288.), nach W i n t e r 's
unter Vfs. Leitung angestellten Untersuchungen kann die
Harnmenge bei starkem Biertrinken innerhalb 4 Std.
auf das Dreifache bis Zehnfache des normalen Mittels
steigen. Der Einfluss der verschiedenen diuretischen
Arzneimittel ist experimentell noch nicht genau ge-
prüft. In gleicher Weise harrt die Verminderung
der Urinmenge in Folge anderer stark wässriger Ex-
cretionen, Getränkenthaltung, atmosphärischer Ein-
flüsse u. s. w. noch einer genauem Prüfung.
1) Das betreffende Material findet sich ausführlicher zu-
sammengestellt io den Dissertationen ?on H. Trapp (Beiträge
zur KenntD. d. Verand., welche der Urin in Krankheiten erlei-
det. Giessen 1850), Aug. Winter (Beitr. z. Kenntn. d.
Urinabsond. b. Ges. , Bestimm, d. Phosphors, u. d. freien
Säure im Urin. Giessen 1852) , A. He gar (Ausscheid, d.
Cblorrerbind. durch d. Harn. 1852), G. Grüner (Aus-
scheid, d. Schwefels, durch d. Harn. 1852.)
Die mittlere Urinquantität eines Individuums ist
selbst im Verhältnits cum Körpergewicht und zur
ROrperlänge eine schwankende Grösse. Sie beträgt
(im Mittel aus 9 Beobachtungen , von denen jede auf
mehr als 50 Einielbeobachtungen fusst) bei Männero
von 20 — 40 Jahren 1635 C.-Ctmtr. (nach Bec-
querel 1268 Grmm.); 100 Kilogrmm. Mann ent-
leeren stündlich 101 C.-Ctmtr. Urin; nach der Kör-
perlänge berechnet, entleeren 100 Ctmtr. Mann in
der Stunde 40 C.-Ctmtr. Urin. Im Allgemeinen ist
die stündlich abgesonderte Hirnmenge in der Nacht
am kleinsten, während sie des Morgens steigt uod
Nachmittags oder Abends ihre grösste Höhe erreicht
Gewohnheiten im Trinken zu verschiedenen TagiBszei-
ten modificiren natürlich diese Regel vielfach, la
Bezug auf Frauen , Kinder und Greise fehlen in die-»
ser Beziehung noch Untersuchungen. Leute, die
eine grössere Menge Urin täglich auszugeben sich
gewöhnt haben, werden den Hunger und besonders
den Durst weniger leicht ertragen ; Krankheiten,
welche die Urinabsonderung stören, werden bei ihnen
gefahrlicher, als bei andern Personen, wo die Excre-'
tion an andere Wege gewöhnt ist; verfallen solche
aber in Gesundheitsstörungen, die sich durch ver-
mehrte Harnabsonderung ausgleichen , so genesen sie
leichter, als andere Personen mit geringer Uringrösse.
Was die Harnmenge in Krankheiten betrifll, so
fand sie Vf. nach langjährigen Hospilalerfabrungen
normal bei vielen chronischen fieberlosen Krankheiten,
und zwar bei Frauen häufiger, als bei Männern; nur
selten über die Norm vermehrt , bei Diabetes mellitus
und insipidus, wovon entsprechende Fälle angeftlhrt
werden; vermindert ist endlich die tiarnmenge bei
der grössten Hehrzahl der Kranken , so in massigen
Grade (800 — 1500 C.-Ctmtr.) hei den meisten
chronischen und vielen leichten subacuten fieberlosen
oder mit geringem Fieber behafteten Kranken; be-
deutend vermindert (für längere Zeit unter 800 C.-
Ctmtr.) in der Acme fast aller 'fieberhaften Krankhei-
ten, gegen das tödllicbeEnde chronischer Affectionea,
bei den höhern Graden der Wassersucht , bei sehr
reichlichen wässrigen Ausscheidungen anderer Art
(Erbrechen, Laxiren, Schweisse).
Das spec. Gew. des Urins braucht für die Zwecke
des prakt. Arztes nicht mit der Waage bestimmt in
werden, weil mit Ausnahme weniger Fälle die Schlüsse,
welche sich auf das spec. Gew. bauen lassen, viel
grössere Fehler in sich schliessen , als die stnd,i|
welche man bei einer weniger sorgfältigen BestioH'
mung desselben begeht. Vf. empfiehlt die Anwendung
zweier gläserner Aräometer, die sich so ergänzen,]
dass das eine von 1000 — 1018, das andere vo4
1015 — 1035 geht, und deren Gradtheilnng dieAb-^
lesung von Vs — V4 °^^^ zulässt. Bios fllr gani ,
extreme Temperaturen werden noch Correctiooen<
erforderlich.
Das spec. Gew. dient eigentlich ^Iif^ zur Reduo-''
tion des Maasses auf das Gewicht ; über das Verhält«^
niss von festen Bestandtheilen zu dem Wassergehalt«
I. Medicinische Physik, Chemie tt. Botanik.
276
giebl es nur eine nogefilbre Vorstellung. Trapp,
weieher die Becquerel 'sehen Tabellen su corrigi-
ren Tersueht bat , giebt für solche approiimalive Be-
slimmuDgen die einfache Regel , von dem gefundenen
spee. Gew. 1000 absuzieben und den Rest su ver-
doppein ; das Product giebt annähernd das Gewicht
der in 1000 Tb. Urin enthalteDen festen Bestand-
Ibeile. Aus dem Verhatloiss der Menge des Uarus
lum spec. Gew. lassen sich schon einige Schiasse
ableiten. In der Regel stehen spec. Gew. und Quan*
]üia des Harns im umgekehrten Verhältnisse. Wenn
ein Drin, dessen Menge tief unter dem normalen
Mittel steht, ein hohes spec. Gew. zeigt, so deutet
diess bei Gesunden auf Getrjinkenthaltung oder starke
wässrige Ausscheidungen auf andern Wegen , bei Kr.
meist auf intensive Erkrankung. Grosse Harnroenge
mit geringem spec. Gew. Iflsst zunächst reichliche
Wasseraufoabme vermuthen; geringes spec. Gew.
bei nicht vermehrter oder selbst verminderter Uarn-
quantitat iMsst an Hemmungen in der Ausscheidung
denken (Urämie , Brigbfsche Krankheit) ; eine sehr «
reichliche Hammenge mit hohem Eigengewicht muss
ganz besonders zur Untersuchung auf Zucker auffor-
dern. Das mittlere spec. Gew. gesunder Männer
wurde zu 1020 bestimmt (Becquerel 1018,9);
es erleidet aber bei demselben Individuum naJtUrlich
die grOssten Schwankungen; will man, wie diess
Vf. thut, die nach der T r a p p *schen Metbo'df berech-
neten festen Bestandlheile als einigermaassen richtig
bestimmt annehmen, so folgt aus den einschlägigen
Untersuchungen zugleich, dass auch bei Gesunden
durch viel Urin wenig , durch wenig Urin viele feste
Theile entleert werden. Mit Berücksichtigung des
Körpergewichts und der KörpergrOsse ergiebt sich,
dass 100 Kilogrmm. Mann durchschnittlich in der
Stunde 103 Grmm. mit 99 Grmm. Wasser und 4,1
Grmm. fester Bestandtheile aussondern, u. lOOGtmtr.
Mann in derselben Zeit 39 Grmm. Urin mit 37 Grmm.
Wasser u. 1,5 Grmm. festen Theilen entleeren. Was
den täglichen Gang der Harnausscheidung und seine
Schwankungen belrifit, so folgt er keinem allgemei-
nen Gesetze , er ist je nach der Menge des zu ver-
schiedenen Zeiten genossenen Getränkes fast bei jeder
Person ein anderer. Zieht man das Mittel (von 9
Personen), so ergiebt sich, dass gesunde Männer
durch den Urin zu verschiedenen Tageszeiten in der
Stunde entleeren (in Grammen):
NachmitUgs.
Naohto.
Morgens.
Wasver
Feste Theile
Wasser
Feste Theile
Wasser
Feste Theile
78
3,2
68
2,K
67
2,K
Hteriach vermehrt das Essen entschieden die Harn-
menge und besonders die Anzahl der festen Bestand-
theile. Vermehrte Zufuhr von Wasser vermindert
die Anzahl der festen Bestandtheile , wie aus Aug.
W i n t e r 's Beobachtungen hervorgeht , wobei jedoch
ZQ bemerken ist, dass die festen Bestandtheile nur
ganz oberflächlich nach der Trapp*schen Formel
bestimmt worden sind.
Fdr gewisse Krankheiten lassen sich aus dem
spec. Gew. in Verbindung mit der Menge des Harns
ungefähr folgende annähernd richtige Schlüsse ziehen,
mit Beachtung von 2 möglichen Fehlerquellen, die
wahrscheinlich beide die Menge der festen Bestand-
theile zu klein erscheinen lassen und theils in dem
Verluste von Harn beim Aufsammeln , theils in der
Uoznverlässigkeit der Trapp 'sehen Formel liegen,
lo den meisten chronischen Krankheiten ist, abgese-
hen von Wasserverlusten auf andern Wegen, die
Menge der festen Bestandtheile in der Regel geringer,
als bei gesunden Männern, und zwar bei Frauen in
bOherem Grade vermindert, als bei Männern. In
xwei Klassen von chronischen Krankheiten ist aber
die Urinmenge bedeutend vermehrt, und zwar einmal
mit Steigerung der Zahl fOr die festen Bestandtheile
(Diabetes mellitus und insipidus mit Abmagerung,
Scbwiche u. s. w.) , und andererseits mit Verminde-
rung der festen Theile u. des spec. Gew. (Hydrurie) ;
es feUt in dem letztern Falle die Abmagerung , die
Hektik , und der Process unterstützt häufig die Ent-
fernung krankhafter Producte, wie in manchen Fällen
von Wassersüchten. Bei acuten fieberhaften Krank-
heiten ist die Wasserausscheidung durch die Nieren
bedeutend vermindert, aber in demselben Maasse,
als sich die Menge des Harns vermindert , steigt sein
spec. Gewicht. Die Menge der festen Theile, welche
solche Kr. durch den Urin entleeren, ist zwar kleiner,
als bei Gesunden, aber nicht geringer, als bei chro-
nischen Kr. ; derartige Patienten befinden sich in der
Lage von Hungernden , die Ausscheidung der festen
Urinbestandlheile erfolgt auf Kosten ihres Körpers.
Tritt zu chronischen Krankheiten hektisches Fieber,
so treten dieselben Verhältnisse ein , wie bei acuten
fieberhaften Afl'ectionen. Bei rasch eintretendem Tode
bemerkt man in den letzten Tagen eine continuirliche
Zunahme des spec. Gew. bei continuirlicher Abnahme
der Urinmenge. Wird der Tod durch mechanische
Verhältnisse oder Lähmung der Hedutia oblongata
rasch herbeigeführt, so bleibt die Urinmenge bis zum
Tode reichlich und das Eigengewicht gering. Bei
Wassersuchten ist die Urinmenge zunächst eine ge-
ringe, bei vermehrter Diurese schwindet die Wasser-
' sucht und der Harn hat die Eigenschaften der oben
bezeichneten Hydrurie. Die Wassersucht wird um
so leichter durch einfache Diurese , durch Hydrurie
geheilt, je mehr sie auf hioser Uydrämie beruht, und
je weniger sie durch gröbere mechanische Störungen
276
l MedioiiiiMb« Fhyaik» Chtnu» n, Botanik.
des venOsen Rückflüssen bedingt winL Mii der By*-
drurie. welche die Hydrtfmie beseiiigl. wird eine
grössere Meoge yoq ChiorverbJDduBgen »usg^leert,
was mit der Beobacbluog veq G. S e h u i d t stimi^l»
dass fehlendes Eiweiss im Blute durch Aufnahme mer
gewissen Menge von Chlornatriup) eraetst wird.
Um für die Farbenverhältnisse des Urins eine
genauere Betrachtungsweise anzubahnen , sieht Vf.
von den bisher schlecht charaklerisirten einzelnen
Farbstoffen ab und bestimmt die Farbe des Harns ein-
fach nach 3 Gruppen von Färbungen , wie sie bei
einem klaren (nöthigenfalls filtrirten) Harne in Cytin-
dergläsern von 4 — 5'^ Dicke erscheinen. Durch
Vergleichung der Harnfärbung mit der bestimmter
Mischungen von Gummigult und Wasser, Gummigutt
und Karminlack, Gummigutt und Karminlack u. Ber-
linerblau ist Vf. dazu gelangt, 3 Kategorien von gelb-
Irchen, röthlichen und braunen Harnen aufzustellen,
deren jede wieder in 3 Unlerablheilungen (blassgelb,
hellgelb, gelb; rothgelb, gelbroth, roth; braunroth,
rothbraun, braunschwarz) zerfcfllt. Durch' verschie-
dene Verdünnungen sowohl der künstlichen Farbmi-
schungen, als verschieden gefärbter Urine lassen sich
alle hohem Farbentöne in die niedriger liegenden
aberfahren ; es ist dieses Schema, welches im Origi-
nale mit den auf künstlichem Wege erzeugten Normal-
färbungen dargestellt ist, gewiss zur ersten allgemei-
nen Verständigung sehr zu empfehlen.
Bei Gesunden schwankt die Harnfarbe meist zwi-
schen Bothgelb und Hellgelb, und nimmt der Verdttn-
itung entsprechend ab oder zu. Jedes Individuum
hat auch ein gewisses individuelles mittleres Maass
für die Entleerung von Harnfarbsloff. Bei Kr. sind
die Farben des Urins bekanntlich mannigfaltiger; sehr
blasse Urine treten bei Kr. , wie bei Gesunden nach
reichlicher Aufnahme von Getränken auf, sie kommen
aber auch bei hysterischen u. andern nervösen Leiden
vor, bei manchen Anämischen, in der Beconvalescenz
nach schweren Krankheiten. Bei fast allen fieber-
haflen Krankheiten ist der Harn gelbroth bis roth,
enthält absolut mehr FarbsloiT, als bei Gesunden;
braune und braunschwarze Urine sind selten, sie
kommen vor in manchen Fällen von Typhus und von
Bright*scher Krankheit , bei sporbutischen Zuständen,
kurz bei Fällen , welche auf einen höhern Grad von
Zersetzung des Blutes, besonders der Blutkörperchen
hindeuten. Vf. gelang es , in allen Fällen der letz*
tern Art durch Kochen ein braunrothes Coaguluip
(von Uämatoglobulin 9 wie er sagt,) auszuscheiden,
nach dessen Entfernung die Farbe des Urins jedesmal
blässer wurde.
Quantitative Untersuchungen aber die abrigen
Harnbestandtheile sind unter des Vfe. Leitung bereiu
in grosser Anzahl angestellt worden , und apllen die
Resultate im nächsten Hefte des Vereinsarebiva bekanni
gemacht werden. Ueher di« bei der Hanmnt(»ra«chiinf
aberhaupt einzuschlagenden Methode»» namentlich
aber die Anwendung der Titrirmethoden • findet sich
in demselben Hefte (L 1.) dea Archivi «in beacbtcnA*
werUier Aufaal« von Or. F, W, Beneke (MKranken-
«unen und KrankbeiiabeobnehUingf *) , de« aueh die
Schemata filr d«n vereinamtlichen KfanklMilsvaB^
Sectionsherlcbl angehängt sind (liie abngeoa jeden
Theilnchmer zugeseadbet werden aoUen). —
Im Anscbluss und gewissermaassen aU Ergänzuag
zu den vorstehenden Harnuntersuchungen VogeTi
lassen wir eine Reihe von Versuchen folgen , welche
H. Bence Jones schon vor mehrern Jahren ver-
öffentlicht hat , deren Resultate mit den neuern deut-
schen , nach genauem Methoden ausgeführten Arbei-
ten später zu vergleichen von Interesse sein wiri
f ) Uebtr die FantUiönen der erdigen u. alküL
Fkosphate im Harn von Gesunden. (PkÜM. Transad*
H. 1845.) Bep zur Untersnchung verwendete flan
kam von einem gesunden Manne , weleher tägbcb %
Mahlzeiten hielt und sich flir gewöhnlich eine massige
Bewegung von 3 Std. machte. Die Untersnchnogs-
methode, deren Mängel sich Vf. nicht versehweigl,
bestand in der Bestimmung des spee. Gew. oach i
wenn nöthig vorheriger Ansäuerung des Harns mK I
1 — 2 Tropfen Salzsäure , FäHen der erdigen Phoi-
phate aus einer abgewogenen Quantität Harn (ge-
wöhnlich 1000 Gr.) durch Aetzammoniak , Aaswa-
schen des abfiltrirten Niederschlags mit Ammoniak-
wasser und Erhitzen desselben bis zum BotbglOhen,
zuletzt unter Zusatz von 1 — 2 Tropfen Salpetersäure.
Die phospbors. Alkalien wurden aus einer andero
Porlian durch Fällen mittels abersehOssigen Chlorcal-
ciums und Aetzammoniaks und durch Subtractioa der
vorher bekannten Menge der Erdphospbate vom i^Ui*-
gen Gesammtniederschlage als phaspbornaurer Kalk
bestimmt.
Die Versuche beziehen sich aaf die Abhängigkeit
der Menge der genannten Saiie von nuAgliohst nomn-
1er Lehensweise, von animalischer oder vegetabäi-
Bcher Diät, von der Körperbewegung, ¥•■ der Sin*
nähme von Kalk- oder Talkerdeaaltes«
Die Menge der erdigen Phosphat^ variiri nnter
gewöhnlichen Verbältnissen bald aach der Hablz^
9Lwischen 1,91 u. 0,97 p, M.^ 4a« spee» Gew.. öe»
Harns iwischen 1033.2 u, 10a7»3; m^brere SmL
später zw. 0,75 u. 0.8 1 p* M., i^ ap«c;. Gew, zw.
1028,2 u. 1028,0.
Die Menge der alkaMschen PkosphUe schwankt
unter gleichen Verhältnissen bald nacb der Mahlzeit
zwischen 8,10 u. 6,50 p. M. , das spee. Gew. des
Urins beträgt 1028,0 — 1022,8; später nachdem
üssen werden 6,07 — 4,72 p. M. pbosphors. Aiki-
tien ausgeschieden mit einem Harn yon 1025,5 —
1033,2 spee. Gew.
Was die Nahrwg betrifft, aa winrd dit Hanfe d«
erdigen PhnsphMe dureh rei« anim «Midie «dirräil
vegetahOiacbnDiNt «Mit wesMilich nUeiirK «ewaehü
Diät steigert die Meng« derselben, i«r«hr«nd 4sr Ge^
ft«a8 v«B UiQ«Mi FMaok mit d««liUitt«si W««««t li«
L MediciBiseh« Physik • CbeoiB vu Botanilu
9T7
totvidiAluih lierBfatetct« Längere Zeil aach der Ei»-
MliBie dtf Nahrung werden die erdigen Pbosphaie
4m Bitm in sehff geringer Menge ausgeBehieden. Die
fkMpkor^. MkaUtn ertcheinen in grttseler Qoantitit
m flwB«» wenn Brod altein gegessen wurde; bei
ibsoloter FleisehdiXt ist die Abnahme derselben noch
ninUiger» als die Znnahne nach bloseoi Brodgenuss.
Stirkere Körperbewegung hat keinen Einfluss auf die
SecrelMMSsmenge der erdigen Phosphate, wXbrend die
alkaJieehfin PhospKale dadurch um nahe ^/^ vermehrt
werden.
NaAh 4er EinnahoM von Cblorcaleiooi seiglen sich
feigende Veriialtnisse; 15 Gr. der genannten Sub-
itanz brnebten keine oder nur eine sehr geringe Ver-
mebrttDg 4er erdigen Phosphate in SY^ Std. su Wege;
22 Gr. riefen in 2Y| 8td. eine entschiedene Zunahme
der nrdigei Phosphate hervor ; bei 35 Gr. war der
SiaAnes in derselben Zeil ein noch bedeuienderer und
dauerte die Vermehrung der erd^ Phosphate des Harns
^egen 10 Sld. an,
Word« Magnesiesttlphat dem Organismus einver-
leibt» so tnt die Vermehnuig ^w firdphosphate etwas
spll«r ein; bei 30 Gr. erat in 41/« Std., bei 40 Gr.
In 2Vi Std. , nie war naoh 4a/| Std. am beileutend-
nien mid danerte 0 Std. an. Gebrannte Magnesia,
III 4S Gr. geoeaamen , verursachte in 2^4 Std. noch
ktfioe, «acb ff Std. eine deutKohe, nach 7^^ Stil.
•ine noch grossere und nach 12 Std. eine immer
Boeli bemerkbare Zunahme von Erdphosphaten. 38 Gr.
csleinirle Magnesia hatte nach 2^4 Std. noch keinen
EiaiMS, nach 4^/4 Std. witr die Vermehrnog der
Brdphosphate evident, nach 8^/4 Std. noch beden^
lander nnd nach 26 Std. noch wabraunebmen.
Das Qafiplresultat dieser Untersuchungen ist dem-
nach: dass die Menge der mit dem Harne ausgeschie-
denen und durch Aetzammoniak prifcipitirbaren Erd-
phospbate hauptsächlich von der Menge der in den
Körper eingeführten Erden abhsngt ; dass auf die al-
kalischen Phosphate des Harns die Dint einen vorwie-^
genden Einfluss ausQbt; dass aber dazu als wichtige
Nebenbedingun^ im gesunden Zustande die Erzeugung
von PhosphorsSure bei dem Umsätze der Gewebe
hinzutreten muss. Wenn nun in Krankheilen dieses
oder jenes Gewebe besonders ergriffen ist, so wird
man aus der Zunahme der Alkaliphosphate im Harn
auf die BeschaSlenbeil des kranken Gewebes und den
Sitz der Affection fchliessen können.
in Betreff 4er jilkaUMctnß tUt Urm$ gelangte
Vt Dech sn folgenden Sitsen : es giebt 2 Arten von
alktiischnm Drin; bei der einen ISngst bekanalen
rthrt die alknUeobe fieaetion von keblens. Ammoniak,
bei der andern weniger gekaimlen von einem Bien
Alkali her. Alkalischer Harn der letztem Art wird am
htafigilen [i» England] 2^3 Std. nach dem Frtthetflok
hei Femepea beebnehtet» die an „Indigestion«' leiden.
Btr n& dieser Zeil gelasaeoe Hiara kann trübe sein,
aft wie er enllecrt wird , in Folge eines amorphen
8c4iafintt, oder et kann alkalische Reaction zeigen
und doch klar sein, oder er leigt keinen NiederseMag
und ist schwach sauer. Wird ein Harn der letdem
beiden Arten erhitzt, so kommt ein amorphes Sedi-
ment sum Vorschein, welches in verdünnter SaUsVure
oder in einer Solution von Natronbiphosphat los-
lich ist.
Harn von 4iesunden giebt zuweilen » selbst wenn
er sauer ist, beim Erhitzen einen Niederschlag von
erdigen Phosphaten, wenn man die saure Reaction
bis auf einen gewissen Grad durch Zusatz eines Alka-
lis oder gewöhnlichen phosphors. Natrons beschrinkt
bat; die Flüssigkeit wird beim Kochen dann wieder
eine stjirker saure Beaeti4Ni leigen.
Eine Lnsung von phosphors. Erden in doppelt
phosphors. Natron giebt ebenso ein Prücipilat beim
Kochen, wenn ihre saure Reaction durch Zusatz eines
Alkalis bis zu einem gewissen Grade getilgt ist. IHe
Flüssigkeit reagirt naeh dem Kiiehen stürker sauer,
da Stich ein mehr baaisches Erdphesphst gebildet hat.
Dieselben Resultate werden' erhalten , wenn sieh ge-
wöhnliches phosphors. Natron , phosphors. Kalk und
etwas doppelt phosphors. Natron in einer Utoung bei-
sammen finden.
Für diagnostische Zwecke formulirt Vf. die Er-
gebnisse seiner Beobachtungen dahin , dass die Alka-
lescens des Harns von localeu Ursachen herzuleiten
ist, wenn das hiaue Lackmuspapier auch beim Trock-
nen merklich gerOthet bleibt, die Alkalescens con-
stant vorhanden ist und der Harn vinl Schleim und
prismatische Rryslalle mit sich führt; dass dagegen
die Alkaleseenz des Harns auf allgemeinen Ursachen
beruhe , wenn das blaue Lackmuspapier beini Trock-
nen nicht roth wird, die Alkaleseenz wechselt, ge-
wöhnlich bald nach Tische eintritt, der Urin selten
viel Schleim und kurz nach der Entleerung nnr ein
körniges Sediment enthält.
2) (Jeher die FaruUionen der erdigen u, alkaL
Phosphate im Barne von Kranken. (Philos. Transact.
IV. 1846.) Die Unlersuchungsmelhode ist die für
den Harn von Gesunden angegebene; übrigens hat
Vf. nicht den binnen 24 Std. gesammelten Harn, son-
dern blos eine Mittag 12 Uhr gelassene Portion in Be-
zug auf ihren Phospbatgehall untersucht. Die betref-
fenden Krankheiten sind einerseits fuoctionelie Leiden
des Hirns und Rückenmarks, Schadelbrüche, acute
Entzündungen des Hirns und seiner Hüllen , Säufer-
wahnsinn und andere Geistesstörungen , andererseits
acute Rheumatismen , Gicht , Bright*sche Krankheit,
Scrophttlose, Knocbenerweicbang , kurs im Gegen-
sätze aur erstem Klasse Affeciionen, bei denen die
Betheiligung des Nervensystems eine mögliohst ge-
ringe ist.
Indem Vf. als Normalmeogen die früher gewon-
nenen Zahlen (für die Erdphosphate 0,40 — 1,49 p. If.,
für die Alkaliphosphate 5,77— 7,56 p. M.) zu Grunde
legt, findet er bei verschiedenen Himteiden (Com-
motio cerebri , Epilepsie , Delir. ebriosit. , Tetanus)
im Allgemeinen dieselben QnantitXten firdphosphate
378
U MediciDische Physik, Chemie n. BotaniL
im Harne, wie bei Gesunden. Eine lOllgige Beob-
achtung einer starken HirnerschUlterung zeigte in
dieser Beziehi^ng keine bestimmte Regel , die Menge
der Erdphosphate schwankte zwischen 0,36 — 1,96 p.
N. mochte der Kr. Nahrung zu sich nehmen, od. nicht.
Bei fFirbelbrüchen und Lähmungen stieg der
Totalbetrag der phospliors. Salze etwas« Ober das nor-
male Mittel , wenn ein acuter entzQodiicher Zustand
hinzutrat (8,43 — 9,21 p. N.) ; er fiel unter die nor-
male Menge , wenn die Entzündung chronisch wurde
oder ganz fehlte. Bei chronischen Hirnentzündungen
ebensowohl , als bei acuten und chronischen Menin-
giten fand sich keine Zunahme der Phosphate. Dage-
gen steigern acute UirnenlzUtidungen , mögen sie Tür
lieh auftreten oder zu Schädelfracturen sich gesellen,
jedesmal die Menge der Phosphate (oft etwas über
13 P.M.).
In einigen functionellen Hirnkrankheiten, d. h.
solchen, welche von Gonvulsionon und Delirien be-
gleitet waren und bei denen die Autopsie keine orga-
nische Ver:inderang der Hirnmasse nachwies, stieg
der Phosphatgehalt des Harns bedeutend wahrend der
Delirien (bis zu 14,75 p.M.) u. fiel mit dem Aufhören
derselben. In andern dergleichen Fallen jedoch,
welche mit Fitfbererscheinungen verliefen, zeigte sich
keine aufDllIige Vermehrung dieser Salze. Für den
Säuferwahnsinn ergiebl sich aus des Vfs. Untersu-
chungen» dass der Harn die normale Phosphalmenge
enthielt, sobald die Kr. Nahrang zu sich nahmen;
in heftigem Fallen dagegen, wo das Essen verweigert
wurde , fand sich die Menge der phosphors. Salze
sehr vermindert (2,40^0,06 p. M.). Bei allgemeiner
Paralyse erschien die Phosphatmenge nicht vermehrt;
io 2 Fallen vom Manie zeigte sich eine geringe Ab-
nahme und nach einem acuten maniakischen Anfalle
eine geringe Steigerung der Menge der phosphors.
Salze.
Acute Rheumatismen, Gicht, Erysipele, Scharlach
steigern die Phosphalmenge nicht; bei Brighl*scher
Krankheit, seihst acuter, war nur dann eine Zunahme
bemerklich , wenn Wassersucht eingetreten war und
überhaupt sehr wenig Harn abgesondert wurde. Bei
Scrophulose und bei Exostosen finden sich die Phos-
phate in normaler Menge. Dagegen sind bei der
Knochenerweichung die erdigen u. alkalischen Phos-
phate des Harns erheblich vermehrt (bis zu 11,85 p.M.
im Totalbetrage).
In noch allgemeinerer Fassung lauten des Vfs.
Resultate also : acute Nervenaffeclionen , organische,
wie functionelte, sind die einzigen Krankheiten, welche
einen Ueberschuss von phosphors. Salzen im Urine
erscheinen lassen; in einer grossen Klasse functio-
neUer Hirnieiden , besonders bei Delir. ebriosit. , ist
der Phosphatgehalt des Harns merklich vermindert;
in chronischen Krankheiten ist, mit Ausnahme der
Osteomalacie, keine Zunahme der Phosphate im Harne
nachweisbar.
lu Betreff eines andern Falles von Knochenerwei-
chung, dessen Harn Vf. längere Zeit hindurch einer
genauem Untersuchung unterwarf (Philos. Transact
I. 1848) und den M'Intyre klinisch beobachtete,
verweisen wir auf Jahrbb. LH. 6. Vf. wies in dem
betreffenden Urine 6,697% einer Protetnsubstaoz
nach , welche er auf Grund mehrerer Elementarana-
lysen als Hydrat eines Bioxyds von Albumin anspricht
und' die sich durch ihre Löslichkeit in kochendem
Wasser und die Löslichkeit des durch Salpetersäure
erhaltenen Niederschlags in der Siedehitze und dessen
Wiedererseheinen beim Abkühlen charakterisirte.
3) lieber die f^ariationen der 'sauren Reaeliou
des Urins im gesunden Zustande, (Philos. Transact.
H. 1849.) Die vom Vf. früher gemachte Beobachtung,
dass der Harn bei vielen gesunden Personen in Lon-
don gegen Mitlag alkalisch reagire und dass diese
Reaction von fixem Alkah herrühre, ist von Dr. An-
drews in Belfast bestätigt worden , der bei % sei-
ner Zuhörer um Mitlag den Harn alkalisch fand.
Um nun rUr die taglichen Schwankungen der Aci-
ditat und Alkaleseenz des Harns [unbekümmert um
die nächste Ursache derselben] ein Maass zu gewin-
nen, fertigte sich Vf. 2 Probelösungen, die eine mit
kohlens. Natron, die andere mit verdünnter Schwefel-
saure. Die Probelösungen wurden in einem graduir-
ten Glascylinder gebracht, und waren so zusammen-
gesetzt , dass ein zwischen 2 Theilungsstrichen ent-
haltenes Volumen F4Ussigkeit ^/^^ Gr. trockenen und
reinen kohlens. Natrons enthielt oder ihm respecl.
äquivalent war. In eine abgewogen^, gewöhnlich
1000 Gr. betragende Quantität Harn wurde nun von
der einen od. andern Probelösung so viel zugetröpfeU,
bis der Harn vollkommen neutrale Reaction zeigte. Das
Volumen der verbrauchten Flüssigkeit und die somit
bekannte Menge von Saure oder Alkali, deren es xur
Neutralisation des Harns bedurfte, giebt das Maass
für die jedesmalige Alkaleseenz oder Aciditat des Urins
ab. Der Harn wurde von einem gesunden Individuum
entnommen, welches sich massige Bewegung machte
und wurde , mit Ausschluss der Nacht , ungeßlhr alle
Stunden untersuchL insbesondere wurde der Einfiuss
der Diät und der Aufnahme von verdünnter Schwefel-
saure berücksichtigt.
Die Resultate sind folgende. Bei gemischter Diät
(3tagiges Experiment) nimmt die saure Reaction nach
dem Essen ab und erreicht den niedrigsten Grad
3 — 5 Sld. nach dem Frühstück und der Hauptmahl-
zeit, früher indessen nach dem Frühstück als nach
der Hauptmahlzeit. Die Aciditat wachst dann wieder
und erreicht ihre höchste Grenze gerade vor der Nah-
rungsaufnahme. Wurde z. B. um 7^/^ Uhr gefrah-
stuckt und der um diese Zeit gelassene saure Drio
(1000 Gr.) mit ungefllhr 1 Gr. trocknen und reinen
kohlens. Natrons neutralisirl , so war der um 12 ü.
entleerte Harn dagegen alkalisch und bedurfte tu sei-
ner Neutralisation einer Menge Saure, die (bei lOOO
Gr.^ Harn) 2% Gr. kohlens. Natrons äquivalent Uc
Um 4^/t U. reagirt der Harn wieder sauer und sind
2 Gr. Natroncarbonat nöthig, um 1000 Gr. Harn xu
I. Medicinisehe Physik, Chemie n. Botanik.
279
neolralisireo u. s. w. Wurde das Prflhstflck wegge-
lassen • bei 248tandigem Hungern also, so nahm die
SUrke der sauren Reaclion am Morgen nicht ab, son-
dern blieb für 24 Std. dieselbe. Nach der Nahrungs-
aufuahaie fiel sie sofort wieder. Bei rein animalischer
DiSl war die Verminderung der Aciditat nach dem
Basen noch aufßllliger, als bei gemischter Diüi ; sie
slieg aber vor dem. Essen nicht so hoch, als hei ge-
mischter Nahrung. Bei blos vegetabilischen Speisen
sank die Starke der sauren Reaclion nicht bis zu
demselben Grade, wie bei gemischter, der Harn wurde
neutral, aber nicht alkalisch. Die Zunahme der Aci-
ditai war nicht so markirt , als die Abnahme der AI-
kalesceni; die absolute Höhe der Sauremenge war
jedoch bedeutender bei Pflanzenkost , als bei anima-
lischer Diät.
Verdünnte Schwefelsaure, in grossen Düsen ge-
nommen, hatte keine recht entscheidenden Wirkungen
auf die Reaction des Harns ; 9 Dracbm. davon in der
Zeit von 3 Tagen eingenommen, verminderten das Sin-
ken der sauren Reaction nach Tische einigermaassen ;
vor dem Essen zeigte sich die Aciditai des Harns etwas
vermehrt. Wurde aber der in 24 Std. während die-
ser Versuche gelassene Harn mit dem in gleicher Zeit
früher entleerten Harne in Rezug auf die Starke der
sauren Reaction verglichen , so zeigte sich eine be-
deutendere Acidität im erstem Harne.
Vf. macht darauf aufmerksam, dass den Variatio-
nen der Sauremenge im Harn ähnliche tägliche Schwan-
kungen in deir Alkalescenz des Blutes entsprechen
müssen, u. dass diese mit der im Magen zum Zwecke
der Verdauung verbrauchten Quantität Säure zusam-
menhängen mochten.
Eine weitere Reihe von Untersncbungen des Vfs*
betrifft 4) die gkickzeitigen Schwankungen in der
Menge der Harnsäure und der Grösse der ^eiditäl
des Harns im gesunden Zustande. Die Stärke der
sauren Reaction wird nach demselben Maasse gemes-
sen, wie früher, die Menge der Harnsäure wird durch
Fallen derselben mittels Salzsäure aus einer grossem
Portion Harn (gewöhnlich 2000 Gr.) und Wägen des
Niederschlags , nachdem er gehörig ausgewaschen im
Vacuum über SchwefeUäure getrocknet war, be-
stimmt.
Darnach ergiebt sich, dass bei gemischter Dillt
vor den) Essen die Menge der Harnsäure zwischen
0,048 und 0,17 p. M. , das spec. Gew. zwischen
1026,3 — 1023,1 difl'erirt; nach dem Essen die
Harnsäure 0,39 — 0,92 p. M. beträgt, bei einem
spec. Gew. des Harns 1021,0— 1031,1. Dagegen
variirt die Stärke der Acidität vor der Mahlzeit zwi-
schen 23,37 u. 30,24 Maasseinheiten (i Einheit =
Via Gr. NaO. CO^ äquivalent) , während das spec.
Gew. zwischen 1026,7 u. 1024,9 schwankt; und
nach dem Essen beträgt die Acidität des Urins 7,80 —
26,21 jener Maasseinheilen , bei einem spec. Gew.
von 1025,1 — 1030,0.
Auch bei rein vegetabilischer oder rein animali-
scher Küst wurde dasselbe Resultat erzielt, dass
nämlich die Acidität unabhängig ist von dem Harn-
säuregehalte des Urins; andererseits geht aus den
lelstern Versuchen hervor , dass Acidität und Harn-
säiiregehall bei animalischer und bei vegetabilischer
Diät ziemlich dieselben bleiben. Die Zahlenverhält-
nisse sind folgende.
Vegetabiiiscbe Kost
Animalische Koit
Grosster Harnsäuregehall nach dem Essen
Stärke der saaren Reaction
Spec. Gewicht .
Geringster Hamsäurebetrag vor der Mahlzeit.
Stärke der sauren Reaction
Spec. Gewicht
1,01 p. M.
12,67 Einheiten
1025,6
0,049 p. M.
26,36 Einheiten
1024,0
1,022 p. M.
18,48 Einheiten
1027,8
0,049 p. M.
21,46 Einheiten
1024,8
Das Sedimentiren von Harnsäuren Salzen im
Cnn kommt nach Vfs. Untersuchungen in Folge der
gewöhnlich vereinten Wirkung von dreierlei Ursachen
zu Stande . nämlich durch Abnahme Aw Temperatur,
dorch absolute oder relative Zunahme der Menge von
hamsaureoi ,, Ammoniak'' und durch gleichzeitige Ver-
mehrung der Acidität [T] des Harns.
Hieran schliesst sich 5) eine Reihe von Unter-
socfaungen des Vfs., die Schwankungen der Sulpkate
im gesunden Harne und den Einßuss von Schwefel"
siure , Schwefel und Sulphaten auf d^e Menge der
Schwefels. Salze im Harn hetreflend.
Der Harn wurde, wie frflher, von einem gesunden
Manne entlehnt, der täglich 2 Mahlzeiten einnahm
und sich eine massige Bewegung von 3 Std. machte. .
Nächst der Bestimmung des spec. Gew. wurde /'ine
abgewogene Quantität Harn (circa 500 Gr.) mit einem
Ueberschuss von Ghlorbaryom und dann mit wenigen
Tropfen Salpetersäure versetzt, bis zu lebhaftem
Kochen erhitzt u. der Niederschlag nach dem Glühen
im Platintiegel gewogen.
Auf diese Weise wurde zunächst die Menge des
schwefeis. Baryts, welche hei gemischter Diät bald
nach der Mahlzeit aus 1000 Gr. Harn erhalten wurde,
zu 15,23 bis 9,45 Gr bestimmt, hei einem spec.
Gew. des Urins von 1083*9 bis 1029,3; später nach
280
I. Mtdicüiiselie Miysik» Cheini« u« BaUnik»
dem EfMD betrug die Menge des Barytoidpbale 8,56
bis 7,07 Gr. auf 1000 Gr. Haro Toii dem apec. Gew.
1027,6—1025,3.
Was die Ursachen dieser Schwankungen belriflt,
insofern sie von der Art der Nahrung abhangen , so
bat sowohl Pflanzen - als Thierkost eine Yermehrung
des Barytniederschlags zur Folge, aber der Unter-
schied der beiden Ernährungsweisen ist in dieser
Beziehung unerheblich. Knrperliche Anstrengung
scheint den Uebergang der Sulphate in den Harn
etwas zu befördern , jedoch nicht in dem Mnasse, als
dieas die NabruiigaaarDahme thut.
Wird Schwefel in der Perm des Elementes oder
der Schwefelsaure, oder eines Sulphates dem Organis-
mus einverleibt , so tritt im Allgemeinen allemal eine
Vermehrung der schwefelsauren Salze im Harn ein.
Für die Schwefelsaure insbesondere sind zu diesem
Zwecke grössere Gaben nothig. So zeigte sich nach
der Aufnahme von 13 Tropfen concentrirter Schwefel-
sHure nur in einem von 3 Versuchen eine Zunahme
der Sulphate im Harn, bei 20 Tropfen war auch
noch kein sicheres Resultat zu erzielen , selbst als
17 Drachm. verdünnter Schwefelsäure im Verlaufe
von 8 Tagen genommen wurden , war am 9. Tage
noch keine entschiedene Zanahme der schwefelsauren
Saite im Urine zu bemerken. Allein wenn die ganxe
in 24 Std. gelassene Quantität Harn von drei aufein-
anderfolgenden Tagen , in denen keine Schwefelsaure
eingenommen worden war , mit einer Quantität Harn
verglichen wurde , die in einer gleichen Zeit gesammelt
und wobei eine halbe Unze verdünnter Schwefelsaure
in den Magen übergeftthrt worden war, so stellte
sich eine entscheidende Vermehrung der Harnsulphate
heraus.
Trockner Schwefel, in der Menge von 61 Va ^r.
im Verlaufe von 5 Tagen eingegeben , brachte eine,
wenn auch nicht aehr beträchtliche Steigerung der
im Urin gefundenen Sulphatmengen zu Wege. 123Y2
Gr. schwefeis. Kali halte schon 2 — 4 Std. nach der
Aufnahme eine Vermehrung des Barytntedersclilags im
Harne zur Folge ; das Salz wirkte übrigens in diesem
Falle nicht auf den Stuhl. 7 Std. später war diese
Zunahme der Sulphate im Barn noch deutlicher.
Schwefelsaure xMagnesia hat dieselbe Wirkung; die
Zunahme der srhwefels. Salze im Harne ist überhaupt
nach der Einnahme von solchen Salzen bedeutender,
als wenn man Schwefel oder Schwefelsäure in den
Körper bringt.
6) Werden durch eine Reihe ven Versuchen über den
Einjlus» der Aufnahmt von Jetzkali, fFemsäure tu
weinsaurem Hau auf die AddUäi des Barns die zu-
erst erwähnten Experimente ergänzt. Liq. kali cauit.
in grossem Dosen genommen setzt das Maass der
sauren Reaeti«n hetab; eine^Unze jener PlOssigkeit,
welche in Zeit von 3 Tagen verbraucht wurde , ver-
hinderte , dass der Urin vor Tische die normale Höhe
setnnr Acidität erreichte , machte ihn aber durchaus
nicfaL cnnslant alfcaliach , ood Utas die gewöhnlichen
täglichen ScbwankuBgen der Reaetion aoeh binvai-
chend hervortreten.
Grosse Dosen Weinsäure machen , wie schon an*
derweit bekannt ist, den Harn stärker ^auer ; eine
Lösnng von 354 Gr. trockner , reiner Weinsäure be*
wirkte innerhalb dreier Tage, dass die Additdt des
Harns vor dem Essen beträchtlich hoher stieg, konnte
aber nach Vfs. Untersuchungen nicht verbindem, dass
der Urin wenige Stunden nach Tische alkalisch wurde.
Weinsaures Kali macht den Harn, wie attch schon
längst bekannt, sehr bald alkalisch; 120 Gr., in 4
Unz. dest. Wassers genommen, hatten schon nach
45 Min. eine Absonderung von alkalischem Harn cur
Folge, nach 2 Std. war die AVkalescenz verMhwun--
den, nach der nächsten Mahlzeit trat jedoch der Ein-
fluss des weinsauren Kali wieder hervor.
(Üble.)
727. Ueber die ilkalesceni das Haras bei
■egenkrankllttteil ; von Dr. H. B. Jones. (Med.-
chir. TranaacL Vol. XIXV.)
Schon früher hat Vf. darauf hingewiesen, dass
die Acidität des Magensaftes und des Harns in einem
umgekehrten Verhältnisse zu einander stehen , dass
bei sehr stark saurer Nagenabsonderung der Harn
alkalisch reagire (Philos. Transact. 1849; vergl. d.
vorbergeh. S.). Vf. lenkte deshalb bei Magenkrank*
beiten mit hartnäckigem Erbrechen seine Aufmerk-
samkeit auf den Harn und fand, dass den» Erbredien
einer stark sauren Masse 'allemal ein zeitweiligen AJ-
kalesciren des Harns nachfolgte. In dem einen Falle
trat das Erbrechen gewShnlieh in den frtibeeien Mor^
genstunden ein , und der Harn blieb dann bia gegen
Mittag alkalisch. Im 2. Falle erbrach Pat. gewehnlich
kurz vor Mitternacht und am Vormittage noch einige
Male , der Urin reagirte fast durchgehends alkalisch,
mit Ausnahme der Tage, wo das Erbrechen auaselzte.
' Bei beiden Kr. wurde ein reichliches Vorkommen
von Sarcina in dem Erbrochenen beobachtet« Dass
das Vorhandensein der Sarcine in keiner directen
Beziehung zur Alkalescenz des Harns ateht, weist Vf.
an 2 andern , analogen Fällen nach , in deren einem
bei massigem Erbrechen von sarcinahaltigen Massea
der Harn constant sauer reagirte , während bei dem
andern stark saure Massen ohne Sarcina auagebrochen
und übrigens dem Vomiren entsprechende Schwan-
kungen in derReaetion des Harnes beobachtet worden.
(Uhle.)
728. Ueber die Abnahme der CblorMe ia
Harne bei Pneumonien; von l. s. Beaie. (ibid.)
Vf. bestätigt Redtenbacher's Erfahrung, das
conatante Verschwinden des Chlors aus dem Harne
im Stadium der Hepatisation der Lvnge betreffend«
u. weist durch gleichzeitige Umerauchnog der Sputa»
so wie den Blutes u. Exsudates na«h, dass BIntseium.
Exsudat und Spuu in dieser Triode der Krankheit
sehr reich an Chloriden sind.
t itiedicinische PhysilL, Cb'emie u. BotaiiiL
281
Die quantitaliven Bestimmungen wurden in Jer
Weise ausgefttfirt, dass der feste Rucksliuid einer (zu
unbestimmter Zeit gelassenen) I^ortion Harn einge-
Ssfherf, die Asche in mit Salpetersäure .iiigesifuertem
Wasser gelöst, die Chloride durch Siliur niederge-
schlagen und das PrScipitat nach sol*gf!<l tigern Trock-
nen lAid Glühen gewogen wurde. In ähnlicher Weise
ist der Chlorgehalt der Sputa u. des Blutes bestimmt
wordeo.
Die therapeutische Behandlmig der Patienten war
xumeisl eine so einrache, dass sk" afuf d^n flarn i6
dieser Beiiehung keinen bedeutenden Einfluss haben
konnte. Die DiXt bestand in müSliigem Oenilsse von-
Nilch und Fleischbfdhe. Der Einwurf, dass das
Schwinden der Chloride in entzOndlichen Krankheiten
von der geringen Aufnahme salzhaltiger Nahrung her-
rühre, widerlegt sich durch das spontane Steigen des
GhlaiigehalU des fl«rns bei der Resolution des Exsu«-
dafs', eine Erseheittuüf^ , welche regelmässige aueh
ohne d(e geringste Aenderung der Diät eiulritl' Das
Fehlen der Chlorid« im Harne ist übrigens zunächst
ftur ein Zeichnen, dass dieselben im Blute in nichi
Ohln^ciiassiger'ttenge enthalten sind; ihre Ablagerung
in dtn Lungen erfolgt in analoger Weise, wie iü an-
dern Organen und Geweben, in welchen ein lebhafler
Zellenhildungsprocess vor sich geht.
Wenn man den normalen (iehait des Harns an
feuerbeständigen Salzen zu 15% des festen Rück-
standes annimmt, so zeigen Vfs. Untersuchungen in
allen (9 wohl charaklerisirten) Fällen von Pneumonie
dass in jener Periode der Entzündung die Zahl für die
Mineralbestandtheile des Harns überhaupt gesunken
ist, und zwar in verschiedenem Grade bis zu 2%
des [lest. Rücksti herab; und dass sich darin gar kein
Ghlornatrium o'der nur Spuren davon nachweisen
lassen. Mit dem Beginne der LOsung der Pneumonie
steigt der Gehalt des Harns an Mineralbeslandtheilen
sofort (auf 15~^0 0/o <<• fest. Ruckst.) und erscheint
das ChloYn^lrium in noch etwas grosserer Menge, als
im gesuudeA Zustande (6,5 l'O/^ des fest. Rückst, in
dem einen Falle, im ^es. Zusl. 5% circa).
Den pneu/nofiischen Sputis widmet Vf. eine aas-
führlichere Betrachtung, lieber den Gehalt derselben
an Mineralheslandl heilen giebt folgende Tabelle Auf-
schluss , wobei zu bemerken ist , dass im Falle IV.
der Auswurf fortlaufend am 5. , 7. u. 8. Tage der
Krankheit untersucht worden ist Die Zahlen bezie-
hen sich auf Procente des festen Rückstandes.
I.
n.
ni.
IV. (IX. des Orig.)
FeuerlMstSndtge Salze
Cbloroatriuin
Erdige Salze
24,78
10,12
32,86
18,11
20,88
12,67
5. T.
14,37
8,68
0,29
7. T.
8,44
4,34
0,47
8. T.
7,32
2,86
0,62
DieReartion der Sputa wechselte im letzlern Falle
so, dass sie am 5. Tage neutral, am 7. T. schwach
siner ,• adi 8. T. stark sauer war. Vf. ist der Nei-
luing, däs^^ diess von einer stärkern Absonderung de^
VerdeiTschen Lungensäure herrühren mOge. Im
gesunden Zustande werde jene Säure von dem Alkali
des Blutes unter Koblenslureentwicklung neutraltsirt,
während der Pneumonie aber bei dem durch das Ex-
sudat behindertem Luftzutritte durch die Sputa als
folehe enlfet-Dt% Ferner geht aus der fortlaufenden
üntersucbung der Sputa hervor, dass die extractiven,
in kochendem Wasser löslichen Bestandtheile dersel-
ben im Verlaufe der Krankheit allmälig zunehmen, u.
zwar auf Kosten des Albumins, Fibrins u. Globulins.
Wäbredd Dämlich die Zahlen für die erstem Substan-
zen steigen, fallen die Mengen der ProteinkOrper
(23r,d8.50:62;52,42 p. M.). Vf. scbliesst hier-
wt, dass die Proteinsubstanzen, welche während der
Eatianduog in die Luugea abgelagert wurden, aRmä-
lig in jene Exlft-äetivstollb übergeheb > und betrachtet
die von ihm festgestellte Thatsache überhaupt als Be-
weis für diese Art der Umwandlung der Proiein-
kürper.
D^öi^' täglich fortschreitenden Verniinderung der
lM:'-J«IH»tf< M)'7f.-H»t«'.'
unverhrennlichen Bestandtheile im Lungenauswurfe
geht, aucli ohne Aenderung der Nahrung, das Wie-
dererscheinen grösserer Salzmengen und des Chlor-
nalriums im Harne parallel. Es tritt eirie gewisse
Tendenz der Salze zu Tage , im Lungengewebe sich
abzulagern, eine Ansicht, welche Vf. auf die bei der
Untersuchung der Sputa und des Leichenblules ge-
wonnenen Zahlen stützt. Während die Sputa 7,32%
des fest. Rückst, an Salzen enthielten , zeigte das
Blut in demselben Falle einen Gehalt von 2,85 ^/q des
fest. Rückst, an Salzen. Der Betrag der Chloride im
Lungenauswurfe (2,86% d* f* ^*) Überstieg in dem-
selben Falle den des Blutes (0,68% d. f. R.) be-
trächtlich. In andern Fällen war der Gehalt der
Sputa an Salzen weil höher, während, wie man nach
den vorliegenden Untersuchungen annehmen muss,
das Blut zu dier Zeit, wo diese Sputa abgesondert
wurden, einen noch geringern Gehall an Chlornatrium
zeigte, als im gesunden Zustande. Der Verbrauch
an Salzen im Lungenexsudale wird erklärlich durch
die massenhafte Bildung von neuen Zellen, von Schleim-
körpercheh und Oelkü'gelchen. In dem Stadium der
Lösung des Exsudates steigt im Harne der Gehalt an
Chlortfatrium (6,51 % d. f. R. in einem Falle begin-
36
282
IL Hygieine, Diätetik» Pharmakologie u. Toxikologie.
nender Goovalescenz). Eine Analyse des mittels eines
Blasenpflasters gleichzeitig gewonnenen Hauttranssu-
dats bewies die gleichfalls erfolgte Zunahme des Chlor-
natriums im Blutserum (8,93 Vo ^' f- R*)*
Im Leichenhlule eines mit vollslSfndiger Hepatisa-
tion der einen Lunge gestorbenen Mannes fand Vf. im
festen Rückstände 2,85% fixe Alkaliäalze, darunter
0,65% Erdsalze, u. 0,68% Ghlornatrium. Ferner
untersuchte Vf. in ahnlicher Weise Portionen gesun-
der und mit Exsudat behafteter Lunge, wobei eigent-
lich nur die graue Hepatisation eine entschiedene
Vermehrung der fixen Alkalisalze und besonders des
Chlornatriums zeigt; vergl. die folgende Zusammen-
stellung, wo sich die Zahlen wieder auf Procente des
festen Ruckstandes beziehen.
Gesunde
Lunge
Hypera-
mische L.
Hepatisirte
Lunge
Graue
Hepalisat.
Rotbe
Hepatisat.
Fixe Alkalisalze
Erdsalze
Cblornatrium
4,58
1,13
1,22
4,46
1,61
0,85
4,22
0,51
1,41
6,33
0,87
3,62
5,63
0,30
1,62
Schlttsslich hebt Vf. die hohe Wichtigkeil des
Chlornatriums für den Stoffwechsel Oberhaupt hervor,
wozu diesen KOrper mehrere ausgezeichnete physische
und chemische Eigenschaften , wie seine grosse Lös-
lichkeit , das hohe DiffusionsvermOgen , die Leichtig-
keit, womit er thierische Membranen durchdringt,
u. s. w. bekanntlich besonders beHlhigen.
(üble.)
729. Krebszellen im Harn bei Nieren- , Pro-
stata- and Ingninaldrtsenkrebs ; von ch. h.
Moore. (Ibidem.)
Ein 53jähr. Mann kam mit einer pulsirenden Geschwulst
in der Gegend der linken Art. iliaca ext. an , welche nach
innen bis fast zur Mittellinie , nach aussen bis weit in die
Fossa iliaca hineinragte und ungefähr 6'' breit war. Sie bot
im Uebrigen alle Charaktere eines Aneurysma dar. Die linke
untere Extremität war geschwollen ; die Entsiehungsweise des
Tumor unbekannt. Vf. entschioss sich, da die Geschwulst
im Verlaufe von 8 Tagen an Umfjng zunahm , zur Unterbin-
dung der Art. iliaca externa. 43 Std. darauf starb Patient.
Bei der Section fand sich Peritonitis in niederem Grade,
Leber ond Milz gesund, die Nieren in der Tubalarsubstanz
unTsriindert, die Corticalsubstanz derselben aber verschmälert
und punktartig gezeichnet mit kleinen, weichen, weissen,
rahmartigen Ablagerungen , welche der mikroskopischen Un-
tersuchung nach Krebszellen enthielten. Die Uretereo warea
gesund, die Blase etwa^ aus ihrer natürlichen Lage nach auf-
wärts verdrängt, aber sonst durchaus normal. Urin, welcher
in der Leiche aus der Blase durch die Urethra ausgepresst
worden war, enthielt reichliche, un regelmässige Aggregat ionea
von sphärischen, geschwänzten und grossen runden Zelleo
mit 1—6 und mehr Tochterzellen , daneben gewöhnliche
Epithelialzellen. Die in den Nieren gefundenen Gebilde waren
den eben beschriebenen aus der Blase nicht unähnlich. Herz,
Lungen und Hirn ohne wesentliche Veränderungen. Die lo-
guinaldrflseu beiderseits, rechts in niederem Grade, waren
mit encephaloider Krebsmasse inOltrirt. Die Drüsen linkerseits
waren so enorm vergrössert, dass sie die Art. iliaca eil.,
welche an ihrer hintern Fläche verlief, gestreckt und gespanol
erhalten hatten , auch eine der AA. glut. , die ischiad. ood
pudenda ext. durchzogen Theile der Geschwulst ; eine üiscieo-
artige Kapsel umgab das Ganze und scbloss die übrigens un-
versehrten Art. u. V. iliuc. ext. mit ein. Ein zweiter derarti-
ger Tumor befand sich zwischen Blase nnd Rectum and ging
von der Prostata aus , welche nebst den Samenbläschen darin
eingeschlossen war. Die Pars prostatica urethrae war Toa
normalem Durcbmesspr und Aussehen. [Ueber einen Fall
von Geriach, wo während des Lebens aus dem Harne der
Krebs der Harnwege erkannt wurde, vgl. Jabrbb. LXXVIL
144.] (Üble.)
IL Hygieine, Diätetik, Pharmakologie ond Toxikologie.
730. Essigsaures Blei bei Pneumonien nnd
bei Brnchincarceration ; von p i e b i g. (org. r. d.
ges. Heilk. IL 3. 1853.)
Vf. beschrankt den Gebrauch des BIcizuckers bei
Pneumonien auf die Fälle, bei denen die gewöhnliche
Behandlung nicht mehr ausreicht und Pseudokrisen
XU drohen beginnen ; auch bei alten decrepiden Per-
sonen, bei Individuen, die neben der Pneumonie mit
heftigen Diarrhöen behaftet sind, bei tuberkulöser
Beschaifenheit der Lungen, wo Brechweinstein nicht
mehr passt und allgemeine und topische Blutentzie-
hungen vorausgeschickt sind , ist das Mittel passend.
Am zweckmässigsten ist es mit Digitalis und Opium-
tinctur zu verbinden (3 — 6 Gr. Bleizucker, 6 ^ Digi-
Ulisinfusum, ^j — 5& Opium tinctur), [Die Sache
ist übrigens nicht neu, da schon Ritsch er dieselbe
Formel bei denselben Indicationen anwendet]
Aqua saturnina bei incarcerirten Brachen in Kly-
stirform gebraucht, hat einen etwas zweifelhaften
Werth, da es bisher nur neben andern erprobten
Mitteln gehraucht wurde. Doch glaubt Vf. sich in
2 Fällen dadurch die üerniotomie erspart zu haben.
(JuL Glarus.)
731. Digitalis bei Pnenmonie; von Heu-
singer. (Deutsche Klin. 24. 1853.)
Die Nachtheile, welche die gewöhnlichen Nitlei
gegen Pneumonie, Galomel, Brechweinstein in grossen
Gaben und strenge Antiphlogose mit sich zu fuhren
pflegen, und der Gedanke, dass durch DigiUlii der
II. Hygieine, Diätetik» Pharmakologie u. Toxikologie.
283
des Blutes , die Zufahr desselben zq der ent-
I SteUe sehr herabgesetzt werden könne , so
KntztlDdaDg in ihrem Fundamente angegriffen
bewogen Vf. , dieses Mittel in Anwendung zu
Er ferordnet die Digitalis gleich zu Anfange
t Dur bei gleichseitigen bedeutenden pleuriti-
Sehmenen SchrOpfkOpfe setzen, damit nicht
als die Wirkung der Digitalis eintritt, einpleu-
Exsodat zu Stande komme. Bei galliger
BlioD giebt er zuerst Brechweinslein , ^/^ —
le Std. , lind dann erst Digitalis , bleibt auch
I gaox bei ersterem , wenn sich die Zufälle
1^ ohne dass heftiger und anhaltender Durchfall
, h der Regel erscheinen nach frühestens 24,
nach 36— 48 St. die eigenthttrolichen Zeichen
iUlisvirfcuDg: grosse (Jebelkeit, Brechneigung,
einer meist grtlnlichen und bittern f'lUs-
»ebdicher Collapsus, namentlich im Gesicht,
des Gemtiths, kühle, feuchte Haut.
I udH Verlan^samung des Pulses bis 50
ojiler 40. Gleich mit dem ersten Ein-
Erscheinungen steht aber auch der pneu-
I Process still und es zeigen sich nach we-
iden Symptome der beginnenden Lösung,
B Sputa ferschwinden , der Husten nimmt
Barn sedimentirt, ruhiger Schlaf tritt ein.
erwähnten Digitalissymptome im Pulse u.
nctionen sich zeigen , wird das Mittel
Decoct. Altheae und, hei fortdauernder
lg, Pulv. a^rophor. verordnet. Selbst
h'atensiTen Pneumonien ist die ReconvalCvScenz
1 in 14 Tagen beendet, in leichtern Fallen
Die Form der Anwendung ist die eines ein-
ifesBm, 1^—15 auf 5— 6 J C«^ . an-
ie Stunde, später, beim ersten Eintreten
eiwirkoDg alle 2 Std. 1 Esslöffel.
(Jul. dar US,)
Firkiing des Eztractam nacis vom.
ien Organismus ; von L e g r a n d. (Gaz.
23. 1853.)
esetzte Versuche, die Vf. an sich selbst mit
hiparal anstellte , haben ihm folgende Re-
feiiefert. 1) Es übt eine im Ganzen gUn-
^vkung auf die Verdauungsfunctionen aus.
Me sind nie zu furchten, wenn man nicht
von 0,10 Gr. früh u. Abends überschreitet,
liitnngserscheinungen (etwas Kopfweh, Ziehen
Kinnhacken und Beinen) treten erst bei
oder deutlich erst bei 0,75 Gr. früh und
s>D> doch verschwinden dieselben sehr schnell
urios. Der Organismus gewöhnt sich leicht
Äedicament. 4) Es wirkt hauptsachlich auf
das Gangliennenrensystem , die Vergiftungserschei-
nungen zeigen sich in den Bttckenmarksnerven , wah-
rend das Gehirn fast ganz frei bleibt.
(Julius Glarus.)
733. Chinoidin bei Wechselflebern ; von Dr.
Harting. (Pr. Ver.-Ztg. 22. 1853.)
Gegen den Apotheker Dr. M tt 1 1 e r in Berlin der
in einem Aufsatze : „das Chinoidin ist unzuverlSssig**
dem Chinoidin nur insofern als es chininhaltig ist, eine
wechselfiebervertreibende Wirkung beimisst, tritt Vf.
fUr dieses Mittel in die Schranken. Er will jedoch
nur dasjenige Chinoidin angewendet wissen, welches
aus der Mutterlauge des schwefeis. Chinins durch
Fallen mit Alkalien und Reinigen des Niederschlages,
nicht dasjenige, welches durch Abdampfen der Mut-
terlauge bis zur Trockenheil gewonnen worden ist,
weil letzteres sehr unrein ist und allerdings wohl
seine Wirkung dem noch anhangenden Chinin ver-
dankt, oder mit andern Harzen verfälscht ist. Mit
Lieb ig hflit er das Chinoidin fUr ein amorphes Chinin
und nicht fUr ein, verschiedenartig zusammengesetztes
Gemeng. [S. dagegen : chemische Untersuchungen
von M u 1 d e r II. Aufl. p. 286 u. fg. , wo diese An-
sicht auf das Entschiedenste bekämpft wird.] Vf«
gieht das Chinoidin in alkoholischer Auflösung , auch
wohl unter Zusatz von gleichen Theilen Schwefel-
atber, mit Zuckerwasser. Für einen Erwachsenen
genflgt^j Chinoidin in 3j Alkohol (oder ana 3j Alkohol
und Aether) zu 40 Tr. in der Apyrezie, beim Quo-
tidianfieber 2 , bei den übrigen Typen 3stflnd]. Nach
dem letzten Paroxysmus braucht' der Kr. früh und
Abends bei massiger Oiat noch wenigstens 8 Tage
lang 40 Tr. Gewöhnlich bleibt bei leichten Fiebern
schon der 3., bei schwerern spätestens der 5. Anfall
aus. Vf. giebt nach 12jahr. Erfahrung dem Chinoidin
den Vorzug vor dem Chinin, theils weil es leichter vom
Magon vertragen, verarbeitet u. der Saflemasse zuge-
führt wird, theils weil es billiger ist. Auch Dr. Dreyer
hat das Chinoidin bei hartnackigen Wechselfiebern mit
Leber- und Hilztumoren wirksamer als die China u.
deren übrige [?] Alkaloide befunden.
(Julius Clarus.)
734. Ueber das gerbsanre Cinchonm und
seine H^irkung gegen die IniermiUenles ; von
Cesare Castiglioni. (Gazz. Lomb. 36—38.
1852.)
Vf. giebt in folgender Tabelle eine Ueberaicht
über 10 von ihm glücklich mit Cinchonintannat behan-
delte Falle von Inlermittens.
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2Si
n. Pygieipe . Diät^ti)i, Phi^nnakplo^e u. Tovk9}ogif .
Nummer.
Aller.
Kraqkheit.
.vf nach
dem Einnehmen
jQlüldofte •
des Mittels ip
5sterr. Granen.
1.
45
Quotidiana
6 ' 2
W,72
11.
38 ^
Tertiana
3 1
47,38
111.
49
unbestimmter
Typus
i 0
«>*
IV.
24
Quotidiana
3 0
,41,4
V.
42
Tertiana i
2 1
41,4
VI.
47
— — .
2 1
54,72
VII.
38
Tertiana perni-
ciosa cepiialica
4 0 '
61,56
VHl.
. 44
Tertiana '
2 0 ■
54,72
IX.
29
Tert. duplex
4 1
68,40
X.
32
Quartana
? 0
82,8
In zwei voo diesen Fällen wich mjt dem Fieber
zugleich eine damit verbundene ni;irrhne obne weitere
MiUel. Darauf wurde in 8 Fallen von reiner Diarrlvöe
das Ctnchon. tann. angewandt und balle den ge-
wOJischlen Erfolg, in den Hcbjimmsten Fj(l|len mit 24
— 32 Dosen. In 3 andern Fallen wichen die Fie-
beranfalle nach 24 Dosen (zu 25 Ctgrmm. »= 3,42 Gr.)
gerbsauerfl Ciochonins nicbl und wurden dann durcb
Cliin. sulph. mit Ac. tart. beseitigt. Zwei ilavon re-
cidiviri(*n, blieben aber dann oarhCinchon. lann. sofort
aus. Einer von jenen 3 Fallco war ohne Compli*
calton; in zweien glaubt VI. die Unwirksamkeit des
Mittels einer Complicalion mit iiasiricismus zuschreiben
zu müssen.
Das gerbsaure Cinchonin ist von blasser Farbe,
ahnlich der des milchsauren Eisens , und von leicht
bitlerm Geschmack. An Farbe ist es vom gerbsauren
Chinin gar nicht, dem Geschmacke nach durch eine
geringere Bitterkeit verschieden.
In jenen 10 Fallen bat sieh fiberdi»' Eigenscjiafien
dieses iMittels herausgestellt, dass fts i) dip iniermit-
tirenden Fieber beseitijjt, 2) vveniger wirksam ist,
als das entsprechende Chi;)in-Piaparal, 3) dem Orga-
nismus kjejuen Nacbtheil bringt, 4) keine reizende
Local-Wirkung ausübt, 5) zugleich zur Milderung u.
Beseitigung der Diarrhöe dient, 6) keinen unange-
nehmen Geschmack hat u. 7) in den inlenuiltirendeo
Fiebern in der mittlem Dosis von zusammen 54 Gr.,
in der Diarrhöe von 5 ^ wirksam ist.
Wenn nun auch dieses Präparat zur Beseitigung
des Fiebers eine grössere Dosis nöthig macht als das
Chinin, so sind dennoch die Kosten viel gering4)r.
Sntzt man die erforderliche Totaldosis des schwefeis.
und gerbs. Chinin = 30 Gr. , so stellt sich der Ko-
stenpreis dieser Präparate zu dem Cinchonintannat
= 136. beziehentlich 67:48.
Da das gerbsaure Cinchonin ebenso vvenig als
seine Basis örtlich reizt,, so könnte es in den Fallen,
wo Dufresne diese anwandte, bei Pyrosis und
Gastraigien , wahrscbeinJich mit gleich giileiu EKoig
gegeiien werrLen. Ebenso könnte man iäm, wie der
Basis nach den VersicJierungen von Ficinus, gegen
die nach inlermitlirenden Fiebern oft zurtickbleütendeo
Kadiexien eine iieiisame Wirkitng zutrauen.
(Schildbacfa.)
735. ForipelQ gegen Wechßelfleber ; von
Miergues. (Rev. thdr. du Midi. 10. 1853.)
Als weniger bekannte Heilformeln werden folgende lor-
gescfalagen. 1) Fi^bßrvertreibftnde Bouillqn: 1 HaodfoJI
Hb. Hieraceum pilosella und etwa so fiel, als ;9ian mit .3 Fio-
gern erfassen kann, von Cichorie, Potenlijla repeos, £rdl>eer-
kraut uud etwas Maskatnuss, werden mit 3 Gläsern BooiUon
gekocht, colirt und die eine Hälfte 7s Sld. vor, die andere
2 Std. nach d,em Anfalle gegeben. Hei Iqng. tritt in den m«-i-
sten Fällen ein. — 2) Hb, Euphorbiae CyparUHas^
vor dem Erscheinen der ßjutbeo gesaii^melt , getrocknet und
zu 1 Grmm. 1 Std. vor dem Anfalle oder früh und Abends
gereicht, bewirkt starkes Abführen und stets Heilung. —
— 3) Gegen sehr hartnäckige Wechselfleber: Arsen, sul-
phurat. Ctgrmin. 0,10, Sulphat. Chinin. Grmm. 1, Cxtr.
Helenii q. s. ut f. pil. 8. Früh und Ah. i Piije.
(J uliiis Clarus.}
736. Sphwefelsanres Vangapoxydul gegen
Hil;(tamoreQ ; von Prof. Gin trac. (L'Union. 69.
1853.)
Schwefels. Maqganpiydul ist ein ErsaU - und
Up(er;i( i|izungsmjMel der Eisenwirkung, es ersA*lzl
zugleirh (Jen normalj^n MangangeJiaU des Bluter, kann
al^o bei ao^u^iscben ZusLifQd^n vpn Nutzen werden.
Zpr UQii;rstUtzifng dieser Ansiebt berichtet Vf. «juen
Fall von Ascites , Oßdeui und ^Mfuie in Fulgp eia/er
n^c)i Weichsel lieber zi^rt|ckgebliebe^Qn MilzscI^weDupK,
welcher durcb p,10 Grmm., zwei^nal Ufgtioh in Pillen,
in ßt^i^a 3 Wochen gebeilt wurde, ^w geringe
Schmerzhafligkeit im Epigastrium und einige Kolik-
schmerzeu abgerechnet, traten gar keine Qbeln Ne-
benzufälle ein. Nilzlumor und Ausdehnung des Un-
terleibes verminderten sich ausserordentlich schnell.
;igitizedbyV3i(Jul. Clarus.j
737. Teratrin gegen acuten Crelenkrhenrnft-
JI' Xkim^^^ .PÄ9|leHk, PhMrn»9kplogie \l Toxikolqyie.
98ft
timWßi WP Dr. F^tr.^ (Qm. 4je.8 Höp. *1. 62.
18;53.)
Das «on Piedagnel iti PraiMireich als Heil-
«itlcl bei acutem fielen krheumatisBHis eingefWirle
Veralrin ist jetzt aiieh von Trousseau gepröft
worden. Pabre berichlet »us dessen KJinik 5 Fülle
gedachter Krankbeil, in denen Pillen, jede mtt
•.OHö Qrmm. Verairin, anfangs 1 Stöok , spiller bis
aar 4 and 6 gestiegen , mit dem gdnsligslen Erfolge
(sohneile Abnahme des Sehmer7.es u. der Gesohwalsl)
gegeben wunlen.
VI fand . dass das Millel sieh vorzüglich in den-
jenigen Fällen bewährle, wo es stärker ahfnhrle. will
jedoch aurh die ihm von Piedagnel zugeschriebene
sedalive Wirkung niehl leugnen. Uebelkeil, Erbrechen
uüd Kolikxufille Iraten meisten^s ein. [Soniil wirde
die Wiiisauikeil des Verairin der d*«.s€olrhicum, we-
oigtfCeos nach Trousseau's Ansicht »ehr nahe
stehen , der deu Colchicum gleichfalls nur in sofern
eine Beiiwirkiing bei rheumatischer» Affeclionen hei-
Biisst, als es abführt.] (J u 1. Cl a r u s.)
738. Jlieotin-IiyectipDeD beiBla8enläh^l1lQg;
tan Anipiiio Pave^i. (Gazz. Loiuh. 41. 1852.)
L. B. , awisdien 60 aod 70 iabre all, voa atlileiischein
Körperbau, mit Ausnahme zweier mehrere Monoteantiallcnder
GicbUDfaUe, in seinem 36. u. 48. J. stet<i gesund, wurde am
16. Mai nach •»ioer 8tark«»n nächtlichen Erkältung von lieffigem
Seinen in den Lenden , am Ende iles lliickgrates , in den
Leisten ond in der Blasengegend mit Slrangurie brfallen.
Nack Anwendung passender Mittel waren diese Symptome naih
16 rage« verschwunden , nur*ilieb, da m^n aus Furcht die
Eotzündang zii steigern, erst 60 Std. nach dem Aaflreien der
Straogorie mit des» Katheter die Blase entleert hatte, letztere
«eläbmt. Verschiedene Mittel blieben erlolglüs , und Pal.
war fortwährend genöHiigl, tiglicfa 2 bis 3 )loI chirurgische
flttlle nachzusuchen , oder ein elastiscl^es Ruhr in der Haxn-
röh« zu tragen. Am 2. Aug. kam er in Vfs. Behandlung.
- Derselbe wandte zueret die Dan iell' sehe Säule zu S Ele-
meoten an . verband den 4. Pol mit der Blase , di'n — Pol
niil den Lendenwirbeln , und applicirte auf diese Weise dem
ir. den ganzen August hindurch lägl. Ö--600 Schläge, Hess
auch abiverhselnd den forldauernden Strom einwirken , aber
o^ae daoernden Erfolg, jodeip nur bis 2 Std. nach der Siz-
lODg freiwillig etwas Urin entleert werden konnte. F^ierauf
•andre er das Nicotin folgt-nderweise an. Des Morgens wurde
tmt silberne Röhre in die Blase eingeführt, und nach Ent-
leerung des Orins 4 — 5 J eines dünnen MalTendccocts einge-
•prilzt, um die Biapenwände zu reinigen. Nach einigen
Minofen liess man die Flüssigkeit auslaufen und spritzte das
erste Mal Vj 5 iNicotinsolution (12 Gr. in 12 J) mit 1 J dünnen
Schleimes ein. Nachmittag wurde die Operation wiederholt,
m4 3 Tage später bis Jj gestiegen. Während diess täglich
forig^eUt wurde, gewann die Blape mit jedem Tage an Con-
Iraclionsfähigteit , sq dass nach 15 Tagen der Katheter ganz
eotbebrt werden konnte. Dabei spürte Pat. durchaus keine
Wirkung auf das Pehirn. Am 22. Sept. entleerte er den Urin
ii einem parabolischen Sirahle von 27 Ctinlr. im Durchm.,
ttJ zwar ohne aUe Anstreofung. (S c h i 1 d b a c h.)
739. Lnpalin gegen Priapismas; von Oe-
fcoat. (r.az. des Höp. 61. 1853.)
Wiederholle Beohachluiigen haben Vf. von Neueip
*e Wirk«amk»iil de$ LupulJ« bei Priapismus hesläligt.
*)ch ziebl er der aUohpliachen Tinclur die Pulverfprra
•»iitju^l^er vor, weil bei «ler Verreibung tnil Zucker,
das eigenüiehe Wirfaiogsfilevent, 4as #tberi.v€j^.e Qel,
mehr bervortriu. 1 — 2 Gruyn. auf diese Weise ver-
arbeilel, «enttgen. (Jul. Claras.)
740. Leberthran gegen lollnscnm. (ibid.
72. 1853.)
flas Molluscum ceigt sioh unter 2 Formen : I) das
Molluscum non con-laginsuni, charaiieriaipt jS>oh.dur«b
feste odiT weirhe, Ärbs- bis nusa^urosüe , Mlsende
(Hier gestielte Hauttumoren , 2) 4as HoJIuKCuro eoB^
lagioaum i$t daxluroh ausgezeichnet, 4ass die flaut-
tujuoiren Jialb durchsichtig sind und an ihrer SpitEe
eine milcharti^e Feuchtigkeit durchFchwilzeii JMseo,
weiche durch Uebertragung auf gesunde Orgswismen
dt» KrankJieit auf diesen «wieder erzeugen kann. Im
Höpital St. Louis wurden neAierdiiigs 2 Fäfle der
ersledrn Forin beobachtet.
i. Fall. R., 30 J. alt, Nähterin , von schwächlicher
Constitution, stets kränklich, bekam im 13. Lebensjahre auf
der Brust, den Schullern und dem Rucken kleine unschmerx*
bellte, nicht abnurm gefärbte Erb.^ben heilen von der Groaae
einor Erbse, welche im 17. Jahre beim Emtritte der Men-
struation weniger an Zahl als an Grosse zunahmen und bei
diM* Aufnahme der Kr, bis zu Nussgrösse gewachsen , tbeils
ge«lielt, Ihails uagestiek, tbeils weich und unter dem Finger-
drncJte schwindend , theils burt waren ; die grossem zeigten
eine violette Farbe, und unter dem Mikroskope ein fibrös-pla-
siisches Gewebe. Hopfenabkochung als Getränk, alkalische
Kader, Einreibungen von l.ebertbran. Unier dieser Rehand-
lung fiel eine «rosse Zahl der Geschwülste ab u. binterUessen
gelbe oder schwach violett gefärbte Flecke, andere nahmen
wenigstens an Volum ab. Die ganze Krankheit ist auf dem
Wege der Heilung.
2. Fall. Eine Frnu von 35 J., immer kränklich, bekam
während der Reconvalescenz nach Typhus am Rumpfe u. den
S'hfnkeln nadelkopf- bis oussgrosse , theilweise gestlflie Tu-
moren , deren einige «Ich wie Kautschuckblnscn anfnhlten,
wobei man in der Tiefe der Geschwulst während des llruckenB
eine kleine konische Hrrvorragung bemerkte. Dieselbe Be-
handlung wie im 1. Fülle, nur wurden stait der alkalischen
Bäder Schwefelbäder gohraucht. Einige Geschwülste ver-
schwanden unter Hini<M-lassung bräunlich -gelber oder rosa-
violelter Flecke, andere nahmen wenigstens an Umfang ab.
(Julius Clarns.)
741. Ausreissen der Haare nnd Kaatensa-
tioD bei lentagra und Tinea, (ihi i.)
Oidot und Bazin wollen durch Ausr.ei3.sen der
Haare mit nachfolgender Kauterisation mit Höllenstein •
beide Krankheilen, von denen mehrere Falle iMonale
hjs Jahre lang allen andern Mitteln wii|erslanden
hallen , in wenigen Tagen geheili haben.
(Jul. Clarus.)
742. Thlaspi bana pastoris gegen Himor-
rhagien; von Or. Ha n non. (Presse m^d. 21. 22.
23. 27. 1853.)
Eins der therapeutisch nutzbarsten Pflanzengenus,
sind die Cruciferea. Ihren wirksamen ßeslandlheilen
nach ktfnnle man sie in 2 Gruppen ordnen : 1 ) in die-
jenigen, welcJie ein essentielles scharfes Oel enthalten,
und deshalb naipentlich 2tiisserlich aU haulrölhende
Miuel beuulzt werden: Senf, Meerrellig, 2) ia
solche , die weniger essentielles Gel , dagegen sehr
286
11. Hygieine, Diätetik, Pharmakologie u. Toiikologie,
viel adstringirende and bitlere Stoffe enthalten und
im Allgemeinen als die Verdauung und die Assimila-
tion fördernde, als sog. blutverbessernde Mittel gelten.
Die Zahl der letztern ist ausserordentlich gross und
es hat, wie eine kurze Uehersicht derselben zeigt,
die Natur dafür gesorgt, dass sie in keinem Him-
melsstriche fehlen. Das ganze nordeuropaische Ufer-
land liefert die Cochlearia officinaÜ!: , eines der vor-
trefflichsten Antiscorbutica y ferner Sisymbriiim offi-
cinarum und Alliaria ; durch ganz Europa findet sich
Naaturtium ofßcinale, Cardamine pratensis u. amara,
Lepidium sativum (vulgo Gartenkresse), in Piemont
Cardamine nasturtioides und asarifolia (Pflanzen , die
von geschwächten Personen als Salat gegessen werden).
Auf den Dttnen Nord- und SOdeuropas wachst Kakile
maritima und Senehiera Coronopus [auch bei uns auf
trocknen Grasplatzen nicht selten], an den Kasten
Amerikas und der Antillen Kakile americana, eine der
vorzüglichsten antiscorbutisch wirkenden Pflanzen, in
Neuseeland Lepidium oleraceum, ein sehr gutes Nah-
rungsmittel fOr Seeleule, auf den Inseln des stillen
Meeres Lepidium piscidium , gleich dem vorigen von
anliscorbutischer Wirkung ; die Neger haben ihr Na-
aturtium humifusom, die Lappländer, Kamlscha-
dalen und Grönländer Nasturtium paluslre und syl-
vestre u. s. w.
Alle diese Pflanzen besitzen ein essentielles schwe-
felhaltiges Oel, ein bithTes Harz, Gerbsäure, Natron-,
Kali-, Kalk- und Eisensalze nebst slickslofllialliger
Blaterie, welche beim Faulen derselben eine Entwick-
lung von Ammoniak bedingt.
ihnen schliesst sich den ßeslandlheilen und der
Wirkung nach Thiaspi bursa pastoris (Taschelkraut)
eng au und verdient eine ganz besondere Berücksich-
tigung. Was dessen Geschichte anlangt, so war es
nach Dioscorides schon im hohen Alterlhume als
Heilmittel bei Hämoplysis bekannt, in späterer Zeit
wurde es von Simon Pauli, upuerdings von L e-
jeune, Mdrat, Dolens zu gleichen Zwecken,
von Dubois bei Hämaturie und Hämoptysis benutzt.
R6n6 van Oye und Rademac her bestätigen seine
Wirksamkeil.
Vf. hat das Mittel in verschiedenen Formen ver-
sucht und es vorzüglich bei denjenigen Hämorrhagien
nützlich gefunden , bei denen das Fihrin stark ver-
mindert ist. Bei so heschaffenen Subjerten scheint
der Blulfluss die ganze Krankheit auszumachen, er
erscheint spontan, ohne Fieber, an verschiedenen
Stellen. Die Kr. haben während der ersten Anfälle
den Anschein guter Gesundheit, eine feine, rosig ge-
färbte Haut, sind gut genährt, aber bei genauer Beob-
achtung findet man Mangel an Energie der organischen
Functionen , langsame , erschwerte Bewegung und
Apathie. Bei öfterer Wiederkehr der Blutungen tritt
Blässe der Gewebe, selbst vor deutlich ausgesprochener
Anämie ein , das Nervensystem erscheint Überreizt,
herumziehende Schmerzen in den Gelenken stellen
sich ein, der geringste Druck ruft Ekchymosen hervor,
welche in Form von Petechien und Purpura haemor-
rhagica häufig spontan erscheinen, die kleinste Wunde
blutet heftig und die Blutung lässt sich durch Adstrin-
gentia schwer stillen , weil die Goagulatioi nur mit
Schwierigkeit erfolgt; bei Frauen sind die Regeln
sehr häufig, sehr anhaltend , sehr reichlich und sehr
erschöpfend, im Wochenbette treten gefährliche Blu-
tungen ein, wobei das Blut serös und blass erscheint,
der Blutkuchen weich , klein und nie mit Speckhaut
versehen ist. Die Haut schwitzt leicht und reichlich,
jeder kleine Luftzug ruft Neuralgien hervor, der Barn
ist reichlirh und blass , der Stuhl weich oder flOssig,
bydropischä Ansammlungen, namentlich Oedem der
FUsse, kommen häufig vor.
In diesen Fällen , die sich gegen Adstringentieo
aller Art und gegen Eisenmittel sehr renitent zeigen,
bewirkt Thiaspi bursa pastoris , längere Zeit forlge-
setzt, eine Umwandlung des Blutes, die Neigung zu
Hämorrhagien lässt nach, namentlich wenn trockne,
luftige, belle Wohnungen und gute Kost die Wirkung
des Mittels unterstützen, welches nach Umständen
mehrere Monate lang bis zur völligen Heilung fortge-
braucht werden muss.
Die besten Formelo für die AnwenduDg sind : 1) Sueeut
Thiaspi, Kalt za bereiten, von bitterm Geschmack, 3— 6^
täglich. 2) Ptisana Thliupi. Soccus Thiaspi ^, Aq.
ferv. ßjj dig. in vaseclaus. perhor. IL Täglich zu verbraucheo.
3) Tinetura Thiaspi. 10 ff ^«^ frischen PHanze , Alkohol
von 61 <> Cartier 4 Liter, im Marienbad auf 3 Liter abdestillirt.
Diese Mischung nennt Vf. Alcoolat de Thiaspi, und nimmt
davon zur Bereitung der Tinctur 1 Liter, in welchem er 1 fli
des frischen Kniutes 8 Std. lang macerirt, dann ausdrückt o.
filtrirt. Zu 2— 4 5 täglich. 4) Extractum Thiaspi, Der
frisch ausgepresste Saft zur Extractconsistenz eingedickt. Zu
1—2 3 täglich. (Julius Claras.)
743. Kreosot gegen Noma; von Dr. Has-
bach. (Org. f. d. ges. Heilk. Jl. 3. 1853.)
Eine Anzahl von Fallen gedachter Krankheit hatte
Vf. Gelegenheit zu beobachten. Sie kamen bei Kin-
dern armer Leute vor, welche feucht und unreinlich
wohnten , waren meislentheils gastrisch- nervOsen
Charakters und von so rapidem Verlaufe, dass za
complicirlen Heilversuchen keine Zeit blieb. In diesen
Fallen leisteten Bepinselungen mit Kreosot sehr
gute Dienste, indem sich bald eine Demarcationslinie
bildete und die brandigen Weichtheile abgestossen^
wurden , worauf die Heilung in gewöhnlicher Weise
erfolgte. Vfs. Erfahrung gemäss scheint das Kreosoli
mehr bei Tendenz zu allgemeiner Sepsis der Safte-'
masse, als bei rein ulcerösen Leiden von Nutzen zu
sein. (Jul. Clarus.) ,
I
744. Belladonna gegen Speichelflnss ; von.
Dr. Erpenbeck. (Ilann. Corr.-BL 6. 1853.)
Eine mit Enteritis serosa behaltete Frau litt io
Folge reichlichen inneren und äussern Quecksilberge
brauchs an starker Salivatipn« Vf. verordnete Gr. jjß
Extr. Beilad. in einer Emulsion pro Tag. Am fol-
genden Tage war die Salivation verschwanden und'
Trockenheil des Mundes eingetreten. Die Salivation
kehrte sofort wieder ah die Beilad. ausgesetzt und
11. Hygieine, Dilteük, Phirmakologie u. Toxikologie.
287
?erscbwaod, als sie repetirl wurde. Vf. hall dieses
Mittel sonach uod xufolge anderweitiger Beobach-
taogeo ftlr ein prophylaktisches und direct wirkendes
HeilmiUel gegen Speichelfluss.
(Julius Clarus. )
745. Adstringirende Waschugen and Um-
ItUig^ bei ParODychia ; von Dr. James Brown.
(LanceL May 1853.)
Bei Paronychia und andern phlegmonösen und
eryiipelatOseo EntzQndungeD braucht Vf. gleich au-
längs und wahrend der ganzen Dauer der Krankheit
WasehuDgen und Umschlage von 2 Gr. Zinksulphal»
2 Gr. Bleizucker und 3 Gr. Alaun auf die ^ Wasser.
Za Anfange gebraucht, wirken dieselben abortiv , bei
bereits gebildetem Abscess vermindern sie die Ent-
zandang and fördern die Heilung der in Eiterung be-
griBenen Stellen. Zum innern Gebrauche hierbei
empfiebil sich schwefelsaures Chinin u. Bittersalz.
(Jul. Glarus.)
746. CUcrofonn tatd dessen Anwendung;
nach Coates, Chailly-Honurö und Jubert de
Lamballe.
Die Art der Anwendung des Chloroform , deren
Coates (Lanc. May 1853) seit mehreren Jahren
sich mit dem besten , siebersten und gefahrlosesten
Erfolge bediente, ist folgende. Nachdem man sich
aberzeugt bat, dass der Kr. frei ist von Hirn -, Herz-
Bod eotzUDdlichen Lungenleiden, bekommt er am
Tage vor dem Chloroformiren' ein Abführmittel und
darauf knappe Di9t. Vor der Operation werden alle
die Brust beengenden Kleidungsstacke entfernt und
der Kr. veranlasst, eine Hand so lang als möglich in
die Hohe zu halten , während man ihn zuerst 5 Gr.
Chloroform durch S i b s o n 's Inhalator einalhmen
' Hast, um die Empfindlichkeit der Larynxschleimhaut
za fiberwinden. Nach 1 Min. werden 15 Gr. zu-
gelilgt uod so lange wiederholt, bis die Hand nieder-
lialu und nicht mehr gehoben werden kann. Dann
wird die Operation begonnen. Die Person, welche
dai Ch. darreicht , beobachtet Puls und Respiration.
Sobald ersterer schwach, letztere stertorüs wird, hält
nuD mit dem Chloroformiren ein, bis beide wieder
Bormal geworden sind; sobald sich im Gegentheile
Symptome wiederkehrender Empfindung kundgeben,
werden 10 Gr. Gh. zugefügt.
Chloroform , in kleinen Mengen von 5 — 15 Gr.
iabalirl, ist ein allgemeines Stimulans, dessen erste
2—3 Dosen den Puls beschleunigter und voller
Bttheo. Wenn die Stärke desselben auch nur um
^ Weniges abnimmt, so war die Inhalation zu rapid,
[^ Ch. häuft dich zu schnell an , oder es war das
alhmen zu lange fortgesetzt. Geschieht diess, so
i et am Besten die Inhalationen aufzugeben.
Bei der natürlichen Geburt wendet Vf. das Ch.
wenn die Gebärende es wünscht und keine Ge-
aanzeigen da sind, bei geburtshalflichen Opera-
o&ea empfiehlt er es. Seine Wirkung auf die Ge-
nitalien besteht darin, dass es die Uterintbätigkeit
vermindert, das Os uteri und die äussern Theile re*
laxirt, so dass , was in der erstem Hinsicht verloren
geht, iu letzterer gewonnen wird. Bei der natür-
lichen Geburt verspart er die Anwendung des Ch. auf
die letzten hefligen Wehen und tadelt diejenigen,
welche die Gebärende mehrere Stunden lang dem
Einflüsse desselben aussetzen. Er will dabei nur
auf das Sensoriuin, nicht auf das Rückenmark ein-
wirken wie bei Operationen. Diess erreicht er,
indem er zuerst 5 Gr., nach 1 Min. 10 Gr. u. dann
nOthigenfalls 15 Gr. giebt, bis Bewusstlosigkeit ein-
tritt. 10 Gr. werden nachgegeben, sobald das Be-
wusstsein wiederkehrt Nachwehen treten darnach
sehen ein , Wundsein der Schaamlippen und des Pe-
rinl^um wird grOsstentheils vermieden, weil dieselben
in Folge ihrer ErschlalTung durch das Ch. schnell
nachgeben.
. In keinem Falle hat Vf. Nachtheile eintreten sehen,
nur einmal war er bei Anlegung der Zange genöthigt,
das Ch. wegzulassen , weil er noch unbekannt mit
der Regel , erst durch kleine Gahon die Empfindlich-
keit der Larynxschleimhaut ah/iistiimpfen , gleich
15 Gr. angewendet hatte und dadurch die heftigsten
Glottiskrämpfe entstehen sah. In den erwähnten
kleinen Gaben gereicht ist Ch. von einer der des Mut-
terkorns gerade entgegengesetzten Wirkung.
Mit Beziehung auf die Angabe Einiger, man mUsse
bei eintretender Gefahr den Kr. fortwährend stimu-
liren, experimentirle Vf. an 2 FrOschen, dessen eines
Haut er fortwährend reizte, während er den andern
ruhig liess. Ersterer wurde immer schwächer, letz-
lerer erholte sich nach wenig Minuten. So lange
Pat. einen guten Puls und leichte Respiration hat,
lasse mau ihn ruhig. Etwas k;iltes Wasser, in Pausen
von einigen Miu. nach der Operation ins Gesicht ge-
spritzt, ist hinreichend zur schnellen Herstellung des
Status quo ante. Bei wirklich eintretender Gefahr
sind künstliche Respiration und Galvanismus die
besten Mittel zu deren Beseitigung. Ist kein galva-
nischer Apparat da, so können durch abwechselnde
Anwendung von kaltem und heissem Wasser tiefe
Inspirationen hervorgerufen werden. Zu häufiges
Slimuliren wUrde vermuthlich dieselbe Wirkung wie
bei dem Frosche herbeiführen. Eintretendes Erbre-
chen mit grosser Schwäche des Pulses wird am
Besten durch einen Kaffeelöffel voll reinen Brannt-
weins beseitigt. Was das Inhalationsmedium anlangt,
so warnt Vf. vor dem Gebrauche der Tücher, Schwämme
u. dergl., weil die durch sie inhalii'te Gasmenge sich
nicht bestimmen lässt, und giebt den eigentlichen
Inhalationsapparaten den Vorzug, unter denen er
einen von W h i 1 1 o c k in Salisbury erfundenen nützlich
fand. Derselbe gleicht einer die Nase und den Mund
bedeckenden Maske und besteht aus eiüeni Geflecht
von Messingdrahl, an welchem die aussei c convexe
Seite mit einem porösen Stücke Tuch, die innere
concave mit Leinwand überzogen ist. Zwischen
beiden befindet sich ein kleiner mit Chloroform ge-
lt. By^iette, DÜttdtil:, PtAtnnaiologie u*. Thifttolog/^
IrHofkVer S<ihwaintn. Freilich bekommen aüeli hierbei
die OiiMteh^nden' vott dem Chlororbrm , welches &^r
Kr. ausalhmet, wenigsteus die Hälfte eiozuathmt^n-.
Wir fUgen diesen Auseinandersetzungen noch eine
Bemerkung von Chailly*Honor6 (L'Union. 67.
1853.) bei, welcher hei Personen, die zu Cklampsie
während des Geburlsacles geneigl sind, kleine Chio>-
roformdosen , durch welche das Bewusstsein nicht
verschwindet, alsProphylaclicum in Vorschlag briugl,
sobald die vorbereitenden Wehen unerträgliche Schmer-
zen verursachen. Da der Schmerz die erste Veran-
lassung zu den nachfolgenden Symptomen ist, da
durch das Chloroform die betreffenden Theile relaxirt
werden, also die Geburl schneller verläuft, so lässt
sich von diesem Verfahren ein günstiger. Erfolg er-
warten.
Aus einem längern, in der Akad. d. Wissensch.
zu Paris gehaltenen Vortrage von Jobert entnimmt
der Berichteriitaller der Gaz. des Höp. (72. 1853.)
folgende von J. selbst gemachte Schlussfolgerungen
über die antuend u/ig des Chloroform tuid ^ethers
in der Chirurgie, 1) Die Anäsllietica wirken zuerst
auf die Bertthrungsflächen, nach Art fremder Körper,
reizend. — 2) ihre zweite Wirkung besieht in einer
momenL Aufliebung der Function des empfindenden u.
des bewegenden Nervensystems. — 3) Die ersten
Symptome d. Nerven Wirkung manifestiren sich im gros-
sen Gehirn, sodann im kleinen Gehirn, deü hintei^n u.
den* vordem SlrMngen des Rückenmarks u. endlich in
der VarotsbrUc'ke. Daher wird zuerst die Perception,
dodann das Organ der comhinirteu Bewegungen;
hierauf dre Empfindung u. Bewegung, so weit sie
vom RUckenraarke ausgeht, und endlich das vitale
Gentrum des Nervensystems [I ], die Varolsbrücke;
narkotisirt. — 4) Die Anüsthctica wirken auf die
Nerven vermittels desCirculaliunsapparals. — 5) Bei
unmittelbarer Berührung der Nerven mit den Anästhe-
ticis wird nur eine locule Wirkung auf den bi^rUhrten
Nerven selbst hervorgerufen. — 6) Die Arl der
Nerven Wirkung auf Blut und Nerven ist ebenso unbe-
kannt wie die der Belladonna und des Opium. Die
Anästhetica heben die Functionen des Nervensystems
und sonach die der von demselben abhangigen Organe,
namentlich die Sensibilität der Haut und die Con-
traction der Muskeln, auf. Sie erstrecken ihre Wir-
kung ebenso auf das Herz wie auf die animalischen
Muskeln. — 7) Die Thäiigkeit des Herzens wird
zu Anfange progressiv, später plötzlich vermindert,
so dass die Zahl der Herzschläge schnell von 112 auf
72 oder gar 60 fällt. — 8) Die Wirkungen des
Chloroform sind nicht bei allen Individuen gleich ;
bei jugendlichen Subjecten erfolgt die Absorption sehr
schnell . daher tritt eine schnelle Abnahme der Sen-
sibilität und Motilität ein. — 9) Bei gewissen Indi-
viduen wird die Resorption und Wirkung des Chlo-
roform durch weite Communicatiouen zwischen Bron-
einen und Lungengefässen [I] gefordert und dadurch
eine fast augenblickliebe, ond nicht zu berechnende,
also zur grOssten Vorsicht auiTordernde Nvrko-
lisirung z\i Wege gebracht. — 10) Das Chforo-
formiren muss augenblickHch aufgegeben werden, so-
bald die Herzschläge schneit an Zahl und* Stärke ab-
nehmen. Stets mussr das Chloroformiren' langsam
erfolgen, d'amit m.m aBe Symptome gehörig beob-
achten kann , wobei die Herzschläge als Matissslab
dienen. — 11) Cs muss ferner aufgegeben werdea,
sobald der Puls auf 55 oder 50 gesunken ist, weil
eine Fortsetzung oft plötzliche Erschöpfung herbei-
führt. Personen mit ohnedies» seltenem iC^rischlage
müssen g^nz besonderer Aufsicht unterworfen' wterdteV,
weit bei ihnen dfe Synkope am häuflgfsten eintritt. —
12) Nie d^rf b^' liedeutenderen Leiden des Hiertetfs
oder Geinrns clrioroformirt werden, weil der Tod off
plützHch in solchen Fällen eintritt. Dasselbe fflk,
weün das Nervensystem durch plmzlrch einwirkeBdc
Gelegenheitsiursacfien, d^urch anhaltende profuse Eite^
rungen und Klntllüsse oder durch einen' chlorotisehei
Zustand des Blutes geschwä^tit ist. — 13) Bei |
eintretendem Scheintode durch Chloroform sind Re-
giessungen mit kaltem Wasser. Reiben der Haut mit
Alkohol oder Alkalien , horizunlale Lage auf' dem
Rücken, Anblasen des Gesiciils und der Glieder,
innerliche und in den Mastdarm applicirte Relebungs-
mittel am Platze. Auch Aeizammoniak aA Mund u.
Pharynx nach Guörin kann nützen. — 14*)= Ein-
blasen von Luft nach R i c o r d rühmt Jobert nicht,
er wendet seine Aufmerksamkeit weniger den seciin-
dären ergriffenen Organen (den Luflwegen) als deK
narkotisirten Nerven zu. (luL Clarus.)
747. Plstzlicke Todesfalle nacb dem Cto«
nasse VOB lorclielQL?]; von Or. Rubin SchO d-
heil. (Ungar. Zlschr. 4i). 1853.)
Am 24. Apr. d. J. Abends haticii die WittweK. ond ihn
Söhn« eine Menge grosser ond kleiner Morcheln geooMieo.
Um 12 Uhr erwaclilen sie mit einer uusserordentlicbeo Aogit i
und Beklemmung, wobei sich ein heftiges bis zum aodeni
Tage furtdauerodes Erbrechen einstellte. Um 3 Uhr NacbD. {
starb der 7jäbr. Knabe unter heftigen Contnlsionen, die Matter
am 25. Nachm. trotz aller , wenn auch spat , angewendete
Rolfe ; der 17jähr. Sohn wurde gerettet. — Seetiim. fai
beiden Leichen zeigte sich Hyperämie im Gehirn u. in beideo
Lungen; die von allem Schleime fast entblössten inoern Mageo-
und Darmhäule xi'aren corrodirt, mit kleinen Bläschen besetzt,
Leber und Milz ungemein gross, mit Blut Oberfaitt, Galle»-
blase fast leer, im Dickdarme der Matter fanden sieb eias
Menge unverdauter Schwämme ; sonst nichts Abnormes.
Vf. gieht an, dass die an sich unschüd liehen Mor-
cheln int frischen oder ungetrockneten Zustande ge-
nossen , nainentlich in der nassen Jahreszeit nicht
selten ahnliche, wenn auch schwächere Zufälle her-
vorrufen und dass die ausserordentliche Menge der
genossenen Pilze, so wie die spKl angewendete Hülte 1
als Veranlassung zum Tode in beiden Fällen anzusebel I
seien. (JuL Clarus.) I
748. Tergiftrag dwch Leuchtgaf ; von or-l
Gärtner. (WUitemb. Corr.-DL 20. 1853.) 1
Eine kraftige Frau von 45, eine sehwichliefae Magd v<y^
34 J. und ein Hund hatten in einem mit Leuchtgas aus ein^
schlecht schliessenden Gasrohre erfüllten Zimmer geschlal^'
und wurden am Morgen scheinbar leblos gefunden. Die Fnß^
HL PaiM«fi«, fheripir ■<*
|ll«iil%feiiMrtl«»lit ^»GtrffM loflbmtli, di« Wangen
' ivfip^iuMen, di« iogen fescbloiseo, die Balbt naob oben ge-
loUt, die Pupillen eng, ohne alle Reaction gingen da« Licht,
TtisfflQS In hohem Grade, die Anne im EFIbogen flectirt, nar
mit Gewalt tCrecibar, sebwacbe Atbembewegungen hi groseen
ZviHbnriuMn, kann flMbartr P«ls ipb €0» Uaol im Ga-
lifihl aod an dao Annen ooempfindlich» aber warn, Blut aas
der Vene hocbroth. Herstellung durch die gewöhnlichen Be-
feboagsmittel ond nach mebrero reichlichen, sehr erleichtern-
Im 9toblgtngen'. Die Magd zeigte im Gaoien dieselben
Sfaptome, doch wm daa Geaiebt weniger rotli, der Pub
IjlftigBr, auch aehlog sie bei lautem Anrufen bald die Augen
asl, dagegen hatte sie vorherrschend heftige Krämpfe in den
Extrenitated, hieU die Finger immer eingezogen , gähnte oft
aod Intte einen gerlsgern Grad von Triemua. Daa Blut w«r
eolsEhMan dnatter als bei der Fvaii, mü locker gereaAeneA
locbea ebne Speckbaat and mit wenig blutigem Serum.
Stöbieahlreicb, aus gasartigem, mit duokelm Blut durchzo-
geoem Schleim und wenig dQnoen Fficalmassen bestehend,
Appetit oidit gestdrt , kerne LeIbsebraeneD. Diese Erasbei-
nungea rfihileB vielletebt von einem gröasern Bluteztfafiisat
9üd veit verbreiteten Ekcbjmosen im Oarmkaoale her, die
gleicfifa/ls bei 2 im J. 18tt2 in München durch Leuchtgas Um-
gekomineaen beobachtet wurden.
Wag den Hund bHrifft, ao w«rde tt mit aMni Glietett
»•d beliobl weggetragen^ erholte sieb aber bald, ala bbo ihn
in den Sebnee warf ond mit kaAtem Wasser Obergoes, Am
folgende» Tage war er noch schläfrig und matt und batu einen
tawmelnden Gang.
üebrigens scheint bei allen 3 Individuen schon
aeit Ittngerer Zeit in Folge dersellkn OasaiMsirOmung
ein« chronische Intoxikation mit Leuchtgas stattg^
funden zu haben, welche sich bei der Prau durch
Eingenomroeoheil des Kopfes» Oebelkeit, Erbrechen,
ddnne, retswasserarlige Stahle, bei der Magd duroh
Qppression der Brust , SthwtnM und Stimkopfwel»,
bei dem Bunde durch verändertes Benehmen uod
einen auffallend taumelnden Gang kuodgab. Van
btiu schon seit iHngerer Zeit Gasgeruch im Ziomar
bemerkt , whI vielleicht hatte «in eingetretener Prost
das Cntwefchen des Gases nach andern Richtungen
verhindert und deu ganzen Strom nach jenem Zimmer
gelenkte [Einen Hbnlkheu Fall von Seid vergU
JahrM». LXXVI. 181.] (Jut. Clnrat.)
Ul. Pathologie 9 Therapie and nedkittische KMk.
749. CrehirngeSCllWlUste; von Dr. Eulen-
bnrginCoblenz. (Pr. Ver.-Ztg. !S. 1853.)
i) ßo Sijibr. , sonst stots gesnnder Fleischer , Vater
MS 3 Kiadero , bekam vor 1 J. mehrere Geschwulst« naler
den Kinne ond in der linken Sabmaxillargegend , die er sich
im Joli 1852 ezstirpiren liess. Ende dessell<en Jahres hatten
deb unter dem Kinne gerade an der Narbe 2 neue, baselnuss-
STMis, beipftgllehe , unebene ond siemlich harte Gescj^watete
Sdiidsi; mehrere kleinere fanden sich in der Unken Subma-
xiliaigegend, an der linken Wange, auf dem Rucken und an
'der ioDern Seite des linken Oberschenkels. Pal. suchte die
HUfr des Arztes weg^n eines drflckenden, die linke Kopfhfitfle
dostbrnenden Sebmeraes , der sich vem bis Ober daa Aoge,
kiatan bis in den Nnekea verbreilete n. bei liegender Stellung
aocb m ertraglichaten war. Steife Haltung des Kopfes , der
pusif Dach allen Richtungen hin bewegt werden konnte. Seit
9^atn Jahren Scbmene im rechten Arm , der dem Kr. wie
idant forkMB. Alle Gbv^n Punetienen normal. «-> Naeh
m U T. Tiw#ahin Pai. die Uhne nur V4" ^^ etnnnder
n «iifemen. Der IHopf wurde ihm immer schwerer, weshaU»
tf denselben mit der linken Seite aufzulegen und im Stehen
mft der Hand ta nnterstdtzen pflegte. Die Geschwülste am
Ufper wuchsen , ohne echoierzhaft zu werden. PupiHen,
kffok, Scbltf und GnilCeaAinolinnen blieben noiinaJ. ^
Gfgea Ende Jiao«mr verlor sieh der Appetit v daa Gefühl der
Sckwere des Kopfes wurde immer listiger; beginnende Schlaf-
MKbt; Stubhrerstopftiog ; kein Tieber. — Anfangs februar
vnide der Trie nrae s» stark, daes fat. nur neeh riQssigkeiten
fSMiiasn kennte; GltiokiguWgfceil nnd Tbeilpabmleeifkait;
kdae Delirien : Sinken der Kxüfle ; atarke u. fast perpetuelle
SoQQolenz ; Respiration leise ; Pupillen etwas erweitert und
Kbwicber reagirend ; Puls hingsam. In den letzten 3 Tagen
kntoieUge Slttfalv«raiepfue§ und unwfNIrarKeher Urinal^gang.
Il9ld. for den Tode i«ebta«ti«e Ubmnng , f#ndi<be lU-
vusHosigliti» und Znekong/c» in der rechten GeatohUbiUln.
Tod «m 21. Februar.
S$eU9H, Dvm nnd pia malnr nebr blntreieb ; Araeb-
aaidia etwaa getr&bu Am terdern linken Hirnlappen im Ver-
bufe der Fosaa Sylvii ein derber, IV4" langer u« */^" breiter
Balg, der mit seiner obem ffälfte im Gehirn eingekapselt lag,
ood oacb innen zu neben dem linken Fbr. eptknm mit der
Mad^Mabb, Bd 7». WUK
Dura matnr auiammenbing. Himaubetana in Umkreis daa
Ralgea bia zui Tiefe «on 1'" etwaa emeiebl« Der Dnlg hatte
die Dicke der Dura maUr, beaiand »na fibrösem Gewebe, ent-
hielt eine gelblich -trübe, eiweisshallige Flösetgkeit und war
auf aeiner lanenfläehe mit Epithel überzogen. Unter dem-
selben lag nncb innen zn eine gelappte ^ rdthlicbe, der Him-
substani abnJiebe, weiche Geschwulst ?on Taubeneigrosse,
welche mit dem Gehirne und dem Cystenbalge bis zum linken
For. opticum hin durch Bindegewebe zusammenhing. Beim
Durcbschneiden derselben fand man In der Mitte einen 5"'
langen und 4'" breiten, weissliobee md aua parallel neb^
einander feriaufenden Fasern bestebeoden Kern, welcher
überall 4 — 6'^' weit fon einer weichern, röthlichen, gelappten
Substanz umgeben wurde. Sonst war das Gebfim normal.
Brust- nnd Bauchb5ble wurden nicht eröffnet. -^ Die bib-
nereigroese Geschwulst unter dem Kinne aase im Dnterbamt-
zellgewebe und liess sich leicht anaechUen. Ste beeund ans
einer bfassgelblicben, ziemlich weichen, gelappten Maaan fon
drdsenähnRcher Textnr (,,Panereet)e tumor AbemeftbyV^).
Letztere ze^ unter dem Hikroekepe ^rwiegend denlliebe,
eiförmige Zellen mit deotlichen nnd grossen Kernen, nebst
Pettzellen ond Petttrdpfcben. Die Zellen fanden sieb entweder
ivollrt, oder wann durch amorphes Blastem forbnnden. Ferner
sah man wenige nnd noch nnentwiefcelte, anf Easigsdnrefnaats
verscbwradende Faeem. — Was die Gelriragesebwalst an-
langt , so fanden sieh im Mltteipnnkte des Kernes derselben
fast aussebliesalieh Fasern nnd sehr wenige ftst aptudetförniige
Zellen. Nach der Peripherie zu Ibttden sich verwiegend Zellen,
ton onregelmfissiger, randllclier nnd eckiger Fem» mit soiwa-
cber Kernbildung; sie hingen fl^erall dicht zusamoien nnd
waren dadurch dem Pflasterepitbel tballeb. Nabe der Ober-
Oicbe fehlten die Fasern fast ganz, n. man «ah hauptalchlich
leicht isolirbare Zellen von elliptiscber Form und mit grossnn
Kernen. Anf der ganzen Oberfläche der Geachwulat fand eich
fiel amorphea Blastem mit vielen Fetttröplchen , FetUeUe«,
lieien Kernknrpem und Kömehenaelien,
2) Ein 16jahr. Madchen hatu seit ihrem 4. i, epilep-
tis«J)e Anillle, welche nie, wenn sie stand, dagegen stets ein-
Unlenv wenn sie aicb Abends zn Bett legte. Die Kr. war kor-
periich und geistig zurückgeblieben ; konnte kanm lesen nnd
flehreiben , zeigte ein einfaltigea ond kindisches Wesen und
Iflehelte best&ndig. Dabei bleiches Auasehen, Blagerfceit. hA«-
37
990
111. Patholeifie, Therapie n. mediciiiisehe Klinik.
figfr Sehwini)«! aod Kopfsebmerz , bes. in der Slira. Die
QbngeD Fitnctioneo norouil. In den letzteo 4 Lebenswocben
grosse GieichgilUigkeit, Somooleoz und langsamer Pols. 8 T.
vor dem Tode Paralyse der linken Körperhairte *, Aufhören der
Epilepsie, aber fast beständige Somnolenz; anwillkarliche
Urin- ü. Kotbentleerung.
Seetion. Dura und pia mater blutreich. Schwappende
Bewegung in der rechten Gehirnberoispbare , auf deren höch-
stem Theile, ungefähr dem Tuber parietale entsprechend , die
Hiromasse so verdünnt war, dass man wie durch eine dünne
Haut eine wässrige Flüssigkeit bemerkte. Bei Hinwegnahme
dieser dünnen Gehirnscbicht floss eine krystallhelie Flüssigkeit
aus , welche die Hemisphäre bis in den Seitenventrikel dieser
Seite einnahm. Den Boden dieser mit einer serösen Haut
ausgekleideten Höhle bildete das rechte Corpus striatum,
der Thalam. nerv, optic, der Pes bippocamp. maj. und min.
Die Flüssigkeit zeigte unter dem Mikroskope keine organtsirten
Bestandtheile. Linke Hirnhälfte nurmal. In den Lungen
einige Tuberkel, ünterleibsorgane ausser einzelnen ange-
schwollenen Mesenterialdrösen normal. — Die innere Fläche
der Schädelknochen war mit spitzen, warzenförmigen, V2 — *'"
hohen, an ihrer Basis 1 — 2'" breiten Osteophyten besetzt.
An allen diesen Sielten , so wie zu den Seiten der Kranznabt
war der Schädel verdickt. In den Zwischenräumen der Osteo-
phyten war der Knochen durchsichtig. Nabe dem linken vor-
dem Winkel des rechten Scheitelbeins fand sich an der Innen-
fläche des Knochens eine pfenniggrosse , von verdickter Kno-
chenmasse wallförmig umgebene und nur vom Pericranium be-
deckte Vertiefung [also ein Loch im Knochen!]. Ein ähn-
licher Knocheoschwund fand sich am obern Ende des Hinter-
hauptbeins; an dieser Stelle war zwischen Pericranium und
berter Hirnhaut eine schmutziggelbe, schmierige, käsige Masse
abgelagert; die Knochenränder waren hier porös, ungleich u.
.2—3"' weit sehr verdünnt; die angrenzende innere Knochen-
fläche war weniger verdünnt, rauh und ungleich, an ein-
zelnen Stellen porös und mit Osteophyten besetzt.
(Wagner.)
750. Blntsack in der linken Hemisphäre
des kleinen Gebirns; von Dr. Schossier in
Gönningen. (Wttrlerab. Corr.-Bl. 19. 1853.)
Bei einer 23jähr. blühenden Frau, die nur bisweilen bei
Feldarbeit etwas Schwindel gefühlt haben , sonst aber stets
gesund gewesen sein will, traten kurz nach der Verbeirathung
. die Erscheinungen eines gastrischen Fiebers mit vorwaltendem
Kopbchinerz auf, zu denen sieb jedoch ziemlich bald ein Zit-
tern des linken Vorderarms bei Bewegungen , aber ohne Spur
von Lähmung oder Anästhesie desselben und ohne jede Stö-
rung der psychischen oder sensoriellen Functionen gesellte.
Ableitende und antigastriscbe Behandlung der verschiedensten
Art leistete Nichts. Allmälig steigerte sich der Kopfschmerz,
• indem er vom Hinterkopfe nach Nacken und rechtem Scheitel
ausstrahlte und sich hier fizirte , zu unerträglicher Höhe ; zu-
gleich traten Taumel beim Aufrichten und massige Erschwe-
rung der Sprache hinzu. Dieser Kopfschmerz trat in Par-
oxysmen auf, die scblQsslicb in Intervallen von kaum >/sStd.
•ich wiederholten und mit der grössten Heftigkeit 2 — 3 Min.
andauerten. In einem solchen Anfalle erfolgte 6 Wochen
nach Beginn der Krankheit der Tod.
Bei der Sectton fand man ausser einigen vergrösserten
Pacchionischen Drüsen längs des Sichelforlsatzes, zähem und
blutarmem Gewebe und Erguss von ohngefahr 2 Unz. klarer
Flüssigkeit in jedem Seitenventrikel nichts Bemerkenswertbes
am grossen Hirn. Im linken Theile des kleinen Gebirns dta-
gegen fand sich an dessen äusserer Seite ein rundlicher, häu-
tiger, fluctuirender, dunkelvioletter Körper von HflbnereigrÖsse
und IVj Unze Gewicht, der nur am Poos Varolii durch einen
dünnen Strang mit der Umgebung zusammenhing. Die Haut
schien aus Zellgewebe zu bestehen und war mit kleinen Blut-
gefässen versehen. Der Inhalt war coagulirtes Blut. —
[Genauere Angaben über die Natur der Geschwulst fehlen.]
(Baerwinkel.)
751. Ueber Aderlass bei
Or. K. F. Walz zu Petersliurg (Med. 1
39. 40. 1852.), von den ungenügenden I
taten der bisher geübten Behaadlungsweise i
plexien ausgehend , sucht die Ursache dieser I
nung in dem bei dieser Krankheit durch 6e^
(und Erfahrung?) souverain gewordenen
Bei Verurlheiluug dieses Mittels stützt sid
nXchst auf die Annahme EngeTs,
Hyperämien oder Congestionen , sondern 1
chanische und passive Slase den Gebirnhlil
Grunde liegen sollen; dass ferner diese Zu
hohem Lebensalter oder einem durch
Anstrengen und Aufreiben der Körper -
kräfte vorzeitig hereinbrechenden Greisenti
tbttmlich seien; dass in diesem Leben salter |
unter allen Umstanden blutreicher angetrt
dass endlich ttberhatipt die Blutcirculalionlj
eine sehr grosse Selbstständigkeit habe,
blutentleerenden Momenten wenig beU>olli
Alle diese ursächlichen Momente werden \
Vfs. Meinung durch den Aderlass nicht nari
hoben, sondern es trägt letzlerer mittel- <
telbar vielmehr zu deren Erhaltung und V«
bei. Wenn man ferner die Processe
welche die Natur zur Beseitigung oder
machung des Extravasats einleitet, die
Gerinnung, Eintrocknung, Cinkapselung,
tion und Nekrolisirunj^, so kann der ton 1
Heilbeslrebungen günstigste Ausgang, diel
nach Vf. nur zu Stande kommen, wenn 1
nicht^vermindert wird. Es tritt nämlieb i
zahl der Apoplexien trotz der geringeroL
keil des Alters, dennoch eine mehr
grosse Beaction ein , ein gewisses acutes I
welches um so mehr in den Vorderj
voilkommner die Resorption zu werden
Diese wohllhätige Beaction wird aber mit i
durch die schwächende Potenz der Blutenl
unterdrückt, so dass es dann der Naluri
liehen Durchführung des Besorptioospn
Kraft gebricht. Daher geschieht es denn,
der vom Aderlass gehoflten Besserung, der]
der Vene oft die Parese oder Paralyse auf <
nachfolgt, die noch lallende Zunge ganz (
halbseitige Lähmung eine beiderseitige wird^
Trotzdem giebt jedoch Vf. zu, dass
wissen Umständen der Aderlass nicht gast]
hehren ist, und erwähnt hier den
aderlass (!) und diejenigen Apoplexien,
Hemmnissen im Blutkreisläufe beruhen, wfll(
jugendliche Constitution und eDUQDdlicbtf|
heitsgenius Rücksicht genommen wissen*
Blutenlleerungen durch Blutegel und Scan
hältVf.fürindicirt. wenn alle GehirngcfJis«« '*
voll sind, das Extravasat sehr beträcblÄcfc J
unverkennbaren Druck ausübt, und erwai
einen Collapsus der Gefässe und eine Vci
des Gehirnvolumens.
Auch gegen die zu reichliche Arn«
10. PaÜMlogie » Tharapi« n« medidiiiMie Klinifc.
291
Kluft etfclXrl tieb W. ; er hxU sie aar temperflr xer
MUMgaeg einer excestiven, oder zur Erweckuog einer
sOgaradefli BeacUoiisthltiglteit für slauhaf^ im Allgen.
»her ^t Attwendung der Warme in Form aroma-
liseher Kataf»totmen end Umschlage aof den Kopf und
gewVrmter Tücher in die Heregrabe , ins Kreuz und
an ä» Fnssaohlen znr Anregung der Bluteireulalion,
Transspiration u. s. w« für naiurgemXsaer. — End-
lich ▼erwirfl W. anch die zu häufige Anwendung der
kraftigen Derivantien , Vesicalore, Ponlanelle nnd
Haarseile, weil durch sie nur ein neuer Consumplions-
hard der noch vorhandmcn Lebenskraft etablirtwerde,
u. will auch aus analogen Gründen weder von slrenger
Entziehungsdiat, noch von dem herahslimmenden,
schmelzenden, der Lebenserhallung direct entgegen-
arbeitenden Calomel etwas wissen.
Die im Vorstehenden, namentlich rUcksichtlich
des Aderlasses, ausgesprochene Ansicht findet eine
tcbeinbare Bestätigung durch Aussagel*s Angaben
(Th^e de Paris : s. LTnion. 15. 1853.), welcher
3 PaUe mittheilt, wo hei Apoplexie unmittelbar nach
dem ersten, oder nach wiederholtem Aderlasse Hemi-
plegie eintrat. A. glaubt, dass — nach Analogie
gewisser Pneumonien, wo der vorher kleine, zusam-
mengezogene Puls nach dem Aderlasse sich hebt,
voll , entwickelt wird , so dass man also eine neue
BlutstrOmung nach den Lungen annehmen muss,
welcher nach B o u i 1 1 a u d durch wiederholten Ader-
lass entgegengetreten werden muss — auch bei der
Apoplexie durch den Aderlass eine neue Strömung
aach dem Gehirne veranlasst werde , indem man die
Blutmenge nicht vermindern könne, ohne gleichzeitig
die dieselbe bewegende Kraft zu steigern. Die Auf-
gabe des Arztes mtisse demnach sein, jene zu mindern,
ohne letztere zu steigern , und schlägt daher A. vor,
den Aderlass nicht eher vorzunehmen , bevor nicht
dorcb erhöhte Kopflage, Eisblasen, so wieSinapismen
ond Fussbader, und durch den Gebrauch einer beru-
higenden mit Digitalis versetzten Mischung der Blut-
andrang nach dem Gehirne gemässigt sei.
Ein ungenannter Vf. endlich unterwirft (Med.
Ztg. RqsisI. 46. 47. 1852.), ohne auf die Frage der
Schädlichkeit oder Nichtschadliclikeit des Aderlasses
bei Apoplexien spccieli einzugehen, die Argumentation
io dem Aufsätze des Dr. Walz einer scharfen Kritik,
weist ihm Unaelbststandigkeit des Urtheils , indem er
grosaenlheils fast wörtlich aus Bock*s und EngeTs
; Werken geschöpft , Unrichtigkeit in der Auffassung
ihrer Worte, so wie ganzlichen Mangel eigener Beob-
aeMang nach. Namentlich bezeichnet er die ße-
haaptong, dass niemals Hyperamien u. Coogestionen,
sendero nur Stasen den Hirnblutungen zu Grunde
liegen sollen, auf welcher W.*a ganze Argumentation
fiiMl , als eine unbegründete , indem Hyperamie,
Slasis and entzflndliche Exsudation nur Stadien des«
selben pathologiacben Processes der Entzündung sind,
welche unmerklich in einander Obergehen, so dass
eise Scheidung zwischen Hyperamie und Stasis nur
kttaatlieli und ohne praktischen Werth iat. Dagegen
kann Apoplexie nur dureh ZerreiaaiiBg der Gapillar-
gefksse eKolgen , and zwar ebensowohl im Stadium
der Hyperämie, als der Stase. u. entzOndlichen Exsu*
dalion. Wenn aber W. die Anwendbarkeit des Ader-
laaaea bei Apoplexien, welche auf Hemmnissen in
Blutkreisläufe beruhen, zugiebt, so muss er sie logisch
auch in der mechanischen Stase , welche ja eben in
Folge solcher Hemmnisse eintritt, gelten lassen. Vf.
weist ferner die Behauptung, dass Apoplexien fast
ausscbKesslich dem höhern Lebensalter eigen seien,
durch Anführung der jedes Alter Ireflenden trauma*
tischen, epidemischen, spontanen Apoplexie und der
zahlreichen genetischen Momente derselben zurück,
und bemerkt hinsichtlich der , »bekannten und unbe-
strittenen" Thatsache, dass das Gehirn an Verblutung
Gestorbener stets blutreich gefunden werde, dass ge-
rade W.*s Gewährsmann, Bock, das Gehirn bisweilen
bluthaltig, selbst blutreicher, gewöhnlich aber auch
blutarm gefunden hat. (Krug.)
752. Aderlass ond Brechmittel gegen Cere-
bralapoplexien ; von Or. G u s t o r f. (Bemhardl^s
Zlschr. I. 2. 1853.)
A n d r a I und G a v a r e t stellen zufolge ihrer
hamatologischen Untersuchungen den Lehrsatz auf,
dass gewissen Fallen von Cerehralapoplexien nicht
eine anatomische Veränderung der festen Theile, son-
dern eine chemische Modificatioo des Blutes, also
eine deteriorirte Einwirkung desselben auf Nerven u.
Gewisse zu Grunde liege. Hiermit übereinstimmend
ist auch Bokitansky*s Ansicht über die Genesis
der Schlagflttsse, unter deren Ursachen er Encephalo-
palhia typhosa, typhoide Fieber und die selten wieder
zu beseitigende albuminöse Krase nennt; also Zu-
stande, wo die chemische Analyse eine Verminderung
der Fibrine nachgewiesen hat.
Wird nun bei derartigen Apoplexien vielleicht gar
wiederholt zur Ader gelassen , so wird die ohnehin
schon zu dünne Blulmasse noch mehr verdünnt, und
also statt den blutigen Erguss im Gehirn zu entfernen,
durch forlgesetzte Depletion zu neuen Extravasaten,
zu wassrigen Infiltrationen, zu HydrSmien Anlass ge-
geben. — Zu den Kriterien, an welchen man Apo-
plexien erkennt, deren Bedingungen ganz oder tbeil-
weise in der fehlerhaften ßlulmischung gegeben sind,
und bei denen man vorsichtig oder überhaupt nicht
zur Ader lassen darf, rechnet Vf. weniger den „Con-
cursus der Symptome'*, denn er ist bei derartigen
Zustanden keine Nota characteristica. Ist die Apo-
plexie eine sogenannte nervosa ^ wo die Empfin-
dungslosigkeit keinen so hohen Grad erreicht und die
Urina spastica von keiner so schlimmen Vorbedeutung
ist, als sie es gewöhnlich in der Apoplexie zu sein
pflegt, so scheint der Kr. sich in einer tiefen Ohn-
macht zu befinden , der Puls ist nicht hart , sondern
grösstentheils weich , das Gesicht kalt u. eingefallen,
die Nase spitz, die Augen hohl, die Bespiration er-
schwert, doch ohne Böcheln , die Kraft der Sphink-
teren nachlassend. Genau dieselben Symptome zeigen
AI* PatMogit« Therapi« ik tnedMaiMlM KludL
mIi fttar mtA kti 4er Afopieiia sungnmeüt «iirdm
M 4Mser mtifttans ateii tiaigei Standen Saadioii»^
btatrflbusgtfi «intrtteü. lli sölelwo EweiMhafken
i^allaa kattn ein iLlMerPfobeaderlassfemaclH werden*
Mcbt eidi dabei der Pula, ae habe» wir ea mic einem
dfa freie BirnaeüoD henotteaden filutdrack« a« thmi ;
oollaMtt hingegen der Pmis» en acäiiease man die
Vene, und wende dia enigtgengeaeHte ^xcitireade
TharafHe an«
lat der Schlagfluss eine t^Fhixio serosa''^ wo
die toniftireede Kraft des Körpers gelahmt ist, u. die
Gesichtsrarbe voe der schlechten Hämalose Zeugniss
giebt, wo der SchlaganfaH selten plötzlich eintritt,
wo während des Anfalls des Gesicht schwammig, auf-
gedunsen oder schroutzigblau aussieht, der Körper
mehr kalt als warm, der Puls sehr trage, der Athem
nicht ao schwer, mOhsam u. röchelnd ist, die Hypo-
chondrien schlaff, kalt, schmerzlos, schwammig auf-
getrieben sind u. der Kr., aus seinem lodtenahnlichen
Scblemmer geweckt« nichia klagt, h<)chstens un ver-
ständlich murmelt, schlucken kann u. EmpBo dl ichkeil
des Auges kund giebt , kein Schaum vor dem Munde
steht, kein Blut aus der Nase fliessl , da sei man mit
Bkllasaen vorsichtig, dann daa Blut beatehl in diesen,
naeaenilioh Ieuk«flilegniati8cbe S«b|eete betreffenden
Flllen gröealenlbeila aua Liquor aaeguiiiia mit klen
nem, in viel«« Waaser acbwinMnenden Blutknchen.
Alan kein Adertasa, a«ad«m Zusammenhalten der
Ist die Apoplexie ans taglicher Oeberreizung bei
Gewohnheitstrinkern entstanden, ist sie Folge von
anhaltenden moralischen Aufregungen, erschöpfen-
der Thatigkeit, anhaltender Katarrhe, ao sei man
ebenfalls mit Blutlassen auf breiter Basis vorsichtig.
Zuweilen werden topische und massige allgemeine
Blutentziehungen nOlhig, doch sind stets auch Nervina
excitantia au berttckaichtigen.
Ist die Apoplexie Morgens bei nOchternem Magen
entstanden (die plelhorica pflegt um Mitternacht ein-
zutreten), ist es eine Spinalirrilation unter der Form
des Opisthotonus und anderer Convulsionen , ist sie
nach geschlechtlichen Ausschweifungen ex inanitione,
oder wahrend grosser 5]petcA6//!t/^5A:ure;i eingetreten,
so beschränke man sich auf Blutegel und blulige
SchrOpfköpfe längs des BOckenmarks. Desgleichen
böte man sich vor Aderlassen bei Apoplexie durch
Gehirnerweichung, bei ScoUosis, ferner in Fällen,
wo das hohe Alter allein die Schuld tragt und die
Gerebralapoplexie asthenisch-anUmischer Natur ist, bei
Apoplexia e vacuo, Ürodialysis senilis, nach zuge-
heilten Fussgeschumren.
Bei der Sntepkahpatkia attkritico^ap^pUetica^
einer dyakratischen Metastaae, welche» «eist i«
Herbste beginnend , bei an vager Arlhritia leidenden
Individuen vorkommt, wo der Elirainaüonsproceea der
Harnaaure bald hier, bald dort versucht, aber nicht
voUatindig durchgeführt wird, iai meiat auch nicht
viel vom Aderlaaae au erwarten, denn daa Blntlebes
iaI achm iunreidiend iiefabgeaetzU Ihir in ^niul— I
Füien bei «ni fienihrlen, wo der Geftaaergnenani
aolnr geateigeK iflt, daa Merk löd dm ktUrwä stttr-
miaeh erregt aind« tritt 4ia NolhvendigkeiC emm
kriftigen VenXaeetio» ein« Bei aehr nhnefafctan Intb*
viduen hingegen ktonen Mir der Lif^M' mlmrikrit,
EUeri^ aUe Vi ^^* ^^ ^*' Veaieatorien nnf den ge«
aehorenen Kopf, bia zu deren Wirkung Meerrettigteigf,
ferner trookne Schrlffköple auf Rnmpf und Sxtreaii'
tnten m. Perrum candena ntttoen.
Apoplexie in Folge von Exanthemen: Masern
oder zuweilen Scharlach, sind weniger metaatatiachlla
Manche glauben , sondern das Oltimatum einer schon
langst dagewesenen Tuberkelablagerung , einer Hirn-
entzOndung und eines Hydrocepbalus ; deswegen sind
schwachende Mittel „geradezu ridical."
Es giebt Apoplexien , die mit einem ungeatttmea
Blutandrange nach dem Gehirne bei ausgeapannteo,
überfQllten capillaren Himgefüssen , mit Blutunter-
drQckung, Plethora und Polychymie (in welcher bei
geringer Bluibewegung wenig Blut umgesetzt wird,
und der Faserstoff des Blutes vorherrschend Ist) tn-
sammenhangen, wobei Vefgrösserungen des Hertens,
Erweiterung der Gewisse , Harte ihrer Wandungen a.
nicht sehen Lungenemphyseme vorhanden eind.
In diesen Fallen Ist ein Aderlasa von 20 — ^4 ^ am
grosser OeüViung an den Armvenen dringend indicirt
Ebendahin gehören Apoplexien tn Folge von Bämor-
rhoiden , unterdrückten Blutflüssen, bei Druck der
hypertrophirten Schilddrüse auf die Jugularvene,
die sog. A. inflammatoria Boerhaave'i , wobei d^t
Puls stark , voll und erhaben , das Gesicht roth und
aufgeschwollen, der Hals aufgelaufen, das Athemholen
sehr schwer und laut, der Kr. unempfindlich ist und
nur constante Brechneigung hat.
£a giebt aber auch Schlagflüsse , bei denen «aa
nur einen Mittelweg einschlagen , d. h. nur topiach
Blut entleeren darf, sich vor profusem Nachbtutea
hüten und Brechmittel reichen , oder auch aich auf
letztere allein beschranken muss. Der Tart. atibiatos
iat, allen Eiferna Einiger gegen Breciimittel bei Apo- .
plexie ungeachtet, bei Apopleklikem indicirt» deren
Körper „durch den Sympatbieaa Noth leidet*'« d. h»
bei Abdominalapoplexie. Unter diene« Namen ver-
atehl Vf. nicht die Zustande , in denen daa gewnha«'
lirhe gaatriache oder gastriach^biliOae Moment tu daa
apepli^ktiaehen hinzutritt (Apoplexia gaairiea), eoa«
dem eine von dem Sympathicua milteU dea Redlexa
hervorgebrachte definitive flirnUlhmong mit baldiger
Erschöpfung aller Lebenskraft« eine Apoplexia
vosa im atrengsten Sinne dea Worten , eine
paralyae, wo die lahmende Gewalt alle
Sphären bia tum Hirn durchlaulen und aomit pl4lta^
liehen Tod zur Folge haben katte. Solche Sclilnf
fittsae kommen bei Abdoninalaigien « bei der Baoeli^
oder Ganglienepilepaie vor , wo die Kn periodiaelie^
Schmerz in der Gegend dea Plex. meaeraio« aup* iin^
infer.« in dar Gegend dea Nabeia ennpfinden , wo dH^
Paroiyamen wahrend dea Vettaiondea an bMignln^
IIL Miüitttefic, fiMnpi« ik «i^idniüdi^ Uiaik.
1 1 md der fU vkkü Btkiem aebwi aach Mtgta
I ämftüm dureh NervcnarsckllpfiiDg erioigL FerMr
BeigiB sM dMM Apofiesiea M fiirihuadaii fiy|ier**
aMkesicM im flebiel« dt« Synpathioat und w«rden
imdk Hieaimtirohes oder arihriliseiieD AbIam bei
lij^boadriich veriüiHMleD Kr. erteugt (Apaplezia
bypoeboodriaoonai der Allen).
(Julius Clarus. )
753. IndeaiUdie Krankheit durch schlechte
Beschaffenheit des Roggens in der Provinz Ne-
f#e; fM Dr. f. A. Levin. (Hygiea. Bd. 14.)
Durch die Theueriing der LebenamiUel ist die
aiieiteade Klaeee ia Nerike in der letzten Zeit beson-
ders auf den Genuss von Brod und andern Speisen
aus RoggeanieU angewiesen worden, und da der
Roggea der letsien firate «iae aageaande Bescbaflen«
Mt baeitsl, so hat sieh aaeh dem Geausse desselben
eioe Rrankheit eingefunden, die sich, wie Vf. glaubt,
von der durch Mutterkorn gebildeten Raphaoie unter-
acheidal , indem die Symptome derselben denen der
letztem allerdiags ähnlich sind, aber weniger heftiger
enftretea, Maoh dem Gennas« frieeheo Reggenbrodes
oder anderer ans Roggeamehl bereiteten Speiaea stellt
sidi ein unbestimmtes , gewöhnlich durch allgemeine
Üamhe, Unvermögen zu arbeiten, Kopfschmerz mit
beAifen SchwindelanfltUeni Prost, Uebelkeit nnd £r^
bredien, bisweilen aach Durchfall oharakterisirtes
Unwohlsein ein , welches in dieser Art mit grosserer
I oder geringerer Heftigkeit 1 — 2, ja 8 — 12 Tage
I anhält* Nachdem die Übrigen Symptome spater ab-
, nehnaea , «lelleii sieh dann tXglioh paroxysmenwetse
I aervOse Symptome ein , nSmlich Schwindel , der den
' Kranken nOthigt, aich an einen Gegenstand feslzuhal-
iea, oder ihn auch fallen maeht, allgemeine Schlaff-
heil nnd Kraftlosigkeit, die von Anfällen von heftigen
Zuckangea im ganzen ft*eiwilligen Muskelsysteroe un-
terbrochen werden; daa Greifen mit den Händen und
Anlheben der FOsse ist (dem Willen nicht ganz unter«
gterdoet , so dass die Kr. sagen , es sei ihnen , als
#ean sie trunken waren. Der Schlaf ist ziemlich
gut, wird aber durch Schwindel oder schwindelnde
Trtoine unterbrochen» und acheinen die hohem Hirn-
fcncUonen aichl primär ergriffen zu sein. Veraade-
nmgen in der Circulation und Respiration sind nicht
constant vorhanden. Appetit und LeibesOffnung sind,
aaaaer in der lavasionsperiode , gut. Haben diese
Symptome einige Zeit «agehalten , ao nehmen sie ab,
oder hOrea grOsstentheils von selbst auf, oder es
verbleibt eine Neigung zum Schwindel , der sich bei
dar geringsten Veranlassnng einfindet, oder auch
ahne aotohe periodisch auftritt; in manchen Fallen
hksiben aenralgisehe Schmerzen , fast immer Zittere
ia dea f^iwilligen Muskeln , der Zunge und der Bx-
(remitaten. Der Wille und die physischen Kräfte
werden bedeatead achwacher, obaehon der Kr. selten
geswtmgen wird » im Bette zu bleiben , sondern sich
mit Arbeiten , die keine Anstrengung erfordern , be-
schäftigen kenn. Heftige Convulsionen oder Krämpfe,
traad md dergleieheo lebensgeOlhrliche Symptome
beobaehlete Vf. memals , wohl aber eiae eikitretcBde
Paresis mit Poraiicatien ia dea peripherischen Ner-
ven . flOehaige neuralgiaehe Symptome im Kopfe und
in den Extremitäten ; nnr in ein^m Falle beobaohteie
er hegiaaeade Sianiosigkeit mit solchen Algien, —
Der Kraohheitaverlauf bangt von der erregenden nnd
fortwirkenden Ureache ab und iat daher aehr ver*
schieden. Solche, die in l>essem (JmstSaden waren
und den Genass des schädlichea Brodes einige Zeit
mieden, gpnasen bald bei einer einfachen aiifehreaden
Behandlung; dagegea litten aolche, welche den Ge*-
aass des Brodes fortsetzten, länger und heftiger.
Manche konnten ohne Nachtheil solches Brod gemes-
sen ; Kinder schienen schneller ergriffen zu werden,
erholten sich aber frOher u. gewohnten sieh leichter
an den Genuss des Brodes ab Erwachsene. In der
letzten Zeit fand Vf. , daas die Symptome an Heftig**
keit ahnahmen, vielleicht deshalb, weil sich daa gif-
tige Princip durch das Trocknen des Roggens mehr
verlor , oder die Measchen sich mehr sn den Geanss
desselben gewohnt hatten.
Die Grande, weshalb Vf. glaubt, dass die Krank-
heit nicht durch Mutterkorn verursacht worden sei,
sind: 1) dass der Roggen weit weniger Mutlerkorn
enthielt , als in den vorhergehenden Jahren , ip wel-
rhon keinerlei Krankheitserscheinungen vorkamen, u.
selbst wenn das Mutterkorn entfernt worden war,
dieselbe schädliche Wirkung hatte; 2) weil, wenn die
Symptome auch denen der Raphanie glichen, sie doch
darin abwichen, dass keine Neigung zum Brande und
heftigen Krämpfen vorhanden war. Die pathognomo-
nischen Zeichen dieses Morbus cerealis waren Schwin-
del, Zittern und permanente Schwäche in den Bewe-
gungsorganen. In den Fällen, in welchen der (ienuss
der aus dem Roggen bereiteten Speisen unterMieb,
wurden die Kr. durch ein Brechmittel, Abführungen,
und nach Umständen durch Diaphorelica und Opium
bald hergestellt. Bei den meisten aber wurde die
Gesundheit so untergraben , dass sie bei Abfassung
des Berichtes noch leidend waren. War das frische
Brod und der Roggen selbst getrocknet , so entstan-
den weniger heftige Symptome.
An dem Roggen konnte L. keine aulTalleadea
Abweichungen entdecken. Aus einigen Gegenden
wurde berichtet, dass die KOrner durch einen rothea
Stoff zerstört wordea seiea ; er fand indessei: nur ia
weaigea Körnern einen solchen vor, und schienen
diese KOrner von Insecten angefreasen zu sein, jedoch
war in den meisten KOrnern das Weisse dunkelfarbi-
ger, fleckig, gleichsam marmorirt, und diese Knmer
waren spröder , als solche mit völlig weissem Kerne.
Ausserdem war der Roggen sehr mit Bromus secali-
nua vermiacht. Von dem Roggen, der sieb besonders
schädlich erwiesen hatte, hatte L. eine Probe fttr die
med. Gesellschaft zu Stockholm eingesendet, welche
denselben von Wa h I be r g untersuchen lies». Dieser
fand, dass der Roggen meislentheils aus kleinen,
zusammengeschrumpften, nicht völlig ausgebildeten
oder reifen, oft leicht zerbrechlichen u. missfarbigen
294
Ili. Pathologie, Therapie u. medioinisehe Kliiiik.
KOraera bestMd, xum Theil von dem parmsilischen
Pilz, dem Pusarium heterosporium , angegriffen, fast
zum driuen Theile mit Bromus secalinus and in ge-
ringerer Menge mit dem Samen und Schoten von
Ervum tetraspermum und hirsutum , dem Samen von
Potygonum lapathifoiium und Centaurea cyanus ver-
mischt war. Seeale cornulum fand sich sowohl am
Boggen als am Bromus secalinus, aber auch nur klein u.
unreif. W. bemerkt nun, dass die Samen der Ervum-
arten, von Polygooum und Centaurea krine schäd-
lichen Wirkungen haben kOnnen , dass miu\ freilich
behauptet habe , der Same von Bromus secalinus sei
giftig, welche Meinung er aber nicht theilen könne,
indem nntrr den Gr2(sern keine giftigen Arien bekannt
seien. Da indessen Brom, secalinus, so wie auch
Lolium temulentum hjtufig vom Seeale cornutum leiden,
so glaubt er, dass die giftige Eigenschaft, die man
denselben beigemessen hat, auf Rechnung des Mutter-
korns, woran sie leiden, zu bringen sein durfte, dass
sonach das am Roggen und dem Schwingel gefundene
Mutterkorn und vielleicht auch der parasitische Pilz
die Krankheit verursacht haben könne. Der Glaube
des Volkes, dass das Mutterkorn unschädlich sei,
ISsst sich dadurch erklären , dass das Mutterkorn,
einige Zeit nach der Ernte der Luft ausgesetzt, seine
Wirkung allmälig verliert, und dass daher das Mehl
von dem mit demselben verunreinigten Roggen oft
ohne Nachlheil genossen werden mag. Dass der
Roggen nicht mehr Mutterkorn als in Jahren, in wel-
chen keine Krankheit vorkam, enthielt, ist auch kein
Grund, die schädliche Wirkung desselben abzuleug-
nen. Das Mutterkorn erhielt im letzten Jahre nicht
seine völlige Reife, und wurde deshalb giftiger, aus-
serdem ist nicht angegeben , ob der mit demselben
gemischte Roggen in frtlhern Jahren so zeitig wie im
letzten Jahre gebraucht wurde. Zum medicinischen
Gebrauche taugliches Mutterkorn muss vor der völli-
gen Reife des Roggens gesammelt werden, denn grosse,
spät eingesammelte Körner sind wenig wirksam.
Möglich ist es auch , dass die Krankheit dadurch mit
entstand, dass die KarlofTelernte missrathen war, eine
Abwechslung in der Nahrung also nicht häufig statt-
fand, sondern Brod u. Mehlspeisen fast allein genos-
sen wurden. Dass mehrere Symptome der Raphanie
nicht beobachtet wurden oder in geringerem Grade
vorkamen , dürfte nach W. auf der geringern Quan-
tität des Mutterkorns in dem Roggen beruhen. —
Was die schädliche Wirkung des gereinigten Roggens
hetriifl , so ist dabei zu fragen , auf welche Weise
derselbe gereinigt worden sei , ob nicht die kleinern
und giftigsten Nutterkörner darin verblieben, was
besonders mit denen der Fall gewesen sein kann, die
sich am Brom. sec. befanden , die leicht übersehen
werden können , indem sie von der Arista einge-
schlossen sind. Bei allen Untersuchungen , die W.
mit Roggen anstellte, der angeblich frei von Mutter-
korn sein sollte, fand er dasselbe darin, wenn das-
selbe mit Schwingel oder Gerste gemischt war. Im
Hafer und Weizen findet sich kein Mutterkorn , und
wenn diese Getreidearten auch von schlechter Quali-
tät sind , 80 erregen sie doeh niemals die in Rede
stehende Krankheit W* glaubt, daas das MatCerkom
die Baaptursacho der Krankheit gewesen sei, halt es
aber auch für möglich, dass der parasitische Pilz, der
den Roggen verunreinigte, eine unbekannte giftige
Eigenschaft gehabt und so zur Entstehung der Krank-
heit beigetragen haben könne. . (v. d. B u s e h.)
754. Znr Geschichte der Kriebelkranklieit ;
von Dr. Puch stein. (Pr. Ver.-Ztg. 2. 1853.)
In der Schäferei des Dorfes Stergow erkrankten in
sdineller Aufeinandprfolge 8 Persooeo unter ähnlichen Er-
scheinungen , von denen in kurzer Zeit 4 starben. Als Ur-
sache ergab sich der längere Zeit fortgesetzte Genaaa eiaes
Brodes, das eine scbwarzbläuliche Farbe, einen süsslicben
Geruch und einen unangenehmen, fauligen Geschmack zeigte.
Der Roggen, aus welchem das frag!. Brod gebacken war,
enthielt grosse Beimengongen von Seeale coraatum, geringere
von Agrostemma githago. Von säinmtlichen Bewohnern des
Dorfes erkrankten nur die Mitglieder der Familie des Schäfers
R., da nur diese das Roggenmehl oA;t« weitem ZiuaU, die
übrigen Familien dasselbe Mehl aber nur mit gleichen Mengen
Gerstenmehl , zum Theil noch überdiess mit einem nicht HD-
bedeutenden Zusätze von Kartoffeln, verbacken hatten.
Das iVsJ^hr. Kind des Schäfers K. starb plotdieb ohne
Vorboten unter Convulsionen. Ein 2. Kind, 5 J. alt, verOel
in der darauf folgenden Nacht um 12 tJbr in tonische Kranopfe
der ohern Extremitäten, zu denen sich bald Brnstkrämpfe
gesellten , die es schon nm 9 Uhr Morgens todteten. Die
übrigen 6 Personen, von denen ein 17jäbr. Schafknecht und
der 20jäbr. Sohn des Schäfers der Krankheit erlagen , zeigten
mehr oder minder ausgeprägt folgende Erscheinungen : Kne-
beln in Händen und Füssen , Abgeschlagenheit der Glieder,
grosse ninfälligkeit , schwankenden Gang, normalen Schlaf,
krankhaft erhöhten Appetit , tonische Krämpfe der ohero £i-
tremitälen, Betäubung, erweiterte Pupillen, stupides Ans-
seben. — Der 20jähr. Sohn des Schäfers, der nach 14tägi-
gem Leiden starb , zeigte in den letzten Tagen noch folgende
Erscheinungen. Er lag mit stierem , wildem Blicke und gerö-
thetem Gesicht im Bette und warf den Kopf, unarticulirte
Laute ausstossend, unstät hin und her. Die Arme waren
starr und unbeweglich , die Hände gegen die Brust gerichtet,
die untern Extremitäten gänzlich gelähmt, die Empßndung
fast erloschen, der Urin Qoss unwillkürlich ab u. der Schliess-
moskel des Afters sUind offen, Puls 112, Haut, mit Ausnahme
der des Kopfes, kühl. Die einzige Aeusserung, die der geistig
einem Blödsinnigen gleichende that , war ein oftmals wieder-
holtes „mich hungert.* — Die angewandten Mittel bestanden
in Bädern mit kalten Gebergiessungen des Rückgrats, Frtctio-
nen der Wirbelsäule mit Terpentinöl und besonders in der
Application des elektro-magnet. Rotations-Apparates. Durch
Sturzbäder gelang es in 4 Fällen den Stumpfsinn zu hebeu.
Ausserdem Nauseusa und Nervina , unter welchen letztern Vf.
vorzuglich das Zincum aceticum rühmt.
Aus der Betrachtung sämmtlicber 8 Fälle geht nach Vf.
Folgendes hervor. 1) Geringe Mengen Mutterkorn können
selbst längere Zeit hindurch genossen werden , ohne dass In-
toxikationserscheinungen hervorgerufen werden. — 2) Das
Mutterkorn ist, wie die Narcotica überhaupt, kleinen Kindern
am gefährlichsten. Mit den Jahren nimmt die Empfänglich-
keit gegen das Gift ab. Verhältnissmässig verzehren indessen
Kinder mehr Brod als Erwachsene. — 3) Die Kriebelkrank-
heit ist von den krankhaften Zuständen , welche der Genuas
des Taumellolchs hervorbringt, wesentlich Terschieden. —
4) Es ist wahrscheinlich, dass, da man in Deutschland nur
die convulsiviscbe Form der Kriebelkrankhett beobachtet hat,
zu dem bisher nur in Frankreich vorgekommenen Mutt^r^
kombrand noch die Mitwirkung anderweitiger ätiologischer
Momente nöthig ist. — 5) Zuerst wirkt das Mutterkorn auf
die Blutmasse und durch diese erst secundär auf das cerebro-
spinale Nervensystem ein. Die constantesten Erscheinungen
III. PaÜH^egi«, Therapi« n. mediciaiMbe Klinik.
295
siod: Kriebelo in den Extremiliten , Benomoienbei't des
Kopfes, Ionische KrSinpfe, HyperSstbesie des .Nerr. fagus,
welcbe den kronltbafieo Heisshunger erregt. — 6) Der Ader-
lass erweist sich in der RegeJ nachtbeilig. (Gramer.)
755. Bebandlug des Tjrplins mit iderlass
MU j^mfoHge dtr Krankheit und mit kaltem H^asser
inner lieh wtd äusseräck, verglichen mit der Be^
handlung durch Brech- und Abführmittel; nach
Valleix. (L'Union 66. 67. 69. 70. 71. 1853.)
Obgleich schon früher Souletten» Schedel
a. A. den Typhus erfolgreich mit kaltem Wasser be-
handelt haben und auch der Aderlass sehr häufig zu
Anfange der Krankheit in Anwendung gezogen worden
ist. so war doch Leroy der Erste, welcher beide
Methoden vereinigte und dabei das kalte Wasser an-
hallend innerlich und Sttsserlich gebrauchte. Der
Aderlass halle den Zweck, die Coiigestionen zu ver-
miodern; nach demselben wurde der Kr. in nasse
Tocher, welche büuiig mit kailem Wasser angefeuch-
tet wurden, eingehflilt, erhielt zum GelrJink nur
frisches Wasser und dabei 2 — 3mal taglich Kalt-
wasserklystire. Fast dieselbe Art der Behandlung
wurde von Valleix in Gebrauch gezogen. Die
Menge des gelassenen Blutes betrug 350 — 400 (jrmm.
Einmal wurden Blutegel auf den Unterleib und ein-
mal wegen Pneumonie Blutegel und blutige Schrftpf-
kOpfe an die Brust gesetzt. Die Einhüllungen in
nasse Tücher geschahen nur am Unlerleihe, wjlhreud
der Kr. 5 — 6mal Uglich am ganzen Kürper mit kal-
tem Wasser gewaschen wurde. Folgendes sind die
Besullale der Behandlung.
Zustand des Blutes. Er wurde in 1 1 Fallen un-
tersucht; 3mal bildete sich eine wenig dichte Speck-
haut, 8mal gar keine; in 8 Fallen war der Blutku-
chen von mittlerer Consistenz, in einem Falle zerflies-
send, in allen 11 deutlich vom Serum getrennt.
Nervöse Symptome (in 21 Fallen notirt). Die-
selben wurden vermehrt 9mal , vermehrt und dann
vermindert 2mal, allmXlig vermindert 5mal, vermin-
dert nnd dann vermehrt 2mal, sie waren stationär u.
wurden spater vermehrt Imal, stationär und spater
vermindert Imal [macht erst 20 Falle]. — Der
Meteorismus wurde etwa in der Hälfte jener 21 Falle
vennebrt. — Die Diarrhöe erschien vermehrt in
14, vermindert in 2, stationär in 4 Fallen. Imal
war keine vorhanden. — Der Puls war vor der Be-
handlung im Mittel 106, nach derselben 103. Bei
einer grossen Anzahl von Kr. blieb er sich gleich od.
wurde sogar frequenter. Die Behandlung konnte nur
bei 1 1 Kr. zu Ende geführt werden ; einer von die-
sen starb; 14mal musste sie aufgegeben werden, u.
zwar 5mal wegen heftigen bis zur Asphyxie gestei-
gerten Raltesymptomen , Imal wegen sehr profuser
Diarrhoe , 8mal wegen betrachtlicher Steigerung
sammtlicber Krankheitssymptome. Alsbald nach dem
Aufgeben der Kaltwasserbehandlung besserte sich der
Zustand. Die Dauer der Krankheit war im Mittel bei
den Gestorbeneil 27, bei den Genesenen 32 Tage.
Von 25 Behandelten litten 16 an schweren Zuftillen
(Imal Phlebitis, Imal Crysipela«, Imal secundare
Gastritis, 5mal Abscesse; sammllich mit lödllichem
Ausgange), von denen ausser den 8 speciell Aufge-
führten noch 2, also im Ganzen 10, starben, 9 leichte
Falle wurden geheilt. In keinem einzigen Falle konnte
die Behandlung dem Gange der Krankheit Einhalt
thun; llmal trat eine aliuiälige, abei langsame Bes-
serung ein ; nur in 2 Fallen nahm die Prostralion
der Kräfte schnell ab.
Die Behandlung mit Brech- und Abpihrmitteln
geschah in der Weise, dass in den ersten Tagen der
Krankheit Brechmittel (Ipecacuanha u. Brechweinstein,
allein oder beide zusammen) und Abführmittel (Bit-
terwasser, Ricinusöi, abführende Klyslire) abwech-
selnd gegeben und 2 — 5 oder niehrmal wiederholt
wurden. Die Resultate der Behandlung waren fol-
gende. Die nervösen Symptome wurden vermehrt
mit endlichem lOdllichem Ausgange Imal, vermehrt,
dann vermindert 3mal. vermindert 15mal, vermindert
und später vermehrt Imal, stationär geblieben, dann
vermehrt 2mal, stationär, d.inn vermindert 4mal.
Mithin nahmen die Nervensymploroe durch die Behand-
lung mit Brech- und Abführmilleln im Allgemeinen
eine günstige Wendung, wahrend durch die Behand-
lung mit Aderlass und kaltem Wasser das Gegentheil
eintrat. — Meteorismus, aussur in einem tOdtlich
endenden Falle, stets vermindert. — Diarrhöe all-
inalig vermindert 3mal, vermehrt 4mal, eine Zeit lang
unverändert, spater vermindert 14mal, fehlend 3mal;
mithin auch in dieser Beziehung weit günstigere Re-
sultate als durch die erstgenannte Behandlung. —
Puls vur der Behandlung im Mittel 88, wahrend der-
selben 76, die Extreme waren 46 und 116, im letz-
tern Falle trat der Tod ein. — Diiuer der Krankheit,
bei den Geheilten 22, bei dem einen Gestorbenen
31 Tage. Von Nebenzurällen wurde nur einmal
Gangran des Unterschenkels beobachtet. Vergleicht
man demnach die Resultate der 1. u. der 2. Behand-
lungsmethode, so spricht Alles zu Gunsten der
leUtern. (Julius Claras.)
756. Ueber den Gesickterothlanf im Typhni,
aus der Klinik von Gietl in München; von bt,
Zuccarini. (Wien. med. Wchnschr. 4—7. 1853.)
Eine seltnere. Complication des Typhus ist das
Erysipelas faciei. Es ist auch hier, wie sonst Überall,
wo nicht traumatische Einflüsse eingewirkt haben,
die Folge von Resorption von Secreten. Im Typhus
können den Stoff dazu liefern der vermehrte und ver-
änderte Darmsaft, oder Eiterherde, oder macerirte
innere Organe, für den Gesichtsrothlauf aber speciell
die erkrankte Schleimhaut der HOhlen der Schadel-
knochen, der HighmorshOhlen, der Sinns front, od.
sphenoidei.
Das Erysipelas tritt meist auf der Höhe des Ty-
phus auf, nie im Anfange, selten in der Reconvalea-
cenz, und zwar besonders bei Fat. mit trockner,
ritaiger Zunge» brfiunliebem Beleg an Zahnen, Zahn-
396
DL Pathologie, Tbarapia n« meikiakakiB Kliiilft.
flkiscb und Lip|»en , ruMigem Anflug an den Naseif-
lOcbern u. s. w., init Haisschmerzen beim Sohluckan,
Harthörigkeit, Ohrensausen, Sehmerz daselbst uad
Ausfluss. Andere Vorläufer giebl es nicbt. Fieber
fehlt entweder oder tritt einige Tage vor der Eruption,
jedoch selten mit Kopfschmerz, auf. Allraülig zeigt
gich dann auf dem Nasenrücken in der Umgebung der
Augenhöhle die Haut glänzend, etwas gerOlhel und
geschwollen. Die Röthe und Geschwulst dehnt sich
allmälig über einen grossen Theil dea Gesiebla aus.
Bisweilen lässt mit der Eruption das Fieber bedeutend
nach und das Erysipelas bildet sich zurück mit ihm
die primären Störungen. In andern Füllen jedoch
steigt das Fieber und die Eruption, zugleich wird
das Gehirn afGcirt, was sich durch Delirien u. s. w.
und Leerwerden des frequent bleibenden Pulses aus-
spricht. Hier kann die Apoplexia nervosa leicht auf-
treten; ebenso aber auch ein EntzUndungsprocess
des Gehirns und seiner Häute sich ausbilden. Ungün-
stig ist es, wenn das subcutane Zellgewebe sich an
der Entzündung beiheiligt, durch die schnelle Eiter-
bildung. Complicalionen machen den Verlauf des
Erysipelas häuGg anomal. Es sind davon wegen
näherer Beziehung zu demselben besonders zu erwäh-
nen die Parotitis und Otitis, Die erstere wird ge-
fährlich durch die Folgen der Eiterung. Die Otitis
[welches Theiles?] zeigt sich gewöhnlich bald im
Stadium der Otorrhöe [welche?]. Diese tödtet bis-
weilen durch Pyämie, tritt auch oft zur Parotitis,
seltner wird sie von dieser gefolgt. Oft tritt nach
dem Erysipelas lödiliche Atrophie ein. In der Leiche
findet sich stets in den Sin. sphenoid. oder frontal.,
oder Anlr. Uighmor. , entsprechend der Stelle des
Ausgangs oder besondere Entwicklung des Erysipelas,
die Schleimhaut in den verschiedensten Entzündungs-
graden. Bei Tod durch Atrophie zeigt sich allgemeine
Anämie, Abmagerung und Schlafliieit der Organe.
War der Typhus nicht von Erysipelas begleitet , so
finden sich die erwähnten Symptome in den Höhlen
nicht.
Die Th$rajne ist besonders prophylaktiach und
besteht bei Vorhandensein der erwähnten Vorläufer
in Eeinigang und Offenhalten der verstopflea Nase.
Dieaa geschieht am basten durch Einspritzungen von
Aq. dastill. , wälirend der Pat. auaathmet und so das
Wasser nicht durch die Choanen abfliessen lässt«
Etwaige Blutungen verlangen einstweiliges Aussetzen
der Einspritzungen. Dieselbe Behandlung wird fort-
gesetzt bei ausgebildetem Erysipelas ; zugleich wird
auf fleissiges Ausspülen des Mundes gesehen, u. etwa
bestehende Otorrhöe ebenfalls durch Injectionen be-
kämpft. Bei dem erwähnten Verfall der Circulation :
Chinin, sulphur., Kampher, Wein, Moschus u. s. w.
Bei secundärer Hirnaffection , Kälte, keine Blutent-
ziehung.
Häufig/teil des Forkommens. Unter 480Typhus-
fllllen trat 17mal ErysipeL faciei auf. Es fand sich
dann häufiger , wenn viele Pat. zu gleicher Zeit er^
-^•«nkten und nahe bei aiModer lagen. Die Mouite
0ec. bis »it März lieferleD die gröaate KahL Ea mt
daher wahrscheinfirh, dass die mit Typbus-Exhalatio-
nen geschwängerte Luft den Ausbruch des Erysipelaa
vermittelt. Welchen Einfluss Temperatur und Wit-
terung ttban, ist unbekanal.
Dia Prognose is4 ungünstig: von 20 Pat alarben
6, also nahe zu 1/3. W«i der Ted ausbleibt, daiMvt
der Typhus länger.
Zar Bestätigung d«s Gesagten thetlt Vf. t5 korxe
Krankengeschichten mit 3 Sectionsberichten mit«
(BaerwinkeL)
757. Die FebrU mtennittens stotionari«!
ein Beilrag zur Lehre von den ItrankheitseonstitUr-
Honen unserer Zeit; von Dr. Behrendt).
In vorliogender Sehrffl, welche dem Med.-llath
Dr. L i t z m a n n zur Peier seines 50jähr. DoctOf^
Jubiläums gewidmet ist, sucht Vf. nachzuweisen, das»
seit dem Ende der zwanziger J^hre dieses iahrtraa-
derta in Deutsehland sich dtt früher entzOndliebe
Charakter der Krankheiten mit dem Erscheinen der
Febris intermittens geändert habe, daas seit dieser
Zeit die Pebris intermittens als sefbstständige Krank-
heit nicht wieder verschwunden sei, dasa sie in ein«r
Form, die Vf. als Febris eryptotntermiiiens s. Febris
intermittens ciandestina beteichuet, die unericannCe
Grundlage einer Menge der jeCzt herrschenden itrasik-
heiten bilde, und dass fast alle diese Krankheiten
durch den rechtzeitigen und methodischen Gehrattefa
der China hetihar seien. Zu diesen Krankheiten,
denen oft eine anomale Intermittens zu Grunde hegt
und die durch China heilbar sind, recluiet Vf. zuBächst
die mit ßeginn der Winterzeit »ich einstellenden JTa-
tarrhalfieber , die naan (^Ischlich mit dem Namen
„Grippe** bezeichne. Anscheinend gastrische Fieber
sind nach Vf. oft nichts als Intermittentes subintran-
tes, subcontinuae. Pneumonien ,,mit allen Zeichen
der Entzündung«*, Fälle von Peritomiäs r Augenent-
»üstdungen aller Art bat VL nicbt sehen als anf Ii»t
termjtlens basirt erkannt und mit China und OpnuD
geheilt. Neunügien Jeder Art amd Vf. in vielen
Fällen ala Cryptointermtttentes nnd tarvirte Fieb«r
Torgekommen und von Uim geheilt worden. HMumpfr
vom einfachen Zittern des Augenlides bis aar Ckoräa
und Epilepsie hat Vf. als aaf InterBMtten» baaiat
gldcklich geheilt, in 2 Fallen hat er eatpsisite Ap^
piexien ao behandah nnd geheilL •**« Nasen«-,. Lun^
gen - , Magen - , Uterua ^ und f^ert^fSkäungem aind
nach Vf. in vielen Fallen intermittirende Neuralgie«.
Die heimliche Intermittens Vfs. unterscheidet aich
von der sogen. Intermittens* larvata dadurch, dasa
nur die leisesten Rudimente eines Wechselfiebers zu-
gegen sind und dass diese nur durch die genauesten
Beobachtungen von Seiten des Arztes und Patienten
constatirt werden können. Regelmässig verneinen
Digitized by VaUUV IC
1) Wismar u. Ludwigslust 1853. Rinstorff'sche Bochfai
4. ^%.
Fathotogft, Tkerspi« if. mMtÜäwhi KübiL
»7
t üfMlLffQ die Attw^sen/btfit d«s freies, w.
\ ia geiiafue l^onicbuirg mir du^ VorftandeB^
«kM ADflags de« leisesCen Prfitielnis,
^dento leietile' flüchtige Hitze und damr di6
enwsr mein localiea* Schweisites folgetf.
I febit Drinv faterttra , in* der R€g«4 parca.
blieben Anftllle^ di^ bald eine «affaUeirdt
^IvrfoiTufeii uod ileren emgrerfeiide, ftach^
j sich hM durch geibe Oesiebtafarbe,
B, iureb eweii mit naebibeilige« Trttf^
«oSehlaC verratfaen, diauera eil Woehen
Amt bllt»fig, oobevcblev ofder untichfig
mit geßthriichen Krankherleir odier (teni
Idietem fiedeft entwickelt sich oft eine
I — wenn keine disponirenden Tuberkel
ail China » unter anscheinend bösesten
t wird ; auf diesem Boden enlwudiert
Ose Fieber u^ der AbdominaJtypbus
(Millies.)
intemitteiui uiXan^i von c a i*
U(iaz.des Hdp« 41. 1853.)
I^tioer, Sl J. alt , seit 3 JaBreo auf deo ReisfeN
; besebäfligt, hatte öfter Anfülle ifoü Terlian*'
welsbe tttts dorck Cbnm bcseiti|^ «ur-
^ Apcil 1113 Spital aufgeaoinneo , hatte er seit 14
"i gehabt, die 2 ersten mit Quarlanijfpus , den
I, Dach 4tägiger Apyrexie. Die Anfälle wieder-
f9.j ik. , 19. n. 24. Aprfl; den 4. BTai ward
ji gaicfaiMlLeDer Mi^i eatlassea. Die Apyreziei
übt.
^Mieoter , 40 J. , erlitt den 10. a. 11. Mai 3
dann Aussetzen bis zum 10., wo ein neuer
ft weicher den 21. u. 26. Mai repetirte. Den
' I Spital, wo wegen gastrisch-biliöser Symptome
ncoaaha gegeben ward. Bis zum 31. Apyrezie
eil,, an diesem Tkge etwa» schwächerer An-
liqpi:letBterSextananraU; den 18. EnLLissuny.
(Ärug.)
[ttUteralkui dei Diot« SteMnuulQi;
irger. (Gas. de Parias 13. 1853.)
mehrere Beobachtungen mit , wo bei dem Pro-
eine auffallend reichliche Schweissabsonde-
oder beidfen Wangen bemerkt wurde. Im 1.
Frau n>o Ott J. , baue- diese Eracbeiom«
Jahrea SaiU , und datirte sich tod einar
Mder Wangen,, welche in Abscessbildnng öber-
Bei der Section fand sich Atrophie beider
«ihiMd dereü AnsRihmngsgäoge bir Vt" fOn
Hihaagobfilcrirt a. ia^nea funea Straagomgcwan-
-*- fan 2. raila,« bei einer FVaa von ISO i. , fand
m aar auf der linken Wange Statt. Dia Person
achrere Jahre liing eine SpeichelBstel gehabt,
tOr durch Aetzmfttel gehefTl wnrde. fon der Zeit
m Ma Kauen aa» aebwitzea an , nod iwar so
^ Pai. das Seecel zu mebraca Uu* in flascben
täte. *- b) einem 3. Falle wollte Dophdnix
SpeichelBstel mittels Compression bellen. Tn
aükvoll aber dil6 Phrotlt bedeutend nnd' utiter
aa^ Hai gldebseiaiv wurde aueb hier wadb*
. MtSebwKaen der Wange beobai:btet ^ aod
^Ntchlui der Schmerzen. Nach Abnahme des
*^andes floas der Speichel wieder durch die
^ jene* S(A[wftzen hörte aof.
" B47a^ lilua:
Itair kann nfacft diesen Beobaehtuegev einen Can*
salnexus zwischen ObTiteration oder Verstopfung des
S4enan*s€faen Ganges und jenem Symptome des
Schwitvens der Wange beim Kauen kanrn verkennen,
und man kann wohl mit Recht , wo sich drcses !*fym*
ptom findet, eine Verschfiessung des D. stenonianus
diagnosliciren. Ueber die Beschaffenheit ctes durch
da» erwähnte Sy»»ptom erseugte» Secretes sind die
Ansichfetf i^ei^schi^en ; 0 u p h ^n ix halt es für Sppicher,
ebenso Boy er; die im 2. falle gesammelte Flüssig-
keit war weias« milchig, enthielt kleine Partikelchen
■nspendirlv welche sieb an den Wftnd«» des GefMsses
afnsetzfen, reagirte voMrommetr ifikaßscb. Eine fi^ltrirte
XmyluinlOsung mit dieser Flüssigkeit einige Stunden
lang bei 30 — 40^ gemischt,, wurde dadurch voll*-
aMtodig lersetstv s» dasa Jodtinclur die Anwesenheit
vot) Auiyhim nicfrt mehr nachwies. Nach H^enry
enthalt die Flüssigkeit i) eine helle, krystallisirbare
Materie , welche in der schleimigen Flüssigkeit sus-
pondirt iai; 2) Schlciaa mit Spuren wop Eiweiss;
9) eine F5siiche thierische Substanz, wahrscheinfich
^tyalin, 4) Spuren von animalischer Diastase, 5)
phodphor&auren Kalk, Kochsalz, ein alkalisches Sals
und ein Amneniakproduek. — Hiernach scfaetat aller-
dings zwischen der Flüssigkeit und dem Speichel die
grösste Anafogie stattzufinden, wenn auch die Iden-
tität beider Substanzen ftoch nicht vollständig erwie-
sen ist.
Vf. theilt schlussiicb noch 3 Fälle von andern Beobach-
tern mit. In dem 1. derselben hatte ein Mann im 19. J.
einen Parolidenabscess , und zeigte seit dieser Zeit bis zum
87. J., also 68 J. lang, mit kurzen Unterbrechungen stets
bei jeder Mahlzeit dieses Symptom in so hohem Grade , dass
ein :)chnupftucb nicht hinreichte, das jedesmalige Secret auf-
zunehmen. Unmittelbar nach dem Essen wurde die Wange
roth , bedeckte sich dann mit einer Menge kleiner, klarer,
glänzender Tropfchen, welche schnell zu grössern zusammen-
liefen und so fast eine halbe Stunde lang über die Wange hin-
abriesellen. Dann hörte die Absonderung ziemlich schnell
auf und die Wange wurde wieder blass. — Im 2. t^alle ent-
wickelte sich ebenfalls Cniz. der Parotis, welche am 3. Tage
plöfzlicb sehwand, metastatisch den Hoden ergriff, nach
weitem 4 Tagen unter heftigen Schmerzen und Brechneigung
sich anfs Epigastrium warf, und nach abermals 3 T. zur Pa-
rotis zurückkehrte und bald einen Abscess bildete, welcher
geöffnet und nach einem Monate gebeilt wurde. Auch hier
trtit nach erfolgter Heilung jenes Schwitzen auf der erkrankt
gewesenen Wange auf, während der D. stenonianus der an-
dern Seite normal fortsecernirte. — In einem 3. ähnlichen
Falle wurde dieses lastige Symptom durch adstringirende Ka-
taplasmen und durch Gargarismen nach 5monall. Gebrauch
gehoben. Louis brauchte mit Erfolg dagegen das Colopho-
niumpulver ,. welches er aufstreuen und dann mit einem Pfla-
ster bedecken Hess. (Krug.)
760. EiygipoUtSio ScUimdolbctioi inti ^-
deutender Dysphagie; von Dr. R. B. Todd. (Med.
Times and Gas. June 1852.)
Vf. tJieüi A Falle einer eigenthUmlicI^n Affection
mit, von denen ihm besonders der let&te in patboJo»-
giacher und theiapeuiiscber Hinsicht der iaCefessan'-
teate scheint. Bs sind folgende» , ^ VjUOV IC
1) Bei einer Dame, wetebe eiatge Tage an Influenza ge-
38
208
IIL Palbologie, Therapie o. medicinische iUmik.
lilteo hatte, stellte sich so bedeutende Dysphagie ein, dass es
unmoKÜch war, ihr Nahrung beizubringen, indem man Er-
stickung furchten musste. Im Halse war nur eine geringe
Rothung des Gaumensegeis und eine dunkle Färbung der
Schleimmut des Pharynx, sonst aber kein mechanisches
Hindefniss zu bemerken. Die Gaumen- und Scbluodmuskeln
* konnten durch keine Reizung zu Zusammenziehungen angeregt
werden. Vf. mit dem üebei noch nicht bekannt, suchte die
Ursache der Dysphagie in einem Entzundungszustande der
Schleimhaut des Halses, wandte Blutegel und Blasenpflaster
am Halse au, aber die Erschöpfung der Kranken wurde immer
grosser und führte schnell den Tod herbei. — 2) Bei einer
Frau von mittlem Jahren zeigten sich gerade dieselben Sym-
ptome. Dargereichte Flüssigkeiten liefen in den Larynx und
wurden durch Husten wieder herausgeworfen. Kein mechani-
scher Keiz konnte Zusammenziehung des Gaumensegels her-
vorbringen. Vf. f ermied jede schwächende Behandlung, Ver-
ordnete aller 4 Std. ein Klystir von starker Fleischbrühe mit
10 Gr. Chinin u. betupfte die Fauces tüchtig mit Höllenstein.
Am andern Morgen konnte die Kr. ein wenig schlingen und
fühlte sich kräftiger. Sie konnte nun kleinere Mengen Fleisch-
brühe und etwas Wein , so wie auch das Chinin durch den
Mund nehmen. In weniger als 48 Std. war sie vollkommen
hergestellt. — 3) Ein Mann erkrankte, als gerad« eine Ery-
sipelaftepidemie herrschte, auf ähnliche Art. Die Schleim-
haut des Gaumens war von dunkelruthcr Farbe. Bei stärken-
der Behandlung nach 2T. völlige Genesung. — 4) Eine Frau,
welche an denselben Symptomen litt, war, da sie schon einige
Tage lang mit Blutegeln , Blasenpflastern und Quecksilber be-
handelt worden war, äusserst erschöpft und starb als Vf. sie
besuchte. — S) G. K. , 64 J. alt, seit Vl%l. nach einem
heftigen, rheumatischen Fieber sehr leidend aussehend, wurde
am 26. April 1851 plutzüch von einem Gefühle ergriffen , als
ob Etwas seine Kinnladen gewaltsam schlösse, und konnte
mit der grössten Anstrengung seinen Mund nicht ÖlTnen. Das-
selbe Gerühl im Schlünde machte es ihm ganz unmöglich , zu
schlingen. Die Sprache war undeutlich ; bis zum 30. April
konnte er keine Nahrung zu sich nehmen. Bei seiner Auf-
nahme konnte der Hals wegen des vorhandenen Trismus nicht
untersucht werden ; beim Versuch , Wasser zu schlucken,
wurde dasselbe unter krampfhaften Ausathmungsbewegungen
durch Mund und Nase gewaltsam wieder ausgeworfen. Vf.,
über die Diagnose im Unklaren , da nach den vorliegenden
Symptomen weder Angina , noch Strictur des Oesophagus,
noch Epiglottitis, noch ein Aneurysma im Thorax , noch Ner-
venlähmung als Ursache der Dysphagie angesprochen werden
konnte, erinnerte sich der bereits angeführten Fälle und be-
folgte dasselbe Verfahren , welches ihm im 2. und 3. Falle so
gute Dienste geleistet hatte. Aller 4 Std. wurde ein Klystir
von Fleischbrühe mit 10 Gr. Chinin gegeben. Der Trismus
verhinderte jedoch das Betupfen des Gaumens mit Höllenstein.
Am folgenden Morgen befand sich der Kr. besser und konnte
den Mund Vs" w<^>^ offnen , auch ein wenig Flüssigkeit ver-
schlucken. Die nun möglich gewordene Untersuchung des
Halses ergab eine schinutzig-purpurrothe Färbung des hintern
Theiles des Pharynx, aber weder eine Anschwellung der
Schleimhaut, noch irgend ein anderes mechanisches Hinder-
niss des Schlingens. Die Gaumenmuskeln hingegen konnten
sich hei angebrachten Reizen nur sehr unvollkommen zusam-
menziehen. Der Kranke erhielt nun ^Fleischbrühe, Wein und
Chinin durch den Mund. Nach 2 Tagen konnte er wieder
vollkommen schlingen. Wegen einer katarrhalischen Affection
der Luftröhre und der Bronchien wurde jedoch mit seiner
Enttassuhg noch einige Tage angestanden.
Vf. leitet die Lähmung des Gaumensegels entwe-
der von einer Lähmung der Empfindungsnerven des
Pharynx, welche die Anregung der Muskeithätigkeit
desselben durch die Berührung der Speisen verhin-
dert, oder von der Ausbreitung des erysipelatösen
Zustandes auf die Pharynxmuskeln und einer daraus
entstehenden Lähmung derselben, oder endlich von
beiden genannten Ursachen zugleich her. Der 5. Fall
unterscheidet sich von den frühem durch die Gom^
cation mit Trismus, welche Vf. dadurch erklärt, daij
der innere Hals der Uauptsits der Reizung war. Dei
Plexus pharyng. nämlich, welcher an der aussen
Seite der Tonsillen u. des Einganges in den Schlund
liegt, besteht aus Fasern des Vagus, des Giosso-
pharyngeus und des Sympathicus. Die Reizung dei
Verzweigungen des Vagus und Glossopharyogew
setzt sich leicht auf die Medulla oblongata fort, n
dass durch Aflfection des motorischen Theiis des &
Nerven, welcher daselbst entspringt, der krampfliafü
Zustand der Kaumuskeln hervorgerufen und unterhalb
ten werden kann.
Dass diese SchlundafTection erysipelatOser An
war, schliesst Vf. 1) aus dem plötzlichen Auftrete!
des Anfalles und der bedeutenden constilutionelJes
Störung, von Vvelcher er begleitet war; 2) aus der
örtlichen Rothe, und 3) aus der schnell eintretendps,
grossen Erschöpfung, vermöge welcher 2 von 5 Kr.
starben. Alle 5 schienen, wie diess gerade auch
bei äusserem Erysipelas der Fall ist, unter dem Ein-
flüsse irgend eines starken , niederwerfenden Giftes
plötzlich zu erliegen. Ferner beginnt Erysipelas des
Kopfes und des Gesichts oft mit Halsaflection. Dil
angegebene Verschiedenheit in der Behandlung der
geheilten und der tOdtlich verlaufenden Fälle unter-
statzt auf gleiche Weise die Ansicht, dass die Affec-
tion erysipelatöser Nnlur war. Endlich spricht sich
im letzten Falle der erysipelaiöse Charakter auch
durch die Ausdehnung der Affection nach der Luft-
röhre und den Bronchien und die Rroncbilis, an
welcher der Kr. nachher litt, deutlich aus.
(Schröder.)
761. Die Fettleber^ von Dr. H. Bamberger.
(Wien. med. Wchnschr. 1 u. 2. 1853.)
Pathologische Anatomie, Die anatomischen Cha-
raktere der Peltleber im exquisiten Falle sind: Vo-
lumszunahme der Leber mit vorwaltender Ausbreitung
in die Fläche , Abplattung und Dickwerden der Rän-
der; glatte, glänzende, durchsichtige, prall ange-
spannte Perilonealhülse, dabei ein teigiges Anfühlen,
aussen und innen eiife gelbrölhliche, selbst mallgelb*
lichweisse, gleichmässige Färbung, Rlässe und Blut-
leere; Talggehalt, der sich durch Absatx eines
schmierigen Fettes besonders an eine trockene und
etwas erwärmte Messerklinge beim Durchschneide»
und in den Resultaten der Behandlung der Fettleber
mit höheren Wärmegraden kundgiebL — Eine Abart
ist die sogen, wächserne Leber, die sich von der
vorigen durch eine gesättigtere , dem gelben Wachse
vergleichbare Färbung, grössere Consistent, trockene
BrOchigkeit unterscheidet und durch eine besondere
Modification des infiilrirten Fettes bedingt ist. —
Unter dem Mikroskope sieht man die gewöhnlich auf-
fallend vergrösserten Leberzellen von meist mebrera
ungleichmässig grossen Fetttröpfchen erfüllt, oft so,
dass die Kerne nicht mehr sichtbar sind. Auch zwi-
schen den Zellen ist freies Fett in Tropfenform er^
Itl. Pathologie, Therapie u. medieinische Klioik.
299
Ksweilen beobachtet man auch bOacheinir-
liriokrystalle. — Ueber das chemische
der Galle bei dieser Krankheilsform ist
leres bekannt. Dem llussern Ansehen nach
aicbl wesenilich vom Normalen ab; nach
li ist sie stets sehr arm an Fett; nach
» eolhlit sie bisweilen Eiweiss.
hgie. Die Fettmetamorphose der orgaoi-
Mchymzellen ist eine der wichtigsten Ver-
denen diese Organe unterworfen sind,
hardt können sich in alle mit eiweiss-
ihalte versehene Zellen unter Umständen
ablagern, nach Virchow enthalten
einem gewissen Alter kOrnigesFett, dessen
gewöhnlich ihrer spontanen Zerstörung
; pwisse Ernahrungsanomalien , Ueber-
lasfel an Erniihrung begünstigen diese
Dieselbe geschieht durch Metamor-
bhalles der Zelle selbst Bei den meisten
fettleber scheint jedoch das Fett nicht im
Zelle zu entstehen , sondern von aussen
Blute) resorbirt, d. h. in die Zelle in-
werden. Diese Ansicht findet eine Sttitze
langen G u 1 1 i v e r *s , dass die meisten
len Partien gewöhnlich um die Pfort-
len sind; in den Versuchen von Ha-
Ginge, welche Fettleber künstlich durch
flüssigem Fette in die Blutgentsse er-
wie in den Beobachtungen von Gluge
esse, dass Fettleber leicht hei fettrei-
lg entsteht. — r Deber den biochemischen
Entstehung der Fettleber lasst sich kaum
in genügende Rechenschart geben, die
hat mehrere ätiologische Momente kennen
iter deren Einfluss die Fettleber sich vor-
entwickelt. Bierher gehört namentlich
ige Nahrung bei mangelnder körperlicher
der reichliche Genuas von Speisen, die
fett an und für sich oder Stoffe enthalten,
in Fett umgewandelt werden können , des-
der Genuas von Spirituosen, besonders von
keichem Branntwein. Unter normalen Ver-
wird der grOsste Theil des aus dem Chy-
inenen Fettes durch die Chylusgel^sse in
ithorar. und von da in das rechte Herz u.
I geftlhrt , um hier als Respirationsmaterial
in werden. Ein Th^il des Fettes geht
Mirscheinlich auch durch die Pfortader zur
Ml hier zur Bildung der kohlen stofn*eichen
tetzi zo werden , so dass im normalen Zu-
Ueberschuss von Fett, der zur Infiltration
in die Leberzellen Veranlassung geben
vorbanden ist. Unter den oben angegebenen .
li*ien jedoch scheint entweder direct durch
od^r indirect, indem nicht alles Fett
^gen zur Respiration benutzt werden kann,
ileieht auf beide Arten zugleich , so viel Fett
^ 10 gelangen, dass der nach Verwendung
>^ desselben zur Bildung von Galle curOck-
^ Reit in Tröpfchenform in die Leberzellen
infillrirl wird. — Sehr htufig findet man die Fett-
leber bekanntlich als Begleiterin von Tuberkulose,
doch nach Vfs. Beobachtungen tiberhaupt bei chroni*
sehen Krankheiten der verschiedensten Organe, so
dass Vf. zu der Ansicht gekommen ist, dass jede
protrahirte Krankheit an und für sich, gleichviel wel-
cher Art sie ist , die wesentliche Veranlassung zur
Fettleber abgiebt, und zwar durch die hei jeder
Krankheit vom Normalen abweichenden Respirations«
Verhaltnisse. — Uebrigens begleitet die Fettinfiltra-
tion auch die verschiedensten, besonders chronischen
Leberkrankheiten, namentlich die Huscatnussleber,
die Cirrhose und den Leberkrebs. — Die Fettleber
kommt nicht selten. bereits im kindlichen Alter vor;
ist beim weiblichen Geschlechte häufiger als beim
mSinnlichen.
Symptomatologie und Diagnose. Die geringern
Grade Her Feltleber geben weder zu objectiven noch
subjectiven Erscheinungen Anlass, werden daher nie
Gegenstand der Behandlung. Aber auch die höhern
Grade fahren in der Regel zu keinen oder sehr gerin-
gen Beschwerden , die gewöhnlich von den Erschei-
nungen der begleitenden Krankheit verdeckt sind.
Die Beschwerden , zu denen die Fettleber manchmal
Veranlassung giebt, bestehen gewöhnlich nur in einem
Gefühle von Druck oder Schwere in der Lebergegend,
besonders bei der Lage auf der linken Seite. Hefti-
gerer Schmerz entsteht nur bei sehr rapidem Entste-
hen der Fetlieber, wahrscheinlich durch die rasche
Ausdehnung des serösen Ueberzugs, und kann in sol-
chen Fallen selbst bedeutende Intensität erreichen.
Störungen in der Verdauung finden , wo sie vorhan-
den sind , gewöhnlich ihre Erklärung in andern pa-
thologischen Verhaltnissen. Trotz dieses Mangels
charakteristischer Erscheinungen ist die Diagnose der
Fettleber (in den höhern Graden) in der Mehrzahl der
Falle keiner Schwierigkeit unterworfen. Bei Indivi-
duen , deren Lebensart die Entstehung der Pettleber
begünstigt, beim Vorhandensein chronischer Krank-
heiten, besonders der Lungentuberkulose, wird man
selten irren, wenn man da, wo Palpation u. Percus-
sion ein vergrössertes Volumen der Leber nachweisen,
während weder Schmerz, noch Icterus , Ascites oder
Milzvergrösserung vorhanden sind, auf fettige Ent-
artung der Leber schliesst. <
Bezüglich der Prognose ist die Fetlieber an und
fttr sich eine Krankheit von sehr untergeordneter
Wichtigkeit; bei den höbern Graden ist natürlich den
anderweitig im Organismus bestehenden Veränderun-
gen Rechnung zu tragen,
Von einer direclen Behandlung kann fast nur bei
jenen Formen die Rede sein , die in Folge luxuriöser
Lehensweise, mangelnder Bewegung und Missbrauch
alkoholischer Getränke entstehen. Regelung des diä-
tetischen Verhaltens ist die Hauptsache. Die Kost
muss beschränkt und solche Stoffe geboten werden,
die wenig Fett enthalten und nicht leicht in Fett um-
gesetzt werden können, also besonders Gemüse, Obst,
magere Fleischarten. Geistige Getränke , zu langes
am
IM. Paduriici»* Thcvrtpiii %
lOioik.
xM aü ntf glich all« altfribeaehl- uii4 suekailhallJK«
SabsitBarea nflasen vsrbolie« , lbttr|Nirlicb0 Bewaguaf»
BeschiftsgHng dea Geiales angeralhen werden. Tbe«
rapeuUach paaaen di« Alkalien 4Md die aJkaliacluNi
NiiiaralwVaaert die Mittel- und Neulralaate«. Mmder
eoergiacli ala dia alkaliacliea Mineral^i^aaaer wirken
die KrüMter* und ObelkAireD. -^ Bei der nftil Lau*
geDUiberkyioBe Mid ander« ehronieclieQ Leideii Ter-
geaettackafleten Pellieber ist in der Aeg«l jaijie direct«
BebandJuDg weder nMbig, B#€ii anJasiig.
(MilJiee.)
762. neber Hypertrophie derlili; von Prof.
Christiansen. (Uospilals-Meddelelser. Bd. 4.)
Kein Organ ist in Hinsicht der GrOsse solche«
pathologischen Veränderungen unterworfen, ala die
Nilz. Sie kann in hohem Grade atrophisch werden,
ja Vf. fand einmal eine solche Milz, die nur 2 3
wog, auf der andern Seile kann sie aber durch Hy-
pertrophie ein Gewicht von 1j6 PXd. und darüber
erlangen. Als UrsacAen der Milzvergrdsserung sind
entweder ein mechanisches Hinderniss für den RQck-
fluss des venfisen Blutes zum Herzen, oder aber
Veränderung des Blutes seihst, welche sich als eine
Bliitilberfallung des venösen Systems äussert, zu be-
trachten. Man findet Milzvergrösserung nicht selten
bei Dilatation und Hypertrophie der rechten Herz-
hiiirie, wenn sich in derselben mehr Blut ansammelt,
als durch die Art. pulmonal, zu den Lungen geführt
werden kann. Unter diesen Umstanden findet man
dann auch in der Milz nicht selten die aogenannteq
Infarkten , d. h. capillare Apoplexien , welche im fri-
schen Zustande scharf begrenzte, feste Blutextrava-
säte bilden , bein) Aelterwerden sich aber entfärben
und erweichen. Milzvergrösserung kann ferner bei
Behinderung des Durchflusses des Blutes durch
die V. Cava , bei zu grosser Enge und Imper-
meabilit<1t der V. porlae nach upterdrUcktem Men-
slrual- oder Hümorrhoidalfluss entstehen, und bei
den sofien. Blulkrankheiten , wie Del. tremens, Ty-
pbus, Pyi<mie, Cholera u. s. w. findet man bekannt-
lich die Milz nicht allein vergr})ssert , sondern auch
in der Textur verändert. Die Milzanscbwellung in
Wechselfiehern hat Vf. nicht beobachtet, da solche
Fieber in Kopenhagen selten sind , jedoch glaubt er,
dass sie von wiederholten Hyperämien herrOhre.
Dagegen fand er bei der Brighfschen Krankheil
manchmal eine so bedeutende VergrOsserung der
Milz, dass sie 16 — 20 Uoz. wog. Die Substanz
derselben halte dann einige Aebniichkeit mit der der
Milzanscbwellung , wie sie Bokitansky nach <ler
Intermittens wahrnahm. Sie zeigte sich nlailioh nicht
aliein sehr hart , sondern auch mürbe , so daas sie
sich in Stücke zerbrechen und in dünne Scbeibeo
schneiden Hess. Die Schnittflifchen zeigen ein grob-
körniges Auaaehen, wobei die durchsehnitteBen Kflr-
ner, welohe so gross wie ein Pfefferkorn sein können»
sich aus der Suhstans herauszuheben acbeinen. Uie
SchnittlUlcheo sind diiiikel-?iolett #der Uliolieh*polk,
werritii 4B der Luft ib«r Imld äellrotk ihr« Fm^N
veriflderIL sich aoeb •auf eigene Weiia^, uidw 4i< in**
lere fMob« nonpes, die aftnere ahdr« af tn^elehcr 4m
HilNUi »ich fifluiet« CtfMKay mw^ und sich tdfr Unikreii
«iwi» ßinwMi biflf t» Die |#«pp«i ap ipoerA ÜMldfl
sind grdaa^r, hlirUr «id nekr culwMkelt, ^\ß m
normalen ZnsmHto» D«a fibrOae Jtopael ia| «licM
faßfter als giawiMurtieh , wm #• l>ei 4er Müzf wchwuial
naeb W«clkie4fieberQ b<«ahacb|et wird. Die Milx ii«g
auch dwrpftave frei» B«d ist jiicht wie nach WecluMdt
fiebern mit dem Peritone.enm durch AdbSsioaeai mv
Uinden. Di«»er Im^f^ d^ MiU «abeint nach VI
von ein/er Ablagerung vonAlbumen in die NilufibaUaa
herzurühren« weMaes. vielkicht nach AbaorpUcMi 4t%
Wiaaerigen Tb^iles in feat^oi Süntand/s in 4«P Mila*
kOrpencben aurttcklileibt mi die Ausdehnung lalxlefer
und sonach deo grobkOrnigea Zual«^ der Mib rer*
ursaeb^.
Die in Folgte der erwibaten verachiedpoeB |»al|bf«
logiaifben Zustande yergrOsaerte Milz liat nie pnelur ab
einige Pfund Gewicht, tkigegen aebeinen die Hilsby-
pertrMpbÄen , welL'h« «in Gewicht von vielen Pf^ndea
erlangen V von eigenen Mfunenten bedingjl au wer4ea.
Beachreibungen aolcber GeschH^üls|e aiod nach VL
weder von Rokitansky, noch von Andarii gegiehw
worden. Vf. hat 9 Ftfib der Art beobpplil^t, welche
er nebal einem vpn Prof. Trier beo|>aehtet«B Falle
von MMzanschwellung nach JntermiUans auaflPlirlich
erztfhit. In jenen 3 Fidlen fand er din Subalanp d^
Mila nicht sonderlich vom NormaJeo abweichend. S%^
war nicht ktfrnig, nicht breiig und hatte so tiemUch
die natürliche Farbe. Br glaubt » dasa man hei die-
aen bedeulenden Vergrflaaerungen eine Textorverln-»
demng annehmen müase« daaa die Beatandlbeile der
Mila, Aie Malpigbischen oder MüzkOrpercben sowohl,
als die MüakOrnchei? im Verbal tniaa zur VergrOase»
rung des Organa sicJi vermehrt bUtten» oba« aalhal
an dieser Vergr^aerung Tbeil zu nehmen» Ware
das schwammige Organ hei einer veränderten Blair
krase durch Blut ausgedehnt und über/Ullt worden,
ao mttsste die Textur und daa Ausseben der Mila vor*
ändert worden sein, wie man dieses bei allen andera
Milzauschwellungea findet. Vf. fand auch bei dieaer
patbolog. Veränderung der Milz versobiedene Ailectio-
nen der Brust und Unterleibsorgane vor, wie iafiltra-
tion von dunkelrotbem Blute im hintersten und UBter«
sten Theile der Lungen » fanbibition des Hertens, be-
sonders an der Innern Seite dea rechten Ventrikela»
und Anaamailuag von danklem, dtmnem oder graqilh
•em Blute, dünnes Blut ia dea Leberveaea u. in den
Venen bogen im Umkreise der riierenpyramiden • la-
filtratton der Meaenterialdrüsen * AusscbwUsoiif vioi
Blut in die Bauchfellhohle und ina Maskelzellgew^bf.
In allen Fallen faad aich aber eine BlotaasaehwiUiiac
m Darmkanalc, hesondeN isa l^ickdanae aad oolerp
Theile des Daqadarms vor. Diene bewirkte eme
dipbtheritiacbe SchleimhaulentsOadaiig » welelie blv^
tige mit Tormioa «ad Tenesmus verhaadaae Darehr
ikUe erxeugte.
IM« PalMw«» 3(hwpil» »• niediwuelif pnik»
m
i Mb f^mmnim m4 P^I^Uin» lloi ticb 4i9
«pdH» «P» be«|4D erkenne^ ; ^ie «ibj^^Miieo
\mA 10A 9iiUdeiit«|Ml, Schmerg fand VL^Ut
#FB Drucke dacIiI ^on Durch die Neig twg
hfiriMn§^ kopmooeo milunler Blplbreobeii»
^.j0.9r«MaU, SUMenUtttfiD vqf, und die |]||i«r|[^
ffüeroa« welche Vf. in aUen IWeD vurfea4,
i oft WuMgßB l^rin. i4hiiNigeriiiHg fand afioh
I l(sM*B '•« 4er Diarrhöe hersurdhr«»» Vf.
i$M$$ Milzliyperlrophie iiiOgJ ich erweise mi
I der JViiertf, wie er sie einoial vo« 30 ^
I Folge v^n 31uAiiirava«alw)n in das Paren-p
el hat, verwechaeJt werden könne«
UHer Joefar kpgelfftmig als die flache Mil.i
, «od fwar «ehr im hiplersten Tbeile de?
%\ ve wird ferner euch nicht da» Zwerch-
ktim^ifdrSlogeQ« und kanp nicht so hoch
I die hyper4rie|^btach« MiU ae dem Seiten-
rJ)ro$lpercutirt werden.
' bedeatender Milzhypertrophie leistet jede
mg nach Vf. wenig. In dem einen von ihm
I Falle terltleinerte sich die Anschwellung
iQche des Ptomb. acet Von starken Vesi-
wie ioxen , filOrtieisen , Cauterisation mit
. versprieht sich Vf. viel» wenn der Kralle-»
^ier Rr. solche «ulüsst. Das gegen die
ellung nach IntermiUens empfohlene Chinin
in der von ihm beobachteten Art eben-'
eigt zu sein, indem es als Tontcum zur
pg der |iräf)Le diepep kann.
(v. d. Busch.)
DiberPyidpklBbitis;
. g6B. F^. 1853.)
von Dr. E. L«U'
flhlt einen von ihm beobachteten Fall von
kit. sappurat. und knöpft daran eine kurze
der Gesebichte dieser Krankheit, ihres
en Sitzes und ihrer Symptome. Was die
ibeU-ifft, so verfolgt er die in verschiede-^
pmders deutschen , Zeitschr. zerstreuten An-
1838 bis 185t. Von den Symptomen
meisten Werlh a|if den Schmerz im Hy-
, den Meleorismus, die unregelmjfssig
Bden SchQtielfröste und die gleichzeitige
eilQng von Leb^r und Milz, oder eines von
anen. Sitz der Sotttlndung sind nach
^käaigtten die Wurzeln der Ven. port., dann
und gleichzeitig ihre Ausbreitung in der
[ die mizvene ist selten afßcirt; noch seltener
I Verzweigungen ip der Leber allein entsöndet,
iwahraebeinlieh in Folge von Leherabecessen,
ihnen durchbrachen. Die Veränderungen
^eae selbst sin4 vorzüglich Verdickung ihrer
I, NiohUusJimmeneinken derselbep beiio
Md granlicke Fürbung der innern Haut«
«Miiehea Leberabscesse, bisweilen Milz-
mit plastischem Exsudate ; beide Organe
MtU Von ^bsp^s^eq in (junge^ Geleur
k«i ^^^4 Hirn, die Henocb lerwtfuit, gelHiQ 4fe
andern AMtoree J^icbiU an.
Die Kratikhett beginnt -meist ziemlich acut, nur
bisweilen verlauft sie chronisch; die Dauer ist 8 —
61 Tage. Sie kommt vor besondett bei t.eul«n vm
24 ^ 40 J. ; die GonstKution ist ohne Einftass. Die
Aetiologie istuti^ist unbekannt; Wsweilen sind mecha-
nische Verletzungen vorausgegangen, ©ie Tketapi^
ist wirkungslos.
Der Fall, den L e u d e t beobachtete, ist folgender. Em
18 J. ahes , kräftiges Mfidchen , das einmal ohne alli* krank-
hafte CmdietnoDg geboren und 1 Moo. darauf »* Typbw «a*
litten halte, von dem sie vollkommen gebeiU wordep) war«
wurde plöizlich , ohne bekannte Uraaehe, von FroBiachauero^
denen weder Hitze noch Schweiss folgte, öberfallen und
musste aus Mattigkeit das Bett hGten. Noch an demselben
Tage trat ein nicht hegreozter, geringer Seh merz inder reabUtn
Sfite des Beuch«8 oaterbalb des Brnstkorbea ein, der die Pat.
nur beim tiefen lospiriren genirte. Am näobsten Tage das*
selbe Krankheitsgefühl, doch keiq Frost, dagegen 3mal
Durchfall ohne Schmerz. Bei der Aufnahme an diesem Tage
fbud Bian dre Bmatorgane gesand; den Bae«h wenig ges^annl
und wanig emp6fidlich avf Dnidt , mit Aunabna dea Epit
gaatfittm. Leber von normaler Grosae ; keine Spur von Icte-
rus. Puls voll und stark, 112 in der Minute, Haut beiss,
Miene leidend, Augen etwas eingefallen; Psyche normal.
Den Tag darauf derselbe Zustand ; am Abend istOndiger FrMC
mit falgander maaaiger Hitze. In den nachaten Tagen oahmen
aJle EracbeinuDgen an Heftigkeit zu , auch wurdea die Venen
der Bauchwand sichtbar; der Bauch ward gespannter; es
liew sich kein Ascites nachweisen ; die Durchfälle minderten
sich. Allrofillg magerte die Pat. immer mehr «b , es tmt De*
Krium in der Nacht auf, aonat Somöolans ; Lage vonOllick
auf der linken Seite ; der ganze Bauch ward schmerzhaft , die
Leber vergrösserte sich und ward schmerzhaft gegen Druck ;
die Milz behielt ihre normale A nsdeh au ng; die Gelenke blieben
acbmerafrei. Tod am 36. Tage nach Beginn der Krankheit.
Seetionsergebnisi. Kopf und Brusthöhle normal. Im
Bauche kein flussiges Exsudat, einige weiche Pseudomerahra-
pen zwischen den Darmwindungen ; die Capillaren der äussern
Parmhaut , besonders an der freien Seite des Darmes , deut-
lich injicirt; ebenso verhalt sich die parietale Flache des
Bauchfelles, auch flnden sich daselbst einzelne Ekchymosen.
Zwischen den serösen Rlaitern des Mesenterium sind zahlreiche
Eiterherde, welche die venösen Verzweigungen umgeben und
zum Tbeil auch erfüllen. Diese InHItratioo mit Eiter erstreckt
sieb bis zur Einmundungsstelle der V. portae in die Leber,
wo sieb ein gelblicher fester Pfropf befindet , der an seiner
halben Peripherie mit der Venenwand zusammenhangt und im
Innern weder Eiter , noch Blut enthalt. Ebenso besUbt sie
auch in den Verzweigungen der V. portae in der Leber, ohne
dass sich hier Pfropfe finden. Die Wände der entzündeten
Venen sind dunkelgrau, fest, resistent und fallen beim Ein-
schneiden Dicht zusammen ; die innere Membran zeigt keine
Injection , ebenso wenig die äussere. Durch die Lebersub-
stanz sind zerstreut viele Abscesse ohne scharf begrenzte Wan-
dungen; die Lebanreoen&ata sind gesund, ebenso die Gallen-
gäoge, der Umfang der Leber ist betrachtlich vergrösaert.
Die MÜzvene ist vollkommen normal , die Milz selbst nicht
vergrossert und ihr Gewebe fest und ohne Abscesse. Die
Venen dea Beckens, der Nieren , die VV. eawe sind gesund;
die Nieren ctwaa blutarm. Dia Magenacbleimbant iat grauliah
gefärbt und in ihrer ganzen Ausdjebnung erweicht. Dtinn-
und Dickdarm enthalten gelbliche flüssige Fäces , ihre Häute
und DrQsen siad normal. (Baerwinkel.)
764. Uebdi krebsige PUebitis; von Prof. h.
Meyer in ZOricb. (H. u. Pf.s Ztschr. IIL 2. 1853.)
Hasse, Rokitansky u. A. haben Fülle be-
iübnelHn » in welebeu das Lumen von Yeoen durch
30t
m. Pathologie» Therapie u. mediciiiische Klinfk.
Krebsmasae ansgerolll war. Haase aah öjfter bet
Leberkrebs die Pfortaderaste und die Lebervenen bis
in die Vena cava hinein, Inial bei Krebs der Lymph-
drüsen des Haises die V. subclavia und die oava sup.
bis in den rechten Vorhof, Imal bei Lungenkrebs die
V. pulmonalis bis in den linken Vorhof mit Krebsmas-
aen erfüllt. Rokitansky fand in den Uterinvenen
und von ihnen aus in der V. spermatica int. , V. hy-
pogastrica» V. iliaca int. und in den VV. crurales Ge-
rinnungen , welche sich auf verschiedenen Umwand-
lungsstiifen zu Medullarkrebs befanden. Kei diesen
Befunden liegt der Gedanke nahe » dass ebenso gut
als das ins Innere einer Vene abgesetzte Exsudat sich
bald zu Eiter entwickelt, bald zu zellgewehigen Plat-
ten oder zu fibroiden Strängen, auch die Krebsmassen
im Innern des Venenrohrs Producte einer Phlebitis
sind , deren Exsudat die krebsige Metamorphose er-
litt. Ein Pall von Virchow (Dessen u. Reinh.*s
Arch. IL 597. 1849), wo sich Krebs des Uterus,
der Lumbar- und epigaslrischen DrOsen,. so wie der
Leber fand, u. wo die Pfortader, nebst den grttssern
sie zusammensetzenden GeHlssen eine eigenthUmlich
breiige, aus den gewöhnlichen Krebselementen be-
atehende Masse enthielt, spricht hierfür, doch ist die
Diagnose einer krebsigen Phlebitis noch nicht sicher
genug und der anatomische Zusammenhang zwischen
der ergriffenen Vene und den primär ergriffenen Or-
ganen nicht ganz deutlich. Mehr Einsicht in diese
Verhaltnisse giebt folgender Fall , den Vf. selbst
beobachtete.
Bei einem 40jahr. Manne fend sich im Pyloraslheile des
Magens ein aber handgrosses Krebsgescbwur , dessen Boden
theils mit brandigen Gewebstheilen , tbeils mit Graoulatiooeo
bedeckt war. An der Leberobernäcbe zeigten sich fiele
haselnuss- bis wallnussgrosse , weissliche, durch das Pento-
naeum durchscheinende Geschwülste. Der prurtuderstamra
war gerade an der Tbeilungsstellc in die beiden Ranii bepatici
und der Stamm dieser beiden Aesle selbst mit einer zusam-
menhängenden, weichen, graulich-röthlicbeo Masse angeföltt,
welche sich in viele Pfortaderaste furlsetzte und in den weiss-
licben Geschwulsten der Leberoberfläche endigle. Die innere
Fläche dieser Venpn war zum grossen Theil glatt; fiele Stellen
derselben aber waren rauh u. an diesen hing die verstopfende
Masse fest an. Die Knoten an der Ohernäcbe der Leber be-
standen aus vielen ungefähr erbseogrossen Herden. — Die in
den Pfortnderästen beOndlicbe Masse zeigte unter dem Mikro-
skop den Befund , welcher die Krehsmasse rharokterisirt :
rundliche, den Eiterzellen ähnliche Zellen, verschieden grosse
sogen. Körochenzellen , langgestreckte, zum Theil mit Fett
erfüllte Zellen, grössere runde Zellen mit verdickter Waodung
und andere mit mebrern Kernen.
Da die in den Pfortader asten enthaltene Masse
Krebsmasse ist, da dieselbe ferner dasselbe Verhallen
gegen die Wände der Vene zeigt, wie die phlebili-
schen Pfropfe , und d«i endlich die Beschaffenh^eit der
innern Venenflache der bei Phlebitis analog ist, halt
es Vf. für gerechtfertigt, das vorgefundene Leberlei-
den fttr eine krebsige Phlebitis der Pfortader zu
erklaren.
Als Ausgangspunkt der Phlebitis sieht Vf. den
Magenkrebs an. Ihr vom Magen entfernteres Auftre-
ten hindert diese Annahme nicht, da die Erscheinun-
gen der'VenenentzOndung nicht seltenerat in ziem-
licher Entfernung von ihrem Entatehnngsherde deut- i
lieber ausgesprochen sind. Die peripherischen Krebs-
ablagerungen in der Leber waren nicht die Ursache !
der Phlebitis , denn sie waren nicht Iher als letztere
selbst. Diess ging hervor 1) aus dem unmittelbaren
Zusammenhange der Ablagerungen an der Leberober-
flache mit denen in den Pfortaderasten ; 2) aus den
gleichen mikroskopischen Bestandtheilen beider, nnd
3) daraus, dass die einzelnen Ablagerungen noch
kein Ganzes darstellten, sondern in viele kleine durch
stehengebliebene Balken der Lebersubstanz von ein-
ander getrennte Herde zerfielen, wodurch die grOssta
Aehnlichkeit mit einem in der Bildung begriffenen
Leberabscess entstand. Die peripherischen Krebsab-
lagerungen in der Leber waren demnach das Besullit
einer Phlebitis capillaris , sie waren Folge sogea.
metastatischer Entzündungen, deren Product einen
krehsigen Charakter angenommen hatte.
In gleicher Weise lasst sich das häufige gleich-
zeitige Vorkommen von Magen - und Leberkrebs auf-
fassen, und man wird namentlich die Falle, wo sich
zahlreiche kleinere Leberkrebse neben einem altera
Magenkrebs finden, für Metastasen dieses im obigen
Sinne ansehen kOnnen. Dasselbe gilt von den Lun-
genkrebsen, welche gleich den sogen, metastatischea
Entzündungen dieses Organs in vielen vereinzelten
kleinen Herden auftreten und besonders gern nach
Exslirpation grösserer Krebse rasch und massenhaft
zum Vorschein kommen.
Dass die einzelnen Knoten derartiger Leber- und
Lungenkrebse im Parenchym gewiaaermanssen einge-
kapselt liegen, hat darin seinen Grund, dass die Ge-
schwülste fast gar keine Elementartheile mit dem
Mutterboden gemein haben, u. dass in ihrem Bereiche
fast das ganze Muttergewebe zu Grunde gegangen ist.
(Wagner.)
765. ibscess der linken Hiere nach acuter
Nephritis; von Dr. G. Seh iappa-Pietra. (Gaii. •
Lomb. 37. 1852.)
A. P., eine 36jähr. kräftige Bäuerin, bekam nach unge-
wöhnlicher Anstrengung am 1. Jan. 1850 Fieber und heftige
Scijmerzen in der Lombargegend. Vf. , erst am 20. Jan.
gerufen, fand Folgendes. Facies abdominalis, bedenteoder
Decubitus, heftige Schmerzen in der Gegend beider 'Nieren,
links bis an die Mufte reichend ; dabei die übrigen Symptome
einer heftigen Entzündung und Uebelkeit. Energische Aoti-
phloguse. — Am 7. Tage, nachdem gegen 8 Pfd. Blut ent-
zogen und zahlreiche Blutegel angewandt worden waren, war
die Entzündung der rechten Niere beseitigt; über der linkea
dagegen zeigte sich eine heisse und schmerzhafte Geschwulst.
Bei örtlicher erweichender Behandlung erschien am 16. Tage
die OefTnung des Abscesses indicirt, welche, mit dem Bistonn
ausgeführt, eine grosse Menge guten Eiters entleerte. Auf
die Operation folgte grosse Erleichterung nnd keine üble E^
scheinung; am folgenden Tage entleerte die Geschwulst, nach
Entrernung der Wieke, bei leichter Com pression eine neae
Portion Eiter und zugleich tJrin, der von Tag zu Tag an Menge
zunahm im Verhältniss , wie der Eiter aicb verringerte. Vom
8. Tage an nahm auch der Unn ab , veracbwand daa Fieber,
wuchs der Appetit; der Urin, anfangs aparaam und gelblich,
wurde reichlich und klarer, der locale Schmerz wich f^st
ganz, und da Alles sich zur Heilung wendete, wurde die
HL Patbologie, ThMi|>ie u. medkiiiwclM Kluäk.
80«
Wiek« nach 16 Tagen entfernt und die Wunde der freiwilligen
Veraarbang Überlassen,, die foUstandig erfolgte.
(Schildbacb.)
766. Zv Lehre ? on den Knoobenkrankkei-
ten; von Prof. Meyer in Zürich. (II. u. Pf. 's Zisch r.
III. 2. 1853. 0
II. Osteopkyi, Osteoporose, Osteomaiacie und
Rikaehiäs.
Unter der Erkrankung eines Gewebes verstehen
wir gewöhnlich qualitative Aenderungen seiner Zu-
sammensetzung und damit genau zusammenhangende
Veränderungen seiner Function. Die Veränderungen
in der Qualität entstehen entweder dadurch, dass die
Elementartheile selbststSndig erkranken , oder dass
die Zwischensubstanz verändert wird und erst secun-
där die Elementartheile afflcirt werden. Zu der
erstem Form gehören die verschiedenen Arien der
regressiven StoflTmelamorphose , also besonders das
Verschrnmpfen der Elementartheile u. ihre Erfüllung
mit Fett oder Kalksalzen ; zu der zweiten die Zer-
faserung, die Erweichung oder Verflüssigung, u. die
Verkreidung der Zwischensubstanz, so wie die Ab-
setzung eines Exsudats in dieselbe , welches , sei es
nur anfangs (Krebs, Tuberkel, Zellgewebe), oder lür
seine ganze Dauer (Serum, Eiler) flüssig, die Ernäh-
rung der Elementartheile verhindert und letzlere
schlttsslich zerslört. — Beide Erkrankungsformen
sind nur da möglich, wo Elementartheile mit noch
fuDCtionsfähiger Wandung in einer weichen Zwischen-
substanz liegen, also nicht im Knuchengewebe, wo
keine Differenz zwischen Elemenlartheilen und Zwi-
scfaensubstanz mehr herrscht, u. jene ihre functions-
ftbige Wandung verloren haben , deren ganzes Ge-
webe zu einer festen Masse erstarrt ist.
Das Gewebe des Knochens kann vielmehr nur
iodirect erkranken , und Exsudate in demselben äus-
sern einen doppelten Einfluss: entweder wird das
Eisudat sel|)st zu Knochen, es lagert sich neue
Knochenmasse an die schon vorhandene an, oder das
Exsudat zerstört das Knochengewebe. Alle Knochen-
irankheiten bestehen demnach nur in Verminderung
oder Vermehrung der Knochensubstanz durch Corro-
sion oder Apposition , oder endlich es finden beide
Processe neben einander Statt. Eine Exsudatsetzung
durch die Gef^sse in den dickern Schichten der Sub-
stantia dura anzunehmen , hält sich Vf. nicht für be-
rechtigt, da dieselbe immer nur Theilerscheinung
einer Hyperämie der Marjihaut oder (u. vorzugsweise)
des Periosts ist.
Die eüi fache Osteoporose und die Osteomaiacie,
— Unter Osteoporose versieht Vf. , abweichend von
der gewöhnlichen Ansicht, woßach dieselbe in einer
Lockerung und Auftreibung des Knochengewebes be-
steht, eine solche Rarefaction desselben, bei der alle
»eine Höhlen (die Havers'sehen Kanalchen sowohl,
i) Vgl. ?fs. Arbeiten über den Knorpel und seine Ver-
knöchemDg, so wie über den Bau rbachitiscber Knochen in
ll.'s Arcb. Jhrg. 1849^ Jabrbb. LXV. 281 u. 287. W.
ali die Knochenböblen mit ihren GanalicuU radiati) er*
weiten werden, so dass das Gewebe poröser und
leichter wird. Diess kann nur durch eine Auflösung
der KnoQhensubstanz , und diese wieder nur dadurch
geschehen, dass eine Hyperämie der Gefässe des
Knochens ein Exsudat setzt, welches die Knochen-
substanz auflöst. In letzter Linie ist also jede Osteo-
porose Folge einer Hyperämie des Periosts, oder der
Markhaut, oder beider zusammen. Daher finden wir
auch die Osieoporose häufig neben andern Ausgängen
einer Hyperämie des Periost an demselben Knochen,
z. B. neben Eiterung und Osteophytbildung. In der-
artigen Fällen ist die Dicke der compacten Knochen*
Substanz nicht wesenüich verändert, aber sie ist po-
röser und nähert sich mehr der spongiösen Substanz.
Findet dieser Process mehr im Innern des Knochens
Statt, während die äussersten Schiclilen derSubslantia
dura ihre Festigkeit behalten, so ist er einem physio-
logischen Processe analog, nämlirh der secundären
Bildung von Knochenkanälchen in der Grundsubstaoz
des Knochens. Nur wenn diese Auflösung einen
sehr hohen Grad erreicht, wenn nur noch eine dünne
Schicht von harter Knochensubslanz vorhanden ist,
betrachtet man den Vorgang als einen pathologischen
und nennt ihn Mrophia senilis. Während also die
aculere Osteoporose mehr Folge einer Hyperämie des
Periosts ist, entsteht die langsamer und allmäliger
fortschreitende Atrophia senilis mehr durch eine Hy-
perämie der Markhaul. — Erreicht die Osteoporose
einen sehr hohen Grad , so geht die normale Wider-
standsl^higkeit der Knochen schon gegen gewöhnliche
Belastungen verloren: compacte Knochen brechen,
spongiöse knicken ein. Da in letztem nun die Zer-
störung der Knochensubstanz schneller und leichler
vor sich geht, als in Knochen mit massenreicherer
Substantia dura (z. B. Böhrenknochen) , so werden
auch die spongiösen Knochen der Wirbelsäule u. des
Beckens schon Einknickungen erleiden , ehe man an
den langen Knochen , z. B. der Extremitäten , noch
etwas Krankhaftes bemerkt. Irriger Weise leitete
man nun diese Nachgiebigkeit der schwammigen
Knochen von einem Weicherwerden der Knochen-
substanz selbst her, und nannte die Krankheit
Knochenerweichung (Osteomaiacie), welche, wie
man weiter sagte, fast nur die spongiösen, seilen
oder nie die Schädel- u. Exlremilälenknochen ergriffe.
Die Osteomaiacie ist demnach nur der höchste Grad
von einfacher Osteoporose , nicht ein wirkliches Er-
weichen und Knorpligwerden der Knochenmasse , u.
sie entsteht immer nur durch eine Hyperämie des
Periosts, Dafür spricht nicht nur das gleiche mikro-
skopische Verhalten osleomalacischer und osteoporo-
tischer Knochen , sondern auch der gleichzeitige Be-
fund von Osteomaiacie undOsteophyten an demselben
Knochen. Die in der Osteomaiacie veruiehile Menge
des Markfetts erklärt sich ebenso , wie in der senilen
Knochenatrophie daraus , dass dieses die Hohlräume
des Knochens ausfüllen i?fpj^^ S^PCj^yi^lt^^^**'"
räume sehr gross sind. ^
Das Osteopkyl, die KnochenoMftreibung und die
»H
m. PtttMotli«, TMra^ h. medieiiiMhe Klitdu
Osteoporose mit FetdickMg der /fHoehen. — Das
O^eopAyt eilsteht durch eine Periostitis, welche eilb
Ktsudat seilt» das erst knorpfig wir^ und daoii
▼erknOchert. Derartige KnocherrbrldongeD bleiben
selleor lose und ohne Continuitat mK der Knochen'»
o!>erfltrcbe, sondern treten meist, besonders bei irgetid
nassen reichern Exsudaten, mit der Oberflache des ahen
Kttocht^ns in unniiitetbare Vevbiodung, und vrerdei
so festsittendes Osieopkytt Hifperostose , Exostose.
Je nach der Art der Abseirung verhalten sich solche
(hteophyte verschieden. Wirtf das Exsudat lirngsam
gesetzt, so findet die Knoehenneu%fMung in derselben
Weise Statt, wie beim Embryo d^e DiMung der
harten Substam ans dem dicken un-d genssreichen
Periost , n'Smlich der Art , d^ss zwischen neuf^mrrg
durchbrochenen, aHmiflig verknöchernden Lamellen
Räume ttbrig bleiben , welche die Anlagen der Havers'-
schen Kanäle bilden. So entstehen an SleHen , wo
sieb ITuskelil an das Periost ansettcü, die Muskel-
leiaten und die Muskelfbrisatze dier Knochen. Dre
Etttrerming der einzelnen aufgelagerten^ Schichten von
einander und von dem Knochen sefbst richtet afch
nach der Dicke des Periosts. Ist das' Periost dlirch
stärkere Hyperämien dicker, so werden die neuen
Auflagerungen Weitschiehtiger , und man siebt dann
nicht selten nur den der Knochenoberflache parallel
liegenden Theil der Ablagerung weilschiehtiger, wah-
rend die Verbindungsbalken der einzelnen Schichten
ofanebemerkbareAusrollung ihrer Naschen frei stehen.
Die so entstandene Substantia spongi^sa dieserOsleo-
phyten unterscheidet sich nur dadurch von derSubst.
spong. spuria , dass sie nie compact war , wahrend
die letilere durch die Auflösung einer froher com-
pacten, harten Substanz entstellt. Wird aber d'as
Exsudat plötzlich und in grosser Menge gesetzt, so
lagert sich eine dickere Knorpdmaase auf die CH)er-
flache des alten Knochens ab. Durch die VerknOche-
rung derselben entsteht dann aus der compacten Ab-
lagerung eine compacte, aus der mascbigen hingegen
eine schwammige Knochenmasse. Letrtere ist nach
aussen häufig von einer dnnnen , compacten Scliiebl
bedeckt; fehlt dieselbe, so ist die schwammige Auf-
lagerung das sogen, sammtarlige Osteophyt. In der
compacten Auflagerung bilde» sieb allmBüg an der
der OberffSlpbe des alten Knochens ztigewandten Seite
tfarkrüume. Bei jeder Art von Osteophyt aber wird
die Lamelle von harter Substanz , welche den Mark-
raom des alten Knochens von dem des Osteophyts
trennt, osteoporotiscb , so dass zuletzt die beider-
seitigen MarkrSfume in unmittelbarer Verbindung ^tehen^
und die Grenze zwischen beiden, namentlich an spon-*
giOsen Knochenlheilen , nicht mehr anzugeben ist.
Indem aber jetzt die äussere Lamelle von Substantiv
dura weiter von der Knochenachse entibmt ist , hieh
man den ganzen Process fur eine Auftreibung de$
Knochens. Ganz auf ähnliche Weise entsteht die
Osteoporose mü Ferditkung des Knochens; durch
das massenhaftere Exsudat einer acuter verlaufenden
Periostitis bildet sich ein Osteophyt mit nachfolgen-
dem Porta werden der allen Substantia dura;
me HkaclHäs. — tVte nidi be9 der MfetMbdaera
die Knochen Erwachsener verbiegen, so verbiegen
sich in der Rhachitis die Knochen der Kinder, ood
werdko an den €cltnkevdotf dick* BAid« Krankbeitea
sind Pbige einer Permacitis, welche versehiedimartigl
Exsudate unter das Periost setzt und dadirr^h man«
nigfachen Einfiuae auf die Gaatakung der Knochea
hat. Die Periostitis der Kinder aber muaa die Knochea
selbst in noch höherem Grade afficiren . <la dieselbea
noch in der Entwicklung begriffen sind ; vom Periost
aus wird neue Substantia dura gebildet, die fötale
Knorpelanlage muss wachsen und verknöchern, «
werden neue Nackraume gebildet. Durch die Perio-
stitis der Kinder werden verschiedene Exsudate gelia*
fert: ein wassrig hämorrhagisches, welches das Pe-
riost sackartig auftreibt, und die Knorpelschichtea
zwischen Epipliysen und Diaphyse vollständig lOsI, so
dass das Mittelst ttck vollständig lose in dem Sacke
liegt, ein eitriges, welches eine ähnliche Wirkuaf
haben soll , vom Vf. aber noch nie selbst beobachtet
wurde , und ein verknöcherndes. Letzteres ist dai
wichtigste. Es zeigt verschiedene Formen. Die
einfachste ist die , wo weitschichtige , übrigens aber
normale Ablagerungen gesetzt werden: es entsteht
eine der Substantia dura ähnliche, nur voluminösere
und weniger resistente Schicht. Oder das verknö-
chernde Exsudat wird in grossen Aassen gesetzt, wo-
durch an der äussern Knochenoberfläche eine mehr
oder weniger (bis 1 ''' und darüber) dicke , io der
VerknOcherung verschieden weit vorgeschritleoe
Schicht von schwammiger Knochenmasse abgelagert
wird. Endlich können sich beide Pormen an einem
und demselben Knochen, selbst an demselben Knochen-
Stück, mit einander vereinigen, so dass man ilire
einzelnen Hodificationen in veiscbiedenen Scliichlen
räumlich übereinander angeordnet trifft. Die weil-
schichtige Sul)stanlia dura sowohl, als das schwam-
mige Osteophyt haben aber nur geringe Resistent.
So lange noch eine hinreichend dicke Schicht von
normaler, compacter Knnchensubstanz darunter lie^t,
bringt diess weiter keine Nachlheile ; haben sich aber
in der normalen Substantia dura viele Markräume ge-
bildet, dann erleidet der Knochen leicht Einknickun-
gen, welche die 1. Ursache ihrer sogen, rhachitischea
Verkrümmungen werden. Die Zerstörung der scboa
gebildeten normalen Substantia dura scheint aber durch
die Periosthyperämie rascher vor sich zu gehen , lo
dass in exquisiten Fällen neben den Auflagerungen
noch eine Osteoporose stattfindet, was Vf. besouden
an den Schädelknochen Rhachitischer beobachtete, n.
dieses giebt ein 2. wichtiges Moment für die Ent-
stehung der Missstaltungen rhachitischer Knochen.
Endlich erleiden durch die Periostitis auch die Ver-
knOcherungsprocesse der fötalen Anlage eine Verän-
derung, da auch in dem nicht verknöcherten Knorpel
Harkräume entstehen, welche jenen zerfasern und
erweichen. Indem aber hierdurch die Knorpel-
Substanz sehr weich und nach|^ebi|[ wird, iat ein
3. Moment der rliacbitisclien KnochenierkrttmBiustfM
gegeben, Weicht« gleidhaeilig dse gvOatept' KOnv di»>
n. ^atlio)*8ii»b thenpi« a. iüedieiinisli» IliniL
m$
I SM* fnoolftii iM iHe VAnrdifebmigen der fipipliyMii
I g<g«ti die KH«|>liyse fiediagl. ^it Comf»r«99i6D dieser
I mädieii Koorpelsiehichte eiidlkb erki{iri auch die ver*
I ninlMte BlaUufiiiir derselben und deren weitere Fol-
I ^. flvr iD den lieflifsteo FaHen von Rb»fhiliü
^ scblhit veben den Periost aiieb ein Theil der IMark-
imt a« der Hyperltmie Tfieil zu nehoien.
Hiernäcti Ergeben sich folgende Hauptsätze:
1) Osteomalacie ist nur «in höchster Grad der
eiDTacben Osteoporose und Folge einer allgemeinen
Periosliliä bei Erwachsenen ;
2) Rhachitis ist die Folge einer allgemeinen Pe-
riostitis, welche ein im starken Wsclisthoin begrilfeDes
laocheBgerast beftllt;
3) Osteomalacie u. Rhachitis sind Folgeti dersel-
ben Krankbeit , eine allgemeine Periostitis (nach Vf.
besser: HyperXmie de^ Periosts).
III. Die MüsgestaUuRgen des Knochengerüstes
durch EhäeUäs und Osteomalacie,
Die Orubdarsache dieser Missstaltuiigeh ist die
iNieiillrlciitifgte fie^istenzfahtgkeit defr Knochen; die
Art dieser Beeifitrichtigung bedingt den Charakter der
His^staftüng. Im Vorigen wurde gezeigt, däss in der
Rbaehitis die ztt AafMg der Krankheit gebildeten
Kaoehen fest sind , und nur bei längerer Dauer oder
b9h«reii Graden des Debets ihre Resist^nzHihigkeit
verliet^ , dass die nech hteht für die V^rknöcherung
Torbiererteten Knorpelmasseik ihre normale Elästicitüt
lOd ResfstenvfMiigkeit besitzen » und dass die spon-
gram Kno^pelfnasseil dagegen, die zwischen den
letttgeeannten und dem Verknöcherten liegen, im
bMhsteA Orede weidi und nachgiebig sind. Es
Würde trerter bewiesen, dass \t der Osteomalacie
atltfs Knechengewebe rareficirt und porös, u. deshalb
atrch hachgiebig sei. Hiernach fasst Vf. die Griind-
verlnderungen in der Gestalt der einzelnen Krochen
folgeDdermaassen auf: u^n^^mrhachitischen Knochen
fiaden (lestallveranderuBgen Statt durch Compression
der spongiOsen Knorpelsubstanz und durch gegensei-
tige Verscfaiebnng zweier durch spongidse Knorpel-
lokilaoi verbundener Tbeile ; — in hdhern Graden
des Oebels weichen auch sonst feste Knochenmassen,
wie das MiltelstUck von Rohrenknochen, der Gewalt,
ond erfahren Verbiegungen oder Einknickungen ; —
ia Ion 'osti&lnalltciseken Knoehen bedingt die Räre-
faeiieh des Gewebes eioä allgeneineKneeheAbrUchig-
keit; — kn sMst festen« ^ossentheils aus Substantia
dara gebildeten Knochenmassen Äussert sich diese
darch leichtes Entstehen von Fracturen; — an den spon-
giOsen Knochen dagegen durch Einknickungen u. Zu-
tammendrückungen, welche oft den Charakter anneh-
meoi als ob die Knochenmasse zusammengefaltet sei,
wie zerknittertes Papier." — Die Gewalten, welche die
Kissstaltungen der Knochen vorzugsweise bewirken,
lind die Schwere und die ßtuskelthätigkeit.
I) msumiimg der Exiremitenenknocken durch
lM.4ahrlib. Bd*9e.Hft.S*
Kkaehiiis, Dieselbe besteht a) in Verkirauivg mit
absoluter und relativer VerdtekuDg (besser Verbreite^
rutig) der Gelenkenden, wefdie von der Compresaioil
der SpongiOsen Knörpelsubslant herrilirt ; — b) in
Verächiebung der Epiphysen gegeift die Diaphyse»
wenn die spongidse Knorpelsubslanz einem seitwSrts
wirkenden Drucke weicht, was man am deutHchstea
an der ohern Epipltyse des Oberschenkels sieht, wes-
halb auch der Hals rhachiliseber OI)erscheiikel stark
irinabgedrOckt erscheint ; — c) in Verkrümmungen
des HlttelslClcks , welcli« durch Cinkutekungen ent^
stehen; werden letztere durch äussere Gewalten er-
zeugt, so haben sie die verschiedenste Form ; sie sind
aber sehr regelmässig, wenn sie durch Momente mehr
constanter Art, wie Schwere und Muskel thiKigkeit« in
Stande kommen (z. 6. an allen rhachKischen Ober-
sehenkeln , wo sich die Einknicküngsstelle zwischen
dem ohern u. mittlem Drittel findet). — Nach gehobe«-
nem üebel werden kleinere Verkrümmungen allmXlig
wieder verschwinden , oder wenigstens unmerklich
werden; grossere dagegen ' kdnnen durch neue Auf-
lagerungen aus dem Periost nicht mehr verwischt
werden, sondern bestehen, nur in etwas gemilderter
Form, durch das gamze Leben. Die Meinung, dass
rhachitisch gewesene Knochen nach der Heilung skle-
rosiren , d. h. dass ihre Substantia dura dicker nn<^
dichter werde, ist nor für die Zeit kurz nach der Hei-
lung richtig, gilt aber nicht für rliaehitisck ver-
krümmte Knochen von Erwachsenen. Es erklärt sich
diess aus den viel weitseh ich! igern Auflagerungen
rhachitischer Knochen, wjfhrend nich der Heilung
neue Schichten in gewöhnlicher Weise abgelagert, o.
die unterliegenden dickem und dichtem Schichten im
normalen Portgange der Markraumbildung aufgelöst
werden.
2) 3er rhachitisehe Schädel, — Während die
Extremitatenknochen durch eine WiederauflOsung des
scitofl Gebildeten wachsen, bleibt was von den Schtt-
delknoohen emmal gebildet ist, u. die VergrOsserung
des Sehadels geschieht dnrch Anselzung in den Ntfli-
ten. Deshalb gleichen sich auch Nissstaltungen des
Schitdels nie wieder ans. Die Veränderungen der
Schüdelform treffen theils das schon Gebildete, theils
das in der Bildung Begriffene. Jene besteben in Auf-
lagerungen und Osteoporose, und betreffen vorzugs-
weise die Knochen des Schädeldachs und Gesicht»,
diese inden sieh als Zerfaserung u. Erweichung der
Knorpelmasse allein an der Schädelbasis. -^ Die
^Auflagerungen fand Vf. vorzugsweise am Stirn- und
ScheKelheine, so wie an der ebern Hälfte des IKnier-
bauptbeins, und zwar der Art, dass bei leichtem
Graden des Uebels das Sehadeldach im Allgemeinen
verdickt War, in hohem dagegen partielle, aber sehr
bedeutende (bis zur Mächtigkeit von V und darfther
betragende) Verdickungen erzeugt wurden, welcbe
sich meist sehr regeimSssig auf den Tubera frontalia
und parietalia fanden, jedoch auch an andern Stellen
vorkamen. Diese Auflagerungen sind bald noeh
knorplig» bald schon verknOcfaert, und tragen ttt
39
306
in. Pathologie» Therapie u. mediciBUehe Kliniu
letitern Falle den Charakter des schwammigeD oder
des sammtarligeo Osteophyts. Kommen dieselben an
der flussern OberQuche desselben KnocbenstUcks vor»
80 litfhen sie nur eine Geslallverflnderung der Scbadel*
umrisse nach sieb; geben sie aber über NJ<lile hinweg,
so hemmen sie dasjenige VVacbslhum des Schädels,
welclies der nun abnorm geschlossenen Nuhl zukouiml,
und durch compensirendes Wachslhum in andern
Njfhlen entstehen zuweilen die merkwUrdigslcn Schfl-
delinissslaltungen ; bei Schliessung der Sul. sagitlalis
z. B. wird der Kopf eminent lang und schmal, bei
Schliessung der Sut. coronaria entstehen die sogen.
Thurmschfldel , durch einseitige Schliessung doppell
vorhandener Nahte werden oft bedeutende Asymme-
trien des Schadeis hervorgebracht. (S. das Weitere
bei Engel, Untersuch. Ober Schädeirormen, 1851,
undVirchow, Wttrzb. VerhandL, 1852.)— l>i«
Osteoporose Tand Vr. neben Aullagerungen besonders
an der untern Hälfte des Os occipitis, an den Gesichts-
.knochen und an den schon gebildeten Theilen der
Schädelbasis. Am erstgenannten Orte sind zuweilen
grosse Stellen nicht nur osteoporotiscli , sondern
gleichzeitig auch verdünnt und selbst gflnzlich ge-
schwunden, so dass das Hinterhaupt vollständig
durchlöchert erscheint (Osteomalacie — weicher
ninlerkopr). Am Kiefergeslell entsteht durch die
Osteoporose ein starkes Hervortreten der Zahnrflnder
und der Zähne nach vorn bei Verminderung der Höhe
der Kiefer; daher die aflenahnliche Physiognomie
mancher Buckligen. — Die durch die spongiöse Be-
schaffenheit der Knorpelsubslanz bedingte f^eichkeit
der Ferknöcherungsrander wird zwischen den ein-
zelnen Theilen des Os basilare, weiches durch Ver-
knOcherung des Primordialschädels selbst entsteht,
von besonderer Wichtigkeit. Es wird nämlich an
einer rhachitischen Schädelbasis durch die Schwere
des ganzen Kopfs, oder vielmehr durch den Gegen-
druck der Wirbelsäule gegen die W^irkung dieser
Schwere, das Wachslhum der einzelnen Theile des
Hinterhauptbeins gehemmt u. der Pars basilaris eine
flachere Lage gegeben ; hierdurch aber kommt eine
Verkleinerung der hintern Schädelgruben (sowohl
eine Verkürzung ihres Längendurchmessers , als eine
Verminderung ihrer Tiefe) zu Stande, welcher ein
compensirendes Wachstbum der vordem Schädel-
gruben entspricht,
3) Die Verkrümmungen der H^irbeUäule durch
Rhachitis und Osteomalacie, welche in beiden Krank-
heiten sehr gewöhnlich vorkommen , entstehen durch
die Schwere des Körpers, u. sind entweder Verstär-
kungen der normalen Krümmungen mit ungestörter
Symmetrie , oder (und zwar viel häuGger) Verkrüm-
mungen nach der Seite, welche ursprünglich nur
durch falsche Haltung bedingt , später durch ihr Be-
stehen stärker ausgebildet werden. Bei der Rhachitis
finden sich stets Compensationskrümmungen ; in der
Osteomalacie finden sich entweder (bei niedern Gra-
den des Uebels) gar keine Krümmungen , oder (bei
hftbero Graden, wo die Kranken zu Bett liegen müs-
sen) passt sich die Gestalt der Wirbelsäule der Unter-
lage an. Wichtiger ist aber der folgende 1
in der osteomalacischen WirbelsfliUe zeigea^
beikörper ein poröses Ansehn, und einei
mige, rinnenförmig eingedrückte oder
Oberfläche; in der rhachitischen Wii
gegen, die sich durch Verschiebung ibrcri
Theile verkrümmt, sind die Wirbelkörper i
mal, nur sind ihre Endflächen nicht paralld.]
4) Die Missstaltung des Beckens ifarel j
tis und Osteomalacie ist sowohl physiolo[
auch praktisch von der grössten Wichtigkdt,]
Vf. der genauesten mathematischen ErOrlen
worfen, deren Resultate folgende warea.
volikommnen Nachgiebigkeit aller Theile des^
lacischen Beckens nähern sich das PromonU
die beiden Uüftpfannen einander gleic!
durch entsteht eine Verengerung des
hinten nach vorn, und von einer Seite zun
dass zwischen Schambeinen und Sitzbein
Seilen nur noch ein spallenfbrmiger
bIcibL Die in peripherischer Richtung ui
wirkenden Momente des Drucks nähern i
und Schambeine einander, wobei die Sita
nach vorn gedrängt werden. Die steif
weiche Verbindungsstellen getrennten
rhachitischen Beckens (vorausgesetzt dId
die Knochenstücke des Beckens währeod«
der Rhachitis noch resistenzHlhig sind —
unter dieser Voraussetzung kann die 80geD.j|
sehe Beckengeslalt genetisch erklärt
schieben sich durch den Druck der Schwel
das Promontorium nach vorn hinuntersteigl,!
der Bogen der Schambeine hinaufsteigt uod|
flacher wird; damit wird das Becken voai
hinten verengert. Durch die in periphei
tung um die Pfanne wirkenden Momente
Sitzhöcker und die Symphyse dem Promonli
gegengedrängt und damit gehoben.
Mit höhern Graden der Rbacliitis ist za«
Osteoporose verbunden, welche die rbii
Knochen ebenso nachgiebig machen kaoa,
osteomalacischen. Es kann daher, wie Vf. i
einem Beispiele beobachtete , das dorcb
raissstallete Becken ganz die Gestalt des oiU
sehen Beckens erhalten. (Wagiij
767. Zur Lebre fon der Rhachitis; ^
A. Vogel, Assistenzarzt an dem KinderspiU M
cheik (Journ. f. Kinderkr. XX. 3. 4. 1853.)
Neben der noch nicht erwiesenen ADDabOMj
der Erweicbungsprocess der rhachitiscbea K«
durch die lösende Einwirkung der MilcbsäuFe H
teil werde, ist wohl auch das PhysiologiscM
Knochenwachsthums dabei nicht ausser Acht il
sen. Der Knochen wächst io die Dicke ontii
Länge, ersteres, indem sich vom Periost aasf(
eine weiche, bimsteinartige (Virchow) Ibwe
messe absetzt, letzteres, indem zwisdiee ^
und Knorpel immer neue Schichten TOoKBorpw
III. Pathologie, Therapie n. medicinische Klinik.
307
'1, in welchen dann gegen den Knochen
isüeaüonsprocess beginnt. Jene bimalein-
iwe ist weder compacte , noch spongidse
i, sondern steht zwischen beiden inne, sie
losse BSnme, die spater bei dem Ueliergange
Kte Substanz Ton concentriscben Schichten
I werden» und znletzt die kleinen Havers-
eDbskanälchen bilden. Beim Wachsthum des
a rergrOssert sich auch die Markhöhle , was
eh Resorption der innersten Schichten ge-
kann, so dass endlich auch die früher aus-
Mp^ie Substanz nach innen zu liegen kom-
Iresorbirt werden muss. Es findet daher bei
cbenwachsthnm fortwahrend Knochenneubil-
der Peripherie und Knochenresorption iiy
Statt, so dass sich der ganze Process in
Theile zerlegen lüsst.
einer weichen, bimsteinartigen Masse;
jildong derselben zu compacter Substanz
hgerung von Lamellen in den grossen Hohl-
aad
[esorption dieser compacten Substanz und
in spongiOse bei Vergrdsserung der
Virchow*s Ansicht beruht nun die ganze
a Veränderung des rhachitischen Knochens
mangelhaften Zustandekommen des zweiten
, dass mithin die Knochenneubildung bei die-
kfieit in ihrem zweiten Theile pathologisch,
rptioo aber stets physiologisch ist. Hieraus
r auch hervor , dass Rhachitis und Osteoms-
n durchaus verschiedene Processc sind ; jene
schnell sich entwickelnden , diese am aus-
nen Knochen Statt, jene geht durch gewisse
endlich zur Heilung ttber , diese nimmt fort-
sleigend u. eine ausgedehnte Fettdegeneration
achen erzeugend endlich unvermeidlich einen
hagang. Was die organ. Bestandtheile betriflt, so
jbilische Knochen nach Vfs. Versuchen ebenso
inea Leim, als die normalen , und wenn die
len Untersuchungen des Harns Rhaehilischer
lehrung der Phosphate um das Drei- bis
nachweisen, so ist dieses Plus nach seiner
mgting nicht auf eine vermehrte Resorption
Knochen constituirenden , sondern auf einen
halten Verbrauch der mit den Nahrungsstoflen
ihrten Knochenerde zu schieben.
raikheitsstadien lassen sich bei der Rhachitis
ieherheit nur 2 nachweisen, nämlich das der
iebung und das der Erhärtung. Ersteres hat
blich einen entzündlichen Charakter,, und lasst
ide Veränderungen an den erkrankten Knochen
feehmen. Das Periost ist an einzelnen Stellen
iggelrttbt, an andern hochroth injicirt und um
^ei- oder Dreifache verdickt. Der Knochen hat
IntCemung der Beinhaut eine rothe oder selbst
K« Farbe, ist uneben, rauh, die Foramina nutri-
n wie die durch sie verlaufenden Geßisse erscheinen
erweitert. Auf der Durchschnitlaüache des Knochens
zeigt sich überall ein blutiges, zähes Serum, am
meisten nach der Peripherie hin, das spater zu einer
(iallerle gerinnt und der Sitz einer Geßissneubildung
wird. Ist der Knochen schon weiter in der Rhachitis
vorgeschritten, so unterscheidet er sich auf dem Quer«^
durchschnitte von dem normalen sogleich dadurch,
dass hei ihm die naturgemass nach aussen gelagerte
compacte Substanz tnehr nach innen liegL An den
Epiphysen sind die Grenzen zwischen Knochen und
Knorpel statt gerade, zackig oder wellenförmig, iind
unter dem Mikroskop erscheint die Schicht der reihen-
weise gestellten, an den Knochen angrenzenden Knor«
pelkörperchen machtiger , als bei dem normalen Ge-
webe, wahrend die körnige Ablagerung von Kalksalzen
um die Knorpelzellen fehlt (Kölliker). Spater
aind die Röhrenknochen an ihren Epiphysen an-
geschwollen, meist etwas verkrümmt und constant
verkürzt.
Mit dem Uebergange in das zweite , das Erhär-
tungsstadium, beginnt eine vermehrte Ablagerung von
Knochenerde, die Knochen werden hart, dicht,
schwer, und verlieren ihre dunkle Farbe und rauhe
Oberflache. Unter dem Mikroskop zeigt das Gewebe
verhallnissmassig wenige Markkanalchen , und nach
einigen Jahren werden diese sklerotischen Knochen
so fest und weiss wie Elfenbein.
Das Erscheinen der Rhachitis wird stets von hef-
tigen Kopf- und spater allgemeinen Schweissen be-
gleitet, in deren Folge sich häufig Sudamina und ein
feines, squamöses Exanthem bilden. Die Muskeln
sind blass und welk, doch ohne weitere morphologi-
sche Veränderung, die Bfilnder ausserordentlich er-
schlafft.
unter den Ursachen der Rhachitis ist derEinfluss
der Erblichkeit nicht zu verkennen , auch glaubt Vf.
auf Grund mehrfacher Beobachtungen frühere Syphilis
des Vaters als erzeugendes Moment der Krankheit an-
sehen zu müssen. Endlich entwickelt sich das Lei-
den manchmal schnell nach fieberhaften Krankheilen,
Exanthemen, Pneumonien, Diarrhöen. Von der Scro-
phelsucht und Tuberkulose ist die Rhachitis nach Vfs.
Beobachtungen völlig unabhängig. Als äusseres er-
zeugendes Moment der Bhachitis ist nur der Mangel
an frischer Luft (daher Abnahme der Krankheit in der
wärmern Jahreszeit und in südlichen Klimaten) , und
vielleicht die Entbehrung einer guten Milch mit Sicher-
heit nachgewiesen.
Ueber den besondern Einfluss der Rhachitis auf
die einzelnen Theile des Skeletts macht Vf. folgende
Mittheilungen. Rkachüis des Schädels. Die grosse
Fontanelle und die Nähte bleiben weit länger offen,
die Stirn- und Scheilelhöcker treten stärker hervor,
und geben dem Kopfe eine viereckige Gestall, die
Knochen des Hinterkopfs finden sich besonders längs
der Lambdanaht in grösserer oder geringerer Ausdeh-
nung erweicht und eindrückbar. Letztere nur erst
in neuester Zeit durch Elsas ser ermittelte Thal-
808
HL Fatkologie, Tkertpit o. medioiniiDhe iOitiik.
•aehe liat di« Irttiiere Meimmg» dasa die Kopfknochen
•tels von dem rhacliititeiieo Erweich ungftprooeas ver-p
leliont hüebep, tan dem dabei Dur einer hypertroplu*
sehen Verdiekung iJares (lewebos ausgeselzl seien,
auf das Bnlsohiedensle widerlegt. Nur l<tng& der
Kronen naht bildet sich nach Ah) auf der Rhacliilis ge«-
wohnlich eine Verlierung, die der Schadeldecke, voa
eben belrachlei, die Pt)rn) eines FUscheniarbbses ver-
k*ihl, und von einer an der vordem SehHdiflparlie
gewOlinlirhea Knochenhypeflrophie herrührt. Die
SehadidrIiaclBttis befilllt nur a — Qmoaalliche Kinder,
u. ist durch die grosse Unruhe ausgezeichnet, welche
die Kinder im Liegen seigen, wahrend sie auigerich*
lel schnell rahig werden [beide Erscheinungen sind
aber durdiaus niebt so constanl» als man — aus
theoretischen firdnden — allerdings glauben mOchte].
In Fofge dieser beständigen Lagen Veränderungen des
Kopfes wird daher das Hinterhaupt derartiger Kinder
Völlig kahl [auch keineswegs bei allen]. Die Leichen^
Untersuchung ergieht eine blaurothe Färbung u. eine
oft das Doppelle beiragende Verdickung der Stirn-
beine, welche letztere an den Seilenwandbeinen nach
rflckwllrts allmülig aboimml, bis sie endlich an dem
mehr hellrosa gefärbten üinterhauplsbeine in eine
sehr iperkliche VerdOnnung des Knochens übergeht,
so dass derselbe an einzelnen Stellen nur iv)cli eine
hautige, eindrUckbare Decke von gelbrOlhlicher Farbe
darslellt. Aus der Durchschniltsflache der vordem
verdickten Schadelknochen sickern kleine Tropfen
eines blutigen Serum aus, was sich nach hinterwärts
immer mehr und am Hinterhauptbeine ganz verliert.
Die Beinhaut ist am ganzen Schade! etwai undurch-
sichtiger und dicker, hat eine rosenrothe Färbung,
und lasst sich schwerer vom Knochen abziehen , ja
bisweilen bleiben selbst einzelne Knochentheilehen an
derselbep hangen. Van inn^n helrachlet zeigt der
Schädel nqr am Hinterhaupte den Impressioues di-
gitatae al^nliche Eindrucke, die jedesmal einem Gyrns
entsprechen , und eine Verdünnung der Knochen-
substanz von lunetk nach aussen bedingen, die bis zu
deren völliger Resorption steigen kann. Die Pro-
gnose der Scliadelrhßohitis kann , wenn die Kinder
l^raflig sind, und noch keine Rhachitis des Brustkor-
bes zugegen ist, ^ienilich g()nsiig gestellt werden.
Convul^ionen compliciren sich zwar ziemlich häufig
damit, lassen sich aber auch sicher durch energische
Ableitung auf deq Darmkanal beseitigen [?]. Die von
Elsasser und Lederer so häufig beobachtete
Verbindung des Tetanus apnoicus (LaryngismusJ mit
Craniotabes sah Vf. nur ausnahmsweise, ebenso fand
er in keinen Falle von Hydroeephalus acutus eine
rhaehitische Affection der Scbadelknochen.
Unter den Gesichtsknochen erfahren nur die Kie-
fer eine auffallende Veränderung, indem die ersten
Zahne um mehrere Monate spater erscheinen, u. ganz
oder theilweise schmelzlos sind.
Mkaeättis des Tkorax,, Sie tritt etwas spfltep,
•Is die des Schadete ein , indem Vf. sie erst im 6.
Leliensmonau beobachtete. Das erste Symptom ist ein
deullicbep Schmeri bei Berührang ederinioh auf dis
Thorexwandungea ; nach einigen Wochea treten dii
ßtemalenden, vornimli^ der ft. bis 6. Rippe, kolkig
abgerundet hervor (nicht zu verweofasehi mit de«
scheinbaren Bickerwerde^i der Rippeoknorpel beiden
Schwunde der Rippenknoehen atrophischer Rinder),
das StemuiB wird nach vorn fast eckig gewölbt, «nd
unter dejo vorstehenden, sehr bewegÜcheü Schwerte»
knorpel wird eine deutliche , tiefe Grube im Serobi-
culus cordis gebildet. Unmitlelbar hinter dem Brnstr
beine gehen die Rippen gerade nach hinten , u. daan
unter einem Winkel nach auswärts, wodurch der
Thorax im Querdurchschnitt eine birnenftlnBigc G^
stall erhalt , wahrend die fa lachen Rippen durch die
Baucheingeweide stark nach auswärts gedrangt weN
den. Der Bauch ist zu einer grossen Kugel ange-
schwollen, auf welcher der Thorax als eine dreir
seilige» abgestun^pfte Pyramide, ^ine l^ante gerade
nach vorn gerichtet, aufsitzt. Die Entwicklung der
Hühnerbrust steht immer in geradem Verhaltniss xo
der Grösse des Bauches. Ebenso werden die Leodeo-
wirbel durch den umfangreichen Bauch nach hiDter-
warts gewölbt, wogegen eine hypbotische oder sko-
liolische QogenkrOmi^ung der Brustwirbel nur bei
vollkommner Vernachlässigung und mehrjährigem Be-
stehen der Rhachitis eintritt.
Die Entstehung der fhacbitisch^P Hofinerbruft
lässt sich am einfachsten ^olij dadurch erMarei^^ dafi
die krankhalt erweichten Rippen dem Dri^ke d^
aussjern Lufit wahrend der Inspira^o^ nicht dep ge?
hörigen Widerstand entgegen zu setzen vermdgeOt
sondern durch dieselbe nach einwärts gedrangt wer-
den, und so allnialig dauernd diese eingebogene ForiD
annehmen. Die akustische Unlersucbung einer der^
artigen Brust Misst wegen der oft bedeutenden Ver-
dickung der Sehulterhiaiter in dieser Gegend biufig
einen vollkommen matten Percussionfscball wahroeb-
men i wahrend längs der Wirbelsäule und zuweilet
auch an andern Thorasstellen in Folge der eingeeng-
l4in Lage der Lungen ein deutliches Rronchialalhroes
stattfindet. Beide Erscheinungen kOnpen leicht ^tf
der irrigen Aonahqie einer vorhandenen PoeDmooi^
fahren , um so mehr » als die ßespiration derartiger
Individuen stets beschleunigt und erschwert ist.
Die Prognose der Hühnerbrust kann an sich zwar
nicht als ungünstig bezeichnet werden , indem , so-
bald das Uebel nicht zu weit gediehen, u. sonst keine
gePcihrliche Complication vorhanden ist, eine umsich*
tige Behandlung dassellie vollkommeo zu heben , nnd
die normale Form wieder herzustellen vermag. Alleia
die Art und Häufigkeit der Gomplieationen treiben die
Prognose, iadem durch die üeauDung der Gircidatioi
leicht hydropische Zustande, oder dureb die mangel-
hafte Lungenausdehnong bald Gariiificatioo , bald
Emphysem des Lungt'Bge wehes entstehen, bei einr
tretender Bronchitis oder Pneumonie aber diese Krank«
heilen wegen der beschrankten Respifttionstkatigkeit
gern einen geArhrlicheren. Charakter annehmen. (Mar
die Behauptung Bressler*8» dass sieb so d«
HL P»tholigii^ ilbeiafiie «• ne^ifiiAckfi Klinik
M9
MaclHti9 te Th«rai MduLtfimun^ der Bxtv6iiiil«lei
wmA der Sphiakter«« io Folge des Druckt» wf dat
aflekeiuDtft ^eteUe, CbM«« de« Vf. beitimmi« P«t
•baeblongen.
Rhaehüis des Beckens und der Extremitäten.
Das Becken verkrOromt sich erst, wenn das rhachiti-
scbe Kind fliehen kann, entweder, und zwar meist»
in Folge einer Verkrümmung der Wirbelsäule, oder,
and zwar weil seltner, in Folge einer Ungleichheit
der untern ExlrerailÄten. Die Rhachilis der Extremi-
täten wird zuerst an einer Anschwellung der Epiphy-
sen des Handgelenks erkannt, die gegen Ende des
1. Lebensjahres einzutreten pflegt. Auch die Epi-
ptiysen der Metacarpalknochen schwellen verhällniss-
mSssig an, wodurch eine Grube an der Stelle der
Handwurzel entsteht. Nach einiger Zeit verdicken
sich die Epiphysen sammtlicher Röhrenknochen, und
es h'Mei sich eine Auftreibung aller Gelenke. Eine
zweite constante Erscheinung ist eine Verktlrzungder
Ungenachse der Knochen, die um so bedeutender
wird, je kleiner der Querdurchmesser des Knochens ist.
Am auffallendsten ist dieselbe nach Gu6rin am
Oberschenkel , am bedeutendsten aber im VerhXitniss
zum Querdurchmesser an den Knochen des Vorder-
arms. Eine dritte pathognomonische Erscheinung
endlich bilden die K^fPinupge^ der Knochent 30 wie
dpe l^jckuDgfp «nd secui^d^fren Verdreht^qgen der
gfknioklen Knochen. Ap9 Humerua sind diia Knicki/LUr
(mi seU<sii. bauGg^r am Feii^ur. Vur<*'^^^^^ V^^^ ^^^^
solche Stelle, 80 findet man an derconvexeo ^l^che nur
compacte, an der concaven eine dicke Schicht spon-
gipser S|]bstaf)z, upd die M^rkhOble an der Stelle des
Iracbs durch djc^e KppchciQWUcli^rungep unter-r
brocben. Faejt imnier ^a^en s^che Kj^der sp^^jL uad
mit GooTubioneB gezahnt, weshalb man die Mehrzahl
dieser Knickungen wohl als durch Muskeleontiaciiunen
enuiapden betri^cl^len k^io^n. Natürlich vermag auch
Ijissepe ß^walt mvk Gleiches ?u hewirkep.
Be^Uglichi dj5r pphandlung rUhml Vf. ijen Le^)er-
tbniB a|jt ^ecifisch, tt zwar b^zeicbn^ei er die <lrille,
stiokende, trdb«, biaane Sorte, welche durch ^9A
Auskoche^, der gefaulten Leber ge.wonneii wird , ab
die hei weitei^i wirHsaQiste [?]. Nebep.deip Lebcr-
thrap fii^d flcj^siger ßewqss der freiem L^(l . hawöge
ikider un4 «piritydse Einreihuogen in den Rücken,
bei Cranrotabes kalte Waschungen des Kopfes, end-
lich eine g^si^pde Riäl^ besonders de;- rv'ichlich(S
Kkkge^vss ww^nlil.iche ÜRt^rstquMo^wiM*^' fUr di.e
K«p der Rhaehitis. Mechanisehe ApparaU gegen die
Knodiendeformitaten dürfen erst nach beseitigter
Ki^lij^heit in A^wei^d\ipg ffezogen werden.
(Kdtlnei:.)
768. Biqipiiratioii ii dei Kn^ckaa i. Kiochei*
1^0618 \ von U. Lee. (Lond. Jouru. Jan. u. Sept.
1852.)
Io der spongiOsen , dyptoStrschen Knochensnb-
sUpqz geslaltiet $Ach , ^^nn ßs zur Eiterung koi^mt,
den WfijehiiMilen. ftes fixs«4et, welches die Knoiehim-r
rjlame erlüllt» erslarst, verksltcheri im Umkreiie dal
EntsttoduAgsUenleaf u«d wemi es si^ngt eitrig su
serfliussen , hat sich gewiasermaHS^en eine Knoches-r
kapsid gebildet, welche die Weilervereileming airfbiltt
einen circiHnscrip.ten Ahsoess darstellt. Kommt es
^icht sur VerknOchening des Eisudats uo4 sur Ahr
kapseliwg, so pflanzt sich die eilvige ßiiUün4an||^
fort, wie bei der diffusen ZellgewelveDiRtfndungi Der
circumsmpte Knochen ahscess ist seilen, ond komml
niiff bei jungen unil sonst gesunden, kräftigen Indivi^
diten vor. Die verMreittie Knocheisupipiuration fiflr-
det sieli bei ges^rh wachten, dy^krasischen Subjeoten«
0er einfach«, umschriebene Abscess ruft heftige Ori-r
liehe Schmerzen hervor, allein er kann lange beslehen»
ohne die umgehenden Theile in irgend einer Weise i«
belheiligeu , während diffuse Suppyration bald aueh
die Weicbtheiie mit in den Eatzttndungsprocess ziehl
und aUgemeine Symptome veranlasst. Ber cireum,
Scripte Knoehenabscess nimmt hXufig einen ehren.
Verlauf, d. h. er besteht in gleicher Weise fort, oder
verlodert sich nur unmerklich. Man kann «nnehmeOt
dass in jedem Knochen des Kdrpers ein circumscnptsr
Abscess entstehen k4)nne, als vorzugsweiser Sitsder-r
selben mu$.s aber die Tibia in ihrem oJiern u. unUtn
Bade bezeichnet werden, seltner bilden sich Ahscesse
UD tfittelstOck der Tibia. Brodie sah in J. 1824
zuerst den begrenzten Knoclien abscess in der IMite
des innern Knüehels; er hatte bei einem jungen, saimI
gesunden Manne mit Anschwellung des innern Kniicihelst
der immer heftiger u. peinlicher werdenden Schmer«^
zen halber, die sich gar nicht mehrhesXnftigen liessen«
endlich den önterschenkrl (Iher den Knöcheln ampu-
tiri und fand bei der Section zu seinem Crslaimen
nur eine nussgrosse, mit gutem Eiter gefüllte Gav^M
in der Mitte des Knöchels. Arn Ott bcehacbtete
einmal einen umschriebenen Knochen al>scess iua Schaft
des Schenkelheins ; im chirurgischen Museum befindet
sich ein Prüparat von KnaehenahsceAs in der GJavicula«
und neuerdings wurde seihst im Unterkiefer ein um«-
schriebener Abscess vom Vf. gefuBden.
Mil der Bildung des Ab^cesses Ireten hemerfcens-r
werthti Vorgänge in dem Knochen und der Hnochettrr
biiut auf. Die Knochenhaut entzündet , verdickt sich
und predueirt in weiterer oder gerinf^rer Ausdehnung
GaUusablagerung, theils in Schiebten, theil» in M^ckri-r
gen Massen. Von dem entzUndlichen Eisudats in
der spongiosen Kniichensuhstanz «erfcni^ert nur dae
an der Grenze des Bntzündung^endes gelegene und
bildet eine dkke, comfiacte Masse, wlihreed das an*
dere, eiUig ierfllessende Eisudat zugleich die Waor
düngen der Knochensellen resonhirt und somit euae
JSiteph9b|e bildet. Die verdichtefte Knocheonasee o«
die Eiteransammlung hat ein rdtbliches Ansehen , u.
iU VC« Blutgeftssea durchdrungen. Zuweilen, aber
'nicht immer, kleidet sich die Knochenhöhlung mit
einer ihrtfsen, zahlreiche Blutgeßlsse fOlu*enden Haut
aus. Der Eiter in der Rnochenhühlung bleibt unverr
Knderl, verdirbt nicht. Die Schmerzen rühren von
der Bzs«4ation ia das starre Knochengewebe her, m
810
111. Pathologie, Therapie iL mediehiMche Kliiiik.
reroittiren , wenn der Knochen sich an den Druck im
Innern gewöhnt bat , sie kehren wieder , wenn eine
neue entzündliche Exsudation erfolgt , sie werden
endlich permanenl, wenn forlwälirende Knochen-
prodnction von der Beinhaut ausgeht, wenn die Ex-
sndation sich immpr wiederholt. Die circuroscripten
Abscesse bahnen sich nicht seilen allroalig einen Weg
nach aussen, indem das Knochengewebe an der einen
Wand der AbscesshOhle resorbirt wird; in aolchen
Fallen rohll man in der Mille der Knochengeschwulst
eine dünnere, nachgiebigere Stelle, wo der Knochen
manchmal nur noch liniendick isU Nahen sich der
Abacess der OherOache, so wird die äussere Haut
dunkelroth, glänzend, verwachst mit dem Zellgewehe
und der Knochenhaut. In andern Fallen nimmt die
achichten weise Ablagerung von der Beinhaut in dem-
selben Maasse zu , als der Knochenabscess nach aus-
sen rückt, so dass der Abscess immer von einer
gleichbleibend dicken Schicht Knochensubstanz be-
deckt wird ; ja die Knochenproduction ist manchmal
so bedeutend, dass man beim Trepaniren des Knochens
gar nicht auf die Höhlung kommt, oder die Trepan-
krone mehrmals aursetzen muss. Seilen mag es vor-
kommen, dass der Abscess sich von selbst nach aussen
OfTnet, und gewöhnlich muss die Trephine zu Hülfe
genommen werden. Wollte man die Eröffnung nach
aussen abwarten, so würde man Abmagerung, Abzeh-
rung des Pat. durch die peinlichen Schmerzen riski-
ren; in der Nahe der Gelenkenden könnte es auch
wohl sich ereignen , dass der Absess sich nach der
Gelenkhöhle hin eröffnete u. dadurch eine intensive,
geftihrliche Gelenkentzündung veranlasste, wie Bro-
dle einmal beobachtete. Die circumscripten Kno-
chenabscesse bedingen niemals Caries oder Nekrose,
geben niemals zu Eiterinfection (Osteopblebitis) Ver-
anlaasung.
Geht die Entzündung im spongiöaen Knochen-
gewebe in Eiterung über, ehe verdichtete Knochen-
aubstanz an den Grenzen des Entzündungsherdes ab-
gesetzt ist, ehe sich eine Cysten förmige, fibröse Haut
gebildet hat, so rückt die eitrige Infiltration weiter
und ruft heftige locale, ja auch allgemeine Erschei-
nungen hervor. Zwischen den einzelnen Zellenrau-
roen des spongiösen Knochengewebes existirt eine
freie Communication , wovon man sich leicht durch
das Experiment überzeugen kann. Bohrt man z. B.
die Tibia in der Mitte bis zur spongiösen Substanz ein,
und bringt eine gnt passende Spritze in das Bohrloch,
so kann man Flüssigkeit bis in die Enden der Tibia
treiben; haben sich die Epiphysen noch nicht zu
Apophysen gestattet, so geht die Injection nur bis an
die Grenze der Epiphyse. Die Communication der
Zellenraume erklart die fortschreitende Infiltration,
die immer weiter sich verbreitende eitrige Entzündung.
Auch hier nimmt die Beinhaut an der Entzündung An-
theil, verdickt sich, setzt Exsudat ah, welches in den
verschiedensten Gestalten verknöchert. Im glücklichen
Falle dringt der Eiter nach aussen , durchbricht an
mehreren Stellen den Knochen , durchbohrt die Haut
und es kommt zu Fistelöffnungen ; allein stets bilden
sich dabei nekrotische Enochenabstessaagei,!
lieh an den Stellen , wo der Knochen dani
ist, u. bei acrophulöaen Individuen wird
bald cariös. Bahnt sich der Eiter nach Am I
kanal den Weg, so kommt es zu verbreiteter
Nekrose oder zur Verjauchung, und die U
bleibt das einzige Mittel der LebensreUiiag.
fahr bei Eiterinfiltration in das spongiöseGe«
steht aber hauptsachlich darin, dass Eiter is
dringt, oder dass gar Putrescenz sich hV
die in die Circulation gebrachte putride Plflsii|
Blut verdirbt. Der infillrirte Eiter bringt
den kleinen Ernahrungsgel^ssen des Kaod
Coagulirung, und dadurch ist der Resoi|
Eiters der Weg verschlossen , allein dis
Blut schliesst nur dann gehörig die Gelasse,
sich nicht wieder verflüssigt oder zersetzt,
aber das Goagulum auf, wird der Faserst«
was sich bei ungünstigen constilutionelleo
sen leicht ereignet, so wird dadurch
Flüssigkeit gebildet, welche das Blut oielil
Coagulirung bringt, höchstens leichte, locb
erzeugt, die rasch wieder zerfliessen, die
gelangt in die Circulation und bedingt alle
nungen der septischen Blutvergiftung.
Schlüsslich führt Vf. einen von ihm u
achteten (I.) und einen von Hewett ihm
ten Fall (II.) an, ia denen bei Knochenabf«
Tibia die Trepanation mit günstigem ErM
nommen wurde.
I. Im Jani 1852 kam ein 20jabr. , soost
gesunder Mann in das Hospital des Hing's Colleg»,
heftigsten Schmerzen im linken Unterschenkei litt.
lere Drittthei) der Tibia war fast um 3" dicker,
rechten Seite; beim Druck auf die gleicbfninilt
anscbwellung wurde kein Schmerz henrorgrnifft.
der Unterscbeokel fortwährend schmerzte , so Itos
ganz gut gebraucht werden, ja Pat. Tersicberte, <)i
Herumgeben eine Linderung des Schmerzes eopi
Grund des Leidens war angeblich ein Stoss , der n
Kante der Tibia getroflen , keine Anschwelian«
aber einige Monate lang dumpfe, ziehende ScbflMfM
hatte. Nachdem der Schmerz für einige Mon.sicbfd
war er mit erneuter Heftigkeit wiedergekehrt, uo4l
mals einigen Monaten hatte die Anschwellung derll
nen. Pat. balle schon fiel Mittel vergeblicb
wurde ein Blasenpnaster 2uf den fordern miül«*
Unterschenkels gelegt, u. die wunde Stelle mit eis«r
von Mercurialsalbe und Hyoscyamnsextraci verbondei
lieh gab man Jodkalium in einer Quassia-Abkocboog.
Tage fortgesetzte Behandlung minderte die SrhM
trächtlich und wurde nach 4 Wochen wiederholt.
Diatfehler aber kehrten die Schmerzen fast nocb
früher zurück, es gesellte sich Fieber binsa, a.dieii
Behandlung Mieb ohne allen Erfolg. Da an der ""
derTihia eine dunoe, nachgiebige Stelle nicht
konnte , so legte Vf. die Torragendste Stelle der
durch einen Kreuzschnitt blos , eotfemte die
anliegende Knochenhaut und setzte die Trrpbine
Dicke und Härte des Knochens erschwerte ds> AassJ
mein, erst bei einer Tiefe fon «/«" föbhc man, <!««
zu einer Höhlung gekommen sei , und es disag c^
Flüssigkeit neben der Trephine herror. Nacb EstfcnJ
ausgesäglen Knochenstucks zeigte sich eis ^^.^
im Medullarkanal, eine ofale, 1" lange und "*>«f A!
mit einer dtlnnen Hant ausgekleidete Höhle dtriteBenf,
IV. Gynlkologie ii. Pidntrilu
811
dicken, rahmarUgen Eälers enthielt. Der
;e nii^eods eine Spar von Delsrotiscber Beschaf-
Häch der Operation hörten sofort die Schmerzen
'Wonde wurde einfach terbunden , es folgte keine
> Nach 8 Tagen fingen die Weichtheile an sich mit
aen tu hedecken, die sich auch nach der Tiefe hin-
tald den Knochenkanal ausfüllten. Nach 4 Wochen
die OperalioDB wunde geschlossen , die linke Tibia
r noch weaig foluminöser, als die rechte. Der
HS Dach 2 Mon. TöUig hergestellt das Hospital.
Cn kriftiger Mann ?on 24 J. war 6 J. vor seiner
in das Hospital St. George ohne nachweisbare Yer-
fOD dumpfen Schmerzen im Kopf der linken Tibia
irdea , die nach dem Gebrauche derivirender Mittel
\i Terwbwunden , aber immer aufs Neue mit Ter-
iifkeit wiedergekehrt waren und in der letzten
ide, unerträgliche Pein verursacht hatten. Die
zeigte eine vorragende Knochenanschwellung an
iteder linken Tibia, iVa" unterhalb derGelenk-
lat war mit der Rnochenanschwellung innig ver*
kstte eine blanrothe Färbung. Beim Druck auf
wurde nur in der Mitte der. Geschwulst, wo
weniger hart anfühlte , etwas Schmerz empfun-
iegeienk war von jeglicher Affection frei. Auch
ie wurde nach Spaltung und Loslosung der Haut
aof den am meisten hervorstehenden Theil der
ipplicirt; sehr bald quoll neben den Sagezahnen
, aod nach Entfernung des ausgesägten Knochen-
^«iae ovale Höhlung da, die etwa 3 Drachm. dicken
1t D. sich nach oben bis in die Nähe des Gelenks
hier folgte der Operation unmittelbare Remission
u. nach 6 W. war die Wunde vernarbt , die
tdet. (Streubel.)
Ueber den Involationt-Process des
rsteibalget; voa Dr. J. H. Schraot.
Veekbl. Febr. 1853.)
Leber eines alten Mannes fand man einen mit
fölltea Balg, der viele Acephalocysten enthielt,
Echinococci oder deren Üeberresle (Häkchen,
len, Kalkkorperchen) in sich hatten. Ausserdem
linken Hypochondrium, am Peritonäum parietale
Milz, eine lange, biconvexe, faustgrosse Ge-
die höckerig, von blaugrauer Farbe , einer verdick-
'ipsel sehr ähnlich, durch lockeres, gefässreiches
mit dem Peritonäum zusammenhing. Diese dem
elastische, fibröse Cyste zeigte beim Durchschnitt
be Lagen , deren innere von gelber Farbe , mit
überzogen, die zweite von blau-grauer Farbe,
war; dann folgte wieder eine Fetlablogerung
dorchscheinende Lage und so weiter. Unter dem
leigte sich die durchscheinende Lage als eine hya-
etorlose Nasse, auf deren Oberfläche viele Echino-
ir waren , deren einige wohl erhalten , andere
Begriffe der Fettmetamorphose waren. In der Fett-
^ man wenige Häkchen , aber viele Kalkkorperchen,
Fettklumpen und Stearinkrystalle. Es war
dass die durchscheinenden Lagen die Ueberreste
Moeysten-Balges waren.
Bei der Unwahrsebeinlichkeit , dass hier 5
schiedene Bsige in einander enthalten waren, kam Vf.
zu der Vermulhiing, daas, so wie, wenn man einen
susammengeroillen Tuchlappen durchschneid(?t , man
concentrisclie Lagen erhält, ebenso hier diese durch
das Zusammenrollen des Acephalocysten halges ent-
standen waren. Diese Vermuthung bestätigte sich,
indem man , als die concentrischen Lagen von ihrem
Inhalte entleert und enlfallel wurden, einen vollsUtn-
digen Balg erhielt.' S. nimmt daher an, dass da, wo
diese concenlrischen Lagen vorkommen, der Balg
geborsten ist ; ohne Zerreissung entsteht zwar eine
Fett- oder Kalkmasse, aber ohne concentr. Laged.
Da man nun Acephalocysten bei weitem am häu-
figsten in der Leber antrifft , so glaubt Vf. , dass in
dem von ihm beobachteten Falle , so wie in vielen
andern, die allen degenerirten Acephalocystenbalge,
die man bisweilen unvermulhet antrifft, nicht an der
Stelle selber, wo man sie vorfindet, sondern in der
Leber sich gebildet haben , dass sie sich , nachdem
sie zerplatzt sind und ihren Inhalt in die Bauchhöhle
entleert haben, von der Leber lostrennten, nach irgend
einer Stelle hinabglitten , an dieser eine örtliche Pe-
ritonitis bewirkten u. daselbst durch plastisches Ex-
sudat mit dem Peritonäum verwuchsen. Zur Untei^
stutzung dieser Ansicht aber weist, er auf die FXtle
hin , in denen Cysten , ohne tödtliche Peritonitis zu
erregen , ihren Inhalt in die Bauchhöhle entleerten,
ferner auf die Fälle von Bauchschwatigcrschart , in
denen der Fötus mehrere Jahre hindurch in der Bauch-
hohle lag, so wie endlich auf die Experimente an
Thieren, denen man fremde Körper in «lie Bauchhöhle
brachte, die daselbst von Exsudat eingehfillt u. oft in
Fett verwandelt wurden.
Schlüsslich glaubt Vf. nach dem Angeführten an-
nehmen zu dürfen, dass es zweckmässiger sei, anstatt
wie bisher den Balg einzuschneiden und zu entleeren,
nachdem man vorher durch Caustica eine Adhäsion
mit der Bauchwand bewirkt , den Balg in der Leber
durch einen subcutanen Einslich mit möglichst klei-
ner Oeffnung zu öffnen u. die Flüssigkeit sich lang-
sam in die Bauchhöhle ergiessen zu lassen. Die ent-
leerte Cyste werde sich dann schliessen können, wäh-
rend der in die Bauchhöhle ausgeflossene Inhalt zum
Theil absorbirt, zum Theil in eine unschädliche Hasse
verwandelt würde. (Pincoffs.)
IV. Gynäkologie uod Pädlatrik.
>• leneikuigen tber das Hebanunen-
^>t« Im Martin, Dir. d. Münchner Gebär-
I» weist in einer kleinen Schrift (sind Hebammen
^«•s. w. MOn^heo 1851) xunichal nach,
dass die llttlfsleistungen bei den sogen, gesuodheits-
gemässen geburtshttifl. Fällen auch Personen über-
lassen werden können , welche nur einen Theil der
ärztlichen Kunst erlernt haben ; dass nur Frauen und
nicht Männer hierzu zu erwählen sind, bedarf weiter
keines Beweises. Obglficb jeder tttchtig gebildete
SIS
IVi «yiikkoiogto iau Pldilitrifc.
Ant BBr Leitimg ein^r bortntlen SMiort Ivefthigl ist,
so kante, doeh au« nahe liegenden Gründen von snf-
eben Münnern aMein, mit Beseitigung aller Hehammen^
Dicht alle und jede Qeburt besorgt werden , und wir
bedUrfen daher o4ioe Zwolfel der HebaMimen. Oli^
gleich nicht jede Frau ru diesen lsesch<ift hraiichkai*
iat» so finden sieh doch üheratl solche, die fleipsig
II. mit den erforderlichen fiigenschaflen begabt si^d^
«an SQ theoretisch nnd praktisch untfirrchtelen, Sjoiiliit
xo brauchbaren Hebaonuien gebildet zu werden. (Inb
dte gan«en Stand stets in seiner Ehreriheftigkcii bA
erhalten, ist vor A-Ileai eine schnelle und ohf»e Nach-^
sich! auätgefflhrte fintfernong alier jener Hebaimnen
Döthig, die ihres Ehrendienstes sich unwürdig bewei-
sen. Der Vorlrag scliiiessl mit Ermahnungen ah die
die Anstalt verlassenden Hebammen. Xus dem Gan-
zen gellt deutlich hervor, dass Lehrer und Schülerin-
nen in dem riehlrgeii Verhatlhis!<e zu einander stehen,
und dass ersterer mit der nOlhigen Strenge die ebenso
äolbweudige HuhianilHt zweckm.'fssig tu verbinden
^eiss, was leider von manchen Anstalten nicht behaup-
tet werden kann.
Der Aufsalz des Dr. Kerl 4 zu Schledehausen
,,zar Keontniss des Helraromenwesens im KOnigr.
Uaonover« (Hann. Corr. • BL II. 24. 1852) belriflt
mm grossen Theile örtliche Verlijiltnisse ohne allge-
meineres Interesse. K. knüpft an die Mitllieilung
einiger Beispiele von grober Fahrlässigkeit und Un-
wissenheit von Hebammen Vorscblitge zu Beseitigung
dieser Uebelstande, unter denen wir vorzüglich den
hervorbeben, jährlich eine Prüfung der Hebaromen
aoiuordnen und deren Brgcbniss in einem Zeugniss
der belrelfenden OrtsbehOrde und dem Bezirksarzle
mitzutheilen. Ausserdem wünscht K., dass die Lehr^^
zeit langer als ein Semester festgesetzt werde, worin
wir ihm ehenfelfs rnnt heislimflken ktfanen.
t/eber die Verhältnisse der Hebammen und
0^ickelfrauen in Berlin erfahren wir aus den Ver-
handl. d. Gesellsch. f. Geburtsk. daselbst (VI. 1852.),
dass es an dem gen. Orte seil Jahrzehnten Sitte ge-
worden ist, den Beistand des Geburlshelfers nicht
blos bei regelwidrigen, sondern auch bei regelmassi-
gen Geburten in Anspruch zu nehmen. Zu den weil)-
> liehen Uttlfsleistungen bedienten sich bisher die Ge-
burtshelfer meistens nicht der geprüften Hebammen,
sondern der sogenannten Wickelfrauen. Diese letz-
teren haben keinen eigentlichen Hebammenunterricht
empfangen, sondern sind nur wahrend eines 3monall.
Gurstts in der Entbindungsanstalt „in der Wartung
und Behandlung der Schwangern, Gebarenden, WOcIi-
nerinnen und Neogebomen, so wie in der Application
der After-, Scheiden- u. Mutter- Klystire" geübt wor-
den. Die Praxis hat sich so gestaltet, dass von den
Kreissenden zuerst die Wickelfrauen und durch diese
dann die belrefffenden Geburtshelfer gerufen werden.
Ungefiihr die Hälfte der Entbindimgeo» oameotlich die
in den wohlhebenden Familien u. in dem MiUelsiaiide
forkommeDden , m wie feriwr die sinmtlichea poli-*
kiiaiacheD EntbiBdongai werdiB durch fiebnitaheUiBr
and Wtckeflfraih^ bCMTgt. Daher 4ftt tM» Ml d^
Hebammen eine Ant tir^s^e der Stadt nach s^hr g^
ringe, nämlich 58; dagegen gicbt es i58 Wickel-
fi^auen und 250 Gehtirishelfefv von diintn fnindeslesi
\ 50 al^ 9oK*he ßrakticireni
Dass eine derartige Einrichtung iltre grossei
Sehatienrt^Mtcn hat, li\»gt ü«if der Matfd; le^iger Ki#|
zwischen Geburtsh^tTerti tiod tVickel^a\leA ^in^r- ti.
Hebammen 4iid<^fers6iis. Ltelzflehe) tu th^em Ver-
di^hst^ so beelntrachif^t , setz^h Alles d^rit, M
ihnen verbleibenden Entbindungen ohne Beistand eines
Gekurtehelfers zu beenden , und erlauben sich dalier
Uehergrillle iiller Art, WeMMrIh, wie hf^ g^gl v^.
eirfe natürÜche tiet/ürl uhicr d«6 Rtfhdeb der weisla
berliner Hebammen fast eine ÜnmÖglicbkeil ist. Nicht
weniger Uebergrifle mt^^en ven Seiten der Wiekel-
fratien vörkommeii, die n4cltl isetten^ db ein nur eiai-
^e'nnaasgen beschahigie^ Aril hik^irt Stundet o. hallM
tage lang bei einer Kreissendcu sitzen bleiben kaan,
in die Notliwendigkeit verseiat werden, die Geburt
delbststHndig zu leiren, hierzu aber gar nicht dea ge*
bOri|;en Unterricht ^m|>fa'ngen hahen. Aii^ auch für
die Geburtshelfer kann die liestehende Einricblung
von schlimmen Folgen sein» indem sie nur zu sehr
dazu terleitet , die Geburt nnvötliigerweise zu be-
schleunigen; denA abg^sr^höh davon, dass durch das
Sitten am Geburtsbett die andere Praxis leidet, so
ttiuss es fQr eincni wissenschaftlich gebildeten o. sich
immer furtbildeuVlen Mann eine traurige Aufgabe seiiii
viele Stunden des Jabree mUsaig att Geburtsbtelt silses
zu müssen.
Die verscbiedebeii Uebelslände richtig ei'keuoeD^
hat das kOnigl. Polizei - Präsidium unterm 21. Febr,
1852 eine Verardnung erbosen, durch welche dem
Wfckelfrauen-lhiSVeseti ein Ende geüjaclit werden soll.
Diejenigen Geburtshelfer, welche anslall selbst zur Got-
bindung sich einzufinden, an ihrer Stelle eiheWickel-
f^an schicken, oder wahrend sie die Kreissende wieder
Verlassen, ^ie der Aufsicht einer Wickelfrau anvertraoeii,
sollen zur Strafe gezogen werden. Die Zahl d.UebammeQ
in Berlin ist sofort um 50 vermehrt worden, u. wer-
den von nun an jahHtch 6 neue approbirt werdest
der grosse Zuwachs der Hebammen wird «es der
Reihe der bisherigen Wickelfrauen entnommen.
(Sickel.)
771. Ueber ütenis-PoiTyM wUmsi to
Schwangerschaft ; von O l d h a m. (Arcb. gdn. JaoT.
1858.)
Die mit Schwangerschaft zusammentreffeodeo
Uterus-Polypen kotnmen unter 2 Formen zur Beob-
achtung. 1) Der Polyp hat seinen Sitz am Colluo
uteri, entwickelt steh abwärts in die ScheMe biifliiii o.
sein grösserer Theil befindet sich deshalb ausserhalb
der Gebarmutter; 2) der Polyp bat seinen Sitz in der
GebannatCerhOhle und bleibt in ibr verborgen. Die
erstere Art der Polypea kann iu BlutUBgen wahrend
dertefafwkDgertcbARAnlaM gehen, Ahortm hewhrke^
W. «itoMof;!» «. HAatrik*
ai3
(Nier b«l 4er Qnhnn ein Hinderain abgeli««> während
die Im der UtenislMIhle befittdhdMn Polypen Blalangen
Mch 4er Geburt des Kinde« hervorrufen , eine Inver-
sion der GeblnuuUer bewirken» oder wenigstens eine
Geseiiwulst darsleHen kOnnen, die leicht für Inversion
gthatoeo werden und tu einer verkehrten Behandlung
Aalaaa geben kann.
Polypen jeder Art wachsen bei eintretender
Schwangerschaft sehr bedeutend, u. niUsseu , da sie,
me erwähnt, beträchtliche Gefahren herbeiführen
können , bei Franen in den seugongsf^higen Jahren
ttherall , wo sie enldeekt werden , entfernt werden,
selbst da , wo sie keine ßlotnngen erzeugen. Wird
ein in die Scheide herabragender Polyp, der einen
AOnnen Stiel und nur eine massige Grosse hat, in der
ersten Hälfte der Schwangerschaft entdeckt , so kann
man ilm durch die Torsion entfernen. Die Ligatur,
bei grossem Polypen die einzige zulässige Methode,
ist nicht ohne Gefahr ; denn die Operation führt ent-
weder Abortus herbei , oder es kann , bei der enor-
men Entwicklung der Ulerusvenen, nur zu leicht eine
Anfsaugung foulender Materien in das Blut stattfinden.
Mehrere unter diesen Unastanden in den letzten Mo-
naten der Schwangerschaft oder bei beginnender Ge-
bort vorgenommene Operationen lieferten ein glOck-
ficfaes Resultat.
Die in der GebarmutterhOhle befindlichen Polypen
können während der Schwangerschaft ein beträcht-
liches Volumen erreichen. Ausser der ungewöhn-
bdieB GrösM und Härte des Uterus giebt sich ein
solcher Polyp während der Dauer der Schwangerschaft
dareh nichts kund. Auf die Lage des Kindes kann
ein solcher Pelyp sehr leicht einen nachthetligen Ein-
0186 flbeOf ebenso wie auf die Conlraciionen der
Gebirmatler. Nach der Geburt des Kindes kann ein
im Uterus vorhandener grosser Polyp möglicherweise
an das Vorhandensein eines zweiten Kindes denken
lassen. Nach Austreibung der Nachgeburl wird man
die Gegenwart des Polypen mit grösserer Sicherheit
effcennen ; treten keine gefahrdrohenden Umstände
ein , so kann man warten , ob der Polyp durch die
Conlractionen des Uterus in die Scheide herabgedrängt
wird. EiBweilcn sind die den Polypen hervorireiben-
den Wehen sehr achmerzhaft und von beträchtlichen
Blutungen begleitet; dabei kann es sich zutragen,
dass der Polyp sich völlig lostrennt. Stellt sich nach
Entfernung der Nachgeburt die Wahrscheinlichkeit
keraus, dass ein Polyp sich in der Uterushöhle befin-
det, so führe man die Hand ein , um sich Gewissheit
tu rerschaifen, und warte dann, wenn keine Blutung
eintritt^ den Ausgang ruhig ab. Erfolgt aber eine
flämorrbagie , so kann man den Polypen , wenn sein
Stiel dann ist, durch Torsion entfernen, oder noch
besser nach angelegter Ligatur ihn mittels eines
Bistouri beseitigen. (S i c k e 1.)
772. AlbmiiiMria M Sehvaigeni ud fie-
bifftncton; vonB. S«yferU (Wien. med. Wcbnachr.
12. 1863.)
IM. JflkHib. Bd. 79. Hit a.
Durch seine Untersuehongen wurde Vf. zu folgen-
den Ansichten geführt, die er keineswegs für. mlas»-
gebend erklärt , wo/ttr er aber später die Beweise zu
liefern verspricht.
1) Weder in den dynamischen, noch mechani-
schen Verhältnissen der Schwangerschaft ist Alliumi-
nurie bedingt, und kommt daher auch bei normaler
Schwangerschaft nicht vor.
2) Die Erklärung» dass durch den Druck des
vergrösserten Uteru» auf die Nieren venen Albuminurie
entsteht, ist volikommeo unzulässig.
3) Bright'scher Hydrops kommt bei Schwangern
ebenso vor , wie bei Nichtsch wangern und bei Män-
nern.
4) Bright*scher Hydrops bedingt bei Schwangern,
so wie bei andern an dieser Krankheit Leidenden,
äusserst seilen Anfälle, wie es die eklaroptischen
sind; sie können aber auch bei Männern vor-
kommen.
5) Die Bright'sche Krankheit kann auch bei
Schwangern eine Reihe von Erscheinungen bedingen,
welche man urämisch nennt, die aber von der Eklam-
psie ganz verschieden sind.
6) Bei Eklampsie ist die Albuminurie durch den
Anfall und die dadurch eingetretenen Störungen in
der Respiration und Circulation bedingt.
7) Kommt kein Anfall mehr, so hört die Albnmi-
nurie auf.
8) Nicht bei jeder Eklamptischen tritt Albuminu-
rie auf.
9) Bei Epileptischen kann ebenso, wie bei Eklam-
ptischen nach dem Anfalle Albumen im Harne in gros-
sen Quantitäten vorkommen, jedoch nicht nach jedem
Anfalle und nicht bei jedem Epileptischen.
10) Leidet der Epileptische nicht an Brigfu'schem
Hydrops , so hört bald nach dem Anfalle die Albumi-
nurie wieder auf, um erst nach dem nächsten Anfalle
wiederzukehren.
Da nach den jetzt herrschenden Ansichten die
Eklampsie auf einer qualitativen Veränderung des Blu-
tes beruht, wie können da Blutentziehungen, von vielen
Seiten her empfohlen, zulässig sein ? Schwangere u.
Entbundene leiden ohnehin an Blutarmüth, und es ist
bekannt, dass bei Anämischen dem Blute beigemengte
giftige Stoffe viel heftiger wirken , und dass solche
Individuen viel häufiger erliegen. Vf. macht schlOss-
lich auf die von ihm beobachtete günstige Wirkung
des Chloroform bei Eklampsie aufmerksam.
(Sickel.)
773. Ueber Placenta praevia o. Aber kfinst-
liche FrAhgebnrt^ von Hobh (Deutsche Klin. 17.
18. 21. 22. 1853.)
Nachdem Vf. «nter der Deberscbrift r ;^Kl;ke auf
irrliohter'S auf die widerspneohenden Raihschläge
10
314
IV. GynftMogie o. PidiatriL
f on P a r a n t nnd von B^udelocque aufmerksam
gemaciii hat, deren ersterer die Aorla comprimirt»
um dem Aborlus vorzubeugen, während letzlerer
durch dasselbe Blittel den Abortus hervorrufen will ;
nachdem er Seyfert deshalb getadelt hat, dass
dieser gegen Proliipsus uteri auf künslliche Weise
eine Relrofleiion der Gebärmutter erzeugt wissen
will; nachdem er Arneth darüber Vorwürfe ge-
macht hat, dass er D ei seh einen ausgezeich-
neten Geburtshelfer nennt, und denselben neben F.
A. Osiander stellt; nachdem er endlich nachge-
wiesen hat , dass nicht G h i a r i , sondern schon
ZcUer, Edler v. Zellenberg die Marginal-
Insertion der Nabelschnur als eine Ursache des Nabel-
schnurvorfalles zuerst kennen lehrte, verbreitet er
sich ausführlicher über verschiedene bei Placenta
praevia empfohlene Verfahrungsweisen.
Um über die Art und Weise der Trennung des
aufsitzenden Mullerkuchens vom Uterus ins Klare zu
kommen , ist es nöthig , den Vorgang genau kennen
zu lernen, der jene Trennung veranlasst. Da in die
Ausbreitung des untern Abschnittes der Gebärmutter
zur Vergrösserung der Uterinhöhle nach und nach
auch der Mutterhals gezogen wird , und sein Kanal
sich von oben nach unten erweitert, so verschwindet
der eigentliche innere Mutlermund ganz von seiner
Stelle. Diese Ausbreitung des untern Gebärmutter-
abschnilles und des obern Theiles des Muttermundes
wirkt bei Placenta praevia verschieden. Wenn näm-
lich nur ein Rand an dem ursprünglichen innern
ftlullermunde liegt, so wird dieser durch jene Aus-
breitung von der nun bestehenden ionern OelTnung
des verkürzten Mutlerhalses entfernt, ohne dass in
der Schwangerschaft eine Blutung erfolgt. Wenn
aber ein Placentalappen den Muttermund deckt, so
wird er gelrennt, und er atrophirt. Die Blutung ist
hierbei eine unbedeutende und zeigt sich erst wieder
mit der weitem u. schnellern Verkürzung des Mutter-
halses. Wenn aber ein grösserer Theil der Placenta
den ursprünglich innern Muttermund deckt, so wird
derjenige Theil des Mutterkuchens, der zunächst um
den Muttermund liegt, getrennt, da am engsten Theile
der Uterushöhle natürlich die Ausbreitung schneller
und energischer erfolgt, als in der weiter davon lie-
genden Umgebung. Aus den Uteri ngefilssen der von
der Placenta frei gewordenen Stelle erfolgt die Blu-
tung. Da nun die Ausbreitung des untern Gebärmutter-
abschnitles nur langsam und periodisch erfolgt, und
bei verschiedenen Frauen verschieden vorschreitet, so
treten auch die Blutungen periodisch auf und sind
anfangs nur schwach. Je runder der Uterus ist,
desto geringer ist die Trennung und also auch die
Blutung, u. desto später erfolgen dieselben ; je mehr
dagegen die Gestalt des Uterus eine ovale ist , desto
früher und grösser ist die Trennung, desto stärker
die Blutung. Eine feste u. dicke Placenta wird bei der
Au9dehnung des untern Gcbärmutterabschnitles mehr
Widerstand leisten, als eine dünne and weiche , die
mehr nachgiebt, und deshalb auch frühere und aot-
gedehntere GeDlsszerreissung verursachen.
So lange in der Znt der Sohwangeraeteft die&w
Weiterung der Ulerioböble in ihrem untern Theile u.
im obern des MutterhaUkanales nur langsam oid
periodisch vorschreitet« ist die Blutung nie lebeoi-
gefiihrlich. Wird aber die Metrorrhagie wtrklieh be-
drohlich, so sind dann auch Wehen vorhanden, der
Muttermund wird nun mechanisch erweitert, und ist
zufolge seiner Weichheit und Nachgiebigkeit fUr die
Hand durchgängig. Wer jetzt zaudert und sich auf
den Tampon verlässt, handelt ebenso unrecht me
der, welcher die Schwangerschaft zu früh unler-
bricht und durch Einleitung der Geburt die Erwei-
terung des obern Theiles des Mutterhalses befördert,
besonders auch durch die Beförderung der Wehen die
Blutung vermehrt. Man darf ja nicht vergessen, dus
eine Blutung, bei welcher eine gleiche Menge Blul in
etwas längerer Zeit verloren geht, weniger gefHbrlich
ist , als eine solche , wo in kurzer Zeit die gleiche
Menge verloren geht. Eine Blutung im 7. oder 8.
Schwangerschaflsmonate hört bald wieder auf, um
nach kürzerer oder längerer Zeil sich zu wiederboleo,
ebenso geht während der Wehe mehr Blut ab, als in
der Wehenpause. Es folgt daraus, dass die Blutoog
aus den GeHissen, welche Blut ergossen haben, roo
selbst aufliört, und dass nicht in dem verlornen, son-
dern in dem noch zu verlierenden Blute die 6e[ibr
liegt. Kann nun der Tampon oder die Eisblase die-
sen Blutungen begegnen ? Natürlich ebensowenig ab
die kalte Uterus- Douche.
Der Rath, bei Placenta praevia lateralis die Blase
zu sprengen, wenn der Kopf oder Steiss vorliegt, ist,
so allgemein hingestellt, verwerflich; denn steht der
Kopf hoch und ist leicht beweglich , so ist die Wen-
dung das sicherste Mittel , da nur so die Geburt Dfr-
thigenfalls beschleunigt werden kann. Steht dagegen
der Kopf schon in der obern Apertur fest, so bflrl
die Blutung auf, und das Sprengen der Blase ist aa-
nütz. Die Zange ist dann indicirt, wenn sie anleg-
bar, indem ein actives Verfahren hier stets besser ist,
als ein passives. Ist der Steiss der vorangehende
Theil, und steht derselbe tief, so ist das Sprengen
der Blase mindestens unnöthig, steht er noch hoch,
so wird nach Sprengung der Blase der Mutlennand
sich nur langsam erweitern, und hierdiurch leicht
Gefahr entspringen können.
Mit dem Ursprünge der Blutung bei Placenta
praevia bekannt , muss man einsehen , dass es kein
Miltel gieht , sie ganz abzuwenden, dagegen lässt sie
sich massigen , so lange keine Wehen wirken ; i^
diesem Ende ist die grösste körperl. u. geistige Robe
nöthig. Treten aber Wehen ein, so erfolgt nothwendig
eine stärkere Blutung, und zwar stärker während,
als ausser den Wehen. Es ist daher erwttnscbt,
wenn die Wehen sich nicht zu rasch folgen , u. dd»
muss aus diesem Grunde zu hälufiges Untersuchea
vermeiden, die Kreissende muss sich möglichst ruhig
verhalten, und muss durch angemessene stlrkcndn
Mittel bei Kräften erhalten werden. Der Moment der
Operation wird durch die Conatitution der Frau, durch
IV. GjBlkologM «. PidialrilL
31S
die Mesge to verloran g«gaDgtii«n Blutes u. dadurch
bediufi, dass mau erwXgl» wie rtel Blut bei u. nach
der Operation noch rerloren gehen kann. Keinen-
hWs bt die Operation als letztes Bettungsmittel in
betraehten. und erst dann auszufahren, wenn die
Frau selion in die grOsste Gefahr gekommen ist«
Die kanstliche Frühgeburt anlangend , so erklärt
sich Vf. entschieden gegen den Missbrauch , der in
der neuem Zeit damit getrieben wird ; es hat fast den
Anschein, als würde Gelegenheit zu dieser Operation
gesucht, nur um die immer neu aurtauchenden Me-
thoden zu versuchen. Die von S c a n z o n i empfoh-
lene Methode, mittels Saugen an den Brüsten Weheo
zu erregen , wandte Vf. zweimal an , aber ohne Er-
folg. Mit Bezug auf die letzterwähnte Methode be-
merkt Vf., dass man Verfahrungsweisen , welche
selbst Rlr Laien leicht ausführbar sind, möglichst
vermeiden, noch viel weniger aber Hebammen und
Ehemanner darin instruiren solle. Unter allen zur
Erregung der Geburt vorgeschlagenen Mitteln stellt
er übrigens Braun 's Colpeurynter obenan.
(Sickel.)
774. iccoQchemeiit forci wegen Eklampsie;
von N. L. S. Jacobson. (Norsk Magazin Bd. 5.)
Vf. worde am 37. Mai 1851 früh zu einer 36 Jahre alten,
starken ond Tollblflligen Frau gerufen, die gegen Johannis ihre
IHiederkanft erwartete. Dieselbe hatte 2 Jahre zuvor eine
oatfirliche Entbindung gehabt, war stets gesund gewesen und
hatte sich auch m dieser Schwangerschaft wohl befunden. Vor
8 Tagen bemerkte sie nach einer Erkältung Steifigkeit u. Ge-
leh^mlst der Extremitäten, auch während der letzten Tage Ge-
Kb-walst des Gesichts. Am Tage zuvor war Schwindel und
Kopbchmerz , Hitze im Kopfe , Uebelkeit und heftiger Frost
eingetreten. Während der Nacht hatten die Convulsionen
Bach forausgegangenem Erbrechen und Schlaf begonnen. Vf.
fand die Frau im Sopor^ aus welchem sie sich nur auf kurze
Zeit erwecken liess, das Gesicht roth, die Pupillen cootrahiri,
iie Carotiden- und Schläfenarterien stark pulsirend, den Puls
birt, gespannt, 100 Schläge haltend, die Haut heiss u. s. w.
Der Xotterhals war ferstrichen, der Kopf durch das Scheiden-
gewolbe zu fühlen, der Muttermund stand nach hinten und so
hoch , dass er kaum mit dem Finger erreicht werden konnte ;
er war dick, weich und so weit geöffnet, dass die Fingerspitze
leicht hindurch konnte ; Fötalpulsation wurde nicht bemerkt.
Ein Aderlass von 12 ^9 der nach einigen Std. wiederholt
wurde, kalte Umschläge auf den Kopf , Sinapismen , Klystire
■. l^lomel verhinderten die Ruckkehr der Convulsionen nicht,
nod da sich nach einigen Stunden der Zustand des tJterus
nicht verändert hatte, schritt Vf. nach einem 8 Min. langen
sehr heftigen Anfalle zum Accouchement forc^, welches er
oH Einschlass der Nachgeburtslösung , ohne auf ungewöhn-
liche Schwierigkeiten zu stossen, und ohne von Convulsionen
■aterbrochen zu werden, in 2 Std. vollendete. — Das Kind
war u. blieb todt ; die Kr., welche fortwährend delirirt hatte,
verfiel wieder in soporösen Zustand, hatte noch einen leichten
infall von Coavulsionen , war aber am nächsten Morgen wie-
der bei vollem Bevrasstsein und nach 3 Wochen vollständig
beifesteUt.
Vf. bemerkt am Schlüsse , dass er wohl wisse,
dass viele Geburtshelfer unter solchen Umständen das
Accouchement forc6 widerrathen , und es for unzu-
lasslich halten , so lange die Geburt nicht begonnen
hat u. der Mottermond nicht gehörig ausgedehnt isL
Da indessen die angewendeten Mittel ganz unwirk-
der Zustand der Frau aber der Art war.
daaa man den Tod beidrehten musste, wenn ein noch-
maliger heftiger Anfall von Convulsionen eintreten
würde, so glaubte er, dass die Operation nur das
einzige Mittel sei, welches die Frau retten könne,
und fand sich in seiner Erwartung nicht getauscht«
(v. d. Busch.)
775. Kaiserschnitt bei Beckenverengenrng
durch GebärmuttergeschwAlste ; von Prof. j. c.
Faye. (Norsk Magazin. Bd. 6.)
Eine 40jähr. , gut gebaute Erstgebärende hatte mehrere
Jahre lang fluchtige Schmerzen in den untern Eitremitäten
gehabt, die sich auch in der Schwangerschaft einfanden,
welche mit Ausnahme einer gelinden Anschwellung der Beine
gut verlief. Am Morgen des 3. Jan. 1852 stellten sich die
ersten Wehen ein und ging das Frucblwusser langsam ah ; der
Uterus zog sich um die Frucht zusammen , worauf die Wehen
aufhörten. Von der Hebamme wurde ein Aderlass gemacht
und ein Klystir gegeben , aber erst nachher sowohl im Hause
als später in der Entbindungsanstalt von verschiedenen Aerzten
eine genaue Untersuchung angestellt^ welche übereinstimmend
folgendes Resultat gab. Der Leib ziemlich breit, der Fundus
uteri stand etwas unter der Cardia, oberhalb derSymph. pubis
war ein grosser, stark hervorragender Kindestheil, verrouth-
lich der Steiss gelegen , nach oben und rechts lag ebenfalls
ein grosser, mehr abgerundeter Theil. Das Herzgeräusch des
Kindes hörte man am deutlichsten rechts und etwas unter
dem Nabel. Der in die Vagina gebrachte Finger stiess gegen
eine nach hinten und in der Seite im Becken gelegene, ebene,
knorpelharte , bei der Berührung empfindliche Geschwulst,
die etwa 1" über der Spitze des Os sacrum etwas nach links
begann, sich aufwärts etwas nach rechts erstreckte, die Höh-
lung des Os sacrum ausfüllte und sich gegen die Foss. sacra
iliaca verlor, welche sie ganz anszufüllen schien. Ihre Breite
nach unten, wo sie abgerundet und so weit frei war, dass
man sie zum Theil mit dem Finger umgehen konnte , betrog
etwa 2^', nach oben zu, so weit man. sie erreichen konnte,
war sie 3'' breit. Der Abstand ihrer vordem Fläche vom
Ram. horizontal, ossis pubis nach links war etwaiy,". Nach
hinten und rechts in der Beckenhöhle wurde eine ähnliche
unbewegliche Geschwulst gefühlt, die aber so hoch sass, da^s
sie nicht mit dem Finger umgangen werden konnte, aber doch
so weit hervorragte , dass der Abstand zwischen ihrer vordem
Fläche und dem Os pubis auf 2" geschätzt wurde. Der Uterus
stand so hoch , dass weder die Port, vaginalis colli noch das
unterste Segment derselben erreicht werden konnte. Bei der
Untersuchung durch den Mastdarm fühlte man , dass die Ge-
schwulst an der linken Seite in denselben hineinragte und un-
beweglich war. Sowohl an diesem als am folgenden Tuge
wurde keine entscheidende Maassregel genommen, da man
abzuwarten bescbloss , ob nicht die eintretenden Wehen auf
die Consistenz der Geschwulste einwirken würden , indem der
Erfahmng nach fibröse Geschwülste im Becken sich während
der Geburtsarbeit merklich erweichen können. Was die ope-
rative Hülfe anbelangte , so berieth man , ob man die Ge-
schwülste exstirpiren oder den Kaiserschnitt machen solle.
Am folgenden Morgen traten einige schwache Wehen ein , und
schloss sich der Uterus noch fester um das Kind, dessen Herz-
geräusch deutlich links vom Nabel gehört wurde. Bei der
inwendigen Untersuchung fand esisich, dass beide Geschwülste,
besonders aber die rechte , tiefer herab gegen die Apertura
iuferior gedrückt worden waren , wodurch die Beckenhöhle in
dem Grade ausgefüllt wurde , dass der Abstand zwischen den
vordem Flächen derselben und der Symph. pubis nirgends
mehr als 1" betrug. Ihre Consistenz war noch eben so hart,
wie früher. Vom Collum uteri liess sich nichts mit Sicherheit
fühlen ; die linke Geschwulst ragte stärker in den Mastdarm
hinein. Vf. stiess durch das Rectum einen feinen Explora-
tionstrokar mit einem Wiederhaken in dieselbe, es fioss
indessen keine Flüssigkeit aus der Röhre , noch brachte der
Wiederhaken etwas von der Substanz derselben hervor. Nach
wiederholten Berathungen wurde nun beschlossen , den Kai-
3141
IV. «]fiilk<4ogit t. PldiAtnlb
scrsoteitt to naabmi , da etae EittirpitiMi der GefehwOteu
weit gefährlicher ertciiieD. Diese Operation wurde deon aach
am 5. JaD. um 1 Uhr ▼om Vf., oachdem die Frau vorher durch
Chloroform aoSsthesirt worden war, auf die gewöhnliche
Wetsie ausgeCTihrt. Ber Oteros warde auf tf" LSnge gedflTnet,
wobei aor weaig Blut verieren ging. Das Kind , welcbas nit
dem Steisse nach unten und dem Rucken nach vorn lag, ward
ohne Muhe und lebend extrahirt. Die nach hinten u. rechts
angeheftete Piacenta wurde gelöst und mit einem grossen
TheHe der Baute herausgezogen , wobei eine ziemlich starke
Blutung eintrat, die jedoch bald durch Compression der Aorta
zum Stehen gebracht und spSter durch die Gontraction des
Uterus verhindert wurde. Ein Paar Darmschlingen , die bei
d^r Gontraction de« Uterus heransflelen, wurden leicht repanirt.
Die Frngerspitze wurde dufch die Inciaion des Uterus einige
Male in den wenig geoflfbeten Muttermund eingebracht, «m
ihn so weit zu 5ffn4»n, dass die Lochien gebö<rtg abfliessen
konnten , und darauf ein zweckmässiger Verband angelegt. —
Nach der Operation trat Erbrechen , den nfichsten Tag fr8h
Sehmerz im Unterleibe , blutiger Ansfluss , später CoUapsas
und 80 Std. nach der Operation der Tod ein.
Seetion. In den Wunden und in der Bauchhöhle keine
auffallende Abnormität. Der ziemlich gut contrahirte Uterus
lag ziemlich hoch über dem Beckenrande, was durch folgende
Abnormität verursacht wurde. Von der hintern Fläche des
Uterus gingen die aus der Peritonäalhaut gebildeten Stiele von
2 flbroiden Geschwulsten aus , welche vom Corpus uteri eot-
sprangen und die Plica Douglasi vor sich herdrängend in die
Beckenhühle sich eingesenkt hatten. Die grössere Geschwulst,
welche in der linken Seite des Beckens lag, entsprang mit
einem V«'' dicken und etwa 2'/«" langen, um seine Achse
gewundenen Stiel rechts und höher hinauf am Uterus, worauf
der Stiel nach der linken Seite überging, sich mit dem andern
Stiele kreuzte und zwischen diesem und dem Ruckgrate in
die Fossa iliaca sinistra ging. Die Geschwulst selbst, welche
die linke Dälfle der Beckenböhle ausfüllte, war 473" l^^Si
3*/*" l^rc'l ""^ 2V4" dick. Ihr hinterer oder inoerer Rand
lag in genauer Berührung mit der in der rechten Hälfte der
Beckenhöhle gelegenen Geschwulst, deren V/2'* langer u. 1"
dicker Stiel mehr nach links und niedriger am Uterus als der
rechte entsprang , sich mit diesem kreuzte nach der rechten
Seite hinüber und in die Fossa sacro- iliaca dextra hinabging.
Die an diesem Stiele liSngende, die rechte Hälfte des Beckens
ausfüllende Geschwulst war S'/a" lang, 3'/«'' breit und 2«/»"
dick. Diese Geschwulst hatte ausser ihrem vom Peritonäum
gebildeten Stiele noch 2 Adhäsionen nach üben und zur Seite,
nämlich mit der hintern Fläche des Multerhalses und mit dem
rechten Ovarium , die durch lockere plastische Concretion ge-
bildet ivurdi'U. Die äussere Fläche des Utrrus zeigte überall
knolige Unebenheiten, welche durch viele grössere u. kleinere
fibroide Geschwülste , welche in der Subsi,inz des Uterus la-
gen , verursacht wurden. Die grösste derselben, vom Umfang
eines Hühnereies, fand man nach oben gegen den Fundus zu.
An der hinl(M*n Fläche höher hinauf am Corpus lagen zwei
kleinere, i»ewegliche subperitonäale Geschwülste , welche bei
grösserer Entwicklung Stiele bekommen haben wurden. Die
innere Fläche des Uterus war normal ; das Orißcium war
nicht grösser als der Umfang eines Fingers.
In den heigefügteii Bemerkungen sagt Vf. » das«
er fiath den angestellten Unlersnchungcn die Diagnose
dahin gestellt gehabt habe, dasd OeschwOlste , die
nach oben zu mit den Beckenwänden zusammenhingen»
vorhanden seien. Die Gonsislenz derselben liess nicht
annetimen, dass Ovariengesehwtllste voriianden sefen,
auch würden solche nicht leicht auf beiden Seiten
wahrend einer normalen Schwangerschaft in das
Jtieine ilecken herabsteigen. Obsclion subperitonSale
find gestielte Fibroide des Uterus keinr seltene
AfTection sind , so dachte er doch tiicht an das Vor-
hainlensein soldier» indem er io allen ihm zu Gebote
Siebenden Schriften kein ecmsUiirtM Beis|^iel auffinde«
konnte » dass solche Pibroide bei ihrer BotwieläuDg
m der BaiwMi4lhle das Perit^Alalblatt , welches die
Foaaa Douglasi bildet, so tief varangeschoh^ hilien«
daas sie , ohne bedeükliehe Kranltbeits^rscbeimingeB
in der Schwangerschaft tu erregen, in das kleine
Becken hinabgeireian und tu einem nnttberwindliobeo
Uindernisse bei der Geburt geworden wKren, Die
Fälle von fibroiden, welche die Beckenhohle ver^
stopften und die Geburt bebinderten , waren solche,
in welchen die Fibroide vom Cerviz uteri unter der
Falle der PeritonSalhaut, zwischen Rectum u. Uterus
entsprangen. Ebenfalls sind Fülle von Fibroiden, die
von der Aussenfläche des Cervii entsprangen und
durch ihr Volumen ein Hinderniss bei der Geburt ab-
gaben» bekannt geworden« Der Fall, den Mascart
(Encyclographie des Sciences roöd. Mars 1850) er-
zUhll, unterscheidet sich von dem milgeth. aber dadurch,
dass die Geschwulst von anderer Natur war u. einen
andern Ursprung hatte. H^tte man die wahre Natur
der Abnormität, wie sie die Section ergab, bei Leb-
zeiten erkannt, so wäre es nach Vf. vielleicht rationell
gewesen , die Geschwülste tlber den Rand des Bek-
kens zurückzubringen, damit die Geburt durch die
Natur oder Kunst vollendet werden konnte« Er glaubt
indessen, dass man bei der almonn. Beschaffenheit des
Uterus schwerlich ein bessere« und vielleicht, da man
durch den Kaiserschnitt das Kind gerettet hatte, sogar
eiu sdilimmeres Resultat erzielt haben wflrde.
Vf. bemerkt, dass er sich bei Beckcnvefengeruo-
gen von 3" bis i" in geringster Weile für die Mu-
tUäUon selbst einer lebenden Frucht unter VarhSlt-
nissen erklären WQrde, die grössere Wahrscheinlich'^
keit zur Erhaltung des Lebens der Frau, als der Kai-
serschnitt, gewähren, oder dass er, wenn die Ver-
engerung bekannt wSre , einen PartHs praemututut
einleiten würde ; jedoch macht er dabei die Besehrün*
kuog, dass er zur Mutitalion nur bei der ersten Geburt
schreiten würde , wenn die Gebürende nicht weiss,
dass sie nicht durch Kunsibttlfe auf natürlichem Wege
entbunden werden kai^n. Einer zweiten Schwanger-
schaft vorzubeugen ist Itlr eine solche Frau und ibreo
Uann Pflicht , denn es kann dem Arzte nicht zuge-
mutbet werden , dass er zu Gunsten einer Frau , die
weiss, dass sie wegen Becken Verengerung flicht ge«
baren kann und allein zur Befriedigung ihres Ge-
schlechlstriebes sich wieder schwängern liess, einen
Partus praematurus herbeifohnsn oder ein lebenskrl^
tiges Kind zerstückeln ^W , blos damit eine solche
Frau dem Kaiserschnitte entzogen wird. Der Kaiser-
schnitt ist hier, aus dem moralischen Standpunkte
betrachut, für alle Tbeile die rechte Uolfe. — Die
bedenklichsten Momente sind beim' Kaiserschnitte
die Oeffnung des PeritonSums, die Erschütterung des
Nervensystems und der Blntverlust. Entiflndung des
Bauclifella ist wühl nicht zu vermeiden , kann aber
bekSmpft werden, der Gtndrnck, der wahrend der
Operation auf das Nervensystem gemacht wird , kann
zum Theil durch die anästhesirenden Mittel vermindert
werden. Blutung in Folgt der LOsung der Ptaeeata
kann , bis die Gontracti«»eB des ütems ihr Grensea
IV. QjMtolog» V. Fldiilrilu
9i%
8«lMi ; tn best*» iwrch €9mfre»dom dar jiwim
oberballi des F^iidiit uteri gestillt fi^rdea , weldit
sieh sDch in dem hier in Rede stehenden Pille ttdtilieh
erwies« Diese GsaipreseioD seil ihm aber dadurch
aosfllhrett, dass min die Banehdeekeo ttber dem
Disnis l^en das Rliehgrat driickt » niobt aber durch
Sisbringuog der Finger iit den Uterus und AusObung
etves Druckes auf die hintere Wand desselben« Die
Binweodung«! « welche gegen die Compression der
Asrta gemaehl worden sind , dass nSmIich ein Rttck*
Ans» des TenOseo Blutes darnach stattfinden , u. dass
das BIttl demnach durch die Art. ovartcae zum Uterus
gelangeo u. die Blutung so fortdauern wird, scJteinen
Vf. von keiner Bedeutung zu sein. In allen Pflilen,
in welchen Vf. die Aorta comprimirte, sah er, dass
die Blutung sofort stand , und empfiehlt er die iiom*
pressiofl als das sicherste Mittel zur Stillwig gefilhr^
lieber Nnlterhlutnngen.
SchlOsslich erwähnt Vf. noch, dass im letzten
Decennium der Kaiserschnitt 4inal in Norwegen ge-
macht wurde. In 2 Fallen wurde er unter den
ungünstigsten Umstanden gemacht, nachdem man
zuvor vergeblich die Zange und die Perforation ange-
wendet hatte; im 3. Falle wurde ein lebendes Kind
bei einer Frau zur Welt gebracht, welche früher schon
einmal durch Perforation der Frucht entbunden worden
war, und hei der die Beckenverengerung in spaterer
Zeit so zugenommen hatte (2*/^'' in geringster Weite),
dass es unmöglich schien , die Geburl durch den na-
tflrlichen Weg zu Stande zu bringen. Diese 3 Ope-
rationen kamen in den Landüistricten vor, und die 4.
ist die hi(>r erwähnte. In allen Fallen stnrbcn die
Frauen in einer Zeit von einigen Stunden bis 5 Tagen
nach der Operation; in 2 Fallen kamen die Kinder
lebend zur Welt und blieben aio Leben.
(v. d. W nsch.)
776. KaiBenchoftt nach Ruptur des UteniB;
Qtnenmg; von I. F. Usider. (N«derl. Weekbl.
Ang. 1852.)
Bei der 3. Entbindung einer S^jähr. Frau mit schief ver-
eogtem Becken , die schon 2inal mit fflube von todten Kin-
dern «nibnoden «rorden war, blieb der scheinbar grosse Kopf
det Kindes liarl an den Eingaage des Beckens «nJiavreglick
stehen. Da die heftigen Wehen auf eiomal auniörteo , die
Fraa, früher faücbroth, im Angesicht plötzlich blass und
beäfigstigt wurde, der ^uls merkbar satik , so vermuthete Vf.
eise ftopture uteri. Bei der Untersacbnng fand miin nva,
daa der früher uübewegltehe Ke|>f jetzt sehr Jeicki nach oben
oad sogar ganz zurückgeschoben wurde, iM)d entdeckte zu-
gleich einen queren Einriss im untern, hintern Theile des
Otenis. Vf. hielt es daher fOr rSthsam , keine weitern Ver-
laobe zu nieobea, 4ur6b wcfloke irgend ein Breck auf das
OsAom uteri atisgeObl werden koonie, und machte die Sectio
caaarea in der weissen IJnie, bei welcher ein todtes Kind mit
sehr starkem Kopf extrabirt wurde. Die Reaction nach der
Operation war nicht bedeutend und nach 5 Wochen war die
Frau vollständig geheilt. <P i n co f f s.)
777. Oeber die Sterblichkeit bei Zangen-
Entbindungen; von ü. Hamilton. (Bril. Rev.
Apr. 1853.)
Die BngläBde^ fttBehen bebaiuAlicIi im All^emciaeB
imr sehr stlteii «on der GeburtMange €abrao0bt w
koüuien bei Coli int unter 1M54€ieburt«Mleo 74
Perfofai innen imd »ur 24 San^nenilHedungeo vor*
Et liegt dieser (JmnUnd Iheiie darin « das« man eich
gewubeliob sehr unEwe^bmflaiiger IiielrutBeiile be^
dient , entweder u. iwar gewttbnlich viel %vl gro99er»
plumper, oder viel tu kleiner Zingeo, ibeila 4epiD,.
daaa man für die Anlegung des laslreaenla tA wenige
Indiealionen kennt. Da die Zange nur anter eebr
QDgOnatigen UmAlünden angelegt wird, »o ist es sebr
naturlieb, dass die dabei erlangten ResulUite in BesVf
auf Mutter und Kind ebenfalia sebr upgUuatig sind»
Vf. bringt, den Fehler seiner Landsleute erken-
nend , die Zange viel häufiger in Anwendung.
S i m p s 0 n * s Lehre festhaltend , dass die Sterblich-
keit desto grösser ist , je lünger die Geburt dauert,
sucht er die 2. HMifte der Geburl möglichst abzu-
kürzen, und kennt hierzu kein besseres MitleU aU
eben die Zange. Er bedient sich auch schon seit
längerer Zeil einer der Grösse nach (13") den un9-
rigen ziemlich gleichstehenden Zange. So kommt
es denn, dass er hei 300 Gehurten 41 mal die Zange
anlegte , wobei alle Kinder lebend geboren wurden ;
von den Mattern starben 2. (Sickel.)
77B. üeber die Therapie der sog. xymo-
tischen Krankheiten mit besonderer Hinsicht auf
das Puerperalfieber; von Prof. Dr. P. C. Paye.
(Hygiea. Bd. 14.)
Die Anuabme der alten Humoralpatbolegen , daas^
im Blute , namentlich in dem vou ihnen aoge-^
nannten Stadium C4ictionis der Krisen bei fieberhaften
Krankheiten, ein Gihruogsproceas vorgebe» bet in
netterer Zeit wiederum Anklang gefunden» und ge^
bort der Vf. dieses Aufsatzes zu denen, welche dieser
Ansieht huldigen. — Man hat bekanntlich alle die^
jenigen acuten Krankheiten, in weltben die organ»
jlllasse» u. namentlich das Blut» in abnorme TlUltigkeit
gesetzt wird , wobei das Mischungsverhaltniss ueter
Bildung von filiminationsprodueten verschiedener Art,
gestört wird, in neuerer Zeit zym^äsche oder Gäk*^
rungskrankkeUen genannL Wenn ^et Organismus
sehr disp<Hiirt ist, so kann eine allgemeine, nicht
sp^'eifiscJip, Ursache eine solcbe Guhrung bewirken»
allein htfufig wird sie durch besondere Einflüase (Goo^
tagium , Miasmen), die wie ein Ferment wirken, ver^
ursaebL Das eigentliche Wesen dieses l^rocesses ist
uns nicht durch die Physiologie und organieche Che-'
mie aUfgeklttrt werden, allein demungeachtet ist diese
Getteraliaaüön nach VC ein Schritt vorwärts , indevi
dadurch die Metnueg bealfltigt wird « dees die aUge-
meine Krankheit die Heuptsecbe iet, gegen die uneere
Bemühungen sunibcbst geriebtet werden mQssen» wäh-
rend die localen Offi^barungen » welche die patholo-
gische Aea&omie eine Zeit hindurcb fOr das weseni^
Ijchsie Moment darsiellie, bkis für Gührungsproilucte
eder KlinM«atAonsbestrebiui9en Anzusehen sind, welche
sieb iHicb 4en eigentbttmlieben J)tapositioneverh|ftt~
oinsAo i« verschiedeiieD Theilen des Orgenismus neigen
sw
IV* Oyiidtologi» Q. Fidittrik.
klHmeii. Indem sich Vf. unter .den lymotisehen
Krankheiten nun besonders mit der Therapie des
Puerperalfiebers hesrhariigt, wirft er die Frage anf,
db wir nicht durch Mitlei den vermeinttichen Gsh-
rüngsprocess im Blute aufheben oder mSssigen kAn-
Ben , nm ihn so , so viel als möglieh in seinen Wir*
knngen unschädlich zu machen. Cr antwortet darauf,
dsss es der Erfahrung nach Substanzen giebt, welche
den Gshrungsprocess ausserhalb des Organismus, wo-
durch sich nur vegetabilische Organismen bilden , zu
unterbrechen vermögen, wohin Arsenik, Sublimat,
salpetersaures Silber u. s. w. gehören. Diese und
ähnliche Mittel lassen sich aber nicht in grossen und
rasch nach einander gereichten Dosen ohne nachlhiM-
lige Folgen anwenden, und wo es gill, rasch einzu-
wirken, da sind sie immer sehr bedenkliche Mittel.
Es giebl aber noch andere Mittel , deren besondere
Kräfte die Erfahrung nur kennen gelehrt hat, obschon
ihre Wirkungsweise in dem vitalen Chemismus uns
noch unbekannt ist, und als ein Repräsentant dieser
ist das CMnin zu betrachten. Von diesem wissen
wir, dass es da am sichersten wirkt, wo das Nerven-
leben mehr primär zu leiden scheint als das Blutleben,
wie in Wechselfiebern, in welchen das organische
Gleichgewicht erst später in merklichem Grade ge-
stOrt wird. Die gute Wirkung desselben in ende-
misch-miasmatischen Krankheiten veranlasste zu Ver-
suchen mit demselben in zymotischen AlTectionen, im
Typhus, in der Cholera und im Puerperalfieber. Ob-
gleich Vf. nicht leugnet, dass dieses Mittel zum Theil
das Lob verdient , welches einige Aerzte ihm ertheilt
haben , u. den Vortheil hat , dass es in grossen Dosen
gegeben werden kann , ohne den vorhandenen Irrita-
tionszusiand zu vermehren, so erklärt er doch» dass
seinen Erfahrungen zu Folge der Gebrauch des Chi-
nins im Puerperalfieber nicht die vorhandene rasch
verlaufende Blutgährung zu hemmen vermag, wenn
dasselbe auch die Vitalität zu stützen und nur Zeit
zu verschaffen vermöge, durch andere Mittel zu.
wirken.
Wo man sich nicht ganz der Heilkraft der Natur
nberlassen und den Erfolg des zymolischen Processes
abwarten darf, wird es rationell sein, sich nach kräf-
tigen Mitteln umzusehen, die den Gährungsprocess
hemmen und die Natur unterstfttzen können, die Pro-
dncte auf die gehörige Weise auszuscheiden. Zu
diesem Endzwecke hat die Empirie einen freien Spiel-
raum, da chemische und anatomisch - pathologische
Theorien uns so oft getäuscht haben und dieses auch
so lange thun werden , bis wir durch fernere Unter-
ivehungen und Erfahrungen uns einer vollkommenem
Physiologie nahem. Eine und dieselbe Abnormität
ist in Verbindung mit dem Puerperalfieber constatirt
worden, ohne dass wir dadurch zu einer sichern The-
rapie gelangt wären. Als Empiriker können wir wohl
nicht holTen, allgemeine Specifica aufzn6nden , um so
weniger , weil die epidemische und individuelle Con-
stitution immer im Spiele sein wird; allein es lässt
sich denken , dass sich solche in bestimmten Krank-
beitsgrappen werden entdecken lassen, da die Krfiali-
rdng uns gewniermaatMa bereditigl, in dieser Bieb«
toftg fernere Forschungen aniuslellen. Während
einer heftigen Epidemie eines typhösen Puerperal-
fiebers, die 1851 in der Gebäranstalt und in der
Stadt Christiania vorkam, stellte Vf. verschiedene
Versuche in Hinaicht der Behandlung desselben an.
Da der Arsenik und das Chinin in neuerer Zeit als
wirksame Mittel in zymottschen Krankheiten geprieaen
waren, so kam Vf. auf die Idee, eine Verbindung der^
selben in Form eines Salzes zu versuchen. Der Apo-
theker Möller bereitete ein arsenigsaures Chinin,
da die Bereitung des arsenigsäuerlicben Chinins, die
Vf. gewünscht hatte, nicht gelingen wollte. Nachdem
Vf. und einige andere Aerzte der Anstalt dieses Prä-
parat bis zu einer Dosis von y^ Gr. an sich selbst
versucht hatten, wendete er es, ^/^ — Vs ^■'« ^^
Wasser gelöst , in einigen Fällen von Puerperalfieber
an. Der Erfolg war in ein paar heftigen Fällen gttn-
stig; allein da vorher massige Blutentleerougen and
örtliche Mittel , so wie Opium, von dem Vf. im Jahre
zuvor bei entzandlicher Constitution gute Dienste ge-
sehen hatte, angewendet waren, so legt er kein ent-
scheidendes Gewicht auf diese Versuche. Dieselben
wurden deshalb nicht fortgesetzt, we\\ Möller das
Aequivalentverhältniss des Präparates nicht bestimmt
angeben konnte, obschon es sich wohl annehmeo
liess , dass tier Arsenik in so geringer Menge darin
vorhanden sei , dass er nicht sehr rasch wirken
könnte.
Vf. versuchte dann die von Ritgen empfohlene
Behandlung durch grosse Gaben Calomel, wodorch
mehrtägige Abführungen bervqrgebracht werden. Ibm
schien es , als wenn die grossen Dosen Calomel auf
die Blutgährung dadurch wirken könnten , dass ein
kleiner Theil desselben in Sublimat verwandelt und
absorbirt, der Rest aber nach unten wirken und den
Ezsudationsprocess von andern Organen ableiten
würde. Er gab 1 ^ Calomel auf einmal und wie-
derholte diese Dosis nach Umständen, und liess, am
mehr nach unten zu wirken und die irritirende Wir-
kung auf die Darmschleimhaut zu verhindern , alle 3
bis 4 Std. 1 Esslöffel voll Ricinusöl nehmen. Diese
Behandlung begann er nach dem ersten Eintrilie
des Fiebers , wenn auch in den eraten Tagen keine
Unierleibsschmerzen vorhanden waren, da die Erfah-
rung ihn gelehrt hatte, dass bei vorgeschrittener ört-
licher Entzündung selbst die stärksten Purgirmittel
keine Abfahrung erregen. Während des starken
Abführens wichen das Fieber und die Entzündung in
der Regel und die Kräfte hoben sich wieder. War in
den ersten Tagen nach Auabrucli der Krankheit Beac-
tion eingetreten , so liess Vf. aus der Ader , um dei
Orgasmus zu mindern und die Absorption der Mittel
zu erleichtern, welche ausser den genannten, aus
einzelnen grössern Gaben Chinin, zu 5 — lO Gr.
2— 3mal täglich zur UnterstOtzung der Vitalität, und
Opium zur Beschränkung des localen EliminatioDS-
processes bestanden. Von äusserlicben Mitlein ver-
suchte er auch das in neuerer Zeit in Frankreich
geg«D Peritonitis empfolilene CMedwMf welches ia
. IV, GynlkotogM o. PMittrilL
819
■abrern Schiebten Ober 4e« •cbmeneiMien Leib eu»-
gebreilel wnrde. Nach den wenige« damit gemacblen
Versaeheo kann Vf. aber dessen Wirlisamkeit nichts
beatioiml sagen • um so weniger , als die Peritonitis
im Pnerperalfieber eine secuodlre AlTection ist ; wafar-
scbeiolich ist es ihm aber • dasa dasselbe dnrcb Ent-
wicklung von Kalte wlbrend der Aetherverdampfung
wirkt. AufTallend war es ihm , dass die Milcbsecre-
tum wahrend der abfahrenden Behandlung ungestürt
Csridauerle. Dieses brachte ihn yf den Gedanken,
dassdasRicinusöl einen Stoff enthalten möge, derspe-
eifisch auf die BrnstdrOsen einwirke. Er erfuhr, dass
sowohl ein englischer als auch ein hollandischer Arzt
berichtet haben , dass die Blatter der Ricinuspflanze
eine solche Wirkung beattsen, die sich besonders
dann zeigt, wenn die BrOste keine Milch absondern,
eine Eigenschaft, die das Volk in den Gegenden , wo
die Pflanze wachst, sehr gut kennt, und sie daher
zur Beförderung der Milchabsonderung gebraucht
W i 1 1 i a ro bat daraber in seinem Berichte aber die
Capferdiscben Inseln (MonthlyJourn. Oct. 1850.) eine
Mittheilung gemacht. (v. d. Busch.)
779. Einfliisg dar lenttraation auf die
Milch; von Becquerel und Vernois. (L^Union.
70. 1853.) (Gesellschaflsbericht).
Bei vergli^ichender Untersuchung der Milch ausser
der Zeit der Menstruation (1) und derselben wahrend
der Menstruation (II) erhielten Vff. folgende Resultate.
I. 11.
Diehtigkeit 1032,24 1031,58
WsMer 889,51 881,44
Fette Bestandtbeile 110,49 118,56
Zucker 43,88 40,49
Catein ond Extractifstoffe 38,69 47,49
Butter 26,54 29,15
Salze des AtcbeDröckstandes 1,38 1,45
Diese chemischen Verhaltnisse der Milch wahrend
der Menstruation sind von der Art, dass man keinerlei
Besorgnisse fUr die Ernährung des Kindes daraus ab-
leiten kann , besonders wenn man wahrend des Men-
strualflusses das Kind etwas seltener an die Brust
legt, und ibm nebenbei zum Ersätze des momentan
verminderten Zuckers etwas Zuckerwasser zu trinken
giebL Bemerkenswerth ist ferner die fast vOliig
gleiche Zusammensetzung der Milch ausser der Men-
stmationszeit und der Milch solcher Frauen, die wah-
rend der Laclation gar nicht menstruirt sind. Für
letztere ergaben sich folgende Verhältnisse.
Dichtigkeit 1032,67
Wasser 889,08
Feste Beslandtheiie 110,92
Zucker 43,64
Caseinu.Extractivstoffe 39,24
Bottpr 26,66
Feuerfeste Salze 1,38 t
Nachtheile haben die Vff. vom Fortstillen der
¥inder durch menstruirte Frauen nicht beobachtet.
Roger bemerkt zu vorstehenden Beobachtungen,
daae, wenn die MenaUuation bei Slillenden ohne
Schmerz und sonstiges Unwohlsein erscheint, die
Milch noch nicht über 12-^ 15 Monate secernirtwird,
die Menge des Blutes eine massige, die Dauer der
Menstruation nicht ungewöhnlich lang* ist , das Stil-
iungsgeschaft dadurch nicht gestOrt, die Menge und
Beschaffenheit der Milch nicht verändert wird u« der
Säugling sich vollkommen wohl befindet, ohne Be*
denken fortgestillt werden kann. Wenn im Gegen-
theil die Regeln sehr reichlich , unter dem Anscheine
einer Hamorrhagie auftreten, so verschwindet die
Milch meist plötzlich. Langsamer geschieht diess,
wenn die Menstruation zu lange andauert Sicher
verschwindet die Milch , wenn die Regeln erst sehr
spat in der Stillungsperiode erscheinen; ihr Auftreten
ist dann ein Zeichen, dass die Lactation zu Ende geht.
Trotz dieser Verminderung der Milchmenge ändert
sich doch die Dichtigkeit, die Farbe, die Zahl und
Grösse der Milchkugeln nur ausnahmsweise in der
Weise, dass die Milch arm an letztern, weniger dicht
und wassrig erscheint; vielmehr wird sie gewöhnlich
dichter, reicher an Milchkugeln , von beträchtlicherer
Grösse, und der Kuhmilch ahnlich.
Nur in dem Falle , wenn bei Wiederkehr der Re-
geln die Stilleode an allgemeinem Unwohlsein, Ver-
dauungsstörungen, Hüftweh leidet, weisser Fluss
sich vor oder nach den Regeln einstellt , kann der
Säugling erkranken. Es pflegen grünliche, käsige,
diarrhoische Darmaosleerungen, Brechen , Gasanhau-
fungen in den Gedärmen und KolikzufMlIe aufzutreten.
Diese Zustande sind jedoch sehr vorübergehend, da
nach überstandener Menstruationsperiode die Milch
sehr bald ihre frühere . Beschaffenheit wieder an-
nimmt
Als Resultat jener Beobachtungen ergiebt sich,
dass die Wiederkehr der Menstruation an sich keinen
Wechsel der Amme verlangt, und dass Alles von dem
Befinden des Säuglings und von dessen Gedeihen ab-
hangt. Nur wo das Kind nicht gedeiht, ist ein
Wechsel der Frauenmilch nothwendig.
(Julius C I a r u s.)
780. Bemerkenswertlie Fälle von lilck-
Sacretion; von Joly und Filhol. (Journ. de
chimie möd. Mai 1853.)
In der Milch einer Frau, welche nicht stillt, und
in der von Thieren , deren Brustdrüsen hei heranna-
hender Brunst bisweilen secerniren , findet man kein
Casein aber wohl Albumin, dem der Eier und der
Pfianzensamen ahnlich , so dass diese Milchart einen
wirklichen Uebergang zwischen den letztgenannten
Substanzen bildet. Die Milch einer 28jahr. Frau
zeigte 10 Monate nach ihrer 3. Entbindung, ohne
dass dieselbe gestillt hatte, ohne dass sie schwanger
war und wahrend ihre Menstruation regelmässig er-
folgte, folgende Beschaffenheit. Sie war weiss, etwas
gelblich, ohne Geruch, von etwas salzigem Geschmack.
Unter dem Mikroskope zeigun sich zahlreiche grAaaera
und kleinere Kügelchen, von denen ein groaser Theil
. den Golontruaik^pecchen glich. .Die Milch war klebrig
99D
IV« l»yftlhologi« iL PldiattiL
«■d fttl MtBziehedd, 4«rch AmiDOiiiak fvard eraUre
BigtuscIisA nicht vermehrt; duren Lab geraiui «ie
nichl, beim Crhilzen bi« su 80<^ C. nahm tie die
Cdftsistenx and das Aussehen des geronnenen Hüll-
Mfeiweiss an. Uebrif ens seigte die MilcJi weü we-
niger Wasser und Xocber » als normule Miloh» sie cbI-
hielt mehr Salze und , wie schon erwalmi , kein Ce-
sein, dagegen sehr viel Albumin,
Die Milch einer jungen Bündin , welche noch
nie zugekommen war, zeigte ganz dieselben physi-
kalischen und chemischen Erscheinungen.
($ickel.)
781. Ueb^r die ParotideDanschwellniig 6et
itiftdem; von Bouchut. (Gaz. des fldp. 49.
1858.)
Nil etwas französischer Geschwälzigkeit schildert
Vr« das Auftreten und die Symptome der einfachen
Parotidenanschwellung (oreilluns) bei Kindern, wobei
er behauptet, dass dieses Leiden nicht leicht nach
dem 20. Lebensjahre vorkomme. Von der eigent-
lichen Parotitis unterscheidet er es durch die Gelin-
digkeil der Grscheinutagen u. dadurch > dass letztere
seiner Behauptung nach stets ein Polgeleiden anderer
Krankheiten , namentlich septischer ZuatMide sei [?].
Die niobt selten [?] bei der einfachen Paroiideftga-
achwolst vorkommende Aoschwelliiag der üodefroder
Brusidrüsen ist in seinen Angcu keine Meiasiose, son-
dern einfKli das Product einer gtcidiartigen Structur,
W04hirch diese Theile zu demselben ü^kranken in
Folge epidemischer fiinflttsBe disponirt werden. Warum
aber gerade nur diese und nicht auch andere driaige
Organe, deren Struclur den Ohrspeicheldrüsen doch
nicht ferner , ja vielleicht selbst naher steht , als die
der Hoden, sich nicht in dem gleichen Falle befinden,
lassl Vf. unberührt. Ueberhaupt zeichnet sich der
ganze Artikel durch seine Oberflüchlichkeil unvortheil-
hafl aus, ganz abgesehen davon, dass die Scheidung
der Oreillons von der Parotitis nur eine künstliche
ist, und dass, sobald man eine solche aufstellt, das
Leiden überhaupt kaum noch eine besondere Erwäh-
Mng verdient. (R ü 1 1 n e r.)
782. Ueber chronische Excoriationeii auf
der Zunge der Kinder; von Fr. Betz inHeilbronn.
(Journ. ^Kinderkr. XX. 3. 4. 1853.)
Was MdUer in Königsberg (DaulMshe Klin* 26)
iNIher als Beolmcbtuttg au 6 Erwachsenen mitgetheüt
hat, nümlieh einen chronieeben inaelartigen Hflutmiigs-
process auf dem Rücken der Zunge, das hat VI, und
mit ihm wolil mancher Arzt, auch bei Kiniiern wahf-
gesommen. fia zeigten sich in den 5» diesem kleinen
Aufsatze als Unterlage dienenden Fttlieo am Rande der
Zungenspitze oder Zungenbasis ein oder mehrere
rothe Flecke von rundlicher oder eiförmiger GesuU,
. die TOtt einem scharf abgegrenalt« , masehmal etwas
m^habeaan^ rMhern Rande umgeben waren und aü-
mtlig an Umfang annahmen. Dia Znng« war dabei
weder faaoh wollaa, anah «n den rolban Stnllmi bitter,
auch kein Secret oder «ite lUceraiion bemerkbar.
Ue^erhaupl klagten die Kinder Ober Nichts. Bei 8
dersclbeo zeigten sieh jedoob zaÜwttae ekzemaUse
tmd Impetiginnse Ausschlüge im Gesicht nnd auf den
K«pfe. Vf. glanbt die Krankheit als eine Pityriasn
Nnguae bezeichnen au mosaen. (Kttitner*)
783* üeher Croup; von Dr. C lese in 8tuUp
gart. (Wanemb. Cori.-Bl. 15. 18$3.)
Den vielen Berichten Ober €rotip gegenüber,
welche an dem wesentlichen Mangel einer scharfen
Diagnose leiden, Ist diese Mitchell ong eine sebrwertb-
toile zu nennen. Vf. beschrlnkt sich darin nur aof
den Sehten Crotip , d. h. die BntsUndung der Laryn-
geal - und Trachealschleimhaut mit plastischem, mehr
oder weniger faserstolAreichem Exsudate nnier Aas-
schhiss des Asthma Millari tliymicum, des soge-
nannten Pseudocroup (eineA blosen Laryngealkatarrhs)
und des seeundaren €roup nach Pocken , Scharlach,
Typhus u. 8. w. Das Material dazu ist ausschliesslicb
nur «einer eigenen Beobaehlung entnommen und die
Richtigkeit der Diagnose durch d(*n tOdtiichen Aut-
gang, so wie allermeist durch die LeichennfTnung ge-
wlhrleistet , indem Vf. bisher noch nie so glücklich
war , einen wirklich ausgebildeten Croup anders als
tOdtlich enden zu sehen.
Fm'Jtammtn mm^ äüufigkviL £in epidemisches
Auftreten des Group, wovon bisweilen gesprochen
wird , ist C. nie vorgekommen , vielmehr gehört die
Krankheit in Stuttgart su den verhaltnissmassigsellnen.
Unter 231 Kindern (liisaam 14. Lebensjahre), welche
dem Vf. innerhalb IS Jahren starben , befanden sich
nur 8 , die dem Group erlagen. Von diesen kameo
auf 6 Jahre jedesmal i Fall und auf 1 Jahr 2 Fülle,
wahrend in den übrigen 6 Jahren kein einziger der-
artiger Kr. zur Behandlung gelangte.
JahresxmL Unter tlinaureohnang von ander-
weiten 8 GroupDlIlen, an denen Vf. nur die Leichea-
OATniing au machen Gelegenheit hatte , zu den 8 von
ihm selbst wtfhrend des krankbeitsverlauXaa beobach-
teten fielen auf die Zeit vom Ociol>er bis Januar 12
FlUa» mitbin gerade drei Viertheile der ganzen ZskI,
wogegen vom April nie Auguat nur ein einziger
vorkam.
Jlter und Geschlecht. Von diesen 1 6 am Crodp
Verstorbenen war der jOngste 1 0 Monate all, 5 stan-
den im 2. Jahre, 3 im 3., 2 im 4., 1 im 5., 2 ioi
6. , 1 im 8. und 1 im 23. Dem Geschlechle nach
waren 8 Knaben u. 8 Madchen.
Ferlauf. In allen Fallen begann die Krankheit
mit einem Katarrhalhusten, dem meist erst nachmeh-
rern Tagen , bisweilen aber auch schon im Verlaufe
des ersten Tages der cbarakleristiefhe Crouppar-
oxysmus folgte. Diese katarrhalische Aflection ist nicht
als eine Complication , sondern als das erste Stadimp
des Group zu betrachten. «'Bei 1 4 trat der Group
ohne varangagangene andere ftrankMü anl,bai einem |
arachian ar im Verlaafe eiana baraita im irldaahea
IV, fiynükobgije ja. Piiinlrjllf.
m
UegrUITeneo Keucliiiusless , bei einem andern endlich
am 3. oder 4. Tilge der Masern. — Auffallende
Demissionen vvurden im Anfange der Krankheil nach
deiu ersten Paroxysmus — mii Ausnainue eines ein-
zigeo Falles , wo die suffo^atorischcn Erscheinungen
ohne Unle.rhreA^bung bi« zi^ dem schun nach 33 Sld.
erfolgenden Tode andauerten — immer di^ullich wahr-
genonuneHy verschwanden «her nach der zweiten
Verscbli^umerun^ immer mehr. Hei einem 2jäbr.
Knaben hielt diese Remission fast 4 Tage lang an.
Am ersten Paroxysmus des Croup hat neben dem me-
chanischen Hinderni3se offenbar auch ein dynamisches
Uomenl, ein Krampf der Glottis, wesentlichen An-
theü , mit dessen Nachlass dann die Remission ein-
tritt. — Auswerfen von Stücken der Pseudomem-
bran kam in 4 Fallen, zum Theil wiederholt vor.
Jedesmal folgte darauf ein entschiedener Nachlass,
eine Rettung nie. Die Wiedererzeugung der Pseudo-
membranen geschieht oft in unglaublich kurzer Zeit.
— Die Dauer der Krankheit, vom Beginn der charak-
teristischen Croupanfiille an gerechnet, betrug Imal
33 Sld., 4mal 2 bis 3 Tage, 4mal 4, Imal 5, Imal
6 Tage. Unter den 5 Fällen von 4 bis 5t2fg. Dauer
sind 4 mit Ausbrechen von Hauten, letzleres hat mit-
hin offenbar einen den Tod verzögernden Einfluss.
SecHonsresuÜate. Die Leichenöffnung wurde
bei 14 der Verstorbenen gemacht. Die Consistenz
jdes Exsudats wechselte von der eines klebrigen Rahms
bis zu der einer derben , trockenen , lederähnlichen
Haut. Meist war das Exsudat im Kehlkopfe weicher
und weniger zusammenhangend» als in der Luftröhre.
Ebenso bildet es in den dUnnern Bronchien, wenn es
noch plastisch ist, keine Röhren mehr, sondern so-
lide Gylinder, bis es allmälig flüssiger werdend in
einen dicken, eiterMhnlichen Schleim übergeht. Nur
2raa! war das Exsudat auf den Kehlkopf beschränkt.
Die Schleimhaut darunter zeigte sich nicht selten blass,
in der Mehrzahl der Falle aber wenigstens stellenweise
geröthet , jedoch nur rosig und meist punktirt. Ein
einziges Mal war die Färbung hochroth. Verdickung,
Schwellung oder Erosion der Schleimhaut war nie
zu bemerken. Dagegen war in allen Fällen eine
dentliche Bronchitis in den feinern Bronchialzweigen,
bezeichnet durch Ueberfttllung mit dickem Schleim u.
dunkle Röthung der Schleimhaut vorhanden. Pneu-
monie fand sich llmal, und zwar 2mal lobular, 9mal
lobar. Das Blut im Herzen zeigte stets eine feste,
faserstoffige Gerinnung. (Jebrigens waren die Ver-
storbenen lauter vorher gesunde , mit keinerlei Dys-
krasie behaftete Individuen. Endlich ist noch zu be-
merken , dass Vf. nie einen diphtheritischen Process
in der Mond - oder Rachenhöhle als Begleiter des
Laryngo-Trachealcroups wahrgenommen, aber freilich
seinem Gestandniss zufolge auch nicht immer darnach
gesacht hat.
Therapie. Gegen den achten , ausgebildeten
Croup ist dem Vf. |edes Heilverfahren fruchtlos ge-
blieben. Ob er die Krankheit in ihrer ersten Ent-
Hed. Jahrbb. Bd. 79. Hit. 3.
Wicklung bisweilen besiegt ba|»e, w^gt er nicht zu
bestimmen, indeÄ hier die Diagnose viel zu unsicher
isl und die grosse Melirzahl der gepriesenen derar-
ligep Heilungen unverkennbar nur dein Pseudocroup
angehört. Neben Blutegeln und Calomel hal Vf.
immer auf den Brec^hweinstein einen hesondern Werlh
gelcgl, (lern er vor dem Cuprum sulphuricum ^ep
Vorzug giebl , ilas ihm weniger sicher in seiner hre-
chenerregendin Wirkung zu sein schein!. Die An-
wendung der verschiedenen äussern Mittel, der kalten
Begiessungen , so wie des mehrstündigen Aufenthalts
in einem kleinen, mit Wasserdampf erfüllten, heissen
Zimmer zu Erregung profuser Schweisse isl von ihm
zwar versucht, aber als nulzlqs und den Aagslzusland
der Kr. nur steigernd bald wieder verlassen worden.
Von der Tracheotomie endlich erwartet er des gleich-
zeitig vorhandenen bronchitisehen u. pneumonischen
Processes wegen kaum eine Hülfe, ohne sie jedoch
defiwegen unbedingt verwerfen zu wollen. Eigene
Erfahrungen darüber mangeln ihm.
Wir erwähnen hierbei des kleinen von Dr. B. v. S.
allen Aeltern gewidmeten Schriftchens : Anleitung
zur Behandlung der häutigen Bräune bis zur Zu-
kunft des Arztes (Friedberg in der Wetterau.
€. Scriba's Buchhandlung. 1853. XVI. IV. u. 14 8.),
das natürlich keinen Anspruch auf wissenschaftlichen
Werlh macht, aber selbst für seinen populären Zweck
etwas zu dürftig und ungenOgend erscheint. Das
empfohb^ne Vorfahren mit Brechpulvern aus Tart. stib.,
warmen Umschlagen u. Handbndern, Essigklystiren u.
erweichenden Einathmungen ist indessen zweckent-
sprechend. (K tt 1 1 n e r. )
784. Ueber die Bedentugg des KilchschorGi
bei Kindera ; von f. v a n VV 1 1 1 e b r a n d. (Pinska
Liikare Sallskapets Handlingar. Bd. 4.)
Vf. bemerkt, dass die bei Laien und auch bei
Aerzten noch herrschenden Ansichten über die un-
schuldige, [a oft heilsame Natur des sog. Milchschorfs
auf der Annahme beruhen , dass derselbe dem Be-
stechen des Organismus zuzuschreiben sei, die Scro-
phelschMrfe durch die Haut abzuleiten. Er bespricht
sodann die angenommene f<:rropA2^/ö^e Natur des fragl.
Ausschlags und verbreitet sich dabei ausführlicher
über die noch immer herrschende Unklarheit hin-
sichtlich der Scrophulose überhaupt.
Neuere Untersuchungen, unter denen Vf. beson-
ders Lebert's gediegene Arbeiten (Trail6 des malad,
scrof.) hervorhebt, haben bekanntlich dargethan, dass
es keine für die Scropheln eigenlhUmliche Materie
und keine eigene Organskrankheit für dieselben giebt,
und dass man wenig berechtigt ist,xlie Scropheln für
eine specifische Krankheit zu halten. Die Drüsenan-
schwellungen an der OberQäche des Körpers, welche
allgemein als charakteristisch für die Scropheln ge-
hallen werden, sind, wie besonders And ral, Vel-
peau und Rokitansky bewiesen haben, in der
Regel nur ein secundares Leiden , welches von Rei-
41
822
tV. GyoSkologie u. ^ftdiatrik.
Zungen in den Theilen , von weldien die Lyrophge-
fasse ausgehen» entsteht, und seihst dann noch fort-
dauern kann, wenn die Ortliche Reizung, welche sie
hervorrief, langst aufgehört hat. Als Ursachen der
Drüsenanschwellungen am Halse erwähnt Vf. die
Reizung der Mundschleimhaut bei der Dentition , od.
bei altern Kindern durch schadhafte Zahne, Reizungen
der Nasenschleimhaut, chron. Gonjunclivitis , Ent-
zündung der Schleimhaut des Ohres und Ausschlag
an oder im Umfange derselben , Entzündung im Ge-
hirn nach Griesinger, und ganz besonders Haul-
affectionen am Kopfe oder im Gesichle. Die eigen-
thümliche Verbreitung der Lymphgenisse an den ge-
nannten Stellen erklart die häufige Enlstehung von
Drüsenanschwellungen am Halse in Folge solcher
Haulaffectionen , wobei jedoch die verschiedene Reiz-
barkeit des Lymphgetifsssystems von wesentlichem
Einfluss ist. Die Drüsenanschwellungen , welche
man nach peripherischen Reizungen an von dem Orte
der Reizung entfernten Stellen entstehen sieht, werden
durch den Zusammenhang der Lymphgefaisse unter
einander erklärlich. Als Beispiel davon führt Vf. die
nach der Kuhpockenimpfung häufig vorkommende An-
schwellung der Achseldrüsen an, und versichert dar-
nach Drüsenanschwellungen auch am Halse und im
Nacken beobachtet zu haben , die sogar in Eiterung
übergingen. Da aber eine krankhafle Reizung, welche
einmal durch eine äussere Ursache im Lymphsyslenie
hervorgerufen worden ist, sich nach dem Aufhören
dieser Ursache noch weiter zu verbreiten vermag, so
wird das Entstehen von Drüsenanschwellungen nach
dem Vernarben der Impfwunden, welche, wie Vf. ver-
sichert, oft von ihm beobachtet wurde, erklärlich.
Vf. halt solche Drüsenanschwellungen mit Recht für
einen die Vaccination complicirenden Process, der
nichts mit der schützenden Eigenschaft derselben zu
thun hat, und hall es deshalb für die Gesundheit der
Kinder am besten, nur wenige Impfstiche zu machen,
da viele leichter Drüsenanschwellungen erregen. Ob-
schon aber die Drüsenanschwellungen am Halse gewiss
in der flbergrossen Mehrzahl der Falle nicht durch
Blutverderbniss, sondern secundar durch verschiedene
äasserliche Ursachen entstehen , so lasst sich doch
nicht leugnen, dass krankhafle Affectionen des Lymph-
systems, sie mOgen nun entstanden sein wie sie wollen,
nachtheilig auf die Blutmischung wirken können. Dafür
spricht die wichtige Rolle , welche dieses System bei
der Blutbereitung hat, und können dergl. Affectionen
wohl die Abweichungen in der Blutmischung zur Folge
haben, welche, wie man annimmt, bei der Scrophel-
krankheit sich finden sollen. Alle die in Beziehung
auf die Abweichungen der ßlutmischung in der Scro-
phulosis angestellten Untersuchungen haben nach Vf.
indessen nur einen untergeordneten Werth , weil der
Begriff über Scropheln gar zu schwankend und will-
kürlich ist.
Aus dem Angeführten ergiebt sich aber nach Vf.
offenbar, dass die Behauptung, dass der Milchsekorf
auf Scropheln beruhe, wenigen Gehalt hat, und noch
viel verkehrter erscheint die Annahme , dass das Blut
durch solche Hautaffectionen einen Reinigungsprocess
erleide und durch denselben von der Scrophelscharfe
befreit werde. Er ist überhaupt der Meinung, dass
die meisten chronischen Hautaffectionen auf aussero
Ursachen beruhen, welche gar häufig übersehen wer-
den. Namentlich sei dieses der Fall mit Ekzem uad
Impetigo bei Kindern. Als äussere Ursachen dieser
Zustande erwähnt Vf. zunächst eine fehlerhafte tiaut-
kuUur, nämlich sowohl Unreinlichkeit als übertrie-
bene Reinlichkeit, besonders das bestandige Baden in
hartem Wasser, wodurch die Haut ihren Feltgehall,
der zur Geschmeidigkeit derselben so nothwendig ist,
verliert , ferner das Reiben der Haut beim Waschen
und Baden mit den harten und rauhen Händen der
Warterinnen, die Reizung des behaarten Kopftheiles
durch unzweckmassige Bedeckungen, die directe Ein-
wirkung der Sonnenstrahlen. Die in Finnland übliche
Methode, die Kinder vor den Oefen zu reinigen und
anzukleiden, soll nach W. auf gleiche Weise wie die
Sonnenwarme wirken. Oft sah Vf. solche Ausschlage
auch dann entstehen , wenn die Kinder der rauhen,
scharfen Luft häufig ausgesetzt wurden. Als innere
Ursachen der genannten Ausschlage hingegen, nennt
er nur die Dentition und Digestionsstörungen. Die
Weiterverbreitung solcher Ausschlage von einer be-
schrankten Steile aus geschieht zunächst durch die
Verzweigungen der Lymphgefasse unter der Haut
Zweitens aber werden in Folge der grossen Empfind-
lichkeit des Uautorgans Reizungen eines Punktes des-
selben auf entlegene Stellen übertragen, und so
können bei langer fortdauernder Reizung Congeslion
und Entzündung an verschiedenen Stellen desselben
erregt werden, die sich unter der Form von HitzblSl-
terchen oder andern einfachen Hautleiden zu erkennen
geben. Als Beispiele davon führt Vf. die Kratze, das
Entstehen von Eczema nach Vesicatorien u. Andere
an. Einer hypothetischen Scharfe im Blute bedarf
es zur Erklärung der Weiterverbreitung dieser Aus-
schlage nicht. — Alle Dermatopathologen stimmen
gegenwartig darin ttberein, dass diese Ausschlage, lo
lange sie noch einen beschrankten Umfang haben,
ohne Nachtheil geheilt werden können und geheilt
werden müssen. Haben dieselben aber längere Zeil
gewahrt, haben sie sich weit ausgebreitet, so kann selbst
dann, wenn sie von einer äussern Ursache herrührten
u. anHinglich eine örtl. Bedeutung hatten, das rasche
Verschwinden des Ausschlags möglicherweise nach-
theilig f. d. Organismus werden. Zu diesen nachtheili-
gen Folgen rechnet Vf. besonders entzündl. Affectionen
der Schleimhaute, namentlich der der Augen u. Ohren,
ferner schwer zu heilende Katarrhe der Luftröhre u.
des Darmkanals. Ebenso ist Vf. der Ansicht, dass
durch solche langwierige Kopfausachlage die Dispo-
sition der Kinder zu Hirncongestion und deren Folgen
unterhalten und, genährt wird. Dass aber die Ent-
zündung von den Wandflachen des Kopfes direct auf
die Hirnhaute vermittels der Blutgefässe, welche zwi-
schen der äussern und innern Flache der Hirnschale
in Verbindung mit einander stehen» übertragen werde,
V. Chirurgie, OphthalBiologie o. Oliatrilu
323
bilt er ftlr unerwiesen. Endlich stehen solche weit
▼erbreitete Ausschlage Digestionssiörungen nach sich,
was besonders durch die Beobachtung bestätigt wird«
dass die Vasa chylifera der Digestionsorgane in dem-
selben Verhältnisse unthälig werden, in welchem
Theile der Haut mit einem Firniss oder anderen die
Luft abhaltenden Mitteln überiogen werden. Die
praktische Regel, bei solchen Hautausschlägen die
Thätigkeit des Darmkanals lu befördern, erscheint
daher vollkommen begründet. Durch dergleichen
Digestionssiörungen und durch das bei solchen Aos-
schligen vorkommende Leiden des Lymphsystems
wird aber das Blut allmlllig wasserhaltiger, wodurch
eine Neigung au Wasserausschwilzungen, zu Oedemen
eintritt, welche, wenn sie in den Lungen oder im
Bim auftreten, bekanntlich lebensgeftilirlich sind.
Solche Wasserausschwitzungen kommen Übrigens
immer nur in den spStern Stadien der Bautkrauk-
heiten vor, und zwar nach Vf. häuflger in den
Lungen als im Gehirn; Lungenödem sei bei Kin-
dern häufig mit Bydrocephalus verwechselt worden.
Ob ein Oedem in innern Organen durch das rasche
Vertreiben eines Hautausschlags vermittels Süsserer
Mittel entstehen könne, ist nach W. noch unent-
schieden. Jedenfalls glaubt er, dass solche Falle
hdchat selten sind, indem Bebra keinen beobach-
tete, obschon er bekanntlich die Bautausschläge rasch
and besonders durch äussere Millel zu heilen sucht.
Vf. ist geneigt anzunehmen, dass dieses glückliche
Resultat, zum grossen Theile davon abhängt, dass
Hebra hauptsächlich Wasserumschläge, nach den
Regeln der Bydrotherapie , aber keine Salben, an-
wendet, welche, da ihre Bestandtheile leicht absorbirt
werden, nachtheilig wirken können.
(v. d. Busch.)
785. Opinm hpi luMiraiTorfUI der Kinder j
vonGiuseppeMontini in Montechiaro. (Gaza.
Lomb. 39. 1852.)
Vf. hält die Dysenterie bei Kindern für die häu-
figste Ursache des Vorfalls und kam in Betracht, dass
das Opium, entweder allein oder mit andern stär-
kenden Mitteln, in der asthenischen Dysenterie nach
P. Frank, Cbomel, Ramazzini, Born,
Fallot, Gueretin, Malin u. A. sich nützlich
erweist , auf den Gedanken , dass dasselbe analoger-
weise auch bei dem von Asthenie begleiteten Nast-
darmvorfall wirken müsse. Nachdem er daher schon
froher bei asthenischer Dysenterie in der Regel das
Opium mit erwünschtem Erfolg angewandt hat , be-
dient er sich jetzt dieses Mittels auch bei Mastdarm-
vorfall zu 1/) Gr. oder weniger pro dosi, 2bis3st0ndL,
während zugleich Ortlich ein Charpie - Tampon und
einige Compressen aufgelegt und mit einer T-Binde
befestigt werden , u. hat bis jetzt stets seinen Zweck
erreicht.
Von den 2 Fällen, welche er mittheilt, betraf
der 1. ein Kind von 3 J. , welches er mit einem 3'^
langen Vorfall, Tenesmus und häufigen flüssigen Aus-
leerungen vorfand. Reposition , Compression , ad-
stringirende Waschungen und Einstreuen von China-
Pulver waren bereits vergeblich versucht worden.
Vf. reponirte den Vorfall , wandte die oben bezeich-
neten Mittel an u. fand das Kind 4 Tage später vOllig
gesund wieder. — Im 2. Falle war der Vorfall 6''
lang und das Uebel 2 Jahre alt. Vf. wandte hier
zuerst China- Pulver an, doch hatte die Reposition
darnach nur augenblicklichen Erfolg; erst nach inner-
licher Anwendung des Opium war der angelegte Tampon
im Stande, den Darm zurückzuhalten*, und zwar für
immer. (S c h il d b a c h.)
V. Chirurgie, Opiitiialmologie nnd Otiatrik.
786. Der innere CallU, seine Entstehung u.
beäeutung; Inaug.-Diss. von Dr. ü. Billy, mllgeth.
von Prof. B. Meyer in ZOrich. (B. u. Pf. 's Ztschr.
III. 2. 1853.)
Um zu ermitteln, ob die sog. Markhaut des Kno-
chens im Stande sei, wie das Periost, ein verknö-
cherndes Exsudat zu liefern, stellte Vf. theils an Ka-
■inchen . theils an Katzen die folgenden Experi-
mente an.
1) In das Mittelstuck der Tibia wurde oach Eotfernung
des Periosts ein Loch bis io die Markhöhle gebohrt u. durch
eioeo kegelförmigen, aber die Ebene der Knocbeooberfläche
Dicht bervurragenden Zapfen ?on Elfenbejn oder Silberdraht
fest geschlossen. Die Callusmasse bildete eine kegeiförinige
Erbebung um den Zapfen, welche auch dessen Spitze um-
scbloss, wenn er nicht zu lang war. — 2) Aus dem Mittel-
stScke der Tibia wurde nach Entfernung des Periosts eine
ganze Plat4e weggenommen und die Lücke durch eine genau
scbliessende Elfeobeinplatte ausgefüllt. Man fand unter
letzterer eine die ganze Knochenlöcke verscbliessende Schicht
von Callosmasse. — 3). Durch das obere Gelenkende der
Tibia wurde quer durch die ganze Substantia spongiosa ein
Loch gebohrt und in dasselbe ein SilbeVdraht getrieben. Der
Draht war von einer compacten Knochenlamelle eingekapselt.
— 4) In das untere Gelenkende der Tibia wurde ein Loch
gebohrt und durch dasselbe ein dfmner Silberdraht möglichst
hoch hinaufgeschoben. Es fand sich eine rinnenformige
innere Auflagerung an allen denjenigen Stellen, wo der Draht
an dem Knochen angelegen hatte. — 5) Von der harten
Substanz der Tibia wurde vorsichtig so viel weggemeiselt , bis
das blau durchscheinende Mark die Nahe der Markböhle an-
zeigte. Es lag eine dünne Lamelle von Callus an der Innen-
fläche der durch das Abmeiseln verdünnten Knochenstelle. —
6) Dm den Druck einer Geschwulst auf den Knochen nach-
zuahmen , wurde ein poröses HolzstQckchen auf ein Viertel
seiner Dicke zusammengedrückt und auf die Oberfläche eines
von den Weichtheilen entblösten Humerus dadurch angeheftet,
dass man einen feinen Silberdrabt uro den Knochen herum-
führte und über dem Holzstückeben zusammendrehte; zwi-
schen Draht U.Holz wurde vorher ein Stück starkenMessingblecbs
gelegt , damit der Druck des aufquellenden Holzes in seiner
ganzen Grösse auf den Knochen wirke ; die bedeckte Knochen-
flache betrug circa 2 D'". Da wo das Holzsluck gelegen
hatte, fand sich eine sehr dünne innere Auflagerung, eine
etwas stärkere aber an der gegenüberliegenden Stelle , welche
durch den Draht gedrückt worden war.
ä24
V. Chirurgie, Ophlhalmologier u. Otiatrik.
In allen Versuchen also trat ein« Bildung von
inneren) Callas ein. Ausser durch seine Umriftse
charaklerisirle sirh derselh« durch piA<» weisse, gnpen
die gelbliche Färbung des übrigen Knochens deirilich
abstechende Farbe. Unter dem Mikroskope sah man
unregelmässig verlaufende Gefasskanälchen , welche
mit denen des allen Knochens in Verbindung standen,
und in der Knochenmasse selbst eine trübe Hyalin-
substanz nnd rundliche weile Knocbenkflrporfhen mit
weiten und geschlangellen Canaliculi radiati.
Durch öftere Wiederholung der Versuche 1 u. 2
fand Vf. folgende Genese der innern Auflagerung,
Bald naeh Verletzung der harten Knochensuhsiauz
wird das Mark röther, scheinbar fesler, seine Gefässe
strotzen von Blut. Kurze Zeil darnach bildet sich
um die verletzte Stelle herum zwischen der innern
Fläche des Knochens u. dem Knochenroarke ein grös-
seres oder kleineres, immer mehr wachsendes (Ex-
sudat , das sich je nach der Länge des Zapfens ent-
weder un» ihn herumlegt , oder ihn vollsländig über*
brückt. Das Exsudat ist anfangs gewöhnlichem se-
rOaem Exsudate ähnlich ; nach und nach wird es con-
siatenter, gallertartiger. Unmillelbar an dorn Zapfen
bat die Exsudatschicht den grOsslen Durchmesser;
von da nach der Peripherie zu flacht sie sich
ringsum ab, so dass sie eine kegelförmige Geslall
darbietet« Der Exsudatkegel wird in der Peripherie
zuerst fest und zeigt hier schon nach 2 — 3 Tagen
Spuren von Verfanorpelung. Die unter diesem Theile
des Kegels gelegene, früher glatte Knochenfläche wird
etwas rauh und höckerig. Die Verknorpelung Irilt
nun allmälig auch in den übrigen Theilen des Exsu-
datkegels ein, so dass letzterer oft schon nach 4 — 6
Tagen vollkommen verknorpeil ist. Während dieser
Zeit und auch in derselben Ordnung auf einander
folgend geschieht die Verknöcherung, oft so rasch,
dass nach 8 — 10 Tagen das Exsndal in eine knö-
cherne Kapsel umgewandelt ist. Gleichzeitig ent'-
standenes Perioslexsudat war in derselben Zeil
öfler. noch knorplig.
Die Untersuchung der im innern Callus vor sich
gehenden histologischen Feränderungeit lehrte Fol-
gendes. Zwischen den Feltzellen des normalen Kno-
chenmarks tritt zuerst eine ziemliche Menge mehr od.
weniger veränderter Blutkörperchen auf. Die sog.
Markhaut , welche als Begleiter der feinern Gefässe
und Nerven das ganze Mark in feinen Streifen und
ßlättchcn durchzieht, ist etwas fesler und von deut-
licherer fasriger Textur. Das Exsudat ist anfangs
eine homogene, leicht gelblich gefärbte Nasse, in der
sich oft eine verschiedene Menge von Fetlzellen und
Blutkörperchen, zuweilen auch einzelne Rin«tegewebs-
fasern finden. Bald aber sieht man hier und da kleine,
meist aiemlich dunkle Punkte oder auch helle Bläschen«
um die herum sich allmälig die Masse zu einem lichten
Hofe anordnet, der von der Grundsubstanz wiederum
mit einem dunkeln Saume sich abgrenzt, so dass das
Ganze leicht als Knorpelzelle mit ihrem Kern er-
scheint. Die Knorpeizellen nehmen mehr und mehr
in Menge zu, während m demselben VerhäHniss das
Fett, die Blutkörperchen n. a. w. verschwinden. Die
Knorpelzellen waren bald parallel der Knofhenachsa
angeordnet, liald standen sie in unregelmässigen Baufen
zerstreut l>ei einander. Hiernach wird der die Knor- i
pelzeilen von der Grundsuhetanz scheidende, früher
dünne Rand allmälig (zuerst an der Peripherie der
Basis des Exsudatkegels) dicker und dnnkler, und i
vertiert nach und nach seine scharfen Gontouren. Die '
dunklere Farbe entsteht durch Ablagerung vieler veN i
schieden grosser, schwarzer, unregelmXssiger Körner, j
die aus Kalk bestehen , indem sie von der Zellen- j
Wandung nach dem Kerne hin zunehmen , verenge«
aie allmälig das Lumen der Zelle. Dadurch al>er,
dass sich an einzelnen Stellen mehr, an andern we-
niger KalkkrUmelchen ablagern , erscheint der innere
Rand der Zelle wie gekerbt. Von jeder solchen EiiH
kerbung länfl dnrch die KOrnermasse hindurch gegen
die Wand der Zelle ein hellerer, meist geschlängeller
Streiten, der in den nicht verknöcherten mittlem
Theil der Zelle ausmündet. H. hält diese Streifen
für die künftigen Canaliculi radiati. Fast zu gleicher
Zeit wie in der Zelle lagert sich auch in der Inter-
cellularsubstanz Kalk ab, wodurch dieselbe dunkler
wird, und die Umrisse der Zellen bald nicht mehr xu
unterscheiden sind. Die Kalkkrümei werden in immer
grösserer Menge abgelagert, die einzelnen legen sich
genauer an einander an, die ganze Substanz bekommt
ein gleichmässiges Aussehen, eine glatte regelmässige
Fläche n. wird immer heller u. durchsichtiger.
Aus diesen Resultaten, so wie aus einigen be-
kannten Erfahrungen aus dem Gebiete der Knochen-
krankheiteu macht Meyer nachstehende Folgerungen,
i) Bei der Heilung von Knochenbrüchen tritt gleich-
zeitig mit dem Perioslcallus auch ein innerer Callas
auf, der jedoch keine grössere Bedeutung für den
lleilungsproccss hat. — 2) Die Sklerosirung der
Knochen (die Ausfüllung ihrer Markhöhle mit fesler
Knochensubstanz) cnlsteht' ebenso durch eine Hyper-
ämie der Markhaut, wie das Osteophyl durch eine
Hyperämie des Periosts. — 3) Die Verdickung der
Knochenbalken der durch Abschleifen freigelegten
spongiösen Substanz eines Gelenkendes entsteht durch
Ablagerungen aus der mechanisch gereizten Markhaiit.
— 4) Ebenso ist die Auskleidung der in oder durch
die DiploS dringenden Fossulae pro glandulisPacchioni
mit einer compacten Lauietle zu erkhiren. — 5) Bei
Perioslkrebsen, die in das Innere des Knochens drin-
gen , findet man zuweiten Sklerosirung der benach-
barten Knochentheile und Fortsetzung des knöchernen
Stroma in das Innere der Markhöhle. Diess erklärt
sich aus einer Betheiligung der Markhaut, welche
analog ist der Belheiligung des Periosts bei Ge-
schwülsten, welche im Innern des Knochens ent-
standen nach aussen dringen. — 6) Die Sklero-
sirung oder vollständige Abkapselung, welche sich in
der Umgebung von Abscessen findet, die in der Sub-
stantia spongiosa entstanden sind, ist der* äussern
Osteophytbildung in der Nähe von Geschwüren analog.
Diese zeigt sich besonders deutlich tn den sehr häufig
V. Ckinirgie, Ofiblittinfalogie m. Otialrik.
386
vdrkomaiemleo Ahscpssen an den Wanehi bohler
Zäline, — 7) Auch im physiologischen Zustande
srheini ein ProceM vorzukommen, in welchem der
Knoclieii von aussen versehrl und von innen neu ge-
hildel wird , ähnlich wie im normalen Wachs(knm€
ein rnneres Ver«ehrlwrrden(Markranml)ildur.g) gleich«
zettig mrt äussern Auriftgernngen «vflritt. Wenig«
siens }ilS9t sich hieraus erklXren, warnm manche
Oafhe Knochen (Srhfldelknorhen, ScIiuUerhlatt, Hofl-
bein) , welch«^ im ansgfhitdetcn Zu.<tande eine mehr
oder wenifzpr mUrhltge sponginste Subslonz lK*silten»
im hohem Aher t^ft papierdOnn und doch ganz aus
compacter Knochensuhslanz gehildet erächctnen. —
8) Auf gleiche Weise \vJlre dann awch die Rtickbildung
?nn Osleophyten und äusserem Callus tu erklüren.
[Man vergleiH)e tthrig^ns mit dieser werlhvoüen
Arbeit von Hilly die gleich wichtige von: „Vntsch.
Die Heilung der KnochenhrOehe per primam inlentio*
nem*«. Heidelberg 1847. Vgl. 4ahrbb. LVM. 363.]
(Wagner.)
787. Fractnr des Beckens mit Ruptur der
ßüue; von Juhn 0. Stone. (New- York. Journ.
May. 1852.)
Ein SO J. attf r Zinnnerinann stürzte voa einem Gerüste
. etwa 5' bocb herab und fiel mit dem linken Ellenitogen und
der linken Hüfte auf einen am Boden befindliehen grossen
Holzhlock. Der Verletzte, der sieb nicht erheben konnte,
wurde in ein Nachbarhaus geschafft , wo er fast 3 Tage ohne
ärelUcbe Hülfe blieb. Ehe er in das Bellvue- Hospital aufge-
nummeo wurde hatte er regelmässige Stuhl- und Urioent-
le«rang gehabt, keine Schmerzen empfunden, geschlafen und
okit Appetit gegessen ; seil Ende des 3. Tages aber Yerschlim-
iii«rte sieb der Zustand, und bei der Aufnahme hatte Pat.
brenneod heisse Haut, sehr belegte Zunge und fieberhaften
Puls. Am linken Ellenbogen wurde eine compÜcirte Fractur
des Olecranon gefunden ; die Hautwunde war sehr schmal,
liesa eine dickere Sonde kaum eindringen und sonderte fort-
wäUrrnd Synovia ab. An dem linken SchenkelbiMne wurde
inerst eine Fractur des Halses vermuthet; der Schenkel er-
schien an seinem obern Theile etwas dicker, es beistund ein«
geringe Verkürzung und der Fuss war leicht nach innen ge-
dreht. Die Haut über der Hinterbacke hatte ein godunsenes,
soggiilirtes Aussehen, die Muskeln waren gequetscht. Beim
Aufheben des Oberschenkels und Kotiren desselben beschrieb
der Trocbanler einen weiten Kreisbogen. Der Pat. klagte
über Schwäche in der linken untern Extremität , doch konnte
er dieselbe im Knie beugen und vom Bett erheben , wobei die
Mll. glutaei ganz schlaff blifbcn , so dass sie wie gelähmt er-
schienen. Als an dem gebeugten linken Schenkel gezogen
wurde, entstand eine deutliche fühl- und' hörbare Crepitation,
und beim Aufwärlsstosseu des Schenkels wurde ein lautes
Geräusch wahrgenommen, als wenn der verrenkte Gclenkkopf
in die Pfanne zurückschnappte. Die nunmehr auf Fractura
pelvis, und namentlich auf Fractur der Gelenkpfanne gestellte
Diagnose fand in der Untersuchung durch den After noch
eine weitere Bestätigung; der eingeführte Finger fühlte, wie
der linke Sitzbeinhocker den Bewegungen des Schenkels
fulgte und wie dabei Crepitiren ütattfand. Die Blasengegend
war empfindlich, die Blase selbst ausgedehnt , Pat. hatte seit
36 Std. keinen Urin gelassen, durch den Katheter wurde eine
Jf»mlicbe Quantität Urin entleert, der einen Scbleimbodensatz
bildete. Pat. fieberte fortwährend, die Haut blieb heiss und
trocken, der Durst war gross. Der Urin musste täglich 3mal
entleert werden , setzte viel Phosphate ab and liess nach
4 Wochen aelbst Eiter wahrnehmi^n. Am 2tt. Tage traten die
Symptome von Pneumonie auf, die Kräfte des Kr. schwanden
rapid, er flog an zu detiriren und starb am ^2. Tage nach der
ferletZQüg.
Bei der Seeii9n fand bub die vordere Wand der Urin-
blase mit der ßauchwand verwachsen ; die sehr ausgedehnte
Blase war zur Hälfte mit einer Mischung von Urin und Eiter
erffillr ; die hfnrere BTasenwand erschien ganz mfssfarbig, wie
brandig, unu diese Färbung setzte sich auch nticb weiter'»
den Muakein des Beclum fort. In der b intern Blaaeowand
selbst existirteo 3 rundliche OeOnungen , von welchen 2 nach
links dicht übereinander lagen , die 3. mehr nach rechts ge-
legen war; die obere linke OefTonng communictrte mit der
Banchhöhle und hatte 1" im Durcbm. , die a»dem beiden
kleiaern Oeffnuagen föbrleo zu abscesaartigen Eiteraoaamin-
lungen. Der Peritonäalüberzug der Därme war zum Tbeil mit
eitrigem Exsudat bedeckt. Beide Darmbeine waren in der
Symphyse mit dem Kreuzbeine gelockert. Die linke Gelenk-
pfanne war in 3 Theile zerbrochen , die TrennongslinieD «et*
sprachen fast den natürlichen Vereinigongslinien ; das vordere
und hintere Bruchstück der Pfanne war auseinandergerückt,
mit lockern Bandotreifen zusammengehalten, und der Schen-
kelkopf wurde beim Ausnärtsstossen nach hinten distocirt.
Ruptur der Blase ist eine h<(ufige Begleiterin von
Beckenfracturen ; im obigen Falle halle die fracturi-
rende Gewall wohl ursprünglich die Blase nicht zum
Bersten gebracht, sondern sie nur in der Weise ge-
quetscht und erschüttert, dass Entzündung derselben
und brandige Erweichung mit Perforation an einigen
Stellen stattfinden musste. Für die letzlere Ansichl
spricht der Umstand, dass der Pat. 32 Tage nach der
Verletzung noch lebte , wXre gleich die Blase zer-
rissen worden, hatte der Tod schneller folgen müssen.
Sl. Smith, welcher 78 Pille von BJasenroptur zu-
»imroengestelU hat, erwähnt nur 2 Falle, in welchen
die Verletzten 42 und 23 Tage lebten ; der Sectiona*
befund war in beiden Fallen dem obigen ahnlidu
[Vgl. Jahrbh. LXXIV. 69. W.]
(Streubel.)
788. Ltzatira des Schenkelkopfes unter
den horizontalen Schambeinast, spontane Reduc*
tion ; von D u p u y zu Bordeaux. (Journ. de Bord.
Fevr, 1853.)
Ein 12jähr. Knabe , der ?on einem andern am linken
Schenkel mehrere Schritt weit fortgezogen worden war, konnte
sich nicht wieder erhehen. Bei der Untprsuchung kurz nach
der Verletzung fand man den linken Oberschenkel nach aussen
rotirt, ungefähr in einem Winkel von 120<> zum Rumpf Üec-
tirt; der Unterschenkel war halh gebeugt ; die Ferse herflhrte
di'U rechten Unterschenkel über dem innern Kndchel. Die
Hinterhacke war uhgenacht, verlängert, der Trochanter ein-
gesunken und weiter als normal von derCrista iliaca entfernt;
unterhalb der Leistenfalte nach innen zu, und entsprechend
der Lage des Pectinaeus trat eine Anschwellung henor, die
sich als der vom Pectinaeus bedeckte Gelenkkopf darstellte,
der sich auf den untern Rand des horizontalen Astes des
Schambeins aufstützte (Lux. sous-pubienne). Eine Verglei-
chung mit dem rechten Beine in derselben Stellung ergab keine
Verkürzung, sondern eher eine geringe Verlängerung. Die
Luxationsform näherte sich der Lux. fem. auf das For. ovale.
Die Schenkelgefässe schienen nach aussen gedrängt. Nach-
dem die nothigen Anstalten zur Einrichtung getroffen und die
dazu erforderlichen Assistenten ihre Stellen eingenommen
hatten, untersuchte VL nochmals den Kr., um dann die Ein-
richtungssversuche zu leiten , und fand zu seinem grossen Er-
staunen jetzt die Stellung des Beins verändert, die Luxation
verschwunden und spontan reducirt. Eine Täuschung konnte
nicht obwalten , da die Assistenten und klinischen Schüler
zugleich mit dem Vf sich von der Existenz der Luxation über-
zeugt hatten. .gitized by VjUU^IC
Bei den incompleten Luxationen deP Humerus-
köpfet auf den vordem Rand der Gavitas glenotd. hat
326
V. Chirurgie, Ophthalnologie u. Otialrik.
man schon spontane Einriehlung, d. h. freiwitliges
ZurOcktreten des Gelenkkopfes ohne Einrichlungsver-
suche beohachtet; hei den Schenkelluxationen ISssl
sich, w«nn man nach Malgaigne die Theorie der
incomplelen Luxalionen, wohei der Gelenkkopf mil
seiner Uherknorpelten Fläche auf dem Pfannenrande
stehen soll, annimmt, eine spontane Einrichtung auch
wohl als möglich denken. Allein im obigen Falle
war der Gelenkkopf so weit dislocirt, dass eine com-
plete Luxation bestehen mussle. Um den Vorgang
der Einrichtung su erklaren, glaubt Vf. Folgendes an-
nehmen xu mttssen. Der halbgebeugte verrenkte
Schenkel wurde wahrscheinlich von dem Assistenten
nicht blos gehalten, sondern extendirt, der nicht sehr
fest angedruckte Gelenkkopf wich dadurch nach aussen
in die Nahe des Pfannenausscbnitts; die Muskeln, die
sich den Trochanteren inseriren , wurden gespannt,
und es entstand dadurch ein zweiarmiger Hebel,
dessen kurzer Hebelarm beim Anziehen und beim
Nachlassen des Zuges auf dem von den Muskelinser-
tionen gebildeten Hypomorblion gehoben , umgekippt
und in die Gelenkhöhle getrieben wurde. Die Ober-
schenkelmuskeln waren dabei in Erschlaffung. [Nach
dieser Erklärung war also die spontane Einrichtung
nur anscheinend.] (S t r e u b e I.)
789. Seltene FUle TOB Dislocationen; beob-
achtet von Prof. W. Parker su New- York , mitge-
theilt von Stephen Smith. (New - York: Journ.
March 1852.)
Unter diesem Titel werden 5 Fälle von trauma-
tischen Luxationen, und ein Fall von Wirbelfractur
vorgeführt und erläutert , von weh;hen 4 Fälle aller-
dings bemerkenswerth erscheinen.
Fall L Luxation des ffumenu nach hinten (L, re-
trO'glenoidea). Bei einer eOjäbr. ziemlich magern Frau,
' die 1850 eines typhoiden Fiebers halber in das Belkue- Ho-
spital aufgenommen worden war, bemerkte man in der Re-
convalescenz an der linken Schulter eine bedeutende Defor-
mität. Pat. gab an , sie sei 7 Tage vor ihrer Aufnahme in
der Weise gefallen , dass sie zuerst mit dem rorgestreckten
Ellenbogen des linken Arms gegen die Wand einer Bettstelle
stiess , dann mit dem Oberkörper sich drehte und mit dem
Rücken auf den Boden zu liegen kam. Die Schulter zeigte
sich ganz abgeflacht; die Spitze des Acromion ragte hervor,
die Haut am vordem Theil der Schulter war gefaltet; der Vor-
derarm lag auf der Brust , der Ellenbogen stand etwas vom
Rumpfe ab, war nach vorn gerichtet und der Oberarm schien
einigermaassen von aussen nach innen gedreht zu sein ; der
Kopf des Humeros bildete eine deutliche Hervorragung auf
dem Rucken des Schulterblattes, seine Lage war nicht dicht
neben der Gelenkcavität unter dem Proc. acromialis, sondern
weiter nach der Basis des Schulterblattes zu in der Fossa
infraspin. ; die verlängerte Achse des Humerus fiel etwa auf
die Mitte der Spina scap. Der Arm konnte gar nicht selhst-
standig bewegt werden, die passiven Bewegungen waren
schmerzhaft , der Arm konnte etwas erhoben , aber gar nicht
rotirt und nach hinten bewegt werden. [Messungen unter-
blieben, die Stellung des Schulterblattes ist nicht angegeben.]
Behufs der Einrichtung wurde der über den Condylen gefasste
Oberarm , nach gehöriger Contmextension , erst abwSrts ge-
zogen und dann allmalig erhoben ; als der Gelenkkopf be-
weglich geworden und etwas nach unten geruckt war, Qbte P.
einen directen Druck mil den Fingern auf den Gelenkkopf aus,
wobei derselbe ohne GerSosch in die normale Stellung trat.
Es folgte keine Reaction , der Gelenkkopf blieb am Platze,
nach 4 Wochen wurde Pat. geheilt entlassen; der linke
Arm hatte seine frühere Brauchbarkeit fast vollständig wieder
erlangt.
Die Luxationen des Humerus nach hinten sind
selten , und ihr Mechanismus der Stärke der hinlern
Kapselwand und der vereinigten Sehnen der Ausr
Wärtsroller halber schwer tu begreifen. Das Vor-
kommen dieser Verrenkungen ist durch einige 30 Bei-»
spiele constatirt worden. Der fragt. Fall zeichnet
sich dadurch aus , dass der ßelenkkopf in der Fossa
infraspin. stand. Goyrand nannte die Lux. nach
hinten Lux. humeri subacromiatU deswegen, weil
in den Fällen , die er untersucht hatte , der Gelenk-
kopf allemal dicht neben der Cavitas glen. unter dem
Proc. acrom. stand, er behauptet daher, es sei un-
möglich • dass der Gelenkkopf weiterhin unter dem
Muse, infraspin. in die Fossa Infraspin. dislocirt wer-
den könne. Das Zustandekommen der Luxat. humeri
nach hinten ist nach directem Stoss, nach Fall auf
den vorgestreckten Ellenbogen u. einmal (Dupuytren)
durch Muskelkrampf in einem Paroxysmus von Epi-
lepsie beobachtet worden. Die scliadliche Gewalt
muss ziemlich intensiv sein, und eine Drehung des
Oberarm nach innen wird begünstigend einwirken.
Die Diagnose ist immer leicht und wird durch den
sichtbaren Gelenkkopf gesichert. Je weiter der Ge-
lenkkopf verrenkt ist, um so mehr wird der Ellen-
bogen abstehen.
Fall II. Lisxattan der obem Extremität des Radivt
nach aussen. Ein 4jfihr. Midchen , weiches 6 W. rorlier
die Treppe herabgesitirzt und auf die Hand des aasgestreckten
rechten Arms gefallen war, wurde P. von den Aeltem, welche
eine Deformität des' Arms bemerkten , vorgestellt. Nach der
Verletzung war der Arm angeschwollen , das Kind hatte meh-
rere Tage den Arm nicht gebraucht , dann aber wieder ange-
fangen, Bewegungen vorzunehmen. Der rechte Ellenbogeo
bot ganz das Aussehen , als bitte der äussere Condylus eine
Fnictur erlitten , denn es ragte nach aussen eine KnocheDe^
hebung hervor ; bei der nahem Untersuchung fand man jedoch,
dass der Knochenvorsprung bei der Pro - und Sopination des
Vorderarms sich drehte, u. es ergab sich, dass der Vorsprang
von dem nach aussen auf den Condylus getretenen Kadioskopf
gebildet werde. Der Radialrand des Vorderarms war Yerköni,
der Vorderarm stand in Abduction, der innere Condylus stand
winkliger hervor. Das Kind konnte den Vorderann fast ▼oll-
ständig strecken und beugen, proniren und supiniren. Wenn
man bei gelinder Beugung jles Vorderarms auf den Radiuskopf
drfickte , so konnte man denselben ziemlich leicht unter die
Eminentia capitata und in die Cavitas sigm. min. zanick-
treiben, so wie der Arm indessen weiter gebeugt oder gestreckt
wurde, dislocirte sich der Radinskopf wieder nach aussen. —
P. hält in diesem Fall eine Zerreissung oder Abreissang des
Riogbandes für unzweifelhaft, den Mechanismus der Lax.
kann er sich aber nicht erklären. Da die Bewegungen des Annes
sich fast vollständig wiederhergestellt hatten, die Fizirong
des Radiuskopfes in der Cavitas sigm. m. nur mittels Binden
und Schienen möglich erschien, und es zweifelhaft war, ob man
eine genügende Befestigung des Radiuskopfes an der normalen
Stelle Oberhaupt noch erreichen, ob man nicht gar die beste-
hende Beweglichkeit beeinträchtigen könne, so wurde ron
einer Behandlung (Reduction und Verband) als unnütz o. selbst
bedenklich ganz abgesehen.
Fall III. Luxation des Sehenkelkopfes in das Mittel-
fleisch, — (Dieser Fall kam schon im Jahre 1831 vor and
ist von P. kurz in der New -York. Gazette von 1841 referirt
worden.) Ein 3ttjäbr. kräftiger Calfaterer arbeiUU in ge-
hackter Stellung anter einem Si/t' hoch auf StflUenerbobeoea
V. Chirurgie, Ophthalmologie n. Oiiatrik.
327
Boot , die FOsse wareo weit aus eioander gespreittt ond zwi-
schen ihnen lag ein Holzblock. Die Stützen gaben nacb^ das
Boot stürzte za Boden , warf den Mann um und fiel mit dem
Bande auf den linken Oberschenkel desselben , so dass der
Seheokel erhoben nnd abducirt zwischen den Boutrand und
deo Holzblock eingeklemmt wurde. Der Verletzte wurde in
das Hospital geschafft. Das linke Bein stand rechtwinklig
▼om Kampfe ab , war eitendirt , die Zeben batten sich etwas
einwirts gerichtet. Die Trochantergegend war ganz einge-
Bonfceo. Der Kopf des Ferour hatte sieb nach innen u. etwas
nach ooten dislocirt, und man fühlte denselben deutlich dicht
hinter dem Scrotum in der Mitte des Mittelfleisches. Der
Schenkel konnte nur wenig rotirt werden, Pat. klagte über
Schmerzen in der Harnröhre. Die Reposition wurde in der
Weise vorgenommen , dass , nach gehöriger Contraextension
am Rumpf u. zwischen den Schenkeln, der verrenkte Schenkel
nach aussen und abwärts gezogen wurde, hierbei lockerte sich
der GeIenkkoj>f , erhob sich über den Sitzbeinast hinweg und
stellte sich in das Foramen ovale ; ein zweiter Extensionsver-
such brachte den Gelenkkopf in das Acetabulum zurück.
Pat. erlangte in 4 H . den Gebrauch seines Gliedes fast völlig
wieder.
Von dieser seltenen Luxationsform hat Pope im Juli
1850 ein 2. Beispiel beobachtet. Ein 40jabr., mit Graben in
einer ziemlich tiefen Grube bescbfiftigter Arbeiter wurde von
einer nachstürzenden Erdbank zu Boden geworfen; in dem
Momente, als er getroffen wurde , befand er sich in einer ge-
hockten Stellung mit auseinander gespreitzten Beinen, u. der
linke Schenkel wurde von der Erde in der gespreitzten Stellung
gewaltsam niedergedrückt. In das St. Louis-Hosp. geschafTt,
fand man den rechten Unterschenkel, im untern Dritttheil, u.
den rechten Radius am untern Ende gebrochen ; die meiste
Aufi&erkaamkeit aber erregte die Stellung des linken Schen-
kels, welcher rechtwinklig zum Bompfe stand. Die Trochan-
tergegend war ganz eingesunken, der Schenkelkopf stand dicht
hinter dem Hodensacke u. hatte die Raphe des Mittelfleisches
angespannt und hüglig erhoben. Pat. konnte keinen Urin
Inssen und klagte über Schmerz im Bulbus der Harnröhre.
I^ie Reduction gelang nur nach wiederholten Versuchen mit
Hilfe von Flaschenzügen ; der Gelenkkopfscbnappte mit einem
hörbaren Geräusch in die Pfanne. Nach der Einrichtung
naasste der Katheter applicirt werden und die Urinretention
dauerte noch 5—6 Tage fort. Pat. genas vollständig.
Die Luxation des Schenkelkopfes in das Miltel-
Qeisch' (besser Luxation unter den AnguJus ossium
pubis) erfordert eine ausserordentliche Gewall, der
Mechanismus mag ganz derselbe sein wie bei der
Luxation auf das Poraroen ovale , nur dass eben eine
grilssere Gewalt den Gelenkkopf noch über den auf-
steigenden Silzbeinast liinwegtreibt.
Fall IV. fFirbelft^aetur mit Dislocation; Einriek-
imng und HHlung, Einem 25jähr. Arbeiter war ein mit
Etsen beschlagener Thorweg auf den Rucken gefallen , hatte
ihn unterhalb der Schulterblätter getroffen und zu Boden ge-
worfen. Die Untersuchung gleich nach der Verletzung ergab
complete Paralyse der untern Extremitäten, Bewegungs- und
Fnhilosigkeit. Der Penis befand sich in Erection und blieb
3 Std. lang erigirt. An der Stelle der Wirbelsäule , wo die
Verbindung der Dorsal - mit den Lumbal wirbeln besteht , be-
bad sich eine ziemliche Knochenvorragung mit überliegender
Einknickong. P. liess den Kr. auf den Bauch legen , Chlo-
roform einathmen ond versuchte sodann mit 4 Gebfilfen die
Extension der Wirbelsäule nnd Reduction des dislocirten
Wirbels. In wenig Minuten gelang die Reduction unter bör-
and fühlbarem Crepitiren und der verschobene Wirbel nahm
bst seine normale Stellung wieder ein. Pat. wurde boiizontal
aof eine feste Matratze gelagert , es zeigte sich keine Neigung
des gebrochenen Wirbels zur Wiederverschiebung. Die Urin-
retention und Zurückhaltung der Faeces machte Katbeterismus,
Abfuhrmittel und Klystire nothwendig. Den 4. Tag stellte
sich heftiges Fieber mit Aoftreibang des Leibes u. Schmerzen
ein, die Haut war trocken, der Urin rotb ; den folgenden Tag
kam Brechen hinzu. Den 6. Tag trat Seh weiss ein , welcher
am Kopf, Rumpfund obern Extremitäten ausbrach, während
die untern Extremitäten kühl blieben. Am 8. Tage entleerte
Pat. freiwillig die Fäces, der Urin tröpfelte unwillkürlich ah ;
der Schlaf war gut, der Appetit gleichfalls. Den 16. Tag
spürte der Kr. das Gefühl von Ameisenkriechen in den untern
Extremitäten, und unter dem Gebrauche reizender Einrei-
bungen stellte sich nach ond nach das Gefühl wieder ein. Zo
Anfang der 8. Woche fing Pat. an die Gliedmaassen wieder zu
bewegen, der UrinOuss wurde wieder willkürlich; nacb2Mon.
ging Pat. mit Krücken umher ond nach 4Mon. war er soweit,
dass er ziemlich rasch mit Hülfe eines Stockes einhergehen
konnte. Der erste Lendenwirbel bildete nur eine geringe
Vorragung.
Die Cervicaiwirbel , und namentlich die obero,
können Luxationen ohne Fractur erleiden, an den
Dorsalwirbeln aber und Lumbalwirbeln ist Luxation
ohne Fractur unmöglich. Die altern Chirurgen riethen
zur Einrichtung der Wirbelfracturen mit Dislocalioo» '
die neueren Chirurgen verwerfen sie, halten sie für
unausführbar und gcHlhrlich. Die Medulla ist , wenn
die Dislocation nicht übermässig vorhanden, gewöhn-
lich nur gedrückt und gequetscht, und wenn der
Druck aufliört, kann man Herstellung hoffen. Eine
Gewöhnung der Medulla an den Druck , an die con-
tinuirliche Zerrung erfolgt nicht, sondern die Medul-
larhäule entzünden und verdicken sich, die Medullär-
Substanz erweicht sich breiig und es folgt apSter der
Tod. Eine Zerreissung der Medulla durch unvorsich-
tige übermässig starke Extension ist bei einiger Vor-
sicht wohl nicht möglich. Ist die Medulla sf^rrissen,
was man bei sehr starken Verschiebungen vermuthen
muss, so wird allerdings die Einrichtung nichts
fruchten. Jedenfalls bleibt die Reduction das einzige
Mittel, von welchem in den so ungünstigen Füllen
von Wirbelkörperfractur mit Dislocation noch Einiges
erwartet werden kann und die gelungenen Falle von
Brodie, Growfool u. A. sprechen dafür. [VgL
auch den von Aberle mitgetlieilten Fall Jahrbb.
LXXIIL 86. W.] (Streu bei.)
790. Caries im Hnmeroscapular- Gelenke;
Resection des Gelenkkopfes ; von Prof. G. S a n t e s-
son. (Hygiea. Bd. 13.)
Ein Igjähr.« früher gesunder Mann bemerkte SteiBgkeit
im rechten Schultergelenke und konnte den Arm nicht gut
nach dem Rücken zu bewegen , ohne dabei und beim Druck
auf das Gelenk Schmerz zu empfinden. Nach etwa 2 J. nahm
plötzlich die BewegPichkeit bedeutend ab und die Schulter
erschien voller und grösser als die andere , jedoch auch Jetzt
ohne Schmerz. Nachdem er verschiedene Mittel erfolglos
angewendet , wurde er d. 16. Oct. 1849 in das Seraph inen-
Hospital aufgenommen , wo Vf. Folgendes fand. Die rechte
Schulter war dünner , schlaffer und hingender als die linke ;
das Aussehen der Süssem Bedeckungen normal ; die activen
Bewegungen des Gelenkes waren in jeder Richtung sehr be-
schrankt, die passiven verursachten Schmerz, der auch in
geringem Grade beim Drücken der Schulter empfunden wurde.
Die Fossa infrasfiinata an der rechten Scapula zeigte eine
grössere Rundung und Vollheil , was von einer tief liegenden
elastischen , besonders nach unten und aussen ziemlich be-
grenzt anzufühlenden Geschwulst herrührte. Dieselbe war
ganz indolent und glich einem begrenzten Lipom, oder einer
tief liegenden, unter festen aponeorotischen Theilen einge-
schlossenen Cyste. Vf. fand jedoch , als er dieselbe d. 17.
aas
Yp ChiriirgM, Qphüialmoiogi« ^ Otiatrilu
Oct. eivtirpirea wpllie und die fibröse Bekleidung des MuK.
iofni8|>inat4i« dvrchschoiUeQ uod mit dem Scul^lJbefle eine
OeffouBg iwisclien den Faserbundeln gebildet liutte^ stall
desseo eine dentUch fluctuireode Gescliwolsl. C)ie«e ufTnote
er, enlleerte etwa 4(-^6^ einer brautgekben, wie Hafer-
sctileifli dicken Masse und onUernte dvt Tbeil des Sackr««,
den er rasch von den weiclim iiniliogfuden Theileo getrennt
hMte, liess aber den mit dein Periosleum der Scapula itusaii-
menhüaflgeaden Theil desselben sitzen , indero er huflfle , dass
dieser durch fernem Sup^uraliunsproeess unschädlich ge-
maeht werden würde. — Die Wunde war nach sieinlich kur-
zer Zeit bereits zu zwei ÜrilUheilen geheilt « als sich die Zei-
chen eines tiefliegenden Ahscessos zeigten , dessen geoffucii;
Höhle zwar einen guten £iter ahs4wderte , aber auch nicht zu
ToUstindiger Heilung gebracht werden konnte , während der
allgemeine Zustand des Kr. sich bedeutend verschlimmerte u.
eine bedenkliche Hektik sich ausbildete. Vf. entdeckte jetzt
einen bis Qber das Acromion sich erstreckenilen Fistelgang,
und als er denselben seiner ganzen Länge nach gespalten,
eine ausgebildete Caries im Schulter- Oberanugelenke. Er
schritt sugfetch zur Resection , die er etwa 1" unter dem In-
nern nnlem Rande des luxirlen Celankhojifes des Oherarm-
hnochens ausführte. Von dem Gelenikopfe war nur das
Tuberc. majus und minus vorhanden , vom Geleokknorpel
war keine Spur mehr zu finden, und anstatt des sphärischen
Gelenkkopfes fanden sieb nur einige grössere und kleinere
■höhlenihnliche Vertiefungen im Knochen, welche mit einer
kömigen , tuberkelähnlichen Masse von salbenavtiger Consi-
stenz angefüllt waren. Bei Untersuchung der Cavitas glenui-
dalis fand sich der die Gelenkfläche derselben bedeckende
Knorpel grösstcnthells verschwunden , am Rande derselben
zeigten «ich nur Fragmente desselben , die so locker mit den
•Knochen ferbunden waren , dass sie sich leicht abkratzen
Hessen. Ausserdem zeigten sich auch rund um die Gelenk-
fläche des Schulterblattes grössere und kleinere, nadelförmige
und sphärische Osteophyten, und »o viel sich durch das Sun-
diren ermitteln iiees , ging der curiös« Process nicht sehr tief
oder weil im Umkreise, so dass hier die Krankheit keine
solchen Fortschritte als am Numerus gemacht halte. Dieser
hatte hauptsachlich, die Scapula aber mehr secundär gelitten.
Vf. hielt es nicht für gerathen , die Operation weiter fortzu-
setzen und auch das Krankhofte ans der Cavit. glenoidaJis
au entfernen, sondern begnügte sich, die losen Knorpel- und
Knochenstucke im Umfange derselben abzuschaben, indem er
hoffte , dass das üebrige sich abstossen wurde. Hierauf
wurde die Wunde geschlossen und ein passender Verband,
•nebet kalten Umschlägen applicirt. Die Blutung war unbe-
dentend gewesen und hatte keine Ligatur erfordert. — Die
Reaction war nicht bedeutend ; die hektischen Symptome ver-
schwanden bei einer passenden Behandlung uod die Kräfte
nahmen trotz der starken Eiterung der Wunde und aHmäligen
-Exfoliation der Knochen zu. Im März IMO war der Kranke
täglich auf und konnte im Juli entlassen werden. Es waren
noch zwei zur Cavit. glenoidalis führende Eitergänge, der eine
an der hintern , der andere an der vordem Seite an der Stelle
vorbanden , wo zuvor ein Coogestionsabscess sich gebildet ge-
bäht, hatte. Den Arm konnte Pat. eelbst so viel bewegen, dass
er sich an die Nase fassen und den Oberarm in einem be-
sebrinkten Kreise rotiren konnte. Passive Bewegungen konn-
ten in grösserer Ausdehnung -gemacht werden , ohne Schmerz
zu erregen. Hierauf gebrauchte Pat. das Seebad , wobei er
steh die operirte Schulter douchen und bei Nacht ein mit
Seewassei* befeuchtetes Tuch fiberschlagen liess. Hierdurch
minderte sich die Eiterabsonderung bedeutend , die Stärke in
Arne nahm zu , und nach beendigter Badekur schlössen sich
die Fislelgänge völlig und bradien auch nicht wieder auf. Im
April 1851 sah Vf. den Operirten wieder; der rechte Ober-
arm war etwa iVs" kurzer als der andere, die Beweglichkeit
war so weit eingetreten, dass Pal. die Hand ohne Beschwerde
zur Stirn und zum Nacken bringen konnte und sich aus und
anzukleiden vermochte. Der Arm konnte hesser rotirt wer-
den und ziemlich schwere Gegenstände aufheben. Die durch
den M. deltoideus gehende Narbe war bedeutend verkürzt und
stark gegen die Cavit. gleMMdalia eingezogen. Die Wirkung
dieses MflMkeli war «m jaeitlea beachrfinkt. Vf. ri^th den Kj.
die gymnastischen Uebungen, die derselbe gebraqchen molli«,
nicht vorzunehmen , sondern wieder ein Seebad zu bes^c|lce!
Vf. Iieinrrkt lieililufig, Haas man (iberall, wo es
sich um die Uüseotion eines Koophen» handelt, nicht
vor^üssen darf, dsiss in den meisten FfiUen die üe-
srliwtiUl lind Induration ikr weichen TlieHe weil
mehr au.«tgolireitet ist, als die Krankheit des Knochens
aoiiist, uod dass man dalier nicht von der Ausdehnung
ji^ner auf die d4>r lelKtorn sehiiessen darf. Ebenso
ist es wichtig zu bedenken, dass nidit der ganie
Theil des Knorlicns, an welchem sich die in der
Krankheit entsiandenen Knochenabseizungen (Lndcp,
als krank angeselien uttd bei der Rnseclioo enl/erol
zu werden braacht. Solche Osteopliyt«n entstehen
von einer in der Nahe der kranken Stelle vermehrten
Vitalität, von einem Reparaliunsprocesse, der nidas
KrafikhüHeü enihKll, wesliuilb sie, wenn man sie
sitzen liisst, keinen lUlckfall veranlassen u. vielleirlfi
nur durrii ihr Volumen nacbtlieilig werden künnen.
(v. d. Busch.)
791. BieEzcisioo des KuKgeleiks ; vonR.
J. Mackenzie. (Monthty Journ. June 1853.)
Vf. hat in neuester Zeil zweimal die Excisioo des
Kniegelenks (totale Resection) mit gutem Erfolg aus-
geltthrl und sich überzeugt, dass diese Operation
öfter ausgeübt %u worden v««rdiene. Um zu einem
definitiven Urtheile über den Werih dieser Operation
zu gelangen , niuss man den rndiichen Erfolg dersel-
ben nach wohl conslatirten Pallien betrachten und
dcnseUion mit dem Erfolge der gewöhnlichen Ampu-
tation über dem Kniegelenke zusammenstellen. Vf.
giebl zuerst einen kurzen gesrtiichttichen Ueherblick
über die ausgofulirlen totalen Resectionen im Knie-
gelenk von i783 An, wo Park %\i Liverpool di£
erste derarlige Operation veirichlete, bis zum J. 1849
[wobei jt'dooh die Falle der deutschen Chirurgen, wie
Jäger, Textor, Pricke und Bruns ganz uner-
wähnt geblieben sind]. In 1 1 Fsrllen starben 3 Ope-
rirte an den Polgen der Operation , in 1 PaHe iral ;
der Tod, als die Operationswunde fast schon verheih |
war, in Folge von Eklampsie ein; unter 7 Fällen
von Heilung erlangte in 4 Fällen das Glied eine so
vollständige Brauchbarkeit wieder, wie man diess
nur bei der nolbwendig eingetretenen Ankylose er-
warten konnte, in 3 Fallen war das Glied weniger
brauchbar und konnte ohne Krücken nicht henutxl
werden. Obgleich das Besultal dieser 1 1 ^^^^^ ^^'
wiss ;sehon ganz befriedigend genannt werden aa&ib
und sich nach demselben die Excision des Kniegelenks
als eine gtlnsligere Operation wie die Ampulalioo über
dem Kniegelenk herausstellt, so ist es überraschend,
dass gerade in den Jahren von 1835 — 1849 die
Excision ausserordentlich selten ausgeübt worden »«l-
Erst im J. 1850 übte Fergusson die Kiiiegfle"'*'
excision wieder und sie ist in den lelzlen 3 J. 13©»
au9geluhrt worden. Fergusson verriebt«!* ^•J
die Operation, Jones von Island of Jersey »»» '
Page von Carlisle Imal, Stewart von Belfasi Im»»
und Vf. 2mal. Von den Operirten starben 3 , und
V« GhiruitrWf OpMttaologw vu Otiatrik.
929
1 2 <n den Folgen 4er Operatioo (acule Nekrofie
fySflri«)» 1 an eiDcm zußHligen Ereigniss, nSlQi-
m ehiein Bührprocess , der den Operirten beßel,
^h auf dem Wege der Heilung befand. 5 der
!D lernten allmälig das Glied so gut branchen,
\ es nur hofTen konnte, in 1 Patle blieb das
vnbrauchbar» in einem andern Palle erhielt
ine Nachricht aber das endliche Resultat, und
Wien , in welchen noch tu wenig Zeit seit der
tion verflossen ist, kann ein bestimmtes (Irtheil
jifeben werden, die Unasiande lassen indessen
anseilten Ausgang hoffen, b'ie Operations-
ßVr^en meist jugendliche Subjecte, 3 Knaben
9 u. 11 J. , 5 Mannspersonen und 4 Prauen-
' VCD 20 bis 30 J. , nur einer der Operirten
In After von 42 J. erreicht. Die 2 Operations-
Vfs. mit günstigem Verlaur sind folgende.
B/. W. Harrisoo; 42 J. alt, kam den 28. Septbr.
die Behandlung des Vfs. and litt schon seit 5 J. an
kus des linken Kniegelenks. Die Symptome deuteten
pnlion der Gelenkknorpel ; die Weicbtheile um das
lerum waren beträchtlich verdickt und geschwollen ;
heftige Schmerzen, namentlich während der Nacht
> dem leisesten Bewegungsversuche. Vf. btachte den
ibeogten Scbeokel in eine fast gestreckte Lage, be-
ihn unbeweglich mit Lederscbienen und applicirte
sie das Glüheisen. Nach dieser Behandlung senkten
▼erdicklen- Weicbtheile beträchtlich, die Schmerzen
feacb und Vf. hoffte eine Heilung mit Ankylose zu er-
an der innern Seite des Kopfes der Tibia blieb
BÜe scbmerzfoaft. In der Mitte des Jan. 1853 ward
tand des Pat. ohne nachweisbare Ursache schlimmer ;
thtbeile schwollen, der Unterschenkel wurde ödema-
Schmerzen wurden so heftig, dass sie allen Schlaf
aod weder durch wiederholte Cauterisationeo , noch
lorpbinm besänftigt werden kooolen. Pat. wurde
•chwacher und ea stellten sieb die Zeichen von Zebr-
Es blieb daher nur die Excisiun des Kniegelenks
rad Vf. Tollfubrte dieselbe am tt. Febr. 1853 so , dass
einen Querschnitt dicht unter der Patella über die
»rdere Hälfte des Gliedes machte , welcher in das Ge-
an den Endpunkten des Querschnittes wurde auf
ite ein etwa 2" langer Längenschnitt angebracht , so
e Einschnitte die H-Form darstellten. Nach Durch-
bog der Gelenkbfinder und Freilegung des Gelenks ex-
Vf. nach M oreau's Angabe vorerst die Patella; zwei
de Arterien an den Seiten des Gelenks mussteo unter-
werden ; nach Beugung des Unterschenkels u. Losung
äcblheile Ton der hintern Flache des Femur wurden die
a des Schenkelbeios mit der Sage abgetragen u. dann
»kflficbe der Tibia entfernt. Nach der Trennung der
jgten sich in der spongiösen Knocbensuhstsnz dersel-
kleine Abscesse von der Grösse einer Weinbeere, deren
Wandung mit dem Schabeisen sorgfältig weggekratzt
\, Nach Beendigung der Eicision und Reinigung der
nwiinde wurde der Unterschenkel gestreckt , die rese-
ftaochenenden wurden in Apposition gebracht, endlich
ligte man die Incisionswuoden mit blutigen Nähten, legte
ir Lederschienen an und lagerte den Schenkel bequem.
ihensubstaoz war in einer Ausdehnung von mehr als
Btfemt worden, vom Scbenkelbeine hatte man lVs"j
^r Tihia fast V«" weggenommen. An den entfernten
lAfläcben fehlte überall der Knorpel und die Knocheosub-
I war tbeils eitrig inflltrirt , theils cariös und osteoporo-
U In den ersten 8 Tagen nach der Operation befand sich
Dperirte ganz gut, er schlief vortrefflich, der Puls erhob
i nie über 80 Schläge in der Minute und die Schmerzen
in ganz verschwunden. Am 9. Tage bekam Pat. heftigen
lacken , der ununterbrochen belästigte und erst nach einl-
14.791 mn.^
gen Tagen durch örtlichen Druck mittels eines Gewichts von
7 Pfd. und durch den innern Gebrauch der Tinctur des indi-
schen, Hanfs beseitigt wurde. Den 23. Febr. trat unter Leib-
schmerzen copiöse Diarrhöe auf, welche erst in 3 Wochen
völlig beseitigt werden konnte. Zuletzt beOel den Pat noch
eine Pleuropneumonie rechteraeits. Von der 7. Woche an
begann die Reconvalescenz , die durch kein übles- Ereignias
mehr gestört wurde Merkwürdig war es , dass die Opera-
tionswunde während der entzündlichen Affectionen der Leber
und Lunge fortwährend eri\ gutes Ausseben behielt. Die
erste Vereinigung der Weicbtheile kam nalüriicberweise aicfat
zu Stande , allein die Wunde bedeckte sich mit guten Granu-
lationen u. sonderte guten Eiter ab. Das Ende des Oberschen-
kelbeins hatte grosse Neigung sich nach vorn und aussen zu
dislociren und konnte durch den Verband nicht ganz zurück-
gehalten werden. Nach 3Vs Mon. war der Zustand des Ope-
rirten folgender: Allgemeinbefinden gut, der noch immer mit
Lederscbienen umgebene Schenkel war fast gerade gestreckt,
der Unterschenkel hatte sich etwas nach aussen rotirt, das
Ende ^es Oberschenkelbeins stand wenig hervor, feste Narben
bedeckten das Knie , das Oedem des Unterschenkels war ver-
schwunden. Die knöcherne Vereinigung an den resecirten
Knochen war noch nicht ganz fest, doch liess sich die völlige
Festigkeit binnen 14 Tagen erwarten , weswegen auch Pat.
noch im Bett gehalten wurde; der Operirte konnte den Schen-
kel frei bewegen und konnte auftreten, ohne irgend Schmerz
SU empfinden. Vf. ist überzeugt, dass das operirte Glied in
tt — 6 Wochen eine Brauchbarkeit erlangen wird , wie man
sie nur erwarten kann.
Fall FI, Ein 28jähr. Fischer, der seit 10 Mon. an Ent^
zondung des rechten Kniegelenks litt, kam am 14. Febr. 1863
in die Behandlung des Vb. Das Kaie war massig geschwol-
len, bei der Berührung empfindlich und wenig beweglich;
der Kr. klagte über Schmerzen und der Zustand war fast wie
im ersten Falle, nur weniger ausgeprägt. Fliegende Vesican-
tien, Ruhe und Befestigung des Gliedes durch Lederscbienen
milderten die Schmerzen. Nach Monatsfrist steigerten aicb
auf einmal die Schmerzen, die Geschwulst vermehrte sich
rasch, die leiseste Bewegung, ja schon die Berührung wurde
kaum ertragen, u. namentlich concentrirten sich die Schmer-
aen an der iussem Seite der Tibia. Das GlObeisen verschaflUe
trotz intensiver Anwendung wenig Erleichterung , Pat. wurde
von Varioloiden befallen, nach deren Ablauf er ganz erschöpft
und abgemagert war und deutliche Zeichen von Gelenkulcera-
tion darbot. Vf. hielt die Eicision des Kniegelenks für indl-
cirt und verrichtete dieselbe am 5. Mai 1853. Ueberzengt
von den Nacbtheilen des H-Schnitts legte Vf. dieses Mal das
Gelenk durch einen Bogenschnitt vom innern zum äussern
Condylus, mit derConvexität nach unten und unter der Spitze
der Patella weglaufend, blos. Nach Durchschneidung des
Lig. patellae wurde der Lappen gelöst, zurückgeschlagen, das
Gelenk eröffnet und die Seitenbänder durchschnitten. Es be-
fand sich Eiler im Gelenke, die Gelenkknorpel waren zum
grossen Theil zerfressen und zerklüftet, die Gelenkenden
cariös, die Weicbtheile verwachsen , verdickt und speckig in-
flltrirt. Wie im vorigen Falle wurde IVs" ^^^ Gelenkende
des Femur und '/t" ^0° der Tibia entfernt; die Blutung war
gering und nur eine spritzende Arterie brauchte unterbunden
zu werden. Die Patella (die am obern Lappen gelas^sen und
mit dem Lappen zurückgeschlagen worden war) zeigte an ihrer
untern Fläche Kaorpelentblösung, erschien etwas missfarbig
und wurde mit dem Schabeisen abgekratzt. Die resecirten
Knochen wurden schlüsslich in Apposition gebracht, der Lap-
pen mit blutigen Nähten befestigt , das Glied gestreckt gela-
gert und fixirt. Es folgte der Eicision keine Reaction, die
Hälfte der Wunde heilte per primam iotentionem , in der an-
dern Hälfte stellte sich eine gute Eiterung ein und bald
sprossten Granulationen hervor; die Knochen blieben in Ap-
position , zeigten keine Neigung zur Dislocation , die Palella
war bald fest verwachsen. Nach 15 T. war die Operations-
wunde fast g^scbloesen , Pat. war stärker geworden , ass und
trank mit Appetit, schlief vortrefflich und befand sich so aua-
gezeicbnet, dass eine baldige vollständige Heilung vorauszu-
sehen war.
u
330
V. Chirurgie» Ophthalmologie u. OtiiUiL
Die Excision des Kniegelenks bietet übrigens nach
Vf. keineswegs so grosse Schwierigkeilen dar, als
die Gegner derselben behaupten ; durch Uebung am
Leichname kann man den schwierigsten Act der Ope-
ration, nämlich das Absagen mit den verschiedenen
Instrumenten, sich bald zu eigen machen. Die Resul-
tate der Excision werden aber stets günstiger aus-
fallen müssen , als die der Amputation über dem
Kniegelenk , mag sie mit dem Zirkel - oder Lappen-
schnitl verrichtet worden sein. Die Verwundung der
Weicbtheile ist geringer, die grossen GefUss- und
Nervenstamme bleiben unverletzt und die Knochen-
trennung beschrankt sich auf die Gelenkenden, ohne
den Medullarkanal des Knochens bioszulegen. Die
Erfahrung hat gelehrt, dass der Excision gewöhnlich
nur geringe traumatische Reaction folgt, was darin
seinen Grund hat, dass die Blutcirculalion nicht ge-
stört wird, dass der Nerveneinfluss erhalten wird.
Gelenkverletzungen haben von jeher als genihrlich
gegolten , sobald sie ein gesundes Gelenk betreffen,
wenn indessen wie bei der Excision ein krankes Ge-
lenk blosgelegt wird, so bat diese Verletzung keine
Übeln Folgen. Die Bloslegung und Oeffnung des Me-
dullarkanals des Femur bei Amputationen ist aber
noch ausserdem eine Quelle der Osteopblebitis und
Pyamie. Selbst in dem Falle, dass nach der Excision
das Glied ganz unbrauchbar zum Geben würde, wäre
das erhaltene Bein ein Vortheil in Bezug auf den all-
gemeinen Gesundheitszustand. Allein die Erfahrung
hat wiederum gezeigt, dass, wenn auch eine 2 — 3"
betragende Verkürzung des Schenkels und eine knö-
cherne Ankylosirung staltfindet, dennoch das Glied
zum Geben gebraucht werden kann, und dass in ver-
schiedenen Fallen ein so freier Gebrauch des Beines
erzielt worden ist, dass der Operirle allen gewohnten
Beschäftigungen sich unterziehen konnte, wahrend
die künstlichen Gliedmaassen nach Amputation im
Oberschenkel viel zu wünschen übrig lassen. Die
Langsamkeit der Heilung nach der Excision ist ein
Vorwurf der mit demselben Rechte der Amputation
gemacht werden kann ; zuweilen gelingt die Heilung
in 4 W. , sie zieht sich aber in andern Fallen 2 — 4
Mon. hin, ein Verliiiltniss, welches in derselben
Weise nach den Amputationen beobachtet wird. Aber
selbst zugegeben, die Heilung dauere langer, so kann
diese Verzögerung doch in BerUcksichligung des end-
lichen Resultats gar nicht in Anschlag gebracht wer-
den. Syme widerrieth zuerst die Excision bei Kin-
dern aus dem Grunde, weil die ganze Extremität dann
im Wachsthume zurückbleiben und sich eine ausser-
ordentliche Verk^irzung des Beines und Atrophie des-
selben spater herausstellen würde. Jones hat
durch 2 Beispiele nachgewiesen, dass das resecirte
Glied in demselben Grade zunehmen und wachsen
könne, wie das gesunde, und wenn dicss auch nicht
der Fall wäre, muss doch ein verkümmertes und
atrophisches Glied immer besser sein , ala gar keins.
Zuletzt bemerkt Vf., dir Erfolg der Excision werde
sich noch günstiger gestallen , wenn man die Palella
am Platze lasse, die Excision überhaupt in der im 2.
Falle gedachten Weise vornehme. Die Patella iit
selten cariös, leidet höchstens an ihrer untern Flache
ganz oberQachlich und lasst sich mit dem Schabeisen
leicht reinigen ; die zurückgelassene Palella verwachst
fest nach unten und giebt dadurch den resecirten
Knochen , von welchen vorzüglich das Oberschenkel-
bein eine Neigung sich nach vorn und aussen zu dis-
lociren hat, einen Halt, dass sie io genauer Apposi-
tion verbleiben und verwachsen. (S t r e u b e I.)
792. Ueber Amputation im Tibiotanal-Ge-
lonko, yereinfackung des Operationsverfakrens }
von Dr. 6. A. Landgren. (Hygiea. Bd. 13.)
Vf. iheill einen Fall mit, in welchem er diese
Operation nach der von Pauli und Textor verän-
derten Syme'schen Methode mit Erfolg vollführte,
und schlagt dann folgendes Verfahren vor, welches
nach seiner Meinung dieselbe bedeutend vereinfacht.
1) Nach Anlegung des Tourniquets stellt sich der
Operateur wie bei der gewöhnlichen Amputation des
Beines so , dass er den kranken Fuss seiner rechten
Hand zunächst hat, fasst mit der linken Hand aber
beide Fussknöchel, macht dann mit einem grossen
Scalpeli einen Hautschnitt , welcher am linken Fusse
in der Mitte über oder etwas hinter dem äussern
Knöchel, am rechten Fusse aber am innern Knöchel
anfängt , nach unten zu in einer geraden Linie unter
das Fussblalt fortgeht , bis er den Knöchel auf der
andern Seite erreicht, und durchschneidet so die
weichen Theile bis auf den Knochen. Hierauf wird
ein transverselier , etwas convexer Schnitt von den
beiden Endpunkten des ersten Schnittes aus etwa
Vs" unter dem Gelenke gemacht. — 2) Beide Haut-
lappen werden vom Knochen abgetrennt; bei dem
hintern ist darauf zu achten , dass das convexe Mes-
ser nahe am Galcaneus hingeführt wird, theils um
nicht die Art. tibialis postica zu hoch oben zu durch-
schneiden, wodurch das Brandigwerden des Hautlap-
pens befördert werden kann , theils um die Haul an
der Ferse nicht zu beschädigen. — 3) Wenn die
Hautlappen abgelöst und von dem Gehülfen aufwärts
geschlagen sind , wobei dieselben aber nicht stark
gedrückt werden dürfen, macht der Operateur mit
einem kleinern Amputationsmesser sofort einen Zirkel-
schnitt bis zum Knochen , um die Tibia und Fibula
herum , etwa 1 '" oberhalb der horizontalen Gelenk-
flache der Tibia, wodurch das Periosteum durch-
schnillen wird , dann wird die Sage applicirt und die
Amputation auf einmal ausgeführt. — 4) Die Arte-
rien werden unterbunden, die Wunde wird gereinigt
und der hintere Lappen nach vornhin geschlagen und
durch Hefte mit der entsprechenden Wundflache ver-
bunden, welche auf die gewöhnliche Weise, haupt-
sachlich von hinten nach vorn, angelegt werden, und
darüber kömmt dann der gewöhnliche Verband und
Charpie zu liegen. — Durch Absagen der Gelenk-
flache , wodurch man die Verwachsung des Lappens
und Knochenendes zu Stande bringt und das letztere
eben macht , entgeht der Kranke dem a cbmenhafie-
V. Chirurgie» Ophthalmologie u. Otiatrik.
33t
sten Dod der Wundarzt dem schwierigsten Theile der
Operation, der vorhergehenden Exarliculation. Das
Öftere Brandigwerden der Hautlappen rührt haupt-
sSeblich von der geringen VimlilXt in der Raul der
Pttsssohle her, welche oft durch Krankheit der nahe-
liegenden Knochen noch mehr herabgesetzt ist. Die
Suturen, welche man anzulegen pflegt, sind indessen
nicht ohne Hitwirkung dabei , weshalb Vf. rSth, die-
selben gar nicht anzulegen, indem man, wie er glaubt,
den Zweck ebensogut durch Heftpflasterstreifen er-
reichen könne. (v. d. B u s c h.)
793. Heue lethode der Geflssonterbindang;
Yon Maltei zu Baslia. (Rev. m^d.«-ehir. Avril 1853.)
Die gewöhnlichen Geßtssligaturen fallen erst ab,
nachdem sie durch Eiterung die umschnürten Theile
durchschnitten haben; Eiterung ist also die nothwen-
dige Folge ihrer Application. Das Fallen der Ligatur
zieht sich um so langer hin , je mehr (lewebe von
der Ligatur umfasst wird, u. je grossem Widersland
das Gewebe der ulcerativen Entzandung entgegen-
stellt Selten fallen Ligaturen vor dem 6. — 8. Tage,
häufig Idsen sie sich erst nach 1 4 Tagen , zuweilen
zOgem sie 3 Wochen. Die gewöhnliche Folge der
GeRlssligator ist aber, dass die Heilung der gleich-
zeitig bestehenden Wunde per primaro intenlionem
gans gehindert wird, dass durch die Eiterung, welche
die Ligatur bewirkt, auch die Wunde in Eiterung
versetzt wird. Durch eine neue, mehrfach erprobte
Ligaturweise glaubt Vf. die Uebelstände der bisher
gebrSlucblichen Gefüssligaturen zu vermeiden. Sie
S4>U in allen jenen Fallen in Betracht kommen, wo es
sich darum handelt, rasche Heilung einer Wunde mit
Getessverletzung zu erzielen; ist die Beschaffenheit
einer Wunde der Art, dass sie nolhwendig eitern
muss, dann kann allenfalls die gewöhnliche Ligatur
beibehalten werden. Die fragl. Ligatur kann ebenso-
gut dem Ende eines durchschnittenen Gefifsses, als
in der Continuitat desselben angelegt werden , man
kann sie auch als Sutur bei Darmwunden und über-
haupt in allen Fallen anwenden, wo Ligaturfilden
bald entfernt werden müssen. Will man ein Gef^ss-
ende unterbinden, so verfahrt man folgendermaassen.
Hau legt 2 schlingenfSrmig gebogene Faden mit dem
Schlingenende so übereinander, dass sie einen Kreis
bilden, und führt dann die freien Enden der Schlingen
umeinander herum, so dass sie sich kreuzen. Wenn
man nun das mit der Pincette ergriffene Gefiissende
durch den Kreis der vorher zugerichteten Faden-
schÜDgen durchgezogen hat und dann von beiden
Seiten, an den freien Enden der Faden zieht , so ver-
engert sich der Kreis des Fadens und schnürt sich
mit einem Knoten nach oben und unten fest. Bei
grossem Arterien wird man wohl thun , die Faden
zweimal umeinander zu schlingen und sich kreuzen
zu lassen , ehe man die Kreisscblinge zuzieht. Ist
die Ligatur applicirt, so schneidet man von den 4
Fadenenden , von denen 2 nach rechts , 2 nach links
liegen » den einen Faden nach oben dicht neben dem
Knoten der Ligatur, den andern Faden auf der andern
Seile nach unten gleichfalls neben dem Knoten ab, so
dass nur 2 Fadenenden übrig bleiben, die man sorg-
fältig in die Wundwinkel legt und dort befestigt. Will
man die Ligatur entfernen , so braucht man nur die
Fadenenden zu ergreifen und langsam auseinander zu
ziehen ; die Knoten lösen sich dann sogleich und die
Faden werden, ohne eine Zerrung zu verursachen,
extrahirt. Um sich beim Abschneiden der Fadenenden
nicht zu tauschen, kann man zur Ligatur 2 verschie-
den gefärbte Faden nehmen. Ist ein Gef^ss in der
Gontinujtat zu unterbinden , so muss man zuerst die
freien Enden der einen Fadenschlinge unter dem blos-
geleglen GefKss hinwegführen, dann die Schlinge des
andern Fadens unter die Enden des 1. bringen, die
Enden des 2. durch die Schlinge des ersten stecken,
und endlich die Faden anziehen, wodurch die Faden-
schlingen zu einem Kreis zusammengeschnürt werden.
Vf. hat seine Ligatur bereits mehrmals nach Am-
putationen der Brust, des Unterschenkels und Vor-
derarms gebraucht. Befürchtet man durch das Ab-
schneiden der Faden die Schlingen zu lösen, so ralhet
Vf. an der Mitte jeder Schlinge einen Faden zu knüpfen,
ehe man die Ligatur zuzieht, wo man dann in diesen
Faden eine Handhabe besitzt, die Ligatur zu jeder
Zeit zu lockern und zu entfernen.
(Streubel.)
794. neber Behandlang des Anenrysma
dnrGh CompreasiOli) von Prof. W. Boeck. (Norsk
Magazin. Bd. 6.)
Vf. liefert, nach einer Kritik über die Heilungs-
roethoden des Aneurysma durch Ligatur und totale
Compression behufs der Obliteration , einen Beitrag
zur Empfehlung der durch Bei lingh am angewen-
deten partiellen Compression, welche das betreffende
Geßiss nicht ganz verschliesst, sondern nur den das-
selbe passirenden Blutstrom auf ein kleines Volumen
beschrankt. Das von B e 1 1 i n g h a m zu diesem Zwecke
benutzte Gompressorium besteht aus 2 bis 3 Gom-
pressorien für dieselbe Arterie, die aber nicht gleich-
zeitig wirken, und hat den Vorzug, dass wenn der
Druck an einer Stelle zu schmerzhaft wird , man ihn
auf eine andere einwirken lassen kann. Der Fall ist
folgender.
Ein 46 J. alter, schwächlicher Mann bemerkte zu Ende
Oct. 18tt0 eine Steißgkeit beim Bewegen des linken Kniege-
lenkes, die jedoch nicht mit Schmerz verbunden war; ebenso
trat beim Sieben eine Müdigkeit in demselben ein. Vf. fand
in der linken Kniebeuge ein Aneurysma von etwa Höhnerei-
grösse und versuchte zuerst Tourniquet und gewöhnliche
Compressorien , um auf die Arterie den nöthigen Druck aus-
zuüben. Da jedoch der Kr. diesen nicht fertrug, wurde am
15. Dec. Bellingham's Gompressorium angelegt. Dieses
wurde gut vertragen , aber nicht auf dem Ram. horizontaüs
ossis pubis , sondern einige Zoll niedriger an der Lende ange-
legt, woselbst man die Arterie sehr gut so comprimiren konnte,
dass nur ein schwacher Blutstrom durch das Aneurysma ging.
Nach 8 Tagen, in welcher Zeit die Pclotte bald etwas höher,
bald etwas niedriger geruckt wurde, war die Pulsation im
obem Theile der Geschwulst nicht mehr zu fühlen und im
untern Theile schwächer geworden. Sie nahm mit jedem
Tage ab , so dass am 25. Dec. in den obern 2 Dritttheilen
332
V. Gbirurgie» Opluhaloiolagie u. Otialrik«
keine Palsation mehr bemerkt wurde. Um diese Zeit wurde
der Kr. tod einer Paeumooie der rechten Lunge befallen , die
durch die gewöhnlichen Mittel gehoben wurde. Während
der»eIbeD wünschte der Kr., dsss der Apparat, der ihm lästig
wurde, entfernt werden möchte, was deoo auch am 27. Üec.
geschah, an welchem Tage nur noch Pulsation im untersten
Theile der Geschwulst gefühlt wurde. Am Abend desselben
Tages fand Vf. , dass die Pulsation in der ganzen Geschwulst
aufgehört hatte , und zeigte die Art. cruralis einige Zoll ober-
halb derselben und die Art. tibialis auch keine Puisation.
Am 28. war wiederum eine deutliche Puisation in der ganzen
Art. cruralis bis zur Poplitaea hin zu fühlen , die Geschwulst,
so wie die unter derselben gelegenen Arterien waren pulslos.
Am 30. war eine schwache Puisation an der äussern Seite zu
fühlen, die von einer kleinen, der Geschwulst nicht angehö-
renden Arterie herzurühren schien. Der Vorsicht halber wurde
das Compressorium aber doch wieder angelegt und blieb bis
zum 3. Jan. liegen, wonach keine Puisation wieder eintrat.
Bei diesem Aufhören der Puisation war eine Abnahme der
Temperatur oder irgend ein anderes Symptom , welches auf
verminderte Vitalität in dem untern Theile der Extremität
hatte schliessen lassen, nicht zu bemerken. In Zeit von
19 Tagen hatte man dieses Resultat erreicht und zugleich eine
nicht geringe Verkleinerung der Geschwulst zu Stande ge-
bracht. Die glücklich zu Stande gebrachte Heilung war für
den Kr. leider nicht von langem Nutzen , denn 6 Wochen
später starb er an Lungenschwindsucht. — Bei der sorgfältig
vorgenommenen Section, bei welcher auch lojectiunen der
Arterien gemacht wurden , fand es sich , dass sich keine Col«
laternlcirculation entwickelt hatte; es war keine Ausdehnung
von kleinen Arterien vorhanden, sondern die Circulation hatte
durch die Art. cruralis und den bedeutend verkleinerten aneu-
rysmatischeo Sack, in welchem sich ein sehr feiner Kanal
fand, stattgefunden.
Vf. bemerkt, dass in einigen Fällen die Puisation
bei der Compression weit früher aufliörte, in einem
Falle von Darin eil schon nach 24 Sld. , in andern
aber erst nach Monaten. Beispiele von dem Aufhören
der Puisation nach der Abnahme des Apparates , eine
Erscheinung, die sich nicht gut erklären lüsst, sind
z. B. von Porter und Cuzack auch beobachtet
worden. Das Resultat der Seclion ist besonders
deshalb interessant, weil es ganz mit dem überein-
kommt, welches B eilin gh am von einem Falle an-
führte. Da bisher keine weitern Untersuchungen über
die BeschafTenheit der Aneurysmen nach der Compres-
sion bekannt geworden sind , so iMsst es sich nicht
sagen, ob diese die gewöhnliche Art der Heilung der-
selben dul-ch die Compression ist oder nicht. Vf.
glaubt aber mit Bell i ngham , dass bei der Com-
pression dasselbe erfolgt , was die Natur bei sponta-
ner Heilung der Aneurysmen zu ihun pflegt. — Die
ElektropuDCtur, meint er, könne bei verbesserten
Apparaten auch ihren Nutzen zur Heilung der Aneu-
rysmen haben , so dass sie und die Compression oft
die Ligatur würden entbehrlich machen können.
(v. d. Busch.)
795. Phlebitis ingUinaliS oder Entzündung
der Fenen des Samenstranges ; von Prof. B o u i s-
son. (Rev. tb^r. du Midi. Janv. et F6vr. 1853.)
Die genannte Krankheit ist nach Vf. nicht so sel-
ten, als man nach dem Stillschweigen der klassischen
Schriftsteller meinen sollte. A. Cooper und Cur-
ling, welche die Krankheiten der Hoden und des
Samenalranges speciell erläutert haben, erwähnen nur
beiläufig die Veaenenlsündung des Samenstranget,
und nur in der Abhandlung von E s c a li e r über die
Suppuration der Varicocele, ist die Phlebitis inguioa-
lis duich ein ausführliches Beispiel belegt. Der Um-
fang, die Länge, die plexusarlige Anordnung der Ve»
nen des Samen^lranges und die Art und Weise der
Blulcirculation in denselben, erklärt nicht nur* die
Blutstauung und so häufig vorkommende Varikositit
derselben, sondern sie rechtfertigt auch den Versuch,
die Phlebitis inguinalis als eine besonders bemerkeni-
werthe Species der Venenentzündung hervorzuhebeo
und näher zu beleuchten , auf welche Vfs. Aufmerk-
samkeit zuerst im J.~1846 durch einen Seclionsfall
gerichtet wurde.
Ein Mann mit Perinaal fisteln und Stricturen der Harn-
röhre, zu denen sich eine Harnblasenentzündung gesellt hatte,
war im Hosp. St. Elui gestorben. Die Section zeigte Ausdeh-
nung und Verdickung der dunkelgerötheten Scrotalhaut und
Anschwellung beider Hoden ; die Schleimhaut der Hamblsjw
war durchaus entzündet, am Blasenhalse die Substanz der
Blase in ihrer ganzen Dicke breiig erweicht; der rechte Sa-
menstrang war beträchtlich geschwollen , die Venen desselben !
waren mit einander verklebt, an einzelnen Stellen obliterirt, ,
an andern variküs erweitert, die Anschwellung erstreckte sich
durch den Leistenkanal hindurch; in den aufgeschnittenen
Venen wurde Ibeils dunkles, geronnenes, flockiges Blut, tbeils
Eiter gefunden ; die innere Haut der Venen erschien durch-
weg gerÖthet.
In diesem Falle stellte sich zwar die Phlebitis in-
guinalis nur als eine Folgekrankheit dar, allein die
Existenz der Venenentzündung war unzweifelhaft. Vf.
hat seitdem an Lebenden die Kennzeichen der fragl.
Krankheit zu erforschen gesucht und gefunden , dass
die Diagnose in den meisten Fällen mit Bestimmtheit
gegeben werden kann. Die Phleh. inguin. entwickelt
sich nach Einwirkung von äussern mechanischen Ur-
sachen , oder sie entsteht , wenngleich selten, spon-
tan , oder sie kommt durch Forlpflanzung von dem
Hoden aus zu Stande. Bei direclen Contusionen,
StOssen, Schlägen werden die Venen gequetscht, u.
namentlich gegen den horizontalen Ast des Scham*
beins angedrückt; es bildet sich durch Geßssier-
reissung zuerst eine Hämatocele des Saroenstranges,
welcfie eine Venenentzündung nach sich ziehen kann«
Vf. beobachtete einmal diesen Vorgang bei eineffl
Soldaten, der einen Hufschlag erhalten hatte. Die
Unterbindungen der Venen des Samenstranges bei
Varicocele und die Exstirpationen des Hoden allein
oder zugleich mit einem Theile des Samenstranges
bei Sarcocele und Krebs des Hoden ^ sind indessen
wohl die gewöhnlichen mechanischen Ursachen der
Venenentzündung. Vidal de Cassis versichert
zwar mit Recht, dass die Venenunterbindung am Sa-
menstrange im Allgemeinen eine gefahrlose Operation
sei, indem die Entzündung in der Regel local und
adhäsiv bleibt , unter ungünstigen Umständen jedoch,
und namentlich bei unzweckmässigem Verfahren der
Unterbindung , verbreitet sich die Entzündung weiter
und wird suppurativ« Nach der HodenexsUrpatiOB
sind die unterbundenen Venen um so mehr sur ver-
breiteten eitrigen Phlebitis geneigt» wenn der Pat.
V. Chirurgie» Ophthalmologie v. Otiatrik.
333
■ehr geschwtfclu isi , wenn die Wunde des Hoden»
sacks in Eiterung abergegangen ist.
Bei einem 55jähr. Manne, welchem Vf. den Hoden wegen
Sarcocele exstirpirt hatte, wobei dieTom Duct. deferens i$oIirten
Veoeo sorgfältig unlerhunden worden waren, stellten sich
einig« Tage nach der Operation heftige Schmerzen in der lo*
goinalgegend mit Anschwellung ein. Der Operirte fieberte
stark, Schötteirröste kamen hinzu, bis endlich unter dem
Gebraache von Kataplasraen und Einreibungen mit Mercurial-
sslhe, der Eiter in den entzündeten Venen einen Ausgang
durch den äussern Ring des Leistenkanuis fand , wonach die
Schmerzen und heftigen Erscheinungen sich legten und Hei-
lung erfolgte.
Die spontane Phlebitis inguin. ist sehr selten.
Vf. hat sie nur ein einziges Mai beobachtet , wo ihr
indessen auch eine gewiss Einfluss habende (ielegen-
heitsursnche , nämlich eine starke Muskelanstrengung
des Körpers bis zur Erschöpfung, vorausgegangen war.
Die Varikosililt der Venen des Samenstranges scheint
eine PrSdisposition zur spontanen Entzündung abzu-
geben. In 2 Fällen von Escalier entzündete sich
ohne nachweisbare Ursache die Varicocele, und in
dem einen tOdtlich endenden Falle zeichnete sich die
heAige Phlebitis dadurch ans, dass sie ganz die Sym-
ptome der Brucheinklemmung darbot ; die Seclion
zeigte Eiler in den Venen.
Am häufigsten aber pflegt sich die Phleb. inguin.
ans einer Orchilis zu entwickeln. Jeder Praktiker
weiss, welchen Einfluss Hodenentzündung auf den
Samenslrang übt; nicht nur der Nebenhode mit dem
umgebenden Zellgewebe und der Duct. deferens be-
iheiligen sich an der HodenentzOndung, sondern der
ganze Samenstrang schwillt an u. wird schmerzhaft.
Zuweilen bildet der Samenstrang eine ödemalöse Ge-
schwulst, wie bei Angioleucitis ; die entzündeten
Lymphgel^sse Übertragen von dem Hoden aus die
EnlzQndung zum Plexus iliacus und tumhalis. In
andern Fällen kommt es zur entzündhchcn Exsudalion,
die sich weiter entwickelt oder zerralll. Vf. hat oft
in Folge von Verschrumpfung des entzündlichen Ex-
sudats Verkürzung des Samenstranges gesehen. So-
bald die Venen an der von dem Hoden ausgebenden
Enlatlndung theilnehmen, erscheinen heftige Sym-
ptome und die Abdominalorgane werden seihst mit in
das Bereich der Aflection gezogen. In solchen Fäl-
len heisst es nach den klin. Berichten, die heftige
Orchitis bewirkte Weiterverbreitung der Entzündung
und endlich tOdtliche Peritonitis ; man kann hinzu-
fügen, dass eben die Phleb. inguin. die Weiterver-
breitung und Peritonitis bedingte. Vf. erinnert sich
eines Falles, wo ein Soldat nach Blennorrhoe von
Epididymilis u. Phleb. inguin. befallen wurde, welche
letztere sich bis in die Fossa iliaca erstreckte und zu
zahlreichen Abscessen Veranlassung gab, so dass der
Kr. lange Zeit in der grössten Lebensgefahr schwebte.
Die Orekitis parenchymatosa ruft am leichtesten
lebhafte Venenentzündung hervor, die Periorchitis
oder Faginalitis , welche nur die Serosa injicirt und
zur veroDehrten Absonderung bestimmt , führt selten
zu Phlebitis , und nur B 1 a n d i n gedenkt eines Bei-
spiels, wo eine Injection in die Tunica vaginalis lOdt-
liche Phlebitis erzeugte.
Die Symptome der gewöhnl. Phlebitis werden bei
der Phleb. inguin. nur durch die Oertlichkeit und
Bedeutung der Venen des Samenstranges modificirt.
Der Saraenstrang schwillt an und die Scrotalhaut, die
ihn umgiebt, wird roth und heiss ; die Empfindlich-
keit des Saroenslranges wird excessiv, nicht allein
Druck u. Berührung (^lll schmerzhaft, sondern schon
der Zug des Hoden, jede Muskelbewegung der untern
Extremitäten , Husten und Niesen. Beim Befühlen
des Samenstranges unterscheidet man meist , wenn
nicht die allgemeine Scheidenhaul und das Zellgewebe
infillrirt sind, Nodosiläten , die geringere oder grös-
sere Besistenz bieten , und welche die Venenentzün-
dung von einer einfachen entzündlichen Anschwellung
des Samenstranges unterscheiden. Die Portion des
Samenstranges innerhalb des Inguinalkanals lässt sich
schwer mit den Fingern untersuchen; ihreTheilnahme
an der Phlebitis giebt sich durch geringe Anftreibung,
namentlich aber durch excessiven Schmerz am äussern
Leistenringe kund ; hier verhindert der fibrüse Ring
eine Weiterausdehnung des geschwollenen Samen-
Stranges und erzeugt dadurch eine gewisse Einschnü-
rung. Diese Consiriciion , ausgeübt durch den Lei-
slenring war schon den frühem Chirurgen bekannt;
Arnaud (Vater) rieth deshalb bei der Caslratioa
den Leislenring einzuschneiden, und Bertrandi
empfahl die uf^blutige Erweiterung. Auch der innere
Leistenring vermag eine solche Einschnürung zu er-
zeugen ; in der Abdominalportion der Venen kann
aber eine Gonstriction nicht stalthaben, erstreckt sich
die Entzündung bis zum Plex. pampiniformis, so folgt
Auftreihung der Beg. iliaca , grosse Schmerzhafligkeit
derselben, und es geht die Entzündung leicht auf das
Bauchfell über. Ein intensiver Schüttelfrost, gefolgt
von heftigem Fieber mit grosser Hitze, charaklerisirt
die Phlebitis inguinalis gleich nach dem Entstehen.
Schnüit der Inguinalring ein, so entsteht durch Druck
auf den Duct. def. Angst, Abgeschlagenheit, Aufstoa-
sen, Erbrechen und Meteorismus.
In den meisten Fällen , bes. wenn die Phlebitis
nicht bis in die Bauchhöhle gedrungen ist, endet die-
selbe mit Besolution oder die Venen obliteriren, wer-
den strangförmig und verkürzen sich. Einige Male
hat man bei Sectionen Phlebolithen in den Venen des
Samenstranges gefunden , und namentlich besitzt das
Strassburger Museum ein Präparat der Art; die Gon-
cretionen sind nur aus vorausgegangener Phlebitis zu
erklären. Kommt es zur Eiterung in den Venen, so
bilden sich kleine Abscesse, und je nachdem die Phle-
bitis entweder blos über dem Hoden innerhalb des
Scrotum , oder weiter hinauf bis in die Reg. iliaca
besteht, ist die Intensität der Symptome verschieden.
Gewöhnlich sind bei der Phleb. inguin. suppurativa
die Eitercollectionen gewissermaassen eingekapselt,
so dass der Eiter nicht in die Blutcirculation gelangt
und der Pyämie dadurch vorgebeugt wird. Die Lang-
samkeil der Blutbewegung in den Samenstrangvenen
334
V. Chirurgie, Ophthalmologie u. OtiatriL
und die gänzliche Hemmang bei VenenentzüDdung
hierselbsl erklart genügend diese Erscheinung. Die
Venenabscesse sind klein und circumscript ; bildet
sich der Eiler aber in dem Zellgewebe » welches die
Venen umgiebt und aneinander heftet, so sind die
Eitcrcollectionen nicht nur grösser, sondern sie haben
auch eine grosse Neigung zur Weilerverbreitung, zur
Forlpflanzung nach der Fascia iliaca. Nach der Eite-
rung au) Samenstrang folgen leicht Oblileralionen u.
Destructionen der Gewehe, Erweichung der Hoden-
substanz , entzündliche^ Verwachsung der Samenka-
näle, Ohliieration des Ductus def. , der Coni vascu-
losi und Atrophie des Hoden. Bei dyskrasischen und
heruntergekommenen Subjeclen sind die Destructionen
des Hoden am gewöhnlichsten , wofür B. folgenden
Fall als Beleg anfuhrt.
Ein 60jähr. Mano , welcher mehrfach und Jahre lang an
secundar-sypbilit. Aifectionen gelitten , öfters Harnröhrentrip-
per gehabt hatte und in den letzten Jahren an Stricturen der
Harnröhre behandelt worden war, bekam nach einer unvor-
sichtigen und zu lang dauernden Einbringung von Bougies eine
Orchitis, die sich gleich unter Schuttelfrost mit bedeutender
Anschwellung des Saroenstranges verband. In St. Eloi auf-
genommen erkannte rnan knotige Geschwülste am Samen-
strange; trotz Mercurialeioreibungea und örtlicher Wärme
entwickelte sich dicht über der Epididymis ein Abscess , die
Haut rötbete sieb und eine grosse Quantität Eiter wurde abge-
lassen. Nach der Entleerung und der Anwendung von Kata-
plasmen besserte sich der Zustand nicht, vielmehr traten die
Symptome von Einschnürung auf, und die Reg. iliaca schwoll
an, so dass die Existenz einer diffusen Phleb. inguin. nicht in
Zweifel gezogen werden konnte. Vf. entscbloss sich, am äus-
sern Leistenrioge die Haut zu incidiren , den Ring selbst zu
spalten und in die hier fluctuirende Stelle des Samenstranges
einzuschneiden. Es folgte reichlicher Eiterabfluss mit Er-
leichterung und der Eiter wurde durch Druck nach der Oeff-
nung hingeleitet. Das Fieber schwand, mit der Eiterung,
die mehrere Tage anhielt , entleerten sich nekrotische Zellge-
webspartien und Fetzen flbrös gewordener Exsudate. Endlich
traten Granulationen hervor und es erfolgte langsam Vernar-
bung. Der sehr geschwächte und heruntergekommene Kr.
genas alimälig , wobei der Samenstrang sich verkürzte , obli-
terirte, der Hode atrophisch wurde. Bei der Entlassung des
Kr. nach 3 Mon. hatte der Hode nur noch die Grösse dner
Haselnuss , war weich und lag dicht unter dem äussern Lei-
stenringe, befestigt durch bandartiges Zellgewebe, zu wel-
chem der Samenstrang zusammengeschrumpft war.
Die difTerentielle Diagnose der Phleb. inguin. wird
hauptsächlich durch die knotigen Anschwellungen des
Samenslranges gesichert , welche bei ^bscessen im
Zellgewebe des Scrotum fehlen , obgleich der Sa-
menstrang hier gleichfalls angeschwollen ist. ' Oede-
matOse Anschwellung des Samenstranges verhindert
allerdings nicht selten die Auffindung der NodosilSIten,
dann wird man aber durch die vorausgegangenen
Momente, durch die Heftigkeit der Erscheinungen,
durch die Fortpflanzung der Phlebitis dennoch auf
eine ziemlich prUcise Diagnose geleilet.
Die Behandlung ist die der Orchitis, so langis
die Phleb. im Beginne und umschrieben ist; die Ein-
reibung von Mercurialsalbe nützt nur anHlnglich,
kommt es zur Eiterung , ist sie schädlich. Vf. hat
anfUnglich mehrmals mit Erfolg Eisuroschläge ange-
wendet. Die Eiterung, sobald sie sich ankündigt.
erfordert Kataplasmen. Verbreitet sich die Phlebitis,
treten Einschnttrungssymptome hervor , so muss der
Inguinalring gespalten werden, selbst wenn noch
keine Eitcrcollection existirt. Eitercollectionen mOs-
sen sofort eröffnet werden, und durch zweckmässigen
Druck suche man dem Eiter Abfluss zu verschaffen.
(St reu bei.)
796. Zwerchfellbrach; von Dr. Michel in
Neckarsulm. (Würtemh. Gorr.-Bl. 14. 1853.)
Ein 34 J. alter , hagerer , geistig begabter Geistlicher
hielt sich seit mehrern Jahren Tür lungen-oder herzkrank,
ohne dass die Percussion und Auscultation ein Leiden nach-
zuweisen vermochte. Die constanten Klagen des Pat. waren
Druck und Völle in der Magen - und Herzgegend nach dem
Essen, Aufstossen und Ekel. Den 19. April 1852 wurde
Pat. nach einer moralischen Aufregung von heftigem Schwin-
del befallen , er verbrachte schlaflos 2 Nächte und fühlte am
Morgen des 21. April einC solche Beengung und Angst mit
stechendem Schmerz in der linken $eite der Brust , dass er
das Bett Yerliess, indem er zu ersticken befürchtete. Vf. fand
trocknen , knisternden Ronchus , aufgeregten , jedoch regel-
mässigen Puls und verbreiteten Herzschlag; der Durst war
gross , die Haut trocken und heiss , die Zunge helegt , der
Geschmack bitter; das Schlingen schien erschwert, Schluch-
zen, zeitweiliges Aufstossen, Brechneigung und Ziehen in den
Extremitäten. 2 Aderlässe in einem Zwischenräume von 24Std.
schafften einige Erleichterung und hoben den Schwindel.
Calomel und Mixtnra nitrosa brachte Pat. nur bis zur Cardia,
dann ging Alles durch Erbrechen zurück. Einige Tage war
das Befinden leidlich , am 26. April aber zeigten sich naeb
einer Aufregung die Symptome von Geistesstörung. Der Per-
cussionston war an der untern Seite der linken Rippengegend
gedämpft, Bronchialathmen zugegen, das Erbrechen hatte
sich verloren , das Schlingen ging ohne Beschwerde von Stat-
ten. Calomel mit Digitalis und grosse Gaben Morphium ver-
mochten die Nervenaufregung nicht zu besänftigen , es folgtea
keine Stühle. Am 28. April trat unter allgemeinem Scbweisse
mehr Ruhe ein und das Bewusstsein wurde für einige Stunden
klar; allein nach Mitternacht kehrte Präcardialangst, Scbling-
nnd Respirationsbeschwerde verstärkt wieder, der Puls sank
schnell, Pat. delirirte wenig und starb nach 24 Stunden.
Die Section 16 Std. nach dem Tode zeigte Hepatisation
des linken untern Lungenflügels, die Pleura war mit faser^
stofOgem Exsudate bedeckt, in der Bmstboble hatte sieb ziem-
lich viel seröse Flüssigkeit angesammelt; die rechte Lunge
war durchaus gesund und nur nach oben etwas verwachsen.
Das Herz schien grösser als normal , der Herzbeutel enthielt
keine Flüssigkeit , war nirgends verwachsen , auf der flen-
oberfläche und am Herzbeutel befand sich viel Fett. lo der
Nähe der Herzspitze auf dem gewölbten Zwerchfelle tag eine
Erhöhung von der Grösse eines Hühnereies. Nach Eröffnung
der Bauchhöhle stellte sich heraus , dass das Zwerchfell in
dem sehnigen Theile an dieser Stelle ein Loch von der Grosse
eines halben Kronenthalers hatte, in welchem ein Stück der
Obern Magenwand und des Netzes lag. Die runde Oeffooog
war mit gewulsteten Rändern umgeben, die Theile, die sie
umschloss , konnten leicht herausgezogen werden. Ein von
den serösen Häuten gebildeter Brnchsack war nicht vorbanden.
Der Magen war an der Stelle, die in der Oeffnung des Zwerch-
fells gelegen , äusserlich wie innerlich geröthet. An der Nili
hing eine kleine runde Nebenroilz von der Grösse einer wel-
schen Nuss. Die übrigen Baucheingeweide zeigten nicht die
geringste Abnormität. Die Kopfhöble wurde nicht geöffnet,
üeber die Entstehung des Zwercbfellbrucbs wurde so viel be-
kannt, dass der Verstorbene als Knabe von einer beträchtlichen
Höhe herabgestürzt war und seit dieser Zeit manchmal ober
Druck im Magen nach dem Essen geklagt haben sollte.
Digitizedby VjUU'{Streubel.)
VI« Mediein im AUgemmaea.
336
VL Mediein im AUgemeineD.
797. Zur Pneamometrie ; von Prof. Phoe-
bosin Giessen. (Med. Ceolr.-Zlg. 15. 1853.)
Vf. haue früher schon (a. a. 0. 32. 33. 1848;
iahrbh. LIX. 165.) den Versuch gemacht, das Hut-
chinson'sehe u. VogeTsche Spirometer durch ein
calibrirtes Glas und einen elastischen Katheter zu er-
setzen. Er beschreiht gegenwartig einen andern
Apparat zu gleichem Zwecke, welcher sich durch
grossere Bequemlichkeit, leichtere Transportabililät
und Billigkeit nicht minder , als durch die damit zu
erzielende grössere Genauigkeit der Messungen aus-
zeichnen soll.
Das Initruroent besteht aus elDem ODgefahr 1' hoben,
obcQ offenen Cjlioder toq starkem Weissblecb und eioem
iweiten, unten offenen Cylinder von sehr dünnem Weissblecb,
welche so ineinander passen mQssen , dass der innere (in
Wasser) auf- uod ab bewegt werden kann, ohne die geringste
Reibung am äussern zu verursachen. Das etwas gewölbte
Dach des innera Cjlinders trägt in der Mitte eine runde Oeff-
oQog, an welche ein umgekehrt kegelförmiges Mundstück (von
Blech) angelotbet ist. Die Oeffnung wird mittels eines Kor-
kes geschlossen , der ein Messingröhrchen mit einem Lumen
TOD 6 Mmtr. Durchm. trägt, woran sich eine weitere, 1 — 2'
lange elastische Zuleitangsröhre von vulkanisirtem Kautschuk
anschiiesst. Dieses Rohr läuft in ein hörnernes, plattes
Maadstück mit einem Lumen von SVs Mmtr. aus. Genaue
Tolometrirung des Innern Cylinders, das Anbringen einer oder
besser zweier Scalen auf entgegengesetzten Seiten sind natQr-
lich bei diesem Instrumente ebenso noth wendige Erfordernisse,
wie bei jedem andern der Art. Zur Ausfuhrung einer Messung
fallt man den Apparat mehr oder weniger hoch , je nach der
ladividasiität des zu Untersuchenden, mit Wasser (5500 C-
Ctflitr. bei einem kräftigen Manne, 2500 — 3000 bei Brust-
kranken, bei kleinen Leuten und Rindern noch weniger),
rerscbliesst dann die Oeffnung des Daches durch den Kork u.
lissi nun den Expioranden auf die bekannte Weise ausatbmen.
Sobald die Exspiration vollendet zu sein scheint, druckt man
das elastische Rohr an irgend einer Stelle zu und liest die
Zahl an der Scala ab. Vor jeder neuen Untersuchung bat
oian den Kork abzuheben, den Innern Cy linder hinabgleiten
zu lasten und wieder mit dem Korke zu verschliessen.
Vf. vergleicht nun seinen Apparat mit dem Vogel-
Mhen und findet , dass dem seinigen allerdings das
Thermometer fehle, dass dieses aber vorläufig für
Irztliche Zwecke an diesem Orte noch entbehrlich
sei; dagegen ttbertrelTe er die frühem Instrumente
» Zuverlässigkeit ; der einfachem Construction hal-
ber worden ßeobachtungsfehler leichler bemerkt, die
iQigeathmete Luft wird, weil sie nicht durch das
Sperrwasser hindurchgeht, weniger abgekOhlt und
abiorbirt (Vermeidung einer Fehlerquelle, welche
Vf. selbst sehr gering anschlügt). Hauptsärhiich aber
beruht nach dem Vf. die grössere Zuverlässigkeit sei-
nes Apparats auf der Flachheil des Mundstücks , an
welches sich die Lippen besser anschliessen. Die
weitern Vorzüge des Instruments bestehen in der
leichtem Tragbarkeit, z. B. bei einer Visite in Kran-
kensSlen, in grosserer Bequemlichkeit namentlich bei
der Eneuemüg des Wassers [nicht aber bei der Mes-
sung selbst] und in dem niedern Preise desselben
(Mechanik. Lieb rieh in Giessen fertigt den Apparat
einschliesslich der Verpackung für 2 Thir. 20 Ngr.).
[Ref. fürchtet, dass eine Schiefstellung des frei
schwimmenden Innern Cylinders beim Aufsteigen und
die damit verbundene Reibung, so wie das für jede
Messung zu bewerkstelligende Schliessen und Oeffaea
des in eine ßlechrOhre einzupassenden Korkes , auch
das Zudrücken des elastischen Rohres mit den Fin-
gern der Genauigkeit wohl einigermaassen hinderlicb
sein dürfte.] (U h I e.)
Der bekannte Mechaniker u. Bandagist S. Gold-
schmidt zu Berlin hat in der Med. Centr. -Ztg.
(43. 1853) eine Vergleichung zwischen dem hier
beschriebenen Apparate des Prof. Phübus und dem
(seit einiger Zeit auch bei ihm gefertigten) Hutchin-
son*schen Spirometer verOflenllicht , aus der wir
Nachstehendes hervorheben. 1) Die Schwere des Cy-
linders, welcher durch die aus den Lungen in ihn
geblasene Luft aus dem Wasser gehoben wird, beruht
bei Phübus ganz auf der Lungenkraft, wahrend
Hutchinson diesen Uebelstand dadurcli vermieden
hat, dass er das Hinaufsteigen des Cylinders durch
2 Gewichte , die über Balken und Rollen laufen , er-
leichtert hat. — 2) Da bei P h.'s Apparate der Cy-
linder nach dem Hinaufsteigen sich schief stellt, so
rouss man , um ein annähernd richtiges Resultat zu
erhalten , beide Scalen ansehen und aus der Summe
beider die Durchschnittszahl berechnen , bei H. hin-
gegen läuft der Cylinder in 2 Schienen, behalt so die
geraUe Richtung und die eine Scala zeigt sofort die
Summe der C.-Z. richtig an. Ausserdem werden die
Zinkscalen bei P h. , da sie am innern Cylinder be-
festigt sind und in dem Wasser des äussern Cylinders
untertauchen, durch Oxydation mit der Zeit schwarx^
undeutlich und lassen sich überhaupt nicht bequem
beobachten; H. hingegen hat die Scala aussen be-
festigt und mit einem Zeiger versehen , welcher die
Beobachtung leicht möglich macht. Endlich ist der
innere Cylinder bn P h. durch einen Pfpopf oben ge-
schlossen , während diess bei H. durch ein bequem
zu Öffnendes Ventil geschieht. — 3) Der mit Spiri-
tus geschlossene, gebogene Glascylinder, welcher bei
H. äusserlich angebracht ist und mit dem Rohre in
Verbindung steht, durch welches die Luft in den
Cylinder geblasen wird , fehlt bei P h. ganz. Dieser
Theil ist aber dohalb nach G. sehr wichtig, weil
man mittels desselben sirh überzeugen kann, ob nicht
der ausiilhuiende Kr. während der Operation durch
Nase oder Mund einathmet. Denn durch das Einath-
men wird notliwendig ein falsches Resultat erhalten^
was besonders bei Untersuchungen behufs der Lebens-
versicherung alle Berücksichtigung verdient« — 4) Der
Schlauch mass bei Ph. mit dem Finger zusammen-
336
VL M^diein in AUgemeinen.
gedrückt werden, damit die Luft nicht entweicht, was
bei H. sicherer vermittels eines HaM)s erreicht wird.
Sehr zweckmässig 6ndet es ferner G. / dass U. zum
Ablassen oder Vermindern des Wassers einen Hahn
am äussern Cylinder angebracht hat, wodurch das
Umdrehen des Cylinders behufs der Ausgiessung des
Wassers vermieden wird. Dass aber die Luft bei H.
von unten in den Cylinder eingeblasen werden muss,
wahrend diess bei P h. von oben her geschieht, kann
nach G. auf das Resultat der Unlersucliung keinen
Einfluss haben. Ph.*s Apparat reprifsentirt nach G.
nur die Grundidee des tl.'schen , ,,ihm fehlt die Ge-
nauigkeil und Bequemitchkeit der Anwendung, und
wollte man diese Mängel beseitigen , so mtisste man
H.'a Apparat darstellen.'* [Der Hauptvorzug des
H.*schen Apparates scheint uns darin zu bestehen,
dass er eine leichte und genaue Gontrole Jiiöglich
macht, ob der zu Untersuchende während der Opera-
tion einathmet, und für Aerzle bei Lebensversiche-
ruBgsaustalten halten wir ihn für unumgänglich iiöthig.
Für die gewöhnliche Praxis aber ist selbst der deutsche
Preis (17 Thlr.) noch zu hoch; hier ist der von
JUhne angegebene Apparat unserer Ansicht zufolge
an meisten zu empfehlen. Vgl. übrigens Prof. Rich-
ter*a Kritik der Schrift von Fabius ,,de Spiromelro
fjmique usu" in diesem Uefle der Jahrbb.]. W.
798. Insecten - Larven unter der Haut des
Menschen.
Nach Dr. C. L o n d r ^ in Surinam (Nederl. Weekbl.
iolij 1852.) findet man häufig unter der Haut der Euro-
päer, so wie der Neger eine Larve, in Surinam als Mus^
kietenmurm bekannt, die der der Kuhbremse (Oestrus
bovis) sehr ähnlich ist. Die Larven verursachen unter
4er Haut Beulen oder umschriebene Geschwülste
(Daszelbeule) von der Grüsse einer Muscatnuss , aus
welchen durch eine kleine OeflTnung sich blutiges Se-
rum enlleerL Sie sind sehr schmerzhaft und man
findet sie an allen KOrpertheilen , vorzüglich den be-
haarten Kopfstellen, am Rücken u. den Gliedmaassen
Ueberlässl man sie sich selber, so gehen sie in Ge-
schwüre über; die Eingebornen ihun diess aber sel-
ten , sondern blasen , sobald sie es für ausgemacht
liaUen , dass die Geschwulst eine Larve enthält, Ta-
baksrauch in Nlie kleine OefTnung und reiben und
drücken die Geschwulst, worauf die Larve durch die
üeffnung bald hervorkriecht. L. hat dieselbe oft
durch einen Einschnitt in die Haut entfernt, worauf
bald Heilung folgte. Er kann jedoch nicht bestimmen,
ob die Larve, die er bei Menschen fand, dem Oestrus
bovis oder einer andern Art (Oestrus hominis) ange-
hört, da es ihm nicht gelungen ist , das Insect selbst
%\x erlangen. U o w s h i p iheille der med.-chir. So-
ciety in London einen Aufsatz über den Oestrus ho>
minis im Zellgewebe der Schulter eines Soldaten auf
Surinam , und im Scrolum eines Jünglings zu Santa-
Anoa in Columbia mit, v. Humboldt traf in Süd-
amerika Indianer, deren Bauch mit kleinen Geschwül-
sten überdeckt war; er vermuthet, dass dieselben
ebenfalls darch die Larve eines Oestrus hervorgebracht
werden. Bei Rindern findet man in Surinam , Java
(Dr. D e u t s c h b e i n) oft Larven von Bremsen unter
der Haut, nicht selten bei Hunden und auch bei an-
dern Säugethieren. (Pincoffs.)
Die EDtwicklung von Fliegenlarven unter der Ifanl
beobachtete Dr. Andrea Verga (Gazz. Lomb. 23. 1852)
bei eioem von Geburt an schwachen, seit 29 J. in der Senavra
befindlichen 49jähr. Blödsinnigen. Am untern Dritttheil des
linken Unterschenkels zeigte sich ein erhabener graalicber
Schorf, welcher sich leicht absliess und ein Geschwur mit
scharfen Rändern und scorbutiscbem Grunde von der Grösse
eines Kreuzers zuruckliess, aus welchem 7 wurmartige Thicr-
chen hervorkamen , von 15 Mmtr. Länge und (am Schwanz-
ende) 4 Mmtr. Breite. Mao bewahrte sie in einem Glase
(mit einem Stuckchen Haut) auf, wo sich einige binnen 5 W.
zur Sarcophaga pumila entwickelten.
Dass die Entwicklung von Insecten in GescbwQren oicbt
öfter beobachtet wird , erklärt Vf. dadurch , dass die vitale
Sensibilität den Menschen zur Abwehr nölhigt, was in dem
mitgeiheillen Falle, so wie in einem von Pourcault
(Geotn-oy de St. Hilaire , Ann. de sc. nat.) verölTenliicbteo
nicht anzunehmen ist. Letzterer betrilTt nämlich einen Säug-
hng, bei welchem aus einer Geschwulst an der Brust 2 Lar-
ven entfernt wurden , die sich zur gewöiinüchen Stubeoniege
entwickelten. (Hedaction.)
799. neber die Aufgaben nnd die Wichtig-
keit der medicinischen Geographie -, von Dr. c.
F. F u c h s zu Brolterode. (Arch. f. wissensch. lleilk.
1.2.)
Wenn (in Gersdorf's Repert.) Aber des Vfs.
Schrift über medicinisclie Geographie (vgl. Jahrbb.
LXXVJII. 355.) die trefiende Bemerkung gemacht
worden ist, dass fUr sie der Titel: „Ansidilea und
Meinungen des Dr. Fuchs (iher die Verthetlung der
Krankheiten auf der Erdoberfläche" passender wäre,
wenn man dem Vf. den gerechten Vorwurf niaclien
konnte» dass er dort nicht einmal das vorhandene
statistische Material genOgend benutzt habe, so stellt
sich jetzt Vf. in einem bessern Lichte dar , indem er
in dem cilirlen Juurnalarlikel die Aufgaben und die
Wichtigkeit der medicinischen Geographie «is einer
noch zu construirenden medic. Disciplin bespricht.
Vfs. Neigung und Talent zu genernlisiren, welches er
allerdings auch dort geltend machte , wo die That-
Sachen fehlten oder mit zu wenig tJmsicht benutzt
worden waren, ist schon anderwärts anerkannt wor-
den ; und es ist nicht zu leugnen , dass wir in der
Medicin solche Männer brauchen, und dergleichen
Versuche bei ganz jungen Zweigen der Wissenschaft
schon beachlenswerth sind. Um so dringender muss
der Mahnruf an jeden prakt. Arzt erschallen , hier ta
helfen und in seinen nächsten Kreisen die Materialien
zum Aufhau des künftigen Werkes fleissig zusammen-
zutragen, liier giebt es keine Entschuldigung, es
bedarf weder kostspieliger Apparate, noch tief ein-
gehender Specialstudirn, noch grossen Zeilaufwandes:
es gilt nur Ausdauer und (iewissenhafligkeit zu ühen.
Anfertigung einer Statistik der Kr. und der Todesur-
sachen, Bestimmung des Morbiliiats- und MortalitJIts-
verhältnisses zur Einwohnerzahl , Beachtung der to-
pomph. Verhältnisse u. selbst delailiirte meleorolog.
Beobächtimgeo sind Anfordeningen , welche di« inei-
i
VL Mediai» in AUgem^infln.
337
atea pnki. AerzU erfiillaa k&mum. Als Musterarbei-
ten auf diesem Gebiele möchten wir übrigens V i r-
chow*s Schriften „über den oberschlesischen Ty-
phus- (V. u. R.'s Arch. II. 1 u. 2. 1848; Jahrbb.
LXL 26) und „ttker die Noih im Spessarl" (Verb. d.
phys,-med. Ges. 2u WOrib. ; Sep. - Abclr. WUrzb.
1852) enopfehlen.
Vf. Usginnl seinea Aufsatz mit der richtigen Be-
foerkiMig, dass es die med. Geographie nicht mit
Rariiaten, sondern zumeist mit den alltäglichsten
Krankheiten zu thun habe, und dass schon darum
Jeder mit Hand ans Werk legen könne. £r stellt als
Zweck [wähl besser als BJichsle Auigabea] hin 1)
möglichst voMstandige Kenntniss der äussern und in-
nern Erscbeinungen der Krankheilen und ihres Ver-
laufs ; 2) Erforschung des Verhältnisses der Krank-
heilen zu einander; 3) Aufsuchung der sie erzeugen-
den Ursachen. Eine genaue Krankenbeobacbtung
versteht sich von selbst u. wird es hier besonders dar-
auf ankommen, die wichtigsten Erscheinungen u. das
Charakteristische des Verlaufs, namenllich bei Epide-
mien, hervorzuheben. Das Verhällniss der Krankhei-
ten untereinander ist schwieriger zu erforschen , es
bleibt nichts übrig , als sich , wie Vf. empüehlt , wo
möglich den Commissionen, welche die Seelenzählun-
gen vornehmen , anzuschliessen. Ein fernerer Weg
ist der, aus den TodtenUbellen, auf denen gesetzlich
die Todesursache mit bemerkt sein muss , und ans
der Anzahl von gleichartigen Krankheiten, welche ein
oder mehrere Aerzle bebandelt haben, die Grösse der
Verbreitung dieser Krankheit überhaupt zu berechnen.
Die Gut- oder Bösartigkeit der Krankheit werden den
Resultaten dieser Quelle einen sehr ungleichen Werth
verleihen. Hospitalbeobacbtungen , sobald sie nur
Kr. eines Ortes umfassen, lassen sich zu diesem
Zwecke auch .mit Vorsicht benutzen. Ein 3. Weg
besteht in gewissenhafter Führung der Todtenlisten,
welche den Aerzten hiermit zum wissenschaftlichen
Zwecke besonders ans Herz gelegt wird ; hieraus er-
geben sich schon bestimmte Folgerungen über die
Mortalität gewisser Lebensaller , Beschäftigungen,
Jahreszeiten u. s. w. Angaben über die Häufigkeit
von geburUhülfl. und chir. Operationen, die über ge-
wisse anatomische Verhältnisse der Bewohner Auf-
ftchluss geben , sind sehr zu wünschen. Die für die
Aetiologie der Krankheiten so wichtige Aufgabe der
med. Geographie ist zunächst durch möglichst genaue
lopograph. Studien zu lösen. Angabe der geograph.
Breite nnd Länge des Beobachtungsortes, dessen Höhe
aber der Heeresfläche, geologische Nachrichten , die
Bodenbeschaffenheil und besonders das Wasser be-
treffend, thermo- und barometr. Messungen sind
allerdings unumgängiich nötbig. Es liegt den Physi-
kern ob, möglichst einfache und praktische Instru-
mente anzugeben; die vorliegenden Beobachtungen
der Tageswärme haben bereits zur Ermittlung der
Stunde geführt , wo man bis auf einen sehr geringen
Fehler das Tagesmittel unmilUlbar beobachten kann
u. 8. w. Richtung und Starke des Windes, die Häu-
Med. Jihrbb. Bd. 79. HtL 8.
figkeit seines Wechsels sind fernere wichtige Punkte;
auch hygro- und ombromelr. Messungen dürfen nicht
übergangen werden. Die Verlheilung der Pflanzen
und Thiere, endlich anthropologische Verhältnisse,
wie Grösse der Familien , vorwiegende Beschäftigun-
gen , Lebensgewohnheiten , die verschiedene Zusam-
mensetzung der Nahrungsmittel , der in gewissen Ge-
genden vorwiegende Genuss einzelner Klassen dersel-
l)en, der Einfluss des Klimas (Continental- oder
Küstenklima) im Ganzen , diess Alles sind schlüsslich
bei der Bearbeitung der med. Geographie zu beach-
tende Momente.
Sind alle diese Verhältnisse für möglichst viele
Orte, Bezirke, Länder genügend erörtert , dann wird
es erst Zeit sein, auf Vfs. „dysenterische, albuminös-
exsudative und katarrhalische Zonen'* zurückzukom-
men, dann erst wird es möglich sein, zu prüfen, ob
wirklich, wie Vf. hier wieder kurz referirt, in der
sogen, dysenterischen Zone, d. h. in den Tropenlän-
dern 75^/0 der Bevölkerung an gastrischen Leiden
zu Grunde gehen, ob [abgesehen vom unlogischen
Eintheilungsmomenle] bei uns 90% an Affeclionen
mit „EiweisS' Exsudationen", d. h. an Scropheln,
Tuberkulose, Krebs, Typbus, ßrighl'scher Krankheit
sterben, ob die Broncbiaikatarrhe, Emphysem u. s. w.
den nördlichen Gegenden vorzugsweise zukommen.
Der Verein für wissenschaftliehe Arbeiten be-
trachtet es als eine seiner hauptsächlichsten und all-
gemeinsten Aufgaben , die med. Geographie durch
Ansammlung eines möglichst umfassenden Materials
zu fördern, und wie die Herausgeber des Archivs
bemerken, werden die Mitglieder im Corr.-Bl. des
Vereins über die Arbeitsmethode genauere Mitlheilun-
gen erhalten. (U h 1 e.)
800. neber die Mortalität in Finnland in den
Jahren 1849 u. 1850; von J. F. Rabbe. (Finnska
Läkare SäUskapets Handlingar. Bd. 4.)
Am Schlüsse des J. 1848 betrug die Volksraenge in Finn-
land 1,597,160 (775,917 m. , 821,213 w. Geschl.); im
J. 1849 wurden geboren 60,320 (30,591 m. , 29,729 w.
Geschl.), es starbeo 39,458 (20,320m., 19,138 w.Geschl.),
so dass die Population einen Zuwachs von 20,862 erhielt. —
Die protestantische Bevölkerung, auf welche sich die folgen-
den Angaben ausschliesslich beziehen, beliefsich auf 1,553,456.
Es wnfden 58,605 lebende und 1,558 todte Kinder von
59,322 Frauen geboren. Unter den lebendgebornen waren
4,304 uneheliche, also 13,6o/o; i« den Städten war jedes
7. nnd auf dem Lande jedes 18. Kind ein uneheliches. Es
wurden 13,505 Ehen geschlossen , 865 weniger als im Jahre
vorher. Die Zahl der Gestorbenen betrug 38,146 , etwa die
46. Person der Bevölkerung. Die in den vorhergehenden
3 J. beobachtete Abnahme der Mortalität bei Kindern unter
10 J. wurde auch in diesem Jahre beobachtet , es starben in
diesem Aller 18,607 ; von den unehelich gebornen Kindern
starben in den Städten im ersten Lebensjahre etwa das 4.,
auf dem Lande aber etwa das 5. Im Alter von 10 bis 25
starben 2,441 , zwischen 25 u. 50 J. 5,569, über 50 aber
11,526. In einigen Städten, wie in Helsingfors, Borga,
Abo u. 8. w., wo die Cholera geherrscht hatte, war die Zahl
der Gestorbenen grösser, als die der Gebornen. Im April
kamen die meisten, im Juli die wenigsten Todesfälle vor,
nämlich 3JS36 u. 2»836. Die mittlere Lebensdauer hat Vf.
43
338
Lacauchie» Hydrotomi«.
für das Jabr nach ZusamiDenstellung der Zahl der Geborneo
und Gestorbenen mit der Volksmenge im Anfange des Jahres
aur 33,5 J. berechnet. Todesfälle in Folge des Kindbettes
oder durch Unglücksfälle waren nicht so häufig als 1848, da-
gegen war die Zahl der an epidemischen and andern Krank-
beilen Gestorbenen grösser. Im Allgemeinen war der Gesund-
heitszustand nicht so gut als 1848, denn ausser Cholera
kamen andere Epidemien vor, wie Keuchhusten, Kubr, Pocken
und Scharlach, so wie Nervenfieber, die überall verbreitet
waren. In Folge der regnerischen Witterung im Sommer und
Herbste und der dadurch verursachten weniger guten Getrei-
deernte waren in manchen Gegenden die Erkrankungen häuti-
ger und zeigte sich besonders an der Küste in Folge der Nässe
des Sommers und des schlechten Futters auch die Viehseuche,
welche viele Schafe , Schweine und Rinder hinruflite. Es er-
krankten 1849 in ganz Finnland 1477 Personen an der Cho-
lera ^ von welchen 493 starben. — Die %p/tz7tf hatte im
ganzen Laude abgenommen, wovon die Ursache nach Vf. in den
öfters vorgenommenen Besichtigungen zu suchen ist. In den
Läns-Krankenbäusern wurden 2174 Sypbiliiiscbe bebandelt,
von denen 1786 genasen, 54 starben und 3 als unheilbar
entlassen werden. In der Heilanstalt für Geisteskranke zu
Helsingftjrs wurden l03 behandelt, wovon 5 geheilt wurden.
Im Anfange des J. 1850 betrug die Volksmenge in Finn-
land 1,618,022 (786,218 m., 831,804 w. Geschl.) ; gebo-
ren wurden 58,269 (29,590 Knaben und 28,679 Mädchen);
es starben 42,913 (21,980 m., 20,933 w. Geschl.), so dass
die Zunahme der Population 15,356 betrug. Von 57,273
Frauen protestantischer Confc^sion , von welchen 462 im
.Kindbette starben, wurden 56,561 lebende und 1,562 todte
Kinder geboren; 824 Mal Zwillinge und 13 Mal Drillinge.
Uneheliche Kinder wurden 4,094 geboren ; in den Städten
war jedes 7. Kind, welches geboren wurde, unehelich, auf
dem Lande aber jedes 15. Es starben von diesen im 1. Jahre
975. — Von den Protestanten starben 41,322, der 38. von
der Protest. Bevölkerung , die zu Anfange des Jahres vorban-
den war. Die MortaliUl war 1850 von den gansen 10 Jahren
1841 — 1850 am grössten gewesen. Unter den epidem.
Krankheiten hatte der Keuchhusten die meisten Opfer gefor-
dert, nämlich 3972, auch an Pocken , Masern, Ruhr, Ner-
venliebern u. s. f. starben viele; von ehren. Krankheiteo
raffte die Schwindsucht die grösste Menge hin , nämlich
3702. — Die Zahl der Kinder unter 10 J. , die gestorbea
waren , welche in den vorhergehenden Jahren nicht die Hälfte
der Gesammtziihl der Gestorbenen erreichte, überstieg in die-
sem Jahre diese Hälfte, sie betrug 21,594; zwischen 10 und
25 starben 2703, zwischen 25 u. 50 J. 5395 u. über 50 J.
11,630. Die meisten Todesfalle kamen im April, die wenig-
sten im Sept. vor; die mittlere Lebensdauer für das J. 1850
berechnet Vf. auf 32,87 Jahre. Das ungunstige Gesundheits-
verbältniss und die grössere Mortalität ist nach Vf. besonders
auf Rechnung des Keuchhustens, ferner auf die Pocken und
Ruhr zu bringen, woran doppelt so viele als 1849 starben;
auch die Rhacbitis raffte noch einmal so viele als gewöho-
licb hin.
Nach Vfs. Berechnung variirt die mittlere Lebensdauer
für das Decennium 1841 — 1850 für Finnland zwischen 35
und 36 Jahren. Nach einer Vergleichung mit Casper's Be-
rechnungen in der Schrift „die wahrscheinliche Lebensdauer'
ergieht sich , dass Finnland nicht zu den Ländern gehört , io
welchen die mittlere Lebensdauer am niedrigsten steht, son-
dern etwa so sich verhält, wie in Frankreich und Belgien, h
Schweden soll sie auf 39,8, in Norwegen auf 41,5 berechnet
sein. Zum Schlüsse wird noch ein Verzeichniss der Kirch-
spiele mitgetbeilt, in welchen in den J. 1846 — 1850 eine
Abnahme der Population stattfand, so wie eine Tabelle, aus
der sich ergieht , wie viele von der protestantischen Bevölke-
rung in diesen 5 J. an den verschiedenen Krankheiten starben.
Wir bemerken daraus nur, dass in diesen Jahren 23,696 an
Keuchhusten und 31,821 an Schwindsucht starben.
(v. d. Busch.)
B. KRITIKEN.
97. Trait6 d'Hydrotomie ou des injections
deau continues dans les recherches anatomiy
ques ; par A. E. L a c a u c h i e , Dr. en m^d.
etc. Avec 6 planches. Paris 1853. 8. 156 pp.
(11/3 Thlr.)
Hydrotomie oder Zerlegung durch Wasser soll
nichts anders bedeuten, als die Darlegung der anato-
mischen Zusammensetzung des ihierischen Körpers
durch andauernde Injection einer Flüssigkeit, u. zwar
des Wassers: dadurch legen sich die kleinsten Organ-
theile auseinander und zeigen sich in votler Durch-
sichtigkeit, die Organe werden gleichsam durch ihre
Gefasse ausgewaschen oder künsllich inßltrirL Seit
15 Jahren ist Lacauchie mit diesem Verfahren
beschäfligt, von dem er bereits im J. 1844 in seinen
Bludes hydrotomiques et micrographiques Nachricht
gab. Gewiss nimmt dasselbe unter den Halfsmitteln
des anatomischen Studiums eine beachtenswerthe
Stelle ein und verdient wohl zu einzelnen Präparatio-
nen für die anatomischen Vorlesungen benutzt zu
werden. Jedenfalls sollte die Schrift dazu beitragen,
den Beschwerden des Vfs. Abhülfe zu bringen, die
dahin lauten , dass zwar manche Anatomen sein Ver-
fahren in Augenschein genommen, auch wohl bewun-
dert haben , ohne jedoch dasselbe nachzuahmen. Es
zerfällt dieselbe in 10 Gapitel, deren Inhalt durch
die 6 lithographirten, keineswegs vorzOglichen Tafeln
erläutert wird.
1. Ueber Hydrotomie im Allgemeinen. Die Hy-
drotomie in dem angefahrten Sinne sei schon von
Regner de Graaf and noch mehr von Gas par
Bartholin ausgeübt worden , weiterhin aber ganz
in Vergessenheit gerathen. Man benutzt dazu eine
Wassersaule von 3 bis 3% Meter Hohe, die mit.
gleichmassiger Kraft wirkt, mit derselben stehen
Leitungsrohren mit Hähnen in Verbindung, deren
Lacaochie, Hydrolomie.
339
KanOieD Ton HDgleichem Kaliber in die Kanüle des zu
injicirenden und auf geeignete Weise unterbundenen
Theils eingefügt werden. Die Arterien sind vorzugs-
weise zu Tnjectionen zu benutzen ; durch dieselben
erfolgt die Infiltration zwar langsamer , als durch die
?eoen, aber auch regelmässiger; zudem sind die
Venen der Zerreissung unterworfen. Eine allgemeine
Regel ist, dass die Kanülen etwas entfernt von dem
gewlhllen Theile eingesetzt werden, z. B. zur Hydro-
lomisirung der Zunge in die Carotidon, und nicht
blos in die Zungenarterien. Wählt man die letztern,
so gelingt der Versuch fast nie. Es ist oftmals vor-
Iheilhaft, das Wasser gleichzeitig durch zwei oder
auch nocb mehr Arterien treten zu lassen. Der Er-
folg hangt ferner auch vom Zustande der 20 injiciren-
den Theile ab. Theile von frisch getödteten Thieren
widerstehen wegen der Todlenstarre der Anfüllung
längere Zeit, als solche, welche 15 — 24 Std. nach
dem Tode dem Versuche unterworfen werden. Wenn
aber die Anfallung bei frisch getOdteien Thieren lang-
samer erfolgt, so ist sie dagegen andauernder. Das
Umgekehrte findet bei altem Leichnamen Statt. Sind
die Theile genugsam angeschwollen , so nimmt man
verschiedene Durchschnitte und untersucht diese mit
bloseno Auge oder mittels der Loupe. Salzlösungen
bewahrten sich weniger vortlreilhafl zu solchen In-
jectionen , als bloses Wasser. — Ein wahrer Ana-
chronismus ist es, wenn der Vf. , um den Erfolg der
Injectionen zu erklären , noch einen gewissen Raum
zwischen den Arterien und den Venen statuirt, wo
die Substantia propria des Organs befindlich ist.
IL Haut, Die Haut der ExlremitSIten wird durch
deren Arterien hydrotomisirt , die Haut des Kopfes
darch die Carotiden. Lässt man das Wasser lange
Zeit durchströmen bei wärmerer Temperatur und an
lltern Leichen, so bilden sich Phlyktänen auf der
Haut. An der Innenfläche der erhobenen Epidermis
bemerkt man dann unter dem Mikroskope in regel-
mässigen Abständen längere Kanäle, deren festsitzen-
des Ende eine 3 bis 4mal dickere Anschwellung bil-
deL Es sollen diess Ductus sudoriferi sein. An der
Epidermis von Blasen, welche durch Vesicantia, durch
heisses Wasser, durch Hitze entstanden , zeigen sich
keine solchen Schweisskanälchen.
III. Oberer Abschnitt des Ferdäuungsappara-
ta. An einer hydrotomisirten Zunge soll sich die
Anordnung der Muskeln gleich deutlich zu erkennen
geben, wie an einer gekochten. Lacauchie fand
3 Arten von Drttsen an der Zunge: die bekannlen an
der Zungenwurzel , sodann die von B l a n d i n , spä-
ter von Nuhn angegebenen an der Unterfläche der
Zungenspitze, endlich eine DrUsengruppe am hinlern
Ende des Seitenrandes , deren Ausruhrungsgänge im
Grunde senkrechter Spalten oder Furchen endigen.
Der letztgenannten Stelle hat bekanntlich Mayer in
Bonn lange vor Lacauchie besondere Aufmerksam-
keit geschenkt. — Der fibröse Streifen in der Zunge
des Hundes , der sogen. Tollwurm , soll keineswegs
ein Paserknorpel sein ; derselbe enthalte in einer
bandartigen Scheide Muskelfaserlamellen , die nach
der Länge des Streifens verlaufen und von dessen
oberem Theile radienfOrmig gegen den breiten untern
Theil gerichtet sind , woselbst aber noch eine Fett-
schicht liegt. Ein Längskanal oberhalb der Mitte
dieses Streifens liess sich nicht mit Sicherheit nach-
weisen, -r— Im Schlundkopfe des Schweins fand Vf.
eine eigenthttmliche unpaare Drdsentasche , die sich
zwischen der Schleimhaut und dem Constrictor pha-
ryngis inferior 3 — 4 Gtmtr. tief hinabsenkt und gross
genug ist. uro den halben Ringfinger aufzunehmen.
IV. Unterer Abschnitt des Ferdautingsappara-
tes. Acht his zwölf Minuten genügen , uro den Magen
und die Gedärme von der Aorta aus zu hydrotomisiren.
Man unterscheidet dann am Darme die Perilonäalmus-
kelschicht, die Tunica nervea und die Schleimhaut.
Die Lagerung der DrUsen des Darmkanals soll sich
fotgendermaassen verhalten. Innerhalb der Tunica
nervea liegen nur die ßrunner'schen Drflsen des
Zwölffingerdarms; jenseits des Duodenum dagegen
kommen keine DrUsen mehr in der Tunica nervea vor,
wohl aber Fett bei beleibten Individuen. An der
Schleimhaut unterscheidet man nach der Hydrotomie
ein deutliches fibröses Derma , wie in der äussern
Haut, nur ist dasselbe beim Menschen dünn und we-*
niger deutlich als bei den Thieren , namentlich beim
Hunde. Ueber diesem Derma nun , d. h. nach der
Höhle zu, liegen alle Drüsen des Dünn- u. Dickdarms
und ebenso die röhrenförmigen DrUsen des Magens.
Die Glandulae solitariae und deren Gruppirungen in
den Peyer'scben DrUsen liegen in grubenfbrmigen
Aushöhlungen des Derma mucosum. Während daher
die äussere Haut und die Schleimhaut in den zusam-
mensetzenden Elementen so grosse Uebereinslimmung
zeigen , lässt sich doch ein sehr erheblicher Unter-
schied darin erkennen, dass in den Integumenten alle
Drüsen unter dem Derma liegen, was auch in gleicher
Weise in der Mundhöhle , im Schlundkopfe , in der
Speiseröhre, im Duodenum gefunden wird, dass da-
gegen in der Schleimhaut des eigentlichen Darmrohrs
und des Magens alle Drüsen auf dem Derma liegen.
Man kann daher Glandulae hypodermicae und epider-
micae unterscheiden.
An den Zotten des Dünndarms will Lacauchie
eine interessante Entdeckung gemacht haben, mit
welcher übrigens die Hydrotomie nichts zu schafl'en
hat. Bringt man die ZoUen von Hund, Katze, Pferd,-
Schaf, Hahn unmittelbar nach der Tödlung der Thiere
unter das Mikroskop , so sind sie vielleicht im ersten
Augenblicke noch lang und glatt, bald aber werden
sie kürzer, dunkler und bekommen quere Einschnü-
rungen. Starb das Thier nicht an Verblutung, so
sind die Zotten noch mit einem Netze von Blutgefäs-
sen umhüllt. Die Einschnürungen betrachtet La-
cauchie als Producte einer Contractilität der Zot-
ten; dieselben sind nach 15 — 30 Min. verschwun-
den und die Zotten haben dann jenes Aussehen, wie
man es gewöhnlich in den Leichen antrifll.
Die Spaltung des Duct. pancreaticus in 2 getrennt
in das Duodenum mündende Gänge weist Lacauchie
340
Lac9uchie, Byilrotomie.
auf sehr einfache Weise durch folgenden Versuch
nach» den ich auch bereits einige Male mit Erfolg
wiederholt habe. Man bringt in den Ductus innerhalb
der Drüse eine Kanille und treibt einen Wasserstrahl
hinein; an dem aufgeschnittenen Duodenum sieht
man dann an der bekannten Stelle, wo Galle und
Bauchspeichel austreten, das Wasser ablaufen. Com-
primirt man nun diese Oeffnung^ wahrend das Wasser
ununterbrochen in den Duct, pancrealicujs tritt, so
bemerkt man sogleich % — 3 Ctmlr. oberhalb der
eben erwähnten Oeffnung einen feinen Wasserstrahl;
derselbe kommt aus einer kleinen Warze, die man
meistens leicht in jedem frisch geöffneten Zwölffinger-
därme auffindet. Dieser obere Gang des Duct. pan-
creaticus ist der engere und wurde deshalb bisher
übersehen. Es kommt aber diese Duphcitat als regel-
mässige Bildung dem Menschen und den Stlugethieren
zu. Beim Pferde fand Lacauchie den obern Gang
constant enger, gleichwie beim Menschen; beim
Hunde dagegen war bald der obere , bald der untere
Gang weiter.
Lacauchie will bei den Säugethieren immer
Duct hepato - cystici gefunden haben , wenn er dar-
nach suchte. Wird nämlich eise Kanüle in den Duct.
choledochus mach der Leber hiit eingesietzt» der Duct.
cysticus unterbunden und die Gallenblase geöffnet« so
sieht man aus der mit der Leber zusammenhangenden
Blasenwand an einer Stelle oder auch an oiehrern
Stellen einen feinen Wasserstrahl hervorspringen.
V. Synovialhäute, Die Falten oder Fransen der
SynovialhUule, welche in die GelenkhöliYe hier u. da
hineinragen, sollen Glandulae epidermicae sein, die
aber nicht in Vertiefungen des Derma liegen , son-
dern vielmehr auf VorsprUngen desselben aufsitzen [?!].
VI. Geschlechts- und Harnwerkzeuge, Die Hy-
drotomie soll das Irrige der Ansicht nachweisen, nach
welcher das Corpus cavernosum urethrae sich ohne
Unterbrechung in die Eichel fortsetzt; diese beiden
Theile seien von einander getrennt, obgleich die Ge-
f^sse ohne Unterbrechung sich iti ihnen ausbreiten.
VII. Das Saug ader System. Ueber dieses verbrei-
tet sich Vf. besonders umstandlirh, und gerade für
dessen Darstellung in den anatomischen Vorlesungen
dürfte die Uydrotomie ein bequeuie« UüifsmilteL sein.
An den mit Wasser gefülkeu Lyinphgefifssen erkennt man
auch die wesentliche Form, welche durch die AnfUl-
lung mit dem schweren Quecksilber verwischt wird.
Am besten füllt man die Lymphgefasse , indem man
den Wasserstralil in die Arterien des betreffenden
Theils leitet. Weniger gut gelingt die Anfüllung von
den Venen aus. Bei der Leber, den Nieren, deia
Pankreas kann man auch vom Ausführungsgange aus
die Anfüllung der Lymphgeßisse bewirken. Endlich
kann man auch den Wasserstrahl direct in das Lymph-
geßlsssystem leiten, namentlich kann man dem DucU
thoracicus Wasser in peripherischer Bichtung zufüh-
ren. Im Allgemeinen weist die Bydrotomie einen
weit grüssern Reich th um von Saugadern in den. ein-
zelnen Organen nach , als man gewflibalicb daria an-
nimmL Besonders zahlreich sind die von den UcNlen
kommenden Saugadern; dieselben zerstreuen sich
heim Eintreten in die BauchhiJhU und gehen theiU
zu den Drüsen des Mastdarms und zu den Lenden-
drüsen, theils vereinigen sie sich mit den Nierens9ug-
adern. — Wird ein Wasserstrahl in den Duct. tho-
racieus in centripetaler Richtung geleitet» so entkeri
sich nicht hlos Wasser in die linke Drosaelvene» aoo-
dem nach 7 — 8 Min. sind auch schan »ehrnre Vasa
afferenMa des Duct. thoracicus angefüllt , ja die Sxk-
füllung gehl auch wohl selbst durch die näehalaa
Lymphdrüsen hindurch zu deren Vasa afferentia«
VHI. Drüsen. Besondere Beachtung scheinen mir
des Vfs. Mittheilungen über die Schilddrüse zn ver-
dienen. Als Assistent haite^ er Gelegenheit, der Un-
terbindung einer massig grossen, gestielten, in der
Mitte befindlichen Schilddrttsengeschwulst bei einem
Manne von 23 J. beizuwohnen. Die Wahrnehmung,
dass im Augenblicke der Zusammenschnürung plötzlich
eine enorme Anschwellung des Halses verbunden mit
einem Gefühl von Angst und Erstickung entstand, gab
ihm Veranlassung, die Beziehung der Schifddrflse bei
Hunden naher zu prüfen. Bei einer ziemHchen An-
zahl von Hunden nahm er die eine Seitenhalfle der
Schilddrüse weg , und der Erfolg war in allen Fallen
der nämliche: zuerst starke Auflegung der Thiere.
dann ruhiges Verhalten, Anschwellung des Ifalses,
Verweigerung jeder Nahningsaufhahme , Tod binnen
24 Stunden.
IX. Gebärmutter, Nur an der schwängern Ge-
barmutter führte das hydrotomiscbe Verfahren zum
Ziele. An der Gebarmutter der Kuh liess sich eine
doppelte Schicht der Muskellage nachweisen ,. eine
äussere dünnere und eine innere dickere, zwischen
denen Zellgewehe befindlich ist. Auch zwischen der
Muskellage und der Schleimhaut befindet sich Zellge-
webe. Ueber das Verhalten der Vena umbilicalis
stelli Lacauchie eine ganz neue Ansicht auf» die
auch durch eine Abbildung erläulert wird.. Dieselbe
soll nämlich vollständig in den Sinus einmünden,
welchen die Pfortader in der LehcrpCorte bildet, und
aus diesem Sinus soll ausser den arteriellen Pfortader-
ästen fdr die Leber auch der Duct« veno8u& Arantii
zur untern Hohlader abgehen, den man gewülinlich
als einen directen Ast der Nabelvene ansielit.
X. Blutgefasssystem, Dieses Capiiel enlJhaU Ge-
schichtliches über den Kreislauf des Rlutes und all-
gemeine Bemerkungen über die Gefässe, aber eigent-
lich nichts Hydrotomisches, Bemerkens wertlv scheint
mir die Angabe, dass nicht nur die Cirsocele ein.
Vorzugs weises Eigenthum der linken Seite ist, son-
dern dass auch die Varices weit hjtufiger an der lin-
ken untern Extremität vorkommen , als an der rech-
ten. Unter 500 Rekruten von 2 1 J. aus dem Seine-
departement war der zwölfte Theil mit Variees belufleL
Dieselben kamen aber nur bei Y^ rechterseits, dage-
gen bei Vs linkerseits vor. Mit Recht weist Lacau-
chie dabei auf den Umstand hin, daaa die linke Vena
K«llikar, Han<lb. d. Geweblebre d. H.
341
iliaca coDmunis hinter der reeliten Arteria Uiaca
commiiois weg z«r uiilern Hohlader iritl.
T h e i 1 e.
. 98. Handbücli der Gewebelehre desHenschen,
für Aerste und Studirende; vob Prof. A. KOl-
liker. Leipzig 1852. W. CDgelmana. Lex.-8.
X u. 637 S. , mil 313 eingetlr. HoUschnilteD.
(Geh, 3V3 Thlr.)
WesA wir nach Jahre&frial mit einer Anzeige die-
ses vortreinichea » langst in seinem ?o]len Werthe
erkannten Werkes hervortreten, so geschieht diese
nicht, um post festum seine Vorzüge zu preisen, den
Schatz der darin niedergelegten klassischen V'orscbun'
gen Vfs. vor die Augen zu führen, noch weniger, um
etwaif^e Zweifel und abweichende Ansichten laut
werden zn lassen , sondern lediglich , um die Notb-
wendigkeit einer noch weit grossem Verbreitung, als
dasselbe bereits geniessl, hervorzuheben, und ihm
namentlich das unbedingte Hausrecht bei denen , für
welche es geschrieben ist, bei Aerzten und Studiren-
den zu siciiern. In diesem Sinne eine Anzeige des
vorliegenden Werkes zu schreiben, sind wir von der
ver. Redaction aufgerordert worden. Es ist leider
ebenso wahr, dass dieses Handbuch noch in der Hand
der Mehrzahl der Aerzte u. Sludirenden zu vermissen
ist, als es leicht ist, ohne Voruftheil zu Gunsten des
eigenen Specialfaches den Beweis zu führen , dass
dasselbe ebenso nothwendig und unentbehrlich für
jeden Arzt und jeden Sludirenden der Medicin ist, als
ein BecepUaschenbuch oder Bock*s Taschenbuch
der Anatomie. Von dem Sludirenden können wir
eigentlich sogleich absehen, denn dass die Histologie
gründlich und sorgfältig , freilich nicht blos aus Bü-
chern» sondern auch am Mikroskope sludirt werden
rouss, dass kein praklischerer Führer, kein Ireffliche-
rer Lehrer dafür dem Anfänger an die Hand gegeben
werden kann , als eben das in Redu slehende Werk,
darüber ist wohl bei allen Docenlen der Medicin nur
eine Stimme. Wir wollen die Iraurigen Ursachen
nicht er7(rlern , aus denen leider diese Stimme von
einer grossen Anzahl Sludirender überhürl , und der
Drille im Bunde in die Gemeinschaft obiger Mitglieder
der Taschenbibriothek nicht' zugelassen wird ; nur so
viel, aber einen der hMußgslen Gründe, dass, wenn
es an Mitteln fohh, die Wissenschaft gründlich mU
den nMliigen Httlfswiitteli» su treiben, nun nie Medicin
stndrren soifte. Was aber die Aerzte belrifTt, so
steht unserer Beweisführung für die Nolhwendigkeil
von ILölliker's Handbuch das noch immer nicht
gans ausgerottete Vorurthe»l entgegen, das» praktisch«
Hedietn mid medicinische Naturwissenschaften zwei
himmeTweit verschiedene Fächer seien , dass erstere
obenan stehe und von dem Krame der letztem nur
einiges Handwerkszeug zu borge» habe. Es giebt
noch genng, weiche noch nicht begreifen, warum
der zukünftige Praktiker Botanik, Chemie, Physik
gründlich studiren solle; die Kräuter muss der Apo-
theker kennen, der Apotheker muss wohl auch wissen,
dass es ein Unding ist, Opium mit essigsaurem Blei
zn verschreiben (steht es im Recepitascfaenbuche , so
wirds schon gut sein!), um endlich zu wissen, dass
i%^ Krankenzimmerlemperatur ist, braucht man keine
Physik. Man zeihe uns nicht der Arroganz, dass Wir
mit so harten Anklagen gegen die praktischen Aerzle
auftreten ; wir wissen recht wohl , dass dieses stte
Vorurtheil längst zu wetehe« beginnt, dass die Mehr-
zahl der beutigen Aerzte «nendlicb hoch über der
Klasse der routinirten Aderktsser steht, nnd die Noth«
wendigkeit der innigen Einigkeit der Natnrvtissen**
schalten und der sogen« prakliscben Medicin nicht n«r
begreift , sondern auch durch eifriges Studium nMiir
und naelir herbeizufahren sirebt. Die Anatomie hatte
von jeher den Vorzug, als nothwendige Hülfswisse»^
Schaft für den Arzi su gelten , von der Physiologie
sagte man es sehr häufig, schlug aber den Lehren
der Physiologie täglich ins Gesiebt; dass zwischen
Pathologie und Physiologie nicht allein keine Grenze
ist , sondern beide eine Wissenschaft sind , insofern
in beiden dieselben Gesetze zu erforschen sind, leug-
net man zum Tbeii noch beute; 'von der Hislologie
aber als efner nothwendfgen Hilfswissenschaft ftlr
dem Arzt ist katt» noch die Rede. Die pathologisdie
Anatomie fangt man jetzt an , ans den Hinden w«ni>-'
ger „privilegirter Theoretiker^* zu nebnren und zum
Gemeingut jedes Arztes au machen; dass »her (Mth<H
logische Anatomie ohne die gründlichsten hietofeg»^
sehen Kenntnisse, ohne völlige Vertriuthieil nil dem
Mikroskope jelzt gar niehl mehr denkbair ist , dies«
Ueberzeugung ist nur erst bei den sogen« path*#4^g«
Anatomfen von Fach fest begründet. Der Arzf npewt
hXttfig, din Histologie komme hüchstens bei eimem
unseligen Krebse in Frage, den er se schon genng vnr*-
wünscht, und dafür gebe es ja Mikresbepiker , das»
man ihnen eine Geschwulst, nachdem mm sie exsiir^
pirt hat, zur Untorsuchung schicken kOnne. (mit Vor*
behalt des Einspruchs gegen ihren Ausspruch). Bei
der Section genügt es vielen , ein« hepalisirle Lmif e
zu erkennen, eine „derbe Stelle*' in einem Organ
„schwieliges Gewebe** zu taufen, in einer „Schwarte**
auf deir Pteuva ein Exsudat zu diagnosticiren , ohne
einen physiologischen, phystelogisch chemischen oder
gar histologische» Begriff von Entstehung und Be^
sehaffenbeit irgend eines Eisndntes zu habeo, o4»ne
zu wissen r welcher histologische Prncess dfas eitrig«
Zerftiessen emes Exsudates onler die Efnkapselnog
eines solchen ist. Dass wir in diese» Auklaigen ge-
wiss nicht zu weit gehen, muss jeder bei vetrurtbeilS'
freier Frttliing zugeben; wir hoflfen aber >och, dass
jeder uns die unbedingte Nothwendigkeit grOndhcher
hisloingischer Kenntnisse für jeden Arzt, der die
praktische Medicin ein« fFUsensehaß nennt, zuge-
stehen wird. Man wende uns nicht ein , dass der
praktische Arzt unmöglich Zeit habe , Naturforscher
zu sein, mikroskopische Studien u. s. w. zu machen.
Dass der Arzt nicht im Stande ist, gründliche Special-
unterauch ungen anzustellen, alle Zweige der medici-
nisclien Naturwissenschaften vollkommen zn umfassen,
versteht sich von selbst; bei dem unendlichen Um-
fange derselben, der taglich enornt wjfchst r ist nicht
342
Meissner, zur Anat. u. Physiol. d. Haut.
einmal ein Mann , der sich ausschliesslich derselben
widmet, im Stande, alle gründlich zu umfassen. Män-
ner wie Alexander v. Humbold, werden und
müssen bald gänzlich aussterben , wir werden keinen
Polyhistor in Humboldts Sinne wieder aurstehen
sehen. Allein es dünkt uns nicht zu viel verlangt,
dass der Arzt nicht allein in der Studienzeit sich eine
gehörige Mitgift naturwissenschaftlicher Kenntnisse
für sein praktisches Leben sammele, sondern auch
später fortwährend eine Blumenlese aus den allmäli-
gen Fortschritten der Wissenschaften halte , und so
auch mit der Histologie. Es gehOrt kein Menschen-
alter dazu, die Gewebe nicht nur zu wissen, sondern
auch unter dem Mikroskope erkennen zu lernen, ihre
Entstehung, Umwandlungen u. s. w. zu studireii, ein
klares Bild sich von der histologischen Constitution
des menschlichen Organismus wenigstens, dessen
krankhafte Veränderungen man erkennen und behan-
deln will, zu verschaffen. Giebt auch die Histologie
ebenso wenig als die physiologische Theorie heutzu-
tage noch ein Mittel* in die Hand, den Krebs od. eine
Entzündung zu heilen (ein abgedroschenes Stichwort),
80 ist der Arzt doch sicher eher gar nicht competent,
nach einem solchen zu fragen , bevor er nicht durch
jene Wissenschaften gelernt hat, was Krebs ist, und
von der Entzündung einen bessern Begriff hat, als
ihn Tumor, Ruber, Calor u, s. w. giebt. Wir wie-
derholen es daher, und es kann als ceterum censeo
nicht oft genug wiederholt werden : der Arzt rouss
Histolog sein, und kann es sein trotz der ausgedehn-
testen Praxis. Um es aber zu sein , ist ihm zweier-
lei unentbehrlich , einmal ein Mikroskop , und diess
sollte ein ebenso stehendes Möbel in der ärztlichen
Rüstkammer sein , als das Stethoskop , und zweitens
ein kurzes praktisches Handbuch. Letzteres aber
kann er in keinem Buche, in keiner Sprache vortreff-
licher, zweckmässiger finden als in Kölliker's
Handbuch der Gewebelehre, lür findet darin nicht
allein treue charakteristische Beschreibungen und Ab-
bildungen der Gewebe der Organe, nicht allein Ent-
stehung, physiologische, chemische und physikalische
Eigenschaften der Gewebe meisterhaft dargestellt,
nicht allein überall die allerdings noch lückenhafte
Brücke zu den Fragen der Pathologie und pathologi-
schen Anatomie angedeutet , sondern auch , und das
ist nicht weniger wichtig , durchweg eine kurze An-
leitung zur Untersuchung der Gewebe, Beschreibung
der Metboden u. chemischen Hülfsmittel , Warnungen
vor Täuschungen u. s. w. , so dass Jeder im Stande
ist, mit diesem Leitfaden in der Hand sicher das Ge-
biet der Histologie, so weit er irgend will, zu durch-
wandern. Es beklagt sich jetzt mancher Arzt, dass
der pathologische Anatom, der Physiolog u. s. w.
von Fach mit eitlem Stolze auf die praktische Medicin
herabblicke, und über ihr zu stehen sich dünke:
jeder, der es redlich meint, wird indessen dem Arzte
gern zugestehen, dass der Arzt im wahren Sinne des
Wortes , der wissenschaftlich allseitig gebildete Arzt,
über allen Specialforschern steht , dass es einer der
schönsten Zwecke der gesammten Naturwissenschaften
ist, sich als Complex von angewandten Wissenschaf-
ten in einer idealen ,, praktischen Medicin" zu ver-
einen. Funke.
99. Beitr&ge zur Anatomie und Physiologie
der Haut ; von Dr. G e 0 r g M e i s s n e r. Leip-
zig 1853. L. Voss. gr. 4. VH u. 47 S. m.
2 KpfrlQn. (I2/3 Thlr.)
Die mannigfachen Schicksale und Deutungen,
welche die „Tastkörperchen" seit ihrer ersten Ent-
deckung über sich haben ergehen lassen müssen, die
Differenzen der ersten Histologen über ihre Structur,
lassen uns jede so fleissige Untersuchung über dieses
Object, wie die vorliegende interessante Arbeit Vfs.,
willkommen erscheinen. Nur auf diesem Wege kön-
nen wir hoffen , dass Structur und Bedeutung der in
Rede stehenden mikroskopischen Organe sicher eruirt,
die verschiedenen Meinungen endlich vereinigt wer-
den. Wir referiren zunächst Vfs. Beobachtungen
über den Bau der Haut, wobei wir indess natürlicb
nur die neuen, von andern abweichenden Angaben
näher berücksichtigen können.
Die Papillen. Diese findet Vf. in den bekannten
verschiedenen Formen, Mengen und Grössen über die
ganze äussere Haut verbreitet. An der Volarfläche
der Hand und der Fusssohle zeigen sich häufig Grup-
pen von 5 — 8 Papillen, welche auf gemeinschaftlicher
Basis stehen , nicht selten auch die sogen. Zwillings-
papillen, wo eine Papille sich in mehrere Spitzen
theilt. Die Spitze der Papille ist stets abgerundet,
zuweilen kolbenförmig angeschwollen. Die Basis
selten kreisrund, meist elliptisch. Die Grösse der
Papillen wechselt beträchtlich, die längsten kegel-
förmigen an der Hand u. Fusssohle sind ^/^ — Vio'"
lang, die kleinsten des Gesichts */5o — Vew'"» ****
kleinsten sind etwa ebenso breit als lang, bei den
grössten beträgt die Breite an der Basis nur die Hälfte
oder ein Dritltheil der Höhe. Die Zahl wechselt
ebenfalls sehr, am meisten sind sie an der Volarfläche
der Finger zusammengedrängt, wo durchschnittlich
400 Papillen auf eine Quadratlinie kommen.
Aehnlich wie beim Menschen ?erhalteQ sich die Papillen
in der Haut des Affen (Cebus opella, Hapalus, Hylobates
agilis) , nur sind sie relativ kleiner. An der Volarnäche der
Finger Yom Cebus apella kommen ÖOO Papillen von »/« — '/»'"
Höbe und V50 — Vss'" Breite auf eine Quadratlinie, ebenfalls
in Gruppen geordnet. Die Hand- und Soblenhaut dieser
Thiere zeigt ähnliche Rinnen und Leisten, nur von noch regel-
roässigerem Verlauf, wie heim Menschen. Auf Durchschnitten,
welche diese Leisten senkrecht schneiden , sab Vf. , dass die
Zellen des Bete Malpighi , welche die Rinnen auskleiden,
hauptsächlich die Träger des Pigmentes, diejenigen aber,
weiche auf den Leisten die Zwischenräume zwischen den Pa-
pillenspitzen ausfüllen, fast farblos sind. Bei vielen Affen
befindet sich indessen das Pigment nicht auf das Rete Mal-
pighi beschränkt, sondern z. B. in der Stimbaut von Cebus
apella auch in der Cutis selbst in Form dunkler, verastelter
u. netzförmig verflochtener Streifen, von denen es Vf. zweifel-
haft lässt, ob sie aus Zellen bestehen.
Auch bei den Flunden und Katzen zeigen die Sohlen-
flächen mit ihren Papillen ähnliche Verhältnisse, wie heim
Menseben.
Meissner, zur AnaL u. Pbysiol. d. Haat
343
Von V5geln onteriuehle Vf. das Haushohn u. deo Puter.
Die SoblenOächeo der Klaueo zeigen auch hier Papilleo,
«eiche auf den warzenforinigeD Erhebungen der Cutis stehen.
Cutis und PapiltarkOrper sind in der frischen Haut
darcliaiis nicht scharf gelrennt ; indessen will Vf. an
letzterem eine eigenlhUmliche Slructur beoltachtet
haben, welche die besondere Benennung rechtfertigt.
Die Cootouren der nach vollständiger Entfernung der
Epidermis freiliegenden Papillen zeigen feine Zahn-
chen oder Z9ckchen , welche besonders deutlieh an
den Seilen hervorragen, und so regelmässig mit nach
oben gerichteten Spitzen gestellt sind, dass der Rand
einer Säge gleicht. Nach der Spitze zu werden sie
flacher und verschwinden endlich. An ganz frischer
flaut fand nun Vf. die Papillen mit feinen , parallelen
Qiierstrrifen besetzt , welche in Abstanden , die der
Höhe der Zahnchen entsprechen , quer von einem
Rande der Papille zum andern verlaufen , so dass die
Papille von zarten Kämmen umkreist erscheint, die
an den Rändern als Zähne erscheinen. An der Basis
scheinen diese Kämmehen zu fehlen, u. an der Spitze
sieh dadurch dem Blick zu entziehen, da»s sie
bei der Zuwdibung der Papille einander decken.
Frisch ohneReagentien untersucht erscheinen die
Papillen durchsichtig, ohne deutliche Structur, nur
wenige dunkelrandige , schmale Fasern laufen ge-
schlängelt in die Höhe, welche jedenfalls elastische
Pasern sind, wenn sie auch, was Vf. hervorhebt,
feiner als die elastischen Netze der unterliegenden
Cutis sind, and mit diesen nicht in directera Zusam-
menhange stehen. Die Behauptung Vfs., K ö 11 i k e r
gebe an , dass in den Papillen sich keine elastischen
Pasern finden, beruht offenbar auf einem Druckfehler:
keine statt feine. Bei Anwendung von Aetznatron
sieht man, dass die Papille aus Pasern besteht, welche
an der Basis eintretend nach oben convergirend ver-
laufen , und nach Vf. an der Peripherie nicht schlin-
genförmig umbiegen, sondern mit einem freien , vor-
springenden Ende endigen. Diese Faserenden sollen
^k vorher beschriebenen Zähne und Kämme bilden.
Dieses Sichtbarwerden der FaserzOge tritt oft erst
nach sehr langer Einwirkung der Natronlauge, zuwei-
len sehr bald ein ; Essigsäure bringt die Fasern zum
Verschwinden, macht die Papillen wieder hell und
durchscheinend. Zuweilen will Vf. die Faserung auch
ao ganz frischer Haut ohne Reagens wahrgenommen
haben. Er lässt unentschieden, welcher Natur diese
Pasern sind, ob man sie als Bindegewebe betrachten
kann; von den elastischen Fasern unterscheiden sie
sich durch ihr Verhalten gegen Essigsäure.
Der übrige Theil der Cutis besteht aus einem dichten
Maschenwerk elastischen Gewebes, aus einer ÄDfangs homogen
erscheinenden Grundlage, welche durch Aetznatron in breite,
bandartige, fein gewellte oder gekräuselte Streifen, weiche
quergestreiften Muskelpriroitivbündeln nicht unähnlich sehen,
zerfallt. Die Cutis der obengenannten Thiere verhalt sich auch
in dieser Beziehung der menschlichen ähnlich. Vf. berechnet
die OberflächenTergrösserung , welche die Cutis durch ihre
Papillen erhält, an der Haodvola als eine 7fache, an den
übrigen Hautstellen im Durchschnitt als eine 3 — 4fache.
Die Verbindung zwischen Epidermis und Cutis lässt Vf.
auf die Weise zu Stande kommen , dass die untersten , mehr
cylinderförmigen Zellen des Rete Malpighi mit ihren spitzen
Enden in den beschriebenen Leisten, welche die Papillen um-
kreisen , festsitzen. Die Papillen der Sohlenflachc des Hun-
des zeigen noch ausserdem verticale, von der Bnsis zur Spitze
convergirende Rinnen, welche den Papillen auf Querdurch-
schnitten ein sternförmiges Ansehen geben ; in diesen Rinnen
sitzen die Zellen des Bete Malpighi so fest, dass sie nur
schwer vollständig davon zu entfernen sind.
Die Gefasse, Aus dem dichten , unter dem Pa-
pillarkOrper befindlichen llaargefässnetz steigen feine
Aestchen in die Papillen bis gegen deren Spitzen,
biegen dort kurz um, und verlassen die Papillen wie-
der, ohne dass auf- und absteigender Schenkel mit
einander anastomosirten , oder sich weiter theilten.
Zuweilen , besonders in Zwillingspapillen , begiebt
sich der absteigende Schenkel der einen noch einmal
als aufsteigender in eine benachbarte Papille. Diese
Gefässe , einfache, structurlose Capillarcn mit sehr
spärlichen Kernen , zeigen in ihrem Durchmesser
sowohl, als in ihrer Länge grosse Verschiedenheiten,
ersterer wechselt zwischen Ygo'" (^^0 ""^ Vsäö"'
(Krause); letztere ist so verschieden, dass die bei-
den Schenkel hei einzelnen Individuen gestreckt ver-
laufen und einen einfachen Bogen bilden , bei andern
aber in den verschiedensten Windungen verlaufen, von
einfacher Schlängelung, bis zu den dichtesten Doppel-
spiralen beider Schenkel um einander. Sehr häufig
findet man diese Gefässe an Leichen noch so mit Blut
gefallt, dass man keine künstliche Injection nöthig
hat, wo sie dagegen blutleer sind, muss man sich
vor Verwechslung mit doppeltcontourirten Nerven-
fasern hüten, denen sie besonders durch Behandlung
mit Essigsäure, welche Ihren Durchmesser veijttngt,
noch ähnlicher werden.
Die Nerven und Tastkörperchen. Die eigen-
thümlichen Tastkörperchen, welche sich in einem
grossen Theile der Papillen gewisser Hautpartien fin-
den , beschreibt Vf. als längliche , ovale Körperchen
mit schmalen, glänzenden Streifen, welche im All-
gemeinen quer liegen. Die Tastkörperchen reichen
gewöhnlich bis dicht an die Spitze der Papille, sollen
nach Vf. sogar an der Spitze meist selbst die Contour
der Pap. bilden , nehmen in der Breite %—- Y4 der
Papille ein , und richten sich mit ihrer Länge nach
der der Pap. ; nie (il)erragen sie die Basis derselben.
Die längeren sind häufig noch mehrfach eingeschnürt,
so dass mehrere rundliche Abiheilungen entstehen.
Die Querstreifen laufen durchaus nicht einander pa-
rallel über das Tastkörperchen , sondern mehr weni-
ger schräg, oft mehrere miteinander von einem Punkte
divergirend. Diese Streifen sind Fasern mit doppel-
ten Conlouren , welche spitz oder kolbig endigen;
sie laufen nicht alle über die ganze Breite des Kör-
perciiens, vit-le nur üNer ilie Hälfte, diu kürzeren
gleichen daher spiudelförmigen Kernen. Ihre Breite
schwankt zwischen Y900 ""^ Vsoo'^'« ^^ den Rän-
dern des Tastkörperchens sieht man häufig rundliche
Gebilde, die wie Durchschnitte solcher Qaerfasern
sich ausuehmen. Die Zahl der Querstreifeu ist sehr
wechselnd, je weniger derselben, desto beträchtlicher
344
MeUinsr, eiir Ajiat u. Pby^iol. d. laut.
stttd die lnCerBlitien iwiicben ihnen. Oiese ieUtoren
sind von einer feinkörnigen , glänzenden Molecular-
masse erffllU, welche zuweilen das ganze Taslkörper-
eben ttiierziehl und die Querslreifen mehr oder weni-
ger verdeckt. — Uaü TaHlkürperchen ist scharf gegen
die umgebende Fasermasse der Papille abgegrenzt.
In alle Papillen , welche Tastkörperchen enthalten,
treten Nervenfasern. Diese kommen aus dem unter
dem Paptllarkörper sich ausbreitenden Nervengeflecht,
welches aus vielfach verschlungenen Aesten von je
3 — (( Primitivfasern besteht. Diese Primitivfasern
tbeilen sieh sehr häufig und vielfach in 2 , 3 , selbst
4 — 5 doppeltconlourirle Aeste, welche meist nicht
viel schmaler, als die Mutterfasern sind; vor der
Theilung fand Vf. die Fasern meist eingeschnürt. Die
Theilungen finden sich am häufigsten an den. Fasern,
welche das Geflecht verlassen , um zu den Papillen
aufzusteigen, auch in den Pap. selbst noch finden
sich Theilungen.
Die Zahl der in eine Papille tretenden Primitiv-
fasern ist am häufigsten 2, oft auch 1 oder 3, selt-
ner 4 und mehr; oft tritt eine einfache Faser in die
Papille, und theilt sich in derselben. Alle diese
Fasern lassen sich bis zu dem Tastkörperchen verfol-
gen , indem sie entweder an dessen unteres Ende,
oder auch seitlich an irgend einer Stelle an das-
selbe treten, nachdem sie ausserhalb desselben eine
Strecke in die Höhe gestiegen sind. Sehr selten
verläuft ein Nerv ausserhalb bis an die Spitze. Von
der Gegenwart eines Neurileuis um die in den Papil-
len verlaufenden Nerven (Kölliker) konnte sich Vf.
picht Überzeugen.
Sehr häufig überzeugte sieh Vf. mit aller Eot-
schiedenheit , dass die Nerven in das Tastkörperchen
eintreten ; er sah sie oft gerade an der Eintrittsstelle
sich einschnüren und theilen. Treten mehrere Ner-
ven ein , so bleiben sie nicht zusammen , sondern
schlagen verschiedene Richtungen ein; die meisten
verlaufen nicht gerade im Tastkörperchen , sondern
beschreiben mehrere Spiralen ; oft sieht man knopf-
förmige Enden der Nerven, überzeugt sich aber durch
Focusveränderung, dass diess die dem Auge zugekehr-
ten gerade eingestellten Unibiegungsstellen sind.
Manche Fasern lassen sich bis zu einem Punkte ver-
folgen , von dem mehrere der Querfasern radienartig
ausgehen, und hören dort auf. Die oben erwähnten
Einschnürungen der Tastkörperchen finden sich nach
Vf. an den Umdrehungsstellen der Nerven.
Vf. vergleicht nun diese Ergebnisse seiner Unler-
sucbungea mit den Angaben Kölliker^s, Nuhn*s
und G e r I a c h 's über die Structur der Tastkörperchen,
(ka wir die Arbeiten dieser Männer bereits in den
Jahrbb. (LXXV. 13. LXXVill II. 12.) wiedergegeben
haben, können wir dem Leser selbst diesen Vergleich
Oberlassen. Nur so viel , dass die wesentliche Dif-
ferenz zwischen Vf. und Kölliker über die Natur
der Querstreifen des Tastkörperchens ist, welche
Kölliker fiUr elastische Fasern, Vf. aber, wie wir
sogleich aebea iverd«ii, fttr Nerven kalt, dass feroer
Vf. die Kölliker 'sehen NervenscIilingeB in den
Tastkörperchen, insofern damit das Rflcklanflgwerden
der Faser verbunden ist, absolut leugnet. Es ver-
steht sich von selbst, dass ein Urtheil über die grös-
sere Berechtigung der einen oder der andern Ansicht
nur dem gestattet sein kann, welcher durch die sorg-
fältigste Autopsie die fraglichen Punkte selbst geprOlt
bat. Ref. behält sich daher sein Urtheil vor, bis
«ine Untersuchung dieser Verhältnisse, mit welcher
er seit längerer Zeit beschäftigt ist, voUendel isU
Vf. ist überzeugt, dass die Tastkörperchen von
einer besondern Membran umgeben und durch diese
von der Papillensubstanz abgegrenzt sind, dass sie
daher Bläschen gleichen, welche mit einer feinkörni-
gen Substanz gefüllt sind, in welche die Nerven ein-
treten. Wie hierfür schon die scharfe Abgrenzung
gegen die Papillarsubstanz , der Umstand , dass nur
Querstreifen oder Körnchen diese Grenzen überschrei-
ten , sprechen , so führt Vf. dafür noch die interes-
sante Beobachtung an, dass er öfters Tastkörpercheo
zufällig ganz isolirt, aus den Papillen herausgeschält
erhalten, u. als elliptische, sehr schwer zerspreng-
bare Körperchen gefunden habe.
Ueber die Natur der feinkörnigen Substanz , wel-
che die Körperchen ausfüllt, hat Vf. nichts Näheres
ermitteln können; er überzeugte sich nur, dass
die runden Körnchen nicht etwa Faserdurchschnitte
seien.
Vf. wend«! sich nun zu der wicbtigstcD Frage,
wm wtlcker Natur die Querstreifen oder Querfiuem
der TasiL sind. Wenn schon ihr äusseres Ansehen,
ihr Verhalten gegen Natron , für ihre nervöse Nütur
spricht, so geht dieselbe noch entschiedener aun fei-
genden Thatsachen hervor.
Beim Neugebornen finden sich noch keine Tast-
körperchen, wie beim Erwachsenen. Die Nerven,
meist nur einer, gehen bis nahe zur Spitze der Pa-
pille, und theilen sich dort zuweilen in 2 bis 3 sehr
feine blasse Acste. Zuweilen will Vf. in der Spitze
ein helles Bläschen als Andeutung des künftigen
Tastk. gesehen haben. Bei 1jährigen Kindern da-
gegen finden sich zahlreiche deutliche Tastkörpercheo,
u. zwar weit regelmässigere , als beim Erwachsenen,
sämmtlich eiförmig , ohne Einschnürungen , deutlich
bläschenartig, mit nur wenigen Querstreifen. Die
Nerven treten in das untere Ende der Tastk. , spitzen
sich zu und theilen sich in mehrere feine, mattglän-
zende Aestchen, die sich in nichts von den Quer-
slreifen unterscheiden , sondern eben dieselben dar-
stellen; die Aestchen sind, wenn ihre Zahl gering
ist, nach aufwärts gerichtet, hei grösserer Menge
mehr quer gelagert. Auch bei Erwachsenen sieht
man häufig divergirende Querfasern von einer Stelle
ausgehen, wo ein Nerv aufzuhören scheint. Es geht
demnach schon hieraus hervor, dass die Querfasern
die Endäste der sich tkeilenden doppelt contourtr-
ten Primitivfosem sind, Folgende pathologiscb-
analemische Veraaderiuigen bestätigen dieae Ansicht.
M« 141911 er* s^r AmI. u. Physiol. d. Baut.
345
In 2 Falle« von Labmuag dar fensibleii Neryeo nach
Mraasgegangener Apa|»lexie fanden aich dk HauU
nervefl in der charakteristischen Weise verändert,
welche W aller fttr alle vom Gentram getrennte
lüerven nadigewiesen haU Sie bildeten einfach con^
tottrirte, steUenweiae angeschwollene Strifnge, deren
1bI»U aus getrennten kleineren und grosseren Fett-
bliscben bestand- In derselben Weise fanden sieh
die Tastkörperchen degenerirl, und zwar waren
die Querfdaero in Reihen von FetttrOpfchen , die
bald noch den ursprünglichen Faserverlauf zeigten,
bald das ganz« Tastkflrperclien erfallteo, verwan-
delt
In einen andern Falle zeigten sich nach einer
Zerqueischung des Armes (mit Nervenzerreissung),
welcher spüter der Tod durch Pyamie mit Trismus
folgte, die Nerven der Haut in folgender Weise dege-
nerirL Sie zeigten sich völlig atrophisch, ihr Inhalt
bestand aus schmalen , oft verschwindend dünnen
Reihen kleiner, un regelmässiger (Fett-) Körnchen in
den «onst leeren Scheiden. Entsprechend degenerirt
zeigten sich die Tastkörperchen, bis zu denen sich
zBweilen solche Körucbenreihen als Reste der ur-
sprünglichen Nerven verfolgen liessea. In den hel-
len Bläschen zeigten sich nur wenige sehr blasse
und schmale Querstreifen; als Spuren der früheren
doppelrandigen Fasern zeigten sie dieselben feinen
Körnchenreilien. Wir können nicht umhin , die Be-
weiskraft, w€lche Vf. diesen interessanten Beobacli-
lungen für die nervöse Natur der Querstreifen der
Tastk. und ihren Ursprung als Theilungsäsle aus den
Nerven vindicirt, vollkommen anzuerkennen, lieber
4k EB<ftignng8weiM dieser letzten feinen Nervenaste
bat Vr. nichts beobachten können, spricht sich jedoch
nit Recht a priori für die Wahrscheinlichkeit der
freien Cndignng aus.
Vf. spricht sich entschieden dagegen aus, dass
in soJchen Hautstellen , wo Tastkörperchen vorkom-
men, neben denselben nervenfuhrende Papillen ohne
Taslk. exi'stiren; er hat nie an solchen Orten eine
lastkörpercheofreie Pap. mit etwas anderem , als Ge-
fiissschlingen erfüllt, nie weder doppeltcontourirte,
■ocfar Masse, »arklos« Nervenfasern in ihoen gesehen.
Dagegen giebt er zu, dass neben den Tastk, auch
noch Gefitsse zuweilen in derselben Papille sich fin-
den, wenn Platz da ist, was Wa gner u. Meiss-
ner früher geleugnet, Kölliker und Gerlach
aber beobachtet hallen.
Was die Verhreilung der Tastk. beim Menschen
betrifft , so hat sie Vf. nur an der Hand u. am Fusse
gefanden; indessen sind sie an den Lippen und der
Zungenspitze, wie Kölliker angiebt, u. ich mich
so eben überzeugt habe, entschieden vorhanden. Die
meisten und grössten finden sich an der Volarfläche
der letzten Fingerglieder, sie nehmen von da an
gegen die Handwurzel ab, jenseiU des Handgelenks
finden sich keine mehr. Ebenso nehmen sie von der
VoU nach dem Rücken der Hand zu an Menge und
«ed. Jahrbb. B4 79. Uft. 8.
Grösse ab , fehlen auf dem Rüeken (unter dem Nagel
stets) oft gflnzlich. Am Fusse finden sich ebenfalls
die meisten an der Plantarflache der letzten Zehen-
glieder und dem Ballen der grossen Zehe, weniger
iedoch als an den Fingern, und nehmen von da
gegen die Ferse hin , wie gegen den Fussrücken an
Menge ab.
Was die Anordnung der Tastk. betriift, so giebt
Vf. an, dass sie an den Fingern oft 2 bis 4 gruppen-
weise zusammenstehen. Macht man Schnitte senk-
recht gegen die Leisten der Hand , so finden sich im
Durchschnitt 4 — 5 auf einem Schnitt von 7''' Lange;
schneidet man aber den Leisten parallel und auf den-
selben, so findet man zuweilen gar keine, zuweilen,
je nachdem der Schnitt gerichtet ist, mehr Tastkörper-
chen- als Gefässpapillen. Vf. zahlte auf einer D^''
in der Volarfläche des letzten Gliedes des In-
dex 108 Tastk. in 400 Pap., also auf 3 Gefässpap.
1 Tastkörperchenpap., auf einer D''' des 2. Gliedes
nur 40 Tastk., des i. Gliedes nur 15, an der Haut
über dem Miltelhandknochen nur 8 , an der Plantar-
flache des letzten Gliedes des Hallux 34, in der Mitte
der Sohle nur 7—8 Tastk.
Vf. hebt nachdrücklich hervor, dass er in den
rothen Lippenrändern und den Zungenpapillen keine
Taslk. gefunden habe. Das Verbalten der Nerven in
letzteren sei ganz dasselbe, wie es Waller be-
schrieben habe. In den Theilen der äussern Haut,
welche keine Taslk. enthalten , gehen nach Vf. auch
keine Nerven in die Papillen ; wie die Nerven in die-
sen Hauttheilen endigen, hat Vf. ebensowenig wie
Andere durch direete Beobachtung entscheiden können.
Unter deo Thieren fand Vf. nur beim Affen Tastkörper-
eben (Hapalus, Cebos apella und Hylobates agiüs). Sie sind
aocb hier in den Volarflaehen« der Finger und Hand und der
Planta pedis zu ündeo, sind kleiner als beim Menscbeo (Vso'"
lang, ^Uq"* hitii) , oTaJ , selten eingeschnürt, die Nenren
treten fast immer an ihr unteres Ende. Die Querfasern sind
weniger zahlreich als beim Menschen , es treten nicht mehr
als 3 Nerven ein ; die übrigen Verhältnisse sind wie beim
Menseben. Vf. zählte auf der Volarfläche des letzten Gliedes
des Index auf einer D'" 160 Tastk. auf 560—600 Pap.
Da Vf. trotz zahlreicher Nachforschungen bei keinem
andern Thiere Spuren dieser Organe fand, se scheint sich ihr
Vorkommen aof die wirklichen Hände und solche Fasse , die
bandartige Functionen verrichten können, zu beschränken.
So weit der anatomisehe Theil diesei* iaiereasanteo, sorg-
laltigen Untersuchungen. Wir wiederholen nochmals, dass
ein competentes Unheil über die Richtigkeit von Vfs. Beob-
achtungen nur durch eine Reihe ebenso sorgfaltiger Unter-
suchungen gegeben werden kann. Wir können daher nur eo
viel sagen, dass Vfs. Thataacben sehr für sich selbst sprechen,
dass insbesondere die pathologisch-anatomischen Beobachtun-
gen , wenn dieselben sich ganz in der angegebenen Weise be-
stätigen, kaum einen Zweifel an der nervösen Natur der Quer-
fasem der Tastkörperchen übrig lassen. Es ist freilich zu
bedenken, dass die eigentbümlichen Fetttrupfenreihen, welche
die vom Centrum getrennten Nervenfasern bilden, innerhalb
der Tastkörperchen möglicherweise auch nur den geschiän-
gelten Nervenfasern selbst vor ihrer hypothetischen End-
theilung angehören , und die Querfasero entweder auf andere
Weise zu Grunde gegangen , oder nur verdeckt worden sein
können: der Umstand, dass Vf. noch Querstreifen vorfand,
44
346
Meissner, zur Anal. u. Pbysio). d. Haut.
wenn aacb sehr ?erfinderte, kann ein solches Bedenken we-
nigstens nicht als ungereimt erscheinen lassen. Ein Unter-
gang der Querstreifen in einem Organe , welches zu functio-
niren aufgehört hat , kann nach zahlreichen Analogien wohl
statuirt werden. Indessen ist der Einwand nicht erheblich
genug, um der Deutung des pathologischen Zustandes der
Tastkörperchen, wie sie Vf. giebt, ihre hohe Wahrscheinlich-
keit zu nehmen.
Wir wenden uns zu dem physiologischen Theile
der vorliegenden Abhandlung, in weichem Vf. unter
der Ueberschrift : Tastsinn^ sich nicht auf eine Inter-
pretation der Function der Tastkörperchen beschränkt,
sondern überhaupt das ganze Capitel des Tastsinns,
die Natur und das Zustandekommen aller der Wahr-
nehmungen, welche der Seele von der Haut aus zu-
gehen, einer physiologischen und philosophischen
Analyse unterwirft. Wir müssen uns hier auf ein
kurzes Referat von Vfs. Ansichten beschränken, und
uns ebenso in der Kritik derselben und der Darlegung
zahlreicher Bedenken, die wir gegen dieselben hegen,
kurz fassen.
Vf. rechtfertigt zunächst vom anatomischen Stand-
punkte die Bedeutung der Tastkörperchen als Sinnes-
organe , was sich , wenn ihr Bau ganz der von Vf.
beschriebene ist, gewiss nicht bestreiten lässt. Da
aber ihr anatomischer Bau durchaus keine Aufschlüsse
darüber giebt, welcher Art ihre physiologische Func-
tion ist, für welche der verschiedenen durch den
Tastsinn vermittelten Wahrnehmungen sie als Per-
ceptionsorgane bestimmt sind, so sucht Vf. auf einem
andern Wege zur Erkennlniss ihrer physiologischen
Dignität zu gelangen, indem er einerseits eine Ver-
gleichung der verschiedenen Functionen sensibler
Haulnerven, der verschiedenen Reize, welche diesel-
ben zu erregen im Stande sind, anstellt, um dabei
zu prüfen , ob die eine oder andere Klasse der Reize
sich als ohne Mflhülfe besonderer Organe zur Per-
ceplion geeignet ausschliessen lässt, andererseits die
auffallende Beschränkung ihres Vorkommens in der
Thierreihe und auf bestimmte Körpertheile berück-
sichtigt
Im Allgemeinen verstebt man unter Tastsinn alle die
Wahrnehmungen von Reizen, welche die Haut treffen,
mit Ausnahme gewisser dem „Gemeingeftthl zuge-
schriebenen Empfindungen: des Schmerzes, des
Kitzeis, der Wdllust u. s. w. Die Reize, welche
durch die Haut wahrgenommen werden, sind aber
sehr verschiedener Art, und wir können gleichzeitig,
wenn ein Körper unsere Haut berührt, mehrere Wahr-
nehmungen (von Form, Oberfläche, Gewicht, Tempe-
ratur u. s. w.) machen. Die Tastempfindung also,
we^'^.he bei Berührung eines Objectes entsteht, ist
JM$)ne einfache, sondern ein Gomplex mehrerer Wahr-
nehmungen. Vf. betrachtet als die einfachen Wahr-
nehmungen, aus denen sich alle complicirte Tast-
empfindungen combiniren: die Wahrnehmung des
Drucks , der Temperatur und die blose Empfindung
der Berührung , wobei nur der Körper als ein aus-
ser uns befindliches Objeet ohne Druckwahmehr-
mung empfunden wird ! I Den Ortssinn der Haut, die
Wahrnehmung der Stelle , auf welche ein Reiz ein-
wirkt, welche sich mit jeder der genannten drei Em-
pfindungsqualitäten combinirt, betrachtet Vf. als eine
ganz für sich bestehende , den genannten nicht la
coordinirende Wahrnehmungsqualität. Vf. beaiQlil
sich nun, die dritte der genannten drei einfaches
Wahrnehmungen, die Wahrnehmung eines Gegen-
standes als ausser uns befindliches Objeet zu charak-
terisiren, und ihre Trennung als gesonderte Empfin-
dung zu rechtfertigen. Er bezeichnet sie als die
einfache Tastempfindung, stellt sie als das Wesent-
liche hin, zu welchem sich die andern Wahrnehmun-
gen als Nebenbestimmungen verhalten, und glaubt,
dass sie isolirt, ohne gleichzeitige Druck- und Tem-
peraturwahrnehmung entstehen könne, wenn auch,
wie er selbst zugiebt , die Qualität des Reizes wahr-
scheinlich Druck sei.
Wir können diesen Begriff der einfachen Tastempflndong
ebensowenig als richtig anerkennen, als wenn Vf. behauptete,
die einfachste Gesichtsempfindang sei die Wahrnehmung des
Lichtes als eines von Aussen einwirkenden Agens. Die Wahr-
nehmung der Objectivität ist bei keinem Sinne Gegenstand
unmittelbarer, einfacher Sinnesperception. Die Berührung
eines beliebigen Objectes verscbaflt uns unmittelbar weiter
nichts , als die Wahrnehmung eines auf unsere Haut ausge-
übten Druckes, und erst durch complicirte psychische Opera-
tion, durch das Bewusstwerden, dass wir eine Bewegung aus-
geführt haben, um diese Berührung herbeizuführen, erlangen
wir die Wahrnehmung, dass der Druck an unserer Haut Ton
einem ausser uns im Baume befindlichen Objeet herrfihrl. Be-
rubren wir ein Objeet, welches der Haut so ausweicht, dass
jener Druck nicht zu Stande kommt , legen wir eine Flaum-
feder auf den Finger , welche zu leicht ist , um einen Druck
auszuüben , so nehmen wir durch die Haut auch nichts wahr,
emplinden die Feder nicht als ausser uns befindliches Objeet.
Druckempfindung und einfache Tastempfindung in Vfs. Sinne
lassen sich daher gar nicht trennen, eine einfache Tast-
empfindung in Vfs. Sinne existirt gar niclit als einfache Sinnes-
wabrnebmung. Nach Vf. soll das einfachste Experiment die
wirkliche Existenz einer solchen einfachen Tastempfindnog
beweisen ; denn wenn man einen Gegenstand berubre , ohne
zu drucken , so habe man eine Empfindung , und diese sei
weder Temperatur-, noch Druckwahrnehmung, noch Orts-
empfindung. Wie Vf. diess einen Beweis nennen kann , be-
greifen wir nicht , die Interpretation jener BerührungsempfiD-
dung ist nur eine Umschreibung dessen, was Vf. beweisen
will. Dass die Wahrnehmung der geometrischen Verhaltn'^se
des berührten Objectes dem Ortssinne zuzuschreiben ist, di^
mit der einfachen Tastempfindung noch keine Wahroehmocg
stereometrischer Verhältnisse gegeben ist, geben wir Vf.
gern zu.
Vf. bezeichnet diese einfache Empfindung, für die
er das Wort: Tasteu xaT i^o^^ beibehält, als
wahre Sinnesempfindung, insofern durch sie die
Seele in directe Verbindung mit der Aussenwelt ge-
setzt werde , der durch den Reiz hervorgerufene Ei^
regungszustand direct [?] auf den äussern Beiz als
Objeet sich beziehe, der betr. Körper unmittelbar als
Objeet zur Wahrnehmung komme. Anders verhalte
es sich mit den Wahrnehmungen des Drucks und der
Temperatur; der Inhalt derselben sei nicht ein Ob-
jeet, sondern ein Zustand, welchen der veranlassende
Reiz iu den Hauttheilen hervorbringe.
vigitized by
Wenn ein KOrper auf den Fingern rohe, so werde
derselbe saoMchst als Mosserea Objeet empfunden» aber
HeissDer» sur Anat. v. Physiol. d. Haut
347
Dicht dareh den Druck , welcher zur Wahrnehmung
kommt/ sondern nur vermöge der Berdhrung mit der
Haut, welche Empfindung bei allen Objecten von jeder
Masse und Temperatur dieselbe sei. Neben derTasl*
enpfindnng werde sein Gewicht wahrgenommen, aber
nidit wie jene direct, sondern erst mittelbar, als der
Zustand des Gedrttcktseins der Haut ; dasselbe gelte
von der Temperatur. Wahrnehmung von Druck und
Temperatur kttnne auch ohne gleichzeitige Empfindung
das druckenden oder wärmenden Körpers stattfinden;
beide seien daher keine Empfindungen (welche nach
Lotse nicht den veranlassenden physischen Vorgang
der Ausaenwelt wie des Nervensystems darstellen),
soDdem GeßUe , die sich auf den Zustand des Sub-
jects beziehen ; es gebe keinen Druck u. Temperatur-
mn in der Bedeutung , wie es einen Tastsinn gebe.
Vf. sagt DUD selbst, dass die Qualität des Reizes, welcher
die einfache Tastempfindung veranlasse , jedenfalls Druck sei^
wie sieb damit die Behauptung, dass die Tastempfindung nicht
io Wahmehronng dieses Druckes bestehe, ?eretntgen lässt,
istons ein völliges Rathsel. Vf. verwechselt offenbar Empfindung
und aus Empfindung gewonnene Vorstellung ; die Wahrneh-
mang der Objeclivität eines berührten Objectes ist , wir wie-
derholen es, keine unmittelbare Empfindung, sondern eine
Vorstellang, zu welcher die Empfindung, d. h. die Wahmeh-
niQDg des iussem als Druck wirkenden Reizes, nur einen
Factor abgiebt. Die Wahrnehmung eines betasteten Korpers
als äusseres Object eine unmittelbare, die Wahrnehmung
eines Drucks eine mittelbare zu nenn<%n , dfinkt uns eine
TÖlüge Umkehrung, wir nehmen unmittelbar den Zustand
der Haut wahr , der durch Druck erzeugt wird , und erfahren
mittelbar, dass der druckende Gegenstand ein äusseres Ob-
ject sei. Es ist daher auch falsch , zu sagen , die Druck- u.
Temperaturwahmehmung unterscheide sich dadurch von der
Tastempfindung, dass sie kein Object, sondern einen Zustand
der Haut zum Inhalt habe. Die Sache verhält sich ganz ein-
fach so : wir können dasselbe Wärmegefähl in der Haut haben,
wenn die Wärme durch Strahlung aus der Ferne , oder durch
Berubrung eines erwärmten Körpers der Haut mitgetheilt wird ;
wenn das zweite der Fall ist, so erfahren wir die Objectivität
des wärmenden Korpers durchaus nicht direct durch Vfs. so-
geoannte einfache Tastempfindung, welche neben hergeht,
sondern auf einem Umwege geistiger Operation , welche von
der Druckempfindung bei der Berührung ausgebt. Vf. cha-
rakterisirt nun Druck- und Temperaturgefuhle näher; diesel-
ben werden stets nur als eine Vermehrung oder Verminderung
des der Haut selbst eigenthömlichen Druck- und Temperatur-
grades wahrgenommen, also als ein Plus oder Minus, welches
einen bestimmten Zustand der Haut , der den Nullpunkt bil-
det , Terändert. Die Tastempfindungen dagegen sollen nach
Vf. nicht ein Plus oder Minus , sondern jedesmal etwas ganz
Neues, welches an die Stelle von Nichts tritt, sein; nach
unserer Ansicht übersetzt beisst dieser Satz : empfinden wir
ein Plus des Druckgefühls an irgend einer Hautstelle , u. fin-
den, dass einer der Druckrichtung entgegengesetzten Bewegung
der afficirten Hautstelle Widerstand geleistet wird, so gelangen
wir zu der Vorstellung , dass der Druck von einem ausser uns
be6ndlichen Objecte ausgeübt wird'; am einfachsten belehrt
uns auch darüber unser durch Erfahrung schon unterrichteter
Gesichtssinn. Drucken wir Jemand eine kleine Münze auf die
Rand , nehmen sie dann sogleich weg , so bleibt bei der Per-
son die Forstellung von der Gegenwart des äussern Objectes,
so lange die bruckempfindung fortdauert. Die Vorstellung
hSrt erst auf, wenn das Gesicht oder die Hand lehrt , dass
kein Object da ist. Wie erklärt uns diess Vf.? Als eine
Verirmog der einfachen Tastempfindung? Wie steht es hier
mit der Unabhängigkeit von Druckgefuhl u. Empfindung eines
äussern Objectes. Dass bei gewissen Graden des Drucks und
der Hitze oder Kälte , der druckende , heisse oder kalte Kör-
per als solcher nicht mehr wahrgenommen wird, ist sehr rich-
tig , aber nur dann , wenn die Schmenerregung die Sinnes-
empfiudung fibertäubt; im Momente, wo ich eine heisse Platte
berühre, fühle ich das Object nicht aliein, sondern auch seine
feinsten Oberflächenerhebungen , ist aber die Haut verbrannt,
so erlaubt mir der Schmerz nicht mehr die Wahrnehmung der
feinen Druckgefähle , aus denen ich dann Gegenwart und Be-
schaffenheit des heisseo Objectes erschliessen könnte. Aus
ganz analogen Ursachen kann man die Gestalt der Sonne nicht
sehen. Vr. bespricht die Feinheit der Unterscheidung ver-
schiedener Druckgrade durch die Haut , und macht mit Recht
auf einen Zusatz Lotze's zu Weber's Aussage, dass man
mit der Haut höchstens Gewichte , die sich wie 29 : 30 ver-
balten , unterscheiden könne, aufmerksam, den auch Ref. in
seiner Physiologie erwähnt hat. Man kann nämlich 29 von
30 Grroro. , aber weder 29 von 30 Mgrmm. , noch 29 von
30 Pfd. unterscheiden.
Von dem Schlüsse ausgehend , dass die Functio-
nen sensibler Hautnerven verschieden sind , dass sie
einerseits Sinnesempfindungen» andererseits Gefühle
vermitteln, stellt sich nun Vf. die Frage» welcher
Natur die die verschiedenen Functionen anregenden
Reize sein mögen. Druck- und Temperaturreize be-
stehen nach Vf. jedenfalls in denselben Veränderungen
in der Haut» wie in andern Körpern unter gleichen
Umständen. Die QuaJität des Reizes , welcher eine
Tastempfindung veranlasst, sucht Vf. in Lotze's
hypothetischen molekularen Oscillationen der Haut»
die sich zu den erregbaren Nerven von dem berührten
Körper fortpflanzen » von dem berührten Körper aber
wahrscheinlich auf mechanische Weise » durch Druck
hervorgerufen werden.
Wir brauchen nicht zu wiederholen, dass wir die An-
nahme eines qualitativ verschiedenen Reizes für die Hervor-
rufung einer „TastempOndung" verwerfen müssen, da wir diese
selbst als Gegensatz zu einem „Druckgefuhl** nicht anerkennen
können. Es scheint uns eine vollkommen aus der Luft ge-
griffene Hypothese, dass Druck einerseits, wenn er eine Tast-
empfindung veranlassen soll, Oscillationen hervorrufe, an-
dererseits, wenn er Druckgefuhl bewirken soll, als simpler
Druck sich fortpflanze. Eine solche Unterscheidung können
wir auch in Lotze's vortrefflichem Werke nirgends begrün-
det finden ; gewiss hat Vf. die von ihm selbst citirte Stelle
L.'s gänzlich missverstanden; Lotze sagt durchaus nicht,
dass ein Druck oder irgend ein Reiz sich von der Hautober-
fläche zum Nerven als Oscillation fortpflanzen müsse, um eine
einfache Empfindung zu erregen, sondern er bespricht nur die
Möglichkeit y dass Reize, welche auf die äussere Hautober-
fläcbe wirken, dne andere Gestalt annehmen , ehe sie an den
Nerven selbst treten, und citirt gerade die Wärme, die nach
Vf. einfach als Wärme zum Nerven kommt, als Beispiel, dass
sie vielleicht die Temperaturef?tp/in<ftm^ (nicht Gefühl !) durch
Dichtigkeitsveränderung des Parencbyms vermittle. Auf p. 1 77,
die Vf. citirt, spricht Lotze gar nicht mehr von dem Reize
auf seinem Wege zum Nerven, sondern von dem empfindungs-
er%eugenden Nervenproeesse selbst , also von dem an den
Nerv bereits abgegebenen äusseren (vorher verwandelten oder
nicht verwandelten) Reiz , u. behauptet von diesem Processe,
dass er wahrscheinlich dem äusseren Reize ganz unähnlich sei,
in allen Nerven aber vielleicht ein gleichartiger, irgendwie ge-
stalteter physischer Bewegung sprocess (was Vf. in , Oscil-
lationen" übersetzt zu haben scheint) sei.
Vf. wendet sich nun zu der eigentlichen Fra^e
des Gapilels , für welche der von ihm aufgestellten 3
Functionen der sensiblen Nerven die Mithülfe beson-
derer Sinnesorgane (Tastkörperchen) als erforderlich
gedacht werden könne. Er behauptet , dass es viel
wahrscheinlicher sei, dass Sinnesorgane nicht dafür
vorhanden seien , Zustande der ganzen Haut zu den
Nerven tu bringen, sondern vielmehr zur Vermittlung
348
Meissner, zur Aivat. n. Physiol. d. Haul.
der Einwirkung der Reite fttr einfache Tastempjln dün-
gen. Dafür spreche auch die Lage der Tastkörper-
chen in der Cutis, die Einwirkung der Reize für ein-
fache Taatenopfindungen sei jedenfalls zarter, als die
von Druck und Temperatur, erfordern daher eine be-
sonders günstige Lage und Anordnung der Nerven ;
daa Eintreten der letat^ren in die oberflächlichen
Giftislheile , in die Papillen , sei daher gleichsam ein
Bntgegenstreben dem herankommenden Reize. Fflr
die Bedeutung der Taslk. als Taslorgane , d. h. als
Vermittler der einfachen Tastempfindungen sprechen
ferner ihre topographischen Verhältnisse, ihre Be-
schrankung auf die Uauttheile , welche überhaupt
für das Tasten am geeignetsten seien , in welchen
einfache Tastempfindungen auf das Mannigfachste zu
zusammengesetzten ergänzt werden können. Alles
diess beweist, dass die Tastkörperchen wahre Sinnes-
organe seien. Weiler schliesst Vf., dass daraus her-
vorgehe, dass, wo die Tastkörperchen fehlen, auch
die Sinnesempfindung , für welche sie dienen , fehlen
müsse, da man keinen Grund habe, anzunehmen, dass
sie in andern Hauttheilen durch andere Einrichtungen
ersetzt seien. Also besitze nur die Haut der HSfnde
Und Füsse an den oben bezeichneten Stellen die
Fähigkeit, einfache Tastempfindungen zu vermitteln,
an allen Übrigen Theilen werde nur Druck und Tem-
peratur wahrgenommen. Da wir nun unleugbar auch
bei Druck eines Körpers auf den Rücken zu der Vor-
stellung von seiner Objectivitat gelangen, so hilft sich
Vf., um seinen Schluss zu retten , damit , dass hier
aus dem Druckgeftthl erfahrungsmassig die Forstel-
hmg des äussern Objectes (nicht aber die Empfin-
düng desselben) gewonnen werde. Vf. wird wohl
das Gewagte dieses Schlusses, den Mangel jeder
thatsüchlichen Basis für denselben nicht verkennen.
£s soll auf der Uand liegen, dass das Tasten mit der
Hand nicht nur etwas Feineres , sondern etwas an-
deres sei, als das Fühlen mit andern Hauttheilen.
Diess liegt aber ganz und gar nicht auf der Hand,
sondern ist geradezu ganz falsch; ich kann meinen
Rücken ebenso leise, als meine Fitigor spitze mit einem
Haar berühren , und komme doch ebenso leicht hier
wie dort zu der Vorstellung, dass ein äusseres Object
»ich drückte in dieser Beziehung ist der Tastsinn auf
dem Bücken weder feiner, noch Hwa« Anderes, als
in den Fingern. Die grössere Feinheil des Tastsinns
in den Fingerspitzen bestellt lediglich in feinerem
Ortssinn und feinerer Unterscheidung verschiedener
Bruckgrade, durchaus aber nicht in leichterer Er-
langung der Vorslellung der ObjectivitKt des drücken-
den Körpers. Es folgt daraus von selbst, dass die
einfache Tastempfindung auch da nicht fehlt, wo
Tastkörperchen fehlen, oder vielmehr dass sie als
solche in Vfs. Sinne überhaupt auf den tastkörper-
freieR Hauttheilen ebensowenig existirt , als auf den
td6lkörpercbenhaltigen.
Für die Richtigkeit von Vfs. Auffassung soll noch
Folgendes sprechen. Die einfache Tastempfindung
soll nur da verwertbbar sein, wo sie mit Hülfe
tssteititr fiewegvngen und des dabei 'entstehenden
MuskelgefUhls zur Erkenntniss stereometrisdier Ver-
hältnisse benutzt werde; dazu seien aber nur lue
Hände und Füsse brauchbar. Verstehen wir unter
einfacher Tastempfindung die einfache Druckempfin-
düng, wie sie bei lier gewöhnlieben tastenden fteroii-
rung entsteht , so ist dieser Satz eine >He unliestrit-
tene Wahrheit ; wie es aber ein Beweis sein mH da-
für, dass nur Hand und Fuss vermöge ihrer Tas^
körperchen Objectivitütsempfindungen vermiifeln, ver*
stehen wir nicht. Eine ganz andere Sache ist dn,
dass die Hand ihre Brauchbarkeit als Tastorgtn niekC
allein ihrer Beweglichkeit, sondern auch der Feinheit
ihres Ortssinnes verdankt ; wie wichtig dieser ist lur
genauen Erkenntniss stereometrischer Verhältnisse,
brauchen Wir nicht auseinander zu setzen. Wir
leugnen natürlich nicht, dass die Tastkörperchen io
einer causalen Beziehung zu der Feinheit des Tast-
sinnes der Hand sieben, aber wir leugnen entschie-
den, dass sie es dadurch thun, indem sie uns unter-
richten, dass der betastete Körper ein ausser uns be-
findliches Object sei.
Der Zunge die Bedeutung eines TastorgaDs absprechea,
weil Vf. darin keine Tastkörpercheo fand, beisst einen Körper
nach einem fertigen Rock machen. Die Zunge ist in jeder
Beziehung ein ebenso feines Tastorgan, als die Hand, wir ge-
langen durch sie ebenso leicht zu der Vorstellung eines aussen
Ohjectes , erlangen ebenso vollkommene stereometriscbe Be-
griffe durch sie, als durch die Hand, naturlich innerhalb der
Grenzen, in welchen ihre Form, Lage, Beweglichkeit ihn
Anwendung gestatten. Dass man kein Gefühl von ihrer Be-
rührung mit den Qbrigen Mondtbeilen habe, wenn sia ruhig im
Gaumen liege, ist wahrUcb ein schlechter Einwand gegen ihre
Eigenschaft als Tastorgan. Im Moment, wo whr die Aulocrfc-
somkett auf sie richten , giebt sie uns die vollständigsten Auf-
schlüsse ; ohne die Auhnerksamkeit darauf zu richten, erfih-
ren wir auch nicht das Mindeste von der tastenden Hand, nicht
das Mindeste von den SinnesempGndungen des Ohres «od
Auges ; plötzliche Eindrücke auf irgend ein Sinnesorgan len-
ken natürlich ohne unser Zuthun die Aufmerksamkeil auf das-
selbe.
Es ist ferner eine onerwiesene Behauptung, dass ifie
Nerven der Taslkorpcrcben Druck- und Temperaturempflndoog
7iicA/ vermitteln sollen. Dass sie Druckerapflndung vcrmittelo,
wenn sie uns zur Vorstellung eines berflbrten Objects verhel-
fen, verMehl sich nach dem Obigen von selbst. Dass sie keine
Temperaiurempfindung vermitteln, lässt sich wenigstens ge-
wiss nicht erweisen. Es ist wohl denkbar, dass in der Haut
besondere Einrichtungen zur Vermittlung der Perception too
Wärme , besondere zur Perception von Druck von Seiten der
Nerven vorhanden sind, da sich uns aus Analogien die Ueberzen-
gung aufdrängt, dass ein Nerv nur durch besondere Einrich-
tungen an der Peripherie zur Aufnahme bestimmter äusserer
Reize in der Fonn , welche die entsprechenden Empfindungen
vermiltolt, befähigt wird. Aber wir kennen diese Einrichtun-
gen in der Haut keineswegs , und haben noch keine Anhalts-
punkte , die Tastkörperchen für die eine oder andere Art der
äussern Eindrücke in Anspruch zu nehmen.
Vf. wendet sich nuu zum Ortssinn der Haut, d.h.
der Wahrnehmung des Ortes der Haut , auf weiche
ein Tastreiz einwirkt; er bespricht die verschiedene
Feinheit des Ortssinnes nach der Art der Einwirkung
des Reizes, besonders aber nach der Stelle der Haiii»
wie sie E. H. Weber durch seine eiassiscben Ar-
beiten auf das Genaueste eruirt hat. Weber
schliesst aus seinen bekannten Eiperimenten mit dem
Zirkel auf die Gegenwart physiolQ^sohier Emffi»'
Meissaer» B«r Anl. u. PhyaioL d. Haut.
849
äuHgshwe; sollen iwei räumlich getren»fe, gleidH
seflige Bindi'Oci(e gesondert empfanden werden, eo
mflssen sie oicbtaufdenselbeoEmpliodyngskreis» son-
dern auf verschiedene fallen in der Art, daas zwi-
schen den berührten Empfindungskreieen wenigstens
fit oder mehrere nnbemhrte liegen. Vf. knttpn nun
Mgende Betrachtungen an. Es misee sur Wahrneb-
■mg zweier gesonderter Eindrüeke jener eine uobe^
rflbrte Bnpfindungskreis als physiologische Eiaheh
wahrgenommen werden. Die Annahme eines ein-
zigen unberUbnen iwiscben zwei berlMirten Kreisen
sei niebt bnllbar, denn aonst mttsse es kommen kön-
nen , dass die Zirkelspitzen bei gUiekem jibMande
in einem Falle wirklich zwei durch einen Kreis ge-
schiedene Kreise an ihren einander zugewendeten in-
nern Partien berührten u. gesondert empfunden wür-
den, im andern Falle aber zwei benachbarte Kreise
eben an ihren von einander ahgewendeten äussern
Partien berührten, und nur einen einfachen Eindruck
sachten. Diess sei aber in der Erfahrung nicht der
Fall. Man müsse also wenigstens zu der Trennung
der berührten Kreise durch mehrere unberührte bei
gesonderten Eindrücken seine Zußucht nehmen; dann
müsse man aber, damit nicht ganz dieselbe Möglich-
keit einer gesonderten and einer einfachen Empfin-
dung, wie sie eben erörtert, eintreten könne, anneh-
men, dass ein Empfindungskreis nicht grösser, als die
berührende Ztrkelspitze sei, eine Annahme, die mit
dem Nerven reich thum mancher Körperstellen nicht
vereinbar sei; auch mttsste dann die Seele, um die
Empfindung von nur zwei berührten Punkten zu
haben , die Vorstellung von einer grossen Menge un-
berührter haben. Es sei zunächst vom anatomischen
Standpunkte aus zu untersuchen , ob ,,in der Anord-
nung der peripherischen Nervenausbreitung gewisse
geometrische Verhältnisse stattfinden, von denen die
Seele gewissermaassen ein ßild im Gehirn buhe, zu-
sammengesetzt aus einer Anzahl von Raumelementen,
deren jedes durch eine sensible Paser vertreten
wflr<ie, 80 dass die Seele vermöge dieser bestehenden
Eiiirichtong direct den die Maut treffenden Reiz hin-
siebüieh seines Ortes bestimmen könnte." In der
Fingerspitze kommen auf den Raum einer Linie etwa
10 Nervenpapillen , also 10 sensible Punkte, jeder
erhalte im Durchschnitt 2 Nervenfasern. Diese 20
Nerrenfasern können entweder alle von einer einzigen
Primitivfaser , oder von mehreren entspringen , oder
jede für sieh zum Centrum laufen. Die zweite An-
nahme sei anatomisch die wahrscheinlichste. Zwi-
schen zwei V*' weit abstehenden Zirkelspitzen, die
gesondert empfunden werden, liegen also die Ver-
fetelungsgebiete mehrerer isolirt zum Centrum lau-
fender Fasern. An der Sohle kommen auf eine Linie
etwa nnr 2 sensible Punkte; diese reichten zwar
nicht hin, zwei V** entfernte Zirkelspitzen gesondert
eoBpflnden zn machen, machen aber doch jeden Punkt
dieser Sureeken sensibel. Warum befinden sidi nun
an den Fingern so viel mehr sensible Punkte auf glei-
cher Streeke » die zum Theil durch Theilung von Pri-
mtüvftnern eoliUnilen eind? Gülte es nur, die Zahl
der im Centrnm isolirt vertretenen sentiblen Funkln
zn vermehren, um eine grössere Einheit der Ort»-
en»pfinduflg zu erzielen • so war die Verifsteluog der
Primitivfasern nicht nOthig, da schon zwei senaible
Punkte ausreichen , um jeden Punkt der Haulttrecke
von V*\ wie an der Sohle, empfindlieh in nudieii.
Nehme man also das Verastelungsgebiet einer Primitiv«*
faser als Raumeiemenl im obigen Sinne an, dau also
aUe EindrOcke, welche auf verschiedene Aeate dersel^
ben Faser trafen, doch nur eine einfache Empfindnog
verursachten , so lasse sieh erstens anatomisch niebt
nachweisen, dass sich solche VerXsleliittgsbeiirke aii
feststehende Empfindungskreise deuten lietsen, da
kein bestimmter Typus der Anordnung nacbvreishfar
sei , andererseits beweise die Vergleiehung verschie-
dener Ilautstellen, dass die Vorstellung, von welcher
die Erklärung ausgehe, nicht richtig sei. Die Ana-
tomie weise aber darauf hin, dass an den Slelleot
welche feineren Ortssinn besässen, die Zahl der sen-
siblen Punkte vermehrt sei, und nicht nur durch
grössere Anzahl der Primitivfasern, sondern auch durch
vermehrte Verästelung derselben. Die obige Verglei-
chung mttsse zu dem Schlüsse führen , dass die Er-
regung jedes Theiltmgsastes einer Primitivfaser
einen isolivten Eindruck im Gehirn mache. Die
Vermehrung der sensiblen Punkte mit feinerer Orte-
empfinihing begabten Hautstellen , welche zum Theü
durch Theilung von Primitivfasern hergestellt sei,
müsse bei einer Erklärung der Orlsempfindung ver-
werthei werden ; der Zusammenhang kann aber nicht
ein directer, nicht ein unmittelbar zwischen bestimm-
ten, fixen, correspondirenden , geometrischen Ver-
hältnissen an der Peripherie und im Centrum, son-
dern mttsse ein iodirecter, mittelbarer sein. Zu die«
sem Schlüsse fdhre auch die Physiologie. Vf. bezieht
sich abermals auf Lolze's Ausspruch, dass eine be-
stimmte räumliche Lagerung der Nervenenden an sich
durchaus nicht eine gleiche Lagerung der von ihnen
vermittelten Empfindung bedinge, sondern es mflssen
besondere Mittel vorhanden sein, durch welche jene
räumliche Anordnung der Nervenenden auf die Seele
zu wirken vermag. Die Existenz bestimmter Raum-
verhältnisse der erregbaren Punkte in der Haut kann
an sich die Seele noch nicht zwingen , diese Raum-
verhältnisse wahrzunehmen. Raum- und Zahlen-
verhältnisse sind fUr sich keine Reize, die auf die
Seele wirken , sondern sie mllssen zu einer QuaHtäi
des Reizes werden , dessen Localität sie zur Wahr-
nehmung bringen sollen. Nach Lolze muss jede
Erregung an der Peripherie vermöge des Punktes»
an dem sie stattfindet, eine eigenthamliche „Färbung**
erhalten, die er ihr „Localzeichen*' nennt; und alle
diese Localzeichen mttssen Glieder eines abgestuften
Systems sein. Es ist daher nach Vf. zur Entschei-
dung der vorliegenden Frage zu untersuchen , ob die
anatomischen Verhältnisse, also die Zahl der sensiblen
Punkte der Haut (Tastkörperchen) einen Zusammen-
hang , und mit dieser Vorstellung vom Zustandekom-
men der Orlsunterscheidung zweier Eindrucke, welche
alse an der Peripherie zwei venolriedene Loealseichen
380
Nene Pharmakop. u. neae Aufl. dertelbeD.
erbaUen mttftsen , finden lassen. Vf. stellt sich die
Sache so vor. Ein jeder Reiz an irgend einer Haut-
stelle , mag er noch so beschrankt sein , trifft doch
mehr als einen sensiblen Punkt, breitet sich auf eine
gewisse Zahl derselben aus, es bildet sich ein Zer-
siremmgskreis des Reizes. Es sei nun sehr gut
denkbar, dass vielleicht die Erregung der Punkte, die
dem Zerstreuungskreise angehören , Air die Seele in
irgend einer Weise das Localzeichen des Reizes aus-
machten , dessen eigner qualitativer Inhalt durch die
direct getroffenen centralen (sensiblen) Punkte des
Zerstreuungskreises wahrgenommen wurde. Sei nun
die Erregung von 4 sensiblen Punkten zu einem als
physiologische Einheit auftretenden Irradiationskreis
erforderlich , so werden die Irradiationskreise inner-
halb einer Hautstrecke, die nur a sensible Punkte
enthült, ein und dasselbe Localzeichen für beide er-
halten , also einfach wahrgenommen werden ; sie
werden erst gesondert wahrgenommen , wenn sie so
weit von einander gerückt sind , dass jeder Irradia-
Uonskreis sich aus a sensiblen Punkten zusammen-
setzt.
Nur wenige Worte über diesen letzten Tbeil von Vfs. phy-
siologischen Betrachtungen ; leider hat sich Vf. bei dem Be-
mühen, Weber's stabile Empfindungskreise zu widerlegen,
zu einer Anzahl von Hypothesen Yerleiten lassen, die noch we-
niger erküren, und zum Tbeil irrig sind. Die erste Annahme,
die wir unbedingt bestreiten müssen , ist die , dass die Aeste
einer und derselben Primitivfaser gleichzeitig zwei gesonderte
Empflndungeo vermitteln können, eine Annahme, zu der auch
die von Vf. angeführten Betrachtungen keineswegs zwingen,
für welche Vf. uns jeden Beweis schuldig bleibt. Wenn Vf.
annehmen will, dass jeder sensible Punkt, der einem Aste
einer Primitivfaser entspricht , isolirt zum Centrum leitet , so
fällt auch schon hierdurch seine Theorie von den Zerstorungs-
kreisen zusammen , wenn er nicht beweist , warum in einem
solchen Kreise die einzelnen sensiblen Punkte des Complexes,
welche selbst verschiedenen Primitivfasern angehören können,
nicht isolirt zum Gehirn leiten. Denn dass die Erregung
einer Anzahl von Punkten einem Beize ein Localzeichen ver-
leihen soll, ist eine Hypothese, welche ganz in der Luft steht,
welche einen directen Widerspruch gegen L o t z e's Worte u. Vfs.
eigne Interpretationen derselben enthält. Oben sagt Vf. mit
Lotze, dass Baum- und Zablenverhaltnisse an sich keine
Reize sind , sondern erst ein Localzeichen erhalten müssen,
um wahrgenommen zu werden, und hier soll das Localzeichen
selbst in räumlichen und numerischen Verhältnissen , in der
Reizung einer bestimmten Zahl a, zu einem Zerstreuungskreis
zusammenverbundener Punkte bestehen. Aber auch abge-
sehen von dem Allen ist die Theorie der Irradiationskreise sehr
unwahrscheinlich ; denn wie gross mussle ein solcher Kreis
z. B. am Röcken sein , um a sensible Punkte zu umfassen,
da hier erst bei 30'" Distanz die Zirkelspitzen gesondert em-
pfunden werden. Wir geben Vf. gern zu , dass bei den
We herrschen Empfindungskreisen noch Manches zu erklä-
ren übrig bleibt, warum z. B., wenn die Zirkelspitzen, wenn
sie am Körper nur Vs'" auseinandersteben , und doch ver-
schiedene Primitivfasern treffen, keine gesonderten. Local-
zeichen erhalten, nicht gesondert empfunden werden; aber
mit Hypothesen, die selbst der Erklärung bedürfen^ ist nichts
erklärt. Wir sind der festen Ueberzeugung , dass die Endi-
gungen einer und derselben Primitivfaser immer nur einen
einfachen Eindruck vermitteln , dass aber unter Umständen
auch die Reizung mehrerer Primitivfasern nur eine einfache
Empfindung hervorruft, wie auch Vf. natürlich annimmt.
Welches aber diese Umstände und Bedingungen sind, das
können wir nicht erklären , das erklären aber auch Vfs. Zer-
streuungskreise keineswegs.
Wir wiederholen schlttsslich, dass Vf. durch seine
vortrefflichen anatomischen PorachuDgen jedenfallt
einen sehr dankenswerthen Beitrag zur Kenntnias des
Baues der Sinnesorgane geliefert hat, den wir der voll-
sten Beachtung empfehlen. Sollten wir in unseren
Bedenken gegen Vfs. physiologische Deductionen zu
weit gegangen, oder uns hier u. da getäuscht haben,
so sind wir gegen jede Belehrung, welche Vf. auch
in diesem Theile seiner Arbeit ein Verdienst sichert*
dankbar. Funke.
100. Phannacopoea Bernenais tentameiL
Bernae typ. offic. Staempel 1852. 8. 859 pp.
(3V2 Thlr.)
101. Codex der Pharmakopoen. Leipzig. Voss.
4. Sect. 4. Bd. Dubliner Pharmakopoe. 1850.
83 S. 5. Bd. Londoner Pharmakopoe. 1851.
66 S. (k Va Thlr.)
102. The new London Pharmacopoeia, irans-
lated and arranged in a tahular form wiih
the Edinbourgh artd Dublin Pkarmacopoeitu
etc.; by Peter Squire. London 1851.
J. Churchill. 8. 199 S. (6 Thlr.)
103. The Pharmacopoeia of the onited statt»
Of America. By atUhority of the national
medical Convention held at fVashington a, d,
1850. Philadelphia 1851. Lippincott, Grambo
et Comp. 8. 317 S. (lO^/, Thlr.)
Pharmakopoen bilden der Hauptsache nach einen
Tbeil der med. Gesetzgebung, als Vorschrift fUr den
Apotheker, nach welcher er den Innbegriff der zu
haltenden Arzneien in Güte und Znsammensetzung
beschaffen soU.
In frOhern Zeiten waren sie zugleich fast die ein-
zigen wissenschaftlichen Hulfsmillel für angehende
Pharroaceuten , in welchen sie über Waarenkunde,
Bearbeitung pharmaceutischer Zusammensetzungen u.
chemischer Präparate Belehrung Bnden u. sich Kennt-
nisse über die Eigenschaften letzterer verschaffen
konnten. Als Unterrichtsmittel blieben sie dOrftig,
da sie ihren Inhalt nicht umfangreich behandeln
konnten. Commentare versuchten zwar Nachhälfe;
doch wurde sie erst geleistet durch das Erscheinen
von Schriften, welche die besagten Gegenstände aus-
führlicher besprachen und ihren Stützpunkt in den
Fortschritten der Naturwissenschaft fanden , zugleich
aber den Pharmakopoen als Lehrmittel eine sehr un-
tergeordnete Stellung anwiesen. Ihr beschränkter
Raum lasst von der Waarenkunde nur die Hauptsachen
erwarten. Vorschriften zu chemischen Präparaten
erscheinen ganz überflüssig, einmal weil diese Dinge
gewöhnlich untadelhafte Handelswaaren sind, dann
weil der Weg ihrer Darstellung , der heute fflr den
besten gilt, morgen einem vorzüglichem weichen
oder von Nebenumstanden abhängig sein kann. Nur
über die eigentlichen pharmaceulischen Zusammen-
setzungen (Bereitungen) künnen sie Vorschriften geben»
deren Menge und Beschaffenheit sich meist nach der
Neue Pfaarmakop. u. neue Aufl. derselben.
351
WUJkar und den Ansichten der Aerzle, bisweilen
nach mancherlei eingeführten, doreh Zeit und Volks»
glauben befestigten Gewohnheiten, selbst Geheim-
miltel nicht ausgeschlossen , richtet. Folgen davon
sind willkarliche Verschiedenheit, nicht minder nur
Örtlicher Werth. Ihre Kenntnissnahme bleibt für den
Apotheker besonders in sofern wichtig, um den
Äereten zu willfahren , wenn sie unter verschiedenen
Vorschriften einer den Vorzug geben. So wenig-
stens in Europa, in dessen dichter bevölkerten u. mit
Städten versehenen Landstrichen die polixeilichen
Maassregeln , welche Pharmacie u. Therapie trennen,
sich ausfahren lassen.
Sonach erwächst der Wunsch, dass die Apothe-
ierbacher, um sich Allem nicht erschöpfend vortrag-
baren als unntltz zu entschlagen, kttnftig von den
einfachen, kauflichen, so wie chemischen Gegen-
standen nur Verzeichnisse liefern mit Beisalz der wis-
senschaftlichen Namen, Abkunft, der Zeichen der
Äechtheit. Sie werden selbst die Landessprache
vonuziehen haben, nicht nur grösserer Bestimmtheit
dts Ausdrucks wegen, sondern weil die Zeiten vorbei
sind, in welchen Landesgesetze in fremden Sprachen
feröffentlicht wurden. Die pharmaceutischen, so wie
die chemischen, zu pharmaceutischen Zwecken eigen-
thümlich herzustellenden Bereitungen (wie Liq. Hin-
deren, Bernsäure u. s. w.) haben sie dagegen sorg-
fältig abzuhandeln.
Betrachten wir nach diesen Ansichten die oben
genannten Werke, so finden wir, dass die unter
Nr. iOO aufgeführte Schrift nicht als Gesetz auftritt,
sondern nur als Vorschlag eines solchen, auch nur
als 2. Hälfte , die zusammengesetzten und zu berei-
tenden Arzneien enthallend. Von den hierher ge-
hörigen Vorschriften sind ausser den pharmaceu-
tischen die chemischen aufgenommen. Von letztem
oft mehr als eine, gleichwohl nicht überall die bes-
sere, wie u. a. die des Tart. boraxat., Liq. Hinderen.
Pharmaceutische finden sich in grosser Anzahl; so
zwanzigerlei Pillen, 34 Pulver. Gemäss den Aeus*
serungen in der Vorrede giebt der Vf. den Apothekern
seines Vaterlandes ein Buch, welches die von den
Apothekern für eigenen Gebrauch gesammelten Dispen-
satorien unnöthig macht, gleichsam eine chemisch-
pbarmaceutische Hauspostiile, an welcher man Fleiss
ond Gelehrsamkeit anerkennen muss.
Nur hin u. wieder hat sich einiges eingeschlichen,
dem allgemeines Einverständniss kaum zu Theil werden
wird ; so u. a. wenn das durch Schmelzen von Eisen-
cyankalium mit Kali-Carbonat gewonnene Kalium-
Cyanuret für rein angenommen ist. Oder das Uähr-
ehen vom niedergeschlagenen Calomel, dass es wegen
Gehalts an Quecksilber-Nitrit stärker wirke. Wir fürch-
ten, dass, wenn die Apotheker lesen, rothen Himbeer-
syrup in zinnernen Kesseln zu erlangen, sich ihrer
Lächeln bemächtigt, glauben auch, dass der Vf. die
Darstellung des Ammon. carb. pyro-oleos. durch Su-
blininlion des Ammon-Garbonats mit Dippels-Oei nie
selbst versuchte. — Ein Anhang bespricht Mineral-
wässer. Druck und Papier sehr gut.
Die Dubliner Pharmakopoe . deren deutsche
Uebersetzung vorliegt, ist in englischer Sprache 1850
als neue Auflage erschienen , vom Lordstaithaller für
Irland erlassen. Ihre erste Abiheilung oder Materia
medica zählt die einfachen und käuflichen Arzneien
auf, in der zweiten stehen die Preparaäons in 37
Gruppen, als Ethers, Clyslers, Pills, Spirits and
Essences, Tinctures, Oils, Waters und die der mei-
sten Salze nach ihren Säuren, wie Tartrates u. s. w.
Eingeführtes Gewicht ist avoir du pois , das Pfund zu
16 Unzen, als Haass die Pinte zu 20 Unzen. Die
deutsche Bearbeitung behält die Einrichtung des Ori-
ginals nicht bei, sie giebt den Inhalt alphabetisch,
die Zusammensetzungen mit den zugehörigen Vor-
schriften. Die chemischen waren für Irland, dessen
liierarischer Verkehr mit dem Auslande nicht bedeu-
tend sein mag, vielleicht nolliwendig, sie erscheinen
in der Mehrzahl sehr zweckmässig.
Die Londoner Pharmakopoe ist in lateinischer
Sprache 1851 neu aufgelegt, rechnet nach Troy-
Gewicht , das Pfund zu zwölf Unzen , die Pinte zu
zwanzig. In der Anordnung ist sie der vorigen ähn-
lich , nur sind die Gruppen der Praeparata et Com-
posita mehr nach pharmaceutischen Grundsätzen ent-
worfen. Die deutsche Bearbeitung giebt auch hier
nur ein forllaufendes alphabetisches Verzeichniss des
Inhalts. — Von deutschen Werken der Art unter-
scheidet sich das Londoner mehrfach : es spricht von
1 1 Confectionen , 26 Abkochungen , 23 Aufgüssen,
15 Pillenmassen; es scheint den aus Weingeist
schnell bereiteten Essig nicht zu kennen; schreibt
als Zusatz zu den Syrupen in der Regel einigen Wein-
geist vor , die Bereitung narkotischer Extracle durch
Verdampfen des unveränderten Saftes; erwähnt man-
ches veraltete oder ungewöhnliche Hittel^ u. a. Pa-
reira, Hentha viridis, Rad. colchici, Hb. scoparii,
Fruct. rosarum. — Papier und Druck gut.
Squire's Werk liefert eine Zusammenstellung
der Edinburger, Dubliner u. Londoner Pharmakopoen
in solcher Art , dass man die in der Hat. medica aller
aufgenommenen Dinge alphabetisch verzeichnet findet.
Der 2. Th. enthält eine Vergleichung der Zusammen-
setzungen nach ihren Bereitungen, daraus entste-
henden Abweichungen und Angabe, in welchem
Lande sie güllig sind. Demnach ein Buch vorzüglich
für den brittischen Arzt und Apollieker, weniger für
den Ausländer, doch dem zu empfehlen, welcher
über besagte Gegenstände sich zu unterrichten wünscht.
— Druck u. Papier sehr schön.
Die 2. Aufl. der nordamer. Pharmakopoe ist io
der Anordnung der Londoner nachgebildet u. zerfällt,
wie diese, in Mater, medica und Preparations. Jene
stolli in ihn>r ersten AhtiifMlung die nothweiidigen u.
gebräuchlichen Mittel zusammen , in der zweiten die
entbehrlichem. Unter den gebrluchlichen finden
S8S Wittstein» AnleiL sar Prflf. pharaMceut. Prilp. I^chroff, Liiirb, d. Pharmakognosie.
gicb sehr viel« , die in Bnropi kaum sor Anwendung
kommen, n. a. Sangninarki (statt Chelidtn ?) , Gaul*
theria , Podopliylium , Geran. maculat. , Cornus flo-
rida, Stillingia. Dagegen viele fOr entbehrlich gelten,
welche man in Deutschland für unenthehrlich anzu-
sehen gewohnt ist, wohin : Arnica, Filix mas, Inula,
Angelica, Melissa, Weidenrinde, Pliederhlumen, Feld-
chamillen, Quitlensamen.
Die Preparations sind in Gruppen aufgeführt,
deren Bezeichnung, wo sie nicht blos pharmaceutisch,
wie Electuarium, ist, von dem zum Grunde liegenden
Stoffe entlehnt wird, z. E. Gruppe: Ferrum enthüli
«lle eisenhaiiigen Salze, Ualoide, Lösungen, Tink-
turen, eine Einrichtung, welche den bequemen Ge-
brauch des Buches erschwert. Den Vorschriften
liegit das Troy-Gewicht zum Grunde, das Pfd. zu 12,
die Pinie zu 16 Unz., mehrere sind doppelt gegeben,
was besonders von den Tincluren gilt, die beliebig
durch Digestion , oder Deplacirung bereitet werden
können. In der Vorrede wird letztere als vorzüg-
licher hervorgehoben, auch dazu genaue Anleitung
gegeben. — Die narkotischen Extracte sind wein-
geistige aus trockner Suhslanz. Neben ihnen finden
sich Extr. fluida, in der Vorrede als amerikanischer
Vorzug bezeichnet. Sie sind meist älherisch-alkoho-
lisch , selten aus einfacher Substanz bereitet. Zu
andern aufHllligen Bereitungen gehört Vinum tabaci.
— Goldschwefel sucht man umsonst. — Man
kann es tadelnswerlh finden , dass die JodUre des
Eisens und Quecksilbers als Jodide aufgeführt sind,
so wie sich auch nicht leicht errathen lässt, dass
Ferrum ammoniatum Eisensalmiak, und Hydrarg. aro-
moniat. weissen PrJfcipital bezeichnen soll. — Drnck
und Papier ausgezeichnet.
Ficinus sen. in Dresden.
104. Anleitung zir Darsteliiuig ud Prüfting
chemischer n. pharmftcentiBcher Präparate.
Ein auf eigene Erfahr, gegründetes, insbeson-
dere den Apothekern gewidmetes prakt. Httlfs-
buch; von Dr. G. Witt stein. Mit einer
Vorrede von br. Büchner sen. 2. verm. u.
verb. Aufl. München 1851. Palm's Uofbuch-
bandlung. 755 S. (4 Thlr.)
Dieses Buch zeichnet sich vor andern ähnlichen
aus durch eine angebracht gehallene Terminologie;
durch genaue Angabe der einzuschlagenden Wege,
auf welchen die Bereitungen erzielt werden sollen ;
der dazu erforderlichen Mengen an Material ; durch
gewissenhafte Bemerkung der Ausbeulen und deren
Beschaffenheit; durch ziemliche Vollständigkeit der
abgehandelten Gegenstande.
Hit den Erklärungen der statthabenden Vorgänge,
«0 genau sie erscheinen , wird man gleichwohl nicht
in allen Fällen sich einverstanden erklären können.
Da sie jedoch nur von der bestehenden Unvollkom-
menheit der Wissenschaft zeugen , so lassen sie sich
Übergeben , indem sie 4«m Hauptzweeke des Buches,
dem praklüolieD r keiMA fiioirag tbiia. Vielmehr
werden Chemiker, Pliarmaceutea , seihst Teefaniker
in demselben einen sichern FOhrer finden können.
Doch vermisst man ungern die Erwähnung der
Reduction des Cblorsitbers durch Kalk Im Feuer, so
wie durch Galvanismus ; die der Bereitung von Essig-
säure aus Kali- ßiacetat und die des letzten), des
salpetrigsauren Aethers mittels gasiger Säure, des
sublimirlen Eisensesqui-Chlorids ; die des nicht stets
gleichen Gehalts an Wasser des krystallinischen. Noch
konnten in Betracht kommen die Unterscheidung
des rothen und gelben Quecksilberoxydes; die Er-
fahrung, dass der aus nördlichem Weinen erhallene
Weinstein Kali-Malat enthalt; die fast notbwendige
Krystallisation des neutralen Kali-Tartrats, eines luÄ-
beständigen Salzes, was kaum wasserleer sein mücbte,
so wenig als reines Zinkexyd unbedingt weiss erschehiL
— Druck und Papier sind gut.
Ficinus sen. in Dresden.
105. Lehrbuch der Pharmacognosie ; vonOr.
Carl D. Schroff, Prof. d. allgem. Palhol.,
Pharmacognosic und Pharmacologie an d. Univ. ;
zu Wien. Wien 1853. W. ßraumUller. 8. Xu. I
638 S. (3V8 Thlr.)
Der in der ,, Zeitschrift der k. k. Gesellsch. der
Aerzte in Wien'* öfter bei den Verhandlungen der
pharmakologischen Section , genannte Vf. macht uns
in dem vorliegenden Lehrbuche mit dem Inhalte der
neuen österreichischen Pharmakopoe, in welche leider
wieder eine Menge unnützen Ballastes anfgenomrnen
zu werden scheint (vgl. namentlich die Zusätze S.615)i
schon vor dem Erscheinen des letztgenannten Werkes
selbst bekannt. Er berflcksichligl dabei Obrigens
auch die Pharmakopoen anderer Länder (nur hSufiS
ohne specielle Verweisung) , so wie „die in diäieH-
scher tind toxikologischer Hinsichl , oder auch sonst
historisch oder ethnographisch inlere.«anten B«"-
kOr|)er, und die von den Laien so häufig in Anwen-
dung gezogenen Hausmittel". In der Anordnnng ^
einzelneu Stoffe folgt der Vf. dem natürlichen Systeoe,
und zwar in der Pharmakognosie des Pflanzenreiche»
(S. 3 — 506) dem von Endlicher, in ^^ ^^
Thierreiches C u v i e r (S. 509 — 578) , in der de
Mineralreiches (S. 581—612) keinem besondefl
Autor. Von dem Standpunkte der natürlichen A*
Ordnung aus betrachtet, hätte jedoch die Ph«nDi
kognosie des Thierreichs offenbar an den Anfang o
ans Ende gestellt werden müssen, obschon wir wo
einsehen, dass der Vf. nach dem Vorgange ao^erl
Pharmakognosten die Pharmakognosie des PflattS^H|
reiches wohl mit Rücksicht auf ihre überwiegen
Wichtigkeil vorangestellt haben mag. Bei ^^^.^.
zelnen officinellen Droguen sind auch die aus i
darzustellenden Präparate (jedoch *>i^^' '"""Jf*^*!!!
ständig) und das Eingehen derselben in <>®^°j^
ZusammenseUungen erwähnt. Ein besondere»
teresse verleihen dem Werke endlich die an man
Stellen eingestreuten mikroskopischen üntersuc ^^^
behufo der Umer8ehei4ung und PrOliuig auf ^««^
d6 Joiigb, aber Leberlhran.
363
kr AnMitioiTe, fo wie die Versuche über die ?er-
I sehiedeee Wtrkfamketi eluzeioer PQanzeospecies und
ihrer Theile, «id Ober deren Wirksamkeit je nacb
der Zeit des Eiosammelns. Uebrigens werden ,,die
BeiiehuDgen der Arzneikörper zum lebenden Orga-
Bismus« den Gegenstand eines besondern Werkes ab-
geben , das man , unbescbadet der Selbstständigkeit
und Unabhängigkeit des vorliegenden Buches, als
den 2. Theil der Arzneimittellehre wird ansehen
können".
Bei der nähern Betrachtung der Einzelnheiten
des for uns liegenden Werkes werden wir natürlich
baoplsäclilicb nur auf die dem Vf. eigenthümlichen
Angaben verweisen. Bereits aus der Eingangs ge-
dachten Wiener Zeitschr. bekannt sind die Untersu-
ehungeo über den gegenwärtig allerdings nur selten
gebrauchten Bulbus colckici (S. 43 tt,), woraus her-
! vorgebt, dass der fragliche Arzneikörper während der
Blatbeieit gesammelt am wirksamsten ist. Ueher die
Kultur des Safrans erfahren wir (S. 76) , dass die-
selbe in Oesterreich zur Zeit auf einen kleinen Be-
zirk uffl Krems und Molk beschränkt, dass ferner der
Croeus austriacus die geschätzteste, aber auch kost-
I ipieligste Sorte ist. Auch aber die Osterreichische
RhaharberkuUur wird (S. 152) Näheres berichtet.
Mikroskopische Untersuchungen von frischen Arznei-
stoffeo werden, z. B. von Rad. rhei (S. i40), Rad.
rabiae (S. 213), Rad. imperatoriae (S. 326), von
Arrow-Root (S. 613) mitgelheilt, und Rad. ginseng
(ehiaens.) nach einem „um enormen Preis** nach
Wien gebrachten Exemplar (S. 336) beschrieben.
Zur endlichen Entscheidung des Streites über die
Terachiedenartige Wirksamkeit des Aconitum werden
(S. 336) einstweilen Versuche angekOndigt. Wo
dem Vf. abrigens nicht eigene Untersuchungen zu
Gebote stehen , bezieht er sich durchgängig auf die
nenesten Angaben bewährter Autoritäten, so z. B.
beim Mutterkorn (welches als Anhang zu den Pilzen
aufgeführt wird) auf Wiggers und Winkler, bei Rad»
Smaparillae auf Schieiden , bei Foäa Sennae auf
6. W. Bischoff, bei Hyraceum auf Lehmann u. s. w.
Was die Vollständigkeit betrifft, so vermissen wir
ODter den »»empfeblenswerlhen Quellen der Beleh-
rvng" die ,,medicinisch-pharmaceutische Botanik"
fOB G. W. Bischoff, welche gerade in pharma-
kognostischer Beziehung gewiss empfehlenswerth,
MwieE. Hartiny's „Naturgeschichte der für die
Heilkunde wichtigen Thiere*' (mit Abbild.) , welche
letztere jetzt sogar am herabgesetzten Preis zu haben
isL Bei der OchsengaUe (S. 527) wäre auch das
Natram cbolicum, welches in neuester Zeit doch
Öfters therapeutische Anwendung tindet, zu erwähnen,
und beim Steinöl das Oleum petrae album u. rubrum
anznrühren gewesen. In sprachlicher Beziehung
wäre Pharmaitognosie fOr „Pharmacognosie" zu ver-
bessern (da der Vf. doch auch „Apotheke** schreibt),
ebenso (S. 367) Syr. Diacodio/i statt Diacoi/ü (das
Wort kommt bekanntlich von xfodsiUf Mohnkopf) zu
aetzen.
Mad. Jththh. Bd. 79. Hft S
Bei einer etwaigen künftigen Auflage dürfte der
Vf. endlich die zahlreichen obsoleten Stoffe zweck-
mässig durch kleinere Schrift von den wirklich ge-
bräuchlichen unterscheiden, wie diess jetzt wohl theil-
weise (S. 92, 124, 384) geschehen ist; auch wäre
eine genauere Angabe der Gitate bei den chemischen
Untersuchungen wdnschenswerth. — Die typogra-
phische Ausstattung des Werkes, dessen Gebrauch auch
durch ein vollständiges Register erleichtert ist, lässt
nichts zu wünschen übrig. Hoefle.
106. Lliaile de foie de morne envisagee sous
tous les rapports comme moyen therapeutique ;
par L. J. d e J 0 n g h , Dr. mödecin A La Haye.
Paris 1853. N. Massen. 8. 111 u. ^2 S.
(l"/ijThlr.)
Das vorliegende Werk ist eine vollständige Umar-
beitung der von demselben Vf. 1843 erschienenen
Disquisitio comparativa chemico-medica de tribus olei
jecoris aselli speciebus. Nur die Analyse der 3 ge-
wöhnlichen Handelssorten des Leberthrans ist die-
selbe geblieben, dageg. sind zahlreiche Analysen wenig
bekannter Handelssorten, Angaben über Verfälschungen
des Leberthrans hinzugekommen und ist der thera-
peutische Theil des Werkes, so wie die Literatur sehr
bereichert worden.
Chemische Analyse. Vergleicht man die Ana-
lyse der verschiedenen Leberthransorten nach Vfs. u.
Anderer Angaben, so stellt sich eine nicht unerheb-
liche Differenz der Resultateheraus. So fand Marder
in dem sogenannten blassen englischen Leberthran
ein grünes Weichharz und 'ein braunes Hartharz nebst
thierischem Leim ; im schwarzen Leberthran ein
schwarzes Harlharz und wiederum thierischen Leim.
Marder und Spaarmann fanden in den von ihnen
untersuchten Sorten einen eigenthümlichen Farbstoff
und mit Chevreul Phocänsäure. Von allen diesen
Stoffen hat Vf. nichts entdecken können , sondern er
fand einen braunen , sehr zusammengesetzten Stoff,
dessen Hauptbestandtheil Gaduin war, Butler- und
Essigsäure und Gallenbeslandtheile. Das Weichharz
Marder*s ist sicher weiter nichts als ein Gemisch
von Gallenbestandtheilen mit Olein undNargarin, sein
Uartharz vermuthlich Bilifulvin und Bilifellinsäure.
Mar der *s und Spaarmann's Farbstoff ist mit
Vfs. „braunem Stoffe im Leberthran*' wahrscheinlich
identisch, ihre Phocänsäure ist ein Gemisch von Essig-
und Bultersäure. Harder*s Thierleim kann weder
in dem blassen noch in dem braunen Thrane vor-
kommen , da diese Sorten ohne Feuer durch freiwil-
liges Ausfliessen erhallen werden, und Thierleim sich
bekanntlich nur durch Kochen aus gewissen thieri-
schen Geweben bildeL Beim schwarzen Leberlhran
wird zwar Feuer angewendet, da jedoch der mitGall-
äplelaufguss aus dem wässrigen Extract gewonnene
Niederschlag bei allen Sorten derselbe ist, so spricht
dieser Umstand wenig zu Gunsten der Gegenwart von
Thierleim. ^igitized by VjUUglC
46
354
Triquet, kned*. "- cbir. ^«tkologie.
Vergleicht man Vfs. eigene AnalyseB mit einander,
80 ergiebt sich» dass die Gallenbestandtheile im
ffchwarsen Thrane in grosserer Menge enthalten sind,
als in den übrigen Sorten. Der sogenannte englische
und der durch Kochen mit Wasser erhaltene enthulten
am Wenigsten. Jedenfalls virird diese Verschiedenheit
durch die Bereitungsart bedingt , indem das massen-
reicher« Vorkommen der Gallenbestandtheile im
schwarten Thrane von der zu dessen Bereitung ange-
wendeten höhern Temperatur abhängt. Dasselbe gilt
von der Gegenwart der flOchtigen Sauren. Endlich
faVkd Vr. , dass die blassen Thransorten am Reichsten
an anorganischen Substanzen, namenllrch Jod, Phos-
phor und Pfaosphorsaure sind. Dieser Unterschied
hani^ vermothlich davon ab, dass das von freien
Stucken aus den Lebern auslaufende Od jene SloflTe
mit sich fortführt, weshalb denn auch der schwarze
Leberthran oder der aus lange gestanden habenden
Lebern gewonnene weniger davon enthalt, da die
anorganischen Substanzen bereits abgegangen waren
und sich demnach in dem durch freiwilliges Aus-
fliessen gewonnenen Sorten in grösserer Quaniilät
vor6nden. Die fest gleiche Bereitung des blassen u.
des braunen Leberthrans erklärt deren chemische
Analogie. Die Eisenspuren im schwarzen Leberthran
rühren von den zu dessen Bereitung angewendeten
eisernen Kesseln her.
Ferßtlschungen des Leberthrans und Mittel zu
deren Erkennung, Zur Erkennung einer olTenliaren
Substitution anderer Oele für den Leberthran bedient
man sich am Besten der Schwefelsäure. Einige
Tropfen dieser Säure rufen mit Olivenöl vermischt
eine schmutzig-graue, mit Mohnöl eine dunkel-gelbe
bis braune, mit ordinärem Fischöl eine dunkelbraune
Farbe hervor. Mischt man dagegen die Schwefel-
säure tropfenweis mit Leberthran, so entsteht an der
Einfallsstelle der Tropfen eine eigenlhUmliche cenlri-
fugale Bewegung und zugleich eine schön violette,
beim Schütteln in das Purpurrolhe übergehende Fär-
bung. Weniger geeignet ist die Schwefelsäure zur
Erkennung von Beimengungen jener Substanzen zum
ächten Leberthran. Hier ist Jod das beste Erken-
nungsmittel. Obgleich der Jodgehalt der verschiede-
nen Leberthransorten verschieden ist,. so kann man
ihn doch im Mittel auf 0,020—0,030% annehmen.
Jedes Oel, welches weniger enthält, ist verfälscht.
Behandelt man ferner das ächte Oel mit Wasser oder
Alkohol, so giebt es nie sein Jod an diese Flüssig-
keiten ab, was bei künstlichem Jodöl stets geschieht.
Aechler Leberthran endlich, wenn er ohne vorherige
Verseifung verkohlt und die Kohle dann mit Alkohol
ausgezogen wird , giebt nie Jod ab , während jedes
mit Jod künstlich gemischte Oel diess thut.
fF^l der Leberthrans orte zu medieinischen
Zwecken. Die Vergleichung eigener mit fremden
Beobachtungen giebt Vf. Gelegenheit zu folgenden
ftemerkiingen. In allen -RlMen, wo Leberthran indi-
cirt ist, können die 3 gewöhnlichen Sorten wirksam
sein, wenn sie nicht verßllscht sind. Die schwarze
Sorte wirkt jeikKsh am Scline41slen> während tter
Masse Leberthrati am Lbi»gBtei fortgenomfmen werden
muss und der braune 4ie Mitte z'wisolieB beiden hälL
Deshalb entscheidet steh Vf. für die dunklem Sertei,
und glaubt , dass die Gallenbesliindtheiie und fluch-
tigen Säuren, die in diesen besonders stark vertieten
sind , wenngleich nicht die einzig wirksamen , doch
die wirksamsten Bestandtheile im Leberthran seien.
Da nun von ilen dunklen StMrteA der schwarze Leber-
thran nur sehr ungern genommen wird, fto bleibt,
als die in de? Praxis nutKll)8rsie, der braune übrig.
Sollten die ge^öhnlieb gcfbrauchten €orrigemieD
nicht im Stande aefin, den Ekel gegen den Leberthran
überwinden zn knacben , so giebt ihn Vf. «u 2 ^ out
eben soviel St^irketoiehllösuiig in Klystirform , Kiadeni
die ilälfte , lässt das Lavement erwärmen und kerie
Zeil nach d^ Stnb^genge appliciren, in welchen
Falle es längere Zeit enrückgehalten wird.
Die Anwendung des Leberthrans in der The-
rapie ist nach eigenen und fremden BeobacbtuBgen
zusammengestellt und liefert das Bekannte. Gegen
beginnende sowohl als gegen schon ausgebildete
Tuberkulose ist Leberthran von ganz entschiedenem
Nutzen.
^rt der ff^irkung. Der einzige constante Eiect
des Leberthratib ist eine aligemeine und schnelle ^s-
serutig der Vegetalioh , we^lufch seine vorzugsweise
Einwirkung auf das Lymphdrlsenaystem sich mtni-
festirt. Vf. glaubt, dass dieselbe durch die Belter-
säure u. die Gallenbestandtheile herworgerufea werde,
während er dem Jod und Phosphor nur einen kleinen
Theil , nnd dem völlig unlöslichem Gadnin gar keinen
Antheil an der Wirkung beimrsst.
Julius Claras.
107. Abrigi de pathoIogie medico-chinir-
gicale; par H. E. Triquet, M. D., ancien
interne k THöf). de Tours. Paris 1852. 11 Vol.
557 et 640 pp. (21/6 Thlr.)
Das Werk, wekhes, wie schon aus dem Titel her-
vorgeht und wie V/. ansdrüoklicb in der Vorrede be-
merkt, dem französischen Studenten als Leitfaden bei
seinen Studien» und besonders als Hülfsmitt^t bei
seiner Vorbereitung zu den vielen Examinibus dienfn
soll, hat für das deutsche äTitflliche Publikum in sofern
Interesse, als es ein Bild von dem jetzigen Stande der
Wissenschaft in F^ank^eich giebl. In dieser Bezie-
hung wird ^er Werth desrselbeti erhöht durch «ine
gewisse Befangenheit des Ortheih » Welche es hMflg
dem Lernenden flberlässt» zwischen verachledeoeo
Autoritäten selbst zu wäbleA» und wetehe es tortteht,
statt eigener Kritik den Auszug aus einer bekannten
Abhanxllung oder Monographie zu bringen. Die
Grundlage des Werkes ist eine rein anatomische, die
Reihenfolge der abgehandelten Systeme und Organe
eine ziemlich willkürliche, da Vf., wie er selbst sagt,
nicht prätendirt, ein System <der Pathologie aufza-
bauen. Wie die meisten anatomischen Handbüdher
fängt er daher mit den- Knochen an. Dieaer Theil
Locher, BrkeDDUiiss d. LunijenkrankiieiteD.
385
Mogie. welcher gerade tod den fH^ttsosen
ftdiiche Bearbeilung erfahre» hat, ist sehr
, ?eD dem gaoseo Werke eiie gttostige Mei«-
erweekeo, und der deutsehe Leser wird
n, namentlich ftlr die geschickt «nd klar
Uen Ansauge aus oiehrem klassischen Ab-
n Dank wissen , z. B. tftber CaHus - Bildung
»bron, Knochen * Tuberkel von N^laton,
ien von Riebet, Tumor albus der Occipi-
ioB von B 6 r a r d und von T e i s s i e r in
Aaf diesen, 7 Gapitel (235 S.) umfassenden
in welchem Vf. seinen rein anatomischen
nie verHisst , folgt das 8. Cap. , welches
Fiebern handelt. Dieses ist in sofern von
, als uns Vf. , obgleich er hier mehr eigene
in dem Bisherigen, walten iMsst, ein deul-
giebt von dem Gährungsprocesse, welcher
Tbeilen der französischen Pathologie
mh im Gang ist. Die Lehren P i n e 1' s ,
s's, Bouillaud*s trtlben immer noch
«ler streng objecliven Anschauungsweise
Igst gewoMienen Revultate. Unser Vf. iheilt
ein in: P. conlinyeß» intermiltenles, re-
I. Die F. co^tinue aerr4lU wieder in P. cont.
beqigq^ iju P, c. grave (typhoide, Louis).
Ul^re wird nach Louis auf eine genügende
ich voUstSodigeWeiae ^patomisch u. klinisch
Allein h^^rini^ nicht zqfriedenj hangt Vf.
Itirtreuea S^child^rung ein Stückchen alte
ao, welches offenbar nur dazu dienen
temendea confus ^^ machen, welches
incbeiqlich im E^^amen unentbehrlich ist.
des Typbus nämlich ist , je nach dem Vor-
verscbiedener Symptoinen - Gruppen , eine
immatoire, bilieuse, oMiqueuse, adynamique
k, ataiique oa nerveuse et latente. Manchem
EÜtiker, welcher 8e4Qe Gallen- und Schleim-
iagKosen aus den demscben Kliniken ungern
sieht, ma|[ diese i^ Prankreich von guten
Ien noch gestlUzle Anschauungsweise tröstlich
J Unterabtheilungen der P. typhoide werden
B Exantheme betrachtet und die maladies
tlles, d. i. Rriegs-Typhus, Cholera und auf-
weise, la suette miliaire, welche Vf. als
lopathisch- epidemische Krankheit annimmt,
"Se Ansicht von G h o m e 1 , aber ohne Auto-
filr seine Ansicht zu nennen. Wie bereits
^. continue simple , so kommen die anatomi-
^UrobMigen Vi», in eine arge KlenHoe bei der
ileate, uftd er ftüoktet mit denselben zq den
Qiiiiehern Beobachtungen vonSlewardsan
%bia). Den Sd^iuss macht das hektische
^se Pieberlehse sohlieast sich die Betrach-
» SwkroMeUßn jmd hiermit gelangt Vf,
Hf festem QrnAd und; Boden und zeigt unai
I« rein aeHemUebe AitQassungeweifle dieser
jroeeaae auch in PrmkreiGti attge^m, an die
bl^licher Syiteme getreten ist. VL bahaivdoU
^^h leitet mk iMverhllltAitsmässiger Kttrae u.
deshalb nnvelisiandig , ausserdem stellt er, avs prak-
tischen diagnostischen Gründen , nicht zusammenge-
hörige Krankheiten neben einander, s. B. Scabies,
Ekzem, Herpes, Prurigo. Die Auffindung der mann-
liehen Krätzmilbe vindicirt Vf. Lamquetin und
Bourguignon (Gaz. des Höp. 1851).
Auch im 10. u. 11. Cap. , welche von der Zell-
liautenlzttndung, Abscessen, Wunden, den Abnor-
mitäten und Krankheilen der Hund- und RachenhÖble
handeln , bearbeitet Vf. seinen reichen Stoff auf eine
bei aller Kürze klare und möglichst erschöpfende
Weise. Um so auffallender ist es, wie Vf. im i%.
Gap. , welches von den Krankheiten der Verdauungs-
Organe handelt, von seinem pathologisch-anatomischen
Standpunkte durch die Krankheits- Phantome einer
semioiogischen Pathologie von Zeil zu Zeit verdrängt
wird. So handelt er die Gastralgie , die Dyspepsie
(embarras gastrique) neben der Gastritis« dem BAagen-
krebs u. s. w. ab , nicht etwa blos vom Standpunkte
der allgemeinen Pathologie oder Symptomatologie aus,
wie er es ganz richtig pait dem Erbrechen ihut. Eine
noihwendige Polge davon ist eine grosse Unklarheit
u. Mangelhaftigkeit in seinen wirklichen anatomischen
Krankheit^biidern, z.B. der. Gastritis chronica, welche
nach ihm häufig mit Blutbrechen verbunden ist, und
bei deren Anatomie er Nichts als eine schiefergraue
Färbung der Schleimhaut angiebt, Dass Vf. aber an
dieser Stelle noch unter seinen Perforations intesti-
nales das einfache runde Magengeschwür erwähnt,
ist um so mehr zu verwundern, als ihm die Arbeiten
Cruveilhier's u. A. unmöglich unbekannt sein
können.
Hiermit glauben wir diess Werk in seinen Haupt-
Vorzügen und Mängeln hinreichend charaklerisirt zu
haben und da ihm, als einer Gompilation, eine durch-
aus untergeordnete Stelle in der Literatur angewiesen
werden muss, so ist von einer weitern und speciellern
Kritik abzusehen , um so mehr , als Vf. in einem der
wichtigsten folgenden Abschnitte, von den Krank-
heiten der Athmungs- und Girculalions-Organe, fast
nur Auszüge aus in Deutschland vollständig bekannten
und zum Theil als klassisch anerkannten Werken lie-
fert (Barth et Roger, Louis, Andral, Bouil-
laud u. A.).
Was schlüsslich den Plan des ganzen Werkes im
Allgemeinen anbelangt, so sei noch bemerkt, dass
die Idee ein die Medicin und Chirurgie umfassendes
Handbuch zu schreiben, principiell zwar eine richtige
zu nennen ist, aber kaum eine praktisch empfehlens-
werlhe, da einerseits dem Streben systematisch zu
verfahren, durch die enorme Vermehrung des Stoffes
unnöthige Schwierigkeiten in den Weg gelegt werden,
andrerseits eine gleichmässige Beherrschung der Me-
dicin und Chirurgie von demselben Autor nicht zu
erwarten ist. Seiler.
108. Die Erkenntnigs der Lungenkrankhei-
ten vermiUels der Percussion und ^uscuUa-
Um. Ein Lekrbvek, äeßrMM ßr Siudirende
3S6
Locher, Erkenntiiiss d. LungenkrankheiteD.
tt. praktische Merzte ,• von Dr. H a o s L o c h e r ,
prakt. Arzte ii. Privaldocenten zu Zürich. ZUrich
1853. 312 S. (1 Thlr.)
Ref. wagl ohne Bedenken dio Behauptung, dass
in Bezug auf die Lungenkrankheilen durch kein ein-
ziges aller bisher erschienenen Werke den Anforde-
rungen an ein Lehrbuch der bezeichneten Art in so
trefllicher Weise entsprochen wird , als durch das
vorstehende. — Für den am Krankenbette bewander-
ten, mit Percussion und Auscullation vertrauten Arzt
enthalten die Werke Skoda's, Zehetmayer*s,
Stokes\ Walshe's u. A. des Wissenswerthen,
Lehrreichen unendlich viel. Allein um Jemanden in
die Lehre von der Percussion und Auscullation einzu-
führen , um ihm eine klare Einsicht über den Werth
u. die Benutzung dieser unschätzbaren diagnostischen
Hulfsmittel gewinnen zu lassen, eignen sie sich mehr
oder weniger nicht; man sieht in ihnen oft den Wald
vor Büumen nicht, u. fragen möchte ich, ob Jemand,
aL)gesehen von der rein technischen Fertigkeit, durch
eins der obigen Werke mit Percussion und Ausculla-
tion vertraut geworden, ob er im speciellen Falle durch
sie über dasjenige belehrt ist, woran ihm,' dem prak-
tischen Arzte, am meisten gelegen war? Wohl war
es ein BedUrfniss, dass einmal in klarer, anschaulicher
Weise dasjenige zusammengefassl wurde, was sich
aus tausend Einzelbeohachtungen ergeben halte; wohl
war es an der Zeit, der Percussion und Auscullation
einmal die richtige Stellung und Bedeutung im Gebiete
der Diagnose anzuweisen ; wohl war ein Werk an der
Zeit, das mit ruhiger und treffender Scharfe die
Lücherlichkeit jener Subtilitätsbestrebungen, welche
Distinctionen von Taubengirren und Waldessäuseln
qua Rasseigerausch für eine Aufgabe halten, darlegte.
Ist es doch , wie L. so treffend sagt , für den prak-
tischen Arzt ebenso gleichgültig, ob er Waldessäu-
seln oder Taubengirren hört , wie oh er das Bild des
Crouptons aus dem Hühner- oder Huodestall herholt!
Jenem Bedürfnisse wird aber durch unser Werkchen
in bester Weise entsprochen, und Ref. glaubt das-
selbe jedem praktischen Arzte, insonderheit aber dem
Anfänger mit aller Dringlichkeit empfehlen zu müssen.
Es schwebte Ref. selbst schon oft die Aufgabe vor,
sich das, was die eigene Erfahrung am Krankenbette
ergeben halte, einmal mit all den Lehren unserer
Autoritäten zusammenzustelleu, sich ein klares Schema
für die zusammenhängende Reihe physikalischer Er-
scheinungen an den gesunden und kranken Brusl-
organen zu bilden, sich damit aus dem Wusle ein-
zelner Benennungen und Distinctionen von Tönen und
Geräuschen herauszuarbeiten. Diese Aufgabe ward
ihm jetzt durch vorliegendes Werk gelöst, und, mag
die eigne Erfahrung auch eine dürftige sein , so viel
ist keinem Zweifel unterworfen, dass Locher's
Werk wahr ist , dass es praktisch ist , dass es jede
Illusion über den Werth der Percussion und Auscul-
lation zerstört, und doch keinem wahren Besitze den
Werth abstreitet.
sich znnSchsl klar darüber werden, was er hört und
was er fühlt; was er dem Dinge für einen Namei
giebt, ist ziemlich gleichgültig ; nar des allgemeiDea
Verständnisses halber ist ein Anschluss an die allge-
mein gebräuchliche Nomenclalar wünschenswertb;
aber er soll nicht, wie es so oft geschieht, zufriedea
sein, wenn er nur einen Namen glüclclich herausge-
klopft, oder herausgehört hat. Dann erst kommt die
zweite Frage» Wie entsteht dieser oder jener Ton,
dieses oder jenes Geräusch? Welche BeschaOenheil
des in Frage stehenden Organes liegt hier uobedingt
vor? Und ist diese gelöst, dann erst stellt sich die
3. Frage : In welcher Beziehung steht dieses Ergeb-
niss der physikalischen Untersuchung zu den Ergeb-
nissen des Weilern Krankenexamens? Mit welchem
Krankheitszustande hat man es zu tbun? — Mehr
leisten Percussion und Auscullation nicht , als dass
sie uns einen überaus werthvollen Beitrag zur j
Diagnose liefern ; das aber leisten sie Buch bestimmt,
wenn man weiss, was man hört und was man fahlt, <
wenn man ferner weiss, weshalb nun dieses oder '
jenes Geräusch u. s. w. entstehen muss.
In dieser Weisse fasst Locher Percussion nod
Auscullation auf. Ueberall gehl er vom Gesuodheits^
zustande aus; in diesem entstehen Töne, Geräusche
u. s. w. in der und der Weise; die Distinction bleibt
einfach und klar. Dann fragt er: welche Möglich-
keiten von Nodificationen dieser Erscheinungen liegen
in Krankheitszuständen vor? welche Modificationeo
kommen in der Thal vor? Die sämmtlichen Möglich-
keiten und bekannten Vorkommenh^iten sind dem Vf.
wohl bekannt; er reiht sie naturgemäss und einfach
an seine Eintheilung der normalen Erscheinungen ao
und macht überall auf die verschiedenen Eotstehungs-
gründe mit einer trefiTlichen Klarheit und scharfen
Kritik bisheriger Leistungen aufmerksam. Endlich
fügt er das Resultat der physikalischen Uniersucbang
als Glied in die Symptomen - Kette eines Krankheits-
zustandes ein, und darnach erst bestimmt er seinen
bald grössern , bald geringern Werth.
Klarheit der Darstellung, Feinheit des Slyb,
Schärfe des Ausdrucks zeichnen das Werk überall
aus. Der nüchterne Gegenstand ist mit einer Leben-
digkeit behandelt , die das Studium des Buches e^
frculich machen. — Der reichhaltige Inhalt ist kanni
in Kürze wiederzugeben. Versuchen wir jedoch
denselben zu skizziren.
In einer historisch - kritischen Einleitung (S. l
— 50) wird zunächst der Entwicklungsgang der Per-
cussion und Auscullation als ein mit den nationalen
Eigenlbümlichkeiten der Engländer, Franzosen und
Deutschen auf dem Gebiete unserer Wissenschaft 10
engsten Einklang stehender dargestellt. Wie in so
manchen Neuerungen und Entdeckungen, so giog
auch in Bezug auf die Percussion die erste Anregung
von einem Deutschen, Aueobrogger lo
Wien.
aus. Aber die Freunde der objectiven Tbalsacben,
die Franzosen, Hessen es ihr Verdienst sein.
Der Arzt, welcher percutirt und auscullirt, soll Auenbrugger*schen EDldeGkiuig erst den wahres
Locher» Erkenntnis« d. Langenkrankheiten.
3Ö7
Werih Qird Ginnt za geben, nnd ihr einen zweiten
Haffszweig der Diagnostik , die AuACultation , hinzu-
znfilgen. LaCnnec's unsterbliche Verdienste wür-
digt der Vr. in einer Biographie des 1781 gebornen
ood 1826 gestorbenen Altmeisters der physikalischen
Exploration; die endliche und höchste Ausbildung
der neuen Lehre vindicirt er aber mit Recht wieder
ODsenn Skoda. — In Feinheil der Distinclion,
Klarheit und Unbefangenheit der Beobachtung steht
LalSnnec dem Vf. obenan; nur darin fehlte er ihm,
dass er aus den Ergebnissen seiner Unlersiicliung so-
fort die Krankheit diagnosticiren wollte, dass er
htsttmmie physikalische Erscheinungen für bestimmte
Krankheiten aufsuchen zu mOssen glaubte. Skoda
war es, der diesen Fehler aufdeckte und corrigirte;
ihm bleibt das Verdienst, zuerst das richtige Ver-
standniss in die Erscheinungen der physikalischen
Unlersocbang gebracht und gelehrt zu haben, dass
man aus ihr nicht die Krankheit, sondern nur das
Krankheitssymptom diagnosticiren dtlrfe. — Ute Be-
deutung der Auscultation u. Percussion ist längst u.
unwiderruflich anerkannt. Wenn sich trotzdem aber
noch Viele dagegen stemmen, sich strauben, die
neue Lehre zu bekennen und zu benutzen , so liegt
der Grand davon auf zwei Seiten. Die vis inertiae
der Einen ist ebensowohl Schuld daran , als die un-
gebahrliche Lobhudelei oder ttbertriebene Anpreisung
der Andern , und wenn Locher, die allzugrossen
Spitzfindigkeiten neuerer Percutoren und Auscultato
ren als unnfltzen und langweiligen Ballast anklagt,
wenn er denselben jede praktische Wichtigkeit ab-
spricht, so stimmen wir ihm darin bei. Ueberaus
treffend bespricht Vf. hier die LeistungsfÜlhigkeit der
Percussion und Auscultation überhaupt; und es
scheint uns ebensowenig zweifelhaft , wie ihm , dass
sie sich nirgends mehr unheimisch fahlen würden,
wenn man nur das, was sie wahrhaft leisten und
leisten kOnnen, dem Praktiker in einem schlichten,
eittfacheo Gewände, mit klaren, leicht Terständlichen
Worten, ohne vieles und unnützes gelehrtes Raison-
nement vorführe.
2. Jlbseknitt Die Lehre von der Percus-
sion.
Die Percussion soll uns , nach L. , nur Auskunft
darüber geben, ob das in Frage stehende Organ Luft,
wenig Luft oder gar keine Luft enthalt; über alle
weitern Fragen steht ihr keine bestimmte Entschei-
doog zu. — Ist die Lunge von normaler BeschalTen-
heit, so giebt sie einen vollen Ton; ist sie ihres
Luftgehaltes beraubt, so ist der Ton leer, S k o d a 's
weitere Unterscheidung von hellen u. dumpfen Tönen
erklart Vf. für unnütz und unverständlich. Diess
„Voll" und „Leer" ist nnn allerdings durch eine
grosse Reihe von Zwischenstufen getrennt ; allein es
fehlt für das Mehr oder Weniger jeder Maassstab;
nach eigenen Versuchen L.'s lasst ein h^/^ — 6*/s"
dickes, luftleeres Medium ein darunter befindliches
lufthaltiges Organ vermittels der Percussion noch auf-
finden. Je nach dem beträchtlich grosseren oder
geringeren Lnftgehalt des Organs jedoch, und inson-
derlieit je nach der Architektonik der Wandungen,
welche diese Luft einschliessen, entstehen einige be-
roerkenswerthe Modificationen des Tones, die sich als
Geräusch des gesprungenen Topfes, als tyrapanitischer
und metallischer Klang wahrnehmen lassen. — Das
Geräusch des gesprungenen Topfes ist ein sicheres
diagnostisches Zeichen für eine Gaverne , ohne dass
natürlich seine Abwesenheit gegen die Anwesenheit
einer solchen spräche ; es entsteht durch den Austritt
von Luft aus einer Hühle mit festen Wandungen durch
eine enge Oeffnung, ist also allemal von dem OfTen-
sein der Bronchien abhängig. Der tympanitische Ton
und das metallische Klingen sind nur gradweise Ver-
schiedenheilen desselben Tones ; der tympanitische
Ton klingt in seiner höchsten Potenz metallisch. Zur
Erzeugung des letzteren gehören ein leerer Luftraum,
einschliessende Wandungen von einer gewissen Festig-
keit und endlich Wandungen von einer bestimmten
Form und Architektonik, deren Wesen uns unbekannt
ist. Der metallische Ton wird erzeugt durch die
Schwingungen nur eines Mediums. Beim tympaniti-
schen Ton befinden sich wahrscheinlich stets zwei
Medien in Schwingung. Jener wird durch einen hart
gespannten lufthaltigen Darm, dieser durch einen
lufthaltigen Darm mit nachgiebigen Wandungen er-
zeugt — Nach diesen Vorausschickungen entwirft L.
folgendes Schema für sSmmtliche bei der Percussion
zur Wahrnehmung kommenden Tonverschiedenlieiten.
1) Leerer Ton (blos mit Modificationen von mehr
und weniger). 2) Voller Ton. a) Mit Modificationen
von mehr oder weniger; b) voller Ton -|-Ton des ge-
sprungenen Topfes ; c) voller Ton -|- tympanitischer
Bleiklang = tympanitisch ; d) voller Ton -|- metal-
lisches Klingen (höchste Steigerung von c) ; e) voller
Ton -f- tympanitischer Klang + Ton des gesprunge-
nen Topfes.
Die Gründe der Verschiedenheiten des Tones sind
nun ebenso verschieden , wie die Krankheitszustande
selbst. — Ausser dass durch die Starke des Anschlags,
durch die Nachgiebigkeit der percutirten Stelle, durch
die Form des Thorax bestimmte Modificationen herbei-
geführt werden, liegt es in der Natur der Sache, dass
je nach der Verschiedenheit des Luftgehaltes, der
Elasticitat des Lungengewebes u. s. w. Verschieden-
heiten des Tones entstehen müssen. Eine Gaverne
kann je nach ihrer Anfüllung , je nach der Permeabi-
lität der zu ihr führenden Bronchien heute diese,
morgen jene Erscheinungen darbieten; eine unten
pneumonisch infiltrirte Lunge kann in ihrem obern
Lappen vermöge des Oedems und grössern Luft-
gehalts tympanitischen Klang geben u. s. w. Wei-
tere Bestimmungen der Percussionserscheinungen
für bestimmte Krankheitszustande lassen sich jedoch
nicht geben, und ebenso gewiss als es ist, dass eine
leichte Modification des vollen Tones durch einen
höchst unbedeutenden abnormen Zustand herbeige-
fllhrt werden kann , ebenso gewiss ist es auch , dass
sehr bedeutende pathologische Zustande (Tuberkel),
368
Locher, Erkeantniss ck LungeiftrankheHeD.
ohne jeie Verwilderung der physikalischen Erschei-
niinge» »uflreten kennen. — In Beiug auf letalen
PiHikt eagl L. sehr treffend : „Maolie man sich keine
lUusionen darüber, was diePercussion für die Dragnose
der Tuberkulose leistet. Im ganzen ersten Stadium
leistet sie Nichts ; erst dann leistet sie etwas , wenn
man in der Begel von einer Therapie nur noch träu-
men kann/'
Ob man auf dem Finger oder auf dem Plessimeter
percutirt, ist ebenso gleichgültig, als ob man mit
Gänsekiel oder Stahlfeder schreibt. „Es kommt eben
auf die Hand an, welche schlügt, auf das Ohr, weN
ches hört, und auf den Geist, welcher die Ergebnisse
prüft, und unendlich wenig auf den üussern Ap-
parat,"
Nach Besprechung dieser Verhältnisse im Allge-
meinen, gellt Vf. zum Speciellen über. In Betreff
der Tonverscbiedenheit am Thorax im gesunden Zu-
stande folgt er durchaus L a 6 n n e c ; wir verweisen
auf die S. 126 und 127 gegebene Schilderung, aU
eine treffliche Darstellung der leider oft so wenig he«-
rdoksichlig^en normalen Verhältnisse. — Sodann sieht
er die verschiedenen und hauptsäcblichsien Kr^nk-
hettseustände der Lunge in Betracht, und kommt m
Allgemeiiiefl zu folgenden Resultaten, Beim Bron-
chiaikatarrh, bei der Bronchitis und Pertums giebt
die Pereussion in der Regel nichts aus; bei der/^/eu-
riiis nur dann , wenn schon ein Aussiges Exsudat
zugegen ist. Bei der Pneumonie sind die Percussions-
Erscheinungen nur dann klar ausgesprochen , wenn
ein Theil der infillrirlen oder hepalisirten Lunge die
Brustwand berührt; ebenso bei hämorrhagischen In-
farcten.. Einzelne und kleinere pneumonische Herde
(lobuläre) entziehen sich oft gänzlich dem Nachweise
durch die Pereussion ; erstreckt sich die Pneumonie
auf beide Lungen, so findet sich gemeiniglich auf
jeder Seite ein verschiedener Ton, weil sich der Pro-
cess auf jeder in ▼ersehi«<ienem Stadium befindet. —
Beim Lungenödem ist der Ton meistens voll, oft
tympanitisch ; beim Pneumothorax stets voll, oft
tympanitisch und selbst metallisch, insonderheit so
bei starker Spannung der Thoraxwände. — Ve« der
Tuberkulose wurde oben schon bemerkt, dass sie in
den ersten Stadien d(H* Pereussion gänzlich unenldeek-
bar bleibt; ja es können schon eine Menge von Tu-r
berkeln zugegen sein, ohne dass der Ton leer wttrde;
in spätem Stadien ist dagegen derPrncess mit Leich-
tigkeit' Sehritt für Schritt zu verfolgen. Beim Lun-
genemphysem ist anfangs der Pereussion ston unver-
ändert ; später wird er meistens tympanitisch , wozu
die Ausdehnung und elastische Spannung der Bruet-
wände da» ihrige beizutragen scheinen. — Pericar^
(lialexsudate, die al« nicht zu den Lungenkrankheiten
gehörig hier kaum besprochen werden dürfen, sind
nur dann mit Sicherheit nachweisbar, wenn sie schon
einen bedeatendcn Umfang erreicht haben; kleinere
Exsudate, und namentlich das sogen. Zoltenben,
meistens Folge sehr heftiger Pericatditiden , sind in
der Regel ohne nerkNchen Einfluss aufdiePercussioft.
-^ So viel in aller Kürze. Wir eraehten ee als eia
Hauptverdienst Locher's, dass er in allen Patten
und weit tf fler auf die Trttglichkeit und diagnoslischi *
Unzulänglichkeit der Pereussion , als auf deren posi-
tive Leistungen hinweist. Er lehrt die Gefahren der
Ueberschätzung derselben ohne Verringerung ihrei
Wertbes kennen; er giebt dem AnHlnger das, wm
ihm zu wissen Noth ist, und dem Praktiker eiaei
Beweis aufmerksamer , nfichteraer Beobachtung.
3. Abschnitt. Von der Auseultation der
gesunden und kranken Lunge.
Nach einigen geschichtlichen Vorbemerk uegei |
geht Vf. zuerst wieder 6ie AuscuHations-ErscheioaD-
gen der gesunden Lunge durch. — Wie in dem eii-
fachsten Experimente ein durch eine Röhre streifemler
Luftstrom ein, je nach den Wandungen und dem Vo-
lumen der Röhre, so wie nach der Stärke des Stronu
verschiedenes, Geräusch erzeugt, so auch in der Longe.
— Das bronchiale (laryngeale, tracheate) AthmuDge-
geräusch ist zunächst eine durchaus normale Erschei-
nung über den grossen Bronchien , dem Larynx und
der Trachea. Es entsteht ganz ebenso, wie das Ge-
räusch in dem erwähnten Experimente , und ist stär-
ker bei der Inspiration, als Exspiralion, — Ihm steht
als zweites zur Erscheinung kommendes Geränsek das
sogen, vesiculäre Athmungsgeräusth oder das Zctfri-
athmen gegenüber. Es wird dasselbe noihweadig
bedingt durch das Ein- und Ausströmen iwt Lell is
den feinern Bronchien und Luftzellen, und seine Ge-
genwart lässt also allemal auf Lufthaltigkeit derselkea
schliessen. Es ist fost nur bei der Inspiration b«^
bar ; ist stärker bei massiger Bewegung des Körpm,
als bei starker ; stärker bei Kindern und bei Prsuee,
als bei Erwachsenen; schwächer als normal, bei
psychischen Aufregungen, hysterischen Praoen u.8.w.
Ausser diesen beiden AthmungsgerXuscben konmlior
noch die Stimme in Betracht. Sie wjrd ftberali da,
wo sich bronchiales Athmungsgepftusch findet, sIs
bronchiale (Laryngo - Tracheo - Broncliophotfie) ge-
hurt ; dort dagegen, wo sich Zellenathmen findet, als
murmelnde Stimme.
In Krankheitszuständen können nun die nornnak^
Erscheinungen mannigfache Mqdificationen in Besag
auf Ort d^s Vorkommens, Intensität u. s. w.,
erleiden. Im Allgemeinen lassen sich aber alle Vor-
kommenheiten auf die in der Norm vorkoipmeodeD
Erscheinungen zurückfuhren. Nur Rassel- und ßei-
bungsgeräusche kommen in der Norm nicht vor.
Das hronehiale Jthmungsgeräusek kann in pa^
thologischen Zuständen zunächst stärker und schwä-
cher an denjenigen Stellen sein , wo es auch in dar
Norm vorkommt. Ditfee Erscheinung iyt in der Regel
oluie diagnostisohe Hedeuluog. lipwat es i^%H^
vor an Stellen, wo ea in der Norm nicht gehört wird«
so ist es stets ein sehr wichtiges diagnostisches Zei-
chen ; es haben sieh dann an der betreffenden Stella
Vef hältniese eniwickeH, die die EntstoKung desbree-
cbiiaka Athmungsgeräuaehea in äbuliober Wei^e W
Locher-, Brketfhtidss d. LmiftBkratakheileii.
869
«Utgeiiy wie sie am Leryni bedingt wird> d. h% eleo
RObren «lit featen Wandungen. Andral u. andere
Franaosen erkUrten sich die Entstehung des abnor-
men bronehialen Athnimgsgerinsches aus einem sur-
kern Bindnngen der Luft in den Bronchus wegen Ver-
sdiinsses der Zelten. Dem entgegen sehHeest sich
VI der Ansicht der Wiener Schule an , dass n^lmlicb
das bronchiale AlhtiungsgerXHsch in den meisten Fal-
len durch Gonsonanz oder MittOnen des Atlimungs-
geräusches des Larynx nnd der Trachea in der Luft-
säule eines Bronchus, welcher in einem festgeworde-
nen Lungenparenchym verläuft, entstehe. In dieser
Weise entstanden kommt es vor bei allen Exsudaten
im Lungenparenchym, bei comprimirten pleuritischen
Exsvdnt^n, bei Broncbtektasie. — In der Regel ist das
palheL bronchiale Athmen von leerem Percussionaloto
begleitet. Allein es kommen auch FxUe von vollem
Percussiottston neben jenem vor, wie u. A. bei lobo-
Ifren Pneumonien, Tirfierkeln n. s. w. — Es bedarf
kaum der Erwähnung , dass zwischen bf onebialem «.
veaicullrem Alhmen eine Menge von Zwischenstnfen-
€erSn8eben steht. Diese Geräusche fasst Skoda
unter dem Namen „unbestimmtes Athmen** «nsamwen.
Locher erklärt sich gegen einen solchen Ausdruck,
da er nichts Bestimmtes bezeichne und nur zu oft
zum Deckmantel mangelhafter Beobachtnng diene.
In engster Beziehung stehend zu diesem bronchia-
len Athmen und nur als Modificationen desselben zu
betrachten sind nun nach Locher*s sehr richtiger
AufTaasung einige Erscheinungen , die man bisher als
besondere EigerrtliUmlichkeiten im Gebiete der Aue-
eoltation aufzufassen pflegte. Dahin gehören : a) der
Sau/Jle voiUe^ dessen nähere Bedingungen unbekannt
sind, der aber nie ohne bronchiales Athmen vor-
kommt und nichts als ein verschleiertes bronchiales
Alhmen ist ; — b) das cavernö$€ Athmen , welches
unrein brochiales Athmen mit einem „tyrapanitischen*'
Beiklang ist und in einer Gaverne entsteht, die
einem weiten Bronchus mit eigenthUmlicber Architek-
tonik der Wandung zu vergleichen ist; — c) das
metaiUsche KUngen , das sich zum cavernOsen Ath-
men ebenso verhält, wie der metallische Percussions-
ton zum tympanitischen ; das sowohl bei kleinen, als
grossen Gavernen vorkommt, die neben durchaus freier
Mblaiig eine eigenthümliche Siructur der Wandung
besttsen roOssen ; das femer beim Pneumothorax vor-
lUglich sohnn beobachtet wird ; — d) der ianph&ri-
sehe ßif^iederhali f welcher nur die Existenz einer
grossen HOhle mit glatten Wandungen beweist. —
Auch die hOchsl seltene Erscheinung des „fallenden
Tropfens*' reebnet Locher hierher. Er wagt dar-
über ab^ weiter keine Vermutbung , da er sie selbst
taor aus der Beschreibung kennt.
Das vesiculäre Alhmungsgeräusch kann in pa-
thologischen Zuständen sowohl qtuintitative , als
qualitative» Veränderungen erleiden. Es kann ganz-
Hch fehlen; so bei pleuritischen Exsudaten, Hepati-
sation u. 8. w. , wenn zugleich ein grosser Bronchus
▼erstopft ist. fis kann ferner vermindert oder schwach
sein ; so bei patbologiaehon Verhälinissen der Respi-
rationsnraakeln (LVhmung); bei AbBormitätiBn am
Brustkörbe; bei aUgeneiner Schwäche (Goma, Syn-
kope u. 8. w.) ; 80 ferner bei der Lwngenhyperämie,
bei der Anweaenheit eines fremden KOrpers im Bron-
chus, bei allen Zuständen endlich , wo es ganz fek-
len kann. Es kann endlich stärker sein, als im
Normalzuslande, und erhält dann den ISamen des
puerilen, supplementären ; so koinnil ed bei Kindern,
so da vor , wo ein Theil der Lunge ausser Functioh
getreten ist. — Zu den qualitativen FeränderungeH
zählt Locher folgende Erscheinungen. a) Das
rauhe Athmen (resp. aspera). Dassefbe zeichnet
nloh aas d«rch eine charakteristische Verlängerung
der Exspiration ; kaum ein Lungenleiden existirt, bei
de» es nicht voitommen konnte; namentlich aber
findet ea steh su Anfang fast aller EntBttndungapr»-
cesse. Es ist bedingt duroh V«renger«ng der feinen
Bronchien , ohne irgend welches Exsudat in densel-
ben. — b) Bas vesiculäre Respiratiensgeriuseh mit
verlängerter Exspiration. Dttsselbe kommt nament-
lich vor bei Lungenluberkcln. Es ist bedingt dtroh
eine veränderte Elasticitäl des Lungeugewebes und
durch eine Verengerung des Isthmus der Lungenbitta-
eben. Meistens stellt es sich als continairhcfaea Mur-
meln dar. Während in der gesunden Lunge auf jede
Innpiration ein Moment der Ruhe folgt, welcher dann
wieder dem Inspirationsgeräusche Platz macht , fehlt
bei dem Respiralionsgeräuscbe mit verlängerter Ex-
spiration diej^ P.ag8e. — c) Das unterbrochene ^der
zerstreute Xespirationsgeräusch (Kesp. intennieaa;
jerking respiration der Engländer). Dasselbe be-
steht in einem absatzweisen Inspirationsgeräusche
entweder mit normalem Zellenathmen, oder mit rao-
bem Athmen. Es scheint bedingt durch veränderten
Nerveneinfluss , Paralyse , oder Spasmus , oder par-
tielle Anschoppungen. — Skoda's ,,unbestit^mSss
Athmen*' verwirft Locher auch hier.
Die Stimme endlich erleidet in der kranken Lunge
die gleichen Veränderungen, wie das bronchiale Ath-
men ; ßronchophonie kommt eben an Stellen vor, wo
sie in der Norm nicht erscheint, u. die Bedingungen
ihrer Entstehung daselbst sind dieselben, wie die des
bronchialen Athmen«. Skoda lässt in diesen Fällen
die Broncbophonie nur durch Gonsonanz entstehen;
L a 6 n n e c erklärt ihre Entstehung durch die erleich-
terte Fortpflanzung d^s Schalles. Locber steht
zwischen beiden. Für die Zulässigkeit und Richtig-
keit beider Erklärungen spricht das Vorkommen bei
ausgebreiteten Infiltrationen , bei Tuberkelinfillralion,
bei hämorrhagischen Infarcten , bei sackförmigen Er-
weiterungen der Bronchien. — Gleichwie das bron-
chiale Alhmen, so erfahrt aber auch die Broncbopho-
nie einige eigenthümliche Modificationen. Als solche
bezeichnet L. die folgenden bekannten Erscheinungen,
a) Die Pectoriloquie oder cavernöse Stimme; kommt
vor in üöhlen mit festen Wänden , und wird in der
höchsten Potenz zu b) der metallischen Stimme; c)
die Stimme mit amphorischem H^iederhlang , und
d) die Aegophome. Diese htatere teeigt nichts
mehr an» als einfache Brooehopboaie; es ist durch-
360
Fabius» Über d. Spirometer.
aus falsch » sie mit L a S n n e c für ein charakteristir
sches Zeichen pleurilischer Exsudate zu halten. Am
wahrscheinlichsten wird sie durch temporäre und
theilweise Verstopfung eines Bronchus durch einen
Schleimpfropf erzeugt.
Das sind die Modificationen der normalen auscul-
tatorischeu Erscheinungen der Lunge in Krankheits-
zuslünden. Diese lelzlern führen aber noch zu zwei
andern Reihen von Erscheinungen , die in der Norm
nicht vorkommen: zu den Rasgel- und Reihungs-
gerätischen.
Die erslern zerfallen in 2 Klassen ; in die troek"
neut die durch Verengerung der Bronchien entstehen,
und in die feuchten , die durch flüssige Hindernisse
erzeugt werden. Der Rhonehits siccus ist dann wie-
der a) ein Rh. sicc. sibilans , der den hOhern , oder
b) ein Rh. sicc. sonorus (Schnurren), der den ge-
ringern Grad der Bronchial- Verengerung anzeigt. —
Der Rhonch. sibilans ist in der Regel durch ein Ex-
sudat in der Schleimbaut der feinern Bronchien be-
dingt; sein Uebergang zu dem sonorus ist ein gün-
stiges prognostisches Merkmal. Der Rhonchus hu-
midus ist ebenfalls wieder verschieden, und zwar
verschieden nach der Zähigkeit der pathologischen
Flüssigkeit und der Weite der Rohre, in welcher sich
dieselbe befindet. Je nach dieser letztem unterschei-
det man a) einen Rh, humidus bronehiaUs , das ge-
wöhnliche Schleimrasseln, und b) einen Rh. humidus
vericularis, das sogen. Kuistern (LaSnnec's Gre-
pitation), das keineswegs ein so pathognomonisches
Zeichen für Pneumonie isl, als man in der Regel an-
nimmt; so kommt es u. A. auch bei Oedem vor. —
Dass die Rasseigerausche unter Umstanden durch
Consonanz auch an Stellen gehört werden können,
wo sie nicht entstehen, bedarf kaum der Erwähnung.
Locher gedenkt dieser consonirenden Rasselgeräu-
sche S. 303.
Die Reibungsgeräusche werden zum Schlüsse als
in ihrer Enlslehungsweise durchaus noch nicht hin-
länglich bekannt dargestelU. Die Skoda' sehe An-
sicht, dass sie durch die Reibung beider Pleurae, so-
bald dieselben mit einem festen Exsudate besetzt
seien, entstehen, wurde bereits von Siebert in
Jena als unhaltbar bezeichnet. — Wenn jedoch letz •
terer zunächst das pathische Product, das pleuritische
Exsudat entstehen und dadurch die Pleurae erst in
eine derartige gegenseitige Lagenbeziehung treten
lässt, dass Priction entstehen kann, so schliesst auch
diese Annahme nach Locher manche Unzulässig-
keiten in sich. — Dennoch schlägt er sich auf Sie-
bert*s Seite, künftigen Forschungen die Entschei-
dung der nur wissenschaftlich interessanten Frage
anheimstellend.
Ref. hofft mit dieser kurzen Inhaltsskizze einen
Beweis für die Einfachheit und Klarheit der Distinctio-
nen des Vfs. gegeben zu haben. Möchte das trockne,
nüchterne Excerpt Viele zum Lesen des an praktisch
wichtigen Notizen so reichen Buches bewegen ! Un-
befriedigt und ohne Gewinn wird es ¥m
der Hand legen. Bi
109. De Spirometro ejuqte in
nibus , cum aäorum , tum pro]ptm a
diss. inaug. medica, quam (etc. elc.)e
examini submittit HenricusFabiiil
lodamensis. Amstelodami 1853, api
G. van Heteren. 8. XX u. 111 S., od
lentabelle und 2 Steindr.-Taf.
Eine unter Donders* Vorsitze
*fleis8ig und in verständlichem Latein au
Utrechter Doclor- Dissertation.
Cap. L S. 1 — 15. Beschreibung iUi
iers: des Hutchinson'schen (mit
Verbesserungen von Vogel u. Simea
Phoebus'schen (mit Abbild.), welches
1814 von Kentish und 1828 von B
schriebenen ähnlich sei ^) ; endlich eioei
vulkan. Kautschuk gefertigten (mit Abi
leere Kautschukblase liegt unter einem
reifen , von welchem ein leichtbeweglicbeii
Metallstäbchen auf sie herabstösst; beia
wird dieses Stäbchen gehoben. Die
man sieht, etwas unsicher, was auch
doch habe das Resultat meist mit dem des
son*schen Spirometers übereingestimmt
das Instrument bei J. Pohl, Commissi«
ren Varnout et Galante aus Paris ,
Haag, Veenestraat Nr. 149, für 10 lioil
Es empfiehlt sich dadurch, dass man es is
bei sich führen kann. — [Ref. fügt hier
schon früher Hr. Med. pract. J a e h n e eii
Taschenspirometer aus einem mittels Sl
duirten , trocknen Rindsdarm (auf eine
wickelt und beim Aufblasen sich ab
struirt hat; derselbe Ja ebne hat den
so n 'sehen Spirometer wesentlich vei
vereinfacht, indem er ihn 1) aus dttnni
blech darstellte, wodurch der Gasometer
wird, 2) die Scala abnehmbar machte,
Instrument transportabler wird, nnd S]
Schnur tragende Rädchen mit Zähnen uad
diese hineinfallenden Sperrer versah,
Instrument sich ganz von selbst nach dem
feststellt und alle Beihttlfe des Arztes durck
Schrauben unnöthig wird] >).
1) Wir verweisen jedoch auf Dr. Pboebai'
aafsatz ^ilber Pneumametrie als dUgnuli^
mittel'' in der Allg. med. Centnüzeituog 1S48. \
Nr. 32.
2) Da dieses Instrument nocb wenig
fuge ich hier eine Abbildong bei :
a) Wasserkasten.
b) Gasometer.
c) Einblaserobr.
d) Verstöpseites Rohr oder Spand sosi
Wassers.
e) Gegengewicht des Gasometers.
F a b i u 8 , aber d. Spirometer.
361
C4xp. 11. S. 16 — 72. Sehr voüstandige ge-
\ckickttiehe Darstellung der bisher millels des Spi-
rometers gemachten Beobachtungen von Hutchin-
son, Ja 1. Vogel, GuslafSimon,H. Davies,
3. EL F. Albers, Küchenmeister u. A.
Cap. III. S. 73 — 101. Eigene spirometrische
Beobachtungen des Verfassers. Vf. ging von der
richtigen Ansicht aus. dass die von Hutchinson
uod dessen Nachfolgern befolgte Idee eines proportio-
nalen Verhältnisses zwischen Korperlänge und Lun-
gencapacität irralionell sei. Er beweist durch Bei-
spiele, dass die spirometrischen Ergebnisse nicht
immer der Körperlange entsprechen. Daher sub:ti-
tuirte er für letztere die Länge des Rumpfes . vom
Tuber occipitale bis zu dem Os coccygis millels eines
Cenlimeler-Bandmaasses gemessen, weil die Länge
des Thorai sdbst schwer messbar sei. [Diess ist ge-
wiss ! Auch wollen wir nicht leugnen, dass die Länge
und Weite der Bauchhöhle, die doch beim Tiefath-
men so wesentlich betheiligt ist, jedenfalls mit in
Anschlag xu bringen ist. Doch würde es uns noch
exacter dünken, wenn Vf. vom 7. Halswirbel bis zum
12. Rückenwirbel, dann bis zum letzten Lendenwir-
bel, u. vorn vom Manubrium sterni bis zum Schwert-
forlsatze und dann senkrecht bis zur Schambeinfuge
gemessen hätle.] Ferner corrigirte Vf. diese Messung
dadurch , dass er 1) den Umfang des Brustkastens
mittels eines von der Mitte des RUckgrals über die
Brustwarzen hinweggeleglen Bandmaasses , u. 2) die
Beweglichkeit des Brustkastens mittels eines ebenso
beim tiefsten Ein- und äussersten Ausathmen umge-
f ) Scala , die das Rädchen trägt,
bei f* aboehmbar.
g) GezähDtes Rädchen,
b) Sperrer desselbeo.
Ein solcher Spirometer, durchweg
aus getriebenem Messing gearbeitet
(wodurch er leichter, elegaoter uod
dauerhafter, bes. gegen Rost gescbuUt
wird), ist hier in Dresden beim
lUempner Meyer, Amalienstrasse
Nr. 18, für 6 Thlr. zu haben. Er hat
also schon deshalb grosse Vorzöge vor
dem Hulcüinson'schen, welcher
j<*tzt, Terhältnissmässig sehr hillig,
voo G o 1 d 8 c b m i d t in Berlin, neue
Friedrichsstr. Nr. 54 aus Eisenblech
fnr 17 Thlr. gefertigt wird. Der P h o e b us 'sehe , allerdings
höchst einfache, aber auch nicht die exacle Zahlung, wie
beide vorige gestattend, ist ebendaselbst, aus Eisenblech,
etwa für 5 Thlr. zu haben. Vergleiche die Abhandlung des
gedachun Hrn. Goldschmidt in der Med. Centr. Ztg. 43.
1853, worin derselbe eine Vergleichung anstellt zwischen dem
iRatchinson 'sehen Spirometer und dem neueren P b o e-
bos'schen Pneumatometer (beschr. Med. Cenlr.-Ztg. 15.
11853; Jahrbb. LXXIX. 32., ver<?l. über den ä/^er» P h o e-
bus* frühem Aufsatz Med. Centr.-Ztg. 32. 33. 1848; Jahrbb.
LIX. 165). — Bei der Wichtigkeit , welche der Spirometer,
namentlich auch für Lebensverticher^ngt' Atteste , immer
mehr gewinnt, hallen wir uns verpflichtet, die ärzll. Collagen
\ nochmals auf obiges einfacheres und doch exactes Instrument
«af merksam zu machen.
Med. Jahrbb. Bd. 7». Hfl. S.
\
legten Bandmaasses abmaass. [Zu letzterem Zwecke
möchte ▼ielleichl der tasehenuhrförmige Stethometer
von Q u a i n oder der diesem nachgebildete Brust-
kastenmesser (Mestmeasure) von Dr. S i b s o n die-
nen können, welcher jetzt in London bei dem Instrn-
mentenmacher Becker, LittleTitchGeld-StreetNr. 9,
Cavendish Square, fUr 10, oder bez. 20 Shilling,
aber auch bei Goldschmidt in Berlin zu haben
ist.] — Bald stellte sich heraus, dass auch das Le^
bensalter, unabhängig von den gedachten Nomenten,
und die Muskelkraft der Prüfungsperson (mit dem
R e g n e r sehen Dynamometer gemessen), auf die
PSfhigkeit den Spirometer voll zu blasen (die vitale
Capacitätt wie Vf.. nach Hutch., diese spirome-
trische Capadtät nennt) von bedeutendem Einlluss
ist. Im Allgemeinen bestüligte sich das H.'sche Ge-
setz, dass die vitale Capacität der Lungen vom 15.
bis 35. Lebensjahre zu- und vom 35. bis 65. Jahre
abnimmt. — Vf. stellte diese einzelnen Momente,
nach einer ziemlich grossen Menge (etwa 240) an
gesunden und kranken Personen, Mannern u. Frauen,
gemachten Messungen, nebst Angabe des Standes
des Körpergewichts in mehrern Tabellen zusammen.
Er berechnete für jeden dieser Fülle, nach einer eigen-
thttmlichen Formel (S. 82 f.) die Menge von Luft,
welche die Lunge nach Ausweis der Rumpflange, des
Brustumfanges und der Rippenbewegliclikeit präsum-
tiv fassen müsste. Die Ergebnisse dieser Zusammen-
stellung füllen den übrigen Theil des Werkchens. —
Zuersl tragen wir nach einer (vom Vf. unterlassenen)
Berechnung nach , dass hierbei die aus den erstge-
nannten Momenten (dem Aller, der Rumpflänge, dem
Brustumfange, der Rippenbeweglichkeil und der Mus-
kelkräfligkeil) im voraus berechnete Lun gencapacität
(Aiisathmungsstiirke) , selten vollkommen mit der
spirometrischen (sog. vitalen) Capacität zusammen-
traf. Unter 184 Fällen war das aus ersleren Momen-
ten berechnete Volumen in 132 Fällen grösser und
in 52 Fällen kleiner, als es der Spirometer nach-
wies. Letzteres fand besonders bei jugendlichen
Männern vom 19. bis 30. Jahre Statt. Ersteres mag
oft von der Ungeschicklichkeit, mit welcher die Ver-
suchspersonen in den Spirometer bliesen , abzuleiten
sein. Rechnen wir aber für diese und ähnliche Feh-
lerquellen eine Differenz von 200 Cub.-Clmlr. zu
Gute, so bleiben doch noch von obigen 132 Fällen
87 (also überh. 87: 184 = 47%) übrig, wo der
Spirometer bedeutend z^e;z?^erAusathmungsvermögen
nachwies , als es der anatomisch-physiologische Cal-
cül im Voraus erwarten Hess, und zwar von 201 bis
zu der enormen Diflerenz von 1664 G.-Clmlr. Die
Fälle treffen vorzugsweise das höhere Mannesaller u.
kranke, namentlich lungenkranke Personen; im
letztern Fülle weist der Spirometer fast allemal we-
niger Cub.-Ctmlr. nach , als der Calcül im Voraus
annehmen liess. — Unler den Gesunden zeigt zu-
vörderst ein Fettleibiger das enorme Deficit von
1551 C,-Ctmlr.; nächstdem findet sich bei Turnern,
bes. solchen, die zugleich Sänger waren, ein Minus
46
362
L i p p e r t , venerische Krankheiten.
von 357 bis 879 C.-Gtmtr. (in 10 Fallen, ein Paar
andere Turner weniger). Vf. schliesst hieraus (S. 97)»
dass langforlgeselzte MuskelUbungen den Langen
schjidlicher seien, als man gewöhnlich meine. [Ohne
diesem Satze im Allgemeinen beizutreten , kann ich
doch bestätigen, dass ich bei vielen Turnern und
bei langgedienten MUitairs durch Inspection , Palpa-
tion und Percussion des Tborax einen hobern oder
geringern Grad von Emphysem der Lungen oder doch
ihrer Ränder gefunden habe. Diess waren aber meist
Turnlehrer oder Vorturner, Officiere oder Unlerolfi-
eiere, welche also der turnerischen (im Dresdner
Turnverein sogar gesetzlichen) Gesundheitsregel ,ybeim
Turnen nicht zu reden** nothwendigerweise und
berufsmässig zuwider handeln müssen , oder solche,
welche nach alter Art das Turnen vorzugsweise in
KraflstUckchen an Geräthen ausüben, wobei die Ober-
extremitäten u. äussern Thoraxmuskeln ungebührlich
angestrengt werden. Solche Männer zeigen oft auch
schon einen, an das Emphysem erinnernden Habitus :
breite, nach vorn stehende Schultern, kurzen gleich-
sam in den Thorax versinkenden Hals und ungewöhn-
lich gewölbte , sehr umfangreiche Brustwandungen.]
Von den übrigen Ergebnissen des Vfs. beben wir
folgende heraus. Bei aufrechter Stellung athmen wir
die grOsste Luflmenge ein und aus. Nach der Mahl-
zeit und bei Darmverstopfung eine geringere; nach
dem Gebrauche von Senna- Latwerge stieg das spiro-
metr. Ergebniss in 1 Falle um 250 C.-Ctmtr. —
Krankheiten der Athmungsorgane und benachbarter
Theile vermindern, wie schon erwähnt, die Ausatb-
uiiiiif^snihigkeit (vitale Capac.) oft sehr bedeutend :
unter 34 Fällen 33maU von 253 bis 1664 C.-Ctmtr.
DiflVrenz; darunter besonders Lungentuberkulose
(hi(T finden wir zwischen Calcül und Spirometer-Er-
{^ebriiss die enormen Differenzen von 1664, 1468,
1243 C.-Ctmtr. u. a.); desgl. Asthma (1 Fall mit
1453 Dilferenz). Auch die Kinder schwindsüchtiger
Aeltern athmen in der Kegel nur wenig Luft in den
Spirometer ein , selbst wenn sie noch anscheinend
ganz gesund sindl Desg/. sogenannte Scropliulöse.
[Wenn Vf. bei dieser Gelegenheit gegen Rokitansky
(palhol. Anat. Bd. I. S. 422) polemisirt, weil dieser
aus seinen zahllosen Seclionen lehrt, dass Lungen-
tuberkulose nicht aus Kleinheit der Lungen hervor-
gehe, sondern in einem voluminösem Lungenorgane
bei cylindrisch langgestrecktem Thorax sich auszubil-
den pflege: so stimmen wir ihm nicht bei. Denn
die spirometrischen Ergebnisse bei solchen Tuberku-
lösen (die sehr geringe Menge ausgeathmeter Luft)
können recht wohl so gedeutet werden , dass die
tuberkulöse Lunge ihre Fähigkeit, sich ausgiebig zu
contrahiren (bez. comprimirt zu werden), theils
durch Erschlafl*ung einzelner Bläschen, theils durch
eingelagerte Krankheitsproducte verloren habe, ganz
abgesehen von der Muskelscbwäcbe solcher Perso-
nen.] — Küchenmeister *s Beobachtung, dass
nach der Entbindung die Menge der in den Spirom.
ausgeathmeten Luft grösser ist, als vorher, fand Vf.
in 5 Fällen bestätigt. Er glaubt» dass diess nicht
von Muskelscb wache , sondern davon herrllhre, dass
bei Schwangern die untere Brusthälfte ansgedehnier
und das Zwerchfell flacher sei. [Auch hier kOoneii
wir nicht beistimmen.]
Cap. IV. S. 102—107. SchtussfolgerungeH
über den fFerlh des Spirometers. Diess Instrumeiii
sei für die Physiologie von hohem Werthe ; für die
Pathologie und Diagnose der Brustkrankheiten lehre
es bis jetzt noch nicht viel. Auscultation und Pir-
cussion lasse uns alle [nein! nein!] Brustkrankheiten,
mit Ausnahme des ersten Stadiums der Lungensocbi,
diagnosticiren ; und in letzterem Falle mache der
Spirometer die Sache auch nicht sicherer. [Ist alier
doch wiederholt angewendet, bei abnehmender Aus-
albmungsgrösse ein schätzenswerthes Indicium.] liei
Personen , welche man vorher in gesundem Zustande
am Spirometer geprüft , sei er ein gutes Krankheils-
zeichen. [Gewiss I] — Vf. hofl), dass unter Anwen- 1
düng des von ihm angegebenen Berechnungsverfab-
rens diess Instrument mit der Zeit einen immer
grössern Werth für die Diagnostik erlangen werdr.
[NB. Auch für die Prognostik , z. B. bei Lebensm-
Sicherungen!] H. E. Bichler.
1 10. Die Pathologie und Therapie der venenr I
sehen Krankheiten, Nach Philippe Ricord's I
System entworfen von Dr. Heinrich Lippert,
prakt. Arzte in Hamburg. 2. umgearb. u. stark ,
verm. Aufl. Hamburg 1852. 8. XII u. 264 S.
(iVsTblr.)
Obschon Vf., wie er in dem Vorworte sagt, von
ärztlichen Geschäften überhäuft ist , so vermochte er
doch nicht länger der immer dringlichem Mahouog
der Verlagshandlung (Berendsohn) zur Bearbeitung
einer 2. Auflage zu widerstehen, da die 1. bereits
seit Jahresfrist [sie erschien 1846, und ward in die-
sen Jahrbb. LI. 96 besprochen], vergriffen sei, uod
zahlreiche Bestellungen das BedUrfniss einer neueii
Ausgabe bestätigten.
Vf. gehört nicht zu den Abtrünnigen, Schmilbcn
und Lästerern , welche R i c o r d *s Versuche und die
daraus gezogenen Lehren verdächtigen , und nmxQ'
stossen bemüht sind, ihn als Windbeutel zu brand-
marken versuchen (Stromeyer), und dessen .»si»-
kendem Sterne*', wie Zeis die Hülfe anthun' wollen.
Er hält standhaft unter Ricord's Fahnen aus o.
die Wahrheit für die feste Burg, hinler deren Zimiefi
sich Ricord manniglich verschanzen kann.
Vf. hat in dieser 2. Auflage nicht nur die wenige«
Mängel, die wir I. c. andeuteten, durchaus beseitigt
sondern sie auch durch seine seitdem gewonnenen
eigenen, so wie die neuern Erfahrungen Anderer
vervollständigt, wodurch sich deren Umfang uuj ctlicl»«
50 Seiten vermehrt hat.
Die 4 Theile , in welche die Schrift gegeDWärti«
zermilt, sind: Schanker^ Bubo, consU
Syphilis, Tripper.
Krappe, DiXtettk für das weibl. Geschlecht.
363
kreff derContagiostiat.secandSIrer Symptome,
m sie , nach wie vor , in Zweifel , and be-
dass alle dafitir aufgebrachten Beispiele auf
Ir Beobachtung iieruhen.
I auch Vf. in vielen Fallen Recht hat, zu
unbestritten das heueate , von D o 1 b e a u
ilegle, Beispiel gehOrt, so gilt diess Ref.
folge doch keineswegs von allen, u. scheint
s schon die AnsteckungsHlhigkeit der be-
gonnen der Syphiloiden zu sprechen , was
n Jahrbb. LXXII. 103. zu erläulern ver-
ibenso wenig kann ich mich mit dem Vf.
standen erklären , wie ich daselbst eben-
;h, und was er S. 80 als ganz irrig aus-
die blose syphilit. Dialhese, die noch
ilii, zur Ansteckung durch den Beischlaf
leider slelu^n mir, selbst aus meiner
ixis, 3 unumstbssliche Beobachtungen zur
toog.
wir nun dagegen ziemlich in allen übrigen
il deaa Vf. dbereinstimmen , so möchten
oamenllich auch bezugs der Syphilisation,
reits TOD der Acad^mie nationale de M^de-
Bann gethan ist. Bei dem gegenwärtigen
der Resultate Ober die Syphilisation stehen
I fdr dieselbe äusserst schlecht. Sig-
i bekanntlich diese Ansicht ebenso wenig,
venerischen Eiler mit Erfolg allerhand
Mulirt zu haben versichert. Wahr ist nun
dass sich dergleichen Streitfragen nicht
brleDiscus^ionen entscheiden lassen, wenn
die in Paris mit der curativen Syphilisation
I Versuche, welche einer genauen Prüfung
n worden waren *) . völlig scheiterten , so
tad^fflie nicht nur berechtigt, sondern ver-
ifl Erwägung dieser Versuche, ihre Ent-
lu geben, ja die Regierung um ein Veto
Sigmund und die italianischen Aerzte
tzt ausfallende Data liefern werden, oder
und muss die ZHt lehren. Die bis jetzt
tiberitomrocnen Mittheilungen waren sämmt-
ingel- und zweifelhaft.
le kurze Debatte beabsichtigt u. vermag
iSundpunkt, welcher Vfs. Schrift gebührt,
km, und wollen wir zum Scbluss noch aus-
Iwinerken, dass sie in ihrer neuen Bearbei-
kttndigste Gompendium abgiebt, welches wir
venerischen Krankheiten in Ricord's Sinne
Hacker.
fimdriig einer Diitetik für das weib-
^ oetcUechi Ein Lehrbuch fSr Frauen
Jjoieo mehr ai« 300 von A a z i a s aogeblicb Sypbi-
^^ wir nicht mehr , als dass M a 1 g a i g n e diese
« nanntp, ohne dass er darüber irgend etwas Wei-
l«Mn Termochie.
gebildeter Stände; von Dr. Leo Krappe,
prakt Arzte in Berlin. Berlin 1852. A. Hirsch-
wald, kl. 8. XIV u. 142 S. (20 Ngr.)
Wir gestehen , im vorliegenden Buche nicht das
gefunden zu haben , was wir zufolge des Titels zu
finden erwarteten. Vf. füllt einen grossen Theil des-
selben mit Schilderung von krankhaften Zustanden
aas, welche den weiblichen Körper in seinen ver-
schiedenen Entwicklungsstadien befallen können, und
giebt Winke, solchen Zustanden vorzubeugen und sie
zu beseitigen , wobei er zuletzt doch immer wieder
auf den Rath eines Arztes verweisen muss. Unseres
Dafürhaltens würde es ein ungleich segensreicheres
Unternehmen gewesen sein, die weiblichen Leser,
für welohe das Buch ausschliesslich bestimmt ist,
über den normalen Zustand ihres Körpers zu beleh-
ren und ihnen eine Anweisung zu geben, in den ver-
schiedenen durch Pubertät, Schwangerschaft u. s. w.
bedingten Verhaltnissen den Normalzustand zu erhal-
ten. Einen zusammenhangenden, wenn auch nur
kurzen Abriss der Physiologie und, soweit nöthig, der
Anatomie des weiblichen Körpers vermissen wir gänz-
lich , u. ohne solchen möchte wohl ein grosser Theil
des Buches den Leserinnen völlig unverständlich sein
und, was noch schlimmer ist, bei Mancher derselben
verkehrte Ansichten hervorrufen.
Das Werkchen beginnt mit einer kurzen Anrede
an die Königin von Preussen , der es gewidmet ist.
Hierauf folgt ein Vorwort und eine kurze Einleitung.
Vf. lasst das Ganze in 6 Capitel zerfallen, deren 1.
den Zustand n. die POege des weiblichen Individuums
vor dem Eintritte der Pubertät umfasst. Das 2. Cap.
handelt von der Entwicklung des weibl. Organismus
und dem Eintritte der Regeln, das 3. von der Schwan-
gerschaftsperiode, das 4. von Geburlsact , Wochen-
bett und Stillen , das 5. von dem Zustande des Wei-
bes von der Reife bis zur Decrepiditat, und das 6.
von der Rückbildung oder Decrepiditat.
Neben vielem Guten begegnen wir leider auch
vielem Veralteten. Um in dieser Hinsiclii nur Einiges
zu erwähnen, führen wir an, dass Vf. allen Wöchne-
rinnen, gleichviel ob sie stillen oder nicht, in den
ersten 9 Tagen nach der Entbindung nur wüssrige,
reizlose Kost gestattet , dass er zum Getränk für sie
ausschliesslich Fenchel- oder Chamillenthee empfiehlt
[warum denn kein Wasser?], dass er nach beendig-
ter Geburt den Leib mit Handtüchern umwickeln
lasst u. s. w. Ein grosses Gewicht legt er auf das
Milchfieber, dessen Nichteintreten er für eine nicht
unbedenkliche Anomalie halt [I]. Vom Saugen der
Kinder durch die eigenen Mütter scheint Vf. gar kein
Preund zu sein ; er giebt in dieser Hinsicht fast gar
keine Anweisung, sondern scheint das Stillen durch
Ammen als Regel zu betrachten. — Wir könnten
noch lange fortfahren in Aufzahlung von Punkten, mit
denen wir uns durchaus nicht einverstanden erklaren
können ; das bisher Gesagte möge aber hier genügen.
— Der Druck ist gut, die Ausstattung einfach.
SickeL
364
Scaizoni, Lehrb. i, Geburtsh.
112. Lehrbtch der 6ebiirt8lifi!ra ; von f. w.
Scanzoni, Prof. d. G«burlsh. zu Wtlrzburg
u. s. w. 2. verm. und verb. Aufl. Wien 1853.
Seidel, gr. 8. XX u. 1088 S. mil 200 eingedr.
Holzschn. (5 Thlr.)
Noch war der 3. Band der 1 . Ausgabe des Buches
nicht völlig vollendet, als sich schon die Nolhwendig-
keit einer 2. Auflage herausstellte. Es wird diess
Niemand Wunder nehmen, welcher Gelegenheit halte,
sich von der Vortrefflichkeit des Werkes zu Überzeu-
gen. Die Vermehrung und Verbesserung ist eine
wirkliche und nicht, wie diess leider bei manchen
zweiten Auflagen der Fall ist, nur auf dem Titelblatle
bemerkbar. Der Druck ist gefälliger u., ohne zu klein
oder zu enge zu sein, gedrängter, als in der 1. Aus-
gabe; hierdurch ist es möglich geworden, das ganze
Werk in nur 2 Hälllen erscheinen zu lassen , welche
eigentlich, da die Seitenzahlen ununterbrochen fort-
gehen, einen einzigen Band bilden. Auch die Abbil-
dungen haben eine theilweise Verbesserung und eine
nicht unbetrUchtliche Vermehrung erfahren; denn in
der 1. Ausgabe 6nden wir nur 171 , in der 2. Aufl.
dagegen 200 Holzschnitte. Die Etnlheilung ist da-
durch eine andere geworden , dass die vorliegende
2. Auflage in 8 Abschnitte zerßfllt, während die erste
nur 7 enthielt , und dass die 4 Abschnitte physiolo-
gischen Inhaltes vorangestellt sind, während die an-
dern 4 , die Pathologie und Therapie betrelTenden
nnchfolgen. Mit besonderem Vergnügen haben wir
ferner bemerkt, dass Vf. in llinsiclit der Unlernbtliei-
lungen eine wesentliche Vereinfachung hat einlrelen
lassen. Endlich haben auch einzelne Capitel eine
vollslündige Umarbeitung erfahren.
Indem wir hinsichtlich des 1. u. 2. Bandes der
1. Aufl. auf unsere Anzeige (Jahrbb. LXVI. 273 und
LXX. 129) verweisen , berichten wir hier nur über
den noch nicht besprochenen 3. Band , welcher zum
grössten Theile die geburlshUlfliche Operalionslehre
umfasst und als Anbang zur 5. Ablheil. des ganzen
Werkes gehört, welche die PaihiilM«i;ie der <ieburt
entbiilt; es werden hier die dort nur in Kflrze erwähn-
ten operativen Holfeleislungen genauer besprochen.
I. Klasse, Forbereitende Operationen.
1) Die blutige u. unblutige Erweiterung des Muttermun-
des, 2) die blutige Erweiterung der Scliamspalte, 3) das ma-
nuelle and instrumentelie Sprengen der Eihäute, 4) der künst-
lich eiogeleilete Abortus, 5) die kunstliclie Fruhgehort, 6)
die geburtshüinicbe Wendung, und zwar auf den Kopf, auf
den Steiss und auf einen oder beide Füsse.
Nachdem sich Vf. entschieden gegen die instru-
mentelie Dilatation des Muttermundes erklärt hat,
stellt er für die blutige Erweiterung desselben fol-
gende Indicationen auf: a) wenn ZuPJlle eintreten,
welche die augenblickliche Entfernung des Conti nlum
(ier Gebärmutterhöble erfordern (Blutungen , Convul-
sionen); b) nach erfolgtem Eintritte des (ieburlsactes
da , wo die Erweiterung des Muttermundes trotz der
vorlitufigen Anwendung aller geeigneten Mittel unge-
wöhnlich lange zögert, und aus der Verzögerung
Gefahren fflr Mutter oder Kind erwachsen ; e) wenn
die RSlnder des Muttermundes verwachsen sind , und
d) wenn sich der Muttermund um den Hals od. Rumpf
des Kindes spastisch contrahirt. — Angelegenüick
empfiehlt Vf. die blutige Erweiterung der Schamspalte,
welche er in der Art ausführt , dass er die grosseo
Schamlippen seitlich vom Frenulum in der Richtung
gegen die Tubera ischii auf 4 — 5'" tief einschneidet
— Der ktlnslliche Abortus ist in allen jenen die
Schwangerschaft begleitenden anomalen Zustünden
angezeigt, welche das Leben der Mutter u. mittelbar
das des Embryo derartig bedrohen , dass nach reifli-
cher Erwägung u. allenfallsiger Anwendung milderer,
zu ihrer Beseitigung geeignet erscheinender Mittel die
rasche Entfernung des Gebärmutterinhaltes als das
einzige Verfahren dasteht, von welchem im speciellea
Falle noch die Lebensrettung der Mutter mit Wabr-
scheinlicbkeit zu gewärtigen ist. Die Zerstörung der
Eihäute mittels Einführung der Uterussonde in die
Höhle der Gebärmutter ist die zuverlässigste Methode,
die Operation auszuführen. — Hinsichtlich der Grade
der Beckenverengerungen, bei denen die künsllicbe
Frühgeburl in Frage kommt , spricht sich Vf. folgen-
dermaasscn aus: sobald der kürzeste Durchmesser
des Beckens zwischen 2 und 2Vs^' beträgt, ist die
künstliche Einleitung der Frühgeburt nur dann ge-
rechtfertigt und angezeigt, wenn die Schwangerschalt
die 29. Woche ihrer Dauer noch nicht überschritten
hat. Bei Becken, deren kürzester Durchmesser zwi-
schen 2V9 u* 3" misst, ist die Frühgeburt unter
allen Verhältnissen unbedingt angezeigt, bei gerin-
gem Graden der Heckenverengerungen (3 — 3^4 ")
jederzeit dann, wenn der Verlauf und Ausgang frühe-
rer Entbindungen bei der bevorstehenden Geburt
neue Gefahren für das mütterliche und kindliche
leben befürchleu llisst; bei Erstgeschwängerten giebt
e.je Verengerung von 3 — 3^«'' keine Anzeige für
d< • Operation ah. Wenn es sich darum handelt, eine
möglichst schnelle Entleerung der Gebärmutterhdhle
zu erzielen , so verdient der Eihautstich vor allen
andern Operation>methoden den Vorzug; ausserdem
bietet die Application der Uterusdouche die meisten
Vortheile , und zeigt sie sich , was wohl nur höchst
selten der Fall sein wird, als unzureichend, so wird
doch jedenfalls durch sie die Geburt so weit einge-
leitet, dass die Cervioalhöhle zur Einlegung von Press-
schwamni oder zur Einführung der Sonde gehörig
vorbereitet ist. — Die Wendung auf den Kopf ist
in jedem Falle von Querlage , wenn nicht gleichzeitig
ein contraindicirendes Moment für die Operation so-
gegen ist, mittels eines schonenden, jeden bedeuten-
den Kraftaufwand ausschliesf nden Versuchs anzu-
streben ; sie ist dagegen nicht vorzunehmen , wenn
der Kindeskörper nidit die gehörige Beweglichkeit
besitzt , wenn der Kopf zu entfernt vom Beckenei»-
gange steht, wenn Wehenmangel zu befürchten steht,
wenn gefahrdrohende Zufälle eine augenblickliebe
Beschleunigung der Geburt erheischen, und wenn
beträchtliche Beckenverengerungen zugegen sind. —
Bei Besprechung der Wendung auf einen Fuss giebl
Scanzofii, LehrJb. d. Geburtsh.
atö
Rath, da, wo es die Ura^Unde erhüben,
bfl nach unlen, der Höhle des kleinen Beckens
fgenden zu wählen , Iheils weil er am leich-
I erlangen isl, theils weil an ihm die Umdre>
( Rumpfes am sichersten gelingt. [Wir kön-
Bria dem VÜ. nicht unbedingt beislinimen,
vielmehr den Rath ertheilen zu müssen, den
fuss dann zu ergreifen , wenn das Kind mit
Racken nach vorn, den ohern aber, wenn es
I Rucken nach hinten gelagert ist; denn da
Wendung durch den höher oben lirgenden
Kind mehr um seine Achse gedreht wird,
die am untern Fusse vollhrarhte Wendung,
Befolgung des erstem Verfahrens zu hollen,
deo nach hinten sehenden Rücken dt^s Kin-
iler Schambeinverbindung zuführt , also in
liefere Lage bringt, wogegen man die Bauch-
»Kindes nach vorn bringen würde, wenn
vft dem Rücken nach vorn sehendes Kind
lobern Schenkel wenden wollte.]
laue. Operationen, mittels deren der Ge-
ganx oder theilweise künstlich beendigt
In, Operationen , welche lediglich die Aasschlies-
liodes bezwecken, ohne notbweodig eine Verletzung
la bediDgeo ; in diese Ordnung gehören : «) Ex-
Kiodes bei vorliegendem untern Kumpfeode, b)
der Geburtszange auszuführenden Operationen,
ctioQ des Kindes mittels des Aerotractors , iiod
dsdesHebelsauszuführeDden Operationen. 2. Ordn.
!B, welche notbwendig mit Verletzung des Kindes-
rrbundea sind: a) Perforation oder £xcerebration
Kopfes, b) Cepbalotrjpsie oder Zermalmung
■kn}>r«s (van Huevers Zangensage), c) Zerstückelung
>, Embryotomie, u. d) Extraction des vom Rumpfe
Kopfes. 3. Ordn. Operationen, durch welche
Nutter verietzt werden, um dem Kinde einen knnst-
iweg zu bahnen : a) der Kaiserschnitt , l.aparohy-
I, b) der Baucbscbnitt, Laparolomia, c) der Scbei-
t, Elythrotomia , d) der Scbamfugenschoitt , Sym-
(die Durchsägung der Schambeine , Pubioiomia
Dtomia). 4. Ordn, Operationen , welche nur die
l der Nacfagebortstheile aus der Uterushöble be-
5. Ordn. Operationen , durch welche ohne Ver-
ir Mutler und des Kindes dieses letztere und seine
inmiltelbar nach einander entfernt werden , Accou-
U) bei der Kxtraclion des Kindes bei vorange-
Binspfende ersteres bis zum Kopfe geboren
i^ wenn das gewöhnliche Verfahren , letztem
viekeln (Anlegung zweier Finger neben der
l4 zweier Finger der andern Hand an das Hin-
I) wegen seines zu hohen Standes nicht ge-
»giebtVf. den Rath, die £ztr«M;tion des Kopfes
Mhodische, mf den Rumpf des Kindes geüble
vollenden. Das Verfahren ist folgendes:
rfisst mit ^er einen Hand die Füsse und senkt
ipf beinahe vertical nach unten , darauf legt
^ Zeige- und Mittelfinger der andern Hand
^rnig so ober die Schullern des Kindes,, dass
l^iUen anf die Regio suhclaviculnris zu liegen
•■. worauf ein massiger, bogenförmig von
f-^Äd 'orn nach unten und hinten gerichteter
Zug das Hinterhaupt meist mit der grössten Leichtig-
keit herab bewegt; sobald man diess wahrnimmt,
erhebt man rasch den Rumpf des Kindes gegen den
Unterleib der Mutter. Diese Methode wird in Prag
seit 20 J. getibt, und es wurden dabei von 1 27 Kin-
dern 92 lebend geboren.
Ein sehr ausführliches und den Gegenstand voll-
standig erschöpfendes Capilel ist das über den Ge-
brauch der Geburtszange handelnde. Simpson's
ASrotractor vermag in keiner Beziehung die gewöhn-
liche Kopfzange zu ersetzen und ist in seiner jetzigen
Gestalt als eine praktisch völlig unbrauchbare Zugabe
zu dem ohnehin schon allzu umfangreichen Armamen-
tarium obslelricium zu betrachten. Der Gebrauch
des geburtshdinichen UebeU isl gegenwürlig in keiner
andern , als in historischer Beziehung von Interesse
und Bedeutung. — Was die verschiedenen Perfora-
lorien anlangt, so entscheidet sich Vf. zu Gunsten
der trepanförmigen Instrumente , und unter diesen
wieder fUr das, auch von Ki wisch empfohlene,
Leissnig'sche. Dass die Perforation durch die Ein-'
ftthrung der Cephalotripsie in die Geburtshttlfe ganx
entbehrlich geworden wäre, kann Vf. nicht zugeben ;
es wird vielmehr die erstgenannte Operation der letzt-
genannten in der Regel vorauszuschicken sein, mit
Ausnahme etwa solcher Fülle, wo der Perforation
des nach bereits geborenem Rumpfe noch hoch im
Becken stehenden Kopfes besondere Hindernisse im
Wege stehen, und da, wo es sich um Extr»ction
eines vom Rumpfe abgerissenen Kopfes handelt.' —
Mit P e h 1 e r und Michaelis ist Vf. einverstanden,
wenn diese die Embryotomie fUr eine, zwar nur
äusserst selten zur Anwendung kommende, aber kei-
neswegs ganz zu entbehrende Operation erklären ; die
Decapitation mittels dos schnoidendm Hakens würde
in solchen Fällen die am leichtesten ausführbare
Methode sein.
Von 1839 an, bis zu welchem Jahre die statisti-
schen Beobachtungen von Michaelis und Kays er
über die Resultate des Kaiserschnitts reichen, hat Vf.
alle neuerdings gemachten Beobachtungen gesammelt
und aus denselben ermittelt, dass bei 66 Kaiserschnitt-
Operationen 34 Mütter starben und 32 am Leben
blieben , und dass von 52 Kindern , deren Schicksal
bekanntwurde, 32 lebend , 20 aber lodt zur Welt
kamen. Da die glücklich beendeten Operationen wohl
fast alle bekannt ^'cworden, die tödtlich abgelaufenen
aber bestimmt zum grossen Theile nicht bekannt ge-
worden sind , so lässt sich wohl mit Sicherheit an-
nehmen, dass 2 Drittel aller operirten Müller sterben,
und dass von den Kindern etwa 0,70 erhallen
werden.
6. ^ biheil, (des ganzen Werkes). Die Physiologie
des ff^'ochenbettes.
1. Abschn, Anatomie und Physiologie der puerperalen
Veränderungen , und zwar 1) das anatomische Verhalten der
Beckengenitalien , 2) das der Brustdrüsen , und 3) die puer-
peralen Veränderungen im übrigen Organismus ; II. Abschn.
über die Diagnose der puerperalen Vorgange ; III. Absehn.
366
ScanzoDi, Lehrb. d. Gebortsh.
aber die Diätetik des Wocheobettes ; IV. Ab$chn. über die
erste Pflege des neugebomen Kindes.
Sorgfältige Untersuchungen veranlassen den Vf.
anzunehmen, dass das Ende des 4. Hon. nach der
Entbindung im Allgemeinen die Zeit darstellt, in wel-
cher der Uterus seine puerperale Verkleinerung heen»
det hat; wenigstens findet man in dieser Periode die
Volumverhifltnisse dieses Organs so, wie sie von den
Anatomen fflr eine Oebifrmutter angegeben werden,
welche schon ein- oder mehrmal geschwängert war.
Uebrigens scheint die Verkleinerung des Uterus in
einzelnen Richtungen schneller vor sich zu gehen, als
in andern, was man daraus ersieht, dass einzelne
Maasse schon im 2. od. 3. Mon. ihr Minimum wieder
erreicht haben. — Die 3 letzten Abschnitte dieser
6. Abtheil, sind verhallnissmässig sehr kurz; gewiss
hatte sich , z. ß. die POege des neugehornen Kindes
anlangend , noch manches nicht Unwichtige hinzu-
rogen lassen.
7. j4htheü, Knrzgefasste Betrachtung einiger
der wichtigsten, die fjf^chnerinnen u. Neugebornen
befallenden Knmkheilen,
I. Abschn. aber die Krankheiten der Wöchnerinnen :
1. Cap. die puerperalen Erkrankungen der Sexualor-
gancy a) Krankheiten der Gebännutter : Lageabweicbun-
gen , Knickungen , Anomalien der Lochiensecretion , Metror-
rhagien der Wöchnerinnen , Entzündungen des Uterus , näm-
lich der Innenfläche , Endometritis, des Parenchyms, Metri-
tis, der Venen, Metrophlebitis , der Lymphgefasse, Metro-
lymphangoitis , des Bauchrelis, Peritonitis, und Neuralgie
des puerperalen Uteras. Vf. gebt hier nur die sporadisch
auftretenden, idiopathischen Entzündungen durch , die durch
keine nachweisbare anomale Blutmischung bedingt sind ; wir
machen besonders auf die sinnreiche Erklärung der Entste-
hungsart der Metrophlebitis und Lymphangoitis aufmerksam,
b) Die puerperalen Krankheiten der Eierstöcke (Dislocation,
Entzündung, Abscesse, Entwicklung chronischer Ovarienta-
moren) ; c) der Eileiter , d) der Vagina und der äussern
Genitalien; e) die Krankheiten der Brüste während des
Wochenbettes. In letzterer Beziehung kommen zunächst die
Krankheiten der Brustdrüsen zur Sprache — congestive An-
schwellung , Entzündung — . dann die der Brustwarzen und
ihres Hofes — Formfehler der Warze, Excoriationen und Ge-
schwürsbildungen , phlegmonöse Entzündung — , hierauf die
Krankheiten des die Drüse umhüllenden Zcllgewehes, u. end-
lich die Anomalien der Milchsecretion in quantitativer u. qua-
htativcr Beziehung. — 2. Cap. die Krankheiten der Harn-
Organe: Entzündung, Neurose der Harnblase — ; 3. Cap,
Krankbeilen des Knochensystems : Zerreissung, Entzündung
der Beckenverbindungen, Knochenerweichung; ^\Cap. Krank-
heiten des Nervensystems : Pucrperalmanie , Lähmung der
untern Extremitäten, Scheokelschmerz ; 5. Cap, Krankheiten
des Blutes , Puerperalfieber.
Die an sich ganz unpassende Bezeichnung ,,Puer-
peralfieher'* hchült Vf. nur deshalb hier bei» weil sie
die allgemein angenommene und verständliche ist.
Als das Kriterium, welches die hier zu besprechende
Krankheit, von andern im Wochenbette auftretenden
ebenfalls fieberhaften Krankheilen unterscheidet, ist
die am Krankenbette und am Leichentische erkenn-
bare Erkrankung des Blutes anzusehen, welche theils
als hyperinolische, theils als pyamische Krase, theils
als Dissolution des Blutes auftritt. An die Conlagio-
silät der Krankheit, die noch immer von Manchen
angenoipmen wird, kann Vf. nicht glauben, er halt
vielmehr den miasmatischen Einfluss für denjenigen,
welcher in den Gebarbäusern seine mörderische
Kraft entfaltet, wobei epidemische Einflüsse übrigens
nicht geleugnet werden können. Die von Semmel-
weiss aufgestellte Ansicht hat Vf. schon früher wi-
derlegt, wie diess auch von Kiwi seh, Seyfert,
Lumpe u. A. geschehen ist. Obgleich roetastatische
Abscesse beinahe in allen wichtigen Organen vorkom-
men können, so sind sie doch dem Puerperalfieber
nicht eigenthtlmlich, sondern werden auch bei in an-
dern Lebensphasen aultretenden ßluterkrankungen
beobachtet; daher werden hier nur die metastatische
Entzündung der Haut, des Unterhautzell- u. Muskel-
gewehes, der Gelenke u. der Vena cruralis profunda,
superficialis und communis genauer besprochen.
2. Abschn. (Jeher die wichtigsten Bildung s fehler u,
Krankheiten der JVeugebornen. Unter den erstem wird
vom Vf. ein interessanter im J, 1842 in Prag beobachteter
Fall kurz mitgetheilt , wo bei einem Kinde der grössere Theil
der vordem Bauchwand nur von dem sackförmig erweiterten
Bauchfelle u. den dasselbe überziehenden Nabelschnurhauten
gebildet wurde; das Kind lebte 2 Tage. — Im 1. ArtikelAt»
über die eigentlichen Krankheiten der Neugebornen handelnden
Capitels kommen die Krankheiten des Nervensystems zor
Sprache: Hyperämie des Gehirns und seiner Häute, Hämor»
rhagien innerhalb der Schädelhöhle, Anämie des Gehirns,
Hydrocephalus (congenitus, acquisitus, acutus, chronicus),
Entzündung des Gehirns und seiner Häute (hinsichtlich dieser
letztern verweist Vf. auf die Handbücher der Kinderkrankhei-
ten) , Anomalien der Nerven function (Convulsionen , Starr-
krampf, Paralyse der Gesichtsmuskeln). 2. Art, Krankhei-
ten des Gefässsyslems y von denen als häuflgste und gefähr-
lichste die Entzündung der Nabelgefässe genauer besprochen
wird; S.Art, Krankheheü 6er Bespirationsorgane ; 4, Art,
Krankheiten Aev Digestionsorgane; a)Äffectionen der Mund-
höhle: Soor, Aphthen und Stomatitis; b) des Magens und der
Gedärme: Magenerweichung, Blutungen, Entzündung; c) die
wichtigsten in den Digestionsorganen auftretenden Symptome:
Erbrechen, Kolik, Dyspepsie und Diarrhöe; d) die Bauchfell-
entzündung bei Neugebornen; 5 u. 6. Art. Krankheiten der
Sexual- u. Hamorgane; 7. Art. Krankheiten der Haut:
Erythem, phlegmonöse Hautentzündung und Pempbygns; der
8. Art. die Krankheiten des Unterhautzellgewebes : Zell-
gewebsverhärtung und Kopfgeschwulst; 9. Art, Krankheiten
des Nabelringes : Blutung. Entzündung und Verschwärung;
im 10. Art. die des Knochensystems : Brüche , Luxationen
und Cephalohaematoma ; 11. Art. Krankheiten des Blutes:
Icteras, Pyämie, Blutdissolution ; 12. Art. Ophthalmia
neonatorum; 13. Art. Scheintodt.
Den ohne andere nachweisbare Erkrankungen
bei Neugebornen so häufig auftretenden Icterus hält
Vf. für eine Folge der sich von der Schleimhaut des
Darmkanals auf jene der Gallenwege fortpflanzenden
katarrhalischen Reizung and Anschwellung, welche
die Excretion der Galle in das Duodenum behindert
und so entweder eine Zurückhaltung der Elemente
der Galle im Blute oder eine durch Endosmose her-
beigeführte Resorption derselben in die Blutgeßsse
bedingt« — Das vom Caput succedaneum wohl zu
unterscheidende Cephalohaematoma besteht in einem
Blutergusse zwischen der äussern FUche eines Scha-
delknochens und dem Periost (C. externum); nur
selten wird durch extra vasirtes Blut die Dura mater
von der innern Fläche des Knochens gelöst, wodurch
das C. internum entsteht, welches sieb zuweilen mil
dem erstem complicirt. In der Prager Pindelanstalt
Koch, Hausarst am Wochenbette u, s. w. — Bednar, Krankheiten d. Neugeb. u. s. w. 367
kamen bei 21045 Kindern 100 solcher Geschwülste
bei 96 Individuen vor, indem das Cephalohämatom
4mal doppelt, d. h. auf beiden Scheitelbeinen vorhan-
den war. Die Affection ist zuweilen eine angeborne,
Öfter aber tritt sie erst am 2. — 3. Tage nach der
Geburl auf. Durch Entleerung des angesammelten
Blutes durch einen Lanceltstich wird am besten dem
Uebergange in Vereiterung , Garies und Nekrose des
Knochens vorgebeugt. So lange sich die Geschwulst
noch vergrOssert, darf sie nicht eröffnet werden,
sondern es ist Kalte auf dieselbe anzuwenden.
Sickel.
113. Der Hansant am Wochenbette und in
der Kinderstube; eine Liebesgabe für ireue,
sorgsame Mutier; von D. P....t. Durchge-
sehen und geprüft von Dr. med. Karl Aug.
Koch. Leipzig 1853. Voigt. 8. XII u. 164 S.
(Vi Thlr.)
Das recht verständig geschriebene, auch in seiner
Süssem Ausstattung freundliche Büchelcbcii ist ganz
geeignet, um jungen Frauen die ihnen nöthig werslen-
den Belehrungen über ihr Verhalten während der
Schwangerschaft und im Wochenbette, so wie über
die physische Erziehung ihrer Kinder zu bieten. Sehr
aoerkennenswerth ist namentlich auch die kurze, alle
Oberflüssigen Declamalionen vermeidende Schreibart,
welche die Leserinnen vor der sonst leicht eintreten-
den Ermüdung bewahren wird. Ebenso hat Vf. mit
richtigem Tacte die Grenzen eingehalten, innerhalb
welcher allein wir den Laien verständlich und Hinen
durch derartige Anweisungen nützlich werden kön-
nen , indem er überall , wo sich wirklich krankhafte
Zustände entwickeln , diese kurz bezeichnend mit
Entschiedenheit auf die Zuziehung ärztlicher Hülfe
verweist. Den Schluss macht eine kurze Darstellung
der gewöhnlichsten Kinderkrankheiten , unter denen
die Zellgewebsverhärlung der Neugebornen wegen
ihres äusserst seltenen Vorkommens in Deutschland
wohl hätte weggelassen werden können.
In der Vorrede giebt sich der durch mehrere
frühere populär medicinische Schriften bereits bekannt
gewordene Pseudonymus Dr. Koch als Dr. Karl
Christian Anton in Leipzig zu erkennen.
Kürtner.
114. Die Krankheiten der Neugebornen nnd
Singlinge vom klinischen und pathologisch-
anatomischen Standpunkte bearbeitet von AI.
Bednar. Wien 1853. Verlag von Karl Gerold.
8. VIU u. 268 S. (1 Thlr. 18 Ngr.)
In diesem vierten, muthmaasslich letzten Hefte
(vergL über die frühem Jahrbb. LXIX. 270 ; LXXII.
131 u. LXXVH. 3lr0.) hat Vf. eine bedeutende Masse
Stoff zusammengedrängt , indem er darin sämmtlicbe
Krankheiten der Knochen, einschliesslich des Zah-
nungsprocesses, der Muskeln, des Zellgewebes, der
Lymphdrüsen, Sinnesorgane und der allgemeinen
Hautdecke, so wie die ererbte Syphilis und die
Dyskrasien des Kindesalters abhandelt. Dass bei
einer solchen Fülle des Materials jedem einzelnen
Gegenstande nur ein verhältnissmässig geringer Raum
.zugewendet werden konnte, liegt auf der Hand, dass
aber damit auch eine gewisse Dürftigkeit — um nicht
zu sagen Oberflächlichkeit — der Bearbeitung ver-
bunden sein musste , ist um so mehr zu bedauern, .
als das vorliegende Heft hierdurch merklich gegen
seine Vorgänger in Schallen gestellt worden ist.
Scheint es doch fast, als habe sich Vf. beeilen wollen
zum Schlüsse zu kommen und als sei er durch dieses
Streben zu einer der Arbeit anhaftenden Flüchtigkeit
verleitet worden. Auch ist er hier insofern von sei-
nem ursprünglichen Plane abgewichen , als er , statt
nur die Ergebnisse eigener Beobachtung zu liefern,
mehrfach fremde Autoritäten benutzt und selbst län-
gere wörtliche Citate aufgenommen hat, wodurch
natürlich der Charakter des Buches ein anderer ge-
worden ist.
In die Aufzählung der Abnormitäten desKnochen-
syslems ist nalurgemäss auch die Schilderung des
Deutitionsprocesses und seiner Abweichungen einge-
reiht worden , während die ebenfalls an dieser Stelle
eingeschobene Abhandlung über die Ernährung der
Kinder jedenfalls weit richtiger im ersten, von den
Krankheiten des Verdauungskanals handelnden Theile
ihren Platz gefunden hätte. Die für diese wichtige
Aufgabe gegebenen Anweisungen sind übrigens durch-
aus zweckentsprechend. Gegen die Ophthalmoblen-
norrhoe der Neugebornen rühmt Vf. mit Zugrunde-
legung des statistischen Beweises das Verfahren von
Ghassaignac, nämlich die oft wiederholte sorg-
liche Reinigung des Auges durch einen Wasserstrahl
mit nachfolgender Anwendung einer Uöllensteinlösung.
Seinen Versuchen zufolge kann mit gleichem Vorlheil
an die Stelle des kalten Wasserstrahles auch ein lau-
warmer gesetzt werden.
Mit ganz besonderer Genauigkeit in Bezug auf die
Classißcation sind die exanthematischen Processe ab-
gehandelt, unter denen ein besonderer längerer Ab-
schnitt auch den Krankheilen der Impflinge gewidmet
ist. Freilich dürfte hierbei nicht zu vergessen sein,
dass das post hoc durchaus nicht immer als Beweis für
daspropter hoc angesehen werden kann, u. dass daher
Vf. manche der aufgezählten Krankheitszustände, von
denen er diess selbst gefühlt bat , wie z. B. die Hy-
drocele, wohl getrost hätte unerwähnt lassen können.
Etwas ausfuhrlicher und mit mehrfacher Berufung
auf fremde Autoritäten ist auch die ererbte Syphilis
bearbeitet, wogegen die übrigen Dyskrasien weit
flüchtiger gezeichnet erscheinen.
Alles zusammen genommen kann Ref. nicht um-
hin, diesen 4. Theil als den schwächsten, am wenig-
sten gründlich durchgearbeiteten des ganzen Werkes
zu bezeichnen , wenn er auch nicht in Abrede stellen
will, dass derselbe trotzdem vieles Belehrende und
Beachtens werthe enthalte. K ü 1 1 n e r.
3<8
Jamai», Hsndb. d. kt. Chirurgie.
115. Hantel de petite Chirurgie contenant leg
pansemeftp , les bandages , les appareiU de
fractures etc. etc.; par M. A. Jamain, M.
Dr. P. , nneien interne des h6p. etc. 2. £d.,
enti^remenl refondue, avec 189 6g. intercal^es
diins ie lexle. Paris 1853. Germer. Bailli^re.
8. 603 pp. (2 Thir.)
Diese ziemlich voluminöse, gänzlich um^earheilele
2. Aufl. eines Handbuches der sogen, „niedern Chi-
rurgie" ist inshesondere zu Nulz und Froromen der
um das Exlernal concurrireuden Sludirenden geschrie-
ben, deren chirurgische Bedürfnisse und Functionen
dem Vr aus einer Tjifhr. Hospitalpraxis hinreichend
bekannt geworden sind. Und in der That, er bietet
im Toriiegenden Werke hinreichendes Material, das,
wenn auch bisweilen etwas trocken und nicht recht
passend geordnet, wie schon das Vorwort gesteht,
doch im Allgemeinen durch fleissige und gpnaue Zu-
sammenstellung der Thalsachen , durch klare und
leichtfassliche Beschreibung der einzelnen Inslrumeute,
Operationen u. s. w. in Wort und Bild, durch wis-
senschaftliche Behandlung fremder und eigener Beol>-
achtUDgen und Erfahrungen, vorzüglich aber durch
Vermeidung alles Hypothesenwesens sich den bei
sogen. Handbtlchern leider seltenen Buf der prakti-
schen Brauchbarkeit erwirbt. Die französische Selbst-
genügsamkeit, vermöge deren fremde, zumal deutsche
Autoritäten möglichst vollslUndig ignorirt werden,
findet sich auch bei Vf.; fUr deiitscheStudirende kann
daher das Werk schwerlich als allseilig ausreichen-
des Handbuch bezeichnet werden.
Es kann nicht unsere Absicht sein , ausführlicher
auf den Inhalt dieser umfangreichen Schrift einzu-
gehen, die, als für AnRinger verfassl, natürlich viel
Bekanntes and zu einem Auszuge in diesen Jahrbb.
nicht Geeignetes enthalten muss; wir hofTen aber
durch übersichtliche Darstellung der besprochenen
Gegenstände, namentlich der Art ihrer Eintheilung
und Behandlung, so wie durch Hervorheben einzelner
wichtiger Beobachtungen , Erfindungen u. s. w. den
Leser in den Stand zii setzen , das Buch selbst und
unsere eben ausgesprochene Ansicht über den Werlh
desselben wenigstens einigermaassen zu beurtheilen.
Das ganze Werk zerfällt in drei Theile. Der I.
handelt über die f^erbände. Vf. versteht unter Ver-
band im Allgemeinen jede, meist wiederholte Anwen-
dung von topischen oder mechanischen Heilmitteln
auf einen kranken Theil. Cap. 2. bespricht die in
ein chirurgisches Verbandetui gehörigen Instrumente.
Die von Charri^re angegebene Vereinigung der
Scheerenbranchen (statt der bisherigen Schraube) er-
scheint sehr passend. Im 3. Cap. wird die verschie-
dene Anweiidungsweise der Leinwand zu Verblinden
durchgegangen, als Charpie u. s. w. Nach G e r d y 's
Versuchen soll die Charpie aus neuer Leinwand bes-
ser Flüssigkeiten absorbiren, als die aus alter. Baum-
wolle, neuerdings von M a y o r sehr gepriesen , kann
die Charpie bisweilen ersetzen, so bei atonischen
Geschwüren u. oberflachlicbeo Verbreimuiigefi ; doch
erfordert ihre Anwendung , zumal bei Wunden , sehr
grosse Vorsicht. Die topisckev Heilmittel (Cap. 4.)
sind entweder fest oder flüssig, oder gasförmig ; ihre
Wirkung auf den Organismus ist Iheils rein örtlich,
tbeils geschieht »\% erst durch Alrsorptimi. Vf. ver-
weist ohne recht ersichtlichen Grund diejenigen voo
ihnen, welche nach der Anwendung noch eine beson-
dere Nachbehandlung verlangen (Vesiratore, Causlica
u. s. w.) in spjtlere Capilel und bespricht hier vor-
läufig nur solche, bei denen diess nicht der Fall:
Gerate; Pommaden, Zusauimenselzungen aus Fetten
und gewissen Medicamenten ; Salben, von den Pom-
maden durch einen Harzgehall und von den Pflastern
ausser der geringern Consistenz durch den Mangel an
Metalloxyden verschieden. Von den Salben kommt
höchstens das Ung. basilic. , von den Pflastern vorz.
das Empl. de Vigo und adhaesiv. in Gebrauch« Für
Nicht- Franzosen ist diese ganze Eintheilung wenig
erspriesslich. Ueber Anwendung des Collodium, der
Kataplasmen, der Fomentationen, der mit medicamen-
tösen Stoffen gettänkleo Leinwand, so wie der Irri-
gation , finden wir nur das Bekannte. Gleiches gilt
von den Mund- und G urgel wassern , den Collyrien,
Einspritzungen, Klystiren. Die allgemeinen warmen
Bader wirken nach J. 's Ansicht stark antiphlogistisch [?];
über die richtige Dauer der Bäder, ihre Hauptinriica-
tionen u. s. w. ist wenig oder gar nichts gesagt. Uie
Beschreibung der örtlichen Bäder ist ziemlich popu-
lär; die Thierbäder werden ihrer ekelhaften Form
wegen ganz verworfen. Den Bescbluss der Topica
bilden die Douchcn, Dampfliäder und Käucherungen.
Nach einer Entdeckung Cloquets soll die Harnbl.ise
destillirtes Wasser viel besser vertragen, als einfaches
reines Wasser oder mit Medicamenten geschwän-
gertes.
Cap. 5. handelt von den Bandagen im allge-
meinen. Die Eintheilung derselben nach ihrer An-
wendungsweise ist nicht recht passend, da sie immer
mehrere Indicationen zugleich erfüllen. Vf. folgt
daher der Classification von Gerdy, welche von der
Form der Bandagen ausgeht. Es entstehen so drei
Hauptabtheilungen : 1. Einfache Bandagen mit neun,
11. zusammengesetzte mit sechs , und 111. elastische
Bandagen mit neun Unterablheiluugen. Jede von
den neun Unlerarlen der einfachen Bandagen er/)ihrt
wieder eine specielle Beschreibung je nach dem Kör-
pertheile , an welchem und den wichtigsten Afl'eclio-
nen , bei welchen sie applicirt werden. Es kommt
hier mancher Verband zum Vorschein , der in der
Praxis längst beseitigt ist , oder höchstens noch als
kunstvolle Spielerei in den Kliniken oder als ab-
schreckendes Examen -Phantom in den Abbildungen
der Verbandlehren exislirl. Den Anfänger mit der-
gleichen detaillirten Beschreibungen und Abbildungen
und ihrer oft höchst abgeschmackten Nomenclatnr io
Handbüchern, zumal ohne alle Kritik, förmlich zu
überschütten , ist jedenfalls unzweckmSssig. Die
Noth wendigkeit einer gründlichen Revolution in der
Verbandlehre ist schon längst u. von vielen Cbirurgeii
erkannt worden ; leider fasbea die betr. Vorschläge
i a m a i D y Handb. d. kl. Ghirargia.
369
bis jeUt entweder neue Oomplicationen erforderlich
gemacht, oder sind im Eifer der Vereinfachung zu
extrem geworden. Dieses Letztere ist bes. der Fall
bei dem Verbandsysteme von Major, der sich be-
kanntlich selbst SU den coniplicirtesteo Verbanden
nur verschieden gefalteter Schnupfiacher bedient.
Diese Sehn apfluch verbände sind in vielen Füllen offen-
bar ganz unzolanglieb , so z. B. bei Querwänden,
dann zu Druckverbänden und Spiraltouren ; ausser-
dem macht Vf. ihnen noch mit Recht den Vorwurf,
dass man zu häufig seine Zuflucht zu Knolen nehmen
müsse, die den Kr. mehr oder weniger belästigen. —
Ebenfalls nicht sehr empfehlenswerth erscheint das
von Rigal (de Gaillac) vorgeschlagene Verbandsy-
stem, obschon bei demselben die Verbandstacke sich
trotz aller Bewegungen nie verrücken und deshalb
auch stets denselben Grad der Compression ausüben
sollen. R. benutzt nämlich sialt Knolen und Sleck-
nadeln zur Befestigung von drei- oder viereckigen
leinwandenen Tüchern elastische Slreifen oder Fäden
aus Kautschuk, welche nach Bedürfniss unter einan-
der durch Schlingen, SchnürtOcher, Knolen u. s. w.
in mannigfacher Weise verbunden werden , indem
man dabei zu antagonistischen Befestigungspunklen
für dieselben die passendsle KOrperparlie wählt,
so das Kinn für den grOsslen Thcil des Vorderkopfes,
eine Achselgrube für die andere u. s. f.
Bei den zusammengeseMen ^erbäuden kommen
die T-Binden, die gekreuzten Binden, dei Schleudern,
Saspensorien u. s. w. in mehr oder weniger ausführ-
licher Weise zur Besprechung. Die elatiiscken Fer-
binde werden in specielle Capitel verwiesen. Die
orthopädischen Apparate werden, als ausser dem
Bereiche dieser Schrift liegend, ganz übergangen.
Gap. VII. handelt von den Ferbandapparaten ßr
Fraeturem, Die Luftkissen von vulkanis. Kautschuk
nach den Angaben GarieTs werden als Unterlagen
für fracturirte Glieder sehr empfohlen; auch der
Kautschuk-Apparat GarieTs zur Extension u. Gon-
traextension wird als höchst zweckmassig befunden.
Der Desaall'sche Verband für GlavicularbrUche
erftlllt die meisten Indicationen; doch gerälh er leicht
in Unordnung und zieht den Oberarm nicht genug
nach hinten; er lässt sich ausserdem sehr leicht
vereinfachen. Von den verschiedenen Modificalionen
des Achterverbandes für Patellarbrücbe durch Petit,
Desault, Velpeau u. A. ist der Garn a*s mit
Heftpflasterstreifen der sicherste. Für Fibularbrüche
»it Luxation des Fusses nach aussen wendet Mai-
sonneuve den Dextrinverband an; bis tu dessen
vollatändiger Austrocknung aber noch darüber den
Verband Dupuytren 's mit Kissen, Schienen und
Binden. Der Scnitet'sehe Verband erfahrt eine
sehr ausgedehnte Besprechung. Die Extensionsappa-
rate werden entweder mit durchlöcherten (Desault)
oder mit federnden Schienen (Boy er) hergestellt.
Vf. giebt dem oben erwähnten Apparate Gariel's
mit Kauuchukrtfhren den Vorzug. Von den unzäh-
Mfl4.Jsbrfcb.B4. 79. hiLt.
ligen andern , namentlich deutschen Methoden , um
fortdauernde Extension und Contra^ztension zu be-
wirken , wird keine einzige aufgeführt ; auch spricht
sich Vf. über die Erfolge oder vielmehr Nichterfolge
der Extension in der Praxis gar nicht mit Entschie-
denheit aus. Bei den Rinnen werden die Drahtrin-
nen Mayor's erwähnt; bei den Ketsten begegnen
wir nachträglich dem Ezlensionsapparate von Bau-
dens, welchem Vf. bedeutende Vortheile zuschreibt.
Zur Bildung doppeltgeneigter Ebenen sind statt der
leicht verrückbaren Kissen Rreter zu verwenden ; es
werden zwei Apparate von Mayor abgebildet und
kurz erläutert; bei den Schwebemaschinen scbliesst
sich Vf. ebenfalls fast ganz an Mayor an. Unter den
unbeweglichen Ferbänden werden die von Larrey,
Seutin, Velpeau und L a u g i e r hinreichend ge-
schildert, überdiess der Verbandkitl aus Stärkeklei-
ster und Gypspulver von La fargue u. s. w. Im
folgenden Abschn. kommen die Apparate von Boy er
und B a u d e n s für Kniescheibenbrüche zur Sprache,
hierauf Malgaigne*s Stahlklammem zur Vereini-
gung der Bruchstücke der Palella. Zum Beschluss
giebt Vf. noch einige Vorsichtsmaassregeln für die
Behandlung der Fracturen vor und während der An-
legung des Verbandes, namentlich über Transport,
Lagerung , Einrichtung u. s. w. Erfordert die Ver-
letzung absolute Ruhe des Kr. , so soll man das Bett
nach der Vorschrift GarieTs einrichten. Der Raum
erlaubt uns nicht, eine nähere Beschreibung dieser
etwas umständlichen u. luxuriösen Lagerungsmethode
hier milzutheilen. Hindern die Muskeln die Reposi-
tion , so soll man durch einen ergiebigen Aderlass
eine Ohnmacht herbeizuführen suchen ; für das frac-
turirte Glied ist zur Retention die halbgebeugte Stel-
lung am zweckdienlichsten [?] u. s. w.
Dieser ganze Abschnitt über Bandagen (nament-
lich auch für Fracturen) ist für den AnUnger offenbar
zu reichhaltig und zu wenig übersichtlich; auch hät-
ten wir von dem Vf., dem die Erfahrungen einer
Tjähr. Hospitalpraxis zur Seite stehen , eine genauere
und selbstständigere Beurtheilung und kritische Wür-
digung der einzelnen Methoden, Systeme u. s. w.
erwartet*
Im folgenden Cap. kommen die Bruchbander an
die Reihe , so wie das Wichtigste Über die Diagnose
der Brüche und ihre Taxis. Die forcirte Taxis wird
gänzlich verworfen; rechtzeitige Operation dringend
empfohlen.
Das IX. Cap, behandelt die Pessarien; von allen
bis jetzt empfohlenen sind die GarieTschen Luft-
pessarien aus vulkanis. Kautschuk die vorzüglichsten
[vgl. Jahrbb. LXXV. 315. u. LXXVH. 147.]
Cap. X. verbreitet sich über die Indicationen,
welche die Ferbände zu erßllen haben ; Gap. Xt.
über das Ferbinden im Allgemeinen , so bes. Hber
die Behandlung der Wunden , die unmittelbare oder
mittelbare Vereinigung derselben, die erforderliche
Lage des kranken Theiles, die Zeit der Anlegung und
47
370
Jim »in, Haidb. d. kl. Ghinirgic
Abnahme der WundverbKnde n. t. w. Beide Capitel
siad TOD mehr oder weniger compilalorischem Cha-
rakter; doch kommt in ihnen manches Neue und In-
teressante zur Sprache.
Der 11. Theil behandelt die kleinern chirurgi-
schen Operationen. Er beginnt in Cap. I. mit der
RubefacHon; zu Senfteigen soll man nach Trous-
seau's Versuchen kaltes Wasser nehmen. Essig
verlangsamt die Wirkung des scharfen, flüchtigen
Oeles. Als Fesicantien benutzt man das Ammoniak
(pommade de Gondret) , selten den Seidelbast u. die
Hitze, vor Allem die Ganthariden (Collod. canthari-
dale); rufen letztere Harnbeschwerden hervor, so
soll man das PQaster mit Karopherpulver bestreuen.
Die Beschreibung der endermatischen Methode ge-
schieht vorzüglich nach Lambert*s „Essai sur la
m^thode endermique". Der Abschn. über die Cau-
terisation lässt wenig zu wünschen übrig. Bei Fer-
letzungen an Leichen, namentlich Stichwunden, hält
Vf. nach l(onod*s Vorgang das Aetzen eher für
schädlich als nützlich; man soll die Wunde lieber
abwaschen und ausbluten lassen, oder aussaugen.
Die Nachlheile der fFiener Paste , namentlich die
leichte Zerfliesslichkeit und Schwierigkeit der Appli-
cation sind durch das Causticum von Fi I hos besei-
tigt. Aetzammoniak ist durch Jussieuu. Gerdy
fast zu einem Specificum gegen Vipernhisse geworden.
Zur Gauterisation durch die Hitze eignet sich von
den Metallen der Stahl am meisten. FontanUle wer-
den am besten mit Aetzraitteln angelegt, weniger gut
durch das Messer, am schlechtesten durch Vesicatore.
Zu Moxen ist Baumwolle am dienlichsten; Phosphor,
Kampher u. dergl. sind ganz unpassend. Der Moxen-
träger von Gu6rin ist seiner Bequemlichkeit halber
dem von Larrey vorzuziehen. (Jeher die Acupwic-
imr das Bekannte ; die Ekklropuneiut* soll man im
acute» Stadium der Krankheiten wouvilglÄch ganz ujbh
terlaaae«. — Die Puncdonen mit Trekar, Bistouri
und Lancelte werden naher beschrieben; auch die
ihtrchbohrung des Oku^ppchens ha4 sich eines b<-
sondern Gapitels au erfreuen.
Ueber die Faccination bringt J. das Bekannte
bei. Unter den verschiedenen Aufberwahrungsmetho-
den der Vaccine ist die in Haarröhrchen nach P i a r d
u. Bretonneau besonders in Aufnahme. Di« Ah-
orlivbehandlung der Fariolapustebi geschieht entwe-
der durch OelTnen der einzelnen Pustefn mit der Na-
del und nachheriges Aetzen mit Höllenstein, oder
vorthetthafter durch Bedecken mit Pflasterstreifen,
Bamenttioh des Empl. de Vigo, welches man am Tage
Mf Eruption, auflegl und ungefähr 6 T. liegen laset.
Pusteln auf der Honijbaul und an dem freien Lidraade
soll uum nach Serres mit dem HöllensteinstiAe
älzen. Von der Abortivhebandlung mit Gollodium
fuhrt Vf. nur eine fremde Beobachtung an.
In folgenden Cap. koauut Vf. zu den Saarseilen,
hierauf zu den Inoisionen überhaupt; er theilt die
Art, 4aa Bistouri zu fassen« iu die 3 bekannten Klas-
sen (Positionen) ; besoikdere Scheerenpositionen sla-
tuirt er nicht. Bei Hautschnitlen soll bmb wegea der
grossem Schmerzhafügkeit sich der Scheere womttg-
licti nicht bedienen. Dass Vf. die blosen Lanceiuticke
(mouchetures) von den ScarifkoHone» ireont, scheiM
uns nicht recht passend.
Diese letztern Abschnitte , so wie auch der fol-
gende iXh^T Blutentziehungen sind in einer vorzüglich
klaren und umfassenden Weise durchgeführt. Vf.
bespricht nach einander die Phlebotomie, yirterioto-
mie und capilläre Blutentziehung. Bothe Aderlass-
binden benutzt er niemals ; sie erschrecken den Kr.
oft und können bei geringer Aufmerksamkeit leicht
ansteckende Krankheiten übertragen : er bedient sich
einer beliebigen Leinwandbinde. Die Lancette soll
man mit Daumen und Zeigefinger am hintern Theile
der Klinge fassen , indem man die übrigen Finger ah
Stützpunkt gebraucht. Der Bath einiger Autoren,
die Klinge so zu fassen , dass man nur den Theil
derselben, welcher in die Gewebe eindringen soll,
frei hervorstehen hsst, ist nach N^laton nicht gut.
Denn ist die Haut fein und die Vene oberflächlich, so
wird man die Lancette so nahe an der Spitze fassen
müssen , dass die Pingerspitzen einen Theil der Ope-
rationsstelle bedecken ; liegt aber das Geßiss lief, so
wird man nie wissen , wie weit man einzugehen bat
Vf. empßehlt einen schrMgen Einschnitt in die Vene,
die Hautwunde grOsser als die der Vene, und am
Arme den Aderlass , wenn irgend möglich an der V.
med. eephaliea zu machen. Die Hindernisse des
Ausfliessens des Blutes sind gut dargestellt» ebenio
die Complieationen. Ausser der Phlebotomie am
jirme wird noch die an der Hand, am Fusse u. am
Halse naher erörtert. De« Aderlasasclittepper er-
wähnt Vf. nirgends. Die Arleriotomie gehört» ausser
etwa an der Art. tenipor. , jetzt zu den verlasseneo
Operationen. Die örtliche oder capilläre Blutenl-
ziehung geschieht durch Blutegel und Schröpfen.
Die Application der Blutegel an das Scrotum nnd die
Augenlider ist nach J. nicht zu sehr zu scheuen , ia-
dem selbst die betrachtlichsten Infiltrationen sich ge^
wohnlich rasch verlieren ; zu vermeiden sind aber
wo möglich entzündete Theile, dann (namentlich bei
Prauen) Partien, die unbedeckt getragen werden,
ferner die Nühe grösserer Gef^sse und Gegenden, an
denen später eine Operation erforderlich werden kann.
Blutige Schröpfköpfe können aa den Theilen, Hie
ihre Apphcation gestatten, die Blutegel voHkoao-
uien ersetzen.
Schröpfen. B U 1 1 b 's Schröpfköpfe aus volkanii.
Kautschuk, derea Oefliiung durch eineo biegsamen
MetaUdrabt auaeiuandec gehaiten wird, sind. uachJ.
trotz üurer sonstigen guten Eigeoschaften wefSA ihrer
Undurehsichtigkeit im Garnen nicht sehr empfehiea»-
wertb. Vf. erwähnt sodanu die vielfachen Verbesse-
ruugen, welche Gharri^re an de« SchrOpAippanir
ten angebracht bat» bemerkt, dass der sonst sehr
zweckmassige und höchst einfache Scarificator «m
Bondu wegen seiner weniger raaehea Einwirknag
die Hautverletzung schmerzhafter naefat, beieichnetdas
J a m a i n, Haodlb. d« kl, Chirurgie.
371
BMIontet fOB Sariaidif^re, time Vereinigvii^
VM SebrOpfkopf mit Saugpunpe n. SdirVpfsehiiflpper
ala sa «onplieirt } nid betprieiit aehlflaiitch die auf
gleieheiD PriDcipa baraheBden kiUutUchmi Biuteg^if
fto alten Idarher fpalidrigaa ErioduDgeo hat foraVg*
lieb die voa KDUtsmaiiB uad Georgi vob der
Acadtoia de mldecine eine vorlheilbafte Empfehlung
erhalten.
Der HL Thetl handelt von .tcinigen ^ffectionen,
deren Behandlung gewöhnlich der niedem Chirur-
gie anheimßllt*. Wir finden hier zunilchat eine
grQndliche Beschreibung der Phlegmone (circum-
scripta u. diffusa) , welche eine sehr rationelle The-
rapie enthalt, sonst aber nichts Neues bietet. Hier-
auf folgen die ^ bscesse. Die Annahme, dass alle
Abscesshtthlen • ausaer in sehr rapiden Fallen, mit
einer Beugebildeien , den Eiter absondernden Mem-
bran (roembrane pyogönique) anstapeziert seien, be-
darf wohl sehr der Beschränkung. Um einen in
dieken Theilan befindliehen Abseess au erkennen« räib
N^lalon die Pluciuation parallel mit der Achse des
GKadaa tu auchen, um nicht durch die Varschiebiing
von ÜBskalpartien gelauscht zu werden. Bei sehr
klainan oder aakr tiefen Abscesaen, wa man zur Har-
vorliringflng der FIncination zwei Finger nicbi anwen-
den kann, loti iMin auf die Erhebnng^laicht nach der
Tiaie m drackan , wodurch man das GefflU erhält,
ala warde der Finger durch die ihren Platz wieder
ei«nehmenda FHlssigkeit zurfickgeirieben (Choc an
retour fon Lisfranc genannt). Nach Oeffnung des
Abaceaaes mit dem Finger einzugehen , ist unntttz u.
oft schädlich. Bei den Panaritien *statuirt Vf. nach
der Tiefe dea SiUes die bekannten 4 Arten. Die
oberflächlichen Panaritien halt er wohl nicht ganz mit
Recht ala identisch mit der als Paranyckia bezeieh-
neten Affection » unt4sr der man nach Dupuytren
eiganllich nur EnUttndung und Veraebwarung der
Nagelmutler Tcrsteht. Dia frihzeitignn Einsehnilte,
um Schmerz und Spannung zu heben und die Theil-
nahme der Sehnenscheiden zu verhindern , widerrath
RoBX als meisteatbeila unnütz und öfter« sogar ge-
nihriich. Den Furwikel im Entstehen zu unterdracken,
d. h. die Bildung des aogen. Eiterpfropfes zu verhin-
dern« ist sebr schwer, obsehon man HOlleBsteincan-
teriaationen» Gireumciaionen u. dergl. empfohlen hat.
FVobzeitige Einschnitte andern nach Nölaton den
Verlauf gar nicht; daher Begflnstigung der Eiterung
und rechizeitige ErOffbnng der Geschwubt mit dem
Biatonri. Bei dem Gerstenkorn^ als einem Furun-
kel am freien Ltdrande [mit gleichzeitiger Theilnahme
der Talgdrflsen] hat sieh die Erfahrung für die Inci-
sion ziemlich ungünstig ausgesprochen; daher nur
erweichende Umsehlage und Waschungen. N^la-
ton verwirft auch bei dem guiartigen Anthrax
frflhsailige Binacbnitte; Sanaon empfiehlt nr Ab-
ortifb•handlw^: zahlreiche Blutegel, bei au hetracbt«*
ücten Scbmar« einen KreaiachniU von der Spitz«
nach dar Baals. — Die Biniheil«ng «ad Baaprechung
der WuMdm geacbirfit nach den Werkzeugen, dnrcb
wekha aia faeraargebrachl werden. Sehr auflalland
iat es • daaa die Schuäsumniem so gut wie gar nicht
berOhrt werden. Von der Prima intentio unterschei-
det Vf. noch die mittelbare oder secundare Vereini-
gung durch Eiterung und die durch Inlerposition von
Narbengewebe; bei arsterer geschiebt die Heilung
voB dem Grunde nach den Randern, bei letzterer von
den Randern nach der Mitte. Dia Serres-^fiMs von
Fidal werden nur besehrieben ^ von den Nähten
6 Arten dargestellt. Dass die Symptome der Hunds^
Wtfth bei dem Menschen erst 5 — 6 Wochen nach dar
Verwundung auftreten, dass rechtzeitige und tiefe
Gauterisation ihren Ausbruch sicher verhüte u. dgl. m.
sollte in Handbüchern nicht vorkommen. Als Gom-
plicationen der Wunden beschreibt Vf. in befriedigen-
der Weise die Blutungen und ihre Behandlung. Dia
Schilderung des Hospitaibrandes basirt auf D e 1 p e c h ;
über den Schmerz, die nervösen Delirien , den Teta-
nus, die Pyamie u. s. w. wird in Kürze das Wich-
tigste beigebracht. Etwas mehr topographische Ana-
tomie hei der Beschreibung der Wunden wflre für die
Studirenden gewiss nicht nachtheilig gewesen. An
die Wunden schlieasen sich die Gangrän und die
kttrbunheiartigen Affeedonen. — D\t Ferbremnm^
gern werden nach Dupuytren in 6 Grade getheilt;
im Uebrigen nur Bekanntes.
Die Geschwüre bezeichnet Vf. den Wunden ge-
genüber als Continuitatslrennungen mit Substanzver-
lust und der Tendenz, um sich zu greifen, oder
wenigstens stationär zu bleiben. Er berücksichtigt
nur diejenigen , welche aus localen Ursachen entste-
hen, naher; als solche gellen ihm die einfachen,
variköson , caliösen und ein Theil der scrophulOsen
Geschwüre. Der von R o u x in Frankreich eingeführte
Baynlon'sche Heftpflasterverband, eine Vereinigung
des Druckes mit Reizmitteln, genügt nach J. allein
zur Heilung der einfachen Geschwüre. Besondere
Zustande des Geschwüres erheischen wohl einige
kleine Modificationen in dem Anlagen dea Verbandes,
aber kein Zustand schliesst seine Anwendung gänz-
lich aus.
Das Katheterisiren , die Nasentamponade und
das Ausziehen der Zähne , welche den Gegenstand
der 3 nächsten Cap. bilden, hatten ihren Platz jeden-
falls in dem 11. Th. des Werkes finden sollen , der
von den Chirurg. Operationen handelt. Die umfang-
reiche Beschreibung des Katheterismus betrifft nur
die Harnwege, nicht die Tub. Eustachi! u. s. w. Ra-
theterismus der Harnwege beim Manne. Was wir
im Allgemeinen Katheter zu nennen pflegen, bezeich-
net Vf. grösslentheils als Sonden oder AlgaKes, Die
Nachtheile, die man von den aus Gutta-Percha gefer-
tigten Instrumenten beobachtet hat sind Folge einer
fehlerhaften Fabrication ; durch passönde Behandlung
des Stoffes kann man diesen üebelstanden insgesammt
aWielfen ; die Pariser Instrumente ans GutU - Percha
verbinden mit Glatte, Biegsamkeit und Dauerhaftigkeit
auch die Fähigkeit, sich leicht nach Bedürfkiiaa formen
zu lassen. Die Operatian des Katbet^sireoa selbst,
in der man sich var Allem praktiach üben muaa , ist
372
Zeis, Beobachtuogen.
gut dargestdlt ; doch wünschten wir anch hier etwas
mehr anatomische Details. Einige praktische Bemer-
kangen Über die hauptsächlichsten Schwierigkeiten
des Katheterismus sind einer Vorlesung des Dr. Phil-
lips Aber die Krankheiten der Harnwege entnommen.
Die geraden Katheter (Amussat) können bei fal-
schen Wegen in der (}rethra von Vortheil sein. Wird
die Spitze des Katheters an der untern Wand des
Bulbus aufgehalten , so ist es ein unnützes und bis-
weilen höchst schädliches ManOver, durch Druck auf
das PerinSum oder den in den Mastdarm eingebrach-
ten Finger das Instrument dirigiren zu wollen. Die
metailnen Katheter dienen vorzüglich zum Abzapfen
des Urins und zur Exploration der Blase; die bieg-
samen dagegen sind unentbehrlich, wenn das Instru-
ment IXngere Zeit in der Urethra liegen bleiben soll.
Die Procedur von N a i s o n n e u ve mit einem feinen,
biegsamen, vorn stumpfen Boogie, das dem Katheter
zur Leitung dient , scheint mit ziemlicher Sicherheit
vor falschen Wegen zu schotzen. Der CathSierisme
fbrcS zerfällt, je nachdem die Urinretention plötzlich
und vollständig, oder aber nur incomplel ist, haupt-
sächlich in 2 Methoden. Bei der einen dringt man
unmittelbar in die Blase , indem man die Hindemisse
mit der Spitze des Katheters beseitigt ; dieses , bes.
von B 0 y e r empfohlene Verfahren ist äusserst schwie-
rig und darf nur von einem erfahrenen und geschick-
ten Chirurgen vorgenommen werden ; doch ist es dem
Blasenstich immer noch vorzuziehen. Bei der andern
Methode handelt es sich nur um die Erweiterung der
Urethra, die entweder, wie Dupuytren will, lang-
sam, oder nach Nayor's Bath mit Hülfe verschieden
dicker Sonden rasch geschieht. Erscheint bei Frauen,
namentlich bei Blasenscheidenfisteln , ein längeres
Verweilen des Katheters in der Blase erforderlich, so
eignet sich zur Befestigung des Instrumentes vorzüg-
lich eine von Bouisson angegebene Bandage.
Bei ^Nasenbluten kann die Bellocq'sche Bohre zur
Nasentamponade durch den Kautschukapparat von
Gariel ersetzt werden ; letzterer l>esteht aus einer
Kautschukrohre, deren eines mit einer birnfArmigen
Erweiterung versehenes blindes Ende in die Nasenhöhle
gebracht, bis zu einem ziemlichen Umfange aufgebla-
sen werden kann.
Schwieriger, nicht mit Schlüssel oder Zange, zu
entfernende Zähne sollen die Studenten den geübte-
ren Dentisten überlassen, — ein Bath, der gewiss
auch in deutschen Kliniken, wo nur zu oft die Kinn-
laden der vertrauungsvollen Pat. als gefühllose Phan-
tome benutzt werden, einige Beherzigung verdient.
Vf. bespricht von Instrumenten nur die Schlüssel und
Zangen; alsdann beleuchtet er einige unangenehme
Folgen der Zahnextraction.
Der ziemlich ergiebige Abschnitt über ^naeslAetiea
endlich gieht nur das Bekannte , und zwar nur aus
frans. Quellen.
Die äussere Ausstattung des ganzen Buches ist gut ;
die reichlich ßingesäeten Holzschnitte, wenn auch
nicht immer von plastischer Schönheit, doch hinrei-
chend ittstmctiv und ihrem Ewecke voIHLonmen enlr
sprechend. Wir wünsebeii dem Werke auch bei dem
nicht fransösitcben ärslKebeo Poblicnm eine fremd-
liche Aufnahme, so wie den Kenntnissen nnd den,
wenn auch bisweilen etwas tu compilstorischenFleisse
des Vfs. überall die verdiente Anerkennung.
0. Martini.
116. BeobacUmigen nnd Eifahnugen aiu
dem Sladtkrankenhausr. zu Dresden; von Dr.
Ed. Z e i s , Oberarzte der chir. Abth. desselb.,
ehemal. Prof. d. Chir. zu Marburg , vieler gel.
Ges. Mitgl. Dresden. Türk. gr.8. l.Hft. 1852.
Vill u. 80 S. mit 3 Taf. Abbild.; 2. Hft. 1653.
75 S. u. 1 Kupfert. (24 Ngr.)
Die 1. der Abhandlungen verbreitet sich über
„verschiedene krankhafte Zustände der ffopfnähte/*
Vf. theilt zuerst die Geschichte eines 20jäbr. Mäd-
chens mit, das nach mancherlei Krämpfen, von wel-
chen besonders die rechte KörperhälDe belrolTen ge-
wesen , in ihrem 1 5. J. durch einen Stoss sn eine
Tischecke in der Mitte der Pfeilnaht eine Schnitt-
wunde erlitt, welche kaum zugeheilt, bald wieder
aufbrach u. viele kleine KnochenstOckchen entleerte;
diess geschah während eines Jahres sogar 7 Mal. Vf.
weist dabei nicht ohne Grund auf absichtliche Täu-
schung hin, wofür auch nach unserer Ansicht der
ganze Verlauf spricht. Eine 20jahr. , gut genährte,
sonst gesunde Person hat eine ^^f^'* lange eiternde
Spalte der Kopfhaut, genau der Pfeilnaht entspre-
chend, welche die grösste Aehnlichkeit mit einer vor
ein paar Tagen angelegten und nun in Eiterung be-
findlichen Schnittwunde hat. Nirgends drang die
Sonde bis zu einer beträchtlichen Tiefe, und doch
wurden in nicht vollen Vt ^« ^3 Knochenstflcke aas
der Wunde genommen , im Gesammtgewicht von 67
Gr., ohne dass vorher an der Hirnschale Entblösung
und ein nekrotischer Process stattgefunden. Viele
Knochenstückchen hatten Aehnlichkeit mit gekochten
Thierknochen , und an manchen derselben bemerkte
man auch Muskelfasern 1 Anch die Krämpfe scheinen
dem Vf. zum Theil erkünstelt , und derselbe ist der
Ansicht, dass es nicht schwer gehalten haben würde,
die Kr. zu einer Somnambule zu machen. Wenn
Vf. glaubt, dass diese Person die im Heilen begriffene
Wunde nicht mit Nadeln geritzt haben könne, weil
sie dadurch zu viel zu leiden gehabt hätte, und ihre
Stirn nicht würde h»hen verunstalten wollen, so lehrt
dagegen die Erfahrung, dass junge Personen, inson-
derheit weihl. Geschlechtes, nicht so selten Tortoren
und Verstümmelungen mancher Art an ihrem Körper
vorgenommen haben , und zwar nur um Aufsehen zu
erregen. Wenn im fragl. Falle eine Asymmetrie des
Kopfes und gewisse Verkümmerung der rechten Kör-
perhälfte, die aber bei dem gut genährten jnngei
Mädchen mit lebhafter Gesichtsfarbe doch kaum be-
denklich , vorhanden waren , so standen diese wohl
nicht im innigen Gonneie mit dem Verhallen der
Kopfwunde, das zudem als Krankheit allen physiol.-
pathol. Vorgängen widerspricht, sich dagegen sehr
Zeis, Boob»cliUingeft.
373
l^idil mit tmem Kvnstprodiicie in Biakltnf bringen
ISMt. Wir hoffen, dass der geehrte Vf. hei fernerer
Beobachtung diesea Fülles unsere Ueberaeugong, data
er es hier le«ltglich mit einer Belrttgerin lu thun ge-
habt • vollkommen beatlligt ßnden werde.
Ca folgen sodann Bemerkungen üher Syphilis, die
Ton i)r. Hacker in umstHndliche Betrachtung ge-
zogen worden sind (s. Jahrbb. LXIIV. 1860* Uns
sei dabei nur Folgendes su bemerken erlaubt. Wir
können dem Vf. nicht heistimmeii , wenn er sich im
Allgem. gegen Ricord kehrt und vor dessen sin-
kendem Sterne warnt. Wir glauben» dass Rieord
in den Hauptfragen Recht habe und auch behalten
werde ; und ohne jedo von ihm aufgestellte Theorie
SU blHigen, hallen wir sein Handeln am Krankenbette
fttr richtig und hinreichend durch die Erfahrung
sanctionirt. Man lese, wenn man keine von Ricord's
Schriften kennt und ihn niemals am Krankenlager sah
und hOrte» nur seine glänzende, siegreiche Rede,
bei der Discussion über Syphilisation , dieses Non
plus ultra medicinischen Aberwitzes, in der medic.
Akademie, und man wird sehr bald den Mann er*
kennen mit klarem Geiste , mit umfassenden Kennt-
nissen , mit nngetrabtem praktischen Blicke » der
seinen Gegenstand vollkommen bewältigt, und zu-
weilen mit liebenswürdigem Humor wOrzU Wie
klein, ja wie possirlich nehmen sich die schalen Reden
seiner mehr denn matten Gegner daneben aus I Als
entechiedener Anhänger des Mercur sieht übrigens
Zreis keineswegs im Widerspruche mit Rieord,
nur unterscheidet er sich darin von ihm, dass er der
Salivation ein weiteres Feld einräumt, die Jener im
Ailgem. gemieden wissen will, und die jedenfalls nur
ffir die eitrerosten Fälle unerlässlich ist. Ohne Be-
denken kann man Zeis beipflichten, wenn er die
von Rieord gezogene starre Grenzlinie zwischen
secnndärer und tertiärer Syphilis als nicht stichhaltig
bezeichnet, und die eigentliche Wirksamkeit des Jod-
kali auf jene Fälle allgem. Syphilis beschränkt, in
denen schon viel Mercur in Anwendung gekommen.
Letzteres haben Andere, wie auch wir, bereits an-
derswo erinnert.
Die 3. Abhandlung beschäftigt sich mit den
Luxationen, und zwar zunächst des Humerus, in
deren Eintheilung Vf. mehr Ordnung bringen mOchte,
nnd zu dem Zwecke jener von l* i l h a das Wort redet,
der eine Luxalio infraglenoidea (nach unten) , prae-
glenoidea (nach vorn) und relroglenoidea (nach hin-
ten) annimmt. Vf. bemerkt ganz richlig, dass diese
Eintheilung, abgesehen von ihrer anat. Basis auch
das vor der Günther' sehen voraus habe , dass sie
sich der bisher in der Praxis bewährten mehr an-
schliesse. Den Schluss des 1. Hefles bilden ein Fall
von Luxaiio femoris nach innen und oben , mit bei-
gefügter Schilderung des anal. Befundes , so wie ein
Fall von Luxaiio poUieis auf den Rücken der Band,
zo der^ Reposition , dife Durchschneidung der Ligg.
later. erforderlich gewesen. Beide Fälle werden mit
Interesse gelesen.
Des 2. Heft enchlll snerti eine Abhandiimg Ober
die Bntstehnng der tm FeiizeUgewebe gelegenen
Bmiggeeckumisie. Vf. unterwirft die bisherigen An-
siebten zuerst einer gründlichen krit. Revision, tbeill
dann verschiedene Fälle von Exstirpationen von Balg-
geschwülslen und deren Untersuchung mit und stellt
den Satz auf, dass Balggeschwttlste, welche voll-
kommen geschlossen, und im Fettzeligewebe gelagert
sind, durch Ablagerung von Epithelialsellen an dieser
Stelle als Neubildungen, somit nicht durch fintartttng
vorhandener Organe , Talgdrüsen u. s. w. entstehen*
Die Schlüsse, die Z. ans seinen Untersuchungen sieht,
sind folgende. 1) Hauttalgdrüsen künnen durch An-
sammlung ihres Secrets Geschwülste bilden, deren
Inhalt sich durch den noch offenen Ausfuhrungsgang
nach der Oberfläche hin ausdrücken lässt. — 2)
Dass Geschwülste der Art vorkommen, welche die
Cutis verlassen haben und in das subcutane Zellge-
webe gelangt sind, ist nicht erwiesen, und nur dann
als möglich anzusehen, wenn sich ergäbe, dass Talg-
drüsen schon im normalen Zustande bis zum Fett-
zeligewebe herabreichen können. — 3) Es ial.
anzunehmen, dass nicht vüHig geschlossene Ge-
schwülste im Gewebe der Cutis, deren Inhalt sich
nicht allein nicht ausdrücken läast, sondern bei deneif
auch keine Spur eines ehemaligen Ausfnhrungsganges
zu entdecken ist» sich in Talgdrüsen entwickelt haben«
Refinden sich aber solche Geschwülste im PetlzeUge-
webe, so ist kein Grund vorhanden, ihre Entstehung
durch VergrOsserung von Talgdrüsen zu erklären. —
4) Es ist unzweifelhaft, dass RalggeschwUlste sich
als Neubildungen im Fettzellgewebe entwickeln kOnnen,
die also zur Cutis in keiner Beziehung stehen. —
5) Beide Arten Geschwülste, die als Neubildungen u. die
aus Talgdrüsen entstandenen, haben viele Aehnlichkeit
mit einander u. sind bishernicht streng genug von ein-
ander geschieden worden.
Es folgt hierauf die Beschreibung eines Enchon"
drom mit knöcherner Schale an der 1. Phalanx des
4. Fingers, das Vf. dadurch entfernte, dass er die
Exarticulation aus dem Metacarpus machte. Die so-
dann folgende Abhandlung ist der Widerlegung der
Behaoptung von Hermann Meyer über den Fer^
knöcherungsprocess der Gelenkknorpel gewidmet.
Wir stehen hier ganz auf Seiten des Vfs. und glauben,
dass er gegen Meyer erwiesen habe, dass der Ge-
lenkknorpel nicht verknöchert, sondern dass nach
seiner Zerstörung Knochen « Neubildungen an seine
Stelle treten.
Die nächste Abhandlung betriflt die Behandlung
der Hamröhren^Strieturen* Nachdem Z. zuerst auf
die Gefährlichkeit und häufige Unanwendbarkeit des
Syme 'sehen Verfahrens aufmerksam gemacht hat,
worin wir im Allgem. ihm beistimmen , hebt er die
Vortheile der allmäligen Dilatation, und zwar mit me^
tallenen Sonden hervor. Vf. lässt die Sonde zwi-
schen 10 tt. 20 Min. liegen u. wiederholt das Ein-
führen nur nach 48 bis 72 Std., schreitet aber nicht
sogleich von einer ach wachem Nummer zu einer stär-
374
Desmarres, AiigealieilhiiBde , von Seiiz u* 8. w.
kern , lOttderii wiederholt eine aad dieselbe 3 bis 4
Male. KaiiD man sich im Allgam. mit diesem Ver*
fahren einverstanden erklaren, so gilt diees doch nicht
unbedingt von' dem Verfahren des Vfs. bei Anwesenheit
mehrerer Stricturen. Gelingt es ihm nämlich nicht,
eine dünne Sonde durch die hintere Strictur durch-
lufbhren , so legt er ein möglichst starkes Bougie in
die vordem Stricturen , um , wie er sich ausdrückt,
das einmal eroberte Gebiet zu behaupten , und vcr-
sQcht dann erst das Einführen feinerer Sonden. Allein
dieses Einlegen starker Sonden in den vordem Theil
der Harnrohre übt offenbar auch einen Aeiz auf die
hintere Strictur aus , welche dadurch sich noch mehr
verengt. Die Hauptaufgabe ist jedesmal bis in die
Blase selbst zu dringen , uicht aber die Ausdehnung
nur auf einen gewissen Theil der Harnröhre zu be-
schranken. Da es nicht in Frage steht, dass auch
schon der augenblickliche Durchgang des Urins durch
die Harnröhre die darin befindlichen Stricturen etwas
ausdehnt, so lassen wir stets vor dem Einlegen von
Sonden den Urin abschlagen, damit dasselbe erleichtert
werde. Das Verfahren des Vfs. erst nach Einfdhrang
der Metall - Sonde bis zum Hinderniss, die Kr. zur
Urhientleening aufzufordern, ftihrt gewiss schwieriger
znm gewünschten Ziele. Die Anempfehlung des Bals.
copafraet am die nach der Beseitigung von Stricturen
zuweilen noch zurückbleibende erhöhte Empfindlich-
kett der Harnröhre zu beseitigen , können wir nichjL
biltigen.
Nach der Beschreibung einer unter sehr ungün-
stigen Verhältnissen mit Erfolg unternommenen Bruch-
operation bei einem 32jahr. Manne, Iheill uns Vf.
3 gelungene Fälle von TrepofiOtion des Schädels bei
Kindern von 10, 7 u. 4 J, mit, zu deren Vornahme
freilich die Gegner dieser Operation nicht hinrei-
chende Indication erblicken werden , indem bei allen
dreien vollkommenes Bewusstsein vorhanden war.
Wotten wir unsererseits deshalb gegen den Vf. auch
keinen Vorwurf erheben , so müssen wir doeh unser
Befremden darüber ausdrücken , dass das Osteotom
nicht in Anwendung gezogen wurde , durch welches
namentlich in 2 Fallen die Operation vereinfacht und
erleichtert worden wäre. -* Ein hierauf erzählter
Fall von Luscatio femoris auf «len horizontalen Ast
des Schambeins ist deswegen bemerkenswerth , weil
die ReposKion sich ohne Schwierigkeil nach D um-
reich er* s Methode (Extension des leicht flec-
tirten und abducirten Oberschenkels) bewerkstelligen
licss.
Die Beschreibung eines nach Angabe des Vfs. ge-
fertigten Speculum nariwn, so wie verschiedene
JUisceilen bilden den Schluss des 2. Heftes. Möge
der wissenschaftlich so rührige und geistvolle Vf. «ns
recht bald mit einer Fortsetzung «einer ebenso beleb-
raden, als vielfach interessanten Beobacfrtungen
erfreuen! Panli.
117. HaBdkt^ der gesamntaB AngenMI«
knda ßr jterzle und Stndirende nach Dr,
L. A. Deemarret ^)^ deuteek umgeetrbeiiiel
und erweitert von Or. Seilt, Privatdoc. in
Tübingen und Assistenzarzte am chir. Klinikum,
tt. Dr. Blatt mann. Mit 76 Uolzschn. u.
2lilhogr.Taf. Erlangen 1852. Ferdinand Euke.
8. XIV u. 69n S. (3 Thir. 1 4 Ngr.)
Es kann nur als ein günstiges Zeichen Ittr den
Wcrlh dieses Handbuches d. Augenheilkunde betrachtet
werden, dass es nach 5 Jahren noch Uebersetzer ge«
funden, wenigstens Hfllt nach so langer Zeit der Ver-
dacht hinweg, dass die deutsche Bearbeitung, wie
diess sonsl wohl zuweilen vorgekommen , in specu-
lativer Hinsicht unternommen worden sei. Der bei
weitem grössere Theil derUebersetzungistvon Seitz,
und nur der kleinere von Blattroann. Die Zu-
sätze rühren meistens von Ersterem her. Wir wollen
hier nicht im Voraus mit den Herausgebern rechten,
ob ein dringendes wissenschaftliches Bedürfniss zur
Verbreitung des D.'sclien Buches auf deutschem Boden
obwaltete. Dasselbe wird sich später klarer heraus-
stellen. Die von diesem Autor befolgte anatomisch-
topographische Anordnung des behandelten Stoffes
ist auch in der deutschen Bearbeitung beibehalten
worden, und mit Becht. Was aber insonderheit Ver-
anlassung zur Herausgabe für die dentschen Bearbeiter
wurde, war „die grosse praktische Brauchbarkeit des
Handbuches* von D. , so wie die besondere Sorgfalt,
welche darin der operativen , wie pharmaceutischea
Behandlung gewidmet wird.** Des franz. Autors ge-
ringe Bekanntschaft mit der deutschen Literatur, so
wie die Bereicherungen der Wissenschaft seit dem
Erscheinen des Originals und viele darin befindliche
seitdem längst aufgedeckte irrthümer bestimmten die
deutschen Herausgeber an einzelnen Stellen mehr za
einer Umarbeitung, als zu einer slricten Ueberselzung.
Doch zur Sache ! Nach der Darlegung der Nothwen-
dtgkeit , kranke Augen in der Nähe und in einer ge-
wissen Entfernung zu untersuchen, werden die Krank-
heiten der Augenlider u. Augenbrauen abgehandelt,
u. zuerst die angeborenen u. erworbenen Missbilr
düngen der Augenlider in Betrachlufig gezogen:
Ablepharon, Coloboma^ Ankyloblepharon t Sym-
bUpharon etc. Bei letzterem rühmt D. die Anwen-
dung der Am US sa loschen Methode der permanenten
Narben-Ausdehnung, nachdem er schon früher deren
Wirksamkeil nach der Operation der Phimosis durch
L i s f r a 0 c gesehen , der jeden Tag die neue Verbin-
dung des Praeputium mit dem Nagel des Fingers zer-
riss. Ein solch rohes, überaus schmerzhaftes Ver-
fahren, das keine Narben-Ausdehnung, sondern nur
eine Zerreissung ist, die bei öfterer Wiederholung
notbweudig eine chron. Entzündung hervorrufen muss,
erscheint durchaus verwerflich, um so mehr, als wir
1) Traü^ tfateriqitt et pratiqae des maladias d»
yeei, par L. A. Detinarres, tDr. eo mddecine, ^rof. ^
Clin, ophthalmol., membre de plus. soc. m^d. Arec 78
figures, iDtercalfSes dans le texte. Paris 1847. G. Bailliire.
8. Vniet904pp.
I^esmarres, Augeoheilkußde « von S^iUu« 0. w.
975
an den bekaimlen Methoden von Amnion und Die^
fenb'acb gani raüooelle Verfahren besiunn, die, von
geftbler Band angewendet, zum gewünschten Ziele
Clibren. Die sur Erläuterung der Operation des Sym-
blepharon sowohl im Orig. als in der Uebers. beige-
fügte Fig» 1. erweckt durch ihre Undeutlichkeit von
vorn herein eben kein günstiges Vorurtheil fürsämml-
liehe in diesem Buche vorkomraeoden Holzschnitte.
Sind solche UolzschniUe überhaupt nicht geeignet,
di>m klaren, deutlichen Verständniss irgend welchen
Vorschub zu leisten, so sind sie bei Krankheiten und
Operationen der Augen, v/o das Coloriren Haupt-
sache bleibt, vollends ungenügend. — deiLagopk-
ihalmos wird blos von mechanischer Seite, u. auch
da fast nur im Vorbeigehen berührt. Dessen weit
wichtigere Bedeutudg» als Symptom der Paralyse d«B
Facialis, wird vom Vf. gänzlich ühersehen» u. auch
vom üebersetzer derselben nur nebenbei gedacht, -n-
Den von D. nach einer Ophthalmia purulenla beob-
achteten temporären Epicautkus, der sich von selbst
wieder verlor, kann man nach jeder starken Eiterung,
wodurch Conjunctival-Zellgewebe schwindet, u. also
die darüber befindliche äussere Haut schlaffer werden
mussy bis das Zellgewebe und Fett regenerirt ist, in
mehr oder minder starkem Grade wahrnehmen. Keinen
Falls verdient daher diese temporäre Uautfalte, von
deren Erscheinung D. so viel Aufhebens machte, eine
so grosse Wichtigkeit. — ßei der Aetiologie des
Entropium räumt 1). einer Erschlaffung der Haut viel
tu viel Gewicht ein ; schon H i m 1 y verwarf dieselbe
als Ursache. Es sind daher auch sämmtliche von 0.
auf vielen Seiten besprochene Heil verfahren in dieser
Richtung unternommen, nur von momentanem Erfolge
begleite!. Die Uauptveraalassuug zum Entropium
finden wir in der Verkürzung der Coujunctiva , einer
fehlerhaften Stellung des Tarsus und in der Contrac-
lion des Orbicularis palpebrarum. Es ist bei der
unverkennbaren Neomanie des Vfs. beinahe befrem-
dend, dass er zur Graderichtung des Lides bei Entro^
pium statt der Fadenschlinge, der Ueflpflaslerstreifen
tt. s. w. nicht die Serrefiues von V i d a 1 empfiehlt. —
Dm einer senkrechten Narbe zu begegnen, wie solche
nach der Operation des Ectropium nach Adams
entsteht , empfiehlt D. die Excision am äussern Au-
genwinkel, wovor aber der Üebersetzer kluger Weise
warnt. Die Vereinigung der Lidräuder am äussern
Augenwinkel, die D. neuerdings gegen Ectropium von
Retraction der Haut übte, rührt, wie von Seitz er-
innetl wird, von John France her, ist aber oilea-
bar nicht nacbahmungswerth , indem dadurch ein
Entrofkium gesetzt wird. Die Ver'Uickung der Gon-
jonoUva ist fttr sieh allein gewiss seliner Veranlassung
sum Ectropium, als Vf. annimmt«. Wohl haben pu-
rttlenle Ophthalmien eine Hypertrophie und Aufwul-
siung der Cooj. im Gefolge ; allein mit nachlassender
Entzündung pflegt auch diese Aufwulstung zu schwin-
de», wenn anders Tarsus und Orbicularis im physio-
logiseheft Zustande sich befinden. Dass Hypertrophie
des Tarsus auch ein Ectropium bewirken ki^one „ ist
bekauBt, aber neu isl es, dass sowohl D. als Ueber-
setser Reil wegen dieser Ursache die Incisio« und
Excision des Tarsal - Knorpels vorschlagen lassen,
während diess J. R e i d gethan hat Das Ecüropium
von spastischer Contraction des Orbicularis und von
VerrUckung vieler peripherischer Fasern desselben
ist häufig, und hier hilft dann unstreitig die Durch-
schneidung der peripherisch vom Tarsus gelegenen
Orbicular-Fasern , während die centralen Fasern un-
verletzt bleiben müssen. — Bei Blepharoplastik
und Triehiasis weiss D. nichts Neues ; bei letzterer
empfiehlt er die schon von Andern empfohlene par-
tielle oder totale Exslirpation des Lidrandes in seiner
ganzen Dicke. — Die Entzündung der Jngen-
Kder, und besonders jene der ^ugenUddrOsen, wird
sehr umständlich behandelt, ohne dass deshalb dem
Leser ein klares Bild vorgeführt würfle. Auffallen
muss es, dass D. unter den Ausgängen der Blepha-
ritis erysipelatosa der Gangrän keine Erwähnung
thut, die doch unbedingt die meiste Beherzigung ver-
dient. Das in einer Note von Seitz gegen Lidrose
nach Wernher empfohlene Bleiwasser ist ein alles
Mittel, das unter Andern von Himly schon in seiner
Klinik dagegen gebraucht ward. — Wie D. beim
Karbunkel des Augenlides die Cauterisation dem
Schnitte vorziehen mag, begreift man, wenn man
des Vfs. Haschen nach Paradoxem und Neuem kennt;
auch der von ihm dagegen gepriesene Aderlass gehört
hierher. — Nachdem die Ekckymosen, das Oedem^
die Warzen der Augenlider eine ziemlich alltägliche
Betrachtung gefunden , wird uns ein Verfahren D.'a
zur Ausrottung von Balg- u. andern Geschwülsten
der Augenlider zum Besten gegeben. Die Besorgniss
vor einer störenden profusen Blutung [I] bei derlei
Operationen hat D. zur Erfindung eines hiercti nö-
tlvigen Instruments veranlasst Dasselbe besteht aw
einer Pincette , an deren Armen eine Platte und ein
Ring sich befinden, zwischen welche das Augenlid,
aus welchem der Balg entfernt werden soll, geschoben
wird. Zur Composition dieses sinnreichen Instru-
ments wurde auch die treffliche Unterstützung des
Herrn Gharri^re in Anspruch genemmen. En
versteht sich , dass man nach der Grosse der Bälge
und dem Alter der verschiedenen Personen minde-
sten» ein halbes Dutzend solcher Zwicker von ver-
schiedener Grosse bedarf, deren Anlegung von keinem
Schmerzgefühl begleitet ist, und auch durch keine
Quetschung eine Störung der Heilung der Wunde auf
erstem Wege bedingt Lob u. Preis sei daher dem
Vf. für diese wichtige Elrfindung eines Augenlid-Tou»-
niquet gebracht , ohne welches kein Balg, blutlos aus
den Augenlidern au sehaffen ist.
We es auf gründliche firuirung eines patkol»-
gischea Preeeases ankommt , ist 0. nicht zai UaiBe.
Ein Reispiel dafar liefert er bei«. Ckttkunon , so datfs
sogar sein üebersetzer sich bewogen fand , ihn eines
Andern zu beiehren, aul Ryba's Ua4easuch«Mgen
hinweisend, der den Sitz des Ghalasion. immer iiaLi«^
knorpel dargethan hat Beim Krebse der Augeniider
erinnert üebersetzer an die von Tanehou aneu>-
pfQhlene YorlheilhaAe Wirkung der OpiumrPasie, he-
376
Desmarres, Augenheilkunde, von Seitz u. 8. w.
sonders » wenn dieselbe mehrere Wochen fortge-
brauchl werden» wie in den chir. Kliniken sn Giessen
u. Tübingen.
Die Krankheilen des Augapfels werden mit den
EnlzUndungen begonnen; die Specificiläl derselben
lüssi D. mit Velpeau und andern neuern Autoren
fallen , worin ihm auch die anatomische Anordnung
zu Stallen kommt. Die Conjunctivitis theilt er in
1) die einfache u. phlegmonöse, 2) die pustulöse,
3) die granulöse, 4) die purulenle. Die granulöse
zerfällt wieder in die conlagiöse, nicht-conlagiöse,
miasmalische u. exantheroalische ; die purulenle in
die der Neugebornen, die gonorrhoische u. Sgyplische.
AlsUnlerablheilungen d. exanlhematischen werden uns
die erysipelatöse, variolöse, morhillöse und scarla-
tiiiöse vorgeführt. Ein fluchtiger Blick auf diese
tabellarische Zusammenstellung zeigt schon, dass die
Eiotheilung den Forderungen der Logik wenig ent-
spricht; es genüge darauf hinzuweisen, dass die pu-
rulente Augenentzündung von D. nicht zu den con-
tagiösen gezahlt wird. Uebrigens muss ich bei die-
sem Capitel , um nicht zu Wiederholungen genöthigt
zu sein, auf meine Recension des 1. Bandes der Au-
giuheitk. von Arlt (Jahrbb. LXXVII. 135.) verweisen,
wo die Conjunctivitis eine umfassende Betrachtung
gefunden. Bei der Behandlung der einfachen Con-
junctivitis rälh D. das slündliche Einträufeln einer
Li'^sung von 4 bis 6 Gr. Höllenstein in ^ß Wasser.
In einer Anmerkung erinnert aber der Ueberselzer,
D. habe in neuerer Zeit auf solche starke Höllenstein-
Lösungen wegen häußg darnach eintretender bedenk-
licher Verschlimmerung der Entzündung verzichtet.
Zar Sicherung des Scarificirens der Conjunc-
tlva wird von D. ein besonderer Scarificalor — ein
kleines convexes Scalpell mit abgerundeter Spitze —
empfohlen , wie solches in allen Göttinger Augen-
Ittslrumeulen - Etuis nach H i m 1 y zu diesem Zwecke
sieh findet. Die von D. nach der Scarification und
Excision des Gonj.-Wul.sles empfohlenen warmen Ka-
taplasmen sind offenbar nur dazu geeignet, die Gon-
gestion nach dem leidenden Theile zu befördern und
somit die Entzündung zu steigern. Die Fig. 10, 11,
12, 13, 14, 15 u. s. w., welche die Conjjinctivitis pu-
stulosa verdeutlichen sollen, zeugen übrigens deutlich,
wie Holzschnitte bei Augenkrankheiten ihren Zweck
fast ganz verfehlen. — Warum bei der sog. scro-
phulösen Ophthalmie von D. des Leberthrans nicht
Erwähnung geschehen , lässl sich nicht absehen. —
Wenn D. vom Gebers, zurecht gewiesen wird , dass
er die Conjunctivitis bei acuten Exanlhemen für tra-
cliomalOs erklärt, so kann man Letzterem nur bei-
pftiehten. Wenn bei granulöser Conjunctivitis die
Entzündung die Innern Augengebilde ergreift, so
wurde früher von D. ausser der Antiphlogose das
Sslflndl. Einreiben der Belladonna -Quecksilbersalbe
empfohlen, u. die Paracentese der vordem Augen-
kammer als gefährlich verworfen. Jetzt verhält es
sich umgekehrt, wie Uebersetzer berichtet; nämlich
die Belladonna ist verlassen, dagegen wird die Para-
centese gepriesen. — Wenn D. den früher so sehr
von ihm missbrauchten Höllenstein nun ganz verwirft,
u. bei Conjunctivitis blennorrhoica durch Kupfer-
Vitriol ersetzt wissen will , so kann man diess nur
beklagen; ausserdem aber muss man dem Gebers.
Beifall zollen, wenn er daran erinnert, dass 2 wich-
tige Mittel, die häufige Reinigung des Auges mit lauem
Wasser vermittels einer feinen Spritze, so wie liie
kalten Aufschläge, von D. ausser Acht gelassen worden
sind. — Gegen i\as Trachom haben D. u. v. Hasner
fast gleichzeitig die Caulerisation mit Aetzstiften aus
Höllenstein u. Salpeter empfohlen, wobei vom Gebers,
bemerkt wird, es lasse sich dieser befremdende Prio-
ritäts-Conflict nicht leicht entscheiden. Wenn man
aber erwägt, dass viele junge deutsche Aerzte nach
Paris, französische Nediciner aber nicht leicht nach
Prag reisen, so gewinnt die Vermulhung an Wahr-
scheinlichkeit, dass D. durch irgend einen zu jener
Zeit gerade aus Prag nach Paris gekommenen deut-
schen Arzt Kennlniss von der Haan er 'sehen Com-
position bekommen habe. — Auf die von Buys
empfohlene u. seitdem mehrfach erprobte heilsame
Wirkung des Bleizuckers im Trachom macht nur der
Gebers, aufmerksam. — in die Scarificationen bei
Pannus setzte D. früher kein Vertrauen , neuerdings
aber behauptet er , nach Angabe des Gebers. , durch
die Durchschneidung der Gefässe, welche zur Cornea
laufen , glänzende und sichere Resultate erlangt zu
haben. — Befremden muss es, dass sowohl Vf. als
Gebers, die Ansicht v. Hasners üher das Pterygium
unbekannt gehlieben ist. — Bei fremden Körpern
unter der Conjunctiva , die lange daselbst verweilten,
vergisst Vf. wie Gebers, anzuführen, dass sich eine
granulation- ähnliche Erhöhung dieser Haut bildet,
wie man sie auch zuweilen nach der Operation des
Strabismus wahrnimmL — Die Subconjunctival-
Cysten sind vom Vf. übergangen u. vom Gebers, nur
im Vorbeigehen berührt worden. — Der zuweilen
bei Schwerkranken vorkommenden, durch die Lid-
spalte dringenden Läuse hat der Gebers. Erwähnung
gethan. Er hätte aber auch der Filzläuse an den
ff^impem, die ohne allgemeine Läusesucht und ohne
sonstiges Schwererkranken manchmal vorkommen,
gedenken sollen.
Kratikheilen der Cornea. D. scheint auch noch
an das Mährchen von Reproduction dieser Haut zu
glauben. Von der Entzündung derselben werden
mehrere Formen unterschieden, die sich indessen
nur auf die verschiedenen Folgen derselben — Exsu-
dat, Bläschenbildung, Eiterung, Geschwürbildung —
beziehen, daher Keratitis disseminata ^ punetalü,
pustulosa, suppurativa, ulcerosa. Die unbedingte
Empfehlung der Belladonna als Mydriaticum bei iSTerof*
dissem, lässt sich in keiner Weise rechtfertigen, be-
sonders wenn dieselbe schon, wie D. will, frühzeitig
angewendet u. selbst Monate lang fortgesetzt wird.
Vor Allem ist zu erinnern , dass eine Theilnahme der
Iris an der Entzündung der Cornea nicht zu den all-
tägiiehen Erscheinungen gehört. Weno aber diess
Desmarres» Angenheilkund«, Ton Seils o. s. w.
377
auch w8re, so wtfrde die Belladonna nicht im Stande
sein, eine PupiUensperre oder eine Verwachsung zwi-
schen Iris Q. Kapsel zu verhindern ; denn die Bella-
donna ist nichts weniger, als ein Antiphlogisticum
bei Iritis, sondern steigert dieselbe, wie Emmerich
[Arcb. f. phys. Heilk. VL S. 813 und Vll. S. 710]
zuerst dargelhan u. wie alle aufmerksame Beobachter
finden mtlssen. Die von D. empfohlene Darrei-
chung des Mercur bis zur Salivation in dieser Krank-
heit ist eine unnöthige Quälerei. Uebers. giebt an,
D. habjB einen an Cataracta congenita operirten Knaben,
der in Folge des Reizes , welchen die aufgequollenen
Staarreste in der hintern Augenkammer verursachten,
an Keratitis punctata profunda gelitten , zum 2. Male
operirt u. dadurch die Keratitis beseitigt , so wie die
bereits erweichten Staarflocken vollends zur Resorption
gebracht. AlFein warum sollten Staarreste, die in
der hintern Augenkammer sich befinden u. d^zu schon
brei weich sind , eine Keratitis hervorruffiii ? Und ist
es rathsam, in ein enlzandetes Äuge von Neuem hin-
einzustechen , zumal wenn die Ursache dieser Ent-
zündung so problematisch war, wie hier? Es kann
daher die Verfahrungs weise von D. einem entzündeten ^
Auge eine neue Verwundung beizubringen, keineswegs
zur Nachahmung empfohlen, vielmehr muss vor dersel-
ben allen Ernstes gewarnt werden. Ein gewissenloses
n. sogar strafliches Verfahren ist jenes, welches D.
gegen ff erat, vasculosa superficialis als Abortiv-
Methode empfiehlt , u. welches in Y^stündl. Einträu-
feln eines Gollyrium Ton 1 Th. Höllenstein in 20 Th.
Wasser besteht, in einer Anmerkung sagt uns der
Uebers. , D. erwähne jeut dieser äusserst schmers-
haflen Methode , wornach sogar Gonvulsionen wahr-
genommen wurden, nur noch, um vor ihr zu warnen.
Also 5 J. lang ist durch dieses Treiben von den gläu-
bigen Nachbetern von D. alles Unheil angerichtet
worden; er selbst warnt nicht öffentlich in einer
Schrift dagegen, sondern nur gelegentlicli in seiner
Klinik , was die geringste Zahl der Leser seines Bu-
ches erfährt I Die Kerat. punctata ist aber h«i genauer
Prüfung nichts als eine Iritis und daher kommt es
denn, dass der Vf. dabei' auf die Belladonna gerieth,
welche bekanntlich mit der Cornea und deren Krank-
heiten in gar keiner Beziehung steht.
Bei fferat. ulcerosa bezeichnet D. ausgiebige Sca-
rificationen der Conjunct. dicht am Cornea -Rande als
einziges Rettungsmittel , nachdem die früher für so
souverain erklärte Belladonna-Quecksilber-Saibe nicht
allein hier, sondern überhaupt von ihm verlassen
worden ist. Um so mehr auffallend finden wir
daher die Empfehlung der Belladonna bei drohender
Perforatio corneae. — Bei Cornea- yerdunkelun-
gen werden, wenn sonst keine Hülfe in Aussicht,
auch der Abrasio corneae u. der Keratoplastik Stellen
eingeräumt. Erstere Operation halte ich für durch-
aus nicht empfehlenswerth , und in Betreff letzterer
Iflsst immer noch der durch mich vor mehr als 10 J.
in diesen Jahrbüchern ausgesetzte Preis auf seine
Lösung harren. — Ueber das Slaphyloma verum
Med. Jahrbl». Bd. 79. Htl, S.
scheint D. noch kein ganz klares Licht geworden zu
sein; denn bald erkennt er darin einen „Krankheits-
process, welcher sich durch Hervorwölbung u. Slructur-
Veränderung der Cornea , — Verdickung des Epilhe-
lium', Umwandlung in verdichtetes Bindegewehe
so wie durch Verwachsung derselben mit der Iris cha-
rakterisirf*, bald spricht er von einem Staphyloma
iridis u. betrachtet als Vorbedingung des Staphylom
überhaupt „die Zerstörung eines Theils der Cornea
durch Ulceration u. Iris- Vorfall." Der Ansicht von
Wharton Jones über die Natur des Staphylom,
die heute als die allein wahre ausschliesslich Geltung
verdient, wird weder vom Vf. noch vom Uebers. Er-
wähnung gethan.
Bei der Scierotica scheint D. nicht mit sich im
Reinen, ob er eine Entzündung derselben zugestehen
solle, oder nicht; die Ophthalmia rheumatica aber
erkennt er nicht an. — Warum das Hypopyum unier
die Krankheilen der vordem Augenkammer eingereiht
worden ist, da der Eiler doch von einer Iritis oder
in seltenen Fällen von einer Entzündung der Desce-
met'scheu Haut herrührt, halD. nicht angegeben. Die
Punction der Cornea dabei wird als unnülz u. geßihr-
licb verworfen ; doch sagt uns der Uebers. , neuer-
dings werde sie von D. sehr häufig mit Erfolg ange-
wendet. Wie so oft in diesem Buche, so sehen wir
also auch hier, dass D. heute empfiehlt, was er, ge-
stern verworfen , u. morgen anpreist , was er heute
verurtheilt. . Welche Glaubwürdigkeit verdienen aber
solche Anpreisungen u. solche Verdammungen? —
Die Krankheiten der Iris leitet der Uebers. durch
mehrere physioL Bemerkungen ein, u. Vf. spricht
dann zuerst von einigen meist angebornen Fehlern der
Iris. Bei der mehrfachen Pupille hätte, wenn nicht
Vf., so doch Uebers., aus Ammon's Monatsschr. I.
S. 600 einen hierher gehörigen Fall mittheilen sollen,
der besonders deshalb Beachtung verdient, weil ich
dadurch nachwies, dass die Pupillen- Erweiterung,
resp. die Zusammenziehung der Iris durch die strah-
lenförmigen und nicht durch die kreisförmigen Mus-
kelfasern der Iris vermittelt werde. Manche können
sich die Krankheiten der Iris nicht denken, ohne den
Begriff der Belladonna damit zu verbinden. D. gehört
zu diesen. Doch reichte ihm Belladonna beim For-
falle der Iris nicht aus , so dass er eine ,.neue Me-
thode der Reposition'* ersann , bestehend im Kaute-
risiren der Conjunctiva nahe am Cornea -Rande mit
Höllenstein. Hierdurch sollen die GePdsschen, welche
zum Rande des Geschwürs laufen, sehr gereizt u. die
zur Lösung des Vorfalls nöthige reichliche seröse Se-
cretion erlangt werden [?!]. — D.'s Eintheilungder
Mydriasis in 1) solche von vermindertem oder aufge-
hobenem EinQuss des Oculomotorius, 2) solche von
vermehrter Reizung gewisser Aeste des Trigeminus,
3) solche durch aufgehobene Sensibilität der Retina,
4) endlich solche durch vermehrten EinQuss des Vagus
u. Sympalicus, liest sich ganz schön, ist aber in praxi
schwer nachweisbar. — Die von D. aufgestellten
verschiedenen Grade der Iritis sind nicht scharf von
48
378
Engel, Beweg. <l. tetOllt. in SBChsen.
einander gesondert, fflr die syphilit. Iritis besonders
charaklerislische Symptome beizubringen, erklart sich
derselbe selbst ausser Stande. Eine scrophulöse u.
rheomalische Iritis lässt er augenPcdlig fallen , wofür
wir ihm unsern Beifall nicht vorenthalten wollen.
Dass ausser der Antiphlogose bei Iritis Vf. wieder der
Belladonna die Hauptrolle zugedacht, kann nach dem
bereits Mitgetheilten nicht mehr befi-emden. Wir
aber behaupten, dass jede Iritis , mit Belladonna be-
handelt, sich verschlimmere u. erwarten Zuversicht-
lieh von der Zukunft die Entscheidung zu Gunsten
dieser Behauptung. Nur bei nicht entzündeter Iris
kann die Belladonna als Nydriaticum sich erweisen.
Die Operation der künstlichen Pupillen biläung ver-
sucht D. auch historisch zu behandeln. Den aller-
würts bekannten Methoden, unter denen er der Iridek-
tomie eine bleibende Stelle anweist, die. man indessen
auch niemals in Frage stellte, glaubte er noch eine
neue hinzufügen zu müssen. Es ist diess die von ihm
sog. Iridorhexis, d. h. Pupillenbildung durch Zer-
reissung der Iris nahe an den abnormen ÄdhJfrenzen des
Pupillen-Randes statt am Lig. ciliare u. Abschneiden
derselben. Also doch auch Irideklomic ! u. zwar in
der für die Gebilde des Auges beleidigendsten Weise
ausgeführt t Nachdem Vf. ein so sinnreiches Instrument
zur IridopareUnjsis , eine Unterart der Iridodiaiysis,
wie wir es auf den Fig. 26 u. 27 erNicken, erfunden
hat, ist es recht Schade, dass er diese Operations-
Methode nun gänzlich verlassen hat und das Inslrn-
ment deshalb der Vergessenheit anheimfallen wird.
Ein gleiches Geschick l9Fsst sich ohne besonders pro-
phetischen Geist D.'s neu erfundenen Augenlidhaltern,
seinem Staarmesser und seinen Serre-telie zum Passen
des Nachstaares — lauter Kindern seiner Eitelkeit u.
seiner Neuerungssucht — verkünden. Das Instrument
zur Pupillenbildung von Slromeyer ist dem ^ Vf. u.
Uebers. unbekannt geblieben.
Krankheiten des Linsensystems, Nach einer
ziemlich fruchtlosen Debatte über Periphakitis u. Pha-
kilis, denen ich zur Zeil eine umständliche Betrach-
tung gewidmet, u. die obschwebende Frage zum Ab-
schluss gebracht zu haben hoffe, kommt Vf. zum
Staare, und hat diesen nach altem Style, d. h. mit
den unzähligen Arten u. Unterarten, die grossentheils
ohne wahrhaft wissenschaftliche Anhaltspunkte sind,
abgehandelt. Der Uebers. hatte aber die von mir
zuerst nach der Natur der Linsentrübung aufgestellte
u. physio-pathologistch durchgeführte Eintheilung des
Linsenslaares in Phacoskleroma , Phacomalacia und
Phacohydropsia nicht erwähnen sollen , ohne auf die
zu dieser Eintheilung mich bestimmt habenden Motive
naher einzugeben. Wenn ich ihm u. D. auch nicht
zürnen will, dass sie die Sublatio cataractae für
praktisch niangelhufl erklaren, so hatte dieses Urlheil
gleichfalls motivirt werden müssen. Subtile Arbeit
ist nicht Jedermanns Sache, und überdiess ist diese
Operation auch nicht gegen jede Linsentrübung ohne
Unterschied empfohlen. — D.*s sog. neues Verfahren
der Skleroticonyxis ist vielmehr eine Skleroticotomie
zu nennen , bei welcher von andern Hissstandeft ab-
gesehen der Vorfall des Glaskörpers ftist unvermeid-
lich ist. Trotz der angeblich schOnen Resultate hat
Vf. sie dem Uebers. zufolge verlassen. Nicht iMsser
steht es um die von ihm angepriesene Kapsel- Zer-
reissung durch die Sclerotica , sie ist gefährlicher
als jene durch die Cornea, welche La ngenbeck
behufs der Entfernung von Kapsel-Resten zuerst ver-
mittels seiner Gorioncion empfahl.
Die nun nachfolgenden Krankheiten des Glas-
körpers^ der Choinoidea, des Corpus ciliare sM
theils überhaupt noch nicht genügend erforscht, theils
ist ihr Leiden , wenn es nicht mit dem anderer Ge-
bilde zusammenfallt, zu wenig durch prägnante
Symptome ausgezeichnet, als dass ihm hier eine wei-
tere Betrachtunggewidmet werden könnte. Die Krank-
heilen der Retina, so wie jene des gesummten Aug-
apfels sind zwar mitunter etwas nothdürftig abge-
handelt, mögen indessen dem praktischen Arzte, der
kein besonderes Studium daraus macht, immerhin ge-
nügen. — Die Functions - Fehler des Auges , die
Krankheiten der Bewegungs- u, Empfindungsnerven
desselben — zu denen der Uebers. manche Zusätze
der Vollständigkeit wegen geliefert hat — die Krank-
heiten der Thränenorgane endlich mit der nun all-
mälig souverain werdenden Verödung des Thranen-
sackes, sämmtlich Capitel, in denen Vf. wenig oder
nichts Eigenthümliches bietet, bilden den Schluss
dieses Buches.
Stellen wir uns schlffsslich die Firage , ob dessen
Uehertragung ins Deutsche durch ein wissenschaft-
liches Bedttrfniss geboten war, oder ob dadurch ein
praktischer Gewinn erhielt worden , st) mUssen wir
darauf entschieden mit AWn antworten. Es ist io
der hier dargelegten kritisehen Analyse evident nach-
gewiesen, dass alles Neue, was Vf. in seinem Boche*
zu Markte brachte , entweder von ihm selbst bereits
verlassen oder von gewiegter Erfahrung für nicht stich-
haltig erkannt worden isL Zu einer historischen
Schilderung, wie sie derselbe versuchen zu wollen
schien, genügen oberflächliche literarische Knintnisse
nicht. Ein Paar deutsche und englische Handbücher
der Augenheilkunde, so wie ein halbes Dutzend Jour-
nale sind nicht im Stande, einen Historiker der Oph-
thalmologie zu bilden. Ein von ihm in dieser Hin-
sicht beabsichtigter Versuch muss deshalb als voll-
kommen gescheitert betrachtet werden, wenigstens
in den Augen deutscher Aerzte, welche hierin höhere
Anforderungen, als des Vfs. Landsleute, zustellen
gewohnt sind, und welche sich weder mit ephemeren
sog. Erlahrnngen begnügen, die der folgende Tag
wieder umstösst, noch ein wthes Unheil finden
können in überrattthigem und flachem Absprechen.
Pauli.
118. Die Bewegung der BevOlkeniBg im
Königreiche Sachsen in den j. von i834 —
1850* Ein Beitrag zur Physiologie der Be-
völkerung; von Ernst Engel, Chef des Sta-
Engel, Beweg, d. Bevttlk. iu Sachsen.
379
lisüsefaeo Bureaus u. s. w. Bes. Abdr. aus d.
2. Lief, der slatiel. MiUbeil. aus d. Kttnigr.
Sachsen. Dresden 1852. ^r. 4.
Eine Anzeige des vorliegenden Werkes in einer
med. Zeitschrift würde sicherlich auch dann gerecht-
fertigt erscheinen, wenn es sich in demselben bios
um eine Mitlheilung statistischer Ergebnisse in her-
gebrachter Weise handelte: die einfachen Zahlungs-
resultate der Geburten und Slerberalle , welche wah-
rend eiaes 1 6jahr. Zeitraums ^) einer nahe zu 2 Millionen
beiragenden Bevölkerung entnommen sind, wUrden
mit Becht die volle Aufmerksamkeit des SIrztlichen
Publikums beanspruchen. Wir dürfen uns indess an
dieser Stelle des Beweises fflr diese Behauptung um
so mehr fUr Überhoben eraehten, als wir eben mit
dieser Anzeige beabsichtigen, die Aufmerksamkeit auf
ein Werk zu lenken, in dem die alle Weise, die zwei-
felsohne vielfach die bisherige Gleichgültigkeit ver-
schuldet hat, verlassen, und eine wenigstens im Be-
reiche der officiellen deutschen Statistik durchaus
neue Methode fUr die statistische Forschung gewSlhlt
ist, eine Methode, welche die Statistik zu einem
wirklichen Zweige der Naturwissenschaft erhebt, und
somit zugleich klar werden lässt, dass die aligemeine
sociale und die specielle medicinische Statistik zwei
coordinirte, einander nothwendig ergänzende Disci-
plinen derjenigen Wissenschaft sind, welche die Er-
scheinungen des gesellschaftlichen Lehens nach ihren
Ursachen und Wirkungen zu erforschen, die Auf-
gabe hat.
Lag es, nach der bisherigen Weise, dem Chef
des Statist. Bureaus im KOnigr. Sachsen ob, die Ver-
haltnisse dieses Staates und seines Volkslebens tabel-
larisch in Zahlen darzustellen und diese etwa noch zu
umschreiben, so hat der Vf., die Statistik begreifend,
als die Wissenschaft, welche „das Leben der Völker
u. Staaten u. ihre Bestandtheile in seinen Erschei-
nungen zu beobachten und arithmetisch aufzufassen
und deren Gausalzusammenhang analytisch darzulegen
hat'S es vielmehr für seine Aufgabe gehalten, die in
dem physiologischen Processe der Bewegung einer
Bevölkerung beobachteten Erscheinungen (nach ihrer
quantitativen und qualitativen Bedeutung) als Ursachen
wie als Wirkungen zu erforschen und darzustellen.
Wir glauben unsern Lesern am besten mit dem Bilde
der innegehaltenen Methode zugleich die Möglichkeit
zu einem Urtheile über ihre Fruchtbarkeit zu ver-
schafiTen, wenn wir in Folgendem die Besullate sum-
marisch mittheilen. In denselben sind, wie natürlich,
die einzelnen Elemente, die sich in der Bewegung
der Bevölkerung darstellen , also Geburten , Sterbe-
fälle u. 8. w. als Wirkungen aufgefasst, als Ursa-
chen hingegen die unendliche Menge aller derjenigen
Einflüsse, welche jene Bewegung zu bedingen er-
scheinen und systematisch gegliedert, als indivi-
duelle, räumliche und universelle sich darstellen.
1) Das Jf. ISttO ist in dem Werke nur anfangsweise mit
1 Tabelle bedacht uDd gelten sonacb die folgenden Angaben
nv für die I. 1B34— IBAO. R.
A. Geburten.
I. Die Zahl der Geborenen überhaupt, —
(i) DIp wirkliche Anzahl der Geborenen im Königr. S.
helinig Im Durchschnilt (der 16 J. von 1834—1850) jährlich
705(M). Die Zahl der Geborenen ist von Jahr zu Jafar (fast •
beständig) gewachsen , und zwar (wie diess in einer Tabelle
sehr schon dargestellt ist p. 3.) war der durch die Zunahm«
der Bevölkerung bedingte Zuwachs der Geburten durchsch. im
Jahre =s 5884, derselbe Zuwachs aus Steigerung der Frucht-
barkeit = 1457. Die hervorragendesten (rückgängigen)
Abweichungen vom Durchschnitt (1843, 46, 47 und 48)
ergaben sich als Folgen von Theuerung und Missernten.
— (2) Die Fruchtbarkeit der Bevölkerung betrug durchschnit-
lich 24,62, d. h. auf 24,62 Bewohner 1 Geburt. — (3—7)
Die Abhängigkeit der Fruchtbarkeit von dem /iiter, der kör-
perlichen Beschaffenheit , der Confettion , den sittlichen
Lebensverhältnissen der Aeltem y sowie den bezilglichen
Einfluss des Grundes und Bodens waren nach den bis jetzt
vorhandenen Unterlagen nicht messbar. — (8 — 10) Die
Fruchtbarkeit in den verschiedenen Klimaregionen, den
geographischen Bezirken y so wie in den Städten und
Dörfern y nach den Daten von 1847, 48 u. 49 gemessen,
war am grössten in der Reg. 1001— 1500 P. F. Höhe, welche
mit dem geogr. Bez, des ^ewerbthätigen Zwickau zum grossen
Tbeil zusammenfällt; nach Zwickau folgen Leipzig, Dresden,
Bautzen der Reihe nach sowohl in der Fruehf barkeit y als in
der Territorialdichtigkeit der Bevölkerung. — hwFrucht^
barkeit y so wie die Dichtigkeit der Haushaltungen ist in
den Dörfern durchschn. grösser als in den Städten. —
(11) Eine Theilung der Bevölkerung in a) ackerbauende
u. b) industrielle ergiebt (nach einem lOjähr. Durchschn.)
b) als fruchtbarer (und dichter wohnende) und zugleich die
Fruchtbarkeit in a) von den Ernten u. in b) flberdless von
Handelskrisen besonders abhängig. — (12) Die Geburten
zeigten in den einzelnen Monaten keinen regelmässig auf-
und absteigenden Verlauf. — (13) Der Einfluss hoher Ge-
treidepreise auf die Fruchtbarkeit erscheint directer, als der
hoher Fleisehpreise. — (14) Die grosse Fruchtbarkeit 184U
war besonders durch die Industriebevölkerung bedingt.
II. Das Geschlecht der Geborenen, — (15) Der
Ueberschuss der männlichen Geburten beträgt circaOProc.,
die Schwankungen desselben correspondiren nicht mit denen
der Fruchtbarkeit. — (16 — 21) Ein besonderer Eintlnss
auf das Zahlen-Verhältniss der männlichen zu den weiblichen
Gehurten ist in den geograph. Bezirken , in den Klima regio-
nen , in Städten und Dörfern , in den einzelnen Monaten od.
Jahrgängen nicht ersichtlich.
III. Die Geborenen nach demCivilstande. —
(82) Das Verhältniss der unehelichen Geburten zu den ehe-
/tcA0yi(Durcbscbn. circa 1 :6) i«t im (progressiven) Wachses
begriffen. — (23 — 24) Unter den individuellen Ursachen
erscheint (wenigstens nach einem Vergleiche der Zunahme
einzelner Alterklassen mit den unehelichen Geburten) die
zu fröhreife Jugend der Aeltern als vorzugsweise Veranlassung
der unehelichen Gebnrten. — (25) Der grosivten Bevölke-
rungsdichtigkeit, resp. der grössten Wohnungsnoth (Zwik«
kaner Krcisdirection) entspricht die grösste unehel. Fr. —
(26) Die wachsende Ehelosigkeit bedingt Zunahme der un-
ehel. Geburten. — (27 — 32) Fflr Unterscheidung der be-
zuglichen Verb, nach Glauben, Rang, Stand (Erwerb?) o.a. w.
fehlen die Unterlagen. Eine Sonderung der ievölkerung' in
Ackerbau- u. Industrieklassen ergiebt (nach einem lOjähr.
Durchschn.) eine grössere uneheliche Fruohtb. in denje-
nigen Klassen , welche vorwiegend industriell sind, dichter
wohnen und überhaupt fruchtbarer sind. Das 10. J. hin-
gegen mit dem 1 . verglichen , weist eine grossere Zunahme
der unehel. Geb. in den Ackerbauklassen nach. — (33)
Die Fiotkjahre bedingen (wegen geschwächter Volkskralt)
eine Abnahme der unehel. Geb. ; für Schätzung sonstiger
zeitlicher EinfKisse , wie Volksfeste u. s. w. , sind vorlaoflg
keine Unterlagen vorbanden. ^
IV. Die Beschaffenheit der Geburten. (34—-
42) £s kommt in Sachsen das 22. Kind todt zur Welt, und
zwar auf 100 weibl. lodtgeb. circa 130 rnännl, todlgeb. und
380
Engel, Beweg, d. Bevdlk. in Sachsen.
auf circa 24 ehel. Geb. und 18 unehel. Geb. je 1 Todt^eb.
Ein Vergleich der Todtgeburten zu dm Geburten überhaupt
crgicbt (nach einem lOjähr. Durchschn.) eine verhäHnissmäs-
aige (allerdings sehr unerhebliche) Verringerung der Todtgeb.
für die Gesainmtbeit ; bei Unterscheidung der Bevölkerung in
industrielle und ackerbautreibende fand diese relat. Ver-
ringerung ausschliesslich bei letzterer Statt, obwohl bei
eben derselben der absolute Stand der Todtgeburten der un-
gunstigere ist. — (44) Eine Zwillingsgeburt kommt auf
circa 80 Geburten.
B. Sterbefälle.
I. Die Zakl der Gestorbenen überhaupt. — (45 —
46) Die Gesammtzahl der Gestorbenen in Sachsen (in 16 J.
von 1834 — 49) betrug circa 800,000; die Sterblichkeil in
den einzelnen Jahren war eine sehr schwankende; auf 1
Gestorb. kommen im ungünstigsten Jahre circa 31 , im gün-
stigsten circa 38 Bewohner. Diese Schwankungen, als
bedingt durch Einflüsse der materiellen, physischen,
geistigen^ sittlichen u. politischen Kultur sind statistisch
nachweisbar. Ausser dem Einflüsse des Geschlechts, Alters
u. Civilstandcs ergiebt sich — nach den vorhandenen Unter-
lagen — (47) dass die Sterblichkeit im Aligemeinen mit der
Wohnungsdichtigkeit steigt, wenn auch nicht proportional. —
(50 — 52) Unter den geogr. Kreisen ist in Zwickau (wo die
grösste Fruchtb.) die grösste Sterbl., u. umgekehrt in Bautzen,
in den Städten ist die Sterbl. grösser als in den Dörfern.
Je grösser die DifTerenz zwischen Sterbl. u. Fruchtb. , desto
grösser das (natürliche) Wachstbum der Bevölkerung. —
Die Sterbl. der industriellen Bew. ist grösser als die der
ackerbauenden. (54) Unter den universellen Einflössen
ergiebt ein Vergleich von mehr als 800,000 Sterbefällen, dass
im Durchschn. von je 100 geslurb. sind vom Januar bis März
26,55, vom April bis Juni 25, v. Juli bis Sept. 24,33, v. Oct.
bis Dec. 24,12; nach Monaten war die grösste Serbl. im
März, die geringste im Juni — die Sterblichkeit zeigt sich ab-
hängig von Missernten, Handclsstockungen u. s. w.
II. Geschlecht der Gestorbenen. — (58) Auf
100 weibl. Gestorb. kommen circa 106 männl. Gest. (59)
Unter den Gest. überwiegen die verheiratheten Männer u. die
verwittw. u. geschiedenen W. (60) Je ungünstiger die ge-
sellschafll. Lebensverhältnisse sind , desto grösser die
Sterblichkeit der Knaben im frühen Alter und der Weiber wäh-
rend der Periode des Geschlechtslebens. (62) Die Sterbl.
der fV. ist am grössten im Winter (am grössten im December),
der M. im Sommer (am grössten im August). (64) Ein be-
sonderer Einflnss der Ernteerträge und der Fleischpreise aaf
dieses Verhältniss war nicht ersichtlich. — Zu bemerken ist,
dass besonders in dieser Tabelle eine grosse Begelmässigkeit
der Zahlen hervortritt. «
III. Alter der Gestorbenen, — (65) Die Tabelle
unterscheidet die Todtgeborenen , die Gestorb. vor erfülltem
1. 1., von 1 — 6, von 6 — 14, von 14 — 20 und weiter von
10 zu 10 Jahren bis 90 J. und darüber. Der Durchschnitt
aus 16 Jahren ergiebt (bei einem Vergl. der procental. Ver-
mehrung oder Verminderung der Lebenden sowohl als der Ge-
storbenen während dieser Zeit), dass die Zahl der Gest. nicht
stärker gewachsen, als die der Lebenden, dass insbes. die
Mortalität in den ersten Lebensjahren eine geringere , in den
höhern Lebensjahren aber entsprechend grösser geworden ist.
(66) Die Mortalität jeder Alterklasse ergiebt ein Vergleich der
Gestorb. und der Lebenden jeder Altersklasse für sich. Von
den lebend Geborenen starben im 1. J. über 26 Proc. , die
Lebenserwartung in den folgenden Jahren ist sehr gering , er-
reicht ihr Maximum vom 6. — 14. und 14. — 30. J. , um von
da ab allmälig bis auf 0 zu sinken . (Die speciellen hier inte-
ressirenden Data sind tabellarisch sehr schön veranschaulicht
in 66 — 68.) Von den Ursachen^ welche bei dem Einen
den frühen , bei dem Andern den spätem Tod herbei-
führen , ergiebt die statistische Ermittelung Folgendes. (69)
Die Sterblichkeit des männl, Geschlechts ist von der Geburt
'** bis zur Pubertät die grössere — von da ab überwiegt die-
selbe bei dem weiblichen Geschl. (70) Unter den einzelnen
Kreisen hat Bautzen in alten Alterklassen die günstigste
Sterblichkeit. (71) Auf dem Lande hat besonders das mitt"
lere Alter eine günstige Sterbl. (72) In der industriellen
Bev. ist die Kindermortal. , in der ackerbauenden die der
Erwachsenen und der Stand der Todtgeburten ungünstiger.
(73) Die grösste Sterblichkeit der zartesten Jugend fällt auf
Juni und Juli — des mittlem Alters gegen Ende des Som-
mers — der über JS^'ährigen vom Dec* — Februar. (74)
Ein Einfluss der Ernteerträge auf die Sterblichkeit der ein-
zelnen Altersklassen scheint nicht vorhanden.
IV. Die Gestorbenen nach dem Civilstande, —
Aus den ermittelten Verhältnissen (welche sich auf ledige aod
verheiratbete Männer und Weiber, Wittwer und Wittwen, Ge-
schiedene beziehen , sei hier das Besultat über die ehelichen
und unehelichen Kinder (von der Geburt bis zum 61. J. incl.)
bemerkt. Auf 100 eheliche Geburten kommen 4,32, aaf 100
unehel. 5,50 Todtgeb., ebenso starben im 1. Jahre resp.
23,01 und 28,86, hingegeti vom 1. — 6. /. 10,00 ehel.
und nur 6,80 uneheliche. — Es folgen nun die nicht minder
interessanten Capitel über die Trauungen , Trennungen a.
Zu- u. fVegzüge, die wir indess, weil sie wenigstens nicht
so unmittelbar medicinische Gesichtspunkte berühren, hier
übergehen zu müssen glauben.
Diese Uebersichl, in der sowohl die positiven u.
negativen Resultate, wie auch diejenigen Fälle, in
welchen wegen Mangel an faclischen Unterlagen der
Vf. sich auf Andeutung der Gesichtspunkte (tir eine
künftige Untersuchung beschranken musste» sich dar-
stellen , wird dem Leser ein Urlheil über das vorlie-
gende Werk nach Form und Inhalt wohl ermöglichen
können. Es ist der Versuch gemacht, die gesammten
Elemente der Bevölkerungsbewegung, nach ihren we-
sentlichsten Verschiedenheiten gesondert, an der
ganzen Reihe der individuellen , localen u. univer^
seilen Erscheinungen, gleichsam wie an chemischen
Reagentien zu prüfen. In den Resultaten (sowohl
den positiven als negativen) stellt sich das Maass und
die Qualität der Reaction dar. In wie weit die ge-
wonnenen Resultate als normale oder gar als norma-
tive betrachtet werden können, muss die wiederholte
Untersuchung derselben Bevölkerung bei künfligen
Zählungsperiodcn und die Vergleichung mit den sta-
tistischen Ergebnissen anderer Länder und Bevölke-
rungen lehren. In keinem Falle wird hierdurch der
Werth der naturwissenschani. Methode in der Sta-
tistik alterirt werden können. Es scheint vielmehr
unzweifelhaft, dass dieser Weg der einzige ist, auf
dem auch die Ergebnisse der allgemeinen Statistik
für die Aeliologie und wohl auch fdr die Therapie
fruchtbar sein werden. Bedarf es hierfür nur eine
Hindeutung auf die statistischen Ergebnisse, betref-
fend die Todtgeburten und Sterbcfälle, so lehren diese
Ergebnisse aber ebenso klar, dass die specielle me-
dicinische Statistik ein unbedingtes Desiderat der
allgemeinen Statistik ist. Soll diese, z. B. wie der
Vf. bei dem Capitel von den Sterbefällen nach dem
Alter bemerkt, die Ursachen kennen lernen, welche
den frühen oder späten Tod herbeiführen , damit die
richtige Erkenntniss den schädlichen Einflüssen zu
begegnen lehre — so ist es klar, dass tue Kenntniss
der Krankheiten , A. h, der unmiUelb4Kren Todes-
ursachen je nach den einzelnen ^llersklassen und
Virchow, die Noth im Spessart.
381
ebenso nach den Geschlechtern in denselben y das
Mittel ist, ohne welches an die LOsnng jener Aufgabe
gar nicht geilacht werden kann. In gleicher Weise
erscheint bei den Übrigen Sterblichlreitskategorien
(Civilsland, Beruf ti. s. w.) die Specification der
Krankheiten von wissenschaftlicher uiid praktischer
Bedeutung. Dass die Rubrik der Krankheiten in den
vorliegenden Untersuchungen keine Stelle gefunden,
hat keinen principiellen Grund, sondern den der fac-
tiscb mangelnden Unterlagen. Wir finden die Kate-
gorien der •«unmittelbaren Todesursachen*' in der
synaptischen Tabelle , welche der Vf. seinem Werke
beigegeben hat , ,,xur f^eranschaulichung der Ele^
menle der Bewegung der Bevölkerung und der
Einflüsse, welche darauf wirken.** In der Thal
erscheint in diesem systematischen Entwürfe die Com-
binalion jener Elemente und dieser Einflüsse , zumal
vom Standpunkte der allgemeinen Statistik, so ziem-
lieh erschöpfend dargestellt zu sein. Leider wird
aus dieser Tabelle zugleich klar , wie weit die Praxis
bis jetzt noch davon entfernt ist, die Forderungen
der Theorie erfttUen zu können, oder zu wollen.
Anstatt einer speciellen Kritik der Tabelle, die nach
der praktischen Lage der Dinge mindestens nicht
dringlich erscheint, mOgen uns zum Schlüsse noch
einige allgemeinere Bemerkungen gestattet sein, welche
an unsere Anzeige anzuknöpfen , nicht unpassend er-
scheinen wird. Die vorliegenden Mittheilungen des
slatistischen Bureaus in Sachsen hasiren auf der Zah-
lung, welche gleichmassig in dreijährigen Perioden
an demselben Tage (den 31. Dec.) in allen Staaten
des Zollvereins stattfindet. Dass diese Maassregel
nicht langst zu einer gemeinsamen Statistik der Zoll-
vereinsstaaten geführt hat , ist sicherlich um so be-
dauerlicher, je fruchtbarere Ergebnisse gerade eine
vergleichende Statistik sowohl der Wissenschaft , als
der praktischen Wirklichkeit liefern würde. Ohne
zu verkenneu, dass die preussischen Tabellen z. B«
in der Rubrik der unmittelbaren Todesursachen, wenn
auch sehr unvollständiges, doch immerhin mehr Ma-
terial liefern , als die sachsischen . können wir den
Wunsch nicht unterdrücken, dass die in letztern inne-
gehaJtene naturwissenschaftliche Methode bald als
Grundlage für die gesammte officielle Statistik in den
Zollvereinsstaalen anerkannt werden möge. Abge-
sehen von mancherlei praktischen Einrichtungen,
welche zur Herbeiführung eines guten Erfolges noth-
wendig sein möchten, wird es freilich auch darauf
ankommen , für die in dem Leituogsschema der sy-
noptischen Tabelle begiiffsmässig aufgestellten Ein-
flüsse, wie z. B. Reinlichkeit, Arbeitslust, Sparsam-
keit, sociale Zustande, politischer Charakter u. s. w.
die entsprechenden Ausdrücke in concreten, von sub-
jectiver Auffassung unabhängigen, Werthen festzu-
stellen ^). Eine gemeinsame , oder nach einem ge-
1) Dieis wird sich vielleicht schon darch das, in Kurze er-
scheinende «Statistische Handbuch fQr Sachsen* erledigen.
Die Red.
meinschaftlichem Plane bearbeitete Statistik der Zoll-
vereinsstaaten würde nicht blos durch den Zuwachs
an einigen Millionen gewinnen (z. ß. der von 5 — 6
Millionen der kleinern Staaten zu den 16 Mill. Preus-
sens), noch viel grösser würde dor Nutzen sein, der
durch eine vergleichende Analyse grosser Zahlen und
durch Zusammensetzung gleichartiger kleiner Werthe
zu grossen Summen für die Reichhaltigkeit und Zu-
verlässigkeit der statistischen Resultate und der Fol-
gerungen aus denselben sich ergehen würde. fFenn
z, B. für Sachsen sich ergeben hat (cf. oben), dass
die Fruekibarkeit innerhalb einer dichten u. indu^
striellen Bevölkerung am. grössten, so findet in
Preussen (cf. ,.d. amtlichen Tabell. d. pr. St" und
„zur med. Stat. d. pr. St.«' vom Ref.), wahrscheinlich
durch den entgegengesetzt wirkenden Einfluss der
Bildung und des Wohlstandes, gerade das Gegen-
theil Statt. Wenn ferner in den vorliegenden Mitthei-
lungen aus einem Vergleiche der Altersklassen mit den
unehelichen Geburten nach dem Resultate der Ge^
sammtsumme ßr den Staat die Zunahme der unehe^
liehen Geb. der frühreifen Jugend zugeschrieben
wird, so würde es sich fragen, ob in Wirklichkeit in
den einzelnen Bezirken beide Verhaltnisse sich in
gleicher Weise entsprechen. Noch mehr würde durcli
Vergleich verschiedener Staaten die Frage mr Ent-
scheidung kommen , in wie weit es überhaupt noch
gerechtfertigt erscheint , bei der statistischen Unter-
suchung der Bevölkerungsbewegung innerhalb unserer
Givilisation die sogenannten natürlichen Einflüsse den
socialen gegenüber zu stellen. Erst wenn die vei^
gleichende sociale Statistik eine Geschichte haben wird,
wird es möglich sein, aus den Resultaten grosser
Perioden und mannigfacher Bevölkerungen allge»
meine Gesetze herznleitpn. Nachzuweisen , dass tu
diesem Ziele in den vorliegenden Mittheilungen ein
glücklicher Anfang gemacht, war die Absicht unserer
Anzeige. Je Wünschenswerther eine allgemeinere
Theilnahme an der Statistik in deren eignem Interesse
liegt, um so gerechtfertigter wird der Wunsch er-
scheinen, dass die Resultate statistischer Forschirogett
künftig immer mehr in einer Form mitgetheilt werden
mögen, welche dem gebildeten, nicht saefaverstln«
digem Publikum ihr Verständniss erleichtern. In
dem vorliegenden Separatabdmcke der sächsischen
Mittheilungen [welcher als solcher nicht im Bach«
handel erscheinen wird] ist, bei dem Mangel der
eigentlichen Grundtabellen, das Verständniss der ge-
gebenen Berechnungen an manchen Stellen gar sehr
erschwert. N e u m a n n.
119. Die Roth im SpaSSarL Einemedidmsch-
geographisch-historische Skizze. Vorgetragen
. in der physikalisch - medicinischen Gesellschaft
in Würsburg am 6. u. 13. MSrz 1852; von
Rud. Virchow, zur Zeit Vorsitzendem der
Gesellschaft. (Aus den Verhandlungen der phys.-
med. Gesellschaft. Bd. HI.) Würzburg 1862.
Verlag der Suherschen Buchhandlung. 8. 66 S.
(10 Ngr.)
am
Virchow, die Notii im Spei^ari.
M« Kdn. ftaKfifciie R«gierang kornüe sieht glOck-
IMier wählen » als sie , bei der Nacbrioht von einer
im Spessarl ausgebrocheneD Hungersaolh u. Seuche,
den 4ortbin zo sendenden VerwailungsbeamLen den-
jttiigeii Arat augesellle , weieber sieh 4 Jahre vorher
dufoh die Beobachtungen der schreckenvollen aber*
sehlesiBchen Hungerpest einen so wohlverdienten
Ruhm in ärstlicher wie in social - fM>lilificher Hinsicht
erntorben hatte. Zum Glück erwies sich diessmal
dts Uidbel aicht als ein so grausenhaftes. Weder die
Noih im Spessart, noch die Verdummung und Ab-
stunpfuttg der Geisler, noch endlich die Krankheiten
waren xu jener Hdhe gestiegen, wie 1848 in Sehte*
sien. Bs fand sich (durch eine nur achUSgige Win-
terreise) allerdings in einielnea Gebirgsdtfrrern Nah-
mngslosigkeit und Mangel , besonders in Folge der
KartefDelkrankheit: es fanden sich typhöse. Erkran*
kungen in ein Paar Dörfern , namentlich in Leiders-
badi, we sieh 4er Typhus auf mehrere Familien-
glieder eines Hauses verbreitet und einen Infections-
herd» den ersten Keim einer Epidemie, gebildet haue;
es fandea sich endlidi einzelne FtfUe, theils von
T|!phns, tbeiU von LungeftentzOndungen oder Bron-
chial * oder Inteslinalkalarrhe« • wo die Noth als be-
sAimmendes, prildisponireodes Moment fctr eine Er-
knokung (welche sonst vielleicht gar nicht oder nur
a«hr leiehi aufgetreten sein würde) gewirkt hatte.
Dieeeii ckronüehen ffungerzmland (Status fame-
heuf), -der die Leuie durch Erschöpfung, durch
Mangel an Widerstandsvermögen , zum Krankwerden
geaeigt mache, schildert VL treffend mit folgenden
Worten : „die Leute fanden sich schwach , arbeits-
nnfiyiig, abgemagert, hohläugig; sie hatten ange*
haHenen Stuhl, Schmerzen im Leibe, eine trockene,
achmiifsige , moist kühle Haut, einen matten, bäo6g
Üeberiesen Puls, eine meist reine und feuchte Zunge;
f»rt alle kamen darin ttberein« 4kiss sie über Kopfweh
«nd Eingenommenheit, über Sausen und Glooken-
kfit«n» «unreilen Über GesichtsstOrungen klagten, u*
nie einen heiseen Kopf, injicirles Gesicht , na-
i «ine helle [?] Injeclie« 4er Gonjunctiva buMii
seigtea.^' — * Diese Gtaeheiiitteiaeii eHn««rn aller-
diRgs, wie Vf. bemerkt, an die leiditern Formen des
Typhus ; laUeia cum <Glild(./iui(/ sieh «an eigeniüeAer
Uitttg€riifpkus nickt trer. bi^ Anlegung von Sv«^
peMMfitaHen, die Vertheilung von Bret , Reis «. dgl.,
gebügte kiA überall , um diese Zustände sofort zu
beaeüigen nnd der Epidemie vorzubeugen, welche
itieileieht unter jener armseligen und indolenien De-
völkeruiig auegebrochen sein würde, dafenn gerade
ein „Typhusweiter*' geherrscht hatte, und dafern
nicht ,fdie ungünstigen Bedingungen des socialen
Lebens in den Spessartbergen zum Theil durch die
günstigem der Elcvation des Landes u. der Boden-
formalion paraiysirt worden wären.'*
Demzufolge war das von der Reise gelieferte Ma-
terial zwar anscheinend nur ein geringes. Aber
unser Vf. hat trotzdem , in richtiger Würdigung der
ihm obliegenden Aufgabe» über das vort ihm besuchte
Ländchen aus anderen Quellen ein reichliches Mate-
rial zu beschaffen gevvussl, mittels dessen er die
geopnostischen und sonstigen Natur- Verhältnisse des
Spessarts, dessen Einwohner, ihre Lebensweise,
Kultur und Industrie, dessen en - und epidemische
Krankheilen, in einem lehnndigen Bilde darslelli,
welches geeignet ist, auch für Fälle künftiger Nolh-
zeiten nnd wirklicher Seuchen, deren Möglichkeit
fortwährend gegeben ist, und vor Allem zur Ver-
hütung dieser traurigen Möglichkeit dem. Arzte und
Staatsbeamten zum Anhalt zu dienen. Die Mittel,
welche Vf. zu letzlerem Zwecke vorschlagt, fassen
sich in die wenigen Worte: ..Bildung, fFohlstand
und Freiheit für y^lle" zusammen. Musterhaft ist
die Art und Weise , wie Vf. im Einzelnen die Wir-
kungen der entgegengesetzten Zustände, der Ver-
dummung, Arraulh u. Unfreiheil, aus den einzelnen
Thatsachen nachweist. Uns erscheint diess in den
Schriften Virchow's besonders wohlthuend, dass
wir sehen, wie ihn eine streng fachmässige Beschsf-
lignng mit exacten Forschungen keineswegs zu einem
einseitigen, ausschliessenden Gelehrten werden lässt,
sondern wie er sich trotzdem den Sinn und die Dar-
slellungsgabe für jene allgemeinen Fragen der mensch-
lichen Gesellschaft offen zu erhallen weiss, welche
zu allen Zeilen den Geist der Denker beschäftigt
haben, in unserer Zeit aber zur allgemeinen Zeilfrage
geworden sind, deren praktische Lösung vielleicht
schon dem nächsten Jahrhundert zuftlllt. Dass bei
dieser Lüsung die Natur- und Heilwissenschaft im
Verein mit der Statislik die wichtigsten Entschei-
dungen geben werden , ist keinem Eingeweihten ver-
borgen , und auf diese DreizaM sind auch die Kesul-
täte der vorliegenden Schrift begründet i).
U. E. Richter.
1) Wir machen hierbei auf eine (von Hofralh Dr.
S p € o g 1 e r berrubreDde) Besprecbung der V i r c fa o w ' scheu
Scbrifl aöfiDerkwm , worin die dem Spessarl sehr ähnlicheo
Verhälloisse des Westerwaldes und dessen Typhus (welchem
in kurzer Zeit drei Aerzle zum Opfer wurden) berührt sind.
Sie findet sich in der Nassauiscben allgemeinen Zeitung,
3. Oec. 1852.
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ll«dieiiifeche Mbttogrt)^ d«« In- «. AviliiiAi*
»3
c.
lledieiiilsehe Bibliographie des In- und
Auslands.
SäMmtliche Literatur y bei der keine besondere Jtthressahl angegeben ist, ist vom Jahre 1B53.
I* ]fledieliii«ielie Physik
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Wasserstoffs u. ihr Verhähniss zum Ozon. Poggend. Ann.
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3) Fehler der ersten Bildung*
C a c e a u X , Beschreibung eines Acephalus und über die
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Lüfargue, C. , und Naury de Pey re, Scheinbarer
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Mason, R., Angeborner Mangel des Rectum. Med.
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M 0 n t g 0 m e r y, W. F., Merkwürdige Doppelmissgeburt,
nebst Bemerk, über Doppelmissgeburten im Allgem. Dubl.
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III. Hygleliie n. »lätetlb.
B a r u de 1 , Einflnsa des Autrottena der Wälder und dar
Gebirgswässer auf die med. Constitution im Dep. Hantes-Alpes-
Gaz. de Par. 25. 26. •
B 0 u d i n , Ueber Heizung , Abkühlung und Ventilatioa
öffentlicher Gebäude. Ann. d'Hyg. Avril. S. a. Gaz de
Par. 18.
B 0 tt V i e r , Ueber Verfälschung des Kaffees. Journ. de
Cbim. Avril.
Champouillon, Milchconsumtion der Stadt Parii.
Gaz. des Höp. 72. 73.
Chevallier, A., Ueber die Verfälschungen der Cho-
kolade und die Mittel dieselben zu erkennen. Journ. de
Chim. Avril.
Coaksöfen, über die Schädlichkeil des Bauches der-
selben in sanitäts-pulizeil. Beziehung. Vjhrschr. f. ger. Med.
IV. 1.
C 0 r d i e r , Gefährlichkeit der kupfernen Rauchfänge bei
Gasbeleuchtung (fiber Gasflammen). Gaz. des H6p. 57.
Deschamps, Heizung und Ventilation öffentlicher Ge-
bäude mit Bemerk, von Gaulthier de Glaub ry. Add.
d'Uyg. Avril.
Faucher, F. , Questions d'hygi^ne et de salubritä des
prisons , de la possibilitä des travaux agricoles dans les mai-
sons centrales en particulier dans celie de Cadillac-sur-Garonoe.
In 8. Paris. J. B. Baillicre. 2 Fr. 50 C.
V. d. Heu voll, H., Deleefregel, bygi^ne, der Kiode-
ren in Oost-lndie , beneveUs de vooroaamste ziehten , die al-
daar bij hen voorkomeo , niet bare behandeling op praktische
ondervinding gegrond. Zait- Bommel 1852. Job. Nomaa eo
Zoon. Fl. 2. 50.
H 0 f f ma n n , Versuche über die Zerstörung der Cooti-
gien durch Chlor. Pr. Ver.-Ztg. 27.
K a d n e r , P., Die Diätetik in ihren Heilbeziehungen zuo
Kranksein nebst Grundlinien eines einfachen, rationellen, diäte-
tischen Heilverfahrens auf Grundlage der sogen. Schroth'scbea
Heilmethode u. s. w. Leipzig. H. Matthes. 15 Ngr.
V. Meerten, L. A. , Over het brood en verordeoingea
dienaangaande, met bei een en ander wegens verbeteringea in
het bedrijf der bakkers. Schoonhoven 1852. S. E. van Noo-
ten. 75 C.
Michaelis, C, Einige wohlgemeinte Rathschläge zur
Verbesserung des Gesundheitszustandes der Fabrikarbeiter. 8.
Lichtenstein. 3 Ngr.
N uman , A. , Kau het vieesch vaa zieke dieren , io elk
gebal , door den mensch , zonder nadeel voor zijne gezoad-
heit, als voedsel worden genuttigd? Amst. 1852. Diedericbs.
50 Cent.
Pleiscfal, A. , Schädlichkeit unverzinnter kupferner
Kochgeschirre, auch wenn sie sehr rein gehalten werdeo.
Wien. Ztschr. IX. 4. (Jahrbb. LXXIX. 168.)
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Putzer, Journal für naturgemässe Gesundheitspflege.
Cöthen. Schettler. (Volksschrift.)
Ricbelot, G., Ueber Bleiweiss u. Zinkweiss. L'Unioo.
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origine et de leur utilitiS, des conditions hygi^niques qo' ils
doivent präsenter , et de leur administration. Paris. J. B.
Baillicre. 1 Tblr.
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Desinfection. Pr. Ver.-Ztg. 26.
Simon, M., Hygiene du corps et de Tdime, ou conseils
sur la direction physique et morate de la vie , adress^ tu
ouvriers des villes et des campagnes. In 12. Paris. J. B.
Baillicre. 1 Fr.
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machen des Thees im Handel. Edinb.. Journ. April.
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Medieiflltche WkWogrtptae 6ei fai- u. Attfiln^.
3^5
TV. I^harmakeiosle.
1) Allgemeines.
Altschul, Lekrbocb der physiol. PharmakodjDamik.
[Uae klinische AnnttimiUellehre für bomö«^. Merzte •. s, w.
I^eue Ausübe. Prag. 2 Thir. 15 Ngr.
Bager, H.y Di« Moestea PharnskopöeD Nord- Deutsch-
lands. Commentar zu der Preuss., Sachs., Hannover., Han-
borg, tt« Schleswig -HoUteinschen Pharmakopoe« Kit zahl-
reichen Holzschnitten u. Lithographien. Lissa. £. Gflnlher.
4. Lfrg. h 15 Ngr
Heine, M., Volksmittel in Gouv. Smolensk« Med. Zig.
Rnatl. 10.
KQchenme ister, Kritische Bemerkungen zur Arznei-
niltellebre. Wien. med. Wchnschr. 6.
Nortier, Kiuete, H., Handleiding (er beproeving
der genecsmiddelen in verband met de pbarmacopoef neer-
landica. Eerste gedeelte. Tiel 1852. Campagne, 1 Fl.
60 C.
Oesierlen, Fr. ^ Handbuch der Heihuitteilehre. 5.
neu umgearbeitete AuQ. Tubingen. H. Laupp. 5 Thlr.
10 Ngr.
Scboman, X. , Lehrbuch der ArzneimitieUehre als
Leitfaden zu akad. Vorlesungen n. zum Seibststudinm. iena.
F. Mauke. 2 Thlr.
Zapp, E. , Anweisuag zur Prüfung und Aafbewabrung
der Arzneimittel, gr. 8. Cöln. Geh. Vs '^b''*
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Akeille, Gnmmigttttr in grossen Gabe» gegen Hydro-
psien. Gaz. des Höp. 58. 59. (Jahrbb. LXJUX. 108.)
Alessand ro, T., und Gros io, L. , Ueber die gun-
stige Wirkung der KoussoblQthen gegen Bandwurm. Gazz.
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Ancelon, E. -A., Anwendung des Seeale cornutum in
der Gcbnrtsbaife. Gaz. des Höp. 46.
Balf»nr, G., Behandlung dea Efysi^as mit Tinct.
ferri bjdrochloraü. Ibid. 65.
#artfB0Wsh]ry Heilkrilte der Spiongi» Oofiaiills. Med.
Ztg. Russl. 16. (Jahrbb. LXXIX. 162.)
Baroszi, lebcv Chianidiiieakie t. ihre Indiealionen.
Ann. univers. Giogno.
Bartb^lemy, Vergleicilung de^ Gliheisens und der
Wiener Aetzpaste bei Behandl. derHaasorrhoida^Geschwulste.
Gaz. des Höp. 77.
Blasitts, (Menü med als Heilmittel gegen Eczema.
Deutsche KUn. 20.
Blei, salpelersaorcs y Anwendung desselben bei Haut-
krankheiten. L'Uoion 52.
Boechi, Tetanns tranmaticoe geheilt durch Moschus,
Opium und Belladonna. Geiz. Lomb. 2S.
Bdcfcer, F« W.^ Versuche Ober die Wisfanng desThees
anf den Menschen. Arch. f. wissensch. Heilk. I. 2.
B e 1 1 e t , Bebdodiung der eitrrgen pleuriti^chen Ergösse
mit EinepritznBgen nn Altgemeineir u. JodeinsprftzdngeD his-
besonder». Aroh. gAi. Mai.
Borelli, G. B., 0eber wiederholte Jodeinspritzoogen;
Onschfidlichkeit der Jodeinspritzungen mit grossen Gaben lod.
%%at, 9«it*. 25.
Bouchut, Heifang des acuten Gelenkrheumatismus
dareb Veratlm. Gar. dee Höp. 74.
Bros ins, C. M. , Eztract. Nicotian. rast, und Fol.
9tr«nron. gegen Lnngenlefden ; Jod gegen Cardiaigje. Gfinsh.
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heiten die einen iatemitlinenden Verlauf haben. Gazz. Lomb.
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pefchtotatnm , als Coagulationsmittel des Blates. Bull, de
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Filtx mas. Monthly Journ. July.
Cooke, W. , Behandlung der Hämorrhoide^ mit Salpe-
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Bull, de Th<{r. Mai.
C Ostes, Jodeinspritzuogen bei Ascites. Journ. de
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Crtmotel de Tilloy, Electricitd, galvanisme et
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Debout, Therapeutische Wirkung des Lupulin. Bull,
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Defioux, }. , Anwendung des citroneos. und essigs.
Natrons als Purgirmittel. Ibid. (Jahrbb. LXXIX. 162.)
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Desmartis, T. P. , Oeber Guano - Bäder und Guano-
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Durand, F. A. , Behandlung dreier Fälle von Inter-
mittens mit Esculin , oder dem bittem Principe der indischen
Kastanien. Gaz. dt% Höp. 59. (J^httb. LXXIX. 163.)
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Th(«r. Juin.
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Atrf!.
Erpenbeck, Ueber Belladonna gegen Speichdfluss.
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Escolar, S., FOnf Fälle von V^ts-Tanz, Herlnng dtrrch
valeriansaures Zink. Juurn. de Bord. Juin.
Eulenburg, Zur Heilwirkung des Coffeins. Med.
Cenlr.-Ztg. 22. (Jahrbb. LXXIX. 160.)
— *^ Zur Heilwirkung des Traumaticins (eine Auf-
lösung von Gutta- Percha in Chloroform; gönstige Wirkung
desselben gegen Psoriasis und Ekzem.) Med. Centr. -Ztg.
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Ferrum perchloratum als Mittel die Coagulation
des Blutes zu befördern. Bull, de Tb(!r. Mai.
— — Einspritzungen davon bei Behandlung der Aneu-
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Fiebig, G. A., Bemerkungen Aber den Gebrauch des
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der Aqu. saturnina gegen Brucb-Incarceration. Org. f. d. ges.
Reflk. H. 3.
Fletcher, J. 0., Coupirung der Febres contibuae
dnvdi den. CinchoDismus. Med. Times and Gaa. April.
Franceschini, E., Innere Anwendung des metalli-
schen Quecksilbers bei hartnäckiger Constipation. Rev. m^d.-
ehir. Juin.
Fritsch, Delirium tremens durch Zincnm aceticom
geheilt. Pr. Ver.^Ztg. 20.
Galvanokaustik, Middeldorpfs. GQnsb. Ztschr.
iV. 4.
4»
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acute Krankheiten compliciren. Rev. med.-chir. Juin.
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4 Ngr.
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Thermalquellen ?on Teplitz-Schdnao in Böhmen u. s. w.
Jahrg. 1853. Leipzig, Meissen und Riesa 1853. 0. Fr.
Godsche.
Barth, C. , De Tusage des eaux min^rales et en par>
ticttlier des eaux thermales d'Aix-la-Chapelie et de Borcette.
12. Aachen. Mayer. 8 Ngr.
Brunnen- u. Bade-Kalender, deutscher, fflr
Reisende u. Kurgäste. Für die Saison 1853. 8. Berlin.
Tb. Grieben. % Thlr.
Cohn, F., Ceber lebendige Organismen im Trinkwasser.
GGnsb. ZUchr. IV. 3.
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doucben. Bull, de Th^r. Juin.
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ZUchr. III. 51.
Elster, Bad, bei Adorf im sächs. Voigtlande. 8. Leip-
zig. L. Voss, i/s 'T'^li'-
F4eckles, L. , Balneo - therapeutische Mittheilungen.
Med. Centr.-Ztg. 34.
— — Mittheilungen aus einer 20jähr. bmnnenärztl.
Praxis. Das. 38.
Fleury, Louis, Praktisch-kritische Abhandlung fiber
die Wasserbeilkunde. Für Aerzte u. Gebildete. A. d. Franz.
von G. W. Sc ha r lau. Stettin. Nagel, l^/s Thlr.
Frankl^ J. , Die Moosbäder bei Salzburg. Wien.
Ztschr. IX. 6.
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Marienbad. Das. 5.
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Deutsche Klin. 17.
Hahn, E. L. , Die heutige Natur - n. Wasserheilkunde
gegenüber der alten von Priessnitz begründeten Heilmethode,
gr. 8. Magdeburg. Heinricbshofen'sche Buchhandlung.
4 Ngr.
HÖrling, Das Bad Lippspringe. Med. Centr.-Ztg.
23.
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Hapsal. Med. Ztg. Russl. 14. 25.
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Ungar. ZUchr. 41. 42.
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F. Enke.
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Mit Portrait vdn Struve, o. Ansichten der TrinkansUlten
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Vjhrschr. f. ger. Med. IV. 1.
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Niepce, Fall von progressiver Muskelatropftie. Gar.
des R^p. 47. u. Gaz. de Par. 17.
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sehr veraehiedener Gestaltung, nebst Bemerk. Aber die Tberap.
der mit jenen gleichzeilig zur Bebandl. gekommenen nichi
maskirteo intarmilt. Fieber. Ghir. ¥er.*Ztschr. VII. 1.
S. a. IV. 2. Brugnoni, Durand, GiBtrac, Har-
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ober den Typtaa, die Chaifia, dl« Chloraaia und di« Hara-
rfthrsnvereoferwigen. Mit 8 T«f. Stettin 1889. Nagel.
IV4 Tblr.
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weisen des Typbus. lourn. de Toul. Mars.
Tic i er. Typhöse Ponimonie, durch Wiederherstellttng
der Menstruation entschieden. Joom. de Totti. Avnl.
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DigitizedbyVjUU^lC
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Mittel, diesen zu begegnen. Bull, de Tb^r. Avril. Juin.
[Enthält nur das Bekannte.]
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W e i c k e r t , Fälle aus dem Kreiskrankenstift zu Zwickau.
1) Hoher Sleinschnitt. Tod nach 4 Tagen. 2) Blutschwamm
am linken Fusse. Amputation des Unterschenkels. Tod.
3) Rhexis des Dünndarms. Tod. 4) In der Harnblase ab-
gebrochene Guttapercha-Sonde. 5) Faustgrosse Krebsgeschwulst
auf der Wange. Das. 22.
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selben Individuum. Med. Centr.-Ztg. 31.
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und über die Operation der Schenkelhernie. Med. Times aod
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rietale, Abscesse; Abwesenheit aller Commotions- u. Com-
pressions-Erscheinungen ; Heilung. Gaz. des Hdp. 45.
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Cerebralsubstanz ; Genesung. Monthly Journ. June.
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Gehirasubstanz aus dem Obre; Heilung; Schädelbruch mit
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Trepanation mit tödilichem Ausgange. Org. f. d. ges. Heilk.
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über die TödUichkeit d. HerzYerletzungen. Hann. Corr.-BI.
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aasgedebnter Dlceration. Rev. th^r. du Midi 7.
NaamaBD, üeber Beckeoabscease. Deataehe Klin.
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Robert, Kalter Abacesa in der Scheide dea Psoaa und
Iliacua; Jodeinspritzungen; Tod; analoge Fälle; praktiaehe
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Pr. Ver.-Ztg. 23.
S. a. VIII. AotODelli,- BlatIttSy Boeck, Haha,
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Basis der Innern Hämorrhoidai- Knoten u. s. w. Bull, de
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Nae?ns maternus, Heilung durch Vaccination.
BbU. de Th^r. Juin.
Uhde, Aneurysma der Art. ulnaris; Aoearysma dea
Arcus Tolaris sublimis. Deutsche Klin. 17.
S. a. IV. 2. Barth^lemy, Cooke.
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Braun, Drei Fälle Ton Brucheinklemmung mit Durch*
hruch des Darms. Ztschr. f. Chir. u. Geburtsk. VI. 1.
Fournier deLempdes, Nabelbruch nebst 2 Bauch«
briichen bei ein und derselben Person; Heilung. Gaz. des
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gen. Med. Ztg. Russl. 10. 20. 21.
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Panli, F., lieber ZnrOckhaltnng von Brächen , iasbe-
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operirten Augenkranken. Med. Ztg. Ruasl. 21. 22. 23.
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der Taubheit. Monthly Joum. May.
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Tearsley, Jam. , Ueber Ausschneidung der vergrös-
serten Tonsillen oder der verlängerten Uvula bei Behandlung
der Taubheit. Med. Times and Gaz. May.
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Baillarger, Ueber Melancholie mit Stupor. Ann.
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von Jiilich-Cleve-Berg. Dam. Ztschr. X. 2.
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deutscher Naturforscher u. Aerzte zu Wiesbaden 1852. Dam.
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ben in Bezug auf die praktische Medicin. Bull, de Th^r.
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Hoffmann, Fr., Organische Gehirnkrankheiten der
Irren. GOnsb. ZUchr. IV. 3.
Ideler, Ueber die Entstehung des Wahnsinns aus Träu-
men. Ann. d Beri. Charit^ III. 2.
— — Ueber Hallucinationen. Das.
— — Ueber den Wahnsinn bei Kindera. Das.
K r a n s s , KrankheiUgeschicbte des Conrad DQrr, Webers
in Dusslingen, u. Cysticercus cellulos. im Gehirn einer Selbst-
mörderin. Dam. Ztschr. X. 2.
Morison, A. , Physiognomik der Geisteskrankheiten.
Aus d. 2. Aufl. d. Engl. uberseUt. Mit 102 Tafeln Portraiu
von Geisteskranken. 8. — 32. Lfrg. Leipzig. E. Schäfer.
k 7Vs Ngr.
idS
Medicinische Bibliographie des In - u. Auslands.
' Rutnaer, J. N. , Dronkeoschap eo Krankziuoigheid.
rfel 1892. Gebr. Campagne. 1 Fl. 25 C.
Schlothatie, Monomaota. Pr. Ver.-Ztg. 20.
Schönheit, R., Fall von Manie. Ungar. Ztschr.
III. »1.
Schwartzer, Fr., Ueber Hania sine delirio , Wuth
ohne Verkehrtheit des Verstandes. Das. 47.
— — Bericht über die Wirksamkeit der Privatirren-
heilanstalt in Ofen vom 1. Jan. bis 31. Dec. 1852. Das. 32.
(Jahrbb. LXXU. 224.)
S ei f e r t , G. , Asile de Qualre - Mar^s. Dam. Ztschr.
X. 2.
S i n 0 g 0 w i t z , Das Delirium tremens als Geistesstörung.
Pr. Ver.-Ztg. 22.
— ^ Ueber das Individualisiren in der Psychiatrie.
Das. 19.
Verga, Andr. , Ueber FaserstofTgerinnsel im Herzen
Wahnsinniger. Gazz. Lomb. 6.
Z i 11 n e r , Zur Irrenstatistik Oesterreichs. Dam. Ztschr.
X. 2.
S. a. IV. 2. Brugnoni.
ILW. Staatsarznelkiiiide«
?. Baumhauer, E.H., Gerichaich- chemische und
mikroskop. Untersuchung der Blutflecken auf den Kleidungs-
stücken , so wie des Inhalts eines Fläschchens in dem Falle
von Jan Slotbehm. Nederl. Weekbl. Apr. 1852.
Blumhardt, Gerichtsärztliches Gutachten über einen
Fall von todtlicher Unterleibsverletzung. Ztschr. f. Cbir. u.
Geburtsk. VI. 1.
Böcker, Fr. W., Memoranda d. gerichtl. Medicin mit
besonderer Berücksichtigung der neuern deutschen , preussi-
achen und rheinischen Gesetzgebung , als Leitfaden zu seinen
Vorlesungen und zum Gebrauche für Aerzte und Juristen.
1. Hälfte. Iserlohn und Elberfeld. I. Bädeker. Für beide
Hälften 1 Thlr. 15 Ngr.
Brierre de Boismont, Ueber Monomanie und
partielles Delirium in gerichtl. med. Beziehung. Ann. d'hyg.
Avril.
Caspar, Die 16]ähr. Luise Braune als Wunderdoctor
und die 17jähr. Philippine Krautz als weiblicher Münchbausen
auf der Anklagebank. Zwei psychologisch-gerichtliche Curiosa.
Vjhrschr. f. ger. Med. IV. 1.
— — Uebereinen Fall von schweren Körperverletzun-
gen. Das. in. 2.
C h e V a 11 i e r , Zur gerichtlichen Cheinie : Alterationen
des Meltles, einheimischer Kaffee, Selbstverbrennung, Un-
tersuchungen {iber den Geruch des Blutes. Ann. d'hyg.
Avril.
Chevallier, Barruel u. Tardieu, Ueber d. Blut
nnd Blutflecke. Jovrn. d. Cliim. m^d. Mai.
Dermo tt, H. , Geburtshillflicber Fall in nredicinisch-
gericfrtltcher Beziehung. Lancet. March.
Deutsch, C. , Ueber die Rechte der Taubstummen.
(Separatabdruek aus der Pr. Ver.-Ztg.) Berlin 1852. T. €.
Fr. Enslin. 7»/, Ngr. (S. Jahrbb. LXXV. 224.)
Diez, Bericht Aber einen Schwurgerichtsfall , eine des
Ktndesmordes Angeklagte betreffend. Wfirtemb. Corr.-Bl.
14.
Faber, Untersuchnngen zweifelhafter Todesarten neu-
geborner Kinder. Das. 12.
Fiscber, Fall von Kindermord. Vjhrschr. f. ger.
Med. IV. 1.
Gesetzgebung, hannoversche, ober das Medicinal-
wesen. Zusammengestellt im Auftrage des konigl. Ministeriums
des Innern. Hannover.
Hermaphroditismus, Fall davon mit Castration.
Vjhrschr. f. ger. Med. III. 2.
Kalkofen, über die Zulässigkeit der Anlage derselben
in san.-polizeil. Beziehnng. Das.
Klein, Die ritaelle Circumcision , ein« san. -pofizeil.
Frage. Med. Gentr.-Ztg. 40.
L e c a d r e , Die Verfolgungs- Monomanie in ihren Bezie-
hungen zur gerichtl. Medicin. Ann. d'hyg. Avril.
Ledder, J. , u. van Dam, J. , Gerichtl. ehem. ün-
tersuchung in einem Falle von Vergiftung durch arsenige Säur«.
Nederl. Tijdschr. April.
Lehrs, Ueber Bordelle. Vjhrschr. f. ger. Med. ULI
Mascbka, J., Sammlung gerichtsärztl. Gutachten d.
Prager med. Facultät. Lex. 8. Prag. Andre. 1 Thlr.
24 Ngr.
Natron, kohlensaures, über den Verkauf des sanrn
und der Weinsteinsäure Seitens der Droguisten. Vjhrschr. f.
ger. Med. III. 2.
Pappen heim. Zur Diagnostik d. Todes durch Ertrin-
ken. Das. IV. 1.
Plattner, Camillo, Tödtung eine« 5jähr. Knaben
durch einen 19jäbr. Mann ; Mordmonomanie. Gazz. Lomb.
14.
Schacht (Berlin), Ueber Bulteruntersuchungen. VjhN
«Chr. f. ger. Med. HI. 2. (Jahrbb. LXXIX. 167.)
Simeons, C, Beitrag zur Entscheidung der Frage:
ob Menschen , die todt im Wasser gefunden wurden , in dem-
selben und durch dasselbe ihren Tod gefunden haben , oder
auf eine andere Weise vor dem Gelangen ins Wasser nmge-
komrocn sind, vom Standpunkte d. Gerichtsarztes. Das.
Weihe, M. , Intoxications -Krankbeilen der Phospbor-
Zundholz-Arbeiter in Zanow. Giinsb. Ztschr. IV. 3.
Weninger, J. N. , Gerichtsärztliches Gutachten über
die Todesart eines vor der Zeit gebornen Kindes. Ungar. Ztschr.
III. 47.
— — Differenticllesgericbtsärztltches Gutachten über
einen Verletzten, dessen Fingerglied in Folge eines Bisses ver-
loren ging. Das. 48.
W 0 1 f f , Beitrug zur gerichtlich-chem. Untersuchung von
Blutflecken. Pr. Ver.-Zfg. 20.
Zimmermann, Bemerkungen über eine Epizootie der
Hundswuth in Hamburg und über d. Mittheilbarkeit d. Krank-
heit auf Men.<ichen. Vjhrschr. L ger. Med. IV. 1.
S. a. III.
ILlft. TlilerlielllLuiide.
Ellinger, J., Ueber die von Dr. Willems zu Has-
selt in Belgien vorgeschlagene Impfung als Schutzmittel gegen
die Luogenseuche. Wien. med. Wcbnschr. 8.
Facen, J. , Epizootie von Pleoro-Pncumonie ; Inoco-
latioosversuche. Gazz. Lomb. 16.
Oldekop, Ueber eine in den Mon. Juli, Aug. u. Sept.
1852 im Lodeinopol'schen Kreise, im Gouvernement Olonetx,
beobachtete Viehseuche. Med. Ztg. Russl. 23.
Repertorium d. Thierheilkunde, herausgeg. v. Prof.
E. Hering. XIV. 2.
Inhalt: Hering, E. , Beschreibung einer kopflosen,
zweibeinigen Schafsmissgeburt ; W ö r z , das Schluchzen beim
Pferde; Hering, E. , über die Erblichkeit des Hirnblascn-
wurms beim Rindvieh ; H a g m a i e r , Kreuzdrehe bei einem
Lamme; Kohler, Umwälzung d. Fruchthälters durch Ope-
ration behandelt; Zip perlen, Verstopfung u. unterdrückte
Harnentleerung, verursacht durch einen Scheidenpolypen.
Thielmann, H., Beobachtungen über die Pest des
Hornviehs im südl. Russland. Med. Ztg. Russl. 17.
S. a. XV. Zimmermann.
ILmi. medicin Im AUge-
meliieii.
1) u4ügemeines. Sammelwerke, rolksschriflen,
Barth eis. Erster ärztlicher Bericht Aber das Diake-
nissenbaus Bethefiien. Ann. d. Berl. Cbaritä. III. 2.
Medicinische Bibliographie des In- n. Auslands.
909
CanoftUtt's Jabresberickt aber d. Forttchritte
der gesammten Mcdicin in allen Ländern im J. 1852. Redi-
firl voD Prof. Dr. S oberer, Prüf. Dr. Vircbow und
Dr. E i s e o ma n n« Würzburg 1853.
III. if an J. Vogel, Krankheiten des Blutes; Lahr,
Psychiatrik ; Eisen mann, Krankheiten des Nerveosisteios ;
Beger^ Ophthalmologie; Frank^M., Otiatrik; Simon,
Dermatologie; Gleitsmann, Krankheiten des Bewegungs-
Apparates u. Krankheiten des Zellgewebes; Flammernik,
Krankheiten des Gefasssystems und Krankheiten der Respira-
tionsorgane ; K 1 e n c k e , Krankheiten der Zähne ; Rösch,
Krankheiten des Nahrungskanats ; Guterbock, Krankhei-
ten der Harn- und männlichen Geschlechtsorgane.
V. Band, Eisenmann, therapeoiische Physik;
Wiggers, Pharmakognosie u. Pbarmacie; Faick, Phar-
makologie u. Toxikologie ; K 1 e n k e , Anaesthetica ; Lösch-
ner, Balneologie; Sprengel, Operations- und Verband-
lehre.
Danielssen, Leistungen im Lungegaards-Hospitale zu
Bergen, im J. 1851 übersetzt von Dr. v. d. Busch. Gunsb.
Ztschr. rV. 3.
Dicenta, Medicinische Wahraehniungfu und Erfahrun-
gen aus dem Zuchtpolizeibause u. der Strafanstalt fGr jugend-
liche Verbrecher in Hall indem Verwaltungsjahre 1851—1852
Wurtemb. Corr.-Bl. 22. 23.
Frankl, L. A. , Hippokrutes a. die moderne Hedicin.
Satvre. 4. Aufl. 16. Wien. Jasper's Wwe u. Hügel.
Va Tblr. (Jahrbb. L.\XIX. 140.)
Giebel, C. G. , Odontographie. Vergleichende Dar-
stellang d. Zahnsyslems d. lebenden u. fossilen Wirbellhiere.
1. Lfrg. gr. 4. Leipzig. Abel. 2 Tblr.
Hassen stein, C. H., und Hassenstein, C,
Cbemisch-elektrische Heilmethode. Ein neues Verehren zur
sichersten und schnellsten Heilung von Nervenleiden aller Art
u. s. w. Leipzig. 8 Ngr.
Niese, Mittheiiungen aus den Beobachtungen der di-
oischen Aerzte während d. Kriegsjahre 1848 — 1851 . Deutsche
KliD. 17.
Speyer, Jahresbericht (Juli 1850 bis Juni 1852) aus
dem Land kranken hause der Provinz Niederhessen. Das. 20.
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reinen Erfahrungsheilkunde nach R a d e m a c h e r. Bernhardi's
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sition mt^thodique des proo^d^s employ^s poar produire les
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der mediciaischen Geographie. Arcb. f. wissensch. Heilk.
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der epidemischen Krankheiten. II. AuR. 2 Abtheilungen.
Jena 1852 und 1853. Fr. Mauke. 5 Thlr.
Heffner, Aelleste Medicinalordnung d. F. Bisthums
WQrzburg Tom J. 15D2 u. s w. Brocbure.
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dens. Arch. g^n. Mai. (Jahrbb. LXXVIlf. 360.)
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und die Krankheiten des Isthmus von Panama. New-York.
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Moore, Ch. F., Bemerkungen aber die vorzaglichMea
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schen Meer wihredd'7 Jahren. Dubl. Journ. May 1852.
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Athen in Beziehung auf den Fall von Sokrates. Ibid. May.
Phillips, T. B., Ueber das gelbe Fieber am Bord des
Dampfschiffes La Plata auf der Heimfahrt von St. Thomas ia
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Stratton, Tb., Meteorologische Beobachtungen zo
Cbarlolte-Town auf der Prinz-Edward-Insel. Edinb. Joorn.
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Stephen, Williams, Bemerkungen Ober die in dea
letzten 50 Jahren in der Medicin gemachten Erfindungen und
Entdeckungen , mit besonderer Bücksicht auf die vereinigtes
Staaten von Nordamerika. New -York. Journ. March. 1861
T a t a r i n 0 w , Ueber den Zustand der Medicin in China.
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gelben Fiebers am Bord des Kriegschiffes »HigbRyer*' im J.
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Westropp, Th., Ueber A uswanderer nach Nord-
amerika und deren Krankbeiten. Lancet. April. May.
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Canada. Edinb. Joorn. April.
Wunderbar, B. J., Biblisch -talmodiacbe Medidn.
4. Hft. Therapie der alten Israeliten. Biga and Leipzig.
(Eigenthum des Vis.) 20 Ngr.
D. HESCELLBH.
L Kleinere littheilnngen.
Zum Filiriren det Trinkwassers bedient man sich in
England eines (z. Th. eleganten) Apparates aus Porzellan
oder Steingut, welcher in der Mitte durch eine Scheidewand,
die ein Loch hat , in 2 Theile getheilt ist. In die Oeffnung
klemmt man einen gut gereinigten Meerschwamm; dann
achättet man in die obere HälHe das zu flttrirende Wasser,
nach Befinden mit Kohlenpulver geroengt. Die unlere Ab-
tbeilung bat einen Hahn zum Ablassen des Wassers und ein
Luftrohr oben. (Polyl. Centralbl. 1852. Nr. 20.)
2.
Um denM^etn vor saurer Gährung mu sehüUen, setzt
man ihm nach X. Landerer (Arch. der Pharm. Jan. 1853)
in Griechenland verschiedene aromatische , ätberiscb-ölige u.
harzige Pflanzentheile zu , namentlich 1) Pech oder Terpen-
tin von Pinus maritima, P. halepensis, P. abies (diese
Bäume hiessen bei den alten Griechen bald Pitys^ bald Peuee,
und der so aromal isirte Wein J?e/tnt7e«, Finumresinosum) ;
2) Zapfen von Pinus maritima , P, larix oder P, picea ;
3) wohlriechende Harze, bes. Mastix und Labdanum mit Nel-
ben in kleine Beutel gebunden (so soll das Aroma den Cyper-
weins, Comandaria genannt , entstehen) ; 4) Gewürznelken
in kleine Quittenäpfel gesteckt und dem schon gährenden
Weine zugesetzt (soll sehr empfehlenswert h sein , sogar bei
schon sauer gewordenen Weinen); 5) Hypericum Ceris^
die Balsampfianze , ßaisamo oder ßalsamockoräon , aock
Bärenschwanz, Acrudura genannt, zu mehreren Stück ia
ein Weinfass geworfen , sehr balsamisch , vielleicht auch den
Wein klärend. Dieselbe POanze ist als Fiebermittel und bei
Bruslentzöndungen beliebt.
Die chilenische Bohne wird fast von allen Belsenden
(bes. neuerdings von Byam, ^^Wanderungen durch Os
Südamerika Republiken*^ ) als eins der kräftigsten Nahrungs-
mittel gerahmt. Eine reichliche doppelte Handvoll der trocknen
Bohnen giebt gekocht eine Mahlzeit für einen Hann ab. Die
ungeheuren Anstrengungen , welche die Lastträger und Berf-
leute in den Cordilleren aushalten , sind ihnen nur durch die-
ses Nahrungsmittel möglich , welches von keinem andern e^
setzt wird. Nach einer Mittheilung der Bot. Ztg. 1852. Nr. 23.
ist es eine Art welscher Bohne von brauner oder rothlicha
Farbe, dort Poroto [oder Fijoles] genannt. Wahrscheinlich
ist es Doliehos glycinoi'des H. B. , von welcher auch Pop-
pt g sagt, daaa sie sehr nützlich und ergiebig sei und in
Europa togebaat zu werden verdiene.
Miscelleti.
401
Ihr Hanigikmt auf den Kornähren Jali 1853 , in
Gestalt kleiner Honigtropfea heobachlet, bestand nach
Bebling (Arch. der Pkann. Febr.) aus dem Product dea in
Ufflwandlang , Verwesung oder Gährung [?] Qbergegaogenen
Hatterkornpilzea, Spermoedia eUtvus Fries. Die später ent-
wickelten Aehren (welche Vf. durch Faden bexeichoet hatte)
xeigten theils ausgebildetes Mutterkorn , theils völlige Auflö-
suDg des Pilzes durch die Zuckerbildung. [Nach meinen Be-
obachtoogen klebt die Spitze der Spelzen zusammen u. unter
ihr degenerirt dann der Fruchtknoten zum sogen. Mutterkorn,
die Suiobbeutei zu dem spitzen Hfilchen desselben. H. E. R.j
Ueber ein dem Roggen »ckädiieke» Imeet berichtet
V. Kollar (SiU.-Ber. d. Akad. d. Wissensch. zu Wien.
Math.-natnrw. Kl. VI. 4.). Er sah nämlich auf mehreren mit
Roggen bestellten Feldern (am Laaer-Berg) einzelne Halme,
die im Wachatham zurückgeblieben, an der Spitze unvoUkom-
meo entwickelt waren, etwas gerollte, nach unten viel breitere
Blätter hatten und ungewöhnlich dick waren. Nach sorgfäl-
tiger Lösung der Scheidenblätter und nach Spaltung des Hal-
mes unmittelbar über der Wurzel entdeckte er in einer Grube
des Halmmarkea die Larve eines Zweifluglers. In einem jeden
Halme ist stets nur eine, vollkommen walzenförmige , an bei-
den Enden etwas dünnere , vorn zugespitzte , hinten abgerun-
dete Larve, die mit dem Kopfe nach abwärts in der aosgefres-
seaen Markhöhle liegt und in ausgewachsenem Zustande 2"'
lang nnd Vi"' ^^^^ ist. Ihre Farbe ist weiss und fettglän-
leod, ihre Haut dönn, glatt und so durchsichtig, dasa man
den mit grünen Pflanzensaften angefüllten Darmkanal , den
Fettkorper ,und selbst die Hauptstämme der Tracheen durch-
schimmern'siehl. Die Larve hat 13 nur schwach durch Ein-
schnitte angedeutete Leibesringe, am Kopfsegmente zwei kurze
tasterähnliche Spitzen und am hintern Rande desselben zwei
kleine fleischige Wärzcflen, am Schwanzsegmente ein Paar
i[leine warzenförmige Fleischhöcker und an der untern After-
niche eine kleine Spalte. Sie gingen nach einigen Tagen in
(ieo Puppenzoaund über, diese waren dann etwas mehr ge-
treckt, Si/a — 3"' lang, vollkommen cylindrisch u. wurden
• ich n. nach fast bernsteingelb. Die tasterähnlichen Spitzen
•|)l Munde und die Wärzchen am Kopfsegroente verschwanden,
die Wärzchen am Aflersegmente vertrockneten zu bräunlichen
Tuberkeln. Die Halme des Roggens wuchsen nickt mehr in
die Länge , wurden aber immer dicker und einige schwollen
unter dem ersten Knoten an.
6.
Prüfling der Chinarinden mitteit Chloroform , nach
Raboordin (Joum. de Pharm. XIX. 11. und Vjbrscbr. f.
prakt. Pharm. I. 1.): 40 Grmm. (IVaS)^''^'^! gepulverte
Ckümrinde befeuchtet man mit salzs. Wasser^ bringt das Ge-
menge in eine Röhre und wäscht so lange mit saurem Was-
ser nach, bis die ablaufende Flüssigkeit farblos erscheint und
nicht mehr bitter schmeckt ; die Flüssigkeit versetzt man hier-
auf mit 5 — 6 Grmm. Aetzkali und 15 Grnim. Chloroform,
schätult kurze Zeit und stellt es dann ruhig hin , wo nach
«ner i/, ^^^* d** Chloroform mit allem Cinchonin beladen
•ich am Boden abgeschieden bat. Die klare , rothe Flüssig-
keit giesst man nun behutaam ab , wäscht den Rückstand mit
reinem Wasser aus nnd giesst sie in eine Porcellanschale, ver-
dunstet das Chloroform im Wasserbade, bebandelt den Rück-
stand mit salzs. Wasser , worin sich alles Cinchonin und ein
Theil Chinarotb auflösst, filtrirt und setzt nun so lange vor-
sichtig stark verdünntes Ammoniak zu, bis sich ein permanen-
ter Niederschlag zu bilden anlangt, wodurch alles Chinaroth
in bijionrotben Flocken ausgeschieden wird , ohne dass Cin-
chonin mit niederfallt; die vom Chinaroth abgeschiedene,
fublose Flü8si|{keit läset auf Zusatz von überschüssigem Am-
Med. Jahrbk. Bd. 7». Hft 8.
moniak das Cinchonin fallen ,. welches man trocknet u. wägt.
Bei Prüfung der gelben Chinarinden^ die mehr Alkaloid ent-
halten, braucht man nur 90 Grmm. zu nehmen, verfährt wie
oben, nimmt aber nur 10 Grmm. Chloroform, weil die Menge
der sauem Flüssigkeit geringer ist.
7.
U^ber das Rotationtvermögen des Chinidin, Codein,
Narcein, Papaverin u. Pikrotoxin machen Bouchardat
und Boudet (Bull, de l'Acad. XVIII. 13. 1853.) folgende
Angaben.
I. Das Chinidin besiut die grösste Aebnlichkeit mit
dem Chinin, denn 1) lenkt es wie dieses den LichutrabI nach
links ; 2) wird diese Eigenschaft bei beiden Substanzen durch
Zusau von Säuren vermehrt ; 3) wird das Chinidin gerade so
wie das Chinin durch Jodkalium mit Zusatz von Jod gefallt, u.
der Niederschlag färbt sich ebenso unter der Einvrirkung von
Sauerstoff. Es verhält sich jedoch das Rotatioosvermögen
des Chinidin wie 111, das des Chinin wie 121,728.
II. Morphin und Nareotin wenden den Strahl des
polarisirten Lichtes nach links. Die rotatorische Kraft der
Moleküle beim arsteren ist 87,321 , die des Nareotin 130.
Letztere Base hat die bemerkeoswerthe Eigenthümlichkeit,
dass, sobald man eine Säure zu der Lösung setzt, die Rota-
tion sofort nach rechts erfolgt und dass deren Intensität sich
nach der Art der Lösungsmittel richtet. Zusatz von Ammo-
niak stellt die Rotation nach links wieder her.
III. Codein wendet gleich dem Morphin und dem Nar-
eotin das polarisirte Licht nach links , steht binsichtlich der
Energie der Rotation zwischen beiden , aber dem Morphin
näher, weil Säuren die rotatorische Kraft seiner Moleküle kaum
abändern.
IV. Papaverin haben Vff. nur in sehr geringer Menge
erhalten können. Die geringe Löslichkeit in Alkohol erschwert
die Untersuchung des Rotationsvermögens , welches, wenn es
überhaupt vorhanden ist , nur ein sehr schwaches sein kann.
V. Pikrotoxin besitzt ein sehr schwaches Rotations-
vermögen nach links.
8.
Jonas bereitet, da die Cochenille manchem Kranken
widersteht, eine Tinctur, welche sich* in den Krankheiten, wo
überhaupt das.fragl. Mittel in Anwendung gezogen wird, b^
währt bat. 6 Th. feingepulverte Cochenille werden mit 72 Tb.
dest. Wasser übergössen, im Dampfbade erhitzt, bis zur
Hälfte der Flüssigkeit eingeengt und hierauf flltrirt. Den
noch feuchten Rückstand laugt man mit einer Mischung von
30 Th. Wasser und 2 Th. Salmiakgeist aus, vereinigt beide
Filtrate , verdunstet im Daropfhade auf 36 Th. , und mischt
nach dem Erkalten 36 Th. rectiöcirten Weingeist hinzu.
Die Aqua coccionellae wird nach J. bereitet , dass 8 Loth ge-
pulverte Cochenille in einem Desiillirapparate ao lange
den heissen Wasserdampfen ausgesetzt werden , bis 18 J
Flüssigkeit übergegangen sind , denen man 6 J reciiflcirten
Weingeist zuseUt. (Vjhrscbr. f. prakt. Pharm. I. 1.)
9.
a) fThite't Augenwaseer besteht aus Zinkvitriol in
Rosen- und Fenchelwasser gelöst. — b) Kummer fei d* $
f^aschwateer gegen Flechten: 3 J Schwefelbluthe mit 2 ^
Kampher in 21 5 Wasser verlheilt. (Vgl. Dr. Weissen-
born im Archiv der Pharm. 1853. Febr. S. 231.) —
c) Lapia antifebrilis , in der Pfalz als Mittel gegen Fieber
vertbeilt, ist nach Wink 1er (Jahrb. f. prakt. Pharm. 1853.
Jan.) ein arsenigsaures Bleioxyd (53,6 Bleioxyd und 64,4
weisser Arsenik). (Polyt. Centralhalle Nr. 14.)
61
An
Sach-llegister.
le.
Die LUiontey ein ib den Zeituo^en luuflg »asposaan-
tes SchdaheiUmUtel , ist nach der UDlenBuchaog ?o» H a r d -
tung u. Schwarzkopf (WiAtstein'a pharm. Vjbrachr. i.
363.) eine völlig gesättigte Lösung des Kali carbon. in Was-
ser, mittels Rosenöl und Zinunt etwas aromatisirt. Auch
nach einer Angabe in d. PoiyCechn. Centralhalle (14. 1&53)
besteht das fragt. Mittel nur aus einer Kali- oder Natronlösung
in einem aromatisirten Wasser.
11.
NeriTty uiler diesem Naraea werde» ¥<>■ Wien aus 3
Qekeimmiltel , am die Haare blond , braan aad schwarz zu
färben, ausgeboten. Nach Wittstein (s. dessen Yihrscbr.
1. 377.) bestehen sie aus einer Löanng der UomiMlirre io
kohlena. Kali (wahrscheinlich durch Behandlung des Torf»
oder der Braunkohle mitteis Potasche dargestellt) n. mittel«
i&th. Oele wohlriecheDd gemacht ; sind übrigens für besagten
Zweck untaugUch.
19.
Des j4t^&ph4m des Apotbeler Bemhold ki Sahbarg
ist ein mit Alkohot verdünntes, grfin gefärbte» athenschet
Senßl, Man reiht damit bei Zahnschmerzen die Wange der
befatienes Seite bta lom Entstehen von Brennen. Es hilft
sehr oft nnd hat entschieden» Tofzifge vor andern Mitteln,
(fioehner^ Rep. Bd. 9. H. 7.)
R a (^ k t r a g.
Der Herr Vf. der Mittheilu.ng über die vermefntliehe
Umwandlung von Ammoniak in Salpetersäure innerhalb
des thierisehen Organismus (Jahrbb. LXXIX. 117. 118.)
ersucht uns , nachträglich zu bemerken , dass er auch dano
mittels Stärke und Jodkalinm keine Spur von Reaction im
Destillate erhielt, wenn er Harn, der nach Genuss von 4^Gr.
Salmiak gelassen worden war, mit Phespfropsäure destillirte.
(Redaction.)
Sach- Register.
(Die Zahlen beziehen sich auf die Seite,)
Aachen, Mineral w. das. 102. 103.
AbfübrmitteT, Natron aceticum u. cilricum als solche
162. — bei Typhus 295. S. a. Honigmiscbuhgen.
Abortua, kflnstHcher, 364.
Abscess 371. — d. Knochen 309. — d. Niere 309.
Absorption im Magen, Einfluss d. N. vagus auf dies. 152.
Accouchemeot forcd bei Eklampsie 315.
Acephalocystenbalg, Involulionsprocess dess. 311.
Achrom bei Lungentuberkulose 33.
Acqna di Francesco I, ^ineralw. das. 99.
Acqni, Mineralquelle das. 98.
Acredynta palmaris 37.
A-eupunctur bei Ischiaa 141. *
Ad erlas 8 370. — bei Cholera 255. 257. — bei Gehirn-
apoplexie 290. 291. — u. Hamsecretion , Einfluss jenes
auf diese 21. — bei Typhus 295.
Adstringentia bei Paronychia 287.
Aegypten, altes, medic. Kenntnisse das. 95. — , Cholera
das. 227. 229.
A es c n 1 i n bei Wechselfleber 103.
Aetherbetäubung zur Diagnose von Fracturen 68.
After, kunstlicher, Anlegung dess. bei Strictur d.
Colon 214. — mittels d. Darmscheere geheilt 219.
Aiz-les-bains, Heilquelle das. 97.
Akademie, belgische, Memoiren ders. (Rec.) 139.
Albuminurie 141. — d. Schwangern u. Gebärenden 313.
S. a. Diabetes albuminosus.
Alcoholiamus chronicus (v. Huss u. van d. Busch;
Rec.) 125.
Algerien, Mineralw. das. 102.
Alkalescenz d. Urins 277. — bei Magenkrankheiten
280. — bei Mineralwassergebraucb in Vichy 103. 108.
A 1 k a 1 0 i d e , Rotationsvermögen mehrerer 401 .
Allevard, Mineralquellen das. 100.
Aloe soccotrina, flOasige, 24.
Alter in Bez. auf Cholera 230.
Alterthum s. Aegypten; Lyciumvasen.
Amenorrhoe, Emser Uterusdouche bei ders. 107.
Ammoniak, Oiydatioa n. UmwaadtoDg dns. in Safpeten.
im Organisnre» 6. 117. 409.
Ammo>D>akgrotte 99.
A m p b i o » , Mineralquelle das. 97.
Ampatatian d. Fusaes 930. — des Ober^nm 79.
Anäathesie d. Haut hei Hyaterie 131.
Anaeathetica, Anwendung ders. in d. Chir. (v. Boois-
son; Rec.) 123.
Anatomie, patbolagieche, s. Prag.
A n c h u s a tincloria bei Kescbbaaten 141.
Aneurysma 9i. — aortae thorac. 173. — areus aortae
92. 173. — art. anonymae 173. — aft. Damoralie 72» —
art. glutaeae 72. — , Compression bei solchem 331. —
cordis, partielles 91. — , Gakanopunctur bei solchem 166.
Anschoppung d. Uterus, chronische, Emser Uterusdouche
bei solcher 108.
Ansteckungsfähigkeit d. Cholera 232. — d. constite-
tionellen Syphilis 55.
Anthrax, gutartiger, 371.
Aorta, Missbildung d. Klappen ders« 172. — thorac, Aoeu-
rysma ders. 173. S. a. Arcua.
A p i 0 1 bei Wechselfieber 163.
Apoplexie a. Hirnapoplexie.
Aqua ammonia bei Diab. mell. 50. S. a. Wasaer.
Arcua aortae, Aneurysmen dess, 92. 173. — , Verenge-
rung dess. 92.
Arnica bei Alkoholkrankheit 129.
Arsenik in Mineralquellen 102. — bei Wechselfieber 36.
S. a. Chinin.
Arteria anonyma, Aneurysmen dera. 173. — femorali«,
Aneurysma ders. 72, — glutaea , Anearysma ders. 72. —
. iliaca comm., Unterbindung ders. 72. — il. ext., DaAe^
bindung ders. 72. — puJmonalis, lasufficienz d. Klappeo
ders. , Meduliarkreba im Conus dera. , Sieiioais d. lechtcB
Aales ders. 92.
Arterien, Krankheiten ders. 91. — , Unterbindung ders.
u. deren Einfluss auf die RarnaecretioB 21« S. a. Bloti
arterielles.
•a«h-Re^i8t6r«
40S
Arthritis 128. — cbronioi tiectt 47.
Ärxn ei mittel (Lehre ron ideie. ?. Claras; fttc.) lldi
(Wirkungsweise der«. ▼. Acadilind; ßee.) 190. — ^
brasilianische, i6S.
Asa foeüda bei Alkoholknvkhelt 199.
Aacites, Gummi gUttae bei solchem 163.
Asphyxie naeh CoMpressioo d. N. vag. «. symp. 169.
Astragalasrallen 166.
Atlas, Luxation dess. 208.
Atmosphäre in Bez. auf Cholera 831.
Atrophie H. Leber 36. (fotbe) 174.
A t r o p i n bei Neuralgien 27.
Augapfel, Bewegung dess. nach Beizung d. Sytaip. Ü.
Aogen bei Alkohelkiwskheit 136.
Augenheilkunde (Handbuch ders. ?. Desmarrvs,
Seitzu. Blattmann; Bec.) 374.
Angeoböble, EntzdatfUBg d. Knochen a. Knochfenbaul
ders. 881. — ,erectile Geschwulst fn der». 888.
AngeniidgeschwQlste 376.
Attscultation 368. — beim Pferde 141.
IB ä d e r s. Balneologie ; Molkenbfider ; Sehlammbäder; Sturc^
bäder.
Binder, Spannung ders. beim Stehen 164. S. a. Liga-
mentum.
Bagnires ^ Mgorre, Mineralwasser ^las. 101.
Bagoo d'lschia, — fresco, Miiieraiwaeser das. 96.
Balaruc, Mineralwasser das. 101.
Balggeschwülste 373.
Balken colobom 93»
Balneologie, ileuere Leistuigto in ders. 96.
Bauchfell bei Cholera 246^ S. a. Peritonitis.
BauchfellQberzug d. Gebütttuiterv Boplur dess. 6^.
Baume de Compingt 164.
Baonwolleafasiern im Hartt 7.
Becken, Fraclur dess. 326. — , Neigung dess. 16t. — ,
Osteomalacie dess. 806. -^^ ^aerrerengtes, 61. ->—, Rha»
chitis dess. 306. «aOO. *^ beim Stehen 168. — , Verenge^
ruDg dess. durch Gebäroitttteiigeschwälste 316.
Belgien s. Akademie.
Belladonna, kdostl. Frfihgchun dtth^h dies. 181. -^ bei
Speichelfluss 286. — « bei TrismuS 27.
Berichte s. frsee; Prag; Stockholm; Wien.
Berlin, Hebammen das. 3l8.
Bern s. Pharmakopoe.
Befölkerong, Bewegung ders. in d. KOnigr. Sachsen (V.
Engel; Bec.) 378.
Bewegung s. Auga.pfel ; Herz ; f ris ; Nerveb , olotorist^fae \
Respiration.
B i s c h o fs t e i n , Cholera das. 826. 837.
Blase, Höter'aehe, zu kOnstl. 'Fnlhgebürt 101»
Blei, essigs., bei Brucheinklemmung o. Poeumotiie 888.-
Bleonorrhöe d. Bronchien 81. — d. Uleras, Ensar
Uterusdouche bei solcher 108.
B i u t , arterielles, Temperatur dess. 146. — , Druck dess.
in Bez. auf Harnsecrction 20. — bei Cholera 244. — hei
Pneumonie 43. — , putride Stoffe in dems. 87. — bei
Typhos 296. — , venöses, Temperatur dess. 146.
Blutcirculatioo 13. 18. S. a. Kreislaufsorcaoe.
Blntentziehungen 370. — bei Cholera 8ö7. — bei
Krankheiten innerer Organe 93. S.a. Aderlass; Schröpfen.
Blutkörperchen 11.
Blntsack im» kl. Gehirn 290.
Boerhavia birsota 163.
Bohne, chilensische, als Nahrungsmittel ^00.
Boletus laricis bei Cholera 264.
Botanik) philosophische, Gtundzdge defs. (v. K fl 1 1 i 0 g \
Bec.) 861.
Bouillon, fiebenrertreibende, 284.
Bourbon rArchamtoult, Minefalw. das. 101.
Brand d. Genitalien 196. — d. Oterus J7.
Brasilien S. Arzneimittel.
Braonschweig, Cholera das * 828.
Brechmittel bei Gehirnapoplezie 291. — bei Typhus
896.
Brecbruhr d. Kinder 181.
firasla«, Cbolehi das. 227.
Brom bei Geistaskratikbeiten 83.
Bronchien, Blennorrhoe dem. 91. — , Erweiterung ders.
91. — , Katarrh ders.' 31.
Bruch s. Fractora; Fracturen; Reraia; Heruiotomito.
firöekeacdlabom 73^
B r tt s s a , Mineralwasser das. 103. 109.
Brustdrüsen, weih!., Hypertrophie ders. 186. — , Bei'*
cnng d^rs. znr Erregung d. kunstl. Frühgeburt 194.
Brustfell bei Cholera 246. S. a. Pleuritis.
Brastkrankheiten d. Pfisrdes, AuScuttatioU u. Perctis-
sion bei solchen 141.
Brustorgaoe, Grösse- und Lagebestimmang ders. 86.
Buschbad, Mineralwasser das. 110. 113.
Busto Arsizio, Typhusepidemie das. 171.
Butter, Verfälschungen ders. 167.
Calcanetas, Excision dess. 71.
Caldaniccia, Mineralquelle das. 90.
Call US, innerer, 323.
Calomel bei Cholera 269. — bei Diabetes mellitus 60. —
bei Gährungskrankheiten 318.
C a n n a b i s indica bei Cholera 269.
Cannstatt, Mineralwasser das. 109. 111.
Capbern, Mineralwasser das. 101.
C a p i 1 1 a r e n , Schnelligkeit d. Blutlaofs in dens. 19.
Cappone, Mineralquellen das. 98i
Capsicum s. Tinctura capsici.
Cardialgie 34. 182.
Caries 93. — , Opodcidoc bei solcher 164. — , Resection
bei solcher 70. — d. Schultergelenks 327.
Carotis, Unterbindung ders. 222.
Castiglione, Mineralwasser das. 98.
Cataracta 378.
Cayennepfeffer bei Cholera 260.
Cephalaematoma 366.
Chalazion 220. 371.
C h a 1 1 e 8 , Mineralwasser das. 98.
Chateauoeuf, Mineralwasser das. 101 .
Chemie, Einfluss ders. auf d. Kenntoiss d. Krankheiten 141.
Chinarinde, Prüfung ders. durch Chloroform 4Dl.
Chinin, arsenigs., 318. — bei Gährungskrankheiten 318. — |
gerbs», bei Nachlschweissen 28. — in Injectionen beiCho*
lera 260. — , schwefeis. bei Wechselfieber 36.
C b i n 0 i d i 0 bei Wechselfieber 283.
Chirurgie, kJeine, (v. Jamain; Bec.) 360.
Chlor bei Cholera 269.
Chloride im Harn bei Pneumonie 280.
'Chloroform bei Cholera 259. — bei Delirium tremens
163. — , Prüfung d. Chinarinde durch dass. 401. S. a»
Anäslhetica. '
Chloroforminhalationen 287. — bei Cholera 269^
— bei Convulsionen 199. — bei d. Geburt 196. — bei
Puerperalconvulsionen 62. — bei Trismus 27.
Chloroformvergiftung, Lufteinblasen bei solcher 29.
C h 1 0 r z i n k bei Cholera 263.
Cholera 36. ^. (Literatur ders.) 226. — in Schweden
(t. Berg; Bec.) 266.
Choleraexantheme 37. 239.
Choleratypboid 239.
Cbolerine 240.
Chorea 30.
Chorioidea, Bilduogsf^hler ders. 78.
Cicuta, Samen ders. l6l.
Ciliarkörper, Bildungsfebler dess. 73.
C i n c b 0 n i n , gerhs., bei WechselOeber 283.
Citara, Mineralwasser das. 99.
Cochenille, Tinctur 401.
Coffein 169.
C 0 1 1 0 d t u m 26. -^ hei Puerperalfieber 318*
Colobom 73. f^
Colon, Btrictar desS. 814.
Colophoaium, Terfalachung d. Bals. copaivae durdi dass.
161.
404
Sach-Refifter«
C 0 1 p a 1 g i e , Jodeiten bei solcher 164.
Compression bei Aneurysma 321. — d. N. fagus n. sym-
pathicus, traumatische, 169. — d. Pforlader bei sitxeoder
Lebeosart 175. ~ d. Uuckeamarks 169.
Conjunctivitis 376.
Constaotine, Mineralquellen das. 102.
Contractionskraft d. Lunge in Bez. aaf d. Blutcircula-
tion 13.
Convulsionen bei Alkoholkrankheit 126. — , Chloroform
bei solchen 199. — bei Hysterie 132. S. a. Puerperal-
conTulsionen.
CopaiTbalsam, Verfälschung dess. mit Colopbonium 161.
Corektopie 79.
Corestenoma congenitumSO.
Cormayeur, Mineralwasser das. 97.
Corsica, Mineralquellen das. 99.
C r a n 8 a c , Mineralwasser das. 101 .
Crepitation bei Scbenkelbalsfracturen 207.
Cretinisrous u. Hydrocephatus, Verhältniss ders. zu ein-
ander 226. — in Unterfranken 226.
Croup 91. 320.
Cn beben bei Schwache d. Harnblase, d. Seznalsystems u.
d. Rückenmarks 28,
D ajn p f b a d bei Cholera 267.
Darmkanal bei Cholera 246. — , Tuberkulose dess. 90.
Darmscheere, kunstl. After, mittels ders. gehellt 219.
Decapitation bei Querlage 63.
Decoctum Zittmanni bei const. Syphilis 64.
Delft, Irrenanstalt das. 86.
Delirium tremens, Chloroform bei dems. 163.
Diabetes albuminosus, SauerstofTeinathmungen bei solchem
60. — mellitus 49. 122.
Diätetik filr d. weibl. Geschlecht (v. Krappe; Rec.)
363.
Diarrhöe bei Cholera 237.
Diatbese s. Eiterdiatbese.
Dickdarm, Geschwüre in dems. bei Cholera 239.
Dictionnaire de mt^d., Supplemente zu dems. (v. Tar-
dieu; Rec.) 142.
Dieppe, Seebad das. 101.
D i g i t a 1 i n bei Ekzem als Salbe 164.
Digitalis bei Pneumonie 282.
Dilatatorium, kfinstl. Frühgeburt mittels dess. 192.
Dipbtheritis 198.
Diplokorie 76.
Driburg, Krankenhaus für arme Kurgäste das. 109. 110.
Druck s. Blutdruck; Compression.
Drüsen s. Inguinaldrüsen.
Dublin s. Pharmakopoe.
Ductus, pancreaticus, Spaltung dess . 339. — Stenonianus,
Obliteration dess. 297.
Dünndarm zotten 339.
Dnnsthoblen 99.
Durst bei Cholera 238.
Dyskorie 79.
Dysmenorrhoe, neuralgische, Emser üterusdouche bei
solcher 108.
Dyspepsie 177.
Dysphagie bei erysipel. SchlundalTection 297.
Einreihungen s. Eiaainreibnngen.
Eis bei Cholera 267. S. a. Gefriennischuag.
Ei sei oreibnngen bei Cholera 267.
Eisen bei Alkoholkrankheit 129. S. a. Ferrum.
Eiswasserklystire bei Cholera 257.
Eiterdiathese bei Neugebornen 199.
Ekcbymosen bei Schenkelbalsfractaren 206.
Eklampsie 37. — , Accouchement forc<^ bei ders. 315.
Elberfeld, Cholera das. 228.
E I e k t r i c i t ä t bei Cholera 259. S. a. Fische.
Elektromagnetismns, kfiastl. Frfibgeburt dorch deai.
191.
Elephantopus Martii 163.
Ellenbogengelenk, Ezcision dess. 71. — , Reseclioo
dess. 70.
Embryologie 145.
Emphysem d. Lungen 31. 91. 107.
Empyem d. Gelenke 68.
Ems, Mineralwasser das. 103. 106. — , üterusdouche dti.
107.
Encausse, Mineralwasser das. 100.
Encephalitis 29. 91.
Endemie s. Krankheit.
Endocarditis 91. x
Enghien-les-bains, Mineralwasser das. 100.
Entbindung s. G^urt; ZangenentbinduDgea.
Entbindungsanstalten s. Stockholm.
Entropium 375.
Epicantbus, temporärer, 375.
Epilepsie 31. — bei Alkoholkrankheit 196. — , Ferron
bydrocyanicum bei solcher 27. — , Galiam palustre bei
solcher 163. S. a. Neuralgie.
Erblichkeit s. Syphilis hereditaria.
Erbrechen bei Cholera 238.
Erbrochenes bei Cholera 242. — bei Sarcina ventricoll
185.
E r g 0 1 i n , Lösung dess. nach Bonjean 165.
Erkrankungsrerhältniss bei Cholera 230.
Erweichung d. Gehirns 29. 91% — d. Magens 93. — d.
Ruckenmarks 91.
Erweiterung d. Bronchien 91 . — d. Gefisse bei Pfoit-
aderleiden 175. — d. Magens 34. — d. MuttermondM
192. 364.
Erysipelas 38. — faciei bei Typhus 295. •— babitoale,
Ems bei solchem 107. S. a. Schlund.
Erythema nodosum 38.
Eugen ia cauliflora 163.
Euphorbia brasiliensis 163. — cyparissias bei Wechsd-
fieber 284.
Evian, Heilquellen das. 97.
Exantheme bei Cholera 37. 239. — , chronische, pleuri-
tisches Exsudat nach solchen 32.
Ezcision d. Calcaneus 71. — d. Ellenbogengelenks 71.—
d. Kniegelenks 71. 328.
Excoriationen, chronische, d. Zunge bei Kindern 330.
Excretionen bei Cholera 233. 237. 242.
Exostose 304.
Exsudat, pleuritisches, 32.
Extremitäten, Fracturen ders. 139. — , obere, Phlegma-
sia dolens ders. 62. — , Rhachitis ders. 305. 309.
Eau de Brocchieri, de Chapelain 165. — de Hepp 164. —
de Lechelle, de Matico, de Monterosi, de Neljabin 165. —
de Pagliari, de Rabel 164. — de Tisserand 165.
Ectropium 375.
Eczema chronicum, Emser Mineralw. bei dems. 107. — ,
Digitalin als Salbe bei dema. 164.
E i , Insertion dess. 60.
Eigenwärme bei Cholera 238. — bei Pneumonie 42.
Eihäute 145. — , Lostrennung ders. behufs der kflnstl.
Frühgeburt 191.
El hautstich behufs der könstl. Frühgeburt 193.
Elmsbüttel, Heilanat. für Irre u. Nerrenkranke 225.
E i n h e i 1 u n g von Gewehrkugeln 211.
Faba Sti. Ignatii bei Alkoholkrankheit 129.
Fäulniss s. Stoffe, putride.
Farbe d. Harns 276.
Febris cryptointermittens 296.
Febris flava u. Cholera, Verhältniss ders. 247.
Febris intermittens 35. — , Aesculin bei ders. 163.
—X, Apiol bei ders. 163. — , Arsenik bei ders. 86. —i
Chininsulphat bei ders. 36. — , Chinoidin bei ders. 883.
— , Cinchonintannat bei ders. 283. — clandestina 296.—
u. Cholera , Verhältniss ders. zu einander 246. ^, Eu-
phorbia cyparissiaa bei ders. 284. — sextana 297. — sta-
tionaria 296. S. a. Bouillon.
Febris typhosa bei Kindern 200..
Saeh-legitler.
4M
Federn im Hani 7.
Fermeatoleum «olani bei Aikohoikrenkheit iS9.
Fermm cbloretum (bei Diabetes nell.) 80. (als blotstil-
lendet Miltel) IM. — hTdroeyaoicum bei Kpileptie 97. —
jodatara bei Colpalgie 164. S. a. Eiseo.
Fett, Bildoog des«, aai ProteiDttoffea 7. 146. — im
Hera 7.
Fettleber SM.
F i B n I a n d y Mortalitit das. 337.
Fiscbe, elektriacbe, 10.
Fistel s. MastdarmQstel.
Fiiegei\l arten unter d. Haat d. Meoscben 336.
Flfissigkeiten, bluUtillende, 164. 166.
Fötalgeränsch, Abwesenheit dess. bei lebender Fmcht
198.
Föttts, Decapitation dess. bei Querlagen 63.
Forinication bei Alkoholkrankbeit 116.
F r a c t u r a eolli feinoris 203. — colli scapulae 60. — costa-
mm 69. — cruris, Plantarseblene bei solcher 69. — pel-
vis 315. — Processus odontoidei 108. — trocbl^ae bume-
ralis 108. — Tertebrae 327. '
Fraetnren 68. — d. GUedmaassen 139. — , Verbfinde bei
solchen 369.
Frankenhansen, Mineralwasser das. 114. 116.
Frankreich, Cholera das. 218. — , Mioeralw. das. 99.
Frahgebnrt, künstliche, 190. 313. 364. —, durch Ret-
sung der Brustdrüsen bewirkt 194. — bei Zellgewebsverei-
temng am Beine 194.
Furnnkel 371.
Fuselöl bei Alkoholkrankheit 119.
Fnss, AnpuUtion dess. 330. -* bei Schenkelhalsfracturen
107. — , Stellung dess. auf d. Boden 157.
G a d u i n im Leberlbran 353.
Gahrungskrankheiten 317.
Galium palustre bei Epilepsie 163.
Galvanismus, Erregung d. kflostl. Frühgeburt durch dens.
191. S. a. Strom, galyaniscber.
GaWanopunctur bei Aneurysmen und Varikositäten 166.
Gas, kohlensaures, Vergiftung mit solchem 29.
Geburt, Albuminurie bei solcher 313 . — , Chloroforman-
wendung bei de'rs. 195. — , Gebarm uttenrorfall bei ders.
190. — , Himorrhagie nach ders. 195. — nach Operation
eines Dammrisses 194. — , Scheidenvorfall bei ders. 190.
— ^, schnelle, 194.
Geburtshfilfe (Lehrbuch ders. t. Scanzoni; Uec.)
364.
Gebnrtsiange 368. S. a. Zangenentbinduogen.
Gefasse, Erweiterung ders. bei Pfortaderleiden 175. — d.
Hautpapillen 343. — , Unterbindung ders. 331. — , Ver-
engerung'ders. 91.
Gefasssymptome bei Cholera 137.
Gefriermischung 164.
G e h ö r bei Alkobolkrankheit 116.
Geisteskrankheiten s. Seelenstörungen.
Geheimmittel bei Cholera 160. — , enthallte 401. 401.
Gelbsehen nach Genuas von Santonin 18.
Gelbsucht 35. — d. Neugebomeo 366.
Gelenke, acutes Empyem ders. 68.
Gelenkentz Qndung 66. 93.
Gelenkrheumatismus 38i — , Veratrin bei dems.
184.
Geaussmittel, coffeiohaltige, 159.
Geographie, medicinische, 336.
Cerbsanre 16.
Cesehleeht in Bez. auf Cholera 230.
Cescblechtstheile bei Cholera 239. 246. — , Krank-
heiten ders. 37. 93 — , weibliche, (Krebs ders.) 90.
(Gangran ders.) 196. S. a. Sexualsystem.
Geichlechtstrieb bei Alkoholkrankheit 126.
Geiehware 371. -< im Dickdarm bei Cholera 239. —
d. Doodennm, perforirende , 34. 45. S. a. Magen-
leschwfir.
Geschwulst d. Augenhöhle, erectile, Hl. -« d. Aogen-
llder.375. — d. Gebfirmntter 58. 186. 315. — d. Gehirns
189. — d. Parotis bei Kindern 310. — bei Schenkelhals-
fracturen 106. — , weisse, 68. S. a. Balggeschvnllste;
Milztumoren.
Gesichtsrothlauf bei Typhus 195.
Gewebelehre (Handbuch ders. ?. Kolli ker; Rec.)
341.
Gewehrkugeln, Einheilung ders. 111.
Gieboldebausen, Cholera das. 119.
Glottisddem 91. «
Griechenland s. Lyciumvasen.
G u i 1 1 on , Mineralwasser daa. 100.
Gummi guttae bei Ascites 163. — kino 15.
G n r g i t e 1 1 o , Mineralwasser das. 98.,
Haare, Ausreissen den. bei Tinea u. Mentagra 185. —
im Harn 7.
Hfimorrhagien nach d. Geburt 195. — d. Geschlechts-
theile bei Cholera 138. — d. Nabeis 65. — , Thlaspi bursa
pastoris bei solchen 185. S.a. Flflssigkeiten , blutstil-
lende.
Hämorrhoiden 181.
Halberstadt, Cholera das. 228.'
H a 1 lu c i n a t i 0 0 e n bei Alkoholkrankheit 126.
Hapsal, Schlammbäder das. 114. 116.
Harn 273. — , Alkalescenz dess. 103. 108. 277. 280. — ,
Chloride in dems. 280. — bei Cholera 248. — , Farbe
dess. 276. — , freie SSure in dems. 278. — , fremde Kor-
per in dems. 7. — , Harnsäure in dems. 279. — Harnstoff
in dems. 3. — bei Hysterie 132. — , Kochsalz in dems.
3. — , Krebszellen in dems. 282. ^ bei Magenkrankheiten
280. — , Phosphate in dems. 276. — bei Pneumonie 38.
280. — , Salpetereäure in deros. aus Ammoniak entstanden
6. 117. 402. — bei Sarcina ventriculi 188.
Harnblase, Lähmung ders., Nicotininjectionen bei solcher
288. — , Ruptur Aen. .128. — , Schwäche den., Cubeben
bei solcher 28. — , Vorfall den. 189.
Harnorgaoe, Krankheiten den. 37. 93.
Harnrclention, Mutterkorn bei solcher 163.
Harnröhren st ri et uren (üb. dies. v. Harriso n; Rec.)
272. 273.
Harnsäure 279. — bei Pneumonie 43.
Harnsecretion, Einfluss d. Blutdrucks auf dies. 10.
Harnstoff im Harn 3. — bei Pneumonie 41.
Haut (zur Anatomie u. Physiologie den. t. Meissner;
Rec.) 341. — , Anästhesie dera. bei Hysterie 131. — bei
Cholera 132. 238. — , Insectenlarven unter dera. 336.
Hautkrankheiten 38. (üb. dies. v. Neligan; Rec.)
129.
Hautpapillen 342.
Hebammenwesen 311.
H e i I b r 0 n n , Mineralwasser das. 114.
Hepatitis 93.
Hernie diaphragmatica 334. — funiculi umbilicalis 63. —
incarcerata, essigs. Blei bei solcher 282.
Herniotomie bei einem Rinde 141.
Herpes zoster 38. (Ems bei solchem) 107.
Herreria sassaparilla 163.
Herz, Aneurysma dess., partielles, 91. — , Bewegung dess.
u. deren Verhältniss zum N. vagus 10. — bei Cholera
246. — , Grösse dess. 86. — , Hypertrophie dess. 91. — ,
Ruptur dess. 91. S. a. Kreislaufsorgane.
Herzbeutel bei Cholera 246.
Herzkrankheiten 91. — bei Morb. Brightii 49.
Hippokrates u. d. moderne Schule (Rec.) 144.
Hirn bei Cholera 246. — u. Intelligenz, Verhältniss. den.
zu einander 182. — , Mednilanarkom dess. 19.
Hirnapoplezie 19. 91. — , Aderlass bei solcher 190.
191: — , Brechmittel bei solcher 191.
HJrnerweichung 19. 91. C^ r\r\r%]o
HirngeschwAlste 289. g^'^^d by VjUU^H^
Hirnhäute, Apoplexie den. 91 . S. a. Meningitis.
Hirn, kleines, 10. — , Blutsack in dems. 190.
atli-Be^iiten
flJrDkr«Bkb«ite4B ^1^
lloli«plil4er hnihni^
Honigmischtof en, abfahrende, i6S.
flonigtbaa 401.
HopfeDol 160.
Hüfte bei Scheokelhali&w:tQr a07.
B^ftgeleak, ScheokelacBsiiiig bei Knokbeiten dess. 2(Mw
Huhoerbrust 308.
Hydatiden d. GebSrmviter 59.
Hydrocele testis taginali«, Radicalkar den. 220.
Hydrocepbalus91. — chronicus bd SchwaBgertchall
190. — 0. Crclinismus, Verbältaiss ders. 226.
Hydrotberapie bei constitationeller Syphilis 64.
Hydrotomie (f. Laeaachie; Rec.) 638.
Hyperämie, venöse, 174.
Hyperoetose 304. — d. Schädels 93.
Hypertrophie d. GebirmutW , KreuzDach bei solcher
186. — d. nerzens 91. — d. Kehlkopfs 141. — d. Mih
300. — d. weibl. Brust 186.
Hypochondriasis 177.
Hypopyum 377.
Hysterie (üb. dies. v. Valentiner; Rec.) 130.
t
JFabreszeit in Bez. auf Cholera 232. — in Bez. auf Croup
320.
Jaiappen Wurzel, VerfäUchung ders. 161.
Ichthyosis cornea 61 .
I m n a u , Mineral wusser das. 109. HO.
Infusorien im Harn 7.
Inguinaldru«en, Krebszellen im Harn bei Krebs ders.
282.
Injectionen, warme, in d.. Uterus u. d. Scheide zur Er-
regung d. kQnstl. Frühgeburt 193.
Tnsecten, Larven solcher unter d. Haut d. MeAschen 336.
* — im Roggen, schiidliehe, 401.
Insufficienz d. Lungenarterienklappen 92.
Intelligenz u. Gehirn, Verhättniss ders. zu einander
162.
Involutionsprocess d. Acephalocystcnbalges 311.
Jod bei constitutioneller Syphilis 64. — bei Geisteskrank*
heitea 82. — , Klystire Ton solchem 28.
Jodkalium bei Diabetes mellitus 60.
Jodoform als Antisepticum u. Antimiasnipticum 26.
Ipecacuanha bei Cholera 268.
Irideremie 76.
fridodiaatasis congenita 80.
Iridoparelkysis 378.
Iridorrheiis 378.
Iris, Bewegung ders. durch d. Sympatbicus 10. — , BiU
dungsfehler ders. 73. — , Mangel ders. 80.
Iritis 377.
Irrenanstalten s. Irsee; Eimsbflttel; Niederlande;
Ofen.
Irr sein s. Seelenstorungen.
Irsee, Bericht aus d. Irrenanstalt das. 83. *
I s c h i a , MineralwSs^er das. 98.
Ischias, Acupunclur bei ders. 141.
Kälte 8. Kahwasserumsckiäge ; Stnrzbfider; Wasser,
kaltes.
Kaffee 169. — bei Geisteskrankheiten 86.
Kaiserschnitt 196. 366. — bei Gebirmuttergescb Wülsten
316. — her Dterasruptur 317.
Kalk s. Wasser.
Kaltwasserumschläge bei Cholera 267.
Kampher bei Alkobolkrankheit 1S9. — bei Cholera 269.
260.
Katarrh d. Bronchien 31. -^ d. Kehlkopfs 31.
Katheterisroos 371.
Kauterisation bei Mastdarmtlsteln 220.' -^ bei Hentagfa
u. Tinea 286.
Kehlkopf, Croup dess. 91. — , Hypertrophie dess. 141.-^,
Katarrh dess. 31. — , Verengerung dess. 31. 91.
Kempten, Mineralwasser das. 114.
Keratiti« 376^
Keuchhusten, Anchusa tinctoria bei dm». 141 » — *, k^ ;
gentum DRr. bei denl«. 141. |
Kinder, Amputation 4. Oberamis bei einen volcben 7t. ^, I
Brecbriibr der». 181. ^, Brocfascfanitt aft «tnem soldica j
141. — , ConTulsionen eines solchen, Chloroform bei deat.
199. -~, Mastdarmvorfall den., Opium bei solcheHi323.-,
Milchschorf bei dens. 321. — , Parotidenanschwelloag bd
solchen 320. — , Pneumonie ders. , Scbr5pfk6f fe bei idI-
eher 66. — , Trepanation bei solchen 374. -^, tyjMui
Fieber bei solchen 200. — , ZungenextoriaUonen , ehrabi-
sche, bei solchen 320.
Kinderh«spital s. Wien.
Klappen d. Hertens , Krankheiten ders. 91 . S. a. Aeites*
klappen; Aiteria palmonfeMs.
Kleesäure, Vergiftung mit solcher 168.
Klystire s. Eiswosserklystire ; Jod.
Knie, Streckung dess. beim Sieben 167.
Kniegelenk, Exeision dess. 71. 328.
Knochen, Absce«s ders. 809. -^ d. Augenhöhle, EtttcMuDg
ders. 221.-^, Kmnkhetten den. 93. 303.—, Kr^bsden.
90. — , Resection den. 70. -^, spongiote, EinhWtaog^n
Gewehrkigeln in dens. 211» -^, Suppuntion den« 30ii -^f
Syphilis den. 90. — , Tuberkulose den^. 90. 6. a.
Caries.
Knochenhaut d. Augenhöhle, EatiQndnn^ den. 121.
Koch gesehirre, kupferne, «ufeninnte, Nacbtheile den.
168.
Kochsalz bei Cholen, als Injection hl d. Venen 266. — ,
im Harn 3. — u. Schnee, GefriermisolMing aus dns.
164.
Körpef , firenkder, im Harn 7.
Körperchen, mikroskopische, in Ckolendeitcltonea 213.
Kohlenoxyd gas, Einathmungen dess. bei Cholen 260.
Kopf beim Stehen 169.
K 0 p f n ä h t e , Knnkheiten den. 372.
Krämpfe bei Cholera 238. — , hysterische, 131.
Krankheiten, Chemie und Physik und deren Eioflust »(
die Kenntniss ders. l4l. — , endemische, durch schlechte
Beschaflenbeit d. Roggens erzeugt 293. — , venerische, (zar
Pathologie n. Thenpie den. t. Rrcord u. Lippert;
Rec.) 362. — , zymolische, 317.
Krebs 90. — d. Gebärmutter 37. — d. Inguiiialdrilsen281
d. Knochen 90. — d. Leber 36. -^ d. Lymphdruseo IN).
. — d. Magens 34. 90. 182. — d. Nieren 282. ^ d. 0«8o-
phagus 34. —d. Prostata 282. —^d. Schilddrüse 31. — J.
V. Cava descendens 92. — d. weibl. Gescblecbtsorgase 90.
-^ d. Zunge 34. S. a. Medullarkrebs ) Phlebitis.
Krebszellen im Harn bei Krebs d. Nienn, d. Proilati n.
d. Inguinaldrusen 282.
Kreislaufsorgane bei Cholera 238. — , Krankbeita
den. 33. S. a. Blutcirculation.
Kreosot bei Cholera 269. — bei Diabetes «dl. 60. -
bei Noma 286.
Kreuznach, Mineniquellen das. 114. 186.
Kriebelkrankheit 294.
Krystalllinse, Fettbildung in ders. 7.
Kupfer, schwefeis., bei Cholera 263. S. a. Kocbgescbirrt
Ijab bei Diabetes mell. 49.
Labyrinth, Nerven dess. 9.
Lachen, hysterisches, 132.
Lamotte-les-bains, Mineralwasser das. 101.
La Rita, Mineralwasser das, 98.
Lebensverhältnisse in Bei. auf Cbelera 260.
Leber, Atrophie den. 36. (rothe) 174.-^, bei ChoKM
246. — und farbige Blutkörperchen , Bez. den. tu ein-
ander 11. — , Grosse ders. 86. — , Krankheiten ders. 99.
103. 108. 176. — , Krebs den. 36. --, Lage ders. 85.
— bei der RSekbitdung 12. --, ZncketbereitnDg io den.
13. 148. S. a. Fettleber.
Leberthran (über dens. v. de Jongh) Rec.) 363. ^
bei Diabetes mell. 60. — , Eraaumittel dses. 162. — bfi
Molluscum 286. ^, Verfälschungen dess. 364«
6^»eii^Iegii&^r.
in
eichenstarre bei Cholera 2M.
eiirf a sern im ffarn 7.
e 8 i g n a n o , Mineralwasser das. 98.
eochtgas, Vergiftsog mit solchem 288.
icben cbroDicus, Eros bei solchem 107.
i e b e D z e 1 1 , Mineralwasser das. 109.
»igameotam ileo-tibiale 157.
>imapbäder bei Odessa 114. 115.
• ippapringe, Mineralwasser das. (f. Fischer) 109.
110.
. i q a o r PagRari 164.
. i ih i a 8 i s , Tarcza bei solcher 109.
j o o d o n , Cholera das. 227. S. a. Pharmakopoe.
Lufteinhlasen bei Chloroformvergiftang 29.
Luftröhre, Croup dera. 91. — , Terengening ders. 31.
Luha tschowttz, Mineralwasser das. 10^. 110.
Lumbago 91.
Lnoge bei Cholera 246. — , Cootractionskraft ders. md
deren Einfiuss auf d. Blntcfrcnlatton 13. — Grösse ders.
86. S. a. Paenmometrie. Pneumonie.
Lnngenasphyzie nach Compression d. N. vagusa.synip.
169.
La ngeflcholera 241.
Lungen emphysem 31. 91. — , Ems bei solchem 107.
Lungenkrankheiten, Erkenntntss ders. durch Auscol^
tation u. Percussion (t. Löcher; Ree.) 355.
Lungenödem 91. 246.
Longentoberkolose 32. 90. — bei Morb. Brighiii 49.
Lu p u 1 i n bei Priapismos 285.
Lnzatio 373. — atFaotis 208. -^ femoris 325. 326. —
hiAneri 326. — radii 326. — retroglenoidea 326.
L 7 e i tt D , Anwendung desa. in d. Neuzeit 99.
Lyciumvasen, altgriecbische, 95.
LympbdrJisen, Krebs ders. 90.
Lymphsystem 340.
Hagen, Absorption in dema. im Varbaltnias zum N. lagusi
152. — , Ausdehnung dess. 34. — » Erweichung deas.
93. — , Krankheiten dess., Alkalescenz d. Harns bei aolcben
280. — , Krebs dess. 34.. 90. 182. — ,. Sarcina in dems.
185. -», Scbärfen in dems. 181.
Mageogaacbwur, einfaches chroniachea, 182. — -» rundes»
93.
Magaesia sulphortca bei Ruhe 162.
Magnetismaa, animaiischery bei Cholera ^MM).
Malariagegenden in Bezug auf Cholera 233.
M a 1 u m coxae senile 67. 68.
Manganoxydol, schwefeis. , bei Milztomoren 284.
Mangel der Iris 80.
Mania bei Alkoholkrankhett 127. — puerp.IntermfttensSl,
Manuscript, ägyptisches, 95.
Mark, verengertes, 10.
Mastdarrofistel, Kauterisation nach Operation ders,
220.
MastdarmTorfall d. Kinder, Opium bei solchem 323. — ,
UnteraiützuBgamlUel bei solchem 71.
Medicin d. alten Aegypiier 95. — , wissenschaftliche Grund-
lage ders. (t. Fulleborn; Bec.) 142. S. a'. Oiaion»
naire.
M%dullarkrebs d. Art. puknonalis 92.
Medullarsarkom d. Gehirns 29.
Meer-en-Berg, Irrenanstalt das. 85.
Mekka, Cbolera das. 229.
Melaena 182..
Melancholke bei Alkoholkraakheit 127. — , Jod bei sol-
eher 82.
Memairen d. belgischen Akademie 139.
Meningitis 29. 91. — spinalis 30.
Menstruation u. Milch , Einfluss jener auf diese 319. —
in d. ScJiwangencbafL 60« — , vicarirende, Emser Dterus-
donche bei solcher 107.
Mentagra, Ausreissen d. Haare u. Kauterisatioa bai dans.
285.
Metrophlebitis 197.
Meteorismus bei Hysterie 132.
Milch 911^. — im Harne 7. — u. Menstrualion, Einfloss
dieser auf jene 319. — bef Strychninrerglftung 28.
Nilchschorf bei Kindern. 321.
Milz bei Cholera 245. — , Grosse ders. 85. — , Hypertro-
phie ders. 300. — , Krankherrcn ders. 93. — , Lage dfers.
85. — bei d. Rfickbifdung 12.
Milzbrandkrankheiten und Cholera, Verhäftniss ders.
247.
Milztumoren, Schwefels. Manganoxydul bei solchen 284.
Mineralwässer s. Balneologie.
Misabil düngen d. AortaUappen 172. — d. Chorioidea^
d. Ciliarkörpers u. d. Iris 73.
Mittelalter s. Rbeingau.
Hittelfieisch, Luxation d. Oberscbeaksls unter dass.
326. — , Ruptur dess. , Gebart naich Operation einer aaK>
eben 194. S. a. Perinaeoplastik.
Mittelsalze bei Cholera 254.
M i 1 1 e r b a d , Mineralwasser das. 110. 1 14.
Moldau, Mineralwasser das. 101 ^
M o I i t g , Mineralwasser das. 100.
Molkenbäder zu Allevard 100. '
Molkenkuren, (üb. dies. v. Beaeke; aec.) 124.
Molluscum, Leberlhraa bei solcbem. 285.
Mont-d'or, Mineralwasser das. 100.
Morbus Brighiii 37. 47. 93. 141. — certaiia 293.
Morcheln, Vergiftung mit solcUen 288..
Morphium bei Alkohoikrankheii 129. <— bei Piierpesa^
convulsionen 62.
Muscatnussleber 175.
Muskeln bei Cholera 245. — , Schwäche decs. (bei Alkor.
holkrankheit) 126. (bei Pfortaderleidtn) 174. — -, ThSn
tigkeit ders. beim Stehen 154. — , Zuckungen ders. uai
Einfluss des galv. Stromes auf dies. 153.
Mutterkorn bei Diabetes mell. 50. — bd Gabänanttep-
blutungen 28. — bei Harnretention 163. -^, kunstlicb*
Frühgeburt durch dies, erregt 191. •- bei Naaenblut^a
28.
Muttermund, Einspritzungen , warme in dens. 193. ^
Erweiterung dess. 192. 364.
Myocarditis 91.
IVabelbläschen 145.
Nabelblutung nach Abfall des Nabelsebnurrestes 65*
Nabelschnurbruch 63.
Nabelschnurrest, Blutung nach Abfallen dess. 65.
Nachtsch weisse, gerba. Chinin liei solchen 28.
Nägel, Piizbildung in dens. 22. S. a. Puronychia.
N a p h t b a bei Diabetes mell. 50.
Nasenbluten, Mutterkorn bei solchem 28.
Nassau, Mittheil. d. Vereiaa d. Aerzte das. (Rec.) 141.
Natron aceticum u. citricum, Abführmittel 162.
Nekrose 93. — j Resection bei solcher 70.
Nerike, endemische Krankheit das. 293.
Ner?ett bei Cholera 237. — d. Gebärmutter 58. — d«
Haut 343. — d. Labyrinths 9. — , motorische, (bei
Alkoholkrankheil) 125. (bei Oyslede) lai. — d. Zahn-
keime 9. — d. Zunge 9. S. a. Sionesnerfea.
Nervenkranke, Heilanstalt für sulehe 225.
Nervus facialis, Lähmung dess. 30. — iacbiadicus s.Neu-
ralgia. — sympatliicus (Beweg, d. Iris durch den«.) 10»
(Beweg, d. Augapfels durch dens.) 11. (tiauui. Compras*
sion dess.) 169. — vagus (Herzbewcg. im Verh. zu dems.X
10. (Harnsecretion im Verb, zu dniis.) 21. (Magenabaofp-
tion im Verb, zu dems.) 152. (träum. Compression deaa >
169. ^
Neugeborene, Eilerdiatbese ilers. 109. — , Gelbauchte
ders. 366. — , Krankheiten ders. (von Bednar; Rec.^
367. '
Neuralgia, Atropin bei solcher 27. — efileptiformis 120.
— ischiadica 31. S. a. Dysmenorrhöe; Uterinalkolik.
Nicotin, Injectionen mit dems. bei Blaatnlähmoog 385v
Niederbronn, Mineralwasser das. lOi.
Niederlande, irraaanataHeB dae. 85.
408
ach-Regifter.
Nieren, Abicess dera 302. — bei Cholera 246. — ,
£nUfioduDS ders. 46. 93. 302. — , Kraokbeiien ders.
46. 93. — , Krebs ders. 282. — , Tuberkulose ders. 37.
Niereobecken, EoUunduog dess. 47.
N i t r 0 1 i , Minerelwasser das. 99.
' N o m a , Kreosot bei solchem 286.
Nordamerika, Freistaalen fon, s. Pharmakopoe.
Nux fomica 283. — bei Alkoholkraukheit 129.
Nymphomanie 189.
Oberarm, Amputation dess. 70.
Oberarmknochen, Luxation dess. nach hinten 326. — ,
Resection dess. 327. S. a. Trochiea humeralis.
Oberschenkelbein, Luxationen dess. 325. 326. — ,
Messung d. Schenkels bei Krankheiten dess. 200.
Obl Iteration d. Ductus Stenonianus 297. — d. Geßsse
91. — d. V. Cava descendens 92.
Odessa, Limanbader das. 114. 115.
Oedem d. Lunge 91. 246. — d. Stimmritze 91.
Oel s. Fuselöl; Hopfenöl', Olivenöl; RicinusÖl.
Oesel, Schlammbader das. 114. 116.
Ofen, IrrenanMalt das. 224.
Ohrblutgeschwulst bei Irren 223.
0 1 e g g i 0 , Mineralwasser das. 98.
Olette, Mineralwasser das. 100.
Olivenöl bei Cholera 260.
0 1 m i t e i 1 o , Mineralwasser das. 99.
Opium bei Alkoholktankheit 129. — bei Cholera 252.
258. — bei Diabetes meli. 50. — bei Maatdarmvorfall d.
Kinder 323.
Opodeldoc bei Knochencarles 164.
0 r a n , Mineralquellen das. 102.
Organe, innere, locaie Blutentziehungen bei Krankheiten
ders. 93.
Ornitbogallnm scilloides 24.
Ortssinn d. Haut 348.
Osteomalacie 303.
Osteophyt 303. — am Schädel 93.
Osteoporose 303.
Ostitis 93. S. a. Knochen.
Ozalurie 122.
Oxydation d« Ammoniaks 6. 117.402.
Panaritieu 371.
Papillen d. Haut 342.
Parakorie 75.
Paralyse bei Alkoholkrankheit 126. — , allgemeine, Tabak-
rtuchen als Ursache ders. 84. — d. Blase , Nicotininjec*
tionen bei ders. 285. — , hysterische, 132. — d. N.
ficialis 30.
Paris, medicinisches, (v. Meding; Rec.) 143.
Paronychia, Adstringentia bei solcher 287.
Parolis, Anschwellung ders. bei Kindern 320.
Parotitis bei Cholera 239.
Pathologie, med. - chirurgische , (v. Triquet; Rec.)
•354.
Pemphigus chronicus^ Ems bei solchem 107.
Percussion 357. — beim Pferde 141.
Perforatorien 365.
Pericarditis 93.
Perinneoplastik 62. S.a. Mittelfletsch.
P e ri o s t i ti s 93. S. a. Knochenhaut.
Peritonitis 35. 23. 197. — chronica (partialis) 178.
184.
Perityphlitis 34.
Pferd, AuscuUalion u. Percussion hei dems. 141.
Pfortaderleidcn 174. S. a. Pylephlebitis.
Pharmakognosie (v. Schroff; Rec.) 352.
Pharmakopoe von Bern (Rec), von Dublin (Rec.)»
von London (Rec.)^ d. nordamerikanischen Freistaaten
(Rec.) 350.
Phellandrin 161.
Phellandrium 161.
Phlebitis 91. — ingoinalia 332. — ^ krebaige, 301.
Phlegmasia dolens d. Armes 62.
Phosphor bei Alkobolkrankhett 129. — bei Chole
259. ■
Physik, Einflttss ders. auf die Kenntniss d. Krackhag
141. ^
Piemont, Mineralquellen das. 98.«
P i e t ra p 0 1 a , Mineralwasser das. 100.
Pilze im Harn 7. — in d. Nägeln 22.
Pisciarelli, Mineralquelle 98.
Placenta praevia 313.
Plantarschiene bei Dnterschenkelfracturen 69.
Platykorle 76. j
Plethora abdominalis 174.
Pleuritis 44. 93. ^
Pneumometrie 335.
Pneumonie 31. 38. 91. — , Auswurf bei solcher 281.-«
Blut bei solcher 43. — , Chloride im Harn bei solcU
280. — , Digitalis bei solcher 282. ~, Eigenwarme I
solcher 42. — , essigs. Blei bei solcher 282. — , Hi
bei solcher 38. 280. — d. Kinder , Schröpfköpfe bei si
eher 66. I
Polygonnm antihaemorrhoidale 163.
Polykorie 75. i
Polypen 4. Gebärmutter 59. 188. 312. !
Pontano, Mineralwasser das. 98. I
P o r t w e i n bei Cholera 260.
Pougues, Heilquellen das. 100.
Präparate, chemische u. pharmaceutische, Darstellung i
Präfung dera. (v. W i 1 1 s t e i n ; Rec.) 352.
Prag, Krankenhaus das. 29. — , pathologisch -anatomisr'
Anstalt das. 89.
Pressschwamm, Erregung d. kfinstl. Frühgeburt dnr
dens. 192.
Priapismus, Lupulin bei solchem 285.
Processus odontoideus , Fractur dess. 208.
Prosopalgie 30.
Prostata, Krebs dcre. 282.
Proteinstoffe, Fettumwandtung ders. 7. 146. '
Provins, Mineralwasser das. 101. i
Pseudocolobom 73.
Psidium poiniferum 163. '
Psychologie, medicinische, (v. Lotze; Rec.) 134. I
Puerperalconvulsionen, Chloroform u. Morphium^
dens. 62.
Puerperalfieber 37. 90. 197.317.366. — , (Moai
bei dems. 318. — , Collodium bei dems. 318. ' J
Puls, Beschleunigung dess. 19.
Pylephlebitis 35. 301. i
9 aarantaine bei Cholera 266. |
Quecksilber bei Cholera 259. — , bei constit. Sypbili|
54. — , metallisches, innere Anwend. dess. 24. ,
Quecksilbelroxyd u. Harnstoff, Verbindung ders. 3.
Querlage, Decapitation d. Fötus bei ders. 63.
Radius, Luxation dess. 326. — , Resection dess. 70.
Rehburi^, Molkenkuranstalt das. 124.
Rehme, Mineralwasser das. 114.
Reis bei Cholera 260.
Reiswasser bei Cholera 260. •
Resection 70. — d. Oberarmknochens 327. — d. Doter
kiefera 209.
Respiration, Einfluss ders. auf die Blntcirculation 13.
19.
Respirationsorgane, Krankheiten ders. 31. 91.
Retroversion d. Uterus bei Schwangerschaft 190.
Rhachitis 303.306. — d. Beckens 306. 309. — d. Extre-
mitäten 305. 309. — d. Schädels 305. 307. -- d.Thom
308. — d. Wirbelsäule 306.
Rheingau, medicinische Verb. dess. im Mittelalter 141.
Rheumatismus 122 — , chronischer, 38. S. a. Geleak-
rheumatiamus.
RicinusÖl bei Cholera 255.^^^^ "^^
RIppenbräche 69.
Sach- Register.
409
ly acbidliches lotect in denis. 401. — , schlechte Be- .
biheit de98. o. darauf folgende Krankheit 293.
!■ tfphosa 35.
[U m , Irrenaostalt das. 85.
lldung, Leber u. Milz bei ders. 12.
Boark, Coropression dess. 169 — , Irisbewegung
s. zu dems. 10. — , Schwäche dess. , Cubeben bei
BT».
Boarksentzüodung 91.
Dmarkserweichong 91.
0. 180. — , Magnesia sulph. bei solcher 162.
( beim Sieben 158.
«a, Königr. , Bewegung der BefÖlkening das. (v.
hl; Rec.) 378.
Ajskrasie 38. S. a. Alcoholismus chronicus.
Ige, Krankheiten ders. (f. Bednar; Rec.) 367.
fm^ im Harn 278.
It-Cbateau-Morand, Mineralw. das. 101 .
;Üidier, Mineralwasser das. 97.
(en'is, Mineralwasser das. 98.
GerTais, Mineralwasser das. 97.
ffectaire, Mineralwasser das. 100.
riiore, Bildung ders. aus Ammoniak 6. 117.402.
(elult d. Schöpsen- u. Schweinefleisches an solchen
f lajectionen mit solchen bei Cholera 255. — ,
koR., im Harn 276. S. a. Chloride, Kochsali,
lie.
re bei Cholera 259.
trang, Entzündung d. Venen dess. 332.
Dtaoo, Heilquellen das. 99.
eslitttta, Heilquellen das. 98.
D, Gelbseben nach Genuss von solchem 28.
Teotricull 185.
Uo, Heilquellen das. 96.
Iiffeinathmungen bei Cholera 260. — bei
II albuminosus 50.
a, Niaeralquellen das. 97.
il, Hyperostose u. Osteophyt an dems. 93. — , Rha-
fos. 305. 307.
kn d. ersten Wege 181 .
au, Miaeralwasser das. 110. 113.
k, Einspritzungen in dies, zur Erregung d. kunstl.
d»ort 193. —, Tuberkulose ders. 186. — , Vorfall
IM. 190. S. a. Colpalgie.
ei , Nessung dess. 200. — bei Schenke Ihalsfractur
elhaU, Fract. dess. 203.
iräse, Krebs ders. 31. S. a. Thyreoiditis.
Bbider s. Acqoi; Hapsal; Oesel.
enb a d , Mineralwasser das. 108.
i, erysipelatose Affection dess. 297.
bei Hysterie 131. — bei Schenkelhalsfractur
to. Salz, Gefriermischung aus dens. 164.
»eofleisch, Wasser- o. Salzgehalt dess. 23.
Ibekrampf 31.
ffea 370. — blutiges, bei Pneumonie d. Kinder
I«, die moderne, u. Hippokrates (Rec.) 144.
Iterblatthals, Fractur dess. 69.
tCTgelenk, Amputation unter dems. 70. — , Caries
■tt. 327.
^(erlagen 62.
iclie d. Harnblase, Cubeben bei solcher 28. — d.
«n (bei Alkoholkrankheit) 126. (bei PfortadeHeiden)
* — d. Rückenmarks o. d. Sexualsystems , Cubeben
to1cber28.
^Ibach, Mineralwasser das: 110.
|>M«Mchaft, Albuminurie bei ders. 313. — , Cho-
kdden. 242. — , Hydrocephalus chron. bei solcher
^ — , HeDstniation während ders. 60. — , Scheiden-
Wbei den. 190. — , üteruspolypen bei ders. 312. — ,
jMwtrovenion bei ders. 190. — , ülerusforfall bei ders.
f\ S.a. Tobenuterusschwangerachafl.
■*l«kAb.Bd,TO.Hn.l.
Schweden, Choleradas. (v. Berg; Rec.) 265. S. a.
Nerike.
'Schwefelkohlenstoff bei Cholera 259.
Schwefelquecksilber, schwarzes, bei Cholera 259.
Schweinefleisch, Wasser» u. Salzgehalt dess. 23.
Schweiss, englischer, u. Cholera, Verhäitniss ders. 247.
S. a. Nachlschweisse.
Seborrhoea, Ems bei solcher 10.7.
Seelenstörungen 81. — , Brom u. Jod bei solchen 82.
— , Kaffee bei solchen 85. — , Ohrblutgeschwulst bei sol-
chen 223; — , Zwangsfutterung bei solchen 224.
Seiden faden im Harn 7.
Sexualsystem, Cubeben bei Schwache dess. 28.
S i e n a , Mineralwasser das. 98.
S i 1 b e r n i t r at bei Cholera 255. 259. — bei Keuchhusten
141.
Silberoxyd bei Cholera 259. — u. Harnstoff, Verbindoog
ders. 3.
Sinnesnerven bei Hysterie 131.
Sitzen, Compression d. Pfortader bei dems. 175.
Söskiit, Mineralwasser das. 109. 110.
Speichelfluss, Belladonna bei solchem 286.
Speisen in Bez. auf Cholera 232.
Speiseröhre, Krebs ders. 34.
Spessart (über die Noth das. v. Virchow; Rec.) 381.
Spinalirritation 30.
S p i r i t u 0 s a bei Alkoholkrankheit 129.
Spirometer (üb. dass. t. Fabiua; Rec.) 335. 360.
Spondylitis 30.
Spongia fluviatilis 162.
Sprache bei Alkoholkrankheit 126.
Sputa bei Pneumonie 281.
Stärkemehlkugelchen im Harn 7.
Staphyloma verum 377.
Staphylorrhaphic 213.
Stehen, aufrechtes, 153.
Sterblichkeit bei Cholera 229. ~ in Finnland 337. — -
bei Zangenentbindungen 317.
Sterilität, Ems bei solcher 108.
Stickstoff oxydulgas, Einathmungen dess. bei Cholera
260.
Stimme bei Cholera 238.
Stockholm, Entbindungsanstalt das. 196.
Stoffe, putride, im Blute 87.
Strom, galvanischer. Ein fluss dess. auf d. Huskelzuckuogen
153.
Strychnin bei Diabetes mellitus 50. — , Milch bei Vergif-
tung mit dem^ 28.
S t u pi d i t ä't bei Alkoholkrankheit 127.
Sturzbäder, kalte, hei Cholera 257.
Superfötation 60.
Suppuration d. Knochen 309.
Surrogate d. Leberthrans 162.
Symblepharon 374.
Syphilis 90. 373. — u. Cholera, Verhäitniss ders. 248.
— , constitutionelle, 54. (Ansteckungsfähigkeit ders.) 55.
— , Encephalitis bei solcher 29. — hereditaria 55. S. a.
Krankheiten, venerische.
Tabakrauchen als Ursache von allgem. Parese. 84.
Tampon, Erregung d. kunstlichen Frühgeburt durch dens.
191.
Tannin 26.
Tarcza, Mineralwasser das. 109. 110.
Tastkörperchen 343.
Tastsinn 346.
Teinach', Mineralwasser das. 110.
Temperatur d. arteriellen u. venösen Blutes 146. S. a.
Eigenwärme.
Terpentin fomentationen bei Cholera 257.
Tetanus traumaticus 170.
Theeblätter im Harn 7. ^^ "^oolp
Thermalgase, Aachener, Inhalation ders. loJV^*^^
Thiere, Cholera ders. 248. '
T h 1 a s p i buraa paatoria bei Hämorrhagien 285. n
52
tie
Namen - Register.
Thorax, RhachiÜB deas. SOS.
Thyreoiditis 141.
Tibiotarsalgelenk, Ampvttalion in dems. SSO.
Tiactura capstei bei Cholera 2S7. — ferri raur. bei Diab.
mell. 50. S. a. Cocheaille.
TiAea, Aasreiaaeo d. Haarts u. Kauterisation bei ders. 285.
Tölz, Mineralwasser das. 114.
T 0 n i c a bei Alkobolkrankbeit 120.
Torgan, Cholera das. 220.
Trepanation d. Schädels 374.
Trinkwasser in Choleraorten 243. — , Filtriren dess. 400.
Triplokorie 80.
Tri am US 30. — , Belladonna bei sotchem 27. — •, Chloro-
form bei solchem 27.
T r o c h 1 e a humeralii , Fractur ders. 208.
Trunksucht bei Alkoholkrankheit 127.
Tubenaierossch wangerschaft SO.
Tuberkulose u. Cholera, Verhältniss ders. zu einander
248.
Typ hu 8 35. 90 — , AbfGhrihittel u. Aderlass bei dems.
295. — , Blat bei dems. 295. — , Brechmittel bei dems.
295. — in Busto Arsizio 171. — u. Cholera, Verh. ders.
247. — , Gesichtsrothlauf bei dems. 295. ~-, kalles
Wasser bei dems. 295. — im Spessart 382. — in Wards-
Island 45. S. a. Choleratyphoid ; Febria typhosa.
U 1 n a , Reseclioo ders. 70.
Unterbindung d. Arterien, Einfloss ders. auf die Harn-
secretion 21. — d. Art. iliaca comm. 72. — d. Art.
iliaca exf. 72. ~- d. Carotis 222. — d. Gefässe 331.
Unterfranken, Cretinismus das. 225.
Unterkiefer, Besection dess. 209.
Unterleibsaffeciionea 174.
Unterschenkel, Fractaren dess., Plaatarschiene bei sol-
chen 69. — , Zellgewebsvereilerungandems., kOnstl. Früh-
geburt 194.
Ureaa lobata 16S.
Urticaria chronica, Ems bei solcher 107.
Uterinalkolik, neuralgische, Emser Uleruadoache bei
aoloher 108.
Uterus, Anschoppung dess., chronische, Emser Uterus-
douche bei ders. 108. — , Blennorrhoe dess., Emser Ute-
rusd. bei ders. 108. — , Btntangen dess. , Mutterkorn bei
aolchen 28. — , Brand dess. 37. — , Douche dess^. (zu
Ems) 107. (Erregung d. kfinstl. Frühgeburt durch dies.)
192. — , Geschwülste dess. 58. 186. 315. — , Hydatiden
deas. 59. — , Hypertrophie dess. 186. -^, Krebs dess. 37.
— , Nerven dess. 58. —- , Polypen dess. 59..188. 312. — ,
Retroversion dess. bei Schwangerschaft 190. — , Ruptur
desB. 62. 317. — , Verhfirtnng dess., Emser Uterusdouche
bei solcher 108. — , Vorfall dess. 190. S.a. Muttermund;
Tubenuterusschwangersdiaft ; Vagitus nterinnsJ
Utrecht, Cholera das. 228.
'Vagitus nterinus 63 .
Vals, Mineralwaaser das. 101.
Varikositäten, Galvanopunctur bei solchi'n 166.
Vena cava descendens, Krebs, Obliteration ders. 92. —
umbilicalis 340.
Venen, fajeetionen in dies, bei Cholera 255. S. a. Blut,
vandaea; Phlebitis.
V e r a t r 1 n bei acnlam G«talikriiattnMti80ite SM.
Verbände 368.
V e r b e n a jamaicensis 163.
Verdau ungsorgane, RrankbaitieB den. 34* OS.
V er dun, Cholera das. 228.
Vereine s. Nassau.
Verengerung des Arcus aortae 92. — - d. Art. p»)no-|
nali8 92. — d. Beckens 61. 315. -— d. Colon 214. -
d. Gefässe 91. — d. Hamr&bre (f. Harrison; Rec)
272. 373. — d. Kehlkopfes 31. 91. — d. LoftrdhreSi.
Verfälschangen d. Butter 167. — d. Copaivhalsam aiit
Colophonium 161 . — d. Jalappe 161 . — d. LiÄerthreas 8#4.
Vergiftung mit Kieesäure 168. — mitkohlens. Gas 2!^.—
mit Leuchtgas 288. — mit Morcheln 288. — mftStrycbniii
28. S. a. Chloroformvergiftung.
Verhärtung d. Uterus, Ems bei solcher 108.
Verletzung371. S.a. Compreasion ; Tetanus traumaticai.
Vernet-les-bains, Mineralwasser daa. 100.
Vesnviaaa nnnziante, Mineralquelle 98.
V i c h y , Mineralwasser das. 100. 103. 108.
Vic-sur-Cere, Mineralwasser das. 100.
V 0 1 k s m i 1 1 e 1 bei Cholera 260.
Vorfall d. Gebärmutter 190. ~- d. Harnblaae 189. — L
Mastdarms 71. 323. — d. Scheide 190. — d. vordcn
Scheidenwand 189.
Vorkammern, Functionen ders. 13.
%ir ards-lsland, Typhusepidemie das. 45.
Warmwasserumschläge bei Cholera 257.
Wasser, kalkhaltiges, Nutzbarkeit dess. 23. — » kaltes,
(bei Cholera) 257. (bei Typhus) 295. S.a. Hydrotberapif.
Wa ssergehalt d. Schöpsen - u . Scbweineneisches 23.
Weib, Diätetik für dass. (v. Krappe; Rec.) 363.
Wein, Mittel gegen saure Gährung dess. 400.
Wendung, geburtshülfliche, 364. S. a. Querlage.
Whisky bei Diabetes mell. 60.
Wien, Cholera das. 228. — , Kinderhospital das. 200.
Wiesbaden, Mineralwaaser das. 103. 104.
W i 1 d b a d , Mineralwasser das. 102. 103.
Wirbel, Fractur eines solchen 327. S. a. Spondylitis.
Wirbelsäule, Bhachitis ders. 306. — beim Stebeo 15S
Wittekind, Mineralwasser das. 114. 115.
Wochenbett 365. 367. —, Cholera während dess. 24]
S. a. Manie; Puerperalconvulsionen.
Wunden s. Verletzungen.
. Haknkeine, Nerven ders. 9.
Zangenentbindungen, Sterblichkeit nach dens. 317.
Zellgewebsvereiterung am Beine, tfinstliche FVflkg^
hurt bei solcher 194.
Zerreissuog d. Bauch fe>kibemgs d. Gebärmaftter II. '
d. Blase 325. — d. Herzens Ol. •— d. Uterus 317. S
Milteldeisch.
Zucker, Bereitung dess. in d. Leber IS. 14S.
Zuckungen d. Muskeln, Einfluss d. galvaniscbeo
auf dies. 153. S.a. Convalsionen.
Z u t p h e n , IrrenanslaU das. 85.
Zunge bei Cholera 237. — , chron. Excoriationeid ders.
Kindern 320. — , Krebs ders. 34. — , Nervi» ders. •. ,
Zwangsfutterung bei Irren 224.
Zwerchfellbruch 334.
Zwölffingerdarm, perforirendea Geacili^r dess. S4.48
MameM - Reg^lster.
Abeille 163.
Abrahameon, B., 114,
Aldis 226.
^Iquid 220.
V. Ammon 73.
Anton, Karl Christian, (Leipcig) S67.
Arrachart 69.
Auaaagel 291.
Baar, W., 114. ,
Baiilargerll^.l^^ie
Balfour 226. O
BalyiM.
N««i«ii -^ Eagifil^r.
\\\
Bamberger, H., 208.
Bannowsky 162.
Bardelebeo 45.
Barthelemy, C, 2M.
Barlhez 44.
Bazin 285.
de Beaurepaire, Davet, M.
Beale, L. S., 7. 280.
Beamisb 226.
Beck, B., 60.
Becquerel 226. 319.
Bednar, AI., 367 (Rec).
Bebreod (Wismar) 296.
Bell 226.
BeDecke, F. W. , (Rehburg) 124
(Rec).
Berg, Fr. Tb., 265 (Rec).
Bergratb 85.
Bemard 195.
Bemard, CK, 148.
Bertb6 162.
Berton 200. ■
Beu, Fr., (Heilbronn) 980.
BlaaiBatm 374 (Ree.).
Boeck, W., 73. 331.
Bolton 62.
Borein, B., 170.
Boocbat 320.
BooisaoD, E. F., (Montpellier) M^
(Rec). 332.
Bouley, M. H., 152.
Brady 226.
Braoo, Cb., i03«
firocberd 226.
Brookes 226.
Brown, Baker, 189.
Brown, James, 287.
Brück 109.
Bmgach, H.^ 95.
Bacbner sen. 352.
Bodd; G., 226.
Baignet 163.
BuUey 226.
Bnrdacb, F. G., 146.
Bnrggraeve (Gent) 169.
Borin du Bujsson 165.
faodemBo'scb, G^fbard, (Bremeti)i25
I (Rec).
i Caizeigues !HI7.
[ Casorati, F., 50.
I Castiglione, Cesare, "SSS.
I Cbailly-HononS 287.
I Cbambei^, Tb. &., 46.
Cbristiansen 300.
Clanpy 226.
Clarus, Jul., (Leipzig) 118 (Rec).
Clemens, Tb., (Fran^fon a. H.) 55.
Cless (Stntlgart) 320.
Coate8 287. ,
Conrad! 85. •
Coppinger 226.
Coste 208.
Cred< 194.
Creouer 109.
[ Crocq, J., 139. 141.
Croeio, Luigi, 27.
Collerier 27.
Cnlmbacber, J., 184.
Davies 226.
Deane, J., 71.
Debout 285.
Deiters 28.
Deliouz 28. 162.
Dermott 194.
Descbamps 26. 161.
Desmarres, L. A., 221. 374 (Rec).
Didot 285.
Dingham 226.
Dittel 226.
.Dorfault 165.
Downie 226.
Downing, Toogood, 226.
Dilcbek 29.
Dufour 29.
Dnmont 164.
Duncan, J. M., 60.
Dupuy (Bordeaux) 325.
Durand 163.
Dnrand-Fardel 103.
Ebers 226:
Ebsworth 226.
Eckbard, C, (Giessen) 153.
Engel, Ernst,. (Dresden) 378 <Rfc).
Erpenbeck 286.
Eulenberg (Cobl^z) 289.
ETsns, Owen, 226.
l*abius, Heinrieb, 966 (Ret.).
Fahre 27. 285.
Faudet, C. F., 203.
Faye, C, 315. 317.
Fergnssoa, W., 70.
Ferrario, Ercole, 171.
Fichte, E., 73.
Flebig 282.
Fietd, A. G., 70.
Filbol 319.
Finger 226.
Fischer, Wilh., 109.
Fresenius 11|.
Frick, Ch., (Baltimore) 49.
MBkbofftf liH.
Frobelius, W., (I^etersburg) 220.
Fuchs, C. F., (Brotterode) 386.
Führer 66.
FQIIeborn, F. U, 14d (AeeO-
Qartner 988.
Gairdner,'W. t., ITS. 226.
Gieseler 226.
Gietl (München) 295.
GrisTrac, 284.
Goldschmidl, S., t^erliii) 935.
Goll, F., 20.
Gorr< 28.
Tan Goudoefer, X., 226.
Grainger 226.
Gray, Jamiss, ('Glasgovt) 49.
Griefe 226.
Grüner, ^,"274.
Guersant 165.
Gull 226.
Gastorf 291.
Haffher 226.
Hagen, F. W., 83.
Halder, /. F., 317.
Hall, W., 226.
Hamilton, G., 317.
Hameao 226.
Hannon 285.
Hannover, A., 73.
Btn^, l0hn, 72.
Harrison, lohn, 272N^ec.»).
Harting 283.
Harling, L., 190.
Hasbach 286.
Hassall, Artb. H., 185.
Hastings 226.
Hawkins, G. H., 214 (Rec).
Headland, F. W., 120 (Rec).
Qecker 190.
Hegar, A., 274.
Helfft 188. 226.
Heiin 227.
Helmricb 141.
Bennig, €., (Leipzig) 25.
Hering, E., (Stuttgart) 18.
Herpin (Tours) 222.
Hervieux 66. 198. 199.
Hensinger 282.
Hildebrand 168.
Hilty, U., 323.
Hirscbfeld, Lad., §8.
Hohl 313.
Holland, T. S., 173.
HomoUe 226.
Hoiiglitoti, J. it., 196.
Howlett 226.
von Hfibbenet, €., 226.
Hughes 226^.
Huss, nagnm, (9lo«kbiAiii)i25(Ree.).
Httsson 7.
Hutin 220.
JFacobsen, N. L. S.^ 315.
Jaeger 28.
Jäsche 162.
Jaffa, Chr., 117.
Jamaio, M. A., 368 (Rec).
llisch 164.
Imans, M., 226.
Joachim, W., 109. 164. 186. 199.
Jobert de Lamballe 169. 287.
Joly 319.
Jones, G. M., 70.
Joaes, H. B., 6. $73. S»0.
Jones, B. £., 70. '
de Jongh, L. J., (Haag) 353 (Rec),
Kerlä 312.
Kilian 195.
King, AJnabaiB, 226.
Knfippel 63.
Koch, Karl Aug., 367.
^Kölliker, A., 341(Rec).
Krappe, Leo, (Berlin) 363 (Rec).
Krell 24.
Kdtzing, F. T., (Nord|)MiMa) 261
• (Rec).
Iiacaucbie, A. E., 338 (Rec).
Laker, W. A., 226.
Lallemand 165.
Lambl 61.
Landgren, G. A.» 330.
Lange 26.
Langenbeck, B., 209. 213.
Lassaigne 23.
Laagier 208.
Lauras 27.
Law, 29.
Lazowski 162. r^ _ _ _T _
Lee, H., 309. LnOOQlC
Lee, Rieb., 62. ^
Legrafid,283.
412
Namen - R
e g i 8 f e r.
Leidetdorf, M., 81.
Leroy d'Etiolles 166.
Leudet, E., 301.
Levin, P. A., 293.
V. Liebig, Georg, 146.
T. Liebig, J., 3.
Liegey 226.
Lippert, HeiDricb, (Hambarg) 54. 362
(Rec).
Locber, Hans, (Zurieb) 356 (Rec).
Londr^, C, (Surinam) 336.
Lorioser 68. 200.
Lotze , Rudolpb RermanD , (GÖttiogen)
134 (Rec).
Lowe, E. W., 70. .
Luoier 82.
Macke 194.
Mackeozie, R. J., 328.
Hadio, M., 226.
Mair, Joha, 226.
Maisonneuve 68. 69.
Malcorps, Franz Jos«, (Löwen) 141.
Malgaigne 165. .
Mann 226.
Maiiolin 165.
.Harfm, Anselm, (MaDcheDy311.
Mattei (Rastia) 331. x
Mautbner v. MauUtein 200.
H*Clare 226.
Heding, Henri, 143 (Rec).
Meigt, Ch. D., 226.
Meissner, Georg, (Gottingen) 22. 342
(Rec).
Merkel, L., (Leipzig) 96. 226.
Meyer, H. , (Zürich) 153. 301.303.
323.
Meyer,' J., 227.
Michel (Neckarsulm) 334.
Miergues 163. 284.
Mitteldorpf 227.
Molescbott, J., 11. 12. 13.
«Montini, Giuseppe, (Montechiaro) 323.
Moore, Ch. H., 282.
Moride 23.
MQller, H., 51.
BTölaton 58.
Neiigan, J. Moore, 129 (Rec).
Oldham 312.
Pagenstecber 226.
Paleari 296.
Parker, W., (New-York) 326.
Parkes 226.
Parola, Luigi, 161.
Passot 163.
Patissier 96 (Rec).
Pave»i, Antonio, 285.
Peacock, Tb. R., 172.
Peckolt (Cantagallo) 162.
Pereira 24.
Petit, Ch., 103.
Pfaff, C. H., 226.
Phobus (Giessen) 335.
Pickells51.
Pleischi 103. 168.
Pope 327.
Prat 163.
Prieger, 0., 186.
Pruner-Rey 226.
Puchstein 294.'
Rabbe, J. F., 337.
Ramsbotbam 59. 190. 195.
Raspail 226.
Reeve, John Foster, 224.
Rehmann, Friedr.« 109.
Reicbardt, E., 110.
Retzios, M. C, 196.
Reumont, Alex., 102.
Richardson 226.
Richmond 226.
Ricker 141.
Biicord, Philippe, 862.
Riecke, C. F., 226.
Ri necker 55.
Rilliet U.
Ritter, A. F., 226.
Roche, L. Gh., 227.
Rodney 226.
Roger, H., 66i
Ross, G., 226.
Rosentbal, C, 226.
Rothenburg 225.
Roz^ 62.
Sack, W., 195.
Salvoiini, Pellegrino, 199.
Sanger, T. F., 170.
Santesson, C, 327.
Saucerotte (Luneville) 141.
Saxe, H., 223.
Scanzoni, F. W., (Wfirzborg) 194.
364 (Rec).
Schacht 167.
Scharlau 226. •
Scbiappa-Pietra, G., 302.
Schilling (New-York) 45.
Schmidt, C, 114.
Schmidt, Karl, (Dorpat) 226.
Schönheit, Rubin, 288.
Schrant, J. M., 311.
Schroff, Carl D., (Wien) 24. 352 (Rec).
ScbQssler (Gönningen) 290.
Schuh 219.
Schwartzer, Fr., 224.
Schwarzenbach, V., 148.
S^dillot 164.
Seitz (Tübingen) 374 (Rec).
Seyfert, 8., 313.
Siegert, A., (Grabow) 227.
Simon, G., 211.
Simpson 95.
Skoda 13. ^
Smilh 226.*
Smith, Stephen, 326.
Spengler 103. 141.
Squire, Peter, 350 (Rec).
Stager, J. L., 226.
Stein (Dresden) 110.
Steinlin, Werner, 166.
Stevens 226.
Stich, A., (Rerlin) 87.
Stone, John 0., 325.
Stratlon 226.
Streng, J., 63.
Struthers, J., 93.
Suerman 226.
Stttherhnd 226.
Tardieu, Amb., 142 (Rec).
Thomas 198.
Thudichum (Giessen) 63.
Todd, R. R., 297.
Trapp, H., 274.
Trautwein 114.
Tripe, John W., 226.
Triquet, G., 222.
Triquet, H. E., (Tours) 354 (Rec).
Trousseau 162. 170.
Uhde, C. W.
Ulex 24.
Umanez 103.
F., 72.
Valentiner, Tb., 130 (Rec).
Valieix 295.
Vandenbroeck 164. ,
Veiel 109.
Verga, Andrea, 336.
Vernois 319.
Virchow, Rud., 174. 186. 225. 381
(Rec).
Vogel, A., (München) 306.
Vogel, J., 273.
Vogler 24. 82. 103.
^IV^achsmuth 226.
Wackenroder, H., 110. 114.
Wageninge 220.
Wagner, A., 209. 213.
Wagner, R., (Göttingen) 9.
Wagner, Rud., (Nürnberg) 160.
Walton, Haynes, 223.
Walz, K. F., (Petersburg) 290.
WedJ (Wien) 145.
T. Weissbrod, Job. Rapt., 227.
van Willebrand, F., 321.
Willigk, Arthur, 89.
Winn 62.
Winter, Aug., 274.
Wittstein, G. C, 110. 352 (Rec).
Wright, M..R., 62. *
Zeis, Ed.- (Dresden) 372 (Rec).
Zimmermann, G., 28. 38.
Zobel 159.
Zuccarini 295.
Druck Ton 0 tt 0 W i f a B d in Leipzig.
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CARL CHRISTIAN SCHMIDT^S
JAHRBÜCHER
DER
IN- UND AUSLÄNDISCHEN
R E D I 6 I R T
VON
Dr. HERMANN EBERHARD RICHTER,
Professor der Hedieio zo Dresden,
Dr. ADOLF WINTER
zu Leipzig.
•S- ' 21 1b83
JAHRGANG 1853.
ACMTmMGSTMin JBANn,
liKIPZI«, 1853. Digitizedby Google
DRUCK UND VERLAG VON OTTO W16AND.
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JUBBOGHll
i'SC' 21 1880-
in- nnd ansländisdhett gesammten Medicin.
Bd. 80.
1853.
M 1.
A. ADSZ06B.
I. Medicinische Physik, Chemie and Botanili.
801. Ueber die Albuminolde ; von L e c o n t e
and A« de Goumoens. (Arch. g6n. Juin 1853.)
Von Lebmann's Bedenken gegen die Einfach-
lieit des Fibrins» welche sieb vorsüglich auf die
nikroskopiscbe Untersuchung stützen , ausgehend,
untersuchten Vff. slfmmtliche ProteinkOrper auf ihr
Verhalten gegen krysialiüirbare EssigsSiure u. fan-
den, dass sie sich saipmtlich nach monatelanger Ein-
mrkung der concentrirten Saure in zwei KOrper
ipalten, von denen der eine in der Süure löslich, der
andere in derselben unlöslich ist. Sie benennen den
erstem Körper Oxolym, den zweiten Anoxolyin.
Beide Substanzen geben mit den gewöhnlichen Re-
agentien auf Proteinkörper im Allgemeinen dieselben
Flrbungen, nur in etwas verschiedenen Nuanci-
rangen.
Was zunächst den Btutfoierstoff betrifft, so zeigt
er, auch wenn er vollständig weiss gewaschen ist,
ht\ BOOmaliger Vergrösserung zweierlei mikroskopi-
Bcbe Elemente, einmal Pasern, von weisser bis blass-
gelblicher Färbung, ohne weitere Structnr, von par-
allelem , mehr oder weniger wellenartigem Verlaufe ;
Ferner sehr deutliche , zahlreiche Körnchen , welche
iowohl auf der Oberfläche der Pasern , als zwischen
ihnen eingestreut erscheinen, von verschiedenster
Grösse, welche aber die farbloser Blutkörperchen nie
erreicht.' VIT. wollen in dieser Beziehung zwischen
dem BIntfaserstoff des Pferdes und des Bandes noch
einen Unterschied bemerkt haben, indem bei ersterem
ier wellenformige Verlauf der Fasern noch deutlicher
md die Lagerung der Kömchen eine andere sei. Im
¥0hlauagewaschenen Paserstoff von Pferdeblut konn- .
en Vff. nur sehr wenig farblose Blutkörperchen auf-
laden.
%9k JaJirbb. 84. SO. Hfl i.
Bei der Behandlung mit krystallisirbarer Essig-
slore wird der vorher weisse und opake Blutfaserstoff
farblos und durchscheinend , gallertartig. Die Gra-
nulationen sind nach einigen Stunden verschwunden,
die Pasern noch zu sehen ; nach einmonatlicher Ein-
wirkung der Saure siod die Fasern nur nach Neutra-
lisation mit Kali wieder zu erkennen. Filtrirt man
zu dieser Zeit die Masse und neutralisirt das Piltrat
mit Kali , so wird eine weissliche , flockige Substanz
niedergeschlagen, welche unter dem Mikroskope wie-
der ein körniges GefUge zeigt (Oxohfin). — An
animalen Muskelfasern beobachteten Vff. neben den
Querstreifen auch den körnigen Beleg und dasselbe
Verhalten gegen concentrirte Essigsaure. Organische
Muskeln gewahrten in Bezug auf die Granulationen
dasselbe Aussehen, die körnige Masse schwand unter
der Einwirkung der Essigsaure , und kam nach Neu-
tralisation der Saure mit Kali wieder zum Vorschein.
Coagulirtes Ei weiss, Gaseio, Vitellin, Globulin lassen
mikroskopisch keine derartige Scheidung erkennen,
geben aber bei der chemischen Untersuchung ganz
dieselben Besultate, wie die ersteren Proteinkörper.
Die aus allen Proteinkörpern erhaltenen beiden
neuen Substanzen unterscheiden sich nun, abgesehen
von ihrem Verhalten gegen Essigsaure, durch folgende
Beactionen. Verdünnte Schwefelsaure löst das An-
oxolyin, oft schon ohne dass man das Gemisch zu
erhitzen braucht, u. erzeugt eine röthliche Färbung,
wahrend das Oxolyin sich nur theilweise löst u. eine
gelbe Färbung annimmt. Das Millon'sche Beagens
fllrbt das Anoxolyin carmin- oder zinnoberroth , das
Oxolyin leicht rosenroth oder gar nicht. Eine in der
Hitze gesattigte Lösung von Weinsaure löst das An-
oxolyin leicht aaf , ohne es za flirben , wogegen sie
1
L Medicinische Physik, Chemie a. Botanik.
das Oxolyin nur aufbläht und weisser u. durchschei-
nender macht. Chromsaures Kah', mit etwas Schwe-
felsaure vermischt, l(}st das Anoxolyin M IdO* mit
rothbrauner Farbe auf, greift aber das Oxolyin bei
derselben Temperatur nicht an. Salzsttare lOst das
Anoxolyin, und zwar eine grosse Menge desselben
leicht auf; bei gelindem Erhitzen wird die Flüssigkeit
limpid und nimmt eine um so intensivere violette Far-*
bung an , je mehr von der Substanz gelOst worden
war. Die Lösung des Anoxolyin vom Albumin ist
violett bis rosaroth , die derselben Substanz aus Glo-
bulin violettbläulich, die vom Vitellin braun, alle aber
enlflairben sich beim Saitigen mit Kalilauge , u. gehen
einen weissen Niederschlag. Das Oxolyin widersteht
der Ginwirkung der Salzsäure, die Flüssigkeit nimmt
eh^ mehr oder weniger intensiv gelbe Färbung an,
welche sie von der violetten Lösung des Anoxolyin
sehr scharf unterscheideL (U h 1 e.)
802. Ueber die Einwirkiing der Essigsäure
und der Alkalien auf das Albumin; von n. Lie-
berkühn. (Virchow's Areh. ?.2. 1853.)
Vfs. Versuche und Bemerkungen sind speciell
gegen P a n u m gerichtet (vgl. Jabrbb. LXXY. 274.),
welcher gegen des Vfs. frühern Ausspruch (Muller's
Arch. 1 848), die Essigs, coagulire das Albumin, remon-
strirt, u. dieThatsache derConsistenzveränderung dureh
den Zutritt der Luft erklärt hatte. L. sucht diesen Ein-
wand durch Abänderung seiner .Versuche zu entkräften,
indem er seine aus verdünnten Giweisslösungen durch
Essigsäure gewonnenen Niederschläge immer unter
Wasser erhält, was durch ihr schnelles Sinken be*
güttstigl wird. Er untersuchte ferner die aus salz-
reiehen Eiweisslösungen mittels Essigsäure (nach
Melsens) enielten Niederschläge und fand, auf
Elementaranalysen gestutzt, dass sie reines Eiweisa
seien. P a n u m hatte den ^griff Goagulation vom
chemischen Standpunkte aus als „confus'' bezeichnet;
Vf. sucht ilin aufrecht zu erhalten , indem er das Ei-
weiss dann coagulirt nennt, wenn es unlöslich ist,
ohne mit einem andern Stoffe nachweisbar verbunden
zu sein. Für den Fall, dass durch Kochen einer
Lösung eines eiweissartigen Körpers (z. B. in ver-
dünntem Alkohol) ein in Wasser wieder löslicher Nie-
derschlag entsteht, soll man sagen, das Eiweiss
werde in diesem Falle durch Erwärmung zwar ge-
fUlli, aber nicht coaguitrt.
Gegen Panum^s Serumcasein bemerkt Vf., dass
es mit dem Kalialbuminal das Gemeinschaftliche habe,
in verdünnten Lösungen durch Essigsäure gefällt und
im geringen Ueberschusse sofort wieder aufgelöst zu
werden ; das letztere bilde übrigens im halbtrocknen
Zustande ebenso eine klebrige Masse, so wie die äus-
sere Erscheinung des Niederschlags ganz dieselbe
sei.
Auch Scherer's Paralbumin ist Vf. geneigt,
mit dem Alkalialbuminal zu identificiren , indem er
hervorhebt, dass letzteres auch mit Salzsäure und
Essigsäure je nach der (geringern) Stärke des Alkali-
gehalts und der Concentration der Lösungen biswei-
l6ii kfiftttt Niederschlag giebl und beim Kochen nur
dnreh vorsichtigen Essigsäurezusatz geflfllt wird. Auch
des Verhalten des durch Alkohol erlangten Präcipitats
gegen Wasser spricht für die Identität des Kalialba-
minats mit dem Paralbumin. (U h 1 e.)
803. Ueber den Werth der Trapp'schen For-
mel; von Prof. J. Vogel und Häser. (Arch. f.
wissenscb. Heilk. L 2.)
Nach Becquerel u. Bird hat Trapp unter
Vogel's Leitung wieder den Versuch gemacht, aus
den »pee. Crewtehf e des Harns dessen Behalt an featcs
Beslandlheilen zu berechnen. Die von ihm anf egebeoa
Regel besteht einfach darin, von dem spec. Gew. die
Zahl 1000 abzuziehen und den Rest zu verdoppeln
(vgl. Jabrbb. LXXIX. 274.). Wenn nun ein solches
Beginnen bei der so complicirten und schwankenden
Kusammeilsetzung des Barns an sich ein widersinniges
genannt werden könnte, so ist wohl im Auge zu be-
balten , das« T r« und V. jene Formel mit dem vollen
Bewttsstsein ihrer Unzulänglichkeit, aber doch auf
Grund specieller Versuche mit der Restriction aufge-
stellt haben» dass sie (Ür vngefMire BeetimmuDgen
bei einem in seiner Zusaamensetzirog nicht sehr von
normalen abweichenden Harne ihre Gültigkeit be-
hauptet. Häser, der sich vorzugsweise mit diabe-
tischem Harne in dieser Beziehung bescbältigte , will
nun jene Formel dahin abgeändert wissen , dass man
die zwei letzten ZifTern der das spec. Gew. bezeieh-
nenden Zahl nicht mit 2 , sondern mit 2i/| multipli-
ciren soll; er verweist auf die dann resultirende
Uebereinstimmung zwischen seiner und der Bird -
sehen Bestimmungsweise.' Vogel macht dagegen
geltend, was bereits aus den früher von ihm gemach-
ten MitlheiluQgen folgt, dass 1) die Trapp'ache For-
mel auf eine Menge selbstständig ausgeführter empi-
rischer Bestimmungen der festen Bestündtheile sich
stutze, und 2) ihre Resultate mit Berechnungen des
spec. Gew. aus der Menge der festen Theile , wenn
sie nach C. Schmidt mit Berücksiehtigimg der Hy-
dratationsverdichtung ausgefohn werden, wohl Ober-
einstimmen. Allerdings kann nach Y. derSehätsnngs«
fehler , der bei Anwendung der Tr.'aehen Formel be-
gangen wird , Yio und bei Harn von Kranken , der
sehr von der gewöhnlichen Zusammensetzung ein-
weicht, sogar y^ betragen ; fUr eine« Harn von niebt
zu hohem spec. Gew. (unter 1025) giebl »her jene
Formel ein aniUlliernd richtiges Resultat. FOr einen
Harn von halberem spec. Gew. , also namentlich Mr
zitekerreichen Harn , ist allerdings , wie auch V. xtH
giebtf die H«*sche Fermel vortuztehen. [Uehrigens
vgl. man übet diesen Pmibt iahrbb. XLV11. 5.]
(OhleO
804. HacBferindiniigiitGliKiiiAttiMafw
AnanwaiftenitoffgiS; von Prof. J. Vogel (»as,)
Eine männliche erwachsene Person zeigte nach dem Ilo-
atbmen von Wasserstofii^s , dem, wie eine spätere Unter-
I. IMifiioiscbe Pb^sik., Ghmie u. B«lraik.
sochmig lehrlBi «tiras Arwpivatsenlojlgaa NigemcBgt ge-
wesen war, ausser grosser Gliederscbwacha und Neigung zu
Ohnmächten, eine tintenartige Färbung des Harns, welche
novb dunkfer al» da» Braunschwarz der OrinferhentabeHe war
uii4 24 Sld. anhielt. Der Harn eathiek keine Blatkorpereben,
schied aber beim Kochen und bei Zosatz f«tt Salpetersäure ein
sehr reichliches braunrotbes Coagulum ab, dem ganz ähnlich,
welches durch Kochen mit Wasser verdünnten Blutes sich bil-
det. Die ffenge dieses gelösten HSmatoglobulins betrug nach
\fs. Schätnng in SoranM ■ogcf&br so viel, al« iVt— ^ Dnien
Blul zttkojnaien wurde. — Ein Versuch mit einem Hunde,
den man erst dasselbe Gas, dann ein Gas mit einem grossem
Gehatle an Arsen Wasserstoff einatbmen iieas , führte zu dem-
selben Resultate ; der 12 Std. nach der 2. Einathmung ent-
leerte Harn de$ Hundes war stark alkalisch , braunschwarz,
führte keine Bintkörperchen mrt sich ond gab beim Kochen
(nach Neutralisation des Alkalis) und mit Salpetersäure die-
selben Rearlionen; 12 Std. später war der Harn des Thieres
wieder mimia], weitere krankhafte Erscheinungen Hessen sich
nicht bemerken.
An eine vorflbergehend erregte Hyperämie oder
GoUOiidang in Aen Nieren ist in diesen Fällen nicht
zu denken» da weder eine Exsiidation« noch eine
Eilravasation nacliwetsber isi. Vf. leitet vielmehr
den Ueb«rg»Bg des HUmalftglobuIin in den Haro von
m9v hwei\B in Blute erfolgten Zerseixiing der Blut-
kttrperebeo durek das G«s ab ; die Ausscheifjung des
gelösten Hämaftoglobulias würde dann durch die Nie«
ren in derselben Weise au Stand« kemmen » wie die
▼ee ttberschHasigem Zucker oder Eiweiss in den entr
sprechenden Füllen. Ob ähnliche Ausscheidungen
▼an Bltitibrbstoff in manchen Krankheitsprocessen
(Typbus u. $. w.) auf ähnlichen Ursachen beruhen»
mOssen weitere Uotersuchnngen und namenllich Ver*
suche an Thieren lehren , wozu Vfs. Miltheilung be-
sauders anffordern soll. (Uhle.)
B05. Deber die FIceS ; von Rror. O s b o r n e.
(Dublin. Jonrn. Febr. 1858.)
Nach Berzelius enthalten die Fäces:
Waaser
73,3
Galle
0,9)
L
Eiweiss
0,9 1
.».7
Extracte
2,7
Salze
1,3]
1
Dnlösliche Speisereste
7,0
Schleim,
Galle,
Harz,
Fett u.
8. W.
14,0
100,0
In dieser Untersuchung ist die Menge des Wassers
auffallend, welche sich fast der des Urins hUhert, die
nach B. sich auf 93 % belKufl. Der Wassergehalt
der Faces hangt nur zum Theil von der Dilft ab , zur
grösseren Menge von der Absonderung der Schleim-
haut des Darms, und richtet sich in den ausgeleerten
Fäces nach der Zeit ihres Verweilenst im Darm, indem
bei Ittngerem Verweilen ein Theil des Wassers wieder
resorbiri wird. — Die Zeit, welche die Speisen nO*
tbig heben, um vom Magen bis zum Mastdarm zu ge-
langen» beträgt bei normaler Verdauung angefitbr
Idr Sld. — Auf dieHiufigkeil der Auftleerungen durch
dea llaetdema hei bei Gesunden <lie Gewöhnung einen
bedeiite*dee Eitiluesw las Ailg6D»einen sind bei den
Fraven die Dernausleerungen seltner.
Bei der Untersuchung derFXces bat man dreierlei
z« bet ttckaichlifen : iüe Ferbe » den Geruch und die
Gonsistens.
1) Die Farbe. Die Grundlage ihrer Färbung
erliekep die Faces im Duodenum durch die BeimischuAg
der Galle, in der Form von Gelbsucht» welche durck
Verstopfung des Ductus choledochus bedingt ist, ble-^
ten die Faces bekanntlich ein weissliches Aussehen
dar, doch sind sie in manchen Fallen mit einer gelb-
lichen oder grünlichen flüssigen Masse tlberaogen.
Diese verdankt ihren Ursprung der Absonderung der
Darraschleimhaut, welche, wie der Urin, mit GeBen-
farbstoff impragnirt ist. In den Fallen von Gelbsucht
(Krebs , Scirrhose der Leber u. s. w.) , in welchen
die GallenausfUhrungsgange frei sind, zeigen auch die
Faces sich nicht entfärbt.
Wahrend ihres Aufenthalts im Colon wird die
Farbe der Facr.s, welche bis <fäbid gelblich war,
dunkler , se dass sie von Brau» bis zu Schwärt ▼«-
rtirt, je nach dem kOrzeren oder längeren Aufenthalt
im Dickdarm. Es dient sonach die Farbe lup Bo*
Stimmung des relativen Alters des Dickdarm *• tohalt«.
Die Beimischung von Blut in den Faces kann sich
unter 3 verschiedenen Formen zeigen. Stammt das
Blut aus dem Magen , so erhalt es durch die Ginwir-
kung des Magensalles eine schwarze Färbung und
bildet dann die unter dem Namen Melaena bekannten
Ausleerungen. Stammt das Blut aus den kleineu
Gedärmen und ist es in geringerer Menge vorhanden,
so erlheilt es den Faces eine rOthliche Farbe , ver-
schieden von jeder, welche sie durch die Galle erhal-
ten können. Hat endlich das Blut seinen Ursprung
aus dem Mastdarm, so ist es nicht mit den Faces ver-
mischt, sondern zeigt sich nur neben ihnen. Die grflne
Farbe der CalomelstOhle bei Kindern leitet Vf. nach
GoldingBird ebenfalls vom Blute ab, welches in
geringer Menge exsudirt und durch die Darmgase und
Absonderungen verändert ist.
Die färb - , geruch - und consistenzlosen Auslee-
rungen der Cholera bestehen aus albuminhaltiger
Flüssigkeit.
Obgleich die meisten der genossenen Substanzen
durch den Verdauungsprocess Farhenveranderungen
erleiden, so giebt es doch Ausnahmen; zu denselben
gehören nach Vf. Spinat, Campecheholz, Kaffbe und
Porter. Die schwarze Färbung der Faces durch
Eisenpräparate hangt im Allgemeinen von der Verbin-
dung des Eisens mit den Adstringentien des Darminhalts
ab, daher fehlt die schwarze Färbung bei einer Diät,
welche nur aus Kartoffeln, Milch oder Fleisch be-
steht.
2) Der Geruch der Faces ist nach Vf. ganz uiw
abhängig von der Qualität der genossenen Speisen u»
nur bedingt durch die Absonderungen der Drasendea
Coecum. Als Beweis fttr diese Ansicht führt Vf. an»
dass der Danninhalt den Dlcalen Geruch nicht bat»
bevor er nicht in das Coecum gelaagi ist, dais er
6
I. Mediciniscbe Physik, Chemie u. Botanik.
daselbst am stärksteo sich ?orfindet und abnimmt , je
weiter die Rices nach dem Mastdarme ' zu weiter
rücken.
3) Die Form wird den FSces ursprünglich von
den Zellen des Dickdarms gegeben, dieselbe erfahrt
aber einige Veränderungen bei dem Durchgange der
Paces durch den Mastdarm und den Arier. Vergrös-
serung der Prostata , innere hämorrhoidale u. andere
Geschwülste können ebenfalls auf die Form der Fäces
einwirken.
Ist die Schleimhaut des Mastdarms entzündet, so
sind auf der Höhe der Krankheit die Darmausleerun-
gen nur schleimig oder eitrig. Bei Entzündung der
Schleimhaut des Colons sind, so lauge als das Rectum
frei ist, die Ausleerungen fäculent, und nur mehr
oder weniger mit Schleim oder Eiter gemischt.
Dem Grade der Erkrankung der Schleimhaut ent-
sprechend zeigen sich an den Ausleerungen verschie-
dene Veränderungen. Im Allgemeinen lassen sich 4
Grade unterscheiden. Im 1. und leichtesten Grade
der Reizung der Darmschleimhaut zeigen sich die Aus-
leerungen von den normalen nur durch grössere Flüs-
sigkeit und Fehlen der Form verschieden. Man be-
obachtet diese z. B. , wenn ein gesundes Individuum
ein salinisches Abführmittel nimmt. Im 2. Grade
haben die Ausleerungen eine wachsartige Consistenz,
ein geringeres spec. Gewicht, schwimmen in dem
gleichzeitig gelassenen Urin und sind hSuGg mit Luft-
blasen gemischt. Im 3. Grade bilden die Ausleerun-
gen ein Pulver ohne Zusammenhang, welches am Bo-
den des Gefässes liegt, gewöhnlich von blasser Farbe
ist, jedoch auch, je nach der Gallenabaonderung oder
beigemischtem Blute, verschieden geßlrbt sein kann.
Die kleinen Stücken bestehen aus kleinen Fasersloff-
exsudaten. Im 4. und höchsten Grade enthalten die
Ausleerungen membranartige Stücke von^ Fasersloff-
exsudaten. Vf. macht hierbei aufmerksam! dass durch
Ricinüsöl bisweilen weissliche, fetzige Massen entleert
werden , die man nicht mit Faserstoffexsudaten ver-
wechseln darf. Es sind diese Massen Seifen, welche
durch eine Verbindung des Gels mit den Alkalien des
Darminhalts gebildet werden. — Bisweilen zeigt eine
und dieselbe Ausleerung verschiedene Consistenz, ein
Theil ist hart, ein anderer flüssig, ein Theil wachs-
artig, ein Theil pulverförmig u. s. w. Es ist diese
Erscheinung durch verschiedenes Verhalten der ver-
schiedenen Stellen der Darmschleimhaut bedingt. Stets
muss man aber zurBeurtheilung des Sitzes der Krank-
heil nebeh den Ausleerungen die andern Erscheinun-
gen berücksichtigen. So den Schmerz unmittelbar
bei oder nach der Ausleerung bei Hämorrhoidalknoten
oder Fissuren am After; den Tenesmus bei Entzün-
dung des Mastdarms; die Diarrhöe bei Entzündung
des Colons; die Neigung zur Verstopfung, den loca-
len Schmerz bei Entzündung im Coecum ; den Wech-
sel von Diarrhöe und Verstopfung und das Gefühl von
Falle um den Nabel herum bei Entzündung der Schleim-
haut in dem Dünndärme.
Bezüglich des Kotherbrechens glaubt Vf., dass es
auf ein Regurgitiren von gallig gefärbten Massen aus
dem Duodenum zurückzuführen sei. Er kennt kein
Beispiel, in welchem die erbrochenen Massen den
3fachen Charakter der Fäces, Farbe, Geruch u. Form
gezeigt haben, mit Ausnahme eines von Abercrom-
b i e beschriebenen Falles , in dem eine Communica-
tion des Magens mit dem Colon vorhanden war.
(Millies.)
806. Ueber die AoBScheidiing gewisser Sub-
stanxen durch die Secretionen fiberhanpt, be-
sonders durch die Speicheldrüsen ; von C I. Ber-
nard. (Arch. g^u. Janv. 1853.)
Die Substanzen , mit welchen Vf. experimentirte,
sind JodkaU, Jodeisen, milchs. Eisen, Rohr^ und
Traubenzucker und gelbes Blullaugensalz.
In einer ersten Versuchsreihe öffnete Vf. auf der
linken Seite den Stenon'schen und den Wharton'schen
Gang eines starken Hundes, und führte in jeden der-
selben eine silberne Röhre. Hierauf spritzte er in
die rechte Jugularis 25 Gr. laues Wasser, welches
0,5 Gr. Kaliumeisencyanür, ebensoviel Jodkalium n.
4 Gr. Traubenzucker aufgelöst erhielt. Sogleich
darnach suchte er durch Auftröpfeln von Weinessig
auf die Zunge des Thieres die Speichelsecretion zo
vermehren. Der aus den Röhren fliessende Speichel
enthielt Jod, aber weder Blutlaugensalz noch Zucker.
Sieben Minuten später ergab sich dasselbe Resultat;
gleichzeitig aus der Blase mittels des Katheters ent-
nommener Harn enthielt Blutlaugensalz, aber kein
Jod und keinen Zucker. 25 Minuten nach der In-
jection fand Vf. im Harn viel Blutlaugensalz, Spuren
von Zucker, aber kein Jod ; in der Speichelsecretion
war keine Veränderung eingetreten. 40 und 52 Mi*
nulen n.ich der Injection verhielt sich Alles gleich;
nur der Zuckergehalt des Harns war deutlicher ge-
worden. Diese Beobachtungen wurden von einer
halben Stunde zur andern wiederholt, ohne dass man
eine Veränderung bemerkte; erst 3 Stunden nach
der Injection erschien Jod im Harn , und 1 Std. dar-
nach war von den genannten Substanzen sowohl im
Speichel, als im Harn nur noch das Jod nachweisbar.
— An andern Hunden in gleicher Weise angestellte
Versuche hatten wesentlich dasselbe Resultat, nur
erschien das Jod bei stärkerer Concentration der einge-
spritzten Flüssigkeit (2—3 Gr. auf 25— 30 Gr.) viel
schneller im Harn. — Die genannten Substanzen ver-
halten sich übrigens ganz gleich , mag man sie zu-
sammen injiciren, oder einzeln, bei verschiedenen
Thieren , oder bei einem und demselben.
In einer zweiten Versuchsreihe spritzte Vf. einem
hungrigen Pferde , in dessen Ductus Stenonianus auf
gleiche Weise wie oben eine silberne Röhre befestigt
wurde, eine Lösung von 3 Gr. Blullaugensalz in 100
Gr. Wasser in die rechte Jugularis. Als das Thier
hierauf sogleich frass, floss so viel Speichel aus der
Röhre , dass man in den folgenden 3 Std. ungefthr
ly, Liter sammeln konnte« Derselbe enthtit wlh-
I. Medicmische Physik, Chemie u. Botanik.
rend dieser Zeit keioe Spur von Blullaugensalz, wäh-
rend sich im Blutserum, das man 1% Std. nach der
Injection durch einen Aderlass aus der linken Jugular-
vene erhielt, noch sehr erhebliche Mengen davon
fanden ; auch der Harn war sehr reich daran. — Em
Tags darauf in gleicher Weise angeslelller Versuch
hatte dasselbe Resultat. — Auch bei Hunden ging
nach Vf. das Salz nie in die Speichelsecretion Über.
— Bei 2 Hunden mit Gallen- und mit Fisteln des
pankreatischen Ganges constaiirte Vf. den Uebergang
von gelbem Blutlaugensalz in die Galle, während es
im pankreatischen Safte nie nachweisbar war. —
Aach beim Einfuhren in den Magen Hess sich das Salz
nie im Speichel, wohl aber stets im Harne nachwei-
sen. — Ganz in derselben Weise wie der Trauben-
zucker verhielt sich bei Wiederholung obiger Ver-
suche auch der Rohrzucker.
Entgegen den Beobachtungen Anderer, welche im
Speichel von Diabetikern Zucker gefunden haben wol-
len, konnte Vf. solchen nie nachweisen, er fand aber
den Auswurf phthisischer Diabetiker deutlich zucker-
haltig. Dasselbe Resultat ergab sich bei Hunden,
die kunstlich diabetisch gemacht waren. — Wie in
den Harn, so geht der Zucker auch in die Galle, aber
nie in den Pankreassaft Über.
Im Brustdrttsensecret weiblicher Hunde und Ka-
ninchen , die Vf. entweder diabetisch gemacht , oder
denen er grosse Zuckermengen ins Blut gespritzt
hatte, konnte er weder Trauben-, noch Rohrzucker
auffinden.
Selbst schwache Jodkalildsungen (1 Gr. in 16
Gr. Wasser) ins Blut gespritzt gehen sehr schnell in
den Speichel aber, nach Vf. in 30 — 40 See. und
wahrscheinlich etwas schneller in das Submaxillar-
drttsen-Secret , als in das der Parotis. Ebenso
schnell ist der Uebergang dieses Salzes in den Pan-
kreassaft und in die Thränen, während es in der
Galle und im Harn viel später, in letzterem bei dün-
nen Losungen auch wohl gar nicht erscheint —
Bringt man eine achwache Jodkalilösung in den Magen,
so ist das Jod bald in der Speichel- , Thränen- und
Pankreassecretion nachweisbar, um so schneller,
wenn das Thier nüchtern war (im Speichel dann schon
in iVi— 2Min.).
Den Uebergang von Eisen in den Speichel beob-
achtete Vf. nie , gleichviel ob er milcbsaures Eisen in
die Venen einspritzte oder in den Magen brachte.
Injicirte er hingegen einem Hunde mit Fisteln der
Speichelgänge eine JodeisenlOsung in die Jugularis,
so enthielt der Speichel ganz deutlich Jod und Eisen.
Hierbei ist es unentschieden, ob das Eisen in dersel-
ben Proportion wie das Jod in den Speichel überge-
gangen ist, und ob das Jodeisen nicht, mindestens
theitweise, zersetzt war , ehe es in die Speicheldrü-
sen gelangte. — Einem Hunde mit Magen- u. Spei-
eheldrtlsenfistel brachte Vf. durch erstere eine Solu-
tion von milchs. Bisen ein. Während der folgenden
Stande sammelte er zu verschiedenen Malen das Par-
otissecret, ohne darin Eisen nachweisen zu können.
Als er aber nach dieser Zeit noch eine Jodkalium-
lOsung durch die Magenfistel einbrachte , enthielt der
Speichel neben grossen Mengen von Jod auch deut-
lich nachweisbare Quantitäten von Eisen. Hieraus
geht hervor, dass das Eisen nur nach vorgäogiger
Verbindung mit Jod die Eigenthümlichkeit erlangt, in
den Speichel überzugehen. Wenn Vf. dieselben Sub-
stanzen ins Blut einspritzte, statt sie nacheinander,
oder gleichzeitig in den Magen zu bringen , so fand
er im Speichel zwar Jod aber nie Eisen.
Schlüsslich theilt Vf. noch die Resultate seiner
Experimente über den verschieden langen Aufenthalt
des Jodkaliums im Organismus mit. Zu diesem Zwecke
brachte er in den Magen verschiedener Hunde, welche
Speichel-, Magen- und Gallentisteln hatten, eine Jod-
käliumlOsung. An demselben Tage zeigte der Harn
die Reaction auf Jod; am folgenden war dieselbe
weder im Harn, noch in der Galle noch deutlich;
3 Tage darauf fand man keine Spur von Jod mehr.
Aber bis 3 Wochen nach der Einführung des Jod-
kaliums war das Jod sowohl im Speichel, als im
Magensaft nachweisbar. Gab man jedoch den Hunden
von Anfang an Abführmittel, so war das Salz wenige
Tage nach dem Experiment vollkommen aus dem Or-
ganismus eliminirt.
Die Resultate aller Versuche fasstVf. im Folgenden
zusammen.
1) Einige Substanzen gehen nie in gewisse Se-
crete über: so das Blutlaugensalz» der Rohr* und
Traubenzucker; andere zeigen sich in allen Secreten,
nur ist der Uebergang in dieselben bald schnell » bald
langsam , z. B. das Jodkalium.
2) Einige Substanzen eliminiren sich vollständig
und schnell aus dem Organismus durch die Nieren-
secretion, z. B. das gelbe Rlutlaugensalz, der Zacker ;
andere werden nur theilweise durch die Nieren ans-
geschieden, ein anderer Theil derselben kann im Or-
ganismus verbleiben und sich während einer verschie-
den langen Zeit in andern Secreten zeigen, so das
Jodkalium, dessen Aufenthalt im Organismus ohne
Zweifel noch dadurch verlängert wird, dass der Theil
desselben, welcher im Speichel erscheint, statt aus-
geworfen zu werden, zum Theil wieder in den Magen
und von da in die Girculation gelangt, um durch
diese den Speicheldrüsen wieder zugeführt zu werden
u. s. f.
Aus Alledem ist ersichtlich , dass man die Art u.
Weise, wie sich verschiedene Substanzen in dieser
Reziehung verhalten , noch nicht auf ein allgemeines
Gesetz zurt^ckführen kann. Specialversuche mit jeder
Substanz, im Besondern angestellt, sind nOthtg, um
ihre physiologische Gesehichte und weiterhin ihre
therapeutische Wirksamkeit zu begründen.
(Wagner.)
(^
807. Ueber den Zuckergehalt der Leber in
KrankheiUn ; von Dr. M« V e r n o i s , Arzt am Hosp.
St. Antoine. (Arcb. g^n. Juin. 1853.)
6
1. MediciniBelte Pkyvtk, Chmtiie u. totanik.
I^en «tgtien UntereirehuiigeB sehiokt Vf« #ie Grnod-
zdge von Bernard's Theorie Ufcer die Erzeoguiig
von Zocker im Organismos (Jatirbfo. LIXIK. 148.)
Toraus. Nach dieser wird der im ThierkOrper i»e-
flndlicfie Zucker iheils dtireli die Nahrung (Amylacea,
Saccbarina) eingeführt , theils in der Leber erzeugt.
In dem der Leber zufltes»enden fi^iute ist meistens
kein oder nur so viel Zucker nachzuweisen , als mit
der Nahrung zngeltihrt wird ; in dem von der Leber
abfliessenden Blute findet sich immer Zucker. Das
Lebergewebe aller Tliiere enthlflt Zucker u. die Leber
seeernirt deBselbea. Oie Lungea oder vielmehr die
BeapiralioB geben den ersten Ansloes zur Zucker-
erzevguag ; Aurch die Einwirkung der inspirirleo Luft
erregt , rea^iren die Lungen auf das Nervenceotr^in
und 4urch dieses auf das Rückenmark» W4>!lcbes die
Wirkung auf die Leber durch den ^ympalhieue verOHl-
telL Wem man den Ursfmng des Vagus oder 4ir4Ct Se
Lungen neist« wird.ei«e überaUissigt Secpetion ven
Zucker in der Leber veranlaset , «od der im Oefher-
achiiaa ins Blut gelangte Zucker gebt in den Harn
Uher; ebenso wirken die Anaieelhetica. B. erkennt
hier Reynoso^s BeohaclituBgeD an [die weder
Scbrader» noch Ref. bestätigen konnte» Jahrbb.
LXXV. 3.] , verwirft aber dessen Theorie. Der Dia-
betes mellitus ist die Folge einer übermüsaigeirZucker-
bildung in der Leber. Schneidet man den Vagus
durch, so dass „der Eindruck der Luft auf die Lunge
nicht bis zum Gehirn fortgeleitet werden kann'% so
erscheint weder in der Leber, noch im Harne Zucker
[Schrader aber gelang es, auch nach 'Durobschnei-
dimg beider Vagi durch den Hirnstich bei Kaninchen
Diabetes «u erzeugen]. Je lebhafter derftespirations-
process, desto stärker ist nach -ß. die Zuckerproduo-
lion. — /Der Einfluss der Lunge anl die Jl^eber ist ein
refledoriacher. Durch künstlich unterhaJlene Reapi-
vnlion (nach tieoapitation) kenn man die &ickerbil-
ftamg in 4er Leber künstlich fortaetaen: leitet man
Chlor oder argend ein reizendes Gas in die Lungen,
80 geht Zuoker in den Harn ttber, wie während des
Lebens ; das Thier wird nach seinem Tode diabetisch.
Wir können die Production des Zuckers willkdrlich
abändern, auf seine Zerstörung im Blute aber keinen
fiinfluas austtben.
Nach B.'s Vorgange hat nun Vf. den Zuckergehalt
der Leber aus meuschlichen Leichnamen mit beson-
derer Rtfckfiicbt auf vorMis^egangene Krankheilen,
Alter und Geschlecht untersucht. Die DarsleUui^
des Leherdecoqtes ist der von B. angegebenen ganz
analog; VL nahm indeas grössere Mengen Leber-
aubstanz, als fi. (100 — 125 Grmm.); zum It^ach-
weise des Zuckers wurde die Kaliprobe und eine nach
Fromherz u. Bouchardat dargestellte Kupfer-
löeung verwendet; die Gährungsprobe und die Bar-
reswirsche Flüssigkeit sind nicht benutzt worden.
Wenn das Leberdecoct nach dem Piltriren opalisirt,
so soll man nach Vf. mit Bestimmtheit die Gegenwart
von Znekar4iDoebmen ktanen.
An einem plötzlich verstorbenen Henachen u. zwei
Rindslebern wird «machst B.'a Beobachtung besUltigl,
dass die geannde Leber Zucker enlhKlt. Was daa
Mi^ betrifft , so fand Vf. bei einem 4nenaü. Ptfftns
keinen, bei i 1 zwischen den 4. Monate nnd der Ge-
burt unlersucbten Früchten 5mai Zucker. DerseHie
fand sich gleicherweise nicht censlant in der Leber
der MOlter, selbst nichit derer, deren Fraohte zucker-
haltige Lebern hatten. In dem Aller von 20—50 i.
findet sich am häufigsten Zucker in der Leber der
Leiche ; dabei ist jedoch zu bemerken, dasa Vf. diese
Versuche gerade an .solchen Subjecten am häufigsten
anstellte, die an schnell zum Tode Itlhrenden Krank-
heiten , wie Cholera , gelitten hatten. — Oas Ce-
schlecht hat keinen Biniuss auf die Häufigkeit 46s
Vorkommens von Zucker in der Leber.
Was die pathologischen Zustände seihst belriffl,
so betrachtet Vf. im Einzelnen die Art der Krankheil,
ihre Dauer und den Zustand der Leber in Bezug auf
ihren jeweiligen ZuckergehaU. Im Betreff der Dauer
der Krankheit zeigt sich , 4ass um so seltner Zneker
im Lebergewebe zn finden ist , je länger daa Indivi-
dnnm krank gewesen ist. In Bezug auf die Art der
Krankheiten scheidet Vf. letztere auf Grund «einer
Resiiltate 1) in solche, wo sich in der Mehrzahl der
Fälle noch Zueker in der Leber der Leiehe nadiwei-
sen lässt, und 2) in solche, wo diess in den wenig-
sten Fällen gelingt. Zu ersleren gehören Cholera
(in mehr als ^f^ der Fälle), Herzleiden, Cirrhoae,
puerperale Metrorrhagie, Erysipelas, Croup, Hunda-
wuth; zur letzteren Skieroma der Kinder, Entzün-
dungen des Respirationsapparats, Tuberkulose, ver-
schiedene Störungen der Verdauungswerkzeuge, Pur-
pura haemorrhagica, Hirnaffectionen, Verbrenonngen,
Peritonitis, Albuminurie, Diabetes mellitus, Leber-
vmd Magenkrebs. Bei dem Skierom der Nengehomen
macht Vf. besonders auf die gewöhn Iccli gletcheeitig
vorhandenen Athmungsbeschwerden und Leberanonn-
lien aufmerksam ; auch daa Fehlen dea Zuckers bei
Hirnatörungen spreche ffir <B e r n a r d * a Tlieorie der
Zuokerproduction. Die Beschaffenheit 4er Lel^r
seibat hat keinen sehr erheblichen Einfluss auf die
Zuckerbildung. Vf. fand (unter 80 Fällen) bei ge-
sunder Leber [und anderweitigen anatomischen Stö^
Hingen und Ernährungsanomalien] in der Hälfte der
Fälle Zucker, bei „kranken" Lebern überhaupt und
insbesondere bei Fettleber nur in Vt ^^^ ^^^f^ > <i*^
fflgt hinzu , dass sich auch bei bereits eingetretener
Fäulniss des Lebergewebes noch Zucker in demselben
habe nachweisen lassen.
Gegen Bernard, welcher l^ei Absiinenz den
ZttchergiehaJjt der Leber abnehmen u. endlieh aehwin-
den '.sah, bemerkt Vf., dasa er bei .einem IBjähr.
Mädchen • welche 14 T^ge nur duach <BnuiUenbl|wClne
ernährt worden war , noch Zucker in der Leber ge-
funden habe.
Bei Leichen von Diabetikern hat iBernaf'd nnr
in den Fällen den Zuckergebalt der Leber nechweieen
können, wo daa Zuckerharnen bis znm Tode fevl-
dauerte und PaC zufällig kurz vofter verdaut hefte.
Vf. standen 2 Fälle zu Gebote ; in einen derselben
IL flygieine, DUileUk» Pharmakologie u. Toiikologie.
suchte er vergebens nach Zucker in der Leber, indem
andern fand er nur Spuren davon in diesem Organe,
Diese Erfahrung, so wie der Umstand, dass die grosse
Mebrsabl der Diabetiker an Lungentuberkulose leidet
und daran zu Grunde geht, führt Vf. als Gründe gegen
die B.'sche Theorie des DiahtUes an. Weniger Werth
dOrfle auf die vom Vf. auch hierbei geltend gemachte
Beobachtung la legen sein . dass er bei Phthisikern
sehr selten in der Leber habe Zucker auffinden kön-
nen. In der Leiche des einen Diabetikers untersuchte
Vf. Urin, Blut, Leber-, Hirn-, Nieren-, Pankreas-
n. Milzsubstanz auf Zucker, und fand denselben
aberall, nur in der Milz nicht und, wie erwähnt,
am wenigsten davon in der Leber. (U li 1 e.)
808. In der Eiterflrage; 'von G. Zimmer-
mann. (Pr. Ver.-Ztg. 16. 17. 1853.)
In bekannter raisonnirender Weise führt Vf. fort,
seine Ansicht von eioer ausschliesslichen endogenen
Zellenneubildung im Thierkörper mit theoretischen
Gründen zu stützen. Er beruft sich wiederum auf
die Zellenneubildung im Lyrophgenisssysteme , in den
Graarschen Follikeln, in der Linsenkapsel, in den
Knorpeln, zugebend, dass in den erstem eine Bildung
von Zellen in Zellen thatsachlich nicht zu erweisen
sei. Die jungen gefärbten Blulzellen werden platt u.
biconcav , je mehr ihr Inhalt zu Hämatin sich oxydirt
und je mehr er sich concentrirt. Kernlose Elemen-
UrbIVschen oder Ghylnsblaschen kommen nach Vf.
auch im Blute in grösserer Menge vor und bilden mit
den farblosen Blutzellen das Ernahrungsmalerial, wel-
ches unmittelbar als bereits geformtes aus den Capil*
laren austritt; das hindurchtretende Körperchen selbst
verlegt andern Blutkörpern den Durchtritt durch die
entstandene Lücke, u. diese wird sich sofort schlies-
sen , sobald jener erfolgt ist [1]. Die Kraft , welche
die Körperchen durch die Membran hindurchlreibt,
ist „eine Art Attraction von aussen", durch den \^r-
brauch vorhanden gewesener Gewebstheile ins Leben
gerufen ; die Dttnnheit und Weichheit der HaargefUss-
wSnde u. die Formabilitat der farblosen Zellen unter-
stützen den Process. Der Uebertritt von Quecksilber-
kOgelchen (0 e s t e r 1 e n) und Kohlen- u. Schwefel-
theilchen (Eberhard und Mensonides), [Be-
obachtungen, welche allerdings noch Ausstellungen
genug zulassen , vgl. Jahrbb. LXXV. 274.] beweisen
die Verletzbarkeit der HaargeHisswande durch sehr
kleine Theilchen. Auch die Usuration von Geweben
durch wuchernde Geschwülste und Eiterablagerungen
verschmäht Vf. nicht, zu Hülfe zu rufen ; die Ablage-
rung der Entozoeneier und Virchow's neueste
Hypothese von der Entstehnng der blutkörperchen-
baltigen Zellen werden gleichfalls in entsprechender
Weise benutzt. Endlich wird auch noch Tigri'a
Theorie angezogen, wornach die farblosen Blutzellen
verbrauchte Geßlssepitbelien sind , die in der Milz zu
rothen Blutkörperchen umgearbeitet werden [vgL
Jahrbb. LXX. 8.]. (üble.)
IL Hygieine, Diätetik, Pharmaliologie ood Toxiliologiet
809. Ueber dio Wirkung des Tbees auf den
Menschen; von Dr. f. W. BOcker. (Arch. f. wis-
sensch. Heilk. L 2. 1853.)
Vf. hat mehrere umfassende Versuchsreihen über
den beregten Gegenstand angestellt und dabei beson-
ders die Veränderungen in der quantitativen Zusam-
mensetzung des Harnes und der Ausscheidung der
Kohlensäure durch die Lungen berücksichtigt. An
je 7 Versttchslagen wurden simmtliche Einnahmen
des Organismus mit den Ausgaben verglichen , indem
in der einen Beihe blök Wasser (dessen Salzgehalt
auch bestimmt wurde) , in der andern eine gleiche
Menge Theeaufguss genossen wurde. Sodann wur-
den 2 parallele Beihen von Inanitionsversuchen , wie-
der das eine Mal mit Wasser, das andere Mal mit
Theeaufnahme durchgeführt.
In Beireff der an den einzelnen Versuchstagen
gewonnenen Ergebnisse müssen wir auf das Original
verweisen, das Mittel aus denselben stellt folgende
Tabelle dar ; die Diät war eine gemischte , der ge-
wöhnlichen Lebensweise des Vfs. , welcher an sich
selb^it experimentirte , entsprechende; die folgenden
Angaben beziehen sich auf einen Zeitraum von 24 Std.;
IM. Jahrbli. Bd. SO. HA. t
in Reihe 1. wurden taglich 1260 Grmm. Wasser, in
Reihe II. taglich 1260 Grmm. Theeinfus kalt getrun-
ken. Die Gewichtsbestimmungen sind sammtlich in
Grammen angegeben.
I. U.
A. Einnahmen,
Geaammtgewicbt
Wasser
Feste Stoffe
3610,50
2938,84
671,52
3617,00
2957,87
659,13
B. Jutgaben,
a) Korperverlust
b) Face»
c) Berechenbare Perspi-
rationsmenge
d) Baro
539
178,30
1349,90
2621,143
203
96
1335,7
2550,000
C. Bewegung im
Freien
84,14 Min.
87 Min.
AufrUllig erscheint der tagliche Gewichtsverlust
des Körpers, der nur in dem einen Falle der Reihe II.
einmal = 0 war. Die Versuchstage liegen immer
am mehrere Tage auseinander, und erstrecken sich
über einen Zeitraum von 3 — 4 Monaten; die Ver-
suche der Reihe II. wurden insgesammt später ange-
stellt.
10
IL Hygieine, Divtetik, Pharmakologie u. Toxikologie.
Den Harn bat Vf. täglich bis ins Eiozeloe analy-
sirl, und erwähnt <tabei einen eonstanl auftretenden
GehaH an Ammonium und Oxalsäure. Das Mittel filr
die einzelnen Hambesti-rndtheile von je 7 Versuehäi-
tagen giebt folgende Tabelle.
I. II.
Wasser
2543,519
2474,016
Feste Stoffe
77,624
75,984
Harnstoff
35,194
34,221
Hansanre
0,356
0,231
AmiDosiiuD
0,421
0,660
Oxalsäure
0,092
0,088
Kali.
4,466
5,274
Scl^wefeh£iire
2,»I1
2,815
Chlor
11,475
10,687
Chlarnalrium
16,156
13,043
Pbospborsaores Natron
5,483
5,488
Pbospborsaurer Kalk
0,724
0,772
Phosphorsaure Talkerde
0,756
0,717
Feuerfeste Salze
28,633
27,229
Feuerflttcbtige Salze und
Extraclivsloffe
13,309
14,304
Was die Lungenexbalatiun u. überhaupt die Wir-
huirg des Thees auf Respiration und Puls betrifft , so
geht aus weitem, vom Vf. sehr ausführlich mitgetheil*
ten Zahle« hervor , dass der Thee , in der Gabe von
1260 Grrom. des Aufgusses den Tag Ober genossen,
auf die Ausscheidung der Kohlensaure , die Frequenz
der Athemzüge und Piilsscblllge kernen merklichen
Binflusa ausObt.
Bei Betrachtung der Einnahmen stellt sich lier-
ans , dass trotz der Auswahl möglichst gleichai tiger
Nahrungsmittel deren relative Wassermenge in Reihe IL
doch eine grossere Bedeutung hatte , als in Reihe I. ;
die Menge der eingenommtneB festen Subsfancen be-
trug beim Theetrinken auch absolut (12,39 Grmm.)
weniger, als beim Wasaertrinken. Nichtsdestoweni-
ger war beim Theetrinken der lügliche Gewichtsver-
lust des Körpers ein geringerer, er betrug 336 Grmm,
weniger, als in Reihe 1. Im Besondern ist im erstem
Falle die tägliche Darmausscheidung um 82,3 Grmm.
und die QuantitKt des darin enthaltenen Wassers um
62,08 Grmm. geringer. Beim Harne ist ein ähnliches
Verbttltniae zu bemerken; die DifEeresz betrügt
71,143 Grmm., und davon kommen 69,50 Grmm.
auf das Wasser. Was den liarnsioffheintti, so hat
ihn Vf. beim Theetrinken nicht nur nicht vermehrt,
sondern in 24 Sld. beinahe um 1 Grmm. vermindert
gefunden. Dabei ist zu bemerken, dass dessen
Quantität nach der H e i n t z ' sehen Methode bestimmt
wurde, dass trotz der im Allgemeinen gerinjgern
Aufnahme der festen Substanzen bei der Reihe II.
diese Verminderung nicht die stickstofireichen Nah-
rungsmittel betrifft u. dass Vf. nach seinen Tabellen in
der letztern Reihe sogar 3 Grmm. bei 100<^ getrock-
neter Fleischsubstanz weniger eingenommen hat. Bei
Versuchen mit Kaffee ist Vf. früher zu demselben Re-
sultate gelangt.
Eine weitere Reihe von Versuchen stellte Vf. in
der Weise an , dass er nach Appetit und Bedürftiits
ass, und dabei das eiM Mal Wasser und das andere
Mal Thee trank. In beiden Ftfllen blieb das Körper-
gewicht, früh nach dem Aufstehen und der erstes
Urinentleerung bestimmt, dasselbe. Harn nnd Ex-
cremente wurden täglich untersucht. Es zeigte siHi
auch hei diesen Versuchen , dass nach Theegenuss
vorzugsweise die Menge der Fsices, in niederem Grade
die Quanlitüt des Harns and des darin enlhaltenen
Wassers, der festen Stoffe, des Harnstoffs, dnr Mar»-
sflnre, der reuerbestlRdigen Salze vernindert werden.
Schlusslich unterzog sich Vf. mehreren, 36 Sld.
fortgesetzten Inanitionsversuchen , ohschon er 'nach
andt^rweitigen eignen Untersuchungen zu der Ansicht
gekommen ist, dass die Wirkung des Fastens auf deo
Organismus eine zu angleiche u. unregelmässigc sei,
als dass man glauben dürfte, nach Enthaltung von
Nahrungsmitteln den Einfluss irgend welcher Agenlieo
rein studiren zu kOnoeo. Diese Versuche stitiunen
mit den frühem wenigstens insofern überein» aU
auch hier i\ie Menge der Faces und die des Harnstoffs
sich nach Theegenuss vermindert zeigte. Uebrigens
ist zu bemerken , dass gerade auf die Versuchstage
mit dem Thee ein höheres Körpergewicht u. stärkere
Bewegung fällt. Vf. selbst verkennt nicht , dass in
diesen weitläufigen- und mühevollen Untersuchungea
noch manches Auffallende vorhanden u. wenige Fragen
zum Abschluss gebracht sind ; er fordert deshalb zu
weilprn Versuchen, namentlich auch mit reinem Theeia
auf. (Uhle.)
6i(^. Venidie tker dio Wirkntg ies Tellv
auf den lebenden Organismus ; von Hansen. (Ann.
der^Chem. u. Pharm. Mai 1853.)
i) Eiaem muntere, wohlgenäbrtea Bunde von mittlerer
Grdssc wurden 0,3 Grmm. saures tellorigs. Kali, welches roll
Hüire einiger Tropfen Kalilauge in Wasser aufgelöst wurde,
io den Magen eingespritit. Das Thiar verlor sogleich seine
Munterkeil, war wie betäubt und legte sich rublg bin. Schon
nach 1 Miu. n^bm sein Athem einen unangenehmen, knoblanch-
artigen Geruch, ähnlich dem des TeUufälhyl« an, nach
20 Min. trat sich öfters wiederholendes Erbrechen ein, drr
Appetit verschwand. Am folgenden Tage hatte sieb dasTbier
erhoU , roch aber stark knobhiachartig nach Tellur. Navh-
dem es etwas gefressen hatte, Uekam «^ aockinals 0,.? Graan.
des Tellursalzes. Es erfolgten Betäubung und Erbrechen wie
am vorigen Tage. Das Erbrechen, so wie die Excremente
waren schleimig und scbwarz gefärbt. Unter dem Nikrüskojte
leigte es sieb , dass diese Färbung von schwarzen POnkIcbea
herrührte, die sich durch Alkalien, Schwefelanmonium od«i
Salzsäure nicht veränderten^ aber scbneJi beim Erwärmen mit
Salpetersäure aufgelöst wurden. Am Nachm. desselben Tages
nochmals 0,3 Grmm. Nach 3 T. hatte sich das Thier voll-
kommen erholt, roch aber immer noeh stark nach Tellur.
2) Ein mittelgrosser Hund bekam 0,3 Grmm. reiner tel-
luriger Säure auf einem Stfiek Fleisch, u. am folgenden Tage
dieselbe Dosis. Ausser einem schwachen Tellurgeruch des
Athems und schwarzer Färbung der Fäces am 2. Tage , keine
bemerkenswerlhe ErMUieiaung. Am 3. T. bekam das Thier
0,7 (irmin. (ss 11 Gr.) »saures teliurigs. Kali in Auflösung.
Nach 1 Min. starker Tellurgerucb , Erbrechen von schleimi-
gen , schwarzgrauiicben Massen , schwarze Excreraente , die
sich gegen Reagentien wie im 1. Falle verhielten. Am 4. T.
noch 0,7 Grrom. desseM^en Salzes. Nach V, Sld. Erbrechen
und Auslaufen eines zähen Schleims aus dem Munde. Am
7. T.^wurden dem Hunde 0,i^ Grmm. (8 Gr.) des Salzes in
Lösung in die V. jugularis gespritzt. Es erfolgten einige
Zuckungen , eine Darmausleerung und nach 4 Hin. der Tod.
U» HygMne» DattUtik, Pharmakologie u. Toxikoloi^e.
II
In der sogleicb geöffoeteo Baucbfaoble war ein starker Teilvr-
geroch bemerkbar; es fand sieb dario i/, EssIÖffel eines serö-
sen klaren Exsudats, aber keine Hyperämie oder EntzÜDdung.
Der Magen und die Gedärxne entbielten etwas Galle , waren
übrigens leer und zeigten keine Structurveränderungen. Die
Wände derselben waren blauschwarz gefärbt; die Färbung
oahm von der Mucosa nach der Serosa zu ab. Die Leber
auf ihrer Oberfläche etwas dankler als gewöhnlich, init einem
Stich ins Graue, aber ohne die inflammatorischen Pünktchen,
die G m e 1 i n sah , die Milz anscheinend normal , die Nieren
durch ihre ganze Substanz blauscbwarz gefärbt , ebenso alle
Drüsen, selbst die Parotis. Die Wände der Harnblase waren
bläulich, die rechte Herzkammer und die HohlTenen von Blut
«retieod, Lungen, Gehirn und Rückenmark normal, das
Bkittemn Dicht Tiolett gefärbt. Die schwarze Färbung des
Hagens , der Gedärme , Nieren nnd Drusen zeigte sich unter
dem Mikroskope als von abgelagerten , schwarzen Pünktchen
herrührend, welche dl^ obige Reaction gaben. Der Harn war
ataik ^oer und nach Tellur riechend. Der in den letzten
48 Std. gelassene Harn , die Leber uud der Magen mit den
Gedärmen wurden jedes für sich zur Zerstörung aller organi-
schen Materie mit chlors. Kali und Salzsäure behandelt, die
Flüssigkeiten gekocht, fittrirt, zu dem Filtral Schwefelwasser-
stoff geleitet, die erzeugten Niederschläge abfiltrirt, wiederum
mit chlors. Kali und Salzsäure bebaudelt, die Lösung stark
Concentrin nnd schweflige Säure zugesetzt. Es entstanden
hierdurch schwarze Niederschläge, 'die sich vor dem Löthrohre
auf der Kohle durch den. weissen Beschlag uud die blaue Fär-
bung der Flamme als Tellur zu erkennen gaben.
Die Resultate eines 3. nnd 4. Vers, an Hunden stimmten
im Wesentlichen mit den beschriebenen überein.
5) Vf. selbst nahm 7 T.Jang 1 Std. vor dem Mittagessen
eine Lösung von tellurigs. Kali in Wasser, und zwar an den
ersten 4 T. 0,04 Grmm. (über V, Gr.), am 5. und 0. T.
0,05 Grtnm. (fast 1 Gr.), am 7.T. 0,08 Grmm. (fiberl Gr.).
Ad den 2 ersten Tagen trat Scbläfrigkeit , an den 3 ersten
Terstarkter Appetit ein , welche beiden Erscheinungen später
wieder verschwanden ; am 7. T. zeigte sich Oppression in der
(^rdiagegend , Neigung zum Erbrechen , ungewöhnlieh reich-
Kche Speicbelabsonderang , die Zunge vrar weisslicb belegt,
etims angeschwollen , der Appetit verschwunden , der Atbem
knoblauchartig riechend. Dieser Geruch trat schon in den
ersten Minuten nach dem ersten Einnehmen des Salzes ein,
nnd war selbst noch 7 Wochen später zu bemerken; die
gastrischen Symptome seh wandern nach 14 Tagen. In dem
24 Std. nach Beendigung dieser Versuche gelassenen Harn
fand sich kein Tellur, doch vermutbet Vf., dass es im Ver-
laufe deradben darin enthalten gewesen sei. Ganz ähnliche
Resultate lieferte ein an einem Freunde mit saurem tellurigs«
Kali angestellter Versuch. Als Prof. Wo hier mit seinen
Varauchen über Telluräthjl liescbäftigt war, nahm der nach
einer Erkältung reichlich secernirte Schweiss einen fast uner-
träglichen Tellurgeruch an, was später von W. nochmals be-
. obachtet wurde.
Die erwähnten Versuche geben folgende Resultate.
1) Die schwarze Färbung der Contenta des Magens
nnd Darmkanals inuss, zufolge der angeftthrtea
BeactÄonen, von metaUischem Tellur herrtthren; es
muss demnach schon in den ersten Wegen ein Re-
ductionsprocess vor sich gegangen sein. 2) Die
Färbung der GedUrme, in der Mucosa am Stärksten
hervortretend > nach der Serosa aUmSlig abnehmend,
deutei auf die direcle Absorption des in den Conten-
tis ausgeschiedenen Tellurs hin. 3) Die von Gme-
1 i n bemerkte violette FUrbung des Blutserums lässt
auf die Gegenwart von ahsorbirtem Metall schliessen.
Wenn bei den von Vf. angestellten Versuchen an
Thieren das Blutserum sich hei der Seclion nicht ge-
ftrbt zeigte , so mag die Ursache darin liegen , dass
die Thier« erst mehrere Tage nach dem Einnehmeo
des Tellurs gelödtet wurden, wodurch das im Blute
suspendirte reducirte Metall Zeit halte, sich in den
Gewehen abinsetzen, die daher in hohem Grade da«
mit imprägnirt waren. Gleichzeitig mit dieser Reduaion
findet, wie erwähnt, die Bildung einer fluchtigen
organischen Teilurverbindung Statt» die durch die
Lungen und die flaut ausgeleert wird und noch hei
Aussclieidung unendlich kleiner Minima bemerkbar wL
(Julius dar HS.)
811. Wirkung des doppelt ebromsauren KaH
aufi den thiertscken Organismus ; von J a 1 1 1 a r d.
(Gaz. des H^p. 76. 80. 1853.)
1) ^llgemeinerscheinungen nach Anwendung
des Fräparats, Wendet mun das Salz in kleinen
Dosen, 0,05 — 0,10 Grmm. an, so wirkt es als vor-
übergehender Reiz auf den Darmkanal u. ruft Brech-
neigung, Erbrechen, zuweilen Diarrhöe, Verlust des
Appetits und daneben Respirationsbeschwerden, so
wie Verlangsamung des Pulses hervor. In grosseren
Gaben bedingt es alle Symptome einer sehr acuten
Gastritis; dabei ist der Durst lebhaft und das Er-
brechen erschwert. Das Erbrechen besteht aus
schleimigen, galligen , gelblichen , zuweilen blutigen
Massen, Dyspnoe und Angst sind bedeutend, die Re-
spiration stertorös, das Individuum stirbt unter 9liis-
serster Erschöpfung. Nach einigen Reobacbtem ent-
stehen Entzandung der Bindehaut des Auges, exan-
thematische Erscheinungen, in den Bronchien ein
coagulirter, blutiggef^rbter Schleim, Gonvulsioiiefi u.
Paralyse.
2) Veränderungen in einzelnen Organen. Das
doppeltchroms. Kali erstreckt seine Wirkung constant
auf den Darmkanal, bewirkt Erweichung der Schleim-
haut, ROthe, Ekchymosen, zuweilen Oescbwtfre der-
selben , die in partiellen Brand ausgehen. Die Lun-
gen erscheinen meist blutreich, zuweilen splenisirt
oder hepalisirt. Das Blut ist schwarz, flüssig, wenig
gerinnbar. Im Gerebrospinalsystem fanden sich keiae
Veränderungen. Nur einmal wurde eine schwache
Injection der Pia mater beobachtet
3) Die Frage , in welcher Gabe das Mittel als
Gift wirkt, beantwortet Vf. nach zahlreichen, eignen
und fremden Versuchen an Huaden und Raiinchen
dahin, dass 0,25 Grmm. doppeltchroms. Kali sowohl
nach Einftihrung in den Magen mittels der Schlund-
sonde, als nach Einspritzung in die Venen, oder Ein-
bringung in das Unterhautzellgewebe binnen 2*-^6 T«
sicher den Tod bewirken.
Die Constatirung einer durch doppeltchroms.
Kali bewirkten Vergiftung am Lebenden hängt davon
ah , ob sich noch Reste des Giftes oder erbrochene
Massen vorfinden. Erstere werden nach den Vor-
schriften der anorganischen Analyse zu prüfen sein.
Auf Gegenwart des Bichromats im Erbrochenen darf
man schliessen, wenn letzteres eine gelbe Farbe hat,
das Filtrat mit Blei- und Wismuthsalzeo eine gelbe,
12
II. Hygieine, Diflietik, Pharmakologie a. Toxikologie.
mit Silbersahen eine rothe , mit Quecksilberoxydul-
salzen eine ziegelrolhe Fällung giebt , wenn der mit
Ammoniak gebildete schmutzig-grUne Niederschlag mit
Borsaure vor dem Lölhrohre eine grUne Perle und, in
Salzsaure gelöst, dieselben Reactionen » wie die
Chromsesquioxydsalze liefert. — Will man das Gifl
in den Eingeweiden , z. B. in der Leber nachweisen,
. so schneidet man diese in dünne Stacke, trocknet die-
selben, mischt sie im Ueberschusse mit Salpetersäure,
äschert sie dann ein, löst den SalzrUckstand in destil-
lirtem Wasser und verfährt auf die so eben bezeich-
nete Weise. Auch im Harne von Personen, die 0,02
— O,0& Grmm. doppellchroms. Kali tägl. bekommen,
hat Vf. das Chrom mit Bestimmtheit nachgewiesen.
(Julius Clarus.)
812. Die chemische Umsetzung des Santonin
bei seinem Durchgange durch den Organismus;
von Dr. AI oys Martin (vorläufige MiilheilungJ.
(Buchn. Rep. II. 5.)
Schon froher war es bekannt , dass noch Santo-
ningebrauch der Harn eine eigenthümliche gelb- odnr
rolhbraune Farbe annehme , ferner, dass das Sanlo-
oin, wenn es dem Sonnenlichte ausgesetzt wird, gelb,
und in Berührung mit Basen und Alkohol tlieils roth,
theils gelb sich färbt, endlich hat Schmidt nach-
gewiesen, dass nach dem Gebrauche des Zillwer-
samens als Intoxikationsphänomen Gelb- und resp.
Gransehen der Gegenstände eintritt. Alle 3 Erschei-
nungen stehen ursächlich im engsten Zusammenhange,
welchen aufzufinden Vf. folgende Versuche ange-
stellt hat.
Er nahm am 3. April 3 Gr. Santonio, worauf alsbald
kurzdauernde Uebelkeit eintrat. Am Abend desselben Tages
fing er an alle Gegenstände gelbgrGn zu sehen , welche Er-
scbeinang schnell zunahm. Beim Zubettgehen wurden noch-
mals 3 Gr. Santonin genommen. Am 4. April erschienen ihm
alle Gegenstände intensiv gelbgrun , wobei einige EropOnd-
lichkeit der Augen und vermehrtes Thränenniessen eintraten.
Eine gelbe Färbung der Haut und Conjunctiva war nicht vor-
handen. Der gelassene Harn war sparsamer als sonst u. von
donkel-eil rongelber Farbe; Reaction stark sau*er, Geruch
nicht verändert ; nach mehrstündigem Stehen liess der Harn
viele dunkelgelbgefärbte Krystalle von Harnsäure fallen, ohne
sich sonst zu verändern. Gegen Reagentien verhielt er sich fol-
gendermaassen. Salpetersäure zu gleichen Theilen beige-
mischt erzeugte an der Stelle, wo beide Flüssigkeiten sich be-
rührten, eine vorübergehende braunrothe Färbung; später
wurde die gesammte Mischung braun. Die eigenthümliche
Reaction auf Galle gelang selbst bei wiederholten Versuchen
niemals. Schwefel-, Salz-, Gerb-, Klee- und andere Säuren
ergaben durchaus keine Veränderung, dagegen färbte sich der
Harn durch Alkallen und alkalische Erden (Aetzkali , Ammo-
niak, kohlens. Alkalien, Kalk u. Baryt) sofort schön kirsch-bis
amaranthroth, welche rothe Färbung an der Luft nach 12 — 18
Std. zu erblassen begann und nach 30 — 36 Std. völlig ver-
schwunden war. Neuerdings zugesetzte Alkalien konnten die
rothe Farbe nicht wieder herstellen. Säuren riefen in dem
durch Alkalien und Erden gerötbeten Harne die dunkel-citron-
gelbe Farbe wieder hervor. Durch Chlorkalk keine Verände-
rung, durch Eisencblorid braungrüne, durch Chromsäure
braune Färbung, durch Salpeters. Quecksilberoxydul n.essigs.
Bljei weisser Niederschlag ohne Veränderung der Farbe des
Harns, durch schwefeis. Kupfer grüne Färbung ohne Nieder-
schlag, durch Cblorquecksilber und Cyaneisenkalium keine
Veränderung. Jodtinctur verlor , mit dem Harn zusammen-
gebracht, sofort ihre braune Farbe, ohne dass der Harn seine
. gelbe Farbe änderte. Das Jod trat somit als Element in den
■ Harn ein , ohne dessen Farbe zu ändern^ Aetber nahm den
Farbstoff nicht auf, wohl aber Alkohol , der sich damit glän-
zend orangegelb färbte.
Die Veränderung des Harns und die Reactionen mit dem-
selben wurden 60 Std. lang beobachtet , wobei die Erschei-
nungen allmälig an Intensität verloren und am 6. April Abends
völlig aufhörten.
Ans Vorstehendem ergiebt sich , dass das Santo-
nin vielleicht während, bestimmt aber nach seiner
Resorption im Darmkanale eine chemische Umsetzung
erleidet, vielleicht in einen der Chrysophansänre ähn-
lichen » wenn nicht gleichen Körper sich nmwandelt,
welcher nicht blos dem Harne die intensiv gelbe
Farbe und die erwähnten Reactionen verleiht, son-
dern auch schon das Blutserum gelb Rlrbt, was einec-
seils das Gelbsehen vermuthen lasst, theils sich an
Versuchen an Hunden , die Vf. später milzutheilen
verspricht , direct nachweisen ISsst. [Es fragt sieb
nur, warum nach Darreichung von Rhabarber, dessen
Chrysophansaure , wenn wir den gelben Rhabarber-
farbstoir mit S c h I o s s b e r g e r wirklich so nennen
dOrfen , sich nach Fla ndrin und Westrumb im
Blute, und nach den meisten Beobachtern im Harne,
Srhwrisse u. in der Milch deutlich nachweisen lässt,
jenes Gelbsehen zur Zeit noch nicht hat beobachtet
werden können. Als Anhänger der physiologisch-
chemischen Richtung in der Arzneimittellehre ersucht
Ref. den Vf., bei seinen Sautoninversuchen verglei-
chende Versuche mit Rhabarber oder reiner Ghryso-
pliansüure anzustellen. Es würde diess gewiss xur
AufklMrung obiger Vermuthungen beitragen.] Aus-
serhalb des Körpers mit Harn oder Blutserum xusam-
mengebracht , mit Harn gekocht , geht das Santonin
jene chemische Umsetzung nicht ein. War dagegen
das Santonin vorher in Alkohol gelöst worden, so
ergaben dann Basen stets die erwähnten Reactionen.
(Julius Clarus.)
813. Die schlaftbachende Heilmethode; von
James Rraid. (Monthly Journ. July 1 853. )
Der schlafsOchlige Zustand , den man durch ver-
schiedene später zu nennende Proceduren herbeiftlh-
ren kann , 'besteht seinem Wesen nach in einer Con-
centration des Geistes, wobei alle Thätigkeiten des-
selben so sehr von einem Gedanken oder einem Ge-
dankengange in Anspruch genommen werden, dass
sie flir alle andern Einwirkungen und Gedanken un-
zugänglich sind. Vom gewöhnlichen Schlafe unter-
scheidet sich dieser „Nervenschlaf" dadurch , dass
bei jenem der Geist von einem Gegenstande zum an-
dern wandert , u. es daher dem Schlafenden unmög-
lich macht , seine Gedanken auf einen Gegenstand zu
fixiren , und Handlungen , die eine gewisse Willens-
kraft erfordern, vorzunehmen. Daher kommt es
denn auch, dass, während beim gewöhnlichen Schlafe
Eindrücke von Aussen nur dazu dienen, Träume her-
vorzurufen und selbst in die Träume verwebt werden,
im Nervenschlafe und in dem während desselben be*
stehenden Concentrationszustande des Geistes diesel-
II. Hygieine, DiXtetik, Pharmakologie u. Toxikologie.
13
ben Einclracke beslinimte klare Reactionserscheinun-
gen hervorrufen, so dass der Schlafende deullich und
verstandig spricht und combinirle Muskelbewegungen
▼ornimmt.
Viel hangt von der Art und Weise ab , wie der
Schlafende erweckt wird. Wünscht Vf., dnss der-
selbe eine wahrend des Schlafes vorwallende Idee
mit in den wachen Zustand hinUbernehme, so erweckt
er ihn plötzlich, wenn der Schlafzustand die höchste
Intensität erlangt hat» durch einen massigen Schlag
mit der Hand in die Nahe des Ohrs ; will er ihn da-
gegen beruhigen, dann erweckt er ihn langsam durch
Anf^cheln oder durch sandes Streichen mit den*Dau-
men von den Augeu oder Augenbrauen nach der Seite
liin. Ist derselbe in den halbwachen Zustand über-
getreten, so genügt ein Wort oder irgend eine sicht-
bare Handlung . um das volle Bewusstsein zurückzu-
fahren. Durch diese Concentralion des Geistes wird
CS dann auch mOglich, dass physikalische Erschei-
nungen im Körper des Schlafenden . oder selbst des
Wachenden, entweder nach dessen eignen Willen,
oder nach dem Willen des Operateurs durch Worte,
Zeichen oder sonstige Manipulationen hervorgerufen
werden können, indem die Function eines bestimmten
Organs entweder gesteigert, oder deprimirt, oder
selbst zeitweilig suspendirt wird. Diese Möglichkeit,
durch St'hen auf bestimmte Gegenstande mit fixirter
Aufmerksamkeit Worte , Zeichen und Handlungen die
Aufmerksamkeit und die Ideen eines Menschen zu fes-
sein und zu concentriren, und je nach Belieben hier-
durch eine £xcitation od^r eine Beruhigung einzelner
Organe und Functionen zu vermitteln, indem die Auf-
merksamkeit nach einem Organe gelenkt, oder von
demselben abgezogen wird , macht dieses Verfahren
zu einem sehr wichtigen therapeutischen Agens, wel-
ches übrigens durchaus nicht als etwas ungewöhnlich
Wunderbares erscheint, sondern im Grunde seiner
Wirkung nach den excitirend oder deprimirend wir-
kenden Arzneislofifen entspricht. Man bedarf zu des-
sen Erklärung weder der animal-magnetischen , noch
bioelektrischeo Phantasien. Sehr wichtig ist für den
Erfolg die Erwartung, in welche der Kr. versetzt
wird, insofern als schon dadurch, dass wir einen
bestimmten Erfolg voraussagen, der Geist de$ Kr. so
sehr auf das denselben vermittelnde Organ gelenkt
wird, dass in der That der Erfolg eintritt. Hierdurch
können Infinitesimaldosen eines Arzneistoffs oder so-
gar völlig indiflerente Substanzen bedeutende Wir-
kungen hervorbringen.
Die Hauptaufgabe bei diesem „hypnotischen*'
Verfahren besieht also in Erregung oder Depression
einer Function oder des vorhandenen Zustandes der
Sensibilität und Girculation. Indem wir wahrend
des Nerveoschlafes eine langsame Girculation und Be-
ipiration bewirken [wie diess geschehe , wird nicht
genauer angegeben], wird das Blut unvollkommen
ozydirt, wirkt also als Narcoticum u. doprimirt die vi-
talen Thatigkeiten. Giebt man dabei dem Ged.inken-
gaoge eine bestimmteRichtung, so scheint jede andere
Function völlig todt zu sein, und es können schmerz-
hafte Operationen ohne alle Empfindung für den Kr.
vorgenommen werden. Wird dagegen die Girculation
und Respiration excilirt und nun die Aufmerksamkeit
des Kr. auf eine bestimmte Function oder Handlung
gerichtet, so wird diese in entsprechender Weise ge-
steigert und gefördert. Wahrend Vf. den unsicht-
baren Einfluss des Operateurs auf den Kr. im Sinne
des Mesmerismus leugnet, glaubt er, dass durch
Streichen mit den Händen , durch Bewegen der Loft»
oder durch Gehörseindrücke mechanisch-physikalische
Einwirkungen auf den Kr. ausgeübt werden, wodurch
dessen Aufmerksamkeit nach einem bestimmten Punkt«
hin und von andern Theilen abgelenkt wird und so
bald die Bewegung, bald die Empfindung, bald die
Girculation modificirt werden kann. So ruft allge-
meines Anwehen, wahrend die- Muskeln erschlafft
sind, Excitation der Haut und der Muskeln hervor,
wahrend innere Organe in den Zustand der Ruhe |
treten ; lenken wir dagegen die Aufmerksamkeit des
Kr. auf eine bestimmte Function oder ein Organ , so
können wir, je nachdem wir bei dem Kr. die Vor-
stellung von einer zu erwartenden Stetge'rung oder
Depression in jenen hervorrufen , in der That diese
auch herbeiführen. Dass bei diesen Vorgangen elek-
trische Wirkungen mit im Spiele seien, lasst sich mit
Bestimmtheit nicht ableugnen , wenn man bedenkt,
dass schon durch die Annäherung zweier Körper Ver-
änderungen in der elektrischen Polarität eintreten;
das Hauptmoment bilden sie indess gewiss nicht , da
dieselben Erscheinungen eintraten, als sich Vf. eines
dVs' biogon Glasstabes zu seinen Manipulationen bie-
diente. SoH eine Function deprimirt werden , so
muss zuerst die Girculation herabgesetzt, dann aber
die Aufmerksamkeit des Kr. von jener Function ab
nach einem andern Organe oder einer andern Function
gelenkt, und dabei der zu erwartende Erfolg mit Be-
stimmtheit hörbar ausgesprochen werden. Das um-
gekehrte Verfahren ruft Steigerung der Function her-
vor. Vf. führt eine Anzahl Krankengeschichten zur
Bestätigung seiner Behauptungen an , die auch inso-
fern Beachtung verdienen, als derselbe, fern von aller
Marktschreierei, seine Behandliihgsweise nicht als ein
souveränes und ausscblies/tliches Heilverfahren ange-
sehen wissen will, sondern demselben nur insoweit
Werth beilegt, als dasselbe bei manchen Krankhei-
ten, namentlich Nervenleiden, sich nützlich zeigl, tu
andere Methoden, so wie die Anwendung von Arznei-
mitteln nicht ausscliliessl , sondern deren Wirksam-
keit fördert, wahrend er in den allermeisten Fitllen
sein Verfahren überhaupt gar nicht, sondern gewöhn-^
liehe Arzneimittel in genügender Dose anwendet.
(Juli US Glarus.)
814. Dampf von Lycoperdon proteos als
Anästhcticmn ; von Benj. W. Richardson.
(Journ. de Ghim. m^d. Juillet 1853: aus d. Assoc.
med. Journ.) ^.^.^^^ ^^ V300gle
Die hier und da übliche Methode, Bienen durch
den Dampf des genannten Pilzes zu betauben, voran- ^^
14
IL Hygieine, DiXtetik, Pkarmakologie u. Tonkotogie.
kntte Vf. , sanachtl an aaderen Thieren mit demsel-
ben Mittel Versuche zu machen.
1. Fersuch, Eine kleine Katze Tvarde in eine oben und
ttnteB offene Glasglocke gebracht und der Rauch eines Stucks
des angezändeten Schwamroes hineingeleilet ; nach 36 Min.
und öfterer Unlerbrecbung völlige Unempfindiicbkeit, Respi-
ration 8, Puls bedeutend vermindert. Nachdem das Thier
aus der Glocke herausgenommen war, erholte es sich in 2Std.
voNatändig.
3. Fertuch, Ein in ein geeignetes Gefass gebrachter
Hund wurde in einer Viertelstunde völiig narkotisirt. Vor
der eintretenden Narkose drehte sich das Thier mehrmals um
sich selbst , wurde schwach auf den Beinen und flel endlich
auf die Seite ; das aus einer Stichöffnung gelassene RIul war
kvllrotb, unfrHwilUge Darmentleerung ftind Statt, tt Min.
nach eingeirelcner Anästhesie war die Respiration 48, die
Herzschläge stark, aber langsam, der Körper warm. 5 Min.
später trat eine convulsive Bewegung ein, während der Körper
noch unempfindlich war und der Puls 40 Schläge zeigte. Die
Pupille war erweitert und starr, doch schien das Thier gegen
das Licht nicht ganz unempfindlich zu sein. Nach andern
3 Min. kehrte die Sinnesthätigkeit wieder u. das Thier erholte
sich ziemlich schnell.
3. Fersuch. Ein Hund wurde demselhen Verfahren un-
terworfen, und war nach 6 Min. narkotisirt. 18 Min. nach
Entfernung des Thiers aus dem Gefasse war es noch unem-
pfindlich , hörte aber aur gesprochene Worte , das* Blut war
heliroth, die übrigen Symptome den oben erwähnten gleich.
2 Min. später begunn der Hund sich zu erholen, und war nach
20 Min. völlig hergestellt ; die Empfindung kehrte früher in
dan Vorder-, als in den Hinterbeinen wieder.
Ujn die Thränen hervorrufende, den Hals reizende
Wirkung der DJfmpfe zu mildern, leitete Vf. dieselben
durch eine Lösung von Aetzkali, worauf dieser Ueliel-
stand beseitigt wurde und die Wirkung sehr stark
hervortrat. Bei Thieren, die er durch den Dampf
des Pilzes tOdtete , verminderte sich die Respiration
mehr und mehr bis zum völligen Erlöschen, doch
blieb das Respirationsgeräuseh trocken und stark; die
Pupille war bis wenige Min. vor dem Tode erweitert u.
starr, die Temperatur nahm allmälig ab, das Herz
fuhr auch nach dem Aufhören der Respiration fort
lebhaft zu schlagen, das Blut war stets rolh und,
ausser in einem Falle, wenig gerinnbar, die Lungen
blass oder violett, kein Congestivzusland in irgend
einem Organe , das Herz blutleer und , ebenso wie
die Respirations- und^Darmmuskeln, noch lange nach
dem Tode irritabel ; bei 4 jungen Katzeb , die Vf.
öffnete , ehe die Respiration aufgehört hatte , konnte
er die rhythmischen Herz- und Alhembewegungen
noch 25 Min. lang beobachten, während die peristal-
tische Darmbewegung wenigstens 40 Min. fortdauerte.
Leichenstarre tritt schnell ein. Auch an sich selbst
bemerkte Vf. vorübergehende Narkose. Was die
Natur des anästhetischen Princips im Dampfe des Ly-
coperdon proteus anlangt, so ist darüber so gut wie
nichts bekannt, doch steht so viel fest, dass es flttch--
lig, weder durch Sauerstoff, noch durch fixe Alkalien,
noch durch Wasser oder Alkohol zerstörbar ist, oder
von denselben merklich absorbirt wird.
(Julius Clarus.)
8 1 5. Wirking gallentreibender Anneistoffb ;
von Haodfield Jones. (Med.-chir. Transact.
Vol. XXXV.)
Zum VerslKndniss der nachfolgenden BeobachtuiH
gen schickt Vf. seine Ansichten Ober die Struclur (h'r
Leber voraus. Die Leber der Säugethiere besieht
hauplsSIchlich aus einer parenchymatösen soliden
Masse , welche durch die Pfortaderkanäle und durch
Inlerstitien in Lifppchen getheilt wird. Diese lobuläre
Structur ist bei den 3 untersten Klassen der Wirbel-
thiere kaum bemerkbar. Das Parenchym selbst be-
steht aus vollkommnen Zellen oder Zellenkernen,
nebst zerstreuten granulirten und fettigen Massen.
Die Gallengänge verlängern sich nicht in Form inter-
cellulärer Kanäle bis in das Parenchym; sie haben
geschlossene , abgerundete Enden , welche sich an
die Parenchyrnzeilen anlagern. Diese Endigungen
der Gallengänge l)e!<tehen hauptsächlich aus Zellen-
kernen , welche von eigpntlichen Ausfübrungskanälen
sich unterscheiden, indem sie eine activ aussondernde
Thätigkeil manifestiren. Die grössern Gallengänge
werden von der Leherarterie mit Zwei{;en versehen, |
die findigungen der Gänge dagegen nnr von einem
sparsamen Gel<isshetze umgehen; sie liegen in den
Interslitien des interlohulären Gewebes und nehmen
nebenbei die Serretion der am Rande gelagerten Zel- ^
len des letztf>rn auf. Die Prortader verläuft aus-
schliesslich im Parenchym , dessen Zellen in der in-
nigsten Beziehung mit jener stehen. Letzlere berei-
ten aus dem ihnen durch die Pfortadercapillarien zu-
gefahrlen Blastem den während der Verdauung sich
bildenden Zucker, welcher wiederum absorbirt und
in die Vena hepatica geführt wird. Gallenpigment
bemerkt man namentlich in den centralen Zellen
menschlicher Lebern , seltner in den mehr ölhaltigen
Randzellen , während Gholsäure und deren Paarlioge -
nach Vfs. Ansicht aus öligen, Zucker und Eiweiss
haltenden Substanzen durch die Endigungen der Gal-
lenwege gebildet werden.
I. Quecknlbermittel. -^ 1) Eine gesunde Katze erhielt
5 Gr. Hydrarg. c. creta und wurde darauf durch einen StUag
auf den Kopf getödlet. Die Leber war sehr blutreich , die
Gallenblase enthielt eine dunkelgelbe Galle , in welcher eine
Menge Cylinderepithelien von röthlich- gelber Farbe sich be-
fanden. Dünne Durchschnitte der Lehersubstanz zeigten sehr
angefüllte, einen gleichförmigen Plexus mit länglichen und
ringförmigen Schlingen darstellende Capillargefässe 'von V^^o
V4000" Durchmesser. Die Zellen waren blass, mit deutlicher
Halle und Kern versehen, und enthielten zahlreiche kleine
Oeltropfen, aber weder die Randzellen, noch die in der Mitte
der Lobuli gelegenen Zellen zeigten eine Spur von gelber Fär-
bung. In den dünnen Gedärmen fand sich keine Galle. Hier-
auf injicirte Vf. warmes Wasser in die V. hepatica und wusch
das Blut heraus. Ein wässriges Extract der so von Blut be-
freiten Stelle lieferte vielen Zucker , welcher einzig und allein
in den Zellen befindlich gewesen sein konnte. — 2) Eine aus-
gewachsene Katze erhielt 3 Gr. Calomel innerhalb 12Std., u.
wurde 14 Std. nach der letzten Dosis getödtet. Die Leber
war sehr blutreich , die Gallenblase und die Gallengänge ent-
hielten viele dunkelgelbe Galle, auch war eine schwache gelbe
Färbung von der Mitte der dünnen Gedärme an bemerklich, wel-
che nach unten zu und in den dicken Gedärmen sehr deulhch
hervortrat. Dünne Durchschnitte der Lebersubstans zeigten eine
Menge gelber Substanz in den Marginalzellen der Läppchen bis
halb nach der Mitte der letztern zu. Diese Substanz erschien
als gelbe, deutlich id den Zellen selbst befindliche, ölanige
Materie, während einige wenige grössere gelbe oder rothbraune
Massen frei dalagen. Beim Dnrchachneidan dar Galleniange
a. Hygieine, DiSlet^ PharoMkologie u. TosÜMlogM«
IS
worde nichlB Aboonnes iMokscktei ; die Nuelei waren sieht
g^Ib gefärbt — 3) Eiae Kaue belum dieselbe Menge Caiumel.
Gallige Färbung in den Eingeweiden war nichl vorbanden, die
Gallenblase und Gallengänge voll von dunkler Galle, die Zellen
des Pareoehyms voll flfissigen Fetts, die Centralzellen der
Lappcbeo eathielten deutliche gelbe, granolirte und diffuse
MasseOf Die kieinereo Gelteogänge waren ooriual , die grös-
sero deutlich gelb gefärbt. Wahrscheinlich war die Anhäu-
fung von Fett suwohl, als von gefärbter Materie in den Zellen
Folge der Mercurielwirfcung. Uebrigeos war die Farbsubstanz
fbeosAVfobl ia den Zelle« , als in deren Zwiachenräuoien ab«>
gelagert. — 4) Ein grosser Hund bekam 5 Gr. CaJomel und
wurde 16 Std. später getödtet. Die Gallenblase war voll nor-
mal beschaffener Galle , die Leber sehr blutreich , die Zellen
fOQ blaMem, graDalirtem Ansehen, und enlbielteo einige
wenige gelbe Molekük » die in den MarginalaeileD etwas zafaW
reicher waren, uod letzteren ein gelbgestreiüles oder gelb-
geflocktes Ansehen gaben. \^enig Oel war vorhanden, die
Eodverzweigungen der Galtengänge waren ganz normal , doch
wnren zahlreiche gelbe Moleküle zwischen den Nuelei ange-
häuft , welche denen in den Lebereellen sehr ähnlich waren.
— 5) Eine 2 — 3 Wochen alte KaUe bekam etwa 7 Gr. Hy-
drarg, c. creta und wurde 4 Std. darauf getödtet. Im Darm-
kanale befand sich eine grosse Menge Schleim , in der Gallen-
blase viel donkelgelbe Galle. Die Leberläppchen waren an
ihren Randern stark gelb gefärbt und cootrastirteu bienlurcb
sehr auf£allend mit dem blassen , granulirten und öligen An-
sehen der übrigen grössern Partien. Die gelbe Materie befand
sich innerhalb der Zellen selbst ; die Gallengange zeigten beim
Aofschneiden gelb gefärbte Zellen, auch hingen hellgelbe Kör-
per an der Glisson'scbcn Kapsel , nicht aber in don Gallen-
gängen fesu
U. Colehieum. Ein gesunder junger Hund bekam eine
grosse Dosis Vinuro Colchici , welche Erbrechen und mehrere
thonartig gefarbie Durmausleerungeo bewirkte. Die Leber
zeigte eine starke Congetition in den Lebervenen , die Gallen-
blase war stark von einer grüngelben Galle ausgedehnt. Ma-
gno leer, die Schleimhaut bloss, nur atel lea weise etwas ge-
rÖthet, die Secretiun schwach sauer, der ZwölfOngerdarm
leer, dessen Oberfläche von einer wässrig-sch leimigen, dunkel-
gallig gefärbten Flüssigkeit überzogen, die Capillarplezus stel-
lenweise injictrt. Ein ähnliches Plnidum fand sich im obern
Theile des Dünndarms, wahrend die anlere Hälfte so ziemlich
normal war. Nur 2" lang am untersten Theile des Dünn-
darms, so wie im Coecum und Dickdarm, fand sich eine rc^the,
zähe, Schleim-, Eiter- und Btutzellen enthaltend^ Flüssigkeit,
die Schleimhaut daselbst erweicht und injicirt. In der Leber
waren die die IntralobuJarvene umgebenden Capillarien u. die
Interlobularvenen io conge»iivem Zustande. Die Zellen bil-
deten blasse, granulirle Körper meist ohne gelbe Färbung,
welche io einer granulirten ^ freie Nuelei und kleine Gruppen
freier Oeltropfen enthaltenden Substanz eingebettet lagen.
Knr in einigen Zellen fanden sieh dentliohe, hellgelbe Par-
tikeln. Die Gallengänge waren von opakem Ansehen, her-
rührend von zahlreichen Oeltheilchen , die zwischen den Nu-
cleis verstreut waren , in ihren grössern Verzweigungen mit
kleinen Oeltropfen erfüllt.
III. Breckweijutein, Eine Katze bekam 2mal ^/^ Gr.
Brechweinstein. Die Leber war mit Blut erfüllt, die Gallen-
blase voll heflgelber, zäher, viel freies Oel enthaltender Galle,
welche in Maase in den Darmkanal eingeströmt war. Die
Parenchymzellen der Leber enthielten viel Oel, waren aber
nicht gelb gefärbt ; die Gallengänge ganz normal.
IV. j^ioff. Einem jungen Hunde worden 2mal wieder-
holt 3 Gr. Aloe gegeben. Die Leber ganz normal, massig
mit Blut , die Gallenblase massig mit gelblicher Galle erfüllt,
die ganze Länge des Darmkanals war von ausgeströmter Galle
gelb gefärbt, die Schleimhaut nirgends injicirt, das Epithelium
nifibt losgestoseen. In den centralen Zellen der Leberiäpp-
cben fanden sich OeUbeile angehäuft , welche deutliebe , un-
gefähr nadelkopfgrosse Flecke darstellten. Die Zelten selbst
waren im Allgemeinen blass, die Gallengänge durch Oelmaterie
anitehen den Nudeii getrQIrt.
V. T&rpentinöl. Vermebrie Galienezcretion , keiM
Bildung von gelber Substanz in den Leherzellen.
VI. Rhemm. Eine junge Kaize bekam 2 Dosen Rhabar-
ber in Zwischenräumen von 12 Siil. Es erfolgten 2 Auslee-
rungen, die letzte reichlich, dick, dunkelgrün. Die Leber
war blass, die Gallenbhi«e enthielt diHikelrothgelbe Galle, die
Leberzelien Oel, aber keine gelbe Substanz, die Dünndarm»
Schleimhaut gelb gefärbt.
VII. SalpetersaUsäitre bewirkte Aehnliches an 2 darin
gebadeten Katzen, und scheint die Bildung gelber Substanz in
den Leberzellen eher zu hindern.
VIII. Extr, taraxaeif 3 Tage lang zu 8 Gr. einer Katze
verabreicht, hatte denselben Erfolg.
IX. Magnesia muriatiea. Eine trächtige Katze erhielt
Hittags und Abends Vi 5 satzs. Magn. , und starb darauf
während der Nacht ohne vorheriges Abfuhren. Der Hagen
war leer , dessen Schleimhaut dunkel geröthet , keine Spur
von gelber Färbung im ganzen Darmkanale. Die Leber vrar
blutreich , die Gallenblase enthielt sehr wenig orangefarbene,
mit vielem Schleim vermengte Galle ; die Lebenellen, opaker
als gewöhnlich , enthielten theilweise gelbe Substanz, welche
der Leber ein gestreiftes Ansehen verlieh. Die Gallengänge
normal , in der Milz keine gelbe Substanz.
Aus allen diesen Beobachtungen ergiebt sich Fol-
gendes. 1) Quecksilber, salzs. Magnesia uod Col-
chiciim sind die einzigen Substanzen, welche in der
That» und zwar hinsichtlich der Stärke in abnehmen-
der Heihenfolge, eine Vermehrung der gelben Materie
in den Leberzellen (der Galle) bewirken, während
Brech Weinstein, Aloe, Terpentinöl, Rhabarber, Sal-
pelersalzsäure und Exlr. taraxaci nur die Excretion
derselben beschleunigen. — 2) Es ist höchst wahr-
scheinlich 9 dass die erstgenannten Mittel in gleicher
Weise das glykochols. und taurochols. Natron ver-
mehren , doch mUssle , um hierüber Gewissbeit zu
erlangen , zunächst nachgewiesen werden , daas die
Vermehrung dieser Substanzen mit der des Gallen-
Tarbstoffs immer gleichen Schritt hälL — 3) Die ver-
mehrte Secretion und die vermehrte Excretion sind
2 so völlig verschiedene Vorgänge, dass Gelbsucht
während und gewiss als Folge des Gebrauchs von
Quecksilbermitteln eintreten kann. Alle Thiere, denen
Vr. Quecksilber gab, hatten Gelbsucht der Leber. —
4) Quecksilber ruft sehr starke Lebercongestion her-
vor, muss also bei Entzündungen vermieden werden.
Zum Schlüsse dieser Abhandlung giebt Vf. noch
einige kurze Notizen über die FeUleber, Er unter*
scheidet diejenige, wo nur die Marginalzellen der
Leber mit Oel erfüllt sind , ohne dass die Structur
der Zellen wesentlich verändert ist, von jener, wo
das Fett nicht in bestimmten Zellen eingeschlossen
ist, sondern in einer unbestimmten granulirten oder
halbfibrOsen Substanz lagert, während die Zellen At^
generirt und zerstört sind. Woher die erste Form
stamme, ist nicht ermittelt. Bei der letztern findet
sich Mangel an Zucker; sie ist durchaus nicht con-
stant bei Lungentuberkulose, wenngleich sie sich
nn^ist bei Krankheiten mit grosser Abmagerung vor^
findet'. Ob eine so beschaffene Leber, deren Zellen
zerstört sind , je wieder ihre normale BeschafTenHeH
annehmen könne , ist unentschieden , aber zweifel-
haft — in 20 Fällen von allgemeiner Bettentartung
16
n. Hygieine, Diätetik, Phannakologie u« Toxikologie.
der Leber waren nur 3 mit granulirler , 1 mit Fett-
enlarlung der Niere verbunden, dagegen fand sieb
letzlere, vielleicht nur zurstilig, bei 30 Fällen von
nur partieller Feilenlarlung der Leber vor.
Bei Speckdegeneration der Leber fand Vf. viele
Läppchen in ziemlich normalem Zustande, nur die
Zellen etwas erweitert, in andern Lappchen fand sich
dagegen eine sehr starke , die Zellen comprimirende,
aber nicht allenthalben gleich starke Speckinfiltration
zwischen den Zellen. In der Nahe derselben enthiel-
ten die Zellen häufig eine dunkelgelbe Materie. Liquor
Kali caustici reducirte auf dünnen Durchschnitten die
Specksubstanz zu hautigen Fragmenten, während die
Zellen durchsichtig wurden. (J u I i u s C 1 a r u s.)
816. Jod gegen Cardialgie; von Dr. cm.
Brosius jun. (Ibid.)
Es ist für Vf. von keiner Bedeutung, dass durch
Jodtinctur frische, acute Gastralgien rasch beseitigt
wurden, da deren Verschwinden sehr häufig bei ge-
regelter Lebensweise und veränderter GemUthsstim-
mung von selbst erfolgt. Dagegen schätzt er das
Mittel bei inveterirten Gardialgien. In diesen Fallen
ist selten mehr eine isolirte Neurose , sondern meist
eine Gastritis mucosa chronica, oder ein anderes or-
ganisches Leiden vorhanden , und es wirkt die Jod-
tinctur hierbei vermuthlich ebenso, wie wenn sie bei
äussern Entzündungen angewandt wird. Bei Magen-
geschwüren kann durch Jodtinctur ebenfalls Heilung,
bei Cardialgie, bei Magenkrebs wenigstens Beseitigung
des Schmerzes bewirkt werden, sei es auf rein seda-
tivem Wege, sei es durch Beschrankung der in der
Umgebung des Afterproductes bestehenden und zeit-
weise sich steigernden Entzündung, welche wahr-
scheinlich die Paroxysmen des Magenschmerzes be-
dingt. [Sehr guten und schnellen Erfolg sah Ref.
vom Innern Gebrauche der JoHlinclur bei idiopathi-
schem Erbrechtin.] (Julius C I a r u s.)
817. Ueber das Jod und seine Anwendung
als Heilmittel; referirt von Dr. Seh in dl er. (Günsb.
Zlschr. IV. 4. 1853.)
Die Mitglieder des Vereins schlesischer und lau-
sitzer Aerzte zur Forderung des Medicinalwesens
machten das Jod u. seine Präparate zum Gegenstand
mündlicher und schriftlicher Besprechungen, aus
denen sich Folgendes ergiebL
Das Jod ist ein LymphgeHlss- und DrüsenmiUel,
als solches ganz besonders der vegetativen Seite des
' organischen Lebens zugewendet ; es wirkt irritirend
auf die Harn- und Geschli^chtsorgane ; es sagt im*
Allgemeinen torpiden Naturen besser zu als irritabeln,
ist jedoch bei Neurosen mit Erethismus oft angezeigt.
Es beschleunigt den Puls und erzeugt bei längerem
Gebrauche Herzpocht'n , welches häufig mit Nonnen-
gerausch in den Jugularvenen verbunden ist; es tritt
dann sehr leicht Asthma, nervüse Beizbarkeit und
nervöses Kopfweh ein. D^r Appetit wird erhöht, die
Darmausleerung meist, aber nicht noth wendig, hMiOr
figer, der Harn häufiger und blässer. Nicht selten
zeigt sich nach den ersten Gaben Reizung der Respi-
rationsschleimhaut, die von der nach langerm Ge-
brauche in der Lungenschleimhaut eintretenden ver-
schieden ist , namentlich als heftiger Schnupfen er-
scheint, und zuweilen den fernem Jodgebrauch ver-
bietet. Jod kann lange ohne Nachtheil gebraucht
werden, wenn diess vorsichtig geschieht» In keiner
Weise werden gesunde Drflsen (Brost und Hoden)
davon atrophirt, doch könnte es Blulflösse aus den
weiblichen Genitalien erzeugen. Einmal wirkte es
als £mmenagogum [auf Oppolzer's Klinik wurde
im Gegentheile eine allen Mitteln trotzende Metror-
rhagie schnell durch Jodkalium beseitigt]. 2 Merzte
waruen vor dem Gebrauche des Jod bei Lungentuber-
kulose, nach welchem einmal starke Hämoptoe, das
andere Mal starke Reizung der Luftwege entstand.
Fäulniss der Zühoe wurde nach Jod nicht beob-
achtet.
Bei Struma lymphatica wirkt das Jod souverän,
selbst die ältesten und grössten Kröpfe werden oft
noch beseitigt, dagegen passt es für St, vasctiiosa
nicht ; ein kleiner, harter, mitten auf dem Ketilkopfe
sitzender und nach grösseren Kröpfen zurückbleiben-
der Knoten wird durch Jod nicht geheilt; beiColloid-
Cysten der Milchdrttse ist der Erfolg unsicher. Die
beste Form bei Kropf ist eine Jodkalisalbe, der innere
Gebrauch der Jodpräparate ist unnöthig; die Zeit des
abnehmenden Mondes ist die geeignetste, da während
derselben der Kropf ohnediess abnimmt. In der
Regel kehrt derselbe nach der Heilung wieder, ver-
schwindet aber durch dasselbe Mittel von Neuem.
Nach Hofrichter muss man jeden Jodgebrauch bei
Sangern von Profession meiden, da der Kehlkopf
trocken und die Stimme heiser wird. Besonders
gracile, weniger schwammige, lymphatische Constitu-
tionen sind 'dem ausgesetzt. — Recht viel leistet das
Jod äusserlich als Tinctur bei verhärteten Halsdrfl-
sen , Anschwellungen und Entzündung der Hoden u.
der Prostata, Ausschwitzungen auf der Knochenhaut,
bei leichtern Graden der Erfrierung, rheumatischen
Entzündungen u. Ablagerungen, Lymphangitis, Bu-
bonen, hüutiger Braune, Gelenkentzflndungen , bei
ZellgewebsenlzUndungen am Halse, in einem Falle
von Acne rosacea. Die Jodtinctur muss man so lange
Lage auf Lage auftragen, bis die ganze Haut mit einer
violettbraunen, opalisirenden Schicht bedeckt ist, die
Tinctur vollkommen eintrocknen lassen , und die be-
strichene Stelle nicht früher verhüllen, da sonst leicht
Blasen entstehen. Wiederholt man das Bestreichen
täglich, so erlangt die Haut nach 4 — 5 Applicationen
^ eine pergamentartige Harter springt auf und schält
sich ab , worauf das neue Einstreichen so lange ver-
schoben wird, bis sich eine junge Epidermis gebildet
hau In andern Fallen tptt diese Wirkung nicht ein,
die Haut entfärbt sich vun Tage zu Tage wieder und
schilfert sich nach längerer Zeit nur unbedeutend ab.
Ebenso verschieden ist der Schmerz nach den Bepin-
selungen ; wo er heftig ist , scheint die Wirkung
11, Üygieine, Diätetik, Pharmakologie u. Toxikologie.
1*7
sicherer. Wendet man nur eine verdünnte Jodtinctur
an, so kann mao auch die Bepinselungen öfterer wie-
derholen , ohne so heftige Schmerzen and so baldige
Zerstörung der Epidermis zu erregen. Meist erfolg-
los bleibt die Einreihung von Jodtinctur oder Jodsalhe
bei Balggeschwülsteti und Lipomen, Teleangiektasien,
Ganglien, Hydrocelen Erwachsener, Wasseransamm-
lungen in den Höhlen des Körpers , Ausschwitzungen
nach Encephalitis infantum. Dass der Gehrauch des
Jod bei Anschoppungen in der Leber, Milz, dem
Pankreas, den Ovarien und der Gebärmutter mehr
leiste • als andere Mittel , wird von den Meisten be-
zweifelt, und nur einige Falle günstiger Wirkung bei
Anschoppungen der Leber und Milz werden berichtet.
— Die Wirksamkeit des Jod bei Syphilis und Sero-
phulose bestätigt die Mehrzahl der Beobachter; von
syphilitischen Leiden finden namentlich solche Ab-
hälfe, die nach ungeregelten Mercurialkuren wieder-
holt auftreten. Dagegen wird die Heilwirkung bei
Leukorrhoe und Gonorrhöe in Abrede gestellt. —
Jodschwefel wird als sehr wirksam empfohlen bei
Acne indurata und simplex, so wie bei Sycosis menti,
Jodqueeksilber als Salbe oder Lösung bei Geschwül-
sten in der Gegend der Parotis, bei lang andauernden
Flechten , Krätze und Herpes exedens , so wie bei
Spondylarthrocaee. — üngU kalt hydrojod, leistete
gote Dienste bei kalten Abscessen, Eiterablagerungen
im Auge, Hornhauttrübungen, Chalazion u. a. Mehr-
fach bestätigt wird die Heilwirkung von Binspritzyn-
gen verdünnter Jodtinctur zur Erregung adhäsiver
Entzündung bei Fisteln, serösen Cysten u. Hydrocelen.
(Julius C 1 a r u s.)
818. Ueber Jodiiyectionen; nach Jobert
(de Lamballe); Jaumes; Costes; Bouche
deVitray u. Desmartis.
Die Jodinjectionen empfehlen sich nach Jobert's
(de Lamballe) Angabe (L Union 63. 1853) nicht
allein ihrer therapeutischen Wirksamkeit* sondern
auch der Geringfügigkeit der seihst nach bedeutenden
Dosen eintretenden Folgesymptome wegen. Für die
Wirksamkeit sprechen bekanntlich zahlreiche Krank
heitsHille, betreffend allerlei Abscesse, Hydarthrosen,
Hydrocelen und einen Fall von Orchitis blennorrhoica,
fflr die Unschädlichkeit namentlich nachstehender
Fall.
Bei eioem jungen Manne hatte sich nach einem Stuck-
Bchlage binnen 1 J. ein Abscess an der rechten Hinterbacke
entwickelt, nach dessen Entleerung eiwa 140 Grmni. Jod-
tioctaraeiogespritzt wurden. Nach 2 Std. trat Jodrausch
(Ivresse jodique) ein, der sich durch drückeoden KoprschmerZf
Schnupfen, Angina, Bronchitis, Conjunctivitis und Oedem
der Augenlider kund gab , aber nach 3 Tagen , während wel-
cher ein Brechmittel and 2 Abführmittel angewandt worden
waren, vollständig verschwand.
Ans den bis jetzt gemachten Erfahrungen über die
Wirksamkeit der Jodeinspritzimgen bei Bauchwasser-
stuhl ergiebt sich nach Jaumes (Rev. th^r. du Midi
Mars 1853) Folgendes. 1) Die Art der Einwirkung
Med Jahrbb Bd. SO HfC 1
des Mittels ist nach der Dosis des Medicaments
selbst , der Quantität des Vehikels , der localen oder
allgemeinen Receptivität des Kr. verschieden. Das
Bild der Einwirkungssymptome muss hiernach zwar
differiren , lässl sich aber im Allgemeinen fotgender-
maasscn darstellen. Im Augenblicke der Injection
.zeigt sich ein Ergriifenwerden des ganzen Organis-
mus : der Schmerz kann fehlen , doch empfindet der
Kr. in der Regel ein mehr oder weniger heftiges
Brennen, auch beobachtet man Ohnmächten, beträcht-
liche Pulsverminderung, öfters einen eigen thttm liehen
bittern Geschmack im Halse und Kälte in den Extre-
mitäten. Einmal hat man einen Anfang von Jodrausch
entstehen gesehen. Diese Symptome bilden die erste,
5 Min. bis 2' Std. dauernde Wirkungsperiode. Hier-
auf folgt die Periode derReaction, welche 2 — 5 Tage
anhält. In derselben ist die Haut warm und feucht,
das Gesiebt ^erOthet, der Purst lebhaft; man beob-
achtet eine allgemeine Aufregung, Schlaflosigkeit,
selten Kopfschmerz. Lebhafte oder auch dumpfe,
reissende oder druckende Schmerzen im Unterleibe
treten ein , der Bauch ist beim Drucke bald schmerz-
haft, bald nicht empfindlich, der, Puls voll, beschleu-
nigt, zwischen 80 und 120. Appetitlosigkeit, zu-
weilen Ekel, Brechen, öfters Verstopfung, Vermeh-
rung der Harnsecrelion , selten Retention treten ein.
Der Harn zeigt in dieser Zeit deutliche Jodspuren,
die sich nach einigen Tagen verlieren. Diese Erschei-
nunfen ermüden den Kr. in massigem Grade und
erreichen ihre grösste Intensität 12 — 24 Std. nach
der Injection ; vom 2. — 3. Tage an nehmen sie ab,
am 5. ist Alles wieder in Ordnung, ja öfters haben
sogar die Kräfte des Kr. in Folge der Einwirkung des
Jod auf die ganze thierische Oekonomie zugenommen.
Somit sind die sämmtlichen Einwirkungs-u. Reactions-
symptome meist ohne Bedeutung, können sich aber
unter dann zu nennenden Umständen steigern. — 2)
Was die therapeutische Wirkung der Jodeinsprilzun-
gen anlangt, so sind dabei vorzüglich 2 Punkte zu
berücksiclitigen : a) die entstehende acute oder chro-
nische Peritonitis, b) der Ascites selbst. Bisher hat
man die Erfahrung gemacht, dass die mit Scropheln,
Herzkrankheiten, Cirrhose oder Anschoppung der
Leber, mit Ovarien- oder Pankreasturaoren behafteten
Kr. schwerer erkrankten, als die, bei denen die
Bauchwassersucht eine einfache, die Körperconstitu-
lion noch gut war. Bei letztern traten nur sehr
leichte Wirkungssymptome der Jodinjectionen ein, die
Vf. gar nicht für wirkliche Peritonitis, sondern für
eine Art von Heilung per primam intentionem , für
eine Verklebung hält. Diese Verklebung muss her-
beigeführt, jedes Uebergehen derselben in eigentliche
Entzündung verhütet werden. Diess geschieht am
.Sichersten dadurch, dass man 1) kachektische und
mit den obigen Organkrankheiten behaftete Subjecte
gar nicht mit Jodeinspritzungen behandelt, 2) dass
man die Menge des Jud zuerst schwach nimmt, um
die Enipfänglichkeil des Kr. kennen zu lernen , und
überhaupt auch wenig von dem Verdünnungsmittel
3
16
n^ Hygieine, DiKUUk» Pbarmakotofi« u. Toiikologie.
verwendet. Reines Jod eignet sieb be&ser »U die sich
leicht zorselzende Jodtinclur.
Costes berichtet im iourn. de Bord. (Mar 1653) 2
Fälle , welche nach ikro für die Jodir^eciionen bei Bauch-
wassersueht sprechen sollen. Im 1. war Hypertrophie der
Milz vorhanden, von dem 2. Hess sich, ausser Altersmarasmus
und zerstreuten Tuberkeln im Peritonäum , keine bestimmte
Ursache nachweisen. Im 1. wurden 40 Grmm. Jodtinctur,
80 Grmm. Wasser und 2 Grmni. iodkali eingespritzt« Die
Heilung erfolgte nach einer massigen Peritonitis in etwa 3
Wochen. Der 2. Fall, bei welchem 120 Grmm. Wasser, 30
Grmm. Jodtinctur und 2 Grmm. Jodkali 2mal injicirt wurden,
teriief nach der 1. Injection ganz gut, docIi der durch die
Wtfderaasamrolung der Flüssigkeit in der 8auchhdhle notb-
wendig gewordenen 2. Einspritzung durch auppurative Perito-
nitis tödtiich.
Her von Boucb^ deVitray u. DoHinartis
erzlhltc Fall von Ovarienwassersucht (Rev. th^r. du
Midi h c.) bietet nicbts Beinerkenswertbes, zeigt aber
nur vou Neuem die Nutzlosigkeit der Jodinjeclionen
bei derartigen Krankheiten.
(Julius Clarus.)
819. Crotonftl gegen PFassersucklen bei Herz-
krankheiten ; von N 0 n a t. (Gaz. des Höp. 79.
1853.)
Unter den drastischen Abfahrmitlein, die, in
kleiner Menge gereicht . kraftig wirken , ist das Gro-
tonOl bei obgedachten Zustünden am meisten zu em-
pfehlen. Vf. hat bisher in 7 Fallen von 8 nach dem
Gehrauche desselben sdinelfe Abnahme der IPV^ser-
s\ic\ii und der dadurch bedingten Folgeerscheinungen
beobachtet. Die Dosis wird nicht angegeben.
(Julius Citrus.)
Dornt-
Ztg.
820. Salpetersanres Silber gegen Di
geschwüre ; von Dr. B r e i t h a u p t. (Pr. Ver.«
29. 1853.)
Ein in Folge von Typhus und Ruhr an Phthisis intestina-
lis leidender, dem Tode naher Kr. erhielt nach vergeblicher
Anwendung von Blei, Ratanbia u. a. ein Decocto-infosum aus
China und Arnicablumen , u. dabei täglich 4inal Vit — Ve Cr.
Argent. nitr. in Wasser gelöst, mit etwas Opium. Alsbald
verminderte sich die Zahl u. blutige Beschaffenheit derSlQhle,
das Mittel wurde ganz gut vertragen, der Kr. genas vollständig.
(Julius Clarus.)
821. lagisteriam Bismuthi gegen Brech-
dnrckfälle der Kinder. (Gaz. des Höp. 78. 1853.)
3 Beobachtungen sprechen fdr die schnelle Heil-
wirkung des Mittels bei den gedachten Zustanden. Es
wurde 1 Grmm. davon in 120 Grmm. Aq. lactucae
mit 30 Grmm. Syrup und 1 Grmm. Gummi arab.,
alle Stunden ^2 ElssiOffel voll, verabreicht, u. schon
nach wenigen Stunden trat Besserung ein.
(Julius Clarus.)
822. Chiorofemdustklysttre gegen Tenei-
WM bei Ruhr ; von Ehrenreich. (Pr. Ver.-Ztg.
29. 1853.)
In einem Falle von äusserst heftigem Tenesmus bei Ruhr
wandte Vf. Chloroform^iiustklystire in folgender Weise an.
Auf den etwa 4" zurückgecogenen Stempel einer Klystirspritie
wurden. 30 Tr. Ctiloroform geträufelt, die ümül» bei zagtba|
teuer Oeffnung schnell auf die Spritze gesetzt , in den Alli
gebracht und, nach Vermischung mit dem verdunstendijl
Chloroform, die Lnfl in das Rectum eingepumpt. Derai
fäogliche Reia schwand schnell wieder, worauf der Tenesn^
3 Std. lang fast gänzlich aufborte und auch kein StohigM
mehr erfolgte. Der später eintretende war faculent u. wei
blutig. Als am fofgenden Tage der Tenesmus wiederkehiti
wurde statt des Klysttrs ein mit 30 Tr. Chloroform beleuc^
toter klfioer V^MCbsciiwarom in einen Schroplkopf getban m
dieser Ober das anseioaiidergezogiene Qnficioia ani fe4eck(
Der Erfolg war derselbe, nur der Reiz etwas stärker.
Fdr aholiche F«Ue schlagt Vf. ein 8— i ^ M
tendes und mit 1 5 GMoroform vera^beaies Arzii«igM
vor , in dessen OeShuag aich «ine mit einer Kljatir»!
spriizenkanUle veraebeve, geaaii acbliessende R^hicl
von Kautschuk oder Guttapercha befindet, die in den
After eingeführt wird. Zur acbnelleren Verduoslua^
könnte die Flasche mit der Hand oder durch Ein-
stecken in warmes Wasser erwürmt werden.
(Julius Clarus.)
823. Oleom nisci bei cbronischem Ekz«»;
von Prof. Blasius. (Deutsche Klin. 29. 1853.)
Das von Heim gegen Psoriasis empTohlene Oal .
der Betula alba , Oleum rusci , wirkt noch viel gOn-
stigf'r bei cbroniscliem Ekaem. So hinge Icltleres
noch acnt ist» verneidet Vf. dessen Anwendoog nnd
iNsal« wenn ttb«rhaupt Mittel, so reiamilderml« , na-
mentlich Glycerin l>rauchen. Bei der chronisclMn
Form wird die krattke Hauilücbe IVglicb eismal mit
dem unvermisebton Oel bestricken , mit eiDeoi leine-
nen Lappen unikllill, nach eiüigen Ta^en nail S«iltn-
waaeer gereinigt und dann immer wieder mit 0er in
derselben Weise behandelt. In dieser Art muss fort-
gefuiiren werden , bis nicht allein die Eruption vod '
Bläschen aufgehört, sondern bis die kranke Hautflllche
ihre völlig normale Beschaffenheit angenommen hat
D«js Mittel passt in allen Formen des chronischea
Ekzem. Nur dann, wenn durob schmerzhafleres
Bronnen, durch stärkeres GefOhl ven Hiiae, grössere
Anschwellung und lebhaftere Rötlie, sirh teroperlr
ein mehr acuter Zustand zu erkennen giebt, IVsat Vf.
das Oel einige Tage lang atiesttnen , dann nlier von
Neuem gebrauelien, innere MtUel wendet er nelica
diosem Verfahren an, wenn er, wie so oft , eine Be-
aieiiung dee Ausschlag lum (Ihrigen Körperenatanile
annehmen «ijass. Am meisten empleblen sich in die-
ser Hinsicht Calcaria slibiato-sulphurata, das Anilifa-
eokati und der Geldscbwefei in steigenden Dosen. —
Statt <ies. tfchten Ol. rusc« wird häufig ein (>emiseh
von Oleum aiiiina4e foetidum nml Theer verkanA, «ider
auch ßirkenöl mit Thieröl versetzt. Das a<!fite Ol.
rusci ist unter dem Namen „Dagged** oder »«schwär-
zer D^'.gen** im Handel und wird von herumziebendeo
polnischen oder mttsisehen Juden verkauft, iSa gtehl
sich durch den eigenthümlichen Juditengerndi zu er-
kennen. (Jnli4is Ciarus.)
824. ftunobider goceii Hautkrankhettea;
von T^J^pbe
Juin 1853.)
(Bev. tb^. du Midi
IL fiygieme, DäMittik, i^haniak«l«gie u. Toxikologit.
19
■»n tteübrifle bei 4en daM ifi neoDeftdei Ha«l«-
afleetioneti luacbrdiien kann : Kalk und Kali wirken
als AustrsckBUOgsiiiittely Anmoniak regt die unthiftige
Baut am» £isenoxyd wirkt als T«Dicuiii, die FeU«
sttiistanz einhttllend umd erweichend; auch der Harn«,
Ozal- üMid ?ho9pk#rsaure dürften Heilkräfte inne-
wohneD. — Die mit Guanoblldern erfolgreich behan-
Mhen HuHkrankbeilen waren : Pemj^higus, Pseriaais,
sorophulilBe 4iid krebsige Gescimfllre, bei welchen
Ictslerea 4er Guan^t wenn er «acbl niemlich verdamii
gebranekt wM, lebhafte iScfamercen, aber VerkUioe*
ronf; ^er «GeMiiware bewirkt und die &ntwirkl«nf
schmenDesder Erysipele in der •Umgebung verholet,
^oeh rernachlaseige «oq bei allen diesen üebeln «ueb
imiere Mitt«! nicht. — Auf 1 fVad rechnet man |;e-
wUhnlich 600 Grmm. Bei WA«dMmgen muss auf
den enlzflfullioben Zustand der Baut , hei Krebs und
ScraphetpeechwOren anf die Selmersen, die der Gnano
verursaeArt« fiflekeieht genonamen werden. Desbalb
steigt «an aUmjiiig von 50 auf 1 20 Grmm. u. mehr.
}^m 4eu entstehenden Niedersohkg xu vermeiden,
wird 4ie bereitete Geanoabkochnng iltrirl , wodurch
eine «cihVoe f old||elhe Farbe entsteht. Auch zu Sal-
ben wird «r benutst; man rechnet 2 — 10 Grmm. auf
80 (Grmm. Fettr. (Julius Glarus.)
825. Heber kalte EinspritZimgejI bei einigen
Geharmutferlßiien; von Faure. (Arch. ^^n. Mai
1853.)
In idieaem Auisatze wlird die kalte Douche gegen
fenehiedeae Uieiinkiden, welche andern Mitteln,
seibat den Aetzmittein und dem »Gillbeisen, wider*-
stdhen, «ngele^cnliicti .emplebleB. Namentlich theik
Vf. eigene Beabachtnngea cbnonisch entsQndlicber
Aaseh«celiiingen .des Mutterihafees und Verschwürung
desselben mit, nebst Schleim- und Blulflassen , so
wie schmerzhafte Geschwülste, Senkungen u. s. w.,
in denen ihn d^s yod ihm empfohlene Verfahren
sdhnell und sicher zum Ziele führte. Er benutzt zu
diesen Einspritzungen eine grössere Handspritze und
hjast damit ^beliebig ^ange einen «nunterin-oelienen
krfirtiigen SiraU gegen ^ea Hulterhals leiten.» «wekiMr
Dielirmalf des t^fS/^& wiederbolt und jedesmal 20 Mi-n.
Iang.rförtge8el0t werden muss, anfangs mit eliwas dbr
9e8elinachtem , «pater aait ganc kaltem Wasser. Aie
fewtkbnüoben Klysopompen oder iMutlerepritzen »fand
er lu den angegebenen Z^wecken nicht ausneiobend.
(Krug.)
, 826. ietherdimpfe gegexi OUlgie n. Ohren-
kU^geil; von Delioux. (Bull, de Th^r. Juin
1853.)
Otalgie und Qhrenklingen treten olt ohne alle
■achweisbare Ursaohe als reine Neurosen auf u. iKer-
tiraadhen lausserordenlliche Beschwerde, ftfit sehr
fotem 'Und sdmeUeni Erfolge hat Vf. gegen diese
Affeotionea Aefiberdflmpfe gebraucht, die er ans einem
^a 'dem Kr. mitiderfland fe^t an das Ohr au drtik--
iMMlen, S-»^4firttm. ietber enthaltenden GLase ent-
wickeln lllsst. Die Wärme der Band und des Ohres
T«rflachtigt den Aether in grosser Menge, worauf als-
bald dauernder Nachlass der Symptome erfolgt. Weder
Narkose noch Schmerzen treten ein. Auch bei acuten
OhrentzUndungen hat Vf. von der anästhesirenden
Wirkung des Aethers, den er in derselben Weise
anwandte, einigen Nutzen gesehen.
(Julius Glarus.)
827. ^tziebvi^ des JJchts wd 4e)r atmQ-
spliiriscliw Lnft beiEotzQiidwgen; vpnPiorry.
(Gaz. des Hdp. 78. 1853.)
Nachdem Piorry achon früher bei l^latlern durch
Bedecken der ExanthemateUen mit Diachylonpiflaster
Verminderung der Entzttadung und abortives Zogrun-
degehen der Pnsteln beobachtet hatte , hat er neuer-
dings dasselbe Verfahren bei Grystp«las und andern
Uautentzflndungen mit entschieden gttosligem * Erfolge
angewendet. Gleicherweise bedient er sich eines
Gemisdies von Fett itad Mehl um die entzündeten
Stellen einzubauen, und giebt diesem Verfahren vor
der fteliandiung mit Collodium den Vorzug, weil es
weniger als dieses die Bewegungen hindert. Es wird
dadurch nicht allein attnosphUr. Luft und Licht , son-
dern auch die jletbung der Kleider oder der Nachbar-
theile abgelialteo. Durch eine ähnliche Behandlungs-
weise trachtet Piorry den Acarus zu ersticken,
und ^at 2mal Madeawürmer durch injection von 500
Grnun. Od in das Bectum getödteL
(Julius Glarns.)
828. Bebandlnng der Entzflndangen mit
ittpermeabelDDekeF^en; von Robert Latour.
(LHJnion «7. 70. 76. 1858.)
Die Quelle der thierischen Warme liegt in dem
Gangliennervensysteme. Die thierische Wärme selbst
fördert die capilläre Circulation und die Vertheilung
des Blutes in den Organen. Wird die Wärme ge-
steigert, so entsteht Entzündung; diese gesteigerte
Warme ist aber nicht die Folge einer verstärkten Cir-
culation , einer '^rermehrten BlutstrOmung nach den
afßcirten Thefleii, sondern umgekehrt die Circulation
ist 'verstärkt, weil die Warme erhobt ist; die Ver-
mdhrnn^ des Fibrins ist erst Folge der Entzündung.
Da nun die atmosphar. Luft ein wesentliches Element
der thierfschen Warme ist, so muss Abhaltung der-
selben ein wesentliches Heilmittel bei Entzündungen
sein. Vf. bedient sich zur Erreichung dieses Zweckes
einer Mischung von äO Grmm. Collodium, 15 Deci-
grmm. Terpentin und 5 Decigrmm. RicinusOl , die er
2 — 3mal bis 2 oder 4 Clmtr. über die Grenzen der
Entzündung hinaus aufstreicht. 88 Falle verschie-
denartiger Entzündungen wurden auf diese Weise mit
/lern ausgezeichnetsten Erfolge behandelt, unter diesen
alle Arten von Erysipelas , Zona (3 Fälle heilten in
wenigen Stunden I), Furunkeln, Anthrax (nach 24 St.
in voller Heilung!), acute Gelenkrheumatismen, Peri-
tonitis, Pleuritis, Gioht u. s. w. [Von der die Was-
serverduaalung und m\i dieser die entzündliche Stase
hemmenden .Wifikung impermeabler Ueberatige |findet
20
IL fiygieine, Diätetik, Pharmakologie u. Toxikologie.
sich keine Andealuog, auch scheint das Beweisführen
nicht die stärkste Seite des Vfs. zu sein , wie schon
die froher von-ihm aufgestellte Källelheorie zeigte.]
(Julius Glarus. )
829. üeber liddeldorpfs Galvanokaustik.
(GUnsh. Ztschr. IV. 4. 1853.)
Nachdem in England und Frankreich einige Ver-
suche mit der elektrischen (ilahhitze bei Operationen,
von Marshall, White, N^laton, Michon u. A.
gemacht worden waren , hat M. nach lungern Ver-
suchen an Thieren und nach Angabe eines zweck-
mässigen Apparates diese Methode, die er Galvano-
kaustik nennt, mit grossem Erfolge bei bereits be-
kannten, aber auch einigen neuen Operationen ange-
wandt. Er braucht sie unter Benutzung eines mehr
oder weniger spitzen , breiten oder messerfOrmigen
Glüheisens, u. empßehll sie ferner: zum Absrhneitien
von Geschwülsten, Polypen, Amput:ition des Penis
oder der Portio vaginalis, zum Durchschneiden von
Fisteln als Ligatura candens — zur Tödtnng von Ner-
ven , Stillung von Blutungen , Abschneiden von Ge-
schwülsten und degenerirter Haut, Punklirung, Fur-
chung entarteter oder bösartiger Geschwüre, Te-
leangiektasien, Verödung des ThrJtnensackes als ver-
schiedenartig gestaltetes Glüheisen — zum Ausbrennen
alter callöser Kanäle, Fisteln, zur Verödung caver-
nöser Blutgeschwülste u. s. w. als Filum oder Sela-
ceum candens — zum Durchbrennen von Stricturen,
z. B. der Harnröhre, des Thrffnensacks und anderer
Kanäle, als glühendes Bougie.
Die Vortheile dieser Methode sind die, welche
dem Glüheisen als solchem vermöge seiner zerstö-
renden, blutstillenden u. vegetalioosfördernden Eigen-
schaften zukommen. Ferner gestaltet sie , dasselbe
an Orte zu bringen, wohin es sonst, ohne zu scha-
den, oder abzukühlen , oder überhaupt gar nicht ge-
bracht werden konnte. Hierzu kommt, dass, da
seine Erhitzung durch eine in ihm liegende Wärme-
quelle, nicht von aussen her, in jpvenigen Augen-
blicken geschieht, es kalt, mit der grössten Schonung,
Bequemlichkeil und ohne den Kr. zu erschrecken, an
Ort und Stelle gebracht werden kann. Es glüht selbst
in der Nasse fort, so lange man will, nimmt wenig
Baum ein , eignet sich daher zu sehr begrenzter Ein-
wirkung neben edlen Theilen , zur Einbringung in
enge OefTnungen, kann selbst subcutan applicirt wer-
den, ist wahrend u. nach der Anwendung sehr wenig
schnoierzhaft, da es augenblicklich tOdtet und seine
Wirkung der enormen Hitze wegen rapid und ener-
gisch ist, und endlich kann, da das Verfahren die
Wirkung schneidender Instrumente und des Glüh-
eisens combinirt, die Wirkung an Stellen, wohin sonst
kein schneidendes Instrument dringt , in Nase , Pha-
rynx, Oesophagus, Magen, Darm, Kehlkopf, Blase
u. s. w. angebracht werden.
Als die wichtigsten bisher von M. mit der galva-
nokaustischen Methode glücklich ausgeführten Ope-
rationen werden erwähnt: die Ligatur eines ^ , ^j
schweren Naseorachenfibroids , die Ligalar eines aas
der obern Kehlkopfapertor bis zurB(the derEpigloUis
emporragenden, gestielten, fast 10 Gromi. schwera
Sarkoms, die Verödung einer apfelgro8sen,arterielleo,
cavernösen Blutgeschwulst der linken Parotisge§[eBi
bei einem s/J^I)'*. Kinde mittels des Selaeeum candess.
(Jul. Clarus.)
[Wir bemerken hierzu , dass Alph. Amussal
der Akad. d. Wissensch. zu Paris (Compt. read.
XKXVII. 2. 1853.) über das fragl. Verfahren ein
vorlaufige Notiz eingereicht hat. Um den Platindraht
weissgltthend zu machen , bedient er sich einer Bat-
terie aus Bunsen'schen Säulen, welche so stark sein
muss , dass der Platindraht einen solchen Hitzegrdd
erhalt , dass er leicht bri^lit. A. hat mittels dieses
Apparats eine Froschgeschwulst von dem Umfange
einer grossen Mandel beseitigt, eine stnuöse Höhlung
hinter der ganzen rechten Brustdrüse bei einer 24jähr.
Frau zur Vernarbung gebracht, bei Engorgement des
Gebärmutter halses mit Versch warung die innere u.
äussere Flache dieses Theils geätzt, und 2 Krebsge-
schwülste abgetragen , die eine in der HandfUlche
(10 Clmtr. lang, 8 breit)) die andere, von noch gros-
serer Ausdehnung, in der Gegend der BrustdrQse.
Behufs der Ablrngung einer Geschwulst führt A. dorcii
die Basis derselben eine Nadel mit einer Schlinge von
Platindraht, durchschneidet letztere, nachdem sie
durch die Geschwulst gezogen worden ist, und bringt
jeilnn der auf diese Weise erhaltenen 2 Faden (von
Plaliihlrahl) mit einer starken Bunsen*schen Batterie
in Verbindung, worauf die Abtragung der Geschwulst
ohne Schwierigkeil vollendet wird, indem man ao
den Faden, in entgegengesetzter Bichlung, leicht zieht.
Vgl. John Marshall's und N^laton's Ar-
beiten über Galvanokaustik. Jahrbb. LXXV. 295 n.
296. W.]
830. üeber die inwendiing you Wasser-
doUCheU) von Devergie. (Bull, de Th^r. Juis.
1853.)
Die Wasserdouchen sind entweder Strahl- oder
Begendouchen. Die Dicke des Strahls variirt zwischeo
dem feinsten «Wasscrfaden und einer Starke von 8 —
10 Gtmtr. , die Gonslruction der Begenbader ist be-
kannt. Nur sehr wenige dieser Douchen erfOlles
jedoch die nölhigen Bedingungen , d. h. nur wenige
bilden einen nicht gedrehten, nicht getheilten, allent-
halben bis auf die Entfernung von 1 Meter gleiches
und au seiner Gircuraferenz glatten, spiegelglänzeodeo
Strahl. In wie weit diese Bedingungen erforderlich
sind, zeigt folgende Betrachtung. Die Strahldouche
ruft auf der Haut das Gefühl hervor, als ob dieseihe
mit eint'm Hammer percutirt würde, hat somit die
Wirkung, die Sensibilität herabzustimmen, und zeigt
sich heilsam bei Neuralgien und gesteigerter Reit-
barkeit der Haut. Die Begendoiiche dagegen sCiffiufirt
die Haut gleich Nadeln und ist demnach bei paralyti-
schen Zustanden indicirt. Wenn nun bei Amen
Douchen die Strahlen sich kreuzen, drehen» «<^k
II« Hygieine, DiXtetik, Pharmakologie u. Toiikologie.
31
I «nd wioHer vereinigen , so wird dadurch na*-
irder Erfolg geslOrl. Che gewöhnliche Meinung,
pie Regendouohe einen grossen Hin fang liaheo
i hi onrichlig; eine von 2 — 3 Ctmtr. Ober-
Ifgenflgt zu »llen Zwecken , wenn sie aus ge-
^H0be, d. h. etwa 10 Meter, herabfällt und
Ibsserbehalter selbst mehr hoch als breit ist.
m es mit einem sehr reizbaren Sobjectzuthun,
||t mao es unmittelbar nach der Douehe in ein
k welchem es ^/^ Std. lang bleibl, bis (\\e ent-
m Nervenreizung vorüber isr. Ist keine er-
keixbarkeit rla, so iSsst man den Kr. sich
I kleiden und darauf eine kräftige ßew<>gung
um die excilirende Wirkung der Dttuclie zu
leo. Soll die Einwirkung eine hios locale
schätzt man liie (ihrigen Knrperstcllcn «lurch
;t, bringt auch wohl den Kr. in ein warmes
irund man üuf die zu treffenden Theile die
applicirt. Bei Acne des tiesichts, die man
le behandeln will, lässl man ein.Kaulsrhuk-
len Mund des Kr. appliciren, durch welches
Ni kann. (Jul. Clarns.)
üeber Dampfbäder nod Dampfdonchen;
selben. (Ibid.)
neuere Zeil , namentlich auch die verscbie-
Iholeraperioden , haben allerlei Apparate
' Erwärmung mit heisser Luft, Ihcils zur Er-
ven Dämpfen ins Lehen gerufen , von denen
(e, als besonders zweckmässig, genauer
Zuerst gedenkt er eines Erwärmungs-
i mit heisser Luft , von ü a d e l de Ti a s s i-
Dil folgender Einrichtung,
Ganze besteht aus einem Regel von Eisenblech
Grösse eines . grossen Zuck erb utes , an des-
sich eine Tbure zum Einschieben einer Wein-
mit 3 Zügen betiodet. Am obern Ende ist ein
^racht, das sieb ausziehen oder einscbiebco lasst
Gebraoche in das ßett des Kr. geleitet wird, dessen
iarch Tonnenreifen ausgespannt erbalten werden.
Hitze zu gross, so löscbt man 1 oder 2 Dochte der '
llaopeaas. In 6 — 7 Min. wird die Transspirutiun
th hervorgerufen, die man mit Hülfe der Lumpo nach
«teigern oder vermindern kann.
ier den verschiedenen Apparaten für Dampfbäder
igiich die portativen zu erwähnen, die ganz einfach
t kopferoea Blase besteben, die oben mit einem Rohre
•^0 Cimir. Durchm. versehen ist, mit Wasser «efüllt
^h eine Weingeist lampe erhitzt wird. Der Nutzen
ftiaraies ist indess nicüt gross, da der Schweiss ziem-
kierig eintritt and das ganze Verfahren ermüdend ist.
Boanniea Badstuben bäder sind von den bei uns ge-
itben nicht wesentlich verschieden. Je nach der ver-
IcD Art der Anwendung erhalten die Dampfbäder ver-
^ Benennungen. Die einfachen Dampfbäder beste-
Jo, dass der Kr. sich auf ein Feldbett legt , nachdem
fcinbe durch Hereinlassen der Dämpfe auf 35» C. er-
morden ist. Nach einigen Min. wird durch allmäliges
} i«^ Hahns die Wärme auf 38 — 42« gebracht, eine
•*^ar, welche hinreichend ist, Personen von lympha-
Itognioiseber oder rein sanguinischer Beschaffenheit ge-
gnwilzen zu machen und sich für Individuen , die an
■«n Bautaasschlägen leiden, eignet. Wird die Wärme
f Jttteigert, so reizt sie die Hant zu sehr und schadet
Wi ne nfi^i. Bei Rheumatischen , denen eine gewisse
Reizung der Haut zotriglich ist, kann die Wärme aufSO— K5<^
gesteigert werden , doch ist auch hierbei eintretendes Herz-
klopfen und Kopfweh ein Zeichen , dass die Temperatur zu
hoch ist. Die Dauer des einfachen Rades ist 20 — 25 Min.;
man hüte sich, Personen , die schwer in Schweiss zu bringen
sind , einer zu hohen Temperatur auszusetzen , sondern be-
gnüge sich , denselben durch öftere Wiederholung der Bäder
hervorzurufen. Nach dem Bude rätb Vf. den Körper des Kr.
einer ailmätig kuhler zu nehmenden temperirten Douehe aus-
zusetzen , während auf die Fusse eine sehr warme einwirkt,
nnd den Kr. dann auf die bekannte Art noch schwitzen zu
lassen. Das sogen, rustüehe Dampfbad unterscheidet sich
von dem beschriebenen bekanntlich durch schnelle Steigerung
des Hitzegrades und schnelle Anwendung der kalten Douehe,
während bei den sogen, orientalischen Bädern noch ausser-
dem der ganze Körper mit Seife abgerieben, die Muskeln
massirt werden.
Durch alle diese Bäder erfolgt anch nach Vf. hei den be-
kannten Vorsichtsmaassregeln kein Nachtheil. Selbst die
Digestion wird nicht gestört , sogar wenn man die Bäder bald
nach einer massigen Mahlzeit braucht. Unterstützt wird die
Wirkung der Dampfbäder durch die Dampfdouchen, die man
durch Ansetzen eines Rohres an die Dampfröhre herstellt, und
die stets so heiss als möglich angewendet werden müssen.
(Jul. Clarus.)
B32. Terpentindampfbider ; von Aiiiaud.
(Rev. th^r. du Midi. Juin. 1853.)
Die Einrichtung der Terpentindampfbader in Mar-
touret (Dröme) ist folgende. Der zur Entwicklung
der Dampfe dienende, aus Bruchsteinen bestehrude
Ofen hat die Form eines an beiden Enden abgesclinit-*
tenen Eies , an dem das obere Ende mit einem Ventil,
das untere mit einem Gitter versehen i.sl. Auf
letzteres werden frische Scheite einer sehr harzreickeii
Kieler gelegt , angezündet und der Rauch durch ilaa
geöffnete Ventil entfernt, dieses dann gcschlos'^en,
die zurttckbleibende Kohle entfernt und nun jede
Oeifnnng des Ofens geschlossen, 18 Std. nach dem
Erlt)schen des Feiiers hat derselbe eine Tempe«
ratur von 60 — 80<^ R. Hierauf werden neue Scheite
auf das Gitter gehgl und die Kr. , nachdem sie sich
vorher auf einem zu den Ofen fahrenden Corridor mit
einer Temperatur von 40 — 65<>R. aufgehallen haben,
auf in jenem angebrachte ßftnke gesetzt, wobei sie
die Fasse auf die Holzscheite siaizen ; der Aufenthalt
in dem Ofen dauert 10, 15, 20 — 30 Min., je nach
dem speciellen Leiden des Krauken. Der erste Ein-
druck, den der Kr. empfindet ist eine fast unertrUg-
liehe Hitze, an die er sich jedoch so gewohnt, dass
sie ihm später ganz angenehm er^clicint, dann tritt
Schweiss ein, die anf.ings beschleunigte Respiration
wird nach 2 — 3 Min. wieder langsamer, lief und
leicht, die Circulalion wird anfangs meist etwas be-
schleunigt , bleibt aber ziiweifen auch fast normal.
Ist der gewünschte Erfolg erreicht, so wird dem Kr.
ein wollener Maolcl über die Schultern geworfen,
derselbe zu Bett gebracht und ihm eine harzige Ab-
kochung gereicht, worauf ein Äusserst profuser, elwa
2 Std. dauernder Schweiss ausbricht, nach welchem
der Kr. grosses \Vohll«eh.ijj;en . Krarigeftlhl und eine
gewisse Harnionie in seinen Functionen empfindet.
.igitized by
Zwei wichtige Heilaguntien concurrircn hei An-
wendung dieser Rüder: die gesteigerte Warme,
aa
IL Hygieine, DiJieäk, I^hamaMagie u. T«nMogfe.
welch« "^Mmurtlidie vitale Tliltigketteii utiaulirt , und
die balsamischen Dämpfe, welche , schnell absorhirl,
sSaimllirh»*n Rxcrclionen des Badenden ihren charak-
teristischen iieruch verleihen. Die ausserordentlich
f^nstige, diureltsche, diaphoretische u. die Sdileim-
hSute belrelPende Wirkung derselben lasst, wenn man
hierzu die slimulirende Wirkung der holien Wärme-
grad« rechnet, die Terpentiiidampfbckler, »amentlich
b«i ühronnchen Katarrhesi und Rbeoma<isiiien aller
Qi»d geschwächter Personen sehr nlllzlich erscheinen.
Die Möglichkeit in so hoher Temperatur verhaltniss-
massig gut 7.U athmeo, wird vieUeichl dadurch erkla'rt,
dim -aich die hartig«« Snkslaiizefi i« dcrsdhen zer-
setzen und dahei Sauerstoff entwickeln. Personen,
di€ zu Apoplexie« getieifct .sinti, «mpinden idurchaus
keine Kopfbeschwerden oder sind :sonsl wie irgend
welchen Gefahren ausgesetzt, im Gegenlheile pflegen
Migränen und andere Kopfschmojrzen unter dem Ein-
flösse der gesteigerten Hautlhäiigkeitz« verschwimkn.
(Jul. Claras.)
88a. Die üisehadttotteit des GUors ifeider
DesinfecHon ; von Dr. Schaffe r zu Hiivohberg.
(Pr. Ver.-Ztg. 26. 1853.)
Durch persönliche ADsdTwnung u. zufolge arnder-
weiter ärztlicher Berichte dher di« Einwirkung der
Cblordämpfe ixt Fabriken (Flach9gani-Rkischiii«<<R»pin-
Biereien, Weichanstalten und Papierfahnken) , ge-
langte Vf. za folgenden Ansichten über diesen Ge-
genstand. "Obgleich besondere V^rsrehitsnniassregeln
nicht angewendet wurden, befanden sieb alleArbe^er,
trotz ler Schwängerung des Luftraumes mit Chlor,
ganz wohl und nnr fn wenrgen (3) Fällen wollen die
betreffenden Fabrikärzle Respiration sbesch werden,
fhislen und Blulspucken beclbachte't haben, von denen
es jedoch unentschieden blefbt, oh das Chlor an sich
die Schuld trägt, «der ob die genannten Erscheinungen
als begleitende Symptome früher vorhandener Lungen-
krankheiten auftraten. Es scheint also, dass der
AufenthaU in einer mit Chlor massig gemengten Atmo-
sphäre fQr den sonst gesunden Menschen in der
Regel von Nachtheiien far seine Gesundheit nicht be-
gleitet sei.
Hieraus ergiebt sich von selbst die Beantwortung
der Frage, ob die Anwendung des Chlors zur Tilgung
ansteckender Krankheilen mit nachtheiligen Neben-
wirkungen verbunden sei, und es bleibt nur zu unter-
suchen übrig, oh das Maass, in welchem das Chlor
hierbei zur Anwendung kommt, nicht etwa die Grenze
überschreite, innerhalb deren die bisherigen Erfah-
rungen dessen Unschädlichkeil nachgewiesen haben.
— Behufs der Unterhaltung eines fortwährenden
Dcsinfectionsprocesses sind in einem Krankenzimmer
von der GrOsse eines gewöhnlichen Wohnzimmers 2
Schüsseln aufzustellen, in deren jeder 2 ^ Chlorkalk
und 3 — 4 Quart Wasser befindlich sind, zum Öflern
ßfäprengen des Fussbodens, zum Wasclien desPflpge-
pnrKonals und zum beständigen Verdunsten. Nach
ÜKtassgabe des Verbrauchs sind diese Mischungen zu
erneuem. Ausserdem ist täglich 1 — Snaleiieii
Morveau'sehe Räucherung , bestehend aas 1 ^
salz , Ys S' Brannstein und Y^ ^ Sehwefeli
zustellen, nachdem die erste heftige Cblargittil
lung ausserhalb des Krank enaimmers ibge
worden ist. Erst nach Ablauf der KranUifii
die Scblüssdesinfection des Zimmers u. der
d«s Kr. unter voller Anwendung 4er
Räucherangefl, StaU.
Angenommen nun, das Krankenzimmer bCli
Raum von 16' Länge, 12' Breite und 8'
so würde dasselbe 1536 Cub.-Fuss Raam
und es würden hehuXs der DesinfecLion die
nenten Ausdünstungen von 45 oder 8 Uh.Chloi
wie die temporären Chlorentwicklungen aus
veau*schen Mi}<chung, welche, nach Abrecbi
ersten stärkern Verdampfung, hOchslens der !
von noch 8 Llh. Chlorkalk gleichkommen dOr
sammen also die Ausdünslungi^n von 16 Llk
kalk mit der Luft sich vermengen. lo den
räume der Fabrik zu Cunnersdorf, welche
Cubikf. hat, verdunsten täglich 73Pfd.oiler2S
Chlorkalk , in dem Bleichs^ale der Fabrik n
voir 12.936 Cubikf. 55 — 110 Pfd. oder
3520 Lth. Chlorkalk, und in dem Bleichsaale
dorf von 27,170 Cubikf. 1920 Ll4i. Ghlori
Arnstlorf also etwa 8ma1, in Lomnitz B— II
Cunnersdorf 46mal mehr, als behn^ der Dei
eines Krankenzimmers von gleichen üimeosii
forderlich sein wflrde und es moss bemerkt
dass , wenn auch in Cunnersdorf -stets bei
Fenstern und Thüren, in Lomnitz bei ofienei
gearbeilel wird , diess in Amsdorf in der Rej
geschieht, und dass in allen diesen Fabrikrn
Chlorgeruch ungleich sUrkar wahrgenoBMM
als diess jemals in einem Krankenzimmer foi
Hieraus folgt, dass das flaass, in welchem da
bei Tilgung ansteckender Krankheilen zurAo!
kommt, noch weil hinter dfiin Maasse
welches in den Papierfabriken gebrancbt
ferner dort die Chlorenlwicklung nur eiirij
oder Wochen, hier das ganze Jahr binduit
dauert.
Es ergiebt sich mitbin aus den aoj
hältnissen , dass die Anwendung des Clrlon
Maasse, wie es a^ur Tügung ansteckender Kriiüi*
derlich ist, mit irgenii erheblichen Nadblbeil
die Gesundheit der Hensolien in der Regel lii
banden sein kann. (JuL Citri
1B34. Zerstönmg der Conti^en dmk
von Dr. Hoff mann zu Glogau. (Das. 27.)
Um die desinficirende Wirkung des Ol*
Contagien in verschiedenen Aggregalzustladi
wi« den PunJtt , wo diesell>e eintritt oder Ml
kennen zu lernen , bediente «ich Vf. folgead*
fahrens. Ein Dreiunzenglas wurde mit Vs Jj
Chlori off, gefallt und durch einen guten Kork
schlössen, hierauf Kuhpockenlarmphe aof ^b<^
IL Qfginui«, Qiütetik» PbmmAkalc^f u« Touk^lo^.
93
Nineriitfo Spatel gebracht, lier an der qotera Seite
eio«3 in jeu« Flasche p9ssieM(l<;n Kürl^es steckte, n^it
«tiesein in die Flache gehrAcIti, und nqn die Zeit der
Chiareinwirkung fenau mit der Secnndenuhr ge^
nie«9en. FUr s^tmmlli'iic Expcrimeole wurde die-
selbe Flaäclie und Flnssigkeit gebrauche, auch bei
dem (vegenviT^iiche 9tets derselbe ImpFstoff von ileni-
selben Kinde an demselben Tag« wie der durch Chlor
deeivft^irte aiigevv»»del.
Zahlreiche Versuche beweisen , dass die dii^-
wirkM9g i^fi ChlQra auf Kuhpockenlymphe , abo auf
UonUgien eine sehr kräftige und zerstörende ist » iß
sie Vaccine iip tropfbar Aussigen Zustande in lOSeq,,
Sioffa im luftfttrmigen Zustande also wohl augeq-
bllcklich uQwirksan) maclii; dass das Chl^H* auch feste
Körper durchdringt, du Kuhpockenlymphe in starken
Tropfen aufgetragen und getrocknet, auch anschei-
nend nur ansserlich von den Chlordämpfen berührt,
doch binnen 15 Min* zerslört wird; dass die Wirkung
des Chlors aufgetrocknete Slofle eine ungefähr OOmal
langsamere» als9 schwäcliere ist» als auf flüssige;
dass bei Anwendung des Chlors zu medicinisch-poli-
leilichen Zwecken es sehr nolh wendig isU bevor die
Binwirkung des Chlorü behufs der Zerstörung von
Aoateqkungsstofien erfolgt, alle Gegenslilnde, welche
Wutern ausgeaetzi waren m eine Zeit lang stark anzu-
Ceuchlen, um möglicher Weise trockene Stoffe aufzu^
ll^seii [I]; dass bei Anwendung des Chlors jn Kran^
kenstuben eine rasche Zeraiörnog aller gasförmigen
KrankbeiUaloAs zu erwarten uwd ein Yerscbleppen
deraelbfs zu verhindera ist; endlich» das« durch
diese Versuche die sehr gUnstigeo BesuUate , welche
bei Anwendung des CJilors in Epidemien zur Zers(<V-
rnng voa Contagien im Glogauer Regierungsbezirke
erlangt wurden , sich erklären lassen.
(Julius C 1 a r u s.)
a35. Aisscbeidung des Bleies ans dem
KGrper mittels Jodkalium^ von Prof, Parkes.
(ßrit. Rev. April 1853,)
Metsens hat mit Sicherheit nachgewiesen, dass
die durch QaecksUbersalze mit organischen Substanzen
gebildeten Verhindungen durch lodkalium zersetzt,
das netatl in letzterem aufgelöst und so durch die
Nieren entfernt werden kann. Was vom Quecksilber
in dieser tiwsiciü gilt, will Vf. auch auf die Präparate
4es flleii*s angewendet wissen , <l«»ssen Verbindungen
sich in Jodkaliiim lOsen , weshnlh letzteres als Pro-
pbylakticujn und direcles Heilmilttl gegen Bleiver-
giftungen angesehen werden kann« Vf. sucht diess
a« einem ober 2 J. dauernden PhII« von Bleilähmiing
nachzuweisen , hei weldiem der vor dem Jodkalium-
gebrauche gelassene Urin keine Reaction auf Blei
zeigte, während nsch Anwendung jenes Präparats in
ÜQsen von iOUr, hei leerem Magen, sich Bleireaction
einsleUte, Das darreichen im nüchternen Zustande
ist nothweadig, und die sonst durch die üagcnsäuren
enUiUiJliej»de 2er8.eizuAg des Jodkaliums zu vermeiden.
(JuL Claras.)
836. Heber OrfiU's Ketbode eine Sebve-
felsinrevergiftllOg chemmh nachzuweisen ^ von
Dr. H. Hirzel. (Zlschr, d. Pharm, Ver. 6. 1853.)
Orfila giebt folgendes Verfahren an. Man
bringe die erbrochenen Flüssigkeiten so wie die Gon-
tenta des Darmkanals in eine Porcellanschale u. koche
sie einige Augenblicke mit destillirtem Wasser; auch
den Hagen und Darmkanal zerschneide man erst in
kleine Stücke und behandle sie in der Wärme we-
nigstens 1 Std. lang mit Wasser; die erhaltenen Lo-
sungen filtrire man , dampfe sie auf Y30 i^res Volu-
mens ein , übergiesse den hierbei erhaltenen Bück-
svaod mit der 3— 4fachen Menge Aether und sqhüttle
dieses Gemenge langsam und vorsichtig , ao <lass der
Aelher und die übrige Substanz sich mehrmals be-
rühren. Schüttelt maq sehr heftig, sq vermischen
sich Aelher und der wässrige Rückstand , besonderß
wenn zu viel Fell da ist , zu innig und trennen sich
dann nicht mehr in 2 Schichten, was beim langsamen
Schütteln geschieht. Enthält nun die mit Aelher
Ubergossene, als Rückstand beim Concentriren ge-
bliehene Flüssigkeit freie Schwefels., so entzieht der
Aetlier derselben etwas Schwefels, » ohne jedoch
schwefeis. Salze, welche auch vorhanden sein konn-
ten, aufzulösen. Die obere ätherische Schicht» diß
sich aUo beim langsamen Schütteln auascbeidel, wir4
nun abgegoasen und 2—3 Std, in einer pffepen Por*-
ceUan$chale an der Luft flehen gela^^en« wobei der
Aelher verduoatet, während die von deiiiaeJI»en auf-
genommene Schwefels. zurl|(^kbleibt nnd dai^n leiebt
an ihrem Verhalten zu Chlorbaryum erkannt iver4i9|i
kann. Sehr exnpQndlich ist auch daß V^rfahrei«»
wenn man den gebliebeaen Rückstand • ntichdexn der
Aelher verdunstet ist , in einer engen GlasrOhr^ tnU
etwas metallischem Kupfer erhitzt und Ober die Oeff-
nung der ROhre ein in ein Gemenge von Stärkekleiaier
und Jodsäure getauchtes Papier hält. Beim Erhitzen
von Kupfer mit concenlrirter Schwefelsäure entwickelt
sich schwefligsaures Gas, welches das mit Jodsänre
getränkte Papier sogleich blau färbt, indem es redu-
cirend auf die Jodsäure einwirkt und aus derselben
das Jod ausscheidet, welches dann mit der Stärke
die blaue Verbindung bildet.
Diese Methode Qrfila's erklärt Vf. für gänzlich
unzuverlässig. Dieselbe beruht auf der Voraua-
Setzung, dass der Aelher im Stande sei, wässrigen
Flüssigkeiten , welche freie Schwefelsäure euthalten»
beim Schütteln mit denselben die Schwefelsäure zu
entziehen und auf diese Weise von Substanzen zu
trennen, welche sich , wie namentlich die schwefeis.
Salze, gegen die Rcageniien wie freie Schwefels, ver-
halten, u. deshalb leicht zu der unrichtigen Annahme
einer Vergiftung mit Schwefels, verleiten kOnnen, wo
keine solche vorgekommen ist. . Nun aber bestätigt
sich die Annahme, der Aelher entziehe wässrigen
concentrirten FtUsNigkeiten etwas Schwefelsäunr,
nicht; denn schüllell man reine conrentrirte eag-
li.sche Schwefels, mit dem 8 — lOfachen VoJtt|»efi
Aether und läsat dieaes Gemenge in eipem gii^ ve?-
24
II. Hygieme, Diätetik, Pharmakologie u. Toxikologie.
sclilosseiien GefSsse und uDler öfterem UmscliQttelD
.2 — 3 Tage stehen , so bleibt die Hauptmasse der
Schwefels, ungelöst u. nur der auf derselben schwim-
mende Aeiher hinterldsst beim Verdampfen ein wenig.
Wird aber ein Theil dieses schwefelsaurehaltigen
Aelhers abgegossen , und nur mit der Hälfte oder
noch weniger seines Volumens Wasser geschüttelt,
so entzieht schon diese geringe Menge Wasser die
Schwefels, auf das Vollständigste. Schüttelt man
Aether mit Schwefels., die mit der Hälfte oder nur %
Wasser verdünnt ist, so wird von dem Aether keine
Spur von Schwefelsäure aufgenommen.
Diese Verhältnisse werden noch ungünstiger bei
Flüssigkeiten , die organische Substanzen enthalten,
indem diese ebenfalls die Schwefels, hartnäckig zu-
rückbehalten, so dass sie dieselbe sogar an das Wasser
oft erst nach längerer Digestion abgeben. Es ist
daher nur von Zufälligkeiten abhängig, wenn einmal
ein Aether beim Schütteln mit einer solchen Flüssig-
keit etwas Schwefels, aufnimmt, was dadurch ge-
schehen kann , dass in der Flüssigkeil sich eine in
Aeiher lösliche Substanz befindet, welche dann den
Uebergang von etwas Schwefels, an den Aeiher ver-
mitteln konnte. Hat man aber in einer Flüssigkeit
solche Substanzen nicht, so müssle man dieselbe vor
dem Schütteln mit Aeiher bis zur höchsten Concen-
tration eindampfen und dann kai^n man in einer so
concentrirten Lösung die freie Schwefelsäure ohne
Anwendung von Aeiher schon daran erkennen , dass
sie mit organischen Substanzen, z. B. Zucker, augen-
blicklich schwarze Gemenge bildet. Es entspricht
demnach Orfila's Methode den Bedingungen einer
genauen Untersuchung in keiner Beziehung, denn
1) wird nach derselben immer nur ein kleiner Theil
der vorhandenen Schwefels, isolirt; 2) kann leicht
eine Vergiftung mit Schwefels, vorgekommen sein,
ohne dass es möglich ist, diese nach 0.*s Methode zu
/entdecken ; 3) das Gi^lingcn der Uritersuchung hängl
von Zufülligkeilen ab.
Viel sicherer ist das von Schneider angege-
bene Verfahren. Die beim Auskochen der verdäch-
tigen («adavertheile mit Wasser erhaltene und nach
dem Filtrircn bis auf den 8. Theil ihres ursprüng-
lichen Volumens eingedampfte Flüssigkeit wird nicht
mit Aether, sondern mit mö{^lichst concentrirtem
Alkohol gescliültelt, welcher die schwefeis. Salze
niederschlügt, dagegen leicht die freie Schwefelsäure
nebst organischen Substanzen aufnimmt. Die klar
abgegossene alkuholische Flüssigkeit wird dajin mit
Wasser verdünnt und zur Entfernung des Alkohols
geiindi* erwärmt. Der lUlckstand wird zur Zer-
störung der organischen Substanzen mit Salpeters,
erhitzt , dann wieder conctntrirl und z. Tb. durch
Chlorbaryum geHlIll, z. Th. , um die Entwicklung
von schwefliger Säure zu beobachten , mit ni'etal-
lischcm Kupfer erhitzt. Diese Methode entspricht
allen Bedingungen vollsländig, denn 1) kann alle Schwe-
fels, von dem Alkohol aufgenommen werden. 2) Die
Vergiftung mit Schwefels, kann nicht slattgefunden
haben, wenn diese Methode ein negatives' Resultat
liefert, mit Ausnahme des Falles^, wo grosse Meogei
von Alkalien oder Magnesia als Gegengifte gegeben
worden sind , dass dadurch die freie Schwefels, ge-
sättigt worden ist, was jedoch selten vorkommt. 3) Die
Untersuchung hängt nicht von Zufälligkeiten ab.
(Julius Clarus.)
837. üeber den Biss der GifUchlangei;
von Dr. v. Tschudi. (Wien. med. Wchn^chr. 30.
1853.)
Mit Bezug auf die dem Gerüchte nach vor Kurzes
von einem Arzte in der Nähe Wiens an einem angeb-
lich von einer Giftschlange Gebissenen vorgenommeDc
Amputation des Daumens , tadelt Vf. dieses Verfahren
bei allen Schlangenbissen, da seinen Erfahrungen
nach eine derartige Operation nur dann nützen kann,
wenn sie gemacht wird, ehe das Gift in den Blut-
kreislauf übergegangen ist; also ist schnelles Ab-
hauen des Gliedes unmittelbar nach dem Bisse weil
rationeller. Ausserdem theilt 'er aus seinen , theii-
weise in Südamerika gemachten, Erfahrungen Ober
Schlangenbisse Folgendes mit. Vipernbisse sind im
Allgemeinen in Europa durchaus nicht lebensgefähr-
lich, und bei einer zweckmässigen Behandlung vei^
schwinden die localen Entzttndungs - die Fieberer-
scheinungen und die Symptome des Reizes der Gen-
tralnervenorgane schon nach 3 Tagen , nur bei gänz-
licher Vernachlässigung der Wunde können bedenk-
liche Folgen eintreten. In den TropenlKndern gehört
der Biss der Giftschlangen zu den geRihriichsten Ver-
letzungen , namentlich wenn dabei sehr blutreiche
Theile getroffen werden, doch sind die gefährlichsten
Schlangen nicht so häufig. Die besten Gegenmittel
sind : Unterbinden der verletzten Glieder (Aussaugen
der Wunde nützt nicht viel), Aetzen mit Butyram an-
timonii , Ausbrennen , hinterher ein starkes Brech-
mittel aus Tart. stib. , später leichte Anliphlogistica.
Die Indianer geben frische menschliche Excremente
mit Wasser zu einem Brei gerührt , worauf heftige«
Erbrechen und eine copiöse Transspiration erfolgt.
Als V. T.*s Angaben im Allgemeinen bestätigend
theilen wir aus der Gaz. desHöp. (81. 1853.) nach-
stehenden Fall mit.
Ein Officierivard in Nordamerika auf der Jagd von eioer
Klapperschlange in den Zeigefioger der linken Hand gebissen,
und empfand sogleich einen auaserst heftigen ?on Uebelkett
begleiteten Schmerz. Er saugte die Wundslelle aus, t»aBd
eine Ligatur um den Finger, scarificirle die Wände ood
wandte dann ein unter dem Namen ^Mittel des Westen* be-
kanntes Vcrfabreo an, d. h. er betrank sich so stark als mög-
lich in Whisky. ' Der Arm schwoll bedeutend an , doch bil-
dete sich nach einigen Tagen , während er abwecbselod Ca-
schläge, Ammoniak innerlich und äusserltch , Jod , CaloDcI
und Dowerscbe Pulver brauchte, ein Schorf. Erst nach fast
ö Mon. war die Wunde veinarbl; die binrefTende Phalaot
blieb aber sleif.
Tschudi bemerkt Übrigens beiläufig, dass unter
keinem Verhältnisse so häufig traumatischer Tetanus
auftritt als beim Schneiden des Zuckerrohres (den
beliebtesten Anten thaltsorte der Schlangen) indem
die harten scharfen Stoppeln den Negern die nackten
Fttsse verwunden. (J >i 1. C 1 a r o s.)
III. Ptthokgk, Therapie u. medicüuflche Klinik.
SS
111. Pathologie 9 Therapie nnd medicioische Klinik.
838. Die mikroskopUehen Gefisserweite-
nmgeil ^^< HimentsUndungeu und Geisteskrank-
heilen; nach E. H. Ecker in Utrecht, mitgetheilt
fOB J. H. F. AI her 8. (Deutsche Klin, 26. 1853.)
Die Marmorfarbe der Hirnsübstanz entsteht, wenn
die feipslen Gefirsse derselben, welche sonst kein Blut
fabreop mit Blut erfallt werden. Man findet nJfnilich
in der Marknasse so kleioe Genäse (0.0005 -0.001
Mmlr.), dass sie kaum Blut aufzunehmi^n fHliig schei-
nen ; diese sind im Hirnmarke so znhlreich , dass
dieses kaum weiss erscheinen konnte, wenn jene alle
mit Blttl erfallt würeo. Im gesunden Zustande geht
Diilunler das eine oder andere Blulkiirpfrchen hin-
durch ; werden sie aber im Stadium Her Cnn^'f>stion
mit mehrern KOrperchen erfallt, so enlshihi rlie ro-
sige Farbe des Markes. Diese BlulUberrullung theill
sich dann aurh den grossem Gefissen mit, so dass
man aberall den schönsten Netzen begegnet, welche
die aberfüllten Gefjlsse in allen Hirnlheilen bilden.
Geht die Coogeslion in Entzttndung über, so sind die
Netze dicht beisammen, die Gef^sserweiterung un-
gleich vertheilt an umschriebenen Stellen. Die Er-
weiterung kann das Sechsfache des normalen GeHlss-
dufohqAess ers betragen, sie kann nur örtlich, fast
ajieurysme narlig auftreten. Durch diese (lefösser-
weiterwig werden ohne Zweifel die NervenrOhrchen
ebenso getirflckt, als wenn Blut ergossen wXre.
Vf. untersuchte die Haargefässe des Gehirns von 3 Tob-
iüchtiseQ , wv chrooiMbe Henipsitis mit mehr weniger aus-
gebildeter Scbwachsinoigkeii und Blödsinn vorausgegangen
war. Der i., 70 Jahr alt, schon mehrere Jahre blödsinnig,
früher Maniacus^ mit heftiger Hirocongestion , starb an bran-
ügem Decubitos. Zwischen Aracbootdea und Pia meniui eine
albumindae, nulcbfarbige Schicht , welche die Gefässhaut be-
deckt; die Capillargefasse der grauen und weissen Substanz
sehr erfüllt, ihre Stämme bis zu 0,175 Mmtr. erweitert, un-
gleich ausgedehnt, zum Theit gewunden, keine Btutergies-
Mogen. Besonders war die Oberflicbt der Binde unter der
Pia mater durch die grosse Anzahl Haargefässe bemerkbar,
letztere selbst nicht beträchtlich erweitert; so auch in den
TbaUmis und Corpp. striatis. Zahlreiche Netze von Venen-
ond Arterienstammen, fibermässig angefOllt. — Im 2. Fall
acate Maoie, aacbber Blödäan mit Lähmung, schwankender
Gang , «fsebwerte Sprache ; ia den letzten Monaten mehrere
ipopleiktische Anfälle. Beichliche Ergiessungcn in Aracb-
noidea und Pia mater, die Gefässe hier, wie in der Dura
mater sehr mit Btut erfillt; die Capillargefasse aufTallend er-
«eii«rt, so auch deren Stämme, ebwatil in miodtren» Yer-
hlllaisss, Eiateffgiassangen* Ae^nliche Gefasaerweiterungen
in den Corpp. atriat. nnd Thalamis mit schön ausgebildeten
Netzen^ die Erweiterung war hier weit beträchtlicher, als im
vorigen Falle, selten war sie partiell, einige Gefässe gewunden,
hier med da Btatergiessung. Sehnliches Verhalten im Pons
yw{, , 80 vie in der weissea «ad grauen Substanz des Ge-
Inms; bei den centralen Gefasaen massige Blutergiessuog. —
^ 3. Fall. Maniacus, seit mehrern Jahren blödsinnig, ver-
^ni, geschwätzig, lebhaft, slait apoplektisch. Beichlicbes
wdat in der Pia mater, sehr zahkeiehe , ansehnlich erwei-
MM. Jthdih. Bd. tO. Hr
terte Capillargefasse in der grauen und weissen Substanz. An
vielen Stelleo Blutunterlaufuogen au denr Stamme derselben,
welche von Blutexsudat herzurühren scbeioeo, wahrscbeinlich
vom letzten Anfalle herrührend und Todesursache. Im kleinen
Gehirn die Stämme der Capillargefasse viel weiter, als in
irgend einem andern Gehirn ; an mehrern Stelleo desselben
die centralen Gefässe der grauen Substanz ohne alle Biuter-
giessung, Capillaren deutlich erföllt, jedoch weniger ausge-
dehnt als im a. Falle.
Vergleicht man diese 3 Fslle, so scheint im 1.
der Kr. bei den erweiterten Haargef^ssen und erwei-
terten Stämmen durch Hirndruck , nicht durch Apo^
plexie und Blulergiessuug erschöpft, gestorben zu
sein. Im 2. waren die apoplektiscben Anfälle hef-
tiger, die Congestion anhaltender, womit dijB Erwei-
terung der Gefässe abei einstimmt. Die festen Blut-
ergüsse im Corpus slriatum und im kleinen Gehirn
unmittelbar um die Stämme bedingten hier den Tod.
Im 3. starb ^er Kr. nach einem sehr heftigen Anfall,
bei ihm waren die Blutergiessungen im kleinen Gehirn
viel häufiger, die Geßfsse im Gehirn sehr erweitert.
Vf. hat nun in einer Tabelle die Besoltate der
mikrometrischen Messungen der Hirngef^sse zusam-
mengestellt, aus welcher sich ergiebt, dass die Uiro-
blutgefässe , sowohl die Stämme der Capillaren , als
diese selbst, bei den 3 Tobsüchtigen, welche an Ence-
phalitis starben , weiter waren , als beim gesunden
Menschen ; namentlich bei Nr. 2 und 3 «ind in der
Rindensubstanz die Genissstämmchen weiter (0,275
— 0,310 Mmlr. zu 0,152 Mmtr. beim Gesunden);
die Capillargefasse waren besonders bei Nr. 2 grOsser
als in andern Fallen (0,0093 Mmlr.) , die durch die
Zahl der GeHisse sich auszeichneten, im kleinen
Gehirn waren die Stämmchen grosser als in der Hirn-
rinde, die Capillargefasse bei allen dreien erweitert.
Die grösslen GeHissstämmchen kommen im Corpus
striatum vor; die Capillaren waren hier etwas weiter,
besonders aber ungewöhnlich zahlreich vorhanden.
Es geht hieraus hervor, dass in der Encephalitis vor-
zugsweise die Stämme der Capillargefasse erweitert
werden , und zwar in der acuten noch mehr als in
der chronischen. — Durch die Ausdehnung der
Oefässstämmchen des, Gehirns wird dessen Structur
verletzt uad die Hirnfasern comprimirt , was dieselbe
Wirkung haben muss , als wenn das Gehirn durch
Blutdruck comprimirt würde; durch ihre grosse An-
zahl nehmen die GefätisstMmfficlien schon einen grossen
Raum ein und mUssen deshalb einen beträchtlichen
Hirndroek bewirken.
Schröder V. d. Kolk schneidet, um die Hirn-
gefässe mikroskopisch zu untersuchen» bevor sich das
Blut noch Jtis den HirngeAlssen entleert hat, Lamellen
von 1 Mmtr. Dicke aUs und breitet sie einzeln Über
eiu Glas, damit sie schnell trocknen. Sind sie nach
HfUl.
26
ill. Palhoiogie, Therapie u. mediciniscke Klinik.
einigen Tagen ganz ausgetrocknet» so dass sie sich
ohne zu zerreissen, zerschneiden lassen , so entrernt
er alle Ungleichheiten von ihrer Oberflache mit dem
Messer, bis sie ^/^ Mmtr. dttnn geworden sind, wor-
auf sie unter dem Mikroskope durchsichtig werden.
Sie werden dann mit Balsamum canadense befeuchtet
und zwischen zwei Glasplatten verschlossen , worauf
man die schönsten Gefassverzweigungen beobachten
kann. (Krug.)
839. Gangran des Gehirns nach DecubUai-
hrand; von Dr. Günsburg. (Das. 21.)
Zur Widerlegung Henle's,, welcher die vom
Vf. vielfach beobachtete Verbrettung von Eiter, Krebs-
jauche u. s. w. durch die LymphgeüKsse bezweifelt,
theilt G. nachfolgenden Fall mit.
R. , wabnsiDDiger Verbrecher, seit Jahren im Zustande
allgemeiner Paresis, bekam Decubitalbraod , welcher einen
grossen Tb eil des an seiner äussern Tafel nekrotischen Os
sacrum bioslegte , und starb nach mehrwöcbentlicher Dauer
aller Symptome der Hirnwassersucht. Körper abgezehrt,
Baacbdecken angespannt; die Platten des Scbadelgewölbes
%*** dick, Diploe geschwunden, harte Hirnhaut blutleer,
Sinus longitud. erweitert, Pia mater verdickt, leicbt abzu-
lösen. ' Die Basis des Gross- und Mittelbirns, Hirnschenkel
und Sehhägel grünlichgrau und schwarz , völlig erweicht , von
einer kleinbröcklichen , aus Elementarkörnchen gebildeten
Blasse in grösster Nähe der flockigen Gefässreste imprägnirt.
Die Masse der Sehhugel verkleinert, in den 3 Hirnventrikeln
zusammen gegen 3 Unzen klares Serum , die Blulleiter an der
Basis cran. leer. Beide Lungen locker adhärent, in den
Spitzen einzelne banfkorngrosse völlig veränderteGranulutionen.
Lungengewebe blassbraun, hellröthliches Serum in den Bron-
chien , der rechte untere Lappen geschwellt , dunkelbraun,
verdichtet, blut- und luftleer. Im Herzbeutel etwas Serum,
Muskulatur mürbe , im rechten Ventrikel von' Serum durch-
tr&nkter FaserstoflT. Milz geschwellt, an einer huhnereigros-
sen, umschriebenen Stelle dunkelbraun, blutleer, Leber
blassbraun, fetthaltig, die Magenschleimhaut am Blindsacke
gelblich , verdickt , von varikösen Geweben durchzogen , di«
ilbrige Oberfläche warzig. Das grosse Netz nach rechts und
unten an den Peritonäaluberzug des M. iliacus int. angeheftet
(eine bei Irren häufig beobachtete partielle Omentitis). DQnn-
darmschleimhaut blass. Die Art. lienalis, bypogastrica sin.,
iliaca ant. sin. so wie beide Vertebraiarterien enthielten den
Pigmentzellen ähnliche kuglige Häufchen von Elementarköm-
cbei) und spindelförmige Körpereben , weltbe kleine grumöse
Theilcben, mit denen der Hirnbasis identisch, darstellten.
Dieser Befund in Haut, Milz und Hirn einerseits,
in den Arterien andrerseits setzt wohl die Vertragung
nekrotisirter Gewebtheile ausser Zweifel. — Noch
erwähnt Vf., dass Hirngangrtfn »ur nach dem bei
lange Hinsiechenden entstandenen Decubilalbrand, nie
nach dem im Typhus so häufigen acuten Decubitus
beobachtet wurde. (K r u g.)
840. Geheilte Epilepsie; von Dr. Herpin in
Genf. (L'Union 72. 1853.)
Vf. theilt im Nachfolgenden abermals 2 Fälle von
Epilepsie mit, welche durch das von ihm empfohlene
Heilverfahren dauernd gehoben worden sind.
I. Ein junges Mädchen von 20 J., Nähterin, bei welcher
die Krankheit zuerst mit Schwindel auftrat, worauf aber zuerst
in längern Zwischenräumen , später in kurzern Pausen wirk-
liche epileptische Anfälle folgten, ward ausserdem noch häufig
von unwillkArlichen Erschfitteruogen des Körpers (secoosses)
heimgesucht, welche sich jedoch meist auf die Oberextreni-
täteo beschränkten , so dass sie das , was si« ebeo in den
Händen hatte, fallen lassen musste. Vf. verordnete das Ziak-
oxyd und liess dasselbe 4 Monate lang in steigender Doib
brauchen, so dass sie zusammen 140 Grmm. bekam. Fat.
vertrug das Mittel im Ganzen gut; wegen zeitweilig auflretea-
der Cardialgie wurde bisweilen Magist. Bism. interponirt, ah
aber später deutlich ausgesprochene Symptome der Chlorose^
womit sich ein habitueller unerträglicher Kopfschmerz verband,
auftraten , wurde das Zink eine Zeit lang ausgesetzt und mit
Eisenmitteln vertauscht. Während dessen trat zwar keia
epileptischer Anfall auf, allein der Schwindel und die Eracköi-
terungen des Körpers dauerten fort, so dass Vf. nach geheilter
Chlorose zu dem Gebrauche des Ziokozyds zurückkehrte.
Fat. ist jetzt seit 4 Jahren von ihren Zufällen ganzlich be-
freit und vollkommen gesund; die Kur hat, mit Ausschluss der
interponirten Stahlkur, 7 Monate gedauert , und es hat Fat
während der Zeit 250 Grmm. Zinkozyd verbraucht.
II. Ein kleines Mädchen von 2 J., gut genährt, lebhaft,
etwas boshaft, mit noch offener vorderer Fontanelle , hatte
seit ihrem 6. Lebensmooate anfangs wöchentlich 1 oder 2,
später häufiger , innerhalb der letzten tt Tage 12 epileptische
Anfälle. Sie kamen meist am Tage, gewöhnlich Morgens,
traten selten mit einem Schrei auf und gingen gewöhnlich ia
mehrstündigen Schlaf über. Vf. gab auch hier ausschliesslich
das Zinkozyd beinahe 6 Monate lang, begann mit 0,20
Ctgrmm. , stieg bis zur Mitte des 3. Moo. allmälig auf 1,80
Grmm. und liess diese Dosis bis Ende der Kur fortnehmen.
Das Kind vertrug das Mittel im Ganzen gut , nur einige Male
trat Widerwille und Erbrechen ein, was sich aber nach kurzer
Pause wieder verlor. Die Anfälle nahmen in den ersten Mo-
naten nur langsam an Häufigkeit ab ; im 3. nur noch 7 , in
4. ein einziger, nach diesem 23 Tage Pause, dann noch
1 Anfall, der letzte. Seit 4 J. ist das Kind ganz befreit ood
hat sich gut entwickelt. Es hat während der Kur von nicht
ganz 6 Mon. 200 Grmm. des Zinkoxyds genommen.
(J^rng.)
841. Ueber Veitstanz u. dessen Bekmdimg
mit baldriansaurem Zink; von Prof. Dr. S e r a p i o
Escolar. (Journ. de Bord. Juin. 1853.)
Vf. zieht aus 5 mitgetheilten Füllen von Veitstanz
folgende Resultate. 1) Für die Pathologie. Die
nervösen Erscheinungen beim Veitstanz sind so charak-
teristisch , dass sie mit andern nicht leicht verwech-
selt werden können. Namentlich unterscheidet sich
derselbe von andern Convulsionen durch seine immer-
wührende Fortdauer, ferner dadurch, dass bei ihm
Extensoren und Fiexoren gleichmassig afficirt sind,
wahrend bei jenen die Fiexoren meist allein ergriffen
werden. Die Contraction der Muskeln beim Veitstanz
ist jüh und unsicher, daher die davon befallenen Sub-
jecte kleine Gegenstände nicht erfassen können. Von
dem TaranleUanze und der Tanzwuth unterscheidet
sich der Veitstanz dadurch, dass bei jenen die Be-
wegungen coordinirt und nicht ganz unfreiwillig sind,
2) Für die Therapie. Allgemeine oder örtliche
Blulentziehungen hxlt Vf. für sehr zweckmässig, wenn
die Krankheit acut und Symptome allgemeiner oder
localer Plethora vorhanden sind. Brechweinstein,
allein oder mit drastischen und aDthelminthischea
Mitteln verbunden, ist nicht ohne Gefahr und nur an-
zuwenden, wenn die Krankheit mit chronischen
Gastrointeslinalleiden oder Wurmbeschwerden zasam-
menhangt. Von Belladonna, Opium und Stramoniuni
hält Vf. nicht viel. Eisenpräparate passen, wenn die
III. Pathologie, Therapie iL medieiniache Klinik.
27
KrkbL partiell , sympathisch oder metastatisch , na-
mentlich in Folge von Uterinleiden auftritt. Silber-
salpeler, Arsen, Beifosswurzel, Schwefelsäore, Aether,
Terpentin, Kupferammoninm , Jod, Brechnuss n. a.
stehen ihren Wirkungen nach zu unsicher da und
sind theilweise zu geHlhrlich , um empfohlen werden
zu können. Hingegen ist das baldrians. Zink zufolge
der 5 milgetbeilten Falle nicht allein sehr wirksam,
sondern auch völlig ungefährlich, da es von 10 — 75
Ctgrmm. in Pillen ohne allen Nachlheil gebraucht
wurde. Alle beobachteten Falle waren acut, idiopa-
thisch und allgemein ^ d. h. es erstreckten sich die
Zuckungen fast auf sümmtliche Muskeln u. waren an-
dauernd. (Jul. Clarus.)
842. neber denUIcerationsproGese im Kehl-
kopfe 3 von Dr. H. R h e i n e r in WUrzburg. (Vir-
chow*s Arch. V. 4. 1853.)
Die vorliegenden umfassenden Untersuchungen
bilden eine interessante Fortsetzung der frühem Ar-
beiten des Vrs. aber einige histologische Verhältnisse
des Kehlkopfes (Jahrbb. LXXVI1I. 4. u. 5.)
Vf. warnt zunächst , die in der Leiche vorgefun-
denen krankhaften Erscheinungen im Larynx als durch-
aus maassgebend fDr die Beurtheilung der Verände-
rungen im Leben anzusehen , da wir jene oft erst zu
einer Zeit zu Gesicht bekommen, wo die verschieden-
artigsten Einflüsse auf das Verhallen der Theile an
der Leiche einwirkten. Diess gilt besonders von der
Rothung der Schleimhaut als EntzUndungsphSnomen.
Im gesunden Larynx nämlich ist die Schleimhaut,
wenn nicht Blutsenkung stalthatte, vollkommen blass,
hie und da sogar weisslich seidenglänzend. Diese
Blässe rflhrt aber nicht von einer geringen Vascula-
risation, sondern von dem Beichihume der Schleimhaut
an elastischen Elementen her, die aber dem submu-
kösen Gewebe ein dichtes Fasernetz bilden und, wie
Vf. glaubt, durch einen gewissen Grad von Spannung
den Blutrttckfluss in die Venen befördern , während
sie den Zufluss aus den Arterien verhindern. An
den obern, und besonders an den untern Stimm-
bändern, wo die elastischen Netze am dichtesten
sind, ist daher auch an der Leiche die Anämie am
bedeutendsten ; und wo eine wirkliche Hyperämie der
Schleimhaut besteht, erscheinen vorzugsweise nur
jene Theile geröthet , welche mit weichen Theilen in
Verbindung stehen. — In Fällen, wo eine Ent-
zündung der Schleimhaut während des Lebens vor-
iQsgesetzt werden musste , fand Vf. die Spuren der-
selben an der Leiche gewöhnlich^ nur da deutlicher
ausgesprochen , wo durch die längere Dauer der Er-
krankung die Elasticität sowohl der Gefässwände als
des sie umgebenden elastischen Gewebes beeinträch-
tigt war. Daher findet man wohl auch bei Croup,
der meist sehr rasch verläuft, die unter der Pseudo-
membran liegende Sehleimhaut nicht selten blass und
ioämiseh, so wie beim Oedema glottidis die bauchig
aufgequollenen Schleimhautfalten blassgelblich und
blutleer, obgleich jener wie dieses höchst wahr-
scheiDlich die Folge eines congestiven Zustandes ist.
Die Blässe der Schleimhaut kann aber auch von einer
festen Infiltration herröhren, die aus geformten Theilen
besteht, wie namentlich im Umfang von Geschworen.
— Wenn die Blässe der Larynxschleimhaut auch der
gewöhnliche Befund ist , so sah doch Vf. andrerseits
einen Fall von chronischem Bronchial- und Laryn-
gealkatarrh, wo die Schleimhaut der Trachea hart
bis an den untern Anfang der Larynxhöhle eine gleich-
massig mit Blut getränkte , dunkelrothe Fläche dar-
stellte, und wo ausser den Gefässen auch das die
Maschenräume ausfüllende Gewebe injicirt war. Im
Larynx selbst, doch unterhalb der Glottis, fanden
sich nur einzelne punktförmige Herde, welchen ent-
sprechend ein kleines Gefäss verlief, von dem aus
durch einen Riss das Blut ins angrenzende Gewebe
extravasirt war. Die Stimmritze selbst war vollkom-
men blass, ausser einer ihrem Längsdurchm. entspre-
chenden Streifung, die von Injection kleinerer Gewisse
herrührte. Die weichen Theile über ihr waren wie-
derum deutlicher hyperämisch.
Erweichungszustände der Larynxschleimhaut fand
Vf. nur da, wo die Zersetzung auch im übrigen Körper
weit vorgeschritten war, oder als Folge einfacher
Maceration durch grössere Mengen Bronchialsecrets.
— Darin, dass auch eine im Leben präexistirende
Schwellung nach dem Tode verschwinden könne,
pflichtet Vf. Trousseau bei, sofern jene nämlich
durch flüssiges Exsudat bedingt war. Verdunstung
sowohl als Imbibition können das bewirken. Wo
aber die Schwellung durch Ablagerung fester Natur
entstanden war, kann wohl kaum ein merkliches Ab-
schwellen zu Stande kommen.
Die Ulceraäonen im Larynx sind immer con-
secutive Zustände Die primitive Störung geht ent-
weder von irgend einem Theile u. Gewebe des Kehl-
kopfes selbst aus , oder , was aber ungleich seltner
stattfindet, es bricht ein uIcerativerProcess von aussen
her (von den Halsdecken oder vom Oesophagus) in
den Kehlkopf durch. Häufiger beginnt eine Entzün-
dung in dem unmittelbar den Knorpel (und zwar am
häufigsten dessen innere Fläche) umgebenden Faser-
gewebe als sog. Perichondrilis laryngea, deren eitrige
Producte zuletzt nach innen durchbrechen; das hier-
durch entstandene Geschwür eröffnet sich immer
weiter nach der Larynxhöhle und wird durch die
Garies oder Nekrose des festen Gerüsts unterhalten.
Am häufigsten endlich beginnt die primäre Erkrankung
auf der Schleimhaut selbst und fuhrt erst in der Folge
zur Ulceration , die gleichfalls an der Oberfläche be-
ginnt und von da in die Tiefe greift, und entweder
ein Gewebe nach dem andern zerstört oder sich in
einer beliebigen Schicht begrenzt.
Die Disposition der einzelnen Localitäten des
Larynx zur Ulceration hängt wesentlich von den Com-
plicationen ab, unter deren Einfluss die Ulceration
auftritt, indem die eine Form diese, eine andere jene
Stellen mit Vorliebe zum Ausgangspunkte wählt.' Mit
Louis übereinstimmend fand Vf., dass bei Phthi-
sikern die Häufigkeit der Ulcerationen von den höher
38
IIL Pathcrftgie» Therapie n. medicimobe Kliafk.
gelegenen Theilen des Lat7nt nach unten nnimnil,
dass ferner die hintere CommisBur der Stimmbänder
und die angrenzenden Tlieile , ao wie die Basis der
Giessbeckenknorpel am häufigsten , die Stellen ober-
halb der Stimmritze aber mit Ausnahme der untern
FInche des Kehldeckels seltner ergriffen werden. Geht
die Verschwörung hingegen von einer Follicolarent-^
zflndung der Schleimhaut des Pharynx und Larynx
aus, so betrifll sie besonders die oberhalb der Stimm'-
ritze gelegenen Theile, da diese dem Ausgangspunkte
der Affection am nächsten liegen. Dieselben Stellen
vorzugsweise befallt die Syphilis » da auch sie meist
vom Schlünde ausgeht; namenllich zerstört sie sehr
häufig den Kehldeckel theilweise oder ganz. Das-
selbe gilt in vielen Psillen vom Typhus , wenn er mit
oberflüchlichen Ablagerungen u. Verschwarungen der
Kehlkopfschleimbaut auftritt, wahrend andere Male
rasche Abscedirungen in der Tiefe entstehen u. das
Knorpelgerflst in grosser Ausdehnung biosiegen. Die
einfache Perichondritis laryngea endlich befsllt nach
der gangbaren Ansicht meist ursprünglich di'n Ring-
knorpel, und zwar an seiner hintern Hälfte, während
der Giesskannenkoorpel nur secundär zerstört wird,
Vf. hingegen sah Öfter, u. zwar durchweg bei Phthi-
sikern den Giesskannenknorpel entblOst u. nekrotisch,
u. zwar in Folge ursprünglicher Perichondritis mit
consecutivem Durchbruch u. fistulöser Ulceration.
Wie die Entzündung, so ist auch die Versch wä-
rung der einzelnen Tlieile des Kehlkopfes von der na-
tarliclien BeschnlTenheit der consiituirenden Gewehe
abhängig, ebenso in Bezug auf ihr Vorschreiten, als
auf ihre gröbern Forniverliältnisse. Das Cpithelium
sowohl als die oberflächliche zarte Bindegewebslage
der Schleimhaut bieten ZerstOrungsprocessen nur
einen geringen Widerstand und gehen leicht in grös-
serer Ausdehnung verloren, während die elastische
Schicht, besonders da, wo sie zu hnndartigen Strängen
anschwillt, wie an der untern Slimmrilze, dem Vor^
schreiten der Zerstörung längere Zeit widersteht.
Geht die Zerstörung aber doch auf sie (iber, so ge-
schieht dicss in der Art, dass die der Länge nach
verbundenen FaserbOndel aus einander weichen und
so längliche Zwischenräume entstehen, welche durch
das allmälige Sichabfasern immer tiefer und breiler
werden. Daher haben die beginnenden, mehr ober-
flächlichen Uiceralionen der Stimmritze fast immer
eine gestreckte flache Form, im Gegensatz zu der
gteiclimässig rundlichen oder fetzigen mit Neigung zu
trichterförmiger Vertiefung, wie man sie an den wei-
chern, an elaiilischen Fasern weniger reichen Theilen
findet. In dem Baume unterhalb der Stimmritze u.
in der Trachea , wo die elastischen Fasern etwas
spärlicher sind und vorzugsweise der Länge nach ver-
laufen , haben die hier so häufig vorkommenden aph-
thösen Erosionen eine von oben nach unten verlän-
gerte Gestalt, die erst dann rundlich wird, wenn die
elastische Faserschicht zerstört ist, oder sich sogar
der queren nStiert , wenn , wie an der hintern Tra-
ehealwand , die quer verlaufenden Muskelfasern ler-
atört werden. Von dieser grossem Resistenz des
elastischen Gewebes rtShtt ea wahrscheiBÜch a«ek
her, dass uicerative Processe, wie der tyfibdii,
syphililisehe und foüicoläre einer», die Tradieil»
erosionen der Phthisiker andrerseits, ^t entweder
aus dem untern Theiie der Luftwege nachob«n, «der,
was häufiger, von oben nach unten verachreiten, sick
meist ziemlich scharf längs der Rinder der lulen
Stimmriuenbinder begrenzen. Dasselbe giU anck
vom sog. Glottisödem.
Die ätiologischen Momente der Larynxnleertb-
tionen geben ausser Traumen (eingedrungene fremde
Körper , atzende Substanzen , Schlag oder Sficii voi
aussen), ausser dem syphilitischen, typhösen, dipk-
theritischen und variolösen Processe vor Allem gleich-
zeitige oder vorausgehende Erkrankungen der Lungen
und Bronchien ab. Die erste Stelle nimmt hier die
Lungentuberkulose, bes. im Stadium der Phthiais ein,
der Art, dass ftlanche annehmen , in allen PäUea von
Larynxverschwärungen , in denen keine der obiges
ätiologischen Momente vorhanden sei, seien die
Lungen tuberkulös, u. dass diese weiterbin schlecht-
weg von einer Laryngophthise im Sinne tuberkulöser
Erkrankung dieses Organs sprechen. Die patbehh
gische Anatomie beschränkte zwar den ietitera Bs-
grifl*, brachte aber auch keine allgemeingiUige Aa-
schauung; denn während Louis, Troiiaseaa
u. A. dem Larynx den tuberkulösen Proceas voll-
kommen absprechen, nehmen Rokitansky, Aa-
dral u. A. eine (wenn auch nur selten wrkeairaeBds)
wirkliche tuberkulöse Laryngophthise an. Vf. faad
in 12 frischen Fällen von Larynxgescbwüren aiich die
Lungen tuberkulös, und zwar im Stadium verge-
rUckter Gavernenbildung ; bei aehr tief gebender , bis
zum Knorpel reichender Verschwäruflg waren auch
die Zerstörungen in den Lungen sehr bedeutead.
Den sog. rohen käsigen Tuberkel sah er nie im Kehl-
kopf, dagegen, gleich Hasse, zuweilen Tuberkd*
granulatiooen der Schleimhaut iMd danebmi kleine
rundliche GeschwUrchen von gleichem Uafeng, aber
mit flachem, nicht infiltrirtem Rand. -^ Woher ei
kommt, dasa unter dem Einflüsse der Lunge•t«^^
kylose die Larynzuloerationen am häufigsten zu Stande
kommen : ob eine Krankheitstibertragung dnrch Ver-
mitlelung des gleichen Nervenpaares stattfinde, oder
ob der Kehlkopf als integrirender Bestandlheil des
gesammlen Respirationsapparates eine Tendena bat,
in ähnlicher Weise wie die Lungen zu erkranken, oder
ob endlich das mit erweichter Tuberkel substa na ver-
mengte BronchiaL^cret auf irgend eine Weise die
Larynzschleimhaut inficire, — alle diese Verbalt-
nisse sind nocli unaufgeUart , die erstem auch ua-
wahrscheinlich. Am wahrachein liebsten ist noch die
Ansicht von Louis, welcher der ans verjanchendes
Gavernen summenden Flflssigk«it die Eigenschaft la-
schreibt« die La rynxsch leimhaut einlach au reizen a.
dadurch die Bihking zahlreiciier Eroaionen hervoran
rufen , zumal da die Schleimhaut des Kehikoplies aia
leicht zerstörbares EpitheJ besitzt, dss durch den mit
der Phthisis gleichseitig vorhandenen Katarrh sehr
IIL Pathologe, Therapie h« medicmiiehe Kliiilk.
80
9elock<ert «der seihet gaai ahgettoesen wird und so
leicht eine iwiniitelbare E«o wirkeng der. jauchigen
FlQaeigkeit zulNsei» wahrend die Schleimhaut üer
ohem Kishldeekelflaeh« der der Mti^d- unil Bachen-
htthle analog ond viel resistenter ist. Trotz aUedein
aber ist der Zuaammenhang der Kehlkopfveraehwi-
rimg mit der Lungenphlhise noch dunkcJ nod bleibt
es annallend« warum die grdaaere Mehriahl der Lue-
genphthiaiher, auch aolcher mit ausgebreiteten Zer-
störungen und äasaerst rDiiden, zersetzten Sputis Trei
von die»er Affection bleibt, warum noch mehr bei
Lungengangran keine analoge Schleimhautlasion ge-
funden wird.
Auch Vf. sieht sich ausser Stande, diesen Zusam-'
menhang des Lungen- und des Kehlkopfleidens au^
zuklaren, bringt aber noch einige beachtenswertbe
aiiologiaclie Thatsachen bei. Im Allgemeinen fand er
zwar ilie UUeration der Larynxschleimhaut in beiden
HalAen des Organs aufTallend symmelrisch veriheilt,
die rechtaeitige aber in der Regel weiter gediehen ala
die der andern Seite. In wie weit dieas damit zu-
sammenhangt, dass auch die Lungentuberkulose in
allen ihren Stadien eine Art von „Vorsprung auf der
rechten 8eite" tu haben pflegt, wagt er nicht zu ent-
scheiden. — Ferner glaubt Vf., dass ein mecha-
nisches Mooenl , die Reibting nämlich , die Dildufig
von UIcerationeu an bestimmten Stellen begünstigt,
wenn die LaryDxschJeimhant schon auf andere Weise
vulnerabler gema<Hit war. Vf. fand nämlich öfter
bei TuberkailOsen an den Processus vocaies der Cartt*
Mrytaen. kleine dreieckige Geschwttrclien mit wulstigem
Rand und «ngetn , trichterförmigem Eingang , der in
eine ziemlich tiefe und weite Hölile führte , in deren
Grand d«r Knorpel entblösi und nekrotisch war. Die-
selben sind meist symmetriseli , von gleicher Grösse
und Gestalt und decken bei Annäherung der Stimm-
bänder eiaander vollkommen. So gering aui'h im
gesunden Zustande der gegenseitige Druck dieser
Stellen sein mag, so kann er doch l>ei kata/rhaltscher
Schwellung der Schleimhaut merklich erhöht werden
lad leicht den ersten Ans tose zu Ulreralionen geben.
Noch wohrsclieinlicher wird Vis. Vermuthung dadurch,
dass er diese Gesdiwflre nicht s«lten für sich allein,
ohne Uhrerationen an andern Stellen fand. — Auf
eine gleiche Ursache reducirt V. eine andere Beob-
aebtung: er sah namlicb öfter neben der Ansatzstelle
der Plicae aryepiglotticae an dem freien Rande des
Kehldeokela, und zwar an seiner untern Flache, eine
erbsengrosse rundliche flache Erbebung mit dunklem,
iojicirteB Hofe, wahrend sie selbst blassrötblich u.
dabei vellkominen gkitt und glänzend aussah. Auf
dem Durchschnitte war sie graurolh , fast mark.arlig,
mit einer schwach trtiblichen Flüssigkeit durclUeuclilet.
Dia Flflsüigkeit sowohl als das Gewebe selbst zeigte
unter dem Mikroskope sehr kleine, dunkelglttnzende,
t^Uige und kernartige Elemente , die auf Essig«aure-
ausstz Iheils unverändert blieben , tlieiia eine blasse,
anganliegende Zellenmemliran um einen scharf «uar-
^lan Rem sehen iiessen, theils endlich als freie
Kerne mit i oder 2 glaaaenden Kernkörpercben «r-
schienett. Von EiteraeUen wäre« diese BleMMrie
durehatts verschieden. Daa Ganze war eine Fem
der Infiltration, wie sie beim Typhus in die Oarm<»
Schleimhaut und ihre Follikel geschieht. Da Vf. ferw
ner an denselben Stellen mitunter Gescbwttrchea sah,
so vermutbet er, dass dieselben aus dem Zerfalle
solcher Infiltrationen ' hervorgingen. Endlich sah er
auch zuweilen nur gleich grosse circumscripte Hypera^
mien, mit den AnDingen einer zelligen Wucherung
im subepitlielialen Gewebe an den nSmlichen Stellen
des Kehldeckels, d. h. an denen, die, wenn sich
jener schliesst, unmittelbar auf die Spitzen der Giess-
kannenknorpel zu fallen kommen. Letztere fand er
stets nur im Zustande der Schwellung, frei von einer
zelligen Wucherung und nachheriger Ulceration dea
Seh leimbautge wehes.
Wenn die einfach katarrhalische VerschwSrung
der Larynxschleimhaut in fast allen Fallen einer vor-
ausgegangenen und noch gleichzeitig bestehenden
Lungentuberkulose ihren Ursprung verdankt, so nimml
andreraeita die follikuläre Verschwarung im Pharynx
ihren Ursprung und schreitet erst in der Folge auf
den Kehlkopf ttber; aber auch bei letzterer iat oft
gleichzeitig Lungeninberkuloae vorhanden.
I. Die einfache katarrhalische Fersehwärung,
Vf. begreift unter, dieser, wie er selbst gesteht, etwas
vagen Bezeichnung alle die Ulceralionen , deren Ent-
stehung zunächst eine katarrhalische Erkrankung der
Schleimhaut vorausgeht. Ausser den Anfangsstadien
mancher aog. specifischen , z. B. der syphilitischen
UIcerationen gehören hierher vorzugsweise die Ver-
schwörungen, welche in den die Lungentuberkulose
begleitenden Bronchial- und Laryngealkatarrh ihren
Grund haben. Neben den UIcerationen aiebt man
daher die Symptome des Schleinihautkatarrhs, freilich
häufig mehr oder weniger verwischt. Die Röthung
der Schleimhaut fehlt häufig, und statt deren ist nur
ein injicirter Saum im nächsten Umfang des Ge-
schwürs vorhanden. Dasselbe gilt von der Schwel-
lung der Schleimhaut, die oft nur in der Nähe der
Ulceration bemerklieb, und entweder eine gleichmäs-
sige oder aber eine uneben wulstige, ja selbst war-
zenförmige isL Die Geschwürsränder, anfangs weich,
ziemlich glatt und gleichmässig nach innen abfallend,
ihrer Form nach bald rund, bald oblong, bald unre-
gelmässig zerrissen, werden im weitern Verlauf wul-
stig, mehr oder weniger härtlich schwielig, nach
innen zu radial gekerbt, mit feinern oder grölittm
Eicrescenzen besetzt, bis endlich der Grund von den
sich mehr und mehr nach innen umwerfenden Rundem
oft um ein Bedeutendes überwallt wird. So beson«
ders bei altem, durch Gsries der verknöcherten
Knorpel unterhaltenen Geschwüren mit fistulöser Be-
schaffenheit. In andern Fällen sind die Geschwürs-
ränder unregelmäasig zerrissen, sackig, wie auage-
nagt und haben ein jäh nach innen abfallendes,
schmutzig weisslichgelbliches Aussehen und eine halb-
breiige Consistens. Bei längerer Dauer wird die
Schleimhaut auch in weiterer Entfemiing häufig
30
III. Pathologie» Therapie u. medicinische Klinik.
sdiwieh'g dicht , verdickt , hypertrophisch : ihre fal-
tigen Theilc werden unfhrmlicb, starr, fast knorplig,
wodurch weiterhin die Giesskannenknorpel, der Kehl-
deckel II. s. w. verzerrt werden. Der GeschwUrsgrund,
anfangs flach» seicht und nur die olierflachlichen
Schleimhautschichten betreffend , wird später uneben,
fetzig, vertieft sich in der Mitte und erhalt so ein
trichterförmiges Aussehen. Das anfangs glasig ilurch-
scheinende, serOs fadenziehende Schleimhautsecret
ist jetzt graulich oder IrUblich weiss, dicklich, auf
der GeschwOrsfläche selbst deutlicher puriform, weiss-
lieh-gelblicli , oh von beigemischtem Blul schmutzig-
graurolh , zuweilen auch mit kleinen nekrolisclien
Gewebst beuchen vermischt. Da sich aber das der
verschiedenen Schleimhautstellen sowohl , als auch
das aus den Lungen stammende damit vermischt,
80 ist auf seine Beschaffenheit kaum ein VVerth zu
legen.
Die am Gewebe und an seinen Elementen vor^
gehenden Feränderungen sind in mikroskopischer
Beziehung wenig variabel bei den einzelnen Ge-
schwdrsformen des Larynx, sondern kehren mit ein-
zelnen unwesentlichen Modificationen wieder, weshalb
Vf. nur die Gewebsalleration des katarrhalischen Ge-
scbwars mittheill. Durch den beim Katarrh statt-
findenden vermehrten Durchtritt von Flüssigkeit wird
der Zusammenhang der einzelnen Epithelialzellen ge-
lockert, besonders da in der Tiefe eine gesteigerte
Zellenbildung stattfindet, u. die oberste Zcllenscliicht
wird weggeschwemmt. Die aussersten Flimmern
tragenden Zellen , welche im Normalzustande eine
glatte Flache bilden, auf der die Wimpern in dichten
Reihen aufsitzen, treten, wenn nicht schon alle Epi-
thelschichten zu Grunde gegangen sind, im weitern
Verlauf des Katarrhs sparrig aus einander, verlieren
die Wimpern und erscheinen nach oben mehr zuge-
spitzt. On geht der Epithelialüberzug in weiter Aus-
dehnung verloren und die homogene äusserste Lage
der Schleimhaut tritt frei zu Tage. Das die Stimm-
bänder Uberkleidende Pflaslerepithel dagegen bietet
dem Zerfalle einen viel grossem Widersland; die
Bildung seiner Zelten gehl immer fort, sie werden
sogar in noch grösserer Menge erzeugt, bleiben aber
auf unvollkommnen Entwicklungsslufen, da die gleich-
zeitig durchtretende FlOssigkeil zu massenhaft und
wMssrig ist, als dass sie ein daucrhaltes Binde-
mittel zwischen ihnen und ihrer (irundlage abgeben
konnte.
Die ober/lärhlichen ^itsscheidtmgen beim Ulce-
ralionsprocess bestehen aus einem bunten Gemisch
der verschiedensten Stoffe , die von erkrankten , von
zum Theil gesunden Partien des Larynx und aus den
Lungen stammen , wozu noch die aus cadaverOser
Zersetzung stammenden Bildungen kommen. Man
findet daher ofl nadelfOrmige Margarinkrystalle, Phos-
phate, Massen von Vibrionen, grössere Pilzbildungen»
z. B. den gewöhnlichen Soorpilz (doch diesen nur
dann , wenn er gleichzeitig in der Mumlhöhle vor-
kommt), eine grössere Menge zelliger Elemente , von
den einfachsten kleinen rundlichen Formen bin snr
vollendeten Epithelialzelle, Molekularmasse, Schleim,
Blut u. s. w. Im chronischen Stadium des Katarrhs
findet wahrscheinlich auch eine Separation des Epi-
thels Statt; wenigstens ist im Umfang der Geschware
gewöhnlich eine ziemlich dicke Schicht von Epithe-
lialzellen vorhanden, welchen aber der normale feste
Zusammenhang , die graduelle Anfeinanderschichtnog
der einzelnen Bildungsstufen abgebt Es sind ferner
fast durchweg pflasterförmige Zellen, auch an Stellen,
die im Normalzustande Flimmerepithel besitzen ; die-
selben erscheinen oft ganz dunkelspiegelnd , zasam-
mengerollt, ohne deutlichen Kern und KernkOrper-
chen, lose zusammengehauft, und zeigen nicht selten
Spuren weit gediehener endogener Theilung. Der
weissliche, fast membranartige Beleg, der sich zu-
weilen am-Geschwdrsrande oder in dessen Umgebung
findet, besteht aus massenhaft angehäuften Epithel-
zeilen mit dunkelgranulirtem Inhalt, doch wahr-
scheinlich nicht fettiger Natur. Eine Fettmetamor^
phose der Epithelialzellen im Larynx beobachtete St
überhaupt nie.
Das Schleimhautgewebe selbst endlich gebt bei
der UIceration folgende Veränderungen ein. Nicht
selten fand Vf. bei einfachem, zumal langer aodao-
erndem Katarrh , bei unverletzter Epithelialdecke die
hohem Schleimhaulschichten bis zn verschiedener
Tiefe mit kleinen zelligen Elementen infiltrirt, oft so
dicht, dass die fasrige Grundlage des Gewehes dt-
runter verschwand. Vermehrt sich die Zellenpro-
duction bestandig, so kann zuletzt die Girculation ge-
hemmt werden, in welchem Falle dann die Stellen
der Schleimhaut, wo die Anhäufung am dichtesten
ist, vollkommen weiss erscheinen. Noch häufiger
und deutlicher als beim einfachen Katarrh findet man
diese «Veränderung des Schleimhautgewebes in den
Randern und in dem Grunde von UIcerationen. In
den entwickeltsten Fallen dieser Art erscheint dann das
Gewebe auf dem Durchschnitte weisslichgelbl., etwas
hartlicher, dichter, fast blutleer, — welchen Befund
man ßllschlich für Tuberkel deutete. Da im Gewehe
der GeschwIJrsbasis gewöhnlich dieselbe Anhäufung
zelliger Elemente stattfindet, so scheint letztere dem
Vorschreiten der UIceration in die Tiefe vorauszu-
gehen. Denkt man sich nun die Verschwärung als
einen Erweichungsprocess , so wird das zwischen
den Zellen befindliche und dieselben zusammenhal-
tende Gewebe aufgelöst, so dass die Zellen selbst
frei werden und einen Theil des Secrets ausmachen.
Die Kehlkopfschleimhant besitzt keinen Papiilarkörper,
die sich hier findenden zottigen papillären Erhebungen
sind stets Neubildungen. Sie kommen nur im näch-
sten Umkreis von Geschwüren vor, und zwar nament-
lich darin, wenn schon die Knorpel ergriffen sind;
an *oberflSchlichen frischen Geschworen fand sie Vf.
nie. Diese papillären fFueherungen sind ofl sehr
zahlreich , und zwar dicht , aber ohne alle Sym-
metrie beisammen stehend. Ihre Gestalt ist sehr ver-
schieden: man sieht fingerförmige, keolenfilrmige,
IIK Pathologie, Therapie u. medicioische Klinik.
31
coDtsche Q. an ihrer Spitze gabiig getheille, bald sehr
lange und so schmale, dass eine Capillarschlioge ihre
ganze Masse auszumachen scheint, bald breite und
niedrige — alle bunt durch einander gemischl. Die
grösslen sitzen gewöhnlich auf dem wulstigen Ge-
schwtirsrande selbst, u. nehmen mit der Entfernung
vom Geschwür an Volumen immer mehr ab. Zu-
weilen bilden die einfachen Zotten grossere zusam-
mengesetzte Vegetationen , sie sind meist von einem
Pflasterepithel bekleidet. — In weiterer Entfernung
vom Geschwar ist die Schleimhaut nicht selten serös
geschwollen ; dann sind auch die belreifenden Binde-
gewebsbündel durchsichtig, zu fast homogenen, stel-
lenweise eingeschnarten Bändern aufgequollen; die
eingestreuten Bindegewebskörper sind grösser, ihr
lohalt blass granulirt. Am deutlichsten ist das in den
Schleimhaulfalten beim Glottisödem sichtbar. —
Andrerseits verdickt sich in den spatern Stadien des
VerschwJfrungsprocesses u. des chronischen Katarrhs
das Schleimhautgewebe nebst den tiefern Schichten
und wird zu einer härtlichen, dichten, weiss-schek-
kigen Masse. Unter dem Mikroskope findet man
dann das Bindegewebe von glänzend weisslicher Farbe,
homogener und dichter, ärmer an eListischen Fasern.
Die Bindegewebskörperchen schicken nnch allen Rich-
tungen feine Ausläufer; die Zahl der letzlern ist ver-
mehrt, und sowohl das Bindegewebe als seine Kör-
perchen erinnern an die entsprechenden Formbestand-
theile des Knochengewebes.
Wie im Schleimhautgewebe, so finden sich auch
im Perichondrium grössere oder geringere Spuren
vermehrter Zellenbildung. Durch sein festes Gefüge
hält es öfter die UIceralion längere Zeit auf, so wie
andrerseits bei Perichondritis laryngea erst dann der
Durchbruch des Eiters nach der Schleimhaut statt-
findet, wenn das Perichondrium schon in weiter Aus-
dehnung abgelöst ist. Endlich findet sich auch in
ihm eine schwielige Verdichtung des Gewebes, welche
sich nach T r o u s s e a u u. Hasse bis zur Umwand-
lung in knöcherne Lamellen steigern kann.
Was die Veränderungen der Knorpel beim Ulce-
rationsprocess im Larynx anlangt, so muss man die
Veränderungen , welche schon das Alter an sich in
ihnen hervorbringt, von denen trennen, welche die
Ulceraüon mit sich bringt, besonders da die tiefer
greifenden Verschwärungen hauptsächlich nur in er-
wachsenen Individuen vorkommen« Die Veränderungen
in den Knorpeln werden ferner differiren, je nachdem
mehr ihre peripherischen Schichten oder die central
gelegenen TheUe afficirt werden, so wie je nach dem
Verlaufe, der Dauer und dem Ausgangspunkte der Er-
krankung. Wenn schon ein habitueller katarrhali-
scher Reizzustand der Schleimhaut die Verknöcherung
in den Larynxknorpeln merklich beschleunigt, so ge-
schieht diess in noch weit höherem Maasse durch
wirklich in die Tiefe greifende entzündliche Processe.
Man sieht dann die Verknöcherung bei noch Jüngern
Individuen , und zwar oft an Stellen , wo sie erst
später einzutreten pflegt, während die, wo diess sonst
zuerst der Fall wäre , noch frei von dieser Umwand-
luug sind oder sehr im Rückstände sich befinden. Da
aber die Verknöcherung eine längere Zeitfrist erfor-
dert, so findet man bei früh in Versch wärung über-
gehender Erkrankung und rasch vorschreitender Zer-
störung der Weichtheile die Knorpel jüngerer Indi-
viiluen noch unverknöchert, besonders da, wo der
Verschwärung eine Perichondritis laryngea vorausgeht.
— Mit der gewöhnlichen Ansicht übereinstimmend
sieht auch Vf. den Grund der Verknöclierung des
Kehlkopfes in der mit der Ulceration verbundenen
Entzündung und der dadurch gesteigerten Blutzufuhr
zum Knorpel. Wenn der Knorpel durch einen ent-
zündlichen Process im Perichondrium selbst, der zu-
letzt mit Durchbruch nach Innen endigt , in den Zu-
stand der Ulceration kommt, so verläuft dieser Process
meist sehr rasch und der Knorpel tritt daher in seiner
ursprüngh Gestalt entblöst Zulage, also hei altern Per-
sonen verknöchert, bei jungem unverknöchert. Im
erstem Falle, und wenn das Perichondrium durch
den Eiter in weiter Ausdehnung abgelöst und so die
Gefässverbindong aufgehoben ist, wird wohl stets
Nekrose erfolgen ; besteht aber die Gefässverbindung
noch fort, so kann bald reine Nekrose, bald Caries
sich ausbilden. — Wird hingegen der Knorpel durch
eine primär von der Schleimhaut ausgehende Ent-
zündung blosgelegl, so tritt er bei chronischem Ver-
lauf, und wenn das Individuum nicht zu jung ist,
meist mit Zeichen der Verknöcherung zu Tage. Aber
auch in diesem Falle werden einzelne Theile des Knor-
pels, die überhaupt eine geringe Disposition zur Ver-
knöcherung zeigen, wie der obere Fortsatz derGiess-
kannenknorpel und die Traehealringe, nur selten ver-
knöchert gefunden , während in der Umgebung der
Gelenkverbindung zwischen Ring- und Schildknorpel
man schon bei jungem Individuen die An ränge von
Verknöcherung findet. Trifft nun die fortschreitende
Ulceration einen Knorpel mit verknöcherter Ober-
fläche , so wird derselbe , wie bei der Perichondritis
laryngea, entweder cariös oder nekrotisch. Ist das
aber nicht der Fall , so treten je nach dem Alter des
Individuums verschiedene Veränderungen ein. Der
Knorpel ist an seiner Oberfläche gewöhnl. sandig, rauh,
od. feinsammtartig, ganz matt u. weniger durchsichtig,
bald weisslich, bald graugelb, selbst bräunlich ; er ist
meist etwas erweicht, ja selbst gallertartig. Das Ge-
schwür betrifft bald nur die oberflächlichsten Schichten,
bald durchbohrt es den Knorpel, der Substanzverlust
geschieht meist gleichmässig mit concaver Zuschär-
fung der Bänder. Die Masse des Knorpels selbst
wird immer dünner, stellenweise durchsichtig bis zum
voUkommnen Durchbruch und Zerfall in einzelne
Fragmente , die sich loslösen und entweder auf dem
Geschwüre liegen bleiben oder mechanisch entfernt
werden. Diess zeigt sich am deutlichsten an der
hintern Platte des Ringknorpels. Die histologischen
Veränderungen stimmen im Wesentlichen mit jener
Rarefaction des Gewebes durch Erweichung überein,
welche Vf. noch zu den physiologischen Processen
rechnet. Bezugs des Details dieser Vorgänge mttssen
32
IlL Pathologie, Therapie a. medicinische Klinik.
wir auf die Abhandlung des Vfs. verweisen. — Alle
diese Veränderungen geschehen ohne active, vitale
Bellieiligung des Knorpelgewebes an der Verschwa-
rung und treten aherall ein , wo die nutritiven Vor-
gange durch ausgedehnte Ablösung des Perichon-
driums aufgehört haben. Besteht hingegen der Zu-
sammenhang zwischen Knorpelgewebe und vascula-
risirten Weichtheilen noch fort, so vermehren sich
die feinen Pelttröpfclien der Zellen zuweiten so be-
deutend , dass letztere von jenen förmlich vollge-
pfropft erscheinen und die Kerne erleiden mehrfache
Theilungen. — Dass sich die Oberfläche des ge-
schwungen Knorpels an der eitrigen Secretion nicht
betheitigen kann , ist an sich klar. Vom Knorpel
rühren nur jene aus den eröffneten oberflächlichen
Zetlraumen stammenden Elemente und die sich ab-
lösende erweichte Interceilularsubstanz her. Abscess-
höhlen in den Larynxknorpelu , wie sie Nolda ge-
funden haben will, können daher auch nur bei Ver-
knöcherung derselben vorkommen , nie im unverknö-
cherten, aller Vascularisation haaren Knorpel.
Die Betheiligung der SchleimhauigefUsse an der
Knorpelversch warung ist nur durch zahlreiche Injec-
tionen zu erörtern , die Vf. leider nicht anstellte.
Wahrscheinlich aber ist es ihm, dass die GefÜsse, be-
sonders bei dichten Wucherungen zelliger Elemente,
häufig obliteriren, und er stimmt Hastin gs bei,
welcher diesem Vorgange das seltene Vorkommen von
Hamorrhagien bei LarynxgeschwOren zuschreibt. —
Wahrend die Sohleimhautgefasse der Zerstörung einen
im Ganzen nur geringen Widerstand bieten, sah Vf.
auch bei tiefem Substanzverlust Nervenstränge, die
aus wohlerhaltenen Fasern bestanden , frei tiber die
Geschwürsflüche gespannt.
Eine der weit vorgerückten Lungenphthise eigen-
thümliche Form der katarrhalischen Verschwarung
sind die aphthösen Geschwüre des Larynx und der
Trachea. Dieser Process setzt viele getrennte oder
confluirende Erosionen der Schleiahnut; sie sind
ganz seicht und fiberschreiten kaum die oberfläch-
lichsten Schichten der Schleimhaut; ihre Form ist
rundlich oder länglich , ihr Grund meist flach , glatt,
die Rander nicht infiltrirt, bald scharf begrenzt, bald
unmerklich in die Umgebung abergehend. Zwischen
diesen „Erosionen" sieht man nicht selten kleine,
flache Erhebungen , die wahrscheinlich einer Aos-
achwitzung seröser Flüssigkeit in die oberflächlichen
Schichten der Schleimhaut ihr Entstehen verdanken,
auf welche die allmalige Abstossung derselben erfolgt.
Zuweilen scheinen aber die Gewebselemente zuerst
im Umfang der Drüsenmflndungen abgestossen zu
werden und von hier aus der Process weiter zu
schreiten. Ueberhaupt erleiden die Drüsenmündungen
durch chronische Schleimhautaff'ectionen versdiiedene
Veränderungen. Sie werden weiter, tiefer n. trich-
terförmig, der Richtung des elastischen Faserzugs
entsprechend länglich verzogen und sie können so,
besonders wenn in den Drüsen selbst mehr Flüssigkeit
secernirt wird, die Ausgangspunkte der Verschwaniag
werden.
11. Di9 folUkuiären Geschwüre, Sie sind das
Bndproduct einer follikulären Laryngitis u. entstehea
folgendermaassen. Die Follikel werden durch bedeu-
tende Wucherungen zelligur Elemente in ihrem Innern
sehr stark ausgedehnt. Das zwischen ihnen beßod-
liebe sarte Bindegewebe verdünnt sich , ihre Wan-
dungen rücken immer enger zusammen und bilden
dünne Scheidewände» die zuletzt bersten, wonach
die einzelnen Ablheilungea unter einander verschmel-
zen und ihr Inhalt zusammenfliessl. Die so entstan-
dene Ansammlung bleibt in Form eines Herdes von
der gemeinsamen Biodegewehshflile eingeschlossen u.
bildet eine über das Niveau der Umgebung hervorra-
gende Prominenz« An ihrer Spitze sieht man einen
kleinen gelblichweissen Punkt uud heim Druck ent-
leert sich ein Tröpfchen ebenso geerbter rahmiger
Flüssigkeit, die nicht sehen nur eine feinkörnige mo-
lekulare Masse zeigt. Man hat eineu kleinen Abscess,
dessen Decke durch Verdünnung zuletzt berstet, wo-
nach der Inhalt sich entleert. Diess ist der Anfang
der durch einen wulstigen Ring begrenzten Ge-
schwürsflache. Durch die Wulstung der die Drttsenaus-
fübrungsgange umgehenden Schleimhaut können jene
comprimirt werden, und so mag die Anschwellung
der Drüsen zuweilen von einer Retention ihres Secrets
herrühren ; aber oft genug findet man in der Mitte
solcher halbkugligen Anschwellungen eine rundlich^,
einer erweiterten Drflsenmündung entsprechende Ver-
tiefung, die sich in einen vollkommen durchgangigen '
Kanal fortsetzt. — Die Folliculargeschwüre finden
sich, gleich dem vorwiegenden Sitze der Drüsen, be-
sonders an der Basis des Kehldeckels bis zu den obern
Stimmbändern und ah der Vorderflache der Giesskan-
nenknorpel , einige Linien unterhalb des Randes der
untern Stimmbänder und von da bis in die Trachea.
Anfangs discret, verschmelzen aihnalig die einzelnen
Geschwüre , wodurch grössere Flachen zerstörter
Schleimhaut entstehen , deren Ursprung nur aus dem
gleichzeitigen Vorhandensein früherer Erkrankungs-
stadieo in der Umgebung erkannt wird.
in. Von diphtheritischer Erkrankung der Kebl-
kopfschleimhautu. der obern Schlingwege mit gleichzei-
tigem Croup des obern Theils der Trachea führt VL
einen interessanten Fall an.
IV. Gleich bemerkenswerlh ist ein Fall ven ajfp*«-
iiäscher Fersehwärung an einem mSnniichen Larystt
die zum grössten Theil in den Znstend der Vernarboag
übergegangen ist, «um Theil aber noch als Cariet
des Ringknorpels fortbesteht und die Charaktere der
syphilitischen Erkrankung in ihrer weitgedieheniten
Form zeigt. Vf. stimmt mit der allgemeinen Annahse
flberein , dass derartige Ulcerationen sich besonders
durch die Neigung zu Vegetationen auswichnen n. «u
den bedeutendsten Verwüstungen und Difformilllten
führen , deren Endresvltat sehr häufig eine Sienoie
ist. In geweblieher Beziehung bietet diese Verscbwl-
Ol» PtÜMlogid, Therapie il medKtolistike KliltiL
iMPgilwm DidbtB &ig«Dthttnilkthe§ dar. Nur «ks tat
betneH(€«swerth, dass in allen Pillen v#n wifklieher
Verachwiruag der Larynffsi^MfiilihaUt mii Ireferer Dca >-
ergaiiaeüoo l^i der VehMrlmeg dea Fiimai<rff(i4ke>-
lium nicbl neiHr herg^lelll) scmdem d«rcli ein dicke«
Maalerej^theiieiii erseUt tm warilen aolMiiU LeU>-
leltea WtlHle aemk unter des £pillieUeo eine Ari von
jbtbengewebe daaratetten. (Wagner«)
843. Emiitlimangen von irg. nitr. in Sub-
stanz bei Laryngitis chronica; nach Prof. ßumw
iHörn tr. SaemaUli im KOkiigstrerg. (F^ut^clie Klin.
2t. 1861)
Trousseau empfahl bekanntlich hei chronischen
KehlkiSpfsleiden das Einathmen desHöllensteinslaiihes,
was^aber bei der Ungeschicklichkeit d^r meisten Pal.,
Damentlicb bei Kindern, auch seine Schwierigkeiten
hat. Prof. burow hat demnach zu diesem Zwecke
einen eigenen Apparat construirt.
Bl^i-stlbe besteM atrs ekter iD 2 pai*all<ite Sebeokel bufs-
UnfeiriieD Ghiwihne (ABC)y welche eint duDdi einen Kork-
Mops«! lerscblietibare Oeffoung (D) hat» wihread auf die
Enden der beiden parallelen Schenkel (B C) 2 an der yordem
Seite oETene iftetallcylinder (E F) aufgesetzt werden , in wel-
chen 2 Ventile in der Weise spielen , dass sieb das eine (m)
nur b^im lEjoätbinen o#net , beim Aosatbmen scbliedst , das
atrd«fe(n) uitfgtsk^rta^rt. E>a8 fulrdteEfnathtottngbeMiifimfe
PahMr wikd nun durch die Oeffnutig {b) m die Oksrohre ein-
gebracht und erater« mit demStüpgel geBoklos^n^ dem Fat.
fiber den Zunaenrucken aelegt, so dass sie mit dem gebogenen
l£nde (X) iA den Scbtuäd hineinreicht. Man lasst Äun Mund
und fht/t AelrHeMeta , die nS^hste ln»))iration müss das Pulver
•M de» La«yni fahren, da dieaelbe nur durch die fordere
Oeffauag dea einen Gjlioders (F) ecfoJgea kann, während
jede ungeschickter Weise gemachte Exspiration den Lultstroro,
ohnö das Pulvef' berauszustossen , nur durch den andern Cy-
litidet (€) entweithen IfiMl.
"Die Reactiom , welche das Gibathmeti des flollen-
^teina eraetrgt, ist dtirchans nicht so bedeutetid, als
ttr^D glaubt, ein biis zwei fftrst^bstösse pITegen zu
Molgeft ; «Htfa behittdeH die st^«r feuchte Schleim-
liaut des Laiyni ein zu tiefäs Eindringen des Mittels.
ttlr^iitt^lSsst 3t}r. BoHenstein mit 3j Milchzuckefr
tefsvbien tt. tagiiißh efntti^l aö viel, als auf der flacben
Htüttti eib^ ScabflTei)^ tuben kann, einathmen. Natb
S.^ ibngabe bat dae besefarleb^e Verfahreli in meh-
Mm Mten ton langj^riget* iafyugilts bintien wetiijg
Wcrch^n aarfalfende Beasertrng berbetg«ftthrt, und tst
MM^ geg^ €roup mit gflnstigem ßrfolge wiederholt
angewendet wol^d^n. [Vgf. übrigens den Vorschlag
Yon thottaa in Balthnore Jahrbb. LXIX. 166.]
(Krug.)
844. Ueber den Sitz ud die gevOknlieh-
«ten Uraachen der fiatfxkraakbeitea ; von Prof.
6f atix. (Presae naadi. 25 o. fit6. 1853«)
Med. J«krbb. Bd. 80. UtU 1.
Ra ikl eine aMgemciaa ^abfruafc» Ah» die Ktank-
heiten des Herzens besonders die kake Jlatfte deaael^
ben betreffen. Die Ursache davon ist die directe Be-
ziehung derselben zu dertiAespirationdäpparate, durch
dessen VenniUlunf äussere Scbadlichieiten in die
arterielle Bivth^hn leiobt eindringen «nid hier enlwe«-
der iin Blute selbst, oder in den QeAis«wandtingeii
verschiedene 5?t{)rungen verursachen. Beispiele dafür
aind die Einwirküni^ des eingeathmeten Chloroforms,
der iieissen Wasserdlto^pfe » der Spitahniaamen, der
KebtensStire. Der Uebergavig flttasf^ger oder gasffOfv-
taiiger Stoffe aus den Verzw^eigungen der ttfftr6hre HH
das linke Hers wird besonders begünstigt durch den
steten Verlauf der Lungenvenenäste in der innigsten
Berührung ^mit di^n Lüfttregen iMit •dnreb die bedeu-
tende banne def Wandungen 'beider Kanäle. ÜMer^
stutzendes Moment ist dabei ^e Inspiration xM Et»-
Weiterung der Lufiri)bre bei derselben.
Vf. ubersielit den Ginflus» nicht , den die S«#ffB
auf das Knke Herz ausüben kennen, ^ie in den ^9v>-
men oder in den €a|^t1taren des gresseir KreislanfeiB
in das Tenensystem eintreten, aber er adi^tat ihn
geringer als den der mit der atmospharfachen Luft fn
den K{)rper anfgenommenen.
Zur Begründung seiner Ansieht giebl VI eiuiB
detaillirte Schilderung der aivatiOfflfscben V^httkfriaae
der Arceria und Venae pulmonale» Wd ihrer Verbfn*-
duvg mK den Vorhöfen, die fedeeh nichta Neues «iit-
halt. £r weist dabei nach , dass die bis jetzt ange-
nnfmniene ansieht von f iebal felseb lal^ Meli wel-
cher die Art. pulmonal, zntn Venetoeysteair diie Vetiaie
pulm. dagegen zu den Arterien gehören.
Dass die Farben- und Dickenveranderungen der
Wände der Ven. pulmon. , die man bei Sectionen oft
findet, nicht Folge des Alters oder des Durcbströmens
von arteriellem Blute durch dieselben sind, beweisen
1) mehrere Beobachtungen an alten Personen, deren
Venen ganz normal waren, bei normalen Lungen , u.
2) einige Sectionen bei Kindern , die in Folge von
• Lungenkrankheiten gestorben waren und Slructur-
veranderungen an der Ven. puim. erkennen liessen.
Ebenso fand sich bei einer alten Frau , die grellen
Temperaturdifferenzen wahrend ihres Lebens ausge-
setzt und an einer acuten Pleuritis gestorben waf,
die innereilaut der Ven. pulm. sehr verdickt, v^eiss-
lich und undurchsichtig, die Valv. mitral., besonders
der grosse Zipfel derselben, undurchsichtig, der freie
Rand mitchweiss und verdickt.
l^iess ist utigenthr der positite Inhalt der Arbcil,
tfer Nachweis, wiie die La^ionen dea linken Heraeiia
durdi Vermittlung der Ven. pulmon. in Folge HuaseMBr
Ein^wirkubgen zu Stande kommen , fehlt voUkoramen.
Dagegen giebt Vf. einige verworrene u. hypolhetfacbe
Notizen über pethologiscfre Zustande das fkraeas ■.
der Longen und ihren Zusammenhang, die jedoch,
als praktisch ohne allen Wertb, eine Erwähnung nieht
verdienen. Ber CtfrioaitM balber sei frur gesagt, daas
Vf. auch eine EnlzündunA des ßlufeee %enntl
(Baerwinkel.)
34
III. Pathologie, Therapie iL medicinische Klinik.
845. Partielles Henaneiirysma; vonForget.
(Gaz. de Paris. 14. 1853.)
Bei einem Sljäbr. Maoae, bei welchem während des
Lebens die Untersuchung des Herzens nichts Anomales ergeben
hatte , fand man bei der Section an der hintern Wand des
hypertrophirlen linken Ventrikels unmittelbar unter der Mitral-
klappe ein Aneurysma , dessen Oeffnung 7 Ctmtr. im Durch-
messer, dessen Tiefe 6 Ctmlr, hielt, und welches mit Faser-
stoff erfüllt war. Die Wände des Aneurysma bestanden aus
demEndocardium, dem Pericardium und dazwischenliegendem
nbroiden Gewebe. Von Muskelsubstanz fand sich in der
aneurysmatischen Wand keine Spur. — Die Mitralklappe
zeigte keine Veränderung , dagegen waren die Aortenklappen
beträchtlich verdickt. Rechtes Herz gesund. — In den un-
tern Lappen beider Lungen hypostatische Pneumonie.
In den Bemerkungen über das partielle Qerzaneu-
ryama bringt Vf. nur Bekanntes. Er erwähnt, dass
der Sitz des Aneurysma fast ausschliesslich der linke
Ventrikel sei und hier am hllu6gsten an der Spitze,
seltener an der Basis, am seltensten an der Wand
zwischen Basis und Spitze vorkomme. Er giebt nach
Rokitansky an, dass es eine acute und eine chro-
nische Form gebe, dass die letztere die häufigere sei.
Als Entstehungsursache nimmt Vf. eine acute oder
chronische Endo- und Pericarditis. mit consecutiver
Eniartung des Muskelgewebes an. Paihognomische
Zeichen des Uerzaneurysma wahrend des Lebens giebt
es nach Vf. nicht; ebenso kann von einer Behand-
lung nicht die Rede sein. (M i 1 1 i e s.)
846. Zur Pathologie der Endocarditis \ von
Gansburg. (GUnsb. Ztschr. IV. 4. 1853.)
1) Die häufigste Form der sogen. Endocardilis
ist nichts als eine Hypertrophie der Epithelialschicht
des Endocardium, zumeist an den Klappenapparaten
begrenzt. Sie stellt zunächst eine milchweisse Trü-
bung an dem Randlheile der Klappensegel dar, in
höherem Grade eine Verdickung des Randes , welche
von den Ansalzpunkten der Sehnenftden an die klei-
nen Segeltaschen der Klappen anhebt , um im höch-
sten Grade mit Wulstung des freien Randes, mit*
Verkümmerung der Segeltaschen zu enden. In der
grössten Mehrzahl der Fälle erstreckt sich die Epilhe-
lialhypertrophie über die gesammlen Klappensegel u.
bringt gleichmässige Trübung der Klappe hervor, zu-
letzt eine Volumszunahme, von ündurchsrchtigkeit u.
Starrheit der Klappe begleitet.
Diese Zunahme der Epitheliallage ist keiner Ex-
sttdation, resp. Entzündung zuzuschreiben. Quantita-
tive Veränderungen des an die Klappen andrängenden
Blutslroms, Abweichungen in derTreibkrafl des Herz-
muskels, Differenzen in der Spannung der Klappen-
segel, sämmllich mechanische Gründe sind die Haupt-
veranlassung dieser Zunahme der Klappen-Epithelien;
aus diesen Motiven ist das Vorkommen dieser Anoma-
lie unter so verschiedenen Allgemeinkrankheiten viel
sicherer zu erklären, als aus unzuverlässigen qualita-
tiven Veränderungen.
'Der so gewöhnliche Befund der Epithelialhyper-
trophie an den Klappen, welche an krankhafte Ernäh-
rungsvorgänge gebunden ist, ohne jedoch immer mit
denselben vorhanden zu sein, die Verschiedeoheil
ferner der im Uerzblute vorkommenden abgeldslen
Epilhelien machen es wahrscheinlich, dass die TrOm-
mer dieser überzähligen Epithelien unter noch uoge-
kannten Bedingungen von dem grossen Blutslrome
wieder hinweggeftthrt werden , dass sonach die Hy-
pertrophie des epithelialen Ueberzugs, nach Analogie
der typischen Desquamation anderer Epithelialdecken,
heilbar ist.
2) Die Exsudation einer an Eiweiss- und Faser-
stoff reichen Masse zwischen serösem und fibrösem
Blatte bedingt eine Reihe seltener Textur- und Gon-
sistenzveränderungen der Herzklappen. An den Rand-
theilen der Klappen erscheint die Exsudation als gelb-
lich verflossene Einlagerung; im weitem Verlaufe
bildet sie die Verdickungen von Härte des Faserstoffs
(deshalb fälschlich fihrocartilaginos genannt). Sie
sind ohne Zerstörung der Klappe nicht entfernbar,
seröse und epitheliale Schicht bleiben unverändert
Erstreckt sich die Exsudation über die ganze Platte,
so entsteht Verdickung und Schrumpfung der Klappe;
letztere besonders, wenn das interstitielle Bindege-
webe der sogen. Sehnenfaden durch Neubildung
wächst. In höhern Graden werden^ die verschiedenen
Anomalien der Ostien durch diesen Vorgang bedingt
Selten findet man die Elemente der Gewebebtlduag
in den Exsudatresten : verästelte Bindefasem in Schich-
ten und elastisches Bindegewebe am gewöhnlichsten.
3) Directe Ausscheidung von Eiweiss und Fasei^
Stoff an den Herzostien bedingt die sogen. Vegetatio-
nen der Klappen, welche am häufigsten an den Hers^
linien haften, welche die Klappen im Scblussmoroente
bilden und meist centrifugal gerichtet sind. Die Fa-
serstoffmassen an Einrissstellen des Endocardium und
der Sehnenhiden, um Stellen des durch Alheromein-
lagerung erweichten Herzmuskels sind allerdiogs der
äussern Gestall nach identisch; ob aber stets chemisch
und morphologisch ist zu bezweifeln, da sie keine
Spur von Eiweiss zeigen und nicht ferner organisirl
werden. Die Vegetationen, Excrescenzen an den
Klappen sind, selbst als grosse lappige Masse, in der
überwiegenden Mehrzahl geronnener Faserstoff, der
durch ein albuminöses Transsudat des serösen Blat-
tes des Endocardium festgelöthet ist. In aadern, sel-
tenen Fällen geht eine Gel^ssneubildung an der Grenze
der Serosa vor und es organisirl sich das Depot zw*
Bindefaser. Die erste Entstehung der Klappengranu-
lationen ist aus der nächst umgebenden Blutmasse
herzuleiten, möglicher Weise in rein mechanischer
Art durch die Zurückhaltung einer gewissen Menge
Blut in den Fallen des Segels und stete Agitation
desselben durch die langsamer schwingende Klappe.
Die endliche Organisation durch Zuschuss eiweissbal-
tigen Transsudats aus der Serosa, die sogen. Enlzünd-
lichkeit der Granulation steht mit der eben ausge-
sprochenen Ansicht nicht im Widerspruche« Jeden-
falls beweisen Sitz und Richtung der Granulationen,
dass sie in Momenten gebildet werden, während wel-
111. Palbologie , Therapie u. medicinitche Klinik.
35
Osüea gieschlossen sind und die stärkste
nang an sie stauhat. Am Mitralsegel fin-
i sie an den Grenzlinien deV V-förmigen Spalte
ssung jenes freien Raumes . welcher durch
C* lUDg der Sehnenl^den nach unten umgeschla-
; an den Aortentaschen in einer Art Guirlan-
po von einem Aranfschen Knötchen zum
I Die ferschiedenen unter Endocarditis inbe-
Veränderungen entstehen unter dem Einflüsse
den Zerfalls des organischen Nährstoffs grOs-
iwebsabschnitte. Begtlnstigende Momente
iballender Verlust in längerer Zeit, Entartung >
iogselemente der Schleimhautsysteme, der
mit Cylinderepithel gedeckten Membranen,
vorzugsweise die veränderte Ernährung
Sek blutuniselzender Organe, zunächst in
"''^-" der BluternMhrung, den Lungen, dann
der Blutfiltration , den Nieren.
friaUose war unter 70 Veränderungen des
I der Mitralklappe 15mal zugegen, unter
iaderuagen des ganzen Mitralsegels 23mal;
Fallen von gleichzeitiger Erkrankung der
Tricuspidalis 1 tmal ; unter 30 Erkrankun-
token Ostium arteriosum 7maK Im'Oanzen
= 1:2,84.
tgebüde waren unter 70 Veränderungen des
der Mitralklappe 6mal zugegen; unter
erationen der ganzen Klappe 12mal; unter
Xiooen der Tricuspidalis 3mat; unter 30
eo der Aortenklappen 4mal; mithin 25:248
02.
liea waren unter 70 Vetilnderungen des Mi-
2mal zugegen; unter 128 Alterationen
\ Klappe 7mal ; unter 20 Affectionen der
iilis imal; mithin 10:248 ss 1 :24,8.
onitm unter 70 Alterationen des Randtheils
Alappe 6mal; unter 128 Alterat. des ganzen
illnal; unter 30 Alterat. des linken Ostium
lal; mithin 30:248 = 1 : 8,26.
ktioM' und TranssudaHom-AnomaUen der*
Ueimhaut haben selbst in schnellerem Con-
^ aufgenommenen allgemeinen Bildungsstoffes
HDg des Epithelialabsatzes am EndocardiuQi
|e. Der schlagendste Beleg hierfür ist die
i bei welcher man den Epilhelialabsatz regel-
tearginell öder in dem ganzen Segel der Mitra-
r oft noch mit Absatz der Blutfarbstoffe antrifft,
«m sind unter den 198 Alterat. der Bicuspi-
l)annlciden, 2mal Katarrh, 3mal Croup, 2mal
rilisches Eisudat, 2mal Fetlerweichung des
llhels.
**»derttn^eji der Milz an Volum und Consi-
Mheinea nach Vfs. Beobachtungen einen be-
•B Eiafluss auf die Entetehnng der sogen. En-
IHs nickt an haben.
^ ^^Kermfeufen waren bei 198 Fallen toa
Veränderungen der Mitralis 6mal Brighfsehe Krank-*
heit vorhanden, 3mal Exsudation zwischen die Barn-
kanalchen» 5mal granulirte Atrophie, 7 mal Nieren-
schwund.
Auf den andern serösen Hauten ist Wachathum
der Epithelialachicht , vermehrtes flassigea Transsu-
dat und albuminttsea, gestaltetes Exsudat mit der En<»
docarditis gleichzeitig; vor Allem auf den Himkäuienp
und zwar unter 189 Alterationen der Mitralklappe
18mal = 1 : 10,5. — Nächst häufig war die Peri-
tonitis. — Wassersucht der verschiedenen serOsen
Säcke war 20mal vorhanden, davon 2mal mit Fettle-
ber, 5mal mit Girrhose, 3mal mit Schwund der
Leber.
5) Die flerzgeräusche entstehen von veränderten
SchwingungsverhJlltnissen der Klappe, mOgen diese
von den veränderten Elasticitätsverhältnissen durch
mechanische Belastung derselben, oder blos von ver-
änderter Geschwindigkeit abhangen. Letztere Alter-
nalive betrifft die Überaus seltenen Vorkommnisse, in
welchen trotz anhaltender Herzgeränsche keine Ver-
änderung der Herzklappen anatomisch nachweisbar
ist. Die Flüchtigkeit und Unbeständigkeit der Herz-
geräusche ist kein Beweggrund zur Annahme des
letztgenannten Zustandes , da die verschiedenen oben
unter Endocarditis angegebenen Veränderungen der
Herzklappen ihrer Bildnngsweise nach ebenfalls vet^
gänglich sind. Die Herzgeräusche stehen also der
Oberwiegenden Mehrzahl nach im Verhältniss zu einer
mechanischen Veränderung der Herzklappen, die ihre
Elasticität (Schwingungsfähigkeit) oder die Geschwin-
digkeit der Bewegung (Schwingungszahl) betreffen.
Die Dauer der Geräusche, ihre Intensität ist theils
von combinirlen Lasten, theils von Varianten der
treibenden Kraft (Herzmuskel) und der getriebenen
Flüssigkeit (Blut) abhängig.
Unter einer Zahl von 2000 Kranken , worunter
keine Herzkranken im engern Sinne, zeigten iS tu-
berkulöse Herzgeräusche, und zwar 16mal Über dem
linken Herzen und 2mal über dem rechten. — Bei
Carcinoma mit Ausnahme etwa combinirter Atherose,
fanden sich 4mal Geräusche, und zwar 3mal über
dem linken venösen und Imal über dem arteriellen
Ostium. Bei Intermittens waren 19mal Geräusche
über den venösen und arteriellen Oslien, darunter
nur 2roal rechterseits. — Bei Bronchialkatarrhen
wurden 7mal, bei Pneumonie lOmal Geräusche beob-
achtet; desgleichen bei Meningealreizungen 3mal,
bei Affectionen einzelner Nerven und Nervengruppen
4mal , bei Gehimapoplexien 8maL — Bei acutem
Gelenkrheumatismus zeigten sich 32mal Geräusche
im linken Herzen und der Aorta, ferner bei Krankheit
der Knochenhaut und der Gelenkköpfe 6mal, bei
Arthritis 4ma]. — Bei fFassersucht Oberhaupt kamen .
Herzgeräusche 25mal vor; sie war combinirt mit
Brigbt'scher Krankheit 8mal , trat 8mal nach Inter-
mittens auf, fand sich 2mal bei ausgesprochener MiU-
vergrOsserung und 6roal bei Leberkrankbetten. —
Mit Bl&ikoük wurden die Geräaache über dem linken
36
Hl. l^athotoffM» nerapie «. medieiiuiQolit IQüiik
yeotriliet lOmal , »it ^rsebiedeiien Efjs^eien
ITmal heobaehtet. ' — D«i MmMteme Bit Milabyper*
traphM fanden sich Tmal Gevavsoiie «ber den linken
Ventrikel.
%y Die Nebenekiaiiderstetfiin^ dea VofkoMaiens
der fiersgerVusebe an Lebenden und der Rlappeavep«^
andeniftge» an der Leiche aU Begleitemokeinunge»
anderer allgemeiner Krankheitsverginge führt »aclk
Vf. vä folgenden Sehlttsaen.
Die Veränderungen der QerzklappeA durch Auf-
lag^rupg von Epithel oder exsudative Mehrung ihrer
BiodegewebeUg^n verursachen nicht jedesmal ein
Herzgeräusch; sie stören nicht immer den Einklang
der Schwingungen. Der Ortsansatz muss eine solche
BelastoDg der Klappe hervorbringen, wtelohe die Ton-
^nbeit auflöst.
Die Verglinglichkeit der gedachten Rlappenaltera-
tioneo häpgt mit dem periodischen Auftreten der
üerzgeräusche zusammen.
So wi^ die anatomiaehen Veränderungen der Mi^
tralklappe waren auch die Uerzgeräuache über dem
linfceii Ofltiim vencitiiin dia bänfigaten* Gs liegt des-
halb die Hypothesa nahe, daas der Analrom Aea der
Kohleneäure ledige« , sauer^ioffreichern Blutea die«ea
BildungaUbermaaaa wiler beeonderer BegQnatiguog
allgemeiner abn<^Baer GrpAhrttng veranlasse.
Bei Gliederung der Bedingungen der Klappenver^
änderungen , welche in atigemeinen Krankheiten lie-
gen , muss man zunächst die Verhältnisse des Vor-
kommens dieser letztern selbst nicht ausser Acht
lassen.
Krankheiten bedingen die Veränderungen des En-
docardü; um 30> schneller, in je kürzerer Zeit eine
grosse Menge fester ProteiokOrper durch sie in un«*
veränderter Qualität oder chemisch umgewandelt ver-
loren geht: Brighl*sche Krankheit, Cholera deshalb
häuGger aU Typbus und Intermittens.
Bei glaiohem laAgwierigen Verlust feaier Protein'«
kttrper entsiehl die Klappenaltefation eher l^ei aUmä-
liger ZeraiOning der FUehen , welche die Nahriunga«-
naaaae auCnehmen» oder zur BliUhereitiMg dienen, als
bei pathologiacbar Zellwucherung an irgend einem
andern Orte. Nar hieraus erklärt sieb das häufigere
Vork^QNnen der Rbppenaffectiojien bei Tuherkuloae
der Lungen und dea Daima im Verbältaiss zu dem
Caroiaom.
In Betreff der in Lungenkrankbeilen gegebene»
Veranlatsung ist bemerkenswerth, dass die aonle Ex-^
sttdatioD in daa Lnngengewebe, Pneiinionie« zu Alte^
rationen dea linken Oatium arleriasuB , die in ver-
schieden langen Epochen stattfindende Fettumwand-
. Imig des Lungenepitbels »nd etvra firflber erfolgten
EtXsndata, Tuberkulose, zu denen des linken Ostium
venoeum vorzogsweiee Verenlassnng giehl. Dass eine
Byperktnese des Kammermnakels im erstern FakI«,
eine Bi«la»biiilbng iimerbalb des kleinen Kreialaufa
m 2* Falle hieaiu sitwirke, ist wabrscikeialiober.
als die Annahme der Wirkwig eiser cpniitativen Bl«l*
varändernng anf die Ortsauswabl im EQdooatdiim.
Die serösen und fibrOsen Häute haben mehr bei
Vorwalten flüssiger Transsudation. ans ihren Capilla-
ren, weniger bei masseuhafter Exsudation organiair-
barer Proteinstoffe die Endocarditia im Gefolge.
7) Die Verdickung der Klappen nach Eissda«
tion ist auerst mit ein^r Zunahme von Dichtigkeit,
geringerer Befractionskraft verbunden. Bei QeataUvng
dea eigapllichen Exsudats bedingt das peogene Binde-
gewebe eine Schrumpfung der Klappa und der feinen
Segeltascbeq. Der zufällige Aj)saU von E^udat be-
dingt Verwachsung der Klappen unter einander» einr
zelner ihrer Abschnitte mit dem Huakeloberviige»
Volumszunahme, Verwachsung uqd Verkürzung der
Sehneaf^den. Mit der Massenzunabroe der Uappen
und Sehnenfäden vermindern sich Beweglichkeit» und
Elasticität im gleichen VerhälHiisae. Als Folgß be-
trächtlicher Exsudalionen ist die Combinalion mit der
Faserstalfausacheidung aus dem zurückgehaltenen
Blute eine gewOhnlidie , die sogen.. VegetalioBeii av
den venlickten Klappen. Der Binfluss der Endoear-
ditis anf Masaenzu- oder -Abnahme des Herzeni
(Hyper- u. Atrophie) ist am den veränderten btmo-
atafttscben Verhältnissen abzuleiten.
8) Zu den combinirten Ausgängen aller unter
Endocarditis verstandenen Klappeiiv^ränderungen ge-
hören die Fettumwandlung mit Erweichung (Atherose)
einerseits, die Verirdung und VerknOcherung andrer-
seits. Die Atherose führt bis zur GeschwürsbilduQg
und Zerrelssung der Klappe, sie kommt an <lej i(am-
merfläche der Aortenklappen , an der MUndungaseite
verdiekler inanfficienter Nitraisegel vor. Die A^iiaroae
entsteht efoenaogut an« EpilheliaUiyperCrophie nnd
fihrOaefli Dickenwocha der Klappen, wi« au« Eu«daK
resle». Verkfttebei-uag eMwickeU sieh naeh Pelt->
Umwandlung des Gewebes am^ häufigsten 9U de» An-
satz des MitralsegeU . an dem Muakelabarauge^ der
Herzkammer , an den Klappenachenkeln , an de« in^
nern Ansatzrändern der Aprtentaaebep* VQrirduii4(,
d. i. Fettmetamorphose und Absatz von Kalksalzen
ist ein häufiger Ausgang der Vegetationen an den
Herzklappen.
9) Die andern allgemeinen. Folge^rscheiBUUgen
beruhen in der Sphäre des Kreislaufs zunächst auf
den veränderten GrOsseverhällnissen des Hciramiiskela;
auf der Aenderung der Propulsivkra/t des Blutes;
ferner auf der qualitativen Veränderung des- Blntea.
die Quantität der fe3ten Blutbestand4heile und die
Dichtigkeit des Blutes werden verringert; Blutkör-
perchen, Albumin und Fibrin vermindern $ich. Im
Beginne wird nur die jeder Exsudation vorbergehenda
-Erregung der Herzganglien im Pulse durch Beschleu-
nignng erkannt ; spffter kommt daa 5rtNche Binder-
niss der Blutstrdttung, das Pins der ttberwindeii^en
Kraft in Betracht ; bei längerer Dauer wird emllleh
der Elasticitätsmodul der Arterien verändert. In der
MbnuBg ist aa^ga aboMo oft eite flinderMisa aks es
IH. PalMogi», Vherapit «* meditiaMM EliniL
av
tkhk. Unter 4en Eradrookt tesdileaaigtM BluliidB-i
(luBses Ml d« LvBgM evIsMliI iHMrilgridifie Hyspntt,
GytBntv. Di« OoBKestion tu dMi Lunfva tm roBirt«it
Kti de» durek CadocsnlitiB bewMlcii SleRoseo düp
OülMQ un6 %il entweder Compretnon» AtelelitatB
emnliier LuAgmabeobMttie (hypoRtaltBolM ihMUDonn)
oikr BefBtOruog der LvngeDotpillareB mrl Zerstfthnif
der ii'ondii>ie»di» (liliBorringiedhen hiferkt, Udt-
genapoplexie) zum Ausgang. — Die Temperatur des
Kraiiken l^t seilen versrndert und pur in den AnsgKp-
geu «eigi ficb bisweiJeQ bei gleiclueiUg«>r Cyanoae
eine Abnahme bis zu 25® R. — Die Nerven centren
sind meist nicht tangirt. Bei Veränderung der Osljen
eBtst^i#ii bisweilen begrenzte HirBC^ogestionen w\
ihren Mgen. Oft «ndtt die Behindorung des Hirn-» .
kreislaiifs in cerebrale Apoplexie ; wie auch Blutet-
gQsse iq andern Geweblen, Darmscblermhaut, Niere»
Muskel a(s Ausgange <ler Gardiostesosen beobachleL
werdtn. (Millies.)
847, Fall von Iknaler Leiridaiie; von Dr.
Leudet. (Gaz. de Par. 24. 1853.)
Durch yirchow*s u. Ben nelt's Forschungen
angeregt, tbeill Vf. folgendeo Fall mit, welchen er
als' „Hyperlreipliie der Milz ibU Vermehrung der farb-
losen Bhitkftrpfrchen" beschreibt. Die Blutverande-
rang ißt, erat in der IkeiAbe oenstatirt worden. Be-'
merkenswerth erseheint, dass auch in diesem Falle
die Zunabnie des Leberyolumens erst in die letzten
ffonate io.v Krankheil ßlltt, wahrend die KflUvergrös-
serung bereits ihren höchsten Grad erreicht u^ wahr-
scheinlich schon 2 Jahre bestanden hatte«
Katbarioa M,^ 30 J. alt, WJ^sckeria, tod kleiner Statur,
blassem Ausseben, schlecht genährt, wurde am 27. Febr.
1883 in ^e Charit^ aufgenommeo. Ratte aFsKiDd die Pocken,
war spiter Die kraoli , seil den 19. Jarbre regelmllssig meo-
simirt, bat im S Jabteu ctamal ohne groaeeD Blotverhist
lei«bt geboren. Seit 10 Jahren in Paris,, wq tiß ei(K gesunde
WohnuDc hatte ^ mit Ausnahme von ^Vs Jahren , wo sie in
der ProfiDz an einem sumpfigen Orte sich aufhielt. Aeltem
und ISeacbwtster niebt aacbweisbar krank. Sl» selbst Hit
Dia ao WecbselfMer , Bhüapaiea oder btoligtn Htübieu , nur
seilen aP Naaeobluten. ~f Die Krankheit datiri 8i;it ihrer
SchwangerschaU (2^« Jahre) ^ wo sie viel Schwindel hatte,
die Anschwellung des Leibes bemerkte sie bald nach der Nie-
derkunft, oaeb S Kon. war ah schon ebensa bedeuteiad, wi»
bei ihrfr Aufnaboie iai Baepitak. In den letaten Mona^aor
litt sie hesondecs an AtbemJosigkeit. Verdauung gut; ga^
ripge Abmagerung , Schwächegefilhl , starke Nachtschweisy ;
Oedem der untern Extremitäten, FrSsteln und abendTIcbes
neber. CImd and CMntnsuIpbae hatte kernen EitiOuss auf
dM Saadlwist upd ihr ibrigts Beiaden. Laib aiiligetriabed»
basonder* w der Unken Seite; ebendaselbst leerer Perfiis«
sioqston von oben 2 Querfingerbreit unter der linken Brustwarze
bis zur Spina llei ant. sup., nacb der Mitte zu bis zum Nabel.
fiffan filhlte dem entsprechend eine Geschwulst mit gfatte^
Oberiliobe, glatter und raadtisber unterer Grema, mit ibrsoi
vordern und innern Bande etwas rorslehend; sie vrar fest,
kaum beweglich, nicht fluctuireod, ohne Hydalidenscb wirren.
Die untere Lebergrenze fiel mit dem Rande des rechten Bip-
panbogeos zusammen , der linke Leberlappen reichte bis zor
G^sabwaUl dar linken Bauckasite. Die IMirns wama van
Gas auf gedeknjt , kein Asoitea vorbanden. Appetit sehr gut,
kein Erbrechen , Verstoprung und leichte Diarrhoen abwech-
selnd. Schwache Stimme , leichte Schlingbeschwerden ;
Laafail, bis aaf atnzeioe Rassdgsrinache , gesnnd. SaM
eiaiftr Zeil 9arafcl«|to bei 4ar gsrii^tan Bewagwsg das H/kh
pars oder gemütblichen Eindrücken ^ Qerz Vis auf ein leichtes
blasendes Geräusch statt des ersten Aortentones, gesund;
Jogulargerftusche vorhanden. Haut Mass und ziemlicli
traohen, Pols M, nokriftir, «bar hart. Während des &aMa«
faa hm Nacbi and bei 1>i§c aiarfca Sokfweissf^ die linke nimtt
Extremität ddematos, ohne Anschwellung der VeneosUimme,
Arterienpulsation an beiden Extremitäten gleich deuilicl\ zi^
fSbhen; Temperatur nacb der Schätzung mit der Hand an
beiden gleich. Liaanade, erwerchende Dmschllge auf laa
odemat. Glied , doppalte Portion Eisen. -^ Pef ?arlanf daf
Krankfeit während des März war im WeseotUcban dersalbe)
starke Scbweisse , abendliches Fieber ; der Drin sedimentirte
' nicht, kein Eiweiss und kein Zucker darin nachzuweisen.
Anfangs April starke Diarrhöe ohne Laibsoamerten ; AppatÜ'
Verlust, grossere Schwäche; Tod d. 17. April 1882.
Seetion 33 Std. nach dem Tode. Geringa Todtenstarae ;
Gehirn auiaer massigem subaraohnoidealem Easudate normal.
Lungen, bis auf einige pleuritische Adhäsionen und etwas An-
schoppung in den untern Lafpen, gesund. Im Herzbeutel
geringe Mang« gelblichen, kiaroD Transsudates ; Klappen gut.
Das Blut , besonders das dar Venen , sowohl des Herzens als
der Himsinns, und anderer Gefässe sah chocoladeafkrbig ans,
hatte eine rabmartige Consistenz, enthielt nirgends ein schwar-
zes BlutcoafuJum, vielmehr unzusammenhängende, meist nur
erbsengrosse , balbweicbe , weisslicbe oder weisse Gerinnsel.
Die innere Fläche der Venen erechien gesund , nirgends eine
Spur einer Obliteration. Bei der mikroskopischen Unterso-
cbang gawäbno das Bim imaaar dassalba Ansaaban , i« den
kleinen weisslichen Gerinnseln beobacklaie Vf. kaam 4-r^4
unvessabrta rathe KorpcoelteD aal einem Gesichtsteldai andere
rotheJK^parchen waren unragaknässig gestaltet; den gruaat^n
Tbeil das Objectes bedeckten farblose Blutkorperoken mit
kornignr Oberfläche, scharfen Contouren u.l od. 3 Karnen. —
In der Baurbböhle fand sich ua^ef. Vi Liter eines gelblichen,
klaren Röfsigkeit. Die Milz war 30 Ctmtr. lang» i7,l Ct^tr.
breit und 6,tt Ctmtr. dick; ibae grosste Circumf^rena* betrog
64 Ctmtr. , die kleinste 38 Ctmtr. Sie war äusseriich fast
allseitig verwachsen, von fester Consistenz und zeigte auf dem
Durchschnitte eine rothbraoae Farbe. Die Milzvene, so wie
die MascvtaHatvenen ond dia Ptortadar sobienan arwettert zu
sein. Am Hvhls dar Milz baaurkta Vf* aufgetriabane , weiss-
licbe, «keineswegs erweichte* Lymphdrüsen. Die Leber war
voluminös, dar vaebte Lappen 20 Ctmir. lang; 7 Ctmtr. dick,
der linke Lafrpan 18,5 Ctmtr. kag; die ganze Leber 27,6
Ctmtr. breit, die Oberfläche glatt ; die Substanz massig fest,
blutarm, weiakafenfarbig. Niaren normal. Lymphdrusen an
der EinmöndangSslelle der Vena aara infer. geschwollen, gelb-
licbweiss, nielkc atweicht. Ana Barme nichts Bemerkenswer-
thes, bis auf geringe Schwellung der solitären Follikel. Harn-
blase und Uteni« normal. (0 h 1 e.)
848. Zur Kenatnist der Znckeilianinikr;
von Prof. 0. Ph. Falk zq Marbarg. (Deutsche KIid.
22. 23. 25. 26. 1853.)
Vorliegende Arbeit bescbHiligt sich voraugsweiae
mit der Wimv'OMSscheidtm^ durch die tfieren bei
Diabetikern« Die Versuche wurden angestellt an
einem 25jlrttr. an Diabetes leidenden Scbubmacherge-
aellen und an einer 38j]lbr. diabetischen Ehefrau einen
Juden. Vo» 7 Uhr des Abends au wurden diese von
Speise und Trank abgeschlossen ; am folgenden Mor-
gan von 7 — i Uhr wurde dann der gelaanane Urin
8l«Ddlieli gvmeMan, ebenao dieQuoilitM derNahrung,
welche die Pat. um»-8 Uhr zu sich nähme» dspften*
genau beathnmC. Wiederhnlf tmterwarf sich ausser-
dem Vf. selbsi,. ganz demselbad Regime wie die Dia-
betiker , up auf diese Weiae aiiien brauchbaren Ver-
gleich iwiatbaft der WaaitMtsscheidun^ Geaoodar
38
III. PaÜiol<>gie, Therapie iL mediemi^die Klinik.
und Diffbetiseher stt erhalten. Es wflr<)e zn weit floh-
ren, hier die einzelnen Experimente genauer wieder-
zugeben und mUssen wir uns darauf beschränken, die
ReauUate, welehe Vf. durch sie gewonnen, kurz mit-
lotheilen. Sie betreffen einestheils das Verhalten der
Urina sanguinis , d. h. des Urins , der in nttchlernem
Zustande, nachdem die Pat. 12 Std. oder länger ge-
fastet hatten, gelassen wurde, anderntheils das Ver-
halten der Urinausscheidung nach Aufnahme verschie-
denartiger Speisen und Getränke. In ersterer Bezie-
hung ward die Menge des von 7 — 8 Uhr des Morgens,
also nach ]2siandigem Enthalten von Speise und
Trank» ferner auch im 6. Etperimente des Ton 7 — t
Uhr gelassenen Urins stündlich gemessen, während
die Vergleichung mit dem Urine Gesunder durch Tom
Vf. an sich seibat angestellte gleiche Versuche
ermöglicht wurde. Zu bedauern ist, dass Vf. nicht
das Körpergewicht der 3 in dieser Beziehung nnler-
suchten Individuen angiebt; zu einem vollgOltigen
Urtheile wttrde auch dieses von Erheblichkeit sein.
Vf. entleerte , Dacbdem er jedeamal am Abend zuvor nm
6 Uhr eine bestimmte Kost zu sich geocmroen und ton da an
sich jeder Nahrung enthalten hatte , an 3 verschiedenen
Tagen
von
Morgens
6-7
7—8
8—9
9—10
10— It
11—12
12— 1
Grmro. Urin.
34,3
34,3
23,1
46,2
117,8
33,4
spec. Gew.
1,030
1,030
1,031
« 1,024
1,012
1,019
Grmm. Ur.
31,0
21,0
29,0
32,0
46,0 •
46,0
47,0
spec. Gew.
1,026
1,028
1,023
1,020
1,019
1,019
1,019
Grmm. Urin
67,0
37,3
92,3
72,2
47,0
47,0
100,0
spec. Gew.
1,023
1,024
1,016
1,018
1,020
1,020
1,016
Summe
MiUe!
32,2
Mittel
1,024
Summe
272,0
Mittel
39,0
Mittel
1,022
Summe
463,2
Mittel
66,2
Der minnitche Diabetiker entleerte im 6. Exp. unter glei-
chen Nabrnngsverhültnissen
Morgens Grmm. Urin spec. Gew.
▼on 7—8 33,3 1,039
8—9 63,5 1,038
9—10 91,4 1,033
10—11 X 63,0 1,030
11—12 73,7 1,027
12—1 32,0 1,024
Summe 333,6 Grmm.
Mittel 66,7 1,031
Er entleerte femer in der Fröhstunde von 7—8 nüchtern.
23
24
87,3
61,4
93,4
Mittel
97,3 Grmm.
Mittel
1,020
1,030
1,047
1,047
Mittel
1,047 sp. Gew.
Exp.
1
2
3
4
3
6
7
8
9
10
It
Exp.
12
13
14
13
16
17
18
Grmm. Urin
84,8
84,0
110,0
84,1
106,3
53,3
61,8
43,5
32,0
72,3
40,0
spec. Gew.
1,024
1,035
1,040
1,037
1,041
1,039
1,038
1,038
1,038
1,038
1,040
Mittel Mittel
72,1 Grmm. Ur. 1,039 spec. Gew.
Grmm. Urin
50,7
30,5
49,6
56,0
48,5
65,3
56,0
spec. Gew.
1,038
1,039
1,039
1,038
1,041
1,038
1,045
Mittel Mittel
52,4 Grmm. Ur. 1,039 sp. Gew.
Die diabetische Frau entleerte unter gietcben Nabrungsver^
haltniasen im nOcfatemen Zoatande an 5 verschiedenen Tagen
Morgens von 6—7 Uhr
Exp. Grmmv Urin spec. Gew.
19 110,0 1,047
20 78,8 1,049
21 132,3 1,045
29 118,0 1,041
Hiernach zeigt sich also die Quantität der Urina
sanguinis bedeutender bei den beiden diabetischen
PaL als bei dem. Gesunden; die diabetische Frau
Ubertriflt wiederum den Diabetiker in dieser Bezie-
hung , was Vf. der sowohl aus vielen andern Zeichen
als auch aus dem spec. Gew. zu ersehenden grOsaern
Intensität der Krankheit zuschreibt; ebenso ist es
einer erheblifben Abnahme der Krankheit zuzuschrei-
ben, wenn wir vom 12. Exp. an die mittlere Urin-
grösse des Pat. bedeutend abnehmen sehen.. Die
UringrOsse der Diabetiker im nüchternen Zustande
abertrifil also die der Gesunden , und zwar um so
mehr, je intensiver die Erkrankung isi; unzweifel-
haft also ist dieThätigkeit der Nieren in dieser Krank-
heit eine grössere als im gesunden Zustande. —
Ganz anders stellt sich nach F.*s Experimenten das
Verhalten des Urins nach Aufnahme von Speise und
Trank ; schon beim 1. Exp., wo sich Vf. einem gleichen
Verhalten wie der Diabetiker unterwarf, zeigte sich
die unerwartete Thatsacbe, dass bei gleicher um 8
Uhr Morgens aufgenommener Nahrung , bestehend in
450 Grmm. Kaffee , 230 Grmm. Eier , 900 Grmm.
Wasser, im Ganzen 1580 Grmm., der Diabetiker bis
1 Uhr nur 625,6 Grmm. Urin , der Gesunde hinge-
gen 1587 Grmm. Hess. Dieses auffallende Zurück-
bleiben der UrinquantitHt Diabetischer gegen die Ge-
sunder bei Aufnahme gleicher Quantitäten von Speisen
und Trank zeigt sich mehr oder weniger in allen
24 Exp. Über diesen Punkt; Vf. schreibt sie einer
Unthätigkeit des Magens zu und hat durch Percussion
und Succussion nachgewiesen, dass die aufgenom-
pene Fl(laaif[keit noch nach 4 — 5 Sld. im Magen
III. Pathologie» Tberapie u. modiciliische Klmik.
2 Wurden der gewöholichen animalischen Koat
Llen» Stärke, Butter, Kochsalz zugesetzt , so
Lsieh ^e Reaorptionskraft des Magens der Dia-
[wieder der normalen und die Diärese mehrte
l#ie Magenwandungen der Diabetiker verlie-
10 die Fähigkeit der Wasserresorplion , und
■D 80 mehr, je intensiver die Krankheit ist,
li darinr zeigte, dass der diabetische PaL, bei
pD ailmalig die schwersten Symptome des Dia-
bfawanden , in den spatern Exp. eine erhöhte
Kenskralt des Magens und daher vermehrte
laach Aufnahme, von Speise und Trank zeigte.
iSlofle aber vermögen dem Magen Diabetischer
[erliegende Resorplionsfifhigkeit zu erhöhen
diesen nimmt der Traubenzucker eine be-
stelle ein ; er. ist also dem Diabetiker zum
len nOthig, da durch ihn die Appetitlo-
aobehagliche Schwere im Nagen und Un-
iben wird; aus diesem Grunde wird rein
Rost von diesen Kr. nicht ertragen. Die
efördernde und daher diuretische Kraft
liedenen Nahrungsmittel bei Diabetikern
nun nach seinen Untersuchungen Tolgender-
aaf:
Kochsalz eioem Plus von 30 Grmm. tlrin
Traubeozucker - - - 18 ^ , ^
Butter - . - 15 , ,
; Stärke ... 13 ^ ^
Bofanacker , . , . 5 ^ ^
Eier - - - 0,8
Hilchzucker ... 0,6
wir hier diese Resultate mitlheilen, mOasen
welche sich genauer für die Sache in-
b, überlassen, die fiinzelbeobachtungen, aus
abgeleitet sind , im Originale selbst einzu-
YL recapitülirt zum Schlüsse folgende 3
Hauptergebnisse dieses Theils seiner ersten
r die Glykosurie.
Der Magen eines gesunden Menschen ist im
)as ihm überlieferte Wasser in kurzer Zeit zu
> und an die Blutbahnen und die Nieren zum
r Harnbereitung abzugeben und bedarf dabei
in keiner Weise der regulirenden Mitwirkung bd-
stimmter Nahrungsmittel. Er thul unter dem Einflüsse
von albuminösen oder thierischen Nahrungsmitteln
ebenso seine Schuldigkeit, als unter dem Einflüsse
zuckerhaltiger oder vegetabilischer Nahrungsmittel.
2) Der Magen der Diabetiker auf der Bdlie der
Kraukheit i'st an und fttr sich ausser Stande, ei«6
erhebliche Menge getrunkenen Wassers zu resorbiren
und an die BLutbahnen und die Nieren zum Zweck
der Harnbereilung abzugeben. Er erhalt aber diese
Fähigkeit in verschiedenem Maasse unter dum Ein-
flüsse verschiedener Nahrungsmittel , welche mit den
Magenwandungen in Berührung kommen. Zu den
Nahrungsmitteln, welche den diabetischen Magen m
stärkerer Thatigkeit anregen, gehören die oben genann-
ten in der angegebenen Ordnung.
3) Der Magen eines Diabetikers lässl von seiner
ünlhaiigkeil in der Resorption von W.isser in dem
Maasse ab, als der Zustand des Pal.'sich bessert und
emancipirl nich nachgerade von der regulirenden Wir-
kung der Nahrungsmittel dergestalt, dass er bei albu-
minöser oder animalischer Kost kaum anders arbeitet
als hei zuckriger oder vegetabilischer Kost , obwohl
er vor Eintritt völliger Heilung nicht genau das leistet,
was ein gesunder Nagen zu leisten vermag.
(Miquel.)
849. FUle Yon Diabetes mellitas.
Scbfitzenberaer theiU (Gas. de Straab. tt. i8tS.)
einen genau beobachteten , manches Interesse, bietenden Fall
ausführlich mit ; er betraf eine 47jähr. Wäscherin , die mit
37 J. Matter geworden war und ihr Kind, als es 4 Mon. alt
wer, verloren hatte. Sie hatte eine niedrige, jedooh nickt
feuchte Wohnung in einem gesunden Thale der Vogeten be-
wohnt und sich vorzGglich von Erdäpfeln , Milch und groben
GemGaen ernährt, nur selten Fleisch, nur auanahmsweiae
Wein genossen. Seit Juni 18tfl sich unwohl fühlend wurde
sie im Nov. desselben Jahres in die med. Klinik äufgenoamen.
Vom 11. — 14. Nov. wurde sie, ohne dass ihr Regime fest
geregelt wurde, und ohne dass ihr Medicamente gereicht ww
den , genau beobachtet ; sie verzehrte 8 Portionen Brod von
250 Grmm., 2 Portionen Getreide u. Gemüse; die Quantität des
gelassenen Urins überstieg nie die des eingenommenen Geträn-,
kes; er verhielt sich vom 11. — 15. Nov. folgendermaassen.
Quantität in
Quantität d. Zuckers
Quantität d. Zuckers
spec. Gew.
24 Sld.
in 1 Liter
in 24 Std.
1,0351
4Vj Liter
76,92 Grmm.
346,140 Grmm.
1,0344
2V2 .
79,04 .
197,600 .
1,0317
4Vi .
60,73 ,
273,285 .
1,Q313
» -
67,88 .
407,280 ,
1,0338
*Vt .
67,88 „
279,665 ,
11. Not.
11 .
13. .
14. .
15. .
• wurde nun einem strengen Regime unterworfen, was
*o Grmm. Brod nur aus animalischer Nahrung be-
« OttSDlitat des Urins, so wie die tJes Zuckers sank
W Vi de« {rähern Betrages ; Giutenbrod sUtt des
PtMo Brodes zu nehmen , verweigerte Pat. Vom 23.
enueli die Kr. Opium und begann man mit 3 Pillen
P«™»m. u. stieg bis auf 20 Pillen von gleicher Stärke;
«rtiielt Pat. 4 Gr. Thcriak u, 3 Gr. Amroon. bicarb.
Juf ""* '«naiöderteo sich unter dieser Medication
i^eotcod und sank die übrigens den eingenqmme-
T"° ««»8 gleichbleibende Urinmenge auf 1567,5
F» «»» »pec. Gew. auf 1,0278 , die 24standige Zucker-
quantität auf 77,059 Grmm.; bis zum 15. Dec. änderte sich
dieser Zustand wenig , bis man statt der süssen Tisanen der
Pal. reines Wasser und Vichy-Wasser zum Getränk gab, wor-
auf wiederum die 248tundige Zuckerquantität des Urins ab-
nahm. Unter diesem Regime schwanden, wenn auch mit
einigen Schwankungen, allraälig sowohl die übrigen Krank-
beitssymptome als auch der Zuckergehalt des Urins u. konnte
Pat. Ende des J. 1852 und Anfang des J/ 1853 sogar 100—
250 Grmm. Brod , so wie einige Kartoffeln nnd GemOse zu
sich nehmen, ohne dass Zucker im Urin erschien. Sie wurde
noch bis Ende des Winters beobachtet und zeigte immer einen
guten, aber nicht gesteigerten Appetit ; ebenso war der Durst
40
UL Patbologie, Thtnpi» vu me^miub» Wm$.
nicht mehr Yeniiehrt( die KdrperffiUe war luruckgekehrl ;
nur die Muskelkraft hatte ibre rrubere Energie niciit voflstan-
dig «Heder eriangt.
AU von Interesse werdeo noch folgende Tliat-
Sachen beoDerkt. Im Mon. Marx 1B53 zeigte steh
tu wiederholten Haieo eine kleine QnantiUt Albumin
im üritt t tar facker seilte sich jtdoth nicht wie-
^Itf. — Mehrmals sah mm wtthrend der 1. Pisritde
dker Bchaodkmg m Folge dbr Darreichiiiig tuMb Ah-
führmitlels ien Zuekergehalt «ehr b^deuUod fallen,
waa S. dadorth erklart, iass aus 4en dkiroh 4a6 Ah-
fttiirniiiel bewirkten Sttthkn viel Zucker aas dem
&5rper weggeschafft werde. Sb betrug im Men. Nov.
ilüi 24atandige Znflker^ nantilit gewöhnlieh 167 Grmm. ;
in Folg« einies AbRthfDaittels sank sie eaf 49 ; doch
ImmI man dafttr 2S Grmm^ Zncker m ^n Stttblen«. -^
Als Folgerungen aus eeinen genauen BeobechiuDgen
stellt'S, cum Schluss einige Sstze aur, die sich jedoch
eineslheils sehr genau art die Beobachtungen an-
schliessen , anderntheils wenig jfnteressanli^s bieten,
so dass wir sie hier übergehen ku dürfen glauben.
Der auf der Abtbeilaog von Grisolke in der Pilie beob-
achtete Fall (L'UoioD. 31. 1853) zeicboei sich dadurch aus,
daM er eine halbseitig gelfibmte Frau betraf. Die SSjähr.
Kr. hatte seit laogtemr Zeit in sehleehten VarMlieWsee gelebt
wtA sich dndorcb ein Nervenfibel augezogen ; aafaogs «o von
'Zeit ZQ Zeit eiotreteoden Convulsionea leidend , war sie spa-
ter fon einer partiellen Lähmung befallen worden, wegen
welcher sie schoti früher in einer andern Abtheiluog desselben
Hospitals behandelt worden war. Bei ihrer Aufnahme in G.'s
Abtheilung zeiate sieb ie der gabae racUt» Klr^arhälfte
▼erminderte Sensibilität und Bewegungsfäbigkeit ; wegen einer
oniellkottiraMen Lähmung der Mate i«aa 4er Uite dann und
km nnwillkurlieb ab \ «r wurde ie f rosacr Nlenge getaasen,
«er «an heller Falte, wot-de eelbai bei 3tägiger Aufbewahrong
taocb a4cht amaionihkalisoh ; sein Gesobmack war aüss , sein
apec. GeW. 1044^; EiwaiasreactioR ceigte «r nicbt; dagegen
bawae» die Prabe mit baosi. Kali^ ao wie die ilarteswil'acbe
i^irebe seinen Zuckertsahalt , «ftd fhnd nra» durch Abdamfifen
« Saa Gmaik 2.4innm. Zodker. Es werden stieksfeeibalüge
«ebaUncen, Ghitenbrod, Ylehy-Waaeaf und Bordkauxwün
■la Nebmag gereicbl, Gcmahe en4 ato^lenbaUigf Kolt eoler-
aagt. OiitvobI Pai. daa Qlutenbratf ? arweig^rte, beaaerte siidi
Aadi bei dieser Dtf4 der Zustand dcndbee und die QteAlitit
4m üpiaa^ wie des in ihm eethaltenen Zuckers nahmen a^;
4le LSbneagaeirscbeiBeiigeB aHittan jedoch keine VeteedanM^.
Xn die Erz^lung dieses Falles werden einige
theoretische Bemerkungen geknüpft, welche vorzüg-
lich darauf hina^iagehen« den grossen Einflusa darzu-
thun, welchen krankhafte Zustande des Merveasysl^ms
auf Erzeugung db^ ib R^de stehenden Kfattkheit aus-
üben , und liefert aflertfings dieser Fall , wo bedeu-
tende AbnormUaten in den Functionen des Iterven-
systems der Krankheil hmge vorhergehen, einen Bei-
trag zur Unterstützung dieser Ansicht.
In einer Zuschrift an die Akad. d. Med. (ijaz. das
U4p. 71. 1853) beheupftiH Tavignot« dees ^
#ahre Ursache des Dv»bet«*s in d«n LungiMi lit^ge,
zWar nicht in anntt^itiisclicn Ltfsionen dies^ei^ Organe,
wie Reynoso und Dechambre es annehmen,
soMler4i in einer functionellen Behinderung» Diese
beruhe auf StUrungen der Innervation , welbr aMh
dre bekannte Ehtdeckung Cl. Bernard 's spttech^;
wegen ungenügender Punctionirung der Lungen werde
der gebildete Zucker nichit wigeaaist nsd
daher im ürine. Heilung kitane naa dakai,
bewirken» daae man entweder die fieq»inte
gungen künstlich anrege« oder eine
LuA einalhmeii lasse* Dass ihm auf dint
Heilung eines kr. gelungen eei, verkflidet
grosser Emphase» Die Einseitigkeit dieser
sehen SpecuiMion springt ^nu^m ia 4ie
bleibt nur die aof diese Weise bewirkte H|
womierbarea Factum. Der Fall erinoirt
Lab-Therapie des englisM:beo Araiea, indes d
lalls seiort einige Heilungen dureb daa \k
herausgeklttgelte Mutet bewirkt wurdeo,
(l«^l
8&0. Htbn dii GlMmiB€li* Uli i
piicbe Vtrhalten dir Leber u4 limi
gen Fällea yob Diabetes mu hesonüm
siehtigimg des FeUgtkaMes. äiettir
Lionel Beale. (Brit. Kev» Juiy 1653.)
Iiu J. 1848 lenUe Dr. todit in einer
lesung die Aufmerksamkeit auf ein mer
Verhallen der Nieren eines an Hiabetes
gegangenen Patienten. Sie wurden in eiaen
fettiger Entartung gefumlen, waren ein
ser als gevil^niieh , bltttreteh ; ifr der
stanz befandeb sich zahlreiche kleine
Mikroskopisch von Dr. Johnson uater«
die Uarnkanalchen eine gelbliehe Farbeaf,
einem Uebe^schuss an körniger MateritM
ihren Cpithellalzellen abhing. Die Kifei
neuen eemraftVinien hierdoreli in eiarr
werlhen Weise gegen die L^berzBUtm, U
farbles und durchsichtig waten und kaudi
tikelchen galliger u»d lettiger- MiMrte
eradiievei in einem Zantendl! del* Atreph«^
die Nierenzellen hypeHrophiaeH warra«
angestellte Analyse der Nieiia ergaln
Ufa«««*
7e,800
AnimaUsche Melerico
1«,7»
VeVL
3,016
Feste Sarze
l,3«i
Spuren von Zucker konnten in der Niere
nicht entdeckt werden. •
Ohwohl T 0 d d h^m«fHtl, dass dieser Zi
Nieren im Diabetes vielU£cht nicht ^ani tatgl
sei , so sind doch fernere Beobachtungea Hb
Gegenstand nicht vb^giabtlicht. B. thelt
Reihe votl Analysen nrit, die sieb alle, mi^
einer, auf Falle von Diabetes beziehen, die
tlospilal vorkamen und in Todd*s klio* ^^
beschrsebcn sind. Als wichtigste Felgenu
d«n im Detail mitgetheilten ehem. »«^ "
ÜniehJuchuugen bezeichnet er, das» die (Ji«
Fettes in der Cortiealsubslanz von diabeliil
ren die in einem gleiehen Gewicht der Uka
ben fi^rpere «bertreffe, im geeondea Mf^
gen stn di**t6s VerfraR^ ^ ntog^WUJ^!,
enthielten Nieren von Üia'beUkerA nebr
irtttj
IR. Patholegie, Thenipi« a. medieüiisehe Klinik.
41
toade ; Labeni von Diabetikern dagegen weniger Fett
als gearade. [Ohne die Genauigkeit der niiigetheilten
Aaaiyaen in Zweifei zu ziehen, erlaubt sich Ref. hierzu
di« Bemßrkmng, daa« wohlcoastatirte Falle von Diabe-
tea vorliegnn , in welchen aoagebildete Fettleber ge-
funden wurde ; ein derartiger Fall ist ausführlich in
den klin. Vories. von Gob^e beschrieben.] Von
den aii%eftlhrten Analysen iheilen wir einige mit , u.
twnr znerat 2 von geaunden Lebern, 1 von einer
geaunden Niere. Die erste Leber, Analyse Nr. II,
und die Niere, Analyse Nr. IV, sind von einem ge-
sunden Hanne von 31 J., der durch einen Fall ums
Leben kam; die zweite Leber, Analyse Nr. III , ist
von einer gesunden 40jahr. Frau, lyelche an Schlag-
fluss starb.
Gesunde Leber,
Wasser
Feste Bestawltkaile
Fett
In Wasser a. Alkohol lös!.
Eztractivstoffe.
lo Wasser allein lösliche]
ExtractivstofTe.
Elwda«
Salxe TOB Alkalien u. Erdeo
In Wasser, Alkohol undj
Aetber unlösl. Substanz, j
Analyse 11.
68,»8
31,42
3,82
10,07
1,50
16,03
Anslvse III.
72,05
27,95
4,28
10,40
1,1»
12,08
Genmäe Niere. Analyse Nr. IV.
Wasssr 76,450
Feste Bestandtheile 23,550
Fett, worunter viel Cboleatearin 0,039
In Wasser lösliche ExtmcUvst. 5,840
Feste Salze von Alkalien 1,010
Salze von Erden 0,396
Eiweiss, Oefisse 15,365 **
Zum Vergleich iOhrea wir hier gleich die folgenden Analy-
s^o Nr. V. a. VI. an , betreffend die Leber und Nieren eines
19jähr. diabetischen Madebens , das 14 Tage vor ihrem Tode
auf die Abtheilung des Dr. Tod d aufgenommen wurde, wahr-
scheinticb aber schon langer als 1 J. an der in Rede stehenden
Krankbeil gelitten hatte ; die Quantität ihres Urins betrug oft
10 PkBten in 24 Std., sein spec. Gew. 1035 -- 1045. Bei
der Leichenöffnung fanden sieb in dem obem Lappen der
rechten Lunge Tuberkeln und eine kleine Caverne, in der lin-
ken Lunge kalkige Ablagerungen. Die Leber wog 2 Pfd.
14 Uns. ; ihre Farbe war natQrlicb ; sie war von fester Coa-
sisleos. Bei der mikroskop. Untersnebung zeigten sich die
Zellen gross , zahlreich und wobigehildet , etwas blass , mit
körniger Materie gefüllt ; hier und da sab man einzelne kleine
Fetttröpfeben ; 200 Gr. wurden der Analyse unterworfen und
ergaben auf 100 Th. berechnet:
Wasser
. 71,60
Feste BesUndtheile
28,40
ExtracUvstoffe
4,54
Fett
1,32
Salze von Alkalien
0,86
Salze von Erden
0,67
Eiweiss, Gefässe
21,01
Unter dem Fette liess sich trotz aller angewandten Untersu-
cbungsmetboden Cbolestearin nicht entdecken.
Die Nieren derselben Leiche waren grösser als gewöhn-
lich, jede wog 1^^ Unz. Die Corticalsubstanz war blass und
hatte das Ansehen einer fettig entarteten Niere ; die Medullär-
s^stans war hyperfimisch. Bei der mikroskop. Untersuchung
IM. 4«M». Bd. aa. Hit I.
ersebieaen die HamkanSlcben weit und enthielten normale
Epitbelien ; freies Fett fand sich viel , sowohl in den Hamka-
oilchen als auf ihrer Oberfläche; Nierenzellen jedoch, welche
Fett enthielten, konnten nirgends gefunden werden. Zur
ehem. Analyse worden 200 Gr. benutzt und ergaben suf
100 Th. berechnet :
Wasser
Feste Bestandtheile
ExtractivstofTe
Fett
Salze Ton Alkalien
Salze von Erden
Eiweiss und Nierengewebe
75,53
24,47
3,51
0,92
Spuren
12,91
Die fernara mitg«theiUen mikroskop. und ehem.
Untersuchungen verschiedener Lebern und Nieren aus
diabetischen Leichen bieten noch manche interessante
Einzelheit, stimmen aber im AUgemeioea mit den
Resultaten der mitgetheilten Oberein. Die Leber ent-
hielt weniger Feit als im gesunden Zustande, und
zwar durchschnilllich nur ungeßfhr ein Drittel ihres
normalen Gehaltes; nur in 1 Falle enthielt sie die
normale Fettquantitat u. fanden sich auch unter dem
Mikroskope ihre Zellen mit Fettkügelchen gefüllt. Die
Nieren enthielten /iagegen immer mehr Fett als nor-
mal, und zwar die Corticalsubstanz mehr als die
Medullarsubstanz. Es enthielten so von den diabe-
tischen Nieren die 1. (deren Analyse oben mitgetheilt
ist) 5mal, die 2. u. 3. 4mal, die 4. 3mal mehr Fatt
als eine gesunde Niere. B. wagt jedoch nicht schon
jetzt die mitgetheilten Ergebnisse seiner Untersuchun-
gen SU theoretischen Folgerungen zu benutzen, son-
dern spricht schlUsslich den Wunsch aus , dasa auch
andere Forscher ihre Aufmerksamkeit auf diese noch
so wenig beachteten , gleichwohl aber manche Auf-
klärung versprechenden Verhältnisse richten mögen.
(MiqueL)
851. Eigenthflmliclie Concretionen m den
StttUen von Typhagkranken ; von Dr. G. Zim-
mermann in Hamm. (Deutsche Klin. 28. 1853.)
Vf. , der schon früher eigenthümliche Concretio-
nen in den Stuhlen von Abdominallyphus-Kr. beob-
achtet hatte, fand sich vor einiger Zeit, wo er sie in
grosserer Menge antraf, veranlasst, auf eine genauere
Analyse derselben einzugehen.
Die untersuchten Concretionen wurden gefunden in den
Stuhlen eines schweren Typfauskr. am 15., 20., 21., 23., 24,
25., 20 , 28.> 29. Tage der Krankheit; sie waren von ver-
schiedener Grosse , von der einer grossen türkischen Bohne
bis zur Grösse einer gewöhnlichen weissen Bohne ; von hier
ab fand man die mannigfachsten üebergänge zu dem bekann-
ten birsekorngrossen weissen Körperchen in den Stühlen Ty-
phuskranker, welche theilweise eine ahnliche Zusammen-
setzung haben , so dass man einen Zusammenhang zwischen
beiden Gebilden vermutben darf. Auch die Form und Ober-
fläche der grossen Concretionen war verschieden, indem einige
oval, andere rundlich oder rundlich plattgedrückt waren , mit
tbeils glatter , tbeils rauher Oberfläche ; sie waren von welss-
gelblicher Farbe , halbfest , so dass sie sich zwar mit einer
Piacette aus den F&ces herausnehmen Hessen , zwischen den
Fingern jedoch leicht zu einem weissen Brei zerdrückt werden
konnten. Aus der ausfuhrlich mitgetheilten mikroskop.-chem.
Untersuchung geht hervor, dass diese Concretionen ausser
6
42
III. Pathologie, Therapie u« medidiiische Klinik.
einigen Epiibelialaellen grössUntbeils aus verschiedenen Fet-
ten,'unter denen jedoch das Cholestearin vollständig fehlte,
ferner aus einigen Gallenbestandtbeilen , einer eiweissartigen
Substanz, welche Vf. für Faserstoff und Casein hält, endlich
aus verschiedenen Salzen bestanden. Wir theilen eine auf
1000 Tb. der frischen Concretion berechnete Analyse mit;
sie enthielten 237,8 festen RQckstand u. dieser bestand ans :
156,95 Fetten, Cbolsäure und Farbstuff;
80,85 Faserstoff, Casein und Mineralstoffen.
An letztern hinterliessen sie :
0,34 phosphors. Natron
1,96 schwefeis. Natron
2,83 kohlens. Natron
0,75 Chlornutrium
6,10 phosphors. Erden , nebst etwas phosphors. Eisen
1,21 kohlens. Kalk.
1349
Die grossen Concretionen unterscheiden sich vor-
züglich durch ihren Gehalt an Proteinstoffen von den
kleinen hirsekorngrossen weisslichen Körperchen, da
diese nach Vf. vorzüglich nur aus Fett und wenigen
erdigen Substanzen bestehen. Vergleicht man die
grossen Concretionen mit den FSces, worin sie enl-|
halten sind, und zwar 100 Th. feste Substanz von
beiden Materien , so Rilll vor Allem der überwiegend
grosse Antheil Mineralstoffe in dem Fuces-Rückstande
auf; in den Concretionen verhatleu sich die Mineral-
Stoffe zu den organischen Materien ungefähr wie
1:17, in den Fäces' wie 1:1. Aus den nebenein-
ander gestellten Analysen ergiebf sich ferner, dass in
den Concretionen sehr wenig Chlornatrium, in den
Facalmaterien viel , fast der 3. Theil sich findet ;
phosphors. Natron dort wie hier in geringer Menge ;
schwefeis. und kohlens. dagegen reichlich. Phos-
phorsaure Erden, nebst phosphors. Eisen finden sich
in den Concretionen verhaltnissmUssig reichlich, fast
zur Balfte der Mineralsloffe , in den Fäces kaum zum
10. Theile, kohlens. Kalk findet sich in beiden Mate-
rien in grosser Menge; doch ist es fraglich, ob er in
beiden Fällen nicht erst durch Glühen entstanden
ist. — Vf. erwähnt schlusslich, dass Dr. Simon
eine ähnliche Feltconcretiou untersucht habe, welche
eine an Status atrabilaris leidende Dame mit dem
Stuhlgange entleerte und führt die betreffenden An-
gaben aus dessen medic. Chemie (Bd. II. S. 495) an ;
auch S. fand hei seiner Analyse kein Cholestearin,
worauf Vf. grosses Gewicht legt , vorzüglich für die
Entstehungsgeschichte dieser Concretionen , über
welche eine weitere Abhandlung versprochen wird. —
Wenn Vf. glaubt, dass weitere Beobachtungen dieser
Art nicht vorliegen , so kann Ref. nicht umhin , zu
bemerken , dass fast in jedem Uandbuche der patho-
logischen Anatomie derartige Concrelionen beschrie-
ben sind. In J. VogeTs patholog. Anatomie z. B.
werden S. 346 2 Analysen dieser fettigen Darmcon-
cremente angeführt, die in den wesentlichsten Punk-
ten mit der des Vfs. übereinstimmen. Neuerdings
herichtele über eine ähnliche Concretion ebenfalls
aus dem Darmkanale (Coecum) einer Typhusleiche
Kletzinsky (fleller's Arch. 1853. 1.); ihre Haupt-
bestandtheile waren, neben Speiseresten (die sich in
Darmconcrelionen gewöhnlich um so reichlicher nach-
weisen lassen, je frischeren Unsprongs sie sind),
ebenfalls Fette , unter denen jedoch das Gholestearii
nicht fehlte, Gallenbestandtheile, Darmschleim nod
verschiedene Salze, von denen die firdphospbate<
ebenfalls den bedeutendsten Theil bildeten.
'(Miquel.)
852. Die Perforation des Darms imTjpku;
von Dr. R. U esc hl in Wien. (Wien. Ztscfar. iL 6.
1853.)
Die Perforation des Darms im Typhus kommt, wi«:
Rokitansky zuerst lehrte und nach ihm allgemeii
angenommen wurde, nicht durch ein Fortschreilei
des typhösen Processes auf die untern Darmschichlei
zu Stande , indem sich das typhöse Product constaol^
auf dem submukösen Gewebe begrenzt, sondern
durch eine Umwandlung des Processes, durch die
dem Typhus an sich fremden. Vorgänge der Erwei-
chung, Vereiterung und Gangränescenz. Vf. versucbl
im Folgenden diese gewöhnliche Ansicht zu wider-
legen.
Mau muss nach ihm zwei Perioden unterscheiden,
in denen die typhöse Darmperforation erfolgt: die
eine zu Anfang i\es Typhus im Stadium der Versclior-
fung und l^eginnenden Geschwürshildung (also unget
vom 5. — 20. Tage) , die andere im Stadium des
lenlescirenden Geschwürs (vom 30. — 70. Tage).
Im 1. der genannten Zeiträume nun beruht die Per-
foratiou stets auf einer wahren typhösen Infiltration
der tiefern Darmschichten. Um diess zu beweisen,
geht Vf. etwas naher auf die Natur des typhöseo Pro-
ducts ein.
Dasselbe erscheint nämlich im Stadium der Infil-
tration hauptsächlich als ein Aggregat von meist run-
den, nur selten etwas ovalen Kernen , die theils eine
kaum wahrnehmbare Grösse, haben, theils und in der
grösslen Mehrzahl 1/400 — V300'" messen. Sie sfnd
in Nichts von den in andern Blastemen, z. B. dem
sogen, acuten Tuberkel vorkommenden Kernen ver-
schieden. Danehen finden sich anfangs in geringer,
spater in grösserer Menge ganz runde Zellen nut
deutlich sichtbarem Kerne; endlich eine klare oder
von feinen Molekülen getrübte Flüssigkeit in geringer
Menge , das Blastem , aus dem sich die Kerne ent-
wickeln ; die genannten Elemente, welche eben, be-
sonders die Kerne , die typhöse Infiltration bedingen,
liegen in grössern Häufchen zwischen den normaleo
Elementen der Darmschleimhaut» drängen lelilerc
nach allen Seiten hin auseinander und geben bo iQ
Geßlsszerreissungen u. dadurch zu Ekchymosirungen
der Plaques Veranlassung. Wenn man nun diesem
Product an den ergriffenen Stellen in allen Darm-
schichten findet — und zwar ist es in den innere
Schichten gleichmässig , die schichtenfOrmig , in ^^^
äussern, nämlich den Muskellagen, dem subserOsen
Zellstoff, zuweilen auch dem Peritonaeum selbst,
punktförmig, in Form weisslicher, mohnsamen - »>*
hirsekorngrosser Knötchen abgelagert und bildet g^
wohnlich auch auf der serösen Oberfläche eine dflflA«
in. Pathol4»gi6 9 Therapie n. mediciiiische Klinik«
4S
gelbliebgraue Fibrinlage — so muss man, nennt
man das eine typhOs, aneb das andere so nennen,
um so mebr, wenn die Producte der verschiedenen
Schichten auch in ihrem sonstigen Verhallen oberein-
stimmen. So ist es auch wirklich. Das typhOse Pro-
duct nSfmlicb zerfHllt entweder, d. h. Kerne und Zel-
len verlieren ihre scharfen Gontouren , werden gra-
nuUn und in einen fetikörnigen , zum Theil aus Fett
bestehenden Detritus verwandelt » oder sie geben die
KOrnchenzellenmetamorphose ein. Der erstere Fall
nun entspricht der Verschorfung, der andere der Re-
sorption der Typhusmasse. Dort, b^i grösserer Menge
d«r Producte , wird das Schleimhautgewebe gerade
so nekrotisch, wie es die Entzündungsproducte wer-
den; beide zerfallen nämlich zu einer feinkörnigen
Nasse, die sich alsbald mit Galle aus dem Darme iro-
bibirt und so die bekannten rissigen Typhusschorfe
darstellt.
Dieselben Veränderungen nun wie in den oher-
Oäcblicbem Darmschichten werden auch in den tiefern
gefunden: die Resorption nach vorausgegangener
Körnchenzellenmetamorphose und die nach der eben-
genannten Weise eintretende Nekrose. Letzlerer
Process aber tritt in den tiefen Schichten seilner ein,
schon weil hier die Productmenge geringer ist ; und,
selbst wenn es zur Nekrose kommt , verschorfen im-
mer nur einzelne Punkte, da hier die Infiltration eine
punktförmige ist. Von Bedeutung wird die Nekrose
erst dann , w^nn zufälliger Weise in den einzelnen
Darmschichten die übereinander gelegenen Stellen
durch die ganze Dicke der Darmwand infiltrirt werden
und nekrosiren» indem damit der Grund zur Ent-
stehung der Perforation des Darms gegeben ist.
Das Verhaltniss der Darmperforation im Typhus
EQ der Zahl der Sectionen von Typhnsleichen anlan-
g[end, fanden sich unter 1271 in den Jahren 1840 —
1849 (incl.) gestorbenen Typhösen 56 Perforationen,
also im Durchschnitt auf 22,7 Typhusleichen eine
Perforation , bei einer Schwankung zwischen 1 0 und
99 je nach den einzelnen Jahren. Rechnet man auf
100 Falle von Typhus 15 Todesfiflle, so kommen auf
100 Typhuskranke 0,66, oder auf 151 Typhuskranke
1 Perforation. — In den 56 Fallen mit Perforation
trat letztere nur bei 31 im Stad. der Nekrose u. des
beginnenden Geschwtlrs , bei 1 1 im spätem Stadium
der typhösen ülceration ein; die (Ihrigen 14 Perfo-
rationen rührten sehr wahrscheinlich von lentesciren-
den Geschwüren her, u. waren also den erstgenann-
ten 31 Fällen anzureihen. — In 72 in der Zeit vom
1. Nov. 1852 bis zum I.April 1853 vorgekommenen
Typbussectionen fanden sich 12 Falle mit Perforation
des Ueums.
In allen 68 Fallen war das Loch in der Darin-
wand hirsekorn- bis banfkorngross. Nur einmal
fanden sich mehrfache, und zwar linsengrosse Perfo-
rationen. — Der Häufigkeit und Hassenhäftigkeit der
Infiltration entsprechend betrafen unter den erstge*
nannten 56 Fallen 44 das lleum, 8 den Wurrofort-
sai« und 4 das Colon ascendens. (Wagner.)
853. neber BanchfelleBtzflBdimgeny weUke
eine Perforation des Darmes simuliren können;
von Dr. Thirial. (L'Union 83 — 85. 1853.)
Die Annahme von Louis, dass , wenn bei einer
acuten Krankheit u. unter unverroulheten Umstanden
plötzlich ein heftiger, anfangs localer , bald aber all-
gemein werdender Leibschmerz eintritt, wenn dieser
Schmers auf Druck zunimmt , wenn gleichzeitig die
Ztige entstellt werden und mehr oder weniger schnell
Wargen und Erbrechen eintritt, eine Darmperforation
eingetreten ist, erleidet in nicht seltenen Fallen Aus-
nahmen , deren Existenz Vf. mit einigen Krankenge-
schichten belegt.
1) Eio 20jähr. kraftiges Mädcben , welches korz zavor
von einem Favfis gebeilt worden war, kehrte wegen einer
Recidive des Uebcls im Mai 1835 ins Cbarit^krankenhaus zu-
rück. Der Favus verschwand schnell nach einer Salbe von
Jodsckwefel und die Kr. war im Begriff, das Krankenhaus za
verlassen , als sie plötzlich und ohne bekannte Ursache wah-
rend der Nacht von einem sehr heftigen Leibschmerz und von
Erbrechen dunkelgrüner Massen befallen wurde. Trotz der •
Application zahlreicher Blutegel auf den Unterleib verschlim-
merten sich die ZufSlle schnell und den 2. Tag starb die Kr.
unter allen Symptomen einer acuten Peritonitis. — Bei der
Section goss man, in der Erwartung eine Darmperforation zn
finden, in das obere Ende des Darmes eine betrScbtliche
Quantität Wasser und liess dasselbe die ganze Länge. des
Darmkanals durchlaufen. Aber trotz des aufmerksamsten
Nachsuchens konnte rapn nirgends eine Continuitätsstörung
nachweisen. Ueberhaupt bot der ganze Darm mit Ausnahme
einiger rother Punkte im Dickdarme keine Veränderung dar.
Der Magen enthielt eine ziemlich grosse Menge einer galligen,
lauchfarbenen , den während des Lebens erbrochenen Massen
ähnliche Flüssigkeit und einen 4" langen Spulwurm; die
Schleimhaut sah grünlich aus, war übrigens aber von norma-
ler Consistenz. Eine Lage- oder eine Formab weich nng des
Darrokanals war nicht vorhanden. Ein grosser Theil des In»
testinalblattes des Peritonäums war lebhaft injicirt; in der
Peritooäalhöble fand sich eine ziemliche Quantität einer trü-
ben und flockigen Flüssigkeit. Die übrigen Unterleibsorgane
waren gesund, nur die Uterusschleimhaut lebhaft geröthet
(die Kr. hatte eben ihre Menstruation). Ueber den Befund
in der Schädel - und Brusthöhle ist Nichts mitgetheilt.
2) Im October 1835 trat in dasselbe Hospital ein 21jäbr.
Mädchen mit Symptomen eines ziemlich gutartigen typhö-
sen Fiebers ein. Ungefähr am 20. Krankheitstage ward sie
Reconvalescentin und fing an , einige Nahrungsmittel zu sich
zu nehmen, als sie plötzlich in Folge einer heftigen Gemütbs-
bewegung von Leibschmerzen und galligem Erbrechen befallen,
die Züge entstellt und der Puls klein wurde. Ray er diagno-
sticirte eine Peritonitis durch Darmperforation und liess am
folgenden Tage 20 Stuck Blutegel auf den Unterleib appliciren.
Tags darauf derselbe Zustand : grosse Dosen von Opium
(25 Ctgrmm. Extr. tbebaic. p. die), Enthaltung des Getränks,
ruhige Lage. Trotzdem dauerten das Erbrechen pnd die übri-
gen Symptome fort, die Zunge wurde trocken ; nur der Leib-
schmerz war verschwunden und fast nur auf einen starken
Druck bemerkbar. Am Abend , ungefähr 72 Std. nach dem
^Beginne der Zufälle starb dPe Kranke. — Section, Das Peri-
tonäum massig injicirt ; auf seinem Visceraiblatte an verschie-
denen Stellen Lagen weichen und frischen plastischen Ezsa-
dats ; im kleinen Becken 4 — 5 J einer milchig-eitrigen Flüs-
sigkeit; das Mesenterium überall mit mehr oder weniger
dicken, wenig consistenten Pseudomembranen bedeckt. Auch
hier liess man durch den ganzen Darmkanal Wasser bindurch-
laufen , ohne jedoch die geringste Perforation zu entdecken.
Auch der ganzen Länge nach aufgeschnitten , erwtes sich der
Dann vollkommen gesund , nur im Endstücke des Ileum und
besonders in der Nähe der Ileocöcalklappe fand man 4 bis 5
Peyer*8che Plaques , welche eine schwärzliche Färbnng , aber
44
ni. Pathologie, Therapie tt. medieinisehe KKnik.
keine Dloeradon ^eigfen. Die andern Benchorgane waren ge- ,
sond f die MiU klein und feat. In den hintern Partien der
Lungen leichte Anschoppung.
3) Ein J8jähr. Handarbeiter, gross und schmächtig,
trat am 10. Febr. 1840 mit Symptomen eines sehtüeren ty»
phösen FUbBvs : Kopfschmerz, Durchfälle, Mattigkeit u. s. w.
in das Krankenhaus. Bald folgten Verstopfung, Aufgetrieben-
heit des Unterleibs, nächtliches Delirium, stumpfer Gesicbls-
ausdrack , auf Bauch und Brust zerstreute Flecke , einmal
mfissiget* Nasenbluten. Vom 15. — 30. Febr. steigerten »ich
alle Symptome, besonders wurden die Delirien faribund,
Zunge und Zähne schwärzlich belegt, das Spreeben erschwert;
Schmerzen in Bücken , Unterleib und untern Extremitäten ;
unwillkürliche Bewegungen der Lippen ; Sehnenhdpfen n. s. w.
Dieser Zostand dauerte bis zum 25. , wo eine geringe Besse-
rung, gleichzeitig aber rechtseitige Taubheit eintrat. Die
Behandlung halte bisher in einem Aderlass , warmen Ueber-
scblägen, Klystiren, kühlenden Gelränken u. s.w. bestanden.
Von jetzt an erhielt Pat. Tonica, zwei Vesicatore an die innere
Schenkelfläche. Ende Febr. bekam der Kr. Appetit und trat
in die BecooTalescenz ein. Ungefähr am 5. März aber stellte
sich aus dem rechten Ohre ein ziemlich reichlicher eitriger
Ausllttss ein, Folge eines nussgrossen Abscesses in dieser Ge-
gend ; der Eiter war geruchlos und gutartig. Zwei Tage dar-
auf fand man einen andern Eiterherd in der rechten Seite des
Bauches, und bald danach noch andere an verschiedenen
Orten, in der hintern Halsgegend, an den Schenkeln, am Ge-
säss, so, dass nach ungefähr 10 Tagen im Ganzen lOAbscesse
schmerzlos und von verschiedener Grösse vorhanden waren,
die sich theils spontan öffneten , theils eröffnet wurden. In
der Nacht vom 30. zum 31. März trat plötzlich, nachdem
einige Tage Diarrhöe vorausgegangen war, heftiger Leibschmerz,
Erbrechen grQner Stoffe u. s. w. ein. Am 31. früh fand man
das Gesicht des Kr. bleich , entfärbt , die Zi1ge leidend und
ängstlich ; er lag auf dem Hucken, die Schenkel waren etwas
an den Leib angezogen, letzterer auf Druck sehr schmerzhaft.
Es stellte sich heraus , dass den Tag zuvor eine Indigestion
stattgefunden hatte. Man verordnete dem Pat. erweichende
und narkotische Ueberschläge, innerlich Opiate. Am 1. April
war der Durst nnldschbar, der Bauchschmerz heftiger, der
Puls sehr frequent und sehr klein , die Bespiration kurz und
säccadirt , die Angst wuchs mehr und mehr. Am folgenden
Tage Mittags starb der Kranke. — - Section. Weder das oben
genannte Experiment des Anfüllens des Darmes mit Wasser,
noch das genaueste Durchsuchen des geöffneten Darmes zeigte
eine Perforation desselben. Am Ende des lleum ragten einige
Peyer'sche Plaques leicht über die Oberfläche hervor, waren
übrigens aber normal. Einige andere, in der Nähe der Klappe
gelegene, ragten deutlicher hervor und waren schwarz pigmen-
tirt; zwei oder drei davon zeigten leicht ulcerirte und in der
Vernarbung begriffene Stellen. Die Schleimhaut der Klappe
selbst war schiefergrau entfärbt. Ungeföhr V von der Klappe
entfernt war die Schleimhaut des Dünndarmes gerölhet, seine
Wände waren deutlich verdünnt. Der Dickdarm zeigte nichts.
Abnormes. Die Gekrösdrusen waren etwas geschwollen. Der
Peritonäalüberzug des ganzen Darmkanals war geröthet, die
subserösen Gefässe waren injicirt. Zwischen den einzelnen
Darmschlingen fand sich eine seropurulente Flüssigkeit, in der
Höhle des kleinen Beckens eine beträchtliche Menge gelblichen,
dicken, rahmartigen Eiters. An verschiedenen Stellen des
Peritonfiums klebten reiche Pseudomembranen. Alle andern
Organe waren normal.
4) In demselben Saale befand sich ein 22jShr. Taglob-
ner, welcher am 20. Febr. 1846 wegen einer Herzkrankheft
mit elirön. Rkeumatitmue eingetreten war. Die Krankheit
charakterisirte sich durch Herzklopfen , grössere Ausdehnung
des gedämpften Tons in der Herzgegend , ein massiges Ge-
räusch im ersten nnd ein stärkeres , längs der aufsteigenden
Aorta hörbares im zweiten Moment; aberdem klagte Pat. über
Schmerzen in der binen Schulter und in einem Ellenbogen.
Nach ungefähr 3 Wochen stellten sich Symptome eines hefti-
gen typhösen Fiebers ein : heftige Delirien , so dass man die
Zwangsjacke anwenden musste, schwärzlicher Beleg der Zunge,
die nur mit Mffhe hervorgestreckt wurde , füliginÖser Anflug
der Zähne u. s.w. Eine allgemeine Blttteatsiehuiig n. ScbrSyf.
köpfe in den Nacken hatten am 17. Man cfinabenerkensweiike
Besserung nnd Weichen der Delirien zur Folge. Am 18. ttii
ein trockner Husten und Verstopfung der Nasenhöhlen eio;
Schleimrasseln auf der Brust, besonders rechterseits; FoJi
gross; Stuhl selten, unwülkflrikhe Raroentleerang, stupider
Gesichtsauadruck. Vom 20. — 25. bewerten sieh alle Sjm.
ptome und der Kr. bekam Appetit , als in Folge eines Diät-
fehlers in der Nacht des 2. April plötzlich heftiger Leibschmen,
Schluchzen mit Erbrechen , grosse Pulsfrequenz , Präcordiii-
angst , starkes Nasenbluten , diarrboiecbe Slfihle mit eioigei
Blutstreifen eintraten. All« diese Symptome verKblirainerttt
sich schnell bis zum Tode des Kr. , der am 3. Nachmittagi
erfolgte. — Bei der Seetion ergab sich nicht die geringste
Continuitätstrennung des Darmes. Einige Peyer'sche PIsqitt
waren leicht geschwollen , aber ohne eine Spur ton Entzös-
dnng oder Verschwärung. In der Höhle des kleinen Becktu
fand man eine ansehnliche Menge einer etwas getrübten FlQ^
sigkeit und an verschiedenen Punkten des Peritonäums Faser-
stofflYocken ; das ganze PeritonSum zeigte eine lebhafte In-
jection. Das Herz vrar um das Doppelte vergröseert; in
Sehnentheile der Mitralklappe und an den Aortenklappfn
massige Incrustatronen ; an der vordem Herzfläche ein alter
Sehnenfleck. Der Befund in den Obrigen Organen ist nicbt
angefahrt.
Ansser dem Interesse, das diese Fälle hiif^ichtlicb
der Diagnostik darbieten, sind sie aach von Bedeatang
für die Frage Ober die Heilbarkeit von Bauchfelleiil-
zttndungen , die durch DarmperforationeD entstanden.
Von letztern haben zuerst und hauptsächlich die Eog-
lünder, namentlich Stokes, Graves u. A. meh-
rere Beispiele beigebracht, die sie durch grosse Dosen
von Opium erzielt zu haben meinten. Nach seisea
Beobachtungen nun meint Vf. vermuthen za dflrfeo,
dass die meisten derartigen Fälle, wo die SectioD ik
letzter und höchster Beweis fehlt, nicht einer Perfo-
ration ihre Entstehung verdankten, sondern nnrefs-
fache mehr oder minder umschriebene FeritoDiten
waren. — Unter scheidende Merkmale zwisefaen die-
sen BauchfellenlaOndungen ftthrt Vf. zwar an, gesiebt
aber selbst zu , dass dieselben bis jetzt noch odiu-
reichend seien. (Wagner.)
854. Beitrag zur Lehre Yom lageageschwlr ;
von A. Bärnhoffi).
Vf. legt seiner Abhandlung einen edataotan Falt
zu Grunde, welcher zeigt, wie sehr durch die Geo-
traction der Narbe Yon IfagengeschwOren die Fonn
des Magens verändert werden kann.'
Der Fall betraf einen 22jShr. Handarbeiter, welcher mefc-
rere Jahre hindurch zu verschiedenen Zelten seines Hegen-
leidens wegen im Bigaer Armenknukenbanse behandelt warde,
und endlich durch Ruhr zu Grunde ging. Der Magen [vob
dem 2 gute Abbildungen der Schrift beigegeben sind] stellte
einen 9»/j" breiten und 7" langen Sack dar, welcher bl« xar
Nabelgegend reichte. In der Gestalt glich der Magen eiaer
ballonartigen Flasche mit 2 Hälsen; Cardia und Pyieni«
waren nämlich nur 1*/«" ▼on einander entfernt. Das kieJS«
Netz, durch die Contraction der kleinen Curvatur de« Mag«'
ebenfalls In allen Dimensionen zusammengezogen, bildete «m
etwas verdickte Auflagerung zwischen Pyloms und CardM«
Auf der vordem Fläche des Magens, dicht unter der kleioeo
Curvatur, war die Serosa weisalich getrübt und verdickt, nne
1) Denkschrift der Gesellscb. prakt.Serzte in RjP «"* '
50jäfar. Stiftungsfeste der Universität Dorpat. Kgi W*« I
ni. FathologMf, nerapto il medieteische KliniL
48
•teilte MDen rabelgrotse» nindea Sehoeolleok dar. Die b»-
tere Wand de« Mageos war mit dem Körper des Pankreae fest
▼erwaebseo. Nscb Trenneng der Mageowand liags der groe-
seo Cunrator erblif kte man auf der Schletmbaot eine llngfich
oierenförmige, 31/4" lange und !•/«" breite Geschwursnarbe,
deren Mitte die kiehie Gorrator einaabn, von wo aas dieselbe
sich naeh der Yordern und hin lern Magenwaad erstreckte.
Der Grand der Narbe war ein glattes, serös gltatendes, matt-
weisses , zellig-Qbröses Gewebe , umgeben too einem massig
aaljgewalsteten , nur in der Gegend vor dem Pylorus wallartig
emporgehobenen Scbleimhautsaume. Das ausgebucbtete, an
der hintern Magenwaod befindliche Ende der Narbe hatte einen
festeren und etwas conrex herrortretenden Grusd, auf wel-
chem die als gelbliche Acini erscheinende Pankreassubstani
die Resorption der Muskelhaut und gauzliche Verschmbixung
der MagengeschwOrsrander mit dem Pankreas nachwies. Das
▼ordere Ende der Narbe hatte das dünnste GefSge, u. bestand
hier die Wandung des Mageos nur aus der kaom 1'" dicken
Serosa. An der hintern Magenn&che befand sich unter dem
eben beschriebenen vernarbten Geschwüre noch ein 2., kleines,
kaum bohnengrosses , orales Geschwör mit kraterformiger u.
serösselliger Basis, an weicher noch deutlich die terassen-
fomigen Schichten der Schleim- and Muskelhaut sichtbar
waren. Eine 3. Geschwürsnarbe , ron scbrundenförmiger
Gestalt, IVt" 1a°S9 zog sich an der rordern Mageowaod, rqm
rechten Rande, der grossen Geschwärsnarbe ausgebend, herab.
Die Schleimhaut des ganzen Magens, mit einem zähen , grva-
liehen Schleime bedeckt, war gelblich - grau von Farbe und
kleindrosig gewulstet; die Muakelhaut war hypertrophisch. —
Ausserdem fanden sieb in den Spitzen beider Lungen theils
einzelne obsolescirte bohnen- bis erbsengrosse Tuberkeln,
theils grauliche, halbdurchscheinende, hirsekomgrosse Miliar-
toberkeln , in Häufchen serstreut , eingebettet. — Der ganze
Dickdarm bot das Bild eines ansgebreiteten ulcerös^dysenteri*
sehen Procesaes dar.
In den allgemeinen Bemerkungeii Über dasMagen-
gesGhwttr, welche Vf. vorstehendem Falle folgen lasat,
cilirt ar zunächst die Ansichten Abercrombie'a,
Crttveilhier*8, Hohr's, EngeTs, Roki-
taasky'a, Osborne's, Ropp'a u. s. w. über
die EntslehuDgsaraache , ohne jedoch sich für eine
der Ansichten zu entscheiden» oder eine neue selbst-
stflndige aufzustellen. — Bcztiglich der Symptomato-
logie macht Vf. auf die Unsicherheit der gewöhnlich
ala charakteristisch angegebenen Symptome aufmerk-
sam. Der Schmerz in der Magengegend ist das
▼agste Symptom, durch welches allein man am aller-
wenigsten in den Stand gesetzt wird, auf ein Ge-
schwür zu schliessen, indem es namentlich zu Anfang
häufig genug fehlt und erst im Verein mit andern
Zaicbeo tod einiger B^dentaag wird. Daa Erbrechen
▼OD Speisen haben mehrere Krankheiten des Magens
u. seiner Nachbarorgane mit einander gemein. Wann
nach G an statt das Erbrechen beim Magenkrebs
spater erfolgen soll, als beim Magengeschwür, so
spricht der vom Vf. beobachtete Fall dagegen , in
weichem Erbrechen gewöhnlieh 8 — 10 Std. nach
dem Essen eintrat Es geht sonach hervor, dass
beim Magengeschwür, hei welchem entweder der
Pyloms verengt ist, oder Contraction der kleinen
Curvatur, wie im vorliegenden Falle sich gebildet
hat» das Erbrechen ebenso spat erfolgt, als bei einer
dorch Krebs bedingten Stenose des Pylorus. Daa
BkUbreehen hat das Magengeschwür ebenfalls mit
einigen andern Magenleiden gemein, wie hämorrhagi-
sche Erosion , Magenkrebs ; doch ist das Erbrechen
•itttr grOssani Menge geronnenen Blutes, im Verein
mit andern Zeichen , hnmer ein wichtiges Symptom
für das Magengeschwür. Die durch das Plessimeter
nachweisbare Erweiterung des Magens, welche
Canatatt als den Krebs von dem Magengeachwttr
unterscheidend anführt, ist ein Symptom, welches
nur für kleine GeschwOre Gellung bat, wahrend bei
grüssern und zum Tlieil vernarbten Ulcerationen und
dadurch bedingten Striduren eine oft bedeutende Di-
latation deB Magens als natürliche Folge nicht aus-
bleiben kann, wie der vorstehende Fall beweist. Ein
wichtiges Symptom des Magengeschwürs, namentlich
als unterscheidendes Moment vom Krebs, sind die
zeitweiligen langem oder kurzem Pausen, in wel-
chen die Kr. sich erholen u. oft ihre frühere Körper-
fülle wieder gewinnen.
Unter den gegen das Magengeschwür empfohlenen
Mitlein hebt Vf. besonders das Argcntom nitr. hervor,
welches sich im vorstehenden Falle zu wiederholten
Malen durch schnelle Beseitigung des Erbrechens und
der Schmerzen httlfreich zeigte. Man darf es abei;
nicht in kleineu Gaben, aondern zu ^4 bia ^/^ Gr. p.
d. 4 — 6mal taglich geben (Vf. liess es in einer Lö-
sung 2 Gr* in 6 5 Wasser, 2slündl. zu einem Essl.
nehmen). (M i 11 i e s.)
865. neber BeckenfttacesBo ; von Prof. M.
Naumann in Bonn. (Deutsche Klin. 16. 1853.)
Vf. theilt 4 hierher gehörige Fälle mit, von denaa
2 zur Autopsie kamen , wahrend bei den andern daa
Leiden möglicherweise in der Entwicklung unterdrückt
wurde.
1. Fall. Ein krflnkelnder und körperlich sehr berunter-
gekomroeoer Polizeidiener but , als angeblich Caxalgischer in
die medicinische Klinik gebracht, folgende Symptome. Leb-
hafter Schmerz in der rechten Hriftgegead , namentlich auch
nach dem Oberschenkel, der nur unvollständig angezogen
werden konnte, sich verbreitend ; Geben sehr mühsam, dabei
Nachschleppen des rechten Beines und Ueberbeugen des Ober-
körpers nach vom. Die ganze rechte vordere Beckengegend
bis zum kl. Trocbanter auf Druck sehr empfindlich und von
einer elastisch - derben , keine Fluctuation darbietenden Ge*
schwulst ausgefüllt. Auf der rechten Seite des Rockens
zwischen den Querfortsitzen des 1. u. 2. Lendenwirbels eine
kleine, dunkeigeröthele, sehr schmerzhafte, etwas fluctuirende
Stelle , nach deren Eröffhung wenig blutiger Eiter ausfloss.
Man erkannte einen Fistelgang, der jedoch nicht weit verfolgt
werden konnte. In den nächsten Wochen sind die Nichte
durch den unerträglichen Schmerz und das hektische Fieber
schlaflos, Bauch schmerzhaft aufgetrieben, Stublentleerung
trag; trockner, schmerzhafter Husten; Untersuchung der
Lungen ohne Resultat. Ausserdem beginnender Decubitus.
— Roborantia , später ein schwaches Infus. Ipecac. c. Natr.
bicarbontc. ; äusscrlicb erweichend-narkotlsche KataplasmeUf
welche grosse Erleichterung verschafften. — Fortwährende
Zunahme der Geschwulst an Umfang, Füllung und Spannung,
doch ohne deutliche Fluctuation und Hautverdiinnung. Ohn-
geiahr 6 Wochen nach der Aufnahme durch eine ungewöhn-
liche Bewegung des Pat. Bersten des Abscesses u. Entleemng
von 14 Pfund guten Eiters. Hiernach ausserordentliche Er^
leichteruog und subjectives Wohlbefinden. — China mit Säu-
ren, Aether u. s. w., Wein, kräftige Fleischspeisen. — Der
EiterausOuss aus der Wunde dauerte jedoch stetig fort und
wurde später sogar übelriechend. Nach einiger Zeit wieder
Zunahme des hektischen' Fiebers ; Husten und Durchfall ;
dnrcb weinige Injectionen in die klaffende Bauchwuade neu-
nlfiacher Schmerz in der Bahn des N. sapbenus. Tod
46
IlL Pathologie» Therapie u. medicinische Klini)K.
5 Wochen nach Oeffoung der Geschwulst. -^ Section 17Std.
nach dem Tode. Lungen an vielen Stellen mit der Pleura
verwachsen , sonst wenig abnorm. Leber und Milz vergrös-
sert , erstere muskatnussShnlich , letzlere mürbe u. zerreiss-
licb, ohne blutreich zu sein. Hagen und Darrokanal, abge-
sehen von einer Injection der Schleimhaut des lleuro , im un-
tern Drittel geAnd, ebenso Nieren. Im rechten Relroperito-
nSalraume und der rechten RcckenhSIfle ein grosser brandiger
Abscess, der sich nach oben hinterwärts der cariösen Lenden-
wirbel bis zum Zwerchfell und nach unten durch den Baucb-
ring bis in die Gegend des Troch. min. fortsetzt, verbunden
mit brandiger Infiltration der grossen Oberschenkelmuskeln
und tbeilweiser Enlblossung des Nerv, cruralis und saphenus.
Parietalblatt des Peritoneums durch Tistelgfinge stellenweise
von den Bauchmuskeln getrennt; Psoas und Iliac. intern,
fast ganz zu einer braunen, schmierigen Masse umgewan-
delt.
2. Fall, H. G. , 22 J. alt, seit einigen Monaten an
Kolikanfällen und Hartleibigkeit leidend, mit allgemeinem
Uebelbefinden und Abmagerung. Schmerz in der Fossa iliaca
dextra concentrirt und von hier bei der geringsten Bewegung
oder sonstigen Veranlassung zu einer Dehnung der Bauch-
muskeln sich auf höchst empfindliche Weise durch den rech-
ten Schenkel ausbreitend, lleocöcalgegend ganz ausgefällt
und nach aussen gewölbt, jedoch keine bestimmt abgegrenzte
Geschwulst; matter Percussionston. In den nächsten Wochen
rasche Zunahme der Geschwulst, so wie der Seh merz haftig-
fceit derselben und des ganzen Schenkels ; hartnäckige Ver-
stopfung, Brechneigung, Darmfiatulenz , hektisches Fieber,
brandige Verdünnung der Bauebdecken, pyämische Erschei-
nungen, Tod. — Die Section widerlegte die Annahme einer
Perityphlitis ; dagegen zeigte sich beim Spalten der Baucbwand
auf der rechten Seite ein bedeutendes, jauchiges, mit Fäcal-
materie vermengtes Exsudat u. ein grosser brandiger Abscess,
welcher ans zwei mit einander communicirenden Abtheilungen
bestand , von denen die äussere von der Haut und den schie-
fen Bauchmuskeln, die innere von diesen und dem Bauchfelle
gebildet wurde. Nur ein kleiner Theil der Beckenmuskeln
war brandig destruirt. Das Colon adscendens beinahe in
seiner ganzen Ausdehnung mit der Bauchwand fest verwach-
sen und an einzelnen Punkten ofTenbar von aussen nach innen
brandig perforirt.
Hinsichtlich der beiden letxten mit Genesung en-
denden Falle [bei denen die Erscheinungen denen bei
exquisiter Ischias sehr ahnlich waren] , wollen wir
nur anführen, dasa Vf. durch Jod- und Mercurial-
einreiboogen , wiederholte filasenpflaster u. SchrOpf-
köpfe, so wie durch Kali hydrojod. und Ol. lerebinth.
ionerüch, die Herstellung herbeiführte.
(0. MartinL)
856. Gallertiges Exsudat w der Bauchhöhle;
von Fondeville in Toulouse. (Gaz. des Höp. 65.
1853.)
Delmas, Bürstenbinder, 38 J., biliös, schwach consti-
tuirt , bekam nach einer Indigestion Kolik , etwas Diarrhöe,
Gefühl von Schwere im Leibe ; er ist seitdem unwohl , meist
verstopft , das Geföhl von Schwere im Leibe ist schmerzhaft,
namentlich wahrend der Verdauung. Sein Leib ist im Volum
vergrössert, in der vordem und .Mediangegend abgeflacht,
erdfarben ; zwischen dem Rande der falschen Rippen u. dem
Nabel deutlich sonorer, von hier bis zur Schamgegend aber
vollkommen matter Percussionston. Druck verursacht dum-
pfen Schmerz ; schlägt man auf einer Seite des Unterleibs mit
der fland an, so fühlt man auf der andern ein eigenthümliches
Erzittern , gerade wie bei Berührung einer Gallertmasse. Die
Unterleibseingeweide scheinen sonst gesund. Prof. Bes-
seres schliesst aus diesen Umstanden auf ein gallertiges
Exsudat in der Bauchhöhle. Halbe Diät, Einreibungen von
Ungt. einer, mit Belladonna, innerlich Anderson's Pillen
(Alo£ mit Gummi gutt.), worauf grünliche, durchlallige Stnhl-
gSoge erfolgten. Der Leib weniger schmerzhaft n. gespannt,
weicher, doch rouss wegen eintretender Mundaffectioa das
Ungt. einer, ausgesetzt werden. Anlegung einer Leibbinde,
um durch Compression die Resorption des Exsudats zu för-
dern. Nach 3 Wochen ist der son(»re Ton schon 5 Quer-
finger breit unter der frühem Stelle zu hören ; das Erziltero
des Leibes ist kaum noch zu fühlen , u. dabei das Allgemein-
befinden besser geworden. Nach weitern 8 Tagen wurde Pat.
genesen entlassen.
Das gallertige Exsudat wird im Ganzen selten
beobachtet u. die Autoren erwähnen nichts darüber;
Bessi^res selbst fand bei einer Section in der
Bauchhohle ein ähnliches Exsudat, welches setoen
physischen Eigenschaften nach ganz der Gallerte ent-
sprach. Andral fand in einem Falle eine ganze
Pleurahöhle von demselben ausgefüllt. — Die Ur-
sachen dieses Exsudats scheinen dieselben zu sein,
wie beim Ascites. Die Symptome, durch welche es
sich charaklerisirt , sind: mehr weniger heftiger
Leibschmerz, Gefühl von Schwere im Leihe, nament-
lich wahrend der Digestion. Die Percussion giebt in
der Ausbreitung des Exsudats einen matten Ton,
während er übrigens sonor ist. Charakteristisch ist
das eigenthttmliche Erzittern des Leibes, welches
man ftlhlt , wenn man den Leib nach der Art wie bei
Ascites untersucht; es ist nicht, wie hier, das Fluc-
tuiren einer Flüssigkeit, sondern das ErschOltera
einer halbsoliden, gallertigen Masse, welche auch
nicht, wie dort, bei LageverMnderungen des PaL
ihren Ort verändert, sondern an der ursprünglichen
Stelle bleibL Die Mallheit des Tones kann auch durch
Anschwellung eines Unlerleibsorganes bedingt sein;
sie beschränkt sich aber dann auf den Umfang dieses
letztern, auch fehlt das charakteristische Erzittern
des Exsudats. — Die Behandlung muss zunächst die
Symptome der Entzündung, wo sie noch vorhanden,
beseitigen und dann die Resorption des Exsudats zu
befördern suchen, wozu sich Mercurialia einerseits
und Draslica andererseits empfehlen , letztere natOr-
lieh erst nach Beseitigung der Entzündung. Auch
die Compression ist zur Beschleunigung der Resorption
ein schätzbares Mittel. Unbedingt zu verwerfen sind
selbstverständlich Paracentese u. Jodinjectionen.
(Krug.)
857. neber Seabies cnutosa '. narwegica
Boeckii; von Prof. Fuchs, (fl. u. Pf.*8 Zuchr. III.
2. 1853.)
In der ambulanten Klinik Vfs. kamen folgende 2
Fälle zur Beobachtung.
1) Ein 42jähr. Bauemknecht litt an Kritze, welche über
den Rumpf und die Extremitäten verbreitet war. Er will die-
sen Ausschlag von Jugend auf haben. Neben den Krattbiäs-
chen und ihren gewöhnlichen Residuen fanden sich an beiden
Knien und Ellbogen mehrere unregelmässig rande, bis zu 2'"
dicke , gelbliche und schmutzig-weiase Schuppengrinde , von
denen der grusste ungefähr den Umfang eines Zweigroschen-
stücks hatte. Das Mikroskop zeigte , dast diese GKnde aus
übereinander geschichteten Epidermisblättern bestanden, zwi-
schen denen unzählige Krätzmilben von allen Grössen und Ge-
schlechtem mit ihren Jungen , Eiern und Ezcrementen bunt
durcheinander lagen. Sehr viele von den Milben waren lebend
und diese glichen dem gewöhnlichen Sarkoptes vollkommen^
dagegen erschienen die todteu meist kleiner nnd verschrumpft.
III. Pathologie y Therapie il mediciBisehe Klinik.
17
9) Eine 28jihr. Tagldbnerio , fon lUrkem Kooeheabau
uad guter Naskulatar, welche in ihrer Kindbett lange am
Kopfgrind (gelitten haben will, bekam in ihrem 14. Jahre die
Kratze, welche sie seitdem nicht wieder los geworden ist. Die
üotersochang ergab an den HSnden und Vorderarmen, beson-
ders xwiscben den Tingem , um das Handgelenk und auf der
Flezoreneeite des Arms lahlreiche Kritzbläschen und von sol-
chen stammende Schrunden. Die Epidermis war dabei un-
gewöhnlich dick und rauh ; an den gewöhnlichen Stellen fan-
den sich zahlreiche Cunicoli, aus denen einige lebende Kratz-
milben herrorgezogen wurden. Ebenso verhielt ea sich an
den Ünlerachenkeln und Fdsaen. Die Haut des Rumpfes, der
Oberarme u. Oberachenkel aber zeigte Schuppen u. Schuppen-
grinde, wie sie sonst bei Scabies nicht vorkommen. Auf dem
ganzen Racken war die Epidermis zu gelblichen Schuppen von
Linaen- bis Groschengrösse zerklüftet, die sich als dünne,
undorchsichtige Lamellen leicht ablösen iiessen. Sie er-
streckten aich, jedoch spärlicher, über den Nacken, bis gegen
daa Hinterhaupt und nahmen beide Schultern und Oberarme
ejn. Auf der Brust fanden sich die Schuppen nur vereinzelt,
dichter am Uolerleibe, am Gesasse und an den Oberschen-
keln. Ihre Gestalt ist völlig uoregelmässig , überall aber
waren sie trocken und spröde, und Hessen die Haut rauh und
derb anfühlen. — An beiden Ellbogen und Knien zeigte die
Epidermis an ziemlich zahlreichen , tbeils rundlichen , theils
unregelmassigen, 4 — Sgruscbeostückgrossen Stellen Schuppen-
grinde von 1 — 2"' Höhe. Dazwi.Hcheo kleinere Verdickungen,
bin und wieder Bläschen und Knütchrn, so wie deutliche
Milbengange. — Seihst im Gerichte fanden sich einzelne
Schuppen, mehrere blaächen und eiuige Gänge mit Milben u.
Eiern. Auch die behaarte Kopfhaut desquamirle u. zahlreiche
Epidermislamellen hingen an den Haaren. — Das Mikroskop
ergab , dass die Schoppen nur aus wenigen Epidermislagern
bestanden; in einigen fanden sich Milben und namentlich
zeigte eine, vum Rücken genommene, einen deutlichen Cuni-
culus, der einen grossen Sarkoples , zeilenförmig hinterein-
ander gelegte Eier und Kolh enthielt. In den Schuppengrin-
den aus der Knie- und Ellbogengegend dagegen zeigten sich
eine Unzahl lebender Milben , Weibchen und Männchen , so
wie Larven und Larvenhüllen, Eier ?on allen Entwicklungs-
stufen, Eischalen und Excremente. Alles lag bunt durch-
einander, und nur an einzelnen Stellen traf man auf eine An-
zahl Eier, die regelmässig an einander gelegt waren. — Die
Hautstellen, von denen diese stärkern Grinde abgerissen wur-
den, zeigten sich wund, bedeckten sich aber bald mit einem
neuen Scbuppengrinde, der, sobald er abgenommen werden
konnte , wieder Milben enthielt.
Diese beiden Falle zeigen, dass die Scabies crustosa
Boeckii nicht auf Norwegen beschränkt ist, sondern
auch in Deutschland vorkommt; dass sie neben und
aus der gewöhnlichen Krätze als ein höherer Krank-
heitsgrad, als eine Scabies inveterata entsteht und
dem Wesen nach der BlSschenkrütse identisch ist,
dass derselbe Acarus (Sorkoptes scabiei), welcher
sich gewöhnlich einzelne Glfoge in der Oberhaut grabt,
io den aus verdickter Epidermis bestehenden Schup-
pengrinden der Crustosa in Gemeinschaft von Tausen-
den lebt. Vf. glaubt, dass die besprochene Kratz-
form kaum so selten sein darfte, wie es nach der
geringen Zahl von Beispielen den Anschein hau Es
ist zu vermuthen, dass bei genauerer Untersuchung
von Subjecten, die schon langer an Kratze leiden,
sichr die Anzahl der Falle häufen wird , obgleich zu
berttcksichtigen ist, dass unsere Zeit mit ihrer bes-
sern Kennlniss von der Natur der Kratze und mit
ihren rasch wirkenden Rurmethoden der Bildung in-
yeterirter Formen nicht mehr so gOnstig ist. Endlich
ist Vf. aberzeugt, dass Vieles, ja vielleicht das Meiste,
wu Plenk Lepra scabiosa, Will an Impetigo sca-
bida nannten , und was Vf. selbst früher als Serpigo,
Borkenkratze, beschrieh, identisch mit Scabies cru-
stosa Boeckii war. (M i 1 1 i e s.)
858. Sjphil. VegeUtiOBeB; von Venot.
(Journ. de Bordeaux Janv. 1853.)
Die Nfchlansteckungsßihigkeit der trocknen und
einzeln stehenden, so wie selbst der nässenden, Ve-
getationen , sobald diese an ihrer Basis nicht uicerirt
sind, und mit vorhergegangenen oder sie begleitenden
prim. Zuflfllen in keinem Zusammenhange stehen, ist
eine allgemein anerkannte Thatsäche, auf die Vf.
nicht zurückkommen würde , wenn ihn nicht ein Fall
aus Puche*s Klinik dazu veranlasst hatte. Vf. sagt
Über diesen Fall : „es handelt sich in der That um
Vegetationen an dem Penis eines früher nie syphil.
gewesenen jungen Mannes, welche, nachdem sie ab-
geschnitten worden waren, inoculirhare GeschwUre
erzeugten.*' [Der Fall ward von Dolbeau mitge-
theiltr und Iheils von diesem selbst, noch mehr aber
von P u c h e und R i c o r d , in das entsprechende
Licht gestellt (vgl. Jahrbb. LXXVIII. 242 u. 243.),
was dem Vf. entgangen zu sein scheint.] Die Beob-
achtungen, die nun Vf. zur Aufliellung des angezoge-
nen Falles beibringt, betreffen zweimal einfache
Wucherungen an den Genitalien. Die nach der Ex-
cision vorgenommene Verimpfung blieb natürlich ne-
gativ, wogegen sie in dem 3. Falle, wo sie mit Harn-
röhren-Schanker verbunden waren, charakteristisch
syphil. Geschwüre erzeugte. Die Warzen, sagt Vf.,
werden bei dergleichen Complicationen zu einer Art
Ulcus elevatum. Noch bemerkt Vf. , dass „die viru-
lente Blennorrhagie, i. e. der Urethral-Schanker nicht
so fabelhafl s«i, als man gewöhnlich glauben machen
wolle'S und wenn er dabei verharrt, die Cauterisa-
tion beim Tripper als Abortivmitlel zu verwerfen , so
betrachtet er sie als ein ausgezeichnetes Verfahren,
falls es sich um einen Schanker in der Urethra handelt.
(üacker.)
859. Ueber syphil. ÄBSteckoBg durch Cigar-
reBrftUCheB; von Prof. Sigmund in Wien. (Wien,
med. Wchnschr. 10. 1853.)
Im J. 1850 verbreitete sich in o. am Wien das Gerücht,
dass durch das Rauchen von Cigarren , welche in den k. k.
Fabriken gefertigt wurden, syphil. Ansteckungen entstanden
wären. Sigmund suchte demselben sogleich auf den Grund
zu kommen. Abgesehen davon , dass ihm sachkundige und
wahrheitsliebende Amerikaner versicherten, dass die oft schon
ausgesprengten Gerüchte , dass in den überseeischen Tabak-
fabriken zuweilen syphil. Neger verwendet würden, völlig
grundlos seien , so war dem Vf. auch noch nie eine zuverläs-
sige Beobachtung vorgekommen, nach der eine syphil. An-
steckung durch das Rauchen einer überseeisch eingeführten
Cigarre bedingt sein konnte. Schon, deshalb schien dem Vf.
das Gerücht gleich von vorn herein sehr unwahrscheinlich, u.
fand er den Gesundheitszustand der in den k. k. Fabriken be-
schäftigten Arbeiterinnen höchst befriedigend. Es herrscht
daselbst die grösste Aufmerksamkeit auf Ordnung und Rein-
lichkeit , und erkranken in denselben überhaupt nur wenige
Personen ; mit Geschwüren kamen z. B. 1852 nur 3 in das
Krankenhaus. Dem Cigarren- Rauchen schrieben aber ihre
sjphil. Ansteckung im Ganzien 53 genauer untersuchte Perso-
nen zu, wovon 4 an BlennorrhÖeOi 17 an second. syphil. 6e-
48
in, Patbologi«. Tbertpia 9. ip^dicmiffito KMnik.
schwuren auf den Mandel 0 and Gaumenbogen , 3 an Lipften-
Schrunden , 2 an Zungen- und Lippen-Geschwüren (bei wel-
chen Pat. allen sich die prim. Erkrankung an den Gescblechts-
theilen noch nachweisen liess , so wie alle seit längerer oder
kürzerer Zeit schon mit andern Secundärteiden behaftet wa-
ren), A an Mereorialgeschwüren in der Mundhöhle, 2 an
Lippengescbwuren zweifelhafter Art, ü an Herpes labialis und
lingualis , 14 an gar keiner sinnlich wahrnehmbaren Krank-
heitserscheinung litten. Es blieben sonach nur die 2 Kr. mit
den Lippengescbwuren, ein Mann und eine Frau. Beide wur-
den einer genauem Untersuchung unterworfen, und diese, so
wie wiederholt angestellte erfolglose Impfungen und die ganz
einfiiehe ortl. Behandhing ergaben, dass auch in diesen 2 Fal-
len ewe ayphil. Erkrankung nicht zu Grunde lag.
(Hacker,)
860. ScGündirleiden bei einem einmonatl.
Kinde ; milgelheill von U e r v i e u x. (L'ünioQ 48.
1853.)
Der Fall selbst bietet weniger Interesse , als die
dabei in dem Höpital Necker von Gaillot gemach-
ten Bemerkungen. Wenn es G. im vorliegenden
Falle tttr schwer halt, zu bestimmen, ob die An-
steckung des Kindes durch die Befrachtung von dem
I Vater» oder wahrend der Seliwangerscliafl von der
' Mutter, oder von dieser bei dem (veburtsocie ausge-
gangen sei , so hallen wir ihm in Betreff des letzten
Punktes entgegen, dass das Kind nur an Zußlllen von
constilulionetler Syphilis litt, und dass prim. fast nur
wahrend de« Austritts des Kindes aus den Genitalien
der Mutter übertragen werden, sobald diese mit einem
Sohanker der Vulva oder Scheide, wie er selbst sagt,
behaftet ist (was sie nicht war), und das Kind damit
in BerOhrung kommt. «— Sollte hei derSection syphil.
Kinder eine Enteritis sich vorfinden , so , meint er,
würde es Niemandem in den Sinti kommen, diese auf
Iteehnung einer syphil. Vergiflting lu bringen. Die
Lungen können tuberkulös sein, wenn in der Familie
des Nengebornen die Tuberkeln heimisch sind. In
B«tr«cht des fibro-plastiscben Gewehes in den Lungen
und in der Leber, das man in neuester Zeit bei syphil.
Neugebornen beobachtet hat, findet G. darin nichts
AufTallendes , da ,es bei gesunden Subjecten in allen
Organen, den Lungen, der Leber, Milz u. s. w.
ebenfalls vorkomme. Genaue und wiederholte mikro-
skopische Untersuchungen Hessen G. in der Leber
syphil. Neugebornen Nichts awlfinden, was sich nicht
auch in der Leber aller andern Kinder vorfindet An-
langend die Ansleckungsi^bigkeit der Schleim platten
und Obrigeo Secundürleiden, worauf G. bei Gelegen-
heit d. kl. Kranken lu sprechen kam, hat er (bei
140 — 180 syphil. Kindern) sie niemals wahrnehmen
können. Secundär- syphil. Kinder nahmen täglich
die Brust , ohne ihre Amme , inficirte Anunen gaben
sie ihrem Säuglinge, ohne diesen anzusteeken [bei so
Tielen Fallen ein wichtiges Document].
Anlangend die Behandlung der syphil. Kinder,
giebl G. den Mercurialien , und unter diesen, zum
innerlichen Gehrauche, dem Mercurius jodalus den
Vorzog , und zwar in Form des Juleps. Die Pillen-
form verwirft er mit Recht, iowiefism aber das P«lfer
Ihnliehe Unannehmliehketten verursachen soll, da
nan es ja in irgend eimr Fldssigkeit reißbes kans,
begreift sich nicht. 0. lOsst i« einen Jiilcp 95
Mgrmm. lOsen, u. „aller Y| Std. 1 Suppenlöffel«* [!]
davon reichen. G. rath, heisst es weiter, mit des
Gaben des Jodquecksilbers sehr vorsichtig zu seit.
Da aber über die Quantität des luleps Nichts gesaffi
ist, so können wir das Maass seiner Vorsicht nur aa-
naher ungs weise aus den warnenden Worten eotneb-
men, dass er bei einem Swonail. Kind^, „»aeh der
einfachen Anwendung von 5 Ctgrmro. (also ««mfieli
1 Gr.) Galomel" heftige Zufalle gesehen habe. Auf
ein Bad fürchtet sich G. nicht ,- in der Kinderprazis
10 Gr. [I] Sublimat zu verwenden, wozu er daan
6 Gr. Salmiak setzt. (Hacker.)
861. COB8titatiOBdl0S]fp]HK8,i& sieh dmrtk
heftige ^thmungs- und Circulaiions - Beschwerden
kundgab; von StevenarL (Presse mi§d. 11.
1853.)
Die 36jähr. R. war, eioea in ihrem 20. Lebensjahre
fiberstaodeoeo , unbedeuteDden , nach 3 Wocbeo ohne Be-
baodiuDg verschwindenden GenitaUIuss ausgenonunen, kriflig
und stets gesund gewesen. Als sie sieb im Dec. 1850 an Jeo
Vf. wandte , hatte ein Leiden vor 2 J. mit einer Dlceratioo,
sehr heftigen Schmerzen des linken Schienbeins, Aosfalleo
der Haare, einer anhaltenden Schwere in der $tiro ood aiit
Stieben durch den ganzen Kopf begonnen. An den Doter-
extremitäten und auf der Brust hatten sich Auflreibungcn ge-
zeigt, und gleichzeitig waren ein trockner Husten, sUrkes
Blutspeien und Respiralionsbeschwerden entstanden a. wah-
rend weniger Monate auffallende Beleibtheit in beträcbtlicbe
Abmagerung übergegangen. Die R. hatte, als sie Vf. das 1.
Mal sah, ein völlig kachektisches Ausseben. Die (Jlceratios
hatte die Grosse einer Handfläche , ungleiche zackige Bander,
einen graulichen, jauchigen Grund; die untern Schenkel-
Ganglien waren geschwollen, ond in dem Unferhautzellgewebe
Sassen 10 Geschwülste von der Grösse einer Erbse bis einer
starken Wallnuss und von lipomartiger Consistenz. Unter
den Anschwellungen an der rechten Clavicula hatten 2 denel-
ben die Haut durchbrochen , waren uicerirt , und hatten sich
durch ihre Vergrösserung zu einem Geschwür vereinigt. Die
benachbarten Ganglien waren auch hier angesebwotien , ein
entzündlicher Process bestand indess nirgends. Ueber die
gebrauchten Mittel lies« sich kein bestimmter Aufscbluss e^
halten. Die genaueste Untersuchung der Gescblecbtstbeile,
mit dem Speculum , des Halses und der äussern Haut solleo
nicht die entfernteste Spur eines je dagewesenen sfphil. Lei-
dens ergeben luben, und doch liess auch der Erfolg einer
2mooatl. Behandlung, "wodurch alle Leiden grundlich bea«-
tigt wurden, nur auf constitutiooelle Syphilis »chliesaeD.
(Hacker.)
862. Tertiäre CfeSChWtre. Behandlung mü
Jodeisen und f(iiro - iannate de mercure; von Va-
iKot. (Journ. de Bordeaux Mars 1853.)
Das Jodkali ist sicher ein vorzOglichea AntipUe-
gisticum, besonders gegen tertistre Leiden; indess
auch hiergegen reicht es nicht immer vOUig aus, «od
begegneten dem Vf. mehrere Falle, von welcben er 3
mittheilt, in denen er nur erst durch das Jodeisen
radicale Ueiluog zu bewirken vermochte. Hiermit
in Verbindung zeichnete sich zur Schliessung inveterir-
ter rebellischer Geschwttre eine Salbe (Fett 3ß) mit
Tannin (gr. t) und Mercurius nitrosus (gtL ijj) aus-
Das Jodeisen ward nach Dupasquier (Solulionis
offic« protojodureti üarri Grmm. 20. Syrupi ü, napkae
IIL Pathologie, Therapie tt. me^iciBiache Klinik.
49
Graim. M, Syr. gurom. Grmm. 420) früh u. Abends
la einem [was fOr einem?] vollen Lnffel (ciiiller^e)
verordnet. Jedenfalls ist bei Verordnung des Jod-
eiseos auf die abrigen organischen Verhältnisse der
Kr. Rttekstcht su nehmen , und sind die Syphilido-
ktiniker aber die Wirksamkeil desselben bei andern
TeKiSrleiden, als den Gesehwaren , so bei Knochen-
krankheiten, noch nicht völlig im Reinen. Jn Betreff
des Ortlichen Mittels scheint dem Vf. die Verbindung
des Mercurs mit dem Gerbstoff, durch Zutritt der
Oherachttssigen Salpetersaure , eine chemische Wirk-
samkeit XU erlangen, wodurch die kranken Theile
eine' tief eingreifende Umstimmung erfahren. Die
der Desorganisation seit Langem unterlegenen Flachen
treten dadurch in ihr organisches Leben zurück..
(Hacker.)
863. UeberdieSyphilisation als forbauungs-
und UeibniUel der consHtutionetlen Syphilis , Be-
obachtungen und f^urdigung dieser Theorie ; von
Thiry. (Presse m^d. 10. 11. 1853.)
Der Administrator der Offentl. Sicherheit halle
Thiry um sein Urtheil über die Syphilisation ge-
beten, um es dem Pariser Polizei-Prafect für die von
diesem zur Entscheidun§[ des fraglichen Gegenstandes
ernannten Oommiasion zu übergeben. Wenn Thiry
die Syphilisation von vorn herein als ein irralio-
nellea, erfolgloses und selbst gePahrlichea System
ansah , ao hielt er sich , da die Vernunft in der Me-
dicin nicht immer ausreicht, fUr berechtigt, selbst
Versuche damit anzustellen, deren Miltlieilung er dem
Administrator einschickte. Sie waren in dem Brüs-
seler Uöpital St. - Pierre vor einem zahlreichen com-
petenten Publikum bei 3 Individuen mittels successi-
ver Inoculationen vorgenommen worden, so dass jede
Inoculations-Pustel zur Verimpfung der nSIcbstfolgen-
den benutzt wurde , was man vielleicht nicht verfeh-
len wird, als Grund von Vfs. negativen Resultaten
vorzubringen.
i, Beob. Seh., Freadeomädchea , 34 J. alt, von
ach wacher CoDstitation, oftmals schon an vederischen ZuRtllen
erkrankt und 1845 wegen eines verhärteten Schankers und
Sccandarleideo einer antisyphil. Behandlung in dem Hospitale
■Bterworfen, kehrte am 4. Oct. 1851 dahin zurück. Sie litt
an 4 prim. Scbankem, weiche auf dem Mona Veneris, an der
Scheidenmundung, an der linken grossen Schamlefze und am
After ihren Sitz hatten. Alle diese, obschon charakteristische,
Geschwäre zeigten, das am After aosgenommen, welches
grösser, tiefer war, und aich zur Phagedäne hinneigte, nur
geringe organische Reaction. Ausser Reinlichkeit ward Nichts
verordnet. Am 7. Oct. 3 Inoculationen auf den tJoterleib
mit dem Eiter des Vaginalschankers, die nach 24 Std.
als gelangen , [schon] die charakteristische Pustel nebst Hof
zeigten. Es wurden bis zum 25. Oct. jeden Tag 3 Inocula-
tiunen vorgenommen , die, während 2 der frühem Schanker
am 11. , der 3. atn 16. , der am After am 17. vernarbt wa-
ren , alle zwar ein positives , vom 15. ab jedoch ein minder
aasgesproohenes , Resultat hatten , hierauf immer schwacher
reagirten , und vom 26. an ganz ohne Erfolg blieben. Bis
zam 29.. waren alle Inoculationswunden ohne Verhärtung
vernarbt. Demoach wurde man das Mädchen ffir syphilisirt,
von der Einwirkung des Schankereiters für gesichert haben
halten müssen , ond ward es nun der Gegenprobe unterwor-
N«d. UhA^ Bd. ao. Hit 1.
fen. Zu dem Zwecke machte man am 1. Nov. eine Inocula-
tion auf dem Bauche mit dem Scbankereiier eines ebenfalls
der Syphilisation unterworfenen Frauenzimmers. Am 2. eine
charakteristische, wenn auch nicht bedeutende , Pustel , mit
deren Absonderung neben der vorigen eine neue Inoculation
gemacht wird , so wie eine 2. mit dem Schankereiter einer
kurz vorher aufgenommenen Kranken. Die Impfungen wer-
den fortgesetzt, und am 12. standen die Impfstellen in reich-
licher Eiterung , und machten zum Tbeil sehr rasche Fort-
schritte. Den 14. ward wieder mit frischem Eiter geimpft,
und die Schanker zeigten ebenfalls erneute Kraft. Die Kr.,
deren Unterleib von Narben bedeckt wiir, und auf welchem
ausserdem 4 Schanker in Eiterung standen, sträubte sich
gegen fernere Versuche. Gegen die nicht vernarbten Schan-
ker, welche den Umfang eines Franc-Stucks einnahmen, ward
nun eine Kur eingeleitet. «Trotz der energischen Behandlung
wichen diese Schanker doch nur langsam , und das Frauen-
simmer konnte erst in den ersten 2 Wochen [7] des Decem-
bers das Hospital endlich verlassen." [Wurde dem Ref. nach
solchem Vorgange, bei solcher Ausbreitung der Schanker,
nicht lange scheinen]
Die Person , welche früher mebrmala von prim.
Geschwüren u. überdiess 1845 von conslitutioneller
Syphilis befallen worden wjr, musste, den Syphili-
aatoren zufolge\ jeder Inoculation widerstehen, mit
Syphilisnuis begabt sein. Dessenungeachtet zeigten
40 — 45 Yerimpfungen ihre charakteristischen Folgen,
und diesa um so deutlicher, als man fremden Eiter
dazu benutzte. Die Verimpfung aus diesen Schankerii
erzeugte bei einer Frau, Namens P^iagie, einen diph*
theritiscben , sehr grossen und sehr hartnackigen
Schanker. Die Ansteckungskraft des Schankereitera
von der Seh. verlor sich 1) zufolge des wenigen
Lebens der Schanker zur Zeit ihrer Aufnahme, 2)
zufolge der schwachen Constitution der Kr. Keiner
der Schanker der Seh. trat in Verhärtung, waa daher
rührte, dass sie 1845 von Syphilis befallen wurde,
die man nach Ricord nur einmal haben kann, eine
Thatsache , die Vf. bisher durch keinen Fall wider-
legt sah.
Beob. 2. Sie betrifft ein 22jähr. Freudenmädchen, von
sanguinischem Temperamente ond kräftiger Constitution, wel-
ches nie vorher krank war. Bei der Aufnahme am 20. Sept.
hatte es 3 stark entzflndete , sehr schmerzhafte Schanker an
den Genitalien , deren einer , an der untern Commissur , bis
zum 7. Oct. £iner energ. Behandlung widerstanden hatte..
Von diesem Tage an wurden Anfangs 3 , später 2, oder auch
nor 1 Inoculation mit dem Eiter des angegebenen Schankers
u. dem dadurch später erzeugten auf dem Uoterleibe des Mad-
chens tagtäglich bis zum 25. Nov. vorgenommen. Alle Ino-
culationen gelangen. Aus den Tag ffir Tag aufgezdchneten
Berichten nur Folgendes im Auszüge. Den 16. Oet. Der
Ulcerationsprocess ist öberali im Zunehmen, die Eiterung der
sehr grossen Schanker reichlich. Die Kr. klagt über lebhafte
Schmerzen. Der Schanker an der untern Commissur ist fast
vernarbt. Den 2. Nov. Die letzten Inoculationen erzeugen
ebenso charakteristische Schanker, als die der ersten Tage. Alle
Schanker werden von sehr beträchtlicher Anschwellung be-
gleitet. Einige scheinen vernarben zu wollen , andere treten
dagegen in erneute Tbätigkeit. Den 3. Nov. Mehrere
Schanker zeigen Neigung zur Phagedäne ; einige haben den
UmTang eines FCinffrankstucks. Das Schankergift behilt
seine volle Kraft ; scheint sie eines Tags schwächer , so tritt
sie den nächsten um so stärker hervor. Den 22. Auch die
letzten Inoculationen haben den vollständigsten Erfolg. Seit
1 — 2 Tagen scheint die Bildung der .Schanker mit erneuter
Stärke vor sich zu gehen , der entzündliche Charakter ist mit
7
50
IV. Gynäkologie u. Pädiatrik.
der in der Syphilidologie lierrschendeo Sprachvor-
wirriing her, daher, das» man das Schankergifl immer
für (las Prinoip der syphil. Kachexie gehalten hal,
wahri*nd doch zwischen heiden nur eine ursSchlicbe
Beziehung zur Wirkung slatlfindel, und diese Beiie-
hung ist nicht einmal stets vorhanden, da^ der Schan*
ker örtlich, ohne irgend welche Polgen, enden kann.
Aur dioscr schankrOsen Unschädlichkeit, sobald der
Schanker die Gren7.en einer Ort!. Krankh<>it niclil
(iho.rschreitci, ist das ganze Gebäude der Syphilisalioa
aufgerührt. Ausser dass aber die Syphilisaliiio ein
Mährchen , ein Nichts , ist sie geßfhrlich , indem sie
eine Ortl. ansteckende Krankheit vervielfältigt, dieses
t)rtl. Leiden, der Schanker, verhärten und die con-
stitulionelle Syphilis nach sich ziehen kann.
all seiner aDfänglicben Heftigkeit zaröckgekebrt, die Eiterung
ist aberall sehr bedeutend. In den Schambug berabgelaufe-
oer Eiter bat daselbst einen Schanker erzeugt. Die Bauch-
wfinde stehen in vollen Schmerzen , der Bauch selbst ist über
und über mit Scbankern bedeckt. Die Kranke widerstrebt
am 25. fernem Inoculalionen , deren nun 60 gemacht wor-
den sind , ohne dass das Schankergifl an Stärke verloren
h&tte.
Hierdurch erklärt sich, warum nicht syphil. Ver-
härtung eintrat. Je mehr Thätigkeit in den Scban-
kern , um SO weniger verhärten sie sich ; deshalb
nach Phagedäna so selten constitutionelle Syphilis, u.
wirklich boten die zahlreichen InocuUtionen einen
künstlichen Phagedänismus dar. Diese Beobachtung
hat also nur Das bestätigt, dass sich das Schanker-
gift immer unter derselben Form und fast stets mit
derselben Energie bis ins Unendliche fort erzeugt;
aber von Syphilisation keine Idee. Es war die ein-
fache Vermehrung eines Giftes, welches nur eine rein Jich ohne die geringste Induration
örtl. Wirkung besitzt, dessen Entwicklung nur rein d. 20. Dec.» das Hospital.
Ortl. ist, und wodurch nur dann Syphilis bedingt
wird, wenn es Verhärtung zur Folge gehabt hat, d. h.
sobald der Schanker als ftrll. Erscheinung in seiner
virulenten Ursache, so wie in seinen Wirkungen be-
deutungslos geworden ist. Um die Syphilisation her-
vorzubringen , bedarf es des syphil. Princips , bedarf
es der Verhärtung. Wenn nun jemals ein inoculir-
ter Schanker verhärtete, so wttrde dadurch nicht Sy-
philisation [der Zustand, in welchem wir vor der
Syphilis geschätzt sein sollen] . sondern conslitutio-
neile Syphilis entstehen, wie diess auch die Erfahrung
in andern Versuchen gezeigt hat. Dass Überhaupt
noch von Syphilisation die Rede sein kann, rührt von
Pal. ward vom 26. Nov. an einer energischen SwÖchentl.
Behandlung unterworfen , die 60 Schanker yerbeilten Ȋmmt-
u. die Kr. verliets «gegeo
Die 3. Beobachtung betrifft ein 21 jähr., früher nie syphil.
erkranktes Mädchen , welches mit 2 Scbankern an den Geni-
talien aufgenommen wurde. Die Inoculationen wurden vom
6. März bis 4. ^oder* 5. April, bald täglich, bald aller S
Tage, AnfungA zu 3, dünn zu 2 , endlich nur zu 1 , auf dtm
Unterleibe vorgenommen. Auzias, welcher, wie Ricord,
Augenzeuge des Versuchs war, wollte nnden, dass die letztet
Impfungen schwacher aui^efiillen wären, und schloss auf be-
reits bestehende Syphilisation, allein nach einigen Tagen nah-
men die letzten Inoculationen dieselbe Intensität und Ausbrei-
tung an, als die frühem. Den 12. April waren alle, durck
25 Inoculationen bedingte, Schanker in voller Zunahme, aod
das Mädchen bestand auf baldigster Heilung, die am 13. Mai
nach i,der niAStimmcnden Behandlung", welche auch bei dca
andern 2 Personen angewendet worden war, ohne Verhartno|
erfolgte. (Hacker.)
- '>:-''' 21 v-: ,
IVs Gynäkologie und Pädiatrik.
864. GlttcUiche Entbindong einer Frai^ die
seit 21 J. nicht schwanger gewesen und bei der
^Va •^' ^^^^^ ^^^^ schwere Exstirpation eines
Mutterpolypen gemacht worden war; von Prof. J.
Elliot. (Hygiea Bd. 13.)
Eine 44jähr. Frau, die während ihrer ersten Ehe 4 Kin-
der (das letzte 1828) geboren hatte, seit dem J. 1844 in 2.
Ehe lebte und früher regelmässig mensiruirt gewesen war, litt
bereits seit einiger Zeit an profuser Menstruation , durch wel-
che sie äusserst entkräftet wurde , und in den Zwischenzeiten
an ebenft) copiösen serösen Ausflüssen. Dabei hatte sie heftige
Schmerzen in der Gebärmultergcgend u. höchst schmerzhafte
Strangurie. Der Appetit war, wenn kein Blut abging, gut,
die Leibeaöffnung aber träge. Vf. fand im Mai 1848 den
Uterus gross und hart, aber überall eben; der Mutterhals war
verkürzt und geschwollen, der äussere Muttermund off'en und
die Lefzen waren uneben, fast gelappt. Die Muttersonde
•tiess schon innerhalb des Muttermundes auf einen harten
Körper, der so umfangreich war, dass er nicht umgangen
werden konnte ; da sich der Dterus aber überall gleichmässig
anfühlte und seine übrige Beschaffen hei t andeutete, dass sein
Parenchyroa gesund sei , so schloss Vf. , dass der Körper,
gegen den die Sonde sliess , ein grosses Fibroid sein müsse,
hielt es jedoch für geratben , vorläufig ein symptomatisches
Verfahren zu beobachten, indem er hofHe, dass sich der Mut-
termund noch mehr öffnen und die Geschwulst zugänglicher
gemacht werden wurde. Zur Stillung der Blutung zeigten
sicli.der. Hrnerliclie Gebrauch der Phosphorsaure, so wie lo-
jei'tionen von 1 Tb. Holzsäure und 5 Th. kalten Waasen am
wirksamsten. Zur Erhaltung der Kräfte konnten nur eine
gelind nährende Diät , so wie Amara und Nervina angewendet
werden. Die Schmerzen im Uterus und in den Harnwrgen za
mindern , gelang endlich doch durch Einreibung einer Salbe
in die Heg. hypogastrica , die aus 8 Gr. Jod, >/> 5 JodkaliaB
und Campher, 1 3-Extr. belladon. und 6 3 Aiung. bestand.
Obschon gegen das Ende des Juni die Schmerzen fast aufge-
hört hatten und der Blutabgang bei der letzten Menstraations-
periode weniger heftig gewesen war, ao ward doch der seroce
Ausfluss immer stärker u. die Frau war ao kraftlos geworden,
dass sie sich nicht ohne ohnmächtig zu werden im Bette
umwenden , oder aufrichten konnte. Am 7. Juli fand Vf.,
dass sich ein Polyp, der, nach- dem vorliegenden Tbeile in
urlhcilen , die Grösse einer geballten Mannesfauat haben
musste , bis etwa zur Hälfte aus der Gebärmutter bervorge-
drängt habe. Nach einem vergeblichen Versuche , dieaen mit
einer Polypenzange zu fassen, faaste er ihn mit der Mouaaeux*-
scben Hakenzange und 2 mit 8olcheü.Klnuen versebenen ein-
fachen Haken, u. trug ihn, da er ihn nicht herabzuziehen ver-
mochte, stuckw«>ise mit einem Hysterotom und mit einem ge-
knöpften Bistouri ab, und setzte dieses so lange fort, his er
fand, dass der Ueberrest so tief in der Gebärmutter saas, dass
er es nicht mehr wagen durfte, mit dem Messer weiter einsu-
gehen. Durch dieses Verfahren war indessen so viel Ranoi
gescbafH worden, dass er*4 Finger einbringen konnte, und
mit diesen gelang es ihm nach vieler Muhe, das am Grunde
des Uterus festsiuende Stuck, welches etwa ein Dritttheil des
IV. GynSkoIogie n. Pxdiatrik.
51
stiellogen Polypen bildete, abzutrennen. Die ganze Ge-
scfawalst war von gewöhnlicher, gleichmässiger , barter,
fibröser Textur und ihr AnheTtnngnpunkt hatte etwas mehr als
1" ino Durchmesser. Trotz dem nicht unbedeulcnden Blut-
▼erluale befand sich die Frau nach der Operation weniger
schwach, als man vermuthet hatte. Der Bliituhgang hörte
sofort auf, der seröse Ausfluss nahm alimälig ab und liörte
2'/s Wochen nach der Operation ganz auf, als die Menstrua-
tion, die diesesmal 3 Wochen später eingetreten war, vorüber
war. Die Kr. erholte sich nun bald und klagte spater nur
bisweilen über ein Gefühl , als wenn der (Jterus sich herab-
senke ^ und über Schneiden beim Wasserlassen , ohne dass
jedoch eine Senkung der Mutter oder irgend ein Leiden der
Harnwerkzeuge zu entdecken war. Im Dec. 1849 wurde die
FniQ schwanger; in der Schwangerschaft litt sie besonders
gfgen das Ende derselben an Atbmungsbescbwrrdi'n , heHigen
Schmerzen in der Harnröhre , Krämpfen in der Brqsi und im
Leibe u. s« w. , und wurde d. 9. Oct. von einem 9 Prd. wie-
genden , lebenden Mädchen leicht entbunden. Das Wochen-
bett verlief im Ganzen glücklich und die Frau befand sich spä-
ter wohl.
In den Bemerkungen zu diesem Falle machl Vf.
besonders auf Folgendes aufmerksam, t) CigenlliUm-
licli war es, dass die Menslruation sich bei dem Vor-
handensein des Polypen in der Gebärmutter pttnktlich
an demselben Tage einstellte, und dass die profusen
BlulQOgen und Ausleerungen von Serum in einem an-
haltenden Strome ohne Aufenthalt mit einander ab-
wechselten. In den vielen Füllen von Multerpolypen,
die Vf. beobachtete, war, wenn der Polyp eine ge-
wisse Grosse erreicht hatte, seHep eine Spur von
regelmassiger Wiederkehr der Menstruation zu ent-
decken , und in allen Fällen fanden sich Störungen
derselben vor. 2) Ebenso auffallend war es , dass
die Frau den profusen blutigen und .serösen Auslee-
rungen , woran sie seit ziemlich langer Zeit gelitten
hatte, nicht unterlag. 3) Die Exslirpation des gros-
sen Polypen wurde trotz der höchst ungtlnsügen Um-
stände glflcklich vollftthrL 4) Dass dieselbe nach
einer solchen Operation imd in einem Alter von 46 J.
u. nach 21 jähriger Unfruchtbarkeit dennoch schwan-
ger wurde, die Schwangerschaft glücklich durch-
machte, ein lebendes Kind gebar, solches säugen
konnte ^nd ihre frühere Gesundheit wieder erlangte,
war höchst merkwürdig. 5) In pathologischer und
therapeutischer Hinsicht ist der Fall auch noch des-
halb lehrreich , weil er bestätigt, dass gesunde, fi-
bröse Polypen, d. b. solche, die keine krankhafte
Veränderung erlitten haben, soirdern noch ein ihre Inte-
grität beibehaltenes krankhaftes Erzeugniss sind, selbst
wenn sie mit einer breiten Basis am Uterus fest-
sitzen, dennoch nicht in einer innigen Verbindung
mit dem Parenchyma desselben stehen , und keine
andere nachtheilige Wirkung auf denselben oder die
Fortpflanzungsverrichtung ausüben , als auf mechani-
sche Weise. — Wahrscheinlich ist es Vf. , dass der
Polyp , als die Frau 'sich zum 2. Male verheirathete,
bereits ziemlich ausgebildet war u. ein mechanisches
HiodernisB für die Gonception ab^ab , welche alsbald
eintrat, nachdem das Hinderniss xentfernt worden
war. 6) Der Fall ist auch noch deshalb interessant,
dass die Geburt 1 0 Tage nach der gewöhnlichen Zeit
erfolgte, während die Moliminae ad partum sich zu rech-
ter Zeit einstellten. — Gederschjöld u. A. stell-
ten in BetreiT der Schwangerschaflsdatier die in
med. - gerichtlicher und anderer Hinsicht wichtige
Frage auf, öh nicht die ungleiche Dauer der vollende-
ten Schwangerschaft hei den verschiedenen Weibern
auf dem individuellen Henstruationstypus, d. h. auf
der langem oder kürzern Zwischenzeit der Wieder-
kehr der Menstruation beruhen sollte.* Eine regel-
mässige Sclnvangerschafl soFTte ihr Ende zu der Zeit
der 10. Menstrualionsperiode, von der letzten Monats-
reinigung gerechnet, erreichen. Weiber, die alle
28 Tage roenstruirt werden , würden sonach am
280. T. das Enlle der Schwangerschaft erreicht haben,
wo die Menstruation alle 26 T. sich einfindet, würde
der 260. T., wo sie alle 30 T. erscheint, der 300. T.
das Schwangerschaftsende sein u. s. w. Diese geniale
Ansicht hat nach Vf. manches für sich, indessen haben
ihm seine Untersuchungen in dieser Hinsicht sehr un-
bestimmte und widersprechende Resultate geliefert
unil ebenso waren die Resultate, welche die Unter-
suchungen von Retzius im alig. Entbindungshause
ergaben, höchst ungleich. In dem hier in Rede ste-
Jienden Falle, in welchem die Menstruation immer
pünktlich am 26. T. eingetreten war, erfolgte die
Entbindung anstatt nach jener Theorie am 260. T.,
erst 10 T. später. Vf. glaubt, dass das, was
Roe derer in Bezug auf die Zeitrechnung der
Sdiwangerschalt gelehrt hat, seine völlige Richtig-
keit habe, und dass man bei Berechnung derselben
die Kalendermonatc zum Grunde legen müsse. Von
631 Weibern, die von April 1849 bis Oct. 1860 im
allg. Entbindungshause entbunden wurden, kehrten
die Menses bei 445 nach einem Kalendermonate, oder
nach 30 Tagen, bei 75 nach 4 Wochen, oder 28 T.,
bei 3 nach 3V, W., bei 41 nach 3 W., oder 21 T.,
bei 1 nach 2^^ W. , bei 8 nach 2 Wochen , oder
14 T., bei 110 unregelmässig wieder. Der Ausspruch
Roederer's: „Mebdomadis trigesimae nonae, sive
noni mensis solaris finis pro regulari termini norma
haberi potest'*, muss also als gültig betrachtet werden.
(v. d. Busch.)
865. Ueber Anteflezion der Gebirmiitter;
von Boulard. (Rev. ro^d.-chir. Juin 1853.)
Vf. sucht das häufige Vorkommen der Anteflexio-
neu des Uterus durch die Behauptung zu erklären,
dass der fragliche Zustand der naturgemässe sei. 27
von ihm an Erwachsenen , die nicht geboren halten,
angestellte Beobachtungen, 19 bei Mädchen von 2
bis 13 Jahren, 57 bei reifen weiblichen Früchten u,
4 Beobachtungen bei unreifen Früchten zeigten, dass
der Körper und der Hals des Uterus nicht dieselbe
Richtung haben. Die Achse des Körpers verläuft
mehr horizontal, während die des Collum die in allen
Handbüchern beschriebene Richtung bat ; beide Ach-
sen kreuzen sich in einem stumpfen , nach vorn offe-
nen Winkel. Der Uterusgrund berührt die hintere
Wand der Harnblase, seine vordere Fläche ist nach
abwärts gebogen, während die hintere, sehr convexe,
nach oben sieht. Das ganze Organ ist daher am
passendsten mit einer Retorte zu vergleichen , deren
52
IV« Gynäkologie n. Pfldialrik.
Bauch nach oben und vorn sieht. Die vordere Fläche
ist Obrigens nicht nur so concav, um sich an die Con>
vexiiai der Harnblase anzuschmiegen, sondern sie
leigt auch eine vollkommen» Falle an der Slelle , wo
der GebärmuUerhals in den Körper übergehl, her
UleruskOrper ist über den Hals so weil vorgebogen,
dass es bei Erwachsenen nicht möglich ist, ihn rück-
wärts zu biegen , ohne dass er sogleich seine Trübere
Richtung wieder einnimmt, wenn man ihn loslüsst.
Unter den oben angeführten 107 Beobachtungen
fand sich die Anteflexiön 98mal , bei 5. Fötus und 2
kleinen Mädchen fehlte sie, während bei noch andern
2 Früchten sogar eine Retroflexion beobachtet wurde.
Man kann im Allgemeinen behaupten, dass die Anle-
flexion um so markirter ist, je mehr sich das Collum
uteri in die Länge zieht.
Aber nicht nur an der Leirhe , sondern auch am
Lebenden kann man sich leicht davon überzeugen,
dass eine ümbiegung der Gehärmulter nach vorn die
normale Beschaflenheit derselben ist. Bei nicht zu
hohem Stande des Uterus kann man mit dem unter-
suchenden Finger an seiner hintern Fläche hoch hin-
aufgehen • wobei man sich von der Beugung des
Uteruskörpers nach vorn leicht überzeugt; auf der
vordem Seite vermag es dagegen ' der Finger nicht,
höher hinauf zu dringen, indem er eben durch d^n
nach vorn umgebogenen Uteruskörper daran verhin-
dert wird. Der fragliche Gegenstand würde gewiss
der Beobachtung bisher nicht entgangen sein, wenn
man häufiger Gelegenheit hätte , Mädchen u. Franen,
die noch nicht geboren haben, zu untersuchen. Durch
stattgehabte Geburten pflegt die Anteflexiön aufgehoben
zu werden. (Sickel.)
866. Obliteration der Gebärmutter; von
Beucbard. (Bull, de Th^r. Juin 1853.)
Vf. tlieilt einen Fall mit, wo bei einer 39jähr. Frau, die
2inal geboren hatte, 4 J. nach der Geburt des letzten Kindes
in Folge eioed Sturzes auf die Kreuzgegond eine Entzündung
des Mutterhalses eingetreten war, die eine Tolisiändige Oblite-
ratioo der Gebfirmqtter zur Folge gehabt hatte. 8 Mon. hin-
tereinander traten sich immer steigernde Menstruations-
beschwerden ein, ohne dass eine blutige Ausscheidung zu
Stande kam ; dabei magerte die Fijiu immer mehr irod itichr
ab, so dass sich Vf., nachdem^r sich über den Zustand eine
möglichst genaue Keantniss verschafft hatte, zur Operation
entscbloss. Er führte dieselbe mittels eines spitzigen, langen
Bistouris ans , welches er unter dem Schutze des Zeigeflngers
▼on der Scheide ans in die Gebärmutter einstach ; es entleer-
ten sich dabei 4 — KOO Grmm. geruchloses , j]unkelrothes
Blut. Es erfolgte die vollständige Genesung.
(Sickel.)
867. Zwei Fälle von Terschliessüng des
Dlenis IL ein Fall von kOnstlicher Frflhgebiirt;
▼on Th. Ludwiti; in Hall. (Wortemb. Gorr.-B). 25.
1853.)
^ Bei einer 38jäbr., stets regelmässig menstrairt gewesenen
Erstgeschwängerten , welche auch nie an Leukorrhoe gelitten
hatte , traten am normalen Ende der Schwangerschaft heftige
Weben ein. Bei der Untersuchung fand sich ein lief in die
Scheide berabragendeT) alt Kindeskopf ieicbt erkenotltdier^
kugliger Körper ; ein Muttermund war nirgendt zu entdeckea,
vielmehr endigte die »Scheide nach oben wie ein Sack. Di«
äussere Beschaffenheit des ziemlich stark ausgedehnten Bauches
liess auf Zwillinge schliessen. Nach einer passenden Lage-
rung der Kreissenden wurde auf der Mitte der in die Vagiai
hineinragenden Kugel mit einem convexen Bistouri ein 3'"
langer Querschnitt gemacht, der bald eine rundliche Form
annahm und sich zur Grösse eines halben Guldensliicks erwei-
terte*, eine Blase stellte sich nicht, doch floss eine geringe
Mengci Fruchtwasser ab. Mittels eines gelnöpften Bistoari
wurde darauf die an der Innern Geberraulterfläcbe fest anlie-
gende Blase noch weiter gespalten, wobei ein bedeutender
Wasserabfluss erfolgte und worauf die Erweiterung des kiiosi-
liehen Muttermundes rascher vor sich ging. Als hierauf die
Wehen nachliessen , wurde das Kind mittels der Zange ent-
wickelt. Bei der jetzt angestellten Untersuchung ergab sich
das Vorhandensein noch eines zweiten Kindes, vor dessea
Kopfe sich eine Blase stellte, u. welches, wegen mangelnder
Wehen, ebenfalls mittels der Zange entwickelt warde. D
erste Kind war todt, das zweite lebend. Die Nachgeburt w
doppelt, und beide Placenten mussten gelöst werden. Das
Wochenbett verlief normal. Bei einer 1 J. später Torgenom- i
menen Untersuchung fand Vf. die vordere Scheidenwand nor
1" lang , in einem kurzen Bogen in die Port, vaglo. fiber-
gehend, diese selbst etwa 8'" lang, der Muttermund ge- ;
schlössen, rundlich, di«; vordere Lippe gegen links hin durch
einen 6'" tiefen vernarbten Einschnitt gespalten.
Ein 31 jähr. Frauenzimmer, welches vor 7 J. mit Hilfe
der Zange entbunden worden, nach der Eotbindung aber Ha-
gere Zeil krank gewesen war, hatte seit jener Zeit nicht wie-
der mcnstruirt, noch einen sonstigen Ausfluss aus den Geni-
talien gehabt. Seit einem halben Jahre stellten sich stecbeade
Schmerzen im Unterleibe mit Harndrängea und Zwnng in
After ein , zuerst in Zwischenräumen , spater fortwabreni.
Vf. fand bei der Untersuchung eine ziemlich spitzige Ge-
schwulst von der Grösse eines Ganseeies gerade in der Höbe
des Nabels, i*' rechts von diesem uüd Icirhl verschiebbar;
starker Druck darauf War schmerzhaft. Die innere Uour-
suchung zeigte die ganze Beckenhöble durch eine harte Kagd
ausgefüllt, deren Mitte nahe über dem Scheideneingange stand.
Ein Muttermund fatid sich nicht, wohl aber eine senkrechte,
sichelförmige, V2" hohe, 3'" breiitt, dünne Klappe; riae
Sonde drang durch dieselbe nur V4" tief unter iebhaftea
Schmerzen der Kr. ein. Die ganze BescbaffeDhcät der Ge-
schwulst liess eine widernatürlich ausgedehnte Gebärmotter
nicht verkennen. Mittels eines gekrümmten Trokar wurde
nun hinter der Klappe eingestochen und die gemachte Oeff-
nung mit dem Messer erweitert, woraof sich gegen S>/t Schop-
pen einer blutähnlichen , Iheerfarhigen , gemchloaen Flissig-
keit entleerten ; der Uterus cunlrahirte sich darauf so weit,
dass sein Grund kaum noch ober der Symphyse gefühlt wurde.
Mehrere tage hindurch liess man in der gemachten Oetfnoag
einen Katheter liegen. Bei einer später vorgenoimnenen Ca-
tersuchung fand sieb die OefTaudg so gross , dass die Spitze
des Zeigefingers eingeführt werden konnte; ihre Form war
nicht mehr rund, sondern eine quere.
Eine jetzt 27johr. Frau mit einem nur 3^^" in derCoa*
jugata messenden Becken war zum ersten Male mk der Zange
von einem todten Kinde, das 2. Mai ohne Kunstbölfe von
einem lebenden, zum 3. Male durch eine Zangenoperation
wieder von einem todten Kinde entbunden worden ; in allea
3 Fällen hatte ein Vorfall der Nabelschnur staltgefunden,
deren Beposition nur im 2. Falle gelungen war. Bei der 4.
Schwangerschaft entscbloss sich Vf. zur Vornahme der kfinst-
lichen Frühgeburt, die er in der 34. Schwangerschaflswocbe
mitteis der aufsteigenden Douche einleitete. Nach der 3.
Dooche machte sich eine Oeffbung des Muttermundes bemerk*
bar, nach der 4. traten Wehen ein, die durch eine^. Doncke
noch verstärkt wurden; wegen Vorliegen beider Handeben
wurde nach vorausgeschickter Chloroformiriing der Kreissen-
den die Wendung gemacht u. daraut ein schetntodtes , jedoch
bald ins Leben gerufenes Kind eitrahirt. I^as Wecbebbetl
verlief gOnntig. (SickvL)
IV. Gjaflkologie m. PxdUtrik.
53
868. Dm Mteoaaladfdi.e Buken; voo
Lange io RunkeL (Nass. Jahrbb. XI. 1853.)
Za einer Geliäreoden aof da« Laad gerufen fand Vf. eina
kleine, Terkröppelle Frao, etwa fon derGrosae eines lljabr.
Mädchen». Sie war schon einmal mittels der Zange u. später
einmal durch die Perforation entbunden worden. Sie litt in
hohem Grade an Osteomalacie und hatte ein im Ausgange so
e^gaa BeGkeBs(fina genauere Angabe der Bcckendurcbmesser
fehll), dass Vf. nur mit Mülie seine, wie er sagt, kleine,
achmiegsame Hand einfuhren konnte ; der Eingang des Beckens
achien um ein Weniges weiter zu sein , und auf ihm war der
Kindeskopf wahrzunehmen. Vf. erkannte den Kaiserschnitt
als das einxige Mittel zur Entbindung ; da jedoch eine coli»-
gialiscbe Beihölfe unter 4 bis 0 Std. nicht zu «Hangen war,
die Wehen aber äusserst stürmisch auftraten , so musste zu-
nächst der weitere Geburtsverlauf der Natur überlassen blei-
ben. Nach Verlauf einer halben Stunde Oberzcngte sich Vf.,
dass der Kopf tiefer in das Becken berabgerSckt sei, u. nach«^
dem abermals eine halbe Stunde Terstrichen , stand der Kupf
zangenrecht ; das Instrument wurde angelegt o. ein lebendes
Kind entwickelt. Das Wochenbett verlief normal. Vf. über-'
zeugte sich ganz deutlich davon, dass während der Geburt daa
Becken durch den herabnickenden KindeskopT erweitert wurde
und nach dem Austritte des Kindes wieder zusammensank.
Als er nach beendigter Geburt seine Hand einführte, konnte
er durch Zoaammenballen derselben zur Faost daa Nach-
geben der Beckenknocben nach allen Seiten hin deutlich wahr*
nehmen.
Oi^ vorbemerkte Eigenschaft der osleomalteischen
Becken ist in den meisten Lehrbüchern der Geburts-
httife mit günzlirliem Slillsehweigcfa dberfangen;
nur bei B u s c li und bei Rosshirt fand Vf« den
Gegenstand kurz erwähnt. Durch Peist in Mainz
erhielt er eine hrieflicbe Miltheilung, zufolge deren
der genannte Arzt bei einem durcb Osteomalacie ver-
engten Becken ein lebendes Kind mit der Zange ent-
wickelte, nachdem andere Aerzte schon die Vor-
bereitungen zum Kaiserscbnitte getroffen hatten.
(Sickel.)
869. Beitrage xnr lechuik ud Phorono-
mie det Mmalen Geburtsprocetses; Ton Na-
than P a u I n a. (Mooatsschr. f. Gebartsk. u. Prauentr.
1. 4. 1853.)
In einem langern, mit vielem PJeisse gearbeiteten
Aufsatze entwickelt Vf. seine Ansichten über den
Mechanismus der normalen Geburt, stutzt sich dabei
so viel thunlii'.h auf Mathematik und begleitet die Ar-
beit durch Abbildungen. Bei einem Versuche, den
Inhalt in einem kurzen Auszüge wiederzugeben, lätifl
man zu sehr Gefahr, sich Entstellungen zu Schulden
kommen zu lassen, weshalb wir uits damit begnügen,
die Leser auf die Originalarbeit zu verweisen.
(SickeU)
870. Beobachtnngeii aber Gesichts-, Stini-
u. Scheitelgebnrten ; von e t s a s s e r. (Wurtemb.
Corr.-Bl. 24 u. 25. 1853.)
L Gesichtsßeburlen. In der GebäranstaJi be-
obachtete Vf. unter 5348 Geburten 30 Gesichts-
g«lrurten, was ein Verbdltniss von i : 178,26 giebt,
in seiner Privatpraxis 10. Dies« 40 Geburtsfütt«
ereigneten sich bei 12 Erst- u. 28 llehrgebSirenden.
Die 1. Stellung (Nägere) desGeeiGhts wiir4e 24mal»
die 2. I6mal beobachtet; dabei war das Gesiebt Biii
seinem Längendurchmesser bis zum Blasenspronge
meistens im queren, seltner in einem schrägen Öurch-
messer in den Beckeneingang gestelll, bei der 1. Lage
, mit der Stirn links, bei der 2« rechts. Bis zum
Ende der 2. Geburlszeit war meistens die Stirn der
tiefer siehende Tbeil. Später erfolgte fast in allen
Fallen die Drehung mit dem Kinne nach vorn, mit der
Stirn nach der Kreuzbeinaushöhlung. Bei dem Ein-
und Durchschneiden stemmte sich das Kinn unter dem
Sch«)ossbogrn an, wahrend zuerst der Mund unter
demselben zum Vorschein kam. Bei der 1. Lage
kam immer die rechte Schulter nach ohen,^ie linke
über den Damm hervor, und das Gesicht kehrte sich
nach dem rechten Schenkel der Mutter. Unter den
40 Gesichtsgeburlen waren 36 primSr und 4 secun-
dar, wo wahrend des Geburtsverlaufes die Gesichts-'
läge aus einer andern Kindeslage hervorging.
Der Verlauf der Gehurt war in 28 Fallen nalllr-
lich, 12mal wurde Kunsthdife nötliig. Die Daner
der natirlich verlaufenden Gehurten war je nach den
speciellen dynamischen und räumlichen Verhältnissen
verschieden; lOmnl war bei kraftigen Welten und
weitem Becken der Geburtsverlauf ein sehr rascher
(1 — 4 Std.), 11 mal dauerte die Geburt von 5*- 15
Std., und 7mal 15—40 Std.- Kuastbfllfe wurde
ntfthig bei 4 Erst- und 8 Mehrgebarenden (7mal in
der Privatpraxis) ; die Hauptindieationen cum opera-
tiven Kingreifen waren: indireete Welienscb wache
6mal, sehr grosser Kopf Imal, Vorbll der Nabel-
schnur Imal, directe Wehenschwache 4mal. Die
Folgen der Entbindung fttr die Mutter beschrankten
sich auf einen Dammriss bei 2 Erstgebarenden.
Unter den 40 Kindern befanden sich 2 frühzei-
tige; 7 Kinder wurden todt geboren, und es fand
steh bei ihnen ein mehr oder weniger starker byper-
amischer Zustnod des Gehirns, der Leber, Milz und
Nieren. Eine Gesichtsgeschwulst zeigte sich nach 4
rasch verlaufenen Geburtsfallen gar nicht, dagegen
wurde eine solche in den 36 andern Fallen beobach-
teL Bei 1 Kinde war nur die Stirn geachwollen»
bei 5 nur eine Gesichtshalftis bei 30 dagegen das
genze Gesicht, besonders Mund nnd Stirn; in der
Regel verschwand die Geschwulst nach kurser Zeit
von selbst, nnr 2mal erfolgte die Zertheilung erst
nach 3 bis 4 Tagen. Eine nach der Geburt fort*-
dauernde Neigung des Kopfes nach hinten wurde nie
beobachtet.
II. SHmgehurUsn; solche kamen im Ganzen 5
vor, bei 2 Erst- und 3 Mehrgebarenden, die beiden
ersieren machten die Anlegung der Zange nOthig.
III. Scheitelgeburien kamen nur 2 vor, u. zwar
bei Mehrgebarenden.
Die Behandiftng der Gesicbugebiirten bestand bei
günstigen Verhaltnissen in Vermeidung alles dessen,
was den Gebaract hatte stOren können; besonders
wurde Sorge getragen , die Blase nicht zu zeitig lu
sprengen« Auch ist Torzflglich auf aorgflltige Unter*
54
IV. Gynäkologie u. Pädiatrik.
Stützung des Dammes zu sehen, die am besten in der
Seilenlage gelingt. Bei Complicatitnen dagegen,
welche den Durchgang des Kindes durch das Becken
erschweren oder gar unmöglich machen, darf mit der
einmal indicirten Kunsthülfe nicht gezögert werden,
da das Kind hei («esichlslagen gefahrdrohenden Hirn-
congeslionen hesond(*rs ausgesetzt ist. Bei krampf-
haften Wehen in der 2. Gehurtsperiode rühmt Vf. be-
sonders das Einlegen eines mit Bilsen-, Lein- oder
Baumöl getränkten Schwammes in die Scheide, so
dass derselbe in sieler Berührung mit dem Mutter-
munde bleibt. Bei sogenannter indirecler Wehen-
8chwache«isl der fiehraurh des Mutterkorns unzu-
lässig.
Die Anlegung der Zange geschah im Querdurch-
messer des Beckens so , dass die Blatter möglichst
die Seilenlheile des Hinlerkoprcs fasslen, damit das
Instrument einen bossern Hall bekam und damit Ge-
sicht und Hals nicht verletzt wurden. Sollte eine
fehlerhafte Gesichtsstellnng gleichzeitig mit der Zange
verbessert werden, d. h. eine -sehr diagonale oder
gar eine quere , so würde die Zange im ersten Falle
ebenfalls in dieser Bichtung an die entsprechenden
»Seilenlheile des Kopfes, im andern Falle über Gesicht
und Hinterhaupt angelegt. Die Drehung des Kinnes
nach vorn gelang jedoch nicht immer. Versuche,
mittels der Hand oder eines Hebels die Gesichtslage
in eine Schadeljage zu verwandeln , hat Vf. ebenso-
wenig angestellt, als er die Zange bei querer Ge-
sichlssteHong im geraden Beckendurchmesser an-
legte.
In vielen Fallen mag wohl' die Gesichtslage eine
primäre sein , und nur der Umstand , dass man im
Anfange der Geburt mit dem untersuchenden Finger
nicht immer d«s ganze Gesicht, sondern nur die am
tiefsten ziehende Stirn wahrnimmt, konnte zu Ver-
wechslung der Stirn- mit Schtldellagen und dadurch
zu dem Glauben führen, die Gesichlslagen seien immer
secundSfre. In den meisten Fällen sind sie diess
allerdings, insofern sie während des Geburtsverlaufes
aus andern Kopflagen entstehen. Die Stellung des
Gesichts, der Stirn oder >les Scheitels zur Geburt
beruht zunächst auf einem Hindernisse, welches die
regelmassige Boialion des Kopfes um seine Quer-
achse , d. h. mit dem Kinn gegen die Brust nicht zu
Stande kommen lässt. Als solche Hindernisse hat
man bezeichnet: Anstemmen des Hinterhauptes am
Beckeneingange, Schieflage der Gebarmutter, Nabel-
schnurumschlingungen , grosse Ansammlung von
Fruchtwasser im untern Geharmutlerabschnitte u. b. w.
Am wahrscheiolichsteu ist es , dass die in Bede ste-
henden regelwidrigen Stellungen bei weitem in den
meisten Fallen von dem Zusammentreffen mehrerer
Hindernisse herrühren, was auch durch die Seltenheit
derselben an sich als gegenüber den Schadellagen er-
klärlich erscheint.
Die gegenseitigen Uebergange betreffend ist bei
der Gesichtsgeburt zu berücksichtigen, dass diese
ihrem Mechanismus nach den vollkommnen Gegensatx
der Schadelgebnrt bildet. Dort tritt der Kopf in der
Regel im queren oder' beinahe queren Durchmesser
in das Becken ein, und sowohl die am Ein- u. Aas-
gange desselben stattfindenden Bolationen des Kopfes
um seine Querachse, als auch die horizontale Rotation
desselben innerhalb des Beckenkanals geschehen in
einer der bei Schadelgeburlen entgegengesetzten Weise.
Dennoch kann es sich zuträgen, dass eine ursprüng-
liche Schadellage in eine Gesichtslage Obergeht, wel-
che als solche verlauft. In 3 solchen vom Vf. beob-
achteten Fallen stand jedesmal die grosse Fontanelle
liefer als die kleine. Die Umwandlung einer Ge-
sichislage in eine Schadellage dürfte nur selten vor-
kommen ; in einer mit der Zange beendigten Geburt
war es der Fall.
Die 3. und 4. Gesichlsstellung, wobei das Kino
nach hinten, die Stirn nach vorn gerichtet ist, indi-
cireo in der Regel die Wendung auf die Füsse oder
die Zange , und im letzteren Falle kann die Geburt
nur dann ohne Nachtheil für das Kind beendigt wer-
den, wenn die Gesichtslage mittels der Zange in eine.
wenn auch unvollkommne Schadjellage verwandelt
wird. Der Vorschlag von Lange und Cazeaux,
bei solchen Gesichtslagen die , Stirn nach hinten za
drehen , jedoch die Gesichtslage als solche verlaafeo
zu lassen, scheint unausführbar.
Die Vorlage der Stirn bildet eine intermediSre
Stellung des Kopfes zwischen der des Gesichts und
des Hinterhaupts, indem die Rotation des Kopfes um
seine Querachse nur halbwegs zu Stande kommt.
Diese Stirnstellung kann im Verlaufe der Geburl ao-
dauern, selbst bei Beendigung derselben mit der
Zange. Die Stirnlagen scheinen immer ursprünglich
zu sein.
Aiich die Scheitelgeburten bilden eine intermediSre
Stellung zwischen Stirn- und Hinlerhauplslage ; hier
bildet der senkrechte Durchmesser des Kopfes milder
Langenachse des Körpers eine gerade Linie, und die
grosse Fontanelle kommt in die Beckenachse zu sieben.
Da die Slirne gewöhnlich etwas tiefer steht, als das
Hinlerhaupt, so zeigt die Scheilellage eine grössere
Annäherung zur Gesichtslage, als zur Hinlerhaupls-
lage. In einem der vom Vf. beobachteten Falle ver-
wandelte sich die ursprüngliche Gesichtslage in eioe
vollkommene Scheitellage. (S ick ei.)
871. Die Knie-EUenbDgenlage*«^^*«^^-
hulf ticken Operationen; von Lange in Bunkel.
(Nass. Jahrbb. XI. 1853.)
Die Knie-Ellenbogenlage wii^d, trotzdem dass sie
besonders bei Wendungen grosse Vorlheile darbietet,
im Allgemeinen nur wenig angewandt. Die ihr zu-
kommenden Vorzüge sind hauptsachlich folgende: der
Operateur steht in einer bequemen Stellung aurrechl
hinter der Kreissenden , und geht mit gerade ausge-
strecktem Arme in gerader Richtung ein, wobei ler
mit der grOssten Raschheit der Bewegung sogleich
die grössle Kraflanwendung bei der geringstco Be-
leidigung der Gebarorgane verbinden kann. Nirgends
IV. Gynllkologie u. Padiatrik«
55
werden die Weichlheile gedrückt , Dirgendn wird der
Arm gegen Knochen gequetscht. Dabei kann die ein*
geführte Hand leicht nach allen Seiten hingewendet
werden. Ferner sind die vorgefallenen Kindesiheile
weniger Test in das Becken gepresst, und endlich
treten nicht leicht Wehen ein • welche in der Rak-^
kenlage die Wendung oft so erschweren.
Es ist nicht in Abrede lu stellen , dass die Knie-
Bllenbogenlage fttr die Frauen eine höchst widerwür-
lige ist ; dafür kommt ihnen aber die leichtere , ra-
schere Operation zu gut, und Vf. erwähnt 2 Fälle,
wo Frauen, bei denen früher die Wendung in der
Rttckenlage, spater in der Knie -Ellenbogenlage ge-
macht worden war, sich unbedingt für die letztere
aussprachen. Es ist ferner auch zu erwähnen, dass
die Kreissenden mit dem Einnehmen der Knie- Ellen-
bogenlage sogleich von den vorher oft so quälenden
Kreuzschmerzen befreit zu werden pflegen.
Ausser bei Wendungen möchte sich' die Knie-
ElJenbogenlage besonders noch für nttanche Fälle von
Nachgeburtsstörungen empfehlen, lieber Anlegung
der Zange in der fraglichen Lagerung hat Vf. noch
zu wenig Erfahrung; in einem Falle bewährte sich
dieselbe vollkommen. In Fällen, in welchen eine
möglichst rasche Entbindung durch Wendung und
Exlraction geboten ist, wie bei Placenta praevia , hat
Vf. die Knie-Ellenbogenlage ebenfalls mit dem besten
Erfolge gewählt. (S i c k e 1.)
872. TransAisioii bei einer Gebirenden ;
von W. Turner. (Lancet. Febr. 1853.)
Eine 39jahr. FrUu erlitt , oachdem sie ihr 9. Kind ge-
boren batte, einen so heftigen ßlulverlust, dass sie in hohem
Grade blutleer ward , dass der Puls gar nicht fühlbar war, u.
dass man jeden Augenblick ihr Verscheiden erwarten musste.
In diesem kritischen Momente bestimmte sich Vf. zur Trans-
fusion , die er auch sofort ausführte , indem er dem Che-
manoe Blut entzog und etwa 3 Unzen davon in eine geofinete
Armvene der Sterbenden injicirle. Es zeigte sich sofort eine,
wenn auch nur schwache Heaction, erst nach einigen Stunden
wurde der Puls wieder fühlbar und am nächsten Morgen kehrte
auch das Bewusstsein wieder. Die Besserung schritt langsiam
aber sicher vorwärts. Leider erkrankte die Frau in Folge
eines Carbunkels am Arme und starb am 10. Tage nach der
Entbiodung an Phlebitis. (S i c k e 1 .)
873. Sdhwere Gebort in Folge eines zu
engen Beckens bei nngewöhnlich grossem
Kinde ; von R e u t e r in Wiesbaden. (Nass. Jahrbb.
XI. 1853.)
Eine 32}ähr. Erstgebärende wurde vom Vf. unter dem
Beistande des Med. -Hatb Heydenreich nach Yorausge-
schickter, ausserordentlich schwer zu bewerkstelligender Wen-
dung auf die FQsse mittels der Perforation entbunden. Die
Entbindung halte beinahe 48 Std. gedauert^ 20 Sld. nach
Beendigung derselben starb die Frau. Das Schwierige der
Entbindung erklärt sich am besten dprcb Betrachtung der ver-
scliiedenen Durchmesser des Beckens und des Kindeskopfcs ;
die Messungen wurden 4 Jahre spater, also am völlig trocknen
Knochen vorgenommen. Das gegenseitige Verhältniss der
Durchm. des Beckens , die Form ^ind Stellung des Schoos-
berges und Kreuzbeins sind denen eines regelmässigen , gut
gebildeten weiblichen Beckens ähnlich, nur in verjdngtem
Maasaatabe.
Die Entfernung von der einen Spina sup. ant. oss. ilei
bis zur andern betrug 8'' 6'^', von dem obern Bande der
Schoosbeinfuge zur gegemlberstehenden Sielte des letzten
Lendenwirbels 3" 3'"; derQuerdurchm. des Eingangs betrug
4" i"', die schrägen Durchm. 4" 3''', der gerade Durchm.
der Beckenhöhle 3'' 10'", der Querdurchm. des Ausganges
3" 6'"; dabei hatte die Beckeohöhle eine Höhe von 3" 4'"
an der Seite. Der Querdurchm. des Kopfes von einem Tub.
pariet. zum andern maass 4" 1'", der gerade Durchm. von
der Nasenwurzel bis zum hervorragendstem Theile des Hinter-
hauptes 4" 9'". Es ergiebl sich hieraus, dass die Conjugata
um etwa 11'", der Querdurchm. des Eingangs um ebenso
viel, der des Ausgangs um 6'", der gerade Durchm. derBek-
kenhöble um 9'" hinter dem gewöhnlichen Maasse zurückge-
blieben war, wogegen derQuerdurchm. des Kopfes um 7"%
der gerade Durchm. desselben um 6'" das normale Maats
überschritt. (S i c k e 1 .)
874. Ueber den Nutzen eines Wirb^lhakens
in manchen schwierigen Gehurts fällen ; von H.OId-
ham. (Lancet. May 1852.)
Das fragliche Instrument ist 14'' lang^, wovon 4''
auf den Griff kommen ; es ist aus gutem Stahl gefer-
tigt und am obern Ende in einem spitzigen Winkel
in Her Lange von ^1^** umgebogen. Es soll in das
Foramen magnum eingestossen und durch eine leichte
Drehung am Wirbelhogeo fixirt werden ; ist es gut
angebracht, so hüll es so fest, dass man ein Aus-
reissen nicht "%u befflrchten hat.
(SickeL)
875. Ueber den Kaiserschnitt nach dem
Tode der Matter ; von Laforgue. (L'Union 68.
1853.)
Eine 38jähr. , zum 4. Male , und zwar ungefähr im 8.
Monate Schwangere , erkrankte an einer Gehirnaffection , der
sie am 15. Tage erlag. Vf. der sie im Todeskampfe fand, be>
schloss, sogleich nach dem eingetretenen Tode den Kaiser-
schnitt auszufahren , und traf deshalb schon im Voraus die
nöthigen Vorkehrungen. Nachdem man sich von dem Auf-
hören des Lebens Gewissheit verschafft hatte , wurde sogleich
zur Operation geschritten und dieselbe ebenso wie bei einer
Lebenden ausgeführt. Eü wurde ein dürftig entwickeltes Kind
zur Welt gebracht , welches durch rastlose Bemühungen
ins Leben gerufen und durch sorgsame Pflege auch erhalten
wurde.
An diesen Fall knüpft Vf. folgende 2 Fragen;
1) Wie lange Zeil nach dem Tode der Uulter soll
der Kaiserschnitt ausgcfülir4 werden, und 2) soll
man alle schwangere Frauen , welche sterben , der
Operation unterwerfen, gleichviel in welcher Epoche
der Schwangerschaft sie sich befinden? Die erste
Frage betreffend , so darf in keinem falle fmher zur
Operation gescbiitten werden, als bis der Tod der
Frau conslatirt ist; dannisl aber auch keinii Zeil weiter
zu verlieren, sondern die ßauchhOlile und der Uterus
so rasch als tnöglich zu Offnen. Als sicheres Zeichen
des erfolgten Todes kann man das Aufhören der Herz-
thittigkeit ansehen; wem diess nicht genügt, dermOge
eine kleine Arterie üfliieu und dann gewiss an den
erfolgten Tod glauben, wenn aus dieser Oeffnung kein
Blut austritt. Um aber in jeder Beziehung sicher zu
gehen , so ist bei der Operation an der Leiche ganz
ebenso zu verfahren , als wenn dieselbe an einer Le-
benden vorgenommen würde.
56
IV. GyBikologto ti. PttdiaUnk.
lo Betreff der 2. frage versteht es sich von selbst,
dass in den ersten Schwangerschartsuioiiatun vom
Kaiserschnitte nicht die Bede sein kann ; dort jedoch,
wo di^ Bewegungen des Kindes und seine UerUOne
deutlich wahrnehmbar sind, hat man, wenn oft auch
nur in geringem Grade , die UofTnung, ein lebendes
Kind zu erhalten. (S i c k e I.)
876. Deber den praktischen Werth der Em-
kiyotonie; von Vanhuevel. (Preise m^d. 24.
1853.) ^ .
Vf. , ein lebhafter VertlMudiger der Embryalouiii*
gegenüber dem Kaiserechnitte , sucht in diesem Attf-
salze besonders zu zeigen, dass nach einmal ge-
fasstem Entschlüsse, die Embryotomie auszufahren,
man nicht erst den Tod des Kindes abwarten soll.
Der Arzt ist in den geeigneten Fallen da zur Vor-
nahme der Embryolomie berechtigt, wo die um ihren
Ausspruch befragte Kreissende den Kaisersdinitt ver-
weigert. Ist in einem solchen Falle das Todesiirlheil
des Kindes gesprochen, so bleibt es dem letztern ge-
genüber ganz gleich, ob es durch die Coiitraclionen
der Gebarmutter oder durch die Hand des Operateurs
sein Leben verliert. Das Gewissen des Arztes kann
sich durch die Todtung eines Kindes nie mit Grund
beschwert fühlen ; nur die MuUer konnten dann Ge-
wissensbisse treffen, welche sich nicht dazu ent-
schliessen konnte, ihr eigenes Leben zur möglichen
Erhaltung ihres Kindes aufs Spiel zu setzen.
Der Grund, weshalb man nicht erst den Tod des
Kindes abwarten soll, liegt nahe genug. Die Er-
fahrung, besonders englischer Aerzte, hat gelehrt,
dass mit dor langern Dauer der Geburt im Allgemeinen
die Gefahr für die Mutler wachst, im Worhrj) bette zu
erkranken. Die Embryotomie wird in der Mehrzahl
der Falle hei rhachitischen , also an steh schwäch-
lichen Personen ihre Indication finden. Lasst man
nun , den Tod der Frucht erwartend , die GelHirt so
lange dauern, bis die Kräfte der Kreissenden meJir
erschöpft sind , so kann die Prog^iose für die Mutler,
besonders da die Operation diT Embryotomie ge-
wöhnlich eine in den weihlichen Organismus sehr
eingreifende ist, sieh nur sehr ungünstig gestalten.
Dagegen wird man, W4>nn man zeitig genug die Ope-
ration beginnt , mit grOsster Wahrscheinlichkeit dar-
auf rechnen kOnnen , das Leben der Nutter zu er-
halten. Es ist daher ilie Pflidit des Arztes, den für
die Mutter günstigsten Zeitpunkt zur Operation zu
wählen und das noch lebende Kind zu tödten.
(Sickel.)
877. Ueber die Ursachen eines plötzlichen
Todes bei Wöchnerinnen; von a. u. Muc ciin-
lock. (L'üuion 74. 77. 79. 80. 1853.)
• Di« Schriftsteller über gerichtliche Medicin nehmen
3 Krankheitszustande an, welche dem Leben plötzlich
ein £nde machen können , ohne bemerkbare patho-
logische Veränderungen zu hinterlassen, nämlich die
einfache oder nervöse Apoplexie, die Syoeope u. die
idiopathische Asphyxie nach C h e v a 1 1 i e r. Das« die
zuerst genannte Todesart hei Wöchnerinnen vorkomne,
ist dem Vf. nicht bekannt , dagegen kann er tos dn
beiden letztern zahlreiche Beispiele anfuftren. Nieh
Christi so fl vermag (He sogenannte idiopalhiwüie
Asphyxie binr^n wenigen Mmuten zu tödleo; Hire
Symptome sind die der Syncope. Di« einzige Ver-
änderung, welche man an der Leiche findet, \m\t\A
in Schlatriieit des Herzens mit voUstandiger odvr doch
beinaiie vollständiger Leerheit seiner Hohlen. Vf. ist
geneigt, C h e v a 1 1 i e r ' s idiopathisclie Asphysie für
eine Varietät der Syncope zu bnlien.
Die Veranlassung zu einem plötzlirhenTode kirni
für manche Falle in der langen Dauer 4ieftiger (Je-
burtsschroerzen gesucht werden ; andere «hie scheini
eine besonders irtibe, der Geburt schon längere Zeil
hindurch vorangegangene GemHUisstiinmuBg auf deo
plötzlichen Eintritt des Todes «ach der Geinirt oiclrl
ohne Eiiilluss zu sein. Im Jahre 1608 maclile L^
gallois auerst auf das Ciodringep von Luit la die
ofTeiien V*»uen des Uterus als Ursaclie plöl»iichef To-
desfalle aufmerksam, u. es wird, nachdem zaliireieite
Falle dieser Art bekannt wordee sind, keulzulage
wohl Niemand mehr daran zweifeln , dass ebea d»
erwähnte Eindringen von Luft in die Uterusveoea ud
von da la den grossem Kreislauf nicht gar Miiei
einen plötzlichen Tod nach der Geburt zu beSvirleo
vermag. Doch ist hierbei zu bemerken, dais du
Vorkommen von Luftblasen in dem Herzen u. io der
Vena cava von Leichen keineswegs immer als ^in Be-
weis dafür anzusehen ist , dass diese Lull durch die
Venen des Uteius eingedrungen war.
Als eine andere Ursache des plötzlich erfolgeDdeo
Todes von Wöchnerinnen sind ßlulgerinoungeo im i
Herzen ajizusehen. in dieser Hinsicht bemerkt Meigs
in Philadelphia, dass nach statlgehabtea stirkerD
Blutverlusten eine eintretende Syncope liinreiche,
Goagulalion des Ülutes zu bewirkeu , indem das Blut
um so mehr zum Geriunen geneigt sei, je stärker !
die vi)rausgegangene tiamorrhagie war. Femer er-
wähnt Paget eine Anzahl von Fallen, wo er die Ur-
sache des plötzlich einlretend);n Todes io Ohstruclioo
der Pulmonalarterie fand, und diese wieder aus
einer Alteration des Blutes erklart, wie eine solche
z. B. auch bei Phlegmatia alba dolens vorkommen
möge. Dass bei vorhandenen organischen Hersfeb- )
lern bei oder seihst nach der Gehurt ein plötzlicber
Tod eintreten könne, bedarf kaum der Erwäiinaog*
(Sickel.)
878. üeber die Extrauterin • Schwanger'
Schaft; von A. V. Finck. (Inaug. - Dissertalion.
Zürich 1853. 8. 35 S.)
Vf. kann sich mit der bisher üblichen Erkläruags-
weise «les Ueberganges «'Ines vom Ovariuni losgelösieo
Eies in die Tuben nicht einverstanden erklären; ^^
Annahme, dass das Ende der Tube den Eierstock <
fingerförmig umfasse, ist eine ganz willkürliche, beiiD
Weibe nicht nachgewiesene , und hat sogar viel 1^0*
wahrsQheinliches an sich. Er erklart den Vorgug
IV. GynSkologie u. PädiatriL
87
auf folgende Weise: die auf die Berstung des Fol-
likels folgende Ergiessüng seines Inhaltes ist keines-
wegs eine Art von Ejaculalion, sondern es findet« nur
ein allmäliges Hervorquellen Statt ; der Inhalt fliesst
• auf der vordem oder hintern Fijiche des Ovarium
langsam berab, dem Gesetze der Schwere folgend,
und begegnet so in vielen Füllen der Schleimhaut-
Oberfläche der angelagerten Tuba , von wo das Ei
nach dem Innern derselben fortgeleilet wird. Trifft
das £i nicht auf die Schleimhaut der Fimbrien , so
geht es in der Beckenhöhle zwecklos zu Grunde;
daher die häufiger negativen Resultate des Coitus beim
Weibe.
Die Möglichkeit einer Ovarienschwangerschafl
stellt Vf. in Abrede, weil zur Befruchtung des Eies
eine unmittelbare Berührung der Samenfaden mit dem
Eie unumgänglich nothwendig ist, und weil eine
Schleimhaut mit der EigenlhUmlichkeil ihrer Bildung
und ihrem Gef^ssreichlhum als unerlässliche Bedin-
gung der Entwicklung einer Decidua und Placenla
festgehalten werden muss. Daher kann man nur 2
primitive Formen von Exlraulerinschwangerschaft auf-
stellen, die Tuben- und die Abdominalscbwanger-
schafL
Die Tubenschwangerschaft kommt vor: 1) als
einfacbe, 2) als interstitielle und 3) als Tubenbauch-
schwangerscbaft. Die Tubenschwangerschaft unter-
scheidet sich von der intrauterinen und .der Bauch-
schwan gerscbaft in ihren ersten Stadien schon da-
durch , dass sich in der Regel keine neuen äussern
Hallen , wenigstens meist nicht deutlich ausgeprägt,
zeigen , so dass nach Eröffnung einer schwängern
Tube das Ei in seiner Zottenhaut in der Regel unmit-
telbar zu Tage liegt. Hei der interstitiellen Schwan-
gerschaft bleibt das Ei an der Stelle haften , wo die
Tuba die Uterussubslaoz durchdringt, bei der Tuben-
baucfaschwangerschaft dagegen zeigt sich die Entwick-
lung des Eies am äussersten Ende der Tuba, nämlich
zwischen den Fimbrien derselben. In den letztern
Formen zeigt sich hier zum Unterschiede von der
einfachen und interstitiellen Tubenschwangerschaft
das Peritonäum gleich anfangs mehr oder weniger
betheiligt
Bei der primitiven Baucbschwangerscbaft kann
sich das Ei nie in einer beträchtlichen Entfernung
vom Ovarium befinden, weshalb im Verlaufe derselben
die Tuba und der Eierstock stets dabei betheiligt sein
werden. Ein vollständiges Reifen des Eies findet
hier viel leichter Statt, als bei der Tubenschwan-
gerschafL .
Bei Schwangerschaft in einer rndimeufiir gehit-
deten Ulerusbälflle sind alle die Gefahren vorhanden,
welche eine Exlrauterinschwangerschafl mit sich bringt,
da ein solches Rudiment keine bedeutende Erweiterung
zulässL
Für die ^etiologie der Extrauterinschwanger-
BCbafl lassen sich keine bestimmt nachweisbaren Mo-
Bled. Jahrbb. B4. 80. Hft. 1
mente zur Geltung bringen. Bei der Abdominal-
schwangerschaft müssen die Samenfaden im befruch-
tungsfdhigen Zustande in die Bauchhohle gegangen,
hier mit dem Eie in Berührung kommen, und e» muss
das Ei sich auf einem zu seiner Entwicklung gün-
stigen Boden befinden. Bei der Tubenschwang^r-
schafL müssen aber noch andere Gomplicalionen hin-
zutreten, da die Befruchtung des ^ Eies in der Tuba
doch wohl zur Regel gehOrt, und gleichwohl diese
Art der Schwangerschaft eine grosse Seltenheit ist.
Die Annahme, dass der Coitus während oder kurz vor
der Menstruation eine Extrauterinschwangerschafl zur
Folge haben könne hat einiges für sich, da eine solche
fragliche Schwangerschaft nur dann entstehen kann,
wenn das Ei in einer grOssern Entfernung vom Uterus
befruchtet wird, was am leichtesten geschieht, wenn
die Spermatozoon zur Zeit der Menstruation schon
tief in die Tuba eingedrungen waren. Als begünsti-
gendes Moment kann vielleicht das Aller und wieder-
holte Schwangerschaften angesehen werden , indem
bei solchen Individuen die UterushOlile weiter ist, u.
das Eindringen des Sperma leichter erfolgt; auch
finden sich bei solchen Frauen häufiger pathologische
Zustände der Tuben.
Zur bessern Uebersicht der Ausgänge von Extrau-
terinschwangerschaflen hat Vf. aus 100 Fällen eine
Tabelle zusammengestellt. Der Tod erfolgte durch
Verblutung in 49 Fällen , durch acute Peritonitis in
17, durch Peritonitis nach längerer Retention der
Frucht . in 4 , nach begonnener und vollendeter Per-
foration in 9. Die Genesung erfolgte nach- stattge-
fundener spontaner Elimination der Frucht in 7, nach
Retention der Frucht in 8 Fällen.
Mutter und Kind wurden durch die Operation
erkalten in 1 Falle, die Mutter allein in 2, das Kind
allein in 1 Falle. Der Tod beider erfolgte nach der
Operation in 2 Fällen.
Aus dieser Tabelle ergiebt sich zugleich die
Prognose; am glücklichsten verlaufen noch die Fälle,
wo die Frucht zeitig abstirbt. Die Therapie wird
nur sehr selten eine vorbeugende sein kOnnen , da
die Diagnose anfangs sehr schwierig ist. Die ver-
schiedenen hier erwähnten Operalionsmethoden sind
bekannt, u. es ist deshalb eine besondere Erwähnung
derselben unnOthig. (Sickel.)
879. Ueber Tübenschwangerschaft, md
Extrauterin-Schwangerscha/t im Allgemeinen; von
G u s t. B e h s e ^).
Die ganze Schrift zerfällt in 2 Theile, im 1. be-
gegnen wir einem interessanten Geburtsfalle, welchen
Vf. zu beobachten Gelegenheit hatte. Besonderer
Fleiss ist auf die Beschreibung des in einer Abbildung
'1) De graviditate tubaria ia specie et de graviditate ex-
trauterioa in genere. Diss. ioaug. anatom.-physiol. Mitame
et Lipsiae 1852. 9. 69 S.
8
68
IV. Gynäkologie tt. PädiatnL
beigefCIgten Präparates und vorzüglich der Decidua
verwendet. Von grösserem Interesse erscheint der 2.,
Ober Extraulerinsehwangerschart im Allgemeinen han-
delnde Theil. Vr. unterscheidet 1) firavidilas tubaria,
2) tubo- Ovaria, 3) abdominalis , 4) ovaria, und
5) tubo - uterina ; bei Besprechung jeder dieser ein-
zelnen Arten ist eine ziemlich reiche Literatur an-
geführt.
Uro den Leser mit dem Wesen des vorliegenden
Schriftfherts bekannt zu machen, vvird es genügen,
die Folgerungen, welche Vf. selbst aus seiner Arbeit
zieht, kurz wiederzugeben.
1) Ein Ei kann auch an einem andern, als dem
ihm naturgemäss bestimmten Orte seine Entwicklung
beginnen und fortsetzen, vorausgesetzt, dass die Re-
fruchtung dort vor sich gehen kann , u. dass es hin-
reichende Nahrung daselbst findet.
2) Der Fötus kann an dem Orle, wo er weilt, sich
aus den ihn umgehenden mütterlichen Tlieilen so zu
sagen ein Nest bereiten , wenn nur diese Theile hin-
reichende Blutgefässe besitzen , die zu seiner Anhef-
tung u. Ernährung genügen.
3) Zum Ansalzpunkte können dem Fötus die Tuba,
ein Graafscher Follikel oder irgend eine Stelle in der
Bauchhöhle dienen.
4) Eine Decidua reflexa wird bei der wirklichen
Eitrauterinschwangerschaft niemals gebildet.
5) Die Graviditas tubo -Ovaria ist als eine Grav.
abdominalis zu betrachten.
6) Diejenigen Tubo-Ulerinschwangerschaften, wo
sich der Fötus mit siünen Integumenlen im Paren-
chyme des Uterus, nahe der Stelle befindet, wo die
Tuba durch das Parenchym hindurchtritt, sind als
abnorme Uterinschwangerschaflen, diejenigen dagegen,
wo der Fötus an der Durchgangsstelle der Tuba selbst
liegt, fOr abnorme Tubenschwangerschafleo anzu-
sehen.
7) Die EihÜllen weichen bei Extrauterinschwan-
gerschaflen meist in sofern ab, dass das Amnion mit
den äussern Hauten (der Membrana Reichertiaua)
nicht verwächst und dass die Placenta bald ihrer
Dicke, bald ihrer Länge und Breite nach ausartet.
8) Die bei Abdominal- u. Tubo-Ovarienschwan-
gerscbafl gewöhnlich beobachtete Membran, welche
den Fötus umgiebt, ist als ein fötales Gebilde zu be-
trachten, während dieselbe bei den übrigen Formen
der Extrauterinscbwangerschafll als der .Mutter zuge-
hörig angesehen werden muss.
Da die ganze Arbeil , obgleich mit vielem Fleisse
verfasst, doch nur aus andern Schriften zusammen-
getragen ist, so lässt sich auch etwas Neues darin
nicht auffinden. (Sickel.)
880. Extrauterin -SchwaDgerschaft ausser-
halb der Bauchhöhle ; von W i d e r s t e i n in Her-
bem. (Nass. Jahrbb. XL 1853.)
Am 24. April 1852 zu einer a4j&far. Fraa gtrafen, tni
Vf. etoe schmerzbafte, buhnereigrdsee Geschwulst in der iinka
logMinalgegeod, weiche auf der vordem Seite des Ramus boriz.
oss. pubis lag und die obere Hälfte des Foramen obtorat. sin.
bedeckte; ein Fortsatz der Geschwulst erstreckte sich äbnlick
dem Funicutus spermat. bei Männern in die AbdomioMböhle.
Hie Mütter der Frau machte die.Mittbeiluog, dassschoDJa
der Kindheit an der erwähnten Stelle eine kleine beweglicbe
Geschwulst bemerkt aber nicht weiter beachtet worden sei.
Bei den 3 vorhergpgnngencn Schwangerschaften hatte dfr
Uterus stets einen sehr tiefen Stand behauptet. Seil dem
Ende des Februsir war die sonst regelmässige Meostnutioi
gänzlich ausgeblieben ; am Uterus war eine -Veränderung Dicht
bemerkbar. Die Geschwulst nahm fortwährend an Dmfan|
« zu, bis sie im Juni eine Grösse von 5" Länge und i" Breite
erreicht hatte ; sie bereitete der allmälig immer mehr abni-
gernden Frau solche Beschwerden , dass sich Vf. eodlicb, ob-
gleich noch sehr ungewiss in der Diagnose , zur Operation
entschloss.
An der weichsten Stelle der Geschwulst wurde ein Trokar
eingestossen und dadurch gegen 6 Unzen Wasser und etwa
8 Unzen Blut entleert. Nach Betäubung der Frau durch Chlo-
roform machte Vf. einen 2" langen Einschnitt durch die äos-
sern Bedeckungen; er sliess auf eine Hohle, in weicher er
mittels der Finger einen Fötus mit einer Placenta entdeckte.
Beides wurde ohne Schwierigkeit exlrahirt und die Wände g^
Schlüssen ; 17 Tage nach der pperation war die Heilung toH-
endet. Der zu Tag geforderte Fötus war regelmässig gebildet,
weiblichen (»eschlechts u. von der Grösse einer 4monatlicbeD
Frucht. Nach Verheilung der Wunde ist eine kleine Gf
schwulst zurück geblieben , sicherlich der ursprOnglich an
dieser Stelle vurbunden gewesene Eierstock.
(Sickel.)
881. Graviditas extrauterina abdominalis,
i^foralio ventricutL — Vollkommene Heilung;
von Dr. A. B o in e i n io Gouda. (Ned. Weekbl. v.
Gene^sk. Dec. 1852.)
Vf. wurde am 28. April 1851 zu einer Fraa m
32 J. genifen, die zum 3. Male schwanger war. Sie
sah kachoklisch aus, hatte einen kleinen Puls u. Fie*
herhewegungen , kränkelte schon satt einiger Zeit,
welches sie ihrer Schwangerschaft zuschrieb, da sie
sonst «sich einer leidlichen Gesundheit erfreute. Unter
einer passenden Behandlung (Chinin u. DecocLchinae)
erholten sich ihre Kräfte, und sie erwartete jetzt ihre
Niederkunft in 12 Tagen. Am 13. Juni stellte sich
eine leichte Metrorrhagie ein , wogegen eine Mixlura
styptica verordnet wurde. Fruchtwasser soll damals
in bedeutender Menge ahgettossen sein; die innere
Untersuchung zeigte aber durchaus die Schwanger-
schaft nicht 80 weitvorgescIirilteD» als die Frau angab,
sie hatte nSrolich seit 1 1 Mon. nicht mehr mensUuirl
und seit 5 Mon. deutlich Bewegung gespilrt. 'iurcb
die Kauchdeckeo hindurch fühlle man deutlich M
Theile eines Kindes und man musste hier einen abge-
storbenen Fötus vermulhen, denn wenn auch keine
fOtiden Stoffe' abgingen , so steigerte sich doch die
Kachexie der Frau und man musste durch nahrhafte
Diat und Tonica ihre Kräfte unterstützen. Am 21*
Juli klagte die Kr. über Schmerz, gerade flher deo)
Nabel, man fühlte daselbst einen Theil des Kindes,
und einige Tage später brach ein an dieser Stelle ent-
standener Abscess auf. Aas diesem entleerte sich
anter Entwickelung sehr übel riechender Luft eiM
Menge halbverwester Stoffe, und dann während 5
IV. Gynttologie uu Pfldiatiik.
»9
MoBalen nach u. nach die' verschiedenen Rörpertheile
eines Kindes. Als endlich alle Knochen des Kopfes,
mit Ausnahme des Os occipitis u. eines Theiles der Pa-
rietalia in kleinen Stacken abgegangen waren, bemerkte
man , dass sich durch die OelTnung sogleich nach der
Mahlzeit einTbeil der genossenen NahrungsmiUcl enl-
leerte, also (wahrscheinlich durch die Rfizung der
harten Kopfknochen) eine Durchbohrung des Magens
stattgefunden hatte. Durch passende Diät und ihe«
rnpeutische Mitlei gelang ed, die KrSflc der Frau zu
heben; die genannten zurilckgebliebenen Knochen
blieben noch einige Wochen vor der Oeffnung , wah-
rend jeder Versuch sie zu entfernen die hefiig.st*>n
Schmerzen verursachte, bis sich endlich unter der
1. OelTnuug ein 2. Abscess bildete» wodurch dieselben
hervortraten. Durch laue Einspritzungen wurde die
^Vunde gereinigt, und im April 1852 war nur noch
eine kleine Oefifnung vorhanden, durch welche sich
ein wenig Pus entleerte. Im November 1852 sab
R. die Frau vollständig hergestellt. [Wenn Vf. am
Schlüsse seines Aufsalzes sich rühmend freut, in die-
sem interessanten Falle blos den Minister qpturae ge-
naacht zu haben, können wir uns nicht entballen,
unsere Meinung auszusprechen, dass uns hier das
Nichtsthuen zu weit gelrieben scheint, u. dass durch
einis mehr eingreifende Behandlung (z. B. Erweiterung
des Ab^cesses zur Entfernung der Fragmente) die
Gefahr der Perforatio venlriculi und ihre Folgen
liätten vermieden werden können.]
(Pincoffs.)
882. Seheilte Tnbenschwangerschaft, f^er-
sehmmffSmg vnd Cirrhonose des Fötus; von Prof.
V i r c h o w, (Verhandl. der phys.-med. Ges. in Würzb.
Ili. 3. 1853.)
Eine Bauersfrau von 40 J., verheirathet, aber kinderlos,
kam mit Melanctioiia attonita am 28. Mai 1852 in das Julius-
hospital za Würzburg. Aas dem Berichte ihres frühem Arztes
ergab sich , dass man nie an eine Schwangerschaft der Frau
gedacht hatte. Im Juni oder Juli 1848 waren ohne nach-
weisbare Veranlassung die früher stets regelmässigen Menses
ausgeblieben und dyspeptische Erscheinungen , Appetitmangel
qdA periodische Magenschmerzen hinzugetreten. Letztere
steigerten sich plötzlich bis zur Unerträgiicbkeit , weshalb ein
Arzt herbeigerufen wurde, der eine Peritonitia vorfand und
Blutegel nebst Kataplasmen verordnete , nach deren Anwen-
dung die Schmerzen etwas nachliessen. Völliges Aufboren
der Schmerzen , so wie der übrigen Beschwerden erfolgte erst
nach 0 finge fähr 9 Mon. mit dem H^iedereintreten der
Menstruation. Während dieser 9 Mon. war weder eine auf-
fallende Anschwellung des Leibes und der Brüste , noch eine
abnorme Se- und Excretion aus den Genitalien zu bemerken
gewesen. Im Juliushospital zeigte die Kr. Widerwillen gegen
Nahrung, so dass sie künstlich genährt werden musste. Bald
traten, zuerst auf der linken Seite, Erscheinungen einer Pneu-
monie ein, die nach wenigen Tagen in Gangrän ausging. Am
17. Jali 18S2 starb die Frau.
Bei der Autopsie bemerkte man auf der rechten Seite
nach innen und unten am Cöcum, auf dem Rande der obern
Beckenapertur eine resistente Masse von der Grosse einer Kin-
derfaust, durch zahlreiche Adhäsionen mit allen umliegenden
Theilen verwachsen. Selbst die hintere filasenwand vom
Scheitel her durch membranöse Bänder befestigt. An der
obern Partie des Uterus viele derbe, zottige Fransen. Die
ganze rechte Seite durch eine fremdartige Masse eingenommen,
die nach allen Seiten bin bald cpntinuirlich bald fleckweise
verwachsen war. Links zwischen dem Eierstocke und der
Fascia iliaca, so wie zwischen dem erstem u. derAlavespertil.
grosse nOgelfönnige Häute; Uterus selbst so wie die Scheide
ziemlich normal. Die linke Tuba frei , der linke Eierstock
rundlich eiförmig, verdickt, stark narbig. Die rechte Tuba,
von normalem Aussehen, liess sich auf fast \" weit deutlich
Verfölgen und war permeabel. Die Wand des grossen Sackes
schien mit der Oberfläche der Tuba direct zusammenzuhängen
und diese, von vorn her betrachtet, sich in jenen zu verlieren.
Erst weit nach aussen und rechts , am vordem untern Mm-
fange des Sackes erschien die Tuba wieder u. war permeabel
bis zu der coroprimirten Stelle, die in die Wand des Sacks
überging. Der rechte Eierstock erschien als ein harter, hök-
keriger, platter, weisser Körper am untersten Theile des vor*
dern Umfangs des Sacks und hing mit diesem fest zusammen.
Der Sack hatte eine sehr dünne Htille, die nur stellenweise
durch die Anlagerang von fStalen und pathologischen Theilen
verdickt war. Die innere Oberfläche faud man mit einer
schmierigen, brüchigen Masse von braunem Aussehen bedeckt,
die vielfach mit heilem Flecken untermischt war. Zwischen
diesen Lagen konnte man an einzelnen Stellen feine Mem-
branen, den Eihäuten entsprechend, Verfölgen, von deren
Oberfläche verästelte Fäden (Chononzotten) abgingen. Am
obern und hintern Umfange entsprang aus diesen Häuten der
Nabelstrang, deutlich erkennbar an seinen gewundenen und
varikösen Gefässen und , wie es schien , bis zur Bauchwand
hin solid. Der Fötus selbst war, obgleich stark zertrümmert,
als solcher deutlich zu erkennen. Der Kopf vom Körper ge-
trennt und am stärksten zertrümmert; die Scbädelkoochen
ganz übereinander geschoben, noch von Haut überzogen. Nur
durch das Hinterhauptloch sah man die Schädelhöhle mit
einem röthlicben Brei angefüllt und die innere Hautfläche
mit einem sehön menniggelben Pigment über%ogen. Die
Gesichtstheile grösstentheils zerstreut. Der Rumpf ziemtieh
vollständig, bestehend aus dem Thorax mit der linken Ober-
extremität, und dem Leibe mit beiden Unterextremiläten, die
rechte jedoch ohne Fuss. Die Haut fast überall vollständig
erhalten ; die Knochen in del* Ossiflcation ziemlich vorgerückt.
Die Länge des ganzen Truncus betrug l'/a" und fast ebenso
viel die Breite. Der eine Oberschenkel maass 9 — 10'", der
Unterschenkel 8'".
V. schliesst aas der OrOsse und Entwicklang der
einzelnen Theile des Fötus, aus der Existenz des
Afters , aus der DifTerenzirung der Gescblecbtstbeile,
aus dem soliden Nabelstrange, den langen und ver-
ästelten Chorionzolten , so wie aus der festen Ossi-
fination der relativ langen Knochen, dass der Tod des
Pötus etwa im 4. Mon. nach der Befruchtung erfolgt
sei. Dass hier eine ursprflngliche Tuben -Schwan-
gerschaft vorliege, glaubt V. annehmen zu mtlssen,
wenn man tlic eigenthümlicbe Insertion des uterinen
und des abdominalen Tubenstückes berttcksichligt,
wenn man ferner den Uebergang der äussern Tuhen-
bäute in den Pruchtsack verfolgt, wenn man endlich
die Eröffnung der Tuba an ihrer uterinen Seite in die
Höhle des Sackes würdigL ' Dass aber das Ei ganz
aus der zerrissenen Tuba hervorgetreten sei, hUlt Y.
nicht für wahrscheinlich, vielmehr nimmt er eine
Ruptur ohne Austritt des Eies an. Denn wenn die
Tuba aber dem wachsenden Gie sich verdünne und
endlich berste, so brauche nicht gerade eine Gxpul-
sion des Eies zu ecfolgen , vielmehr könne aus der
Ruplurslelle eine kleine Blutung entstehen, die Tuben-
Wand könne durch den Rupturspalt einen Theil des
Eies hervortreten lassen, während der andere an der
Tuba inserirl bleibt. So Hesse sich auch in dem vor-
liegenden Falle die Möglichkeit begreifen, dass das
Ei nach der Ruptur und der in Folge derselben
60
]V. Gpükoiogie u. PSidiatriL
entstandenen Peritonitis noch fortgewachsen ist, —
Feroer macht V. auf die auffallende Integrität
gevrisser Theile des Fdtus nach so langer Zeit (fast
i J.) aufiDerksam , indem man die elementare Strnc-
tur des Binde- u. Schleimgewebes, der Knorpel u.
Knochen, der Gefässe und Muskeln noch erkennen
konnte.
SchlUssHch verbreitet sich V. noch über die vor-
gefundene Cirrhonose dieses Fötua (mit welchem Namen
Lob stein bekanntlich die Ablagerung eines eigenihüm-
lichen gelben Pigments bezeichnete, das er an den serö-
sen Hauten und dem Nervenmarke nicht lebensDfhiger
Fötus beobachtete). Nach V. findet sie sich vor-
züglich bei frtth abgestorbenen Fütus, deren Fort-
existenz durch sog. Apoplexien der IMacenta unter-
brochen ist, bei denen also in Folge der Placenlar-
slOrung Kreisiaufshindernisse sich bildeten. Nach
den von V. darüber angestellten Versuchen glaubt
derselbe, dass es sich an das Hamaloidin und nicht
an das Bilifulvin (kryslallinisches Gallenpigmenl) an-
schliesse , und dass es nicht auf mütterliches Extra-
vasat, sondern auf fötales Blut zurückgeführt werden
müsse. (F ritsch.)
883. Ueber einige Krankheiten des Terdan-
ungskanals wahrend der ersten Kindheit; vun
Rilliel. (Gaz. de Paris. 5. 6. 8. 17. 20. 2t.
1853.)
Noch immer herrscht unter den Aerzten eine Mei-
nungsverschiedenheit über die Natur des Leidens, das
von den Einen als Magenerweichung, von den Andern
als Cholera infantum , Cholerine » acute Entzündung*
der Peyer*8chen Drüsen oder als Enteritis cholerifor-
mis bezeichnet wird. Jedenfalls findet auch hier das-
selbe Statt, was von den Krankheiten der spätem
Kindheit gilt, dass nämlich übereinstimmende Sym-
ptomengruppen durchaus nicht immer an dieselben
anatomischen Veränderungen geknüpft sind. In der
Hauptsache darf man jedoch wohl annehmen , dass
allen den oben genannten Krankheitsforroen und den
mannigfachen, dabei wahrnehmbaren anatomischen
Befunden dieselbe, nur gradweise verschiedene Ur-
sache zum Grunde liege, indem sie zunächst einem
katarrhalisch-entzündlichen Zustande den Digestions-
flchleimhaut zukommen. Je nach ihrer geringern
oder grossem Intensität lassen sich folgende Formen
unterscheiden.
Leichte actite oder subacute katarrhalische En-
teritis, Das hervorstechendste und oft einzige Sym-
ptom ist Durchfall, seltener zeigt sich ^ Erbrechen ;
der Bauch erscheint gewöhnlich gross , gut tönend
und unempfindlich gegen Drucke die Zunge feucht,
der Appetit besteht fort, aber ist wählerisch. Die
Ausleerungen werden bald von Kolik begleitet, bald
wieder nicht, sie sind meist gelb oder grün, mit
Schleim und unverdauten Käsestflckchen gemengt,
wenn die Kinder noch saugen, oder enthalten unver-
daute Speisereste , wenn dieselben bereits älter sind.
Dabei verfallen die kleinen Kr. in ihrem Aeussern
etwas , obgleich sie meist fieberfrei und nicht bett-
lägrig sind , sobald keine weitere Complication statt-
findet. Bisweilen ist jedoch der Verlauf auch stflr-
mischer, etwas Gesichtsröthe , Durst, Kolik, Fieber
und eine erhöhte Reizbarkeit vorhanden. Immer aber
dauern die Zufälle wenigstens 1 , manchmal auch 2,
3 und 4 Wochen an, letzteres namentlich daoa,
wenn die Diarrhoe ohne alles Fieber und überhaupt
in milderer Form auftritt. Der gewöhnliche Ausgang
ist in Genesung, sobald nicht die ernstere acute, od.
die chronische Form sieh hervorbildet.
Enteritis choleriformis, Sie herrscht im Som-
mer und Herbst bei Kindern unter 2 Jahren, beson-
ders solchen , die von Geburt schwächlich sind oder
unzweckmässig genährt werden, und entwickelt sich
meist aus einer vorgängigen Störung derVerdauongs-^
function unter den Symptomen einer leichten kalar-
^ rhalischen Enteritis. Plötzlich brechen dann die cha-
rakteristischen Symptome, heftiges Erbrechen mit
wässriger Diarrhöe sich beständig wiederholend hervor.
Selten fehlt das Erbrechen. Der Bauch bietet dabei
nichts Auffallendes dar. Der Durst ist unersätüich,
der Puls beschleunigt, die Haut aber kühl. Im ganzes
Aeussern spricht sich Erschöpfung mit Unruhe, sel-
tener mit Apathie verbunden aus. Bisweilen schos
nach einigen Stunden , in der Regel aber erst nach
Ablauf mehrerer Tage, bildet sich allgemeiner Col-
lapsus unter beständiger Fortdauer des Erbrechens
und Durchfalls aus, worauf bald der Tod folgt. Doch
kann die Krankheit auch in Genesung übergeben,
indem die drohenden Erscheinungen nach 24 — 48Sld.
wieder nachlassen , der Turgor zurückkehrt und die
Ausleerungen aufhören. Eine bestimmte Dauer der
Krankheit lässt sich nicht feslstellen, doch ist das
Stadium der Gefahr meist nur kurz, längstens 2—3
Tage anhaltend , wogegen die Periode der Reconva-
lescenz sich meist über mehrere Wochen aosdebni.
Je weniger stürmisch der Verlauf, desto geringer ist
im Allgemeinen die Gefahr , u. es lässt sich in dieser
Beziehung neben der acuten sogar eine minder acole.
mildere Foi'm unterscheiden, bei welcher mehr Dorck-
fall als Erbrechen stattfindet jund kein vollständiges
Erkalten der KOrperoberfläche eintritt. Als Beleg
bericiitet Vf. einen Fall , der auch in anderer Bezie-
hung nicht ohne Interesse ist.
Ein Koabe von 16 Mod. und zarter CoDstitutioD, bisium
Alter von 10 Mon. gesäugt, voo da ao aber fast nie xta»
Milch geuiesaend, war bisher gesuud gewesen u. hatte bereitf
12 Zähne. Vor 2 Mon^ war ihm zum ersten Male ein Spul-
wurm von der Grösse eines mittlem Regenwurms abgegaogeo,
dem jedoch kein weiterer folgte. Einen Mon. spater flog das
Kind an abzumugern, sein Appetit wurde ungleich, doch ohne
dass sich Durchfall oder Erbrechen einstellte. Am 23. Mii
begann jedoch eine ziemlich reichliche Diarrhöe , die sich io
den nächsten Tagen verstärkte und zu welcher sich dann aoch
mehrmaliges Erbrechen gesellte. Vf. sah den Kr. am 31. Hai;
er fand ihn mager, bleich ; die Haut heiss, der Puls frequeot,
der Bauch massig gross , gegen BerQhrung anscbeioeod eoH
pfindiich. Husten und llirnsymptome fehlten (Calomd
5 Ctgrmm.). Das Erbrechen hielt an and kurz nach deo
Einnehmen des Pulvers entleerte Pat. eine ziemlich bedeu-
tende Zahl von Wurmern durch den Mund. Es waren 2 bis
3" lange Spulwärmer, dünner und blSster, als sie wohl sooit
IV. Gyiiikologte tu Pfldiatrik.
61
EU sein pflegeo. Auf 2 anderweit gereichte Pulver wurden
bis zum o&chsten Morgen wiederholt zahlreiche Würmer durcli
Erbrechen, und ebenso auch durch den Stuhl entleert. Vom
1. — 6. Juni dauerte das Crlirechen fort, gewöhnlich von
eineoi Büsten eingeleitet, der mit der Ausbringung der WQrmer
nacbJiess. Ebenso wurde jeden Tag eine beträchtliche Menge
Wurmer mit den durchfailigen Ausleerungen fortgeschafil , so
dass ohne Uebertreibung die Gesammtzahl derselben auf min-
destens 200 geschätzt werden konnte. Sie waren sammtlich
roD gleicher Grösse und Beschaffenheit.
Am 6. Juni starb das Kind bei freiem Bewusstsein und
oboe Spur von Convulsionen , nachdem es noch bis zuletzt
YOD dem unersättlichsten Durste gepeinigt worden war. Das
in den ersten Tagen ziemlich heftige Fieber hatte später mehr
und mehr abgeoohimen. Die Behandlung hatte in Darreichung
des Calomel bestanden, ?on dem das Kind im Ganzen 45 Ctgrmm.
erhielt. Jede Dosis desselben führte wurmhaltige Ausleerungen
nacb oben und unten herbei. Auf den Bauch waren warme
Umschlage und einige .Male Einreibungen von Mercurialsalbe
gemacht worden.
Die 34 Std. nach dem Tode bei mehr kühler Witterung
vorgenommene Leichenöffnung zeigte den Körper noch frei
von Fäolnisssymptomen ; der Bauch war aufgetrieben , das
Peritonäum gesund, keine Spur eines Ergusses vorhanden.
Einige Schiingen am untern Ende des Dünndarms hatten aus-
serlich eine gefleckte schmutzig-weissliche Färbung und zei^
rissen hei der leisesten Dehnung, wrobei ganze Massen von
Wunnern der oben beschHebenen Art zu Tage traten. Die
weissgellien Flecke entsprachen den Stellen, wo die Wurm-
knänel sassen , die sich schon durch die verdünnten Darm-
wände erkennen Hessen. Sämmtliche Häute waren am un-
tersten Theile des Dünndarms in einer Ausdehnung von 5 — 6'
vollständig erweicht und dabei merklich verdickt. Di6 lei-
seste Berührung verwandelte sie in einen durchscheinenden
gallertartigen Brei. Jm Dickdarme fanden sich dieselben Ver-
änderungen, doch war der Peritonäalfiberrug hier unbetheiligt
gehlieben. Auf der Oberfläche der Schleimhaut war eine theil-
weiae glrichmässig zusammenhängende, theilweise in Stücken
aufliegende, jener bei Soor ähnl. schmutzigweisse membranose
Schiebt verbreitet , unter welcher die Häute in einem deren
Textur vollständig vernichtenden Erweichungszustande sich
befanden. Nach mehrstündiger Maceration in flkohol Hess
sich die erhärtete Pseudomembran ziemlich leicht abkratzen,
auch erlangten die Darmwandungen dabei eine grössere Con-
sistenz wieder , doch ohne dass man Muskeifäsern darin auf-
ßnden konnte.
Im gesammten Darmkanale befand sich eine nicht unbe-
trächtliche Menge grünlicher .Flüssigkeit und mehrere Hun-
derte Spulwürmer , von denen einige sogar in den Gallengang
eingedrungen waren. Ebenso war der Magen von Flüssigkeit
und Würmern erfüllt, auch gleichfalls im Verlauf der grossen
Curvatur bis auf die Muskelbaut gallertartig erweicht, in dem
übrigen Theile dagegen gesund. Die im Verdau ungskanale
enthaltene Flüssigkeit verbreitete überall einen deutlich sauern
Geruch. Die übrigen Organe der Bauch - u. Brusthöhle boten
nichts Auffallendes dar.
Eine angestellte mikroskopische Untersuchung ergab,
dass die als Pseudomembran bezeichnete weisse Schicht im
Dickdarme nichts anderes als die veränderte und theilweise
zerstörte Schleimhaut War, dass ferner die gallertartige Er-
weichung auf Inßllration einer gelatinösen Flüssigkeit beruhte,
und endlich dass die seröse Haut sich vollkommen gesund er-
halten hatte.
Offenbar war in diesem seltenen Falle einer fast
allgemeinen Erweichung des Verdauungskanals die
deutlich saure Beschaffenheil der darin enthaltenen
FlOssigkeit das erweichende Moment. Auch darfte
der Erweichungsprocess wohl schon wahrend des
Lebens eingetreten sein , indem sich vielleicht durch
die Scharfe des sauren Inhalts eine entzündliche Rei-
zung der Schleimhaut ausbildete, die mit Erweichung
endete. [Wirkliche Beweise für diese Muthmaassung
enthält die Mittheilung nicht, ebenso gut konnte die
Erweichung auch eine cadaverischesein.] Ein zweiter
interessanter Umstand ist die ungeheuere Nasse von
SpulwOrmern, die in Gestalt und Grösse so völlig
gleich, offenbar neuerer Entstehung waren. Ob sie
als Ursache oder Erzeugniss der Krankheit zu 'be-
trachten seien, ist nicht zu ermitteln , doch ist nicht
zu abersehen , dass da , wo sie in grössern Massen
angehäuft waren, auch der Erweichungsprocess sich
am weitesten vorgeschritten zeigte.
Enteritis cerebraUs (?). Im Allgemeinen von
denselben prädisponirenden Momenten ausgehend,
wie die übrigen Formen der Enteritis kleiner Kinder,
wird dieselbe doch vorzugsweise durch Indigestionen
oder durch den erschwerten Zahnungsprocess ver-
anlasst. Sie tritt in 2 Varietäten auf, die sich als
convulsiviäche und meningeaie unterscheiden lassen.
Erstere beginnt mit massigem Gallen- oder Schleim-
erbrecben und grünlichem oder serösem, ofl sehr
übelriechendem Durchfall, worauf wiederholte AnHille
von Eklampsie folgen. Bisweilen eröffnen auch
letztere die Scene. Das Fieber ist dabei heftig • der
Bauch aufgetrieben. Nach 24 Stunden weichen die
Krampfanfälle, während die übrigen Erscheinungen
etwa eine Woche lang fortdauern , doch ohne dass
dabei ein höherer Grad von Collapsns eintritt. Bei
der meningealen Varietät dagegen findet mehr Neigung
zur Verstopfung, Auflreibung des Bauches, starke
Kolik , Betäubung, Unregelmässigkeit des Pulses und
Athmens Statt, bis unter dem Gebrauche ausleerender
Mittel nach 1 — 2 Wochen die Erscheinungen schwinden
und eine Diarrhöe eintritt. Meist ist dabei der Zah-
nungsprocess im Spiel. Manchmal wechseln beide
so eben geschilderten Varietäten in demselben Indivi-
duum mit einander ab.
Nach Darlegung dieser verschiedenen Formen ent*
zündlicher Darmschleimhautaffectionen bei kleinen
Kindern geht Vf>zu einer speciellen Beleuchtung der
einzelnen Symptome, namentlich der Enteritis choie-
riformis über. Das Erbrechen ist zwar keine con-
stante, aber pine äusserst ha«i6ge Erscheinung dabei.
Es tritt schon mit dem ersten Tage, aber fast immer
nach vorgänpiger Diarrhöe auf, ist wässrig oder
schleimig, fast nie gallig und gebt in der Regel
weit schneller vorüber, als der Durchfall. Nach dem
Aufhören der lebensgeHlhrlichen Periode beobachtet
man es nie mehr. Der Durchfall ist eine constante
Erscheinung^ die gewöhnlich vom Anfang bis zum
Ende der Krankheit andauert. Die Farbe der Aus-
leerungen ist gelb oder grün, mit unverdauten Käse-
stücken oder Speisen gemischt. Die Zahl der Stühle
beträgt nie unter 6 — 6 , oft 12 — 24 und mehr in
24 Stunden. Auf der Höhe der Krankheit sind die-
selben immer ganz wässrig. Der Durst zeigt sich
fast immer unersättlich, doch wird das genossene
Getränk meist sogleich wieder weggebrochen. Die
Zunge und die Mundhöhlenschleimhaut zeigen nichts
V. 'Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik.
Besonderes» auch finden sich nur selten einige Spuren
von Soor. Der Bauch ist anfangs gewöhnlich etwas
aufgetrieben und schmerzlos , später aber auffallend
schlaff. Fieber kann vnrhiinden sein oder nicht, nie
ist jedoch die HiViLwärme dabei bedeutend gesteigert*
vielmehr tritt später eine belrachlliche Kalte der Ex--
tremiiaien ein , wobei der Puls fadenförmig u. zuletzt
unftthlbar wird, doch jtind beide Erscheinungen keine
absolut todtverkündeoden Zeichen. Sehr charakte-
ristisch ist auch das rasche und tiefe Ferfallen des
Gesichts , die schnelle allgemeine Abmagerung und
der Uebergang der anfänglichen I^nruhe in Apathie.
Als Ursachen der Krankheit (Cholera infantum,
Magenerweichung) sind der Zahnungsprocess , eine
fehlerhafte Ernährung, eine schwifchliche Constitution,
die Sommers^ und Herhstzeil, so wie epidemische
Einflüsse vorzugsweise zu nennen.
Die einfache kaUrrhalische Enteritis endet in der
Begel günstig, ebenso die cerebrale Form, trotz der
bei letzterer auftretenden beängstigenden Erschei-
nungen. Dagegen zeigt sich die Eifleritis cboleri-
formis ausserordentlich- mörderisch. Als besonders
unganstig zeigten sich dem Vf. dabei das Alter unter
3 Monaten, das weibliche Geschlecht, Dürftigkeit u.
das epidemische Herrschen der Krankheit. Uebrigens
kommt es bei der Prognose weniger auf die.Inteoaiiit
der Zufklle» als auf die Dauer des Leidens an, j«
langer es anhält, um so gefifhrlicher.
Bei Behandlung jeder Enteritis im Kiodestiter iit
zunächst die grOsste Aufmerksamkeit auf eine zweck-'
entsprechende Begelung der DiSt zu richten, ia
welcher Beziehung Vf. vor Allem eine genaue Prafiuig
der Säugenden , und wo das Kind ohne Brust aufigt*
zogen wird , die Darreichung von Eselinnen - oder
Kuhmilch mit Hühner- oder Kalbsbouillon empSehlt,
Unter den arzneilichen Mitteln rahmt er zunächst dai
Calomel in kleinen Dosen, sodann in ernsteren Falieo
den Höllenstein so wie das Campescheholz, eDillicii
gegen den Collapsus Öftere kleine Gaben Malaga- od«
Madeirawein, äusserlich aber Wärme, Senfaufschlj|g(>,
heisse Essigeinwickelungen der FOsse und Bader,
Auch die vorsichtige Anwendung des Opium innerlich
oder in Klystiren verwirft^er nicht.
Zum Schlüsse sei noch bemerkt, dass Vf. sich
der Ansicht kuneigt, dass die Erweichung der Schleim-
haut des Magens und Darmkanals bereits während des
Lebens eintrete, zunächst veranlasst durch die siure
BeschaiTenbeit der Contenla , dass er jedoch directe
Beweise für diese Meinung nirgends giebL
(Kattner.)
V« Chii^urgie^ Ophthalmologie and Otiatrik«
884. Ueber Intiflndung im HOftgelenke ;
vom Prof. Larsen. (Uospitals-Sleddelelser. Bd. 4.)
Vf. nimmt 3 Stadien der HaflgelenksentaUndung
an, das entzündliche, suppurative und hektische,
zwischen welchen sich jetloch nicht leicht scharfe
Grenzen ziehen lassen. Unm}>glich ist es zu bestim-
men , in welchem Theile des Gelenkes die Krankheit
ihren Anfang hat, und selbst die Unterscheidung zwi-
schen Knochen und Kapselenizündung, ist wegen der
tiefen Lage des Cap. femoris und der Masse der das
Gelenk umgebenden weichen theile schwierig. Die
mehr gutartigen , eine günstigere Prognose zulas-
senden GelenkentztlnduMgcn , wie Entzündung der
Synovialhaut mit Exsudat und die mehr langwierige
Entzündung in der fibrnsen Kapsel , mit Verdickung
und Structurveründerung desselben, kommen verhalt-
nissmSssig selten im Hüftgelenke vor, wahrend die
chronische und bösartige Knochenenlzündong, welche
nach Vf. vorzüglich das Cap. femoris ergreift, häu-
figer ist.
Symptome, Der Schmerz ist in der acuten Kap-
Aelentattndung bedeutender als in der Knochenent-
zündung und wird durch Bewegung und Berührung
vermehrt. Der oft sehr heftige consen&uelle Knie-
sehmerz kann bei einer oberflächlichen Untersuchung
leicht irre leiten. Constant ist eine leichte Biegung
des Gelenks, weniger constant eine leichte Adduction
oder noch häufiger Abduction. Wo das Bein addu«
cirt ist, zieht sich , wenn der Kr. beide ExtremiUllea
parallel legen will, die kranke Seite des Beckens
etwas aufwärts , so dass das kranke Glied kürzer als
das gesunde erscheint , das Gegentheil findet bei der
Abduction Statt. Die mangelhafte Beweglichkeil
findet sich nach Vf. auch da, wo andere Zeichen no-
deullich sind. Um sie genau zu beobachten, müssen
bei horizontaler Bückenlage des Kr. oiit dem gesupdea
und dem kranken Gliede »ctive und passive Bewe-
gungen geraucht werden; jene mit dem gesundea
Gliede lassen das Becken ruhi]g^ in seiner Lage, w8b-
rend dasselbe an den mit dem kranken Gliede Tkeil
nimmt. Wird das gesunde Bein ausgestreckt, so
bleibt der Bücken in seiner Lage; macht man dei
Versuch mit dem kranken Beine, so kann man die
hintere Flache des Knies nicht mit der Matratze ohD<!
starke Beugung des Bückens in Berührung bringen.
Entsprechende Abweichungen und BeschrJInknDgeo
finden hei Biegungs-, so wie bei Ad- u. Abduclioas-
bewegungen Statt. Nach Vf. liefern dergleichen Ver-
suche den besten Aufschluss. Beim Stehen u. Gebea
werden aurh Abweichungen bemerkt; die Pusssohle
des kranken Beines kanu nicht gerade auf den Bodeo
gesetzt wenlen ; der Kr. geht auf ilem vordem TheiU
des Fusses mit erhobener Hacke, die Schritte 8iR<i ,
ungleich, indem das gesunde Bein rascher als da«
kranke aufgehoben wird u. s. w. — Bei acuter
SynovialentzUndung wird das Gehen weit beschwer-
licher, als bei der chronischen, — Das kranke »eis
V. Ghirurgit» OphUialmolofie u. Otiatrik.
63
scheint, wenn der Kr. anf dem Rocken liegt , kttner
sa sein» was indessen nicht der Fall ist, denn beim
Messen findet man» dass es ebenso lang, ja sogar
iJiBger als das gesunde Bein ist » und dieses twar im
Bleigenden Verhjülnisse zur Dauer der Krankbeit. Oft
sind die InguinaldrQsen an der kranken Seile etwas
turgescirend, wodurch diese Region etwas voller er-
•cheint Bei serOser Ansammlung in der Kapsel, die
Vf. besonders bei gonorrhoischen AOectionen beob-
achlete , ist diese grossere Fülle besonders deutlich.
Liegt der Kr. auf dem Leibe , so kann er wegen der
leichten Biegung des Schenkels mit dem Beckenrande
nicht das Bett berühren, was auch Druck nicht ohne
Schmerlen ermöglicht. Der Glut, maxim. an der ge-
sunden Seile ist contrahirt, an der kranken Seite aber
schlaff; die gesunde Sieissbacke ist convex, hervor-
stehend elastisch, die kranke platt u. schlaff. An der
kranken Seite sind die Falten zwischen den Nales u.
dem Schenkel weniger tief als an der gesunden und
liegen niedriger, in den spJItern Stadien oft 1 bis 2",
auch ist der Beckendurchm. an der kranken Seite ver-
grOssert, was auf beginnende Ausstossung des Cap.
fem. hindeutet. Die chronische Hüftgelenksenlzündung
erregt nach untd nach Suppuration und bringt die
eigentliche Arthrocace hervor, während Affectionen
der Synovialhaut diesen Ausgang nicht nehmen , son-
dern sich zertheilen oder höchstens Ankylose hinter-
lassen. Von einer bestimmten Dauer des entzünd-
lichen Stadiums kann keine Rede sein , da dieses bei
den verschiedenen Individuen sehr verschieden ist« —
Vf. halt es für unmöglich, dass map das KintreUn
des svppurativen Stadiums durch deutlich ausgespro-
chene Symptome bezeichnen könne; das Suppurations-
fieber kommt nicht eher als im hektischen Sudium
vor, wenn si(5ii eine grössere Eilermasse in den
weichen TheiLen im Umkreise des Gelenkes ange-
sammelt hat und <lie örtlichen Erscheinungen haben
durchaus nichts Bezeichnendes in dieser Hinsicht.
Mach den Erscheinungen zu scliliessen, welche die
Leichenöffnungen ergeben, wenn der Tod im hek-
tischen Stadium erfolgte , ist es dem Vf. wahrschein-
lich, dass die Suppuralion ihren primären Sitz im
Cap. fem. hat, indem sich dieses immer im hohen
Grade zerstört, aufgelöst und schwammig findet.
Nach begonnener Suppuration finden sich die Zeichen
von Ausgleitung des Cap. fem. ein. So lange die
Eiteransammlung in den tiefem Partien zunächst um
das Kapselliganienl verbleibt, ist jede Berührung und
Bewegung dem Kr. sehr empfindlich ; dringt der Eiter
aber nach aussen, so dass er zu fühlen ist, so hört
diese Empfindlichkeit bei der Bewegung auf, und nur
die fluctuirende Stelle ist empfindlich. Selten findet
sieh Pluctuation in unmittelbarer Nahe der Kapsel.
— Bei forldauernder Eiterung nach Oeffnung des
Abscesses bildet sich der hektische Zustand aus, dem
die Kr. erliegen. In 1 Falle starb der Kr. gleich nach
ErOffnuBg eines kleinen Abscesses an Hydrocephalus,
Andere sah Vf. an Brustaffectionen sterben ; jedoch
sah er auch Fllle, in welchen eine Heilung in diesem
Sudimn zu Stande kam. In einzelnen Fallen, in
denen öftere Remissionen vorkamen , war die Krank-
heil wahrend ihre» ganzen Verlaufsso wenig schmerz-
haft und beschwerlich , doss die Kr. Jahre lang
umher gehen u. allerlei Arbeiten verrichten konnten,
bis endlich die Au!<treibung des Gap. fem. vollendet
war u. sich äussere Ahscesse gebildet hatten.
Die verschiedenen Ausgänge wurde» kurz ange-
geben , wobei der Vf. bemerkt, d:is$ man nie sicher
sein könne, dass Fisteln am Hüflgelenke , die sich
geschlossen haben, nicht wieder aufbrechen werden,
da er einmal einen solchen nach 20 J. erfolgten Auf-
bruch beobachtet habe. — Die pathologischen Ver-
änderungen, welche man im kranken Gelenke findet
und welche die Luxation erklaren, werden genau
angegeben.
Diagnose; Mit Hüftgelenksenlzündung könnte
nach Vf. leicht verwechselt werden: ein atrophischer
Zustand in den das Gelenk bildenden Knochen , die
interstitielle Absorption des CoL femoris nach Bell.
Bei dieser ist jedoch nach Vf. die vom Anfange an ein-
tretende u. anhaltend zunehmende Verkürzung u. die in
Folge derselben geringere Breite des Beckens an der kr.
Seite, wovon sich bei Hüftgelenksenlzündung das Ge-
gentheil findet , charakteristisch. Bell behauptet,
diese Krankheit sei nicht selten , Vf. hat sie niemals
beobachtet, wohl aber einmal einen atrophischen Zvt-
stand des ganzen Os fem., wobei, das Collum ebenfalls
verkürzt und der Trochanter wenig hervorstehend war.
Spondylarlhrocace mit beginnendem Psoasabscess ü.
Abscess in der Fossa iliaca, der sich noch nicht deut-
lich durch Geschwulst zu erkennen giebt, können be-
sonders, wenn bei der Spondylarlhrocace noch keine
sonderliche Hervorragung der Proc. spinosi vorhanden
ist, leicht mit Hüftgelenksenlzündung verwechselt
werden. Hier verhalt sich aber das Gelenk ganz
normal, es zeigt sich keine Geschwulst oder Fornn
Veränderung hinler dem Trochanter u. kein Schmerz
beim Druck. Die Biegungsbewegung ist ebenso frei
wie beim andern Iteine , was nie der Fall bei Httflaf-
feclion isl. Ferner findet man bei Spondylarlhrocace
immer die Lendenwirbel hervorragend und empfind-
lich, u. bei Entzündung in der Fossa iliaca eine über
dem Lig. Fallopii fühlbare, sehr empfind liehe, und bis-
weilen fluctuirende Geschwulst. — Sehr schwer,
ja fast unmöglich ist es , die inwendigfe Hüftgelenks-
enlzündung von der Entzündung, welche im Umfange
des Gelenkes vorkommt, zu unterscheiden. Vf. beob-
achtete diese zweimal bei .Kindern unter 2 Jahren.
Im entzündlichen Stadium kommen alle Symptome
mit denen der innern Affection überein ; jedoch isl
das Bein nicht verlängert. Bald giebt jedoch eine
plötzlich auftretende, tiefe, begrenzte, sehr empfind-
liche Geschwulst den gehörigen Aufschluss, indem
eine solche sich in den ersten 1 4 Tagen einer Coxitis
nie zeigt. In den von Vf. beobachteten Fallen fand
sfch die Geschwulst an der hinlern Flache, fluctuirte
bald und nach Entleerung des Eiters und Zusam-
menziehung des Abscesses erfolgte eine baldige
Genesung.
64
V. Chirurgie» Ophthalmologie u. OtiatriL
Bei der Angabe der Ursachen der Hoflgeienks-
entiUndung bemerkt Vf. , dass er deutliche Beweise
habe, dass dieselbe sich nach langem Gehen oder
Laufen » so wie auch nach anstrengendem Voltigiren
in einem mehr oder minder heftigem Grade enlwik-
kelte. Gonorrhoischer Rheumatismus, der das Büft-
gelenk selten befällt, bringt in diesem Falle eine sehr
intensive Entzündung in demselben hervor. Vf. hat
auch beobachtet, dass die Gewohnheit mancher Kinder
bei Nacht die Decken abzuwerfen und blos zu liegen,
zur Winterzrit eine HongelenksentzUndung verur-
sachte. Ob die scrophulOse Kachexie ein Hauptfaclor
der Krankheit sei, kann er aus eigener Erfahrung
weder bestätigen noch verneinen. Er glaubt , dass
da, wo Scrophelkrankheit vorhanden ist, diese den
Verlauf einer HaftgelenksentzUndung sehr verschlim-
mern könne, nicht aber, dass Scrophulosis nothwen-
dige Bedingung fttr die Entwicklung derselben sei, u.
halt ihr Verhaltniss zu derselben für etwas rein Zu-
fHlliges. Im Kindesalter etwa vom 3. bis 12. J. ist
die Disposition für die Hf^gelenksentzUudung am
stärksten, vom 12. bis 16. Jahre ist sie geringer
u. nach dieser Zeit entsteht sie nach Vf. nur aus-
nahmsweise.
Die Behandlung ist einfach , muss aber streng,
genau u. beharrlich durchgeführt werden; die an-
tiphlogistische u. derivirende Methode durch eine
zweckmassige Mechanik u. passende innerliche Mittel
unterstützt, machen das Wesentliche derselben aus.
•Für hnchsl wichtig hall Vf., dass der Kr. vom Anfange
an eine horizontale Lage beobachtet. Im entzünd-
lichen Stadium sind wiederholte Ortliche Blulentzie-
hungen , bei Kindern durch Blutegel , Umschlage von
kaltem Bleiwasser, Einreibung von Ung. neapolit.,
u. bei vorhandenem Fieber Ahlührungen von Calomel
und eine kühlende Mixtur angezeigt. Wird eine Kap-
selentzUndung auf diese Weise früh behandelt, so
kann sie in 4 bis 8 T. zertheilt werden, die Zerlhei-
lung einer Knochenentzündung dauert aber langer u.
erfolgt kaum vollständig. Eine öfters angestellte ge-
naue Untersuchung ist zur Beuriheilung der Wirkungen
der Behandlung durchaus nOthig, u. darf n|an keinen
Kr. für geheilt erklären , so lange die kranke Extre-
mität nicht in jeder Hinsicht der Gesunden gleichL
Am längsten bleiben die Biegung des Oberschenkels
nach dem Dnterleibe hin u. die Abduclion beschrankt.
Auch wenn Uebereinstiromung beider Extremitäten
eingetreten ist, darf der Kr. noch nicht sofort aus
seiner Lage befreit werden, indem gar leicht ein
Jtttckfall erfolgt. Man lasst ihn noch einige Tage
liegen, dann sitzen u. endlich kurze Gehversuche
machen. Versriiliinniert sich die Krankheit; was be-
sonders dadurch erkannt wird, dass die Beweglichkeit
abnimmt u. der Schmerz hei der Rewegung sich mehrt.
. 80 sind kraftige Derivantia anzuwenden, welche auch
angezeigt sind, wenn die Krankheit lange unverändert
bleibt. Grosse sogenannte fliegende Vesicatorien
werden vom Vf. besonders empfohlen. Wo diese
aber nichts helfen , da soll man nicht säumen , yer-
miltels des Glttheisens grosse eiternde Fontanellen zu
bilden. Bei Anwendung des Gldheisens ist dasChli»
roform zu gebrauchen , uro den Kr. Schmerz zu aw
sparen u. unwillkürliche Bewegungen desselben a
verhindern. Die künstlich erregte Suppuration not
aber beschrankt oder aufgehoben werden , sobald
so stark wird , dass sie Abnahme der KrSfle oder
hektischen Zustand herbeiführt. Der Vf. hat ivk
einige Male genOthigt gesehen, schon im enlifiod»
liehen Stadium die Cauterisation anzuwenden, ivd
die Symptome bei einem gelindern Verfahren nid!
weichen wollten. Als unmilteihnre Wirkung da
GlUheisens sah er bisweilen , dass in dem nnhewei^
liehen Gelenke die Beweglichkeit sofort wiederkehrte,
und dass dieses heim Brennen ausgestreckt wurde,
was er für ein Zeichen halt , dass das Gelenk nnd
keine bedeutende Destruction erlitten hat, und ist
Fallen, in welchen er dieses wahrnahm, erfolgte
Heilung mit vollständiger Beweglichkeit. Vf. glaiiiri,
dass die Ursache einer übergrossen Empfindlichkeit
gegen die Irritation durch die Fonlanelle darin u
suchen sein dürfte . dass das GlUlieisen zu oberfllch-
lich einge^virkt habe u. bei der Anwendung nicht g^
liOrig weissglühend gewesen sei , wodurch die Haut
dann mehr entblösst als zerstört worden isL lo Sti-
chen Fallen rath er, wenn man reichliche Supp.uritioi
erregen will, die Fontanellen durch stellenweise na-
sichtige Anwendung von Kali caust. tiefer zu macbei.
Wird nach der Suppuration das Allgemeinbefiodei
hesser u. die Bewegung weniger schmerzhalt, so ist
es rathsani, die eiternde Flache nach u. nach u ler-
kleinern, so dass man zuletzt, wenn die Bewegliehkeil
ziemlich vollständig geworden ist, nur noch ein bister
dem Trochanler belegenes Fontanell offen erhalt.
Auch wenn sich schon Eiter im Gelenke angesaoioell
und Destruction des Knochens begonnen bat, kau
man sich vom Glüheiseu eine den Umstanden ange-
messene Besserung versprechen. Durch mechaoisck
wirkende Mittel, welche aber nie mit zu grosser
Kraft einwirken dürfen , sucht man die Tbeile in der
guten Lage zu erhalten und das Ausgleiten des Cap.
femoris zu verhindern. Vf. emp6ehlt dazu eines
Apparat, den er naher beschreibt. Was die Behand-
lung der Abscesse , Fisteln und allgemeinen Zußlile.
welche io dem hektischen Stadium vorkommen, si-
belangt, so künnen tief liegende Abscesse selten einer
kranigen Behandlung unterworfen werden, indem es
theils schwer halt sie zu entdecken, u. noch schwerer
ist sie mit dem Messer zu erreichen, theils aber weil
eine solche Operation nicht qhne Gefahr ist, weil
eine durch bedeutende gesunde Theile gemachte Oen-
nung sich schwer offen erhalten lasst , und weil d»
Eindringen der Luft in das kranke Gelenk oft sehr
nachtheilig werden kann. Aus diesen Gründen wul
Vf. . dass man die ersten Abscesse sich einen Weg
durch die Muskeln und Aponeurosen nach au*'^
bahnen lassen und sie erst öffnen solle, weoo ^
sich auswärts als deutlich fluctuirende Gescbwülstt
zeigen. Die ^äussere Oeffnung steht gewöhnlich durcl
krumme Gange mit dem Sitze des üebels in Verbit-
düng, wodurch der Eiterausflnas oft erschwert wird.
V. Chirurgie» Ophtlialmologie u. Oliatrik.
65
weshalb es manchmal gerathen ist sie zu dilatiren
oder GegenOffnungen zu macheo. Ist die Krankheil
bis zu diesem Punkte gediehen, so ist es Überflüssig,
die Fontanellen noch langer offen zu erhalten. Eine
allgemeine starkende Behandlung und gute nährende
Kost sind in diesem Stadium durchaus angezeigt, wozu
auch besonders der Geniiss der Landluft zu rechnen ist.
(v. d. Busch.)
885. Ueber die Contractaren iL Ankylosen
des Kniegelenks; von Prof. Schuh. (Wien. med.
Wchnschr. 1—5. 1853.)
Obgleich eigentlich Ankylose und Gelenkconlrac-
tur gleichbedeutende Worte sind, so unterscheidet sie
doch die heutige Chirurgie, und versieht unter Anky-
lose wirkliche Verwachsung der Gelenkenden durch
Knochenmasse oder durch fibröse (narbige) Zwi-
scheosubslanz mit Aufhebung aller Beweglichkeit,
unter Gelenkconlraclur (falsche Ankylose) krankhaft
fixirte Beugung eines Gelenks , die noch einige Be-
weglichkeit zulässt. Bei Gontracturen kann das Hin-
derniss der Bewegung ausserhalb des Gelenks oder
in den Gelenktheilen selbst liegen, nie jedoch besteht
eine aligemein verbreitete Verwachsung; im Knie-
gelenk kann mit Contraclur eine theilweise Verwach-
sung, u. zwar der Kniescheibe mit dem Oberschenkel
bestehen.
A. Conlracturen im Kniegelenk; kommen
durch Gelenkentzündung und ohne dieselbe zu Stande.
I. Gontracturen im Knie sind die Folge von Irau-
malischen, rheumatischen, scrophulösen, selten me-
tasutischen Enizündungen, bei welchen das Glied in
Beugung versetzt wird , wodurch eine gleichmässige
Spannung aller Muskeln bewirkt und somit die Be-
wegung verhindert, oder der Einklemmung der ent-
zündeten FlOgelbander und des Schleimbandes vor-
gebengt, die Spannung der Hülfsbander gemässigt,
jene der Kreuzbänder, um das so schmerzhafte seit-
liche Verrücken im Gelenk zu vermeiden , etwas ver-
stärkt, oder bei FIttssigkeitserguss eine gleichmäs-
sigere Kapselausdehnung hervorgebracht werden soll.
Koch mass hervorgehoben werden , dass bei grosser
Empfindlichkeit des Gelenks auch durch Reflex die
Spannung der Beuger veranlasst werden kann.
Nach abgelaufener Gelenkentzündung bleibt die
Contractur zurück aus folgenden Gründen. 1) Die
Beuger des Knies haben sich durch lang^ Ruhe re-
trahirt; dieser Umstand ist nie die alleinige Ursache
der Contractur, bildet aber oft mit einer oder der an-
dern weiter anzugebenden Ursache ein Uauptmoment.
Bei passiven Streckversuchen treten die Sehnen der
Beuger insgesammt, oder nur die an der innern Seite,
selten die Sehne des Biceps allein, wie gespannte
Stricke hervor. Die Muskeln treten in etwas verän-
derte Lagenverhältnisse zu den Nerven, was in opera-
tiver Beziehung bemerkenswerth ist. Der Biceps, an
dessen innerem Rande von 3" über dem Gelenke bis
Med. Jahrbb. Bd. 80. Ua. 1.
zum Köpfchen der Fibula der Wadenbeinnerv verläuft,
entfernt sich nach oben immer mehr von demselben
und rückt der Mittellinie und dem Schienbeinnerven
näher. Ueberhaupt kommen bei Gontracturen häufig
Verziehungen u. Spannungen der Nerven vor, welche
nicht nur durch die Muskelverkürzungen, sondern
auch durch Erhärtungen des Bindegewebes bewirkt
werden. — 2) Die Bänder sind verdickt, steif und
unnachgiebig geworden, ja bei den Seitenbändern tritt
durch fortgesetzte längere Beugung Verkürzung ohne
entzündliche Infiltration ein, indem die schlaffen
Bänder sich allmälig retrahiren. Die Bänderverkttr-
zung kann man am besten bei der Behandlung des
schlotternden Knies heobachten. Bringt man hier die
Extremität mit massiger Beugung in den Kleisterver-
band und lässl den Verband 2 — 3 Monate liegen, so
hat bei jungen Individuen das Gelenk wieder seine
vollständige Festigkeit erlangt. — 3) Auf den Ge-
lenkflächen des Oberschenkels oder Schienbeins haben
sich Knochenunebenheilen als Entzündungsproducte
entwickelt, die bei passiven Streck- oder Beugver-
suchen oft durch ein plötzliches, schallendes An-
stossen sich kund geben. Dass dem knöchernen
Hindernisse bei der Streckung nicht Anstossen des
Schienbeins an die Kniescheibe zu Grunde liege , er-
sieht man aus der Beweglichkeit der letztern oder,
wenn die Kniescheibe wirklich verwachsen ist, aus
dem Umstände , dass im Moment des Anstossens die
Tibia noch weil von der Kniescheibe entfernt ist.
Wenn bei den Bewegungsversuchen kein Anstossen
bemerkt wird, können dennoch Knochenunebenheiten
existiren, die sich erst später, nachdem man die ersten
Hindernisse der Streckung, z. B. die Muskelverkürzung
einigerraaassen überwunden hat, deutlich darstellen.
Der Beugungs Winkel, bei welchem die Rauheiten be-
merkbar werden , wird von dem Sitze derselben be-
stimmt. — 4) Die Kniescheibe ist mit dem Ober-
schenkerentweder kurzfaserig, narbig, oder knöchern
verwachsen , und bei Streck versuchen stösst sie mit
ihrem untern Ende an das Schienbein. Auf die er-
stere Verwachsung kann man schliessen , wenn die
Kniescheibe eine normale Form und Grösse, wenn
ihre Ränder deutliche Abgrenzung u. auch die übrigen
Knochentheile keine Gestaltabweicbung zeigen. Knö-
cherne Verwachsung lässt sich annehmen , wenn die
Kniescheibe vergrössert erscheint, wenn ihre Ränder
mit den Oberschenkelknorren verschmolzen sind und
die knöchernen Gelenktheile überhaupt Formverän-
derung zeigen. ' Bei Contractur mit Beugung über
den rechten Winkel ist Irrlhum möglich, weil in dieser
Stellung auch eine nicht verwachsene Kniescheibe
keine Verschiebbarkeil zeigt. Je tiefer bei Verwach-
sung die Patella am Oberschenkel steht, um so grös-
sere Hindernisse setzt sie der Behandlung entgegen.
— 5) Es ist während der Entzündung eine Sub-
luxation des Unterschenkels nach hinten und aussen
mit oder ohne Auswärtsdrehung des Unterschenkels
zu Stande gekommen, wodurch Knochentheile in Be-
rührung treten , die sich weniger entsprechen. Die
9
f!6
V. €liirargie» Ophthalmdlogi« u. OtiatriL
Subluxalion tritt auf nach entzündlicher Erweichung
bder nach Vereiterung der fibrösen Gebilde (nament-
lich der Kreuzbänder) und es ist das Gewicht dea
Dnterschenkels , welches während der Entzündung,
besonder^ wenn die Knorpel gelOst oder geschwunden
aind, die Verschiebung bedingt, sobald nicht Ver-
bände diess hindern. — 6) Die Haut, das callOs
gewordene Zellgewebe , die Bander sind unter ein-
ander und selbst mit dem KTiochen, besonders an den
teilen und nach hinten zu narbig verwachsen in den
Italien, wo die Entzündung Eiterung und Durchbruch
des Efiers veranlasst hatte. — 7) Die Fascia lata,
Aponeurosis cruris und die sehnigen Ausbreitungen
an derhihter'n Rapselgegend (sog. Wiuslow'schesBand)
haben sich wahrend des langen Krankheitsverlaufea
retrahirl. — VoD diesen Hindernissen der Strek-
kung tritt bald das eine, bald das andere starker ent-
wickelt hervot. An Leichen zeigte sich die Folge-
reihe der Hindernisse der Streckung ausserhalb des
OeTenkes ganz verschieden. Einmai spannte sicti vor-
zugsweise die Fascia lata , nach ihrer Durchschnei-
dimg traten die Beuger vor, nach Trennung letzterer
leisteten die gespannten Nerven Widerstand, dann
musste das in der Kniekehle derb ge\irordene Zellge-
webe zerrissen werden , und zuletzt war noch das
Winslow*sche Band durch starke Gewalt zu sprengen,
che die Streckung gelang. In andern Fallen bot die
Fascia kein Hinderniss, von den Beugern war nur
einer oder der andere gespannt, die Nerven leisteten
keinen Widerstand , immer jedoch das hintere Zeil-
gewebe und WinsIow*sche Band. Zuweilen waren
auch die Seilenbänder namhaft verkürzt. Bei Haut-
Darben gelingt die Streckung selten ohne Zerreissung
oder Zerschneidung derselben. Unter den Hinder-
nissen innerhalb des Gelenkes ist die Fixirung der
Kniescheibe das häufigste.
II. Ohne Entzündung entwickeln sich die Con-
trflcluren: 1) durch selbststaodige , primäre Ver-
kttrtuftg der Beuger bei gesunder , un^ nur wegen
Mangel an Bewegung etwas* trockner BeschafTenlieit
•des Gelenks; sie hat ihren Grund in Muskelentzün-
dung, Muskelrheunatismus oder Krampf. Nicht selten
hinterlassen diese Zustande wirkliche Verkürzung,
die Muskeln sind blutarmer, blasser und schmächtiger
geworden und haben das Vermögen sich anszudefameli
Verloren; bei langer Dauer verschwindet auch das
Gontractioiisvermögeo und die Muskelsabstanz ver-
wandelt sich in FetL Muskelretra'ction durch lange
Rttftie entsteht nach Goxalgie, Verbrennungen u. dgl.,
wo, wenn das Hüftgelenk gebeugt ist, auch das Knie
f^beugt werden nruss, und wo bei langer Dauer auch
die Bänder sich retrabiren , obgleicli nie in einem so
hohen Grade wie nach Kniegelenkenlzündung. —
2) Durch Abscesse, Verbrennungen in der Gelenk-
nähe nach hinten , durch Nekrose oder Caries des
Oberschenkels an der hintern Gegend, wonach Haut,
Zellgewebe und Muskeln sich narbig verkürzen und
▼erbinden.
Die Behandlung betreffend müssen die nicht durch
Entzündung hervorgegangenen Conlraclorea sagletd
orthopädisch in Angriff genommen werden , wahrest
man im Gegentheil mit der mechanischeki Ausdehnonf
warten muss, bis die Entzündung und Congvsiioo
gehoben ist. Bei Scrnphulose ist grosse Vorsicbl
anzuempfehlen, da hier Druck leicht die EntKQDdiiBi
wieder anfacht. Bei Nekrose und Caries iusserhilb
des Gelenks kann man zuweilen noch vor dem gäDi-
lieben Schlüsse der eiternden Hohlgänge nit der E^
tension beginnen. Die Maschinen, die man wlbreri
der Entzündung in Anwendung bringt , dürfen kei«
Streckung ausüben, sondern nur die weitere Bea-
gung und die VerrOckung verhindern und dis Geleik
"üxircD. — Die Verfahrungs weisen differiren Batl^
tich je nach der Beschaffenheit der Gonlractareo mi
Ankylosen. Vf. legt , ohne weiter auf die verschie-
denen Ansichten anderer Chirurgen einzugehen, dlsR^
sultat seiner eigenen reichen Erfahrung vor.
I. Langsame Streckung durch Streckvotrielh
tungen ohne oder mit Tenotonrie. — Vf. gebnudil
diese Methode, wenn er die Aussicht hat, den pith«-
logischen Zustand in längstens 3 Monaten zu hebee.
Sie ist indicirt, wenn das Gelenk b«i passives Streck-
▼ersuchen grosse Nachgiebigkeit z'eigt, weati der
Widerstand gr<^sstentheils von denretrahirfenMcskHi
abhängt, wenn kein Anstosse« an die verwachseie
Kniescheibe stattfindet, wenn in Fällen von Eolift-
düng keine straffe Narbenbildung durch die Eiterdurch-
brüche nach hinten oder an den Seiten vom Gelenk
veranlasst wurde und endlich , wenn die Coolriclur
nur vom AbsceSsen , Nekrose oder Gariei tütserhalb
des Gelenks abhängig ist, und das Narbengewebe
noch nicht seine volle Festigkeit erlangt bat it
grösser der fieugewinkel , um so eher kann idm *^
den Erfolg der allmäligen Streckung reeboea. Sind
die Sehnen wenig gespannt, oder ist trotz der Spai-
nung der Beugewinkel gross (über 130<^), so «Qter-
bleibt die Tenotomie. Ist die Mnskelretractioa dtf
vorzüglichste Hinderaiss, besteht Sie schon seil Jabrci,
ist sie nicht aus Auhe sondern aasMuskelkrafflprber
vorgegangen , ist der Beuge winkel ein rechter oder
spitzer, so ist dk Tenotclmie ein BesehleuaigaDfl*'
mittel der Hething, die allm^li^e Strednng wflr^
allein leicht Lähmung befwirken, sehr schmertbili
sein oder .gtor niicht zun Ziele führen. Die Sebaes-
durchschneidung nimmt Vf. nie mehr in der Nirfcose
vor, weil die Sehnen (wenn der Muskel nicht 1«tl>9
entarfet ist) während der Narkose schlaffer wcnlen,
weniger hervortreten und man bei der Durchscbnw-
dung, namentlich bei der Tenotomfe des M. scmiw«"'"
bränosus und l^iceps leicht die Nerven trefffen UM«
Die Zahl der zu trennenden Sehnen ist verschieden.
bald spannen die 'Sehnen alle, bald nar die « <**'
innern Seile, oder nachdem 1 oder 2 Sehnen dafcb-
schnittensrnd, zeigt sich erst die Spannung einer
oder mehrerer anderen. Für jede Sehne wird ein
besonderer Hautstich gebildet; nach gehöriger Be-
deckung der kleinen Wunden bringt man nach 3--^
Tagen die Streck Vorrichtung an , odet man applicäf*
sie gleich, ohne vor Ablauf des 4. Tagea den Bau-
V^ Chirurgie» Ophthalmologie u. Oiiatrik.
63
BTungswipkeJ zu i;ergr{(ssern. — Der ei^fachs^
Streckapparat, dessen Vf. sieh nur hei einem Beu-
guDgswiokel Qher ldO<^ bedient» hestehl in einer ein-
facheji Holzschiene, welche vom ohern Drittel des
Oberschenkels bis zur Achillessehne reicht und die
Dnlerlage bildet, über welcher das Knie mit Rinden
befestigt wird ; durch HSckerlingspolster und (app>
slUcke wird der Druck gemildert. Bei stärkerer Beu-
gaagderGliedmaasse sind compheirtere Vorrichtungen
Döthig, die durch Schraubenbewegungen die^ kleinsten
^ibstulungen der Extension zulassen und dabei doch
nicbl zu unförmlich sind , die Bewegungen im Fuss-
gelenke gestatten nnd die Seitenlage erlauben. Die
Maschine des Vfs. gleicht sehr der von Carus ange-
gebenen Streckmaschine. Nach gelungener Streckung
vermögen die Pat« oft ziemlich gut mit der Maschine
zu gehen, aber nicht ohne dieselbe, weil die Muskeln
noch zu ^ch^ach sind ; man kann dann die schwerere
Maschine mit einem leichtern unbeweglichen Kleister-
verband vertauschen. . Bäder und ölige Einreibungen
anlerstatzen u. fördern die alimälige Streckung.
II. Schnelle und gewaltsame Streckung mit
oder oine Tenoiomie. Vf. hat dieser Methode » die
er vor 10 Jahren nur in einzelnen Fällen anwendete,
neuerdings seit die AnSsthesirung aufgekommen ist,
eine grössiere Ausdehnung gegeben. Die Methode
(Ührl sehneller und in bestimmten Fallen allein zum
Ziele; sie ist indieirt: 1) bei Verwachsung der arti-
culirendeq flachen durch Narbensubstanz oder durch
Psei^doligamente , wo die Streckapparate entweder
nichts leisten oder die Streckung viel Schmerz , Ab-
magerung des Gliedes u. s, w. vernriaehen würde.
23 Bei Verwachsung der Kniescheibe mit dem Ober-
scfienkel, wo der Beggewinkel^ kleiner als 135^ ist.
\UmiUige Extension werde durch Anstemmung der
Tibta nnd Patella Aufsaugung der Knochensubstanz .
bewirken und man hätte eine Subluxation nach hinten
KU erwarten. Die gewaltsame Streckung reissl die
Kniescheibe los, macht sie beweglich, und wenn
selbst hierbei Subluxation nach rückwärts sich ereignet,
so kommt man doch durch die sofort eingeleitete or-
Ihopädische Behandlung viel schneller zum Ziele.
(Bei fibröser Vervi^achsung der Patella in einem Winkel
0)>er 13.5<^ kani^ die allroalige Extension angewendet
werden.) 3) Bei Rnochenunebenheiten, die bei pas«
siven Streckversuchen sich durch Anstossen kund-
geben ; hier gelingt die gewaltsame Streckung , die
Ceberwindun^ des Hindernisses stets und meist ohne
Sub|uxi|tipp , wahrend die allmalige Streckung gar
nicht oder nach langer Zeit erst zum Ziele fuhrt.
4) Tn allen Fallen, wenn bei passiven Streckversuchen
eine geringe Nachgiebigkeit beobachtet wird , ohne
dass starke Muskelretraction bemerkbar wird. 5)
Endlich in Fällen, wo die angewendete allmalige
Streckung sich als ungenögend herausstellt, nicht
yorwärts rückt, der Beugewinkel sehr gross war und
zur MMcbinenanwendung aufforderte. Erst bei der
gewaltsamen Streckung treten hier zuweilen die knö-
obemen Hindernisse hervor. Bei im raschen Wachs-
ihume begriffenen jugendlicl^en Individuen ist die ge-
waltsame Streckung um so vortheilhafter , da bei
langer. Unthätigkeii ein Zurückbleiben des Gliedes in
der Langenentwickelung befürchtet werden muss.
lieber die Tenotomie gilt dasselbe, was schon oben
angeführt wurde. — Der gewaltsamen Streckung
immer, wie einige Chirurgen gemeint haben, gewaltsame
Beugung vorauszuschicken, ist nicht i\iKhig, zumal
wenn der Beugewinkel sehr stumpf ist und das Ge-
lenk normale äussere Form zeigt. Bei fibröser Ver-
wachsung der Gelenkflachen oder der Kniescheibe, u.
bei bestehender Subluxation muss indessen die Beu-
gung der Streckung vorangehen. Beim Strecken u.
Beugen muss der Oberschenkel fixirt werden u. die
Kraft wird auf den über den Knöcheln gefassten Un-
terschenkel gerichtet. Zuweilen kann der Chirurg
allein die gewaltsame Geradrichtung vollziehen, in an-
dern Fallen hat er 1 oder 2 GehUlfen nöthig. Das
Geräusch beim Zerreissen des fibrösen Gewebes ist
oft so krachend , dass es klingt , als liätte Knochen*
trennung stattgefunden ; bildet sich bei der Streckung
Subluxation « so ist das Geräusch weniger auffallend.
Nach der Streckung befestigt man das etwas gebeugte
Glied aber Häckerlingspolslern auf der Holzschiene.
Tritt bei der Streckung Subluxation ein , so wird der
Unterschenkel in die Streckmaschine (aus Stahl) ge-
bracht, bei i^elcher die Luxation verschwunden er-
scheint und nun allmalig bei der Nachbehandlung
extendirt; so wie sich wieder Verschiebung zeigt,
muss die Extension vermindert werden. Hat man
nachfolgende Entzündung zu erwarten, so wird beim
Verband das Gelenk für kalte Fomente unbedeckt ge-
lassen. Nach gelungener Streckung lässt man den
Apparat noch liegen, oder applicirt zur Unterstützung
einen Kleisterverband, ist nach der Streckung Ver-
kürzung des Gliedes vorhanden, so muss die Fuss-
bekleidung mit einer entsprechend hohen Sohle ver-
sehen werden. Heftige Entzündungserscheinungen
nach gewaltsamer Streckung treten nur ausnahms-
weise auf, dagegen können andere üble Ereignisse
vorkommen und zwar: 1) Suhluxalion, seltner Lux-
ation nach rückwärts in Folge von Verwachsung der
Kniescheibe mit dem Oberschenkel , namentlich bei
kleinem Beugewinkel , in Folge von Knochenuneben-
heiten, die bei der Streckung, sich anstemmend nicht
überwunden werden , in Folge schon bestehender
Verschiebung nach Gelenkentzündung, welche durch
die Streckung vermehrt wird. Schon mit der Sub-
luxation müssen Zerreissungen des Zellgewebes, des
Winslow'schen Bandes, der hintern Kapselpartie, der
Kreuzbänder, Muskeln u. s. w. sich ereignen, die um
so ausgedehnter sind, je weiter die Verschiebung
geht u. über die man sich durch Leichenexperimente
eine Vorstellung verschaffen kann. 2) Riss des breiten
Kniescheibenbandes im Momente der gewaltsamen
Beugung. Vf. beobachtete einmal dieses Ereigniss;
es bildete sich eine ausgleichende Zwischensubstanz
und der Erfolg der Behandlung war dennoch günstig.
3) Bruch des Wadenbeins unter dem Köpfchen sah
Vf. auch einmal, ohne dass dieses Ereigniss einen
68
V. Chirurgie, Ophthalmologie u.- Otiatrik.
dauernd ungünstigen Einfluss ausgeübt hülte. 4) Stö-
rungen im Gerühls- und Bewegungsveniiögen durch
Zerrung der spannenden Nerven. 5) Zerrung und
Iheilweise Zerreissung der Schenkelsolilagader im
Kniebuge. 6) Hauleinreissung, namentlich bei Narben,
welche man daher subcutan trennen oder excidiren
muss. Ausser der Subluxation sind die andern übein
Ereignisse selten und scheinen die Heilung nicht we-
sentlich zu beeinträchtigen, sobald man ihnen ein
entsprechendes Verfahren entgegensetzt.
B. fFahre Ankylosen, d. h. bleibende Beugung
des Kniegelenks in Folge fibröser oder knöcherner
Verwachsung kommt vor nach Gelenkentzündung mit
Eiterung, Abslossung und Aufsaugung der Knorpel,
wenn die an den Gelenkköpfen entsprossenen Gra-
nulationen sich in kurzes, derbes, fibröses Gewebe
oder in Knochensubstanz verwandelt haben. Bei
der fibrösen Verwachsung ist die Form des Gelenkes
wenig oder gar nicht verändert (eine Suhluxatiocniris
ausgenommen) und eine gewisse Elasticität bei den
Streckversuchen noch wahrnehmbar. Bei knöcherner
Verbindung ist das Gelenk unförmlich, nicht selten
umfänglicher, ganz ohne Elasticitai. Die Weichtheile
sind in beiden Fallen gleich verändert und fjist wie
bei den falschen Ankylosen. — VVichtige Coraplica-
tionen ausser der Subluxation sind : 1) Abmagerung
der Gliedmaasse, welche bei längerm Bewegungsmangel
nie fehlt; 2) Entwicklungshemmung bei jungen Per-
sonen ; 3) Pferdefuss oder sonstige Verunstaltung
des Vorderfusses , als erworbene oder angeborene
Fehler; 4) Paresis des Gliedes oder Paresis und Pa-
ralysis einzelner Muskelgruppen; 5) Erschlaffung
und Verlängerung der Kreuzbänder mit seitlicher Be-
weglichkeit im Knie in Folge von Nervenkrankheiten
in der ersten Jugend und davon abhängiger Muskel-
Verkürzung; 6) Genu valgum, entweder schon vor
der die' Gontractur bedingenden Entzündung vor-
handen, oder ausnahmsweise eine Folge ungleicher
Zerstörung nach Tumor albus.
Die Behandlung ist verschieden, je nachdem nur
die Kniescheibe knöchern verschmolzen ist, während
die Tibia mit dem Femur in gar keiner oder nur
fibröser Verbindung steht, oder je nachdem knöcherne
Verschmelzung aller 3 Knochen exislirt. Die Be-
handlung der letztern Art von Ankylose, die übrigens
sehr selten vorkommen mag, übergeht der Vf., da
ihm hier keine eigene Erfahrung zu Gebote steht.
Bei den Fällen der erstem Art kann man behufs der
Geraderichtung die Kniescheibe vorher mit Hammer u.
Meissel trennen, und dann die fibröse Verbindung
durch gewaltsame Streckung ohne vorausgeschickte
Beugung sprengen , oder man wendet langsame Ma
schinenstreckung an , wenn zwischen Tibia u. Femur
einige Beweglichkeit besteht. Die Maschinenstrek-
kung wirkt nur äusserst langsam , oft gar nicht und
Vf. gebraucht sie nur bei grossen Beugungswinkeln ;
bei Beugungswiukeln , die sich dem rechten Winkel
nähern, ist die Losstemmung der Kniescheibe indicirt
und man braucht die Gelenkverletzung nicht zu
fürchten , da man es mit keiner Synovialhaul mehr
zu thun, sondern ein verödetes mit Narbengewebe
durchzogenes Gelenk , welches weniger empfindlich
ist, vor sich hat. Vf. hat 2roal erst die Losstcaimung
der Kniescheibe verrichtet, aber so gute Resultate
dadurch erzielt, dass er die betreffenden Fälle näher
beschreibt u. zur Nachahmung auffordert.
Fall 1. Bei einem sonst gesunden und kräfUgeo Frauen-
Zimmer liess eine im Febr. 1850 entstandene und erst gegeo
Ende des Jahres ablaufende rheumatische Gelenkentzündung
eine Contractur unter einem rechten Winkel zurück. Sowohl
nach der Beuge- als Streckseite war eine ganz kleine passive
Beweglichkeit möglich , aber in beiden Richtungen stiess maa
an ein knöchernes Hinderniss; die Kniescheibe war etwas nach
aussen gelagert, ganz unbeweglich und zeigte keine deutliche
Begrenzung; der Unterschenkel war etwas nach aussen ge-
dreht und sehr wenig nach hinten verrückt. Am 19. Juli
1851 wurde die Operation unternommen. Vf. machte eioeo
ovalen Lappenschnitt an der äussern Seite der Kniescheibe,
dessen abgerundete Spitze 1" vom Seilenrand der Patella ab-
stand, und schlug den Lappen zurück. Hierauf wurde ao der
Stelle, wo die Grenze der verschmolzenen Patella zu vermalhcD
war, ein Schnitt durch die dünne Schicht der Weichtheile ge-
führt und dann die Trennung mit Meissel und Hammer ver-
such!. Vf. musste von der ganzen äussern Seite bis über die
Mittellinie der Putella mit dem Meissel in die Knochensubstanz
eindringen, ehe es ihm gelang, mit dem einfachen Trepana-
tionshebel den Knochenzusammenhang an der ionern Seite tu
brechen. Die Blutung beim Meisscln war nicht unbeträchtlich.
Nach Herstellung der Beweglichkeit der Kniescheibe gelang die
gewaltsame Streckung leicht und ohne Subluxation. Die ge-
reinigte Hautwunde wurde durch Knopfnähte und Heftpflaster-
streifen vereinigt ; das Glied wurde auf eine Hohnchieoe ge-
lagert und das Knie mit Eisfomenten bedeckt. Am 2. Tag
trat starke Anschwellung, Hitze, Schmerz und Fieber ein;
den 4. T. zeigte sich Eiter, der dunh eine Oeffnung der
übrigens gut verheilten Hautwunde abfloss und zum TbetI
wegen der erhöhten Lage sich nach oben und aussen senkte,
wo ihm am 5. T. eine GegenöfToung gemacht wurde. Vom
6. T. at) liess das Fieber nach, die Eiterung minderte sich n.
nach 2 Mon. war Alles fest vernarbt. Da beim Druck auf die
Kniescheibe lange Zeit gesteigerte Empfindlichkeit beobachtet
wurde, auch der geringe Grad von Genu valgum eine eigene
Behandlung mittels Schiene erforderte , so behielt Vf. die Kr.
noch mehrere Monate, legte einen Kleisterverband an u. liess
Gehübungen vornehmen. Bei der Entlassung nach 6 Hon.
war die Pateila wieder fixirt , eine active Beugung war nur so
weit möglich, als es die Ausdehnbarkeit des KnieschctbeiH
bandes gestattete, während die active Streckung unmöglich
blieb. Die Pat. ging ohne Unterstützung mit kaum merklichem
Hinken.
Fall 2. Eine 25Jähr. Dienstmagd, von sonst kraftiger
Constitution , hatte in Folge von heftiger Erkältung EnUün-
dung im Kniegelenk bekommen , welche^nacb % Jahren mit
winkliger Ankylose endete. Ein Fall auf das kranke Knie
hatte neuerdings abermals heftige Entzündung hervorgerufen.
Pat. trat im Dec. 1851 endlich in die Klinik. Das rechte
Knie war ohne Spur von Beweglichkeil rechtwinklig gebeugt ;
die Kniescheibe ruhte unbeweglich auf dem äussern Knorren,
war nicht vergrössert, jedoch an den Rändern ohne deutliche
Abgrenzung; der innere Knorren ragte hervor, der tJnter>
schenke! war etwas ahducirt und um die Hälfte eines Qua-
dranten nach aussen gedreht. Die Weichtheile um das Gelenk
waren normal beschaflTen , die Gelenkenden des Femur u. der
Tibia zeigten keine Unebenheit. Durch die lange Rübe des
Fussgelenkes hatte sich ein einfacher Spitzfuss mit Spaoouag
der Achillessehne entwickelt. Vf. glaubte zwischen Tibia u.
Femur eine leicht brechbare Knochrnverbindung oder eine
fibröse Verwachsung annehmen zu dürfen. Am 16. Dec
wurde die.Operaiion in derselben Weise, wie im ersten Faile*
vorgenommen ; die Losmeisselung der Patella war scbwieng
und langdauernd, die Blutung dabei massig. Die Streckung
V. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik.
69
nach der Lösung der Kniescheibe erforderte ziemliche Gewalt,
das Knie blieb darnach in der Stellung eines Genu valgum
leichtern Grades. Das Glied wurde in die Streckmaschiene
gebracht. Es folgten heftige Entzündung mit Geschwulst
UD(J Fieber, pseudoerysipelalöse Entzündungen a. Senkungs-
abscesse, die eröffnet werden 'Uiussten und die Operirte
schwebte 6 Wochen lang in ziemlicher Lebensgefahr. Dann
besserte sich der Zustand und die Wunden fingen an zu ver-
narben. Das mSssig gebeugte Knie wurde ailmälig gestreckt,
das Genu Talgum beseitigt. Die Kniescheibe blieb mehrere
Monate gegen Druck empfindlich. Das Knie liess eine geringe
Beugung zu, und unter einem unterstützenden Verband
lernte Pat. täglich besser und sicherer gehen , iSo dass sie
in befriedigendem Zustande das Spital verliess.
(Streubel.)
886. Ueber die Infraction des Schenkelhal-
868; von Dr. Thudichutn. (Illustr. med. Ztg. 1.
1853.)
Im J. 1833 machte Coli es auf intracapsalSre
Scheiikelhalsfraeluren aufmerksam, die nur an einer
Waod des Halses die Knochenfasern einbrechen , an
der gegenQberslehenden hlos biegen sollten und fügte
zum Beleg die Beschreibung einiger Prjlparate aus dem
Museum des Royal College of Surgeons hei. 1834
trug Adams der Chirurg. SocietMt Irlands einen Auf-
salz über die unvollständigen eztrac^ipsulSren Fr^ctu-
ren des Schenkelhalses vor, in welchem er den Me-
chanismus dieser Fracluren beleuchtete, ohne ihn
durch einen Sectionsfall zu belegen. Von den fran-
zösischen Chirurgen beachtete diesen Gegenstand nur
Toarnel, der 1837 einen Fall von unvollständiger
Schenktilhalsfractur sorgHtltig beschrieb. Im J. 1844
verölfentlichte King ein anderweitiges Beispiel; 1847
endlich unterwarf R. W. S m i 1 h zu Dublin in seiner
Abhandlung über die Fracluren in der Nahe der Ge-
lenke die ganze Lehre einer ausführlichen Kritik. In
Deutschland ist Über die Jnfraction des Schenkelhalses
Nichts verOfTenilicht worden. [Ref. hat im J. 1 847
in einer Originalabhandlung ,, Bemerkungen und Ex-
perimente über Schenkelhalsfracturen'* (Jahrbb. LVI.
231.) weillüufig eine Beobachtung von unvollständi-
ger Schenkelhalsfractur geschildert.] Vf. resumirl
die hisherigan Resultate und Facta und fügt einige
Beobachtungen zur Vervollständigung hinzu, welche
FOD wesentlicher Bedeutung sind.
Adams hat später in einem Artikel seiner Cy-
elopaedia of Anatomy seine Ansicht Über Schenkel-
halsiofractionen wiederholt und mit Fällen belegt; er
widmet namentlich den normalen anatomischen Ver-
haltnissen des Schenkelhalses Aufmerksamkeit und
erklärt daraus den Fraclurmechanismus. Ein Durch-
sehnill des Schenkelbeins nach der Längenachse zeigt
nach A., dass die Hauptstärke des Schenkelhalses in
dem aus copapacter Knochensubstanz bestehenden
Bogen liegt, der am untern Thcile des Halses dicht
unter dem Gelenkkopfe beginnend, sich nach dem
kleinen Trochanter hinzieht, ailmälig vn dickt und
von da an bis zur Mitte der Schcnkeldiaphyse herab-
steigt; die compacte Substanz ist hier durchschnilt-
heh beinahe noch zweimal so dick als an der gegen-
ttberstehenden Seite, während sie am Scheitel des
Schenkelhalses und am grossen Trochanter kaum die
Dicke einer Oblate hat. Bei Fall auf den gestreckten
Fuss oder auf das Knie soll nun zuerst die dünne
obere Rinde und Schwammsubslanz des Halses ge-
troffen werden, welche etwas nachgiebt; ist aber die
Gewalt stärker , so erstreckt sie sich auch auf den
compacten Knochenbogen, der indessen so grossen
Widersland leistet, dass bei gesunden Erwachsenen
eher der Pfannenrand bricht, die Kapsel zerreissl u.
der Schenkel sich luxirt, als der Schenkelhals gebro-
chen wird. Wirkt die schädliche Gewalt von dem
"grossen Trochanter her durch Fall, so ändert sich
das Verhältniss; das Gegengewicht des Beckens strebt
den Hals in eine gerade Linie zur Diaphyse zu brin-
gen , IrifTt den Corlicalstreifen an der untern Fläche
des Collum, bricht ihn und stellt, wenn die Kraft
sich hiermit erschöpft, eine partielle Fractur dar. Es
ist begreiflich, wie der Pat. mit einer solchen In-'
fractioo noch stehen und selbst einige Schritte gehen
kann, wie kein Zeichen die Existenz der Fractur an-
zeigt. Stärkere Xiewait, eine unvorsichtige Bewe-
gung, ein zweiter Fall vervollständigt die Fractur u.
keilt häufig den gebrochenen Schenkelhals ein, wobei
der Hals gewöhnlich einen rechten Winkel mit der
Diaphyse bildet. In allen von A. untersuchten Fällen
scheint die hintere Linea intertrochanterica der Sitz
einer Knochenablagerung gewesen zu sein und die
hinlere Fläche des Halses war um ein Dritllheil ver-
kürzt. An Verticalschnilten sah man den Corlical-
streifen gebrochen und in die Zellen des Schaftes
eingetrieben, während der obere Theil des Schenkel-
halses keine Spur von Fractur zeigte und nur seine
schräge Stellung verringert war. — In dieser Theo-
rie lässl sich nicht begreifen, wie die fracturirende
Gewall den Schenkelhals zuerst in eine gerade Rich-
tung mit dem Schaft bringen und dann rechtwinklig
herabdrücken und nach unten einkeilen soll.
Smith in seiner Kritik von A. hält dessen ange-
führte Fälle für nicht zuverlässig. Nach S. können
nur frische Präparate entscheiden', denn geheilte Frac-
luren leiten das Urlheil irre; bei einem geheilten
Schenkelhalsbruche mit Einkeilung findet man aller-
dings den Hals rechtwinklig zum Schaft gestellt, es
zeigt sich auch manchmal in dem Balkengewebe noch
eine Spur von Calluslinie oder eingekeilter ROhren-
substanz, in den meisten Fällen aber weisen die
Durchschnitte weder in der compacten, noch in der
schwammigen Knochensubstanz eine vorausgegangene
Fractur nach. Wenn in den Fällen von A. die hin-
tere Linea inlertrochant. als Sitz der Knochenablage-
rung erschien, so hält S. diese Angabe für einen
Beweis einer vorausgegangenen Extracapsularfractur
mit Einkeilung; für eine Infraction an der Concavität
des Halses spricht diese Angabe nicht und ein Bruch
durch den Trochanter ist unwahrscheinlich, wenn die
Gewalt nicht einmal hingereicht hat, den Schenkel-
hals vollständig zu brechen. Ein Präparat, von A.
als partielle Fractur des Schenkelhalses beschrieben,
unterwarf S. einer nochmaligen Untersuchung; nach-
dem er es 2 Std. lang in kochendes Wasser gelegt
10
V. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik.
hatte, bemerkte er, dass es sich io 3 verschiedene
Theile, den Schaft, Hals uod RollhUgel trennte; der
Brach des HaUes war also vollständig und wie ge-
wöhnlich Bruch des RoilhUgels daBoit verbunden. —
S. kQmmt zu dem Schlüsse , dass die Lehre von den
parüellen Fracturen des Schenkelhalses nicht festge-
stellt sei.
In den 3 Fällen von Coli es befand sich die
Fractur innerhalb des Kapselbandes. Smith konnte
die Präparate von C. im Museum nicht finden , doch
beleuchtet er näher die Beschreibung , di(» G. von 2
derselben gegeben hat. )m Fall Nr. 7 von C. verlief*
der Bruch nahe am Gelenkkopfe , quer und war un-
vollständig, da die äussere Knochenschale des Halses
hinterwärts im halben Umfange des Knochens unge-
brochen geblieben war und die weiche, weisse Be-
schalTenheit des Knorpels zeigte; an der innern Fläche
des ungebrochenen Theiles hingen viele Knochenfrag-
mente, die aus der schwammigen Substanz heraus-
gedrtlckt schienen. Im Präparat Nr. 8 war bei der
Fractur nahe am Gelenkkopfe der hintere Tlieil des
Halses unverletzt geblieben und hielt die Bruchstücke
zusammen ; die innere Fläche der ununterbrochenen
Rinde war rauh wie ein Stack Sandpapier in Folge
daran hängender Theilchen der Schwammsubstanz.
S. fand häufig bei Schenkelhalsfracluren die compacte
Substanz an der hintern Fläche des Halses von der
Spongiosa abgetrennt und am Cerviealligamente hän-
gend, noch Öfter sah er diese Lamelle in mehrere
Stücke gebrochen. Auf die Thatsache, dass der hin-
tere Theil des Gervicalligamenles bei Intraeapsulap-
brflehen gewöhnlich unverletzt bleibt, gründet S.
folgende Erklärung der G/schen Angaben. In ver-
alteten Fällen (wie die von G. beschriebenen) erlangt
das hintere Ligament eine grosse Dichtheit und den
Charakter des Knorpels , so dass G. das Gervicalliga-
ment mit den daran hängenden Bruchstücken com-
pacter Knochensubstanz falsch beurtheilte. Nach S.
sind die incompleten Fracturen überhaupt im jugend-
lichen Alter zu suchen und von allen Knochentheilen
ist das Gollum femoris am wenigsten zur Infractioo
geneigt.
Wenn S. die Verkürzung des Schenkels und Ro-
tation nach aussen mit partieller Fractur des Schen-
kelhalses sich nicht zusammenreimen kann, so hat er
vergessen, dass einfache Gonlusionen, Vereiterungen
der InguinaldrQsen aus dyskrasischer Ursache, kurz
viele Krankheilsprocesse in der Nähe des Gelenks
diese Zeichen ohne Fractur darstellen , und dass die
scheinbare Verkürzung von wirklicher schwer zu un-
terscheiden ist und eine geringe Verkürzung bis zu
Vi'' oft sich gar nicht ermitteln lässU Auffallend
ist es aber, dass S. die 2 Fälle von Tournel und
King nicht mehr beachtet hat, von welchen der
erste durch ausführliche, vollständige Beschreibung,
der zweite durch eine deutliche Abbildung sich aus-
zeichnet. — TourneTs Fall ist folgender.
Den 1. Aug. 1835 warde in das Militairhospital vod
Ajaccio eia,B5jahr. Kanoaier «ufgenommen , welcher 3 Tage
vorher auf den Hintern gefallen war und seit dieser Zeit
Schmerzen im ÜDken , obern Theile des Schenkels hatte uod
diesen nicht zu bewegen vermochte. Die Untersuchung zeigte
ziemliche Geschwulst der Weichtheile om linken Tlurigelenke,
das leicht gebeugte Knie u. die Fussspitze waren nach aasscn
gekehrt. Der Kr. konnte den linken Schenkel nicht bewegen,
passive Bewegungen waren sehr schmerzhaft. Ganz leichte
Extension brachte den Fuss in seine naturliche Stellung , bei
vorsichtiger Rotation beschrieb derTrochanter einen normalen
Kreisbogen ohne das geringste Reibungsgerauscb. Der Puls
war schwach, nicht beschleunigt. T. glaubte es mit einer
Inlracapsularfractur ohne Dislocation zu thun zu haben und
legte das Glied io den Desault'schen Apparat für permanente
Extension. In den ersten 12 Tagen klagte der Kr. nur wenig,
beim Herausnehmen aus dem Verbände erschien das Glied io
naturlicher Gestalt, Länge und Richtung; der Apparat wurde
aufs Neue angelegt und blieb 16 Tage liegen. Die Scbmeneo
hatten nachgelassen, obgleich eine erysipelatöse Gesct^wnUt
die obere und äussere Fläche des Schenkels eionahiD ; de«
Gliede mitgetheilte Bewegungen verursachten wenig Schmen.
T. wurde jetzt der Ansicht, es habe nur eine heftige Cootosioo
stattgefunden ; er Hess die unerträglich werdende pfmoanente
Extension weg, zumal da sich in der Kreuzbein- und Lumbar-
gegend tiefgebende Brandschorfe gebildet hatten, legte eine
einfache Binde an , bedeckte die Schorfe mit bestricheBeo
Charpiebäuschchen und puderte die rosenartige Geschwulst
mit Stärkemehl ein. Nach 14 Tagen bemerkte T. , dass die
Fussspitze sich nach aussen gedreht hatte und der Schenkel
beträchtlich ferkurzt war; er schrieb diesen Zufall einer hef-
tigen Bewegung des Pat. zu und kam wieder auf die Diafoosc
des intracapsulären Schenkelbalsbmches lurfick. Da perma-
nente Extension des beträchtlichen Druckbraodes halber nicht
anwendbar war, wurde der Schenkel auf die doppelt geneigte
Ebene gelegt. Die neue Lage erfüllte alle fndicationeo und
erleichterte die Verbände der aufj^elegenen Stellen, Ein ioter-
currlrendes Wechselfieber wurde bald durch Chinin beseitigt.
Gegen Ende des Oct. lies« T. alle Verbände weg. Im Not.
stellte sich Diarrhöe ein , der sich bald Colliquatioosertcbei-
nungen beigesellten , die den Tod 3Vs Mon. nach der Ver^
letznng zur Folge hatten. — Bei der AuUtpne fand «ck «oe
intra-extracapsulare Fractur des Schenkelhalses. Die Bnich-
linia bildete eine lange Rinne , wekhe nach innen Tom Tro-
chanter durch die Depressio digitalis mitten hindurchging und
als Tordere und hintere Spalte am Knochen herabstieg. Die
vordere Spalte richtete sich abwärts nach innen , verlief anf
der äussern Seite der Linea intertrochanteriea und hörte etwas
unterhalb des kleinen Trochanter auf; die hintere Spalte
stieg auch schief nach innen herab, ging an der äussern Seite
des kleinen Trochanter herab und horte in gleicher Höhe mit
dem vordem Risse auf. Der obere Theil des Bmchs war ia-
trocapsulär. Die Knochenfasem an der unlem Flache des
Halses bis zum kleinen Trochanter und vor demselben hattea
der fractbirenden Gewalt widerstanden , die Continuität be-
wahrt und die völlige Trennung des Halses vom Trochanter a.
der Diaphyse verhindert. Zwischen den Bruchflfichen lag eiac
röthliche Substanz, eine Art Callus.
In dieser Beobachtung nahm T. » wie die Secti«»
ergab, eine falsche Verkflrzong ah Indicatio« lur
permanenten Extension, und Druckbrand war die
Folge des uns weckmassigen Verfahrens. Dass die
Verkürzung erst später sich einstellte, ist bemerkens-
werth , doch hat schon Adams diesen Umstand bei
den Infractionen erwähnt und. er ist ancb bei den
completen Fracturen mit Einkeilung bekannt, wo man
ihn aus der Wirkung der Muskelkran, so wie der in-
terstitiellen Absorption erklürt.
King erläutert seinen Fall mit 2 Abbildungen ;
er spricht zuerst von der starkem untern Wand des
Schenkelhalses , dann von der Atrophie derselben im
GreisenaUeri welche letztere besonders zerbrechlich
V. Chirurgie. Ophtbalutologie vu Otilitrik.
»i
ma.c1il. Der Kopf soll beim Bruch der ROhrensubsiänz
her Bbsinkeo u. das untere ftruchslück in die Schwamm-
snbstanx des Kopfes getrieben werden; die obere
Decke des Halses soll dabei nicht leiden und ▼ielleicht
sind nach K. Fracluren, die nur durch die Halfle des
Halses gehen, nicht so selten.
Vf. fagt den bisher beschriebenen Pallen noch 2
Beolachlungen bei.
1) Dem patho1«g.-«Mtoni. Cabiaet zu Giessen wurde die
Leicke eines 71jlbr. Mannet öbersend^t , der einige Zeit ?or-
her auf den Hintern gefaUen war and seit der Zeit das linke
Bein ntefat mehr bewogen konnte. Man fand bei der Section
das ebene Stfick des Trocbanten abgebrochen, Vs" weit nach
innen und oben geräckt und durch fibröses Gewebe mit der
nntem Brncbfläehe Terbundcn. Der Gelenkkopf Oberhing den
Scfaenkelbals aaf ungewöbniicbe Weise. Der Corticalhogen
an der nntem Fiäcbe des Schenkelhalses war etwa V/^'" ia
^e Schwammsubstanz des Gelenkkopfes eingetrieben. An der
Obern Verbindungsstelle des Kopfes mit dem Halse war keine
Spur einer Fractur zu ermitteln. Um die Einkeiiungsstelle
des Corticalstreifens herum war die Schwammsubstans in viele
kleine , sägespähnartige Bruchstucke zusammengedruckt ; die
ganie Umgebung der Stelle, von der Höhle im Schenkelhälse
bis xa jener hellen Linie , welche den Gelenkkopf durchzieht
(Grenze der ehemaligen Epiphyse) ist verdichtet und mit Kno-
chenmasse inßltrirt. Nach oben reicht die Grenzlinie nicht
ganz bis zur Corticallamelle , ein Beweis , dass keine Total-
einkeiinng des Schenkelkopfes stattgefunden habe. Die ez-
centriscbe Verdünnung der compacten Knochensubstanz war
nicht betrachtlich. — Die fracturirende Gewalt hatte sich
naeb oben durch das Abbrechen der Trochanterspitze erschöpft,
hatte die obere Corticallamelle unverletzt gelassen , wahrend
sie die untere an der Verbindungsstelle mit dem Kopfe durch
eine Art ¥on Ueberadduction in die Spoogiosa trieb.
2) Ein anderes zugesendetes Präparat zeigte eineFractura
colli fem. intracapsularis incompleta. Es stammte von einer
vn syphilitischer Kachexie zu Grunde gegangenen Person , de-
ren Knochen an vielen Stellen cariös , erweicht und osteopo-
rotisch gefunden wurden waren. Die Infraction war am lin-
ken Schenkel, der wegen Kniegelenkleiden 7 J. vor dem Tode
über dem Knie amputirt worden war. Beim Anblick der
senkrechten Durchschnittsnächen fällt die excentrisebe Atro-
phie der ganzen Knochensubstanz auf; die Corticalsubstanz
des Schenkel kopfes und Halses ist dünn wie Postpapier. Das
spongiöse Gewebe des Kopfes ist sehr weitmaschig, der Schen-
kelhals enthält eine dreieckige mit Mark erfüllte Bohre, ebenso
hat der grosse Trocbanter eine MarkbÖhle , die mit dem sehr
weiten 'Höhrenlumen der Diapbyse in unmittelbarem Zusam-
menbange steht. An der untern Fläche des Halses dicht unter
dem Kopfe ist ein Wulst unter dem Periost, von welchem nach
oben a. aussen, bis fast zur obero Wand, eine Knocbenleiste
in dem Lumen der Markhöhle emporsteigt. An der vordem
F1£cbe des Halses innerhalb der Kapsel verläuft von oben und
aussen nach inneä und unten wie eine Hügelkette ein verdick-
ter Knocbenstreifen , der mit verdicktem Periost überzogen
Ist und oflTenbar die Narbe einer vor langer Zeit stattgehabten
fnfraction ist , auch mit der gedachten Innern Knocbenleiste
zusammenhängt. An der hintern Fiäcbe des Schenkelhalses
5 — 6'" vom Knorpelraude des Kopfes entfernt und den Hals
halb umkreisend gehl eine Fracturlinie, welche unten u. vorn
vor jenen Narbenwülsten mit breiter Spalte endigt. Die Rän-
der der Spalte liegen aneinander, das Periost ist zwischen sie
eingeklemmt; eine durchgesteckte Soodc hebt die Knochen-
baut aus der Einklemmung in die Höhe.
Es giebt also 2 Modificationen der Infraction, bei
der einen entfernen sich die Bruchr^nder der con-
▼exen Seite des gebogenen Röhrenknochens, während
die coneav« Seite nur gebogen wird , bei der andern
^at di« cotittBxe Seite des Knochens die gebogene, die
concave aber erleidet Bruch der Rrndensubstanz mit
Uebereinanderschiebung und Coinpre^sion der Spon-
giosa durch den mehr oder weniger lief und fest ein-
gekeilten untergeschobenen ßruchrand. Von der
letztem Art der Infraction giebt der Faü von King
und der 1. des Vfs. den Beleg. Auf die Art der In-
IVaction hat die Richtung der schadliehen Gewalt
wesentlichen Einfluss; trifll die Gewall einen Röhreh-
knochen im rechten Winkel zu seiner Längenachse u.
bricht ihn unvollkommen wie einen Stock Über dem
Knie, so wird die infraction die 1. Porm haben;
drückt die Gewalt den Längenktiochen nach seiner
Lunge zusammen, so kommen die Infradionen dei*
2. Form zu Wege. Vf. glaubt die Existenz »oichel*
infractionen auch an Prüparalen von ftadiusft*ac(nreA
im untern Dritttheile, die ftlr eingekeilte Fracturen
gegolten haben , darthun zu können ; er hat ferner
ein solches üebereinanderschieben der BruchrSnder
an einem eingebrochenen osleomalacisehen Beekeh
des Giessener Cahiiiels beobachtet.
Vf. stellt folgende Schlusssütze auf. 1) Es ist
der Beweis geliefert , dass die Infraction des Schen^
kelhalses sowohl innerhalb, wie ausserhalb der Kapsel
vorkommt. 2) Es giebt 2 Arten der Infraction über-
haupt und des Schenkelhalses insbesondere. 3) Die
fnfraction des Collum femoris ist selten und ihr Auf-
treten von einer gewissen Verdünnung derjenige^
Knochenlamelle abhängig , die eine Biegung erleiden
soll. 4) Die VerdUnoung kann normal sein, z. & an
dem IJebergange in den Gelenkkopf, oder sie ist krank-
haft, eine excentrisebe Atrophie der Röbrensubstahz,
wie sie auch als Involulionsprocess vorkommt. 5) Das
Alter disponirt zur Infraction, wie die Beispiele erge-
ben. 6) Bei jugendliehen Subjecten kommen Infrac-
tionen des Schenkelhalses nicht vor. 7) In den bis-
her beobachteten Fällen betraf die Infraction stets den
linken Schenkelhals. 8) In 2 PäHen hatte Fall auf
den Hintern und die Kreuzgegend die Infraction zu
Stande gebracht. 9) Die Erscheinungen der Infraction
sind etwa folgende. Das Glied kann nach der Ver-
letzung nicht bewegt, nicht mehr benutzt werden —
der Verletzte emptinJet lebhaften Schmerz in der
Hafte, der sich verstärkt, so wie man eine Bewegung
ausfahren lassen will — das im Knie leicht flectirte
Bein ist nach aussen rotirt'; leichte Extension odel*
Rotation nach innen bringt es in die normale Stellung
zurück, die es dann beibehält — der Trochanler be-
schreibt bei Rotation den normalen Kreisbogen —
eine wirkliciie Verkürzung ist in den Fällen vorhan^
den , wo der Schenkelhals in den Kopf eingekeilt Ist
und eine Senkung erlitten hat; sie ist gering und
schwer zu ermitteln. 10) Im Verlauf der Krankheit
stellen sich die Erscheinungen der chronischen Uttfl-
muskelenlzündung ein. 11) Die Heilung der Infrac-
tion kommt leicht zu Stande, es wird nur so ^iel
Callus abgelagert, als hinreicht den Riss zu verkleben,
die übereinander geschobenen Ränder zu verbinden.
12) Die Diagnose ist unsicher und kann nur durch
Ausschluss besser charakterisirter Verletzungen der
Hüfte begründet werden. 13) Die Behandlung iit
72
V. Chirurgie» Ophthalmologie a. Otiatrik.
im Allgemeinen die der Contusion des Hüftgelenks.
14) Vorhandene Dyskrasie verhindert die Heilung
nicht, sondern fügt nur eine fernere Indicalion der
Behandlung hinzu, die gegen die Dyskrasie gerichtet ist.
(S Ire übel.)
887. Ueber ein zusammengesetztes, gftUert-
lirtiges Cystoid mit ausgezeichneter liecidivfakig-
keit; von R. Virchow. (Virchow's Arch. V. 2.
1853.)
Vorliegen<ier Fall bildet die Portsetzung der (ie-
schichte eines Kr. (V. u. R.'s Arch. IV. 1. 1851),
bei dem Textor jun. wegen einer Geschwulst am
Schullerblatte einen grossen Thcil dieses Knochens
aussegle und bei dem eine zweimalige Wiederkehr des
Uebels neue Gxslirpalionen nOlhig machle. Wir lliei-
len zunächst die Fortsetzung und den Schluss der
Krankengeschichte mit. bnzugs des Anfangs auf die
Jahrbb. (LXXII. 68. 1851) verweisend.
Nachdem Pal. am 25. Mai 1850 mit vollkummcn ver-
narbter Wunde der dritten am 23. Febr. üherstandcnen Ope-
ration entlaäseo war, kehrte er am 6. Oct. desselben Juhrcs
ins Spital zurück, da sich seit 3 Mon. wieder ein über manns-
faustgrosses , bewegliches, durch Furchungen in 3 Äbtheilun-
gen geschiedenes , vom untersten Ende des linken Schulter-
blattes gegen die Achselhöhle derselben Seite hiu reichendes
Gewächs entwickelt hatte. Bei der am 9. Oct. vorgenom-
meneo Exstirpation fand sich der Sock der Neubildung
wieder so dünnwandig und so innig mit den bedeckenden
Muskeln verwachsen , dass wieder ein Einschnitt in denselben
gemacht wurde, worauf sich eine sulzige, theils durchsichtige,
theils blutig gefärbte Flüssigkeit ergoss. Nach Abtrennung
der Weichthcile zeigte sich , dass eigentlich 3 ungleich grosse
Gewächse vorbanden waren ; das grosste sass am untern
SchuUerblattwinkel, ein etwas kleineres daneben bis nahe zur
Achselhöhle reichend ; das 3. zellernussgrosse sass über den
beiden ersten zwischen den VVeichthcilen. Zur Abtragung der
ersten grösstcn Geschy^ulst war es nöthig, den Schulterblatt-
rand mit dem Osteotom zu durchsägen , worauf die Ausschä-
lung der beiden andern leicht von Statten ging. Anfang Nov.
war die Wunde, zum grösstcn Theil durch erste Vereinigung,
vollkommen geheilt.
Ende November dess. J. fühlte man zwei kaum bohnen-
grosse, rundliche, pralle, schmerzhafte Gewüchse: eins am
obersten Ende der Wundnarbe, das andere darunter und seit-
lich davon. Beide wurden am 3. Dec. durch besondere
Schnitte exstirpirt; die Wunden heilten durch Eiterung und
waren bis zum 5. Jan. 1851 völlig vernari»t.
Bald darauf entdeckte man nahe am Rande des breiten
Ruckenmuskels unterhalb der Achselhöhle eine rundliche,
haselnussgrosse , pralle , bei stärkerem Drucke schmerzhafte
Geschwulst, welche am 15. Jan. exstirpirt wurde. Die Hei-
lung durch Eiterung war gegen Ende des folgenden Monats
vollendet. Aber noch früher, schon in der ersten Februar-
wocbe, fand man in der Achselhöhle eine fast taubeneigrosse,
pralle, etwas schmerzhafte Anschwellung. Versuche zur Zer-
tbeilung durch Jodlinctur waren fruchtlos. Die Neubildung
wuchs vielmehr so reissend schnell, dass Pnt. selbst die Aus-
schneidung verlangte , indem der bedeutende Umfang des Ge-
wächses ihm die Bewegungen des Oberarmes beeinträchtigte.
Am 28. Febr. wurde zum 7. Male zur Operation geschrit-
ten. Nach der Ablösung der Weichthcile von der Oberfläche
der Neubildung erwies sich der Rest des Muse, subscapul.
und teres min. von dem Gewachse so durchsetzt, dass diese
Muskeln zugleich mit letzterem berauspraparirt und ausgerot-
tet werden mussten. Ausserdem fanden sich in der Wund-
fläche noch mehrere kleine, etwa erbsengrosse, dunkelgcfärbte
Geschwülste, welche sämmtlich ausgeschnitten wurden. Es
trat sehr bedeutende Eiterung ood wassersficbtige Anschwd-
lung des ganzen Armes ein. Als jedoch Pat. am 7. Mai ent-
lassen wurde, war die ganze tiefe Wunde ausgefüllt, geachlo^-
8^0 und bis auf eine oberflächliche, ungefähr 1" iaoge, we-
nige Linien breite, schön roth aussehende, graoulireode SteUf
fest vernarbt. Das Oedem war ganz verschwunden , die Be>
wegungen des Armes waren nur sehr wenig mehr gehindert.
Schon Ende Sommers kam Pat. wieder mit einem fast
fuustgrossen Gewächse. Häuslicher Verhältnisse halber koonte
er sich damals nicht operiren lassen', sondern kehrte erst aa-
fangs Winters ins Spital zurück. Jetzt war die Geschwulst
so gross , dass nur durch Exarticulatioo des Oberarmes mit
gleichzeitfger Wegnahme des Schulterblattes eine gänzlidie
Ausrottung derselben möglich gewesen wäre. Eine der Ge-
schwulste war bis zum Platzeu gespannt und so scbmerzbaft,
dass man durch einen Einstich mit dem Bistouri u. Enüeenuii
einer grossen Menge rothbräunlicber und gelblicher gallert-
äbnlicber Flüssigkeit Erleichterung verscbaß'en musste. Auch
diessmal konnte Pat. nicht gleich da bleiben. Während ui-
ncs Aufenthalts in derHeiraatb yergrösserten sich die Gewachse
immer mehr und es gesellte sich Entzündung der sie decien-
den Haut hinzu. Der bis dahin immer noch kräftige Mami
verlor allmiilig sein blühendes Aussehen.
Am 1. Febr. 1852 trat er wieder ins Spital ein. An der
Schultergrälhe fanden sich zwei fuustgrosse, feste, pralle Ge-
schwülste. Da.4 Narbengewebe vun den zahlreichen frühen
Operationen in der Uniergrätheogrube durch eine kuglige Ge-
schwulst herrorgetrieben , ungefähr in seiner Mitte (da wo
früher der Einstich gemacht worden) eine groscbengrosae
Stelle geschwürig zerstört. Aus dieser Oefl'nung entleerte sicfc
beim Druck eine bräunliche, gallertige Flüssigkeit. Die Haat
der linken Schutter bräunlich -bläulich gefärbt, an einigea
vorragenden Stellen verdünnt und aufgeschürft. Die linke
Schultergegend bedeutend angeschwollen, zwischen Acromroa
und Clavicula ein rundlicher, fester Körper von der Grösse
eines mittlem Borsdorfer Apfels. Der ganze linke Arm siaii
angeschwollen, sehr schwer; Reissen darin und dadorcb
Schlaflosigkeit. Das Allgemeinbefinden ist sonst noch gut,
das Aussehen des Pat. jedoch nicht mehr so frisch u. blühend
als früher. — Wegen der weit vorgeschrittenen Verderhniss
der Haut in der Umgegend der kranken Schulter wurde von
einer nochmaligen Operation abgestanden, u. man beschränkte
sich auf sorgfältige Pflege, gute Kost, Reinlichkeit, häufigea
Verbandwechsel. Die Aftermassen oberhalb des Schulterblat-
tes wuchsen immer mehr, der Sal'leverlust war sehr bedeo-
tend, die brandige Zerstörung der Haut am Röcken schritt
unaufhaltsam vor. Decubitus am linken Ellenbogen u. Kreuz,
erschöpfende Durchfälle und Oedem der linken untern Eitrc-
mität gesellten sich hinzu. Am 25. Febr. stellten sieb heftiger
Durst und erschöpfende Schweisse ein, bis Pat. unter bedea-
tendera Verfall der Kräfte am 29. Febr. starb.
Untersuchung der GetchwüUte. Bei der am 8. Febr.
1850 (nach dem 2. Recidive) vorgenommenen Punction der
Geschwulst entleerten sich einige Unzen einer ziemlich dickes,
rolhbraunen , mit zahlreichen kleinen , gallertartig durcb-
scheinenden Körnern durchsetzten Flüssigkeit. Die Galleii-
körner bestanden aus einer klaren, hyalinen Grundsubstanz,
in welche Zellen eingelagert waren , theils einzeln, theils za
mehrern aneinander gedrängt, manche blass, feingrau, gra-
nulirt und kernhaltig, andere klarer und mit Fettmoleküleo
neben dem Kerne versehen. In der Flüssigkeit selbst schwam-
men ähnliche Zellen , wie die in den Gallertkörnern , zom
Theil verschrumpft und zerfallend , frei herum. Auf Essig-
säurezusatz entstanden starke, fadenförmige, sich zusammen-
ziehende, unter dem Mikroskope faserig- streifig erscheinende
Niederschläge u. auch nach Zusatz anderer Reagentien erwies
sich dii! Identität dieser Substanz mit Schleim (Mucin). —
Die einige Tage später exstirpirle Geschwulst bezeichnet V. als
ein „knorpetartiges Sarcom;** es bestand grössten theils aai
einer der Slructur nach dem Knorpel gleichen Substanz. An
ihrer Innern Oberfläche zerfloss dieae Masse zu einer dicken, ^
dem flüssigen SchleimstofTe vollkommen analogen Palpe;
nach aussen aber wurde die Intercellularsubslans faserig, die
Hohlräume gingen durch Fettmetamorpbose anter und es
y. CAiirargie, OplHbalvol^^if u. Olialrik.
W
MM wktot em «icliles, 4iMMt Bjnafgewebe Obng. «DI«
Airii(w# /nt^rc^iMißrnkbtißm liefert Mm Moch^ kein
Chondrin, sondern wies sieh ßls eine feste Proteinsulh
stanz aus, Bs ist also hier zuerst beim Menschen eine
dem Knorptl morphologisch durchaus gleiche Substanz
mim chmmiseh «on ihm total di/fbrent aufgefimden, so ude
dießüdmg dßs flifs^igen Schleimsioffes durch die Kr-
toeichung derselben erwiesen."
i) Die urspröD^Ucbe , priniäjre Geschwulst bestebi en$
2 grussen , onregetinassige Henrorragungen zcigeDd«D Sacken,
welcbe zu beiden Seileo des Schulterblattes liegen und durch
dasselbe trindarcb in Verbindung stehen. Der äussere (hin-
lere) , ifln grössteo Durohm. nngeßhr 2" breite und 1 V,"
hohe Spdk jsitst mit etwas engerer Basis auf dem Knochen auf.
Seine Fiuile ist überall mit den umgebenden Theilen dicht
verwachsen, derb, weisslich, fibrös, nach aussen hin dunner
qd4 «neben , an der Basis dicker und ebener. Der innere
(vordere) Sack ist «ehr Sadi, der vordem ScbuUerblattOäche
»nltegMid, aber von liemlicb demselben Oue)rdurchm.> wie
der äussere. Da^sejbe gilt von seiner Hülle , welcbe aber an
einzelnen Stellen selbst knöchern hart ist. Beide Säcke com-
Dftonldren durch eine feine Oeffoung miteinander; da, wo sie
dem KflQcben anliegea, ist ewe knorplig -knochige, einige
Linien dicke Schc^wand von un regelmässiger Oberfläche io
ibuD eingesetzt. — Die innere Flache des vordem Sacke»
überzieht eine verschieden dicke, weichere, durchscheinende,
knerplig-gaHertartige Schicht, die theiis glatt und glänzend,
Ibcils rauii (saoimet mooeartig) ist, tbeils endlich und
AU den meialea Stellen gröbere , zottige , bald kleinere ua4
einfach rundliche, bald bis Vs" laos^) init kolbigen Anschwel-
luDgen versehene und verästelte Bildungen zeigt; endlich fin-
den skh grSssere, weisstiche, fibröse Baiken, Netze, nnvoil-
Jionimeac Scheidewände 4ind Leisten, die wieder von Oeffnun*
fcn dgrdibrocAeA sind und zu beiden Seiten ähnliche Höcker
und Zotten tragen. An inehrern Stellen , wo die Balken und
Leisten die Cystenwand berühren , sind kleine Knochenstuck-
chen eingesprengt. An der Basis der Geschwulst ist der Kno-
chen stellenweise rauh, ohne Periost und zeigt in kleinen
Lfldfcen den obcngen. ibntiobe, knorplig-gatlertartige Höcker-
chcn. Am kiMefn Ömfaage 4at die Wand ^er fSescbwulst
sehr di<;k .«q4 ^^ S aul .^ew J^orehsobaitte ai«ht man zaliU
xelche, dicht zusammengedrängte Höhlungen mit fibrösen^,
von Höckerchen und Zotten besetzten Scheidewänden. Manche
jener Höhlangen sind ganz geschlossen und isoHrt, andere
^erubvcB sich gegenseklg , andere comrauniciren bald dm>(di
lei^ei», bald dwch gröbere Oeflbu^gen der Wand — so das«
es wahrscheinlich Ist, dass der grosse Sack durch die Co9r
fluen» zahlreicher kleiner Höhlen nach Auflösung ihrer
9FSnde entstand, — Die Membran des hintern Sackes ist
■sah aussen hia fibrös, ziemlich dünn und homogen; an ihrer
innem Fläche givoeyientheUs hüglig, mammelonirt, theiis
ranzlig und balkig , theiis fein netzförmig mit Hervorragungen
und Vertiefungen (letzten Resten früher cystoider Bildungen),
stettenweise auch hier mit einem moosartigen Anfluge bedeckt,
oder mit grossen , deriien Leisten , die Knochenstuckohea in
ihrer Aasia irf^n nad partiell zerstörten Cystenwänden aage-
höreo.. Nach der Basis der Geschwulst hin wird die cystoide
BescbafTenbeit der Wand noch deutlicher. — Das Periost ist
rings um die Geschwulst Innig mit dem Knochen verwachsen
«ad iLooehi^a Ferts&Uc ragen von ihm ia jenes und in die
<GesebwiiIsl ae)|«t hwein^ wodurch letztere an einzelnen $4eli-
lea eipe knöeberne Basis erhält.. In das (Gewebe des jungen
sowohl als alten Knochens sind verschieden grosse Gallertkör-
oer eingesprengt. Nach alle dem aber wird es wahrscheinlich,
dass die ^ieeckumUt mU der Entwicklung zahlreicher,
MUfnar ffetdß, smoßhl im Xnoehm^ als im Periost
beginnt.
2) Die reci4ive Geschwulst vom 13. Febr. 18(^0 stand
■trgends mit dem Knochen im Znsammenhange , war überall
mK den Weicfatheilen eng verwachsen und zeigte keine Kno-
chenstflcke. tbre Wand ist dicker, ebenfalls weiaslicb sehnig,
immer matt, mit einer durchscheinenden , knorplig -gallert-
artigen Lage Obenogen, welche theiis wulstig ist, theiis dicke,
MaL iaittbb. Bd. iO. «M. t.
bis V«" isog«« kotbtge, ästige, mU kevlenCoRnigen Anschwel-
IW9eaJ»e9etztePapiUarwueberapgen zeigt. X>te obenbeschrysr
bpnenQallertkörner waren also abgelöste Stücke von der
die ff^and der Cyste bedeckenden Substanz^ Die Wand
der Geschwulst war an den meisten Stellen nicht einfach,
sondern zwischen den fibröeen , zum Theil sklerosirten Lagen
des sie juisammeasetzenden Bindegewebea ^den sich zahl-
reiche , meist flache , linsenförmige Einsprengungen von
Vi — i'" Dicke u. 3—4'" Länge, die theiis einen erweich-
ten Inhalt zeigten, thcrils noch feste, durchscheinende, knorp-
lig aussehende Massen umschlossen. — Hier finden sich also
zuerst kleine Cysten mit noch solidem Bau vor dem Sta-
dium der Erweichung.
3) In den folgenden Becidiven zeigten sich mehrfache,
kleinere, theiis isolirte, theiis gruppirte und confluente Cysten
in den Wetchtheilen. Da, wo sie dichter zusammenlagen,
waren die Scheidewände sehr dinn and theiiwsise seboa
durchlöchert.
4) Bei der Nekroskopie fand man die b inlern und seH-
li1^hen Theile der Bippea und latercostalnMiakeln bloegelegt o.
zum Theil ziemlich stark angefressen ; an verschiedenen Stel-
len Senkungskanäle. Von der Scapula waren kaum noch die
Obern zwei Dritttheile vorhanden. Der obere Rand und die
Incisur waren mehr ausgebuchtet und etwas verdünnt. Die
Foasa iufraspioata war sehr uneben u. höckerig, der Knochen
seiltet sehr verdünnt u. in einer schiefen, von etwa 1" unter
dem Condylus nach dem hintern Ende der Spina laufenden
Linie abgeschnitten. Am letztgen. Orte hatte eine vom Kno-
chen ausgebende, cystoide Bildung denselben zerstört. An
der heschrieienen Linie endete der Knochen mit zugeschärf-
tem, ungleicbmässig ausgefresseoem Rande, an dessen vorde-
rer Fläche sich Osteophytmassen fanden. An dieser Fläche
lag lose ein mit dem Knochen nur durch häutige Fetzen, aber
mit den Weicbtfaeilen zusammenhängendes, 17s" breites und
'/f" liohes Knochenatück, an dessen unterem Umfange gleich-
falls ein grosses Cystoid mit zottigen Wucherungen sass. —
Von der Schulterblattgegend aus verbreiteten sich überall hin
zahlreiche, zum Theil sehr grosse, bald isolirte, bald dicht
gedrängte und confluirende Cysten. Eine grosse Gruppe der-
selben erfüllte die Gegend der alten Narbe und reichte von da
gegen die untere Nackengegend bis an die Wirbelsäule ; eine
dieser Cysten war apfelgross und innen ganz mit reiclien Vege^
tationen besetzt. Eine aodere Gruppe. reichte vor der Scapula
von der Acbselgegend bis in die Hals- und Nackenmuskeln ;
sie bildete eine 5 — 6" lange, 2 — 2V2" i™ Ourchm. hal-
lende, aus walluuss-, apfel-*bi6 kindsfanstgrossen Cysten
bestehende Kette. Letztere hatten unvollkommene Scheide-
wände ; die Waodungen der äussern waren ziemlich glatt und
rein , die der iniiern bestanden ganz aus fetzigen , fungösen
und papillären Wucherungen der gallertig-knorpligen Substanz.
Die Wand war dick, fibrös; in ihr und um die Cysten fanden
sich neue, kleinere Productionen. Eine dritte Gruppe endlich
breitete sich, sowohl zwischen den Muskeln als dicht am
Knochen, von der Axillargegend auf den Oberarm, hauptsäch-
lich dessen hintere u. äussere Seite aus. Die einzelnen Säcke
waren bis ganseigross. Der Oberarmknocfaen selbst war frei
bis auf eine V>" höbe, an der Basis 1" breite jExostose aa
seinem vordem Umfange nahe dem Kopfe ; ^\m^ bildete die
Grundlage eines grossen nach unten sich ausbreitenden Cy-
atoids. — Alle andern Theile waren frei von analogen Neu-
bildungen. — Die benachbarten Muskeln waren in einem
Zustande grosser Hyperämie; die Zahl dar Kerne in ihren
Primitivbflndeln war zum Theil sehr bedeutend vermehrt.
Der Entwicklungsgang der genannten Neubildung
ist dem des Eiersiockeolloids sehr ähnlich. ^^Es
entstehen zuerst ganz klef'ne Mveoien, gebildet von
einer festen, fihrösen Kapsei und einem seUden,
gallertartigen fnhak. Diese vergrössem sich durch
Zunahme des Inhaltes ^ der central erweicht, zu
einer schleiMigeM Masse zerfliessi und eine Cyste
10
74
V. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik.
constiiuirL fFo sich mehrere solche Cysten heruhn
refit verdickt sich ihre ff^and , lost sich endUch an
einer oder mehrem Stellen auf; die Cysten con-
ftuiren, H^ährend nun immer neue Cysten nach-
wachsen und die alten sich immer weiter verdös-
Sern, bildet sich das zusammengesetzte Cystoid mit
einem einzigen oder mehr er n grossen, zuweilen
sehr einfach erscheinenden Säcken.**
Es wurde oben gesagt» dass im Innern jedes
Sackes eine morphologisch dem Knorpel gleiche Sub-
stanz vorkam. An den meisten Stellen aber trat die
klare , gallertartige Grundmasse dicht bis an die Zel-
len, die in Aushöhlungen jener lagen, und nur an
einzelnen Orten fanden sich besondere dickwandige
Begrenzungen der Zellen. Weitaus am hilu6gsten
war kein sichtbarer Zwischenraum zwischen den run-
den, sehr blassen, kernhaltigen Zellen und der Inter-
cellularsubstanz. Letztere wurde von aussen nach
innen allmälig weicher, leicht kOrnig u. durch Essigs.
dunkler , die Zellen unregelmässig , welk , gerunzelt
und gefaltet ; an andern Orten war die Zwischensub-
stanz faserig, unregelmässig netzförmig oder einfach
streifig, die Zellen waren undeutlicher und mit Pett-
kOrnchen versehen; zuletzt zerflossen Zellen und
Intercellularsubstanz zu der schleimigen Flüssigkeit.
Von innen nach aussen dagegen wurde die Zwischen-
substanz streifig, faserig, statt deutlicher Zellen sah
man kleinere mit Fettmolekttlen erfüllte Räume, bis
zuletzt nur die faserige Intercellularsubstanz tibrig
blieb.
Was die Genese der Cysten anlangt , so entste-
hen , analog der Bildung des Knochens aus dem Pe-
riost, an einer fibrösen, das Ganze umschliessenden,
gerjsshaltigen Membran, dem Pericystium, weichere,
knorpelartige Schichten, wie sie sich vom Periost aus
bilden, während diese beim Knochen verkalken, ver-
wandeln sie sich hier in eine schleimige Masse. An
den grössern Cysten konnte man die innere knorpel-
artige Masse und das Pericystium leicht von einander
scheiden. Auf Verticalschnilten der dicken Wand der
jüngsten, noch soliden Cysten sah man ganz nach
aussen ein derbes , fibröses Gewebe mit dicken , fast
homogen aussehenden , glänzenden , parallel verlau-
fenden u. häufig anastomosirenden Balken. Zwischen
diesen fanden sich lange, schmale, lichte Zwischen-
räume von spindelförmiger Form , in denen nach Es-
sigsäurezusatz lange, schmale, meist pfriemenförmige
und einfache, zuweilen mehr rundliche ü. mehrfache
Kerne sichtbar wurden. Man hatte also hier das Bild
des sklerotischen Bindegewebes: feine Bindegewebs-
kOrperchen (Zellen) mit einer hornhautartigen Zwi-
schenmasse (Intercellularsubstanz). An einzelnen
Stellen lagen zwischen weichern und mehr gelblichen
Balken mit einem gelblichen , körnigen Pigmente er-
füllte Zellenräume. — Weiter nach innen folgte eine
Schicht mit schmälern, feinfaserigen, etwas matt aus-
sehenden Balken, deren Zellräume ungleich grösser
waren. Nach Essigsäurezusalz sah man deutlich in
den Zwischenräumen der balkigen Grundsubstanz
wirkliche Zellen mit granulirtem Inhalte, ein- o4er
mehrfachem Kerne. -^ Noch weiter nach innen hin
sah man verschiedene BiMungsvorgänge. An einzel-
nen Stellen sah man in weithin reichenden, longitu-
dinellen Lagern ein^ ziemlich feinkuglige Mai^se, die
sich nach Essigsäurezusalz aus einer verschiedenen,
meist sehr grossen Menge kleiner, runder, starkgra-
nulirler Kerne zusammengesetzt zeigte; man konnte
sich so überzeugen, dass die grossen Lager aus einer
endogenen Wucherung der Kerne der präexistirendeo
Bindegewebskörperchen hervorgegangen seien. Ad
andern Stellen mit mehr parallelem Balkeaverlaufe
sah man verschieden zahlreiche Einsprengungen von
Fett' in die mehr oder weniger deutlichen Bindege-
webskörperchen. (Die Bedeutung dieser FetlköracheD
lässt' V. vor der Hand unentschieden.) Endlich fanden
sich kleine, wirklich knorpelartige Herde , gleichfalls
von fibrösen, longitudinalen Lagen umschlossen. Ao
einzelnen Stellen lagen nämlich Haufen von 8 — 12,
den Knorpelzellen gleichen Elementen, von einer ge-
meinschaftlichen, rundlich-länglichen Hülle umschlos-
sen: also endogene Bildungen in einer Mutterzelle.
Die Mutterzellen lagen bald nahe aneinander, bald
berührten sie sich fast. Andere Male fanden sieb
kleinere kernhaltige Zellen ohne deutliche Begren-
zungshaut. Stets aber bildeten diese Theile die zo-
sammenhängende knorpelartige Lage, die sowohl den
Inhalt kleinerer, als den Innern Ueberzug grösserer
Cysten bildete.
Nach alle dem setzt V. die Ausgangspunkte der ^
Erkrankung in die Bindegewebskörperchen und
betrachtet Hie ganze cystoide Formation als das
Resultat endogener fFucherung von diesem Aus-
gangspunkte aus. Im Innern des Knochens selbst
entwickelte sich die Masse wahrscheinlich aus den
Knochen körperchen : wenigstens fehlte überall, wo
die Geschwulst in den Knochen eingrilT, das fibröse
Pericystium. — Die Genesis des Cystoids ist demnach
folgende: ,,die kaum noch als Zellen nachweisbaren
Körperchen eines fibrösen Bindegewebes, in denen
man zuerst längliche, einfache Kerne wahrnimmt,
vergrössern sich und es zeigen sich in den Spaltöff-
nungen der balkigen Intercellularsubstanz wieder
deutliche Zellen , an einigen Stellen mit vielen Fett-
körnchen, an andern mit Pigmentkörnern erfüllt.
Während die Intercellularsubstanz weicher und nach-
giebiger wird , vergrössern sich die Zellen , sie wer-
den breiter, ihre Kerne beginnen zu wuchern und an
einigen Punkten bilden sich länglich- rundliche Herde
mit zahllosen Kernen. Dieser Kernwucherung folgt
die endogene Zellenbildung und es entstehen rund-
liche, anfangs kleine, später grössere, blasse Zellen
mit einfachen , zum Tlieil wieder mehrfaehen Kernen
und Kernkörperchen. So beginnt ein deutlich al-
veolärer Typus durch die herdweise Anhäufung
endogener Kerne und Zellen in Maschennetzen des
auseinander gedrängten Balkengewebes.**
Die Genese der knorpelarligen, hyalinen Intercel-
lularsubstanz konnte Vf. vorläufig noch nicht erörtern.
V. Gbinirgie, Ophlhalmologie u. Otiatrik.
75
Diess ist auch vor der Hand niebt wichtig; wohl
aber ist es von grosser Bedeutuog, dass man im vor-
liegenden Falle kein Stadium der Exsudation und der
freien Zellenbildung aus interstitiellem Blastem anzu-
Dehmen braucht» dass vielmehr nnr endogene Proli-
feraUon, fFuekerung bestehender Theiie aus paren»
ekymaiösemp im Gewebseiemente aufgenommenem
Exsudat, also atis InhaUsblaslem vorhanden ist.
Diess Resultat ist von der grössten Wichtigkeit » um
so mehr, da Vf. in einer künftigen Arbeit darzulegen
verspricht , dass auch andere Neubildungen und Ge-
scbwulstformen , besonders die krebsigen , sarkoma-
tOsen und tuberkulösen, in vielen Fallen aus wuchern-
den Proliferationen normaler Gebilde, vorzüglich der
von ihm aufgestellten BindegewebskOrpnrcben, deut-
lich abzuleiten sind.
Die Klasse von Geschwülsten anlangend, zu denen
unser Cystoid zu rechnen ist, so möchte esV. vor
der Hand als eine besondere VarielUt der Enchon-
drome bezeichnen.
Praktisch wichtig ist die grosse Rccidivßihigkeit
einer nach der Tradition und dem Aussehen scheinbar
so gutartigen Geschwulst. Aber diese Bccidivfahig-
keil war wesentlich local (und es erklart sich hieraus
das lange Leben des Kr. , die geringe Kachexie , die
erst spät eintretende Erschöpfung) und die Recidive
folgten nicht dem Laufe der gewöhnlichen Saftströ-
roungen, sondern, ähnlich den Hautwarzen u. spitzen
Condylomen , ii. den eigentlich bösartigen Geschwül-
sten andererseits, brachen die folgenden Eruptionen
rings um den ersten Erkrankungsherd aus. Man
braucht deshalb noch keine besondere Dyskrasie' auf-
zustellen. Wenn es nämlich in den Geweben (bes.
im Knochen , Bindegewebe u. s. w.) anastomosireude,
hohle Faserzöge giebt, die aus Zellen hervorgehen u.'
innen Kerne besitzen (Knochen-, Bindegewebs-
u. 8. w. Körperchen), und die von den Gefassen her
zu den entferntem Theilen Ernährungsmalerial leiten,
— und wenn, wie in unserem Falle, sich im Innern
dieser Elemente selbst krankhafte Producte,. neue
Kerne, Zellen u. s. w. entwickeln, so können auch
d\^ mit ihnen in Verbindung stehenden Nachbarele-
mente nicht mehr ihr regelmassiges Ernahrungsmate-
rial erhalten, u. auf diese Weise wird die Erkrankung
auch der nächsten Elemente eingeleitet. „Der krank-
hafte Saft, welcher im Innern des einen Elementes
enUteht, wirkt dann katalytisch, contagiös auch auf
das nächste, anastomosireude Element; die Infection
bleibt ganz local , wenn sie auch humoral vermittelt
ist.'' Je nachdem nun jene Elemente in einer oder
mehrern Richtungen liegen und je nach der Form der
einzelnen Elemente selbst, wird auch die Erkrankung
sich nach verschiedenen Gegenden ausbreiten.
(Wagner.)
888. üeber Cysten des Halses; von Seutin.
(Presse mM. 12—15. 1853.)
Vf. QBteracheidel von' dieser auch als Struma
cyntica, Haematocele colli u. s. w. bezeichneten AfTec-
lion 3 Arten , nämlich seröse , blutige (hötnatiques)
and hämorrhagische Halscysten, welche sämmtlich
theils für sich beslehen, theils mit andern Leiden der
Schilddrüse verbunden sein und sowohl in dieser als
in dem Zellgewebe und den zahlreichen Lymphdrüsen
des Halses vorkommen können.
Die serösen Cysten enthalten ein bald helles, bald
trübes gelbliches Serum und werden von einer dön-
nen , \yeissen , durchscheinenden , glatten Membran
gebildet. Letzlere ist aber auch bisweilen uneben,
runzlig, mit einer Art Vegetationen besetzt und,
namentlich nach längerem Bestehen, von verdichtetem
Zellgewebe umgeben. Vf. behandelt sie schon seit
längerer Zeit auf folgende, dem Verfahren Larrey's
und V e 1 p e a u 's bei Hydrocele analoge Art. Nach
einer Entleerung der Geschwulst durch die Punction
wird durch den Trokar oder ^ne Kautschuksonde
(die später liegen bleibt) Jodtinctur mit 2 Th. Wasser,
wenn nöthig, wiederholt , eingespritzt. Ist dadurch
eine adhäsive Entzündung hervorgerufen , so sucht
man durch einen leichten Druck die Wände des Sackes
einander zu nähern. Sind dieselben und das umlie-
gende Zellgewehe aber hart und verdickt, so genügt
diess nicht, sondern man muss in die Geschwulst
eine hinreichende Incision machen und Charpiewieken
mtl einem beliebigen Aetzmittel (rothem Quecksilber-
oxyd) einbringen. Ist die Cyste zusammengesetzt,
fächerig, so muss jede einzelne operirt werden. Bei
diesem Verfahren bleiben meist nur kleine fibröse
Verhärtungen zurfick, die nach und nach immer mehr
schwinden ; sollten sie jedoch stationär bleiben , so
kann man versuchen, sie durch Jodsalben zur schnel-
lern Resorption zu bringen. Höchst gefährlich ist es
aben sie zu exstirpiren , da sie gemeiniglich mit der
Luftröhre , Arter. carotis und Ven. jugular. sehr fest
verwachsen und von zahlreichen Gefässen, namentlich
auch Venen , die leicht Luft einsaugen , durchzogen
sind. Auch hat sich die Erfahrung bestimmt dagegen
ausgesprochen.
Die blutigen Cysten umschliessen eine mehr dunkle,
undurchsichtige, dicke, der Chocolade od. dem Kaffee-
satz ähnliche Flüssigkeit, die offenbar nichU weiter
ist, als durch den langen Aufenthalt in der Höhle
zersetztes Blut. Ihre Wände sind meist körnig,
runzelig, ekchymosirt, von dunkelbrauner Fai:be.
Nach der Entleerung durch die Punction wird von den
Membranen eine seröse Plflssigkeit ausgeschwitzt. Nach
Vf. verlangen sie dieselbe Behandlung, wie die serö-
sen Cysten ; nur dauert wegen der Dicke der Membran
die Heilung gewöhnlich etwas länger. Regel ist es
aber, bei beiderlei Cysten so frühzeitig als möglich
zu operiren. — Vf. theilt einige Kra^nkengeschichten
von serösen und blutigen Cysten mit , darunter auch
eine, wo in Folge einer falschen Diagnose die Exstir-
pation mit glücklichem Erfolge von ihm gemacht
wurde.
Der Inhalt der hämorrhagischen Cysten ist fast
derselbe wie in den blutigen , doch unterscheiden sie
sich von diesen und den serösen wesentlich dadurch.
T«
V. Ghirui^te» OphOiabitoIdgie u. OtiAtrik^
daM nach ihrer O^ffnvng ein anhaltender aikfangs
schwinlieher, apxter rotber Blutei'goaa erl^kgl, wek
ober Yon allen Punhten der Oberflache zu bdmmei
siihetnt und eine wirkliche Anämie des Kc beHingeR
kflii». Fer^4lr ist die Innenfliche der HOble dudkel
gefärbt, zottig» sammetarttg und wird von einer mehr
oder weniger dicken, sehr gefässreichen Membran
ausgekleidet, die dem erectilen Gewebe ähnelt. Es
nfifnen sich aber keine freien Arterien oder Venen in
das Innere der Cysten, sondern die zahlreichen Ge-
lasse ihrer Wände lassen das Blut an der Oberfläche
aberall durchschwitzen [?]. Die Behandlung dieser
Cysten unterscheidet sich von der der vorhergehenden
eigentlich nur durch die grössere Starke und Inten-
sität bei Anwendung des obigen Verrahrens, indem
hier ausser der Ohliteration des Sackes durch Ver-
klehung seiner Wunde auch noch eine 2. Indication
vorliegt , nifmiich die höchst gefährliche Blutung so-
fort zu stillen. Nach der Function comprimirt Vf.
die Geschwulst in dem Maasse, als die Flüssigkeit
sich entleert u. bevor noch das Blut Zeit gehabt hat,
sicli wieder zu ersetzen , injicirt er reine oder wenig
verdünnte Jodtinctur, schliesst die Kanüle, neigt den
Kr. etwas, damit die Injection überall die Wände
hinreichend treffe und nachdem so die Blutung nach-
gelassen hat, ersetzt er die Kanüle des Trokar durch
eine Gummiröhre, weiche mit einem Bande um den
Bals befestigt und hermetisch verschlossen wird. Sie
soll durch ihr Liegenbleiben hauptsächlich lüiitzün-
düng hervorrufen , wozu sie auch wirklich bisweilen
allein ausreicht. Hat sich nach 1 oder 2 Tagen in
der Höhle der Geschwulst ein Blutgerinnsel und an
den Wänden derselben Entzündung gebildet, so sucht
man mittels der Gummisonde oder eines Stileis diese
Blutcoagula zu zerreissen u. sie dutch Massiren durch
die Oeffnung der Kanüle herauszubefördern [I]. Hat
späterbin der Eiter zu grosse Flocken , so erweitert
man mit dem Bistouri auf einer Hohlsonde die Oefl'-
nung und geht mit dem kleinen Finger ein , um die
Blutcoagula und anhängenden Flocken zu trennen.
Bei einer ernenten Blutung wird wieder Jodtinktur
oder Solut. lapid. infern, eingespritzt. Ist die Etit^
Zündung in gewünschtem Maasse erreicht und zeigt
sich zwischen der Haut und den Wänden def Cyste
eine deutliehe Verwachsung — was aber nie vor doift
8. oder 10. Tage eintritt — , so entfernt man die
Kanüle. Eine neue Blutung ist nun nicht mehr zu
fürchten, da die Gefässe durch die Entzündung öbli^
terirt oder verengt sind und die Höhle mit plastischer
Lymphe ausgekleidet ist. Man macht laue Irtjectionen
und verschafiX dem Eiter durch Offenerhalten der klei'-
nen Wunde gehörigen Ausfluss. Ist die Cyste hin-
reichend verkleinert und verhärtet, so lässt man die
Wunde zuheilen. Vf. nnterwirfl hierauf noch die
Operationamethoden Slromeyer's nnd Bontiet*s
eitler Birengea Kritik und erzählt 5 üach seiner M^
thode glücklich operirte Falle.
Ztr DiagoOBe der Geachwülate am Htilae und der
Cysten im Beaondern hat man alleitial ein« Pl^obv**
puHoüon ZQ Ilachen. Bei Goiii|»lictlioii der Cysten
mit wirkUeheoi Kropf, d. h. Hy|pertrtphie def SckiUk
drifoe m«88 man sich ebaoao wie bei dep fihrOMB
TitiDoren , wekhe na«li ObMleratiMi d«ir CyaWn »>^
rückbleiben, jedes oiperalive» EmfitfA e»UialieM,
ausser wenn etwa Synploln» real GeMmoMifMlioa
ader Eratickang densdkvH dringend giabvel^n. Aach
hterz«! ein Paar EeobnebtitogeD«
(0. Mtr4tDi.>
88». Uebar CjgtiD im okem tni nrittltn
Tkeile des Haltet? van Dr. VeriteuiL (Arcb.
g«n. F^vr. et Avril lt580
Vf. theilt seine Forschungen über gewisse im der
Nähe des Zungenbeins vorkommende Cysten in zwei
Abschnitte. Zuerst behandelt er die abgesarkten
Geschwülste dieser Gegend, wie sie von den Autoren
beschrieben werden, nnd theilt einige neoe von ibin
beobachtete Varietäten mit; im 2. Theile bespriclil
er die anatomischen Bedingungen , unter denen diese
krankhaften Producte zu Stande konMneik.
I. Royer ervrvhnt ztierst das Vork^rmmen eines
alrgesackten, mit gelblicher, klebriger Ftflssigteii ge-
füllten Tumors zwischen Zungenbein nnd Sthildknof-
pel hinler den MM. thyreo^hyoid. und snbcufaii. colli,
ohne jedoch näher auf den Ursprutig desseHien einzii*
gehen. Einen gleieheti Fall theilt ttognett« ans
Dnpuytren's Klinik niit; die Entleerung des dick-
liehen Inhalten der nach 3 Richtungen sieb aasbrei-
tenden , orangengrössen Oeschvi^olst Verschaffle den
Kr. sofort üte Stimme nnd freie RespiratioB wieder
und führte später zu vollkommener Heilting. Vi dal
glaubt die Entstehung der von Boyer beschriebenea
Cysten einer abnormen Erweitenihg des Scbildknoi^
pelschleiUibeutels (B 6 c 1 a r d) tuschreiben zu mfissen.
Voillemier operirte eine unter dem ff. tbyreo-
hyoideus gelegene Cyste i eine längliche am udtern
Rande des Os liyoid. bcfindtiefae »ah er in einem dii-
rtirg. Mnseutn ; er verlegt den Sitz derselben in die
BatiB synovialis hyo'^-thyi'eoidea. ff61aton*s An-
srcln über den Ursprung dieser Afflectioii, Welche er
mit del* RaHnIa vergleieht (grenoniHette sons^ltyoT-
dientfe), beruht reiH auf Hypothese : erdenkt *«
eine eystenbrlige Erweiterung einiger StfhIeitnfofKkel
in der Nähe der Epiglottis nach vom. ^^ Ans allen
diesen Fällen ergiebt sich äit Existenz einer getrissen
Art von Cysten am obern Halstheile, die tnit^den
Zungenbeine , unter und hinter welchem sie liegen,
id constantem 'Zusammenhange stehen , ihre tiefere
Lage unterseheidtit sie von Oeschwillsten im suben-
taneu Schleimbeutel des Schildknorpels, ibrBescIirankt-
sein auf die Regio sub-hyoidea von der sogen. Rannla.
Ihr Inhalt ist kitehhg gallertartig; sie belästigen den
Kr. in der Regel n\ir durch die Deforttiitit. Vf. be^
zeicbtiel sie der Kürze halber als „Cysten von
Boy er.'* — Rouget erzählt einen Fall von einer
opeHrieh Halscyste , welche an deilSelb^tt Stdie sich
befand, wie die eben beschriebenen, in ihrem lonehi
jedeefa zahlreiche EpitheliabeHen «nd €MiKtnM*in-
krystnlle neben ein^r «nbedeutendta Meng« Fett ntt*
V« Gkiruvgie» OphtfuiliiloUgie n. Otiatnk.
TT
hMu -^ Bwe eiftniiOflilich»' Yätitin ?o* Halscyslett
beekioktete Vf. tm der Laiche eine« •rwachsetiei»
Mannes. Rei der anatomischen DaralaW^nf dtr vor*
der« HaUgpgend nSnilich ergab sieb eine belrJIclilliche
▲aachweUttog an der Zuagenhasis oberhalb de» Os
l^yoid. » welche nach unten auf dem obern Rande der
MM« genio-hyohh aaas, eben de^jpegen die Mtt* gepio'-
glosai aiiseioander gedrängt hatte; hinten war sie
durch eine Art Stiel mit dem ohera ttande und der
vordem Fliehe des Zungen betniOrpera fest verwachs
sen, aomerden aber von sehr lockerem Zellgewebe
amgoben. Durch eine Ineiaion fiel diese Cyste zu-
saanmen und entleerte eine klare, hlassrölhliche,
dttone nassigkeit; sie zeigte einen fächerigen Bau;
an der Innenfiache der Wände jedoch , welche aus
verdichtetem Zellgewebe bestanden , keine Spur von
Epitheliom. Die Entstehung dieses serösen Sacke»
erklart sich Vf. aus dem Vorhandensein zweier knö-
cherner Fortsätze an dem sonst glatten obern Rande
des Zungenbeittkörpers. — - Ausser den angefahrten
Varietäten können an der vordem obern Hafagegend
aneh Cysten vorkommen , welche in krankhaft verlfn-
derten Lymphdrflsen (Velpeau) oder fiautroniköln
ihren Uri^prang haben.
II. Die bisherige Ungewisshek aber den eigent-
lichen Sitz der Halscysten ist zum Theil Schuld der
pathologischen Anatomie, zum Theil aber durch die
divergirenden Ansichten bedingt worden» welche man
über die Aetiologie der Cysten im Allgemeinen hat.
VL erkennt einen doppelten Ursprung der Cysten an :
entweder ans Drüsen oder aus Zellgewebe, Letzte-
res bildet mter gewissen normalen oder zuDftligen
Verhältnissen sogen. Bursas serosae^ welche leicht
der Sitz einer Wasseransammlung werden können*
Das anatomische Messer weist nun in der Nahe des
Zungenbeins eine FerlSngerung der Schilddrüse
nach« so wie drei Bursae serosae,
ikr 1. di«aer Scbletaibeutel ist subcutan und be«-
ßnd^t sich Über dem vdratehenden Winkel des Schild*'
knM-peb (Bursa serosa ante-thyreMea subcwtOr-
nea)^ Bilolard erwähnt ihn zuerst, jedoch nur
kura und vorflbergebend , ebenso fast alle AMores
nach ihai; nor M» Hubersoh« welcher diese Bursa
als cottsiant annimmt, und Veipeau geben eine
etwas spreieUere Beschreibung. Vf. eelbat fand ein
sehr Iffokeres und leichtbewegliches Zellgewebe, das
in 2 Fallen (untef 8 — SO) sehr wette Maschen hatte
und nur ein Mal , bei einem alten Manne mit sehr
hervortretendem und ausgebildetem Kehlkopfe, eine
deutliche unregelmasäige , aber ziemlich weite Höh-
lung zeigte.
Den 2* Schleimbeutel nennt Vf. Bursa serosa
pr^ofiada suhkyidea (e* ikyreo-kyoidea). Derselbe
istvatn einigen Autoren gar nicht, von andern n«r
UBvollkommea erkannt worden, obschon er, mehr
oder weniger entwickelt, Int sieCs vorhanden ist* Er
ist in der Mehraahl der Fllle doppelt, da er durch
die Mibungen ^nlBl«fat, welche die obern Ränder der
beidaA 8ohildblior|i«lpl«ttea gtfen den nnler n Rand
M»d ^ innere FUlche des Zungenbeins auatthen. Rfeaa
aweir ZeHgewebataacben aind ia Allgemeinen 2 ClaHr^
baeh uild t Ctnir. breit,, ihre verlical von vorn nach
htnlen gehende Sehetdawand ist meist ziemlieh stark;
biswaüeo fehlt aie aber auch ganz , so daae dann dia
beiden Bohlen frft mit einander cotnmunietren. Nach
oben ist die Bursa durch den Ansatz des Lig, hya**
thyreoid. an das Zungenbein befestigt; die vordere
Wand wird oben durch die hintere Flache des Zun-
genbeiOs ,, weiter unten durch die Cervicalaponeurose
und die MM. cleido-hyoid. gebildet, die hintere Wand
durch das Lig. hyo-thyreoid. Nach aussen reicht die
Höhlung gewöhnlich bis an den vordem Rand dea M.
hyo-thyreoid. Der Schleimbeutel ist beim Manne
starker entwickelt als beim Weibe; seine Wände sind
meistenlheila glatt und ausser am Zungenbeine und
Lig. hyo-thyreoid. leicht zu isoliren. Es ist aus die-
sen anatomischen Angaben ersichtlich , dass die all-
matig entstehenden Ansammlungen im Innern der
Cyste schon bedeutend sein können, bevor ausserlich
eine betrachtlichere Anschwellung sich herstellt: die
Oeschwttlat wird sich vorz. nach nnten rnid aussen in
dem lockern Zeltgewiebe ansbreifen. Ihre VergrOsse*
rung gegen die Mund- und Racheohöbie hin ist bes.
durch dit Ligg. hya • thyreoid. , kyo - epigloltic. und
•glosso-epiglottic. (Laut h) fast ganz unmöglich ge^
macht worden. Die von Beyer beschriebenen Cyaten
sind höchst wahracheinlich nichts anderes als Hy-
dropsien der Bursae serös, thyreo^yoid. Eine radi-
cale Heilung dieser Cysten ist sehr schwer zu errei-
chen ; sie bleiben entweder nach der Operation fistu-
lös oder machen Recidive«
Einen 3. Schleimbeutel, Bursa serosa supror
hyoidea, statuirt Vf. in dem oben von ihm mitgetheil-
ten Falle einer neuen Varietät von Halscysten. Die
Zellf^ewebshöhle ist aber im normalen Zustande nicht
vorhanden ; jedoch ist ihr Entstehen durch die Rich-
tung derBflndel der MM. genio-glossi zu dem Zungen-
beine und die durch, die Bewegungen der Zange am
obern freieu Rande des Os hyoid. nothwendige Rei-
bung leicht zu erklären , zumal wenn der Rnochen-
raod nicht glatt und frei von Rauhigkeiten ist. Sie
liegt dann in der Dicke der Zungenwurzel selbst, tlber
dem obern Rande des Os hyoid., zwischen den hin-
tern Ansatzpunkten der MM. genio-hyoid. und genio-
glossi.
In dem Folgenden stellt Vf. der Hypothese N6-
1 8 1 0 n *s , betr« der Vergrösserang der ZangendrOsen
unter derZungen-Kehldecbelschleimhaut, einige wich«
tige auf die genauere Anatomie dieser Gegend begrin*
deie Einworfe entgegen ; könnten sieh wirklich Cy-
sten in diesen DrCfaten bilden , so wäre durch die Art
ihrer Auabreitung, Symptome u. s. w. eine Verweche-
luog mit den „Cysten von Roy er'' wohl ganz on-
möglicb. Auch in dem lookern, weitmaschigen,
submmfaötea Zellgewebe seitlich der Zunge und des
Kelildeckels können sich böchstwahrscheiiilicb gröe-
sere Taaohen und Wasseransammlungen bilden , ob*
sehoa keina epeeiallaii paihelogischeB Beobaish&mic^
78
V. Chirurgie/ Ophthalmologie u. Otiatrik.
bieM)er bekannt sind. Ein von Vf. bei einem erwach-
senen Manne beobachteter Fall von abnormer Erwei-
terung des einen Ventricui. laryng. (welche bei ge-
wissen Thieren lu den Normalitüten gehört) bot na-
mentlich durch denUmfang des Schleimhautdivertikels
und die Lange und Engigkeit des Stieles grosses In-
teresse.
Die anatomischen Details Über den dritten Lap-
pen der Schilddrüse^ pyramis [cornu medium] , ent-
lehnt Vr. der Beschreibung Cruveilhier's u. fügt
nur hinzu, dass er ein Mal eine Verlüngernng bis zum
Zungenbeine, in einem andern Falle eine wirkliche
kropfarlige Erweiterung dieses Appendix gefuniien
habe. Die Frage, ob derselbe der Sitz von Cysten
werden kOnne, muss Vf. bejahen; die grosse Anzahl
von Epithelialzellen in dem oben erwähnten Falle
Rouge t*s bestimmten ihn namentlich zu dieser An-
nahme; durch eine directe Beobachtung Cruveil-
hier*s von nussgrossen Cysten in dem Gewebe der
Pyramide selbst ist sie' vollkommen bestätigt worden.
Cystenbildung in den wenigen Lymphdrüsen der
vordem und obern üalsgegend (V e I p e a u) ist sehr
selten beobachtet worden.
Die Wahl des Operationsverfahrens, ob Exstirpa-
tion , Injectionen , Haarseil u. s. w. muss sich in
jedem einzelnen Falle vor Allem nach der Art u. dem
Sitze der Halscyste richten und ist es daher höchst
wichtig, sich hierüber die möglichste Gewissheit zu
verschaffen. (0. Martin i.)
890. neber Hlmatocele oder BIntcysten des
Halses ; von M i c h a u x. (Gaz. des Höp. 33. 35 u.
36. 1853.)
' Unter dem unpassenden Namen Haematocele colli
beschreibt Vf. weitläufig Cysten am Halse, die anstatt
mit Colloidmasse oder mit Serum, mit venösem, ar-
teriellem oder verderbtem Blute gefaHt sind, die nach
dem Ablassen des Blutes sich aufs Neue mit Blut fül-
len , BlutflUsse verursachen , oder in Entzündung,
Vereiterung übergehen und leicht Pyämie veranlassen.
Er findet diese Cysten nirgends erwähnt und will
deshalb die Aufmerksamkeit auf sie lenken. Seine
Beobachtungen sind an 5 Individuen von verschiede-
nem Alter gemacht worden. In 2 Fällen war der
Sitz der Cyste in der Thyreoideal-Drüse, in 2 andern
Fallen dicht unter dem Proc. mastoideus und im 5.
seitlich am Halse unter dem Winkel des Unterkiefers
gelegen. Die Grösse variirte zwischen der einer
V\rallnu8s und eines Hühnereies. Das Blut der Cysten
war meist dunkel, flüssig, venös, in einem Falle wie
verderbt , in einem andern hellroth wie arterielles
BluL Nach der Function der Cyste , die in 3 Fallen
vorgenommen worden war, füllten sich dieselben
rasch aufs Neue mit Blut, welches flockig war und
coagulirte Nassen absetzte. Bei Spaltung der Cysten
erfolgte copiöse Blutung, man erkannte deutlich, dass
man einen Cystensack vor sich habe , der weder im
Innern gesichert war, noch spongiöse [?] oder paren-
chymatöse Masse enthielt ; die Blutung musste den*
nach aus an der Innern Gystenwand offenen Geftu-
mllndungen kommen.
Vf. unterscheidet die Haematocele colli vom Cy-
stenkropfe , weil die Blutcysten auch anderwärts an
Halse vorkommen können und nicht allein is der
Gland. thyr. Der parenchymatöse Kropf S tromeyer'i
soll der Blutung halber , die er beim Oeffnen veroN
sacht, den Blutcy.sten noch am ähnlichsten sein, sich
aber durch den parenchymatösen Inhalt nnterectiei-
den. Ueber das Zustandekommen der BloicystCB
kann Vf. zu keiner befriedigenden Ansicht kommen;
er hält sie jedoch für ein wichtiges Leiden , da sie in
einigen Fallen durch den Druck, den sie auf die Ufl-
röhre ausübten , Athemnolh bedingten und in einen
Falle durch Eiterung nach der Spaltung Pyämie und
Tod bewirkten.
Die vom Vf. vorgeschlagene Behandluogsweise ist
folgende. Sitzen die Blutcysten in der Thyreoidea,
so sollen sie nicht eher operativ angegriffen werden,
als bis sie durch Druck auf die Luftröhre zu belusti-
gen anfangen. An andern Stellen des Halses kann
man zur operativen Behandlung schreiten, sobald
man sich deutlich von dem Vorhandensein einer fluc-
tuirenden Geschwulst überzeugt hat. Man beginnt
mit dem Einstechen eines Explorationstrokars, ISsst
das Blut ab und injicirt sofort eine Jodlösong; tDlll
dessenungeachtet die Cyste sich rasch wieder mit ■,
Blut , oder kann das dickliche Blut nicht aus der
engen Trokarröhre abfliessen , so muss man die Be j
deckungen über der Cyste einschneiden , die Cysten-
wand biosiegen und ,dann ihrer ganzen Länge nach
spalten. Folgt der Spaltung heftige Blutung, so muis
der Cystenbalg tamponirt werden, und wenn es geht,
bringt man noch directe Compression an , bei missi-
ger Blutung legt man blos eine Charpiewieke ein nod
macht kalte Umschläge. Coagulirte, der innern Wan-
dung anhängende Massen, mUssen vor der Tampoaade
entfernt werden. Die ersten 5 Tage nach der Ope-
ration sind gefahrvoll wegen der Erneuerang der
Blutung mit Beginn der reactiven Entzündung. Sobald
die Fieberhewegungen nachlassen und ein gutartig«
Eiter abgesondert wird, kann man die Abstossasg
des Sackes und Obliteration erwarten ; bei reichlicher
Eiterung müssen die Patienten mehrmals täglich ve^
bunden werden ; wird der Eiter dttnn und ichorös,
so müssen . schleunig Jodinjectionen vorgenommeB
werden.
[Wenn Vf. meint, die Blutcysten überhaupt no<i
insbesondere die Blutcysten am Halse wären bisher
den Chirurgen unbekannt geblieben, so ist er im Irr-
thum. Schon die altern Schriftsteller führen an, dass
die Lupiae zuweilen -Blut enthielten und beim Eröff-
nen copiöse Blutungen verursachten. Die Schrill-
steller über CystenkrOpfe erwähnen fast alle, dass
die Cysten zuweilen eine sanguinolente dünnere oder
dickere Flüssigkeit enthielten. Den Bemerkungen
Vfs. fehlt alle pathologisch- anatomische Grundlage;
in dem einen Falle , wo die Hämatooele todtlich ab-
V* Chirurgie» Ophlhalmologie u. OtiatriL
79
lief» wurde die Section nichl geslattet und in d«ii
andere Flllen bat er mikroskopische und chemische
ÜDlersucbungeQ des Gysteninhalles und der £ysleD-
iMraodungen unterlassen. In den Fallen, wo die Blut-
cysle in der Thyreoidealdrase sass, gehl aus der Be-
merkung, dass die Drttse dberhaupl hypertrophisch
f^ewesen sei, hervor, dass es sich um einen einfachen
Gyslenkropf gehandelt habe, bei welchem wahrschein-
lich mehrere Cysten vorhanden waren, und nur die
eine durch ihre besondere Entwicklung und den Blut-
inbalt die Aufmerksamkeit auf sich zog. In dem einen
Falle war zweifelsohne ein parenchymatöser Gyslen-
kropf (Stromey er) vorhanden, denn es wurden in
dem Cystenbalge dicke , locker anhängende , flockige
Massen gefunden, deren Untersuchung wahrscheinlich
erweichtes hypertrophisches Drttsengewebe geliefert
hatte. Die andern Blutcysten aber, die ausserhalb
der Gland. thyr. vorkamen, waren gewiss nichts
Anderes, als einfache seröse Cysten, deren innere
Wandung durch Entzündung, Auflagerung, Vascula-
risation und Zerreissung der neugebildeten Gef^sse,
sich mit Blut geltllll hatte, ein Vorgang, der nament-
lich nach mechanischen Ursachen , nach Druck und
Quetschung von Cysten mehrfach beobachtet wor-
den ist.] (Streubel.)
891. Aneurysma der Art facialis; von J.
Benoit und Matt ei. (Rev. ih^r. du Midi. Janv. et
P6vr. 1853.)
I. Eid l^Ddinaon , 54 J. alt , von lympbatiscb-biliösem
Temperam^ote uDd guter CoDstitalioo , hatu als Kiod auf der
rechten Wange eioeo Naevus gehabt , der -«ich spater wieder
verlor; in. seinem 2tf. J. ebendaselbst eioeo* bedeuteodeD
Abacess , der sieb nach iooeo durch deo Muod und bald dar-
auf auch oacb ausseo offoete. Als dieser oacb 8 Moo. ziem-
lieh geheilt war, eotwickelte sich ao der oämlicbeo Stelle eioe
weiche, schmerzlose pulsireode Geschwulst, die 26 y. bio-
durch die Grösse eioer Maodel behielt und daoo erst io Folge
einer übermässigen AnstreoguDg antiog sich bedeutend zu ver-
größern. Bei der Aufoabme des Pat. , d. 20. Sept. 1852,
nahm die konische Geschwulst fast die ganze Gesichtshälfte
ein, mit eioem Umfaoge too 35 Ctrotr. ao der Basis u. eioer
Höbe voD 7 Ctmtr. Sie war von normaler Haut fiberkleidet,
weich, fluctuirend und pulsirte isochronisch mit den Arterien.
Compressioo der rechten Carotis hob diese Pulsation vollkom-
men auf, gleichzeitiger Druck mit der Hand auf die Geschwulst
brachte diese fast grössteotbeils zum Verschwinden ; eotferote
mao aber rasch die Hand , während die Circuiatioo durch die
Carotis noch uoterbrocben blieb , so gewaoo die Geschwulst
aagenblicklich ihr früheres Volumen wieder, — ein Umstand,
der auf roaooigfaitige Gommuoicatiooen zwischen der Hohle
des Aneurysma und den benachbarten Arterien schliessen
iiess. Legte man einen Finger auf die Spitze der Geschwulst
ond den aodero im Moode gegen die Mitte der Basis, so
konnte man die Höhle zusammendrucken ond hatte das Ge-
fUbl, als ob ein einziger Sack sich durch Annäherung seiner
Wände seines flussigen lobaltes eotleerte. Das gaoze Arte-
rie'osyatem war bei dem Pat. stark entwickelt uod namentlich
in der rechten Gesichtshälfte durchgängig bedeutend erweitert ;
die Veoeo nur ao wenigen Stellen etwas varikös. Weder die
aufgelegten Fioger , ooch das Stethoskop liesseo ausser deo
Pulsschlägen io der Geschwulst eio besooderes Geräusch eot-
deckeo. Die eiozige Beschwerde, die Pat. von seinem Uebel
empfundeo hatte , bestand in einem plötzlichen Blutandrange
nach der rechten Augeogegeod , so oft als er sich bückte. —
Benoit beabsichtigte anfangs Comprestion und Galvano-
jnmetur gleichzeitig anzuwenden. Als sich aber am 28. Sept.
auf der Spitze der Geschwolst eio schwarzer Pookt, der etwas
Blut hervorsickern Hess , uod eio deutliches Bauseheo an der
ürspniogsstelle der Art facia^ zeigte uod der Compressloos-
apparat ooch nicht fertig war , eotscbloss tt sich bei der dro-
henden Gefahr ohne denselben zu operiren. Die Electro-
puDctur worde ooch denselbeo Abend mit einer ziemlich kräf-
tigen Bunsen'schen Säule vorgenommen. Ais nach 20 Mio.,
unter den unerträglichsten Schmerzen des Kranken , trotz der
sorgfältigsten Unterbrechung der Circolution in der Geschwulst
diese nicht die geringste Aenderung zeigte, wurde von dfer
Galvanopuoctur abgestanden und deo folgeodeo Tag die ün^
terhindung der Carotis commun, dextra ohne besondere
Schwierigkeiten gemacht. Nach Zoscbourung des Fadens
stand diQ Pulsation der Geschwulst. Diese selbst wurde in
ihrem ganzen Umfange vermittels Leinwandläppcben (mit Col-
lodium getränkt) und Binden coroprimirt. Die ersten Tage
nach der Operation heftiger Husten in Folge einer Broochitis ;
etwas Schmerz io der Wunde ; Gefühl und Bewegung unge-
stört, ebenso Gehör und Gesicht; wegen des vollen u. starken
Pulses 2 Aderlässe. Am 10. Oct. fällt bei dem Verbände die
mit Collodium imbibirte Leinwand von selbst ab. Die Ge-
schwulst ist bis zur Grösse einer Nuss eingesunken, ziemlich
hart im Centrum , durch die Losstossung des Schorfs eine
Wunde von der Grösse eines Francstockes; weder auf der
Oberfläche, ooch in den umliegenden Arterien Pulsation ; die
Art. facial. zu einem dichten, kootigeo Strange umgewandelt.
Einfacher Verband , erneuerte Compression. Am 22. Tage
nach der Operation Abstossung des Fadens. Anfangs Novem-
ber zeigen sich ao einer umschriebeoeo Stelle des frdhem Tu-
mor tiefe ood ^ehr schwache Pulsationen , welche aber auf
eine etwas stärkere Compression verschwinden. Wiederholte
Blutungen aus der fistulös gewordenen Wunde bestimmen B.
am 14. Nov. zur Anwendung des Glülieisens; die hierdurch
bedingte schwache Häoiorrhagie steht unmittelbar nach Com-
pression der AA. labiales. Verband wie vorher. Am 25. Nov.
(58, T. nach der Operation) konnte die Heilung bis auf ein
kleines Loch, das sich immer mehr verkleinerte, als vollendet
aogeseben werden und der Kr. wurde auf seinen Wunsch eot-
lasseo. Spätere Nachrichten von seinem frühern Arzte be-
stätigen die vollständige Heilung.
II. Ein 28jähr. gesunder Schuhmacher von lymphatisch-
nervösem Temperamente bekam im J. 1848 ohne bekaoote
Ursache am uotern Theile der linken Wange eine kleine Ver-
härtung , welche binnen 3 Jahren die Grösse einer Nuss er-
reichte. Sie lag zwischen dem hintern o. deo beideo vordem
Drittelo de^ Uoterkieferrandes, war von etwas gerötb^ter Haut
bedeckt, auf defb Knochen leicbt beweglich, auf Druck wenig
schmei-zbaft, ohne Hei-vorragongen , ohne Pulsation und Fluc-
tuation , etwas elastisch , Iiess aber keine Art von Geräusch
io ihrem Innern erkennen. Trotz der ungewissen Diagnose
und ohne vorherige Probepunctiun schritt Mattei auf den
Wunsch des Kr. am 10. Jan. 1851 zur Entfernung des Tumor.
Compression der Art. facial., Schnitt parallel mit dem Unter-
kieferrande auf die Geschwulst durch UaTUt und Zellgewebe ;
bei der Trennung der Adhäsionen der Wundränder von dem
Periost stellt sich die Unmöglichkeit heraus , die Geschwulst
voD der Arterie zu isoliren , welche sie in ihrer ganzen Dicke
durchzieht; starke Blutung; man sucht vergebens nach, Ab-
tragung der Geschwulst das untere Ende der Arterie, welches
allein spritzt, au fassen. Vf. eotschliesst sich daher nach
kurzer Ueberlcgung zur fortgesetzten Compression der Arterie
in der Schnittwunde selbst, zumal schon ein leichter Finger-
druck die Blutung aufzuhalten vermag, mittels eines durch
Compressen und Binden auf die bloteode Stelle befestigten
Cliarpieballeos. Die Uotersucbuog des Tumor ergiebt con-.
ceotrische FaserstufTschichten mit einem mehr der hintern
Wand anliegenden Kanal zum Durchgang des Blutes. Der
Kr. vertrug den starken Druck anfangs oicbt , weshalb deo
ersteo Abend damit ein wenig nachgelassen werden musste;
doch blieb der Verband bis zum 4. Tage liegen. Nach 4 Wo-
chen war die Wunde vollkommen geheilt; die für einige Zeit
etwas gehinderte Beweglichkeit des Unterkiefers war nach
einem Jahre wieder normal. — Vf. meint, dass, wenn man
auch das Aneurysma von vom herein erkannt bitte, die Com-
80
f. Chinirgi«, OpWiataHlogie ii. Oliatrik.
preMioB doch imoier das bwte MHM ^mreMm Ǥre , die Ar-
terie lor OMiterutioB zn lyriBgen . (O.M«rCiDl.)
892. Bie Gastrostomie nucii s 6 d i 1 1 o t.
Im iaii 1846 ttbersendele S^dillol v«b Strasc-
barg der Acad^mie des aciences eine AbfaandluDg
p,8ur la gaslroslomie (istuleuse'S in welcher er fOr
jene hiicJi|[r»digen Fälle von Terengerung der Speise^
f^^kre, wo den Nakritogsmiltelo der Weg lun Magen
ganz versperrt ial, eine neue Operation^sweis« vor-
schlug, bestehend in der operativen Anlegung einer
FÄstelaflraung des Magens, durch welche die'^pei/eu
Miufii der genUgendet Ernährung eingnfiUu'l werden
sollt«n. Im November desselben iahres sdiiekle S.
eine zweite Abhandlung aber denseU)en (2e{^enstand
«ip, die 90cb ausfUhrlicliier die operative {ürftOiiujiig
^ee Magern als ralioneH darzustellea versvchle und
in welcher der Vf. alle Chirurgen aufTorderle, in den
entsprechenden Fallen die Gastrostomie als einziges
Mittel der LebensverJftngerung aiiszufMhren. S. brachte
liigtMle GrUnde zur Yertheidigung und Empfehlung
der Gastrostomie vor.
1) Die undurchdringliehe Verengerung der Spei-
seröhre führt sicher zu einem qualvollen Tode, wen«
es nicht gelingt, der Ernährung, welcher der normale
Weg durdb dieselbe verschlossen i»t, einen andern
ztt erOilbeo.
2) Sobald die Stricluren der Speiserühre sich
unmer mehr verengern, ioimer gr0»»ere^ Beschwerlich
vnd Schmerzen beim Schlingen irerursaehen , so sind
die Rr. , denen ihr schrecklicher Tod lebhaft vor
Augen steht, entschlossen, sich jeder noch so schmerz-
haften und gefiUirliehen 4lehaiidlung oder Operation
zu unterwerfen. Leroyd'ßliolles zwängte einem
solchen Kr. einen elfenbeinernen Ring in die Veren-
geruog» welcher die fürchterlichsten Schmerzen ver-
ursaeiite , eich festklemiii4e u. d«ircii Oesophagotooie
entfernt werden musste. Taranget öffnete bei
einem andern die Speiserühre unterlialt) der Striclur,
fiUirte durch eine eingelegte Röhre die Nabrungsmit-
toi in den Magen und verUngerte dadurch das Leben
desselben noch um 16 Monate. Sind jedoch die
Slricturen, wie in der Mehrzahl der fälle, in gleicher
Hdhe mit der Glavicula, so kann die Oesophagotomie
unlerhath der Sirictur uicht genineht werden.
3) Die ErdCTiiunjg des Magens ist das einzige Mit-
tel eine« Weg zur Einfüiu-ung der I^ahruBgaiiiillel
herzustellen, ß I e n d 1 o t schnitt bei^seinen Eiperi-
meuten Über Verdauung lebenden Hunden den Magen
ein und naicbdeui sich die Wunde in eine Fislel ver-
/wandfili hatte , >braf hie er iltunk diese die Naiwuntgs-
miltel ein und erhielt die Hunde am Leben, iüe
Gastrostomie ist dieselbe. Operation. Obgleich die
EröffouAigun des Magens schon wegen der n olh wen-
diges. Verleliueg des fitfMciifeils gefährliche Operaiio^
nen sind, so können «ie doch ganz wolil heilen , wie
mehrere Fälle zeigen , wo der Magen zufällig verletzt
oder wo dersellie behuts der Eilraciian eines fremden
lüurpevs eiageaeluuiUiB NTurde. Eb^mo z^i^en die
Beispiele tod naeh Megeoverletsonf^en surOckbleiW»-
den FieteiOffnuDgen , dem dadurch «weder dat Leben,
neeh die Gesundheit mfegrtffisn wurde, weiiii aurh
die Fittel einen Theil dea Mageninhaltes aufsfliesM«
fiess. bie GaHrostemie ist demnach eine i>ei tndiea-
lio vilaUs gerechtfertigte Operation.
4) Wenn man entgegnet, die Verdauung der
durch den oeöffneten Magen eingebrachten flalirungs-
mittel raUsse nolhwendig mangelhaft sein, da die
Maslication und Insalivation fehle, so weisen scIiad
ilie ThierexperimejUe diese Entgegagii^ zurück. Pliy-
siologisrh ist erwiesen, dass der Speichel zur Ver
dauung wenig beiträgt und eben npr dazu dieal,~ die
trocknen Nahrungsmittel in eine zum Ifinterschluckea
günstige Form zu bringen; das Kaueq Gndet bei
(lüssigeu und breiigen Nahrungsmitteln so nidlit Stall
und man hat nur dafür zu sorgen , die Speisen nacli
der Gastrostomie in einem solchen Znstande in dea
Magen zu bringen, wie diess nach dem K^uen und
Einspeicheln geschieht.
im J. 1849 erhielt S. die Gelef^nhe^t eeioe pre-
poairte und eifrig vertheidigie Operaiion a« eine«
Lebf^ndeo aufzuführen (Gaz. de Strasb. 13. 1849.)
Bsgbiotkt, I. Ein 52jähr. Fleischer , bei welchen sick
seit 1 J. eine Verengung der Speiseröhre entwickelt hatte ood
80 weit gediehen war, daas er nur noch darcb lUystire .ernährt
werden konnte and bereits den äussersten Grad der Entkräf-
-tung erreicht hatte, wurde zti Anfang des N^v. in das Hospital
aurgenommen. Da ausser den von der Scfiwicbe berrökren-
den krankhaften Symptomen keine andern Unregelmassigkeitea
Bu MiCdecken wvea, wurde die Operation am Morgan des IS.
Nov. vorgenoniiuen. Nachdem der Kr. duroh Cblorofom kt-
iaubt worden war, mach4« S. zueral einen 6 Ct«tr. fangen
KreuEScbof4t'der Hairt nach tinks dic4i4 unterhalb derSpiCse
des Proc. ztpboideua ; die EtHräckgeschlafenen HanHappsn
ifwrde« durch Haken auseinander gehaften. Hieranf sdinitt
S. vorsichtig den M. reetus mit seinen häutigen DmhOHaDgeB
durchs wonach eüie kleine spritzende Arterie onterboiden
werden musste , hob das Bauclifeil mit einer fincette in die
fldhe und schnitt es ein. Bei der ErMTnung de« SanchfeHes
drang Luft ein ; S. zog mit einem Haken das Netz ans dem
Grunde der Wunde in die Höh« und entwickelte langsam die
▼ordere Fläche des Magens, punctirle sodann die vordere
Magenwand in der Mitte und fuhrt« in die Oeffnung eine eigen-
tbdmlich constroirte karze'Caiiaie ein, welche die Magenwmdc
. an der Bauchwunde fliirt erhalten sollte. Die Canöle bestand
aus 2 NalbriooBii mit VoraprGngen ; nach der Einbringung der
ttalbrianei) hitdeten diese eine ftohre, I« welche eine oft
einem Stöpsel versehene dicke Guromisonde gelegt wurde.
Nachdem die gefiannien InsinimeiHe mit Fäden befestigt wor-
den waren reponirte S. den Mögen , wobei dieser tief in den
fiauch sank und die Caa«lo nach sich zog; die Wunde wurde
mit Flanell bedeckt. Nach einigen Stunden spritite S. in
mebrem Absätzen lauwarme iMrbnerbrOhe hl den Magen ; die
kijeoiion floss som Theil mit gröoer Galle gemischt wieder
ab. Der Kr. «cMief bis Mitternacht, dann (ing er an raGbsan
an athmcn , die Haut wurde beiss und trocken , der Mi
scMug iOO Mal in der Minute , Unrst 4var nicht vorbaodea,
eine inji«irte Gummilösung Mieb im Magen. Gegen Horgeii
klagte Fat. über hf^aige Leibschmerzen, der Athem wnide
immer kOrztr, der Pols immer kleiner, ^ie Estremit&ten er-
kaJteVea , im 7 Ohr erfolgte der Tod. — M der Seotiw.
wurde etwas rötMiches Serum tn der BaucfahöMe gcfanden,
die Wunde des Bauchfelles war mit einem ekehymotiscben
Kreise umgeben , das Ne<z war 4eicht gerölbet und mit Blut-
punk(«R gespreiYkeh. Die Magenwuode lag der Cardia siemlieh
nahe, war gleichfalls von extravasirtem Blute umgeheo, in
Mügen «nthieJt Ma Graun, -eioer grOnliehen l^l^sigkeit. Die
V. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik.
dl
Leber war ziemlich volaminds, die Gallenblase aafgetriebeo
von däDDRQniger grfloücher Galle. Die Gedarrae waren zq-
sammengetallen u. nur das S romanuni enthielt einige weiche
Fäces. Lungen Iiypostatisrh / Herz schlaff, blutleer. —
Am Oesophagus, entsprechend der Hohe der 6. Rippe, zeigte
sich eine weisslicbe, harte, ovale, Vjt* lange, und IV«"
breite Geschwalst, über welcher der Oesophagus taschenför-
mig erweitert war , und welche in der Mitte von einem ganz
dünnen Kanal durchbohrt wurde. Die Geschwulst umgab den
linken pneumogastrischen Nerv , ihr Gewebe %a'r hart , resi-
stent , an einzelnen Stellen mit kleinen Höhlen versehen , die
ölrge Flüssigkeit enthielten; die Schleimhaut oberhalb und
nnlerfaalb der Geschwulst war gefaltet; die mikroskopische
Untersuchung ergab die Elemente des Epitbelialkrebses.
lieber die Todesursache waren die Meiouugen
getheilt, der Cinfliiss des Chloroforms, die grosse
Schwache, die Comprcssion des Pneumngaslricus
wurde angeschuldigt; S. gliiukle das Eindringen der
Luft in die Bauchhöhle und der grosse Reiz hierbei
auf den so geschwächten Kr. habe den Tod bewirkt,
Doch ehe die verlireilele Peritonitis zum Ausbruch
gekommen sei. S. war ferner der Ueberzeugung, die
Operation müsse noch vervollkommt werden, man
mttsse künftighin die Magenwunde durch Suturen fest
mit der Bauchwand verbinden und einige Tage lang
sich aller Injectionen in den Magen enthalten, auch
dann nur lanffsam und vorsichtig die Function dieses
Organs wieder anzufachen suchen. — Zu Anfang
dieaes Jahres halle S. eine neue Gelegenheil, die
neue verbesserle Gaslroslomie auszuführen (Gaz. de
Slrasb. 3. 1853).
ßeobacht. IL Den 18. Jan. wurde ein 58jahr. Fuhi^
mann in das Hospital aufgenommen , der an einer undurch-
dringlicbea Strictur des Oesophagus unterhalb des Kehlkopfes
litt, im Üebrigen aber dieselben Symptome wie der vorige
darbot. S. machte am Morgen d. 20. Jan. die Operation in
folgender Weise. Die Haut linkerseits vom Froc. xiphoideus
wurde kreuzförmig durchscbnitlen, dann der M. rect. mit sei-
nen Aponeurosen getrennt u. das Bauchfell biosgelegt ; durch
einen queren Einschnitt des Bauchfelles führte S. sofort den
Zeigefinger ein , leitete über diesem eine Pincette mit abge-
rundeten Spitzen in die Bauchhöhle , packte die vordere Ha-
genwand und zog sie nach aussen. Beim Einschneiden des
Baoebfeilea drang unter zischendem Geräusch einige Luft in
die Baucfaböble. Das vorgezogene Stück der vordem Hagen-
wandy welches eine bläuliebe Farbe hatte, wurde mit 6 Sutu-
ren, die nur den Bauchfellöberzug und die Muskelhaut des
Magens fassten, an die Bauchwunde geheftet, so daSs das be-
festigte Stack des Magens wie eine Hernie vorlag ; die Eröff-
onog des Magens wurde verschoben, bis sich genQgende Adhä-
renzen mit der Bauchwand würden hergestellt haben, die
Wunde wurde mit Flanell bedeckt. 11/4 Std. nach der Ope-
ration wurde der Operirte von heftigem Husten befallen , bei
welchem die vorgelagerte Magenpartie sich ia die Bauchhöhle
zuräckzog ; S. fosste abermals mit der Assalini'scben Pincette
daa zurückgezogene Magenstück , zog es hervor , schnitt die
Suturen , die nicht alle ausgerissen waren , durch und fixirte
Ober untergelegter Leinwand die zugeschraubte Pincette,
welche jetzt bis zur Gangrinescenz des gefassten Magenstucks
liegen bleiben sollte. Am folgenden Tage stellte sich Fieber
ein , die Baucbwunde fing an sich zu entzünden, der Kr. be-
, kam Diarrhöe ; es wurden Blutegel um die Bauchwunde appli-
cirt und Klystire von Stirkemehl mit Opium gegeben. In den
folgenden Tagen musste mit den Klystiren fortgefahren wer-
den, auch war die nochmalige Anwendung einiger Blutegel
nöthig. Den 25. Jan. hatte sich ein Brandschorf an dem
vorliegenden Magenstücke gebildet, die Pincette u. der Schorf
wurden entfernt , da sich Adhärenzen hergestellt hatten ; ans
Med. Jakrkk. Bd. SO. Hfl. 1.
der Magenöffnung floss eine grünlich gefBlrbte Flüssigkeit ab ;
der Leib war nicht aufgetrieben und schien nur in der Umge-
gend der Wunde schmerzhaft. S. spritzte verdünnten Wein
und Fleischbrühe mehrmals des Tages ein ; es wurde eine
Sonde eingelegt und am äussern Ende mit einem Stöpsel ver-
schlossen. Trotz der Injectionen klagte Pat. fortwährend
über Hunger. Den 27. Jan. stellte sich in der Nacht Fieber-
bewegung ein , die bauchwunde liess einiges Blut abfliessen.
Den 28. Jan. wurde der Puls fadenförmig, der Kr. bekam
Frost, seine Gesichtezuge drückten die grösste Erschlaffung
aus; er starb den 30. Jan.,' 10 Tage nach der Operation. —
Die Section zeigte eitrige Peritonitis^ in der Bauchhöhle be-
fand sich Eiter, das Netz war mit den Därmen, die Därme
unter sich locker exsudativ verklebt. Die mit der Baucbwand
fest zusammenhängende Magenwunde war 2 Ctmtr. breit und
1 Ctmtr. lang. An der Bauchwunde sassen noch einige bran-
dige kleine Fetzen. Die Leber war vergrössert, die Gallen-
blase aufgetrieben von dünnflüssiger Galle. Die Lungen zeig-
ten Adhärenzen , Spuren alter Tuberkeln und Oedem. Das
Herz schlaff, die Milz aufgetrieben. Der Oesophagus war vom
6. Halswirbel an 3" abwärts in eine resistente, spindelför-
mige Geschwulst verwandelt; die Geschwulst bestand aus
einem obern geräumigen und untern sehr engen Ringe , zwi-
scheil welchen ein Blindsack lag. Im Innern bot der Blind-
sack das Bild eines krebsigen Geschwüres , wie auch die mi-
kroskopische Untersuchung die Krebselemente nachwies. Die
Magenöffnung befand sich fast genau in der Mitte der vordem
Magenwand ; die innere Fläche ' des Magens war durchaus
normal.
Aus diesem ebenfalls unglücklich abgelaufenen-
Opera lionsfall zieht S. für fernere Operationen weilere
Belehrung. Dass die Gastrostomie so gut wie die
Unierbindung des Endstücks der Aorta nach A. C 0 0-
'per u. die Exslirpalion de.s Uterus nach R e c a m i e r
gerechtfertigt sei , hall S. fUr gewiss. Schon dass
der Operirle 10 Tage leble gilt S. für einen Beweis
der bereils verbesserten Operalionsweise. Künftighin
will er , um das exlrahirle Stück der vordem Magen-
wand fest zu flxiren und dessen brandige Verwach-,
sung einzuleiten , dieses an seiner Basis mit einem
Elfenbeinstifle durchbohren, nachdem das Magenslttck
vorher durch einen entsprechend geräumigen Ring
gezogen ist; der Slifl, der die Hagenwand zweimal
durchbohrt hat, wird mil seinen freien Enden den
Ring überragen und diesen in der Umgebung der
Bauchwunde andrücken ; sobald Adhärenzen sich ge-
bildet haben werden , kann man den Slift exlrahiren
und das herniöse MagenslUck , welches nicht brandig
werden wird [?] , incidiren. Die Ernährung durch
Injectionen will er ersl den 9. od. 10. Tag beginnen.
[Wir erlauben uns hier Folgendes hinzuzufügen.
Die Gründe , die S. für die Zulässigkeit der Gaslro-
slomie beigej)rachl hal, sind nicht genügend. Dass
der Chirurg , . wie S. sagt , bei einem qualvollen Zu-
slande des Pal. nicht mUssig zusehen dürfe, sobald
er noch Mittel in den Händen habe, Hülfe zu schaffen,
ist richtig; ob aber die Gaslroslomie ein solches
bülfreiches Nillei sei , ist eben der fragliche Punkt,
den S. voreilig entschieden hal. Dass die mil uo-
duixhdringlichen Slricluren der Speiserühre behafte-
ten kr. , die den Hungertod vor Augen sehen , sich
willig jedweder vorgeschlagenen Operalion unterzie-
hen, giehl dem Chirurgen keine Berechtigung, eine
unnütze Operation zu vollziehen. Dass nach zufiilli-
11
m
V. Chirargie» O^tbii«iolo|^e n. Otiatrik.
gen Verwtttidungen des Magens bei Menschen odier
nath Icttnsllichen VerleUifngeti bei Hnndep Fisteln tn
Slande gekommen sind , welche die Gesundheil nicht
wesentlich beeinträchtigten, auch die Einführung von
Speisen beJitffs der Grn}fhrung gestatteten , gfebt nar
den Beleg, dass Magenwanden nicht absoint tndllich
sind , dass bei Magentisteln die Ernährung nicht we-
sentlich zu leiden braucht; ob man aber deswegen
bei undurchdringlicher Verschliessung der Speiseröhre
berechtigt sei,- die Gastrostomie vorzunehmen, iist
dadurch hiebt bewiesen. Glücklich abgelaufene Thier-
experimente darf man nicht zu hoch anschlagen ; Ma-
genwundeti bei Menschen sind so geHibrltche Ver-
letztmgen, dass sie ehedem für absolut lOdtlich
gehalten wurden und dass D e I p e c h noch die Eröff-
nung des Magens behufs der Exlraclion eines einge-
idrtingenen fremden Körpers, als eilte nothwendig
tÖdt'Hche Operation verwarf; bei sfehr geschwächten
und heruntergekommenen Patienten ist abgesehen von
der Speiseröhrenverschliessung schon die blose Ga-
strostomie <eine fast regelmässig tödtlich ablaufende
Oper^tibti.
S. , von der Zweckmässigkeit seiner neuen Ope-
rationsweise überzeugt, hat gänzlich unterlassen,
die genauem Indtcationen für dieselbe festzustellen u.
Ürnal , wie die obigen Fälle nach^'eisen , unter Um-
ständen operirt , wo er das operative Eingreifen bes-
ser unterlassen haben wtfrde. Bei den beiden ope-
rirten Persotien ergab die Seclion Krebs des Oeso-
phagus in seinem untern Drilltheile und sie Waren
demnach dem Tode nothwendig verfallen, die Gastro-
stomie konnte nichts nützen und das traurige qual-
volle Leben höchstens um ein paar Tage verlängern.
Der Arzt halte hier nur die Aufgabe den Tod möglichst
zu erleichtern (durqh Narcollca). "Wenn S. sich auf
die Zustimmung mehrerer Professoren zur Operation
beruft, oder darauf, dass das 'Krebsleiden sich vor
der Seclion nicht mit Bestimmtheit ermitteln lasse,
so verwerfen Wir diese Entschuldigungen, tadeln
gleichzeitig die zu Rathe gezogenen Herren und erin-
nern daran , dass das Alter der Pat. , die Entstehung
der Verengerungen von selbst und ohne alle mecha-
nische Ursache , der Sitz 4«r Verengerung und vor
Allem das die Krebsdyskrasie ziemlich sicher charak-
terisirende Aussehen (die Krebsfarbe) eine Wahr-
scbeinlichkeitsdiagnose wohl gestattete. Die Gastro-
stomie dürfte daher jedenfalls bios bei solchem un-
durchdringlichen Stricturen des Oesophagus in An-
wendung kommen können, die in-Folge von Ulceration
und Narbenoontraction nach dem Eindringen fremder
K<^er, oder nach Zerstörung der Schleimhaut nach
HJDterschlucken von ätzenden Substanzen entstanden
sind, kurz bei Stricturen, die ein rein örtliches Lei-
den darstellen. Aber selbst in solchen Fällen, wo
wir die Zulässigkeit der Gastrostomie zugeben wollen,
sind noch Klippen genug vorhanden. Wann soll man
operiren? Wenn die Strielur undurchdringlich ist;
ehe diese aber undurchdringlich wird , wird der Pal.
80 geschwächt , dass man an dem Erfolge der Opera-
tion verzweifeln muss. . Operirt man dagegen in Zei-
ten, «h« die Strictur n^ftch undorckdnngHoh gew«r4cii
'ist, st) begeht man den Fehfer, eine gefMirfid)e
Operation leichtsinniger Weise zu unternehmen, die
man durch graduelle Erweiterung, Sprengung n. s.w.
iiälle umgeben können. Also auch in den FMlen, wo
die Gastrnrstomie gerechtfertigt sein dürfte, ist «e
noch misslich genug und bietet nur die Aussicht uf
eine elende Lehensfristung. .
Wir können schlUsslicb niclit unterlassen, dar-
auf hinzuweisen , wie leicht ein tüchtiger Chirurg in
Irrlhuffl dadurch verfällt, ilass er hinter dem Studir-
tische eine Operation ersinnt und sie sofort anpreist.
Wenn man durch Nachdenken eine Operationsverbes-
serung gefunden zu haben meint, so möge man prak-
tisch den Nutzen derselben darthun und dann auf den
Erfolg gestützt die Verbesserung veröfTentlichen und
empfehlen — hätte S. seine Abhandlungen ersl nach
den unglücklich abgelaufenen Operationsfällen ge-
schrieben, so würde er iLie Gastrostomie gewiss niclit
besonders angeralhen, vielleicht selbst als unzulässig
dargestellt haben.] (S Ire übel.)
893. Deber diflftese Urininflllration; vob
Prof. Stein. (Hospilals-Meddelelser. Bd. 4. p. 497.)
Eine nolhwendige Bedingung für eine Urinivilltri-
ti<on ist eine widernatürliche Oeiliiang , an einer oder
der andern Stell« der Harnwege in Verbindung mit
einem solchen Zustande der umliegenden Theile, diss
der Urin unbehindert in das noch normale Gewebe
dringen und sich dem anatomischen Verballen des-
selben gemäss ausbreiten kann. Die VeräDdernjig
de^'Getvebes durch eine vorausgegangene Enlkflndung
und deren Folgen setzt der Ausbreitung bisweilen
eii>en so kräftigen Widerstand entgegen, dass eine
bedeutende Menge ausgetretenen Urin« lange Eeit
begrenzt bleiben kann , ttnd zwar thells wegen der
Verdichtung und der Aufhebung der normalen Zwi-
schenräume desselben, theils auch deshalb, weil
plastische Ausscbwitzungen als schotzeniie Menibpaneo
die destruirende Einwirkung des Urins auf das orga-
nische Gewebe verhindern. Grosse und scharf be-
grenzte Urina bscesse öffnen sich dann leichter durch
die äussere Haut , als dms sie sich ein«n Weg dorefa
die pallrob»gische Begrenzung bilden. Es kann jedoeh
audh ein üurchbruch durch die verhärteten und dw
Urin wie einen Sack umschliessenden Theile entst^beo
und in Folge dessen eine Uiscbung von ürininfi^lri-
tion «iid Congestronsabscess. Eine solche secimdÄte
Ausbreitmig hat aber immer einen langsamem Verlauf
und kX nicht von so destruirender Natur. Die pri-
märe Urin infiltralion ist fast immer diflfus u. entwickelt
sich oft ungemein rasch. Die Ursachen sind ««
häufigslen Rujnur der Urethra durch Verwundungen
und Exulceraeion der Schleimhaut , die nach aussen
dringen. Am tfäufigsten findet nach Vf. der ö«««*'
bruch der Urethra in der P. membr^nacea Statt w«
Stärke und-Raschheil, mit der die üriiiinfillration >"
das umliegende Gewebe erfolgt, richtet sieh nach der
Grösse der widerna^jlrlicbon Oeffbfung und «*«** "*'
Y. Cilifluvi«» OfMiabMkgie «, UMalrik.
83
B^4»«rB oder gemgefn Bjurcligftngigkail des K»nala
vor derselbea. Von weseadiohQm Binflass« iai »ber
B^fik <ier Sil! u. di« ftiebtung der P^rforalio«, so wie
daa yerschiedeiie anatomische VerbaUen ao den ver-
Bcbiedeo^p Stelle« dea Veflaufe dea HarnkanaU. —
E« giebt swei in Hinsicht ihres Sitzes , ihrer Sym^
plome und ihrer Geßihr ?erschiedene Arien der diffu-
sen Uriaiafiltratien » nämlich die iaoere» cMe in die
BeckenböKle, welche der Ausbreitung der Fascia
pelvis folgt uod selten »tark im Perinaeum hervortritt,
und die äussere, welche sich sofort im perinaeum
zeigt und von hieraus der Ausbreitung der Pusciea
dieser Regino folgt.
iHe innere di/fuse Infiitratwn. Nach(|em die
Fascia pelv. die Blase fast beileckl und die Ve:iic. se-
inioales u. Vasa deferentia eingehüllt hat, zieht sie
sich zusammen uad bildet «ine dicht aosohlieasende
Halle um die Prostata und den Blasenhals , so wie
eine feste Scheide um den hinlern Halbllieil der Pars
meoibraBacea ureüirae, welche mit der Texlur der
Harnröhre ia Verbindung steht. Wenn sich der Kanal
aber dem Schambeine nähert, um unter demselben
in den Penis Überzugehen, so OiTnet diese Scheide
sich zu einer trichterförmigen Ausdehnung u. verlassl
die überfliche der Urethra, welche nun mit den
Cawpec'scben DrQsen von der Fascia entblOst in der
Hoble dieses Trichters liegt. Diese trichterfbrmi^e
Ausbreitung der Fascia nach vorn heftet sich nach
otteA an das Lig. arcuätum und atüs&t aa den Seiten
an 4(|B abst?igendea Ast des Scham* uad an den auf-
sleigendea Ast des Sitzbeins; nach unten verliert sie
sieb ip die Fascia profunda periaaei. Durch diese
A^Qrdauag der Apoueurose wird der Raum zwischen
BIjLse und Mastdarm scharf begrenzt und vom Peri-
naeum abgesperrt, so dass eiae Infiltration in dieser
Gegend sieb nicht leicht einen Weg ias Beckea bahnt,
und kanpdi^ entgegengesetzte Ausbreitung auch nicht
eber staitftaden . als bis eine ganzliche Zerstörung
alle norimlea Begrenzupgen aufgehoben hat. Die
innere Infiltration entsteht leicht durch jedweden
Dufcbbrucb des hintern Theils der Pars membran.,
decselbe mag nun von der äussern oder innern Seite
au» erfolgen. Bei Sleinscbnitt im Perinaeum wird
diesfr Tbeii der HararObre immer von auswärts ge-
dflTaet ; Urininfiltratioa ealstebt aber hier selten, weil
der Urin durch die äussere Oeffnung abfliessen kann.
Die bisweilen vorkommende Urinergiessung hober
binai)f in die Beckenhohle ist secundflr und Folge
einer Entzündung um den Blasenhals, welche bald in
destructiv^ Suppuratioa übergebt, und grOsstentbeils
auf Rechnung einer im Anfange beschränkten Urinia-
filtTJitipn an diesem Theile gebracht werden kann. Beim
BilaAieralscbnitt, wo die äussere Oeffnpng weiter hin-
auf im Perinaeum liegt, tritt diese partielle Infiltration
weit häufiger ein, als beim Lateralschnitt, wo wegen
der Biohtuqg diar Wunde uad ihrer niedrigem Stelle
im Perinaeiim der Urin freier ausfliessen kann. Von
inpeo aus iKir4 der hintere Theil der P. membranacea
sebr oft dwrcb g^weltaamea und unrichtiges Katbete-
r^wren nyU ^ilt^a»- dornen Instrumente geöffnet, indem
bei unrichtiger Leitung desselben seine Spitze in dem
stumpfen Winkel sieht, welchen die Ureüira beim
Uebergange aus derVars prostatica in die P. membra-
nacea bildet. Wird das Instrument bei dieser Stellung
gewaltsam eingeführt , so kana sowohl eine Perfora-
tion der Urethra als auch der diese Stelle bekleiden-
den aponeurolischen Scheide der F. pelvis erfolge»
und dringt das Instrument dann mit grOsster Leicblig-*
keit unier die Prostata und den Blasengrund ein» so
dass es scheint als sei es in die Blase gelangt. Der
Umstand aber, dass kein Urin durch den Katheter
ausfliesst und eine Untersuchung durch den Mastdarm
ergeben, dass ein falscher Weg genommen sei. Eine
Urioinfiltration in das selilaffe Zellgewebe, welches
den Raum zwischen Blase und Mastdarm ausfüllt,
wird nun die Folge sein, was indessen vielleicht noch
verhütet werden kann, wenn es gelingt, das Inatrit-
ment an der Ruplurslelle vorbei und in die Blase zu
bringen, was dadurch geschieht, dass man das In-
strument, mit der Spitze beständig nach der obern
Wand der Harnröhre gerichtet, durch dieselbe hinglei-
ten lässt. Gelingt dieses und wiederholt man die
Operation so oft als die Blase sich wieder anfängt
anzufüllea, so dass es in längerer Zeit zu keiner
spontanen Ausleerung kommt, so kann man Beilung
hoffen. Geliagt das Eiabringen ia die Blase aber
nicht • so muss man sofort die Urethra und den Bla-
seahals wie beim Steinsehnitt eiaschneiden , widri-
genfalls erfolgt die Infiltration und entwiekeln sich
die gefährlichen Zueile derselben sehr rasch. Es
entsteht ein heftig lurennender Sehmerz tief im Reeken»
der sich bald über die ganze Saeral- uad Lunüiar-
region verbreitet und mit anhaltendem Drängen sur
Ausleerung des Urins und der fixcvemente verbunden
ist. Die früher sehr gespannte und elastische Ge-
schwulst über der Symphysis pubis wird nun immer
flacher und beim Berühren und Drücken empfindlich.
Im hintern Theile der Perinäalgegend findet sieh eine
harte, tiefliegende und rund begrenzte Gesebwnlst
gleich vor dem Orif. ani, welche anfänglich wenig
empfindlich, während der ganzen spätem Entwicklung
der Krankheit binsichllich ihrer Form und Lage un-
verändert bleibt, wobl aber etwas pastOs u. schniera->
haft wird. Dem Eindringen des Fingers in das Orif*
ani stellt sich eine die Hoble des Mastdarms ver-
schliessende, ausgebreitete, gespannte und elastische
Geschwulst entgegen , welche die ganze Reckenhohle
einzunehmen acheint, welche aber die angefüllte
Blase nicht sein kann , indem man diese beim Unter-
suchen des Unterleibes zusammeagefallea findet. Um-
der diesem Zustande bald folgenden tüdtliehen Pern
tonitis oder Urämie, deren Eintritt jeden weitem
chirurgischen Eingriff verbietet und. unnütz macht,
vorzubeugen , muss man , wenn man den Fall zeitig
genug erkennt, entweder die vordere Wand des Mast-
darms einige Zoll lang spalten und zugleich das Orif.
ani und den Sphinkter durchschneiden, wodurch der
mittlere und abhängigste Theil des Raumes geöffnet
wird , oder sich einen Weg zu der Urinansanuafamg
vom PerinaAum ans durch die Bxcavatio isebio-reota-^
84
V. Ghiruiigie^ Ophthafanologie n. OtiatriL
lis bahnen. Will man diesen Weg einschlagen , so
macht man den ersten Einschnitt etwa so wie beim
Lateralsteinschnitt, nur etwas mehr nach hinten, und
dringt darauf hoch hinauf in i\e genannte Excavalion,
indem man genau der innern Wand derselben folgt, die
den M. le?ator intestini recti bildet , welcher an die-
ser Stelle mit dem innern Blatte der beiden vom Lig.
iscbio-pubicum herabsteigenden Aponeurosen bedeckt
ist. Dieses bedeckende Blatt, so wie auch der unter-
liegende flache Muskel wird nun in der Richtung von
hinten nach vorn und etwa in der Mitte der Wand,
ohne den Mastdarm oder die Blase zu verletzen,*
durchschnitten. Sind die Fasern des M. levator nur
an einer Stelle durchschnitten, so kann man mit dem
Pinger die Wunde ohne Gefahr erweitern u. so einen
freien Ahfluss herstellen. Will man aber vollslündig
sicher gehen , so muss man an beiden Seiten die In-
cision machen.
Die äussere diffuse Infiltration ist weniger ge-
fährlich , wird aber auch , wenn die Hülfe entweder
ganz versäumt oder unzureichend geleistet wird,
durch ausgebreiteten Brand sicher tOdtlich. Sie ent-
steht durch Auftirechen oder Perforation des mem-
branOsen Theils der Harnröhre nach vorn zu von der
Fase, pelvis, und diese Aponeurose ist es gerade,
welche die Infiltration hinterwärts in der Tiefe scharf
begrenzt, wogegen diese nach der Oberfläche hin
jeder Begrenzung entbehrt und sich nach allen Seiton
hin ausbreiten kann. Beim ersten Auftreten derselben
bemerkt man im Perinaeum eine im Anfange harte u.
gespannte , später aber mehr pastOse u. empfindliche
Geschwulst, welche sich von der Mitte aus schnell
nach beiden Seiten ausbreitet, wodurch dann die
ganze Region eine einzige, pastOse und schmerzhafte
Geschwulst bildet. Beide trianguläre Räume an den
Seiten des Bulbus und der P. membr. sind von dem
ansgetretenen Urin angefüllt, der sich von hier aus
bald einen Weg in die Excavat. kchio-rectalis bahnt,
diese anfüllt und ausspannt. Die Infiltration aber,
welche ihren eigentlichen Sitz zwischen den Regionen
der tiefen und oberflächlichen Fascta hat, überschrei-
vtet bald diese Grenzen, indem sie der Ausbreitung
der superfieiellen Fascia folgt und sich mit dieser
weit ausbreitet. In kurzer Zeit ist das ganze Scrotiim
unter der Tunic. dartos infiltrirt und der Umkreis
der Wurzel des Penis angeschwollen , und bei Zu-
nahme der Infiltration erreicht dieser eine unförm-
liche Dicke. Sie kann sich auch über die Inguinal-
regionen , nach oben über den Unterleib , tther die
Sacral- und Lendengegend verbreiten. Wenn das
Uebel diesen Grad schon erreicht hat und selbst dann
noch, wenn sich bläuliche Flecke an den Genitalien
zeigen und die dunkle Röthe anderer Hautstellen an-
deuten, dass eine partielle Gangrän unvermeidlich
sein wird, ist noch Hülfe mITglich, Katheterisation
jedoch gelingt selten und ha{ auch , wenn gelungen,
gar keinen Einfluss auf die vorhandene Infiltration und
ihre zerstörenden Wirkungen. Vielmehr müssen so-
fort Einschnitte gemacht werden, u. zwar an solchen
Stellen, wo man die weitere Ausbreitung am schnell-
sten unterbrechen kann. Bei der oben angegebenen
Ausdehnung der Infiltration soll man einen 3'' langen
von der Raphe nach dem Scrotum hinauf schrSg
an der Innenseite der TuberosilHt des Sitzbeins ver-
laufenden Einschnitt machen. Hat man die Haut und
oberflächliche Schicht durchschnitten, so hat man den
triangulären Raum an der 'Seite der Urethra und die
Excavalio iscbio-rectalis geöffnet, und kann nun sich
einen Weg zur Urethra hinauf bahnen, indem man
blos den Finger durch das infiltrirte Bindegewebe
drttcVt und so die Rupturstelle bloslegt , ohne dazn
schneidellder Instrumente zu bedürfen , welche die
Harnröhre leicht an andern Stellen verletzen können.
Ist die Infiltration über die ganze Region verbreitet,
so muss dieser Schnitt an beiden Seiten gemacht
werden. Ein zweiter ebenso wichtiger Schnitt ist
in das Septum scroti, zu machen, welcher hoch hin-
auf zwischen die Säcke der T. dartos dringen muss.
Oft gelingt es, wenn der Hodensack sehr ausgespannt
ist, die Mittelpartie längs der Raphe zusammentn-
drttcken, die angesammelte Flüssigkeit nach den Sei-
ten zu drängen, und dann den ganzen Hodensack
narh unten hin zu spalten , wobei man nicht zu be-
fürchten braucht, die eingeschlossenen Thcile zu ver-
lelzen. Die Infiltration an der Wurzel des Penis und
in den Säcken tler T. dartos wird durch diesen Schnitt
hinreichend abfliessen können. Ausser diesem Ein-
schnitte müssen noch 2 Seitenschnitte besonders am
untersten Theile des Scrotum , u. in einer Länge tob
einigen Zoll gemacht werden, um die Flüssigkeit,
welche sich um die Scheidenhaut des Hodens ange-
sammelt hat, auszuleeren. Wenn die Haut am Penis
entzündet und fleckig ist, so ist es oft gerathen, an
den Seiten desselben zwei Längsschnitte zu machen.
Durch diese verschiedenen Einschnitte kann eine auf
das Perinaeum und die Genitalien beschränkte Urin-
infiltration ziemlich sicher bezwungen werden. Hat
dieselbe sich aber bereits auf den Unterleib nnd die
Inguina verbreitet, so müssen noch zwei lange Ein-
schnitte am Unterleibe etwas über dem Fallopi'scben
Bande gemacht worden, welche die Haut u. die super-
ficielle Schicht bis auf die Aponeurose des M. obliq.
externus diirchilringen. Später, wenn sich eine dif-
fuse Suppuration zeigt, kann es nOthig werden , dem
Eiter durch höher am Leibe hinauf gemachte Ein-
schnitte Ahfluss zu verschaffen. Die nach diesem
operativen Einschreiten zu befolgende Behandlung ist
sehr einfiich. Der ausgetretene und infiltrirte Urin
wird aus den verschiedenen Einschnitten altmllig
ausgeleert und jede neue Ansammlung in der Blase
wird längere Zeit aus den im Perinaeum befindlichen
Wunden ausgeschieden. Geschwulst nnd Spannung
der ergriffenen Theile verschwinden bald , allein we-
gen der irritirenden Wirkung des Urins ist eine diffuse
Zellgewebsentzündung in grösserer Ausdehnung nicht
zu vermeiden. Diese erzeugt indessen selten beilen-
tende Zuflfile, da sie bereits durch die Einschnitte
bekämpft ist. Bei fortgesetzter Anwendung erwei-
chender Umschlage über alle leidenden Theile gebt
die Suppuration und die allmälige Schlieasong der
Ti. Piiehiatrik.
89
WiiAdea ungehinden forU Die Urethra muss man so
lange Ton InslrumenteD unberCIhrt lassen, bis der
Urin aol^lngt von seihst durch dieselbe abzugehen;
dann ist es aber oft zweckmässig, ja bisweilen nölhig,
eine vorsichtige Behandlung mit Bougies zu beginnen.
(v. d. Busch.)
894. Eindringen eines Knochenstitcks durch
die Stiminritze in den Unken Bronchus; v^tn
Dr. G 0 1 s c h a 1 k u. Prof. Scbneevoogl. (Nederl.
WeeckhI. Juny 1852.)
Ein SOjähr. kräftiger Hano ferschiuckte am 17. Juni
eia^n Knochen , welcher weder durch Würgen , noch Hosten
ZD eatfernen war; der Tod erfolgte 10 Mon. darauf. Bei
der Section wurde ein kleiner keilförmiger Knochen von der
Lange von 2 nnd der Breite von V/^ Ctmtr. in dem linken
Bronchialzweige (Rokitansky behauptet, dass fremde
Körper meistens in dem rechten Broncbialzweige gefunden
werden) anter der Bifurcation , wo sich die Bronchi verthei-
len , entdeckt ; er sass frei , mit der Spitze in die Bronchial-
wand angeheftet, und verschloss zum Theii den Zutritt zu
den in die untern Lappen fahrenden Bronchialzweige. Die
ganze linke Lunge war entzündet und ihr Gewebe ferandert,
mif zum Tbeil gangränösem und gelatinösem Exsudat und
grauer Hepatisation. Das aus der Lunge herausfliessende
Serum war blutig und. Qhelriechend. Die Schleimhaut der
Trachea und der Bronchialzweige war, mit Ausnahme von we*>
nigen noch rothen Stellen, von grünlicher u. schwarzer Farbe.
Die Rima glottidis zeigte keine Sparen von froherer Ulcera-
tion. Die rechte Lunge war vom emphysematös , hinten
ödematöa.
Bemerkenswerth ist in diesem Falle ,. ausser dem Sitze
des fremden Körpers, der langsame Verlauf der Krankheit, die
sich im Anfange bios durch functiboelie und nicht durch orga-
nische Symptome kund gab. Durch Auscultation und Percus-
sion liess sich ausser einer leichten Hypertrophie des Herzens
und Lungen emphysem Nichts entdecken , und es fehlte das
besondere Geräusch , welches Jobert deLamballe in
solchen Fällen als charakteristisch bezeichnet. Die spätem
Symptome waren vorzfiglich ein quälender Hosten, eine öbel-
rierhende, blutig- eitrige Ezpecioration und ein höchst ge-
steigerter Erethismus , wozu sich zuletzt noch die Symptome
einer durch Erkältung entstandenen Pneumonie gesellten.
(Pincoffs.)
[Wir erwähnen hierbei einen ähnlichen Fall aus dem
Inselspitale zu Bern, welcher in der deutsch. Klin. (17.1853)
von Dr. Theile mitgetheilt wird. Bei der Section eioea
Kindes , das 14 T. lang die Erscheinungen einer Üokseitigeo
Pneumonie dargehoten hatte, fand man nämlich im linken
Bronchus, 5—6''' von der Tbeilungsstelle der Luftröhre ent-
fernt, ein länglich abgeplattetes StQckchen Holzkohle. Die
Schleimhaat um den fremden Körper herum war zerstört , bis
in die Luftröhre hinein aber entzündlich gerötbeU Die linke
Lange erschien schmutzig-grau gefärbt , ohne Spur von zelli-
gem* Lungengewebe, und entleerte beim Einschneiden eine
fötide , grauliche Flüssigkeit , ohne Eiterkörperchen > welche
in kleinen , gieichmässig dicht gedrängten , durch die ganze
Lunge verbreiteten Höhlen enthalten war. Sowohl in der
Spitze der Longe , als im untern Lappen war durch brandige
Zerfliessung eine grössere Höhlung enistanden.
Nach. Ansicht des Vfs. halte bei totaler Obstraction der
1. Lunge die Epithelial- u. Schleimabsonderung in den Bron-
chien bis zu den Lungenbläschen fortgedauert, und diese Ab-
sonderungen bildeten nebst zerstörtem Lungenparenchym die
kleinen, absceasähnlichen Höhlen. Bedactioa.]
VI. Psychiatrik.
895. Ueber das Individnalisiren in der Psy-
chiatrie; von Sinogowitz. (Pr. Ver.-Zlg. 19.
1853.)
Die verschiedenen Formen der Geistesstörungen
grOnden sich, nach VC, auf verschiedene Zustünde
des Nervensystems, welche diiferenle Individuali-
taiten bedingen. Vf. unterscheidet Individualitäten,
mit pmdotninirendem Hirnleben , Gefühlsleben und
BegehrungsvermO^en. Auf diesem physiologischen
Momente basirt sich die Eintheilung der Seelen-
stOrnngen , welche entstehen , je nachdem das eine
oder das andere der drei Gebiete des Nervensystems
besonders entwickelt, bethatigt oder erregbar. isL
Das prädominirende Hirnleben, der cerebrale Cha-
rakter steht vorzugsweise qnler dem Spannungsver-
haltniss des Denkens, seine Störung erzeugt nur
Wahnideen, die den Wahnsinn einleiten, der, selbst
bei dem Uebergange in Narrheit, noch geistigen Ge-
halt verrath, bis er mit der Vernichtang des Geistes-
lebens im Blödsinn endet. Unter dem vorwaltenden
Einflüsse des sympathischen Nervensystems, des Ge-
Itlhllebens, steht der sogenannte sympathische Cha-
rakter ; in lodividualitSIten dieser Art bleibt der Ge-
danke oft unentwickelt, die That unvollendet. Es
sind Menschen mit halbem Wollen, unbesUmmter
Sehnsncbt , die leicht in Verweichlichung und Träg-
heit verfallen. Ittdifidualitäten dieser Art disponiren
zu Hypochondrie, Melancholie und Blödsinn. Die 3.
Art der Individualitüt charakterisirt sich durch leicht
erregbare Thatkraft und übermässige Triebe , welche
durch die vorwaltende Entwicklung und Erregbarkeit
des Rtfckenmarks bestimmt wird. Diese Individuen
reagiren weniger durch Ideenhildnng, als durch
Handlung, u. leicht übereilt die That den Gedanken.
Die Zeit der Barbarei der Völker repräsentirt diese
Art der Lebens^arstellung in breitester Ausdehnung,
sie ist das Merkmal des noch in der Brutalität befan-
genen rohen Menschengeschlechts. Der schranken-
lose Thatentrieb zuweilen erst als periodische Tob^
sucht auftretend, wird endlich zur Raserei gesteigert,
die den Organismus gewöhnlich schnell aufreibt. —
Vf. setzt die Kunst des Individualisirens in der Psy-
chiatrie darein, die Torherrschende Innervation, d. h.
die Pravalenz einer dieser 3 Gliederungen des Nerven-
systems zu erkennen tfnd den Kranken demgemass zu
behandeln. In complicirlen Formen wird sich immer
ein Glied prSvalirend zeigen und den Grundcharakter
der Krankheit bestimmen. [Wenn es auch dem Vf.
schwer werden dürfte , die Prävalenzen des cerebra-
len, spinalen und sympathischen Nervenlebens im
Wahnsinn , Tobsucht, und Schwermuth positiv zu er-
weisen und diese Annahmen bis jeist nur in das Reich
der geistreichen , philosophischen Speculationcn ge-
hören, so ist doch deren Werth in Bezug auf das
86
VI. Psyehralrik.
TMit^mept Qorat der Geisteskranken nicht zu Ter-
keimeq.] (Seifert)
a9>s^ neber Selaoclirolie mit Stupor; von
Baillarger. (Ann. möd.-pftycb, AvrU 1853.)
Vf. gjiebt in. vorlief^epder Aj)hanjdluog ^ine Ucsber^
sich! der Arbeiten , welcM seit ¥er^ffeii>tlichu«g sei-
ne» ersten Aufsatzes, im J. Idid«, über die Varietät
der Mef^ncholie , die Vf. als Netaneolie avec slupeur
beseicbfl^l^ , erschienen sind. Vf. hat selbst eine
grosse Mei4:e neuer Beobachtungen gesammelt • wel-
che seiiiQ frühere ftehaui^tHjdg b^si^^igen. i)ie Cha-
raktere der Krankheit sind folgend«. Die Kr. haben
efnefi trettrigeii i abei» zugleich etwas erstaunten tie-
sichtsau^jdruck , das Gesicht ist nicht gefaltet, der
Blick unsiober; nichts deutet auf eine schinerzhHfle
Seelenstittimung-, das Verhalten ist im Gegentheil rein
passiv. Die Antworten auf die vorgelegten Fpageo
sind langsam» und kurz ; die Kr. überlegen die Ant-
wort und beabachten kein bartniickiges Schweigen.
Si^bald sie siicht antworten, geschieht es nicht wegeq
einer fixen Idee , iKe ihre Aufmerksamkeit al>8«rbirt,
sondern aus Apathie, Faulheit und Gedankenverwh*-
rong. Man muss hierbei einen Allgemeinzustand,
welcher die physische und moralische Oeta.ubung be-
dingt» und eine Art Scbwermuth olmiC Motiv unier-
seheiden, I^ie Ktanken haben Furcht, ohijie sich
eines Grui>4es bewusst zu sein ; sie fürchten ein Un-r
glttck , das sie nicht kennen ; es ist eine Melancholie
ohne Wahnsinn. — Vf. beginnt mit den Arbeiten von
Renaudin und Aubanel. Renaudin nennt
die Krankheit Lyp^manie stupide« Ein dergleiehen
Kranker genas durch Eröffnung eines alten Bein-
gesckwüra mittels AppUeatie« eines Zugpflaitcra.
Derselbe erklärte nach seiner Genesung, dasa er sich
in einem Zustande befunden kabe> in. dam es ihm un-
möglich gewesen sei , zu sprechen , dass alle seine
Ungebong ihm günzlieh verwandelt ersehieoen und
sebreckliehe Phantome ihn beständig verfolgt hatten.
— ^ Aubanel betnaehlet den Sluper als eine tiefe
Sebvernulh, wo iler Geist des Kr. ia einer phan-
taMitehen Well lebt , u. beständig von sobreckliohea
lUoaionen und naHuoi»ationen gequält wird. Bier^
dturoh wird derselbe vein necli^nisch , oder vielmehr
in iV»lge dev Ang^t und des Schreckens, welchen ihn
diese SinnestSusohungen einjagen , in Betäubung und
.Stupor vernelzl. -^ Die gnOssle Aufiahl von ieohack-
tuBgen Mber Stupor enthalt die Dissertation von
Sauxe in Marseilk (de Ia slupidil^. 1852), und
der Aufsatz voi^ Delasiauve-in den Ann. mid.-
psycb. J851. Die Heobaditungeii von Sa uze sei^
gen versebiedene Grade der Krankheit : Scbwermuth
mit leichler Ideenverwirruag und etwas StuApfsin«,
so wie tiefe Schw«rmu|h (eigoDlIieher Stupor) mit
gdnilicher Betäubung und ohne jede Beaetioii gegea
die Aussenwelt (grand &L»\ d'anöafttissement). —
DelasiauTe Ibeilt seine BeebaelUungen in äGrup-i
pea» 1) einfache Ife^andiolie , 2) Stnpiditai, 3)
zweifelhafte PMI^. Diie leisten sif d zahlreicher , als
die FUte wahrev Stupidität , wesbalk Delasiauve
zaudert, eine bestimmte Grenze zwiaehei ei»fa€^r
Scbwermuth und Stupor zu »ehen. Die Symptone
beider Formen können sich so vermisohen , das« rfie
Annahme einer Mutelform (Stupid il^ miite) als toH-
kommen gerechtfertigt erscheint. Bereits Sau«e
hat diese Mitielform aufgestellt , und B a i 1 1 a r g e r
erkennt dieselbe an. Sauze sagt, „in der Stu-
pidild miile treten gleichzeitig die Syrop^oioe der
Melancholie und des Stupor auf.*' SchlUatflich
gesteht Vf. , dass er von seiner frühem Ansicht,
nach welcher er die Melancholie als eine Form der
Monomanie betrachtete, zurückgekommen ist.
(Seifert.)
897. Qq])«! Kant» Sine 4ellriQ; voo Dr.
Fran? Schv^arlzer. (Ui^gar. Zt^cUr. Ul. 47.
185a.)
Die Mania sine delj^io wird dadurch cliarakteri-
sirt, dass in derselben nur das VTillensvermiigeii f(es
Kranken alrenirt erscheint und alle übrigen Gei«t'es-
kra,fie unverletzt bestehen.. Diese Krankheil ist ent-
weder anhaHe^Md oder pcfiiOidi^ch- Pi^ Kranl^e^ ^n4
in steter Bewegung und Thmigkeit , sprechieq Wel o.
lebhaft ; ihr früherer Charakter ist' uragewanitelt, gute
und offepe Iflenschen werden bns und^ zankisch ; ihre
Handlt^igen sind t(nhes;Qnnen u. abepleuerlich^ Ein-
zelne Kranke sind zersianingsaüohtig. Die Pregnoae
ist immer zweifelhaft , u. es kommen leicht Reeklive.
Die Krankheit entscheidet sich zuweilen durch die be-
kannten Krisen, als Blutungen aus Nase, After o. s. w.,
f Ufunkel , Exantheme. Die Behandlung ist die der
Manie. — Der Übrige Theil des Aufsatzes enthalt be-
kannte historische Bemerkungen über die Krankheit
(Seifert.)
898. Wahnsinn nnd Pellagra; Brief von
Andreas Verga an Baillarger. (Gi^zz. Lemb.
6. 1853.)
Vorliegender statistischer Bericht umfasst die in
den J. 1850 und 1851 an Wahtisinn und Pellagra
behandelten Kranken der Senavra. Der Wahnsinn
war theils in Folge des Pellagra aufgetreten , Ibeils
war derselbe und das Pellagra gleichzeitig toi^
banden.
Im J. 1850 wurden 34 (19 M. ^ 15 Fr.) derartige Kr.
aufgenomnieD , die meisten ia der beisseo Jahreszeit, in den
Monaten Mai , Juni , Juli (18) ; die wenigsten in der kaltea,
in den Moaatea Dec, Jan., Febr. (je 1). AUe waren eleaii
und Landbauer mit Au^qahme YQn 5 (1 Stallkne/pht , 1 Holz-
backer, 2 Maurer, 1 Wächter). 8 M. und 8 Fr. wareo
zwischen 30 u. 50 J. alt; 6 M. und 6 Fr. jQnger; 8 M. und
1 Fr. filter. 11 M. und 11 Fr. waren verheir^tbet ; 5 M. o.
3 Fr. oRverbeiratbet; 3 M. und 1 Fn vcrwittwet. 7 M. n.
7 Fr. waren bereits in einem Hospitale bebaqdelt worden, die
übrigen kamen d.frect in die Senavra. 3 M. und 4 Fr. wur-
den bereits früher ib der Anstalt behandelt , mehrere Andere
hatten in den vorhergehenden Jahren Spuren tob Irrtein ge-
zeigt , die durch eine kräftige Aaliphlogose fY] bei Zeiten ge-
tilgt worden warej^. In dei^ ipeis^en FäUen lies^ 9ich als
ätiologisches Moment des Irrseii^ qur das Pellagra nachwei-
sen, ^Is dessen Quelle stets das kummerliche Leben bezeich-
net war. In einigen F8Hen ward al« Ursache Eifersucht,
Sebraek, QnglOck, Ezoessa ia Baccbo et Vennre aofagebeB.
VI» niynMink«
«7
Bei i Fno giag fi^Japtie vorher; b« einem jiiDfea Mmbc
war gleichzeitig Blödsioo forhanden. Die letzten politischen
Ereignisse hatten lieinen Einfluss geäussert. In Betreff der
Form des Irrseins walteie die Hanie for. 32 (13 M., 9 Fr.)
botea das Bild eiofMber Teteuofal dir. die sieh nie als HMen-
waba charakteriairte ; 12 ^6 H.^ 4 Fr.) waren melanchoiiaoh,
sämmtlich mit Vorwalten religiöser Ideen , 1 Fr. anter ihnen
litt an Gesichts- und Gehorsbanucioationen. Die Ruckfälligen
litten nicht Alte an der fräbern irrseinsform. Ein Mann, der
früher an Stupor Htt , kehrte als Maniacos zarflok, Kerst6-
raogssucht ward bei 3 Fr. und 4 H. beobachtet, 2 der letz-
teren suchten Feuer anzulegen. Neigung zum Selbstmord
war nur bei 3 N. nachweisbar; bei einem derselben war die
Sucbt sich zu ertränken vorhanden , welche gewöhnlich den
irren PellagrGsen zugeschrieben wird. Die Innervation war
bei Allen, mm Tfaail in Folge der strengen Antiphlogose , ge-
acbwacht. 4 M. zeigten wahre Paraplegie; Stammeln und
wahre allgemeine Paralyse fand sich bei Keinem. — In dem-
a€H»en Jahre wurden 23 PeRagrose entlassen, von denen 14
in denselbeo J. aufgenommen worden, 6 aus dem J. 1849,
3 a«a d. J. 1847 u. 1848 summten. Von den Entlassenen
waren 10 (meist im J. 1850 aufgenommen) vollstsodig ge-
nesen, 13 gebessert. Die Gebesserten zeigten Spuren von
Getst^sschwtcbe und zum Theil hohe physische Schwäche
(SefawvrbewiegHcbkelt der ExtremltSten). Die Behamdlong
wmr eia£ich diatetisoh , unter gleichzeitiger Anwendung lauer
Bader. Es starben 7. — Im J. 1851 wurden 5 Pellagröse mehr
aufgenommen , als im vergangenen Jahre. Die Mehrzahl der
Aufnahmen fiel )n dre hetsstefn Monate. Die Zahl der Unver-
iMiralketan war grdsser, als im J. 1850. Die Hälfte der
Männer und ein Viertel der Frauen waren ruckiallig. In Be-
zog auf Aetiologie und Symptomatologie gilt das oben Be-
merkte. 20 wurden entlassen (10 geheilt und 10 gebessert).
Die Geheilten genasen fast sämmtlich in Folge einer acuten
GahlracoDgestion oder ein«r fieberhaften Affection , zu deren
Beseitigung Aderlässe, Purganzen und hanlig Chinin angewen-
det wurden. Unter den Genesenen befand sich ein Kranker,
der seit Nov. 1844 , und 1 Kranker^ der seit Juni 1849 in
der Anstalt war. Es starben 15 ,* welche Mortalilätsgr6sse
zum Thail in dem sehlechten Zustande begrüMdet vMr, in wel-
chem sich die kranken bei der Aufnahme befanden, zum Theil
durch die verpestete Luft der Gräben , welche das Militär in
der Nähe der Anstalt anlegte, bedingt war. Ein grosser Theil
der Gestorbenen zeigte gegen das Ende ' der Krankheit Motili-
tilBstdrttngea. Einige hielten sich adiwer atff den Füssen u.
zeigten einen Hang beständig zu liegen, 4 konnten wegen
Schwäche der untern Extremitäten das Bett nicht verlassen.
Stammeln zeigte sich hei Keinem. Die Sensibilität war bei
Vielen vermindert. Höhenwabn ward nicht beobachtet.
Die Sectionen ergaben im Allgemeinen folgenden Leichen-
befund. 1) In 12 Fällen war die Dura mater, mehr oder we-
niger ausgebreitet, mit der Tabula vitrea verwachsen n. gleich-
zeitig verdickt ; in 4 FäJleu war die Adhärenz total. Bei 2
fiind sich ein knöchernes Concrement längs des Sinus longit.,
bei 2 eine weisse, weiche Geschwulst an dersejhen Stelle.
Bei 2 fanden sich die Spuren alter Blutextravasate auf der
innern Oberfläche der Dura mater. — 2) Die Arachnoidea u.
die Pia mater zeigten nur in 2 Fällen pathologische Verände-
rungen. Sie waren Imal verdickt und mit serösem Transsu-
date erfüllt, im 2. F. enthielten sie ein Transsudat von plasti-
scher Lymphe. Mit Ausnahme eines Falles liesseo sich die-
selben immer leicht von der grauen Hirnsubsianz abziehen.
— 3) In 8 Fällen war die graue Substanz abgeblasst, in 6 F.
war dieselbe dunkler, als gewöhnlich. Nur Imal war sie
bläulich gefärbt. — 4) Die Himsubstanz zeigte sich Imal ein-
fach injicirt, 3mal injicirt und gleichzeitig erweicht; 4mal
^rtiell erweicht, bes. in den Centraltbeilen und im kleinen
Gehirn. -^ 5) In 5 Fällen zeigten die Plexus chorioidei mit
Serum erfüllte Bläschen (Hydatiden). Einmal fand sich eine
kleine Verknöcherung Jinks des linken Plexus chorioideus.
Aus diesem Leichenbefande schiiesst Vf., dass
der WsIkism der PelltgrtlMfi häufiger •durch Reiznng /
der Dura maier, eis darch fialaOmiaiig anderer (ttirn-
Ittirtiee eiitsi«1rt, itesbaH» die tmeiGhnimg Itoiiitagitis
die paaseiHl«ie isi. Vf. wflnsolit» das» diese ieningHie,
eiHU iteterscbied 4eT Reningilia «der Meninge^Ancephe-
lilis , welche die alVgt>i*eiiie Paralyse der 1rj>en he-
dingt, als Meningitis externa aufgefOlirt werde. Dass
die Pellagrdseo jedoch auch von allgemeiner Paralyse
hef;ilien werden , beweist der Fall , welchen Vf. zum
Srhiu88 seiner Abhandlung miltheilt.
Der Kr., ein Wächter aus Pavia, 42 J. alt, dem Weine
und der Liebe ergeben, bot anfangs die Symptome der Melan-
cholie , später zeigten si6h Delirien mit clonlscben Krämpfen,
unter welchen der Tod eintrat. Die Behandlung beatand in
Aderlässen, Purganzen, Tart. stib., lauen Bädern u. s.w. —
Die Seciion erwies Verdickung der Dura mater; Trfibuag der
Arachnoidea ; seröse InYiltration der Pia mater, welche an der
grauen Substanz adhärirt ; Erweiterung und Grannlirung der
mit Serum erfGIlten Ventrikel.
Dieser BeTund. der eitirige derartige XiMtt 16
Sectionen, beweist die Seltenlreit walirer allgeitneiitrer
Paralyse hei PeRagrOsen. MotililtftssKrrotigen gegeta
das lOdthche Ende der KtanUretl werden tlbrigttis
häufig bei PellagrOiTen beobaclilcl.
Ref. kann schlUsslicIi den Wunsch nicht unter-
drücken , dass der Vf. » iti welchem wir den ersten
Psychiater Italiens verehren, den Versuch mache, bei
Behandlung irrer Pellagröser die rigorttse Antiphlogose
zu verlassen und an deren Stelle die roborirende
Methode, deren Vortheile L u s s a n a u. A. erwiesen
haben, zu adoplire'n, da die Erfahrung aller Irrenärzte
längst darüber entschieden hat, dass die strenge An-
tiphlogose den Eintritt der Parese befördert und die
grosse Todlenlisle d^s Vfs. diese Behauptung nicht
widerlegt
Nach L US Sana (a. a. 0. 7. 9. 11.) entwickelt
sich Dämlich das Pellagra zumeist, hei Landleuten,
welche fast aussdiliesslich ton Polenta, einem aus
Maismehl bereitete«! Mehlbrei , leben. Mais ist sehr
arm an Stickstoff und dieser Mangel wird die UnitfalB
des Pellagra, fis geoOgt« neben der Pelenu tBiote
stichstoffhaliige Speise zi geniessen, om vom PeHagm
frei xn bleiben. Vielfache Erfahrungen haben dien
bestatigL S t r a ni b i 0 * und L u e s a » a terordaen
>da4)er sokhen Kranken, anstatt des früher UbUcbeii
Aderlasses u. B rech Weinsteins mit karger Diät, FleiMili
nnd Weifn , u. es geht ans dem Berioht des lettVeren
herver , dass bei dieser Behandlungsweise kein «in*-
ziger Kranker während der 3 J. , weiche der Bericht
umfasst, an Pellagra zu Grunde ging, während Meh-
rere, welche antiphlogistisch behandelt wurden, star-
ben. L ns s a n a erzählt einen Fall, wo der Kranke
im '3. Stadium des Pellagra , mit Diarrhöe , Stupor»
allgemeiner Lähmong, incontinenz, hmndigem l^cu-
bitus in das Bospital kam , und im Verlauf einiger
Monate durch Bouillon , Fleisch und Wein genas« -»—
Bereits hat diese Methode in mehreren HospiUlern
(GiJberti in Bergamo). Nachahmung gefunden und
zu gleichen glücklichen Besultatcn geführt. A g a z z i*s
Versuch (a. a. 0. 5.) , das antiphlogistische Verfah-
ren bei dem fragi. Uebel zu rechtfertigen, müssen
wir daher als verunglückt bezeichnen.
(Seifert)
88
VII. StaaUarzneikunde.
899. neber Gemflflis- und Nenrenkrankhei-
te& und ihre Behandlung; i. Berickt Utr das
iieiU md PflegeinsHttU ßr Gemüths^, Krampfs tt.
Nervenkranke ; von Dr. Ed. W. P o s n e r *).
Vorliegender Berichl umfassl die 3 ersten Jahre
des Bestehens dieser Privatanslall (Berlin, Folsdanier
Sir. Nr. 64). Vf., welcher sich in der lilerarischeii
Well schon mehrfach bekannt gemacht hat, schliesst
sich durchaus jener Richtung an , die einst durch
Heinroih in die Psychiatrie eingeführt ward und
welche noch jetzt in den Werken eines Ideler und
Feuchlerslehen zum Theil vertreten wird.
Möchte sich der Vf. auch der philosophischen Tiefe
seiner grossen Vorgänger zu erfreuen haben I Wir
achten den frommen, christlichen Sinn des Vfs.; wir
bedauern jedoch , wenn ihn derselbe zu Worten hin-
reissr wie S. 18: „Gin zweites Moment, welches
meiner vorzüglichsten Berücksichtigung untergeben
war, war die Hebung und Weckung des Vertrauens
zu Gott, wie überhaupt die Belebung des religiösen
Bewusstseins. Denn selbst die Falle von religiösem
Wahnsinn, Dämonomanie, Schwärmerei, liessen bei
genauerer [?] Forschung nur zu deutlich den Mangel
wahrer Religiosität erkennen [I I]." Vf. steht hier
auf einem beschränkten und llberwundenen Stand-
punkte. Ohne die Bedeutung der Beiigion als psy-
chisches Heilmittel zu verkennen, widersprechen Be-
obachtungen , wie die oben ausgesprochenen , jeder
vorurlheilsfreien und exacten Forschung. Der Vf.
wird es in der Ordnung finden , wenn wir nach An-
führung dieser Stelle die übrigen Raisonnements über
Sünde , Tod und Hölle , die Kraft des Glaubens , die
göttliche Verheissung u. s. w. still übergehen.
Vf. gründete seine Privatanstalt, „um ausser den
theoretischen Abatraclionen , klare und bündige Er-
fahrungen sammeln zu können, die die Selbstständig-
keit des Seelenlebens ihm und Andern darthun soll-
ten.'« £d werden einige Fälle mitgetheilt, wo die
psychiacbe Behandlung die Heilung allein erzielte,
welche der crasse Materialismus der neuen Medicin
vergebens angestrebt hatte. Zur Charakteristik der
Anschauungsweise des Vfs. dienen folgende Worte
8. 14: „Ist doch das Vorhandensein der Gemüths-
krankheit ein Beweis des Vorhandenseins von Gemülh,
nur wer kein Gemüth hat, wer nicht die Sorgender
Liebe um Gatte, Weib und Kind kennt, wornicki
von Gott mit einem tiefen , weichen und edlcD Cf
müthe begabt ist, kann auch nicht gemaibskrait
werden [! !] u. s. w. Stellt sich doch die Gemmttt-
krankheit in den meisten Fällen als ein üeheriDaaa
von Liebe [??], von Sorge u. s. w. dar and beweist,
wie Gemttthskrankheit nichts weiter ist, als ein Her-
ausgelretensein aus dem richtigen Gleise von Mats
und Ziel u. s. w." Die Behandlung des Vfs. ist nafh
diesen Grundsätzen vorzüglich psychisch und stell
nach ihm eine geistige Gymnastik dar, wobei wir
dem Vf. ruhig versichern können , dass dieselbe toi
jenen ,,cras8en Materialisten«* auch angewendet wiri
Vf. hat, wie in jedem guten Privalinstitut, eine re^el-,
massige Hausordnung eingeführt. Täglich wird frlli
und Abends eine kurze Andacht gehalten , wobei 3
Liederverse gesungen werden , ein kleiner AbscbDiu
aUs der Bibel vorgelesen u. ein Gebet gehalten wird,
was uns — täglich 2mal — etwas zu viel erecbeiiL
Unter den übrigen Heilmitteln hebt Vf. mit Recht die
Arbeit hervor, unter welcher besonders mechaDische
Arbeiten, als Gartenarbeit, Holzsägen u. dgl. versUi-
den werden ; ferner eine geregelte Diai^ hokn»^
u. s. w. , worüber nur die Einrichtung der Aoslil
mitgetheill werden. Von dem Non - restraint üb VT.
auch nur ungünstige Erfolge , und es erschien ihn,
dem Camisol gegenüber, grausam und zwecklos.
^rmeimittel giehl Vf. so wenig als möglich, dagegen
wendet derselbe gern Elektricität und Magnelismos
an. Vorzüglich werden auch laue Bäder mit nach-
folgender kaller Brause gelobt. Gymnastik wird nach
dem L i n g ' sehen System geübt. Schlflsslich folgea
5 ausführliche Krankengeschichten und eine slilisli-
sehe Uebersicht. In dem Institute wurden 33 Kr.
behandelt. Davon wurden geheilt entlassen 11« ge-
bessert 8 , ungeheiJt 6 , es starben 4 und verbliehei
4. Die Dauer der Krankheit vor der Aufnahme war
bei allen 33 Kr. bei weitem länger, als 1 Jahr, die kür-
zeste lV4Jahr, die längste 19 Jahre. Unter dei
Ursachen walteten Excesse in Baccho et Venere vor.
Die Pensionen betragen 20 — 40 Thir. monatlich. Vf.
verspricht die Acquisition eines neuen und grOsscrs
Grundstücks. (Seifert.)
VIL Staatsarzneikunde.
900. Ueber den Einfiiiss der Fabrikation der
PhOSphonfindhÖlzchen auf die Gesundheit der
jirbeiter; v«n Dr. J. H. Harrison in Manchester.
(bubl. Journ. Aug. 1852.) *
Vf. berichtet, zunächst in medicinalpolizeilichem
Interesse , über den Gesundheitszustand der Arbeiter
1) Berlin 1852. Verlag von August Hirscbwald. VIII
u. MS. «AThlr.
in der Fabrik, welche sich in der Nähe von Manchester
befindet. Durch Vfs. Artikel aufgefordert unlersuclile
der Herausgeber des Duhl. Journ. die Sa nitäts Verhält-
nisse in den Dubliner Fabriken u. fügt einige Nolixen
darüber bei. Merkwürdig ist , dass , wie beide Au-
toren angeben, den englischen Aerzten die Kiefer-
nekrose als Folge des Einflusses der Phosphordämpfe
fast ganz unbekannt scheint, und dass beide AutoreD
mit Entrüstung nach Gesetzen cum Schutte der A^
beiler verlangen, während solche auf dem Gonlineol^
VII. SUatianneikunde.
z. B. in Oesterreich, Bayern u. andern Staaten, bereits
ios Leben getreten sind.
Innerhalb des lljXhr. Bestehens der Fabrik zu
Manchester sind im Ganzen 14 Personen erkrankt
[die Gesammtzahl der Arbeiter ist nicht angegeben].
Vf. beschreibt 5 Fülle mit besonderer BerOcksichli-
gung der ursachlichen Verhaltnisse. Sie betreffen 4
Personen weibl. und 1 mannl. Geschlechts, in dem
Alter von 15 — 23 J. , welche, früher gesund oder
höchstens mit scrophulOser Anlage behaftet, 3 — 8 J.
vor ihrer Erkrankung in der Fabrik gearbeitet hatten.
Ilie Zahne sollen bei Allen zur Zeil des Beginns dieser
Arbeit gesund gewesen sein. Das Uebel begann mit
Zahnschmerz, und wurde von den Arbeitern auch für
weiter nichts gebalten. Die Beschäftigung der Er-
krankten bestand theils im Eintauchen der Hölzchen
in die heisse Masse , theils im Sortiren u. Einpacken
derselben. Unmittelbare Wirkungen der Phosphor-
dumpfe auf die Respiralions- und Digestionsorgane im
engem Sinne, selbst das Lastige des Phosphor-
geruchs kannten die Arbeiter nicht. Auch vom be-
ständigen Stehen bemerkten nur Wenige Nachtheile.
Sie hielten ihre Mahlzeilen ausserhalb der Fabrik-
raume. Der Verlauf der Krankheil ist derselbe , wie
er anderwärts vielfach und genauer beobachtet wor-
den ist. Die Kr. wurden meist im Hospitale zu
Manchester, 6 — 18 Mon. lang, behandelt und ein
oder mehrere Male operirt. Die Folgen waren immer
bedeutende Subslanzverluste, Entstellungen des Ge-r
sicbts, und Behinderung oder ganzliche Aufhebung
der Kaufiihigkeit. Der Lohn wird in Manchester nach
denn Stttck berechnet und verdienen die Leute durch-
schnittlich 6 — 8 Schillinge die Woche bei einer Ar-
beitszeit von frah 6 bis Abends 7^^ U. , mit Aus-
nahme von Y2 Std. zum Prdhstflck, 1 Sid. zum
Mitlagsbrod und Y, ^^^* '"°^ Thee. Von den er-
krankten 14 Personen sind 2 mannL Individuen in
Folge der Kiefernekrose gestorben.
Die Prophylaxis gegen das Uebel sucht Vf. in ge-
setzlichen Maassregeln , welche vor Allen eine gute
Ventilation und geeignete Construction der Arbeits-
räume , sodann eine vollständige Scheidung der ver-
schiedenen Arbeitsklassen und eine bestimmte Be-
schränkung der Arbeitsstunden anbefehlen« und die
Annahme scrophulOser und mit cariOsen Zähnen be-
hafteter Subjecte verbieten.
In Dublin giebl es 2 Phosphorzttndholzfabriken,
welche beide erst seit 6 Mon, im Gange sind. In
dem einen Etablissement werden in einem und dem-
selben, allerdings grossen u. gut gelüfteten Locale die
Masse bereitet und die Hölzchen gefertigt. 20 junge
Leute arbeiten darin. Zur Masse, welche aus Leim,
cblorsaurem KaU und Phosphor besteht , wird etwas
Kampher gesetzt , wodurch der Phosphorgeruch be-
trächtlich gemässigt wird. Die Masse wird zunächst
bei niederer Hitze geschmolzen, dann auf eine heisse
Steinplatte geschüttet, so dass sie ungeHlhr Vs''
hoch steht. Darein werden die vorher mit Schwefel
Med. Jalirbb. Bd. SO. Hft. 1.
versehenen und in einer hölzernen Form steckenden
Hölzchen mit beiden Enden getaucht, wobei natürlich
der Arbeiter die Form umdrehen und die zuerst ein-
getauchte Seile derselben nach sich zuwenden muss.
Spater werden die Hölzchen befeuchtet und bündel-
weise mittels einer kleinen Maschine zerschnitten. Ein
Arbeiter, der allerdings schon i^/^ J. in einer andern
gleichartigen Fabrik mit dem Eintauchen der Hölzchen
beschäftigt gewesen war, erzählte, dass er damals
nach den ersten 6 Mon. von Zahnschmerz befallen,
durch Exlraclion des Zahns aber vom Schmerz befreit
u. nachher gesund geblieben sei. Der Zahn, welchen
er vorzeigte, war cariös ; seine übrigen noch stehen-
den Zahne sahen iinnaiarlich weiss , wie durchschei-
nend, durchaus frei von irgend weichen anhängenden
Concremenlen. Die übrigen Arbeiter waren gesund.
Das Eintauchen der Hölzer wird in dieseir Fabrik nur
2mal die Woche und dann auch nur 2 Std. lang vor-
genommen. Der Geruch des Phosphors belästigte
weniger, als der des Essigs und der schwefligen
Säure, welche bei der Bereitung der Schwärze in
demselben Räume zur Verwendung kamen.
In der andern Fabrik werden nur Hölzchen ge-
fertigt. Sie enthalt 2 Locale ; 30 Knaben von 6 —
14 J., 2 junge mannl. Individuen im Aller von 19 J.
und 3 Männer sind dort angestellt. Die 2 jungen
Leute hatten früher in der Fabrik in Manchester ge-
dient. Der eine, 7 J. lang dort theils mit EinUuchen
tagtäglich beschäftigt und nach dem Slück bezahlt,
bekam einmal Zahnschmerzen in 2 cariösen Zähnen,
deren einen er sich ausziehen liess, wornach der
Schmerz aufhörte. Jetzt treibt er das Eintauchen
nur 2mal die Woche 2slündig und ist gesund. Der
andere der jungen Leute hatte sich ebenso lange in
England mit dem Einschachteln der Hölzchen abge-
geben und war jetzt mit dem Zertheilen zusammen-
geklebter Hölzchen beauftragt Er ist bis jetzt ge-
sund geblieben und hat gute Zahne. Der Pbosphor-
geruch war in dieser Fabrik , wo die Masse nicht mit
Kampher versetzt wird, auffaHiger. In beiden Fa-
briken werden die Arbeiter nach der Stunde bezahlt
und nicht nach dem Slück; die Arbeitszeit dauert
von früh 7 bis Abends 7 U., mit einer Unterbrechung
von 2 Std. für das Mittagsessen , welches die Leute
in ihrer eignen Wohnung geniessen. (U hie.) •
901. Zur Lehre Ton den TerbrenmingeB in
geriehtsärztächer Beziehung; von Dr. Maschka.
(Prag. Vjhrschr. X. 2. 1853.)
Nachstehender Aufsatz wurde veranlasst durch
einen , der Facullät zu Prag zur Begutachtung vor-
gelegten Fall, welcher der Hauptsache nach in Fol-
gendem bestand.
Ein Bergmann setzte sich mit seinem , in Betten einge-
legten ömonatl. Kinde, — welches fast stets kränklich a. un-
ruhig war , sichtlich abmagerte , häufig an Diarrhöen und Er-
brechen litt , — vor die geöffoete Tbüre eines mit Steinkohle
geheizten Ofens und schlief ein. Erweckt durch den plötz-
lichen Schrei des Kindes , dessen Bettchen er brennen sah,
12
YU« StaatianMikuttile.
ergreift er scUaftrODkeo eioen auf der Platte des Ofens stehen-
den Topf, in welchem beisses Wasser war, u. begiesst damit
das Kind. Die zur Hülfe herbeigekommenen Angehörigen be-
strichen die Tet1)rannten Stellen mit Leinöl , das Khid teN
»cfaied jedoch ttoch am Abend desselben Tages. — Oi« ^-
flichtigang zeigte an dem Bettchen ein Loch im Ueberzuge H.
dem Federbette, welches an den Rändern deutlich die Spuren
der Verbrennung nachwies , und theils eine graue , theils ins
Schwarze übergebeüdie, einer Verkoblung nicht unähnliche Fär-
bung zeigte. Der unterliegend« Theil des Inletts war dankler
gefärbt und einer Verkoblung noch ähnlicher. Die Federn
darunter erschienen zum Theil grauscbwarz gefärbt. Am
Bmsttbeile des Remdchens fand sich ein Loch, ahnlich einem
Fünfecke , welches jedoch fast keine Spuren der Verkoblung
darbot. Bei der äussern ftesiohligung fand man ^ Abgesehen
von dem sehr abgemagerten Körper^ an der Brasi eine läng-
lich runde, 2" grosse Brandwunde, die Haut war dlisielbst
braunroth, liart, fest, pergamentartig anzufühlen ; eine ähn-
liche Wunde war vom Kinne bis zur Unterlippe sichtbar, die
Sohleimbant der IcHztern loMe sidi leicht ab , die Gebilde
'Aarunier waren nomal. An der linken Wange beCand 8i€h
eine 6"' lange^ 2'" breite Brandwunde von gleicher Farbe u.
Beschaffenheit und an der rechten war ein erbsengrosser ähn-
licher Bi-andTleck srchtb'ar. Alle diese Wunden waren jedoch
nur oberftädilich , und die tiefer liegenden Theile , selbst der
firaetwundte entaprechend , durchaus unversehrt und normal.
Die Schleimhaut der Zunge y des Gawnens u. der Speise-
röhre war vollständig unversehrt. Am Grunde des lAagens,
dessen Schleimhaitt an den andern Partien weder geröthet,
noch anderweitig verändert war, fand man eine rundliche,
i/V im Durchm. betragende Stelle, wo die Magenwand miss-
farbig, leicht zerrcisslich und so dünn war, dass stellenweise
die Mröse Haut zum Vorschein k«m. Die Ränder dieser Stelle
waren dunkelbraun, stellenweise sofawärzlich , wie mit geron-
nenem Blute belegt und erschienen nach Entfernung dieses
Beleges karminroth , mit vielen Gefassen durchzogen. 4'''
entfernt von der beschriebenen Stelle befand sich eine 3. läng-
lich runde , V4'' grosse Sterile von derselben Beschaffenheit.
Der geringe Mageninhalt bestand nur aus etwas gelbem
Schleim. Darrakanal und Unlerleibsorgane boten etwas Be-
sonderes nicht dar. — Die Aerzte vermutheten eine Fergif»
tung durch SehwefeliUure. Die ehem. Untersuchung von
Magen , Darmkanal , Bett und Hemde des Kindes ergab Fol-
gendes. Die Schleimhani voo Magen und Darmkanal zeigte
alkalische Reaction u. eine äusserst geringe Menge Schwefels.,
welche sich als die Säure der im normalen Zustande vorkom-
menden schwefeis. Salze erti?res. Die Prüfung auf minera-
lische f^ift« blieb ohne Erfolg. — Die LovbrSnrder des Ueber-
zoges und InieMs wurden gleichfalls abgenommen und mit
destill. Wasser behandelt. Das fHtrirte Wasser reagirte stark
sauer. Chlorbaryum gab eine geringe Menge eines weissen,
in TVasser und Säuren unlöslichen Niederschlags. Die unter
der Brandstelle vorgefnndenen Beftfedem gaben dieselben Re-
solute , und es war somit in jen^n Objecten Arete Schwefels,
nachweisbar. — Bei gleicher Behandlung eines andern unbe-
schädigten Theiles vom Bette mit kochendem Wasser nahm
letzteres weder saure Reaction an, noch entstand durch Chlor-
baryum eine Veränderung. Auch die Ränder des in dem Hemd-
eben vorgefundenen Loches wurden abgenommen, mit destill.
Wasser ausgekocht und fillrirt. Das Filtrat reagirte schwach
sauer, Chlorbaryum erzeuge einen geringen weissen, In Was-
ser und Säuren unlöslichen Nied^sctlag, welcher Bonach von
Schwefelsäure herstammte.
Das Gutachten der Oerichtsfirzte lautete dtfhra, das« das
Kind an den firandwunden, die man fiusaerlich und im Magen
vorfand, gestorben sei, dass die äusserlichen Brandmale durch
concentr. Schwefels, entstanden seien , und dass auch die im
Magen vorgefnndenen Brandstellen nur von dem "Kinde eingc-
flCsster Schwefels, herrühren könnten. Die äussern Brand-
wunden wurden für eine schwere, lebensgefährliche Verletzung,
die des Magens fflr unbedingt tödtlich erklart.
Vf. weist zuerst die Behauptung in Betreff der
oben angegebenen Ursache der Verletzungen im Magen
au« dem 'Grunde aU unrichtig zurttck» weil Mabd-
höhie, Schlund und Speiseröhre uaversehri gp^iindci
wurden, durch welche jene SSure, ehe sie iQ dei
Magen gelangle, erst unbedingt passiren musste. Be-
hufs Beurtheilung des zweiten Theiles des öutachlen^
— vermöge dessen die äussern Brandwunden gleich-
falls als durch die Einwirkung concentr. Schwefels
entstanden . erklärt wurden , welche Behauptung us
so wahrscheinlicher erscheinen musste, als in dei
Umgebung der verbrannten Stellen des iBeltchens um
der Federn geringe Menge von Schwefels, nachgewie-
sen wurden — , machte sich Vf. die Beantworluni
folgender Fragen auf experimentellem Wege zur Au^
gäbe.
I. Welche Bigeoschtfflen h«elM die V^rlcohluif
eittcs Giigeiielandes unl Mm^ntKch eine« Lmnvnoä-
laf^ens duroh Kohle» und welche jene ^iirci
Schwefels. ? lassen sich dieselben untdrscbetöea od
wodurch?
II. Welche Besultate liefeia die Chem. Dnter-
suchung bei Leinwandsittckchen , an denen mittels
glühender Kohlen eine stellenweise Verb'renbuBg Tor^
genommen wurde, und bildet sich nicht vieYleieht
in Folge dieses Verbrenn cmgsprocesses freie Schwe-
fels., deren Vorhandensein dann in det* Dnage-
bung der verkohlten Stellen nachgewiesen Werden
Icann?
ilL Welche Veränderungen erleiden die
gebilde des oienschlichen Körpers > wtena sie m\
Schwefelsjfure, und welche«, wenn sie mit glObeiiden
Gegen »tXflden in Bertflu^ng kommen?
Ad 1. Legt man eine glühende Kohle auf Lein-
wand., so brennt schon in einigen Secunden ein der
Grösse der Kohle entsprechendes Loch durch, mit
schwarzen, trocknen und leicht zerreiblichen Rän-
dern; die schwarze Färbung wird nach Aussen ui
immer heller, so dass sie von einem lichtbraunlichen
Ringe umgeben «erscheint. 'Gierst man dagegen eia
oder mehrere Tropf\sn •concentr. 'Schwefels, auf ein
Leinw^ndstflck , »0 bedarf es enres nach der PeMieil
nnd ^erS«d»8l&nz ^es StoflWs verscfhiedemen, jedMMls
aber bedeutend iän'gei*nZei«ranm8, als im ersten Fnlle,
ehe dfe Verkobtung eintritt. Bas entstandene Loek
ist grösser , als man nacAi der M<enge <der SVure er-
warten sollte f der Rand nchwara , feucht » kiei«ler-
erlig. Die scinvaüze FWbmig jgeht «llmUlig in eine
scIimutug^^gPMie >nber« afnueriMlb welchnr die fMen
gleickCalls mwh mOrblB <uad Mchi terrniatlkk mmk,
die Lechränder feüebea flbrigens längere Znit dianehL
-^ En ist demnach die Ve^bninMiiig iwhii LieMwnnd
«dur^h Kohle von der dnroli Schwefd& aieht ndiwtr
EU unterscheiden, wenn die Leinwand 'tmkerukri «nd
Wivträndert bleibt. Wird aber etwas rckidkbes
Wasser auf selche Flecke gegossen» oder werden
diese iheiJweise verkohlten Leinwandsitcke in Wateer
ausgeschweift, oder gar ausgewatcfaen » so vnrlieren
sich die charakteristiacheii Unterschiede. IHe Ueieler-
artige BeschalTenheit und die grtue Fairi»e im Bande
YIL Stealftmieftuiiifi*
W
■adi VeH^mMnn^ mH St bw«feU. fror äei uidcolfiob,
oder verscbwiqden auch ^di; e» bFeibt ein eitifhcb
ge«cbw4niU6r Hand ia beidea Fmien lurUck , der eine
Umarsebiudiiiifi Huss^rii ftQh,wierif » of^ selb^^l tmaaCig^
Kch ittaebl. WvHmi tolebe Stocke abep gNoalidi
a.u!(([eira8cben , 90 terscbwindet die Verkohlnng voll-
sUndig uad. es bleibeji einfache Löcher mit weissem
RttBdep«iQf(tek»d^eaEiit84ehuAg8an ioder bescbrUh
b«Bea Wäae nieht in ermitleki isl. Aehnliehea zeigen
auch Federn, auf gleiche Weise u. zu gFeichem Zwecke
behandelu — Es kounte demnach im vorliegenden.
Falles woi.die verkobllea Stellen reichüch mit Wa»»er
flbepgofsen, siellenweise selbst »osgewasch«» wur-*
den , aus der blosen Slussern Deschaffiinheit der ver-
l^rannten Stellen im Deberzuge, Inlett und Uemdclien,
kein sicherer Unterschied für Verbrennung durch KohU
oder Schwefelsäure entnommen werden.
Ad IL Beattglicb der Froducle der Verbrennung
von Leinwand durch glühende Kohle wurden folgende
Versuche angestellt. Zur Entscheidung darüber, ob
nicht in den, m derlei BettttherzOgea verwandten
Stoffen bisweilen freie Schwefels, vorkomme , wurde
1) ein Stück eine& roth gestreiften derartigen 2euge&
lA destiU, Wasser gekocht« Das Filtrat, wekbes
scjbwacb saner reagirte » wieas mit Gblorbaryum be-
handelt Spmren von Schwefels^ nach» dio wahr&chein*
lieh vom Farbeprocesse herrührte. — 2) Ein Stück
eines Sbnliohen, aber blauen Zeuges , ebenso behan-
delt, lieferte dasselbe Resultat. — 3) Auf ein Stück
Leinwand, welches bei vorgangiger genauer Unter-
suchung Schwefels, nicht enthielt , wurde ein Stück
glühender Steinkohle gebracht und nach einigen
Secunden mit Wasser abgelöscht. An die Rander
des Brandloches gebrachtes blaues Reagenzpapier
wurde schwach gerOthet. Das Leinwandstück wurde
sammC den darunter gelegenen Federn ausgewaschen
und fillHrt ; das Piltrat reagirte schwach sauer und
zeigte Spuren von Schwefelsaure. — 4) Auf ein ähn-
liches» früher genau geprüftes Leinwandstück wurde
glühende Kohle u. ein Stückchen glühender Schwefel-
kies (oft in Steinkohlen vorhanden) gebracht u. nach
wenigen Secunden mit Wasser abgelöscht. Sowohl
der Leinwandlappen selbst, und zwar in der Um-
gebung des entstandenen Loches , als auch das nach
vorgenommenem Auswaschen in destill. Wasser ge-
wonnene Piltrat reagirte sauer und gab mit Ghlor-
bapfom eine in Wasser und Salzsäure unlüsiiche Trü-
bung. — 5) Ein Stück Steinkohle, in welchem etwas
Sebw«fcUue8 und schwefeis. Thonerde zufällig vor-
kam , wurde gltibend auf Leinwand gebracht. Die
saure Reaclion und die gedachte Trübung traten auch
hier hervor. — 6) Glühende Kohle und Bleiglanz
(gleicbblls bisweilen in der Steinkohle) auf Leinwand
gelegt t erzeugte nach Auswaschung letzlerer im Fil^
träte und bei gleicher ehem. Behandlung dasselbe
Resiilut. -^ 7) Kohle in Verbindung mit schwefeis.
Eiaenexydul (ebenlills bisweilen in Steinkohle ein-
geupvengt) »um Experknent verwendet, deutete auf
reichliohes Vorhi^densein von freier Schwefels, hin.
•*— 8) Ann mehreren Sittckea Steinkohle wurden die
darin enlballenen BISIttchen Schwefelkies nnd AJumi-
nil gesattmell, sodann in Verbiniluiig mit Kohle im
Plalintiegel geglüht, auf ein Leinwandslück gelegt u.
mit Wasser gelöscht. Schon beim Glttheq enlwickel*^
ten steh so. reiebliche schwefeis. Dampfe, daas blaues
Reagenzpapier intensiv gerötheC wurde. Die Loch*«
ptetfer so wie das Piltrat reagirte stark sauer, u. das
letBtere gab mit Chlorbaryum einen reieli lieben weis-
sen, in Wasser und Sauren unlOslieben Niederscbiag.
— 9) Auf ein von Scbwefelsanre frei befundenes Lein-
wandlappchen wurde ein Stück glühender Boüikohl»
gelegt und gleichfalls mit Wasser abgelöscht. Weder
an den Rändern des entstandenen Loches, noch in
dem nachher gewonnenen Filtrate war eine Spur san^
rer Reaction , so wie von Niederschlag oder Trübung
bei Behandlnng mit Chlorbaryum zu beobachten » ein.
Beweis dafür, dass die bei den übrigen Fersuehen
vorgefundene SckwefeUäure nur von der zur Fer^
brennung verwendeten Sieinkehie hergeleitet wer^
den kann. In der Steinkohle kommt bekanntifcb
häufig Schwefelkies vor , welcher sich beim Erhitzen
und unter Zutritt atmosphar. Lufl in schweflige Saure
und Schwefels. Eisenoxydul verwandelt. Letzleres
bildet sich ius Schwefeleisen in der Natur aber auch
bisweilen dadurch, dass sich das letztere in der
Luft bei Zutritt von Peuchtigkeit oiydirt. Diese»
schwefeis. Eisenoxydul nun , möge es sich bereits in
der Kohle gebildet vorfinden , oder erst in Polge des
Brhitzens sieh bilden , verwandelt sieh durch fernere
Annahme von Sauerstoff in basisch-schwefels. Bisen-
Qxyd, und dieses giebt beim weitern Glühen Schwe-
felsaure ab, wahrend die Base zurückbleibt. Dasselbe
findet Statt, wenn, wie sehr häufig, in die Steinkohle
schwefeis. Thonerde eingesprengt ist. — Aus diesen
Experimenten geht hervor, dass schon in den zu dei^
lei Bettüberzügen verwendeten Stoffen wahrscheinlich
vom Parbiingsprocesse herstammende Schwefelsaure
und zwar (Exp. 2) selbst in nicht unbedeutender
Menge vorkommen kann. Obgleich nun diese Beob^
achtong auf den vorliegenden Pall keine Anwendung
findet, da ein von den. FerbrennungssteHen entfern-
tes Stück des Oberbettchens als frei von Schwefels,
befunden wurde , so ergeben sich doch gegründete
Zweifel gegen die Ansicht der Gerichtsarzte, dass die
vorhandenen Brandwunden und Löcher nur durch die
Einwirkung concentr. Schwefels, entstanden sein
konnten. Bei allen Versuchen nämlich wurden mehr
oder weniger Spuren von Schwefels« nachgewiesen,
welche sich nur durch die Verbrennung entwickelt
haben konnten, u. demnach zu dem Schlüsse berech-
tigte, dass diö im vorliegende Falle nachgewiesene
Schwefels, nicht nothwendig und allein auf das Bett-
chen gegossen worden sein müsse, sondern dass sich
dieselbe auch erst in Folge der Verbrennung einer
auf letzteres gefallenen Kohle u, spaterer Befeuchtung
mit Wasser gebildet haben konnte.
Ad III. Bezüglich der über die Brandschorfe auf-
geworfenen Frage, bieten nach M.'s Versuchen die
durch Schwefels, am menschl. Körper entstandenen
Verbrennongen in ihrer äuasern Beschaffenheit wenig
92
Vn. Slaatsarsneikande.
. Merkmale, die sie Ton den darch gidhende Kohlen oder
durch Feuer entstandenen unterscheiden , ausgenom-
men, dass nach Einwirkung letzterer die Brandschorfe
eine rauhe , unebene , höckerige Oherflache und ge-
wöhnlich eine dunkle FMrbung darbieten, während
die durch Schwefels, bedingten glatt , eben und hell
geftrbt sind, ßezflglich der Schwefels, in den Schor-
fen ergaben chemische Untersuchungen dasselbe Re-
sultat, welches bei denen an Leinwand erzielt wurde,
es liess sich nämlich auch in den mittels glühenden
Kohlen unter den oben angegebenen Verhältnissen
erzeugten Brandschorfen Schwefels, nachweisen. Es
fanden sich übrigens in den am menschlichen KOrper
entstandenen Brandschorfen nebst reichlichen Mengen
?on Phosphorsaure, selbst dann geringe Spuren von
Schwefels., wenn auch der zur Verbrennung benutzte
KOrper keine Schwefels, zu bilden vermag, wie z. B.
die Holzkohle, wo dann die Nachweisung beider Sau-
ren auf Rechnung der in den organ. Theilen enthaltenen
Sulphate und Phosphate, welche letztere die saure
Reaction vorzugsweise bedingen , zu bringen ist.
Das GuUcbten der Facaltat über den vorliegenden Fall
lautete nun auf Grund der mitgetbeilten Experimente Vfs.^
welcbem die Relation oblag, in Kürze mitgetbeiit dabin. Die
an der Leiche des fragiicben Rindes vorgefundenen Verwundua-
gen sind der Natur ihrer Beschaffenheit nach als Brandwunden,
veranlasst durch Verbrennung zweiten Grades, zu bezeichnen.
Wenn nun auch dieselben wegen der bedeutenden Schmerzen
und wegen des zarten Alters des Kindes jedenfalls für eine
schwere Verletzung erklärt werden müssen, so sind sie doch bei
ihrer geringen Ausdehnung und Tiefe an und für sich allein
nicht lebensgefährlich und um so weniger für sich allein im
Stande, den Tod, der noch dazu in so kurzer Zeit nach ihrer
Zufugung erfolgte, herbeizuführen. Dagegen fand man im
Magen 2 Stellen, wo die Schleimhaut missfarbig, braun, auf-
gelockert, die Magenwände durch Substanzverlust verdünnt,
leicht zerreiblich und stellenweise mit einer schwarzlichen,
bräunlichen Masse bedeckt war. Diesen Zustand als die Wir-
kung bis in den Magen gelangter Schwefels, zu betrachten,
lässt sich durch Nichts rechtfertigen, da Zunge, Gaumen und
Speiserohre ganz unverletzt und unversehrt befunden wurden,
und ausserdem die eigenthümlichen Merkmale einer Einwir-
kung von Schwefels, auf die Magenschleimhaut nicht vorhan-
den waren. Vielmehr rechtfertigt der diessfalsige anatomische
Befund im Zusammenhange mit den Krankheitserscheinungen
des Kindes vor dem erlittenen Unfälle und nach demselben
die Annahme , dass das Kind an Magenerweichung gestorben,
ein Zustand , der namentlich bei Säuglingen nicht selten vor-
kommt. Welchen Einfluss ausserdem die äussern Brandwun-
den auf den Tod geäussert haben können und mögen , lässt
sich mit Bestimmtheit nicht angeben. — Was die Entstehungs-
veranlassung der äusserlich vorgefundenen Brandwunden be-
trifft, so lässt sich in dem vorliegenden Falle nicht leicht mit
Gewissheit bestimmen , ob dieselbe dem Feuer oder einer
ätzenden Substanz, deren Wirkung auf den Organismus be-
kanntlich eine sehr analoge ist, zuzuschreiben sei. Gegen
die Annahme , dass Schwefels, zur Anwendung kam , spricht
ausser dem oben erwähnten Abgange aller Zeichen einer Innern
Schwefelsäurevergiftung, auch noch der Umstand, dass bei
der Haussuchung nicht ein Tropfen Schwefels, vorgefunden
ward und dass die Angehörigen des Kindes zufolge ihrer Be-
schäftigung derselben nie bedurften. Deshalb und aus noch
andern angeführten Gründen lässt sich die Behauptung , dass
die Löcher im Hemde und Bette, so wie auch die Brustwunden
durch Schwefels, entstanden seien, wenn auch nicht geradezu
in Abrede stellen , dennoch nicht einmal mit Wahrscheinlich-
keit , viel weniger mit Gewissheit aufstellen , sondern es hat
viel mehr für sich , anzunehmen , dass dieselben durch Feuer
nnd zwar mittels glühender Kohlen hervorgebracht wurden.
Die kleinen BrandwiindeD ferner am Knie nod an den Waagea
entstanden höchst wahrscheinlich durch dabin gaspritzlei
kochendes Wasser. Dieser Annahme widersprechen auch
keineswegs die durch die ehem. Untersuchung Im Bett nnd
Hemd nachgewiesenen Spuren von freier Schwefels., da diese
nicht nothwendig durch darauf gegossene Schwefels, dahia
gekommen sein müsse , sondern sich beim Verbrennen selbst
erst gebildet haben konnte. Jede Steinkohle enthält nämlick
Schwefelkies , oder auch wohl Eisenvitriol , oder schwefelt.
Thonerde , und zwar bisweilen in bedeutender Menge. An
diesen Stoffen scheidet sich beim Glühen .der Kohle jedesmal
Schwefels, aus, welche dann durch die ehem. UntersucboD|
ganz wohl in der Umgebung der Verkohlung nacbgewiesei
werden kann. — Die Frage endlich, ob diese Braudwandeo
zufällig entstanden, oder absichtlich veranlasst wurden,
lässt sich nach den an der Leiche wabrgenonameooi
Erscheinungen mit Gewissheit nicht beantworten. Dock
spricht im Uebrigen die ganze Sachlage dafür , dass die Bei-
fügung derselben Seiten des Vaters schwerlich eine absichtliche
war. (Sonnenkalb.)
902. Zar gerichteintlichen Wflrdigmig der
Narben ; von S. A. J. S c h n e i d e r in Appenweier.
(Ztschr. f. St.-A.-K. XII. 1. 1853.)
Erst Port. Fideiis u. Zacehiaa schenkten
den Narben in gerichtsarztlicher Beziehung einige Be-
rOcksichtigung , und Malle stellte sie Wissenschaft-
lieh in ihrer Bedeutung fflr die gerichtsürztliche Praxii
dar , worin später Bayard, KrQgelsCeia,
Güntner, Orfila u. Suckow folgten.
Die Falle, in welchen die Griminalpflege Anf-
schluss über die Narben verlangt, betreffen die Un-
tersuchungen der Fragen , ob die sur Untersochong
gekommene Narbe als der Abschluss einer bestimmten
Verletzung gelten ; ob die consecutiven ZufUle einer
Narbe als bleibende Schaden und in welchem Grade
und mit welcher Wahrscheinlicheit ihrer Dauer an-
gesehen werden können; ob eine bestimmte Narbe
nach ihren allgemeinen, wie besondem Eigentham-
lichkeiten die Identität einer Person oder Leiche zu
constatiren im Stande sei; ob nicht böswilliger oder
verbrecherischer Weise die Art und Form einer Narbe,
wie deren nachtheilige Folgen simulirt werden u.8. w.
Die medicinische Polizei hingegen verlangt eine Beur-
theilung hei der Diagnose solcher Narben, welche
Folgen innerer organischer Processe, oder kflnstliche
Gewebsslörungen (bei der Militäraushebung) seia
können.
Die äussere Form der Narbe , vorsdglich bedingt
durch die Art der Verletzung, wie durch die Be-
schaffenheit des verletzenden Werkzeugs, giebt ein
Hauptcriterium ab. Narben nach Schnittwunden zei-
gen bei zur Zeit der Vemarbung geeigneter Behand-
lung und bei nicht zu tiefer Eiterung eine mehr oder
minder geradlinige Form. Die Elasticität u. Span-
nung der Haut, die Gonvexität der unterliegenden
Theile, die Schlaffheit des Zellgewebes können jedoch
zur Zeit der Verletzung, wie im spätem Verlaufe des
Vernarbungsprocesses, eine geradlinige Narbe in eine
elliptische, selbst in eine kreisrunde verwandeln. Am
meisten bleibt noch die geradlinige Form DachScbnilt-
und Hiebwunden in der Schenkelbuge, Achselgrube,
zwischen den Fingern und Zehen, aa der Ohnnuscfael
VIL StaatMraiaikmide.
93
und der Palmarflache der Finger» weil an dieaeii
Stellen die Schlaffbeil der Haut und die Convexiiat
der Haotoberflacbe , so wie das durch straffes Zell-
gewebe verhinderte Ausgleiten der Haut , die Bedin-
gungen dazu abgeben. Durch Umstalpung der Wund*
rander kann, besonders bei Verletzungen durch
stechend - schneidende Instrumente, eine dreieckige
Narbe gesetzt werden , wohingegen gerade eindrin-
gende schneidende Werkzeuge am wenigsten aufl^llige
Narbe» verursachen. Die rundliche oder rinnen^
ßmuge Form findet sich besonders nach Schuss-
wunden, bei deren Vemarbung jedoch mannigraltige,
auf die verschiedenartige Gestaltung der Narbe ein-
flussreiche Verhaltnisse in Frage kommen, als der
Gang, die Ausdehnung der Verletzung, das Abtragen,
Vereitern und Brandigwerden der Wundlappen, die
grössere oder geringere Beweglichkeit der Haut an
der Wundstelle, der geringere Durchmesser der Narbe
an der Ein- und Austrittsslelle der Kugel im
Vergleiche zu derselben , die Entfernung , in welcher
das Geschoss abgefeuert wurde u. s. w. Fiel der
Schuss z. B. aus einiger Entfernung, so zeigt die
Narbe eine vollkommene Scheibe mit Depression der
Haut nach dem Centrum und mit Spannung derselben
gegen die Circumferens , wahrend bei einem Schusse
aus der NShe die Narbe verlieft, mit unebenen Rän-
dern und im frischen Zustande von blaulicher oder
blaugrllnlicber Farbe ist. Dass bei Schosswunden
aus weiterer Distanz der Wundrand bei der Eingangs-
pforte sich hineinzieht, bei der Ausgangspforte aber sich
naeh aussen umstülpt, ist noch an der Narbe er-
kenubar.
Quetschungen ohne Stdrung des Zusammenhangs
zeigen keine Narbe, bei Complication mit einer Wunde
aber hat die Narbe Aehnlicbkeit mit denen nach
Schnittwunden u. mit solchen, welche von Substanz-
verlust begleitet sind , wobei aber gerade die ekchy-
motische Beschaffenheit der Wundrander, oder die
Umgebung der Narbe ein schätzbares Griterium ab-
giebt. Narben nach Operationen , selbst grössere u.
mit bedeutendem Substanzverluste verbundene zeigen
die Charaktere derer nach Schnittwunden am reinsten,
ebenso wie die nach transplantirler Haut entstandenen ;
dagegen haben die durch den Biss wUthender Thiere
gesetzten Narben keine besondere Form; Urban
fand jedoch die Umgebung blaulichrotb und sehr
schmerzhaft. Narben nach Verbrennungen sind ver-
schieden, je nachdem sie durch Feuer oder chemische
Agentien entstanden , je nach dem Grade der Hitze
bei der Verbrennung, der Dauer des Contactes u. der
Beschaffenheit des Gewebes. Der 1. Grad lasst keine
Narben zurück, die Narben des 2. gleichen den durch
Vesicanticn veranlassten, beim 3. ist die Nafbe weiss,
glänzend, ziemlich eben, im 4. dagegen unförmlich,
hart, zusammengezogen, fest anfliegend, durch Ver-
wachsung anstossender Flächen und Retraction der
Gewebe monstrOs, aber immer kleiner an Ausdehnung
als der Substanzverlust war. Bei flüssigen Aetzmit-
teln ist die Vemarbung meist oberflScblich, bei feste-
ren Agentien amschheben, tief, gegen den Mittelpunkt
hin eingedrückt. Besondere Eigenschaften chemischer
Substanzen können auch verschiedene Färbung der
Narben bedingen. Nach Knochenverletzung ist die
Form eine constantere, als bei den Weichtheilen. Je
weiter das Periost von dem gebrochenen Knochen
abgelöst ist, desto voluminöser ist die peripherische
Callusbildung und dfsto später erfolgt gegenseitige
Verwachsung in der Peripherie der Bruchstellen, u.
umgekehrt; bei nicht zerrissenem Periost erfolgt
gegenseitige Verwachsung ohne Bildung eines äussern
Callus, blos durch Exsudation plastischen Stoffes
zwischen die Brucbflachen. Bei grösserem oder ge-
ringerem Abstand zwischen den Bruchflachen findet
in denselben die Bildung einer profusen , intermediä-
ren Substanz Statt Nach Knochenbrttchen mit Sul>-
stanzverhist geschieht die Heilung nur unter Vermitt-
lung der dem Knochensysteme angehOrigen Theile, u.
endlich werden bei Spittterung der Knochen die Split-
ter entweder durch die Eiterung abgesondert, oder
mit der ausgeschwitzten Calhismasse vereinigt.
Die Tiefe und Ausbreitung der Verletzung, der
Substanzverlust, so wie die Lage der getrennten Theile
wahrend der Vernarbung, die Behandlung u. s. w.
üben einen grossen Einfluss auf die Narbenbildung.
Je mehr organische Gebilde in die Verletzung hinein-
gezogen werden , um so deutlicher ist die Narbe , so
dass hiernach schon am Lebenden auf die Grösse der
Verletzung, deren Tiefe, die nachgefolgte Eiterung,
wie auf die stattgehabte Gewalt geschlossen werden
darf. Anderweitige äussere Einflüsse liegen in der
Complication der Wunden mit dem Eindringen frem-
der Körper oder mit Einimpfung von Giften , in dem
Verhalten des Verletzten wahrend der Vernarbung,
in der Beschaffenheit der Wohnung u. eingeathmeten
Luft. Als innere, individuelle Einflüsse kommen in
Betracht: Temperament, Alter, Constitution, Ge-
roüthszustand , schon vor der Verleizung bestehende
Kranklieitsanlagen , oder wirkliche Krankheiten des
Verletzten, die specielle Integrität des verletzten
Theiles, dessen Vitaliiaugrad und functionelle Eigen-
achaften. Frühere Hyperästhesien, Anlage zu Blu-
tungen, Rheumatismus, auch Haataffectionen anderer
Art, namentlich aber Dyskrasien, bleiben nie ohne
Rückwirkung auf den Narbenprocess. So zeigt sich
die Narbe des serophuWsen Geschwürs ungleich, fal-
tig, gefurcht, strahlig, mit mehreren vertieften Punk-
ten , dabei glatt , glänzend , oft von Harten und un-
ebenen Randern umgehen; die Tiefe dieses Geschwürs,
ob in der Haut, in einer Drüse, oder im Knochen
modificirt die Narbe wesentlich. Die scarbutisehe
Narbe ist dunkelblauroth, weich, erhaben , empfind-
lich , durch die Lange der Zeit wird sie flacher , un-
empfindlicher, braunroth, in der Mitte ins Grüne
spielend, voller Flachen, dünn und leicht verschieb-
bar. Die arthritische Narbe ist voller Erhabenheiten
und Vertiefungen, von braunrotber, ins Blauliche
spielender, oder aschgrauer Farbe; die Umgebung ist
dunkelbraun , varikös , öfters erysipelatös entzündet«
Die herpetische Narbe erscheint weit ausgebreitet»
hat einen unregelmassig ausgeschweiften Umfang, liegt
94
•flh SlMtSfthmnkande.
sehr obcrilcftlicii, ist scIimutzig'-brauBrotb, imfanler'
ift9 Graue oder ilSuliche spielend , i^at io der Milfe
eft eme der alten Haot glefcbe PSIrbung , ist eben- u.
fvrlaHft altmUlig in di« nmgebende Haut ^ie seadWse^
Ilnrbe bei Aebniichkerl mit dieser, die* meist nnr an
#Bir mttem Extremitäten etwas eriiaben, fast gsm
rund, schmutzig • Manbrikinrieh ist. Die syphüttt-
Btfken Narben »ind verschieden , je nachdem sie von
, Haut- odfer Drisengesehw Uren , oder auf irockenen,
oder SehFeiahSuten entstanden sind , charakterisireo
sieh DamentKeh durch deutlichen Sul>stanz vertust,
ziehen' sich ttber die vertiefte GeschwUrsftaehe fort,
ehe dercTf GrMinlation da» Niveau dier ÜTingebung er-
reicht hat. IPrnsennarben sind uneben, wufstig,
verfrefl, hVrtticb , fest aufsitzend und von rothbraun-
Heher Farbe. Die Narben auf trockener Nautober»
iSche sind nicht gross, mehr oder weniger rund,
genau abgegrenzt, etwas vertieft, anHlnglich stark
brauoroth, spater nur malt brarnnlich, die auf Schleim-
hauten haben dieselben Bigenschaften , nur sind sie
blanrotb gerfilrbt. Die Schien Pockennarben sind
ftach , unebeir, der OherAlcbe einer GHrone alinKeh,
mit zacltige» Rändern , wahrend die falschen Blatter-
narben eben , glaftrandig sind, unt^ auf ihnen wieder
Haare wichsen, lue Narben oberflächlicher, wenn
auch breiter Pigmenimäler sbid meist glatt, mft 6er
Sek oft schwer durch das Gesteht anfzuflnden , da^
gegen lassen grosse , durch VereRernng geheilte Ge^
flbifftäier, besonders in der NSfie von Gefenken,
Mihwielige and eontrahirte Narben suritck, ähnlich
den dtircb ausgebreitete .Verbrennung gebttdeten.
Bei Beurtheilung des muthmaasslichen Alters einer
Narbe , d. h. der zwischen der Verletzung und der
Narbenbildung gelegenen Zeit, geben Färbung, Grösse
und Dichtigkeit physische Merkmale ab ; je jflnger die
Narbe , d. i. je unvollkommner die Organisation der-
selben ist, um so gefifrbter, grOsser, empfindlicher
und zarter erscheint sie , wahrend sie spater immer
entfitrbter, kleiner, glänzender, dichter und unem-
pfindlicher wird.
Schwieriger ist es • aus einer Narbe die Lage u.
die ^rt und Weise , in welcher die Verletzung ge-
schah« festzustellen. Bei Stich- und Scluultwunden
in die äussern Bedeckungen oder den darunter liegen-
den vttskuUsen Tbeilen ist es noch am leichtesten^
da hier die Bedingungen^mangeln, welche eine merk-«
liehe Abweichung der ursprünglich zugefügten Ver^
Utsong van ihrer Richtung , mithin auch eine Modifi-
cntion der später sich bildenden Narbe zur Folge
haben. Unsicherer iat es bei Narben, die durch Ver^
Iet»ingen einzelner KttrperhOhlen und der darin
gelegenen Gebikle entstanden, ebenso bei Schusa-
wnnden.
Die Verandemngen , welche Narben hervorrufen
können , und die als nttchlheilige Folgen gewttrdigt
werden mQssen, beziehen sich tbetls auf die Functio-
nen der Gebilde, in welchen die Narbe ihren Sitz bat,
Ibeils anf die ganze Constitution, theils anfdie im
Iirbengewebe selbst wurzelnden , durch die sie be-
{Reuenden oder aus ibneo hervorgehendanAiffeHe ge>
fIbrKcben Erschein ungen. Besondiers sind es Ib-
letiungen dureb schnetdende, siechende, haneo^
Werkzeuge , dureh Schtessgew«hre und VerbreaatiK
gen an den versnhfedeneten Tbeilen des menscMidMi
Körpers und insbesondlere der fistremiUHen , welcke
durch ihre Nlirbeneine Beeintracbtigmig der betrsfti-
den Theile , mag dieselbe im Unvermögen , den 4ie
Narbe tragenden KOrpertberl nach einer bestimmteB
Richtung hin zu gebrandien, oder in volikonoMer
Lahmung desselben bestehen, bervorznrufen imSlaide
sind. Beachtenswerlh tst, d»s9 üt Gontractioneo,
welche durch Verbrennungsoarben verursacht werdei,
die Functionen derHUnde nicht mehr beeintrachtigeo,
als diejenigen, wefehe an andern Tbeilen durch aadere
Verletzungen entstehen. Auch die Verunstaltusgatdes
Gesichts durch Narben, namentlich bei dem weibl.
Gescblechte , fstten in diese Kafegorie der ceoseenth
ven Nachtheile, und müssen immer nach Grosse, Unh
fang und sonstiger DeeinMchIrgung gewürdigt we^
den, was auch von der durcb l^fer gehende FleiKk*.
Sehnen- u. Knochennarben bedingten grOssern in-
pf^nglicbkeit fffr klimatische im^ atmosphärische Bii-
flüsse , besonders bei ausgesprochener rheumatisHier
oder gichtiscber Anlage gilt. Narben in edlere»
Theilen werden dnrch die anhaftende StOmng ia die-
sen und die dadurch bedingte Nttleidensoball dm
Übrigen t>rganismtts nachtheilig anf die aflgeneiie
Constitution einwirken. Die naehtbeiligen Folgei,
welclie in der Nnrbe selbst ihren Siti haben, bestekea
in der Neigung , sich leicht zn entzttnden , die Jehrt
lang bestehende Schmerzhafligkeit, so wie die d9^
neration derselben in wenige Geschwttlste.
Die richtige vergleichende Würdigung aller der
Kriterien » mit welchen die zu untersuchende Narbe
erscheint, in Verbindung mit anderweitigen darch
die gerichtliche Untersuchung gelieferten Moiueole
wird es mOglich machen, wenn auch nicht immer
unbedingt , doch jedenfalls sehr wahrscheinlich , die
Entstehung der Narbe erklaren zu lassen, und diess
um so leichter, je junger die Narbe ist. Vorsichlig
wird aber das Urtheil sein mOssen , wo es sich um
die Frage handelt , in welcher Lage die Verieuuog
stattfand. Endlich wird die GrOsse und Wichtigkeit
der functionellen oder allgemeinen Störungen, wie
die Möglichkeit, dieselben durch geeignete KuDstbflIfe
zu heben, den Maassstab fUr die gerichuarztiiche Be-
urtheilung der durch Narben bediogten schadlicfaea
Folgen abgeben. (S o n n e n k a 1 b.)
903. Znr gericbtlich- mefficinischen Unter-
snchnng verd&cbtiger Flecke j von Dr. a. w.
Wi Strand. (Hygiea Bd. 14.)
Vf. tbeilt die üntersachuBg über die Be«cbaffenheit wn
Flecken in einem Handlucbe , worin , wie vcnnuthet wonie,
ein nengebornes Kind eingeschlagen gewesen war, mit» P*^
ses nm Theil bedevtead serrietene Handtnch war nnttr eia«
Dreschtenne, wohin eine DienatoMfd ihr aQSeblieb ^^^^
nea Kind mit diesem Tuche umwickelt gelegt ^*^^° ^^
ohne eine Spur des Kindes aufgehinden worden, An «*'
Ecke wurden dunkelroihe Flecke gehtnden; diese ter«"
%IL jha*Uanm«ikMMle.
1»
ausgeficbnitten 4iod in einer Portion friBcben Uf . amaios er-
weicht, worauf die itaikroskopische ÜotersuchaDg ergab, dass
»1e allfe Charaktet« der Btutkörptrehtn des Hletuchtn hat-
tea. Feroer fttdni «itb vitfle grOMe flecke «mi dtmkilgHiH'
Hcker Feite «n dem Tuche ; diese würden theils in Aq.
destiU. , theiJe in Spiritus aufgeweicht. Die Miflöeungen
zeigten bei Behandlnug mit conceotrirter Schwefelsäure uud
2o8etkeo einiger tropfen einer ZückerauflösUDg Spuren vo'd
YioleHer Farbolig, welche aatf das ¥orhandeo9ein fon Outim-
Mmr9 biodeutelK Em anderer Theil der jgräncn fleeiie
wurde in frisofaem Liq. amnii aufgelost und zeigte ^die mikre-
skopische Untersuchung darin Gallenzelleo , Cylinder-Epithe-
Italzeflen utd FettkGgelcben. Endlich fanden sich graugetbe
-necke am. Tuche, die man ebenfblb in Lkf. »nmii ^ufwercbfe,
•dd dantt fand « .dass sie aus junges ßpidermiaMii^ «Nid
UauttalfäriUen besUnden. Als Resultat der Untersuchung
erigab sich : 1) dass ein Theil der Flecke Ton ergossenem Blute,
wabrstheinTich aus der Nabelschnur, ein änderet tbeil von
«ii»er gemifecbtcii Seeretion der t(4»eF und dt« ff^rttikafnala,
walMrlaheiDUch von Meoaohim , und «hdHeh ein i^. Theil von
einer Secretion der Haut (Vornix caseosa) herrührten. Alle
diese Flecke sprachen dafür, dass ein neugebornes Kind in dem
Ifairdtttcbe erngewickeFt gewesen war, und der zerrissene ^a-
-atand desselben wahrscheinlich von einem gtösftem reiiBMndeo
Tlueffe berrihrte , welchea unbehindert unter die Dveschienne
gelangen und die Kindesleiche auffressen konnle.
(v. d. Busch.)
904. Uebet yerfanlte Lnogen; von Dems.
Verschiedene ältere Gerichtsarste nahmen an,
dass verfaulte Lungen von Früchten, welche nicht
geathmet haben, im Wasser untersänken; Andere
haben aber in Folge genauer Untersuchungen aber
die Veränderungen , welche die Lungen durch Faul-
niss erleiden, dargethan, dass Lungen von Früchten,
welche nicht geathmet haben, durch cadaverOse Gas-
entwicklung schwimmen können, aber wieder unter-
sinken, wenn die Fäulniss ihre Hohe «rreicht hat. Die
Päulniss tritt , wie Vf. zeigt , zuerst als ein Aufwei-
chuogs- oder Aufltfsungsprocess mit Anschwellung
und Gasbildung in dem faulenden Organe auf u. geht
dann io einen Eintrocknungs- , Vertrocknanga- oder
Saponificationsprocess mit Verminderung des Volumens
uttd VerdichUiltg «des faalenden Oripaos ttber. Dies«
Ordnung im Verlaufe der Fäulniss gilt auch fflr die
Langen. Während der putriden Erweit$hling dara^K
ben entwickelt sich ein Emphysem an der Oberfläche
und im Parenchym, die Lungen nehmen an Umfjtng
zu und verlieren ihre Consistenz. In diesem Zustande
schwimmen die Lungen , wenn sie auch nicht geath-
met haben ; macht man aber Einstiche in dicadben,
so kann durch gleichmässiges Drucken die Luft aus
denselben entfernt und das ausgedruckte Stll<!k 'zum
Niedersinken gebracht werden. Auch bei Lungen,
die ^ealboiet kaben., «kaHn in diesem Siiatatide durdh
SaaanmeadrttokeB dasselbe bewirkt werden. 0.rfiJ*a
fwll gefunden haben, daaa die Lunten dureb Fäulniss
langsamer emphysemalisoh werden , als andere KOr-
perÜMile; Deverigie hat aber gebunden, dass, vi^m
dar «Kftaper im Wasser gelegen hatte «ad dann einige
Stowlea an dar Luft lag , die Lungeo dann sohnell
durch Fäulniss emphysematisch wurden. Sehr rasch
liildet sieb das cadaverOse Emphysem der Lungen
aach VCi. Brfabruog auch daan, wenn eine im Mutler-
ieiba gestoriNsae fk'iicbl ««ige «Zeit lia der Ceushien
WXraie, vi-elche die w^iterlieliea Geburtstheile darbie*
isa» verbhoil*!« Wenn der AuflUaaagaprocaas dk
Langaiitefttiir so verzehrt^ daas «ich rkeia cadaverOs^
Empl^ysaai mehr var(uidet, so wertiea die Lungen
durch £inlrockBung vavkleinerl^ caai^cter und <lu(l-
leer« und sinkan im VVas»er «aler^. Aber auch Lun-
gen, die frtlber geallnnet haben» werdao, wean Fäul-
niss die BranohialaeMto aerstürie, uftlaraiokea« und
es kann daher kick dar Irrtbaw begasigen werden»
daas maa Lungen, ^\o geathmet liahea» «nien- aokheii
UsistäadsB fOr die «iiies todt^boraen JUades hält« u.
«mgakehrU Nach A. A e 1 1 i u s aoll idie .geaaue 41»-
iersBclning des Lungcagiewebes die beste 'Untersobai-
dtmg abgeben, indeoi die Luft., welche sich duMh
l^ulnias bildel^ sieh niobl in den Lüftr^ren» «sondcao
in dam dieselbsa lusogebenden ZeUgewehe -antwiekalt.
la garmgem <irada untgiebt sie die IWinea Lobuli»
in htfberea Grade bilden sich Gruppaa van Lafthla-
aen» die von ^rsclwe^lener Grösse und Form sind, u.
nach der mikroskopiisohea üntersuelMii^g m Zellgawabe
Mtzeo^ Oft bilden «ich auch gf ohc Blasen 'Uater dur
Pleura pulmonaJis , aus wekhen sich die Luft durah
locisioaeii und 'Drtkckan lortscIiaffBa lässi. * — ia <a8
jedoch nicht jederzeit mit völliger Gewissbeit darge-
than werden kann , ob der Luftgehalt in den Lungen
auf vorausgegangenem Athmen oder fauliger Gasent-
wicklung beruht, so meint Vf., dass man es als Regel
aufstellen solle) d€U8 Lungen, die von Fäulniss er-
griffen worden sind, für die Lungenfrohe 101-
brauehbar sind. Der Gerichtsarzt soll daher olTen erklä-
ren, dass, da die Lungen von Fäulniss ergriffen seien,
die Lungenprobe kein gehöriges Resultat abgeben
ktmne. Nor bei geringer Fäulniss des KOrpers und
keiner Spur von Gasentwicklung in den Lungen lässt
sich aus der Lungenprobe ein mehr giltiger Schluss
ziehen. (v. d. Busch.)
905. Ueber das Lufteinblasen in die Lungen
der Leibesfrncbt; von Dems. (Das.)
Vf. liemerkt , dass von manchen altern Gerichts-
srralen geleagBet worden sei, dass es mOglich sei,
einer todt gebornen Leibesfrucht Luft in die Lungen
tu blasen , dass diese Möglichkeit aber den neueren
Erfahrungen nach anzunehmen sei. Er zeigt, dass
das Gelingen des Einblasens von der Weise, wie es
gemadUivird, und davon abhängt, ob Schleim die
Luftwege verschliesst oder nicht. Irrig sei die Mei-
ihttfg, dass ^as Einblasen Mund gegen Mund leicht
gelinge, indem die Zunge, wenn sie nicht hervorge-
zogen wird, den Weg verschliesst. In deB Ver-
suchen, die der Vf. anstellte, bemerkte er, dsss,
wenn er todten LeibesTrOchten Mund gegen Mund Luft
aiiiiilies, diese nicht in die Lungen eindrang, dass
sieh bei -den Sectioaen auch keine Spur davon in da»-
aelben vorfand; wohl aber gelang es ihm, todtgebor-
nea Hunden, deren Zange er bervorgezogea hatte,
vermittels einer ROhre Luft einaublasen , wobei ar
dann fa»d , dass die Laft auecst dan Unterieib aaia-
dehnle und sidi dann die -ficasl init Minoheadam
96
OrigioalabbandloiigttD o. Uebenichten.
Laote erweiterte. In gerichU.-ined. Hinsicht wsre es
höchst wichtig, wenn sich saverlassige Unterschei-
dungszeichen zwischen Lungen , die geäthmet haben,
und solchen, in welche Luft eingeblasen worden
ist, auffinden Hessen. Vf. zeigt, dass alle die Zei-
chen, welche man bisher in dieser Hinsicht angegeben
hat, wie z. B. dass Lungen, in welche Luft gebla-
sen ist, nicht vOllig ausgedehnt seien, dass das
knisternde Geräusch beim Einschneiden fehle u. s.w.,
theils unrichtig , theils unsicher sind. Die Lungen-
leberprobe scheint ihm auch wenig Vertrauen zu ver-
dienen , und ebenso glaubt er dürfte es sehr schwer
sein, aus der Farbe der Lungen allein entscheiden zu
wollen , ob sie geathraet haben , oder ob Luft einge-
blasen ist Retzius hat gefunden, dass das Lufl-
einblasen stets eine Sprengung der Lufkzellen und ein
Emphysem in der Cellulosa inlerlobularis verursacht,
und halt dieses Emphysem ftlr ein sicheres Zeichen,
dasiLuft eingeblasen worden ist; indessen giebt auch
er zu , dass Ausnahmen in dieser Hinsicht stattfinden
können. Dasselbe ist auch von Eulenberg be-
hauptet worden, wogegen Schttrmayer aber ein-
wendet, dass ein Empbysema cellulosae interlobula-
ris kein Zeichen geschehenen Lufleinblasens sei. —
Da es also keine constanten Zeichen giebt, die bestimmt
andeuten , dass Luft in die Lungen geblasen sei , se
rath Vf., dass der Gerichtsarit jederzeit erforschea
solle, ob angegeben worden sei , dass in dem vorlie-
genden Falle Lufleinblasungsversuche von den Ange-
klagten oder Anderen gemacht seien. Wo dieses
nicht aus den Acten hervorgehl , da ist er nicht be-
rechtigt, anzunehmen, dass die in den Lungen ent-
haltene Luft vom Eioblasen herrühre. Wo aber ge-
sagt wird , dass Luft eingeblasen worden sei , da
muss der Arzt ennitteln , auf welche Weise es ge-
schehen sei, um darnach die Wirkung, die das Luflt-
einblasen gehabt haben kann , zu beurtheilen. Es
lässt sich am Öftersten vermulhen, dass das gewOha-
liche Einblasen, Mund gegen Mund, keine vollständige
Ausdehnung der Lungen verursacht, und ebensa
dttrfte es wohl selten vorkommen, dass eine heimlich
gebarende Persons durch Lufleinblasen das todte Kiad
zu erwecken suchen sollte. Vf. glaubt, dass unge-
achtet des Einwandes , dass Luft in die Lungen ge-
blasen sein kOune, ein umsichtiger Gerichtsarzt dodi
in casu, bei gehöriger Berücksichtigung aller Umstaoile,
von der Lungenprobe alle die Aufschlüsse, welche er
bedarf, erlangen kOnne. (v. d. Busch.)
B. OmmALABHAliDLUHGEH
und
UeberslchteOt
X. Uebenicbt der Leistungen im Gebiete 4er mediciniscben OeograpUe
während der letzten Jakre^
bearbeitet •
br. Hirsch in Danzig.
(Scblatt von Jabrbb. LXXVIII. 300.)
C. Afrika.
1. ff^estküsie von Afrika.
In der med.-topogr. Beschreibung , welche B i t-
c h i e (Monthly-JoMrn. April, May, June 1852) von
der Westküste Afrikas entwirft , und in welcher vor-
zugsweise die englischen Colonien berücksichtigt
werden , finden wir im Ganzen nicht viel Neues oder
von dem in andern, ausführlichem Werken Mitge-
theütan Abweichendes. — Bathurst » die erste eng-
lische Colonie, an der Mündung des Gambia aif
einem sandigen, trocknen Boden gelegen, erfreit
sich , trotzdem es rings von Sümpfen umgeben ist,
verhaltnissroffssig günstiger Gesundheitsverhaltnisse,
wie Vf. glaubt, in Folge der reichen Subsistensmittel
seiner Bewohner und der gleichmassigen , nicht ea-
tremen Temperatur. Die meisten Erkrankungen treten
zur Begenzeit (von Juni — September) ein , u. zwar
leiden die Europäer vorzugsweise an Fiebern , wah-
rend die Neger, wahrscheinlich in Folge des Genassss
.On^iMii«Mi«iullaog0a n. Ueberjieiiteii.
97
von »amoem Wasser, foo 4er Ruhr iieimgeeiicht
werde«. -^ Eben diese TemperalarferhalUiisse i),
nanneDÜMii was die Gleichmassigkeit sowolil während
^•Tegee, «k der Jahreszeit anbetrKTt, ftndet man
ftuC dem gaDzen, 2000 (engl.) Meilen langen Kttsten-
striche von Gambia bis Cap Lopez , wobei sieh nur
eiiuekie durch loeale Verhältnisse bedingte Ausnahmen
beiBerUieh roadieo. Gegen die glühenden Sonnen-
strahlen ist Sierra Leone meist dureh eine Dan^pf-
alfiMMphXre gesdiOtat, welche aar dem Ende Deebr.
auCtretenden HaroMttan weicht. Wahrend der Regen-
zeit sind hier , eo wie am Gambia , Gewkter u. hef-
tige SUIfloie (Tornados) hdafig. Die >Balbinsel von
Sierra Leeoe wird von ungefähr 4000 Negern und
IM fiuropHara bewohnt, von welchen ungeltthr Vs
aicb in 6mk sehr zweckmässig angeleglen Stadtchen
FreeliMvn aufholt. RemiUirende Fieber, die zu man-
chen 2eitea xmn vollständigen Gelbßeber «ich ent-
wiebeia , sind hier hfluiig ; die früher oft iiufUrelende
Ruhr ist jetzt in Folge von Anlegung eiserner Wasser-
leitungen , durch welche die Stadt mit gutem Trink-
wasser versehen wird » .eeUener geworden, Krank-
heiten der RespiratioQsorgane herrschen zur Zeit,
wean der Harmattan weht» ebensowohl in Folge der
mit reizendem Staube geschwjfngerlen Atmosphüre,
als der verbitllni^smassig starken Abkülilung der Kör-
peroberfl&che ; namentlich macht sich dieser Uebel-
staod bei den Negern fulilbar. Hautkrankheiten, bes.
Framboesia u. Lepra sind hier häu6g. Vf. tritt Übrigens
alä Vertheidiger der uns spater noch weitläufiger be-
sclilftigenden Ansicht auf, nach welcher das Vorhan-
densein sumpiger Gegenden allein ebenso wenig den
^ruDd rar das Entstehen der periodischen Fieber ab-
gießt, als der Mangel jenes ätiologischen MomenU
das endemisdie Vorherrschen dieser Krankheitt^n aus-
schliesst. — Der Küstenstrich von Sierra Leone
bis Cap St. Paul bildet eine von Hügeln und WSidern
begrenste und vielen kleinen Rflstenfltlssen durch-
strömte Sandebene , die in der Gegend iles ('ap Me-
surado, in unmittelbarer Nshe der von den Treigelas-
senen Negern angelegten Colonie Monrovia, breiter
wird und IXngs des Abhanges der Loma- und Kong-
Gebirge einen Östlichen Verlauf nimmt. Fttr die Nie-
deriassang von Europäern bietet dieser Küstenstrich
vorfSufig in lieiDer Weise Anziehungspunkte , wenn
andi die Fradhfbatkeit des Rodens, der Reiehthum
30 Metallefl und die anscheinende Milde des Klimas
viel Verlockendes haben ; alle Europäer, die bis jetzt
Leben und Vermögen daran gesetzt haben , hier ihr
Portkommen zu finden, haben es mit ihrer Gesundheit
besaMt. Uebrigens «oll d^ - den Rneitengrade par-
allel laultnde Tbeil der Küste, gesünder sein, als
4erllW. «erUttlande, 4« h. von Gap Verga bu Cap
Pataus.
1) In Sierra Leone betragt das jährliche Mittel 77— 87© F.,
die tägliche Schwank ang selten mehr als 2 — 3®, das monat-
liche Mittel 8a~^2*.
M»4Jahi!bb. Bd.SO. aiUl.
Von Cap St. Paul bis «um Flusse Renin biMet
die Koste einen reich bewässerten , fruehtharen Allu-
vialbaden ; von dem Flusse an senkt eie sich and es
beginnt nun das 250 Meilen breite, suippige Nin^-
Deita, das von einem Waüseinetze durchzogen «. mit
einen dichten Wnide bewachsen, nicht einmad den
Reptilien einen Aufentholtsorl gewährt. Im lOsien
wird dieses SumpCland vom Gameroon - Gebirge he-
grenat, dessen südlicher Abhang einen zu^n Theil
fruebtbaren Kttstenstrich bildet; erst da, wo die
afrikanisclie Küste eine, südliclie Richtung nunnit,
werden die von niedrigen flUgel« bogrensien Ufer schmal
u. sandig u. behalten diesen Gliarakter, mit Ausnahipe
des an der Mündung des Gabo^n gelegenen Suvpf-
landes , an welchem die Franzosen eine wenig Erfolg
versprechende Colonie angelegt babeq« bis au dem
Felsen von Cap Lopez , das eine narlürUohe , klMna-
tische Grenze zwischen der Ray >un4 dem sQdliehen
Theile der Küste Uildei. Vom Qap Lopez an miasigen
erCrischende Seebrisen die glühende Hitze und an die
S4eUe der trüben , bleifarbigen Atmosphüre , die wie
ein dunkler Mantel über die Küste ausgebreitet ist,
tritt das klare Rlau des Himmels. Was Vf. ttber den
unbeilvollen Aufenthalt auf den Küsten und Inseln der
Ray sagt, ist bekannt; wir wollen ans seinen Angaben
nur anführen, dass die hochgelegenen Kttatenpunkte,
so u. a. die Küste von Anna Rone , von den bi^sar-
:tigen Fiebern keineswegs verschont bleiben, und dess
jene .Gegenden nicht nur fttr den fiuropHer , sondern
auch für die Eingeborenen , ja , wie es sckeini , für
das ganze Thierreich gleichmtfssig verderblieb sich
beweisen. Pferde geben hier schnell zu Grunde,
Rindvieh erscheint klein und pflanzt sich nur sparsam
fort, in den Wäldern findet man im Ganzen so wenig
Vögel , als in der Luft und am Roden Insecten , nur
die vegetative ThMtigkeit des Pflanzenreiche«! schreitet
in ununterbrochener, schweigender Energie fort.
So wie die Atmosphäre , nehmen auch die Ufer
südlich vom Cap Lopez einen freundlichem Charakter
an; Tbäler wechseln mit Hügeln, Waldungen mit
blähenden Triften, u. namentlich reich und fruchtbar
erscheinen die von bewaldeten Hügeln begrenzten
Ufer .4es tiefen und breiten Congostromes. Von bier
an jedoch bis zu St Paulo de Loando wird die KOste
trocken und unfruchtbar; sie bildet eine dünne Sand-
schicht, mit hie und da bervorragendein Primitiv-
gestein, 4as sich zuweilen in kleinen, sparsam mit
Gebasoh bewachsenen Hügeln erhebt. An der KOete
selbst ist Uer Anbau auf die kleinen, sparsamen Fluss-
fcbaler bescliränkt, hüber binauf. soll die Pruebtharkeit
des Rodens besser und die RevOlkernng reicblieber
sein. St. Paulo de Loando * die ansebniicbste ^tadt
auf der ganzen Westküste und dftr Sitz des poiiugie^
siscben Gouvernements, früher durch den Sclairen-
bandel blühend, ist jetzt wenig bevillkert und sehr
in Verfall. — Von diesem Puokte bis Renguela
zieht sich ein wellenförmiges Hügelland mit engen
Ruchten und kleinen Yorgebirgen, von vielen achmiden
Flnssthfllern durchsehniUeo, hin; die Küste bis Ren-
13
98
Origmalabhandiimgen u* Ueberslchlen.
guela ist fast gans unbewohnt , die Stadt selbst liegt
an einer weiten, offenen Bucht, auf Sandboden,
dessen Fruchtbarkeit durch den , von dem im Bttcken
der Stadt gelegenen Hügeln herabkommenden Fluss
bedingt ist ; Bengucla ist im vollsten Verfalle u. auch
die Umgegend scheint eine verlassene Wüste zu werden,
trotzdem mab hier klimatische Verhältnisse antrifil,
wie sie kaum an einem andern Orte der Erde sich
gtlnsliger gestallen. < Fast anhaltend wehen hier
leichte Brisen aus SW.; Regen ist, mit Ausnahme des
Novbr. u. April, weder heflig noch häufig, die jMhr-
liche Differenz des Thermometerstandes beträgt 18,5^
(im Juli ist die mittlere Temperatur 70^, im Decbr.
80,10, im Jantiar 79,3<^) , mittlere tägliche Differenz
(die Beobachtungen sind 8 h. a. m. und 2 h. p. m.
angestellt) 1,^1. — Als die vorherrschenden Krank-
heiten längs der Rttste von Cap Lopez bis ßenguela,
wie Vf. sie an der Schiffsbemannung (140 Mann,
worunten 20 Neger, beobachtete, werden Fieber be-
zeichnri, die vorzugsweise in den heissen Monaten
auftraten, dagegen verschwanden, als das Thermo-
meter anhaltend unter 80^ stand ; die Fieber hatten
übrigens einen sehr gutartigen Charakter u. wichen
meist schnell dem Gebrauche des Chinins. Nächst
den Fiebern waren katarrhalische Schleimhautleiden
(Angina, Ophthalmien, Schnupfen u. s. w.), beson-
ders unter den , an ein wärmeres Klima gewohnten,
Negern, häufig ;' sodann leichte gastrische Beschwer-
den, nur je einmal sah Vf. Leberentzündung, Gelb-
sucht und Ruhr. Die klimatischen Verbältnisse dieses
südlichen Küstenstriches erscheinen um so günstiger,
wenn man vom Vf. die Versicherung hört, dass sich
die Schiffsmannschaft oft Wochen lang in einem offenen
Boote an den Kü.sten befand , ohne einen wesentlich
nachtheiligen Einfluss auf ihren Gesundheitszustand
zu erfahren.
IL Südafrika.
D(M' jüngst erschienenen Schrift des Dr. Kretzsch-
mar (Südafrikanische Skizzen. Leipzig 1853. 8.),
welcher 15 Jahre lang als Arzt und Sanitätsbeamter
in der Capcolonie gelebt hat, entnehmen wir folgende
uns vorzugsweise interessirende Thatsachen in Bezug
auf die med.-topogr. Verhältnisse der bisher in dieser
Hinsicht nur mangelhaft bekannt gewordenen SOd-
spitze Afrikas. — Den fruchtbarsten und daher am
meisten bevölkerten Theil des Caplaifdes bildet die
malerisch schon gelegene Cap^tadl mit ihrer Um-
gegend, die diesen Vorzug, nächst den günstigen
Bodenverhältnissen, wohl vorzugsweise dem reinen
Wasser verdankt, an dessen Stelle man sonst im Cap-
lande meist nur auf brackige Quellen stOsst Je
weiter man von Aiesem Culturdistricte in das Innere
dringt, desto geringer werden die Spuren Ökono-
mischer ThäligkeiL Das westliche Land gleicht mit
seinen grossen Flächen nackten Gesteins oder losen
Sandes und Thones , mit wenigen Ausnahmen , den
UaideQächen der unfruchtbaren Landstriche Europas;
die sparsame Vegetation jener Flächen giebt nur wenig
vegetabilischen Detritus und selbst die in kurzen Ge-
büschen und grober Baide bestehende, armselige Ve-
getation verliert sich , je weiter man in das hrnen
dringt, immer mehr, so dass man oft stundeoUii
über graues , verwittertes Gestein oder kahle Sui
flächen fortschreitet. In dem Boden allein ist ^ioi
Sterilität keineswegs begründet; nach stärken Bf
geugüssen verwandeln sich jene Flächen, in den hm-
liebsten Blumengarten, allein diese Regen sind kAcisi
selten und noch seltener andauernd ; unter den lu-
genden Sonnenstrahlen welkt die Flora bald hia, u^
die Farbenpracht der Blumen ist nach wenigen Taget
schon dem frühem , melancholischen Grau der lu-
getrocknelen Flächen gewichen. Den Haupterwer^
zweig der Bewohner bildet die Vieh-, namentlich dit
Schafzucht, die aber ebenfalls nur sehr dürftig gedeihi;
nicht selten sterben die Thiere, zum SkeleUab|;^
magert , aus Mangel an Nahrung oder an einer m
den Züchtern „geelziekte" (Gelbaucht) geaaDDUi
Krankheit, der Folge des ttbermässigen Genassesdcr
nach starkem Begen reichlich gebotenen Nahraog.
Die Bevölkerung ist, wie natürlich, eioe bv
sehr dürftige; auf 72,682 (engl.) aMeileowobiei
nicht mehr als 114,886 Menschen, Farbige ui
Weisse zusammen, und zwar leben sie, ebeojeis
grossen Wassermangels wegen, an einzelnen, wal
entfernt von einander gelegenen Punkten, wie ii(
Oasen, wo die oft sehr unbedeutende Quelle Ober-
haupt die Bebauung einer kleinen Fläche Landes dII^
lieh erscheinen lässl.
Ungleich fruchtbarer ist^der Ostliche Theil des
Landes, mit einer Fläche von 4 5, 5 74 (engl.) 0^^^"
und 170,393 Bewohnern, namentlich die ?ob Eng-
ländern bewohnten Districte Swellendam, die Kon-
kamraer des Caps, und George, der den grOssles
Theil des Holzbedarfs für das Binneolaod und des
besten Taback jener Gegend liefert; Uitenhaag ist
dagegen ein steriler Landstrich mit nackten Berges.
dürren Flächen und so wasserarm , dass die von der
Küste nach dem Innern durch diesen Dislrict fttbreflile
Hauplstrasse wegen volligen Wassermangels olt aicU
zu passiren ist. Der Grenzdistrict Albany eudlicb in
ein schönes, fruchtbares Land mit Wiesen, GarUfl s-
reichen Wäldern ; leider ist der Überall hier berror-
blickende Wohlstand der Bewohner von den wüiiei
llorden der benachbarten Kaffern anhaltend bedrobl.
daher oft nur von sehr ephemerer Dauer. Nordlick
Albany liegt der kleine District Somerset, mit reicbei
Eisenbergen , die bis jetzt jedoch nicht ausgebeeiet
worden sind.
Das Klima des Caplandes ist bisher als eis t^
günstiges geschildert worden ; die Luft ist allerdiaiP
trocken und rein , auch giebt es keinen eigw^^^
Winter und kein nord-europäisches März- u. No»«J"
berwetter, allein die glühende Sommerhiue, ^^
der tropischen Temperatur nicht viel nachsteht u. die
von den mit Schnee bedeckten Bergkuppen herabwe-
henden schneidenden und trocknen Winde wihreo
des Winters, so wie die oft schnellen und sUrW
Temperalurwechsel rechtfertigen jene Annahme ^
Öriginalabhandlangen u. Ueb«nicbien.
99
lern pandiesisehen Klima der Sadspilze Afrikas kei-
leswegs. — Hartnackige rheumatische Leiden,
nitunter in Form einer eigenthttmlichen Neuralgie,
lie zur Contractur der Gelenke und Lahmung der Ex-
reinitäten führt, so wie Katarrhal6eber sind haußge
^eiclen ; namentlich erscheint alljährlich eine Influen-
;aepideiiiie. Uebrigena kommen hier alle acuten
Lieiileo Europas vor, nur die Cholera asiatica hat jene
Segendeo bis jetzt verschont, trotzdem endemische
Srechruhr wahrend der heissen Sommermonate dort
sine gewöhnliche Erscheinung ist.
Zu den am häufigsten daselbst vorkommenden
chronischen Krankheilen gehört Harngries, Stein u.
[Chronische Leiden der grossen ßauchdrUsen — wie
nan glaubt, Folgen des fast ausschliesslich genos-
lenen Brackwassers. Endemisch herrscht hier Terner
1er Aussatz. Einige Tage von der Capstadt entfernt,
liegt rings von Bergen umschlossen ein einsamer Ort,
iemel en Aarde» dessen Bewohner jedem Verkehre
nit der Aussenwelt entzogen sind und von dessen
Existenz die dieKttsten Bereisenden gewöhnlich nichts
erfahren; dieser Ort bildet das Asyl für die Aus-
iSlzigen, und man muss der englischen Regierung die
Serechtigkeit widerfahren lassen , dass sie Alles auf-
geboten hat, um das Elend jener Unglücklichen so
riel als möglich zu lindern. Im Allgemeinen tritt die
Krankheit nur selten in der bösartigsten Form auf,
naeist bleibt sie auf einer niedrigem Stufe der Ent-
wicklung stehen, und daher erreichen solche Kr.
dort nicht selten ein hohes Alter. — Die mildere
Form — Facies leprosa — kommt vorzugsweise unter
den Weissen vor; ebenso die abrigens sehr selten
erscheinende Elephantiasis. Bei der entwickelten
Krankheitsform , der Lepra alba , erscheint entweder
zuerst GeschwUrdbildung , deren erste Spuren sich,
rorzQgsweise in den Gelenken der Hände, als schmerz-
hafte Rhagades manifestiren , wahrend die spater ge-
bilfleten Geschwüre durch die eigenthtlmliche, dünne,
glanzende Haut an ihrem Rande charakterisirt sind,
oder die Krankheit tritt zuerst in Form des bekannten
leprösen Exanthems auf. Oft macht sie sehr lang-
same Fortschritte, so dass bei Geschwtirsbildung mit
Abstossung eines Gliedes , oder bei Exanthembildung
mit Ausbruch der Flecken der Krankheitsprocess eine
Zeit lang scheinbar sistirt , ehe er sich in neuen Er-
scheinungen bemerklich macht. Nicht selten sind
übrigens die Falle , wo trotz bedeutendem Substanz-
verlaste keine Spur eines Exanthems sich zeigt; ein
schlimmes Zeichen ist es, wenn sich im Umkreise
der Flecken Geschwüre zu bilden anfangen, indem
alsdann gewöhnlich schnell auch geschwürige Schleim-
bautleiden im After, in der Nase, im Munde u. s. w.
sich hinzugesellen und die Krankheit alsbald in ihrer
entsetzlichsten Gestalt hervortritt. Höchst beach-
tenswerth ist, was Vf. in Bezug auf die Aetiologie
bemerkt: die Facies leprosa kommt ausschliesslich
unter den Abkömmlingen der hollandischen Colonisten
vor • die , an ihren alten Vonirtheilen hangend , die
grOsate Abgeschlossenheit unter sich in Bezug auf die
Ehe beobachten , so dass Ehen unter nächsten Bluts-
verwandten häufig sind. Ra^enkreuzung ist bekannt-
lich eins der besten Mittel zur Erzeugung einer kraf-
tigen Nachkommenschaft ; es ist daher nicht zu ver-
wundern, dass wir hier eine in geistiger und körper-
licher Beziehung so tief stehende Bevölkerung finden,
die den Keim der Erkrankung fortwahrend unter sich
verpflanzt. — Nächst der Lepra sind es Scropheln,
chronische Hautkrankheiten und Krebs, die unter
dieser Bevölkerung häufig beobachtet werden. Ebenso,
wie unter den hollandisch-afrikanischen Booren, kommt
die Lepra unter den Hottentotten, Buschmännern und
andern Bewohnern jener grossen» unfruchtbaren Sand-
flachen vor, wahrend sie unter den zahlreichen StaoH
men der östlichen , fruchtbaren Lander wenig oder
gar nicht beobachtet wird.
D. Amerika,
1. Nordamerikaniscke Freistaaten.
Das cLissische Werk von Drake (A syslematic
treatise , historical , etiological and praclical diseases
of the interior valley of North America. Vol. I. Cin-
cinnati 1850. XVI und 878 S.) ist bereits (Jahrbb.
LXXHL 272.) kurz angezeigt worden ; indem wir das
vom Ref. , Hrn. Dr. N e u m a n n ausgesprochene Ur-
theil in allen Stücken accepliren, müssen wir das
vorliegende Buch als eine der bedeutendsten Erschei-
nungen im Gebiete der med. Geographie bezeichnen.
Leider hat der, als Arzt, Philosoph u. Bürger gleich
ausgezeichnete Vf. Ende vor. Jahres sein ruhmreiches
Leben in einem Alter von 68 Jahren beschlossen ; es
ist daher die Frage, ob diese letzte verdienstvolle
Arbeit desselben durch fremde Kräfte zu Ende geführt
werden wird. — Wir werden im Folgenden sowohl
aus dem ersten Buche , welches sich mit einer Unter-
suchung der geologischen, atmosphärischen, natio-
nalen und social-politischen Verhältnisse des grossen
Missisippithales beschäftigt und keines Auszuges fähig
ist, Einzelnes hervorheben , als auch das Wichtigste
aus der im 2. Buche gegebenen Beschreibung der
unter dem Namen .^Herbstfieber** gemeinsam abge-
handelten intermittirenden und remittirenden Fieber
an der geeigneten Stelle mittheilen. Ueber die med.-
topogr. Verhaltnisse der nördlichen Staaten sind mir
neuere specielle Berichte nur aus
1) Pennsylvanien bekannt geworden. In den
Transact. of the med. Soc. of the State of Pennsylvania
(Vol. n. Philadelph. 1852. 8. 146 S.) liegen Be-
richte aus 11 Grafschaften des Staates, theils geolo-
gischen, theils nosologischen Inhalts vor. Die letzten,
welche hier allein Berücksichtigung finden können,
haben sich vorzugsweise die Untersuchung der Frage
zur Aufgabe gestellt, ob gewisse Krankheiten in einem
bestimmten Verhaltnisse zu der geologischen For-
mation stehen, eine Frage, deren Wichtigkeit ein-
leuchtet, zu deren gründlichen und verlasslichen
Beantwortung aber entschieden weit umfassendere Be-
richte nothwendig sind, als die hier vorliegenden,
aus welchen allerdings ein solches Verhaltniss für die
Ruhr, nicht hervorzugehen scheint. Die früher aus-
100
OH^ttätaMairdhttigeB ü. tJ^bersichteii.
gesproelicfne Behauptung ^ das« die Buhr ^dettiisch
▼ortugsiT^eiüe auf Sabd>, Schiefer- und Afluviftibödeu
▼arkomme , dagegen auf Kalkboden vermisst wei^de»
besUlügte sieh hier nicht, viefiuehr scheinl aus den
Berichten hervorzugehen, dass die Krankheit uhtei*
deitt ElvOn«se gewisser locafen und atmosphärischen
Bedingungen auf jeder geologischen Formation ohne
Unterschied vorkommt. Namentlich herrschte die
Ruhr \n der Grafschaft Mifflin auf Kalkboden , ebenso
165t wahrend des Spatsommers in dei" Grafschaft
Blair iiinerhalb des Thaies von Logan , das vo^zugs-
weise Kalkboden hat, wo die Epidemie erst mit Ein-
tritt dea kalten Wetters nachliess. Die Umgegend
von Hollidaysburg (in derselben Grafschari) liegt
auf Kalk, abwechselnd mit Schiefer (dem vorherr-
schenden Charakter in den AUeghany-Gebirgen) und
aecundSrer Formation , und doch herrschte die Ruhr
häufig (so 1 S92« 42 11.5 1 ) epidem. oder doch alljährlich
sporadisch. Dieselben VerhHitniss« gelten von Marshai-
ton (Grafsch. ehester), wodieRuhrvorzugsw. auf die
an Talkschiefer reichen Höhen beschränkt bliel) u. nur
zuweilen in den Niederungen an Stelle der dort ende-
mischen Fieber auftrat. In dem grossen Kalkstein-
thale Easl Whiteland Jierrschte die Krankheit 1851
sehr heftig, ebenso aber auch auf dem Schiefer fuli-
readen Bergrücken , und Dr. 0 g i e r bemerkt hierzu
ausdrücklich, dass er mit Rth^ksichl auf die Boden-
verhältnisse nichts für das Auftreten^ der Krankheit
Entscheidendes bemerken konnte. Zu derselben (Je-
berzeugung gelangten auch andere Aerzte jener Ge-
genden , so dass gegentheilige Thatsachen entweder
nur Zufälligkeiten ihre Entstehung verdanken oder
neben der Bodenbildung noch andere Umstände mit
in Rechnung kommen mQssen. Uebereinstimmend
dagegen sprechen sich alle Beobachter dahin aus, dass
die Krankheit überall mk Eintritt einer enischieden
kalten Witterung gänzlich aufhörte u. dass, während
die periodischen (intermiltirenden und remittircndcn)
Fieber in den letzten Jahren in Pennsylvanien auf-
fallend geringer geworden sind, neben der Ruhr
typhöse Fieber in einem grossen Theile des Staates
sich eingebürgert haben — eine Thatsache, die in
einem anderweitigen Berichte von Agnew (inPhilad.
med. Examiner 1852. April. S. 205.) ihre Bestä-
tigung findet. — Vf. schildert die medic. Topo-
graphie der Grafschalt Lancaster, und zwar den im
0. an die Grafschaft ehester grenzenden Theil. flie
Gegend bt hOgelig, und zwar von drei einander par-
allelen Bergrücken durchzogen, durch die zwei grös-
sere und ein mittles schmales Thal gebildet werden ;
die Hügel bestehen zum Theil aus Kalk, und auch
der auf den nördlichen Zügen entspringende Flu^s
Oetorora ist kalkhaltig. Frtlher herrschten in dieser
Gegend periodische Fieber endemisch, und zwai"
intermittirende vorzugsweise in den an iftoiästen
reichen Gründen und Thälem , remittirende auf den
höher gelegenen Punkten; je mehr durch Edtwäs-
semng und Anbdu des Landes die Sümpfe schwandfön,
ddsfo seltener wnrdett die Intermittentes, an deren
SreHe dfe den Höhen etgenthümHchen remitlfrenden
Fieber traten. Auoh diese siAd in den Uiim tfum-
nren äuasersl selten geworden und dafür herrsibeo
jetzt daselbst typhöse Fieber und die Ruhr. Jeifetinat,
wenn die Ruhr epidemisch ausbrach, zeigten sich di«
ersten Fälle in einem am südlichen Abhänge der
mittlen Hügelkette gelegenen Döi^e feningtoftiville,
von wo sie sich nördlich uüd südlich aosbreitete,
ohne jedoch (wenigstens In den beiden Epideniro
1842 und 44) die Kalkdistricte ^u berühf^n; ja die
Krankheit verschonte sogar die Bewohner derjebigei
Thäler, in welchen kalkhaltiges Wasser getraolEeD
wird. Mit Eintritt entschiedenen Frostes erlosch die
Epidemie auch hier jedesmaf. Der Kradkheilsverlauf
bot nichts Aussef gewöhnliches ; neben einer sympto-
matischen Behandlung mit Blutentziehunged, Klystirei
von Amylum mit etwas Opium bei heftigem tenesinns.
warmen Kataplasmen , Plumb. acet. hei stallen Blg-
tungen u. s. w. bediente sich Vf. vorzugsweise kleiner
Calomeldosen (Gr. j — jj) mit Opium u. tpecacoaiihii;
in schlimmen fallen, bei Kleiilwerdert des Pulses,
getrübtem Bewusstsein, cadave^tfsem Gerüche der Aus-
leerungen u. s. w. eüipfiehlt Vf. Bouillon zotn ^l^
tränke und eine lllixtur von Ol. terebinth. 5jß» Trhti
catechQ 5ij » tinct. cäpsici 3Ü > Tlnct. opii gtt. iL,
Muclg. gumm. ^v Si^tUndl. 1 E^sldfifd voll, aArf da-
neben 4stUrtdt. 2 är. Chinin neb6t gelegetüTichM
Dosen Pulv. DoweH ; Vf. eWpft^hlt diese BäiltteiMt
als äusserst zwedtnässfg (er verlob von $6 so behan-
delten K^ nur 8); di^ htUnntt Hopö'iche ttttur
und A^gtfnt. nitr. liessdn ihn lüirnder im Stiebe, ^ttf^
wenig hüt'^ten Abführmittel, tivlt M Ver^topfuDg ver-
ordnete er eine Do^is Ot. ri6ini , ^leisteus jedöcb Diir
Kfystire von einfachem, wafmen Waase^. tk darcb-
schnittlidie Dauer der Krankheit betrug 1 i tage.
2) Kentucky» Wir entnehmen dein Werke
von rvrake (I. c- pag. 230) folgende Mittbeilasg
über die (in 9^ W. L. von Washington gelegeoe) k-
rühmt gewordene Mammulhs-B8kU , die uns hierin
safernc interessirt, ds sie zum heilsamen Aufeotballs-
orte für gewisse Kr. empfohlen worden ist D«
Höhle, aus kohlenfUhrendem Sandstein gebildet, be-
steht aus einem Labyrinthe unterirdischer Zellen,
wpiche durch mehr oder weniger grosse Oeflhortge«
mit einander cummuAicireü u.. Wie es bei dercaver-
nösen StruClur jener geologischen FortoaüoD M^
wahrscheinlich ist, alle Unter einander verbunden si«ii
und sich vielleicht weithin unterhalb iti gaoten,
unter ^^m Nrfmert „the Barren** bekannten, G^bW»
erstrecken. Die einzelnen Kellen »ind voü versÄ»*-
dener Grösse, mitunter betragen die ÜimensioneD.
bes. in der Höhe mehr als 100'; die züWdleo »ft
Stalactiten Ufifd Alabaster bedeckten Wände ma^K«
einen zauberischen feiörfruck. Die AtriioSphlrre inner-
halb der Höhfe ist dem Gefühle Aach ivoi^tn {^s^V^
metrische Messrurtgen fehlen noch), die TempÄ^al«^'
in den tref(»rn Theilen das ganze Jähr hindörcbjfWcb-
mäsrsig m^ (f.); eine Artafyse dertnft ist nofch nicht
angestellt Worden \ artif das G^lühl rtaftM m den Ein-
druck der Frische, erregt weder AtheriA««*^«^^'
Orfgfttafafi&]J]idltitt£fm «. OebeniehVM.
Iftl
ndch Edprscbttiert- mtti tiiitei'h^t ifeil Vtfrbfeüfiittdgs-
prcfct^s atth febliarfte^te , so dass Hf^o f^eder kdhfeti^
saUfi! Ga^e , ttoch mephithche (^tfnst« 2U v^i^dlulben
siiiH. Thicfisch« Stoffe fanlen nicht, sooH^i'n ver-
iröüktfcd inümtei^arlig. (Üe Resucher dei' Höhle ver^
siefa^ta , das^ dr« Atmosphäre id derMfheir ein«» so'
bel^hendcd EhifTo^s auf sie fifeaasi^ert habe, dass sie
ohne Eftnüdung emen tag larng in den Zellen- urtiher-
gelieit konnten ; schon frithef will dtatt die Beobach-
tung gcnraclil btibed, dass scbwachlicbe Leute, die
sich tliit der damals in dei^ IfOhfe statthabenden Ge-
winnung von Salpeter beschäftigten , an Kräften und
Gesundheit zunahmen, auch Thiere, namentlich
Ochsen , die man i'n der Hohle zum Transporte ver^
wei^det^ , Wurden auffallend fett. Es lag nun nahe,
den Aufenthalt in der Htfhie als therapeutisches MiUei
bei Rr. nnd, t^egen der gleichmässigen Temperatur,
narmentlfch hei Brustkran len , zu empfehlen. Dr,
Croghan aus Louisrille, der aOgenbIrckliche Be-
sitzer der Hoble, hat in der That mehre Versuche mit
Kr. (Ae«* Arf angeatelh, aflein die Erfolge' scbeined
nicht sehr günstig ausgefallen zu sein. ()ie Ernsam^^
keil, &er Mangel des Sonnenli(*h(8 , der durch die
kdn:$lliche Beleuchtung erzeugte Rairch und aftniicbe
Unostande mtkeü gewiss höchst ungffn^dg und mit
R^cht bemerkt Wohl Dr akef, tftfss nur soffchen Kr.
det Auferithult da^eHisc ifdtoratben wäre, welche, wie
die Saffpeie^^Ai^beiter, steh körperlich zu beschJfftigien
iiil^ Stande w^^tf, WeA}g«i' dtfbet Lon^gen^chwind^
strchcigen ah soffcfieb, die art chronischem Bronchial-
Uttrth, chr(rfriscbren Krankkeiten der Leber, Hill,
chronf^dicd Ezädth^metr ü. a. leiden.
$) Teneäs^e (D'räke I. c. pag. 13d. 228.) büdet
eitt^ vott 0. nacb W. sich abthchende Ebene, deren
LSrnge mehr als fi^ betragt, wahrend die Breite ncrr
!• äO' ausmacht. Dfe^er schm-afc Lands^trerfen ist
auf natQi'ftehe Weise in 3 Tlft'ife geschieden; Ost-
Tenessee, dstl. von Nord- Carolina und westlich von
den Columbia - Gebirj^en begrenzt, ist vorzugsweise
gebirgig, namentlich im Norden, wo viele steile Berge
und hohe Rttcken , meist der Urfonnation angehdrig,
d^f^egen nur Wenige grtissere TbKler und noch we-
niger zym Anbau geingneter Boden sich finden. Der
ganzliche Mfanget an Marschen, der schnelle Fall der
Strome und der Umstand, dass ^\^ Hitze während
des Sommers durch die dichten Walder und hohen
Berge zum tbeil gemildert wird , erklaren den günz^
heben Mangel miasmatischer Krankheiten unter der
Bevölkerung, auf welche nur thcrmometrische (schnel-
ler Tetnperaturwechsel) und hygrometrisehe Einflni^e
kränkbeitsbedingend einwirken. — Mitlel-Tenessee ist
zWaf noch gebh-gig, aber die Landschaft ist weniger
rädh; dienschlicbe Thatigkeit hat hier die dichten
Walder gelichtet und sich den Boden , vorzugsweise
dtir »etundaren oder Uebergangsformation angebdrig,
dienstbat' gemadit. Das Ausbauen der Walder, na-^
m^tttHöh lirngs der hussufer und die Verwandlung
dtei^r Bbdenstreckt^n in Felder n. Winsen hat in den
leuteo Jahren eine aufföllige Zunahme miosmatisclier
KfavklimtM bedingt; wie sehr aber die Bodenhildung
djfbei in Betracht kommt, lehrt der Umstand, dass
grosse, in der Nabe von Flüssen und selbst noch
unter dem Waeaerspiegel gelegene Ebenen, deren
Boden porOs ist, von den Fiebern weit weniger heini-
gesucht worden sind. — West -Tenessee, dessen
Erhebung aber die Meeresflache nur noch V4 — ^3
der 4ütA Ostlande eigenthüm liehen beiragt, bfl^et
eine grosse Eigene mit Kreideboden, tertiären Fer-
mationen oder ATluvialland , u. ist von vielen Mopren
dttrchaog«n. Die Flosse haben einen schwachen Fatt
und fahren in Folge der , meist dem Alluvium ange-
hörenden, Flnssbetce, ein trübes, unreines Wasser.
Periodische Fieber sind hier aus leicht ersichtlichen
Gründen unendlich häufiger als in den Ostlichefeii
Theitei» des Staate».
Ein besondreres Interesse gewahrt das im stid west-
lichen Winkel , am rechten Ufer des Missisippi gele-
gene Memphis, der Hafrplbandelsplatz des Staates.
Die Stadt liegt, in einer HOHe von 490' Ofber dem
Golf und 170' über dem Flnssspiegei bei niedrigem
Wasserstande , auf einem der Kreidefbrmation ange-
hörenden Lehmboden und ist , in der nächsten Nabe
wenigstens, von Sümpfen frei. Memphis ist der
nOrdNchsle Ponkt am Missisippi und gleichzeiitg der
höchste in Bezug auf die Erhebung über die Meeres-
flache^ bis zu d«»n d^s Gelbfieber gedrungen ist, das
hier swttr letzten Male 19^8 herrschte. Wenn man
bedenkt, wie häufig und verheerend die Krankheit
seitdem in den benachbarten , sodlichem Staaten ge-
wdihei hat, md namentlich in New^Orleans, das mit
Memphis in lebhaftem Verkehr steht und mit den-
selben durch Dampfschifl\9 verbunden ist, welche die
Reise »nfwlrt» in 4 Tage machen, so durfte man hier
einen zienrlich sichern Deweis fUr den rein localen
Ursprung (itit Krankheit finden.
4> Nw'd^Cerotina (Mc Kee in Fenner Reports.
II. New-OrL 1851. p. 406. 415.). Der mittle Tbeil
des Staates besteht aus 6 Grafschaflen (Wake, Frank-
lin, Orange, Ghatham, Gumberland und John ston),
von denen Wake die grOsste ist und gleichzeitig Ra-
leigh , die Hauptstadt des Staates in sich schliesst.
Nach dem letzten Gensus (1849 — 50) war dieser
Tbeil von Nord - Carolina von 106,518 Menschen be-
wohnt, unter diesen 39,280 Neger; die Sterblichkeit
im J. 1849 betrug 1081 , d. b. l,0130/o. — Die
ganze Gegend ist reichlich mit klarem, mitunter etwas
kalkhaltigem Quellwasser versehen ; zwei Grafschaften
(Franklin und Johnston) haben Alluvial- und Sand-
boden, viele Nadelholt -Waldungen und produciren
vorzugsweise Roggen, etwas Baumwolle, die andern
4 dagegen liegen auf Thonboden und geben reich-
lichen Ertrag in Taback, Baumwolle und Weizen. —
Das Klima ist milde, indem es weder durch dre kalten
Winter Aet nordlichen, noch durch die heissen Som-
mer der sudlichen Staaten getrübt wird; in dem nor-
malen Jahre Juni 1849 — Mai 1850 betrug die mittle
Jahrestemperatur 58,78<> F., im heissesten Monat
(Iniri) stieg sie im Mittel anf 76,64<>, im kaitesten
(heebr.) fiel sie auf 49,71 <^.
102
Origmahbhandlaogen u. Uehenichten.
Di6 HaopUtadt Raleigh, 130 (engl.) Meilen von
der KUste enirernt, mit 4500 Einw., liegt auf einem
SW. verlaufenden Granithtigel , der eine Scheide für
den westlichen Thon*, und östlichen, an SUmpfen
reichen Kreideboden bildet. In der Umgegend von
Raleigh besteht der Boden aus einem Gemische von
Kley und Sand und gehört zu dem sogenannten
„grauen Lande*'; in den Waldungen wachsen Eichen,
Fichten, Kornelkirschen, die nordamer. Zwergkastanie
und Wallnuss, Pappeln, Eschen, Ulmen und der
Gummibaum. — Die Stadt selbst gleicht einem mit
vielen Hausern durchsetzten Walde und gewährt mit
ihren Giebeln, Kirchthurmspitzen und dem hervorra-
genden Dome des Capilols einen höchst malerischen
Anblick ; die Strassen sind nach den Uauptrichtnngen
der Windrose radienartig angelegt und münden gegen
das Centrum hin alle auf den rings mit Eichen be-
setzten Capitolplalz. In der Umgegend der Stadt
findet man viele, grössere und kleinere, von den
westlichen Hügeln entspringende Ströme, die sehr
reines Wasser führen ; durch Mahlen . welche längs
derselben aufgestellt sind , ist der Bildung von ste-
henden Wassern so viel möglich vorgesehen. Die
vorherrschenden Krankheiten wahrend der letzten
6 Jahre waren intermittirende, biliös-remittirende u.
typhöse Fieber (Abdominaltyphus); ferner epide-
mische Rose und einh. Cholera. Die typhösen Fieber
herrschten vorzugsweise in dem den Uebersch wemmun-
gen ausgesetzten Theile der Umgegend u. wurden oft»
namentlich durch Darmblutungen, tödllichj die perio-
dischen Fieber, welche 1846 und 47 ziemlich ver-
breitet im ganzen Staate herrschten , zeigten bei un-
passender Behandlung, u. namentlich bei verzögertem
Chiningebrauche die entschiedendste Neigung zum
Uebergange in typhöse Fieber, nach deren vollstän-
diger Ausbildung die Anwendung des Chinins nicht
eher zulassig erschien , als bis Fat. in das Stadium
der Reconvalescenz trat. — Im Allgemeinen haben
epidemische Krankheiten wahrend der letzten Jahre
im mittlen Theile von Nord - Carolina nur eine be-
schrankte Verbreitung gefunden und einen wenig bös-
artigen Charakter gezeigt. — Von öffentlichen Heil-
anstalten existirtin Raleigh ein Institut für Taubstumme,
das einige 30 Personen aufnehmen kann. Eine Irren-
anstalt war 1850 noch im Bau begrilTen.
5) Süd' Carolina (Simons in Charlest. med.
Journ. Sept. 1849. — Rumph, ibid. Sept. 1851.)
Unter dem Namen des „Landfiebers** (counlry-fever)
beschreibt Simons eine in der Umgegend von Char-
leston herrschende Krankheit, welche diejenigen, die
sich daselbst längere Zeit aufhalten, an Ort u. Stelle,
oder solche, die nur wahrend der beissen Monate
bei taglichem Besuche von der Stadt aus die Abende
und Nachte dort zubringen , nach ihrer Rückkehr in
die Stadt befüllt; Falle der Art beobachtet man von
März bis zum beginnenden Froste im Herbste. Wah-
rend früher die wohlhabenden Bewohner der Stadt
mit Herannahen des Sommers wegen der in der Stadt
auftretenden Fieber sich iiuf ihre in der Umgegend
gelegenen schönen Villen zurückzogen , und hier den
Sommer und Herbst zubrachten» sind diese Land-
hauser jetzt für die weisse Bevölkerung nur wahrend
der Wintermonate bis zum Frühling bewohnbar. Ver-
weilen die Besitzer langer auf dem Lande, so werden
sie meistens von dem Fieber befallen» lliuen unter
solchen Umstanden aber nicht gut , vor vollständiger
Heilung in die Stadt zurück zu kehren, da die Krank-
heit alsdann» wie man glaubt» in Folge des Einflusses
der in Charieston wehenden Seewinde, verschlim-
mert und gefährlicher wird. Sie tritt meistens in
Form einer Intermitt. tert. auf; versäumt man es,
oder gelingt es nicht, die Krankheit vor dem 5. An-
falle zu beseitigen , so tritt (also am 9. Tage der
Krankheit) der Tod ein oder die Krankheit nimmt
einen anhaltenden Typus und typhösen Charakter an.
Die einzelnen Anfalle sind durch grosse Schwache,
Collapsus, Druck in der Magengegend, Athemnoth,
Seufzen » Delirien u. s. w. ausgezeichnet ; wird der
Anfall tödtlich» so treten diese Erscheinungen ge-
steigert auf und führen gleich zu Beginne des Par-
oxysmus das Ende herbei. Die Krankheit hat frOher,
bei der Behandlung mit Calomel , Lancette » Brech-
mitteln u. s. w. sehr viele Opfer gefordert; seitdem
allgemein das Chinin angewendet wird » hat sie von
ihrer Bösartigkeit viel verloren. Als die Ursachen
der Ungesundheit dieser früher so gesunden Gegendea
bezeichnet Vf. das Aushauen der Wähler und 6ie
Lichtung der Ebenen von Unterholz, so wie die durch
künstliche oder natürliche Veränderung des Strom-
bettes entstandenen Sümpfe und stehenden Gewisser
— d. h. die Bildung von Malariaquellen. Wir werden
spater mehrfach <velegenheit finden, diesen Gegen-
stand — die Natur der Malariaquellen — zu be-
rühren; gleich die folgenden Mittheilungen von
Rumph zeigen aber » wie ferne wir noch trotz so
vieler exacter Beobachtungen einer endlichen Lösung
der Frage nach dem Ursprünge der Malaria stehen.
In dem Districte von Orangebourg bilden perio-
dische und typhöse Fieber die vorherrschenden Krank-
heiten; allein gerade da» wo stagnirende Wasser,
Mühlteiche und ähnliche Localitaten vorhanden sind,
herrschen diese Leiden nicht häufiger als viele Meilen
entfernt, wo jene Verhallnisse nicht obwalten, ja man
findet sogar » dass in den IndigopQanzungen, wo ste-
hende Wasser und Mahlteiche reichlich vorhanden
sind, die Müller und die Plantagenarbeiter gesund
sind und gerade am wenigsten anjenen Fiebern leiden.
Die Fieber scheinen ganz unabhängig von hygrometri-
schen Einflüssen erst mit voller Entwickelung der
Sommerhitze, also gegen Ende Juli , verbreitet auf-
zutreten , alsdann aber ist jeder Umstand , welcher
den Organismus schwächt (DiHtfehler» übermässige
Anstrengungen und Ausleerungen u. s. w.) » nament-
lich aber die Hautthatigkeit beeinträchtigt (daher heftige
Winde und vor Allem die im Herbste wehenden, kalten
0. - Winde so sehr gefürchtet sind) » im Stande » die
Krankheit herbeizufiClhren. — Wir werden dieselbe
Ansicht spater von andern gewichtigen Seilen her
ausgesprochen hören.
Origioahbhaadlungen u. Uebersicbten.
103
6) Georgien (P e d d I e t o n in Kenner Reports.
1. 1851. p. 315.)- Millul- Georgien wird südlich
durch eine von AugusU diagonal durch den ganxen
Slail bis Golumbus verlaufende Isotherme , nördlich
durch eine derselben parallel laufende Linie begrenal;
die nördliche Grenze bildet gleichzeitig die Marke für
den Baumwollenbau, an dessen Stelle in Nord-
Georgien fast ausschliesslich der Getreidebau tritt
Der südlichen Grenze Mittel - Georgiens entsprechend
verlauft ein Zweig des Alleghany - Gebirges, von dem
herab sich mehrere Ströme in Katarakten gegen den
Ocean ergiessen« Dieser Gebirgszug, die natürliche
Grenze der Flussschiflahrt , theilt das Land ebenso
natnrlich nach der Bodeubeschaflenheit , indem der
nördliche Theil der platonischen Formation angehört,
während der südliche Alluvial- und tertiäre Boden-
bildung zeigt. Der ursprüngliche Boden von Mitlel-
Geor^^en ist weicher Thoii auf einer Unterlage von
festem Kleybodcu ; jedoch ist in Folge der hügeligen
Beschaffenheit des Landes diese gute Bodenlage bei
der anßlnglich schlechten Agricultur in die Thaler
hinahgewaschen ; in einigen , früher fruchtbaren Ge-
genden ist das Land durch den Ackerbau vollständig
ausgesogen u. liegt nun , seines fruchtbaren Bodens
beraubt, unbenutzbar, hie und da mit Bermuda-Gras
oder verkrüppelten Fichten bewachsen, da, ein trau-
riges Bild des Landes, das einst zu den fruchtbarsten
Gegenden Amerikas gehörte. — Die Ströme führen
ein schlechtes, von Schlamm schmutziges Wasser,
das Alaun u. rothes Eisenoxyd enthält. Seen u. na-
türliche Sümpfe giebt es nicht, wohl aber hat die
Kunst für Bildung der letztern zum Schaden der Be-
wohner gesorgt, die nicht selten von bösartigen llerbst-
fiebern geplagt werden. Ursprünglich wuchs die
Eiche und die amerik. Wallnuss neben Pappeln, Gum-
mibäumen u. s. w. auf dem fruchtbaren Boden des Lan-
des ; jetzt gedeiht nur noch die langblättrige Fichte.
— Die Bewohner, früher 20 auf die D Meile, sind
jetzt an Zahl auf 1 6 und noch tiefer herabgesunken ;
im Ganzen leben hier etwas mehr Schwarze als Weisse,
besonders in den niedrig gelegenen Gegenden, wo
viel Baumwolle gebaut wird. — Das Klima , nach
4jähr. Beobachtungen in Augusta und Athen, ist bei
einer mittlen Jahrestemperatur von 62, 4<^ F. durch
grosse Temperaturbeständigkeit ausgezeichnet; der
kälteste Monat, Januar, hatte nach 4jähr. Beobach-
tungen eine mittle Temperatur von 46,9^ in Augusta
und 45,2<> in Athen, dagegen der heissesle, Juli, von
resp. 77,5<^ gleichmassig in beiden Städten. — Von
Krankheiten haben epidemische, und namentlich con-
tagiOse hier niemals grosse Verbreitung gefunden;
1839 herrschte in Augusta das Gelbfieber, ein dort
unerhörtes Factum. Die Cholera hat Mittel-Georgien
bis jetzt noch nicht betreten ; typhöse Fieber haben sich
bisher nnr sporadisch gezeigt. Endemisch herrschen
intermittirende u. remittirende biliöse Fieber, die im
Verlaufe zuweilen einen typhösen Charakter annehmen.
7) Alabama (Basset in Fenner Reports. L
p. 256. IL p. 315. — Wooten in Proceed. of
ihe Alabama State med« Assoc. for the year 1850. —
Bates in New-Orleans med. and surg. Journ. Sept.
1849. — Ketchumin Fenner Reports. II. p. 301.
— Brake I. c. p. 55.). Die vorliegenden Berichte
ttber Alabama gewähren uns den Vortheil eines unge-
fähren Ueberblickes über den ganzen Staat, da sie
aus den nördlichsten , mittlen und südlichsten Graf-
schaften desselben datiren. Hadison, eine der nörd-
lichsten Grafschaften umfasst ein Gebiet von 530,000
D Acres (»= 840,000 preuss. DMorgen), von denen
jedoch nur 92,000 bebaut werden, indem noch
363,000 bewaldet, die übrigen von Sümpfen oder
Flossen und Bergen eingenommen sind. Der Boden
besteht in den Thälern aus Kalk, auf den Bergen
findet man rothen Sandstein , auch Kohle und etwas
Eisen. — Die Temperatur beträgt im Mittel 60 —
65<^. Nach dem Census von 1840 betrug die Zahl
der Bewohner 26,706, worunter mehr als die Hälfte
Sclaven; für Arzneien bezahlt diese Bevölkerung jähr-
lich etwa 10,000 Dollars , darunter für 80 Pfd. Ca-
lomel und 1000 5 Chinin, (es kommt hiernach auf
den Kopf jährlich fasi'^j Calomel und Chinin). Der
Fiühliug ist gewöhnlich feucht, zuweilen so kalt,
dass Baumwolle und Korn durch Prost leiden, der
Sommer gewöhnlich sehr heiss und mit starken Tem-
peratursprangen , oft regnig , der Herbst bis zu Ende
sehr angenehm, der Winter massig, jedesmal etwas
Schnee , der jedoch nur wenige Stunden oder Tage
liegen bleibt, wobei das Eis eine Dicke von Ys—l^s"
erreichL — Von vorherrschenden Krankheiten er-
wähnt Basset die oft genannten periodischen Fieber
während des Sommers und Herbstes, im Winter da-
gegen anhallende, typhöse Fieber und entzündliche
Leiden der Respirationsorgane. Jene periodischen
Fieber haben auch hier in den letzten Jahren an
Zahl abgenommen und die früher häufiger vorkom-
menden bösartigen, innerhalb 24 Stunden tödtlichen
Intermiltentes sind jetzt bei passender Behandlung
äusserst selten. Dagegen haben sich in dieser Graf-
schaft sowohl, wie besonders in dem benachbarten
Limeslone die typhösen Fieber auffallend vermehrt;
die ersten Fälle der Art, welche Vf. zu sehen bekam,
traten im Frühling 1835 auf. Im Winter gestaltete
sich das Leiden als typhöse Pneumonie. [Ich will
hieran gleich die Bemerkung knüpfen, dass nach dem
Berichte von Wooten (I. c.) auch in der im mittlen
Theile des Staates gelegenen Grafschaft Lowndes
während der letzten Jahre eine auffallende Abnahme
der periodischen, namentlich der perniciös intermit-
tirenden und eine Zunahme der typhösen Fieber be-
merklich gewesen isL] Uebrigens ist ganz Madison,
mit Ausnahme der Flussufer , niemals besonders un-
gesund gewesen und bildet jetzt eine der gesundesten
Gegenden der ganzen Union. Die Cholera hat die
Grenzen von Tenessee noch nicht aberschriiren ; trotz-
dem dass einzelne Cholerakranke von dort hierher kamen
und hier starben , hat sich die Krankheit doch nicht
weiter verbreiteL Im Frühling 1839 herrschte in
Hunlsville, wie in vielen Orten der südlichen Staaten,
der Scharlach so J>ösartig, dass er 50^0 ^^^ Ergrif-
fenen hinraffle.
IN
Qrigte«bbtai»dlwigon vl UtbtnkkUm*
Die Miitheilangea von Batet Jbexieheo Bich auf
den nordwestlichan Theil der Grafschaft Dallaa, fast
im Gentrum det Staates gelegen , der mit einer Ein-
wohnerzahl von 2000 , worunter %o Sclaven > eiae
nur wenig hageiige, u. von Sümpfen durchscbniuene
£b6ne mit reichem Alluvijlboden bildet. Einige
höher gelegene Orte mit kalkhaltigem Boden entbehren
des Gehölzes and sind nur mit Gras» KrSalern und
Buschwerk besetzt. Zu de« vorherrschenden Krink-
heiten geboren vor Allem bilids-remiitirende u. intcu*-
mittirende (auch perniciosa) Fieber, gegen weiche
skh der Gebrauch des Chinins stets holtreich Inb-
weist, demnScbst typhöse Fieber; in den letzten
5 Jahren herrschle der Scharlach ßmmal (im Winter
1843 — 44) epidemisch.
Nobile, die Hauptstadt d^s Sftsaies» am Flusse
gleiches Namens, unmiiielbar an der Ausmündufig
desselben in die Mobile Bay; liegt .auf einenmur wenig
aber dem Flussspiegel erhabenen , trockenen , san-
digen Boden , wahrend der ^tadt gec^nVber sich die
unter dem Namen der „Marsh** bekannte^ mit hohem
Grase und Binsen bewachsene Insel hinzieht, nörd-
lich von der Stadt ISngs des Finssufers ein grosser
Sumpf verlauft , auf der westlichen Seite dagegen, in
der EnifomuBg vpn ungef. 6 (engl.) Aleilen sich Spring
Hill erhebt, der östUciie Abhang einer, mehr als 100'
hohen, inii Nadelholz bewiiehsenen Terrasse, welche
sich längs der ganzen liny erstreckt. Dieser Hügel
gilt für einen wSbreiid des Sommers gesunden und
angenelimen Zufluchtsort, namentlich beim Ausbruche
des Gelbfiebers. — Die Stadt hat, mil Aiunabme
des eigentlichen GeschSfllsvierteU , breite Strassen,
die mit BSumen bes^ist sind. — Das Klima ist
heias und erscbiaffend, wilbrend des Winters durch
heftige und plötzliche Tempera lursprOnge ausgezeich-
net; PriHiling und Herbst sind sehr angenehme Jah-
reszeileu, Frost des Bodens wahrend des Winters ist
höchst selten. Der meiste Regen l^llt im Winter
(Bec u. Jan.) u. im Sommer (Juni u. Juli); die vor-
herrschenden Winde sind im Winter N. u. NO. , mit
Frühlingsanfang wehen erfrischende, leuchte S Winde.
— Von öiEenUichen Krankenanstalten existiren in
Mobile zwei Krankenhauser. ein Marine- u. ein Stadt-
^sfital , i^des zur Aufnahme von 2 — dOO Kr. «in-
gorichleU demnachsi mehrere Waisenhäuser wid An-
sUltea zur I/otersitttsung arnMr Kranken. Mobile
falt 'Von jeher CUr einen sehr ungesunden Ort und die
bösariig(*n Epidemien der Jahre 1819, 25. 29, 37,
39 u. 43 iiahen diesen Buf gerechtfertigt; seit 1^43
ist die Xtadi , wie K e i c fa u ui glaubt , m Folge der
Trockenlegung des unoiitielbarhenaishbarten Sumpfes,
:Bebaue4i desisellten mil BauinwoUenfabriken und bes-
seren Wasserabzuges aus den Uauplstrassen , von
Gelbiieber verscliont geblieben ; aueJi die andern en-
demischen Fieber sind seltener geworden, da-
gegen haben Buhr und Diarrhöe manche TodesQllle
herbeigeführt. In der Umgegend der Stadt, mit Aus-
nahme der oben erwähnten Fichienwalduagen , herr-
schen periodische Fieber endemisch. In den Jahren
1848 und 49 war Mobile von iChekm un4 Scharladi
stark heimgesucht.
8) Lmasiana (Fenner Reports. I. p. 17. —
Rhodos, Carey and Sunderland. Ibid. I. p.
286. — Bar ton. Ibid. H. p. 107.), einer der
grössten , reichsten und durch seine, geographisdie
Lage für Handel und Verkehr bedeutungsTollslei
Staaten der Republik , hat ebenso , wie in dem pob-
tischen und socialen leben der Ver.-Staaten, so aodi
in Bezug auf die vitale Statistik jenes LSndercompleies
von jeher eine grosse Rolle gespielt. -Das Land, am
einer mittlem Jahrestemperatur von 60 — 70^ F. •),
bildet eine der grössten Sumpfllschen der ganzen be-
wohnten Erde; bei einem Gesauraitareal von ungef.
49000 DM. sind 21,370 QM., also nahe dieHSlft«
anhallend Ueberschwemmungen ausgesetzt and t/^
der gesammten BodenOSche ist stets nnter Wasser,
ein Umstand, der selbstredend vom grössten Eis-
Busse auf die meteorologischen VerliSltnisse des Lan-
des ist und zunächst eine Erklärung des gfeichlftr-
migen Klimas , dessen sich L. vor andern , sadlieber
gelegenen Staaten, z. B. Texas, erfreut, und der
auffallenden hygrometrischen Verhältnisse dasdbjt
giebt.
New -Orleans, die HaupUtadt des Staates, an
linken, d. i. nördlichen Ufer des Missisippi , etwa
90 Meilen von der Mündung desselben entfernt, er-
streckt sich in einer Lange von ungef. 5 M. llnp
des Flusses, wahrend ihre Breite gegen den etwa
5 M. eolfernten See Pont chartrain nur ungef. 1 M.
betragt. Die Stadt ist, ihrer niedrigen Lage wegen,
sowohl gegen den See als gegen den Fluss durch
Üäiume geschätzt, und der im Norden der Stadt ge-
legene Sumpf ist theils mit Cypressen bepflanzt» ibeiis
durch Trockenlegung in eine fruchtbare , höchst an-
mutbige Landschaft verwandelt, die sich in einer
Breite von etwa 2 M. unmittelbar der Stadt ansehliessi
u. bei der immer steigenden Cullur eine bevölkerte
Vorstadt von New-Orleans zu werden verspricht. Zur
Ableitung des Wassers aus der Stadt dienen die beiden
Kanäle, welche von derselben zum See fahren; der
zwischen dem Damme und dem Flussufer gelegne,
jetzt ca. 200 Ellen breite Raum bildet den Platz Bir
den grossarligsten Handelsverkehr der alten u. neuen
Welt. Die Strassen der Stadt sind rechtwinklig gegen
einander angelegt, zum Theil von ungewöhnlicher
Breite (bis 100') u. in der Mitte mit Baumalteen be-
pflanzt; im Sltern Titeile der Sudt sind sie schmal.
Ein |[rosser Uebelstand liegt in dem sumpfiigeo Boden,
aus dem bei feuchtem Welter zwischen den ^um Theil
unzweckmSssig behauenen Pflastersteinen das Wasser
hervorquillt, daher die Strassen im Allgemeinen
schmutzig, die nicht gepflasterten bei feuchtem WeUer
ganz unpassirbar sind. Ein anderer grosser Dehel-
1) Nach 30jShr. Beob. id West-Feliciaoa und New-
Orleans betragt die mUllere Temperatur im Winter Ö4,4g*,
im Frahling 78,n6«, ha Sommer 79,8«», in Herbste «rflMS
deaaacb die ailüere labrcatempentur #7,48«.
OrigiukMiindluagatt u. UtbarMbtcia.
106
»Imid )i«gt, in il«r mangelhafUn Vernoreung der Stadt
mk Trinkwasser; uUchtige Oaropriuaschienen heben
das Wasser aaa dem Flusse suersi in ein grosses
Reservoir 9 aiis weklieni es durch eiserne Rohren in
die Mitte der Strassen geleitet u. von diesen durch
bleierne Röhren in die Hauser gebracht wird ; man
suchte — und gewiss nicht ohne iSrund — die Ur-
sache der im Sommer 1849 in der Sladl herrschenden
Colik in eben diesen bleiernen Rohren; fliessendes
Wasser fehlt noch ganz.
Was die klimatischen Verhallnisse anbetrifft » so
haben wir die miniere Temperatur bereits oben an-
geDtthrt ; der SpSlsommer ist durch kühle» angenehme
Nüehte ausgeseicbnet» die Witterung im FrUhlinge u.
Herbste ist meistens angenehm , im Winter dagegen
wechselnd u. oft rauh, obwohl das Quecksilber selten
den 0 Punkt erreicht und eigenthche Kalte nur sehr
karze Zeit anhält. Die meistens sehr regelmässig
eintretende Regenzeit lallt in den Juni u. Juli : Ge-
witter sind häufig ; dagegen sind verheerende Stürme
wühread der leUten 8 J. (1841 — 49) nicht beob-
achtet worden.
New-Orleans ist dorch seine endemischen Fieber,
und namentlich durch das Gelbfieber ebenso bekannt
geworden r wie durch seinen grossen Handelsverkehr,
den Reichthiim und die Tapferkeit seiner Bewohner
n. seine glflcklrche geographische Lage. Wir werden
das hierher gehörige spater im Zusammenhange an^
führen; nur auf einzelne Umstände soll hier auf-
merksam gemacht werden. Unter 2388 Todesßllea
im Charity-Hospital wahrend d.i. 1849 gehörten 185
der Lungenschwindsucht an ; rechnet man von jenen
2388 Fallen 1122 durch Cholera. 545 durch Gelb-
fieber und 224 durch Typhus herbeigeführte ab , so
findet man, dass die Lungenschwindsucht fast ^s ^^^^
Qhrig bleibenden Todesfalle verursacht hat — eine
Thatsache , die für das behauptete Ausschliessungs-
verhaltniss zwischen Sumpfßeber und Lungentuber-
kulose niehi spricht. — Auffallend ferner sind die
überaus günstigen Erkrankungsverhaltnisse in den 3
Gefängnissen der Stadt, trotzdem dieselben in dem
sumpfigsten Theile liegen ; wahrend der Gelbfieber-
und Choleraepidemten litten die Gefangenen sehr
wenig von der Krankheit. Es lasst sich der Grund
dieser günstigen Verhaltnisse nur in der regelmassigen
Lebensweise, welche jene Leute führen müssen , und
in dem Umstände suchen , dass man die Gefangenen
wahrend des höchsten Standes der Sonne immer in
den Wohnungen halt.
Ich hatte vorhin mehrfach Gelegenheit, der
Fichten Waldungen zu erwähnen , deren sich die Be-
wohner der südlichen Staaten als Aufenthalt wahrend
des Sommers und als Zufluchtsort beim Ausbruche
bösartiger Epidemien bedienen und welche daher für
jene Gegenden von grosser Bedeutung sind. Brake
berichtet (1* ^' P- ^9) hierüber folgendes Nähere.
LXngs der nOrdüchen Küste des Golfs von dem See
Pontchartrain an in östlicher Richtung zieht sich eine
UtA. Jahrbb. Bd. SO. Hit L
gegen die Küste abfallende Hügelkette hin , welche,
von tertiärer Bodenbildung und 1 00 -^ 200' hoch,
fast ausschliesslich mit einer, an einzelnen Stellen
sehr dichten Nadclholzwaldung, u. zwar vorzugsweise
mit der langblattrigeu Fichte besetzt ist ; nur an den
Punkten, wo sich der atmosphärische Niederschlag
oder das ans den durchströmenden PlOssen flberge^
tretene Wasser in kleinen Bnsgins ansammeln kann,
findet man eine reichere Vegetation , welche in der
sonst einförmigen Landschaft kleine Oasen bildet und
durch die Blumenpracht das ermüdete Auge erquickt.
— Diese gepriesenen Pine Woods sind es, in welche
sich die Bewohner der KUsiensiadle zum Schutze vor
den bösartigen Fiebern zurückziehen, und in der That
sollen diese Waldungen von den Krankheiten bisher
immer verschont geblieben sein.
9) Arkansas (Coolidge. Fenner Reports. IL
p. 440.). Hart an der westlichen Grenze von Ar-
kansas (in Lat. 350 48' N. und Long. 95^ 3') am
I'fer des Grand River und dem südlichen Abhänge
einer Hochebene, liegt das gegen die benachbarten
Indianer vorgeschobene Fort Gibson. Die klima-
tischen Verhallnisse dieser Gegend (sehr heisse Som-
mer u. gemeinhin müde Winter, die jedoch mitunter
so hart werden, dass man mit beladenen Wagen über
den gefrorenen Strom fahrt) und die häufigen durch
den angeschwellten Fiuss herbeigeführten Ueber-
schwemmungen können als die Ursachen der dort en-
demisch herrschenden periodischen Fieber bezeichnet
werden. Die bösartigste Krankheit in u. um Fort
Gibson sowohl , wie in den benachbarten Gegenden
vbn Arkansas, ist eine bösartige Pneumonie, die
wahrend des Winters herrscht, vorzugsweise arme,
schlecht gekleidete u. unmassig lebende Leute er-
greift (unter den regulären Truppen sah Vf. die
Krankheil nie), schnell einen typhösen Charakter an-
nimmt u. bei antiphlogistischer Behandlung gewöhnlich
tödtlich wird,- als Hauptmittel hat sich das Chinin
bewahrt.
n. Das IndianergtbieL
Ueber dieses erfahren wir von D r a k e (I. c. p.
173.) Folgendes. Im Westen der Vereinigten Staaten
erstreckt sich über eine Flache von 15 Breitengraden
u. bis zum Abhänge der Bocky - Mountains hin jene
grosse Ebene, in deren Herrschaft sich bisher nur die
Indianer u. die Bttflelheerden getheilt haben. Die
ganze Ebene bildet eine grosse Grasflache, nur hie u.
da von einer an den Flussufern gediehenen Waldung
unterbrochen ; selten HilU hier Regen , daher die ge-
ringe Vegetation auf dem durch die Sonnenhitze durch-
glühten, oder die Winlerkalle ersUrrten Boden, daher
aber auch das seltene AuAreten fieberhufler Krank-
heiten unter den Besuchern jener Prairien , die desto
häufiger an Rheumatismen u. acuten Lungenafl'ectionen
erkranken. Ein Besuch dieser Ebene auf Reisen nach
Oregon , Californien oder Santa H dürfte durch die
Ortsveranderung sowohl , als durch die klimatischen
14
106
Originaliibhandluiigeii u. U«bersicbteii.
Verhältnisse u. die mil der Reise nolhwendig verbun-
denen körperlichen Uehung zur Heilung chronischer
Krankheilen mancher Arl geeignet er8ch«inen und in
der Thal sind Reisen dorthin zu diesem Rehufe unter-
nommen worden — mil welchem Erfolge, erfahren wir
nicht; namentlich soll sich aus manchen lirUnden die
Reise nach St. Fi empfehlen , die auch gegenwärtig
in dieser Reziehung am helieblesten ist.
III. Californien. ,
Die vorliegenden Rerichte (Hörn er, Philad.
med. Exam. January and Febr. 1851. — RIake,
Amer. Journ. of med. Scienc. July 1852. — Slill-
man, New- York. Jour. Nov. 1851.) schildern vor-
zugsweise die med.-topogr. Verhallnisse des grossen
Flussthaies, welches sich zwischen der an der KUste
hinlaufenden Hügelkelle u. der Sii»rra Nevada, längs
der Ufer des Sacramenlo u. St. Jojiquim, in einer
Lange von ungef. 500 Meilen u. einer Rreite von ab-
wechselnd 40 — 80 M. hinzieht. Ein Theil dieser
mehr oder wenij^er lief gelegenen Ebene, deren Roden
Iheils sond-, theils kalkhiillig mil einer Kies-Unler-
lage ist , tritt jährlich bei Anschwellen des Stromes
unter Wasser; es haben sich daher Marschland und
Sümpfe gebildet u. gleichzeitig ist dadurch die bis
jetzt freilich wenig ausgebeutete Fruchtbarkeit des
Thaies gesteigert worden : das durch die Ausmün-
dungen der beiden Flüsse in die Suisun-Ray gebildete
Delta ist jedoch während des grössten Theils des
Jahres so nass, dass es nur auf den dasselbe durch-
schneidenden, unzähligen Strömen passirbar erscheint
u. mit Ausnahme der etwas höher gelegenen Fluss-
ufer, die mil Räumen besetzt sind, auf der ganzen
Oberfläche mit der Seebinse (Scirpus lacustris) be-
wachsen ist. 50 Meilen oberhalb Lawson rücken
die Hügel zu beiden Seilen des Flusses nahe an ein-
ander, und das Thal verliert den Charakter einer
Alluvialebene. — San Franzisco auf der Spitze der
Landzunge gelegen , welche von Süden her den Ein-
gang in die grossen Raien bildet, isl rings von Rergen
und Hügelketten eingeschlossen , die zum Theil mit
Nadelholz und Eichen , meist jedoch nur mit Rusch-
werk bewachsen sind. Zwischen der Stadt und der
Küste liegen Sandhügel, welche, von liefen Schluchten
und Thalern durchschnitten , meist ganz unfruchtbar
sind ; auf der östlichen Seile der Stadt , gegen die
Ray von St. Franzisco, ist dagegen fruchtbares Land.
Das Klima dieses milllern Theiles von Californien
isl durch eine verhällnissmässig milde u. gleichmäs-
sige Temperatur im Winter ausgezeichnet, so dass
Hügel u. Ebenen in dieser Jahreszeil mit RInmen be-
deckt erscheinen , dagegen ist der Sommer ebenso
heiss und zeigt starken Temperaturwechsel ; Quellen
und Räche versiegen alsdann u. das zuvor in der Re-
genzeit (Herbst u. Winter) mil Wasser gelränkle Erd-
reich trocknet aus und berstet in weilen Hissen , die
oft viele Fuss tief gehen. Die vorherrschenden, meist
nicht heftigen Winde wehen aus N. u. S. Während
des Frühlings u. Sommers ist selbst der Thaufall längs
der Flussufer nur unbedeutend, auf den Prairien fehlt
er ganz. Die klimatisdien Verhallniese in deo bllher
gelegenen Goldminen sind den hier gesehilderlM
sehr ahnlich ; erst in bedeutender Htflie macht nfk
ein Unterschied in der Temperatur bemerklich:
Unter den in den Flussthälern vorzugsweise vor-
kommenden Krankheiten spielen periodische Fieber,
trotz der ihrer (ienese anscheinend günstigen Ver-
hältnisse, eine nur untergeordnete Rolle u. wo sit
auch, wie im Sacramentothale, häuflger auftreten.
verlaufen sie doch meistens gutartig. Eine der ^rösstei
Plagen isl die zur Herbst- u. Winterszeit herrschende
Ruhr, daher xat* i^ox^ die „califomische Kraok-
heit<* genannt ; S l i 1 1 m a n fand sie im Sommer we-
niger bösartig als im Winter, zu welcher Zeit aarh
Abdoniinallyphus unter den Eingcwanderlen Iiltt8((
vorkommt. Sehr verbreitel und bösartig ' herrschte
1851 Erysipelas, besonders in liefen, starkem Tem-
peralurweclisel ausgesetzten Rergthälern , ^vo die
Krankheit sieh mil Schleimhaulleiden complicirte uni
die Sterblichkeit mehr als 50<^/o betrug. Ueher dei
unter den Einwanderern häufig vorkommenden Scorbat
(Landscorbul) werde ich an einer andern Stelle be-
richten. Zu den in Californien seilen beobachlelea
Kranklieilen zählt man vorzugsweise Lungenpbthise
(Schwindsüchtige aus den atlantischen Gegenden der
Freistaaten sollen sich hier besonders wohl befinden *),
demnächst Scropheln und chronische Haulkrankheiteii. ^
Die Gesundheilsverhältnisse der Arbeiter in den Gold-
minen sind ganz vorireniich(wenn man von den Uefgele-
genen , sehr ungesunden Thälern absieht) und die
Leute , welche dort leben , sollen stark und kräftig
werden.
lieber die Fieber in Nord-AmeriktL
Elisba Rartiett, The bislory, diagn. and treatm. of
tbe fevers uf the United States. III. Edit. Pbdadelph.
1852. 8. XXV and 595 pp.
Drake, On tbe aulumnal fever I. c. p. 703. ff.
Fenn er, Reports. I. p. 17. ff.
Rrice, Charlest. med. Journ. Sept. 1851.
Der Inhalt der oben angeführten Schriften kann
hier nur in soweit in Relracht kommen, als derselbe
ein geogr.-pathol. Interesse darbietet ; mit Rezog auf
die Schrift von Rartlett will ich nur bemerkea,
dass die 1. Auflage derselben im J. 1842, die 2.
1847 u. jclzt nach 5 Jahren schon die 3. erschienea
isl, ein Reweis des grossen Reifalls , den sie bei dea
Landsleulen des Vfs. gefunden bat. In den 4 Haupl-
theilen des Werkes werden die typhösen Fieber (lier
Abdominallyphus), der Typh. exantbem., die periodi-
schen Fieber und das Gelbfieber mit grosser Ausführ-
lichkeit abgehandelt; der Standpunkt, den Vf. bei
dieser Arbeil einnimmt u. durch den er sich vor der
grossen Masse seiner amcrik. u. engl. Gollegen aus-
zeichnet, ist schon in der Vorrede hinreichend ange-
deutet, indem er erklärt, dass nicht die fieberhaften
^^^^T^
^igitized by
1) Wir finden hier also weder Sumpffieber noch Lungen-
pbthise baufig.
OriginalabhattdliuigMi u. Uebisrtichteii.
107
Er^dieiDungeo den Kraekheilscharakter bilden » son-
dern daas derselbe in dem ganzen , durch beslimmle
und constante Erscheinungen ausgesprochenen» Krank-
lieitsprocesse gegeben sei; dieFebres rcniilt., biliös.,
congesU u. s« w. engl, u« amerik. Autoren werden
Yon ihm nur als Varietäten einer Rraokheil angesehen,
die er unter der aligemeinen Bezeichnung der Febres
periodicae (ebenso wie D r a k e unter dem Namen au-
tumnal fever) beschreibt Wir werden das vorlie-
gende Material nach der vom Vf. adopirten Gintheihing
hier anordnen.
Schon früher sprach ich die Verntulbung aus,
dass die von uns Abdominaltyphus genannte Krank-
heit auf amerikanischem Boden in den letzten hecen-
nien allgemeine Verbreitung gewonnen zu haben
scheint;, was ich damals aus Mangel an genagendem
Nachweis nur vermulhele, wird durch die vorlie-
genden Berichte vollkommen bestätigt. Im LauTe der
Jelzlen 20 Jahre ist die Krankheit in fast .illen Staaten '
mehr oder weniger häuCg beobachtet wunlcn , u. hat
namentlich in den der gemässigten Zone angehörenden
(legenden eine Hauptrolle gespielt, wUhrend der
ezanlhematische Typhus fast ganz verscbwunden, und
nur unter ganz eigenthümlichen Verhältnissen aufge-
treten ist Die Krankheitserscheinungen w«llirend
des Lebens und nach dem Tode unterscheiden sich
in Nichts von den in Deutschland beobachteten, nur
scheint die Roseola typh. dort, ebenso wie in Frank-
reich« häußger u. constanter als bei uns zu sein. In
den Ostlichen Staaten (dem eigentlichen New-England)
ist der Abdominaltyphus die am häufigsten vorkom-
mende Fieberform; dass die Krankheil auch in den
sttdlichen Staaten oft epidemisch herrscht, haben wir
oben bereits mehrfach nachzuweisen Gelegenheit ge-
habt u. finden wir hier von Bartlett u. A. bestätigt;
nur diejenigen Gegenden, in welchen vorzugsweise
iniermittirende u. remittirende Fieber endemisch herr-
schen , scheinen von derselben weniger heimgesucht
zu sein. In Kentucky, wo dieses typhöse Fieber
zuweilen „red-tongue-fever*' (d. i. Fieber mit roiher
Zunge) genannt wird, sah Bartlett selbst die
Krankheit häufig; aus Alabama haben wir schon den
Bericht von Wooten angeführt, der übrigens aus-
drücklich bemerkt, dass die Krankheit erst im letzten
Jahrsehend häufiger u. ganz allgemein geworden ist ;
in der Grafschaft Williamson (Tenessee) herrschte sie
während der letzten Jahre so verbreitet, dass die Ge-
gend den Namen der „Typhusquelle** (typhoid bot-
tom) erhalten hat, und ähnliche Berichte liegen aus
Missouri, Missisippi, Virginien, Georgien, Louisiana
u. 8« w. vor. Brice berichtet von dem typhoid fever,
dass es vor 1839 im obern Theile von Sudcaralina
nur vereinzelt vorkam , seitdem aber daselbst all-
gemein verbreitet herrscht, und Gibbs (Fenner
Beporls. IL p. 185.) sah die Krankheil während des
leizten Krieges mit Mexico häufig unter den Truppen
der Amerikaner« — lieber die localen Bedingungen,
welche dem Entstehen des Abdominallyphus in N.-A.
gttnnüg zu sein scheinen, ist nichts mit Bestimmtheil
zu iagen« In Neu*- England herrscht die Krankheil
vorzugsweise in den Fabrikstädten, aber auch hier
bald in dieser, bald in jener Gegend der Stadt, oft
nur , ohne sich zu verbreiten , auf einzelne Familien
oder Bäuser beschränkt. Uebrigcns ist die Ansicht
in Amerika ziemlich allgemein , dass sich das typhöse
Fieber alsbald da einfindet, wo in Folge fortschreitender
Bodencultur oder andere Verhältnisse die periodischen
Fieber seltener geworden oder ganz verschwunden
sind. — Vorzugsweise herrscht die Krankheit im
Herbste (daher auch zuweilen „fall fever'* genannt),
nicht selten auch im Winter und Frühjahre. Ein-
zelne Aerzte wollen gefunden haben , dass Neger an
der Krankheit etwas seltener leiden als die Weissen,
jeiloeh berichtet Lewis (New-Orleans med. Journ«
Vol. I. p. 417.), dass in den Wintern 1835, 36 u.
37 in dem mitllern Theile von Alabama Hunderte von
Negern an dem typhösen Fieber gestorben sind.
Der Typhus exanthematicus (Petechialtyphus)
hat sich , den Forschungen von Bartlett zufolge,
wührend der letzten Jalirzehnde, mit Ausnahme spo-
radischer F.'flle u. vereinzelter kleiner Epidemien unter
den auf englischen ScIiilTen eingewanderten Fremden,
auf amerikanischem Boden gar nicht mehr gezeigt;
die Angabe B.'s, dass er in New-England niemals epi-
demisch geherrscht hat , scheint nicht begründet,
wenn man die vielfachen Berichte aus den Jahren
1807 — 1820 in Betracht zieht, abgesehen von altem
Mittheilungen , welche das epidemische Vorkommen
dieser Krankheit in Neu -England ausser aller Frage
stellen.
(Jeher den Begriff der von Bartlett Febres
periodicae und von Brake Uerbstfieber (autumnal
fever) genannten Krankheit habe ich mich schon oben
geäussert Aus der von Beiden gegebenen Krank-
beitsbeschreibung ersehen wir, dass es sich um das
von andern Autoren sogenannte Malariafieber (im
engem Sinne) oder Sumpffieber handelt und Ref.
hat in der Besprechung der Schrift von Haspel „über
die Krankheiten Algeriens** (Jahrbb. LVIIL 121.)
Gelegenheit gehabt, diese Fiebergruppe in ihren eigen-
thümlichen und verwandtschaftlichen Verhältnissen
ausführlich zu besprechen, so dass mit Bezugnahme
auf jene Mittheilungen hier nur zu bemerken ist,
dass die Febr. congestiva der Amerikaner der soge-
nannten Febr. interm. perniciosa entspricht, während
wir die durch gastrisch-gallige Symptome modificirte
Krankheil unter den t c. näher bestimmten Verhält-
nissen auch in Algier auftreten sehen. Für die bei
jener Gelegenheit ausgesprochene Ansicht von dem
Zusammenhange dieser intermittirenden oder remil-
tirenden Fieberformen u. dem typhösen Fieber finden
wir in den früher citirten Transact. of the med« Soc.
of Pennsylvania eine volle Bestätigung. Mehrere
Jahre hinter einander (bis 1850) herrschte im nördl.
Theile, bes. in Lewistown zur Herbstzeit ein biliös-
remiltirendes Fieber, das mit eintretender Kälte
jedesmal den Charakter des typhösen Fiebers annahm
u. nicht selten durch starke Darmblutungen tödtlicb
wurde. — In Bezug auf die topographisch - atmo-
108
OfiginalabhandlUDg» a. Uebersicbten.
sphärischen Verhältnisse, welche fOr d(e Entwicklung
dieser Krankheiten bedingend erscheinen , bemerkl
Barttett, dass dieselben, inil Ausnahme von Neu-
England u. einem grossen Theile von New -York io
allen Übrigen Staaten mehr oder w<>ni<Ter heimisch
sind, vorzugsweise aber solche Gegenden verschonen,
welche sich entweder bereits in «inem hohen Gultur-
zustande befinden, oder hoch gelegen sind ii. Granit-
boden haben ; ihr allmäliges Verschwinden sieht in
geradem Verhältnisse zur Zunahme der Bodencultur.
D r a k e bezeichnet als die Grenzen für das Vorkommen
dieser Fieber im innern Theile von Nordamerika süd-
lich den Golf von Mexiko, Ostlich die Appaluchien , in
deren Thtfler die Krankheit eindringt, u. das Atlan-
tische Meer , westlich die Cordilleras von Mexiko n.
die Rocky Mountains, nördlich des Parallel von 44^
ttber das hinaus sie nur noch sporadisch auf-
traten, wahrend sie io Lat. 74<^ ganz verschwunden
sind. [Dass sie in Europa nicht so hoch hinauf-
reichen, hat in Temperalurdiflereiizen seinen Grund.]
Die einfach intermitlirende Krarikheilsfurm herrscht
in Gegenden mit gemässigter Temp(*r.ilur , die biliös-
reroittirende Form ist dem wanncrn Klima eigen-
thUmlich, die perniciOse Form wird am häuKgsieii in
den südlichen Staaten , und zwar namentlich an den
Ufern der grossen FlUsse und in sumpfigen Gegenden
endemisch gefunden. Diesen Verhältnissen entspre-
chend beobachtet man die inlermittirende Form in
der ktthlern Jahreszeit, die remittirende u. perniciOse
wahrend der heissen Witterung; die Zeit von der
Mitte des Sommers bis zum Schlüsse des Herbstes ist
in den Verein. Staaten im Allgemeinen die Periode
für das Auftreten dieser Fieber, u. wenn die Annahme^
dass heisses a. feuchtes Wetter ihrer Entwicklung
vbrzngsweise ganstig ist, auch alle Beachtung ver-
dient, so hat man in Nordamerika doch so häufige
Ausnahmen von dieser Regel nach beiden Seiten bin
beobachtet, dass B. in dem Zusammentreffen solcher
Witterungszustande die alleinige Ursache der Krank-
heitsgenese nicht erkennen kann » sondern zu einem
cigentbUmlichen Krankheitsgifte — der Malaria — ,
als wesentlicher Erkrankungsnrsache,- seine ZuQucht
nehmen muss. Nach D r a k e ist das Hauplbedingniss
fttr das Anflrelen der Krankheit die Gegenwart fau-
lender organischer Materie u. in sofern das Vorhan-
densein dieser theils durch Bodenbildung u. Frucht-
barkeit, theils durch Hitze u. Feuchtigkeit bedingt
isti erklart sich das Vorherrschen oder Fehlen der
Krankheit in den verschiedenen Gegenden» Wir
können ihm in seinen hOohst umsichtigen u. gelehrien
Untersuchungen zur Feststellung dieser Ansicht nicht
weiter folgen und wollen hier nur noch anfuhren,
dass er sich der in der neuesten Zeit wieder beliebten
Annahme anschliesst, welche in der Malaria eine mit
eigenthUmlichen organischen Wesen belebte Atmo-
sphäre sieht. — Bei den einfachen Intermittentes
herrscht nach Brake der Terlianlypus vor; Quar-
tanfleber sah er niemals ursprünglich entstehen , son-
dern, wenn Überhaupt, so immer aus Quotidiana ent-
wickelt. Den Uebergang der remitlirenden in tiiter-
mittirende Fieber beobachtet man häufiger in dea
mittlen als in den sRdlichen Staaten, wahrend remit-
tirende u. inlermittirende Fieber in den nOrdlidieB
Gegenden Geneigtheit zeigen, den anhaltenden Typus
anzunehmen. — Sehlflsalich ist noch ansofahren,
.dass Neger in Malariagegenden den Fiebern weniger
unterworfen sind, als die weisse Bevölkerung.
Einen verhidtnissmassig beschrankten Verbrei-
tungskreis hat das Gelbfieber innerhalb der letztes
Jahrzehnte in den Vereinigten Staaten gefunden ; im
Allgemeinen hat diese Krankheit höchst selten jen-
seits 40<^ nördlicher und 20® südlicher Breite gc>
herrscht, vorzugsweise aber liegt ihr Rayon zwi-
schen Lat. 10<> — 35® N. Nicht immer bleibt die
Krankheit auf die grossen KOslenstadte , nament-
lich längs des Golfs, beschrankt; Fenner bemerkt,
dass sie nicht seilen mitten im Lande, und zwar nicht
blos in den an den Ufern grosserer Flüsse gelegenes
Städten, sondern auch in kleinen von aller ScIiiOTahrl
fern liegenden Ortschaften auftritt. Der Umstand in
aber wohl ih Betracht zu ziehen , dass die l^rankheit
nämlich oft an Orten auftritt, in denen sie vorher
niemals beobachtet worden ist; vor 1817 war sie
in Mobile u. Nalchez, vor 1841 in Vicksborg, vor
1843 in Rodney durchaus unbekannt. (Wir fUgea
noch den jüngsten Ausbruch in Brasilien als hierber
gehOrig an.) Wo die Ursachen liegen , welche das
Entstehen der Krankheit oder vielmehr die eigenthUm-
liclie Modification der jenen Gegenden eigenen Fieber
bedingen , ob in Veränderungen localer oder klima-
tischer Verhaltnisse , wissen wir nicht . wiewohl die
erste Annahme aus manchen Gründen die wahrscbeia-
lichere ist. — Bartlett ist übrigens ein entschie-
dener Gegner der vorzugsweisi; von Bancroft und
C h e r 0 i n verfochtenen u. von den meisten engüachen
u. amerikanischen Aerzten adoptirten Ansicht» dass
das Gelbfieber nur als eine Modification des remit-
tirend - biliösen Fiebers zu betrachten sei, wahrend
F e n n e r , der bei seiner langjSfhrigen Praxis in ver-
schiedenen Gegenden von Louisiana alle Jene Fieber-
formen hinreichend kennen gelernt hat, sich mit Be-
stimmtheit dahin ausspricht, dass das Gelbfieber
sich vom biliös - remittirenden Fieber wesentlich
nicht unterscheidet , sondern nur als eine durch
klimatische und lorale Verhältnisse bedingte Form
dieser Krankheit anzusehen sei. Das intermitlirende
Fieber geht unter ungünstigen Verhaltnissen im Innere
des Landes in bösartiges remittirendes Fieber, ia
New-Orleans aber in Gelbfieber aber. — Bekannt
ist, dass die afrikanische Ra^e dem Gelbfieber
weit weniger unterworfen ist, als die weisse Bevöl-
kerung.
IV. Centro' Amerika*
Der Isthmus von Panama. I>ie atlantische (nörd-
liche) Küste des Isthmus ist von jeher als eins Atif
ungesundesten Lander bezeichnet worden u. frohere
Golonisationsversucbe sind an diesem DebelkCande
ebenso gescheitert , als der jetzt in Arbeit stehende
Dan einer Eiaenbahn in demselben das grOaate Hibk
OfigiiiaUbhBQdliuifeB n. Ctbersielilw.
ft»
d«niiM gefenden bat. L t d eil , welcher (New^-York.
loor. Niireh , May and July 1 852) Aber dk med.-
topograph. VerhSltDisse dieses KOstenstricheit liach*
riebt giebl , bemerkt , dass sich die Einwanderer im
Anfange gani leidlieb befinden , allein scbon im 2.
Monate ihres Aufenthalts daselbst tbeils krank , tbeila
invalid sind o. dass endlich nach 3 Man. der grössere
Theil entweder todt, oder arbeitaunfthig ist, oder
die Gegend krankheitshalber verlassen bat. Die fiin*
gehornen leiden swar weniger, bleiben aber doch foa
den echadlichen Binflttssen des Klima nicht verschont,
daher man unter ihnen nicht viele liejabKe Leute u.
die Prauen meistens frflh gealtert findet. Am besten
befindet sich die Afrikanische Ra^ in jener Gegend,
von den Eingewanderten aber sind die am meisten ge-
nihrdet , welche schon chronische Leiden, namentlich
Lungenschwindsucht, mitbringen.
Das Klima ist ein exquisit äquatoriales ; die Tem-
peratur ist das ganze Jahr hindurch sehr gleichmüssig,
niemals' sinkt das Quecksilb'^r unter 69^ F. , starke
TemperatursprOnge sind unbekannt. Wahrend 8 Mon.
fiilli fast tSglich mehr oder weniger Regen u, die Luft
ial immer so mit Feuchtigkeit gesättigt , dass BUcher,
Kieider u. s. w. nur mit Mähe vor dem schnellen Ver-
derlien geschaizl werden können. — Der Boden,
hie u. da hOgelig, ist auf grossen Strecken von Süm-
pfen bedeckt, so geht u. a. die Eisenbahnstrasse von
Navy-Bay nach Batun mitten durch einen Morast; der
ungesundeste Ort auf dem Isthmus ist Porto -fiello,
wahrscheinlich in Folge seinervon Bergen eingeengten
Lage» welche jede Ventilation verhindert u. zur Stei-
gerung der Temperatur u. des Feuchtigkeitsgrades der
Laft viel beitragt.
Fast jeden Fremden befHllt, wenige Wochen nach
seiner Ankunft, das unter dem Namen des Kliman
fiekers bekannte, dem remittirenden Herbatfieber
der Ver. Staaten nahe atebende Leiden , das sich in
den ersten Tagen durch markirte Paroxysmen cbarak-
leriairt, die nicht seilen sogar mit starkem Schweisse
enden. Sehr häutig sind btlitfs - gastrische Erschein
noDgen (Uebligkeit, Erbrechen, gelbliche Färbung
der Conjnnctiva u. der Haut, gallig geftrl)ter Urin
tt. s, w.) ^e hervorstechendsten Symptome, andere
MaJe prlvaliren enterische Erscheinungen (Schmerten
i» Leibe, schleimige oder biliöse Durchflille u.s.w.);
der Anfall dauert 16 — 18 Stunden, worauf eine Re-
misston folgt , die aber bei jedem folgenden Anfalle
karser wird, wahrend die Znftille aelbst sieb steigern.
Bei dei; Section findet man vorzugsweise katarrha-
liachea Leiden der Magen- u. Darmscbleimbant, die
in ihrer Totalitat oder nur in den Zotten u. Follikeln
erkrankt erscheint; bei chronischem Verlaufe oder
naeh häufigen Recidiven findet man die Schleimhaut
erweicht, ohne Spur einer Entztlndung; bei biliöser
Complicatinn eeigt sich Alfection des Gallenapparates,
nanentlicli Kaurrh der Gallenblase, die Leber byper^
aiBtsoh oder entaUmlet, in ehroniacben Fallen der
Art l^lt- oder Muskatnussleber. — Nicht selten
nehmen diese Fieber nach mehrtägigem Verlavfe den
typhOaen Charakter an, die Zimgb wird trocken,
braun, es treten Delirien auf, der Puls wird klein,
der Leib scbmershaft, tympdiiilifch, es erfolgen gelb-
lich getilrbte oder blutige dunne Stuhlausleerungen «^
kurz, das vollständige Bilii unseres Typhus abdo-
minalis. — Nächst diesen remittirenden Fiebern
sind Interroillentes • meist mit dem Tertian - oder
Quotidiantypus , unter den Einwanderern die hin-
figste Krankheilsform ; nicht selten gestallen sie sieh
als Febr. perniciosae. Die unzweckmässige Nahrung,
der Übermässige Genuas des schlechten Trink wasaera,
verschleppte Rauohkatarrbe u. Erkaltung sind die Ver«*
anlassungen der zur trockenen Jahreszeit unter den
Eingewanderten häufig herrackenden Ruhr ; die verw
schleppten Darmkatarrhe sind um so häufiger, ala
fast jeder Ankömmling alsbald nach seiner Ankunft
von einer oft sehr haitnackigen Diarrhöe ergriffen
wird, welche namentlich Lungenscbwindattchtigen
höchst gefiihrlich wird u. nicht seilen die schleunige
Entfernung derselben ans dem Lande nöthig macht.
-~ Auffallender Weise kommt Insolation auf dem
Isthmus sehr selten vor , trotzdem die Leute in der
tropischen Sonne auf freiem Felde arbeiten. Httufig
sind Katarrhe der Respiration sorgane u. fttr Phthi-
sische giebt es, nach den Erfahrungen des Vfs. keinen
ongttnsiigeren Aufenthaltsort auf der ganzen finle, ala
jenen Theil von Neu->Granada.
V. Südamerika.
Brasilien, Dr. Dundaa, der 25 iahre lang aU
Oberarzt am brittischen Hospitale in Babia praktiiirt
hat, versucht (Skelchea of Brazil including new
views on tropical and European fever. Lond. 1852.
8. X n. 449 pp.) mit Zugrundelegung der von ihm
daselbst beobachteten med.-topogr. VerhMltnisse, eine
Kritik der Malariatbcorie zu geben und das VerbMlt-
niss der intermittirenden , remittirenden und anhält
tenden (typhösen) Fieber zu einander au eiitwickelik
Wir wollen hier anticipirend bemerken , dass er alle
diese Fieber nur als Form Verschiedenheiten eines und
desselben pathologischen Processes, und ala daa
sicherste Heilmittel zur Abkürzung der Krankheit daa
Chinin ansieht, indem er die cxspectative Behandlung
der Fieber fllr eine verwerfliche Maxime erkisri und
ea fttr sicherer und leichter halt, dem vollen Au^
bruche der Krankheit voraubengen als den Kr. durch
die ganze Reihe der Symptome glticklich hindnreb-
zufuhren. Wir werden aus vorliegendem Werke, daa
Vf. ursprünglich in 9 Vorlesungen im Northern-Hoa«*
pHal in Liverpool vortrug, nur dasjenige hier her*
vorheben können, was in Bezug zu dem uns beschäf-
tigenden Gegenstande siehu
VL macht zunächst auf einen bisher wenig he-
rficksichtiglen Umstand aufmerksam, dass nMmlich
eine der häufigsten Krankheiten, .welcher die nach
längerem Aufenthalte in den Tropen in ihre kältere
Heimath aurOckgekehrten Europaer unterworfen atnd,
die C^eki isL Unter den Eingebornen Brasiliens ial
dieae Krankheit aasserst selten, trotzdem die Lebena-
weiae der reichern Stande alle die Scbidlichkeiten in
110
OngiBalaMitndlnDgflB u» Uebersiehten«
reicbeffl Maasse darbietet , welche sonst als die vor*
täglichsten Gelegen hei tsursacheo dieser Krankheit be-
zeiebncl werden; ebenso ist das Verhältniss in andern
dem heissen Klima angehorigen Gegenden. Vf. glaubt,
dass diese Immunität vor der Gicht innerhalb der
Tropen in dem Umstände begründet sei » dass durch
die daselbst gesteigerte HaullhSligkeit organische
Stolfe, namentlich Milch- und Uarnsanre, ausge-
schieden werden , deren Zurückhaltung im Blute zur
Bildung der Gicht Veranlsiisung giebt ; unter diesen
Umstinilen erscheini die Urinabsonderung sehr ver-
miaderi, der Urin selbst mit excrementitiellen Stoffen
getilttigt. Kommen die L<*nle min in klfllere Gegen-
den, wo die Haulfunctioii l)oilcfitend herabgesetzt
wird , so vermögen die bis dahin nur wenig tbSligen
Nieren» auch wenn sie nichl gerade erkrankt sind,
nicht mehr den Ueberschuss der Auswurfstoffe — die
genannten organischen Säuren — aus dem Blute zu
entfernen und es entwickelt sieh die Giclil. Vf. hat
in 9 Pillen bei Leuten, die 16 — 19 Jahre in tropi-
schen Gegenden gelebt hatten, die Nieren 5mal mehr
oder weniger atrophisch, das Gewebe der Nieren
selbst aber immer normal gefunden ; die Corticalsub-
stanz war in allen 9 Psilen auffallend blass, in den
atrophischen Nieren die Tubuli sehr entwickelt und
blutreich, ebenso die Schleimhaut der Nierenkelche
und Nierenbecken gerOthet. In diesen 9 Füllen hatte
man wahrend des Lehens keine Spur von Nierenkrank-
heit beobachtet; die Leute waren acuten Krankheiten
erlegen. Die Zeit, innerhalb welcher sich dieser
nachtheilige EinQuss des Tropenklimas auf Europaer
bemerklich zu machen anfingt, ist nichl immer gleich ;
im Allgemeinen können sie 5 — 7 Jahre ungestraft
daselbst verweilen. Das erste Zeichen der gestörten
Gesnndheit macht sich dadurch bemerklich, dass der
Urin neutral oder gar alkalisch reagirt, alsdann ist es
aber auch für den Europäer die höchste Zeit, die
tropische Gegend zu verlassen.
Wir gehen zu den speciellen Mittheilungen aber,
welche Vf. aber die med.-topogr. Verhältnisse Bahias
und seiner Umgegend giebt. Diese Stadt mit ungef.
160,000 Einwohnern, zernillt in einen hoch und
einen niedrig gelegenen Theil; der erste liegt auf
dem Abhänge eines vorzugsweise aus Gneis gebilde-
ten Felsens und überragt in einer Höhe von etwa
600' den tiefer gelegenen Stadtlheil « der Alluvial bo-
den mit einem felsigen Substratum hat. Die Strassen
sind nnregelmUssig, schlecht gepflastert, eng u. sehr
schmutzig gehalten; die Strassenpolizei ist höchst
mangelhaft, das Gassenkehren ganz unbekannt. Da
es an Abzngskanälen fehlt, so werden die Becos,
d. h. kleine SeitengSsschen,. zu Cloaken benutzt und
sind daher mit Schmutz und Abfällen angehänfu Erst
seit dem J. 1842 hat man der öffentlichen Gesund-
heitspflege mehr Aufmerksamkeit zu schenken ange-
fangen und auch diese Verhältnisse in mancher Be-
ziehung gebessert. Durch die oft heftigen Hegen
wird der tief gelegene Stadt theil überschwemmt und
gleichzeitig mit dem aus dem obern Theile berabgo-
sehwommten Schmutze überdeckt; selbst anf den
besuchtesten Sirasson flndet man grosse Haufen faiH
lender Stoffe angehäuft, die unter dem Einflüsse der
tnipiscb'en Sonne mephitiscbe Dünste entwickeln. Der
Boden in der unmittelbaren Nachbarschaft der Sladi
ist sumpig und auf Thon gelegen. Trots aller dieser
anscheinend höchst ungünstigen Verhältnisse ist die
Stadt innerhalb der J. 1822 — 1842, trotzdem
sie in der Zeit dreimal den Schrecken einer Belage-
rung und Hungersnoth mit all ihren Folgen ausgesetzt
war, von allen bösartigen Krankheiten, wie Gelbfie-
ber, Cholera, Typhus, Ruhr verschont geblieben.
Vf. sucht den Grund dieser auffallenden Salubrität
der Stadt in der gleichmässigen, milden Temperatur,
den kühlenden » feuchten Seewinden und der freien
Lage, welche eine anhallende Ventilation begünstigt
Selten steigt das Quecksilber in der obern Stadt wah-
rend des Sommers über 82,5<^ F., während der tiefste
Stand im Winter 72^ F. beträgt , das Extrem der
täglichen Schwankung aber ungefähr 6^ ausmacht.
Die Nächte sind ausserordentlich angenehm, derThan-
fall nur gering und die Bewohner bringen einen
grossen Tlieil der Nacht auf den Strassen zu , ohne
an ihrer Gesundheit Schaden zu erleiden; diese Milde
der Witterung gestattet ihnen auch, bei offenen Fen-
stern sich eines erquickende!) Schlafes zu erfreuen,
der zur Gesundheit der Europäer wesentlich beiträgt
— Die gehornen Brasilianer sind ein im Allgemeinen
kräftiger, wohlgebauter Menschenschlag, mit intel-
lectuellen , wenn auch durch die Kultur 'wenig ent-
wickelten , Fähigkeiten begabt; sie sind zwar träge
und scheuen die Anstrengung, allein ihre Lebensweise
ist höchst einfach und der Mangel an Ueizmatenal,
Kleidung und Wohnung , der die Armen in Europa
so heftig drückt, macht sich hier um so weniger
fühlbar, als sie bei eintägiger Arbeit im Stande sind,
den Bedarf für die ganze Woche zu erwerben. Sie
sind zwar heftig , aber leicht zu besänftigen , dabei
gutmüthig und unbesorgt um die Zukunft; Parteiwe-
sen, Ehrgeiz oder politischer Fanatismus ist ihnen
fremd und in dem unerschütterten Glauben an die
Unfehlbarkeit der Kirche ertragen sie jedes Ungenaach
mit der Buhe der Besignation. Diess Alles gilt Obri-
gens nur von der grossen Masse ; die reichern Stande
findet man hier so, wie überall. Dass die Zeit in
diesen Verhältnissen Veränderungen hervorrufen wird*
ist um so weniger zu bezweifeln , als die Urawätzan-
gen, welche seit 1823 in dem politischen und socia-
len Leben Brasiliens eingetreten sind, bereits einen
nachweisbaren Einfluss auf die biologischen Zustände
der Bewohner geäussert haben; so hat Vf. in den
J. 1830 — 1840 Krankheiten des Cerebrospinalsystems
(namentlich Geistesstörungen), der Athmungsorgane,
namentlich aber des Herzens u. der grossen Geßisse,
weit häufiger zu beobachten Gelegenheit gehabt , ab
in den 1 0 Jahren zuvor.
Als Dundas im J. 1819 sein Amt antrat» war
er erstaunt, in dem hoch und luftig gelegenen Hoapi*
tale Beconvalescenten häufig an J^eekseifieberm er-
kranken zu sehen ; in ähnlicher Weise sah er npfltw
Leute in hoch gelegenen Gebäuden» die üun tam
.Origmlabhalndlungeft n. Uebertichteu.
111
Volke ab setonalicos (<l. h; fieberhafte) beieicbnet
wurden uod xum Tbeü auf felsigen Abhängen an der
Kaste gelegen waren» von Wechselfiebern befallen
werden , ohne daaa sich die Spur einer MalariaqueHe
nacbweisen Hess. Dass hier also nicht von einer
Vergiflung mit Snmpfluft die Rede sein konnte , lag
auf der Hand; Vf. erklärte sich die Bntslehung der
Krankheit aus der Einwirkung eines heftigen Stromes
fencbtkalier Seeluft aul den durch Grschüpfung oder
vorausgegangeujB Krankheit geschwächten Körper und
seine spater gemachten Erfahrungen haben ihn in
dieser Ansicht bestärkt. Nachdem er nämlich die
Fenster des Hospitals , dncirh welche die kalte See-
luft Einging gefunden > halte zunageln lassen und für
gehörigen Schutz der Reconvalescenten durch warme
Kleidung Sorge getragen halle, waren die intermilti-
renden Fieber aus dem Hospitale fast ganz verschwun->
den. Ahi ein s weites, hierhergehdriges Pactum erwähnt
er des Umslandes , dass inlcrmittirende Fieber unter
den Bewohnern des tiefgele^ehen , sumpfigen Theiles
der Stadt äusserst selten sind, dass jedoch die Leute,
welche ihres Geschäftes wegen die hochgelegene Stadt-
seite häufiger besuchen und sich dabei mit Schweiss
bedeckt und vom Emporklimmen ermüdet den fcueht-
kalten Seewinden aussetzen, oft an intermittirenden
oiid anhaltenden Fiebern leiden. Besonders lehrreich
in dieser Besiehung sind die med.-topogr. Verhält-
nisse der Vorstädte von Bahia. Das nördlich von der
Stadt gelegene circa 1^^ (engl.) Meilen lange Bomfim
liegt mitten in einem ausgedehnten Moraste u. besteht
ans einer längs der Strasse sich hinziehenden Reihe
von Häusern und Gärten , welche einzelne aus dem
Moraste hervorragende , bebaute Flecke in sich
schliessen. Der Sumpf wird westlich von der Bay
begrenzt , nördlich (d. hi gegen den Wind) von einer
in Form eines Halbzirkels verlaufenden HOgelkette
vom Atlantischen Ocean geschieden, die Fluth hat
jedoch freien Zutritt ; an aufgehäuften Massen faulen-
der Stoffe und der Einwirjiung der tropischen Sonne
auf dieselben fehlt es auch nicht und trotz alle dem
ist diese Vorstadt eine der gesundesten Gegenden, u.
wird während der Sommermonate (December — März),
wo die Sonnenstrahlen fast vertical niederfallen und
die Sümpfe austrocknen , von unendlich vielen Frem-
den und Bewohnern Bahias besucht, die sich hier
des Seebades wegen aufhalten und , der Landessitte
gemäss , einen Theil der Nacht in der freien Luft zu-
bringen ; ein Wechselfieber ist daselbst in dieser Zeit
eine rara avis , während die nördlich und östlich da-
von gelegenen Kastenstädte Taboao, Rio Verroelho
0. a. , die durch jene Hügelkette von den Sümpfen
ganz getrennt , aber dem vollen Strome der feuchten
Seeluft ausgesetzt sind, wegen der zu allen Jahres-
zeiten dort herrschenden Wechselfieber berOchtigl
sind; erst mit Einlrill der feuchten Juhreszcit, wenn
das Land durch die herabstürzenden Regengüsse in
eine Wasserfläche verwandelt ist und die SSO Mous-
sons über das gegen diese Seite hin nicht geschützte
Bomfim hinstreichen , treten hier , ganz gegen die
allgemeine Regel, Intermittentes auf, welche erst mit
Wiederkehr des NO Mousson verschwinden. — Die
ungef. 1 Meile südlich von Bahia gdegene Vorstadt
Victoria , die Resistenz der hrittischen und anderer
fremden Kaufieule , liegt auf dem Rücken eine» etwa
600' hohen Hügels, der sich längs der Bay hinsieht;
die Häuser sind elegant , weitläufig gebaut und von
den schön !(ten , mit tropischer Flora gezierten , Gär-
ten umgehen ; früher waren WechseUieber hier un^
bekannt, sie sind aber sehr häufig geworden, seitdem
die Portugiesen in der Belagerung von Bahia (1822-^
1823) einen dichten Wald vollständig niedergehauen
haben , welcher auf dem Rücken des Hügels in der
Entfernung von 8 — 900 Yards von der Stadt, die-
selbe vor den Seewinden geschützt hatte. Vf. glaubt
in diesen und ähnlichen Thatsachen eine volle Beslä-
tigung seiner oben vorgetragenen Theorie von dem
Ursprünge der intermittirenden Fieber zu finden,
theilt aber, wie beroits angemerkt, die von vielen
Seiten ausgesprochene Ansicht, dass interroittirende,
remittirende und anhaltende Fieber nur als Modiflea'-
lionen ein und desselben Krankheitsprocesses zu be-
trachten und demgcinUss — mutalis mutandis -~ mit
Chinin zu behandeln seien.
Der exanthematische Typhus (dort unter dem
Namen Febris maligna bekannt) ist in Brasilien zwar
nicht selten, tritt aber meistens sporadisch au(; häu-
fig herrscht dagegen die Febr. typhoides (Typh.abdom.),
besonders in Rio Janeiro. — Von sonstigen acuten
Krankheiten ist noch Ruhr und Leberentzündung zu
erwähnen ; die letztgenannte Krankheit, mit Ausgang
in Eiterung, ist zwar weil seltener als in andern Ge-
genden der Tropen , zeigte sich aber in den letzten
10 Jahren (1832—1842) häufiger als sonsL
Von den in Brasilien endemiscli herrschenden
chronischen Krankheiten erwähnt Vf. speciell der
Lepraformen. Die Elephantiasis ^rab, , die in der
lelztei) Zeil unter der weissen Bevölkerung seltener
geworden ist , entwickelt sich stets aus einem Erysi-
pelas, niemals aus Entzündung der Lymphgefässe ;
die zuerst ergriffenen Organe sind gewöhnlich die
untern Extremitäten, sodann bei Männern das Scro-
tum, bei Weibern die Brustdrüse. Die einzelnen
Anfalle zeigen eine gewisse Periodicität, sind im An-
fange der Krankheit oft mit heftigen allgemeinen
Symptomen verbunden , wobei das Örtliche Leiden
zuweilen plötzliche Sprünge von einem Theile zum
andern macht ; im spätem Verlaufe fehlt das Allge-
meinleiden gewöhnlich ganz und auch da beobachtet
man Entzündung der lymphatischen Gefässe oder
Drüsen an der afficirten Extremität nur selten. Leute
aller Nationen sind der Krankheit unterworfen, jedoch
selten eher , bevor nicht das Klima seine volle Wir-
kung auf den Organismus geäussert hat. Auch Thiere,
bes. Pferde, werden von der Krankheit ergriffen. Jede
specifische Behandlung (mit Quecksilber, Jod u. s.w.)
erscheint dem Vf. nutzlos ; Hauptaufgabe ist es , die
Wiederkehr der Anfälle zu verhüten , da jedesmal ein
neuer seröser Erguss erfolgt ; für den Europäer ist
Wechsel ^ des Anfenthaltes das beste HitteU Eine
112
OriginaUhhwidiaanw «• Uflbenkhte«.
Operation i«r hypertrophischflo Orgftoe, Dam€i»(Ufili
dea Serotoms, erscheiul niulit geratbea. — Die
Ltfra Gritecür., in Brasiliisn unter dem Namen
M^rphea oder Mal de S. Ltuaro bekannt, ist in
Babia sehr hXuGg ; wenn sie auch keine Nation ver-
•ehont, 10 scheint es, nach den in das 3 Meilen von
der Sudt entfernte Lepra - Hospital aulgenommenen
Kranken au schliessen, dass sie vorzugsweise an der
Kttsto zu Hause ist; dafts die Krankheit sich erblich
fortpflanzt, ist nicht uiil Sicherlieit nachzuweisen,
gegen ihre ContagioaitXt sprechen entscheidende Tliat-
•echtn. Die rauhe, mit Schorfen bedeckte Haut, das
geröthete; eingesunkene Auge» das der Brauen be-
raubt ist, die verdickte, gerunzelte Stiml&aut, die
geaebwollenen Lippen und verunstalteten Obren , die
dieken, mit Tuberkeln beaetzlen NasenOOgel, die
eingesunkene Nase, die verkrüppelten und verkrümm-
ten Extreroiiaien, die rauhe, heisere Stimme und der
aünbende Alliem verrathen die scheussiiche Krankheit
aof den ersten Blick ; alle LeprOsen altern frOhzeitig
vnd erreichen selun das 60. Jahr. Mit der Vermin-
derung und dem Kchlicsslichen Erlöschen des Ge-
schtechtstriebes geht die Verkümmerung der Brust-
drüsen bei den Frauen , so wie der Hoden und des
Penis bei den Hannern Hand in Hand; die Libido
inexplebilis der Leprösen ist ein Mährchen. Eine
Unterscheidung in Lepra tuberculosa und Lepra anae-
sthesiaca ist unzulässig, da beide Formen nur vei^
schiedene Entwicklungsstufen desselben Leidens sind.
Leichenunlersuchungen haben bis jetzt wenig Licht
über die Nalur der Krankheit verbreitet; der Tod
erfolgt meistens unter DianiiOen und alsdann findet
man Verschwürung der Darmschleinhaui , vorzugs-
weise tuberkulös^ Infiltration, Erweichung und Ulee-
ralion der Peyer*schen Plaques und der Mesenierial-
drttsen; Narben hat Vf. niemals gefunden, weiss
auck nicht, dass ein Anderer sie gesehen hatte. Im-
mer findet man Tuberkeln in den Lungen , oft in der
Leber und Milz, seltener in den Nieren, am seltensten
im Gehirn und in seinen Hauten. Ueber die Ur-
sachen der Krankheit ist Nichts bekannt und was
frtllMre Beobachter daittber gesagt haben , erklart Vf.
Itlr durchaus grundlos. Ebenso wenig ist seiner Er-
fahrung nach bis jetzt ein Heilmittel gegen dieses
entselzlijßbe Leiden gefunden worden.
Aus den Miubeilungen Vfs. Über das Medicinal-
weaen in Brasilien ersehen wir, dasa es zwar nur 2
medic. Untorricfatsanstallen, in Rio u. in Babia, giebt,
dass dieselben aber ganz vortrefflich, und zwar nach
dem Muster der £cole de m6d. au Paris eingerichtet
sind. Jedes Gollegiu» zahlt U ordenilicbe und 6
ausserordentliche (stellvertretende) Professoren , die
in einem Goncours gewählt werden und einen Gehalt
von re»p. 300 und 200 L. aus der Staatskasse he-
fieben, das sie nach 20jtfhr. Thaiigkeil od. bei früher
eingetretener Invalidität als Pension behalten. FUr
Unterriebt , Examen u. s. w. haben sie von den Schü-
lern NichU zu verlangen. Alle 4 Jahre wird von der
Facnitat ein Profesaar im Goncours gewählt» welcher
die einzelnen Lander Europas zu bereisen, sich mit
den Fortachritten in der MeiUcia and den Niiurwi^
senschaAen bekannt au machen u« aeine Erlahraagti
der Faculiat durch Berichte miliuiheilen hat. Der
Stttdietiplan umlasat 6 Jahre » und iwar zahlt jdn
akademische Jahr 8 Monate (von MZra -^ Oetebw);
die Studenten müssen , bevor sie immatrieuhrt mv-
den, «fin Examen bestehen und wenigstens 16 John
alt sein. Die arztlichen Exnasina sind t^ffemlich wi
die Aulgaben werden durchs Loos büalimmt; ftlr ^
jenigen, welelie die Gbirurgie treiben woUen, betidM
ein besonderes Examen« Ausser den eigeBlIicka
Aerzten hat die Facultät auch die Apotheker und Heb-
ammen zu prüfen; die erstgenannten wenlea ubI«
deiiselben Bedingungen wie die Mediciner iranialricih
lirt, müssen 3 Jahre studiren uud sich sodaao sedi
3 Jahre in einer Apotheke praktisch beaehaüigen, ehe
sie zum Examen zugelassen werden« Daa Selbtver-
ordnen ist den Apothekern ebenso streng ualemgi,
als den Aerzten das Selbstdispensiren. Nebta ilirei
Amtsgeachaflen treiben die Professoren noch Priial-
praxis und bekleiden nicht selten noch andere mtät
Aemter, für die sie jedoch hesomlers honorirtwcrdei:
unentg^ldUeke SrztHche Leüivngen keiuU nm b
BrasiUen gar niehi. Die brasilianiscbeo Aentc,
besonders die aus der alten Schule, sind imAüg»-
meinen sehr gebildete» nanMuillich mit der friazAi.
Medicin vertraute Leute ; sie leben einfach uad •pa^
aam, sind hochherzig und kennen keinen Neid; ür
Talent wird vom Publikum nicht nach der GrOne
ihres Haushaltes und dem Glänze ihrer Equipagt be-
messen und ihr Bestreben isl es, nicht durck IHn-
guen gross zu werden , sondern von ihren Gcaonei
im Goncours den Siegeskrana zu erhalteo. fingen
fremde Gollegen sind sie im höchsten Grade nm-
kommend und freundlich , was Vf. selbst im voiblo
Maasse zu erlahren Gelegenheit gehabt hal. Seilden
Braailien ein constitutioneller Staat gewerdea, oeb-
men dieAerzle nicht selten hohe politische Slelluo^ei
ein; oft werden sie als Deputirte oder SeaatortsiB
die Nationalversammlung gewählt, Vf. hatte iaKt
seinen bekannten Gollegen sogar zwei frühere StaaU-
Sekretäre (Minister). Uebrigens haben nicht wesige
Aerzte und seihst Facultatsmitglieder hei allen rew*
lutionaren Bewegungen, welche in den lelateadOi
den Thron von Brasilien erschüttert haben, e*><
mehr oder weniger hervorragende Rolle gespidt. -
Jede grössere Sladt Brasiliens hat gewOlinlicb ä-l
grosse Hospitäler, die theils durch Legale, tketi'
durch Zuschüsse aus den öffentlichen Kassen erhaitei ^
werden; ausserdem giebl es Militair- und Mani«''
Hospitäler und drei Leproserien in Rio , ßahii oi^
Pernambuco. AuffaUenderweise ezistirt, soviel VI.
weiss, in ganz Brasilien keine Irrenanstalt u. „Ii''^
arzte'* sind dort eine ganz unbekannte Species us*^
rer Profession.
Geographische Nosologie.
I. Tropische Chlorose,
;igitized by . .^ *Ar
C. F. Heu Singer. Die sogenoniite fi^P"/** /T:
tropische (besser: Malaria-) GblorMs all i»»^
QriginalabhaDdlungen u. Uebersichlen»
113
aller Läoder und Klimaie dargeslellt. Cassel 1852. 8.
VUI u. 183 S.
Bald nachdem die ersten Neger als Sciaven auf
die westindischen Inseln eingeführt waren, machte
sieh unter ihnen ein Leiden bemerkhar, welches nach
einer der constanteslen und aufTälligslen Erscheinun-
gen mit dem Namen Dirl-eating (Erdesscn), iicopha-
gie, Mal d'estomao, oder nach andern Symptomen
Mal de coeur, Langue blanche u. s. w. genannt u.
von den Aerzten seinem Wesen nach mannigfach ge-
deutet wurde; erst in neuester Zeil gelangten nament-
lich französische Aerzte zu der Ansicht der chloroti-
schen Natur der Krankheit, daher die neuere Bezeich-
nung Anämie intertropicale oder Hyposmie intertro-
picale. Die Krankheil ist so häufig in med. Journalen
besprochen worden, dass ich eine allgemeine Kennt-
niss derselben voraussetzen darf; ein kurzes Resuni^
der im Leben und nach dem Tode beobachteten Er-
scheinungen möge genügen.
Uaußg ohne Vorboten , zuweilen als die Folge
vorausgegangener interniittirender oder remitlirender
Fieber, treten Schwache, traurige GemUthsstimmung,
nagender Schmerz in der Magengegend mit mannig-
fachen VerdauungshtOrungeu und dem Drange nach
dem Genüsse von Erde, namentlich von Thon, später,
oder wenn derselbe nicht zu erlangen , von andern
ungeniessbaren Gegenständen, z. B. Papier, Leder
u. s. w., demnächst krankhafte Erscheinungen in der
Circutation, namentlich ein weicher, kleiner Puls bei
Ruhe , dagegen stürmisches Herzklopfen bei der ge-
ringsten Bewegung und Blasebalggeräusche im Herzen
und den grossen Ge^Jssen als die ersten Krankheits-
erscheinungen auf. Die geistige und körperhche
Schwäche nehmen im Verlaufe des Leidens zu, es
tritt Abmagerung ein, die Haut verfHrbl sich, verliert
(bei den Negern) den Glanz u. wird trocken, ebenso
die Schleimhäute auffallend hieich und glatt» die Er-
scheinungen im gasirischen und Circülationssysteme
steigern sich, es erfolgen hydropische Ergüsse ins
Zellgewebe und unter gänzlichem Schwinden der
Kräfte, unstillbarem Erbrechen und Diarrhöe erliegen
die Kranken, bis zum Skelett abgezehrt, zuweilen
unter dem Zutritte scorbulischer Erscheinungen oder
bektisehen Fiebers ; gewöhnlich ist der Verlauf der
Krankheit ein chronischer (Monate od. Jahre dauern-
der) , selten ein acuter. Die Erscheinungen an der
Leiche entsprechen den im Leben beobachteten Sym-
ptomen ; die Schleimhaut des Darmkanals ist auffal^
lend bleich, glatt und erweicht, das submuköse Zell-
gewebe und die Muscularis dagegen fast ganz ge-
schwunden, Leber und Milz oft normal, zuweilen
krankhaft verändert , hypertrophisch oder atrophisch
[wobei jedoch nicht entschieden, ob diess nicht viel-
leicht Folge vorausgegangener Fieber] , die mesente-
rischen Drtlsen meist sehr entwickelt. Das Blut ist
dem der Chlorotischen ähnlich, namentlich arm an
Blutkttgelchen , das Uerz welk , bleich , atrophisch,
bald mit» bald ohne Faserst ofTgerinnsel. Ebenso wie
in dem Herzen erscheint die ganze übrige Muskulatur
Med. Jabrbb. Bd. 80. Hfl. 1.
bleich, dünn und schlaff; in den serösen Häuten und
dem Unterhautzellgewebe seröse Ergüsse, Gehirn u.
Lungen normal.
Von der Ansicht , dass diess Leiden ein den Ne-
gern ansschliesslirh zukommendes sei, ist man schon
frUhzeilig zurückgekommen, indem hereits La bat
(vom J. 1694 aus Guadeloupe) erwähnt, dass auch
die Kreolen an der Kriiiikheil leiden ; ebenso fand
auch die, seihst bis in die neueste Zeit sich noch
Geltung erhaltende Annahme , dass die Neger zum
Erdessen aus Verzweiflung greifen, um sich den Tod
zu gehen, die gerechte Würdigung. Die freilich auf-
fallende Erscheinung des Erdessens fesselte die Auf-
merksamkeit der Beobachter so sehr, dass der grösste
Theil unter ihnen den Focus der Krankheil in einer
durch das Erdcsson hedingtcn oder dasselbe veranlas-
senden Erkrankung der Digeslionsorgane annehmen
zu uitlssen glaubten und hei der 2. Annahme vorzugs-
weise schlechte Nahrungsmittel oder den Genuss von
Mnis, den Missbraurli der Spirituosen u. s. w. als
nächste Ursache der Erkrankung des Verdauungsap-
parales anklagten.
Der gelehrte Vf. der vorliegenden Abhandlung
giebt nun eine ebenso vollständige Sammlung als
gründliche Kritik der diesen Gegenstand behandelnden,
bisher puhlicirlen Mitlheilungen und gelangt in seinen
Untersuchungen zu der von einzelnen Autoren , na-
mentlich Drake, Levacher, Rendu bereits an-
gedeuteten Ansicht, duss diese sogen. Geophagie als
der Ausdruck einer unter Malariaeinfluss gebildeten
und durch denselben eigeulhUmlich modificirten Chlo-
rose zu betrachten sei, dass ihr daher das , von ein-
zelnen Autoren gewählte , Epitheton „tropisch** nur
insofern zukomme, als die Krankheit unter den Tro-
pen wegen der reichen Malariaqiiellen besonders häu-
fig ist, dass sie jedoch auch in aussertropischen Ge-
genden, namentlich nachgewiesenermaassen in Egypten
und Oberilalien (Maremmen, Venedig) vorkomme, so-
bald die zur Malariabildung geeigneten Verhältnisse
vorhanden sind. Allgemeine Bedeutung hat, so viel
wir bis jetzt wissen, die Krankheit in Westindien,
den südlichen Staaten Nordamerikas, Cayenne, Bra-
silien , der Westküste von Afrika und Ostindien [?]
erlangt.
Vf. hat seine Ansichten ttber die von ihm unter
dem Namen der Malaria-Neurosen zusammengefassten
Leiden bei verschiedenen Gelegenheiten , namentlich
in seiner Schrift über den Milzbrand entwickelt; er
bezeichnet die in ihrem Wesen bis jetzt freilich nicht
nachgewiesene und nur in ihren Wirkungen sich do-
cumentirende, unter dem Namen der ,, Malaria** be-
kannte Schädlichkeit als ein Gift, das wie Prlz-, Mut-
terkorn-, Fischgift u. s. w. eine specielle Beziehung
zum Gangliensysteme hat und je nachdem es bald
diese, bald jene Sphäre desselben vorwiegend er-
greift, die verschiedenen Formen der Wechsel- und
remittirenden Fieber (deren Genese übrigens wohl
durch das Zusaronicutreiren der Malaria mit almosphä-
15
114
OrigioalabhandluDgen u. Uebersichteii.
rischen Einflüssen bedingt sein mag), mannigrache
Neuralgien , vom Wechselfieber unabhängige Milzlei-
den , Fäule der Tbiere und so auch die unter dem
Namen der tropische» Chlorose beschriebene Krank-
heit erzeugt; dieses letztgenannte Leiden entsteht
nach Ansicht des Vfs. durch (paralysirenden) Einfluss
der Malaria auf den Ganglienplexus des Uerzens und
Magens.
Ref. muss sich auf diese Andeutungen beschrUn-
ken und Qbrigens auf das Original verweisen , dessen
grossere Hälfte (von S. 69 bis Ende) eine höchst
dankenswrrlhe Zusammenstellung der wichtigsten auf
den Gegenstand bezflglichen Mittheilungen, meist im
Original und vollständig wiedergegeben, ausmacht.
Die Ansicht Vfs. in Bezug auf die Aetiologie der
Krankheit erscheint durchaus naturgeraäss u. verdient
gewiss alle Beachtung; auffallend und im Wid^r-
apruche mit derselben ist der Umstand, dass dieses
(Malaria-) Leiden vorzugsweise, wenn auch nicht
ausschliesslich, Negern eigen sein soll, trotzdem
diese sonst den Malariaeindüssen weit besser tu wi-
derstehen vermögen als Weisse und Kreolen , auch
ist die Untersuchung des Umstandes vom Vf. ausser
Acht gelassen , woher es kommt , dass das Symptom
der Geophagie in der Krankheit bei Kreolen u. Nicht-
farbigen weit seltener ist als bei Negern. Jedenfalls
dürfte, wenn diese endemische Chlorose auch Mala-
riaeinflüssen ihre Entstehung verdankt, jenes Herz-
nnd Nagenleiden wohl nicht primärer, sondern secun-
därer Natur und nicht sowohl durch directen Einfluss
des Miasma auf die Ganglienplexus der genannten
Organe, sondern durch abnorme Innervation in Folge
des krankhaft veränderten Blutes tu erklären sein;
ähnliche Erscheinungen im Girculalions- und Dige-
stionsapparate sind , wenn auch und namentlich die
letztere, in nicht so pronuncirter Gestalt, der Chlo-
rose aneh in malariafreien Gegenden hänfig eigen, und
speciell in der Gegend , deren Krankheitsverbällnisse
Ref. jetzt seit nahe ID Jahren kennen gelernt hat und
die wohl nicht ftlglich zu den Malarialändern gezählt
werden kann, spielen Neurosen der mannigfachsten
Art aus Anämie , namentlich aber auch Magenkrampf
nid Erdessen cblorotischer Mädchen (sie bedienen
sich auch gebrannter Kaffeebohnen, des Kalkes, der
Kreide, der Leckerbissen) eine nicht kleine Rolle.
Man vergleiche hiermit das, was zuvor unter den
endemischen Krankheiten Schwedens , eines gewiss
malariafreien Landes, über Chlorose u. Magenkrampf
angeführt isL — Dass der so gelehrte und so viel
erfahrene Hr. Vf. eine gewisse Gereiztheü gegen ein-
zelne exciusive oder einseitige pathologische Anschau-
ungsweisen zeigt, nimmt uns billig Wunder; dass er
in Grimm *scher Manier die Hauptworte klein schreibt,
ist gewiss sehr richtig, allein für den deutschen Le-
ser ebenso auffallend als beschwerlich.
H. Dengue fever,
Hirsch (Danzig), DeuUcbe Klinik. 48. 49. 1852.
Ref. hat a. a. 0. eine geschichtliche und geo-
graphische Darstellung jener eigen thAmlicben , unter
dem Namen des Dengue fever bekannten, Krankheits-
furm zu geben versucht, von deren allgemeiBeren
Auftreten die erste Kunde aus den Jahren 1827 mMi
1828 von den westindischen Inseln und dem ameri-
kanischen Continente zu uns gelangte und die nua,
nach einem fast 20jähr. Zeiträume, einen Theil jener
Gegenden wiederum heimgesucht bat. In der ersla
grössern Epidemie verbreitete sich die Krankheit in
Herbste 1 827 von den virginischen Inseln aus in l
Richtungen, südlich über die Caraiben gegen Am
Continent Südamerikas, westlich über Jamaica und
Cttba gegen die südlichen Staaten Nordamerikas » voi
wo sie gegen die wesliiclien Staaten u. gegen Mezika
fortschritt; in den nördlichen trat sie nur Tereinsdt
auf. Spätere epidemische Ausbrüche des Leideas
werden aus d. J. 1839 von ibcrville (Louisiana) in4
1844 aus Mobile berichtet; in den Jahren 1849 —
1850 erlangte die Krankheit wiederum eine allge-
meine Verbreitung in den südlichen Staaten. Ob
Centralamerika bisher ganz verschont geblieben ist,
ist nicht bekannt geworden.
Der Krankbeitsverlauf war in Kurzem folgender.
Plütalicb oder nach einem durch Mattigkeit» Kopf-
schmerz, gastrische Erscheinungen und Schmefzca
in den kleinen Gelenken oder einzelneu Muskeln cba-
raklerisirten Vorl)otenstadium , wurde der Kr. veo
Fieberfrost mit darauf folgender Hitze befallen; die
Haut wurde heiss und trocken , Zunge gastrisch be-
legt, selten war Erbrechen , charakteristisch die des
rheumatischen ähnlichen Schmerzen vorberrsclieiid ent-
weder in den Gelenken (namentlich den Hand- und
Fussgelenken) oder in den Muskeln der Extremitäten,
nicht selten auch des Nackens und Rückens. Die
Gelenke erscheinen geschwollen, unbeweglich und
so schmerzhaft , dass jede Berührung den Kr. zu den
lautesten Scbmerzensäusserungen veranlasste; bäu^
litten die Augenmuskeln , in welchem Falle die Kr.
den unter den geschwollenen Lidern starr hervor-
blickenden, gerütheten Augapfel nicht zu rühren ver-
mochten und das Gefühl hatten , als sei er fir die
Höhle zu gross geworden. Das Gehirn blieb meistens
frei. Nach 2 — 3tägiger Dauer liess das Fieber «nter
Ausbruch eines Eianthems oder unter reicklkbeB
Schweisse nach , auch die Schmerzen wurden gelin-
der, allein wenige Tage später trat eine neue Biarcr-
bation und mit ihr das zuweilen schon früher auftre-
tende Exanthem in Form von hellrothen, wenig crba-
benen, unregelmassigen Flecken, bald mehr dem
Seharlach, den Masern oder der Urticaria thnlich
hervor. Gleichzeitig bildeten sich zuweilen Aphthen
oder Angina, oder es brach ein lästiger Speicbelfiuss
aus, zuweilen Anschwellung der Drüsen in den Ach-
seln, Weicheu und am Halse. Nach 3 — 4 Tagen
war das Exanthem verschwunden und es erfolgte
Abschuppung, die Reconvalescenz war jedoch durch
lang anhaltende Schwäche u. oft langwierige Schmer-
zen in den geschwollenen, steifen Gelenken getrübt;
Rttckntlle waren häufig.
J a m a i a , dMcriplive Aaatomie*
115
So allgemeia Terbretlet die Krankheit auch war
[sie verschonte an vielen Orten kaum einen der Be-
Bvohner), so günstig gestaltete sich die Prognose»
ndem TodesDüle za den höchsten Seltenheiten gehör-
ten. Die Kenntniss der anatomischen Veränderungen
ist daher eine sehr geringe gehlieben, und vermochte
t«um etwas tther «die Natur der Krankheit aufzuklären.
la 3 Pallien fand man 2mal seröse Infiltration des
Ktsilgewebea um einzelne Gelenke, einmal die Liga-
uenla crueiata des Knies gerölhet; Herzaffeclion
selittim im Verlaufe des Leidens gar nicht beobachtet
worden zu sein. — Die Krankheit verschonte weder
AJler, noch Stand, Nation u. s. w., nur in Jamaica
[beobachtete man ein späteres u. nicht so allgemeines
Erkranken unter den Negern , als unter Weissen und
üreolen. Alles, was über die Ursachen und die Art
ier Verbreitung dieser Krankheit angefahrt worden
ist, führt zu negativen Resultaten ; die Krankheit er-
ichien zu jeder Jahreszeil u. unter allen Witterungs-
rorhaltnissen und gegen ihre Contagiosiiai sprechen
soinrohl die gewichligslen Stimmen, als die enlschie-
litnslen Thatsachen. Ebensowenig konnteu sich die
Merzte über die Natur der Krankheit einigen , und je
nachdem sie far modificirten Scharlach oder Rheuma-
lisiBus angesehen wurde , bezeichnete man sie mit
dem Namen Rheumat. febril, exanthem. , Scarlal.
rlieumaUy Exanthesis arthrosia u. s. w. Im Volke
wurde sie Dengue (spanisch : ein affectirles > gt'zier-
tes Betragen, daher der englische Name Dandy), Co-
lorado, Giraffe, Bouquet u. ä. genannt. — In Bezug
auf die Behandlung scheint die Krankheil da am gfln-
stigsten verlaufen zu sein, wo man sich auf eine ver-
nünftige Diätetik und den Gebrauch milder Diaphore-
tica beschränkte. — Die Dauer der Epidemie variirte
von 2 — 7 Mon. ; nur auf Jamaica erhielt sie sich
fast ein volles Jahr.
Beim Ausbruche der ersten Epidemie wurde die
Krankheit als eine unerhörte, durchaus neue bezeich-
net; für Weslindien mag diese Behauptung gelten,
wenigstens konnte Ref. nicht den Gegenbeweis ftlh-
ren, nicht aber für den amerikanischen Continent, da
Rush die Krankheit 1780 in Philadelphia u. Pezet
1818 in Lima beohachtet hat.
(Jeher das Auftreten der Krankheil innerhalb der
östlichen Hemisphäre hat Ref. nur sehr vereinzelte
Nachrichten gefunden; unzweifelhaft hierher gehört
die Krankheit, welche 1824 in einem Theile Ostin-
diens herrschte und auch 1845 daselbst auftrat, so
wie das Leiden, welches Pruner 1835 und 1845
zur Sommerszeit in Aegyplen beobachtete, und das
nach dem Chronisten Gaberli daselbst bereits 1779
geherrscht haben soll. Europa ist. so viel Ref. aus
dem ziemlich vollständig von ihm gesammelten Mate-
rial über die europäischen Volkskrankheiten ersieht,
von der Krankheil his jetzt verschont gehlieben ; die
von einzelnen französischen Aerzlen hierhergezogene
Krankheit, welche 1828 in Paris unler dem Namen
des Mal des pieds et des mains herrschte , hat mit
dem Dengue nur das vorzugsweise befallene Organ
gemein, unterscheidet sich Übrigens von demselben
in jeder Beziehung.
C. KRITIKEN.
120. Hoivea« traiti Mimentaire d^inatomie
d6B€ripti?€ et des preparations anatomiques,
par A. J a m a i n , Dr. en m6d. etc. ; suivi tVun
preeis d Embryologie par le Dr. A. V e r n e u i I.
Avec 146 fig. intercal^es dans lo texte. Paris
1653« 12. XII et .888 pp. (12 Fr.)
Eia Bettes iliustrirtea Lehrbuch der Anatomie,
welches zwar in mancher Beziehung als unvollkom-
men und ungendgend bezeichnet werden muss, von
dem aber auch andererseits zu rühmen ist , dass es
dem Bedarfnisse der Studirenden bequem u* wohlfeil
entgegenkommt • namentlich durch seine zum Theil
recht guten Abbildungen, weshalb denn auch an einer
raschen aosgedehntcn Verbreitung desselben wohl
keoiD geaweifelt werden darf. Der Verleger und Vf.
scheinen der gleichen Ansicht zu sein, da sie dem
Titel des Biiehea eine Verwahrung gegen jede Ueber-
setzung desselben vorausschicken: ils se reservent le
droit de le (raduire en loutes les langues; ils pour-
suivronl, en vertu des lois, d^crets et trait^s inter«
nationaux , toutes contrefa^ons ou loutes traductions
faites au m^pris de leurs droits« Allerdings scheint
auch Hr. Jamain die Gabe sowohl ^s auch den
Willen zu besitzen, medicinische Lehrgegen stände
den Studirenden mundrecht zu machen ; sein Manuel
de petite Chirurgie hat schon nach kurzer Zeit die
zweite Auflage erlebt, und ein Manuel de Pathologie
et de Glinique chirurgicales hat er eben unler der
Presse. Auf selbststandige Bearbeitung der Anatomie
macht Vf. dieses Lehrbuchs auch nicht im Entfernte-
sten Ansprüche ; in dem 4 Seiten langen Vorworte
giebt er gewissenhaft alle AranzOsischen u. deutschen
Handbücher und Monographien an, auf welche er sich
stützt. Das Buch will also weiter Nichts sein , als
116
J a m a i n , descriptive Analomie.
eine Compiktion ; Vf. empfiehlt es auch nur haupt-
sächlich heim Pr<fparireD nnd nicht zum eigentlirhen
Studium Her Anatomie. Indessen geht er in seiner
Selbstverleugnung doch ofTenhar zu weit, wenn er
hin und wieder auf eigene Reschreihun;; verziclifpl
und dafür ipsissima verha eines Autors gieht, /. H.
Verneuil's Beschreibung des Pankreas (p. 531),
oder wenn er entgegengesetzte Ansichten nur anführt,
ohne sich selbst zu entscheiden , wie es z. B. hin-
sichtlich der hintern Längsfurche des Rückenmarkes
(p. 667) und noch anderwärts geschieht. — Unter
den Abbildungen kommen nur ein Paar Originalzeich-
nungen vor; die grosse Mehrzahl sind Copien von
Bonamy, Bourgery, Arnold (Bander), A I-
binus, Tiedemann ( Arlprien ), Brei^chet
(Venen), Soemmerring, Hirsch fei d und
L^veilU.
Den schwächsten Theil des ganzen Buches bildet
ohne Zweifel die allgemeine Analomie, welche gegen-
wärtig in keinem anatomischen Compcrirliinn felilni
darf. Sie wird nicht für sich ahizohnndell, sondern
der Myologie, der OvSteologie u. s. w. werden die be-
züglichen Momente der allgemeinen AiNitoinie. .-iber
sehr dürftig vorausgeschickt. Bei diesem VctT.iliren
ist dann auch Manches aus der all-gemeinen AnHlnniio
nur eben berührt worden oder auch ganz weggeblie-
ben; de'r Zellenlheorie , des Bildnngsgewehes wird
nirgends mit einem Worte gedacht, und von den Epi-
thelien in genere ist auch nirgends die Rede.
In einer nur 8 S. langen Inlroduction wird Über
den Begriff der Anatomie , Über die anatomischen
Uülfsmittel, namentlich über Maceration und Zerglie-
derung, über die Symmetrie des Körpers und über
die Eintheilung der beschreibenden Anatomie gehan-
delt, worauf dann sogleich die Beschreibung d^r
einzelnen anatomischen Systeme folgt. Diesen wird
ausser dem allgemein Anatomischen noch die Präpa-
rationsweise vorausgeschickt, deren auch wieder hei
den einzelnen Theilen kurze Erwähnung geschieht.
Osteologie (p. 9 — 98). Ich kann es nur billigen,
dass der Osteologie gar keine Abbildungen gewidmet
worden sind. Nutzbare osteologische Abbildungen
erfordern eine weit grössere Genauigkeit , als die
Darstellung anderer anatomischer Gegenstände, zumal
wenn die Knochen verkleinert dargestellt werden ;
ausserdem ist aber noch festzuhalten , dass jeder Me-
diciner im Besitze eines Skeletts oder doch wenigstens
einzelner Knochen sein soll, die er jeden Augenblick
mit der Beschreibung vergleichen kann. Sonst scheint
mir aber die Osteologie billigen Anforderungen am
unvollkommensten zu genügen. Blose Nachlässigkeit
ist es, wenn es zuerst heisst, von den Sesamknochen
wird in der Osteologie nur die Kniescheibe beschrie-
ben werden , und wenn dann doch an geeigneter
Stelle die Sesamknochen der Hand und des Pusses
dargestellt werden. Als eine ganz ähnliche Nachläs-
sigkeit mag man es bezeichnen , wenn in der Einlei-
tung zur Osteologie es heisst : les denis ne sont pas
des OS, elles ne doivent donc pas 6tre compt6es
comme partie conslitnanle du sqnelette (p. tl), und
wenn dann die Beschreibung der Zähne doch nicht ia
der Splanchnologie, sondern in der Osteologie (p. 59
— 62) vorkommt; nur kommt hier noch der tible
Umstand in Betracht, dass Vf. das Vorkommen vob
Knochensubstanz an den Zähnen , welches ihre Auf-
zählung in der Osteologie rechtfertigen kann, geraden
ignorirt, indem er (p. 61) mit bestimmten Worten
ausspricht , die Zähne beständen nur aus Ematt und
aus Elfenbein. Dagegen ist es mehr als blose Nach-
lässigkeit, wenn Vf. den Grundsatz aufstellt, diejeni-
gen Theile des Skeletts als besondere Knochen ta
betrachten , welche vor vollendetem Wachstbomc als
gelrennte erscheinen , dann aber doch nur emen
Steissbeinknochen, einen Zungenbeinknochen, einn
Bruslbeinknochen annimmt. Zudem kommt auch
nirgends ein Wort darüber vor , ob der eine Steiss-
beinknochen vielleicht ursprünglich aus mehrern
Stücken besteht und aus wie vielen? Freilich wird
auch beim Heiligbeine, beim ungenannten Beine der
sie bildenden Kuochenstttcke nicht gedacht, und nur
erst bei der Entwicklung derselben geschieht hiervon
Erwähnung. W^as ich jedoch vor Allem an der Osteo-
logie tadle, das ist die oftmals ganz ungenQgemle
Beschreibung mancher Knochen, z. B. des Stirnbeins,
des Hinterhauptsbeins, des Keilbeins, des Oberkie-
fers, des Fersenbeins, an denen nur die unterscheid-
baren Flächen und Bänder beschrieben werden. Wf-
nigslens ist es eine grosse Inconsequonz, dass bei
den genannten Knochen die Eintheilung derselben,
wie sie in deutschen Lehrbüchern gebräuchlich ist,
ganz fehlt , während doch bei andern Knochen die
auf die Entwicklungsweise basirte Einlheilung ange-
geben wird , z. B. beim Schläfenbeine. Selbst an
Os innominatum werden, ohne der Zusammensetzong
aus Pars iliaca , ischiadica und pubica zu gedenken,
blos eine innere und äussere Fläche, ein oberer, un-
terer, hinterer und vorderer Rand, nebst 4 Winkeln
beschrieben. Sehr ungenügend ist sodann oltmals
das über die Entwicklung der Knochen Beigefügte,
z. ß. beim Keilbeine. Als falsche Darstellung ist es
zu bezeichnen, wenn Vf. den Processus ptei7goideus
vom Knilbeinkörper abgehen lässt, oder wenn er
(p. 66) vom Knorpel der ersten Rippe sagt, derselbe
sei bald continuirlich mit dem Brustbeine verbanden,
bald articulire er mit diesem K/tochen, da der leW«
Fall, wenn überhaupt vorkommend, gewiss za den
grössten Seltenheiten gehört. Ganz unbegreiflich ist
mir vollends eine auf p. 43 vorkommende Ansicht,
wo von den allgemein angenommenen 3 Scliädelwir-
beln die Rede ist. Als AAalogon des Processus api-
nosus für den mittlem Schädel wirbel will nämlich
J a m a i n den Processus clinoideus posterior ange-
sehen wissen.
Arthrologiey womit nach französischer Sitte die
Bänderlehre bezeichnet wird (p. 99 — 154, ncbsl
Tab. 1 -- f 5). Diesen Abschniil darf ich im Ga»»^"
als gelungen bezeichnen , wenngleich die durch die
Handbücher sich fortschleppende irrige Angabe, dass
im Akromio-Claviculargelenke bisweilen ein Zwischen-
J a m a i n , deseriplive ARatomie.
117
gelenkknorpel vorkomme, auch hier wieder Platz ge-
fluiden hat, wenngleich ttii^ Beschreibung der fii*lenke
zwischen den Rippenknorpeln und dem Bni^lheinc,
so wie zwischen den Stücken des Brustbeins unvoll-
stUndig und zum Theil falsch ist, wenngleich des Lig.
il«oliimbale nirgends gedacht wird. Zwischen der
ClaTicula und dem ersten Rippenknorpel soll nicht
nur ein Lig. costo-claviculaire (das Lig. rhomhoideum
der deutschen Compendien) vorkommen, sondern
auch eine kleine Synovialkapsel , weshalb das Ganze
als Arliculation costo - claviculaire beschrieben wird.
Auch eine Articulation coraco-claviculaire beschreibt
J a m a i n , weil sirh bisweilen auch zwischen Proc.
coracoideus und Clavicula eine Synovialkapsel finden
solL Nicht unerwähnt will ich J a m a i n 's Nillhei-
lung tiber die gewöhnlich vorhandene seitUche Krum"
muHg der Rückenwirbelsäule lassen. Dieselbe fin-
<let bekanntlich regelmassig nach rechts Statt» wie
die Scoliose, was vom vorzngsweisen Gebrauche der
rechten obern Extremität herrühren soll» nach Gru-
v e i I h i e r jedoch dadurch bedingt wird » dass die
Aorta auf der linkon Seile der Brustwirbelsäule liegt.
In Fällen von Umkehrung der Eingeweiile nämlich, wo
also die Aorta auf der rechten Seile der Wirbelsäule
verlief , beobachtete G r u v e i I b i e r die Biegung der
Wirbelsäule nach links. Jamain hat in 2 Fällen
von vollständiger Umkehrung der Eingeweide das
J^äroliche beobachtet.
Myologie (p. 155 — 290; nebst Taf. 16—34).
V/. bleibt nur der französischen Sitte getreu, wenn
er blos einen Rhomboideua und einen Spien ius be-
schreibt, wenn er den Gomplexus und Biventer, die
Semispinales und den MultiGdus, den Gruralis und
Vastus internns vereinigt, wenn er ferner bei den
Muskeln der grossen Zehe die Namen Abductor und
Aclductor gerade im umgekehrten Sinne gebraucht»
als in den deutschen Lehrbüchern. Den Irrthum, den
Transversus abdominis ausser von den Otierfortsätzen
auch zugleich von den Dornforlsätzen entspringen zu
lassen , hätte er aber füglich vermeiden sollen. Der
sogenannte Procerus am Rücken der Nase ist ganz
richtig als ein Bündel des Frontalis beschrieben wor*
eleu ; allein gleich nach dem Frontalis wird doch noch
cio besonderer Pyramidal beschrieben , nämlich die-
ser Procerus. — Der Beschreibung des einzelnen
Muskels wird zuletzt noch die Angabe seiner GefXsse
und Nerven hinzugefügt. Doch geschiebt diess nicht
iiiil Gonsequenz bei allen Muskeln; andererseits giebt
sich dabei auch Ungenauigkeit und Lnvollsländigkeit
kund , z. B. wenn vom Gomplexus , d. h. Gomplexus
und Biventer zusammen angegeben wird , seine Ner-
ven stammten vom 2. u. 3. Halsnerven.
Angiologie (p. 291 — 478, nebst Tab. 35 —
74 • wovon 6 auf das Herz, 22 auf die Arterien , 7
auf die Venen, 5 auf die Lymphgefässe kommen). In
Betreff der H^rzbeschreibung habe ich tadelnd her-
vorzuheben, dass dem rechten Vorhofe, die Auricula
cordis abgerechnet, in der Beschreibung sowohl
(p. 307), als in der Abbildung (Taf. 40) ganz glatte
Wandungen znertheilt werden ; der dort vorkommen-
den Musculi pectinati wird nicht gedachL — Im
Arteriensysleme werden an der Aorta descendens
Visceraläste und ParietaläRte unterschieden. Die
Visceraläste sind : Arteriae Irnnchicae, oesophageae,
gastrica superior, hepatita, splenica , mesenterica
superior» mesenterica inferior, spermaticae. renales,
suprarenales ; die Parietaläste sind : Arteriae inter-
costales, lumbales, phrenicae. Als Laryngea inferior
wird sonderbarer Weise ein Ast der Thyreoidea supe-
rior besrhrieben, welcher vor dem Lig. conoideum
des Kehlkopfs mit dem GeHlsse der andern Seite
anastoraosirt, also der Ramus rriro-tliyreoideus deut-
scher Handbüch<>r. Ein grober Nachlässigkeitsfehler
kommt p. 344 vor. Obgleich nämlich auf Taf. 45,
einer Gopie aus Tiedemann, die vordem Aeste
derGarotis externa in richtiger Reihenfolge dargestellt
sind , dass nämlich zuerst die Thyreoidea superior,
dann die Lingualis, dann die Maxillaris externa ent-
springt» so wird doch an der genannten Stelle die
iMaxillaris externa vor der Lingualis beschrieben und
ausdrücklich angegeben : eile nait de la partie ant^-
rieure de la camtide externe , un peu au-dessous de
la linguale. Auffallender Weise wird unter den
Aesten der Basilaris keine Au<litiva interna genannt.
— ' Bei der Beschreibung der Venen ist die zum min-
desten unbequeme Methode befolgt, von den Stämmen
ausgehend zu den Aesten , Zweigen » Reisern u. s. w.
fortzuschreiten. Gewiss nur als Folge dieser Methode
begegnet es dem Vf. , dass er die Vena « brachialis
profunda und die Venae circumlloxae humeri gar
nicht nennt.
Splanchnologie (p. 479 — 611, nebst Taf. 75
— 91). Hier will ich nur den einen Punkt erwäh-
nen, dass bei Beschreibung des Rosenmütler'schen
Organs im breiten Mutterhande oder des Nebeneier-
stocks blos auf die im J. 1850 erschienene Th^ae
inaugurale von F o 1 1 i n Bezug genommen wird, ohne
Kobelts zu gedenken.
Sinnesorgane (p. 612 — 654, nebst Taf. 92—
99). Offenbar ist deren Beschreibung im Verhällniss
zu den andern Abtheilungen zu kurz ausgefallen. Da-
bei fehlt es nicht an mancherlei Unrichtigkeiten. So
wird bei Beschreibung der Nasenknorpel angegeben,
die Gartilagines sesamoideae lägen zwischen Gartilago
pinnae und Gartilago septi narium. Die Glandulae
Meibomianae sollen zwischen Tarsus und Gonjunctiva
liegen, was doch schon seil 20 Jahren als ein Irrthum
nachgewiesen worden ist. Vf. beschreibt noch im-
mer 4 Muskeln der Gehörknöchelchen statt 2. Die-
ses Nimium wird freilich dadurch einigormaaasen
wiederum ausgeglichen , dass in der Beschreibung
des Gehörorgans des Aquaeductus vestibuli und des
Aquaeductus Cochleae nirgends Erwähnung geschieht;
nur in der Osteologie , bei Beschreibung des Felsen-
beins » werden die äussern Ocffhungen beider Kanäle
genannt. Ein ganz sonderbares Nissverständnisf ist
dann noch p. 636 zu finden. Hier wird als ein Theil
des Augapfels eine Membrana Arnoldi beschrieben,
118
Keber, Eioiritt d. Spenoaloi. in d. Ei.
welche die Giliarnerven sltttzen und Torn ias Lig.
ciliare übergehen soll ; wethalb denn auch daa Lig.
ciliare niclii 2ur 'Ctiorioidea gerechnet wird, die
letztere vielmehr mit den Processus ciliares endigen
soll. Ich kann mir nur vorstellen, dass ein Theil der
Arachnoidea oculi unter dieser Membrana Amoldi
gemeint ist.
Neurologie (p. 655 — 820, nebst Taf. 100 —
134, wovon 9 das Genlralnervensyslem , 11 die
Rucken marksnerveii, 14 die riehirnnf^trven , 1 den
Plexus hypogastriiMis des Sympalhit'us erläulern).
Von der Dura mater des Rückenmarkes h'eisst es,
ohne dass ein näherer Znsalz vorkommt, sie endige
ä la region sacr^e, und vom Ende der Pia mater, dem
Ligamentum coccygeum s. Filum terminale wird an-
gegeben, das3 sie an der Rnsis iles Steissbeins ange-
heftet sei; zwei schwer in Einklang zu bringende
Satze. Das Gehirn wird in vcrL'ingertes Mark, Isthmus,
kleines Gehirn und greises Gehirn eingetlieill ; unter
dem Namen Isthmus werden die Brücke, die Klein-
hirnschenkel, die Valvula cerehri , die Vierhügel und
endlich auch die Grosshirnschenkel vereinigt. Sehr
unvollstJfndig ist die Beschreibung des kleinen Gehirns
ausgefallen ; als Lappen desselben werden eigentlich
nur die Mandel , der Lohulus biventer und die Flocke
genannt, letztere unter der Bezeichnung Lobule pneu-
mogastrique. — Ganz ungenügend sind die allge-
gemeinen Bemerkungen über die Nerven. Ueber die
Beschaffenheit der Nervenfaser weiss Vf. nichts Ande-
res aufzutischen, als die langst abgethane Ansicht
Ehrenberg *8, dass ein Theil der Nervenfasern
cylindrisch ist , ein anderer Theil varikös. Der in-
nern Zusammensetzung der Ganglien wird nirgends
gedacht. Auslassungen, Naehlassigkeiien, ja Unricli-
tigkeiten fehlen auch in der Beschreibung der Nerven
nicht. Der Nervus anricularis vagi z. B. ist ganz
vergessen. Der Trapezius , dessen Nerven aus dem
Accessorius Wiliisii stammen , wird doch mit unter
den Muskeln aufgefUhrt, welche aus den hintern
Aesten d^r Rückenmarksnerven versorgt werden.
Vom Plexus lumbalis wird p. 744 ausdrQcklich ange-
geben, dass die vordem Aesto aller 5 Lendennerven
in ihn eingehen, als Aeste desselben werden aber
weiterhin wirklich nur jene beschrieben, welche aus
dem wahren Plexus lumbalis, d. h. aus den 4 ersten
Lendennerven abgehen, nämlich lliuhypogastricus
(Grande braoche abdominale), llioinguinalis (Pelite
brauche abdominale), Gtitaneus externus (Branche
inguinale externe) , Genitocruralis (Branche inguinale
interne), Obturatorius und Cniralis.
Den Schluss des Textes bildet p. 821— -868 eine
kurie, von Verneuil verfasste Embryologie ^ zu
welcher noch 12 Abbildungen gehüren.
SchlUsslich muss ich noch eines Punktes tadelnd
gedenken, worin Vf. freilich nur die franzüsisclien
Anatomen getreu nachahmt, dass nämlich die latei»
nische Nomenclatur im ganzen Buche consequenl
ignorirt wird. Die Vergleichung der vorstehenden
Namen ftar die aus dem Plexns lumbalis komnienden
Aeste wird wohl genügen, um darznthan, wie naeN
lasalich die lateinischen Namen sind, um anatomische
Abhandlungen ganz zu verstehen. Aach darf ich nicht
unerwähnt lassen » dass bei Beschreibung der Lage
und Richtung einzelner Theile gar niclii selten Irr-
thttmer vorkommen, welche der Studirende zwar an
Gadaver bald als solche erkennen wird» die aber beim
blosen Nachlesen nur verwirrende Vorstellungen er>
zeugen kOnnen. Dahin gehört die Bescbreibong der
L'imina externa et interna processus pterygoid«
(p. 34), der Ligamenta cruciata genu (p. 147 ood
148), der Geteuktbeile des Sprungbeinfersenbcinge-
lenkes (p. 151), des Complcxus (p. 172).
Tbeile.
121. De ipemiAtoxooiiim introita IbotvIi,
addilamenta ad pkysioiogiam genefülionü
autore G. A. P. Keber. Königsberg 1853.
(3 Thir.)
Die Ueberschrift vorliegender Abhandlung, die
zuversichtliche Gewissheit, mit welcher Vf. in seioen
Vorwort sich für die Richtigkeit seiner Beobachtungen
verbürgt, und den Koryphäen der Wissenschaft seine
Arbeit empGehlt , haben unsere Erwartung auf das
Höchste gespannt. Wir haben jedes Vorurlheil f&r
und gegen das angekündigte Thema , wovon erster«
aus dem Namen Vfs. und der Erinnerung an seioe
vortrefiliche Arbeil ttber das Wassergef^sssystero der
Flussmuschel entsprang, letzteres aber jedem Physio-
logen sehr erklärlich sein wird, beseitigt, und gebet
neben einem kurzen Referat der ausittbriichen Dn^
Stellung Vfs. unser unbefangenes Urtheil. Leider
werden wir auf Punkte in dieser Arbeit stosieo«
welche evident grobe Tauschungen Vfs. , wenn nicht
in der Beobachtung, so doch in dem Urtheile sind.
1. Theil. Dieser enthalt eine Reihe von Unter-
suchungen aber den Eintritt der Spermatoxoiien »
das Ei der Fluss- und TeichmusckeL Als Vf. dar-
auf ausging, die bereits früher von ihm im Ei der
Anadonta walirgenommene Theilung des Keimfleckef
an der Plussmuschel zu verfolgen , und es ihm ao-
geblich gelang , denselben theils einfach, theiU his-
cuitfOrmig, theils doppelt, theils mit kleinen halh-
kugligen Auswüchsen versehen, theils dreifach uod
vierfach, also offenbar in Vermehrung durch Theilusg
(Bildung der Purchungskeme) begriffen zu sehen, M
es ihm auf, dass< die Mehrzahl der Eier gestielt er-
schien. Diese Stielchen erschienen bei genauerer
Betrachtung als flaschenhalsfbrmige AusstOlpunges
der der Schalenhaut dicht anliegenden Eiweisshaat,
welche erstere durchbohrten und am äussern Kode
theils offen, theils eingeschnürt erschienen. &
Überzeugte sich ferner, daas in einigen Eiern auch eise
der ebenerwahnten Ausstülpung ahnliche an der Dol-
terhaut vorhanden war u. im Innern der letztem eia
den Samenzellen ahnliches Körperchen sich vorfand;
augenblicklich erfasate er diese Beobachtung all die
Entdeckung des Eintrittes der SamenkOrperehti ia
das Ei nad des physiologischen Weges i «nf wtIcheB
Keber, EiatriU d. Sperioatoz. in d. Ei.
119^
derselbe ▼ermitleil wird. Zeugnisse von einigen
Inslerburger prak(i$clien Atomen fdr die Bichtigkeil
der Beobacbiung druckt Vf. bei. Er sprieht am Ende
die lloffnung einer BesUligung dieser ßeoliachtungen
auch bei andern hOhern Tbieren aus und gebt nach
einigen etwas überflüssigen Rathschltfgen zu der spe-,
ciellen Schilderung Über.
Der folgende Abschnitt handelt von den Samen-
zeilem der FiussmusekeL Leider bemtthl nich Vf.,
den Ausdruck Samenzellen zu rechtfertigen; abge-
sehen von der Gonfusion , zu welcher dieser Name
flciil den eigentlichen Samenzt'llen, den BildungsbUschen
der Samenfilden führen mnss, finden wir bei Vf. kei-
nen Beweis, dass die Samenfäden Zellen sind, und
nassen daher seine Bezeii^hnung » die wir durch
K d 1 1 i k e r's u. A. classisrhe xVrbeiten fdr ebenso glück-
lieh beseitigt hielten, als den Namen Spermatozoen,
unbedingt verwerfen. Zunächst giebt VI', eine Beihe
▼OD Abbildungen der Entwicklung dieser Samenzellen,
welche er fUr den Sacbversländigen als leicht ver-
ständlich erklärt. Wir gestehen indessen, dass uns
diese Abbildungen durchaus nicht vollkommen klar u.
oielit als eine zusammenhängende Entwicklungsreibe
erseheinen ; so wissen wir nicht , was die citronen-
scheibenfSrroig gefächerten Zellen mit centralem Kerne
bedeuten. Die fraglichen Samenzellen sind nach Vf.
Vaoo — Vsse'" ^^^S» ™*^ *«**"' feinen schwer zu e/*-
kennenden Schwänzchen versehen, sich lebhaft be-
we£pend. Der Körper ist länglich viereckig und trägt
an dem vordem etwas schmälern Ende zwei feine
Härchen [?J, die an die rUsselartige Spitze [?] der
menschlichen Samenzellen erinnern sollen. Einige
sind von einer besondern UmhUllungshaut [?] umge-
ben. Ihre Farbe soll bei starken VergrOsserungen
graolich sein [wohl durch die Vergrösserung] , ihre
Bewegung lebhaft , aber von der der DollerkOrnchen
wesentlich verschieden. Im Ovarium sollen sie keine
Schwänze mehr haben , die sie nach Vf. , weil sie
dieselben dort^ nicht mehr brauchen, auf der Reise
zum Ovarium verloren haben. Verbrennt man die
auf dem Objectglase ausgetrocknete Samenzelle, so
behält die Asche ihre Form, nicht aber wenn man
frische in flüssigem Samen einäschert. Auf Zusatz
einer sehr concenlrirten Lösung von salpetersaurem
Strychnin geriethen die Samenzellen in eine sehr leb-
hafte hüpfende Bewegung, welche Vf. zunächst aus
convnisivischen Beilegungen der oben genannten Här-
chen [I] erklären wollte. Wir brauchen nicht zu
bemerken , dass schon dieser Abschnitt reich ist an
räthselhaften, wenig Vertrauen einflössenden Angaben
und Deutungen.
Hieraaf betrachtet Vf. die Eier der FiussmusekeL
Er unterscheidet an denselben eine äussere Schalen-
haut, eine Eiweisshaut, eine Dottcrhuut, Dotter,
Keimbläschen und Keimfleck, hält aber deu alten Irr-
tbom fest, dass das Keimbläschen eine Zelle, der
Keimfleck ihr Kern sei. Die Entwicklung dieser Eier
läasi er auch gegen das allgemein erwiesene Gesetz vor
•ieh gehen ; es entsteht zuerst die Dotterhaut mit dem
Dotterherd , in diesem später das Keimbläschen und
in diesem noch später der Keimfleck ! Das Keimbläs-
chen liegt anfangs im Centrum» kommt aber im aus-
gebildeten Ei, welches etwa Vw'" — Vis"' misst,
an die Oberfläche. Der Kemfleck nun soll eine
Reihe van Tlieilungen , die wir schon oben andeute-
ten , eingehen , welche fast an die Mälirclienangaben
Darry's erinnern. Der Ke'mflecA (also das Kern-
körperchen) soll sicii vermehren auf dem Wege der
Ze//effbildung durch Theilungl Vf. giebt eine Aozabf
Abbildungen, welche diess verdeutlichen sollen , und
welche er darnach erklärt; er si^t jedoeli nicht, dass
er die Theilung an einem und demselben Keimflecl^e
verfolgt habe, und darum ist es uns sehr wahrschein-
lich , dass er überhaupt nur die bekannten verschie-
denen Formen und verschiedenen Zahlen des wahr-
scheinlich sehr unwesentlichen Keimfteckes vor sich
gehabt habe. Fig. 28 sieht aus wie endogene Zef-
lenbildung im Keimflecke, eine Sache, die wir uns
unmöglich zusammenreimen können. Gewöhnlich
konnte Vf. nur zwei, zuweilen aber bis sechs Keimflecke
entdecken. Wieder ein Abschnitt, wo kaum eine
Angabe ist, weiche nicht allen den durch d\e ersten
Autoritäten festgestellten TliaCsachcn und Gesetzen
widerspricht.
Der folgende Abschnitt bandelt von der Fereini-
gung der Samenzelle mit dem Ei der Ftuss^ und
Teichmuschel; Vf. schickt voraus, dass sämratliche
Abbildungen nicht schemalisch, sondern treu nadi
der Natur gezeichnet sindt Erzählen wir mit Vfs.
Worten. An den kleinern Eiern der Fhissmuschel,
die bereits [!] mit Keimbläschen und Keimfleck ver-
sehen sind, sieht mau zuweilen einen kleinen blinden
Forlsatz, der anscheinend nicht von der Schalenhaut
ausgeht , bei andern ist die Ausstülpung grösser und
hängt durch eine zarte Haut mit dem Keimbläschen [! !]
zusammen, in andern ist die Ausstülpung an ihrem
blinden Ende geöfl'net. Die Ausstülpung rührt nach
Vf. von einer der Schalenhaut dicht anliegenden den
Eiweisssack umgebenden Haut her. Bei OefTnung des
Fortsatzes tritt etwas Eiweiss aus, um den Raum für
das Spermatozoid zu erweitern , den Weg schlüpfrig
zu machen , und (man höre !) um das Spermatozoid
gleichsam zu ködern! Später nun verwächst der Dot-
tersack an der Ausstülpungsstelle mit der Eiweisshaut,
um sich daselbst ebenfalls zu öfl'nen. Der Grund der
Annäherung an die Eiweisshaut ist nach Vf. höchst-
wahrscheinlich das Andrängen einer in seinem Innern
sich bildenden , für die Aufnahme des Spermatozoids
bestimmten dünnhäutigen Ausstülpung, welche ihn zu
durchbohren bestimmt ist. Also noch eine neue Ei-
haut zwischen Dolterhaut und Keimbläschen I In die
Oeffnung der Ausstülpung schlüpft nun alsbald ein
Spermatozoid, legt sich darin quer, und wird auf die
Oberfläche des Doltersackes hinabgedrückt. Die Aus^
stülpung der Eiweisshaut bezeichnet Vf» mit dem Na-
men der Mikropyle, Den Moment des Eintritts des
Spermatoz. hat Vf. nie beobachtet. Jetzt wird er
nun die Frage auf, ob der Körper in der Mikropyle
wirklich ein Spermatozoid sei. Die Antwort ist na-
120
Keber, EintriU d. Spermaloz. in d. Ei.
türlich: ja. Das Kennzeichen ist die ».(«(ngliche Ge-
slall" des Körperchens» die suhjeetive grüne Farbe, die
Bewegung, welche indess im Ovarium nicht mehr so
charakteristisch als im Hoden ist, und endlich der
Umstand, dass, wenn die Mikropyle solche Körper-
chen bereits enthielt, in der umgebenden Flüssigkeit
weniger als vorher Spnnnatoz. enthalten waren. In
der Regel ist nur ein Spermutoz. in der Mikropyle,
zuweilen auch zwei, solton drei bis vier kleine rund-
liche KOrperchen , die indessen .Vf. selbst nicht für
Spermatoz. zu halten wagt. Die Schatenhaut scheint
sich nach Vf. an der Bildung der Mikropyle nicht
wesentlich zu betheiligen.
Ist nun das Spermatoz. bis an den Dotiersack
herabgelangt, so verwachst Eiweiss- und Dottersack,
letzteres Ofloet sich und nimmt das Körperchen in
sein Inneres auf. Dass das Ei hierbei nicht auslauft
trotz der meist nach aussen offenen Mikropyle er-
klart sich Vf. aus einer (jcrinnung des Eiweisses in
ihr U.S.W. Die Dehiscenz des Dotiersackes geschieht,
wie schon berichtet, dadurch, dass im Innern des-
selben aus der Gegend des Keimbläschens eine dünn-
häutige Ausstülpung nach der Oberfläche dringt, mit
der Dotterhaut und durch diese mit der Eiweissliaut
verwächst. Man soll diesen Process, der nicht im-
mer recht klar ist, am besten zu sehen bekommen,
wenn man das Ei verdunsten lilsst — ein sehr verdäch-
tiges HUlfsmitlel ! Vf. bildet solche verdunstende
Ejer ab, bei welchen der Dottersack durch die innere
Ausstülpung sich gleichsam in zwei Hälften schnürt,
die obere das SamenkOrp. aufnehmende, die untere
das Keimbläschen enthiillcnde. Zuweilen, diess jedoch
nach Vf. als Kunstproduct durch die Verdunstung, soll
der Dotiersack sammt dem in ihm beßndlichen Sper-
matoz. bruchartig durch die Mikropyle prolabiren.
Das Spenn. liegt nun im Dottersacke stets quer, seine
lange Seile nach dem Cenlrum zu gerichtet, und
scheint durch Eiusaugung von Nahrung aus dem Dot-
ter [I] aufzuquellen. Die quere Lage soll rein physi-
kalisch davon herrühren , dass das Sperm. auf der
Oberflache des Eiweisses, wie des Dollers schwimmt!
Die Mikropyle richtet sich fast immer nach oben, also
nach dem Auge des Beobachters zu. — Ganz diesel-
ben Beobachtungen machte Vf. an den Eiern von
Anadonlen.
Der Keimfleck llieilt sich nach Vf. in der Regel
bereits vor dem Eintritt des Spermatoz. ; conslant
enthalt ein Ei mit ungetheiltem Keimfleck |auch noch
kein Spermatozoid.
Einmal hatte Vf. den ihm unvergesslichen Anblick,
dass durch Verdunstung die Mikropyle sammt der
Verwachsung des Doltersaekes mit der Eiweisshaul
nach innen gezogen wurde; eine Andeutung des na-
türlichen Vorganges, dass die Ausstülpung zurück-
tritt, dadurch das Sperm. in das Innere zieht, der
Dotier wieder rund wird , sich sogar furcht und die
Mikropyle sich schliesst. Mit Emphase ruft Vf. aus
Entzücken über diese noch von keinem sterblichen
Auge gesehenen Vorgänge beim trübe gewordenen
wieder runden Dotter die biblischen Worte au8 dv
Genesis aus: „Da ward aus Morgen und Ahend der
erste Tagl*« Leider ist dieser Tag für uns eineT%
Nacht.
Dor 5. Abschnitt handült von dem femern Fer-
halten der Samenzellen nach ihrem Eintrilte in üt
Eier der Ftussmusvhel. Nach einigen illgeuieinn
Bemerkungen über die Wichtigkeit der weileni Ver-
änderung des so „planmassig'* ins Innere des Eies
gedrungenen Sperm., der hier unmöglich spurlos»
Grunde gehen könne , sondern der Keim eines neim
Lebens werden müsse , wendet sich Vf. zum Ei u-
rück. Dasselbe wird also wieder rund, die Mikropyle
verschwindet , das Ei sieht wie vorher aus und zeift
kein Zeichen des durchlaufenen physiologischen Pro-
cesses , ausser dem im Innern meist deutlich wahr-
zunehmenden Spermatozoid. Die folgenden Veräi-
derungen nun geben langsam vor sich, so dass sie
nur in Wochen und Monaten zu verfolgen sind. Das
SpermaL rückt häufig, wie es scheint, durch eise
Rotation des Dotters, etwas auf die Seite. Es sehwiill
an, zunächst an der dem Centrum zugelegenen Seile,
und rückt mehr in die Mitte dem Keimbläschen nlber,
wahrend zugleich das Eichen bedeutend wick
Anfangs wächst besonders der Dottersack, spller 1
hauptsächlich der Eiweisssack.
Ist das Spermat. kuglig geworden, so bildet
sich in ihm ein Kern , und in diesem Öfter ein Ken-
körperchen aus. Um das Sperm. jetzt deutlicb ti
sehen , lässt Vf. das Eichen verdunsten. Er erhiell
dabei die mannigfachsten biscuitförmigen , dreiziplli-
gen, gelappten Formen des Dotiersackes, die uis
nicht Wunder nehmen , welche er aber „ohne Zwei-
fel'* für die Vorstufen der spätem wesentlichen Ve^ '
änderungen oder die Vermittler des Hinabtrelens des
Sperm. ansieht. Den Anfang der Zusammenziehuogei
des Dollers bildet die Biscuitform , die, wie seh«
oben erwähnt, das Lösen des Doltersaekes vermiUelB ;
soU. Die nähere Beschreibung von Vfs. Darstellui-!
gen der verschiedenen Verdunslungsformen wird mai
uns wohl erlassen.
Mehrere Wochen [!] nach dem EiDlrilte i»
Sperm. treten im Dotiersacke wesentliche VerSode
rungen ein. Der Dotter wird gelb, in seineu Innen i
erscheinen eine verschiedene Anzahl fetttröpfclit'nih^ i
lieber Bläschen (die auch in der^äussern Eierslocks-
flüssigkeil auftreten). Vf. warnt vor der gross«
Gefahr, diese Bläschen für Spermalozoiden zu hallei«
Das Keimbläschen verkleinert sich um diese Zeil, i^^
oft nicht grösser , als die grossem im Dotter sieki-
baren Bläschen, in welchen Ff. eine besondert Ott-
hüllungshaut wid Kern erkannte. Jetzt wird es
nun sehr schwer, das Spermatozoid zu sehen, selbst
die Verdunstung der Eier bringt es nicht immer xu«
Vorschein. Dieselbe bellt zwar den Inhalt meist auf.
aber es legen sich die Eihäute in Falten , der UoUer
zerklüftet sich zu den zierlichsten dendritischeo Foh
men, oder auch das Keimbläschen verdeckt dasSperon
oder das ganze Ei platzt und läuft aus. Die grOssU
Rek«r^ fihitriu d. 8pemi»toi. in d. Ei.
121
Schwitngkait bringt abfr dieKleinheit des nun rmd-
ilch gewordenen SpermHoEoftdes. Trotz aller dieser
UebelttiBdc giaobt Vf. dnrch nntihlige Untersuclian7
gern XU luverlsssigen Reanllalen gekemmen lu sein.
Glneklieherweise findet nach ihm die wichtigste Ver-
Kaderung des Sp. sehen vor der Trllhung der fiier n.
dmr Ausbildung ?on BIXschen in ihnen Statt, die zu
Verweebslnng mk Sp. führen konnten. Dieses zu-
▼erUssige Resultat spricht Vf. ffnigendermaassen aus :
Da« ins Innere des Dottersaoks gelangte n. daselbst
nsgesebwoHene und rundlich gewordene Sp. , dessen
Hlllle sieb verdünnt und in dessen Innern sieh ein
Kern gebildet hat, zerftUÜ in eine unbestimmte jin-
xakl kleiner eckiger und unregehnisiiger bräun-
Ucktr Kemcken , die sich aUmähg im Dotter 3er-
ikeiieu und mithin zu materiellen Besiandtkeilefi
des letztem werden. Dieses Zerfallen ist etwa 4 —
6 Wochen naoh dem Eintritte des Sp. in den Dotter
vollendet Vf. giebt zu, dass das Beobachten des
2erfallens des Sp. in Kernohen sehr schwierig sei
and diese Beobachtung sehr leicht TXusehungeo mit
sieh fahre, welche fOr uns aur der Hand lie-
gen , als deren Oprer vielleicht Vf. selbst trotz seiner
Zuversicht gefalleQ ist. Ueber das weitere Schicksal
dieser Kernchen hat Vf. nichts beobachtet.
Soweit Vfs. directe Untersuchungen aber den
Eia tritt der Samenzellen in das Ei der Flussmuschel.
Vf. wird ein Veto gegen jede Krttifc am Schreibtisch
einlegen und sich auf das ürtheil der Autopsie beru-
fen ; dennoch giebt es Angaben und Beobachtungen,
wo ein ürtheil bis zu gewissen Punkten auch oline
Anlopsie möglieh ist. Wir haben es fttr unsere Pflicht
gehalten, auf Vfs. mehr als kahne WidersprOjehe gegen
alle wohlbegrttodeten Lehren der Zeugung aufroerk-
saoi in machen , und behanpten mit fester Ueberzeu-
gnng, dass VL sich gewiss in vielen Punkten getauscht
haben mass , gani entschieden aber in der Deutung
seiner Beobachtungen einen Mangel an gründlicher
physiologischer Bildung zeigt. Für letzteren werden
wir sogleich Beweise bringen, den stärksten, un-
»weideuUgsien liefert er in den spaters Abschnitten
aber das Kaoinchenei, aber auch schon äer sehr
schwache jetzt folgende Abschnitt, welcher eine pky-
siologiseie Skizze ttberscbrieben ist, au welcher er
sieb derch die missverstandenen Worte €. Seh midt's,
die er citirt» hat binreissen lassen. Zunächst macht
\U darauf anfinerhsaD, datfs seine Entdeckung jeden-
talls ein filr alle Tbierklassen galliges Gesetz hetreffe:
die Befraehlong gesobiebt durch den Eintritt von
Samrasellen in das Ei. Wenn Vfli. Beobachtungen
richtig sind, so glauben wir diess auch, allein wir
aweiCeln aoeh stark an dem Vordersatse, weil wir
bei der gOMligsien Auslegung von Vfo. Beobaehinngen
keinen Beweis daftlr finden , dass jene in der Mikro-
pyle gesehenen KArperchen Samenzellen sind« Wei-
ter ssgt VH, „seine Entdeoknng des Eintritts der
Samanzellsn in das Ei sei der Gipfelpunkt und die
TerUfirang der Sehwann'sehen Zellentheorie ! *'
INe SamenseUe sei eine ein/ache den Protozoen nahe
Mfl4.Mu«ib. Bd,ae. üUts.
stehende Zelle, die mit ihrem Faden zu den Ovnlis
steuere , in die ihr entgegenkommende Oeffnung ein-
schlSpfe, im Dotter zu Kernen zerfalle, und so zu
meinem wesentlichen Beslandthetle des künftigen Indi-
viduums werde. Fast jeder Salz hierin ist entweder
eine Unwahrheit, oder eine aus der Luft gegriffene
Behauptung: das Saraenkffrperchen ist keine Zelle,
steht von den Protozoen so entfernt, als ein Mensch
von einer Epidermisschuppe , wir wissen durchaus
nicht, ob sie zu einem wesentlichen Bestandtheile
des Embryo wird. Den Schwanz verliert die Samen-
zelle vor ihrem Eintritt in das Ei und darum ist sie
an diesem nicht mehr kenntlich, darum haben die
übrigen Beobachter an andern Eiern das Eindringen
der SamenfVden abersehen. Von einer BestStigung
seiner Beobachtungen hofft Vf. die einfache Beseiti-
gung aller bisherigen Befruchlungshypothesen ; wenn
wir auch letztern keineswegs das Wort reden, am
wenigsten den sogenannten Contact- und Molecular-
hypothesen, so erkISrt doch Vfs. fragliche Entdeckung
nichts weiter, ah dass die Samenfäden das wirklieh
befruchtende Princip sind, aber durchaus noch nicht»
wie sie die befruchtende Wirkung im Innern des Dot-
ters hervorbringen. Die weitem humoristischen Be-
trachtungen Vfs. sind abernaiv. Er ftirchtet, dass
nun ein Streit entstehen kOnne , welches Geschlecht
als das männliche zu betrachten sei, da nun, wie bei
den Pflanzen, die Samenzelle als erster Keim des
künhigen Wesens nachgewiesen sei, dass daher viel-
leicht sociale Bewegungen der verkannten Frauenwelt
entstehen konnten u. s. w. Wir verlassen diese phy-
siologische Skizze und wiederholen nochmals, so
wenig sich die Möglichkeit des Bindringens der Samen-
faden in das Ei leugnen ISsst, so wenig halten wir
uns far berechtigt, mit Vf. sie aus seinen Beobach-
tungen für erwiesen zu betrachten, so haltlos stehen
Vfs. physiologische Kartenhauser da.
Der II. Tkeil von Vfs. Arbeit handelt von der
Bildung einer Mikropyle im Kaninckenei; und in
diesem werden wir unser Misslrauen gegen VfA. Beob-
achtungen und physiologisches Ürtheil sicher begrfln-
den. Wir können uns bei diesem Theile kurz fassen,
weil wir nur den Beweis zu liefern haben, dass Vf.
gar keine Kaninoheneier vor sich gehabt hat, um alle
seine mühseligen Beobachtungen werthlos zu machen.
Er schickt eine liistoriselie Skizze voraus , deren In-
halt wir als bekannt voraussetzen massen, da der
Raom fBr uns tu gemessen ist. Natürlich urgirt Vf.
vornehmlich Barry's Angaben, welcher bereits das
Eindringen von Samenfaden in SSugethiereier durch
besondere Oeflbiingen direct beobachtet haben will,
und zweitens die Angaben von J. Müller über eine
der Mikropyle ahnliche Oeffnung an den Eiern der
Holothurien. Wer Barry's Angaben genau kennt,
wer sieh' durch die Confbsion seiner Abhandlungen
glücklich durchgearbeitet, alle Widersprüche verdaut
hat, wer endlich an Barry's Erzählungen vomKeim-
bllfschen und Keimfleck eingesehen hat, wie wenig
Glauben Barry als Beobachter verdient» wird dieser
16
122
K e b e r , £iiitriU d. Spermatoz. ia d. EL
Stimme» den treuen klassischen Beobachtungen Bi-
schoff's gegenüber, kein Gewicht beilegen; dass
Vf. Barry nicht reiten kann, soll der Nachweis,
dass Vr. gar keine Kanincheneier vor sich gehabt hat,
lehren. J. Müller steht als Beobachter so hoch
über der Kritik, dass es uns nicht einfallen kann, an
seinen Angaben zu zweifeln, vollends ohne eigne
Untersuchungen. Allein wir können darin nichts
weiter für Vf. Günstiges finden, als dass Müller
jedenfalls eine analoge OefTnung vor sich gehabt hat,
wie Vf. in seiner sogenannten Mikropyle , at>er von
der Hauptsache, dem Eindringen von Spermatozoen
durch diese OelTnung, findet sich bei Müller keine
Beobachtung.
Nach dieser geschichtlichen Einleitung folgt ein
Abschnitt, betitelt: Beobachtungen von drehenden
und FUmmerbewegungen im Innern von Bläschen,
die sich vom Ovarium abgelöst hatten und in die
Bauchhohle getreten waren. Vf. fand bei Kaninchen,
die sich kurze Zeil vorher begaltet hatten , auf der
Aussenseite der Eileiter und der Ulerushöruer sehr
hauQg, fast regelmJlssig, eigenthüuilich helle Bläschen
von Ys — V4'" Durchmesser und gleichzeitig meist
auf dem Ovarium entweder ähnliche Bläschen oder
feine OelTnungen, welche in Höhlen etwa von dem
Durchmesser der Bläschen führten. Der erste Anblick
dieser Bläschen unter dem Mikroskop zeigte Vf. eine
lebendige Bewegung im Innern der Kugel. Es be-
fanden sich nämlich innerhalb derselben 1) ein maul-
beerförmiger Körper, der aber nach Vfs. Abbildung
nur etwa 1/50 des Baumes der Kugel einnimmt, wel-
cher sich feierlich und majestätisch in horizontaler
Ebene um seine eigne Achse drehle; er bestand aus
kleinen, rundlichen Körperchen, welche an ihrer
Aussenseite Flimmercilien irugen , 2) kleine Körper-
chen von der Gestalt der Beeren der grossen Maul-
beere, welche sich ebenfalls herumdrehten und der
grossen Kugeltheils näherten, theilsisolirt blieben; sie
waren mit einem Kranze oder einem einseiligen Pinsel
von Flimmerhaaren bedeckt. Es gab aber noch mehr
Bewegungen in dieser Kugel. Die innere Oberfläche
derselben war mit einem Flimmerepilhclium deutlich
überzogen, und endlich bewegten sich die Blutkör-
perchen in den die äussere Haut durchsetzenden oder
umstrickenden Blutgefässen. Letztere Haut bestand
aus concentrischen Schichten von Bindegewebe/ unter
welchem Vf. auch glatte Muskelfasern vermuthet.
Solche Bläschen hat nun Vf. fast bei jedem Kanin-
chen, oft bei einem mehrere gefunden , mit geringen
Differenzen ; der maulbeerförmige Körper fehlte zu-
weilen, zuweilen war Fett in der Faserhaut abgelagert
u. s. w. VL verbreitet sich nun mit Uberllüssiger
Weitläufigkeit über die Einzelheiten dieser Beobarh-
tungen, führt die bekannten Barry'schen Beobacli-
tungen eines entsprechenden maulbeerförmigen sich
drehenden Körpers, welcher in einem der Ulerus-
schleimhaut eingebetteten Bläschen sich fand, an, u.
spricht zum Schlüsse (horribile diclul) die sichere
Ueberzeugung aus , dass die so beschriebenen Bläs-
chen aus dem Ovariufn gelöste Hanincheneier wa-
ren, welche die Eileiter verfehlt hatten, und in &
Bauchhöhle gerathen waren. Wir hätten et für u.
möglich gehalten, dass die unsterblichen For8cfaQü(;ii|
aller der Meister, welche VL auf dem Widmungsblitiej
seiner Schrift nennt > so unverstanden an VL haua;
vorübergehen können , dass er es wagt , seine filii.
eben für Eier zu halten. Eine Eizelle mit setk
Gewebselementen in ihrer Zellenmembran / Rm
Zelle mit einem innern Ueberzug von FlimiMh
epithelialzellen ! Eine EizeUe mit Conglomerm
flimmernder Elemente im Innern ! Bei 37 Raxüt-
chen 50 Eier in die Bauchhöhle verirrt!! u. 8. w.;
Wer kann nach diesem Ausspruche Vfs. noch Ver-
trauen zu seinen physiologischen Angaben gewinDen!
VL wird uns mit einem heiligen Eide versichern, dis
er richtig beobachtet habe, und seine Freunde Pii-
c u s und G r a n g 6 zu Zeugen rufen. Wir bedQr-
fen dieses Eides nicht, denn dass Vf. richtig beoback-
tet hat, geht klar aus seinen Beschreibungen henor,
jede Angabe ist ein Beweis dafür, die Sünde Vfii. lieft
lediglich in der Auslegung dieser BeobacktuDgn,
diese ist aber unvergleichlich. Hätte VL fiirrj
nicht studirt, so würde es ihm nicht in den Sino f^
kommen sein, so lief sich zu verirren, aberBarrj'i
unselige Gonfusionen haben auch VL confus gemadiL
Wir wollen ihm ein einfaches Geschichtchen aus eig-
ner Erfahrung erzählen, welches ihm hoffentlich klar
machen wird, was wir für unsere Leser gar nicht la er-
örtern nöthig haben , d. h. was VL vor sich gebak
hat in jenen Bläschen. Aus Zufall verletzten wireii-
mal beim Ausschneiden des Uterus eines Kaoiodieu
die äussere Haut dieses Uterus, u. siehe ! da quoll aogea-
blicklich hernienartig ein kleines Bläschen der kr-
ausgestülpten Uterusschleimhaul durch die Oeffkus
nach aussen. Dieses Bläschen , wir haben es lickl
erst untersucht, wird aber äusserlich von einer Fate^
haut mit Bindegewebe, glatten Muskeln, Gefitssea g^
bildet gewesen sein, innerlich einen Flimmerepitheliai-
Überzug geliabl haben , und halten wir es herausge-
nommen, so würde sich wohl hier oder da eineFliiB'
merzeile abgelöst, oder eine ganze Partie abgelöster,
zusammenhängender Flimmerepithelialzellen in ^
Innere des Bläschen gelangt sein, und vermOge ilirtf
Cilien sich gedreht haben. Kurz, wir würJen eii
leibhaftiges Ei Vis. vor uns gehabt haben , wie on
Jeder zugeben muss. Es wird uns aber Jeder audi
^geben, dass VL absolut nichts Anderes vor sich ge-
habt haben kann , dass er daher besser gethan bSti<«
dem Widerstreben, das er Anfangs gegen die Nitlb^
lung dieser Beobachtungen fühlte, Gehör zu scheikefl*
anstatt sich ein solches Dementi zu geben. 2tf
Schlüsse dieses Abschnittes versichert uns Vf. # ^
das Gravitaiionsgeselz es sei , welches das Verfailt-
niss jener drehenden Körpercheo im Bläschen ebenso
regele, als das Gleichgewicht der im WeluU ««■
drehenden Gestirne, und tröstet sich über den naivei
Alangel eignen Erstaunens über seine Angaheo ^
dem Worte des Uoraz: nii admirari. Der folge»*
Abschnitt , die Ausbildung eigenthUmlieher J^
wüchse an der Faserhaut dieser Blä^c^^* ^
Hjempel» tiber Monstra acephala.
123
t^emlich keinen Werth mehr fdr die Mittbeilung, wir
erOcksichtigen ihn nur, um einen neuen Beweis zu
erern, dass Vf. wirklich Bruchsacke von Schleimhaut
i>r sich gehabt hat. Er fand nämlich an diesen
Jascben häufig eigenlhttmliche Fortsatze, an deren
!nde sich oft eine kleine gefaltete Oeffnung befand,
on welcher aus ein Kanal in die BlaschenhOhle führte.
)iese Oeflhung ist die Mikropyle des Kaninchen'
iesl! Für ans ist es natOrlich Hals und OefTnung
es Bruchsackes. Wer sich für die specielle Betrach-
iing und Verfolgung von Vfs. Faseleien interessiren
ollie, der muss S. 85 — 98 selbst lesen. Vf. erklärt
chlasslich noch einmal mit ruhiger Stirn die Bläschen
Ur Eier, den maulheerfOrmigen KOrppr fttr den ge-
iirchten rotirenden Dotter (der also zuweilen fehlt !)
ioil versucht es , eine Lanze gegen die von ihm ab-
^reichenden Angaben der erstpn Erahryologen zu
»rechen. In einem letzten Abschnitte dieses Theiles
eines Werkes beschreibt er rudimentäre Samenzellen
Qil abgefallenen Schwänzen , die er häufig im Uterus
ler K.minchen fand und für noch befruchtungsRibig
ijili, weil die in das Ei der Flussmuschel eindringen-
en Samenzellen auch schwanzlos waren.
Der erste Anhang enthalt Vermnthangen Ober
en sogenannten Hahnentritt im Hahnerei, welche
ber Vr. selbst für hypothetisch erklart, u. mit Frage-
eichen begleitet. Er verrouthet, dass die Cicatricula,
lie man schon in sehr kleinen Eierstockseiern findet,
ielleicht ein Ueberbleibsel des bereits in solchen unrei-
en Eiern stattfindenden Befruchtungsvorganges sei. Eine
likropyle fand er natHrlich nicht. Wir wollen es Vf.
licht hoch anrechnen, dass er noch den ganz gelben
Dotter des Vogeleies als wirkliches Ei betrachtet, dass
r sogar die CentralhOhle des Dotters durch das in
Lufldsung begriffene Keimbläschen möglicherweise
ntstanden glaubt, denn solche Irrthflmer verscbwin-
en gegen die des vorigen Capitels. Dass die ganze
lypothese in der Luft steht, brauchen wir nicht erst
u erörtern.
Wir Obergehen endlich die Vermiithiingen Vfs.
iber die Befruchtung des Amphibieneies und die
»ehlusszusammenstellung der von ihm gewonnenen
tesaltate. Ueber die Abbildungen haben wir nur zu
leraerken, dass sie ziemlich roh und unsauber sind,
irovon die Schuld übrigens wahrscheinlich nicht an
^f. liegt. Nur das Eine darf uns Vf. nicht glauben
Dachen wollen, dass sie treue Abbilder der Natur
»hne alle Idealisirung und Srhematisirung sind. Ein
itihlick der GeHlsse der Faserhaut, der Flimmer-
tpilhelialzeilen in Fig. 76 — 80, der Dotierkörnchen in
^ig. 81 wird jedem die arge Entstellung der Natur
»inleuchtend machen.
Wir hoffen , dass unser Urlheil Aber vorliegende
Arbeit bei einer vorurlheilsfreien Prüfung unserer
^achgenoasen gerecht gefunden werden wird, es ist
nn strenges, aber nach bestem Gewissen gefälltes.
EVir bedauern allen Ernstes die unsägliche AlUhe,
Evelche Vf. wenigstens iheilweise völlig vergeudet hat,
lie Yereitelte Freude über eine vermeintliche Ent-
deckung von unbezahlbarer Wichtigkeit ; und wOrden
uns unendlich im Interesse Vfs. und der Wissenschaft
freuen, wenn durch bessere Untersuchungen die
Hauptsache , der Eintritt der Samenfaden in das Ei,
bestätigt würde. So mangelhaft die Untersuchungen
Vfs. auch über denProcess bei den Eiern der Muscheln
sind, so glauben wir doch gern, dass irgend etwas
denselben zu Grunde liegt, dass sich vielleicht wirk-
lich die von ihm beschriebene Mikropyle bildet, viel-
leicht sogar das Samenkörperchen aufnimmt. In ihrer
jetzigen Gestalt bieten uns Vfs. Millheilungen keine
Bürgschaft, wie aus der speciellen Erörterung hin-
reichend hervorgeht. Sollte Vf. selbst beabsichtigen,
diese Untersuchungen wieder aufzunehmen, so kann
uns kein Mensch den wohlgemeinten Wunsch verar-
gen : Vf. möge zuvor sich besser mit einem Vorrath
wohlverstandener und, geordneter physiologischer Be-
griffe und Ihatsachlicher Kenntnisse ausrüsten. Dann
wird Vf. auch den von ihm als Aushängeschild benutz-
ten Spruch des Aristoteles: „man muss den
Augen mehr trauen, als den Meinungen", richtig in-
terpretiren im Sinne einer nüchternen Naturforschung ;
denn wir sollen das, was unsere Augen sehen, lieber
unerklärt lassen, als Erklärungen dafür, feststehenden
Gesetzen zum Hohne, aus der Luftgreifen.
Funke.
122. De monstris acephalis. DüquisUio anon
tom. , quam pro gradu docioris med. seripsit
etc. Christ. Fred. Hempel, Proseclor Mus.
path. Univ. Hafniens. Adjunctae sunt tabulae
picUe VI. Hafniae 1850. gr. 8. 63 S.
(1 Thlr.)
Die Gelegenheit, die sich dem Vf. dargeboten
hat , 3 kopflose Missgeburten anatomisch zu unter-
suchen , hat ihn veranlasst , ihre Beschreibung zu
veröffentlichen , und allgemeine Betrachtungen und
Schlussfolgerungen daran zu knüpfen. Besonders
sind es die Girculationsverhaltnisse im Körper der
Missgeburt, welchen er seine Aufmerksamkeit widmet.
Die 1. der beschriebeneD Missgeburten wurde im Kopen-
hagener Gebärbause 1847, wie immer, mit einem andern,
gutgebildeten , aber unreifen und lodten Zwillingskinde gebo-
ren. Die beiden Fruchte waren in zwei gesonderten Amnion-
sacken , aber einem gemeinsamen Cborion eiogescblossen ge-
wesen. Die Nabelschnurgefasse beider batten sich scheinbar
an einer Stelle des Placentarrandes inserirt, bei genauerer
Untersuchung hatte sieb aber ergeben, dass die der Missgeburi
nur Aeste der Nabelscbnurgefasse der normalen Fracht waren.
Die Missgehurt (im Ganzen 10*/s" lang) war in der untern
Körperbälfte wenig entstellt, nur das Ruckgrat war in der Ge-
gend der Lendenwirbel etwas nach rechts ansgebogen, an den
Füssen fehlten einige Zehen; dagegen fehlte an der obern
Hälfte Kopf und Gesiebt , der Körper rundete sich Ton den
beiden Schultern her ab, und grossere Anhäufungen von Zell-
gewebe , die durch Hautfurcben abgegrenzt waren , verunstal-
teten die Halsgegend in hohem Grade. Die Arme waren
gleichfalls durch ähnliche Zellgewebsmass'en entstellt, die
rechte Hand hatte 2 , die linke 3 Finger. An der vordem
Körperfläche befand sich eine grosse und breite Spalte, welche
durch eine dünne, durchsichtige, dem Amnion ähnliche Haut
bedeckt gewesen, bei der Geburt aber zerrissen war, and die
Eingeweide hatte beranstreten lassen. Die männlichen Ge-
schlecbtstheile waren vollständig, der Penis an der Spitze von
124
H 6 m p e j » ttber MoBtUr« atepbil«.
der Urethra dorcbbofati, der Hodettack aber noch leer. Der
After stand offen und führte in das Rectum. Bei der Unter-
suchung des Skeletts zeigten sich alle 24 Wirbel vorhanden,
und nur Atlas un4 Epistropheas vom Normalen etwas abwei-
chend gebildet , atatt des Schädels aber fanden sich eine An*
zahl kleiner, platter Knochen , welche eine Art Gewölbe über
dem Atlas von der Grösse einer welschen iNuss bildeten , sich
aber kaum mit den normalen Knochen des Kopfskelelts verglei-
chen Hessen. Von dem Skelett der Arme waren beiderseits
Ellenbogeogelenk nnd Vorderarm nit der Hand nicht ganz
normal. Das Brustbein war durch eine mittlere Spalte in
zwei Hälften getheilt, und diese standen 1*/«" weit auseinan-
der, die Schlüsselbeine waren daher sehr kurz. Die ersten
Rippen erreichten das Brustbein nicht, die 5 folgenden waren
in ihren Knorpeln stark nach oben gebogen , und setzten sich
an das Stemum, die übrigen endeten ebenfalls frei. Das
Becken und das Skelett der Beine wich nicht merklich vom
Normalen ab. — In der Muskulatur fand Vf. wenig Afcwei-
chungen, nur die Muskeln der Vorderarme waren in eine Masse
verwachsen, und ebenso die meisten Nackenmuskeln. Die
Muskeln des Kopfes fehlten natnriicb ganz, u. an der vordem
Seite waren nur die Sternocleidomastoidei und die Scalen! zu
unterscheiden. — Die Haut war nurmal , hatte aber in der
Gegend des Kopfes keine Haare , und unter derselben waren,
wi« bereits erwähnt , namentlich an der obern Körperbfilfte,
Maaten von Zellgewebe angehäuft , die der Frucht besonders
ihre UngesUlt gaben. — In der Bauchhöhle lag der Darm-
kanal und beide Hoden, Leber aber, Milz und Pankreas fehl-
ten. Vom Darmkanal war nur ein Stuck Dünndarm und der
Dickdarm vorbanden, von denen der erstere blind endigte,
letzterer im After sich öffnete , und ganz mit eiweissartigem
Schleim ohne Meconium erfüllt war. Hinter dem Bauchfell
lagen beide Nieren mit den Gland. suprarenal., die Ureteren
und Harnblase mit der Prostata u. s. w. — Die Brusthöhle
enthielt keines der wichtigen Organe, Herz, Lungen, Thymus,
Brustgang, sondern war mit Zellgewebe erfällt, auch das
Zwerchfell fehlte, nur ein oben und unten verschlossener,
häutiger Kanal lief längs der Räckenwirbel hin , enthielt oben
in der vordem Wand einige Knorpelstflckchen, und stellte die
noch ungetreante Trachea mit der Speiseröhre dar. — Die
Gefässe vertheilten sich als Fortsetzung der Nabelgefässe in
dem ganzen Körper, von den beiden Nabelarterien ging die
eine in daa rechte Bein, die andere vertbeilte sich in das linke
Bein und den übrigen Körper. Die Venen sammelten sich in
einen Starooi, die Nabelvene. Die Geßssvcrtheilung liess sich
im Allgem. wenig mit der eines normalen Körpers vergleichen,
die Vertebralarterien und das Pfortadersystem fehlten ganz. —
Vom Nervensystem enthielt das die Stelle des Kopfes vertre-
tende Koochengewölbe nnr eine haselnussgrosse , birnnark-
ähntiche Hasse , doch konnten an ihr weder die besonderen
Himabschnitte , noch austretende Nerven gefunden werden,
dagegen verhielt aich daa Rückenmark und die Nerven dessel-
ben normal, auch vom sympathischen Nerven fand Vf. im Me-
senteriam Spuren.
Eine 2. kopflose Nissgeburt wurde dem Moseum durch
einen Arzt in der Nähe der Stadt übergeben. Er hatte die
Moiter im 8. Monat der Schwangerschaft von der Missgeburt
und einem wohlgehildeten Zwillingskinde entbunden. Beide
wann in gesonderten Aronionftäcken, halten aber eine gemein-
same Placenta. Ueber die Verbindung der Nabelgefässe beider
Früchte war nichts Genaueres aufgezeichnet worden. Die
Missgeburt war insofern der vorher beschriebenen ähnlich, als
die untere Körperhälfle bis auf Mangel einiger Zehen und der
Unilbrtlöffnung des Penis normal erschien , die obere Hälfte
aber sieh als eine unförmliche Masse von 18" Umfang dar-
stellte, an welcher weder Kopf, noch Hals lu unterscheiden
war, auch die oben» Extremitäten fehlten. Da jedoch bei
genauerer Untersuchung sich eine deuiHchere Anlage zu einem
Kopfe vorfand , so geborte diese Missgeburt lur Gruppe der
Monstra paraeephala. An der ehern Körpermasse fand aieb
ein Kranz VM Haaren und eine Oeffiaung , welche in eine der
Mund* und Nasenhöhle emsprechende Höhle führte. In ihr
war keine Zunge, wohl aber die Andeutungen der beiden
Euslvcbischen Trompeten , und sie ging in einen Kanal Über,
welcher Speiaeröhre »d Trachea reprAseotirte. Was das
Kmocheneysiem dieser Fiucbi betrifft, so waren Rücke»* i.
Lendenwirbel, Becken und Unterextremitäten nahezu normtl,
das Stemum fehlte, die Rippen alle vorbanden, aber mit den
Knorpeln stark nach ein- und aufwärts gebogen, von den
Sehlüsselbeinen fehlte die äussere Hälfte , ebenso fehlteo die
Schulterblätter und alle andern Knochen der obern Eitraai-
täten. Von den Halswirbeln waren die 5 untern Terwachwo,
die beiden obern nach hinten offen u. durch eine fssrige Haut
verschlossen. Der Schädel hatte die Grosse eines kleinei
Htthoereiea und uoiachloaa eine Höhle vom Umfing einer «d-
sehen Nnss. Von den Schädelknochen liesaen aich nur eis-
zelne einigermaassen bestimmen, unter den Geslcbtskaochei
nur der kleine Unterkiefer. — Das Rückenmark war in dn
Lendenwirbeln gut gebildet, wurde nach oben immer dib-
ner , und ging in die circa haselnussgrosse Htrnmasse aber,
welche in der übrigens vom Serum erfüllten und voa Membn-
nen ausgekleideten Hirnhohle schwebte. Von den Him-niU
Halsnerven waren nur Spuren vorhanden , die sich kaum ober
die Dura mater hinaus verfolgen liessen , Rücken- o. Lendeo-
nerven dagegen waren deutlich und an ihren Ursprirngsstellen
mit Ganglien versehen. — Die Bauchein^eweide rntt^iint
beim vorigen, nur die Ureteren und die Urethra fehlten, die
Blase wor ringsum geschlossen , schmal , verlängert und leer.
— Auch die Brust eingetoeide verhielten sich wie beim fori-
gen, der die Trachea darstellende Kanal endete blind mit eistf
erbsengrossen Erweiterung.
Die 3. kopflose Missgeburt endlich war demMuseann»
Lande zugeschickt worden, mit der Notiz, dass es eineZwil-
lingsgeburt gewesen sei , aber ohne Placenta u. s. w. , diker
auch über die Verbindung der Nabelgefässe nichts zi enuttdri
war. Die Missgeburt war nur 4Vs" l^nSi ohne Extremititeo,
anscheinend mit einem unvollkommnen Kopfe, der durcb eioe
Hautfurche halsartig vom Rumpfe abgezeichnet war, and u
welchem andere Fä lieben und Furchen eine entfernte Aeko-
licbkeit mit den Oefltoungen der Augen , der Nase und da
Mundes darboten. Bei der anatomischen Untersucbnag oiib
sich die höchst unfollkommne Bildung dieses Monstrums. Dil
Rückgrat war etwas gekrümmt, die Wirbel grösstentheils ooter
einander verwachsen, die obern Halswirbel ans einer nnregd-
massigen Knorpelmasse gebildet , und der RuckenmarkikiBii
von Zellgewebe verschlossen. Ueber demselben bildete eis
gebogenes Knöcbelcben eine Art von Dach. Die Rippen sind
sehr unvollkommen , und erreichen nur zum kleinsten Theil
das in zwei knorplige Platten getrennte Brustbein. Die Schul-
terblätter waren dreieckige, knorplig« Platten, ohne Fortiitie
und Gelenkflächc , das Schlüsselbein und der Humeras ff»
durch kleine, spitze Knochenstückchen vertreten. DasBeckeo
war fast normal, doch fehlten Foramen ovale und Gelesk-
pfannen, und unregelmässige, mit dem Becken zusamma-
hängende Knorpelstückchen vertraten allein die untern Eztr^
mitäten. Vom Gehirn war keine Spur vorhanden, ebeow
vom Ruckenmark, der Röckgratskanal war nur mit Zellgeweke
erfüllt , in welchem einige lose Knorpelstückchen eingebettet
sich fanden ; die Nenen des Rumpfs fehlten natürlich eben-
falls vollständig. Der ganze Körper war übrigens, mit Ausnabne
einiger Spuren des Darmkanals u. der Harn werkzenge milZeli-
gewebe erfüllt, keine Muskeln, keine Sehnen, keine Bnlsteio(^
weide waren vorbanden . Der Darmkanal beeUod aus drei, oatcr
einander nicht zusammenhängenden u. beiderseits verscblone'
nen Kanälen, welche eine viscide, eiweissartige Flfiuigl'"*
enthielten. In der Membran des Darmkanals waren weder
Muskelfasern, noch Drüsen zu entdecken. Die Blase, welche
klein und röhrig veriängtrt, sich in den thcilwcise oft««
Urachus fortsetzte, hatte weder für die Urethra, noch färdie
Ureteren eine Oeffnung. Von den leUteren sind Spuren f«"
banden , doch fehlen die Nieren und Nebennieren. ^^ be-
fasse treten als eine Arterie und eine Vene durch dea Mshei
ein und vertheilen sich in einer Weise durch den Körper, daw
man sie mit dem Gefässveriauf der normalen Körper b'<^" J^JJ
gleichen kann. Es gehört demnach diese kopflose Missgewn
zu den niedrigsten Formen derselben.
An die Beschreibung dieser d Misagehorten, wel-
che hier für Leaer, die ein besonderes Iflterw««'"'
diesen Theil der patholog. Anatomie haben, awW"^
Ehrmattn, über monströse FOtits.
125
lieber mitgetheilt worden sind, knüpft Vf. ausser einer
speciellen Besprechang der einzelnen, auch noch ver-
gleichende Bemerkangen in Besug auf andere Beob«*
achtungen kopfloser Mis<igeburten , indem er di« ein-
zelnen Organsysteme nach ihrem Vorhandensein oder
Mangel, so wie nach dem Grade ihrer Aushildung als
Maassstab der Vergleiebung benuUt. Indem wir hier
im Allgem. auf die Schrift selbst verweisen müssen,
Wolfen wir nur noch der Circulationsverhaltnisse die-
ser Monstra gedenken , weil sie bei der Section der-
selben selten beachtet worden sind, oder wegen Man-
gel der Placenta haben beachtet werden können. Der
Mangel eines Herzens, eines Circulationsmittelpunktes,
von dem die bewegende Kraft der Blutströmung aus-
gehl, ist bei den kopflosen Missgeburten so constant,
dass Eiben bei Behandlung des gleichen Gegenstan-
des mit Recht die Üeberschriri : de monstris acephalis
sive corde carentiLus, wählen konnte. Die Präge,
wodurch das Blut io dem Körper der Missgeburt in
Bewegung gesettt werde , hat daher die Physiologen
schon mehrfach beschäftigt, doch fehlte es ihnen an
Beobachtungen, da die Monstra meist allein, ohne
Nachgeburt in die Hände der Beobachter gelangten.
Vf. benutst daher seine eigne Beobachtung Über die
Verbindung der NabelgeflSssc mit der Placenta , und
sammelt die wenigen ausserdem bekannt gewordenen,
wobei er xu dem Resultate gelangt, dass einerseits
die kopflosen Missgeburten stets Zwtllingsgeborten
sind,- und zwar mit einem wohlgebildeten Pötus ge-
boren werden, u. andererseits, dass die Nabelgef^sse
des Monstrums Aeste der NabelgefUsse des normalen
Zwillingslbius sind, ^icht aber selbst aus der schein-
bar gemeinsamen Placenta entspringen. Daher liegt
das Gircnlationscentrum des Monstrum im Herzen des
andern Fötus , und dieses treibt das Blut nicht allein
durch seine Nabelartcrte in die Placenta, sondern ein
Theil desselben fliesst auch ab in die Nabelarterie dnr
Hissgeburt, vertheilt sich durch den Körper derselben,
kehrt durch die Nabelvene wieder xurttck u. mischt
sich dem in der Placenta erneuerten Blute der Nabel-
vene des regelmassigen Pötus zu, gerade so, wie sich
in dessen eignem Körper das venöse Blut seiner un-
tern Extremitäten in der untern Hublader dem aus der
Placenta zorückkchrendi>n Blute beimischt, lieber-
haupl verhalt sich in Bezug auf den Kreislauf die
Missgeburt zur normalen Zwillingsfrucht ganz wie ein
Glied derselben. A. Gooper u. Hodgkin haben
diess Verhaltniss schon für eine von ihnen untersuchte
kopflose Missgeburt dargestellt, Vr. sucht dasselbe
aber als Gesetz für alle dergleichen Monstra geltend
zu machen. Nachdem er den Gang der Girculation
und die Beschaffenheit des in den einzelnen Kreis-
laüfsabscbnitten enthaltenen Blutes genauer betrach-
tet, macht Vf. auf das analoge Verhalfen der sogen.
parasitischen Missgeburten aufmerksam , sei es nun,
dass dieselbe, foetus in foetu, innerhalb der allge-
meinen 1>ecken des Naoptkörpers enthaften sei, oder
als MoDstnim heteradelphnm nach V r o I i k , die un-
vollständige Prucbt an einer Stelle der vollkommen
atsgebAdefen anhange.
Auch diese Analogie prtlft er durch alle Organ-
systeme, und zeigt die Reihenfolge der Formen nach
den EUitwieklungsstufen , welche die Früchte erreicht
haben ; doch erscheint es nicht nöthig , auch hierbei
länger zu verweilen , da das bereits Mitgetheilte ge-
wiss hinreichen wird , zu zeigen , mit welcher Sorg-
falt und Grandliohkeil Vf. »einen Gegenstand durch-
gearbeitet hat. Seine Darstellungsweise ist ebenfalls
lobenswerth, und die Sprache klar, einfach, präcis.
Die 6 lithographirten , und was die Gefässe betrifft,
auch colorirten Tafeln sind gut. Vier derselben sind
dem zuerst beschriebenen Monstrum gewidmet , und
enthalten die Placenta mit den beiden Nabelschnuren,
dann die Missgeburt selbst vor der Section , dieselbe
mit geöffneter Bauchhöhle, und endlich nach Weg-
nahme der im Bauchfell eingeschlossenen Eingeweide
mit besonderer Darstellung der Gefüssvertheilung. Die
beiden letzten Tafeln geben die zuletzt beschriebene
Missgeburt, erst vor der Section und dann geöffnet.
Reinhard.
123. Iisie d'aoatomie de la facuM de Mid.
de Strasbourg. Descripäon de deux foetus
monstres, dont Vun acephale et Cautre mono-
pode; par C. H. Chrmann, Prof. d'anat. etc.
Avec 4 p1. lithogr. Strasbourg 1852. Fol.
10 8. (2 Thir.)
Vf. beschreibt hier 2 Missgehorlen ans der anat.
Sammlung der med. Fac. zu Sirassburg, von denen
die erste, wie es scheint, schon seit langer Zeit sich
da befindet, ohne Notizen Über ihr Herkommen, die
andere aber ihm mit genaueren Angaben Über die Ge-
burt von einem Arzte eines lothringischen Stadtchens
zugesendet worden war.
Die 1, Missgeburt ist, wie der Titel aogiebt, eine köpf-
tose. Das vorangestellte Verzeichniss der bezöglicheo Lite-
ratur ist nicht vollständig , namentlich fehlen die neueren Ar-
berten Aber diese Klasse von Nissbildongen von Eiben und
Hempel. Da, wie gesagt, alle Notiiea Ober das Herkom-
men des Monstrum fehlen, so ist auch nicht zu ermitteln, ob
dasselbe ebenfalls mit einem zweiten wohlgebildeteo Zwillings-
kinde geboren wurde , wie diess bei allen denen stattgefunden
zu haben scheint , deren Geburtsgescbichte bekannt ist. Die
äussere Betrachtung der Missgeburt ergiebt Folgendes. Die
obere Körperhälfte ist eine unförmliche Masse, ohne Kopf,
Hals und obere Extremitäten, die untere Körperhälfte ent-
spricht in Grosse und Bau ganz der eines au»getrageDcn Fötus.
In der Mitte des Körpers ungefähr zeigt sich Hn Sti'tck Nabel-
strang und daneben ein kleiner, birnförmiger Bruchsack mit
verdünnter, durchscheinender Haut , und darin einige Darm-
winduügen. Die äussern, ziemlich entwickelten Gescblechts-
thelle bekunden das weibliche Geschlecht der Missgehurt. —
Bei der innern Untersuchung ergab sich , dass die obere Kör-
perhälfte h.iuptsächlich aus einem lockern , gallertig inflltrir-
ien Bindegewebe besteht, in welchem sich viele Blutgefässe
verzweigen ; weiter hinein fand sich der vorn offene Brustkorb,
dessen Bippen an ihren knorpligen Enden beiderseits nach
oben gebogen und unter einander verwachsen sind. Ein
Brustbein fehlt, ebenso die Brusteingeweide, deren Stelle
durch inflJtrirtes Zellgewebe eingenommen wird, und ein
Zwerchfell ist auch dicht vorhanden. In der Bauchhöhle, die
in ihrem untern Theile von einer dflnnen, serösen Haut aus-
gekleidet ist , ist weder Magen , noch Milz , Leber oder Pan-
kreas zu sehen. Der Darmkanat beginnt in dem Bruchsacke
mit eineio blinden Ende, ist eng und klera , 28 Ctmtr. lang,
126
Wittstein, etymolog.-bot. Handwörterb.
und an einem mit deutlichen Lymphdrusen versehenen Mesen-
terium befestigt. Der Anfang entspricht dem untersten Tbeile
des Ileum, und geht in das Coecom , an dem ein deutlicher
Wurmfortsatz , über. Bis einige Mmtr. unterhalb des Blind-
darms ist der Darmkanal im Brurbsack eingeschlossen , dann
tritt er druch den Nabelring in die Bauchhöhle und verläuft in
mehreren Windungen bis zum After. In der obern Hälfte des
Mastdarms ist weisses, balbflussiges Meconium enthalten. —
Die Ereislaufsorgane bestehen aus den 3 Gefässen des Nabel-
strangs , von denen die Vene nach dem Durchtritt durch den
Nabelring sich erst nach oben und dann in einem Bogen nach
unten wendet, und so zur Aorta wird. Aus dem Bogen ent-
springt ein Ast , der sich bald weiter verzweigt , und in der
obero Körperhälfte verbreitet ; aus dem der Aorta descendens
entsprechenden Tbeile entspringen die obere und untere Me-
saraica, die beiden Nierenarterien und alle andern Gefäss-
zweige, wie im normal gebildeten Fötus; ebenso entspricht
auch derVerlaufder Nabelarterien ganz dem normalen. Von den
übrigen venösen Blutbahnen hat Vf. aber nichts angegeben. —
Vom Cenfralnervensysfeme fehlt das Gehirn , die Medulla
oblongata und der Halsthcil des Rückenmarks, es beginnt mit
einem stumpfen Ende im ersten Ruckenwirbel und setzt sich
unter normalen Verhältnissen bis zur Cauda equina fort, auch
die von ihm entspringenden Nerven erscheinen normal, die
Nervenstränge des Sympathicus konnte jedoch Vf. nur undeut-
lich erkennen. — Die Harn- und Geschlechtsorgane sind
vollkommen wohlgebildet. — Das Knochensystem zeigt weder
Kopfskelett, noch Halswirbel , es beginnt mit dem nach oben
stumpf abgerundeten ersten Rückenwirbel, die übrigen Tbeile
des Ruckgrats und der untern Körperhälfte sind normal , bis
auf die Zehen , deren jederseits nur 4 vorhanden sind. Der
Bau des Brustkorbs ist bereits beschrieben , es sind nur 11
Bippenpaare da , das erste fehlt und die Stelle des Stern um
vertritt ein unregelmässiger, viereckiger Knochen, der mit
dem hintern Rande an den Körper des 1. Rückenwirbels, mit
dem vordem an der Spitze der nach oben gekrümmten Rippen-
knorpel befestigt ist. An der Abbildung des Skeletts ist dif sc
vordere Verbindung des als Sternum gedeuteten Knochenstncks
nicht dargestellt , sondern beide Tbeile erscheinen durch be-
deutende Zwischenräume getrennt. Schulterblätter, so wie
das Qbrige Skelett der obern Extremitäten fehlen.
Die angehängten Bemerkungen enthalten fast nur
die Ansichten einiger Forscher über die Ursache der
HemmungsbildiiDgeu, und erwähnen nichts von der
bei Acephalen besonders merkwürdigen Eigenthüm-
lichkeit der ohne Hei^z stattfindenden Blulcirculation.
Auf 2 lithogr. Tafeln ist eine Darstellung der gan-
zen Missgehurt, dann des Skeletts, der Vt^rdaunngs-
u. Circulationsorgane u. der Harn- u. Geschlechts-
organe gegeben.
Die 2. Missgeburt ist eine sogenannte Sirenenmiss-
bildung. Das anscheinend ausgelragene Kind hatte nach der
Geburt nocli eine Viertelstunde lang gelebt. Die obere Kör-
perbälfte ist gut gebildet , der Nabelstrang etwas tief inserirt,
die untern Extremitäten bilden aber eine einzige Masse , die
von vorn nach hinten etwas abgeflacht, an ihrem untern Ende
in einen Fuss ausgeht. Letzterer ist mit den Zehen , deren
acht vorhanden sind , nach hinten , mit der Ferse nach vorn
gerichtet ; man kann deutlich erkennen, dass er aus der Ver-
wachsung zweier FQsse entstanden ist, u. zwar so, dass die beiden
grossen Zehen nach aussen stehen. EineAfteröfTnung ist nicht
vorhanden, und an der vordem Seite bezeichnet eine rölhliche
Hautfalte die Stelle, welche die äussern Genitalien einnehmen
sollten. — Bei der Innern Untersuchung zeigt zuerst das
Skelett eine Abweichung in den untern Lendenwirbeln, welche
mit dem Kreuzbein eine Krümmung von rechts nach links und
hinten bilden und mit einer Spitze endigen. Das Kreuzbein
erscheint von der Bildung des Reckens ganz ausgeschlossen,
und die Darmbeine sind nicht mit ihm, sondern mit den Kör-
pern der beiden letzten Lendenwirbel durch knochig-knorplige
Fortsätze verbunden, die von letzleren entspringen. Nach
hinten zu sind b«i de Darmbeine mit einander verwachsen, und
lassen nur unten eine kleine Oeffnung zwischen sich , welche
aus der Incis. ischiad. entstanden ist, ausserdem sind die Ge-
lenkhöhlen beiderseits einander bis zum Verschmelzen nahe
geruckt , und der Schambogen bildet einen stark nach vom
vorspringenden Winkel , so dass der Hohlraum des kleinen
Beckens auf eine kleine Spalte, reducirt ist. Beide Gelenk-
pfannen sind sehr klein und seicht, n. die luxirten Schenkel-
köpfe liegen zum Theil auf dem Pfannenrande, zum Tbeil hin-
ter demselben in seichten Vertiefungen , den neuen Gelenk-
pfannen. Die Gelenkköpfe der Schenkelknochen sind nicht
sphärisch , sondern platt , und sitzen auf einem sehr kurzen
Halse. Durch diese Luxation der Schenkel haben diese eine
Drehung um ihre Achse erfahren , so dass der äussere Fnss-
rand zum innern geworden ist, und die Fusse selbst nach
hinten, anstatt nach vorn gerichtet erscheinen. Die Knochen
des Unterschenkels sind gleicherroaassen verdreht, und die
Fersenbeine, so wie dieOssacuboidea beider Seiten sind unter
einander verschmolzen , die übrigen Tarsalknochen , der Me-
tatarsus und die Phalangen aber regelmässig. — Der Darm'
kanal ist normal bis zum untern Tbeile des Mastdarms, wel-
cher, wie gewöhnlich bei derartigen Missgeburten, sich plötz.
lieh verengend, einen Anus imperforatus bildet. Er ist durch
eine weissliche, pulpöse, vom Meconium sehr verschiedene
Masse ausgedehnt. Sein unteres Ende steht mit einer drei-
eckigen , fleischigen Masse in. Verbindung , welche von der
missgestalteten Gebärmutter gebildet wird. — Ü'ie Geschleekis-
Organe bestehen aus der eben erwähnten dickwandigen Ge-
bärmutter und den wohlgebildeten Tuben und Eierstöcken.
Von dem untern Rande des Uterus entspringt ein fibröser
Strang, der unter dem Schambogen durchgehend, im sab-
culanen Zellgewebe sich verliert. Die Gebärmutterhöble er-
scheint gefaltet und durch eine unvollständige Längsscheide-
wand in zwei seitliche Hälften geschieden ; sie enthielt eine
ähnliche pulpöse Masse , wie das Rectum , und bei gaopaerer
Untersuchung ergab sich auch, dass ein enger, nur für eine
Schweinsborste durchgängiger Kanal aus dem untern Ende des
Mastdarms in die Gebärmutterhöhle und von da wieder in den
fibrösen Strang führte, ohne sich jedoch auf der aossem Haat
zu öfl'nen. — Die Hamorgane fehlten vollständig.
. Auch an die Betrachtung dieser Missgeburt knOpft
Vf. einige Bemerkungen , die besonders eine Verglei-
chung derselben mit andern ähnlichen von Otto,
Gruveilhier, Isid. G. St. Hilaire u. s. w. be-
schriebenen Fällen betreffen.
Die Abbildungen stellen die vollständige Niss-
geburt, dann die unlere Skeletlhülfte von verschiede-
nen Seiten, und den Mastdarm in Verbindung mit den
Geschlechtsorganen dar, sind aber keineswegs als
vorzüglich zu bezeichnen, sondern ziemlich verworren
u. unklar. Reinhard.
124. Etymologisch-botanisches BandwSrter*
buch. Enthaltend die genaue Ableitung und
Erklärung der Namen sämmtlicher botanischer
Gattungen , Untergattungen und ihrer Syno-
nyme. Bearbeitet von Dr. G. C. Witts teio.
1. Lfrg. Ansbach 1852. C. Junge. 8. VllI
u. 488 S. (21/3 Thlr.)
Ein reichhaltiges Werk, in welchem die Ableiiang
phanerogamischer und kryptogamischer Benennungen
aus ihren Wurzeln nebst ihrer Prosodie als Haupt-
sache auftreten, der sich Nachweis über das Verhäll-
niss der Namen zu den Eigenthnmlichkeilen der Pflan-
zen u. die Angabe der natürlichen Familien anschlies-
sen. Noch sind berücksichtigt: Provinzialnamen,
solche die von Göltern, Gelehrten» SchriftsieUe»
Henry, erklärendes Wörterb. u. s. w. — Gaiboart, Handb. f. Pharmaceuten u. s. w. 127
herrQhren, wo der Vf. nicht unterliess, von dem
Leben u. Wirken der lelztern das Noihige beizufügen,
wenige onermitteJle ausgenommen.
Es leidet keinen Zweifel, dass ein solche» wissen-
schaftlich gehaltenes Wörlerbuch jedem Botaniker,
von Fach oder nicht, sehr willkommen sein muss, u.
Alle die mühevolle Arbeit des Vfs. dankbar anerken-
nen werden. Der Vorrede nach sind die bis 1847
bekannt gewordenen Pflanzen aufgenommen , die aus
spaterer Zeit sollen nachgeholt werden. [Zu be-
dauern ist, dass Vf. nicht auch die zoologischen Gat-
tungsnamen mit aufgenommen hat. Red.]
Obschon das Werk als noch unvollendet er-
schienen ist, denn es bricht mit 488 S. bei Koenigia
ab , so wurde seine Anzeige hier nicht unterlassen,
da Hoffnung ist , es baldigst beendigt zu sehen. Es
bat guten Druck auf eben solchem Papier.
Fi ein US sen. in Dresden. '
125. Erklärendes Wörterbach oderCommentar
zu allen Pharmakopoen. Für Merzte und
Apotheker bearbeitet; von Ernst Uennig,
Apotheker und Mitgl. des nordd. Apolheker-
Ver. Mit 7 Taf. Ahbild. in Stahlstich. Leipzig
1853. Polet. 821 S. (3 Thl.)
Ausser einer Menge klassisch lateinischer Wörter
enthalt dieses Wörterbuch nicht nur die chemisch-
pbarmapeutischen Ausdrücke, sondern zugleich die
aus der Naturkunde und selbst die der alterfi und
neuern Chemie. Beigefügt sind viele Ableitungen
aus dem Griechischen , mitunter einige aus dem He-
bräischen zu Hülfe genommen. Ueberdiess giebt Vf.
von den chemisch -pharmaceulischen Körpern, von
vielen Pillen , Pulvern , einigen Pflastern , Elixiren,
Salben , die Vorschriften zu ihren Bereitungen.
Tritt das Buch in ersterer Beziehung zunächst als
Wörterbuch auf, so kann es in letzterer als ein Aus-
zug mehrerer Apolhekerbücher gelten. Es würde
demnach besonders für Apotheker, wenn sie , wie es
vorkommt, einer vollständigen klassischen Vorbildung
ermangeln, Führer in einer todten Sprache sein,
deren Kenntniss sie bisher nicht entbehren durften.
Wendet man sich zu dem Besonderen, so er-
scheinen manche Angaben zweifelhaft, andere ent-
behren der zu wünschenden Bestimmtheil. So tauchte
es richtiger sein, Benzin nicht als ölige Substanz,
sondern als Kohlenwasserstoff, Nicotin, Goniin, Gol-
chicin nicht als scharfe Stoffe, sondern als Alkaloide,
Nancy- und Igasursäure als Milchsäure bezeichnet zu
sehen. Es fragt sich, ob Olivenöl wirklich ohne Ge-
ruch und Geschmack ist; Ol. lini sulphuratum ohne
AufschUitmen , Cyanursäurn durch Destillation aus
Harnstoff darzustellen ; Huamalis-Rinde nach der ge-
gebenen Beschreibung zu erkennen; ob ächter Arak
nnd Reissbranulwein dasselbe ; Siebengezeit nicht
vielmehr Melilot. coerulea ist? Ob die Hülsen der
Bablah den Namen Gallus führen können? Die
Worte SaUbiider, Erdenbilder möchten mit Bildner
verlauscht werden , bei letzteren ist Brom in BorOn ;
bei Milligramme 1000 Gr. in 0,00 t Gr. zu verbessern.
— Ckelidonivm kommt nicht von Schwalbe^ sondern
von Kalidumenum her. — Endlich bleibt es Vf. über-
lassen, über Farad ay*s Z>i/Ra^e;2^ nachzudenken.
— Die Tafeln geben Abbildungen von einem Moschus-
beutel, von Bibergeil, von Mob r*s Seihe- Vorrich-
tung, von Krystall-Gestalten. Hier sind 19 Grund-
ge^talten aufgeführt, während die vorzüglichsten
Kryslallographen sich mit 6 begnügen. — Papier
und Druck sind gut.
Ficinus seu. in Dresden.
126. lanael ligal des pharmaciens et des
Steves en pharmacie, recueil des lots, arrSleSy
reglements et instructions , concernant Cen-
seignemenl, les iludes et Vexercice de la
pharmacie et comprenant le programme des
cours de fScole de pharmacie de Paris; par
N. J. H. G. Guibourt. Prof. etc. Paris 1852.
Bailliöre. 8. 224 pp. (2/f Thir.)
Der Titel besagt deutlich, was man in diesem
Buche zu finden hat. Zuerst eine Sammlung der
verschiedenen Gesetze und Verordnungen, welche auf
die Apothekerkunst Bezug haben , wovon das Gesetz
vom 11. April 1803, die Gründung dreier pharma-
ceutischer Schulen von Slaatswegen betreffend, näm-
lich zu Paris, Montpellier und Strassburg. Dasselbe
erstreckt sich ausserdem auf die ganze Pharmacie,
Lehrzeit, Condition, Prüfungen, Verhältnisse der
ausser den Instituten und in denselben gebildeten
Pharmaceuten, Errichtung von Apotheken, Arznei-
handel der Apotheker und Droguisten , Kräuterhänd-
ler u. s. w. Angefügt sind später erfolgte ergänzende
Verordnungen , welche insbesondere die innere Ein-
richtung und Verwaltung der Institute anordnen.
Weiter finden sich Verzeichnisse der angestellten
Lehrer nebst den Gegenständen , welche sie in Paris
zu lehren haben , an denen eine grosse Weitschwei-
figkeit bemerkbar ist; Verzeichniss der als pharma-
ceutische Bibliothek zu empfehlenden (französischen)
Schriften ; Verordnung für die in Hospitälern ange-
stellten Apotheker.
Eine 2. Abtheil, erwähnt die polizeilichen Ver-
ordnungen über Geheimmitlei, Giflverkauf, Verftl-
schungen der Nahrungsmittel, über mineralische
Wasser. In der 3. Ablh. bespricht Vf. die Mängel
der pharmaccutiscben Gesetzgebung, insofern sie
gegen Uebergriffc u. dgl. Debel nicht hinreichend
schützt ; Klagen , wiü solche auch ausser Frankreich
ziemlich häufig auftauchen.
Ficinus sen. in Dresden.
127. CoorS d'hygiine fait ä la facuUi de mS'
decine de Paris; par Louis Fleury, Prof.
agr6g6 etc. Paris 1852. Livr. 1—3. 8.
2i/6Thlr.) ^.^..^T^
3igitized by
Obgleich von dem vorliegenden Werke erst 3 Lie-
ferungen (p. 1 — 384) erschienen sind, so ist es
1%
FUury, Qyfiem«. -<>- G^rms» sichere Indicat d. ArzAaHQUuU*
doch jetzt schon möglich , eine Uebersicbt Ober den
Inhalt demselben su geben , indem sich der Plan des
Ganzen in der Einleitung (p. 13) vorgezeicbnet fin-
det* Vf, , welcher 2roal für R o y e r - G o II a r d die
Vorlesangen ttber Uygieine an der Ecole de m^dtecine
suppjirte, will kein ^Trailö complet d'bygi^ne" liefern
und wählt deshalb die Form der .»Vorlesungen*« Air
seine Darstellung, Das Erscheinen des Werkes Ober-
haupt sucht er damit tu rechtfertigen, dass es, nach
Royer-Gollard's Aeusserung • der Hygieine bis-
her an einer den Fortschritten der T^aturwissensch^f-
ten entsprecheuilen Behandlung gefehlt habe. Sehen
wir also z,n, wie Vf. dem von ihm gerügten Missstande
abzuhelfen sucht. Nach einer kurzen Kritik der
in Frankreich gangbaren Definitionen der Hygieine
stellt er selbst folgende Begriffsbestimmung dieser
Disciplin auf (p. 7): „Die Uygieine oder Hygio-
technik ist eine Kunst [ ! ] , welche es sich zur
Aufgabe piacht, mit Hülfe der modificirenden kosmi-
schen und individuellen Einflüsse ^). das einzelne In-
dividuum wie die Gest^UscbaA , in Gesundheil und
Krankheil, in dem der regelmUssigen physischen, in-
tellectuellen u. moralischen Entwicklung am meisten
entsprechenden Zustande zu erhalten, sie in diesen
Zustand zu versetzen , oder denselben wiederherzu-
stellen.*' Was bei diesem BegrifTe von Hygieine fQr
die Therapie noch Übrig bleibt, ist allerdings schwer
einzusehen. Offenbar giebt sich Vf. aber auch dadurch,
dass er die Hygieine als „Kunst** bestimmt, geradezu
den Anschein, als ob er die künstlerische (technische)
Seite der Disciplin vorzugsweise auffassen , und der
wissenschaftlichen entgegenstellen wollte, was, dem
Vorworte zu Folge, keineswegs in seiner Absiebt
liegt. Wir glauben daher, dass es keiner so aus-
nhriichen Kritik fremder Definitionen bedurft hatte,
um eine bessere eigne aufzustellen. Doch wenden
wir uns unmittelbar zu dem Material, welches Vf. für
die Hygieine in Anspruch nimmt. Der (p. 13) mit-
getheilte Plan des G.inzen umfasst folgende Ru-
briken.
A. Kosmische modifieirende Ein-
flüsse, und zwar: a) üslrauomiseAe , b) physi-
sche (Schwere; atmosphärische Luft; Boden; iah-
reazeiten, Klimate, Localitaten, Wohnungen; Ende-
mie, Epidemie, Gontagium, medicinische Geographie;
verschiedene physische Agentien : Kleidung, Schön-
heitsmittel, Bäder), c) chemische (Nahrungsmittel,
Getränke, verschiedene chemische Agentien).
B. Individuelle modifieirende Ein-
flüsse, und zwar: a) statische (Lebensalter,
Temperamente, Idiosynkrasien, Constifulioneit, Fett-
leibigkeit , Magerkeit , Geschlechtsversehiedenheit;
1) Das Wort jtinodiflcattup'^ welches ich, nebenbei
bemerkt , in keinen der von mir naohgeschlageueB grösseren
Worterböcber finden konnte, glaubte ich an besien durch
,,modiGcirende Einflüsse** zu übersetzen, indem Vf. p. 15
•elbst erläutert : ,,Des modiflcateun astrooomiques, «u des
ioflnenccs sid^rales."
Erblichkeit, B^ceveraehi^denheit» fiesuodfceil nil
ihren Verschiedenheiien und Formen , Krankheit«- '
anläge, Diathese, nahes Bevorstehe« der Kranklieit
[immincnce morbide] , Genesung) , b) dynamisehe,
(Hygieine der Sinne, Verdauung, Bespiration, Cir-
culation, Secretionen , geschlechtliche VerhalUiisse,
Innervation — Sensibilität, Motilität , Intelligens —
Angewöhnung).
Sachverständige werden auch in dieser Biniliei-
lung. wie in der oben mitgetbeiltea Deanilioii , legi-
sehe Schärfe sowohl in der Anordnung des MaAerieb.
als in der Begrenzung des Gebietes der Hygieine vw-
missen. Die bisher erschienenen 3 LieferungeD (24
Bogen) reichen erst bis zu den „Localitäten'Ssodass
man nicht recht begreifen kann, wie derAnkflodigung.
dass das Werk in 4 — 5 Lieferungen (zu ungeOthr je
10 Bugen) erscheinen soll, entsprochen werdea
kann. Doch werden die Verleger in Frankreich (wie
in Deutschland) Bath zu schaflen wissen , wenn sich
nur einmal für die ersten Lieferungen Sobscribentea
gefunden haben. — Es kommt uns nun nicht in dn
Sinn, in den Inhalt der einzelnen bis jetzt erschiene-
nen Vorlesungen näher eingehen zu wollen , wir be-
gnügen uns, zu bemerken . dass eine Menge oament-
lieh statistische ThaUachen , dabei aber auch sehr
viele Angaben benutzt sind , welche man weil eher
an andern Orten, als in einem „Ceere d'hygi^e"
suchen würde. Am Schlüsse findet sieh eine, naiflr-
lieh nur die französisdie Literatur heracksiehtii^Mfe
Quellenangabe von BOchern u. JournalartiJtelo. Wen
demnach Vf., wie es uns scheint, sowohl in derAaP
fassung der Aufgabe der Bygieine sich nicht veUig
klar war, als auch im Eieselnen des bisher Geleiste-
ten einer strengeren Kritik Stoff zu manchen Bemer-
kungen gehen dttrlle, so wollen wir do€h keineswegs
verkennen, dass sein Werk viele interessante und
weniger bekannte Thatsachen enthält und schon da-
durch mannigfache Belehrung zu gewähren geeignet
ist. Hoefle (Heidelberg).
128. IrAfllQiuiig eines leneii Weges nr
eidtern Indicatioo der inaeiiiitttel ; von
Dr. A u g. G a r m s. (Mit dem Motto : MedicMs
a medendo vocatvr,) Leipzig 1853. Fried-
rich Voickmar. 8. XII und 412 S. (Geb.
2 Thir.)
Die Tendenz dieser vdam Andenken des msterb-
lichen Theophrastus Paracelsus" gewidme-
ten Schrift ist das in neuerer Zeit wieder so lehbaA
angeregte Streben, specifische ^r^ndmiUei fSr eia-
zeiae KrüMkheiten ^^ finden. Der Kernpunkt . die
Quintessenz, des Werhciiens ist in dem« S. 73 anf-
gestellten, vom VL selbst als ein GeseUf.^ und als
ein SchUissei ztw sichet*n Indicatiim der Arzmei-
mittel bezeicbneun Satse gegeben; „Dasjenige ist
„das HeilmiUel einer Krimkheii, was sich am
»entgegengesetztesten gegen den Sieff verhäU» wet^
«,cher diese Krankheit in gleicher oder mü^^Mst
„ähnlicher Weise im gesunden Orgewowis im che»,-
Wanderlich', Bandbuch der Pathologie u. Therapie.
129
„dyBamischer Weise hervorvubringen vermag. Nan
»»aber sind diejenigen Stoffe sich am entgegeogeaets-
»»teatoi» welche die grOaste cbemische Wahlverwandt-
»»schall SU einander haben." Kurs gefaast (und
wenigstens fOr die Ifehrsahl der vom Vf. aufgeführten
Falle passend): man soll in Krankheiten die Antidote
desienigen Giftstoffes reichen» dessen Vergiflungs-
Symptome den Znfitllen der betreffenden Krankheit
am meisten gleichen. So z. B. fahrt Vf. als ^rse^
wieum^ Krankheiten auf: gewisse Brechdurchfillle,
Chlorosen» Gastrosen» Hydropsien» Rheumatismen»
Geschware u. s. w. ; in Uebeln dieser Art soll man
die gegen Arsenvergiftungen erprobten Gegengifte
geben : Eisen» bes. als Eisenoxyd-Hydrat oder essigs.
Eisenliqa6r » StahlwMsser — als Bydrargyrum-
KrankkeUen: Ecsema» Erethismus, Rheumatismus»
Tremor» Ptyalismus» Durchßllle» Ruhren» Geschwüre»
Knochenhautentzflndungen» Leherabel u. s. w. ; hier
passen (auch wo kein Mercur als Ursache nachweis-
bar ist) nach Vf. Schwefelmittel (bes. in auflOslichen
Formen)» Gold» Blei» Jod» Eiweiss — als Biet-
krankheüen: Kolik» Arthralgie» Hyperästhesie, An-
ästhesie» Tabes» Paralysis» Contractura» Verstopfung
u« s. w. : hier -soll man (auch da wo keine Bleiver-
giftung atattfand) die Schwefelmittel » die schwefel-
•auren MiUelsalze» auch unterscbwefligsaure Salze»
Schwefelsaure u. s. w. geben. Durch diese wenigen-
Beispiele wird der Gedanke unseres Vfs. dem Leser
deatlich genug worden sein. Wir bemerken daher
nnr» dass Vf. dasselbe Princip» aber schon mit weni-
ger Glflck» durchzufahren sucht durch die Antimon-,
Sänre-, AlkaU-, Eiten-, Phosphor-, Jllkoholr.
Blausäure-, Ophim-, Belladonna-, Uyoseyamus-,
Comum-, Nux vomiea-, MuUei'kom- u. (?) Sumpf-
, miasma-Krankheiten. Er hat allenthalben» aus alten
and neneren ärztlichen Schriftstellern» manchmal
auch aus eigner Erfahrung» Beispiele beigebracht»
durch welche er seinen Satz zu beweisen bemUht ist.
— Et liegt in der Natur der Sache » dass dieses Be-
streben manche Aebnlichkeiten mit den homöopathi-
scheu (bes. den Jahrbb. LXXIII. 120. geschilderten
Attomyr*schen) und mit den Rademacher-
sehen Versuchen zur Peststellung specifischer Heil-
mittel-Anzeigen herbeifttbren musste. Aber es ist
nicht zu leugnen» dass Vfs. Weg von Beiden weit
verschieden ist» ja dass sein Princip» sein sogenanntes
Gesetz » sogar klarer gedacht » und daher im prakti-
schen Leben ausführbarer ist » als das Princip simi-
tiasimiUbus, oder loealia loeaäbus. Aber daraus
folgt weder» dass es richtig gedacht » noch dass es
tbatsacblicb wahr ist. Unrichtig ist der Gedanke»
einen so zusammengesetzten Vorgang » wie der Ara-
neiwirkungs- und Heilungsprocess ist » durch ein ah-
stractes Princip (heisse es nun simiUa simiUbus oder
timitia anHdotU) erklaren zn wollen » anstatt den-
selben nach naturwissenschaftlicher Methode beobach-
tend Schritt fttr Schritt im Einzelnen zu verfolgen u.
so zu Studiren. Unwahr oder doch schlechterdings
nicht bewiesen ist die Thatsache» dass in den vom
Uli. JäkffM» 04. so. Hfl. i.
Vf. angeführten Fallen wirklich diejintidola gewisser
Gifte gegen gewisse» den betreffenden Vergiftungs-
sustanden ahnliche Krankheiten geholfen haben. Auch
bedarfte es hierzu anderer Beweismittel » als Vf. bei-
bringt, nMmlicb Jahre lang fortgesetzter» unter mög-
lichster Ausschliessung aller Irrtbumsquellen an Hun-
derlen von Kranken angestellter Versuche. Seihst
das Wenige , was wir bis jetzt sicher über die Anti-
dots wissen , passt nicht allenthalben in das System
des Vfs.» reicht aber noch weit weniger hin, um ein
umfassendes Heilsystem zu begranden. Oder will
der Vf. wirklich die asisL Cholera oder die Bleich-
sucht mit dem Magnesiahydrat» als Gegengift des Ar-
sens» heilen? oder behaupten, dass Brod und Fleisch
bei Abzehrungen deshalb indicirt seien » weil Kleber
and Eiweiss bei Sublimatvergiftungen ntttzen u. weil
Snblimat manchmal Abzehrung hervorbringt? — So
erscheint uns denn die vorliegende Schrift als ein
geistreicher Ausflug» »»ein Ritt auf dem Hippogryphen
ins alte romantische Land" der mediciniscben Hypo-
thesen , ein Lusus ingenii, wobei wir dem Vf. nur
wOnschen» dass er sich nicht, wie ehedem Hahne-
mann» in seiner Idee festrennen und damit ver-
knöchern, möge I H. E. R i c h t e r.
129. lüdbuck der Pathologie n Therapie;
von Dr. G. A. Wunderlich, k. s. Geh. M.-R.»
ord. Prof. d. Klin.» Dir. des k.klin. Inst, an d. Univ.
Leipzig u. s. w. In 8 Bänden. H. Bd. l.Abth.
(Fortsetzung und Schluss).' Die Anomalien
der Constitution. 11. u. 12. Lfrg. 2. Abth.
Affectionen der allgemeinen Bedeckungen.
13. Lfrg. 8. Stuttgart 1852. Verlag von
Ebner u. Neubert, (ä Lfrg. 1 Thir. 3 Ngr.)
Der 2. Theil der 1. AbtheiL (vgl Jahrbb. LXXIH.
356.) hat die spedelle Betrachtung der einzelnen
Formen von Cottstitutionsanomaäen zum Gegen-
stande. Mit Recht bemerkt Vf.» dass die neuere
Auffassuogsweise » zufolge deren die Krankheiten
nach den localen Störungen, welche vornehmlich bei
ihnen zur Erscheinung kommen» betrachtet werden»
zwar am meisten Einsicht verschaffe» aber allein
nicht genttge» und dass es Krankheilen gebe» bei
denen die specielle Constitutionsanomalie fttr sich
aufgefasst werden müsse und die Kenntniss der loca-
len Störungen nur die Ergänzung für die Betrachtung
jener bilde. Andererseits diene aber denjenigen
Affectionen» bei welchen die Ortlichen Veränderungen
das überwiegend Wichtigere seien» die Hervorhebung
der dabei vorkommenden AllgemeinstOrungen zur
wesentlichen Ergänzung. Es werden nach dieser
Ansicht die Gonstitutionskrankheiten nach zwei Be-
ziehungen in Gruppen geordnet: 1) die functionellen
Constitutionsanomalien und diö Dyskrasien» und 2)
Gonstitutionskrankheiten mit und ohne entschiedene
eigenlbümliche Ursache.
i^^ T
1. Abschn. Constitutionelle^SiSnoigen der
Functionen an sich, ohne nothwendig speeifisehe
17
(130
Waaiier4i€h, .HaDdbiich der Piuliologte o» 3]h«r)i|vie.
Ursachen und ohne bestimmte anaiomüthe Ferib9~
derungen und Pr<^ucte. Die AbweiclH]Qg«B kt^nnen
sich darsiellen als allgemeine ReizUrkeit, alt allge-
mein gesteigerte Erregung (caBstitiOiieDeile IrrtlatiAQ,
Fieber) lud als Torpor (Adynamie). fitoe abnorm
Lebhafte Elmpfiüdlichkeit der Fuflctionen i« ihrer Ge^
sammlheit für äussere Eindrucke u. örtliche Stttriui-.
gen stellt die constitviionelle Reizbarkeit dar. Eine
nicht blos roomeniane und rasch vorabergebende ge-
steigerte Erregtheit, Hasiigkeit und Disharmonie der
Functionen nennt man conslitutionelle Irritation #d«r
Fieber. Die unvollkommen von Stauten geiiende,
lahme und schwer erregbare Functienirmg wird aU
Torpor bezeichneL A. Vef^schiedembeiteu nach dem
Grade und der Form der Abweichungen der Fwt^
turnen. \) Niedere Grade der allgemeinen Ge^
reiztheit. — 2) Das einfache ^, massige Fieber,
Reizfieber,. das er ethische Fiebert oft auch das
gastrische genannt. — 3) Das Fieber «lil $iärkerer
Reizung , synochales Fieber , entziindUches Fieber.
— 4) Das Fieber mit vorherrschender reizbarer
Schwäche., das nervöse , aiacti^che , txersaüle Fie-
ber. Es soll sich diese Fieberforn ganz aus^zeiclH
net und häufig bei epidemischer Ursache des Fiebens
(Grippe, Dysenterie, Typhus, acuten Exanthemen)
iinden , also durch diese Krankheiten Itervor^erufen
werden oder sich zu ihnen gesellen« Dann wäre
aber dieselbe etwas Verschiedenes vom Typhus-,
dysenterischen Process u. s. w. , was wohl kaum zu
erweisen sein möchte. Auch lässt sich dann nicht
wohl einsehen , wjirum sich nicht auch jede andere
Krankheilsform, ausser den genannten, damit verbin-
den solllo. — 5) Das Fieber mit vorherrschendem
Torpor y mit Paralyse, die adynamische ^ torpide,
asthenische Fieberform. — 6) Der constitutione lle
Torpor. -^ B. ^Verschieden hexten des Verlauft.
Es werden hier znnächst betrachtet: Der acute oder
subacute continoirliche Verlauf, der Verlauf mit leich-
ten Schwankungen , der Verlauf in SlOssen ; mit
regelmässigen oder unregelmässigen, aber ausgepräg-
ten Remissionen und Exacerbationen ; der acute Ver-
lauf mit Intermissionen und Paroxysmen ; das chro-
nische 'Fieber mit Intermissionen oder Schwankungen,
Gonsumtronsfieber , Hektik, hcfktisches Fieber, und
der ^leichmässige, nur stetige Zu- und Abnahme zu-
lassende chronische Verlauf. — Therapie. An-
erkennend müssen wir hier gedenken, HnssVf. durch-
gehends einer einfachen, die Individualität des Kran-
ken und die Diät insbesondere berücksichtigenden,
aflen heftigen Eingriffen abholden Therapie das Wort
redet. *
2. Abschnitt. Dyskrasien ohne specifische Ur^
Sache. Da die durch nicht specifische Einwirkungen,
wie die durch Allerirtionen im Körper selbst hervor-
g(>rufenen dyskrasischem Zustände nicht wohl von ein-
ander zu trennen sind, so werden sie hier zusammen-
gefasst. Es ist gewiss , dass keine von den bekanm*
ten Blutanomaliea irgend eine besondere Form von
Dyskrasie vollkommen deckt.
I. . Constitutionsofiomaäen , welche sich vor^
nekmUch durch eme sbnatme SnüUnmg bmi'
gehen. A. Kachexie (Siecktbiun)» Jede Ali loi
J^akrasie kann in ihtem VarUnfe ml einem ZwaUnde
der GoDsiitutioii &ieb conaibiniren oder einen aelcbea
hinterlassen, welcher ohne bestisimtia tind «pecifiacke
Cbarakttere za tragea, mit jedwedem sfieeifiKheBCSh»-
xakter sich verbin^let, bei welche« die Smäbrimg in
Alljgemeinen uamllkommAft und XrMga erscheint, vU
weleher in Rezi^ auf die mateiMlen VerbäUoim
dieselbe Bedeutung zu baben sch#ist, wie diu* ToffMr
in Bönug au/ die fuafitionelten^ daher inich gevolm^
lieb mit diesem verbunden ist Der Kachexie gdit
niclkt AolJ) wendig eine begtiminte» wenigsten» aiclii
immer eine bemerkliebe Dyakraai^ vDran« . Sie kian
vielmebr die primäre Störung der fineMmmtCMstibUkHi
sein. Sie kann au Stande kommen in Folge eiatr
örliiciien Erkrankung, einer acuten oder einer ckn-
iBiacben Störunig eines beliebigen Organa «oder Orgaa-
üieiU. Doch haben gewiaae Organe naehr als aadcn,
gewisse Formen von Erkrankung häofiger als andene
die kacliektische Bescbalfitäabeit zur Fei)ge. — 11. Ma-
rasmus (Tabes,, allgemeine Ati-o|)bie , Cansuntiai,
Pbäiiais). Er neigt aioh zuweilen als primära $iA-
xiuig., in der Jlberwiegenden Mehrzahl 4er F|l)e di
eiJM c^^ttsectttivQ firnahriingsiaflomalie. Vor dar fliad
miisa er als ein empirischer SyrnjüaBneneonplax »
gesehen werden , ^ssca weseatlioher firond Obanll
•da nicbt bekannt ist, wo er amhi in Mangel aa Za-
fuhr oder in Verhinderung der AiuAiahme der Zulair
liegt — C. Chlorose (ftleicbaucbt). Sie ist m
CQnslüttiionaanomalie, welche häufiger von ailgeaiei-
nen angeboraen Anlagen, von den iiDvermeidlicinii
physiologischen Veränderungen im ftürper, odar m
.einzelnen örtlichen Störungen und von der Art <lir
Functionirung gewisser Körpertheile aldrifJi^F ^
von äusseren Einflüssen, obwohl lelzUU'« die ftair
stehung der Krankheit wesentlich zu Idrdero , aadi
zuweilen fUr sich allein zu bedingen im Stande wi
Dabei sind bei den durch Alter • Geschlecht u. a. v.
zur Bleichsucht Disponirten die äuazern Einflaaie» i>
selbst örtliche Störungen bei der Ausbildung 4er
Krankheit w«nig bemerklich, mehr untergeor^i^'
oder sie fehlen selbst ganz, während bei den waugtf
Disponirten die Erkrankung selten 4hat solche Sor
fijOsse nnd locjUe Afleciionen zu Stande kommt. £s
ist bei den in den meisten Fällen eomplexer Art der
einwirkenden «nd mitwirkenden üraacben ungeaieti
»chwierig, wenn sieht unmöglich , im AllgeQ^i*^
wie im einzelnen J^alle die eigentlifib wesentbcb^B ^
bestimmenden Ursachen der Bleichaucdit i^tzualeU^'
Die Vermindernng der rothen Blutkdrj>erchen iattwir
sehr gewöhnlich und daa Sinken geht Id» uur Bll|^
ja selbst bis zu Y4.; allein einerseila ^ebt ea ^
Zustände , wo die Blutkörperchen .vermindert siflfi ^
dooh die cliarakleristisfihen Erscheinungen der Mai»-
sucht fehlen (Marasmus, gewöhnliche. AnliBieo)p ^
.dererseits haben Kodier und Becf uer«' *^^
exquisite Fäüe ^na Bleicbancbt lohne Vermindanttg
der Biuikörpercben beobachtet. Ob ein« r^^
Verminderung des Eisengehaltes an >dan ikMt?^
W^ffderlicii, HaaAuA iet Pulitilogie «• Therapie.
131
chta (€L Sehttidt) irgetd weseMick, oder weBig^*
slMA mmUM, ja ael^l mtr haoig bei Bieicbatcbti*
gen Welehea» llsai mk hi» jetzl noch Dicht heatisK
mm. Bbenao iat eiaeTeniiebruDg der weissen BluU
hOrperchen deneit noch hypothetiaeh iM»d eine abai^
lata Znnahme itea Seroina (aerOaa Plethora) geradein
HMvahraebeiniieh. Koek fM weniger ala im Bkite
Inaal akb eim conatanler Ausgangepunkl fttr Eni-*
mabnsg der Krapkheat in irgend eiaeat Organe feat*
sinMett. — RlliaMnd zn erwähnen iat die Zeiobnung
der SyaipänDO, ao wie denn Oberhanpl alle Krank*
heitsbiUer» trota ihrer Kttrae » forlrcflÜtdi sincL —
B. SeropM». Wir aind bei dieser Krankheit , wie
a* oll» in der Mge» nnler Anerkennnng der voll-
konaaneo finokelheit des Zusamaaenbanga, die Scr^
PHqA«»! nach den enpiriacheD BcnMrkeD als einen
ziMnaBmengehörige» und durch unbekannte Vorgang»
ood Znatlnde ▼erbundenen Gomplex von SlOrungea
fanlhallen zn mtasen. INe «inaelnen Anomakien»
wiekhe na ao BMhr, je aahhreieher aie in Verkindnng
anllreten , zur Annahme einer Scrophelkrankheil be-
roGhiigai, aind: 1) ein gewisaer mehr oder weniger
eigenfchOmlieher Habiins des Aenssem und der Er-
Dähnuig; 2) eine grosse Geneigtheil za Erkranken*
goo der änaaem Haut und der Schleimhäute auf ge*
ringibgige Veranlaasungen , oder scheinbar spontan,
ud awar in gewissen Formen ; 3} eine mangeUiaflo
Ovganiaabihtat der Prodncte und Geneigtheit dersel*
bau anaa Schnaelzen ; 4) eine uagewnhaliehe Valne«
rabiKtei dea Lymphsyatems , in Folge deren auf ge-
ringe ?aranlnaaungen n. bei masaigen peripbehachen
Slirongen Lymfbadaniten eintreten ; 5) eine Geneigt-
beil au einer Art von lockerer Bypertrophie » weldie
naher der Luxuration , ala der gewöhnlioben Hyper-*
trephie sieht , in venehiedenen Tbeilen ; 6) endlich
in einaelnen Fallen eine hartnackige Erkrankung der
Knoohen und der die Gelenke bildenden Gewehe. —
K. F9lUudU (ObeaiUs» Peiyaarcia). in einigen Fal-
les bat Vf. den Lebertbran mit angenscheinJichem
üfotaeo angewendet » und Bei von der allmalig siei«
genden Körperbewegeng (tägliche Fusstouren bis zu
4 Sld«) anagezeiehneten ErMg gesehen, wie die von
Zeit au Zeil angeatellten Wagungen zeigten. —
IL €€MsäiMUaas(momaämy weUhe dureh time ab^
nprmt CemmgAmt zu BhamtstriUem sieh eharakie-
ruiren. A. Sc^rbuL Es scheint so viel gewiaa,
deaa Fibrinabnabme nicht no>thwendig nnd constant
beim 8cerh«l iat, also auch nicht die weaentbcbe
üraeebe der Bracheinuogen enthalten kann, nicht
onwahracbainlieh aber ist es, daas mindeaiena in
den höheren Graden der Krankheit FibrinabnalHne die
Regel aei , wobei freilich noch UDentscbieden bleibt»
ob dkae Faaeratoflabnabme der Grnnd oder die Folge
der tiefem Erkrankung ist ' Offenbar sind wir bia
jeut nicht im Stande zu enlacheiden , waa von den
Beaullaten der aparaanien Beohachtongen über das
Blnl der Scorbutiachen ala wesentliche Veränderung
oder nur ala Felge der Diät, der Blulungen, der Ex-
andaüanen,. des Kraahseina überhaupt aazoaehen i»i,
und ebenaewenig hiaat sich die Frage mit Sicherheii
beantworten , eb bei dieaer Ertrankangsweise flher^
baupt im Blute der Ausgang der Störungen liege. —
B. 1)ransUorwehe Aämarrkugücke Diatkese, • Vf.
verstellt darunter jene Zusiande , wo ohne eigentlich
scorbiit. Erscheinungen u. auch ohne den Symptomen-
compJex der sogenannten Werlhofsehen Krankheit
zuweilen vorflbergebend bei einaelnen Menschen oder
jn grOaserer, fast epidemischer oder endemischer Aus-
dehnung eink ungewöhnliche Geneigtheit au Blotun*
gen, welcbe Iheils ohne sonatige KranfcheitszufUlle^
iheila in unverhültniasmässiger Beicblichkeit nach Ver»
letzungen, Iheils als erschwerende Compficalion ver^
sehiedener innerer Krankheilen auArelen. — G. Der
Morbus wtäcuhsus oder haemorrhagicus (f^etlhof^
s€he ßluifteekenkrankheit). — 1). HabüueUe hä^
morrhagisehe JHaihese (Hämophilie^ Bluter--
krankheii). Vf. konnte sich nicht überzeugen, daas
durch Glaubersalz die Neigung zu Blutungen vermin-
dert werde; er empfiehlt stärkere Dosen von narko-
tischen Mitteln, insbesondere Seeale.
III. ConsHlulionsanomaäen ohne specifische Ur*
sache^ welche sieh durch abnorme Secrete und Es^
mdaäonen charakteruiren, A. ßf^assersucht (Hy*
dropsie). In den weitaus meisten Fällen lassen sich Ver-
änderungen in einzelnen Organen nachweisen, welche
mit mehr oder weniger grosser Wahrscheinlichkeit
als Ursachen des Wasseranstrittes angesehen werden
dürfen: Herz, Lunge, Nieren, Leber, Milz. Man
mnas jedoch sieh hüten , bei jedem Zusammenfallen
von Nierenkrankheit, namentlich von Brighfscber De-
generation nnd Bydropsie sofort die letztere als aus-
gemachte Folge der ersteren anzusehen. Wir sehen
nicht selten Wasaersucht bei so unbeträchtlichen
Nierenveranderungen eintreten, dass unmöglich jene
auf letztere Uraaehen bezogen werden kann , viel-
mehr mit grosser Wahrscheinlichkeit ein zoüflligea
Zuaammenbestehen oder ein Abhängen- von einer ge-
meinechafllichen Ursache anzunehmen iaL — Bef.
vermisat eine Besprechung der besonders von J. P.
Frank nachgewiesenen entzündlichen Wassersucht
und des Aderlasses als Heilmittel dagegen. Es
dürfte wohl an der Zeit sein, zn untersuchen, ob
wHrkhoh dergleichen Wassersüchten eine allgemeine
entzttndliche Biathese au Grunde liege , oder ob sie
nur Camplicationen mit localen Entzündungen einzel-
ner Organe sind. Dass dergleichen Falle vorkommen
und wirklich durch strenge Antiphlogose, namentlich
durch Aderlass, gehoben werden, davon hat sich Bef.
selbst mehrmals überzeugt. — B. Hamstoff^^uhr,
Azoturie, — G. Zueherhamn^ , Diabetes meiä^
tusr MeUturie, *Glyeosurie. Es werden folgende
Fragen aufgeworfen: 1) Geschieht die Umwandlung
des Amylums beim Diabetiker ebenso, in gleicher Zeit
und in gleicher Ausdehnung, wie beim Gesunden^
oder ist achon in dem Processe der Magenverdannng
und Umwandlung der Amylaceen in jenem eine Ab-
weicbung vom gesunden Verhalten ? 2) Ist die Um-
wandlung des Amylums in Zucker (nebst der Einfüh-
rung von Zucker selbst) die einzige Quelle des Zuckers
im Blute n. io den Excretionen der Diabetiker , oder
133
Wander Heil» 'Häodbucb der Pathologie «. Therapie*
können vielleicht noch weitere Substanzen » nament-
lich Eiweiss und die verwandten Verbindungen • die
Materialien ftlr die Zuckerbildung abgeben ? 3) Ist
flberliaupt die primäre Formation von Zucker, die
gleiche Quantität und Qualität der Ingesta voraus-
gesetzt» beim Diabetiker die gleiche oder eine reich-
lichere» als bei dem Gesunden? 4) Wie kommt es»
dass der bei gesunden Individuen (wahrscheinlich in
Leber und Lunge) verschwindende und selbst bei
reichlicher Zufuhr geeigneter Ingesta niemals» oder
doch wenigstens äusserst selten bis zu den Excrelions-
Organen gelangende Zucker bei dem Diabetiker sich
erhalt und als solcher in den Excreten erscheint? —
Diese Fragen sind nach dem gegenwärtigen Stande
der Thatsachen nicht mit Sicherheit zu beantworten»
wenn gleich die Wahrscheinlichkeit dafür spricht»
dass die Amylaceen zwar die vorzugsweise» aber nicht
einzjge Quelle der Zucfcirbildung derDiabetiker seien
u. dass schon bei der primären Formation von Zucker
Abweichungen» welche bis jetzt nicht ausgedrückt
werden kOnnen, bei dem Diabetiker geschehen. Die
neuerlichen interessanten Experimente von B e r n a r d »
welcher durch einen Einstich in den 4. Uirnventrikel
künstlichen Diabetes mellitus hervorbrachte» scheinen
mindestens die Einseitigkeit u. Unvollsländigkeit aller
bisherigen Diabetestheorien zu erweisen und machen
, den Einflttss des Nervensystems auf den seit längerer
Zeit nur von der chemischen Seite her betrachteten
Process aufs Neue wahrscheinlich. — Auch die wei-
teren von dem Vf. über diesen Gegenstand beigefüg-
ten Bemerkungen verdienen volle Aufmerksamkeit. —
D. Icterus (Gelbsucht, ^urigo). Dai Resultat der
schätzbaren Untersuchungen über die Entstehung die-
ser Krankheit ist» dass die Genese und Physiologie
noch lange nicht so offen liege» als man sich dieselbe
vor nicht zu langer Zeit vorgestellt hatte. Zu der
Symptomatologie des Icterus muss Bef. bemerken»
dass ihm einmal bei einem 1 2jährigen Knaben grüne
Färbung der Haare und selbst ihrer Parasiten » der
Läuse» vorkam. — E. Pyämie » eürige Infection^
putride Infection* Vf. unterscheidet hier folgende
Fälle » die wir ihrer Wichtigkeit wegen wörtlich an-
ftlhren. 1) Ein Eiterherd» welcher an irgend einer
Stelle des Körpers sich gebildet hat » bricht in Masse
in das Kreislaufssystem ein. Diess ist, so viel man
bis jetzt annehmen, muss» der seltenste Fall. Der Ein-
bruch kann als zufSlllig» d. h. bedingt durch die Lage
des Eiterherds u. seine Ausbreitang» angesehen werden,
die Zumischung des Eiters zum Blute ist unzweifel-
haft. Die Arten» wie dieser Hergang factisch reali-
sirt wird» sind» so weit bekannt, folgende. Eine
kleine Eiteransammlong unter dem Endocardinm
dorchbricht den innern flerzttberzug und mischt sich
im Herzen selbst dem Blute zu. Ein Abscess' der
Leber» der eitrige Inhalt einer entzündlichen Echino-
coccusblase in der Leber bricht in die Cava ein. Zell-
gewebsabscesse an irgend einer Stelle consuroiren die
Wandungen einer grossen Vene und ergiessen sich in
diese. 2) Eine mehr oder weniger ausgebreitete
Eiterung oder Veijauchung hat an einem Theile statt-
gefunden. Der Eiter durchdringt» xertrilmmert 4ii
Gewebe. Keine scharfe Abgrenzung durch eine Ab»-
cessmembran schützt die Nachbarschaft. Wasdiui-
gen von Venen und Lymphgef^ssen sind beapfilt vm
dem Eiter oder von der Jauche. Nach einiger Zeil
treten die Erscheinungen von Pyämie ein » ohne dass
nothwendig in einem der Gelässstämme Eiter oder
Jauche zu finden wäre. Wir wissen hier nicht ge&n
den Zusammenhang zwischen dem primären localo
Vorgange und der allgemeinen Erkrankung. Die An-
nahme einer Phlebitis als Mittelglied ist nurflypolfaene
und Vf. selbst hat nicht wenige Fälle geaehen , we
keine Art von Eiteransammlong in irgend einem der
dem ursprünglichen Abscesse oder dem Eiterinfiltnle,
oder der Verjauchung benachbarten Gefilsse bscIis»-
weisen war» während allerdings in andern Fälleo Ve-
nen und Lymphgefässe mit Eiter mehr oder weniger
gefüllt» ja selbst zuweilen alle Venen durch feau
Goagula verstopft sind. Dieses Verhalten findet sich
seihst häufig realisirt: bei Amputationswunden md
sonstigen ausgedehnten Verletzungen» welche sieht
per primam intentionem heilen» bei allen ausgebreite-
ten Vereiterungen des subcutanen und verbindeaden
Zellgewebes » bei verbreiteter soppurativer Periostitis
(im Rheumatismus acutus» nach Knochenbrflchen» bei
Caries) » bei Verjauchungen in der Utemshehle (be-
sonders nach der Geburt)» bei Veijauchungeo von
Krebsgeschwülsten u. dgl. m. Wenn wir auch den
Grund nicht kennen » weshalb in solchen Päliea ein-
mal Pyämie eintritt» andere Male nicht» so ist doch
wahrscheinlich » dass körperliche Disposition des Er-
krankten und äusserliche Einwirkungen nur von nn-
tergeordnetem Einflösse seien, u. dass das Znstande-
kommen der Pyämie vielmehr von den Verhältnissen
der Suppuration oder Veijauchung selbst (ihrer Aos-
dehnung u. s. w.) abhänge. 3) Vollkommen von den
übrigen Geweben abgeschlossene Eiter- und Jaoche-
herde sind» wiewohl in selteneren Fällen» von Pyämie
gefolgt Diess geschieht vorzüglich, aber nicht allein»
wenn der Herd nach aussen sich geöffnet hal nnd
durch den Zutritt von Luft der Inhalt sich zu ser-
selzen anfängt. Auch hierbei ist in der Nachbarschaft
oft durchaus nichts von Phlebitis oder Lymphangitis
zu bemerken. Am häufigsten kommt dieser Urspmng
der Pyämie bei grossen geöflbeten Congestionsabsces-
sen, nicht ganz selten aber auch bei purulehten Pleu-
ral- und Peritonäalexsudaten» die nach aussen aufge-
brochen sind oder geöffnet wurden» vor. Anf welche
Weise hier die Pyämie zu, Stande kommt» ist itnbe^
kennt ; aber es kann kaum anders gedacht werden»
als dass dabei eine Besorption irgend welcher flOssi-
gen Theile des Herdes stattfinde und den Gesammt-
organismus inficire. Besondere Umstände, welche
die Entstehung der Pyämie in diesen Fällen erleich-
tern » sind nicht bekannt » obwohl das Eintreten der
Pyämie unter diesen Verhältnissen seltner ist» als ihr
Ausbleiben. 4) Erkrankungen der Gef^sse selbst
(Venen» Lymphgef^sse) und Absetzungen anf ilver
Innenfläche, wie auf der des Herzens» sind sehr hän*
fig von Pyämie gefolgt. Eine Zeit lang hal man die
Wanderlieh, Häiidbveh d«r Patbelogte u. Therapie,
133
Pblebitis» oder allenftlls daneben die Lymphangoitis»
tÜM einsige QueUe der PySmie gelten lassen» u. daher»
sobald pyMmische Zafillle eintraten, eine Phlebitis
vorausgesetzt. Prtther schon sind dagegen manche
Bodeakea ▼orgebracht worden; allmallg aber haben
sieh die Beobachtungen gemehrt, in welchen man bei
vorhandener Pyimie nar in sehr hypothetischer Weise,
oder aber auch absolut gar nicht eine vorangegangene
Phlebitis statuiren konnte. Der Zweifel, Welcher
neuerdings gegen die Existenz einer Phlebitis interna
Oberhaupt geltend gemacht wurde , hat in Wahrheit
nicht den Einflnssaufdiese Frage, als es auf den ersten
Blick scheinen mochte. Denn ob der krankhafte In-
holt der Venen (geronnenes Blut, Paserstoff, Eiter)
von einer „Entzündung'' des Geftssrohrs „ausge-
sebwitst'* wird , o^er aber von directer Ablagerung
ans dem Blute und Umwandlung des Goagulums
stammt, ist, falls er erwiesenermaassen die Ursache
Ar eine AllgemeinstOrung wird, vOllig belanglos.
Von weit grösserer Bedeutung ist der Einwurf, dass
das , was in der Vene geschieht , nicht der Ausgangs-
pnnkt und die Ursache der allgemeinen Erkrankung
sei, sondern schon die Folge einer solchen, das
erste Symptom eines abnormen Blutes. In der That
ist es hier ganz unmöglich, zu einer bündigen Ent-
scheidung zu gelangen ; denn in den scheinbar ganz
xufilllig local beginnenden pyXmIscben Erkrankungen,
wie hei der nach der Operation eines Variz, nach
einer Infection durch Leichengift, bei der sogenann-
ten Uterinphlebitis lasst sich immer hypothetisch eine
den Erscheinungen und Absetzungen im Venenlumen
vorangehende, wenn auch phifnomenenlose allgemeine
Infection oder Gonstitutionserkrankung supponiren.
Sehen wir ab von der Möglichkeit einer auch in die-
sen Fallen vorangehenden und vorbereitenden allge-
meinen Diathese, und halten wir uns nur an das,
was die directe Beobachtung zu erweisen vermag, so
ist das Verhalten der als primär erscheinenden Loeal-
vorgSnge in den Gewissen und der als secundär er-
scheinenden Pyimie folgendes : Blose Gerinnungen in
dem Lumen der Venen sind nur ausnahmsweise von
pyimischen ZoHillen , und zwar meist von langsamer
verlaufenden gefolgt; und zwar fast immer nur bei
Individuen , die schon zuvor durch ihr Aussehen sich,
als leidend zu erkennen gaben , oder ilie uuter ttber-
hanpt nngflnstigen VerhXltnissen sich befinden (s. B.
Greise). In dieser Weise gesellt sich die pyamische
Erkrankung zuweilen zu den sogen, spontanen Ge-
rinnungen in den Venen der untern Extremitäten,
vielleicht anch zu denen in inneren Venen (Hohlvene,
Lnngenvenen). Lymphangoilen enden häufiger ohne
Pyamie, wenigstens ohne tödtliche, und wenn man
auch die Zufülle von Adynamie, Stupor u. s. w.,
welche so oft, wenn auch nur in Andeutung die
Lymphangoitis begleiten, vielleicht nicht mit Unrecht
als sehr unvollkommene u. leichte Formen von Pyümie
ansehen mag , so finden sich doch die vollkommen
ausgebildeten Formen der purulenten Infection ziem-
lich ausnahmsweise nach Lymphangjitis , und* zwar
eher noch hei EntzQndnng innerer Lymphgefüsse
(z. B. an den innem weiblichen Genitalien), als an
denen der RörperoberOlehe. Entzfindung der Gel-
lulosa der Vene, Phlebitis externa ist gewöhnlich
nur , wenn sie höhere Grade , grössere Ausbreitung
erreicht oder wenn ungünstige Umstände vorliegen
oder mit einwirken, von PySmie gefolgt« Massige
Fülle, und selbst ziemlich ausgedehnte und mit Eite-
rung endende externe Phlebiten haben meist keine
Pyämie zur Folge. Am sichersten ist die PySmie in
4len Fallen , wo das Lumen der Vene mit Eiter ge-
fflilt ist , mag nun dieser die Folge einer Entzündung
der Wandungen oder einer Umwandlung eines Ge-
rinnsels sein. Freilich ist in diesen Fallen nicht
leicht zu beweisen, dass die Eiteransammlung der
PySmie vorangegangen sei , da man jene erst in der
Leiche des durch PySmie zu Grunde gerichteten Indi-
viduums findet und stets die Annahme fibrig bleibt,
jene Eiteransammlung sei gerade ebenso, wie die
multiplen Abscesse in den Eingeweiden eine der Wir-
kungen der pySmischen Gonslilulionserkrankung. In-
dessen scheint eine solche Annahme doch gezwungen
in Fallen, wo unter ganz gOnatigen Susseren Um<>-
stSnden, bei Abwesenheit einer pySmischen indivi-
duellen oder epidemischen Disposition, bei offenbarer
Beleidigung von Venen (z. B. nach einer Knochen«
fraetur, nach einer Operation an enUrteien Venen,
nach einer schlecht gemachten, mit besudeltem In-
strumente vorgenommenen VenSseclion) nach erst
ganz localen Störungen auf einmal die PySmie aus-
brichU Der Eintritt der PySmie scheint am ehesten
bei denjenigen örtlichen Venenerkrankungen zu ge-
schehen , bei welchen die Venen ihrer ursprünglichen
Anlage wegen oder in Folge krankhafter oder son-
stiger Veränderungen der Wandungen nicht zn colla-
biren im Stande sind (Venen der Knochen , der
DiploS, Venensinus im Gehirn, Achselvene, Venen
der Leber, Venen einer vergrösserten Kropfdrttse,
Prosuta, Venen des Uterus wShrend der Schwan-
gerschaft oder in der ersten Zeit nach der Geburt,
variköse Venen) ; ferner in den Fallen , wo ein per-
sistenter ^ mechanischer Beiz die VenenentzOndung
fortwShrend unterhsit und steigert (Zurttckbleiben
eines fremden Körpers, eines Splitters); femer in
den Fallen , wo virulente Einflösse die Venenerkran-
kung bewirkt haben (Leichengift) ; endlich wenn die
Venenerkrankung unter Verhältnissen erfolgt, welche
auch für sich, ohne Vermitlelnng der Venenerkrankung
PySmie zu Stande bringen können ; im letzten Falle
ist die Localstörung in der Vene ein nicht nothwen-
diges, aber wesentlich begünstigendes Mittelglied för
die Entstehung der PySmie. — Der Eiter in der
Vene ist meist durch Faserstoff- und Blutgerinnsel
abgeschlossen und sequestrirt. Diess verbindert
jedoch nicht das Zustandekommen der PySmie, wenn-
gleich es vielleicht dasselbe erschwert. — Endo-
cardiale Absetzungen endlich haben, wenn auch in
der Minderzahl der Falle, doch zuweilen PySmie zur
Folge, hSufiger nur die niedern Grade derselben, als
die höhern und acuter verlaufenden. Es ist U|ibe-
kanut, wovon es abhSngt, dass das eine Mal die £n-
iU
Wanderliieb, Haodbmk dw Htbilogie u; Tiitnpi«;
docarrdilis ohne pySliDisdie Folgen bleibt/ das andere
Mal solche eintreten ; denn wir sehen dieselben su^
weilen bei sehr massigen , EnHocarditen sich zeigen,
wahrend sie seihst in schweren Fallen von Endocar*
ditis nicht sehen fehlen. &) Die Pyamie entsteht
aus einer individuellen Disposition , jedoch , so viel
bekannt ist , gewöhnlich nkht spontan , sondern
unter Mitwirkung irgend eines , wenn auch scheinbar
noch so belanglosen Localprocesses. Wir kennen
die Ursachen und Hie wesentlichen Momente dieser
indivrdnellen purulenten Dialhese nicht. Wir schliessen
7uf sie nur aus ihren Folgen. In einigen Füllen
-scheint diese Gonstitutionsanlage gewissermaassen
angeboren zu sein und es bedarf nur eines Örtlichen
Processes, dass sie zur Aeusserung kommt; in andern
Fallen ist sie offenbar erworben , aber habituell ge-
worden; in noch andern ist sie eine transitorische
AnomaKe, eine vorübergehende Di9positron. 6) Zu-
weilen entsteht nach Ginführung von in Zersetzung
begrilTenen Substanzen in den Magen oder in eine
Hautwunde, in die Vagin» und den Uterus (durch die
lAit Cadaverj»uche oder sonst besudelten Finger des
Geburtshelfers), und zwar hin und wieder ohne alle
Vermittlung einer Phlebitis oder Lymphangottie efne
Pytimie oder ein ihr ahnlicher Process. Es Ist nicht
unwahrscheinlich, dass das anhaltende ßin^thmen
einer verdorbenen LuA denselben Effect haben könne.
Die 6 a s p a r d ' sehen Experimente haben diese
Aetiologe künstlich nachgeahmt durch Einspritzung
von faulen Substanzen in die Venen. 7) Die Prämie
entsteht unter epidemischen und endemischen Ein-
flössen. Wahrend zu Zeiten Falle, welche zu Pyamie
gerechnet werden können, ganz fehlen oder nur aus*
nahmsweise vorkommen, kann es geschehen, dass zu
andern Zeilen Individuen , welche scheinbar in voH-
kommen ahnlichen Verhaltnissen sind (wie die Ver-
schontgehliebenen), welche an denselben Krankheiten,
denselhen Verletzungen leiden , oder im Wochenbette
in derselben Localitat, unter derselben Behandlung
sich beßnden, in grösster Anzahl von Pyan^ie ergriffen
und getOdtel werden, so sehr, dass zuweilen eine
Zeit lang fast jede noch so kleine Verletzung, dass
die normalste Geburt von einem tödllicben pyamischen
Fieber gefolgt ist nnd dass Individuen , welche nur
innerlich krank sind , auch ohne Verletzung einzelne
pyamische Erscheinungen oder den ganzen €ompYex
derselben zeigen. Es ist hier der Annahme eines
Agens nicht zn entgehen, von dessen Einwirkung die
sfch steigernde Morbiliiat und Mortalität abhangt. Die
Ifafur dieses Agens kennen wir nicht. Wenn es in
einzelnen bösartigen Epidemien alle Charaktere des
Miasmas und Contagiums zugleich tragt, so kommen
dagegen andere Zeilen vor, wo zwar Pyamicn häu-
figer siud, als gewöhnlich, aber doch nicht in so aus-
gedehntem Maasse fast jedes geeignete Indrviduum be-
fallen. In diesem Falle kann nicht wohl von einem
Miasma oder Conlagium gesprochen werden, sondern
es liegt nur eine jener rtfth sei vollen epidemischen
l>i<:|iosttionen vor, wie wir sie auch sonst fttr gewisse
niemals contagtöse oder Miasmen entsprungene Krank-
heitshme«, ja zu weiten itlr einielM 8}«ptfflMbfr«
merken. Die unter dem EiiAlisae epidcniaoh»
Agentieii entnteheaden Pyimien können unter Vans«
gehen einer Phlebitis oder Lymphengoitis» alier link
ohne diese sich entwiekel». Sm zeige» alle iira^
der Brkra»knng vo» d^en ktebteetm bis zu den alkr*
schwersten und gerade die letzteiren kommen Utk
allein unter der Infliiena des epidenisch wHicnlai
vor. In gleicher Weise finden sich p«tride Erkrai-«
kungen in grösserer oder gcHngerer ept^enmchtt o.
endemischer Verbreitung* vor und keimiien sienlick
unter den gleichen Untsianden und neben FVlIeo au-
gezeichneter Pyamie zu Stande. Mit gletcher 6«-
schicklichkeit und Kennlnise hat Vf. das NOthige flbtr
pathologische Anatomie nnd Physiologie, so wie Qkcr
die Symptome zosamnengestelh. — F. 6?eeflte>
tionsstörtmgen mk ammoniaJtaiUeken jAseiangm
(zum Theil Urämie emzehter Patkaloßm). tta
Umstände, unter welchen eine CoAstituiionaverai-
derung sich ausbildet, in Folge dere» anmeuak»*
lische Ausscheidungen erfolgen« sind noch mit weaig
Sicherheit bekannt. I) Die am meiste« beobachldt
Ursache ist die Unterdrückung oder Verminderoag der
Harnabsonderung, so bei der Brigbl*schen EnUrtaag
(ksr Nieren und VerHopfung der Harn ktnAkhen o.a.ii.
ÜAd zwar hat man hierbei allgemein in dem zarflck»
gehaltenen Harnstoffe diie ' Ursaehe der Anmomakkü-
düng, zum Theil auch direet die OraaelM derEfschci*
nungen gesucht. Indessen sehen wir oft beibetrScbl-
licher Harn Verminderung, ja zuweilen bei velikoe-
mener i^aspenaion seiner Abscheidung, ebenso b«
nachgewiesenem reichlichen HarastoffgehalldesBhiits
die Amrooniakabsetzung und auch die weiteren St»-
ptome der sogenannten Urämie aelbst bis zum eiau««
tenden Tode ausbleiben» wahrend andrerseits aft mI
einmal und unerwartet bei langst bestehender u.Bickt
etwa zunehmender Harn Verminderung reichliebe hxt-
moniakansseheidungen oder rasoh tediliche ZoftUt
folgen. Es muss also ein weiteres Moment eintreua»
von weleiiem die G^fohr und von welchem nameatlick
die Umaetznng der Substanzen in AmmoeiakvarbiB-
düngen innerhalb der Girculatien oder in den Sacra*
tionsorganen abhangt. Dieses Moment bennea wir
picht. 2) Mit noch grösserer Sicherheit sckeiaii
die Kersetzungsproeesse zu folgen in den Fallen, wo
Harn zwischen Bindegewebe ergösse» resoriiirt viri
wahrseheiBÜch indem hier dvrch die angeregte op-
tische Entzündung und Verjanchiieg schon vor (hr
Wiederaufnahme des Harns eineUmaelzung eingelcHil
ist. Ob auf eine Reaorption des Harns in der Mm*
oder einem andern abgeechlomenen Baume deiiÄ
Effect sich herateile, lüsst sich nidU eaUebcidea, ^
in solchen Fallen steta eine Zurttckhaltnng der Hin-
bestandtheile neben der Besorption oder statt sebeii*
barer Resorption beatehen kam». d> Durch Besorf-
tien anderer putrider, im Fanlnisa bagriitner Suk-
stanzmi stellen sich in gleicher lyeise towobl der*
selbe Complex von Punctiensalörungen, als ancb die-
selben ammoniakaliscbcn Ansaeheidungen her. Bi
grenzt hier der Process vuaariilicli an die Saptiea*
Wuiid«fUcb, H«ji4l>iicb 4er Pathologie q. Therapie.
136
lOüDie aod PyHoiie. 4) In schweren acuten Krank*
heilen überhaupt» besonders in eolchen, weiche cou-
JLagi^ls oder mia&inati^ch entstanden sind, scheint die
aumnoniakalische Umsetzung eines der Momente der
.schweren Zufälle zu verwirklieben» so bei Scharlach,
Typhus u. s. w» , ohne dass dabei die Harnsecrelion
üothwendig suspend\rX wäre, und ohne dass die
Puafcie sich jgenau ermitteln Hessen, auf welchen
diese Zersetzung beginnt. 5) Auch in chronischen
schweren Krankheiten tritt ▼ieilei<;^t zuweilen , ganz
aJbgesehen vott Störungen der Urin Werkzeuge» etwas
Aeboliches ein. Im Stadium der äussersten Gon-
ftumplion, bei manchen Hirnleiden, im höchsten Grei-
senalter bemerken wir wenigstens neben Ammoniak-
ansscheidungen in den Secretiooen Zufälle« welche
sich denen der acuten Erkrankungen mit Ammoniak-
bildung anscbliessen.
IV. Substantielle Comlitutionsanomalien, deren
ckarakt. Aferäoial das Befallenwerden bestimmter
Gewebe u, Organe des Körpers ist. Bei vielen löcalen
oder aber ganze Gewebsysteme verbreiteten Erkran-
Luiden werden wir zu der Ansiebt gedrängt , dass,
wenn nicht immer , doch oft die örtlichen Verände-
rungen nur die Folge einer Störung der Gesammt-
Constitution sind, die sieb gleichsam an den be-
schränkten Stellen localisirte. Von diesen den ge-
nannten LocalstOruE^en augenscheinlicli zu Grunde
liegenden Constitutionsstfirungen ist aber kein Detail
bekannt, und es kann daher von ihnen nichts ausge-
sajgt werden, als dass durch ihren auf unbekannte
Weise geschehenden Einfluss eben die LocatslOrungen
bestehen.
3. Absehn. Constitutionelle Störungen mit
spmcifischen Ursachen ohne Rücksicht auf die Iden-
Jitat der tmatomisehen und functianellen Ferände-
rungen, I. Constitutionserkrankungen durch an-
arganisiche Schädlichkeiten, A. ßleikrankheii.
Aach auf den Gebrauch einer bleihaltigen Schminke
kaan Vargtftmif entstehen ; Ref. sab selbst eine solche
nach der wahrscheinlichen Anwendung ^ts Plumb«
acnticu in Salhenform, ein Pariser Productl —
(Im er den Symptomen fehlt das Eingezogensein der
nordern Rauchwaad, insbesondere in derP^abelgegend.
— B. Kupfersiechthum. — G. Merkurialkrank-
keU^ Of^ydrargffrtosis. , — D. Constitutionelle ^r-
seukraukheitf Arsenicismus. — E. Phosphoris-
mus. — F« Jodkrankheil, Jodismus: Gegen die
Behauptung H II s e r ' s , 'dass nämlich die Symptome
der sog. Jodkrankheit nur nach der Anwendung des
Miltels hei Kröpfen vorkämen , und dass jene nicht
vnn .der Incorporation des Jods, sondern von derAuf-
Dahnae der in den Kröpfen enthaltenen Substanzen in
den Kreislauf herrührten , versichert Vf. selbst Fälle
gesehen zu haben , wo auf die Anwendung des Jods
bei nicht sirumösen Individuen Jodsymptome an von
der Eittfttbrungsstelle entfernten Orten, also abhängig
von einer Constitutionserkrankung auAraten,. wenn
aach nicht der allerschlimmsten Art (weil der Jodge-
liaach alsbald suapendiri wurde), so doch nanz von
derjenigen Form und Oertlichkeit, wie sie bei den
gegen Kropf angewendeten Jodkuren beobachtet
worden sind. Ausserdem zeige das rasche Aufhören
der Jodsympioroe nach Aussetzen des Jodgebrauchs
und ihre Wiederkehr mit der wieder begonnenen Ein-
führung des Jods hinreichend die gänzliche Grund-
losigkeit der Böser 'sehen Ansichten.
II. ConstituHonser kr anhingen durch Einführung
vegetabilischer Substanzen. A. jdköholintoxikation
(Rausch, Säuferkrankheit). Nicht zu übersehen
ist hier die meisterhalle Schilderang des Bansches.
— B. Opiumintoxikation. — C. Raphania, Ergo-
tismus, Eriebeikrankheit ; es wird die spasmodtsche
n. die hrandige Form ttnterschieden.
III. ConstituHonskrankheiten durch animalische
Gifte. A. jillantiasis , fFurstvergiftvng. — B.
Milzbrand. — C. Rotz und fp^urm. — 0. Sy-
philis. Sehr wahr ist zuerst , was Vf. über die Be-
griffsbestimmung dieser Krankheit sagt, sehr aus-
führlich u. naturgetreu werden ferner das primäre
Geschwür und seine Modificationen sowohl in Folge
örtlicher Verhältnisse als durch constitutionelle Dis-
positionen u. Erkrankungen geschildert. Zu den letz-
teren werden gereolinet: allgemeine Plethora, be-
schleunigte Circulation u. verbreitete Hyperämien;
nervöse Gereiztheit; allgemeine Anämie; gastrischer
Katarrh; schlechte Ernährung, Kachexie, Trunk-
sucht, Scorbut; Conslilutionsvergiftung durch die
Syphibs. Als ^i\\ Schanker häufig complicirende Er-
scheinungen werden aufgeführt: Schleimhautentzfln-
düngen, Katarrhe u. Schleimhautpyorrhöen ; Cutis-
erylheme u. Ezcoriationen ; platte nässende Gutis- u.
Schleimhaultuberkel ; kleine Warzen u. Spilzcondy-
lome; Phimose und Paraphimose; Entzündung von
LymphgeHissen ; Entzündung der Lymphdrüsen (Bu-
bonen). — Auf die complicirenden Erscheinungen
des Schankers folgt die Betrachtung der secundären
(d. i. constitutionellen) Syphilis. Die Schilderung
der hierher gehörigen Zustände ist vortrefflich u. be-
kundet ein besonderes Talent des Vfs. , das Wich-
tigere in einen engen Bahmen zusammen zu fassen.
Als die vorzüglichsten Formen werden aufgefüi^rt:
1) Hyperämieu , 2) Exsudationen (wässerige Absez-
Zungen auf der Uaul in Form von Quaddeln und Ve-
sikein, plastische Exsudationen : syphilitischer Liehen«
auf beschränkten Hautstellen auftretende Papeln, syphi-
litische Tuberkel, syphilitische Gallositäten, indolente
Infiltrationen, plastische Absetzungen auf den innern
Theilen des Bulbus, diphtheriüsche Absetzungen;
EiterahsetzungeUj Pusteln, kleine acoearlige Pusteln,
Furunkel, Abscesse, Schuppen, Krusten u. Borken);
3) Vegetationen ; 4) secundäre Geschwüre. — Es
folgen die tertiären Erscheinungen: Ij syphilitische
Hodengeschwulsl ; 2) subcutane, submuköse u. inter-
stitielle Zellgewebsinfiltrationen (Gummala); 3) Infil-
trationeii der Corpora cavcrnosa penis ; 4) Muskel-
verkürzungen ; 5) Affectionen des Skeletts ; 6) Affec-
tiooen der HauC u. der Schleimhäute ; 7) Störungen
,der Bumpfeingeweide ; 8) Affectionen des Nerven-
136
Wunderlich» Handbach der Pathologie o. Therapie.
Systems; 9) allgemeine ConslitutionszerrOttung bei
tertiSrer Syphilis, syphilitische Kachexie. — Es
folgt die Propllylazis u. die Therapie, zuerst des pri-
mären Geschwürs (Ahortivbehaodlung, nicht abortive
Behandlung des einfachen Schankers, Behandlung
modificirter primärer Schanker) ; 2) Behandlung der
accessorischen ZuOllle; 3) Behandlung der consti-
lutionellen Syphilis und der secundaren Zuftllle im
SpecieUen. (Prophylaxis, allgemeine Behandlung
der secundaren Zufalle, locale Behandlung der se-
cundär-syphililischen ZuAlle, Modificationen der Be-
handlung nach besonderen Verhaltnissen des Indivi-
duums und des Verlaufs der constitutionellen Lues.)
4) Behandlung der tertiären Zufalle. — E. Pocken
(Blatiem^ f^ariola und deren Modificationen),
Berttcksichligung verdienen Vfs. Begeln fUr die Vac-
cination und die Berichtigung der noch hier und da
herrschenden, nichtigen Vorurtheile gegen dieselbe.
Eine Besprechung hatte wohl auch die Frage verdient,
ob die Pustel Bevaccinirter tauglich zur Weiterimpfung
' sei oder nicht, eine Frage, deren Entscheidung nicht
ohne Interesse ist , da die Menge der zu Bevaccini-
renden sich taglich mehrt, die Lymphe von zum
ersten Male Vaccinirten aber nicht immer in hinrei-
chender Menge beschafft werden kann. Sie ist be-
kanntlich von einigen Aerzten bejaht, von andern
verneint worden und verdiente wohl durch weitere
Experimente zur Entscheidung gebracht zu werden. —
F. Masern (Morbillen, rotke Flecken^ Bvikein,
ßubeoiae), — ti. Sckarlack (ScarkUina). Vf.
beschreibt folgende verschiedene Formen dieser Krank-
heit: 1) einfacher normaler Scharlach ; 2) anomale
Falle ; a) rudimentäre und abortive Falle mit gutar-
tigem Verlauf, eine Form, zu welcher auch, u. wohl
lOit allem Bechte die Böthein gerechnet werden;
b) rudimentäre Falle mit bösartigem Verlauf; c) Ano-
malien mit vollkommener Ausbildung des Exanthems;
d) Anomalien in der Periode der Vorboten ; ß) Ano-
malien wahrend der Periode der Eruption ; y) Ano-
malien im Stadium decrementi; 8) Gomplicationen
des Scharlachs; a) örtliche Störungen: Augenent-
zündungen, Entzündung der Nasenschleimhaut, Paro-
tiden und Entzündungen der Submaxillardrüsen, Ent-
zündungen des Innern Gehörorgans, Vereiterung der
Lymphdrüsen am Halse, Larynxaffectionen , Bron-
chiten u. Pneumonien , acutes Lungenödem , acutes
Lungenempbysem, Gastritis, folliculare Entzündungen
im Darm , Enterocoliten und Goloprc/ctiten, Vergrös- '
sernng und Erweichung der Milz, Leberstörungen,
Nierenentzündung, Lymphdrüsenentzündungen an den
Extremitäten, rheumatismusartige Schmerzen in den
Gliedern , schwere Gehirn - und Bückenmarkssym-
ptome ; b) allgemeine u. constitutionelle Gomplicatio-
nen ; d) Gomplicationen mit Gonstitulionserkrankun-
gen , welche mit dem Scharlach oder dessen beglei-
tenden Localaffectionen im Zusammenhang stehen:
AnSmie, hypinotische Beschaffenheit des Blutes und
Hymorrhagien , Wassersucht, pyämische Erkrankung
in Folge von subcutanen und andern Abscedirungen ;
B) zufiülige Complicationeo mit den verschiedensten
Gonstitutionserkrankungen. Was die Therapie be-
trifft, so ist Vf. der Meinung, dass der Scharlach das
Resultat einer Vergiftung sei , für welche wir kdi
Gegengift kennen, und dass durchaus kein Mittel k-
kannt sei, von welchem auch nur die geringste directe
Einwirkung auf den wesentlichen Process mit einig«
Wahrscheinlichkeit vorausgesetzt werden könne , eise
Ansicht , mit der auch Bef. nach langjähriger Erfah-
rung vollkommen übereinstimmt. So lange uns nicki
ein Mittel geboten wird , welches uns in bösartigea
Fallen sicher Hülfe gewahrt, sind alle Methoden , die
uns zur Verhütung solcher Falle angepriesen werdea,
ohne allen Werth , denn wer kann wissen , ob sie
ohne Mitwirkung der Kunst bösartig geworden wirai
und wer vermag den Charakter einer Epidemie ii
Voraus zu bestimmen?
IV. Conslituiionskrankkeiten durck tmbeituuik
endemisck wid epidemisck miasmatiscke Urtaeka
bedingt. A. Malariakrankkeüen (ff^eckselfieker,
Intermittens, Sumpffieber). Ausser dem gulartigea
Wechseifieber werden hier noch die fragmeaUra
Formen dieser Krankheit und Malarianeuralgien (Lar- !
ven), die perniciöse Intermittens , die remittireidei
Fieber u. die Pseudocontinuae oder Suhcontinuae, 1. 1
das Malariasiechthüm abgehandelt. Gegen barlolk-
kige Wechselfieber, welche dem Chinin tivk
weichen wollen , helfen zuweilen doch noch grosse
Dosen einer guten China (3£ p. d.) , mit einem aro-
matischen Wasser kurz vor dem Anfalle gereicht, wie
sich Bef. mehrere Male überzeugt hat B. ^e^
Fieber. — G. Bubonenpesi, levantinitcke Pest i
In der 2. jibtkeilung, Jffectionen der a%^
meinen Bedeckungen , folgt nach einigen pkynok-
giscken Forbemerkungen über die Haut L die ^
sckiekle der Hautkrankheiten, II. die ^etioiogie dei-
selben, ein sehr ausführlicher u. von umfasseader
Beobachtung u. Naturanschauung zeugender AbsehiitL
Unter andern macht Vf. auf eine anatomisch noch aieki
zu begründende Disposition gewisser Hautstellen, wi
besondern Formen befallen zu werden , aufmerfcnn-
So die Extensionsseiten der Extremitäten, der Naekes
und Bücken zu trocknen Ausschlagen ; die Flezioss-
seiten , die Stellen hinter den Ohren , an den Nui^
winkeln, an den Augenlidern zu nässenden; der
Truncus , besonders die Brust und die oben Sitre-
roitaten zu kleinen Bläschen ; das Gesicht fast gtf
nicht zu solchen ; die Gegend des Schlüsselbein!, der
Herzgrube, des Nabels und der Schenkelbcuge n
wasserhellen Exsudationen; das Gesicht zu kleiao
Pusteln , die gern verborken , und zu verbreitet»
Hyperamien, Entzündungen von acutem Verlauf; die
Nase zu kleinen Pusteln und Infiltrationen; dleluid-
gegend zu Bläschen und Pusteln ; die Kinngegead n
derben Infiltrationen ; die Backe zu fressenden hvar
schlagen ; der behaarte Kopftheil zu Borken ni
Schüppchenbildung und zu ganz besonderer HaHaik-
kigkeit aller Formen ; die GentUlien und der Altff
zu nässenden und höchst schmerzhaften AttsseUlg«>t
die untern ExtremitXten zu Ausscbllgenvonbesoaden
Wunderlich, Handbuch der Pathologie u. Therapie.
137
liartnSckiger Consisteuz. — Es werden in diesem
Abschoille ferner abgehandelt: die angeborene Dis-
position zu Hautkrankheiten , die Ursachen , welche
in den AUersverhültnissen liegen, die äussern SchUd-
lichkeiten , die in der Punclionirung und in den ab-
normen Zustünden der Haut selbst gelegenen Krank-
beilsursachen , die in den Übrigen Theilen des Orga-
nismus gelegenen Ursachen, die Ursachen zu Haut-
slflrungen im krankhaften Verhalten der Constitution.
Hierauf folgt: III. Die Pathogenie , Verlauf und
bedeuiung der Hautkrankheiten; iV. ihr Einfluss
auf andere Organe, und V. ihre allgemeine The-
rapie.
Die specielle Betrachtung der Maulkraiikheilen
umfasst: A. die Störungen der Empfindung. 1)
Anästhesien der Haut; 2) Hyperästhesien. — B.
Anämien der Cutis. — C. Hyperämien der Cutis.
In einer allgemeinen Betrachtung werden Aetiologie,
Pathologie und Therapie näher bezeichnet. Die
Hyperämien werden eingetheilt in circumscript-reac-
tive, disseminirte, diffuse oberflächliche und in dif-
fuse der tiefen Schichten der Cutis u. des subcutanen
Zellgewebes. Die spedellen Formen, welche uns
hier vorgeführt werden, pflegt man gewöhnlich unter
dem Namen der Exantheme in eine Ordnung zusam-
menzufassen, der man'die Genera Erythem, Erysipel,
Roseola, Horbillen, Scarlatina u. Urticaria unter-
ordnet und wobei man diese wieder in verschiedene
Species spaltet. Hierdurch wird jedoch nur eine
scheinbare Ordnung und eine trügerische Uebersicht
gewonnen , manches Zusammengehörige ausein-
ander gerissen, seihst unter verschiedene («enera ge-
stellt, was um so bedenklicher isl, als sich mit der
Anoabme genereller Differenz nach Jeilcrmanns Be-
griffen die Vorstellung einer ganz besonders wichtigen
Verschiedenheit verbindet. Obgleich Vf. jene Ein-
theilungsart aufgegeben , so hat er doch die von ihr
angenommenen Namen der Formen heibehalteh. I)
Roseola der Säuglinge. Ros. infantilis. 2) Hos.
aestiva und autumnalis (auch oft Rubeolac oder
Friesel genannt). 3) Symptomatische und conse-
cutive Ros. bei fieberhaften Zuständen. 4) To-
xische Ros. , Ros. von Ingestion schädlicher Sub-
stanzen. 5) Syphilitische Ros. 6) Hauthyperä-
mien vor dem todtlichen Ausgange acuter oder
chronischer Krankheiten, Roseolae und Erytheme
nls Terminalaffectionen ; auch oft als Terminal-
masern, als Todtenfinesel bezeichnet. 7) Masern.
8) Scharlach. 9) Typisches Erysipelas : a) im
Gesicht (Erys. faciei, Gesichtsrose), Ref. stimmt
deuD Vf. vollkommen bei, wenn er die neuerlich von
Manchen so warm empfohlene Ortliche Anwendung
von Quecksilbersalbe, Höllenstein, Vesicaloreu, Col-
lodium und andern Mitteln nicht für gefahrlos halt;
b) typisches Erys. an andern Stellen. 10) Trau-
matisches Erys. (topisch consecutives E,). 11)
Erys. neonatorum. 12) Erys. ambulans (erra-
tische Rose, ff^anderrose). i^) Chronisches Erys.
(am häufiKslon an den Uulorschcukcln, zuweilen auch
Med. Jahibb. B4. 80. Hft. 1.
an andern Theilen). 14) Diffiises temporäres Ery-- '
them. 15) DiffUses habituelles Eryth. 16) Flek-
kenartiges Eryth. 17) Eryth. pellagrosum. —
D. Die Anomalien der Secretion auf der Häuf.
1) Die Anomalien der Schweisssecretion : a) Die
abnorme Trockenheit der Haut, Anhidrosis; b)
Allgemeine übermässige Schweissabsonderung,
Ephidrosis; c) örtliche Schweisssucht ; d) qua--
Utativ anomale Schweisse; e) Ansammlung von
Schweisstropfen zwischen den Schichten der Epi-
dermis (Sudiunina, Rrystallfriesel. 2) Anomalien
der Hauttalgabsonderung : a) verminderte Hauttalg-
abs. ; b) vermehrte Hauttalgabs. (Stearrhoea, Se-
borrhagie, Fluxus sebaceus; Acne punctata);
c) qualitative Abweichungen der Talgsecretion. —
E. Anomalien der Epidermis, Nägel- und Haar-
bildung und des Pigments. 1) Anomalien der
•Epidermisproduction: a) Ichthyosis, Fischschup-
penausschlag , b) örtliche Epidermisverdickungen
(Tylosis, Callus, Clavus etc.^,- c) Cornea cuta-
nea; d) Abstossung einer zu jungen Epidermis,
Intertrigo; e) chronische Pityriasis tabescentium ;
f) chronische kleien förmige Abschilferung der Epi-
dermis (Mehlflechte . fileienflechte , Pityriasis
Simplex und rubra): a) allgemeine Pityriasis, ß)
locale Pityriasis; g) Schuppenflechte, Psoriasis,
Lepra. 2) Anomalien der Nagelbildung : a) an-
geborene Anomalien', b) ei*worbene Anomalien
der Nägel: «) Schwund der Nägel, unvollkom-
mene Bildung, Ferlust derselben, ß) hypertro-
phische Entwicklung der Nägel und anomale For-
mationen derselben, y) Schiefstand der Nägel.
3) Anomalien der Haarbildung : a) excessive Ent-
wicklung der Haare ; b) zu dürftige Haarbildung,
Alopecie; c) Päca polonica, fFeichselzopf. 4)
Anomalien des Pigments; i) mangelhaftes Pigment:
d) angeborener Pigmentmangel, Albinismus, ß)
erworbener Pigmentmangel: aa) auf der Haut,
Fitiligo , Chloasma album , Achroma , bb) an den
Haaren, Canities; b) abnorme Absetzung von
Pigment; c) Wechsel des Pigments. — F. Exsun
dationen und Infiltrationen der Haut. 1) Exsu^
dationen auf die freie Fläche der Haut: a) seröse
Exsudation auf die freie Fläche; b) croupöse
Exsudation ( Diphtheritis cutanea). Hier wie bei
mehreren vom Vf. als eigenlhUml. aufgeführlen Forraeo
mochten wir rügen , dass sie wohl eine solche Stelle
im Systeme nicht verdienen, da sie nur Producie an-
derer Formen sind , z. B. in dem vorliegenden Falle
der Pusteln, Blasen, GeschwUre, des Hospitalbrandes,
c) Eiterexsudation auf die freie Fläche; d) ver~
krustende Absetzungen. 2) Exsudationen in die
obersten Schichten der Cutis und zwischen Cutis
und Epidermis: a) Knötchen (Papeln): a) Stro-
phulus (Liehen , Slrophulus , Zahnausschlag, Frie^
sei der Säuglinge); ß) Liehen simplex, y) Liehen
circumscriptus und gyratus , i) Liehen agrius , e)
der syphilitische Liehen und die syphilitischen Pon
peln, Ö Prurigo; b) Quaddeln^ (ßt^^^ Nnssel^
138
Swett, Krankheiten der Brustorgane.
sucht, Urticaria) ; c) Ueberwiegend seröse Exsu-
daiionen zwischen Cutis und Epidermis: a) ekze-
matische Eruptionen: aa) Eczema simplex, bb)
Eczema rubrum, cc) Eczema impetiginodes , dd)
Eczema chronicum (nässende Flechte , Salzfluss),
ß) Prieset, Miliaria. Hier wäre des weissen und
rolhen Frieseis, der oft zugleich bei einem und dem-
selben Individuum vorkommt, zu erwähnen gewesen,
y) Herpesformen : aa) Herpes phlyctaenodes (Her-
pes miliaris), bb) irreguläre locale Herpes grup-
pen , cc) Herpes circinatus , dd) Herpes iris , ee)
Herpes Zoster (Zona, Gürtelrose), i) Pemphigus,
Der Vr. beobachtete eine Form dieser Hautkrankheit,
die wohl wenigen Aerzten vorgekommen siein dUrfle.
Sie nimmt in acuter Weise , nKmlich mit mehr oder
weniger heftigem Fieber ihren Beginn, ohne aber
darum als eine kurzdauernde Krankheit abzulaufen.
Allgemeines Uebelbellnden , Fieber ohne bestimmten
Charakter, zuweilen von grosser Heftigkeit gehen
voran, sofort treten kleine rothe Flecken auf der
Haut unter Jucken ein , auf welchen sich bald weisse
Punkte zeigen und nach kurzer Zeil Blasen entstehen,
die sich im weitern Verlauf vcrgrössern. Doch pflegen
nicht alle hyperämischen Steilen Blasen zu bilden,
sondern manche einlach sich wieder zu verlieren.
Dieser Ausschlag kann zuerst local sein und sofoxt
das Fieber nachlassen ; oder es kOnnen über den
ganzen Körper verbreitet Blasen auftreten, wobei das
Fieber fortdauert, adynamischen Charakter zeigt,
dicke und fuliginöse Zungenbelege , Dyspnoe , sopo-
rOse Zustande oder Delirien sich einstellen. Nach
einigen Tagen werden die Blasen gelblich und ver-
trocknen, aber neue Hyperamien mit neuen Blasen
treten auf, und wenn auch im weitem Verlaufe das
Fieber sich ermMssigt oder sogar ganz aufliört , der
Zustand des Darmkanals sich bessert, so zieht sich
die Aflection durch successive Eruptionen, die bald
rasch , bald in mehrtägigen Intervallen auf einander
folgen , mehr oder weniger in die Länge. In einem
Falle dieser Art, welchen Vf. beobachtete, u. welcher
vollkommen acut und mit dem heftigsten Fieber bei
einer Wöchnerin begann , zog sich die Erkrankung
über mehrere Jahre hin , so dass nur vorUhergehc'nd
und kurze Zeit die Haut frei von dem Ausschlage war.
Im Verlaufe dieser Art von Pemphigus stellen sich
gemeiniglich Ophlhiilinien, zuweilen Pleurilen, Pneu-
monien, Blutungen aus dem Darme, der Nase u. den
Harn wegen ein. s) Rhypia. d) Eitrige Exsu-
dation; als Formen der Pusteln werden hier auf-
geführt: Eilerphlyklünen, Acnepusteln, Achorpuslelo,
Favuspusteln , Eilerblasen (Phlyzacia) : a) ^cne
simplex, ß) Impetigo, y) Fariolapusteln, i) Rotz-
pustel, ä) Ecthyma, f) syphilitische Pusteln; e)
jauchige und septische Exsudafionen, 3) Exsu-
dationen in die tieferen Schichten der Cutis und in
die oberflächlicheren Partien des subcutanen Zell-
gewebes; a) die festen Infiltrationen in den tiefen
Schichten der Haut: a) Jcnetuberkel , ß) ntili-
goidtuberkiil , y) Lupus. Ref. bemerkt hierbei,
dass er in einem Falle der ulcerativen Form dieser
Hautkrankheit auf die .'fusserliche Anwendung dei
Acidum pyrolignosnm sehr schnelle Heilung erfolget
sah. d) Syphilitische Tuberkel, «) Tuberkel der
Elephantiasis ; h) eitrig und jauchig schmetzenie
Infiltrationen der tieferen Hautschichten (PunoikH,
Carbunkei Anthrax). 4) Exsudationen und lufA-
trationen im subcutanen Zellstoff: a) die flSssigt
Infiltration, seröse Infiltration des subcutanen Zell-
stoffs (Oedem): a) allgemeines acutes Oeien,
acute Hautwassersucht, acutes Anasarca, ß)e3r\
gemeines chronisches Anasarca, chronische ffaxt-
wassei*sucht , y) ortliches Oedem des Unter kautsell-l
gewebes; h) die feste Infiltration des subeutann
Zellgewebes. Hohnbau m.
130. i treatise on the diseases oftkechei^l
being a course of lectures deävered at tk\
New- York Hospital; by Dr. John A. Sweli,
etc. New- York 1852. Appleton and Comp. lY
and 585 pp. (71/^ Thlr.)
Vf., Oberarzt am New -York Spitale, arbeilcu
diese vor 10 Jahren in New - York - Lancet e^schi^
neneii Vorlesungen auf den Wunsch zahlreicher Col-
legen um, und stellte sie im vorliegenden Werke
durch lOjähr. Erfahrungen bereichert zusammen. Oas
Buch enthalt 35 Vorlesungen, von welchen 2*2 dii
Krankheiten der Brusthöhle und 13 diejenigen da
Herzens und der grossen Gef^sse behandeln.
In den ersten beiden Vorlesungen bespriciil VX |
die physikalische Diagnose , so wie die ratioiiellei ;
und conslilutioiiellen Symptome der Lungenkmk- \
keifen. '
Portes. 3 und 4 handeln von der Bronchitis, n
welcher als Unterart der Heuchhusten f^erechuei^ri
Nach Thakrah, Dr. Knighl in Sheffield und Dr.
Dar wall in Birmingham erscheinen als vorzOgiicbsle
zur Bronchitis disponirende Momente, 1) Einathtnoog
von Slaub. am gefährlichsten von Metallstaub, wie
z. B. für die Vcrferliger von Nadeln, schneidender
Inslruiuente und die Schleifer von FlinleniSofen;
weniger gefithrlich von vegetabilischem oder anin)-
lischein Staube, wie für die HolzsSger. Maller, St9r-
kemachcr, Flachsbereiter, — 2) plötzlicher TeiD-
peralurwechsel, wie bei GlasblSIsern, Bäckern, Brauero.
Eisengiessern u. dgl. m., — 3) sitzende BeschüfligoD^«
wie bei Schneidern, Schreibern, Schubmacbern, -ii-
welieren. Das Brustleiden der Schleifer endet oft
tOdtlich , u. der Magnet soU mit Nutzen gegen dieses
Uebel angewendet werden. Bronchitis ist seilet
tOdtlich; von 16,978 Todesfällen in New-Yoiii»
J. 1851 starben nur 132 an dieser Krankheit, ovil
zwar 92 zwischen December und Juni, 40 zwischei
Juni und Dec. Bei der Behandlung der chronischeo
Bronchitis empfiehlt Vf. namentlich Seereisen; wi^
derholte Brechmittel natzen wohl nnr, um gleich-
zeitige Sordes zu beseitigen; Jeffrey*« Re»pi">of
eignet sich sehr für reizbare Lungen , obwohl er "'"'
von 2eil zu Zeil gehrjucht werden muss. hniaocbea
Fällen dieser Art, namentlich bei zarter Gonstilulioo,
Swetty KraDkbeileQ der Rmstorgane.
139
ist das^ Jodeisen» tuerst In kleinen Gaben, recht
nüUlich.
Forles. 6 — 8. Pneumonie. Gangrln der Lungen
ist wohl kaum als FolgeUbel der Pneumonie zu be-
trachten, sondern entsteht zumeist in Folge einer
Obiiteration der Arterie. Unter den Beschäfligungen
disponiren ditgenigen weniger zur Lungenentzündung,
welche plötzlichen Teniperaturwechsel mit sich führen,
als diejenigen, bei welchen die Einwirkung von Kälte
und Feuchtigkeit längere Zuil hindurch auf einen er-
hitzten Körper stallKndel; Seeleute leiden sehr selten
an Pneumonie, jedurli nur auf ilem oflenen Meere.
In Nffw-York starben in 3 auf einander folgenden
Jahren an Pneumonie 1384 Münner, 1174 Frauen,
zusammen 25^8, und zwiir^1665 vom December bis
Juni und 893 von Juni bis Oecember; das Verhtitnisi
zur ganzen Bevölkerung betrug 1 : 557 , und zur Ge-
sammtzahl der Todesfiille 1:17. In der Behandlung
erkiSrt sieh Vf. entschieden zu Gunsten des Aderlasses
u. des Tartarus slibiatus.
Forles. 9 u. 10. Pleuritis. In New- York kamen
in 3 Jahren 106 TodesHllle an Pleuritis (und zwar
72 vom December bis Juni , 34 von Juni bis Decem-
ber) vor. Das Hebel tritt nirhl sotten bei s^rophu-
lOsen Personen nach Myitis pectoralis auf, zuweilen
auch im Verlaufe des Morbus Bri|;blii. Bei der pri-
mären Pleuritis der Kinder , welche sich sonst von
der der Erwachsenen nicht unterscheiden IHsst , ist
nur das zu bemerken » dass in Folge der verhältniss-
mlssig fehlenden Compressibilität der Lungen durch
d«f flüssige Exsudat neben der gewöhnlichen Dumpf-
beit des Percuaaionstones Bronchialathmen von weit
l^dsnerer Ausdehnung als bei Pneumonie gehört wird.
Besonders hervorzuheben ist die schleichend sich ent-
wickelnde Pleuritis bei Lungentuberkeln. Die Zuläs-
sigkeit und Indication so wie Contra -Indication der
Paracentese wird sehr genau und gründlich bespro-
chen; die glücklichsten Erfolge dieser Operation
werden bei Kindern erlangt.
yorUs, tl u. 12. Laryngitis und Croup, Am
Croup starben in New -York binnen 3 Jahren 620
vom December bis Juni, 347 vom Juni bis December,
Total 967 ; im Verhältniss zur gesammten Mortalität
wie 1:53 (in London wie 1:103). Bei Oedema
g^lottidis empfiehlt Vf. nach Lisfra nc u. Dr. Buek
wiederholte Scarificationen, ebenso bei wahrem Croup
ias Touchiren mit Hüllensteinlösung (40 — 60 Gr.:
^); die Tracheotomie verspricht nur selten etwas.
Chronische Laryngitis kommt zumeist auf scrophu-
löaem Boden und mit Tuberkeln vergesellschaflet vor ;
ro» besonderem Interesse sind die Compticationen mit
Polypen und Epithelial -Tumoren im Kehlkopfe; die
Tracheotomie zXhlt bei der chronischen Laryngitis
gritssere Erfolge als bei der acuten. — An die
Laryngitis knüpft Vf. einige Bemerkungen über aclive
und passive Luugencongestion an, wie sie in Folge
des Todes , nach Asphyxien , in den ersten Stadien
der Lungentuberkulose, als Lungenapoplezien (eine
seltene Krankheitsform), und mit Ausgang in Hydro-
thorax and Oedema pulmonum (bei Hers - und Nie-
renkrankbeiten) vorkommt. Seröser Rrguss in die
Luugenzellen tritt zuweilen als sehr acutes Oedem
auf und endet oft rasch tödtlich.
Portes, 1 3. Emphysema pulmonum bestehend
in einer Erweiterung und gewöhnlich auch an einer
Hypertrophie der Lungeniellen, zumeist in Hypertro-
phia cordis übergehend ; es verhütet nach Vf. nicht
das Zustandekommen von Tuberkeln. Die Paroxysmen
werden zumeist durch Bronchialreizung hervorge-
brachL Die Behandlung ist im Grunde genommen
fast immer eine palliative.
Forles. 14 — 20. Tuberculosis pulmonum. Die
Concrelionen nach geheilten Tuberkeln bestehen aus
Chlornatrium, schwefelsaurem Natron mit etwas phos-
phorsaurem und kohlensaurem Kalk und zuweilen mit
Ghölcstearin. Miliartuberkeln kommen mehr im obern
Theile, tuberkulöse Infiltrationen dagegen häufig auch
im untern Lappen der Lunge vor. Von Tuberkeln
zu unterscheiden sind die zuweilen in den Lungen
vorkommenden accidentellen Knorpel Bayle's (nach
Brouüsais hypertrophische Lymphdrüsen). Nach
den Berichten des London Hospital for Gonsumption
(Schwindsucht) ist das Verhältniss der Schwindsüch-
tigen in Bezug auf Heredität 18% für Männer, 36%
für Frauen; unter 100 Fällen vererbt sich 60mal das
Uebel von den Vätern auf die Söhne, und 57mal von
den Müttern auf die Töchter; auf 38 schwindsüchtige
Frauen kommen 6 1 schwindsüchtige Männer ; in Bezug
auf die Lebensjahre, in denen die Krkht. am häufigsten
.beobachtet wird, ergiebt sich folgende Reihe: 25 — 35»
16— 25,35— 45, 45—55.5 — 15. 55—65, 0—5.
Besonders interessant sind die Untersuchungen Lom-
bard*s in Bezug auf den Einfluss der Beschäftigung ;
am schädlichsten sind in dieser Beziehung die Fabri-
kation von Feuer- und Sandstein, so wie von Polir-
stahl , ferner die Zubereitung von Federn , Haaren
u. s. w. und endlich die Baumwollenmanufactur ; der
Aufenthalt in malariösen Gegenden kann unmöglich
gut für Phthisiker sein, wie Manche glauben. —
Nach den Untersuchungen der englischen Armen-Aerzte
und des Dr. Forry dient ein andauernder Aufenthalt
in einem tropischen Klima viel mehr dazu, das Ver-
hältniss der Sterblichkeit an Phthisis zu steigern als
zu vermindern ; doch giebt es auch Ausnahmen hier-
von. Die Tabellen und Resultate jener Aerzte werden
ausführlich mitgetheilt, u. beweisen namentlich auch
den Einfluss der Malaria auf die Entwicklung der Lun-
genschwindsucht. Acute Bruslkrankheiten haben
wenig mit dem Zustandekommen der Phthisis zu thun ;
Trunkenbolde, welche viel an Leberaffectionen leiden,
sollen selten von der Phthisis befallen werden. In
New -York kommt 1 Todesfall an Phthisis auf 7,2
allg. Todesfälle ; die meisten Phthisiker sterben daselbst
im Januar, die wenigsten im Juni. Hämoptysis
kommt sehr selten bei Kindern vor der Pubertät vor.
Der Einfluss der Schwangerschaft auf die Entwicklung
der Phthisis besteht wahrscheinlich mehr darin , die
Fortschritte des Uebels latent zu machen, als die-
140
• S w e 1 1 , Krankheiten der Brnstorgane.
selben wirklich aufzuhallen. Aeussere DrOsenan-
Schwellungen hängen bei Erwachsenen hXufig mit
Lungentuberkeln zusammen, bei Kindern dagegen
viel seltner. Vom Leherthran hat Vf. bei der Be-
handlung der Phthisis nicht viel mehr als von andern
Mitteln gesehen, ebenso wenig von Jod- oder Theer-
eioathmuDgen ; Jeffrey's Respirator wird als nütz-
lich zum Schutze vor Reizung empfohlen.
Forles. 21 u. 22. Lungenkrebs. Vf. theill
einige selbst beobachtete P2tlle dieses seltenen Uebels
mita und schliesst dieses Capitel und die Lungen-
krankheiten überhaupt mit einer statistischen Tabelle
über die Mortalität bei denselben.
Herzkrankheiten.
Forles. 23 u. 24 besprechen die medicinische
Anatomie und Physiologie des Herzens, so wie die
Zeichen und Symptome der Herzkrankheilen. Wir
bemerken hier namentlich die von G a m m a n n und
Clark eingeführte Methode der auscultatorischen
Percussion zur Messung des Herzumfanges ; Vf. macht
auch auf die diagnostische Wichtigkeit der Stelle auf-
merksam , wo der Apex cordis an die Rippen schlagt
(beim Stehen des Individuums stets zwischen der 5.
u. 6. Rippe links, ungefähr!'' unterhalb u. nach innen
von der Brustwarze).
Forles. 25 u. 26. Pericarditis. Der Zusam-
menhang dieser Krankheit mit acutem Gelenkrheuma-
tismus tritt vornehmlieli haußg bei jungen Kindern
hervor; nach des Vfs. Erfahrung kommt auf 8 — 10
Fülle von Rheuma 1 Fall von Pericarditis, fast ebenso
häufig findet sieh diese Complication bei Morbus
Brigthii. In London starben von 51,023 männlichen
Personen 32, u. von 48,977 weiblichen Personen
19 an Pericarditis.
Forles. 27. Endocarditis. Nach des Vfs. Er-
fahrung ist in sehr vielen Fallen von Endocarditis
rheumatica die Mitralklappe der Uauptsitz der Af-
fection.
Forles. 28 u. 29. Hypertrophie und Erweite-
rung des Herzens. Die Zusammenstellung dieser
beiden Affectionen erscheint namontlich für den kli-
nischen Standpunkt angemessen, indem dieselben
wohl nur buchst selten isolirt vorkommen , und in
ihrer Entwicklungsgeschichte, Diagnose und Behand-
lung mehr oder weniger vollständig zusammenfallen.
Die sogen, concentrische Hypertrophie hat Vf. nie als
genuine Form von HerzvergrOssening, dagegen fast
immer in Fallen* von plötzlichem Tode nach Hämor-
rhagie beobachtet, wo das Herz rasch von Blut ent-
leert war und sich in sich selbst contrahirl hatte,
wahrend die Wandungen verdickt schienen. Herz-
hypertrophie ist gar nicht selten bei Kindern u. jungen
Leuten, und hier fast immer, wenn wir die angebo-
rene Deformation des Herzens ausnehmen, Folge von
acutem Gelenkrheumatismus. Kummer u. a. Gemüths-
affecte hat Vf. nie für sich allein zu Hypertrophie
führen sehen. Blahungsbesch werden kommen m
häufig bei dieser Affection vor, dass sie fast als der-
selben eigen thümlich betrachtet werden können.
Forles. 30. Klappenkrankheiten, klinisch nnr
als ein Theil oder als eine Complication der Herxver-
grOsserung zu betrachte^n ; sie sind allein durch die
physikalische Diagnose zu erkennen. Sie komniM
weit häufiger im linken als im rechten Herzen Tor.
Der Werlh des Blase- oder Endocardialgerausches Dir
die Diagnose der Klappenleiden wird vom Vf. sehr
genau u. gründlich diskutirt.
Forles. 31 u. 32. Diagnose und Behandba^
der organischen Herzkrankheiten. Plötzlicher To^
ist viel seltener bei HerzaffectioneD , als gewOhniicli
geglaubt wird , und wird meist durch den Kr. seibK
herbeigeführt (durch heftige Gemttthsaufregangen,
heftige körperliche Anstrengungen, Excesse bei Tisd
u. dgl. m.). Wichtig und interessant ist nameotlidi
die Diagnose der eigentlichen Herzkrankheiten tu
rein functionellen (nervösen) Störungen des OrgaDs. |
Bei der Behandlung warnt Vf. besonders vor der Sa-
livation durch Mercurialien , die den Zustand meist
sehr verschlimmert, weshalb beim ersten Aultretei
de'rselbAi der Merki^r sogleich ausgesetzt werda ,
muss. .
Forles. 33. Ferschiedene HerzkrankkeäOt
wie Carditis, Abscessus cordis, Verhärtung, Erwö-j
chung, Fettdegeneralion, Ruptur, Atrophie des Her- 1
zens, Tuberkel im Herzen, Hydrops pericardii, Paeii-
mopericardium , Dislocation und Missbildung des Ho^
zens , Herzpolypen. Hydrops pericardii halt Vf. Ar
ein sehr seltenes Leiden, und hat es selbst narii
Verbindung mit Herzvergrösserung und serOsen E^
güssen in andern Höhlen beobachtet.
Forles. 34. Aneurysma aortae tkoradm
meist eine Folge athcromatöser Ablagerungen, veil
häufiger von der hinlern als von der vordem Fliehe
der Arterie ausgehend (103:27 nach Bizol). 1a
87 Fallen war das Aneurysma 40mal an der Portio |
ascendens, 31 mal am Arcus und lOmal an derPortio
descendens; in 32 Fallen war das Herz normal; in
30 vergrössert , in 2 von Fettentartung afficirt. In
82 Fallen von Aneurysma aortae thoracicae warei
64 Falle von falschen, 10 Falle von gemischten Aneo-
rysma und 8 Falle von einfacher Erweiterung d«r
Arterie. , Dr. S k e I e t o n hat eine Form des Aoen-
rysma zuerst beschrieben , welche er Aneurysma dis-
secans — wegen einer vermeintlichen Trennung der
mittlem Arterienhaut von der äussern — nennt, wo
aber die bemerkten Fissuren augenscheinlich gai»
frisch entstanden sind und dem plötzlichen Tode vorao-
gehen. Unter 89 Fallen kam diese Form 6mal vor.
Von 94 Fallen von Aneiirysm. kamen SObeiMlnnem.
14 bei Frauen vor; in New -York starben biDoen
3 Jahren 27 an Aneurysma der Aorta, in Loodon
starben von 100,000 Personen 61 an diesem Aoeo-
rysma. Das mittlere Alter für dieses Aneurysma ist
41 Jahre. Als Gegensatz zum Aneurysma beobacblet
Billing, tfber Lungen- n. Herzkrankheiten.
141
zoweilen , obwohl sehr selten eine Slrictur der
Aorta, gewöhnlich an der obern Partie der A. descen^
dens; als Zeichen derselben giebt Dr. Clark ein
laales SagegerSuscii an , welches sich bis zur A. fe-
moralis hinab erstreckte, nach oben jedoch am Arcus
aortae nicht mehr zu hOren war; in Dr. Nixons
Fall war ein lautes BlasebalggerSusch längs der ganzen
Aorta hOrbar, und die Arterien des Nackens pulsirten
stark. In beiden Fallen war die Diagnose auf Bauch-
aneurysma gestellt worden.
Ein Anhang giebt eine freie Ueberselzung der
Beobachtungen L e b e r t * s über die mikroskop. Er-
scheinungen von Tuberkel und Krebs (aus dessen
Physiologie palhologique) mit den dazu gehörenden
2 Kupferlafeln.
Indem wir hiermit unsere gedrängte lieber-
siebt des vorliegenden Werkes schliessen » glauben
wir den praktischen Werth desselben vornehmlich
▼om klinischen Standpunkte aus genügend angedeutet
Sil haben. Als eine Heihe von Vorlesungen keinen
Anspruch auf systematische und allseitig erschöpfende
Vollständigkeit machend, erscheint uns das Werk des
Vfs. als die höchst schatzbare Gabe eines gediegenen
uod vernünftigen Praktikers, die neben den vorhan-
denen klassischen Werken vonStokes, Williams
u. A. einen bescheidenem, aber ehrenvollen Platz
einzunehmen verdient. J a ff 6.
131. Practical obsenrations on diseases of
the Inngsandheart; by Arcbib. Biiiing,
M.-Dr. F. R. S. L. London 1852. 8. 138 p.
(21/3 Thir.)
Vorliegendes Buch ist gewissermaassen ein Enchi-
ridion , in welches Vf. , ein gefeierter Lehrer der
London - Universität , die Erfahrungen seiner 30jahr.
und langern Praxis und Studien in grOsstmöglichster
Kürze niederlegte. Für den praktischen Arzt bieten
diese Beobachtungen Krankheitsbilder dar, die, ob-^
gleich in engen Rahmen gefasst, doch mit scharfen,
deutlichen Zügen ausgedrückt sind. Für den Stu-
direnden hingegen geben sie für die Repetition ein
äusserst zweckmassiges Gompendium ab, das frei von
allen Bypolhesen nur dasjenige wiedergiebt, was die
Wissenschalt durch das Leben als zur Zeit endgiltig
errungen hat. Diess gilt insbesondere und vorzugs-
weise von der pathologischen Seite des Buches. In
Beziehung auf Therapie sind zwar nur kurze Bemer-
kungen zugefügt, die sich aber auch vortheilhaft
von der üblichen englischen Behandlungsweise un-
terscheiden.
Wie der Titel schon anzeigt, bespricht B. von
den Krankheiten der Lungen und des Herzens nur die
am häufigsten vorkommenden , und zwar ohne alle
systematische Anordnung, wie es ans folgendem kur-
zen Inhaltsbericht ersichtlich sein wird. — Als
Einleitung giebt B. eine summarische Uebersicht über
den Werth zuerst der durch die Auscullaäon der
Luftwege gewonnenen Zeichen. Sie enthalt nur
das Bekannte, zeichnet sich aber durch ihre prak-
tische Einfachheit und Klarheit aus. In Folgendem
weicht B. von dem gewOlinlichen Gebrauche ab, indem
er den Namen Peetoriloquie aus der Terminologie
gestrichen wissen möchte, weil deren Begriff die
Tracheophonie oder Bronchophonie ^ die an dem
ungeeigneten Orte vernommen werden, in sich schliesse,
und die Annahme der p.Consonanz" als eine den prak-
tischen Nutzen nicht fördernde, müssige Bezeichnung
ansieht. — Hierauf folgt die Betrachtung der HerX"
tone, deren Entstehung aus den Klappenfunctionen
Vf. vor 20 und etlichen Jahren , sciirifllich u. münd-
lich lehrte. Die ganze Oher diesen Gegenstand ge-
führte Abhandlung ist eine heftige Polemik gegen Vfs.
wissenscbaflliche Gegner und deren Theorien über
die Entstehung der Herztöne und Geräusche (B. führt
29 an). Hierbei wird Vf. einseitig, parteiisch, indem
er auf Grund einer von Dr. Herb. Da vi es be-
sorgten englischen* Uebertragung von S k o d a *s Werk
über Percussion und Auscullation oder wahrschein-
licher der Gutbr od* sehen Schrift mit sehr zwei-
deutigen Worten die Lehren desErsleren als irrig be-
zeichnet. Als Beleg für diese Behauptung will Ref.
eine einzige der vom Verfasser angezogenen und
typographisch ausgezeichneten Stellen anführen.
Der Uebersetzer (Davies) sagt: Skoda be-
haupte, dass der rechte und linke Ventrikel, die Aorta
und Pulmonalarterie sich vereinigen in der Bildung
ihrer Töne. Hierzu bemerkt noch Vf. in einer Note:
„Skoda hat in der That einige „Gewandtheit** ge-
zeigt, ein 5. Element (die Aorta und ArL pulmonal.)
zur Erzeugung der Herztöne zu finden, was noch den
Scharfsinn eines Hope, William, Magendie,
der brilt. Association und der unzahligen Schriftsteller
über diesen Gegenstand übertrifft.*' Nun sagt aber
Skoda mit klaren, unzweideutigen Worten fol-
gendes: „Es geht daraus (den vorhergehenden Beob-
achtungen), wie es mir scheint, ziemlich sicher
hervor, dass die beiden Herzkammern, die Pulmonal-
arterie und die Aorta jede für sich, sowohl den
ersten als den zweiten in der Herzgegend vernehm-
baren Ton hervorbringen können.«* Vf., der Sko-
da * s Werk , wie diess eine kurz darauf wörtlich an-
geftlhrte Stelle deutlich beweist, im Original kennt,
musste und konnte demnach sehr wohl wissen , dass
diese Stelle falsch aufgefasst und ins Englische über-
tragen worden ist. Schon nach diesem einzigen
Belege zu urtheilen , ist es zu missbilligen , dass ein
Mann, wie Billing, sich darin gefallen konnte,
in witzelnden Schmähungen auf Skoda sich zu
ergehen. Und diess ist um so scharfer hervorzu-
heben, als er selbst bei Betrachtung des 5. Satzes die
Ungenauigkeit des Uebersetzers durch ein Cilat rügt.
In eine genauere Analyse der übrigen Punkte hier
noch einzugehen, ist nach dem Vorhergehenden so-
nach völlig überflüssig. Mag auch in der neuesten
Zeit die Ansicht über die Functionen der Klappen und
die Entstehung der Töne , wie sie Skoda seit langer
als 2 Jahrzehnten gelehrt hat, und die fast als uner-
schütterlich dastehend betrachtet worden ist, durch
die neuern Untersuchungen Nega's in etwas wan-
142^
Billing , Ober Luagen- u. Herifcrankbeiten.
kend gemacht zu sein scheinen, so ist es ein blei*
bendes und unvergängliches Verdienst dieses Kory-
phäen , einer der ersten gewesen zu sein , der das
Dunkel dber die Enistrliung der Herztöne zu lichten
bemttht gewesen ist und die gewonnenen Resultate
für die Praxis anwendbar gemacht hat, mehr als viele
Andere und sicherlich nicht weniger als B i 1 1 i n g.
Nach dieser vorausgeschickten Einleitung über
Auscttitation geht Vf. zur Betrachtung der Lungen-
krankheiten Ober, die er mit Bemerkungen ttber den
Katarrh der Luftwege^ d. h. den einfachen Katarrh,
die Bronchitis, Peripneumonia nolha und Influenza,
eröffnet. Sie liefern in Bezug auf Pathologie nichts
Neues, sind im Gegenlheile, was Bronchitis und den
unter dem Namen Peripneumonia nolha zusammenge-
fassten Symptomencomplex belrifft, sogar unvoll-
stXndig zu nennen. Praktischer sind des Vfs. thera-
peutische Bemerkungen. So tadelt er insbesondere
die Gewohnheit beim Katarrh, dem chron. Bronchial-
katarrhe, den Kr., obgleich er guten Appetit zeigt,
auf eine entziehende Diüt zu setzen , die den Krank-
heitsprocess nur verzöMern oder verschlimmern wird.
Bei der Therapie der „Pneum. nolha" vermisst Ref.,
obsebon Vf. auf die Nothwendigkeit die Blutüber-
füllung in den Lungen durch Erregung und Belha-
tigung des flautkreislaufes abzuleiten hinweist, u. zu
diesem Zwecke die nach Arms trung's Plan aus-
geführten DampfliArter dringend empfiehlt, den nöi In-
gen Hinweis auf den Gehrauc)i der Emetica, dus
Weins, Liq. c. c. s., des Wechsels der Lage u. s. w.,
wahrend er angleich die hier vom Vf. empfiihlenen
Opiate als sehr gefalirliche, trügerische Mittel ansehen
muSB. — Die ßalsamica, die Senega, Ipfonc. gegen
chron. Bronchialkalarrh und Bronchitis finden im Vf.
einen warmen Lobredner, der auch ihre Indicalion
flüchtig andeutet. Interessant und belehrend sind
die kurzen Krankheitsgeschich len über langbestan-
denen Husten. In dem einen Falle verschwand ein
7. Jahre bestandener Husten , welcher den Verdacht
eines Lungenleidens schon erregt hatte , schnell und
radical nach Entfernung des erhärteten Cerumen aus
dem GohOrgange. In einem andern Falle waren die-
selben Zeichen von Störuiigen der Uteri nfunction ab-
hängig gewesen. — Emphysem y eine kurze, bün-
dige, nichts neues bietende Abhandlung. — Croup,
Vf. bespricht hier den croupOsen Process auf der
Bronchial-, Tracheal- und Larynxschleimhaul, und
obwohl er die Krusten condensirten Schleimes, die
Pat. von Zeit zu Zeit auswerfen , erwähnt , fand
Ref. die beim Bronchialcroup so charakteristi-
schen, gabelförmigen , cylinderfnrmigen u. s. w. Ge-
rinnsel unter den Symptomen nicht mit aufgezählt.
Die Behandlung des Group (im engern Sinne) erinnert
an die von G. Naumann empfohlene. B. rühmt
zuvörderst , um Zeit zu ersparen , ein Vesicans auf
die Trachea und an dessen Ränder Blutegel zu legen,
warme Dampfe, um die Abtrennung der Pseudomem-
branen zu befördern, einathmen zu lassen. Das
Hnuptmittel sind Emetica. Das Calomel zu gebrau-
chen, widerrath er , aber nur aas dem Grunde, weil
et zu langsam wirke* Seine Ansichten über Tn-
cheotonüe, in den heftigsten Fallen nur zulassig, aind
zweideutig. — In der Abhandlung Ober Pneumom
zeigt Vf. ausführlich und vortrefflich den hohen Werlh
d. Auscultation zur Feststellung d. Diagnose u.Prognosr,
bezeichnet insbesondere den seraiotischen Werth der
durch die physikal. Untersuchung gewonnenen Zeiclieo.
Er berührt ferner, und wohl mit Recht den ümstaad,
dass Indiv. , welche nach Uberslandener Pn. schDell
zu ihrer frühern Besehafligung zurückkehrten , oll io
der Reconvalescenz zurückschreiten und bald die
Zeichen der Hektik darbieten. Bei der Untersuchuog
finden sich dann hepatisirte Stellen in den verschie-
denen Stufen der Rückbildung. Diesen mit den
Namen „lalende Pn.** von ihm belegten Zustand hob
er schnell durch Ortl. Blutentziehung, Sedativa, An-
timonialien mit Sulphas magnesiae, Milchdiät —
Ebenso vorzüglich ist das ttber Pleuritia Gesagte,
namentlich über die Entstehung der Abscesse n. die
zur Bethatigung der Resorption so gerühmten HttuL
Was den ersten Punkt anbelangt, so bemerkt Vf.,
dass der Sitz der Pleuritis an der unterst gelegeoei
Flache, da, wo sie einen keilförmigen , engen Sad
bildet, zur Aasscheidung einer beträchllichen Mesge
Lymphe sehr geneigt ist, die, da sie sich nicht ?oli-
standig organisirt, die Abscessbildung bedingt, der
sich entweder nach aussen , oder durch die Loagei
entleert a. s. w. In Bezug auf den zweiten Paskl
warnt Vf. vor allen activen Mitteln , namentlich des
Mercurialien , indem nur die Zeit (8 Monate bit2
Jahre) bei Erhaltung der Kräfte durch Regulirung der
Diät und Tonica die Resorption bewerkstelligen kaoD.
— Die Ansichten des Vfs. über das Wesen des
Keuchhustens^ der ohne Exanthembildung eiiedei
Masern nahestehende, u. wie diese eine specif. Aflee-
tion der Bronchien erzeugende Krankheit sei, eriBaen
an die Ideen der natur- historischen Schule. Die Be-
hauptung, dass derartige Kr., ehe der eigenthoo)-
liche Charakter der Tuss. conv« entwickelt ist, iih
weilen schnell sterben, scheint im Allgem. die Beob-
achtungen Grants u. a. alterer englischer Aente,
zu bestätigen. Nach ihnen steigert sich die Aefiliir-
lichkeit der Masern - und Keuchhustenepidemien , je
mehr westlich die heimgesuchten Lander liegen, asd
die Behauptung findet ihr Analogen im Scharlach u.
der Pocke, welch« häufig, ehe ein Ausbruch des
Exanthems erfolgte, das Individuum tödten. Diit
in derartigen Fallen die Ursache des schnellen Todes
in einer localen Entzündung meistens zu suchen sei»
übersieht Vf. keineswegs, der deshalb frOhaeitig
Emetica anzuwenden anrath, damit die die Gefahr aiit
sioh führende Geneigtheit der specif. bronchilisebeo
AflTection auf die Blaschentextur überzugehen (Poea-
monie) paralysirt werde. Ob Tonica, Frictionea des
Rückgrats nach Beseitigung der fieberhaften Zeichea,
nöthig sind , um die aus der bei T. conv. gesitfrtea
Circulation entspringenden Krankheilen des Cerebro-
Spinalsystems zu verhüten , ist in Frage zu stelieoi
weil, wie die Erfahrung hinreichend zeigt, ein sorg*
faltiges Verweilen in gleicher Temperatur (16^ R*)
BiHing, Ob«r Luageii- n. BenitrtDklidiUa.
143
das beste Prophyiaklicuin gegea derartige Complica-
tionen tu sein pflegt. Ebenso wenig ist die Behaiip-
long sticbhaltig, dass man weder vor noch nach dem
Aoralle ein Rasselgerüuflch hOre, weshalb Vf. den
Ansdrock „trockne Broncbilis" gebraucht. Die Beob-
achtung lehrt das Gegentheil; im 2. Stad. sind vor
jeileiB Anfalle Rasseigerausche hOrbar. — Den
Laryngixmus striduhts hxit Vf. wohl mit Recht» wenn
Ref. nach den wenigen ihm vorgekommenen Fallen
einen Schluss hieraus ziehen kann, für einen tetani-
sehen Krampf gegen M. Hall, der ihn fdr eine epi-
leptische Krankheitsform erkitfrt. Ref. bedauert, dass
Vf. eine strenge Sichtung des unter dieser Benennung
lu verstehenden Asibma laryngeum acutum s. Millari
von andern nervOsen Affeclionen des Larynx: wie
Glottiskrampf, Asthma laryngeum chronic, s. Koppii
nicht ausgeführt hat, au geschweigen , dass ver-
schleppte Anfalle der T. conv. , leichte Groupanfäile,
Tuberkulose der Bronchialdrusen, Gehirnkrankheiten
unter dieser Benennung fälschlich zusammengefasst
sind. Auch die von Jam. Reid aufgestellten 4
Formen des L. strid. erwähnt Vf. nicht, wahrschein-
lich weil sie nur durch den Grad der Heftigkeit des
Anfalls charakterisirt sind. Die Ursache der Krank-
heit nicht zu kennen , bekennt Vf. offen , giebt aber
einen sehr einfachen und zweckmässigen Ueilplan.
Vor allen Purganzen u. andern kräftig wirkenden
Mitteln, iosbespndere vor dem nutzlosen, in England
allgemein gebräuchlichen Scarificiren des Zahnflei-
sches, warnt er dringend. — Als Anhang fügt Vf.
iHerzu die sehr praktische Beobachtung, dass Kinder,
welche von Geburt an eine sehr enge Glottis haben,
bei jedem geringfügigen Husten einen croupähnlichen
Ton erzeugen, der ohne Berücksichtigung der Ursache
nur zu oft für Group oder Laryn^ismu^ gehailen und
behandelt werde, während dieser Zustand sich von
seihst mit den Jahren verliere.
B. bespricht nun einige Ara/f^AeiYen des Herzens,
und zwar znvOrderst die Pericarditis und Endocar-
ifiY» als die am meisten vorkommenden pathologischen
Zustände, die die hauptsächliche Ursache der spätem
organischen Veränderungen des Herzens abgeben.
Der pathologische Theil dieser so wichtigen Krank-
heiten ist sehr unvollständig. Bei der Therapie ist
nur hervorzuheben , dass nach Vf. das Morphium sich
wie bei \\\\. acutus, Pleuritis, Pneumonie u. nament-
lich Peritonitis als ein mächtiges Antiphlogisticum
bewährt hat. Nur muss es in oft wiederholten, vollen
Ijaben (von t/^ — i/^ Gr. alle Stunden) in Verbin-
dung mit Vi5 Gr. Tart. emet. f?«»geben werden, bis
es den Schmerz beseitigt, die Pulsfrequenz gemässigt
bat. Kleine Dosen, 4 — OslUndl. gereicht, sind
nnch B. sch<ieh , weil sie die Sehmerzen und die
übrigen Zeichen steigern. Tritt nach der 4., 5. Galie
kein Nachlass ein , so verdoppelte Vf. die Dosis uml
f ab sie 28tandl. ; meistens sah er nach dem Gebrauche
yon 6 — 10 Gr. die Eiitztlndung gebrochen. Schlaf
eingetreten und keine Narkose entstanden, worauf er
tnit aller Strenge noch 8 — 10 Tage laug vollkom-
mene Bube einhalten lieas» theilt «m die Wiederkehr
der Zeichen zu verbaten, iheils oro gegen organische
Nachkrankheiten auf der Hut zu sein. Vor dem on-
zeitigen Gebrauche der Purganzen wird gewarnt.
Obwohl nicht erschöpfend, doch vollständiger
sind die Klappenkrankkeüen , die Hypertrophie mit
und ohne Dilatation und Klappenfehler und die hier-
aus entspringenden Folgekrankheiten beleuchtet. V«n
grossem praktischen Interesse sind in diesem Ab-
schnitte des Vfs. vortreffliche Bemerkungen über Pal-
pitation u. ufiregelmässige HerzthäÜgkeit , welche
von Innervation abhängen und mit Structurverände-
rungen nie vergesellschaftet sind. Zustände mithin,
auf die schon früher Hufeland in seinem classi-
schen Aufsatze „Herzkranke ohne Herzkrankheit*«
aufmerksam gemacht halte. Ein derartiger Nerven-
einfluss im Excess: heftiges Herzklopfen oder eine
ausserordentliche Rapidität der Herzthäligkeit kommt
bei gesunden Indiv. mit einem sehr reizbaren Nerven-
systeme bei der geringsten Störung ihres Allgemein-
befindens, ferner hei Störungen der Uterinfunctionen,
Leiden des Dauungskanals (und hier besonders nach
dem Essen) , der Nieren , Leber ebenso häufig vor,
wie das enlgegengesetzie Innervalionsverhältniss: der
Herzmuskel macht Pausen und der Puls Intermissio-
nen. Dieser letztere Zustand tritt nach B.*s Beob-
achtung häufig in den spätem Jahren bei denjenigen
Individuen ein, welche in den frühem Jahren an Pal-
pitationen gelitten hatten. Wein , Tonica heilen
schnell und sicher die oftmals vermeinte Herzkrank-
heiL Dasselbe gilt von dem Herzimpuls, dessen
Werth als Zeichen der Hypertrophie Vf. ebenso scharf
sinnig abschätzt , wie er andererseits dureh Beispiele
belegt, dass dieses Zeichen bei nervdsen Männern u«
Frauen, die durch Studien, tieschäfte, Vergnügun-
gen, Ausschweifungen geschwächt, oder bei Indiv.,
welche wegen vermeintlicher Hypertrophie durch
knappe Diät, Purganzen, V. S. herabgekonmen sind,
ohne Structurveränderang vorzukommen pflege. Vf.
leugnet aber auch nicht, dass diese nervösen Palpita-
tionen durch ihre Wiederkehr und Dauer auf die
Muskulatur des Herzens einen nachtheiligen Einfluss
ausüben können und müssen. Er erklärt hieraus die
Hypertrophie der Trabeculae carneae, die Dyspnoe»
die Ohnmacht und das blasende Geräusch bei oder
an der Stelle des ersten Tons , welche solche Palpi-
tatiottsanftllle zu begleiten , und was das Geräusch u.
die Dyspnoe anbelangen , mit dem Ende des Anfalles
zu verschwinden pflegen. Nach Vfs. Ansicht werden
also die MM. papilläres und Trabeculae hypertrophirt,
die durch einen derartigen Anfall iu eine spasmodische
Thätigkeii gesetzt mit den Herzmuskeln die Klappen
widernalürlich offen erhalten, wodurch das Blut nach
den Lungen regurgitire (Geräusch und Dyspnoe) und
das Gehirn daher Mangel an Zufuhr erleide (Ohnmacht).
Wie bonach Morphium den Aufall abkürze, so werden
Tonica (Eisen, Chinin, Silber-, Zinkoxyd), nährende
Diät die Wiederkehr verhüten. — Zuletzt gifbt Vf.
eine hfhidige llebersichl der auscultatorischen Zeichen
bei de« verschiedenen Herzkrankheiten. Sie weicht
iron den, was Skeda lehrte» nicht ab.
144
Füller, Rheomtlitoiiii 9 rhflumat Gicht a. 8» w.
Bei BespreellUDg des Aneurysma a&rU detc.
macht B. auf einen doppelschiägigen Puls , welcher
charakteristisch sein soll » ' aufmerksam. Derselbe»
P. resiliens von Vf. genannt , zeigt einen ersten kraf-
tigen und einen hierauf schnell folgenden schwachen
Anschlag, worauf die bis zum nächsten Pulsschlage
Ddlhige Pause eintritt. Der 1. starke Anschlag ist
der Ventrikularpuls , der 2. schwache ist uach Ana-
logie der Pulsalionen der nach aussen gelegenen
Aneurysmen ein von der Aorta fortgepflanzter Impuls.
— Eine 2. Form eines ebenso für ciiaraklerislisch
zu haltenden Pulses halte V'f. bei den Klappenfehlern
erwähnt. Ist die dadurch bedingte Regurgitaliou
bedeutend > so gehe in dem doppelschiägigen Pulse
der ]., schwache Anschlag vom Vorhofe, der 2.,
stärkere vom Ventrikel aus und nun folge die Pause.
In derartigen Fallen, wenn sie nur einige Zeit bestau-
den haben , finde man den Vorliof bypertropbirl. —
Eine 3. GaUiing dieses Pulses »uvUl Vf. aus einem
Fehler der Innervation , gleichsam einer mocJiiicirlen
Palpitalion, bei Mango! aller organischen Veränderun-
gen [gegen die vorlierrsriiende Ansicht] abzuleiten.
Das Herz ist scliwacli , reizbar und zuweilen auch
vergrOssert [!] , der Ventrikel hat nicht Kraft genug»
sich vollkommen zu entleeren , allein in Folge seiner
Reizbarkeit unterbricht er die normale Diastole durch
eine 2. Systole. So werden 2 Pulse und 3 Herztöne
wahrgenommen» von denen der erste systolische Ton
der stärkere und der 2. aussergewtfhnliche systolische
Ton der schwächere ist, worauf als der 3. Ton der
Semilunarklappenlon folge. — Erweichung und
fettige Entartung des Herzens, B. , der Roki-
tansky's Ansicht über diese Degeneration llieilt» sah
zuweilen kleine Stellen in den degenerirten Tbeilen,
die sich zum normalen Gewebe wieder zurückgebildet
haben sollen, r — Angina pectoris als Symptom
verschiedener Herzkrankheiten und Asthma eine Be-
zeichnung für Dyspnoe bei Lungen- und Herzkrank-
heiten. Die letztere Abliandhing ist in pathologischer
wie in therapeutischer Hinsicht gleich vortrefflich.
Vf., um nur Einiges aus derselben hier anzumerken»
empfiehlt beim Asthma auf Grund eines Lungenleidens
nach Beseitigung der Reizung der Bronchialschleim-
haut (durch zeitweilige kleine Gaben des Mercur) die
Senega mit Chinin und Zinc. sulphur. in Pillen bei
fleissiger Bewegung in freier» wenn auch kalter Lull.
Bei asthmatischen Anfallen Herzkranker sind» sobald
als gefahrdrohende Störungen des kleinen Kreislaufes
zugegen sind, nur massige V. S. oder Itesser an deren
Stell«* tri)rki*iie Schröpfköpfe indicirt. Nach gehobe-
nem Aiifiille rtthmt zur Verhütung der Wiederkehr
derselben durch Wiederherstellung und Kräftigung
dos Tonus der Lungencapillarien gegen die Regurgi-
tation des Blutes Vf. die Ipecac. und Senega in Inf.
oder Decoct. — Ziemlich weitläufig bespricht B. die
durch Leberkrankbeit hervorgerufene und von ihm
deshalb so genannte Tussis hepalica, was um so
auffallender ist, als er in diesem Schriftchen auf die
objective Diaguose eiuen grossen Werth legt und alle
dassificirten fiezeichaungen als unntlts verwirft —
Phihisis puimon. lubere. In pathologischer u. diagia-
stiscber Hinsicht bietet dieser Theil nur Bekanales.
mit Ausnahme» dass B* leugnet, dass Tuberkel eii
Resultat der Entzündung sein könnten. In der The-
rapie warnt er vor allen die Constitution scbwlcbeii-
den Mitteln» lobt eine nährende» nicht reizende Diai,
gegohrene Getränke» den Genuss der freien Lufl, lur
Bekämpfung der von Zeit zu Zeil durch die Erweichon«
der Tuberkel bedingten Entzündung des Lungenge-
webes , der Pleura Morphium mit TarL emet., Cala-
plasmen und verwirft die Blutentziehungen und ür
entsprechende Behandlung anderer Symptome. -
lieber den Gebrauch des Ol. jec. aselli giebt Vf. «i
[doch wohl etwas einseitiges] verwerfendes Crtii«!
ab» als ein , und diess giebt er zu » nur feltmaches-
des Mittel.
Zuletzt fügt er noch einige Bemerkungen zur iA-
ferentiellon Diagnose der idiopathischen , nidu m
Tuberculosis abhängigen Haemoptysis (Laennee's
Apoplexia pulmonum) an» die er bei Frauen oft beob-
achtet hat.
Indem hiermit Ref. den Bericht ttber dieses Schrift-
chen schliesst » so muss er die Anerkennung aack
aussprechen » dass » wie die angegebene Uebertickt
bezeugt, der an der Spitze des Titels stehende Aas- ,
druck „praktisch" vollkommen gerechtfertigt ist, eiaej
um so grössere Ausnahme» als diese Bezeiclioaif;
durch ihren Missbrauch in der letzten« Zeit in Hissm-
dit gekommen war. MO ekel.
132. On rheunatism, rhenmatic gout ui
SCiatica, their pathology , Symptoms $»i
treatment; by H. W. Füller, M. D. Caal.,
F. R. C. P. L. » assistant Phys. to St. Georges-
Hosp. etc. London 1852. John Ghurchill. II
u. 403 pp. (5 Thlr. 17»/» Ngr.)
Das Aufleben einer exacten Forschungsmethode ii
den medicinischen Wissenschaften schien den lüei
und dunkeln Begriif Rheumatismus aus der Pathologie
verbannen zu wollen ; man .fand , dass der innere
Zusammenhang verschiedenartiger Affectioneo einer
exacten Forschung nicht zugünglich war, und biell
sich nur an die einzelnen LSsionen selbst. Hiernadi
konnte man in dem acuten Gelenkrheumatismus Nicblsili
eine Entzündung der verschiedenen Gelenkbänder, >■
den rheumatischen Afl*ectionen des Herzens Nichts als
eine Peri - oder Endocarditis finden ; das EpitbeloB
„rbeuniatisch*' fand man durch keinen anatomischei
Befund gererhtfeiligt und fing an, dasselbe als n**
wissenschaftlich zu verwerfen. Doch die Praxis dul-
dete nicht die Austreibung des lange eingebOrgertei
BegrilTes» die eigen thUmlirhe Verbindung und Aufein-
anderfolge verschiedener Locallifsionen in demselben
Individuum liess auf eine ihnen gemeinschaftlich i<
Grunde liegende Ursache schliessen» der Erfolg eiosr
rein gegen die vorhandenen anatomischen StOrungei
gerichteten Behandlung war kein günstiger and liest
veruiuthen» dass man hier nicht die Krankheit selbst«
sondern nur eine fast zußiliige Wirkung derseU>6*
Fvller» RlMiulMlMabs ,
Gidit «• I. w«
f«
aiifrtfl». Dai« ktln, tlass ^ immtr li«fier dringMHl«
Chtmie des btkbleB Urpers eine diesen Kroakheiliw
xusUm^eB eigeslhumliclie Gonstitiiilon manoher km-^
^rarfseiei^ eulittfiedeti begann und den ZuflaimnetH
hang cwischen ihnen neohwies. 80 wurde denn die
vieHsch ferkelserte and verspottele rbenniMiseiia
Schiffe »tcb von wisseüeclivftliclier Seite her wieder
vm ihre Rechte eingesetzt, und der Praktiker derf
unbeechedet eeines wisBenschaftliehen Rufes darauf
dettken« sie aus dem erkrankten Kttrper austutreiben.
Aoeh unser Vf. gebort an denen , welche die vielfacb
wechselnden und veränderlichen Rrscheinuniren des
Rheunoetismus dnrcb eine allgemeine Ursache bedingt
glauben» Diese liegt nach ihm in einer Vergiftung
des Hutes, in einer DeberfUllung desselben mit eigeiv-
thOnlicbea ihn im gesunden Zustande wenigstens
nichi in gleich grosser Quantität Bukenmseiidett 8tof>^
ffen, und wahrscheinlich sind es Attswurfsslofie, viel-
leicht Harneliure und Milchsäure» welche durdi irgend
weiche Ursachen im Blute zurdekgehalten diesem
eigeftthOmlicbe in verschiedenen Theiien Exsudatiun
und Schmera erregende Eigensehaften ertheilen. Die
Wirkimgen der K8ke als Rhenmalismus eraengenden
Agens erktifari Vf. einseitig nach dieser Theorie da«
durch« dass sie die Hautauadttnstung behindernd eine
Amaammlung der Milchsäure» als eines normaleo Bi*
creles der Haut» im iluAe befördere. Abgesehen von
anderm Hy|i«tbetiscben, was in dieser Annahme liegt»
wird jedenfalls .die Uglich bn machende Erlahrung
dabei aus den Augen geftaesen , dess eben auch die«
selben Tbeile» welche der Kalte ausgesetit waren»
vonQglich von Rheumatismus befallen werden ; auch
ist es vieUeieht nicht so sehr die Kdlle als der Tem*
peratnrwedMol » welcher de nächste Ursache des
Rhenmalmmua wirbt. Im Uehrigen bte^iet die Actio-
lefie maoehee Behenigenswcrtbe u«d wird darin ver-
sucht» viele schwankende Pudile durch slatistische
Oaften lestaustellen » so den Einfluss des AJters , des
GeachlediU» der Erblichkeit, der Kliwdte und Jahres-
aeitea. Der Zusammenhang anderer krankhalten Zu«
Staude» vorattglieh fast aller sogenannten Scliwnclie-
krankhehen mk der Entwicklung des Bheumatismns
wird gebührend anerkannt; als sein Sitz wird vor-
zugsweise das fibrOse u. fihroserOse Gewebe bezeich-
net» obgleich auch aHe andern Tbeüe des ILt^rpers»
das Hera » die Lungen » die Pleura » der Uterus » die
Nieren» die Leber» die Httllen des Crehirns u. Rücken-
marks» das Perioateum davon befallen werden klki«
neu. Ret einem aolchen Ausspruche mues man wohl
beachten« dans dem VL der Rh. nur eine EniaUndung
eigenthittmheiier Art iet, bedingt durCb eine U^er^
f&Uyag des Blutes mit bestimmten Auswurfsatoffen ;
ist einmal die bestimmte BluleesMlitulion vorhanden,
so bangt es fast nur von zußllligeu Umstanden ah»
welclier Tbeü suuäebat befallen wird. Am meisten
ausgeaelst sind die Tlietle, welche eich ecken in
einem kraukhaftcü Zustande befinden; ao wird 4as
Gelenk am «Icicfalieeten befallen , was vielbaicht dutcb
eino iunsere VerieUung bueintoaohtigl ist» es wifd
UmL Jabriftk Bd. m. Hfl. 1.
daa Hera ehfr befallen » wenn ea durch was hamer
fttr Ursachen in einen erregten Zustande sich befi»«
det. Ein genügender Nach weis, daas jene LSsioncn
wirklieh durch die bespracbeoeD Ursachen bedingt
seien, kann zwar nicht geliefert werdcu; Atr den Vf.
liegt er in der Combiuaiion » wekhe dieae Leiden hmI
audcm rheumatiseheu Erscheinungen eingehen » und
es bleibt scuaoh hier so lange eiu Zirkelacblasa » ale
nicht eine eigeuthUmlicbe zu Grunde liegende Con-^
stittition des Blutes besser als dieses bis jetzt geschehen»
bewiesen ist.
Der Erörterung dieser schwierigen Fragen sind
die 3 ersten Capitel des Werkes gewidmet, im 4. u.
5. wird der aeuie GeUnkrknmatUmtu und seine
Behandlung besprochen. Sehr gut wird über die
verschiedenen von verschiedenen Seilen geprieseneu
oder verworfenen Mittel gesagt» dass man nach beiden
Seiten hin viel zu altgemein verfahren habe» daaa man
dabei zu wenig die verschiedenen Umstände» unter
denen Bheumaüsmus auftrete, und seine Modificatia«
nen ins Auge gefaesl und darnach auf ralienelle Weise
sein Mittel ansgewShit habe ; weniger aei daher die
Entdeckung neuer Mittel und Behandlungsmelhodeu
wttnsclienawerth , als die AuÜBteHung guter unler«
scheidender Indicaiionen für die An Wendung der sehou
bekaooten. in diesem Sinuc werden dann die ein-
aelneu Methoden und MUtel besprechen ; näher hier«-
auf einzugehen Brlaubft der Raum nicht, doch theile
ich die vom Vf. beliebte Behandlungsmethode au ihren
UauptzMgen mit. .Die vdn B 0 n ii la u d enq>lQblepien
allgemeiuen ftlntaniziehuagen ooup zur coup Air nUe
Fälle verwerfend, hüll er einen massigen Adectaaa
nur in einzelnen iRällnn indicirt bei jtHigen, krälUgen
Individueu, deren Secretieuen angehalten» deren >Fula
voll und kräftig anschlagend, deren Haut brenueud
heiss und truekeu ist; er winkt hier f^anetig auf die
Wiederherstellung der Seoretiouen und macht den
Organismus der Einwirkung anderer MiAtel augXng«
licher. Der uäcbsle Pnnki uiuas die Sorge fttr die
Regelung der Darmfunctienen sein; wo Stublvur-
stopfuug vorhanden» bewirke man ^liurch Calomel odL
eine Salzlösung in einem Infusum sennae weuigatens
täglich einmal eine gehörige Entleerung; ist dieae
vorhanden» ao ist doch eine ^Dosis Gnlomel mit Opinm
oft von grossem Nutzen. Die Alkalien sieht Vf. alz
die Mittel an, wekhe die Krankheit in ihrem eigen-
sten Wesen anzugreifen flibig sind ; sie stellen die auf-
gebolieae Alkalinitat des Blutes wieder her, sie hin-
dern die Aussdieidung des Fibrins im cuagnliffteu
Zustande vorzüglich am Klappenapparate des JBerzeua»
sie wirken beruhigend auf das Gefilasayitem » sie be-
fördern den Umsatz der StolTe nnd dadurch vurauga-
weise die angehaltene Urinseeretion. Sind daher die
beiden «orheHiesprocheneo Indieationen erfüllt, so
reicdu er sie nach Umständen in Verbindung lyit
Opinm» Colchicum oder Antimonialien. Fast in allen
FäUen sah er durch sie die gnnetigsieu Wirkungen
sowohl auf die allgemeinen als leealen Symptome*
Am gewdhnliahaten wendet er den Tartarus nntrona-
19
148
Fall er, Rhemnatismut » rfaeumal. Gicht a. ä. w.
tus an , welcher von den Verdaaungsorganen hesser
vertragen wird und nach seiner Annahme sofort im
Magen in entsprechende Quantitäten kohlensaurer
Salze zerlegt wird. Für die örtliche Behandlung der
Gelenkentzündung halt er Ortliche Blutentziehuugen
nur in einzelnen Fällen für ntfthig, wenn nämlich die
Entzündung sehr stark wird und sich in einem ein-
zelnen Gelenke fixirt; warme Fomentationen sind
oft nützlich; der beste Erfolg wurde gesehen von
Einwicklung des betroffenen Gelenkes in Flanell,
durchfeuchtet mit einer alkalischen Solution » zu der
Opium gesetzt ist, worauf man das Ganze mit Gutta-
percha umhüllen kann.
Das 6. — 9. Gapitel nimmt die Abhandlung der
mit dem acuten Gelenkrheumatismus combinirten
Herzaffecäonen ein. Ich beschränke mich darauf,
eine bezeichnende Stelle über den Einfluss der einge-
schlagenen Behandlungsmethode, in specie der Blut-
entziehungen auf das Eintreten der Uerzaffectionen
mitzutheilen , da eineslheils die Frage von grosser
praktischer Wichtigkeit ist, anüerntheils ihre Behand-
lung als eine Probe von der oft treflenden AulTas-
sungsweise des Vfs. dienen kann. Nachdem Vf. das
Verhaltniss, in welchem die Uerzaffection zu den
übrigen Erscheinungen der Krankheit steht , erörtert
hat, fhhrt er fort : „Zunächst liegt uns nun die Frage
vor, in welchen Fällen und unter welchen Umständen
die Reizbarkeit des Herzens am meisten erhöht ist u.
ob es diese Fälle auch sind, in welchen eine Entzün-
dung dieses Organs vorzüglich droht? Erfahrung und
Reobachtung haben genügende Aufklärung über diese
Punkte geliefert; es steht fest, dass in der Jugend
die Actionen des Herzens nicht blos rascher von
Statten gehen, sondern auch durch geringere Reize
beschleunigt werden als in spätem Lebensaltern, dass
in gleicher Weise das Herz beim weiblichen Geschlechte
leichter aufgeregt wird als beim männlichen; auch
bei Menschen , die durch Krankheit oder starke wie-
derholte Blulentziehungen geschwächt sind und deren
Blut durch einen Mangel an gefärbten Körperchen
charakterisirt ist, ist die Reizbarkeit des Herzens ver-
mehrt und unterliegt dasselbe leicht Palpitalionen.
Von theoretischer Seite also würden wir berechtigt
sein, in diesen Fällen vorzüglich die Entwicklung
einer Herzentzündung zu erwarten , und in der That
bestätigt sich dieses Verhalten in der Praxis. Man
nimmt jetzt allgemein an, dass der acute Rheumatis-
mus häufiger bei jugendlichen Individuen als in vor-
gerücktem Jahren durch Herzentzündung complicirt
wird; statistische Beobachtungen haben ausgewiesen,
dass letztere häufiger bei Weibern als bei Männeru
sich findet und ich bin immer überrascht worden,
sowohl in der Privatpraxis als in den Sälen des St.
Georges-Hospitals durch die Häufigkeit ihres Vorkom-
mens bei bleichen schwächlichen Individuen , bei
solchen , welche durch vorhergegangene Krankheiten
oder auch durch die eingeschlagene Behandlungsme-
thode heruntergekommen waren, bei solchen endlich,
deren Uerzactionen durch was immer für Ursachen
beschleunigt waren. Ich glaube in der That , dass^
wenn man sorgßiltig alle diese Umstände abwigt,
wenn man sein Augenmerk auf das Alter und Tempe-
rament des Kranken richtet, auf die vorhergegai-
genen Umstände, auf die Heftigkeit des Anfalles, das
Verhalten des Pulses und die Behandlungsmethodf,
welche eingeschlagen werden soll , man mit einiger
Sicherheit das Eintreten oder Nichteintreten einer
Herzentzündung voraussagen kann. — Es liegt am
Tage , dass , wenn die Reizbarkeit des Herzens gross
ist, die rheumatische Gicht vorzüglich sich auf die-
ses Organ werfen wird ganz in derselben Weise, wie
es vorzüglich das Gelenk bef^lllt , welches durch eiac
vorhergehende Verletzung oder starken Gebrauch ge-
schwächt ist; es wird daher Alles, was die ReizbaN
keit des Herzens vermehrt , die Gefahr des Befallen-
werdens dieses Organs erhöhen, Alles dagegen , was
eine entgegengesetzte Wirkung hat, eine solche Com-
plicalion fern halten. So mag ein massiger Aderlass
dann und wann nöthig sein, sowohl um die örtlichen
Erscheinungen zu mildern , als auch um die Einwir-
kung anderer Mittel zu erleichtern ; sUrke Blnteni-
Ziehungen aber werden dadurch , dass sie eine ver-
mehrte Reizbarkeit des Herzens herbeiführen, onfeh^
bar das Eintreten einer AlTection dieses Organs
befördern ; dasselbe gilt von starken, öfter gereichten
Abführmitteln und von Allem, was eine ähnliche
Wirkung hat. Dagegen werden Alkalien, in reichlicher
Dosis gegeben, dadurch, dass sie die veränderte Blnt-
constitution zum Normalen zurückführen und die
Ausscheidung der krankhaften Stoffe befördern, direel
dem Eintreten der Herzentzündung entgegenwirken,
indem sie eineslheils ihre eigentliche Ursache forl-
schaflen , anderntheils vorzüglich in Verbindung mit
Opium, Colchicum und ähnlichen Mitteln einen beru-
higenden Einlluss auf das erwähnte Organ aasOben;
sie sind so gewissermaassen als ein Schutz gegen
diese Gefahr anzusehen.*' — Um einem MissversUnd-
nisse dieser Stelle vorzubeugen, füge ich hinzu, dass
der Vf. unter Herzentzündung nicht allein die sehr
selten im Verlauf des Bheumatismus vorkommende
Entzündung der eigentlichen Herzsubstanz, sondern
vorzüglich auch die weit häufigere Peri- und Endo-
carditis verstanden haben will.
Im 10. Gap. werden interessante Daten über die
mit Delirien und tetanischen ZußUen verlaufenden
Formen des Rheumatismus beigebracht; selten findet
man bei ihnen in der Leiche die Zeichen einer Ent-
zündung des Gehirns und seiner Umhüllungen , öfter
schon Peri- oder Endocarditis ; doch sind diese Ll-
sionen schwerlich als die eigentliche Ursache der
nervösen Zufälle anzusehen. Der Vorgang ist viel-
mehr folgender. Das mit rheumatischem Gift über-
ladene Blut vermag einer ordentlichen Ernährung des
Gehirns nicht mehr vorzustehen ; dieses wird in sei-
nen Functionen sich um so leichter anomal erweisen,
je mehr der Organismus vielleicht durch frühere
Krankheit, Excesse, übermässige Aufregungen ge-
schwächt ist ; das Vorbandensein anatomischer Stö-
rungen in den Kreislaufs-Organen kann dadorcb die
anomale Ernährung des Gehirns and damit die krank-
Bricheteau, chron. Krankheiten d. Respiraüonsorgane.
147
halten Actionen des Nervensystems noch befördern,
ilass sie auf den Kreislauf störend einwirken. Mehrere
diese Ansicht bestätigende Fülle, theilweise mit
gittcklichem, theilweise mit unglttcklichem Ausgange
werden beschrieben.
Unter rheumatischer Gicht beschreibt Vf. eine
Krankheitsform, die gewissermaassen die Mitte zwi-
schen eigentlichem Rheumatismus und Gicht ballen
soll ; sie unterscheidet sich vom wahren Rheumatis-
mus durch die grössere Häufigkeit ihrer Anßllle, so
wie durch ihre mit jedem neuen Anfalle zunehmende
Heftigkeil und Hartnäckigkeit ; ferner dadurch, dass
sie vorzugsweise die kleinen Gelenke beflfllt, sich
uiehr in einem einzelnen Gelenk fixirl und hier Ver-
dickungen und.Exsudalionen verursacht; endlich da-
durch, dass sie selten das Herz und seine Hallen
heflUll und dann und wann Abschuppung der Haut
hervorbringt. Von der Gicht unterscheidet sie sich
dadurch , dass sie vorzüglich Leute im jungem Alter
von zarter, schwächlicher Constitution. Weiber ebenso
häufig als Männer befällt ; dass sie in verschiedenen
Gelenken zu gleicher Zeit haust und in Bezug auf ihre
örtlichen Symptome wandernder Natur ist. Es sind
also nur theils gradweise, theils zufällige Unterschiede,
welche diese Form nach beiden Seiten hin abgrenzen
und dürfte diher ihre gesonderte Abhandlung nur
durch didactische Gründe eine Rechtfertigung finden.
Der Aufstellung einer solchen Mittelform zwischen
zwei Krankheitszusländen, welche ohnedem durch
die neuem Forschungen eher näher gerUckt als ge*
trennt sind , dürfte wohl mancher gerechte Vorwurf
gemacht werden können.
Das 12. Gap. handelt vom chronischen Rheuma-
iismus; er zeigt sich vorzüglich in den Muskeln,
ihren Sehnen und Fascien, auch im Periosteum. Der
Abhandlang der Ischias und der übrigen Formen des
neuralgischen Rheumatismus ist das letzte Cap. ge-
widmet; mit Recht legt Vf. das grösste Ge\^ieht auf
die Unterscheidung, ob man hier eine Entzündung
der Nervenscheide vor sich habe , oder eine einfache
Reizung des Nerven selbst , deren weitere Ursachen
oft in andern Störungen des Organismus liegen, deren
nächste anatomische Bedingungen aber bis jetzt un-
serer Nachforschung entgangen sind.
Diese Inhaltsübersicht , nebst den wenigen* Aus-
zügen möge genügen, dem Leser eine ungeHthre Idee
von dem Charakter der vorliegenden Arbeit zu geben.
Bei genauerer Lesung dürfte man vielleicht einigen
hier ausgesprochenen' Ansichten seine Zustimmung
versagen müssen u. vorzüglich die Idee von der allen
Formen gleichmässig zu Grunde liegenden abnormen
Blulmischung zu kühn hingestellt und zu consequent
festgehalten finden. Die ätiologischen Momente sind
zu verschiedenartig, die vorkommenden Krankheits-
formen selbst zu vielgestaltig, als dass man ihnen
eine gleiche nächste Ursache mit solcher Sicherheit
uoterschieben dürfte, bevor sie nicht besser als bis
jetzt bewiesen ist. Doch macht Vf. diesen Fehler
wieder gut durch die genaue Beobachtung der einzel-
nen Fälle und Formen, durch die stete Nachforschung
nach den speciellen Entstehungsverhältnissen des ein-
zelnen Falles und deren Berücksichtigung bei der
Behandlung. Seine reiche Erfahrung und die meistens
wissenschaftliche Weise, auf welche diese verwerthet
wird, sichert ausserdem dem Werke einen bedeuten-
den und bleibenden Werth; eine Uebertragung des-
selben in unsere Sprache dürfte daher nicht zu den
unnützen Bereicherungen unserer Literatur genOren.
MiqueL
133. TraiU snr leg laUdies chroniqnes,
qtä ont leur siege dans les organes de fappor
reil respiratoire 9 precidi de nouveiles consi-
dSrations sur fauscnäation ; par J. Brich e*
t e a u , M^decin de ThöpitaL Necker etc. Paris
1852. (2% Thir.)
Vf. sagt in der Vorrede, dass er als Nachfolger
Laennec's im Hospital Necker Gelegenheit gefun-
den , viele Brustkranke zu beobachten , die das An-
denken an seinen berühmten Vorgänger dahin gezogen
habe; es habe ihn dieser Umstand bewogen, die
Bruslkrankheiten auch seinerseits als specielleres Stu-
dium zu erfassen. „Es ist gewiss, fährt er fort,
dass der vorzeitige Tod Laennec's ihm nicht er-
laubte, die Geschichte mehrerer chronischen Brust-
krankheiten, wie der Eiteransammlungen, des Kreb-
ses, der Gangrän, der Blutüberfüllungen, der Lungen-
blutungen zu vollenden. L a e n n e c war ferner mehr
anatomischer Paiholog als Praktiker und als solcher
hat er mehrere wiclitige Seiten der Brustkrankheiten,
wie die Aetiologie , die diätetische , prophylaktische
und medicinisclie Behandlung nicht mit gleicher Sorg-
falt abgehandelt; es gab also Lücken in der Patholo-
gie der Brustorgane, welche auszufüllen mir nützlich
schien." Durch diese Worte ist der Charakter und
Standpunkt des Werkes grossentheils bezeichnet;
es ist ein ätiologisches , therapeutisches Supplement
zu L a e n n e c 's Arbeiten über die Brustkrankheiten,
ausgeschmückt und vervollständigt durch einen Tbeü
der neuern Forschungen über Anatomie u. Diagnostik
derselben. In Betrefl* der physikalischen Untersuchung
der Brustorgane steht Vf. vollkQmmen auf dem L a e n*
nec*schen Standpunkte, trotz der vorangeschickten
nouveiles considörations' sur Tauscultation ; hier fin-
den sich die anerkennungswerthen Untersuchungen
R 0 k i t a n s k y *s , der sich in ähnlicher Weise wie
Skoda bemühte , die mannigfaltigen abnormen Re-
spiraiionsgeräusche nicht mehr nach ihrer äusser-
lichen Verschiedenheit, sondern nach ihren wesent-
lichen physikalischen Entstehungsbedingungen einzu-
theilen und die eigenthümlichen Ansichten des Dr.
B e a u , der die verschiedenen Respirationsgeräusche
lediglich durch das Anstossen der ein - und ausgeath-
meten Luft an die Gaumenwände erklären will, ziem-
lich kritiklos nebeneinander gestellt. Von der Per-
cussion wird gesagt, dass sie seit C o r v i s a r t keine
andere Vervollkommnung erhalten habe, als die der
Erfindung des Plessimeters ! Die Arbeiten S k o d a *s
sind dem Vf. vollkommen unbekannt geblieben , und
148
Bricheteau, ohroo. ErankheiMn d. R^spiratioiuorgaiia»
reimC sich eine solch« VeraaehlassiguDg schlcchi mU
der BelheueruDg, daas er , obwohl diese Arbeit nicht
das Werk weniger Jahre sei, sich doch aUe MOhe
gegeben habe, es so zu schreiben, dass sein Erschei-
nen kein AnachroBismus sei. Wir Deutschen aber
mtfchten wohl geneigt sein, ein im J. 1852 erschei-
nendes Werk aber Brustkrankheiten, dessen Verfasser
weder den Namen Skoda, noch die Principien kennt,
auf die gestützt dieser die physikalische Untersuchungs-
methode zu einer Wissenschaft gemacht hat , zu den
Anachronismen zu zahlen. Was den anatomischen
Th^l der Arbeit anlangt , so sind dem Vf. n^tttrlich
die enaioaisehen VerhMltaieae in Hiren Umrissen sehr
wohl bekannt, die fteauUate der ne««rn tiistotogischen
und ohemiechen Untersuchungen dagegen sind ihm
grOAfttendieüs fremd geblieben, ebwohl er einige
hierherschlagende Data anfahrt ond sogar in einem
eigenen Gapiiel die Histologie und Natur der Tuberkel
bespricht. Er scbliesst dieses damit , dass er sagt»
es stehen sich über diesen Punkt 2 Ansichten entge*-
gen, wovon die eine den Tuberkelstoff als eine Secre^-
tion des Blutes, die andere dagegen afs Product einer
entzündlichen Reizung sui generis ansehe ( er selbst
neige sich ein wenig zur ersten Ansicht hin, doch
erkUre er sich über diesen Piinkt nur ungern. Wir
dürfen ihm jedenfalls zugestehen, dass es schwer
fallen dürfte , eine dieser beiden Ansichten , die sich
entgegenstehen sollen, anzunehmen. Die chemischen
Kenntnisse des Vfs. werden dadurch cbarakterisirt»
dass er uns belehrt, ein Tuberkel enthalte in 100 Tb.
ungef<lhr 08 Th. ihierische Materie und 2 Th. Chlor*
natron, phosphorsauren Kalk , kohlens. Kalk u. Spu-
ren von fiisenoxyd. Wer einige Kennlniss von den
Bilduflgs- u. RUckbilduogsverhaltnissen des Tuberkels
hat, möchte schwerlich durch eine solche Angabe die
chemische Natur desselben bezeichnen wollen.
In diesen Partien der Arbeit ist es also nicht, wo
wir ihre Vorzüge suchen müsseii und aus denen wir
Belehrung schupfen konnten ; viel besser sind dage-
gen Symptomatologie , Aetiologie und Therapie abge*-
haBdeU. Voriüglich gilt dieses von der Lungentu^
berkulose und tukerkulötem iMnfenschwmdntcki.
Eigene Erfiihrungen , .wie grosse fielesenheit (von
deotschen Schriftstelleni wird jedoch merkwürdiger
Weiseaur Hufe I and angeTührt) halien es den Vf,
mdglioh gemacht t ein grosses Material susanmehiu^
bringen und wird uns daseelbe wohlgeordnet und
bearbeitet vorgelegt
In 9 verschiedenen Gapiteln wird derEinfluss des
Alters, des Geschlechts, der Erblichkeit, der An-
steckung, der Jahreszeiten, der Constitution und des
Temperaments, anderer krankhafter Zustände« der
Gewebe, der GemUtbsbewegungen, der Nahrung, der
Luft, der Kleidung, der Klimate besprochen u. über-
all über die Wirkung dieser Verhaltnisse reichliche
Erfahrungen und die Zeugnisse bewahrter Beobachter
beigebracht. In Bezug auf letztern Punkt theilt Vf.
den Süden Frankreichs in 2 Regionen, den Südosten
und den Südwesten; unter leizterm wird der Landes-
theil begriffen , der sich von einem Punkt der KiMi
der Bretagne bis nach Bayonne erstreckt nod d»
Territorium von Lorient, Nantes, La RoehelU, Moa-
tauban, Pau und Toulouse enthalt; die mittlere Ten-
peratur dieser Gegenden ist im Allgemeinen 12^ 97.
It/j Grad unter der des sOdüstlichen Frankreicbi
und 2^4 Grad unter der Italiens ; auch finden Teon
peraturweclisel ziemlich häufig Statt ; dennoch eignei
sich einige Theile dieses Landstrichs wohl zum Auf-
enthalt far Phthisiker, so z. B. das Departement Fi-
ttfst^re, wo der Winter gewühnlich nur 15— 20 Ti^e
wahrt und das Thermometer selten bis 8^ unter Nut)
fllllt. Vom Südosten wird gesagt, dass obwohl tr
seit undenklicher Zeit das gelobte Land der Phlhisiker
gewesen, es doch schwer sei, dieses günstige Urtheü
tu erklären ; denn fast fortwahrend herrsche hier dt
Nordwestwind, Mistral genannt, von dem Tuberko-
Itfse viel zu leiden hatten ; so seien auch die Einwoh-
ner Marseilles dbd des wegen seiner gesunden Lage
berühmten Aix genugsam Aet Phthisis unterworfSen i.
auch Katarrhe, Rheumatismen u. andere Brastkranh-
heiten seien dort häufig. Als der geeignetste Aofeit'
halt für Tuberkulose wird in diesen Gegenden Hy^rei
bezeichnet, da dasselbe durch Anhüben gegen d<i
verderblichen Mistral geschützt ist. Von Interesse
sind auch die von Vf. angeführten Erfahrungen fr»-
tüsischer Militairarzte über den Cinfluss des algeri-
schen Klimas, aus denen hervorzugehen scheint, da»
dieses Land ein günstiger Aufenthalt fttr Phlhisiker
ist; wenigstens ist die Phthisis dort unter den Solda-
ten viel seltner als in Prankreich , und dürften do<h
diese dort mehr schädlichen Einflüssen ausgesetzt seil
als in ihrer Heimath. Bei Erörterung der Frage, ii
wie weit Gegenden, in denen Inlermittentes beimiscli,
Lungeiiaflchtigen nützlich sein kilnnen, hält VL die
Ansicht, dass zwischen Intertnittens und Luageata-
berkulase eine Art Antagonismus bestehe wohl lit
Recht für nicht genugsam begründet, glaubt jedocb,
dass ei^jge Landstriche, in denen Wecbselfieber hen^
sehen,' durch ihre mehr gleidimXssige feuefatwanic
Temperatur sowohl Phthisikern ntttzlieh als auch der
Entwicklung von Tuberkulose hinderlich sein kOnatea.
Den Gapiteln über die diätetische ti. nedicinische
Behandlung der Lungenaehwindsucbt wird eine Ais-
einandersetzung über die Heilbarkeit derselben vorai-
geschickt und diese durch die Zeugnisse der oeeerei
Anatomen, wie mehrerer Praktiker, unter denen auch
unser H u f e I a n d , der Senior der deutschen AenUi
wie Bricheteau ihn nennt, sich findet, bewiesei*
Wenn aucb der Eifer anerkennungawerth ist, vii
welchem Bricheteau des Vorurtheil von d^r Da-
heilbarkeit der Lungenachwindsucht bekämpft v.a^
Gollegen zu einer umsichtigen , sorgsamen Bebaad*
lung auffordert« ao Usst doch die anatomiscb^phyaio*
logische Darstellung des Heilungsvorganges Manches
zu wünschen übrig. Zu wenig auseinander gefaaltea
sind die verschiedenen Stadien, in denen Reilang
erfolgen kann und gar zu spärlich ist der Process der
Verkalkung und Obsolescenz der runden Tuberkel
beschrieben, während die Vernarbuog «ad Heüong
iricilttleatti dirön. Ktanklieillli 4 Beipiraftidiiioitaie.
IM
»tfiw v«rli««4fii«f Qapcriten weillMifi§^ Msainttt«»
4<rge8«ut wl. — GewiM lUhineii wir den Vf. M-»
ftUfninaii» weon er sagt, das Uta dar Tnbarkulltae«
liege vorallglich in der riehligen dillletiaohen Behaod^
long» VerlQderung dea Klimaai der BeaehaAiguiig,
LdMQsweiae, Krnahrung, ond sittd die vielen ThaU
aacheo, welche er ttbar die Wirkung dar hier tu
verswcbenden AnordauBgea beihria^, ferner manehe
einulfie Füll«» weiebe den attlalichen odar aehAdli-
chen Einfluss dieses od. jenes diätetischen Verhaltens
beweisen, von grossem Interesse. Auch über eigent-
liche therapeuliache Behandlung werden auaftlhrliobe»
aac«! eigener Erfahrug eninommeiie, Auseinander*
«etsimgen gegeben ; vieles Vertrauen seist Vf. auf die
Susserliche Application von Reizmitteln, Exulorien,
so nahe wie möglich der vorhandenen Caverne und
glaubt, daaa diese weaentlieb tu einer Vcmarbuag
derselben beitragen können; grossen Nnlten sah er
ferner von der Behandlung mit Brechmitteln u. erzählt
viele Fülle, wo er durch ein conaequent jeden
Monge» bewifkftes Erbrechen Heilung ader doch aü^
IMIende Beeaerung hervorbradite; er wendet tu die-
sem Behufe ausschlieaslich den Tartarus stibiatus in
Lösung an. Von grossem Interesse ist die Erzählung
zweier Falle » in denen eine Eröffnung der vorhande-
nen Cavemen durch Cauterien und das Bistouri vor-
genommen wurde. In dem einen Falle trat vollsUn-*
dige Heilung eiii, so weit wenigstens ala der aus dem
Hospitale enüaasene PaC beuliachlet werden konnte.
Auch im andern Falle hatte die Operation den besten
Erfolg, dech erlag der Pat im folgenden Jahre einer
acuten Pericarditia; bei der Sectien wurde die be-
Ireffande Caverne mit «nem frischen Narbengewebe
auagefHlit gefunden; ia den übrigen Lungentheilen
fanden sjch nnr einige isolirte, theilweiae verkreidete
Tuberkel.
Bei Abhandlung des Pneumothorax sagt Vf. Über
die bekannte Sireitfrage, ob ein entzttndlicher Pro-
cess der Pleura durch eine Secretion von Gasea einen
Pneumothorax hervorrufen könne, daaa er diesen
Vorgang fUr sehr selten halte, und dass auch die
angefahrten Fülle nicht gegen jeden Einwurf featstan-
den. Bef. scheint das Vorkommen einer aeichen
Gassecretion Überhaupt sehr zu bezweifeln zu sein ;,
zu bedenken ist immer in Fällen » wo Pneumothorax
ohne vorhandonea flüssiges Exsudat, ohne eine per-*
forirte Stelle der Pleura gefunden wird^ daaa die Per-
foratienastelle schon wieder durch ausgeschiedenes
Exandat verlöthet sein kann s wie schwierig ea iat,
wegen der nachfolgenden Entzündung in allen Füllen
die Perlarationastelle aufaufindeii, iaC dea Anatomen
genugaem bekannt« Die Entatehung eines Pneumo-
t^rax durch Zersetzung pleuritiacben Exsudate be-
sprieht Vt auaftthrlich, herOckaicIitigt jedoch niebl
geaUgend die andere Seite der Sache, nSmlieh die
BnUtehuag einer Pleuritis und plenritiaober Euuda-
tiooen durah einen Pneumothorax. Weil höchst
aalten ein reiner Pneumothorax, d. h. Anaammluag
von Lafl ohne Sttaaigea Exaudat gefunden wird, ao
hült Vf. die Bezeichnung Hydro - PneiuiothoraK fttr
paasender ; Ref. anhebt die BezetehaiMig Fyo^Pnelh'
oiothotax bezeiefanender; denn bei vorhandener Luft-
aneammlung ist das Exsudat bat immer eitriger Naliir.
Die LuHgrnigmngTM wird dem jetaigen Sta«^
punkte des Wiaaena gemäss abgehandelt und werden
dabei auch dit Erfahrungen dea Prof. Fisch el in
Prag, die im Ansauge in die Afohives g^aörales ttber»
gegangen z« sein seheinen, beanlzL Warum Vf.
gerade den Ltwgmkrebt lU denjeoigeo Krankheüea
rechnet, deren Geschichte von Leen nee nar an-
vollatendig dargeatelll aei , ist Bef. nicht ganz klar )
die Diagnoatik dea Loageakrebaea wird imaier sehr
dankel bleiben , es aei denn , daes eich aeben den
Zeichen der LuaganinBltratioa Krebswacberaagen aa
andern Stellen dea Körpers finden. Auch datcb die
vom Vf. saaammeagetrageaen FMIe und BeaMrkaagen
iat die Diagnoatik noch nicht viel klarer geworden.
Unter chronischer Pneumonie beschreibt Vf. den
Zustand der Lungen , welchen wir wegen des Aus-
gehens des Processes vom interstitiellen Lungenge-
webe inlerstitiene Pneumonie oder auch wegen er-
folgender Verhärtung oder Callöswerdens des ge-
setzten Exsudates Lungeninduration nennen. Vfs.
Erfahrungen stimmen mit der herrschenden Meinung,
dass diese Form der Pneumonie sehr seilen fUr sich
allein, dagegen häufiger in Verbindung mit andern
krankhaften Processen , vorzüglich mit der tuberku-
lösen Lungenpblhise vorkomme , wo sich gewisser-
maassen als Reaction um eine Caverne oder einen
Abscess eine solche Induration des Lungengewebes
ausbildet, Uberein.
Wenn Vf. bei Abhandlung des chronischen Lun^
genemphysems seine Zweifel darüber ausdruckt, dass
die Ansicht Laennec*s, nach welcher die Luftan-
sammlung in den ausgedehnten Lungenzellen selbst
sich findet, richtig sei, und vielmehr sich zu der
Meinung hinneigt, dass auch das feeieuiäre Emphysem
durch eine Zerreissung <)es Lungengewebes entstehe,
so muss uns diese Ansicht unhaltbar crseheinea. Die
neuem faislologischen Untersnchangen Über den Bau
der Lungen können diese Seite der Laennec 'sehen
Angaben nur bestätigen und wir brauchen die Lun-
genxellea nicht mehr als hypolbetiacha Wesen zu
betrachten ; die verhaltnissmlsslg gresse Aasdehnung,
welche ein einzelner Luflherd oft einnimmt, iSsst sich
wohl durch Zerreissen oder Absorbirlwerden der
Zwischenwände erklaren. Wir verdenken es dem Vf.
nicht, dass er bei Besprechung der Entstehungsver-
hältnisse der in Rede stehenden Krankheit im Weaent-
lichen an den von L a e n n e c aufgestellten Ansichten
festhalt, doch sind die Bereicherungen, welche
Louis u. vorzuglich Boliitansky in anatomischer
Beziehung beigebracht haben , gar zu wenig berQck-
sichtigt; freilich scheint der Name Rokitaaaky
unserem Vf. noch nicht bekannt geworden zu sein.
Es mögen diese aus der Abhandlung varachiede-
ner Krankheiten berausgenommenea fiinzelheitan ge-
nttgea, dem Leser <eiae Idee von der Weise, ia wel-
cher das Werk abgehandelt iat, sa gaben» «ad glaube
160
Nägele, Lehrfo. der Gebartshulfe. — Leitfaden zam Unterr. f. Hebammen.
ich, wird derselbe daraus entnehmen können, wie
der Vf. auf dem von ihm behandelten Gebiete nicht
überall den neuern Untersuehungen gefolgt ist , wie
ihm vorzüglich die Resultate tieutscher Forschungen
fremd gehlieben sind. Ausser den angefahrten Krank-
heiten sind noch mehr oder weniger ausführlich dar-
gestellt die Bronchialphthisis der Kinder fast- nur nach
fremden Beobachtungen , Vomiken und Hydatiden der
Langen, Melanose, Girrhose, Lungenödem, chroni-
sche Pleuresien und ihre Folgen , Lungen und Bron-
cbialblutungen, chronischer Bronchialkatarrh, Oedema
glottidis, epidemischer Bronchialkatarrh (Grippe),
Asthma und andere nervöse AfTectionen des Respira-
tions - Apparates. Auch diesen Gapiteln liesse sich
noch mancher Beweis fOr das oben ausgesprochene
Urtheil entnehmen ; und wenn auch die ausführliche
und umsichtige Weise, mit der grossentheils die
Aetiologie und Therapie abgehandelt sind, anspricht,
so würde doch auch für diese die Kenntniss deutscher
Schriftsteller noch manches Gute haben liefern kön-
nen, so z. B. unterlUsst Vf. bei Besprechung der
Pleuritis und consecutiven Exsudationen in Bezug auf
die Frage, ob und wann hier zur Ader gelassen wer-
den soll • als mitentscheidenden Umstand die Artung
des Exsudats anzufahren , eine Indication , die , seit
wir durch die pathologische Anatomie die verschie-
denartigen Exsudate und theilweise die mit ihnen
zusammenhangenden Constitntions-Anomalien kennen,
von deutschen Schriflsteliern genugsam in ihrer
Wichtigkeit anerkannt ist. Allerdings ist es nicht
immer möglich, im Leben die verschiedene Artung
der Exsudate mit Sicherheit zu erkennen ; aber auch
hierzu liefert die neuere Diagnostik manche Anhalts-
punkte, unter welchen Vf. ein intensives Reihungsge-
rifusch als Zeichen einer consistenten faserstofßgen
Exsudation anzufahren unterlSsst. M i q u e 1.
134. Lehrbncli der Crebnrtslifllfe ; von Dr.
Hermann Fr. NUgeU, weiland Prof. d.
Med. zu Heidelberg. IL Th. Pathologie u. Tbe-
rapeutik der Geburt. 2. Ablheil. , 2. Abschnitt.
Von $.692 an fortgesetzt von Dr. Woldemar
Ludwig Grenser, Director d. Entbindungs-
instiL u. Prof. d. Geburlsh. zu Dresden. Mainz
1863. VHI u. 207 S. (1 Thlr.)
Mit der Vollendung der 3. AuQ. seines Lehrbuches
beschäftigt wurde der würdige Vf., Hermann Fr.
NägeU, in der BlUthe seines Mannesallers durch
den Tod dahingerafft. Der mehrjährige Freund des
Verstorbenen, Prof. Grenser in Dresden, übernahm
es, das Werk zu vollenden. Er fand in dem hinler-
lassenen Manuscripte vom 2. Abschnitte der 2. Ab-
theilung nur die Gapitel über die Dystokien wegen zu
raschen Verlaufs der Geburt und über fehlerhaftes
Verhallen der Nabelschnur als Ursache von Dystokie
beendigt vor; die letzten 143 $$. sind daher als die
selbststSndige Arbeit Grenser 's anzusehen. Er ist
der Nage 16 'sehen Systematik streng gefolgt. Wir
mttssen gestehen , dass wir uns mit der consequent
durchgefahrten Bezeichnung der verschiedenen Zu-
stilnde mittels griechischer und lateinischer N^im^i
nicht befreunden können, wenn dieselben auch unter
Mitwirkung eines Gottfried Hermann entstan-
den ; wir geben den deutschen Benennungen , wean
sie nicht nach v. Ritgen 's Weise gebildet, sondern
etwas langer, nicht gewaltsam in ein Wort zusam-
mengefasst sind, den unbedingten Vorzug. FQhli
doch Vf. selbst die Nothwendigkeit z. B. das Wort
„Dysaponotociae" mit einem Commentar zu begleiten.
Die uns hier Torliegende 2. Abtheiluog des 2. Ahschnil-
tes umfasst folgende Gegenstande : Dystokien wegen zu nicbeD
Verlaufs der Geburt , Dystokien bedingt durch das Audrelei
krankhafter und sonstiger widriger Zufälle, welche die Gebart
gefährlich machen können , und zwar: fehlerhaftes VerhalteB
der Nabelschnur, Convulsionen , Ohnmächten, übermässiges
Erbrechen, tleberbafle und entzöndlicbe Erscheinungen, Blu-
tungen aus Nase, Lungen und Darmkanal , IJnterleibsbriiciie,
Varikositäten und Vorfall des Mastdarms, Zerreissung der G^
bärmutter, der Scheide und des Dammes, und Blutungen au
den Geburtslheilen. Die 3. Abtbeilung bandelt fon der feb-
lerbaften Schwangerschaft, und zwar von der Scbwangerechafk
am unrechten Orte, von der Molenschwangerschaft, der Feiil-
gehurt und den NutterblolflGssen in den ersten 7 Schwanger-
Schaftsmonaten und endlich von den Mutterblotflfissea in ia
letzten 3 Schwangerschaftsmonaten , der Ffrihgeburt und des
Biutflussen in Folge fehlerhaften Sitzes des Mutterkuchens.
Dass dem Prof. Grenser die AusfQhrung seiner
Aufgabe vollkommen gelungen ist, geht am besten
daraus hervor , dass der von ihm verfasste Theil des
Werkes denen, die von Nttgelö selbst herrOhreo,
in jeder Hinsicht völlig gleicht, und es wOrde gewiss
schwer halten, wo nicht unmöglich sein, in den
letzten Abschnitten des Buches einen andern Antor
zu erkennen als in den ersten, wenn man nicht dordi
Titel und Vorrede davon in Kenntniss gesetzt wSre.
Den neuesten Porschnngen im Gebiete der Geborts-
hulfe ist in jeder Hinsicht Bechnung getragen.
Sickel.
135. Leitfaden nm Unterricht der leban*
Ven • Schfllerinnen im Uevländischen Gou-
vernement, Auf Kosten der Lievlandischen Ril-
terschafl herausgegeben im Jahre 1852. Rigi>
in Gommission bei Edm. Götschel. 8. XVIll o.
79 S. (16 Ngr.)
Vorliegendes Bttchelchen kann für uns nur inso-
fern ein Interesse haben, als es deutlich zeigt, in
welcher traurigen Verfassung sich das Hebammenwe-
sen in einem der am meisten cultivirten Thcile des
russischen Reiches befindet. Es giebt gewissermaas-
sen 2 Klassen von Hebammen, solche, die in Dniver-
sitatsstJldten unterrichtet wurden, und solche, die
wiederum erst von diesen ihren Unterricht empfaoff^'i'
Dieses Buch hat nun den Zweck , der erstem KU«««
der Hebammen als Leitfaden beim Unterricht anderer
Frauen zu dienen , und halt sich in den durch eine
hier in der Vorrede beigefügte Examinationsvorschrilt
bedingten Grenzen. Ausserdem wird verlangt, das«
solche Hebammenschülerinnen 1 Jahr lang von ihrea
Lehrerinnen praktisch unterwiesen werden und dann
ein Examen bestehen.
Arneth, GebortaboUe u. Gynikologi« in Frankroieb u. t. w.
161
D«r Leser wird sieb von der Beschaffenbeit des
luchee am besten ein Bild eniwerfen können , wenn
wir bier eine Probe aus demselben wOrilich wieüer-
;ebeii. Auf S. 4 beisst es :
«Dag Becken, dessen genauere Kenntniss für die Heb-
imme von besonderer Wichtigkeit ist , besteht gleichsam aas
I aafeinaDder stebeoden Schfisselo oderGefassen ohne Boden,
ron denen das obere das grosse, das unlere das kleine Becken
(eoanot wird. Die Gegend, wo beide in einander übergeben,
leDDt man den Beckeneingang, die, wo sich unten die
leckenkDochen enden, den Beekenausgang, Das Becken
(tQtzt die Eingeweide des Bauches und die schwangere Gebär-
nulter ? on unten her ; das Kind muss bei der Geburt durch
lasseibe hindurch , und hier finden sich im kleinen Becken
>fl sebwere Hindemisse für dieselbe. Das Becken ist aus 3
inocben susammengeselit ; hinten, gleichsam die Fortsetzung
1er Wirbelsäule, liegt das Kreuzbein, das oben, wo es mit
lern letzten Wirbel verbunden ist , etwas in die länglichrunde
3effDttng des Beckeneinganges vortritt und hier den yorberg
bildet. Am untersten Ende hat dieser Knochen einen kleinen
tieweglicben Anhang, das Steissbein. Aaf beiden Seiten, fest
Jurcb Sehnen mit dem Kreuzbeine verbunden, liegen die bei-
leD Hüftknochen, die, nach vom in der Schambeinfuge
rerbonden, hier mit ihrem untern Rande den Schambogen
>ilden.*
Diess ist Alles , was im ganzen Buche Über das
Becken zu finden ist; ebenso dürflig sind auch andere
Capitel bebandelt. Der Nutzen des Ganzen scheint
uns daber sebr zweifelhaft S i c k e L
136. Ueber SebnrtslilUfe nnd Synlkologie
in Frankreich, Crrossbritannien nnd Irland.
Grosstenikeiis nach Reüeergeknissen von Dr.
F. H. Arnetb, d. Z. suppl. Primarius am k. k.
Gebarhause u. an d. Abtheil. Tür Frauenkrankb.
Wien 1853. W. BraumUUer. 8. VI u. 360 S.
(2 Thlr.)
Aus der Vorrede ersehen wir, dass Vf. die im
rorliegenden Buche enthaltenen Notizen über Frank-
reich im November u. December 1850 u. im Januar
1851., die Über Grossbritannien und Irland vom Ja-
nuar bis zum Mai 1851 sammelte. Der erste Abschnitt
handelt Aber Prankreich , und zwar zuerst Über den
Cnterrichl in der Arzneikunde und die Universitäten.
Es kommen bierbei vorztlglich ziir Sprache : die £co-
les präparatoires, die Inscriptionen , die Sludienord-
BHDg, die £cole praiique, das Externat und Internat,
las Jahresexamen , die Habililirong der Auslander in
h-ankreich. Hieran reiht Vf. sehr passend einen
Vergleich der medicinischen Studien in Oesterreicb u.
in Frankreich , wobei er mit lobenswertber Offenheit
die Mängel beider Länder rUgt. Es folgt nun ein
Bericht über die Prüfungen zur Erlangung des Doclor-
grades , dem sich ebenfalls ein Vergleich mit Oester-
reicb anreiht. Den Schluss dieses Ahsctinittes bilden
die Verhallnisse des ärztlichen Standes, die Prüfungen
der OfBciers de Sant^ und der Hebammen.
Uaber Sinusburgs Gebärhaus unter der Leitung
es allbekannten Stoltz erfahren wir unter Anderm»
aas dasselbe eine Abtheilung fUr Studirende nnd eine
Bebammen enthalt; erstere müssen 2 Semester
tbeoretiaehen Vorleauogen bOren and wenigstena
1 Semester ihres 4. Studienjahres die geburtshilf-
liche Klinik besuchen. Sehr zweckmässig werden
bei dem Unterrichte Präparate der sog. ,, plastischen M
Anatomie benutzt, die aus Carton pierre gefertigt und
nach Vf. äusserst gelungen sind. Einübungen in die
Operationslehre fehlen gänzlich, indem der Lehrer
nur gelegentlich einmal die Operationen am Phantome
zeigt.
Hierauf bespricht Vf. die GebäranstaUen in Paris.
Es giebt deren 2 , die Clinique für junge Aerzte und
die Maternil^, ftlr Hebammen ; beide stehen unter der
Leitung von PaulDubois. In der Maternit^ wer-
den die bedeutendem Operationen in der Begel von
D a n y a u > die leichtern von der Oberhebamme Mad.
Charrier verrichtet; erkrankte Wöchnerinnen kom-
men in die Behandlung von Moreau u. G^rardin,
welche monatsweise miteinander abwechseln, mit den
Geburten aber gar Nichts zu thun haben. Die Anstalt
ist im Allgemeinen für Jedermann unzugänglich ; da-
gegen ist sie als Hebammeoschule ganz ausgezeichnet
Die andere Abtheilung enthält nur 36 , auf 4 Zimmer
vertheiite Betten zum Unterrichte für Aerzte. Sehr
interessante Nachrichten folgen hierauf Ober daa
Findelhaus ; den dritten Theil der darin befindlicben
Kinder liefert die Maternit^ (im Jahre 1816 wurden
79 Proc. aller in der Maternitö gebornen Kinder in
das Findelhaus gebracht). — Ziemlich auafUhrlich
verbreitet sich Vf. aber Paul Dubois und deaaeft
Einfluss auf die Geburtshttlfe ; er zeigt ferner din
Verschiedenheil der Handlungsweise der französischen
und der deutschen Geburtshelfer, zieht darauf Folge-
rungen aus Dubois* und Simpson 's Ansichten,
und bespricht eine Reihe von Operationen und von
Krankheiten der Wöchnerinnen und Neugebornen.
Die grössere HälAe des Buches handelt über
Grossbritannien u. Irland. Wir werden hier zunächst
mit den Spitälern im Allgemeinen , mit ihrer fintate-
hungsweise , ihrer Einrichtung und Verwaltung be-
kannt gemacht, und es werden die Vortheile u. Nach-
theile des hier befolgten Systems dargelegt. Hierauf
macht uns Vf. mit den Verhältnissen des ärztlichen
Standes bekannt, mit den Physicians, Surgeons, Apo-
thecaries (diese letzte Klasse, die Aerzte und Arznei-
verkäufer zugleich sind, giebt es in Schottland nicht),
mit den Bedingungen der Mitgliedschalt, dem Verkau-
fen der Praxis , der Partnerschall und mit dem Ein-
flüsse, den diese Zustände auf die Wissenschall üben.
Es folgen dann genaue Angaben über die elementare
und Universitäls-Bildung der künftigen Aerzte, über
medicinische Lehranstalten und Studien, über die
Erwerbung des Doctorgrades in Edinburg , die Prü-
fung „for honours*' und die Preisbewerbungen am
Ende des Semesters.
Die Gebaranstalten und den praktischen Untei^
rieht in der Geburtshttlfe in London u., Dublin glau-
ben wir hier mit Stillschweigen übergeben zu können,
da wir dieselben bereits durch Levy u. Michaelis
kennen lernten (Jahrbb. LXVÜI. 249) und da beide
Beliebte in der Hauptaache ttbereinalimmen. Ala .die.
16t
Brenlali» BtsUlfMiim d« giiUB Dltots.
beMNendslen Gelraruhelfflr Ltiuloiifl iieimt VI. L e^
cock% Lee, Sddw BDclt, Qoliqiiesl» Rigby«
TyUr Smith) Ramibothlaiv West, Old-
kein, Marpbyv Bird, Beunet; sie a4(« eiod
nas (durch vereehifedeoe Schriflen bini^eKhend bBfcatint
Bm bel'ahihteslefD Dubliner Geburuheirer ttitid! Hont^
g«Aery, Ce^lins, Kekieedy, Churchill«
M'CliDtock undHardy; schlüsslicb erwäbnt Vf.
noch den Augenaral Wilde» der auch «il der Ge-
burtshttlfe in uomiUelbareD Zusammenstoss durch eine
Schrift kam, belilelt: „Irisb Populär and MedicaJ
Supersiilions. A shorl accouot of ihe. Superslilions
and Populär Practices relating to Midwifery. Dublin
i64J9.
Ber j^Edimburft** ttbereehrieliehev siemlioli um-
Cia^Hcbe AbsebnfiU bi»diell ei^entlleb no^ von Simp*
ton» dessen Lehren und Sdiriften, fgm4 ist sehen
deshalb ven h#hem lAleresse. Da« GebSrhaus isl
hik^hst unhedeuleod , und maki bedien! sich als Lehr**
mililci besonders der Poliklinik« Neuerdings ist ein
Saal mt 12 Bellen iui Kratkenhause an Simpson
ttberlassen wurden, nm dort Frauen- und &inder-
kriokbeiien zu behandeln. Da in Gdinburg die Ge-
bartalllliril SusacMiessJieh in den Händen der Aenlä
aitli befindet, so irt für einen ordeikilidiMi Heba«*
MennUlerl'iehi gar nicht geeorgt; dieaalben hirei
eHita iWeimetoaUicben llieorelisch^n Kurs , u« einigt
pnblioirton freiwillig» se lange sie wellen » im Ge*
birbanae.*
Der Abschnilt, der am meisten wissenschaftliches
Interesse bietet, ist der letzte , in welchem Vf. einen
Vergleich der Handlungsweise englischer u. deutscher
fieburlshelfer anstellt. Es scheint unzweifelhaft« dass
die englischen Geburtshelfer sich im Ganzen des Vor-
theiles, den die Zangenoperatlon gewlhrt, der Kurze
ihrer In^tnimefite, der mangelnden Beckentrümmung,
der latigen VertOgerutig , die sie als Bedingung fesl^
selten , so wie der wenig passenden Lagerung ihrer
Pflegebefohlenen wegen, nicht in ihrem vollen Um*«
ftilige liedienen. Desto tilufiger greifen die Engländer
aum Peiforateriom ; so kommen z. B. bei Gt^llins
auf 674 Geburten mir eine , wo er sieh der Zange
oder des Hebels bedient, dagegen auf 1S8 Geburten
eine Perforation ; M ' C 1 i n t o c k und H a r d y wende«-
ten unter 159 Geburten ein Mal Zange oder Hebel an,
dagegen unter 106 Geburten ImAl das Perfora torium.
Auf der Wiener 2. Gebtfrklinik kommen atvf 14^
Geburten 1 Zangeneperaiion, auf 1652 eine Perfora-
tion. Unier allen operiileh Mattem starb bei Col^
lins 1 ton 3^/|9, und von 193 Kindern wurden
159 todt geboren; bei M*Glintoek und Hardy
starb I von 4^/35 ^er operirten Müller und Ww 128
Kindern kamen 98 todt zur Welt. Dagegen starb
auf der Wiener 2. GcbllrkliDik 1 von «Va der
operirten Malier lund last ^^ der hierher gebarigen
Kinder Wurde lebend geboren« — Nicht minder frei*«
gebig, als mit der Perforation, die übrigens nur mit^
tob des selieerenfilrmigiMi PerfomtoriuMe aiisgeftibK
witfd» Aind dUe EngHtodnr mit kanülicher Fvihgebiirt
nnd hoiksllichem AboHns; anffallünd seltsk kto«
dagegen in Irland die hanstliche f rdhgebtii vor. 8e
Kaiserschhiu ist eine von den Gnglindem beieidiR
gefdrchtele Operation und die Indiealionei dazu iit|^
liehst beschrankt. — Endlich werden wir noch m
Vf, Über die in England herrschenden Ansichten üke
die Contagiositll des Puerperaldebcrs und daaa
VerwandtichafI mit RotManf belehrt; auch sieHic
die über diese Krahkhelt ih Wien gemachtea Bm^
achtungen und Erfahrungen den englischen gege»
Über.
Aus dieser kurzen Angabe des Inhaltes wird
ersehen, dass das Bnoh manches Interessasta ui
Wissenswcrthe enthslt, «nd wir wUnsehen denKttn
eine dUsgedehnte Verbreitung. Druck und Fips
sind gut. Sickel.
137. De totits iteri ezttirpatioie. m
inaug, üUcL Bärnh. Breslau. Moud
apud Christ. Kaiser. 1852. 4. IV u. 45
nebst einer Steindrucktaf. (% Thir.)
Obgleich der Titel eiil Uüetnüeher ist, n
doch die ganze Schrift in dtnUeher Sprache il|
fossti Den 1. Tbeil bild^ eme Geburts- uildM
kengesehichte.
Eine 39jibr. gesunde, krSflige Bäuerin, welche
draal gHIckliek geboren hatte, wurde am 9. Jan. 108 di
Calla leiebt and sehr sebnell tan dem 4. ftind« eatbiiAi
die Hehamina rias, bein Venucbe, die Nacbgebaitia
nen , die Nabelschnur ab. Ein nach mebrera Slooto
der Gebfireodeo einlrefiender Bader führte , ia der
die Placenta zu eolfemen , die Rand durch die Scle^ (
seta'Ke aaitlelf der Finger und NSgel das , was er n die H
bekam und für die Nachgeburt hielt, nicht ohne Mfibeaa
brachte nach Verlauf von etwa ^i\ Std. nicht etwa bu
Piacenta, sondern zu seinem nicht geringen Entaoaei
ganze fon der Scheide losgerissene Gebärmutter MmoU I
Anbängen aas Tageslicht. Das Corpus delicti ist io Datiiffid
Qrdsse abgebildet. HerkwOrdiger Weise bat die Fna
ausserardemlidie Terietzong, mit Avsnnkme einer MHtbM
Sebeidenfiatel, «lucklicb aberstsnden und erfraal sieh H
gegenwärtig des besten Wohlseins. Der geschickte 0[
ist zu einigen Monaten Oefängniss und zur Sospensioi
seinem Amte terurtheitt worden.
Der 2. Theil enthalt historisch -kritische Bens
kungen ttber Exstirpatio uteri. Die Grtlnde der (^
ration sind nur wenige und wolil von jeher di<
gewesen; sie wurde gemacht: 1) w^en CareiMi
2) wegen Inversion mit ihren Zufallen, und 3)
willkflrlich, in folge von Verwechslung mit,Pol]pi
u. s. w. Die Geschichte der Operation reicht
einer Stelle in Mosch ion bis in das 2. Jahrb.
serer Zeitrechnung hinauf. Seit 1602 sind, n
dem oben mitgetheilten, 56 Fälle von Exstirpatio
bekannt geworden, wovon Vf. eine Uebersic-bt
tabellarischer Form gegeben hat. 39mal wurde
Operation mit Absicht, ITmal zufällig ausg«
28 ft'auen verloren nadi Ufng'erer oder kOrserM'
daiLtobcn, theHs an dea uomiuelbareo Foiga
Operation, theil« m Recidivett des ursprfligliM
Uebcls; die Abrigen 28 wurden wieder toi^t«^
Unter den Ventortaiin nind 9, bei arehbea <«
Harlaam« die Kind^rkrankhettM.
158
Misagriff in der Diagoose gemacht wurde , unler den
GeneMoen 8. Wegen Garciooia wurde die Operaiioe
Itaial gemacht, darunler aur 2mal mii glttekliehen
ErCoif«» wegen laveraieii 31 mal» darnoter 23mal
mit Gldck« Ea iai daher gewiaa ganc verwerflich,
die Operation bei wirklichem Krebs ausfubitn au
wollen, wogegen aie bei Inversion unter gewissen
Umständen ohne Bedenken vorgenommen werden
kann. Sickel.
138. Die Kinderkrankheiten und ihre Behand-
lung nach den Frincipien des homöopathischen
Beilsystems; von Dr. Franz Hartmann.
Leipzig 1852. T. 0. Weigeh 8. XIV u. 621 S.
(3t/, Thlr.)
Hit vorliegendem Werke wird, so viel Ref. be-
kannt , dem Xrxtliehen Publikum die erste umfassen-
dere deutsche Dsratetlung des bomdopalhisehen Heil-
verfehrens in Kittderkrankheiten tibergeben. Darum
verdient dasselbe wohl auch ausserhalb des engem
Kreises , far welchen es zunächst geschrieben ward,
eine genauere Beachtung, Natürlich darf man dabei
Dicht vergessen, dass an derartige, nur der speciellen
Anwendung eines HeiJsystems gewidmete Arbeiten
bei ihrer Beurtheilung auch ein besonderer Maassatab
gelegt werden müsse , und dass man die Anforderun-
gen in Bezug auf allseilige wissenschaftliche Gründ-
lichkeit bei ihnen nicht zu hoch stellen dürfe, indem
leichtverständlich die therapeutische Seite darin aller-
meist auf Kosten der descriptiven, pathogenetischen
und kritischen bevorzugt ist. So auch bei dem vor-
liegenden Buche r und würde dasselbe aus diesem
Gmnde für daa Studium der Kinderkrankheiten durch-
HS nn^ttflgend sein , so aelir es auch übrigens viele
andere hoMopathische Geistesproducte an Wissen-
sobaftlichkeit übertreffen mag. Wie gering übrigens
besttglich dieses letztem Punktes , nttmlich des wis-
senschaftlichen Sinnes, das Vertrauen des Vfs. za
seinen nahern Kunstgenossen sein müsse, geht deut-
lich genug aus folgenden Worten desselben hervor.
•»Obgleich der Homöopath andere Anforderungen an
ein Handbuch über Kinderkrankheiten stellt, als der
AllOopath , u. im wahren Sinne des Worts eigentlich
nur das zu wissen wünscht, was der homöopathischen
Therapie anheimfallt, so darf doch der Autor eines
solchen Werkes nicht so einseitig handeln und nur
den Anforderungen dieser Partei entsprechen , die ja
doch noch lange nicht die Stimme des Volks ist; o
nein, er muss das Ganze ins Auge fassen, wSre es
ihm auch selbst klar, dass Vieles davon dem Homöo-
pathen als Arzt von keinem grossen Nutzen sein wird."
(s. eo.)
Halten wir demnach als Gesichtspunkt für unsere
Beortheilong fest, dass es dem Vf. bei Abfassung die-
ses Werkes nicht um die Mittheiluug der Früchte
eines wissenschaAlichen Studiums der Patliologie des
Kindesalters • sondern nur um die Darlegung der ho^
möopathischen Behandlung kranker Kinder au tbun
Med. Jftjir|>b. fid. 80. HA. 1.
gewesen aei, so ist es aoefa tun«ohst und vorzngs-
weiae die therapentiaehe Seke^ auf welche wir unsere
Aufmerksamkeit zu riclilen haben. Natttriioh kann
es dabei nicht Aufgabe des Ref. sein, den alten Streit
über den Werth oder üuwerth des homöopatbischen
Heilverfahrens zu erneuern, dessen Principien z«
vertheiJigen oder zu bekämpfen, noch auch dessen
vielfach geltend gemachte tlberraschende Erfolge an*
zustaunen oder zu verddchtigen. Er wird vielmehr
einfach und parteilos nur die Bemerkungen wieder-
geben, zu welchen die Leetüre des Buches ihn führte,
Vf. spricht sich, wie an erwarten, mit grosser
Warme für die Vortrefflich keit 6t$ homöopathisohen
Heilverfahrens in Kinderkrankheiten aua und sttttit
sich dabei auch auf Hufeland, in welchem er eine
entschiedene Hinneigung zur Homöopathie erkannt za
haben glaubt (S. 29). Allein H u f e I a n d empiefalt
in den angezogenen Stellen nur Vorsicht in der An-
wendung atarkwirkender Arzneien bei Kindern nnd
warnt vor allzugroaser Geacbüfligkeit , iwei Punkte,
von deren Wahrheit gewisa jeder Kinderant durch-
drungen ist, ohne dass er darin aoch nnr einen
Schatten homöopathischer Lehrsätze auffinden dürfte.
Kein Lebenaalter vertragt nnd bedarf weniger starke
araneiliche Eingriffe, ala das kindliche, in keinem
läast sich auf diätetischem und ^xspeetativem Wege
so viel erzielen, als in diesem, und keines bietet
daher ein günstigeres Terrain für die Homöopathie
dar, als dieses. So erläutert» erkennt auph fief, und
gewiss jeder Arzt gern die Wahrheit von Vfs, Aus-
spruch an.
Bezüglich der Arzneigaben bei Hindern empfiehlt
Vf. als obersten Grundsatz dieselben sehr schwach
oder besser sehr hoch verdünnt u. in seltenen, äusserst
seltenen Wiederholungen zn reichen, ersteres um die
in diesem Lebensalter leicht gefMirlich werdenden
homöopathischen Verschlimmerungen zu verhüten,
letzteres, um durch die zweite Gabe das Gute nicht
etwa wieder aufzuheben, das die erste hervorge-
bracht hat (S. 31). Ueberhaupt stellt sich Vf. ala
ein durchaus treugebliebener Jünger seines Meisters
dar, indem er nicht blos fast ohne Ausnahme &ie
Hochpotenzen (oft bis zur 30. Verdünnung) empfiehlt,
sondern auch die Autorität Hahnemann*s bezüg-
lich der Mitteiwahl vielfach aufrecht erhalt und durch
Berufung auf eigene Erfahrung stützt. Um so auf-
fHlliger klingt aber aus seinem Munde das Lob der
vonHahnemann so ganz abgeleugneten Naturheil-
krafL So sagt er (S. 31): „will denn der Arzt auf
die Heilkraft der Natur gar keinen Werth fegen?
Traut er sich denn wirklich zu, durch seine Kunst
Alles erzwingen zu wollen [können] und jener dabei
gar nicht benöthigt zu sein?'« und (S. 320): „auch
ich habe so (vielgeschaftig) gehandelt, bestärkt in
meinem Glauben theils durch die Dringlichkeit der
Krankheitszeichen , theils durch die Macht der Ver-
hältnisse und Umgebungen , und habe nur erst dann
meine BegriSaverwirrungen gemodelt, ala ich das
20
154
Hartmann, die Kinderkrankheiten.
freie Schalten der Natur heilbringender fand, als
meine durch den Drang der Umstünde herbeigeführte
Geschäftigkeit/' Gewiss ein sehr ehren werlhes Ge-
sUlndniss !
Als diejenigen homöopathischen Mittel, welche
vorzugsweise in der Kinderpraxis Anwendung finden,
nennt Vf. Aconit, Ghamomilla fulgaris, Ipecacuanha,
Belladonna, Ignatia, Coffea, Rheum, SamLucus,
Moschus, Asa foetida, Pulsatilla, Arsenicum, Mercu-
rius, Cina, Nux fomica, China, Dulcamara, Anlimo-
nium, Jodium, Arnica, Digitalis, Sulphur und Galca-
rea carbonica, deren wesentliche Indicationen er ein-
fach und klar angiebt. An sie knUpft er jedoch —
angeblich freilich nur zur Beruhigung der ungeduldi-
gen Angehörigen bei scheinbar zu grosser Unlhaitig-
keit des homöopathischen Arztes — zum Neben ge-
brauch auch die Empfehlung warmer Breiumschläge,
Dumpfe , Oeleinreibungen , der Kräuterkisschen und
Einwicklungen , insbesondere aber der Lavements u.
Bäder. Gewiss werden diese Nebendinge sich in un-
endlich vielen Fallen weit erfolgreicher zeigen , als
die bestgewühlten Streukttgelchen, denen sie beschei-
den den Ruhm tiberlassen müssen. Gesteht ja doch
Vf. an mehrern Stellen selbst zu, dass namentlich
einfache Wasserklystire ihn oft bei den scheinbar
drohendsten Krampf- oder EntzUndungszufifllen der
Anwendung jedes andern Mittels ttberhoben.
Dass Vf. von der Richtigkeit seiner Angaben Über-
zeugt sei und an die Wirksamkeit seiner Hochpoten-
zen glaube, ist nicht zu bezweifeln, so unerklärlich
und wunderbar ihm auch selbst bisweilen das Ding
vorgekommen zu sein scheint. Als Beleg dafür diene
folgende Stelle (S. 157): „langwierige Obstructio
neonatorum ist ohne Lycopodium schwer zu heilen,
nur mOgen die Materialisten, Skeptiker und Aerzte,
die nicht weiter sehen, als sie etwas sehen [ein son-
derbarer Vorwurf für wissenschaftliche Forscher!],
von ihm nicht Gebrauch machen wollen , denn Mas-
sendosen erschliessen Nichts und führen sie nicht
hinter den geheimnissverhflllenden Vorhang der Na-
tur, die zwar dem treuen Beobachter auch .nicht im-
mer das „Wie" erklärlich macht, aber durch den
erlangten glücklichen Erfolg hinreichend schadlos
hält. Gar Vieles bleibt uns in unserem irdischen
Leben unerklärlich, und doch kOnnen wir an der
Wirklichkeit nicht zweifeln , darum nehme , wer da
will, meine Behauptung: dass hier nur von 30.
Nutzen zu erwarten sei, als eine unergründliche
Wahrheit hin, die ich, ebenfalls Skeptiker, von
Hahnemann nicht auf Treue und Glauben «nneh-
men wollte und deshalb lange als Don Quixote her-
umtappte, bis ich nach vielfachen Versuchen dieses
Endresultat erlangte." Wenn nur nicht etwa in sol-
chen Fällen auch zur Beruhigung der Angehörigen
oder von letztern selbst ohne vorherige Anordnung
Lavements gegeben wurden.
Einen fürwahr Ubergrossen Glauben an die Wun-
derkräfle homöopathischer Agentien setzt es aber
voraus, wenn Vf. z. B. (S. 54) bei der Asphyxia
anaemica empfiehlt , dem doch gar nicht athmendcB
Kinde ein mit potenzirten Ghinakflgelchen versehenes
Gläschen unter die Nase zu hallen , oder (S. 86)
gegen Teleangiektasien die Darreichung von Sulphur, |
Belladonna, Lycopodium u. s. w. in Vorschlag briagi,
oder (S. 77) Hernien durch Acidum sulphuncum ii
der 15., 24., 30. Verdünnung gebeilt haben will. \
Selbst der Mesmerismus findet sein Plälzcheo ii
dem Heilmiltelschatz des Vfs. So räth er nicht alleii
(S. 16) des Kindes Lager im Bett der Mutter zube-
reiten, indem es hier das animalische Agens, das
geistige , unsichtbare Ausströmen der Lebenskralt ii
dem warmen Dunstkreise der Mutter finde, sonden
auch (S. 81) bei Harnbeschwerden die recht zweck-
mässigen warmen Leinöleinreibungen wegen des dank
verbundenen thierischen Magnetismus durch die Eni
der Mutter oder eines andern , das Kind sehr liebha-
benden Angehörigen vornehmen zu lassen, u. (S. 145)
bei Cyanose die asthmatischen Paroxysmen und Obi-
machten durch ein paar mesmerische Striche n
calmiren.
Einigen Zweifel an der Beobachtungsgabe des
Vfs. wird wohl bei jedem Arzte die allen ErfahruDgei
widersprechende Behauptung (S. 91) erwecken, das
sich in keinem Alter so leicht , als im zartesten Kii-
desalter nach Calomel Ptyalismus einstelle, und das
selbst die kleinste homöopathische Gabe nicht immer
davor schütze , daher er dringend vor stärkern Dosen
warne. Ist ja doch die Function der Speicheldrfitti
im „zartesten** Kindesalter noch kaum entwickelt
Als retlit zweckmässig muss dagegen der Bad I
bezeichnet werden, grössere, am Beltpissen leideade \
Kinder am Tage den Urin so lange als mOgtieh ai
sich halten zu lassen, um nach u. nach den SpbioeUr
vesicae an einen kräftigem Widerstand zu gewOhia
und den Blasenraum zu erweitern. Diess hilft gewiss
mehr» als Sulphur, Sepia u. s. w.
Werfen wir endlich einen Blick auf Vfs. Urtbeik
über nicht homöopathische — na9h einer HabB^
man naschen Fiction vulgo »,allöopathische'* g^
nannte — Aerzte und deren Heilverfahren, so hat er
sich zwar im Allgemeinen vor groben Ausfallen ge-
wahrt, ja iheilweise sogar deren Verdienste um Wis-
senschaft und Kunst anerkannt und selbst einielie
ihrer Verordnungen, wie z. B. die des Leberthrais
in nicht homöopathischer Dosis zur Benutzung en-
pfohlen, sich jedoch auch nicht frei von Ungerechtig-
keiten gehalten. So z. B. behauptet er (S. 237),
die Zufälle des krankhaften Wachsthums seien nidi
dem altern Heilverfahren nicht mit Arzneien in be
kämpfen , weil der Allöopath denselben keinen b^
zeichnenden Namen beilegen könne, gegen den alleii
doch seine Mittel gerichtet seien ; — ein Aossprncb,
der sich auch an andern Stellen wiederholt und eiae
völlige Unkenntniss der nichthomöopathiscbeo Thera-
pie, so wie der sie leitenden Indicationen beorkondcl
Und ist es dann etwa ein sehr glänzendes Zeognisi
für die Erfolge &tM homöopathischen HandehiSi wetf
Hartmann, die Kinderkrankheiten.
156
K(S. 12) selbst eingesteht, dass die homöopathische
ftehandliuig wahrscheinlich keine viel glänzendem
lesuluie in den ersten Lebensjahren ersielen wtfrde,
ils die ihrer Sltern Schwester, wenn sie nicht gleich
fom ersten Lebensaugenblicke des Kindes an für eine
regelrechte , naturgemSsse Diät sorgen wollte. Was
st denn dann der Voriug der homöopathischen The-
'apie, wenn man die behaupteten glänzenderen Erfolge
licht ihr, sondern der Diät zuerkennen muss? Aller-
dings liegt in einer richtigen diätetischen PQege des
[lindes der Hauptpunkt seines Gedeihens u. Genesene,
lavon ist aber auch der NichthomOopath ebenso innig
lurchdrungen , als die Schaler Hahnemann*s.
Oller sind etwa die diätetischen Vorschriften des ho-
möopathischen Kinderarztes andere, als die seiner
übrigen Collegen? Es scheint nicht so, wenigstens
linden wir in dem vorliegenden Werke auch nicht die
leiseste Andeutung dafür. Was uns Vf. in dieser
Beziehung sagt, ist einfach und zweckmässig, ohne
jedoch irgend etwas anderes zu enllialten , als jede
Schrift tiber Kinderkrankheiten. Das Selbslstillen
wird ausser andern Gründen auch deswegen empfoh-
len, weil dem Kinde dabei zugleich das Einströmen
ron Lebenskraft der ihm unendlich wohlwollenden
Mutter zu Theil werde. Dagegen besorgt Vf. anderer-
seits von den Ammen , dass mit ihrer Milch nicht nur
alle physischen, sondern auch alle psychischen Eigen-
schaften der Saugenden auf den Säugling Übertragen
werden, eine Annahme, die jedoch gar nicht so un-
zweifelhaft ist, als Vf. behauptet, sondern durch tau-
sende von Thatsachen widerlegt, durch viel wenigere
wahrscheinlich gemacht wird. Findet doch selbst
bei dem Zeugungsact eine solche Uebertragung nicht
immer Statt, wie die vielen dummen Kinder gescheidter
AeliiTo und umgekehrt beweisen. Ebenso kann die
Wirilerkehr der Menstruation nicht unbedingt als ein
Hihderniss des Weilerstillens betrachtet werden , wie
dicss gleichfalls zahlreiche Beobachtungen darlhun.
Von der Kuhmilch meint Vf. , dass sie das Kind we-
niger nachhaltig befriedige, als Menschenroilch, wovon
der Tirutid jedenfalls in dem Mangel des zootischen [?]
Agens zu suchen sei, das letztere in so reichem
Naasse enthalte, daher man bei künstlichem Auffüt-
lern frahzeiliger feste Nahrungsmittel verabreichen
müsse.
Noch kürzer, als die Diätetik, ist die Diagnostik
abgehandelt, obgleich Vf. das Buch zunächst für an-
gehende Aerzte bestimmt hat. So z. B. sagt er über
die Untersuchung der Beschaffenheit des Unterleibes
nichts als: „Wer dem Studium der Medicin seine
ganze ungetheilte Aufmerksamkeit geschenkt, der
weiss auch , was er hier zu berücksichligen und ins
Aage zu fassen hat. Ich setze voraus , dass ich es
mit so gebildeten Männern zu thun habe und diese
bedürfen hier keine weitern Randbemerkungen ; Halb-
ond Nichtwisser mögen sich erst die nöthigen Vor-
kenntnisse verschaffen , ihnen widme ich keine Zeit,
die sogar falsch angebracht wäre, indem sie selbst
das Erklärende nicht einmal verstehen würden!
Komme ich auf diesen Punkt zu sprechen , so könnte
ich jedesmal bitter werden.'« Das ist doch aber wohl
keine diagnostische Unterweisung, sondern eine Ex-
pectoration, die dem Anfänger gegenüber gewiss nicht
am rechten Platze steht Ein physikalischer Diagno-
stiker ist Vf. nicht, so sehr er sich auch das Ansehen
eines solchen giebt, sonst würde er nicht- behaupten,
dass der klarste und hellste Percussionsschall bei
gesunder Brusthöhle in der Regio interscapularis ge-
hört werde. Ebenso wenig verräth es eine richtige
Würdigung des Werthes physikalischer Zeichen, wenn
er (S. 308) sagt : „dass der unbefangene Sinn des
Arztes durch seine physikalische Untersuchung getrübt
werde, die ihn in Speculationen sich verwirren und
das Richtige übersehen lasse ;*' noch selbst eine Kennt-
niss der physikalischen Untersuchungsmethode, wenn
er (S. 80) behauptet, „bei Harnbeschwerden kleiner
Kinder sei die Untersuchung durch Plessimeter und
Stethoskop [?] wohl nie anwendbar."
Ganz auffallend dürftig erscheint der anatomische
Theil des Werkes, indem Sectionsergebnisse nur sel-
ten und, ausser bei der Zellgewebsverbärtung, eigent-
lich nur bei den Entzflndungskrankbeiten erwähnt
werden. Diess erklärt sich freilich sehr leicht, wenn
man das Urtheil des Vfs. über den Werth der patho-
logischen Anatomie liest, welches er (S. 181) dahin
abgiebt, „dass die klare Darstellung des Krankheits-
processes in seinen so mannigfachen Nflancirungen
dem homöopathischen Arzte Anknüpfungspunkte ge-
nug für sein einzuschlagendes Heilverfahren biete und
ihn hinlänglich beschäftigen werde, so dass er die
Zeit für verloren halten würde, die er dem Nachden-
ken über die Veränderungen nach dem Tode widmete.''
Ueberhaupt scheint Vf. nie ein sehr genauer Anatom
gewesen zu sein , sonst würde er (S. 1 4) das Pora-
men ovale nicht in die Mittelwand des Herzens verle-
gen und das Blut beim Fötus aus der rechten in die
linke Herzkammer übertreten lassen, noch (S. 76)
das Gubernacutum Uuuteri mit dem Ganalis inguinalis
verwechseln. Die Brunner'schen Drüsen nennt er
(S. 181) unrichtig „Brunn^sche** Drüsen.
In der Pathologie spielt selbstverständlich die
Psora eine wichtige Rolle ; sie ist sogar das Punctum
saliens , von dem die Hernien die Grundlage erhallen
(S. 78). Versländlicher wird allerdings dieser ge-
spenstige Feind dadurch gemacht, dass ihn Vf. (S. 194)
mit der scrophulösen Anlage identificirt. Uebrigens
sind die Krankheitsbilder, wenn auch kurz, doch
meist gut geschildert Vom Cephalämatom meint Vf.,
dass es weit weniger durch Verletzungen während
des Geburtsactes, als durch Husten, Niesen, Schreien
des Kindes, oder einen ganz unbedeutenden äussern
Druck , wobei ein kleines Emissarium berste , veran-
lasst werden möge. Die Stomatitis exsudativa ist,
wie diess so oft geschehen , auch von Vf. irrthümlich
in 2 verschiedene Krankheitszustände „Schwämm-
eben** und „Soor" gespalten worden. Beide sind
ganz dasselbe, die Aphthen aber eine von diesem
pseudomembranösen Belege ganz verschiedene Folli-
cularentzUndung, die zu zerstreuten, hanfkorngrossen
188
Bouchut, Krkhten d. Neugeborneii u. s. w% — Ellis, iber Kinderkrankheiten.
Geschwarcheo lührt. Einen seltsamen Widerspruch
begehl Vf. , wenn er den Abschnitt ttber Erysipelas
Bit den Worten eröffnet» dasselbe sei eine der hän-
figsten Affectioncn Neugeborner und werde auch spK-
ter nach der Gebort noch ofl beobachtet , dann aber
auf der nichsten Seite versichert, dass, seitdem er
kl Leipzig lebe, also seit 27 Jahren « ihm kein Fall
Ton Erysipelas aeonatorum sur Behandlung Yorgekom-
meo sei. Wie reimt sich das susammen? Sollte man
nicht beinahe glauben , die Krankheitsehilderang sei
nicht vom Vf. selbst gemacht, vielleicht anders woher
w<IHlich entlehnt worden?
Zum Schluss nur noch ein Wort über die Schale,
d. h. den Styl. Derselbe erinnert vieUach an die
R ademach er '^sche Redeweise, gefallt sich in man-
chen KemausdrOcken und besondern Worlformen,
leidet aber im Ganzen unleugbar an Schwerf<llligkeit
und theilweise selbst an einer bis zum Unverstand-
Udien gehenden Unklarheit. So wird (S. 2) der
kindliche Organismus reit folgenden Worten charakte-
risirt: „Es ist noch ein unvollkommenes Sein, ein
fortwährendes Streben nach Normalitat , das oft als
elwaa Krankhaftes auftritt und doch nichts Anderes
andeutet, als ein Symptom des bildenden, schaffen-
den Naturprocesses.'* Manchmal erzeugt diese Unbe-
hülflichkeit sogar einen ganz falschen Sinn., wie z. B.
(S. 22) : „Vorsicht ist hier jedenfalls höchst ndthig,
denn nur von ihr (statt „von Verabsiumung dersel*
ben") hangt meistens das Heer von Krankheiten ab,"
«Bd <S. 268) „In der Kinderwdt hat Gtf lis einen
gelnerten Namen erhalten." Völlig sprachwidrig aber
Bind z. B. „gange" sL „ginge" (S. 104), „motivi-
ren" st. „modi6ciren" (S. 106 u. früher), die Sache
hat in vielen Beziehungen seine Richtigkeit" (S. 4d).
Ein guter Styl ist warlich keine Nebensache I
Ref. schliesst hiermit seine Beurtheilung , für
welche er aberall die nOihigen Belege beigefagt hau
Es versieht sich von selbst , dass diese nur Proben
enthaften , keineswegs aber den ganzen Vorrath er-
schöpfen. Kattner.
139. TraiU pratiqne des maladies des non-
YeaU-UiS et des enfanis ä la mamelle, prS-
cSdS dvn pricis sur rhygiene et tSducaäon
physique desjeunes enfants; par E. B o u c h u t.
2« 6d. revue , corrig^e el considerablement
augmenl^e. Paris 1852. J. B. Bailli^re. 8.
Vlll et 924 pp. (3 Thlr.)
Wes Ref. aber den Werth dieses Werkes bei Oe*
legenheit der Anzeige seiner ersten Auflage gesagt«
findet sich in dieser zweiten um so mehr besltftigt,
als Vf. eifrig bemttht gewesen ist , sein« Arbeit viel-
fach s« vervollstHndigen und zu berichtigen. Für
Brsteres spricht schon die bedeutende Umfangzunahme
des Biichea« das bei grösserem Format um die Halft«
mehr Seiten zählt, als früher und diesen Zuwachs
nicht bloa einer ausführlichem Bearbeitnag einzelner
der frUhera Abschnitte, sondern insbesondere der
Aufnahme zahlreicher neuer verdankt. Dahin sind
namentlich zu rechnen die Abhandlungen Ober ik
Hygieine der ersten Kindheit, Mbtr die ehemtscWi
Veränderungen der Milch in Krankheiten (nach See-
qnerel u. Vernois), ttber allgemdne Patholopc
des frühesten Lebensalters , ttber die Bildtng »fehler
des Hirns und Bttckenmarks, ttber des Cephallmatw,
die Hydrorrhachis , die Hemiplegie facialis , den Te-
tanns, Olottiskrampf, ferner über dke Lungenphthisis,
die Krankheiten des Herzens, der Leber, Nierci,
ttber Hasenscharte, Darminvagination , Darmblutuaf,
Mastdarmpolypen , Mastdarmfissur und Peritonilit,
endlich ttber-Naevus, Klumpftlsse, Knochenfarflche,
über die Krankheiten des Wachsthums und Aber die
Syphilis der Neugel>ornen.
Wie man aus diesem Verzeichniss ersieht, hat
sich Vf. bei dieser neuen Bearbeitung die AufgaiRl
gestellt , auch die sogenannten chirurgischen KtidI- ;
heilen abzuhandeln und hierdurch dem Werke dei
möglichsten Grad von Vollständigkeit zu gebeo, eii
Bestreben , welches um so mehr Anerkennong m-
dient, als er darin noch kaum einen Vorgänger hat
Eine weitere zweckmässige Zugabe glaubte Vt
in der Aufstellung von 350 Aphorismen zu liefen,
welche, einzelnen Abschnitten angehängt, in gedrl^-
ter Kürze deren Inhalt wiederholen sollen« lades
lässt sich nicht verschweigen , dass viele denelba i
buchst trivial sind , dass darin mehrfach seihst wört-
liche Wiederholungen vorkommen, und dass aadere^
seits dieselben bei vielen sehr weseDtlichen Abschsrir j
ten fehlen, so dass wohl schwerlich auf diese Vobn- '
Vermehrung des Bnches von irgend Jemand eia U- 1
sonderer Werth gelegt werden wird.
Ueberiiaupt aber fehlt es dem Werke, selbst ii
dieser neuen, vielfach bereicherten Ausgabe, an eiier
gewissen innern Harmonie der Bearbeitung, iadea
einzelne Artikel (namentlich der chirurgischen Kite
gorie) mit einer oft flbertriebeneD Ausführlichkeit
behandelt und mit seitenlangen Citaten oder Kriokei-
geschichten decorirt sind, während andere, weit «^
sentlichere auf 1 bis 2 Seiten viel zu kurz u. Hlckei-
haft abgefertigt werden.
Abgesehen von diesen hier kurz angedeutetei
Mangeln wird das Buch für jeden Kinderarzt eioe i^
teressante und lehrreiche Leetüre sein, besooden
wenn es sich darum handelt, die neuesten Leisloofe»
französischer Aerzte auf dem Gebiete der PiUliainl
kennen zu lernen. Kttttoer.
140. Disease in childhoodi its common cm«
and directions for its practical managemeni')
by Bob. Ellis. Lond. 1852. 8. min. 278 pf
(iVe Thlr.)
Eine fleissig ausgearbeitete populäre mediciaiielie
Schrift, die sich von manchen deutschen Arbeitti I
dieser Art ausser der den englischen Bflchero iai^
wohnenden wesentlichen Breite durch Gediegeabni {
der gegebenen hygieinischen Begeln, besonders aber
durch den Mangel anBecepten zum Kuriren ittrMätieri
W«fcer, sor p«lfa^ knäL d. Neqgtbonift.
ICT
Basen mid Kiodemiiihme« voKfaeilMA taBBtiefaBeC.
INe hier «nd da «iagealrtuteo BMMrk««c[en «ber den
Gebraiieli eMiiger ia fingUed aügeneiii faekaeiHen
Mklel , so wie die AiiMchtea einer frooiMgiiiibigen
Teleole^ (se unter Anderm p. 227 , w Vf. den
Wunsch Einiger den Seherbcbanfall abertiv sn me-
eben , weder für nöthig , noch wUnschenswerlh er-
achlel, weil es ihm vernünftiger erscheint, die ,, An-
ordnungen der göttlichen Vorsehung lieber su ertragen,
als derselben vorzugreifen*'), kommen auf Rechnung
der englischen Gewohnheit.
Was den Inhalt des SchriAchens anbelangt, so
bat Vf., der, dem Titelblatte nach zu urtbeilen, Haus-
arzt der instilution for schoolmistresses and town
industriai school ist, auf Grund der ausgezeichnet
geführten statistischen Tabellen der engl. Regierung
im 1. ü. 2. Gap. eine in Zahlen ausgedruckte genaue
Uebersicbt der avsserordentliclien Sterblichkeit unter
den Ria «lern von der Geburl an bis zun vollendeten
15. J. gegeben. Ohne hier in die iSinzelheiten die-
ser an atch nur fdr Laien wiedergegebenen Tabellen
einsttgehen, begnttgt sich Ref. mit folgenrlen allge-
meinen BemerlLungen. Bei Vefgleichnng des ans den
Tabelteo gewonnenen Resnitaies, wenach 45% ^>
England in den ersten 1 5 Jahren absterben , mit den
Merlalitnislisten yerschiedener anderer Lander des
Centineais, tnabeaondere mit den von Quelelet
entwerfenen statistischen Tafeln ergiebt sieh eine
nberrasdiende Uebereinstimnung in mehrern Punkten.
So giebt es 3 Hauptperioden der Sterhiiehheit mter
den Kindern: der erste Lebensmesai, die Zeit vor
dem 2. ond vor dem vollendeten 10. Jahre. Ferner
indat aberall zwiscbeB den beiden Geschleehtern ein
sich giciehbleibender merklicher unterschied des Sterb-
liehheila^rades Statt. In 4en ersten Jahren sterben
melir Knaben als MVdchen, bis sieh^diess Mertalitäts-
verhaltniss mit der Annlherang zun 15. J. anazid
gleichen bcgiaat. Ueber 4ie Mortaiitätsdiflferens zwi-
schen den in StSdCen wid auf dem Lande gebornen
u. lebeaden Kindern fehlen xnra Vergleich mit den con-
tinentnlen Zustünden gleiche Listen, welche Ellis
bennisen konnte. Ans den von demselben angeftthr-
tan Zahlen lässt sich der für die Praxis nicht unwich-
tige Sdilnss ziehen , dass der Sierblichkeitsgrad in
den ersten 5 Lebensjahren zu Gunsten des Landlebens
ein aberwiegend kleiner ist, derselbe sich in der Pe-
riode Yom 5. — 10. J. erheblich vergr(tasert und in
den vom 10. — 15. J. sich vOlUg ausgleicht oder gar
ilber den fttr das Sladtleben ein klein Wenig flber-
wiegt. Im 3. Gap. bespricht Vf. die Ursachen, weiche
direct die grosse Sterblichkeit erzengen, und die
durch eine bessere Erziehung des Volkes beseitigt
werden k^Mmen. Sie betreffen die diXteL Pflege des
Neugebarnen und die Mangelhaftigkeit derselben, her-
vorgegangen aus dem Elend, den Nahmugssorgen der
Aeltern und dem ungklekHchen Verhälftniase der un-
ehelichen Geburten. So wohlmeinend und vollgültig
die Rathschlflge in dieser Hinsicht, wie in Bezug auf
die übrigen Abschnitte des Buches sind, so werden
sie dennoch fromme Wttnsche bleiben , ae lange de-
ren Verwiriilichmig in den Hflnden der untern Klassen
der birgerlicben Gesellschaft verbleibt und sie nicht
durch nfsulliche oder Privatvereine mit achter Huhm-
niut nach u. nach eraiell werden kennen. Diese gilt
insbesondere von den in Cap. 4, 5, 6, 9 und im An-
hange niedergelegten Anweisungen zur Erziehung der
jungen Kinder , zur Vermeidung der durch Mangel an
Kleidung, passender Nahrung , gcMirigeua Lieble und
Luft in den Wohn- und Scblafifroinem u« s. w. her-
voi^erufsneu Krankheiten, aber die «othwendign OiSI
und das Regimen hn Beginn u. wShrend einer Krauh-
heit o. s. f. Diese diVtetisehen Maassregela , so wie
die Belehrungen «her die kleinen UnpSsslichkeiten u.
wie sich Mitter bei Beginn ernsterer Krankheiten u.
wnbrend derselben au verhalten haben (Gap. 7 u. 8),
geben das beste Zengniss von de» ernsten Willen
Gutes zu stiften, Aberglauben, VorMrIheile in der
Erziehung der Kinder auszurotten, ab, der den Vf.
bei Bearbeitung dieser Schrift geleitet hat. Ref. will
ihm wdnschen , dass er durch dieselbe grossere Er-
folge erzielen mag, als es bisher durch gleich ausge-
zeichnete Schriften in Deutschland der Fall war.
MöckeL
141. Beitrigfi zur pafhologisdieii An«toiiüe
der Hengeborneil; von Dr. f. Weber, a. o»
Prof. d. patb. Anat. in KieL II. Lief. Brust und
Hals i). Kiel 1852. Schröder u. Comp. 8.
85 S. (Va Thlr.)
Aus dem Kreise seiner Beobaditungen fheilt Vf.
über die patholog. Zustande der Bnist- u. flalsoiigane
bei Neugebornen folgende Ergebnisse mit.
1. Krankheiten der Pleura. Hyperämien und
Apoplexien derselben sind nicht, wie wohl behauptet
worden ist, Folge voo Blutdissolution, sondern rein
mechanischen Ursprungs, indem sie durch Störungen
des Kreislaufs veranlasst werden und daher nament-
lich wahrend eines schweren Geburtsactes , bei Vor-
fall der Nabelschnur u. s. w. entstehen. D& Luft-
einblasen in die Lungen scheintodter Neugeborner, in
welchem Vf. frtther gleichfalls ein solches mechani-
sches Moment für Blutergüsse uqter die Pleura gefun-
den zo haben glaubte, hat seinen neuer« Beobachtun-
gen zufbige keine derartige Wirkung. — SerOse
Ergttsse in die Pleuren , ein ziemlich hSuBges Vor-
kommen bei Neugebornen« sind bisweilen rein cada-
verischer Entstehung, wenn die Frflchte nach ihrem
Absterben noch einige Zeit im Uterus verweilten. Eine
serOs-blutige BeschaffMieit ohne Spur fibrinöser Ge-
rinnsel und das gleichzeitige Vorkommen derselben
auch in andern serösen Sacken, nsmentltch im Herz-
beutel, charakterisiren diese Art der Durehschwitznng.
Die wirklich plenritischen Ergüsse sind je nach der
Natur der Entznndung verschieden , -vorwaltend pla-
stisch, mit sparsamem und klarem Serum bei der
r^
A.
1) Die I. Liefer. Kopf und Racken s. labitb. LXXÜI.
14ft. W.
168
Mauch, asthmat Krankheilen d. Kinder.
eiBfachcn Pleuritit» schmutzig-rOlhlich, llbelriecbend,
sehr copiOs • nicht nur beide Pleurahöhlen erfüllend,
sondern in ähnlicher Weise auch in den andern serö-
sen Hauten auftretend, mit nur sparsamen u. weichen
Fibringerinnseln verbunden bei der dyskrasischen,
welche nach des Vfs. Forschungen das Product der
Uebertragung eines metrophlebitischen Processes von
der Mutter ist Sehr ahnlich mit letzterem Befunde
gestalten sich die Erscheinungen , wenn an Nabelve-
nenentzündung leidende Neugeborne von Pleuritis er-
griffen werden , nur dass 'hier der Tod nicht in den
ersten Tagen nach der Geburt, sondern erst in der
zweiten , dritten oder vierten Woche erfolgt. Dage-
gen ist das anatomische Verhalten des pleuritischen
Exsudats bei tuberkuloser Pleuritis durchaus nicht
TOtt dem der einfachen Pleuritis verschieden.
II. Krankheiten der Lungen, Das Lufteinblasen
bei scheintodtcn Neugebornen halt Vf. für eine meist
erfolglose, bisweilen wegen entstehenden Emphysems
sogar gefährliche Operation. Anatomisch unterschei-
den sich die durch künstliches Cinblasen lufthaltig
gewordenen Lungen und die durch unvollkommenes
Athmen ausgedehnten sehr bestimmt. — Atelektasie
kann angeboren oder erworben sein und ist in letz-
terem Falle meist Product des ersten Stadiums der
Bronchiopneumonie. Beide Formen tragen verschie-
dene anatomische Charaktere. — Die Pneumonien
der Neugebornen sind theils bereits wahrend des
Uterinlebens entstanden , theils bilden sie sich erst
nach der Geburt aus. Als besondere (anatomische)
Formen der erstem bezeichnet Vf. die weisse Hepati-
sation und die rothe, kurz vor der Geburt entstan-
dene lobare , wogegen die kurz nach der Geburt auf-
tretende Pneumonie von ihm in die lobulär abgegrenzte,
rothe oder gelbe, aus Pyämie hervorgehende, in die
lobäre, die tuberkulöse und die Bronchiopneumonie
mit Atelektasie gesondert wird. Die Existenz einer
wirklichen Lobulärpneumonie leugnet Vf. gänzlich ab.
Als the|j)peutische Bandbemerkung wird die auffallend
rasche Heilwirkung kaller Einwicklungen des Thorax
bei Pneumonien gerühmt. — Lungenemphysem. —
Lungenödem.
III. Krankheilen der Thymusdrüse, Blutergüsse
in dieselbe; Hypertrophie.' In einem Falle schien
sich die Existenz eines wahren Asthma thymicuni zu
bestätigen , wogegen ein anderer bewie fi , dn^s eine
bedeutende Hypertrophie der Thymus iM^stchen könne,
ohne derartige asthroatiscl^e Zufälle hervorzurufen. In
manchen Familien scheint Hypertrophie der Thymus
heimisch zu sein. — Bei dem todtgebnrnen Kinde
einer Syphilitischen fanden sich zerstreute Abscesse
in der Thymus.
IV. Krankheiten des Herzens, Blutergüsse unter
den Herzbeutel verhalten sich gleich denen unter die
Pleura. — Ein Gleiches gilt von der Pericarditis,
die hauptsächlich in der dyskrasischen Form vorkommt
und sich ganz wie die gleichartige Pleuritis darstelU.
Sehr selten ist die stets mit Lungentuberkulose ver-
bundene tuberkulöse Form. — Erweiterung und
Hypertrophie des Herzens sind nicht ganz selten uni
hängen mit tuberkulöser Pericarditis oder Offenbleibe«
des Ductus arteriosus Botalli in Folge von Atelektasie
oder Pneumonie zusammen. — Klappenfehler, sofen
sie nicht angeboren , kommen bei Neugebornen nicht
vor. — Luft- und Blutansammlung im Herzen.
Die Nachfolge eines dritten und letzten Heltes ist
von dem Vf. für die nächste Zeit versprochen.
Küttner.
142. Die asthmatischen Krankheiten der
Kinder; eine Monographie von Dr. Wilh.
Job. Theo d. Manch, Physikus in der Stadl
und dem Amte Bendsburg. 1. Tb.: vom Fer-
hällniss der Thymus beim Asthma, Berlin 1853.
Aug. Hirsch wald. 8. VIII u. 181 S. (1 Thlr.)
Aer Antheil der Thymus an einer bestiromta
Form asthmatischer Zufälle bei kleinen Kindern, wie
er namentlich von Kopp behauptet wurde, ist be-
kanntlich längere Zeit Gegenstand wissenschaftlicher
Discussion gewesen. Anfangs sich eines ziemücli
verbreiteten Beifalls erfreuend hat die Lehre von
Asthma thymicum jedoch bei genauerer PrOfung uad
gründlicherem anatomischem Studium mehr und mehr
an Credit verloren, ja man darf wohl behaupten, dass
dieselbe gegenwärtig nur noch wenige unbediogle
Anhänger zählen möge. Diess kann auch nicht Wun-
der nehmen, wenn man bedenkt, dass laut vielfacher
Erfahrungen bei den unter den Erscheinungen des
sogenannten Thymusasthma verstorbenen Kindern sehr
häu6g nichts weniger als eine Thymus vergrössemog
angetroffen wird , während andererseits eine solche
wiederum in Leichen vorkommt, die während des
Lebens keine Spur asthmatischer Zufiflle erkessea
liessen , und dass endlich die widernatürliche GrOss«
der Thymus , wo sie mit derartigen Asthmaerscfaei-
nungen zusammentraf, ebensogut Wirkung als Ye^
anlassung dieser gewesen sein könne. Ueberbaopt
aber mögen Unsicherheiten Ober die normalen Ge-
wichts- und Grössenverhältnisse der Thymus in dea
verschiedenen Altersperioden diese Drüse gar niaach-
mal vergrössert haben erscheinen und bezeichsea
lassen , ohne dass diess in Wirklichkeit der Fall wir.
Denn bekanntlich wurde von H a1 1 e r das Normalge-
wicht der Thymus bei Neugebornen zu 180 Gr. aog^
geben, wahrend neuere Anatomen, wie Meckel,
Adeloh. Burdach, Haugsted, Montgon-
mery, Astley Gooper u. A. das mittlere Ge-
wicht derselben bei neugebornen, vollausgetragenea
Kindern auf 240 Gr. feststellen. Ebenso ist es er-
wiesen, dass diese Drüse im ersten Jahre des Lebeas
und nicht ganz selten auch noch im zweiten gleich-
massig fortwächst und sich erst nach Ablauf dieses
Zeitraumes, wenn anders die Entwicklung des Orga-
nismus in normaler Weise vor sich geht, nicht weiter
vergrössert, jedoch noch einige Zeit, bis zum 8., 9.
und 10. Jahre ihre frühere Grösse behält, wShread
der zellige Bau allmälig schwindet. Vom 10. J. an
verwischt sich die Zellenformation vollständig, das
HelffC, Krampf u. Lähmung d. Kefalkopfmuskeln.
159
Lumen der Blutgefässe verkleinert sich und es tritt
allmälig ein atrophischer Zustand ein , so dass nach
dem 16. J. meist nur noch einige Rudimente ttbrig
sind.
lieber die noch immer nicht ganx aufgeklürte
Function der Thymus steiil Vf. die Vermulhung auf,
dass diese Drttse im neugebornen Kinde für diejenige
Menge Blut als Diverticulum 'diene , welche späterhin
unmittelbar nach der Geburt Tttr die in Thätigkeit
tretenden Lungen lu deren Ernährung erforderlich
ist. Njlchstdem mOge die Thymus wohl auch dazu
bestimmt sein , nach der Geburt und so lange bis die
Lungen den BrusthOhlenraum vollständig erfüllen,
diesen als ein mehr passiver Theil einzunehmen. Gegen
letztere Hypothese lassen sich freilich sehr gewichtige
Zweifel aufstellen, indem ja bekanntlich der beim
Uagebornen flache Thorax erst durch den. Eintritt von
Luft in die Lungen erweitert wird und sich daher
jedenfalls diesen Organen in seiner Gapacitat anpasst,
so dass von einem in der Brusthöhle befindlichen lee-
ren Räume faglich gar nicht die Rede sein kann.
Ebenso ist es durchaus unerwiesen , dass die Lungen
eines gehörig athmenden neugebornen Kindes weni-
ger ausgedehnt seien, als später im 10., 12., 16. J.,
wenn aDders nicht eine Atelektasie vorhanden ist,
und dass Oberhaupt der Brustraum erst nach Ablauf
mehrerer Jahre vollständig von den Lungen erfüllt
werde.
Die verschiedenen pathologischen Zustände der
Thymus hat Vf. der Reihe nach von der einfachen
Hypertrophie bis zur tuberkulösen Infiltration und
eitrigen Zerstörung aufgezählt und die darauf bezüg-
lichen , in der Literatur verzeichneten Beobachtungen
mit grosser Ausführlichkeit zusammengestellt, so dass
dem Buche schon in dieser Beziehung sein Werth nicht
abzusprechen ist. Die nachtheilige Einwirkung einer
vergrösserten u. namentlich in ihrem Gewebe verän-
derten Thymus vorzugsweise auf die venösen Gefäss-
Stämme , welche das Blut aus dem Kopfe zurückfüh-
ren, iheilweise auch auf die benachbarten Nerven,
werden von ihm anerkannt, die Existenz des sogen.
Asthma thymicum dagegen in Abrede gestellt. Leider
ist gerade dieser letztere Punkt, der doch wohl eigent-
lich die Hauptaufgabe des ganzen Buches bildet, nicht
ausführlicher motivirt, denn so fleissig Vf. im Sam-
meln und Wiedergeben fremder Beobachtungen ge-
wesen (von denen sich jedoch die meisten gar nicht
auf das hier in Frage stehende Leiden beziehen) , so
zurückhaltend zeigt er sich in deren Verwendung und
in der Darlegung seiner eigenen Ansichten. Freilich
ist hierbei nicht zu vergessen, dass überhaupt dieses
Buch nur der Anfang einer grössern Arbeit sein solL
welche die sämratlichen asthmatischen Krankheiten
bei Kindern umfassen und in 6 Bänden innerhalb
ebenso vieler Jahre erscheinen wird. Warten wir
daher, bevor wir ein bestimmtes Urtheil aussprechen,
den freilich noch ziemlich fernen Schluss des Gan-
zen ab.
Kflltner.
143. Krampf und Lahmimg der KeUkopf-
muskeln und die dadurch bedingten Krank-
heilen; von Dr. H. Helfft, prakt. Arzte in
Berlin. Berlin 1852. Aug. Hirschwald. 8. VI
u. 87 S. (16 Ngr.)
Es lät gewiss eiu höchst verdienstliches Unterneh-
men des Vfs. , in die noch immer ziemlich chaotische
Gruppe der asthmatischen Anfillle, namentlich kleiner
Kinder, mehr Licht und Klarheil zu bringen. Die
Menge der Benennungen und pathologischen Erklärun-
gen hat auf diesem Felde unleugbar eine solche Ver-
wirrung hervorgebracht, dass es oft schwer wird, mit
Sicherheit festzustellen, von welchem krankhaften
Zustande in jedem einzelnen Falle die Rede sei und
welchem Kreise die bald als Asthma Millari, bald als
Asthma thymicum , Laryngismus , Laryngitis stridula,
Pseudocroup u. s. w. bezeichnete Leidensform eigent-
lich angehöre.
Sehr einfach und sachgemäss hat Vf. alle diese
verschiedenen asthmatischen Zustände auf drei Kate-
gorien zurückgeführt, je nachdem sie entweder als
Producte eines entzündlichen, die Kehl köpf nerven
krampfhaft reizenden Processes in den Luftwegen,
oder als reine Krampfparoxysmen , namentlich in
Folge von Zahnreiz und Irritationszuständen der Ver-
dauungsschleimhaut, oder endlich als Ausdruck einer
paralytischen Affection der Kehlkopfmuskeln, abhängig
von Compression des N. vagus, auftreten. Die diffe-
rentielle Diagnose dieser 3 Kategorien gewährt nach-
stehende Uebersicht:
Laryngitis spasmodica.
Spasmus glottidis.
Astbmatiscbe Anfalle in Folge von
Compression des Vagus.
Die asthmat. Anfalle treten nach
vorgättgigen mehrtägigen katarrhalischen
Erscheinungen meist zuerst Nachts auf,
wiederholen sich in längeren oder kür-
zeren Zwischenräumen u. werden durch
Druck auf den Kehlkopf leicht herrorge-
mfen.
Die asthmat. Anfälle treten ohne
Torgfingige krankhafte Erscheinungen ge-
wöhnlich Nachts auf, wiederholen sich
meist periodisch, bilden eine Art Cyclus
und machen oft lange Intermissionen, in
denen gemQthliche Erregung, Schreien,
Trinken den Parozysmus nicht herTor-
zarufen vermag.
Die asthmat. Anfälle treten nur
dann ein , wenn ein bedeutender respi-
ratorischer Aufwand erfordert wird, bei
schnellen Bewegungen, Anstrengungen,
und lassen bei ruhigem Verhalten nach.
Digitized by VjOOVIC
160
Neuere laetramenle n. fieilmittel.
Laryngitis spasnodUca.
Spatmus glolii4ia.
Asthmatiscbe Anfalle in Folge tob
Conipressroo des Vagus.
Die AnfSUe beginnen mit einem bei-
aern, rauben Husten , der auch , nacb-
drm sie vorübergegangen, fortdauert;
das Athmen ist in den Anföllen lärmeDd,
fischend.
In den Zwiscbenzeiten der Anfölle
sind stets Krankbeitserscbeinungen vor-
banden.
Der Larynx ist scbmerzbafl bei
Druck, die Auscultation ergiebt Abwei-
chungen vom normalen Atbmungsge-
rausche.
Der Husten in den Intervallen ist
laoh» heiser.
Die Summe ist belegt, raub, heiser.
Fieberhafte Reaelioa ist stets vor-
banden.
Die Sensibilität der Luftröhren-
schleimbaut bebSit die normale Bescbaf-
isttbeit.
CoDvoisioneD seigen aich nur heim
höchsten Grade des Krampfes.
Oedematose Anschwellungen werden
nicht beohacbtet.
Die Krankheil ist acut, dauert höch-
stens 8 — 14 Tage, die Intensität der
Anfalle wechselt.
Die Athemnoth ist nicht von Husten
begleitet; die Respiration vollständig
gehemmt.
In den Intervallen erscheinen die
Kranken vollkommen wobl.
Der Larynx ist scbnierzh>s; in den
Lungen nimmt man nicht die geringste
Abnormität wabr.
. Husten findet gar nicht StatL
Die Stimme ist unverändert.
Die Krankheit ist fteberloa.
Convulsioaen u. Cootracluren treten
sehr oft schon bei leichtern An (allen
ein.
Oedem kommt nicht vor.
Die Krankheit ist chroniach, kann
Wochen und Monate dauern, die Inten-
sität der Anfälle pflegt mit der Dauer
in geradem Verbältniss zu steben.
Hustenanfalle , mit jiemendem T«
verbunden, eröflnen die Scene, ebcw
stellt sich nach dem Parozysmas Hoita
ein, der copiöfle ScfaleinMnaascn csi-
leert.
Auch ausser den Anfallen desta
mebrfache Symptome auf ein coutiia-
tionelles Leiden brn; die Respintiaj
iat gewöhnlich heschlranigt.
In den Lungen finden iiiMif»
rausche Statt, oder es zeigen sich Kcd-
male von Degeneration der Luoges.
Der Husten isl stets mit siacmj»
menden Tone verbunden und fencht
Die Stimme ist heiser , erlischt d
ganz , zuweilen wieder eine 2eit )^
normal.
rieber tritt nur im letalen Sudia
als hektisches ein. i
Es tritt Anästhesie der Loftröäm-
Schleimhaut ein.
Convulaionen erarbeinro list aii.
Oedem des Gesichts und der obot
Extremitäten bildet sich sehr bioAf. *
Die Krankheit isl chroaiach; f»*
wohnlich mildem sich die AnüUc, nä
die Degenerationen der Drüsen ood k
Lungen zunehmen.
Das kleine, praktiseb wertbvolle Schriflchea isl jedem Artte lu empfelilen.
Katlner.
D. Neuere Instminente ni Hettmittol u HaideL
Mikroskope: a) grösste nach Oberhäuser (mit
horizontal und vertical verstellbarem Spiegel, drehbarem
Tisch , BTikrometerbeweghng , Zeicfanenprisma u. s. w. , zu
ia5 Thhr.), h) dosgL etwas Meutere (zu 110 Tbk.),
c) des§L olinc drehbaren Tisch, zu 60 Tblr. , d) desgl, mit
Trommelgestell (zu 35 Tbir.) , e) einfache , mit Stativ und
3 bis 4 Vergrösserungen (zu 10, 12 und 20 Tblr.). — Po-
larisatioruapparate (fUr Mikroskope , zu IS Thlr.), der
Nörramhe r g'seh« zu 50 Thlr. ir. s. w. Berlin, bei Ben«aeh
und Wasserlein, Suchbahn Nr. 3.
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r^
Ferhesserungen. Bd. LXXIX. S. 379. Sp. 1. Z. 3 v. u. , anfangsweise* 1. .anhangsweise'
_ — . — Sp. 2. Z. 4 V. 0. ,1850« l. ,1649«.
^•^^le
JiBIBOCHEB
der
in- nnd ansländischeii gesammten Medtcin.
Bd. 80.
185a
M %
A. AQSZ06E
L Medicinische Physik , Chemie ood Botairflt.
906. nntersichangen Aber 4ie Mkh; von
Vernois und BecquereL (Ann. d'hyg. Avril,
Juiüet 1853.)
Zu den vorliegenden und sich liauplsächlich auf
die menschliche Milch beziehenden Unlersuchuqg.en
haben VIT. die Mi|ch von 89 gesunden u. 46 kranken
Frauen benutzt, dieselbe zu 50 — 80 Grmm. in jedem
einzelnen Falle mittels einer Milchpumpe gewonnen
und dabei zunächst über die Art und Weise des Aus*
slrömens aus den Brustwarzen die Bemerkung zu
machen Gelegenheit gehabt, dass nicht die von Milch
strotzenden BrUste dieselbe am Leichtesten ausströmen
lassen , sondern im Allgemeinen diejenigen , welche
In Folge öfterer L;\ctationen mit stark entwickelten
Warzen versehen sind. Will man die Milch künstlich
abzieJien, so muss man die künstliche Warze nur
sehr leicht aufsetzen, damit die Milchgänge nicht
comprimir^ werden, die Brustwarze muss genau die
MiUe des Apparats einnehmep, die Milcbpumpe selbst
langsam in Gebrauch gesetzt^ zuweilen einige Augen-
blicke pausirt und etwa 3 — 4 Std. vor ihrer An-
wendung die Brust durch das KinrI geleert werden.
P^ur so erhält n()an eine zur chemischen Analyse ge-
nügende A|$nge Milch.
Jrt der Uniersuchwig. filwa 60 Grmm. der
zu untecAUQhiindeii Mileh ^urdea io 2 gleiche Theile
g^lbeih n«d haide getreiutf von einander folgender-
mnaMeii l^hvidelu Die i. Hxlfle wird bei 60 —
BSfi d l^tfgsioi sur Trockenheit abgedampft u. durch
vqkt mi aachberiges WHgen auf diese Art der Wasr
s^geb^U beftUauat^ 0er ROcksUnd wird mehrmals
vtui flA. Uog^ mit Aether behandelt » bis dieser kein
Fett mehr auflöst, dann wird wiederum gewogen u.
der Bultepgehalt berechnet. Der dvo nach bleibende
Rückstand enthalt Käse, Zucker, Extractivstoffe und
Salze ; zur Bestimmung der leutern wird er im Pia-
tintiegei eingeäseheru Der endlidie Rückslaiid aot-
hält die Milchsalze. — Die 2. Hälfle der Milch wird
durch Koche« mit etwas Lab oder Essigsäure coagvlirt»
und dann 6luirt. Der vollkommen klare SeniaiHIck«-
staod enthäll den Milcbzuckei: , die Extractivstoffe u.
die löslichen Salze. Um die Zuokermenge au be-
stimmen bedienten sieh VIT. des Polarimelera. Vftmm
aun nach diesen Bestimmungen die Menge des Wassers
auf 1000 Tb. 886,67, die der festeo Bealandtheile
1.33,33 beträgt, wenn ferner von diese« leUteren
33,32 auf die Butter, 35.00 auf den Milchiucker,
3,00 auf die Salze (im Gänsen also 71,32) kommen,
so bleibe«, wenn die bis. jetzt berechnete« 71,d2vett
133,33 abgezogen werden, 62,01 übrig, welche
das Casein und die Extractivstoffe reprSsentiren.
Letztere betragen ungeHlhr 6 — 8 p. m., sind aber
noch nicht näher bestimmt. Diese Zahl von 62,<kt
abgezogen , gieht mithin die Menge des Casei«« Soll
die Menge der Extra ctivstofle genauer bestimmt wer*^
den, so behandelt man den coagulirlen Rückstand der
Milch mit Wasser, Alkohol o. Aether, das getrock-
nete Residuum isl reines Gasein; die gaaie BestiiK
mung isl aber nicht nothwendig.
Milch gesunder Ammen» Waren di« obigem
Zahlen nur aBgeaammeoe, um die Verfahmogsweia«
bei der Untersuchung zn erftäatem, so giebC folgende
Tabelle die wirklichen Zahlen nachdramae«» wie sie
sich bei 89 Aaaljsea ergaben.
21
162
I. Medicmische Physik, Chemie u. Botanik.
Mittel.
Maximum.
Minimum.
Mittel.
Maximum.
MiDimaa
Dichtigkeit 1032,67
1046,48
102»,61
Gewicht des Casein u. der
Gewicht des Wassers 889,08
999,98
832,30
ExtractiTstoffe 39,24
70,92
19,32
, der festen Sub-
. der Butter 26,66
56,42
6,66
stanzen 110,92
147,70
83,33
, der feuerfesten
, des Zuckers 43,64
59,K5
25,22
Salze 1,38
3,38
0,55
Die Salze der Milch ergaben folgende VerhxUnisse auf 1,000:
In Wassei* unlösliche, in Säure lösliche Salze : 0,775
In Wasser lösliche Salze
0,225
1,000
Kohlens. Kalk 0,069
Phosphors. Kalk 0,706
Kochsalz 0,098
Schwefels. Natron 0,074
Andere Salze 0,053
Einßtiss des JUers der j4mme auf die Milch,
Lebensjahre,
15-20
20-25
25—30
30-35
35-40
Normal-
zustand.
Dichtigkeit
1032,24
1033,08
1032,20
1032,42
1032,74
1032,67
Wasser
869,85
886,91
892,96
888,06
894,94
889,08
Feste Stoffe
130,15
113,09
107,04
111,94
105,06
110)92
Zucker
35,23
41,72
45,77
39,53
39,60
43,64
Casein und Ex-
tractivstoffe
55,74
38,73
36,53
42,33
42,07
39,24
Butter
37,38
28,21
23,48
28,64
22,33
26,66
Feuerfeste Salze
1,80
1,43
1,46
1,44
1,06
1,38
Es ist somit die Differenz der Dichtigkeit in den
verschiedenen Lebensaltern sehr gering, während
die Wassermenge mit dem Alter fast gleichniSssig zu-
nimmt. Die festen Bestandtheile nehmen umgekehrt
mit dem Alter ab. Was die einzelnen Elemente an-
langt, so sind Casein, Butter und Salze nur zwischen
dem 15. u. 20. Jahre vermehrt, wahrend sie später
keine sehr erheblichen Schwankungen darbieten.
Zucker ist zwischen dem 15. u. 20. Jahre in gerin-
gerer Menge vorhanden als später. Dem Normal-
zustande am Nächsten kommt die Mischung nach den
Vff. zwischen dem 20. u. 30. Jahre.
Einfluss des Alters der Milch. Die Milch der
ersten 14 Tage zeigt leichte Verminderung der Dich-
tigkeit, conslante Verminderung des Wassers , Ver-
minderung des Zuckers, Vermehrung der Butler, des
Casein und der Salze. Vom 1. — 24. Monate ge-
stalten sich die Verhältnisse folgendermaassen: Dich-
tigkeit nicht regelmässig vermehrt oder vermindert;
Wasser bedeutend vermehrt vom 5. — 6. und vom
10. — 11. Monat, vermindert im 1. — 2. Monat;
feste Bestandtheile bedeutend vermehrt vom 1. — 3.
Monat; Zucker stark vermehrt vom 8. — 10. Monat,
vermindert vom 1. Tage — 1. Mon. ; Casein ver-
mehrt vom l.T. — 2. Mon., vermindert vom 10. — 24.
Mon.; Butter vermehrt vom 1. T. — 2. Mon., ver-
mindert vom 5. — 6. und vom 10. — 11. Mon.;
Salze langsam und schwach vermehrt vom 1. — 5«
Mon. , Ton da an progressiv vermindert.
Einfluss der Constitution und anderer physio-
logischen Ferhältnisse, Die Zusammensetzung der
Milch bei der sogenannten schwachen Constitution iM
beinahe ganz die normale , bei der starken sind die
festen Bestandtheile , namentlich Zucker und Casein
vermindert. Die Milch der Erstgebarenden nähert
sich mehr dem normalen Mittel, als wenn schon meh-
rere Geburten vorausgingen. Bei schwangern Slüleu-
den sind die festen Bestandtheile gegen Ende der
Schwangerschaft vermehrt, im Anfange bleibt die ZusaiD-
mensetzung der Milch unverändert. Die Entwicklung
der ßraste ist ohne bemerkbaren Einfluss auf die Mitcb.
[lieber die Einwirkung der Menstrualionszeit nach V.
u. B. s. Jahrbh. LXXIX. 319.] Die Milch der Brfl-
netten steht der normalen näher als die der Blon-
dinen ; die Milch gutgenährter Ammen ist der Nor-
malmilch eulsprechend, bei miltelmässiger Kost nimnl
das Wasser zu , die Dichtigkeit und die festen Be-
standtheile, namentlich Casein und Butter ab. U(
der Säugling gesund, so ist auch die ^Zusammen-
Setzung der Milch normal , ist er krank , so oiWDt
die Dichtigkeit und das Wasser ab, während die Butter
beträchtlich zunimmt und Zucker und Casein normal
bleiben. Grosse Milchmenge ändert deren DiehUgkeil
nicht ab, das Wasser, die Butter und die Salze e^
scheinen etwas vermindert, der Zucker u. das Casein
etwas vermehrt. Bei geringer Milchmenge ist das
Wasser und die Butter vermehrt, Zucker und Caseii
vermindert. Die zuerst oder die zuletzt abgeheodr
Milch der Frauen ergiebt keine Verschiedenheit der
Zusammensetzung wie bei der Kuh, Eselin oder Ziege«
Bei einigen Frauen prSvalirt die Butter , bei anderfi
der Käse. [Bei starker Körperbewegung wird Batter
I. Nedieinische Physik, Chemie u. Botanik.
163
und Casein vermindert, bei körperlicher Ruhe ver-
mehrt.]
Miieh kranker Ammen. Vff. haben Gelegenheit
gehabt, die Milch von 46 kranken Ammen, von denen
1 9 an acuten fieberhaften , 27 an chronischen AlTec-
tioneo litten, zu untersuchen und sind dabei zu fol-
l^enden Resultaten gelangt. Bei acuten fieberhaften
Krankheiten (Eoteritis , Colitis, Pleuritis, Metrovagi-
nitis, Metroperitonitis, Typhus, Gemaihsbewegungen)
war die Dichtigkeit 1031,20. Die Mengenverhältnisse
der einzelnen Bestandtheile waren bei allen den ge-
nannten Krankheilen gleich und gestalteten sich im
Mittel wie folgt: Wasser 884,91, feste Bestandtheile
115,09, Zucker 33,10, Casein und Extractivstoffe
50,40, Butter 29,86, feuerfeste Salze 1,73. Was
die einzelnen Krankheilen anlangt, so ergaben sich
folgende Verhültnisse.
AcQte
Enteritis
Acute
Pleuritis
Acute
Colitis
Geroutbsbe-
wegung mit
Fieber
Allgeineines
Unwohlsein
Acute
Melrovagi-
nltis
Acute
Metroperi-
tonitis
Typhus
Nonnalztt-
sUnd
Dichtigkeit
1038,68
1033,98
1025,57
1032,99
1032,44
1033,40
1030,30
1031,74
1032,67
Wasser
883,22
888,95
869,60
908,93
880,32
884,71
885,09
924,34
889,08
Feste Stoffe
116,78
111,05
130,46
91,07
119,68
115,29
114,91
75,66
110,92
Zocker
33,21
32,94
32,08
34,92
32,14
40,60
30,07
31,46
43,64
Caseio und
Exlractivät.
»0,30
49,55
42,86
50,00
47,70
56,71
48,33
32,91
39,24
Butter
31,53
27,77
54,12
5,14
32,89
17,12
35,03
9,09
26,66
Feuerfeste
Salze
1,74
0,79
1,40
1,01
6,95
1,47
1,48
2,20
1,38
Hiernach fand sich das Minimum der Dichtigkeit
bei der acuten Colitis, des Wassers bei derselben
Krankheil, der festen Bestandtheile bei Typhus, des
Ziiekers bei Metroperitonitis, der Butter bei Gemailis-
bewegung , des Casein bei Typhus , der feuerfesten
Salze bei Pleuritis. Das Maximum der Dichtigkeit
wurde bei Pleuritis, des Wassers bei Typhus, der
festen Bestandtheile bei Colitis, des Zuckers bei Me-
troperitonitis, der Butter bei hefk. Gemttthsbewegung,
des Casein bei Metrovaginitis,der Salze bei Pleuritis beob-
aehlet. Wirft man noch einen Blick auf die angegebenen
Verhältnisse, so sind bei acnten Krankheiten im Allge-
meinen die festen Bestandtheile : Butter , Casein und
Salze vermehrt, der Zucker in demselben Verhaltnisse
vermindert. Nur bei Typhus und hefligen Gemütha-
bewegungen sind alle festen Bestandtheile mit Aus-
nahme des Casein, welches sich gleichbleibt, ver-
mindert.
Bei chronischen Krankheiten betrug die Dichtigkeit
im Mittel 1031,20, das Wasser 885,50, die festen
Bestandtheile 114,50, der Zucker 43,37, das Casein
und die Cxtractivstofle 37,06, die Butter 32,57, die
feuerfesten Salze 1,50. Die Verhältnisse gestalteten
sich bei den Krankheiten folgendermaassen.
o
r
Chron.
Pleuritis
CR *
a
1
1
09
|i
S'
11
5«
33H
O.5.
Lungentu-
berkul.obne
Durchfall
Lungentü-
berkul. mit
Durchfall
II
CO •
73
5^
Dichtigkeit
1031,30
1032,74
1032,28
1027,07
1032,81
1030,81
1031,41
1031,84
1031,38
1031,22
1034,05
Wasser
882,13
892,84
861,34
885,17
887,77
878,35
892,53
876,59
903,16
887,08
902,38
Feste Stoffe
117,86
107,16
138,86
114,83
112,22
121,65
107,47
123,41
96,84
112,92
97,62
Zucker
46,29
45,26
50,25
30,38
47,05
42,25
42,93
42,14
43,45
41,72
44,21
Uiein
37,05
36,46
39,19
46,13
39,89
25,21
38,46
37,46
39,14
35,89
35,26
Batter
32,82
24,25
48,53
37,28
23,83
51,98
24,39
41,82
12,76
34,23
15,87
Feoerfcstc
Salze
1,70
i,19
0,89
1,04
1,46
2,21
1,69
1,99
1,49
1,08
2,28
Hiernach fand sich das Minimum der Dichtigkeit
bei absolutem Fasten, des Wassers bei Enteritis, der
festen Bestandtheile bei Tuberkulose ohne Diarrhoe,
<les Zuckers bei absolutem Fasten, des Casein bei
Meirnvaginitis , der Butter bei Tuberkulose mit Diar*
rhOe, der Salze bei Enteritis. Das Maximum der
Dichtigkeit ergab aich bei Syphilis , des Wassers bei
Tuberkulose mit Diarrhöe, der festen Bestandtheile
bei Enteritis , des Zuckers bei Eqteritis , des Csaein
bei Hungerkur, der Butter bei Melrovaginilis , der
Salze bei Syphilis.
Somit ist denn bei chronischen Krankheiten ahn-
lich wie bei acuten die Menge des Wassers vermindert,
die der festen Bestandtheile vermehrt, der Hauptun-
IH
L MdiciDische Phyiik, Chemie o. Rotanik.
unlei^chied hesteht \ü det V^rtriindehiilg dfes Gaeein
iv ohh)di«eheii Kmkheiten, wHirend daseeibe ili
aeuien fertMhtt gefandei^ wirdv Cfaironkche Oph«-
tlialmie, Pleuiütis, Diarrhoe« Bronchitis, Netrdvagi-
nitis, Lttiigentuberkuloae iift Allgemeinen u. Bruai-
alraicess^ verhalten areh eioatider faisi gleich* UbMr-
sehiede finden hinsichtlieh ehronischer Krankheilen
nur Statt: 1) bei Lungenluberkuleae mit Diarrhoe n.
Abmagerung, bei welcher die festen Bestandlheile,
u. namentlich die Butter sehr belr9chllicli vermindert
sind; 2) bei Syphilis, wo sich die Dichtigkeit be-
deutend steigert , die Butter vermindert u. die feuer^
festen Sähe zunetimen. Wahrend der Mercurialbe-
handlang scheint aidi die Mengie der Butter it n^
mehren, nach derselben bedeutend zu vermiadHa,
wahrend Gaaeih , das vor der Behaiidhing slait ver-
mindert iat, unter dem Einfitase deraelhen «ermehft,
und nur wenig unter dem Nonhalmaaaae gehmdM
wirdv der vor der Behandlung vermelirle Enoker wr-
hleiht so aiemlioh in diesem Verhältnisse wlhm4
deraelben. fMs Wasser, das vorher vemehrtwar,
nimmt wahrend der Behandlung achnell ab, spller
aber wieder zu. Die festen Bestandlheile verhallei
sich umgekehrt. DaS Nähere er|[iebt sich aus folgender
Tabelle.
Vor dfcr
Behandlung
Während der
Behandlung
Nach der
Bebamdlung u.
Heilung
Nach der
Heilung durch
Hinf Sublimal-
bader
Dichtigkeit
1034,09
1030,34
1037,52
1037,52
WaMer
«07,70
880,76
907,35
901,59
Feste Biestaod-
tbeile
102,25
119,22
93,05
98,41
Zucker
»4,73
50,57
43,91
38,74
Caseio
20,53
30,05
30,09
37,59
Butter
18,79
29,80
10,85
19,88
Salze
2,20
2,20
L 2,20
2,20
Nach diesen Specialangaben werfen VIT. noch
einige vergleichende allgemeine Blicke auf die Ver-
hältnisse der Milch im gesunden u. kranken Zustande,
denen wir folgendes entnehmen. Gin Wechsel der
Biehtigkeit^n&ei in weit höherem (irade im gesunden
als im kranken Zustande Statt; im Allgemeinen beob-
achtet man in letzterem eine Abnahme , doch variirt
die Dichtigkeit in denjenigen Fallen nicht, wo der
Zocker und die Salze vermehrt sind. Ist Butter und
Wasser vermehrt , so nimmt die Dichtigkeit ab , sind
diese beiden Elemente vormindert, so wird sie nicht
unerheblich, bei Zun ahme des Cascin in etwas ge-
steigert. Die Dichtigkeit steht nicht immer im directen
Verhaltnisse zu der Menge der festen Bestandtheile. —
Auch die DifTerenzrn des ff^assergehaUes sind im
gesunden Zustand«* bclrilchtlicher als im kranken ; im
AHgemeinen ist in Krankheiten das Wasser vermin-
dert, wenigstens jedesmal wenn Butter, Salze, Casein
und. Zucker vermehrt sind. Die Reihenfolge dieser
Stoffe bezeichnet zugleich die Scala der Wasserab-
nahme. — , Zucker ist das Hauplelement in der
Frauenmilch und dient als Respirationsmillcl. Im
physiologischen Zustande sind dessen Schwankungen
bedeutend , pathologisch ist er am Meisten in acuten
Krankheiten vermimleii, wahrend Casein bei denselben
€0B8tant vermehrt und bei chronischen etwas ver*
nkidert eraeheioL — Den grOsaten Schwankungen
sowohl im physiologischen als im pathologischen
Zuatande ist die BuHer unterworfen. Im ersten
Mo*at in reich liehet Menge vorbanden (wahrscheinlich
in Folge der Gegienwart von Colostrum) , ttimat sie
mit dem Alter der Mikh ab. In Krankheitea, aci«i
sowohl als chronisclien , mit Ausnahme der Syphilis
nimmt sie zu. — Die Saline stehen in keinem be*
stimmten Verlraltnisse zur Zeit der Lactalioa, ii
Krankheiten nehmen sie zufolge der WasserabBikne
zu, und erscheinen hei Syphilis in ausserordesl-
licher Menge. — UGl>er die Gzlractivstofle weiss
man noch nichts Bestimmtes.
(Julius Clarus.)
907. Uober die Reaction der ftischeolikk;
von Prof. Dr. S c ll I o s s h e r g e r. ( Wilrlemb. Corr.-
Bl. 28. 1853.)
Durch die Vrrsnclie Don n^. 's, Simonis un'i
der Giesseuer Schule wurde die Alkalesceaz der ga»
frischen normalen Milch als Regel festgestellt u. die
saure Reaction derselben als Folge von Kranklieilw
oder von verspätetem Piflft-n angesehen. Zaiilreirfie
Beobaclitougen haben indess bewiesen, dass cKeic
Lehre nur auf die monsclilirlie Milch anzuwenden IM,
wahrend schon bei der Milch der pflanzenfresscnJ«
Haustliicre grosse Abweichungen vorkommen iiod die
Milch drr Fleischfresser vielleicht ebenso gut normal
sauer, als die des Menschen normal alkalisch i^<<
Die nacli folgenden Beobachtungen wttrilen auf Vr«.
Bitte von Elsässer, Rallenmann «nd 8atff
angestellt. Im Stuttgarter Geltarhans wurden vm
E 1 s X s »«ge r 385 Proben gemacht ; man fand aia «ac
saure und nur 45mal eine neutrale Reaction, ia aü^"
übrigen Fällen war die Milch mehr oder weniger
alkaliselK In der Klinik von Breit fand RalUa*
1. Madiciiisciw Physik , £k^vm a. B^lMik.
m
»«■n Mier 272 Pro4ieii dieselbe tar 2nal8imi% in
welchen Fallen Uberdiess die SMre Aeaeiion v«ii einer
slaltgehabten Einreibung ranziger Butler in die Brusl-
warse herrühren konnte. In allen übrigen Fallen
war die Milch nicht sauer ; meist deutlich » luweilen
schwach alkalisch. 2uweilen stammt eine neutrale
Milüh von Personen, die Tags vorher deutlich alkali-
sche abgesondert hatten.
Sehr abweichend von diesen , die jettige Lehre
fir die menschliche Milch aufs Keue censlaliren4en
Ergebnissen fielen die Beobachtungen an Thieren ans»
Prof. Rueff bemerkte bei 94 Prüfungen ua4er
seine» Augen gemolkener Kuhmilch 44 Falle von
säuerlicher oder selbst stark saurer Reaction. 46 Ver-
suche mit Stutenmilch lieferten 19 Falle saurer
Reaction. Bei Scliafen wurde saure Milch ebenso oft
wahrgenommen als neutrale, oder alkalische und die
Milch der Fleischfresser (Hunde und Katzen) reagirte
in allen Fallen deutlich sauer, obgleich sie gemiscliles
Futter erhalten hatten. Die Beobachlimg von d 'Are et
und Petit, dass wahrend des Melkens die Kuhmilch
bei Sullfatterung stets sauer, bei Weideflittening
stets alkalisch reagire, wurde von Rueff nicht he*
slStifi, doch fand er, dass grünes Futter, gleichviel
ob im Stalle oder auf der Weide genossen, siels
grossen Einflass auf die Säuerung der Milch ausübt,
ohne davon einen genügenden Grund angeben zu
künueii. (Jul. Glarus.)
908. Die sogenannte lexenmilch; von Prof.
Dr. Scblossberger. (Das.)
Die in den BrusidrUsen der I^eugeborenen männ-
lichen und weiblichen Geschlechts zuweilen abgeson-
derte, weissliche milcharlige Flüssigkeit (Hexenmilch)
hat Vf. vor Kurzem hei einem Knaben bis zu 3y im
Verlaufe einiger Tage sammeln können. Dieselbe
halte das Ansehen der gewasserten Milch, reagirte
deutlich alkaliscli, zeigte unter dem Mikroskope die
normalen MilchkUgelchen , keine Colostrum - und
EilerkOrperchen, reagirte sehr stark auf Zucker, ge-
rann beim Erhitzen nicht, wohl aber heim Zusatz von
Sauren und Lab. Sie bestand in 100 Tli. aus 96,75
Wasser, 0,82 Fell. 0,05 Asche, 2.3BCasein, Zucker,
ExtractivslofTen , war mithin auch chemisch eine der
Milch durchaus ahnliche nur sehr wassrige Secretion.
Auch die in dem Euler eines Bockes abgesonderte
iHilch verhielt sich sehr ahnlich. Die physiologische
Bedeutung dieser Secrelron ist unbekannt.
(Jul. Glarus.)
909. Influorien in Fruenmileli; von Dr,
Vogel. (Das. 29.)
Allgemeine Bestmimungen darüber, ob eine Frau
stillen dürfe oder nicht, lassen sich nicht geben, in jedem
einzelnen Fälle muss die Beschaffenheit der Milch dafür
maassgebend sein. Hierüber entscheidet am Besten
das Mikroskop. Vf. fand nämlich t» jeder Milch, Dach
deren Genoss das Kind und bei fortgesetztem Stillen
auch die Mutter erkrankte, gleich n«ch den Abnehmen
derselben aus der Brust Infusorien, von derselben
AH wie iaa Balnibdege, also Vibiio toeiniin* Solch*
Vibrionea fMen sieh vortugawtiae bti Frauen » die
«enstrnirt si»d oder an Hflmon^hagien leiden« das
gute oder schlecble Anaehen giebt kenrenAnhiih. Dt^
Milch selbst hat oft eine schttne weisse Farbe , oft irt
•ie ganz blass ; der Gonsisteni naeh ist sie bald dick,
bald sehr wasarig. sie reagin oft alkalisch, meist
jedoch netttral. Unter dem Mtkroakope zeigt sie , j^
•ach ihrem Aussehen bald viel bald wenig ffilch • ti»
Aahaikngeln ; diese unterscheiden si^h von desKogehl
gesunder Milch «lurch Mir blaasgelbes Ansehen , den
Mangel an Metallglans u. durch ihr baldiges Zerfalleni.
Was die Infusorien selbst anlangt, so gleiehen sie
Stabohen, sind in der Mitte dunkler mid von einem
linhten Hofe umgeben, doch konnte Vf. bei BOOfaehet*
Vergrtfssemng weder Kopf- noch Schwamende un-^
terscheiden , dagegen Füsse in grosser Anzahl u. von
bedeutender Lange. Die Bewegung dieser Thiere
ist schwimmend und oft ausserordentlich lebhaft , die
nach, vorwärts ist wurmfbrmig und hierbei lasst sich
ein gegliederter Bau aus 4 Ringen bestehend wahr-
nehmen; am Gewöhnlichsten aber drehen sie sich
schraubenförmig um ihre Achse ; schwimmen sie im
Kreise, so geschieht diese Bewegung immer von rechts
nach links* Ihre Lange ist Yi^o Mmtr. , ihre Breite
betragt etwa den 4. Tb. weniger. Am deutlichsten
bemerkt man sie beim Verdünnen mit Wasser. In
Ammoniak, verdünnten Sauren (auch Milchsaure)
sterben sie augenblicklich.
Kinder, welche solche Infusorien enthallende Milch
geniesseh, werden früher oder spater von Diarrhöe
befallen , wobei die Stühle immer grün geDlrbt sind,
welche BeschalTenheit alsbald schwindet, wenn statt
der Frauenmilch Kuhmilch gereicht wird. Vf. glaubt,
dass diese Wirkung nicht den Infusorien als solchen
zukommt, sondern dass dieselbe ebenso wie die Infu-
sorien durch einen Gahrungsprocess in der Milch er-
zeugt wird. Als Ferment für die Gahrung gilt ihm
der Gongestiv- und vermehrte Warmezustand in den
Brüsten, dei; bei gereiztem Sexualsysteme stallflnden
muss. [Diese Erklärung vertragt sich nicht mit dem,
was Vf. seihst über die BeschalTenheit der Milch und
der Infusorien angiebt. Eine Gahrung kann nicht
vorhanden sein , da er die Milch nur alkalisch oder
neutral, nie sauer fand, und wäre eine Gahrung vor-
handen , so würde die sich bildende Milchsäure nach
Vfs. eigener Angabc den Untergang der Infusorien zur
Folge haben.] (Jul. Glarus.)
910. Ueber die chemische Zasammensetiug
des SchweiSSeS; von Dr. P. A. Favre. (Areh.
g^n. Juillel 1853.)
Vfs. Arbeit unterscheidet sich von den wenigen
frahem Schweissunlersuchungen zunächst durch die
enorme Menge von Material (55 Liier im Ganzen),
womit gearbeitet worden ist; sodann, was nicht eben
tu ihrem Gunsten spricht , durch ganzliehe Vernach-
lässigung der flüchtigen Sauren , welche gerade für
den Schweiet chorakteristisch sind und deren Kennt*
niss für die Beurtheiinng des Stoffwechsels von Wich-
166
1. Medicinische Physik, Chemie xl Botanik.
tigkeil ist; ferner scheint Vf. die letzte und umfäng-
lichste Untersuchung des Schweisses, welche bereits
vor 2 Jahren in Lehman n*s Lahoratorinm von
Schottin nnternamrorii wurde (vgl. Jahrhii. i^XXIV.
8.) gar nicht su kennen. Die auflallendsten Re-
sultate, zu welchen Vf. gelangt, bestehen in dem
[mangelhaften] Nachweise einer stickstofThaltigen
Saure (acide sudorique) und des Harnstoffs im nor-
malen Hautsecrete. Die Milchsäure, von deren Ab-
wesenheit sich Lehm. u. Seh. entschieden über-
zeugten, hat Vf. gleich den altern Autoren wieder im
Schweisse angelrofTen. Mit den bekannten Analysen
abereinstimmend fand Vf. unter den Mineralhestand-
theilen des Schweisses die (Chloride von Natrium (und
Kalium) in vorwiegender Menge, von alkalischen und
erdigen Sulphaien und Phosphaten nur äusserst ge-
ringe Mengen.
Jene grossen Massen Seh weiss verschiilTle sich
Vf. dadurch , dass er einen Mann in einem Dauipf-
bade schwitzen und dazu mehrere Liter fFasser
trinken liess; das hetrefl'endo Individuum sass in
einer ihn eng umschliessenden , nach den Passen zu
abschtlssigen , inwendig verzinnten lllechwanne und
bedeckte sich , zur Abhaltung der Wasserd^fmpfe [!],
bis an den Hals mit einem Tuche. Die Dampfl»Sder
wurden einen Tag um den andern genommen , wah-
rend einer Sitzung in 1 — l^j Std. 2 — 2V2 Liter
Schweiss erzeugt.
Behufs der chemischen Untersuchung wurde der
frisch gewonnene Schweiss, wenn nöthig, filtrirt,
bis zur Syrupsconsistenz eingedampft und der Rück-
stand mit absolutem Alkohol ausgezogen. Das Re-
siduum vom alkoholischen Auszuge wurde erst mit
reinem, dann mit salzsMnrehaltigem Wasser behandelt.
Das in destill. Wasser Unlösliche bestand aus Epider-
misschuppen und Spuren von Erdphosphaten, welche
im frischen Schweisse wahrscheinlich durch die flüch-
tigen organischen Sauren in Auflösung erhalten worden
waren. Die witssrige Lösung enthielt Chlornatrium,
Chlorkatium, sehr wenig Sulphate, Spuren phosphor-
saurcr Alkalien und etwas Eiweiss in Verbindung mit
Alkalien. Harnsaure , kohlensaure Alkalien u. Am-
moniaksalze fehlten darin. Aus dem Extracte mit
salzsaiirehaliigem Wasser wurden die Erdphosphate
bestimmt.
Der alkalische Auszug des SchweissrOckstandes
wurde einf^edampfl und mit Aethor behandelt. Der
in Aetlier unlösliche Thcil enthielt nach dem Ein-
äschern viel kohlensaure Alkalien und ,,einc stick-
stoffhaltige Materie, welche von keinem Ammoni«ik-
salze herrührte.*' Nach einigen vorlaufigen Ver-
suchen, welche auf einen reichlichen Gehalt an Saure
hinwiesen, wurde eine (aus 22 Kgrmm. Schweiss ge-
wonnene) Portion dieses Extracts nach Entfernung
der Alkali«*n mit Zinkoxydhydrat versetzt. Aus der
filtrirteii Flüssigkeit setzte sich nach einiger Zeit ein
weisses krystallinisches (Semisch von einer syrupdsen,
braunlirhcn Masse umgeben ab. Die Krystalle ent-
hielten keinen Stickstoff und zeigten die elementare
Zusammensetzung des milchsauren Zinkoxjdi «a
CeHsO,. ZnO + 2HO.
Zum weitern Studium der organischen Slor^i
musste Vf. zu einer ziemlich langen Reihe von Op^
rationen seine Zuflucht nehmen. Die alkoholisHe
Lösung der Zinksalze wurde eingedampft, der ROd-
stand in Wasser gelöst, daraus durch kohleosaorQ
Natron das Zink entfernt und der Rückstand des FO-
trats mit Alkohol ausgezogen. So erhielt Vf. ei«
(von etwas überschüssiger Salzsaure) sauer reagirtiit
Flüssigkeit, welche im Zustande der Concentrtlioi
eine unkrystallisirbare Substanz absetzte, die in k
Hitze Ammoniak entwickelte. Dieser Körper bildeü
mit allen Basen in Wasser lösliche Salze, wetrk
aber nicht kryslallisirten. Auch in absolutem Alk«W
waren alle seine Salze lOslich, mit Ausnahme des Sd-
bersalzcs. Das Silhersalz suchte Vf. nun durch al-
maligen Zusatz einer alkoholischen Lösung von Si^
bernitrat von der anhangenden Salzsäure zu hefrein;
es wurde zuerst Gblorsilher gefllllt und dann ein »
ders aussehender, flockiger und weniger leicht 1'
sammelnder Niederschlag des „schweisssanren" Si-
bersalzes erhallen. Auch der zweite Nieder»cUif
war an der Luft sehr veränderlich und deshalb tt
dem Lichte zu schützen. Immer noch enthielt dti
Niederschlag Chlorsilber ; trotzdem unterwarf ihsTt^
der Elementaranalyse , bei welcher nur der Koblei-
Stoff- und Wasserstoflgelialt direct bestimmt wnHc'ti
den Sticksloflgehall berechnete Vf. aus der Meogeni
Säure , welche die Verbren nungsproducte der Sdk*
stanz nach Erhitzen mit Natronkalk zu neutralisira
vermochten. Darnach berechnet er die Fonnelft
das Silhersalz der „Schweiassaure*' = C|o HgllOif
AgO.
Die Milchsaure und seine „SchweisssSure" erkM
Vf. für die einzigen organischen Sauren, welche ii
Hautsecrete vorkommen^ und sucht diese Behauptoif
und somit die Ausschliessung der Essigsaure a. »-
derer flüchtigen Sauren durch eine Berechnung der
zur Neutralisation der vorgefundenen SSuremes^
nötliigen Quantität von Alkalien zu stützen.
Der in Aelher lösliche Theil des Rückstandes w»
alkoholischen Auszuge des Schweisses nahm be«
Verdampfen des Aethers eine syrupöse Consisteoz«
und schied grosse prismatische Krystalle aus, wek»
von felliger Mutterlauge umspült waren. Vf. erkUrt
die Substanz der Krystalle für HarnstofT [der sich M
in Wasser- und alkoholfreiem Aether bekanntlich pf
nicht löst], wovon er sich durch Darstellung ^
salpetersauren Salzes überzeugt haben will. ^^
die Krystallisalionsform u. s. w. ist nicht« Whff«
angegeben. In 14 Liier Schweisa fand F. 0.599
Grmm. von dieser Substanz. Ausserdem enlbieW o<f
ätherische Auszug derselben Menge von Scb^ei^
0,191 Grmm. Fell von öliger Consistenz.
lieber die quantitativen Verhältnisse der Schweifs-
bestandtheile , wie sie Vf. aus einer Menge v»" |
Liter des Materials bestimmte, giebt folgende Tibell'
Aufschluss. [Dabei ial nicht zu vergeasen, <i*^ ^
I. Mediclnische Physik, Chemie u. Botauik.
167
ebweisssecrelion eine kflnstlich gesteigerte war u.
'ahrend des Schwitzen» erhehliche Mengen Wasser
nininken wurden.] In 1000 Theiien Seh weiss sind
nlhalten :
Chlornatriom
2,2305
Chlorkalium
0,2437
Schwefels, Alkalieo
0,0115
Phosphors. Alkaliea
Spuren
AlkalialbomiDat
0,0050
Phosphors. Erden
Sporen
Ntlcbs. Alkalieo
0,8171
.Schweisss. Alkalien*'
1,5623
Harnstoff [?]
0,0428
Fett
0,0137
Wasser
995,5733
Von 8 weitern Analysen , zu denen das Material
»n 1 — 6 Schwilzungen jedesmal verwendet und nur
ie Mengen der in Alkohol löslichen Theile („Sudo-
ate'' und Laclate der Alkalien) und der in demselhen
lenstruum unlöslichen Substanzen bestimmt wurden,
eheo wir nur die Minima und Maxima der erhaltenen
ahlen. Darnach enthalt der Schweiss an Wasser
9,422 — 99,6280/0, .an milcbsauren u. „schweiss-
luren" Alkalien 0,153— 0.251 o/o» an in Alkohol
Islichen Theiien 0.219— ^0,3270/^; ersiere betragen
emnach 37,104— 43,734% des festen Rückstandes,
»Utere 56,266—62,896% desselben.
Hieraus geht allerdings hervor, dass der Schweiss
esselben Individuums in seiner Zusammensetzung nur
eringe Schwankungen zeigt. Verfolgte Vf. die Ver-
oderungen, welche das Hautsecret zu verschiedenen
tadien einer Schwilzungsperiode erleidet, so fand
r, dass dasselbe in der ersten halben Stunde sauer
eagirle, in der zweiten neutral oder alkalisch, in der
ritten constanl alkalische Reaction zeigte. Schweiss
er letztem Art roch nicht unangenehm , so wie der
Bure Schweiss heim Stehen auch bald den widrigen
lenich verlor. Die genauere Untersuchung des aus
erschieilenen Perioden gesammelten Schweisses
sbrte, dass während der ersten halben Stunde eine
;eringere Menge abgesondert wird , als später , und
lass wahrend der zweiten und dritten halben Stunde
lie Absonderungsgrösse sich ziemlich gleich bleibt;
las Verhaltniss der. festen Bestandtheile zum Wasser
ndert sich in den verschiedenen Zeiträumen des
ichwitzens nicht wesentlicb ; in der 2. Periode des
Schwitzens wird die grösste Menge von Mineralbe-
tandlheiten mit dem Schweisse abgesondert, in der
L halben Std. die geringste Menge organisch -saurer
iaize (in Vfs. Sinne).
Zum Schlüsse wird der Harn mit dem Scbweisse
erglichen, woraus natüHich hervorgebt, dass mit
lern Harne zwar auch vorwiegend Chloride , im Ver-
kältntss zum Schweisse aber bei weitem mehr Sut-
diate und Phosphate, so wie organische Substanzen
loileert werden. — Im Vereine mit Andral ist
i^f. eben mit der Untersuchung patholog. Schweisse
»eschäftigt. (Üble.)
t^ii. LntroDomische Experimente mit beson-
ierer Rücksiehi auf das Aufsaugungsvermögen der
Haut; von V. K I e t z i n s k y. (Wien. med. Wchnschr.
28. 29. 1853.)
Die physiologisch und therapeutisch sehr wichtige
Frage nach dem Aufsaugungsvermögen der Haut suchte
Vf. auf folgende Weise zu lösen. Er bestimmte zu-
nächst den Gewichtsverlust, welchen sein Körper
während eines einstandigen, früh nüchtern bei 14 —
16^ R. genommenen Luftbades (ruhiger Lüge ohne
Bekleidung des Körpers) erlitt, im Mittel zu 3,43
Unzen, eine Menge, welche mit der nach A n d r a 1 u.
Gavarret, Valentin u. S6*guin berechneten
Gesammtquantität der Persplrätionsproducte ungefähr
stimmt. Später wurde nun zu derselben Tageszeit
ein einsiandiges Wasserbad von 28->d0<^ H. genom-
men ; nach möglichst raschem und nicht ganz sorg-
fältigem Abtrocknen (durch welche Oautele Vf. den
beginnenden Schweiss zu besrhrifuken gedachte),
wurde beim wiederholten Wägen ein Gewichts verhut
des Körpers von 6.8 t Unzen (im Mittel von 1 1 Vers.)
beobachtet An das einstdndige Wasserbad scliloss
sich unmittelbar ein einslündiges Luflhad an ; auch
nach diesem Luftbade wurde eine beiiculendere Ge-
wichtsabnahme des Körpers gefunden , als ohne vor-
ausgegangenes Wasserbad ; sie betrug im Mittel 6,72
Unzen. Bei den einzelnen Wägungen konnte natürlich
nur auf eine Differenz von ganzen Unzen Rücksicht
genommen werden und schwankt diese zwischen 5 u.
9 Unzen nach dem Wasserbade, zwischen 4 u. 7 Unzen
nach dem darauf folgenden Luftbade. Vom Harne
bemerkt Vf., dass der nach Beendigung des Expe-
riments gelassene Harn concentrirler gewesen sei, als
sein normaler Harn ; Vf. schliessl diess blos aus der
Bestimmung d«s spccif. Gewichts mittels des Urometers,
l¥ornach dasselbe sich auf 1025— 1030belief. Zwei-
mal wurde das Baden bis zu 3 Std. fortgesetzt ; nach
jeder Stunde auf die oben angegebene Weise vorge-
nommene Wägungen ergaben für die zweite Stunde
einen Gewichtsverlust, das eine Mal von 3, das an»
dere Mal von 2 Unzen ; in der 3. Std. aber trat re-
lativ zur 2. Std. eine Gewichtszunahme im l. Falle
von 2, im letztern von 1 Unze ein, ein Resultat,
welches Vf. von der allmäligen Durchtränkung der
Epidermis mit Wasser herleiteL Mineralsalze, welche
den Bädern in grössern Mengen zugesetzt wurden,
kounten ip dem nach Vollendung des Bades gelas-
senen Urine nicht nachgewiesen werden. Zu diesen
Versuchen wurde gelbes Blullaugensalz (^vjyjj). schwe-
felsaures Manganoxydul (5JV), Jodkalium (5jj), Bo-
«'a3^(3*iÜ)»^BIe««cker(3vJiJ). Salpeter (gvjjj), Schwe-
felkalium (5jv) verwende!. Auch in t\tm durch ein
Vesicalor gewonnenen Transsudate der Haulcapillareo
konnte Vf. nach dem Manganvitriolbade kein Mangan
auffinden. Wenn Vf. dagegen sich mit einer Lösung
von Blutlaugensalz oder Jodkiilium . welche dieselbe
Couceulralion, wie das Badewasscr, halle, 5 Min.
lang gurgelte, so gelang es ihm, beide Stoffe in dem
zunächst entleerten Urine nachzuweisen. Einzelne
Umstände, welche Vf. berichtet, wie die Bemerkung,
dass er im Bade von den „Poren der Brusthauiaäche
Ueine quirlende Strömchen" von Schweiss aufsteigen
166
L IMicaisobe Pbyuk, Chenie «• Botanik.
sah, ferrfieiM»« der CuriosiUl halber Erwähnung; eben
so der (Juisland, dass Vf. nach den Salahadern in
Diireh»HiniUen aus den oberflachhehen Schiebten der
Bpideriiiis der Ferse die deu 0ade augeseUten 8iib-
stanzeii mit Erftdg aufgesuchi hat» was in den tiafean
Sehicfiteii nicht uiuhr oiUglich war. •
Vr. TiiigeK aus seinen Versuchen , dasa die Haut
für Phu«ig4(eitcui innerhalb »bissiger Seitraiune un-r
dorchg^Ngig- ist ; dasa wahivend des iades das Ktfr-
pergewiHa schneller simkt, als ohpe daaaelba und
diese Wirkung siub noch über die Dauer des Bades
binau erstreckt; dass S|ibs(ancen» welc|ie durob
die Digestionssehleimhaul sehr bald resorbirt werden»
durch die unversehrte Maul keine Aufnahme finden ;
dass das Bad demnach zur Ueberfilhrung von Arzneir
slolTen in den Organismus sieb nicht eignet Zu
weiterer Prafung schllfgl Vf. hiernach eine Eint heilung
der Bailer nach den Kategorien von dünnen und
dichten [?], kalten und warmen» adstringirepden u.
erweiciienden » alkalischen und sauren Bädevn vor.
Er schreibt seinen Versuchen besonders deelialb einen
nur bedingten Werih zu , weil dieselben nur an einer
Person angestellt und nicht zahlreich genug seien.
[Jedenfalls ist die Sadie mit Vfs. Experimenten npeh
nicht als abgeschlossen zu betrachten» wenn auch
einzekie «einer Ergebnisse mit denen von Falck»
welche auflUUiger Weise gar nicht erwähnt sind, tiber-
«inkommen (vergl. Jahrlih. LXXVII. 288.). Bef.
mochte für diesen so wicliligen iiegenstand, diese
Pu«danie»tuiversuche aller liydrotlienipie» lieluT nach
Falck'a Vorgange Localhüder empfehlen» b«;! denen
sich die wohl zu beachtenden Verminderungen der Ba-
dettttssigkeit eher überstehen lassen ; eine i^ir.liseitige
llotersurhuug der £xspirallonsproducie und eine ge^
Dauere Be«iclitung des Hiirns» namentlich seiner Menge»
Farbe und des Gehalts an festen Bestandtbeden ist
natttrlii-li sehr zu wünsdien. Bemerken^H^ei^lb bleibt
es immer» dass zufolge Falck*s sorgRilligen Bestim-
mungen der Giuig der normalen Urinabsclieidung durch
Einschaltung von €anxbüdern nidil wesentlich ver-
flodeH wird.] (Uhle.)
912. neb«r fiie Wirknog des W«s|ter( yob
PiBiyBhftlUBIl ouf die Urinabsoniermg ; voi^ Dr.
Alfter. (Deutsche Klin. 27. 28. 1853.)
Vf. stellte im Verlaufe von 5 Wochen (im Mars
und April di^es Jahres) 20 Harnanalysen an» u. zwar
10 von normalem, 10 von solchem Harn» wie er nach
' dem Gehraucfie von halbstündigen Badern in d^ ge-
. nannten kolilens.f urehaltigen Soollherme gelassen
wurde. Die Verhältnisse der Nahrung» Bewegung
u. a. w. wurden natürlich mögliebst gleich gestaltet.
Suerst wurden die Uivtersuchungen des normalen
Harns mit Einschaltung eines freien Zwischentages
bei gleicher Lebensweise hinter einander » später in
deaselben Weise die des nach dem Baden entleerten
Harns angestellt. WXhrcnd eines Bades Bei der PuU
gewöhnlich von 06 auf 56» die Bespiraiion von 16
auf 15 — 14, die Temperatur in der AcbaelhOhle und
UAter der Zunge um etwas mehr als 1<^G. Vf^» daran
sich selbst experinientirte , ist ein gesunder Mana loi
34 Jahren. Beim Beginne der Versuche betrug mii
Körpergewicht 60.5038 Kgrmm. » nach Beendigst
derselben (28. April) 68»0535 Kgrmm.» ilemateh
hatte es \y|t|irend der Untersucjtivngep u^i 1,4503
Kgruim. ai^enMnimen. Bemerkenswerth ist Vfs. Ai-
gäbe» dass nach dem Bade sein KOrperge wicht nUOler
Beachtung jler ipüglichsten Vorsiclilsmaassr^geln bein
Wagen'* v^ 9^ Grmm. im }^\\[j^\ z^gi^^^mpien habe.
[Diese Angabe» welche wohl mit Vis. aalyliKheii
Besultaten stimmt, widerspricht der Kletzinsky-
sehen Ben>jacl)lung geradezu« denn darin, ^ass Vf. ii
einem koc^s^Ureichen Wasser badcle» wa^ Kl. nicht
tbat» kann die enorme Differenz von 10 — 12 Cnzen
nicht allein geaucht werden , ebensowenig k«i dei
hohen Zahlen, in bloaen j^Vlfgungsf^lero.] fiack
Vfs. Berechnung, wobei er den Verlust durch die
Eicretion während einer halben Stunde auf33€nDB.
anschlagt» würde sich die Aufnahme von Stofl«B io
Bade gar aul 128 Grmm. steigern. Die AhsorptJAi
von Stoflhn aua dem Oeynbausen*schen Badewasscr
aucbt Vf. auch aus frühem VersMchen(yonSuceow)
durch vermehrten Eisengehalt des Harns nach dei
Bxdem nachzuweisen » jedoch ist dieser blos aus der
»»intensivem Färbung" beim Behandeln des feslei
Bückstandea mit SalzsSure und Kaliumeisencyaolr a-
schlo.ssep worden. Was Vfs. Harnanalysen betrilll,
so fQhfjen wir beispielsweise ppr eine an » welche so
ziemlich das Mittel aus all«.*n repraseolirl. In der
Versuchsreihe VIII. zeigte der Harn von 24 Sld. fol-
gende Zusammensetzung in Grammen :
Normal
Nach dem Baiie
Absohitas Gewicht
1123
UM
Specif. Gewicht
1,017
1,«
Feste Bestandtheile
45,955
60,174
Harnstoff
16,138
22,448
Baraslure
0,329
0,573
Feuerbestfiodige Salze
14,900
17,354
Schwefelsaure
1,714
2,43J
Pbospborsaurer Kalk
0,429
0,621
Phosphors. Talkerde
0,460
0,560
«Kochsalz
8,760
12,0W
ExtractivstoflTe etc.
14,^65
19,79i
Alle Analysen (mit Ausnahme einer einzigen) er-
wtMsen eine Vermehrung der organischen Barni>e-
slai^dlheile nach dem Baden ; die Menge der Harn-
siiure insbesondere steigt nach jedena Bade um M
das Doppelte ihres gewöhnlichen Betrages. Vom
Kochsalz, welches nach deip Baden im Harne eise
fast ebenso grosse Steigerung erßihrt» als die flirn-
säure» vermutbet Vf.» dass es in sehr reichlicher
Menge durch die Haut aufgenommen und auch nock
auf andern Wegen, als durch die Vmen^ iP grosserer
Mnnge auagnachieden w^rde. Die 8ohwefalaluM> i*
n. AaütotDie a. fkjüeiofpB.
m
dei l^oriD von schwefeis. Salzen im Badewasser reich-
lieh vertreten, erführt gleichfalls eine erhebliche Ver-
nelirung im Harne. Auch die Ph^splKvte seifen fast
eottftant eine geringe ^eigi>rung.
Ohne voriflafig« bis nkht die Pr*4lttcte der Ex9pi«
ratioo und das Blut unter gleichen Verhallnissen ge«-
nauer untersnolit sind, aus Jenen üarnuolersuclMtngen
weitere Soblttsse so sieben, Macht Vf. nur darauf
attfmerksani , wie Oeyabauieii gerade bct NeumseD,
wo die Abnahm« der UarnsXure am«! des Harnstnis in
Harne erwiesen sei , einen gttn«tigen ErCi^g au haben
pflege. (llhle.)
IL ADatoinie uod Pbysiologiei
913. Ueber die ttglitheo Schvtnknngen
der BeueUiekeB ligeiWäime u» normalen Zu-
stande; von L. Uamroseb, caud. med. zu ü^rli».
(Deutsche Rlin. 2.9-32. ia53.)
Vf. in.tass die Temperatur des Körpers mit einem
Celsius ' sehen Thermometer , dessen Grade in
Fflnftel getheilt waren , jedoch so , dass man jeden
V5 ßrad mit freiem Auge noch in 3 At»schiiit(e theilen
konnte. Die Messungen wurden bei lieg(*nder Stel-
lung in der Acbse^iOhle gemacht und das ThiMina-
meler nicht frdher weggenommen, als bis das Queck-
silber 10 Min. lang auf gleicher Höhe stehen blieb,
was frühestens nach einer halben Stunde eintrat. Das
betr. Individuum durfte wenigstens Vj^ — 2 Std. vor
der Messung keine Nahrung zu sich nehmen u. keine
ermüdende Bewegung machen , und zwar wurde die
1. Messung um 6^^ ^hr (vor dem Prübstflcke), die
2. um 9V9 U.; die 3. um 12Ys U. (vor demMiilags-
essen), die 4. um dVs ü«. die ö. endlich um 6%ü.
(vor dem Abendbrode) vorgenommen. Endlich wurde
darauf gesehen, dass wahrend der Messung in der
Achselhohle kein Schweiss ausbrach.
VL experimentirte an 12 gesunden, krüfligm
L(Mihn) von 20 — 25 J. und wiederholte jede Messung
Ml 3 vDr.schiedenen Tagen. Doch waren die Beob-
achtungen von nur 10 Individuen vollständig. *•*
Des VersUndnisses halber geben wir die erste der 1 0
Messungstafeln , welche sich auf einen 22jilhr. liem«-
lieh kräftigen Soldaten beziebL
Sloade.
Datum.
Tenp.
des Kör-
pers.
Mittel der
Dife-
Pülsfre-
Ziinmer-
Thenno-
Barome-
Bemerkungen.
Temperot.
reoaen.
qoeoz.
temper.
meleret.
terstand.
7Ü.Morg.
10. Febr.
36»,7»
75
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325,94'^
Yor dem ^rühstflok
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360,78
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10. Febr.
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10. Febr.
360,6
— 00,17
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vor dem Hittagsbrod
c —
18. April
360,9
360,73
75
140
+ »■,0
336,43'"
_
—
19. •
360,7
zw. c n. d
75
150
+ 2<',3
•336,00"'
3U.
2. März
360,95
+ 00,22
80
1205
—
—
nach Mtttagibr. , vor Vesper
d/ -
3. «
360,9
360,95
75
14*
—
—
— -
—
4. .
370,0
zw; d ü. e
77
430
....
7t}.Abds.
♦.Febr.
360,7
^00,1«
80
140
+ 30,4
326,22'"
nach Vesper, vor .\bendbr.
C; —
10. .
360,7
360,77
70
17«
-00,6
326,42'"
—
3. März
360,9
72
W
— 80,6
835,04'"
.-.
AU MiUel der KQrperwSrmt bei allen 10 Individuen ergab sich folgende Tafel:
7h.m.
10 h.
1 h
5h
7h.v.
A.
360,78
360,9
360,73
360,95
360,77
B.
360,9
370,18-
370,01
370,23
360,77
C.
—
860,96
360,63
370,0
360,48
».
360.77
370,2
370,12
370,23
360,98
E.
360,73
360,92
360,73
360,94
350,98
F.
360.77
360,87
360,96
360,97
360,5
G.
369,82
360,98
370,2
370,32
370,13
H.
360,82
370,25
870,4
370,52
370,1«
.1.
360,83
370,$
370,4
370,03
370,15
11.
360,88
370,1
370,2
360,88
360,4
t
360,8
370,05
370,03
370,13
360,73
Med. Jak
rkk Bd. 80. Hft
.1
r^ .
A.
Mittel der Mittel derKorperwäraie
22
170
IL Anatomie u. Physiologie«
Hieraus ergiebt sich Folgendes. 1) Fon 10 In-
dividuen ist bei 8 die Eigenwärme des Körpers um
5 Uär ^'aehmitlags bei ff eitern am höchsten. —
2) Bei allen 10 Individuen ßlU die Temperatur
von b U, bis 1 U, abends um ein Bedeutendes , u.
zwar erreicht sie hier im Verhällniss zu den Tempe-
raluren von 10 U., 1 U. u. 5 U. den tiefsten Stand.
— Bei 6 Indiv. ist die Temperatur um 7 ü. Ahends
durchaus niedriger als um 7 U. Morgens , bei den 4
andern hingegen hat sie einen höhern Stand. Die
Abendtemperatur ist nämlich dann höher als die gleich-
namige Morgentemperatur, wenn im VerhilUniss zu
letzterer das Thermometer bis um 5 U. zu hoch ge-
stiegen ist, als dass es gegen Abend noch bis unter
die Morgentemperatur sinken kannte. — 3) Die
Temperatur steigt bei allen 10 Indiv. von 7 U.
Morgens bis lO U. , und zwar ist sie in 9 Fallen
tiefer als die Temperatur von 5 Uhr, in 1 Falle höher.
— 4) In 5 Fallen Tdllt dieMillagstemperatur im Ver-
haltniss zur Temperatur voU 10 U. , um bis 5 U.
wieder zu steigen ; in 2 Fidlen ist sie höher als die
Temperatur um 5 U. ; in drei Fallen endlich steigt
die Temperatur von 10 U. an continuirlich , bis sie
um 5 Uhr den höchsten Stand erreicht hat. Der
Grund dieser Differenz liegt darin , dass die betref-
fenden Individuen, wie sie spater erst gestanden , die
ersteren zwei schon ihr Mittagsmahl, die letztern drei
zwischen 10 u. 1 U. ein kleines zweites Frtthstttck
eingenommen hatten. Die Betrachtung der Mittel aus
den Mitteln der Körperwärme zeigt , dass die Tem-
peratur von 7 U. Morgens bis 10 U. steigt, bis 1 U.
Mittags fällt , sich dann bis 5 Uhr Nachmittags zum
höchsten Stand erhebt, um Abends 7 U. den tiefsten
einzunehmen.
Was das tägliche Mittel der Temperatur anlangt,
so findet man durch Berechnung aus der Tafel der
Mittel der Körperwärme , dass es der Temperatur von
1 U. Mittags sehr nahe kommt, und zwar nur um
QO — **®/iooo® ^^" derselben abweicht.
Hinsichtlich des rerhältnisses der Pulsfrequenz
zur Temperatur ergiebt sich Folgendes. Die Puls-
frequenz ist, entsprechend der Temperatur, um 5 U.
am grössten und fällt von hier bis 7 U. Abends auf
den niedrigsten Stand ; sie weicht hingegen von 7 U.
Morgens bis 1 U. von der Temperatur in sofern ab,
dass sie von 7 — 10 U. ungefähr gleiche Grösse hat,
während sie von 10 — 1 U. steigt und von hier aus
bis 5 U. ihr Maximum erreicht. Die Grösse des
Steigens oder Sinkens ergiebt sich aus der folgenden
Berechnung der Gesammtmittel :
' 7 ü. Morg. 10 ü. 1 U. ö ü. 7 ü. Abds.
70,7 70,6 72,3 72,8 70,2
Um den Gang der menschlichen Eigenwärme
bei vollständiger Entziehung jeder Nahrung zu er-
sehen , nahmen zwei Individuen je zwei Tage keine
Nahrung ein und vermieden zugleich jede grössere
Bewegung. Aus vier Beobachtungen erhielt Vf. fol-
gende Mittel :
7 U. Morg. . iO Ü. i ü. ^ Ü. 7 C. Abas.
360,926 360,869 360,868 36o,79 36o,73
aus denen hervorgeht, dass die Eigenwärme eines
hungernden Menschen continuirlich abnimmt, nSmlicb
nachdem sie von 7 U. Morg. bis 10 U. gefallen, luf
diesem Stande bis 1 U. bleibt, dann aber wieder, il
zwar am meisten, bis 5 U. fällt und um TU. Abeodt
den niedrigsten Stand erreicht. Den Resultatea Vft.
entsprechend ergiebt auch die Inanitionscurve Ghoi*
s a t ' s (Recherches expörimentales sor Tinanilioi.
1 843.) für den ersten Tag ein continuirliches Palla
der Temperatur vom Morgen bis zum Abend.
Die Ursache der thierischen Wärme scheinl,
wie sowohl aus den Resultaten bei vollständiger Eil-
hallung der Nahrung , als aus den Mitteln der Kör-
perwärme lici obigen 10 Individuen hervorgeht, allfio
durch den StofTwaiidel bedingt zu sein. Hierbei in
es aber aulTallend, warum gerade nach dem unbedeu-
tenden Frühstücke die Temperatur bis 10 U. Vw-
mittags relativ höher steigt,, als diess nach dem vid
beträchtlichem Miltagsmahle bis 5 U. geschieht. Es
muss daher noch ein anderes Moment geben, weichet
auf die Eigenwarme Einfluss hat , und dieses ist der
nächtliche Schlaf. Die Erregung der durch den
Nachtschlaf gestärkten Nerven nämlich ist viel geei^
neter, einen rascheren Blutstrom einzuleiten, ako
den Stoffumsatz zu beschleunigen , daher auch die
Warme mehr zu erhöhen , als im Laufe des Nach-
mittags , wo ihre Kräfte [?] immer mehr abzuoehmeD
anfangen. Ist nun auch der anregende Einfluss des
Mittagsmahls vorüber , dann sinkt die Temperatur hi$
zu einem Stande herab, den sie schon früher einge-
nommen hatte , wenn sie nicht noch durch die oii-
tagliche Nahrung eine anhaltende Steigerung erliltei
hatte. So ist, besonders bei altern Personen, die
Wohlthatigkeit des Schlafes nach dem Mitlagsessei
unverkennbar, indem derselbe, wenn auch nicht xw
Erhöhung, so doch zur Erhaltung der EigenwSrne
beitragt.
Noch mehr als durch die gewohnte Tagesarbeit
wird durch grössere Anstrengungen , sowohl dvre'd
gesteigerte geistige Thaiigkeit , als durch vernebMe
Muskelbewegung eine Ermattung der Krafke «. i'iber
ein Sinken der Eigenwarme hervorgebracht, ^mr
wird unmittelbar nach einer intensiven Anstresgini
die Eigenwärme erhöht, sie sinkt jedoch nicht lange
darauf um so mehr, je erschöpfender die Bewe-
gung war.
Da der menschliche Körper auch mit der Aussen-
weit, der Atmosphäre, in inniger WecbseÜwirkong
steht und dessen Zustande durch die ihn no igebesde
Luft nach physikalischen Gesetzen regulirt werden,
so bringt auch die Ausgleichung der vom Körper aus-
geschwitzten Secrete mit den jeweiligen ^ZusUndeo
der Luft durch Verdunstung von Mittag a^b eine be- 1
deutende Abnahme der thierischen Warme Toil hervor
die nur durch die wesentliche Anregung ^er tDitiV"
lichen Nahrungseinnahme in ihrem Falle no>ch eine Zaü
lang aufgehalten wird.
U. Aoatomie u. Physiologie.
171
Zum SchluMe beurtheilt Vf. die Beobachtungen
und Resultate anderer Autoren ttber denselben Gegen-
stand u. wirft Allen , in einem nichts weniger als be-
scheidenen Tone, eine falsche und leichtsinnige Me-
thode der Messung vor. Zum Behufe etwaigen Ver-
gleiches führen wir die betreffende Literatur an:
De Ba6n, Ratio medendi. Wien 1764; pars IX.de
innrbis acutis. — J. Davy, Pbysiological and ana-
tomical researches 1839. — Gierse, Quaenam sit
ratio caloris organici partium inflammalione laboran-
tium etc. 1842. — Roger, De la tcmpöraturechez
\es enfants i T^tat physiol. et patlinl. (Arch. g^n^r. 4.
s^rie). — Traube (Charit^-Annalen 1850. 4. Hfl.
u. 1851 I. Hft.). — V. Barensprung (MUller's
Archiv 1851 u. 1852). — Lichtenfels u. FrOh-
lich (Sitziingsber. der Wiener Akad. 1852. Jahrbh.
LXXVII. 168.) (Wagner.)
914. neber einige Terhältnisse der Tenen,
der Torhöfe and Kammern des Herzens n. über
den Einflnss der Lnngen und der Respirations-
bewegnngen anf den Circnlationsapparat; von
Uamernjk. (Prag. Vjhrschr. X. 3. 1853.)
An der vordem u. seitlichen Halspartie sind nicht
selten folgende Venen sichtbar. Die V. jugularis ex-
terna antica und lateralis und eine V. thoracica ex-
terna , welche sich etwa aus der Gegend der Brusl-
warxe nach aufwärts begiebt und über die Clavicula
▼erlaufend in die V. jug. ex^ lateralis mündet. —
Die V. jug. interna ist unter gewöhnlichen Verhält-
nissen am. Halse nicht sichtbar; sie ist rechlerseits
hinler dem 3eckigen Räume des M. sterno-cleido-
mastoid. gelegen» und nur ein kleiner Theil ihres äus-
sern Umfanges wird von der Portio cleidomastoid.
desselben bedeckt; linkerseits liegt dieselbe zum
grossen Theil hinter der entsprechenden Portio ch'ido-
mast. und nur ein kleiner Theil ihres innern Umrangs
liegt im genannten 3eckigen Räume. — Die V. sub-
clavia ist oberhalb des Randes der Sternalporlion der
ClaTicula bei gesunden Individuen nicht sichtbar, und
erreicht unter pathologischen Verhältnissen nur selten
eine wahrnehmbare Ausdehnung.
Die Venen der obern Gliedmaassen', des Kopfes,
des Halses und einige thoracicae vereinigen sich zu
dem Truncus brachio-cephalicus oder anonymus. Die
V. jogtil. int. und subclavia stossen in der Gegend der
Articulation der 1. Rippe mit dem Slernum zusammen.
Der Truncus anonymus ist an dieser Stelle durch das
tiefe Blatl'der Pascia colli fest und unverschiebbar an-
geheftet; derselbe ist auch an seine hintere und seit-
liche Begrenzung straff und wenig verschiebbar be-
festigt, und eben hierdurch bleibt sein Lumen con-
tinuirltch gespannt, gleichsam klaffend. Der Truncus
anonymus hat an seinem Anfangsstflcke die geringste
Ausdehnung. Das in derselben einmündende Ende
der V. jttgularis int. und subclavia ist mit einer oder
2 Klappen versehen, deren concave Flüchen nach dem
Truncus gerichtet sind , jeden Rdckfluss des Blutes
aus diesem in jene hemmen und auch die Commu-
nicalion der beiden letztern unmöglich machen.
Die V. jugularis int. zeigt bei Erwachsenen und
noch deutlicher bei altern Individuen oberhalb ihrer
genannten Klappe eine mehr oder weniger deutliche, .
längliche Erw>ilerung (Bulbus V. jugularis), welche
bis zu der Stelle reicht, wo jene Vene von der vor-
deren Wurzel des Querfortsatzes des 6. Halswirbels
eine Knickung erleidet, oder wo sie vom M. omo-
hyoideus bedeckt und verengert wird. Von dieser
Stelle an wird die genannte Vene enger und zeigt biji
zum Foramen lacenim dasselbe Lumen. Die V. jugu-
laris inL hat keine Klappen. — Die V. subclavia
zeigt oberhalb ihrer Klappe bei erwachsenen u. noch
deutlicher hei alteren Individuen eine ähnliche Erwei-
terung: erst in der Fossa axillaris wird dieselbe enger ;
daselbst- beginnen auch erst ihre Klappen. — Die
V. jugularis extern, lateralis mündet in der Regel in
die Subclavia, ist an ihrer Einmündungsstelle deullieh
enger, mit einer Klappe versehen, zeigt oberhalb der-
selben eine leichte Erweiterung u. hat in ihrem wei-
teren Verlaure Klappen. Dasselbe Verhalten zeigen
die VV. «ubscapularis und thoracica extern, longa, so
wie viele andere kleine Venen, welche in die V. sub-
clavia oder in den Ramus communicans am Jugulum
einmünden; sie sind an ihrer Mündungsstelle enge,
oberhalb erweitert und besitzen Klappen. — Die
VV. thoracicae ext., welche an den Rändern des Ster-
nums die Brustwand durchbrechen u. in die internae
einmünden, sind an dem MündungsstOcke enger, straff
an die Brustwand beresligt, (>aselbst mit einer Klappe
versehen, vor derselben etwas erweitert. — Der Bulbus
V. jugularis und die beschriebenen Erweiterungen der
andern Venen hinter ihren Klappen finden sich bei
todtgeborenen entwickelten Kindern nicht, sondern
sie werden erst nach der Geburt durch den Respira-
tionsvorgang allmalig ausgebildeL
Die V. Cava inferior ist im Foramen qoadrilatenum
des Diaphragma unverschiebbar befestigt, was durch
ein kurzes Bindegewebe und durch die feste Anla-
gerung der rauhen Flache des peripherischen Blattes
der Pleura, des Pericardiums und Peritonaeoms an
das Diaphragma und das betreffende Stück dieser
Vene am Foramen quadrilaterum zu Stande gebracht
wird.
Wenn wahrend des Lebens an der vordem Brost*
wand die Einmündung einer oder der andern V. tho-
racica ext. in einen Intercostalraum zu sehen ist, so
findet man gleichfalls, dass sich ihre Füllung mit den
Respirationsbewegungen ändert, dass jedoch die Ein-
mündungsstelle der Vene nicht verschoben wird.
Die V. cruralis hat an der Stelle, wo sie am ho-
rizontalen Aste des Schambeins liegt, constant 2 mit
ihrer Concaviiat gegen den Unterleib gerichtete
Klappen. Sie ist an dieser Stelle enger und zeigt
unter den Klappen eine massige Erweiterung. Wird
die V. cruralis in Leichen, die weder hydropisch
sind, noch eine auffallende Veränderung am Unter-
leibe oder Brustkasten (z. B. Tuberkulose , Typhus)
darbieten, unter ihrer Klappe geOfftaet, so ergiesst
sich aus dem peripherischen Stücke das Blut unter
172
IL Anatomie «. Pliymilegie*
einem Hiehc geringen V>nicbe; ans de« eemralen
Stücke fljessc nicht« lieraua , weil i'\e Klapfieii voü^
konaien schiiessen. Werden nim (tiene Klappen hei
sonst unverletztem tiatlaver ilnrcliachnitte», oder wird
dte Vene oherhalh derselben erllffnet , ae kann sich
ehie bedeutende Menge Blnt entleeren ; es kann auf
diese Weise ein grosser Theil des Inhalts der Cara
inferior« snperior und selbst des rechten Vorliofs ans*
getrieben werden, und an seine Stelle durch dieselbe
Oeflhung Luft aufgenoinnMn und bei der spSter vor«
geneoinieneii Leichenunteraochung wahrgenommen
werden« Es ergieht sich daraus, dasa die ventlse
IHotaäule innerhalb der beschriebenen Klappen an der
V. anonyma und crurnlis, aorait in den Hohlvenen u.
im rechten Vorhefe, conmunieirt, dass in dieser
venffsen Bahn keine Klappen vorkommen, dass der
Inhalt derselben nicht selten am Cadavar eine nicht
geringe Spannung teigt oder unter einem wahrnehm-
baren {drucke siebt; — Die V. asygos besilzt be*
kenntlich keine Klappen.
Dass die innerhalb der Brusthohle bei einem
jugendlichen gesunden Menschen vorhandene Luft nach
allen Seilen von gespannten Wanden umgeben werde,
beweist die sowohl bei der In- als ßxspiration im
gleichen Maasse vorhandene nicht tympanidsche Re-
sonanz derselben; wird die Spannung dieser ßegren-
aungen bedeutend geringer, so wird die Resonanz
zuerst oder vorzüglich während iUr Exspiration lyni-
panilisch. — Die genannte nichUympanitisciie Re-
sonanz des Brustkastens spricht fdr einen hinrei-
chenden Grail von Spannung an der ßrustwand , an
der Pleura , am Mediastinum , am Lungengewebe
u. a. w., sie giel)t jedoch nicht an, welche Spannung
oder Dichtigkeit die innerhalb dieser gespannlrn (Ge-
webe vorhandene Luft habe.
Versucht man die Resonanz des Unterleibes unter
der Nabellinie bei einem jugendlichen gesunden Men-
schen, so findet ni.in dieselbe während der In- und
Exspiration gleich; sie ist von jener des Brustkastens
etwas verschieden u. n2(liert sich dem tympanitischen
Timbre. Dasselbe flndcl sich an geeigneten Leichen.
Es ergiebt sich daraus, dass die Bogrenzungen der
im Brustkasten enfb.ilicnen Luft unter den gegebenen
Verhaltnissen einen grossem Grad von Spannung dar-
bieten, alsjene^des Unterleibes. Die genannte Re-
sonanz des Unterleibes giebt jedoch gleichfalls keinen
hinreichenden Aufschluss tther den Grad der Spannung
der in der Bauchhöhle enthaltenen Luft.
Die angeführte Spannung der genannten Gewebe
ist in den elastischen und contractilen Elementen der-
aelben begrOndet ; die von den in der Brust- u. Rauch-
bOhle eingelagerten Organen abzuleitende Spannung
wird auf die ßnist- und Rauchwand durch die an
den serOscn Hjtnfen wahrnehmbaren Verhaltnisse
übertragen und bierdurcb ihr Umfang und ihre Form
bestimmt. — Wie der Umfang und die Form (\t^
irostkastens und Unterleibes durch die Elasticitat der
in denselben enthaltenen Organe modificirt werden,
so gut diess auch von dem betrelTenden GircuUtiona-
afparate. — Durch f eravche an Tbieren «nd Bsab-
aehtuttgen an Leichen inaat eich nachweisen, daii ik
aerOsen %Mit bei geaunden Indiridnen vom Lifur
serosna nur ao viel enthalten, ala i«
ihrer glatten Flüehen notiiwendig ist ; nnr in
serOsen Sacken indet sich nberdieaa cina geriigi
Qnaotitnt von Liquor aerosua, welche lur AatfUliiii
von Unel>enheiten u. Lücken dient
Im Pleura - und im Bauclifellsacke findet mao bs
normalen Verbflltnissen keine , noch so geringe kt
Sammlung von Liquor aerosus ; dkt Fagsamkeit der
Lunge» des Darrakanals vermeidet das Verlileii«
irgend welcher Lücken und macht daher eine rnUspR-
ebenda Menge von Liquor entbelirliclu — Dana
ergiebt sich auch , dass die Blatter der Pleura ii^ j
des Peritonaums sich allenllialben in der iiini((ilrt
Berührung brfimlen, dass zwischen ihnen nirgend es
Hiatus vorktimroe und dass ein solcher so lange lidl
möglich sei, als die Verhaltnisse der genannte» lortai
Blatter die normalen bleiben.
Das peripherische Blatt der Pleura wird an alki i
Stellen vom visceralen Blatte bedeckt; bei jugen^
liehen und erwacbMeneo gesunden Indivkluen taiä
hiervon nur eine kleine Stelle der Pleura eiae An»-
nnhnie , die Pleura costalis oamlicb zwischen der i
u. 6. linken Rippe, etwa vom Sterualrande liis m
Costalende der betrelTenden Knorpel, stellt in iDHi^
Berührung mit der Lamina mediastlni sin., d.i.glerciH
falls mit einem Stücke der Pleura peripherica. Dira
Berührung der beiden peripherischen Blatter der Pl«0n :
wird durch eine entsprechende halbmondförmige Eii* i
kerbung des vordem Randes des oberu Lappt^iuder
link. Lunge u. dadurch bedingtes Entfernen votn Slerisl-
rande ermöglicht, und sie erinnglictit wieder, das
zwischen dem 4. u. 6. linken Hippenknorpel die m-
dere Herzwand an die vordere Brnstwand imgdi*
gert ist.
Da das peripberisclic ßlnll der Pleura unzerlreim-
lich an die Brustwand befestigt und zwischen dea-
selben und dem visceralen Blatte bei normalen Ver-
hältnissen ein Hiatus nicht mOglich ist, so ergiebt sirh
daraus von selbst, dass alle Veränderungen des Da-
fanges und der Form des Brustkastens auch »afiix
Lunge sich übertragen, und durch dieselbe auf desa
der Brusthöhle liegenden Circulationsapparat voneii-
sprechendem Einflüsse sein werden.
Das Herz u. die grossem GeP«fs98l,1nnne Nfltm >"
Mediastinum, sind zum grossen Theil vom Perirardiia
eingi'srblnssen und koniinen aoniit , anatomiiicli ^
sprocben , mit der Lunge nnd der Rrnstwanii nie n
unmittelbare Berührung. Der Sack des Pen'ranlisn^
enthalt in nornurlen Verhaltnissen stets eine gerii^
Menge von Liquor serosus , etwas weniger als j 3> ,
-^ Bei Leichen findet man unter normalen VerMH-
nissen einen kleinen Hiatus und eine geringe An-
sammlung von Liquor an derjenigen Steile des P'^ i
cardioB , wo die hinlere Herawand am Centraai ^
dineum dea Diaplwagna liegt ^ welche in dar ^^
IL AMl«iiiie II. Pbyiiologi«.
173
Mille ton iler oonvex^n FItfche dts linken Leberla|H
imit bed«ek( rtl. An «l«n enlspreeheiMltii Leichen
tet nünHirb ffie hinlerfl Herzwend nn der genennten
SieMe mehr ivdcr weniger cencav, und die genennie
conteie Flüche des linken Leberlnppens ist dieser
tioneevilftt entspreebehd mehr oder weniger erMassl,
Q. nicht neUen leigl sie an dieser Stelle einen leichten
Eindruck (Impressio hepalis eenliaca). Wsbrcnd des
Lebens mOssen jedoch diese Verlittllnisne anders sein.
Die Hohlen des Herzens kOonen sieh nlmlich wXhrend
des Lebens tu keiner Zeit vollständig entleeren , ihre
FttIluDg leigt nur geringe u. häufig ungleiche Schwan-
kungen. Die hinlere Herzwand kann während des
Lebens nie concav sein, sie ist anhaltend convex» bei
der Kamnsersystole erhärtet sie Qberdiess und wird
in Schwingungen versetzt u. von diesen 3 Umstanden,
von der Convexiiat der hintern Herzwand, der systo-
lischen Erhärtung und Vibration derselben wahrend
des Li'bens, ist die Impressio hepatis cardiaca abzu-
leiten. Es ergiebt sich aber daraus, dass der Liquor
serosus im Pericardium wahrend des Lebens bei der
Kammersysiole einen andern Platz einnehmen , sich
an die Seilenramler des Pericardiums begeben müsse
Q. erst bei der Kammerdyastole den genannten Hiatus
aufsuche , wo er auch in Leichen zu finden ist. Der
Liquor serosus pericardii t^ somit ein wirklicher
LttckenbUsser • die Verhaltixisse der Herzhewegung
machen denselben nothwendig.
Die raube Flache des peripherischen Blattes des
Pericardiums ist mit der rauhen Flache der Laminae
mediastini unzertrennlich und unverschiebbar ver-
wachsen ; die glatten Flachen der Laminae mediastini
niiid mit Ausnahme der genannten Stelle zwischen dem
4. «• 6. Rippenknorpel an allen Stellen von der Pleura
visceralis « d. i. von der innern Flache und den vor-
dem Bandern der Lunge bedeckt, wodurch der Ein-
Ooss der Gontraclionskrafl der Lungen auf das Ne-
diaatinum und die zwiRchen den beiden Laminae me-
diastini gelegenen Organe, Herz^ grosse Gefassstamme
II. s. w., vermittelt wird.
IHe Brustwand eines gesunden erwachsenen Men-
schen ist gleiehmassig gespannt , die Intef eositalranme
^ind anhaftend zunehmend bei der Inspiration ton
aussen concav, ebenso ist anch das Jugulum und die
Regio snpraclavicul. anhaltend tunehmendbei deftnspi'^
ration vertieft Das Diaphragma ist anhaltend kup-
pelartig ausgespannt, seine gegen den Unterleib ge^
rtclitete Concavitai wird mit jeder Inspiration flacher,
liefer, indem sich besonders dieBippentheile von den
Bippen entfernen , wodurch die bei der Exspiration
sich berührende Pleura costalis und diaphragmatica
aus einander weichen und die Rander der Lunge bis
an die Insertionen des Diaphragma angezogen werden;
die vordere und mittlere Partie derParslendinea zeigt
bei 6^T Respiration die geringste Beweglichkeit. Die
bei der Inspiration vorkommende Wölbung der Ma-
gengrube entsteht durch Vertiefung u. Verflachung
der hintern u. seitlichen fleischigen Portionen des
Diaphragma, wobei auch die Lage der Leber ver-
ändert wird : der rechte LeberlappcB beachrciibt aü
einer jeden Inspiration ein StOck eines Kreises» er
wird tiefer gestellt und gleichserlig der Medianlinie
^er Rauchwaad genaliert. Die an die vordere und
mittlere Stelle des Diaphragma angelehnte Portion der
Leb<<r verändert ihre Lage bei der Respiration am we-
nigsten. Ao wahrnehmbaren Milztumoren ist eine
ahnliche Bewegung bei der Respiration nachweisbar;
sie bewegen sich bei der Inspiration nach abwärts n.
gegen die Medfantinie. — Dass die genannten respi-
ratorischen Lageveranderuf.gen der Leber auf den
Umfang und die Form der Hohlvene am Foramen
lacerun) von Binfluss sind, ist ohne Zweifel; jedoch
giebt Vf. seine frtlhere Ansicht, nach welcher die
Leber bei der Exspiilitiün auf das über derselben in
der Hobivene befindliche Blut in Form einer Klappe
wirke, auf, indem, wie oben gezeigt, am Cadaver
(d. i. bei der vollstancffgsten Exspiration) der Inhalt
der Hohlvenen communrcrrt.
Mit der Exspiration wird die Wölbung des Dia»
phragma grosser, hoher, wodurch auch die Lage der
Leber und Milz verändert und die Magengegend ein-
gezogen wird. Am Cadaver wird der Stand des Dia-
phragma nicht selten so hoch, dass eine auch bedeu-
tend vergrOsserte Leber ganz unter den Rippenrand
versetzt werden kann. Bei dieser exspiratoriscben
Veränderung der Wölbung des Diaphragma relrahirl
sich der untere Rand der Lunge so, daaa die Pleura
diapbragnMitica in unmittelbare Berttbrnng mit der
Pleura costalis kommt. — Die Einziehung de» Dia-
phragma, der Intercostalratime , des ingulndis, der
Regio stipraclavicularis wahrend der Exspiration
wird , ebenso wie an entsprechenden Leichen
durch die Contractionskraft der Lunge, mittels des
besprochenen Verhältnisses der glatten Flachen der
Pleura eingeleitet. — ^ Nach dem Teile, al«o nach
dem Erloschen aller Nuskelaclion verkleinert sich bei
normalen Verhaltnissen der Brustkasten noch be-
deutend durch den alleinigen Einfluss der Elasticitat
der Lunge, wobei die Erkaltung der in derselben
enthaltenen Luftsaulchen mitwirkt. Durch diesete
Einfluss der Lungencontraclion nimmt gleichzeitig der
Umfang des im Brustkasten liegenden Circulations-
apparates, besonders der Hoblvenen u. der Vorbore
zu, wodurch die an der Peripherie liegenden Venen-
klappen erOfl'net werden u. die Halsvenen einen Tbeii
ihres Inhalts verlieren kOnnen. Die V. jugularis in-
terna bleibt jedoch unter allen Verhältnissen von einer
continuirlichen, mit jener der Sinus transversi zu-
sammenhangenden Blutsaule ausgefüllt. Die V. jugu-
laris int. kann nämlich unter keinem Verhaltniss ihren
ganzen Inhalt verlieren, weil diess die Möglichkeit
der Circulation in der Schadelhohle aufheben würde.
Wenn demungeaclitet bei Leichonunlersuchungen die
V. jugularis int. leer getroffen wird , so ist diess erst
wahrend der Untersuchung durch Verletzung eines
Sinus der Dura mater bei flüssigem Blute in diesem
u. den Jugulares zu Stande gekommenVo
Da somit der Grad der Retraction der Lungen
174
II. Anatomie u. Physiologie.
eines onverieitten Gadavers bedeutender ist» als bei
der grOsstmDgltchslen Exspirationsbewef^nng , so er-
giebt sich daraus , dass mit der Exspiration die Gon-
tractionslcralt der Lunge niclil erschöpri ist.
An Leichen von jiigendliclien Individuep, bei nicht
auffallend verJfnderlen Brust- u. Kauchorganen findet
man noch Folgendes. Wird mit der gewöhnlichen
Mensur der Umfang des Rumpfes über den untern
falschen Rippen (also über den letzten Brustwirbel
und die Hagengrube) genommen und der Stand der
Leber an der Achsellinie durch die Percussion be-
zeichnet, hierauf aber die Bauchhöhle unter dem Nabel
geOlTnet, so findet man, dass der genannte Umfang
des Rumpfes um 1 — 3 Glmtr. jhcIi verj^rösserl bat u.
der Stand der Leber an der bezeichneten Stelle hoher
geworden ist. — Wird nun die Mi^nsur höher gelegt,
zwischen dem 10. Brustwirbel u. dem Scliwertknor-
pel» u. darauf durch einen einf.iohen Stich ein Pleu-
rasack nach dem andern erölTnel, si» findet man den
seitlichen Umfang der linken Brusthaifle um 1, jenen
der rechten um ll/^ — 2 Cimtr. vergrösserl. Ueber-
diess werden bei diesem cadaverösen Pneiiiuothorax,
gerade so wie während des Lebens, auHi noch an-
dere Veränderungen in den bctrvflenden. Iliflflen des
Thorax eingeleitet. Bei Eröffnung de« rechten Pleu-
rasackes verliert die entsprechende Bnistwand ihre
Spannung, die Intercostalrilume ihre (]oncavit»t; die
betreffende Hälfte des Diaphragma wird schlaff, steht
tiefer und ihre fleischige Portion hat ihre frühere
Goncavitat verloren; die Lunge hat sich retrahirt;
das Mediastinum wird durch die bestehenden Ver-
haltnisse im linken Pleurasäcke weiter nach links ge-
zogen. Wird zuerst der linke Pleurasack eröffnet,
so kommen die genannten Veränderungen an der
linken Brusthalfle vor; überdiess verändert sich hierbei
die Lage des Herzens, sie wird mehr vertikal. Die
Ursache dieser angeführten Leichenerscheinungen ist
die an den Organen der Brust- und Bauchhöhle wir-
kende Glastiritat, welche nach dem Tode nicht
erlischt.
Der Mechanismus der ersten Inspiration , so wie
die Erfahrungen des Einflusses der Inspirationsmus-
keln auf die vitale Gapacitüt der Lungen, so wie end-
lich die Beobachtungen , nach welchen zwischen der
Entwicklung der Inspirationsmuskeln und dem Um-
fange des Brustkastens ein gerades Verhaltniss oh-
waltet, sind an u. fnr sich hinreichend zu beweisen,
dass der Zug der Inspirationsmuskeln durch die an
den serösen Hauten obwaltenden Verhaltnisse hin-
reichen mtlsso, die Elasticil«1t des Lungengewebes zu
überwinden , das Athmen einzuleiten und zu unter-
hallen. Andrerseits wird die Elasticität der Lungen
durch die Gontraclionen des Herzens überwunden
werden müssen, während das Herz in seiner Ruhe
oderErschlallung dem concentrischen Zuge der Lunge,
nachgehen muss , die Arteripnstäinme denselhen nur
onwesenllich verändern werden und die Gapillnren
und Venen der Brusthöhle zu keiner Zeit so viel Gon-
tractionskraft besitzen können, um diesen concen*
irischen Zug zu roodificiren. Daraus ergiebt ikh
auch, dass die VV. cavae u. anonymae sowohl wlfareBd
des Lebens als auch in der Leiche eine cnntinoirliehe
Anspannung darbieten müssen, dass auch die Vor-
höfe sich nur zeitweise, u. zwar nicht weseatlicli
verengern können, und dass der Umfang und die Fom
beider bei vorkommenden respiratorischen Verände-
rungen des Umfanges und der Form des Brustkastens
u. der Lunge entsprechende Modiücationen u. llodih
lationen darbieten werden.
Ist einmal der Respiralionsprocess in seinen ge-
hörigen Gang gekommen, so befindet sich der Brust-
kasten in einer continuirlichen Bewegung. Das Mo-
ment, wodurch der Brustkasten durch den Zug der Inspi-
rationsmuskeln in allen Richtungen erweitert wird,
ist die Inspirationsbewegung; die ausserhalb dieser
Zeit am Brustkasten th.'Uige Bewegung gohOrl der
Exspiration an; — die nach dem Tode durch eine
gewisse Zeil stallfindimde Bewegung am Brustkasleo,
an den Hals- u. Unterleibsvcnen u. s. w. gehört eben-
falls der Exspiration an. — Die Inspirationsbe
wegnng ist die Folge des Muskelzuges; die Exspiration
kann blos durch die Elasticilrtt der Lungen, derlMeora,
des Pericardiuros, der Brust- u. ßauchwaude bewirkt
werden ; doch sind dabei nicht selten eine verschie-
dene Zahl von Muskeln thätig.
Die Dauer der In - u. Exspiration ist verschieden,
die Dauer der Exspiration ist jedoch unter allen Ver-
hältnissen langer. Diess ergiebt sich bereits aus den
anatomischen Verhaltnissen der Lunge, des Brust-
kastens u. s. w. als ausgezeichnet elastische Gewebe,
die anhaltend auf Verkleinerung ihres Umfanges (Ex-
spiration) ausgehen und nur zeitweise durch den Zog
der Inspiratoren daran gehindert werden. Da ferner
auch bei der ruhigsten Respiration der Umfang d^r
Glottis bei der Inspiration weiter ist , als bei der Ex-
spiration, und da im Allgemeinen gleiche Mengen Luft
ein- und ausströmen müssen, so ergiebt sich, dass
die Dauer der Exspiration langer sein muss. Die auch
bei der ruhigsten Respiration am Larynx hörbaren
Respirationsgeränsche beweisen gleichfalls die lungere
Dauer der £xspiration , wiewohl die letzten Exspira-
tionsmomente ohne ein hörbares Geräusch vorsieh
gehen. Bei Rauhigkeiten der Pleura oder in dei
Bronchien wird diess noch deutlicher. Die Reibuog»-
geräusche zeigen eine grössere Lange, wiewohl avcii
hier bemerkt werden muss, dass die Exspiration ooeh
langer dauert als diese Geräusche ; die letzten Mo-
mente der Exspirationsbewegung können ohne 'H^
dem Ohre bemerkbare Erscheinungen vor sich gehen.
Erfahrungsgemass müssen doppelte Respirations-
bewcgungen unterschieden werden ; ruhige und an-
geslrttngte.
A. Ruhige Respiration, Bei der ruhigen Inspi-
rationshewegung sind nur die gewöhnlichen Inspira-
tionsmuskeln , das Diaphragma , die Scaleni und die
M. intercostales thätig. Ihre Zusammentiehung mass
hierbei allmälig und zwar in der Weise vor sich
IL AnatoiBie u. Physiologie«
176
gehen • dass sie dem jeweiligen Grade der Criveile-
rang der Glollis entspricht , oiler dass xwischen der
Erweiterung des Brustkastens und der durch die Glot-
lia einströmenden Luflmenge kein Uissverhültniss ein-
tritt. Der Inhalt der Luftwege hat somit während
der Inspiration anhaltend dieselbe Spannung u. Dich-
tigkeit, wie die umgehende Atmosphäre. Bei der
ruhigen Exspiralionsbewegung ist kein Muskel thätig,
die Verkleinerung der Lunge, des Brustkastens u. s. w.
ist Folge der Elasticität u. der Contraclionskraft die-
ser (Irgane, welche in dem Momente thätig werden,
wo der Zug der Inspirationsmuskeln aufliört. — Da
bei der ruhigen Inspiration die in den Luftwegen vor-
handene Luft die Spannung und Dichtigkeit der um-
gebenden Atmosphäre hat, so ist es klar, dass ein
Theil derselben bei der Exspiration nur dann aus-
strömen könne, wenn sie unter einen' messbaren
Druck versetzt wird , und da die Exspiration bis zum
Anfang der neuen Inspiration anhält , so ergiebt sich
auch, dass während der Exspiration der Inhalt der
Luftwege anhaltend unlier einem messbaren Druck
steht. Da sich tiberdiess bei der Exspiration im ge-
raden Verhältnisse zu dem Grade dieselben die Glottis
verengert, so wird auch hieraus ersichtlich, dass zu
dieser Zeit der Inhalt der Luftwege unter einem ent-
sprechenden Druck stehen niOsse.
Die Verkleinerung des Brustkastens (Exspiration)
findet in der Leiche erst dann ihre Vollendung, wenn
sich die Temperatur derselben mit jener der umgeben-
den Atmosphäre vollkommen ausgeglichen hat. Zu
dieser Zeit findet man die Glottis offen , der Inhalt
der meisten Luftwege communicirl mit der Atmosphäre
und es ist sehr wahrscheinlich, dass beide dieselbe
Spannung und Dichtigkeit, also etwa wie während
•einer ruhigen Inspiration, darbieten. Wird unter
solchen Verhältnissen der Brustkasten erOfToet, so
retrahirt sich die Lunge ihrem Contractionsgrade ent-
:spreehend, was aus der Grösse der Lttcke zwischen
•den glatten Flächen der Pleura ersichtlich wird, es
entsteht bei .Einschnitt Pneumothorax mit den bereits
angedeuteten Veränderungen.
Da sonach bei ruhiger Inspiration die Spannung
und Dichtigkeit der in den Luftwegen befindlichen
Luft der der umgebenden Atmosphäre gleich ist u. ihr
Druck somit durch einen ebenso grossen, auf die
äussere OherQäche des Körpers ausgeübten Druck auf-
gehoben wird , so ergiebt sich , dass der Brustkasten
durch die Verhältnisse der Spannung und Dichtigkeit
der enthaltenen Luftsäulchen während der Inspiration
keinen Einfluss auf den innerhalb seiner Wände lie-
genden Circulationsapparat üben könne. Da während
einer solchen Exspiration durch die genannte Verkür-
zung der elastischen Pasern der Lunge die innerhalb
der Luftwege vorhandene Luft anhaltend venlichtet
oder comprimirl wird, da somit« zu dieser Zeit die
Spannung und Dichtigkeit dieser Luftsäulchen anhal-
ieod grösser ist, als der Almosphärendruck auf die
äussere Oberfiäche des Körpers, so ergiebt sich wei-
ter» dass hierdurch der Druck, unter welchem sich
das Blut in dem innerhalb des Lungengewebes liegen-
den Circulationsapparate bewegt, proportionell gestei-
gert wenien mttsse, wodurch bei der bekaunlen Ven-
tilation dieser Bahn seine progressive Strömung be-
schleunigt wird. Da jedoch bei einer solchen Exspi-
ration die in den Luftwegen vorhandene Menge Luft
in derselben Weise kleiner werden kann, als sich
ihre Dichtigkeit steigert, so folgt ferner, dass durch
diese Zunahme des Luftdrucks der ausserhalb des
Lungengewebes im Brustkasten vorhandene Circula-
tionsapparat (Herz, grosse GeHlssstämme) in keiner
Weise berührt werde.
Da jedoch unumstössliche Erfahrungen (die Er-
scheinungen an den Halsvenen, am Haemodynamo-
meter, an blutenden und frisch unterbundenen gros-
sem Arterien u. s. w.) den Einfluss der Respirations-
bewegungen auf die Girculation aber allen Zweifel
stellen, so entsteht die Frage: durch welchen Mecha*
nismus dieser Einfluss vermittelt werde.
Mit der Inspiration wird der Brustkasteu durch
denZugderlnspirationsmiiskeln in allen seinen Durch-
messern vergrö>serl, hierdurch der Umfang der Lun-
gen durch das genannte Verhältniss der glatten Flächen
seröser Häute entsprechend erweitert, die Contraclions-
kraft derselben proportional gesteigert , wodurch die
Concavität der Intercostalräume, desJugulums, der
Regio supraclavicularis zunimmt und der Umfang des
in der Brosthöhle liegenden Circulationsapparates dem
wachsenden Zuge der Lunge in verschiedener Weise
nachgiebt; die kuppelartige Wölbung des Diaphragma
wird flacher, die Magengegend proportional zur Ver-
flachung des Zwerchfells nach aussen convex.
Da die VV. anonymae in beschriebener Weise an
'die 1. Rippe un verschiebbar befestigt sind u. daselbst
continuirlich ausgespannt bleiben mUssen, da die
Cava inferior am Foramen quadrilaterum in derselben
Weise befestigt ist, so müssed bei dem genannten
Zuge der Lunge und bei der genannten Erweiterung
der Brust wand diese Venen sowohl in die Länge, als
auch und zwar noch mehr in die Breite vergrössert
werden, und diese Zunahme ihres Rauminhalts muss auf
den Inhalt ihrer venösen peripherischen Fortsetzungen
in der Art einwirken, wie das Aufziehen des Stempels
einer Spritze auf ihre Aspiration. Während dieser
Aspiration der VV, cavae und anonymae werden die
Klappen der letzteren und der V. cruralis, uuter dem
Lig. Poupartii, proportional geöffnet. Ist diese
Aspiration der VV. cavae ausgiebig, so werden die
oberflächlichen Venen des Halses und der Brustwand
entleert ; sie werden enger, undeutlicher sichtbar, ja
sie können durch vollsländigc Retraclion ihrer Wände
ihr Lumen und ihre Rlutsäule, ihren Zusammenhang
mit der peripherischen verlieren , wodurch die durch
diese Venen auf die betreffende Peripherie durch die
Inspiration vermittelte Aspiration aufgehoben wird. «
Die V. jugularis inu u. subclavia werden durch eine
ausgiebige Aspiration etwas verengert, so weit als
ihre nachgiebige Umgebung es zulässt; sie können
1T6
II. Analenie n. Pliymlogie.
j«doeti uDter k«iner ftcdingung ihr Lumen vtrlkrea ;
ihre Blitl8Mtrle kann von der peripherischen unter kei-
ner Berti n^'ung Abgerissen werden. Auf diese Weise
wird bei «iiier ausgiebigen Aspiration der UoMvenen
durch defi am Sinus der V. Mbdavia Ihntigen Zng in
den g<>satunrtoD Venen der obern 6Ke4maasse der BJut-
lattriieHC'ltbMitiigl.und es %ann sicfh derCinfluss dieser
Aspiration tlurch die Capülaren bis in die Arterien
erstreekün. Auf die V. jugtriaris abt die genannte
Aspiratiirn der Hohl venen den grOs^len Einfluss ; durch
diese wird iler filutbuf innerlialb der SchftdeHitihle
geleitel. Durch die Gebirnarterien uuss der Schadet-
hOhle gerade so ml Blut zugeführt werden , als aus
der V. jug. int. in die Uohlvene gelangt. Üiess gilt
unter allen Verhüllnissen des KOrpers« auch bei dem
grOsslen Blu^nangel desselben , wie diess der an den
Organen der Schadelhtthle vorkommende Befund nach
rasch lelhalen liämprrhagieo frtther gesunder Indivi-
duen beweist. — Wälirend des Lebens erkennt man
den Einfluss der Aspiration der Uohlvenen auf die V.
jag. int. durch eine ihrer Verengerung entsprechende
Verengerung des Halses und Einziehung der Haut-
decken an den beCreffienden Stellen ; unter gegebenen
pailiologisohen Verhältnissen zeigt ferner das durch
die Vibrationen der Venen wand bedingte Nonnen-
gerlHsch tu dieser Zeit eine deutliche Verstürkung.
Wenn nSmiicIi am Halse, wie nii-ht seilen, auch keine
Vene siditbar ist, so entstelH wahrend einer jeden
Inspiration (riHrhts lies(H>di*rs fkva dreieckigen Baume
■wische« den beidiMi Portionen df« M. «ternocleido-
mast. , iinks auch a« der Portio cleidoma3loidea und
an ihrem jittssern Bande) eine mehr oder weniger
deutliclie Einxiebmig, seihst ei« tirttbclien, wasduneh
die iheil weise Entleerung und Verengerung dieser
Vene erklärt werden muss. — Bei {\er inspir^itori-
gchen Verengerung der V. subclavia bemerkt man nur
selten eine Einziehung der Hautdecken am obern Theile
des Sitfinalendcs der Clavicula. — Der EioQuss der
inspiratoriKchen Erweiterung auf die V. jug. int. und
subclavia wird durch eine abhSingige Luge des Kopfes,
ja selbst durch die Stellung des Körpers auf den Kopf,
nicht abgeändert. Bei einer abhängigen Lage des
Kopfes .Inderl sich blos die Füllung der jiussern Hals-
venen, jedoch auch nicht immer, was zu beweisen
scheint, dass die Gommuaication dieser Venen mit
der Subclavia keine so leichte und directe ist, wodurch
der Einfluss der genannten Aspiration auf dieselben
gemindert werden muss. Diess scheint sich auf dem
Umstände zu beruhen , dass die genannten Venen an
ihrer Einmündungsstelle bedeutend verengen und mit
weniger beweglichen Klappen versehen sind.
Vf. brachte bei einem jungen, rüstigen Manne
nach einem vorausgegangenen Glysma ein elastisches
Bohr in den \lastdarm, welches mit einem Manometer
in Verbindung stand. Beim ruhigen jithmen ver-
* änderte sich sogleich das Niveau der Flüssigkeit im
Manometer; sie stand im Xussem Schenkel nm 1 — 3
Gtmtr. anhaltend hoher u. machte keine Sdiwankun-
gen. Bei iiieravf folgenden angestrengten Bespira*
tionsbewegnngen machte die Flüssigkeit geiiifc
Schwankungen , sie stand bei der Cxtpiration MMir
einem grösseren Dracke, als bei der laspimiM.
Daraus geht hervor , daas der Inhalt des Darmkaaik
hei ruhigem Bespiriren unter einem deutlicbea, jedod
bei der In- und Exspiration gleichen Drucke tlelK,
dass dieser Druck hei angestrengten Bespiraiiaii.
bewegungen einen Wechsel zeige, bei der Ezspinüci
grosser werde. Oeht nun dieser Drnck von dto ii
BauchfeHsaeke Hegenderf Organen aus, ist ariak
filasticiUt derselben ttegrandet , so werden sick Ai-
aelben , etwa so wie die Lungen , anhaltend la m^
kleinem streben, wodurch auf die V. cava al>4i«iii.
lis ein dem Contractionsgrade der genannten Orgw
Proportion irter, eoncentrisHier Zug ausgeübt wiii
in diesem FaMe würde die Cava abdominalis kci
ruhigen Athmen continuirlich und gleich ausgcspni
erhalten werden; bei angestrengten Bespiralitii-
bewegungen würde sie bei der Exspiration durch le
TbJitigkeit der in der Brftichwand liegenden Eiipin-
toren, gleieh dem andern Inhalt der BauchliAhle nm
Druck erleiden. — Da das mit dem Mastdann in Ve-
bindung gesetzte Manometer beim ruhigen Alkna
keine Srhwankungen zeigt, kann man schliessea,^
sich hierliei der in der Bauehhühle wirkende Dnd
nicht verändere , oder dass unter solchen Verhlhaa-
sen die Verflachung des Diaphragma durch die V«r-
Wölbung des Epigastrium ausgeglichen wird. — Die
bereits angeführte Thalsache, dass bei geeigocm
Leichen nach Eröffnung der Bauchwaud der leiüidc
Umfang der untern Bippen grösser und der Stand i«
Diaphragma liöher werde, beweist, dass der Dariakiial
in einem analogen Verhältnisse zur Bauchwaad sldl
wie die Lunge zur Brustwand. Auch bei ErtUhiif
der Baucbwand entstein Tympanitis peritonaei, ver-
ändert sich die Form und der Umfang des Magens, k
Lage der Bauchorgane. — Es ergiebt sich soaid
dass die Cava abdominalis durch die Contnu&Wr
kraft der im Bauchfelisacke liegenden Orgmt fc>
ruhiger Inspiration continuirlich und gleich an-
gespannt erhalten wird, dass an dd'selhen kt»
Schwankungen vorkommen können 9 dass jeid
dieselbe, wie der andere Inhalt der BaueMMk
bei angestrengten Exspirationsbewegungen dpti
den Zug der in den Bauchwänden liegenden St-
spiratoren mehr oder weniger comprimirt wtHa
kann, wodurch ihr Inhalt in den BrusAasten fi-
trieben wird. — In seltenen Füllen findet dm 4«
auffallend erblassten Mädchen an der V. crüraliit>
Nonnengeräuseh, welches continuirlich, gleieknM
iift . mit den Besptrationsbewegungen keine Veriid^
rnng zeigt und nur durch wiederhoite angcilresg^
Exspirationsbewegungen unterbrochen werdao kn^*
Die Continuität und Gleichmlssigkeit dieses Noasea-
geräusches spricht für eine continuirliche pragF«*'*
Bewegung der Biatsäule der Gava abdominalis. ^
eine continuirliche Ausspannung dieser Vene.
Am Ende der Inspiration erreichen dieBoblvtitf
durch den bescbrtebenen Vergang ibregrösileMiBif
und Ausdehnung, u. es werden hierdttroh b« i^
iL Anatomie u. Phytiologte.
i11
den MeDtchen die Klappen an der V. anonyma und
eruralia geachlosaen.
Die Vorhofe des Hertens coromaniciren anhallend
mit den einmündenden Venen ; an der EinmUndungs-
stelle der letzteren findet man keine Einrichtung , die
zu irgend einer Zeit einen Verschluss derselben ein-
leiten könnte. Darausfolgt, dass der Inhalt dieser
Venen und jener der Vorhöfe zu jeder Zeil ein Conti-
nuum bilden muss.
Die analoge Stroctur der VV. pulmonales u. cavae
macht die Annahme sehr walirscheinlirh , dass beide
dem Einflüsse der Contrar.lionskran der Lungen un-
lerliegen müssen, dass beide conlinuirlich ausgespannt
erhallen werden und zwar stets proportional dem
genannten Zuge, d. i. etwas mehr bei der Inspiration.
als bei der Exspiration.
Der Umstand , dass die VorhOfe des Herzens an
Leichen unter allen Umstanden Blut enlhallen. beweist
die Annahme , dass auch die VorhOfe cnntinuirlirh
ausgespannt gehalten werden, und dass die Zus.im-
menziehung ihrer Faserung die Contraclionskrari der
Lunge nicht wesentlich modificiren kOnne. Die Lage
der Vorhöfe ist ferner eine solche, dass sie dem Ein-
flüsse der Contractionskrafl der Lungen mehr ausge-
setzt sind, als die Kammern. Das Herz liegt im un-
tern Theile des Mediastinum , die Laminae mediastini
befestigen sich etwa am linken Slernalrande knapp
neben einander und weichen in ihrer Richtung gegen
die Wirbelsaule so auseinander, dass sie das Herz
mit dem Pericardium aufnehmen. Bei gesunden In-
dividuen liegt der grösste Theil der Kammern zwischen
der Brustwand, und dem Centrum lendineum des
Zwerchfells in der Weise unverschiebbar, gleichsam
eingekeilt, dass die vordere Wand desselben, oder
die Lamina mediastini sin., zwischen dem 4. und 6.
linken Rippenknorpel innigst an dem betreflenden
Sltleke der Pleura costalis liegt. Der vordere Rand
der rechten Lunge reicht bis zur Befestigungsstelle
der rechten Lamina mediastini, d. i. fast bis zum lin-
ken Stemalrande, und bedeckt somit einen Theil der
reebten Kammer u. den rechten Vorhof; der vordere
Rand des obern Lappens der linken Lunge berührt
den linken Sternalrand nur bis zum 4. Rippenknorpel,
von da an lehnt sich derselbe an den obern oder
stumpfen Rand der linken Kammer; die genannte
unmitielbare Anlagerung der Lamina mediastini und
Pleura costalis liegt in der halbmondförmigen Einker-
bang dea vordem Randes des obern Lappens, an wel-
cher Stelle der vordere Rand der Lunge zwischen 2
und 4" vom linken Stemalrande entfernt ist; das
zungenförmige Ende des obern linken Lappens legt
sieh wieder über die Herzspitze , liegt somit hinter
dem Costalende dea 6. Rippenknorpels zwischen der
Pleora costalis und der Lamina mediastini. — Aus
diesem anatomischen Grunde kann die Herzspitze zu
keiner Zeit die Brustwand berdhren , das zungenför-
mige Ende des obern Lappens trennt sie von dersel-
ben. Ef ergiebt sich ferner , dass die Vorhöfe Ton
IM. JihrM. B4. 80. HA.«.
der Concavilät der Innern Placlie der Lungen nach
vorn , hinten und aussen uml'assl werden , wahrend
der grösste Theil der Kammern, besonders der linken,
von den Lungen nicht berOhrt wird.
Durch die angegebene innige Anlagerung der La-
mina mediastini sin. an die Pleura costalis ist das
Herz an die vordere Bruslwand zwischen dem 4. und
6. Rippenknorpel angeheAet . wahrend ein Theil der
rechten Kammer und die Vorhöfe in der Aushöhlung
der Lungen gleichsam schwebend gehalten werden.
Iti dieser seiner Stellung tlbt das Herz keinen Druck
auf die Aorta thoracica descendens und den Oesopha-
gus aus , noch weniger auf die Wirbelsäule ; bei der
inspiratorischen Vergrösserung des Durchmessers zwi-
schen dem Sternum und der Wirbelsaule wird viel-
mehr, kraft der genannten Anlagerung der Lamina
mediastini an die Pleura costalis. das Herz nach vorn
geschoben , wodurclr seine hinlere Wand sich noch
mehr von der Wirbelsäule entfernt, auf den Oesopha-
gus lind die Aorta Ihorac. desc. einen Zug ausübt ii.
SU ihre iürweilerung erleichtert. Daraus folgt auch,
dass die Ansicht irrig ist, nach welcher bei der In-
spirnliun die vordere Herzwand in einem weiteren
Umfange vom vorderen Bande der linken Lunge be-
deckt werden soll.
Aus den anatomischen Verhallnissen des Herzens
ergiebt sich somit, dass der Einfluss der Conlraclions-
kraft der Lungen an und für sich auf die Vorhöfe
grösser sein müsse, als auf die Kammern, und auf
die rechte Kammer grösser,, als auf die linke.
Da bei Versuchen an Thieren nach Eröffnung des
Brustkastens die Herzhöhlen anhaltend mehr oder
weniger gefüllt wahrgenommen werden, so folgt, dass
ihr Umfang während der normalen Verhältnisse der
ßrustwand bedeutend grösser sein müsse . dass der-
selbe während der Diastole bei der Inspiration zuneh-
men müsse, und dass zu dieser Zeil die wachsende
Contractionskrafl der Lungen einen entsprechend
grössern Grad der Systole verzehren werde. Diesa
Letztere ergiebt sich aus der Verkleinerung oder aus
dem Verschwinden des Herzstosses während elvvus
lieferer Inspirationen. Nicht selten beobachtet man
ferner, dass systolische Geräusche während der Inspi-
ration an Deutlichkeit verlieren.
Dass durch die Conlractionskraft der Lungen und
ihrem Grade entsprechend der von den Arleriensläm-
men des Brustkastens auf ihren Inhalt ausgehende
Druck vermindert werde, kann nicht bezweifelt wer-
den. Die grösslen Veränderungen erleiden durch den
jedesmaligen Grad der Contractionskrafl der Lungen
die innerhalb ihres Gewebes verlaufenden kleineren
Gefässe. So wie die Lungen innerhalb des Brust-
kastens anhallend ausgespannt erhallen werden , so
gilt diess auch von ihrem Circulationsapparale. Wie
bei der Inspiration alle Durchmesser der Lunge grös-
ser werden, so muss diess auch an ihrem Circulations-
apparale geschehen. — Die Art. und VV. pulmonales
23
178
II. Anatdmie a. Pb|«iologt€.
finden an der genannten fixen Lagerung des Heraens
ihre Siiiupiinkle u. die inspiratorische Vergröwerung
der Liingf^n wird die kleinsten Verzweigungen dersel-
lien l)»'ileutender treffen , als die genannleii Stamme.
Hei einer ruhigen Exspiration verkleinert sich der
Ciiiniiig der Lungen, des Krusikasiens, seines Circu-
Iaiit»nsappar3ies in allen ihren Durchmessern durch
die alleinigt! Verkürzung der helreffenden elastischen
Filsern . der Luftinhalt der Lungen wird etwas ver-
dichiet und der durch den beschriebenen Vorgang bei
der liispir;ili(>n viiHkommen gefiHHe Circulalionsappa-
rat, heim anaregebenen Verschlusse der peripherischen
Venen-Klappen , bereits durch diese seine Verkleine-
rung die ptojrressive Bewegung seines Inballs unter-
slülzen . die Verdichtung der in den Lungen enthal-
(eiien Luft fiherdiess den Druck des betr-efl'enden Cir-
ciil.itionsapparats vergrrtssem und die abnehmende
Conlracthinskniri der Lungen einen geringeren Grad
der Kanimersystole verzehren. — DassdieZusammen-
ziehuiig iler Herzkammern wahrend der Exspiration
heriiger sei, als wahrend der Inspiration , beweisen
die Erscheinungen der Herzgegend; zu dieser Zeit ist
der Herzsioss verhreileter und deutlicher, die gleich-
zeitigen Vibrahoii«»n der Herzgegend und Magengrube
deutlicher ausgesprochen; Rauhigkeiten am Ostium
venös, sin. o»ler Verengerungen desselben zeigen eine
grössere Inleusiiat des diastolischen Geräusches wah-
rend der Exspiration , als wahrend der Inspiration ;
ja nicht selten ist das diastolische Geräusch nur bei
tiefem Exspirationen hörbar.
Wie die Aspiration bei der inspiratorischen Er-
weiterung des innerhalb der Lungen liegenden Circu-
lationsapparates beim Schlüsse der Semilunarklappe
der A. pulmonalis bis an dieselbe und beim Oflensein
derselben bis an die venöse Klappe reichen wird , so
findet der Inhalt der A. pulmonalis u. ihrer Verzwei-
gungen bei der exspiralorischen Verengerung dersel-
ben seine Stütze Iheils an der geschlossenen Semilu-
narklappe, Iheils, beim Oirenstehen der letztern » an
der geschlossenen Valvula venosa.
Da bei gesunden Individuen wahrend der Exspira-
tion die an der Peripherie des Brustkastens befestigten
Venenklappen verschlossen sind, u. da zu dieser Zeit
die arterielle Bhitsaule unter einem grössern Drucke
steht und «ich somit rascher bewegen muss, so er-
klärt sich, wie sich diese bescbleunigte Strömung
durch die Capillaren bis in die Venen geltend machen,
und wie dieselben vor dem genannten Verschlusse an
der Peripherie des Brustkastens nach und nach an-
gefüllt und ausgedehnt werden , ond wie endlich die
Entwicklung der oben beschriebenen Venen-Sinus tu
Stande kommU — Wahrend also die äussern Venen
des Halses bei der Inspiration blasser, enger werden,
stellenweise sogar ihr Lunitn verlieren und dem Auge
verschwinden , werden dieselben bei der Exspiratioji
nach und nach deutlicher, breiter, es können sich
sogar an den entsprechenden Stellen der liefern Venen
Vorwölbungen der Weichtheile ausbilden. — Bei
einer abhängigen Lage des Kopfes bleiben die Ver-
hältnisse der tieferh Venen unverändert, es xeigt tidi
blos die Füllung der äussern Venen anhaltend deut-
licher. Bei einer ruhigen Respiration können ttb«r-
diess den Venen am Halse von den anliegenden Arte-
rien einige Bewegungen mitgetheilt werden. Die
Herzbewegungen und die von der Kammersystole ai
der V. Cava abzuleitenden Erschütterungen sind Im
gesunden Individuen an den Venen des Halses durch
keine Erscheinungen bemerkbar. Bei patbologiscliei
Erweiterungen der V. cava, der Ualsvenen, bei der
Relaxation der beschriebenen Befestigung der V. aoo-
nyma an der 1 . Rippe und besonders bei der iDSufli-
cienz der Klappe an der V. jngularis int. u. subelavia
verändern sich auch die Erscheinungen all den Rah-
venen.
ß. j4n gestrengte Respiration. Bei der ruhig»
Rcspiraiioii erweitert sich der Brustkasten wahrend
der Inspiration in allen seinen Durchmessern ; hierliei
wird der umfang der Glottis entsprechend weiter nod
die in den Luftwegen befindliche Luft bleibt von der-
selben Spannung und Dichtigkeit» wie die umgebende
Atmosphäre. Die aus der Glottis strömende Luft er-
zeugt kein nach aussen hörbares Geräusch. Die
Magengrube wird etwas convex. Bei der Exspiration
verengert sich der Brustkasten ohne Beihfllfe irgend
eines Muskels; die Glottis wird etwas enger, aber
auch hier erzeugt die ausströmende Luft kelo nach
aussen hörbares Geräusch. Die Intercostalrlanie
bleiben bei der ruhigen Respiration anhallend oacb
aussen concav; bei der Inspiration deutlicher, ah
nach derselben. Bei der Exspiration wird die Lull
der Luftwege massig verdichtet. Die V. jugularis int.
wird unter allen Verhältnissen enger* bei der In-, brei-
ter bei der Exspiration ; der Herzsloss ist deutlicher
bei der Exspiration.
Wenn die Respiraiionsbewegungen in einem be-
stimmten Falle für ruhig erklärt werden solleo. so
dürfen die an der Glottis durch die LnflströmuDg e^
zeugten Geräusche nicht nach aussen, d. i. ohoeAos-
cultation des Larynx hörbar sein , und es müssen die
Intercostalräume anhaltend von aussen concav bleibeo.
Wenn die 2 Cbaraklcre fehlen » wenn die Gerfiosdie
an der GU>ttis (Respiratio laryngea) nach aussen bl^
bar werden (Respiralio sonora) und die IntercosUl-
räume bei der Exspiration sich verflachen, oder oaeli
aussen convex werden., ist angestrengte Respiratioo
vorhanden»
Bei einer angestrengten Inspiration wird ^m**
eine ungewöhnliche Erweiterung des Brustkasteas,
welche entweder durch die gewöhnlichen Inspü-alio«-
muskeln , oder noch durch andere vermittelt wird»
indem sich die Glottis nicht in derselben Weis« "^
grösserl, die im Brustkasten vorhandene Luft mehr
oder weniger rareficirt oder verdünnt. l>* i" ^^^
solchen Falle der auf die Oberfläche dea Körper« w«^
kende Atmosphärendruck mehr oder weniger grW«'
ist, als der in den Luftwegen wirksame, so werd«"
die Vertiefungen der Intercostalräume, des Jiib<»1">"^'
der Regio supradavicularis atrifaBender, AntvA^
IT. Annfoiqie i|, Piiysiologie.
179
rang der oberiSehliehen Balsveieii bedeqtender , iie
Verengemag der Y. jqgttlaris iot. und subclavia und
die hierdurch am vord^ra Tbeile des Halses b<idingten
Verengerungen und Gruben deutlicher werden, der
Herzstess wird eqtsprecbend kleiner, kann ^uch ver-
schwinden, die Verflachung des sich zusainmentiehen-
den Diaphragma wird geringer, die VorwOlhung der
Magengrube kleiner, u. es können sogar durch diese
abgeänderte Richtung des vom Diaphragma ausgehen-
den Zuges die untern Rippen und die Magengrube
nach innen gezogen werden. — Die wahrend einer
solchen Tnspiralionsbewegung, neben einer ungleichen
Erweiterung der Lunge und des in der Brusthöhle
liegenden Girculationsapparalos , an dem Lufigehalte
der Luftwege vorkommende Verdünnung wird den
cenlripetalen Lauf des unter dem Drucke der Atmo-
sphüre stehenden venösen Blutes beschleunigen ; hier-
durch wird ein grösserer <irad der systolischen Kraft
des Herzmuskels und der Contractionskraft der in der
Brusthöhle liegenden ArterienstSlmme absorbirt u. die
centrifugale Kraft des arteriellen Stromes entsprechend
gebrochen, wodurch sich unter gewissen Verhältnis-
sen die peripherischen Arterien verengern werden u.
ihre Pulsation verlieren können (peripherische Inter-
mittenz der Pulsationen).
Bei einer angestrengten Exspirationsbewegung ist
neben der Contractionskraft der Lungen u. des Brust-
kastens noch eine kleinere oder grössere Zahl von
Exspirationsmuskeln thätig; die Verengerung der
Glottis erreicht einen höheren Grad; sie kann voll-
kommen geschlossen werden. Durch diese Gon-
traction der Exspiralionsmuskeln wird der Uqafang
des Brustkastens rascher verkleinert, als sich die
Luftwege verengern, wodurch ihr Luftinhalt, beson-
ders beim Schlüsse der Glottis, eine nicht geringe
Verdichtung erleidet und die Wände der fjuflwege,
so wie der Übrige Inhalt des Brustkastens einem ent-
sprechenden Drucke ausgesetzt werden ; das Lifngen-
gewebe wird gegen die Brustwand gelrieben , macht
die Intercostalräume nach aussen conves, die Wöl-
bung des Diaphragma flacher, es kann sogar das
Lungengewebe an den weniger verwahrten Stellen
der Regio supraclavfcularis in Porny vop rundlichen
Hernien nach aussen getrieben werden, stellenweise
einreissen u. s. w.
Nicht bei jeder angestrengten Inspiration wird
jedoch die Luft der Lungen eine Verdünnung erleiden ;-
diese wird nur dann vorkommen , wenn der Umfang
der Glottis der Erweiterung der Brustwand nieiit
entsprechend nachkommt; bei Verengerungen der
Glottis wird diese Verdünnung den höchsten Grad
erreichen können. Eine angestrengte Exspiration
wird jedoch unter allen Verhaltnissen die genannte
Verdichtung der in den Luftwegen vorhandenen Luft
bewirken , weil sich hierbei die Glottis jedesmal ver-
engert, und weil selbst bei ruhiger Exspiration die
Luft der Lungen dichter werden muss.
Aus dem Angefahrten ergiebl sich, dass bei einer
angestirenglen Exspiration die Bewegung des im Cir-
culationsapparate des Brustkastens enthaltenen Blu-
tes , ausser den bei der ruhigen Exspiration tha-^
tigen Momenten, auch noch durch den allseitig
wirkenden Druck der verdichteten Luft unterstützt
wird. Dieser Luftdruck wird nicht blos auf die
innerhalb des Lungengewßbes liegenden Gelasse, son-
dern auch auf die Gefdsssiamme des Brustkastens
und auf das Herz einen Einfluss haben müssen.
Durch eine solche beschleunigte Bewegung des Inhalts
der VepenstSmme wird die Diastole des Herzens
ri^scher und vollständiger und seine Systole verliert
nichts von ihrer Kraft , wird vielmehr durch den ge-
nannten Luftdruck verstärkt. Durch wiederholte an-
gestrengte Exspirationen kann die Zahl der in einer
Minute vorkommenden Herzsystolen vergrössert wer-
den, kann eine inlercurrenz an der Herzbewegung u.
an den Pulsationen der Arterien eingeleitet werden,
können peripherische Arterien nachweisbar an Um-
fang zunehmen, sich verlängern. Die oberflächlichen
Venen des Halses schwellen bei angestrengten Exspi-
rationen ungewöhnlich an ; auch die V. jugularis int.
und subclavia werden weiter, was beim genannten
Verschlusse ihrer Klappen nicht als Regurgitation aus
den Hohlvenen erklart werden kann , sondern in der
beschleunigten Bewegung der arteriellen BlutsHule,
in der dadurch gesteigerten Strömung in Jen Capilla-
ren und Venen begründet ist.
Durch diesen Mechanismus, d. i. die beschleunigte
arterielle Strömung und Schluss der Venenklappen,
können sogar bei angestrengten Exspirationen zart
gebaute Organe einreissen und Blutungen entstehen ;
so beim Keuchhusten aus der Nase, dem Munde, den
Ohren, der Conjunctiva, aus andern Organen; in
Heilung begriffene Wunden und Geschwüre können
von Neuem bluten u. s. w. Wiederholte angestrengte
Exspiratjonsbewegungen werden durch den beschrie-
henen Mechanismus allmalig noch andere mehr oder
weniger wichtige Veränderungen an andern Organen
einleiten. Sie werden nicht selten die Elasticitat
des Lungengewebes vermindern, wodurch der Umfang
des Brustkastens in allen seinen Richtungen grösser
wird ; insbesondere wird durch die Wiederholung
der genanplen excentrischen Erschütterung und Pres-
sung des Diaphragma, sein Centrum tendineum und
das Pericardiuip relaxirt ; das Diaphragma tiefer ge-
stellty die Lagerung des Herzens eine verticale, wobei
die Lamina medidstini eine mehr gerade Richtung
gegen die Wirbelsäule annimmt und die beschriebene
Anlagerung an die Pleura custalis zwischen dem 4. u. 6.
Rippenknorpel verlasst, wodurch der vordere Rand
des linken obern Lungenlappens heim Verstreichen
seiner halbmondförmigen Einkerbung bis an den Ster-
nalrand angezogen wird.
Wird durch wiederholte angestrengte Exspiratio-
nen in genannter Weise d^e Elasliciiat des Lungen-
gewebes bedeutender vermindert, so wird auch der
Einfluss der Contractionskraft der Lunge auf die Cir-
culation, insbesondere auf die inspiratorische Aspira-
tion der Hohlvenen geringer, die peripherischen Ve-
180
IL Anatomie u. Physiologie.
nen werden allroSilig länger und breiter, relaxirl; es
entstehen Varikositaiten , (Jyanose, selbst Hydrops,
wie diess besonders im Verlaufe chronischer Katarrhe
der ßroncbialsrhleirobaut nicht seilen vorkommt. —
Andererseils findet man bei zunehmender EiaslicitJlt
des Lungengewebes, wie eine solche in der Regel bei
tuberkulösen Individuen beobachtet wird u. sich durch
Verkleinerung des Brustkastens, durch Zunahme der
Cnncavitaten an den Inlercostalraumen, am Diaphragma,
Jugulum, an der Regio supraclavicularis u. s. w. aus-
spricht, die peripherischen Venen kürzer, enger, die
peripherischen Theile blass oder hellroth geftfrbt,
keine Cyanose. selten Hydrops. — Bei hinreichender
Elaslicitüt des Lungengewebes kann die Anspannung
der Hohlvenen, der VorhOfe, continuirlirh einen sol-
chen Grad darbieten, dass bei bedeulenderen Ver-
armungen des Blutes, wie solche z. B. bei Chlorose,
Tuberkulose u. s. w. nicht selten vorkommen , die
peripherischen Klappen an der V. jugularis int. und
cruralis beim ruhigen Respiriren anhaltend mehr oder
weniger offen bleiben und nur am Ende angestrengter
In- oder Exspirationen zum Scbluss gelangen. Unter
diesen Verhititnissen kommen an den genannten Venen
mehr oder weniger deutliche NonnengerHusche vor,
welche continuirlich wahrgenommen werden kOnnen
und nur dufth angesirengte Respirationsbewegungen
eine Unterbrechung erleiden. Andererseits findet man
bei der oben genannten VerUngerung, Relaxation der
peripherischen Venen, bei Cyanose und Hydrops nie-
mals ein Nonnengeräuscb.
Bei angestrengten Respirationsbewegungen blei-
ben die Erscheinungen der am Halse liegendifu Venen
im Allgemeinen dieselben, wie beim ruhigen Athmen.
Bei andauernden Athmungsbeschwerden werden jedoch
die Halsvenen allm^lig länger und breiter und die
Strömung wird in den oberflächlichen Venen mehr oder
weniger deutlich langsamer, wodurch die intensivere
und selbst cyanotische Färbung des (lesichts, des
äussern Ohres, die Infiltration und Wulslung dieser
Theile zu erklaren sind. — So lange die an der Pe-
ripherie des Bruslkasiens liegenden Venenklappen
normal schliessen , bewirkt die Systole und Diastote
des Herzens an den H:ilsvenen keine Veränderung,
die Fallung der VV. jugularis int. und subclavia wird
durch eine abhängige Lage des Kopfes nicht vermehrt,
und wenn eine Halsvene durch den Druck des Fingers
comprimirt wird, entleert sich ihr centrales Stdck bei
der Inspiration und wird durch keine Exspiration an-
gefallt, während ihr peripherisches Stück sich bald
wieder anfüllt und darauf unverändert bleibt. — Bei
Erweiterung und vermehrter Füllung der HaUvenen
sind die von den benachbarten Arterien denselben mit-
getheilten Bewegungen u. Vibrationen noch deutlicher
zu sehen, als beim ruhigen Athmen.
Wird die zur V. jugularis int. oder subclavia füh-
rende Klappe insuffirient, so zeigen sich an der Vene
noch andere Erscheinungen. Die zur V. jugularis int.
dexlra führende Klappe wird am häufigsten insufficient.
Bei dieser InsulTicienz wird die V. jugularis int. durch
ihre bedeutende Ausdehnung conlinvirlicli an der Seite
des Halset wahrnehmbar, ihre unlere Portion bat in
grOssten Umfang, sie wölbt den 3eckigen Raum zwi-
schen dem M. sternoclcidomast. vollstündig nach von
aus u. reicht über den äussern Rand der Portio clei-
domastoidea.
Während sich unter normalen VerhällnisseD der
Umfang und die Füllung der V. Jug. int. durch Lagt-
veränderungen des Körpers in keiner Weise modifid-
ren lässt, wird dieselbe bei der Insufficienx ihm
Klappen durch veränderte Stellung des Kopfes io ihmi
Umfange und ihrer Füllung verändert. Beim laagu-
men Respiriren, beim Stehen oder Sitzen des Krankei,
reicht der sichtbare Tumor bis an die Stelle, woAc
Vene vom M. omohyoideus bedeckt wird, bei befugen
Athembewegungen, bei horizontaler Lage desKtfrpn
oder abhängiger Stellung des Kopfes verbreitet sid
die Ausdehnung der Vene bis zum Foraroen lacenin.
Wird die Vene durch einen Fingerdruck coroprioirt
so bleibt ihr centrales Ende in gleicher Weise aQsg^
_dehnt und wird durch Respiration und Herzsyatole si
verändert , wie vor diesem Versuche. — Bei dieier
Insufficienz wird somit diejenige Stelle, an welche
sich der Inh.ilt der VV. cavae und anonynia bei iler
Exspiration anlehnt, weiter gegen die Peripherie ver-
rückt und werden hierdurch au der Füllung a. $pa^
nung der V. jug. int. diejenigen Veränderungen sicht-
bar, welche durch die Respirations- u. Herzbewegt»-
gen an dem Inhalte der VV. cavae verursacht wenlri.
— Wahrend der Respirations- und Herzbewegungei
verändert sich der Umfang und die Spannung der
Vene ; sie erreicht bei der Exspiration den bOehslei,
bei der Inspiration den geringsten Grad; mit dir
Uerzsystole wird ihr Umfang u. ihre Spannung nur etwa
grösser. — Bei einer plötzlichen angestrengten Ex-
spiration (Hasten) nimmt die Ausdehnung der V. jng.
int. im 3eckigen Baume des M. sternocIeidonasL die
Form und den Umliing eines Hühnereies an ; ihre ge- 1
spannte Wand wini durch die rückgängige SlrAnun; |
aus der Anonyiua in tast- und hörbare Schwinguogn 1
versetzt. Die durch die In- und Exspiration an di^
ser ausgedehnten Vene bedingte An- u. Abschweilw?
kann absatzweise vor sich gehen, wenn die genauK*
Respirationsbewegungen, wie nicht selten, unler«^
eben Abtätzen stattfinden. — Die durch die Beii- |
Systole an der V. jug. int. unter diesen Verlilltai^"
bewirkte Zunahme ihrer Spannung u. ihres Uiiiraag<^ |
ist geringer, als die analogen Veränderungen dersel-
ben bei einer ruhigen Exspiration. Die durch die
Herzsystole bewirkte Veränderung ist so deutlich, daii
aus derselben der Rhythmus der Herzbeweguug deul*
lieh erkannt werden kann. — Der Systole des Vorhoii
entspricht keine Veränderung dieser Vene, oder die
an der Vene wahrnehmbaren Erscheinungen lasse«
die Systole des Vorhofa u. der Kammern nicht ooier-
scheiden.
Bei Obductionen fand ^ in sofchVn Verhlllni««
die VV. jugularis int. und subclavia ungewöhnlich er-
weitert» verlängert, die Befestigung der V. aDonyo»
II. AnaloBie n. Physiologie.
181
an die 1. Rippe beweglicher als sonst, relaxirt; so
der helreflendeo Klappe wareD jedoch keine VerUnite-
rungeo wahrnehmbar, so dass er die Insuffieiens als
eine sogen, relative, d. t. in der genannten Erweite-
rung dieses VenenstUcks begrOndeie, ansieht. Bis
jeUl fand er diese InsufGciens der Venenklappen nur
bei Verengerungen der Oslien des Hertens und hält
nie fOr einen Folgesustand dieser letzteren. Werden
nloilich unter soleben Verhaltnissen bei einer ange-
strengten Inspiration die VV. cava und anonyma ent-
sprechend angefüllt u. hierauf durch eine angestrengte
Exspiration niSchtig verkleinert u. coroprimirl, wobei
der gesetzmSssigen oder progressiven Bewegung ihres
Inhalts durch die vorhandenen Verengerungen der
Ostien des Herzens Hindernisse gesetzt werden ,' so
kann durch den genannten exspiratoriscben Vorgang
die Befestigung der Anonyma nach und nach relaxirt
werden: sie wird erweitert und ihre Klappen insuf-
fieient.
An den Klappen der oberflächlichen Halsvenen, so
wie an der Klappe der V. croralis hat Vf. nie eine In-
sufficienz beobachtet«
Die beschriebenen Erscheinungen an der V. jug.
int. und subclavia bei der Insufßcienz ihrer Klappe
nennt Vf. F'enenpuU, weil an einer in der beschrie-
benen Weise ausgedehnten Vene , nefien den bedeu-
tenderen respiratorischen Schwankungen ihres Inhalts,
auch eine geringere Schwankung mit jeder Herzsystole
beobachtet wird. — So lange als die genannten Venen
sufficient bleiben, wird an denselben nie eine von der
Herzsystole abzuleitende Schwankung beobachtet;
aosser an den 2 genannten Venen sah Vf. auch nie
an irgend einer andern Vene eine systolische Schwan-
kung. — Die durch die In- und Exspiration an den
sichtbaren oberflächlichen Venen des Halses, Brust-
kastens , der obern ixliedmaassen , der Stirn und an
der V. jug. int. und subclavia vorkommende An- und
Abschwellung nennt Vf. die reMpiratoriscAe Undula-
tion derselben. — Bei erweiterten und hinlänglich
gelullten Venen des Halses kann man endlich bei nor-
malem Schlosse ihrer Klappen , neben der exspirato-
riscben Undulation und neben den bereits oben ange-
gebenen, von angrenzenden Arterien abzuleitenden
Bewegungen, auch noch andere Schwingungen ihrer
Wände beobachten , die sich theils von der Ciavicula
snai Unterkiefer, theils in verkehrter Richtung an die-
sen Venen verbreiten, u. die Vf. von den systolischen
Erschatterungen des Herzmuskels ableitet.
Zvr Lehre vom Nonnengeräusche,
Das Nonnengeräuseh ist die dem Gehör- oder
Tastorgane, oder nur dem ersteren wahrnehmbare
Vibration, in welche die Wände einer Vene durch die
Strömung ihres Inhalts versetzt werden.
Das an derV.joguIaris inL vorkommende Nonnen-
geräusch zeigt sich dem Gehörorgane unter 2, häufig
gleichseitig wahrnehmbaren Formen: als das sogen.
Murmeln oder Wvrbebi und als der von L ä n n e c
benannte Gesang. Der tastende Finger kann diese
2- Formen nicht nnlerscheiden, er nimmt nur die Vi-
brationen der Venenwand wahr. An der V. jug. int.
fand Vf. den Gesang nie fttr sich allein bestehend,
derselbe ist jedesmal in das Wirbeln eingetragen;
letzteres ist am häufigsten ohne den Gesang wahr-
nehmbar. — Dieses Nonnengeräusch wird unter allen
Verhältnissen durch die Respirationsbewegungen mo-
dificirt. Es wird nicht seilen am Ende tieferer Inspi-
rationen unterbrochen und erscheint erst wieder bei
der folgenden Inspiration ; da, wo es continuirlich ist,
zeigt es bei einer jeden Inspiration eine der Grösse
derselben entsprechende Verstärkung. — Damit die
V. jug. int. unter gewissen Verhältnissen in Vibratio-
nen gerathen könne, muss der Kopf etwas höher lie-
gen , als der Brustkasten , und muss die Vene durch
eine geeignete Richtung des Kopfes massig angespannt
werden. Liegt der Kopf tiefer als der Rumpf, so
kann die Vene nicht vibriren. Diese Vibration wird
auch durch Abspannung der Vene beim Neigen des
Kopfes zum Rumpfe und durch eine angestrengte Ex-
spiration unterbrochen.
Das an der V. cava sup. und anonyma in seltnen
Fällen vorkommende Nonnengeräusch ist an beiden
Seilen des Brustbeins, am Manubrium sterni u. rechts
bis zum 3. Rippenknorpel hörbar. Dieses Geräusch
ist continuirlich, wird durch die Respiralionsbewegun-
gen nicht modificirt, u. kommt immer unter der Form
des Gesanges vor.
Das an der V. cruralis, iliaca ext. und cava abdo-
minalis vorkommende Nonnengeräusch wird unter den
geeigneten Verhältnissen wshrnehmbar bei horizonta-
ler Lagerung des Rumpfes und Streckung der zu un-
tersuchenden Gliedmaasse. Die an der V. cruralis
etwas unter dem horizontalen Aste des Schambeins
vorhandenen Vibrationen können auch tastbar wer-
den ; dem Ohre zeigen sie sich als Gesang. Dieses
Nonnengeräuseh ist continuirlich, zeigt keine Ver-
stärkung u. wird durch Rejpirationsbewegungen nicht
verändert.
Die Bedingungen zur Entstehung des Nonnen-
geräusches sind folgende. Dasselbe wird nur an
jugendlichen Individuen beobachtet, die in merklicher
Weise erbjasst u. nur wenig abgemagert sind, deren
Organe der Brust- u. Rauchhöhle einen hinreichen-
den Elasticitätsgrad besitzen und deren Hautvenen
einen auffallend geringen Durchmesser darbieten. Un-
ter diesen Verhältnissen lässt sich beim Vorhandensein
eines Nonnengeräusches an der V. jug. int., anonyma
und Cava superior Folgendes beobachten« Der Brust-
kasten zeigt einen geringern seitlichen Umfang, seine
Intercostalräume sind anhaltend verlieft, die Wölbung
des Diaphragma reicht höher als gewöhnlich, was sich
aus einer entsprechenden tiefern Einziehung des Un-
terleibes , insbesondere aus einem höhern Grade der
horizontalen Lagerung des Herzens ergiebt, d. i. die
Lamina mediaslini sinistra ist, zwischen dem 4. — 6.
linken Rippenknorpel , bis fast an die Papillarlinie an
die Pleura costalis angelagert ; der Herzitoss ist aber
3" vom Sternum nach links entfernt a. zeigt» so wie
183
II. Anatonia u. nyvfoldgie*
die systolifch«« Vibrationen der Herzgegend, eine
grossere lotensitSIt. Da unter solchen Verhültnissen
die angegebene Form des irustka«tens , die Wölbung
des Diapliragma, Lagerung di^s Herzens u. Einziehung
des Unterleibes von einem hohem Grade der Con-
tractionskrafl der Lungen abhängen , so ergiebt sieh
von selbst, dass diese Contraclionskraft auch den
UflilMg des im Brustkasten liegenden Circula^ions^
apparates moilificiren nnd dass insbesondere der um-
fang d^r VV. anonymae und cavae und der Vorhlkfe
grösser werden muss. Da nun in solchen Fällen,
wie die Masse der Hautdecken zeigt, die oberOäeh-
liehen Venen an^ Halse und Brustkasten weniger Biut
als sonst fahren , so wird , insbesondere während
einer Inspiration, die venOse SlrOmung in der V. jug.
int. tm Geschwindigkeit gewinnen und ihre Wand in
Vibrationen versetzen. Wird die Ausdehnung der VV.
anonymae und cavae noch beiltMUender und die Blut-
armuth der Hautvenen noch auilallender, so wird die
Strömung in der V. jug. int. eine conlinuirlicbe, die
betreffende Klappe bleibt anhaltend mehr oder weni-
ger offen, das Nunnenger!(uKh ist coniinuirlicli, zeigt
jedoch mit jeder Inspiration eine ihrer Grösse propor*
tionale Verstärkung.
Der Unratand » dass die V. jtig. int, an der iht^r
Klappe entsprechenden Stelle eine deutliche Verenge-
rung und oberhalb derselben eine Ausbiichtimg (Bul-
bus V. jugularis) darbietet, erklärt die am häufigsten
vorkommende Form ihres Nonnengeräusches, naralich
die murmelnde oder wirbelnde, weil diese Verhält-
nisse eine wirbelnde Bewegung ihres Inhalts bedingen
müssen. Werden nämlich Flüssigkeiten aus einem
weiten Behältnisse durch ein enges Loch unter einem
gewissen Drucke abgelassen, so wird der auslaufende
Strahl eine wirbelnde Bewegung zeigen. ^-^ Diese
Form zeigt auch das Nonnengeräusch an keiner an-^
dem Vene ; es hat an den andern Venen nur die Form
des Gesanges. Das wirbelnde Geräusch kommt nur
noch bei »nomalen Communicationen einer Arterie mit
einer Vene vor.
Da die genannten Bedingungen bei jugendlichen
Individuen, welche an Chlorose oder Tuberkulose
leiden . am häufigsten vorhanden sind , so ist es er-
klärlich, warnm in solchen Fällen das Nonnengeräusch
an der V, Jugularis inL am häufigsten beobachtet
wird.
Soll an der V. cniralis, iliaca ext. u. cava abdo-
minalis ein Nonnengeräuseh vorkommen, so muss
neben andern Bedingungen die Blasticität und Gon-
tractionskraft des Bauchfells und der von demselben
eingebttllten Organe wenigstens die gewöhnl. Stärke
darbieten. Wie durch die Contractienskraft der ger
nannten Organe auf die Bauchwände ein concentri-
scher Zug . mittels des Verhältnisses , in dem die
glatten Flächen des Bauchfells stehen, übertragen
und wiK durch diese Contractionskrafl auch der Inhalt
des Darmkanak verdichtet wtril , so wird »«eh durch
dieselbe die V. rünca und eava abdoniunhs proportio-
nal aBsgeipannt erhalten. Diese eontinuirliche Aus-
spannung der V. iliaca und cava abd. aspirirt lie pe-
ripherische Blulsäute und es ka»a hierdurch dieStrl-
nnng an der V. cruralis eine solche BeschlennigoBg
erfahren , dass ihre Wand in wahrnehmbare Sehwis-
gungen versetzt wird. Da der Inhalt der V. cava «k
anhaltend mit jenem der V. eava lliorac. ein Gontinuin
bildet , so ist es begreiflich , dass bei den oben ai-
gegebenen Verhältnissen des Vorkommens von Noaiei-
geräusch an der V. jugularis int. auch die Strdiraif
der V. Cava abdoro. beschleunigt sein musa , i. dasi
man bei intensiven Geräuschen an der V. juguliiii
int. auch das Nonnengeräusch an der V. erwiJii
findet.
Das an der V. cruralis , iliaca ext. und cava ak
vorkomn^ende Nonnengeräusch hat die Form des 6i-
sanges , ist continuirlicb und gleichmässig und mi
durch ruhige Rpspirationsbewegungen nicht morfificirt.
Dieser Umstand zeigt, dass die Bewegung der Blotslnk
in der V. crur. auf andere Weise vorsieh geht, als in der
V. jugularis int. Daraus ist jedoch nicht zu folgern,
dass die Bespirationsbewegungen keinen Ernfluis auf
die Bewegung des Inhalts der V. cava abd. ausObei,
sondern nur, dass dieser Einfluss aus den Ersciio-
nungeg des Nonnengeräuscbes an der V. cruralis nich
nachzuweisen ist.
Endlich kommen, wie oben bereits erwähnt, b«
Comraunioalionen einer Arterie mit einer Vene an da
Wanden dieser letzteren nirht selten tastbare u. Ur-
bare Vibrationen vor. Couimunicirt irgend eiBeA^ j
terie mit einer anliegenden Vene , so wird eio Tbflii i
der arteriellen Blutsäule in die Vene ttberlrageo. Di |
die arterielle Blutsäule unter allen Verhältnissen ui- ^
ter einem grösseren Drucke steht, als die venilse, m
wird hierdurch die Strömung in dem betrefleidei
Stücke der Vene bedeutend beschleunigt, die V^ie
wird erweitert , ihre Wände werden angespaonl wi
können in Vibrationen versetzt werden. An den
centralen Stücke der Vene , d. i. oberhalb der Stelle, ,
wo sich die arterielle Blutsäule in die Vene ergienli I
wird die gemischte oder zum grossem l'heile arterieiie
Blutsäule alle Eigenthümlichkeiten der Strömang dar-
bieten können , welche an Arterien beobachtet ffe^
den, d. i. diese Blulsäule wird sich unter eioein eoi-
iinulrlichen Drucke bewegen u. mit den Respiralioif-
bewegungen und der Herzsystole Schwankungea v»^
gen können. — Unter solchen Verbältnissea kiw«
sich die genannten Vibrationen der Venenwaod Aber
ein grösseres Stück einer Vene verbreiten; M^
gen die grösste Deutlichkeit an der CommtioicalioBi-
stelle und verbreiten sich gegen den Stamm derV««
mit abnehmender Intensität; doch können aiick die
Vibrationen an einer Stelle unterhalb der Comnui'
eationsstelle vorkommen. (Millias»}
915. Zur Kenntniss der ScUl^drise; ''o
Dr. 0. K 0 h I r a u s c h in Hannover. (M.'s Arcb. 1853.
S. 142.)
)igitized by ^ ., CüKilA.
Vf. untersuchte eine grosse Reihe von mbiiv-
drüsen, die anscheinend vollkeamen gesundea, «^
lli AMlMsi« «. MfiMo^e.
193
dilMi plOUliehe und gewalua^e To(le»»rl umfrek^in-
meoeD MenMhea aus den iniuleni Lebensjahren an-
gehörten.
Die Acini der Schilddrüse untersuchl man am
besten an Schnittchen, die mit dem Doppelniesser
gemacht sind. Die Schnitte darfen nicht zu fein sein,
da man dann nur das Maschengewebe, nicht aber die
Yg — Vio'" grossen Acini zu Gesicht bekommt ; grö-
bere Schnitte sind viel instructiver. Die Durchschnitte
werden am besten ohne Wasserzusatz untersucht. ^—
Im günstigen Falle sind dann die Acini entweder gahz
erbalten, oder theilweis^ geöffnet, und sie bilden
ovale, mit einer eigenen Membran umgebene, von
einem reichen GeHissnetze umsponnene Hohkaume.
Ibre Gröeie ist durohschnitüick ^^ — Vio'^'» *° ^'^Q
Extremen Y^ und Vis'"- Ein gegen Vso'" breites,
BUS Zcilstoff mit apindellbrmigen und elastischen
Fasern beatekendes und die Geffese führendes Stroma
trennt die einzelnen Acini, Ihren Inkalt bildet zum
grossen Theil eine dorckaichtige , etwas aSke , beim
Gintrocknen klebende, eiwetsahallige Flüssigkeit. In
letzterer, besonders nahe den Wandungen der Acini,
findet man die bekannten , im Mittel ^1^" grossen,
etwas dunkeln, rundlichen oder rundlich - eckigen
Kerperchen, deren Menge verschieden, zuweilen aber
se gross ist» dass sie faM das ganze Object verdecken.
Sie widerstehen der Essigsäure vollkommen. In
Präparaten , welche weniger derartige Körper
oder Körnchen enthatten, «nd die nieht gepresst
werden, sieht man an der Innenwand der Aoini, bald
vereinzelt» baM in Gruppen zusammenliegend, regel-
massig sphärische^ kernhaltige, Masse nnd sart cen-
toorirte, in blutreichen Präparaten einen leichten
röthlichen Hauch zeigende Zeilen, die im Durchschnitt
einen Durchmesser von Yigg'" balien , AeNn cftceb-
trischer Kern Vseo'" ^^^^^ i^t. Bei WasserZüsatz
werden diese Zellen zuerst sehr blass, dann undeut-
lich, bis endlich nur der Kern noch sichtbar ist.
Jodauflösung macht sie wieder hervortreten , aber mit
veränderter Form ; sie sind oft grösser , oder hängen
in unregelmässiger Gestalt an dem wohlerhaltenen
Kern. Essigsäure löst die Hülle derselben sogleich,
verändert aber den Kern nicht.
Die Identität der letztgenannten Zellen mit em-
bryonaten Blutkörperchen scheint demnach Vf. nicht
mebr zweifelhaft , und zum bessern Beweis ftfgt er
eine Beschreibung derartiger Körpereben hinzu , die
er emera Gefilsse an der Seite des Thorax eines un-
gefähr ^Ygroonatl. Embryo entnahm. Unter den
seheibenRirmigen und napfförmig ausgehöhlt er-
scheinenden Blntbörpercben herrschten zwei Grössen
vor: von Yi2s''' ^^^ ^on V350'''; Zwischenstufen
waren selten. Bei Wasser- oder Essigsäurezusatz
sab man in den meisten einen Kern» welcher durch
Essigsdure nicht angegriffen wurde. Die Ansicht,
wetehe diesen Zellen eine epitheliale Natur zuschreibt,
icheittt Vf. mbegrflndet, theils wegen ihres Verhal-
tene gegen die genannten Reagentien , theib weil er
nie ein Bild sah» wie es k. B. Köiliker darstellt,
wenngleich er migiebt • dass bei dem gruppenweisen
Zusammenliegen derselben an der Innenwand 4fter
Acini snweilen ^er Anschein eines zusammenhängen-
den Epithelialbelegs entstehe.
Femer fand Vf. in fast jedem Acinus eine (sel-
ten 2) blasse, runde Kugel, die ganz zarl durch die
Wand hindurchscheint, und die Vf. als , «Prolet^"
bezeichnet. Dieselben Körper findet man auch in
der durch Einschnitte in die Drüse gewonnenen Flüs-
sigkeit, wo sie , wenn sie ohne Druck u. Widsrstand
rollen> kegelförmig erscheinen. Sie sind meist ^/^
-^V««"' ^ross; doch finden sidi anch manche ven
t/^ und Vl«o'"* K* ^^^^ hüllenlose, homogene
Substanzkugeln , an denen oft andere Kömclien an-
hängen und selbst in sie eindringen. Sie unter-
scheiden sich nur durch grössere Zähigkeit von der
übrigen DrflsenftUssigkeit. Sich selbst Uherlasacn
bewahren sie ihre Form; jedes Hinderniss aber, auf
das sie beim Fliessen slossen , ändert ihre Gestalt in
der mannigfaltigsten Weise. Mit einer feinen Nadel
kann man sie in jede beliebige Form verschieben, in
kleinere P-uiHii^u vefkleiner« ntw) eofUich ^diirch Zer-
drück'cn und Hin- nnd If erbewegen so zwisciten der
übrigen Flüssigkeit verstreichen , dass sie unter den
Augen verschwinden. Bei Wasserzusata werden die
Proteide zuerst noch leicklfittssiger, dann aber immer
blasser, immer schwerer von der Umgebung zu un-
terscheiden , und endlich verschwinden sie spurlos.
Nur einige Mal trat in dem versehwindenden Proteid
ein kleines X''^pf<^ben hervor, welches einem Felt-
iröpfchen ähnheh war, und nach Verschwinden des
k'roleids zurUckblieb. Essigsäure wirkt wie Wasser ;
Aeiher ist ohne Wirkung, in einigen Fällen schien er
sogar die Consisienz der Proleide au vermehren. Seit
10 Jahren fand Vf. diese Körper regelmässig bei Lei-
chen gesunder Individuen aus den mittlem Lebens-
jahren, nie bei neu^ebornen Kindern. Bei Greisen
zeigen die Proteide meist eine grössere Consisienz n.
dann häufig eine schalige Slructur ; hier beginnt nach
Vf. das Colloid der Schriftsleller , dessen Grenz-
scheide er dahin festsetzt, dass Wasser und Essigs,
nicht mehr auf die Colloide einwirkL Letztere schei-
nen aus geronnenen Proteiden zu entstehen u. später
durch Apposition zu wachsen.
Zum Schlüsse spricht Vf. einige Vermuthungen
aus, deren Beweis er den Beobachtungen Anderer
Uberhfsst. Er hält die Acini der Schilddrüse für Hohl-
räume, welche als Anhänge entweder der Venen, oder
der Lymphgefilsse, mit dem Gefässsystem in offner
Verbindung stehen und als Geburtsstätte embryonaler
BIttIzellen zu betrachten sind. Die ThyreoiileakOm-
chen sind die Kerne, die Zellen die embryonalen Blut-
körperchen und die Proteide sind Proteinkugeln , die
den keimenden Blntzellen als Nahrungsstoff dienen.
Die Proteide sind vielleicht Globulin , wenigstens er-
klärt sich dadurch ihre optische Wahrnelunbarkeit in
der eiweisshaltigen DrOsenflüssigkeit besser. Ii\jec-
tionen von den Venen und von den Lymphgefilssen
ans gaben keine Aesnltate. (VV a g n er.)
184
II. AaatomM «. Pfayiidlogie.
916. Ueber die pathologUebe Neibildmig
TOn BmstdrtSeilteztar und ikre Beziehung zum
Vystosarkom ; von Rokilaosky. (Sits.-Ber. d. k.
Akad. zu Wien. Febr. 1853. Auch Separatabdruck.)
Ausser der Neubildung von Talg- und Schweiss-
drOsen, v<mi Schild ilrüsen- und Frostalagewebe, enl-
deckle Vr. in 3 Fallen von sogen. Cyslosarkonien der
Brusldrilsi*. diiss auch eine Neubildung der Elemente
letzlerer ulaUtinilen kann. Dieselben liegen in einem
tlieils aus rornilosem • galleriahnlicbem , llieils aus
fasrigem Bindegewebe bestehenden Stroma; sie ver-
einigen sich aber weder zu einem Ausfuhrungsgange,
noch communiciren sie mit den Gängen der ursprüng-
lichen Brustdrüse.
Der wesentliche Befund in jenen 3 Filien war folgender.
Im 1. Falle waren in einem nustgrussen, leicht ausschilbaren,
darchscheinenden, succulenlen Tumor eines 26jabr. Madchens
Acinusbildungen eingebettet , welche aus einer struclurlosen
Membran bestanden und von Kernen ausgefällt waren. Im 2.
Falle fanden sich in der Gewebsmasse der die cnteneigrosse
Geschwulst einer 45jähr. Frau bildenden Knollen viele zarte
Spalten , die wie von einer Krause begrenzt waren , in deren
durchsclieinende Faltchen zarte, weiMliche, opake Stiele hin-
einragten. Diese Stiele oder Fortsätze deckten und platteten
einander wechselseitig ab ; ihr freier Rand war glatt u. zeigte
eine slructurlose Begrenzungshaut ohne Epilbelium. Im 3.
Falle wuchs bei einer 42jähr. Frau eine strausseneigrosse, ge-
lappte Gewebsmasse in eine fibröse Cyste herein; einzelne
Lappen waren selbst wieder von einer Cyste umhüllt. Die
Oberfläche vieler Lappen zeigte Kinnen , deren Ränder in ko-
nische u. kulbigc Excrescenzen umwuchsen, u. ausser diesen
grössere, oflenslehenJen Cysten ahniicbe Spalten. In der Ge-
websmasse jener läppen fanden sich wieder Kanäle u. Acinus-
bildungen, und auf dem Durchschnitte Spältchen, welche un-
ter dem Mikroskop als ansehnliche, nach allen Richtungen
sich verzweigende Hohlräume erschienet, zwischen deren
Ausläufern die umgebende Gewebsmasse in Form von Ex-
crescenzen hereinwuchs.
Hieraus schliessl Rokitansky Folgendes. 1 )
Das den Läppchen der Brustdrüse gleichende Hohl-
gebilde mit seinen Tiängen liegt in einem theils aus
formlosem , theils aus fasrigem Bindegewebe beste-
henden Stroma. -^ 2) Das Hohlgebilde wird grOsser
und verwuchst mit dem Stroma, welches in die Höhle
jenes in Form konischer und kolbiger Excrescenzen
hereinwätlist. Letztere wachsen an ihrem freien
Ende selbst wieder zu kleineren Ausbuchlungen aus.
Die Excrescenzen bestehen an ihrem freien Ende aus
jungem, formlosem, an der Basis aus fasrigem Binde-
gewehe. Sie sind mit dem subcutanen, in die Höhle
des erweiterten Hautfollikels herein wachsen den Kon-
dylome identisch. — 3) Mit der Vervieißfitigung der
Excrescenzen nimmt auch die Zahl der ritzen- und
spaltlhnlichen Ausläufer des Hohlgebildes zu. — 4)
Die Excrescenzen wachsen entweder von allen Punk-
ten rings um das sich erweiternde Hohlgebilde,
oder nur von einer oder einzelnen Stellen aus in
dessen Raum herein; fehlen sie, so erweitert sich
das Hohlgebilde gleichförmig; es entsteht eine Cyste
mit ebener und glatter Wandung. — 6) Diese Erwei-
terung ist zuweilen sehr bedeutend; auch die Ex-
crescenzen werden nicht selten sehr gross. — 6) In
diesen Excrescenzea entwickeln sich wieder aciBOs-
artige Gebilde, welche dieselbe Erweiterung mit Her
einwachsen ihres Bindegewebslagert eiRgehen. Dake
kommt es, dass eine Cyste nebst nackten auch ff'wk
incystirte Excrescenzen enlhxh. — 7) Ad de
üherflüche der Excrescenzen sieht man Riooen o^
offenstehenden Cysten ähnliche Spalten, in wekk
Excrescenzen hineinragen ; diess sind die ritzen- w
spaltlfhnlichen Endauslaufer des Cyslenraums, welch
durch die secundUren und tertiären Ausbochtungei
in welche die Excrescenzen auswnchsen, entstebn
Die cyslenühnlichen Spalten sind vielleicht auch wid-
lieh selbststandige Cysten , die sich in den Raun k
Muttercyste eröffnet haben.
In Betreff der Cystosarkome der Brust ttberkaBpi
legt Vf. folgende Ansicht dar. Ein Cytiosartm
Simplex kommt in der Brust vielleicht nie vor, d. i
wahrscheinlich findet sich nie eine Cyste , in w«kk
die Lagermasse nicht hereinwOchse. Vielmehr wsd<t
fast in alle Cysten die Lagermasse in Form glatki
oder hHußger kerhiger [gekerbter?], drüsiger, (ru-
higer, gelappter, konischer, breit aufsitzender o^
kolbig gestielter Excrescenzen herein, bis zur valijfa
Ausfüllung der Cyste. Diess geschieht bald von einca,
bald von mehreren Punkten, bald vom ganzen Doil!»{(
der Cyste. Die Excrescenz kann, indem ihreGewek'
masse zur Wand jener Cyste wird, eine Tocblercjsk
darstellen , in welche selbst wieder das Gewebe ihm
Wand in Form von Excrescenzen hereinwachst. Diw
Bildung stellt das sogen. Cystosarcoma proäftn»
dar. Das Cystos. phyllodes J. Ha II er 's uolersdiei-
det sich davon nur durch die Grösse und die Ml-
wickeitern Formen der Excrescenzen.
Das Cystosarkom kojumt in mannigfaltigen Fo^
men vor, von denen Rok. folgende hervorhebt: i)
solche mit einzelnen runden oder rundlichen sbmIii-
licben CystenrUumen , in welche die Lagermasse iiir
in spHrlichen, kleinen Excrescenzen herein wichst ;-
b) solche mit ähnlichen Hohlräumen , in welche die
Lagermasse in dichten u. umHlnglichen ExcresceoM
hereinwachst; — c) solche, in denen die AciDUt-i
Cystenbildung wuchert, so dass sie aqs einem C«i-
volute von meist kleinen Cysten in einer spirlidei
Lagermasse bestehen, welche letztere von eioeo o^
mehreren Punkten her in Form feindrOstger Eicresces-
zen in jene herein wuchst ; — d) solche ioDCi^sI^
.einer Cyste, aus einer soliden Masse liestehend, weide
als ein höckriger , seicht gelappter Knollen von okt
umschriebenen Stelle der Cyste aus hereiowScbst;'-
e) solche innerhalb einer oder mehrerer Cysten, s^
stehend aus grossen konischen und kolbigen , <ii' i
fachen oder gelappten, von einem oder oebrerd!
Punkten, oder vom ganzen Umfange der Cyste n^^
Höhle hereinwachsenden Gewebsmassen , bald ohi^
bald mit fortgesetzter Acinus- und Cysteobildoof ii
ihnen ; — f) endlich füllen zuweilen die Eicr«scei*
zen , mögen sie von einem oder von mehreren ?•■*•
ten herkommen, die Höhle der Cyste ans, platte ^
gegenseitig ah und verwachsen endlich *^^^ r^
eiatnder, als mit der Cysten wand. Derartige ^
U. AMtomi« «. t^kyMotogie.
185
■chi^tllaie bieteo' daoD auf den Dorehsdioiue eüien
lobHklf«« Bmi <bv. Hie KscrMeftncMa siod qA t» dem
Cy^lenraume io einet oder in mebreren RiuhUMigen
eiiig«roUt Zaweiien t^esieki die ioryslirte Gewebs-
ma^e not konischen Uppen, weldie mii ihren SpiUen
nacb der MiUe der Cyale hin convergiren ; dann bleibt
UMocIinial in der Mille der Cy$ie ein unansgerttlller
Baum Uhrig.
Weiler ergjiebl sich Folgendes Qher diese Cysten.
Sie kommen wahrscheinlich nur iu der Brustdrüse
oMer in deren ^Hh^ vor, fast slels nur in der weib-
lichen« aehr selten (j^ 1 Fall von l*agel und von
J. Müller) io der mann liehen. Sie finden sich an
jeder Stelle der ßrusldrUs«, hJlufiger aber in der in-
nern und obcrn Gegend derselhen. Ihr Zusamniou-
liang mit der BruUdiOse ist lose, Ihre Ge>lalt ist
im iUlgemcincn rundlich; kleine sind gewöhnlich eben
und glatt , grössere höckerig, knollig, gelappt. Sie
nihlen sich sieralich resistent, dabei aber elastisch
an. Die Haut sieht über grossen Geschwülsten oh
livid aus und ist von erweiterten Venen diu chzogen :
zuweilen ist sie mit dem Tumor verwachsen, aber nie
eiUartet. Von grossen Tumoren wird die Brustdrüse
zur Seile geschoben u. zum Schwund gebracht, Ihre
Grösse kann die eines Mannskopfcs , ihr Gewicht 12
Pfund erreichen (Paget). Ihr Wachstbum ist bald
schnell, bald langsam ; viele bleiben lange klein ; sie
machen überhaupt in ihrem Wachstbum aufTatlend
lange Stillstände. Zuweilen verschwinden sie von
selbst. Zuweilen sind mehrere kleine Tumoren zu-
gleich vorhanden (Cr uveilh ier). Meist sind sie
nicht schmerzhaft, zuweilen aber der Art, dass ihre
l^xstirpation nothw'endig wird; in leUlerem Falle
slellen sie Cooper^s irritabeln Tumor der Brust
dar. Sie finden sich häufig bei jungen , unverheira-
llieten, sterilen Frauen, doch auch bei verheiratheten
uud fruchtbaren. In Betreff ihrer Gutartigkeit ver-
halten sie sich den fibrösen Geschwülsten des Uterus,
den Enchondromen analog. Auch kommen sie nach
der ^xstirpation nicht an einem andern Orte , doch
zuweilen an derselben Stelle wieder (Fall von Paget
Ulli drei- und von Birkett mit fünfmaliger Wieder-
kehr des Tumors). Zuweilen wird an ihren hervor-
ragendsten Punkten d4« Uaul uicerös zerstOrl. —
Was die carcinoraatöse Degeneration der Geschwülste
a^iaa^» so Usst sich a priori nicht lougiien , da«« in
ihrer GewelHinMsse ki>eb«ige NeulMMung sUitilnden
könne; Andererseits aber kaaa ael»6n diesen Tumo-
ren eia Wahnes Carcinom gleichzeitig vorhanden sein
(PAget).
Die Nomeaclatur der in Bede stellenden Ge-
sdiwOlMe ist bei den verschiedenen Auloren eine ver-
schiedene : A. G 0 o p e r nenot sie chronic aiainn»ary
lumour • J*. Birkett lobular iaiperfeel hyp^rlrophy
(oi the mafniaary glaod), Paget gland4i4ar tumours,
Aberaeihy pancreatic luaMMirs, Gruveilhier
rechnet sie mit zu (kn fibrösen GeüciiwOlsten der
Brustdrüse. VgL ferner Lebert, Reinhardt n.
•fl. MeckeL (Wagner.)
Med. Jakvbb. Bd. 80. Uft. 3.
917. Deber du Mwtilgewebe u das li-
sdelB der HisaMdileiiilMiit ; vonBr. o. Kohi-
rauscli ia Hannover. (M.'s Areb. 1853. S. 149.)
Von dem Vorhandensein dieses cavemösen Venen-
netzes, welches besonders am hintern Theile der
Muscheln entwickelt ist, überzeugt man sieh am ein-
fachsten durch Aufblasen desselben mit Lul\. Durch
Erhärten eines derartigen Präparats in Weingeist er-
hält man gute Durchschnitte. Zuweilen gelingt eine
Injection des Venennetzes von einer V. jugularis aus.
Dieses vielfach anostomosirende Netz liegt zwischen
PiTiost und Schleimhaut, und ist im ausgedehnte»
Zustande stellenweise ly^ — 2'" dick. Die einzelnen
Schlingen stehen senkreckt auf dem Knochen; ihre
Wandungen sind ziemlich fcsl und dick ; ihr Lumeu
betrügt im injicirteh Zustande Ve — Vs'"- ^*® **""
zelnen Schlingen verbindet ein fester Zellstoff. Die
Schleimdrüsen liegen an diesen Stellen zum Theil tief
unter der Oberflache, zwischen den cavernösen Gan-
gen des Vei]«Dnelzes. — Pathologisch interessaut ist
diesvs Gewebe insofern, als sich daraus die Anschwel-
lung der Nasenschleimhaut bei chronischem Schnupfeu
erklärt. Die Erfahrung . dass bei derartigen ZustXfl-
den Nachts gewöhnlich das Nasenloch der Seite , auf
welcher man liegt , verstopft ist und das« dies» bald
wechselt, wenn man sich auf die andere Seite kigt;
ferner di£ iauuense Productioa von Flüssigkeit bei
einem recht Aiessendea Schaupfen, so wie endlich die
profusen Diaseablulungen erkittreo sich e^i>enfalis ans
«liesam SchireJUgewebe« (Wagner-)
918. Zmr Kochwik des Cf^ens; von L^Fick.
(Da*. S. 49.)
Au aHeti Füssen findet man Spuren eines mehr
oder weniger starken Drucks der Fussbekleidung auf
der Dorsalflliche der Gelenke zwischen der t. und 2.
Phalanx, und zwar ist die Spur dieses Drucks an der
kleinen Zehe am stärksten und nimmt nach dem
Uflilux hiit ah. Bei höhern Graden dieses Drneks
entstehen die Schwielen und Hühneraugen, bei
geringem verstreichen die Querfalten des Ballens,
letzterer wird gintt und fallenlos. Die Folgen eines
sdchea Dracks sind starker bei Gebirgsbewohnern,
bei enger, so wie bei unnachgiebiger Fusshekleidung,
als unter den entgegengesetzten VerhäUnissen. —
Diese Thulsachen zeigen an , dass der Gebrauch d^r
Füsse eine Neigung mit sich bringt, die Gelenke der
vier Zehen zwischen Metatarsus und Phalanx prima
nach dem Dorsum hin, die Gelenke zwischen Phalanx
prima und media nach der Planta hin zu beugen. An
der grossen Zehe fehlt diese Neigung , denn fast nie
findet man auf deren Rüchen eine Spur dieses Drucks.
Es ist daher nicht nalurgemass, wenn die Bildhauer
am gehenden Fusse die Zehen gestreckt bilden.
Die Zehen der Neugebornen sind gestreckt und
bleiben so, bis sie laufen lernen, ebenso aucJi bei Er-
wachsenen, welche nicht durch schlechte li\jssb«kLei-
dnag der freien Zeheubewegung verltt«tig wurden,
2%
186
HI. Uygieine, Diaielik, Pharmakologie u. Toxikologie.
strecken sich die Zehen , sobald sich jene auf beide
Fasse hinstellen. Nur die kleine Zehe kann selten
vollkommen gestreckt werden. — Da nun der Streck-
und Beugeapparat der Zehen und der Finger insofern
ttbereinstimmt, dass beim Fusse, ebenso wie bei der
Hand, die drei Phalangen je einen Flexor, alle drei
aber einen gemeinscharilichen Strecker haben, so
kann der Grund des oben genannten Verh[lltnisses
nicht an den Zehen selbst zu suchen sein ; er liegt
vielmehr in der Plantaraponeurose u. der Anordnung
des Flfxor perforatus. Die derben Coriumfasern bil-
den nämlich in der Fusssohle weite Maschen, deren
Faden in die Plantaraponeurose fest eingewebt zwischen
den drei Muskelballen der Sohle bis an die Tarsus-
knochen im rechten Winkel eindringen , so dass die
Haut und die Aponeurose sehr wenig an einander
verschiebbar sind. Dieses Umstands halber spannt
und relaxirt sich die Haut der Planta vollkommen
gleichmässig mit der Plantaraponeurose.
Bei einem ruhig stehenden Menschen ist weder
die Haut, noch die Aponeurose der Fusssohle ge-
spannt, während diess der Fall ist, sobald sich der
Mensch auf die Fussspitze erhebt. Der Grund hier-
von ist folgender. Durch das Heben auf die Fuss-
spitze drückt das ganle Körpergewicht auf den dem
Köpfchen des \, Mittelfussknochens u. der Basis der
1. Grosszehenphalanx entsprechenden Punkt der Haut,
und da die Aponeurose mit dieser verwebt ist , auch
auf den entsprechenden Punkt der Aponeurose. Da
nun die Haut der Fusssohle sich beim Heben auf die
Fussspitze um. ungef. 3'^' verlängert, so muss die
Aponeurose, welche zwischen dem erstgenannten
Punkte und der Ferse nicht nachgiebig ist, sondern
nur in den zwischen jenem Punkte und dem Nagel-
gliede der Zehe auslaufenden Fasern etwas nachgeben
kann , mit einer Kraft gespannt sein , welche dem
Gewichte des auf den Fussspitzen ruhenden KOrpers
gleichkommt. Da aber der Flexor perforatus, so wie
die Garo quadrata Sylvii und die Lumbricales in der
Aponeurose fest und dicht eingeischlossen sind, so
können sie, sich während der Zeit, wo die Aponeurose
gespannt ist, nicht contrahireo.
Ein anschauliches Bild dieser und noch anderer
Verhältnisse erhält man dadurch , dass man auf eis
Brett eine ^j^'^ dicke Lage von weichem Thon auflrSgi,
sich zuerst auf diese Lage stellt und dann neben die-
sen Spuren über die Thonlage hingeht. Man siebt
hier constant, dass beim gehenden Fusse die Zebei
eine kleine Bewegung ihrer Nagelglieder rückwärts u.
abwärts und zugleich eine kleine Adduction nach der
innern Seile des Fusses gemacht haben. Diess rflbK
davon her , dass beim Heben der Ferse u. beim Vor-
rücken des Körpergewichts, auf die Fussspitze neheo
andern Muskeln auch die Flexores digitorum loDgi
Contrahirt werden , wodurch ausser einer Beu(;ong
auch eine geringe Convergenz der Nagelglieder ein-
treten muss.
Aus diesen Thatsachen schliesst Vf. 1) dass in
Stehen und Aufsetzen des Fusses bei ungespanalpr
Plantaraponeurose die Richtung der Phalangen wesent-
lich bestimmt wird durch die frei concurrirende Wir-
kung des Flexor longus u. brevis, der Lumbricales u.
der Garo quadrata, welche letztere um so viel, als sie
sich mit den Sehnen des Flexor longus kreuzt, aoch
dessen adducirende Wirkung verhindert; — 2) dass ,
beim Heben auf die Fussspitze durch Spannung der
Plantaraponeurose die Gonl/actionsf^higkeit des Flexor
brevis und der Garo quadrata aufgehoben wird, da-
gegen inimer eine Contraction des Flexor longus statt-
findet, und also, weil die Zehen dem Zuge desselbea
durch Eingreifen in den Fussboden nicht Folge leistet
können , die Nagelglieder sich zurückziehen , die an-
dern Phalangen aber in die Höhe gebogen werdea
müssen; — 3) dass beim' Gehen immer die sieh
beugenden Phalangen mit der Dorsalseite gegen die
Fussbekleidung gedrückt werden.
(Wagner.)
III. llygieine, Diätetik, Pharmakologie und Toxikologie.
919. Einwirkung des Brunnenwassers und
des destillirten Wassers auf blankes, anver-
zinntes Kupfer; von Prof. PI ei sc hl.. (Wien.
Ztschr. IX. 7. 1853.)
Das an Salzen nicht arme Wiener Brunnenwasser
bewirkt selbst bei gewöhnlicher Temperatur schon
nach 24 Std. die Oxydation des blanken unverzinnlen
Kupfers und Grünspanbildung. Auch durch Stehen
von dest. Wasser in einer M.niken Kupferschale bil-
det sich ein grünlicher Streifen von einem Kupfersalze
am Wasserrande. Der Grund dieser Erscheinung
liegt in dem elektrischen Gegensatze. Die Erfahrung
bat gelehrt, dass bei Veränderungen der Bestandform,
des Aggregatzustandes der Körper, Elektricität frei
werde, und d.i8s in Folge dessen beim Verdampfeii
des Wassers der entweichende Wasserdampf negative»
das zurückbleibende flüssige Wasser positive EleklH-
cität zeige. Das einfassende Kupfer ist ein guter
Leiter ffir die Elektricitift , steht dabei mit dem Was-
ser in Berührung , leitet also die freie + E. dessel-
ben u. ist so durch Mittheilung selbst + elektrisch
geworden. Nun verhalt sich das Oxygen gegen »He
bisher bekannten Körper elektronegativ, wird also als
nothwendige Folge des elektrischen Gegensatzes sich
mit dem positiven Kupfer verbinden. Das entstaodeoe
Kupferoxyd verbindet sich mit der Kohlensäure der
Luft zu kohlensaurem Kupferoxyd. — Die praktisch«
Consequenzen dieser Beobachtungen ergeben sich >oii
selbst. (Julius Clarus-)
Hl. Hygieine» Diätetik, Pharmakologie u. Toxikologie.
187
920. Erkemiug der Pikrinsinre im Biere ;
von Lassaigae. (Journ. de Ghim. m^cl. Aoül.
1853.)
Pikrinsäure im Biere giebt sich ziemlich leicht
dadurch zu* erkennen, dass sie mit basisch-essigsau-
rem Blei keine Fällung bildet , während der Bitter-
stoff und Farbstoff des Hopfens dadurch präcipitirt
werden. Ingleichen wird letzterer durch gereinigte
und ungereinigte Knochenkohle absorbirt und präci-
pitirt, während die Pikrinsäure ihre normale Farbe
behält und sich mit der Kohle nicht vereinigt , son-
dern das Bier die ihm von dieser Säure erlheilte
citrongelbe Farbe beibehält.
(Julius Clarus.)
921. Die Alkaloide der Chinarinden; von
Pasteur. (LUnion 92. 1853.)
Cinchonin und Chinin verwandeln sich unter dem
Einflüsse der Wärme in allen ihren Salzverbindungen
in eine neue isomere , sonst aber von den ursprüng-
lichen Alkaloiden durchaus verschiedene Base; die
des Cinchonin nennt Vf. Cinckonicin , die des Chinin
Chinicin. Die allgemeinen Charaktere beider bieten
▼iel Analogien. Beide sind in Wasser fast unlöslich,
im gewohnlichen so wie im absoluten Alkohol sehr-
löslich, beide verbinden sich leicht uiil Kohlensäure
und treiben Ammoniak in der Kälte aus »einen Ver-
bindungen aus, beide setzen sich aus ihren Losungen
gleich dem Chinin im Form flüssiger Harze ab, lenken
das polarisirle Licht nach rechts , sind sehr bitter u.
haben fiebervertreibende Wirkung.
Das Chinidin ist dem Chinin isomer, von hydra-
tischen Eigenschaften, giebt durch Behandeln mit
Chlor und Ammoniak eine grüne Färbung und lenkt
das polarisirte Licht nach rechts. Das Chinidin der
deutschen Chemiker soll nicht das von Henry und
Delondre 1833 entdeckte, sondern ein variables
Gemisch mehrerer Alkaloide sein.
Ausserdem fand Vf. noch ein Cinckonidin auf, wel-
ches dem Cinchonin isomer ist, den Lichtstrahl nach
links ablenkt , mit Chlor und Ammoniak keine grüne
Färbung giebt und sich in dem käuflichen Cinchonin
in grosser Menge vorfindet. Leicht ist es, in der
Wärme das dem Cinchonidin beigemengte Chinidin zu
entdecken. Alle Krystalle des letzlern effloresciren
sofort, wobei siezwar ihre Form beibehalten , aber
sich durch ihre mattweisse Farbe von den durchsich-
tigen Cinchonidinkrystallen unterscheiden. Chinidin
u. Cinchonidin verwandeln sich in der Wärme, gleich
dem Chinin und Cinchonin, in Chinicin und Cincho-
nicin , ein Beweis für die Isomerie des Chinidin und
Chinin, so wie des Cinchonidin und Cinchonin.
Das Chinoidin ist stets ein Product der Umwand-
lung der Chinaalkaloide ; es bildet sich nicht allein
bei der Fabrikation des schwefelsauren Chinins , son-
dern auch in den China wäldern, wenn die ihrer Binde
beraubten Stämme der Sonnenhitze ausgesetzt wer-
den. Dasselbe kann man beobachten, wenn man die
Lösung irgend eines Chinin- oder Cinchoninsalzes
einige Stunden laug der Sonne aussetzt; die Flüssig-
keit nimmt dann eine rothbraune Farbe an. Vf.
meint, man könne einen beträchtlichen Verlust an
Chinin und Cinchonin vermeiden, wenn man die
Chinarinden gleich vom Anfange an im Dunkeln ver-
wahrt und die Fabrikation der Alkaloide im Dunkeln
vornimmt. (Julius Clarus.)
922. likroskopisch-cbemiscbe Analyse der
Arzneimittel und deren Verfälschungen. (Lanc.
July 1853.)
Ipecacuanha und deren ^Verfälschungen, Die
Substanz der Ipecacuanhawurzel besteht aus einer
Binden- und einer Holzschicht, die sich sehr leicht
von einander trennen lassen. Die Bindenschicht zeigt
mikroskopisch eine aus dunkelbraunen, mit keinen
deutlichen Zwischenwänden versehenen Zellen be-
stehende Epidermislage. Auf diese folgt eine Lage
farbloser Zellen, deren Hülilungen mit kleinen, aber
äusserst deutlichen , oft zu 2 , 3 oder 4 vereinigten,
mühlsteinartigen , mit deutlichem Hilus versehenen
Slärkekörnchen erfüllt sind. Die Holzschicht besteht
auf dem Querschnitte aus zahlreichen, etwas eckigen,
verschieden grossen, strahlenartig geordneten Zellen,
deren äussersle und innerste Lage weit kleiner sind,
als die der dazwischen liegenden Partie. Letztere
zeichnen sich ausserdem durch ihren Gehaltan Stärke-
körnchen aus, die denen der Bindenschicht ausser-
ordentlich gleichen. Nimmt man einen Längendurch-
schnitt der Zwischensubstanz vor, so findet man, dass
das, was sich beim Querschnitte als Zellen darstellte,
in der That nur durchschnittene Holzfasern waren.
Diese Fasern sind stark punktirt und enthalten in
ihren Hnhien zahlreiche Starkekörnchen; diess ist
der bis jetzt einzige Fall, in dem es der Sanitätscom-
mission gelang, Slärkekörnchen in wahren Holzfasern
zu entdecken. Gepulverte Ipecacuanha zeigt diesel-
ben , aber vielfach zerkleinerten Formelemente. —
Von 33 Proben gepulverter Ipecacuanha waren 18
verfälscht, und zwar 12 mit fremder Holzfaser, 1
mit Brechweinstein, 2 mit Kalk , 2 mit Weizenmehl,
1 mit einer vegetabilischen , stärkehaltigen Substanz.
(Julius Clarus.)
923. Deber das Verbalten des Alkobols im
tbieriscben Organismus; von Dr. Du check.
(Prag. Vjhrschr. X. 3. 1853.)
Es sind jetzt 6 Alkoholarlen genauer bekannt:
der AethyU, Methyl-, Amyl- und Cerotylalkohöl, das
Aethal und das Melissin. Jedem dieser Alkohole (mit
der allgemeinen Formel C„ H, -|- 0 -|- HO entspricht
ein Aldehyd ((C„ H, ^ Hj) + 0 -|- HO), welches
sich durch den Mindergehalt von Hj von seinem ent-
sprechenden Alkohole unterscheidet, und eine für die
Gruppe charakteristische Säure (mit der Formel C^
H^ — Ha + O3 + HO). Es enthält hiermit jede
dieser Säuren um 0^ mehr als das entsprechende
Aldehyd. Dem Aetbylalkohol entspricht das Acetal-
aldebyd und die Essigsäure ; dem Methylalkohol das
ia^
III. fiygieine . DiüteÜk, Phjirmakologie «i. Toiikdlagie.
FormaHehyd ii. Hie Ameis^nstMiire ; Atm AmylatkoiiM
(hs Vulaldeltyd ofift die VAleriansXtire u. s. w.
Uro deo Alkohol in Aldehyd ca verwandeln, wer-
Alkiihol G4 H^ 0, + 0,
Aldehyd C4 H4 0, + ^%
den ilurch AolbelniM voa O,, 2B0 gelifldet, das
Al4eliyd nimiDt wieder 0^ auf, am HO tu büdea md
zur EssigsKure zu werden.
2 HO + C4 H4 O3 Aldehyd.
2 HO 4- C4 H, O3 Essigsaure.
tf « « S * M
Hier bleibt jedoch der Oxydalionsproceaa nicht stehen :
Essigsäure C| B, 0, -|- O4 = HO + 2 C, H0| Ameisensäure.
Ameisensaure C, H 0, + ^ ^== HO + C, 0, Kleesüure.
Kleesaure C, 0, -|- ^ = 2 C 0, Kohlensaure.
Es ist hieraus ersichtlich, dass dieser Proeess
der Umwandlung des Alkohols durch fortwährende
Aufnahme von Sauerstoff geschieht, wobei Wasser u.
zuletxt KohlvnsMure gebildet wird. — Auf dieselbe
Weise wie beim Aethylalkohol fIndtU der Oxydations-
proeess bei den übrigen Alkoliolarten Statt.
Vf. führte bei 3 Hunden grössere Mengen abso-
luten Alkohols (von ^s J ^^'^ ^^ <irn)U).) ilieils rein,
theils mit Wasser gt^mischt durch die Schlundsonde
in den Ilagen ein; einem 4. Hunde injicirle er i^/%5
Fuselöl mit Wasser gemischt in ilen Alasldürm. Die
gemeinsamen Erscheinimgen in allen 4 Füllen waren :
1) Mehr oder weniger starke Berauschung 11. schnel-
ler oder langsamer einirelender Tod, je nachdem der
Alkohol in kleineren oder grösserm MtMigpn, langsam
oder schnell verabreicht wonlen war. — 2) Ihese
Erscheinungen traten in gleicher Weisse auf, ob der
Alkohol in den Magen , oder in den Mastdarm injicirt
worden war. — 3) Das Blut erschien vielleielit etwas
dunkler geHfrbt; war von alkalischer Ueaction und
ausgezeichnet durch einen starken (ieruch nach Alde-
hyd , welchen auch alle Organe des Körpers verbrei-
teten. — 4) In 2 Fallen wurde das Aldehyd im Blute
nachgewiesen ; dagegen fanden sich 5) keine weite-
ren Oxydationsproducte desselben vor. * — 6) Alkohol
konnte niemals im Blute nachgewiesen werden. ^^
7) Der Magen enthielt, selbst kurze Zeit nach Ein-
bringung des Alkohols in denselben, nur noch kleine
Mengen des Stoffes. — 8) Der Harn, so wie die
FItlasigkeit der liirnhöblen zeigten einen eigeniliHra-
lichen, bald verschwindenden Aethergeruch. — 9)
Eine erhebliche anatomische Veränderung irgend wel-
chen Organs war nicht vorbanden. — 10) Die Wir-
kung des Amylalkohols schien viel bedeutender zu
sein, als die des Aelliylalkohols.
Aus diesen Thatsaohen ergicbt sich, dass der
Alkohol im Organismus resorliirt und chemisch ver-
ändert werde, dass jedoch diese beiden Vni gange
äusserst rasch vor sieb gehen, so dass es selbst nach
kurzer Seit nur gelingt , das Aldehyd nachzuweisen.
— Die Unmöglicltkeil, den Alkohol im ttlute nachzu-
weisen, steht mit der herrschenden Ansicht, dass der
Alkohol in unverändert alomisttscher Zusammensetzung
wenigstens eine kurze Zeit lang mit dem Blute fort-
bewegt werde , im Widerspruch. Diese Ansicht be-
ruht anf der Beobachtung, dass nach dem Genüsse
grösserer Mengen geistiger Getränke die dem Munde
2 C
entströmende Luft einen alkoholartigen, oder besser,
den fCjr das genossene (letrank speciGschen Genicii
mit sich fuhrt, und dass bei der LeichenöfTnung n
Rausche Gestorbener die innern Organe einen Alkobof-
geruch verbreiten. Nach Vf. liegt allen diesen Flllfi
eine Unrichtigkeit in der Beobachtung zu Grund«. Bn
der Sectiou ist der Geruch des Alkohols mit dem dfs
Aldehyds verwechselt worden, und was die dm
Munde entströmende Luft betrifft , so ftfhrt dieselk
neben dem eigenthtlnilichen Lungenexhalate, norl)
den An t heil des genossenen Getränks in Dunslfon
mit sich , der in der Mund- u. Rachenhöhle blRget
bheb. Ausserdem enthalt die ausgealhmete Luft der
Trinker noch andere Substanzen , so das Aldehyd,
welches zuweilen iinzersetzt ausgeathmet wird;daM
sind es aber die jedem der verschiedenen GetrSnU
eigcnthamliclien Aronre, welche dasselbe im LoDgcR-
exhalate erkennen lassen. Sie stammen von mannig- i
fachen dem Alkohol beigemengten Stoffen, nameDlIicIi !
den Aetherarten , dem Oenantather (Wein , CogoiC), I
dem Buttersaureather (Rum), ferner von einutnH
ätherischen Oelen, von verschiedenen Sauren 11. i.w.
Der Geruch dieser StolTe ist im gemeinen Leken das
Gharaktorisliache iler einzelnen geistigen GelrSikr:
man identifieirle ihn uiil dem des Atk^iol und naktt '
an , dass der Mensch den geNossenen Alkohol wieikr
auaathme, u. dass derselbe somit nnzi^rselst im Blvi«
vorhanden sei.
Ist festgestellt , dass sich der Alkohol im KÜrper
zu Aldehyd oxydirt , so muss angenommen werden,
dass diess entweder schon im Magen , oder erst in
Blute vor sich gehe. Zur Umwandlung des Albohois
ist in allen Verhaltnissen Sauerstoff nothwendig, bier-
mit stellt sich in dieser Beziehung an keinem die5er
Orte der Aldebydbildung ein Hinderniss enlge|fp«-
Dennoch kann dieser Vtirgang im Magen nirlit wohl
stattfinden, indem man 1) in der Höhle desselM
niemals Ablebyd cbniiiscli narbweisen kann, und 2)
die Bedingungen zur Aldebydbildung im Magen we-
sentlich tlicselben sind, wie in der atmospbSrisdi'B
Luft, so dass die l'mw.indhing des Alkohols im Magen
nur ebeiis«» laugsam vor sich gebejj könnte, »1« wenn
man eine grössere Menge Alkohol dem Contnctc der
atmosphärischen Luft aussetzt; es mtlssie deshafbdie
BeransHiung um vieles spater eintreten. Oani tin-
wahrscheinlich wird endlich diese Ansicht, wenn 0'"
erwagt , dass die Berauschung , mithin aoch dt« AI*
dehydbildung in gleicher Weiae einiritt , weoa o»
in. fffgieine, himeiik, PliMtnakologie u. Toxikologie.
IM
d«i AfkofiAl in den MMtdurm einführt , dessen ROlile
bekanntlich keinen Sauerstoff enihvit.
Da somit nicht anzunehmen ist, class der Alkohol
9chon im Magen umgewandelt werde, so muss dieser
Procoss nothwendig erst im Blute vor sieh gehen. Es
entsteht daher die Frage, wie gelangt der Alkohol ins
Blut? Verschiedene Versuche, welche Vf. hinsichtlich
der Dnrdtdrirtghchfceit thterischer HMufe (Schweins«^
blase) für Alkohol und Aldehyd machte, seiBen ee
ausser Zweifel, dass die-MagenwVnde vom AHiohot
dnrcbthtingen und der letztere von den GeHlssen nur-
genommen werden könne.
Es entsteht nun die weitere Frage : wird der vom
Blute au^enoroniene Alkohol unvermindert welter ge-
führt und erst später in entfernten Punkten des Kör-
pers 10 Aldehyd umgewandelt, oder findet diese Um-
wandlung sogleich nach dem Anlangen des Alkohols
im Blute Stall? — Gegen die ersle Annahme sprechen
mehrere Thatsach»*n. Wo immer Alkohol in grosserer
Menge mit dem Blute in Berührung kommt, tritt Gerin-
nung desselben ein. Diess zeigt die' lägl. Erfahrung ü.
die oiisslungenen Versuche früherer Experimentatoren,'
welche durch Einspritzung von Alkohol in die Venen
seine Wirkung studiren wollten. Eine solche Gerin-
nung mUsste nolhwendig stattfinden , wenn , wie in
den 3 ersten Versuchen Vfs., grosse Mengen Alkohols,
durch die Uagenwand dringend, sich mit dem Venen-
hlute mischten, ohne in demselben Momente oxydirt,
d. i. in Aldehyd verwandelt zu werden. Und doch
findet man in den Leichen im Rausche gestorbener
Menschen oder Thiere nie Zeichen einer im Leben
statlgefundeoen Gerinnung des Blutes. — Versuche
mit Aldehyd zeigen, dass nur die grössten Mengen <
desselben im unverdünnten Zustande, schnell in die
Vene gebracht, Gerinnung erzeugen ; dass diess dagegen
In*! nur etwas kleineren Mengen oder müssiger Ver-
dünnung, oder heim langsamen Injiciren nie der Fall
ist« Hieraus geht hervor, dass wohl der in AKIehyd
verwandeUe , nie aber der reine Alkohol lungere Zeit
im Rlule verweilen kOnne. Ferner ist nocii die
raacbe, schon nach 1 — 2 Minuten bemerkbare Durch-»
Irflnknng »Her Gewebe mit Aldehyd natorgenilisser
aus der grossem ImhihitiensHlbigkeit dieses Stoff«*s
XU erkläre« , als dass «man ein Gleiches voofi Alkohol
»iMiimiBt und erst nach der Imbibition des letzteren
in den verschiedeneo Organe« die Aldehydbildung
ai»ltrelen Ulssi. Diese GrUnde und die Unmöglich-^
keic , de« Alkohol clieniisd) im Blute nacbcuweisea,
machen es wahrscheinlich, dass der Alkohol in kei-
ner andern Provinz des Gefilgsapparates wohl je im
unxersetzten Zustande auftrete, als in den resorbiren-
den Geftssen seihst, und dass mit dem Erscheinen
auch der kleinsten Menge Alkohols innerhalb der-
seH>en sogleich, die Oxydation desselben su Aldehyd
erfolge. Die rasche Aldehydhildung wird noch durch
die grosse Oberfläche und die ft'in portfse Beschaffen-
heii der Hagenwande unterstützt.
Indem nicht anzunehmen ist, dass die Einwirkung
&es Alkofids anf die Hagenschleimhaut Berauschung
bervnrhrhige , so dotfte diese erst mit der Aldehyd-
hildung beginnen und das Aldehyd demnach das be-
rauschende Princip des Alkohols sei«. Vf. injictrte
bei 3 Honden in die Venen, Ihm 2 Hunden in den
Magen theits unverdnnntes , theits verdQnnfes Al-
dehyd. Als Resultat der Versuche ergab sich:
1) Aldehyd in das Venenblot- oder in den Magen ge-
bracht, Mnssert dieselben heftigen Symptome der Be-
rauschung, als ob Alkohol genossen wJire. — 2) Das
plötzliche Anlangen einer grossen Menge von Aldehyd
in einer Provinz der Blutbahn, bewirkt mechanisch
Gerinnung des Blutes.— 3) Nach Ablauf der Narkose
(des Rausches) findet sich Essig- und Oxalsflure im
Blute; es scheint mithin das Aldehyd durch Aufnahme
von Sauerstoff zur Ausfahrung geeignet gemacht zu
werden. — 4) Ist in einem Momente eine grosse
Menge von Aldehyil im Blute, so kann ein Theil des-
selben unverantlert mit dem Lungenexhalale entfernt
werden. Hierdurch entsteht der mit dem des Alkohols
verwechselte Geruch der ausgeathmeten Luft. Es
trat dieses Symptom jedoch erst ein , wenn sehr viel
Aldehyd schnell injicirt worden war. — 5) Tiefe In-
spirationen scheinen auf das Bedürfniss nach Sauer-
stoff zu deuten , so wie die Erhöhung der Körper-
warme mit cfem gesteigerten Verbrennungsprocesse
parallel zu gehen scheint.
Ist somit festgestellt, dass der Eintritt des Rau-
sches erst mit der Aldehydhildung heginnt , so fragt
es sich , ob er sein Ende schon mit dem Verschwin«*
den des Aldehyds im Blute findet, oder ob die Zeif Iren
der Reranschung noch an das Vorhandensein der wei-
teren Oxydationsproducfe , der Esstgsifure u. s. w.
gebunden sind. Vfs. Versuche ergaben, dass im
Blute von Thieren, die wahrend des Rausches starben,
niemals, wohl aber in jenem Blute , das nach Ablauf
der BiTausch ung entzogen wurde. Essigsaure vorhan-
den war. Ausserdem machte Vf. noch einen directen
Versuch , indem er verdünnte Essigsaure in die Vene
eines Hundes injicirte. Es erfolgte keine Narkose.
Diese Thatsachen zeigen , dass die Berauschung der
Zeil nnch mit dem Verschwinden des Aldehyds im
Blute , d. i. der Essigsaurebildung begrenzt sei. Es
erhalt somit der oben ausgesprochene Satz, dass
eigentlich nur dem Aldehyd die berauschende Wir-
kung zukomme, immer mehr Wahrscheinlichkeit.
Bei 2 Versuchen Vfs. fand sich als weiteres Oxy-
dationsproduct des Alkohols KleesBure im Blute. Das'
letzte Product dieser fortschreitendeu Oxydation muss
noth wendig Kohlensäure uml fVanser sein. Vf. un-
ternahm nun zur Bestimmung der Kohlensaure u. des
Wassers im Lungenexhalale nach Alkoholgenuss 3
Versuche bei Hunden , wobei zugleich auf die Menge
der eingealhmeten Luft, auf die Körpertemperatur u.
auf die Zahl der AthenizOge und Arterienpulsationen
ROcksichl genommen wurde ; er gelangle zu folgen-
den Resultaten: 1) Nach dem Genüsse von Alkohol
wird mehr Luft eingealhmet; mithin scheint das Be
dUrfniss nach Sauerstoff gesteigert zu sein. — 2) In
der ausgeathmeten Luft findet sich bei gleicher Menge
190
III. Hygieine, Diätetik, Phannakologie u. Toxikologie.
eiageathmeter Luft, bei gleicher Zeit des Athmens,
weniger Kohlensäure und weniger H^asser im Lun-
genexhalate. (Ein Resultat, welches auch Vier-
ordt und ßöcker erhielten.) — 3) Die Zaiil der
Respirationen und der Arterienpulsationen » so wie
die Körperwärme, mithin der Oxydationsprocess im
Körper, werden gesteigert.
Da der Verbrennungsprocess des Alkohols im
KOrper durch fortwährende Sauerstoiraufnahme zu
Stande kommt , so wird auf diese Weise dem Blute
eine grössere Menge SauerstolTentzogen, welche ausser-
dem zur Verbrennung anderer Substanzen verwendet
wird. Hierdurch muss das Blut eine Veränderung,
die normalen Vorgänge des Stoffwechsels eine Behin*
derung erfahren — es müssen daher auch die end-
lichen Produrte dieser Processe, Kohlensäure und
Wasser, quantitativ verändert werden. Im normalen
Zustande wird ausser andern Körpern auch der Trau-
benzucker im Blute verbrannt , und geht seine Meta-
morphose zu Kohlensäure und Wasser durch Oxyda-
tion ein , ein Process , der für die Respiration und
Wärmeentwicklung von grosser Wichtigkeit ist. Tritt
nun aber ein Stoff im ßlule auf, wie das Aldehyd,
das energischere Forderungen an Sauerstoff stellt, u.
im Allgemeinen eine grössere Affinität zum Sauerstoff
hat, als der Zucker, so muss der letztere wenigstens
temporär in grösserer oder geringerer Menge im-
verbrannt bleiben. — Dass diess wirklich stattfinde,
beweist die Beobachtung , dass Vf. sowohl in Fällen
von rascher Tödtung durch Alkohol und Aldehyd, als
bei lange fortgesetztem Alkoholgenuss, jedesmal
grössere Mengen Zuckers im Blute fand , u. zwar
jedesmal grössere, als im Blute von 2 Hunden, denen
versuchsweise vor der ersten Berauschung Blut ent-
zogen wurde.
Wird Alkohol (C4 H^ O^) verbrannt, so stellt sich
das Verhältniss der Kohlensäure zu Wasser wie 4 : 6
oder 1 : 1^^ heraus; bei der Verbrennung von Trau-
benzucker (C|2 H|2 O12) wie 1:1. Es wird daher
im ersteren Falle mehr Wasser und weniger Kohlen-
säure gebildet. Wird nun bei Alkoholgenuss dieser
allein verbrannt und bleibt der Zucker unverändert
im Blute, so muss sich das Verhältniss der ausge-
atbmeten Kohlensäure zum Wasser ändern, und diess
ist der Grund, warum nach Alkoholgenuss zuweilen
weniger Kohlensäure exspiiirt wird.
Das 2. Verbrennungsproduct, das Wasser, betref-
fend , so ist trotz dem Vorwiegen desselben vor der
Kohlensäure die Menge desselben im Allgemeinen keine
sehr bedeutende. Da nun die Nieren vorzüglich zur
Ausscheidung des Wassers bestimmt sind, so erhellt,
warum die Menge desselben im Lungenexhalate
meist vermindert ist. Dass der grösste Theil des
Wassers mit dem Harne entleert wird, zeigt die Ver-
mehrung des letzteren nach genossenen geistigen Ge-
tränken, so wie das Vorhandensein eines eigenthUm-
lichen ätherarligen Geruches des Harnes, der sich in
mehreren Versuchen Vfs. bemerklich machte, der aber
nur durch die Ausscheidung eines noch unbekannten
Nebenproductes bei Alkoholverbrennung herbeigefUhit
werden kann und es beinahe notbwendig macht, da»
mit diesem Producte auch das Wasser als TrSfgerdes- j
selben durch die Nieren entleert werde. I
t
Es entsteht nun weiter die Frage : wie verhaltci
sich beim allgemeinen Verbrennen des Aldehyds, die
übrigen im Blute enthaltenen Körper, deren Heu-
morphose zu Kohlensäure und Wasser retardirt ist?
Diese Verlangsamung der Oxydation betrifft voriOglid
den Zucker. Wird dieser nicht verbrannt, so mus
er sich endlich im Blute anhäufen , oder als sokkr
mit den Excreten entfernt werden (Diabetes), oder
er muss anderweitige Metamorphosen eingehen. -
An eine Anhäufung des unveränderten Zucken ia
Blute für längere Zeit ist nicht zu glauben; im Hin
fand Vf. bei den verwendeten Thieren niemals Zocker:
er muss mithin andere Metaulorphosen eingehen. )i
Bezug auf das Auftreten von Heliturie macht Vf. laf-
merksam, dass viele Autoren angeben, dass sichDii-
beles häufig bei Säufern finde, und hält es für mög-
lich, dass in solchen Fallen dieser Process durch k
oben berührten Vorgange eingeleitet werde. — Äi
wichtigsten ist jedoch die weitere Metamorphose ^
Zuckers. Wird er nicht zu Kohlensäure und Wasser
verbrannt, so muss er sich in Fett verwandeln, woii
wahrscheinlich der im Ueberschuss eingeathmeteSawr-
Stoff verwendet wird. Hierin liegt ohne Zweifel ür
Grund der excessiven Fettbildung bei Säufern, -
Inwieweit durch die vorwaltende Oxydation des Alde-
hyds im Blute die Metamorphose der stickstoinialtiga
Substanzen im Blute Veränderungen erleide, isl to
jetzt noch nicht nachgewiesen ; es dürfte jedoch ana-
log dem Vorgange beim Zucker auch ihre ünabildoog
retardirl, mithin der Stoffwechsel verlangsanat, oder,
was wahrscheinlicher ist, qualitativ verändert werdei.
Die vorztlglichste Wirkung des Aldehyds auf d«
Blut und den Organismus im Allgemeinen istmitbii
die der Sauerstoffentziehung. Es zeichnet sich jedock
das Vorhandensein des Aldehyds im Blute nicht dorck
Sauerstoffentziehung im Allgemeinen aus, sonden
durch das rasche f^orsichgehen dieses Proce«»;
der Alkohol wird schnell zu Aldehyd oxydirt, di«»
verbrennt schneller, als andere Substanzen , entsidA
mithin dem Blute rasch eine grössere Menge Saae^
Stoff. Dass diess bald möglichst ausgeglichen «er-
den mttsse, beweist die gesteigerte Einalhmung. ^
Bedärfniss nach Sauerstoff, wie es Vf. in seinen V«^
suchen beobachtete, und wie es aus dem Leben b*-
kannt ist. So ist im Rausche das Einathmen reixr
Luft Bedürfniss ; es wird ferner in kalten Klinaiei
öder im Winter eine grössere Menge Alkohols leicb^^
vertragen , als im Sommer und in beissen Klim'^^"*
Es scheint jedoch die rasche SauersloffabsorplionM»
eine anderweitige Rolle zu spielen. Jene Körper, die
dasselbe oder etwas Aehnliches thun , ^ie entweder
das Oxygen rasch an sich ziehen , oder ihna den Zu-
tritt verwehren , haben ähnliche Wirkungen. 1>^' |
Einathmen von Kohlensäure , von Wasserstoffg*» e^
zeugt Betäubung, Schlaf. Die berauschende Wirkung
III. Hygieine, DittleUk» Pharidakologie u. Toxikologie«
191
des Stickstoflbtydulgases ist bekantiL Die Wirkung
des Opiums hingegen kann auf eine ahnliche Weise
nicht erklart werden. — Im Gegeosatze zu diesen
StoffeD haben KOrper, obwohl von gleicher oder ahn-
licher Zusammensetzung, denen aber das Vermögen
fehlt , sich zu oxydiren , keine dem Alkohol analoge
Wirkung. Von den übrigen Alkoholen wirken deshalb
nur diejenigen dem Aethylalkohol ähnlich, die eine
gleiche OxydalionsRihigkeit besitzen: der MetliyN u.
Amylalkohol. Gegen das Aelhal hingegen, einen
fettartigen KOrper, der sich nur langsam oxydirt,
zeigt sieh, wie 2 Versuche Vfs. beweisen, der Orga-
nismus ganzlich indifferent. — Ebenso fehlt, wie
oben gezeigt, der Essigsaure jede berauschende Wir-
kung, obwohl auch sie durch Oxydation aus dem Or-
ganismus fortgescham werden muss.
Es wird somit nicht unwahrscheinlich , dass ge-
rade die rasche Entziehung oder der grössere Nangel
an Sauerstoff mit einigen^ wenn auch nicht mit allen
Erscheinungen der Berauschung in ursachlichem Zu-
sammenhange stehe. So können das Zittern , die
vorübergehende Lähmung der untern Extremitäten,
wie man sie bei Menschen bemerkt und wie sie bei
keinem der Versuche Vfs. fehlten, nicht unmittelbar
auf Rechnung der chemischen Wirkung des Alkohols
kommen ; ebensowenig nützt auch, um sie verschwin-
den zu machen, das Athmen von viel Sauerstoff bei Be-
rauschung, wie diess Vf. durch Versuche an VOgeln
und Hunden beubachlete. Der Tod in Folge der
sogen. Alkoholvergiftung wird dem Gesagten gemäqa
dann eintreten müssen, wenn beim Vorhandensein
einer grossen Menge Aldehyds im Blute nicht hinläng-
lich Sauerstoff zur Easigsäurebildung vorhanden ist.
Vf. machte noch einige Versuche an Hunden, um
die Erscheinungen bei lange fortgesetztem ^Ikokol-
genusse zu ergründen. Um der schwierigen Appli-
cation der Schlundröhre und, bei der Unruhe der
Tbiere , dem Eindringen von Flüssigkeit in die Luft-
wege zu begegnen, benutzte er Gelatinkapseln, deren
jede 5 Grmm. absol. Alkohols enthielt.
Einein 2jabr. , etwas abgemagerten , Tnännlichen Hunde
kleinerer Gattung wurden täglich 15 Grmm. absol. Alkobol
verabreicht , worauf regelmässig Rausch folgte. Es trat Ab-
mageruog und Schwäche der hintern Gliedmaassen ein. Tod
am 17. Tage , 14 Stunden nach der letzten Gabe. Das Blut
eothtelt viel kohlens. Salze und viel Zucker.
Einem Ijäbr., gut genährten weibl. Wachtelhunde wur-
den erst kleinere, dann grossere Goben von Alkohol (von tf bis
15 Grmni.) bis zur Berauschung gereicht. Auch hier zeigte
sich Schwäche der hintern Gliedmaassen; Abmagerung war
nur massig. Tod am 43. Tage, 8 Std. nach der letzten Gabe.
Schwacher Aldehydgeruch der Innern Organe und des Blutes..
Letzteres enthielt viel Zucker.
Einem kleinen Hunde wurde durch 72 Tage Kornbrannt-
wein täglich bis zur Berauschung gegeben. Das Thier magerte
nach ab , ^ wozu aber wahrscheinlich auch die Entwicklung
einer Krebsgeschwulst der Brustdruse beitrug. Die Symptome
der Schwäche der hintern Gliedmaassen zeigten sich auch hier.
Das Blut enthielt keinen Zucker.
Einem jungen Hundchen wurde durch 32 Tage Korn-
branntwein gegeben. Es traten dieselben Symptome auf.
Das Blut enthielt viel Zucker.
Einem grossen Wachtelhunde wurde^durch 93TageKom-
branntwein zu 2 — 3 Essioffel täglich gegeben. Er wurde da-
bei sehr fett und befand sich wohl, als er am genannten Tage
zufällig ums Leben kam. Das Blut enthielt viel Zucker. Fett-
reichtbum des ünterhautzellgewebes, sonst keine anatomischen
Veränderungen.
Der anatomische Befund in den Fallen rascher
Tödtung durch Alkohol bot keine Veränderung eines
Organs, am allerwenigsten des Gehirns und seiner
Häute; nur in den Lungen fand sich schaumiges
Oedem. In den Fallen durch lungere Zeit fortgesetz-
ter Berauschung zeigte sich Abmagerung; im Gehirn
wieder keine Veränderung, auch nicht die von Huts
angeführte Verdickung der Hirnhäute und Wasser-
sucht der Rirnhühlen, In 2 Fällen fand sich Blen-
norrhoe des äussern GehOrgangs. Der Magen u. seine
Häute waren im Gegensatz zu den Angaben Anderer
immer normal. Nur in einem Falle, wo täj|;lich kleine
Mengen Branntwein gereicht wurden, fand sich Felt-
reichthum.
Schlüsslich fasstVf. die durch seine Unlersuchun-
gen gewonnenen Kesutlate in Folgendem zusam-
men.
1) Der Alkohol unterliegt im Organismus einer
fortgesetzten Verbrennung, deren intermediäre Pro-
ducle man im Blute findet.
2) Die Berauschung ist , der Zeit nach , an das
Vorhandensein des Aldehyds im Blute gebunden.
3) Die Wirkung des Aldehyds auf das ^Blut ist
die der raschen Sauerstoffenlziehung.
4) Hierdurch wird die Verbrennnng anderer
Substanzen , mithin der StofTweehsel gehemmt.
(Millies.)
924. Wirkung des Theins auf das Herz und
physiologische Wirkung des Coniins ; von Prof.
J. F. H. Albers. (Deutsche Klin. 34. 1853.)
Als Ergänzung zu seinen frühem mit Thein angestellten
Versuchen [Deutsche Klin. 51. 1852.; Jahrbb. LXXV1II.21.]
machte Vf. folgendes Experiment , welches die auch beim
Menschen ersichtliche Wirkung des Theins auf das Herz ver-
anschaulichen sollte. Einem Frosche wurde 1 Gr. Tbelnum
citricum unter die Haut des linken Oberschenkels eingeführt.
Nach 35 Min. stellten sich zuerst Zuckungen in diesem Tbeile,
dann , bei unregelmässigcr werdendem Athem nach 10 Min.
Starrkrampf des ganzen Körpers ein , wobei nach und nach
die Glieder und der Stamm so steif wurden , dass man das
Thier aufrecht wie ein Stück Holz an die Wand stellen konnte.
Nach Eröffnung der Brust fand man das Herz um die HälHe
verkürzt, sich kugelartig bewegend, während es im nurmalen
Zustande sich mehr sackartig bewegt und dabei in seinem
Obern Theile mehr das Ansehen eines halbleeren ScJilaucbes
gewährt. Diese Bewegung stellte sich auf Secunden ein, wo-
bei das Herz seine dunkelbkiue Farbe verlor und mehr blass-
roth wurde. Nach 1 Std. liess der Krampf nach und 1/4 Std.
vorher beobachtete man keine Herzbewegungen mehr. Bei
einem gesunden Frosche, dem man die Brust öffnet, sieht man
noch 18 Std. und selbst länger das Herz pulsiren.
Fersuehe mit Coniin, 1) Einem Frosche jwurde eine
sehr geringe Menge Coniin in eine Schenkelwunde eingeflösst.
Schon nach */s Min. war der Schenkel gelähmt u. diese Läh-
mung verbreitete sich in 1^4 Min. über den ganzen Körper u.
aber alle Gliedmaassen, ohne allen vorherigen Krampf. Durch
192
IIL Hyipeine, iMia«tik. Pturmakiiliigie ik Tmkologie»
Elektficbät konalcD Diur drUiehe Zaekoagea liervufgerafeu
' werde«, am We»ig9teo in den Schenkel, io welchen Aia Co-
niin eingefülu't war. Beim OeOaeo der irust klopfte Uus
Herz wie bei» geaundei Frosche. Dae duoketUaue, saok-
farmige Herz zog sieb Ia groeeaa WindiiDgeD von obfD aach
unten d«uilich zusammen ; diese Zusammenziebungea dauer-
ten noch 26 Std., wuraursie seliner wurden. Es ergab sich
hieraus, dass d;iS Cuniin nicht im Mindesten das Herz afti-
cire, d9gi*|(ea auf die Nenren der willkürlichen Bewegung , auf
dia VeraaderuDg oder HembseUung der Reixbarkeit derselben
auf das lk'SiiiDmte:ite und Schnellste wirke. Es büdirt somit
in dieser Weise d»s Cuniin den Gegensalz zur Wirkung des
Thein, weichen in der kürzesten Zeit nicht allein die willkdr-
Kcbea, sondern auch die Henoenreo ergrcifk , so daea kaiim
BOck die normalen Herzbeweguogeo beobachtet wenieo« «—
2)Umdie neuerlich von Bouley gemachten Mitlheilungeo zu
prüfen, nach welchen bei durchschnittenen NN. vagi vom
Magen aus keineAttf$aogunggeschehe,warden einem 6 Wochen
alten Kaninchen beide Vagi durchschmlten ond Vs^^* spiter
in de« Magen etwas Coniin gebracht. Nach 3 Min. erschienen
Krämpfe der vordem und hintern Extremitäten und des Unter-
kiefers , wobei das Thier ausgestreckt auf dem Bauche lag ;
1 Min. später war es lodt. Das Herz pulsirte noch 12 Min.
spater, wie bei andern Todesarten, die nicht vom Herzen aus-
gehen. In diesem Versuche ist zunächst die Verschiedenheit
der Wirkung des Coniin beim Frosche und beim Kuninchen zu
bemerken. Beim Frosche trat gleich im Beginne Liihmnng
der Aufnahmaateile ein , beim Kaninchen zuerst Krämpfe und
dann erst Lähmung. Um zu erforschen, ob hieran nicht
etwa die beim Frosch« verwendete grössere Arzoeimenge Schuld
aet» wurde folgender Versuch aogeslellt. — 3) Einem 3 Mob.
alten Kaninchen wurde in eine Wunde des Kückens ein grosser
Tropfen Coniin eingeflusst. Nach 6 Min. Unvermögen aof den
Füssen zu sieben, Abatreckcn der Glieder nach der Seite,
Athem häufiger, Unruhe, häutiges ZusammenfalircR, nament-
lich mit dem Kopfe. Nach 10 Min. Krämpfe in allen Gliedern
bis sw 16. Mio. Bei Wüin»ung drr Brust lo dieaem sjtadium
der Wirkung schlug das Hfn ganz rej;elniässig noch lao(Be
Zeit hindurch, ohne dass sich die Zahl der Schläge dabei ver-
mivdoHe- nie Pupille vvar gleich naeb dism iuflwiif^n (^s Ath-
mens ungemein verengt und blaas.
Aus duKM'ii Versuchen «rgiel»l sich Folgnndes.
1) Das Coniin wirkt hei Fröschen hihmend aul die will-
kttriiclien BcwoguiigsorgaNe. Bei Kaiiiiie4ft«n schwächt
es din Bewegung, bewirkt aber keine vulisl<f nilige
Lithmung» .*<ondern zeitweilige klonische Krtfoipfe.
Die Empfindung war dabei nicht erhöht, sondern
eher, wie beim Strychnin , vermindert, Reflex-
bewegungen fanden nicht mehr StalL Die Pupille
Illieb weit, das Auge gegen Licht emp߻dlieber , als
frtther» die Thiere legten ilen Kopf auf die Seile. 2)
Das Herz wurde durch Coniin weder hei FrOschen,
noch hei KauindxMi irgen<lwie verün<lerl, es behielt
4ie Sl.irke und deu Rhylhious seiner oornMlen Be-
wegunf^Kn bei, die Zahl der ScblSgi» wurde sieht g«^
ringer. Dass das Herz nicht mit litt, zeigte auch
seine normale Farbe, wilhrcnd es durch Thein blasser
wurde. Nach C o i o d e t hinderf eine kleine Neng^
ein«« AufgiHses von Conium maculaluni die Gerinnung
des Blutes. Auch Vr. fand das Blut nach Vergiftun-
gen mit Coniin nach dem Tode noch flüssig, aber in.
nicht höherem Grade , als diess .sonst bei Kaninchen
uftd Fröschen der Fall ist. Die Nerveniufulle, durch
welche sich die Coniinwirkung auszeichnet , schei«-
nen mfolge der Schnelligkeit, mit welcher sie ein-
treten , nicht von einer vorherigen ßlulverlinderung,
sondern einer umnittalbaren Einwirkung des GiAes
auf die UiffiisAib«üi» b^rzitfObreiu Eing^aihiiMier
Cojitindunst bewtrktn boi Getumleo Ungdmert^B
SebwiniWI. 3) Man CoiiitA wirkt voringaweise mf
die Peripherie i&e« gaMen Org»niaiuiM. Bie totelc
LibwMng aller peripiier en Theile , 4ie Abnalim« der
EiuplifMfiing auf <ler ^Aten UberflUcbe boi feridaiien.
d«r Uerir* und MagentlUltigkeit deuten darauf hin.
£ine so allgemiMiie peripherisrb« LUbmuug kiim van
Rucken niitfke ausüben, wird »her in aolt^ber Au^deb-
nutt^ nur vein Geiürn aus beobachtet, u. zwar daitii
eitt« sehr umrasst*fiile ßnlarivng der weiseeaSilMain,
weiobü beide Seilen ergrilTe« hau Sie kommt meli
bei Wasserkopf u«d Ujrnerweieben^ vor. Gs »dMiRi
ali»o jene Uhmung der Peripherie behn Coaiuia Mdi
durch die Einwirkung auf die weiaae Substam in
Gehirns zu entstellen und soniil eino Quelle mit den
Schwindel zu huhea. Individuen , welche tm Mf-
fallende Störung des Gemeingeruhls zeigen, eioes
Druck im Kopfe oder Schwindel, bei denen die Puls-
thätigkeit unvermindert ist, eignen sich weuigslens
dem Sitze der Wirkung nach fOr den Coniingebranch.
Mit der ilerahselzung der Bewegung und EnipGndlich-
keit nach Coniin hangt auch wohl i\\e Vcrniimleruog
der GeschlechtsthSiligkeit zusammen, welche nach
Exlr. Conii maculati bei reizbaren , an Zuckungen
leidenden Individuen beobachtet wird.
(Julius Clarus.)
925. Veratrin gegen flebeiliafte Krukl«-
teil, namenliick Pneufftonie; von Prof. Aran^ (INiN.
de Tl*^r. Jaul. 1853.)
Die Anw^indung des Veratrin bedingt sehr con-
stanle physiologische und therapeutische Wirkungen.
Was die physiologischen anlangi, so treten naeh Dar-
reichung von 5 — 12 Slgrmm. Ekel, BrechDeigung,
Brbrechea, Schlucken, selten ftttrchflMe und noch
seltner vorobergebendes ftremien längs des Oes^ph«-
gos und im Magen ein. Das anfangs wissrige Er-
brechen wird später gallig und lasst dem Kr. iiiwfi-
l«n kaum 5 — IQ Min. ftuhe. Wahrend des Vedaufs
(lieaer sich bis in i\ie Reeonvalescen« hinein (ort-
setzenden Ersdieinungen treten Verlaag^aaiuBg der
Eeraschläge, im Mittel um 5Q, Vibration, settislDi-
croiismus des Pulses, spater auch Unregelmässigkeit
desselben ein , wahrend ilie Herzt tfne unbestinai
werden. Die Respiration vermindert sich , im Viitet
um 13, wahrend die Teii^ieratur des Körpers all'
nimmt und derselbe mit reichlichem kühlen Schweisse
hedeckt wird. Die Kr. liegen unbeweglich imMt
sind I4ass, abgCMpaunt und ermUdel* die Augea skie
Ausdruck, das Bewusstsein nicht gestOrt. Bie Zange
rrscheinl nirlit helegt , der Leib nicht schmerihad
der Durst nicht vermehrt. Sobald nun das Medic»-
inent weglasst und dem Kr. einige Lnflel Wein und
Fleisrhbriibe reicht, verschwinden jene Syniptew^
schnell, krallige Keaclion und olfenbares Besserbefia-
den treten ein. Was «he therapeutische Wirkoeg «o»-
langt, so zeigt sich Verairin bei Pneumonie in fol-
gender Weise nOtzlich: der Husten vermindert sieb
oder verschwindet ganz, die Dyspnoe desgleichen,
die Expectoratiou wird leiclu» die Sputa verlieraa ikr
in. Hygieine, DUtetik, Pharmakologie u. Toxikologie.
193
pDeumonisches Ansehen und werden weiss u. schlei-
Diig , nur das Seitens4echen dauert fort und verlangt
die Anwendung von SchfOpfkOpren. Die physikali-
schen Zeichen andern sich wenig. Von 6 Pneumo-
nien, von denen 2 doppelseitig, 2 mit Lungentuber-
kulose complicirt waren und 2 bei allen Leuten auf-
traten, endete nur eine, die mit Crweicbung des
Hersens complicirt war, tOdllich.
Was die Dauer der Krankheit anlangt, so wird
diese ganz offenbar abgekürzt ; das Fieber verschwin-
det schon am 2. -^3. Tage der Behandlung, Verlangen
nach Nahrung tritt am 3. oder 4. ein , die physikali-
schen tSeichen verschwinden zwischen dem 5. — 8.
Tage. — Sind nun gleich 6 Beobachtungen nicht
hinreichend, um ein bestimmtes Urlheil über den
Grad der Wirksamkeit des Veratrins bei Pneumonie
zu begründen , so ergeben sie doch das wichtige Re-
sultat, dass das Veratrin als ein anlipncumonisches
jMiltel betrachtet und dann angewendet werden kann,
wenn andere Mittel ihren Erfolg versagen oder nicht
am Platze sind, z. B. b^i verschleppten und verkann-
ten, bei bereits vergeblich mit Brechwoinstein und
Blutentziehungen behandelten , bei Pneumonien der
Greise u. a. Das Einzige , was mit einigem Grunde
gegen diese 'Behandlung eingewendet werden kann,
ist , dass man , um einen erheblichen Erfolg zu er-
langen, starke Dosen anwenden u. eine entschiedene
Depression der wichtigsten organischen Functionen
hervorrufen muss. Doch darf dieses nicht abschrek-
ken, da eigentliche Gefahr nicht zu besorgen ist.
Man gebe daher 4 , 6 und mehr Pillen jede zu 5
Mgrmm. täglich, bis die gewünschte Wirkung ein-
tritt, und selbst über diese hinaus, damit keine Reci-
diven eintreten.
Recht gunstigen Erfolg beobachtete auch Fahre
CRev. m6d.-chir. Juill. 1853.) von dem Gebrauche
des Veratrin bei acutem Gelenkrheumatismus , glaubt
jedoch, dass, entgegen der Erfahrung von Aran,
der kein Abführen beobachtete, das stets eintretende
Purgiren den hauptsächlichsten Heilerfolg bedinge.
(Julius G I a r u s.)
926. JodügeGtionen bei Spina bifida; von
Cbassaignac. (BuU. de Tli^r. Juill. 1853.)
Ein 2 Monate altes Kind wurde unter folgenden
Erscheinungen in das H6p. St. Antoine aufgenommen.
Das im bi^chsten Grade schwache Kind zeigte in der
Sacralgegend eine huhnereigrosse, längliche, gestielte,
cystenartige, durchscheinende, fluctuirende, mit einer
dünnen Haut ttberkleidete , beim Schreien sich stark
spannende Geschwulst; wurde dieselbe gedrückt, so
traten convulsive Bewegungen in den untern Extremi-
täten ein. Beim Einstechen eines Trokar wurden
etwa 2 EsslOffel voll einer klaren, citrongelben Flüs-
sigkeit entleert und hierauf, während der Stiel der
Geschwulst comprimirt wurde, um das Einströmen in
den Rflckgratskanal zu verhüten , gleiche Theile Jod-
tinctur und Wasser injicirt. Die Operation wurde
Me4. Jahrbb. B4. 80. Hlk. S.
sehr gut vertragen, doch traten spater einige convul-
sive Bewegungen ein. Nach einigen Wochen ver-
kleinerte sich die anfangs wieder vergrösserte Ge-
schwulst und heilte langsam aber vollständig, wäh-
rend das Allgemeinbefinden des Kindes sich auffallend
besserte.
Jodinjectionen sind nach Laborie, dessen An-
sichten hierüber Vf. vollkommen beipflichtet , bei
Spina bifida indicirt: 1) wenn das Kind eine leidliche
Constitution hat und die Geschwulst einfach ist;
2) wenn letztere gestielt ist; 3) wenn die über-
kl'eidende Haut gut gebildet, nicht geschwürig ist u.
eine gleichmässige Durchsichtigkeit der Geschwulst
sehen lässl; 4) wenn Druck auf letztere keinen, oder
nur geringen Schmerz hervorruft, auch die mit der-
selben vorgenommenen Bewegungen unschmerzhaft
sind ; 5) wenn die Geschwulst gleichmässig fluctuirt.
Die Injection ist ohne grosse Gefuhr und daher selbst
in solchen Fällen , die man bisher als Conlraindica-
tionen betrachtet hat, zulässig.
(Julius Clarus.)
927. Jodräacbernngen bei scropbnlfisen
Augenentzflndangen ; von Beauclair. (Gaz. des
Höp. 93. 1853.)
In eine erwärmte Metallkapsel wird metallisches
Jod gebracht; die Dämpfe entweichen durch eine an
ihrem obern Ende in eine gondelarlige Erweiterung,
in die das Auge passt, ausgehende ROhre. Auf diese
Art werden dieselben möglichst auf das Auge con-
centrirt und die bei ihrem freien Ausströmen entste-
henden Athemheschwerden vermieden. 2 Fälle von
scrophulösen Ophthalmien , in denen ein sehr gün-
stiger Erfolg beobachtet wurde, werden milgetheilt.
(Jul. Clarus.)
928. Essigsaures Zink und koblensaures
Eisen bei einer eigentbnmlicben Gebirnaffection ;
von Dr. Hamburger. (Bernhardi's Ztschr. I. 3.
1853.)
In der ersten Hälfte des J. 1852 beobachtete Vf.
in Liegnitz und dessen Umgegend eine epidemische
AugenentzUndung. Die intensive Entzündungsröthe
der Gonjunctiva bulbi und eine krankhaft vermehrte
Schleimabsonderung der nicht minder in ilas Bereich
der entzUndlirhen Metamorphose hineingezogenen
Gonjunctiva palpebrarum, das Vorhandensein des von
JUngken angegebenen charakteristischen, den Rand
der Gornea spitzenförmig überragenden GeHfsskranzes
U.S.W, liessen eine Ophthalmia rheumatiea vermuthen,
doch glaubte Vf., dass diese Augenentzündung der
Ausdruck einer Gehirnaflection sei , weil gleichzeitig
Zahnschmerz, Ischias nervosa und Erysipelas fariei
vorhanden waren. Opium in stärkeren Gaben besei-
tigte die vorhandenen heftigen reissenden Augen-
schmerzen nicht, dagegen verschwanden dieselben
ausserordentlich schnell durch Zinc. acet. (Gr. jjj) u.
Ferrum carbonicum stündlich in Pillen. Zink ver-
25
194
m. üygteine» DiäUtik, Plistniakalagie u. Twlallogie.
dienl demnach mit
minerale.
Recht den
Namen des Opium
(JuK Glarus.)
929. Eichelkaffee und Chinin; von Thou-
louse. (Bev. m^d.-chir. Juill. 1853.)
Eichelkaffee verdeckt vollkommen die Bitterkeit
des Chinins, ohne dessen therapeutische Wirksamkeil
zu schwächen. Der filtrirte u. getrocknete Rückstand
dieser Mischung bildet ein braunes , aromalisches
Pulver, welches weit weniger bitter schmeckt als das
käufliche gerbsaure Chinin. Es belästigt den Magen
in keiner Weise u. ist sonach bei reizbarem Verdau-
ungsapparat und bei Kindern von praktischem Werlhe.
Mehrfache Untersuchungen dieser Mischung haben zu
folgenden Resultaten geführt. 1) Lackmus wird stark
gerOthet; 1 Grmm. schwefeis. Chinin auf 150Grmm.
starken Eichelkaffees giebt beim Trocknen das oben
beschriebene Pulver, welches, in Wasser vertheilt,
völhg geschmacklos und ohne Reaction ist. 2) Das
anfangs unlösliche Pulver wird nach einigen Tagen
etwas löslich, verliert sein Arom , bekommt den Ge-
schmack des käuflichen gerhsauren Chinin und fängt
allmälig an, roihes Lackmuspapier zu bläuen. 3)
Tauchtman einen Rryslall von schwefelsaurem Eisen in
eine wässrige Suspension des Pulvers , so färbt sich
jenes nach 3 — 4 Min. schwarz, ein Reweis für die
Gegenwart von Gerbsäure. 4) Sobald das Pulver
seine Bitterkeit wieder erlangt hat, löst es sieh voll-
ständig in Citronsäure auf. 5) Setzt man zu einer
solchen Auflösung Ghlorharyum, so entsteht sugloich
eine leichte Trübung. Nach einigen Stunden bildet
sichern nicht bedeutender, in Salpetersäure unlös-
licher Niederschlag, ein Zeichen dafür, dass die frag-
liche Mischung ein wahres neutrales gerbsaures Chinin
enthält. Die Wirksamkeit des Millels bei profusen
Seeretionen, namentlich des Harns, wird durch einige
Nolizen aus der Praxis bestätigt.
(Julius C I a r u s.)
930. Blätter nnd Rinde von JngUns regia
bei Pustula maligna und Carbnnkel ; nach Po-
mayrol. (Ann. chn. de Monlpeü. Juin 1853. BulL
de Tli6r. Juill. 1853.)
Vf. lässt ganz einfach je nach den J^ilireszeiten
die Binde der jungen Zweige oder die Blätter des
Wallnussbaumes auf ilie betreffenden Abscesse legen
und will schon nach 24 Std. Abnahme der Geschwulst
und in wenigen Wochen vollständige Heilung beob-
achtet haben. (J u L C 1 a r u s.)
931. Tbierischer lagnetismos aU inae-
athetiCUm; von Vogler (Pr. Ver.-Ztg. 17. 27.
1853) u. von Varges. (Ibid. 19. 1853.)
Während Varges 2 Fälle aus seiner Praxis mit-
thtilt, in welchen, und zwar einmal beim Aus-
schneiden eines eingewacli:>enen Zehennagels, das
andere Mal bei einer Zangenentbindung der von ihm
angewendete Animalmagnetismus völlige Anästhesie
hervorrief, sucht Vogler diese und die vom Me-
dicinalrath Herzog erlangten Erfolge ziemlich ein-
fach damit zu wiilerleg«n, dass er erkltrt: er glaalit
nicht daran. (Julius Claras.)
932. neber den Arbutus onedo bei Behand-
lung der ßlennorrhagie ; von Venot. (LUnion.
91. 1853.)
Der Pharmaceul U ä n n c c y in Bordeaux faod in
dem wässrigen Extracte des Arbuta& eiftf» grasieii
Gehalt von Tannin, und wendete es daher Veooi
gegen Blennorrhöen an, wogegen er es als ein grosses
Unterstützungsmittel der Cubeben u. des Balsams be-
trachtet. Er verordnet es zu Einspritzungen (30 auf
500 Th. Wasser) , innerlich in der Solutiontund in
Pillen. * (Hacker.)
933. intisyphilitiscber Liquor; von Häher.
(Bull, de Th^r. Aoüt 1853.)
1,00 Grmm. Quecksilberjodid wird mit einiges
Tropfen Wasser schnell verrieben. 1 00 Grmm. Wasser
zugesetzt und dann 1,20 Grmm. Jodkali in Wasser
gelöst zugefügt. Oer^ Kr. bekommt anfangs 7, spater
25 — 30 Grmm. dieser Lösung. !
(Julius Clarus.) |
934. Anwendimg des vnlkanisirten Kavt
SGhnk tVi der Medicin und Chirurgie; *von Dr. Uli-
mann. (Deutsche Klin. 27. 1853.)
Die Vortheile des vulkanisirten Kautschuk sind im
Gegensatze zum nicht vulkanisirten und mit beson-
derer Bezugnahme auf medicinische Zwecke folgende, j
Der vulkanisirle Kautschuk ist sehr elastisch; Dachdem
man denselben gedehnt hat, erreicht er wieder voll-
ständig sein früheres Volumen; dabei hat er eine
ausserordentliche Cohäsionskraft , wird von feilen o.
öligen Substanzen nicht angegriflTen, durch den
schroflslen Temperaturwechsel nicht verändert ood
verbreitet eine angenehme Kühle aber den Tbeil des
Körpers, mit dem er in Berührung gebracht wird.
Seit lYs Jahren besteht ia Paris eine Fabrik fürme-
dicimsclie u. chirurgische InstrumeBle u. Apparate
aus vulkaniairlem Kautschuk , unter deMB die Hör-
apparate u. Instrumenle am Zweckmässigsten zu sein
scheinen. Sie siml es besonders durch ihre Eia-
sticitat, indem durch Ein- oder Ausströmeolasseo
der Luft ihr Volumen in jedem Augenblicke heliel'ig
verändert werden ka«n. Der Mechanismus i^i hierbei
entweder ein sehr einfacher, indem man direcl nil
dem Munde die Luft einbläst, z. B. bei den soge-
nannten Pyxides, einer Verriehlmg, tt» polverföriiuge
Substanzen an die Tonsillen zu bringen. Sie lie-
stehen aus einer Bohre mit auf einer Seite sackförmig
erweitertem und geachlosaenem Ende. Dieses wird
eingeklappt , das Pulver in die dadurch eBtatasdeae
äussere Vertiefung gelegt , das Instrunsent bis aa die
Tonsillen geführt- worauf das leiseste Elnblaseo vos
Luft hinreicht, das Pulver an d^n Tonsillen haftaa la
machen. Oder der Mechanismus ist zusamineDg«-
setzter und besteht a) aus dem eigentlichen Instru-
mente oder Apparate, seies es nun längliche Säckchen
bei Beinbrüchen oder Tampons bei Blutungen, Pelolteo,
III. Hygieiiie» Diätetik» Pliarnafc«logie a. Toiikologie.
19S
bei ProUpsiifl uleri, Sonden bei Slricluren 4es Oe9(H
phagQs, der Urethra und des Mastdarms, and b) einer
so^eiianuien PeJotie insufflaleur» die liier die Stelle
des flMAtclilichea Mundes fertriu.
Das von Gariel angegebene Pessarium gegen
Prolapsus uteri besteht aus dem Pessarium, dem
Halme ivm Ein- und Ausitr^nen der Luft und der
P«totte insufflateur. Vor dem Einfuhren des Pesse-
riums wird der Hahn geOffnet, das Pessarium ge-
drackt u. es entweicht somit alle darin enthaltene
Luft io die Pelott« insufflateur. Nuu wird der Haha
^«schlössen u. das Pessarium , nachdem der Uterus
reponirt worden ist, eingefflhrt. Hierauf wird der
Hahn wieder geöffnet, die Pel«»tte gedrückt u. es ent-
weicht die Luft in das Pessarium; der Hahn wird
wieder geschlossen, die Pelotte an den Kleidern be-
festigt , der Uterus bleibt zurückgehalten und , um
das Instrnment vor dem jedesmaligen Schlafengehen
herauszunehmen , braucht man blos den Hahn wieder
zu Offnen ; durch den Druck der Eingeweide u. der
Vaginal wSiide entweicht dann die Luft von selbst nach
der PelottcT und das Instrument wird sehr leicht her-
ausgezogen. Auf demselben Princip beruht der Me-
chanismus bei allen oben angeführten und vielen
andern Instrumenten. Vorzüglich nützlich sind,
ausser der bekannten Blase zum Tamponiren der
Scheide, die Kissen aus vulkanisirtem Kautschuk bei
Beinbrüchen dadurch) dass sie )) sich sehr genau an
die Extremität anschliessen. ohne die geringste Fric-
tion zu verursaphen, 2) eine angenehme Kühle um
die fracturirte Stelle verbreiten , 3) mit einem nassen
Schwämme ohne Locomotion des Apparats sehr leicht
gereinigt werden kOnnen , und dass 4) wenn der
Apparat drückt, das Oeffnen des Hahns hinreicht, um
durch Ausströmung einer beliebigen Menge Luft den
Druck aufzuheben. Durch keinen andern Apparat
wird daher die besonders zur Heilung complicirter
Frncturen so nothwendige Bedingung, die absolute
Ruhe des Gliedes in solchem Maasse u. mil so geringer
Muhe erreicht. Die Apparate zur Erweiterung von
Slricturen scheinen wrnig zweckmässig zu sein , da
die Strictur dem Apparate einen zu starken Wider-
stand entgegen setzt und die eingeblasene Luft mehr
aaf die Übrigen Stellen des elastischen Apparats als
gerade auf die der Strictur am n«1chslen liegende
wirkt. Besser eignen sich diese Apparate zu Ka-
thetern. Von andern Apparaten erwähnt Vf. noch
eine an das Bett zu befestigende Unterlage gegen De-
cubitus , Kopfmützen zu Eisumschlcigen , Roltbinden,
Instrumente zum. Selbstklystiren, Knieriemen gegen
Tumor albus, Hyj<roma cyst. patellae, Schnflrstrüropfe,
Suspensorien, verschiedene Doucheapparate, z. B. den
Irrigateiir vaginal von Maisonneuve« Harnre*
cipienten. (J u I. C 1 a r u s.)
935. inimalisclie Kost bei chronisdier
Opiomvergiftang ; von Gill. (Lancet. July. 36.
1853.)
Pat. , ein Mann von 5 1 J. , dem Anscheine nach
aber viel alter, hatte 5 i. lang nur Vegetabilien uad
10 i. lang tlglicfa etwa 5 6r. festen Opinms genossen
Seit 7 Mon. war er bettlagrig. Die Haut war trocken,
pergamentartig. Puls 90 und sehr schwach, Zunge
zitternd, braun belegt, Stuhl 2mal tifglich, gering
an Menge von vogel leimartiger Beschaffenheit , Harn
sparsam, stark gefärbt, sonst gesund, am Kreuzbeine
und den Schulterblattern Spuren von Durchliegen.
Vf. gab Hydrarg. c. creta mit Alo^ , dazu Bouillon u,
Eier. Nach 1 Mon. konnte Pat. schon /eingewiegtes
Schöpsenfleisch vertragen , die Zunge wurde reiner,
der Stuhl erfolgte jeden 2. Tag, die Glieder wurden
tiglich mit oder ohne Linimente gerieben, eine ge-
ringe Menge Opium noch fortgegeben. Genesung
nach 3 Monaten. (Jul. Glarus.)
93^. Vergiftung mit den Samen von Loliom
temnlentnm; von Chevallier. (Ann. d'hyg.
JuilL 1853.)
Uehr als 80 Personen hatten Brod , aus einer unreinen
Metilsorte bereitet, genossen und wurden in fast gant gleicher
Weise von Kolikzufatlen , Schmerzen im Unterleihe, Brech-
neigung, Erbrechen, Ziehen und Abgescblagenheit in den
Gliedern , (xesichtsstörungen , rauscbähnlicbem Zustande u.
unwiderstehlicher Schlafsucht befallen , welche Symptome
nach einem mehrstündigen Schlafe verschwanden. Alle hatten
beim Genüsse des Brodes und der aus demselben Mehle be-
reiteten Kuchen einen unangenebmeo scharfen oder sauren
Geschmack im Halse bemerkt, der bei Einigen bis zum andern
Morgen anhielt.
Diese Erscheinungen entsprechen ganz denen,
welche nach den Autoren in Folge des Genusses von
mit Lolium temulentum versetzten Nahrungsmitteln
entstehen, u. worüber bereits Clabaod u. Gaspard
Versuche angestellt haben.
G. nahm fr6h nflcbtem etwa 45 Grmm. eines nur aus
Taumellolcb bestehenden Brodes und bemerkte 1 Std. spater
Dunkel- und Doppeltsehen, Schwere der Augenlider, Kopfweh,
schwankenden unsichern Gang, convulsive Bewegungen, Som-
nolenz, schwere Träume, rauschahnlichen Zustand. Nach
einstCndigem Schlafe und durch laues Wasser hervorgerufenem
Erbrechen , durch welches das Brod fast unverdaut entleert
wurde , trat Besserung ein und nur etwas Ekel , Unwohlsein
und Kopfweh blieben zurück. Einige Tage spater bewirkten
30 Grmm. Mehl aus Lol. tem. nur etwas Muskelschwäche u.
Kopfweh. Aehnliche Erscheinungen wurden an Hunden u.
Schafen beobachtet, während Huhner gar nicht afTicirt wurden.
Fische, die Vf. in einer Abkochung von Mehl aus Lolium
temulentum schwimmen liess, wurden unruhig', athmeten
häufiger, schwammen auf der Seite und dem Rflcken und
starben. 30 Grmm. einer Maceration von Tanmellolcb in
die Jngularvene eines jungen Hundes gespritzt, bewirkten
keinen Rauschzustand, sondern nur Dyspnoe, Widerwillen
gegen Nahrungsmittel , Liegen auf der Seite und öfteres Er-
brechen. Nach 4 Std. hatte sich das Thier vollständig wieder
erholt.
Prof. Richard, dem das zum Bereiten des obener-
wähnten Brodes dienende Korn zur Untersuchung vorgelegt
'wurde, fand darin eine grosse Menge fremdartiger Ingredienzien :
Samen von Lol. tem. in grosser Menge, etwas weniges Mut-
terkorn, welches wegen seiner geringen Quantität obige Zufälle
gewiss nicht erzeugt haben konnte , Samen von Ranunculus
und Adonis autumnalis (beide blasenziehend) , von Petrose-
linum segetum, Melampyrumarvense(vonbittermGe8chmacke,
das Krod blauroth färbend), Valerianella auricula und Galium
tricorne (beide ganz ungefährlich) , von Agrostemma githago
(schnrfschmeckeod , das Brod schwarz färbend, sonst ohne
nachtheilige Wirkung), Schoten von Iberis amara (scharf.
196
IV. Pathologie» Therapie u. medicinische Kliflik.
bitter, [laulrothend), von Vicia und Lathyrus (ohne nachtbei-
üge Wirkung). — Dem Gesagten zufolge dürften die toxi-
schen Erscbeinongen lediglich der Beimengung einer grossen
Menge von Lol. tem. zuzuschreiben sein.
Versuche an Hunden , die Vf. mit dem ihm übersendeten
schon sehr alten Brode machte, lieferten nur negative oder
unbestimmte Resultate, während vergleichende Versuche mit
blosero Taumel lolcb und ßrod mit ^4 dieser Substanz ganz
entschiedene, den oben erwähnten vollkommen entsprechende
Intoxicationserscheinungen bewirkten , woraus sich denn we-
nigstens mit hoher Wahrscheinlichkeit ergiebt, dass auch
bei jenen 80 Personen Vergiftung mit Lol. tem. stattge-
funden habe.
lieber die Nutur der Giftsubstanz im Lolium temulentum
ist noch Nichts genügend bekannt. Bley berichtet über die
Samen und deren Giftstoff Folgendes. Die Samen von Lol.
tem. sind kleiner als die des Boggens, bräunlich , glänzend,
concav-convex und sehr bitter. Bei einer 125facheD Vergrö»-
serung unterschied sich das Mehl dieser Pflanze von reinem
Boggenmehle nur durch häutige, braun-violette Fragmente.
1000 Gr. eines mit Lol. tem. versetzten Mehles wurden mit
Alkohol von 90<^ ausgezogen , filtrirt und der Buckstanil nock-
mals mit Alkohol behandelt , worauf das Mehl alle Bitterkeit
verlor. Der strohgelbe alkoholische Auszug gab beim Ab-
dampfen 32 Gr. einer gelblichen , in heissem Wasser sich in
einen loslichen und einen unlöslichen Theil trennenden Sub-
stanz , deren letzlerer aus Oel und Harz bestand und einen
milden Geschmack zeigte. Die lösliche Partie gab beim
Trocknen eine gelbliche, glänzende, anfangs mild , dann sehr
bitter schmeckrnile Substanz, welche Lackmus stark röthete.
Schon wenige Gran davon bewirkten bei Bley sehr bald
Kopfweh und Schwindel. Ganz ähnlich verhielt sich Heb),
welches blos aus Lol. tem. bereitet war.
(Julius Claras.)
IV. Pathologie 9 Therapie and medicinische Kiinili.
937. Praktische Hittbeilnngen ans dem Ge-
biete der Nervenpathologie; vun Dr. Hei ff i in
Berlin. (Wien. med. Wchnschr. 52. 1852. 7. 15.
22. 1853.)
Vf. giebt in einer Reihe von Aufsätzen praktische
Winke über Nervenkrankheiten und beginnt 1) mit
dem Zusammenhange von Herz- und Hirn krank-
hexten. Lange schon habe man diesen erkannt,
vorzüglich aber nur auf die durch Herzkrankheiten
geseXzien Hyperämien des Hirns Rücksicht genommen.
Von gleicher Bedeutung sei auch die Anämie, die
durch mangelhafte Contractionen des Herzens bedingt
werde, und zwar vorzüglich in Folge von fettiger
Entartung des Herzfleisches, Das Hirn schrumpft
in Folge des Blutmangels zusammen , und es bildet
sich Hydrops ex vacuo in den Ventrikeln und Hauten.
Die Symptome sind die der Hyperamie : Kopfschmerz,
Schwindel, Ohnmächten, Convulsionen , Störungen
der Psyche, charakteristisch aber ist besonders eine
auffallende Verlangsamung des Pulses bis zu 40 ja 24
Schlagen , ein Symptom , das man bisher nach W e-
ber's Beobachtungen von Reizung der Med. oblong,
hergeleitet hat. 3 Sectionen bestätigen des Vfs.
Ansicht. Nach den angegebenen Erscheinungen im
Leben fand man Serum in den Hirnventrikeln u. Hirn-
häuten, im Herzen aber Dttnnheit der Wände,. Zer-
reisslichkeit u. fettige Degeneration derselben an ver-
schiedenen Stellen. Vf. ist auch überzeugt, dass
man in Irrenanstalten eine reiche Ausbeute an Herz-
krankheiten machen würde. Schlüsslich rath er
solchen Pat. Vermeidung erschöpfender Muskelaction
wegen des sonst leicht durch Synkope oder Herzruptur
eintretenden Todes.
Der 7,, Artikel handelt von der Gehirnerweichung,
die nach Vf. immer als secundares Leiden auftritt und
in ihrer weissen Form Symptome bietet, die denen
bei Atrophia cerebri gleichen. Es sind Umfallen mit
ßewusstlosigkeit, Schwache der Psyche u, besonders
des Gedächtnisses, endlich Dementia. Beide Zu-
stände unterscheiden sich von einander durch den
Beginn der Erweichung mit Beizungserscheinungen
(Convulsionen u. s. w.), die b(4 Atrophie stets fehieD,
bei Erweichung aber später auch wieder verschwinden.
Bildet sich die Erweichung im (Imkreise von Ge-
schwülsten oder Extravasal^cn , so fehlen nie Läh-
mungen der Sinnesnerven oder einer Extreniiläl der-
selben [?] Seite. Zeigt sich Pcriodicität in den Er-
scheinungen , so forsche man stets nach vorangegan-
genem Wechselfieber, ein Moment, das oft vernach-
lässigt wird, bei der Behandlung aber berück-
sichtigt werden muss, wie bei so vielen Neuralgien
und Paralysen , selbst Anästhesien. Von letztern
hat Romberg mehrere Fälle milgetheilt. Ausser
der Inlermittens sind auch unterdrückte F^/.v.f.frAu/ewe
bei Nervenkrankheiten zu beachten. Eine primäre
weisse Erweichung will Duparcque mehrmals bei
Kindern beobachtet haben, ohne dass die Arierien
krank waren. Symptome waren : Kopfschmerz, Som-
nolenz, ungetrübte Psyche, Empfindliehkeil der Sin-
nesorgane, Fiober oder auch langsamer Blutlauf;
Convulsionen, L.'ihmungou, Conlracturen fehlten. —
Die gelbe Erweichung ist Folge gestörter Ernährung
durch Erkrankung und Verschluss der Uiruarterien,
und ist analog der Gangraena ex conclusionearleriar.
(seniL) äusserer Theile.
In einem 3. Artikel spricht Vf. von A^r Diagnose
der Gehimaffectionen u. behauptet, dass es leichter
sei, die Art derselben zu bestimmen , als ihren Sitz,
indem die einzelnen Symptome pathognomonisebc Ver-
schiedenheilen darböten. So ist der Verlauf der Para-
lyse u. die BeschafTeniieit der gelähmten Theilo ver-
schieden, je nachdem Ruptur der motorischen Fasern
vorhanden, oder Reizung durch Entzündungsherde
oder Erweichungsprocesse oder Druck durch Afterge-
bilde zu Grunde liegt. Der Hinzutritt von Krämpfen
zur Paralyse spricht mit Sicherheit für Entzündung
im Umkreise eines Extravasates. Bei acutem Verlaufe
der Erweichung ist Verwechselung mit Entzündung
leicht, bei chronischem aber nicht; denn hier treten
IV. Pathologie» Therapie a. mediciniache Klinik.
197
die Reizungssymptome erst auf, wenn sich Entzflmhing
im Umkreise enlwickell. Charakleri-^lisch für Er-
weichung sind ferner perioilische Anfillle von Con-
tracturen oder Convuisionen, wahrend bei Aflerge-
bilden wohl c^itweis Verschliroinerungen aiiflreten,
aber niemals anfalisweis. Bei letzteren ist aoch die
Function des Auges u. Ohres geslürt, und die Zufalle
iiehiuen stetig an Intensität zu» indem immer mehr
Nervenbahnen in den Bereich der Geschwulst gezogen
werden. Bei Erweichung ist die erschwerte Arlicu-
lation von Bedeutung, die bald kommt, bald schwindet
und oh das einzige Symptom bleibt; oft auch gehen
derselben rcissende Schmerzen oder ein (iefUhl von
Erstarrung in einer oder der andern Extremität voran.
— Die Behandlung der Erweichung besteht bei noch
vorhandenen Zeichen von Entzündung in Schröpf-
kttpfen im Nacken in der Nahe der Emi.Hsaria Santo-
rini, Abführmitteln u. spater dauernder Eiterung; bei
anämischen Individuen in Boborantien.
Der 4. Artikel handelt von den Neuralgien.
Vf. theilt Romberg*8 Ansicht, der den Herpes
zoster für neuralgischer Natur halt» u. rath gegen
die Schmerzen Aufschneiden der einzelnen Blasen u.
Aetzen mit Lap. infern. — Sehr häufig entwickeln
sich Neuralgien in Folge von Krankheiten des Uterus,
der Ovarien u. Störungen der Menstruation. So treten
oft Schmerzen des Trigeminus während der Schwan-
gerschaft u. nach der Entbindung auf; hierher ge*
htfreo auch die heftigen Zahn - u. Kopfschmerzen der
Schwangern, die man gewöhnlich von Hyperaemia
mening. ableitet; ferner beruhen die Occipital- und
Cervicalneuralgien oft auf Hysterie. Bei chronisch-
entzündlichen Leiden der Ovarien werden die ver-
schiedensten Nervengebiete von llyperaesthesie be-
fallen. In solchen Fallen sind diu Gummiresinen u.
Asa foetida , auch Inf. V^lerian. sehr wirksam , auch
sind hier die jodhaltigen Quellen lu empfehlen. Sonst
nimmt man auf die Constitution der Pal. Rücksicht.
u. schickt erethische in das Sciilnngenbad , torpide
in Seebäder. Bei Ncuralgia cardiara ohne nachweis-
bare Herzkrankheit u. muthmaa8>iielier hysterischer
Basis rath Vf. Arg. nitric. u. Einreihungen von Vera-
trinsalbe. Auch hei den Neuralgien uiuss man etwaiges
Wechselfieher berücksichtigen u. die Behandlung hier-
oacli einleiten. Beim männlirhen Gesrhiecht sind
oft übermässige Samenentleerungen Ursache von Neu-
ralgie u. gehen sich durch par.ilytiseheSlimnilosigkcit
zu erkennen. Hier sind Sauren gut, auch kalte ße-
giessungen des Nackens oder Auflegen eines kalten
St'Kwammes auf denselben früh u. Abends.
(Barwinkel.)
938. FibroideGescbwiilst der weicbeD Hirn-
haut; von Thilenius. (Nass. Jahrb. XI. 1853.)
Ein 43jäbr. Mann von atlilptiscbem Baue soll bis 1848
stets gesund gewesen sein. Dauiuls befielen ihn bei der Feld-
arbeit Kopfschmerz, Schwindel und Frost, wurden jedoch
darcb ruhiges Verhallen buld wieder beseitigt. Seitdem stellte
sich oft Kopfweh ein; ohne jedoch die Ru^chäftigung des Pat.
zu hindern. 1849 wurde seine psychische Stimmung durch
einen Unglücksfall in der Familie und Streitigkeiten mit der-
selben aus der frühem Heiterkeit und Geselligkeit in trüb-
sinnige Verschlossenheit und Arbeitsunlust verwandelt. Ohne
bemerkbare Veränderung im Aussehen wurde das somatische
Befioden durch Kopfschmerz, besonder!) rechter Seils, Schwin-
del, Ohrenbrausen, Abnahme des Gehörs u. Gesichts, Schlaf-
sucht, unregelmSssige Verdauung und Müdigkeit gestört. Das
Uebel wurde als Cnterleibsleideo angesehen u. mit Purganzen
und Schröpfen behandelt. Allmalig nahmen diese Zufalle, u.
besonders der Kopfschmerz zu. Mitte Jan. 1881 sah Vf. Pat.
zum 1. Male und fand folgende Symptome. Oeflers plötz-
liches Erwachen aus ruhigem Schlafe unter heftigem Kopf-
schmerz und Uebelkeit , die sich durch Schleimbrecben ver-
minderten ; Gefühl von Schwäche des r. Armes und krampf-
haftes Zucken bis in die Finger beim Versuche , Etwas fest zu
-halten , dasselbe nur schwächer im r. Beine. Augen starr,
das 1. schwachsichtig , leicht nach aussen schielend ; 1. Ohr
sehr schwerhörig; Geruch und Geschmack vermindert; Ge-
sichtshaut sehr empfindlich gegen Berührung und Kälte;
Sprache langsam , Zunge schwer beweglich ; Gesicht zuweilen
mehr geröthet , Hinterkopf abwechselnd abnorm warm ; Puls
gewöhnlich regelmässig «s 64 — 70; Respiration normal;
Esslust ziemlich stark, Geschmack jedoch abgestumpft; übler
Geruch aus dem Munde, oft Meteorismus, Stuhlverslopfung
mit Diarrhöe abwechselnd. Am 21 . Febr. in Folge von Schreck
erster Krampfanftfll mit Wiederholung am 27., von da an fort-
fahrend anfangs mit 4wöchentl. Typus, im Sommer häufiger
und im Sept. wieder seltener werdend. Die Form war die
der epileptischen Krämpfe; sie traten anfangs nur bei Nacht
ein nnd kundigten sich durch theilnamloses , stilles Daliegen
mit folgendem Zucken der Muskeln in der Umgegend des
rechten Auges an ; im Anfalle sellist mehr bleiches Gesicht u.
Zucken aller Gesichtsmuskeln, besonders rechter Seits ; Ver-
drehen der Augen , des 1. nach oben und aussen «weite Oeff-
nung des rechten; Zucken der Hals- nnd Armmuskeln,
röchelnde Respiration, kleiner PiiU, bisweilen unwillkürlicher
Harn- und Kothabgang, völlige Bewusstlosigkeit. Mit dem
Nachlasse des Krampfes Erbrechen von viel zäher, grflner
Masse; nach dem AnfulJH betäubender Schlaf. Während der
freien Zwischenzeit dauerte der Kopfschmerz, doch schwächer,
fort , der Schwindel aber steigerte sich. Das Gesicht wurde
immer schwächer, das I. Auge zeigte weite, träge Pupille und
schielte nach aussen und oben, das r. thränte, stand im
Schlafe offen und konnte nicht willkürlich geschlossen
werden. Gehör rechts stark vermindert, Geruch u. Geschmack
kehrten im Spätsommer zurück und zeigten starke Empfind-
lichkeit; r. Gesicbtshälfle gelähmt, die Hautnerven des Ge-
sichts $ehr empfindlich, besonders um Nase und Oberlippe;
Nase abwechselnd geschwollen und geröthet, geringe Schleim-
absondcrung; Zungenbewegung schwerfällig ; Zahnfleisch ge-
schwollen, leicht blutend; Schlucken erschwert, beson-
ders für Flüssigkeiten, leicht Verschlucken mit heftigem
Hustnn und Ruckfluss des Genossenen durch die Nase; oft
anhaltender quälender Singultus. Beim Liegen, besonders auf d.
rechten Seite, Befinden am erträglichsten, beim Aufrichten so-
gleich Steifheit im Nacken und Zucken im Gesicht, krampfiges
Zuschnüren des Halses. Intellpctuelle Verrichtungen normal
bis 4 W. vor dem Tode , dann Schlafsucht , guter Appetit bei
Abmagerung und Schwäche. In den letzten 4 Tagen stärkeres
Fi«b<»r und Sopor. Tod den 29. Nov. 1851. — Die Be-
hflndlung war gegen Congestion des Hirns gerichtet o. bestand
in Blutentztehungen , Laxantien , HaariteH im Nacken und
Jodkali.
Section des Kopfes. Aenssere Bedeckung und SchS-
delgewölbe normal. Dura mater und sin. longitnd. u. trans-
vers. blutreich ; Arachnoidea normal , Pia mater blutreich.
Das Hirn war überall frei von Verbindungen mit der Umge-
bung; die Höhle für das kleine Gehirn enthielt 3 Unz. Wasser;
in der Schädelbasis keine Abnormität , dagegen in der Hirn-
basis aur der r. .Seite in der Furche zwischen dem grossen u.
kleinen Gehirne eine Geschwulst von Hühnereigrösse. Sie
hatte sirb unabhängig von der Dura mater gebildet u. sass in
der Pia mater nnter dem Visceralbiatte der Arachnoidea. Ihre
Farbe war äusserlich röthlich , ihre Consistenz ziemlich fest
und hart, die Oberfläche hatte unregelmässige Höcker und Er-
198
IV. Patiwlogie, Therapie u. mediciiiiBdi« Uinft.
1iabeDheit«B. Am Durehschnitte leiglen sich Bocb aas»« zu
Läppchen foa Ei1)t€a(n48Be und gröeser , nicht voUkenunen
gelrennt ond übemM von gefnenreirhenifiindegewebp uingebeo.
In der Mitte war »li^r gru9s<M'e Tli4*il in«hr gleichmasRig zusam-
menhängend. Die wei»sr5lhliche ScbnitlAacbe zeigte ivrder
die Bescbaflfenheit des Fuog. meduil. noch die efgeotliefae
ScirrbuflliBrie, weisslicher Succus seirrhosus war auch nicht
aaszupressen. Bei der mikroskop. Untersnchung zeigte sich
die Textur als feinfaserig ; die fasern waren an vielen SteNen
zu ftundeln geordnet, in ihnen deotlich durchscheinende Fa-
aerkerne, die besonders durch Essigsaure sehr sichtbar wurden ;
zwisetien den Fasern sehr wenig kleine , schmale , längliche
Zelten mit blassem Kern«.
Dieser Structur nach kann man die Geschwulst nicht für
Faserkrebs halten; denn es fehlen 1) die eigenthiimliche
Hirte und bläuljchweisse Farbe , 2) die Kerne unti Zeilen, u.
3) die Gefässlosigkeit. Vielmehr muss roon hier eine fibroide
Geschwulst annehmen , trotzdem , duss sie gelappt war und
mehr in der Umhüllung des Gehirns lag , und dass die fasrige
Sü-uctur nicht dem blosea Auge deutlich war, die Fasern selbst
aber wenig Breite zeigten.
Die pathoiogUehen Einwirkungen der Getchwuht
auf die Functionen des Gehirns und der betheiligten
Nerven erklärt Vf. folgendermaassen. Die (Geschwulst halte
dorch ihre Lage das iJusscre vordere Dritllhcil von der unlem
Fläche der rechten Hemisphäre des kleinen Hirns atruphirt,
Mandel und Flocken znsammengedrupkt, noch mehr aber den
Lobulns bivenler drs Pons Varolii, und am bedeutendsten das
Crus cerebelli ad pontem comprimirt. Damach mussten es
besonders 3 Nancn sein , die beim Austritt an der Hirnbasis
afOcirt wurden : der ff. facial., acustic. undtrigeminus. Letz-
terer lag tiefer unten u. zur Seite geschoben, die Stelle seines
Austrittes aus der >eite der Brücke war etwas comprimirt,
nicht erweicht, duch schien sie ungewöhnlich leicht ahzureissen.
N. facial. und ^Kustic. hatten am bedeutendslen gelitten. Der
N. facial. war quer pfattgedrQckt und geschwunden , lief aber
am die Geschwulst und war mitbin sehr gedehnt. Der N.
acustic. hatte ein gleiches Schicksal. Ausserdem war noch
der rechte Tractus opticus etwas gezerrt und erschien dadurch
magerer. Alte andern Nerven waren normal.
Vergleicht man diesen anatomischen Befand mit den
pathologischen Erscheinungen, so rooss man 2 wesentlich ver-
schiedene Arten der Einwirkung unterscheiden , nämlich die
locale Nerven r«nd Hirncompression und die allgemeine, die
dnrch den Dmck auf das ganze Hirn bedingt war und später
dnrch den serösen Crgnss noch gesteigert werden musste.
Locale Symptome sind ausser Kopfschmerz und Schwäche
und Zucken des r. Armes (nach Lebert wahrscheinlich
durch den Druck auf das kl. Gehirn bedingt, wo die gekreuzte
Wirkung nicht so constant ist) , Schielen des 1. Auges nach
oben und aussen und die beginnende Amblyopie desselben.
Letztere ist ahhänfsig von Zerrung des Tract. oplic. , erstere
nur nach M n g e n d i e aus dem Drucke und der beginnenden
Erweichung iles Peduncul. cerebelli ad pontem zu erklären.
Ferner Lähmung der r. Gesichtuhälfie a. des Schliessmuskels
des r. Auges, beide vom N. facial. abhängig. Die Schwächung
des Geruches lässt sich nach Bell und L o n g e t ebenfnli» auf
die Lähmung des Facial. l»eziehen und durch Zusammensinken
des Nasenloches erklaren. Dass später der Geruch wieder
empfindlicher wurde, gleichzeitig mit der Hyperäitthesie der
Gesichtshaul , bat seinen Grund in der damals durch die
Hyperämie in der Umgebung der Geschwulst gesteigerten
Empfindlichkeit des Qnintus und »eines Kam. ethmoidalts,
die die Folgen der lühmung des Facial. ausglich. Dasseihe
gilt anch von der Wiederkehr des Geschmackes durch den N.
lingualis. Die Schwerbeweglichkeit der Zunge lässt sich zum
Tbeil durch die Lähmung der Chorda tympani erklären , da
dieser Nerv vom Facialis mit dem Barn, lingual, n. quinti zum
Ganglion maxill. und zur Zunge geht. Die Schwierigkeit, die
Zunge heraasznstrecken, muss auf den ;<. Ast des Yrigeminus
und dessen N. mylohyoideus oder auf eine Affection des N.
hypoflossos zurückgeführt werden. Achnlich verhält es sich
mit der Schwächung des Geschmacks. Das , besonders für
FlAasigkeit , erschwerte Schlucken erkürt aiek ans der Läh-
mnng des <aaumensegels der rechten Seite, ao wie de» N.
stylohyoideus und siyloglossos und des hintern Bauches des
Biventer, die vuin oberflächlichen Felsenbeinaste des Facialis
und den Verbindungsästen zum N. glossopharyngetis Nerven
erhallen. Interessant wäre es zu wisafo , ob anch hier die
Uvula nach links abgewichen war, wie in vielen andern Fällea,
welche Erscheinung für Lähmung des Facialis jenseits des
Knies spricht ; doch hat sich Vf. nicht von der Abweicbang
überzeugt.
Das Gehör dei* rechten Seite wird wohl gleichfalls dorch
Druck auf den N. acustic. bedeutend beeinträchtigt gewesen
sein , nur bemerkt« ea der Kr. weniger wegen der Krankheit
des linken Obres. ^- Die allgemeine Hirncompressioa var
Ursache der Depression , des Schwindels und zum Theil des
Kopfschmerzes. Am deutlichsten sprach sie sich aus in den
epileptischen Krämpfen. — Die Geisteskräfte des Mannes
blieben ungeatdrt , wWl die Oeachwolsi an der Himbasis sass.
Aus Allen diosrm zieht Vf. mit Cruveilhier
don Schliiss: Lälnuung der iiesiehlsmuskelD' eioer
Seite mit Scliwächung des Geruchs und mit Amaurose
eines Auges, zumal mit Schlingbenchwerden und De-
viation der Uvula nach der gesuacleo Seite, diarak-
terisiren ein organisrhea Hirnleitflen auf der ßasia
DeheB dem Pons Varolii. Kranke der Art achwebea,
selbst im Anfange des UeJieJs, beständig in Todesgefahr,
(Bür Winkel.)
Auf der PiA mato te
Bernliuber. (Deutsch«
939. Geschwulst
RAckeniiiArks ; von Dr.
Kiin. 37. 1853.)
Ein 35j<hr. DienatmSdchen war nach ihrer Aussage bis
in ihr 20. J. stets gesund gewesen. Die Katamenien vam
mit dem 14. J. eingetreten und hatten mit weniger Unter-
brechung ihren regelmässigen Typus beibehalten. Im 20. J.
war sie 5 Monate lang bleichsüchtig gewesen. Vor 2 iabren
endlich empfand sie zum 1. Male in der Gegend der errtea 4
Halswirbel einen reissenden Schmerz , der anf Arme u. Fem
ausstrahlte , in kurzen , häufigen Anfällen erschien und bei
Nacht an Intensität gewann. Gewöhnlich hatte jeder Par-
oxysmus die spastische Flexion oder Extension beider Extre-
mitäten zur Folge. Gleichzeitig trat auch starkes Oedem der
Fusse mit auf. Dieser Zustand verschlimmerte sich im Son-
mer 1851 so bedeutend , dass Pat. auf keinem Fusse inelir
zu stehen vermochte. Im Juni desselben Jahres stellte sicfc
ohne besondere vorausgegangene Digestions- oder RespiralioBi-
beschwerden einmal Erbrechen von einer beträchtlichen Meage
schwarzen , geronnenen Blutes ein. Im Sommer 185S be**
Serie sich ihr Befinden in der Art wieder, dass sie mit Hfilf«
eines Stockes gehen und ihre häuslichen Geschäfte verrichiefl
konnte. Im Herbst verschlimmerte sich jedoch ihr Uebel all-
mälig wieder. Anfang November suchte sie Hfilfe in der !*••
liklinik von München. — Man fand Pat. im BeUe liegend,
gut genährt, von gesunder Hantfarbe. Thorax gut gcbao^
Kespirjition und Circulation vollkommen normal, üflierleib
etwas aufgetrieben, sonst nichts Anomales. Leichtes Oedei«
der Ffisse. Die untern Extremitäten waren in Slreckaog;
Pat. vermag dieselben nur mit Muhe etwas zu erhebeo ood
klagt hierauf »her einen zuckenden, rcissenden Schmerii
der sich wm Knöchel bis zur Hüfte erstreckt, dann auf die
ohern Extremitäten »hergeht nnd hier Contniction ärrsrihn
mit krampfhafter Einwärtsbeugung der Finger verani»»«.
Cervicalgegend, vom!.— 4. Halswirbel, schmerzhaft , «'»f
empHndlich bei Druck. Wirbelsäule nach links lelcbt_^olio-
tisch. Ausserdem klagte Pat. noch über ein leises Gefühl w»
Stechen in der rechten Lumbargegend . das ihrer Angabe ose
in Zeiträumen von V* — »/, Std. eintritt and durch eioi^
Minuten andauert. — Nach kurzer nicht erfolgreicher p^
likliniscber Behandlung, wurde Pat. dem ■»^'^""- .'^'\ ,,^1
hause Obergeben. Hier wurde die Bchandloag «H ■*"'
IV. PatMogie» Therapie \u medieiaiscbe Klinik.
IM
DMMheo auf die Wirbelsiole begoonen und ioDerlich aur Ol.
Bicin. and Elecl. lenit. gegen die anhaltende Constipation
gereichl. Mit dieser Behandlung wird mit geringen Unlerbre-
cbungeo 28 Tage fortgefahren , ohne dass steh eine Verän-
derong zeigt. Man legi nun fliegende Vesicanlkn , ohne daas
sieb Besserung zeigt. Die gelähmten untern Extremitäten
haben stets eine normale Warme und Ernährung und das Ge-
fühl ist in denselben, wie am ganzen Körper, nicht krankhaft
verändert oder aufgehoben. Von Zeit zu Zeit treten flöchtige
Stiche in Abdomen auf. Die ebern Eitrenitäten werden all-
malig schwach und kraftlos, Pat. vermag mit Sicherheit Nichts
in fassen und festzuhelle». Oie Flezoren haben das Deber-
gewieht über die ExteoeoreB ; die Finger befiDden sieb ioimer
Ml fleetirter Stellung. Die Ernabrnng bteibt foftwahivnd gm.
— Am 83. AufentbalUtage im Krankenbaase findet sich Fieber
Bitl DigestioBsstörung eia; in der Nacht leigt sich groese
Schwerathmigkeit. Die AuscultatioD ergiebt weit verbreitete
Raeselger&oscbe. Der Darm ist gelibesi , und erst auf meh-
rere starke Gsloneldosen zu ealleereD ; gleichzeitig tritt Pam-
lyae der Blase aof; der Urin masa mit dem Katheter entleert
werden. Dte Anfälle von Djspo&e werden heftiger, der Puls
hl«tny 120 — 125. Das Bewnssisein blieb ungetrübt. Am
88. Tage des Aufenthalts im Spital erfolgte der Tod unter snf-
focativen Erscheinungen.
Section. Gehirn ohne Veränderung. — Zwischen 4.
and 5. ITafswirbel eine von der Pia mater ausgehende , auf
der Medulla unmittelbar aufliegende fihrase Geschwulst von
Haseln uss-Grösse ; die unter derselben liegenden Markstränge
sind verdünnt, zur Seile gescbuben, verdrängt. Im Arach-
noidealsacke findet sich nur etwas mehr Flüssigkeit als ge-
wöhnPich. — Die Longen ödemalos. — Die uhrigen Or-
gane ohne alle Veränderung.
Die mikroskopische Untersuchung der Geschwulst ergab
ala Bestaodtbeile derselben Bindegewebe, Fasenellen, zum
Theil in Zerfallen begrifl'ene und freie Kerne.
(Millies.)
940. Fall von Katalepsie; bescbrieben von
€. ül. Schow. (Hospitals Meddelelser. Bd. 5»
Bft. 3.)
Ein 32 J. aller Arbeitsraann, von gesunden, nicht pie^
IlMriscbeai Aussehen, der ordentlich gelebt und mit Aus-
nahme eines gelinden Wechselfiebers vor 14 J. keine Krank-
heit gehabt , namentlich nie an Rbeunratinaea oder neFvösen
iUIcctionen gelitten hatte , fuhr am 9. April 1852 bei kublem
Wetter und lercht bekleidet nach Kopenhagen. Er fing bald
an zu frieren und stieg , um sich zu erwärmen , vom Wagen
ab ; bald wurde er schweigsam u. schien schläfrig an werden,
U««te Aber Schwere in der Stirn und fortwährende Kälte im
Körper; alfanälig wurde er sprachlos, verlor das Bewusatsein,
ging aber mechanisch an der Seile des Wagens, an dem er
sich mit einer Hand festhielt, weiter; später lies» er ihn los u.
blieb mit oßeoen Augen , ganz stumm und unbeweglich wie
eine Bildsäule stehen. Als man ihn in das Hospital ge-
bracht halte, gab er kein Zeichen von Bewuastsein , war
unbeweglicb und ganz rubig ; er antwortete weder doreb Wort
noch Mienen; Steifigkeit war eigentlich nicht vorhanden,
Anne und Beine lieasen sich leicht biegen, wurden sie aber in
irgend eine noch so unbequeme Stelking gebracht, so ver-
blieben sie in derselben 1/4 Std. lang , bis sie in eine andere
Richtung gebracht wurden. Hob man den Kr. im Bette auf,
so blieb er sitzen , bis man ihn wieder niederlegte ; öffnete
man seinea Mond, so blieb er so lange offen, bis man ihn
wieder schloss; hob man das Bein aus dem Bette auf, so
blieben die Muskeln vom am Beine gespannt und hielten sich
so lange, bis endlich ein aMmäliges Niedersinken derselben
begann , und so wie die Hacke auf dem Bette ruhte , wurden
sie plötzlich schlaff. Die ganze Oberfläche des Körpers war
gefühllos ; Kitzeln an den Fnsssohlen oder Nadelstiche an ver-
iobiedenen SteHen brachten nicht einmal Reflexbewegungen
hervor. Die Augenlider waren geöffnet , doch blinzelte Pat.
bisweilen mit denselben und bewegte auch die Augen etwas.
Ditc Blick war atwaa anfwärta gericlitel und aiarr^ die Pupillen
sehr erweitert, wenig beweglich ; brachte man einen fremden
Körper gegen das Auge, so scbluss es sich, ohne dass man es
berührte, onwillkrirtich. Reizung der Bindehunt der Augen
und Schleimhaot der Nase erregte schwaches Blinzehi der
Angen. Kleine Portionen flüssiger Dinge , die in den Mund
gebracht wurden, verschluckte Pat. ohne Beschwerde. Einige
Male entstand ein leichter Husten , währeAd dessen für einen
Augenblick die Gesichtsmuskeln sich bewegten. Als am fol-
genden Tage der Katheter applicirt wurde, zeigte sich ein
Schmerzausdruck im Gesichte und sprach Pat. einige uufei«-
ständliche Worte. Die Respiration war schwach, aber frei u.
natürlich ; Puls 60, klein, weich ; Herz^tchlag etwas schwach,
erster Herzton von Blasen begleitet ; Haut etwas bleich and
kfihl. Oeflteung erfolgte ungeachtet einer Dosis Magncs. sislpb,
erst nach einem Klystir; der abgelassene Urin hatte einet
unbedeutenden Bodensatz, war übrigens aber klar u. natui^
lieh gefärbt. Da unterdrückte Hauttranspiration für die Ursache
der Krankheil angesehen werden musste, so erhielt Pat. Flie-
derlhee und Kamphertropfeo. — Am folgenden Morgen war
die Haut warm und schwitzend , Wangen geröthet , Conjuno-
tiva leicht geröthet , Puls 90 voll und weich. Der Zustand
hatte sich nicht gebessert , vielmehr war noch Steifigkeit in
den Kaumuskeln hinzu gekommen , so dass Pat. den Mund
nur mit Mühe ^/^'* öffnen konnte. Er erhielt ein warmes
Bad nnd wurde dann in wollene Decken gebullt , worauf ein
profuser Schweiss ausbrach ^ der am Abend jedoch keine Bes-
serung hervorbrachte , weshalb ein grosses Senfpflaster in die
fferzgruhe gelegt und der Kainpher fortgefiraurbt wurde. Pat.
worde darnach etwas onruhig, fing an sich im Bette herum
zu wenden ,' sehlief bei Nacht hin und wieder. Am Morgen
war er noch sprachlos, aber weniger unbeweglich-, bei der
Aufforderung wendete er sich im Bette herum, setzte sich so-
gar auf, steckte die Zunge heraus, jedoch geschah dieses langsam
und wie im Halbscblafe. Die Kaumuskeln waren weniger ge-
spannt, den Mund konnte Pat. von selbst öffnen, bewegte bei
starken Nadelstichen den afficirten Theil ; die Pupillen waren
weniger ausgedehnt und etwas beweglicher u.s. w. Es wurden
Sinapismen an die Arme und Beine gelegt. Gegen Mittag
ctvra 50 Std. nach dem Beginne der Krankheit stellte sich d»
Bewusstsein alimälig wieder ein ; das Gehör schien sieb zuerst
wieder einzufinden ; als Pat. das Bewusstsein wieder erlangt
hatte , war er noch sprachlos und antwortete nur durch Ge-
berden. Gegen Abend kehrte die Sprache aber wieder und
konnte er über seinen Zustand Auskunft geben. Von dem
was sich mit ihm seit der Zeil als er der Stadt sich genähert
hatte, vorgegangen war, hatte er keine Erinnerung. Er
konnte die Glieder nun frei bewegen , hatte keine ungewöhn-
liche Empfindung in denselben , die Pupillen waren normal,
' es stellte sich Esslost ein , Oeffnung und Harnlassen gingen
gehörig vor sich nnd nach einigen Tagen verlies» er die Anstalt
gesund n. blieb auch später wohl.
Besonders merkwürdig erscheint in dem fragl.
Peile, dass die Katalepsie, welclie sonst our bei Ssb-
jecten, die an nervösen oder p.tyrhischen Krankheiten
leiden, vorzukomnien pflegt, hier bei einem gnni ge-
sunden Individuum vorkam Und »Hein nur durch Er^
käitung verursacht wurde^ Während sonst die Rata*
lepsie mit kurzem oder langern , mehr oder weniger
bauBgen Anleiten voraukomuien pflegt, fing sie in
diesem Falle ziemlich ptotzlirli a», erreichte einen
hohen Grad von Intensität , (UutTte ohne Remission
(ther 2 Tage fort, verschwand dann ebenso rasch, u%
blieb der Betroffene hinterher durchaus gesund.
(V. d. Rusch.)
941. Ueber daa Asthma eonvulsivui Er-
Wachsenar ; von A. Gramer. (Separatabdruck aus
der Tydschrift derNederl.maatschappytot bevordering
der geneeskunst. 1 852.^^'^^^"^ ^y VjOu^IC
C« stimmt E e r g s 0 n durchaus bei , dass es ein
200
IV. Pathologie, Therapie u. medlciiiische klinlL
reines Nervenleiden sei, u. führt noch einige ältere u.
neuere Autoren darur an, die Jener nicht genannt hat;
für diesen Charakter spricht auch das Vorkommen
einer intermitlens asthmalica nach Torti, Nau-
mann u. A. — Es findet hierbei eme C(9ki(raction
der Respirationsorgane Statt, nur das Einathmen ist
sehr schwer, heim Ausallimen fliegt gleichsam die
Luft heraus. Die Annahme, dass der Sitz des üebels,
ausser in den Bronchien u. ihren VerSistelungen, auch
zugleich in den Luiigenzeilen sei , ist von den Ver-
theidigern derselben nicht genügend bewiesen. Die
Lungenz. zeigen durchaus keine Muskelfasern u. haben
hier keine Analogie mit den kleinsten Bronchien ;
deshalb lässt sich auch keine krampfliafle Zusammen -
Ziehung derselben denken. Zur Erklärung mancher
Contraction ist (wie bei der Gansehaul) die Annahme
eines contractilen Bindegewebes (mit K 0 1 1 i k e r)
sehr plausibel, da er diese und andere ilurch magneto-
elektrische Reizung zu Wege brachte. Dass man
durch Reizung des Vagus und der Alhmungsorgane
selbst eine Contraction der Luftwege bewirkte , be-
weist noch nicht, dass auch die Lungenzellcn eine
lebendige Zusammenziehung besitzen, aber wohl die
Bronchien und ihre Verästelungen , was durch viele
Versuche (von Varnier, Valentin, Kriemer,
Wedemeyer u. A.) erwiesen ist. Volkmann's
Versuche sind von Donders wie von C. wiederholt
ohne Erfolg angestellt worden , so dass V. violleicht
den Vagus nicht gehörig isolirt hatte, u. Williams
bemerkt ausdrücklich, dass er durch, (lalvanismus
keine Bewegung derLungenzclIen veranlassen konnte.
— Gegen die Contraction der Zellen spricht, dass
der Percussionsion beim Asthma wenig oder nicht
von dem hei Gesunden verschieden ist; auch dass
sich Emphysem beim Asthma entwickelt u. dass letz-
teres nach der Entwicklung desselben fortbesteht,
wobei die Dyspnoe auch nach den ApHtHen verbleibt,
aber nicht, wenn nicht zugleich Emphysem vorhandt^n
ist. — Laennec*s Erklärung des Entstehens vom*
Emphysem dadurch , dass weniger Luft ausgeathmet
werde als eintrete, ist unrichtig, weil das Ausathmen
weit starker ist als das Einathmen ; nur das bleibt
wahr, dass das Emphysem durch theil weise Schlies-
sung der Luftwege hervorgerufen wird. Auch beim
Asthma sind die Bedingungen zur Emphysembildung
gegeben. — In einer Anmerkung erwähnt C. , dass
es nacii Bossignol's Untersuchungen entschieden
sei, dass das Emphysem nur in einer Ausdehnung
der liifundibula und der unmittelbar an sie angren-
zenden AusmUndungen der Bronchialverzweigungen
bestehr, aber keineswegs der Lungenzellen, die unter
einander anaslomosireu. (Alexander.)
942. Ueber Oedema glottidis, und die üde-
matöse oder submukU.se Glottisentz'undung m all-
gemeinen ; vom Prof. J. C. B e n d z. (Hospitals Med-
delelser. Bd. 5. Uft. 1.)
Vf. theilt zuerst das mit, was besonders Cru-
V e i l h i e r und andere französische Aerzte über die
fragl. Krankheit gelehrt haben» zeigt, dass sie von
einer Entzündung des submuküsen Zellgewebes her-
rühre und bemerkt, dass man sie wohl von einer reii
wassersüchtigen Geschwulst der Umgebung der Gloliis,
die in seltenen Fällen bei nach exantbematischen Pie-
bern entstandenem Anasarka sich zeigt, unlersclieida
müsse. Er theilt ilann 3 Fälle von Oedema gloUidii
mit, von welchem 2 tOdllich abliefen, während im 3.
durch die Tracheotomie Heilung erzielt wurde.
Ein 24jähr. Soldat, der von einem leicbteo KaUrrkal-
fleber geoeseo war , bekam S Tage später eioe hefiige Aßfiia
toDsillaris an der 1. Seite , welche durch passende Mittel |^
mindert wurde, aber bald wieder zunahm. Es zeigte«!
nun eine diphtherische Ausscbwitzung an der 1. Seite des li-
chens, die stark geschwollene Mandel stand bedeutend iumr
und liess sich auch von aussen fühlen. Ein Gargarismik
Alaun und Aetzen mit Höllenstein beseitigten die Schisea
und bewirkten , dass das Schlingen ziemlich leicbt wad
ging; allein bald stellten sieb die Schmerzen wieder eiiil
wurde das Athmen beschwerlich. Ein Sinapismus im Nada
brachte teine Linderung ; die Dyspnoe nahm vielmebr iais
mehr zu, die Stimme wurde schwach , kaum hörbar a. pteu*
lieh trat ein Erstickungsanfall mit grosser Unruhe und ia^i
auf, wobei der Kopf hinten über geworfen und dielospinüa
zischend wurde. Nach dem Anfalle lag Pat. mit nacb hiata
gebogenem Kopfe, athmete schnell und kurz, klagte mit boi
hörbarer Stimme, dass er keine Luft holen könne andn ti-
sticken furchte. Er klagte über Schmerz in der 1. Seile iei
Halses, besonders wenn der Kehlkopf gegen die Zungeowond
gedrückt wurde. Die Zunge war nach hinten bedealeodf^
schwollen, im Rachen fanden sich einige diphtherische Fledt,
die Epiglottis war wie der Umfang einer Haselnussgescliwollts.
Ein reichlicher Aderlass und Blutegel schafften zwarLioifr
rung , allein die Dyspnoe verblieb und nach kuner Diicr
folgten mehrere Erstickungsanfälle rasch nach einander. End-
lich ward Pat. stimmlos, Hände und Gesicht wurden blia, ^
Bespiration war höchst beschwerlich und erfolgte uotercroo^
artigem Geräusche. Da die Geschwulst der Epiglottis Dock
grösser geworden war, so schritt Vf. zur Tracheotomie, k
mit Ausnahme einer ziemlich starken venösen Bluloog, töd-
lich von Statten ging. So wie die Kanäle von Troasseaii
in die Oeffnung gelegt war, kam das Athmen sofort in Gsi?
und fing der Kr. an Schleim und Blut auszuhusten. Dv
ganze beängstigende Zustand war sofort verscbwondeo, iv
kleine und schwache Puls hob sich , uiid schrieb der Kr. Bi^
der, dass er sich viel leichter fühle, dass aber das ScbM
sehr schmerzhaft sei. Die folgende Nacht war Pal. §ebr ds-
ruhig , hustete viel ; es wurde durch die Röhre viel lüff
Schleim ausgeworfen , oder musste durch eine Feder v» ^
selben entfernt werden. Im Allgemeinen war der Zoitu'
besser; das Schlingen blieb aber beschwerlich, derKr.U^tf
uher Schmerz im Kehlkopfe gegen die Zungenwurzel zu, hisv
welcher die geschwollene Epiglottis nochgeföbilwurdef ebetf»
war auch die Zunge noch geschwollen. Die diphtbeiiitlii
Flecke im Rachen und an der Epiglottis wurden mit ftfk*'
stetnauflösung bepinselt. Der Zustand besserte sieb oa»*
mälig ; nacb Verlauf von 3Vs Tagen musste die Kaoüe, ä
sie sich mit Schleim verstopft hatte, herausgenommeowerdtij
Vf. fand aber, dass die Respiration noch sehr bescb«^|^
vor sich ging, und bat der Kr. selbst, dass man die K<'''
wieder einlegen möge. Eine an der r. Seile des Hsli«*
standene Drüsengeschwulst halte sich bis zur Wände «oM|
brfiilet , die Kanüle erregte dem Kr. Schmerz und reiöe *
zum Husten, weshalb Vf. dieselbe, nachdem sie SVi^*!
gelegen hatte , entfernte ; die Wunde wurde fom Schleif
gereinigl, mit Charpie ausgefällt, welche vermltteU eio« W
guette verhindert wurde, in die Luflröhrenwuode bio«^"|
gleiten , und wurden die Wundränder durch PnasterttiwM
an einander gebracht. Das Athmen durch den Mund gioS'**
ziemlich frei vor sich; Schmerz und GeKhwoUt mindffj*
sich ; dagegen schlief der Kr. wegen des Aufbusteos w«
d da dieser seinen Weg ao«* »^
zähen Schleimes wenig, und
gehörig durch den Kehlkopf nehmen konnte, so kun ^
1
IVi PathoIogM, Therapie a. mediciaieche Klinik.
aoi
rtflid des HMleot im ümkreite des Verbandes hervor. Die
BesseniDg schritt indesseD laogsam weiter, die Wunde scliioss
sieb und nach ohngefähr 4 Mon. wurde der Kr. geheilt enl-
lassen. Die Narbe am Halse war etwa 2" lang und hing mit
der Lttftrubre zusammen. Die Strapatzen im Felde konnte
der Mann nicht vertragen ^ und entstand besonder^ durch das
Tragen der Halsbinde eine Heizung der Luftröhre, wesba(b er,
obgleich ftbrigens gesund, verabschiedet wurde.
Cruveilhier fond in solchen Fallen oft die
lyrophalischen Drttse» lifng« der V. jugularis int. voln
SerniD , Bfat oder Eiler infiltrirt. Dassell)^ fand Vf.
auch hei der Obduction des 2. Kr. und wurden diese
Drüsen auch in dem oben erwähnten Falle im Ver-
laufe der Krankheit ergriffen. Er bemerkt daher,
dass man vielleicht daraus auf die lymphangilisch«
Natur der Krankheit schliessen und erklären könne,
weshalb diese von einer so bedeutenden Odemainsen
Geschwubt begleitet sei nnd weshalb dies« so plotz-
fich entstehe , indem diese lv«schwulst und ihr pl^tz-^
liches Auftreten zu den Charakteren derLymphuugitis
profunda gehören. Eine einfache Enlzttndung kann
pli(tz4ich gefährlich werden , wenn si» auf das tiefer
gelegene iymphjitische System am Halse ahergeht.
Der Vf. weist ferner nach , dass die primitive Form
des Oedema glollidis , so wie auch die Laryngitis
subroueosa infraglottidea , welche Cruveilhier u. '
G^ly beschrieben, selten bei ganz Gesunden, sondern
gewöhnlich bei Beconvalescenlen von andern Krank-
heiten vorkömmt, im Alt£r vom 18. bis. 30. Jahre
am hVufigsten ist, und hei Hünnern hMußger als hei
Wethem sich findet. ßt»i 2 Kr. des Vfs. entstand die
Krartkheit ohne vorangegangenes Kranksein , bei dem
dritten aber in Folge einer diphtheritischen Halsent-
zündung, die sich auf den Kehlkopf verbreitete. Was
die Symptome , den Verlauf und Ausgang anbelangt,
so bemerkt Vf. , dass beide Formen der Krankheil,
die Laryngitis submucqsa supraglottidea s. Oedema
glotlidis und die Laryng. subniucosa infraglottidea
sich durch ein Hauptsymptom, die plötzlich entstan-
dene und rasch um sich greifende Dyspnoe, aus-
zeichnen, sich aber durch nachstehende Merkmale
▼on einander unterscheiden, wob^i er namentlich
Croveilhier's Angaben folgt. Das Oedema glot-
tidis zeichnet sich aus: i) durch Schmerz im obern
Theile des Kehlkopfes , der gewöhnlich durch Druck
sich mehrt, und durch ein Gefühl von Hinderniss
beim Athemholen; — 2) durch Dyspnoe, die sitih
durch pfeifende oder rasselnde, höchst beschvverüche
Inspiration , wobei die Exspiration in tier Regel, aber
nieht iiomer, leicht von Statten geht, aDstfpriehl; —
3) durch plötzlich entstandenen Grsikkungsanfall,
welches Symptom in einzelnen Fällen aber fehlen
kann , in welchen die «Dyspnoe später in Suffocalion
abergeht ; 4) durch Anschwellung der Ligg« arytencH-
epiglotlidea , mit oder ohne Anschwellung der Epi*^
glottis. Letzteres Zeichen, welches palhognomo-
nisch sein soll, lässt sich indessen nicht jederzeit er-
mitteln, wenn z. R. der Kr. den Mund nicht gehörig öffnen
kasn , der Rachen sehr empfindlich ist u. s. w. Vf;
fand auch, dass die Geschwulst in diesen BSndern so
weich und nachgiebig sein kann , dass sie sich nicht
Hed. Jahrbh. Bd. 80. Hfl. 8.
bestimmt ftlhien IXsst, mrd glaubt man dann, dass
sie nicht Torhanden sei, obschon sie sich wirklich
vorfindeL Die Anschwellung der Epigloltis ist leicht
zu erkennen, und wo man sie u. die eben erwälinten
Symptome findet, kann man ziemlich sicher auf ein
Oedema glottidis schliessen, denn Anschwellung der
Epiglottis aHein ruft keine solchä Symptome hervor.
Die sogenannten Abscesms retro - pharyngei seu
retro-ösophagei können ühnliclie Erscheinungen wie
die bei Oed. glottidis hervorbringen, und gehört eine
sorgsame Untersuchung dazu , wenn man nicht in
der Diagnose irren will. Abscesse zwischen Speise-
und Luftröhre , so wie ein Aneurysma arcus aortae,
welches auf die Luftröhre drückt, können ebenfalls
solche Zufälle erregen. In dem letztern Falle pflegen
die Schmerzen in der LuRröhre nicht constant zu
sein, die Dyspnoe geht nicht in ErstickungsanOille
aber und pflegt die Stimme nicht so verändert zu
sein, wie bei Oed. glottidis; dennoch sind Irrungen
vorgekommen, und hat man in der Meinung das Oed.
glottidis vor sich zu haben die Traeheotomie gemacht,
und dabei ein Aneurysma geöffnet. Die Diagnose der
Laryngitis submucosa infraglottidea ist weil schwie-
riger, weil die Untersuchung des Rachens in der Regel
Nichts ergiebt. Sie verltflift langsamer, der Kr.
fühlt im untern Theile des Kehlkopfes Schmerz , und
bezeichnet diese Stelle als das Hinderniss bei der Re-
spiration , die Dyspnoe nimmt langsamer zu, die Ex-
spiration ist gewöhnlieh ebenso beschwerlich als die
Inspiration, Erslickungsanfaille treten erst dann ein,
wenn die Dyspnoe eine gewisse Höhe erreicht hat, u.
nicht im Beginn der Krankheil, es zeigt sicli keine
Geschwulst an der Glottis oder Epiglottis, n. endlieh
hustet oder bricht der Kr. nach einiger Zeit Eiler aus,
in dem sich bisweilen nekrolisirle Knorpelslttcke be-
finden , wonach sofort Abnahme , ja gUnzlicbes
Verschwinden der Znfttlle folgL Die Prognose ist
im Allgemeinen ungünstig. Für die Behandlung
sind die Hauplindicationen : 1) die Geschwulst,
welche das Athmen hindert , zu zertheilen , und 2)
den gehörigen Zutritt von Luft zu den Lnngen tu
vermitteln. kH Mittel, welche der 1. Indical. ent-
sprechen , nennt Vf. die bekannten Anliphlogistica,
Bpispaslica, Scarification der Geschwulst u. s. w.
Was aber die Bi^fUilung der 2; Indication anlangt , ao
verwirft Vf. dai von Thuil Her empfohlene Eii}-
bringen einer elastischen Röhre in die Luftröhre ; er
hült vielmehr die Bronchotomie für das einzige Mittel^
welches in dieser l^ziehung ein glückliches Resultat
verspricht. T r o« Ji's e a u's , von R o r g e 1 1 o t ver-
besseite, Kaiittle zieht er allen Instrumenten der Art
vor, und ist er ebenfalls der Ansicht, dass die tra-
cbeotomie allein der Laryngo-Tracheolomie vorzu-
ziehen sei. Das Ausschneiden eines Stückes aus der
vordem Wand der Luftröhre, wie solches von Law-
rence u. Carmichael empfohlen wurde, hält Vf.
für nicht so zweckmllssig , als den einfachen Schnitt
durch die Mille der obern Ringe darT|^chea u. das
Einlegen einer KanOle^^' '^^ ^ o
(v. d. Busch.)
26
202
IV. Pathologie , Therapie u. medicinische Klinik.
943. Fall von Aneurysma dissecans; von
Dr. E. Wagner. (Inaug.-Diss. Leipzig 1852.)
J. Joak, 63 J. alt, war bis zum 35. J. Hufschmied, seit-
dem Haudarbeiter. Ausser einem mehrwöchentl. Fieber
(wahrscheiDlich F. intermittens), welches P. in seinem 18. J.
öberstand , befand er sieb vollkommen wobi bis zum 40. J.,
wo er einen ganzen Winter hindurch an Rheumatismus litt,
der nach und nach fast alle Gelenke befiel und den Kr. an-
haltend ans fiett fesselte. Im 57. J. bekam P. ein seihst
bei massiger Bewegung und nach geringen Anstrengungen
mehr weniger lange andauerndes Herzklopfen, Kurzathmigkeit,
Schmerzen in der Dlagengrube u. im rechten Hypocbundriuro,
^ — weshalb er schon damals 16 W. das Bett hüten musste.
Dasselbe Leiden beOel den Kr. Anfang Mai 1850, seit welcher
Zeit er im Krankenhause aufgenommen ist.
Status praet: (vom 27. Oct. 1850). Körper kaum
mittelgross. Haut blass, schlecht angeheftet, ünterbautzell-
gewebe fettlos. Muskulatur wenig entwickelt. Knochenbau
kr&ftig, Sinnesfunclioaen, ausser geringer Schwerhörigkeit, nor-
mal. — Hals kurz, dick; Mm. sternocleidom. undcucuU.'
stark entwickelt. . Pulsiren des Arcus aortae im Jugulum. —
Thorax im Ganzen und besonders in der Präcordialgegend
stark gewölbt; auch das Sternalende der 2. rechten Rippe
starker vorstehend. Respirationsbewegungen kurz und ober-
flächlich , besonders linkerseits. Herzimpuls in der Linea
pap. mamm. zwischen der 6. u. 7. Rippe in der Ausdehnung
von 2", in dem darüber und darunter gelegenen Intercostal-
raome in der Breite von 1" sichtbar und in noch weiterer Aus-
dehnung fühlbar, hebend und den Thorax erschütternd. Am
Sternalende des 2. u. 3. rechten Zwiscbenrippenraums ein ge-
ringes Vi bnren, synchronisch dem Herzimpuls, fühlbar. Rechts
vom bis zur 7. Rippe istderPercussionston voilu. bell. Links
ist er leer vom untern Ende der 3. Rippe an bis zur 7., in der
Breitenausdehoung von der Mitte d^s Brustbeins schräg ab-
wärts bis zur Lin. axill. Die Percussion der hintern Thorax-
fläche ergiebt nichts Abnormes. Die AuscuUation der Lungen
ergiebt überall rauhes vesiculares Athmen mit einzelnen Ras-
selgeräuschen. Ueber dem linken Ventrikel, so wie nach dem
Verlaufe der aufsteigenden Aorta, besonders deutlich am obern
Ende derselben , hört man ein schwächeres systolisches und
ein viel stärkeres diastol. Geräusch. 2. 4*ulmoniilton ver-
stärkt, die übrigen Töne normal. — Unterleih in seiner
untern Hälfte etwas vorgetrieben. Leber 2" unter dem Rip-
penraude vorragend. In der Magengrube ein dem Herzim-
pulse isochronisches Pulsiren sichtbar, 2 Geräusche hörbar.
Harn etwas eiweisshaltig. Alle andern Organe normal. —
In den Artt. carot. und subclav. , deren Pulsatix)n deutlich
sieht- und fühlbar ist, hört man 2 Geräusche , in den Artt.
brach. , crur. und poplit. ein Geräusch ; in den Artt. rad.,
uln. und ped. hört man einen schwer, in den Arcus volar,
und plantai[. einen kaum vernehmlichen Ton. Der Verlauf
der Artt. tempor., brach, und radial, ist deutlich grschinngelt.
Ihr Puls sowohl als der der übrigen tastbaren Arlt. ist voll,
gross und doppelschlägig, und kommt merklich später als der
Herzimpuls. Pulsfrequenz normal. — Die subjectiven Sym-
ptome des Pulses sind bei der bedeutenden Abnahme der
Geisteskräfte schwer zu eruiren. Pat. klagt auch jetzt noch
über Mattigkeit, Kurzathmigkeit und Herzklopfen, welche Er-
scheinungen sowohl bei massigen Anstrengungen , als Abends
exacerbireo und den Schlaf unmöglich machen, über Drucken
im Epigastrium und rechten Hypochondrium. Der Appetit ist
sehr stark.
Man d\B%no9i\ciTie ^uflagerungsproeess der Arterien^
Herzhypertrophie , Insufßciensi der Aortenklappen tnii
Stenose des Ostium aorticum, rechtseitiges Lungen--
emphysem,
Verlauf der Krankheit, Aufaog November stellten
sich ausgebreitete Rasselgeräusche in den Lungen , stärkere
Dyspnoe, heftigeres Herzklopfen , Kopfschmerz und massiges
Oedera der Ffisse ein; die Harnmenge ward geringer, der Harn
selbst eiweisshaltiger. Am 13. Nov. war der Zustand des Kr.
wieder wie zuvor. Um dieselbe Zeit hörte man jLnersi an den
Insertionsenden der 2. — 4. Rippe am Stemum aod anter
diesem selbst gleichzeitig mit dem systolischen Geräoscbe eie
eigentbümliches Knattern, welches seitdem bald hörbar blieb,
bald vermisst wurde. — In der Zeit vom 13. — 22. Drcbr.
trat eine der oben angegebenen ähnliche. Exacerbation ein. *—
Am 13. Jan. 1851: starke Rasselgeräusche, besonders as
den hintern Partien des Thorax, grössere Dyspnoe ; slirkerer
und beschleunigter Herzimpuls mit heftigem Palpitatiooen;
Schmerzen in der Oberhauchgegeod ; starkes Oedem der
Füsse ; rechtseitiges, bis zum Schulterblattwinkel reicbeodes
pleuritisches Exsudat ; Harn stark eiweisshaltig , seine Meafr
gering; zuweilen Erjirechen', nach heftigen VomituritioBOL
Ende Januar hatten zwar die lästigen subjectiven Symptome
fast vollkommen aufgehört, aber die Rasselgeräusche, das
Oedem, der Eiweissgebalt des Harns, verschwanden seitdre
nicht mehr ganz ; das pleuritische Exsudat behielt hartnäckf
gleiche Höhe. — Eine der vorigen gleiche Exacerbation tut
Mitte Februar ein und wurde durch einen in den kliniicki
Sälen damals endemischen Follicularkatarrh des Dicfcdir»
noch gesteigert. Ende des Monats war das subjective Befs4n
wieder wie zuvor ; das pleuritische Exsudat war zum griMa
Theil resorbirt. — Am 12. März waren über den gaua
Thorax *helle grossblasige Rasselgeräusche verbreitet; alk
subjectiven Symptome waren lästiger. Am 13. fand man eiie
'Pneumonie des rechten mittlem u. untern Lappens im erstfi
Stadium, am i4. im zweiten Stadium , bis am 17. dieseft«
sich zu lösen begann und am 19. die Lösung vollendet war;
die Dyspnoe war während dieser Zeit nicht auffallend vermebit
— Am 21. war in der Mitte der rechten hintern Tboraxfläcke
ein sehr deutliches Reibegeräuscb vorhanden , welches sdc
dieser Zeit an Stärke ziemlich gleichblieb und nur zuwefln'
durch die stärkern Rasselgeräusche verdeckt wurde. — Ab
6. April Vormittags 1/4 10 Uhr stiess Pat. , nachdein er kan
zuvor auf Refragen angegeben , dass er sich wohl befinde,
plötzlich ejnen heltigen Angstschrei aus. Gleich darnach h^i
man ihn blass, mit Reichlichem kaltem Schweisse bedeckt;
Herzstoss und Puls waren nicht mehr fühlbar , die Geransd»
am Herzen und an den grossen Gefässen verschwunden; Be-
wusstlosigkeit. Nach ungefähr 5 Min. fingen Herz- u. Arte-
rienpuls an wieder fühlbar, die Geräusche- wieder börbarza
werden und der Kr. kam wieder zum Rewusstseio , so da«s
15 Minuten später ausser einer bedeutenderen Blässe des Ge-
sichts, grösserer Mattigkeit und dumpferm Schall der Geräa-
sehe der Zustand dem vor dem Anfalle wieder gleich war.
Ueber etwaige suhjective Empfindungen konnte Pat. nidts
aussagen, als dass er eine fürchterliche Angst empfunden habe.
Mittags verzehrte er noch eine reichliche Suppe. Nachmittags
kurz vor 3 Uhr trat ebenso plötzlich ein neuer,' dem ersten
gleicher Anfall ein, dem Pat. nach wenigen Minuten erlag.
Section (20 h.p. m.). Hitmbäuie und Hirn blutano;
Hirnhöbleo erweitert, ihr Grund mit zahlreichen punktför-
migen Verdickungen bedeckt. Die Arterien* der llirobasii
stark gewunden, nach iKui Durchschneiden klaffend. — An
der Basis und dem äussern Umfange des rechten untern Lmm-
^enlappens ein Netz ausgedehnter Lymphgefasse anter der
Pleura sichtbar. Die rechte Lunge an mehrera Stellen dank
unmittelbar unter der Pleura liegende, rundliche, bis eitan*
grosse Knötchen uneben, welche in ihren peripher. Schickten
aus einer grauen Schwiele, in der Mitte theils aus einem gelb-
lichen , brüchigen Gerinnsel , theile aus einer käsigntrigeB
Flqssigkeit bestanden (Tuberkel). Die übrige Lnnge stark
aufgedunsen, mit erweiterten Loftzellen, blassgrau und graa*
röthlichj mit feinschaumiger, blassröthlicher, ziemlicb klarer
Flüssigkeit erföllt. — Das Pericardium mit dem Herten
zum grössten Theil ziemlich straff verwachsen, in der Bohle
jenes circa 1 Q geronnenes Blut; ausserdem auch in den
adhäsiven Rindegewebe, besonders in der Nähe der Einmäo-
dungsstellen der grossen Gefasse, geronnenes Blut. Das Vo-
lumen des Herzens fast ums dreifache vergrössert; besonders
der linke Ventrikel sehr erweitert und seine Wände über i"
dick. Die Aortenklappen verdickt ; die rechte und linke mit
einander zu einer starren und höckrigen Masse verwachsen a.
ihre Commissuren so herabgedrängt , dass sie sich nach den
Ventrikel hin umschlagen. Die Zellhaut der aufsteigenden
Aorta und des Rogens hier und da gewulstet, stärker injtciri.
IV. Pathologie y Therapie u* medicinische Klinilu
ao3
Die aofsteigeode Aorta sehr erweitert. ÜBgefäbr 10 — ±2***
Ober ihren Klappen ein Querriss, der, tbeilweise zackig, aueter
einem kaum 2" langen, an der convexen Seite gelegenen
Theile den ganzen Umfang der Aorta einnahm. Er betraf die
innere und mittlere Gefassbant, so dass dieiie längs des gros-
sem Theils des Risses völlig aus einander gewichen und an
einer thalergrossen Stelle so von der Zell haut abgelöst war,
dasa an dieser nur feinzottige , aber deutlich wahrnehmbare
Fragmente anhingen ; der andere kleinere Tbeil des Hisses be-
traf nur die innere Lamelle der mittlem Haut, denn die äus-
sere hing an der Zellhaut an. Beide Lamellen waVen von der
Rissatelle in einem zwei Dritttheile des Umfanges der aufstei-
genden Aorta umfassenden Räume bis zum Aortenbogen aus
einander gewichen und zwischen ihnen wnr :in verschiedenen
Stelleo , sogar bis zu den Aesten des Aortenbogens , geron-
nenes Blut angesammelt. Jenseits des Bugens waren die
innern Haute wiederum in zwei Ürittlbeilen der Peripherie
quer zerrissen, so dass der äussere Sack („Kanal*) in den
iianal der absteigenden Aorta föhrte. iene Scbicht der mitt-
lem Haut, welche an. der Zellhaut hing, war über dem Risse
ia der Aorta asc. an 3 neben einander liegenden Stellen in der
Form gezackter Längsrisse gespalten. Die Zellhaut der auf-
sleigend(!n Aorta war an der hissstelle in Form einer 1" langen
senkrechten Spalte , welche zwischen der V. cava desc. und
dem rechten Herzohre lag, auseinander gewichen und zugleich
mit dem Süssem Herzuberzuge zerrissen , wodurch sich so-
wohl in die Höhle des Herzbeutels als auch in die Zellscheide,
um das subserÖse Fettzellgewebe an der Herzbasis und in die
Adhäsionen des Pericardiums Blut ergossen hatte. Die mitt-
lere Arterienhaut war fahl , bruchig, leicht schiebt- u. faser-
bar ; die innere Haut war besonders im Bogen und in der ab-
steigenden Aorta mit einer hellen, glasartigen Auflagerang be-
deckt, jiber der ungleichmissige , dicke, unebene, grossen-
tbeils opake, hier und da zu Atherom zerfallende Massen auf-
lagen. — In der Bauehköhle Vs ff klares Serum. Leber
etwas kleiner, dick, mit abgerundeten Kanten ; ihre Substanz
derb, dunkelbraun. Gallenblase aufs Doppelte verlängert,
fünf fast wallnussgrosse Steine enthaltend. Milz um ein
Drittibeil kleiner, dunkelroth, dicht, bruchig. Magen-
schleimhaut etwas verdickt, hier und da grau pigmenlirt. Der
übrige Darm normal. Nieren etwas platter; ihre Substanz
braun, derb.
Der vorstehende Fall erscheint von besonderer
Wichtigkeit, theiU weil der betreffende Kr. iHngere
Zeit vor dem Tode beobachtet wunle und Vf. unter
Oppolzer's Leitung Zenge des Ziistandes war,
welchen der Kr. beim 1. Anfalle darhol, theils weil
die Beschreibung des im Wiener Museum aufbewahrten
Präparats von Rokitansky herrHlirt, theils weil er
unseres Wissens, bis jetzt der einzige ist, in welchem
ein doppeller Riss der Aorta (über den Klappen und
jenaeit des Aortenbogens) beobachtet wurde. Bei
der noch ziemlich spärlichen Gasuistik des Aneurysma
dissecans, die Übrigens der unsem Lesern durch
seine gediegenen Referate schon vortheilhaft bekannte
Vf. sehr vollständig rAitgetheilt, hielten wir eine aus-
fahrlicbere Miltheilung des fragl. Falles fUrwUnschens-
werlh. Aus demselben Srunde ftlgen wir auch die
Beobachtung 'eines ahnlichen Falles hei, welcher von
C. de Bordes u. Dusseau im Nederl. Weekbl. f.
(teneesk. (Aug. 1852.) veröffentlicht wurde.
Bei der Section einer 31jähr. Frau mit einer leichten
cyanotiscben Hautfarbe , die plötzlich starb , nachdem sie 3
Tage blos Ober herumziehende Schmerzen im Unterlei\)e u. in d^r
Seite geklagt hatte , die bei der Auscultation und Percussion
für die Diagnose keinen Anhaltspunkt gaben , fand man fol-
gende Erscheinungen. Das Pericardium bedeutend durch
eine grosse Menge Serum ausgedehnt; das ganze ffer% und
den Ursprang der grossen Geßste mit einem festen Coagulum
bedeckt, welches sich durch eine OeStiung In der Aorta- Wand
ergossen und so den plötzlichen Tod verursacht hatte. Das
Herz war sehr vergrössert und sehr welk, die Klappen normal ;
in der ganzen Aorta thoracica hatten sich die Häute der LSnge
nach von einander getrennt und dasGefäss stellte sieb beinahe
als 2 in einander passende Röhren dar, wobei der Raum zwi-
schen denselben mit Blut ausgefüllt war. Die eigentliche
Trennung hatte in der Tunica fibrosa stattgefunden ; ein Tbeil
ihrer Fasern bildete mit der Tunica cellulosa zusammen die
äussere Röhre, während der andere Tbeil mit der Tunica
intima die innere» Röhre darstellte ; an einigen Stellen wurden
beide Röhren durch noch ungetrennte Querfasern zusammen-
gehalten ; auch die aus dem Arcui aortae hervorgehenden
Zweige waren derartig zerrissen. Wiewohl weder das Hen
noch das Pericardium eiue bedeutende Fettablagerung ent-
hielten, so zeigte doch die mikroskopische Untersuchung der
Gefasshäute und der Muskelsubstanz des Herzens , vorauglich
in der Nähe der Semilunarklappen, dass das Lockerwerden u.
die Zerreissung der Häute durch eine out der Tiefe hervor-
gehende Fettablagerung auf die innere Substanz, wo sich
selbst grosse Felttropfen vorfanden , und durch eine Atrophie
der Muskelfasern bedingt wurde. Auffallend war noch eine
bedeutende Hyperämie des ganzen Darmkanals u. des Magens.
(Winter.)
944. Abnonne Terbindung der AortA mit
dem linken Atrium \ von T h i r i a l. (L'Union. 100.
1853.)
Ein 23jähr. Mann war bei seinem Eintritte in die Charit^
seit 8 Tagen unwohl, hatte Fieber von massigem Grade, einen
deutlich doppelschlägigen Puls und leichten Meteorismus, vor
Allem aber klagte er Ober ziemlich heftigen Kopfschmerz;
Brust gesund. Die Diagnose wurde auf leichten Typhus ge-
stellt. Behandlung: 2 Aderlässe und zwtschenhinein Srhröpf-
köpfe auf den Bauch. Am folgenden Tage zeigt sich ein Bla-
segeräusch in den Carotiden [?] , die man vorher nicht unter-
sucht hatte. Wiederholte Schröpfköpfe; Steigerung des Kopf-
schmerzes : Eis auf den Kopf und Blutegel hinter die Ohren.
Den 14. Tag der Krankheit ändert sich das Krankheitsbild :
die Respiration betragt 80 in der Minute , der eines keuchen-
den Hundes ähnlich ; zugleich ist der Puls ausserordentlich
frequent, in der Art. radial, fühlt man ein Schwirren, ähnlich
dem beim Aneurysma varicosum. Die Auscultation des Herzens
ergiebl ein Blasegeräosch im 1. Momente. [Weitere Angaben
über die Verhältnisse des Herzens fehlen.] Die Vorderarme
sind in beständfger zitternder und stossender Bewegung. Von
Zeit zu Zeit delirirt Pat. und , ohne Husten zu haben , wirft
er mit Anstrengung etwas schleimige Sputa aus, wegen
des Schwächezustandes wird die Auscultation der Brust unter-
lassen. [Aber auch die andern Hulfsmittel der physikalischen
Diagnostik sind nicht benutzt worden.] — Grosse Vesicatqre
auf die Waden. — Dieser Zustand von abnormer Respiration
und Circulatiun dauert ohne Veränderung tt — 6 Tage, dann
steigert er sich , es treten profuse Schweisse hinzu , das De-
lirium wird fast beständig. Pat. wird immer schwächer und
stirbt endlich am 23. Tage seiner Krankheit.
Section: 12 Std. nach dem Tode. Magen und Dann
normal, die Mesenterial drusen vergrössert u. mit verkreideter
Tuberkelmasse inflltrirt. In beiden Pleurahöhlen eine be-
trächtliche Quantität von leicht röthlich geßrbtem Seram ; in
beiden Lungen, fast in ihrer ganzen Ausdehnung, schlaffe
Hepatisation. Das Herz ist um ein Drittel grösser als normal,
auf dem Pericard. einige weiche Pseudo- Membranen, und zwar
über den Vorhöfen ; kein Exsudat im Herzbeutel. Alle Hen^
höhlen strotzen von Blutcoagulis , die rechts vollständig ent-
färbt, links halb roth, halb gelblicbweiss sind. Das Coagulum
im linken Ventrikel hängt fest an zwei Aortenklappen, Ist.
weich und rand, von unebener Oberfläche. Nach der Htn-
wegnahme dieser Blutklumpen zeigt sich in der Höhe der Aor-
tenklappen ein Loch mit zerrissenen Rändern von der Dicke
eines kleinen Fingers. Es fuhrt in einen etwas buchtigen
Gang, der von den durch Anbeftungen vereinigten V^'änden
der Aorta und des linken Vorhofes gebildet wird und sich mit
kleinerer Oeffnung in den linken Vorhof mfindet. Dieser
ao4
IV'. Pathologie, Therapie u. medicinische Klinit.
Ciang ist zur HÜfte 4orcfa eiaeo halb orgaDisirten Fascmoff-
pfropf, der an den Aortenklappen fe»t si^t, erfüllt und aUi-
terirt. Die Klappen der Aorta und das Ost. venös, sinistr.
aind rolh und bedeutend verdickt , ebenso gerölhet ist auch
die Umgebung der Perforationsslelle, wahrend die Aorla selbst
ganz weiss und das Endocard. ventric. sipistr. blassröthiich
gefärbt ist. Von den übrigen Organen ist das Hirn etwas
injiciit , die Milz von normaler Grösse, Jilase gesund , Leber
vergrössert. Es lässt sich nach diesem Befunde im Herzen
oicbt an*einer Endocardit. acuta, besonders im Niveau der
Aortenklappen, zweifeln. (Baerwinkel.)
945. Herxleideii nit Struma and Ezoph-
thalnOS 0) ^^^ ^^^' M. Naumann zu Bonn, (deut-
sche Klin. 24. 1853.)
Ein gesunder Mann litt seit 1840 an Muskel- u. Gelenk-
rheumatismus fast habituell. Im Frühjahre 1851 traten
öftere Anfall« von Herzklopfen und Beängstigung auf, gleich-
zeitig entwickelte sich unter lebhaftem Schmerz eine pul-
sirende Geschwulst der Schilddrüse , die in mehrern Monaten
eine bedeutende Grösse erreichte , heftiger Kopfschmerz trat
dazu, der sich auch auf die Augen verbreitete, und Ende
Sommers war auf beiden Seiten Exopbthalmos ausgebildet.
Am 23. Oct. 1851 wurde P^i. klinisch aufgenommen.
Status praes. Lungen gesund , Herzimpuls unter der
7. Rippe, statt des ersten Aortentons ein blasend -schwir-
rendes Geräusch , das sich noch lauter in der Art. carot. und
subclav. hören Ijess^ am lautesten ^ber in der Art. thyreoid.,
besonders djer thyr. infer. sinistr. war. Beide Augäpfel wur-
den nur zum kleinsten Jbeile von den durch den Druck der-
selben atropbirten Lidern bedeckt, ihre Beweglichkeit war
aufgehoben ; Jbranenabsonderung fehlt/e ; ^ie oberflächlichen
und tiefern Gefässe der Conjunct. stark injicirt ; die Corneae,
besonders im Centr., mit bräuplicbgelben Schorfen von */s"'
picke bedeckt, nach deren Entfernung die Oberiläcbe trüb-
grau erschien und sjch bald mit zäher Flüssigkeit überzog.
Licht und Finsterniss konnte Pal. noch , besonders mit dem
linken Auge, unterscheiden, wu sich nach innen eine durch-
sichtige Stelle der Com. befand. Pie Licbtempfindung wuchs
mit der durch die Scborfbildung auf dem Centr. vermehrten
Spannung der Peripherie. — Gegen die Struma wurde Jod-
eisen gegeben (Gr. j — jj täglich), das die Geschwulst in 14
Tagen kleiner , aber fiärter und praller machte ; zugleich ver-
minderte sich das Pulsiren und Schwirren in ihr auffallend.
Gegen Mitte December wuchs aber die Struma rasch wieder,
der Schmerz in den Augen steigerte sich . und es drohte Ver-
schwärung der Corneae ; zugleich trat Leibschmerz im rechten
Hypochondr. auf. AII"Q^I'C> wurde das Schlingen^ erschwert,
1) Einen ähnlichen Fall beobachtete Leop. Primassin
(Org. f. d. ges. Heilk. H. 8. 1853.) bei einer sehr scro-
pbulosen Arbeiterin von 25 J., welche schon früher an hyste-
rischen Zufällen und heftigem Herzklopfen gelitten hatte,
davon aber durch den Gebrauch von Digital, und Ipecacuanba
befreit worden war. Einige Monate darauf stellte sich indessen
das Herzklopfen , verbunden mit grossem Angstgefühl u. sehr
beträchtlicher Aufregung, ohne dass die pbysikal. Unter-
suchung eine org. Veränderung des Herzens nachwies , wieder
^ein, und dabei erschienen beide Augäpfel, der linke etwas
mehr, hervorgelrieben , mit dem Gefühle eines Druckes in
der Augenhöhle, der Blick war stier, die Pupille aher'und
das Sehen von normaler Beschaffenheit. Die Kr. hatte wenig
Appetit , sah bleich , klagte über grosse Mattigkeit und zeigte
»usserdem noch eine tbalergrpsse Anschwellung der linken
Hälfte der Schilddruse. Unter dem Gebrauche eines Aufgusses
der Digitalis mit Ac. sulph. dil. und Extr. lact.vir. verschwan-
den die Erscheinungen am Herzen und am Auge binnen kurzer
Zeit, und auch die Anschwellung der Schilddrüse wurde durch
innerlichen und äusserlichen Gebrauch von Jod mittein hinnen
Monatsfrist beseitigt. Vgl. über das fragl. Leiden die Unter-
suchungen Helfft's (Jahrbb. LXV. 80. 188.) und Ege-
berg's Arbeit (Jahrbb. LXl. 88). W.
und eine rheumatische Pleurodynie der recfaUa Seile «wie
■bemerkbar mit stürmischem fieraBklopfeo. Nach kiuzer I«.
seruDg heftigste Verschlimmening , Puls über 140; pbjafci.
lische Zeichen von Perteardit. oder £a4oeard. fehlten; in dt
Struma wieder heftige Ptt'sation und Scbwirren, zugleich «le
sehr starke Bauclipulsation etwa IVt" recht» vom Nabel ibt
Schwirren. — Steigende Unruhe, empfindlicher Btsdt-
schmerz, 2roal massige Diarrhöe, Aarnahsoaderung reichlich,
Puls sehr beschleunigt und klein, Abends Delirien. lU » :
folgte am 31. Decbr. I
Section, Glaod. thyreoid. bedeutend rergrössert, b*>
sonders im untern Theile beider Hörner , das Gewebe gldck-
förmig, röthlieh gefärbt, bin und wieder beinahe fibroi; m
vielen Strllen kleine Extravasate, Pigmentablagemoseo ntf
Fetthäufchen gemischt; Cysten- oder Balgbiidung nirgeii
wahrzunehmen. Der Venenapparat wenig ausgebildet im G»
trast zu den Arterien , die meisten gröasern Venenäste ttn^
artig obliterirt, jedoch kein Cnllateralkreislauf. Die Aitem
stark erweitert, ihre Wiiude hurt und jjtf^röd, die feinen fiF-
ästelungen derselben in Ketten von kleinen ABeurysiaa»
wandelt, die theils obtiterirt wnren. Die Artt. thyreoid. üs^
die aus der Art. subciuv. direct entsprangen , viel gräncräi
die Artt. thyr. super. Der linke Ventrikel hypertropkiid,
aber klein ; die Valv. semil. aort. starr durch reidilickei
fettig-kreidiges, der<ies Exsudat zwischen den Verdoppefaufi
der Innern Arterienhaut , wenrg beweglich , an ihrer Ireia !
äussern Oberfläche rauhe, theils spiessige Incrustatiosa; '
Nodul. arant. vergrössert u. sehr hart; Valv. mitral, oor lo- {
bedeutend insufßcient , Herzsubstanz nach der S^iu hn !
blutig infiltrirt, mürbe und bruchig ; das rechte Herz, hu»
ders, Atrium massig erweitert, ohne Hypertrophie; Art. com. ;
theilweis verschlossen durch mörtelartig leste oder fctt'g m- i
dige Materie ; an der äussern Oberfläche des linken Vfouikib <
einige Sebnenflecke ; in der Aorta viel atheromatöse Abilf^ |
rungen , ebenso in den grössern Arterien. Der atheroiDiiöN ^
Process fand sich ferner in Verbindung mit anearysoitisckr
Ausdehnung in -der Art.' vertebr., Carot. cerebr., Circoi. Wü-
lisii, Art. ophthalm. , Art. centr. ret., selbst io d<>n Aitt
ciliar. Im Plex. chorioid. der Seitenventrikel u. desl. VeatriteJs |
waren zahlreiche hyda tidenartige Bläschen. Hirn n.Hinhiliic
sehr blutreich, doch wederzwischen letztem noch in dea Veotri-
keln Serum; Hirn zäh,erweicht nurdieFasern,dieyondeoOiiTei
zu den Corpp. q^iadrig. aufsteigen, d. Corpp. quadrig. selbst, ibt
Obern Schenkeides kleinenGehirns. Auch von den Hirnscbeokdii
gingen erweichte Streifen nach dem Thalaro. optic, denCorpp.
stnat. , dem Chiasma und den beiden Nerv, optic. Die A»-
genhöble enthielt reichliches Fett . die Auftäpfel waren Usoo-
dcrs im Längsdurchmesser vergrössert (11,5'"). lo ^
kigen Humor aqueus viel Elementarkörnchen und eioielBe
Cbolestearinblättchen , Linsenkapsel und Linse, beiooden
rechts , getrübt , Corp. vitr.- stellenweis mattröthlicb o*»
milchig, die Iris leicht zerreissbar, vorn mit viel kloincoKoöi-
eben besetzt, Chorioid. gleichförmig geröthet, ihr Pigffl«'
grau, in beiden Retin. kleine Extravasale. — Oie nbri|ci
Organe zu untersuchen ^ard dem Vf. nicht erlaubt.
Der Gang der pathologischen Feränderwp^
war nach N. folgender. Dnr Rheumatismus haiU
wiederholt Endocardilis zur Folge ; die Entvünduogt-
producle wurden durch die erweiterten Schüdrfrüse«-
arterieo weggeschwemmt und gaben zur Enlzfln«*'^
in den Venen der Drüse Veranlassung» und darco
Verstopfung derseliien zur grossem Erweiterung der
Arterien. Pas hier sich aufstauende ßlui drang ••
um so grösserer Menge in die Art. verlebr. u. ««i*''
hier den alheromainsen Process forU Dadurch wurd«
die Ernährung der aus der Medulla oWong. «üf«^^''
genden Markhandel beeinträchtigt, daher «ler«" ^"^
weichung. Die Ausbreitung der Erkrankung »«f**"*^
fasse des Auges bot (lelegenheit zur reichlichfiO Ab-
sopderung von Fett [?] in der Ofhita u. lum coDse-
üuliven Exophthalraos.
lY. Pathologie , Therapie a. medieinieolM Klinik.
805
Naeh dem lfit|*etheiUeii scheint dieSehilddrOse
als Sicherheitsreservoir bei BlutanhifufuDg in den
ohern Luftwegen oder dem Gehirne zu «lienen ; dafür
«pricM auch die «nverhtfltnissmässige Grösse ihrer
Venen , und die «ahlreichen Anastomosen der Artt.
thyreoid. unler sich u. mit andern henachbarten Ge-
wissen. (Barwiokel.)
946. Ueber LUlgenbrwd; von Traube.
<DeQlsche Klin. 37. 1853.)
Nach Rapp und Dietrich (Jahrhh. LUX. 40.
313.) ist der Lungenbrand in einer Reihe von Fallen
wesentlich geknüpft an das Vorhandensein von Bron-
chien dil ata tion ; in solchen Fallen scheint es in Folge
einer plötzlich eintretenden Zersetzung des Bron-
«hialsecrets zu einer intensivem Entzöndung der
Itronchialwande u. des benachbarten Lungenparen-
chyms u. demnächst , durch Infeclinn, zu einer Zer-
setzung des entzündlichen Exsudats zu kommen. Vf.
konnte diesen Entwicklungsgang des Lungenlirandes
nur 2 Mal in 14 von ihm beobachteten Fallen con-
statiren ; dagegen beobachtete er in der Mehrzahl der
Falle das Entstehen des Branden aus einer chronisch
verlaufenden Pneumonie, welche zur Induration des
Lungenparenchyms und Abscessbildung führte. In
2 Fsllen ging der Lungenbraud aus hUmorrhagischem
lofarct hervor; in 1 Falle beobachtete Vf. den Lun-
genbraod bei ausgebreiteter, chronisch verlaufender,
taberkulöser Lungenphthise ; wahrscheinlich war in
diesem Falle die brandige Zersetzung in bereits ge-
bildeten Gaverneo eingetreten, In einem Falle endlich
lag die Entwicklung des Lungenbrandes im Dunkeln.
Die Kr., ein 19jahr. massig kraftig gebautes, ziemlich
gut genährtes Madchen, das vorher nie gehustet haben
veollte, kam am 7. Tage der Krankheit mit einem
grossen, linkseitigen, pleuritischen Exsudate, abnorm
grosser Pnlsfrequenz u. Prostration in diu Charit^;
die Krankheit hatte , nachdem Pat. bereits mehrere
Tage Aber Uebligkeit' zu klagen g(*habt, mit einem
ziemlich heftigen u. ziemlid) lange anhaltenden Schüt-
telfröste begonnen : zu der darauf folgenden Hitze
hatten sich erst am 4. Tage nach Eintritt des Frostes
Stiche in der linken ThoraxhaKte gesellt. In <ler
Nacht vom 9. zum 10. Tage der Krankheit entwik^.
kelte sich Pneumothorax. Auswurf war immer nur
in sehr geringer Menge zugegen, und unterschied sich
durch nichts vom einfach katarrhalischen. Der Tod
erfolgte am 15. Tage der Krankheit. lUe Seclion
ergab: Pyo - Pneumothorax , Compression der linken
Lunge und im unlern Lappen ilioser, die abgesehen
von ihrer LuftleerheU, ebenso wie die reihte, gesund
Wiir. eine frische Brandcaverne von der tirüsse eines
Borsdorfer Apfels; die Umgebung der Höhle war
nicht entzündet. — Dem geheilten Falle Skoda 's
(iahrbb. LXXVI. 37.) hat Vf. einen ebenso sichern
anzureihen; 4erselh^ belnf ein IGjahr. Ma«h-hen n.
schien sich im V<'rlaiif von lleotyphu» entwiekell zu
haben; die Behanilhing war anfangs geliml anti-
phlogistisch , spater kamen Opiate und China in An-
wendung.
Was die Diagnose des Lungeihrandes anlangt, so
kann es, mit Ausnahme der selteoen Falle, wo e«
gar nicht zur Expecloration übelriechender Sputa
kommt, wo demnach auch die Diagnose des Lungen-
brandes üherhanpt unmöglich ist , sich um ernstliche
diagnostische Schwierigkeiten nur in solchen Falle«
handeln, wo der Lungenhrand im Verlaufe einer chro-
nischen ACfection des Respirationsapparates, d. h. aus
Bronchiektasie hervorgegangen ist; denn die Erfah-
rung lehrt , dass im Verlaufe eines Bronchialkatarrbs
mit Bronchialdilatalion nicht selten zeitweise Übelrie-
chende Sputa auftreten, deren Geruch sich durch
Nichts vuu dem bei Lungenbrand unterscheidet, ohne
dass die Autopsie in solchen Fallen eine Spur von
Lungenhrand nachzuweisen vermag. Ist in solchen
Fallen kein Fieber zugegen, so ist allerdings die
Diagnose ziemlich sicher, da wohl kein Fall von Lun-
genbrand fieherlos verlauft Ist aber Fieber zugegen,
so kann es sich , trotz der Übelriechenden Sputa,
ebenso gut um einen chronischen Broncbialkatarrh
mit acuter Exacerbation, o<ler um eine zu einem chron.
Bronchialkatarrh hinzugetretene acute Pneuinonie, od.
um eine mit chron. l\(onchiaIkalarrh corabinirte chro-
nische Pneumonie, als um oinen Lungenbrand handeln.
Der abele (lerudi der Sputa, ihre grosse Menge, ihre
schmutzig grünlich-gelbe F;irbe, ihre durch die grosse
Leichtflüssigkeit des Menstruum bedingte Neigungsich
nach längerem Stehen in 3 Schichten zu trennen (in
eine oberste, grünlich-gelbe, undurchsichtige, schaum-
reiche, in eine mittlere, stark durchscheinende, eiweiss-
haltige, von Tisl sen'Kser Consislenz, und in eine un-
tere, gelbe uniiurch>it'hi'ge, welche, ganz von dem
Ansehen eines rein eitrigen Sediments,' ans aufge-
quollenen Eiterkörperrhen u. deren Detritus besteht),
endlich der Gehall des Sputums an schmutzig gelblich-
weissen , breiig-weichen prrifpfen von Hirse-, Hanf-
korn- bis ßohnengrOsse, mit glatter Oberflache und
-von vorzugsweise üblem Geruch, in denen das Mikro-
skop die zuerst von Virchow in faulenden ibie-
rischeu Theilen gesehenen Fettsaureuadeln nachweist
— Alles das sind Erscheinungen , die ebenso wohl
bei chronischem Broncbialkatarrh mit Bronchialdila-
talion, als beim Lungonbrand vorkommen können.
Die Anwesenheit solcher Sputa beweist Nichts, als
dass überhaupt ein Zer^etzungs-Process innerhalb des
Respirationsapparates stattßndef. Die Frage aber
ist, ob dieser Zersetzungs - Process innerhalb der
inlacten Bronchien stattfinde, mWv mit Zerstarvng
des Lungenparenchyms verbunden sei. VY. kennt nur
3 Umstände, aus denen unler den vorausgesetzten
Verlhlllnissen auf eine Destruciion des Lungenparen-
chyms geschlossen werden kann: I) wenn die phy-
sikalische Untersuchung Hilhlen im Lungenparenchym
nachweist und diese sich unter dem Auge des Beob-
achters, d. h> auf acute Weise entwiekell haben (sind
dagegen dieselben zu der Zeil, wo der Fall zur Beob-
achtung gelangt, bereits vorhanden, so kann es sich
recht wohl um eine chronische Pneumonie handeln,
welche bereits vor längerer Zeil llieils zur Abscess-
hildung, theils zur Induration des Lungenparenchym?
206
IV. Pathologie, Therapie u. medicmische Klinik.
mit Bronchlendilatation gefbhrt hat, ohne dass eine
Spur von Lungenbrand vorhanden ist); 2) wenn in
den Sputis der hpArhriphcnen Art mikroskopische
Bttndel von elastischen Fasern nachweisbar sind,
welche die Gruppining derjenigen , die das langen-
parencbym zusammensetzen, zeigen (hierbei ist jedoch
zu bemerken, dass im Auswurfe von Lungenbrand
selten elastische Fasern vorkommen , weil* sie sich in
der Rrandjauche der gebildeten Höhlen aufzulösen
scheinen); 3) wenn in dem stinkenden Auswurfe sich
unregelmiissige , meist Ungliche, graue, von feinen
schwarzen Linien und Punkten durchzogene Petzen
von zunderähnlicher Gonsislenz auffinden lassen , in
denen das Mikroskop innerhalb einer amorphen, stark
durchscheinenden Substanz eine grosse Menge dicht-
gedrängter, aber freier MolekHie von schwarzem
Pigment nachweist. — ßezflglich der oben erwähn-
ten, bretweichen. nadelhattif^en Pfropfe bemerkt VL,
dass dieselben sich nur zu bilden scheinen, wenn die
sich zersetzende thierische Substanz durch mangel-
hafte Expectoration oder durch die sinuOse Beschaf-
fenheit der Hohlen Gelegenheit findet, längere Zeit
im Zersetzungshorde liegen zu bleiben und sich ein-
ittdicken. Sie fehlen , wenn die Expectoration gut
von Statten geht und geräumige, kugelförmige Höhlen
vorhanden sind. (M i 1 1 i e s.)
947. BroncUectasia saccifonnis in Folge
des Hinabgleitet eines Knoclienstttcks in den
linken Bronchus; aus Oppoizer's Klinik. (Wien;
med. Wchnschr. 13. 1853.)
Eia iBjihr. Graveurlehrling wurde seiner Angabe nach
vor 3 Jahren von Pneumonie befallen , nach welcher fortwäh-
rend ein starker Hiislen mit reichlichem grfiDgelblicheD eiter-
fSrmigea Auswurf, dem nicht selten auch etwas Blut heigemischt
war, zorfickblieb. Kurz vor seiner Erkrankung an Pneumonie
will er ein Knochenstilck verschluckt haben , von dem sein
damaliger Arzt vermuthete, dass es durch den Darmkanal
abgegangen sei , da von Pat. nirgends die Empfindung eines
fremden Körpers wahrgenommen wurde. In der Nacht vom
4. zum 5. Jan. 1853 wurde er plötzlich von einer heftigen
Dyspnoe mit Erstickungsgefahr befallen. Ein dargereichtes
Emeticom brachte zwar Erleichterung, doch fühlte Put. in der
darauf folgenden Nacht eine merkliche Schwäche in der linken
Obern und untern ExtremilSt. Die bei seiner am 12. Jan.
stattHndenden Aufnahme in dem Krankenhause angestellte
Untersuchung ergab Folgendes. Korper von mittlerer Grösse,
missig genährt, Muskulatur schwach entwickelt. Teniperatui*
des Kopfes rcchterseits bedeutend erhöbt , das Antlitz dersel-
ben Seite dunkeJrnth und die Gesichtszüge dieser Seite aus-
drucksloser, als die der linken, die Empfindung daseihst
jedoch nur wenig vermindert. Beim Sprechen und Lachen
verzieht sich der linke Mundwinkel, während der rechte
regungslos bleibt. Die Zunge weicht nach rechts ah; der
Geschmack an der linken Seite derselben vermindert ; der
Gerucbi rcchterseits etwas schwächer u. das Gehör im rechten
Ohre durch fortwährendes Sajusen in demselben vermindert.
Die Motilität der Hand und des linken Fusses vermindert. Die
Temperatur in den Eztremitaten der linken Seite ist geringer
als in den der rechten , das Gefühl noch vorhanden. — Der
Thorax * rechterseits n^ehr gewölbt und ausgedehnt als links;
bei der Inspiration werden die Intercostalräume rechts mehr
sichtbar als links, während die linke Thoraxhälfle eingesunken
erscheint ond 3" im Umfange weniger misst , als die rechte.
Die Percussion giebt rechts vorn bis zum untern Rande der
6. Rippe einen heilen, vollen Schall ; links vorn ist der Schall
bis zur 4. Rippe weniger voll ; von da bis zur 6. Rippe ge-
dämpft. An der hintern Thoraxwand nimmt man rechts obca
in der Acromialgegend geringe Dämpfung wahr, von da n
abwärts ist heller voller Percussionsschall. Links hinten nad
oben ist der Schall etwas gedämpft und wird von der 4. Rippe
an nach abwärts vollkommen leer. Durch die Auscaltatioa
wird auf der ganzen rechten Seite rauhes, vesiculäres Atboei
mit Rasseln vermischt wahrgenommen. Links vorn u. biota
oben unbestimmtes Athmen , von der 4. bis 7. Rippe binten
bronchiales Athmen mit amphorischem Widerhall. — Hen-
töne rein, Actidn des Herzend beschleunigt, 90 Schläge,
Athemzuge 20. — Mehrere Male des Tages werden mit den
paroxysmenweise auftretenden Husten grünlichgelbe, eitert«^
mige , fibelriechende Sputa in reichlicher Menge ausgeworfen.
— Unterleib eingesunken, schmerzlos, Stuhleotieenioga
angehalten ; Harnentleerung regelmässig. — Pal. starb dei
29. Jan. unter heftigen tetanischen Anfällen. — Seetin,
Schädelgewölbe porös , dünnwandig ; Dura mater starit ge-
spannt, im Sichelbehälter etwas locker geronnenes Blut; die
innern Hirnhäute zurt, blutarm, ihre Gefasse compriroirt; die
Hirnwindungen in hohem Grade aneinander gedrängt, lbg^
Qacht und die Furchen an vielen Stellen unkenntlich. Die
Gehirnsuhstanz bellweiss, blutarm. Im rechten Hinterlappei
3 hintereinander gelegene, mit einer glatten, graulichen Neu-
bran ausgekleidete, wallnussgrosse, einen dicken gelben Eit«
enthaltende, rundliche Herde, von denen der hintere oaheii
die peripherische Gehirnsubstanz grenzt, während der mittlert
mit seinem untersten Theile mit dem Hinterhorn der recbteo
Seitenkammer communicirt. Im linken mittlem und im kio-
lern Lappen je ein fast baselnussgrosser , den vorigen gieick-
beschaffener Herd. In der Umgebung des im mittlem Läppet
befindlichen Abscesses war das Gehirn im Umfange voa 1"
weiss erweicht. In den Hirnhöhlen ein mit einem eitrigei
Sediment versehenes, übrigens klares gelbes Serum. Die
Adergeflechte blass. — Schilddrüse klein ; in der Laftröhre
ein graulicher Schleim. Die linke Lunge grösstentbeiU, ai-
mentlich der unlere Lappen zellig verwachsen ; letzterer zu-
gleich auf ein Dritttheil seines Normalvolumens geschrompfl,
aus rothbraunen , von enveiterten Bronchien durchzogeora
Schwielen bestehend. Die Bronchien theils gleichmütig,
tbeils besonders gegen die Peripherie , zn mehrern haselaasi-
grossen Säcken erweitert; die erstem sehr dick-, die letzten
dünnwandig ; in beiden die Schleimhaut geröthet aod mit
einem dicken, theils hellgelben , theils scbmutzig-rothbrsDOM
Eiter ausgefüllt; im untern Theile des linken Oberisppcos
mehrere ähnlich erweiterte Bronchien mit verdichteter Umge-
bung ; übrigens der Oberlappen , wie die ganze rechte Longe
ödematös und blutreich. Die grossen Bronchialstämme beider
Lungen in ihrer Schleimhaut verdickt u. in dem Hauptstanime
des linken obern Lappens fand sich ein mehr als bohneo-
grosses, granliches, wie macerirt aussehendes, scharfkantiges,
mit einem spitzigen Fortsatze versehenes Knochenstfick , fest
eingekeilt. Die Broochialschleimhaut an dieser Stelle irro-
dirt; die Bronchialdrüsen sämmtlich vergrössert, dunkelbraan
und sehr derb. — In den übrigen Organen nichts Bemerkens-
werthes. (Millies.)
948. CystenbildoBg in der Plenrakikla;
von Büchner. (Deutsche Klin. 28. 1853.)
In der Klinik des Prof. R a p p in Tübingen worde eio
36jähr. völlig taubes Frauenzimmer aufgenommen, sreicke
nach Aussage einer Verwandten seil »/« J. an Brustbeschwer-
den , Husten und Dyspnoe gelitten hat , und 3 Moo. vorher
eine Pneumonie überstanden haben , nach deren Ablauf eia
vermehrter Husten mit weisslichem Auswurf zurflckgebliehes
sein soll, tf Wochen vor der Aufnahme aoll plötzlich eioe
Pneumorrhagie eingetreten und seit dieser Zeil ßluthosieB
zurückgeblieben sein. Die nähere Untersuchudg ergab : oior
figen, kurzen und schmerzhaften Husten, mit reichiicheo, a»
dunklem Blut vermischten Sputis; Klagen über Schmerxeo la
allen 3 Körperhöhlen ; öfteres Erbrechen von mit Blai ge-
mischten Massen. Ap|»etit schlecht; Durst gross; banlig«
Frostschauer, Puls weich, 120. Pat. ist anämisch, Ces'cM^
ausdrurk ängstlich. Pat. liegt fortwährend auf der hnWB
Seite mit vornubcrgebeuglem Kopf. — ditphyiikaL l^ter'
IV. Pathologie » Therapie u. medicinische Klinik,
207
Buchung der Brust zeigte Folgendes. Beschleunigte , mäh-
aaine Respiration. Die rechte Brustseite war ?on der 2. — 4.
Rippe herab dicht am rechten Sternalrande etwas wenig hüg-
lig vorgetrieben und blieb in ihrer ganzen vordem Fläche an
inspiraiorischer Ausdehnung hinter der linken Brusthalfte zu-
rück. Bei genauer Aufmerksamkeit liess sich eine sehr
schwache mit dem Herzimpuls gleichzeitige Hebung und Sen-
kung des vorgetriebenen Tbeils der rechten Brustseite bemer-
ken. Deutlicher gab sich diese Pulsation dem Gefühl zu er-
kennen, am deutlichsten zwischen der, 3. u. 4. Rippe. Die
Fercassion ergab an* der vordem rechten Brustseite vom un-
tern Rande der 2. Rippe abwärts einen leeren- Percussionston,
welcher nach links längs der Mittellinie des Sternum scharf
begrenzt war, rechts dagegen sich nur allmälig nach hinten in
den vollen Percussionston verlor, welcher die hintem Partien
der rechten n. die ganze linke Lunge auszeichnete. Zwischen
der 1. u. 2. Rippe war voller, etwas tympanitischer Ton. Die
Auscultation ergab auf der ganzen Vorderseite der rechten
Brusthälfki^ bronchiales Atbmeo und consonirendes Rasseln.
Zugleich nahm man an mebrern Stellen , namentlich in der
Umgebung der rechten Brustwarze , ein deutliches , mit dem
Pulse isoehronisches, blasendes Geräusch wahr. Die hintern
Partien der rechten und die ganze linke Lunge ergaben ver-
schärftes Vesiculär-Athmen. — 8 Tage nach ihrer Aufnahme
starb Pat. , nachdem sich 3 Tage vor ihrem Tode bronchiales
Atbmen und leerer Percussionsschall des rechten untern Lun-
genlappens hinzugeSellt hatten , bei gleichzeitiger Vermehrang
dea Fiebers und Cessiren der blutigen Sputa. — Seetion,
Nach Herausnahme des Brustbeins blieb die linke Lunge aus-
gedehnt, collabirte nicht und war durch einige Unzen sangui-
noient gefärbten , im linken Pleurasäcke angesammelten Flui-
dums etwas nach aufwärts geschoben und comprimirt. Von
der rechten Lunge war nichts zu sehen , an ihrer Stelle zeigte
sieb eine mit straffem Bindegewehe und Fett bedeckte , weiss-
gelbliche Masse , welche sich von der 2. Rippe nach abwärts
bis zum Zwerchfell, nach links bis über die. Mittellinie des
Brustbeins erstreckte. Das Pericardium externum erschien
frei und nur rechts innig mit der bezeichneten Masse verwach-
sen. Nach Herausnahme des Brustinhaltes zeigte sich die
linke Lunge völlig gesund. Die Geschwulst war mit der vor-
dem Brustwand oberall zellig und ziemlich fest verwachsen,
während die rechte Lunge nirgends mit der firuslwand ver-
wachsen war, sondern nur an ihrer Basis am Zwerchfell adhä-
rirte. Der vordere und seitliche Theil des obern u. mittlem
rechten Lungenlappens waren nach hinten u. in die seitlichen
Partien des Thorax verdrängt und erstreckten sich membran-
artig über die hintere Seite der Geschwulst. Bei der Lostren-
nung der rechten Lunge von der Geschwulst , welche ziemlich
leicht von Statten ging , zeigte sich ein directer Zusammen-
bang zwischen dem untern Lungenluppen und dem untern
Tbeile der Geschwulst in der Art , dass ein frisches Fibringe-
rinnsel nach zerstörter Pleura pulmonalis und zerstörter Wand
der Geschwulst »ich in das Lungenparenchym eingesenkt hatte.
Der ilbrige Theil dieses Lungeolappens in der Umgebung des
Fibringerinnsels befand sich im Zustande der rotben u. grauen
Hepatisation. — Am Herzen waren die Klappen gesund; die
Muskulatur des rechten Ventrikels grösstentbeils fettig meta-
morpbosirt; unter dem Pericardium des linken Ventrikels ein-
zelne kleine Ekchymosen. Die Aorta auffallend eng. Die Pars
adscendens u. der Arcus aortae verliefen hinter der Geschwulst
und waren mit ihr verwachsen. Dicht oberhalb der Semilu-
narkUppen existlrte eine Communication zwischen der Ge-
schwulst und der Aorta , und zwar zeigte sich ein vollkomme-
ner Uebergang der Innern Gefasswänd in die völlig glatte Wand
der Geschwulst der Art, dass an der Uebergangsstelle ein
schmales, glattes Wulsteben , nach der Seite der Geschwulst-
wand hin schärfer abfallend, sich bemerken liess. Die
ganze CommunicalionsÖfTnong mochte für die Dicke eines
kleinen Fingers durchgängig gewesen sein. — Die Trachea
war gleichfalls mit der Geschwulst verwachsen , lag aber mehr
aeitlteh und war dem Drucke von Seiten der Geschwulst weni-
ger ausgesetzt. — Die Geschwulst selbst stellte sich als eine
kiüdskopfgrosse Cyste dar. Die Wand derselben war einige
Linien dick, aus lockigem u. jungem Bindegewebe bestehend ;
die Innenwand beschlagen mit Faserstoffoiederschlägen und
kleinen, eckigen, linsengrossen, scbieferfarbenen , fettig sich
anfühlenden Plältchen. Die ganze Cyste war in ihrem Innern
durch eine von oben nach unten und von vorn nach hinten
laufende Scheidewand , welche an ihrem obern freien und in
die Breite gedehnten Rande die Communication freiliess, in 2
ungleiche Thetle getheilt. Die Scheidewand bestand aus einem
sehr festen, oben rundlich ausgehöhlten Knochen- und Knor-
pelgerüste, welches ringsum von einer glatten , fibrösen Haut
überzogen war. Auf der Oberfläche dieses fibrösen Ueberzngs
zeigten sich mehrere zerstreute, halbgulden- bis guldengrosse,
mit vielen kleinen Oeffnungen versebene und zum Theil mit
festgewachsenen Haaren besetzte Stellen — deutliche Haar-
böden. Die ganze Cyste war erfüllt tbeils von frischen Blutp
coagulis, zum grössern Tbeile aber von umfangreichen , deut-
lich concentrisch geschichteten Fibringerinnseln. Ausserdem
war die Innenwand der Cyste beinahe überall besetzt mit einer
adhärirenden , weichen , gelblichen , zu Klumpchen angeord>
neten, schmierigen, fensterkittähnlichen Substanz, welche
von einer grossen Menge verfilzter Haare durchsetzt war. Diese
gelbe Fettsubstanz mit Haaren fand sich auch in das Innere
eines frischeren Fibringerinnseis eingebettet. — An dem
obern Tbeile der Cyste fanden sich noch 2 andere , kleinere,
mit einer weissen, perlmutterglänzenden, fettig sich anfühlen-
den Masse erfüllte Hyhlräuihe , von denen nur der grössere
eine Communication mit der Hauptcyste nachweisen liest.
Eine von Prof. Luschka vorgenommene mikroskopische
Untersuchung der Geschwulst ergab Folgendes. Die A^on-
dung des Balges besteht vorwiegend aus einem dichten Zell-
stoffe, zwischen dessen Elemente feinste , elastische, sogen.
Kernfasern in reichlicher Menge eingelagert sind. Die Grand-
masse der in die Zwischenwand der Cyste gelagerten Knor^
peisubstanz, welche sich in dünnen Scheiben vollkommen
durchsichtig zeigt , ist grösstentbeils homogen , mit zahlrei-
chen, In sie eingelagerten Knorpelkörperchen, von meist läng-
licher, spindellörmi^er Gestalt. Grössere rundliche sind nur
sehr sparsam. Der Inhalt der Zellen ist durchgehends in
Fett umgewandelt und von Nucteis nirgends eine Spur wahr-
' zunehmen. An verschiedenen Stellen zeigt sich die Knorpel-
grundsubstanz in feinste , durch Essigsäure blässer werdende
Fibrillen zerfallen. Das Knochengerüste der Scheidewand
zeigt vollkommene , reichlich mit Fortsätzen versebene Kno-
chen körperchen in einer tbeils gleichartig feinkörnigen , tbeils
geschichteten Grundsubslanz. An den Haarböden erkennt'
man bei perpcndicularen Schnitten , in einer faserigen Sub-
stanz eingelagerte Haarbälge, an welchen sowohl ein äusseres
Faser-, als inneres Pläit<;hen - Stratum dargestellt werden
kann. Die Haare von der Länge von 2'" bis IVt" zeigen
alle Attribute eines Haares von der Körperoberdäche eines
Erwachsenen : einen deutlichen Epidermisüberzug , eine Rin-
densubstanz, welche mit Schwefelsäure behandelt in ihre
letzten, lanzettförmige Plättchen darstellenden Elemente zer-
fällt. Die Marksubstanz bildet an den meisten Haaren eine
ununterbrochene, aus rundlichen und polygonalen Körperchen
bestehende Masse. — Die an der Jnnciinäche der Cystenwand
adhärirenden, schmierigen und mit Haaren durchsetzten Mas-
sen zeigen bei massigem Drucke zwischen Glasplatten zahl-
reiche Partikeln von ganz weisser Farbe. Neben einem in
kleinern und grössern Tröpfchen angeordneten Fette u. einem
feinkörnigen gelblichen Pigmente finden sich überall die Ele-
mente des Cholentoms. Die weissen Partikeln bestehen aas
feincontourirt^n, meist völlig homogenen, vielfach übereinan-
der geschichteten Plättchen , welche durchschnittlich eine
grösste Breite von 0,035 besitzen , meist polygonal sind, ein-
zelne Fettmolekule einschliessen und nur selten einen Nucleas
erkennen lassen. Durch Erhitzen schmelzen sie nicht, ion-
dero schrampfen ein , in Alkohol lösen sie sich auch beim
Erwärmen nicht auf, durch kalte und beisse Aetzk.-ililösung
verlieren sie ihre polygonale Form , quellen zu rundlichen
Körpern mit den zartesten Contouren auf, werden aber selbst
nach stundenlanger Einwirkung nicht aufgelöst. — Cholestea-
rinkrysuUe konnten nirgends gefunden werden.
Vf. bemerkt , dass bei der Lage der Geschwulst
<aii einer so ungewöhnlichen Stelle und zwischen Ge-
208
IV. Pathologie» Therapie u. medicinisehe Khnik.
weben , w^lie kaum jemaU Cyslenbildungen ziiin
Ausgangspunkt gedient haben mögen , ferner bei der
Anruflang der HAlilen der, Geschwulst mit l^iuC- and
f'ibringerinVisein , bei ihrer Comoiunicalion mit der
Aorta und bei der Beschaffe i\Jieit der IJt* bergangsstelle,
endlich bei der Perforation der GescttwtiLsb» in die
Lunge, der Gedanke nahe liege, dass man ein wirk-^
liches circumscriptes Aneurysma der Aorta vorsieh
habe, in dessen innerem sich sellsainep VVeise so
aufßlHigf* Bildungen eniwiekek hüllen. DitivöMige ßet>
spiellosigkeit uncf die physiologische Unwahrschein-
lichkeit solcher Bildungen in Aneurysmen jedoch
möehie kaum einen Zweifel über Ai^CystenncUur der
Geschwuhl lassen , wofär aberdem ihre Theilung in
einzelne runde KSume und namentlich das Vorfinden
einer solchen» ipit der Hauplcyste nicht in Verbindung
stehenden kleinern Abiheilung zu sprechen scheint.
Wie bei der nicht destrufti^ven Natur solcher Ge-
schwülste die Commnnication mit Aorta und Lunge
zu Stande gekommen , bleibt allerdings raihselhaft u.
ist vielleicht aus einem localen , durch die Reibung
der Cystenwand veranlassten Entztlndungsprocesse zu
erLlüren. Nachdem die Communicalion mit der Aorta
zu Stande gekommen, musste das Blut, in die Cyste
hineingedrängt, dieselbe weiter ausgedehnt, ihren
Inhalt zum Theil verdrängt und den Feltbeschlag der
Wandungen theilweis losgespült und in seine Ge-
rinnsel eingeschlossen haben. (M i 1 1 i e s.)
949. Pathologisch-anatomisch« Verändenm-
gen rai Symptome bei dem Darmkrebse , »a-
mentlkh bei demjenigen, welcher sich im Dickdarme
ringförmig absetzt; von E. S 0 I f v e r s b e r g. (Hospi-
tals-Meddelelser. Bd. 5. Urt.''2.)
' Vf. unlerKclieidet einen unilateralen Dnrmkrebs,
hei welchem die Krebsmasse nur eine Seite des Darms
einnimmt und einen solchen, bei welchem sie densel-
ben wie ein Bing umgiebt , den ringffirmigen , und
hält er diesen Unterschied in Hinsichl der Symptome
für sehr wichtig, um so mehr, wenn der Krebs wei-
ter nach unten im Darmkanaie seinen Sitz hat. Itor
ringförmige Krebs bildet eine Geschwulst, welche
auf ili r^ iiussern und innern harmflUche hervorragt,
und beim Grösservverden die Darmhöhle, verengert,
wodurch gefährliche Zufiille entslehen kennen, wenn
die här.lern Excremente sich im Dickdarme oberhalb
der ver«ngerten Stelle anhäufen. Völlige Verstopfung
des Darms durch die GrOsse der Geschwulst ist sel-
ten, gewöhnlich bleibt eine unebene Oefffiung von
Y) bis I " Durchm. Das unterhalb der Strictur ge-*
legene l^armslUck wird ausser Tliätigkeit gesetzt und
im Durchmesser verkleinert. Beim Krebse im Coe-
cum kann, wenn derselbe sich langsam ausbildet, der
ganze Dickdarm auf diese Weise in hohem* Grade
vereng'Tl werden , und hat die Krebsgeschwulst im
S rouianum ihren Sitz, so entstellt oft eine Paralyse
des Spbincter ani und unfreiwilliger Kothabgang. Das
oberhalb der verengerten Stelle gelegene Darmstück
wird ausgedehnt und zum Theil hypertrophisch, ja
man bat in einigen Fällen Zerreissung des ausgedehn-
ten Stückes beob»chteL Die Muskelbaut wird hyper-
trophisch ; im Anfange treibt sie mit vemehrter Knft
die Excremente fort, aber spSter wird diese Kraft
plötzlich oder alfmälig gelähmt. Den zunächst ober-
halb od, unterhalb der Verengerung gelegenen Danu-
theil tiodet man oft chronisch entzündet. lÜchl sck«i
rse der j^arm an zwei von einander entfernlen Stellci
ringförmig vom Krebse umgeben. Der tmilalerdi
Krebs behioderl in der Begel den Durchgang der Ex-
cremenle durdi den Darm^ niehl , wenn er i« 4eascl>
ben hineinragt , denTi so wie dte kraitie Seile die
Darmhöhfe verengert, weitet sich die gesunde Sdu
mehr aus^ indessen kann dieser Krebs auch ein
völlige Versehliessung bewirke»« Bei beiden Fornm
kann die Gesdiwul^t vermöge ihrer Schwere eiie
Veränderung der Lage des DarmstUckes verorsacba;
sinkt sie herab und zieht den Darm mit sich, so \m
derselbe so stark winkelföi^roig gebogen werden, dra
der Durchgang der Excrememe ganfz gesperrt wiri
was besonders vom Colon transversum od. Dünndani
gilt. Durch den Druck der Geschwulst auf nabelie-
gende Organe leiden diese; so entstehen Bescbwerdei
heim Harnlassen in Folge des Druckes auf die Blase,
so wie sehr üble Zufälle durch Druck auf die ÄuslÜh-
rungsgänge der Nieren oder Gallenblase. Durcb Be-
rührung der Geschwulst mit den anliegenden Theib
kann eme begrenzte Entzündung und' Verwachsnof |
mit denselben bewirkt werden , und wenn nach leU-
terer ein UIcerationsprocess eintritt, so bildet sieb
eine abnorme Verbindung, gewöhnlich mit eieer sebr
engen Oeffhung, die jedoch weit genug ist, um Loll
und Excremenle aus dem Darme in das andere Organ
hineinlreten zu lassen. Der Darmkrebs kommt all
Scirrhus, Encephaloid oder Colloid vor; leltlerei
ist hier häufiger als an irgend einer andern Stelle des
Organismus. Der Ausgangspunkt ist nichl imoer
derselbe, meistentheils aber das submuköse BiDdeg^
webe. Wahrend des Wachslhums entsteht zaersl
Verdickung, dann ülceration der Sehleimhaut, wekbe
in grösserer oder geringerer Ausdehnung fehlL Di«
übrigen Haute werden leicht hypertrophisch, besoa-
ders die Muskelhaut; die Darmwflnde werden naflcb-
mal bis zu mehrern Zoll verdickt. Die eioidoea
Därmhaute lassen sich nur im Anfange der Krankbeil
erkennen. Vf. theilt hierauf 4 Fülle des ringfSm-
gen Krebses im Dickdarme mit, die im Friedricbi-
Hospitale vorkamen , und wendet sich dann xQ ^^
Beschreibung der Symptome. Manchmal leiden die
Kr., bevor sie arztliche Hülfe suchen, längere 2eit
hindurch an weniger heftigen Erscheinungen. Diancb-
mel erfolgt indessen der Tod schon einige Wocbeo
nach dem ersten Auftreten der Symplome, und findet
man dann einen bereits sehr ausgebildeieo Krebs.
Nach den bisher gemachten Beobachtungen ist es niefat
zu bestimmen, ob dieses von den verschiedenen Arie«
des Krebses oder von dem Sitze der Krankheit abhän-
gig sei. Gewöhnlich leiden die Kr. lungere Zeit w
Schmerzen im Leibe und Unregelmässigkeit » ^**
Stuhlausleerungen, In den von dem Vf. beobachte*
ten Fallen fehlten jene im 1., diese in einem andern
JV« Ethologie, Thertpie n. medicinisehe Klinik.
äod
P»lle* vnd beide Symptome in 2 Pillee. Die paroiys^
menweiM auftreleaden bohrenden oder schneidenden
Schmerlen im Leibe gehen nicht immer von der
Stelle, wo die Krebsgeschwulst gelegen ist, sondern
oll vom Nabel oder Epigaslrium aus ; sie halten an-
niDglich nicht lange an , stellen sich aber später häu-
figer ein und sind anhaltender» strahlen auch oft Ober
deo ganten Leib aus und liehen sich bisweilen bis
ZM den untern Ellremitäten. Ausnahmsweise fehlt
«ier Schmen in einzelnen Fällen gans , ist auf der
andern Seite aber oft so heftig, dass er dem Kr. keine
Buhe lässt. Die. Unregelmiiiigkeittn im Uinsiehi
der Stuklausherungen können verMhiedenartig sein;
meiet wechseln Diarrhoe und Verstopfung miteinau'-
der ab ; die Ursache von diesem Wechsel ist unbe-
kannt. Dass die Diarrhoe von Erweichung des Krebses
herrflhrei bezweifelt Vf.; er glaubt vielmehr, dass
die unwillkürliche Stuhlausleerung auf Lähmung des
untern Theiles des Dickdarms und des Sphinct. ani
beruhen dürfte. Zu den weniger häufigen Zeichen
der beginnenden Krankheit geboren : Hämorrhoidal-
knoten, Blutungen aus dem Mastdarme, Verdauungs-
beschwerden, traurige Gemüthsstimmung, Erbrechen.
— Gern verschlimmert sich der Zustand des Hr.
pWtzUch ohne nachweisbare Gelegenheitsursache.
Der Kr. magert ab, hat ein krebshaftes Aussehen, die
Schmerzen steigern sich und werden beim Mastdarm-
krebse, wenn der Kr. Stuhlausleerung hat, unerträg-
lich; es entsteht Verstopfung, Appetitlosigkeit, Uebel-
keit, Aufstossen, Erbrechen, Auftreibung des Leibes,
der an einer Stelle beim DrOcken empfindlich wird u.
bei der Percussion einen matten Ton hat, übrigens
aber tympanitisch tOnt, bisweilen Mastdarmblutung,
Kothbrechen u. s. w. — Bei ausgebildeter Krankheit
fehlt der Schmers selten und ist oft sehr heftig, geht
aber nicht immer von der Stelle der Krebsgeschv^lst
ans« Hat der Krebs den Darmkanal hoch hinauf er-
griffen, so vergeht der Appetit früh, Erbrechen stellt
sich früh ein und wird der Kr. frUb kraftlos ; Ver^
stopfung ist das gefiihrlichste Symptom beim Dick-
damuhrebs und ist Erbrechen zuletzt die Folge davon.
Dom j^HSiehen der Exeremente ist nach dem Grade
der Zusammenschttttrung des Darms verschieden, wie
dieses von dem Vf. näher angegeben wird. Selten
ztchi sich die Krankheit so in die Länge, dass in
Folge bedeutender Erweichung der Krebsmasse Durch«-
fall anftriti, und dass die Weite des Darmes sogar
grosser als im natOrliches Zustande wird^ Die wich-
iigstcn Zeichen der Krankheit liefert die Untersucinittg
des Leibes» Derselbe mi auf getrieben 9 beim Dmek
etwas empfindlich und resistent; die Percussion giebt
einen tympanitischen Ten, ausser d«, wo die Gesobwulet
liegt, und im Laufe des mit Excrementen angefüllten
Dickdarms. Deutliche Zeichen behinderter Blutcircu-
lation im Leibe finden sich ebenfalls , und in vielen
Fallen ist es nW^glich , die Geschwnlst im Leib^ zu
fühlen, wobei man jedoch nicht vergessen darf, dass
sie ihre Lage Terändem kann; sie ist anftnglicfa be-
weglich , später aber nicht wegen der Verwachsung
Med.Jdirbb. n4.a0. im.S
mit nahe liegenden Tbeilen; sie ist hart, uneben,
beim Druck nicht sehr empfindlich. Oft lässt sie sich
durch Untersuchung durch den Mastdarm oder die
Motlerscheide erkennen. Verwachsungen der Krebs^
geschwulst mit andern Organen macht die Diagnose
oft sehr schwierig. Lässl sich in den Ausleerungen
durch» das Mikroskop Krebsmasse entdecken , so ist
dieses ein sicheres Zeichen. Fieber pflegfnur kurz
vor dem Tode zugegen zu sein Und beruht zum Theil
auf andern den Krebs begleitenden Zuständen, beson-
ders auf der fast immer mehr oder weniger ausgebil^
deten Bauchfellentzündung. 0ef Tod wird dureh
reichliche Darmblutung, ErsehApfung durch profuse
Nachtschweisse , Heus » acute Peritonitis , di^ durch
die Irritation von Seiten der Krebsgeschwulst oder
Zerreissung des Darms enutand, hef beigeführt. Dnter-
schiede der Symptome nach dem Sitze und nach den
verschiedenen Arten des Krehses lassen sieh nach
dem, was bisher über Axt Krankheit bekannt gewor^
den ist, nicht aufstellen. «. (v. d. B u s e h.)
950. Die Combinationsverlilltiiisse des
Krebses und der Tiberknlose ^ von Dr. c. Mar-
tins. (Inaug.-Abh. Erlangen 1853.)
Nach Vf. lassen sich die Fälle von Combiuation
des Krebses u. der Tuberkulose in 4 Keihen bringen.
1. Die i. Reihe begreift solche Fälle vod krebsiger
Erkrankung gewisser Orgaue in sich, bei welchen def
Krebs die alleinige Rolle spielt und die vorhandene
Tuberkulose als vollkommen getilgt angesehen werden
kann, mag nun blos ein Organ oder mehrere der Sitz
des Krebses sein , mag derselbe geringe oder bedeu-
tendere Zerstörungen vertirsacbt haben, mag der Tod
schon früh oder erst durch langwierige Tabescenz
eingetreten sein. Die getilgte Tuberkulose datirt
entweder aus der frühern oder spätem Entwicklungs-
zeit, oder dem mittlem Lebensalter. Sie findet sich .
entweder in den Bronchial- oder GekrOsdrflsen, oder
in den Spitzen einer oder beider Lungen, oder, wie-
\vohl seltener, im Darmkänal. Die Form, unter wel^
eher sich dieser geheilte Process kundgiebt, ist theils
die sogen. Verhornung oder Obsolescenz des grauen
Tuberkels (besonders in den Lungen), theils die
Verödung durch Verkreidung, Verfettung (in den
Drttsen) , theils Endlich die Scbtumpfung des in der
Nachbarschaft befindlichen faserig gewordenen Exsu-
daUntheils, mit Untergang dea eingeschlosseipen tuber-
kulösen Infiltrates^ iie vorhergegeHgene Tuberkulose
ist entweder von geringer (der gewöhnlicbe Fall) od»
von grosserer In - und Eitensität.
iL Rokitansky giebt an» dass, wem Taler««
kulose und Krebs ton nsebweislicb allgemeiner Be^
deufung nebeneinander zu finden sind , in der Regel
der Krebs auf Tuberkulose gefolgt sei. Es wird hier
also eine Aufeinanderfolge der Processe angenommen,
und da der Krebs nicht in einigen Wochen ausgehiK
del erscheint, so wird diese Combinätion so afufkn-
fassen sein, dass die Tuberkulose auch eine bede««
27
210
IV« Pathologie, Therapie u. medicinische Klinik.
lendere AusdehnuDg, eine allgemeioere Bedeutung
erreicht haben und dennoch still stehen könne, als
solche keine weilern Producte liefert, sondern dem
Krebse in seinem Auftreten und seinen weilern Fort-
schrillen gleichsam Platz macht. Diese Reihe dürfte
nach Vf. nur seltene Fälle zählen, wiewohl bei der
Beurlheilung dieses Gombinations- Verhältnisses Vieles
auf die subjeclivc Auffassung des einzelnen Beobach-
ters ankommt. In solchen Fällen muss aus dem
tuberkulösen Producte deutlich nachzuweisen sein,
dass dasselbe bereits vor langer Zeit gesetzt worden
sei. Es muss daher dasselbe namentlich solche Me-
tamorphosen eingegangen haben , die eine Art rück-
gängiger Bildung, eine Arl Heilung erkennen lassen
(Obsolescenz, Verkalkung, Verfellung u. s. w.). Uebri-
gens kann aus der bedeulendern Ausdehnung, die
dieser Heilungsprocess erkennen lässl, der Schluss
immer noch gerechtfertigt werden, dass der tuberku-
löse Process früher eine allgemeine Bedeutung gehabt
haben müsse.
III. In die 3. Reihe von Combinalion des Krebses
mit Tuberkulose würden diejenigen Fälle gehören, in
denen sich die Tuberkulose nach getilgtem Krebse
und seiner fCrase, wie Rokitansky angicbt , ent-
wickelt. Da nach Vf. der Krebs und seine Krase
nicht getilgt werden können, so kann sich auch auf
dem früher krebsigen Boden keine Tuberkulose ent-
wickeln. Wenn es jedoch ja Fälle geben sollte, wo
nach Exstirpation eines Krebsgebildes auch die Krebs-
krase durch ausserordentliche Verhältnisse verschwin-
det und in späterer Zeil der Kranke an Tuberkulose
zu Grunde gehl, so kann diese letztere in keinen
Zusammenhang und kein Gombinationsverhällniss mit
dem vorhergegangenen Krebse gebracht werden.
IV. In die 4. Reihe endlich gehören die. Fälle von
wirklicher Combinalion beider Krankheiten in einem
und demselben Individuum, in welchen beide Processe
zu derselben Zeit florirend , zu derselben Zeit ihre
Producte setzend, nebeneinander einhergehen und die.
Metamor^phosen der Producte beider Processe zu der-
selben Zeit stattflnden, wo also schon bei oberfläch-
licher Betrachtung ein inniger Nexus beider Processe
wahrscheinlich wird.
Im Allgemeinen sind diese Fälle selten, besonders
wenn man die überaus häufige Zahl der Tuberkulose
und des Krebses mit einander vergleicht.
Unter den vorhandenen Gombinationsfällen steht
die Verbindung von Magenkrebs und Lungentuberku-
lose obenan, u. zwar ^ie Lungentuberkulose in Form'
von frischen acuten Ablägerungen und den Metamor-
phosen derselben (Schmelzung und Cavernenbildung),
doch nicht selten auch in clironischer Form mit diem
Vorhandensein von altern und Jüngern Höhlen mit
faseriger schiefergrauer Umwandlung der Spitzen der
Lungen, mit den Resten von zahlreichen recidiveii
Pleuritiden, mit mehr oder minderem Mitleiden der
Schleimhaut der mittlem und grössern Luftwege, sich .
^ durch katarrhalische, diphtlieritische Zuständen. s.w.
kundgehend. Auch Darm- und Drttsentuberkalose
sind von dieser Gombination nicht ausgeschlossen,
doch dann immer gleichzeitig und mit Vorherrschen
der Lungentuberkulose. Das Nagenleiden anderer-
seits findet sich auf allen nur erdenklichen Stufen, n,
zwar als Scirrhus des Pyloruslbeils oder kleinen Bo-
gens mit und ohne Verengerung, als Seirihus mit
Medullarkrebs der Schleimhaut , als reiner Medullir-
oder Epithelkrebs der Schleimhaut mit oder ohne
Hinzutritt von Vereiterung oder Verjauchung, als rei-
ner oder mit Scirrhus combinirter Gallerlkrebs , To^
zUglich der Pylorushälfte. Der Magenkrebs slelil
entweder isolirt oder hat weichere jüngere Formatio-
nen von Krebs in den benachbarten Drüsen in der
Leber, dem Peritonaeum neben sich.
Weit seltener als Lungen und Magen sind Uterus
und Lunge gleichzeitig an den beiden verschiedeoei
Processen erkrankt. Endlich sind noch Fälle reo
Masldarmkrebs und Epithelialkrebs mit LungentubeN
kulose beobachtet worden.
Bisher ist keine Beobachtung von Gombinatioa
der beiden Processe in einem und demselben Organe
bekannt geworden.
In den Fällen, wo alte, obsolete oder obsolesci-
rende Lungentuberkulose zu gleicher Zeit mit nacb-
weisbar allen, besonders faserkrcbsigen ErkrankuogeQ
und gleichzeitig nachfolgende acute Abl«i gerungen
beider Processe vorhanden sind , kann man sich klos
an die jUngern Formationen halten , indem die Be-
stimmung des Allers der Tuberkulose und des Krebses
und der Nexus beider alten Processe zu einander
kaum zu überwindenden Schwierigkeilen unterliegt.
Rokitansky giebt an, dass zuweilen mit Krebs,
u. zwar meist beim entzündeten u. jauchenden Krebs,
ein Tuberkel, zumal in den Lungen vorkommt, der
sich durch weissliche Färbung, weichere glulinOse
Gonsisteuz, durch sein Zerfallen zu einer weisslicheo,
rahmähnlichen Jauche, auszeichnet und eine croupds-
tuberkulOse Erkrankung eines an und für sich sebon
anomalen, d. i. krebsig - dyskrasischen Faserstoffes
bedeutet. Nach dieser Angabe hat es den Anschein,
als ob entweder dieses Exsudat nicht die Bedeulnng
des Tuberkels, sondern des Krebses hat, oder dass,
wenn es Tuberkel ist , derselbe eine Eigenthümlich-
keit besitzt , welche er in keinem andern Falle zeigt
Allein gerade in den exquisiten Fällen dieser Reibe
zeigt nach Vf. das Tuberkelexsudat ganz die Eigen-
schaften des gewöhnlichen Tuberkels, es ist grau-
gelblich, mehr trocken, meist deutlich granulirt nnd
zeigt dasselbe Rissige, Zerklüftete , dieselbe Beschaf-
fenheit der Schmelzung und Höhlenbildung, dieselben
mikroskopischen Eigenschaften, dieselbe gröbere An-
ordnung von Knötchen , kleinern und grössern Infil-
traten und endlich dieselbe begleitenden Exsudale m
Form von gallertigen Massen. Die Rokitansky-
sehe Beobachtung ist jedoch auch richtig. Es kom-
men wirklich, doch nicht sehr ausgebildet, derartige
Ablagerungen in den Lungenspitzen , namentlich bei
Uteruskrebsen vor, von welchen es zweifelhaft scheml»
IV. Palhologie» Therapie u« medicinische KliniL
211
ob sie nicht die BedeHtung kleiner krebsiger Infiltrate
an sieh tragen ; df s Mikroskop giebt darflber keinen
Aufschlags; die Entwicklungsstufe, die in dem Blastem
sichtbar ist, gebt meist nicht Ober Kernkörperchen
und Kerne hinaus. Die Erklärung der Bedeutung
dieser meist nur in geringer Menge in den Lungen
gesetzten Ablagerungen ist bisher eine noch unge-
nagende.
Es entsteht nun die Frage aber den Zusammen-
hang beider Processe. Vf. geht hierbei zurUck auf
die Aetiologie der Tuberkulose im Allgemeinen. Eine
grosse Reihe von Beobachtungen fuhrt zu der Wahr-
scheinlichkeit, dass dem Entstehen des Tuberkels
nicht blos Erblichkeit , schlechte Nahrung, schlechte
Luft, deprimircnde Gemtlthsalfecte u. s. w. zu Grunde
liegen, sondern dass dem Auftreten desselben manche'
Krankheiten vorhergehen, welche, gleichsam als Fol-
gnzustand, eine tuberkulöse Allgemeinerkrankung nach
sich ziehen.
Alle Krankheiten , acuten und chronischen Cha-
rakters, welche entweder die ganze Organisation des
Menschen in Mitleidenschaft gezogen, oder solche
wichtige Veränderungen in lebenswichtigen Organen
und Systemen verursacht haben, dass diese, für den
Fortbau des Menschen bestimmten Theile, ihrer Func-
tion nicht entsprechen können — alle diese Krank-
heiten haben eine und dieselbe wichtige Folge, näm-
lich die vermehrte Ruckbildung des Organismus, das
Ueberwicgen der regressiven StofTnielamorphose über
die progressive, das Zerfallen der bereits normal ge-
bildeten Elemente und deren Wiederaufnahme als
verbrauchte StoiTe in das Blut. Die auf solche Art
in das Gesammtblut, zunächst in die venöse Bahn
aufgenommenen StoiTe können unmöglich fflr dasselbe
gleichgültig sein, es mttssen Veränderungen der Blut-
masse eintreten. Die Erfahrung lehrt nun, dass unter
den Blutbestandtheilen , welche überhaupt afficirt
werden können , der Faserstoff es ist , welcher die
Hauptrolle spielt. Als Ausdruck solcher allgemeinen
Faserstofferkrankungen werden bald croupöse, bald
diphtheritische , eitrig schmelzende Exsudate gesetzt.
Unter gewissen, noch unbekannten Umstanden können
aber auch unter analogen Verhällnissen tuberkulöse
Producte auftreten, oder mit andern Worten zu den
ätiologischen Momenten der Tuberkulose gehören
allgemeine Krankheilsprocesse , durch welche das
verbindende Glied, der übermässige Stoffverbrauch,
herbeigeführt wird.
Diese Erklärung lässt sich nun auch auf das Gom-
binationsverhaltniss des Krebses und der Tuberkulose
anwenden. Durch die krebsige Erkrankung kommt
der Kr. herab , die regressive Metamorphose ist eine
lebhaftere, stOrmischere. Durch diese angebahnt,
entstehen Faserstofferkrankungen , die sich theils als
Pneumonie, Pleuritis, Pericarditis, Meningitis, Peri-
tonitis, Dysenterie, Gerinnungen innerhalb des Ge-
fiisssystems , theils als diphtheritische Processe auf
Schleimhauten u. zahlreiche andere analoge Processe
löcalisiren. Unter diesen Faserstofferkrankungen giebt
es aber auch eine solche, die sich als tüberkniöse
deutlich ausspricht. Demgemäss ist die Tuberkulose
der Lungen , des Darmes , der Drüsen u. s. w. nur
der locale Ausdruck der allgemeinen Blutmischung;
darum ist die Tuberkulose immer von intensiver Art,
immer schmelzender Natur, und darum fuhrt sie zum
lelhalen Ausgang.
Eine weitere Frage, ob, wenn unter angegebenen
Verhältnissen tuberkulöse Producte auftreten, der
Krebs immer noch weitere Fortschritte macht, so
dass in demselben Individuum zu gleicher Zeit beide
Processe als florirend angesehen werden müssen,
scheint nach den vorliegenden Beobachtungen mit Ja
beantwortet werden zu mttssen.
Als Anhang werden 13 Beobachtungen der be-
sprochenen Combination des Krebses mit der Tuber^
kulose mitgetheilt. (M i 11 i e s.)
951. Falle von sogen, norwegischer Krätze;
von Rigler u. Bebra. (Wien. med. Ztschr. IX. 7.
1853; vgl. Jahrbb. LXXVI. 216. LXXVIll. 319.)
D<u* voD Rigler in Constanlioopel beobachtete Fall be-
traf einen 9jäbr. Judenknaben, welcher vom Säuglingsaller an
auf Händen und Füssen einen Ausschlag gehabt haben soll.
Vom 6. Lebensjahre an soll sich die Form des Hautleideos
dahin abgeändert haben, dass sich die Haut auf und über den
Ohrenmuscheln, am Nacken, Ellbogen, an der Yordern Fläche
des Vorderarms, an den Seitennäcben der Finger, an der
Bauchhaut, am Penis, Scrotum , Gesasse, an der Innern,
vordem und äussern Seite der untern Extremitäten, am Fuss-
rucken", so wie an den Sohlen und Zehen in verschiedener
Ausdehnung tief rötbete und mit Schuppen bedeckte , welche
von Monat zu Monat an Dicke zunahmen. Wurden diese
durch Bäder entfernt , so erschien die von denselben bedeckt
gewesene Haut blauröthlich und nässend. — Die Angehörigen
des Knaben litten an weit verbreiteter Krätze.
Der Knabe zeigte sich bei der Untersuchung wohlgenährt;
die oben erwähnten weithin gerötheten Hautstellen waren von
schmutzig-graugrünen, 2 bis 6'" hohen, Va bis ±" im
Durchm. betragenden, deutlich geschichteten, harten, unem-
pGndlichen , theils festsitzenden , theils durch Kratzen locker
gewordenen und von Excoriationen umgebenen Schuppengrin-
den besetzt , welche die Freiheit der Bewegung bedeutend be-
schränkten; die Oberarme, Achselhöhlen, der behaarte Theil
des Kopfes und die Ruckseite der Brust waren frei geblieben,
im Gesicht waren 2 kleine Schwielen. Sämmtliche Nägel
waren aufgetrieben , uneben und gebräunt. — Die Scbuppen-
grinde enthielten Milben, Milben-Eier u. Fäces. — Nachdem
Pat. durch mehrere Seifenbäder von den Schuppengrinden
befreit war, wurden durch 4 Wochen Einreibungen mit Wach-
bolderpech-Salbe gemacht. Am 28. Tage schien Pat. gebeilt
zu sein , nur hatten weder die erkrankten Hautstellen , noch
der Nägelnachwuchs ihre normale Färbung angenommen, und
schon nach 14 Tagen bildeten sich an den untern Extremitä-
ten neue, feine Schuppen , doch ohne Sarkoptes. Nachdem
man eine Salbe aus Pech , Carbonas sodae , Schwefel , Seife
und Fett durch weitere 3 Wochen täglich 2mal eingerieben
hatte, war die Heilung vollkommen. Die Nägel regenerirten sich
in normaler Farbe und Gestalt.
H eb ra's Fall betraf einen 19jäbr. Schuhmacbergesellen,
welcher an Syphilis ulcerosa im Gesichte litt und gleichzeitig
mit Krätze in hohem Grade behaftet war. Seit dem 23. März
1853 waren die seiner Geschwüre wegen angewendeten Mer-
curial-Einreibungen, so wie die Dampfbäder ausgesetzt worden
und seit dieser Zeit erst datirte sich die Entwicklung seiner
Krätzform, wegen welcher er am 19. Mai in H.'s Klinik anf-
genommen wurde. Ausser den gewöhnlichen Erscheinungen
212
IV. Pathologie, Therapie n. medieiaische Kliaik.
der Krfitse : deutliehe Gänge , Bl&scheo , Knotcben , Pastele
und Excoriationen, leigte Pat. an jeder Hohlbaod Vt big 1'"
dicke , grangelbe , fest anhängende Scbuppengrinde , welcbe
sieh Ton allen andern sonst bei Hautkrankheiten vorkommen-
den Schoppengrinden dareh ihre Härte und Sprödigkeit aas-
aeiebeeteB. Der Inhalt der Scbuppengrinde war der gewöhn-
liche ; Milben , Eier , Fäces u. s. w. — Hob man die fest
anhängenden Grinde langsam und vorsichtig — um Blutungen
zu vermeiden — mittels einer Pincette weg , so kam das nur
mit einer weichen Epidermisschicht bedeckte rothe Chorion '
zum Vorschein , auf welchem sich sogleich eine wasserklare
Flüssigkeit — ausgeschwitztes Blastem — zeigte. Streifte
man nun dieses nebst der weichen Oberhautschicht — dem
Bete mucosum -— mit einer Nadel ^ab , so zeigten sich unter
dem Mikroskope zahlreiche Milben von grosser Beweglichkeit.
Bei einer Vergrosserung von 100 des grossen PlössPscben
Mikroskops sah Vf. gewöhnlich 3 Milben (2 Weibchen und
1 Männchen) auf einem Sehfelde, und von einer circa linsen-
grossen Hautstelte erhielt er gewöhnlich durch einmaliges
oberflächliches Abschaben 6 erwachsene (4 Weibchen mit je
1 Ei im Leibe , und 2 Männchen) , 2 junge OfQssige , sehr
lebhalte Milben und 4 Eier.
Id einem Falle glückte es Vf. 2 übereinanier
gelagerte Milben verschiedenen Geschlechts zu ent-
decken (siehe Fig.)* So wie diess in der Zeichnung
dargestellt ist, schien es anfänglich , als oh die klei-
nere männliche Mühe in der grossem weiblichen ein-
geschlossen sei ; allein da die kleinere deutlich ent-
wickelte mannliche Genitalien (d) zeigte u. andererseits
Mühen keine lebenden Jungen gebaren, ferner die
Trennung dieser beiden Mühen von einander gelang,
80 glaubt Vf. annehmen zu dürfen » dass diese beiden
Mühen im Momente der Begattung sich befanden , als
iie der Tod ereüte.
a. weibl., b. männl.
Milbe; c.weibl.,d.männl.
Genitalien; e. Anus; ff.
Epimeren; g. der die
Epim. verbindende Qner-
scblauch; h. Längsschi.;
i. Verbindungsstelle bei-
der Scbläuciie ; k. Brust-
stück (Stemum).
Zur Anatomie der
Krützmübe bemerkt
ferner Vf. , dass nach
seiner Beobachtung die
beiden Epimeren (ff)
nicht, wie sonst im-
mer gezeichnet wird, schärf abgeschnitten enden,
sondern dass sie mit einem die Substanz der
Mühe durchdringenden Schlauche (g) communici-
ren, der bei veränderter Stellung des Pocus als
ein doppelt contourirter , gelber, die beiden Enden
der Epimeren verbindender Kanal erscheint. In
Bourgignon*s Werke befindet sich zwar eine An-
deutung davon, doch wird dieser Kanal ein SpaÜ^
sülon, fente genannt, der sich allerdings bei jeder
weiblichen Hübe , aber nicht an dieser Stelle , son-
dern weiter unten (hei c) vorfindet und die weibliche
GenitalüQnung reprKsentirt. Von der Mitte dieses die
finden der Epimeren verbindenden Schlauches (i),
dem Bruststücke (k) gegenüber, beginnt ein in der
Lflngenachse der Mühe verlaufender Kanal , der end-
lich in dem die weibliche Genilalspalle reprUsentiren-
"^^ Querscblitie endet, (M i 1 1 i e s.)
t^52. Die Spedtlskhed m Si. Jürgem-aufir
taU zu Bergen im J. 1850; von J. J. Lfiberg.
(Norsk Magazin. Bd. 6.)
In seinem Berichte Aber das St. iOrgens-Hospitil
bemerkt Vf. , dass Entzündungen und Neuralgien bei
den Spedalsken häufig vorkommen. Pneumonie un^
Pleuritis sind ziemlich häufig und oft heftig, zeigei
aber nichts Besondei*es , was durch die Spedalskhed
bedingt zu werden scheint. Weit häufiger als die
reine Lungenentzündung kommt Bronchitis vor, yni
giebl CS Individuen im Hospitale, die an chroniseber
Bronchitis leiden , welche sich zu gewissen Jahres-
zeiten , wenn plötzlicher Temperalurweclisel eiatriu
und hei trocknen kalten Tagen im Winter, wenn der
Ostwind weht, stets verschlimmert.
Die Neuralgien treten besonders als Schmenei
im Gesichte und Kopfe, in den Augen, Zähnen, Wa^
gen u. s. w. auf, und machen ziemlich regelmässige
Bemissionen am Morgen u. Exacerbationen am Abend.
Von allen Mitteln, die man bisher gegen diese Schmer-
zen zu gebrauchen pflegte, leisteten Ortliche BloteDl-
Ziehungen noch das Meiste und brachten wenigsless
für kurze Zeit Hülfe. In der letzten Zeit hat Vf. aber
angefangen die Belladonna mit Nutzen gegen diese
schmerzhaften AfTectionen zu gebrauchen. Gewöhn-
lich lasst er von dem Pulv. hb. hellad. alle 2 Std. od.
stündlich ^/^ bis 1 Gr. so lange nehmen , bis Erwei-
terung der Pupillen , Trockenheit im Halse , leichte
Delirien oder wenigstens unruhiger Schlaf und andere
Andeutungen bevorstehender Vergiftung entstehen.
Die EmpHlnglichkeit der verschiedenen Individuen für
das Mittel ist sehr verschieden ; so sah Vf. einmil,
dass hei einem Manne nach 3 Gaben von ^3 Gr. in
Verlaufe von 2 Tagen schon ziemlich heftige Zoftlle
entstanden. Ist das Mittel gegen reine Hyperüsüiesiea
der sensitiven Nerven des Gesichts gebraucht worden,
so hOren die Schmerzen auch sofort auf, wenn jene
Erscheinungen sich zeigen. Gegen die bei Spedalsken
häufig vorkommenden Cardialgien zeigle sich die
Belladonna ebenfalls nützlich, wirkte aber nicht so
sicher als gegen die erwähnten Neuralgien. Die
reissenden, bohrenden und schneidenden Schmenea,
welche ebenfalls am Abend exacerhiren , am Norgeo
remittiren und in den Händen sowohl als Füssen for-
kommen, gehören nach Vf. nicht zu den reinen Neo-
ralgien, d. h. zu den Schmerzen, die sich ohne sicht-
bare materielle Veränderung äussern , denn man bat
gefunden , dass bei solchen Schmerzen die Nerren-
scheiden an den schmerzhaften Stellen gerOthet ood
durch ein Exsudat zwischen den Lamellen verdickt
waren. Dergleichen Schmerzen sind nach Vf. als
eine in der Entwicklung begriffene anSsthetische Fora
der Spedalskhed zu betrachten , denn wenn sie Ha-
gere Zeit dauern , so entsteht vermehrte Anästhesie
in denjenigen Theüen, welche von den afßcirtca Ner-
venstammen Nerven erhalten. Die Behandlung, welche
gegen die reinen Neuralgien nützlich befunden wirdi
leistet hier wenig, dagegen erweist* aicb das AnsetiM
von Schrttpfköpfen llogs des Laufes der Nerven» Ka-
IV* PatlMtogia , Tlmnpk «• me^üeuiiiekft Klkik.
213
topl«ani€Dt BiareibiiBgeD rtiieii^er luil blMentlehen-
der Salben heilsam. Dergleichen Sehmerxen wieder-
holen sich allerdings nach einiger Zeit . weil sie in
der spedalskischen Dyskraste begründet sind, die
durch eine Ortliche Behandlung nicht zu heben ist,
aber durch das fragl. Verfahren kann man wenigstens
die Leiden bedeutend mindern und die Ausbräche
seltner machen. Die Allgemeinaffeciion , welche hhi
wiederkehrenden Ausbrachen der Spedalskhed sich
zeigt, kinn bei der anSslhetischen Form in Gesell-
schaft (lieser Schmerzen vorkommen , zeigt sich aber
viel häufiger bei der reinen tuberkulösen Form. Die
Ausbrache fangen gewöhnlich mit einem starken
Froste an , nach welchem brennende Hitze folgt ; die
Haut wird trocken , der Puls frequent voll u. krallig,
es ist Durst und Appetitmangel, kurzer, schneller
Alhem, Unruhe, Mattigkeit, Niedergeschlagenheit,
Kopfschmerz, Rothung der Conjunctiva, Empfindlich-
keit gegen das Licht u. s. w. vorhanden. Alle diese
Erscheinungen machen am Morgen Remissionen und
am Abend Exacerbationen. Die Knoten und Flecke
auf der Hant werden bei diesem Zustande roth, heiss
und schwellen an, und oft entstehen neue Flecke.
Ein solcher Ausbruch dauert gewöhnlich 8 — 14 Tage,
worauf die Zufülle nachlassen und der Kr. sich wie-
der leicht fablt. Wenn nicht eine Vermehrung der
in der Haut abgesetzten Knotenmasse sUttgefunden
hatte • so könnte der Zustand f&r ein heftiges ent-
sOndliches Fieber angesehen werden, aber gerade
diese Abselznng beweist, dass er mit der Spedalskhed
innig zusammenhingt und als ein Bestreben des Or-
ganismus, sich von den Stoffen, welche die fehlerhafte
Blutmischung verursachen, zu befreien, betrachtet
werden mui s. Haben sich diese Stoffe in der Haut
localisirt, so fablt sich der Kr. so lange frei, bis sich
wieder neue Stoffe im Blute angesammelt haben,
worauf unter denselben Erscheinungen eine neue
Ausscheidung erfolgt. Aeussere Einflüsse, besonders
aber Kalte und reichliche Nahrung tragen nach Vf.
dazu bei, dergleichen Anfalle häufiger und heftiger
zu machen. Dieselben erfordern eine streng antiphlo-
gistische Behandlung; AderlXsse, wobei das Blut
einen kleinen, fest zusammengezogenen Blutkuchen
mit einer dicken, starkgelben Kruste mit einwärts
gezogenen Randern zeigt, und innerlich Kali nitricum
(Y) bis I Unze auf 8 Unz. Wasser alle 2 Std. 1 Essl.),
und schafft diese Behandlung stets die grösste Er-
leichterung,
Vf. bemerkt auch, dass, seitdem man in den
letztern Jahren die Krankheit besser kennen gelernt
habe und die Behandlungs weise rationeller geworden
sei , die Mortalität in der Anstalt abgenommen habe,
die periodischen Ausbruche seltener geworden seien,
die Schmerzanßlle sich weniger heftig und anhallend
gezeigt hatten , u. dass man weit weniger Individuen
im Hospitale habe, die das schreckliche Aussehen
darbietien, welches die Spedalsken haben, wenn man
die Krankheit sich selbst überlässt. SchlOsslich er-
wähnt er noch eines Kr., bei dem im J. 1840 alle
äussere Zeichen der Spedalskhed fast ganz veraehwan*
den, als sieh eine Hypertrophie der Leber avsbildete.
Der Zustand desselben sei fast unverändert geblieben,
die Leber habe fast ihr normales Volumen wieder
erhalten und habe lieh bei ihm keine Spur von su-
neltmender Spedalskhed gezeigt, sondern seien ein
paar Knoteninfiltralionen , die noch im Gesichte vor-
handen waren, ganz verschwunden. Nur an den
Beinen seien noch Knoteninfillrationen in der Baut zu
sehrn, die aber auch im Abnehmen begriffen seien.
Das Befinden ist übrigens gut und arbeitet der Kr.
täglich. (v. d. Busch.)
953. Bericht über die fflifiik imd ^htheümg
für Syphilis im k. k. allgem, Krankenhmue zu
ßf^icH von den Jakren 1851 u. 1852; von Prof.
Sigmund. (Wien. Ztschr. IX. 5. 1853.)
Die ZabI aller AufgenommeneD belrua 1554 (819 M.,
735 W.) im J. 1851, 1577 (083 M., 894 W.) 1852.
Entlatsen wurden 2902, und starben 30.
A. Blennorrhagitehe Syphilis»
I. Blenno/Thagisehe Erkrankungen M Männern,
1) Der einfache Tripper zeigte sich 225 Mal. Der Zeitraam
zwischen dem Heisclilare und den zuerst bemerkten Krank-
heitszeicbeo betrug 1 — 9 Tage. Ja sogar zum 0. Male waren
34 Personen nin Tripper erkrankt. Die ortl. Behandlung
erwies sich , gleichwie im Jahre 1850 (cf. Jabrbb. LXXIIf.
318.), zumeist ausreichend, and wiederholte sich die Bestä-
tigung, dass die den Einspritzungen gemachten Vorwürfe
durchaus grundlos sind. Die durchscboittl. Dauer der Be-
handlung betrug 20 Tage.
2) NehenhodenenUündung (81 rechU» 05 links, 12
beiderseiu). Stets war der Hamröhrentripper noch nachweis-
bar, und hatte mindestens schon 9 Tage bestanden. Die
Behandlung blieb der früher angegebenen, seit 1842 befolgten
gleich. • Zahlreiche Prufangen haben die Nuulosigkeit der
Blutentsiehungen gelehrt, die nicht eininal den Sehmerz
dauernd beseitigen. Sobald die wesentl. Enuandungssymplome
durch gradweise Anwendung der Kalte gehoben sind, wird
der noch vorhandene Tripper, und zwar in der Regel mit Ein-
spritzongen, gleichfalls beseitigt, weil in dessen Fortliestehen
eine Ursache der Neben bodenentzfindung und ihrer neuen
Entwicklung am aodera Nebenboden fortwirkt. Kleine harte
Anschwellungen der Epididymis bleiben oft lange suriick, und
hat sieh dem Vf. dagegen Gastein bewährt, wonach er Re-
sorpi'oo von mitunter schon alten Exsudaten schneller erfol-
gen sah, als nach Soolen- und Moorbädern.
3) LeittendriUenenUilndung (25 rechU, 22 links,
7 beiderseits). Sie fiel in die Periode des stark entzündeten
Trippers und betraf fast nur scrophulose Individuen, bei
welchen der Verlauf uberdiess schon deshalb sehr langwierig
wurde , weil meistens die tiefer liegenden Dröseogruppen er-
griffen waren.
4) ffamröhrenverengerungen nach Tripper kamen
0 im Jahre 1851, dagegen 1852 kein Fall Yor. Die Kranken
hatten längere Zeit Nichts , oder sehr wenig genugende Mittel
gegen den Tripper gehraucht. Dreimal kam die mechanische
Erweiterung allein , zweimal auch die Durchschneidung ton
innen, einmal von aussen in Anwendung.
5) SpiUe Feuektwer%en (05 Falle) waren Terhütniss-
massig die hiuflgsten Folgen des Eichel trippers ; einige Male
sasseo sie in der kahnfßrmigen Gnihe der Harnröhre allein
verborgen , in 1 Falle an der innern Flüche des Nasenflilgela,
einmiti am lussem Gehorgange , jedesmal bei Individaea mit
veralteten Trippem , ohne Erscheinung von Scbankersyphilis.
Einzelne Kr. waren ausser der Anstalt mit einer ganzen Reibe
innerer und äusserer Antisyphilitica , ohne jeden Erfolg ha-
bandelt worden.
214
IV. Pathologie, Therapie n. medicinische KliniL
6) For»Hh9rdrüt9K'EnUündung» Die acate Form
wurde zweimal , und zwar uDler AbscessbilduDg beobachtet;
einmal öffnete sich der Abscess in die Blase, das 2. Mal nach
aussen in das Miltelflcisch. Blutentziehungen an entferntem
Stellen halfen ebensowenig gegen die Prostatitis , als die in
das Mittelfleisch eingeriebene graue — oder Jodsalbe. Der
— allerdings unmittelbare Blutentziehuog Termittelode —
Rath , mittels des Mastdarmspiegels , Blutegel an die vordere
Mastdarmwand anzusetzen , ist aber schon des heftigen
Schmerzes^ wegen nicht ausfflhrbar. Am wirksamsten fand
Vf. die Kilte und ausgiebige Abfuhrmittel. Die chronische
Form kam 7mal vor, und scheinen dem Vf. zur Radicalkur
derselben innere Medicamente erforderlich, wohin er auch
das Trinken des Haller- und Iwoniczer Wassers rechnet.
7) Bloienkatarrk begleitete 4 FSIle von Ilarnrohrenver-
engerung und wich auch, nachdem dieselbe gehoben war,
ohne Anwendung besonderer Mittel.
II. BlennorrhagUche Erkrankungen bei fFeihem,
1) Der Hamrökrentripper bildet nächst demjenigen
der Scheide die häufigste, aber auch mildeste Erkrankung der
Weiber, und ward, so wie
2) der Scheidentripper ganz in der I. c. angegebenen
Weise auch in diesen Jahren behandelt.
3) Der Gebärmuttertripper ist wohl höchst selten an-
steckend u. isolirt vorkommend die grosste Seltenheit. Gegen
einfache Uterinhlennorrböen fand Vf. Einspritzungen von küh-
lem Wasser mit milden Adstringentien , mittels einer geraden
Doppelröhre, ähnlich der Sonde h double courant, sehr wirk-
sam. Bei diesem Instrumente fallen alle von der über die
Grenzen des Uterus eindringenden Flüssigkeit befürchteten
Nachtheile weg.
4) Leittendriisen- Entzündungen bei Blennorrhagien
sind selten (35) und fanden sich bei sehr jungen , sehr un-
reinen und mit sehr acuter Entzündung behafteten Frauen.
Nicht wenige Aerzte , tadelt Vf. , sehen diese Drüsenentzün-
dungen für ein sicheres Zeichen der Schankersyphilis an
[kaum denkbar].
tt) Entzündungen der grossen Sehleimbälge (der
„Bartholini'schen Drüsen**) am Scheideneingange traten selten
(3) ganz isolirt , dann gewöhnlich in namhafter Ausdehnung,
auf. In der Mehrzahl (35) waren sie mit Blennorrhagien,
Schankcm u. s. w. verbunden und zeigten alle Stadien , von
der einfachen Verschliessnng des Ausfuhrungsganges u.derVer-
grössernng des Balges an , bis zu grossen eiternden Flächen,
mit l>uchtigen, Iheilweise unterminirten Rändern. In 3 Fällen
hatte die Durchbohrung vom geborstenen Balge aus in den
Mastdarm stattgefunden und dort Fisteln gebildet , welche in
Folge grosser Zerstörung allen . Heiiversuchen widerstanden.
Die beste Behandlung besteht in der unverzüglichen Spaltung
des ausgedehnten Balges seiner ganzen Länge nach , in der
Einlegung eines entsprechenden Tampons und in der wieder-
holten Cauterisatiun der eiternden Fläche. Vf. hat übrigens
diese Entzündung auch bei ganz gesunden , einige Male sogar
bei sehr jungen Mädchen mit unverletztem Hymen beob-
achtet.
6) Spitze Feuchtwarzen (196) zeigten sich nach
Schankern allein nie. Bestanden sie mit diesen zugleich in
zufälliger Verbindung, Fälle, die hier nicht mit gerechnet
sind, so wichen sie den antisyphilit. Bebandlungen nie, dage-
gen wohl den nur örtl. Mitteln. Nie sah man hiernach auf
spitze Kondylome oder Blennorrhöeo, selbst nach Jahresfrist,
irgend welche der Schankersyphilis eigenthümiichc Folgeleiden
eintreten , vras sich auch in der Privatpraxis bestätigte. Es
ist daher wohl hoch an der Zeit, dass endlich die ganz falsche
Theorie aufgegeben werde , welche die spitzen Kondylome der
Syphilis einreiht , oder sie gar als das hartnäckigste Symptom
derselben betrachtet. Grnppirte Warzen wurden sammt dem
Mutterboden mit der gekrümmten Schecre ausgeschnitten,
die über grossere Flächen ausgebreiteten mit kaustischen Mit-
teln behandelt, unter welchen der Lösung des Sublimat in
Alkohol (1 : 8) der Vorzug gegeben wird.
7) Subcutane Kondylomo^ «ZeHeDbildiDg ionii^aat
dem zugleich durch Talgansamralang aosgedehoteo Schmer-
balge**, so wie
8) Epitheliom , als wahre und genau nachweisbare Pi-
pillarhypertrophie , rechnet Vf. nicht zu der blennorrlMi.
Syphilis.
9) Anwendung neuer und neue Anwendung dUt
Mittel: betraf a) den Balsamus de Gedda, b) Tincturtfros-
dum sabinae, c) Acidum benzoicum , welches zu gtt. ? — i
dreimal des Tags bei chron. Trippem , wo noch Eiweisi ii^
katarrhal. Secret der Blase im ürine sichtbar war, mit Erftii
angewendet wurde , d) Lupulin (in gutem Zustande fortbei-
haft), e) Peru-Tolu-Balsam und Terpentin, f) Eiospritzoii^
des Copaivbalsams , von Sulphas cadmii , Acetas und Solpin
cupri. Besonders erhebliche Vorzüge Itesaen sich nicht »^
finden.
B. Schanker ' Syphilis.
I. Bei Männern (877 Fälle, wovon 521 mi( prim. vU
356 mit secund. Formen).
1) Einfache Schanker (2M), Ungewöhnliche Orte de
Vorkommens waren der Zeigefinger allein , der Mitteifinfer,
ein Oberschenkel , eine grosse Zehe u. s. w. , 11 Nal &
Urethra. In zweifelhaften Fällen ward stets geimpft. Die
Behandlung blieb der frühern gleich , deren leitender Graai
satz war, das Geschwür möglichst schnell und voüstäadifB
zerstören. Zu diesem Zwecke ward häufiger als früher ia
Aetzkali mit Aetzkalk (2 : 1 in Stangen gegossen) mit idr
günstigem Erfolge angewendet. Statt des früher empfohleoa
Calomels , zum Aufstreuen bei flachen , ausgedeboteo Ge
schwüren , ward mit besserem Erfolge das Protojodoret. hf
drnrgyri benutzt.
2) Leistendrüsen-Entzündungen (255) verhielten $ick
und wurden behandelt wie in frühem Jahren. Derebentb
so häufige Brand reducirte sich 1852 auf nur 2 Fälle. Weti
der Grund hiervoajn der schwer erkämpften Verbesseroog te
ehedem sehr ungunstig beschaflenen Räume ,. demzofolge ii
der möglichsten Reinlichkeit und Sonderung der Kr. liegt, k
ist doch Vf. nicht abgeneigt, auch dem Umstände eioigeo Bi-
flnss zuzuschreiben, dass in diesem Jahre noch häoflger, ah
früher, statt des Messers die Aetzpasten zur Eroffaung ^
Drösenabscesse verwendet wurden.
3) Seeundäre Formen (356) zeigten sich am bli^-
sten als Rachengeschwüre (85), demnächst Papela (67),
Schuppen (48) , Flecke (47) , Pusteln (11) u. s. w. Die
Diagnose constaürte man niemals aus ei ner Erscheinung ilieii.
sondern durch genaue Aufsuchung der noch vorhandeneoprii-
Geschwüre oder deren Reste , und unterwarf die übriges 0^
gane und Systeme besonders die lymphatischen Drüsen, »
weit sie dem Tastsinne eben zugänglich sind, einer sorgfaiüfa
Untersuchung. Die Schwellung der Nacken- uad hiniöi
Halsdrüsen fand man nicht so stätig , als jene der Ob««*
und Achseldrfiseo. Diess Zeichen ist um so werthToller, »
es leicht aufzufinden , bei freier Betrachtung der Hand a. jw
Armes sofort nachgewiesen werden kann , und weil es dord
kein örtl. Leiden dieser Theile bedingt ist, was hinsichtüd
des behaarten Kopfes, des Gesichts und der Moodhoble bkh
so sicher ist, da deren nichlsyphilit. Erkrankungen Schwelloi-
gen der Nacken- und Halsdrusen oft genug herbeifuhreo. . v
erhärtet sich dem Vf. immer mehr, dass die Mercurialicn J«
allen andern Mitteln den Vorzug verdienen , und ward «•«
von dem Jodkali ein immer beschränkterer Gebrauch gemacW.
Die von jenen am häufigsten angewendeten Präparate war«-
Sublimat, graue Salbe, Proto- und Deulojoduret de« Mercan
und rolhes Mercuroxyd. Sehr oft kamen neben und mit at
aen Präparaten bittere Mittel , Chinin, Eisen, Leberthraoi
Gebrauch. De' Leberthran übertraf bei Scropholose, Anaiw
und Tuberkulose häufig jede Erwartung. Ermoss abff»«^
nate hindurch , in nach und nach steigenden Gaben (h»
9 Esslöfifeln täglich) forlgereicht werden, u. sagt ^'«^ »"'^
nicht in dem zum Theil nicht erwiesenen , wm Theii j»
vrandelbaren Gehalte an gewissen Bestandtheileo , »* '^
IV. Pathologie, Therapie u. medioinische Klinik.
215
liosphor u. B. f. , liegt wohl die. Verschiedenheit der Aosich-
tn über die Wirkung dieses höchst schäizharen Mittels.'*
II. Bei JFeibem (859, wovon 401 mit prim., 458 mit
ec. Formen behaftet waren).
Das auffallende MissverbaUniss dieser Zahlen erklärt sich
lurch Unkenntniss der Leiden und die Schüchternheit vieler
raoen , von vorn herein ärztl. Hülfe zu suchen. Als unge-
röhnl. Orte der prim. Formen werden angeführt die Finger
2), die Zehen (3), der Nabel (4), der Scheidentheil (13),
ier After (52). Stets hatten oder bestanden noch gleichzei-
ig Schanker an den Genitalien , und alle an dem After Er-
LrjDlLten litten an starken Blennorrhagien, und waren, gleich
len meisten übrigen Kr. , sehr unreinlich. Die Zahlen der
\eeund. Formen gruppirten sich ähnlich gleichwie bei den
Minnem ; indess verdienen die breiten Kondylome (195) he-
looders gezählt zu werden , und traten auch häufiger Haotge-
ichwfire (16) und Knochenleiden (17) ein. Ob der wahre
ruberkel , der bei sypbilit. gewesenen in dem spätesten Zeit«
-aum , einmal angeblich nach 20 Jahren , zu den »weifeüot
lyphilit. Foigekrankbciten zu zählen ist, lässt Vf. von weitern
Beobachtungen abhängen , da er auch bei nicht sypbilit. ge-
wesenen Personen vorkommt. Mercur war auch für die
Frauen das Hauptmittel. Seihst Schwangere vertrugen ihn,
iiod die dadurch von der Syphilis geheilten Mütter brachten
M'enigstens gesunde, noch nicht mit sypbilit. Erscheinungen
l>ehaftete Kinder zur Welt. Das mit Schankersyphilis der
i¥eiber so häufige gleichzeitige Bestehen von Blennorrbagien
fordert eine besondere Berücksichtigung, weil hierdurch ge-
nröhnlich die prim. Geschwüre und bei seeund. Syphilis die
[>reiten Kondylome fortgepflanzt werden. Neben surgfältigster
Reinlichkeit sind adstringirende Mittel wirksam , und werden
die Kondylome selbst mit Losungen von Sublimat in Weingeist
[1 zu 8Th.) leicht überstrichen, nur längere Zeit wider-
stehende werden mit Aetzmitteln oder der Scheere abge-
tragen.
Die Erkrankung der Nägel bleibt , wenn sie einmal
einen ganzen Nagel ergriffen hat, unheilbar. Das Ausfallen
der Haare gehört den sypbilit. Erscheinungen selbst zu , ist
weder auf Rechnung der Mercurialien, noch des Jods zu brin-
gen. FerkUrzung der Muskeln stellte sich bei einer Kr.
wahrend der Schmierkur ein, eine Nachbehandlung mit«Jod-
kali und Dampfbädern beseitigte das Leiden. — Unter den
neuen Mitteln verdient nur das chroms. Kali und die Traiba-
Erde Erwähnung ; beide blieben indess erfolglos. Nicht so
der einen um den andern Tag Serophulösen, Anämischen und
Tuberkulösen gereichte phosphors. Kalk (20 — 60 Gr. p. d.).
C. Hfichisyphilititehe Formen.
Zofall , amtl. Weisung , Zweifel und Wunsch der Kr.
führten 127 Fälle dieser Formen in die Anstalt. Es wieder-
holte sich die Erfahrung , dass (während 14 Männer) nicht
eine einzige Frau mit eingebildeter Syphilis aufgenommen
wurde.
Einzelne Bemerkungen,
Impfungen a) mit dem Trippersecrete gaben in allen
Fällen wiederholt negative Resultate , b) ebenso die mit dem
Eiter und Exsudate von breiten Kondylomen u. c) diejenigen
loit dem Eiter von seeund. Haut-, Gaumen- und Rachen-
Geschwüren. . Dagegen gelang die Impfung, ausser mit dem
Eiter des prim. Geschwürs , mit dem Eiter aus solchen Lei-
stendr üsen-Abscessen beim Schauker, in welchen der Abscess
io Form , Rand und Grund mit jenem ein gleiches Aeussere
darbot. Aus einer Reihe von Beobachtungen ergab sich fer-
ner, dass die Impfung auf Thiere seilen fehl schlägt, ob dar^
nach auch seeund. Formen folgen, ist annoch unerwiesen.
Es bestätigte sich im Verlaufe der genannten 2 Jahre wieder
vollkommen , dass bis zum vollen Ablauf des 4. Tages die
Pustel und das Geschwür eine rein örtl. Erkrankung bleibt.
Diess Ergebnjss ist allein schon für die Therapie und Prophy-
laxis so fruchtbringend , dass sich damit das grundlose Eifern
gegen vorsichtige Impfungen beschwichtigen lässt.
Die Vehertragung der seeund. Syphilis, und zwar
mittels Fapsln und breiter Kondylome , fand Vf. widerholt
bestätigt. Die Annahme, dass der Mensch nur einmal an
seeund. Syphilis leide, theilt Vf. nicht, indem er sich auf
Fälle beruft, denen zufolge nach 9 und 11 Jahren abermalige
prim. Ansteckungen entstanden, nach welchen sich unter Vfs.
Augen auch von Neuem seeund. Formen : als Flecken , Drü-
senleiden , Rachengeschwüre entwickelten , die er durchaus
nicht als Rückfälle anzusehen vermochte. — Die Tr^er^
seuehe, beziehungsweise die Trippertuberkulose, bat Vf.
ebensowenig je beobachtet , als Trippergeschwure. Das von
Di t trieb beschriebene Leberleiden beobachtete er dagegen
wiederholt , ohne sich indess für jetzt schon von dem sichern
ursächlichen Zusammenhange dieses Leidens mit der Syphilis
für überzeugt zu halten. — Zur Beleuchtung der Erfolge
einzelner Gruppen der sogen, speeifischen Antisypbilitica hat
Vf. eine Reihe von 1307 Fällen seeund. Syphilis zusammenge-
steltl , und wird er das Resultat später ausführlich in einer
besondem Arbeit veröfrentlichen . (Hacker.)
954. Die Syphilis im Unter -Neutraer Comi-
tote; von Joseph Nagy. (Uog. Zlschr. IV. 48.
1853.)
Die Syphilis ist im genannteo Comitate, vorzüg-
lich bei dem Landvolke, sehr verbreitet, kommt fast
nur in Secundarformen vor , and zwar hauptsSfchiich
io der kondylomatOsen. Primüre sind so äusserst
selten, dass Vf. als aogeHlhres Verhültniss 1 auf 150
Fülle von jenen aogiebL Bald tritt die Krankheit als
Sdileimplatte , bald als tuberkulöser Hautausschlag
auf. Im letztern Falle fehlen meist die erstem. Selbst
die hin und wieder vorkommenden maculOsen und
papulösen Uautausscblüge charaklerisiren sich durch
eine hypertrof^hisclie Veit über die Haut sich erhe-
bende Entwicklung. Die Affectioncn auf der ünssern
— wie der Schleimhaut treten nach Kurzem in Eite-
rung , die , anfangs lange auf sich selbst beschränkt,
erst in der Folge weiterschreitet. Am häufigsten
zeigt sich dann Angina syphil. condylomatosa ulcerosa
und Laryngitis mit dann starkem Lungenemphysem.
Die Haulausschlilge greifen oft so tief ein , dass sie,
nach Vereiterung des Tuberkels, die darunter liegen-
den Organe bis zu den Knochen und Gelenken zer-
stören, in diesen Füllen bleibt die Schleimhaut meist
unbetheiligt. Immer Ueibt die Syphilis lange Zeit
auf die Haut und Schleimhaut beschrankt , die Con-
stitution unversehrt, tertiäre Zufalle treten erst spät
ein. Kräftige, gut aussehende Bauern leiden nicht
selten 5 Jahre an tuberkulöser llautsypliilis, ä Jahre
an kondylomatOser Angina , ohne dass der UIcera-
tionsprocess die darunter und nahe liegenden Organe
im Mindesten angegriffen hatte. Ist indess auch die'
Intensität der besprochenen Syphilisart geringer, so
hat sie später bei Krwacbsenen nach und nach das
ganze Heer der scropholOsen Leiden im Gefolge , so
wie die Scrophulosis bei den Kindern sich fast gleich-
zeitig mit ihr entwickelt. Diese Syphilis kommt auf
dem Lande bunt durcheinander vor, bei decrepiden
Greisen , jungen kräftigen Leuten , Kindern , Säug-
lingen; es werden meist die zusammenlebenden Pa-
milienglieder von ihr befallen , die Infection ist pro-
gressiv von einem inficirten Hause zum andern, in
allen Fällen nachweisbar durch das Zusammenleben,
den gemeinschaftlichen Gebrauch der Trink - u. Ess-
gescbirre, des Uausgerttlhes u. s. w. bewirkt; es
31»
IV, FMlhologie» Therapie u« medicinische Klinik.
gelll^{t tHr Ansteckung, dass ein mit Kondylomen be*
haftetes loditiduum längere Zeit sich in einem Hause
aufhalt. Die Ansteckung wird durch second. Sym-
ptome vermittelt [kurz, die Krankheit gleicht in jeder
Besiehung den Syphiloideni und wäre daher auch als
solche SU klassificiren und tu benennen]. Die Mer*
curialien bewiesen sich dem Vf. als schädlich, Jod-
praparate hingegen, selbst in Verbindung mit Queck-
silber» als nOtslich. In versweifelten Fallen, bei
tief fressenden üautgeschwOren , wenn wichtige Or^
gane, das Leben bedroht, oder sobald die meisten
Methoden ohne Erfolg geblieben waren» bewahrte
•aoh als das vortrefflichste Mittel Donovan's Liquor
[cf. Jahrbb. XXVI. 148 u. 149], .der su 5, steigend
bis su 60 Tropfen früh und Abends in Wasser ver-
ordnet worde.
Obschon die fragl. Syphilis scheinbar leicht geho-
ben wurde , so brach sie doch häufig wieder hervor,
ond radicale Heilung war im Ganzen eine Seltenheit.
Otrtliche Symptome, wie Kondylome und GeschwOre,
wurden im Beginne, besonders bei Kindern, in vielen
Flllen allein durch nachdrückliche Aetzungen auf die
Bauer beseitigt. (Hacker.)
955. Bebandlug der SjpUIis in Spanien ;
nach Dias Benito zu Madrid, mitgetheilt von
ratio t. (Presse m«d. 30. 1853.)
Bemerkenswerth ist vor Allem das Miasverhait-
niss, in welchem in der spanischen Armee die syphil.
su den Übrigen Krankheiten stehen. Von 558 in
dem Militairbospitale zu Madrid bebandelten Soldaten
sollen 227 an Syphilis gelitten haben. Wie sich in-
deaa schon aus den hier mitgetheilten 4 Beobachtun-
gen ergiebt, bat man über die Ursache und das We-
sen der patholog. Störungen noch einen sehr schwa-
chen Begriff. Es werden alle krankhaften Erichei-
nnngen an den Geschlechtstheilen für syphil. betrachtel
und als solche aufgeführt, und zwar allein deshalb,
weil man annimmt, dass sie durch geschlechtliche
Vermischung entstanden sind, unter solchen Umstän-
den erzeugte Affectionen aber sammtlich von der^-
selben Natur und Ergebniss derselben Ursache sein
müssen. Daher die Unbestimmtheit in der Diagnose
und der Therapie, wie der Bef. dieser Benito-
Fall o t *scben Beobachtungen bemerkt, und sein Ur-
theil durch nachfolgende Reflesionen erhärtet, die wir
für jeden Fall unterschreiben. Die Beobachtungen
betreffen ein Ulcus elevatum nebst Bubo, welcher
einen Tag früher, ala daa Geschwür, entstanden sein
soll. So wie schon deshalb die syphil. Natur des
Bubo sweifelhaA ist, er wenigstens durch das Ge-
schwür nicht bedingt sein kann , so werden Üoden-
geschwülste, mit u. ohne Hydrocele, und im 4. Falle
letstercmit etwas Anschwellung eines Hoden, weil PaU
vor 2 Jahren „kleine verdächtige" Geschwüre an der
Vorhaut gehabt hatte, ohne dass sie irgend eine Spur
nach der Heilung surUckgelassen hatten, ohne weite-
res , sammtlich als syphilit. Affectionen betrachtet u.
behandelt* Damit sich der Leser einen be^riS von
der Behandlung machen kann , führen wir ihm 4«b
1. Fall vor. welcher, insofern das GeschwQr ohne
Verhärtung bestand, allein n^iltels Ortl. Mittsl auf
einfache Weise in Kürze hatte beseitigt Werden kön-
nen. Hier wurden aber verordnet, wie dies« g^
wohnlich sein soll : eine Solution von 6 Gr. Subli-
mat, 2 Gr. Salmiak u. etwas weisser Seife in 3 Ubl
Wasser, auf den Bubo Blutegel, Einreibungen vw
Belladonna und graner Salbe, Kataplasmen. Nicb-
dem der Sublimat bis taglich zu 1 Gr. gebraucht und
der Salivation halber ausgesetzt worden war, Kalijod.
Merkwürdig fand man , nicht so die Presse m^.,
welche hierin Folgen des Missbrauchs einer gefiihr-
Itchen Behandlung sieht , dass trotz dem Mercur urf
Jod seeund. Symptome eintraten, afs ; Fieber, Bint.
heftiger Kopfschmerz, welcher bis zum Sooneiaiif-
gang allen Schlaf verscheuchte, und den Kr., obwoU
er daa Kalijod, mit welchem bis su 40 Gr. laf^
Gabe gestiegen wurde, anhaltend fortbraocbte, s^r
herabbrachte. Es, ward nun ausgesetzt u. des Kop^
Schmerzes wegen die Stirn mit blausaurehalligen
Wasser gewaschen , nach 2 Tagen eine Salbe im
Belladonna- und Aconit- Eztract eingerieben Dach
abermals 2 Tagen, da keine Besserung eintrat, top
Neuem zu dem Jodkali übergegangen , dreimal 4ei
Tags 3J, vor Schlafengehen 1—^2 Gr. Opium. Bie^
auf 18 Gr. schwefeis. Chinin mit Opium, wonach in
2. Tage „viele Schleimplatten k la figure" erschienen
und hierauf der Kopfschmerz alsbald nachliess. Noo
„Bob de Laffecteur ^ , Sublimat Gr. jj , RXucheruo-
gen nach Gonsalvez jeden 2. Tag." Als ssch
einer diessartigen secbstagigen Behandlung daa Zaba-
fleisch angegriffen wurde , ward jede spectflscbe Me-
dication aufgegeben , man gab dem PaL, nebst eineo
Sassaparillendecocte, Braten und Bselsmilch, wonaf
er nach einer 2VaO>ünatl. Krankheit, „oder vieinehr
Behandlung", wie die Presse sagt, ReconvalesceM
wird. Sapienti sat. (Hacker.)
056. Phagedäniscber Schanker m ober-
Schenkel; von Paulsin Mootjoie. (Med. Gentr.-2(g.
67. 1853.)
Ein 40jähr. , kräftiger Mann hatte sich vor 3 Wo^eo
einen Schanker zugezogeo , welcher links nebeo dem Biod-
chen sass, in die Tiefe ging, einen Durchmesser von 3 Lioiea
und callose Rinder hatte. Sablrmat zu Vio ^^ • * J'^^M'
Tag nm eine solche Gabe ao steigen ; dabei knappe Diit
Nach 14 Tagen achrieb Pat., er habe seit 3 tagen in der Mtue
der innern Seite des linken Oberschenkels eine sehr Kbaien-
halte Geschwulst. Fleissiges KaUplasmiren. Erst am 21.Ka^
tage iah Vf. den Kr. wieder. Die Geschwnist war aof- oodlii
ein tiefes , kreisniodes , thalergrosses Geschwür mit iosierit
scharfem Rande fibergegangen. In der Mitte desselben san
eine grauliche Substanz fest auf, zwischen welcher und den
Bande eine linienbreite goteitemde Delle lief. Der Scbanker
am Penis hatte sich verkleinert , die Inguinaldrösea der be-
irofTenen Seite waren etwas geschwollen , Pat. selbst io Fol^
der strengen Drat etwas berabgekommen , doch aasserdein ge-
sund. Am 26. Kurtage' war die grane Substanz rerriogert,
in gleichem Maaase aber die Delle , welche den besten Eiter
gab , vergrössert. Nachdem mit den Pillen bis xo 12 StSck
gestiegen worden war , Gel man in gleicher Weise mit der
Gabe, und wurden im Ganzen 40 Gr. verbraocht» obaa M^
lY. Paihriagn, fiienpie o. medieimtche Klinik.
217
eine oaohtlMiiige Folge , ohne das» ekie Spur f ob 8peicliet>
fl«u eiolrat. Der urspruofl. Scbaoker bette 89, der 34 Tage
apäter am Schenkel ent .tandeoe 35 Tage zur Heilung bedurft.
Der Mann ist gesund geblieben und nach Jahresfrist wieder so
starb and etfimmtg wie frGber gewesen. Vf. findet den Fall
aeiner Harlnielügkeit , der grossen Menge des ohne Nacfatheil
ferbniU£btcn Sublimats und der seltenen Stelle wegen, wo
das apsecundäre [?] Gescbwar** auftrat, interessant.
(Hacker.)
957. tUU ?M SMimd. SjphiliS; voa Tho-
mas P o l a o d. (Giiy*s Uosp. Rep. VII. 2.)
Mil Uebergeliung der ebenso gewöhDÜcben als
einfachen Halsgeschwttre beschränkt sich Vf. hier auf
die syphilil. UIceralionen des Mundes» der Zunge»
Lippen und Nase, worüber nur wenig geschrieben
worden ist, obwohl sie die hartnackigsten und daher
heilschwierigsten Zur<ille der constitulionellen Syphi-
lis ausmachen. Sie widerstehen oft allen' Heilmetho-
den; während einige durch eine Klasse von Mitteln
gehoben werden, die in andern Fällen -ohne Wirkung
bleiben, kehren andere wiederum fast ebenso schnell
zurück , sobald das Mittel ausgesetzt wird ; ja einige
recidiren selbst während der Behandlung, mittels
welcher das Geschwür bereits geheilt worden war,
und welche' nur forlgesetzt wurde, um möglichen
Rückfällen vorzubeugen. Diese UIceralionen der Zunge
zeigen eine unbegrenzte Verschiedenheit in ihrem
Auftreten , schlagen ihren Sitz überall auf, gewöhn-
lich an den hinlern Seitentheilen, doch auch auf dem
Racken, der Spitze, der obern und untern Fläche.
Dem Charakter nach unterscheidet Vf. die oberfläch-
liche Erosion, die einfache Fissur, das 9phihOse, das
erhabene und das nicht syphilil. GeschwUr. Diess ist
ruod oder hufeisenförmig, tief und ausgehöhlt, hat
einen gelblichen zähen Ueberzug, erhabene harte
Ränder. £s zeigt sich je nach der Constitution und
detti Missbrauche des Quecksilbers verschieden; ist
bald entzündet, bald chronisch, bald phagedänisch
u. s. w. ; simulirt nicht seilen eine krebsartige Be-
schaflTenheit , besonders wenn der Grund und die
Runder sehr hart sind. Vf. hat in letzter Beziehung
mehrmals Hissgriffe, selbst von tüchtigen Praktikern,
begangen, beobachtet. Sämmtliche syphilil. Zungen-
leiden verlangen Örtliche Adstringentia und bisweilen
Mercurial-Lolionen. Ausserdem müssen innere Hitlel
angewendet und diese, so oft als ihre Wirkung auf-
bort» mil anderb verlauscht werden. Obenan steht
das JodkaHt welches indess oft nach. 6wöchenll.
Gebrauche zu wirken aufhört , oder Jodismus erregt»
ohne die Krankheit zu bessern. Ferner lobt Vf. das
j4ciäwn nitro-muriat., den Sublimal in ganz kleinen
Gaben, etwa zu '/^^ Gran. Er zeigt sich besonders*
dann sehr vorlbeilhaft, sobald gegen das prim. Leiden
nicbl viel Mercur gebraucht worden war. Arsenik ist
in invelerirlen und chronischen Fällen von Nutzen.
Als anderweile Unterslützungsmiltel werden die Eisen-
präparate, Sassaparille, rischteberChran u. s. w. er-
wähnt. UIceralionen in der Schleimhaut des Mundes
weichen t oa denen der Pasces nicht wesentlich ab ;
iie zeigen meiti die apbihOse a. eberflächliohe Fem,
«ed, JOrbk Bd. M. RH. ä.
und befsllen gewMiolich die mil den Zähnen in Be-
rührung siebenden Stellen. Syphiiit. Geschwüre der
äussern Lippen und der Nasenflügel überdecken sich
mit einer harlen 'Kruste, unter welcher die Verschwä-
rong im Verborgenen statlhi^l, so daas häufig der Kr«
und Arzt sich täuschen. Entfernt man die Kruste, so
findet man eine tiefe, breite, sehr garstige Verschwä-
rang. Diese Gesehware haben grosse Aebnlichkeit
Bit dem Lupus non exedens slrunHlser Personen. Man
hat steh daher vor Hissgriffen zu hüten , folglich die
andern begleitenden Symptome zu berticksiehtigen^
den deutlich ausgesprochenen syphilil. Charakter auf^
zusnchen. Neben der angegebenen innern ist die
änsserliche Behandlung, «m den Uleeralionsprecess
aufzuheben , Hauptaufgabe. Vor Allem ist unerläss-
lieh, die Kruste zu entfernen; ausserdem bleiben die
Ortl. Mittel vOllig erfolglos. Sie muss vor jedesmali-
ger Application der HoUensleinauflösung, die mit
einem Kameelhaarpinsel aufgesirichen wird, mittels
eines erweichenden Umschlags bntfernt werden, damit
die Solution (3 — 15 oder mehr Gran auf 5J) in un-
mittelbaren Conlacl mit der Geschwürsfläclie kommt.
Bei chronischen und inveterirteo Formen werden lier
Höllenstein ni Substanz, die Salpetersäure, das Chlor-
zink, Kah caustieun , Arsenik angewendet. — Zum
Schluss giebtP. 21 kurz erzählte Krankengeschichten.
(Hacker.)
958. lOllensteiDsalbe gegen Babonen ; von
Lange in Königsberg. ' (Deutsche Klin. 30. 1853.)
Obgleich frühere Versuche zur Fortsetzung der
von Lntent empfohlenen HöMensieinsalbe nicht ei»*
luden, so wandte sie Vf.. doch nachträglich in 66
Fallen an. Es erfolgte 24mal Zerlheilung, 20mal
Eiterung, 22mal roussle davon, weil sich die Kr. der
lernern Application widersetzten , oder der Erfolglos
sigkeit ballier abgestanden werden. Das Verhält-
niss des Höllensteins zu 5jj ad § ist zu stark und
wählte Vf. gewöhnlich 3j» einige Male nur Gr. xv.
In diesem Verhältnisse zeigte sieh die Salbe schon
deshalb wirksamer, weil sie nicht schon nach den
ersten 3 — 4 Tagen ausgesetzt werden muss. Die
Methode ist aber zeitraubend, kostspielig und sodann
stets schmerzhaft, und nnissle sje, auch wenn sie
half, meist durch aiadere Miilel unterstützt werden.
Die Aelher- und Jodtinctnr-Einspritzungen bei eitern-
den unterminirtenBubonen wurden in 14Fllllen, doch
n«r zweimal mit guion Erfolge versucht. Ho dann
warnte vor denselben, weil er darnach heftige £n^
sindimg und Abscesse entstehen sah, Vf. beebaditele
jedodi , ausser einem sehr befligen Schmerze , wes-
ladb die Kr. höchstens 2 — 3mat dazu zu belegen
waren, keine anderwäten Nachlheile. Effenber-
ger *s Empfehlung von Umschlägen mit Boraxlösung
gegen gangränöse Bubonen fand Vf. in 2 Fällen durch-
frtts nicht bestätigt , obschon sie jener in 50 Fällen
mit ausserordentlichem Erfolge angewendet zu haben
versicherte. '^"^^ ^ (Hacker.)
28
218
IV. Pathologie, Therapie u. mediciniiche KliniL
959. Ueber Kondylome; von Dr. h. Zeissi.
(Wien. Zlschr. iX. 5. 1853.)
Die Gründe, warum das Kondylom noch immer
einer so grossen Begriffsverwirrung unterliegt, be-
stehen dem Vf. zufolge darin , dass man ohne histo-
logische Begrenzung alle zapfenartige , abnorme, auf
irgend einem Organe epigenetisch aufsitzende Gebilde
Kondylome nennt, so wje in dieser Benennung selbst
und der Eintheitung in spitze und flache. Beide un-
terscheiden sich von einander nicht allein ausserlich,
sondern auch histologisch und nosologisch. Die
spitzen sind zapfen- oder zottenarlige , aus Binde-
zellgewebe bestehende , mit mehr oder weniger Epi-
dermis oder Epithelium überkleidete, auf der Haut
oder Schleimhaut epigenetisch aufsitzende Neugebilde.
Ihre äussere Form wird durch die Oertllchkeit , die
Einwirkung von Druck bedingt. Das in dem spitzen
Kondylome verlaufende Schlingengefäss giebt sich an
der frischen Schnittwunde durch 2 Blutpunkte kund.
Bedingende Momente zur Erzeugung der spitzen Kon-
dylome sind : Feuchtigkeit, Wärme und Reibung. Ein
längere Zeit auf einer Haulstelle verweilendes Secret
wird bei gleichzeitig erhöhter Temperatur faulig zer-
setzt, wirkt macerirend, wonach sich die epidermislose
Stelle mit kondylomatOsen Wucherungen überdeckt.
Da nun das Trippersecret und die Oerllichkeit der Ge-
nitalien obige Bedingungen am Meisten darbieten, so
erklärt sich ihr häufiges Vorkommen bei dem Tripper.
Doch hat weder dieser, noch der Schankereiler ein
Privilegium, spitze Kondylome zu erzeugen , sondern
sie entstehen auch nach langwährenden, schlecht
behandelten Ekzemen u. s. w. In Betreff des flachen
Kondyloms theilt Vf. G. Simonis Ansicht, dass sei-
ner Bildung oft eine mit Jucken oder leichtem Bren-
nen verbundene Röthung der Haut vorausgeht, wor-
auf man auf ein entzündliches Exsudat schliessen darf,
welches als Material des neuen Gewebes verwendet
wird. Ursprünglich zeigen sich die flachen Kondylome
als Uautknoten. Die breiten Kondylome unterschei-
den sich also histologisch nur in ihrem Beginne von
den spitzen. Ist einmal ihre Hautdecke geborsten,
so entwickelt sich gewöhnlich aus dem zu Tage lie-
genden Exsudate ein die ganze Breite des ottenen
Knoten einnehmendes, bindezellgewebiges Neugebilde,
welches, abgetragen, keinen mikroskopiscb-histolo-
gischen Unterschied vom spitzen Kondylome darbieten
kann. Ein solcher ist nur dann möglich , wenn der
noch geschlossene Knoten exstirpirt und untersucht
wird. Das übrigens das flache Kondylom eine andere
genet. Ursache hat, beweist der Erfolg der Therapie
auffallend, indem Antisyphilitica dagegen meist
schnell , gegen das spitze nicht wirken. Endlich ist
das flache Kondylom gewöhnlich mit andern syphil.
Hautkrankheiten verbunden , während das spitze mit
Syphiliden, wenn auch nicht selten , doch immer von
diesen unabhängig vorkommt. Das subcutane Kon-
dylom ist dem spitzen histologisch ganz gleich , nur
dass es in einem erkrankten Taigfollikel sitzt, u. erst
durch den Seitendruck desselben und den dadurch
bewirkten Austritt des eingedickten Sebums zu Tage
gefördert wird. — Schlüsslich macht Vf. darauf auf-
merksam, dass in der heiligen Schrift, wenigstens
nach dem übereinstimmenden Wortlaute der authen-
tischen Uebersetzer, im 5. Buche Mosis, Gap. 28, u.
im 1. Buche Samuelis, Cap. 5 u. 6, der Feigwarzeo
Erwähnung geschieht. (Hacker.)
960. Ueber Behandlung des Trippen; too
Milton. (Med. Times and Gaz. May 1853.)
Wenn auch in systemat. Werken UnterscheiduDgea
des Trippers in den rheumat., scrophulösen, vortVe^
härlung oderUlceralion der Urethra bedingten u.s.w.
von grossem Nutzen sein mögen , so , meint Vt, ge-
nüge es [?J in einem Aufsatze , welcher allein die
Heilmittel bespreche, ihn unter folgenden 3 Gesichl»-
punkten zu betrachten: insofern er 1) von einer
Structur-Veränderung oder beginnenden Verengeroog
verursacht, 2) diess nicht der Fall, oder Dicht er-
kennbar ist, 3) er von Krankheiten anderer Organe, als
des Hoden , der Prostata u. s. w., unterhalten wird.
Bei Trippern , bei welchen sich von einer Slriclur
Nichts darthut, spritzt Vf. stets Salpeters. Silber in stei-
gender Dosis ein. Er hat nie nöthig gefunden, diese
Einspritzungen schwächer als Gr. j, noch stärker, als
Gr. X auf 5] zu verordnen. Gleichzeitig wird vor
dem Frühstück eine Gabe Rhabarber mit Kali aceti-
cum gereicht, so dass etwa 2 Stühle des Tags ein-
treten. Häuflg erfolgt bei dieser Behandlung unmit-
telbare und bleibende Besserung. Stösst man dagegen
auj sehr empfindliche Stellen , wie solche hauplsacli-
lich in dem tiefern Tlieile der Urethra vorkommen, so
lässt der Ausfluss , so lange sie fortbestehen, nicht
nach. Begegne! man einer Strictur, so muss man
selbstversländig, zu dem Boogie seine Zuflucht neh-
men, und haben wir es nicht mit einem reinen Nach-
Iripper zu thun. Sobald sich eine Strictur zu bilden
anfängt, ein Zustand, den man die granulöse Urethra
nennen kann , so ist der Kanal rauh und an manchen
Stellen etwas verengt. Das Einbringen des Instru-
ments. verursacht Schmerz, und eine hartnackiget
purulente Absonderung fehlt fast nie. Hier nOlzt
nur ein beharrliches Bougieren. Gegen den reinen
Nachtripper aber wirkt am Schnellsten und Zuverläs-
sigsten das Blasenpflasler [cf. Jahrbb. LXXVIll. 40.].
Vf. lobt gegenwärtig ein von Brown angegebenes
Pflaster. Von den angefügten Krankengescbicbleo
bestehen 4 in Complicalionen mit Stricturen, wo-
gegen das Vesicator also nicht ausreicht, allein anch
bei den andern 2 heisst es einmal , der Ausfluss be-
stand noch fort , und Pat. schrieb , er werde dem
Vf. später über dei\ Fortgang berichten.
(Hacker.)
961. Die Tripperhoden; ^on Th. Clemens
in Frankf. a. M. (Deutsche Klin. 24. 1853.)
„Die Tripperseuche gehört zu den Krankheiten.
welche wegen ihrer Häufigkeit [?] einer genaueren
Kenntniss sich bis jetzt entzogen habeii." t9^^^ ^^^
V. GynSkologie n. Pldiatrik.
219
men der secondiren [t] Trippersenche mdssen jedoch
driDgend und namentiich der Aufmerksamkeit prak-
tischer Aerite empfohlen werden, denn sie Uberlreffen
die secundXre [?] Schankersenche in vieler Beziehung
an OartnUckigkeit und Gefahr, um so mehr, als die
Tripperkuren, wie es scheint, der Mode unterworfen
sind/' Vf. will hier nicht von Trippermetastasen
reden , sie sind bekannt genug [?] , sondern nur von
selbststandigen Beobachtungen der „secund.'' Tripper-
seuche, besonders von den „Hodenveranderungen",
die ihm von allen Formen dieser Seuche am H^fufig-
sten vorgekommen sind. Er hak es indessfür nOthig,
vorerst der Tripperseuche im Allgem. zu gedenken,
„da gar viele Laien und Aerzle diese Krankheit als
unbedeutende, gleichsam katarrhalische Afleclion eben
sich selbst überlassen." ,,Es giebt eine [entzünd-
liche?] Hodenanschwellung." Vf. hat „nicht wenige
Falle beobachtet, wo ein, auch 2 Monate und mehr
Zeit vergingen , ehe sich nach vollständig [?] geheil-
tem Tripper die secund.- Hodenaffection einstellte."
„Im Allgem. haben die secund. Hodenerkrankungen
in der Tripj>erseuche sehr viel Aehnlichkeit mit den
metastatischen, schon deshalb, weil sehr viele dieser
bisher beobachteten sogen, metastatischen Formen
eben darum doch der secund. Lues bereits angehören."
U. s. w. und nur noch 2 Bemerkungen des Vfs., nüm-
lich dass er glaubt, „dass es keine Krankheit giebt,
die eine grössere Ausbreitung und ein allgemeineres
Siechthum des Menschengeschlechts bedingt, als eben
der Tripper", und dass „man Tripperinfectionen,
und namentlich deren Residuen , zu den Syphiliden
zahlt, und das gewiss mit Recht."
(Hacker.)
062. Die Trippergicbt ; von Demselben. (Da-
selbst 32.)
Vor Allem mOchte Vf. vor der Ansicht warnen,
dass in der Trippergicht eine Complication 2 ver-
schiedener Krankheiten stattfindet, denn er hat Kr.
behandelt , die nie in ihrem Leben an Gicht litten,
und doch bei jeder Tripperaff^clion von den geHthr-
lichsten und drohendsten Gelenkanscliwelhingen be-
fallen wurden. Als die bei Weitem häufigste Form
stellt er die Ischias gonorrhoica auf, die sich von der
gewohnlichen Ischias so bedeutend unterscheidet,
„dass man prakt. Aerzte vor dieser Krankheit nicht
genug warnen kann." Die Schmerzen sind geringer, .
aber permanenL Obschon seltner, so beobachtetet
Vf. die Trippergicht doch auch bei Frauen , u. zwar
sehr intensiv. Es scheint ihm , als müsse ein dop-
peltes ursächliches Moment angenommen vverden, ein
metastatisches tind dyskrasisches. Metastatisch tritt
das Leiden meist in frühem Stadien des Trippers ein,
dyskrasisch als ein Symptom der Tripperseuche im^
spXtern Verlaufe. Im ersteren Falle ist der Charak-
ter mehr acut, im 2. sehr hartnackig chronisch.
Beide Formen treten gewöhnlich mit leichten Fieber-
bewegungen auf. In beiden Fällen fliesst der Trip-
per fort, doch ist er dünn und wässrig, weniger
copiOs „und nicht mehr eitrig." Man hat , dem Vf.
zufolge, bei den Trippermetastasen auf das Verschwin-
den des Ausflusses zu viel Gewicht gelegt, glaubte
sogar durch das beständige Vorhandensein desselben
die nichtmeta^tatische Natur beweisen zu können.
„Diess ist im Grunde genommen lächerlich, u. kommt
mir [dem Vf.] gerade so vor, als wenn man secund.
Phlebitis und Pyäroie in den Fallen, wo die inficirende
Wunde oder Geschwür noch eitert, leugnen wollte."
Im Verlaufe der Trippergicht treten , namentlich bei
schlechter Behandlung und Vernachlässigung, oft
hartnäckige paralyt. Erscheinungen ein , welche bald
rasch Muskelschwund , so wie Veränderungen des
Sehnen- und Knorpel - Apparats bedingen können.
Auf der Hohe der Krankheit entstehen auch Knochen-
entarlungen , und kann das Skelett in seinem Nulri-
tionsprocesse angegriffen werden. Im weiblichen
Geschlechte lässt Vf. den schlummernden Krankheits-
keim in der Regel zu einer Zeit, wo bereits die Kata-
menien ausgeblieben sind, sich entwickeln. Hier
nun erfolgen die traurigsten Ausgänge um so leichter,
sobald die Aerzte zu Quecksilbermitteln ihre Zuflucht
nehmen, welche schon des hohem Alters halber auf
das Schlechteste vertragen werden. Allein auch
die gepriesensten Antarthritica versagen hier ihre
Dienste gänzlich, und hat Vf. nur von dem durch-
greifenden , doch vorsichtigen Gebrauche des Jodes,
welches „oft Wunder thut", die erspriesslichsten
Dienste gesehen. (H a c k e r.)
V. Gynäkologie und Pädiatrik.
963. Hydatide der Brust; von Garceau.
(Gaz. des Höp. 88. 1853.)
Eine 42jähr.,ge8QDde, ziemlich gut beleibte Frau, welche
vor 10 J. zum 2. Male geboren , aber nie gestillt hatte , hat
seil ungefähr 6 J. an der inneru Seite der lioken firust die
Entstehung einer ganz unschmerzhaften Geschwulst bemerkt,
die in dem letzten Jahre nicht mehr gewachsen ist. Es fand
•ich an der erwähnten Stelle eine länglich - runde , taubenei*
grosse, bewegliche, mit der Haut in Verbindung stehende Ge-
schwulst; dabei zeigte die Haut keine Veränderung, auch he-
merkte man keine Fluctuation. Malgaigne machte einen
3 Ctmtr. langen Einschnitt in die Haut ; bei dem zweiten Zuge
des Messers entleerte sieh eine eitronengelbe Flüssigkeit, wor-
auf die Geschwulst sogleich zusammenfiel. Durch einen leich-
ten Druck wurde die Hydatide aus der Wunde entfernt. Ihre
Wandungen waren weiaslich, halbdnrchsichtig. Ein Theil des
die Cyste enthaltenden serösen Sackes wurde durch das Messer
entfernt, die übrige Portion war zu fest mit seiner Umgebung
verwachsen. (Sickel.)
964. PrOStata-Concretionen beim Weihe; von
R. Virchow. (Virchow's Arch. V. 3. 1853.)
Die Bemerkung Leuckart's in seinem Art. über
das Weber'sche Organ und dessen Metamorphosen
(Ulustr. med. Ztg. I. 2; Jahrbb. LXXVI. 166.),
220
t. GynXkologie u. PtIdiatnL
da8s anch das anagebilfcte menschliche Weib eine
Prostata besitxe, wriclie gleich der mdoDlichen aus
eiiieff gröasern Menge einaelner Follicali moeoai be»
atehe, dte vmi der CinflaOndongsstelle der HamrOhre
auf der Grenee xvnschen Seheide nnd Scheidenvorhof
4ie& hinziehen, erinnerte Vf. an mehrere Fälle, wo er
in weiblicben Leichen an der Schteimbant d<r Harn-
blase and Harnröhre Veränderungen sßib , die gleich-
falls anf die Existenz prostatiseher Gebilde hindeuten.
Nicht selten Ȋmliclv fand er, besonders bei altern
Frauen, schon am Blasenbahe, vorzüglich dicht
am Orifictura int. , sodann im Verlaufe der Harnröhre
selbst kleine Anscbwellungen , die sich als mndliche,
graue oder gelbliehe, oft feinperKartige Knötchen
darsteUen, nnd von denen sich allmalige Uebergange
zu etwas grösseren, festeren und dankleren ^ zuwei-
len dunkelbraunen oder braunschwarzen Körpern
verfolgen lassen, welche in die OberflJIche d^r
Schleimbaut eingesenkt erscheinen. O-rese finden
sich aber weniger häufig an der AusmOndung der
Harnröhre, als besonders in ihrem- obern Theile, näher
dem Orif. int., und entsprechen Ihnitehen Bildungen,
welche sich auch bei Männern sehr häufig in der Pars
proslatka ureihrae, ja noch im Orific. int. u. im Bla-
sen halse selbst finden.
Sowohl die männlichen als die weiblichen Gebilde
dieser Art entsprechen nach Bau u. Zusammensetzung
den Goncretionen im Innern der Prostata seihst , und
bei Männern betrachtet man sie auch geradezu als
proslatische Gebilde. Dann aber mtlsste man die
Ausdehnung der Prostata u. das Vorkommen analoger
Gebilde viel mehr ausdehnen , als diess gewöhnlich
geschiebt, und man mttsste nicht blos eine Beihe
abgelöster u, für sich ausmündender Proslatalheilchen
beim Manne annehmen, sondern selbst das Vorkommen
einzelner oder in kleine Gruppen gestellter prostati-
scher Blindschläuche über einen Theil der Harnblase
und einen grossen, vielleicht den ganzen Uu^ang der
Harnröhrenschleimhaut zugestehen, — man müsste
die Prostata als ein nicht ausschliesslich dem Genital-
system angehörendes Gebilde betrachten, sondern sie
einem wesentlichen Theile nach dem UarnleitungS"
apparat zurechnen. — Diese Betrachtung wird viel^
leicht durch einen Fall von weiblichem Uermaphro-
dilismus unterstützt, den Vf. beobachtete. Es er-
streckte sich nämlich hier von einer einfachen und
engen äussern Urogenilalöffnung aus auf 1" LSnge
ein Urogenitalkanal mit cavernösem Körper (Urethra
penis), aus dem dann nach hinten die Scheide» nacli
vorn die 2'* lange, eigentlicbe Urethra hervorging.
In diesem Falle fand Vf. die mit bräunlichen Goncre-
tionen gefüllten, vergrösserten Drüschen nicht an der
Grenze zwischen Urethra und Urogcnitalkanal , son-
dern 2" davon entfernt am Blasenhalse.
Einen Unterschied zwischen den sogen. Liltre-
schen Drüsen der weiblichen Harnröhre und den
l^rOscn der Harnblase findet Vf. , die Grösse «nd die
Zosammensetzung der Scbläncfae ausgenommen, nicht ;
in der Blase sind es meist einfache Gryptae ntueosae.
in der Harnröhre «fler travbeRftmnge , gröswreZih
samnenhäufuBgen. Letztere gleichen anderersciti
aber auch den DrUsenscblänchen der Prottata dircb-
aw nnd zeigen sogar eine feine , hemogcBe Neabrai
als UmhttHungskaut.
Die Natur der Goncretionen der Prostata (Verli.
d. phys.-med. Ges. zu Würzb. 1851. H. 52) ist endlidi
ganz analog den Goncretionen, welche sich ii
den zerstreuten Drflsenschläuchen und Cryplen
der Harnröhre bei Mann und Frau finden. Die
Goncretionen liegen immer in der Mitte derselbeo,
rings umgeben vom Epithel, aussen weicher u. gelb-
lich, innen dichter und braun, concentrisch gesciiicb-
tet. Bei Frauen erreichen sie zuweilen die Grosse
von Stecknadelknöpfcn u. darüber, bilden dano Pro-
minenzen über die Fläche und gleichen , wie die in
der Prostata selbst, kleinen Körnern von Schnuplbbti
(Morgagni). (Wagner.)
965. Ueber Herpes vnlyae; von Legendre.
(Arch. gön. Aoüt 1853.)
Der Herpes vulvae kommt unter 2 verscliiedeoeo {
Gestalten vor , indem er entweder aus einer oder eii
Paar Gruppen von Bläschen besteht, oder indem sich
eine grosse Menge zerstreuter oder gruppenweise beir i
sammenstebender Vesikeln vorfindet Im erstereo
Falle sind die grossen Schamlippen weder geröibet,
poch geschwollen , und die Inguinal-Ganglieo zeigen
keine Volumszunahme ; die Kranke klagt nicht sowoU
über Schmerz, als vielmehr nur über ein Rrennes in
der Stelle der Eruption der Bläschen. Selten beob-
achtet man die Krankheit in ihrem ersten Jnlslebeo,
wo sie sich als eine Gruppe von 5 oder 6 rondefl
Bläscbe» von der Grösse eines Hirsekorns darstellt,
gefüllt mit- einer gelblichen , vollkommen dorcbsicb-
tigen Flüssigkeit und umgeben von einem rothen,
mehr oder weniger .nusgebreiteten Hofe ; gewtthDÜch
bekommt man sie erst dann zu Gesicht, wenn die
Bläschen schon abgeflacht, runzlig , welk , mit einer
milchigen Flüssigkeit gefüllt sind, oder, \^eJ)Q sie
schon zu^mmengeQossen, eine Art bfasiger Erbebung
der Epidermis darstellen. Sehr oft ist das vesikoUre
oder bullöse Aussehen der Eruption schon ganz ver-
schwunden, wenn man die Kranken zuerst zu Gesiebt
bekommt , und man findet dann eine oberflächücbet
runde, grauliche, von einem rothen Hofe umgebene
Erosion auf der äussern oder innern Fläche der gros-
sen Schamlippen. Diese Erosion, welche ▼od der
Zerreissung und Erhebung der Epidermis herrObrt,
kann leicht für einen Schanker gehalten werden.
Wenn die Krankheit über einen grossen Tlwilder
Sossern und innern Flädie der grossen Scharalipp»
verbreitet ist, Ja sich wohl gar, wie diess nichl sel-
ten geschieht, auf das Perinäum und bis zum Bnode
des Aflers erstreckt, beklagen «eh die Kranken aber
heftiges Brennen und lebt>afte Schmerzen in den äot-
sern Genitalien ; beim üriniren und beim Gehen stei-
gert sich der Schmers oA so sehr» dass letzteres f«i
immtiglich wird. Man findet hier die gr9«Mn Sebao-
V. «fnskoloc^ Q. PHdUtriL
San
fippea mehr oder weniger geHMhet und gtaehtvollen,
ebensa den iUiid des Afters, wenn dieser ebenfalls
▼OB der Krankheit ergrii» iai; auffallend ersebeint
kierbei die grosse Menge der Ulcerationen an den
Fliehen und besonders an den freien Rindern der
grossen Scbamüppen, wohl apch am After, am Peri-
bSob lind an den SteUen der Scheikel, die den Rlsr-
dem der Sehamlippen enlsprechen. Die Ulecrationen
siad firwdhnlieh oberfilehlich und stellen eigenllieh
mehr Krosionen» als wirkliche Uleeratiooen dar; sie
onchfincn gerimdei, mit schwachen Rindern, im
Grande gran» und gleichen oft auffallend den Scfaaii-
fcem. Ueber die wahre Nainr des Uebels wird man
in den meisten Pillen durch das Vorhandensein von
eiBulB oder in Gruppen zusamnenstehenden Bllschen
belebrt , welche mit einer gelben , durchsichtigen
FMbsigkeit geftllU und in der Regel mit einem reihen
Hofe umgeben sind ; wenn die Bllschen schon einige
Tage ah sind, so wird ihr seröser Inhalt milchig» die
Epidermis runzelt sich u. reisst, wodurch die super-
ficiellen Schichten der Haut* hlosgeleg t werden und
allmllig Ulcerationen entstehen ; oder es bilden sich
aus dem siich allmllig verdickenden Inhalte der Blls-
chen kleine braune Krusten von der Grösse eines
Hanfkorns, unter denen sich die Ulcerationen befin-
den. Stehen die herpetischen Gruppen auf der Innen-
fläche der grossen Schamlippen, am Rande des Afters
oder am Perinlum , so ist Ihre Anwesenheit leicht zu
Consta tiren ; um dieselben auf der lussern Fliehe der
grossen Schamlippen aufzufinden , ist es oft nöthig.
die Baut anzuspannen , da^ sich die Bllschen gern in
den Palten derselben verbergen«
Ueberalfy wo mehrere Gruppen vorhanden sind,
findet man die Lympbgef^sse in der Umgebung ge-
schwollen und schmerzhaft beim Druck, und diess
zwar um so mehr, je ausgebreiteter die herpetische
Eniption ist und je zahlreichere und tiefere Ulcera-
tionen vorhanden sind ; ROthung der Haut beobachtete
Vf. dabei nie, ebensowenig sah er Eiterung eintreten,
doch erfolgt die Zcrtheilung der Geschwulst sehr
langsam, oft erst einige Tage nach Vernarbung der
Dicerat innen.
Wenn die ketpetiscbe Affection der Vulva in Moer
•der awei Gruppen vo« Bllschen besteht, so reichen
die cinfaehsten Mittel in ihrer Heilung hin : Vermei-
den des Gehens, Unterlassen von locken und Kratzen,
kaUe, loichl adsthngirende Wasdiongen. Sind aber
schnieruhafte Bxuleerationen vorhanden , sa hat man
zu beruhigenden Mitteln zu greifen ; es geboren hier-
her laitwarme Sitzbldet mit Kleie, Kataplasmen, bue
Waschungen nnd Einspritzungen in die Scheide. Bei
diesom eiobchen Verfahren pflegt der oft heftige
Schmers aclniefl an vergehen nnd ^s graue Aussehen
der Exnlceralionen verwandelt sich biaweüen schon
am 2. Tage in ein rothes, worauf diese mitunter
sckoB am 5. oder &. Tage vernarben« Wen» die
Heilung einzelner Exutoeratiooen zu sehr sOgert, so
bestreicht n»an sie mit HttHenstein; ebenso verfährt
man aail Narben , die eine Tendenz au Hypertrophie
leigtn. (Siekel.)
»66. CfBtMMMug iuMliftttderUfteider
Weiblichei 8elU»; von Fischer in K«ln* (Pr.
Ver.-Zig. 31. IB5d.)
Nach ausftlhrlicher Miilheilung zweier Pille von
Cysten innerhalb der grossen Schamlefzen 'macht Vf.
folgende Bemerkungen. Der Umstand, dass beide
Cysten ebenso wie eine drille, frtther an einer Leiche
gofundene ihren Sitz auf der linken Seite hallen , ist
zwar anffaUead, berechtigt aber, wegen der kkinen
Zahl der Fälle, zu keinen weiteren Schlössen* Ob
die Scheide oder die Schamlippe aU ürsprungsstelle
der Cysten zu btMrachlen ist, gehl .aus beiden Fallen
nicht deutlich hervor; bezagtich drs ersteren Falles
ist Vf. geneigt , sich für das Herabsteigen einer hoch
in der Scheide , vielleicht noch selbst ausserhafr des
Beckens slaltgebabten Neubildung dieser Art zu ent-
scheiden.
Die . Genesis dieser Geschwülste dOrfte ftlr beide
Fälle insofern eine Erklärung finden , als vorausge-
gangene schwierige Geburten leicht zu pathologischen
Blastemen, »Iso flüssigen oder festen Exsudaten und
Extravasalen Anlass geben konnten. Im flüssigen
Blastem gerinnt dann der Fa»erstoir, legt sich an die
Wände an, welche durch die vom Exsudate aosei«-
ander gedrängten normalen Gewebe gebildet werden,
organisirt sich zu geftisshalligem Bindegewebe und
bildet den Balg; der übrige Theil bleibt als flüssiger
Inhalt. Die so entstandenen» anfangs oft sehr klei-
nen Cysten wachsen , indem ihr Balg an Masse zu-
nimmt, und aus seinen Geftlssen eine Ausscheidung
von Serum stattfindet und den Inhalt vermehrt. Die
Beschaffenheit des Blastems ist verschieden ; es kann
öie Bedeutung eines enlzflndliWien Exsudats haben
oder nicht, kann auch ein Extravasat sein. Die
' Gystenbildung aus festen Exsudaten oder Extravasaten
erfordert eine vorhergehende iheilwcise Verflüssigung
des geronnenen Faserstoffes, während der Best, zu
Bindegewebe werdend, die Kapsel bildet; der erstere
Vorgang wird bedingt entweder durch Umwandlung
des Tibrins in eine Weisse, eiweissarlige Masse, oder
durch die Umwandlung desselben in Zellen, welche
durch Feltmetaroorphose untergehen und die Bildung
einer emulsiven Flüssigkeil vermitteln. Nach der
Verflüssigung wird die Masse durch den Stoffwechsel
mit dem Blute alfmälig zu Serum umgewandelt.
Vf. halte oft Gelegenheit zu beobachten, dass die
serösen Cysten, gleichviel welches ihr Sitz war, zur
Zeit der Menstruation ein eigenthümliches Leben en^
fetten ; er erklärt diese Wahrnehmung so. Die wah^
ren serüsen Cysten sind Neubildungen, die im ge-
sunden Korper nur den Graafschen Follikeln ver-
gleichbar sind. Ilieich diesen bestehen sie aus einem
geschlossenen Sai-ke mit innerer glatter und abson-
dernder Oberfläche und flüssigem Inhalte. Die Tur-
gescenz der Graarschen Bläschen zur Zeit der Men-
simation ist bekannt; die serOsen Cysten nehmen an
dem periodischen Erwachen des gesteigerten Lebeos
in jenen, welches sieh durch grosseren Blntzufloss n.
stärkere Absonderung der innern Membran besnndc^
29Q
V. GpKkologie n. Pldiatrik.
kund giebt , wegen ihres gleichartigen Baues in der-
eelben Weise Theil , wie diess bei Erkrankungen der
ganzlich ausser allem Zusammenhange stehenden ge-
schlossenen Sacke des sogenannten serOsen Systems
häufig beobachtet wird, und wofür bisher die Gleich-
artigkeit der Construclion dieser Säcke die alleinige
Erklärung geblieben ist. (S i c k e 1.)
967. neber Function der Ovariencysten und
den Nutzen der Jodeinspritznngen ; von T a r t i ? e I.
(L'Union 90. 1853.)
Nach Miltheilung eines Falles von Function einer
Ovariencyste mit tödllicliem Ausgange sagt Vf. , dass
Velpeau die Function an u. für sich als eine wenig
eingreifende Operation ansieht. So hat in Paris eine
Frau schon 40 — 50mal die Klinik besucht und sich
abzapfen lassen, worauf sie jedesmal sofort wieder
nach Hause ging. Trotzdem begegnen wir Fällen, die
mit dem Tode endigen , und hieraus erklärt es sich,
weshalb manche Chirurgen sich so schwer zur Func-
tion von Ovariencysten entschliessen, während andere
dieselbe ohne Zaudern vornehmen. Kann sich doch
auch nach einem Aderlass , nach der Application von
Blutegeln , Vesicatoren u. s. w. Erysipelas bilden u.
den Tod herbeiführen, warum nicht ebensogut nach
der Function. Wenn nach Ausfahrung der letztge-
nannten Operation eine Feritonilis eintritt, so ist der
Ausgang fast immer tOdtlich.
Eine wichtige Frage ist die über den Nutzen von
Jodeinspritzungen nach geschehener Entleerung der
Geschwulst durch die Function. Betrachtet man das
Innere von Cysten , so wird man sich wenig geneigt
finden, Injectionen vorzunehmen; es scheint fast un-
möglich, in einem nicht contractilen Sacke, der
Wandungen von ganz ungleicher Dicke und in seinem
Innern lauter Unebenheiten hat , und dessen Ausklei-
dung einer Schleimhautfläche ähnlich ist , eine adhä-
sive Entzündung zu erregen ; man muss vielmehr be-
fürchten, dass Eiterung eintritt, die in solchem Um-
fange dem Organismus sehr verderblich werden kann.
Trotz mehrerer günstiger Fälle erklärt daher Vel-
peau, dass die Jodeinspritzuogen grosse Vorsicht
erfordern, obgleich in denjenigen Fällen, wo nach ihrer
Anwendung der Tod eintrat, letzterer nicht immer den
Einspritzungen zugeschrieben werden kann.
Für die Exstirpation von Ovariencysten ist V e 1 -
peau durchaus nicht eingenommen , sondern tadelt
die Engländer und Deutschen sehr ernstlich darüber,
dass sie so häufig eine so gefährliche Operation vor-
nehmen. Er behandelt die Cyslenwassersucht der
Ovarien nur palliativ, sei es durch die wiederholt
vorgenommene Function , oder durch Arzneien.
(Sickel.)
968. neber Behtndlmii einiger Krankheiten
der iniern Fliehe der Gebarmntter miaeis der
Cureile von ß^camier^ von Nonat. (Gas. des H6p.
03. 1863.)
Vf. gesteht, trotz der Empfehlangen von Robert,
Maisonneuve nndN^laton, dennoch erst nach
längerem Zaudern zum Gebrauche von B^camier'i
Gurette geschritten zu sein. Er benutzte dieses In-
strument zuerst bei einer Frau, die in Folge vob
Granulationen in der Gebärmutter seit 5 Jahren fast
beständig an Blutverlust litt , wogegen die verschie-
densten Mittel ohne allen Erfolg gebraucht wordeo
waren ; die 2malige Application des Instruments ge-
ntigte zur Entfernung der Granulationen und zur Re-
seiligung der Blutung. In einem andern Falle ban-
delte es sich \im einen seit 4 J. bestehenden, mit
Schleimabgange wechselnden Blutfluss, wobei zugleich
eine Retroversion des Uterus bestand. Der Gebraach
von R^camier's Curette hatte auch hier den ge-
wünschten Erfolg. Vf. verspricht, fernere Erfahruo-
gen mitzutheilen und dann zugleich die IndicatioBen
nir den Gebrauch des fragL Instruments festzustellen.
(Sickel.)
969. Ueber Uterintnberknlose ; von Faai-
'sen. (Hospitals Meddelelser Bd. 5, H. 4.)
So lange die Histologen die wichtige Frage niehl
entschieden haben , ob der Tuberkelstoff eigenlhfln-
liche, anderen normalen oder kranken Geweben nicht
zukommende physische Eigenschaften besitzt, wird
das Vorkommen desselben in den einzelnen Organen
nach Vf. immer zu den dunkeln Gebieten der Patho-
logie gehören , und ist es leicht begreiflich , wie die
Tuberculosis in den Knochen, in der Frostata und in
den Hoden ein Gegenstand der Controverse werden
konnte, indem sicherlich Kalksalze oder concentrirler
Eiter in manchen Fällen fUr Tuberkeln gehalten wor-
den. Zu diesen Organen gehOrt auch der lllenis,
dessen Verhalten zu der in Rede stehenden Krankheil
durchaus noch nicht aufgeklärt ist. Unter dem Na-
men Uterustuherkel sind die verschiedensten palbol.
Zustände beschrieben worden,' deren wichtigste Vf.
hier kritisch betrachtet.
Die Uierintuberculosis , von welcher Beynand
.eine naturgetreue und erschöpfende Beschreibung ge-
liefert hat, gehört zu den seltensten Krankheiten, «•
kam im Friedrichshospitale zu Kopenhagen in 101
nur 2mal vor. Vf. gieht eine üebersicht aller Wlle,
welche er auffinden konnte, nämlich 2 von fiey-
naud, 1 ton Louis, 1 von Mad. Boivin und A.
DttgÖB u. die 2 aus dem FriedricHshospitale. Dh
anatomische Verhalten des Uterus schildert Vf. oach
Bobin und stellt dann hinsichtlich der pathol. Ana-
tomie der Uterintuherkulose folgende Sätze anf. i)
Die Tuberculosis geht jederzeit primitiv von der
Sehleimhaut aus und kommt im Parenchym nur
seeundär vor. Das Auftreten in der Schleimhaot
selbst findet man am häufigsten; das Vorkommen
einer submukösen Tuberculosis und einer solche© lo
der Muskelhaut ist -noch zweifelhaft. Man darf nach
Vf. nicht aHein von dem mehr oder veeniger lief««
Sitze der Ablagerungen allein auf das Organgewebe
schliesaen, welches das Substrat derselben biWet,
y. GynXkologie iL PftdiatrilL.
383
dean wenn z. B. die Schleimhaal krankhaft verdickt
und die Muskelschicht wegen der Ausdehnung des
Ulerus verdttnnl ist» so kann der augenscheinliche
Sit! der Ablagerung auf mancherlei Weise verrflckt
werden. — • 2) Ja der Sehleimhaut tritt die Tuber-
culosis entweder als feine, grauliche Granulationen
(nach Rokitansky aber sehY selten) , oder 3) sie
tritt als eine die innerste Uterinschicht infiltrirende
Exsudation auf, welche, wenn sie sich erweicht,
eine käseartige puriforme Masse bildet und die innere
Uteruswand zerstört (sogenannte tuberkulöse üterin-
phlhisis). — 4) Dieser Suppuraüons - oder De-
structionsprocess kann mehr oder weniger tief in
die fibröse Schicht des Uterus dringen. Wie weit
dieser Process aber die Grenzen der Schleimhaut
hinaus rückt, ist in den einzelnen Fallen nicht zu
bestimmen , wenn nicht eine förmliche Perforation
stattgefunden hat, wovon es nach Vf. kein sicheres
Beispiel giebt. In verscbiedeuen Beobachtungen
Hessen sich verschiedene Schichten ermitteln, von
welchen eine intermediäre, halbdurchsichlige Schicht
durch ihre Aehnlichkeit mit tuberkuldser Infiltration
in parenchymatösen Organen in einem frühern Sta-
dium, beim Uebergange zwischen plastischer Aus*
schwitzung und tuberkulöser Metamorphose nSmlich,
sich auszeichnete, und ist es dem Vf. wahrscheinlich,
dass diese Schicht der Vorlaufer des Schmelzungs^
processes sei. Ob sie innerhalb der Grenzen der
Schleimhaut gelegen ist , ist schwer zu entscheiden.
— 5) Je tiefer der Destructionsprocess' eingreift,
um so stärker hypertrophiren die Vteruswände u,
um so bedeutender ivird die Uterushöhle durch das
tuberkulöse oder blennorrhoische Secret ausge-
dehnt, so dass ihr Umfang um das Doppelte oder
Dreifache sich vergrössern kann. — 6) Der Jus-
gangspunkt der Tuberculosis ist immer der Mutter-
grund oder der oberste Theil des Körpers , und in
der Mehrzahl der Fälle erstreckt sie sich nicht über
den innern Muttermund hinaus. Wo dieses der
Fall ist, da sind es nach Kiwis ch gewöhnlich
oberQachlich abgelagerte feine Tuberkelgruppen ; nur
in einzelnen Füllen fand man auch imHaJstheile tiefer
eindringende Tuberculosis. Die Schleimhaut im Hals-
kanale ist im Vergleich mit der in der Gebarmutier
sehr dünn u. ihr Drttsenapparat von dem des Mutter*
korpers ganz verschieden, weshalb es wohl anzuneh-
men ist, dass die Tuberculosis hier auf andere Weise
auftreten muss. In den Beobachtungen , die Vf. an-
führt, war der Mutterhals entweder unverändert, oder
zeigte die Zeichen eines chron. Katarrhs , nämlich
kLebrigen Schleim, welcher jederzeit eine patholog.
Erscheinung ist, indem die Follikeln des Halses im
normalen Zustande nicht secerniren ; stark entwickelte
Schleimfalten u. s. w. In einem Falle, in welchem
die oberste Hälfte der Schleimhaut in eine feste, weiss-
gelbe Masse verwandelt war , fand sich Tuberculosis.
— 7) Während Rokitansky im Scheidentheile
des Mutterhalses niemals Tuberkeln bemerkt haben
wiUf sollen sie nach Snow-Beck bisweilen da-
selbst vorkommen, und zwar als oberflächliche» sehr
kleine und helle Granulationen , oder als Erosionen
und kleine Geschwüre, welche von Infiltration der
Follikeln auszugehen scheinen und gewöhnlich in
kleinen Gruppen zusammenstehen. In den Beobach-
tungen Vfs. kam Nichts vor , welches zur Annahme
von Tuberculosis im Scheidentheile des Gervix berech-
tig! hatte , und ist die fast völlige Immunitat dessel-
ben von Tuberculosis deshalb merkwürdig, weil er
besonders für Krebs und Epithelioma eine grosse Nei-
gung hat. — 8) Uterintuberculosis combinirt sich
zunächst mit Tuberculosis in den Pallopischen Röh-
ren, die auch selbstständig vorkommen kann. Die
Tuba ist dabei in verschiedenem Grade geschwollen,
darmartig gebogen , hart anzufühlen ; ihre parenchy-
matöse Wand ist in ein hartes, fleischartiges, weisses
Gewebe umgewandelt und verdickt. Sehr selten fin-
den sich rohe, discrele oder gruppirte Granulationen
in der Schleimhaut und dann am Fimbrialende (in
einem Falle am Uteriäende). Die Schleimhaut wird
dadurch in der Form eines Blumenkohlkopfes aus dem
Ostium fimbriatum gedrangt. Fast constant scheint
Tuballuberculosis die Uteriutuberculosis zu begleiten,
ja in den meisten Fallen ihr Ausgängspunkt zu sein.
Auch in Vfs. Fallen war jene zugegen ; ebenso fast
Immer eine Affection der Bauchfellbekleidung des
Uterus , u. in ein paar Fallen Verwachsung zwischen
den Tuben u. den nahe liegenden Organen. — 0) in
der MuUerscheide sah Louis nie Tuberkeln ; auch
in Vfs. Beobachtungen kamen sie nicht vor, nur in
einem Falle zahlreiche Uleerationen , welche wahr-
scheinlich von der Berührung durch das bestandig
ausfliessende tuberkulöse Uterinsecret entstanden wa-
ren. — 10) Die Uterintuberculosis scheint zu ihrer
Entwicklung nicht über ein Jahr zu bedürfen.
Diagnose. Wenn man alle in der serösen Be-'
kleidung vorkommenden Tuberkelablagerungen aus-
nimmt , so lassen sich die meisten Zustande , welche
Gegenstände der Verwechslung waren, unter folgende
Rubriken bringen. 1) Eiteransammlung im Paren^
chym des Uterus. Wenn der flüssige Bestandlheil
des Eiters absorbirt ist« so kann er sich zu einer
weissgelben, käsigen Masse verdicken, die schwer
vom TuberkelstoiT zu unterscheiden ist. Diese Ver-
wechslung scheint in einem von M e c k e I beobachte-
ten FaHe (Handb. d. palhol. Anat. Bd. 2, S. 286)
vorgekommen zu sein. — 2) Entfäj*bte Blutgerinn-
sel, Ueberreste von Blutextravasuten, eine Verwechs-
lung , die in einer Beobachtung von U a r d y stattge-
funden zu haben scheint, in welcher Tuberkeln er-
wähnt werden, die zwischen Placenta und Uterus
gelegen waren. — 3) Häufiger ist die Verwechslung
mit /¥iro2(/e;i, die man sogar Fleischtuberkeln nannte.
Vf. führt aus andern Schriften mehrere solche Fälle
an und bemerkt , dass eine Verwechslung natuentlich
stattfinden könne, wenn Eiter im flüssigen oder con-
creten Zustande in den' Maschen des Fibroids einge-
schlossen sei. — 4). Die von Lisfranc geschilderte
tuberkulöse Verhärtung des Uterus, welche eine
Zeit lang als Typus der Uterustuberkulose galt, die
aber zum Gancroid oder. Epithelioma gehört. —
%u
y. Cfynlkologl« u. Ptdätrik.
5) Paikoiogisck veränderte Sekleimfelükein , Gra^
nulationen und Fegelationen im MuUerbalskanale
sind gewtf s oft für Tuberkeln gehalten worden. Die
Of a4a Nabollii sind oft grosser ah ein« Erbse und mit
einer festen, dnrchsclieinendeii Masse gefallt, die
beim Fingerdrucke zerbricht, sieh mit der Messer-
spitze herausnehmen llfssi , i»nd durch Agglomeration
kleiner, abgerundeter oder kantiger KOrper gebil4ef
wird.
Jletiologit. Die Uierintuberculosi^ ist in den
meisten Fallen ein secundärer Process, und setst
gewöhnlich eine seAr ausgebreitete Tuberkulose
Toraiu. In den 6 vom Vf. gesammelten Fällen fanden
sich bei 2 ausser in den Geschlechtsorganen Tuber-
keln in 4 und bei 4 in 2 verschiedenen Organen«
Lungen, Peritonäum, Darmkanal und nach Roki*
t a n s k y die AbdominallymphdrUsen sind am häufig-
sten zugleich der Sitz von Tuberkeln. In Vfs. Fallen
waren die Lungen cönslant tuberkulös; Peritonäal-
toberkeln kamen in 4 Fallen vor; bei 4 waren Darm-
geschwüre , in 2 deutlich tuberkulös. Selten pflanzt
sich Uterintuberkulose auf die Harnwege fort; in Vfs.
6 Fallen fand sich jedoch bei 2 Nieren tuberkulöse u.
in 1 zugleich Blasentuberkulose. Wenn man die von
Dittrich, Mikschik und Vf. gesammelten Beob-*
aehtwngen zusammenstellt, so sind die Resultate über
die Häufigkeit der Complicationen folgende. In 17
Fallen von Uleriniuberkulose fanden sich Tuberkeln
in den Lungen 17mal, im Peritonaum 11 mal, im
Darrakanale, 4mal, in den Harnwegen 4mal, in d4sn
Hirnhäuten Imal und in den Knodien ImaL — In
einzelnen Fallen soll jedoch die Uterintuberkulose
primär auftreten können u. soll sie einen bedeuten-
den Grad von Entwicklung erreichen , bevor sicli die
Tuberkeln an andern Stellen ablagern ; das Perilonaum
pflegt' dann zuerst davon befallen zu werden. Ein
von Mikschik mitgetheilter Fall wird als Beispiel
davon angeführt. Die dtsponirenden Ursachen sind
ebenso dunkel, wie die Aetiologie der Tuberkulose
ttberhaupt. K i w i s c h glaubte , dass das Wochen-
bett zur primären Uterintuberkulose disponire; Vf.
wa^ darüber keine Meinung abzugeben; in 2 von
seinen Fallen hatten die Kr. eine jede 7 Kinder ge-
habt, ekie Kr. hatte dagegen niemals geboren. Nach
einer vom Vf. gegebenen Uebersicht kam das Uebel
vom 14. bis 70. Lebensjahre fast gleich häufig vor«
Dass, wie R e y n a u d meinte, die Hydrocephalie und
Uterintuberkulose in einem gewissen Ca usal Verhält-
nisse zu einander stehen kOnnen , scheint dem Vf.
nicht annehmbar; nur in 1 von ihm erwähnten Falle
fand sich jene vor; Dittricb erwähnt derselhen gar
nicht.
Die Sffmptomatologie ist noch sehr unvollkom-
men , da die Uterintuberkulose in der Regel dnrch
das gleiehzeilige Lungen- oder Darmleiden verdeckt
wird, ja bei einem gewissen Grade von Wohlbefinden
bestehen kann. Die censtanteslen Symptome seheinen
Meneiruaäonssißrungen und Leukerrköe m sein.
Jene wurden Mkifiger btobaditety ak leutere;
man auf diese a4>er frMi achtet, so ISsst sich vielleiehtda*
darch, dass man <n dem Secreie Tnberkelstoff findet, die
Krankheit erkennen. Metrorrhagien sind weit selt-
ner; sie kamen in Vfs. Fallen mir Imal, und zwar
nach äusserer Veranlaesung vor; Kiwi seh sah sji
im 2 Fallen. Schmerzen wer<ien bei dem allgeRMio«
Leiden wenig bemerkt, oder mit den Schmerzen, die
v#B Enterilis, DarmgescbwOren , Pierilenialtuberkflis
n^ s. w. herrühren, verweeheeK. Vem Speevkm
läBst sieh in diagneelisdier HiQsickl kein Notsen «w
warten , 6st der Vaginallheil des Uierns so seltea uf
eine charakteristische Weise angegriffen ist. 9a die
Diagnose niin so sehr schwierig ist n. vielleicht nie-
mals bei Lebaeite« gestetU werden kann , so kilt VI
es far nnntftz, aber Aie Prognose md Therapie kt
Krankheit etwas zu sagen 1). * (v. d, Busch.)
970. neber Retroversion der fiebirmitter;
von Bleynie. (Gaz. desHöp. 91. 1853.)
Nach Mittheilung von 4 Fallen von glücklieb b^
seitigter Betroversion der schwangern GebarmuUer
bespricht Vf. in der Kürze die, von verschiedenen
Aerzten in Vorschlag gebrachten Repositionsmethodei
und findet dieselben alle ungendgend. Er selbst llsfl
behufs einer auszuführenden Reposition von der zu
Operirenden die Knie* u. Eilenbogenlage eiDoebmei
und geht darauf mit der ganzen Hand in die Scheide
ein ; mittels der 3 mittelsten Finger der eingerdbrlei
Hand gelang ^s ihm immer, den GebarmuiiergraDd
bis über den Vorberg hinaufzubringen. Die Kraole
muss dann mehrere Tage auf dem Bauche liegend aus-
halten : taglich wird ein Klysiir gegeben und der
Urin einige Male mit dem Katheter entleert. ,
(Sickel.)
971. Spritze n Iigectioiieii in die Scheiie;
naieh R^mondet. (Ibid. 90.)
Zur Beseitigung der verschiedenen Mangel, wekbe
bei Injectionen in die Mutlerecheid« mit des kiäu
ObNch gewesenen Instrumenten zu bemerken fiod.hil
R. an eine gewöhnliche Injcctionsspritze von La^f
eine Vorrichtung in Form eineis ovalen, leicht ewea-
ven Deckels anbringen lassen, durch wekhes die
grossen Schamlippen fest aneinander gehalten w
den , so das« die eingespritzte Flüssigkeit ohne 2^
rttckziehung der Spritze nicht wieder abfliesst, sos-
dern öh ganze Scheide gleicbmaMig ausdehnt.
(Sickel.)
972. IntrMteriii - Spacilnfli} ^on ia^n
de La« balle. (Ibid. 93.)
Vf. hat ein Instrument anfertigen lassen, m\ <)«»-
sen Hülfe man bis in das Innere der üterushöhle
sehen kann. Es besteht aus einem hohlen GyhD<ier |
an einem entsprechend langen Stiele; sein UrDfaDg
Jigitized by VjOOQ ^ . . . ^jI
i) Vgl. Thiry'8 Untersuchungen ^bcr OlenDtoftöw" ^
lihikb. LXXVI. tl3. W.
V. Gynäkologie iL Pädiatrik.
225
ist 80 gering, dass es durch den Multerhalskanal hin-
dnrchgeleitet werden kann , nachdem man zuvor mit
Hülfe eines gewöhnlichen Specnlum den Mutlermund
aufgesucht hat. Nach Einführung des Inslrumenls
kann man durch Zurückziehung eines an einem be-
sondern Stiele befestigten Schiebers den Cylinder in
eine Rinne verwandeln, wodurch es möglich wird,
die einzelnen Partien des Mutlerhalskanals genauer zu
betrachten. Mittels des fraglichen Instruments lassen
sich auch beliebige Arzneistoffe sehr leicht an eine
bestimmte, als krank erkannte Stelle bringen. Vf.
bat erst 2mal Gelegenheit gefunden , das Inslrummt
anzuwenden , sich aber von dessen Zweckmassigkeit
aberzeugt. (S i c k e 1.)
973. Behandlung des GebirmnUervorfalls
mittels Pincement der Tagina; von a. Des-
grangea. (Gaz.dePar. 5. 7. 0. 11. 19. 20 et 25.
1853.)
Die Radicalheilung des Gebarmuttervorfalls beruht
bauptsäi'hlich darin, dass der Uterus in das Becken
zurückgebracht und dort ohne Hülfe Beschwerde er-
regender Vorrichtungen erhalten wird; dabei darf
nichts geschehen, was dem Leben Gerahr drohen,
oder die Functionen des Uterus berinlrächii'gen
könnte, und kein Weg betreten werden, durch den
im Falle des Misslingens der Heilung dasUebel schlim-
mer gemacht würde , als es vorher war. Vf. glaubt
durch die hier zu beschreibende, seit 3 J. von ihm
befolgte Methode, den genannten Anforderungen voll-
ständig zu entsprechen; vorher erwUhnl er jedoch
die bisher gegen den Vorfall der GchUrmuller ge-
bräuchlich gewesenen Heilverfahren.
Die Methoden, welche man behufs der Radicalhei-
lung des Gebärmuttervorfalls in Anwendung gebracht
hat, bestehen in Verengerung der Scheide oder der
Vulva. Zu erstgenannlem Zwecke bedient man sich
der Cauierisation, als deren Urheber G^rardin zu
nennen ist, u. die auch von Laugier u. Velpeau
ausgeführt worden isL Abgesehen von der GeHchr-
lichkeit der in Rede stehenden Methode wird dieselbe
auch nur selten zum gewünschten Ziele führen, indem
in den meisten Fällen die bewirkte Verengerung der
Scheide sich auf ein zu kleines Stück erstrecken wird,
oder indem wohl gar eine vollständige Oblileration der
Scheide zu Stande gebracht würde, die höchstens bei
älteren Frauen mit gleichgültigen Blicken betrachtet
werden könnte.
j4usschneidtmg eines Stücks aus der Vaginalwand
wurde von Heming und Marshal-Hall in der
Art ausgeführt, dass dieselben ein etwa 2 Glmtr.
breites und 5 Ctmtr. langes Stück aus der vordem
Wand der Scheide ausschnitten und die Wundränder
unmittelbar darauf vereinigten , wogegen 1 r e 1 a n d
es vorzog, aus beiden Seilenwänden viereckige Stücke
herauszuschneiden, um weder der Harnblase, noch
dem Mastdärme zu nahe zu kommen. Velpeau
will aus der vordem und hintern Scheidenwand ein
Med. Jabrbb. Bd. SO. Hft S.
Stück ausgeschnitten wissen, um die mit dem Gebär-
muttervorfiille häufig gleichzeitig vorhandenen Cyslo-
und Reclocelen zu heben. Die Excision hat im All-
gemeinen den von- ihr gehegten Erwartungen nicht
entsprochen, indem die dadurch erreicble Hii^Te nur
von kurzer Dauer war , da der Vorfall si<h narh we-
nigen Monalrn von Neuem einzustellen pflogle. Da-
bei ist die Operation selbst eine lant^wiorigc und
schwielige, und nur zu leicht können Verletzungen
der BlaNC oder des Mastdarms vorkommen.
Belli ni hat den Vorschlag gemacht, einen
Längesireifen der Scheide durch angelegte iVä^^e zum
Absterben zu bringen. Bei diesem Verfahren, wie
bei dem vorhergenannten, sind Verletzungen der Blase
und des Mastdjrms sehr möglich. Uebrigens liegt
bei beiden letztgenannten Metboden die Befürchtung
sehr nahe, dass bei der stattfindenden Eiterung oder
Verjauchung eine putride Infeclion der Operirlen ge- -
schiebt.
Dieffenbach versuchte dadurch, dass er meh-
rere kleine LüDgcnfallen aus dem Orificium vaginae
anssrhnilt, eine Radii'alheiinng des Gebitrmullervor-
fallos zu bewirken; durch dieses Verfahren wird im
gIncUirhslen Falle aber niehls weiter erreicht, als
dass ein vol'kommner Vorfall in einen unvollkummnen
umgewandelt wird. Malgaigne glaubte durch
Ausschneiden eines halbzirkelförmigen Stückes aus
dem S'lieideneingange das in Rede stehende Uebel zu
beseitigen; allein der einzige Versuch dieser Art
misslang. Die Episioraphie nach Fricke liefert
auch im Falle ihres völligen Gelingens ein ebenso
ungenügendes Resultat, als die Methode von D ief-
fenbach. — Sämmtliche angeführte Methoden sind
sonach nicht genügend, um eine Radicalheilung eines
Gebärmuttervorfalles zu erzielen.
Gegen das Ende des J. 1850 machte Vf. den er-
sten Versuch mit dem hier näher zu besprechenden
Pincement der Scheide , und fand nach dem Gelingen
desselben Gelegenheit, diess Verfahren seit jener Zeit
zu wiederholten Malen in Anwendung zu bringen;
auch N6laton, der diese Methode befolgte, über-
zeugte sieh bald von deren Zweckmässigkeit (Jahrbb.
LXXIV. 327.; LXXVII. 33.). Die zur Operation er-
forderlichen Instrumente sind 1) Scheiden - Zun gel-
chen (Pinces vaginales) , eine Art
Serres-fincs. Ein millolgrosses
Exemplar derselben i.sl 70 — 75
MmUv lang. Die an der Spitze
befindlichen, sich schräg kreu-
zenden Zähne stehen, wenn das
Instrument geschlossen ist, zur
Achse desselben in einem Winkel
von 140<>. Die Federkraft der
Zängelrhen soll so stark sein, dass
es, um sie zu öffnen, eines
Drmkes bedarf, der = 200
Grmm. 'st. -MjR.bedarf etwa 10
solcher Zängelchen , "^Sii'^we^ithe Bei ^r Anlegung
29
926
V. GyiUlkolagle «. Pfdiatrik.
Faden angebracht werden, deren Enden man millek
einer T-Binde beresligl. 2) Eine rinnenjormige
Zange (Tenelle ä gouUi^re), mit
der Beslimmung, die Zängelchen
anzulegon. Sie Ulinelt einer lan-
gen Kornzange, und ist an ihren
vordem Enden so eingerithlet,
dass die Züngelchen fest damit
gefosst und angelegt werden kön-
nen. II) re ganze Länge beträgt
21—22 Clmlr.
Behufs der Operation wird die
Kr. nach Anwendung von Bädern
und Lavements in eine Lage ge-
bracht, wie sie zur Application
desHuiterspiegelsnOlhig ist. Dar-
auf wird ein dreitheiliges Specu-
lum eingebracht und, mit dem
Stiele nach der Symphyse ge-
richtet, bis zu einem Umi'ang von
15 Ctmtr. geOflbety wobei mei-
stens 3 Längenfalten der Sclieide
zum Vorschein kommen ; an jede
derselben legt man nun 2 oder 3
Zängelchen an, düs unterste alle-
mal zueisi, so diiss es im Ganzen
6 oder 9 ScIieidonzHi i;;o.lchen be-
darf. Das Speei' im w d darai*'*,
ohne es vorher zuscblicssen, wieder eDiftirnt, die
Fäden der Zängelchen, wie schon ej wühnt, üusserlich
befestigt, und die Operirie in eine horizontale Lage
gebracht. Nach 5 bis 10 Tagen sind alle ^ängelchen
abgefallen. Zu einer 2. und nacli Umständen 3.
Operation bedient man sich ebenfalls des dreilhciligen
Speculum, so länge dessen Einführung, wenn es wie
vorher bis zu 15 Ctmtr. Umfang geöffnet wird, weder
Schmerz noch Blutung vci.inla.ssu und so lauge noch
Fallen zwischen den Blättern des Speculum vhervor-
treten. Man hat bei 'wiederholten Operationen d.is
Speculum so zu richten, dass dessen Griff nach hin-
ten sieht, damit andere Theile der Sdieide faltig her-
vortreten, als bei der 1. Operation. Ist wegen zu
grosser Enge der Scheide, welche jedoch noch nicht
genügt, die Gebärmutter festzuhalten, die Application
des Speculum nicht mehr zulässig, so bedient man
sich eines Gprgeret oder auch des FingeVs, um unter
deren Leitung nochmals Zängelchen anzulegen; es
kommt ganz besonders darauf an , »n d^ versohie-
densten Theilen der Scheide Fallen zu biKien und
SSängelchen anzulegen. In dem harlnäckigsten Falle»
den Vf. bisher zu behandeln Gelegenheit hatte, war
eine lOmalige Application von Zängelchen erforder-
lich , um eine radicale Heilung herbeizotthren.
Die Operation ist an sich keine sflMifriiktfte;
sollte man» was leicht geschehen kaon» .ein/2i|ii0#l-
chen ans Versehen an den Mutterhals «af^eireii , ^so
macht sich diess sofort durch einen von der Kranken
geklagten heftigen Schmerz hemerklioh , worauf man
das Versehen schnell verbessert« Die a'* 'gemeine
Beaction ist nur schwaeh «nd von kurzer Dauer, s«
dass ein geeignetes diätetisches Verfahren lu ihrer
Beseitigung genttgU Die abfallenden Zängelcliea Ihb-
terlassen kleine eiternde Stellen, deren Secret zugleich
mit dem Vaginalschleime abfliesst. Bei einer jelst
vorgenommenen Untersuchung findet man gritoacfl«
oder kleinere hemisphärisohe üervorragungen, später
förmliche Brücken. Dabei verliert die Scheine nli-
mälig an Volumen und an Bewegliobkeit , und kann
nach und nach einen Grad von Enge erreichea , 4§m
nur noch ein Finger eingeführt werden kann. Habei
bleibt der Mutterhats in der Achse der Scheide » md
der Muttermund pflegt 5 bis 7 Ctmtr. oberhalb der
Harnröhrenmündung zu stehen. Dass Befffacbta^g
und Geburt nicht gehindert werden, davon Überzeugte
sich Vf. durch die Erfahrung. Bisweilen ereignet es
sich, dass der Mutterhals, durch das Reiben der
Zängelchen wund gemacht, mit der vordem Sckeiden-
wand verwächst.
Es folgt oan eine Reihe von Beobacbtuogeo ; die i.
derselben ist schon früher von uns mitgetheitt wordeo (s.
Jahrbb. LXXIV. 327.). Bei der 2. hier ertSMten wurde eine
7iDaUge Wiederholimg der Operation nothig; es wurden Z^%
6 , 6 , 3 , 3 » 3 Zängelchen applicirt; die Kor danerte fwn
6. Sept. bis zam 2. Nov. ; vollständige Heilaog. Im ). Falk,
wo die Heilung ebenfalls vollständig gelang, wurde die Opera-
tion Sinai wiederholt , unil es wurden dabei 7, 6, 5, 4, i,
tf, 4, 3 Zängelchen angelegt; Dauer der Kur vom 5. Man
bis zum 23. Mai. — 4. Fall. lOinalige Application a. x«ar
von 8, 6, 6, 5, 4, 4, 4, 3, 3, 2 Zängelchen; Dauer der
Kur vom 9. Juli bis zum 7. Oct. ; Heilung. — 5. Fall.
lOmalige Application von 6, 6, 2, 3, 2, 1, 1, 1, 1, 1
Zängelchen; Heilung binnen 6 Mon. — 0. Fall. TmaÜge
Application von 7, 6, tt, 3, 4, 3, 4 Zängelchen ; Dauer der
Behandlung vom 16. Mai bis 8. Aug. — 7. Fall. OnvoO-
ständige Heilung bei einem sehr veralteten Vorfalle , Kecidif
nach 3 Mon. ; Smalige Wiederholung der Operation , wobei
9, 6, 6, 5 u. 4 Zängelchen angelegt wurden. — 8. Fall. Unvoll-
kommene Heilung nach SmrMger Wiederholung der Operation.
Ein anderes Verftib-
ren zur Radicalheihmg
des Gebarm uttcrvorfalls
duicli allmülige Verenge-
rung der Scheide beruht
auf der Ferbindvng wm
Druck u. CauterisaHoiL
Zur AusfllhruDg dieser
Operation hat man e'ne
einfatke Zange vm
Bilden einer Falte nOIhig
(Pince de traction) ud
eine andere mit einen
JletsnnUel Tersehenc
(Pince elytrocauslique ; s.
Fs;.) ; als Aetunittel be-
dient sich Vf. des Zink-
chlorllr. Beide Zaiifea
mttssen besonders an
ihrem untern fiade.recbt
kicht gearbeitet le»,
4amii sie kein m gretaes
Gewicht haben ; ibre
Länge soll 12 — 13
Gtmtr. betragen. Nach-
T. Gynäkologie vl Pidiatrik.
dotti MMn vmln Leitung 4es eingefuhrteii Zeigefingers
« Scheideogrunde mit der ersten, oben mit 2 Zah-
nen vereehenen Zange eine Falle gebildet liat , legt
BMn die anderer vorn ebenraUs mit Zühnen bewaff-
nete und uMt de» Aelkmittel versebene Zange an die-
selbe Falte an , bSlt ste doreh Schliessung eines an
ibren Griffen befindlichen Charniers geschlossen, bin-
dirt beide Zangongriffe susammen und befestigt sie
dnreh eine T-Binde. Jiach Verlauf von 48 Std. ist
die gefatsie Partie morlifieivt, woranf* mm die Instru^
mente abnimmt ; eine 6 — 7malige Wiederholung der
Optratioa , wobei Sorge zu tragen ist , dass die An-
li^iing der. Zangen auf allen Seiten der Vaginalporlion
gesdiiehl, wird in der Regel genügen« Die allgemeine
Beafotron, welche nech der Aetznng ein tritt, ist un-
gleidi stärker» als die nach der Anlegung von Sebei-
denzSngelchen , doch ist ihre Dauer nur eine kurze.
Die Folge jeder mit Druck verbundenen Aetzung ist
die Bildung eines dünnen Schorfes , der am 8. oder
10. Tage abzufallen pflegt und eine riUliliche, mit
FleischwSrzchen bedeckte Wunde hinlerlasst, die
schnell vernarbt Nach Bewirkung mehrerer Narben
durch Wiederholung der Operation erfolgt eine Ver-
engerung der Vagina in ihrer obern Hälfte, während
die untere weit bleibt.
Es wird sonach durch beide Operalionsweisen
ditsselbe Resultat gewonnen , bei der einen wie bei
der andern wird die Scheide durch Bildung von Fal-
ten in ihrem ganien Umkreise verengert. Es wurden
mob ttbrigene^ wo nMbig, beide Melhoden mit einan-
der verbinden lassen. Wenn nnter den 8 oben kurx
angedeuteten Beobnobtungen 6 ein vollstftndig gutes
Resultat berbeiftibrtenr wihrend nnr 2 etwas zu wtka»
sehen flbrig Hessen » so ist diese wohl die beste Em-
pfehlung fttr das Pincement der Scheide, indem keine
der bisher Üblich gewesenen Methoden gleich gute
Resultate geliefert hat. Günstige Umstände zum Ge-
lingen der Radicalheilung des Gebärmuttervorfalls sind
Neuheit desselben, Abwesenheit eines Engorgements
des Uterus und eine kräftige Gonslitulion der zuOpe-
rirenden. Ein Engorgement des Uterus von massi-
gem Umfange giebt keine Conlraindication ab, wo-
gegen Engorgements bedeutenderen Grades vor An-
steüuDg des Pineements der Solieide zu beseitigen
sind. Zur Elmpfehlung der besprochenen Operations-
methode macht Vf. wiederholt darauf aufmerksam,
dass dieselbe ganz ungenifarllch ist, dass Verletzungen
der Harnblase oder des Mastdarms dabei kaum denk-
bar sind, dass im Falle des Hisslingens das Uebel
dadurch in keiner Weise verschlimmert wird , u. dass
endlich die Ausführung der Operation keine schwie-
rige für den Operateur, keine schmerzhafte für die
Kranken ist
Vf. findet 08 Übrigens seiir wahrseheinlieb, dass das
Gdiogen der Kur nicht aUein dnroh die zuslandege*^
braehte Verengerung der Scheide gelingt, sondleril
dass der von der Scheide aus sieh auf die Ligamente
der Gebärmutter und atif das umgebende Zellgewebe
fostptonzende Rei& sehr wesentlich dazu beitrügt
Man kann wohl annehmen, dass der Tonus der letzt-
genannten Theile durch einen secundären subinflam-
matorischen Zustand in ihnen bedeutend erhobt wird,
und dass besonders das lockere Zellgewebe in eine
ungleich consistentere Substanz umgewandelt wird.
Dass die auf die hier besprochene Art bewerkstelligte
Verengerung der Scheide kein Hindemiss fflr die Be-
gattung und Befruchtung abgieht , wurde schon er-
wähnt In der ersten Zeit nach beendigter Kur ist
zwar die Scheide noch hart , knotig , sehr empfind-
lieh; doch das verliert sich nach und nach. Dass
ausserordentlich enge Mutterscheiden während der
Geburtsarbeit hinreichend ausgedehnt werden, um
dem Durchtritte des Kindes kein Hindemiss entgegen-
zustellen, davon liegen zahlreiche Beispiele vor.
(Sickel.)
074. HysteropJlOr, ein Apparat gegen Pro-
lapsus u '»ri et vaginae ; von Dr. Z w a n c k in Ham-
burg, besprochen von Dr. Schneemann in Han-
nover. (Hannov. Corr.-Bl. IV. 10. 1853.)
S. empfiehlt das von Z. erdachte, hier abgebildete
Instrument, Hysterophor genannt, der Beachtung der
praktischen Aerzte ; die untere Abbildung deutet an,
in welcher Weise dasselbe einzuführen ist. Das Ein-
bringen des Hysterophors geschieht am besten in der
BUckenlage der Kranken. Man ftlhrt das zusammen-
gelegte upd eiogt'ölte Instrument mit der Bundung
na<'h unten und ii inten und der conoaven Fläche der
Stiele nach vorn und oben zwischen die Schamlippen
und schiebt es bis zum Ghamier auf. Dann fasst
man mit Daumen und Zeigefinger die Enden der bei-
den Stiele nnd drttdiEl und schiebt ruckweise das In-
strument nach eben, bis die Enden beider Stiele ver-
einigt siail; darauf wird dassdbe durch Zudrehen
der Schraube geschlossen. Das Entfernen des Hyste-
rophors ist ganz leicht durch Oe£Fhen der Schraube zu
bewirken und kann, so wie das Anlegen am Morgen,
V. Gynäkologie iL Padiatrik.
jeden Abend von der Kranken selbsl besorgt werden;
(iu die GuUapercha durch heisses Wasser leicht ihre
Form vei-lierl , so ist die Reioigang des Instruments
mit kaliem Wasser zu bewerksielligen.
Z. hal Instrumente von 3 verschiedenen Grössen
anferligen und mit kürzeren oder längeren Stielen
versehen lassen; die grosseren sind nur bei sehr
ausgedehntem Vorfällen der Scheide und der Gebär-
mutler erforderlich. (S i c k e 1.)
975. neber den Gebrauch des Intterkoms
in der Gebnrtsh&lfe 3 von a n c e 1 0 n. (Guz. des
Höp. 46. 1853.)
Wie viel auch schon über die Anwendung des
Mutterkorns in der GeburtshUlfe geschrieben worden
ist, noch immer ist man zu keinem bestimmten Re-
sultate gelangt. Man sagt , es finde seinjs Stelle bei
wirklicher, idiopathischer Wehenschwäche; aber
was versteht man eigentlich unter einem solchen Zu-
stande? Die Gebärmutter zieht sich gar nicht oder
nur sehr schwer und langsam zusammen , wenn sie
durch einen Fötus und eine nngewOhnlich grosse» in
einem TestwandigenEihaulsacke eingeschlossenen Menge
Fruchtwasser übermässig ausgedehnt ist ; schafft man
in diesem Falle durch Sprengen der Rlase dem Frucht-
wasser einen Ausweg, so sieht man eine Reihe von
normalen Gontractionen eintreten, wodurch das Ge-
burtsgeschäft seinen regelmässigen Fortgang hat. Man
hut dabei einzig und allein darauf zu achten, dass der
Fötus keine Querlage hat, und dass der Muiiermund
nicht schon zu weit eröffnet ist, damit nicht in Folge
einer zu schnellen Beendigung der Geburt Ohnmäch-
ten und Blutslurz eintreten. Ebensowenig wie in
dem jetzt besprochenen Falle ist die Anwendung des
Mutterkorns dort angezeigt, wo eine gewisse Unthä-
tigkeit des Uterus in Folge von Querlage des Kindes
oder von Zwillingen eingetreten ist. Bisweilen macht
sich eine Trägheit in den Uteruscontractionen bemerk-
lich in Folge einer stattgehabten Gemttthsbewegung ;
hier genügt ruhiges Verhalten und eine beruhigende
Zuspräche; liegt eine örtliche oder allgemeine Ple-
thora der Wehenschwäche zu Grunde, so werden
Blutentziehungen am sichersten Hüire schaffen.
Das Mutterkorn soll bei schwächlichen, lympjia-
tischen Frauen an seinem Platze sein ; aber siebt man
nicht täglich solche schwache Personen durch die
blosen Naturkräfte glücklich gebären? Wenn nach
völliger Erweiterung des Muttermundes und nach dem
Abflüsse des Fruchtwassers der Kopfdcs Kindes wegen
ungenügender Wehen im Eingange oder in der Höhle
des Beckens nnbeweglich stehen bleibt, so wird für
Mutter und Kind die Anlegung der Geburtszange un-
gleich ungeHihrlicher sein, als der Gebrauch des
Mutterkorns. Nicht genug zu beherzigen sind die
Worte von F 1 a m a n t : „Wenn die Wehen nachlas-
sen, so ist es im Allgemeinen am sichersten und
besten, der Natur Zeit zu lassen, nach ihren Kräften
zu verfahren , und sich darauf zu beschränken , der
Frau eine angemessene Nahrung zu reichen und ihre
Ungeduld and Unruhe so viel als mOgUeh s« be-
schwichtigen." Man ist im Allgemeinen nur xa ge-
neigt, das für Wehenschwflche und WehenmaBgd
anzusehen, was nichts als eine sum Wohle der Ge-
bärenden dienende, von der Natur selbst weise ange
brachte Pause in der schweren Geburtsarbeit ist ; isi
die hinreichende Kraft wieder vo/handen, so wird dn
Geburt auch ihren ungestörten Fortgang haben. Vf
glaubt, dass, wenn unter solchen Umständen MuUar-
korn gereicht wird, dasselbe unwirksam bleibt,
es lange vor der Zeit gegeben wird, wo sich
Körper wieder völlig erholt hat, dass dagegen»
die Darreichung des Mittels zuRdliger Weise etwa 2Q
oder 30 Minuten vor dieser Zeit erfolgt, die Gon-
tractionen der Gebärmutter normwidrig gesteigert «•
dadurch das Leben des Kindes in grosse Gefahr ge-
bracht werden kann.
Vf. hat als jüngerer Arzt das Mutterkorn nidit
selten angewendet und sah dann, wenn er es ii
Pulverform mit lauem Wasser gemengt viertelstOndL
zu 1 bis ly^ Grmm. gab, dass manche Frauen das
Mittel sogleich wieder ausbrachen, ohne dass Wehes
eintraten , dass bei andern zwar ebenfalls Erbreehes
erfolgte, sich aber dennoch Wehen einstellten , dass
bei noch andern Stunden vergingen, bevor die Wehen-
thätigkeit erwachte, dass endlich, nachdem die Wehei
eine oder mehrere Stunden pausirt hatten, 10 — 15
Minuten nach Darreichung von 2 bis 8 Gr. Mullerfcora
dieselben mit solcher Energie wiederkehrten , dass
der Mutter und dem Kinde dadurch Gefahr erwocfas.
Gastoreum in Gaben von 4 — 5 Gr. gereicht erregt
bei nervösen Frauen kräftige Wehen ; noch sicherer
werden solche durch Seifenklystire hervorgerufen.
Die ungünstigen Folgen vom Gebrauche des Matler-
korns kommen bisweilen erst im Wochenbette znm
Vorschein, indem bald mehr die Digestionsorgane,
bald das Nervensystem ergriffen werden ; die Becon-
valescenz ist in solchen Fällen immer eine sehr lang-
wierige. Nach alle dem Gesagten gelangt Vf. zu dem
Schlüsse , dass das Mutterkorn bei Geburten ein un-
zuverlässiges, unnützes und sogar geHlbrliches Mittel
sei. (Sickel.)
976. Uelier die Dauer der Schwangenekift;
von J. Y. Simpson. (Monthly Joum. July. 1853.)
Während es noch jetzt Schriftsteller giebt, die
an dem alten Glauben, eine Schwangerschaft dauere
nie länger als 40 Wochen, festhalten, sind von an->^
derer Seite her unumstössliche Beweise von der Un-
richtigkeit dieser Behauptung geliefert worden. Vf.
theilt zunächst 4 neuere Beobachtungen mit, wo die
Schwangerschaft länger als 280 Tage dauerte, und
zwar, vom Aufhören der zuletzt erschienenen Men*
strualion an gerechnet, 336, 332, 319 und 324
Tage ; nimmt man an , die Conception sei in diesen;
Fällen erst kurz vor dem zu erwarten gewesenen Ein«;
tritte der nächsten Menstruation erfolgt, und rechnel
deshalb von jeder Zahl 23 Tage ab, so bleiben inunct
noch 313» 309, 296 u. 301 Tage filr die erwXhn^^
V. Gynikologie «• Pidiatrik.
ten Schwangerschtflen flbrtg. Auanahmsweise kann
es woh! geschehen, dass die Menstruation aus irgend
einem Grunde einmal weggeblieben ist, wodurch die
Zeitrechnung eine Störung erleidet. Vf. ftihrt eine
neue Erklarungsweise für ein solches einmaliges Weg-
bleiben der Menstruation vor einer Schwangerschaft
an, indem er sagt: „Die neuesten und besten Anato-
men scheinen jetzt darin flbereinzustimmen , dass die
Decidua die yerSnderte und hypertrophirte Schleim-
haut der Uterushöhle ist , und dass folglich dieselbe
anfangs nicht einen geschlossenen Sack bildet , son-
dern dass die Mündungen der Tuben und der Mutter-
mnod eine Zeit lang offen bleiben. Es scheint nun
nicht unmöglich, dass das Ei nach einer stattgehab-
ten Befruchtung ausserhalb der Decidua zu Grunde
geht , u. dass , da die Höhle der Decidua offen steht,
kurze Zeit darauf eine zweite Conception staltfinden
kann , wobei die noch vorhandene erste Decidua die-
sem neuen Eie als Hülle dienL Hierbei könnte leicht
eine Menstruationsperiode ohne Blutausfluss vorttber-
gehen.''
Aus 782 Beobachtungen , welche M e r r i m a n ,
Murphy undReid (vgl. Jahrbb. LXIX. 191.) Ober
die Schwangerschaftsdauer angestellt haben, geht
hervor, dass, vom letzten Tage der letzten Menstrua-
tion an gerechnet, 38 Geburten zwischen den 252.
u. 259. Tag fielen , 75 zwischen den 260. u. 266.,
122 zwischen den 267. u. 273., 192 zwischen den
274. und 280., 173 zwischen den 281. und 287.,
99 zwischen den 288. und 294« , 63 zwischen den
295. und 301., und 20 zwischen den 302. u. 326.
Tag. Die beträchtlichen Schwankungen in der Dauer
der Schwangerächafl finden ihre Erklärung zum gros-
sen Theil in dem Umstände, dass die Conception kei-
neswegs immer einige Tage nach der zuletzt dage-
wesenen, sondern oft auch nur wenige Tage vor der
nächsten, nicht eingetretenen Menstruation stattfinden
mag; es entstehen daraus Schwankungen von 22
oder 23 Tagen.
Beobachtungen an Hausthieren, besonders an
Kühen, zeigen, dass auch bei diesen die Zeit von der
Conception bis zur Geburt grossen Schwankungen
unterliegt. Spencer und Tessier haben in
1323 Fällen, wo nur eine einmalige Zulassung des
Ochsen zur Kuh stattgefunden halte, gefunden , dass
die Tragezeit von 252 bis 321 Tage betrug; die
meisten Geburten fielen in die 41. Woche.
40 hier zusammengestellte Fälle , in welchen bei
Mädchen und Frauen der Tag der Conception mit völ-
liger Sicherheil zu ermitteln gewesen war , ergeben,
dass ziemlich die Hälfte der Geburten (18) vom 274.
bis zum 280. Tage stattgefunden hatten, während 6
zwischen den 281. und 287., und 4 zwischen den
288. und 294. Tag gefallen waren ; auf den 280.
Tag waren nur 3 Geburten gefallen.
Nachdem die Möglichkeit einer längern Dauer der
Schwangerschaft ausser Zweifel gestellt ist , entsteht
die Frage 9 wie lange wohl im flusaersten FaUe. eine
SchwaDgerscbaft da«eni kann. Ein von Heiga als
ganz zuverlässig mitgetheilter Fall, wo eine Frau 420
Tage schwanger gegangen ist, möchte doch wohl
nicht über alle Zweifel erhaben sein; nicht viel mehr
Glauben verdienea 2 von Atlee erzählte Fälle, wo
die Schwangerschaft gerade ein volles Jahr gedauert
haben soll. Vf. glaubt, dass sich der sicherste An-
halt aus sorgfältigen Beobachtungen an Kühen gewin-
nen lässt. Die mittlere Tragezeit einer Kuh ist um
4 bis 5 Tage länger , als die mittlere Schwanger-
Schaftsdauer beim Weibe. Nach Spencer*» und
Tessier 's Beobachtungen kann die Geburt aus-
nahmsweise 30 bis 35 Tage später erfolgen; dasselbe
kann, bis noch genauere Forschungen zu Grunde lie-
gen, auch für das menschliche Weib angenommen
werden.
Diejenigen Geburtshelfer, welche behaupten, die
Schwangerschaft könne* nicht über 40 Wochen dauern,
sind zur Zeit noch den Beweis dafür schuldig geblie-
ben, warum dieser periodische Act nicht ebenso gut,
als ein anderer, z. B. das Zahnen , die Pubertät, die
Menstruation u. s. w. Schwankungen unterhegen
könne.
Die Erklärungen ,. welche von manchen Physiolo-
gen ttber eine lan{?ere Schwangerschaflsdauer gegeben
worden sind, als : verlangsamter Austritt des Ovulum
aus dem Eierstocke nach bereits stattgefundener Be-
fruchtung, langsamer Durchtritt des befruchteten Eies
durch die Tuben u. s. w., können nuY als Hypothesen
angesehen werden. Bei einzelnen Frauen kann man
wohl eine Art von Disposition zu länger dauernder
Schwangerschaft annehmen , u. Betsius beobach-
tete diess bei einer Mutter u. ihren 2 Töchtern.
(Sickel.)
977. Hartnackiges Erbrechen einer Schwan-
gern; von Clertan. (Gaz. des Hdp. 90. 1853.)
Vf. hat in einem Falle von hartnäckigem Erbrechen
einer im 3. Monate Schwangern, wo alle bekannte
Mittel erfolglos angewendet worden waren, durch die
Application von 12 Blutegeln an den Gebärmutterhals
nicht nur sofortige Besserung , sondern sogar voll-
ständige Heilung eintreten sehen. (Sickel.)
978. neber kfingtliche Erweitemng des
Muttermundes; von J. Gilmour. (Laue. July
1853.)
In einem längeren Aufsatze versucht Vf., nachdem
er auf die Naclitheile hingewi^esen hat, welche eine
zu lange Dauer der Geburt mit sich fahrt, die künst-
liche Erweiterung des Muttermundes als ein sicheres
und zugleich unschädliches Mittel, die Geburt zu be-
schleunigen, darzustellen. Er will in manchen Fallen
auf diese Weise den Gebrauch des Mutterkorns
unnöthig, in andern sogar die Hflife der Zange
oder des Hakens entbehrlich machen.
(Sickel.)
V« AyodMlogi» «. PtdiatriL
979. Pr^ltpMi Uteri wUoM* «et fltkirt;
von AngensleiD. (Org. L d. gai^ HbilL Ik 3w
1858.)
Za einer Kreissendeo gerufen Tand Vf. den Uterus dersel-
ben wie einen durcbschnerdenden Rindelkopf zwischen den
gfossan ScbSimllippeo hervorrsgeod ; der> etwas nach b{nt«ii
stehende Hnttemiund war thalergroas geofnet, der Torliegenda
Kindestbeil der Kopf. Nachdem die Fnu auf ein Querbett
gelagert worden war, fahrte Vf. die Geburtszange ein nnd er-
weiterte mit deren Hülfe durch anfangs geringere, später stär-
kere Kotatiooen den ■atteimund ; wfibread eintretender Wehen
and. beim Pressen der Kreissenden wurde das Instrument zam
Zurückhalten des Uterus benutzt, wobei auch die Hebamme
mittels ihrer beölten Fmger mitwirken mnsste , indem sie die
fon der Zange nicht berfihrten Tbeile des Muttermundes
fixiite. Die föHige Entwicklung des Kindes geschah nach
foUstindiger Erweilening des Muttermundes ohne Schwierig-
keiten , worauf die Nachgeburt gelöst und der Uterus reponirt
wurde. Das Kind lebte, die Frau überstand das V^ochenbett
glflcklieh. (Sickel.)
980. Eaiten^itt wegen Beekenverengenag
dmrck 2 fibröse, gestielte, suhperitonäale Tumares
utmif die innerhalb der Fossa Douglassi in die
BeekemkSUe hermbgetreten waren ; von Prof. J. C
Faye. (Norsk Magazin. Bd. 6. Hfl. 6.)
Die betreffende Kr. » eine 40jihr. , zum 1. Male schwan-
gere Frau, hatte seit mehrem Jahren von Zeit zu Zeit fluchtige
Schmerzen im rechten Beine gehabt, die sich ebenso stark u.
häufig in der Schwangerschaft einfanden ; Qbrigens war ihr
Beffnden aber sehr gut gewesen. Die Schwangerschaft wav
mU Ausnahme einer geringen Anschwellung der Füsse normal
verlaufen; am 3. Jan. 1852 stellten sich Wehen efn, einige
Zeit nachher ging das Fruchtwasser langsam ab , worauf sich
der Uterus um die Frucht zusammenzog nnd die Wehen vöHig
auMrten. Die flebamme hatte einen Aderiasa gemacht and
ein Klfstir gegeben , welches % Mal wirkte ; das AUgemainhe-
finden war gut, der Puls ruhig, 80 Schläge haltend. Dr. P a-
relius fand den Unterleib ziemlich breit; den Fundus uteri
etwas nnterhalb der Cardia ; oberhalb der Symphysis pubis
einen grossen, stark henrorragenden Kindestheil , der fQr den
Steiss gehalten wurde , nach oben und rechts ebenfalls emen
grossen, mehr abgerundeten Theil. Das Herzgepdusch der
Frucht wurde in der Gegend des Nabels, am deutlichsten
richiB und etwas unter demselben gebort. Bei der Untersu-
ehung durch die Vagina stiess der Finger nach hinten und an
der Seite des Beckens an eine ebene, knorpel harte, bei der
Berührung empfindliche y unbewegliche Geschwulst , die etwa
i ** über der Spitze des Os sacrum etwas nach links hin bcr
gann, sich aufwärts etwas nach rechts erstreckte, die Cavität
des Os sacmm ansfSIlte und die Fossa sacro-iliaca ebenfalls
ganz aassufällen schien. Ihre Brette nach unten, wo sie sich
abgerundet anfühlte und so weit frei war , dass sie zum Theil
mit dem Finger umgangen werden konnte, betrug etwa 2";
nach oben zu hatte sie , so weit man sie erreichen konnte,
eine Breite von 3". Der Abstand ihrer vordem Fläche von
dem Ram. horiz. ossis pub. wurde auf IVs'' geschätzt. Nach
hinten nnd rechts fand sich in der Beckenhöhle eine eben
solche unbewegliche Geschwulst, die so hoch gelegen war,
dass sie nicht mit dem Finger umgangen werden konnte, aber
doch so viel hervorragte, dass der Abstand ihrer vordem
Fläche vom Os pubis an der rechten Seile auf 2'' geschätzt
wurde. Der Uterus stand so hoch, dass weder die Portio
vaginalis colli , noch das unterste Segment zu erreichen war.
— Bei der Untersuchung durch den Mastdarm in der Stellung
h la vacbe fQhite man die Gesebwalst an der linken Seite surk
ia den Dam hervorragen mid vrar sie bei ziemlich starkem
Drachen nach oben , so wie von einer zur andern Seite hin
unbeweglich. Der Darm war sehr ausgedehnt und Hess sich
die Geschwulst an der rechten Seite nicht gut erreichen. —
~ -^^ Faye, der im Allgemeinen denselben Zustand fand.
konnte beim Einhfeii^ii' zweier Finger in die Vagina md Hi»-
aufbringen der Hand so wek als möglich die linke Geschwulst
ziemlich hoch hinauf verfolgen , ohne sie jedoch begrenzen za
können. Die rechte Geschwulst, welche etwa in der Mittel-
littie- des Os sacrum dicht an der andern faig nnd tsix dinser
eine dteutliche Längaepalte bildete , lag höber naeh dar Foean
sacro-iliaca hinauf nnd war ein grösserer Theil deraalban
schvrieriger zu erreichen. Der dreieckige Raum zvrischen den
Geschwulsten und dem Os pubis maats von der Vertielang ia
der Spalte naoh hinten und ehenso nach fovn blazor Syv*
physis etwa 2"; nach links zwischen der herrorrnjinda«
Fläche und dem Bamu» horiz. kaum iVi" und nach rackta
kaum 2''.
Am 4. Jan. ward i^t. in die Entbindungsanstalt gcbraefct
Die Nacht wurde schlafend und ohne Wehen hingabrackt;
Oeffnung war nach einem Klystire erfolgt; das Heiageränach
der Frucht deutlich au hören. Man bescbloss vor der Hand
exspectativ zu verfahren, iudem die Erfahrung oft gelehrt hat,
dass Geschwülste im Becken von fibröser Natur wahrend der
Geburtsarbeit sich merklich erweichen k^lnnen. Ea schien
nämlich wegen der Unbeweglichkeit nnd Härte der Geechwulsta,
so wie deshalb, well die unterste Geschwulst in das sehr
entwickelte Rertum hervorragte und es stark nach links
drängte, dass die^ic höher hinauf vom Becken, besonders von
der Fossa sacro-iliaca sin. entsprang, während die an dct
recbten Seite gelegene Geschwulst, welche, wie angenommen
wurde , von der Fossa sacro - iliaca dextra entsprang , mehr
vor dem Rectum gefähll wurde. Die Nacht snm B. acldief
Pat. gut, gegen Morgen stelheo sieh leichte Weheo ein» se
dass der Uterus sich noch fester um die Fracht schloas, deren
Herzgeräuscb nun am deutlichsten links vom Nabel ^hört
wurde. Bei der Untersuchung durch die Vagina zeigte ea sich
nun, dass beide Geschwdiete, besonders aber die raclUseitina,
tiefer gegen die Apertnra inferior herabgedrflckt waren , wo-
durch die Beckeaböhle in dem Grade ausgefüllt wurde , dam
der Abstand zwischen der vordern Fläche und der Symphysis
pubis kaum an irgend einer Stelle f^ betrug. Die Consistenz
der Gesehwütsfee war nach ebenso hart wie Mher. Tom
Cellam uteri Hess sich Nichts mit Sicherheit fOhien; eine
kleine zugespitzte Falte nach vom^ die vielleicht dem Labiom
anterius angehörte, konnte wegen Mangel an Raum nach ohen
hin nicht weiter verfolgt werden. Durch das Rectum fShlle
man die Kake Geschwulst noch stärker hervorragen, ohd eine
dicke Sende gHtt nach oben l»io ror und etwas an der rech-
ten Seite der hervorragendsten Fläche der Geschwulst bin,
während die rechte Geschwulst nicht von der Sonde berührt
wurde. Diese Untersuchung bestärkte F. in der Ansicht, dass
die Gescbwdiste ihren Ursprung im Becken hätten, weil es
sich auf andere Weise nicht erklären Hess, wie man die Sonde
vor der am tiefsten herabgetretenen Geschwulst einbringen
konnte. Um sich von der Stroctur sicher flberzengan in köa-
nen , brachte er durch das Rectum einen feinen Eiplorations-
trokar mit einem Wiederhaken ein und stiess ihn V tief ia
die Geschwulst , indessen Boss weder eine Flüssigkeit aos der
Röhre , noch war an dem Wiederbaken etwas von der Sub-
stanz hängen geblieben. Das Allgemeinbefinden der Frao war
gut; der Puls hatte 70 Schläge. Der Kaiaerschnitl acbka
jetzt am meisten indicirt, indem die Beckenverengemng den
höchsten Grad erreicht hatte und die Geschwulste so an bei-
den Seiten henibgelreten waren , dass eine Ezstirpation der*
selben für die Frau höchst misslich sein musste, für des Kin-
des Leben aber keine sooderiicbe Aussiebt gewährte, während
man hoffen konnte, durch den Kaiserschnitt das Kind za reg-
ten , und dabei auch einige , wenn auch geringe Aussicht zar
Bettung der Mutter hatte. Ein wenig gunstiger Umstand war
es allerdings, dass sich die Ausdehnung des Muttermundes
nicht ermitteln Hess, indem die Operation gewöhnlich so
lange verschoben werden muss, bis man erwarten kann, daaa
durch das erweiterte Orificium im Woohenbette die LoebMn
einigermaassen frei abQiessen werden. Da indessen bereila
60 Std. seit dem Abgange des Frachtwassers verstrichen wa-
rea und der Uterus sich fest um die Frucht zusammengesogen
hatte ,' den Muttermund zu erreichen aber unmöglich blieb,
so machte Vf. am 6. Jan. den Kaiserschpitt.
Nachdem die Fltfan dnrcli €hiorof6nn Willig anitthanift
V. tipAOog» m. PMiatrft.
^
Werden war, wurde der Sehnitt durch die LiBca alba auf die
gewobnlicbe Weke tod unter dem Nabel aus bis etwa f über
den Rand dea Ob pubis hinab gemacht und hierauf der Dtenia
in derselben Richtung dorch einen volle 5" langen Schnitt
unter sehr geringer Blulnng geöffnet. Das Kind, weiches mit
demSteisse nach anten u. mit dem Böcken nach rom u. etwas
nach der linken Seite bin lag, wurde ohne Muhe herausge-
nommen. Die Placenta, welche an der rechten Seile und
nach hinten am Dterus festsass , wurde künstlich gelost und
mit einem Theile der Haute heraasgenommen ; es entstand
darauf eine ziemlich starke Blutung, welche indessen bei
Compresaion der Aorta ober dem Fundus uteri durch die
Bauchwfinde stand und spater durch die Zusamroenziehung
dea Otems rerbiitet wurde. Ein paar Windungen der dünnen
Därme drängten aich zur linken Seite und nach oben bei be-
ginnender Znsammenziehung des Uterus henror , wurden aber
ohne Muhe zurückgebracht: Als F. durch den Einschnitt in
den Uteras einen Finger in das Collum binahföhrte , fand er
den Kattermund nicht weiter, als dass das erste Glied dessel-
ben umschlossen werden konnte , weshalb er die Fingerspitze
einige Male hinab brachte , um den Lochien einen muglichst
freien Abfluss zu Terschaffen. — Die Wunde wurde durch 5
Suturen, mit Schonung des Peritonaeum, geschlossen, darauf
wurden breite Heftpflasterstreifen angelegt u. in den untersten
Wandwinkel ein mit Oel getränktes Bourdonnet. Nach ange-
legtem Verbände braeh Pat. einige Mate eine kurz zuror ge-
nossene Suppe ans. Gleich nach vollendeter Operation er-
hielt sie 30 Tr. Laudanom n. 10 Tr. Spir. sulph. aeth. Der
Pnls, w^cleher bei Beendigung der Operation 106 Schläge
hielt, fiel nach einigen Stunden auf 96. Pat. klagte über
achneidende Schmerzen in der Wunde. Es wurden nach
1/2 Sld. nochmals 15 Tr.Laudanum und von Zeit zu Zeit eine
kleine Eispille gegeben, worauf »ich Pat. ein paar Std. später
bis Mitternacht hin erträglich befand. Puls 90 Schlage. —
6. Jan. Morgens 3 Uhr ziemlich heftige Schmerzen im ganzen
Leibe, mit beständigem schmerzhaftem Drängen zum ürinlas-
sen ond Stuhlgange; kein Erbrechen; Puls 130. Ein Ader-
lass von 12 Unz. , aller 2 Std. 10 Tr. Laudanum. Um 9 ü.
waren die Schmerzen weniger heftig, allein starkes Drängen
nach unten vorhanden ; der Leib war nicht sehr ausgedehnt.
Sparsamer blutiger Ansfluss aus den Genitalien , reichlicher
aus dem untern Wundwinkel. Das Aussehen der Kr. depri-
mirt. Puls 140. Die vordere Fläche des Leibes wurde über
den die Wunde bedeckenden Heftpflastern mit mehrern Schich-
ten Coliodlom'fiberstricbed, und hierauf die Pflasterstreifen
einige Zoll weit von den Wundrändern abgeschnitten , um bei
der Anspannung des Leibes Oppression zu verböten und nm
ohne Nachth<äl für die Vereinigung der Wunde Eis auf den
Leib anbringen zu können. Ein Klystir wurde ohne sonder-
liche Wirkung gegeben. Bei einer vorsichtigen Untersuchung
doffch die Vagina liifalte «an die ßeaekwaist» wie friiher, aber
;haine aolche im Oiiflciiim uteri. Um 12 Uhr Mittags hatte
«die DeprMaton anganommen; Oppression der Brost ohne
weitere Schmerzen im Leibe; kflhle Extremitäten. Puls
ISO Sehläge. Um 7 Ohr Abends Tod, 30 Std. nach der Ope-
ration. — Das Kind^ welches jnit guten Lebenskräften zur
Welt befördert worden war, blieb später wohl und gedieh.
L9ichmößmmg IB Std. nach dem Tode. Die Ränder
^M Bauehachnittes, etwas geschwollen, klebten nach oben so
etwna zoaammen, waren nach nnten «her ohne Adhäaion;
keine Spnren von Eiterung. Die Woode im Uteras, etwas
raohta. von der Banehwnnde gelegen, war ganz offen und halte
geaohwollene Ränder. In der Baochfellbohle etwas geihliohes
Seram ; kein plaatiscbes Exsudat. Därme ziemlich von Lalt
. anagedehnt , übrigens normal. Der Uterus , gut contrahirt,
lag siemlich hoch aber dem Beckenrande. Von der Hinter-
iläohe dea Corpus uteri entsprangen 2 Stiele, welche sich
nach unten hin verlängerten and anmittelbar aber die im
Becken liegenden Geschwülste hingingen. Beide Geschwulste
waren Fibroide, welche ihren eigentlichen Ursprang hinten
am Corpaa ateri unter dem Baachfelle hatten, welches sie
überzog und die beiden Stiele bildete. Während des Wachs-
tbums der Geschwülste waren diese durc(i Zusammen faltung
des Baachfells gebildeten Stiele dergestalt verlängert worden,
-dasa-idie Gasehnilate lio die Fossa Doogkasi herabateigan
konnten. Die grSaaere Geachwnlst, welche in der Haken Seite
des Beckens lag, entsprang mit einem ^[^** dicken and etwa
2Vi'' langen , um seine Achse gewundenen Stiele rechts und
höher hinauf vom Uteros , worauf der Stiel nach der linhen
Seite hinüber ging ond sich mit dem andern Stiele in der
Fossa sacro-iliaca sin. kreuzte. Die Geschwulst selbst, welche
die linke Hälfte der Beckenhöhle ausfüllte , war 4V9" lang,
3*/4'' breit, 2V4'' dick. Ihr hinterster oder inwendiger Rand
lag dicht an der in der rechten Hälfte gelegenen Geschwulst,
deren IV«" langer and 1" dicker Stiel mehr nach der linkisn
Seite and tiefer am Uteros entsprang , nach .der rechten
Seite tiefer und in dje Fossa sacro-iliaca dextra hinab ging.
Die an diesem Stiele hängende und die rechte Hälfte des
Beckens auslilllende Gesehwulst war 3V2" l>D8t 9'/«'' l»^i^
2 Vi'' dick. Diese Gesehwulst war nach oben nnd an der
Seite mit der bintem Fläche des Mutterhalaes a. dem rechten
Ovarium, durch eine lockere plastische Concretion verbunden.
Die Oberfläche des Uterus zeigte überall knotige Unebenheiten,
welche von vielen grossem oder kleinem fibroiden Geschwül-
sten, welche in der Substanz selbst higen, verorsacht worden.
Die grösste derselben , am Fundos , hatte den Umfang eines
Hühnereies. An der hintern Seite hober hinauf am Corpus
fanden sich ein paar kleine , bewegliche , subperitonäale Ge-
schwülste , welche bei grosserer Entwicklung gestielt worden
sein würden. Die innere Fläche des Uterus war nuonal ; es
fanden sich keine grossen Blutcoagula in der Hoble desselbea.
Das Orificiom vrar nicht grösser als der Umfang eines Fingers.
F. bemerkt, .dass der fragL FaU io mancher Hin-
sicht mit einem von Mascart in der Encyoiograpliie
des Sciences m^d. Mürz 1850 bescbrieböien Aebn-
Jichkeil habe. Cr zeigt ferner, dtfes, wenn man den
Fall genau erkannt gehabt hätte, man vermulblicii
forcirte Versuche, die GeschwUlsle zu reponiren, ge-
macht haben würde, glaubt aber nicht, dass diese
einen glücklichem Ausgang gehabt haben wttrden.
Ebensowenig glaubt er, sei an eine Exstirpalion zu
denken gewesen, sondern ist der Meinuag, dass der
Kaiserschnitt unter den obwaltenden Umstaadea diiroh-
»tts angezeigt war, wenn man nicht etwa die Mutila-
tion der lebenden Frucht hatte vorziehen wollen»
insofern nämlich diese grössere Aussichten Air die
Erhaltung des Lebens der Mutter als durch den Kai-
serschnitt gewährt hatte, was, wie F. meint, bei
einer Becken Verengerung von über 2^' im geringsten
Durchmesser angenonunen werden kann. Er bemedil»
dass er sieh nur dann zur MntilatioD einer lebenden ^
und lebenskräftigen Prnehl bei einer Beekenvereive-
rung von zwischen 3'' und ^" in geringster Weite
würde entscbliessen künnen, wenn die Mutier, bekannt
mit der Gefährlichkeit des Kaiserschnittes, diesen nicht
selbst vorziehen sollte und ein Partus praematurus
nicht mehr müglich wäre. Bei einer todten od. einer
solchen Frucht, deren Leben wahrscheinlich durch
vorherige Zangenoperationen sehr gef)ihrdet wurde,
würde er sich sofort für die Mutilation entscheiden.
Bei einer Beckenverengerung, die aber deutlich unter
2" in geringster Weite ist, hält er den Kaiserschnitt
für absolut indieirt, indem die Mutilation hier für 4ie
Frau wahrscheittlicli ebenso gef^hritch ate der Kaiser-
schnitt sein wird. Die Behauptung L e e *8 , dass man
den Kaiserschnitt immer durch den Partus praematu-
rus vermeiden künne, ist nach F. ungegrllndet. Vor
der 30. Woche würde er einen Abortus nur dann
herbeiführen , wenn es die erste Entbindung ist und
die Schwangere nicht wusste, dass sie auf. natürlichem
ä32
V. Gynxkologie n. PvdiatriL
Wege durch Kunstlidlfe nicht entbunden werden könne.
Es ist, sagt er» aber für eine solche Frau und deren
Mann Pflicht » eine neue Schwangerschaft zu vermei-
den, wenn die Verengerung so stark ist, dass nicht
einmal ein Partus praematurus inüicirl ist, d, h. unter
^Va" ^" geringster Weile ist, und dass es in einem
solchen Falle dem Geburtshelfer nicht zugemuthet
werden kiSnne, einen Abortus herheizufahren oder
eine lebenskräftige Frucht zu zerstückeln , blos um
den Kaiserschnitt zu Gunsten eines Individuums zu
entgehen, welches mit völliger Kenntniss von der
Unmöglichkeit der Geburt durch die natürlichen Wege
eine neue Schwangerschaft einzig und allein zur Be-
friedigung des Geschlechtstriebes herbeigeführt hat.
Hier halt er den Kaiserschnitt, vom moralischen Stand-
punkte aus betrachtet, fttr die richtige Hülfe. —
Fflr das sicherste Mittel zur Stillung geßihrlichcr
Blutungen nach der Entbindung halt F. die Compres-
sion der Jorta durch die Bauchdecken aber dem
Fundus uteri. Am Schlüsse bemerkt er noch , dass
der Kaiserschnitt in den letzten 1 0 J. viermal in Noi^-
wegen gemacht wurde. In 2 Fällen wurde derselbe
onter sehr ungünstigen Umständen unternommen,
nachdem vorher die Zange und Perforation vergeblich
angewendet worden waren, im 3. Falle wurde ein
lebendes Kind ziir Welt befördert; die Frau war
früher durch Perforation der Frucht entbunden wor-
den, da sie an Beckenverengerung litt, welche später
90 zugenommen hatte, dass die Geburt auf natürlichem
Wege fUr unmöglich gehalten wurde. Diese 3 Ope-
rationen kamen in den Landdislriclen vor, die 4. war
diu oben beschriebene, welche F. verrichtete. In
allen 4 Fallen starben die Frauen in einer Zeit von
einigen Stunden bis zu 5 Tagen nach der Operation ;
in 2 Fallen kamen die Kinder lebend zur Welt und
nach der Geburt zu einem selbststtfndigen Leben.
(v. d. Busch.)
981. Innere SacralgesGhwolst, Entbindung
total nnmögUckt Kaiserschnitt, neue Schwanger-
sehaft, künstliche Frühgeburt; von Dr. C. Baz-
zoni. (Gazz. Lomb. 33. 1852.)
Die Bäuerin M., kräriig, gut gebaut, koch gewachsen,
ohne Spuren von Rhachitis oder einer andern constitutionellen
Krankheit, wurde vom Vf. zuerst durch die Wendung von
Zwiliiogeo entbunden, die im 8. Mon. sUinden. 13 Hon.
spater ward er zu derselben Frau gerufen , (und eine Schulter
vorliegend , machte die Wendung und entwickelte mittels der
Extractton ein reifes Kind , wobei die Herausbeforderung des,
obgleich wenig entwickelten , Kopfes die Anlegung der Zange
Dothig machte. — Wieder S J. spater trat neue Schwanger-
schaft ein, von der Vf. erst am Ende derselben Kunde bekam.
Zur Entbindung gerufen fand er den Kopf vorliegend, zugleich
aber eine , schon bei der vorigen Entbindung vermuthete und
durch eine Geschwulst des Vorberges bewirkte , Verengerung
des geraden Beckendurcbmessers auf 27,''. Auf den Rath
u. unter Assistenz zweier Collegen führte er den Kaiserschnitt
tius und entwickelte ein todtes Kind mit wenig entwickeltem,
aber regelmässig gestaltetem Kopfe. Die Frau , damals 23 J.
alt, ward mit Aderlässen und Eis behandelt Und war nach
29 Tagen gesund. Einige Zeit darauf ward sie abermals
schwanger. Vf. untersuchte sie im 4. Mon. , fand die Kno-
chengeschwulst noch mehr gewachsen und den Muttermund
sehr hoch stehend. Er ent^chloss sich daher zur künstlichen
FrOhgebnrt mittels des Eihautsticbes , den er im 8. Mon. der
Schwangerschaft unternahm. 42 Std. später erschicnea
kräftige Wehen , welche den Abortus ohne Schwierigkeit voll-
endeten. Die allgemeine Reaction war gering und das Wohl-
befinden nach 10 Tagen zurSckgekehrt.
(Schitdbacb.)
982. Ueber Cephalaematoma und Hydroce-
phalns; von Diener. (Schw. C.-Zlscbr. 2. 1853.)
Eine 28jähr. Frau gebar rechtzeitig einen wohlgenährla
Knaben. von mittlerer Grosse, der meist schlommerlA » weaii
genoHS und wenig exrernirte. Auf den beiden SeifenwaDdbd-
nen waren umschriebene, halhkuglige GesrhwulstR von 3"
Durchm. und über 1" Höhe, die sich narh »IIpu Ersr.heinos-
gen als Kopfblulgesrhwulst zu erkennen gaben; dorli zeigte
sich keine Spur von Knocbenringen in der Peripheri«« der Ge-
schwülste. Die ohernacblichen Kopfvonen schiuimerfen tieat-
lieh als blaue Streifen durch die Haut. In Berürksicbiigasg
dieser Venenstreifen und de8 soporö<en Zustande« wurde die
Prognose ungüpstig gestellt und MerrurialeinreibongeD v«oi4-
net. Nach 14 Tagen waren die Tumoren grosser, prall nsd
elastisch geworden, von Knocheoringen war noch Nichts n
fühlen. Jetzt wurde auf beiden Seilen an der abliangig^tn
Stelle eine Incision gemacht und aus jeder Gescbwnisi Qag^
fahr ^ß flössiges und geronnenes Blut eniremt. Die Haut
legte sirh uherall fest an, mit Ausnahme einer kfeinen Partie
der linken Seite, die sich hart aniiiuHe und beim Drork cie-
pilirle, iihniirh wie eine dünne Meiailplalle. In die Oeffnoa-
gen wurde Chiirpie eingelegt. Nach der Entleerang öffode
der Knabe die Augen und schien sich sehr wohl zu fühlcL
4 Tage nachher stellte sich bedeutende Unruhe mit brenneB-
derHaut, vorübergehendem Schweralhmen und sturniisrhea
Herzschlage ein ; zugleich zeigten sich neue AnscbwelluDfes
an den Cephalämutorostellen. Durch Tart. depurat. minder-
ten sich die allgemeinen Erscheinungen, aber die Gesrbwulste
erreichten die alte Grösse, waren elastisch, prall und voa
harten Ringen umgeben. Durch die noch nicht veroarblra
allen Hautwunden wurde der Inhalt wieder entleert, der dies»-
mal ans grauschwarzer Flüssigkeit, wahrscheinlich einer Ver-
bindung von Blut und Eiter, bestand; in die Wunden worde
Cliarpie gelegt und kalte Umschläge über den Kopf gemacht.
Den Tag darauf erneuerten sich die frühem FieberbeweguBgei,
das Gesiebt wurde blass und collabirt, die halbgescblosseoea
Augen bewegten sich automatisch , die Fontanellen achwollei
an, und das Bild des Hydrocephalus war unverkennbar. Die
Behandlung bestand in Calomel und Sinnpismen. Bald trslei
allgemeine' Convulslonen auf, und am nächsten Tage erfolgte
der Tod.
Seetion. Die innere Fläche der Galea aponetir. wgic
blutige Intiltrationen', so weit die Cephalaematomen reichtca;
Ober beiden Scheitelbeinen fanden sich nahe an ihren Haaren
V2"' erhabene knöcherne Ringe, die an der Basis 1—2"'
breit waren nnd in eine scharfe Kante ausliefen , aber keiaea
vollkommenen Kreis bildeten. Das Pericraniuni lag locker
auf dem Knochen und bot sowohl in den Knochenringen , ab
auch über dem ganzen Scheitelhein zerstreut deotlicbe zart-
faserige Knochenexsudate und körnige oder lamellöse Otsifica-
tionsspuren dar, die fest an demselben anklebten. Nor am
linken Scheitelbeine war da , wo nach der 1. Operation die
crepitirende Stelle gefühlt wurde, ein gallertartiges, Terdicb-
tetes und verhärtetes Residuum wahrzunehmen. Beide Scbei-
telbeine waren stellenweis porös , nirgends cariös , sonst
überall glatt und normal und mit der Tabula extern, versehen.
— Innerhalb der Dura mater war viel Serum enthalten , die
Blutgefässe waren blutreich , das Gehirn ungewöhnlich weicb,
in beiden Seitenventrikeln circa Jj Wasser.
Vf. zieht aus dieser Beobachtong rolgendeSclilflstse:
1) dass beim GephalSmatom das Blut zwischen Cra-
nium u. Pericranium sich befindet; — 2) dass auch
die doppelten Gephal. nach operativer Eatlecniig
schnell und zu beiden Seiten recidiviren kOnneii ; —
V. Gynäkologie u* PftdiatriL
233
3) dass die Koochenringe sich aoch nach der Entlee-
rung noch bilden können; •— 4) dass die Bildung'
von Ossificalionsmassen in der Peripherie und anf der
Flache vom Pericranium ausgehen und Periosteophy-
ten sind; — 5) dass Gephalaematomen und Hydro-
cephalus vereint rapiden Verlauf sowohl als ungün-
stigen Ausgang bedingen«
Hierauf bespricht Vf. die verschiedenen Ansichten,
die ttber Sitz , Zahl , Entstehung und Wesen des Ge-
phalaem. von den Schriftstellern aufgestellt worden
sind , weist die Falschheit vieler von ihnen nach und
erklart sich mit den Autoren einverstanden , die als
Ursache des Gephalaem. mechanischen Einiluss wäh-
rend der Geburt ansehen , der bei besonders günsti-
ger Disposition der Gef^sshäute , zu der die geringe
SelbststSDÜigkeit derselben in den Knochen hinzu-
kommty eine Ruptur der Gefösse leicht bewirkt.
Schlüsslich spricht Vf. für die Gonstanz der Kno-
chenringe und ihre Entstehung aus Exsudat des Peri-
cranium. Findet man sie nicht auf, so sei daran
theils die langsame und ungleiche Entwicklung der-
selben, theils der Zeitpunkt der Untersuchung Schuld,
wie denn auch er sie erst nach 14 Tagen aufzufinden
im Stande gewesen sei. Ganz unerwiesen sei die
Annahme von V a 1 1 e i z , dass bei Neugebornen wah-
reod der ersten 14 Tage ausser den Hockerstellen des
Schadeis nur eine Tabula interna und die Rudimente
der Diploä, aber keine Tab. extern, existire. Sehr
geltsam wenigstens sei dann die ringförmige Knochen-
production aus der Diplom. (R a e r w i n k e 1.)
983. Haemonhagia intestinalis bei Neuge-
bamen; von Dr. Schallenmüiler. (Würtemb.
Corr.-RI. 21. 1853.)
Ein ganz leicht geborner , gut genährter, wohlgebildeter
and reifer Koabe entleerte wenige Stunden nach seiner Geburt
gewöhnliches Meconinm und erbrach 2mal Schleim. Am
nächsten Morgen erfolgten 5mal Stühle von schwarzem, dick-
klumpigem Blut in grosser Menge und zugleich stellte sich Er-
brechen von etwas dünnerem, dunklem Blute ein, das sich in
24 Std. iSmal wiederholte. Das Kind verhielt sich dabei
gao2 mhig , nahm aber durchaus nichts zu sich , bis es end-
lich bleich wurde, mehrmals aufschrie und ttl Std. nach der
Geburt sanft verschied.
Die 24 Std. später vorgenommene Seetion zeigte eine
grosse allgemeine Blässe , einen eingefallenen Bauch und ge-
ringe Spuren von Fäulniss. Der Magen war ganz leer und
hlass , ohne alle Injection , das Duodenum und Jejunum zu
zwei Dritttheilen von bräun licb-grunem Schleim mit schwarzen
Blulklumpen, so wie das Ueum, Colon descendens q. Rectum
ganz mit schwarzem , klebrigem Blute angefüllt. Das Colon
adscendens und transversum dagegen zeigten sich leer. Die
Sebleimhaut war an den blutbaltigen Stellen des Darmes roth
imbibirt, doch ohne Gefässinjection oder Schwellung. Die
Leber ziemlich gross , aber normal , die Gallenblase angefüllt
. mit grünlicher Galle, die Gefässe des Unterleibes beinahe
blutleer. In der Brusthohle erschien die Thymus ziemlich
gross , öberall aber machte sich eine beträchtliche Blutleere
in den übrigens gesunden Organen bemerkbar.
Die Aeltern des Kindes sind beide kränklich , indem der
36jähr. Vater an anomaler Gicht und Hämorrhoiden mit öfte-
ren Kolik- und peritonitischen Anfällen leidet, die 28jähr.
Med. Jahrbb. Bd. 80. Hfl. S.
Mutter aber ,• stets leidend und von leukophlegmatischem An-
sehen , bis zu ihrer Verheirathung 7 Jahre lang mit Bleich-
sucht behaftet war und im 17. J. sogar öfter Bluterbrechen
hatte. In den letzten Jahren litt sie hSufig an Magenreizuog
und periodischer Diarrhöe, auch während ihrer 2 letzten
Schwangerschaften an starkem Fussödem. In den letzten 4
Wochen der letzten Schwangerschaft hatte sie stets Fieber u.
einen ganz unruhigen Schlaf. Von den früher geboroen Kin-
dern starb das erste, ein reifer, starker Knabe, narcb 36 Std.
plötzlich an Apoplexie, das zweite, ein Mädchen, blieb ganz
gesund, das dritte, wieder ein Mädchen, hatte einen weichen
Hinterkopf und schrie ein halbes Jahr lang Tag und Nacht,
siechte lange , erholte sich aber dann und ist jetzt gesund.
Das vierte Kind, ein wohlgebildeter, starker Knabe, hatte am
Tage nach der Geburt 5 Tage lang ebenfalls K — 6mal täglich
Abgänge massiger Quantitäten dunkeln , zähen Blutes durch'
den After, war dabei ruhig, schlief viel, wurde könstlich auf-
gezogen und ist trotz eines spätem Ruhranfalles bis jetzt gut
gediehen. Das fünfte Kind endlich war der Knabe , der den
Gegenstand obiger Mittheilung bildet. (K fi 1 1 n e r.)
984. Geheilter Croup; von Dr. Mayer in
Kornthal. (Daselbst.) ,
Der Behauptung gegenüber, dass der einmal voll-
ständig entwickelte wahre Croup nothwendig zum
Tode ftihre, ist nachstehende, in der ärztlichen Ver-
einsversammlung zu Nürtingen gemachte Mittheilung
des Gegentheils wohl nicht ohne Interesse«
M. wurde im Herbst 18^1 wegen eines andern Kranken
gerufen und fand bei dieser Gelegenheit ein 5jähr. Mädchen
seit 2 Tagen erkrankt mit allen Symptomen eines Torhandenen
Croup im Bette liegend. Er verordnete sogleich Blutegel an
den Hals, ein Brechmittel aus Tartarus stib. mit Ipecac,
Einreibungen von Quecksilbersalbe, innerlich Calomel mit
Extr. hyosc. und ein Ahhäadecoct mit Nitrum, so wie Blasen-
pnaster um den Hals. Unter dem Gebrauch dieser Mittel
vergingen die nächstfolgenden 2 Tage unter wechselnder Zu-
und Abnahme der Zufälle , bis sie endlich am 5. Tage einen
80 hoben Grad erreichten, dass der Tod unvermeidlich und
selbst erwünscht zu sein schien. Die Stimme war ganz
heiser , der Husten fast nicht mehr zu vollbringen u. trocken,
das Athmen pfeifend und höchst mühsam mit rückwärts boh-
rendem Kopfe , das Schlingen wegen Unterbrechung des Ath-
mens erschwert, der höchste Grad von Unruhe vorhanden.
Unter so verzweifelten Umständen griff H. noch zu dem
Moschus, von welchem stündlich ein halber Gran gereicht
wurde. Schon nach 4 Pulvern war einige Besserung einge-
treten, die zum Fortgebraucb des Mittels aufforderte.» Am
nächsten Morgen fand M. die kleine Kr. zwar noch sehr
schwach und schwer athmend mit öfters wiederkehrenden
Hustenanfällen , aber im Ganzen doch ruhiger und natürlicher
aussehend. Auf den schon Tags vorher mit Ung. mercur. und
Tart. stib. eingeriebenen Hals wurde jetzt eine scharfe Salbe [?]
trotz des Widerstrebens der Aeltern eingerieben, die schon
innerhalb 24 Std. Entzündung mit Abreibung der Oberhaut
und nachfolgender oberflächlicher Schorfbildung erzeugte,
während der Zustand des Kindes sich sichtlich besserte. Die
weitere innerliche Behandlung bestand in einem Infus, vale-
rianae mit Nitrum, Extr. hyosc, Calomel, Goldschwefel,
Salmiak. Allmälig wurde der Husten loser und in dem Aus-
wurfe bemerkte man häufig bald grossere, bald kleinere Stücke
von Pseudomembranen. Das Kind erholte sich zwar langsam
und behielt längere Zeit eine grosse Empfindlichkeit für käl-
tere Luft, die sogleich zum Hosten reizte, ist aber längst
wieder völlig gesund.
Bei dieser Gelegenheit erwähnte noch Dr. Pfeils tick er,
<las8 seine Erfahrung für ein wirklich epidemisches Auftreten
des Group spreche, indem in einem kleiUen Orte von 500 Ein-
wohnern plötzlich innerhalb weniger Monate 22 Kinder am
30
234
V. GynXkoIogie u. PXdiatril.
Croup erkrankten und 12 daTon starben. Unter letzteren
waren 7 Mädchen und tt Koaben. Keines der Kinder zählte
weniger als l'^ Jabr und nur 1 mehr als 8 Jahre, näintich
ein 15jähr. Mädchen, welches genas. Diphlberitiscbe Exsu-
date in der Rachenhuble wajxlen drSei nie wahrgenommen.
(Kfittner.)
985. BMbichUiOKeii Uker die SckarlMhepi-
demie in lanibiirg 1892; von 5r. eiaeser.
(Deutsche KUd. 28 — 31. 1853.)
Vf., Armenarzt in der Neustadt von Hamburg,
beobachtete in seinem Bezirk von Mitte April bis Mitte
Dec 1852 118 Fülle, von dem» 23 (19,4%) ^^^^l-
lieh abliefen. Beide Geschlechler wurden fast gleich-
massig befallen ; die DiflTerenz , um die das weihliche
Geschlecht stärker war, betrug 8. Die Hortalilät
stellte sich für das weibliche günstiger, da von den
23 Todesfällen nur 11 auf das weihliche» 12 aif das
männliche kamen. — Die Krankheit befiel , mit we-
nigen Ausnahmen, gesunde, wohlgenährte Kinder.
Die grOsste Zahl der Erkrankungen fiel auf das 2. u.
4. Lebensjahr. Unter 1 J. ward nnr 1 Fall beob-
achtet, über 16 J. kamen 4 Fälle zur Beobachtung,
in denen der älteste Kr. 47 J. zählte. - - Von dete
Tode^ntllen fiiird der am frühesten erfolgende hrner-
halb 7 Sld. nach dem ersten Unwohlsein Statt, der
am spätesten eintretende am 41. Tage nach den In-
vasions- Erscheinungen.
Was die Fof'boien der Krankheit anlangt, so
spielten Anginen und Erbrechen die wichtigsten Rol-
len, so wie Erbrechen mit Durchftlllen nicht selten
vorkam. Den heftigeM Nackensckmerz , den Wun-
derlich als Zeichen nachfolgender bösartiger Angi-
nen hervorhebt > beobachtete Vf. kein einziges M»l.
Gonvulsionen als Vorläufer wurden nur Imal beob-
achtet; sie verschwanden nach Ausbruch des Exan-
thems. Intensiver Frost beim Ausbruch der Krank-
heit war selten (3nial); unter diesen Fällen verlief
einer tödllich.
Beznglich des Verhältnisses des Exanthems und
der Angina wurde Folgendes beobachtet:
Unter 100 F&llen kirn vor :
Starkes Eiantbem
Massiges Ezantbem
Fehlen des EzanthesM
42
U
14
Starke Angina
M&ssige Angina
Fehlende Angina
Fraglich
Unter 100 Fallen trafen
Intensives Exanth. mit schwacher oder keiner
Angina
Intensivts Exanth. mit starker Angina
Intensive Angina mit schwachem oder keinem
Exanthem
Scbwaehe oder keine Angina mit schwachem
oder keinem Exantb.
'Einmr* w Oher die Angina Nichts in ermittehi
100
36
50
10
4
iOO
13
29
10
47
1
Es starben :
Bei intensivem Exantb. mit schwacher Angina
(13 Fälle)
Bei intens, Exanth. mit intens. Angina (29 F.)
Bei intens. Angina mit sebvrachem Exanth. (10 F.)
Bei schwacher Angina mit acb wachem Exanth.
(47 F.)
3
13
4
%
100
Was den Eintritt des Exanthems mit Bezug vi
die Vorboten betrifft, so ward in 1 Falle ein blil^
ähnlich schnelles und vollständiges Aullreteo in
Exanthems zugleich mit den ersten ErscbeiBinga
von Unwohlsein beobachtet; der Tod erfolgte ani
^Tage. Ein anderer Fall, in dem 6 Sld. aacbdei
ersten Unwohlsein das Exanthem sich zeigte, veriief
glücklich. Der längste Termin bis zur vollsiailfei
Ausbildung des Exanthems betrug 4 Tage. — Her
längste Termin, während dessen das Exantbenii
voller Blttlhe stand, betrug in einem Falle 8, in aioi
andern 9 Tage ; von diesen endete der 1. tadllici
der 2. glücklich. Ein Fall, in dem das ExantbcBW
einen Tag stand, verlief glUiklich ; 2 andere, ii k-
nen nur einige Male gegen Abend eine flüchtige fiöth
bemerkt wurde, endeten tOdüich.
IHe Färhnng des Exantliems wechselte derck A
Schattirungen vom leichtesten rosigen Anflug bis iai
ins Braune. — Bezüglich der Form trat das Est-
them entweder als Sc. laevigala oder als Sc. vanegHi
aiif , 2mal als Sc. papulosa. 2mal ward die sog«
Sc. miliaris, und zwar Imal unter parlieHer, iwi
unter totaler Verbreitung des Exanthems beebscbM.
1 mal bemerkte man am 3. u. 4. Tage nach derEnipliM
zuerst auf einer Stelle am rechten Oberarme soun-
mengedrängt , sodann sidi voti liier über Brml li^
Rücken verbreitend , kleine , Iheils einzehn irtehei^
theils confluirende Bläschen, die gleich voo ibrei
Entstehen an mit dicklicher, weisser, eilerähalitbff
Masse gefüllt waren. — * üer nur partielle Aaibnch
des Exanthems kam unter sehr verschiedenen Femci
vor: Imal als breiter, rother, scharf hegreDiteT)
den Hals umgehender Bing; Imal in derselben Fem
am Halse und lugleicb ale Halbkreis um die Siiii;
dann als Halbmond , der von der Grenze der bebM^
ten Kopfhaut in die Stirn hineinragte. Bei eioer IT'
waren nur beide Ellenbogen kreisförmig von eiiff
intensiven scharlachenen Färbung umgeben, wlbreH
der flbrige Körper frei war. Sämmiliche h\i}ß^
erwähnten Fälle von partiellem Exanthem verliefeBfM-
stig. Bei einem der perniciOsesten u. am scbaelbtti
verlaufenden Scharlachfälle wurden nur an der Streck'
seile des rechten Vorderarms einige schwach rotbe,
8 — A'" breite Streifen wahrgenommen, währest ^
flbrige Haut normal war. Andrerseits kam es ba
einem flberall krebsrolhen Kr. vor, dass eini*
quaddelartig etwas über die umgebende Baal ^
erhebende, etwa zoUgrosse, unregeifflässig kefiV^
Flecken an der Beugeseite heider VorderanM ^
schont blieben.
Was die angimösen Enekeinirngm anll^l» ^
betraf in den leichteren Fällen dieAnschweDoBgiflci*
V. G^aSkologie u. Psdiatrik.
235
Irbang Tielfich varürte, entweder nur das VeJirai tu
en die hintere Partie des harten Gaumens Uberklei*
enden Theil der ScUeimhaut, oder zugleich die Ton-
illen (eine oder beide) , oder die Tonsillen allein, n.
iann nueist beide zugleich. Betrücbtliche Anschwel-
ung der Uvula, mit gleichzeitiger Exsudatbildung auf
lerseibeo wurde nur in 1 Falle beobachtet« — Die
neist noil dem Ezanibem zugleich auA retenden oder
lini schon vorangehenden angindsen Erscheinungen
trschieaen selten erst spater oder steigerten sich in ,
len spülern Perioden, wenn sie entweder von Anfang
D milderem Grade zugegen gewesen oder bereits ab-
^enoDinaen hatten. Einm-il trat die Angina zuerst am
13., imal am 15* Tage auf. Ausserdem kamen Stei-
;epuogeo oder verspätetes Auftreten vor zwisiben
lern 6. u. 9. Tage. Im Allgemeinen erschien diese
ipäiere Aufireten von ungünstigerer Prognose , da es
entweder mit oder vor den Erscheinungen des M.
Krightii , oder mit Infiltrationen des DrUsenzellgewe-
[ies vorkam. — Exsudat von grauweisser Farbe und
speckiger Beschaffenheit sah Vf. auf dem Pharynx Imal,
nit schnell tOdtlichem Ausgange, auf den Tonsillen
imal , in 3 Fällen mit todtlichem Ausgange.
jiusekmMmg der Lymphdrüsen am Halae wurde
snter 5 FiUen von Exsudat auf den Fauces 4mai
beobachteL In dem 1 Falle, wo sie feUte, genas
PaL Keiner von den 5 Fallen war nit InfiUraliea
des firOsensellgewebes cemplieart. Abgesehen von
dieseii Fsllen» stand meist, doch nicht immer die Ab-
Schwellung der DrOsen im Verhlfltnisa zur Intensitül
der Anguna. Sie war nicht seilen beträchtlich bei
geringer Angina, «nd fehlte, wo die Angina heftig
war, ne dass ihr Verbalten duaehaus keinen sioheni
Sehlass auf das der inaern Thei&e gestattete.
Die Desquamation fehlte unter 102 Fallen 9m;il
ganzlich , die Falle abgerechnet , wo die Kr. vor der
gewohnlichen Eintrittszeit starben. Von diesen 9
Fallen endeten 2 , der eine am 47. , der andere am
S2. Tage tOdtlich. 5mal fehlte die Desquamation
bei intensivem oder doch deutlichem Exanthem, 4mal
wo auch kein Exanthem wahrziraehmfin gewesen.
Gewohnlich fand der Eintritt der Desqu:imation zwi-
schen dem 10. — 12. Ta{^e Statt; die spateste Ein-
trittszeit derselben fiel in die 4. Woche (Imal). Vor
dem 10. Tage ward sie 9mal beobachtet. Von diesen
verfrühten Fallen betrafen 7 solche Kr. , bei denen
das Exanthem von ausserordentlicher Intensität gewe-
sen war, 2 betrafen Kr. mit massigem Exanthem. —
Die Dauer der Desquamation zog sich in den meisten
FaHen in die 5. , oft aber auch in die 6. , 7. u. 8.
Woche hinein , wahrend von Ablauf dieses Processes
vor der 4. Woche nur 1 Fall beobachtet wurde.
Heftigere Delirien u. Gonvulsionen wurden 3mal
beobachtet; darunter Im^l mit starker Rötbung des
Gesicbts , injicirter Conjunctiva und heissem Kopfe ;
2mal mit hleiejiem Gesicht, kühlem Kopf und nicht
injicirter Conjunctiva. Von den letztern beiden Fal-
len war in einem starkes Exanthem vorhanden, in
dem andern dasselbe durch einen lividen Schimmer
der Haut nur angedeutet. Alle 3 Falle endeten tOdir
lieb in 36 Std. und am 4. Tage. In allen 3 Fallen
war eine localisirende Diagnose des Leidens nicht
möglich. Sonst wurden dergleichen Birnerscheinun-
gen nicht selten bei Anginen und Parptiten nnd bei
Morb. Brightii beobachtet.
Jppetithsigkeit ebenso oti mit Verstopfung, als
mit regelmässigem Stuhlgänge, mit meist wenig be-
legler Zunge , ward auf der Hohe des Fiebers in den
meisten Fallen beobachtet. In 2 — 3 Fallen, mit in-
tensivesB Exanthem und grosser Pulsfrequenz, bestand
die Csslnst auch wahrend der exanthemat. Periode.
Wo die Esslost Ober die exanthemat. Periode hinaus
fehlte, trat — abgesehen von eomplicirenden Krank-
heiten — die Desquamation spat ein.
Profv^e Schweisse wahrend des Exanthems und
nach demselben wurden in einem gOnstig verlaufenden
Falle mit heftigem Exanthem beobachle^
Heftigere Schmerzen in den Handgelenken wur-
den wahrend des Exantliems nnd des Beginnes der
Desquamation in 2 gflnstig verlaufenden Fallen, ohne
sonstige pathologische Veränderungen der betreffen-
den Gelenke beobachtet. Bei einer Frau in den
dreissiger Jahren dauerten die heArgsten Schmerzen
im ganzen Körper bei nicht sehr bedeuiondem Exan-
them von Beginn der Eruption bis zum Beginn der
Desquamation, dfe steh mit LOsong einer vollständi-
gen Manschette nm jedes Handgelenk einstellte; an
demselben Tage noch verschwanden die Schmerzen
vollständig.
. Von den CompKcaäanen des Scharlachs geborten
die Paraiiie», d« i. Infiltrationen des Zellgewebes um
die Parotis u. Submaxillardrdsen, zu den Obelsten. Unter
102 Fallen kamen sie Smal zur Beobachtung, davon
Total mit todtlichem Ausgange. Den spätesten Ein-
trittstermin fflr diese Infiltrationen bildete der S.Tag;
meist wurden sie innerhalb d^ ersten 4 Tage beob-
aditet. Sie betrafen meist eine, seltener (2mal)
beide Seiten nnd beschrankten sich entweder auf die
Gegend derSubmaxiHardrUsen, oder betrafen zugleich
das Zellgewebe der Parotis. Zur Eiierbildung kam
es nnler den 8 Fallen 3mal.
Pneumonie war nicht selten mit Si liarlach com-
plicirt; doppelseitige nur Imal. — Coryza ward
ttmal beobachtet. Geschwüre am Eingange der Na-
senhöhle wurden dabei nicht bemerkt. Unter diesen
12 Fällen verliefen nur 2 günstig, die übrigen lethal.
11 von diesen 12 Fallen traten bei sUrkem, nur 1
bei schwachem Exjnlhero auf. — Otorrhöe wurde
9mal beobachtet. Der Ausfluss war eitrig und immer
sehr Übelriechend; dabei konnte eine Veränderung
der Schleimhaut des äussern GehOrganges nicht wahr-
genommen werden. Von den 9 Fallen kamen 7 auf
intensives, 1 auf partielles, 1 auf flüchtiges Exanthem.
Es starben von diesen Fallen 4. Störungen des Ge-
hörs wahrend des Ausflusses wurden dmal beob-
achtet.
236
VI. Ghirurgto» Ophlhalmologie u. Otiatrik.
Morbus BrighUi. Auf 118 Scharlach ßille kom>
iij6n 16 Fälle, in denen lungere Zeit hindurch der
Urin einen reichlichen Gehalt an Eiweiss zeigte und
gleichzeitig Oedeme vorhanden waren , welche letz-
tere nur in 4 Fallen TehUen. Das Auftreten der
Bright'schen Krankheit , das unter zunehmender oder
wiedereinlretender Pulsfrequenz , unter Störung des
Appetits, Erbrechen und unruhigem Schlaf statthatte,
folgte meist um 2 — 3 Tage dem Eintritte der Des-
quamation (10 Fälle), in welchen allen Exanthem
voranging. 5mal trat die Bright'sche Krankheit auf,
ohne dass es zur Desquamation kam; darunter endete
1 Fall am 32., ein 2. am 41. Tage der Krankheit
tOdtlich; das Exanthem hatte in ^2 glücklich verlau-
fenden Fällen ganz gefehlt, in den übrigen war es
milde und unter geringen Allgemeinerscheinungen
aufgetreten. In einem Falle ging die Suppression
des Urins der Desquamation um 4 Tage voraus. Die
mittlere Dauer der mit Genesung endenden Fälle von
Morb. Brightii betrug 5 Wochen. — Heftige Schmer-
zen in der. Nierengegend wurden nur in einem tödt-
lich verlaufenden Falle beobachtet, in den übrigen
wurde nicht einmal Empfindlichkeit der Nierengegend
gefunden. — Die Oedeme traten immer zuerst im
Gesicht — untere Augenlider — auf. auch ging ihr
Verschwinden von dieser Stelle der Abnahme an an-
dern Orten voraus. — Eiterablagerungen unter die
Epidermis der Fingerspitzen ward in einem günstig
verlaufenden Falle beobachtet. — Erhebungen der
Epidermis durch Serum zu grossen Blasen, welche
platzten und die entblOste Cutis zurückliessen , kamen
2mal in sehr schweren Fällen vor. — Herpes labia-
lis kam in einem gutartigen Falle vor, — Unter den
16 Fällen von Morbus Brightii waren 8 einfach, 8
complicirt, und zwar 2mal mit Bronchitis, Imal mit
einer aus Bronchitis sich herausbildenden Broncho-
pneumonie, 4mal mit reinen einseitigen Pneumonien,
linal mit Mercurialismus. Von den 4 Todesfällen
kamen 2 auf die einfachen, 2 auf die complicirten Fälle.
Ausser den genannten Gomplicationen des Schar-
lachs fanden sich noch: Bronchitis in 4 Fällen, hef-
tige Laryngitis, Herzfehler und Lungentuberkulose in -
hohem Grade in je 1 Falle.
Bezüglich der Therapie bespricht Vf. weitläufiger
die Schneemann 'sehen Speckeinreibungen. Mit den
Fällen, die in der letzten Hälfte des December hinzu-
kamen, hat Vf. 129 beobachtet, bei diesen ward
116mal die Speckeinreibung gewissenhaft ausgefohrt,
und zwar vom exanthematischen Stadium an. Dabei
wurden noch Schädlichkeiten vermieden, denen bei
Anwendung dieser Methode sich auszusetzen gestattet
sein soll, d. h. es wurden alle Kr. während des gan-
zen Verlaufs der Krankheit bis zu Ende der Desqua-
mation im Bett gehalten. Dennoch stellte sich eia
Mortalitätsverhältniss von 20% heraus. Ferner
sprechen 41 Gomplicationen, von denen 37 io der
Desquamationsperiode eintraten, nicht für die gemin-
derte Gefahr dieser letztern, die überdiess bekanot-
lich nach Schneemann ganz fehlen solL Was
nun das Fehlen der Desquamation anlangt, so wurde
dieselbe auf 113 Fälle nur llmal nicht beobachtet,
von diesen 11 Fällen kAmen aber 5 auf solche Kr,
die nicht eingerieben wurden, während von den übri-
gen 6 Eingeriebenen 2 zu einer Zeit starben, wo der
Eintritt der Desquamation allerdings nicht mehr
wahrscheinlich, aber doch nach Analogie anderer
Fälle noch möglich war. Es bleiben somit nur 4
constiitirte Fälle von Fehlen der Desquamation für die
Einreibungen. Dagegen kam in 37 FäUen lappige
Desquamation am ganzen Körper, in 65 FaUen lap-
penlbrmige Desquamation an Händen u. Fassen u. deut-
liche kleienförmige Desquamation am Obrigen Körper
vor. Was ferner die vermeintliche Abkürzung des ganzen
Processes anlangt, so betrug die Dauer nur in i Falle
weniger als 4 Wochen , in allen andern aber reichte
sie bis in die 5. u. 6., nicht selten auch in die 7. u.
8. Woche hinein. In Bezug endlich auf die Hinde-
rung der Weiterverbreitung der Krankheit durch die
Einreibungen, bemerkt Vf., dass er unter seinen Kr.
15 Familien zählt, in denen trotz der Einreibungen
nach und nach 3 und mehr Individuen ergriffen wur-
den. Vf. kommt zu dem Schlüsse : dass die Speck-
einreibungen als Methode für die Behandlung des
Scharlachs sich nicht bewähren, dass sie aber als
symptomatisches Mittel bei bedeutender flyperSmie,
Spannung und daher rührender Schmerzhafligkeil der
Haut — wie jedes andere fettige Mittel — Nützliches
leisten können. (M i 1 1 i e s.)
Vi. Chirurgie, Ophthalmologie UDd Otiatrik.
986. neber die cavernösenBlntgesGhwfllste;
von Prof. Schuh. (Wien. Ztschr. IX. 6. 1853.)
1) Der häufigste Sitz dieser Geschwülste ist nach
der Leber (wo sie sich aller Sinneswahrnehmung
entziehen), das Unterhautzellgewebe, von wo aus sie
auf die Lederhaut übergehen. Nicht selten sitzen sie
auch unter den Fascien und hängen Init diesen oder
einer Sehne , oder der Knochenhaut fest zusammen.
In der Nähe der Vena saphena vom Rete venosum des
Fussrückens bis zur £ndigung am Oberschenkel findet
man sie am häufigsten , ferner im Verlauf der Venen
des Vorderarms und der Hand, seltener am Halse, an
der Schulter und im Gesicht ; am seltensten in den
Knochen und dann an den Schädelknochen , in der
Nähe des Knies und am Oberarme. An den Extremi-
täten treten sie oft in grosser Anzahl auf u. zuweilen
liegen 2 Geschwülste so dicht aneinander, dass der
Tastsinn sie nur als eine Geschwulst zu erkennen
vermag. Vf. handelt nur von den in den Weichtheilen
auftretenden cavernOsen Geschwülsten.
2) Die Grosse ist gewöhnlich die einer Linse,
Erbse, Hasekuss oder Wallnuss; in der Leber kOn-
VI. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik.
237
nen sie jedoch eine bei weitem grossere Aasdehoung
erreichen.
3) Die Form ist rundlich oder länglich-rund.
Sehen kann man sie nur bei oberflächlichem Sitz, und
wenn sie das Corion ergriffen haben ; sitzen sie tiefer,
so kann man sie nur fühlen. Die Umgrenzung ist
zuweilen deutlich mit den Fingern zu ermitteln , zu-
mal wton sich die Geschwulst in einer Hautfalte er-
heben lässt.
4) Die FerschiebbarkeU ist um so grosser, je
oberflächlicher die Geschwulst liegt, nie aber so be-
deutend wie bei Balggeschwttlstcn od. Feltgeschwal-
Sien, weil die Verbindung mit den umgebenden Thei-
len meist sehr innig ist. Die straffere Verbindung
mit der Umgebung macht auch deswegen ein genaues
Ausschälen der Geschwalste unausführbar.
5) Die Consisienz der Geschwülste ist sehr ver-
schieden ; bald sind sie derb und gleichmässig , wie
Fibroide, wenn die gefächerte Grundlage enge ist,
die blutführenden Räume schmal sind, wenn verdick-
tes Zellgewebe die Geschwulst umgiebt , bald weich,
wie Teleangiektasie wenn entgegengesetzte Verhält-
nisse stattfinden., Sie können so weich sein, dass
sie unter leisem Fingerdrucke schwinden. Bei der
grössten (eigrosscn) Geschwulst, die Vf. «im Hals beob-
achtete, fühlte man beim Umgreifen eine ungleiche
Oberfläche, erkannte deutliche Fluctuation an den
vorftpringenden Punkten und bemerkte beim Drucke
unregelmässige Stränge.
f 6) Die überziehende Haut wird , wenn die Ge-
schwulst im Unterhaulzellgewebe sitzt/bläulich, und
zwar gleichmässig oder ungleichmässig geädert; spä-
ter verbindet sie sich inniger mit der Geschwulst und
wird unverschiebbar ; in seltenen Fällen verdünnt sie
sich stark, stülpt sich aus und bildet liniendicke
cylindrische Zapfen, oder hahnekammfbrmige 2 — 6'"
lange, sich in feine Spitzen theilende Falten, die von
einem mehrere Linien dicken borstig und zackig zer-
klüfteten , trocknen und schwer abzulösenden Uorn-
gewebe bedeckt sind.
7) Die Schwellbarkeii ist eine fast constante
Erscheinung, die nur bei sehr kleinen und derben
Geschwülsten mangelt ; alle Einflüsse , die eine vor-
flhergehende venOse Hyperämie veranlassen, z. B.
abhängige Lage , Schreien, Drängen, Husten u. s. w.
bewirken Volumenzunahme , grossere Spannung und
Resistenz und, wenn die Haut an der Geschwulst
Theil genommen hat, eine gesättigtere Färbung.
8) Schmerz wird durch Druck auf die Geschwulst
fast stets hervorgerufen. Zuweilen entsteht er ohne
Druck und strahlt nach mehrern Richtungen hin ai^s.
An den untern Gliedniaassen kann der Schmerz durch
abhängige Lage allein erzeugt werden und einen sol-
chen Grad erreichen , dass er das Gehen lange Zeit
unmöglich macht. Die Schmcrzhaftigkeit entsteht
dadurch, dass die kleinen Nervenfäden unter oder über
den Venen, neben welchen die Geschwülste vorzugs-
weise sitzen , durch die schwellende Geschwulst ge-
drückt werden , oder dass callOses Zellgewebe den
Nervenfaden zerrt, der dann bei Schwellung oder
Fingerdruck noch mehr gespannt wird.
9) Das ff^achsthttm dieser Gebilde ist sehr lang-
sam ; sind viele Geschwülste gleichzeitig vorhanden,
80 fällt ihre Entstehung so ziemlich in ein u. dieselbe
Zeitperiode.
10) Auf das Allgemeinbefinden üben sie einen
nachtheiligen Einfluss nicht aus, gehOren demnach
zu den gutartigen Pseudoplasmen, die mit den Kreb-
sen nichts gemein haben. Den Geschwülsten man-
gelt alle Neigung zur Verschwärung, sie wachsen sehr
langsam , kehren nach der Exstirpation nicht wieder,
verändern und beeinträchtigen das Allgemeinbefinden
nicht im mindesten , kommen in jedem Alter und bei
jeder Constitution vor. Wenn in der Leber neben
Medullarkrebs cavernOse Geschwülste gefunden wor-
den sind , so ist dieses Zusammentreffen ein rein zu-
fälliges, weil die Leber der Entwicklung beider
Krankheiten günstig ist (wie die Lunge der Entwick-
lung von Markschwamm und Enchondrom). Die
Aehnlicbkeit und Gleichheit des Gerüstes der caver-
nOsen Geschwülste mit dem Krebsstroma, spricht
nicht gegen die Gutartigkeit , da bekanntlich nur das
vom Gerüste Gehaltene maassgebend ist.
11) Structur. Die cavernOsen Geschwülste be-
stehen aus einem Maschen- oder Fachwerk , dessen
Räume mit Blut erfüllt sind und mit dem allgemeinen
Kreislauf so weit in» Communicalion stehen , als diess
zur Schwellbarkeil nOthig ist. Die l^alken des Maschen-
werks und die Wände des Fachwerks sind bald dünn
und zart, bald massiv; die Zwischenräume des Ge-
rüstes sind bald überwiegend , bald von untergeord-
netem Umfange , der Form nach rundlich , spallähn-
lich oder schlauch fOrm ig , oder ganz unregelmässig.
Es lassen sich mehrere Uebergangsformen unterschei-
den. — 1. Form. Die Geschwulst hat ein milzartiges
Gewebe, d. h. die Maschen sind so kleinräumig, dass
die Aushohlungen an der frischen Schnittfläche gar
nicht gesehen werden , dass das Blut auch nicht bis
zur Entleerung der Geschwulst ausfliessL iSrst nach
einigem Auswässern wird das Gewebe sichtbar. Die
Maschen sind weisslicb, unregelmässig und es haftet
an ihnen eine zarte, weiche, sehr blutreiche Sub-
stanz, in welcher ein noch feineres Maschennetz ver-
läuft. Die Räume zwischen dem Gewebe haben den
Umfang bis zu einem Stecknadelkopf und darüber.
Das nach der Stärke verschiedene Maschenwerk hat
gewöhnlich in der Mitte und nach der Peripherie
der GeschwuLsle zu gleiche Dichtigkeit. Zuweilen
ist die äussere Schicht derber , zeigt ein dichtes Ge-
flecht, welches nach innen zu trabekelarlig vorspringt
und umhülU die innere, zartere, verwachsene Schicht.
— 2. Form. Man sieht an der Durchschnittsfläche
ohne^Auswässern die kleinen rundlichen Räume und
es besteht eine grosse Aehnlicbkeit mit dem Corpus
cavernosum penis; man sieht kein zweites, zarteres
Netz und keine anhängende weichere Substanz, wohl
as»
VI» Chirai^gie« Ophthalmologie iL Otiatrik.
aber kaiui 4io SduitUUcho kbin^ drüsig, wie mit
feinem Gries basät aein. Die gaaze Maaae ist dabei
aebr blutreich und verliert erst nach langem Auswäs-
sern die rolhe Farbe. Bei beiden Formen und na-
mentlich bei der ersten , bemerkt man auch noch an
einzelnen oder mehrern Stellen kleine knorpelharte,
runde KOrper Yon einer eben sichllichen GrOss^ bis
lum Umfang eines Hanfkorns» die weisslicb oder
leicht rOthlich geßirbl erscheinen, wie an einem Stiel
festsitzen, nur durch Abreissen oder Abschneiden
getrennt werden können, and wepn sie grösser sind»
in der Mitte 1— *-2 verkalkte Kerne einsehliessen» -^
8. Form. Die Geschwulst hat einen hohen Hanegrad,
ein engmaschiges Gewebe und ähnelt einem Fihroid.
Die BlntrSume der Schnittfläche zeigen enge Oeffnun-
gen , die sich hier und da zu glatten , mit hSiiligen
VorsprOngen und Ausbuchlungen versehenen Aushob-
hingen erweitern. Nach der Exstirpation wird die
Geschwulst, die bald aus den wenigen BlutrSumen
das Bkit verliert, schnell blass. An der Schnittfläche
springenr einzelne feine KOrner vor, od. gelbliche vom
Pannraalns adiposns zurflckgebliebene Peltlappchen. —
4. Fora. Die Gesehwulst zeigt ein so grossmaschigee
Netz , dass alle Aehnlichkeit mit Gefassen schwindet
und nur ein einziger bhitfuhrender Baum besieht, der
von 2 — V^ dicken Balken durchzogen wird. Die
Sonde kann in der geOffhelen Geschwulst nach jeden
beliebigen Punkt der Wandung geführt werden. Das
Blut fliesst nach der Eröffnung aus , die Geschwulst
wird weias und stellt sicJi als rein fibrOses Gewebe
dar. — - Die feste Verbindung der Geschwülste mit
ihrer Umgebung Iflsst, wie schon erwähnt» eine reine
Ausachaluog seilen zu u. diese kann nur bei der 4. Form,
die einen deutlichen Ba4g besitzt, ermöglicht werden.
Die 8 ersten Formen haben gar keine Hülle. Wo sich
ein Balg enlwickelle, hat dieser an verschiedenen
Punkten eine verscliiedene Dicke. Bei tief sitzenden
Geschwülsten verdichtet sich bisweilen das umgebende
Cette Bindegewebe bedeutend , verbindet selbst innig
zwei nahe liegende Geschwülsle. Die zu- und ab-
leitenden Gewisse sind haußg sehr erweitert und ver-
laufen zuweilen aebr geschlängelt. (S l r e u b e 1.)
987. Ueber die Teleangiektasie ; von Dem-
selben. (Daselbst 7.)
Vf. versieht darunter jene crcclilen Bildungen,
die andere Chirurgen auch Fungus haemalodes, Blul-
schwamm oder GeRlssschwamm nennen. Sie sind
sehr haußg, beginnen im Panniculus adtposus entwe-
der in der obersten Schicht desselben und greiren
sogleich auf die Haut über, so diiss sie in dieser ent-
standen zu sein scheinen, oder entspringen in den
tiefem Theilen ' und breiten sich im Fellgewebe aus.
In Knochen und andern innern Organen entslehl der
"Geftlssschwamm nicht ursprünglich.
Die Erecheinuiigen beim oberflücbtichen Silz sind
allgemein bekannt, bemerkjenswerlh isl jedoch der
Unterschied von arteriösem und vcnOsem Gefass-
«chwamuL Der eratero ist viel seltener, eiislirt aber»
hält die Farbe des arteriellen Blutes, wachst masohen-
fOrmig und pulsirt an allen Stellen , was durch Ge-
fühl und Gesichl wahrgenommen und vom PaL als
Jiriebeln und Klopfen empfunden wird. Btsweiles
sind die zur Geschwulst hinlaufenden Geßsse ausge-
dehnter als die entsprechenden der andern Seile. Der
venOse Blulschwamm hat die Farbe des venOsen Blu-
tes, wachst langsamer und pulsirt nicht« Beioi SiU
im tiefern Uttlerliauizellgewebe erkennt man dasUebd
erst, wenn es zur Geschwulst angewachsen ist» die
undeullich gelappt isl, sich durch Weicbheil iifld
starke Elaslicilät auszeichnet und die GrOsse einer
Wallnuss, selbst die eines Eies erreicht. Die Haut
bleibt lange normal geHfrbl und Tallbar, s]iater schim-
mert die liviile Farbe des üntergelegenen fleckweis
hindurch und endlich entwickeln sich rolhblaue, bee-
renarlige Vorsprüuge in derselben. — Je naher die
Geschwulst der Oberflüche kommt, desto blutreicher
und schwellbarer wird das Gewebe, während bei den
liefer liegenden kaum ein Schwellen bei Circulalions-
hindernissen bemerkbar wird. Dieser verhSltniss-
müssig geringe Blnlreichlhum veranlasst auch die
' Verwechslung dieser Geschwülste mit Lipomen, beim
Sitz derselben in der Augenhohle. Die Gefahr der
Blutung ist>übertrieben, und es beruht dieser Irrthum
auf der Verwechslung mit den cavernOsenBIulgeschwal-
slen oder dem gefdssreichen Markschwamm. Z«
leugnen isl jedoch nicht , dass arterieller GeHlss-
schwamm bedeutende Blutung veranlassen kann, wenn
sich auch eri'ahrungsgemass die oberflächlichen Ge-
ntsse sehr leicht nach der Blutung schliessen. Bei
Kindern isl noch am »eisten zu fürchten. TieftT
liegende GeOlssM'hwamme sind in dieser Beziehung
von geringerer Bedeutung, weil sie weniger Bkit enl-
hallen und durch ihr strengeres Ümschriebcn&ein eine
Ausschalung leichter zulassen. — Der Gel^ssscbwanim
ist eine gutariige und rein örtliche Krankheit , meist
angeboren , häutiger bei Kindern und Weibern. Die
Pubertätsperiode begüusligl sein Wachsthuai; Reci-
dive Irelen ein, sobald bei der Operation nur der
kleinste Theii des Gebildes zurückgelassen wird.
Anatomie. Die selbslsiandige Existenz des Ge-
Ijsssclrwammes ist ofl geleugnet worden , Vf. jedoch
hat schon früher die Berechligung seiner Annahme
in seiner Abhandlung über die Pseudoplasmen nach-
gewiesen und dort die anatonnschen Verhallnisse ge*
nau gosrhildert, sich aber, wie er angiebt, darie
geirrt, dass er die caveinüsen GesHiwOlsle als a«s
dem Gef^ssschwamm hervorgehend angenomoMB hah«.
Die exstirpirle Masse zeigt keine Aehnlichkeit mit dem
Gewebe des Mutleikuchens oder des Corp. eavernos.
penis, wohl aber mil der Haut und dem Fettgewebe.
Die Farbe isl wenig bläulich oder rosenrolb, letzteres
besonders in den lierern Schichten ; die Geschwulst
isl in Fell eingebcltet und gelappt, nur hängen die
Läppchen enger zusammen, als im umgehenden Zell-
gewebe; in der Tiefe findet sich bisweilen eine leiclae
Uülle von Bindegewebe. Die Schniltiläche der Läpp-
clien ist eben, häufig scheinbar slructurloa» nur hier
und da irelen feine Grieakürner hervor. Der Geßlas-
TL GMmiigie» Ophlhaltiiolosie «. Otialrik.
reichthofii entspricht <ten Erscheinungen im Leben
nicht» ja oft sieht man mit blosem Auge gar kein
Geffesfl, bisweiten ist in der MiUe ein Gerass von dem
Lumen einer miltlern Sonde, in das sich mehrere
kleine einrnflnden. Rlutraume und Taschen werden
vergebens gesucht; immer aber sind die GeHlsse der
Umgebung ausgedehnt.
Das Mikroskop zeigt eine so deutlich alveolare
Anordnung der Elemente, wie beim Gallertkrebs. Man
findet Haufen von einen glänzenden Nucleolus ein-
schliessenden Kernen, um wefche herum spindelfOr-
»ige, nach der Bnnduitg der Haufen gebogene Kerne
oder kurze Pasern sich lagern , die sich hier und da
in vollkommenes Bindegewebe umgestalten. Die so
gebildeten Alvedi sind rund oder ov.il, liegen einan-
der ganz nahe oder von einander enifernt; die Zwi-
schensubetanz hesteht aus den Elementen des Zellge-
webes, besonders aus verschmelzenden Zellen. Ela-
stische Fasern, die bei der Behandlung mit Essigsaure
xnrtfckbleiben , sieht m»n fast nur als Ueberbleibsel
des Corhim. Vf. hjtlt es für mehr als wahrst^heinlich,
dass die Elemente des Bindegewebes sich auf Kosten
des Fetten entwickeln, und für mdgtich, dass die Fett-
sellen zu structnrlosen Blauen fUr die kUiiRfgen Alveoli
werden* Was die Gefasse anbelangt, so bieten sie
iB Foim und Slrurtur keine Verschiedenheit von den
■ormulen, und die Einmündung vieler kleiner Gefüsse
gatchielit meist in grosser Z«»hl unter spitzen Winkeln
in ein verhülluissmassig viel grosseres Geßiss.
Verwechselt kann der Gefässschwamm werden
I) mit der caoernösen Blutgeschwulst, weon er sich
Dämlich in der Tiefe entwickelt , wegen der gemein-
schaftlichen Form, Elasticilift, Besistenz u. Schwell-
barkeit. Jedoch wächst die cavern. Blutgeschw. viel
langsamer, kommt auch unter den sehnigen Ausbrei-
tongen vor und schmerzt meist beim Druck, ferner
findet sie sich selten in den ersten Kinderjahren , wo
der Gef;issschwamm am hau6gsten ist. Mikroskopisch
unterscheidet sich die caveru. Blutgeschw. durch das
mit Bhit gefällte Maschen werk. 2) Mit der über-
mässigen Entwicklung des venösen Antheils des
Gefäßsystems ^ wodurch jedes andere Gewebe, als
Muskehn, Nerven, selbst Knochen, allmälig zum
Schwinden gebracht wird. Dieses seltene Uebel ent-
wickelt sich an allen Sielten einer ausgedehn lern Par-
tie des Körpers , zeigt ausgezeichnete Schwellbarkeit
und datirt meist von der ersten Jugend. Diese Bil-
dung ist es, die man vernünftigerweise allein Telean-
giektasie nennen darf und die mit den Pseudoplasmen
Nichts zu thun hat. 3) Mit Gebilden , in denen Fig-
mentablagerung stattfindet, z. B. der sogen, gut-
artigen Melanose und dem oberQachlichen melanoti-
sehen Markschwamme. Bei diesen aber ist die Farbe
nicht blulrolh, sondern braunlich oder schwarz, die
Schwel*ba>*keit fehlt und der Verlauf ist ein ganz an-
derer« (Baerwinkel.)
988. Die Fractarra der Kmetclieibe, nebst
einem neuen FerbandapparAte ; von Bauden s.
(Gas. de Pens. 21. 32. 27. 28. 1858.)
Nachdem YL die Kniescbeihe, ihrer Farm, ibr«r
Befestigung, Verbindung, Bedecknag, ao wie ihrem
VerhSltniss zun Kniegelenk nach beschrieben bat,
folgen einige physiologische Bemerkungen Ober. das
Verhalten derselben hei der Flexion und Extension.
Die Gelenkflaclien der Tibia rollen bei den Bewegun-
gen im Kniegelenk auf den Schenkelbetnkondylen bin
und her und ziehen bei der Flexion die Kniescheibe
nach sich, die immer mehr herabsteigend u. sich mit
der vordem FUche nach unten wendend zwischen die
Gelenkfladien der Kondylen tritt. Sobald die Flexian
des Unterschenkels zum Oberschenkel nicbi weniger
als einen rechten Winkel betragt, wird die Knitacheibe
bei einem Fall auf ebenem Boden nur an ihrer Spiftse
getroffen und der Stoss, den sie erbxlt, ist nicht
einmal bedeutend , weil die stark vorragende ILanie
der Tibia schatzu Je spitzwinkliger der Unterscben-
kel znm Oberschenkel gebeugt ist, um sa mehr siebt
die Kniescheibe nach unten, um so stilrier Inllkain
Fall ihre vordere Flache. Bei Fall auf ebenem Boden
ist demnach eine starke Flexion den Unterschenkels
nOthig, um die Kniescheibe in einer solchen Ausdeh-
nung zu treffen , dass sie brichU Ist der Bodea w-
eben , mit flervorragungen verseben , aa kann aeban
bei rechtwinkliger Beugung die vordere Fische der
Kniescheibe getroffen werden , und je höher die Var-
raguDg sich erhebt, je mehr sie bis zur Höhe der
Kniescheibe reicht (z. B. eine vorstehende Treppen-
kante) , «m so leichter wird die Kniescheibe seihst
bei geringer, stumpfwinkliger Beugung des Unter-
schenkels durch Anstossen in gehöriger Ausdehnung
getroffen und fracturirU Die Flexion des Unterschen-
kels geht nur bei Kindern und bei Individuen, die
sich besonders geflbt haben, ao weit, dass die fWse
die Binterhacke berOlirt ; sobald aber das Knieaobei-
benband , die Sehne des Quadriceps gerissen , oder
die Kniescheibe quer gebrochen ist, knickt das Bein
sofort zusammen und die Ferse komoH mit der Hin-
terbacke in Belehrung. — Von der Extension bis
zur Itussersten Flexion durchlftofi die Kniescheibe bei
Erwachsenen einen Weg van f^ Ctmtr. Die bei der
Extension bewegliche Kniescheibe wird bei der Flexian
ifluner unbeweglicher und steht schon bei Demiflexion
80 fest, dass eine Luxation dersetben selbst dnvch
die stärkste auf den einen oder andern Seitenrand
wirkende Kraft nicht bewirkt werden kann. Die Dritt-
theilbeugung des Unterschenkels ist diejenige SteUnng,
in welcher am häufigsten Muskelcontraction eine quere
Fractur der Kniescheibe bewirkt; in dieser Stellung
berührt nämlich die Knitscheibe nur mit der Mitte
ihrer untern Flache das Schenkelbein, während die
Spitze und Basis nach unten und ölen vorstehen, so
dass bei Zug an der Kniescheibe nach entgegenge-
setzter Richtung diese, nach dem richtigen Vergleich
S an so n 's, wie ein Stock Ober dem Knie gebogen
zerbricht.
Aeiioiagie und Meekanisrnv^, Die Kniesciieiben-
fracturan sind entweder das Resultat von äussern Ge-
walten oder von Muskelcontraction , im ersten Falle
stellen sie directe, im letzten ^ndirecte Fracturen dar.
240
VL Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik.
Die Kniescheibe wird direct gebrochen durch einen
Pall auf das Knie bei sehr fleclirtem Unlerschenkel,
durch Anstossen an eine Kante, durch einen Huf-
schlag, einen Säbelhieb, einen Lanzenstoss, durch
eine Schussverlelzung. Je siarkgr, stumpfer und
erschauernder die direcle Gewalt ist, um so leichler
complicirt sich die Fractur mit Gontusion, Zerquet-
schung der Weichtheile, mit Bluterguss und mit Zer-
reissung der Kapsel des Kniegelenks , um so häufiger
wird die Kniescheibe in mehrere Bruchstücke zertheiit
oder zersplittert. Die longitudinalen Practuren der
Kniescheibe kommen nur nach directer Gewalt vor,
sind aber so selten, dass B o y e r nur einen Fall sah,
und dass Dupuytren nur 4 Beispiele gesammelt
hat. D e I a m 0 1 1 e beobachtete longiludinale Fractur
nach einem Fall von beträchtlicher Hdhe, in den
Fällen von Boy er und Dupuytren hatte Ueber-
fahren eines Wagenrades die Längenfractur bewirkt
und Vf. bekam eine solche Fractur nach einem Huf-
schlag zu sehen. Viel häußger als die directen Frac-
turen sind die Fracturen durch Muskelcontraction
(indirecte Fr. oder par arrachement). Während bei
directen Fracturen die Bruchlinie verlical oder schief
verlaufen kann , verläuft sie bei den Fracturen durch
Muskelcontraction nur quer oder ganz leicht schief.
In einzelnen seltenen Fällen hat eine einfache Muskel-
contraction beim Aufstehen, beim Erheben einer Last,
beim raschen Ausstrecken des Beines die Fractur er-
zeugt, gewöhnlich aber gehört eine convulsiviscbe
Muskelcontraction dazu, um die Fractur zu bewirken,
wie sie unwillkflrlich zu Stande kommt, wenn Jemand
beim Fallen die Muskeln anspannt oder einen Fehltritt
thut. Die convulsiviscbe Muskelcontraction wird beim
Fallen nach vorn noch dadurch in ihrer schädlichen
Wirkung gesteigert , dass der Fallende mit einem ge-
waltigen Ruck den Oberkörper nach rückwärts zu
reissen sucht. In einzelnen Fällen hat M a I g a i g n e
beobachtet, dass vor dem Zustandekommen der Frac-
tur die Pat. Schmerzen in der helrelTenden Kniescheibe
hatten, und er vermuthet, ydass vielleicht schon eine
unbemerkt gebliebene Muskelcontraction die Patella
eingeknickt und zum nachfolgenden vollständigen
Bruch dispnnirt habe , welche Vermnthnng durch
einen Fall des Vfs. bestätigt zu werden scheint. Zu-
weilen wird beobachtet, dass die Ränder der quer-
laufenden Fractur sich von vorn nach hinten zu ab-
schrägen.
Symptomatologie. Vf. referirt die bekannten
Symptome der Kniescheiben fractur. Die Diagnose
kann bei queren Fracturen nicht zweifelhaft sein, da
die Bruchstücke sich gewöhnlich ziemlich weil von
einander entfernen. Flexionsbewegungen sichern die
Diagnose der Längenfracturen , indem hierbei die
sich berührenden Bruchstücke von einander entfernt
werden.
Sitz, In 12 Fällen von queren Fracturen der
Kniescheibe verlief die Trennung 3njal am ohern
Dritttheile, 7mal fast in der Mitte u. 2mal im untern
Dritttheile.
Prognose. Abgesehen von den- complicirten Frae
turen' ist bei den einfachen Querfracturcn die Progno»
insofern nicht günstig, als immer eine namhafle, ol
dauernde Schwäche der Extremilät zurückzuIiieilM
pflegt . ja in einzelnen Fällen seihst unheilhaces lli»
ken nachfolgt. Die rückbicibcnde Schwäche hat ihra
Grund l)in der nicht knöchernen, fibrösen od. GbrO»
carlilaf^inOsen, mehr oder weniger beträchllirha
Zwischensubslanz ; 2) in der Abplattung der Knif
sclieihe , und 3) in der Erschlaffung und spülero Bf
traclion der Extensoren.
CallusbUdtmg. Wenn knöcherne Vereinigung 4rr
Bruchstücke der Kniescheibe noch immer nur sekn
vorkommt , so liegt diess nicht in der StnicJur kt
Patelia, denn diese ist von hinreichenden Blutgebssn
durchzogen und mit einer gePJssreichen KnochcBbut
bekleidet, sondern in der Unzulänglichkeit der Ver-
bände und Apparate, die Bruchstücke aneinander n
bringen und in GonUct während der VeHieiluog zu
hallen. Bei knöcherner Vereinigung der Brurlisllrke
erfolgt eine Heilung ohne alle FunctionsstOruog. ^
schiebt die Heilung mittels Bandniasse, so enlscbeidd
die Festigkeit u. Kürze derselben über den Gebraiel
des (Gliedes und je länger, dünner und bewegiiei«
die Zwischensubstanz sich gestaltet hat, um soofk
wird die Function des Gliedes beeinträcbligL Bie
Heituogsfrist ist durchschnittlich 60 Tage. Vf. lai
einige Male bei SplitterbrUchen Gallusbildung durch
Eiterung beobachtet.
Die Behandlung hat 5 Indicalionen zu erfolln:
1) die Entzündung der Weichtheile und die trauma-
tische Arthritis zu bekämpfen; 2) das Glied aiifeiBfr
geneigten Ebene zu lagern; 3) es in absoluter RdIm
zu erhalten; 4) die Bruchslücke in permaneolei
Contact zu bringen, und 5) der Gelenksleifigkeü
durch rechtzeitige vorsichtige Bewegungen vono-
beugen.
Der Verband darf nicht eher angelegt werden, als
bis die entzündlichen Erscheinungen beseitigt siad;
sobald traumatische Gelenkentzündung sich eiosielli.
umgiebt Vf. das Kniegelenk mit Charpie, aurvelcke
er fortwährend RisstUckchen legt; bei coroplinriei
Fracturen unterstützt er die topischen Mitlei luwei-
len durch ergiebige Aderlässe. Der UnlerscbeaUl
wird erhöht gelagert, der Pat. bekommt eine bali»-
sitzende Stellung, wodurch die Flexoren des Oi^er-
schenkeis erschlafTl werden. Die Apparate Ton Db-
puytren. Boyer u. Pott findet Vf. uniureicheat
die M a 1 g a i g n e 'sehe Schraube verwirft er g»Mii«k*
Der Kleisterverband von S e u t i n wird gar niclit er-;
wähnt. Vf. gebraucht seit Jahren einen Apparatj
mittels dessen er bisher fast nur knöcherne VercinH
gung der Bruchstücke erzielt haben will [?]• ^
Apparat besteht aus einem Kasten für den UnlersciK
kel und das untere Stück des Oberschenkels, dessri
Seitenwandungen zurückgeschlagen werden konnl
(wie beim Hunter'schen Kasten) und von LOcbei
durchbohrt sind. Das Fussende des Kasiens k^«
beliebig in die Höhe gestellt werden. Das exieodirtl
VL Chirurgie > Ophthalmologie u. Otiatrik.
241
Bein des halbsitzend gelagerten PaL wird durch
Spreakissen innerhalb des Kastens fest gelegt. Kann
der Pat. die erhöhte Lage des Schenkels in perma-
nenter Extension nicht vertragen , so wird das End-
stück des Kastens etwas herabgelassen, bald aber
wieder erhöht , da die Pat. sich bald an die perma-
nente Extension gewöhnen [?]. Um die Bruchstücke
der queren Practur aneinander sn bringen und zu er^
halten, führt Vf. breite Leinwandstreifen bogenförmig
aber das obere und unter das untere Bruchstück und
indem er die Enden der Leinwandslreifen durch die
Löcher der Seitenwinde des Kastens steckt , anzieht
und befestigt, nähert und bringt er die Bruchstücke
in Contact. Bei Umkippung der Bruchslöcke wird
ausser den bogenförmigen Streifen noch ein querer
mitten über die Pateila gelegt. Der Zug der Lein-
wandstreifen wird nach Bedürfniss verstärkt ; je wei-
ter die Bruchstücke von einander entfernt sind, um
so mehr Leinwandstreifen müssen angebracht, um so
öfter muss der Zug derselben verstärkt werden.
Zum Schluss erzählt Vf. 6 Krankengeschichten,
in welchen 3mal knöcherne Heilung beobachtet wurde,
und welche den Nutzen des Apparates ausser Zweifel
setzen sollen. (S t r e u b e 1.)
989. neber Amputation des Unterschenkels;
vonWenz. Linhart. (Wiener Ztschr. IX. 5. 1853.)
Die Stillung der Blutung aus der Art. tibialis an-
lir:i nach Unterschenkelamputationen verursacht häufig
grosse Schwierigkeiten ; entweder findet man die Ar-
terie nicht und sieht nur zwischen den Muskeln und
dem Zwischenknochenbande hellrothes Blut vorquel-
len , oder wenn man das arterielle Lumen gesehen u.
erfasst hat, kommt noch von einer böherii Stelle das
Blut stossweise zum Vorschein. Durch Eiswasser
lüsst sich zwar die Blutung stillen , allein sie kommt
wieder , sobald der Stumpf in der Tiefe der Wunde
warm geworden ist. Man ist dann gezwungen^, den
Verband zu Ittften , und da gewöhnlich der Versuch
der Unterbindung, ohne die Arterie höher oben blos-
zulegen, fruchtlos bleibt, muss man die offene Wunde
mit Eis, adstringirenden Mitteln, oder selbst mit dem
GIflheisen behandeln, wonach im glocklichsten Palle
Heilung der Wunde durch Granulationen folgt. Der
Nachtheil springt namentlich nach dem Lappenschnitte
hervor, indem die umfängliche eiternde Wunde lange
Zeit zur Heilung braucht und durch Retraction der
Haut eine hassliche Narbe erzeugt wird. In einem
solchen Falle, wo Vf. die Art. tibialis ant. höher bios-
legte, fand derselbe, dass die Arterie tlber der eigent-
lichen Durchschnittssteile mehrfach angestochen und
angeschnitten war, und er tlberseugte sich dann noch
ferner durch Experimente, dass nach den gebräuch-
lichen Methoden der Loslösuog der Weich theile von
den Knochen die Arterie stets mehrfach verletzt oder
völlig zermalmt werden müsse. S 4 d i 11 o t ist der
Einzige, der diesen Umstand richtig gedeutet hat,
während die meisten Chirurgen (Ribes, Gensoul)
Med. Jahrbb. Bd. SO. Hft f.
die Erklärung in einer starken Zurückziehung der
Arterie suchen. Vf. hat nun ein Verfahren zur Los-
präparirung ersonnen , wobei die Arterie immer ein-
fach und rein durchgeschnitten wird, so dass sich
ihr Lumen am Ampntationsstumpfe deutlich erkennen
lässt und man sich überzeugen kann, dass eine Re-
traction der Arterie nicht stattfinde.
Die Art. tibial. ant. nebst ihren Venen läuft vom
Ausschnitt des Zwischenknochenbandes an hinter der
Muskulatur dicht auf dem Ligamente in einem ganz
schwachen Bogen zum FussrUcken hinab. Im obern
und mittlem Dritttheil des Unterschenkels liegt sie
der Fibula näher, und da sie demnach eine tiefere
Lage als die vordere Kante der Tibia hat, wird sie
eben nach den gebräuchlichen Methoden der Losprä-
parirung leicht mehrfach verletzt od.- zermalmt. Nach
der Methode von Bell sticht ihan ein Scalpell etwas
über dem Muskelschnitt an der vordem Tibialkante
ein, fuhrt es längs der äussern Fläche der Tibia, der
Breite des Zwischenknochenbandes und der Innen-
fläche der Fibula herum , sticht an der vordem Fibu-
lakanle aus und bildet, das Messer bis zum zuerst
gemachten Einschnitt flach abwärts führend, einen
kleinen Lappen aus der Dorsalmuskulalur. — Die
Tibial. ant. wird beim Herumgehen der Messerspitze
hinter der Muskulatur an der Vorderflache des Zwi-
schenknochenbandes über der letzten Durchschnitts-
slelle angestochen und oft mehrfach zerquetscht;
ebenso kann auch zuletzt beim Aufwärtsschneiden be-
hufs der Lappenbildung, die überhaupt überflüssig
ist und die Wunde nur durch einen unförmlichen
Fetzen verunreinigt, die Arterie nochmals verletzt
werden. [Bei dem gewöhnlichen Umgehen der Un-
terschenkelkoochen durch den Sförmigen Schnitt mit-
tels der Catline muss eine mehrfache Verletzung der
Arterie ebenfalls zu Stande kommen.] Lisfranc
stiehl nach dem Muskelschnitt mit dem Amputations-
messer ein zweischneidiges Zwischenknochenmesser,
oder ein einfaches schmales Scalpell an der äussern
Kante derTihia nach hinten durch, richtet die Schneide
nach der Fibuia und durchschneidet Muskulatur und
GeHisse in einem Zuge. Obgleich hier die Gefahr
der mehrfachen Arterienverlelzung geringer ist, so
wird doch die Arterie wttlirend des Vordringens des
Messers hin und her bewegt und durch das Messer
zerquetscht.
Das Verfahren des Vfs. ist folgendes. Nachdem
die Haut — beim Mynors'schen Zirkelschnitt los-
präpnrirl und umgeschlagen , oder beim zweizeitigen
Zirkelschnitt ohne Lospräparation der. Haut und beim
einfachen Lappenschnitt — an der Dorsalseite blos
zurückgezogen ist, setzt er etwa 3''' vom Haut- oder
Umschlagsrande der lospräparirten Haut entfernt, an
der vordem Kante der Tibia ein Amputationsmesser
am Grilfende der Schneide .in , zieht es in gerader
Richtung über die Dorsalfläche des Unterschenkels
bis zur äussern Kante der Fibula , schiebt nun das
Messer wieder aufwärts und endlich, indem er den
31
242
VI. CaüroRgi«» Ophttolmologie q, Qliatnii.
Griff hebt, noek einmal wm Griff geg«D 4i« SpiUe
an der Wadeaseiie der Hmsbulaiur h^rum und vol^
endet so in a Zdgen den Polygonalsclipilt an Unler^
Schenkel, welcher besonders bei magern Unterschen-
keln einen enlsobi^denen Vorxug vor dem einfachen
ZirkeUchniu besiui. Wun trenn! er mit einem schma-
len Scalpell, indem er den Unterschenkel etwas nach
^inwärts rotirt, die Fascie gegen die Muskelwunde
von der vordem Kante der Tibia, las. Ampulirl er
am linken Unterschenkel, so gehl er unter der Wade
berum und trennt an der Aussenfläche der Fibula.
ohne in den Zwischenknochenraum zu dringen , die
HM« peronaei vom Knochen los. Der so gebildete
kleine 1,-appep wird mit Zeigeünger und Daumen der
linken HVnd zusan^mengedrückl uud nach oben ange-
spannt. Nun wird das Scalpell in der angedeuteten
Amputalipuswunde so geführt, dass mit einem oder
höchstens zwei Schnitten Muskulatur, Gefäss und
Zwischepknojchenband mit der in die Tiefe gesenkten
Spitze des Messers durchschnitten werden. Der
Schnittrand des Zwischenknochenbandes wird blos
mit dem Finger nach aufwärts gedrückt. Dasselbe
wiederholt er an der Wadeuseile, wo aber gewöhn-
lich die Gefässe schon durch das Amputationsmesser
durchschnitten wurden. Nach der Durchsägung der
Knochen sind, in welcher Höhe auch immer amputirt
worden ist, die Lumina aller Gefässe deutlich zu
sehen. (Streubel.)
990. neber die Amputationen, weiche im
Kriege von 1848 bis 1850 unternommen wurden;
vom Oberarzte Dr. M. D j ö r u p. (Üospilals-Meddelelser.
Bd. 5. Hft. 2.)
Vf. berücksichtigt nur die in djea danischen Miliuir-
laiarethen an dänischen Sold^iteo vorgenommenen
Amputationen, mit Ausschluss derer, welche, hei
Verwundeten von der Marine oder in Gefangenschaft
gerathenen schleswig-holsteinischen Soldaten vorge^
noromen wurden. Die meisten dieser Amputationen
waren prinJire oder solche, die in den ersten 48 Std.
nach der Verwundung vorgenommen wurden , u. er-r
gaben diese ein weit günstigeres Resultat, als die
später unternommenen Amputationen.
Hinsichtlich des Verhältnisses zwischen der Zahl der
Amputirten und der der Verwundeten bcnaerkl Vf. , dass
6199 Verwundete in den Lazarelhen aufgenommen und »oo
diesen 243, also fast 4%, amputirt wurden. 1848 war das
Verböllniss «39:099 (ohngef. 7o/o), 1849 = 124:2029
(obngef. 4,90/0), 18Ö0«80:3071 (ohngef. 2,6Vo). In
allen 3 J. wurden bei 1767 Verletzungen der oberen A«lr«-
mi7a*M02 grossere Amputationen (5,77%) ausgeführt, und
zwar 1848 21 unter 205 (10,2o/o), 1849 51 unter 703
(7 2l^>/o) , 1850 30 unter 854 (3,5o/o). Verwundungen der
untern Eatirmitäten kamen in den 3 J. 2516 vor, es wur-
den deshalb 141 (5,60%) ampulirl; 1848 18 unter 220
(8 2%) , 1849 73 unter 1069 (6,80/0), 1850 50 unter 1227
(41%) Da« Verbältniss der Toffesßlle nach der j4mpU'
taiion üherhtmpt ist = 96:243 (39,5o/o) ; ii» J. 184» )var
CS « 13 : 39 (33,30/0) ; im J. 1849 = 44 : 124 (35,5o/o) ;
lA J. 1850 «^ 39 : 80 (48,75o/o). In 12 Fällen von Exar-
'ticulation des Oberarms trat der Tod 4mal ein (33,3o/o);
nach 89 AmpuUliöncn des Ober- oder Unterarms folgte er
21mal (23,6o/o), u. zwar war das Verbältniss 1848 = 2: la
(il,l%) , im J. IW -^ 6 ; 4a (13,95o/o) , im 1. 18M m
13 : 28 (46,40/^). Die Exarticulalioo der ffand wurde Im«]
und mit gunstigem Erfolge verrichtet. Die Amputation des
Obersehenkels hatte anter 90 Fällen 51mal (56,7o/o) d«
Tod zur Folge ; es kommen davon auf das J. 1848 14 Filk
mit 8 Todten (57,lo/o), auf das J. 1849 44 F. mit 86 T.
(59,10/0), auf das J. 18{$0 32 F. mit 17 T. (53,lo/o). Vm
48, denen der Unterschenkel amputirt wurde, «tarbeoll
(39,6o/o), und zwar 1848 2 von 4 (50o/o), 1849 10 vo»S(
(38«5o/o>*und 1850 7 von 18 (38,8o/o). Die Eianicolatioi
d.e8Fusses wurde 3mal genvacbt, es starb 1 (33,3o/o). Am.
putation beider Arme kam Imal und die beider Beine locii
Imal vor; in beiden Fällen folgte Genesung.
Aus diesen statijstiscben Angaben geht benor,
dass die Amputationen im letzten Kriegsjahre verhält*
nissmassig weit seUener waren, als in den beidei
ersten Jahren, dass 9!^ die Mortalitait nach deoselbu
in letzlerem grösser war; hauptsächlich wohl, weil
man nur in den schwersten Füllen amputirte. VL
bemerkt, dass man beim Aufbruch des Krieges ii
manchen Fallen amputirte, in welchen man nach mehr
erlangter Erfahrung später keine Amputation von«!«.
Namentlich war dieses der Fall bei Schusswmden n
den Gelenken durch Gewehrkugeln veranlasst, wobei
es sehr oft gelang, das Glied zu erhalleo, selbst
wenn bedeutende Verletzungen desselben vorhandeo
waren. Wenn eine Gewehrkugel durch das Knie-
geienk gedrungen ist und dem Anscheine nach dei
Knochen nur wenig beschSIdigl hat, so darf man nach
Vf. in der Regel nicht sofort amputiren , da er viele
Fälle beobachtete, die günstig abliefen und nur Stei-
figkeit des Knies hinterliessen. Von den andern 6e-
lenkeii gilt, dieses noch vielmehr; nur wo die Ver-
wundung mit einem ausgebreilel^n Splitterbruch oder
andern bedeutenden Gomplicatiooen vorhaadeo isl.
soll man sofort amputiren. Hat die Kugel keine be-
deutenden {ersittrungen bewirkt, so soll mao die
losen Kn^cbenstUcke wegnehmen, die Wunde be-
decken, dem Theile eine passende Lage geben, so
diasft er zugleich nicht bewegt, wenden kann, und m
lange, kajlte Fomenlielionen anwenden, bis Eiternaf
einlrill, worauf erweichende ünwchJäge zu gebraucbe»
sind. Sehr wichtig ist es^ während der ganzen B^
bandlungc^en Theil in einer unbeweglichen Stelluag
lu erhallen, und darauf zu sehen, dasa das (riioi
nach der Heilung nicht wegen seiner Sl^lluag w«*
Form unbrauchbar bleibt. Verwnndungen dei^^
bogengelenkßs , welche mit ziemlich bedeuUnder
Beschädigung der Knochenenden verbunden sivd,
n. nach Larrey u, Guthrie stets die sofortige Am-
putation erheischen, heilen, nach Vfs. Rrf*h»»"ll
ohne Amputation. Sie hinterlassen nur eine Ankf;
lose mit gebogener Stellung der Extremil«l. ''^^
der Gebrauch d^s Arme» unil der Finger keine son-
derliche Beschränkung enleidet; die AmputaJion des
Oberarms wurde daher im letzten Kriegsjahlfe m «l««
dänischen Lazarelhen wegen BUbogenterwandniig
seltener gemacht. Vf. bemerke, class auch die scfclei-
wig-holsL BliliUirär^te dieselbe Aflswb' gewooDen
hätten. Dass aber dieselben in manchen Fällen m«
(lesection der Knocbenenden ansfthren. »« m^^
glaubten, erklärt er durch Stromeyer*tu»di.«B-
VL Chirargie, Oj^rthfellMlogie «. OtiatriL
S4i
lenbeck'Sy Vorliebe für diese Operatioih; erbe«
lanpiel in vielen FttlUn, welche den von Eematroh
ingeffibrten gani gleichen » ohne Bcsection u. Ampu-
•Uon Heilung erzielt tu haben. Auch htfh er die von
S» gertihmte Beweglichkeit im Ellenbogen fttr gar
Leinen Vortheil. Dass die Sterblichkeit nach Ampu*
«iion des Oberschenkels in dein schlesw.-holst. Heere
lach E.'s Angabe noch um 3,6% höher sieh heraus-
lielll, als das schon so hohe in der damischen Armedi
irkllrt Vf. dadurch , dass E. auch die an Gefangenen
insgefllhrten Operationen berUcksichtigl hati
Die MeikodeMf nach welchen die verschiedenen
Imputationen vom Vf. selbst oder in den unter Seiner
Leitong gestandenen Ambulancen ausgeführt wurden,
nind folgende. 1) Bei der ExarticuUUion des Ober*-
mrms wurde die Ovalair- Methode nach Scontetien
gemacht-, bei der die Muskelpartie, in welcher die
Armpulsader liegt, zuletzt durchschnitten wird, wobei
ein Gehttlfe die weichen Theile dicht über der Stelle^
wo die Art. durchschnitten werden soll, fassl, dieselbe
zusammendrückt und fixirt, wtfhrend der Operateui*
sie mit der Pincetle fasst und unterbindet. Diese
Methode hat vor Dupuytren's Methode den Vor-
zug, dass sich der Kopf leichter aus der Cav. glenoid«
lösen ISsst u. kein so grosser Raum mit Pleisch-
wSrzchen ausgefüllt werden muss. — 2) Ampu-
tationen des Oberarms wurden in der Regel durch
den Zirkelschoitt nach Dupuytren's Methode ge-
macht, so dass zuerst die Haut u. der grOssle Theil
der Muskeln durchschnitten wurde, u. dann die an
den Knochen sitzenden Muskeln durch kleinere Schnitte
getrennt wurden. — 3) Die Amputation des ün^
ierarms geschah durch den Zirkelschnitt und Losprfl-
pariren der flaut. Nach dem Zirkelschnitle in der
Haut machte Vf. 2 senkrechte Schnitte, einen längs
des Radius u. einen längs der UIna , so dass 2 Haut-
1ap|}en gebildet wurden, die sich leicht von den Mus-
keln Itfsen liessen. — 4) Die Amputation des
Okersthenkels wurde durch den Zirkelschnitt ge-
macht« AnHlnglich befolgte Vf. auch hier Dupuy*-
tr^n's Methode, die er oft. mit Erfolg bei Amputa-
tionen des Oberschenkels wegen cbrooi Krankheiten
angewendet hatte. Er fand indessen, dass dieselbe
bei primären Amputationen nach Schosswunden und
andern äussern Verletzungen weniger zii- empfehlen
ist, weil sich 'hier die weichen Theile mehr zurttek-
ziebeu , als bei jenen Amputationen , u. daher zur
Hervorragung der Knochenrdhre beitr.'r^en. Er wählte
daher im letzten Kriegsjahre die ältere Methode , in-
dem er zuerst die Haut durchsehnitt u. vor Durch-
sthneidung der Muskeln einen Theil derselben ab-
Utate. — 5) Die Amputation des Unterschenkels
ward durch den Zirkelschnilt u. 6) die Exarliculation
des Pnsses in 1 Falle iliach Chopart gemacht. —
Nachblutung kam nur Imal nach einer Amputation
des Oberarms vor; nach secundären Amputationen
eetstand dieselbe bisweilen , u. glaubt der Vf. , dass
die Anwendung des Chloroforms dabei wohl nicht
ohne Einflttss gewesen sein mOge.
(v. d. Busch.)
991« Iliüigkeit der YBridtiedeienSchitswiift'
dM| ihnem Sitte nach und über das JMortülitmts^
verhältniss derselben; von Demselben. (Das.
Hfl. 4.) ^ ^
lii den JOü Vf. benattten rto^pltalIi»ten , dito jedOcb die
auf lein Transport Geetorbenen , die ili Gefangenschaft gefa-
tbeneO) so wie die gefanseoen Feinde nicht berücksichtigen,
weisen für die J. 1848 , 1849 u. 1850 eine Anzahl von 6109
Verwundeten aut Von diesen starben 67^ = iO,9^/o, wäh-
rend die Anzahl der Gestorbenen fQr 1848 ±s= 10,5, fök* 18%9
»» 13)0^ fflr 1850 aber nnr «=« 9,5o/o ist. Wie viele
Ton den am Leben Gebliebenen dienstontOcbtig geworden seien^
kann D. aus verschiedenen in der militär. Organisation lie-
genden Gründen nicht angeben. Dass aber das Mortatitats-
verhaltniss 1849 nm 3ViVo grösser als 1850 war, lag, wie
er versichert, weder in der Art der Kriegführung, noch in der
Behandlung der Verwundeten , die in beiden Jabren dieselbe
war, wohl aber mag die in den frühem Jahren gemachte Er-
fahrung, die einen bessern Transport der Verwundeten gleich
nach den Gerechten veranlasste , ztt der geringern Mortalilät
von 1850 beigetragen haben. I^ocbst wichtig ist ek, die
grösste Aufmerksnmkeit auf diesen Transport und die Sofolr-,
tige Besorgung der Verwundeten , als erstes Moment der Be-
handlung zu richten , indem dieses gerade den wesentlichsten
tünfluss auf das spStere Befinden derselhed ond das Morts-
litätsverbältniss hat. In allen 3 Kriegsjahren wurden 258
Officiere verwundet, von welchen 43 (16,7o/o) starben, kx)^
durch die auch anderweitig gemachte Erfahrung bestätigt wird^
dass verhältnissmassig mehr OfOciere als Gemeine verwundet
werden ond sterben. Die einzelnen Verletzungen boten fol-
gendes Mortalititsverbaltniss dar.
1) Verwundungen des Kopfes: 443 Fille (7,15o/o
Sammtlicber Verw.); 74 Todesfälle = 16,7Vo- — 2) Verw.
des Gesichts: 338 F. (5,45o/o sammtl. Verw.); 11 Todesf.
=» 3,250/0. — 3) Verw. des Halses: 152 F. (2,48%
sammtl. Verw.); 11 Todesf. = 7,2o/o. — 4) Verw. des
Körpers (Rucken, Brust, Seiten, ü uteri eib) : 902 F.
(14,50/0 Bammtl. Verw.); 228 Todesf. » 25,30/«. ^ 5)
Verw. des Gesässes u. der Qesehleehtstheüe : 80 F. (1,3%
sammtl. Verw.); 6 Todesf. = 7,5o/o. — 6) Verw. der
Schulter und der ohem Extremiiät: 1355 F. (21,9o/o
Sammtl. Terw.); 70 todesf. = 5,80/^. ^ 7) TerW. der
Bände: Ai^ F. (8,55% «ämmtl. Verw.); 7 Todesf. «
IJo/q. ^ g) Verw. der untern Extremität: 2516 F.
(40,6o/o sammtl. Verw.); 265 Todesf. » ll,5o/o.
Auffallend i.st, wie Vf. bemerkt, die grosse Menge
Ton Schu^swunden der untern Extremitäten, indem
die grossem Schlachten hauptsScblich in weit ausge^
dehnten Tirailleurgefechten bestanden, wobei die Sol*
daten hinter Deichen, Dummen oder Hecken sich za
decken suchten u. die untern Extremitäten daher am
meisten gedeckt sein mussten. Die MortalitSt war
bei Schusswunden des Körpers am grOssten , darauf
bei denen des Kopfes u. hiernach bei denen der un-
tern Extremitäten, die etwa doppelt so gross, als bei
denen der obern Extremitäten war, wodurch die früher
gemachte Erfahrung, dass jene überhaupt weit ge>
Ehrlicher als diese sind , bestätigt wird.
(v. d. Busch.)
992. Trachootomia 8abcricoid6a; von htchs,
Chir. en chef de THötel-Dieu de Reims. (L*Union. 51.
53 u. 54. 1853.)
Vf. wurde vor einigen Jahren gezwungep, die
Tracheotomie heftiger Erstickungssymptome hfalber
bei einer Frau vorzunehmen, deren* Kehlkopf mit
festen tuberkulds-inßUrirten Drttsengesehwttlsten
SU
VI. Chirurgie, Ophthalmologie n. OUatriL
geben war» so dass die LoflrOhre nur zwiaehen d^em
Ringknorpel u. dem ersten Knorpelringe den Eröff-
nungsinstrumenten zugangig schien. Vf. rurchtele
auf grosse Schwierigkeiten zu stossen u. war erstaunt,
dass die Operation ganz leicht, ohne alle Gefässver-
letzungen von Statten ging u. dem Zutritte der Luft
eine geräumige Oeffnung verschaiTte. Spater operirte
Vf. noch, einmal auf dieselbe Weise einen Knaben
wegen Group u. Überzeugte sich wiederum von der
leichten u. gefahrlosen Ausführung der Tracheotomie.
Obgleich in den beiden ausführlich referirten Fallen
die Operirten dennoch starben, so sucht Vf. durch
das Ergebniss der Section darzulhun , dass der Tod
Yon der Operation unabhängig gewesen sei, u. ist über-
zeugt , dass die von ihm gettbte Tracheotomia tub-
cricoidea (sous - cricoYdienne) eine verbe'sserte und
wirklich gefahrlose Operationsmethode darstelle , die
in fast allen Fallen , wo die Eröffnung der Luftwege
Oberhaupt indicirt sei, in Anwendung kommen könne.
Die Tracheotomia subcr. wird nach Vfs. Vorschriften
folgendörmaassen ausgeführt. Zuerst schneidet man
mit einem Bistouri die gespannte Haut an der vordem
Flache des Halses, von dem untern Rande des Schild-
knorpels l)is zum Isthmus der Thyreoideal-DrUse, der
LSnge nach u. in einer Ausdehnung von etwa 25 —
30 Mmtr. ein ; dann werden die Rander des Haut-
achnitts von dem unterliegenden Zellgewebe u. den
Muskeln getrennt vU. mit stumpfen Haken , die zwei
Gehulfen anvertraut werden, auseinander gezogen.
Der Operateur setzt nun die Spitze seines linken Zei-
gefingers auf die Membran , welche den Ringknorpcl
mit dem ersten Luftröhrenknorpel verbindet u. indem
er sich des Fingers als Conductor bedient , sticht er
oberhalb des Nagels ein spitzes Bistouri in die Luft-
röhre, mit welchem er die Membran der Quere nach
vorsiclili^ einschneidet u. den Schnitt so weit erweitert,
dass er der Lange des Querdiirchm. dor Lnfiröhre
gleichkommt. Hierauf drückt er mit dem Zeigefinger
den untern Rand der Querwunde u. den ersten Lufl-
röhrenring abwärts, wodurch eine genügende, rasche
Erweiterung der gemachten Oeffnung bewirkt wird.
Zuletzt wird die Kanüle eingeführt. Sollte die ein-
fache Querwunde nach der Erweiterung eine zu ge-
ringe OefTnung darstellen , so kann man diese nach
Bedürfniss leicht vergrössern ; man drückt den Isthmus
der Drüse stark nach unten , entblöst dadurch die 3
oder 4 ersten Ringe der Luftröhre u. schneidet diese
mit einer Scheere durch. Auf diese Weise erhalt
man eine T-fbrmige Wunde von entsprechender Weite.
Bei Erwachsenen reicht meist die transversale Wunde
hin, bei Kindern muss man aber gewöhnlich, um
eine grössere Oeffnung zu gewinnen, die beiden ersten
Knorpelringe durchschneiden. Behufs der Eztraction
fremder Körper aus der Luftröhre wird die T-fÖrmige
Eröffnung in allen jenen Fallen, wo der fremde Körper
ein grösseres Volumen hat, ein nothwendiges Hülfs-
mittel bilden.
Vf. gelangt zu folgenden Schlussfolgerungen über
seine Methode «der Tracheotomie. 1) Die Tracheoto-
mia subcricoidea ist eine einfache, leicht auszuführende
B. gefahrlose Operationsmelbode. 2) Die Laflrilbr«
wird durch dieselbe an ihrem zngangigsten PankU
eröffnet. 3) Der Larynx bleibt verschont. 4) Weder
Gefasse, noch Nerven, weder Muskeln noch die Tby-
reoidealdrUse erleiden irgend eine VerletzuDg. 5)
Trotz der kleinen Incision der Haut , kann doch die
Luftröhre in viel grösserer Ausdehnung eröffnet werdee,
als durch irgend eine andere Operationsmethode.
6) Die einfache Luftröhrenöffnung wird meist genfi-
gen , um die Kanüle einzubringen u. die Respiration
gehörig zu unterhalten; der T-schnitt wird io Falien,
wo es sich darum handelt, eine sehr weite Eröffnung
zu haben, dieser Anforderung am besten nachkommen.
— Zum Schluss fügt Vf. noch eine Tafel yergiei-
chender Messungen bei, aus welcher hervorgeht, dass
eben die quere Eröffnung der Luftröhre an der ge-
dachten Stelle allein u. in Verbindung mit dem Lin-
genschnitle trotz kleiner Incisionen viel mehr Rann
bietet, eine viel weitere Eintrittsöffnung der Luft her-
stellt, als diess durch irgend eine andere Methode der
Tracheotomie geschieht. (S t r e u b e 1.)
993. DieAlisflIhriing der Tracheotomie beu
Group ) von Chassaignac. (Gaz. des Höp. 54.
1853.)
Vf. hat im Monat Februar dieses Jahres dreimal
die Tracheotomie bei Kindern wegen Group verrichtet
In allen 3 Fallen hatte sich bereits eine Pseudomem-
bran gebildet u. die Erstickungssymptome waren so
heftig, dass man den augenblicklichen Tod befOrchlen
mussle. Eines der operirten Kinder starb nach der
Operation u. die Section zeigte, dass die Membran-
bildung sich weithin bis in die Verzweigungen der
Luftröhre erstreckt halte; zwei genasen vollständig
u. verdankten somit ihr Leben der Tracheotomie.
Vf. hnf die gewöhnliche Operations weise derTra-
cheoiumie' wesentlich verändert, u. seine Abände-
rungen bezwecken einmal die möglichst rasche und
sichere Ausführung der Operation, anderntheils die
hinreichend gerUumige Eröffnung der Luftröhre. Um
sicher operiien zu können , hSlt Vf. vor allen Dingen
fUr nöthig, dass die Luftröhre wShrend der ganzen
Operation gehörig fixirl werde. Nachdem der Kr.
entsprechend gelagert worden ist, fixirt der Opera-
teur die Luftröhre, was nach Vf. d(Bii 1. Act der Tra-
cheotomie hiidet. Vf. bedient sich hierzu eines Te-
naculum , d. h. eines kurzen , gekrümmten Metaii-
hakens mit Handhabe, dessen Spitze scharf u. dessen
convexe Fläche mit einer Rinne versehen ist. Dieser
Haken liird an dem leicht zu findenden untern Rande
des Ringknorpels eingestochen , der Knorpel festge-
hakt, nach oben gezogen u. einem Assistenten über-
geben. Der 2. Operationsaet besieht in der Eröffnung
der Luftröhre. Ein spitzes Ristouri mit kurzer Klinge
wird in die Rinne des Hakens mit der Spitze aufge-
setzt und in die Luftröhre gestochen ; nach Zurück-
ziehung des spitzen Bistouri wird ein geknöpftes ein-
geführt , mit der Schneide nach unten gerichtet und
nun werden langsam mit möglichster Schonung der
Tl. Ghirorgie, Ophthalmologie n. OtiatriL
245
Haut die 3 oder 4 ersten KDorpelringe der LnftrOhre
durchschnitten. Im 3. Act der Operation wird die
Wunde der Trachea erweitert. Vf. gebraucht als
nilatationsiostrument eine gewölinlicbe Pincette, de-
ren Enden kurz n. kniefOrmig umgebogen sind. Die
Pincette wird mit geschlossenen Enden eingeführt,
dann geöffnet u. nach unten gezogen, wodurch sie
die Wundraoder aus einander treibt u. fUr den Ein- .
tritt der Lufl eine geräumige Oeff'nung schafft. Im
4. Opf;ralionsacle wird die KanUle eingelegt u. be-
festigt. Vf. bedient sich* der doppelten silbernen
Kanttle, doch hat er an derselben eine Modification
angebracht , die erst später eine Bedeutung gewinnt
Die äussere Kanüle ist nflmlich an der Gonveiität der
Umbiegungsstelle mit einem Fenster versehen , wo-
durch man in den Stand gesetzt wird, «zu bestimmen,
ob die Kanäle entfernt werden kOnne oder liegen
bleiben mttsse. Man zieht nämlich die innere Röhre
heraas, während man die äussere liegen lässt, und
hält sodann mit der Fingerspitze die obere Oeffnung
der KanUle zu; kann nach diesem Manöver der Kr.
frei athmen u. sprechen , so dairf man , da die Lufl-
circulation der Luftwege wieder ganz frei ist, die
Kanüle ganz entfernen , ist das Athmen noch beengt,
die Stimme unterdrückt, so muss die KanUle noch
langer am Platze gelassen werden.
(Streubel.)
994. Zur DiagüQse und Behandlung des
WaSSerbntChS ; von Prof. stein. (Hospilals-
Meddelelser. Bd. 5. HfU 3.)
Vf. hat seinen Betrachtungen, die hauptsächlich
filr Anfänger bestimmt sind , 93 Fälle zu Grunde ge-
legt, welche er in 7 J. zu beobachten Gelegenheit
hatte. . Wir berücksichtigen hier nur das über die
Behandlung Angeführte. Die Incision ist nach S.
in jeder Hinsicht die sicherste Methode, wenn
auch die Heilung länger währt, die dafür bei sorg-
samer Nachbehandlung eine vollständige ist, während
er nach der Behandlung durch Injectionen öfters Be-
cldive entstehen sah , wodurch er genöthigt wurde,
später die Incision zu machen. Die Uodengeschwulst,
die fast immer nach Injectionen entsteht, wenn diese
ein günstiges Resultat haben , verschwindet oft nur
sehr langsam, u. kann die völlige Heilung länger
dauern, als nach der Incision. Bei der Function
wird auch ein etwas vergrösserter Hoden leichter
verletzt werden können , als bei der Incision. Der
Vf. bemerkt femer, dass er gefunden habe, dass Ver-
härtungen der Hodensubstanz während des Eiterungs-
processes nach der Incision verschwunden seien;
nach der durch Einspritzungen erregten Reizung u.
Anschwellung des Hodens fand er dagegen , dass die
Verhärtung zunahm. Er giebt indessen zu, dass die
Injection, wenn sie unter geeigneten Umständen vor-
genommen wird, günstige Resultate haben kann;
jedenfalls aber erfordern die Punction sowohl als die
Injectionen die grösste Vorsicht. Eine Verletzung
des Hodens kann man ziemlich sicher vermeiden,
wenn man auf die Form der Geschwulst Rücksicht
nimmt u. darnach die Richtung des Einstichs be-
stimmt. 9ei einer länglichen Form muss er nach
hinten u. schräg nach oben, hei der runden Form
aber nach hinten u. unten gemacht werden. Man
muss ferner beim Einstechen die Geschwulst in der
hohlen Hand ruhen lassen u. darf, wenn man den
Einstich durch Zusammendrücken derselben erleich-
tern will, nur einen Druck von einer Seite zur an-
dern ausüben. Ehe man die Injection macht, hat
man darauf zu sehen, dass sich die K.inüle in der Höhle
der Scheidenhaut befindet. Ein Ausgleiten der Röhre
kann man verhimlern , wenn man dieselbe während
des Auslassens des Wassers u. der Injectionen leicht
gegen die Geschwulst hinein drückt. Verwerflieh
ist aber durchaus das Ende der in der Scheidenhaut
eingedrungenen Röhre zu umfassen u. dieselbe durch
Zusammenklemmen des Scrotum um dasselbe herum
fest zuhalten. Gerade bei diesem Verfahren sah Vf«
die Röhre herausgleilen u. wurde die Flüssigkeit um'
den Sack herum eingespritzt. Sollte sich dieses er-
eignen, so muss sofort ein grosser Einschnitt in das
Scrotum u. die Tunica dartos gemacht werden, u.
muss man diibei nicht »Hein die Scheidenhaut öffhen
u. spalten , sondern suchen , so viel als möglich die
infiltrirte Flüssigkeit auszupressen» die Höhle der
Scheidenhaut mit Wasser ausspritzen u. sie dann mit
trockner Charpie ausfüllen.
Hinsichtlich der Incision bemerkt Vf. , dass man
bei sehr grossen Scrolalgeschwülslen , bei welchen
die Haut des Penis mit zur Bedeckung der Geschwulst
herbeigezogen ist, sich hüten müsse , wenn man den
Hautschnitt über der Geschwulst hinab führt, den-
selben nicht zu nahe an dem kleinen Reste des Gliedes
zu beginnen , welchen die Vorhaut stets noch dar-
bietet, indem sich sonst bei der Heilung eine straffte
Narbe bilden kann, die bei der Geschlechtsverrichtung
beschwerlich wird. Ausserdem muss man die Blu-
tung aus den kleinen Gefässen vor dem Verbinden
völlig zu stillen suchen, da, wenn sich Blutgerinnsel
in der Scheidenhaut oder im Grunde des Scrotums
ansammelt, leicht eine dünne, übelriechende Abson-
derung entsteht, die sogar Pyämie bewirken kann.
Entstehen solche Blutgerinnsel, so darf man nicht
abwarten, bis sie durch die Suppuration ausgestossen
werden, sondern muss den Verband sofort öffnen
und die Wunde sorgfältig reinigen.
(v. d. Busch.)
995. Hydrocele spermatica ; vonS^diUot.
(Gaz. deStrasb. 2. 1853.)
Velpeau u. Vidal de Cassis erwähnen
zuerst diese Art von Hydrocele, welche bei der Punc-
tion eine milchige Flüssigkeit ergiesst , und letzterer
nannte sie, durch mikroskopische u. chemische Beob-
achtungen irre geführt , Galactocele. Erst im Jahre
1843 wurden von den Engländern in einigen Fällen
von Hydrocele Spermatozoon in der angesammelten
Flüssigkeit entdeckt. In Paris hegte man die Ansicht,
dass die Spermatozoon nur durch die Verletzung der
il6
VI. Ghiinrgte, Ophthalnologfe tt. Otiatrikk
sameafahrendeD KanXle bei der Operation in diePltls^
sigkeit hauen gelangen können, allein dureh Childs»
James, Paget ii. A. mehrten sich die Beobach->
tuttgen u. man konnte nicht fflglich mehr annehmen,
dass der Hode oder Samengang so hflußg bei der
Operation der flydrocele verletKl werde. Im J. 1848
poblicirte 6 o s s e 1 i n (Archiv, g^n^r. Janv. et F6vr«
Jahrbb. LIX. 152.) ausführliche Untersuchungen über
die Cysten des Hodens, Nebenhodens n. Appendii
lesticularis. G. unterschied kleine u. grössere (nnss-*
grosse) Cysten, von welchen die letztern nur am Ne-
benhoden beobachtet wurden u. mit einer opalesci-
renden Flüssigkeit gefallt waren, die unter dem
Mikroskop^ zahlreiche Spermatozoon wahrnehmen
Hess. G. erklarte die Gegenwart der Spermatozo<$n
durch Ruptur einiger samenfahrenden Kanäle oder
der Vasa efferentia u. fügte hinzu, dass in den Fallen,
wo die Cysten platzten u. in die Tunica vaginalis
sich ergossen, leicht dadurch eine Reisung derselben
mit vermehrter Absonderung, eine Hydrocele ent-
stehen könnte, deren Flttssigkeit sodann mit Sperma-
tozoon gemischt sein mOsste. Vf. hatte nun Gelegen-
heit 2 Falle zu beobachten, die sich als ziemlich um-
ftngliche Hydrocelen darstellten u. wo erst bei der
Eröffnung erkannt wurde, dass die Flüssigkeit in der
Tonics vaginalis lahlreiche Spermatozoon enthalte.
Beobacht. I. Im J. 1847 kam ein 40jahr. Mann mit
einer fast fausigrossen , birnenförmigen Hydrocele zum Vf.,
die, der Angabe nach, einige Jahre vorher mit einer kleinen
Anschwellung begonnen hatte. Sie verursachte keine Schmer-
zen und war durchscheinend. Eine vorgenommene Function
entleerte eine weisslkhe, dünne Flüssigkeit, die einige Aehn-
lichkeit mit Milch hatte. Nach der Entleerung erschien der
Hode ganz gesund. In der entleerten Flüssigkeit wurden
unter dem Mikroskope Millionen von Spermatozoon wahrge-
nommen , von denen ein grosser Thell sich lebhaft bewegte,
während andere bewegeogslos schienen. Bei einer ziemlichen
Menge der Spermatozoen sah man deullich den ganzen Körper,
eine grössere Anzahl derselben war jedoch nicht vollständig
und bestand nur aus dem vom flbrigen Korper getrennten
Kopfatfick. Etarge Monate später hatte sich die Hydroeele
wieder erzeugt; die abermalige Entleerung gab eine ebeaao
bescbafTenc Flüssigkeit wie früher. Vf. injicirte heissen Wein,
welcher eine leichte Entzündung hervorrief. Eine neue An-
sammlung erfolgte nicht und die leichte zurückgebliebene
Anacbwellong war nach Jahresfrist auch völlig verschwunden,
wahrend des ganzen Zeitraums, in welchem die Hydrocele bei-
stand, hatte der Kr. eine Schwächung seines Zeugungsrermö-
gens nicht wahrgenommen.
Beobacht. H. Ein 36jähr. Mann, der »eil 17 Jahren
eine Hydrocele halte, die mit einer Anschwellung am Neben-
hoden begonnen haben sollte, wurde im Sept. 1852 vom Vf.
operirt. Der Kr. referirte, dass die kleine Anschwellung am
Nebenhoden sich lange Zeit hindurch auf ein ond demsrelben
Standpunkt erhalten hätte und kaum so gross wie eine Hssei«*
nuss gewesen wäre; duss aber nach einer heftigen Anstren-
gung beim Beischlaf die Anschweffnng rasch und eonstant an
Volamen zugenommen habe. Die Geschwulst fluctoivte de«t»
lieh, war massig gespannt, durchscheinend und der Hode
wurde am hintern untern Theil der Geschwulst gefühlt. Die
Function der Genitalien war ungeschwacht. Die Ponction
entleerte eine milchige, gleichmässige Flüssigheit , die unzälF
lige Spermatozoen enthielt. Vf. legte die Kanüle von BBvh
den 8 ein und bliess täglich Luft ein; es entstand weder An-
schwellung, noch Eiterung; nach 8 Tagen wurde die Ranüle
entfernt, es fofgte Verwachsung , allein am Kopfe des Neben-
boden blieb eine Anscbwellang von der GrSsse einer Behn«
zarfick, die sieb ganz wie eine Cyste anfQklte und Sieh bia anff
die neueste Zeit nicht im mindesten verändert hat.
Die Entstehungsweist der Cysten am Hoden n.
Nebenhoden ist noch nicht gehörig aufgeklart. Wenn
in einzelnen Fallen die Cysten am Nebenhoden Sper-
matozoon enthalten, so können diese nur, wie Qo%*
sei in richtig bemerkt hat, durch Buplur der Vasa
efferentia in die Cyste g(*langen. Da bei Oeschleehls-»
aufregung die Hoden anschwellen, ja schmerzhaft
werden, wenn die Befriedigung des Geschlechtstriebes
verzögert wird , so ist es leicht begreiflich , dass da-
durch eine Ruptur der Vasa eff. veranlasst werden
kann; u. wie die Versuche mit dem Manometer ao
den Speicheldrüsen gezeigt haben, dass sehf leicht
einzelne Kanülchen zum Platzen gebracht werden
können, so ist müh berechtigt, ebenso eine leielite
Zerreissbarkeit der Sameng9nge am Nebenhodeo nach
vorausgegangener Ausdehnung anzunehmen. Die
spermatische Cyste bleibt nun entweder stationSf, od.
vergr4)ssert sich, wds autn grossen Thell voii der
Grösse der Buptur der VaSa eff. abhängen lilag. Wenn
der Riss oblilerirt, so wird die FlUssiglteit der Cyste
altmalig ihre Beschaffenheit [Indern u. die SpeHna^
tozoen wetden nach u. nach verschwinden ; obllteHrt
der Riss nicht, sondern gestaltet er sich tu einer
kleinen Fistelöffnung , so wird die Cyste, aueh wenn
sie sich nieht vergfössern sollte, doch stets eine hin-
längliche Menge von Spermatozoon enthalten. Wachst
die Cyste , so kann es sich ereignen , dass sie platil
u. sich in die Tunica vaginalis ergiesst , wo spdann,
wie in den obigen Fällen, auch diese zum Erguss ge-
reizt wird u. sich voluidinöse Ansammlungen bilden,
die, weil sie mit der Fistel in Communication bleiben,
Spermatozoon enthalten. In andern Fällen dehnt sich
die Cyste immer mehr aus ohne zu platzen u. erreicht
eine solche Grösse, dass'sie das ganze Sel-otum ein-
nimmt und von einer H. vaginalis nur bei der Setlioii
untersdhiedetl werden kann. Bs lässi sieh W^rans-
setzen, dass auch enfzündliühe Affeetrohen des Netten-
hoden dui*ch theifweise Obliteratlon der Vs^^a eff. tt
HyifroCele o. Ruptur der Samenffifsftthtung^^lNige den
Örund abgeben können. — IVre Frage, ob ^1.
•spermatlca die Gesrhlecht.<ninctinn beelnirä(^htigt , ist
noch nicht beantwortet, fn de« obigen Fällen athten
keine Abnahme det Geschleditsehergie zu existir^n,
obgleich die Möglichkeit einer SchwSfcburtg, riamen-"
üchiiei sehr grossen Hydrocelerf u. be} Existenz einet
ziemlich nmf^ngtrchen Rirplur der Vasa eff. Hiebt woU
in Abrede gestellt werden kann.
Die lHagn49e der H. spermatvesi ist vor der Pnno^
tioB mit Sicherheit nicht zn stellen, u. »*r zerweilen
Hiast sieh das Bestehen derselbe tf vermuthe(n , wenn
man 4it Hytlrore^ von ihreii Beginn hat verfolget
kOrniei*, ^enn man bemerkt Init, daas sie aaH einer
kleinen Cyste am Nebenhoden angefangen u. aieli aU-
malig betraehllieh anegedehnt bat. Fliesst bei der
Pnnctvon milcl(ige Fldaaigkeit ab« so ist die Magii^se
faal sch^n unzweifelhaft u. die nikroabopiacfce Unter-
atefeang gaslt noch die letzte B^AsfMigiag.
VI» CWnwgi«^ (^blbltoDlo^ iu (HiatriK
847
Bei dar Mof^Himg omss »«n iroA^uce belulUA*
d9«8 ^ 9iqb nicla allem <Uruo kwd^l» die Wan-
dnn^e« der lunica v^glnuUs qd« 4«r Cy«u »wr V^r-^
waQhaQQg w bring«!!, aondoTA das« ^mch die Samen'
ergifxseode Pi^teloSouiig gescbloMoa iverdea mus^.
Geliiigi die Obliteralioa d^r Fistel nicbt, ao i^t aleU
Recidive «i befOrcbten, Die voUsUodige Beilimg
dun>b Operation kanii nur dadurch erreicht werden«
dass nach Entfernung der Ansammlung eine gehörig
intensive EntzünduDg der ganxenaecernirenden Flache
hervorgerufen wird. Eine bloa adhäsive Entzündung,
wie sie nach JodinjectioQ au Stande kommt, dttrfke
kaum genügen u. die Entzündung muss bia aurbegin*
nenden Eiterung gesteigert werden« Da nun ven der
t^id^rn Seite eine zu heftige auppurative EntaUndtmg
Qicht ohne Gefahr ist n« nach der Individualität der
Krw e9^ bald eines starkern, bald eines geringem Reizes
bedarf, um die Entzündung bis zu einem gewissen
Grade anzufachen, so ist die Operationaweise nach
Baudens als die vorzüglichere zu betrachten, indem
ipan nach der eingelegten Kanüle ea in der Gewalt hat,
die Entzündung bis zur beginnenden Eiterung zu
treiben. Reichen die liUfteinblasungen nicht hin , SQ
injicirt man heisaen Wein, Wein mit Alkohol ver->
noischt oder selbst Potaschen- u« Höllenstein lösung„
his eine gewisse Anschwellung u. Schinerzhaltigkeit
fol^t. Im zweiten oben^ heachrieben^n Falle wiM'de
die U. spermatica nicht vollständig geheilt, sondern
nur auf ein kleines Volumen reducirt. Dass voUstan-
cü||[e Heilung eintreten werde, erkennt man daran,
dasa sich eine knotige Anschwellung am Nebenhoden
t>lldel, welche den Verscblusa der Fi^ielOifliiUAg an^
seigl. -^ Die vorsiehenden Betrachtungen laaee»
sich in folgende Schlussstftze zusammenfassen. 1)
Pas Vorkommen der U. spermatica is^ durch Beob«
a/chtuugen ausiaer Zweifel geaetat; 2) da alle dOnrn-
iuaaigen Ergttaae ao den Hoden mit dem llameu Hy«
drocele belegt werden , so kann man diesen Namen
auch den aamenhaltigen Ansammlungen geben u. sie
duadi daa Beiwort apermaiica von den gewtfhnlicheA
Wasseransammlungen UAterscheiden ; 3) die H. spei^
matica wird hervorgerufen durch spontane Ruptur
ejnea oder mehrerer Vasa efferentia ; 4) die primitive
Bildung einer kleinen Cyste , die sich weiter enitwik-
keh , erklart die Schwierigkeit der Behandlung ; 5)
durch eine exploratorische Punctioir kann die Existenz
der H, spermatica nachgewiesen werden, da bei der-
aeiben eiqe weissiiche, zahlreiche Spermalozoän hair
te»de PlOasigkeit abfliesst ; 6) die Prognose ist in-
sofern eintgermaassen zweifelhaft, als man der Ruptur
der Vasa eff. u. der dadurch gebildeten Fistelöffnung
nur schwer beikoramen kann ; 7) die operative Be-
handhHig ka^in nur bei einer gewissen Grösse der
Ansammlung vorgenommen werden u. muss darnach
streben, eine energische Entzündung der Wandungen
der yydrocele u. der Fiatelüffnung der Samengange
vorsichtig zu erregen. (S t r e u b e 1.)
996. Hydroceto paritoQueoi-YMiiialis; von
OhaaaaignaG. (&av» m(&d.H;lur. Auinu 1853.)
\U beaeiebnei als Hyikocele pedtonaeo -vaginalis
jede seröse Ansammlung, die aus dem Innern der
Scheidenhaut in das Innere des Bauchfellsacks bewegt
werden kann u. wieder abwärts fliesst, ohne Rück-
sicht auf die Stelle der serösen Membran, von welcher
der wassrige Erguss ausgegangen sein mag. Die
Auf- u» Abwärtsbewegung des Wassers ist niir mög-
lich bei freier Communication der Scheidenliaut mit
dem Bauchfbllsacke , bei offen gebliebener Tunica
vaginalis, u. dieses anatomische Verhältniss, welches
in der letzten Periode des Föluslebens u. bei Neuge-
borenen normal vorkommt, stellt bei Erwachsenen
eine Abnormität, eine Bildungshemmung dar.
Die H. peritonaeo-vaginalis ist bisher H. vaginalis
cangenita a. adnata genannt worden ; allein bei einiger
Reflexion überzeugt man sieh bald , wie falsch und
widersinnig die letztere Benennung sei, zu welchen
Irrthümern u. falschen Annahmen dieselbe geführt
habe. Bei der sogenannten H. adnata ist nicht die
Wasaeransammluttg, sondern das Oflenble»ben des
PeritonSalfortsatzes , die Communication der Schei-
denhaut mit dem Bauch fellsacke angeboren ; die Com-
munication kaiHi exiatiren, ohne daaa ein aeröser
Erguss verhanden iat. Die Beobachtung hat ergeben,
dass wassrige Ergüsse in die Scbeidenhaut bei Neu-
geborenen gerade gar nicht vorzukommen pflegen»
obgleich ihre Möglichkeit nicht in Abrede gestellt
werden kann. Es ereignet sich gewöhnlich, dass
erst 10—20 , zuweilen selb^ft 30—40 J. nach der
Geburt die bewegliche Wasseransammlung zu Stande
kemmt , u. wie widersinnig muss dann das der Hy-
drMele beigefügte Beiwort congenita erscheinen. Ee
iet ferner gebräuchlich, die Wasseransammlungen
nach dem Orte, d. h. nach der serösen Haut, von
welcher die Hypersecretion ausgeht, zu henenoea;
es ist aber nicht bewiesen, dass bei der H. conge»ita
die seröse Absonderung von der Scbeidenhaut aus-
geht; sie kann ebenso gut von der Bauchhaut gelie-
fert werden. Wenn ferner- in Folge eines verzögerten
Descensus testiculi die Scheidenhaut offnen bleibt und
es in den ersten Jahren nach der Geburt zu einer
Wasseransammlung in die Tunica vagin. kommt, darf
man doch diesen Bildungsfehler nicht eine angeborne
Hydrocele nennen, da die Ansammlung u. ihreß^weg-
lichkeit doch nur ein zufälligem , wenngleich f(tr das
pathologisch -anatomische Verhallniss charakieristi-
sches Symptom ist. Endlich unterdrückt die Bezeich-
nung „congenita" noch eine nicht unwichtige Streit-
frage, nämlich die, ob ein nur nach unten offenge-
bliebener fingerförmiger Peritonaalforlsatz , oder ein
leerer an seinem Halse geschlossener Bruchsack, nicht
abermals durch irgend einen pathologischen Vorgang
sich wieder öfl'nen u. mit dem Bauchfellsacke in Com-
munication treten könne. Der Name H. peritonaeo-
vaginalis passt dagegen für alle Fülle von Wasseran-
sammlung in der Scheidenhaut mit freier Commu-
nication nach der Bauchhöhle , mag die Oefl'nung des
Bauchfellfortaalzes angeboren , oder durch eine Ver-
zögerung des Descenaus testiculi, oder durch aber-
248
VI. Ghinirgie, Ophthalmologie xl Odatrik.
malige Perforation eines Bauchfelldivertikels erwor-
ben sein.
Die vorgeschlagene Benennung H. peritonaeo-
vaginalis wird auch von Wichtigkeit für die Therapie,
indem Vf. sich durch seine Erfahrung Oberzeugt bat,
dass in allen Fallen von B. peritonaeo- vaginalis nur
mit grösster Vorsirht «ine Operation zu unternehmen
sei. Dass nicht eher zu derselben geschrillen werden
dürfe, als nachdem alle äussern u. innern gegen
Hydropsien bewährten Miuel erschöpft sind, wird
schon durch die Benennung vorgeschrieben, indem
dieselbe vor allen jenen Eingriffen gewarnt , welche
leicht heftige Entzündung, verbreitete Bauchfellent-
zündung zur Folge haben können.
Beobacht, 1. Ein 38jähr. ziemlich kräfliger Mann
hatte eine fast faustgrosse, ziemlich gespannte, deutlich fluc-
tuirende, sehr bell durchscheinende Geschwulst, welche für
eine gewöhnliche Hydrocele gehalten wurde und welche mittels
Jodinjection operirt werden sollte.' Als Vf. den Kr. , der bis
dahin im Bett gelegen hatte , nochmals untersuchte , war die
ganze Hydrocele verschwunden, allein während der Unter-
suchung in aufrechter Stellung begann schon wieder die Was-
seransammlung im Hodensacke sich zu reproduciren. Der
Kr. gab an , dass er erst seit einigen Wochen die Geschwulst
im Hodensacke bemerkt habe , dass sie Ober Nacht stets ver-
schwunden wäre und nach dem Aufstehen wieder entstandeo
sei. Die Flüssigkeit in der Scheidenhaut liess sich beim Lie-
gen durch Druck langsam in die Bauchhöhle drangen, im
Stehen konnte man durch Druck kaum eine Abnahme 'der Ge-
schwulst erzielen. Nach zuröckgedrangter Flüssigkeit wurde
der Hode deutlich gefühlt und keine Spur von Varicocele wahr-
genommen. Die Untersuchung der Lungen, des Herzens, der
Leber und Milz in Bezug auf ihre Beschaffenheit und Function
ergab keine Abnormität und zeigte, dass die gedachten Organe
mit der vorhandenen Hypersecrelion in einer Beziehung nicht
stehen konnte. Die Communication der Scheidenhaut durch
eine enge Oeffnung mit dem Bauchfellsacke war unzweifelhaft;
der Ursprung der Hypersecrelion konnte nicht ermittelt werden.
Der Kr. wurde horizontal im Bett gelagert; der Hodensack
Wurde fortwährend mit Weinessig fomentirt^ in den Unterleib
taglich 3mal Tinct. squillae eingerieben ; alltaglich erhielt der
Kranke ein hu in de Barfrges. Nach 5 Wochen war die Was-
seransammlung complet verschwunden und es folgte kein
'Recidiv.
In diesem Falle zeigte sich eine ganz einfache
äussere Behandlung wirksam , u. Vf. hat dieselbe mit
gleichem Erfolg in analogen Fällen angewendet. Die
Besorplion des serösen Ergusses kann, nach Zurück-
bringen der Flüssigkeit in die Bauchhöhle, noch durch
das Anlegen eines gut passenden Bruchbandes be-
schleunigt werden, die horizonlalo Lage ist aber dabei
unerlasslich. Das Bruchband, welches im Stehen
das Abwarlsfliessen des Wassers selbst bei der gross-
ten Druckkraft nicht bindern kann, hält es in der ho-
rizontalen Lage in der Bauchhöhle zurück , so dass
dasselbe vertheilt und verbreitet über eine grössere
resorbirende Fläche schneller aufgesogen wird.
Das Ilaupikennzeichen der H. perilonaeo- vagin.,
die Auf- II. Abwärtsbewegung des ergossenen Serum,
ist nicht immer leicht zu erkennen u. es können Fälle
vorkommen,.wo die Diagnose so schwierig ist, dass sie
erst nach längerer unausgesetzter Beobachtung sicher
sich begründen lässt. Am leichtesten geben die
Hydrocelen in Form einer Sanduhr (en sablier) aur
Verwechselung Anlass. Bei diesen HydroceieD hat
sich der Peritonäalfortsatz am innern Leistenring ge-
schlossen, Ton hier an aber bis zum Hoden oder dicht
über demselben bildet er einen mit Serum gefHllteB
Schlauch, der dadurch dass er in der Mitte, unterhalb des
äussern Leistenrings eine Einschnürung hat, die Ponn
einer Sanduhr erhäU. Sind die beiden Hälften des
in der Mitte eingeschnürten Schlauches von der Was-
seransammlung gleichmässig erftflll u. ausgedehnt, so
kann ein Irrthum nicht vorfallen , denn man fohlt die
prallen zusammenhängenden Geschwülste deutlich,
von welchen die obere die vordere Wand des Leisten-
kanals erhebL Ist aber die Quantität des ergossenen
Serum nicht hinreichend um die Wandungen des
Schlauchs gehörig auszudehnen , so ereignet es sidi,
dass beim Stehen des Kr. blos die untere Hälfte des
Schlauches mit Wasser erfüllt ist und dass, wenn der
Kr. sich legt oder wenn man einen Druck anbringt,
das Wasser aus der untern Hallte des Schlauches
durch die Gommunicalionsstelle an der Einschnarung
in die obere Hälfte steigt, welche Erscheinung der
Migration des Wassers hei der H. peritonaeo-vaginalis
völlig ähnlich ist. Solche Fälle können , wenn der
Schlauch entzündlich afficirt wird , zu einer falschen
lebensgefährlichen Behandlung führen , wie folgendes
Beispiel, welches dem Vf. roilgetheill wurde n. wo
er durch die Section das Sachverliältniss erkannte,
beweisL
Beobaeht, IL Ein 37jähr. Mann hatte seit seinem
15. J. eine Wasseransammlung in der Scheidenhaut des
rechten Hoden , die man für eine gewohnliche Hydrocele ge-
halten und 10— 12mal erfolglos punctirt hatte. Im 30. J.
wurde zuerst die Beobachtung gemacht, dass die Hydroede
beim Liegen auf dem Rücken sich verkleinerte und schwand,
beim Stehen sich ziemlich rasch wieder producirte ; seil dieser
Zeit wurde die Hydrocele als eine congenita betrachtet u. , da
sie nicht besonders belästigte, unbehandelt gelassen. Ia
37. J. wurde die Hydrocele auf einmal nach dem Erhebea
einer bedeutenden Last schmerzhaft*, die Geschwulst zeigu
sich gespannt, empfindlich und wenn man das Wasser aus
derselben nach oben drückte, 'fühlte man ein Plätschern und
die Flüssigkeit kehrte sofort wieder zurück ; der Unterleib fing
an gespannt zu werden , es stelllun sich Dehelkeiteo » Aof-
itossen und Erbrechen ein , der Puls wurde klein, der Stuhl-
gang mangelte. Jetzt stellte man die Diagnose auf einge-
klemmten Bruch und unternahm die Herniotomie, bei welcher
keine Hernie gefunden wurde. Der Operirte starb nach einiges
Tagen an diffuser Peritonitis. — Die Section zeigte einen
Schlauch der unterhalb des äussern Leistenrings eiogescIiDait
war und somit 2 communicirende Taschen darstellte, von
welchen die obere kleiner war, als die untere. Nach oben
zu war der Schlauch ganz geschlossen und stand mit dem
Bauchfellsacke nicht in Verbindung. Die Eotzuotlun«
hatte sich von dem Peritonäalfortsatze nach der Bauchhöhle
verbreitet.
Dupnytren kannte die sanduhrfSrmige Hydro-
cele sehr wohl und nannte sie hydrocele en bissoL
Sanson u. B6gin haben nähere BeschreibuDgen
derselben gegeben und auch gezeigt, wie man Ter-
fahren mttsse, um in den Fällen , wo der Ergass die
Wandung des Schlauches nicht anspannt» zu ermitteln,
dass eine Communication mit der Bauchhöhle nicht
besteht Nachdem die Flttasigkeit aus der untern
Tasche in die obere gedrückt ist, spannt sich diese
VI. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik.
249
in und erhebt die vordere Wand des Leistenkanals.
Cooiprimirt man sodann den Sack an der Einschna-
rungsstelle, so kann man darcb Druck die obere
Fasche nicht weiter entleeren, selbst wenn man eine
Stunde lang das Eiperiment fortsetzt. Leider sind
diese angegebenen Zeichen nicht rtnmer so deutlich,
um zu einer sichern Grkenntniss zu führen, und der
Umstand, dass die Hydroeele weder durch Druck noch
Liegen entleert wird , erweist noch nicht die Abwe-
senheit piner VerbindungsOffnung mit dem Bauch-
fellsacke.
Die Schwierigkeil der Diagnose der H. periL-vag.
wird noch dadurch vermehrt , dass die Beweglichkeit
des serösen Ergasses wechselt a. es *sich ereignet,
dass die Flüssigkeit selbst durch starken Druck nicht '
reducirt werden kann, u. dann wieder leicht be-
weglich wird. Ja es kommen FMlle vor, wo trotz-
dem, dass fortgesetzte Beobachtung nur das Bestehen
einer H. cystica ergiebt, dennoch eineCommunicalion
mit dem Bauchfelle existirt , die , wenn man behufs
der Heilung irritirende Injectionen macht, die einge-
spr. Flüssigkeit durchlJIsst u. tödtliche Peritonitis be-
dingt. Die H. perit.-vag. kann sich an der ('ommu-
nicationsOfToung abschnüren , an dieser Stelle ver- '
wachsen u. sich zu einer Cystenhydroeele umgestalten;
je enger wahrend dieses Vorgangs die Comrounications-
Offnung wird, um so langsamer und schwieriger geht
die RUckwartsbewegung des Wassers vor sich, sodass
man schon eine Cyste vor sich zu haben glaubt, wenn
noih immer eine kleine Oeffnung, ein enger Kanal die
Cavitat der Scheidenhaul mit dem Bauchfellsacke ver-
hindel. Es lässt sich also häufig nicht unterscheiden,
oh man ein Enkystement oder Pseudo - enkystement
vor sich hat, und man wird daher jedenfalls wohlthun,
alle eingreifenden Operationen u. auch «die Injectionen
zu meiden. Endlich ist auch noch zu erwähnen,
dass ebenso gut leere Bruchsacke bei vorhandenem
serOsen Erguss eipe H. perit.-vag. darstellen, dass
leere Bruchsäcke gleichfalls eine Abschnürung oder
selbst Verwachsung erleiden kOnnen, so dass dann
der seröse Erguss nur schwer oder gar nicht redu-
cirbar erscheint. Ebenso gut aber, wie ein eigen-
thüralicber Vorgang den Hals der U. perii.-vag. oder
eines leeren Bruchsackes «ur Verwachsung bringt, ist
es auch denkbar, dass irgend ein pathologischer Vor-
gang die völlig unterbrochene Gommunicalion -wieder
eröflnen könne, so dass die Cystenhydroeele wieder
nach dem Bauchfellsacke sich eine Oeffnung schafft.
Diese letztern Vorgänge, die noch einer genauem
pathologisch - anatomischen Bestätigung bedürfen,
können a priori nicht in Zweifel gestellt werden und
durften noch für weitere Untersuchungen einen pas-
senden u. nicht unwichtigen Gegenstand bilden.
Beobaeht. III. Ein lOjahr. Tischler berichtete , doss
er nach eioer starken Abstrengiing beimHeben voretw» AMun.
eioe Anschwellung in der rechten Leistengegeod bekommea
habe. Die Geschwulst war länglich , gespannt , füllte den
ganzen Leistenkanal aus und Hess sich nicht reponiren , so
dass sie das Ansehen eines eingeklemmten Bruchs bot ; Iless
Med. Jihrbb. Bd. 80. Hfl. 9.
man den Pat. V4 Stunde sich auf den Bficken legen, so ver*
schwand die Geschwulst complet und es blieb nur eine geringe
weiche Anschwellung zurück. , beim Stehen reproducirte sich
die Geschwulst schnell. Nach der Entleerung der Geschwulst
konnte man den Finger in den erweiterten Leistenkanal brin-
gen. Fat. , der sich keiner länger andauernden Behandlung
unterziehen wollte, ferliess bald das Hospital, und so rousste
die Frage', ob in diesem Falle eine H. perit. -vag. mit sehr
enger Oeffnung, oder ein leerer Bruchsack mit verengtem Hals,
oder eine Cystenhydroeele , die sich eine Oeffnung geschaffen
habe, vorliege, ganz unentschieden bleiben.
Die B. perit.-vag. kann simulirt werden 1) durch
eine halbgefttllte Hydroeele en sablier, 2) durch einen
mit Wasser erfüllten an seinem Hals verengten Bruch-
sack und 3) durch accessorische Cysten, die sich
mit der Bauchfellcavität in Communication gesetzt
haben.
Beobaeht. IV. Ein 14jähr. Knabe zeigte eine bemer-
kenswerlbe Verbindung mehrerer Arten von Hydroeele. In
der rechten Hälfte des Hodensackes befand sich eine ziemlich
voluminöse aber weiche, schwappende Geschwulst, aus wel-
cher der wässrige Inhalt leicht in die Bauchhöhle gedruckt
werden konnte und die beim Liegen rasch von selbst ver-
schwand. Nach der Entleerung erkannte man, dass der
rechte Hode fehlte und in der Bauchhöhle zurückgeblieben
sei, es bes.tand also rechterseits eine H. perit. -vag. bei nicht
erfolgtem Descensus testiculi. In der linken Hälfte des Scro-
lum rxistirten 2 getrennte Wasseransammlungen ; die Schei-
denhaut des Hodens , über dem Hoden normal geschlossen,^
halte sich zu einer wallnussgrossen Hydroeele ausgedehnt;
über dieser gewöhnlichen Hydroeele verlief nach oben und fast
durch den ganzen Inguinalkanal ein fingerdicker Schlauch mit
harten Stellen nnd fluctuirenden durchscheinenden Knoten
besetzt, so dass er ebenso gut eine Hjdrocele cystica des Sa-
menstranges , als einen geschlossenen, mit Wasser erfüllten
ungleichen Bruchsack darstellen konnte.
. (StreubeL)
997. Hydroeele mit Samenfldeii ; von Prof.
Uhde zu Braunschweig. (Deutsche Klin. 10. 1853.)
Vf. fand bei der Section eines 68jähr. Mannes, der im
Octbr. 1851 an einem Carbunkel gestorben war, eine eigen-
thumliche Hydroeele in der rechten Hälfte des Hodensackes.
Sie war durchscheinend, fluctuirend, eiförmig u. man konnte
den Samenstrang zwischen ihrer Spitze und dem äussern Lei-
stenringe V/4" weit fühlen. Nach Bloslegung der Geschwulst
wurde erkannt, dass diese a\is einem grössern und 2 kleinern
cystenahnlicheu Körpern bestehe und keine Wasseransamm-
• lung innerhalb der Tunica vagin. vorhanden sei. Der erste
cystenahnliche Körper war birnförmig , hin und wieder hök-
kerig, 4'' lang, 2^^*' tief, sehr zarthäutig und liess nach
dem Einschneiden 8 Unzen einer hellen wässrigen Flüssigkeit
abfliesscn. Im Innern der Cyste liefen einige unregelmässige
Querstrnnge von dichterem Gewebe , nach aussen war sie mit
lockern! Zellgewebe angeheftet und die Basis derselben stand
auf dem Theile des Nebenhoden , der nicht von der Scheiden-
haut überzogen ist , ohne mit dem Nebenhoden selbst durch
eine Oeffnung oder strangförmig gewordene Röhre in Ver-
binduTTg zu stehen. Der zweite cystenahnliche Körper lag vor
dem untern Theile des Samenstrangs und etwas nach aussen
von dem ersten, war fast 2" lang u. y^' breit, dünnhäutig,
und enthielt eine truhe, milchige Flüssigkeit; auf seiner Ober-
fläche befanden sich noch 2 erbseugrosse , gleichfalls mit
weisser Flüssigkeit erfüllte Bläschen ; das freie Ende des
Cystenkörpers war kolbig, die Basis lief in einen Stiel aus,
der aufgesehlitzt eine feine nach den Nebenhoden gehende
Röhre zeigte. Der dritte cystenähn liebe Körper sass zwischen
den 2 genannten , nach vorn vom zweiten und nach aussen
vom ersten, er war 1" lang, höckerig, enthielt eine bern-
steinfarbene Flüssigkeit und halte im Innern einen fächrigeo
32
250
VI. Ghirorgie, Ophthalmologie u. Otiatrik.
Baa. Aaf seinem Grunde bemerkte man 3 Taschen mit je 3
Oeffnangen , von weichen die grösste wieder in eine Tasche
fährte. — in den gesammelten Flüssigkeiten fand Dr. K r u-
kenherg Eiweiss , und erkannte unter dem Mikroskope Sa-
. menfaden , welche in der dritten Geschwulst zu Bündeln ver-
bunden waren. Die Häute waren den serösen Membranen der
Cysten ähnlich.
Vf. glaubt, dass die cystenühniicheD Körpor in
erweiterten, von dem Nebenhoden abgehenden saroen-
fahrenden Gefässen (Vasa aberrantia Halieri) bestanden,
und dass der erste derselben ein von der Epuiidymis
durch Verwachsung an seinem Grunde gesonderli's
Vas. aberr. HaUeri darstelle. Verschliessiihg des Väs
deferens oder eine sonstige Destruction , weiche die
Entstehung der Cysten h^tle erklären können , war
nicht vorhanden (cf. G o s s e 11 n).
Käme ein solcher Fall zur Operation, so meint Vf.
durch Exstirpation der Cysten u. Unterbindung der
etwaigen Verbindungen mit dem Nebenhoden mUsse,
vorausgesetzt, dass eine Verwachsung oder Versto-
pfung der samenfuhren den Gefässc nicht Statt hat,
eine radicale Heilung erzielbar sein [?].
(S treu bei.)
998. Ueber eiBige Operationen am Angen-
lide; von Prof. fioser. (Arch. f. phys. Ueilk. XII.
3. 1853.)
i) Blepharoplastik nach einer neuen Modißcation,
Bei einem 20jähr. Mädchen war durch eine Milzbrandblatter
das obere Augenlid , so wie ein zollbreiter Hauttbeil an der
äussern Seite desselben zerstört worden , so dass nur ein
schmaler Saum der äussern Augeolidhaut und ein Fragment
Toin Tarsus , mit einigen Cilien übrig geblieben war. Die
Bindebaut bildete ein grosses und langes Ectropium. —
Um ein Augenlid herzustellen , das auf seiner innern Seite
hinlänglich mit Bindehaut überzogen und an seinem Rande
damit uinsäumt wäre, löste Vf. die ausgestülpte Bindehaut
rings von der äussern Haut und präparirte die seitlichen
Partien von ihrem Boden so ah , dass 2 seitliche Lappen von
beinahe viereckiger Form entstanden, welche man wie 2 Flügel
einer Thüre über das Auge umklappen konnte. Auf der äus-
sern und innern Seite wurde nun die Bindehaut so weit abge-
löst, dass beide Lappen in der Mitte durch 2 Knopfnäbte ver-
einigt werden konnten. Am äussersten Theil der Wunde
musste ein dreieckiges Narbenstück entfernt werden , worauf
ein ungefähr 2" langer und 1" breiter Lappen von der seit-
lichen Stirn- und Schläfengegend genommen, durch Drehung
um nahe einen rechten Winkel über die obere Augenlidgegend
gelegt und mit tf Knopfnähten befestigt wurde. Den freien
obern Conjunctivarand überliess man sich selbst. Nach Ab-
nahme der Nähte wurde noch an der Basis des Hautlappens
von oben nach unten ein kleiner Schnitt gemacht , damit sich
der äussere Augenbrauenwinkel weniger naclr aussen spannen
sollte. Das Resultat dieser Operation war vollkommen befrie-
digend , namentlich trat die Kugelung des Lappens , die
gewöhnlich so entstellend bei der -Blepharoplastik wirkt,
nicht ein.
2) Operation eines complicit^ten Augenlidcolohomt.
In Folge der Eistirpation einer Geschwulst am obern Augen-
lide , war die ganze Hornhaut unbedeckt gehlieben , die mitt-
lere Tarsushälfte fehlte , die seitlichen Reste desselben waren
nach den Winkeln verzogen , in der Mitte nach oben war die
äussere Augenlidhaut mitderBindebautfulte narbij^ verwachsen.
Da von einer einfachen Anfrischung' nnd Vereinigung der Rän-
der kein gunstiger Erfolg zu erwarten, so wurde naeh Art der
Dieffenbach'schen Blepharoplastik ein Einschnitt zur Ver-
längerung des Augenwinkels und ein auf diesen Schnitt fal-
lender, senkrechter, seitlich hcrablaufender Schnitt gemacht.
da aber das Haupthindernis» , im PalpchralligameDte liegend,
übersehen worden war, so hatte die Operation , da die Nable
rasch durchschnitten, keinen Erfolg. Bei dem 4 Moo. später
wiederholten Versuche wurden die beiden seitlichen Befesti-
gungen des Tarsus am Lig. palp. ext. und int. getreoot, noi
zwar aussen durch einen schief nach oben laufenden Scbeeren-
schnitt , der die äussere Haut , das Tarsusligament und die
Bindehaut an ihrer Vereinigung mit der obern äussern Seite
des Bulbus abtrennte, wodurch ein trnpezoidformiger, rer-
scbiebharer, hinten mit Schleimhaut überzogener Lappen g^
Wonnen wurde; nach innen wurde das Lig. tarsi int. sobcolig
durchschnitten. 4 Suturen wurden angelegt, jedoch die äus-
sere seitliche Wunde unvereinigt gelassen und von derBia-
dehaut des untern Augenlides ein lappiges Theilchen resecirt,
um ein Ectropium zu vermeiden. Die Vereinigung gelang ss-
vollkommen , die Trapezoidform des Lappens , welche R. ge-
wählt hatte , weil der schief vom Augenwinkel ausgebend
Schnitt^ eine weniger sichtbare Narbe hoffen Hess, warür
die obern Nähte ungünstig; trotz der Vereinigung mit Heft-
pflasterstreifen blieb eine kleine^Spalte im Augenlid zarück,
die allmälig die Grösse eines Hanfkorns annahm, bei derNar-
benverschrumpfung mit Bindebaut umsäumt wurde uod &
Hornhaut sehen Hess. Die ^Schliessung derselben durch eine
brfickenförmige Lappenbildung misslang, u. da sie bei geöl-
netem Augenlide nicht bemerkbar war, so vervi-eigerte Pil
weitere Versuche.
3) Tavsotomia longitudinalis. Bei 8 Kr. nil
EinwKrtskrliruDg desCilienrandes am oberD Augeolide
verrichtete Vf. die Operation nach Ja sehe, im AU-
gem. mit befriedigendem Erfolge. Die Schwierigkeit
dieser Methode und die zweimalige partielle Recidive
bewogen ihn aber, die Operation mehr nach Art der
A m m 0 n 'sehen Tarsotomia longitudinaUs zu machen,
wonach das Resultat in 12 — 16 Fällen befriedigender
war. Das Augenlid wird sammt dem Tarsus, panllel
dem ^ilienrande unci etwa U/a"' ^^^^ demselben anf
der Jäger'schcn Hornplatte durchschnitten, eioe.
kleine Excision von Haut an der obern Wundlippe
vorgenommen und die Hautwunde durch KDopfoibte
vereinigt. Die Nadeln mUssen lief unten , am besten
zwischen den Cilien eingeführt werden, damit siel
die Hautbrücke besser nach oben kehrt, die Faden-
enden aber befestigt man mit Heftpflaster an der Slin.
wodurch das Lid in der rechten Lage erhalten wird.
Der Schnittr klafft gewOhnlicb nur massig auf der Tar-
salseite, besonders wenn der Tarsus bis an seine
beiden Enden getrennt werden musste, was indessen
selten höthig wird, da das Entrop. fast stets aufeinen
Winkel odir auf den mittlem Theil des Tarsus be-
schränkt ist.
4) Zur Operation der Distichiasis. Nach Vf.
scheint diess Uebel nach mehrjähriger granulöser
Ophthalmie weniger durch neue Entwickhaig wn
Haaren ausser der natürlichen Reihe zu entstehen, als
vielmehr dadurch , dass einzelne weniger tief war
zelnde Cilien durch Verkürzung der Schleimhaut am
Tarsalrande aus der Reihe treten. Da mehrjahri««
Ausziehen fruchtlos blieb, so legte R. nach Vacca
Berlinghieri die anomal gestellten Haarzwiebeln
hios u. exsliipirle dieselben, indem er nach Einfülirung
der Hornplatte unter das Augenliä einen kleinen Bo-
rizontalschnitt mitten zwischen den Normaicilien u-
Pseudocilien hin gegen die Zwiebeln der letztem
machte, die Wunde auseinander zog und die nun frei
liegenden Bulbi der falschen Wimpern durch ünh
VI. Chirurgie, Ophüialmologie o. OtiatriL
251
schneiden oder mit Pincette u. Scheere eotfernte.
Am besten gelang es , wenn ein kleiner Schnitt am
obern Rand der Bulbi, ein 2. am untern liande, beide
etwas divergirend, gemacht u. mit einer Hohlscheere
die Zwiebeln entfernt wurden. ' Die Schnittwunde
heilt bis zum nächsten Tage spurlos. Durch Blutung
kann die Operation verzögert werden, doch ist es
besser die Operation zu wiederholen als allzulange
nach einzelnen Haarzwiebeln zu suchen.
5) Zur Operaiion de* Entropion senile (Tri-
chiasis angularis senilis). Atrophische Hautverkür-
zung am äussern Augenwinkel bedingt nicht selten
bei altern Personen eine Combination von Blepharo^
Phimose mit Einwärlskehrung des äussern Theiles
vom obern oder untern Cilienrande. Zur Beseitigung
dieses Uebels verlängert R. die Augenlidspalte durch
einen Scheerenschnitt , schneidet ein kleines Dreieck
aus der Haut des kranken Lides heraus und näht sie
so zusammen, dass ein leichtes Ectropium des betref-
fenden äussern Augenlidtbeiles entsteht. Nach einigen
Wochen erscheint der äussere Augenwinkel nur etwas
zugerundeter. ^
6) Zur Behandlung der Blepharophimose, Die
Canthoplastik ist nach R/s Ansicht beim Lebenden,
wo die Bindehaut krankhaft verkürzt, wenig nach-
giebig zu'sein pflegt, schwerer auszuführen und von
minderem Erfolge als man gewöhnlich glaubt. Nach
seiner auf etwa 20 derartige Operationen gegründeten
Erfahrung, wird indessen die Operation durch Beach-
tung folgender Punkte wesentlich erleichterL 1) Der
1. Schnitt (Trennung des äussern Augenwinkels mit
der Scheere) ist lieher zu klein als zu gross zu machen,
weil im letztem Falle die Bindehaut nicht ausreicht,
um in den Winkel hereingezogen werden zu können.
Der Schnitt klafft dann anstatt in Form eines Vierecks
eher in Form eines querschmalen Rhombus ausein-
ander, und die Vereinigung des Haulwinkels mit dem
Schleimhautwinkel wird dadurch fast unmöglich. —
2) Da der gespannte Zustand der innersten Bogen-
fasern des Orbicularis und der fibrösen Fasern des
Lig. palpebr. Rcproduclion des Uebels veranlasst , so
müssen diese , wenn sie sich in der Wunde zeigen,
mit Pincette und Scheere durchschnitten werden. —
3) Um die Wiederverwachsung im Winkel zu ver-
meiden, ist es vortheilhaft, dem äussern llautschnitte
die Form eines liegenden Y zu geben, .«o dass man
iin Winkel ein Läppchen bekommt, das sich ein wenig
gegen das Auge hereinzieht, — 4) In manchen
Fallen können 2 kleine seitliche Schnitte in die Bin-
dehaut, wodurch man in derselben ebenfalls ein sol-
ches Läppchen bildet , das in den Winkni herausge-
schlagen wird, von Nutzen sein. Für ^lie gewöhn-
lichen Fälle aber findet R. dieses Verfahren nicht
empfehlenswerth, da die Bindehautwunrie dadurch
zu complicirt wird , und der im Winkel verwandte
Stoff, zur Umsäumung der Ränder neben dem Winkel
fehlt.
7) Zw* Operation des Krebses am AugenUd.
In den meisten Fällen ist es gerathen , das Kranke
einfach wegzunehmen und keine compltcirtere plasti«
sche Operation zu versuchen, da die ttbergeheilten
Lappen sich meist kugeln. Ist der Augenlidsaum
noch gut, braucht die Haut nur oberflächlich wegge-
nommen zu werden , so kann eher eine Art Lappen-
bildung zur Deckung des Defects u. zur Hinderung
der Auswärtskehrung empfohlen werden.
In 2 solchen Fällen, wo nach der Exstirpation Ectro-
pium zu befürchten war, hat Vf. mit Erfolg Jäsche's
Bogenschnitt angewendet, ein Mal mit Verschiebung
von unten und innen , das andere Mal von unten und
aussen. Die Verschiebung gelang ohne ausgedehnte
Lösung des Lappens und der seitliche Bogenschnitt
liess sich durch die Naht vollkommen schliessen.
(Winter.)
999. ' Cornea artiflcialiS, em Substitut ßr die
Transplantatio corneae; von Job. Nep. Nuss-
bäum, Ass. - Arzt im allg. Krankenh. zu Mün-
chen*).
Die bekannte Erfolglosigkeit der Transplantatio
corneae, so wie die Beobachtung, dass, wenn er an
verschiedenen Stellen seines Körpers einen Einschnitt
machte, in dieselben kleine, glatt polirte Kügelchen
von Holz, Kupfer, Eisen, Glas legte und dann die Wunde
mittels feiner Knopfnähte verschloss, durch die gläser-
nen Kügelchen fast gar keine Reaction hervorgerufen
wurde, brachte Vf. auf den Gedanken, dass auch die
Horhaut einen gläsernen Körper von passender Form
ohne allzu heftige Reaction, , »ungefähr wie das Gestell
das Brillenglas", tragen werde.
Am besten glaubte N. den fragl, Zweck durch
Ausschneidung eines runden Stücks aus der Horn-
haut und Einsetzung eines entsprechend geformten,
fein geschliffenen Gläschens zu erreichen, das behufs
der gehörigen Befestigung an der Vorder- und Hinter-
fläche mit einem schmalen Falze versehen ist. Er
versuchte daher zunächst an todten thierangen ein
Modell aus Hörn, dessen Oberfläche einen Quer-
durchm. von 3'", eingerechnet ^f^*" Breite des Fal-
zes, hatte, in einen Kreisausschnitt delr Hornhaut von
2"* Durchm. einzusetzen , indem er behufs der Ein-
setzung des um V** breitern Modells mittels einer
Scheere noch einen auf die Peripherie des Kreisaus-
schnitts senkrechten Schnitt von i — l^/j"' Länge
führte, der nach erfolgter Einsetzung durch eine
Knopfnaht geschlossen wurde, worauf das Modell die
gehörige Festigkeit erhielt. Vorfallen der Iris, so
wie Auslaufen des Auges, bei etwas zu starkeiii
Drucke, vereitelte anfänglich sehr oft die Operation»
80 dass Vf. erst nach vielfacher Uebung ein ent-
sprechend geformtes GlasstUck bei lebenden Kaninchen
einzusetzen versuchte, welche er nach Erweiterung
der Pupille durch Belladonna, vermittels Schwefel-
ather narkotisirt hatte. Er bediente sich jetzt zur
Ausschneidung des entsprechenden Stücks der Horn-
Digitized by ^^jOOV IC
1) München 1853. Druck von C. Roh. Schrieb. 16 S.
252
VL Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik.
baut eines Zirkelmessers, dessen Münidung einen
Durchm. Ton 2'^' halle, und vollendete dieselbe, so-
bald an einer Slelle wassr. Funclitigkeil aiislral, mit
Hälfe einer Blttmer*schen Pincelte und einer Gooper-
sehen Scheere. Das auf die beschriebene Art einge-
legte Glasstuck sass gehörig fest , allein in allen auf
diese Art ausgeführten Versuchen stellte sich bald
heftige EntzOndung mit profuser Eiterung ein, so
dass die Gläschen stets , wenn auch oft erst in der
2. Woche, herausfielen und ein verstümmeltes Auge
zurttckbheb.
Vf. gab daher dem einzusetzenden Glaschen eine
noch mehr schmale , längliche Form,
tfj^jBBlj^f so dass die vordere und hintere Ober-
^lllliy flache desselben (ab; cd) V/^'"
c(^S3m^J lang, %''' breit ist, das ganze Glas-
chen eine Höhe von 3y^'" (a c) be-
sitzt, wahrend der KOrper (e f) eine Lange von '^/^,
eine Breite von ^g und eine Höhe von ?/g — 1/^"'
hat, je nach der Dicke der zu operirenden Hornhaut,
wobei Vf. bemerkt, dass es bei sehr beträchtlicher
Verdickung der Hornhaut zweckmassiger erscheine,
einige Lamellen derselben ahzutragen , als das Glas-
chen noch grösser, als angegeben, machen zu lassen.
Dem Glaschen die normale Wölbung der Hornhaut zu
geben , hall N. fUr ausserordentlich schwer und auch
nicht nöthig; bei Menschen aber glaubt er werde
man die Glaschen am zweckmassigsten aus Berg-
krystall fertigen lassen. Die Einsetzung eines solchen
Glaschens vollfahrt aber Vf. bei Kaninchen folgender-
maassen. Nach Erweiterung der Pupille durch Bel-
ladonna u. Eintreten eines solchen Grades von Aether-
narkose, dass der Augapfel bei Berührung stehen
bleibt , halt er die Lider mittels des Instruments von
Kelh^y-Snowden auseinander u. setzt dann ein
Slaarmesser so rechtwinklig auf die Hornhaut (1 V4'"
vom äussern Rande), dass die Schneide gegen den
innern Winkel hin (nicht nach abwärts) gerichtet ist.
Er stösst hierauf rasch ein , führt das Messer,
welches er jetzt in einen etwas stumpfern Winkel mit
der Hornhaut bringt, so lange in der vordem Kam-
mer fort, bis er einen Schnitt von ungefilhr IV^'"
gebildet hat, und zieht es durch eine Rflckwarts-
bewegung aus der Wunde. Sodann bringt er das
mit einer gewöhnl. Pincelte gefasste Glaschen mög-
lichst schnell so in die Schnittwunde , dass er den
Falz zuerst nach unten und innen eindrückt, u. klebt
endlich beide Augen zu. Je weniger wassr. Feuch-
tigkeit ausfliesst, um so geringer ist die der Operation
folgende Reaction. Ist der Schnitt zu klein, so kann
man ihn mit Hülfe der Coop. Scheere vergrössern,
allein in solchen Fallen sah Vf. stets heftige Reaction
folgen, das Glaseben drückte, bevor die abgeflossene
Mrnge der wassr. Feuchtigkeit ersetzt war, die Iris,
die gedruckte Linse fiel vor und wurde zwar schnell,
aber doch unter heftigen Reactionserscheinungen re-
sorbirt. War hingegen der Schnitt zu lang , so er-
hielt das Glaschen nicht die nöthige Festigkeit, wes-
halb Vf. in solchen Fallen .die Augen ohne es einzu-
legen schnell schlosa , aber binnen kurzer Zeit «
ihnen die Operation wiederholen konnte.
Schon 6 Std. nach der Operation findet sich m
Vf. viel Secret an dem Falze des Glaschens, welcbi
er durch Eintröpflungen von kaltem Wasser entfemt
gegen diese übermassige Drüsen secretion , so fii
gegen die „übermassigen Granulationen der Hornhaol
wunde'* leistet eine starke Lösung des essigs. Bli
die besten Dienste. Bei grosser Engheit der Pupilk
oder Anliegen der Iris an der Wunde, tranfeil N. ein
Lösung von Extr. beilad. ein. Nach der UntersuchDD||
welche anfänglich alier 6 Std. zu wiederboleo in,
verklebt er die Augen jedesmal , vom 3. oder 2. t
nach der Oper, indessen kann sie seltner unteraofr
men , das Auge offen gelassen werden , stets ab«
hielt Vf. die operirten Thiere in einem dunklen Rauoe,
den er nur sehr allmalig erbeute. In allea Füll«
war wahrend der ersten Tage ausgebreitete EDtz.dcr
Bindebaut, so wie der ganzen Hornhaut, mit Tri*
bung letzterer, vorhanden, die jedoch bald wied«
verschwanden. Der in mehreren Fallen zwischen dii
Lamellen der Hornhaut ergossene Eiler (Onyx) wari
hingegen ei:sl nach 8 — 14 T. aufgesaugt. Ober-
flachliche Geschwüre beobachtete Vf. nur einseittf
unter dem Glaschenrande, Iritis nur nach AbQou
einer betrachtlichen Menge der wassr. Feuchligkeii
und Vorfall der Linse ; letzlere wird bald aufgesao(;t,
Kapselreste bleiben oft langer an dem Gläsclienrai«
hangen. Nach BT. sprangen die operirten Kanin-
chen munter umher, vom 10. — 12. T. an fand Vf.diij
Reinigung des Auges nur Imal tSgl. nölhig, und an
15. — 20. T. erschien die Reaction meistens sehr ge-
ring, die Geßssentwicklung in der Hornhaut halle
abgenommen, und das Glaschen sich eine kleine H&b-
lung in der Lidhindehaut gehildel. Häufig iodessei
zeigte sich, meist vom untern Rande her, von neueoi
GefüsstMiiwicklung in der Hornhaut, welche zwar oft
von selbst wieder verschwand, bisweilen aber flppigc
Granulationsbildung veranlasste, welche jedoch dorck
einmalige Betupfung mit Höllenstein beseitigt warde.
so dass binnen einigen Wochen (meistens 7—8) die
Genesung erfolgte.
Das Auge bietet alsdann kein besonders hSssliches
Aussehen ; um das Glaschen , dessen durHisichüger
Theil schwarz hervortritt, befindel sich ein kleiaer
weisslicher Kreis leukomatöser Hornhaut, zu wel-
chem von der Peripherie her 1 oder 2 Cefässchea
verlaufen; das Auge ist nicht mehr gereiit, Li«^^"
scheu fehlt (schon seit dem 14.— 20. T. nach der
Oper.) gänzlich. Entzündung der Descemeirschen
Haut, nach Vf. durch die punktförmigen TrObungen
charakterisirl , beobacblete er nie; ebensowenig
„Phtkysis'* [?!] des Augapfels; ja nach wiederbolle«
unglücklichen Operationsversuchen erfolgte die Hei-
lung so gut, dass eine neue Oper, an demselben Ange
zuhfssig erschien. Die nicht selten eintretenden, iodea-
sen nicht besonders nachlheiligen ,tSynegie/i**P'] **^
seiligt man nach Vf. leicht anfanglich durch GiDtriaflung
einer Lösung des Belladonnaextr. , später mit BtüU
VI. Chirurgie, Ophthalmologie o. Otiatrik.
253
er Slaarnadel. Bei der SecHon des operirten Auges
A verschiedenen Stadien der Heilung, fand Vf. die
len angegebenen Nachkrankheiten entsprechenden
nat. Veränderungen. Bei mikroskop. Untersuchung
ler Hornhaut, nach vollendeter Heilung, erschienen
iie Fasern um so mehr trabe und um so weniger ge-
lreckt, je näher sie dem Glaschen kamen, an dessen
lande sie wellenförmig verlaufend ohne bestimmte
Irdnung durch einander lagen. Das Gesetz der
*9arbenbildung Anrch Homogenisirung fand jedoch Vf.
romer erkennbar.
Die Indication zu dem bescbriebeuen Verfahren
bei pathologischen Zuständen des menschlichen
t^uges , ist nach Vf. überall da vorhanden , wo
fin Mensch bei verdwikeüer Hornhaut blind ist,
^hne dass sich Lähmung des Sehnerven , oder ein
anderes unbezwingbares Hindemiss des Sehvermö-
gens mit Sicherheit nachweisen lässt, ,,DeNn da
der Versuch gänzlich gefahrlos ist, fährt Vf. fort,
existirt ausser dieser Gontraindication gewiss keine
mehr, und diese .Gontraindication ist nur bei jenen
anzunehmen, die bei noch heller Hornhaut schon
ganz blind waren u. dann später erst noch eine Ver-
dunklung der Cornea bekamen ; gewiss ein buchst
seltner Fall. Gataracten, Pupillensperre sind bezwing-
bar*" Haben die Operirten in den ersten Tagen nach
der Oper, noch keine Lichtempfindung, so darf man
nach Vf. doch die Hoffnung nicht sinken lassen , da
der lange Zeit hindurch unthätige Sehnerv durch län-
gere Einwirkung des Lichtes doch noch belebt wer-
den konnte. Im schlimmsten Falle aber wird durch
die Oper, kein Nachtbeil veranlasst u. man kann das
Glaschen wieder entfernen ; acute Krankheiten wer-
den nach Vf. Verschiebung, chronische wohl nie Un-
terlassung der Operation gebieten. „Dass eine so
kleine Oeflnung zum Sehen genügt, sagt Vf., ist eine
nnumstOssIiche physikalische Wahrheit und bestätigt
das mühelose Experiment [? 1], dass die Gläschen ein-
heilen und festsitzen bleiben, diesen Beweis liefern
meine Versuche u. hiervon noch lebende Kaninchen."
Ja Vf. hofft, dass bei ursprünglich getrübter Hornhaut
nach der Operation die allgemeinen und Ortlichen
Erscheinungen der geringern Vitalität halber gelinder
auftreten werden , als er sie beobachtet hat , so wie
er bemerkt, dass man nach vollendeter Einheilung
des Gläschens so gut in das Auge sehei^ könne, dass
er eine Slaaroperation oder Pupillenbildung recht wohl
für ausführbar häU. Hinsichtlich des technischen
Verfahrens endlich ist noch zu erwähnen , dass nach
Vfs. Ansicht der Kr. am besten bei der Operation
liegt, während der Operateur sitzt ; zur Nachbehand-
lung wird der antiphlogistische Apparat in seiner
ganzen Ausdehnung, sogar Nitrum und Galomel, em-
pfohlen, u. geralhen, die Einlräuflungen der Losung
des Ez(r. bellad. während der ersten Tage nach der
Oper, stets vorzunehmen.
Wir haben in dem Vorstehenden den Inhalt von
Vfs. Abhandlung möglichst treu und ausführlich mit-
getheilt, um unsere Leser in den Stand zu setzen,
sich ein selbstsländiges Urtheil über das vorgeschla«
gene Verfahren zu bilden. Wir selbst lassen zwar
Vfs. wissenschaftlichem Streben alle verdiente Aner-
kennung widerfahren, allein seine Hoffnung auf einen
wirklich günstigen Erfolg des von ihm vorgeschlage-
nen Verfahrens beim Menschen können wir durchaus
nicht theilen, obschon auch Prof. R o t h m u n d-, Dir.
d. chir. Klinik zu Hünchen (s. Deutsche Klin. 34.
1853., woselbst Vfs. Abhandlung in ihrem ganzen
Umfange abgedruckt ist) , demselben grossen Wertb
beilegt. Zugegeben , dass die Einheilung der Glas-
linse auch beim Menschen ebenso gut gelingt, wie es
Vf. nach seinen Versuchen an Thicren angiebt, so
müssen wir doch, offen gestehen, dass wir nicht recht
begreifen, in welchen Fällen das fragl. Verfahren seine
Anwendung finden soll , da die von Vf. selbst aufge-
stellten' Indicationen zu unbestimmt sind. Ein Fall,
wo die Blindheit nur von der vollkommenen Trübung
der Hornhaut abhängen sollte, ist uns kaum denkbar.
Denn Entzflndungsprocesse von solcher Heftigkeit,
dass sie totale Trübung der Hornhaut bedingen, sind
wohl kaum je so auf die Hornhaut beschränkt , dass
sie nicht zugleich solcho Veränderungen in den tiefern
Gebilden des Augapfels veranlassen sollten, welche
der Ausübung des Sehvermögens geradezu unüber-
windbare Hindernisse entgegensetzen. Wir erinnern
hier nur an die ßlennorrhOen, durch welche, früher
namentlich, so viele Augen vernichtet worden sind,
ferner an die Entzündung bei Blattern, Scharlach,
nach Extraction der Linse oder fremder Körper, so
wie die heftigen Entzündungen in Folge der Einwir-
kung chemischer Schädlichkeiten auf das Auge u. die
Hornhaut im Besondern. Letzterer Fall ist unserer
Ansicht zufolge« der einzige , wo man Vfs. Vorschlag
vielleicht rechtfertigen konnte, obschon nach unserer
Erfahrung auch in solchen Fällen fast immer die tiefern
Gebilde des Auges in Mitleidenschaft gezogen werden,
so dass von Vfs. Verfahren ein günstiger Erfolg nicht
zu erwarten sein dürfte. Gesetzt aber auch die hinter
der Iris gelegenen Gebilde seien intact genug, um
dem .Sehen kein unbeseitigbares Hindemiss entgegen
zu setzen , so wird doch gewiss in allen Fällen der
von Vf. angeführten Art Verwachsung zwischen Iris
und Hornhaut eingetreten sein, so dass, um das Gläs-
chen einsetzen zu können , ein entsprechender Theil
der Iris mit ausgeschnitten werden muss. Das ein-
gesetzte Gläschen wird daher sowohl mit der Iris, als
mit dem Linsensysteme in fortwährende Berührung
kommen, und wenn auch aus Vfs. Versuchen hervor-
zugehen scheint, dass die gesunde Hornhaut — ob
eine krankhaft veränderte ebenfalls? — den fortwäh-
renden Beiz des Gläschens ziemlich gut verträgt, so
können wir diess jedoch hinsichtlich der Iris nament-
lich und auch hinsichtlich des Linsensystems keines-
wegs annehmen , sondern sind überzeugt , dass als-
dann sehr bald ein Entzündnngszusland in der Cho-
rioidea hervorgerufen u. in Folge dessen Veränderungen
gesetzt werden würden , die das Sehen unmöglich «
machen. Also nur in den gewiss hOchsl stellenen,
wenn , mit Ausnahme des Pannus , wo Vf. sein Ver-
254
VI. Chirurgie 9 Ophthalttiologie a. Otiatrik.
fahren wohl kaum empfehlen durfte , je Vorkommen-
den Füllen, wo totale Trübung der Hornhaut bei noch
erballener vorderer Ranimer vorhanden ist, halten
wir Vfs. Verfahren fUr gereclilferligt. In allen andern
Fallen , wo die bekanntlich selbst bei beträchtlichen
Veränderungen oft in nicht unbedeutendem Grade be-
stehende Lichtempfindung — wir erinnern hier an
viele Falle von Staphylom — scheinbar zu einem
Operationsversuche auffordern konnte, halten wir
nicht nur Vfs. Vorschlag , sondern jeden andern ope-
rativen Eingriff fOr nicht gerechtfertigt, da die Er-
fahrung bewiesen hat, dass einem solchen meisten-
theils eine so lebhafte Reaction folgt , dass der noch
vorhandene Rest von Lichtempfindung vollends ganz
vernichtet wird. Dass aber der Verlust dieses letzten
Schimmers fOr den betreffenden Runden ein in der
That fürchterliches Unglück ist, braucht hier nicht
erst auseinander gesetzt zu werden ^).
(Winter.)
1 000. Ueber Dermoidgeschwlllste der Binde-
haut; von Prof. Ryba. (Prag. Vjhrschr. X. 3.
1853.)
1) So eben geht uob ein Schriftchen zu , welches Herr
Dr. Pauli zu Landau unter dem Titel : „üeher Transplan-
tatio corneae u. Oher Dr. Nussbaum's Cornea artincialis
als Substitut derselben ; Landau 1853*, als Sendschreiben
an den Verein Pfälzer Aerztc veröffentlicht hat. Wir Treuen
uns, dass das Urtheil, welche» der unsern Lesern durch seine
gediegenen Kritiken hinreichend bekannte Vf. i'ibor Dr. N.'s
Vorschlag fallt, mit dem unsrigen übereinstimmt, u. werden
deshalb nur auf einige Punkte hinweisen, die Vf. besonders
hervorhebt. Durrh die Transplantatio corneae ist, wie
P. darlhut, bis jetzt noch in keinem Falle ein befriedigendes
Resultat erzielt worden , und , fugt er hinzu , wird nurli nie
ein solches erzielt werden. Gegen N.'s Verfahren aber macht
er vorzüglich geltend, dass in Folge des Einsinkens der Horn-
haut nach Abfluss der wässr. Feuchtigkeit das eingesetzte
Gläschen Iris und Linsenkapsel berühre, was -bei N.'s Verfah-
ren anhaltend der Fall sein mtisse, da die Hornhautwunde des
am Gläschen beflndlichen Falzes halber grösser gemacht wer-
den mnss, als dass sie von demselben vollständig ausgefüllt
werden könnte , und deshalb , da das Hornhautgewebe keine
Contractilität besitzt , fortwährend ein Aussickern der wässr.
Feuchtigkeit eintreten werde. Nicht nur hierdurch aber, son""-
dern auch selbst wenn es gelänge, die unmittelbare Rerührung
der Iris von Seiten des Gläschens zu verhüten, müsste in
Folge der fortwährenden Reizung des serösen Ueherzugs der
hintern Fläche der Hornhaut, der mit dem der Iris in Verbin-
dung steht, ausser chron. Entzündung u. Trübung derHorUr
haut, Entzündung der Iris und Chorioidea mit ihren bekann-
ten Folgen bedingt und somit der etwaige Erfolg der Operation
vereitelt werden. Ausserdem weist P. darauf bin, dass in
der Hornhautwunde ein Granulationsprocess sich entwickeln
müsse , in Folge dessen . wird das Gläschen nicht durch den
dann unausbleiblichen (JIcerationsprocess ausgestossen , die
Entfernung desselben nöthig wird. Rei dieser Entfernung aber
könne-«s ebensowohl , als bei der Einsetzung des Gläschens,
wenn der Hornbautschnitt zu gross ausgefallen ist, vorkom-
men, dass das Gläschen in die ^ugapfelhöhle selbst geräth,
wodurch natürlich alle die Zufälle hervorgerufen werden,
welche bei Gegenwart fremder Körper im Auge einzutreten
pflegen. Dass P. bei aller Anerkennung des wissenschaft-
lichen Strebens N.'s über seinen Vorschlag kein günstiges Ur-
theil fallt, braucht nach dem Angeführten nicht erst besonders
bemerkt zu werden. W.
Im Aug. 18IS2 legte Magna der Ge«. f. prakt. Med. n
Paris die Abbildung einer perlmutterweissen Geschwulst Yor
welche er von dem Auge eines 15jähr. Mädchens abgeiragei
hatte. Dieselbe sass auf dem äussern mittlem Theile d«
Sklera , war 8 Mmtr. lang , 6 breit und ert treckte sich fss
3 Mmtr. weit auf die Hornhaut , fast bis zum Rande der P«
pille. Die Geschwulst war 5 J. zuvor, wo sie fast dassdh«
Aussehen hatte, aber nicht auf die Hornhaut öberging« voi
M. abgetragen worden, hatte sich aber in dem angegebeoen Cm-
fange wieder erzeugt. M. glaubte an der SchDittflache aolfat-
lende Aehnlichkeit mit einer abgeschnittenen Warze zu finde«,
und auch Leb ert soll bei der mikroskop. Uotersuchung dai
Gewebe dem einer Warze sehr ähnlich befunden haben.
N. bemerkt seihst, dass ihm ein Ähnlicher Fall
weiter nicht bekannt sei, und Vf., welcher eine ge-
nauere RegrUndung der voif M. ausgesprochenen, ihm
noch unwahrscheinlichen Ansicht vermisst, giebl zo-
nMchst eine Uebersicht der bekannten Reobachtoogen
von solchen RindehautgeschwUlsten. Reim Menscken
wurden dieselben, mit Ausnahme des Falles vo«
Magne, 27mal, bei Thieren 8mal von Terschiede-
nen Schriftstellern beobachtet. Hinsichtlich der 26
schon verOflTentlichten Reobachtungen beim Menschen
und der bei Thieren gemachten beschranken wir ans
jedoch auf die namentliche Anführung der Autoren,
mit Angabe der Quellen , u. Iheilen nur einen neuen,
Vf. eigentbOmlichen Fall hier ausführlicher mit.
l)Woolhpuse, mitgetbeilt von Mauchart (Heusi
Diss. med. select. Tubing. IL 160). — 2) AI bin as, mil-
geth. von Sybel (Diss. de quibusd. mat. et formae ocoli
aberrationibus. Halae 1799). — 3)DeGazelle8, (Joora.
de Med. XXIV. p. 332). — 4) A. G. Richter (Anfangsgr.
d. Wundarzneik. 3. Rd. S. 158). — 6 u. 6) A. P. De-
mours (Trait^ill. 448.; PI. 39 et 64). — 7 u. 8) K.
Himly (Ophthalmol. Ribl. H. 199. ; u. die Krankh. a.s.w.
d. Auges II. 20). — 9—12) J. Wardrop, im Auszug mit-
getbeilt von Krukenberg (Rust's Mag. IIL S. 300 Rg.).—
13) C. J. Gräfe (Gr. u. v. Walth. Journ. IV. S. 134). —
14) J. W. G. Renedict (Handb. d. prakt. Augenheilk. Hl.
203). >- IK) C. H. Well er (Krankh. d. m. A. 3. Aofl.
192). — 16) Lerche in Petersburg, mitjgetb. von Schrön
(Handb. d. path. Anat. d. m. A. S. 66, aus vermischte Ab-
handl. u. s. w. v. einer Ges. pr. Aerzte zu Petersb. 2. Samml.
Pelersb. 1825. S. 199). — 17 — 19) Ryba(v. Ammon's
Mon.-Schr. f. Chir. u. A.-Heilk. I. 657 flg.). — 20) Szo-
kalski (v. Walth. u. Amm. Journ. XXXI. 90). — 81)
V. Ammon (Daselbst XXXI. 96). — 22) Robert (Das.
XXXII. 38). — 23) Fronm aller (Das. XXXII. 180). —
24) Gulz (Oesterr. med. Wchnschr. 1843. Nr. 23).* —
25) 0. Heyfelder (Deutsche Klin. 1850. Nr. 28). —
26) Arlt (Krkhtn. d. A. I. 171). — 27) Ryba (d. onlea
mitgetheilte Fall). — 28) Wardrop (a. a. 0.). — 29 o.
30) Ryba (v. An:m. Mon.-Schr. II. 95. 96). — 31 n. 32) "
Prinz (v. Amfh. Ztschr. f. d. Ophthalmol. II. 114., u.klin.
Darstell. III. Tab. 6). — 33) Lecoq, mitgeth. v. Girard
(Rec. de m^d. v^ter. I. 84). — 34) Leblanc (Ferussac
Ruil. d. sc. m<<d. Kevr. 1826). — 35) Ron Hey, mitgeth.
V. Desmarres (Traitä p. 352. ; Uebers. v. Seitz o.
Ria ttmann S.
Rei einem wenige Tage alten Mädchen fand Vf. Folgendes.
Am untersten Theile des Hornhautrandes vom I.A. zeigte sich
eine \**' erhabene, über 2'" breite und in der Richtung der
senkrechten Mittellinie des Auges mehr als 5'" lange, weisse,
weich anzufühlende X^eschwulst, deren oberes stumpfes Ende
am untern Segmente der Hornhaut, die übrige grössere Masse
aber am untern Theile der Sklera bi8.zur Uebergangsfalte der
Dindeliaut hinab, aufsass. Der Tbeil der Geschwulst , wel-
cher auf der Hornhaut festsass, war mit feinen weissen Härchen
besetzt. — Am nnlern Hombautsegmente des r. A. bemerkte
man einen isolirten, kleinen, wenig hervorragenden , weisseo
VL Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik.
256
^Sleck. Beinahe 7 i. spater entscfaloss man sich, das Kind,
^^relches mehrmals an langwierigen pustulösen Augenentz. ge-
litten hatte, am 1. A. operiren zn lassen. Die Geschwulst
liatte sich während dieser Zeit so vergrossert, dass sie die Pu-
pille bis anf einen schmalen, bogenförmigen Streifen des
€>bem Randes derselben verdeckte. Vf. führte ein mit der
Schneide nach aufwärts gerichtetes Staarmesser von der äus-
sern Seite da in die Geschwulst , wo sie sich mit dem Horn-
liautrande kreuzte, und schob es durch dieselbe , so dass die
^»pitze am untern Rande der Hornhaut genau am innem Rande
öer Geschwulst zum Vorschein kam. Der hierdurch gebildete
I^appen wurde mit der Blömer*8chen Pincette gefasst und
dann der noch übrige an der Sklera festsitzende Theil der Ge-
schwulst mit der Scheere abgetragen. Da eine kleine Stelle
«Ser Schnittfläche der Hornhaut mehr^ durchscheinend erschien,
und bald darauf von dem Andränge der wässrigen Feuchtigkeit
massig vorgetrieben wurde, so liess Vf. die geschlossenen
leider mit Heftpflaster verkleben, die grösste Ruhe beobachten
und betupfte später diese Stelle mit Lap. inf. , wonach die
Keratocele langsam abnahm. Die entstandene Wucherung
der Bindehaut wurde durch Cauterisation ebenfalls beseitigt.
Die auf die Hälfte des Umfanges der Geschwulst zusammen-
gezogene Narbe überschreitet den Hornbautrand kaum um
l^/,'" und lässt den grössten Thoil der Pupille frei. Nach
der mikroskopischen Untersuchung war die Oberfläche des
von der Hornhaut abgetragenen Thciles der Geschwulst raK
sehr zartem Pflasterepithelium , die des übrigen Theiles mit
Cylinderepithelium bedeckt. Die Härchen standen 0,2''' bis
0,23"' von einander entfernt. An einigen der unter dem
Hpithelium sichtbaren kleinen Papillen bemerkte man höchst
zarte , konische und kolbenförmige Seitenansätze. Der Pan-
nicolus adipösus war in der Tiefe von dicht verfilzten Binde-
gewebsfasern begrenzt, deren festes Stratum wahrscheinlich
die Textur der Hornhaut ersetzte ; von der eigentlichen Horn-
haotsabstanz war selbst an der Schnittfläche Nichts aufzufln-
den. Ueberbaopt verhielt sich das Ganze wie die Structur
der aligemeinen Decken, mit Ausnahme der Schweissdrüsen,
die man in der ganzen abgetragenen Geschwulst vermisste.
Die Verschiedenheit, welche die Tragi. Geschwülste
in Hinsicht auf Form , Sitz , Consistenz , Bau, Farbe
uod Bedeckung darholen, bewirkte, dass man sehr
verschiedene Ansichten über ihre Natur aufstellte.
Nachdem man sie anfänglich fUr Balggeschwtllste,
dann fQr Warzen erklSrt hatte, betrachtete man sie
spater, besonders seit Uimiy u. Gräfe, als Feit-
geschwUlsle., Vf. war der erste, welcher auf die der
äussern Cutis gleiche Beschaffenheit der sie aberzie-
henden Bindehaut hinwies , und seitdem hat man die
fragl. Geschwülste theils abermals mit Hautwarzen,
theils mit Fibroiden , Faser- oder Fetlfasergcschwül-
slen verglichen.
Die beständigste und wesentlichste Erscheinung
ist in allen angeführten Fallen die Ferändemng der
Bindehaut, Dieselbe fand sich sowohl in den Fallen,
^'o sie die Geschwulst allein bildete, als in denen,
^fo sie eine tiefer liegende Geschwulst bedeckte, nar
oientiich in der Mitte, undurchsichlig und mehr oder
weniger verdickt; 9mal war sie weiss, 2iual gelbl.-,
imal rOthl.-weiss , und auch in den 13 F., wo die
F.irbe der Geschwulst nicht angegeben ist, scheint
sie durchschnitllirh hlass oder weiss gewesen zu sein.
In 4 Fallen war sie in verschiedenem Grade gerOlhet,
in einzelnen Fallen braun oder schwarzbraun (lelzle-
res bes. bei Thieren). Die weissiiche oder braune
Färbung boten besonders die auf der Hornhaut sitzen-
den, die rolhe hingegen die von derselben mehr ent-
fernten Geschwülste dar. Die Oberflache der Ge-
schwulst fand man weich, sehr fein (in allen von Vf.
selbst beobachteten Fällen) , oder grober gerunzelt,
selbst von körnigem Aussehen, 2 Imal mit starken,
langen, dunkel genirbien Haaren besetzt, 2mal mit
kurzen, 5mal mit sehr feinen, kurzen, weissen Här-
chen bedeckt, neben welchen in 3 Fällen einige
starke, dunkle Haare vorkamen. In den von ihm be-
obachteten 4 Fällen fand B. stets die feinen, weissen
Härchen in sehr grosser Zahl , und da dieselben an
dem von Thränen benetzten Auge äusserst schwer
wahrzunehmen sind, so glaubt er, dass sie sowohl in
den Fällen, wo nur starke Haare erwähnt werden, als
auch in denen, wo von Haaren keine Bede ist, über-
sehen worden sind. In den Fällen von Szokaiski
(20) und Magne konnten sie allerdings nicht ge-
funden werden , da die Geschwulst schon früher ab-
getragen worden war, in dem Falle 24 scheinen sie
theilweise durch UIceralion zerstört worden zu sein,
und hinsichtlich der Falle von Richten (4) und
Hi.mly(8) bleibt es zweifelhaft, ob .sie überhaupt
Geschwülste der fragl. Art betreffen. Die mikroskop.
Untersuchung zeigte, wie oben erwähnt, alle Bestand-
Iheile der äussern Hautbedeckungen an dichter behaar-
ten Stellen, u. auch die von Vf. vermissten Schweiss-
drüsen wurden von Heyfelder (25) darin gefun-
den, so wie sie bekanntlich nach Steinlin, Kohl-
rausch, Ueifft, auch in den Wandungen der
Eierstockscysten mit Haaren, Knochen, Zähnen eben-
falls vorkommen.
An der Lidbindehaut wurde eine solche Geschwulst
bis jetzt noch nicht beohachlet ; beim Menschen fand
man sie am häufigsten (12mal mit Magnets Falle)
in der Bindehaut der Sklera und Hornhaut, nächst
des äussern Randes der letztern, und zwar ein wenig
nach unten. In der Skleralbindeh.iul allein kam sie
3mal nach dem äussern Winkel , 2mal nach dem in-
nern hin vor, während sie in 4 Fällen an einer an-
dern Stelle des Hornhautrandes , als an der bezeich-
neten sass, in 4 Fallen die Stelle der Hornhaut, in
1 die der Sklera nicht genauer bezeichnet ist. In 2
Fallen (2. 15.) endlich hatten sich auf der Thränen-
karunkel einige stärkere Haare entwickelt, was nach
Vf. weniger auffallend ist, da das Gewebe der auch
im normalen Zustande behaarten Karunkel überhaupt
eine Mittelstufe zwischen Haut und Bindehaul^cwebe
darstellt. Nach dem Angeführten , womit die Beob-
achtungen an Thieraugen ebenfalls übereinstimmen,
kann man daher die fraglichen Geschwttls.te füglich
als Dermoidgeschwülste betrachten, und ergiehl sich
zugleich , dass sie fast ausschliesslich in dem einige
Linien breiten Streifen an der Vurderfläche des Aug-
apfels vorkommen , welcher mehr unter als über dem
grössten horizontalen Umkreise desseihon liegt, d. h.
sich in der Richtung und Breite der offenen Lidspaile
vom äussern- Winkel zum innern erstreckt, ilehaart
sah man diese Geschwulst^, selbst bei grosser Aus-
breitung derselben , bis jetzt nur auf der Hornhaut,
oder ausserhalb derselben in der Richluug nach deqi
innern oder äussern Winkel. O^IC
Die Form , Grösse und Consistenz der fragl. 6e-
256
VL Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik.
schwülsle ist aasserordentiich verschieden und hängt
nur von der Beschaffenheit und Betheiligung anderer
unter der Bindehaut gelegener organischer Gebilde ab.
So findet man das Bindehautdernaoid durch wenig
straffes, oder reicliliches laxes Bindegewebe an die
Hornhaut oder Sklera befestigt, und in letzterem
wiederum mehr oder weniger Serum, Faserstoff oder
Fett abgelagert. Halle das Dermoid seinen SiU auf
der Hornhaut, so erscheint die von demselben bedeckte
Stelle der letztern grau oder weisslich, und diese
Trübung verlor sich nach der Abtragung .der Ge-
schwulst nie ganz, obschon sie wesentlich an Umfang
ahnahm. In 8 Fällen fand man die von dem Binde-
hautdermoid bedeckte Stelle der Hornhaut oder Sklera
in einen dem Faserknorpel ähnlichen Knoten verwan-
delt, während in 2 Fällen der von der fragt. Ge-
schwulst bedeckte Theil der Hornhaut verdünnt und
^theilweise in gewöhnliches, dichtes Bindegewebe ent-
artet war. In dem Falle von Woolhouse endlich,
wo die Geschwulst nach einem Stosse entstanden und
bei der Abtragung eine eiweissähnliche Flüssigkeit
ausgeflossen sein soll, dürfte nach Vfs. Vermuthung
durch einen kleinen Einriss der schon zuvor sehr ver-
dünnten Sklera eine kleine Menge des Glaskörpers in
das Zellgewebe unter dem Bindehautdermoid ausge-
treten sein. In 3 Fällen (19, 20, 27), in welchen
man eine solche Geschwulst binnen einer langen Reibe
von Jahren wiederholt zu beobachten Gelegenheil
hatte, zeigte dieselbe eine fortschreitende Zunahme
an Umfang und Masse, was in 6 der angeführten
Fälle von den Kr. selbst ebenfalls bemerkt wurde.
In den beiden derartigen Fällen (19, 27), welche Vf.
zu beobachten selbst Gelegenheil halte, fand er, dass
nicht sowohl das Bindehautdermoid seihst, sondern
die von demselben bedeckte Geschwulst wesentlich
gewachsen war. Ja in allen Fällen , wo eine solche
Geschwulst sich weiter ausgebreitet halle, erschien
nur ein kleiner Theil mit dem oherhaulähnlichen, be-
haarten Flecfke, die übrige Oberfläche aber mit nicht
wesentlich veränderter Bindehaut bedeckt. In vielen
Fällen zeigten die fragt. Geschwülste bedeutende Nei-
guiig zur Wiedererzeugung, namentlich das im Grunde
sitzende Fibroid der Hornhaut und Sklera (4, 17,
20, 22, 24), weniger das Lipom oder eine einfache
Zellgewebsgeschwuist (1, 7, 16, 18, 19, 25, 26,
27 , 32). Vf. weist daher darauf hin , dass diese
Neigung zu Regeneration mehr den verschieden-
artigen, tiefer liegenden Gebilden , als dem stets an
der Oberflifche liegenden u. mit der Geschwulst stets
leicht zu beseitigenden Dermoid selbst zuzuschreiben
ist. Das Bindehautdermoid war nach Vfs. Ueher-
zeugung in allen bisher beobachteten Fällen angebo-
ren, was in der Mehrzahl derselben (16 : 27) aus-
drücklich vbn den Beobachtern angegeben wird. Von
den 28 (mit Magne's Falle) bei Menschen beobach-
teten Fällen fanden sich 9 bei Männern, 1 1 bei Frauen
vor, bei 8 ist das Geschlecht nicht angegeben. Unter
16 Fällen beim Menschen, in welchen das Auge ge-
nauer bezeichnet ist , ^war 9mal das linke befallen,
4mal aber unter 6 Fällen bei Thieren.
Aus dem bisher Gesagten ergiebt sich , dass in
allen Geschwülsten der fragt. Art das Bindehaolr
dermoid die constanleste Erscheinung u. die primlrc
Abweichung von der normalen Bildung ist. zu wel-
cher erst secundär verschiedenartige Veränderungea
liefer liegender Gebilde des Auges treten können.
Die Vergleichung der fragl. Geschwulst mit einer
Warze ist nach Vf. schon deshalb nicht statlhafi, weü
die verschiedenartigsleQ.Gebilde diesen Namen ftlhrea.
Die Aehnlichkeit derselben mit der Warze im wissen-
schafllichen Sinne des Wortes (Verruca) beruht nadi
ihm auf einem Irrthume, denn die wahre Uaulwarze
ist eine nur der Cutis eigenthümliche Formation , di«
bis jetzt noch nicht in Dermoiden , viel weniger ia
andern organ. Geweben nachgewiesen ist. Ebenso
fand man bei mikroskop. Untersuchung der Dermoid-
geschwulsl der Bindehaut (25, 27) weder Hypertro-
phie und Verlängerung der Haulpapillen , noch Ver-
dickung und Auflockerung der sie bedeckenden und
umkleidenden Epidermis, 2 Eigenschaften, welche
bekanntlich bei wirklichen Warzen stets gefundea
werden. Im Allgemeinen ist die fragl. Geschwulst
mit der normal gebauten, nur etwas dichter behaar-
ten Haut zu vergleichen und den sogenannten behaar-
ten Muttermälern (Naevus ^pilus, llebraj an die Seite
zu stellen. Unter letzlerer ßencnnunj^ hat man näm-
lich eine Entartung der Oberhaut zu verstehen, welche
darin besteht, dass die Cutis an einzelnen Slelien,
besonders solchen, die gewöhnlich nur wenig behaart
sind, mit einem abnorm reichlichen Haarwucbse ver-
sehen und , ohne wesentliche Abweichung vom nor-
malen Baue, dicker, derber, wohl auch dunkler ge-
filrbt als gewöhnlich erscheint, so wie dass unter der
entarteten Haut secundär verschiedenartige Ablage-
rungen (Bindegewebs- und Fetlmassen) sich ansam-
meln können. Solche Flecke erscheinen deshalb aii-
fönglich hei den Neugebornen meistens flach u. bilden
erst später Uervorragungen , welche nach der Ver-
schiedenheit der von der entarteten Haut eingeschlos-
senen Gewebe als weiche Warzen , angeborne Fetl-
hautgeschwttlsle u. s. w. beschrieben wurden. Jene
Flecke sind immer fein behaart, zeigen mitunter meh-
rere starke und dimkle Ilaare und haben sehr häofig
eine mehr oder weniger dunkelbraune Färbung. Haa
kann daher die fragl. Geschwülste dem Genus Binde-
hautdermoid zuzählen und sie speciell als behaarte
Muttermäler der Bindehaut oder Trichosis emg,
congenita bezeichnen.
Die Entstehungsweise des Dermoids, das nicht
nur an der Körperoberflacbe , sondern in Gestalt von
Cysten auch lief unter der Haut, in der Bauchhöhle
z. B. in den Eierstöcken , sogar in der Schadelhohle
(Meningen) gefunden wird, ist noch sehr dunkel. VL
wies schon* früher darauf hin, dass Haarkeime tief
unter der Haut sich entwickeln können, dass von dem
hervordringenden Haarrande ein Reiz auf die Um-
gebungen ausgeübt werde und zu deren Schutse ein
seröser Sack sich bilde, der allmälig mit Serum und
den darin schwimmenden Haarabf^llen geHlHt wird,
während von der Haarwurzel neue Haare nachwach-
Tl. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik.
357
sen. Dadurch iasst sich aber nur Hie dem Dermoid
in solcher Tiefe eigenthtlmliche Cystenform erklären ;
die Entstehung des Dermoids, das stets angeboren
ist, muss mit gewissen Umstanden zusammenhängen,
welche auf die Entwicklung des Pölus einwirken. In
der frühesten Entwicklungsperiode des POlus hat die
Bindehaut bekanntlich ganz dieselbe Textur, wie die
allgemeine Hautdecke, welche vor Entwicklung der
Lider glatt und gespannt über die Augen weggeht,
allmalig aber dttnner und feiner wird. Nach der 10.
Woche erheben sich am obern und untern umfange
des Auges schmale Wülste, welche sich zu 2 Haut-
falten (Lidrudiment) ausbreiten und gegen Ende des
3. oder zu Anfang des 4.'Mon. in der Mitte mit ein-
ander verkleben oder verwachsen. Da nun alle Stel-
len des Uaulsyslems, welche bis. zur völligen Reife
des Potus an der äussern KOrperoberfl^che frei liegen,
allmalig den Bau der völlig entwickelten Hautdecken
annehmen, die mittlere horizontale Zone des Auges,
ivo gerade das eigentliche Bindehautdermoid aus-
schliesslich bisher beobachtet worden ist, am läng-
sten von den Lidern unbedeckt bleibt, so' lässt sich
wohl der Fall denken , dass , wenn die Vereinigung
der Lider stellenweise nicht zu Stande kommt u. auch
nach dem 4.1lon. ein Theil der Bindehaut unbedeckt
bleibt, diese Stelle eine der äussern Hautdecke ähn-
liche Beschaffenheit annimmt und die Lücke der Lid-
spalte wie ein 3. am Bulbus inselförmig aufsitzendes
Lid ausfüllt. Vf. hatte daher schon früher darauf
hingewiesen , dass eine gewisse Beziehung zwischen
dem Bindehautdermoid und dem angebornen Augen-
Hdcolobom stattlinden dürfte, sowie auch in derThat
in dem von Ammon beobachteten Falle (21) der
Sitz des Dermoids der Stelle des Lidcoloboms ent-
sprach und iu einem von F. Mayor beschriebenen
Falle (Ed. Corhaz Alu. d'Oc. XXVIL p. 112. 1852.)
die in Folge eines angebornen Lidcoloboms entblöste
Stelle der Bindehaut auffallend verdickt erschien.
Analog scheint auch der Fall eines 2 T. alten Kindes
zu sein, bei welchem Vf. ein kleines, besonders an
der Rindf^liaulseile ausgesprochenes Colobom am r.
uiilorn Lide vorfand , zugleich mit einer an der äus-
sern Fläche desselben Lides 3 — ^'" unter dem Thrä-
nenpunkte sitzenden , dicht und fein behaarten , erb-
sengrossen, weichen Trichosis congenita. Der Aug-
apfel war in Folge einer in viel früherer Periode ver-
laufenen Eiterung bereits grossentheils zerstört; die
abgetragene Geschwulst zeigte unter einem der Uhri-
gen Haut vollkommen gleichen Ueberzuge ein zartes,
feinmaschiges Feltzellgewebe, worin die Haarwurzeln
eingepflanzt waren.
Hinsichtlich der Behandlung ergiebt sich aus dem
Angeführten, dass das Bindehautdermoid in allen Fäl-
len , wo es der Zustand des Auges und des Kr. ge-
stattet, abgetragen werden muss, weil es durch seine
Hervorragung und die darauf befindlichen Haare einen
fortwährenden Reiz auf die Nachbartheile, dessen
nachtheilige Folgen bekannt sind, ausübt, und sich
auf keine andere Weise gründlich beseitigen lässL
Und zwar muss die Operation so zeilig als möglich
unternommen werden , da die Geschwulst beständig
wächst u. dadurch auch secundär anderweite krank-
hafte Veränderungen tiefer liegender Gebilde veranlas-
sen kann. Bei der Operation muss alles krankhaft
Veränderte vollständig entfernt werden , besonders
wenn die Geschwulst blos aus dem Dermoid u. einer
leicht zu fassenden Zellgewebsunterlage besteht. Ist
im Grunde der Geschwulst ein Fibroid der Hornhaut
oder Sklera damit verbunden, so gilt es, diess gleich
anfangs an seiner Basis sicher mitzufassen, weil nach
Abtragung des Bindehautüberzuges es kaum möglich
wird, den harten, glatten Ueberrest des Fibroidsöhne
schwere Beschädigung des Auges zu fixiren und ab-
zutragen. Herabstimmung der traumatischen Entzün-
dung, Beschränkung der krankhaften Begeneralion,
mittels Lap. inf., Sulphas cupri, wiederholte Scarifi-
cationen in Verbindung mit Land. liq. S. , bilden die
nächste Aufgabe bei der Nachbehandlung. Letztere
Methode fand Vf. besonders in den Fällen von Nutzen,
wo das Fibroid in der Hornhaut wurzeile, indem eine
weniger ausgebreitete Trübung der Hornhaut zurttck-
blieb, als nach Aelzung mit Höllenstein.
(Winter.)
Med. Jahrbft. Bd. 80. Hft 1
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Google
d.-}»
Richter, Über Duchenne's elektro-phjsiol. Arbeiten.
B. OBieiNALABHAiniLiniGEN
und
UebersichteD.
ZI. Bericht fiber die elektro - physiologischen Arbeiten
des
Dr. Duchenne de Boulogne
zu Paris.
Von
Dr. Hermann Eberhard Richter,
Literatur,
I. Duc kenne de Boutogne, R^cherdies sur
l't^lal <le lii conlractilit^pt de la scosibilile electro-inusculuires
dans les |iuraly.<ie9 du oienihre supf'ricur, etudi^ h l'aide de
Ja galvunisitlion iocalisee. Archives g^n. de Mdd. 18K0. Janv.
p. 5. (S. Schmidfs Jahrbb. LXV. 301.)
II. Derselbe, Exposition d'une nouvelle melbode
de galvanisation , dite galvanisation loculis^e. Arch. g(^n.
18Ö0. Juill. p. 257., Aofit p. 385., 1851. F^vr. p. 203.,
Mjirs p. 301.
III. Derselbe y Rt^cbercbes ^lectro- physiologiques
et patbolügiqiif«^ 8ur les prupridtds et les usages de la corde
da tyinpan. Arcli. gen. 1850. Dcc. p. 385. (S. Jahrbb.
LXX». 283.)
IV. Derselbe , Application de Ja galvanisation loca-
lis^e ii retnde des fonctions inusculaires. Happort ä Pacad.
de med. dans la seance du 18. Mars 1851. par M. Bi^rard.
Paris, cbezJ. B. Bailliere. 1851. 8. — 16 Seiten.
V. Derselbe, du choix des appareils d'induction au
pnini de vue de leur applicalion a la tberapeutique et ä
r<itudK de cerlains phenoiii^nes diectro-pbysiologiques et pa-
tbulugiques. — Derselbe, Appareils volta- et roagneto-
^lectriques (rjiradiqiips) a doiilik' courant. Extrail du Happurl
fait ä Tacad. de mi^d. dans la Sf'ance du 1. Avr. 1851. par Mr.
Soubeiran. Paris, cbcz J. B. Bailliere, 1851. 8.
16 Seiten.
VI. Derselbe^ Rerhcrcbe» sur les pniprietes phy-
siologiques et Ibi^rupeutiqucs de releclricite de frotteoient, de
Telectr. de conluct el du Peiüctr. d'iaduction. Arch. gen.
1851. Mai.'p. 5. (Vgl. Jalirbb. LXXII. 157.)
VII. Derselbe, Consideratious critiques sur l'elcctro-
puncture, sur Telectrisation par cuurunts centriruge et cenlri-
p^de, et sur riSleclrisaliun drs extreinites nervcuses, dans leur
applicatiuos ä la medecine. .Memoire pr^senld ä la soc. de
m^d. de Paris. (Auszug aus der Kevue m^d. d. 16. u. 31.
Mars 1852.) Paris, impriin. de Muquet, rue de la Harpe 92,
1852. 8. 21 Seilen. (Vgl. Jahrbb. LXXV. 293.)
VIII. Derselbe j Rtfcherches electro-physiologiques
et pathulogiqiir^ sur l'action particuliere el les usages des
diu^oIhs. qni nieuvent le pouce et les duigls de la main. Arch.
gcu. ibö2. ükiaiä p. 257, Avr. p. 462, Mai p. 37 u. Juill.
p. 276, (Daraus ein Separat-Abdnick, Paris, impr. de Rignoui,
1852. 8. 25 Seiten.)
IX. Derselbe^ Electricit^ au poinl de ?ue pbysio-
logique et thdrapeutique. Ddmunstralions exp^riineiitaln
faites k la soc. nftSdico - chir. de Paris. Extra it de rUmoa
mdd. du 5. Juin 1852. (Ein Bericht des SecreUira der Ge-
sellschaft, Dr. Collomb.)
X. Derselbe, Recherches diectro-pbysiologiques sor
les Tonctions des muscies qui meuvent l'dpaule. (Sitzaof
der Acad. d. Med. 24. Aug. 1852.) Joarn. de Brux. 1852.
Dec. p. 551. (Auch Gaz. de Paris No. 35.)
XI. Derselbe j bt \^ valeur de Tcflectricile dans k
traitement des maladies , suivie de Papptication de la Faradi-
sation localisee au diiignoslic, au prognostic et aa traitemeot
des paralysies consdcutives aus Idsiuns des nerfs mixtes. (Ex-
trait des Annales de la Soc. de Mdd. de Gand.) Memoire
couronnd par la Soc. de f\H. de Gand au concours de 185i.
Gand, impr. et lithogr. de Gyselynck. 1852. 8. 121SeiCeD.
(Mit Fig.)
XII. Öerfc/Ac, De la valeur de rdleclrisation Io<a-
lisde comme traitement de l'atropbie muscuJaire progressive.
(Avec figurea.) Bull. gdn. de thdrap. 1853. 15. Avr. p. 295,
15. Mai p. 407 u. 30. Mai p. 438.
XIII. a. Derselbe , Rdcberches electro > phystolo-
giques, pafhologiqnes el thdrapeuliques sur le diapbragnie.
Mem. prdsente a l'Acad. des sc. et ä TAc. de mdd. (Abge-
druckt aus Union med. 1853. N. 26 bis 28 und 38 bis 44.)
Paris, lypogr. Felix Malleste et Co., 1853. 8. 68 Seileo.
— Dazu
XIII. b. Observation de conlracture du diaphragme,
survdnue pendant le cours d'un rbumatisme musculaire aigo,
par M. le Dr. Valeile, mddecin-major ä Thöpit. milit. de
Metz. (Exlrait du Monileur des höpitaux.) Paris, impr. de
W. Remquet et Co. , 1852. 8. , — und
XIII. c. Note sur quelques symptomes et sur le traitement
de la conlracture du diaphragme, adressde ä Tacad. de med.
dans sa seance du 7. Juin 1853, par M. Duchenne de Bou-
logne. (Ebendaher.) Paris, ebendas. 1853. 8. 7 Seiten.
XIV. Derselbe, de Tactlon speciale de l'dleclricild
d'induction sur la contraction tonique des muscies. Üull.
gdn. de Ihdrap. 1853. 30. Avr. p. 337.
XV. Derselbe^ fitude comparde des Idsions »pnfo-
miques dans Tatrophie musculaire graisscuse progressive et
dans la paralysie generale. Mdm. lu a la soc. mdd. chir, de
Paris, Mars , Avr. 1853. (Besonders abgedruckt aof ünioa
Richt«r, tfber Diic1t«iiiie*8 ekktro-phyBiol. Arbeiten.
259
n^d. iS53.) Per», typogr. Felix Melteste et Co., f 8SS« 8.
S6 Seiteo.
XVI. Derselbe^ Discussioo sur ao oouveaa sigae
iiagnostique de la paralysie g(<Q^raIe, tir<i de l'^tat de la con-
Lractilit^ dlectro-musculaire. Ri^poose h Mr. le Dr. San-
dras. (Aas den Berichten *der Soc. de mtSd. de Paris.)
Paris. 8. 8 Seiten.
XVn. Ar an, R^cbercbes sur one maladie non encore
A^rite du Systeme muscolaire (atrophie muscalaire progres-
sive). Arch. ^iü. 1850. Sept. p. 5, Oct. p.l72. (S. Jabrbb.
LXX. 175.)
XVIII. Thouvenetf de la paralysie musculaire atro-
phique. (These.) Auszug in Gaz. des höpitaux 1851.
N. 143 bis 145.
XIX. Bouvier, note sur un cas de paralysie partielle
drs inuscies de la niain , suivie de nouveiles remarques sur la
Disposition anatomique des ces muscles. Lue h Tncad. de
m^d. 11. Not. 1851. Poris, chez J. B. Bailiiere, 1851. 8.
19 Seiten.
XX. Debeut, conp d*oeuil sor la valeur de relectri-
cit^ dans le traitement des paralysies. Bull, de Tb^r. 1852.
Auüt p. 97 , Sept. p. 197 , Oct. p. 299 , Noy. p. 450,
Die. p. 491 u. 534. (Mit Holzschnitten. Stammt aus
Duchenne's Material.) Auch in Sonderabdruck: Paris,
au bureau do Jonrnal, nie Tber^se 4., 1853. 8. 64 Seiten.
XXT. Denelbey Note sor une difformit^ non encore
decrite de Npaule et sur son traitement. Bnll. de Th^r.
1852. Oct. p. 350. (Duchenne 'scher Fall.) Auch in
demselben Sonderabdrocke, S. 65 bis 76. — Dazu
XXU. Eulenburg t kritische Bemerkungen zu einer
angeblich durch Contractur des Musculus rhomboideus und
Angularis scapulae bedingten Deformität. Allg. med. Central-
actg. 1853. 7. Mai Nr. 36.
XXIII. Deneubourg, Memoire et obserrations sur
le nouveau traitement des maladies nenreuses et musrulaires
^r la galvanisation lecalisc^e d'apr^s le Systeme du Dr. D a -
chenne de Boulogne. Journ. de M<$d. de Brux. 1852.
Aodt p. 97.
XXIV. Schulz und Brühl, einige Bemerkungen
über die Galvanisation localisde Duchenne' s. Wien. med.
Wchnschr. 1853. Nr. 38. 39. — Vgl. dazu die Verhandlungen
der Wiener Ges. d. Aerzte, in Ztschr. der Wiener Aerzte
1852. Not. S. 473.
XXV. Morit% Meyer, l'utilittf de l'^lectricitd et
aon emploi dans les maladies , d^montr^s par des faits cli-
niqoes. Mämoire couronn^ etc. Traduit di: TAllemand.
Gand, impr. de Gyselynck. 1852. 8. 104 S. mit 1 Steindr.-
Talel. (Concurrirte mit Duchenne und erhielt den 2.
Preis.)
XXVI. Jaksch, über die Entdeckungen des Dr. D.
de B. in Paris in physikalischer, anatomisch -physiologischer
aod pathologischer Hinsiebt. Prag. Vjhrschr. 1853. '3.
Bd. XXXIX. S. 187—206.
XXVII. Cruveilhier, Mämoire sur la paralysie
musculaire progressive atrophique (lu ä l'acad. de med. dans
les s^ances du 15. et 31. Mars 1853). Gaz. med. 1853.
No. 16. (Vgl. die Verhandlungen der Akad. darüber, Gaz.
m^d. No. 15. 16.)
Ein Blick auf vorstehende Literatur zeigt, dass es
hettUulage wenig Gelehrte geben dürfte , welche id
einem verbdltnissmlfssig so kurzen Zeiträume eine
solche Menge selbatstandiger Arbeiten u. Entdeckun-
gen veröffentlicht und veranlasst haben» wie Herr
Duchenne. Die Standen» welche ich (mit Freund
J a k 8 c h zusammen) bei ihm u. bei seinen tagt. Opera-
tionen in den Krankenbäusern (Charit^, Piti^) zuge-
bracht habe » gehAren zn den lehrreichsten und an-
ziehendsten, welche mein vorjähriger Pariser Aufent-
faali mir gewahrt hau Herr Üuchfiine ist weit
reicher, als er scheint. Seil 10 Juhren vcrrolgl er
mit Aufoprorung anderer Interessen seine Aufgabe,
die Verwerlliunf? der Eleklricitfil . in^liesondere der
faradischen, für die Physiologie, Pallioingie u. The-
rapie; durch seine Verbindung mit den beschäftigt-
sten Pariser Praktikern und Spitalärzt^n stehen ihm
die auserlesensten Fälle seltener Kranktieitsformen
(besonders localer Paralysen) zur Beobachtung und
Behandlung zu Gebote; seine Experimente sind an
Thieren und Menschen nach verschiedenen Seilt n hin
verfolgt, oft auch noch durch das anatomische Messer
controlirt. So kann es nicht an zahlreichen neuen
Ergebnissen mangeln, von denen D. viele nur beiläu-
fig bei andern Gelegenheiten aufgeführt , manche so-
gar seinen Freunden abgetreten hat. Wir freuen
uns, dass ein so wichtiges arztliches, diagnostisches
und therapeutisches iMitteU die ElektrirUät, endlich
in wissenschaftliche Hände gekommen isl, nachdem das-
selbe bisher grösslentheils, bei uns wie in Frankreich,
in den Händen unwürdiger, marklschrtieriscber und
geldmachender Individuen war, so dass ein ordent-
licher Arzt durch die Furcht, mit den gewöhnlichen
Elektrisateurs verwechselt zu werden , abgehalten
werden musste, sich ihrer anzunehmen. VVir freuen
uns, dass Dr. D. dieses Vorurtheil oder diese Gefahr
(wenn man will) glücklich überwunden und sich in
Paris, freilich erst nach harten Kämpfen, glänzende
Anerkennungen und sogar Genugtbuungnn (unter an-
derm einen Preis von der Acad. des sc. , 2000 Fr.
am 22. März 1852, und einen von der Soc. m^d. de
Gand) erworben hat. D. hat in Wahrheit dazu hei-
getragen , dass (wie er N. XL sagt) das bisher auf
der medicinischen Elektriciläl lastende Interdicl und
Vorurtheil gehoben und dieselbe zu dem ihr gebüh-
renden Bang erhoben werde. Da die Anwendung der
Elektriciiat auch in Deutschland immer üblicher wird
(s. unten im Anhang) und das D.'sche Verfahren da-
selbst schon Anklang findet (vgl. N. XXHI. XXIV.
XXV. XXVI.), so hielt ich mich für verpflichtet, die-
sen ganzen Gegenstand in einem allgemeinen Be-
richte zu behandeln, wobei ich bemerke, dass ich
viele der erwähnten Fälle und- Experimente bei Dr. D.
seihst gesehen , dabei Bleistiftnotizen genommen und
das Notirte zu Haus mit Dr. Jaksch gemeinsam
ausgearbeitet habe. Dringende anderweite Geschäfte
und der verzögerte Druck der wichtigsten letzten
D.'schen Abhandlungen (N. XI bis XVI.) haben meine
Veröflentlichung bis jetzt verzögert.
Die Duchenne'schen Original-Versuche lassen
sich auf folgende Hauptpunkte zurückführen: a)
Würdigung der verschiedenen Alten VOD Ei6ktri-
Cität hinsichtlich ihrer fFirkung auf den lebenden
Körper , — b) j4usbeutung der von D, eifundmen
localen Faradisation,— c) Studium der Haskela,
namentlich der lebenden , durch dieses und andere
Hülfsmittel, — d) Jußellung der Lehre von den
LibmUBgCn in physio-pathologischer u, therapcu-
260
R i c h t e r 9 ttber Ducheone's elektro-physiol. Arbeiten.
tischer Hinsicht, — In diesen 4 Hauptabschnitten
werden wir D/s Leistungen berichten, und uns dabei
mOglichsl mit dessen eignen Worten rererirend ver-
halten.
A. Als Arten der Elektricität sind auch rur
den arslliohen Zweck, d. h. hinsichllicb der Einwir-
kung aur den lebenden, gesunden oder kranken Or-
ganismus zu unterscheiden: 1) Reibungs-, 2) Con-
tact", 3} Inductions-ElektricitäL
1) ReibungS'EL, auch statische oder Span-
ntmgS'EL genannt, ist für den ärztlichen Zweck
meist unbrauchbar: sie gleicht sich auf der Haut aus
und bewirkt bei intensiverer Einwirkung zu heflige
(erschaiternde) und dabei seltene EmpGndungen
(Schmerzen) in den Hautnerven , ohne hinreichend
kräftig oder sicher (local) auf tiefer liegende Theile
(insbesondere Muskeln) zu wirken. Letzteres gilt
besonders von Anwendung der Funken aus der Ma-
schine oder aus Leydener Flaschen , welche höch-
stens als Hautreize anwendbar sind. Das elektrische
Bad ist so gut wie unwirksam und 6iacomini*s
Angaben über dessen erregende oder hyposthenisi-
rende Wirkung (je nachdem das Bad positiv oder ne-
gativ geladen sei) sind ganz unbegründet.
2) Contact-EL, galvanische EL, Galvä-
nismus im engeren Sinne. Wirkt , bes. bei der ge-
wöhnlichen Anwendung in andauerndem Strom (cou-
rant continu) , vorzugsweise physikalisch und che-
misch, d^ h. wifrmeerzeugend, in höherem Grade ver-
brennend und zerstörend [galvano ^ kaustisch] und
chemisch-zersetzend [also entweder galvanolytisch,
d. h. schmelzend, oder galtfanos typ tisch, d. h. coa-
gulirend, R.], daher entzündend, hautröthend, blasen-
ziehend , schorfliildünd. Sie passt nur für gewisse
Falle in der Medicin und Chirurgie (s. unten Anhang),
und ist bei unvorsichtiger Anwendung nicht ohne Ge-
fahr, besonders hinsichtlich ihrer gewalligen Wirkung
auf die Retina , wie D. selbst durch einen traurigen
Fall belehrt wurde i). — Der Galvanismus mit pe-
riodisch unterbrochenem Strome wirkt allerdings
(bei zahlreichen Plaltenpaaren) physiologisch auf die
Hautsensibilitat (sehr schmerzhaft) u. auf die Muskel-
contractilitat , aber ohne praktische Vorzüge zu
zeigen.
1) Bei einem wegen ParalyHs facialis ohne Nachtheil
mit iDdactions-Ei. behandelten Kranken wendete D. , auf
Bitten des ErUnders einer neuen galvanischen Maschine,
versuchsweise den Galyuoismus mit schwächster Wirkung an.
Die Muskeln reagirten schwach , aber plötzlich schrie der
Kranke : „ich sehe das ganze Zimmer in Feuer !" and war
sofort auf dem Auge derselben Seite blind — und blieb am-
blyopisch (IX. p. 5). — Die so erhaltene Kenntniss von der
kraftigen Wirkung des in der Nahe der Orbita applicirten
Galvanismus auf die Retina benutzte D. später zur Heilung
einer Gesichtsschwäcbe mit Diplopie. Sobald die Conducto-
rea feucht aufs Augenlid gesetzt waren , fand sich die sub-
jective Lichterscheinung (Phosphene) ein , und der von den
besten Aygenärzten aufgegebene Pat. lernte wieder sehen, so-
gar feine Gegenstände. (N. IX. p. 6.)
3) Die Inductions^EL wird von Dachemii
FurftdiSinilS genannt: daher ihre Anwendung Fa-
radisation, ihre Wirkungen faradisehe, zi
Ehren ihres Entdeckers Faraday; gewiss mit dem-
selben Rechte, wie man für dieConlact-El. dieNamei
,tGalüanismus , Galvanisation und galvanisch** ge-
braucht. Uns scheint diese neue Terminologie, weg«
der gleich zu erörternden Wirkungsunterschiede, nn»
mehr unentbehrlich geworden zu sein. Der Paradis-
mus eignet sich vorzugsweise zur Hervorrufung dei
physiologischen Wirkungen in den Nerven und Noi-
kein und für therapeutische Zwecke , da er iDsb^
sondere kräftig und leicht Conlractionen und rasd
vorübergehende Schmerzeindrticke bewirkt , ohie
Verbrennung oder stärkere chemische Zersetzung lo
bewirken , ohne Nachwehen zu hinterlassen ; da er
sich von den feinsten bis zu den stärksten Grades,
vom leisesten Kitzel oder Zucken, bis zum lebhaA^
sten Schmerz oder Starrkrampf steigern lifsst , oliie
doch materiellere Gewebsveränderungen zu hinlcr-
lassen ; da er sich bequem und ohne Gefahr auf die
verschiedensten Theile des Körpers anbringen lasA
u. s. w. — Seltnere Schläge (courant lente, inter-
mittences rares s, eloignies) bewirken starke Coa-
tractionen [namentlich Zuckungen , was ich faraä^
klonische Wirkung zu nennen vorschlage] bei mSssi-
gerem Schmerz. Rasch folgende Schläge (eourwU
rapide, schnellschlägiger Strom, intermiiteMea
rapides) bewirken stetig ausdauernde Gontraciionea
[farado-tonische ff^irkung] , nebst hoch gesteigerter
Empfindung; sie passen daher nur in Fällen» wo die
Empfindlichkeit darniederliegt , oder die Hautdeckea
verdickt oder infiltrirt, oder wo die Muskeln atrophirt,
oder der elektr. Gontractilität beraubt sitfd ; nament-
lich eignen sie sich zum Studium der Function der
einzelnen Muskeln (s. u.); zuweilen sind sie gefiiJkr-
lieh. — Der TVennungsschlag ist so schwach , daas
er beim Menschen keine Wirkung hat; man operirt
eigentlich nur mit dem Schliessungsschlage (VI. p. 75).
— Der für die Medicin brauchbarste Induciions-Strem
ist der primäre (courant du prämier ordre , aneb
courant inducteur) , welcher eine specifische (elee-
live) Wirkung auf die Muskelcontractilität besitzt.
Der secundäre (courant du sScond ordre oder in-
duit) reizt namentlich die Empfindungsnerven der
Haut und der Retina (macht Hautstechen, Licbt-
empfindung u. s. w.), und zwar der von magnelo-
elektrischen Apparaten erregte bedeutender» als der
von volta-elektrischen Apparaten (VI. 76.). Letzterer
würde daher bei tiefeingewurzelten Anästhesien (ind.
Amaurosen) und als Hautreiz passend anzuwenden
sein.
Der Apparat, dessen sich D. gewObnlich be-
dient» ist ein voUa-elektrischer ( „elektro-dynamd-
scher**) Inductionsapparal , dessen Ströme erzeogl
werden durch ein flaches Element, bestehend ans
einem geräumigen Zinkkasten, in welchem eine grosse,
fnsslange, viereckige, oben ausgehöhlte und mit Sal-
petersäure geschwängerte Kohlen- (Coak-) Scheibe von
last 2^' Dicke liegt. Wir verweisen hinsichtlich des-
Eiebter, al»er DuebenD«*« eleklro-pbysioL Arbeiten.
selben anf D e b o u t * s BescbreibuDgeii und Abbildan-
geo (Nr. XX.). Der Apparat ist bei Gharri^re
(rue de Töcole de m^dec. No. 6.) unter den Namen
Äff. voUa-faradigue o(\er galvano - faradique äu
ihr. D. far 160 Francs zu haben >)• EigenlhUmlich
dabei sind folgende D.'sche Einrichtungen. 1) Der
Graduator ein pennalförmiger , hohler, kuprerner
Gyhnder, welcher, aber die Inductionsrollen gescho-
ben, je mehr er sie bedeckt, desto mehr die Intensi-
tät ihrer Wirkung schwächt. (Neben demselben be-
dient sich jedoch D. auch noch der Leitung des Stroms
durch Wasser, welche unseres Wissens vom Dresdner
Mechanikus iacobi erfunden ist.) — 2) Der ^ont-
muiator, ist ein Scheibeben von weirhem Eisen, wel-
ches durch ein Pederchen gegen eine Platinschraube
zurdckgestossen wird. — 3) Der RhSometer (Strö-
mungsmesser) ist eine Magnetnadel , welche die In-
tensität des Stromes anzeigt (Rhiomitrie magne"
tique). — 4) BhSophoren oder Excitataren , d. h.
Strombringer , nennt D. die mit isoiirenden Griffen
versehenen Gonductoren , welche er , wie wir gleich
sehen werden, fUr die locale Faradisätion an ihrem
Ende mittels rpuchlem fFaschschwamms oder fFund-
sckwamms fähig macht, durch die Oberhaut hindurch-
zuwirken. — Ausser diesem eben genannten Haupt-
apparat hat D. noch 2 andere neue construirt: einen
magneto - elektrischen Botationsapparat (^pp.
magnSio-faradique) , mit den Vorzogen , dass man
1) beide Ströme (den prim. und sec.) dabei gewinnt,
2) die Wirkung mittels des oben erwähnten Gradua-
tors abschwächt, und 3) mittels gezahnter Räder die
Zahl der in einer Minute erlheilien Schläge genau
zählen kann (zu haben bei Deleuil, rue du Pont
de Lodi Nr. 1.). — Der dritte D.'sche Apparat ist
eine kräftige voltaische Säule, aus 150 Elementen
zusammengesetzt u. File ä rubans von ihm genannt.
Sie wiegt nur 2 franz. Pfund und hat bei 4 bis 5
Ctmtr. Dicke nur 12—16 Ctmtr. Obflrfläche. — Wir
verweisen hinsichtlich dieser Apparate auf N. XX., IX.,
V. u. XL p. 9.
B. Die besondere lethode, deren sich Du-
chenne gewöhnlich bedient und welche er, wenn
auch nicht vollständig neu erfunden (da man sich
schon längst der feuchten Leiter bedient hat), doch
zuerst mit klarem Bewusstsein und präcisen Indica-
tionen, sowohl für anatomisch-physiologische Unter-
suchungen , als für pathologisch- therapeutische Ver-
suche anwenden gelehrt hat, ist die von ihm sogen.
locale Faradisätion oder Galvanisation (g. lo-
calisee in seinen früheren Abhandlungen ; vgl. bes.
N. IL und XXIII.). Diess Verfahren hat den Zweck,
den elektrischen Strom nach Belieben entweder auf
der Haut zu iixireii, oder auf tiefere , unter der Haut
liegende Organe zu leiten, u. sttttzt sich auf folgende
1) Die roagnetru-elektr. Apparate Stöhrer's in Leip-
zig für 38 Thir., die 0 u b o i s - R e y m o n d 'sehen loductioos-
Spiralen yon Halske and Siebmen in Berlin für 13Thlr.,
und der Ind. -Apparat von Petrin ja in Prag für 35 Fl. lei-
sten in «ler Hauptsache dasselbe.
durch Versuche begründete Sätze Q\. p. 258.). 1)
Wenn man ganz trockne Bheophoren (»s Conducto*
ren , s. o.) auf die trockne (bez. durch Streupulver
trocken gemachte) Oberhaut, bes. an dickeren Stellen
derselben aufsetzt, so gleicht sich der el. Strom auf
der Oberhaut aus unter Punken und Knistern , aber
ohne alle physiologisclie Wirkung. 2) Wenn man
auf genannte Art einen Rheophor trocken, den andern
aber in einiger Entfernung feucht auf die Haut setzt«
so entsteht eine deutliche brennende Hautempfindung,
indem sich die El. durch das Corium u. (beim trock-
nen Uheophor) durch die Oberhaut hindurch aus-
gleicht Ebenso entsteht an Stelleu mit dicker Ober-
haut beim Aufsetzen von zwei feuchten Rheophoren
eine brennende Hautempfindung ohne Punken u. ohne
Knistern. 3) Bei sehr feuchter Haut und sehr feuch-
ten Rheophoren entstehen weder Punken, noch
Knistern, noch Verbrennungsgeftthl , sondern auf-
fallende Contraction der unter der Hauistelle Ue^
gendeh Muskeln, verbunden mit einer eigenthttiu-
lichen Empfindung, welche vollkommen gleich mit
derjenigen ist, die man bei Verwundeten durch un-
mittelbares Aufsetzen der Rheophoren <iuf das Muskel-
fleisch bewirkt. Setzte man aber die feuchten Gon-
ductoren da auf die Haut, wo ein Nervenstamm dicht
unter derselben verlauft, so entstehen in dessen Ver-
breitungsgebiete die ihm charakteristischen Miiskel-
contractionen und Hyperästhesien. — Letztgenannte
Methode, das Aufsetzen zweier feuchter Rheophoren
auf die Haut, entsprechend einem unter ihr liegenden
Muskel (oder andern Organe), ist es nun, welche
D. vorzugsweise betrieben und ausgebeutet bat (bes.
in Betreff der Muskelphysiologie, wovon unten mehr).
Man kann zu diesem Behufe die mit isoiirenden Griffen
versehenen Reophoren entweder so einrichten, dass
sie an dem oliven- oder knopfförmigen metallischen
Ende mit Wund- oder Badeschwamm, oder nasser
Thiermemhran umwickelt werden (Pig. 1), oder dass
das Zangen- (pincetten-) ähnliche Ende ein Stück-
chen Pei^rschwamm einklemmt (Pig. 2), oder, wie
Fig. t.
Fig. 2.
Fig. 3.
diese, bald jene Form ,
D. jetzt gewöhnlich operirt
(Pig 3) , dass sie in einen
offenen Cylinder endigen,
in dessen Höhlung ein Stück
Badeschwamm hineinge-
steckt wird. Je nach den
verschiedenen Zwecken u.
Oertlichkeiten wird bald
bald ein grosseres , bald ein
kleineres Volum des Rbeophors nOthig sein.
Ri echter, (IW DiMlbeiiiie'« «Miro-phytiol. Arbeiteo.
Nai^ dem Org^ane, auf welches D. eiinvirki,
4iolerftehei<lel er also folgende Arien der localen
^alvan- ader FarjodisaHon,
i) Die cttfa»«; sie wird mittels trocknerRheo-
pboren «uf die trockne Haut ausgeübt und lässt sich
(bei Paradisation) Yom leisen Kitzeln bis zum lebhafte-
Sien Brennselimerz u. erythematischer R<tthung stei-
gern. Ihre Hauplarten sind: 1) die elektrische
Uwd; man setzt den einen Rheophor feucht auf eine
W€Big empfindliche Hautslelle (z. B. auf die Sacro-
lumbal-Gegend) , den andern Hh. nimmt der Opera-
teur in die eine Hand und mit den trocknrn Pinf^^rn
seiner andern Hand streicht er die Haut des Patien-
tea. Man bewirkt so ein Knistern und eine nur hei
sehr intenaem Strome lebhafte Empfindung in den
Haotoerven ; am lebhaftesten m Antlitz u. bei ttber-
empfindlichen Kranken. — 2) Die massiven Rheo-
f hören {corps meialägues pleins D.); man berührt
die trockne (oder bei sehr dicker Epidermis etwas
aDgefSeuchtete) Haut mit den cylindrischen , kugligen
oder konischen Metallenden , indem man mehr weni-
ger schnell darüber hinweggeht: seltner indem man
die Olive auf einem Punkte fizirt (der elektrische
Nagel, clou mettUlique, von den Patienten so ge-
nannt, wegen der Empfindung eines in die Haut ein-
bohrenden glühenden Nagels). Ziemlich heftiges
Reizmittel, bes. für die Gesichtshaut, an den Hand-
uttd Fusstellern fast unwirksam. — 3) Die metaili-
schen Drahthüschel (fils metalüques), in Form von
Bürsten oder Finseln oder
Fig. 4. Besen (Fig. 4) u. s. w. aus
dem Rheophor hervorra-
gend, bewirken auf der
trocknen Haut eine äus-
serst heftige Hautreizung,
einen nachhaltigen bren-
nenden Schmerz, mit Ereo-
lion der Uaulpapillen und Härchen , rosenartiger Hy-
perämie und Anschwellung der Haut. Abwechselndes
Sehlagen mit den Büscheln auf die Haut stellt die
elektrische Geisselung (fusligalio) dar; dauerndes
Andrücken derselben gegen eine Hautstelle die elek-
trische Moxa, [Hierzu ist aber der cnnstante galvan.
Strom weit wirksamer. R.] Die culane Paradisation
hat einen grossen Werth zum Studium der verschie-
denen Grade von Hautempfindlichkeit, welche nicht
nur bei verschiedenen Individuen , Gesunden und
Kranken , sondern auch an verschiedenen Hautstellen
eines und desselben gesunden Individuums sehr difle-
riren ; z. B. auf der Gesirhtshaut (den Verbreitungen
des Qttintus) und an den (JebergKngen der Haut in
die Schleimhaute istsieselir bedeutend, hingegen z.ß.
am behearten Kopfe , an Rumpf u. Gliedern ziemlich
stumpf. Therapeutisch dient die cutane Paradisation
namentlich als Ableitungamittel bei heftigen Schmer-
zen, z. R. Hüftweh, Gesichts- und Zahnschmerz, bei
Rheumatismen und Hyperästhesien , und hat hier vor
andern sehmerzenmachenden Hautreizen grosse Vor-
züge, namentlich durch ein rasches und energisches
Entsteht u u. ebenso schnelles Verschwinden des er-
sengten Sehmertes, a. durch die oft zauberisch schnelle
Hülf«. Ferner dient sie als Excitans bei Anlsthe^iea
(selbst zur Erweckung Asphyiirter) , vieUeichi «iieli
zur Zertheilung mancher subcutanen Krankheilspro-
ducte, wie z. B. Tumor albus, Lymphrfraseo-
gesohwülate u. dgl. (Beispiels-Palle zu allen dieses
Heilindicationen siehe II. p. 208 ff., p. 301 f.,
Schulz XXIV. p. 605.) Auf der Gesiditshanl mtss
man mit galvanischen Hautreizen sehr vorsichtig seia,
damit man nicht £kchymosen , Entzündungen » Seb-
stürungen bewirkt; hier passt oft die eleklrisebe
Hand als mildeste Anwendungsform. Bei Anästhe-
sien wirkt die locale Paradisation fast nur auf die «■-
mittelbar mit den Rheophorenin Berührung gebrach-
ten Flachen, so dass man auf einer ganz un^chrie^
aen Stelle die Empfindlichkeit wieder herstellt • dar-
über hinaus aber, auf den nicht faradisirten Stettes,
sie fehlen, sieht 0.
2) Die muskuläre Paradisation; man kaaa
indirect, durch Einwirkung auf die Muskelnerveo, ge-
wisse Muskelgruppt^n in Bewegung setzen » oder di-
red den einzelnen Mii^kelbauch - zur Zusammenzie-
hung bringen. Zu letzterem Beliufe setzt man asf
die über ihm Iie^en«ie Hautstelle zwei stark befeuch-
tete (mit nassen SchwMmmen arroirte) Rheophorea
nahe bei einander auf, so dass der Strom, die feuchte
Haut durchdringenil, den Muskel selbst triflTt. Diess
gelingt, bei gesehicklem Verfahren, fast allemal, ohne
dass benachbarte Muskeln üich zusammenzögen. Da-
bei muss man die heiden Rheophoren in einer einzi-
gen Hand zwischen den Fingern halten , uns mit d«
andern Hand stets die Intensität des elektr. Stromes
mildern oder steigern zu können , weil die Empfind-
lichkeit gegen denselhen in verschiedenen Muskels
(manchmal sogar in einem und demselben) sehr rer-
schieden ist (z. B. sehr fein im obersten Bündel des
Trapezius, und ziemlich stumpf in dessen unterer
Hälfte). Je dicker ein Muskelbauch ist oder je tiefer
er unter den allg. Decken liegt (daher auch bei fettes
Leuten), desto intensiver muss der el. Strom sein. —
Diese direct- locale Muskel- Paradisation ist es,
welche vorzugsweise Anlass gegeben hat zu zahlrei-
chen neuen Experimenten und Studien über die Ph;*!
siologie der Muskeln, über die Beizbarkeit u« Function-
spbäre gewisser Muskeln und Nerven, und über die
Erklilrung, Erkennung, Prognose oder Heilung man-
nigfacher krankhafter Znstande, worüber sofort untet
(sub C und D) ein Mehreres folgen wird. Die Fälle,
wo diese Methode Hülfe schaffte, sind ebenso zahl-
reich als überraschend (s. u.). — Dahin gehören na-
mentlich: verschiedene Arten von Lähmungen, Atro-
phien oder Verfettungen der Muskeln , Muskelzittem,
allgemeine oder partielle Chorea u. a. Dass diese
Behandlung für das Nervensystem im Ganzen angrei-
fend sei , leugnet D. durchaus ; sie wirkt nur mitteis
1) Diesem Satze widersprechen jedoch Schulz asd
Brühl (N. XXIV. S. 606) nach einer daseihst mitgetbeiltci
Erfahrung bei einer Anaetthßsia dolorosa eeniraiis.
Rieht er, nh€t DucKeriiie's ekfktro^phystol.' Arbeireo.
S»3
der erregten E»pflfidang«ii (be^. Schmersen) auf die
Genlralorgane. Dagegen gle\Ai es f^ersoneo , wetehe
gegen El. Oberhaupt, bes. gegen Gewitterluft, u. so
auch gegen Faradisalion überempfindlich sind, Schwin-
del, Maltigkeit, HioDilligkeit u. dgl. davon bekommen,
selbst wo gar keine örtliche Sensation dadurch ent-
stand. Allzulange, d. h. über 10 bis 15 Minuten
fortgesetzte Sitzungen bewirken öfters mehrtKgige
Muskelsch merzen und Steifigkeiten (Courbatures).
Dagegen muss man bei hartnackigen Fallen die Aus-
dauer nicht verlieren ; nach anscheinend fruchtloser
mehrmonatlicher Behandhing zeigte sich oft erst der
heilsame Einfluss derselben. Der Eintritt der Hei-
lang zeigte sich bisweilen so ^ dass zuerst die Em*
pfindlichkeit des Muskels gegen A\% Elektricitat sich
zeigt oder steigert, denn die Warme and Circulation
in dem Gliede zunimmt* dann die Ernährung der be-
treffenden Muskeln , dan« die willkürliche ^Bewegung
(letztere manchmal z. B. bei traumatischen Lahmun-
gen, eher als die elektr. Reflexerregbarkeit)« Es
schadet I^ichts, wenn auch Anfangs gar keine Con-
traclilitai bei der Localfaradisalion in einem gelähm-
ten Muskel bemerkt wird ; dieselbe findet sich dann
oft erst nach längerer Behandlung ein. Je mehr die
Contractilität und Ernährung eines Muskels darnieder-
liegt, desto häufiger und desto intensiver müssen die
Schlage sein ; mit Wiederkehr seiner Sensibilität und
Contractilität muss dann iu allen diesen Hinsichten
Massigung eintreten. — So viel von der gewöhnlichen
(direct'localen) Muskel faradisalion. Die indirecte,
d. h. eine Erregung von Gontractionen gewisser Mus-
keln (oder Muskelgruppen) dadurch , dass man an
den Stamm des sie versorgenden Nerven feuchte
Rheophoren ansetzt, will D. nur ausnahmsweise als
Heilmittel angewendet wissen, weil sie leicht schadet,
wenig Vortheile bringt und niemals so pracis, wie
die directe, auf eine bestimmte kranke Stelle einzu-
wirken gestattet.
3) Die Faradisalion der Nerven geschieht
auf gleiche Art, wie vorige, indem man feuchte
Rheophoren auf die Haut, wo der betr. Nerv unter-
halb derselben liegt, aufsetzt. Sie verursacht in dem
entsprechenden Nervengebiete Muskelcontractionen,
Schmerzen und andere Functionsveranderungen. Die
elektr. Erregbarkeil der einzelnen Nervenäste (sogar
eines und desselben Stammes) ist dabei sehr ver-
schieden; manche (z. B. frontalis ^ respiralorius
Beim) sind sehr empfindlich , andere (z. B. infra-
orhitalis , mentalis) sehr wenig , andere nur an be-
slimibten Stellen (z. ß. der saphenus ext, nur unter-
halb des Knöchels, 11. F^vr. p. 207 ff.). Die Be-
hauptung Matteuci's und Anderer, dass ein Un-
terschied sei, wenn der ei. Strom eeiitrifugal , oder
wenn er centripetal in dem Nerven hingeführt werde,
hat sich nach D.*s Experimenten durchaus nicht be-
mügt (s. au^f. II. Juill. p. 273., VII. p. iO. u. XI.
•|). ld.)l; beide Arten von Strom brachten dieselbe
Wirkung hervor, nämlich sowohl Gontractionen, als
Bchtaerzen. Damit fklfeen denn auch die darauf ge^
gründeten Regeln für die BehandlfiBg der Lahmubfefl
in Nichts. — Ueberhauj^t tat D. in therap. Hinsicht,
wie schon erwähnt, nicht sehr /ur die Elektrisirung
der Nervenstamme. — Auch die beliebte Elektrisirung
der Nervenenden mittels Reflexaction , d. h. das von
vielen Aerzlen geübte Eintauchen der kranken
Glieder in Wasser, welches man mit den Elektroden
des Apparats in Verbindung bringt [das elektr. Tauch-
bad] , fand D. selten nützlich und häufig nachtheilig;
es weckte oft hartnäckige Neuralgien , weil es allzu
vorwiegend auf zahlreiche sensible Nervenfasern wirkt.
— Zum Studium der Function einzelner Nervenäste
lässt sich deren locale Faradisation in gewissen Fal-
len gut benutzen , wie D.*s Arbeit über die Chorda
tympani (N. 111. , s. Jahrbb. LXXH. 283.) , und die
unten erwähnte Elektrisirung des /^a^t^ vom Schlund-
kopf aus, die der Phrenici u. s. w. beweisen.
4) Locale Faradisation innerer Organe.
Man kann die Mehrzahl innerer Organe faradisch er-
regen, entweder direct, indem man einen passend
gestalteten und isolirten Rheophor (eine metallische
Olive, deren Metallsttel in einem isolirenden Kautschuk«
Bongie liegt) in deren Schleimhauthöhle einbringt
(Schlund, Kehlkopf, Speiseröhre, Magen, Mastdarm,
Harnidase, Scheide, Uteru.i, Sinneswerkzeuge), oder
tndirect, ihdem man die zu ihnen führenden Nervea
faradisirt. Im Mastdarm (der wenig galvanische
Empfindlichkeit be!(itzt) kann man auf diese Welse
den Sphincter oder Levriior »ni, oder die Schleimhaut
reizen, was bei gewissen Mastdarmlahmungen , un-
willkürlichen Stuhlabgängen, Sluhlverhaltungen, von
Nutzen sein kann. Den zweiten Rheophor setzt man,
stark befeuchte! , in der Nähe des Afters an , oder
bringt ihn in die Blase. Vorher muss man die Fäeal"
massen entfernen. — Die Harnblase (welche eben-
falls vorher entleert werden muss, und ebenfalls
wenig empfindlich gegen El. ist) wird entweder durch
einen einfachen Rheophor, während der andere in den
Mastdarm eingebracht wird, gereizt, oder durch einen
doppelten (Excitateur vesical double , zu haben bei
Gharri^re, rue de T^cole de m^d. 6.), derdemon*'
ten erwähnten Uterus - Bheophor gleicht. Diese Be*«
handlung passt bes. bei Blasenmuskellähmungen oder
Anästhesien der Blasennerven. Bei den die Parapfegie
begleitenden Harn- und Stuhlverhaltungen genügt es
jedoch häufig statt dessen die Bauchwandmuskeln
kräftig zu faradisiren. — Die Faradisation der Ge^
bärmutter (welche ebenfalls wenig empfindlich da-
gegen ist) nützte besonders bei gewissen hartnäckigen
Amenorrhoen u. wurde durch einen doppelten Rheo-
phor ( Exvilaleur uterin double) ausgeübt, der ge^
schlössen eingebracht (Fig. 5, s. folg. S.) sich im
Uterus anseinandergiebt (Fig. 6, s. folg. S.). — Die
Faradisalion des Schlundes u. der Speiseröhre y mit
Glück bei ein Paar Fallen von paralytischer Dy^iphagie
ausgeübt, wird durch einen einfachen Rheophor
(Olive in gekrümmtem Kautschuk-Bougie) ausgeführt,
während der andere stark befeuchtet auf die Haut
des Nackens gesetzt wird. Man hüte sich, die Seilen-
wände des Pharynx, wo die Stämme des Vague,
Aecessoritts und Gloffsopharyngeus liege& , su ireffeB»
264
Richter, ttber Duchemie's elektro-physiol. Arbeiten.
sonst bekommt man Symptome in den von diesen ab-
hangigen Organeo. (Bei starker Paradisiming des
Vagus klagten die Pat. einen Schmerz im Herzen,
wurden obnmifchtig, und das Herz stand still!) —
Um den Kehlkopf zu faradisiren (besonders bei
Aphonia para|ytica), bringt man einen feuchten
Rheophor ifusserlich in der Gegend des Musculus cri-
colhyreordeux an, wahrend man den oben erwähnten
Schlund- Rheophor ( Exciiateur pharyngien ) hinter
den Kehlkopf einbringt und damit herumtastend die
Kehlkopfsniuskeln zu treffen sucht. — Den Magen
soll man entweder direct durch einen bis an die Car-
dia eingebrachten Oliven -Rheophor, oder indirect
mittels des Nervus pneumogastricus faradisiren [?]. —
Das Zwerchfell kann man nur mittels des Nervus
phrenicus eleklrisiren (s. unten C. n. 6. ansf.). —
Von, den Sinnesorganen faradisirt man a) das des
Tastsinns durch feuchte , im Verlauf der Nervi colla-
terales u. an den Fingerspitzen aufgesetzte Rbeopho-
ren. b) Die Augen entweder durch feuchte Rh.,
deren einer in den Nacken, der andere auf die Augen-
lider aufgesetzt wird , oder durch trockne . auf die
Augenlider- und Aiigenwand-Uaut aufgesetzte Rh.,
oder durch die el«kirische Hand, c) Das Gehör-
organ, cniweder durch Eintauchen eines Rh. in den
mit Wasser gefüllten äussern (Jehörgang, oder durch
Einbringunj« einer Olive in die Eustachische Röhre u.
der andern in den äussern Gehörgang, d) Das Ge-
ruchsorgan durch Einfuhren von dergl. in die Nase,
und o) das Geschmacksorgan durch Bestreichen der
Zunge und des Gaumens mit dergl. — Die Hoden
werden durch feuchte , auf die Scrotalhaut applicirte
Rheophoren gereizt , was (besonders in den Neben-
, hodin) sehr schmerzhaft ist. Die Samenbläschen
faradisirt D. vom Mastdarm aus auf die dort beschrie-
bene Weise. [NB. Schulz und Brühl, N. XXIV.,
wollen bei Pollutionen . Sameuflüssen und Impotenz
ausgezeichnete Kurerfolge mittels der localen Farad, er-
tUM haben.] Bisweilen ist die Haut des Scrotum
u. Penis, die Eichel u. Harnröhre von eompleter An-
Xglheaie befallen, wobei iich dieelektriacheGeisselung
mittels DrahtbUschel (s. oben) sehr natzlich erwies.
(Einen solchen Fall s. N. II. Mars p. 319.)
Dass in allen solchen Fallen Duchenne*«
Localfaradisation vor der durch Elektropunchtr aus-
geabten grosse praktische Vorzüge hat, ist so ein-
leuchtend, dass wir darüber kein Wort verlieren»
sondern auf D.'s Kritik der letzteren (N. i. S. 7.,
N. VII. und No. XI. p. 13., vgl. auch Jahrbb. LIXV.
293.) verweisen.
c. Ueber Physio- IL Pathologie der ■mskeli
hat das D.'sche Verfahren ausserordentlich reiche,
vielseitige u. neue Aufklärungen geliefert. D. nennt
dasselbe in dieser Hinsicht selbst eine Myologie vi-
vanle, sein BerichtersUtter Börard (N. IV.) sogar
eine Anatomie vivante, [Bezeichnungen , welche
jedoch auch die schwedische Gymnastik , bes. mitleJs
ihrer duplicirten Bewegungen, in Anspruch nehmen
kann. B.]
D. unterscheidet an jedem Muskel eine vierfache
ContractiUtät (vgl. Jahrbb. LXV. 301.): 1) die
volontaire [vom Willen , vom Gehirn abhängige]»
2) die Tonicität [die vom Rückenmark abhUngife
Reflexcontraction, welche auch den ruhenden Muskel
und dadurch die Glieder, z. B. die Finger, durch
Zusammenwirken aller Antagonisten in einer be-
stimmten Stellung und Richtung erhalt], 3) die
Flourens'sche Motricitäl [die den Muskel vom
Nerven aus , z. ß. bei Elektrisirung des letztern , in
Bewegung setzt], und 4) die dem Muskel selbst
innwohnende ContractiUtät^ die alte Irritabilitas
Halleri .. welche, in sofern sie durch EL, nansentlich
locale Faradisation erregt wird , den Namen electro-
muskuläre oder galvanische (faradische) Contrac^
tilität erhMll. Jede dieser Arten kann in Krankheiten
fehlen, während eine andere zugegen ist: so z. B.
fehlt oft bei gewissen Lähmungen die faradiscke
Contraclilität noch zu einer Zeit, wo Pat. den Muskel
schon willkürlich contrahiren kann, oder wo der
Arzt durch Faradisation der betr. Nervenstämme sofort
Conlraclion desselben Muskels hervorzurufen vermag.
Rapide SlrOme wirken mehr auf die Tonicität des
Muskels , seltene Schläge mehr auf dessen Motricität
(XXII.) — Jeder Muskel hat seine besondere 5«i-
sibililät, welche man durch die Art des empfundenen
Schmerzes sehr gut bei localer Faradisation von den
in der Haut sitzenden Schmerzen unterscheiden kann
(eleklr. Sensibilität der M.). Diese Muskelempfind-
lichkeil kann für sich , ohne die ContractiUtät [oder
mit derselben zusammen] in Krankheiten gesteigert
sein oder fehlen. Jeder Muskel , jedes Organ • bal
seinen besonderu Grad von Empfänglichkeit für Eleklr.
(Excitabiäte D.^, in sensibler wie in contracliler
Hinsicht,
Durch die direct-locale Faradisadon mit rascher
Schlägefolge kann man beliebig jedes Mnskeibündel
mit grosser Präcision in Bewegung setzen und d«-*
durch die Wirkungsweise jedes Muskels auf ein«
exacte Weise veranschAulichen. So erseogte D«
RUkter» ttfaar Daclieiiiie'» elektro^phytiol. Arbeiten.
2«»
in 4mk eiiiielMtt ABlIitt^lliMkeHi beliebig mimteche»
^•eiktoiDUtt Leidenschafleti eiiu^reebeiide Zu^aoittett-
sieliuafeii (was besonders ftirKfliisüer interessant ist),
nmi In den Vorderarrn^ Hand ^ Muskeln konstliebe
Sekreibebewegiiflgen u. dgl. -^ BeksnnHiob setst
■ftser Wille» bei actti^en Bewegungen, stets nur
mel»re Mut^keln auf einmal , Mviketgruppen io Be-
wegung. Nach IK*s Beobachtung ist jede willkdrliche
Contraetion etin^# Muskels stets von unwillkürlicher
Contr. eines andern (des von W i n s I o w sogen. Mo-
derators, d. h. Antagonisten) hegleitet. Nur durch
die Localfaradisation [und in gewissen Fällen durch
die dnpüctften Bewegungen der Heilgymnastik R.]
tfind wir im Stande, die einzelnen Muskelbäuche
jeden für sich anschwellen zu machen , und so die
Wirkungsweise der eintelnen animalen Muskeln am
lebenden Menschen au studiren. [In dieser Bezie-
hung begegnen n. erganzen sich D.'s u. Neumann's
(des Heilgymnasten) Untersuchungen oft wechsel-
weise. B.] — Hinreichend lange, mit den gehörigen
Varsichtsmaassregeln , fortgesetzt bewirkt nbrigens
dns locale Piaradisiren Wiedererieugung des Muskel-
Ikeiscbes (refiät lä fibre musculaire), wie D. in
fielen Pillen, besonders bei der progressiven Muskel-
ntrophie, deutlich gesehen hat.
Wir wenden uns nun au den wichtigsten ein-
lelnen Muskeln , welche D. auf diese Weise studirt
a« aum Theil durch pathologische Falle seine Ergeb*-
Binse controlirt u. bestätigt hat
f) Mandmuskeln (S. N. VIII., auch IX.
1^ I. 8.« Xk p. 23. f., XIX. u. XX.). Gerade Ober
dM Functionen dieser so wichtigen Muskeln, von
deMn fast all« Geachicklichkeiten des Mensehen (und
dnmit seine socialen Fortochntle) abhängen, herrschten
bisfaer grosse Bnnkelheilen und sogar ganz falsche
Vorsielhingen » daher auch viele Krankhettstnstande
derselben gant unerklärlich blieben. (Z. B. die Lth»
mungen der Hand mit gebeugten Fingern u. dennoch
gestreckten Rngerspitien , oder die nflle, wo bei
völlig gesunden Extensoren u. Flexoren der Finger
dennoch die beiden obersten Phalangen derselben un-
beweglich conlraliirt bleiben.) D. hat durch locale
Fara<l« die einzelnen Hand-Muskeln stndirt und seine
Ergebnisse durch sehr interessante, in Paris aufge-
fundene Krankheitsßille bestätigt.
Die Daumenmuskeln, der jdidueior ton-
gus poUicis zieht den Mittelhandknocben des Dau-
mens (wenn dieser an dem des Zeigeingers anlieft)
schief nach aussen und vorn , indem er ihn zugteich
nach der Hohlhand zu beugt; setzt man die Fara-
diaation noch weiter fort, so beugt er dann die ganze
Hnnd naeb dem Vorderarme bin mit massiger Ab-
ductien. Ist also Flexor und Abduetor zagleich. —
Mer Ewtensinr bretis pöUkis zieht den Miltelhand-
k»eehen des Danmens (bei derselben Hakung) unmit-
telbar nach aussen, wobei zugleich die erste Daumen-
pbalani sieb streckt, die zweite si4*h beugt; bei
MMger Ibrtgesetslem faradisiren wird dann die Hand
. Ml.jiiiiliikHit9. 4fi..% .. .
abduciK, aber ohne Beugung und ohne Supinaiion.
Ist also der eigentliche Abduetor. — Der Extensar
hngus pollieis bewirkt (wenn die beiden Phalangen
des Daumens in Beägung und dessen Mittelhandkno-
cben schief nach aussen und vorwärts gehalten wer-
den) durch seine Contraetion eine Streckung jener
2 Phalangen und eine schief nach innen und hinten
gerichtete Bewegung des ganzen Daumens; beim
höchsten Grad der farad. Contraetion bewirkt er,
dass der Daumen einen scharfen Winkel mit der Hand-
wurzel bildet und dessen letzte Phalanx sich hinter
der Ebene des Metacarpus befindet. Eine Supination
der Hand bewirkt er aber nie, so wenig als die beiden
vorigen. — Bei den Muskeln des Daumenballens
(Eminentia thSnar) hat man nach D. unnOthiger-
weise den Abduetor brevis, Flexor brevis und Ad--
ductor pollicis von einander getrennt ; sie zerfallen
in zwei Bündel. Das Eine (aus dem Abduetor br.
und einem Theil des Flexor br. gebildet) hat seine
Anbeftungspunkte an der Aussenseite'des ersten Dau-
mengliedes, u. schickt,
Fig. 7. Dauineo von aussen, nach B o u v i e r's anat.
Untersuchungen (XIX.
p. 12.u.VllI.Juill.p.
298.) eine Sehnen-
scbicht(s. Fig.T.beie)
an die Flechse des Ex-
tensor longus (Fig.
7. d). Dieses Bündel
tlbt, faradisch contra-
birt, eine dreifache
Wirkung aus; es zieht den Daumen nach vorn und
innen , es neigt ihn nach der Seite und rollt hin im
Halbkreis um seine Langsachse, so, dass er sich den
ihrigen 4 Fingern an der Volarflache entgegeustemmen
kann ; es beugt die erste und streckt ^\t oberste
Phalanx, wenn letztere vorher gebeugt war, in Folge
des von Bon vier abgebildeten Sehnensireifens. —
Das jsiMtfo Bündel (von dem Adductor brevis und
einem Theil des Flexor br, gebildet) umfasst die an
das innere Sesambeinchen des Daumen sich ansez-
zenden Muskeln und
Fig. 8. Daumen von innen, schickt nach Bouvier
l (a. 0.) eine ahnliche
Sehnenhaut (Fig. 8. c)
nach der Flechse des
langen Streckers (Fig.
8. b). Dieses Bandet
zieht den Mittelhand-
knochen des Daumens
gegen den des Zeige-
fingers, bis er sich vor
denselben stellt; dabei beugt sich die erste und
streckt sich die letzte Phalanx (wegen der Bouvier*-
sehen Flechsenverbindung). — Der Opponens pol-
licis beugt den Mittelbandknochen des Daumens,
unter Adduction, nach der Handwurzel hin u. dreht
den Daumen mit seiner Hohlhandflache gegen die des
Zeigeingnrs (iat also nnr gegen diesen ein Opponens).
31
366
Richter, Ober DacfaeDoe^s elektro-physiol. ArbjoiUq.
— Je nachdem der Daumen bei diesen Prüfungen
diese oder jene Stellung annimmt, kann man die
Wirkung der genannten Muskeln bald so bald so,
z, B. Abdüclion, Adduclion, Flexion u. s. w. benennen.
Ausserdem vergesse man nicht, dass die Ballen-
Muskeln noch die Aufgabe haben, durch ihre Toni-
cität, zusammenwirkend und einander das Gleich-
gewicht hallend , den Daumen in seiner natttrlichen
ungezwungenen Stellung zu erhallen. — Alle diese
Thatsachen haben durch Krankheitsfälle eclatante
Bestätigungen erbalten i). Bei Lahmung oder Atro-
phie des Abductor hngus und Extensor örevis pol-
licis (bei Bleilähmungen häufig vorkommend) stellt
sich der Mittelhandknochen des Daumens in eine per-
manente Adduction » was den Gebrauch der Hand,
namentlich das Schliessen derselben und das Fest-
halten kleiner Gegenstände zwischen den 3 ersten
Fingern (NadelfQhrung u. s. w.) sehr behindert. —
Dagegen die Lähmung oder Atrophie des Extensor
longus polücis' tiüri die Haltung und den Gebrauch
des Daumens (z. B. das Feder- oder Bleistiflhalten)
weniger ; derselbe nimmt etwas mehr Flexionstellung
mit seinem Mittelhand- u. ersten Phalanx-Knochen ein,
wogegen die äusserste Phalanx sich bei Adduction u.
Flexion der ei>ien streckt (mittels der Bouvier-
schen Sehnen schiebt) und bei Extension der ersten
Ph. sich nicht mit streckt. — Trotz der Unver-
sehrtheit und grosser Kräfligkeit des Abductor lon-
gus ^ Extensor longus u. brevis poUicis konnte der
Kranke Viotte (VlIL Mai p. 43.), dessen Supina-
toren gelähmt waren , seinen Vorderarm nicht supi-
niren und musste ihn in gezwungener Pronation-
Stellung halten. — Bei Atrophie der Daumen--
ballenmuskeln , als der natürlichen Moderatoren
(= Antagonisten) des langen Daumenslreckers, stellt
sich, durch Vorherrschen des letztgenannten Muskels
(indem er den Abductor longus u. Extensor brevis
überwindet), der Daumenmittelhandknochen in Ex-
tension , so dass er einen vorspringenden Winkel mit
der Handwurzel bildet (S. u. Fig. 11. u. 12.); der PaU
vermag nicht sein letztes Daumenglied zu strecken,
ohne gleichzeitig die beiden andern Daumenknochen
mit zu strecken. (Weil erstere Streckung von der
mehrfach erwähnten B o u v i e r'schen Sehnenhaut des
Abductor, Adductor n. Flexor brevis abhängt.) —
Bei Lähmung oder Atrophie des Flexor brevis pol-
licis allein [ein seltener F^ll, N. VIII. Mai p. 47. mit-
getheilt] fehlt die Fähigkeit, den Daumen mit den
letzten zwei Fingern in Opposition zu setzen. — Bei
Unversehrtheit des Jdductör vermag der Kranke,
trotz des Fehlens der übrigen Ballenmuskeln (ein-
schliesslich des Opponens) , noch Gegenstände kraft-
voll zwischen Daumen u. Zeigefinger zu fassen. (Ein
interessanter Fall , VIII. Mai p. 49. mitgetheilt.) —
Bei gleichzeitiger Lähmung der beiden Extensore^
i) Ich bemerke hierbei, dass ich mit Prof. Jaksch,
Dr. Meding u. A. eine Mehrzahl der im Folgenden einscbla-
geoden Fälle bei Dr. D. gesehen habe. Ebenso die Herren
Debout, Deneuboarg, Boavier, Arana. a. 00.
und des Abductor longus poUid* kaaa dber Kraak^
(wie wir an einem Falle von BleiUhmuQg %9ha^
nicht mehr das charakteristiscbe Grübchen ao di
Radialseite des Handgelenke» bilden (former la I»
batiere, D.): wohingegen er die oben beschriBbea
Bfache Bewegung des Xussern Bündels, nämlich di
Flexion des Daumens nach vom o« innen , die Rota
tion nach der Uohlhand» die Opposition gegen di
andern Finger u. die Streckung des obersten Daumen
gliedes, willkürlich hervorrufen konnte.
b) Die Fingermuskeln zeigten ähnliche
nur einfachere, ebenfalls durch Bouvier's analom
Forschungen bestätigte Verhältnisse. Die Extetuart
digitorum commun'es strecken vorzugsweise nur dk
erste Phalanx, u. die Hand im Ganzen; die 2. u. 3
Phal. nur bei BeugungstKlIung ders. Wenn du
Hand in Streckung so weit rückwärts gezogen wird,
dass sie einen bedeutenden Winkel mit dem Vorder-
arme bildet: so hören die Cxtensoren auf, die 2. a.
3. Phalangen zu strecken; sie haben keine Gewall
mehr gegen die Flexoren. Wenn man bei der-
selben Stellung mii einer andern Hand die fland
nebst den ersten Phalangen umfasst u. zurttckdrängl
(s. u. Fig. 10.): so bringt man in dieser Lage du
2. u. 3. Phalangen mittels Faradisirung der Streckei
gar nicht, wohl aber mittels F. der Interossei uml
lumbricales in Bewegung. (S. u.) — Die Flexaret
digitorum subUmes und profundi beugen zwar sebi
kräftig die 2. u. 3. Phalanx, aber die erste, namenll.
bei Flexionstellung der Hand, fast gar nickL Ja,
wenn man sich bemüht, willkürlich die zwei uotem
Phalangen allein zu beugen , so stellt sich die erste
von selbst (durch den Extensor longus) in strafle
Extension. — Die Interossei und lumbricales be-
wirken , ausser der von ihrem Bechts - oder Liaks-
Ansetzen bedingten Ab- oder Adduction, eine Amt-
Streckung der 2. und 3. Phalanx, gleichzeitig mit
Fig. 9. Bechter Ringfinger.
Beugung der ersten Ph. ; sie leisten in letzterer Hian
sieht den langen Streckern, in erslerer (bea. bei
starker Extension , d. h. Dorsalflexion der Hand) det
(angen Beugern bedeutenden Widerstand. (Sin^
deren Moderatoren »» Antagonisten.) Dieaa bemhl
auf einer ähnlichen Einrichtung, wie wir sie oben
bei den D^tumenmuskeln kennen kmten, indem dii
Interossei sich theils (Fig. 9. a b)- an* dii> KttfMiea
Richter» Ober Dtfchenne's elektrö-pbysiol. Arbeiteb.
267
ier ersten Pbalanx ansetzen , tbeils (Fig. 9. c d)
Hoeo Sehnenstreifen zur 2. u. 3. Phalanx hinaof-
lehicfcen, welcher dort mit der Flechse dBs Exiensor
HgiL (Fig. 9. e) zusammenschmilzt. — Der grosse
Nützen^ den diese, anscheinend sich widerstrebenden
Bewegungen (mowetnents en sen$ inverse) der Mus-
keln der Finger, so wie der Daumen, für die feinere
und vielseitige Ausbildung der Handgeschicklicbkeiten
hat, leuchtet bei näherer Betrachtung ein , und wird
iron D. wiederholt und ausfohrlich (z. B. an der Fuh-
rang der Schreibfeder, des Pinsels und Crayons, ge-
wisser Werkzeuge) beleuchtet. Erst durch diese
Einrichtung hat jede Fingerbewegung gleichsam ihre
UnabhSngigkeit von andern und ihre Befähigung zu
künstlerischer Vollendung erhalten. (VlIL p. 267.
269. ff.) — Die pathologischen Thatsachen haben
auch hier den faradisch-phystologischen Entdeckungen
den bestätigenden Stempel aofgedrftckt, aber auch
idorch letztere mehrfach die interessantesten Aufklfl-
mngen gefunden. Z. B. bei Lähmung der Extens,
ügitorwn (z. B. bei der gewöhnlichen BleilMhmung)
vermag der Pat. noch mittels der Internster seine
2. o. 3. Fingerglieder zu strecken, n. wenn man .
auf die eben angegebene Weise seine Hand u. ersten
Phalangen (Fig. tO. r b) künstlich in der Dorsalex-
tension festhält , so kann er die beiden letzten Fin-
i^erglieder (Fig. 1 0. c) willkttrlich strecken u. beugen.
Fig. 10.
letzten beiden Phalangen nicht, welche noch krUftig
mittels der Interossei u. lumbricales ausgefahrt wird.
(Fall von Violle, VIII. Avr.p. 469.). — Die
Lähmung oder Atrophie der Interossei u. LumbA-
cales , wie sie verhaltnissmassig oft bei der progres-
siven Muskelatrophie der Hand beobachtrt wird i),
macht es fast unmöglich (auch wenn Hio langen Beug-
und Streckmuskeln ganz tUchlig blieben), die beiden
leisten Phalangen zu sirecken oder die ersten Pk. zu
beugen; sie bewirkt zugleich eigenthümliche Abnor-
mitäten in der Haltung u. Stellung der Fingerglieder
(s. Nüsse t's Hand vor der Kur, Fig. 11. 12.),
indem die ersten Phalangen (a a) in starker Streckung
beharren , welche sogar durch Uebermaass in eine
Winkelungnach hinten ausartet, so dass die Netacar-
palcondylen derselben knopfartig hervortreten (B. B.);
wogegen die zwei letzten Phalangen (c c) sich nach
der Hohlband hineinbeugen u. so eine Klaue bilden ').
Fig. 11. Volaransicht.
~ Die von Tanquerel.des Planches bei der-
artigen Lahmungen beobachtete mangelhafte Ab- und
Adduction (Seitwärtsbewegung und Spreitzung der
Finger) findet sich bei letzterer Haltung nicht: sie
Ussl sich hingegen auch bei Gesunden erzeugen, so-
bald man durch starke Flexion der Phalangen die
Interossei in dieselbe ungünstige Lage bringt, der sie
bei Blei-Lahmung der Extensoren ausgesetzt sind. —
Die Lahmung oder Atrophie der Extensoren macht
fibrigens auch^ die Beugung der 2 letzten Phalangen
schwierig und unvollkommen und stiert dadurch die
Fingerbewegungen bei vielen Handthierungen (beim
Zeichnen, Malen, Schreiben u. dgl.) ; auch diess kann
Dan durch die Fig. 10 bezeichnete Handstatzung be-
seitigen. — Die Lahmung oder Atrophie des Flexor
sublimis und profundus hindert die Beugung der
2) FQrderarmmuskeln, Nicht selten
kommen Falle vor, wo durch Liegen des Kopfes auf
1} Hierher die von D. öfters citirten Falle desVam-
b eile, Musset u. A. (VlII. Avr. p. 470. f., Mai. p. 49. f.,
Xl. p. 23. 58. 69. , XX. 15. Oct.) , so wie die schon früher
von A r a 0 und von mir (H. E. Richter) berichteten (s.
Schinidt's Jahrbb. Bd. 70. S. 176. 177.) u. der von Boa-
vier beschriebene des Marlier (XIX. p. 3. f.). Den Pat.
Musset habe ich selbst gesehen; er copirt jetzt D. 's Scbriftea
mit derselben Hand , die^ersicb als unnütz hatte amputiren
lassen wollen.
2) Interessant ist es, wie sich diese Difformitäten
bei der Heilung M u s s e t * s nach und nach ausglichen (Be-
schr. u. Abbild, a. a. 0., VlII. u. XX.). D. bemerkt dabei
mit Recht, wie schädlich würde hier die von einigen Chirurgen
wirklich vorgeschlagene TenotcTmie gewirkt haben , da sie
dic^ einzigen noch gesunden Muskeln gelähmt hfitte !
«68
BUhUc» teku D«eh<Bii^*i «kklnHyliiBiak Arkeitei.
dem Oberarm (im Schlefon , bei» bei silfettier SCel<-
JuDg) Läkmung der Sireckmuskcbif oh bianeQ wetig
Minuten, emtrilt. Eineo Fall der Art aah ich bei
A r a n in der Piti^ , wobei Praoation und Eitensiot
(Dorsalbeugang) der Hand unmögUeh war, während
die Inierossei auf oben erörterte Weise die PbalaogeB
bewegen konnten. Zwei ahnh Fälle sah ich durch
Duchenne in der Charit^« — Daraus, und durch
Localfaradisation , hat sich ergeben , dass der Supi*^
nator longus gar kein Supinator ist: Ar an naniite
ihn einen Pronator, Duchenne (XI. p. 49. u. IL
p. 377.) einen flSehisseur semiproaaieur ^ indem
dieser Muskel den Vorderarm nach dem Oberarme
lU beuge, die Hand aber, wenn sie supinirt steht,
pronire. (Einen Fall ¥on Lahmung desselben , tu-
gleich mit der des Deltamuskels, s. XL p* 46 — 50«;
die Diagnose wurde erst durch Faradisiren klar.)
3) Oberarmmuskeln. 0er PiBCi^raUs
nu^or (ein gegen Faradismus sehr empfindlicher
Muskel) ist in zwei Bündel su scheiden ; seine
obere Portion ist ein Elevaieur, und bat die Func-
tion , den Arm und die Schulter nach oben und vom
zu ziehen (z. B. bei den Lastträgern , welche etwas
Schweres auf einer Schulter tragen) und so beide
Arme einander zu nähern, zugleich aber deren
Ellenbogen nach vorn, VQm Kiirper a4, zu heben
(was' die untere Portion nicht thut). Wenn die
obere Port, gelähmt ist , so bleibt daher beim
Uebereinanderschlagen der Arme der Ellenbogen an
den Brustkasten angedrückt. Die untere Portion
hingegen ist ein Herabzieher (Abausetir) des Ar-
mes. Beide zusammen bewirken eine Rotation des
Humerus um seine Achse und damit eine Pronation
der Hand, besonders wenn man den Arm in Supi-
nationstellung parallel mit dem Körper herabhängen
lässt. (IL Juill. p. 277. u. mündlich.) — Bei Läh-
mung des Deltamuskels bleibt der Oberarm fast un-
beweglich am Brustkasten herabhängen. [Der Pat.
schleudert ihn , in einem Falle den ich so eben be-
handle» mittels einer Schulterblattbewegung (mit-
tels des Serratus) nach vorwärts, wenn er z. B.
Jemandem die Hand geben wilL R.] Die Faradisation
stellte in D.'s Fall zuerst das hintere Bündel wieder her,
das den Oberarm nach hinten u. innen zieht. Später
stellte sich die Bewegung nach vorn und aussen her;
aber lange Zeit blieb Pat., als er schon den Arm
horizontal heben und dadurch die Hand auf den Kopf
legen konnte, noch unfähig, den Arm perpendiculär
in die Höbe zu halten. (XL p. 47. f.) — Wenn
man (XIV. p. 55t.) eine üoärie Contraction des
Deltoiäeus mittels Faradisirens hervorrufl (denn der
Wille vermag solche, ohne ßeihätigung anderer
Muskeln, durchaus nicht zu bewirken): so bewirkt
derselbe ausser einer Hebung des Oberamu noch
eine Lageveränderung des Schulterblattes in folgender
Weise : I ) der Angulus extern us scapulae wird de-
primirt, der internus um i-^2 Gtmtr. gehoben unii
der Mittellinie genähert , 2) die Scapula dreht sich
um Uire Verlicalachse (windfahnenmässig : Houve-
ment de giroMeitOt sagte D.)» m dass ainb ihr
•hinterer, .SfMialnnd nm 4*^6 Cmur. «en denBnnt.
wäodcii entfernt (wie ein eich entfaltender Flagd|
und daher swiacken diesem Ran4e und dem Rad«
eine Rinne entsteht <& «• Fif. U.)- ^i» ^
fcttrl. Heben des Annes wird der DeUaau an w-
sentlichsten durch den Ssrraius unterstützt. (S. l)
— yeher den Laässimtis^ s« folg. AbeehnitL
4) SehuUerblatt^Muskelm. Das bcti.
Mtaoire ist leider noch ungedruekt und uat w
durch einen Ausxng ans den Berichten der BrOsMkr
Akadenue (X. p. 651.) bekannt; dafür habea m
die schönsten der einschlagenden Fälle und Bipi-
rimente bei D. seibat gesehen« Im AllgenMiats ia
tu bemerken, daas diejenigen Muskeln, deaeai»
in der gewObnliehen Physiologie die Functisa n*
ecbreibt» das Schulterblatt um eine in der Nine^ci'
eelben gedachte Achse bin« imd hertudrabaa fto-
(hUer)p gar keine derartige Wkkvpg kabea; m-
dem aie bewegen dae Sohultefblau tun dea «w
.nder andern seiner beiden eAem APinAef, «tielar
dann fiiirt bleibt« während der untere sich hakt i4»
senkt. Indem er der Nittel^nie näher edar kisir
tritu -^ « Eine leichte (ebne Anstrengneg iii|t*
ftthru) willkarNebe Hebung der Schulter ist M
das miulere Bündel des Trapezius allein aeiAkik;
sobald aber diene SckulUrbebiing Widerstand Uä,
so helfen die Ubrigeii Sehnlterbebemoskela nü:
nämlich der AhombotdaliSt die obere BlUte fo
Pectoralis mtyor (s. o.)» tind der LevatersMpH
scapulae. — Der Trapezius IXsst sich in 3 BlnJd
unterscheiden. Das oberste und vorderste (Mit
elameularis) ist ausserordentlich für Elektr. wt
bar, was vielleicht von der Nähe des Nervus retp-
rator. Bellü, des faradiach - reizbarsten aller Stfia
(IL p. 270.), abhängt Diese Portion scheial lato
gelähmt zu werden ; dagegen beobachtete D. «m
durch Contractur derselben bedingte (durch fm-
disiren künstlich nachahmbare) Form des icbichi
Halses , die er TortieolUs de la partie sftfhvim
du trapeze nennt und XIV. p. 337— 340aasAlliriiA
beschrieben, auch abgebildet hat. (S. Fig. 1^)
Fig. 13.
RieliUr« «fatf DttolltlMi«'t «ItktffO^piiysioL ArbiHatt;
Der Kopf war nach 4er knmken Seite ond etwai Dach
hinten hin geneigt; bei BemQhong ifao nach vorn xn oeigen,
entstanden heftige Schmerzeo Im Nackeo an deo Anheftongt-
punhten dee rechten Trapezius, welcher durchweg atarr
(raid) war, einen Strang anter der Haat hiidete; dtr linke
Kopfnicker bildete einen Vortpnuig am Halte (Fig. 13 a),
der rechte war erschlafft, lieaa aich aber faradisch ebenso
dentlich contrahiren. D. heilu diese Kranke, indem er
auf die Clavieularportion des gesunden linken Trape%iui
•inen faradischen Strom wirken Hess.
Daa^ mittlere und untere Bündel des Trapeziui
aind wenig faradiscb^reitbar; ereterea hebt das Schul-
terblatt etwas, letzteres fixirt dessen hintern Rand
in einer Entfemang von 5 — 6 Gimtr. von den Dorn-
forUätzen, während der Buhe. Bei Lähmung des
mitUem sinkt die Scapola nach unten • bei Lihmung
des umiem entfernt sieb der hintere (innere) Rand
des Schulterblattes von den DornfortsXtsen bis auf
10 oder 12 Cüntr. und maebi so einen „breiten
Backe!*« I eine Form der. Lihmung, die hluBg bei
gewissem kmmnisitxenden Profeisioeen vorkommt
Letstgenanntes unterstes Bdndel des Trap. besitzt,
susamoien mit dem BhomboTdalis, die Vibigkeit, die
Schultero surQckxuzieben ; sie geben denseiben aber,
durch Bmporhebung der Sehulterecke , eine falsche
und ungefiillige Haltung. Sie dienen im gesunden
Zustande mehr dazu , das Schulterblatt fflr gewisse
Anstrengungen der obern Gliedmaaase zu fiziren
(z. B. wenn man eine Laat an sich heranzieht).
Der Latiseimus dorsi (le grand dorsal) ist dagegen
derjenige Muskel , welcher die beste und gefälligste
Bompf-Haltung, namentlich die miHtairiscke ^ her-
vorhrittgt: indem er die Schultern zugleich senkt u.
zmiickzieht und den Rücken kriAig zurückzieht
(streckt). Seine obersten Fasern, für sich allein
faradisirt , ziehen das Schulterblatt von aussen^ nach
innen u. von vom nach hinten. Seine untern Fasern
senken die Schulterecke. -^ Der HkomboYdalit [D.
scheidet den grossen n. kleinen nicht], dessen Wirkun-
gen man bei Atrophie derTrapezii recht gut faradisch
Studiren kann, bült durch seine Tonicitift den hintern
Schulterblattrand gegen den Thorax fest angedrückt
und virenn er sich zusammenzieht, dreht er das Schul-
terblatt um eine in dessen äusserem Winkel befindliche
Achse herum, ist daher ein Abaisseor des Armes,
wenn dessen Gel<^kkopf in dem Schultergelenke fixirt
ist. (Z. B. der Ciseleur, den wir mehrmals sahen,
konnte trotx gXnzlicb atrophischer Trapezii dennoch,
mittels der deutlich sichtbaren RhomboTdales, ganz gut
hammern u. zuschlagen.] Wenn daher der Bhom-
boYd. durch Atrophie seine Tonicitat verliert: so tritt
fler hintere Schullerblaurand vom Rfteken ab, 'bildet
einen flagelarligen Vorsprung, hinter welchem eine
hoble Rinne oder Falte liegt, besonders stark» wenn
sogleich der Serratus major gelahmt ist. (S. u. Fig. 15«)
Der Serrattts mtitus m^&r ist sehr wichtig fm
die InsptraHa» und (verbunden mit dem Deltoideus,
welcher den Oberarmkopf fixirt, s. o.) für die will-
kflriitlie Emporhebnnf des Armes , bis aur Uorison«
talhallfing uiul darüber hinaus bis zur senkrechten
Einporslreckung des Oberarms (iti letzterem Fall^
wird er durch das mittlere Bündel des Trapezius.se-
cttttdirt, indem beide zesanuten den Arm wie ein
zweiarmiger Hebel mittels der Scapula hinaufziehen).
Dagegen hat er mit dem Tragen von Lasten auf der
Schulter nichts zu schalfen. (I. p. 553.) — Bei
Lahmung und Atrophie des Serratus wird die Haltung
der Schulter in der Ruhe, bei herabhängenden
Armen, nicht bedeutend verändert, nur steht der
unterste Schulterblattwinkel ein wenig mehr nach
oben und hinten und springt mehr hervor. Sobald
aber der Pat den Arm vom Bumpfe ab bewegt, so
dreht sich (bes. durch die Wirkung des Pectoralis
minor) daa Schulterblatt um seine Achse (windfah-
nenartig, s. obenl) und entfernt sich so der hintere
Schulterblattrand von dem Thorax, die schon er-
wähnte Rinne bildend: vorausgesetzt, dass der Bbons-
boldalis noch gesund ist Sobald aber dieser auch
gelahmt ist , wird dieses flflgellbrmige Abstehen des
hintern Schulterblattrandes permanent und die er-
wähnte Rinne manchmal so arg , dass man die ganze
Hand zwischen Schulterblatt und Thorax hinein legen
kann: weil der Druck der atmosph. Luft die Bok-
kenhaut in den zwischen beiden sich bildenden Hohl-
raum tief hineintreibt. (Vgl. Fig. 15.) — Wir fügen
hier ein Paar der wichtigsten Falle bei, die uns Dr. D.
selbst vorgestellt und ausführlich erläutert hat.
a) Atfefkie des gretsen SeH'nhu, der TVapeuH^
nk&mböidalei und anderer Sehtüter- und Mumpfinuiketn,
\m Juli 18S1 unier Rficken-, Bals-und GliederscbmertMl
•ingetreten; 8 Monate sptter OnfÜblgheit den Arm zu heheii.
Im Dec. 1851 in der Charit^ aufgenommen : allgemeine Ma«>
gefkeity bes. an der hiotam ond ohem Brustkasten • Partien.
Bei ruhigem Herabhingta dar irme keine aaffallende Sohol-
tenrerstellnng (Fig. 14.); nur dass die Schulterblattrinder
Fig. 14.
(Fig. 14. C 0) sehr vorspringen , und dass awiscles ihnen o.
der WirbelsMila eine tiela Rinne (da wo Trapasii und Bbrnv-
hoSdatas liegen sollten) so sehen ist. Sobald aber Pat. seine
Arme nach vom ausstreckt (Fig. X^,) : ao draht aioh das
B?0
Rithiür» über Dnciheiine'ft elektroH-physiol. Arbeit4Mi;
Füg. 15. Fig. 16.
Schulterblatt um seine Verticalacbse , hebt sich vom Thorax
ab und hinterlässt zwischen sich und ihm eine tiefe Tasche
(Fig. 15. B C) , was to« der Normalhaltung der gesunden
Scapnla (A) auffällig absticht. — Nach etwa Smooatlicher
wöchentlich 3mal fortgesetzter Faradisirung der atrophischen
Muskeln ward und blieb Pat. geheilt u. seine Schulterhaltung
normal.
Einen ähnlichen Fall , ohne Krankengeschichte , bildet
Dieboutab. (XXI. 30. Oct. p. 355.)
b) Retraction des RhomboidalU und Levator anguli
seapulae mit Relaxation des Serratus anticus mqfor ^).
Diess lAt die Krankheitsform, welche Debout (N. XXI.) als
eine noch nicht beschriebene Scbulterdeformitat, ^Torticollis
posterior*^ einfuhrt und durch 3 mitgetheilte (Duchenne'-
sche) Fälle erläutert, von denen jedoch nur der nachsiehende
(der uns geheilt vorgestellt wurde) ausführlich beschrieben
ist. Einige Fälle mehr sollen Bouvier und (bei den Enf.
malades) B roch in beobachtet haben. — Agiae Prüde,
11 J., gesund, bemerkte im Febr. 1849 zuerst einen Schmerz
in der mittlem und seitlichen Gegend des Halses rechterseits,
der durch Druck auf die Stelle und durch Bewegung des
Kopfes nach der entgegengesetzten [nho linken \ R.] Seite
zunahm ; der Arzt fand eine leichte Anschwellung u. diagno-
Bticirte einen Rheumatismus. Anderthalb Jahre lang wurde
nur etwas G&ne bei gewissen Kopfhewegungen verspürt. Zu-
lällig ward im April 1852 die entstandene Schulterdeformität
bemerkt und von ß o u vi e r die Kranke an D u c h. gewiesen,
welcher Folgendes fand. Der unlere Schulterblattwinkel
(Fig. 16. D) der rechten Seite steht fast in der gleichen Hohe
mit dem obem der linken Seile und dicht an den Dornfort-
sätzen. In dem dreieckigen Baume zwischen dem vordem
Rande des Trapezius und dem Kopfnicker ein wulstiger Vor-
sprung (Fig. 16. A), der beim Druck darauf, so wie bei Nei-
gung des Kopfes nach link* seit 3 Jahren wie heute schmerz-
haft ist und olTenbar durch Verkürzung des Levator anguli
seapulae (angräaire de Vomoplate) gebildet wird. Eine
zweite härtliche Anschwellung bildet (bei Fig. 16. B) hioter
dem obcrn Winkel des Schulterblattes der verkürzte Bhom-
Fig. 17.
1) Ich bediene mich mit Willen der heilgymnastUckeny
Neumann 'sehen Terminolugie, weil diese den ganzen Streit,
der* fiber diese Krankheitsfonn entstandeo ist, ohne wetieres
iQ'sofeliehlen icbeint. B.
boidalis. Wenn man die Scapula (wozu grosse Gewalt nötbig)
auf ihren richtigen Platz zurückgeführt hat : so schnellt sie
beim Löslassen in jene Stellung zurück , indem sie sich uo
den äussern Band, wie um eine Achse, dreht. Die Meiooogca
d^ Variser Aerzte (so wie die unserige) waren Ober die Nalnr
dieses Falles getheilt, und mehre derselben nahmen blos eine
einfache Lähmung des Serratus anticus mqfor an , wie
diess auch neuerdings Dr. E ulen bürg (XXII.) , veraolasst
durch eine aus der Union roiSd. in Nr. 26. der Beri. med.
Centr.-Ztg. übergegangene kurz'e Mittheilung dieses Falles,
gelhan hat. Dieser Ansicht entspricht nant^ntlich das Kur^
verfahren, da schon beim ersten Male durch Faradisiren
des Serratus (der untern Portion desselben) die Scholler
sith /besser stellte und nach kräftiger Fortsetzung äie§tr Me-
Richter,' abel>.DiioUeDn«'8 ei«ktro>pbysioi, Ari>«iteo.
»1
Lbod« ToUstandige.HeJlpog eietrat. Aber Docbenoe be-
hante (bei D e b o u t XXII. aod mündlich gegen uns) dabei|
dass es Contractur des AnguL scap. und Rhotnb, mit
Ueberwiltigang des Sigemuskels gewesen sei ; denn 1) wenn
das Mädchen lil^ide Arme nach Torn streckte (Fig. 17.) > so
venchwand die Deformilit foUst&odig, lum Beweise, dass der
Serratus ungelabmt und kraftig den antern SchuUerblattwiokel
nach unten u. Tom zog. — 2) Bei gelihmtem Serratus würde
diese Armausstreckung ein Abstehen des untern Schulterblatt-
winkela von dem Brustkasten hervorgebracht haben. — S)
Sobald D. durch kräftige Faradisation des Serratus das Schulter-
blatt in die richtige Lage gebracht hatte : so verschwand die
Wulst des Levator und Rhomb., undereterer, vorher hart
ansuföhlen , erachien zwischen den Fingern weich wie ein ge-
sonder. — 4) So lange D. seltene Schläge einwirken liess
(3 Wochen lang), stellte sich nach beendeter Faradisation
die Schulter allemal wieder in die falsche Lage ; sobald D .
aber sehr raschfolgende Schläge anwendete („sich also an die
Tonicität des Säge-Masl^ls und nicht an dessen Contractilital
wendete** XXll.): so stellte sich der Schulterblattwinkel sofort
dauernd um 2 Ctmtr. besser , am nächstfolgenden Tage noch
am 1 Ctmtr. und am Schlüsse der 4. Sitzung war u. blieb
die richtige Stellung errungen. [Doch gab D. mflndlich so
viel zu , dass es pflt schwer sei , zu sagen , ob Contractura
spastica des Levator und Rhomb., oder Lähmung des Serratus
Torhanden sei. Uns scheint es, dass man 'eben ausser diesen,
aus der Nervenpatbologie stammenden Kategorien noch andere
socheo muss, namentlich bei den Deformitäten muskelschwa-
eher und jugendlicher Peraonen , wo oft beide Antagonisten
schwach oder durch willkürl. Nichtgebrauch geschwächt sein
mögen und dann der Eine, z. B. hier der bei Ausdehnung
nach links schmerzende, in Retraction, der andere in Re-
laxation seines sehnigen Gewebes verfällt : so mag es auch bei
▼ielen habituellen Skoliosen u. bei den aus . Nuakalscbmen
entstandenen schiefen Hälsen der Fall sein. R.]
5) Jntliizmuskeln. Leider ächlummert
D.*a Mim. xur les fonetiom de muscles de la face
schon seit 1850 bei dem Berichterstatter der Aka-
jlemie der Med. ; daher erfuhren wir nur Fragmen-
tarisches. Die Antlitzmuskeln sind wegen der un^
yermeidlichen Einwirkung auf die Quintusfasern sehr
empfindlich heim Paradisiren. Jeder Antlitzrouskel
hat eine einzige Leidenschaft auszudrücken , u. man
kann solche Mienenspiele durch schnellschlügige fara-
dische SirOme beliebig, sogar an frischen Leichen,
hervorrufen. (II. Juiil. S. 278. und Jaksch , XXVf.
S. 192.) — Der gewöhnliche Gesichtsausdriick eines
Individuums wird durch die unwillkOrliche, tonische
GoDtracUlität (Tonicität s. o.^ gewisser Gesichts-
muskeln bestimmt, welche (haupts. durch Gewohn-
heit) ein gewisses Uebergewicht über ihre Hitmuskeln
erworben haben. — Der Frontalis contrahirt sich
beim Ausdruck des Staunens, der Ueberraschung :
daxtt gesellt sich , wenn diese eine freudige ist , der
Zygomaticus major, wenn eine traurige, der Sub-
culaneus colli. Die beiden Jochmuskeln haben ganz
verschiedene Function: der mt^or drückt LXcheln,
Freude , Befriedigung aiM , der minor Verdruss und
bevorstehende ThrSnen. Der M, pyramidalis : Er-
zttrnlsein, Drohung; der TransversaHs nasi Ver-
achtung und Spott; der SubctOaneus colli bei Schreck,
Zorn, Schmerz, Geduld und Ergebung mit activ. Der
Orbicularis oris besteht aus mehren unabhängigen
Portionen : wird die mittlere Gegend beider Lippen
fuadisirt, so runiehi sie sich» legen sich aD^inander
B&4 iiohleik «ich naich . vorwürU: wie> ^«im KttssMi»
faraditirt man den freien Rand der Lippen , so kah«
ren sie. sich etwas nach einwärts ; faradisiri man die
äussersie Schicht , so kehren sie sich nach aussen u.
verleihen dem Gesichte den Ausdruck des Zweilels*
der Ungewissheit. — Der Levaior anguU wri»
aUuqut ffo^* sieht sich beim Weinen der Kinder xo*
sammen (bei dem der Erwachsenen erzeugt er eine
hässliche Pratze). — Einen seltenen Fall von (ge->
heilter) Paralysis nervi facialis berichtet D. (XIV*
p. 340.). — Ein Paar andere , ebenfalls faradisch
geheilte, beschreiben Mor. Meyer (XXV. p. 80. f.)»
Schultz u. brflhl (XXIV. p. 622.) u. Denea-<
hoorg(XXIlL p. 101. f.)i).
6) Das Zwerchfell (S. Nr. XIII.) Wenn
man beim lebenden Menschen die Zwerchfellsnerven
iocal (durch die Haut hindurch, s. u.) faradisirt» so.
bewirkt man eine kräftige Contraction des Zwerch-
felis» in Folge deren, bei unversehrten Unterleihs«
Wandungen, die falschen Kippen gehoben und nach
aussen (exeentrisch) bewegt werden. Dasselbe
tritt ein bei frischen Menschenleichen, bei lebenden
und frisch getüdteten Thieren , bei unmittelbarer Fa«
radtsirung der biosgelegten Nervi phrenicL Wenn
man aber, die Thiere vorher au.sgeweidet , also den
Widerstand der Bauchmuskeln uqd Baucheingeweide
beseitigt hat: so bewirkt die Contraction dy Zwereh-
felis fttr sicli , dass die falschen Rippen nach innen
gezogen werden (sich concentrisch bewegen). Im
letztem Falle bdrt man auch jenes laute und gewaltige
Einaihmungsgeräusch nicht, welches sonst staUfiiMlet»
wenn man bei unversehrten fiauchwänden die Zwereh-
fellscontraction faradisch hervorruft. — Je mehr man
kanstlicb (z. B. durch eine in die Bauchhöhle des
Versuchstbieres eingebrachte Faust) das Zwerchfell
emporhebt und schiebt, desto kräftiger heben dessen
Contractionen die Rippen. Es ist also diese Stützung
des Zwerchfells von unten her, eine Hauptsache, fUr
dessen Einathmungsthätigkeit. — Die Patholqgie
bestätigt auch hier diese Thatsachen s). Bei jüro^
phie oder Lähmung des Zwerchfells , wie sie D^ ia
1) Einen ganz seltenen Fall sah Ref. bei M o r i t z M ej e r
und möchte ihn ffuufficien» des Orbicularis oris nennen.
Ein Waldbornbtuser behielt in Folge des Typhus eine Schwäche
der Lippen, welche ihn unfähig machte, tiefe Tifne auf dem
Waldborne sicher , rein und ausdauernd zu blasen. Dr. H#
entdeckte, als wahrscheinliche Ursache da?on, eine unter der
rechten Wangenhaut über dem Musculus zygomaticus liegende
Zellgewebscbwiele. Da bei tiefen Tonen die Lippen ganz
sebmal und die Hundwinkel daher ganz breit gezogen sein
müssen: so scheint dem Ref. der Zygomaticus hierbei die
Rolle zu haben, den Orbicularis (oder dessen innerste Portion
nach Duchenne) ins Breite»zu spannen und so zu fizireo;
daher erleichterte auch eine dem Pat. an der kranken Seite
mittels zweier Finger gebildete Falte der Wange demselben
sofort die; Darstellung der zum Hornblasen nöthigen Lippen**
Stellung.
2) Es ist kaum nothig zu bemerken , dass viele dieeer
Thatsachen in Deutschland schon bekannt sind ; dasselbe gi||
von mehreren Ausnahmen, die Dr. D. noch leugnet. Vgl.
t: B. Hamerüjk's tJdteri. und meinen Gmndriss der inn.
iUaik; 2*' Anih S. W» u. IW. H^ E. 11
an
B i « h t « r , iber D«i4mm«'» elaktr^^phyüoL Arb^ileo«
Bühfero iiiil9elh«ilt6ii Mkn iheiU An Gefolge voü
aUfeiMiiier progressiver Mttskeietrophie , theile «es
fikilehming e. a. beofcaohteCe, tiebt iMii bei« Ei»^
altoeii iie iauchwtnde sieh hiaekisieheR (stell sieb
M bebea) mid dagegen iie unlero TlieraKWiiiile(Rip^
peara»4 o» s. w,) sich heben; umgekehrt bbi iler
Aasatbmung» Doeh tritt diess, wenn das Zwercbfell
Mos g€Mckm3eki ist, nur bei den tiefen Aihedisigen
eioi. ftei der einsMgen, bes. durch Pieuriäs
diapkrttgm&äem und Empy^MM kärv&rgärufenem
ÄwenAfeUsiähmtatg [weJcbe in einen von ftu^
ehenne necb dem Tode tmtersnehtfn PaHe darauf
beruhte, dass durch Exsudat» Eiter noA küNrale die
Ifuskebubstanz des Zwerchfells der kranken Seite
degenerirt, gelblieh entfärbt, geschwonffen » der
LidgS'- und Queerstreifen l^eraubt , ie CIranulationen
verwandelt war, nnd welche D. niemals von' dem
blosen Gewichte der angesammelten flüssigkeiten
herleiten lassen will], Bndet der Artt. wenn er beide
Ifatode gleiehfbrmig auf beide Hypochondrien legt,
dass seine Hand auf der gesunden Seite beim Ein«
dtbrnen stark gehoben wird, -die euf der kranken
Seile hingegen unbeweglich bleibt — Su der Llh«
ittung oder Sdiwltehung des Zwerchfells gesellen sich
üs Folge «Symptome: freqoentere Athmungsbewe*
gungen, bes. wenn Pat. irgend eine Körper« Bewegung
vornimmt; ausser Athem kommen in diesen Pktlen,
itoit Gontreftiimen der Musculi trapes., stemoeleidam.,
i^rati • pectorsles , dors. etc. , mK GesichtsrOllmog
eie. ; Unfiihigkeit tum T&efeinathmen (weil beim Ver«
sncb daiu, wie Pat. sich richtig* susdrOckt, die Ein«
geweide in die BrnsthOhle treten und ihn ersticken);
Schwächung und endlich völliges Erloschen der
Stimme*; Erschwerung des Hustens, Niesens, Aus-
spaekens, Zustuhlegehen:« [wegen mangelnder Sauch^
presse, R.]. Die Zwerchfeltslahmung ist an sich nicht
tddilich, weil und so lange die Intercostates nnd
anders Athmungsmusketn die Einafhmnng stettvertre«
fend besorgen. Sie kenn aber t. B. durch eine»
leiefilen Brustkatarrh, wegen behinderten Auswurfes,
Tedesursaebe werden. Als diagnostisches Kenn«
seichen, so wie in vielen Füllen zur Heilung der
Zwerchfellslähmungen , dient ifie FBradüatioM des
ZwerckfelU miiiels der Zwerehfetlnerten. Diese
Operation, welche auch zur Hervorrufung eines kttnst-
Uehen Kioatbmens bei ErsiicUen» NarkoUsirten,
Anaeulhesirlen , Gholerakranken n. s. w. von Wich«*
tigkeit werden kann , wird auf folgende Weise aus-
geführt. Man sucht am Vorderbalse den vordem
Hand des Mmeulus tcaiemus OMtiew auf, indem man
mitieb zweier auf den iussern Rand des Stern9eUi'^
ioideus (Portio clavie.) gelegter Pinger von da die
Baut nach innen drSngt. Dass man den Scalenus
gntrolTen hat, erkennt man dadurch, dass er» wenn
Pnt. tief einatbuiei , hart wim. Jetzt entferat man,
ohne mit dem Drucke nachzulassen , beide Finger M
weit von einander , dass ein spiuignr, mit fenehter
Haut aberzogener Rhöophor dazwischen geschoben
werden kann ; dieser drückt nun nnmitieUiar anf den
Verlauf des Ner«. pbnaaiottf^ MiB wifdnrboU.
dieselbe OperetiioB «bT der andern Seiu n* Hrnnt 4tna
den faradtschen Apparat, unter mdgliebst mpida
ScbUgen , in Wirkung treten. Die beiden gleich-
zeitig Caradisirlen Phrenici bewirken sof5ri eian kr^
tige HebiMg der Flanke« milgernosebveAlemEHinilHMn
nod reichlichem Lufteinstromeu in die Brust . nogar
noch am Leichnam.
Der Starrkrampf (Contraet». Spasmus com-
tiavus) des Zwerchfells ^ welchen D. dadurch er-
zeugte» dass er bei Thieren «uf eben bescisrtebnns
Weis« einen sehr echneUschllgigen FarndiantioM«
Strom andauernd durch die Phrenid screicbea Hess,
bewirkte nach diesen Versuchen einen raschen Ersiik*
kongatod unter folgenden Symptomen ; Aplieasei Vep*
grOsserung und Unbewegljchkeit der ontem Brasl«
hülfte, besonders in der Quere, mit steliger 4ef-
treibung der Hypochondrien und der Herzgrube ; Ak
Raucbmuakelo erschöpfen sich in vergelilichnn An-^
strengitngen ; die Halsmuskeln u. Serrali contrabirsa
sich stark und erschlaffen rasch wieder , u. bewirkes
so ein kurzes rasches Atbmen, welches aber baU
aufliOrt, worauf der Tod eintriu« — Ein vina Va-
lelte (XIIL b«) heobachMsr Fall benlitigtn diaai
von D. nur durch Thierversuche gewonnenea Sy»«
ptome u. D/s Vermuthung» dess solche Fälle nicbwehl
auch bei Meascben finden w0r46n» sobald maa 4and
aefaien werde.
Ein Sijlhr. Fischer, welcher wegen fieberhaften Bkea-
matismos schoo 3 Wochen krank gewesen« erkiltefe sichia
der Genesoogszeit und bekam einen Intercofttalrhettmatinsai,
der In der fulgenien Nacht pMtxlkb vereohwand , aber dsAr
heftige todtdrohende asphyktische ZaiiUe binterlie
Pat. auch binnen 24 Std. erlag. Haupuvmptooie waren:
erhöhte ROckeolage, höchste Angst in den Mienen, enrerterte
Nasenlöcher, Stimmlotigkeit ; ToHkommene tJnbeweglicIikcic
der gesanmten nntern Brastbllfte nnd der Bancfawnadnnfea,
bei lebliaften Ein- und Ausaibninagsbevegttneen der obaia;
normale Percuasion; allenthalben börbaies [rortgepttaancs,
pseodoconsonirendes] bronchiales Atbmen ; A Athenzöge in
der Minute; Anftreibung der Herzgrube und s«m TbeÜ des
AbdMiens; ftdenföraiiger Pols, liO ScbMg«. arfnAlficfc;
ginzlishe MesbeHcbwiche« *^ SeeHoasbefknd. Alle Bml«
nnd Banchorgane follkommen gesund^ ausgenonunan eins
Obliteration des Gallenbtaaenganges ; allgem. Cyaaote und
VenenQberfailung; Hirn- n. Rfickenmark gesund« -« V. be-
merkt, dass von den D/scbeo Sympconen in dicseaa Paus
das fracbtiose Arbeiten der Jaecbmuskeln und die dweil^
rang des uaCern Brustkasteos gefehlt habe. Darauf entgegnet
D. (XIII. c.) , dass wahrscheinlich im Torliegenden Falle der
heftige Schmerz in dem Ton Rheuma befallenen Zwerehfdk
den Pat/ ferhindert habe , im iaucbrnnskeln straff anzospa»>
aeo und damit den , zur Hebung der Bippen odlAlfen (i«een«
druck auMuJiben. Zur Rethmg solcher Ton Zwerchfallstan^
krampf befallenen Kranken empfiehlt 0. , nach aoderweiten
(2. B. bei Angina pectoris gemachten) Erfahrungen , die en-
iant FmradUüHon, mittels trockner metalliseber IIMopbn«
ren (elektr. BOrsu), die man auf die Basis des Brostknslean
oder die Brustwarzen anfsetst, und mittels hdckst intensites
und scbnellschligiger faradischer Ströme, als kräftiges De*
D. Die Lehre toh denUlimiuigeii ix ie eii
SO verwahrlosten Zustande ^) , dasa man sich Glück
i) tTm diesen Ansspraeb nicftt sn hart sd linden ,
I^iomar, Üb. Uucl^enne's etf^klr^-physiol. ArV^iten.
%i^
wünschen louss» daas eip schs^rfsinnigeir im4 physio-
logisch gebiideleir Qeobüichter, wie Ütr, D. , a.uf die--
8e|lbe Willis eines so gut wie neunn PrurungsunilleU
(^der iacalen Faradis0iou) und uiiler ^epuUung der
&o ausserordent,(ich rciph^a Pi^i&er Uospiial- upd
Privalpra]^is, ein oeue^ Lich^ geworfen l|iai. E^s i^t
aus Ohigein klar, das^ P. nach den 4 voa ihm uQ(er-
sohiedeneq Arten der CaotraoUJilSll auch vier Arten.
der Hiuskellähmung (der voluniaren, elektro-musk.,
nervOsen und ionischen ContraclililSIl) unierscheideo
Diussle: aiich diess besUligte sich durch palholog.
Fälle. Insbesondere wurde die hcale Faradisation
ein wichtiges Mittel für differenlielle Diagitostik, indem
danach die Lxhmungen in swei Gruppen zu sondern
sind : sokke , wo die IrritabiUtSi fehU (d. A. wo
durch Faradisiren keine Reflexeon iraction in dem
Muskel erregt wird}, wie bei BleilXhmungen , bei
altern , nach Verletzung der Nervenstffmme oder des
Rockenmarks zurückgebliebenen Luhmungen, und bei
ifer ohne Störung der Nervencentra einhergehenden,
von der P. g. der Blödsinnigen wohl zu unlerschei-
denden, progressiven allgemeinen [«Ihrnuittf,- u. solche,
900 die Irrilabiätäi (die fwradiscke Fkßexerreg-
burkeit im Muskel) unversehrt vtt: wohin die cere-
bralen , hysterischen , rheumatischen Lähmungen ge-
huren , mit dem Unterschiede , dass die Muskelsensi-
hilttilt bei den eerebr. unverändert, bei den hyst.
vermindert, hei den rheumat. gesteigert ist. Bei
fehlender Tonieitäi (krankharter Haltung und Con-
tractur der Glieder durch ungeregelte Wirkung der
Antagonisten) giebt die Faradisation ein Mittel, um
Worte zQsammeDgefasst werden : Aafbebung der willkurlicheD
und aod^er Mu9kelbewr,!;nDgeD ; Aufhebung" der Em pfioduDg
in den verschiedensten. Organen; Zustände, wo der Nerven-
einfluss vernichtet und wo er blus (bes. durch aufgehobene
Leitung) behindert ist sich zu äussern ; ganz örtliche Muskel-
kraakheitea (Atrophie, Verfettung, laOltration) ; Krankheiten
der lehnigen Muskelhüllen (Retraction , Relaxatipn), sogar
^er Bander und Gelenke. Mao erinnere sich der Unklarheiten
i^nd Z»'eid(>iaigkeiten , welche entstehen , indem man die
l^ahnning dpr Centralorgane (Hirn , Rückenmark) selbst mit
demsflben Worle (Paral. centralüy cerehralU, spinalU)
bezeichnet, wie die von den Centralorganen bedingte, oft rein
loc;il auftretende f Muskeliähraung. Man erinnere sich der
Verwechslung zwischen reflectirten (d. h. durch Rückwirkung
einer andern Lähmung oder Neuralgie , oder Anästhesie be-
dingten) Lähmungen und zwischen L. der ReßexacHon
sellis^ (ReRex-Lähmung); ferner zwischen L. der wiUkürL
tterpeßung , L. des Willens selbst (Abulie) , und L. in
Folge von Nichtbewe^enwollen (bei Schmerz, Kindern, Hy-
sterischen). Debout, welcher (XX.) auch auf diesen Uebel-
9iand einseht , unterscheidet hei jeder Paralyse %wei Perio-
den: eine, wo sie blos Syvftptom einer anderweiteq Störung
(z. B.. Hirnblutung , Nervenwunde ist) und eine spätere , wo
sie n9ch Heilung der ursächlichen Krankheit fvia/a^/t« cause)^
b\9 selbstsiandiges Leiden zurückbleibt und selbststandig be-
l^andelt sein muss. Er nennt letzteres die Localisation der
Faralym und eine derart. Lähmung eine localUirte. Auch
macht er darauf aufmerksam , wie in vielen Fallen das Blut^
()ie örtl. prnähiunS der Muskeln die eigentliche Ursache der
I^phniungen sei, un() wie die locale Fnmdisation (und die
Cymnasllji) hier durch Vermehrung uinl llrrlni?ii*!!nng der
INahrungssäfte den kranken I(u8ket oder Nerven heilen möge.
Med. Jthrkk Bd. SO. Uft a..
dem bleigelshfute^ ^Muskel durch 8(*ijL^ TJi^^^pf^ng-
Uc^keit von d^m rhcumatisch-afTicirtiiui zu unl^räcliei-
den; si^ lehrt, das« oft neben de^ cigetiilich geUfJb,Q^*
ten Muskeln einige benachbarte [durrii Nivl)>l.tf<^liC^Vt9l^
Q^^f i;^nectiirteLMh^)unp?l\.] „durch t'ineAr^ v^p.^-
lUdavitmt unter den Nerven eines rilied<v$*S ^'\^ D.
(X). p..79) sich ausdrückt, mit ui^th.l^ig vi^erden. ajp^r
beim Fa,radisireu sofort ihre gesunde Co.nlifactiii^^,^
kundgeben. Selbst hinsichtlich der Prognose Uf^^
Heilung ist ein bedeutender tinterschied, indem da^
Fehlen der faradischen Contractilitai (Lrritabili^t)
stets ein bedetitenderes Schwinden der Mitskelsi^h-
stanz und eine langsamere llerstcIlMng befürchlei^
l9sst, auch zu letzterem Zwecke intensive s^liu^||-
schlagige Ströme nöthig sind : wogegen bei unver-
sehrter Irritabilität die willkürliche Musketbcwegunf;
sich leichter wiederherstellen lasst und dazu nur des
Courantiente bedarf (II. JuilL p. 279 — 89, Dehout,
XX. Nov., vgl. Jahrbh. LXV. 301.).— Dass überhaupt
hJfufig' wahrhaft glänzende Heilungen von Lähmungen
durch D.*s Methode erzielt worden sind , ist aus Obi-
gem und aus der Alehrzahl der citirten Schriften be-
wiesen ; aber man bemerke wohl , dass D. selbst
(IL Aoüt p. 421) hinzufügt, „noch Öfter habe die-
selbe bei gewissen Lähmungsformen sich unzureichend
erwiesen."
a) C^tebraf'bedingte Lähmungen (z, ^*
nach Hirnblutung). Hier reagiren tlie gelähmle^
Muskclq sUts, selM auf schwache faradische Ströme^
manchipal sogar etwas stärker als der glei^huamige
gesuude, und die farad. Muskelsensibiliiäl ist wedef
erhöht, noch verringert. (XI. p. 18, I. p. 28 f.) —
Eine schöne Diagnose und Heilung einer durch syphi-
lit. Exostose am Halse bedmgten h»lb.ioiiigen Arm-
lähmung, welche für die Folge einer H>rolilutupg ge-
halten worden war. begründete D. durch Faradisiren,
indem er die Muskeln (Trapez., Serr., Delloid., lU^ctor.)
ihrer elektrischen Contraclilität berauht fand. (XL
p. 82, XX. A^üt 15.) — Ebenso bietet die titcktr«
ein wichtiges diagnostisches Kennzeichen zwischeq
fler Parqlijsie generale der Irren und der gener a-.
üsirten Paralyse, welche auf progressiver 5luske1atro-
phie beruht: Grstcrc , welche bekanntlich stets auf
ifehirnkrankheit beruht, zeigt unversehrte Muske(-
irritabilitUt ; hei letzterer haben die gt'lähmten Mus-
keln ganz oder zum Tiieil das Vermögen verloren, ai^f
Faradisation zu rc:igiren. (N. XV. XVI.)
h) Spinal-bedingte Lähmungen, Der Satz
von Marsh al- Ha II, dass hier die Irritabilität def
gelähmten Muskeln geschwunden sei, trifft in der
Regel zu f hat aber Aui^nahmep , von denen ein FaH,
zollgrosser gänzlicher Schwund der centralen grauen
Bückenmarksubslanz (I. p. 26), mitgetheilt ist. —
D. modificirt daher jetzt (XI. p. 18., XVI. p. 3) da«
fil.-H'sche («eseU folgendermaassen : „Anatomische
Verletzungen der sämmtlichen constituirenden Theile
des B. M. bewirken Verlust oder Verminderung der
eiektromusk- $easibilitltt oder der IrritabilitäU'«
35
274
dichter, üb. buchenne's elektro-physiol. Arbeiten.
c) Hysterische Lähmungen [es steht uns
frei, sie zu a) oder b) zu rechnen] zeichnen sich
dadurch aus, dass die elektr. Contractilitäl unversehrt
bleibt , wahrend die elektromusk. Sensibilität verrin-
gert ist od. fehlt : letzteres sogar in Muskeln, welche
(schon wieder) vollständig dem Willen gehorchen.
(XI. p. 19, I. p. 36.) Diese MuskelanSIsthesie ohne
Bewegungslahmung kann auch spontan eintreten.
Die bekannte Hautanästhesie der Hysterischen fand
D. oft , seihst wo darunter liegende Muskeln völlige
faradische ^ens. und Contr. zeigten ; auch die Kno-
chenhaut kann bef Hyst. total uiiempBndlich weiden.
(I. p. 37. 38.) — Die Prognose bei hyst. L. ist
meistens gut.
d) Bei den Bleilähmungen (I. p. 10 f.,
XL p. 16 u. a.) verlieren gewisse Muskeln ganz oder
zum Theil das Vermögen, sich auf eleklr. Reizung zu
contrahiren (ilicss sind der gewöhnlichen Reihenfolge
nach : Extensor digitorum communis ; E. indicis,
E, digiti minimi; E. longus pollicis , E. carpi ra-
dialis und ulfiaris, Abductor longus poläcis ; Tri-
ceps braclui und Delto'ideus); dieselben zeigen dann
auch verminderte elektr. Empfindlichkeit; sie sind
diejenigen , welche zuerst das willk. Bewegungsver-
mögen einhüssen, und welche schlüsslich schwinden.
Manchmal sind sie aber noch willkürlich beweglich,
wenn sie langst die farad. Contraetilitat eingehüsst
haben, lieber die hierdurch bedingte eigenlhUmliche
Fingerstellung haben wir oben berichtet. (C. 1. a. h.)
— Gewisse andere Muskeln werden (so weit D.'s
Bi-obachtungen reichen) niemals von BleilShmung
ergriffen: so z. B. die Pingerbeuger, die Interossei
und der Supinalor longus, welches letztere sogar zur
Diagnose (zum Unterschied von der Lähmung des
Nervus radialis) dienen kann. — Selbst da , wo die
Bleilahmung in Paral. generalis übergegangen war,
Hess sich obiger diagnostischer Charakter an den
Vorderarmmiiskeln noch nachweisen. (S. die 3 Fälle,
XIIL p. 32. 3 4. wo die Bleilähmung sich zuletzt mit
allg. u. Zwcrclifellslälmiung complicirte.) — Selbst
wo das blaue Säumcheu am Zahnfleische, wegen
Zahnmang«>ls fehlte, wo Pat. von dem genossenen
Blei Nichts wusste (z. R. nach vergiftetem Wein), und
wo weder Kolik, uorli StuhlvHrslopfung vorhergegan-
gen war , wurde die Üloivcrgiflung durch obige Mo-
mente noch erkannt. — Die Heilung solcher Blei-
lälmiungen erfolgt mcisi lau^saui und schwierig, ist
aber oft durch Paradisalion noch möglich , wie die
mitgetheilten Fälle bvwt'ison. (I. p. 11 ff., IX^ p. 3,
XUL p. 32. XXIIL p. 101 f., XXV. p. 84 — 89.)
e) Die sogen, rheumatischen Lähmungen,
d. h. die, welche sichnach Neuralgien, nach Muskel-
rheumatismen oder ganz urplötzlich nach angeblichen
Erkäliuugen einfinden (I. p. 30 — 35, XL p. 18),
zeigen ganz normale elektromuskuläre Contraetilitat
der hefallencu Muskeln (so lange diese nicht fettig
entartet sinJ). und bisweilen deren elektr. Empfind-
lichkeit gesteigerL — Diess kann vorkommenden
Falles zur Diagnose dienen , namentlich zum Unter-
schied von der Bleilähmung , welche hinsichtlich da
Sitzes (im Vorderarm) und der verlorenen Tonicitit
(der deformen Haltung) oft der rheuma tischen L
tauschend ähnlich ist, sich aber durch Mangel der
elektr. musk. Contr. in den befallenen Muskeln unter-
scheidet. (I. p. 34, IX. p. 4, XX. Aug.) -^ Die
Heilung alter, in Muskelschwund abergegangener,
rheumat Lähmungen ist schwierig. (XXIIL p. lOOL,
L p. 30 f.) 1).
f) Lähmungen durch Uebermüdung, Er-
müdungslähmungen. Diese im Ganzen nicht seltoc
Klasse, welche besonders bei gewissen, zu andauen^
einseitiger Muskelanstrengung zwingenden Handver-
ken, als Folge übertriebener und unausgesetzter Cos-
tractionen bestimmter einzelner Muskeln, vorfconal
[daher den Ermüdungsschmerzent z. B. beim Reitet-,
Fechten-, Turnen - Lernen , und den Ermüdwp-
Krämpfen: Schreibekr. , Schuster-, FlöteDspiele^
Krampf, Hahnenspath der Zugpferde u. s. w., s. ■
„Grundriss der inn. Klinik«* 2. Aufl. S. 463, gau
nahe verwandt ist] und späterhin in Atrophie u. Fell-
en tartung der befallenen Muskeln überzugeben pllegl
(XIL p. 407), kam Herrn D. in mehrfachen Expi
vor. Wir sahen hei ihm einen Ciseleur, dessei
Handmuskeln, bes. am Daumenballen (in Folge itetei
Festhaltens der Instrumente), so wie die TrapeiB
geschwunden waren. D. bemerkte, dass die Tripeoi
oft bei Leuten, welche sich andauernd krumm bilM
müssen , gelähmt und atrophisch werden. — (Eine
schmerzhafte ErmUdungslähmung der Hand bei eiaen
berühmten Ciaviervirtuosen L — y, von 3jahr. Dauer,
heilten Seh. und Br. , XXIV. p. 622, durch locik
Faradis. der Vorderarmmuskeln binnen 21 Tagen.)
g) Lähmungen einzeln er Nervenslä»-
me, bes,x der gemischten. (S. 1. p. 18 (f., XIlI.
p. 21 — 121 u. XX. ücL Nov.) .Deren häufigste
Ursache ist Verwundung, Dehnung, Stoss, Quetsclii»;i
Erschütterung oder sonstige mechanische Beleidigoig
des h^tr. Nerven , besonders oft ein Druck, z. B. des
beim Schlafen auf den Arm aufgestützten Kopfes, od.
1) Debout (XX. Nov.) erwähnt noch die durch r«"
örtliche Verletzung de$ Muskels entstandenen Lähm»
gen, i. B. in Folge vuiwQuetschungen (jetzt häufig bei &***
bahnarbeitprn , bes. durch Einstürze) , durch überiDi«y
Muskelausdehnung , durch Verwundung, Knochenbrücbf. ^*
unterscheiden sich, wie die rheum., dadurch ?on den Ner«>'
ferlelzungen (s. u. g.) , dass die eleklro-inusk. Coniractiliü*
des Muskels erhallen bleibt. Die Eleklr. erwies sich hier
als ein vurtreffliches Heilmittel. — Zu diesen L. rechnet
Debout auch die essentielle Harnblasenlähmoag, ^^'^
nach allzulanger ürinverhaltung eintritt , als Folge ^^^
siger Muskelausdehnung. — Auch Duchenne benlbrt (U.
p. 85 f.) die durch eine andauernde falsche ^^^*/fv!
Stützung auf einen Arm) oder Compression eines f^^*^
entstandenen Lähmungen und theilt einige solche Falle mHt
wo die elektr.-musk. Contr. wohlerhallen blieb. Er »"rj |
sie aber doch zu den schwachem traumatischen ^^^^''V
mungen (g.) rechnen zu müssen. — Hei Aran C*'";' .^ |
ich eine Lähmung der Extensoren, welche binnen 10 MJ""**" '
eingetreten war, weil Pat. auf dem Vorderarm gejlüut J«"
schlafen hatte.
Richter, ttb. Dachenne*s eleklro - physiol. Arbeiten.
275
einen Maschinentheiles u. s. w. (Vgt. XX. 15. Oct.).
Wir bedauern, dass der Baum nicht erlaubt, die
sahireichen, auch ttbrigens in neuropalholog. Hinsicht
wichtigen Falle, auf welche D. seine Forschungen
gründet^ mitzutheilen und begnügen uns dieselben
hier aufzuzählen. Es sind folgende :
Frisch entstandene: XF. p. 23, 37, 40, 43, 46, 50.
Feraltete: XI. p. 55, 58, 60, 73.
Lähmung des Armgeflechtes: XI. p. 33, 37.
— — — Aach einer Oberarmverrenkung. IX. p. 2.
VIII. Mai, XL p.23 f. u. XX. 15. Oct.
(Vambelle's Fall),
desgl. XI. p. 40 u. XX. 15. Oct. (Mail-
lel'sFall.)
— — — Arm-u. Nackengeflechtes : XI. p. 37. 50.
Lähmung <Bes IVervus cireumflexus hutneri: XI. p. 46 f.
(HaumoDt'8 Fall.)
Lähmung des Nervus eubitalis: I. p. 20 u. XI. p. 43.
(Beale'8 Fall).
VIII. p. 478, XI. p.58 u.XX. Od. (Mus-
set'sFall).
XIX. p. 17. (Marlier's Fall).
[vgl. M. Meyer, XXIV. p. 94].
Lähmung des Nervus radialis: J. p. 18, XI. p. 55, 85,
94, 96.
Lähmung des Nervus poplitaeus : XI. p. 73.
Lähmung des Nerv, facialis: 8. oben unter C. b. 5.
Aus diesen Fällen ergab sich Folgendes. Die
locale Paradisation giebt hier ein bisher völlig unbe-
kanntes Mittel an die Hand, um diese Lähmungen von
andern Arten, so wie bei ihnen selbst jeden einzelnen
gelähmten Nervenast oder Muskel genau zu bestimmen.
Uebrigens werden, wenn auch nur ein einzelner Ner-
venast verletzt ist, die tlbrigen in demselben Stamme
durch eine gewisse „Solidarität'* (s. o.) bald mit er-
griffen und daher die von ihnen versorglen Muskeln
mitgelähmt. Die Folge der Nervenverletzung ist am
häufigsten Lähmung der willkürlichen und der galva-
nischen Contractilität ; letztere tritt binnen 1 bis 2
Wochen ein und ist bei allen veralteten Fällen dieser
Art diagnostisch und prognostisch wichtig. Denn
die Schwere u. Unheilbarkeit einer solchen Lähmung
steht in geradem Verhällniss zu dem Grade, in wel-
chem die betroflenen Muskelbündel sich bei der loca-
len Faradisalion unbeweglich zeigen. Doch lässt sich
auch in letzlern Fällen manchmal durch gehörig lang-
fortgesel^zte Behandlung mit intensiven und schnell-
schlägigen Strömen noch Heilung erzielen. — Der
Ferlauf der Genesung ist bei dieser Kurarl so : es
stellt sich zuerst die elektr. Sensibilität des Muskels
wieder her, dann die Haulwärme (wahrscheinlich in
Folge reichlichem Blutzudranges) und alsdann die
Ernährung des Muskels; zuletzt die Contractilität, u.
zwar erst die unwillkürliche (tonische) und zu aller-
letzt die willkürliche. (N. IX. p. 3. XI. p. 97 f.. XX.
Aoüt, Nov.) Eine beim Localfaradisiren sich zeigende
Schmerzhaftigkeit des Muskels ist daher ein gutes
prognostisches Zeichen. — Je näher der gelähmte
Muskel deh Gentralorganen liegt» desto früher zeigt
sich in ihm die Heilwirkung der Eleklricität. Nach
vollbrachter Heilung kann* aber die elektromuskuläre
Contractilität des betr. Muskels (trotzdem , dass er
wieder gutgenährt, warm, und kräftig willkürlich
bewegbar ist) dennoch verloren bleiben ! ^) Eine
Heilling liess sich (entgegengesetzt den bisherigen
Meinungen) in der Mehrzahl dieser Fälle erzielen:
durchschnitllich erst in 2 — 3 Mon., manchmal zau-
berisch schnell , manchmal nach Jahre lang fortge-
setzter Faradisirung. Merkwürdigerweise erfolgt bei
veralteten Fällen in der Regel schnellor Heilunj^ als
in frischen, was D. daher erklärt, dass bei den letz-
tern noch geraume Zeit verstreichen müsse , bis die
anatomische Verletzung des Nerven seihst ausgeheilt
sei und so die Innervation vom Centrum aus wieder
in den Muskel einströmen könne. (IX. p. 3, XI. p. j 07.)
Da aber nach D. die locale Faradisation hauptsächlich
dadurch nützt, dass sie die Örtliche Ernährung des
Muskels befördert, so wendet er sie auch in frischen
Fällen solcher traumatischen Nervenlähmungen an,
um der Atrophie des Muskels vorzubeugen. — Diex
Muskeln, welche nur consensuell (durch die Solidari-
tät s. 0.) mitgelähmt waren, lassen sich durch Fara-
dismus ziemlich rasch heilen.
h) Partielle Lähmungen der Kinder. Sie
sind bisweilen angeboren, oft Folge von Krampf-
krankheiten oder von Rheumatismen [oder von Ge-
wöhnung an Nichtgebrauch, willkürlicher Ruhehal-
tung des Muskels? R.]; die elektro-mnsk. Contractilität.
ist hier manchmal noch unversehrt (sogar nach 12jähr.
Dauer der Lähmung), manchmal geht sie (sogar
rasch) verloren. (XI. p. 84, VII. p. 8 f.) Die Mus-
keln können dabei schwinden oder fettig entarten,
was natürlich die Prognose trübt; übrigens kann man
hier schöne Heilungen erzielen, muss jedoch sehr
raschfolgende und schmerzhafte Schläge vermeiden.
i) b\e Muskelatrophie (die primitive, idio-
pathische, locale, hei. progressive und selbst all-
gemein werdende generaUsirte) war häufig Gegen-
stand der Beobachtungen D.*s, welcher auch wohl
dep Anstoss zu den Bearbieitungen (N. XVU. XVlll.)
gegeben und auch zu dem neuesten M6m. von Cru-
veilhier (XXVIl.) wesentliche Beiträge geliefert
hat«). Wir müssen uns begnügen, das unserm Au-
1) D eb 0 u t (XX.) hebt diess besonders hervor, um lu
beweisen , dass die Faradisation nicht blos als eine Art von
Gymnastik des Muskels nütze. Denn es könne eine Heilung
erfolgen, ohne dass ancb nur ein einziges Mal der elektr.
Strom eine Muskelcontraction hervorgerufen habe !
2) Andererseits ist nicht zu übersehen, dass mehrere
der wichtigem Fälle von C r u v e i 1 h i e r herrühren, indem sie
auf seiner Abtheilung beobachtet und auf seine Veranlassung
genauer untersucht wurden. Dahin geboren namentlich die
3 Haupllälle der allgemeinen (generalisirten) Mnskel-
atrophie : ^^_
Legrand: XVII. p. 27, XV. p. 14, XXVIl. p. 237.
Der Schi ffscapitän: XVII. p. 28, XV. p. 35, XIII.
p. 28, XII. p. 296.
L e c 0 m l e : XVII. p. 30, XVIII. p. 574, XV. p. 7, XXVIl.
p. 239. LeUterer ist in der betr. Literatur und
bei den Besuchern der Chariti (in welcher er von
1850 — 53 lag) , unter dem Namen Je Saltim-
banque'* wohl bekannt. Ich seihst sab ihn im
Sommer 1852 , wo er schon , ausser Scj^lucken
und Alhmen,,^^y^e^^^jj^wegungenmebr aus-
fuhren konnte. " Ö " ^
576
Richter, Ob. Buchenne's elektro-pliysiol. Arb^ii^n.
tor Ei^nthtlmlictie hervorzuheben. Ü. unterscheidet:
1) die Atrophia muscularis adiposa, d. i. . die
A r a n *sche sog. progressiva (^ahrhh. LXX. 1 75.), die
Pardlysis fl/ro/?Äica T h o u v e n e l 's und Cruveil-
hier^s (über die Ünzweckroassigkeit dieser Benen-
nungen s. ausf. XV. p. 14. 39. 46. 51.). — 2) Die
Pardlysis generalis der Irren, — 3) die A spina-
lis generalis oder P. gener. ohne Irrsein , — und
4) die P, generalis saiurnina. (Auch durch Miss-
Liauch des Brannlweins, durch giftige Gase, nament-
lich durch die SchwefelkohlensloffdUn^e in den Fahri-
gen des vulkan. Kautschuk kommen Lähmungen vor,
welche der allg. L. der Irren gleichen. XV. p. 5.) —
5) Den durch Nervenverlelzung bedingten Muskel-
schwund, und 6) die reine Muskelairophie, Maras-
mus essentialis. (XV. p. 5, p. 47.) Erstere, die
fettige Atrophie der willk, Muskeln , ist eine jener
rein localen Muskelkrankheiten, welche noch immer
fülschlich als Paralysen bezeichnet werden , obgleich
hei ihnen die willkürliche und oft auch die eletitr.
ContractilitSt sich noch lange Zeit erliVlt, bis das
MttrtelHeisch im höchsten Grad geschwunden ist. D.
beobachtete sie zuerst an dem Pat. L e g r« n d (über
welchen er bei Ar an, XVIt. p. 27, berichtet) und
reichte schon 1B49 darOher ein M^ra. bei der Akade^
mie em. Der Gang dieser f^ttentartong ist Iblgen-
^4er: zuerst werden die Querstreifen der Muskelfasern
unkenntlicher, die Llngsstreifen hingegen deutlicher;
dann schwinden erstere ganz, während sich schon
deutliche FetltrApfchen im Muskelgewebe bilden;
spater werden letztere immer reichNcher und die
Lxng sfasern (mde>eiHch ; sodann findet man nur noch
Feitmolekttle , welche endlich zu einer amorphen
Masse zerfallen. (XV. p. jO — 12 mit Holzschnitten).
Die erste Periode dieser Entartung {Periode der
Atrophie D. , Atrophie par macilescence Gruv.)
kann sich lange hinausziehen; dies« ist dann Aran's
progressive Atrophie. In der zweiten Periode (Per.
der fettigen Transformation) hört die GontractilitSt
der Muskelfasern auf. Die Nervencentra linden sich
bei dieser Krankheit, auch wenn sie fast alle willkür-
lichen Muskeln ergriffen hat, vollkommen gesund,
[Xnr fand Gruveilhier in den beiden eclatanten
Füllen von Legrand und Lecomte die J^urzeln
der vordem Rückenmarksnerven geschwunden, so-
gar zum Theil ganz in Neurilem verwandelt« und de-
ducirt daher den nervösen Ursprung der Krankheit :
eine Ansicht, gegen welche sich D. (Xll. p. 438 f.
«. XV. p. 36 f.), in Hinblick auf die im Leben beob-
achtete Reaction gegen Faradismus^ n0ch zu sti^tfaben
scheint. Die nichtgestreiften, organ. Muskelfasern
fand Cr UV. vlillig gesund, z« B. Oesophagus, Magen-,
Harnblasenmuskel.] — Die Ursachen dieser Krank-
heit sind dunkel. Anhaltender Nichtgebrauch eines
Muskels, Ueberanstrengung desselben (s.oben sub f.),
Bheumatismus u. s. w. konnten in einzelnen Füllen
angeführt werden , genügen aber nicht zur allseitigen
Brklllrnng. Gans l»estimmt war in einzelnen Fallen
eine erbliche Disposifion zur fettigen Atrophie der
Muskeln nachweisbar: so z. B. bei dem Öfters aufge-
führten Schitikcapitain, der sein trauriges Ende sidNi
voraussagte , weil sein Bruder und Onkel an demsd*
ben allgem. Muskf Ischwinden gestorben waren, vü
in einem zweiten (XV. p. 34 erwähnten) Falle. Die«
erblichen Muskelatrophi^n scheinen die nnheilbarsia
zu sein. Uebrigens gelingt es bisweilen, diese Mos-
kelkrankheit , wenn der Muskei noch nicht ganz ii
Fett entartet ist, noch ganz oder theilweise miUek
kraftiger localer Faradisation zu heilen oder tan
Stillstand zu bringen, und schon deshalb würde der
Name progressiva niohl ganz passen. (S. die Fllk
XIIL p. 30, XIL p. 297. 300. 409, XXIIL p. 101.)
Sie tödtet, wenn sie allgemein gevvorden, dorch Er-
stickung wegen Lähmung der Alhmungsmuskeln, lies.
des Zwerchfells und der Intvrcostalmuskeln. (Xlll.
p. 26 und die andern oben erwülinten PlUe «m
Le^rand, Lecomten.A.)
Die andern allgemeinen Lähmungen (A ghi-
rales), welche man mU dieser Form verwechselt hat,
unterscheidet) sich hinreichend, frei der Paralpi
gemr. der Irten ist während t!e$ Lebetks SlOtinit
der Hirnfunction und völlige Integrität der elekir.-
musk.€onlractilität in den gelähmten Theilen vorlitB-
den ; nach dem Tode findet sich das Muskelfleisck
schon rolh Und, ohschon atrophisch» doch durciMBi
nicht entartet (Lebert, XV. p. 43), wogegen dit
Section stets Abnormitäten in der SchädelhOhle nadi-
weist. — Die von D. die spinale genannte äugend»
Muskellähmung (s. die Fälle XV. p. 14. 23. 25.)
bedingt eine zeitig eintretende Schwäche der Moskeln,
erst .päter Schwund und theilweise Verfärbung oder
stellenweise Fettentartung derselben; die elektr.-
musk. Gontractilität geht hier zeitig und schon T«r
der willkürlichen Gont;*aclilität verloren ; das Geliin
ist gesund , dagegen Öfters schwere DesorganiB^lioi
im Rückenmark zu finden. (XV. p. 25.) D. siebt
daraus den Schluss, dass alle Paral. g^n., bei deoes
sich die Muskeln beim Faradisiren gut contrahiret,
früher oder später in Geisteskrankheit enden, f^
welchen Satz er mit Sandras in Polemik geralbu
ist. (XVI.) — Eine von der Atrophie groissm
(progressive) ganz verschiedene Form von allgeniei-
nem Muskelschwund beobachtete D. bei Dr. Vigis
(maison natlon. de sant^) und beschreibt sie als if^
rasmus essentialis (XV. p. 47.) Hier schwanden, hä
gutem Appetit u. ohne alle bekannte Ursache, sSmoii-
liche willkürliche Muskeln und das Fett rasch ood
gleichzeitig , reagirlen jedoch sehr lebhaft auf eleklt.
Reizung; die willkürlichen Rewegungen waren alle
möglich , aber PaL höchst entkräftet. Der Tod er-
folgte durch Erschöpfung nach hinzugetretenen Durcb-
fällen. Die Section zeigte die Muskeln dünn, «ber
gut gefärbt und durchaus nicht degenerirt; alletB-
nern Organe gesund, nur die Leber etwa '/g w ^'^''''
mit verdickter Hülse; Magen- und Darmmaskeb g^
schwunden ; Herz klein. Solche Fälle kommen 0ftcf i
vor (einen erzählt Lobslein): dahin gehören a^ch
die „lebenden Skelete'*, welche sich bisweilen öfefl'- |
lieh sehen lassen. Sie haben mit AVan's Mos^^'
atrophie nichts gemein. — Von der dutck BMf^
Riebt fei-, ab. dieVtsdl« -etektl^-lphjriiol. AAtiUn.
m
giftung htitngtun aflgem. Lähm^in^ (P. »atutnine
gSn^alisSe) berichtet f), einen Fall (X!ll. p. 32);
ter diagtiostisehe Charakter: r^ranÜsthe Un^ltopfitid^
liebkeit in den Stretkmuskeln des Vordetarmis , "be^
wahrite sich hier vonkomtnen , wahrend andere M\}^-^
kein ihre Irritabilität behalten hatten.
k) MuskelcoRtracturen : von D. , nach den Ge-
brauch der Pathologen, bes. der französischen, als
Spasmus tonicus chronicus ^ CotUraclion tonique
des muscles betrachtet, wogegen wir, wie schon
oben herülirt, viele hierher gehörige Fülle als Ver-
kOr^iingeii 4e% Sehnengewebes der Muskeln (Ritrac-
luren N e u m a n n 's) ansehen und uns , da diese ge-
wiss oft rn geschwächten Muskeln , z. B. bei Sko-
liose* stattfinden, damit der Gudrin'sche Paradoxe
nähern^ »«dass die spasmodische Contractur nur eine
Form der Huskelparalyse sei.«' (XXVIL p. 235.)
Wir haben schon oben mehrere Fälle erwähnt , die
D. als „Conlraclur, nickt Lähmung*' betrachtete» und
verweisen darauf. Debout (XXI. p. 350) unter-
scheidet 3 Grade der Ausbildung solcher Contractu-
ren , bes. bei schiefeui Hals. Zuerst ist der Krampf
wenig ausge!:j)rochcn und der Kranke nimmt hios in
Folge eiiH^s Muskelschmerzes eine ungewöhnliche
Baltung des befallenen Theiles an , kann aW , wenn
er will , die richtige Stellung einnehmen , anch d^n
betr. Muskel selbst willkorlich bewegen. Mach län^
gerer Dauer kann der hiose Wille die DeformiiHt nidift
4nehr ausgleichen« wohl aber die Hand des Chirurgen
[besser Gymna«ten]. In 3. Grad endlich ist der
Muskel organisch verändert, die Brhabenlieiten , die
er unter der Hand bildet, und die Dehnbarkeit seines
Gewebes sind verloren gegflngen; die schlechte Hal-
tung ist permanent und kann auch durch äussere Ge-
walt nicht wieiler ausgeglichen werden. — In der
Behandlung solcher Conlracturen hat Duchenne
neuerdings (XIV. p, 337) einen erfolgreichen Weg
eingeschlagen, indem er die Antagonisten des betr.
Muskels, und bei den auf die Mittellinie des Körpers
wirJ( enden Muskeln den gleichnamigen Muskel der
andern Körperhälfte faradisirte: also bei C^ntr. des
AhomboYdulis den Serratusanticus major (XXI. p'. 352);
bei Contr. des ober n Bündels vom rechten Trapezius
dasselbe Bündel des linken Trap. (XI V. p. 340.
8. oben G. n. 4. Fig. 13); bei Contr. des kleinen Zy-
gomaiicus rechts, denselben der linken Anllilzhälfle
(XIV. p. 341). D. sagt, man verstärke dadurch die
tonische Kraft der faradisirten gesunden Muskeln und
könne sogar in ilmen künstlich eine Conlractur her-
vorbringen.
i n h a n g.
loh l^enulle diese Gelegenheit, um noch einige
Leistungen deutscher ^4 erste im Fache der
elektrischen Physiologie und Therapie mitsulheilen,
io Weit dieselben mir (grösslentheils auch durch eigene
AnsclMiuuMg »uf Weisen) bekannt geworden sind.
I) In Berlin übt der Dr. Mnritk Meyet,
6in in den phystolog. Schulen ton Berlin , Prag und
Wfett giebn^«te)^ J^ge^ Arzt, Oranfenh^r^^ ^ni»f(^
Nr. 46, schon seit lä>ngeref feit die Heiielektricit.it,
aut^h tiath Duchenne'sthen Prineipien und unter
Benutzung des Dubnis^Reymond *schen Induc-»
tlMsappämtes. Ich sah bei ihm wehrcre interessante
FäH«, welche für dtese Hehandlung passen. Andere
ha* er in der 6hen cit^rHen ScIiriTi (N. XXV) fceschrie-
hen: namenttich Bleikoliken (rtiit Netiralgien unil Lth-
tomngen complicirt) , Facialparalyse , Facialfcrampf,
Anääthefirie der 4 ohern Cervrcal - Nerven , Stimttritt'-
krämpfe. Dieses Schrificheli, welc!iein>on der Genttr
ärHi. Societät der zweite Preis (der nächste nach
Duchenne) zuerkannt ward, ist eine der klarsten
untl »rationellsten Darsfteflnngen der Etettrotherapie
in Ihrem verschiedenen Richtungen , welche wir be*
Bftven , und wir hrofTeli , daiis der Vf. diese Concurs^
st^rfft demnächst, unter Hinzunig«ng des seitileni
bekannt Gewordenen, für ein d^utaches Pnhlikum
bearbeiten werde. Daher enthalten wir uns hier eines
nähern Eingehens auf dieselbe.
"2) Ausserdem haben neuerdings in ßerKH die
BDr. S a m 0 j ^ und b ö h m auf der Alexanderstrass^
t(r. 53 (am Alexandetplatie , Eingang Prenzlauer-
Strasse Nr. 31) ein gros^ariiges „Heilinslitut durch
GaJvamsmus und MagnetelektricitS^* eröflhei, Aber
welches eich sieht nur die poiit. Blätter Berlins (z. B.
die Nationalzeitung) , sondern auch ärztliche Notabi'-
liläten (z.B. Dr. Trosehel in der medicin. Vereins-
Zeitung. Septbr.) sehr günstig ausgesprochen, und
welches ick ebenlalls , kurz nach seiner Einrichtung,
besteht habe% S* und B. erzeugen in einem, von den
^Semäcbera entfernten Loc4iJe mittels mehrerer D»-
nieirsfcber Elemente, „mittels einer Centralbatterie",
die £iek|ricität, welche sie zu Uiren Heilungen brau-
chen und leiten dieselbe mittels umsponnener', am
Boden der Zimmer fortlaufender Dräthe nach den zur
Krankenbehandlung dienenden Sesseln und Betten ^).
An jedem Sessel ist ein Kasten angebracht, in wel-
cliem sich eine InduotioHseptrale , nebst den von
ihr an die Glieder des Pat. zu führenden Lel-
tuogsdräthen und verschiedenen Rheophoren befi*-
ikt, so dese viele Patienten zugleich und in ve^-
schiedenen Weisen behandelt werden können. Dls
Programm, welühes S. uml B. im Jani 1868 aaag^
geben haben (gratfs in der HirschWald'acben Buch-
liandlung), ist sehr gut dbgefasit and enthält ^ie
richtige Bemerhung: die Anwendung der Heilelchlr.
und ihre Geachithte gleiche «ler der Kaitwasserkureii.
So wie dtese, und wie ehedem die grossen cktr.
Operationen, -der Steinschnitt , der Staarstich» 4er
Brurhschnitt in den blanden reisender Marktschreier
ihre Kindheit durchmachen rnftssien, ehe sie von
1) Tn gleicher M^eive hat Duchenne de Boalogne
aef der Terniflse seiner Woboeng eine constant thätige Da-
fiiell'sche Batterie , iDillels deren er sogar einen elektrischen
Telegraphen unterhalt , durch welchen letztem er mit seiner
Gattin und mit dem Bedienten correspondirt , Fremde ange-
meldet bekommt u. s. w.
S78
Richter, ttb. deutsche elektro-physiol. Arbeiten.
wiMenschafUichen Aerzten in Pflege genommen wur-
den : so sei auch die Heileleklr. von luedic. Mügneli-
seuren u. s. w. gehandhabt worden. Und so wie die
Kaltwasserkur am besten in besondern , für alle For-
men dieser Therapie ^ eingerichteten Anstalten ausge-
übt werde: so sei auch für die verschiedenartigen
Anwendungen der Elektr. ein besonderes Institut
nOthig» dem die Aerzte solche Külle, welche sich da-
ffir eignen , . zusenden müssen. Letzleres ist auch
von den bekannten Berliner Auloriläten R o m b e r g,
Wolff, Hörn» Ideler, Troschel u. A. ge-
schehen. — Neuerdings haben S. und B. (laut Na-
tional-Zlg. 17. Aug^) ,,im Mariaonepbad aur der
yyueuen Friedrichstrasse Nr. 18 eine Abtheilung zur
y^Anwendung der verschiedenen Formen des kalten u.
»»warmen Bades in Verbindung mit der Elektr.** ein-
gerichtet» wovon Ref. sich eine recht klare Vorstel-
Jung nicht machen kann.
3) Längere Zeit übt ausserdem in Berlin schon
Dr. Bamberger (französ. Str. Nr. 48, Doroth.-Str.
19. u. Charlottenstr. Nr. 56) jetzt in drei Instituten
die Heilung mittels der Terschiedenen Elektricitats-
arten, denen er, seinen eigenen Angaben zufolge»
auch den ikierischen Magnetismus hinzugesellt.
4) In ff^ien üben ausser Dr. Schlesinger
(dessen wissenschaftliche Abhandlung über die Elektr.
in diesen Jahrbb. LXXVIIL 279. wiedergegeben ist)
neuerdings die DDr. Schultz und Brühl, deren
Aufsalz (N. XXIV.) wir oben mit benutzt haben, die-
ses Heilverfahren nach Duchenne 's Anleitung aus»
indem sie sich dabei' eines vom Nechanikus /. F.
Jaro zu Wien (an der Wieden» Trappelgasse Nr. 385)
recht neii gefertigten Induclionsapparates bedienen»
der jedoch an Intensität der Wirkung den Duchen-
ne'sehen nicht erreichen kann. — Ausserdem fand
Bef. im Dianenbad ein „magnetisches Bad** angekün-
digt: wohl nur eine Spielerei? .
5) Dr. Wertheimber aus Wien» jetzt seil
Jahren in Paris wohnhaft, hat sich in neuerer Zeit
die Verwerthung der Folta-Elektrivität für Heilzwecke
zur Aufgabe gestellt. Er benutzte dazu eine aus 10
Bunsen'schen Elementen zusammengesetzte Batterie»
deren innere Zusammensetzung er uns (1852) noch
geheim hielt. Er wendete a) dtm positiven Pol an,
um in Aneurysmen und Varikositäten das Blut gerin-
nen zu machen [galvanostyptiscke ^irkungl, was
ihm auch in mehrern , uns im Hdp. St. Louis u. Piti^
vorgestellten Füllen gelang, b) Die negative , was-
serstoffentwickelnde Elektr. Hess W. aus einer mittels
isolirender Bougies in die Urethra eingebrachten Olive
ausströmen» und gelangte, indem er diese gegen die
Strictur dauernd andrückte, ziemlich rasch dazu, über
die Verengung hinwegzugleiten. Dagegen haben Pa-
riser Autoritäten (Leroy d*Etiolles) eingewen-
det, dass diess auch beim blosen ruhigen Andrücken,
ohne (lalvanismus , gelinge und die Sache ist daher
noch streitig. (Vergl. den Bericht von Jaksch N.
XXVl. S. 188.)
6) In Breslau hat Dr. Middeldorpff, eta
gewandter und kühner Chirurg , eine glückliche An-
wendung der Galvanokaustik ausgeführt» indem er
den durch Galvanismus weissglühend gemachten Pia-
tindrath anstatt des Messers zu fast schmerz- u. blut-
losem Operiren anwendete. Besonders glünzend iA
ein, auch in viele politische Blätter übergegangener
Fall, wo Dr. M. einen auf keine andere Weise operir-
baren Kehlkopfspolypen, der einem geistlichen Hern
langsame qualvolle Erstickung drohte , im Nu mittels
des glühenden Platindrathes exstirpirte » so dass PaL
jetzt schon wieder sein Amt versieht. (VergL Gflnsb.
Zeilschr. f. klin. Med. IV. 4.; Jahrbb. LXXX.20.)-
Der Apparat, dessen sich M. bedient u. den er mir zi
demonslriren die Güte hatte, ist eine sehr kraftige aai
vier grossen Platinzinkelementen zusammengesetzte
Säule od. Batterie, u. war in Breslau etwa fOr 60Tblr.
gefertigt. Die verschiedenen Leilungsapparale f&r des
-Plalindrath hat Dr. M. selbst erfunden. Die Wirkst;
ist überraschend schnell: Holz, Weichtheile u. s. «.
werden von dem weissglühenden Dralbe „wie Butter"
zerschnitten.
7) In 4Siessen hat neuerdings Dr. E c k a r d Ver-
suche mit der muskellähmenden und krampfstillendei
Wirkung des ununterbrochenen » Volta*schen Strom
gemacht» worüber in diesen Jahrbb. LXXIX. 153 be-
richtet ist. Eme therapeutische Anwendung dersel-
ben wird nicht lange auf sich warten lassen.
8) Dr. Elard Bomershausen, einer dei
frühesten Förderer der Heilelektricität, hat neoerlich
„(fie Heilkräße der Elektr. und des Magnetismus^*'
in zweiter Auflage (Marburg» Elwert*sche Univ. Budh
handlung, 1853. 8. 28^. und eine RupferUffel]
herausgegeben. Nach einigen, nicht ganz stichhalti-
gen Aussprüchen über die vitale ElektriciÜlt und die
Functionen unseres Nervensystems, beschreibt er seini
verschiedenen elektrischen Heilmittel: V)DeH elektro-
magnetischen Heilapparat t bestehend aus eineai
Elektromotor (Kolilenzink- Element) und einem /ji-
ductionsapparat , nebsl verschiedenen Bheophoren:
nichts Besonderes (Preis 6V2 Thlr.). Nach R. soU
der primäre Strom vollkommen schmerzlos wirken [?},
die latente Wärme aufregen, den Blutlauf u. die vitak
chemischen Processe, die Secretion und Nulritioi
befördern u. s. w. ; der secundäre soll Örtlich reizei
und Stockungen der Nerven- und Geflässthatigkei
beseitigen. VergL R.*s Schrift: die magneto- elektr
Rotalionsmaschine. Halle 1847. — 2) Den g^ab€t
no'-elektriscken Bogen ; eine Zink - und eine Stllier-
platte, mittels eines seidebewickelten Kupferdrathe
verbunden (Preis 20 Sgr. » s. R.*s Schrift t^der gal
vano - elektrische Bogen/* Halle 1848). Bei rbe»
mat. und neuralg. Schmerzen hat Ref. sich des Aof
legens dieser Platten öfters mit Erfolg bedient: uBte
der Zinkplatte entsieht leicht Jucken und Bildnnj
kleiner rolher Papeln. — 3) Die elektromotorisek
Essenz: in der Geiss*schen Officin zu Aken fil
5 Sitbergr. das Zweiuncenglas zu haben » deren Ein
reibung bei unterdrückter Hautlbäligkeii die LeiiUDi
Richter» üb. deutsche eleklfo-physioh Arbeiten.
279
i«s elektr. Pluidums herstellen soll. (S. die Schrift:
if.'* elektromotorische Essenz, Marburg 1852: lei-
ier hat Dr. R. durch Einführung eines solchen Ge-
leimmitteU das Recht verscherzt, über Goldber-
;er sich missbilligend zu äussern I) -^ 4) Elektri-
che Bäder, mit gewöhnt, oder SooU oder Mineral-
Vasser, auch im Wittekinder Rade angewendet«
Vgl. Dr. Gräfe^s Schrift über Wittekind. Halle
[849. S. 64); das Badewasser wird entweder im
ranzen mit Elektr. geschwängert, oder ein Pol in
lasselbe, der andere (Zinkpol) auf den kranken Theü
pplicirt, oder Fuss-, Arm-, Sitzbader in ähnl.
Veise construirt u. s. w. — R. empfiehlt die Elektr.
empirisch bei Schmerzen (z. B. der Zahnnerven),
topf-, Augen-, Ohren - Krkhlen , ünlerleibskrank-
leiten („zur Einwirkung auf das Solargeflechl**),
lypochondrie, Hysterie, Cholera-Anfällen, Muskel-
ichwache, Verkrümmungen u. a. m. — 5) Der ge-
wöhnliche 5/aA/- u. (als noch wirksamer) derR.'sche
^lektro-Magnet (Preis 6 Thir. : s. Dingler's po-
ytechn. Journal 1851. Juni. S. 358): bei gichtischen
ind rheumatischen Aflectionen, Kopf- oder Gesichts-
chuierz, Hüftweh, Krämpfen, ungeregelter Menstrua-
ioo. Lahmungen u. s. w.
9) Die vierte Auflage von Prof. Dr. C. H. Has-
enstein*8 „sicherer Heilung nervöser, gichti-
cher, rheumatischer u. anderer Erofikheiten durch
\ie Elektricität und den Magnetismus,*' (Leipzig,
lei H. Malthes. 8.) unterschied sich von ihren Vor-
ingerinnen vortheilhaft dadurch , dass U. aus dem
ieheimnissdunkel hervortretend nicht nur die Ein-
ichtung und Gebrauchsweise seines Apparates, son-
iern auch seine eigenen (freilich kaum haltbaren)
lieorien der Wirkungsweise desselben offen darlegte,
^r Apparat ist ein kleines Kohleuzinkelement mit
iiier ebenfalls schwachen Inductionsspirale , verhalt-
lissmassig vül zu Iheuer und nur zu Hautreizungen,
lurchaus nicht zu Duchen ne'suhen Experimenten
ttwendbar. — Leider ist der gute Eindruck jener
(roschOre durch H.*s neuestes Werk „Chemisch-
lektrische Heilmethode.*' (Leipz. 1853. 8. 39 S.)
i^ieder verwischt worden, bei der wir bedauern, auch
len Namen des Dr. med. G. Hassenstein (Sohn)
oit auf dem Titel zu finden. In dieser Schrift loben
fie Vff. die Verbindung des elektrischen Heiloerfah-
ens mit der Application von Arzneistoffen, halten
her letztere geheim und fordern die Patienten auf,
ich wegen Mitlheilung dieses Geheimnisses unter
teantworlung eines pag. 38 abgedruckten Fragezet-
Hs direcl an Prof. H. zu wenden. Dass unter solchen
Imstanden die mitgetheilten Falle von Heilungen
Bleilahmung, Hemiplegie, Blasenlahmung, Facialpa-
»lyse, Rückenmarkschwindsucht [!]. Veitstanz. Sclirei-
»ekraropf , Neuralgie , Schwerhörigkeil , Aiigen-
«hwache [1] u. s. w.) keinen wissenscbaflliirhen Werth
wben u. die Vff. nicht berechtigt sind (wie sie gleich
^omershausen thun), auf Goldterger los-
(vsielMn, leuchtet von selbst ein.
10) Prof. Dn Klencke*« Schriftchen ,,IHe
patentirle elektro - elektrische Inductionsmäschine
von Danck werth und Sohn mi Hannover, ihre
physiologischen und therapeutischen fFirkungen, so
wie ihre Nutzanwendung in der prakt. Medicin.**
(Leipzig, hei Ch. E. Kollmann. 1853. 8. 52 8.)
enthalt zunächst einige gemeiiifassliche Belehrungea
über Inductions - Elektricität , sodann eine Beschrei-
bung der besagten, bei D. u. S. für 24 Thlr. zu kau-
fenden Maschine. Dieselbe besteht aus 2 Theilen:
1) einem Daniell'schen Element (Becherapparat
aus Kupfer, Thon und Zink), was, wie K. treffend
bemerkt, den Vorzug hat, die für ärztliche Praxis
schlechterdings ungeeignete Salpetersäure zu vermei-
den, und 2) aus den in einem Kästchen eingeschlos-
senen Spiralen, nebst Commutalor (Neef 'sehen Häm-
merchen). [i[% Moderirung oder Verstärkung der
Wirkung geschieht theils durch reichlicheres oder
sparsameres Einlegen weicher Eisendrälhe in die Spi-
ralen, theils durch Annäherung od. Entfernung zweier
in Wasser getauchter Metalldräthe gegeneinander. [In
allen diesen Hinsichten stimmt also diese Maschine
völlig überein mit der noch viel compendiösern,
welche der Dresdner Mechanikus Jacobi vor vielen
Jahren erfunden hat und für 12 Thlr., also halb so
theuer, verkauft I Ob die D.'sche intensiver wirkt,
vermag ich ohne Versuche nicht zu beurtheilen.
Schwerlich aber dürften beide zu Erzeugung so ener^
gischer und ausdauernder Contractionen einzelner
Muskelbäuche verwendbar sein, wie die Duchen-
n e 'sehe Sfüschine.] Prof. K 1. fügt nun. die ResulUle
seiner eigenen Versuche mit diesem Apparat hinzu,
a) Physiologische »Wirkung: Der secundäre Induc-
tionsstrom bewirkt nie eine organische Zersetzung u.
erhöht die organ. Wärme durchaus nicht; dagegen
bewirkt er hauptsächlich eine Reizung der Empfin-
dungsnerven, bes. der Haut, mit Aufrichten der Pa-
pillen und rosenarliger Hautentzündung; bei sehr
heftigen Strömen auch Zuckungen benachbarter Mus-
keln. Der primäre Strom hat nur eine höchst ge-
ringe Wirkung auf die sensibeln Nerven (der Haut u.
der Retina), ruft aber sehr enUchieden Muskelcon-
tractionen hervor, bringt auch organische Flüssigkei-
ten (z. R. Humor aqueus) zur Gerinnung u. Trübung.
Der Schäessungsstrom ist bei beiden vom Unterbre-
chungsstrome durch Schlagweile , Pernwirkung und
physiol. Effecte verschieden, da aber ersterer sehr
schwach ist, so kommt eigentlich nur der ünterbre-
chungsstrom zur ärztlichen Anwendung; durch ihn
entsteht bei primärem Strom die Muskelzuckung, bei
secundärem der siechende Hautschmerz. Bei trock-
ner Haut ist lebhafter Schmerz und Knistern vorhan-
den . bei feuchler dringt die Elektr. in die Tiefe.
b) Therapeutische ff'irkungen. Der secundäre
Strom, „welcher eigentlich allein zur ärzlL Anwen-
dung benutzt werden sollte" (S. 29 u. 38) kann theils
als heftiges Hautreizungsmiltel , zu schnellen und
kräftigen Revulsionen benutzt werden, und ist ein spe~
cifisches Heilmittel gegen alle Schmerzen dynami^
scher (d, h. nicht durch Entzündung oder Desorgani-
sation bedingter) Art, z. B. gegen Kopf-, Zahn-,
m
Hager, d, l^twTOiakQp« ÜTDa^lji^M. t^ {.eillert Hap^^tlas u. s. w.
Bttft-, llu)^l(eisclji]\erzcii, RbeumalMmut u. f« w. fk
4iei\t ferner »h Reizmiuel (ai: die erscbUfte Fai8«f
^«i manclien Atunien , Ulinuiig^ii und MA9lb69ic^
(z. BL AqiauroHeu, Tuubheiien, sag. AMevhei» dev
ßlied^). Sohr nützlich erwies er sich gegen ein^
im^h Ueher4D^irei»g«Dg de^ Kehle bedi^gi^ Siimm-
losigkeit. Aiich wird er eippfobleo gegen DariDliH-
DiQng (TympavUes, BUhsochi, tr^en $Lul4gaDg]|,
g^gep Veitstaiu, Mageakrami^, tM^il. Erbreche« u. i.
G. KRmKEH.
144. 9ifi Aanesten Pbanpakoptan lIor4^
4eilt9Gllla]l49L CommtM4ßr a^M der Pr^^^s.,
Sä4;A:f., Hann^v.f Hßmburg>. Mßd ScMfesw.f
Holst. l^^armßkopQe; von Herniana Ilager«
Apotheker. FUr Ap^a^beker, AerziQ h. Medicinalr
b4S^fD^e, Lissa 1853. Cmst GOnlber, 8. I. bis
\.Uu^. 416 S. (iLief. VjTMr,)
In der Voraussetzung, dass jeder Schriftsteller
•eitte Arbeil am besten zu beurlheileo im Stande ist,
se hdrten wir, wie der Vf. der angegebenen sich über
sie ▼ernehroen l.lsst. Obschon die pharmaceutische
Literatur einige Gommenlare zu Pharmafcopnen auf-
luweisen hat-, so sind die Phannaceuten doch im
AUgemeinen nicht befriedigt. Man erkennt leicht,
dass es noch an Handbüchern mangelt, welche Phar-
makopden durch und durch praktisch beleuchten.
Diesen Mangel sucht derselbe durch Uerausgahe die-
ses Werkes zu beseitigen , beschränkt sich dabei auf
die genannten Apotheker- Bücher und ist beflissen,
alle die Punkte besonders aufzufassen, an welche sich
Bemerkenswerthes , Uebliches und Nützliches für den
praktisohen Beirieb der Apothekerknnst anknüpfen
Iflsst. Er stellt den Gommenlar zu den Pharmako-
pnen Norddcutssehbnds auf: jiIs ein Lehrbuch für den
Anf;liiget in der phnrmaceulischen Kunst, fUr den
perff^tianirten Pharinaci>uten ein Hand- u. UHtfsbuch.
Wir fliidrn v'iiw kurze (ii'srlijchle der Apotheker-
kunsl. Eine Ciiileihing, wtftrhe die dem Apotheker
ntithweiidigcii piiysikalisrhen und chemischen Gegen-
staml«^ b(;liaii(lett und mit Zeichnungen erläutert, als
Miiass u. (iewichl, Krystallograpliie, Stöchion^etrie u. a.
Sie schenkt d(*r Chemie für Pflanzenslofle ein eigenes
Capitel , verbreitet sich über die in der Apolheker-
kunst nAthigen Gercftbe und giebt Hegeln für dje
Analyse.
J)«^r ConMuenlar selbsl beH^richl ^\iß i^sff|hrli(rb-
Sten die cbqi>^is('heN Btireitungen , verglei^^hl die v^rr
scbiedenen VoTscbrifl^Oi fUgl neue binsiu» deren Vor^
«nge ausein<M>f|er ge-neizt sind, ^^\Mi W\ einjg^p
km /M Aii^aluMi Uiu'F df^ren lecbinscUe Uarft^ellmig. fl§
besUUigt die Arbeit 4^» voo^ Vf. vqr ibr puf^e^^li^
Bi)4 find ^ri^M^i ^ F^l^rer für 4m frbßitMlto^
Apotheker brauchbar. In&beson^ßl*^ ^^% ^p, nieiy
Sachsen, dev Apothel^ern von der Regierung die ofl^
cielle Erlaubniss gegeben is(, zi^r Djirs^ellupg i|ef
chemiscbea Körper den W^ zu ^äl^Ien , «reiches sie
niMsh wiüseeschaAlicheii flfl^brqagen fUr den Taf%
licbüleo b»|teo*
Zu bemerken ist, dass das S. 64 sogen, sidis.
Hand^lsgewicbt ei^zyf i^ur k^rze7eit als Post-rGe^iehl
galt, ^ei 4^» Eitractstoffen vermisst man die oeuesten
That&a^ben , bei deq ^tberiscbep Oelen , welche Ge-
menge sind» d^n Uoter^hied, welchen sie, 9USMr
ihren Erstar^upgspunkten , in dei) Siedepuokiea lei-
gen , i^nd fo noch Einiges voji geringerer Bedeulun^.
Der Druck ist correct, das Papier gut. — Bif
4. Lieferung reicht bis Aeidura tannicum.
F i c i n u s (Dresden.)
145. land-itlas Ar Hebanmen. Mstke^
schreibender Erkiänmg' von Paul Zeillflfi
anatomischem Präparator an der k. Univ. Htfo-
oben. 2. verb. Aufl. München 18&2. Paln^
Hofbuchhandl. 8. IDG S. (Peinere Ausgik
3A/3 , ordtnUre Ansg. S»/^ Thlr)
Wenn bildliche Darstellungep. ein« anerkioiK
Erleicblerqng bei jedem llnterrichle sind, so muss
jbr Ji^lzen ein doppell grosser bei d^n Hfhaaootei
sein, 4i?i wenn sie die Erlernung ihrer Kunst begi»-
n^n t nicht den geringst^i^ Begriff von dem iooerp
Baue des menschlichen Kürpers haben können. Vfs.
Unternehnten verdient daher schon des ihqa züGriiniie
Ijegendfio Inblieben Bestrebens halber 4i? voIUie ^
erkennung, die durch Belrjclilung des Biiclics selM
nicht geschmälert wird \ denn die Ausf/ihrung ^^
Abbil4üMgen sowohl , wie des erkläfen({ep TexU« i»l
eine ip jeder Hinsicht gelungene).
Dennoch kgnnen wir die Befürchtung nicht kr-
gen, dass Vf:*. gute Absicht nicht völlig erreicht wer-
den wird. Denn einestheils dürften sich woiii ou^
wenige Hebammen finden, welche 3 Thir. ftlr eii
Buch ausgeben, anderntheils aber glauben wir, dass
niMpb% 4pr AMitduiigf^i tj-eif ihm ftiiwigMii»»«'
Lee» OTarien,- u. Uteras-Krnkhteo. — Martin, üb. Eierstockswassersuchten.
281
Binfachheit, vielen Hebammen unversUndlich sein
werden. Denn Personen, die von der Zeichnenkunst
keinen Begriff haben , wie diess doch gewiss bei der
Mehrzahl der Hebammen der Fall ist, werden sich
nur sehr schwer, ja wohl auch gar nicht in Abbil-
dungen finden können. Sickel.
146. Clinical reports of ovarian and nterine
diseases y ti>tiA commentanes ; by Robert
Lee. London 1853. 340 pp. (2Tblr.25Ngr.)
Der rühmlichst bekannte Vf. veröffeDllicht in die-
sem Buche die aus seiner umfangreichen Praxis ge-
i?vonnenen Erfahrungen ttber Krankheiten des weibli-
chen Geschlechts. Leider hat die Art der Darstellung
etwas sehr Ermüdendes , und es ist eine schwierige
Aufgabe, sich tlurch diese monoton aneinandergereih-
ten Krankengeschichten hindurchzuarbeiten. Das Ganze
xerßlllt in 5 Abtheilungen, deren 1) über den Bau,
die Verrichtungen und die Krankheiten der Eierstocke
handelt, erläutert durch 170 Krankengeschichten.
2) Hissbildungen der Gebarmutter, Di^gnoAC der
Uterus -Krankheiten, Krankheiten der Ft^llopi'achen
Röhren, Entzündung der ungeschwängerten Gebär-
mutter, Entzündung der Follikel des Mullermundes;
Aber den Gebrauch des Speculum bei der Diagnose
und Behandlung der GebSIrmutterkrankheilen, nervöse
Krankheilen des Uterus, Functionsstörungen dessel-
ben ; es folgen 65 Krankengeschichten. 3) lieber
Gbrdse Geschwülste und Polypen des Uterus, nebst
50 Fällen. 4) Ueber Gebärmutierkrebs, mit 100
Krankengeschichten, und 5) über Krankheiten der
Scheide, Harnröhre u. s. w., nebst 81 Beobachtungen.
Vf. zeigt sich als einen Feind des Mutterspiegels
and sogar der Utenissonde; Oberhaupt legt er auf
eine sogenannte allgemeine Behandlung einen weit
grossem Werth, als auf die rein örtliche. Aus einer
«162 Falle von Ovariotomie umfassenden Tabelle er-
sieht man, dass 60mal die Ovariengeschwulst nicht
beseitigt werden konnte, wobei 19 Fälle tOdtlich
verliefen. Von den übrigen 102 Fällen, in denen
die Operation zu Ende geführt wurde, endeten 42
mit dem Tode ; ttber das fernere Befinden derjenigen,
die die Operation glücklich überstanden, giebt es nur
sehr unbestimmte Nachrichten. — Druck , Papier u.
äussere Ausstattung sind , wie fast immer bei engli-
schen Werken, vorzüglich. SickeL
147. Ueber die Eierstockswassersncbten,
insbesondere deren Erkenntniss und Heilung,
nebst einem neuen Regulativ für die Ovarioto--
mie. Nach eigenen Erfahrungen von Eduard
Martin, Prof. d. Geburtsh. u. Dir. d. Enlbin-
dungsanst. zu Jena u. s. w. Jena 1852. 8.
VIII u. 104 S. (16 Ngr.)
Da die kleinern Eierstockscysten , obgleich in pa-
thologisch-anatomischer und pathogenetischer Bezie-
Med. Jahrbb. Bl 80. Htt S
hung von Wichtigkeit , für den Kliniker in der Begel
nur mittelbare Bedeutung haben, in dem vorliegenden
Buche aber der klinische Standpnnkl festgehalten
werden soll , so kommen hier auch nur diejenigen
Eierstocksgeschwulste zur Sprache, welche die Ge-
sundheit u. das Leben ernstlich bedrohen, u. welche
in diagnostischer und therapeutischer Beziehung nicht
selten mehr als gewöhnliche Schwierigkeiten bieten.
Das Buch zerfällt in 2 Abtheilungen, in deren erster
die Erkenntniss und Behandlung der Eierstockswas-
sersucht besprochen , in der zweiten die Begeln für
die Ovariotomie gegeben werden ; Vf. stützt sich da-
bei auf 14 eigene Beobachtungen, welche zum Theil
ausführlich erzählt sind.
Nach einer klaren Besprechung der Symptome,
des Verlaufs , der Ausgänge und der Aetiologie der
Eierstockswassersuchten, wendet sich Vf. zur Thera-
pie. Die operativen Eingriffe will er mit Becht auf
diejenigen Fälle beschränkt wissen, in welchen ein
stetes oder satzweise aurtretendes Wachsthum der
Fremdbildung die Gesundheit und das Leben der Kr.
nachweislich beeinträchtigt; so lange als eine solche
Beeinträchtigung nicht bestimmt dargethan ist, mag
man sich mit der symptomatischen Behandlung der
beschwerlichem Zufälle und Folgezustände begnügen.
Die Punction ist für die mehrfachen Cystengeschwülste
nur ein Palliativmiltel , wogegen sie, besonders mit
nachfolgender Gompression, für die einfache Cyste als
radicales Heilmittel in Betracht kommt. Das Liegen-
lassen der Kanüle nach vollzogener Punction, um den
Cysteninhalt möglichst vollständig zu entleeren und
das Zustandekommen einer Verschrumpfung zu beför-
dern, ist in mehrfacher Hinsicht gefährlich ; denn da
man sich eines Trokars von slärkerm Lumen bedienen
muss, so liegt die Gefahr einer starken« ja lebensge-
fährlichen Blutung sehr nahe ; es wird ferner eine
Entzündung des Bauchfells kaum ausbleiben, und end-
lich dürfte der ausgebreiteten Verjauchung nur allzu
leicht Phlebitis, Pyämie und Consumtion nachfolgen.
Aus diesen Gründen will Vf. das Liegenlassen der
Kanüle nur dann zulassen , wenn ein einfacher FoUi-
kularhydrops zugegen ist, und wenn bereits ausge-
breitete Adhäsionen des Sackes mit den Bauchwan-
dungen oder mit der hintern Scheidenwand und dem
Scheidengewölhe bestehen. Ueber die Einziehung
eines Eiterbaudes gilt ungefähr dasselbe wie über das
Liegenlassen einer Kanüle; ebenso verhält es sich
mit den reizenden Einspritzungen, die man der
Punction folgen lässt. Wenn auch bei der Incision
der Ovariencysten nach vorgängiger Eröffnung der
Bauchhöhle eine gefahrdrohende Blutung vermieden
werden kann, so sind die andern erwähnten Gefahren
dennoch auch hier dieselben.
Ueber die ZulSfssigkeit der Ovariotomie im Allge-
meinen kann nach den vorliegenden zahlreichen gün-
stigen Erfolgen kein Zweifel bestehen. Ehe aber Vf.
zur Aufstellung eines neuen Regulativs der Ovarioto-
36
282 Mauthner, KinderdiSitelik. Olterbourg-Hartmann, die deutsche IK'edicin d. JetzUeit.
mie übergehl, bespricht er ausführlich die Art und
Weise, in. welcher man eine genügende» für diese
Operation unerlässliche Diagnose der Eierstockswas-
sersuchlen erlangen kann. Dieses Gapitel ist es,
welches wir vor Allem der Aui^nerksamkeit der Leser
empfehlen. Vf. zeigt hier, wie es sich 1) darum
handelt, die Gegenwart einer circumscripten , aus
dem Kecken emporragenden fluctuirenden Geschwulst
darzuthun, wie es 2) feslzuslellen ist, dass die fragl.
Geschwulst ein hydropisches Ovarium sei, wie es 3)
zu ermitteln ist, welcher Eierstock der kranke sei.
Endlich hat man die besondere Beschaflenheit der
Geschwulst zu untersuchen, ob sie eine ein- oder
mehrfächerige, ob sie mit Feit- und Uaarcyslen com-
binirt, ob Krebsinfillration zugegen sei u. s. w., und
ganz besonders die An- oder Abwesenheit von Adhä-
sionen festzustellen. Da die exploralorische Function
als ein wichtiges, bisweilen unentbehrliches diagno-
stisches HUlfsmillel angeschen werden muss, dieselbe
aber keine unbedenkliche Operation ist , so werden
hier noch besonders die dabei zu beobachtenden Cau-
telen durchgegangen.
Die 2. Abtlieilung des Buches enthäll, wie schon
erwähnt, die R< geln für die Ovariolomie. Nach kur-
zer Angabe der uölhigen Vorbereilungen zur Opera-
tion hinsichtlicli des Lagers, der Geliülfen, der Chlo-
roformirung u. s. w. bezeichnet Vf. die Linea alba als
die zweckmässigsle Incisionsslelle; die GrOsse der
Incision beträgt im günstigsten Falle 3 — 5". Die
Entleerung des flüssigen Inhalts der Cyste millels
eines Trokar geschehe nie vor Fixirung des Sackes
mittels Haken an die Bauebdecken, eine grössere In-
cision dagegen darf niemals früher gemacht werden,
als bis ein grösserer Theil der Cyslenwand aus der
Bauchhöhle hervorgezogen ist. Adhäsionen siijd wäh-
rend der Entleerung u. Hervorleilung der Geschwulst
aus der Bauchwunde zu durchschneiden und dabei
sofort die blutenden Geftisse zu unterbinden; ausge-
breitelere Adhäsionen besonders an Netz und Därmen
gestallen nur die Incision mit Anheftung der Cyslen-
wand an der Bauchwuude , nicht die Exstirpation der
Geschwulst. Die Ablösung des Hydrovarium von sei-
nem Stiele geschieht so: man durchschneide mit
seichten Messerzügen die Perilonäalplalten auf beiden
Seilen des Stieles unmillelbar unterhalb der Gysien-
geschwulst, ziehe durch die übrigen Gewebe des
Stiels 2 oder 3 mit runden Nadeln versehene, starke,
aus 3 — 4 Faden bestehende Hefte und trenne jetzt
die Geschwulst vom Stiele vollständig ab, indem man
die einzelnen Arterien und grössern Venen sofort
unterbindet, sobald man sie bemerkt; bei einer sich
zeigenden parenchymatösen Blutung ist die Collectiv-
ligatur anzuwenden. Die Enden der durch das Ge-
webe des Stiels, mit Ausschluss der Perilonäalplalten,
eingezogenen starken Hefte fädelt man jetzt in schnei-
dende Nadeln ein und führt sie mittels derselben,
ohne das Bauchfell zu verletzen , durch die Bauch-
decken hindurch. Die Gefässligaturen des Stieles
werden auf 2 oder 3 Stellen der Bauchwunde her-
ausgeleitet. Die Anwendung circulärer, den ganzes
Bauch umgehender Heftpflaslerstreifen widerrathet Vf^
weil sie die f^eobachtung der Wunde und die elwaig»
Anwendung von Blutegeln u. s. w. hindern. Scbr
empfehlenswerth ist das 5 — 7 Tage hindurch fort-
zusetzende Auflegen einer Eisblase , jedoch so , dass
der erste Eindruck der Kälte die verwundete SteHe
nicht unmittelbar bertihrl, sondern dass derselbe
durch eine doppelte leinene Bedeckung gemässigt
wird. Die starken lefte, welche den Stiel in de
Bauchwnnde ßxiren , ziehe man nach 24 — 30 SuL
aus, die Übrigen Hefte werden zwischen dem 5. ud^
8. Tage entfernt; dagegen dürTen die Ligaturen der
GeOisse in dem an die Bauchde^ken angeheilten Stiek
in der Regel erst in der 2. und 3. Woche entfern
werden.
Um das vorbezeichnete Regulativ fUr die Exstirpa-
tion des kranken Eierstocks recht anschaulich n
machen, lässt Vf. die ausfuhrliche Beschreibung einer
Operation folgen.
Wir haben durch die ausführlichere Inhaltsangabe
des vorliegenden Buches unsere Leser hoffentlich von
dem Werlhe desselben überzeugt. Dieses Werk de
schon durch andere Arbeilen rühmlichst bekanntea
Vfs. gehört sicherlich zu den besten Schriften, welche
die Neuzeit im Gebiete der Frauenkrankheiten aufzu-
weisen hat. Druck und Papier sind gut.
SickeL
148. Kinder-DiatetiL Eine Anleitung zur na-
lurgemässen Pflege u. Erziehung des Kindes;
von L. W. Mau Ihn er Ritler von Mantstein.
Mit 6 xylogr. Vign. u. roehrem Hohschn. 2.
Aufl. Wien 1853. K. Gerold u. Sohn. 8. XIV
u. 223 S. (iVio Thk.)
Das Ansprechende und die Zweckmässigkeit von
M.*s ,, Kinder-Diätetik*' konnte sich wohl durch Nichts
deutlicher zu erkennen geben , als dass trotz der
Concurrenz mit so vielen ähnlichen Schriften inner-
halb Jahresfrist bereits eine neue Auflage derselben
nöthig geworden ist. Vf. hat bei dieser Gelegenheil
einige zu ausführlich gehaltene und den Zweck des
Buches etwas üherschreitende anatomisch -physiolo-
gische Belehrungen gekürzt und hierdurch nach des
Ref. Ueberzeugung dem Eindruck der Schrift auf deo
nichtärzllichen Leser gewiss nur genützt. Im Uebri-
gen bedarf es einer erneuten Anerkennung und An-
empfehlung des Buches gewiss nicht weiter. (Vgl. die
Beurtheil. d. 1. Aufl. Jahrbb. LXXVIll. 264.)
Rttttner.
149. Aperen historione sor la mideciiie cos-
temporaine de rAllemagtte; par s.-j. ot-
terbourg, Dr. en M^. des Pac. de Paris et
de Munich, Ghev. de TOrdre de Leopold de
Belgique etc. etc. Pathologie interne. Paris
1852. 6. Bailli^e« Carlsruhe, A. Bielefdd. 4.
104 pp. (1 Thlr.)
tterbourg-Hartmann, die deutsche Mediqin d. Jetztzeit. Darembergi ttb. medic. Manascripte. 283
150. Die innere Pathologie und Therapie der
JVeu^seil in Deutschlßnd und ihre bedeutendsten
Dichtungen und Leistungen. Ein Beitrag zur
Geschichte der neuern Medicin; von Dr. S.-J.«
Otterbourg [Sic f]. Deutsch von Dr. Hugo
Hartmaun. Weimar 1853. Beruh. P. Voigt.
8. 167 S.
Auch uDter dem Titel: ^Der dermaiige Zustand der
Mediepi in Deut$chland nach winen wichtigsten^
liichtungen , Bestrfibungen w. Leistungen u. s. w.
Erstes Heß, Innere Pathologie und Therapie,'^
Weimar, ebenda.
Ich erhielt das franzüs. Original schon vorm Jahr,
% ich. in Paris war, und wurde wiederholt aufgefor-
ert » Über diese scbeusaliche Darstellung der deut-
^IiQD Medicin ein ernstes Wort zu reden^ Allein
africhtig gestandien , hatte mich der nähere Anblick
es medieinischen Getreibes in. Paris so angewidert,
asfl ich der Meinung war, man thue dieser Production
urch eine Kritik zu viel Ehre an. Diess hat sich nun
^durch geändert, dass wunderbarerweise eine Ueber-*
itzung ins Deutsch^ erschienen ist. Man könnte
enken , wir Deutschen wttssten auf die Schilderung, •
reiche Q. den Franzosen über unsere ZustäjOde macht,
lichts zu. sagen — oder sollten gar etwas daraus
iraen köqpen. Darauf kürzlich nur Folgendes.
Herr Dr. Otterbourg kennt die deutsche Me-
licin gar nicht. Wenn Jemand über die neuere Ge-
chichte der innern Pathologie in Deutschland schreibt
ind dabei solcher Männer, wie Virchow, Rein-
lardt, Oppolzer, Jaksch, Wunderlich,
frerichs u. A. gar nicht gedenkt, die durch Skoda
«wirkte Reform der exaclen Diagnostik übergeht,
roD den riesenmässigen Leistungen des Wiener Lei-
^henhofs und der daraus hervorgegangenen Forscher
Nichts erwähnt, als die längst berichtigte und zum
rheil aufgegebene Krasenlehre u. s. w. , so ist man
nrohl berechtigt, ihn einen Ignoranten zu nennen. In
Deutschland könnte es Niemand wagen, bei so wenig
Winsen über einen Gegenstand ein Buch herauszuge-
ben. In Frankreich kann man (zufolge der dort herr-
schenden fabelhaften Unwissenheit über andere Kul-
lurvölker) noch Eclat und Geld damit machen. —
Die Entstehung des Ot terbo urg 'sehen Werkes
scheint, dem Inhalt nach, folgende gewesen zu sein.
0. hat sich, für seinen Privatgebrauch, ein Excerpt
aas der bekannten Rademach er* sehen „^r/oA-
rungsheillehre " verfertigt, Um das Manuscript nicht
zinsenlos liegen zu lassen, beschloss er es zu drucken,
und um diese grobe Kost den Parisern schmackhaft
zu ma.chen, eine allgemeine Sauce über den Zustand
der deutschen Medicin darüber zu giessen. So kommt
es denn, dass der grOsste Theil des Buchs, S. 37
bis 85, ein dürftiges Excerpt der Rademacher -
sehen Universal- und Organ - Heilmittel darstellt,
woran Vf. noch in 14 Seiten ein Excerpt der B Ocker -
sehen Versuche mit Nahrungs- u. Arzneimitteln reiht.
Die übrigen 28 Seilen (12 sind Titelblätter und Dedi-
cationen) sind d6m Jpergu gewidmet: 8 S. der na-
turhislorischen , 11 der pathologisch - anatomischen
Schule , 3 der Mausertheorie , 2 der Spinalirritation,
19 Zeilen den Specifikern und t2 Zeilen der deut-
schen Kaltwasser-Therapie. — Har Succes de toeuvre
besieht darin , dass just als wir* in Paris waren,
mehrere mit der Literatur fortschreitende Spitalärzte
mit wichtiger Miene den deutschen Arrzten millheil-
ten , dass sie bei dem oder jenem Falle so eben tel
ou tel remede de Rademaquere anwendeten , ohne
zu ahnen, wie lächerlich sie sich dadurch in den Au-
gen jedes physiologisch-gebildeten Arztes, u. gerade
am meisten vom Standpunkte der neuern deutschen
Medicin, machten.
Wir schliessen mit dem Wunsche, dass irgend
einer der wirklichen deutschen Aerzte zu Paris obige
Bemerkungen in einer französischen Zeitschrift über-
setzen u. zugleich im Namen aller wissenschaftlichen
Aerzte Deutschlands gegen die Schilderung des Herrn
„Otterbourg** Protest einlegen mOge.
H. E. Richter.
151. Notices et extraits des HanosGrits mi-
dicaUX grecs , latins et frangais des princi-
pales Bibliothcques de fEurope; par le Dr.
Gh. Daremberg etc. I. Partie. Manuscrits
grecs d Angleterre , suivis dun fragment
inedit de Gilles de Corbeil et de scolies inedi-
tes sur Hippocrate. Paris J853. Imprimerie
imperiale. 8. II et 243 pp. (22/3 Thir.)
Die vorliegende erste Abiheilung dieses Werkes
schliesst sich an eine Abhandlung, welche Vf. mit der
Ueberschrift ,,Räsum^ d'un voyage mödico-lilteraire
en Angleterre** (Paris 1848. 8.) verölTentlicht hat,
und enthält die Ergebnisse, welche derselbe bei Un-
tersuchung der griechischen Handschriften auf seinen
wissenschaftlichen Reisen in England in den Jahren
1847 und 1849 zu sammeln Gelegenheit halte. Es
ergiebl sich daraus , dass er diese Gelegenheit gut zu
benutzen verstanden , und es nicht an Fleiss u. Aus-
dauer hat fehlen lassen, seinen Forschungen u. seiner
Einsicht in die Handschriften -Sammlungen Englands
die möglichste Ausdehnung zu geben , so dass unter
den Schriften, die in neuerer Zeit üher diesen Gegen-
stand erschienen sind , die vorliegende gewiss eine
ehrenvolle Stelle einnimmt. Es ist uns aber fUr die
Anzeige dieses ziemlich umfänglichen und durch eine
Menge neuen aus Handschriften gezogenen Materials
ausgezeichneten Buches gerade nur so viel Raum ge-
gönnt, um eine gedrängle Uebersicht seines Inhaltes
zu geben ; aber diess allein schon wird unseres Be-
dttnkens hinreichen, das Buch allen Forschern und
Freunden der Geschichte der Medicin zu eigener Prü-
fung zu empfehlen , da sich kaum irgendwo eine so
reiche Ausbeute und übersichtliche Darlegung hand-
schriftlichen Materials finden möchte, als Hr. D. in
dieser Schrift giebl, und auch Das, was derselbe in
den einzelnen mehr oder minder ausführlichen Ab-
handlungen über verschiedene Gegenstände, wie über
281
Darembergy über med. Manuscripte.
das MBöccptaire x^nodochial'S über „Aba Dscbafer''
und über die „Lexiques hippocratiques" sagt, ebenso
auf neuer und selbstsUndiger Benutzung guter hand-
schriftlicher Quellen beruht, als die grosse Fttlle
Hlerarhislorischer Nachweisungen und Emendationen
in den Anmerkungen von der umfassendsten Gelehr-
samkeit und dem kritischen Scharfsinn desselben ein
vollgültiges Zeugniss ablegt.
Nach einer kurzen Einleitung (S. 1 — 14), welche
als Zweck des Buches bezeichnet, eine Materialien-
sammlung zu bilden für die Geschichte der Medicin
und die Herstellung des ursprünglichen Textes grie-
chischer u. lateinischer Aerzte, ferner eine Beschrei-
bung der vorzüglichsten Bibliotheken Englands, Be-
merkungen über die geographische Vertheilung der
Handschriften und eine allgemeine Uebersicht der
wichtigsten Ergebnisse aus den handschriftlichen
Untersuchungen des Vfs. in England enthalt, eröffnen
die Beihe der Handschriften (S. 14 — 101) zunächst
die Codices Barocciani in der Bodley*schen Bibliothek
zu Oxford (13 mit 68 Werken), aus denen die Les-
arten zur Schrift des Herophilos ^^IIsqI %qotptav
SvvdfASWv'^ und zu des Galenos Abhandlung „Ä«^t
dvanvoiaq^'^ ein noch ungedruckles Capitel aus
dem Werke ^J^bq! Tfjg dyiag TetraaqaTcoaT^g^'^
eine Prob^ aus dem ^^BißXoq JioayLoqiiovg'^ und
ein *AviKdoTOV des Simeon Sethos ^^Üsgl vy&siv^g
nqayfiaTBiag diä Tfjg väv i^ ahmv avf.ifi€'
rqimv dvn^^i^Tixdg nqbgraX^vov neql TQO^^g
dvvccfiecog xccra avoi^etov'^ x. r. L milgetheilt
werden. Unter den Godd. Bo6 derselben Bibliothek
(2 mit 33 Werken) ist die Schrift des Simeon Sethos
^^JIsqI TQoq)äv dvvdfJi€iog^'^ die einen von dem
bereits gedruckten ahweichenden Text darbietet, her-
vorzuheben , und unter den Godd. Laud. eben dieser
Bibliothek (7 mit 25 Werken) verdient ein Verzeich-
niss der Lesarten zu der gnlenischen Schrift ^^Üsgl
diayv(oC€(og toSv nsnovd-oTtov to'tto)^" unsere
Aufmerksamkeit, wie nicht minder die Texlesproben
aus ,,Zad el Mosafer'* in arabischer, griechischer und
lateinischer Sprache, denen eine französische Ueber-
selzung des Arabischen beigefügt ist. Hierauf folgen
(S. 101 — 118) die Codices der Bibliotheca Ganoni-
ciana in Oxford (2 mit 3 Werken), i^nter welchen
ein Verzeichniss der Lesarten zu des Galenos Schrift
j^IIsQi tontav nsnovd'OTWv^^^ der Scholien zu
dieser Schrift und eine Variantensammlung zu der
Abhandlung ^^Usql ivünvoiag^^ desselben Schrift-
stellers die vorzüglichsten sind. Die Fonds d*Orville
(4 Hdschr. mit 8 Werken enthaltend) und die Fonds
du Supplement (5 Hdschr. mit 12 Werken)» beides
Abtheilungen der Bodle/schcn Bibliothek, bieten
nichts Bemerkenswerthes, ausser dem in der letztern
Abtheilung befindlichen MS. eines gewissen Lewis
Morin aus dem Anfange des 18. Jahrh. , ein Wör-
terbuch zu Hippokrates nach der Baseler Ausgabe
von 1538 enthaltend, das Hr. D. für wichtig und
der Veröffentlichung durch den Druck in hohem
Grade werth hält.
Unter den Codices der Bibliothek des BarosMt
Thomas Phillips zu Middlehill (S. 119 — 156)
(22 mit 96 Werken) werden als besonders wertk-
volle bezeichnet erstens des Uypatos oder SanginalM
Gedichte yßlg %a ig ^edfiara r^g oixovfiäv^f
und j^vofiiaaia$ twv (nsltSv Toüf dv-d^Qwnov^,
die hier zum ersten Male gedrucEt erscheinen, so-
dann die bis jetzt noch ungedruckt und gflozlich b»-
bekannt gewesene Vorrede der Schrift des TheophÜM
^JIsqI XQsCag iioqitov xal ivsQy^^^^^y fenier
Bruchstücke zur Abhandlung eines unbekaonlen Vei^
fassers j^Us^l tcSv iß fni^vwv tov iviawov^ a
Vervollständigung des von Boissonade heraosge-
gebenen Textes derselben, und endlich die Sdbxü
des Merkurios „ Ue^l cry>vy/uidS^ , die hier nur an
22 Sentenzen besteht , während der gedruckte Tot
deren 28 enthält, viele Abweichungen vom letzten
zeigt, und die Hr. D. mit Benutzung einer auf der L
öffentlichen Bibliothek in Dresden befindlichen Hdschr.
dieses Schriftstellers hat abdrucken lassen. Die Co-
dices der Bibliothek des britischen Museums in Lon-
don (S. 1'56 u. 157 4 mit 6 Werken) entka/tea
*at|iiser' einer guten Hdschr. des Ruphos Ephesios Uber
die j^pöfiaaiai reSv tov dvd-qwnov fjuoqiw^
nichts von Bedeutung. Dagegen bewahrt die Socie-i
tat der Medicin in London (unter 8 Hdschr., welche
48 Werke enthalten, S. 158 — 164) eine höchst-
wichtige Hdschr. des Oribasios, welche eine Abschriit
des in der Bibliothek des GoUegiums zu St. Johaoois
in Cambridge befindlichen Codex und die ersten 15
Bücher der ^^'S.vvaywyal iar^ixal^ dieses Scbnft-
stcllers umfasst. Die Codices der Universitätsbiblio-
thek zu Cambridge (3 mit 12 Werken, S. 164 —
171) sind von mehr untergeordnetem Werthe, *wäb-
rend die Bibliothek des Collegiums zu St. Jobanois
die so eben erwähnte äusserst wichtige Urhandscbrifl
des Orihasios besitzt, und die Bibliothek des Imma-
nuel-Collegiums daselbst in nur einer Hdschr. mit
dem Titel ^^InniaTqixd^' ein gleich seltenes and
werthvolles Kleinod birgt, aus welcher Hr. D. den
,, Index*' und den Text eines noch ungedruckten Ca-
pitels von ,, Sificavog-Ad'tivaiov neql eSfovg xcd
ixyXoy^g linnov '^ milgetheilt bat. Wichtige und
interessante Zugaben bilden: 1) (S. 173 — 197)
Fragment d'un poSme inddit de Gilles de Corbeil —
,,Egidii Signa et causa febrium" — in 471 Hexa-
metern, welches Gedicht, obgleich Bruchstflck und
wahrscheinlich das Ende des Ganzen, doch immerbin
als ein sehr schätzbarer Fund zu betrachten sein
dürfte, da es bisher noch nicht gedruckt und Nieman-
dem, ausser Christoph von Muro, der die ersten
78 Capitel desselben besass , handscbriAIich bekannt
war. 2) (S. 198 — 228) Scoli^s in^dites sur Hip-
pocrate, welche viele unbekannte Fragmente alter
Dichter und Prosaiker nach zwei vatikanischen Qfand-
schriften und Bemerkungen über die Hippokratischen
Wörterbücher des Bakchios und Epikles enthalten;
3) (S. 229 — 233) Traduction de la Refutation de
quelques docirines de Galien par Simeon Seth , ver*
fasst von Hrn. D.
IGscellen.
285
Zusätze und Verbesserungen, so wie ein drei-
faches Register: des Inhaltes, der angeführten
Schriftsteller und der in den Gedichten des Hypatos
und in den Scholien zu Hippokrates vorkommenden
griechischen Wörter (S. 234 — 243) schliessen die
erste Abtheilung eines Werkes, dessen baldiger
Fortsetzung und Vollendung wir im Interesse der
Wissenschaft entgegen sehen dürfen.
Thierfelder sen.
D. mSCELLEH.
1. Beriebt tber die 30. TenaBBlnng deitseher Hatiufoneber und Aente xi Tttingen
TOB 18. — 24. SepteBber 1853. 0
Die Aniabl der Tbeiloehiner an der fragl. Versammlaog
beträgt ilach den in dem Tageblatte veroffentiictoeD Veneicb-
Dieseo 581 , von denen die Mebrubi aüerding» in Tübingen
u. Wurtemberg fiberbanpl ihren Wohnsitz hat. Der ärztliche
Stand war unter ihnen , und zwar durch sehr hervorragende
Persöolicbkeiten, zabireicb vertreten, Ton den aus entferntem
Theilen Deutscblands oder fremden Ländern eingetroffenen
Aerzten u. Naturforschern aber nennen wir folgende: Jäger
(Wien); Roser; Schneemann (Hannorer) ; Boux
(Paris); Heyfelder sen.; Vircbow, Osann (Wörz-
burg) ; Gredff, Bebrend, Dove, Lichtenstein
(Berlin); Reciam, Kern (Leipzig); J. Vogel (Giessen) ;
Fresenius (Wiesbaden); Baum (Göttingen); Weisse,
G. Schultz, Abich (Petersburg); Beneke; Meding
(Paris) ; Z e 1 1 e r (Winnenthal) ; E 1 1 i n g e r (Pierminsberg) ;
Will (Erlangen); Rothmnnil, Seitz (München); Er-
Jen«ieyer; Wutzer; Stöss (Strassbnrg) ; Lacbmann
(Braunscbweig) ; BerthoJd Seemann (London); Ecker
(Freiburg); Volz (Carlsruhe); Mappes, Spiess, Slie-
b e 1 (Frankfurt) ; F o c k e (Bremen) ; Simon (Darmstadt) ;
Desor (Neufchatel) ; Martin (England); Fi ck (Zürich);
Forchhammer (Kiel).
Die zahlreichen Vorträge, welche bei den allgemeinen
sowohl als bei den Sectionssitzungen gehallen wurden, so wie
die daran geknüpften Verhandlungen sprechen auch diessmal
für den regen wissenschaftlichen Eifer , welcher alle Tbeilneb-
mer bei der Versammlung beseelte. .Mit Hinsicht auf den
Zweck unserer Zeilschrift werden wir jedoch hauptsächlich
nur die Verhandlungen der beiden Seclionen für Zoologie, Ana-
tomie u. Physiologie, sowie für Medicin, Chirurgie u. GeburU-
bülfe (eine besondere Section für Anthropologie u. Psychiatrie
wurde nicht gebildet) berücksichtigen , aus den Verbandlun-
gen der allgemeinen Sitzungen aber, so wie denen der übrigen
Sectlonen nur das für den Arzt speciell Wichtige hervorheben.
Die i. allgem. Sitzung (19. Sept.) eröffnete der Ge-
scbäftsföbrer Prof. Bruns mit einer Begrfissungsrede , in
welcher er eine kurze Debersicbt der Geschiebte der DniT.
Tübingen, naroentlirb der med. Facultäl gab. M.-R. Jäger
aus Stuttgart machte hierauf im Namen der k. leop. Akad. d.
Naturf. bekannt , dass von dem Fürsten Demidoff 3 Preise zu
300 Thlr. ausgesetzt , ▼on*' dem König v. Wurtemberg aber
20 Louisd. zur Unterstützung wissenschaftl. Reisen Terwllligt
worden seien. Hierauf sprach Prof. Quenstedt (Tübingen)
1) Nach dem amtlichen Tageblatte , für desaen Mitthei-
Inng wir Hm. Prof. Dr. Bruns zu lebhaftem Danke Ter-
pflichlai aind. Redaction.
über die geolog. Verhältnisse Schwabens und Dr. S c h u 1 1 z
(Deidesheim) über die Entwicklung der Naturwissenschaften
bis zur Mitte des 16. Jabrh. Zum Schluss ward zur Bildung
der einzelnen Sectionen geschritten. — In der 2. allgem»
Sitzung (21. Sept.) erwählte man zunächst mit grosser Ma-
jorität als Versammlungsort für das nächste Jahr Göttingen
und die ProflT. Baumn. Listfng zu Geschäftsführern, in-
dem man eine durch Dr. Schultz überbrachte Einladung
der Stadt Dürkheün dankend ablehnte. Von Vorträgen er-
wähnen wir den des Prof. Dove über den gegenwartigen Zu-
stand ^tt Meteorologie y sowie den des Prof. Vierordt
über die graphische Darstellung des mensehl. Pulses,
Letzterer theilte unter Vorlegung ?on Proben mit, dass es ihm
gelungen sei, mittels eines Fühlbebels selbst die kleinsten
Bewegungen der schwach comprimirten Arterie 10 — 20fach
Tergrössert zu erhalten und sie auf ein mit gleichförmiger Ge-
schwindigkeit an der Spitze des Hebels sich vorbeibewegendes
Papier anschreiben zu lassen , wodurch eine genauere Unter-
suchung der Zeilverhältnisse der einzelnen Abschnitte des
Pulses, so wie vieler anderer Eigenschaften desselben ermög-
licht werde. Der von vielen Physiologen mit Hinsicht auf die
^ Blutdruckcurven angenommenen Gleichheit der Zeit der Aus-
dehnung und Zusammenziebung der Arterie gegenüber , erge-
ben seine Erfahrungen ein Verhältniss von 100:280 für die
Zeitdauer beider Pulsabscbnitte. Ebenso weisen die vorgeleg-
ten Pulscurven deutlich nach, dasa die Zeitabschnitte zwischen
den unmittelbar aufeinander folgenden Pulsen auch beim nor-
malen Zustande nicht unerheblich difleriren, der sogen. Pulsus
aequalis mithin nur eine relative Geltung besitzt. — In der
3. allgem. (Sehluss-) Sitzung wurden nur 2 botanische
Vorträge gehalten , worauf der Geschäftsführer von der V<$r-
sammlung Abschied nahm, deren Dank Prof. Fresenius
aus Wiesbaden aussprach.
Seetion für Zoologie, Anatomie u, Phy-
siologie. Vorträge .• 20. Sept. Prof. L n s c^ k a über
die Seeretionszellen. Die Bedeutung der Thierzelle als Se-
cretionsgebilde ist nach L. viel allgemeiner, als man gewyhn-
lich annimmt, nicht nur die Producte der sogen. Absonde-
rungsorgane (Galle, Harn, Same, Milch u. s. w.) entstehen
durch Vermittlung von Zellen , sondern auch normale Aus-
scheidungen auf Membranen oder membranartig ausgebreiteten
Theilen , und zwar durch Formelemente , welche man bisher
als zum Schützen bestimmt betrachtete. Durch Vermittlung
der Cylinderzellen entsteht auf der Schleimhaut des Magens
und Darmkanals Schleim , während die Cerebrospinalflüssig-
keit, die Feuchtigkeit der grossen serösen Säcke, der Mum.
aq. im Wesentlichen nichts anders aind , als das Ergebntss
der Schmelzung metamorphosirter Epithelialblättchen zu ho-
mogenen^ waaaerbelle^ ZeUen. Prof. Virchow findet i**
Mvscelleou
L.*s AtOgabcD eine Bestätigung 4er Theorie DolliDgQr's, das
Secret sei als das AuflÖ'snngsproduct des secernirenden Organs
za betracbteo , eine Theorie , welche allerdings fOr manche
Drusen, z. B. die Geoerations- und Fettdrüsen, aaerkannt
werden, oiusse^ keineswegs aber allgemeine Geltung haben
könne. Schon patholog. Erfahrungen , z. B. dass bei der
aasgebildetsten Form der Fettleber keine wesentliche Vermeh-
rung des Fettes in der Galle stattflndet , so wie dass bei völli-
ger Zerstörung des Epithels der Harnkanälchen doch noch
Harnstoff abgesondert wird, sprechen gegen das allgemeine
Vorkommen der Dissolution von Secretiouszellen. Die Secre-
ttonen^ deren Secretstofle schon im Blute gebildet vorkom-
men , seien auf einen Transsudationsprocess zurückzuführen.
Hinsichtlich der Secretionen aber, bei denen im Secrete spe-
ciOsche, im Blute nicht schon gebildete Stoffe vorkommen,
die mitbin im Secretionsorgane selbst entstehen müssen, sei
in der abgesonderten Flüssigkeit der eigentlich secretorische
Theil, welcher den specif. Stoff enthält, von dem transsuda-
tiven Theile , hauptsachlich Wasser und Salze. , wohl zu un-
terscheiden , wahrscheinlich werden durch Transsudation von
Blutbestandtheilen die specif. Stoffe aus den Gewebthcilen an
die Oberfläche gebracht. Die Cerebrospinal - Flüssigkeit sei
als ein Typus der traoesudativen Absonderungen zu betrach*
ten , da sie kein Albumin , sondern fast nur Wasser u. Salze
führe. Dass die £|>il!i<lialzellen des Aderplexus nicht aufge-
löst,werden, scheine daraus zu folgen, dass man die für sie
charakterist. rothen Fetttropfen nicht bei Kindern , sondern
in zunehmender Zahl und Grösse bei altern Indiv. finde, so
dass die Lebensdauer der Zellen kaum kleiner, als die des
Individuums anzunehmen sei. — M.-R. Hering (Stuttgart)
theilt mit, dass nach seinen Versuchen die Schnelligkeit der
ßlutcirculation durch Ahichneiden des Fagiu und Sym-
pathfcus wenig alterirt werde , wobei indess Prof. Vier-
ordt bemeAt, dass diese Versuche wegen Nichtberücksichti-
gung der Diffusion einen Fehler einschliessen können, welcher
nur durch combinirte Injection zu vermeiden sei. — Prof.
J. Vogel: über Blutanalyse und Blutkrankheiten. Er
empfiehlt die quantitative Bestimmung der rothen Blutkörper-
chen, oder genauer des Blutfarbstoffes , mittels riner ä/m*-
farbenscala, deren Bereitung und Anwendbarkeit für prakt.-
med., pliysiolog. und patholog.-anat. Fragen er ausführlicher
darlegt. Die quantitative Bestimmung des Kochsalz- oder
Chlorgehalts des Blutes und anderer organ. Flüssigkeiten wird
nach ihm sehr schnell und einfach durch Titrirung bewerkstel-
ligt. Zum Beleg der prakt. Wichtigkeit dieser Untersuchung
bemerkt er, dass zwischen dem Gehalt des Blutes an Eiweiss
und Kochsalz ein gewisser Antagonismus bestehe; bei Abnahme
des erstem steigt der letztere , so bei vielen hydropischen Zu-
ständen, wo erst nach Entfernung des Ueberscbusses an Koch-
salz der Eiweissgehalt des Blutes nurmal wird. Manche krank-
hafte Zustände , welche auf Ueberscbnss an Eiweis«; im Blute
beruhen , lassen sich dagegen durch consequcnte Zuführung
von Kochsalz beseitigen ; so gewisse Formen der Scrophulose,
bei denen manche kocbsalzhaltige Min. -Wässer aus diesem
Grunde gute. Wirkung zu haben scheinen. — 22. Sept,
Dr. Focke (Bremen): über die ffaupferfordemisse feine-
rer mikroskpp,. Untersuchungen, unter Vorlegung seines
zweiköpfigen Mikroskops , durch welches 2 Pers. zugleich
beobachten können. — Prof. Vierordt: über den Ein-
flusi der anästhetis^hen Mittel atrf" den Blutdruck im
Arteriensyfteme des, Hundes. Aus seinen Versuchen geht
hervor, dass beim Einathmen grosser Mengen von Aether und
Cblorofonp der Mitteldruck sofort erheblich (um V«« Vs? '^
1 Fülle um das Doppelte) zunimmt , und zwar in Folge der
einige Augienblicke überaus heftigen Athmungsbewegungen.
Die dep Herzbewegungen entsprechenden Curven (mittels des
Kymographion erhalten) , anfangs manchmal beträchtlich
ei-höht, werden nach wenig See. ungleich , unregelmässiger;
der M\lteldruck nimmt bald ab, wobei der Einfiuss der Athem-
bewegUQgßP geringer wird , und bei starker Narkose ist der
Milleldruck um */a, selbst Vj geringer, die Herzcurven er-
scheinen., sehr, niedrig (10 — 15 Mal gegen die Norm), aber
sehr glcicbmässig , der Einfluss der Athembewegung ist ganz
oder fa8( ganz geschwunden. Tritt bei der Chloroformirung
^*T T((d uuTerhofflt. scb^iell ein , so kann der Blutdruck fast
augenblicklich auf Vi ^^^ Normalen sinl^n^ behauptet aber,
nach vorübergehender Steigerung über das Mittel , in Folge
einiger starken Bespirationen , gegen die Zeit der Aigonie Vi
oder 1/3 des Normaldracks» Bei Hunden venol^ast das Chlo-
roform viel rasdheres Sinken des Blutdrucks als der Aether,
hebt die Einwirkung der Resp. auf die Circulation scboeller
auf und macht noch vor Eintritt der Narkose unregelmässigere
Herzcurven. Gegen V.'s Vorschlag, wegen Gefährlichkeit der
Chloroform-/>{A<i/a^'on«n andere Applicationsweiseo , welche
minder schnelle Wirkung bedingen , zu wählen , macht Prot
Vogel die geringe Wirksamkeit letzterer, H.-R. Stiebel
(Frankfurt) die Schwierigkeit, die Wirkung derselben za un-
terbrechen, geltend. — Dr. Reclam (Leipzig) legte ein ge-
trocknetes Präparat über die normalen Bewegungen des
Magens während der f^erdauung vor , an dem die Bewe-
gungslinie , in welcher die Contractionen de^ Magens wirken,
deutlich sichtbar war. Die Darstellung desselben war ihn
dadurch gelungen , dass er ausgehungerte Tbiere mit Terhält-
nissmässig wasserarmer Milch futterte , wobei das geronnene
Casein eine festweiche Masse bildete, deren Form einen Ab-
druck der Bewegungen des Magens darstellt. Zur Ermittlung
des Einflusses dieser Bewegung auf die Verdauung unterwarf R.
Muskelfasern in einer Brüimaschine bei 4. 3(K* R. der künst-
lichen Verdauung, wobei der Inhalt der Hälfte der Retorten in
gleichmässiger Bewegung erhalten wurde. Es ergab sich bd
mikroskop. Prüfung der Texturveränderung der Musikelfaseni,
dass bei Bf^wegong des Inhalts die Verdauung schneller vor
sich ging, als bei der Ruhe. — Dr. Reclam über des
Grund des Antagomemus Mwisehen Darm' und Hmä,
welchen er in der vorzngsweisen Slromrichtung des Blutes ia
centrifogaler und centripetaler Richtung, vermittell durch dea
Druck der atm. Luft, findet. An der Discnssion hierüber
betheiligten sich namentlich die Proff. Vi rc ho w, Vierordt,
Griesinger, so wie ODr. Stiebel u. Heidenhain.—
Nach Prof. Virchow unterscheiden sich die CorpuscuiB
amylaoea im Ependyma der Hirnventrikel des M.. dadurck
von allen ähnlichen Gebilden , namentlich den Körpern des
Gehirnsandes, dass sie gleich der Pflanzen - Celiulose durch
Jod und Schwefels, blau gefärbt werden. Man findet »e im
Ependyma aller Ventrikel, dem alten Epend. derRückenmarks-
böhlen (Subst. centr. grisea Köllik.) und in der weichen
Bindesubstanz der Sinnesnerven , namentlich des Olfiiciorius.
— 23, Sept. Prof. Luschka über den van ihm entdeidctea
jy. spinosus , ein selbstständiger , rein cerebraler Zweig des
3. Astes des Trigero., der meist hart unter, zuweilen noch m
oder auch über dem For. ovale entspringt, u. als ausschliess-
licher Knochennerv sich im grossen Keilbeinflügel und im Fel-
senbein verbreitet, indem er durch das For. spines. in die
mittlere Schädelgrube tritt und der Art. spioasa folgt. Er ist
wohl zu unterscheiden von dem bisweilen aus dem Gaagf.
oticum zur Art. roeningea tretenden, vonviegcnd aus sympath.
Fasern hestehendcn und einen Gefässnerven darstellenden
Fädchen , und bildet vielmehr das Analogon eines Theils des
von L. ebenfalls entdeckten A^. sinuvertebralis im Spinal-
theil des Nerv. -Systems. Von dem vereinigten Stamme jedes
Rückenmarksn. geht nämlich ein Nerv durch das For. verteb.
zurück und spaltet sich in 2 Fäden , von denen der eine in
der Haut der Blutleiter des Wirbelkanals, der andere in der
Substanz der Wirbelkörper sich verbreitet , dem letztern ent-
spricht der N» spin., dem erstem der N, recurrens ientorii^
der sich bis in die Wandung des Torcular Heroph. vcrfolgea
lässt. . Der N. sinuvert. erklärt die verschiedenen ^normen,
oft ganz umschriebenen Sensationen, welche durch Uebeiffil-
lung derBlutleiter u. Druck auf die Dannfortsätze enutebcn.—
Prof. Eck er (Freiburg) berichtet über Dr. Bil harz' (Cairo)
Untersuchungen am Zitterwels, Er bestätigt B.'s Angabc,
dass der ungefähr V/' dicke elektr. Nerv nur eine Primitiv*
fsser von Vso — Vos'" enthält, beschreibt die dreifache Hülle
der Nervenfaser, welche Aehnlichkeit mit der Hülle der Faci*
ni'schen Körpereben darbietet, ferner die Anordnung der Zel-
len des elektr. Organs (von B. mit Hülfe der Chroms, unter-
sucht) und bemerkt, dais die Existenz von Nervensehiingen
durch diese Entdeckung sehr zweifelhaft werde. Da es nicht
anzunehmen , dass eine Nervenfaser in 2 Richtungen leitet,
so wird eine centripetale Leitung vom elektr. Org. aas sehr
'ttiftcellen.
W7
QDWabr^ctfeinitich. Da's cientr^Ie Ende der P/idiitivfas. ist
noch Dicht belranm , doch glaubt l£., dass sie jedenfalls tön
einer colossalen 'Ganglienzelle eotspringt, also eio wahres
mikro^kop. Centraloi^. vdrbaoden ist. Dr. Pocke theilt
mit, dass er ebeDfalls'bei eibem 4'^' langen, gahz dürchsicb-
tigeo Enlomostrakon bei Neiden von weniger als Viooo'"
Durchro. am Ende des Dannkanals Weder "Endumbiegungen
der Ncrvenfösern , noch eine Vefbreilung an ein anderes Org.
gefanden habe. — 24. Sept. Dr. Schultz (Petersburg)
Über den Mechanismus der Schädelnähte, unter Vorzeigung
seiner Methode durch Hammer und NSgel den Schädel zu
sprengen, wobei alle zarte Enochen unversehrt bleiben <).
Derselbe le^t '56 Tafeln aus dem anat. .Atlas von Prof.
'Pirogoff Vor, Durchschnitte an gefrornen Leichen darstel-
lend , und fordert in P.'s Namen zur Mittheilung von Fragen
auf, welche durch diese Methode gelöst werden können.
Section f. Medieinu. Chirurgie, Forträge:
20. Sept, Dr. EUasser zeigt seine Präparate über den
loeiehen Hinterkopf (Craniotabes rhacbit. iaf.) vor, wobei
er auf die Häaügkeit und den Einfluss dieses Uebels auf die
Sterblichkeit in der 1. Per. der Kindheit nochmals hinweist. —
Dr. Faber (Schorndorf) spricht für die besondere Nstur and
Contagiositat der fFuthkritnkheit , so wie aber ihren Unter-
schied vom Tetaoas. — Dr. Ritter (Rouenborg) : über
Empfänglichkeit des M. für ursprünglieke Thierkrank-
heilen. Die Ursache, dass diese Empfänglichkeit gegenwärtig
stärker sei als früher, findet c!r in der Kuhpoekenimpfung,
Entziehung der Muttermilch und ausscbliessllcfter Aafziebung
des Säuglings mit Thiermitch. Ausserdem sollen die tlaus-
tbiere durch Domestication dem M. in ihrer Organisation ähn-
iicber geworden sein. — Prof. Roser: über die Häufigkeit
einer Klappenformation an den AtufUhrungsgängen von
Abscessen. Bei Eiteransammlungen , die sich in die Lunge
oder in den Darm Entleeren, dringt bekanntlich meistens
weder Luft , noch Darm-Gas oder Inhalt in die Ab'sces8h5hle ;
hier sind demnach die Klappen nOtzlich , indem sie das öber-
schusslge Exsudat austreten und keine fremden Subsfanz<Sn
eindringen lassen. In andern FäUen von A bscessen wirken
die Klappen dagegen schädlich, indem sie den Austritt des
Eiters verhindern und immer sich erneuernde Eiterung bedin-
gen, nier sei die künstliche Beseitigung derselben angezeigt,
and swar , da Wieken bauGg nicht ausreichen , durch Ein-
schneiden mit dem Knopfmesser, durch Einlegen von Röhren,
oder bei tief gelegenen Absc. durch gewaltsame Erueilerung
mit Kornzangen, Pressschwamm u. s. w. — 21. Sept. Prof.
II o s e r : Aber den Heilung sprocess nach Einschneiden der
Harfiröhrenstricturen, Die Narbenzusammenziehung ver-
möge, wenn sie nach dem äussern Stricturscbnitt in der Rich-
tung vom HittelHeiscbe zur Harnröhre bin wirkt, eine Erwei-
terung des verengten Theils der Harnröhre zu bedingen. Die
Darebscbneidung einer faltenförmigen oder klappenartigen
Stridor bei dem innern Stricturscbnitt könne dagegen eine
Narbenzusammenziehung in longitudinaler Richtung erzeugen,
welche zur Ausgleichung oder Verminderung der Verengung
beitrage. Zur Erkennung und Erweiterung der Stricturen
wendet R. vorzugsweise eine gestielte^ geknöpfte ond konisch
verdickte Sonde an. — Derselbe: aber chir. Anat. des
Sckenkelrings u, Schenkelbruchs. Man habe bisher den
Schenkelkanal so dargestellt, wie er erscheine, wenn man
ihn durch Hioansdräogen des Fingers yon inoea , neben der
Scbenkelvene hin , zu erzeugen suche. Durch diesen Kanal
treten aber die Scbeokelbräche fast nie heraus, sondern durch
4tie erweiterte Oeffnang fdr d. Lympbgef., welche man am besten
findet , wenn man den Finger von aussen unter der Insertion
der Plica hineindrängt. Der äussere Bruchschnilt , ohne Er-
öffnung des Sacks, erscheine daher bei diesem Verhalten
leichter , als wenn man nach der bisherigen Anschauung den
Anfang der Scheukelbrflche als innerhalb der Cruralscheide
gelegen betrachtet. — Derselbe bemerkt, dass man bei
1) Dr. S. hat seine Untersuchungen in einer besondem
Abhandl. veröffentlicht, über welche wir demnächst in den
iahrbb. Bericht erstatten werden. Red.
Nekrose ain Sciiaft des Oberschenkels frdlizeiCig op'eriren
mOsse, da das nekrot. Stuck sich sonst in äine grosse und
dickeTodtenlade einkapselt und immer schwerer herauszuneh-
men ist. li^ Fällen letzterer Art habe er das Erweitern der
Kloake durch gewaltsames Oeffnen einer «Spitzen Zahiizanee
sehr vortheilhaft gefunden. Man erreiche dabei seinen 'Zweck
ohne grosse äussere Wunde, ohne Verletzung von Arterien u.
-könne dabei den Sequester mit der schneidenden Knochen-
zange zertheilen. Prof. Rothmund giebt dem Osteotom
den Vorzug vor der Zange, bei gehöriger Uebung kdmme man
damit leicht und rasch zu. Stande und ein Knocbenscbnitt mit
demselben sCi minder gefährlich , als die mit der Zange er^
zeugte Trennung. Prof. Roser versichert dagegen die schnei-
dende Knochenzange bei vielfacher Anwendung stets praktisch
gefunden zu haben , die Anwendung des Osteotoins dagegen
scheint ihm nur ausnahmsweise praktisch. — M.-R. "Bauer
(Reutlingen) theilt den Fall einer Frau mit , bei weichet der
Katheter tief genug eindrang, aber nie Urin entleerte, selbst
nachdem die Punction der Blase gemacht worden war. Bei
der Secti<'U Tand man eine die ganze innere Fläche der Blase
auskleidende Pseudomembran, welthe einen geschlossenen
Sack bildete , so dass der Katheter stets zwischeh dieselbe u.
die Glasenwand gedrungen war. Bei luikroskop. Untersuchung
fand Prof. Luschka in der frag). Haut ein Fasergerü^,
durchsetzt von Exsudatkörpern in ver:;rhiedenen Entwicklungs-
stufen und von Trümmern ^on Nerven ; sie ist demnach als
die in ihrer Totalität von der Auskelhaut gelöste Schleimhaiit
der Blase zu betrachten. — Dr. Krauss (Tubingen): Ver-
suche über die Bewegungen der Gesämmthimmasse , an
einem Individuum mit einer Knochenlücke im Schädel ; He-
bung der Gehirnmasse bei Cbampagherrausch , Stockung bei
Chloroformirung und Üigitalisnarkose. — Prof. Breit: Fall
joü ausserordentlicher Erweiterung der Schoosfuge ; Fall
von Entzünd. Und Eiterung der Schoosflige , durch den
Schnitt geheilt. — Dr. Heiden hain ( Marien werder) : über
tiefere Feränderungen der Nervencentren nach voraus-
gegangener Syphilis. Mit Bezug auf selbst beobachtete
Fälle bemerkt H., dass es sich hier um Zustände handele, bei
denen, von einem specif. sypbilit. Charakter nicht die Rede
sei , naihentlich flnde man in den Knochen keine patholog.-
anat. Veränderung , noch seien sie der Sitz der heftigen Ce-
phalalgien , die als Vorläufer der spätem Paralyse beobachtiet
Werden. Diese seien meist Neuralgien, die in einem centra-
len Leiden ihren Grund haben , das bei weiterer Entwicklung
die Paralyse bedinge. So fand er in einem solchen Falle grau-
rothliche Erweichung der rechten Hälfte der Varolsbröcke, in
einem andern Verdickung der häutigen Umh&llungen der Med.
oblong, und des obern Ruckenmarktheils. Er empfiehlt da-
gegen, nach Romberg*8 Vorgange, neben den allgemeinen
Mitteln, das Jodkalium. — 22. Sept. Prof. Bruns stellt
einen Mann vor, bei welchem 1847 am rechten Fusse die
Lisfranc'sche Operation , am linken Fusse die Resection der
Mittelfussknochcn gemacht wurde , bei dem sich aber gegen-
wärtig auf beiden Nurben reichliche Nagelbildung vorfindet.
— Prof. Rothmund berichtet ober Dr. Nussbaum's
Versuche, Gläschen in die Hornhaut von Kaninchen einzuhei-
len [s. oben S. 251 folg.] , und fordert zu Versuchen an
Menschen auf. — Prof. Luschka zeigt eine Hemia crur.
int. d. vor, in welcher der Proc. vermiform. , von einem
eigenen peritonäalen Brucbsacke umgeben, enthalten war. —
Prof. Virchow bezeichnet als für die syphilit. Leberent-
Zündung. charakteristPsch Neubildung eines gummusen und
Atrophie des normalen Gewebes. An den Schädelknochen
zeigen sich diese beiden Processe der Art , dass die Atrophie
den Knochen befällt und in die dadurch gesetzte, besonders
auf der innern Schädelfiäche sebf deutliche Lücke vom Pe^
riosteum aus eine Neubildung abgelagert wird. Diese Neubil-
dung stimmt ziemlich mit dem uberein, was man den indurir-
ten Grund des gew. Schanker- Geschwürs nennt, und findet
sich auch in andern syphilit. erkrankten Organen ; sie ist dem
Bindegewebe an die Seite zu stellen , enthält aber ausser die-
sem noch zahlreiche Neubildungen u. bekommt bei der rück-
schreitenden Metamorphose allmälig ein narbenähnliches Aus-
sehen. In der Leber kann bei Entwicklung solcher schwieligett--
Stellen in der Nähe von Gallengängen hartnäckige Gelb^
388,
Misceileo.
entstehen, bei äbnlicheo Ablagerungen im Gehirn sind die
Erscheinungen natürlich verschieden, je nach dem Nenren, in
dessen Nähe sie erfulgl sind. An der Discussion hierflber
betheirigten sich Proff. Roser, Griesinger, Brnns,
J. Vogel, G. Rapp und Dr. Hei den ha in. — Dr. Be-
neke wünscht Notizen über die in Krankenh. und ähnlichen
Anstalten eingefuhrie Diäty namentlich hinsichtlich des Stick-
stolTgehalU. — 23. Sept. Prof. G. Rapp: über Entstehung
des 2. H^rztons, Discussion darüber, namentlich von Seiten
des Prof. J. Vogel u. Dr. Heiden hain. — Dr. Schin-
zinger (Freiburg): über Ersatz amputirter oder ver-
kämmerter Extremitäten , unter Vorlegung einer von
Instrum.-M. Hausmann zu Freiburg gefertigten künstlichen
Hand, welche bei «iufacber Construction wahre Bewegung der
Finger und des Handgelenks gestattet. Derselbe legt die
Zeichnung von 2 Unicrextremitäten, ebenfalls von H. gefertigt,
vor, vermittels deren eine erwachsene Frau , deren völlig ver-
kümmerte Unterschenkel nach rückwärts standen, bequem
ohne Krücken gehen kann. — Dr. Gl es s (Stuttgart) theilt
2 Fälle von plötzL Tod in Folge von spontaner Gasent-
wicklung im Bluff , nebst einer Uebersicht der ähnlichen
bekannten Fälle mit. Proff. Vogel u. Virchow knüpfen
einige Bemerkungen daran. — 24. Sept. Dr. G. Schultz
(Petersburg) : über osteoplastische Ferlängerung des Un-
terschenkels nach Pirogoff. Die Operation beginnt wie bei
der Exarticulation nach Syme, das Fersenbein wird aber
nicht ausgeschält , sondern in der Mitte senkrecht durchsägt,
worauf man die vordere Hälfte desselben sammt den übrigen
Fussknochen entfernt, die Malleoli absägt und den sitzenblei-
benden Proc. calcan. an die untere Fläche der Tibia hinauf-
schlägt und anheilt. Als Vortheile dieses Verfahrens bezeich-
net S. : dass einerseits die Achillessehne nicht durchschnitten
wird und der hintere Lappen nicht kappenförroig ausfällt, was
zu Eiteransanimlung Veranlassung giebt, während andererseits
die Tibia um 1 — l^s" verlängert wird, so dass der Operirte
beim Geben keiner künstlichen Unterlage bedarf. Prof.
Wutzer bemerkt dagegen, dass diese Methode nur da an-
wendbar sei, wo der Proc. calc. vollkommen gesund ist;
Eiteransammlung in der bei Syme's Operat. aus der Fersen-
haut gebildeten Kappe habe er durch einen kleinen Einschnitt
in dieselbe leicht beseitigt. — Hof- Zahnarzt Dr. Frisoni
(Stuttgart) : über seine Methode Zähne zu plombiren und
denff^erthdesPlofnbirens überhaupt, ferner iiberkünstL
Ersatz der Zähne. Durch ein eigenthümliehes Verfuhren,
bei den Platlenstücken die Platte und die Klammern aus
einer Goldplatte zu verfertigen , erzielt er ein sehr genaues
Anpassen derselben. Um bei ganzen Gebissen die vielfach
nachtbeiligen Spiralfedern zu vermeiden, bringt derselbe
zur Befestigung des obem Stücks auf der ohern Fläche der
weiter als gewöhnlich nach hinten reichenden Platte Luftbe-
hälter an, so dass nach Ausziehen der Luft aus denselben das
obere Stück durch den äussern 'Luftdruck sehr fest auf den
harten Gaumen aiffgedrückt wird. Zur Herstellung eines ohne
Federn festhaltenden, zum Kauen brauchbaren untern Stücks
bedient sich F. einer auf grösserer Schwere desselben beru-
henden Vorrichtung , welche auch in den Fällen passt, wo
nur die untern Zähne fehlen. — Prof. Wutzer: über eine
Fonn von Hypertrophie der Zunge , welche nicht auf ein-
facher Massenzunalime , sondern auf Neubildung von elasti-
schen und Muskelfasern beruht. In einem von W. behandelten
Falle folgte nach der 1. Abtragung der wuchernden Masse ein
Recidiv, vollständige Heilung aber, nachdem bei der 2. Oper,
die Schnitte rein im gesunden Theile der Zunge gefuhrt wor-
den waren.
Section für Geburtshiilfe u. Frauenkrank-
heiten. Forträge. 20. Sept. Prof. Breit: über die von
ihm an der Kopflänge , so wie an dem Braun'tehen Hec»
pitationshaken angegebenen ModiOcationen , aater Mitdsfr
lung eines Falles , wo letzterer nöthig wurde. — Bei eias
Besprechung Ober Behandlung der Plaeenta praevia w^
tbeidigt M.-R. Schneemann die künstliche Erweiterung d»
Muttermunds bei Eintritt der ersten Blutung, sobald der Zo-
gefinger in den Muttermund geführt werden kann. Smt
zahlreichen spätem Erfahrungen haben die schon Im J. 1811
ausgesprochene Empfehlung dieses Verfahreoa vollkoraan
bestätigt , während er in 2 solchen Fällen nach Anvenduf
des Tampons den Tod eintreten sah. In 4 Fällen habe e
die Transfusion unternommen ; 2 Mal mit günstigem Erfolft
Dr. Elsässer und Phys. Dr. Mappes vertbeidigen da
Nutzen des Tampons, während Prof. Breit einen im Wm.
Gebärh. beobachteten Fall mittheilte, in welchem nach Tsa-
ponirung der Scheide noch während der Schwangerschaft t64
liehe Metritis auftraL — ^'^. Sept, Dr. Mappes: äW
2 Fälle von Exstirpation der Gebärmutter wegen Kreta;
in beiden war die Oper, von lödtlichem Ausgange gefolgt. -
Prof. Breit legt ein von ihm erfundenes, mit einer Decb
versehenes Messer zum Kaiserschnitt von der Scheide m
vor, und berichtet über einen Fall, wo nach Einspritzas;
einer Lösung des salzs. Eisens, wegen Blutung, nach der Gebet.
der Tod erfolgte. Dr. Mappes n1hmt die günstige ¥riikiS|
der Ipecacuanha bei puerperalen MetroiThagien, worin PreL
Breit beistimmt.
Aus den Verhandlungen der üM^eit iSiec/tonen tkefies
wir Folgendes mit. Prof. Schlossberg er machte iieiBea
Vortrage über die ehem. ZusammcTuetzung der ßfentn-
materie auf eine noch unbeachtete Analogie zwischen den is
Aether löslichen Gehirnroaterien und der Cholsäure aaCacik-
sam. Nach seinen Untersuchungen hat der Chemiker dn
Gehirn als ein ganzes Organsyslem zu betrachten, ioden ii
einzelnen anatoui. unterscheidbaren Theile desselben so be^
deutende Differenzen in der Quantität zeigen. Derselbe
sprach über den vorwiegenden Natrongehalt der Knorpd
(im Gegens. zum Kali) ; die Knorpel schliessen sich in diestr
Beziehung dem Blute an , bilden einen Gegensatz zur MaskeV
Substanz. Endlich theilte Prof. S. seine Untersachunges
über Reaction der Milch u. sogen. Hexenmilch mit (wegci
deren wir auf Jahrbb. LXXX. 164, 165 verweisen]. — Prvl
Fresenius theilt mit, dass er bei Analyse der Scbwalbacka
Min.-W. eine starkverdünnte Lösung des Übermangans. Keli
mit Vortheil zur Bestimmung des Gehalts an Eisenoaeydul ver-
wendet habe. Namentlich lasse sich durch diese rasche Methede
sehr gut bestimmen , wie viel Eisen das Wasser einer Stahl-
quelle verliert, bis es in die Badewanne gelangt.
Schlüsslich erwähnen wir noch , dass von den an«
den Mitgl. der k. Leop.-Carol. Akademie d. Naturf. oater
Anwesenheit mehrerer Adjuncten am 22. u. %'i.Sept. SiUaa-
gen gehalten wurden ; der Präs. Nees vonEsenbeikwar
leider durch Unwohlsein verhindert in Tübingen zu erscbeiaea.
Man beschloss bei dem Präs. zu beantragen : 1) alle Jahff
bei den deutschen Naturf.-Vers. akadem. Sitzungen zu haltea,
die jedoch nur dann als gesetzlich betrachtet werden soll«,
wenn ein Adjunct den Vorsitz geführt hat; 2) darcb Bildnag,
Ehrenhaftigkeit und Interesse für die Naturkunde ansgezcick-
nete Männer onter dem Titel „Förderer der Akademie* dir
Akad. zu associiren, sie aber zu verpflichten, die fortlanfeodca
Bände der Nova acta und der Bonplmidia za halten. Ad|.
Mappes spricht über Verlegung der akad. Bibliothek nach
Frankf. a/M. und macht die Zusicherung, baldigst über die
geeigneten Localitäten für die Sammlung nach Breslau berich-
ten zu wollen.
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JABBBOtHEB
der
In- und ausländischen gesammten Medicin.
Bd. 80.
1853.
Jfi 3.
A. ADSZ06B.
L Anatomie nnd Physiologie.
1001. neber den lechanismus der Respira-
tion ud Gircnlation im gesonden und kranken
Zustande; von F. C. Üonders. (H. u.Pf.'8 Ztschr.
m. 3. 1853.)
I. Oeffnet man den Brustkasten an der Leiche
oder am lebenden Thier, so nimmt das Volumen der
Lungen ab: es verkarzen sich nämlich die elastischen
Pasern , die selbst nach der Exspiration und an der
Leiche durch die eingetretene Luft in gespanntem
Zustande erhallen wurden, und die Lungen treiben so
die in ihnen enthaltene Luft aus. Diess geschieht
nämlich , sobald die Luft ausserhalb der Lungen in
den Thorax treten kann und ihre Spannung der in
den Lungen befindlichen gleichkommt. — Das Auf-
blasen der Lungen bis zur Grösse der Brusthöhle
nach gewöhnlicher Einathmung und die Austreibung
der Luft nach OefTnung des Thorax erfordern einen
gleichen Aufwand von Kfaft, welcher jedoch geringer
ist, als jener, welcher beim Einathmen durch die
Muskulatur überwunden wird.
Die Nessung dieser Kraft ist von grosser Bedeu-
tung und geschieht auf folgende Weise. Man bringt
in der Halsgegend zwischen Speise- und Luftröhre
eine dünne Schnur an, öffnet letztere, ohne den hintern
Theil zu trennen, durch einen Querschnitt, bringt in
die Oeffhung einen durchbohrten Stöpsel mit glaser-
ner Röhre, befestigt den Stöpsel durch festes Zusam-
menziehen der Schnur u. verbindet dann die gläserne
Röhre mittels Kautschuk mit einem Manometer. Oeff-
net man jetzt den Thorax ohne Verletzung der Lungen,
so liest man die Kraft der Elasticität der Lungen un-
mittelbar am Manometer ab. Nun kann man Thorax
und Bauchhöhle so weil offenen, als man will; das
Volumen der Lungen bleibt anveründert und nimmt
Med. Jahrbb. Bd. 80. HA. S.
erst nach u. nach durch Diffusion der unter höherem
Druck stehenden Gase ab. — Den so wahrgenom-
menen Druck fand Vf. für Henschenlungen = 30 —
60 Mmlr. Wasser. Doch waren die Lungen von 11
zu den Versuchen verwandten Leichen nicht vollkom-
men gesund ; schon pleuritische Adhäsionen können
die Zahl sehr vermindern u. wahrend ihrer Trennung
(wobei man jeden Druck auf die Luchen sorgfältig
vermeide) steigt das Wasser in der auioleigenden
Röhre. Vorläufig glaubt Vf. die Elasticitat gesunder
Lungen, nach gewöhnlicher Ausathtnung, auf 80 Mmlr.
Wasser feststeilen zu dürfen. Diese Zahl wird be-
deutend erhöht, sobal(t, die Lungen durch Einathmung
ausgedehnt und die elastischen Fasern dadurch noch
mehr gespannt werden; davon überzeugt man sich
durch Einblasen grösserer Luftmengen in die Lungen,
wobei man ohne irgend eine Beschädigung der Lun-
gen das Quecksilber im Manometer bis zu 18 Mmtr.
steigen sehen kann , was 243 Mmtr. Wasser gleich-
kommt.
Zur Elasticitat der Lungen tritt wahrend des Le-
bens noch der Tonus , der in der Spannung contrac-
tiler Fasern unter dem Einflüsse des Nervensystems
besteht. Dadurch geschieht es, dass am lebenden
Thiere die Lungen nach Oefi'nung des Thorax zu einem
kleinern Volumen zusammenschrumpfen, als am Ind-
ien ; dass das Volumen der Lunten , wenn man sie
einige Zeit, nachdem sie zum kleinstmöglichen Um»
fange zusammengeschrumpft sind, wieder zu dem
Umfange aufblast, den sie bei gewöhnlicher Einath-
mung erhalten , bei wiederholter Zusammenschrum-
pfung nicht dasselbe bleibt, sondern grösser wird.
Die Messung dieses Tonus ist natürlich nur am leben-
,den Thiere möglich. Dazu bringt man nach der oben
beschriebenen Weise den Manometer so mit der Luft-
37
290
I. Anatomie u. Physiologie.
röhre in Verbindung , dass keine Luft ein - oder aus-
treten kann. Die Respirationsbestrebungen werden
dabei anfangs kräftiger und kraftiger, und bei der
stärksten Bestrebung zur Inspiration steigt das Queck-
silber in der absteigenden Röhre des Manometers
40 — 60 Hmtr. höher, als das in der aufsteigenden,
umgekehrt aber bei den stärksten Bestrebungen zur Ex-
spiration in der aufsteigenden Röhre 15 — 25 Mmtr.,
zuweilen selbst höher, als in der absteigenden. Bald
hört die Respiration auf, während der Herzschlag
noch eine Zeit lang fortdauert; das Quecksilber steht
' jetzt meist gleich hoch auf beiden Seiten. Wird
unmittelbar darauf der Thorax geöffnet , so steigt das
Quecksilber in der aufsteigenden Rohre 5 — 9 Mmtr.
höher als in der andern. Nach 7^ Std. hat es sieh
wiederum ^/^ gesenkt; nach dieser Zeit gebt das
Sinken nur langsam vor sich. Es scheint demnach,
dass das erstere schnellere Sinken dem Weichen des
Tonus, das letzlere blos der foriwähren(i vor sich
gehenden Diffusion der Gase zuzuschreiben sei; doch
waren die Versuche noch zu auseinanderweichend,
als dass Vf. einen zu grossen Werth auf dieses Vt
legen könnte. Versuche, um nach eingebrachtem
Manometer den Tonus der Lungen durch Reizung des
Vagus zu erhöh(Mi, gaben nur negative Resultate.
Fffgt man zu den 80 Mmtr. Wasser (für den Wi-
derstand der elastischen menschlichen Lungen) Y4,
d. i. 20 Hmtr. (für den Tonus), so beträgt der vitale
Widerstand der Lungen nach beendigter Exspiration
100 Mmtr. Wasser, d. i. fast 7VaMmtr. Quecksilber.
Dieser Widerstand wird bei gewöhnlicher Einathmung
bis zu 9 Hmtr., bei der tiefstmöglichen aber bis 30
Mmtr. gesteigert.
Dieser Widerstand muss bei der Inspiration über-
wunden werden , bei der Exspiration bildet er ein
beförderndes Moment. Fortwährend liegt die Lungen-
oberfläche an den Wätiden des Thorax. Nach der
Exspiration ist die Luft in den Lungen im Gleichge-
wicht mit der Atmosphäre. Der Druck auf die innere
Fläche des Thorax ist geringer als der auf die äussere,
weil die elastischen Lungen der eingeschlossenen
Luft einen. Widerstand bieten, dadurch den Druck
theilweise tragen und verhindern , dass letzterer in
seiner Totalität auf der innern Fläche des Thorax
ruhe. Der Druckiinierschied auf die innere u. äussere
Fläche der Bruslwand entspricht der manometrischen
Kraft, womit die Lungen Widerstand leisten, und
"welche je nach den genannten Zuständen 7^^ , 9 u.
30 Hmtr. Quecksilber beträgt. Diesen Widerstand,
der um so grösser wird , je weiter die Einathmung
tortgesetzt wird , muss bei der Inspiration die Hus-
kelwirkung aufheben. Ausserdem müssen von den-
selben Muskeln der Thorax etwas gehoben, die Knor-
pel etwas- gebeugt, die Reibung in den Gelenken und
ier höhere Druck , unter welchen die untere Fläche
des Zwerchfells bei der Inspiration kommt, überwun-
den werden. — Der Annahme nun , dass die Inspi-
rationsmuskeln 30 Mmtr. und mehr Druck auf den
Thorax aufwiegen köihten, steht Nichts entgegen,
vielmehr sprechen dafür sowohl die oben angefahrt«
Versuche an Kaninchen, als die Untersocbmiga
V a 1 e n t i n 's über den Einathmungsdruck durch da
Hund und die Vfs. über denselben Druck durch eae
der Nasenöffnnngen. — Dass der bei der Inspirati«
zu überwindende Widerstand der Lungen die Exspi-
ration befordert, ist leicht ersichtlich. Nach einer
mehr oder weniger tiefen Einathmung hält der za-
sammengezogene Zustand der Inspirationsmu^di
dem Widerstände der lebenden Lungen das Gleichge-
wicht. Sobald aber die Muskelcontraetion anfhUit,
überwiegt sogleich die Neigung der Lungen einni-
schrumpfen und die Ausathmung geschieht durch dit
Elasticitat und den Tottus der Lnngen.
Bei der Exspiration sind aber die tuiil^en nidf
die einzigen activen t)rganfi. Activ befördernd widt
ausserdem auch die Schwerkraft des gehobenen Tho-
rax , die Elasticitat der gebogenen Knorpel , so wie
die Bauchmuskulatur sammt dem Zwerchfell , besoi-
ders durch den höhern Druck, unter welchem die in
Speisekanal enthaltenen Gase stehen. Alle diese, gan
auf EbsiieltSt beruhenden Kräfte sichern die GJeid»-
mässigkeit der Exspiration in hohem Grade.
Für die Lnngen kann man die Kraft citoet* ge-
wöhnlichen Inspiration ungef. «s» 9 Mnotr. Qoecksü-
ber setzen ; naeh der tiefstmöglichen InspiraitM abe
kann dieselbe bis zu 30 Mmtr. und höher steige«, &
hierzu kommt dann noch der Druck auf die untere
Zwerchfellflache. Vf. fand bei seinen Versuchen Ober
den Ausath'mungsdrnck durch die Nasenlöcher den-
selben bei verschiedenen Personen 62, 82, 84, 87
u. 100 Mmtr. gross (wahrend der auf dieselbe Weise
erhaltene Einäthfnungsdruck nur von — 30 bis —
74 Mmtr. betrug). Diese Differenz hat darin ihres
Grund , dass bei der Inspiration der Widerstand der
lebenden Lungen und der Darmgase Überwundea
werden muss , während bei der Exspiration die Mos-
kelwirkung hinzutritt.
Schon an sich wird es klar, dass, wenn dieser
von Elasticitat u. Tonus abhangige Widerstand ertinbt
wird, die Einathmung schwerer» die Aosathmimg
kraftiger und schneller wird , dass hingegen im ent-
gegengesetzten Falle bei der Inspiration die Muskels
weniger in Anspruch genommen werden, die Exspi-
ration aber ohne erhöhte Muskelwirkung langsam und
kraftlos wird. Solche pathologische Zustände giebt
es nun wirklich ; beim Emphysems vesiculare ist die
lEIasticiläl der Lungen bedeutend vermindert, beiis
sogen. Asthma spasmodicum ist der Tonus der Luft-
wege abnorm erhöht.
Schon aus dem Obengesagten tvird es erklärlich,
dass und warum beim Eriiphysem die ßfusthOhle toU
und ausgedehnt ist, warum die Luft dabei iefehter
in die Lungen einströmt, die Ausathmung dagegen
erschwert ist. Eine Hypertrophie der Exspirations-
ti. eine Atrophie der Inspirationsmttskeln findet bier-
hei deswegen nieht Statt, weil ^leiöhttiitig das Zwereh-
fell, der wichtigste Inspirationsmuakel, seinen Stand
I. Anntonia u. Pbyiiolpgie.
291
Wfid sein» Fvnclioii ver|i4fr(, Es wird B9ch untej^
{[^drlingi und kann $p nicht mehr zur lospir^üoii beU
tragen , und wenn es nach unten conve^ geworden
ist, OQUss es sogar die Exspiration befördern. Hieraus
folgt , dass nur der oberste Theil des Thorax einath-
met und dass demnach nur die betreffenden Muskeln
hypertrophiren. — Das Zwerchfell steigt nämlich
bei der Exspiration theils durch den höhern Druck,
«worunter die Gase im Darme stehen, theils durch
die active Einschrumpfung des Lungengewebes in die
Höhe. Letztere Kraft ist beim Emphysem vermindert
oder ganz aufgehoben ; das Zwerchfell wird also
weniger hoch steigen , sich dann aber auch weniger
contrahiren; die Darmgase werden bei der Inspiration
weniger gespannt werden und deshalb auch bei der
Exspiration in geringerem Grade mitwirken. Daher
steigt das Zwerchfell allmalig immer weniger» endlich
gar picht mehr, oder es wirkt zuletzt sogar negativ.
Dann aber wird auch das Herz , weil der Herzbeutel
mit dem Zwerchfell verbunden ist, nach unten gesenkt.
Wenn endlich die linke Lunge, wie gewöhnlich^
stärker emphysemalOs ist und damit ihre Elasticität
und ihr Tonus aufliOrten , einen Theil des atmosphä-
rischen Drucks zu tragen, dann Obt sie einen grossem
Druck^ auf den Herzbeutel aus als die rechte; der
Herzbeutel wird also so lange nach rechts geschoben,
bis der Druckuntersehied ausgeglichen ist.
Beim Asthma spasmodicnm, dessen Existenz frei-
lich grossentheils nur a priori angenommen worden
ist , gilt in vieler Hinsicht das Umgekehrte. Die In*
spiration ist hier im höchsten Grade erschwert, die
Exspiration dagegen erleichtert ; es hypertrophiren in
Folge dessen die Inspirationsmuskdn.
Um diese Verhältnisse noch weiter zu verfolgen,
sind viele Versuche nothwendig u. mOssen bei jedem
einzelnen Falle noch folgende Punkte genau erörtert
werden: }) di^ Anzahl der Respirationen, 2) die
Tiefe derselben, 3) der Theil des Thorax, mit dem
die Respiration geschieht, 4) der Kraftaufwand bei
der In- u. 5) der bei der Exspiration, 6) die Schnel-
ligkeit der In - und 7) die der Exspiration , 8) die
Entwicklang der Inspiratiousmuskeln, 9) die der Ex-
spiration smuskeln, vorzüglich der Stand der untersten
Rippen, der durch den Quadratus lumborum bestimmt
wird, 10) die Messung des grösstmöglichen Drucks
bei der Exspiration, 11) die Messung derselben Kraft
bei der Inspiration. Hierzu müssen ferner die Resul-
tate vieler Versuche an gesunden Menschen , so wie
in pathologischen Fällen noch die physikalisch-diagno-
stischen Httlfsmittel kommen. D^ss nachträglich die
.genaueste anatomißche Untersuchung der l^ungen noth-
wendig ist, versteht sich von selbst. Gleich wichtig
sind Versuche mit dem Manometer an der Leiche,
sowohl in der oben angegebenen^ als auch in dcgr
Weiße, dass man bestimmte Quantitäten Luft in die
Lungen bläst, um zu sehen, in welchen Verhältnissen
der Widerstand bei grosserer Ausdehnung jener zu-
nimmt.
U« Im Vonherg^henden wurde gezeigt, dass nicht
der g90f e Atmo^ph^^ndruak au( der Innenfläche des
Thorax ruht. Diess gilt natürlich auch für das Herz
und diß in der Brusthöhle liegenden Ge fasse; auch
sie stehen unter dem atmosphärischen Druck minus
dem Theile, der durch die Elasticität und den Tonus
der Lungen getragen wird. Selbst bei der Exspiration
sind das Herz und die Gefässe im Thorax unter gerin-
gerem Druck als die übrigen im KOrper vertheilten
Gefässe; das Venenblut wird also fortwährend nach
der RrusthOhle aufgesogen. Die Kraft , womit diess
geschieht, beträgt je nach den oben genannten Zu-
ständen 7^8* 9, 30 Mmtr. und mehr. Dieselbe Kraft
muss man auch vou der abziehen , womit das arte-
rielle Blut durch das Herz aus der Brusthohle getrie-
ben wird.
Was zunächst den Einfluss der Respiration auf
das Fenenblut anlangt, so kann die Saugkraft des
Herzens so gross werden , dass seine active Zusam-
menziehung dadurch verlangsamt und geschwächt , ja
selbst für einige Augenblicke ganz zum Stillstand ge-
bracht werden kann. Bei sehr tiefer , angehaltener
Inspiration wird der Puls langsam , klein und nicht
selten unfühlbar , so dass die Herzcontractionen hier
einige Augenblicke eingestellt scheinen und die Herz-
töne nicht oder kaum wahrnehmbar sind. Sobald
aber die Exspiration nur einige Male wieder erfolgt
ist, werden die Herzschläge schneller und stärker.
Der Widerstand der Lungen beträgt , wie oben aus-
einander gesetzt, nach beendigter Exspiration 7^/^
Mmtr. Quecksilber; um ebenso viel ist auch der Druck
auf das Herz und die Gewisse während der Ausath-
mung geringer als eine Atmosphäre, wenn nur daa
Gleichgewicht zwischen der in den Lungen enthalte-
nen Luft und der Atmosphäre hergestellt ist.
Der Druck auf die durch die Lungen bedeckte^
Theile ist gleich der Spannung der in den Lungen
enthaltenen Luft minus dem Widerstände der Lungen.
Diese Spannung nun nimmt während der Exspiration
ZU) während der Inspiration ab, beträgt also im
erstem Falle mehr , im letztern weniger als eine At-
mosphäre. Während der Einathmung tritt deshalb
zu dem vermehrten Widerstände der Lungen die ver-
minderte Spannung, bei der Ausathmung dagegen
vermehrte Spannung zu vermindertem Widerstände.
Setzt man nun (nach den Versuchen Kramer*s an
Thieren und nach den Untersuchungen Vfs. an sich
selbst) den Einathmungsdruck 3 , den Ansathmungs-
druck 2 Mmtr. Quecksilber, so beträgt gegen das
Ende einer gewöhnlichen Exspiration die Abnahme
des Drucks für das Herz und die im Thorax liegenden
Geftlsse 7^^ — 2 =s b^/^ Mnitr. und gegen das Ende
einer Inspiration 9 + 3=12 Mmtr. Quecksilber.
Hieraus aber folgt, dass auch während einer gewöhn-
lichen Exspiration das Blut aus den verschiedenen
Venen des Körpers nach den Venen der Brusthohle
und nach dem Herzen getrieben wird. Noch günstiger
wird das Verhältniss für den Blutlauf in den Venen,
die unter höherem Druck stehen, z. B. in denen der
Bauchhohle. Diese Venen stehen unter dem Drucji^
292
I. Anatomie u. Physiologie.
der DariDgase , der vom Tonus und von der Gontrac-
lion der muskulösen Bauchwand abhängt. Dieser
Druck nimmt hei der In- und Exspiration zu, besteht
aber ununterbrochen. Er ist vom wesentlichsten
Belang für den Blutlauf in der Lebervene und in der
Pfortader. — Bei kräftiger, tiefer Inspiration, so wie
besonders bei Versuchen zu inspiriren , wenn der
Luftzutritt zur Brusthöhle gehemmt ist , macht sich
derselbe in hohem Maasse geltend ; bei kräftiger, tie-
fer Exspiration , vorzüglich wenn die Luft zurückge-
halten werden muss , tritt das Entgegengesetzte ein :
das Blut wird aus dem Herzen^ aus den Venen der
Brusthöhle, soweit es die Klappen nicht verhindern,
zurückgetrieben , oder es wird wenigstens die Bück-
kehr des Yenenblutes nach der Brusthöhle gehemmt.
Am lebenden Thiere überzeugt man sich dadurch von
dieser doppelten Wirkungsweise , dass man das eine
Ende einer gläsernen Röhre , die sich an einer Seite
in zwei Arme theilt, in die Luftröhre bringt, dann
an einem der beiden Arme einen Manometer befestigt
und nun nach Willkür die andere Oeffnung ganz oder
theilweise mit dem Finger schliesst. Man sieht auf
diese Weise die der Respiration entsprechenden
'Athembewegungen am Gehirn ; man sieht die VV. ju-
gulares und die V. cava inf. in der Bauchhöhle zur
Zeit der Exspiration stärker anschwellen , bei der In-
spiration fast ihren ganzen Blutgehalt verlieren. Für
die V. cava inf. ist dieses auch bei geöffneter Baueh-
hohle noch sehr deutlich. — Schon aus diesen Ver-
suchen am Thiere geht hervor, dass auch am leben-
den Menschen jede schwere Inspiration durch Veren-
gerung oder erhöhte Spannung der Luftwege ebenso
wie eine tiefe kräftige Inspiration den Blutstrom nach
der Brusthöhle befördert, dass jede schwere Exspi-
ration das Gegentheil hervorbringt. Daher schwellen
beim Husten , bei lautem Schreien und Singen , bei
kräftigem Blasen, vorzüglich durch eine enge Oeffnung
oder auf Instrumenten, die nur unter höherem Druck
einen Ton geben (Hautbois, Fagot, Glarinet, viele
Blechinstrumente), beim Niesen , beim Pressen u. s. w.,
die Hals- und Gesichtsvenen an. Daher empfand Vf.
bei wiederholten Bestimmungen des höchsten Ausath-
mungsdruckes (indem er mittels Kautschuk einen
Manometer so in der einen Nasenhöhle befestigte,
dass hier keine Luft ein - oder austreten konnte und
nun durch die andere athmete) plötzlich einen Schmerz
im Hinterkopfe und Nacken, der offenbar Folge von
Blutanhäufung war; sehr heftiges Lachen hat bei
ihm dieselbe Wirkung. Dass unter diesen Umständen
hauptsächlich Kopf und Hals, einigermaassen auch
die Extremitäten die ßlutanhäufung deutlich verrathen,
kann nicht auffallen, da gerade bei jeder kräftigen
Exspiration auch die Gef^sse der Bauchhöhle durch
die Bauchmuskeln unter höhern Druck kommen , ihr
Blut also leichter abfliessen kann , als das der Hais-
und Kopfgefässe. Der RückOuss der Gefässe der
untern Extremitäten, deren Blut der Schwerkraft ent-
gegen und in die unter hoherm Druck stehenden Ge-
fasse der Bauchhöhle abfliessen muss, wird nur durch
fortwährende Muskelwirkung und durch Vermittlung
der Venenklappen ermöglicht; häufig genog sii^t
man aber auch hier venöse Congestionen , Oedeme,
Varices u. s. w.
Für den arteriellen Kreislauf sind die Momente,
welche für den venösen befördernd sind , hemmeod,
und umgekehrt. Während der RUckfluss des Veneii-
blutes schon einfach durch die Lage des Herzens und
der grossen Venen in der Brusthöhle befördert wird,
vermindert die Lage der grossen Arterien in der Brust-
höhle , wo sie bei gewöhnlicher In - und Exspiration
fortwährend unter geringerem Drucke stehen* eini-
germaassen den Druck, worunter das Blut durch die
Herzcontractionen in den Arterien steht. Dass das
Blut der Arterien bei der Exspiration unter hölierem
Drucke steht, sieht man theils an der erhöhten Kraft,
womit es aus einer kleinen Arterienwunde strömt«
theils und besonders an manometrischen Untersochao-
gen. Bei diesen ModiGcationen durch den Druck bei
gewöhnlicher In- und Exspiration wirken übrigens
drei. Factoren zusammen : die Schnelligkeit und die
Kraft der Herzcontractionen, die Blutmenge, welche
durch die Venen ins Herz geführt wird, u. der Druck,
unter dem die Arterien in der Brusthöhle stehen.
Daher zeigt der Druck des Blutes in den Arterien
grössere Unterschiede, als der Druck der Ein- nnd
Ausathmung, von dem sie abhängen.
. Wie auf den grossen, so hat der Mechanismus
der Respiration auch auf den Lungenkreislauf ^\^
fluss. Die Artt. u. VV. pulmonales stehen unter den-
selben Einflüssen , wie die andern in der BrosthOhle
liegenden GefSsse. Das Capillargefässnetz der Lun-
genbläschen aber ist zu jeder Zeit dem vollen Drucke
der in den Lungen enthaltenen Luft ausgesetzt, wah-
rend das Blut in den Artt. u. VV. pulmonales unter
geringerem Drucke steht , wie auch der Mechanismus
der Respiration im gesunden oder kranken Zustande
tnodiflcirt werde. Aus diesem Grunde kann das Blut
immer leicht nach den Lungenvenen und dem Herzen
abfliessen. Bei der geringsten Spannung der Luft in
den Lungen, z. B. bei den kräftigsten Versuchen, mit
abgesperrten Luftwegen einzuathmen , wird die Luft
in den Lungen sehr verdünnt und nimmt also der
Druck auf das Haargef^sssystem in den Lungen sehr
ab, aber immer bleibt er um den Widerstand der
Lungen grösser, als der Druck auf die ausserhalb der
Lungen in der Brusthöhle gelegenen Theile. Je
grösser Tonus und Elasticität der Lungen, je grosser
die Ausdehnung der Lungen , um so grösser ist der
Druckunterschied zwischen den Hauptstämmen und
den Capillaren der Lungengeflisse. Das in den Lun-
gen arteriell gewordene Blut wird , also fortwährend
mit einer gewissen Kraft nach den Hauptstammen der
Lungenvenen und nach dem Herzen gepresst, u. der
Druck ist immer dem Grade der Ausdehnung od. dem
Widerstände der Lungen proportional. Dazu kommt,
dass das Blut leichter in einigermaassen ausgedehnte
Lungen einströmt. Bei starker Ausdehnung aber
wird der Kreislauf durch Ausdehnung und Abflachung
der Haargefässe gehemmt — Der Lungenkreislauf
L Anatomie q. Physiologie.
293
laon demnach noch regelmüssig stattfinden, wenn
der Korperkreislauf durch modificirten Respirations-
druck grossen Störungen ausgesetzt ist.
Die genannten Thatsac^en sind vom wesentlich-
sten pathologischen Interesse, und die Folgen von
vermindertem Widerstände der Lungen auf die Oircu-
lation springen besonders im Lungenemphysem in die
Augen. Die grossen Venen in der Brusthöhle kom-
men unter höhern Druck, sie nehmen das Blut weni-
ger leicht auf; der venöse Kreislauf ist gestört, wie
die schon oben genannten Erscheinungen am Gesiebt
und am Hals und die Gehirnsymptome beweisen.
Ferner steht das Blut in den BauchgefSIssen unter
geringerem Drucke , besonders wenn , wie diess fast
stets geschieht, das Zwerchfell niedriger steht; daher
häuft sich das. Venenblut dieser Höhle, besonders im
Pfortadersystem an und es entsteht Congestion in
Leber , Milz , Hagen , Darmkanal. In den Glied-
maassen bilden sich gleichfalls venöse Gongestionen,
Oedeme u. s. w. aus. Die Venen des Körperkreis-
laufs ergiessen ihr Blut nicht mehr mit der normalen
Leichtigkeit ins Herz, so dass es den Lungen weniger
Blut zufuhren kann ; es müss sich dann wegen des
höhern Drucks, unter dem es steht, nach geringer
Ausdehnung gleich wieder contrahiren ; der Puls ist
klein und frequenU In den Lungen selbst findet man
wegen der starken örtlichen Ausdehnung Blutarmuth
und Trockenheit. — Dieselben Symptome . mit Aus-
nahme des letztgenannten, finden sich auch bei Lun-
genlahmung. Sie treten endlich mehr oder weniger
deutlich bei jeder chronischen Lungenaffeclion, so wie
in vielen andern chronischen Krankheiten auch andrer
Organe ein. — Erhöhter Widerstand der Lungen
dagegen , woher er auch komme , macht das Venen-
blut mit erhöhter Kraft nach der Brusthöhle strömen.
Die Inspiration wird hier besonders thaiig. In Bauch
und Kopf findet sich Anhäufung von arteriellem Blute.
Bei der tiefen, kräftigen Inspiration wird der Puls
allmälig kleiner und langsamer, ja er kann selbst
verschwinden. Durch den verminderten Druck, unter
dem das Herz steht, hat es Neigung zur Dilatation.
Das Blut fllesst leicht aus den Lungen zum Herzen,
und wenn keine Complieation besteht , ist auch die
Blutzufuhr nach den Lungen nicht gestörU
Zum Schluss giebt Vf. noch die Punkte , aus de-
ren genauer Erörterung im Verein mit den schon oben
genannten fOr die Pathologie manche Aufklärung zu
erwarten ist. Es sind diess: 1) die Schnelligkeit u.
die Kraft der Herzcontractionen und des Pulses (Die
Kraft des Pulses braucht nicht immer mit der des
Herzens abereinzustimmen , da die Arterien in Folge
des Widerstandes der Lungen unter höherem oder
niedrigerem Drucke stehen können.) ; — 2) die Mo-
dißcationen der Herzcontractionen und des Pulses
(nämlich ihrer Kraft und Schnelligkeit) durch tiefe
In- und Exspiration und durch den grösstmöglichen
In - und Exspirationsdruck ; — 3) die Bestimmung
des In- und Exspirationsdruckes im Normalzustande.
Ausserdem mUssen im Einzelfalle die Blutvertheilung
im Allgemeinen und Besondern, die Hyperämien, die
Verhältnisse der Leber, Nieren u. s. w. sowohl am
Lebenden, als an der Leiche genau untersucht wer-
den. ( W a g n e r.)
1002. Tenvche Aber die Harnsecretioii ;
von T. Kierulf aus Ghristiania; niilgelheilt von
Prof. L u d w i g in Zürich. (Daselbst.)
Vf. stellte die ExperimeDte mit Unterst Atzung von Prof.
Ludwig in Zürich an. Sein Zweck war, za untersuchen,
welchen Einflnss eine starke Verdünnung des Bluts auf Quan-
tität and Qualität des abgesonderten Harns habe. Daza legte
er bei einem grossen Hunde eine Harnfistel an : durch eine
Wunde in den Bauebdecken zog er den linken Harnleiter her-
vor und fing den abgesonderten Harn durch ein eingestecktes
Glasröbrcben auf. Kurz vor der Operation, die 45 Min. dauerte
und keine bedeutende Blutung veranlasste, hatte der Hund
eine grosse Quantität von normalem Harn gelassen. Um 0 U.
45 M. machte Vf. einen kleinen Aderlass. Von 11 U. 38 M.
bis 11 U. 41 M. injicirte er c. 495 Grmm. dest. W. von -f
32* R. durch eine Halsvene and etwa 5 M. später war der ab-
gesonderte Harn stark blutig. Um 11 U. 55 M. zweiter Ader>
lass. Der immer blutige Harn wurde bis 4 U. 9 N. aufge-
aammeU, war jedoch allmälig weniger gefärbt. Um 4 U.
50 M. 'dritter Aderlass. Cm 5 U. liess der Hund aus dem
unverletzten Ureter eine Quantität blutigen Harns von dersel-
ben Farbe, als die des aufgesammelten war. Am nächsten
Tage war der Harn normal. Das Nähere ergiebt folgende
Tabelle (die Gewichte sind in Grammen angegeben).
Untersuchte Blut- u.
Harnmengen.
Zeit oder Dauer
der Aufsamm-
lung.
Secemirte Harn-
menge in 1 ]Min.
Erster Aderlass
1) Harn. (normal)
2) . , .
9 U. 45 Min.
in 45 .
. 45 .
0,093
0,100
Fester Ruck-
stand in o/o
Asche in %
vom Rückstand.
23,77
11,42
12,20
2,88
Wasserinjection um 11 U. 40 Min. von 495 Grmm.
3) Harn (unblutig)
Zweiter Aderlass
4) Harn (blutig)
5) . .
6) » «
7) n .
Dritter Aderlass
in
in Min.
H U.
W ,
in
«4 .
*
«7 .
9
60 .
»
60 ,
4ü.
80 .
0,113
17,76
21,39
0,141
14,15
0,178
10,92
0,162
12,01
0,158
12,72
21,18
D
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I, Ani^tppie ^. PhyiioLpgie.
Vi«raiui gebt benrpr, d^u W^ff^er» i|i Üß VepsQ
injicirt, wesentlich ander« wirkt» als wepD ßs durch
Absorption «ufgenoipm^n wird. An) meisten ^v^Tal-
lend iat die dadurch erzeugte blutige Haroabsonderung.
Wahrend die durch eine Niere ip einer Stunde vor
der Injection abgesonderte Harnqienge circa 6 Grmm«
betrug, wurden nach der Injectiop in 4 Sld. durch-
•cbnittlich 10 Grmm. standlich abgesondert Der
Gehalt an festen Bestandtheilen war trotz des starken
91utgehalt3 pur unbedeutend vermehrt, so dass eine
betrüchtliehe Verminderung der eigentlichen Harnbe-i-
atandtheile angenommen werden muss ; das Blut aber
zeigte eine proportionale Abnahme an festen Tlieilen,
Ein 2. Versoch mit einer grossen Dogge hatte im Ganzen
ditatlbto Besultale.
Zam 3. VersQche benutzte Vf. dieselbe Dogge ; die Ham-
Hstfl war 14 Tage alt und follkommen ausgebildet. Da eine
Kanulf nicbt in sie eingebracht werden konnte, befestigte
man einen sch^ilenrörniigen Harnrecipieaten unter ihr, wo-
durch allerdings etwas Harn verloren ging. Um die Blu^be-
fchaffenheit bedeutend zu ?erSndern , ohne den Blutdruck
betrachtlich zu steigern, entzog man dem Thiere 860 Grmm.
Blut und injicirte darnach 660 Grmm. Wasser von -f 2S9 R.
Das Thier aecernirte wieder blutigen Harn. Die rothe Farbe
nal)m alimälig ab und zeigte sich bei den letzten, ungefähr
6 Std. nach der Operation aufgefangenen Harnportiopen nur
als eine helle , röthliche Färbung ; aber auch diese enthielten
viel Piw^sff 4m fnlgeodeo Tage war der Harn wieder normal.
In dem bluM^en Harne sah man unter daqn Mikroskope vieljc
zackig gekerbte Blutkörperchen. Das Blut zeigte bei drei
Aderlässep , deren letzter erst den Tag nach der Operation
gedacht wurde, nur wenig normale kreisriinde Blutkörperphep^
die meistep waren verkleinert, eingezogen und gezackt, wie
ip Salzlpsuqg eingetauchte Blutkörperchen. Der Gehalt ^ep
Qlatea an feuerfesten Pestandtbeilen war angewöhnlich stark,
die Quanlii^i von festen Theilen überhaupt war aber vermin.-
dfrt. per Qebalt dep Harns an festen Substanzen war jp
d)e#i>in Falle ^^^h geringer, a|s in den frü|ierp Yersuchep.
Um zu wissen, ob der durch die Wasserinjection ver-
mehrte Blutdruck oder die veränderte Blutmischusg die blu-
tige Harnabsondernng veranlasse , injicirte Vf. demselben
Hunde 6 Tage später um 9 U. 28 M. durch eine 8cfaenkelvene
946 Grmm. deftbrinirtes Blut , das einem andern Hunde ent-
zogen war. Der Hund schien sich darnach sehr wohl zu be-
flnden. Nach wie vor der Injection wurde durch die Harn-
flstel ein heller, gelber Harn excernirt. bm • U. 50 M. inji-
cirte man durch dieselbe Vene 496 Grmm. destill. Wasser
von 300 R, Der Hund wurde etwas unruhig, die Harnexcre-
tion geschah etwas schneller , aber der Harn war gleich hell
und gelb; er war schwach sauer und wurde durch Kochen
kaum merkbar getrübt. Um 11 U. 30 M. Aderlass von ein
Paar Unzen und 6 M. später Injection von 490 Grmm. Waa-
•er. Der Harn wurde etwas dunkler, aber nicht blutig;
unter dem Mikroskope sah man keine Blutkörperchen; er
reagirte noch schwach sauer, enthielt aber etwas Eiweias.
Das Aderlassblut enthielt wenig normale Blutkörperchen , dia
meisten waren viereckig, zackig und etwas kleiner. Um
11 U. 60 M. neuer Aderlass von ein Paar Unzen ; der Harn
war schwach blutig , reagirte schwach alkalisch und enthielt
mehr Ei weiss. Um 12 U. Injection von 240 Grmm. Wasser:
der Harn wurde alimälig stark rotb^, bjteb aber iipmer hell n.
durchsichtig. Die Ezcretioo geschah schneller und war um
1 U. am stärksten. Der Harn reagirte neutral und war stark
eiweisshaltig. Unter dem Mikroskope aah n^an ausser Epitba-
lialzellen kleine , eckige , längliche Körperchen (sehr verän-
derte Blutkörperchen). ^ Um 3 U. wurde der Hund durch
Verblutung getödtet. Das Blut zeigte die genannte Beschaffen«
heit der Blutkörperchen. Beide Nieren waren stark bläulich
gefärbt; die linke in beginnender hydronephritischer Entar-
tung; Hambecken nnd Harnleiter dieses Seite stark erweitert,
y;|em|icb Tiel röthlic^en Ifarn enthaltend p HarnV^ae t^9W^
mengezogen und gleich der rechten Niere leer.
Aus diesen Versuchen scheint also bervor^ug^bei,
daas eine betrachtliche Verdünnung des Blutes ^aerst
eine Eiweiasabsonderung duicb die Nieren und dnpii
einen wirklichen Bluiharn hervorruft ; dass ferner di#
Absonderungsgeschwindigkeit des Harns nicht pr<h-
portional mit dem Wassergehalte des Blutes gebt;
dass nach einer bedeutenden WasseriigecüoD der
Salzgehalt des Blutes rasch und dauernd zunimmL
Das letzte Resultat giebt eine Fehlerquelle der Valen-
tin *schen Bestimmung der Blutmenge an. AufTallend
ist zuletzt die Abnahme des Qarna an festen Bestand-
theilen bei Vermehrung dea Gehalts ?od Salzen im
Blute, so wie das gleicb^ei^ge Auftreten von Eiweias
im Harn* (Wagner.)
1003. Die Uiterbrnding des Wirsw^sckei
GWS^B ^ /ripiüicAe» , mä Rücksicht auf die Ber-
nardsche Jnsicht über den Zweck des pankreafh-
sehen Sßßes; von Prof. G. Herbst. (Daselbst-)
• Nach Bernard mOndet der Wirsung^sche Gang
bei Kaninchen erst in der Entfernung von 35 Ctmlr.
unterhalb des Gallenganges in den Danndarm und die
weissen Chylusgefüsse erscheinen nach Darreichung
fetthaltiger Nahrung erst 2 Ctmtr. unterhalb dieser
Einmtlodungsstelle. Bernard sowohl, als die von
der Akademie zurPrtIfung seiner Experimente ernannte
Cummission sehen in diesem Zusammentreffen der
Einmündung des pankreatischen Ganges mit dem
ersten Erscheinen der weissen Chylusgefilsse einen
wichtigen Beweis für die Abhängigkeit der Chylos-
bildung vom pankreatischen Safte. Die Bichtigkeit
des erstem Theils der Angabe fand auch Vf. bei wie-
derholten Versuchen bestätigt ; dass nämlich bei Ka-
ninchen der Wirsung'scbe Gang 12 — 14'^ unterhalb
des Magens in den Dünndarm mündet Was Jedoch
den andern Theil der Angabe anlangt, so erschienen
in allen Versuchen Vfs. die weissen Chylusgenisse am
Darme und im Mesenterium nicht blos unterhalb,
sondern auch schon ^j^*' oberhalb der Einmündungs-
stelle des pankreatischen Ganges Freilich ist es
müglich, dass der mit pankreatischem Safte in BerOb-
rung getretene Darminbalt durch den Motus perisul-
ticus nach oben zurückgeschoben und so den ober-
halb der Einmündung des pankreatischen Ganges
befindlichen ChyUisgefässen zur Absorption dargebo-
ten worden war.
Zur Entscheidung dieser Frage nun onterband
Vf. nach Bernard 's Angabe bei drei Kaninchen, die
einen Tag ohne Nahrung gelassen waren , den Aus-
führungsgang des Pankreas und fütterte die Thiere
hinterher mit fetthaltigen Substanzen« Einige Stun-
den nach der Fütterung wurden sie getödtet und der
Ductus thoracicus im obern Theile der BrasthOhle
unterbunden. Bei zweien war der Milchbrustgang
bUulich-weiss, stark gefüllt, .die meseraischen Saug-
aderg aber und die grossen Sangadererweitemngea
aq der inaern Fläche der Rückenwirbel .waren milcb-
I. Anatomie u. Physiologie.
295
weiss add strotzend geftllU ; beim dritten teigten sich
alle Saugadern des Danndarms, vom COcnm an bis
Y2'' oberhalb des pankreatischen Ganges, mit milch-
weissem Chytus gefllllt.
Diese Versuche beweisen > dass die Umwandlung
der fetthaliigen Nahrungsmittel und die Vorbereitung
des weissen , fetthaltigen Chylus nicht ausschliesslicli
vom pankreatischen Safte abhängt» sondern, selbst
bei ganzlichem Mangel desselben , durch die Ubrigeo
Darmflassigkeiten bewirkt werden kann.
(Wagner.)
1004. Ueber Blut- und ll^tgeOssneubil-
dang;} von Dr. C. Wedl. (Wien. Ztschr. IX. 6.
18€l3.)
Rokitansky, Vogel t. Engel haben nach-
gewiesen, dass Blut in einem organisationsdhigen
Exsudate nnminell>ar , ohne vorgebildete Hohlräume^
entstehen kOnne, dies es eine freie BtutbiUtimg
gebe. Diese unterseheidet sich von Blotextravasate«
durch den gtfnztichen Mangel von Ueftesen und die
g«la«iiclie Abgeechiädelihcit von den bloiftlhrenden
Oeütsaen M% mtttterüchen, das Blaetem liefernden
Organs. Man findet ^se Mutneubildmgen in grOs-
sern pleurittscben Exsudaten von starkem Faserstoff-
gehalt, in ZeUgewebstoenhildungen «nd im Krebs. Sie
erseheinen in Fori* rolher Punkte^ Streifcfn u« Pleeketi
mit Ausläufern. Der Biutneubildung vorausgehend
beobachtete man eine schwach rOthliche, an manchen
Stellen gleichmässig diffundirte Färbung des Blastems,
dessen Farbennaancen erst durch Zusatz von sehr
verdünnter Schwefelsäure deutlicher hervortraten.
Ob die rothen Blutkörperchen bei ihrer Entstehung
gekernt sind, ist noch unausgemacht; man findet
nur, dass sie kleiner und blässer sind und eine abge-
rundete Gestalt haben. Weisse Blutkörperchen sind
in sehr geringer Menge vorhanden. — Die Umgebung
des neugebfldeten Blutes bilden theils fltfssige, theils
teste Blastemmassen, sowie wenige zerstreut liegende
Zellgewebssellen.
Wiä es eine von den im mütterlichen Organe
schon vorhandenen Elementarorganen des Blutes un*^
abhängige Blulbildung giebt, to giebt es nuch «ine
fMe BkitgeflUsbUdimg , welche in einem organi-^
scheti Neugebilde unabhängig von den Gefässen dea
Mutterbodens entsteht. Hierbei sind drei Fälle mög-
lich: entweder sind die Hohlgebilde noch vor der
Blutbildung vorhanden, oder das Blut ist eher da als
die HoMgebilde, oder beides entsiebt gleichzeitig.
Bei Zellgewehsneubüdangen und besoiiders in man-
eben Varietäten von Krebs entwickeln sich Hohlge-
'bilde, deren Wän^e aus Faserzellen bestehen. In die-
sen Hohlgebilden nun wird Blut gebildet, ebenso wie
unter andern Umständen embryonale Formen Ton
Zellgewebe, Ffett-, Knofpehellen und KbochenkOr-
1 perchen entstehen. — Wenn sich jedoch das Blut
in einer streifigen Schiebt abgekapselt vorfindet, so
■dieint sich ieCiCelm Iub itas vorgebildete Blut zn enly-
iviekehi. DiiB atrelfige Kapiid teigt bogetirormige,
in einer ununterbrochenen Richtung verlaufende Fa-
serzttge, welche durch Essigsäurezusatz deutlicher
hervortreten. Sie verhalten sich formell u. chemisch
analog den sogen. SchleimstoflTäden. Sie machen
entweder die alleinige Umhüllung der Blutkörperchen
aus , oder man sieht in ihnen oblonge Kerne einge-
lagert, welche mit ihrer Längenachse dem Faserzuge
in bestimmten Zwischenräumen folgen und in ein-
oder mehrfacher Schicht vorhanden sind. Diese
Kerne gehören den sich entwickelnden Faserzellen an.
Vor der Erörterung der Structur der neugebildn^
ten Gefässe bespricht Vf. die selbstständige Tkeil-
harkeit der Spindehetle und ihre spirfLle Anord-
nung. Die Fähigkeit einer selbstständigen Theilung
der Faserzellen lässt sich nach Vf. an den gallertarti-
gen Zellgewebsneubildungen nachweisen. Hier sieht
man nämlich an den Spindelzellen neben den regel-
mässigen zwei Fortsätzen, in die sich der oblonge
Körper derselben an den beiden Enden verschmälert,
zuweilen noch einen dritten Fortsatz, der meist etwas
näher gegen die Mitte des Zeüenkörpers liegt, so wie
man auch Spindelzellen mit vier Fortsätzen wahr-
nimmt , von denen je zwei auf einer Seite sich befin-
den. Gleichzeitig hiermit erhält der im MiUc/fetttck
sitzende Zellenkern eine seitliche Ausbuchtung, weicbe
um so deutlicher zu einer AJischnürung wird, j^
«ehr der Tlreilungsprocess der Zell« von den beiden
Fortsätzen gegen den Körper hin lortachreitet. So
siebt man allmälig zwei schräg liegende u. nur dnroh
ein sciimales Mittelstttck zusammenhängende Zellen.
Sind sie vollends getrennt, so behalten sie ihre schräge
Lage insofern bei, als ihre Fortsätze an der «inen
Seite nicht in gleicher Höhe sich befinden und der
Kern der einen Zelle tiefer steht eis der der andern.
In manchen Faserzellen entwickelt sich blos ein seit-
licher Fortsatz, der zu einer FaserEolle auewäehsl,
welche eine schiefe oder rechtwinklige Lage zu der
andern nimmt. Diese selbslsiändige Theilbarkeit be-
zieht sich auch auf die zu den Spindelzellen gehören-
den Gapillargef^sszellen. — Entwickeln sich Faser-
gellen in grösserer Menge aneinander fort, wie z. B.
beim Krebs , so entstehen ganze Systeme von Faser-
zellenketten mit dendritischer Verzweigung. Dann
liegen ihre Kerne auf ihrer Läbgenachse nach der
Richtung der Stämme und Zweige nebeneinander in
schief aufsteigenden Linien, welche einer Spirale
entsprechen , die man sich um die Mittelpunkte der
Kerne gezogen denkt. Diese spirale Anordnung ist
noch aufDllliger in den CapillargeHlsszellen ; denkt
man sich nämlich die Centralpunkte der oblongen
Kerne eines inhaltsleeren CapillargeDlsses dureb Li-
nien verbunden, so erhält man eine zickzackfifrnig
verlaufende Linie, welche einer Spirale entspricht,
wenn das Geßiss mit Blut angefüllt ist. Auch in ilen
Knoehenkörperchen und geschichteten Epithelialaellen
findet man eine ähnliche Anordnung.
Was nun die Structur der neugebiläeien^Geßsse
anlangt, so gesellt sich zu den oblongen, nach der
Längenachse des GefUsaes liegenden Kernen später
296
I. Anatomie u. Physiologie«
eine Schicht quergelagerter. Nach aiusenza finden
sich zuweilen kleinere, mehr rundliche Kerne, die in
einer streifigen Schicht liegen und der Adventitia an-
gehdren. Bei don am höchsten entwickelten Geßissen
erscheint eine feine längsgestreifte und eine diese
rechtwinklig schneidende quergestreifte Schicht, deren
Umbeugungshogen nach aussen hin einen gekerbten
Saum bilden. EssigsXure hat auf die letztgenannten
Schichten keinen Einfluss. Nach Behandlung mit
Wasser sieht man zuweilen im GefUsslumen ein feines»
in Essigsaure verschwindendes Fadennetz, das Vf.
Itlr geronnenen BlutfaserstoflT erklärt.
Die Vermehrung der Blutgefässe ist in der
Ausseiiwan4 von Cysten und in den (jefässneubildun-
gen seröser Hüule leicht zu verfolgen. Auch an den
Gefüssen njtnilich entstehen seitliche, trichterförmige
Anhange (wahrscheinlich aus einer Capillargefässzelle
herausgewachsene Fortsatze), die sich mittels ihres
feinen fadenförmigen Fortsatzes mit andern verbinden.
Diese fadenförmige B^cke zwischen je zwei Anhan-
gen nimmt allmalig an Dipke zu, bis sie endlich den
Umfang des benachbarten Gelasses erreicht hat und
gleich jenen Anhängen mit Blut gefüllt ist.
Wahrscheinlich kommt auch eine Hypertrophie
der BluigefSsset d. h. eine Hassenzunahme in ihren
Wandungen vor. Man sieht diess an den grossem
Geftssen hypertrophisch gewordener Organe, und
wahrscheinlich können auch Capillargeflsse hypertro-
phiren ; wenigstens trifft man bei Krebs, der sich im
Unterhautzellgewebe entwickelt, die CapillargefUss-
schlingen des hypertrophischen Papillarkörpers in
ihrem Querdurchm. zuweilen aufs 4 — 5fache erwei-
tert. Diese Volumszunahme aber hat wohl in der
fiinschiebung neuer Elemente zvnschen die alten und
nicht in einer blosen Ausdehnung der zarten Capil-
JarwSnde ihren Grund.
Das Gesetz der asymmetrischen Ernährung u. des
ungleichmassigen Wachsthums der Neugebilde über-
haupt findet sich auch bei den GeHlssneubildungen.
So trifft man namentlich bei gef^ssreicben Krebsen,
aber auch bei reichlicher Gef^ssneubildung an der
innern Oberfläche seröser Häute flaschenförmige Er-
weiterungen neben den oben erwähnten sackförmigen
Ausbuchtungen. . Üass solche Erweiterungen nicht
durch eine blose Ausdehnung der Gefässwand ent-
standen sind, geht schon daraus hervor, dass die
um die Buchtungen angelagerten Kerne nur in der
gewöhnlichen Entfernung von einander stehen.
Der Charakter der Gefassverästelung ist bei
Neubildungen am häufigsten jenem des Zellgewebes
mit allen seinen verschiedenen Formen analog. Vf.
stellt folgende allgemeine Typen auf, welche jedoch
häufig ineinander übergehen, a) Der parallel ge-
streckte Verlauf kommt hauptsächlich in den gestreck-
ten , papillös - dendritischen Zellgewebsvegetationen
vor; die in wellenförmigen Biegungen verlaufenden
Biutgefiisse geben verfaältnissmässig nur sehr wenige
Seitenzweige ab und biegen sich am Ende des Neuge-
bildes in spitzen Bögen um. — b) Der gruppenweise
kurz gewundene oder rankenf^rmige Verlauf findet
sich in den mehr in die Fläche sich ausbreitenden
Zellgewebsneubildungen. Man trifll meist, wie im
Bindegewebe, zwei parallel laufende Blutgefässe,
welche sich in bestimmten Zwischenräumen in Ge-
fissgruppen auflösen , die aus oft zahlreichen kurzen
Endumbeugungsschlingen bestehen. Diese Geftss-
knäuel sind zuweilen den sogen. Vasa vorticosa sehr
ahnlich , liegen bald in grösserer Menge nebeneinan-
der, bald an einzelnen Punkten zerstreut. — c) Die
slrahlig - dendritische Gefassverästelung entsteht da-
durch , dass von einem Punkte dickere Gef^sse aas-
gehen, welche mit ihren unter spitzem Winkel ab-
gehenden Aesten wellenförmig verlaufen und sich ia
meist einfache Umbeugungsschlingen auflösen. Dieser
Typus findet sich hauptsächlich in den sogen, spiiieif
zum Theil auch in den breiten Kondylomen , in ge-
l^ssreichen Sarkomen u. s. w. — d) Das mehr oder
weniger regelmässige Eingeschobensein eines oll eng-
maschigen GapillargeHlssnetzes zwischen den grossen
Gefässen kommt besonders an der Aussen wand vieler
Cysten vor und giebt zu Neubildungen von Organen,
wie Schmeerdrttsen, Haaren, SchweissdrOsen u. s. w.
Anlass. — e) Bei hypertrophisch werdenden Ga-
webstheilen (z. B. Lipomen) entstehen neue Gef^tesc,
welche den Typus der Verästelung des belreffendei
Gewebes (resp. des normalen Fettgewebes) bei-
behalten.
Die durch freie Bildung entstandenen Blutgefässe
wachsen schlttsslich mit denen vom mOlterlicheo Or^
gane sich vermehrenden zusammen, wodurch ein
Collateralkreislauf hergestellt wird.
(Wagner.)
1005. Fissnra Sterni; von Prof. Jos. Ha-
mernjk. (Wien. med. Wchnschr. 29 — 32. 1853.)
Eag. Alex. Grouz, 23 J. alt, Sohn eines noch lebendea
gesoodeo Vaters uod einer Mutter, die im 32. J. wahncbfio-
lich an Lungentuberkulose starb , bekam im 6. Jahre die Mt-
sern mit bedeutenden GebiroerscbeinungeD und OMoo.laogeai
Krankenlager, 1848 eine 4 Moo. andauernde IntermitteBi
tertiana , 1849 in England die Cholera epidemica. In des
letzten Jahren litt derselbe öfter an Nasenbluten, ap Krampfes
in den Muskeln der ontern Eitremitäten , leitweise an baU
mehr , bald weniger heftigen stechenden Scbmerzea der reck>
ten und linken Seite des Brustkastens. Die Fissur wurde
gleich nach der Geburt, jedoch ohne besondere Bescbwerdea,
in Folge derselben beobachtet.
Befund am 25. Juni 1853. Körpergewicht 79 Pfoai
(1 S "■ 16 Unzen); Rörperlänge 5' 1'"; Körper regelaii>>
fig, schlank u. tart gebaut; die Hautdecken mSfsig erblaai^
glatt u. elastisch ; die Hautfenen nur sparsam durchscbeincBd;
das subcutane Fettgewebe sehr sparsam ; die Muskelo aiea^
lieh fest , nicht besonders entwickelt. — Die Gliedmaassd
von zarten Formen, Zehen u. Finger schlank n. erblasat, dii
Nase schmal, die Lippen blassroth n. dönn. — Das Ha«
braun , Iris blan , Hals mehr lang. — Bei einer jeden Insf»
ration wurde die Fossa sup^aclavicularis etwas tiefer, d|p
vordere untere Halsgegend etwas eingezogen. Kein Nonnr»
gerSusch. Der Brustkasten bat im Ganzen die gewöhnlitll
Form, seine Durchmesser sind aber Tsrbiltnissmiaaig kMneil
als sonst. Der seitliche Umfang betrigt gegen da» Ende dg
Exspiration: am untersten Theile des Rippenbogens um
]• AnMomie u. Pkysielogie.
297
% Leodeiwirbd re<Af(8 34, Ihiks S8 Otmtr. ; aber den BrosU
waraei recbu 86^/^ , links 38 Gtmtr. ; unter ^r Achsel
ireetit« 37, lidtos 39»/, Clmlr. Die Knorpel der 4. — 7. rech-
ten Rippe zeigen gcfrrngere Wölbung, als die entsprechenden
linkerseits. Die rechte Brustwarze ist ?on der Medianlinie
d Ctmtr. , die linke lOV, Ctmtr. , beide sind von der Clavi-
cula 19f*/s Ctmtr. entfernt. — Der Mnsc. stemocleidomastoi-
deas ist ▼erhiltnissmasaig starker entwickelt; die firustenden
beider Muskeln and ihre Sehnen sind durch die Fissur am
Sternum getrennt , jedoch mehr als sonst einander genähert,
wodurch der zwischen denselben liegende dreieckige Kaum
entsprecfaend verengert ist. Ber Muse, stemo - hyoideus und
sterno-tbyreoiideas wird bei tiefern Inspirationen nur an der
linken Seite als ein ziemlich dicker Nuskeislrang wahrnehm-
bar, der sich an die innere Flache und den innern Rand der
linken H&lfte des Sternum befestigt. So ist auch die Portion
des Muse, pectorulis major, die sich an die Clavicula inserirt,
stärker als sonst entwickelt ; sie bildet bei einer jeden Inspi-
ration eine deutlichere, umschriebene Schwellung. — In der
ganzen Länge der Medianlinie des Sternums ist dieser Kno-
chen durch eine Spalte in eine rechte ond linke Hälfte ge-
trennt, welche nach unten enger werdend gegen den Schwert-
knorpel spitz zuläuft, und die genannten leiden Hälften
scheinen durch einen Rest des letztern zwar etwas verschieb-
bar, jedoch ziemlich fest zusammengehalten zu werden. Zu bei-
den Seiten dieser Spalte betragt die Breite der beiden Sternal-
bäirten etwas aber 1 Ctmtr. Die Breite der Spalte beträgt
beim rahigen Respiriren : zwischen den Schlüsselbeinen 3
Ctmtr. , zwisehen den Knorpeln der beiden 3. Rippen 3Vs
Ctmtr. und zwischen dem Knorpel der 6. u. 7. Hippe kaum
Vs Ctmtr. — Bei angestrengten Inspirationen wird die Spalte
breiter (bis 5 Ctmtr. zwischen den 3. u. 4. Rippen), bei an-
gestreogten Exspirationen dagegen enger. Beim ruhigen
Respiriren bleibt anhaltend die Spalte an der Medianlinie con-
«av, so auch die Reg. supraclavicolaris und die seitlichen
.untern Intercostalräume. Bei jeder Inspiration bemerkt man:
in geradem Verhältnisse zur Grösse jener Concavitäleo stehende
Vertiefung dersefben , gleichmässige Bewegung beider Thorax-
hälften , Hebung und Erweiterung der obern und untern seit-
liehen Rippentheile, entsprechende Vorwölbung der Magen-
grube; ferner Verkürzung und Erhärtung des Sternocleido-
mastoideus , der erwähnten , an die Clavicula sich befestigen^
den, bypertrophirien Portion des M. pect, major, und des
hypertroph irten Muskelstranges , welcher zwischen dem Zun-
genbein und der obersten Portion der linken Hälfte des Ster-
nums liegt ; endlich an dem dreieckigen Baume zwischen den
beiden Schenkeln des M. stemocleidoroastoideus eine nach
oben sich verjüngende Grube. — Bei ruhigen Exspirationen
verliert sich die Verkürzung und Erhärtung der genannten
Muskeln und die Vorwölbung der Magengrube , so wie die ge-
nannten Concavitäten flacher werden. Bei angestrengten Ex-
spirtitiunen sieht man Brustkasten und Unterleib sich bedeu-
tender verengern, die Venen am Halse deutlicher sichtbar, die
an der vordem Medianlinie des Thorax beschriebene Spalte in
couvexer Form nach aussen getrieben und gespannt werden,
so dass sie als eine längliche , von oben nach unten sich ver-
jfingende und spitz zulaufende Geschwulst, die vordere Brust-
wand überragt. — Die dnrch diese Spalte des Sternums be-
dingte Lücke ist nur durch die Hautdecken u. wahrscheinlich
die betr. Fascien verwahrt , übrigens sehr beweglich u. nach-
giebig. Die vordere Brustwand ist auffallend elastisch und
kanm durch einen Händedruck beträchtlich eingebogen werden,
ohne dass hierdurch irgend eine Erscheinung oder eine Ver-
änderung in den Pulsationen der Arterien der obern a. untern
Extremitäten bewirkt wird.
Demgemäss ist der Percussionsscball am Brustkasten
liinreicbend lang und anhaltend (d. i. bei der In- und Exspi-
ration) nickt tympanitUch, — Am rechten Bnutkasten
wird der Peroassionsschall kurz : neben dem Stemam und an
: der Papillarlinie am obern Rande der 6. Ripfe ; an der Ach-
: sellinie am untern Raode der 7. Rippe; hinten am obern
\ Rande der 9. Rippe. — Die Leber überragt den Brustkasten
nur an der vorden Seite des Rumpfes , and zwar etwas weni-
MBd. Jftlnrbb. Sd. M. Illt4.
ger als gewöhnlieh. An der Papillarliiiie heträgt di« dorch
die Anlagerung der Leber an die Brustwand bedingte kurze
ßesonanz 8 Vj^ Ctmtr. in der Länge. An der recblen Sternal-
tiSifte wird der Schall in der Höhe der 5. Rippe unbedeutend
kürzer.
Am linken Brustkasten ist der. Schall zwischen der
Clavicula vod d«r 3. Rippe wie gewöhnlich etwas kurzer, als
rechts , auch scheint er etwas höber zu sein. Zwischen der
3. u. 4. Rippe wird der Schall massig kürzer und am obera
Rande der 4. Rippe ganz kurz, so wie daselbst der Widerstand
entsprechend grösser ; erst an der 6. Rippe wird der Schall
etwas länger und hat am untern Rande derselben die gewöhn- '
liebe Länge. — Zwischen der 4. u. 5. Rippe ist der Schall
wie am Schenkel ,, bleibt auch in der angrenzenden Portion
der linken Sternalhälfte ganz derselbe, und verändert sich
wahrend tiefer Respirationsbewegungen nicht. Die Ausdeh-
nung der zwischen der 4. u. 6. Rippe verkürzten Resonanz
beträgt vom innern Rande der linken Sternalhälfte nach aussen
an der 4. Rippe 6, an der 5. Rippe 87i) an der 6. Rippe
9 Ctmtr. — Die Anlagerung des linken Leberlappens an den
6. Rippenknorpel beträgt vom innern Bande der linken Ster-
nalhälfte nach aussen 5. Ctmtr., an welcher Stelle auch die
Grenze nicht zu bestimmen ist, wo der kurze Schall der Anla-
gerung des Herzens oder jener des linken Leberlappens ent-
spricht. — An der Achsellinie wird durch die Anlagerung der
Milz an die Brustwand der Schall am untern Rande der 8.
Rippe kürzer, und bleibt so bis zum obern Rande der 10.
Rippe ; nach vorn überragt die Milz diese Linie nur um einige
Linien. — Die hintere Brustwand bat an den obera Theilen
etwas weniger Schall als gewöhnlich ; links reicht die Lunge
bis zur 11. Rippe. Die Respirationsgeräusche sind undeut-
lich, an den hintern obern Theilen findet man zeitweise etwas
Pfeifen u. bei der Exspiration ein protrahirtes rauhes Ger&nscfa.
Der HerzsIoBS ist etwas uodeatlich cwiscben 5. «. %, Rippe,
6 Ctmtr. nach aussen vom innern Rande der linken Sternal-
hälfte, tastbar. Zwischen der 4. u. 5. Rippe, gerade an der
linken Brustwarze wird gleichzeilig eine etwas kleinere Stelle
convex, hart und erschüttert, fiberdiess sind am 4. Q. 5. In-
tercostulraume undeutliche Erschütterungen zu fühlen und an
der Brustwarze auch zu sehen. — Die Töne der Herzgegend
verhalten, sich in gewöhnlicher Weise , der diustolische Ton
an der Art. pulmonalis zeigt jedoch eine deutliche Verstär-
kung. — Die Arterien sind trberall zart, von geringerem Um-
fange, ihre Pulsationen sind nicht besonders deutlich , nur
an den Hauptstämmen (am Brustkasten) u. am Halse hörbar,
sonst nur tastbar, — 72 Herzsystolen in der Minute. — An
der zwischen den beiden Sternalhälften vorhandenen Lficke ist
der Percussionsscball sowohl bei robigen Respirationsbewe-
gungen als auch bei angestrengten hinreichend lang, nickt
iympanitisch, etwa so wie am rechten Brustkasten. An der
obersten Stelle der Lücke, in der Höhe der 1. Rippe fühlt der
aufgelegte Finger beim ruhigen Respiriren die 2 Töne des
Aortenbogens. Weiler nach abwärts sind an dieser Lücke
nur zeitweise, und zwar während der Herzsystole, Form- und
Resistenzveränderungen sieht- und tastbar; ausser dieser Zeit
bleibt die betr. Lücke gleichmässig weich und geschmeidig,
u. lässt keine Verschiedenheiten der darunter liegenden Theile
unterscheiden. — Kurz ehe der lierzstoss zwischen der ö. u.
6. Rippe gefühlt wird, nimmt man an der Lücke von der Höhe
der 2. Rippe an einen rundlichen Körper durch eine massige
Erhärtung und Erschütterung mittels des Gesichts u. Gefühls
wahr; derselbe verkleinert sich in allen Durchmessern, be-
sonders von oben nach unten und von rechts nach links , ond
wie diese seine Retraction in ihrer Richtung vom 2. rechten
Rippenknorpd zum 4. linken Rippenknorpel anlangt, ist auch
an der beschriebenen Stelle der Herzstoss tastbar. Darauf
verschwindet dieser runde Körper für das Gefühl , es werden
jedoch diese Weichthelle allmalig sichtbar etwas vorgewölbt,
und zwar in der Richtung von unten nach oben ond von links
nach fechte ; darauf folgt von neuem die beschriebene Ver-
engerung und Erhärtung des nur zu dieser Zeit tastbaren,
rundlichen Körpers. Man sieht deutlich , wie dieser Körper
(d. i. der rechte Voihol) auch am Ende- dieser seiner Wahr-
38
298
11. Hygieine, Diätetik, Pharmakologie q. Toxikologie.
Debmbarkeit noch eine beträchtliche Ausdehnung behalt, und
wie derselbe dem Finger nur dadurch ferschwindet , weil sich
die Erhärtung und Erschütterung seiner Wände verliert. —
Bei der durch einen angestrengten Zug vergrösserten Lücke
verliert sich deren Concavität und die beschriebenen Bewegun-
gen werden weniger deutlich sichtbar. Bei angestrengten Ex-
spirationen wird die genannte Lücke nach aussen convex vor-
getrieben und die beschriebenen Ondulationen werden weniger
deutlich. Es unterliegt jedoch keinem Zweifel, dass die zeitr
weise Bewegung an der betr. Lücke in einer Erhärtung und
Erschütterung eines sphärischen Körpers bestehe , dass sich
dabei derselbe allseitig verkleinere, jedoch auch am Ende
dieser Erscheinung ein nicht geringes Volumen darbiete, und
dass diese Bewegung vor dem Herzstosse beginne und mit
demselben beschlossen sei. — Der Unterleib ist massig ein-
gezogen, seine Verrichtungen bieten nichts Abnormes dar.
Dass der am Brustkasten beschriebene Befund nicht Man-
gel des Brustbeins , sondern eine Spaltung deaselbeo in seiae
rechte und linke Hälfte bedeute , geht aus der Betchreibong
hervor. Es ist anzunehmen , dass diese Fissur beim BegiüM
der Respirationsbewegungen eingeleitet wurde.
Aus der hierauf folgendeo sehr ausführlichen Ab-
handlung des Yfs. über die Lagerung des CircuUtions^
apparates und der Bänder der Lungen ergiebt sich,
dass im vorliegenden Falle die sogenannte horizontale
Lage des Herzens nachweisbar, und die andern Ver-
hältnisse der Ränder der Lungen und des hinter t. m
Sternum gelagerten Circulationsapparates beiläuBg tob
der Weise sind , wie sie bei gesunden jugendlichei
Individuen vorkommen. (Hage n.)
IL Hygieine, Diätetik, Piiarmakologie and Toxikologiet
1006. üeber die Insalubrität des Bodens
grosser Städte und die Mittel derselben zu begeg-
nen ; von Chevreul. (Ann. d'hyg. Juillet 1 853.)
Die Erfahrung hat Vf. gelehrt, dass allenthalben
wo schwefeis. Alkalien oder schwefeis. Kalk nebst
gewissen organischen Bestandtheilen sich in Gewäs-
sern finden, zu denen die Luft wenig Zutritt hat«
Bildung von Suiphureten staltfindet. Hierzu gehören
das an schweleis. Kalk reiche Pariser und das zum
Gebrauch fQr Seeleute in eichenen Tonnen aufbe-.
wahrte Wasser, so wie das in den untersten Schiffs-
raum eingedrungene Seewasser. Von der Veränder-
lichkeit der organischen Materien u. ihrer Anhäufung
im Erdboden bevölkerter Städte hängt die Insalubrität
und zu ansteckenden Krankheilen disponirende Be-
schaffenheit des Bodens und Wassers solcher Orte
ab. Die Insalubritäl des Bodens wird durch vergra-
bene Thierresle, Ausflüsse von Senkgruben, durch
den allenthalben an öffentlichen Orten gelassenen Harn,
durch Ausströmen von Gas aus den Gasrohren bedingt.
Rechnet man hierzu den Einfluss des porösen Kalks
auf Erzeugung von Salpeter, so wie von Salpeters.
Kalk , Magnesia und Schwefels. Kalk , so erklärt sich
hierdurch der hohe Grad von Insalubritäl des Pariser
Bodens. Die Mittel um derartigen Nachlheilen zu be-
gegnen , sind theils verhütende , Iheils direct entge-
genwirkende. Zu den Vorbauungsmitteln gehören :
möglichste Verminderung der den Boden durchdrin-
genden organischen Materien, Entfernung der Begräb-
nissplätze und Abdeckereien aus der Nähe der Städte,
.festes Ausmauern der Senkgruben, fortwährendes
Abwaschen des Bodens durch Röhrbrunnen u. Slras-
senrinnen, Anlegung von festen Deckröhren für die
Gasleiter. — Zu den die bereits vorhandene Insa-
lubritäl beseitigenden Mitteln rechnet Vf. die Bewir-
kung eines möglichst freien Zutritts des atmosphä-
rischen Sauerstoffs zu den Gewässern , damit durch
denselben die organischen Bestandtheile des Wassers
gehörig verbrannt werden können. Dahin gehört vor
Allem Erweiterung der Strassen und der Höfe. Ein
zweites Mittel besteht in Anlegung vieler Brunnen»
die so beschaffen sein müssen , dass die almosphs-
rische Luft möglichst freien Zutritt hat u. dass leicht
aus ihnen geschöpft werden kann. Ein 3. Mittel ist
häufige Anpflanzung von Bäumen in den Stadien,
deren sich in dem Boden verbreitende Wurzeln viele
der erwähnten nachlbeiligen Substanzen aufnehmen
und zum Waclisthum des Baumes verwenden.
(iuL Clarus.)
1007. üeber die natflrliche Tentilatioo der
Hospitäler und öffentlichen Gebäude \ von Andri
Uyltarhoeven, Oberarzt der chir. AbtheiL am
Hosp. SL-iean. (iourn. de Brux. 4uillel 1853.)
Die unzulängliche Ventilation des schönen Ho-
spitals Saint -Jean hat Vf. diese wichtige Frage der
Hygieine einer neuen Prüfung zu unterwerfen ver-
mocht. Seine Vorschläge beruhen nicht aaf einer
neuen Idee, sondern betreffen nur die praktische An-
wendung der „spontanen Ventilation". Alle bishe-
rigen Venlilalionssysteme , von Pöclet, Duvoir
u. A. , die durch ihre Verbindung mit der Heizung in
Wirksamkeil treten, sind sehr kostspielig. Vf. slelll
sich folgende Aufgabe: 1) in hinreichender Henge
und continuirlich Luft einzuführen , welche wedei
durch ihre Slr(fmung noch durch Herabsetzung dei
Temperatur den Bewohnern des ventiHrten BaiLJiei
nachtheilig wird; 2) die Erneuerung der Luft vob
der Tageszeit, Jahreszeit und von der Willkflr dei
Kranken oder Wärter unabhängig zu machen ; 3) dei
Ventilationsapparat ohne grosse Kosten herzuslelleA.
Hierzu entlehnt derselbe sein Princip der Ven-
tilation unterirdischer Minen. Denken wir uns, dasa
eine Bergmine die Mündung A im Niveau der Eben«
und die Mündung 4 auf den Gipfel des Berges habe
so zwar, dass beide in einem rechten Winkel in
Niveau der Ebene, wo sich die Galerie C befindet
zusammentreffen , so wird die Galerie G vollkomnuei
ventilirt sein. Während des Winters wird die Lvi
der Schachtrohre B wärmer sein, als die äussere Lai
und letztere wird vermOge ihrer grossem Sdiwer
durch die Oeffhung A eindringen und die leichler
II. Hygieine, Diätetik, Pharmakologie u. Toxikologie.
299
Luft in B verdrangen. Wahrend des Sommers wird
die Ventilation in umgekehrter Richtung Statt haben.
Dasselbe Prineip lasst sich für die Ventilation des
Krankensaales benutzen. Vf. hat zu diesem Zwecke
im Saale St. - Nicolas, woselbst sich bisher nur, wie
hn (Ihrigen Spilaie, zwei Abzugskamine (chemin^es
d*appel) an den Enden des Saales, so wie Oeflnungen
oberhalb der Fenster, welche in bis zum Dache gehende
Kanäle führten, befanden und die schlechte Luft fort-
leiteten, 6 neue Oeffnungen zum Eintritt frischer
Luft angebracht. Diese LuftzufÜhrungskanSle stellen
cylindrische Röhren dar, welche sich beim Eintritt in
den Saal rechtwinklich umkrflmmen und daselbst
etwa 1 Mtr. hoch sind. Die OeOnungen sind erhöht
angebracht, um jeden Zug zu vermeiden und sind
unbedeckt, um dem Eintritte der Luft möglichst
wenig Widerstand zu leisten. Die frische Luft tritt
von aussen in den Kanal. In jeder Ecke des Saales
befindet sich ein Kanal und in der Mitte des Saales
zwei.
Der Effect dieser Ventilation ist Ubertraschend.
Nach 14tagigen, Tag und Nacht fortgesetzten Ver-
suchen mit dem Anemometer von Combes ergab
sich als Mittel des eintretenden Luftquantums 700
DMtr. stündlich, d. h. 29 □ Mtr. per Kopf. Das Quan-
tum der austretenden Luft stand in vollkommnem
Verhältniss zu dem der eintretenden. Die Tempe-
ratur des Saales ward nicht merklich vermindert. Der
Geruch wies die Verbesserung der Luft deutlich nach.
Vf. hat die Vorsicht gebraucht , jede der äussern Ka-
nalmündungen einer andern Himmelsgegend zuzu-
wenden , um so bei jedem Winde ein gewisses Quan-
tum frischer Luft zu erhalten. Die Resultate der
15tag. Messungen theilt er ausführlich miL Das
Quantum def stündlich eingetretenen Luft schwankt
an den verschiedenen Tagen zwischen 487 und
2215 OMtr. Diese Schwankungen erklaren sich zum
Theii daraus, dass die Geschwindigkeit , mit welcher
die Luft sich erneuert , sich der Differenz der Innern
und äussern Temperatur proportional verhalt.
Vf. hat das Verdienst , ein jedenfalls billiges und
leicht ausführbares Ventilationssystem angegeben zu
haben. Es ist jedoch leicht ersichtlich, dass das-
selbe nicht ganzlich den Anforderungen entspricht,
welche Vf. sich selbst als Aufgabe gestellt hat. So
ist es durchaus nicht unabhängig von der Jahreszeit,
da es zu jeder Jahreszeit, wo innere und äussere
Temperatur sieh annahrend ausgleichen , völlig wir-
kungslos bleibt. Ferner ist seine Wirksamkeit von
den herrschenden Winden abhangig. Die Ventila-
tionsgrösse ist somit keine constante, sondern eine
labile , völlig unregulirbare. Es ist jedoch der Ver-
such des Vfs. zu interessant und zu wichtig, um
nicht fortgesetzte Erfahnmgen darüber wünschens-
werth zu machen . (Seifert.)
iöos. neber die Temperatnnrerinderniig
nach Einßhrung von Arzneimitteln; von D u m erii,
Demarquayu. Lecointe. (Gaz. de Par. 6.24.
1853; vgL Jahrbb. LXXVllL 163.)
SehwefeU. Kupferoxyd. 6 Versuche an Hunden.
25 Ctgrmm. — 10 Grmm. Schwefels. Kupfer in Wasser
gelöst werden in den Magen gebracht. Temperatur vorher
3«o,8 — 400,2. Nach 1 — 2 Sld. 39«,2 — 27». Die
Brasteingeweide normal, nur nach der höchsten Dose von
10 Grmm. die Langen ekcbymotisch , im Herzen flüssiges,
schwarzes, klebriges Blut. Magendarmschleimhaut verdichtet,
stark injicirt bis zur schwarzen Färbung , im Darmkanale gal-
lertartiger, dem Stachelbeergelee nicht unäbulicber, einmal
bläulich grüner Schleim, Leber gesund, Pankreas 2mal rosig
gefärbt , Nieren normal , Hirnhäute stark injicirt , die graue
Substanz , einmal auch die weisse , die sehr häufig punktirt
erschien, und die Ganglien des Solarplexus geröthet.
Resultat, Das schwefeis. Kupfer bedingt eine
Jemperaturverminderung von 0^4 — 13^ es besitzt
eine elective Wirkung auf das cerebrospinale Nerven-
system; in kleinen, seltenen Dosen wirkt es hyperstbe-
nisirend, in kleinen lange Zeil fortgegebenen hyposthe-
nisirend. Es hat 2 specifische Wirkungen, in kleiner
Gabe eine coagulirende , in grosser eine verflüssi-
gende [worunter V£r. den Umstand zu verstehen Schei-
nen, dass es in grosser Gabe eine Ausschwitzung
serOser Flüssigkeiten in den BerQhrungsorganen
bewirkt].
CrotonöL 3 Versuche an Hunden. 2 — 12 Tr. mit
Eigelb verrieben werden in den Magen gebracht. Temperatur
vorher 400— 400,7, nach 4— li Std. 34o,7— 42o,i. Es ent-
steht lebhaftes wässriges und wässrigblutiges Abführen, einmal
Erbrechen und der Tod. Brusteingeweide, Leber, Milz und
Nieren gesund , Pankreas einmal rosenroth gefärbt. Magen
und Dickdarm stark geröthet ; Ganglien und cerebrospinales
Nervensystem normal.
Resultat, Das Crotonöl übt eine topische Wir-
kung auf die Darmschleimhaut aus. Die dynamische
Wirkung ist hyposthenisirend , die specifische besteht
in Hervorrufung serOser Secretionen.
Gummi Guttue. Im Wesentlichen dasselbe Verhallen.
Coloquinien. 3 Versuche an Hunden. Temperatur
vorher 39® — 40oi. i — 4 Grmm. Coloquinten in Wasser
sospendirt werden in den Magen gebracht, es entsteht im
1. Falle blos Abgescblagenheit , im 2. flüssige, im 3. blutige
Darmausleerung und der Tod. Im 1. Falle fällt anfangs die
Temperatur von40o,l auf 39o,8, steigt dann auf 40^,5, im 2.
Steigen von 390 auf 40»,!, dann Fallen auf 38», im 3. Steigen
auf 400,4, dann Fallen auf 30o,7. Leber, Milz und Nieren
normal, Pankreas etwas rosenroth gefärbt, im Magen einmal
Ekchymosen, das andere Mal starke RÖthung ; Dünndarm im
2. Falle stellenweis im obern Viertel injicirt, ebenso der Dick-
darm ; im 3. blutiger Schleim im ganzen Darmkanale, welcher
durchaus geröthet erscheint ; im 2. Falle das Cerebrospinal-
centrum noqnal, im 3. die Membranen leicht injicirt, die
graue Substanz des Rückenmarks geröthet, in beiden die
Ganglien des Solarplexus geröthet.
Resultat. 1) Die Coloquinten haben eine elec-
tive Beziehung zum Nei*vensystem , und zwar zuerst
zu den Ganglien, dann zu der Cerebrospinalachse»
bes. zur Schleimhaut des Dickdarms,, namentlich des
Mastdarms. 2) Ihre dynamische Wirkung in arz-
neilicher Dose ist hypersthenisirend. 3) Ihre spe-
cifische Wirkung ist panchymagog, d. h. die Aus-
leerung aller Flüssigkeiten fordernd. Daher ihr Nutzen
bei LShmungen des cerebrospinalen Systems, Blen-
norrhOen, LeukorrhOen, Hämorrhoiden.
(Julius Glarus.)
300
II. B^iM, Diäletik, Pharmtkoiosie a. ToKiko(«gie.
t009. Simklllill ; Ton Dr. A. Murawjeff.
(Med. Ztg. Russl. 32. 1853.)
Darstellung. Von allen Darstellungsarten ist
folgende die einfachste und leichteste; man koche
eioe beliebige Quantität Sumbulwurzel nach Zusatz
von etwas Schwefelsaure auf leichtem Feuer, fiUrtre»
giesse alsdann von einer Auflösung kohlensauren Kalks
&o viel hinzu , bis die Flüssigkeit aufhört zu coagu-
liren oder einen Niederschlag zu bilden und Gltrire
warm. Das Sombulin ist sowohl in dem kalkigen
Niederschlage, als in noch grösserer Quantität in der
filtrirlen Flüssigkeit enthalten, aus welcher man es
nach vollständiger Abdampfung im unreinen Zustande
in Form einer schichtigen, dehnbaren, an den Bän-
dern durchscheinenden, in Alkohol schwer, in ko-
chendem Wasser vollkommen löslichen Masse von
stark bitterem, der Wurzel eigenthUmlichen Ge-
schmacke und brauner Farbe darstellen kann. Das
unreine Sumbulin wird abermals in kochendem
Wasser gelöst u. die in demselben enthaltenen Salze
mittels einer leichten Ammoniakauflösung abgesondert,
alsdann einige Tropfen Schwefelsäure hi^zugethan u.
allmälig die Flüssigkeit mit koblens. Natron so lange
gesättigt, bis dieselbe trübe und flockig wird u. das
Sumbulin in Form eines weissen Pulvers zu Boden
tU\i\. Der früher erhaltene Kalkniederschla^ wird
besonders mit heissem Alkohol ausgewaschen, weleher
die harzigen und Wachsbestandtheile und nur sehr
wenig Sumbulin auflöst; alsdann wird der noch nicht
vollständig erkaltete Bodensatz mit kochendem Wasser
abgespült, Oltrirt und aus der filtrirten Flüssigkeit
durch Zusatz von Schwefelsäure und später einer
Lösung von kohlens. Natron eine weitere Quantität
Sumbulin erhallen. Das im Alkohol enthaltene Sum-
bulin wird ebenlalls durch Abdampfen, Zugiessen
von Wasser und etwas schwacher Schwefelsäure und
durch Sälligung mit Alkalien dargestellt. Die end-
liche Beinigung geschieht durch Alkohol, abermaliges
Auflösen in Säure , Filtriren und Präcipitiren durch
kohlens. Natron.
Eigenschaften. Das reine Sumbulin ist ein
weisses, fast geschmackloses Pulver, welches durch
Auflösen in Alkohol und Verdunsten an der Sonne in
Form sternförmiger, schuppiger, glänzend weisser
Krystalle erhalten werden kann, sich in Salpeter-,
Salz-, Schwefel- u. andern Säuren auflöst u. mit
ihnen krystallinische Salze bildet, aus deren Auf-
lösung man durch Zumischen von Kali hydrocyanicum
das Sumbuiinum hydrocyanicum in Form eines pulver-
Rlnnigen, graublauen Niederschlags erhalten kann.
hl Alkohol und Aether ist es sehr schwer löslich.
ff^irkung. Das Sumbulin bewirkt hauptsächlich
vermehrte Secretion der Schleimhäute des Darm-
kanals u. der Bespirationsorgane u, verstärkte Func-
tion des Sympathicus. Die Verdauung, Assinftüation
und der Appetit oeliaen zu, Schmerzen im Nag»ea
oder Darmkanak, Borborygmen n. seröse Durchfilile
lassea nach, ErmatUiag und Schmerzhaftigkeit der
Glieder versoltwittden , das Auge wird gHinzcsdev»
das Gesicht frisdier; bedeuVeiide Puls?eräii4eniDgen
konnte Vf. nichl wahrnehmen. 2 Fälle von Lusges*
u. Broncbitlkatarrh a. 1 von Di»rrboea serosa werden.
als Beweis fUr die W^irksamkeii des S>nnibuliD, welches
Vf. Ktt 3 — 6 Gr. in PiUeu nchrm»b täglich , rein
oder als Sulpliat, verordnet, mitgetheili.
(Jnl. Glarus.)
ioia. Ueber ietb^r uftesthrticu ; von
Prof. Wiggers. (Ghera.-pharm. G.-Bl. 40. 1853.
Canst. iahresb. 1852.)
Das pharmaceutische Präparat, dem die von
Aran erprobte anästhesirende Wirkung zukommt
(vgl. Jahrbb. LXX. 24.), nennt Vf. Aether anaeslbe-
ticus, da die Bezeichnung Chloräther eine unsichere
ist. Hit der holländischen Flüssigkeit ist er nicht
zu verwechseln. Unter Aether anaesth. ist indessen
kein einfacher Stoff zu verstehen , Vf. schliesst viel-
mehr aus den Angaben M i a 1 h e ' s , der die Körper,
mit denen Aran experimenlirte, darstellte, dass diese
Substanz zum grossem Theile dieselbe sei, die
Kolbe Biekloracetylchlorid nennt (C| H CI5) and
mindestens noch mit einem andern Körper jenerBeihe
gechlorter Aether, nämlich dem Körper C| H^ Cl|
gemengt war. Da weder Regnault, der zubrst
die Einwirkung des Chlors auf AethylchlorQr genauer
slndirle, ausfährlich genug berichtete, noch andere
Chemiker die Darstellung dieser Präparate erieichteri
haben, so giebt Vf. zunächst die Vorschriften, t) f&r
die Bereitung von Aethylchlorürgas, 2) von Chlorgas
für den vorliegenden Zweck.
Zur Bereitung des Aethylcblorürgases vermischt man
10 Tb. Alkohol von 90^0 init 20 Th. engl. Schwefels, (mög-
lichst 'SS SOs HO) so , dass sie sich nicht zu stark eibtizeo,
lässt das Gemisch 5 — 8 T. oder länger verschlossen stehen,
giesst dasselbe dann auf 12 Th. sehr fein geriebeses CMor-
natrium und lässt nach 24stündigcm, vcrschlosseneo Stehen
unter Einwirkung eines gelinden Feuers und unter Anwendung
einer Retorte mit aufwärtsgerichtetem Halse di« Gase sich eot-
wickeln , was unter diesen Umständen , und wenn man die
Materialien unzenweis anwendet, regelmässig einen ganzen
Tag lang fortdauert. Dadurch , dass die angeführten Theile
der Ingredienzen relativen Atomverhältnissen entsprechen,
in Folge deren sich gerade in Na 0 SOs + ^^ HO und ia
C4 H5 Gl umsetzen , dass man dieselben nach der Vennischiuig
mehrere Tage lang vorher auf einander einwirken lässt, und
dass durch den starken Alkohol eine geeignete Menge von
Wasser vorbanden ist, wird die Leichtigkeit and Regelmä»-
sigkeit in der Entwicklung des Aethylcblorürgases a. die Ver-
wandlung des Alkohols in dasselbe so vollständig erreicht, dass
nur sehr wenig Alkohol unzersetzt mit dem Aethyichlorurgase
weggeht, was ganz zu vermeiden unmöglich ist. Dieser
Alkohol muss daraus entfernt werden , ehe man das Gas der
Einwirkung des Cblorgases in dem Ballon aassetzt ^ weil sich
durch dieses andere Producte bilden würden. Diess geschieht
einfach dadurch , dass man das Aethylchlorürgas aas der Re-
torte durch eine etwa V hohe Wassersäule, die man in einem
Kolben fortwährend auf -9- 40 — W* erh<, aufeteigeo and
erst von hier aas in den Ballon treten lässt. Der Bechnunf
nach sollte man von den 10 Th. Alkohol ungefähr 14 Th.
Aetbylchlorär erhalten, indessen bekommt man eilahfangs-
massig höchstens 5 TbeUe. — Zar Bereitung des Chlorgases
für den vorliegenden Zweck vermischt man 18 Th. Chlornatriuffl
mit 15 Th. gutem Braunstein , beide fein gerieben , andrer-
seits 45 Th. engl. Schwefelsaure mit 21 Th. Wasser a. giesst
n. H;giei■^ DiMclih, Phannkd»Bi» a. lankotogie.
301
dM Icliter« Gemisch uck. tdlligem ErliaUeo »nf das eratere.
Die auf diese in erfolgende Entwicklung des Gascs geschieht
aus einem Kolben.
Die angeführten Theile der Ingredienzen ent-
sprechen solchen Atomenverhaltnissen , dass sie sich
gerade umsetzen in NaO SO3 + SO, HO, MnO SO3
und in Gl, welches demnach so rein erhalten wird,
dass eine berriedigende Rechnung darauf gegründet
werden kann. Die vorgeschriebene Quantität Wasser
bedingt einerseits die Vollständigkeit und RegelmSIs-
sigkeit , andrerseits aber auch die Bildung einer so
concentrirten SahsSyre, dass diese sich schon in sehr
niedriger Temperatur mit dem Braunsteine, wenn
dieser gehörig fein gerieben ist, so vOlIig umsetzt,
dass das sich entwickelnde Chlorgas nur eine sehr
unbedeutende Menge von Salzsäure mitführt, und es
wenigstens für diese Operation nicht nOthig ist , das-
selbe durch eine dazwischengesetzte Waschflasche mit
Wasser davon zu reinigen , ehe man es in den Ballon
führt« An diesem Fehler leiden die meisten Vor-
schriften für Chlorgasbildung, indem sie mehr Wasser
verlaAgen, wodurch eine verdUnntere Salzsäure her-
vorgebracbi wird, weldie erst in höherer Temperatur
aul den Braunstein und dann viel langsamer wirkt u.
deshalb in einer dem grössern Wasserxusatze ent-
sprechenden Blenge mit dem Chlorgase weggehl.
Zur Bereitung des weilen gechlorlen Aethylr-
M&rürgases Ijfsst man beide Gase gleiehzeitifr ii»
eine grosse Flasche oder einen Kolbes von weissem
Glase, aul deren Boden eine 2'' hohe Schicht Wasser
gegossen ist , durch Röhren strömen , weiche in dem
Glasgef^sse bis etwa 1 '' über* den Wasserspiegel hin-
ahreichen und etwa t/^" von einander entfernt wer-
den. Sollen die Gase auf einander wirken , so ist ein
gemildertes Sonnenficht, wie es an einem sonnigen
Tage mit etwas bewölktem Himmel stattfindet , dazu
nöthig* Man • lassi die beiden Gase in dem Verhalt-
nisse hineinströmen , dass das Aethylchlorargas stets
im Ueberflusse vorhanden ist und durch das Chlor
nur schwach gelb erscheint. Daher beginnt man die
Entwicklung des Chlor erst, wenn der Kolhen bei-
nahe mit AethylchlorUrgas gefhllt ist. Das aus meh-
rern Producten bestehende, sich direct bildende Ge-
misch bedeckt zunächst die Oberfläche des Wassers
als eine weisse trühe Oelschiclit , die sich bald ver-
dickt, und von der aus unaufljöriich linsen- bis höh-
nengrosse Tropfen im Wasser untersinken. Sind
beide Mischnngen erschöpft, so wird das salzsSure-
baltige Wasser al>geg<issen , das Prodocl mit kaltefli
Wasser gewaschen , in eine schmale u. hohe Flasche
gebracht, worin es eine 1*' im Durchm. hakende
Säule bildet, dann 2 — 3'' hoch Wasser aufgegossen
and nun snr weitern Metamorphose mit CItlorgas so
behandelt, dass man dieses mittels eines Rohres bis
aul den Boden des Prodiicis, u. zwar so langsam
fahrt , doss die Chlorgashlasen , indem sie in dem
Producte aufsteigen, bei öfterem Umschdtteln voll-
ständig absorbirt werden. Sonnenlieht ist jetat z»
vermeiden. Das Einleiten des Chlors wird fortgeselst»
bis das Product ein spec Gew. von 1,6 hat [Siede-
punkt?]. Jetii wird es erst 2mal mit Wasser, dann
mit verdünnter Lösung von kohlens. Natron, deeft.
wieder mit Wasser gewaschea, bis dieses nicht mehr
auf Salpeters» Silber reagiat, daM soviel als möglich
ahi^ekAUl. Das Product hat dann aMe Eigeoecbaf«
tes, die der Arat fordern kann.
(Julius Glams.)
1011. Hegeln bei Anwendiuig des Chloro-
form; von Bau den s. (Gaz. des Höp. 86. 1853.)
yor der Inhalation untersuche man genau die
Constitution , das Herz und die Lunge des Kr. , weil
vorhandene organische Leiden dieser Organe Contra-
indicationen ahgeben ; Gleiches gilt von Aneurysmen,
Asthma, Chlorose, Anümie, Pyämie, Veitstanz, Nei-
gung zu Gehirncongestionen. Dabei muss das Ge-
math des Kr. ruhig sein q. derselbe van der wohl-
thaiigen Wirkung des Chloroform überzeugt werden,
damit er nicht mit Furcht u. Widerwillen sich dem
Verfahren unterwerfe. Das Operationslocal sei ge-
räumig u. gut geldflet.
f^äkrend der InhalaXion ist vor Allem ein
geübter Assistent nOlhig unter dessen Beistände maA
sich folgenden Verfahrens bedient. 1) Um sich recht
genau von der Menge des angewendeten Chloroforms
Rechenschaft geben zu k()nnen , bringt man dasselbe
Grmro. für Grmm. in kleine, fängliche, graduirte
Flaschen. — 2) Man zähle mittels einer Secundenuhr
den Puls und die Respirationen und beobachte dabei
die Starke des Herzschlages ; sobald .der Puls unter
60 sinkt, gebe man die Inhalationen auf. — 3) Man
gicsse das Chloroform Grmm. für Grmm. auf ein Tuch
u. n.lhere dasselbe erst sehr allmlüig dem Munde,
wobei man immer einen Theil desselben frei lassen
mi^s, um asphyktische Erscheinungen zu verhüten.
— 4) Anfangs kneipe man sanft die Hand des Kr.
u. frage ihn dabei , was man mit ihm vornehme»
Sobald er mit einiger Ekstase daraufrichtig antwortet»
gebe man genau Acht, da diess das Vorzeichen der
beginnenden Gefühllosigkeit zu sein pflegt. — 5)
Antwortet derselbe nicht mehr, so ist die Empfind^ing
verschwunden, man entferne schnell das Tuch und
nehme die Operation vor, weil man mit Vorsatz das
Chloroformiren nie bis zur Muskelerschlaffung treihea
darf. — 6) Eine leichte Agitation , Geschwätzigkeit,
nnzusammenhängende Worte v. Hallucinatioien be-<
gleiten oft den ersten Grad der Anttsthesie u. deuUB
an, dass das Tuch entfernt werden müsse. Zugleich
ist nun der Moment gekommen, wo man doppelte
Avfraerksamkeit auf den Pule, das Hera and die Re««
sp^ration verwenden muss. Sebald offenbare Ver*
bn^amung eintritt, die Wirkung der Inlialationeo
fortdauert oder sich sogar bis zum 2. Grade, der
allgemeinen Relaxation, steigert, wende man sofort
die geeigneten Gegenmittel an , um den Kr. auf den
I. Grad der Anästhesie lurackauftthren. — 7) Stellen
sich LarynxkHimpfe , häufiger Hustea, Schaum vor
dem Munde , bedeutende Depression des Pulses , Be-
schwerde beim Athmen, Symptome von Synkope oder
Gehinieongfetieneii ein, so beende saa sofort die
n. Hjgieine, DiltetSL^ Pharmakologie u. Toxikologie.
Inhalation. — 8) Sobald der Kr. das Bewaastaein
verliert, tritt zuweilen einige Agitation ein. Ist die-
aelbe gering, so kann man fortfahren. — 9)' Soll
eine langdauernde Operation vorgenommen werden,
80 mtlssen die Inhalationen in Absätzen vorgenommen»
d. h. suspendirt und wieder angefangen werden, so*
bald der Kr. durch ein leichtes Seufzen die Wieder-
kehr des Bewusstseins beurkundet. So kann man
eine ganze Stunde lang mit den Inhalationen fort-
fahren.
Nach beendeter Inhalation hat man, wenn keine
flbeln Zufälle eingetreten sind, nur ruhig abzuwarten,
bis der Kr. von selbst wieder zu sich kommt. War
Gefahr vorhanden , so öffne man schnell das Fenster
und lasse einen starken Lufistrom herein , lege den
Kr. horizontal, oder sogar mit dem Kopfe tiefer (N^
laton), auf den Rncken, um auf diese Weise die
Girculation leichter wieder herstellen zu können, ent-
ferne den die Respiration hemmenden Schaum , kitzle
den Schlund mil dem Finger, lasse wohl auch die
4 Extremitäten in die Höhe heben, um den Rück-
fluss des Blutes nach dem Herzen zu erleichtern
(Piorry), wende die künstliche Respiration , kalte
Begiessungen , Einblasen von Luft mit dem Munde
(Ricord) oder einer Pumpe an, lasse Ammoniak
reichen, gebe antispasmodische Klystire (Jobert),
kauterisire den Mund und den Pharynx mit Aetzam-
moniak (J. Gu^rin), oder wende ElektricitSl an.
(iul. Clarus.)
1012. Wirkung der Elektricitit bei Chloro-
fonnvergiftnngen ; von Jobert de Lamballe.
(L*Union 104. 105. 1853.)
Die betreffenden Versuche »wurden an Ziegen,
Hunden, Katzen und Kaninchen in der Art angestellt,
dass der Kopf des Thieres in eine entweder mit rei-
nem oder mit atmosphärischer Luft gemischtem Chlo-
roformgas gefüllte Blase gesteckt , oder aucfi ein mit
Chloroform getränkter Schwamm allmitlig der Schnauze
des Thieres genähert wurde. Je nach dieser ver-
schiedenen Anwendungsart entstanden 3 Reihen von
Erscheinungen. Im erstem Falle war die Wirkung
des Ch. eine augenblickliche oft blitzartig schnelle ;
Herzschlag und Respiration wurden plötzlich sistirt,
im 2. traten dieselben Phänomene , aber lai^samer
ein, im 3. erfolgten sie noch langsamer und ent-
sprachen denjenigen die auch bei Kr. beobachtet zu
werden pflegen. Zuerst schwand die Empfindung in
der Haut und den Schleimhäuten , dann , aber nicht
ganz regelmSssig , die Huskelreizbarkeit , die Con-
tractionen des Zwerchfells und der Rippenmuskeln
verschwanden später als die der übrigen Muskeln,
doch wurde die Respiration verlangsamt und inter-
mittirend ; die Herzschlage worden anfangs vorüber-
gehend beschleunigt,' dann verlangsamt, schwacher
und verschwanden endl. mit einem Male. Bei Kanin-
chen, deren Brust leichter als die anderer Tb iere un-
tersucht werden kann , bemerkte Vf. fast gleichzeitig
mit der Unempfindlichkeit der Haut auch die erwaihnten
Veränderungen des Herzschlages.^ Die ReapiraüoD
und die Herzschlage kehren früher wieder als die
Muskelreizbarkeit u. die Empfindung.
Sobald das Herz ganz aufgehört hat zu schlagen,
sind alle Versuche vergeblich, ein Leben wieder an-
zufachen, welches nicht mehr existirt; so lange aber
noch irgendwelche Contractionen des Herzens wahr^
zunehmen sind, können diese durch Elektricitat wieder
Starke und Regelmassigkeit erlangen. Die Elek-
tricitat kann hierbei in doppelter Art und Weise lor
Anwendung kommen, entweder so, dass man die-
selbe mittels feuchter Schwämme auf die Körperober-
fläche wirken ISsst, oder in Form der Acupunctur.
Ist die Empfindung vermindert u. die Muskelreizbarkeit
geschwächt; sind die Sinne umnebelt, die Respira-
tion und Circulation gestört aber nicht völlig suspen-
dirt : so schwinden diese Erscheinungen schnell unter
dem Einflüsse des elektrischen Stromes.
Nach allen Erfahrungen , die Vf. zu machen Ge-
legenheit hatte , wirkt das Chloroform besümoC
primär nur auf das Nervensystem, die Veränderungen
der Blutmischung sind erst Folgen der gestörten Re-
spiration und Circulatioiv; es kann daher gerade die
Elektricitat durch ihre nerven erregende Wirkung den
Gefahren der Chloroformin toxication am besten be-
gegnen. Bei niederen Graden genügen die elektri-
schen Einwirkungen auf die Oberfläche des Körpers»
am besten vermittels feuchter Schwämme, die an die
Schleimhaut des Mundes u. des Rectum applicirl wer-
den , höhere Grade verlangen die Eleklropunktur.
(Jul. Claras.)
1013. Ursachen des CUoroformtodeS) von
E. R. Bickersteth. (Monthly Journ. Sept. 1853.)
Verschiedene an Hunden , Katzen und Kaninchen
angestellte Versuche haben Vf. folgende Resultate ge-
liefert. 1) Beim Chloroformtod hören die Respira-
tionsbewegungen früher als die Herzbewegungen auf.
2) Das Herz setzt, wenn die Inhalationen beendet
werden, seine Bewegungen fort, ohne dass das Chlo-
roform auf dieselben einen Einfluss ausübte; wenn
dieselben endlich aufhören , so geschieht diess nur,
weil die Respiration aufgehört hat, nicht durch die
unmittelbare Einwirkung des Chloroform. 3) Hat
die Respiration aufgehört , ist das Herz noch in Thä-
tigkeit und wird dabei das Einathmen fortgeaetzt, ao
betrifft die Einwirkung des Chloroforms das Herz
direct. 4) Ktlnstliche Respiration vermag, wenn die
HerzthätiglEcit noch nicht bedeutend gestört ist , die
nattlrliche Athmungsthätigkeit wieder herzustellen.
Bei dieser künstlichen Respiration muss die Znnge
hervorgezogen werden , weil diese , wenn der Kr. avf
dem Rücken liegt, nach hinten flfllt und dadurch die
Stimmritze schli^st Der Puls zeigt keine Verän-
derung ausser derjenigen, welche durch die eigen-
thümliche Aufregung, in welche der Kr. versetzt wird
u. durch die Muskelbewegungen , die er unternimmt«
bedingt wird. Im Anfange der Inhalation ist der
Puls in Folge der Gemüthsbewegung gewöhnlich fire«
II. Hygieine, Diätetik, Pharmakologie n. Toxikologie.
303
qaenler als im Normalzustände, mit dem Beginoe der
Narkose wird er seltener, dann, im Stadium der Ex-
citation , in welchem heftige Nuskelbewegungen ge-
macht werden, wird er wiederum beschleunigt und
bleibt so, bis letztere vorüber sind. Von nun an
ainkt er mehr und mehr unter seine Normalzahl bis
völliger Stupor eingetreten ist, wahrend dessen dann
die Frequenz bi^ zum Aufhören der Respiration sich
gleichbleibt. Die Abnahme der Frequenz ist Folge
des eintretenden Schlafes, nicht der unmittelbaren
Chloroformwirkung. Der Puls ist somit kein leiten-
des Zeichen beim Chloroforri^iren ; höchstens kann
er bei Operationen, die mit grossen Blutverlusten
verbunden sind, zur Beurtheilung der GrOsse der
letztern einige Bedeutung gewinnen. Die Respiration
giebt das sicherste Zeichen ab. Zuweilen setzt der
Puls im Moment, wo die erste Incision gemacht wird,
für einige Schlage aus , wahrend die Respiration un-
verändert bleibt. Vf. halt diess für Folge des opera-
tiven Eingriffs, nicht des Chloroforms.
(Jul. Glarus.)
1014. Ueber einige neue Jadpriparate; von
Deschamps. (Bull, de Th6r. Aoüt 1 853.)
Berthe, Apotheker in Paris , bereitet das Jodöl Dicht
unter Anwendung von Wasserdämpfen, weil es hierdurch einen
anangenehoien Geschmack bekommt und leicht sauer wird,
sondern auf die Art, das« er 5 Grmm. Jod mit 1000 Grmm.
Mandelöl im Harienbade erhitzt. Das Präparat ist vollkommen
durchsichtig , ohne Geruch , ohne unangenehmen Geschmack
und saure Reaction, Stärkemehl giebt keine Reaction auf Jod
mehr. — JodphosphorSl bereitet Berthe auf die Art,
daas er Phosphor in einer kleinen Menge Oel auflöst und diese
Auflösung sammt dem Jode dem übrigen Ocle zusetzt. —
Renault, Apotheker in Paris, schlägt vor , den Lebertbran
durch Jodalbumin zu ersetzen, welches er auf folgende
Weise bereitet : 100 Grmm. käufliches gepulvertes Albumin
werden etwa 24 Std. lang in 1000 Grmm. kalten Wassers
roacerirt, damit sich ersteres in ein Hydrat verwandle und
theilweise auflöse. Hieraufsetzt man zulOOGrmm. Jodtinctur
200 Grmm. Wasser, wodurch das Jod in höchst fein ver-
theiltem Zustande präcipilirt wird, fugt diese Mischung allroälig
zu der obigen nicht filtrirten eiweisshaltigen Flüssigkeit,
dampft dieses Gemisch im Marienbade unter fortwährendem
Umrühren ein , pulvert den Ruckstand und drflckt ihn durch
ein Haarsieb. Das so bereitete trockene Jodallfumin ist ein
hellgelbes , geruchloses , kaum nach Jod schmeckendes , auf
Stärkemehlabkocbung nicht reagirendes , in Wasser sich auf-
blähendes , dasselbe trübendes und dabei sich in einen lös-
lichen und einen unlöslichen Tbeil trennendes Pulver. —
Eine von Berthe vorgeschlagene Brom - Jodbutter besteht
aus einem Gemenge von Butter , Jodkalium , Bromkalium u.
Kochsalz.
Deschamps berichtet aber den pharmako-
logischen Werth dieser Präparate nach eigenen
Untersuchungen Folgendes. Das Jodöl von Berthe
ist allen bis jetzt bekannten Jodölen vorzuziehen, das
Jodphosphoröl ist ein unnützes Präparat, welches
man durch eine unmittelbare Vermischung von Jodöl
u. PhosphorOl weit zweckmassiger herstellt, ohne
jedoch auch hierdurch ein genügendes Ersatzmittel
für den Leberthran zu gewinnen. Die Bromjodbutter
kann letztern in keiner Weise ersetzen ; das Jod-
albumin ist zwar auch kein Ersatz für den Leber-
thran, aber immerhin ein werthvolies JodprUparat.
Die von Soubeiran vorgeschlagene Jodchocolade
ist allen diesen Präparaten vorzuziehen.
(Jul. Glarus.)
1015. Jodiiyeatioiieii als Untentatiiuigf-
mittel der Thoracocentese ; von Ar an. (L*Union
103. 1853.)
Bei einem an Empyem , Folge acuter und chro-
nicher Pleuritis , so wie an Hydropneumothoraz lei-
denden Kr. stellte Vf. 4mal die Thoracocentese Iheils
mit, tlieils ohne Jodinjeclionen an u. gelangte dabei
zu folgenden Erfahrungen. Die Operation war , wie
in 2 andern Fallen, von grosser Erleichterung des
Kr. und Herstellung des Respirationsgeräusches ge-
folgt. Die Jodinjection wurde von dem Kr. nicht
empfunden, doch traten bedeutende Erscheinungen
von Jodismus ein, welche Vf. nicht als von der Menge
des eiugespritzten Jod, sondern als von der Permea-
bilität der Wandungen abhängig betrachtet, also
eigentlich für ein günstiges Zeichen hält. Da die
Ansammlung der Flüssigkeit von erweichten Tuberkeln
herrührte, so war eine Wiederansammlung derselben
nicht zu vermeiden. Die Art der Zusammensetzung
der Jodinjection hängt von der Natur des Exsudats
u. dem Alter der Krankheit ab. Im Mittel genügen
V4 — Va Jodtinclur auf 2/4 — Vs ^**^' Wassers und
2 — 4 Grmm. Jodkalium. Sehr alte Formen erhei-
schen gleiche Theile Tinclur u. Wasser u. sogar reine
Jodtinctur. Bei Hydropneumolhorax, wobei die Tho-
raxwände nicht von so dicken Pseudomembranen wie
bei chronischer purulenter Pleuritis bedeckt sind , u.
deshalb die Resorption leicht ist, muss mit Yg, höch-
stens Y4 Jodtinctur angefangen werden.
Nach wiederholt gemachten eigenen Erfahrungen
ist Vf. bezüglich der Heilwirkung der Jodinjeclionen
bei Exsudaten in die Pleurahöhle zu der Deber-
zeugung gelangt, dass 1) die Verbindung der Tho-
racocentese mit Jodeinsprilzungen bei Hydropneumo-
thorax eine vollkommen rationelle Methode ist, 2) dass
sie bei chronischer Pleuritis sehr nützlich werden
kann, 3) dass dieselbe bei Eiteransammlungen in
Folge acuter Pleuritis wenigstens keinen Nachtheil
bringt, ja sogar, wenn die vorhandenen Gomplica-
tionen nicht zu schlimmer Art sind , Nutzen schaffen
kann. Allerdings sind öfters wiederholte Injectionen
nöthig, sobald neue Ansammlungen von Flüssigkeit
eintreten. (Jul. Glarus.)
1016. Eztracttm sangniiiis boTini; von Dr.
Höring. (Würtemb. Gorr.-Bl. 32. 1853.)
Vf. liess frisches Oclisenblut nach v. Mauthner*8
Vorschrift durch ein feines Sieb reiben , im Wasser-
bade bis zur Trockenheit abdampfen u. dann pulvern.
Er wandte das Mittel zu 10 — 30 Gr. in 24 Std., je
nach dem Alter des Kr. , mit entschiedenem Nutzen
an, 1) bei einem an Gurvatur der untern Rücken-
wirbel, mit Lähmung der untern Extremitäten leiden-
den Kinde von 2 J. , 2) bei einem an Tuberkulose
leidenden Knaben von 8 J. , 3) bei einem von der-
selben Krankheit befallenen Manne von 40 J. Be9-
304
-n. Hygieitre, DlSEtetik, Pharmakologie u. Toxikelt>gie.
tierung des Ansehens, Zanahme der K?irperr(rtfe, Ab-
nahme des Hustens u. Auswurfs in den beiden letxtern
Fallen, 0. fast völliges Verschwinden der Gurvatur in
4em erttgoDannlen falle war die Vo\g%.
<JuL Glarus.)
1017. Aibnminsynip ; von Deschamps.
(mi de Th6r. Acut 1^53.)
160 Grirnii. Eiweiss werden iQ'160 Grnim. degtillirien
Wasaers yertheilt und durchgeseiht. 265 Grinm. von der
durchgegossenen Flii<^igkeit versetzt VT. mit 500 Grmin.^acler
und 1 Tr. Bittermandelöl , erwSrnit das Ganze sehr vursithtlg
S T. lang im Marion hade , giesst «b nach dem Erkalten durcli
und füllt es auf kleiue Flaschen, zu deren Jeder er einige
Tropfen Schwefelnutriumlösung zusetzt und sie darauf fest
verkorkt. Der Syrup halt sich mehrere Jahre lang.
(luMus Glarua.)
loid. Tis&Ura flonim coliAid. (ibidem.
Sef>tbr.)
Nachdem schon 1823 Copland, spüter Frost»
B u s h e 1 1 u. A. diese Tinctur angewandt u. sie gieich-
mässigtir, milder u. sicherer bei Gicht u. Rheuma-
tismus wirkend befunden hatten als die Samen- u.
Wurzellinctur, hat auch Coindet dieselbe mit dem
besten Erfolge gebraucht. Der Apotheker Sdskind
in Genf giebt die Vorschrift, dass man die Blumen
vor dem vollständigen Aufblühen auf sonnigen , etwas
feuchten aber nicht sumpfigen Wiesen sammeln , den
Safl ausdrücken, mit gleichen Theilen Alkohol mischen,
dann im Keller ruhig stehen lassen u. endlich durch
Pliesspapier drücken soll. Coindet nimmt 2 Th.
Saft u. 1 Tb. Alkohol. Die Dosis ist 8—12 Tr. 2mal
taglich. Schnelles Nachlassen des Schmersfes u. der
Gesdhwulst u. Verminderung des Pulses , verstärkte
Haut-ti. Harnabsonderung sind die Wirkungen des
Mittefs bei acuten Gelenkrheumatismen.
(Jul. Glarus.)
1^19. Tffratrin gegei acvtMi Crelenkrheii-
IDütiftQlttBy von Boucbut. (Gaz. des Hdp. 74.
1853.)
Bei einfachem oder mit Gicht complicirtera acuten
Gelenkrheumatismus giebt Vf. das Verairin zu 5 Mgrmm.
mit etwas Opium in einer Pille täglich u. steigt bis
auf 8 — 9 Pillen täglich , wenn es nOthig werden
sQdlle; nach Beseitigung der Krankheit nimmt *man
allmUlig wieder mit den Pillen ab. Schon am 2. T.
Iritl l>emerklielie Abnahme des Fiebers ein , der Puls
fällt zuweilen vm 120 auf ^4; kur^e Zeit dafrauf
mindern sich die Schmerzen , jedoch weniger schnell
als nach Chinin. Der einzige Nachtheil besteht in
öfters nach grossem Dosen eintretendem Erbrechen
u. Durchfall ; zeigen sicJi diese so ist die Dosis so-
weit zu vermindern , bis das Mittel vertragen wird.
Die Secrelion der Haut wird stark gefördert.
(Jul. Clarus.)
1Ü20. Art to invendung des Teratrins
in fiebern; iiach Ar an. (Bull, de Thft', Septbt.
tW3.)
Die frUhtT ton Ar an selbst, so wre von f iedagnel
4ud Tronaaea« «angewandten ii Mgraom. Varatrin ealhd-
tenden Pillen erregen leicht üebelkeit, Erbrechen u. Brennen
im Schlünde, der Speiseröhre und dem Magen. Cm difM
Uebelstände zu vermeiden giebt A. jetzt folgende Mischung:
Veratrin. Ctgrmm. 5, Alkohol q. s. ad solat., Syrup. sacch.
^rmra. SO, Aq. flor. Naphae Grmni. SO, Aq. dest. q. a. ii
aiot Grmm. ISO. In 15 Grmm. ist ein Mgrmm. Veratrin ent-
halten. Aran giebt alle 2— 3Std. l^Essl. bis Ekel nai
Erbrechen eintreten, was gleichzeitig mit dem hyposlhcnisi-
renden Effect dea Mittels zu geschehen pflegt.
(Julius Clarns.)
1021. Beber Belbatdlaog des Weehselflebeis
dirdl insere Mittel*, von Oberfeldarzt Dr. To-
«Dowitz. (Wien. naed. Wchnschr. 32. 185d.)
Vf. versuchte bei 36 im Militairbospilale zu Flo-
renz vorgekommenen Fällen von WechselGelier die
Behandlung durch äussere Mittel. Er beobachtete
dabei die Vorsicht, jedesmal 2 Anfalle im Spitale ab-
zuwarten, theils um sich von der Gegenwart des Fie-
bers im Allgemeinen zu überzeugen, llieils zu sehen,
ob nicht der 3. oder 4. Anfall von selbst bedeutend
ficbwSdier wird oder ganz ausbleibt, was sich nicht
selten ereignet, wenn der Soldat durch Kühe, Bcbmale
Kost u. Aufenthalt im Bette schon einem gewissen
Grad antifebriler Behandlung unierzogen wird. Eis
inneres Mittel wurde in keinem Falle gereicbi, selbst
kein Brech- oder AbftibnniUel, da bei leicfiieni
f orflien diese b^katintTich allein sclron gehOgen , die
Ficberanfälle zu unterdrücken.
Bei «iner Febris tertiana — 1. Fieberkrank bett , 4. An-
"fall, ktxn Milztumor — wurde nach Applioirung einee kleinen
Vesicators auf die Mitte der Wirbetsänle nach Entfarnung 4tT
Blase ein Pulver vun Chin. sulph. u. Amylum FriUi u. Abends
am (leberfreien Tage eingestreut. Oaa "Pietier blieb acboa
^n andern Tag aus und kam auch bei Swöchentlicder fieol»-
achtung ni^ht wieder, allein die lange durch daa Pulver be-
wirkte Eiterung und die dadurch beim Liegen erzeugten
Schmerzen hielten Vr. von einer Wiederholung diesea Ver-
suches ab.
Bei einer Febris quotidiana — 1. Fieberkrankbeit,
6. Anfall , kein Milztunior — wurde von einer Salbe too
Chin. sulph. Gr. x und Axung. Porci 3jj alle 2 Stunden bok-
nengross längs des Verlaufes der ganzen Wirbelsäule einge-
rieben. Der' nächste Anfall erschien als blose Andeutung;
die Einreibungen wurden fortgesetzt; es kam kein Anfall
wieder. — Dieselbe Wirkung wurde in 2 andern Tertiaa-
' tlebern erzielt. — Da diese sehr leichte Fälle waren, ao
wählte Vf. eine Febris tertiana bei einem Individuum y da»
seit einem Jahre fast unausgesetzt mit kurzer Unterbrecbuag
am Fieber litt, eine erdfahle Rautfarbe und bedeutenden Milz-
tumor zeigte. Die Salbe wurde am ßeberfreien Tage alle
2 Stunden erb^engross längs der Wirbelsäule eingerieben.
Am nächsten Tage kam das Fieber , doch schwächer wieder.
Die Einreibungen wurden an den fieberfreien Tagen noch 4nial
wiederholt. Der 2. Fieberanfall bli^b schon ganz ans a. nach
erwähnter 4tägi.ger Einreibung hatte die Milzanacbweilmg ah-
genommen. Nach Verlauf von beinah 14 Tagen besserte sich
das Ausseben des Kr. , und nach weitern 14 Tagen koonta
Fat. als Reconvalescent betrachtet werden , ohne irgend ein
inneres Mittel genommen ni haben. — In 2 andern Fällen
liess Vf. die Salbe blos 2nial des Tages mit gleich gutem Erfolge
cisreiben.
In 1 FaUe von MilzftBmor nach Toraasgeganfenem Wecb-
aelfieber wurde die Salbe in die Milzgegeod eingerieben, ohne
dass jedoch nach Stägig. Application eine VoIamaabnaluBe
Sielt "zeigte.
0. ffygieuie, Ditttetik, Pharmakologie u. Toxikologie.
306
13m eotaeh^idea m koaoeo, welchen Aotkcil am Erfolge
nB Chinin und welclien der mechanische Act des Einreihens
latte, Hess Vf. hei einer Febris quotidiana — 1. Fieber-
irankheit, 4. Anfall, kein Milztumor — Ungu. simplex
Ulundl. erbsengross längs der Wirbelsäule einreiben. Diess
rorde, da der Aafait 4 Uhr Naclimittags kam, von 7 UfarFrub
iflgdangen , somit im Ganteo «Ina I vonKtnommeii. Es kam
lein Anfall wieder. — In 2 :indern Fidlen wurde dasselbe
(erfahren mit gleichem Erfnigo angewendet, nur blieb bei
iMr fpbria t«rtia«a nicht der I., Mindern der 2« Anfall aus,
leabalb die Einreibungen durch 3 ßel)«rfrei« Tage gemacht
wurden.
Bei einer F«l»ris quotidiana — 3. Fieberanfall — wurde
\ Stunden vor dorn zu erwurtenik'n Anfalle ein 12'' langer u.
i" breiter Si'nfU'ig längs der Wirbelsäule gelegt und Ya Std.
legen gelassen. \)ßs Fieber blieb aus. Den 0. Tag trat aber
in neuer Anfall rin. Der Sioapismus wurde wieder aufge-
fegt, und zwai' Sinai des Tags, bald ne«b Beendigung des 1.,
lod einige Stunden vor mutbmaassJichem Begian des 3. An-
dIIs. IMeser blieb aus und da nach lOtägig. Beoliochtuag
ich kein Anfall ni'^hr zeigte, wurde Pat. entlassen.
Bei einer Febr. tertiana — 3. Anfall — wurden am
irberfreien Tage trockene Schropfkn^ife, je 4 Stuck zu beiden
»eiten der Wirbelsäule getetxt. Der nächste Anfall war
cJiwäfber, der fojgende blieb au«. '
Die übrigea vorgekommenen Fälle wurden bald oacii der
liaeo, hnld nach der andern Methode behandelt. Iw Ganzen
lält jedoch Vf. das Frottiren längs der Wirbelsäule als das
licberste und einfachste Mittel. (Mi 11 i es.)
1022. Zar BehaBdlug des Weckselflabers;
M)n RegimeRlaarzA Dr. Troaen in Neisa«. (titiosb.
Ktschr. IV. 5. 1853.)
In Ifeissc herrscht das Wccliselfieher beständig
»ndemiscti u. seine Frequenz wird zu Zeiten so ge-
steigert, dass z. B. im 2. Quartal 1850 unter den
Kranken von Vfs. Regiment allein 446 Werhsolfieher-
kranke zur Behandlung kamen. Was die Behandlung
l)etrifft, so wurden verschiedene Methoden in Anwen-
dung gezogen.
Die P f e u f f er'schen lOgranigen Chinin-Gaben gewährten
keinen sichern Erfolg. Unter 10 Fällen, die nach dieser Me-
Aiode liehandelt wurden, blieb nar in 1 Falle der nächste
Unfall ans , in 3 Fällen erst ^r S. , jedoch erfolgten nach
eiaigen Woci^n im Lazareih Rdckfälle ; in 2 Folien war das
Mittel g»mz uawiriKsam, u. in 4 wurde dasselbe nach erfolgter
Selbst hei lung des Fiebers als Präservativ gereicht.
Die Application trockner Schröpfkopfe längs der Wirbel-
säule beim Beginn des Frostes war nur von vorübergehender
Wirkung. Es wurden zu diesem Versuche besonders Quo-
tidipRlleber benmtzt, und wenngleich durch die Application
der Schröpfkopfe der Frost dee Paroxyamus aulfallend verkürzt,
in einigen Fällen sogar ganz unterdruckt wurde , hei mehre-
ren der 12 Kr. , welche dieser Behandlung unterworfen wur-
den , auch wohl 2 und bei 1 Kr. selbst mehrere Anfälle aus-
büehen , «o wifrde doth kein einziger vollständig durch diese
Methode geheilt, vielmehr musste bei allen , nach den im La-
zareth abgewarteten Ruckfallen das Chinin oder die China ge-
geben werden.
Das Ciunin unter4raekt nach VCs. Erfahrung das
Weeliaelfieber» lüden gewOhulicli«n Form^B der Krank-
Imiü u. in kinrakhender Oua»litat i^geben, zwar
■laialenB aicher u. iQv«rlüsaig, doch glaubt «r aus
aber aelir groaaeo Anzahl von WechMjfi^iiern» w«khe
All der Rüide KebaBdelt wurden , die Ualieraeugiing
^^ewomien tu haben , fla^a 4ereD tpebrauch «icherer
Med. JahrJbki. JM. 80. Hfl $.
vor spatere Rtteknilien schätzt. — Wo sich aber
schon eine habituelle Neigung zu RdckHillen ausge-
bildet hat , ferner gegen die mit Wechselfi^bern ver-
bundenen Änscbwelluagen der Milz u. der Leber
leistet das Chinin gar nichts , verztigert vielmetir die
Heilung des Kranken. Hier ist die Chinarinde das
Hauplmiltel. Vf. iHssl dem Gehrauche der China
eine Vorbereilungskur , bestehend in Verabreichung
des Goldschwefels nach Unzer's Vorschrift in
grossen aber seltenen Gaben» vorausgehen. Er ver-
ordnet: Antim. sutph. aur.» Kali siHph., Conch. ppt.,
P«lv. corL cinam. ans 3ß; f. pulv. div. inpart. vj aeq.
Morgens «. Abends 1 Pulver. In dieser Gabe erregt
der Gotdschwefei nur sehr selten, zuweilen nach
dem ersten Pulver, Erbrechen, spXter aber nie wieder.
Bei geringern Graden des combinirten Wechselfiebers
ifit es hinreichend den Gebrauch dieses Pulvers 3 Tage
lang fortzusetzen, bei höhern Graden aber, wo schon
eine Reihe vonRecidiven vorhergegangen ist u. ausser
den Milz- und Lebervergrttsseningen bereits hydro-
pisehe Anschwellangen zugegen sind , ist es nöthig,
den Goldschwefel 6 — 12 Tage lang ohne R4lckKicht
auf den Typus des Fiebers nehmen zu lassen , jedoch
6en 4. Tag auszusetzen. Hierauf wird nun die reine
KOnigsrinde in einem Schatteltranke mit Wein, zu
1 ^, mit einem aromatischen Zusätze von Zimuil
oder Ingwer, in einer oder 2 nach einander folgenden
Apyrezien, und 1 8td. vor der Zeit des nächsten An-
falls ein DowerVlies Pulver gegeben. Bei dem (>e-
brauehe dieses Mittels, das bei weit verbreiteten was-
sersüchtigen Anschwellungen 6 — 10 Tage lang un-
unterbrochen fortgehrauchl werden kann, bleibt nach
Vf. nicht allein da« Fit*4>er aicher aua, sondern es
achwinden auch die hydropisclien ErscheinuHgen und
die Ansehoppungcn der Milz und Leber so gewiss,
dass man diese Erfolge bestimmt vorhersagen kann.
-*— Wo die Rinde wegen zu grosser Hinflllligkeit und
Magenschwache nieht vertragen wurde oder bei ihrem
Gehrauche Laxiren erregte, hat Vf. mit de« entspre-
chendsten Erfolge nach der Goldschwefel - Vorl»erei-
tungsinr Chinin mit Scilla und Opium nehmen lassen.
— iJni sicher vor abermaligen Reridmrn zu sein, soll
man nach Vf. diese Kur in der Art wiederholen, dass
am 7. u. 14. Tage nach dem letzten Fieberanfalle
frttli und Abends ein Goldsohwefel - Pulver «nd am
n<1chsltin Tage entweder 1 5 der Rinde in Pulverform
oder als SchUlteltrank mit Wein gebraudit wird.
(Millies.)
1023. inneiformeln bei Wechseifleber;
von Girard ujkI Turchetli. (Journ. de Chim.
m^d. Juillcl 1853.)
Die öfters beobachtete Erfolglosigkeit des Cbinin bei
Wechseifleber zu vermHdt»n , ferbindel Girard da« Chinin
mit Abfuhrmitteln in folgender Weise : Cbioin. sniph. 2Gmiin.,
25 Clgrmm. Pulv. Colocynlb., G. gutlae, Aloes ana 75 Ctgrnini,
Mit Alkohol zu 30 Pillen geformt; davon 5 Pillen 3 Tage
hinter einander früh nüchtern ; später 6 — 8 T. lang 2 Stück
et>enfalls frfib nüchtern zu nehmen. Selbst sehr renitente
Fieber werden dadurch beseitigt.
39
306
11. Hygieine, DiXtetik, Pharmakologie u. Toxikologie.
Von inländischen Fiebermitteln empfiehlt Turchetti
folgende Mischung: Fol. oleae europ. Grmm. 15, Gort, salic.
inter. Grmm. 12, Flb. Teiiciü Grinm. 24, f. decoct.,Grnim.
500. Davon die eine Flalfie 3 Std., die andere 1 Std. vor dem
Anfalle. Nach der Höilung wird noch einige Tage damit fort-
gefahren, (iul. Clor US.)
1024. üeber die Behandlung des Scharlachs
^nd WechselfleberS 3 von M u r a w j e r. (Med. Ztg.
Russl. 23. 1853.)
1) Als bestes Prophylacticum gegen Scharlach
empfiehll Vf. nicht die Belladonna, sondern das
y^conit in folgender Form: 1 Th. TincL acon., 3Tb.
Rum oder Arac und biervon 2roal täglich so viel
Tropfen als das Kind Jahre zahlt. — Gegen Hals-
bräune bei Scharlach hält Vf. die Quecksilbersalbe
für geflihrlich, indem sie die ohnehin entzündeten
Speicheldrüsen noch mehr reizt, die Geschwulst des
Halses, der Wharlon'schen und ßivin'schen Gange
vermehrt, Aphthen 4ler Mundschleimhaut erzeugt und
die beilsame Bildung von Eiter zurttckhüll. Die
meisten fetten Salben pflegen durch ihre ranzige Be-
schaiTenheit oder die ihnen meist beigemischten nar*
kotischen Stoffe reizend zu wirken , weshalb Vf. den
reinen vegetabilischen Oelen und der ungesalzenen
Butter zor Einuibung des Halses den Vorzug giebt.
Gleichzeitig mit den Oeleinreibungen pflegt er Ziegen-
haar (am BesliM) schwarzes) mit frischem Eidotter
überzogen, auf den Hals der Scharlachkranken zu
appliciren [!J. — ßlutcntziehungen wendet er bei
schwachen, nervösen, dyskrasischen Kindern nie an ;
nur bei genihrlichen Halsgescbwttlsten oder Hirn-
byperMfflie Blutegel hinter die Ohren oder an die
Schultern ; als Ableitungsmittel braucht er Wärm-
flaschen , ungelöschten , in feuchte Tücher gehüllten
Kalk; oder einen in 2 Hälften geschnittenen Häring
an die Waden und Fusssohlen [I]. Cauterisation der
Mandeln bald nach dem ersten Erscheinen der Röthe
ist das beste Mittel der oft gefährlichen Halsbrlfune
vorzubeugen; bedeutende Schwellung der Mandeln
schwindet durch mehrmaliges Betupfen mit Alaun-
pulver, Aphthen durch Betupfen mit Pulver von Zin-
cum boricum (bereitet durch Fällung einer Lösung
von schwefeis. Zinkoxyd mit Natron oder Kali boricum),
oder einer Tanninlösung. Im Volke gebraucht man
dafUr oft Tinte. Innerlich giebt Vf. beim ersten Er-
scheinen des Fiebers: Tinct. aconit. glt. jjj — x, Vin.
stib. 3j — 3j, Ammon. carbun. 3ß — jj, Aq. dest.,
Syr. mannae ana 5J. Taglich zu verbrauchen. Bei
eintretendem Hydrops werden dieser Mischung einige
Tropfen Tinct. cantharid. zugesetzt.
2) Gegen fVechselfieber giebt Vf. das Schwefels.
Chinin in Pillen bei nüchternem Magen , nach vorhe-
rigem Fasten und unter Vermeidung von Getränk, we-
. nigstens von Wasser. War schon früher Chinin ge--
braucht worden , so pflegt er den Kr. vor der Kur
durch gute Kost und Wein, so wie durch bittere und
geistige Mixturen und Eisenpräparate zu stärken,
auch die diätetische Behandlung bei schwachen , anä-
mischen Personen nach beseitigten Fieberanfällen fort«-
zusetzen. In denselben Fällen giebt er ^/| Std. vor
Anwendung der Pillen einige Tropfen Tinct. vale
rian. aeth. oder Tinct. chamomill.
(Julius Claras.)
1025. Fowler'sche Solution gegen internt
tirende Nenrosen; von La vi rotte. (Rev. m^.-
chir. Juin 1853.)
5 Fälle inlermittirender Neuralgien werden er-
zählt, in denen die Sohlt, arsenic. Fowleri zu 3 — IS
Tropfen in kurzer Zeit Heilung bewirkte, naclidem ii
einigen derselben Chinin vergeblich versucht word«
war. Auch in rcmittirenden Fiebern sieht man davw
gute Erfolge. (J u L C I a r u s.)
1026. Die gebrannte Magnesia als Porgir
mittel ; von Dr. C l e s s. (Würtemb. Corr. - BL 36.
1853.)
Um die von R a d e m a c h e r zuerst gellend ge-
machte abführende Wirkung der gebrannten MagBesia
zu sludiren und sie mit der der kohlensauren na^
schwefelsauren zu vergleichen , stellte Vf. an sich n.
3 andern gesuudcn Personen Versuche an. Jede
erhielt 3 Pakete von je 2 3 gebrannter, kohlea-
saurer und schwefelsaurer Magnesia und nahm da
Inhalt eines Paketes in 3 Portionen getheHt &.
in Wasser eingerührt, an einem Tage. Von einen
Versuche zum andern wurden 4 — 5tägige u. längere
Pausen gemacht, dabei aber der auf den Versuch fol-
gende Tag, wegen der nuch forldauernden Laiir-
Wirkung mit bei den Ergebnissen der Experimente ii
Rechnung genommen. Auf diese Art ergaben siel
die erfolgten Ausleerungen sämmthcher Individuei
zusammcogerechoct, nach der gebrannten Magnesii
32, nach der kohlens. 19, nach der Schwefels. 12.
Es ergiebl sich , d.iss die abführende Wirkung da
gebrannten Magnesia bei allen 4 Personen die stärkst«
war, dass ihr zunächst die kohlens. und erst in 3.
Reihe die schwefeis. steht. Was die Differenz dei
verschiedenen Präparate in der Zahl der durch si<
bewirkten Ausleerungen betrifft, so erscheint dieselb«
noch grösser, wenn man die normale Zahl der ge-
wöhnlichen Ausleerungen des gesunden Menschei
davon in Abzug bringt. Nimmt man letztere larjc
2 Tage auch nur zu 2 an , so beträgt das Mehr d«
durch 1 5 jedes einzelnen Präparats, auf 4 Person«!
vertheilt . hervorgerufenen Ausleerungen bei der ge-
brannten Magnesia 24, der kohlens. 11, der schwe-
feis. 4. Dieses Verhältniss zeigt eine aufTallendf
Uebereinstimmung mit der Portion des Magnesia-
inhaltes der 3 verschiedenen Präparate: M. asta ent-
halt 100, alba 40 — 45, sulphurica lO^o Magne-
siumoxyd. Hieraus ergiebt sich als wahrscheinlick
dass das purgirende Element der verschiedenes
Magnesiapräparate einzig und aHein die Ma^niesii
selbst ist , dass die Magnesiasalze nur im VerlixUnisi
des ihnen zukommenden Magnesiagehaltes ahführei.
Ohne das ff^ie der Wirkung vOllig aufklären zu wollei,
macht Vf. darauf aufmerksam, dass ohne Zweifel de«
feinen Aggregatzustande dcfr gebrannten Magnesia cm
wesentlicher Antheil an der Intensität ihrer Wtrknaf
11. Hygteine, Diätetik, Pharmakologie u. Toxikologie.
307
sukomme, mag nun die nSicbste Bedingung ihrer Wir-
kung auf dem Eingehen einer löslichen Verbindung
mit den Magendarrosäuren oder auf einem andern un-
bekannten Vorgange beruhen. Aebniiches beobachtet
man ja auch bei den abführenden löslichen Mittel-
salzen: ihre Wirkung wird eine stärkere, je ver-
dünnter, d. h. je feiner vertheilt sie in den Körper
gebracht werden. [Für die schwefelsaure Magnesia
und das schwefeis. Natron möchte Ref. daran erinnern,
dass deren auch von ihm beobaelitele verhältniss-
mXssig geringere, ja oft ganz fehlende Abfuhrwirkung
in der Bildung von Schwefelmagnesium und Schwe-
felnatrium innerhalb des Darmkanals eine theilweise
Erklärung ßnden dürfte.] Das Abfuhren nach M. usla
u. alba war, trotz der stärkern Intensität schmerzlos,
das nach der schwefelsauren, trotz der schwachen
Wirkung, hei 1 Person mit Bauchgrimmen verbunden.
Auch in der Krankenpraxis bestätigte sich das Er-
wähnte. Pur einen Erwachsenen ist die volle Gabe
^jv — 3jj täglich , fttr Kinder ist sie , weil sie sich in
jedem beliebigen Vehikel leicht nehmen lässt, beson-
ders zu empfehlen.
Neuerdings hat Vf. auch die citronsaure Magnesia
als gutes • schmerzloses Abführmittel kennen gelßrnt.
Nach Heldt's Berechnung enthält sie etwa 17,500/o
Magnesia , 47,00 Citronsaure und 35,50 Wasser,
steht somit in ihrem Procentgehalte der schwefel-
sauren nahe, der Unterschied beträgt nuriy^Vo* ^^^
reinen steht sie an Wirksamkeit nach*
(Julius dar US.)
1027. Hetallisches Quecksilber gegen hart-
nickige Verstopfling; von Franceschini. (Rev.
m6d.-chir. Juin 1853.)
Vf. berichtet 14 Fälle von hartnäckiger, mit Er-
brechen und grOsstentheils mit entzündlichen Zu-
ständen der^ Unterleibseingeweide verbundener Ver-
stopfung bei denen 7 — 1 0 § laufenden Quecksilbers
auf 3mal gereicht , Erbrechen u. Verstopfung schnell
beseitigten. Nachtheile wurden in keiner Weise beob-
achtet. (Jul. Clarus.)
1028. Ueber Konsso } von De ml er. (Org. f.
d. ges. Heilk. II. 4. 1853.)
Dem Kousso schreibt Vf. von allen Bandwurni-
mitteln die sicherste Wirkung zu. Leicht erregt es
Erbrechen, in welchem Falle der Erfolg ein negativer
ist. Um dieses zu vermeiden, ist das gleichzeitige
Darreichen von etwas Citronensaft auf Zucker zu
rathen. Vf. giebt das Mittel zu 3vj mit Wasser an-
gerührt, Morgens nUchlern, auch wohl in Latwergen-
form mit Syrup. Die 3 angefahrten Krankenge-
schichten zeigen Übrigens, dass nur in einem Falle
der Kopf mit ahging. (J u L Clarus.)
1029. Coniinpräparate gegen Krebskrank-
heiten ; von B e a u c 1 a i r. (Rev. thir. du Midi. Aoüt
1853.)
Ein an Uteruskrehs leidendes Fraoenziininer , welches
vergeblich mit allerlei Aetzniilteln behandelt worden war,
erhielt nach der Vorschrift von D e v a y und Guillcrmond
täglich 2 Pillen aus den Samen von Conium maculatuin (jede
Pille zu 0,0tt Cigrmm. des Samens gleich 0,001 Mgrmm. Co-
niin) , während Goniiaftalbe auf Chnrpie an die carr.inomatose
Stelle applicirt wurde. Nach 4 T. 3 Pillen, nach andern 4 T.
4 Pillen und so fort bis täglich 10 genommen wurden. Von
da an täglich 8 Pillen jede zu 0,10 Ctgrmm. Sem. conii.
Unter dieser Behandlung wurde die Geschwulst weicher und
kleiner, die Geschwüre blässer und an den Kändern zur Nar-«
benbildung geneigt , die blässe des Gesichts nahm ab , die
Verdauung wurde besser, die örtl. Schmerzen verschwanden
(Jul. Claru.s.)
1030. Diaeta sicca bei Anasarka; vonSerre.
(Bull, de Th^r. Juillet 1853.)
Das Serre'sche Verfahren besteht darin , dass
der Kr. , ausser einer 3mal täglich gereichten Milch-
suppe, durchaus keine Flüssigkeit u. nach jeder Suppe
eine Zwiebel bekommt. Bei dieser Behandlung trat
nach wenigen Wochen eine starke Harnausscheidung
und , wenn der Harn Eiweiss enthielt , eine Vermin-
derung des letztem, endlich völlige Heilung ein. Er-
folgt nach 1 Mon. noch gar kein Nachlass, so ist auf
eine Heilung nicht mehr zu rechnen. Ascites wird
nur selten durch dieses Verfahren gebessert, dagegen
zeigt es sich in allen Fällen von Anasarka und zwar,
je nach der veranlassenden Ursache, entweder radical
oder wenigstens palliativ heilsam. Es erfüllt 3 Heil-
bedingungen : 1) es fördert die Harnsecretion, 2) es
regt gelind an, 3) es nährt ohne zu reizen.
(Julius Clarus.)
1031. Elektromagnetismns gegen Angina
pectoris. (Gaz. des Höp. 101. 1853.)
Duchenne lässt während der Anfälle gedachter
Krankheit seinen elektromagnetischen Apparat auf die
Brüstwarze einwirken. Der entstehende Schmerz ist
ausserordentlich heftig aber vorübergehend. Mit ihm
zugleich schwindet der Schmerz des Anfalls. Du-
chenne hoffl, dass wiederholte Anwendung dieses
Verfahrens sogar im Stande sein werde die ganze
Krankheit zu heilen. (Jul. Clarus.)
1032. Ficaria rannncnloides bei Holimina
haemorrhoidalia ; von Dr. N e u h a u s e n. (Org. f.
d. ges. Heilk. IL 4. 1853.)
Die Rad. fic. ranunc. war früher ihrer besänfti-
genden u. Schleim auflösenden Eigenschaften wegen
bei Hämorrhoidal- und Brustbeschwerden ein sehr
beliebtes Mittel. Vf. hat sie bei denselben Leiden
seit Kurzem mit sehr gutem Erfolge gegeben. Die
Form der Darreichung ist der Aufguss [Dosis?]; die
Wirkung bei Hämorrhoiden besteht darin , dass zu-
nächst die Fäces schmerzlos, regelmässig und stets
mit vielem Schleime entleert werden, später auch die
letzten Reste der Hämorrhoidalbeschwerden verschwin-
den. (Julius Clarus.)
1033. BanmwoUenwatte bei Ekzem; von
Dr. Höring. (WOrtemb. Corr.-BL 33. 1853.)
Einem an Ekzem der Stirn und Kopfbaut leidenden
2V2iäbr. Knaben , bei welchem vergeblich die Bepinselungen
308
lU. Pathologie, TherafHe n. medicinische KInik»
mit Aelzkali nach Hebra, lo^kali, Extr. staphysagriae mh
/inkoxyd gebraucht worden waren , bedeckte Vf. 4ic ganze
afficiric Stelle mit Watte, die 'er fest andrückte. Alsbald
Hess das Jucken , die Appetitlosigkeit und (las Fieber nach,
der entstehende heftige Gestank wurde durch Eau <le Cologne
bekämpft. Nach und nach fiel die Walle ab, die darunter
gelegenen Stellen zeigten^ neue, kräftige Epidermis. Nach
21 T. war Alles geheilt. [Vgl. iahrbb. L\XI1I. 164.}
(Julius Clar US.)
1034. Eisenchlorideinspritzingen gegen
VariceS; von Deboul. (Bull, de Th6r. Sept.
18530
Die Regeln für die genanote Behandlungs weise
der Varices sind folgende. 1) Das Eisenehlorid muss
auf das Sorgfältigsie bereitet sein und 30<> Baum^
haben. 2) Im Augenblicke der Injection rnttssen die
Venen aufgetrieben sein, was man dadurch erreicht,
dass man vorher den Kr., nach Anlegung einer Cirkel-
binde um den Schenkel, herumgehen füsst. 3) Sind
die Varices voluminös, so kann der Kr. liegend, sind
sie klein , so muss er in aufrechter Stelhivg operin
werden. 4) IMan muss an der Einsprilzoifigsslelk
durch einen ober- und onterhalb ausgeüblen Ümd
so viel Blul als mtlglich anhllureB. 5) Man stiebe
sofort die Vene seihet zu treffen, ohne das omgcbenile
Zellgewebe zu yerletsen , auch bQte man sich , min
der Spitze des InjeetioRstnsirumenis die gegeoaber-
liegende Venenwand sa verwunden. 6) Man Dehne
zu einer Injoeifon nicht mehr als 2 — 3 Tr. Eisei-
chforid und maehe stets nur 1 Injeclion auf cinsaL
7) Nach vollendeter Injection werde die Compressioi
noch lO—^ldMin. lang forigeseia, spltter ein anfangs
adstringirendor, d^nn, wenn Entzflndung etntrKt, ei^
weichender Verband angelegt. 8) Nach der Opera-
tion sind Ruhe» verddnnende GetrSfoke und einige
Tage lang strenge Diät nothwendig. Vf. hat das ge-
dachte Verfahren unieir 6 Fällen 5mal mit glück-
lichem Erfolge angewendet. (J n 1 i u s Ol a r u s.)
111« Pathologie, Therapie und medicinischc Kliniii«
1035. Fnngns dnrae matris; von g. Meiss-
ner in Crottingen. (Arch. f. phys. Heilk. Xll. 3.
1853.)
Ein 27jähr. Mensch , welcher von gesunden Äeltern
stamiiil, noch mehrere lebende Geschwister hat und vor sei-
ner gegenwärtigen Krankh. gesund gewesen ist, ergab bei der
Untersuchung folgende Erscheinungen.
Das linke Auge war geschlossen und ragte etwas weiter
aas der Orbita* hervor, als das rechte; das obere Augenlid
hing scblutr über den Bulbus berab, das untere war etwas
herabgesunken, so dass zwischen beiden eine etwa linieobreile
Spalte blieb. Fat. konnte das Auge nicht öfTnen und auch
nicht vollständig schliessen. Beim AafliebcD des obem Augen-
lides sab man den etwas bervorgetricbenen Bulbus stier und
unbeweglich stehen , mit geradeaus nach vom gerichteter Ji*u-
pille. Die Conjunctiva der Lider und des Bulbus war gerö-
thcl und mit Schleim überzogen. Die Cornea war getrübt u.
raub auf ihrer Oberflfiche. Die Tbränensccretion schien ver-
mehrt zu sein. Die im mittleren Grade erweiterte Pupille
war unbeweglich. Der Augengrund war schwarz; das Seh-
vermögen gänzlich verschwunden.
Der Mund stand schief, indem der linke Mundwinkel
schlafT hcrabbing; die Lippen waren auf dieser Seite nicht
fest geschlossen und der Speichel floss ab. Die ganze linke
Wange hing herab n. keine Veränderung der Züge konnte auf der
linken Gesichtsbälfte hcrTorgebracht werden. Die Zabnrcihen
konnte Fat. nur bis ungeliibr ^/s" von einander entfernen;
bei Ifiubcwegungen fühlte man keine Coniractionen der linken
MM. temporalis und mässeter. — Die Zunge konnte nur we-
nig ul^r die Zahnreihen vorgestreckt werden , dabei blieb sie
breit und lluch ; Fat. vermochte sie nicht zu wölben oder zu
spitzen. Eine Abweichung nach der einen oder andern Seile
war nicht zu sehen.
Die Respiration war schnarchend , mit Schleimrasseln
verbunden' 1^1 d geschah mit Anstrengung; Fat. klagte über
Beklemmung auf der Brust. Die Sprache war heiser u. rauh
und oft vbn Räuspern unterbrochen , wobei Fat. mit Muhe
Schleim borvorbrachte , welcher sieb vorher hn Kehlkopf an-
gesammelt zu bähen schien , ohne dasf Fat. das Bedurfaiss
fühlte, ihn auszuhusten. Die Choanen schienen auch beengt
zu sein , da die Sprache etwas Näselades hatte. Die Artlcu-
lation ging nur mühsam von Statten und war unvolUtommeB.
-~ Das Schlucken fester Speisen machte viel Besebwerdt;
Flüssigkeiten gingen besser hinab , besonders wenn Pat. aal
dem Rücken lag.
Am Halse zeigte sich links eine betrachtliche Ahflacbaof,
indem der M. sternocieidomastoideus ganz schlaff und einge-
sunken war. Der Cucullaris derselben Seite war gletchfatU
gelähmt und lat. gab an, dass ihm das Aufheben des iiokeo
Arms sehr schwer werde. Wenn er aufrecht sass oder stand,
war der Kopf stark nach rechts geneigt , mit dem Gesiebte
nach links gewendet.
Auf dem linken Obre war Pat. vullstäodig taub; von
aussen war der Gebörgang unvci ändert. ,Der Geruch larar io
der linken Nasenhöhle schwächer und undeutlicher, als ioder
rechten.
Die Haut der linken Gesichtsbälfte war gegen äussere
Reize sehr unempfindlich, mit Ausnahme einiger HaotsIcUes,
welche schon bei leisen Berübrungen schmerzhaft waren, fs
waren dicss die linke Hälfte des Kinn, die Gegend des M. my-
lohyoideus und die Schtäfcgegond , welche Gegenden samrat-
lich von Zweigen des S.Astes desTrigeminus versorgt werdn.
Zu den byperästhetisclien Partim gehörte auch das Zahoneisck
des linken Unterkiefers. — - Die Schleimhaut der linken Ni«
war sehr uneinpßndlich and vermittelte keine Reflexbewega«-
gen. — Der Geschmack war auf der linken Hälfte der ZoD|ir
schwach und undeutlich ; auch die Sensibilität der bcM reffen-
den Zungenbälfte war beträchtlich geschwunden ; diese Affec-
tion aber war nicht durch die Mittellinie der Zunge begreotf,
sondern erstreckte sich noch etwa i**' weit darüber hioaai.
Der geringe Grad von Empfindlichkeit des Schlundes and Kehl-
kopfs geht aus dem oben Angeführten hervor.
Im Kopfe, besonders seitlich in der Gegend der linkra
Schuppe des Schläfenbeins halte Pat. beständig die helttgstfs
Schmerzen. Ein dicker, weisser Beleg bekleidete die Zange.
Nicht selten musste Pat. erbrechen und er litt beständig aa
Stuhlverstopfung. Der Appetit war gut. Der Herzscblsf
lie^s keine Abnormität wahrnehmen. Das Ausseben des Kr.
war zwar blass, aber im Ganzen gut; Abmagerung war nicht
wahrzunehmen. Alle Bewegungen der Glieder schienen etw»
schwerfällig und matt ausgeführt zu werden.
So weit der bisherige Verlauf der Krankheit ennittHt
werden konnte, erigab sich Folgendes. Als erste ErMbeinoa;
war von Pat. Taftbbert des linken Ohres wahrgeDommen «er-
HL Pafliottgie, Thtrayi« a. nedieiaisc^ KUsik.
309
den , welclie Y«r ongefibr 8 Jabren sich alluSiig eiogeskellt
Imbea toll. Dann waren oack mul nach kcfiiger werdende
Scbmeneh in der linken Gesichtthilfte aofgetfeten, worauf
als Dächste vom Pat. bemerkte Erscheinung das Herabstokcn
des ob«rD Aogenlidea folgte. Rvrze Zeit darauf trat die Ent-
zündung der CoDJnnctiva ein. Die Amaurose folgte der Lih-
inoDg des Augenlides nach 14 Tagen, 20 Wochen Yor der Zeit
der obigen Untersuchung. S Wochen nach der Erblindang
kam Pat. ins Huspilat und zeigte bei seiner Aofnabnie schon
neben den erwähnten Lähmungen ßberbaupt noch die des
Oculorootorius , des Abducens und Trocbtearia, des Trigemi-
uus zum Theil , eines Tbeils des Facialis , der Laryngeal-
zweige des Vagus. Uehelkeit und Stuhlverstopfung waren
auch schon zugegen, so wie auch eine Schwäche in den untern
Extremitäten bemerkt wurde. Beschwerde beim Schlucken
fester Speisen stellte sich ein. Pat. musste oft gähnen. Im
Laufe von 5 Wucben waren Kopfschmerzen an die Stelle der
Gesiebtsschmerzcn getreten. Es war oft ublcr Geruch aus
dem Munde wahrzunehmen. Die Bewegungen der Zunge wur-
den schwer und unvollkommen. Die Pupille reagirte noch
auf Belladonna. 4 Wochen vor obiger Untersuchung ward die
Lähmung des Accessorius bemerkt. 17 Wochen hatte Pat.
im Hospital gelegen, als er die oben genannten Erscheinungen
darbot.
In den der Untarsocbung folgenden Tagen nahmen die
aeitlichen Mopfscbmerxea nocb beträchtlich zn ; ebenso stei-
gerte sich die Heiseckeit , die Respirationsbeschwerden u. die
Schwerfälligkeit der Sprache. Jetzt wurde auch eine Störung
der Qeintestbatigkeit bemerkt, indem Pat« unbeeinnlicb wurde,
schwer verstand u. träge antwortete. Plötzlich trat Lähmung
der rechten Rörperhälfte ein , mit ErscblalTung der Sphinkte-
ren ; in der paralytischen obern Eitremität zeigten sich auch Cir-
cnlatloASSförungen , da der Arm gani blau war. — Pat. sank
nun sehr zusammen. Endlich stellte sich Bcwusstiosigkeit
ein; die Athembcwegungen des Diaphragma und der Bauch-
muskeln horten vollständig auf und so trat der Tod ein, 10 T.
nach obiger Unteravehang.
Seciton. Ausser oberflächlichem Emphysem beider
Lungen und Oedem der rechten boten die Organe der Brust-
und Baucbböiile nichts Bemerkenswcrthes.
Nach Oeffhung des Schädelgewölbes zeigten sich die
obernächlichen Venen und Sinus stroUend mit Blut gefüllt.
Die paccbioniscben Granulattonen waren ansehnlich. Bei der
Herausnahme des Gobrms von vom her fanden sich an den
▼ordern Lappen starke und dichte Adhäsionen zwischen Dura
mater und Arachnoidea. Beim Abreissen der Hypopbysis
tloss viel Wasser aus den Ventrikeln. Unmittelbar unter dem
Ursprünge des linken Olfactorins wurde eine Geschwulst sicht-
hur, zwischen Dura mater und Arachnoidea gelegen. Sie
sass Test auf der harten Hirnhaut auf und war mit der Arach-
noidea nur durch zahlreiche dichte Adhäsionen verklebt , die
sich jedoch mittels des Sralpelibefls leicht trennen Hessen, so
dass man die Geschwulst unverletzt aus dem ebenfalls nnver-
leizten Gehirn herausschälen konnte. — Von jenem vorder-
sten Theilc, welcher dem Ursprünge des Olfactorins entsprach,
erstrecAe sich die Geschwulst nach links hart hinter dem
Proc. clinoideos ant. mit dem Proc. ensiforrois zur Schuppe
des Schläfenbeins. Die ganze mittlere Schädelgrube war aus-
gefüllt, die Pars petrosa lag mit ihrer vorderen und hinteren
Fläche ganz tief in der Neubildung, deren hintere Grenze der
Sinus transversu« bildete. Nach aussen lag die Geschwulst
hart an der Squama ossis temporum, welche , so wie die Ala
magna ossis sphenoid. völlig ansgcfullt war. Uefoer den Proc.
clinoid. ant. hinaus ragte ein kleiner Lappen ; die Seile tnr-
cica war fast ganz von einem rundlichen Theile ausgef&llt , in
welchem die Hypopbysis eingebettet war. Der Sinns caverno-
sus lag tief in der Geachvnilst. Weiler nach hmten bildete
die Mittellinie des Clivua die Grenze nach innen; den vordem
seitlichen Theil des ümfangs des Foramen magoum äbeiragte
die Geschwulst kaum , bedeckte aber gänzlich den Porus
acnsticus int. , das Foramen jugul. und beeinträchtigte auch
noch das For. condyloid. ant.
Die Höhe der Geschwulst war verschieden; in ihrem
mitüen, von wn nach hinten ziehenden Theile ragte sie faat
2'' über daa Niveau des Marge a»p. pyramidia hinaus ; der
aeitliche äussere Theil erreichte noch den untern Theil des Os
parietale und ungefähr dieselbe Hohe hntlen die nach der
Mitte zu gelegenen Theile. Somit war der Quer- und Länga-
durchmeaser ungefähr 37s — 3'', die grössere Höbe Z^i%'*.
Die Oberfläche war höckerig, indem die ganze Masse aua klei-
nen , hirsekoro- hia erbsengrossen, runden Knollen oder Dee-*
ren beatand, welche durch Uindogewelie mit einander vereinigt
grössere rundliche Miissen and Lappen bildeten. — Die
Geschwulst ging von der Dura mater der genannten Scliä-
deltherle aus; der vordere Theil des Teotorium cerebelli
setzte mitun hindurch nnd trennte den gröasern vordem , die
mittlere Schftdelgrube ausfölleuden Theil von den kleinem
hintern, welcher vom obern Winkel der Pyramide an nocb in
die hintere Schädelgmbe hineinragte. Von dieaem Theile der
Dura mater schien sich die Neubildung nach btidett Seiten bin
entwickelt zu haben. Die Verschiebung und Verdruckung der
aufliegenden Himtheile war eine beträchtliche. Zunächst
war nur der Ursprang des N. olfactorius gedruckt. Der N.
opticus war mit dem Cliiasna nach oben und rechts gedrängt
u. etwaa flach gedrückt, b&r linke Tractus opticua war ganz breit
und mit den Grosahirasehenkeln in die Höhe gehoben. Unter
dem linken Grus cerebri reichte die Geachwalst bis unmittel-
bar an die Austrittsstelle des Oculomotorius » welcher ganz in
dieselbe eiogeschlosaen war; ebenso verlief aoeh der Trochlea-
ris hindnreh und war am Gehirn nicht mehr nnfizufinden. Der
ganze Unterbppen des grossen Gnhirns war sehr gehoben und
ganz flach gequetscht, die Forchen auf diMuseiben fost ausge-
glichen. Desonderi auffallend ww aber die Abttachung des
Pens von der Mittel Knie an, so wie die seiner Fortaelzoog ins
kleine Gehirn. Der Tirigerainns nauasle auch unmittelbar nach
seinem Anstritt durch die Geschwulst verlaufen. Der N. ab-
ducens war eine Strecke auf der Oberfläche zwischen dem
Gehirn und der Geschwulst zu verfolgen, schien dann aber
plötzlich wie versehwunden u. war in derGescbwuUt nicht auf-
zufinden. Die Medulla oblongata zeigte keine Sporen eines
stattgehabten Dracka. Dagegea wa#en die vorderen Theile
dea kleinen Gehirns, beeonders der Flocken , stark abgeflacht
und zngleieh die hier verlaufenden NN. acuaticus o. fscialis,
welche dann auch in die Geschwolal «indrangen. Der Vagus,
Glossopbaryngeus nnd Acceseoriij» verliefen frei und unbeeia-
träcbttgt bis dicht vor ihrem Eintritt in das Foramen jug., von
wo sie ebenfalls durch die Neubildung verlaufen mussten. Der
Hypoglossua, ebenfalls ganz frei an seinem Ursprooge, lag
beim Austritt aua dem Schädel hart am binlern Rande derGe-
achwulst.
Bei weiterem Präpariren fand sich , dass die Geschwulst
nicht auf die Schädelhöhle beschränkt geblieben war , son-
dern dass sie vorn durch die Tissora orliilalis sup. in die Or-
bita bereinwucherte u. dadurch wahrscheinlich das Hervortre-
ten des Bulbus verursacht hatte; von hier aus halle sie auch
ganz besonders den N. opticus gedruckt und sie war eben im
Begriff, die obere Orbitalwand im Umfange des For. optic. zu
durchbrechen. — Die Fossae spbenopalatina und ptcrygo-
{lalatina waren fast ganz von Theilen der Neubildung, welche
nach unten durchgebrochen waren, ausgefüllt ; dadurch waren
die Choancn beeinträchtigt, woraus sich die näselnde Sprache
während des Lebens erklärte. Die oberste Spitze der Ala
magna ossis spbenoidei war von kleinen, runden Kn(»IIen
durchbrochen, der Knochen im Umkreise sehr verdünnt. Ein
Durchschnitt durch die Geschwulst und die entsprechenden
Schädeltheile zeigte , dass der Boden der mittleren Schädel-
grube mit den For. rotundum , ovale und spinosnm gar nicht
mehr existirte ; ebenso war die Pars petrosa ganz verschwun-
den und von der Neubildung ersetzt , in der man nur noch
einzelne kleine Knochenpartien fühlte.
Die carcinomatöse Natur des Aflcrgcbildes ergab sich aus
ihrem ganzen Habitus, aus der Art ihres Wachstbums und aus
ihren histologischen Charakteren. — Secundäre Ablagerungen
fanden sich in den stark geschwollenen Lymphdrüsen- am
Halse. DIgiTized by VJ^i^^
Jede der kleinen Beeten , aus denen die Geschwulst in
ihren parif berischen Partien haatand, lieaa sich ganz von dem
310
III. Pathologie, Therapie n. medicinisclie Klinik.
sie rnngebendeo Gewebe isoliren und leif^e eine siemlicb
feste BescbafTenheit. Wenn man sie anstach, so prcsste sich
ein gelber, breiiger Inhalt warstförmig heraus und nur eine
dickwandige, feste Hülle blieb xnnlrk. — Der Inhalt bestand
aus nindtichen Zellen, meist von der doppelten Grösse der
Ljmphkdrperchen , mit grossen Kernen ; auch eckige , in
Spitzen ausgezogene Zellen fanden sich. An einigen Stellen
schienen diese Zellen im Zerfallen begriffen zu sein , indem
sich freie Kerne mit reichlicher Fettentwickinng zeigten. Mehr
im Innern der Geschwulst fand die Sonderung in solche Bee-
ren nicht mehr Statt; die Hasse war fester u. compacter u.
bot unter dem Mikroskop ein Mascbcngewcbe dar , in welches
die erwähnten Zellen eingelagert waren ; man sah wie diese
Maschen nach der Peripherie der Geschwulst zu hei freierer
Entwicklung grosser wurden und endlich in den äiissersten
Theilen jene erbsengrossen Beeren darstellten.
Die Untersuchung der aflicirten Nerven ergab , djss sie
alle von der Stelle an , wo sie dem Drucke der Geschwulst
ausgesetzt gewesen waren , in Fettdegeneration übergegangen
waren, welche in ihren verschiedenen Graden in den verschie-
denen Nerven den Graden der Lähmung zu entsprechen schien.
ImMIgemeineo schien sich dieser Process so zu verhalten, dass
als erster Grad das Mark der Nervenfasern sich nicht mehr
ganz continuirlich zeigte, hier und da gleichsam seitliche Risse
bekam , in Folge dessen die doppelte Contour nnterbrocben
war ; dann fanden sich Fasern , in welchen das Mark zu ein-
zelnen getrennten grossem Massen sich geschieden hatte, in
welchen in verschiedenen Richtungen Risse und Spalten ver-
liefen , welche endlich das Mark nur noch als eine krümelige,
ganz dnnkle Masse eracheinen Hessen. Zwischen solchen An-
hinfangen waren dann ganz marklose Stellen , wo nur noch
die Scheide flbrig war and welche in Folge dessen beträchtlich
schmaler waren. HfiuAg fanden sich solche leere Stellen,
welche wirklich nur noch BindegewebssIrSnge vorstellten, zu-
gleich in einem ganzen Faserböndel , welches dann wie einge-
schnfirt erschien. Jene Haufen knimligen Markes, welche
hier u. da noch Andeutungen der doppelten Contourcn bemer-
ken Hessen , wurden dann immer spärlicher ; an ihrer Statt
traten reihenweise hinter einander gelagerte grössere u. klei-
nere Fetttröpfchen anf, während die inhaltslosen Scheiden
ganz das Ansehen von Biodegewebsbundcin darboten. -~ Die
Anfangsstnfe dieser Degeneration zeigte der Hypoglossus ; der
Vagus, Glossopharyngeus und Trigeminus schon in viel höhe-
rem Maasse. Der Accessorius und die Augenmuskelnerven
zeigten last gar keine Spur mehr von Nervenslructur. Wah-
rend die genannten Nerven diess Verhalten nach ihrem Austritt
aus der Geschwulst, am Halse und in ihren Verzweigungen
darboten , fand sich dagegen der Theil des Hypoglossns,
Accessorius, Vagus und Glossopharyngeus , welcher im Schä-
del verlief und , wie oben angegeben , keinen Druck erlitten
hatte , ganz normal und unverändert. Zwischen den gänzlich
oder tbeilweise in Fett übergegangenen Fasern dieser Nerven-
stämme fanden sich immer einzelne völlig normale mit deut-
lichen doppellen Conlouren und ohne die geringste Spur von
Zerfallen des Marks ; sie gehörten aber sämmtlich zu den ganz
schmalen Fasern und es lag die Vermuthung nahe, sie als
sympathische Fasern anzusehen. — Der Facialis u. Acusticus
waren in ihrem Verlaufe im Schädel in eine weiche , breiige
Masse verwandelt, welche keine Spur von Fascrung mehr
zeigte. Der Ilauptbcstandth'eil derselben waren sogen. Ent-
zundungskugcln, Gruppen von kleinen Feltmolekein, grössere
Fetttropfen, einzelne Fragmente von Fasern und runde, glän-
zende , concentrische Schichten zeigende Körpereben von ver-
schiedener Grösse, welche oft einen rölhlichen Schimmer hat-
ten. Sie glichen sehr den sogen. Corpusculis amylaceis und
den concentrischcn Körpern , welche man z. B. im Nasen-
schleim und in vielen pathologischen Neubildungen anlrifR.
Nach seinem Austritt aus dem Foramen stylomastoideum zeigte
der Facialis dasselbe Verhalten wie der Accessorius, seine Fa-
sern waren in Bindegewebssträngc mit hier und da eingelager-
ten Fetttropfen verwandelt; einzelne schmale Fasern fanden'
sich auch hier. — Der Opticus war in eine weiche , breiige
Masse verwandelt, io welcher man grössere Fetttropfen, kleine
Molekeln , Faserfragmente mit kolbenförmigen Enden ausge-
tretenen Marks fand ; aiiBserdam auch runde, oft mit concen-
trischen Zeichnungen versehene Körperchen, in d«r Mitle
ebenfalls oft röthlich glänzend , ganz ähnlich den beina Acih
sticus erwähnten; zwischen ihnen und den Tropfen aasge-
tretenen Nervenmarks schienen Uehergänge vorzukorouien. —
Das Auge zeigte im Innern ein ganz normales Verbalteo ; Spo-
ren einer stattgehabten Entzündung fanden sieb nicht. Die
Retina war nicht weicher und bot eine normale Stäbeben-,
Körner- und Ganglienschicht, nur die Fasern waren zu ganz
kleinen Fragmenten zerfallen ; Fetttropfen waren zahlreich.
Die Ciliarnerven waren in derselben Weise wie die übrigen
Augennerven degenerirt.
Was endlich die gelähmten ilft»Are/n betrilTt, so waren
auch sie in einer Fettmetamorphose begriffen. Die Primiliv-
bundei der Augenmuskeln stellten helle, durchsichtige SchUa-
che dar, geftiilt mit ganz kleinen Feltmolekein, welche sich
in Aether lösten. Nie fanden sich grössere Fett tropfen inner-
halb des Myolcmma. An einzelnen Bündeln war noch eiae
schwache, oft aber kaum wahrnehmbare Andeutung von
Querstreifcn zu erkennen. An dem abgerissenen Ende eines
Biiudeis, welches immer rundlich und gleichmässig war, sah
man wie in einen Drfisenscblauch , die Feltmolekein traten
heraus; nie war ein Zerfallen der Bündel in der Richtung
der Primilivßbrillen zu finden. (MiUies.)
1036. TAdtliobeGehirnkrankheiteii in Folge
TOD Insolation ; von Dr. J o a c h i m in Pesib. (Un-
gar. Ztschr. IV. 1. 1853.)
Zu Oehirnkrankheiten durch Insolation sind ins-
besondere Kinder in zarterem Alter disponirt, wie
dieses Lebensalter überhaupt das stärkste Conlingent
zu Gehirnkr^nklieiten liefert. VL theiU 2 von W h i-
t« h e a d beobachtete Fälle mit.
Bei Erwachsenen disponiren alle Beschäftigungen,
bei denen der Körper der dauernden Einwirkung der
Sonnenstrahlen ausgesetzt ist, zu derartigen Leiden.
Vf. sah auf dem Feldzuge in Dalmatien im J. 1839 Tide
SoI'Jaten von Gehirnleiden ergriflen werden ; sie klagten ülier
Schwere, Eingenommenheit dea Kopfes, Schwerhörigkeit,
Obrensaussen, Zuckungen und grosse Neigung zum Schlaf, 3
starben unter den Erscheinungen klonischer RriSmpfe apoplek-
tisch. Die Section erwies Hyperämie der Hirnsubatanz and
ein Exsudat an der Basis des Gehirns. — Ein 17jabr. Baaer-
madchen sammelte im Juli den ganzen Tag Heu auf dem Felde;
schon während der Arbeit Eingenommensein des Kopfes und
Erbrechen , gegen Abend klopfende , bohrende Schmerzen in
den Ohren , über Nacht Delirien tind Bewusstlosigkeit , Con-
vulsionen mit Krümmung des Ruckgrats nach rechts und
Schmerz in der Gegend des 0. — 11. Dorsalwirbela ; Respira-
tion keuchend, ängstlich, Pols klein. Pat. starb comatös
unter starken Cqnvulsionen. Die Pia mater an der Oberfläche
der Hemisphären mit Blut überfüllt, Hirnsubstanz hyper-
ämisch , die Ventrikel enthielten gegen 4 Drachmen graulich-
röthi. Flüssigkeit; an der Basis des Gehirns, Medulta obloo-
gata und Pons Varoli eine Pseudomembran. — Ein Maarer
arbeitete auf einem Thurme und wurde während der Arbeit
von Convulsionen befallen. Vf. fand denselben comatoa, mit
geschlossenen Augen, Convulsionen nicht aussetzend, Trismns,
Respiration schnarchend und mühsam , aus dem Munde Ooss
eine rÖthliche Flüssigkeit. Puls klein , Extremitäten kühl.
Eisfomenle, Tart. emetic. mit Atropin endermatisch angevraodt
und Aderlässe fruchteten Nichts, Pat. starb unter starken
Convulsionen. Section nicht gestattet. — Ebenso wurde ein
junges, chlorotisches Mädchen beim Garbenbinden von Con-
vulsionen befallen; dieselbe starb zwar nicht, aber Stumpf-
sinn , ein eigenthümlicher Gang und ihr Benehmen deatelen
auf ein tiefes Gehirnleiden. (Krug.)
i037. Cysticercus cellulosae im Htm einer
Selbstmörderin; von Dr. Krauss. (Dam. Ztschr.
X. 2. 1863.) •
111. Pathologie» Therapie u. medicinische Kliaik.
Sil
Wittwe H., 54 J. alt, litt, nachdem sie viele Jabre bia-
durcb mit Schwindel und Koprscbmerzeu behaftet gewesen
war, seit 5 J. an Melancholie, mit dem Gxen Wahn, dass ihr
und ihrer Familie ein grosses Unglück bevorstehe. Man fand
sie eines Tages in ihrem Zimmer erbängt; die gerichtliche
Section ergab Folgendes. Auf der Oberfläche der Hemisphä-
ren , und zwar fast ansschlipsslich auf der rechten , fanden
sieb 12 lerstreute Cysten , die theils in den Furchen , tbeils
auf dem Böcken der Hirnwindungen mehr oder weniger tief
eingebettet lagen und sich durch einen seitlichen Druck mit
den Fingern herausscbnellen Hessen. Ausser diesen fanden
sich im Centrum nur noch 3 rundliche, weisse, völlig verkrei-
dete Korperchen , eins im rechten Streifenhugel , ein zweites
zwischen diesem und der Sylvischen Grube und das dritte in-
mitten der Vierbugel. Beide Streifenbügel zeigten sich in
ziemlichem Umfange gelb erweicht, das Kleinhirn dagegen
zeigte durchaus eine röthliche Erweichung. Der übrige Sec-
tionsbefund ergab : Insufficient der Mitralklappe mit concen-
trischer Hypertrophie des linken Ventrikels, Hypertrophie der
Leber und trianguläres Herabhängen des Quergrimmdarms bis
in das Becken. — Die mikroskopische und chemische Unter-
suchung erwies die peripherischen Cysten als Cysticercus cel-
lulosae, welcher bei allen Exemplaren vollkommen in seine
Blase bioeingestulpl war. Mehrere derselben zeigten sich be-
reits vollständig verkreidet.
Vf. bemerkt, dass in Würlemberg Cystoiden
im Gehirn ein sehr seltner anaU Befund sind. Ausser-
dem aber weist er darauf bin , dass die Verstorbene
eine Fleischersfrau war, ein Umstand, welcher ihm
für die Genesis dieser EntozoSn von Wichtigkeit
scheint. (Seifert.)
1038. Oehirncomplicationen bei acutem
Gelenkrheumatisrntis ; von Dr. vigia. (Gaz. des
\U)p. 81. 82. 1853.)
i. Fall. Em Mann von 49 J. , welcher wegen eines
nicht allzuheftigen atuleii Gelenkrheumatismus, wobei keine
HerzafTection , 1 Grmm. Chinin in 3 Dosen bekommen hatte,
wurde in der zwei ifo Igen den Nacht plötzlich von Agitation mit
schnell nachfolgender Prostration befallen und starb ganz
unerwartet. Die Section wurde nicht gestattet.
2. FalL Eine Frau von 30 J. bekam nach heftiger Er-
kältung Bheumatismus in allen Gelenken, welche geschwollen
u. so schmerzhaft waren, dass sie den Schlaf verscheuchten ;
dabei Puls regelmässig, 108, reichlicher Schweiss , normale
Herzgeräusche. Pat. war über ihren Zustand sehr besorgt,
trotzdem, dass auf den Gebrauch des Chinins die Schmerzen
nachliessen; der Schweiss aber dauerte reichlich fort, erzeugte
ein confluirendes Miliarfriesel , der Puls sank auf 96 , anhal-
tende Schlaflosigkeit und Aengstlichkeit. Vom 0. — 8. Tage
seit ihrer Aufnahme merkliche Besserung; Schmerzen fast
ganz verschwunden, Herz und Pleura ganz frei; dennoch
Klagen über grosse Mattigkeit. Um Mitternacht ausserordent-
liche Aufregung und Angst, Bewusstlosigkeit , Glieder voll-
kommen erschlafft, profuser Schweiss, tiefes, stertoröses
Athemholen , unwillkürliche Stublenlleerungen , eine Stunde
später Tod. Keine Seclioo.
9. FalL Ein Commis, 32 J. alt, brünett, von starker
Constitution, blühend, wohlbeleibt, klagte schon seit einiger
Zeit Ober Gelenkschmerzen. Spater Fieber mit Steifigkeit u.
Nierenscbmerzen, worauf die verschiedenen Gelenke successiv
schmerzhaft ergriffen wurden. Aderlass und Chinin. Bei der
Aufnahme ins Spital (9. Tag der Krankheit) findet man den
Pat. aufgeregt, vollen Puls von 120, reichlichen Schweiss,
beide Füsse , rechtes Knie und beide Fauste geschwollen und
schmerzhaft , broit de soufHe beim ersten Herzton an der Ba-
sis , an der Spitze etwas Beibungsgeraoscb. Schlaflosigkeit,
Unruhe, Todesfurcht. Chinin ohne Erfolg. Nachte sehr un-
ruhig mit Delirien, dabei reichliche Schweisse und confiuiren-
des Miliarexanthem ; Fieber und Schmerzen bleiben trotz der
gesteigerten Gabe des Chinin ziemlich heftig , vreahal^ letzte^
res später, mit Calomel vertauscht wurde, worauf in den nächst-
folgenden Tagen auffallende Besserung eintrat. In der Nacht
des 17. Krankheitslagps wieder Aufregung, heftige Delirien,
convulsive Bewegungen, unartikutirte Klagen, beschwerliches,
anterbrochnes Athmen , kleiner, weicher, uoregelmässiger,
äusserst frequenter Puls, kalter Schweiss, nach wenig Stunden
Tod.
4. Fall. Ein Topograph , welcher in Folge heftiger
rhenuiatischer Anfälle an llerzhypertrophie mit Klappen-
fehlern lilt, wurde vom Vf. mit häufig wiederholten Aderlässen
behandelt, wobei sich das Gelonkleiden sowohl, wie auch das
Herzleiden wesentlich besserte. Allein bei der fortwährenden
Besorgniss des Kranken über seinen Zustand entwickelte sich
ein psychisches Leiden , welches bald in heftige Delirien mit
allen Zeichten einer Meningitis ausartete und in 4 — 5 Tagen
den Tod herbeiführte.
• 5. Fall, Ein Kupferarbeiter, 25 J., kam am 12. Tage
eines acuten Oolenkrheumatismus, welcher successive fast alle
Gelenke des Körpers ergriffen hatte, auf der Höhe der Krank-
heit ins Spital. Pleuritisches Exsudat bis zur Hälfte der
linken Brust, leichtes Beibungsgeräusch an der Herzspitze,
Herztöne dumpf, Fieber und Dyspnoe bedeutend. Vesicator
auf die linke Brust und Chinin in steigender Dosis , später
2 Tage lang Calomel , endlich Opiate ; Nachlaas der Delirien,
Nächte ruhiger, Resorption des pleuritiscben Exsudats. Der
Nachlas.4 der rheumatischen Schmerzen erfolgte am spätesten,
doch wurde Pal. 4 Wochen nach seiner Aufnahme geheilt ent-
^, Fall. Ein Kammerdiener, 22 J. alt, von schwäch-
licher, sehr nervöser Constitution , bekam Frost mit Fieber
und darauf Schmerz in beiden Füssen und Knien und in der
rechten Faust. Alle diese Gelenke geschwollen, sehr schmerz-
haft, heftiges Fieber, weisse Zunge, etwas beklommenes Ath-
men , Herz und Pleuren frei. Chinin in steigender Dosis.
Anfangs Linderung der Schmerzen, später Erneuerung dersel-
ben mit gleichzeitigem bruit de sonfYle an der Herzspitze
Steigerung des Chinins auf 2 Grmm. , welches jedoch wegen
beginnender Delirien mit Opiumextract verlauscht wird. Die
nächsten Nächte verlaufen hiernach ruhig, auch die Gelenk-
schmerzen lassen nach , recidiviren aber noch einmal in der
rechten Hand, Schulter und Knie. Chinin bis zu tttCtgnnm.;
baldige Genesung.
allgemeine Bemerkungen. Fanf der eben mit-
getheilten Fülle wurden ina Spitale des Vfa. im ver-
flossenen Jahre unter 1125 Kranken und unter 65
an acutem Gelenkrheumatismus Erkrankten beobach-
tet, also 1 auf 13; das HortalilätsverhUltDiss 1 :22«
Letzteres ist um so auffaUender, je seltoer ein acuter
Gelenkrheumalismns tOdtlich verlauft, indem ein
lödtlicher Ausgang hei dieser Krankheit fast nur län-
gere Zeit nach Verschwinden der Gelenksymplome in
Folge der Coinplicatinnen oder Folgekrankheilen, na-
mentlich durch Herzkrankheilen, herbeigeführt wird.
Das Morlalilätsvcrhaltniss wird aber noch ein weit
ungünstigeres , wenn man nur die mit GehirncompU-
cation auftretenden Gelenkrheumatismen ins Auge
fasst; von 5 Kr. starben hier 3; Bourdoner-
wjfhnl unter 39 Fallen 30 lOdllich verlaufene. Die
Compiication mit Geliirnaflectionen rauss daher als
eine der schwersten bei Gelenkrheumatismus l>etrach-
let werden. — Als Ursache dieser Compiication nennt
Bourdon die Kalte; von den 5 Fällen Vfs. fallen
4 in die Monate Sept. bis Dec, nur einer in den Juli»
wahrend die 66 überhaupt an Rheumatismus Erkrank*-
ten sich ziemlich gleichmassig auf alle Monate des
Jahres vertheilen. Bei allen 3 tüdtlieb verlaufenen
Palien traten die beaBrubigen||en Symptom« in der
312
IIL Pafäoiogi^, Therapie tt. medietoiBclie Klinik.
Naeht ein. Der reidiliclie Schweiss und das Miliar-
friesel sind zwar hei lUieumalismus ziemlich gewöhn-
Hell, verdienen aber doch in den 2 Fallen (2 und 3),
wo die Jahre»zeit der Entwicklung dieser Synptotne
nicht gilnslig war, Beachtung. Der psychische Zu^
stand der Kranken, die Angst iind Besorgniss Uher
ihre Krankheil, die Todesfurcht, gehen hiernMchst
gewiss ein nicht unwichtiges ätiologisches Uomenl
für die Gntwicklnug von llirnsymptomen ah. Wich-
tig 184 die Beschaffenheit der -Gelenke beim AufiretM
der Gehimsympinme. Nur in einem Falle hörten mit
Eintritt der Delirien die Schmerzen in den Gelenken
auf und kehrten wieder, nachdem jene heseiligt wa-
ren, was einer wahren Metastase ahnlieh siehl. Der
fragliche Kranke genas« In 2 andern, tOdtlich ver-
laufenen Fallen waren die Gelenkscbmerzen schon
sehr veniiindert oder fatst ganz rerschwnnden , die
Krankheit war also offenbar im Stadio resolutionis,
jedoch ohne jenen Zustand des Wohlhehagens , wel-
cher sonst die beginnende Recoovalescena hegleitel;
die Kranken bewahrten noch immer ein« etgenthnm-
liche Resorgniss wegen des Ausgjings jhrcr Krankheit;
in dem 3. ebenfalls tödllichen war der Rheumatismus
gut und regelmässig verlaufen. — Endlich künnte die
eiagesdiAs^ne Oehandlu»g von Einfluss auf lUe Eni-
Wicklimg der flirn^ymptome gewesen sein. Alle 5 Kr.
hauen Chinin bekommen , und es fragt sich , o1> das
Mittel direet die Gebirnzunille veranlasste , oder , in-
ilem es die Geh*nkaflectioa beseitigte, metastaliscli
die kriinkmuTliende Potenz aufs Gehirn warf. Allein
bei keinem wurde mit der Dosis bis über 2 Grmm.
gesti^en . 2 von ihnen halten scluiu seit mehreren
Tagen kein Chinin mehr l»ekomitten , als die llirn-
zuHflle antraten , hei keinem endlieh wurden die be-
kannten Symplomo. der Cbinaintoxicaiiön wahrgenom-
men. Sodann hat sich, seitdem man das Chinin
gegen ^jelenkrheumatiamus gteht, die Sterblichkeil
in dieser Kranktteiil ikircbanj«' niciK vemwhrt, ancb
sind iGehimcomplicationen bei «derselben sehen viel-
fach beoiiaehtet worden, ehe man das Chinin a4s
Heilmittel gegen Gelen krlieiimatismus kannte.
Die Gehicjiromplioelionen Irelen hier banptsUch*
lieh unter zweierlei Formen auf, als Memn^itü rkeu-
mittien und als ApopiexM t^keumatica. Zu ersterer
ifti Fall 4 z« rerlinen , wührend die 3 ersten der
Hrenni» tischen Apoplexie angeboren. Bei allen dreien
begann di«>$elbe mit <ein«r gewissen Aufregung , wH- .
ehe hm eii»eni mit Delirien und convirlsivischen Oe-
wegMigen begleitet war; dann lieschleiinigle, angst-
Ivehe Respiration, Puls frequent, klein, weich, un-
regelmassig. Ilaut in Seh weiss gebadet, Susserstes
Angsig«f(Hi4, hierauf Prostration , kalte Haut, Goma,
Tod. Fnr den Tollsiandigen ^gritf 4er Apoplexie
fehlt in dieser Symptomenrei4ie nur Ate sofortige Be*
wossilosigkeit, weiche erst nadi einem Stadium der
Aiifr(>f'ong eintritt. Analoge FaMe lUr diese Grsokci^
ntini/ linden sich in finipiionsfiehern, in <ler Pneumo-
nie, im Typhns , im IVochenbett , wn avoh oft nach
Bcheittbar regeimassigem Veriavfa der Krankheit unter
ahnlichen Symptomen schnell und unerwartet » aaeh
unerklärt, der Tod eintritt.
In den 2 Fallen (5 u. 6), welche in Genesung
Übergingen, war das Delirium einmal nur sympathisch
u. trat neben den hefligsteo Gelenk schmerzen, plpu-
rilischem Grguss u. deutliclien Reactionserscii^inttngea
auf; es widerstand dem Gelomel n. wirb demOptum.
In deni andern Falle allernirte das Delirium mit der
Gelenk^ifiection und wich mit letzterer eben falls den
Opium. (Krug.)
1039. Die Udtliche Chorea ohne CompHi^
donen; vonE. Leudel. (Arch. g6n. Sept. 1853.)
Die gewöhnlich gefahrlose Chorea wird bisweilen
durch Complicalionen mit Krankheiten der Respira-
tion»- oder Circublionsorgane , oder des U^^hirns
tOiklidi ; lusweilen aber finikt man in der l#eiclMS gar
keine Veränderung. Vt erzählt folgenden Fall der
letztern Art als Beitrag zu den von Bright, Dn-
g^s, Ollivier, Serres, Rostan, ßabing-
ton, Hughes, Prichard, Rrown, Rofi,
L e g.e n d r e u. Skoda beobachteten.
Ein 17jälir. Madchen hatte 3 Monate vor ibrer jetzigeo
Erkrankung einen Rheumat. acutus articol. dorcbgemackt,
war sonst aber stets gesund gewesen and zeigte eine kraftige
Constitution. Den 11. Aug. 1852, wo ihre Periode zunj 3.
Male eintreten sollte, fühlte sie sich nach einer Erkaltung
vnwdhl and litt massig an Kopfsciinierzen. Die Regeln trateo
weder ai) diesen, noch am folgenden Tage ein. Am 12. Aug.
stellten sich Truh heftige unwillkürliche Bewegungen in Arrarfi
und Füssen ein , der Kopfschmerz dauerte fort. Pat. blirt>
i« Bett. Eine Behandlung fond oii-ht Statt bis Pat. am 19.
Kug. in diT Charite «ufgen04uuu>n wurde, wo niaji Foigeoän
fiMid. (»esicht elwju blass, Articalation der Worte schiiter,
Antwort bisweilen .erst nach vergebljcheo Versucben mcl^ich.
Die BewegiiDgen , bestehend in Proeatiun und Rotatioo des
Armes nach innen, Vorwartswerfen des Ellenbogens ^ so 4lass
er bisweilen den Seitentheil des Kopfes berührt, heftig , fast
unausgesetzt , die Bewegungen der Beine scbwaehcr , ebeoso
die der Hnk«n Seite, nh der rechten. Leichte ConvuHiooen
der Hcbemuskeln der Lippe ; Pupillen normal weit und con-
tractrl. Gehör und Gesicht normal , ebenso das HantgeffiU.
Pat. muss am Bette befestigt werden. Opium. — f>er8efbe
Znstand bis znm 20. Aug. fnHi 7 Uhr , wo die Hefiigkeft Att
Bewegungen nachfässt, die Respiration tief ond schwierig, die
Gesichtsfiirbe leicht bläulich wird ; bald werden die Popüllea
weit, der Pols sehr klein und sdm'ach, Pat. liegt nnbeweglHi
auf dem Rficken. Reizung der N^sennerven hat keinen Er-
folg; kurze Zeil darauf Tod. — Seclion 2tt Sld. nacli de«
Tode. Deutliche Injection der Pia maier; aof den Seite«-
nScbm der HirncoirrexitSt und unter der Aracbnoidea kteioe
ExtraTasate, die sicti mit dem Finger verschiebcii lassen;
keine Verdickung der HiroMlote, keine PseodomembraiNü,
kein Eiter. Hirnsuhstanz blutreich, nicht erweicht. Hfickes-
nark und dessen Heule normal , Pleuren und Lunfen eben-
falls, lieber dem rechten Veotriki*! ziemlich iesle Verwack-
SMOges mit dem (ierzfoeut«!; Valv, mitral, an ihrem freiet
Rande leicht verdickt. Der Fundus des Marens mit einige«
kleinen Ekch^moaen besetzt, Milz «iemüch gross.
Vergleicht man die Lileraliir der tOdtlichen FSiBe
von Chorea ohne Gomplicalion , so sind es aJlemal
«olohe gewesen, wo die GoAvuiswnai eine he4eii-
tende Starke darboten , «. «ich »iif «He Extremiiaieii,
ja selbst auf GeMcht, Hals und Zunge ausdehnten. — .
Die D^uer der Krankheit bis zur tödtUchen Nerveii-
erscfaopfuflg variirke in idfio venchiedenen sur B«oh-
III. Pathologie, Therapie u. medicinische Klinik.
313
achtang gekommenen Fttllen bis zu 42 Tagen. — Die
Ausbreitung der Convulsionen über den KOrper ge-
schah bald plnizlich» bald allmälig. Bei den meisten
Kracken blieb die Intelligenz bis zur comatösen, letz-
ten Periode ungestört. (BSIr winke I.)
1040. Deber die Chorea electrica 3 von a.
Pignacca. (Gazz. Lomb. 32. 1853.)
Oie Chorea electrica findet sich besonders unter
den Landbewohnern der Provinz von Mailand und
Pavia , und verLlult fast immer tOdllich. Dubini
hat im J. 1846 die ersten Reobacblungen Über diese
Krankheit mitgelheilt , t\iv. neuesten sind von Frua
(1B53). Dubini nennt die Krankheit Gh. electrica»
die Aerzte- des allg. Krankenhauses in Mailand Gh.
acuta. Andere Gh. lombardn ; Frua bezeichnet sie
»Is Typhus eerebralis convulsivus. Vf. hat seiner
Ahli.incllung 30 lirankbriLsnilie za Grunde gelegt.
Nach Ü u b i n i cbarafcterisirl sie sich durch folgende
Elcmonle. 1) Muskelzuckiingen , die sich in mehr
weniger grossen Zwischenräumen folgen ; ähnlich den
Zuckungen , welche elektrische Ströme erzeugen.
2) Ausbreitung dieser Zuckungen, welche an einem
einzelnen Gliede beginnen , Ober den ganzen KOrper
im Verlauf weniger Tage. 3) Täglich 2- oder 3mal
auftretende heftige Gontracturen der erkrankten Glie-
der. 4) Den Convulsionen nachfolgende Lähmung.
5) Grosse Sterblichkeit (94 o/o). ' 6) Fehlen sicht-
barer anatojnisch-palbologiscber Veränderungen. 7)
Ausschliessliches Vorkommen bei Landleuten. Hier-
gegen unterscheidet Vf. 3 Formen dieser Krankheit,
deren erste, welche die Hälfte der Fälle -umfasst,
er, als die von Dubini schon beschriebene Form,
mit dem Namen „reine elektrische Gh.*' bezeichnet.
Die 2. Form unterscheidet sich dadurch , dass an der
Stelle der Convulsionen Anfälle von wahrer Eklampsie
mit Verlust des Bewusslseins auftreten. Vf. nennt
sie y,Ch. epileptica.*' Die 3. Form, als „Gh. eere-
bralis" bezeichnet, hat viel Aehnlichkeit mit einer
Meningitis oder Encephalitis und zeichnet sich aus
durch heftigen Kopfschmerz, häufiges Erbrechen,
Verlust des Bewnsstseins, Delirien, Sopor u. Fieber.
— Vf. definirt die elektrische Gh. als eine Krankheit,
welche meist acut verläuft, selten von Fieber beglei-
tet wird, den Landbewohnern eigenthümlich ist, sich
durch Störungen der Motilität, unter der Form par-
tieller rylhmischer Zuckungen oder allgemeiner Con-
vulsionen, und durch Störungen der Gerebralfunctio-
nen charaklerisirt, meist todtlich verläuft und endlich
keine anatomische Veränderung in der Leiche erken-
nen lässt. — Die Krankheit ist selten , so dass Vf. in
6 J. nur 40 Fälle beobachtet hat. Unter den 30
genauer aufgezeichneten Fällen waren 17 reine Ch.
el., 7 Ch. cerebr., 6 Ch. epilept.
Die Ch. eerebralis zeigt folgende Symptome.
Der Beginn ist meist plötzlich , beim besten Wohl-
befinden des BetrofTeneu. In 1 Falle ging ein 8tägi-
ges Uebelbefinden als Abgeschlageuheit u. s. w. vor-
Med. Jtlirbb. Bd. 80. Hfl. 8.
her. Zumeist tritt zuerst Kopfschmerz ein, welchem
Schwindel , Verlust der Sinne und des Bewusslseins,
Niederstürzen zur Erde und ßredien folgen. In den
Fällen des Vfs. war bei ^fj der Kr. Kopfschmerz das
erste Symptom, Imal Schwindel, Imal Verlust des
Bewusslseins, Imal ein epileptischer Anfall. Am
4. — 6. Tage traten Delirien, sodann Stupor u. Som-
nolenz auf. Das Delirium ist meist still, und war
nur einmal von Tobsucht begleitet. In den Inter-
vallen des Deliriums verhalten sich die Kr. meist
ruhig, scheinen nachzudenken und vermögen häufig
ihre Angehörigen zu erkennen. Gleichzeilig mit den
Delirien erscheinen mehr weniger ausgebreitete klo-
nische Krämpfe, welche mit kurzen Zwischenräumen
rylbmisch erfolgen. Kopf heiss, Gonjunctiva injicirt,
Augen glänzend, Pupillen bald normal, bald erwei-
tert, Lippen und Mund trocken, Zunge rolh und
trocken. • Gewöhnlich bitterer Geschmack , grosser
Durst. Der Bauch ist zuweilen aufgetrieben u. gnrrt
meist bei Berflhrong. Bespiration häufig, Puls 116
— 130. Das Blut zeigt, nach Aderlass, eine dünne
Speckhaut und erscheint normal. Urin meist trüb.
— Gegen den 6. bis 8. Tag der Krankheil werden
die Delirien und Convulsionen conlinuirlicb , Puls
klein und ungemein häufig. Es erscheinen copiöse
Schweisse -und Sopor. Grosse Hinfälligkeit, Pupil-
len unbeweglich oder ungleich; fortwährendes Gurren
des Bauches. Am 10. — 12. Tage der Krankheit,
selten später (zw. 14 u. 16 T.), tritt der Tod ein;
niemals jedoch später als den 8. Tag nach der Er-
scheinung der Delirien und des Stupor, in einigen
Fällen 2 — 3 Tage nach Auftreten dieser Symptome.
— Bei dem einzigen Kr., welcher genas, erfolgte die
Beconvalescenz mit Nacblass der Kopfschmerzen bei
antiphlogistischer Behandlung. v
Die Sectionen ergaben kein bestimmtes Besullal.
Man findet Injeclionen der Meningen, Abflaclning der
Gehirnwindungen , Gonsistenz des Gehirns normal
oder vermehrt, weisse Substanz mit zahlreichen ro-
then Punkten, graue Substanz gedunkelt; Bruslein-
geweide normal ; Magon und Darmschleimhaul blass
mit Schwellung der solit. Follikel und Peyer'schen
Plaques, Ascariden. [Bef. vermisst die Angabe
des Verhallens der Milz.] (Seifert)
1041. Deber Paraplegien; von Sandras.
(Gaz. des llöp. 78. 80. 82. 1853.)
Vf. unterscheidet, die Aeliologie als Einlheilungs-
princip benutzend , 8 verschiedene Formen der Pa- "
raplegie und zwar: 1) Paraplegie in Folge einer or-
ganischen Veränderung des BUckenmarks oder seiner
Hüllen ; 2) rheumatische P. ; 3) P. in Folge einer
Alteration des Blutes, wie bei Chlorose, Anämie
u. dgl. ; 4) hyslerische P. ; 5) syphiUtische P. , u.
zwar entweder in Folge einer syphilil. , auf die Me-
dulla drückenden Exostose im BUckenmarkskanal,
oder der syphilitischen Kachexie; 6) arthrilische P.;
40 ^
314
III. Pathologie, Therapie u. medicinische Klinik.
Die Lähmung » das allen Paraplcgien gemeinsame
Symptom, isl je nach dem Sitze der functioncllen
oder organischen Störung des Rückenmarks verschie-
den und in der Regel um so gefahrdrohender, je
hoher ohen , nach dem verlängerten Marke zu , ihr
Ausgangspunkt sich hefindet. Störungen der Sensi-
hililät und Molihtüt finden sich meisl bei jedem para-
plegischen Individuum gleichzeitig vor, obwohl in
den verschiedensten Abstufungen; hinäichllich der
Sensibilität: Paräslhesie, Hyperästhesie oder An-
ästhesie, in den Extremitäten mangelhaftes TastgefUhl,
Unfähigkeit die eignen Bewegungen wahrzunehmen
oder zu beurtheilen , Sensibililätstäuschungen bezüg-
lich der Ebenheit oder Unebenheit , Weichheit oder
Härte des .Bodens, oder anderer mit den Kranken in
Berührung gebrachter Gegenslände u. s. w. — Die
Störungen der Motilität bestehen meist in Steifheit u.
Schwäche der Gliedmaa$sen bis zur gänzlicben Un-
rahigkeit der Bewegung; Krampf, iheils vorüber-
gehend und schmerzhaft, theils anhaltend und zu De-
formitäten des (iliedes fülirend, welche theils auf Re-
Iraction beruhen, ohne Schmerz rcpoiiibel sind und
wo der Nerveneinfluss noch erhalten ist, theils auf
Contraction, wo die Ausstreckung des Muskels ohne
Schmerz nicht n.i^glich ist, jeder Nerveneinfluss aufge-
hört hat. — D( tunächsl sind Blase und Mastdarm ge-
wöhnlich hei (i«r Paraplegie afficirt, was sich durch
Retention oder incoutinenz der Fäces und des Urins,
mit oft unbewusstem Abgang beider Excrele, , charak-
terisirt. Der Geschlechtsreiz ist stets vermindert,
oft ganz erloschen. Die Reaction der paraplegischen
Theile gegen den elektrischen Strom soll nach Mars-
hall Hall bei den Cerebralparalysen unverändert,
bei den Spinalparalysen alterirt sein ; doch fand Vf.
in dieser Beziehung nichts Bestimmtes , indem z. R.
selbst hei Paral. saturnina, wo meist jede Reaction
auf Eleklricität erlischt , in einzelnen Fällen Vf. die-
selbe erhallen sab.
1) Von der durch organische Veränderungen
des Rückenmarks oder der Rückenmarkshäule be-
dingten Paraplegie existiren eine Menge Varietäten,
deren Diagnose oft wenigstens durch die begleitenden
Umstände ermittelt werden kann. So findet man in
Fällen, wo sich Tuberkeln im Gehirn oder Marke ab-
gelagert haben. gewcHiulich auch Tuberkeln in andern
Organen, namentlich den Lungen; der RUckenmark-
tuberkel charakterisirt sich ausserdem durch einen
fixen Schmerz an einer bestimmten Stelle des Rück-
grats und durch Integrität der geistigen Vermögen,
während beim Uirntuberkel neben Gonvulsionen , un-
stillbarem Erbrechen, starkem Appetit, auf eine mo-
mentan gesteigerte geistige Thätigkeit gewöhnlich bald
Blödsinn folgt. — Bluterguss in das Rückenmark cha-
rakferisirt sich durch das plötzliche Auftreten der Pa-
niphrgie und durch das Anhallende der ZuHilie. —
Auf die Vermulhung eines melanotischen Krebses im
Rückgratskanal wurde Vf. in einem Falle durch die
cliarakleristisch laucinirenden , auf einen Punkt des
Rückgrats sich beschränkenden Schmerzen geführt,
seine Diagnose aber durch das spätere Durchbrechen
der Geschwulst nach aussen bestätigt« — Entwickelt
sich eine Exostose im Rückgratskanale , so aiacht die
Paraplegie langsame Fortschritte ; die anfangs onr
leichten vorübergehenden Störungen der Sensibilitfl
u. Motilität , werden nur allmälig häufiger u. endlidi
permanent, ohne irgend welche charakierisliscke
Eigcnthümlichkeit darzubieten. War Verdacht einer
syphilitischen Ursache für die Exostose vorhanden, m
ist eine genaue Untersuchung aller Organe erforder-
lich , weil ein Irrthum hier sehr leicht und fttr da
Kranken um so verderblicher ist, als man sich hifr
beeilen rouss, durch energisches Eingreifen eine Zer-
störung des Markgewebes durch die Exostose zu vei^
hüten. — Die Paraplegien in Folge von primitiver
chronischer Myelitis sind nach S. sehr selten, währeod
secundäre Myelitis za fast allen organischen Verände-
rungen im Rückgratsgewebe hinzutritt und also meist
auch die dadurch bedingten Paraplegien begleiteL —
Eine günstigere Prognose als diese genannten Dehel
bieten dagegen die AOectionen derRückenmarkshinte,
zumal wenn die Krankheit acut verlaufen und von Be-
ginn an sorgfiiltig behandelt worden ist, auch ist
dann die Diagnose meist nicht eben schwierig. Chi-
rakteristisch ist in solchen Fällen das Vorbandenseio
eines lebhaften, andauernden Schmerzes, welcher
durch Druck vermehrt in alle Glieder ausstrahlt und
den Kranken auf Zeit in eine äusserst peinliche Agi-
tation versetzt. —* Bei Paraplegien der Chlorotiscbea,
wo die Unterextremitäten leicht ödematös anschwel-
len , scheint* eine momentane Hydropsie der Rflckea-
markshäule vorhanden zu sein , welche gleich jene*
Oedem der Füsse als Folge der Blulentmischung w
betrachten ist.
2) Die durch Chloro-jinämie bedingte Parapie-
gie entwickelt sich , wo bei ohnehin geschwlchta
Gonstitulionen ein excessiver Kräfleverbrauch ohae
entsprechenden Ersatz stattgefunden , die Ananaie bt
aber , zumal beim Manne , nicht immer so leicht za
erkennen. Während sie sich beim weiblichen Ge-
schlecht durch (Jie chlorotischen Symptome und die
dabei wahrnehinhnren physikalischen Kennzeichei
(Nonnengeräusch) deutlich manifestirt, kOnnen aa-
scheinend starke, blühende, kräftig conslituirle Mäa-
ner dennoch anämisch sein ; hier fehlt das bruil 4e
soufüe [nicht immer!], das bleiche Colorit, aber der
Puls ist klein , weich , leicht zu deprimiren , in dei
grossen Arterirn bemerkt man eine bedeuteode Ver-
schiedenheit in der Kraft und Intensität der beides
Töne, von denen der letztere deutlicher und wie ge-
blasen vernommen wird. Sind damit Athembescb wer-
den , Dyspepsie und schnelle Veränderung des COI0-
rils hei Gemülhsaffecten verbunden, so kann raai
getrost auf Anämie schliessen , und eine dadurch be-
dingte Paraplegie wird sicher nach dem Gebrauche
von Eisenmitteln u. geeignetem Regime sich hessera.
Die chloro- anämische P. hat ausserdem das Bigen-
thümliche , dass die Lähmung fast immer zuerst ia
den Füssen beginnt , u. erst allmälig bis zum Beckea
hinaufsteigt, so dass Blase und Mastdarm erst spü
und wenn die untern Extremitäten schon vollkommea
lil. Pathologie, Therapie u. medicinische Klinik.
315
gelähmt sind , ergriffen werden. ' Sie schreitet dem-
nach von der Peripiierie nach dem Centrum fort, im
Gegensätze £u der durch organische Backenmark-
leiden bedingten Pr, welche häuflg die Beckenorgane
zuerst ergreift. Die Lahmungserscheinungen sind in
dieser Form nicht immer gleich, sie steigern sich bei
kalter, feuchter, regnerischer Witterung, so wie nach
Anstrengungen selbst leichter und vorabergehender
Art. Kommt es bei geeigneter Behandlung zu einer
Besserung, so erlangen die zuletzt ergriffenen Theile
ihre Thütigkeit am ersten wieder, während z. B. die
Fussmuskeln, besonders der Peronaeus lat., oft noch
gelähmt sind» wenn alle andern Muskeln ihre normale
Contraclionsfähigkeit schon wieder erlangt haben. —
Eine genaue Unlersuchung der Bücken wirbeUäule ist
namentlich wegen der negativen Resultate, welche
sie liefert, von Wichtigkeit; allein man irrt sich hier
leicht bezüglich zweier, allerdings wichtiger Symptome,
d. i. des Schmerzes beim Drucke und des Hervor-
Stehens einzelner Spinalfortsätze. Denn gerade bei
der cblorotischen Form der P. ist die Sensibilität, zu-
mal in der Gegend der Wirbelsäule, oft ausserordent-
lich gestergerl, so dass, während ein Nadelstich nicht
bemerkt , schon der leiseste Druck schmerzhaft em-
pfunden wird. Diese Art flüchtiger, sehr uraschrie-
hener , bald hier , bald da auftauchender Schmerzen
ist nicht mit jenem permanenten Schmerz , welcher
auf organische Erkrankung des Markes deutet, zu
verwechseln. Ebenso kann man bei der ungleichen
tirOsse der ßückeijwirbelfurtsätze, bei magern Sub-
jecten und wenn man den Truncus flectiren lässl,
leicht eine Ab weich ung.der Bücken Wirbelsäule in Folge
von Exostosen, Carics u. dgl. vermuthen, wo in Wahr-
heit keine voi banden ist.
3) Die hysterische Paralyse wird oft mit der
vorigen Form vermengt. Allein wirklich hysterische
Frauen sind selten chlorotisch , sondern meist gut
uienstruirt, brünett, sehr behaart, von blühender
Gesichtsfarbe, kräftiger, mehr männlicher Constitu-
tion, welche an jenen eigenlhümlichen , durch den
Globus hyslericus und durch die Forldauer der Be-
sinnung während des Anfalls charaklerisirten Kräm-
pfen leiden, welche nur sehr selten durch ein Leiden
des Uterus, viel häufiger durch excessiven Geschlechts-
genuss erzeugt werden. Lähmungen solcher Perso-
nen treten gewöhnlich sehr heftig auf, werden meist
vergeblich behandelt, dauern oft lange, bis sie auf
einmal entweder ganz von selbst, oder nach einer
heftigen GemUthsbewegung verschwinden, um andern
hysterischen ZuHlllcu Platz zu machen
4) Die auf syphilitischer Kachexie beruhende
P. ist meist von ChlQro-Anämie begleitet ^nd bietet
ähnliche Symptome dar. Eine genaue Untersuchung
jener Organe, Vielehe gewöhnlich Sitz der tertiären
Erscheinungen sind, muss hier die Diagnose leiten.
Charakteristisch fand Vf. für diese Form das gleich-
zeitige Vorhandensein von Lähmung des obern Augen-
lids. Wo nicht durch Exostosen schon Zerstörung
4les Markes erfolgt war, sah Vf. tffters, bisweilen sehr
schnell Heilung dieser Form durch Eisen und Jod-
kali.
5) Die rheumatischen P. sind thoils acut, thcils
chronisch. Die acute Form ist leicht zu erkennen ;
sie betrifft meist Leute, die im Feuchten arbeiten, im
Sommer bei offnen Fenstern schlafen u. s. w. Sie
tritt plötzlich auf, zeichnet sich aus durch heftiges,
anhaltendes Kriebeln , lebhaften Schmerz in den ge-
lähmten Gliedern, welcher in der Bettwärmc sich
steigert, grosse Empfindlichkeit gegen Druck im Ver-
laufe einzelner Nervenstämme ; bisweilen beobachtet
man anfangs etwas Fieber, auch kann gleichzeitig
acuter Gelenkrheumatismus vorhanden sein. — Bei
der chronischen Form kann man nur aus dem Fehlen
der für organisches BUckenmarkleiden sprechenden
Symptome , so wie aus der Anamnese auf den rheu-
matischen Charakter . der Lähmung schliessen ; die
untern Extremitäten sind hier nicht, wie sonst,
schlaff und atrophisch, sondern steif, hart, ge-
schwollen.
6) Die gichtischen P. sind sehr selten ; sie ähneln
in ihren Erscheinungen der chronischen Form der
rheumatischen Lähmungen , charakterisiren sich aber
durch Difforinität der Gelenke und Kalkablagerungen
an den Enden der langen Knochen.
7} Die P, der Säufer bildet meistenlheils den
ersten Grad einer gewöhnlich bald nachfolgenden all-
gemeinen Paralyse, und zeichnet sich durch krampf-
hafte, schmerzhafte Contraclionen , durch das cha-
rakteristische Gliederzillern, erschwerte Sprache aus.
Sie ähnelt in vielen Punkten der Paralyse der Geistes-
kranken.
8) Die P, in Folge von Blei- oder Quecksilber-
intoxication wird selten beobachtet. Die Anamnese,
so wie die begleitenden Symptome sichern hier die
Diagnose. (K r u g.)
1042. Ueber Paralysis nervi facialis; die
sogenannte Paralysis rheumaticü faciei, nebst Be-
merkungen über pathologische Centra ; von Ob.-M.-
B. Dr. G. Jäger id Stuttgart. (Würtemb. Corr.-Bl.
26. 1853.)
Lahmungen der Muskeln der einen Seite des Ge-
sichts scheinen in neuerer Zeit häußger vorzukommen.
Durch alsbaldige eingreifende Behandlung ist diese
Affection in der Begel sehr bald zu heben , während
sie sich selbst üherlassen nicht selten eine Gesichts-
deformität znrücklässt, an welcher oft noch nach
Jahren ihr früheres Dasein zu erkennen ist. Vf. be-
obachtete sie vorzugsweise bei weibl. Individuen von
sehr verschiedenem Alter, bei denen das Uebel nach
Erkältung und darauf gefolgten Zahn- und Ohren-
schmerzen mit Anschwellung des Gesichts eintrat.
^ Die Erscheinungen der Lähmung der Gesichtsnerven
traten erst mehr hervor, nachdem die Anschwellung
sich vermindert oder verloren hatte. Die Lähmung
selbst wurde durch hinter das Ohr, ins Genick oder
tlber das Augenlid der leidenden Seite gelegte Zug-
316
II]. Pathologie, Therapie u. medicioische Klinik.
pdaslpr und länger unterhallene Eiterung, durch
lungere Einreihung von Mercurialsalbe , oder reizend
aromaliscli-geistigen Mitteln anfangs nur wenig ge-
mindert, nahm hei jUngcrn Individuen Monate, hei
altern selbst Jahre zur Heilung in Anspruch; doch
gelang letztere in mehreren Füllen durch Anwendung
der Strychninsalhe auf in Eiterung versetzte Vesicalore
hinler dem Ohre innerhalb 8—14 Tagen vollständig.
D<b antiphlogistische Verfahren ist im Anfange nur
auf die Falle entschiedener entzündlicher Aufregung
zu beschränken , dagegen mit der Anwendung des
Stryolinins bald zu beginnen, auch in frischen Fällen
von letzterem Mittel mehr zu erwarten , als in ver-
alteten. Bisweilen scheint die Gesichtslähmung in
einem offenbaren Zusammenhange mit einer allgemei-
nen Nervenaflection zu stehen , und es muss dann
letztere zuerst bekämpft werden. Nicht zu verwech-
seln mit dieser rheumatischen Gesichtslähmung ist die
häuGg in Folge eines apoplektischen Anfalls auftretende
Lähmung der Gesichtsmuskeln, wo schon das mehr
hängende Ansehn der einen Gesichtshälfle , so wie
der veränderte geistige Ausdruck des Gesichts auf ein
tieferes Ergriflensein des Gehirns schliessen lässt, in
dessen Folge früher oder später allgemeine Lähmung
durch Hirnblutung hinzulritL Zu diesem Ausgange
scheint die rheumatische Gesichtslähmung keine Dis-
position zu hinterlassen ; sie gieht sich auch dadurch
als isolirtes Leiden eines einzelnen Nerven zu erken-
nen , und geht nur selten auf die Verbindungen des
Facialis mit andern Nerven über.
Aehnitche pathologische Concentrationspunkte er-
geben sich auch für andere Nerven , z. B. für den
Nerven des obern Augenlids bei Lähmung desselben,
für die i\vn Pes anserinus bildenden Nervengeflechte
beim Tic douloureux. Die von Lasseigne beob-
achtete partielle Atrophie (B o m b e r g 's Trophoneuro-
sis) belriin in einzelnen Fällen nur die eine Hälfte des
Gesichts, ohne dass die Functionen der Secretion u.
Bewegung verändert worden wären. Bei andern
mehr die Blut- oder Säftemasse betreflenden krank-
haften Zuständen, z. B. Scropheln , erscheinen die
Secretionsurgane der Augen, der Ohren, einzelne
Drüsenpartien , später nicht selten die Knochen als
diejenigen pathologischen Centra, auf welche die
Krankheit für kürzere oder längere Zeit concen-
Irirt bleibL Wir kennen jedoch die Bedingungen
fUr solche pathologische Concentration auf diesen
oder jenen Theil ebensowenig, als die ursprünglich
vorhandenen oder später hinzutretenden Associations-
verhällnisse solcher pathologischen Mittelpunkte mit
andern Theilen desselben organischen Systems oder
ganzer Organe , die sie in Mitleidenschaft ziehen.
(Krug.)
1043. Nervöse Paralyse; Behandlung mit
Opium und Chlovofonninhalationen ; von Dr. B b n -
nefous. (Gaz. des Hdp. 78. 1853.)
Eine junge, sehr nervöse Dame von 24 J. , durch über-
mässige Menstruation chlorotisch , bekam in Folge heftiger
Gemuthsbewcgungeo abermals eine Haemorrhagia menstrualis
und bald eine lähmungsartige Schwäche der rechten Körper-
hälfle, welche sich binnen 4 Tagen zu einer allgemeinen Be-
wegongslähmung beider Rorperhälften steigerte. Dabei brf-
ttgc Magenschmerzen mit Dächllicber Exacerbation , hiiifigen,
schmerzhaften Erbrechen gegen Morgen. Bei frubern Peh&*
den waren ähnliche nervöse Symptome mit dem Aufhören d«
erstem verschwunden , diessmal jedoch hörte die Regel den
5. Tag auf, die Lähmung aber blieb. Vf. gab anfangs Opioa,
allein da das schmerzhafte Erbrechen fortdauerte u. Pal. sehr
zu leiden scbieu , versuchte er Chloroform , und schon 6u
einmalige Riechen an den mit Chloroform benetzten Slöpsd
•des Fläschcbcns reichte hin, um Pal. voilsläodig in Schlaf lo
bringen , während dessen sie lächelte , dann laut auflachte,
auf gestellte Fragen richtig antwortete und verschiedene Be-
wegungen auf Geheiss mit den gelähniien Extremitäten au-
führte. Nach 8 Minnlen erwachte sie, ohne «ich des in
Schlafe Vorgeliillrncn zu erinnern, allein mit dem Erwachen
kehrte auch die Lähmung rnruck. Vf. chloroformirte Don
frfih und Abends und gab in der Zwischenzeit 0,06 CtgrmiB.
Opium in einer EniuUioo. Der Chloroformschlaf erfoigfe
stets auf dieselbe leichte Weise, wie das erste Mal , Pat. mar
während desselben stets ausgelassen lustig und die ParsKse
momentan verschwunden. Nach 6 Tagen jedoch kam die Be-
weglichkeit in die gelähmten Glieder, zuerst rechtersetts, Taf«
darauf linkerseits zurück, worauf noch ein paar Tage nur eis-
mal chloroformirt und eine Dosis Opium gegeben wurde, bis
endlich, da die vollständige Heilung sehr schnelle Fortscbritle
machte, nach wenigen Tagen jede Behandlung unterlilieb.
(Krag.)
1044. Intermittirende Paralyse; ffeiimg
durch Chinin, sulph.; von Dr. Cavar^ in Toulouse,
(ibid. 89.)
Eine junge Frau- von 24 J. , seit 2 Tagen von ihrem 2.
Kinde entbunden, bekam plötzlich ein Kriebeln in den Füssen,
welches sich bald den Oberschenkeln , Hüften , Truncos ood
obern Extremitäten mittheille, während gleichzeitig die Sprache
so behindert wurde , dass sich Pat. der Umgebung kaum ver-
ständlich machen konnte ; sie konnte keinen Schritt gebeo u.
nur mit Anstrengung etwas Flüssiges schlucken , auch fühlte
sie es nicht , wenn man sie an der Hand oder am Arme ao-
fasste. Dabei heftiges Fieber ohne Kopfschmerz. Nacbden
dieser Zustand 3 Std. gedauert, wurde der Puls langsamer,
die Hitze liess nach , Zunge und Gliedmaassen erhielten ihre
Bewegiichkeil wieder, Alles kehrte auro frühem Normalzustaode
zurück. Am andern Tage früh 3 Uhr traten dieselben Syis-
ptome in derselben Iteihenfolgc und Heftigkeit auf, wobei sick
gleichzeitig der Körper reichlich mit Schweiss bedeckte; da-
bei keine tJnierdrikkung der Lochien, Milch reichlich vorhan-
den, reine Zunge, kein Kopfschmerz, Gesicht u. Gehör nor-
mal , ebenso die Urinentleerung. Diessmal dauerte der Zs-
staud tf Std. Am 3. Tage befand sich Pat. ganz wubl bis
Nachmittag 3 Uhr, dann traten dieselben paralytischen Er-
scheinungen ein und dauerten 6 Std. 60 Clgrmm. Chioin,
gleich nach Beendigung des Anfalls in 3 Dosen SstilndL n
nehmen. Am 4. Tage Nachmittag 3 Uhr noch ein Anfall voi
8 Std. 75 Ctgrmm. Chinin, in derselben Weise zu nehmeo.
Kein neuer Anfall , doch liess Vf. das Mittel noch eise
Zeit lang fortnehmen, um Rückfälle zu verhüten.
(Krug.)
1045. neber perniciOse Wechselfleber ; voo
Dr. Pategnat in Luneville. (Journ. de Bnix. Juin
1853.; L'Uuion 80—82. 1853.)
1. Fafl. F, int. pemic. comatosa. Eine Dane,
43 J. alt, Reconvalescentin von einer rechtaeitigen Pneumo-
nie , wurde eines Nachmittags ohne erkennbare VeranlassoBjp
von Schwachegefüht und Todesfurcht befallen. ' Nach Vs Stl
normaler Zustand, dann guter Schlaf , beim Erwachen die-
selbe Todesahnung, sehr veränderte Gesichtszüge, ausser
einem sehr beschleunigten Pulsschlage nichts Krankbafles.
Zur Beruhigung der Kr. gegen Abend Klystir mit Moachns a.
Laudanum , worauf 2stündiger ruhiger Schlat Um ii Ckf
III. Pathologie, Therapie u. meiliciniscbe Klinik.
317
CooTulstooeD, Rochelo, Bewusstlosigkcit , Kälte der Glieder,
CollapsuSy am iV/^ Uhr Tod.
2. Fall. F, i. p. convulsiva. Ein Kind von 7 Mon.,
seit 3 Tagen entwöhnt, bekam Erbrechen and Dorchfall.
Stärkeklystire, Gerstenschleim mit Milch. Den 2. Tag Nath-
lass der Symptome, das Kind heiter. Den 3. T. früh 8 U.
CuDvulsioDen , häufige Stahlentleerungen. Kalte Umschläge
auf den Kopf, warme an die Ffiflse, 1 Blutegel hinter jedes
Ohr; nach 1 Std. Nachlass der Convulsionen. Am andern
Morgen 8 Uhr neuer Anfall, verstörte ZQge, kleiner, schnel-
ler, aassetzender Puls, Mund voll Schnnm, kurzes, schnelles,
schnarchendes Aihmen, allgemeine Convulsiuncn ; gegen Mit-
tag der Tod.
3. Fall. F. i. p, apoplectica. C. , von einem ein-
fachen endemischen Wechselfieber seit 3 Wochen durch Chi-
nin genesen, nnternahm eine Nachtreise. Einige Toge darauf
envachi er um Mitternacht unter heftigem Fieber, Hinfälligkeit
und Schwere des Kopfes, was jedoch nach einer halben Stunde
wieder vorübergeht. Andern Morgens um 10 Uhr leichtes
Frostein, allgemeines Uebclbefinden, Schwere im Kopfe. Um
Mitteroacht, nach 3stundigem ruhigen Schlafe heftiges Alp-
drucken , grosse Schwäche und Unruhe nebst starkem Stirn*
kopfscbmerz, Furcht vor einem apoplektischen Anfalle. 90
dgrmm. Chinin in 4 Dosen %n nehmen, darnach Chinin mit
Laudanum im Klystir. In der nächsten Nacht ein leichter
halbstündiger Anfall mit ähnÜrhen Symptomen, in der darauf
folgenden nur noch, Schlaflosigkeit, die dritte vollkommen
ruhig. Mit dem Chinin wurde noch einige Tage fortge-
fahren.
4. Fall, F. I. p. delirans. Ein Gerber, seit einem
Monat Von einer heftigen linkseitigen Ischias heimgesucht, be-
kam plötzlich i/s Std. lang eisig kalte Hände and Ffisse. Das-
selbe am folgenden Tage um dieselbe Stunde, dabei bedeutende
Veränderung der Gesichtszüge , heisere Stimme, grosse Pro-
stratton u. Delirien. Nach 1 Std. Uebergang dieser Symptome
in einen allgemerneo Schweiss. 90 Ctgrmm. Chinin in 4
Sstund. Dosen. Nächster Tag ohne Fieber, Puls noch klein,
Gesicht alterirt, Abends 5 Uhr leichtes Frostein, etwas
Schwindel und Uebelkcit ; 75 Ctgrmm. Chinin. Am folgen-
den Tage keinerlei Symptome. 25 Ctgrmm. Chinin noch
3 Tage lang zu nehmen. Der rschiadische Schmerz dauerte
fort.
5. Fall. F. i. p. cardialgica. Madame S. ward wäh-
rend der Mittagsruhe plötzlich von grosser Schwäche, heftigem
Schüttelfroste und Magenkrämpfe mit Erbrechen von Galle u.
-Speisen befallen. Nach dem Froste 2sti1ndige Hitze, hierauf
Nachlass der cardialgischen Symptome. Sogleich 3 Decigrmm.
Chinin in 3 Dosen , hierauf ein Klystir mit 40 Ctgrmm. (Chi-
nin u. Lnudiinum. Am andern Tage 2 Decigrmm. in 3 Dosen,
endlich um 10 Uhr Vorm. noch ein solches Klystir. Mittag
ein 2. schwacher Anfall von einigen Minuten. 1 Grmm. Chi-
nin in Pillen. Kein weilerer Anfall, doch während der näch-
sten ßk Tage noch 50 Clgrmm. Chinin. Vf. nennt die Behand-
lung in diesem Falle selbst heroisch . glaubt aber dadurch
allein die Dame gerettet zu haben.
6. Fall. F. i. p, cardialgica u, syncopalis. Vf.
selbst wurde nach einem sehr anstrengenden Tage beim Zu-
beltgehn von heftigem Schüttelfroste und solcher Schwäche
befallen , dass er besinnungslos zu Boden sank. Wieder zu
sich gekommen fühlte er Magenkrampf und Kopfweh ; nach
Vt Std. trat Hitze, später reichlicher Schweiss ein. Um Mit-
temacht war Alletf vorbei und Vf. nahm sofort bis zam andern
Nachmittag iVs Grmm. Chinin. Abends vollkommnes Wohl-
befinden. Allein Vf. nahm wegen eines möglicherweise vor-
handenen Tertiantypus noch einmal jene Dosis , ood wirklich
trat am folgenden Tpe gegen Abend noch ein leichter Frost-
anfall mit nachfoigffdem Schweiss ein , weshalb Vf. das Chi-
nin noch 4 Tage lang fortbrauchte.
7. Fall. F. t. p. hydropftobica. Eine Frau von 38 J.,
noch Convalescenlin von einer Vergiftung mit Belladonna,
wurde von einem einfachen 3tägigen Fieber befallen. Die
beiden ersten Anfalle hatten gegen Abend stattgehabt, der
dritte erfolgte gegen Mittag unter beonnihigenden Symptomen.
fieisse Haut, brennender Kopf, wildes, von Schweiss triefendes
Gesicht, lebhaft glänzende Augen,wilde DelirieD,Zahneflet<chen,
heolendes Geschrei, aoss rrordcntliche Aufregong, allgemeine
convulsivisrhe Bewegungen, Schaum vor dem Munde, heraus-
hängende Zunge, Sucht zu beissrn, Zerreissen der Betttücher
mit den Zähnen , Dysphagie , Abscheu vor Flüssigkeiten und
glänzenden Gegenständen. Der Anfall danerte 6 Std. , wor-
auf das Bcwusstseio wiederkehrte und Pat. über ausserordent-
liche Mattigkeit und Klingen in den Ohren klagte; auch blie-
ben Gesichtszüge und Stimme sehr verändert. 2 Grmmr
Chinin innerlich und in Klystiren. Den andern Tag Morgens
10 Uhr klagte Pat. einige Minuten lang über Mattigkeit, Trok-
kenheit in der Kehle u. Durst, jeder weitere Anfall blieb aus ;
doch nahm Pat. noch 6 Tage 00 Ctgrmm. Chinin, auch er-
holte sie äich nur langsam. — Dieser Fall, wo das Chinin
abermals in heroischer Dosis gegeben wurde, beweist aufs
Neue, dass man in den perniciösen Wecbselfiebem in der
Gabe des Chinins sehr dreist sein darf, ohne toxische Erschel-
nujigen zu erregen.
8. Fall. F. i. p. cum pleurodynia. Fräulein M.,
Reconvalescentin von einem ziemlich schweren Fieber, bekam
plötzlich heftiges Seitenstechen in der rechten Seite der Brust
nach unten und aussen. Frictionen mit einem narkotischen^
chloroformhaltigen Liniment, dann örtliche Blutentziehungen,
endlich schwefeis. Morphium -endermatisch. Keine wesent-
liche Aenderung bis der Schmerz sich eines Morgens 10 Uhr
plötzlich ausserordentlich steigerte, wobei kleiner, frequenter,
aussetzender Puls , kalte Extremitäten , galliges Erbrechen,
äusserst veränderte Gesichtszuge, matte, erloschene Stimme,
grosse Angst. Diese Symptome dauerten </, Std. an , repe-
tirten aber am 0 Uhr Abends schon wieder in gesteigertem
Maasse and hielten 1 Std. an. Es worden sofort innerlich
und per clysma enorme Gaben Chinin gereicht , wodurch die
Kraft des nächsten Morgenanfalls gehrochen, der Abendanfall
fast ganz verhütet wurde, so wie auch folgenden Tags kein wei-
terer Anfall auftrat. Pat. brauchte noch mehr Tage das
schwefeis. Chinin, so wie Chrnav^ein, wobei anch das Seiten-
stechen sich bald ganz verlor.
9. Fall. F. i, p. cum bronchitide. Ein Mädchen
voQ 5 J. litt an acuter Bronchitis, welche in der gewöhnlichen
Weise behandelt wurde. Eines Tages wi^d das Kind plötzlich
um 4 Uhr Nachmittags von anhaltendem Krampfhusten , £r-
stiekungsnoth , grosser Angst , kalten Scbweissen und Extre-
mitäten, Delirien u. s. w. befallen, und Vf. erfährt, dass
Tags vorher, am dieselbe Zeit , ein ähnlicher minder heftiger
Anfall schon dagewesen sei. Nach dem Gebrauche von Chi-
nin blieben nicht nur die Anfälle aus, sondern auch die acute
Bronchitis, welche der frühern Behandlung nicht weichen
wollte, verlor sich bald.
10. Fall. Ein junger Mensch von 17 J. klagte in Folge
einer Erkaltung über einen trocknen, frequenten, sehr ermü-
denden Husten mit Fieberbewegungen , wozu sich später ein
brennender, reissendcr Schmerz hinter dem Sternum gesellte ;
die physikalische Untersuchung, welche anfangs kein Resultat
geliefert hatte, ergab später eine Anschoppung der r. Lungen-
spitze. Seit 2 Tagen hatte er zwischen 11 u. 12 Uhr Nachts
einen heftigen, langdauernden Krampfhusfen gehabt, welcher
sich am 7. T. , begleitet von sehr heftigem Schüttelfroste, in
ausserordentlicher Stärke schon um 4 Uhr Nachm. mit nach-
folgendem bedeutenden Fieber, grosser Hinfälligkeit , rauber
Stimme und auffallender Veränderung der Gesichtszüge wie-
derholte. Der Anfall dauerte 1 Std., während ein schwäche-
rer Anfall schon in der bestimmten Mittemacbtsstande vorher-
gegangen war. Vf. erkennt darin eine F. i. p, quolidiana
duplex u. verordnet demgemäss Chinin. Der nächste nächt-
liche Anfall blieb hierauf weg, der andere kam schon gegen
Mittag , war von kurzem, starkem Frost , heftigem Husten a.
reichlichem Schweisse begleitet, der Kr. sehr schwach u. hin-
fällig. Nach wiederholter Gabe des Chinin blieb auch der
nächste Tagesanfall weg , doch wurde das Mittel noch einige
Zeit fortgegeben. 14 Tage später waren i1uBte|iLund Longen-
anschoppang gänzlich geschwunden. ^^ o
Als Resum^ vorstehender Beobachtungen ergiebt
U9
\\U Patholojipe, Therapie u. medlcinische KlinU^.
sich» das« das' pernicii^&e Wechselfiebei* unter deo
verschiedcasten Formen gewöhnlich da auftritt, wo
das einfafhe Wechselfieber nicht endemisch ist. f^as
weibliche (i^eschlfchl :$cheint ihm mehr unlerworreii,
aU das inaDniicbe. In den milgelheiltcn Füllen fand
aioh 2aial Quotidiaoa duplex, 6mal Quotidiana, 2uial
Tertiana. In 2 Füllen wurde der wahre Charakter
der Krankheit nicht erkannt; sie endeten beide lödt-
lieb; in ^en übrigen 8 erwies sich das Chinin als
sicheres Specrfieuun. (Krug.)
1046. i;iir4>«iscbe syphil. Laryngitis /rtiiEr-
ttiekungsgefakr , Tracheoiomie ; von P ^ n » r d , mit
Bemerkungen von Lef^vrq. (L'tJnion. 94. 1853.)
Am 30. Novbr. 1852 ward die 25JQhr. B. in das CivH-
baspital von Rocbeforl «ufgeDomm^n. Sie Htt ao äusserster
Scbwäcbe, Aqgst, Scblaflodigkeit , Schmerz des Larjox beim
Druck, baußgen HuatftDanfäJJeo mil heftiger Dyspno« u. star-
kem, klebrigem, saUigero Auswurfe. Da die Dyspnoe nach
Blutegeln u. e. w. zugenommen, ward am 5. Dcbr. Brecb-
Weinstein verordnet, «vorauf nach Smuligem Erbrechen grosse
Erieiebierung eintrat. Üocb schon am 7. gegen Abend er-
neuten sich die Erstickungsanfälle in einem so hohen Grade,
als er nie vorher stattgehabt balle. Wie die ganze Nachl sass
Pat. auch noch bei der Morgenvisite im Bette auf. Völlig
erschöpft, vermochte «ie kaum zu sprechen ; das Einaihmen
war pfeifend, ,sehr mubsani und erforderte -starke JMuskcIcon-
traclionen., während die Exspiration lei«;ht und mindestens
6mal eohneller erfolgte. Pat. klagte ültcr das Geffihl eines
fremilea Körpers am Eingange der Luflruhre. Man verrau-
thete ein Ziingenödem. Zu jeder Seile des Larynx 5 Blutegel.
Der A^lerlass schien durch die Schwäche des Pulses und die
Kälte düT Haut verboten. Der hinzugcrufene Oberarzt Le-
fevre bescbloss, sobald sich der Zustand bis Abends 8 Uhr
nicht gebessert , die Tracheoiomie vorzunehmen , was auch
geschah. Die Kr. war aber auch bereits dem Erloschen nahe,
und sprach nur der, zwar kaum fühlbare, Puls für noch vor-
handenes Lehen. Fünf Hinuten lang blieb Pat. ohne Athem-
zug und ohne Bewegung. Hierauf athmete sie wieder frei,
ganz erFfaunl , was mit ihr vorgegangen , von welchem Allen
sie keine Ahnung hatte. Mittels eines Hustenanfalls warf sie
sehr viel Mutigen Schleim aus, und von nun an ward der
Athem immer regelmässiger, der Puls hob sich. Am 9. be-
fand sich Pal. ohne Klage , sie hatte besser als seil langem
geschlafen, und blieben auch die nächsten Tage ohne Zufälle.
Vom 12^ Dec. bis 8. Januar touchirle man (durch den Mund)
4ie obere Oelfnung der Luftröhre 7mal mit einer starken Hol-
lenstein'-Solotion mittels eines Schwämmchens. Am 10. be-
fragte man die Kr., die nun, sobald man die Oeffnuog der
eingelegten T r 04i s s e a u'scben Kanüle mit dem Finger zuhielt,
ganz verständlich sprach , über ihre Vergangenheil. Sie war
Freudenmädchen und syphilitisch gewesen. Es bestanden
noch tiefe Spuren eines Ecthyma sypbil., dabei BIcnnorrhagie
und Knocbeoschmenen , besonders zur Nachtzeit. Man ver-
ordnete Judquecksilber zugleich mit dem Kalijod. Am 17.
Januar ward die Kanäle herausgenommen, und noch an dem-
selben Abende soW die Wunde „völlig geschlossen und fast
vernarbt (presque cicatrisstSe)" gewesen sein. Am 14. März
verlies« die P. , auch von ihrem vener. Leiden vollständig be-
freit, das Hospital kräftig und geaund , hatte nur noch Etwas
belegte Stimme.
Lef^vre macht auf den grossen Nutzen auf-
merksam, der sich durch die Tracheotoroie errei-
chen lässt, und erwähnt dabei 2 anderer Fälle , in
welchen ebenfalls nur durch sie das LeJ>en gerelieC
wurde. Es ist nach dergleichen Reaultaten unbe-
greiflich , wie annoch einige Aerzie gegen diese Ope-
ration eingenommen sein ki^nneo. (Hacker.)
1047. Eieheltripper mit Schanker, GangrSm,
bösartiger inlermiUirender Charakter, Heilmig
durch Chinin ; von van Roosbroeck. (^Presse
m6d. 32. 1853.)
Die bösartigen interroittirenden Kraukheiten zei-
gen die grösste Verschiedenheit. Sie verschonen
keine Krankheitsform, seihst diejenige nicht, clieibreiB
Einflüsse am wenigsten ausgesetzt zu sein scheiol.
Thiry be.«^prach schon 2 Falle von speeifischen
AAoctionen, welche auf das Genaueste mit der inter-
mittens zusamroenhiogen und daher durch Gkinta ge-
hoben wurden.
Der 3. von ihm beobachtete und von dem Vf. mitgetbeille
Fall betritn einen jungen kräftigen Brauknecht, vrelckeraia
11. Juni in das Hospital kam, um sich am Sehanker behan-
deln zu lassen. Die Ruthe war sehr geschwollen , uad die
Vorhaut , welche eine äusserst enge Hündung hatte , ond die
ganze Eichel bedeckte, hatte eine intensive violelt-rothe Faibe.
Auf dem Kucken dar Bot he befand sich ein livider Brandfleck,
vom Durchmesser eines C^timeter. Aus der verengten Vor*
bautmündung zwang sich eine seropurulente, glümprtge, mit
Blut «eslreific Flüssigkeit bindurcb; die Leuten waren ge-
schwollen. Nachdem nun Tb i ry mittels Einspritzungen zwi-
schen die Eichel und Vorbaut diese Tbeile von der Flüsaiskeii
gereinigt hatle, führte er den Höllenstein ein, and kaute-
risirie die kranken Stellen bis in die Tiefe, worauf er sie ver-
möge mit aromat. Wein imprägnirter Mecbes isolirte. „Dieser
[bei der äusserst engen Vorbau tmundung sehr schwierige] Ver-
band ward den Tag über häufig erneuert." Innerlich aoalep-
liscbes Regimen. Der Brandscborf war den näcbsten Tag um
das Doppelte vergrösserl, schwarz, weich, und Hess sich mit
Leichtigkeit entfernen. Der Brand schritt trotz eines zweck-
mässigen Innern und äussern Verfahrens schnell vorwärts. Des
Morgens tral heftiges Fieber mit starkem Scbweisse ein , wel-
ches sodann nachliess. Diess genügte, da eine örtl. Ursache
des Brandes nach der Neutralisation des Schankers nicht mehr
vorlag, eine allgem. anzunehmen, und sie in dem Fieber
als einer intermittirenden Aflection zu finden, welche Thiry
nun durch das Chinin (in Klystiren), mit Hinweglassong
aller örtl. Mittel , zu beseitigen suchte. Den 14. trat oocIh
mals ein FieberanfaJl ein , doch weniger stark. Der Brand
halle die halbe Eichel und die ganze Vorhaut eingenommen.
Den Itf. stand er ; anstatt des Fiebers nur noch eine reich-
liche Transspiralion des Morgens , die am 16. ebenfalls aos-
blieb. Um die brandigen Theile zog sich ein bochrother
Hof, und am il, waren sie sämmtlich eliminirt. Fieber war
nicht zurückgekehrt , das Chinin ward aber noch fortgegebeo.
Der Brand halte die ganze Vorhaut und das obere Segment
der Eichel zerstört. Die VlTunde war rosenroth und sondertt
einen guten Eiter ab. Von nun an ging die Vemarbung no-
gehindert vorwärts, und nach 14 Tagen bestand nur noch eia
kleines -Geschwürchen nahe der Mündung der Harnröhre,
welches durch den Reiz des Urins in der Heilung aufgeballra
wurde. Endlich erfolgte sie indess auch hier , und Pat. ve^
liess den 17. Juli, völlig hergestellt, das Hospital.
^ (Hacker.)
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iV. Gynäkologie «. PMiatrKr.
819
IV. Gynäkologie und PädiatHk.
1048. Zur Pathologie des weiblichen 6e-
schlechtsapparatek ; nach o. Poitock, von
Helfft. (Mon.-Schr. r. (Seburtsk. II. 1. 1853.)
Bei der Seclion von 583 weibl. Leichen fand Pol lock
(Dubl. Press. Febr. 1852.) in 265 Fällen die verschie-
denartigsten krankhaften Affectionen der Geschlechtsorgane,
und zwar 39 fibröse Geschwülste im Uterus , von
denen eine mit dem Mütterhalse in Verbindung stand, die
übrigen in den Wandungen des Organs lagen oder durch
einen Stiel an demselben hingen; 21raal war nur ein,
ISmal 2 oder mehrere Fibroide zugleich vorhanden. Die
jtiogsle der mit einem Fibroid behafteten Frauen war 26 J. ;
sie war die einzige in dt^n Alter unter 30 J.; die älteste Kr.
war 68 J. alt. Ks waren sonach unter 583 Frauen durch-
schnittlich fast 7% mit Fibroiden behaftet.
Krebs fand sich in 38 Fällen und hatte nicht immer den
Dlerus allein , sondern auch die angrenzenden Partien er-
griffen ; 12mal fand man auch krebshafte Degenerationen in
andern Organen, 4mal in den Brustdrüsen. In 9 Fällen
hatte sich bereits eine Communication zwischen dem Uterus
und der Blase, der Scheide oder dem Mastdarme gebildet.
Wenn eine krebsige Entartung in den Geschlechtsorganen mit
Ulceration vorhanden ist, und es tritt jäher Collapsus ein,
worauf bald der Tod erfolgt, so kann man aof eine Perfo-
raliun des ßauchfells schtiesstn , zumal wenn die Krankheit
im Obern Tbeile des Uterus ihren Sitz hat. 15mal war die
krebsige Masse noch nicht in Verjauchung übergegangen. Die
jüngste Pei*8on, bei der man Krebs fand, war 23 J., die älteste
62 J. alt.
Mit Schwangerschaft und Abortus verbundene Verän-
derungen kamen 19iii:il zur Beobachtung. Bei Abortus wurde
der Uterus meistens umfangreicher angetroffen , sein Muskel-
gewebe war mehrere Male erweicht und schlaff, die Schleim-
haut oft dunkel gefärbt, hyperämisch , in einem Falle sogar
gangränös ; dabei fonden sich meistens adhärirende Theile der
Placenla , und an diesen Stellen sah die Oberfläche wie zer-
fetzt aus.
Structurveränderungen des Uterus, bei denen es unge-
wiss war , ob ihnen eine scirrhöse Diathese zn Grunde lag,
oder ob sie von äussern Verletzungen herrührten, fanden sich
In 17 Fällen. — Veränderungen der Fcrtn^ Grösse u, Lage
des Uterus kamen 29mal vor. — Die Höhle der Gebärmutter
bot in 6 Fällen eine ungewöhnliche Beschaffenheit dar , ohne
dass ein eigentlich krankhafter Zustand vorhanden war. —
Hyperämie des Uterus wurde 21 mal gefunden und schien in
der Mehrzahl der Fälle von einem Allgemeinlciden des Orga-
nismus herzurühren oder wenigstens mit demselben gleichzeitig
vorhanden zu sein. — Die Schleimhaut des Uterus und der
Scheide wurde 23mal krank gefunden; 14mal zeigte sich Ge-
schwOrsbildung, 9mal nur Hyperämie. — Tuberkulose
des Uterus kam 5mal vor. ' — Ein Schleimpolyp wurde einmal
gefunden. — In 1 Falle war die Scheide in einer Länge von
IVa" imperforirt. — Extrauterinschwangerschaft wurde
ebenso wie eine Mastdarmscbeidenflstei nur einmal ange-
troffen. —
Die Fallopisehen Trompeten und die breiten Mutter-
bänder waren 13mal von krankhafter Beschaffenheit. Ge-
schwülste der Eierstöcke nicht krebsiger Natur kamen
4mal zur Beobachtung, dagegen 18mal ATre^«; 4 der damit be-
hafteten Frauen hatten gleichzeitig an Krebs der Brustdruse
gelitten. Cysten in den Bierstöcken wurden in 51 Fällen
beobachtet; in 30 von diesen waren es einfache seröse Balge;
in 14 vrar nur eine einzige Cyste vorhanden , in 16 mehrere ;
7uial waren die Cysten mit Abscessen complicirt ; 3mal fan-
den sich angeborene Cysten , deren Inhalt aus fettiger Masse,
Haaren und KnocbeoBplitteni bestand; 5miU enthielten die
Cysten Blut , 5mai feste Hassen, in einem Falle Cboleslearia
mit einer zaben Flüssigkeit vermischt. -~ Tftberkulose der
Ovarien kam 4mal vor, Hyperämie 7iBal ; ia 13 FalJeo wur-
den Adhäsionen der Eierstöcke vorgefunden» lOraal waren sie
atrophirt.
Aus diesem Berichte geht hervor, dass krankhafte
Zugtande in. den Genitalien sehr häufig bei Frauen
angetroffen werden , die niemals Symptome wahr-
nehmen Hessen , die ein derartiges Leiden vel*mutheb
Hessen. Ferner ergiebt siehi dass vielen organiscbea
Veränderungen der tieschlechtstheile ein cooatilii«-
lionelirs Leiden des Organlsmtis zu Grunde liegt,
oder dass sie mit einem solchen coinpHcirt Vorkom-
men, in welchen Fallen eine locale Behandlung allein
nieht zum Ziele fuhren kann. Die Beobachlungeii
haben ferner gelehrt , dass die Ursaehe des Krebses
nicht Entzündung ist; er kann in der Schleimhaut,
im Muskelgewebe oder im Bauchfelle seinen Anfang
nehmen, die DrUsengewebe des Muttermundes uad
Muttf'rhalses sind selten . wenn überhaupt , der pri-
märe Silz des Leidens. Der sogenannte Pungns und
die hlumenkoblarligen Excrescenzen des Uterus bilden
ein und dieselbe Affection, und alle Versuche, sie in
ihrem Verlaufe durch Abbinden, Abschneiden oder
Zerstören mittels Aetzmittel aufzuhaken, sind ver^
geblich. Schlusslich bebt Vf. noch hervor , dass in
Krankheilen des Uterus eine allgemeine Behandlung
das wichtigste Erfordernis» tum GeHngen der Kur ist
und eine Ortliche allein nie zum Ziele führt.
(Sickel.)
1049. Ueber HydrOCele beim weiblichen Ge-
schleckte ; von Prof. J. C. B e n d s. (Ilosp. - Medde-
lelser. Bd. 5. HfL 3.)
Die wässerigen fiescbwUlsle der Jiissem €e-
schleohistheile des Weibes kommen in patholog. und
anatom. Hinsicht mit der Hydrocele beim Manne ttber-
ein und haben daher auch denselben Namen erhallet.
Vf. hlflt es vom patholog. oder prakt. Gesichtspunkte
aus fUr das Beste, 3 Varietäten dieser Krankheit an-
zunehmen, nümlich : 1) Hydroc. oedemalodes s, dif-
fusa, welche ihren Sitz im Leistenkanale hat und auf
einer Infiltration in den Maschen des Bindegewebes
des runden Bandes beruht ; 2) Hydroc, peritonaeaäs
s. congenita* die ebenfalls ihren Sitz im Leistenka-
nale hat und von einer Ansammlung im Diverticulum
Nttckit herrührt, dessen Oeffhung auch in die Unter-
leibshohle fuhrt; 3) Hydroc. saccata^ bei welcher
das Wasser sich in einem geschlossenen Sacke be-
findet, der entweder neu gebildet sein kann oder von
einer krankhaften Verlängerung des Bauchfells her-
rührt und sich als eine Geschwulst im Leistenkanale,
oder in der Beg. fiubis, oder auch in der grossen
Schamlefie «eigt Der Vf. handeU diesia drei Arten
nach den versohiedefteii Autoren \% diagnoatischer
330
IV. Gynäkologie u. PädiatrilL
ätiologischer und therapeuliscber Hinsicbl ab u. tbeilt
folgenden von ihm beobachteten Fall von H. sacc.
labii inajoris mit, der durch die Operation geheilt
wurde.
Eine 38jäbr. Frau hatte nacL ihrem letzten Wochenbette
vor 8 J. an einer Stelle, die tod einem Punkte in der rechten
Seite der MulterBcbeide ausging und sich bis zum obem Theil
derSchamtefee erstreckte, vermehrte Empflndlichkeit bemerkt,
die sich aber später wieder verlor. Ein Jahr darauf bemerkte
sie eine kleine Geschwulst im obernTheile der rechten Scham-
lefze , welche bisweilen zu verschwinden schien , aber immer
wiederkehrte' und deutlich grösser wurde. — Der Vf. fand
daselbst eine weiche Geschwulst von der Grosse eines Hub-
nereies, welche mit ihrem breiten untern Ende den obern
Theil der Schamlerze ganz einnahm , sich aber nicht hinauf
bis zum Bauchringe erstreckte, wogegen sie mit ihrem schmä-
lern Ende, welches eibem Stiele glich, sich nnler den Bamus
deac. ose. pub. drängte und hier fest zu bangen schien. Sie
war elastisch, flucluirend und beweglich, beim Husten be-
merkte mun Bewpg^g in derselben; durch Druck wurde
sie nicht kleiner. Da dieselbe der Vaginalsrite der Scham-
lefze naher lag als der Hautseite und ziemlich hervorstand, so
hatte sie der Frau beim Gehen Beschwerde gemacht, war bis-
weilen von der Haut entblöst worden , auch verbreitete sicii
der Urin über die innerste Fläche derselben und verursachte
schmerzende Excuriationen. Die Frau wollte durchaus von
ihrem Uebel befreit werden , weshalb Vf. die Exstirpation der
Geschwulst vornahm , welche , weil er ebensowohl eine Ver-
letzung des mit Wasser gefüllten Sackes , der sich bis an den
Blasenhals erstreckte, als der benachbarten Gcfasse vermeiden
musste, mit grosser Muhe erst nach Y4 Std. gelang. Es Hess
sich nicht vermelden, dass einige Theile der membranösen
Umgebung des Blasenhalses mit dem tief liegenden Ende der
Geschwulst fortgenommen wurden. Im Anfange der Operation
entstand eine zieuilich bedeutende venöse Blutung, als diese
aber vorüber war, blutete kein bedeutendes Gefäss mehr. Der
Vorsicht halber licss Vf. 1 Std. lang die Luft auf die Wunde
einwirken , bevor er einen Verband anlegte. Nachdem noch
eine arterielle Blutung durch Tamponade gestillt u. das durch
letztere entstandene Uebelbefinden gehoben war, wurde die
Kr. nun bei einer passenden Behandlung in 6 Wochen geheilL
— Die Geschwulst hatte dünne Wände, 3" Lauge u. 5''
im Umkreise und enthielt eine dünne Flüssigkeit.
Yf. glaubt, dass die Geburl vor 8 J. nicht ohne
Einfluss auf die Entstehung der Krankheit gewesen
sei, und tritt der Meinung bei, dass wahrend der Ge-
burt in den Genitalien entstandene BlutgeschwOlste
in solche Wasserslfckc ausarten kOnnen. Was die
Diagnose anbelangt, so bemerkt er, dass eine U. sacc.
labii majoris mit einem lnguinaH>ruche und mit Blut-
geschivülslen verw«>ch8ell werden kOnne. Eine Iler-
nia inguinalis externa füllt aber in der Rege] nur den
obersten Thi^il der grossen Scliamlefze aus u. ist mit
den gewöhnlichen Zeichen vorhanden, so dass eine
Vcrwecb.Helung bei gehöriger Aufmerksamkeil nicht
wohl statifioden kann. Der Wasserbruch hat ausser-
dem nur seinen Sitz im Labiuin majus und keine Ver-
bindung mit dem Bauchringe. Hierdurch unterscheidet
er sich auch von der Gystocele , wenn diese aus dem
ßanchringe heraustritt und in die Schamlefze herab-
sinkt« Von ßintgeschwütslen wird der Wasserbruch
dadurch unterschieden, dass jene in der Regel ilerber,
fester und undurchsichtig sind , und dass ihre Ober-
fläche sofort oder nach einigen Tagen eine blüuliche
K:ii'be bekommt. Jedoch kOnnen die Blutgesdiwülste
auch dieselbe Farbe wie die Haut haben, und ebenso
kann ehi Wasserbruch, dessen Haute sehr dick sind.
nicht durchsichtig sein. Die Behandlung ist im All-
gemeinen dieselbe wie bei der U. sacc. funiculi und
muss sich nach der Beschaflenheit des Falles richten,
Vf. giebt das an, was Velpeau und Vidal de
C a s s i s in Bezug auf die Behandlung gelehrt haben,
und befolgte auch die von letzlerem aufgestellte Regel
den Sack zu exstirpiren, obgleich dieses Verfahrea
schmerzhaft und langwierig war, aber kein Recidiv
zur Folge hatte. (v. d. B u s c h.)
1050. Zur Diagnose nnd BehaDdlong der
Retro-Uterin-Himatocele ) von N^iaton. (r>ai.
des Höp. 100. 1853.)
Eine junge Frau hatte nach ihrer ersten Entbindung io
Folge eines Falles einen ungewöhnlich heftigen Blutverlost er-
litten, wovon sie sich erst spat wieder erholte; die 2 näciisteo
Schwangerschaften hatten durch Abortus geendigt, faerforge-
rufen durch äussere schädliche Einftusse. 14 Tage oscb der
2. Fehlgeburt hatte eine neue Hamorrhagie stattgefundei,
welche hei der Aufnahme im Krankenhause bereits 16 Tage
bestand. Bei der Untersuchung zeigte sich eine ungewöhn-
liche Haulwärme, ein frequenter, harter Puls, grosse Mattig-
keit, Cierühl von allgemeiner Steifigkeit, etwas Schmerz in
der Nierengegend, grosse Empfindlichkeit gegen Druck in der
Beg. hypogast. ; hei der Innern Untersuchung fand sich der
Muttermund weit offen, die Muttermundslippen dicker, als
sonst im nichtschwangern Zustande, die ganze Vaginalportioa
mehr nach vorn gerichtet. Hinter der Vaginalportion fand
der untemuchende Finger einen runden , harten , durch den
Scheidengrund bedeckten Körper, konnte dessen obern Band
aber nicht erreichen ; dieselbe Wahrnehmung bei Untersuchung
durch den Masldann. Durch gleichzeitiges Fiiireo der Va-
ginalporlion mittels zweier Finger und Untersuchen mittels der
andern Hand durch die Bauchdecken überzeugte man steh
davon, dass der Uteru^körper nach rechts stand. Die gleiche
Untersuchungsweise wurde nun auf der linken Seile angewandt
und daselbst eine mit dem Uterus nicht zusammeobangende
ziemlich harte Geschwulst aufgefunden. Das GelrcDnUeia
der Geschwulst vom Uterus zeigte sich am aufTallendfiieo,
wenn man einen Finger an den Muttermund , den andern an
die in dem Scheidengrunde wahrnehmbare Geschwulst anlegte
und dann abwechselnd rechts und links mit der andern Rand
einen Druck durch die Bauchdecken ausöbte.
In Bezug auf die Frage , ob die wahrgenommene
Geschwulst ein Relro-Ulerin-Abscess oder eineRelro-
Uterin-Häinatocele sei, sprach g«g. die erstere Annahne
di(* Entstehungsart, wogegen öftere Hsmorrhagien \m
allen bisher hesclirieb. Ilümatocelen beobachtet wurden.
Bei Abszessen wird während der ganzen Dauer der Eiter-
bildung Schmeiß empfunden, welcher auflitfrl , weaa
sich ein fnrmiicher Eiterherd gebildet bat; hier wir
die SchmcrzempfinduDg noch immer dieselbe , wie
zuerst. Ein sicheres diagnostisches Kennzeichen fdr
das Vorhandensein einer Hamatocele gßwjfiiri die
blaue Färbung,, welche dieselbe demjenigen Theile
der Vagina mitthcilt, mit dem sie in Berührung ist —
In den meisten Fallen wird das in der Reiro - Ulerin-
llümatocele vorhandene Blut resorbirt; deshalb findet
man dieselben s.o selten bei Sectionen, wShrend sie
doch ziemlich hauHg vorkommen. Andere Male er-
folgt die Blulansammlung sehr schnell und bedingt
verschiedene Störungen in den Nachbarorganen» z. B.i
Durchbohrnng der vordem Wand des Mastdarms»;
worauf durch diesen das Blut entleert wird» oder
Zerstörung des Schieidengrundes mit EntfeeruDg lof
IV. Gynäkologie u. P^diatiik.
321
diesem Wege. Erfolgt in solchen Fällen die Ent-
leerung nicht vollständig , so kann das zurückblei-
bende Blut sich zersetzen und eine putride Inrection
stattfinden. Aus diesem (irunde, und weil in den
meisten PUlle» das Blut vollständig resor1)irl zu \Ver-
den pflegt, ohne ahzHf1ie:45eü , hall Vf. eine Function
der Blutgeschwulst fdr Itcdruklirh und widcrralhel
sie. Erreicht die rieschwiiisl eine so bedeutende
Grösse , dass man ein Platzen derselben und einen
Erguss in die Bauchhühlo bt>rurchlen muss, so ist es
latlisam, eine mögliclisl kleine OefTnung in dieselbe
vom Seheid(>ngrunde aus zu machen.
(Sickel.)
1051. neber Flexionen des Utenis mu Rück-
sicht auf die Diagnose und Behandlung ; von Prof.
Trier. (ilosp.-Meddelelser. Bd. 5. H. 2.)
Vf. z«Mgl zuvörderst, auf welche Weise die Antro-
iind Relrolb'xio uteri zu Sl.nide kommen , welche
Folgen tiiesolben haben küiiiMMi , und bemerkt, dass
Schlaffheit der Substanz des lllonis, Verlängerung seiner
Längenachsb und Adhäsionen mit den umliegenden
Organen oft gleichzeitig mit diesen Formveränderungen
vorkommen. . Es giebt aber auch Fälle, in welchen
der Schlafftieilszustand fehlt , in welchen sich der
Uterus lest, ja hart anfühlt , indessen sind dieses ge-
wöhnlich inveterirte Fälle, in denen sich sehr ge-
wöhnlich eine Hypertrophie mit der Krankheit com-
plicifl. l>ie Adhäsionen mit nahe liegenden Theilen
Bind nach Vf. in den meisten Fället keine Folgen der
Krankheit, sondern werden durch eine latente Perito-
nitis veranlasst.
Symptomatologie und Diagnose, Menorrhagie
und Metrorrhagie, welche Andere häufig beobach-
teten, hat Vf. selteii bei Ulerusflexionen gesehen;
niemals fand er einen solchen Blulfluss, dass Anämie
darnach entstand , wie K i w i s c h beobachtet haben
will. . Profuse Leukorrhoe ist bei der nicht com-
plicirten Krankhett selten. Bei Heftigkeit der
mehr nervösen Symptome sah Verfasser die Örtli-
chen Symptome in längerer Zeit weniger hervor-
treten. In Bezug auf die innere Untersuchung be-
merkt Vf. , dass man die Untersuchung durch den
Mastdarm nicht vernachlässigen dürfe , dass die Ute-
riusonde zur Stellung der Diagnose in einzelnen com-
plicirlcn Krankheilst^llen des Uterus ohne Zweifel
mit grossem Vortheil benutzt werden könne, dass
sie aber im Allgemeinen in dieser Hinsicht entbehrlich
sein dürfte. Die Flexionen können mit Versionen u.
Geschwülsten im Uterus oder in dessen Nähe ver-
wechselt werden. In Fällen von Geschwülsten , in
welchen die Untersuchung durch die Vagina und den
Mastdarm keinen sichern Aufschluss liefert, wird die
lUerinsonde sich nützlich erweisen. Gleichzeitig
vorhandene Schwangerschaft und Flexion beobachtete
Vf. einmal.
Was die Behandlung der Flexionen anlangt, so redet
Vf. nur von den mechanischen Mitteln , die er auzu-
Med. Jiihrbb. B4. 80. HfU 8.
wenden pQegt, nachdem er zuvor die von Kiwi seh
empfohlenen Apparate u. deren Anwendungsart aus-
führlich besprochen hat. Den Federapparat von
Ki wisch hält er freilich für sehr sinnreich , glaubt
aber, dass sich wohl selten Frauen dazu verstehen
werden, Monate lang sich der täglichen Ein- u. Aus-
bringung durch den Arzt zu unterziehen. Sehr selten
werden die Kr. dieses Geschäft selbst vollbringen
können, und et wird immer bedenklich sein , einem
Laien die Handhabung des Instrumentes zu überlassen.
Es können sich nämlich Falten der Schleimhaut zwi-
schen den Federn einklemmen, wenn diese beim Aus-
nehmen geschlossen werden , und kann dann ein un-
vorsichtiges Ziehen Beschädigung verursachen und
andere übele Folgen haben. Auch der Umstand,
dass die meisten Kr. durch das Auseinandergehen der
Federn im Uterus heftige Schmerzen empfinden,
welche bei sehr reizbaren Personen bedeutende Ner-
venzufälle erregen können, macht die Anwendung
desAppar. immer sehr bedenklich, und die durch den
Gebrauch desselben erregten copiösen Blennorrhagien
oder Blutungen verbieten die fernere Behandlung mit
demselben. Bevor Vf. die zur Behandlung der
Flexionen empfohlenen Apparate kennen lernte, beob-
achtete er einzelne Fälle, in welchen die dadurch
veranlassten Symptome völlig oder zum Theil durch
längeres Liegen verschwanden, bei verschiedeneu Pat.
aber wiederkehrten, wenn sie wieder aufstanden.
Diese Beobachtungen lassen annehmen, dass Flexionen
ohne sonderliche Beschwerden zu erregen, so lange
vorhanden sein können, als nicht ein Druck von oben-
her auf den flcctirten Uterus wirkt, u. dass es dieser
Druck iat, der die Symptome in den nahe liegenden
Organen, so wie andere consensuelle nervöse Ei schei-
nungen hervorbringt. Es dürfte daher darauf an-
kommen einen Apparat zu haben , der fortgesetzt in
derselben Richtung wirkt, wie dieses die anhaltende
Rückenlage gethan haL Da nun With und Hall
einen Compressionsverband auf den Leib gegen Des-
census uteri mit Nutzen gebraucht haben , und der
Erfolg dieser Bandage nach ihrer Ansicht darauf be-
ruht, dass dadurch die Därme verhindert werden auf
den Uterus herab zu drücken, so eulschloss sich Vf.,
einen ähnlichen bei Flexionen zu versuchen.
Die erste Kr. der Art war eine Wittwe , welche Vf. in
ihrem Hause wegen allerlei nervöser Beschwerden und eines
beständigen Drängens zum Uriniasscn , weiches besonders am
Tage beschwerlich war, behandelt hatte. Da die angewea-
deteD Mittel nichts halfen, so liess er die Kr. liegen^ wonach
sich das schmerzhafte Drangen verlor, aber wiederkehrte, so
wie sie ausser dem Belle war. Bei einer Untersuchung be-
merkte die Kr. , dass , wenn der Leib von vorn nach hinten
gedräckl warde , wodurch der überhängende Bauch anfwärtB
gehalten ward, das beständig vorhandene drängende GefOhl
abzunehmen begann. Dieses veranlasste Vf. , einen Versuch
mit der Cumpression über dem Schambogen zu machen , und
zwar zuerst vermillels zusamniengelegier Handlucher u. einer
doppelten Spica inguinalis,. spater, da die Kr. diese Ban-
dage vertrug, durch eine besonders für sie angefertigte Binde,
wodurch die frühern Beschwerden gänzlich beseitigt wor-
den sind.
Der Apparat, den Vf. seitdem wiederholt mit
41
322
IV. Gynäkologie u. Pxdiatrü.
gutem Erfolge angewendet hat, besteht aus einer
Pelotte, welche auf dem Leibe dicht über der Sym-
physis pubis ruht und hier vermittels zweier ge-
wöhnlicher Bruchbandfedern festgehalten wird, die
von der Pelolle ausgehen und auf dem Rücken durch
eine Schnalle verbunden werden. Gewöhnlich lässt
Vf., sobald die Diagnose gehörig gestellt ist, welches
oft erst dann mit Sicherheit geschehen kann , wenn
der Darmkanal durch Klystire u. die Blase durch den
Katheter entleert ist, die Kr. im Bett, und zwar so
viel als möglich auf dem Rücken liegen. Ist die
Krankheit nicht complicirl, so muss die Kr. 4 bis
6 W. das Bett hüten , gewöhnlich ohne irgend ein
anderes Mittel als Klystire und später Abfuhrungs-
mittel, welche sogar oft entbehrt werden können.
Sind häufige Blutungen oder ein anämischer Zustand
in Folge früherer Blutungen vorhanden , so giebt Vf.
Säuren oder Eisenpräparate und behandelt die übri-
gen Symptome nach den allgemeinen Regeln. Nach
4 bis 6 Wochen wird die Bandage, die nach gehörig
genommenem Maasse angefertigt werden muss, an-
gelegt, und verursacht dieselbe auch zuerst einige
Beschwerden , so legen sich diese doch bald. Alles
kommt darauf an , dass die Bandage genau für das
Individuum p:is>l. — Durch dieses Verfahren gelingt
es oft, die besciiwerlichen Symptome beiden Flexionen
zu heben; küizlich entstandene Flexionen werden oft
durch das Liegen allein gehoben und die Bandage ver-
hindert dann ein Recidiv. Die Kr., bei denen Vf. die
Behandlung mit. Erfolg vornahm, waren besonders
golche, bei welchen die Krankheit nach frühern Ge-
burten entstanden war, und die einen überhängenden
Bauch halten. Nicht allein bei der einfachen Flexion,
sondern auch in manchen Fällen, in welchen eine
Goiiiplication slallfand, war die Bandage nützlich, oh-
sclion sie auch in andern Fällen der Art nichts half.
Uyperlrophie , die bei altern Flexionen gewöhnlich
vorhanden ist, conlraindicirt den Gebrauch der Ban-
dage nicht, ebensowenig ein Descensus, der seltener
gleichzeitig vorkommt. In einem Falle von localer
Peritonitis , in welchem sich Erweichung des Uterus
in Verbindung mit Descensus u. Relroflexion vorfand,
wurde die Bandage nach Beseitigung der Peritonitis,
die vom Uterus auszugehen schien, nicht vertragen,
indem sie den Schmerz mehrte. Bei gleichzeitig vor-
handenen fibrOsen (ieschwülslen wird die Bandage
mit oder ohne Nutzen, je nach der Grösse und Lage
der Geschwülste, angewendet werden. Bei kleinen,
nicht Ober den Beckenrand hervorragenden Geschwül-
sten wird sie nützen, auf grosse, hervorragende wird
sie aber drücken und so die Flexion verstärken. —
Vf. bemerkt, dass er in den letzten Jahren durch-
schnittlich 8 Kr. alljährlich auf diese Weise behandelt
habe und dass einige, die beständig die Bandage tra-
gen, von den Symptomen, welche die Flexion veran-
lasst hatte , später frei blieben. Er hält sein Ver-
fahren für weit einfacher, als das von Kiwi seh,
Simpson u. Andern empfohlene, da es die Kr. nicht
Unbequemlichkeiten und Gefahren aussetzt, .die das
Einbringen von Apparaten in die Gebärmutter bat, u.
glaubt, dass seine Methode ebenso günstige Re
sultate gehabt habe, als die von Andern.
(v. d. B u s c h.)
1052. Deber die Behandlnng derDeTiatioB«
des Uterus durch den Redresseur intra-aUiii
von Valleix. (L'Union 106. 1853.)
Obgleich durch den Redresseur intra- ut^rin schoi
viele ausgezeichnete Erfolge erreicht wurden, so gieb
es doch noch manche Aerzte, welche der Anwendunj
des Instruments entgegen sind, indem sie die Gefahrei
übertreiben, welche durch dasselbe entstehen können
Wenn auch das Instrument von den meisten Frauei
gut vertragen wird, so kommen doch auch Fslle vor
wo . ein ärztliches Einschreiten nothwendig wird
hierher gehört zunächst die Melrilis. Die Entzanduiij
der Gebärmutter ist fast immer eine leichte u. weicbl
der Anwendung von Blutegeln oder der Susserliclifii
Application von Morphium. Blutungen, welche durcli
das Tragen des Redresseur hervorgerufen werden, er-
reichen selten den Grad einer Metrorrhagie o. weichen
leicht wieder ; für heilsam mag sie Vf. indess nicbl
halten, wie diess Einige thun. Hysterische ZuHllle u,
Fieberbewegungen, die etwa auftreten, sind ehenfaUj
von keiner grossen Wichtigkeit.
Es handelt sich besonders darum, festzustellen;
1) ob die Behandlung der Deviationen des Uterus mil
dem Redresseur intra-ut^rin eine wirksame ist, 2)ol
der Zustand der Kr. ein so beschwerlicher ist » das:
die Anwendung des Instruments gerechtfertigl er-
scheint, und 3) oh eine Heilung nicht durch anden
Mittel erzielt werden kann. Was die erste Frage an-
langt, so beruft sich Vf. auf die Erfahrung, welch«
den Nutzen des Instruments schon zur Genüge dar-
gelhan habe. Die Leiden , welche durch die Deria-
tionen des Uterus erzeugt werden können , sind be-
kannt; sicherlich erscheint es gerechtfertigt, nil
allen uns zu Gebote stehenden Mitteln gegen das Uebd
anzukämpfen. In Bezug auf den 3. Punkt findet mai
allerdings manche Berichte über günstig yerlaufeBe
Fälle; die Deviationen sind dann aber nur solche voa
untergenrdnelcr Bedeutung gewesen , oder die Kr.
sind nur gebessüi i , nicht geheilt worden und habrn
sich in eine Lebensweise fügen müssen , z. B. fort-
währendes Liegen , die nicht viel liesser ist , als die
Krankheit selbst , oder endlich es sind Mittel in An-
wendung gebracht worden, z. B. Pessarien , welche
dieselben Nachtheile, wie der Redresseur inlra-nl^ii
besitzen, ohne dessen Vortheile zu bieten. Nark
alledem möchte die Anwendung des fraglichen lustriK
ments völlig gerechtfertigt erscheinen.
Um die wenn auch nur geringen NaclilheiK
welche die Anwendung des Redresseur inlra - utärit
herbeiführen könnte, zu vermeiden, hat man auf Pol«
gendes zu achten. 1) Ehe man zur mechanischen
Behandlung einer Deviation schreitet, hat man sieb
davon zu überzeugen , dass keine entzündlichen Zu-
stände vorhanden sind, und in einem solchen Falle
dieselben zuerst zu beseitigen. 2) Man muss dk
IV. Gynäkologe ü. Pädiatrik.
323
Gebärmutter durch wiederholles Einfahren der Sonde
am den Conlart eines Instrumenls gewöhnen. 3) Man
hat durch genau angestellte Messungen des Uterus,
was mittels der Sonde geschieht, sich von der Grösse
des Organs, so wie von der Art der Deviation genaue
Kenntniss zu verschaffen, um darnach ein passendes
Instrument zu wählen. 4) Vor Anlegung des Instru-
ments muss die Gebjfrmulter in ihre richtige Lage
gebracht werden, wo dann der Stiel (tige) desselben
leicht in die Ulerushöhle hineingleitet. 5) Bei
Flexionen muss dip Lange des Stiels wenigstens um
1 Gtmtr. aber die Beugungsstelle hinaufreichen.
6) Da, wo die Geradrichtung der Gebarmutter grosse
Schwierigkeilen hietet, muss man nicht mit Gewall
[lieselhe erzwingen wollen; der Widerstand hangt
meistens von Adhäsionen ah, und solche Falle sind
»Is unheilbare anzusehen. 7) Man darf die Anlegung
des Insl^uuienls nicht zu einer der Menstruation na-
hen Zeit vornehmen. 8) Zeigt der Uterus eine
grosse Empfindlichkeit, so ist es ralhsam, den Re-
dresseiir zuerst nur stundenweise anzulegen ; nach
u. nach kann man ihn langer liegen lassen. 9) Wenn
wahrend des Tragens des Instruments die Menstruation
eintritt, so ist esgerathen, dasselbe einstweilen zu
entfernen. 10) Entsteht durch die Application des
Instruments ein^ Blutung oder eine Melritis, so muss
es sogleich abgenommen , und gegen die genannten
Leiden angekämpft werden. — Zum Beweise fttr
die Naizlichkeit des Redresseur intra-ut^rin führt Vf.
an, dnss in 117 von ihm gesammelten Fallen 78mal
eine vollständige Heilung erfolgte, wahrend nurl4mal
die Behandlung ganz ohne Erfolg blieb ; in den abri-
gen Fallen iraC wenigslens eine merkliche Besserung
ein. (Sickel.)
1053. Retroversion der schwängern Qebir-
mntter, durch Braun' s Colpeurynter geheilt;
von Wohlgemuth in Königsberg. (Mon.-Schr. f.
Geburtsk. L 6. 1853.)
Eine 40jähr. kräftige Frau , di6 immer gesirad gewesen
war und 3mal leicht und glucklieb geboren hatte , legte sich,
nachdem sie ohne Reschwerden Urin gelassen hatte, zur ge-
wöhnlichen Zeit zu Bett. In der Nacht erwaehte sie u. fiihltc
einen heftigen Drang zum (Jriniren, konnte aber keinen
Tropfen entleeren. Ohne Muhe wurde am Morgen der Ka-
theter eingeführt und 2 Pfd. saturirten Harns entleert. Nach
mehrtögigem Wohlbefinden wiederholte sich die Harnbe-
schwerde. Bei der jetzt vorgenommenen Untersuchung ergab
sich das Vorhandensein einer Betroversion der Gebärmutter,
deren Grund den Douglas^schen Raum völlig ausfüllte , wäh-
rend die Vaginalportion hinter der Symphyse stand ; das zwei-
malige Aasbleibeo der Menstruation, so wie die Volumsvergrös-
serung des Uterus liessen auf Schwangerschaft schliessen. Da
mehrere Repositionsversuche durch Einfuhren der halben Hand
in den Mastdarm ohne Erfolg blieben , so versuchte Vf. die
Anwendung des Braun'schrn Colpeurynter. Der Versuch ge-
lang vollkommen; ein 6 bis 7stund. Liegenlassen der ge-
füllten Kautschukblase im Mastdarme reichte zur volligen Re-
position hin , und nachdem die Kr. einige Tage in der Seiten-
lage mit heraufgezogenen Schenkeln, überhaupt aber 14 Tage
lang im Bett zugebracht hatte , war die Heilung als gesichert
anzusehen. Das Vorhandensein einer Schwangerschaft be-
stätigte sich.
Unter den zu Retroversion der Gebärmutter dis-
ponirenden Ursachen sind besonders verschiedene
Form- und Raumverhältnisse des Beckens erwähnt
worden ; die in dieser Beziehung so sehr dißerirenden
Angaben zum Theil der glaubwürdigsten Beobachter
fuhren zu dem Resultate , dass die Retroversion bei
jeder Beckenform, so lange sie gewisse Grenzen nicht
überschreitet, vorkommen kann. Die Prädisposition zur
Rückwärtsbeugung der Gebärmutter ist vielmehr nur
in einer Veränderung derjenigen Bedingungen zu
suchen , durch welche sie in normalen Verhältnissen
in ihrer Lage erhalten wird. Der durch ein schlaffes,
leicht verschiebbares Bindegewebe an den hintern
Theil der Blase mit seinem Cervicallheile locker be-
festigte Uterus ruht auf der elastischen Basis desBek-
kenhodens in einer solchen Stellung, dass er, vorn
an die Blase, hinten an den Mastdarm sich anlehnend,
eine möglichst vollkommene Unterstützung für seinen
Schwerpunkt findet; da nun im normalen Zustande
die hintere Wand des Organs eine überwiegende Vo-
lumsentwicklung zeigt, so hat seine Achse eine mas-
sige Neigung von oben und vorn nach unten u. hinten.
So lange der Uterus in dieser nach vorn ühergeheugten
Stellung verbleibt, ist er gegen eine Retroversion ge-
sichert ; sobald jedoch durch physiologische oder pa-
thologische Vorgänge die Gestalt und die Massenver-
hältnisse des Uterus eine erhebliche Veränderung er-
leiden, in Folge deren sein Schwerpunkt höher nach
oben oder mehr nach hinten rückt, muss das Organ
eine mehr senkrechte oder selbst etwas hinten üher-
geheugte Stellung einnehmen , und hierin eben liegt
die Prädisposilion zur Rückwärtsheugung. Denn hoi
einer solchen Stellung pflanzt sich eine von vorn und
oben wirkende Kraft nicht, wie im Normalzustande,
in der Richtung der Längenachse des Uterus fort,
sondern übt ihre Wirkung auf den obern Endpunkt
derselben aus und vermag dadurch eine Hebelbewe-
gung des Organs zu veranlassen, bei welcher der an
die Blase befestigte Theil das Hypomochlium bildet.
Die Aufzählung ursprünglicher oder erworbener Er-
schlaffung und Verlängerung des Ligamentenapparats
des Uterus unter den disponirenden Momenten er-
scheint als eine durchaus willkürliche Annahme; denn
wenn man auch hei Sectionen von Frauen, die an be-
deutenderen Retroversionen gelitten haben , die pe-
ritonä:ilen Verbindungen wirklich im verlängerten und
ausgedehnten Zustande findet, so berechtigt diess
nicht zu der Annahme, dass der gedehnte Zustand
des Ligamentarapparats zur Retroversion disponirt,
also schon vor dem Zustandekommen derselben be-
standen habe, sondern er kann ebensogut und noch
wahrscheinlicher erst durch die Rückwärtsheugung
secundär hervorgerufen worden sein.
Die Gelegenheitsursachen anlangend, so stimmen
fast Alle darin überein , dass mechanische Einflüsse
die wichtigste Rolle spielen , und zwar ebensowohl
diejenigen, die durch äussere Gewalten eine Erschüt-
terung des Beckens hervorbringen, wie Stoss, Fall,
Schlag u. s. w. , als auch die, welche durch über-
mässige Anspannung der Bauchpresse auf die im
Becken enthaltenen Organe gewaltsam einwirken, wie
324
IV. Gynäkologie u. Padhlrib.
Husten , Niesen , Brechen u. s. w. Dass Gemüths-
bewegungen einen Einfluss ttben sollen, was Einige
anfuhren, möchte schwer zu beweisen sein.
Um das Verhältniss der Urinverkalttmg zu der
RUckwürtsbeugung des Uterus festzustellen sind ver-
schiedene Experimente an Leichen angestellt worden,
denen jedoch Vf. einen grossen Werlh nicht beilegt.
Um eine klare Einsicht in dieser Beziehung zu er-
langen» bedarf es einer vorurthcilsfreien Beobachtung
des Krankheitsverlaufes und einer sorgfkitigen Kritik
der ihn begleitenden Krankheitserscheinungen. Man
hat eine primäre, spastische und eine secundäre me-
chanische Harnverhaltung zu unterscheiden; dass
nun letztere die nolbwendige Folge jeder vollkom-
menen Retrovei^sion eines vergrOsserteo Uterus sein
müsse, scheint nicht im Mindesten zweifelhaft. In
diesem Sinne haben daher diejenigen Recht, welche
die Harnverhaltung als eine Folge der Rückwärts-
beugung betrachtet wissen wollen. In dem Eingangs
mitgetheilten Falle wurde die Kr, plötzlich von Stran-
gurie und Ischurie befallen , die olTenbar spastischer
Art und durch einen leichten Blasenkatarrh hervorge-
rufen war; nach 5tifgigem Wohlbefinden stellte sich
der 2. Anfall von Ischurie ein, blieb constant u. nahm
einen paralytischen Charakter an ; jetzt wurde die
Retroversion erkannt. Nach diesem Verlaufe Iftsst
sich die Pathogenie des Falles nur so auflassen, dass
der erste primäre Anfall von spastischer Ischurie einen
massigen Grad von Retroversion des schwangern
Uterus hervorgerufen hatte, welcher sich durch keine
bemerkbaren Symptome äusserte, unter dem Einflüsse
der Ruckenlage und der fiauchpresse aber sich inner-
halb 5 Tagen zu dem Grade der Vollkommenheit aus-
bildete, dass nun die secundäre, vom Drucke der
Vaginalpurtion auf die Harnröhre abhängige Harnver-
haltung eintrat.
Obgleich die Entstehung der Retroversion mit-
unter wohl eine plötzliche sein mag , so ist sie doch
in der grossen Mehrzahl der Fälle gewiss eine all-
mälige. Geringere Grade von Rückwärtsbeugung ver-
ursachen oft auch nur geringe Beschwerden, und der
Arzt wird erst dann zu Ralhe gezogen, wenn die
secundären Leiden , Z.B.Harnverhaltung, auftreten,
was oft sehr plötzlich geschieht. Dieses plötzliche
Eintreten der Symptome kann sehr leicht zu der An-
nahme eines plötzlichen Entstehens der Relroversion
verleiten, Dass die Krankheit in ihrem Verlaufe
furchtbare Leiden und Zerstörungen verursachen kann,
darin stimmen alle Beobachter üherein.
Die Prognose der Retroversioo des schwangern
Uterus ist im Ganzen eine gute zu nennen. In lOS
Fällen, deren Zahl sich leicht noch vermehren liesse,
trat nie Tod der Mutter und nur 5mal Abortus ein.
Es hängt Alles von zeitiger Einleitung eines zweck-
mässigen Heilverfahrens ab. Aber auch dattn , wenn
ein kunstgemässes Heilverfahren zur reciiten Zeit
nicht eingeleitet wurde, ist die Prognose keine ab-
solut schlechte zu nennen ; denn es sind viele Fälle
beobachtet worden, wo nach vergebliehen Repositions-
versitdien, eder auch bei gänzlicher UmerlassungAtr-
selben, unter fleissiger Entleerung der Blase und des
Mastdarms, die Reposition später dureh eine Arl voa
Naturheilung zu Stande kam. Der letslerwäbote
Umstand berechtigt indessen durehaus nicht, bieraack
die Behandlung einzurichten und sieb auf die Aswea-
dung des Katbeters und der Klyslirsprilze zh be-
schränken, wie diess Den mann, Schwe ig h lä-
se r, Durns u. A. empfehlen.
In jedem Falle einer ausgebildeten Relroversion
ist gleich nach vorausgeschickter tiniloerung der Blase
und des Mastdarms zur Vornahme der Reposition xi
schreiten, wenn auch die Leiden der Kr.noch nirhl
eine gefahrdrohende Höhe erreicht haben. Auf die
unter den vorhereilenden Mitteln von mancher Seile
empfohlenen örtlichen oder allgemeinen Blutenizie-
hungen legt Vf. keinen grossen Werth. Als die pas-
sendste Lage zur Vornahme der Reposition wird foo
Einigen die Koiecllcnbogen -, von Andern die Seiten-
und wieder von Andern die Rückenlage angeratben;
Vf. glaubt, dass ni:in in jeder Lage zum Ziele knmmen
kann, wenn nur die Mögliclikeil gegeben ist, die Bek-
kengegend soviel als nöthig zu erhöhen. Eine andere
Streitfrage ist die, ob die Operation von der Scheide
oder vom Mastdarme aus vorgenommen werden soll.
Theoretische OrUnde sprechen unbedingt für letzleres
Verfahren , und Vf. ist der Meinung, die ReposilioD
von der Scheide aus erst dann zu versuchen . weno
sie vom Mastdarme aqs nicht gelingt. Die Behaup-
tung Kilian\s, dass die Einführung mehrerer Finger
oder der halben Hand in das Rectum besonders
schmerzhafl sei, lrifl\ ebensogut das Verfahren durch
die Scheide; übrigens besitzen wir im ChloroforfD
ein sicheres Mittel, jeden Schmcrzcjndruck zu verhio-
dcrn und die etwaige slörenile Gontraclion des Sphin-
cler ani wie auch die Aclion der Bauchpresse gründ-
lich zu licseiligen. Bei den Repositlonsversuebeo
ist der von Kilian, Amussat, Scanzoniu. A.
gegebene Rath zu h(i(oigen, mit der in den Mastdarm
eingeführten ILmd den Uterus stark in eine Becken-
s(3ilK hinüber zu drängen und neben einer Symphysis
s;icro-ili^ca vorhcizHieilen.
Von der Idee ausgehend, bei hartnäckigen Y^Wtn
von Retroversion durch einen gleichmässigen , per-
manenten Druck den Grund des Uterus aus der Kreuz-
beinhöhtung heraus zu drängen, machte Vermas-
dois schon 179! den Vorschlag, eine Thierblase
leer in den Mastdarm einzubringen, sie dann mit Loft
oder Wasser anzufüllen und durch eine T - Binde ib
befestigen. Favrot bediente sich zu gleichen
Zwecke einer vulkanisirten Kautschukblase. Vor
diesen mioder bequemen und zuverlässigen Apparates
verdient B r a u n 's Colpeurynler den unbedingten Vor-
zug. In jedem Falle ist es geralhen , durch eise
starke, mit einer gut schliessenden, gespaltenes
T- Rinde sorgfjällig zu befestigende Compresse die
Umgebung der AfterölTnung und das Perinäum gehörig
zu unterstützen, weil es sonst geschehen kann, dass
die im Mastdärme befindliche, kuglig aosgedebnle Kaut-
1¥. Gyoikologie o. Pldiatrik.
326
s^hukklase durch die Contractionen d«s Rectam su
lief gegen den Damm herabgepresst wird, eine httohst
nachiheiltge Zerrung und schmerzhafte Reizung des-
selben hervorruft, und dabei die bei der Applicalion
gegebene hohe Lage, durch welche sie allein zweck-
milssig zu wirken vermag, verlasst.
(Sickel.)
1 054, TerblütuDg aus den Eileitern u. Haar-
bildung im linken Eierstocke ; von L a b u u 1 h ^ n e.
(Gaz. de Par. 5. 1853.)
Eine 27jähr. Fraa, deren nächste Verwandte an Pucken
erkrankten, bekam el'enfuUs «inen Hautausschlag [?] i 4 Tage
nach dem Ausbruche demselben trat ein proruserGebärHiutler-
blutHuss ein , welcher nach wenigen Stunden den Tod her-
beiführte. — Bei der Section fand 9ich die Gebärmutter
durch Blutklumpen ausgedehnt, ihre Schleimhaut im Grunde
hlauroth, mit Blut inüllrirt, beide Trompeten waren wie ein
kleiner Finger ausgedehnt, mit Blut gefüllt. In die Bauch-
höhle war kein Tropfen Blut geflossen. Der rechte Eierstock
war in seinem äussern Drilttbeile blauroth gefärbt, u. enthielt
an dieser Stelle ein Blutgerinnsel von der Grösse einer kleinen
Nuss. Der linke Eierstock war so gross als ein Ganseei, fettig
entartet und enthielt ein Convolut langer Huare , deren Wur-
zeln deutlich an einer Stelle aufzufinden waren , welche eine
epiderinisartige BeschaflTeuheii besass. (Sickel.)
1055. Nickt n stillendes Erbrechen bei
einer Schwängern mit folgendem Abortus u, Tod;
von ^arcö. (Gaz. des Höp. ^2. t853.)
Eine 27jähr. schwächliche , zuweilen an Bluthusten lei-
dende Crstgeschwängerte wurde seit der 4. Woche ihres
Schwangerscins von immer häuflger vYiederkebrendcm Erbre-
chen gequält, ja sie vertrug keine andern Speisen als Salat
und Frucine; vom 3. Monate an gesellte sich noch Diarrhöe
dazu , so wie Schlaflosigkeit und bedeutende Abmagerung.
Im 6. Monate wurde die Kr. in das Hospital aufgenommen ;
alle vorher genannte Leiden bestanden noch fort , dabei war
der Puls sehr freqiien^ ond schwach, in Herz und Lungen
nichts Krankhaftes zu finden; die Kindesbewegungen waren
deutlich wahrnehmbar. Alle gegen das Erbrechen angewandte
Mittel blieben ohne Erfolg, und man beabsichtigte schon die
Vornahme des künstlichen Abortus, als von selbst Wehen ein-
traten und nach 2 8td. ein 6monatl. Kind zur Welt förderten.
Der Blutverlust bei der Geburt war unbedeutend, das Er-
brechen hörte auch jetzt nicht auf, wurde zwar einige Tage
hindurch geringer, nahm aber bald wieder zu , die Hurcbfalle
erfolgten unwillkürlich , die Zunge wurde trocken und rissig
und unter Delirien erfolgte am 14. Tage nach der Entbindung
der Tod. ' Da sich bei der Section auch nicht das geringste
organische Leiden herausstellte , so ist das Erbrechen als ein
rein nervöses anzusehen ; die spontan eingetretene Fehlgeburt
war nicht mel)r im Stande gewesen , die drohenden Erschei-
nungen zu einem dauernden Stillstande zu fuhren , was viel-
leicht möglich gewesen wäre, wenn der Abortus in früherer
Zeit schonend eingeleitet worden wäre. (Sickel.)
^ 1056. Ungewöhnliche KindesUge bei Zwil-
lingen) von Duhamel. (Gaz. des Höp. 51.
1853.)
Bei einer in der Geburt begrifTenen Orittgeb^renden fand
Vf. einen Kindeskopf unbeweglich im untern Becjcenraume,
einen zweiten aber dahinter in der Aushöhlung des Kreuzbeins.
Er versuchte, den hintersten Kopf zaruckzuschiebeD und ent-
wickelte, als diess gelang, das erste todte Kind n)ittels des
in die Achsel eingesetzten Hakans. 10 Minuten später wurde
das andere Kind mit plattgedrucktem t(opfe, aber lebend,
geboren. (SI'ckeL)
1057. Deber die Behandlung der vorgefir
lenen NabelSChnnr; von Fincke in Coblem-
(»(op.TSchr. l Gehurl>k. L 6. 1853.)
' Da die gewnlinlichen Methoden , die vorgefallene
Nabelschnur zu reponiren, sich so oft ungenOgend
erweisen, so befolgte vr. in mehrern Pxllen mil Glück
folgendes Verfahren. Cr führte die ganze Hand in
die Scheide ein , suchte die Mitte der vorgefallenen
Schlinge auf die Fingerspitzen zu bekommen u. führte
dann dieselbe neben dem Kopfe vorbei bis hoch oben
in den Fi iichlhaller hinauf; hier klemmte er dieselbe
zwischen einen Theil des Kindes und der hintern Ge-
barmutterwand ein, ging nun aber nicht mit der Hand
auf demselben Wege wieder zurück , sondern führte
diese erst horizontal, etwa den vierten Theil eines
Kreises beschreibend, nach vorn und nun erst gerade
herab. In 3 Fallen gelang dieses Verfahren voll-
kommen. In einem 4. Falle, wo die Schlinge unge-
wöhnlich lang war , führte er dieselbe auf die ange-
gebene Weise erst in der linken Mutterscite in die
Höhe und dann, um den Weg zu verlängern , hinter
dem Kinde herum nach der rechten Mutterseile ; hier
liess er die Hand liegen bis zum Eintritte einer W^che
und zog sie erst jetzt vorsichtig zurück , worauf die
Nabelschnur zurückblieb. In einem 5. Falle endlich
war die Nabelschnurschlinge so kurz, dass sie sich
nicht hoch hinaufführen liess; nach mebrern vergeb-
lichen Reposilionsversuchen schlug Vf. folgenden Weg
ein : er brachte mit der rechten Hand die Schlinge
hinter den Kopf, zog die Hand zurück, führte die
linke in der rechten Seite ein und drückte den Kin-
deskopf nach links , wodurch es gelang , die zurück-
gebrachte Schlinge nun auch zurüc| zu halten.
(Sickel.)
^058. Deber das PeryonieheQ der Nabel-
schnur bei Steiss - und Fussgeburten ; von
J. Uensel. (Org. f. d. ges. Heilk. |l. 4. 185?.)
Vf. kann sich mit dem in den meisten geburts-
hqiniclien Lehrbüchern aufgestellten Satze nicht ein-
verstanden erklaren, dass bei Steiss-, Knie- u. Fuss-
geburlen, sobald die Hüften des Kindes geboren sind,
die Nabelschnur vorsichtig herabgezogen werden soll,
um sie {^e^en Spannung zu schützen. Diese Vor-
schrift ist wenigstens in den Fallen iiicbt anwendbar,
wo die Nabelschnur um den Hals des Kindes ge-
schlungei) ist, oder wo sie einen sogenannten wahren
Knoten bildet; denn dann würde das bei Unterrnd-
Geburten obnediess schon bedrohte Leben des Kindes
durch das festere Anziehen noch mehr gefährdet
werden. Es möchte daher-wohl fler Griindsatz fest-
zuhalten sein, dass bei allen Unterenden r Lagen die
Nabelschnur erst dann hervorgezogen werden darf,
wenn der Geburtshelfer sich durch Untersuchung des
Halses überzeugen konnte , dass die Nabelschnur
nicht um denselben geschlungen sei.
DigitizedbVVji (Sickel.)
1059. Deber die Smbryotomie md ihre prak-
326
IV. Gynäkologie n. PXdiatrilu
tische fFichtigkeit; von Vanbuevel. (Pr^s<«em4d.
24. 25. 1853.)
Wenn die Statistik die Frage tther Emhryotomie
und Kaiserschnitt entscheiden soll , so ist es nolh-
wendig, auf die begleitenden Unistande Rücksicht zn
nehmen, welche den Erfolg modificiren können, also
auf den Ort , wo die Geburl vor sich geht , auf die
Dauer der Geburt , auf die bereits gemachten Opera-
tionsTersuche , so wie auf etwaige eigenthUmliche
Zustände der Gebärenden. Der Kaiserschnitt endet
seltener unglücklich auf dem Lande, als in «,'rossen
Hospitälern; da die zweckmässig ausgefuluie Em-
bryotomie schon in den Hospitälern einen glücklichen
Ausgang gewährt, so kann man desselben um so
gewisser auf dem Lande sein. Da eine lange und
schwere Geburt den Uterus und das Bauchfell zur
Entzündung geneigt macht, so rathen die Verlheidi-
ger des Kaiserschnitts , so früh zu operiren , als es
die Eröffnung des Mutlermundes gestiitlct; weshalb
soll man nicht dasselbe Ihun, wo es sich um die Em-
bryotomie handelt? Soll man da, wo eine Frau mit
engem Becken den Kaiserschnitt verweigert, etwa erst
den Tod des Fötus abwarten? Nimmermehr! Ob die
Frucht durch die Anstrengungen der Gebärmutter od.
durch die Instrumente des Gehurtshelfers zu Grunde
geht, bleibt sich ganz gleich. Wartet der Arzt mit
der Verkleinerung des Fötus bis nach dessen Ab-
sterben, so bringt er offenbar das Leben der Mutter
in Gefahr, ohne das des Kindes zn sclitilzen ; er ver-
absäumt die Pflichten seines Berufs, welcher ihm be-
fiehlt, von 2 bedrohten Leben wenigstens das eine
zu reiten, sobald es für beide nicht möglich ist.
Muss man zur Embryolomie schneiten , so wird
jeder andere Entbindungsversuch unnütz , selbst
schädlich, aber zuweilen doch noch nolhwendig, um
erst die dringende Nothwendigkeit dieser Operation
zu bestätigen. Ein anhaltender Druck auf die wei-
chen Theile des Beckens bringt Gefahr, daher die
Anzeige, ihn zu massigen und abzukürzen, Gei.«tige
wie körperliche eigenthümliche Krankheitszustände
der Frauen spielen eine grosse Rolle bei der Ent-
wicklung der Wochenkrankheiten. Das Nervensystem
einer reizbaren Frau wird durch Furcht leicht exallirt,
während die Slumpflieit einer andern sie vor Auf-
regung schützt. Manche Frauen tragen schon wah-
rend der Schwangerschaft die Entzündung in irgend
einem Organe des Unterleibes mit sich; nach der Ge-
burt erwacht die Krankheit und schreitet um so
schneller vor. Wenn diess schon bei Frauen mit
guter Constitution vorkommt, so begreift man die
Möglichkeil bei rhachitischen Kr. um so mehr. Man
muss demnach nicht nur den reinen Erfolg einer Ope-
ration in Betracht ziehen, sondern auch die beglei-
tenden, sie modificirenden Umstände. In Erwägung
solcher Verhältnisse wird die Embryotomie stets dem
Kaiserschnitte weit vorzuziehen sein, besonders in
Bezug auf die Erhaltung der Frau, welche doch
immer der wesentliche Punkt der Frage sein wird. —
Es folgt nun die Erzählung von 3 Geburten, die mit-
tels der Zangen-Säge (forceps-scie) beendigt worden;
im ersten dieser Fälle wurde das noch lebende Kind
wegen drohender Gefahr für die Mutler geopferl.
(SickeL)
1060. Wiederholter Kaiserschnitt; von Ga-
lewsky in Brieg. (Med. Centr.-Zlg. 58. 1853.)
Eine 27jähr. Frau mit eioem rhachilischeo Becken,
21/4" im kleinsten Durchmesser, wurde in ihrem 20. J.,
durch die Embryotomie, und vor 3»/, J. mittels de» Kaiser-
schnitts von einem lebenden Kinde entbunden. Zum 3. Male
schwanger wurde ihr der Bath ertheill, sich bei Zeiten zo
melden, damit die kunstliche Frühgeburt angestellt werden
könne. Die Frau befolgte nicht nur diesen Ratb nicht , son-
dern Hess , als am normalen Ende der Schwangerscbafl die
Geburt begann , nicht eher um ärztliche Hülfe bitten , als bis
schon längere Zeit das Fruchtwasser abgeflossen war. Da
das Kind noch Leben zeigte, so war auch dieses Mal der
Kaiserschnitt die allein angezeigte Operation ; dieselbe konnte
verschiedener Hindernisse wegen erst 14 Std. nach erfolgtem
Abflüsse des Fruchtwassers begonnen werden, wurde aber
ohne besondere Schwierigkeiten ausgeführt. Das Kind lebte
und wurde erhalten ; die Mutter befand sich bis zum 3. Tage
ganz wohl, als unerwartet Vomituritionen eintraten , die erst,
nachdem sie die ganze Nacht hindurch angehalten hatten, nach
einmaligem freiwilligen Erbrechen nachliessen ; hierauf sanken
die Kräfte zusehends , die Pulsfrequenz steigerte sich bis zu
150 Schlägen, \m\\ das Leben endigte gegen Mittag unter den
Erscheinungen der Paralyse. Bei der Seclion zeigte sieb
keine Spur von Entzßndung , sondern eine auffallende Blut-
leere. (SickeL)
1061. Extranterin-Schwangerschaft, wobei
die Knochen des Fötus erst nt^ch 25 J. durch den
Mastdarm abgingen ; von Bogren in Wesenburg.
(Med.- Ztg. Bassl. 31. 1853.)
Eine 64jähr. Frau leidet seit einiger Zeit an dem Ab-
gange von Fötal - Knochen durch den Mastdarm und hat noch
das Gefühl der Anwesenheit mehrerer grosser Knochen, welche
ihr ins Fleisch gewachsen zu sein scheinen. Bei Betrachtang
der von ihr gesammelten Knochen ergiebt 4ch, dass das Stirn-
bein und die Scheitelbeine, so wie 1 Os ileum, 1 Os femor.
und die Ossa bumeri noch fehlen. Die bisher abgegangenen
Knochen scheinen einem 7 monatl. Fötus angehört zn bat»en,
sie sind ziemlich fest und bis auf die Enden der Röhren-
knochen vollständig erhalten. An verschiedenen Stellen der
platten Knochen sind reichliche, deutlich krystaltiniscbe
Ablagerungen von Knochenerde angehäuft.
Die Kr. hat 2mal geboren, und wurde in ihrem 38. Le-
bensjahre zum 3. Male schwanger; 6 Wochen vor dem Ge-
burtstermiae sollen Wehen eingetreten sein und den Abgang
einer übelriechenden, blutigen Flüssigkeit bewirkt haben ; ein
Kind war nicht abgegangen und es hatte sich der Umfang des
Leibes auch nicht verringert. Ohne grossem Anstrengungen
gewachsen zu sein, hat die Frau seit jener Zeit fortwahrend
ihre Arbeiten verrichtet , die Menstruation ist wiedergekehrt,
bis sie im entsprechenden Alter ausblieb. Die Frau behaup-
tete fortwährend, dass sie ein Kind ungeboren noch im Leibe
trage , was denn auch nach beiläuflg 25 Jahren seine Bestä-
tigung gefunden hat. (SickeL)
1062. Klinischer Bericht aus dem Kinder-
spitale zu München ßr d. J, 1851 — 52; von Dr.
Hau n er. (Deutsche Klinik. 1. 4. 6. 8. 10. 18 und
22. 1853.)
Das klinische Material , über welches Vf. in die-
sem Jahre zu gebieten hatte, bestand in 1853 Kr.,
von denen 250 im Spitale selbst aufgenommen wurden.
Zm d^n einzelnen Krankheitsformen abergehend
IV. Gynäkologie xu PfldiatrUu
asn
wendet sich Vf. zunilchst zur Behandlung der Sero-
phelsucht, die durch mehrere Hundert Fälle verirren
war. Das Wichtigste dabei ist unbestreitbar ein
geordnetes diätetisches Regime , als welches Vf. früh
EichelkafiTee , Mittags gute Fleischsuppe mit trocknen
GeuiOsen , weisses Fleisch , Rüben , Möhren , Spinal
und Abends wieder eine gute Schleimsuppe, weisses
Brod , etwas Bier oder Wein inil Wasser bezeichnet.
Diese Ernährung längere Zeit fortgesetzt und mit dem
Genüsse eines Aufgusses der Wallnussblätter, fleissi-
gem Baden, Reinlichkeit u. gesunder Luft verbunden,
genagt zur Heilung der Scrophelsucht. Dagegen
blieb das Ol. jecor. as. nutzlos , ebenso das Jodeisen
in 2 F. von Caries scrophulosa. Selbst die scrophu-
lOsen Ophthalmien behandelt Vf. durch einfache Diät
mit Hinzufügung eines Laxans aus Oalomel u. Jalappe
bei dem Beginne der Kur und mit täglich zweimaliger
kalter Douche auf die Augen. Nur die reine scro-
phaldse Lichtscheu trotzte diesem, wie jedem andern
Verfahren, bis in einem Falle das Uebel mit den Ma-
sern spontan verschwand, während es in einem an-
dern der Wiener Aetzpaste wich, die sich bei spätem
Versuchen jedoch abermals erfolglos erwies. Gegen
Hornhautflecke bewährte sich das Einblasen vonCalo-
melpulver am meisten. Scrophulüse OtorrhOen und
selbst Caries scrophulosa heilen gewöhnlich von selbst
mit dein Erloschen der Dyskrasie, doch zeigten sich
bei grosser Hartnäckigkeil der erstem auch Einspriz-
zungen von HOllensteinlOsung sehr nützlich. Den
Uydrocephalus scrophulosus erklärt Vf. für eine un-
heilbare Krankheit. Die Scrophulosis peritonaei war
durch 3 F. vertreten. Als besonders charakteristisch
für dieses schwer erkennbare Leiden bezeichnet H.
das Aussehen des Unterleibes , der in kurzer Zeit
gross und umfangreich , gespannt und elastisch wird,
während die Haut glänzend erscheint, sich abschil-
fert und ein starkes Venennelz wahrnehmen lässL
Dabei ist der Unterleib empfindlich, die Physiognomie
trägt den Ausdruck eines liefern Leidens, die Kinder
magern stark ab und bekommen bald eine gelbliche
Haulfärbung. Die Zunge ist meist rein , der Appetit
ofl sehr gut, Erbrechen nie, dagegen immer eine
langwierige Diarrhöe vorhanden. Die Prognose stellt
sich sehr schlecht und von einer Behandlung mit
Anliphlogisticis, Derivjnlien , Bädern u. s. w. ist
wohl kaum etwas zu hoflen. Die auch im Kindes-
alter keineswegs seltene scrophulöse und tuberkulöse
Ablagerung in den Bronchialdrüsen und Lungen ist
oft schwer zu diagnosticiren , und es werden oft
ziemlich umfängliche Geschwülste dieser Art erst bei
den Leichenöffnungen entdeckt. Die Tuberkulose der
Bronchialdrusen namentlich scheint bei Kindern oft
lange bestehen zu können , ohne functionelle Stö-
rungen hervorzurufen und ohne auf das Allgemein -
befinden irgend welchen Eiufluss zu üben.
Die Rhachitis wurde in 122 F. beobachtet. Als
die übelste und am schwersten heilbare Form der
rhachilischen Knochenmissbildung erschien dem Vf.
das Pectus carinatum , durch weiches die 'pneumo-
nische Affeclion der untern Lungenlappen wesentlich
begünstigt wird. Als Rhachitis acuta schildert Vf.
eine besondere fieberhafte Varietät, die jedoch ihrem
Wesen nach nichts anderes, als das erste Stadium
der Rhacbjtis ist. Die Enlwicklungsepoche dieses
wichtigen Kinderleidens anlangend, slanden von den
122 Kr. 10 noch im ersten Lebenssemester, 23 im
Alter zwischen Va u. 1 J. , 52 zwischen dem 1. n.
2.J., 37 endlich halten das 2. Lebensj. Überschritten.
Sämmtliche Kr. waren auch in ihrer Entwicklung sehr
zurück und in der Regel in einem Alter von 1 — 2 J.
noch zahnlos oder nur mit wenigen, krankhaft gebil-
deten Zähnen versehen. Fast ohne Ausnahme kOnslr
lich aufgefuttert, in schlechten Wohnungen lebend
und überhaupt schlecht gepflegt, lieferten sie den Be-
weis, dnss die Krankheit weil mehr durch unge<-
sunde Lebensverhältnisse erworben werde, als ange-
boren sei. Das zuverlässige Heilmittel gegen die Rha-
chitis war der Leberthran.
Anschliessend an die Rhachitis gedenkt Vf. der-
jenigen f^erschiebung der Schädelknochen, nament-
lich der Einwärlsschiebung des Hinterhauptbeins, die
er schon in der illustr. med.-Ztg. (I. 3; Jahrbb. LXXVIL
218.) besprochen hat. Die an 12 — 15 Kindern gesam-
melten Beobachtungen lehrten, dass diese Verbildung
immer von Geburt an bestanden halle, dass damit
Siels und von Geburt an trotz guten Appetits eine
sehr schlechte Ernährung verbunden war, selbst
wenn die Kinder gesäugt ^wurden, dass dieselben
wenig schhefen, beständig mit dem Kopfe rieben»
meist aufgeregt waren, viel schrieen, welke, aber
scharf ausgeprägte GesichUzüge, unruhige» kummer-
volle Augen hatten und entweder unter zunehmender
Diarrhöe oder selbst bei trägem Stuhlgange rasch ab-
magerten , bis sie unterlagen. Die Leichenöffnung
zeigte keine erheblichen Fehler im Hirn , die GefUsse
meist nur schwach injicirt, die Uirnsübstanz nicht
atrophisch , aber weich und klebrig, die Sinus blut-
leer, hier und da seröse Ergüsse auf der Basis cranii.
Ebenso machte sich im übrigen Körper ein anämischer
Zustand bemerkbar. Von der Atrophie unterscheidet
sich dieses Leiden dadurch, dass atrophisch endende
Kinder meist gesund und wenigstens mit normalem
Schädelbau geboren werden, anfangs oft ganz gut
gedeihen und erst in Folge einer fehlerhaften Näbr-
weise unter den Erscheinungen einer gestörten Ver-
dauung erkranken. Der ursprüngliche Sitz der Krank-
heit ist also hier im Magen und Darmkanal und das
Hirn erkrankt erst secundär in Folge mangelnder
Blutzufuhr, indem es in einen Zustand von Atrophie
verfltlll, der wohl auch zu Veränderungen am Schädel.
Einsinken der Fontanellen und selbst Uebereinander-
schiebung der Scheitelbeine führen kann , weit sel-
tener aber Fehler am Occiput erzeugt. Auch die
Physiognomie ist eine andere, da atrophische Kinder
mehr stumpf, Iheilnahmlos, raalläugig aussehen, nicht
mit dem Kopfe reiben, apathisch daliegen nind sich
wohl meist in einem soporösen Zustande befinden.
Die Seclion weist bei ihnen Hirnatrophie und oft ve-.
nöse Gef^ssUberfUllung nach. Bei der Behandlung
der hier in Rede siehenden Scbädelknochenverscbie-
Vf. Gyiiakol«8i4 tt. PK^iAtrik.
bdDg bedieste sich Vf. , wie er meitat , mit V^rlheü
for die Beruhigjang der kleinen Kranken der Seitwärts-
Ugerung des Kopfes und, indem er darin einige Ver-
wandtschaft mit der Rhachitis erkannt zu haben «einlv
des Leherlhrans. Ausserdem empfiehlt er kalle Wa-
schonten des Kopfes , wo möglich die Erndhrang an
der MoUter- oder Ammenbrüst, so wie Sorge für
grosse Reinlichkeit und gesunde Luft;
Als ein Merhmiil der essentiellen Verschiedenlteil
zwischen Sct*ophdsucht und Rhachitis roaclit Vf. auf
die Besthaffenheit der ZShne in diesen beiden Krank-
heiten aufmierksaiii. Bei iscrophulösen oder tuber-
kulösen Kindern sind sie schmal und Uug, bliendend
weiss, bei rhicintischen kolbig plQn^^, schihutzig
braun, oft wie eingekerbt und angefressen.
Gegen die besonders bei schlechten Zahnen vor-
kommende aphthöse und ulceröse Stomatitis rtthmt
auch Vf. das Kali chloricum zu ^j — 3j in 2 — 4 5
Wasser für den Tag gegeben. Gegen Stomatitis pseu-
domembranacea leistete das Mittel nicht viel. Bei '1
Kindern von 2 und 3 J. trat nach einer vernaclilifs-
sigten Stomatitis ulcerosa Caries der Zähne und des
Unterkiefers, in dem einen Falle sogar mit tödllichem
Ausgange ein.
B«i den Krankheiten des Nakrüngska-
nals gedenkt Vf. vor Allem rahmend der trefflichen
€ienste des *4rg. nitricüm. Ausgezeichnet ist na-
nenilivh dessen Wirkung gegen MundhOhlenkrank-
heiten und die damit zusammenhangenden Diarrhoen
der Kinder. Es ist hier den Borax- und andern be-
liebten Saften unendlich vorzuziehen. Bie Anwen-
dung fand gleichzeitig Ortlich und innerlich Statt.
Ebenso trefflich bewahrte sich dasseihe bei den ver-
schiedenen DaniikatarHien und bei den chronischen,
zur Atrofihie fahrenden DiarrhO*en mit oder ohne Darm^
geschwttre. Das Calom^l andrerseits empfiehU sich
mehr bei acuten Leiden des Darmkandils mit Empfind-
lichkeit des Leibes» ohne Vorhandensein von Aphthen
tind ohne zu grosse Hinfälligkeit, vorzüglich aber bei
Gomplieation mit Hirnk*eizung. Vf. giebt es unter
solchen Verhältnisse» anfangs gern zu i~^2Gr.. p. d.>
oft mit ialftppa tost», oder hei Brechreiz mit Magnesid
carb'.y vermindert aber altmalig die Grösse der Gaben
auf Vi — Vs ^'^* *"'^' '^^^^ ^ '"^ Aw.^^ Weise län-
gere Zeit forlgebrauchen. Das Galomel mildert dann
flicht ali(*in die Schmerzen und die zu häufigen Aus-
leeningen, sondern verschafft auoh Schlaf, indem es
-die Congeslion ^um (iehirn aufliebt. Ebenso ist es
ein treffliches Mittel gegen den narkotischen Sopor
z. B. in Folge der un verständigen Darreidiung von
Mohnabkuchungen. Dem Rheum endlich giebt Vf. ,in
denjenigen Krankheiten der Verdauungsorgane den
Vorzug, die sich entweder aus einem gastrischen
Leiden herausbilden und in einer Alouie des Darm-
kanats bestehen , oder auf einer zu starken Gallenab-
sondcrung beruhen, wie namentlich die acuten Som-
menliarrhOen mit choleraartigen Erscheinungen. Be-
sonders empfiehlt sich hier die Verbindung desRheura
mit Ipecacuanha , und zwar am liebsten im iDfusum
(Ipec. Gr. j— -ii, Rhei Gr. jj — jv ad Colat. Jjß-i
Syfup.Jj).
Als eine besondere Krankheit des Darrakanali p.
d^nkt Vf. eines Dnrchfalls, den er als Dyseftlemk'
vior oder Colitis dysenterica bezeichnet. Sie kaa
acut und chronisch verlaufen , primKr oder secsitt
erscheinen. Die acute oder primäre Pnrm zeigte »ek
hatfiger im flerbst mid Winter. Unter Sehnen-
hafligkeit des gespannten unil aufgetriebenen Leib«
stellten sich reichliche Stnhlentleerungen ein, die »
fangs gelb-groi^lich, serOs waren, aber bald schv»
zes oder schmutzig -rothes Blut enthielten undm
heiligem Tenesmus und Afterschmerz begleitet wtm
Damit war starkes Fieber, eine trockne Haut, grei«
Hinfälligkeit, Schwache und oft rasche Abwagermg
Verbuihlen. Die chronische, secundSre Pom eal-
wickelte sich aus langer anhaltenden Diarrhoen, ^
beji^leilele Maserh und Variöloiden. In den 3 iM-
lieh endeten Fallen dieser Rohr war der DitkJan
stark entzündet, tlie Schleimhaut aufgetriebes, nd,
weich und kleihe Ekehymosen unter derselben k-
merkbar. Die meist schnelle Genesung herbeitlb-
rende Behandlung bestand ausser strenger DiSlioikr
Anwendung von Caloinel und Opium (Opii Gr. */j|-
i/i0, Galom. Gr. Vi — Vs» ^**^'^' ^^^' ®**' Ü' ^^^
2siand1. 1 Pulver) und in schleimigen Klj-stiren li
1—2 Tropfen Opiuratinctur oder 6 — 8 Gr. Arg-Büf.
Ausserdem wurden taglich ein lauwarmes Bad m I
lnf\js. charaom. und bisweilen Kataplasmen auf da
Leib, Blutentzi^liung^en hingegen nie verordnet
Von Dai^mblutung bei kleinen Kindern wird n
interessanter Fiill, welcher an einem Inionallicha,
von Geburt sehr schwächlichen Mädchen heobacliUi
wurde und töilllich endete, speciell berirlileL Di»
Section ergab das (jchirn blass , i\\^ Hluileiler sehr
blutreich, die Brust- und Raucheingeweide noroil
aber blutreich , die Peyer^schen Drüsen wenig aii^^
schwollen , den Dickdarm an einigen Stelleo s(ir
schwach injicirt und in demselben , so wie in des
Magen eine dunkle Masse zersetzten Blutes. fM
GeflSssruplur jedoch wurde nicht aufgefumleo. Bc-
merkenswerth ist, dass der Vater des Kindes an Si-
morrhoiden und auch dessen Mutter an Circulaiion-
Störungen im Unterleibe litt. Die Aellern 1»»»
schon mehrere Kinder ganz auf die nämliche Weist
verloren.
Krankheiten der Luftwege wurdwb«
244 Kindern behandelt. Am häutigsten daraottf
waren die Katarrhe^ gegen welche meist nur
diätetisches Verfahren eingeschlagen wurde,
sich dabei Parotitis , so schaßle ein kräftiges 1*312»
gute Dienste, nachstdem trockne Warme oder E»»»***
bungen von .erwärmtem Oele. Einmal zeigte e'^
doppellseilige heftige Parotitis nach Scliarlacii eiael
wirklich kritischen Charakter , indem das W ^'
deren Eintritt aus seiner bisherigen Soronoienx w^
wachte und sich besserte. Natflriich ward bitf »'^"
auf Zertheilung, sondern auf Maturation der ^,
schwulst hingewirkt. Drei Falle ansserst bartoiciü-
nur fM
2e«4
Lau« j
IV. Gynlkologie a. Pidiatrik.
d2d
gen Nasenkalarrhs wurden allmülig durch Bekämpfung
der scrophuiösen Dyskrasie, so wie durch örlliche
Anwendung ^ies tittllensteins und kalter Douchen be-
seiligl. — Die Bronchitis actUissima, Cot. suffbcor
tivus ward an 3 Kindern u. zwar stets mit tödtlichem
Ausgange beobachtet. Auf 2lffgige einfach bronchi-
lisclie Erscheinungen ««nlwirktilte sich der charakte-
ristische pfeirende Husten mit allen Zeichen des her-
vorbrechenden suffbcalorischen Zustandes. Die An-
wendung örtlicher Blutcnlziehungen glaubt Vf. hier
dt'S rasch eintretenden KrSfleverfalU wegen wider-
ralhen zu müssen , so dass sich die Behandlung auf
Brechmittel, Expectorantien und Hautreize zu be-
schranken haben würde. Chronische bronchitische
Afleriionen werden namentlich rhachitischen Kindern
leicht gePalirlich. — Die Bronchiektasie nach Keuch-
husten , charakterisirt durch ^Schleimrasseln im wei-
teren Umfange und durch Rohrenalhmen , glaubt Vf.
in 2 F2tlit>n volistjfndig gelieilt zu haben. Die dagegen
gebrauchten Mittel waren neben zweckmässiger Diät,
Molken, Moosabkochung, (joldschwefel, lauwarme
aromatische Bäder und nach denselben kalte Douchen
aur Hais und Brust. — Gegen den Keuchhusten, der
nach Vfs. Ansicht ebenso gut Bronchitis nervosa ge-
nannt werden könnte, glaubt er als zuverlässigstes
Mittel im nervösen Stadium die Radix belladonnae, zu
Va* Ve — Vi ^i*^» zweimal täglich, empfehlen zu dür-
fen. — (Jeher die vorgekommenen Fälle von Crov:p
und Laryngospasmus hat Vf. seine Beobachtungen
bereits ausführlicher im Journ. f. Kinderkr. nieder-
gelegt. In ersterer Krankheit sind Brechmittel und
kaltes Wasser, in letzterer Moschus die von ihm am
meisten gerühmten Mittel. — An Lungenentzündun-
gen, welche ioii Gegensatze zu den Bronchialteiden
namentlich während des Sommers auftraten, starben
von 20 Kranken 7. Sehr wesentlich ist die durch
die Bronchialrespiration und den etwas gedämpften
Percussionston gesicherte Diagnose von Bronchitis,
indem beide Krankheiten eine verschiedene Behand-
lung erfordern. Während nämlich bei der Lungen-
entzündung Schröpfköpfe, Calomel u. feuchte Wärme
Nutzen bringen , sind bei der Bronchitis Emetica und
schleimige, tonisirende Mittel, Senega, Liehen indi-
cirt. Sobald die Pneumonie schwächliche, besonders
rhachitische Kinder befiel, oder als Folgeleiden an-
derer Krankheiten auftrat, enthielt sich Vf. jedoch
der Blutenlziehungen , sondern wendete nur feuchte
Wärme, schleimige Getränke und kleine Gaben Tart.
stibiat., bisweilen selbst eine leicht tonische Behand-
lung mit Nutzen an. Vesicantien gebraucht er nie,
dagegen rühmt er die zertheilende , Auswurf beför-
dernde Wirkung lauwarmer Bäder bei Pneumonien.
Krankheiten des Circulationsappa-
rats sind bei Kindern häufiger, als bei älteren Per-
sonen [?], beruhen aber durchaus nicht immer auf
organischen Veränderungen. So sah Vf. nicht selten
die Erscheinungen der Blausucht bei neugebornen
Kindern nach einer einfachen Behandlung wieder ver-
schwinden, so dass ein organisches Leiden gewiss
. Med. Jahri»!». Bd. SO. Hfl. S.
nicht anzunehmen war. Ebenso wurden Herzklopfen,
gedoppelte Herztöne, Herzgeräusche, grosse Unregel-
mässigkeiten in den Gontractionen , intermittireuder
Herzstoss mit theils langsamem, aussetzendem,
theils kaum zählbarem, kleinem Radialpuls bei Kin-
dern verschiedenen Alters ohne sonderliche Störung
des Allgemeinbefindens beobachtet.
Wegen Hautkrankheiten wurden 279 Kin-
der aufgenommen. Die Behandlung der chronischen
Ausschlagsformen bestand ausser grosser Reinlichkeit,
Seifenbädern, Entfernung grosser Borken, in einigen
Laxantien, zweckmässiger, milder Kost und allenfalls
in blutreinigenden Getränken , oder bei scrophulöser
Grundlage in Antiscrophulosis, namentlich Jod. Zwei
übrigens gesunde Knaben mit allgemeiner hartnäcki-
ger Pityriasis wurden , durch Laxantien , lauwarme
Bäder, Felteinreibungen vorbereitet, einer Schweiss-
kur unterworfen, d. h. in nasskalte Tücher einge-
schlagen und sodann in ein kaltes Vollbad oder unter
die Douche gebracht, und genasen hierdurch in 6
Wochen. — Ein der üblichen Behandlung trotzendes
chronisches Ekzem, eine Psoriasis inveterata und
ein Prurigo beseitigte die Solutio Fowleri ohne den
mindesten Nachtheil. — Gegen die Krätze bewährte
sich das Kreosot (3j — ^jj mit § Fett). — Die bei
schlecht gehaltenen kleinen Kindern vorkommende
Purunculosis ward durch zweckmässige PQege, aro-
matische Bäder und milde Tonica beseitigt. — Von
acuten Exanthemen herrschten die Masern in sehr
bedeutender Verbreitung , so dass davon nicht weni-
ger als 120 Fälle zur Behandlung kamen. Im All-
gemeinen verlief die Krankheit mild , doch fehlte es
auch nicht an äusserst tückischen und gefährlichen
Fällen. Als eine besondere Complication Irat 14 —
16mal am 10. — 12. Tage eine Laryugilis morbiilosa
auf, die grosse Aehnlichkeit mit Group hatte u. 2mal
tOdtlich endete. Unterscheidend vom wahren Group
war das Fehlen der gewaltigen Stickanßtlle und der
Dyspnoe. Nur in einem Falle fanden sich auf der
Zunge und im Bachen pseudomembranöse Bildungen^
Die Leichenöffnung ergab Erosionen in der Schleim-
haut des Kehlkopfes, katarrhöse Geschwüre in der-
selben und ziemlich starke Entzündung der Schleim-
haut des Pharynx und des Tractus intestinorum. Nor-
billöse Ophthalmien kamen 3mal , Gangrän u. diph-
theritische Processe in der Schleimhaut der Mund- u.
Rachenhöhle 2mal , Anasarka und später Hydrops
universalis Imal, albuminöse Nephritis 2mal vor. Als
Nachkrankheit trat besonders ein Bronchialleiden auf,
mit Hinneigung zu tuberkulösen Ablagerungen in den
Lungen. — Nächst den Masern wurden Varioloiden
und Varicellen 5 Imal, Scharlach 14ma], letzterer in
2 Fällen mit raschem tödlichen Ausgange beobachteU
Unter den angestellten Impfungen kam 2mal der FaH
vor, dass Vaccinapusteln an andern, als den Impf-
stellen ausbrachen , während einmal die Kuhpocken
erst 4 Wochen nach vorgenommener Impfung zum
Vorschein kamen. Die sich hieran schliessenden
Mittheiluugen aber beobachtete Fälle von Erysipelas,
42
330
IV« Gynikelogte a. Fadi&trikt
Purpura , intermitlircnden , gastrischen , rh^uinati'-
scben und lyphösen Fiebern enthaHen nichts Erwah-
neoswerlhes.
An Syphilis wurden 35 Kinder behandeil u.
zwar 14 in dem Aller von 6 W. bis zu 12 J. an sy-
phililischen Exanlhemen (meist Psoriasis u. Roseola)
u. Kondylomen, sodann 13 im Aller von 1 VV. bis
zu 12 J. an syphilitischen GescbwUren besonders der
Mundhöhle und GenilalieU'v ferner 2 an Opbthalmia
blennorrhoica (beide Male von an Ophthalmia neona-
lorum leidenden Säuglingen übertragen) und endlich
6 an Ophthalmia neonatorum, deren Entstehung Vf.
von einer Ansteckung wahrend der Geburl durch einen
virulenten Fluor albus ableitet, während das gleich-
namige katarrhalische Leiden in viel milderer Form
verlaufe. Den Ursprung der Syphilis bei kleinen
Kindern leitet Vf. von secundär syphilitischen Leiden
der Aeltern , oder von constitutioneller Syphilis des
Vaters ab, indem er eine Infeclion während des Ge-
burlsactes — mit Ausnahme der Ophthalmia neonato-
rum — nie nachzuweisen vermochte. Oh er diese
Entstehung durch Vererbung auch auf die Kranken
von 10 und 12 J. ausdehnt, giebt er nicht an. Als
Heilmittel gegen die Syphilis der Kinder wird der
Mercur und vor allem der Merc. solub. Hahnem. zu
Yg — 1/4 Gr. liiipfohlen, wovon zu einer Heilung
meist 4 bis hociislens 6 Gr. genügen. Ausserdem
wurden bei syphilitischen Exanthemen auch Sublimat-
bäder (10 — 15 Gr.) angewendet.
Den so häuflgen Kramp fzufällen bei Kin-
dern können trotz äusserer Aehiilichkeit sehr verschie-
denartige krankhafte Zustände zum Grunde liegen,
daher deren richtige Beurtheilung oft mit grossen
Schwierigkeiten verbunden ist. ' Sehr richtig mahnt
hierbei Vf. an die Nothwendigkeit , die Leichenschau
in solchen Fällen nicht blos auf das Hirn zu beschrän-
ken, sondern auch auf das Rückenmark auszudehnen,
wo sich dann meist die in der SchädelhOhle vergeh^
lieh gesuchte Ursache der Krampferschetnungen finden
werde. Zwei Fälle von partieller linkseiliger Azra-
lyse ohne alle weitere Gesundheitsstörung bei einem
3^/2Jähr. Knaben und einem 2jähr. Mädchen schienen
der in neuerer Zeil zur Sprache gebrachten Paraly-
sis idiopatMca oder essentialis anzugehören. Als
jedoch der Knabe nach 4 Mon. an Meningitis tuber^
culosa und das Mädchen nach 8 Mon. starb, ergab
die Section , dass in beiden Fällen tuberkulöse Abla-
gerungen im Hirn und dessen Hüllen die Ursache
jener Lähmung gewesen waren. — An Veitstanz
wurden 2 Mädchen von 6 und 8 J. , an Epilepsie
eins von 9 J. behandelt. Das erste derselben verfiel
nach den Masern in die Krampfkrankheit, die sich als
reine Neurose auf Reizung des Rückenmarks beruhend
darstellte u. durch Flores zinci mit Chinin in einigen
Wochen beseitigt wurde. Im 2. Falle , wo die
Krämpfe nur nacli stärkeren Aufregungen, reichlichen
Mahlzeiten, oder bei vorhandenen Verdauungsbe-
schwerden eintraten, halfen drastische Purgirmitt«!
und Sturzbäder. Die 9jäl]f. Epileptica, kräftig aber
blod aussehend und schon seit Jahren mehrmiUii
der Wo<!he von den Kranipfanf^llen heimgetucbi,
wurde, da sich ein organisches Leiden des Bim
nieht auffinden jiess, nach R o m b e r g mit Stryebiii
und täglichen kalten Douehen des Kopfes Mandetl,
worauf sich die Anfälle verloren. — Bei 3 -Bug. Kin-
dern endlich kam Tnsmiis mit lOdtlichem Ausgange
vor. Besondere äussere Veranlassungco koonlei
nicht aufgefunden werden ; ebensowenig vermoehlt
die Sectiou den Grund der Krankheit aufzalielkn.
(Kniiner.)
lop. lieber das Zahnen and EntvMuito
der Kinder ; von Dr. E i c h m a n n. (Pr. Ver.-Zt{>.
30. 18530
Um den physiologischen Vorgang des Zahnens,
namentlich des Durchbruchs der einzelncD Zaliu-
gruppen, genauer zu ermitteln, hat Vf. seit fast 27J.
Beobachtungen angestellt, deren Zahl sich gegen-
wärtig gerade auf 400 beläuft. Nach denselben eni-
wickelo sich , wie diess auch Trousseau angieK
die Milchzähne in 5 Gruppen und zwar unter 100
Kindern wenigstens 88mal in folgender Reiheofolge
und in nachstehenden Zeiträumen.
i . Gruppe. Die beiden untern mittlem Schneiile-
zähne erscheinen in der Regel zwischen der 28. und
33. Lebensuoche. Nur bei 3 unter 400 Kinden
war der erste derselben schon in der 20. Lebens-
woche entwickelt» blieb aber bis zur 31. isolirL
Häufiger war der Durchbruch verspätet, doch nur bei
5 bis zur 48. W. Selten (nur 7mal) war ein iln-
gerer Zeitraum als 8 Ta^/e lur Entwicklung (lieser
beiden ersten Zähne erforderlich, meist geoQgtCB
3—4 Tage, öfii^r sogar blos 24—48 Std.
2. Gruppe. Die 4 obem Schneidezähne zeigteD
sich in der Mehrzahl der Fälle 6—7 W. nach ßee^
digung der 1. Gruppe, in 24 Fällen Jedoch scbon
nach 3 W. , in 32 dagegen erst nach 10 W. St£is
erschienen von diesen 4 Zähnen , deren GesatDOil-
entwicklung meist 3 — 4 W. in Anspruch nimmt, zb-
erst die mittlem und dann die beiden seithcheo.
3. Gruppe. Nach einer Pause von meist 10-
12, seltner 7 oder 14 W. » erfolgt der Durchbrocb
der 4 vordersten Hackzähne und der beiden seiliicbea
untern Schneidezähne, und zwar meist zuerst ein
oberer Backzahn, dann ein unterer seillicher Sclioeide-
zahn (gewöhnlich nicht der correspondircnden, son-
dern der entgegengesetzten Seite), und nachdem sifli
solches wiederholt, der beiden untern vordem Back-
zähne. Es bedarf diese Gruppe gewöhnlich 5 W.
zu ihrer Vollendung, selten nur 3, öfter 7—8 ^'
Hierauf ruht der Zahnungsprocess meist 15 W., sel-
ten nur 12, öfter 17 W.
4. Gruppe. Die 4 Spitzzähne erschienen nnr
7mal innerhalb 5 W. vollständig, in 29 PälleB waren
9—10 W. dazu erforderlich; die gewdhnliclwle «elt
betrug 7—8 W. 1« 19. LebensmoBatc wäre« Ai^
Zähne sehr selten, im 21. oft, im 22. meistens noil'
IV, Gynäkologie o. Pädiatrtk.
331
mit Ablauf des 2. Lebensjübres slels vollständig vor-
handen. Diese Zühngrappe ist die schwierigste für
die Kinder, es treten kurz vor und während dersel-
ben gewöhnlich heftige, sehr oft äusserst gefahrvolle
pathologische Erscheinungen auf. Nach derselben
folgt ein Zeitraum der Ruhe von 16 — 18 W., selten
nur von 14» etwas häufiger von 20 — 24 W.
5. Gruppe. Der Durchhruch der 4 Backzähne
zweiter Reihe umfasst einen Zeitraum von 12 — 18W.
Nie waren sie vor Ablauf des 2. Lehensjahres sämmt-
lich entwickelt, gewöhnlich erschienen sie im 26.
oder 27. Lebeusiuonate , oft auch erst im 30. , in
einigen wenigen Fällen im 34. Lebensmonat u. 2mal
waren mit Ahlauf des 3. Lebensjahres diese Zähne
noch nicht vollständig vorhanden.
Hinsichtlich des Entwöhnens tritt Vf. im Allge-
meinen dem Grundsalze hei, dasselbe, wo keine he-
sondern Umslände zu dem Gegentheile auffordern,
gegen die 40. Lebenswoche eintreten zu lassen. Für
sehr wirblig hält er aber dabei die Rdcksicht auf den
Zahnnngsproress und die Benutzung der in demselben
eintretenden Pausen für die Ueberführung des Kindes
zu einer andern Lebensweise. Als die geeignetste
erscheint ihm die Zeit vor oder nach dem Durchbruch
der Eckzähne. Das Entwöhnen selbst geschieht
besser atlmälig , als plötzlich. (K Ul l n e r.)
1064. neber die entzflndlichen, geschwflri-
gen und brandigen iffectionen des Hundes ^«^
Kindern und über deinen Unterscheidung ; von
Dr. Fr. J. B ehrend. (Jnurn. f.Kinderkr. XX. 5. 6.
1853.)
Vf. versucht wegen der Unklarheit in der Diagnose
der verscliiedenarligen Krankheilszustände der Mund-
höhle [nicht „des Mundes'*] bei Kindern eine neue
jiüintheilung dieser AfTectionen ; sie ist folgende. 1)
Stomatitis idiopathica oder Entzündungen der Mund-
höhlenschleimhaut u. des Mundrandes, erzeugt durch
directe oder locale Reize, z. ß. durch Verbrühung,
scharfe Stoffe, Zahnreiz u. s. w. — 2) St pseudo-
membranosa oder Diphtheritis oris, bestehend in
Entzündung der Mundhöhlen- oder Rachenschleimhaut
mit Ausschwilzung plastischer Lymphe , die zu einer
wirklichen Pseudomembran gerinnt. — 3) St. sym-
ptomatica, gewöhnlich. aus gastrischen oder rheuma-
tischen Ursachen entspringend ; hierher gehören die
Aphthen und die Stomal. follicularis , die mit Soor
oder Muguet für gleichbedeutend zu hatten ist u. mit
oder ohne Fieber auflrelen kann. Jede dieser 3
Arten kann unter Umständen geschwürig oder bran-
dig werden. — 4) St, cacheciica, aus einer wirk-
lichen Oyskrasie entspringend, wie nach Masern,
Mercurialgebrauch , und bald sehr acut verlaufend
(Brand), bald langsam zerstörend (Phagedäee). Hier-
her würden die Bezeichnungen : Oangräna oriff, Pha-
gedaena oris oder Slomacace zu stellen sein. — 5)
Noma oder Cancer aqualicus, eine specifische, auch
aus Kachexie ^hervorgehende Verjauchung des submu-
küseo Zellgewebes der Wangen oder Lippen.
[Gin Blick auf diese €lassi6cation genügt, um
deren Unvollkommenheit nachzuweisen, indem sich
dieselbe viel, zu sehr auf die oft unklaren und un-
sichern ätiologischen Momente, statt auf das Objective
der Krankheilszustände seihst gründet. Lasse man
lieher alle die vielen Benennungen, welche allerdings
zu einer Art babylonischer Begriffsverwirrung Anlass
geben, bei einer neuen und gründlichen Bearbeitung
dieses so wichtigen Gegenstandes gant fallen und un-
terscheide nach dem objectiven Befunde 1) einfache
erythemalöse oder phlegmonöse Entzündungen, 2)
Entz. mit plastischen Exsudaten , 3) Entz. mit Ge-
schwürsbildung und 4) gangränöse Zerstörungen.
Ref. gedenkt später ausführlicher auf diesen Vorschlag
zurückzukommen.] (Küttner.)
1065. Zor Lebre ?on der Bronchitis nnd
Bronchopneamonie der Kinder ; von Dr. ii auf f.
(Würterob. Gorr.-BL 27. 1853.)
Vf. beobachtete während des Monats Jan. 1853
eine ziemlich ausgebreitete Epidemie obiger Krankheit
in seinem Wohnorte Kirchheim u. dessen Umgebung.
Am meisten wurden Kinder in den ersten 3 Lebens-
jahren, namentlich aber Säuglinge befallen; dem Ge-
schlecht nach überwogen die Mädchen sowohl in d^
Krankenzahl, wie in der Mortalität. Die Krankheit
war ausgezeichnet durch ihren rapiden Verlauf, auch
ihre Malignilät und durch die offenbar nachtheilige
Wirkung der Blulentziehungen, welche sich doch
sonst bei entzündlichen Brustkrankheilen der Kinder
so entschieden wohlthälig erweisen. Im Ganzen
starben von 70 Kr. 8 und darunter 7 von 11, denen
2 — 3 Blutegel gesetzt worden waren (sämmtlich un-
ter 2 J.).
Die meisten l^inder wurden plötzlich und ohne
vorausgegangene äussere Schädlichkeit befallen, meist
zwar nur leicht und unter der Form eines gewöhn-
lichen Katarrhs, manche aber auch mit heftigem Fie-
ber, trocknem, sei i merz haften Husten und grosser
Dyspnoe. Die physikalischen Zeichen bestanden dann
in einem allgemein verbreiteten crepilirenden Bassein,
Pfeifen , Schnurren oder bronchialen Alhmen. Das
Gehirn blieb immer frei , bei einigen Kindern selbst
bis zum Tode. Dieser erfolgte unter starkem Böcheln
u. unter den Symptomen eines acuten Lungenödems,
oder auch ganz sanft und unmerklich bei unverkenn-
bar erleichtertem Athmen. Letzleres war namentlich
der Fall bei 2 Kindern , welchen mit sehr bedeuten-
der Erleichterung Blutegel gesetzt worden waren.
Bei der Behandlung bewährte sich der Tartar.
stib. in ausgezeichneter Weise. Vf. gab ihn selh3t
den jüngsten Kindern zu Gr. i^ — j täglich und sah
darnach meist rasch einen entschiedenen Nathlass der
Symptome eintreten. Anfangs bewirkte er gewöhn-
lich reichliche gallige und schleimige Entleerungen
nach oben und unten, die sich jedoch bei .dem Fort-
gebrauch verloren. Bei den wenigen Kindern, welche
den TarL stib. nicht vertrugen, wurde Galomel mit
332
IV: GynXkotogie u. Padiatrik.
ebenfalls sehr ganstigem Erfolge gegeben. Aeussere
Mittel» ausser einige Male Quecksilbereinreibungen,
wurden nicht versucht. (K tt 1 1 n e r.)
1066. Ueber die acute Peritonitis md deren
IHagnose bei Kindern ; von Dr. Henriette. (L'U-
nion 96—98. 1853.)
Das häufige Vorkommen entzündlicher Afleclionen
der serOsen Häute bei kleinen Kindern ist eine sehr
bemerkenswerthe, aber noch nicht erklärte Thatsache.
Peritonitii,
Höchster Grad Ton Empfindlichkeit des Baaches, so dass
das Kind bei dem leichtesten Druck laut aufschreit.
Sehr schnell eintretende Auftreibung des Bauches, so dass
der Meteorismus fast mit dem Beginn der Entzündung und
gleichzeitig mit dem Eintritt des matten Tones in der Ünter-
baucbgegcnd erscheint.
Seltnes, nur im Anfange der Krankheit sich zeigendes
Erbrechen von rein grQaer Färbung.
StubWerstopfung.
Gesiebt und Körperfülle unverändert, starrer Blick.
Fast bewegungslose Lage und Weinen bei Aendernngen
derselben.
Sehr beschleunigtes, kurzes, nur durch die Brustmuskeln
bewirktes Athmen.
Ausserdem pflegt die Peritonitis weit stürmischer
und rascher sich zu entwickeln, als die Entero-Coli*
tis, hei welcher die Kinder meist schon mehrere Tage
vorher nicht mehr ordentlich saugen, worauf dann
das Kollern im Bauche und der Durchfall einzutreten
pflegen. — Ueber die ätiologischen Momente der Pe-
ritonitis kleiner Kinder weiss Vf. nichts Näheres an-
zugeben ; der eine seiner Patienten , 3 Wochen alt,
litt an Syphilis congenita , der andere an Erysipelas.
Ein dritter, erst später zu seiner Beobachtung ge-
kommener Fall war mit Voivulus verbunden und es
blieb daher zweifelhaft, ob nicht letzterer hier die Ur-
sache der Peritonitis gewesen war. Alle 3 Fälle
endeten lOdtlich. (K d 1 1 n e r.)
1067. Ueber Balanitis, Posthitis nnd Ure-
thritis bei kleinen Kindern; von Dr. Fr. J. b eh-
rend. (Journ. f. Kinderkr. XX. 5. 6. 1853.)
Vf. sucht in diesem Aufsalze auf Grund der von
ihm gesammelten Erfahrungen nachzuweisen, dass
die bei kleinen Knaben nicht selten vorkommenden
HarnrOhrentripper, Cicheltripper, VorhautentzUndun-
gen und Geschworbildungen wohl nur äusserst selten
das Product primärer syphilitischer Afl'ectionen seien,
sondern weit häufiger durch mechanische Beizungen.
Mastupration , reibende Bekleidung, Unreinlichkeit.
namentlich Ansammlung von Smegma, Schmutz oder
andern fremden Stofl'en zwischen Vorhaut und Eichel,
oder durch innere Ursachen, besonders Nieren-
affectionen, Blasen- und Darmreiz, Mastdarmwürmer,
femer durch juckende Ausschläge, bisweilen wohl
auch durch Insectenstiche entstehen.
Diess gilt insbesondere auch von der Peritonitis, wel-
che in diesem Lebensalter mit einer nnge wohnlichen
Schnelligkeit aufzutreten und rasch todthch zu wer-
den pflegt. Ihre Diagnose ist nicht ohne Schwierig-
keit, daher sie oft erst auf dem Sectionstische sieb
aufklärt. Namentlich kann sie leicht mit Entero-
colitis verwechselt werden und Vf. glaubt daher eia
nützliches Werk zu^thun, wenn er auf Gruod der
von ihm gesammelten (allerdings nur 2) Beobachtun-
gen die unterscheidenden Charaktere beider nebea
einander stellt.
Enter o - Colitis,
Geringere Empfiodlicbkeit des Baaches, so dass oub
noch einen gewissen Druck auszuüben vermag.
Langsamer sich entwickelnde und mit der Heftigkeit d»
Entzfindungsgrades in Verhältniss stehende Bauchauflreiboag.
Hauflges, anhaltendes Erbrechen v^schieden gemengter,
gdbgrQner Massen.
Fast stets Durchfall gehackter, grünlicher Excremente.
Schnelles Verfallen des Gesichts und Korpers , blase
Binge um Augen und Mund.
Häufiges Anziehen der Beine gegen den Bauch.
Dieselben Er8che(,nungen , nur in milderem Grade ood
mit nicht vollständiger Unbeweglichkeil des Zwerchfells.
Ohne etwas wesentlich Neues zu enthalten » bat
der Aufsatz doch jedenfalls den guten Nutzen , von
der jetzt oft zu weit getriebenen Syphilidomanie ab-
zulenken und in dieser Beziehung vor manchen argen
MissgrifTen zu warnen. (K U 1 1 n e r.)
1068. Fibröse ■astdarmpolypen bei Zwil-
lingen; von Dr. Barth ölemy. (Gaz.desHöp. 94.
1853.)
Das Interessante des hier mitgetheilten Falles besteht
darin , dass bei beiden Zwillingskindern (das Alter derselben
ist nicht angegeben) Mastdarm polypen angetroffen wurden, so
dass mithin die üebereinstimmung der Organisation so weit
zu gehen schien, seihst eine accidentclle Krankheit in beides
zu begünstigen. Fraglich bleibt es jedoch , ob diese Pol|pea
wirklich, wie Vf. annimmt, ein späteres Erzeugniss, oder
nicht vielleicht angefroren waren, worüber jeder Nachweis
fehlt. Bei dem einen Kinde trennte sich der Polyp sponlao
während eines Stuhlganges , bei dem andern wurde er Dach
doppelter Unterbindung [wozu die doppelte?] abgeschnitteii.
Da jedoch die 2. , höher angelegte Ligatur die Mastdarmwao-
düng gefasst hatte, so löste sie sich während einer Anstrengung
zum Stuhlgange und gab hierdurch Veranlassung zu einer be-
deutenden Blutung, die indess durch kalte Lavementa tob
Balanhiaabkochung glucklich beseitigt wurde. Eine einzige,
näher an den Polypen angelegte Ligatur, wodurch ein Tbeil
seines Stieles erhalten worden wäre , würde nach Vfo. eignen
Gcständniss diesen Zufall wahrscheinlich vermieden baben.
(Kuttner.)
1Ö69. Heilnng einer mit Spina bifida Ter-
bnndenen Sacral • Cyste durch die Ligatur; von
San. - R. Dr. Schindler. (Deutsche Klin. 19.
^^^^•^ gitized by VjUUVIC
Ein 2jähr. Mädchen trug von GeburHin ein bübnerei-
grosses Gewücba auf dem Kreuzbein. Das Rind entwickelte
IV. Gpikologie a. Pl4iatrik.
333
sich nur sehr laogsan , so dass es erst mit 1% J. zu laufen
anOng und mit 2 J. nur einige unverständliche Worte lallte,
doch war es im Uebngen gesund , ziemlich gut genährt und
kräftig. In letzterer Zeit war es oft gefallen und zwar stets
nach hinten auf die Geschwulst, wobei jedesmal beftiger
Schmerz zu entstehen schien. Der Tumor sass in der Gegend
des letzten Lenden- und ersten Kreuzbeinwirbels auf , halte
einen Umfang von 7" rbein. , war nicht allzusehr gespannt,
nuctuirte an vorschiedenen Stellen mehr oder weniger (i^n-
scheinend wegen ungleicher Dicke der Haut oder fächeriger
Structur), war nicht sehr empfindlich , Hess sich aber durch
Druck nicht verkleinern. Die Oberllächc zeigte an einzelnen
Punkten scheinbare Narben und war an der Basis nach rechts
mit langen, . blonden Haaren besetzt. Etwas Genaueres über
die Verbindung mit dem Wirbelkanal liess da^ Gefühl nicht
erkennen, doch untfTschied man deutlich, dass die Geschwulst
sich nach innen erstreckte und nicht Mos im Zellgewebe fest-
sass.
Die Mutter forderte dringend die Beseitigung des Uebels,
daher entschloss sich Vf. zunächst die Beizbarkeit des Tumors
zu prüfen und darnach erst ein Heilverfahren zu entwerfen.
Es wurden somit am 7. Juni 1852 3 Stecknadeln eingestochen,
wobei eine wasserbelle Flüssigkeit im Strahle hervorsprang u.
dann noch einige Zeit aussickerte. Die Geschwulst wurde
schlaff, war aber schon Tags darauf wieder gefüllt. Am 12.
Wiederholung der Function mit demselben Erfolg. Am 15.
war die Geschwulst wieder gespannt, wurde abermals punctirt
und mit Zirkelpflastern comprimirt. Da aber Tags darauf die
Spannung noch bedeutender war, so ward ein kleiner Trokar
eingestossen und nach Entleerung einiger Esslöffel voll Flüs-
sigkeit eine schwache Jodeiospritznng gemacht. Auch hiernach
folgte keine entzilndlicbe Beaction, aber auch keine dauernde
Verkleinerung der Geschwulst. Vf. entschloss sich daher zur
Unterbindung. Am 20. Juni führte er zu diesem Ende durch
die sehr dicken Bedeckungen einen Zirkelschnitt an der Basis
der Geschwulst bis auf die innere Haut, legte eine starke
seidne Schnur in die Schnittrinne und schnürte die Ligatur
durch ein Patemosterwerkzeug mit starker Schraube so fest
als möglich zusammen ; das Kind schrie unmässig und ent-
leerte Stuhl und Urin. Täglich wurde die Schnur fester ge-
schnürt , bis eine Umdrehung der Schraube nicht mehr mög-
lich war. Nichtsdestoweniger blieb die Geschwulst sehr ge-
spannt und naturlich gefärbt. Erst am 9. Tage zeigte sich an
der linken Seite ein kleiner bläulicher Fleck , die Geschwulst
begann einzusinken und war am 15. Tage so weit abgestorben,
dass man es wagen konnte , sie mit der Scbeere abzutragen.
Die stark nach einwärts gezogene Ligatur blieb liegen , loste
sich jedoch am 18. Tage bei einem schwachen Zuge *und bin-
terliess ein trichterförmiges Loch von etwa V2'' Tiefe; das sich
rasch mit Granulationen füllte und nach etwa 4 Wochen ver-
narbte. — Das Kind war durch das ganze Verfahren sehr an-
gegriffen worden. Vom 5. Tage an verschmähte es alle Nah-
rung, genoss nur Buttermilch, schlief nicht und schrie bei-
nahe unausgesetzt. Dadurch sanken die Kräfte so, dass, uls
das Gewuchs abgeschoiiten worden war, der Tod jeden Augen-
blick zu fürchten war, obgleich keine bedenklichen Nerven-
zufalle, sondern nur mehrere Tage hindurch ein leichtes Glie-
derzucken eingetreten waren. Nur sehr langsam erholte sich
das Mädchen , ist aber jetzt vollkommen wohl. An der ope-
rirten Stelle kann man sich durch das Gefühl von dem Fehlen
eines Knochentheils deutlich überzeugen.
Die Geschwulst hatte sehr dicke , aber ungleiche Wan-
dungen , so dsfis ihre Höhle verhältnissmässig klein war. An
ihrer Basis traten zwei starke Nerven in sie ein , welche auf
derinnern Haut der Höhle frei verliefen und erst an deren Spitze
in die Wandungen eindrangen. M e c k e 1 in Berlin, welchem Vf.
das Präparat spater mitlheilte , erklärte diese Stränge jedoch
für Dalkengewebe , das zeitweisen traumatischen Entzündun-
gen seine Entstehung verdankt habe — eine Meinung, welcher
sich Vf. nicht anzuschliessen vermag.
Als Momente, welche bei Vornahme der Operation
hauptsächliche Berücksichtigung verdienen, bezeich-
net Vf. schlüsslich folgende. 1) Vorhandene Lah-
mungen der untern Extremitäten , der Blase und des
Mastdarms, Missbildungen anderer Theile, besonders
Klnmpfüsse u. dgl. mUssen von jedem Heilversuche
abhalten, da in diesen Plillcn stets ein sehr abnormer
Nervenverlauf stattfindet. — 2) Ein grosser Kopf mit
weiten Fontanellen, Rücktritt der Flüssigkeit in die
Rücken markshohle bei Druck auf die Geschwulst,
Krifmpfe und Sopor, fallende und steigende Span-
nung des Tumors mit dem Ein- u. Ausathmen, lassen
von der Ligatur gar nichts, von der Function und
Compression kaum etwas erwarten , da das örtliche
Uebel mit allgemeiner Hydrorrhacliis u. Hydrocopha-
lus complicirt ist. — 3) LJfsst sich die Geschwulst
gar nicht zurUckdrücken und erregt Druck auf die-
selbe keine ZufSfllei so kann man schliessen , dass
der Abschnürungsprocess bereits vollendet, oder
dem nahe sei , oder dass sich wenigstens nur eine
locale Hydrorrhachis vorfinde. Diese Falte eignen
sich für die Ligatur. — 4) Das Wichtigste bleibt
immer , Kenntniss über die in die Geschwulst eintre-
tenden Nerven zu haben, denn nur wo gar keine oder
nur die hinlern Lumbal-, oder Sacralnerven in den
Sack treten, kann die Unterbindung ohne Nachtheil
vollzogen werden. Bestimmte Kriterien hierfür giebt
es^bis jetzt allerdings nicht, doch kann Folgendes
einigermaassen als maassgcbend betrachtet werden.
Je tiefer der Sitz der Spalte, desto wahrscheinlicher
ist der Eintritt einer grOssern Nervenmasse in die Ge-
schwulst; findet sich dieselbe im letzten Lendenwir-
bel und im Kreuzbein, so verschmilzt in der Mehrzahl
der Falle das ganze Rückenmark mit dem Sacke. Da-
gegen ist bei hoher gelegenen Spalten das ROcken-
mark meist nicht alienirt, oder höchstens nur an der
kranken Stelle etwas angeschwollen. Ist ferner die
äussere Hülle der Geschwulst sehr dünn , halbdurch-
sichtig, so ist in der Regel eine grossere Desorgani-
sation damit verbunden , als wo dieselbe aus einem
dicken Maschengewebe gebildet wird. Je grosser der
Defect in den Knochen, desto. grösser die Abweichung
in dem Verlaufe des Rückenmarks und der Nerven.
Wo sich die Spalte über eine grössere Anzahl Wir-
bel verbreitet, da kann von keiner Operation die Rede
sein.
Will man die Ligatur anwenden, so ist es wesent-
lich, diess so zu tliun, dass di^innern Häute in Be-
rührung gebracht und die in die Geschwulst tretenden
Nerven sofort gelOdtet werden. Aus diesem Grunde
machte Vf. den zirkelfOrmigen Hautschnitt.
(K ü 1 1 n e r.)
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334
V. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik.
V. Chiiiirgie, Ophthalmologie nnd Otiatrik.
1 070. Ueber Hydatiden - Cysten des kleinen
Beckens; von Charcol. (Gaz. de Par. 35.40.41.
1852.)
Die Hydatideo-Cysten können sich im Zellgewebe
des kleinen Beckens zu (leschwttlsten entwickeln,
welehe die FuoctioneD der benaclibarteD 0: ji^ane zu
stdren , Dameiillirh die Urin- und Slublenllt'eruDg su
bebiodern, bei Schwängern seihst ein Gehurlshinder-
Diss zu werden vermf)gen. Bisweilen kommen der-
gleichen Cysten zu ihrer vollen Entwicklung, $o dass
Perforation mit Entleerung ihres Inhaltes erfolgt und
die Hydatiden entweder durch IhirnrOhre oder Mast-
darm obgehen, unter mehr oder weniger gerahrlicheti
Symptomen , welche bald mit dem Tode , bald mit
voller Genesung eniten. Selten ist die Natur eines
solchen Leidens siciier zu erkennen, bisweilen jedoch
durch rechtzeitiges operatives Einschreilen ein gün-
stiges Resultat zu erzielen. — Bei Flauen bieten sie
sowohl hiosichttich der Symptome, welche sie her-
vorrufen , als auch hiDsichtli4'h der Diagnostik man-
ches KigeniliUmliche » und Vf. giehl zunürhsl den
•nalomisclien Befund eines von ihm beobachteten der-
artigen Falles.
1. Beob. Man gewahrt im subperitonfialen Zellgewebe
des kleinen Beckens zwischen Beclum und Genitalien 2 kuge-
lige, beinah gleich grosse, tS — 6Ctmlr. im Durctiin. hallende,
unter einander nur an einer kleinen SU'lie zusamniünhängenOe
Nydalidencysten. Die eine, etwas umfänglichere, ist nach
hinten mit dem Rectum durch etwas laxes Zollgewebe verbun-
den, liegt 6—7 Cthitr. oberhalb des Anus, etwas nach rechts
von der Acbse des Rectum , die andiTe, etwas tiefer und vor
der erslcrcn, hängt mit ihrer vordem Flache mit dem Collum
uteri u. einem Theile der Scheide mittels eines ziemlich dich-
ten fibrösen Gewebes zusammen. Die hintere Cyste hatte sich
mittels eines rundlichen Geschwürs 10—12 Ctmtr. oberhalb
des Orificiam ani in den Mastdarm geöffnet, communicirt aber
mit der zweiten Cyste nicht weiter , wie auch diese weder mit
der Scheide, noch mit dem Oteru.^ communicirt. Beide wa-
ren vollständig in ein lamellöses Zellgewebe eingehüllt u. bil-
deten eine längliche, schief von hinten nach vorn u. von oben
nach unten verbufeode, vom Peritonäum bedeckte Ma^se. Die-
selbe stieg nicht bis zum Perinäum herab , sondern füllte den
Blindsack zwischen Rectum und Scheide vollständig aus, hatte
nach hinten das Rectum comprimirt, abgeplattet, nach vorn
den Uterus gegen die Scbambeinverbindung gedrangt, das
Collam uteri abgeplattet und merklich verlängert , ausserdem
den ganzen Uterus etwas nach vorn und in die Höhe gehoben,
die Scheide dagegen herahgedrangt , so dass die eine der bei-
den Cysten gleich hinter dem Collum uteri etwas in die Schei-
denhoble hineinragte.* Die dem Rectum zunächst liegende
Cyste empfing ziemlich umfängliche arterielle Gefässe von
Zweigen der Haemorrhoidalis media, die andern theils von der
Vaginalis sinistra, theils von der Uterina dextra; man sab
kleine Verzweigungen dieser Gefässe bis in das Gewebe der
llbrösen Wandungen der Cyste eindringen. Im Uebrigen
zeigten die Cysten ganz die ihnen eigenthumliche bekannte
Beschaffenheit. Als man die dem Rectum zunächst liegende
Cyste comprimirte, floss durch die Anusöffnung eine seröse,
trübe, weisslicbe Flüssigkeit nebst 3 — 4 ganzen, nussgrossen
Hydatiden ab; nach erfolgtem Einschnitt fanden sich noch
mehrere dergleichen und ausserdem eine sehr grosse , weisse,
balbdurcbsichtige Membran, welche auf beiden Oberflächen
mit unregHmässigeir Vegetationen besetzt war u. im Was«r
fiottirend eine sphärische Form annahm ; Vf. betrachtet ^
selbe als Mutter- Hydatide. Die zweite Cyste war ebcnbBi
mit trübem Serum und gegen 15 verschieden grossen Hydati-
den erfüllt, zeigte aber keine Mutter-Hydaiide. Die llydaüda
selbst zeigten die gewöhnlichen Charaktere; unter dem Hi-
kroskop war der Echinococcus deutlich zu erkeDoeo.
2. Beob, Bei einer Primipara, deren Enthindang oafce
schien , Tand man die Scheide beinahe ganz auageföllt dnrcfa
eine h:irle, zwischen Scheide u. Rectum gelegene Gescbwnlsi,
80 dass der untersuchende Finger nur mit Muhe zwischen ihr
und der Schamheinverbindung hindurch Zum Collum ulen ge-
langen konnte. Die Geburl verlief, wenn auch langsam, docb
naturlich. Später hatte die Frau 2mal vorzeitige ZwilÜDgi-
geborten im 4. und 7. Monate^ auch ohne besondere Zufalle;
doch verursachte während dieser Schwangerschaften die Ge-
schwulst durch Compression der Harnröhre öfters DnnverfaaJ-
tung, welche verschwand, wenn man die Geschwulst mit des
Finger zurflckschob. Die Geschwulst hatte an ümfeog nickt
zugenommen. Bei einer neuen Schwangerschaft, wdcbe den
normalen Termin erreichte, war schon vollständige Erteile-
rung des Muttennundes vorhanden, die Eihäute zerrissen,
aber der Kopf nVkfe nicht vor, indem er sich gegen die obere
Partie der Geschwulst anstemmte. Man entschloas sich zv
Incision derselben, machte mittels eines Pharyngotoms da,
wo die Wandung am dünnsten schien , t(— 6 oberflickiichc,
nicht penetrirende Einschnitte und bohrte dann mit dem Fi»-
ger nach, bis man in eine weite, anscheinend mit gelatinöser
Masse erfüllte Höhle eindrang. Sofort entsturzte dcrselbea
eine* blutig -seröse, mit einer gewissen Menge membranöscr
Fragmente gemischte Flüssigkeil; die nächste Webe entleerte
diese Höhle vollständig, die nachfolgenden beendeten bald das
Geburtsgeschaft. Die Frau erholte' sich sehr langsam, a
entstand eine sehr reichliche, übelriechende Eiterung, ced-
lich erfolgte aber doch Vemarbung. Durch letztere scbtes
j04loch eine Verengerung der Scheide gebildet worden zu seia,
denn bei einer nachfolgenden Entbindung bedurfte es, obwokl
keine Geechwulst mehr vorhanden , doch einer sehr langes
Geburtsarbeit, ehe der Kopf ins Becken eintrat; auch b«
einer spätem Geburt, wo wegen Armvorlage die Wendung asf
die Fusse gemacht werden sollte, hatte man viel Mühe, dieHaad
bis zu letzteren emporzuföbreo. — Ob hier die Hydatideocytte
— denn eine solche war es jedenfalls — im Ovariom , oda
im Rectovaginalblindsack gesessen , bleibt uncnttchieden. Is
einer
3. Beob. fand Barre eine enorme Cyste im Beckes,
auf deren vorderer Fläche der Uterus auflag und mit ihr fest
vereinigt war; ebenso waren Trompeten und Eierstöcke gn»-
senlheils mit den Wandungen derselben verwachsen. Aa
ihrer hintern Seile nach links war das Rectum adhärent. Sic
enthielt eine Unmasse Acepbalocysten von verschiedener Grösie
und eiterig- seröser Flüssigkeit. Eine ähnliche , obwohl vid
kleinere , Cyste fand sich in der Milz. Während des l^beas
hatte Nichts auf das Vorhandensein dieser Cysten bioge-
.deutet.
4. Beob. Eine Frau von 38 J. hatte vor 8 J, eine schwcR
und langdaoernde Entbindung in Folge einer Geschwulst aaf
der linken Seile der Scheide« Dieselbe veigrosserte sick,
ohne weitere Zufälle zu erregen , ausser dass sie in den leU-
teo 3 J. die Urin- und Stnhlausleerungen beeinträchtigte , S9
dass die Frau täglich den Katheter brauchte. Dabei war das
linke Bein etwas geschwollen. Roox glaubte eine solide
Geschwulst vor sieb zu haben und wollte dieselbe von der
Scheide aus exslirpiren ; allein beim ersten Einschnitte floss
eine Menge farbloser Flüssigkeit nebst einer grossen Anzakl
Acepbalocysten aus, und nach Erweiterung der Oeffnoog
folgte eine periweisse Membran , welche mit der Pincctte cr^
V^ Chirurgie, OphÜiAlmol^gie «. Oliatrik.
33S
fasst und in eanfteo Trtctionen eütferot ward«. Die Wonde
beute volistäDdig.
5. Beob. Eine Frau tod 30 J. hatte eine Gescliwulat
io der Regio bypogastrica , weiche in die Vagina und in das
Rectum hineinragte. Sie verarsacble hauplsächlicb Beschwer-
den bei der Urin- und Stuhlentleerung. Nach dem Tude fand
man das eine Ovarium in eine Hydatidencysle umgewandelt,
welche den Kaum zwischen Rectum und Vagina erfütlte und
mit den Nachbarurganen fest verwachsen war. Eine ähnliche
umfängliche Cyste fand sich im Epiploon gastro-spienicum,
welche sich wuhrscb ein lieb ursprünglich in der Milz gebildet
hatte, indem ihre äussere Hölle sich in die Kapsel dieses Or-
gans fortsetzte. Die Cierstockscyste war von einer eiterigen
Flüssigkeit und vielen liydatiden erfüllt, die entsprechende
ruba comniunicirte mit der Cyste, und der Uebergang ihres
[nhalts in die Höhle des Uterus wurde wahrscheinlich nur durch
die erfolgte Abplattung und gleichzeitige Verlängerung dieses
Organs verhindert.
6. Beob, J. Hunt er fand bei einem 46jähr. Zimmer-
mann , welcher nur seit 5 Wochen über Beschwerden beim
Urinliissen geklagt hatte , dann aber plötzlich gestorben war,
eine von 6 Finten Urin sehr ausgedehnte Blase., und nach
deren Entleerung eine umfängliche Geschwulst zwischen Bla-
senhals und Rectum , welche das ganze Becken ausfüllte und
die Blase nach vorn nnd oben gedrängt hatte. Sie enthielt
Flüssigkeit und eine grosse Menge verschieden grosser Hyda-
tiden. In ihrer Nabe befanden sich noch einige kleinere Hy-
datidengeschwölste und ein paar bohnengrussc , mit käsiger
Masse erfüllte Körper. Zwischen Magen und Milz, oberhalb
des Pankreas und mit ihnen durch Zellgewebe verbunden, sass
Doch eine grössere, aus einer Anzahl kleinerer zusammenge-
setzte Cyste, welche theils liydatiden, theils eine verdünntem
Fischleim ähnliche Masse, theils kleine, granulöse, an den
Wandungen leicht haftende Körpereben enthielt. Die II an-
düngen der Cysten waren dick und sehr cootrectil , au# zwei
Membranen , einer stärkern festern , und einer dünnen , v^-
cben, zusammengesetzt.
7. Beob. Ein 50jäbr. Schneider trug eine umfängliche,
mehrfach gelappte, undeutlich fluctuirende Geschwulst im Un-
terleibe, welche bei verschiedenen Körperslellongcn ihre Lage
nicht terinderte; er hatte dabei weder Urin- noch Stuhl-
beschwerden , wurde später kektiseh und starb. Man fand
i) eine Hydatidencyste zwischen den äussern Bedeckungen u.
dem Peritonäum, in der Gegend vom Präcordium bis zum
Nabel, dann in der Gegend der Leber eine zweite ebenso
grosse, welche mit einer dicken , fetten Masse und mit Hyda-
tiden erfOllt war, ausserdem oo«h mehrere kleinere in der
Dicke der Bauch Wandungen selbst ; 2) eine umfängliche Hy-
datide in der Dopplicatur des serösen Ueberzugs des Magens ;
3) mehrere Acephalocysten im Parenchym der Leber und
Milz zerstreut; 4) eine ziemlich grosse im vordem Medfa-
stinom vor dem Herzbeutel ; K) einen grossen Sack mit dich-
ten Wandungen zwischen dem Peritonäum und dem obern
Ende der Blase, welcher durch eine grosse Masse klarer Flüs-
sigkeit und mehrere grosse Hydatiden sehr gespannt erschien
und vollkommen ausgeschält werden konnte.
8. ßeob. Ein Sechziger spurte vor 20 J. die ersten
Symptome einer Geschwulst im Unterleibe , namentlich wie-
derhott auftretende lacburie. Ausser jener Geschwulst ent-
deckte man bei einer Untersuchung durch das liectum eine
glatte, gleichförmige, gespannte Geschwulst, welche früher
für eine Anschwellung der Prostata , später für die durch den
Urin ausgedehnte Urinblase gebalten und , da gleichzeitig die
Urinverhallung fortdauerte, durch das Rectum punctirt wurde.
Es noss sofort eine kfare , üarblose Flüssigkeit durch die Ka-
nüle , fast gleichzeitig aber auch der Urin durch die Rulhe in
vollem Strahle ab. Später trat Peritonitis mit adynnmischeni
Fieber auf und Pat. starb. Man fand zunächst in der Leber
eine enorme Hydatidencyste, so wie mehrere im Epiploon. V^
vom Blasenhalse nach links gewahrte man eine 'OefTnung,
welche in eine ziemlich umfängliche Höhle führte; die Be-
schaffenheit der Ränder dieser Oeflfnung deuteten auf brandige
ZerstÖruDg. Durch dieselbe communicirte die Blase mit der
hintern HMIe, welch« bis tum Rectum berahrtiolte. (Diese
Comjuunicalion war jedenfalls erst durch die nachfolgende
Peritonitis bewirkt worden , indem bei der Punction dieselbe
noch nicht vorhanden gewesen sein konnte.]
9. Beob, Ein 40jähr. Schuhmacher klagte über ein
Gefühl von Schwere im Unterleibe und zeitweilige Kolik-
schmerzen. Man entdeckte in der Fossa iliaca sin. eine faust-
grosse, schmenlose Geschwulst, welche rund, unbeweglich,
lUictuirend, später gegen Druck etwas cmpflndliüb erschien u.
beim Percutircn das Fi:^missement hydatique und bei gleich-
zeitigem An^cultiren einen Tun wie von einem' Tambourin er-
gab. Nach vorausgegangenen Fieberbewegungeu mit Durst u.
Appetitlosigkeit und Schmerzen in der Umgebung der Ge-
schwulst erneuerten sieb eines Morgens die KolikBcbmerzea,
und einem Drange zu Stuhle zu gehen folgend entleerte Pat.
durch den Anus eine eiterige, mit Hvdatidencysten gemischte
Flüssigkeil. Hierauf setzte sich die Geschwulst, ohne jedoch
ganz zu verschwinden, Pat. verliess aber das Spital. Nach
einem Monate schwoll der Tumor zu seiner frühem, Grösse an
und wjrde abermals schmerzhaft; Constipation u. Iscburie.
Es gingen abermals Hydatiden per aotim ab , und bei einem
plötzlich heftig auftretenden Drang zum Uriniren wurden auch
durch die Harnröhre nicht nur eine trübe, eiterige Flüssigkeit,
sondern auch gleichzeitig Flatus entleert. Dieser Abgang
dauerte mehrere Tage, liess dann nach, mit ihr die Schmerz*
haftigkeit der Cyste, und Pat. wurde mit letzterer ent-
lassen.
Die Uydatideneysten des kleinen Beckens sind
demnach keine so seltene Erscheinung; sie ranfirea
hinsichtlich der Häufigkeit ihres Vorkommens gleich
hinter denen des Gehirns und der Lungen. Sie sind
beim weihlichen Geschlecht etwas tiäufiger, als beim
männlichen, werden meist nach dem 30. LebenBJ»
beobachtet, die Ursache ihrer Entstellung ist tmbe-
kannt, sie entwickeln sich meist gleichseilig an ver-
schiedenen Stellen des Körpers» kommen jedoch au«h
im kleinen Decken allein zur Beobachtung. Am hän-
figsten entwickeln sie sich hier im subperitonHalen
Zellgewehe, beim Manne zwischen Rectum u. Blasen-
halse, beim Weibe zwischen Vagina, Uterus und
Rectum. Doch siebt man bei letzteren auch ein
Ovarium in eine Hydatidencyste sich verwandeln , in
den Rectovaginelblindsack herabtrelen und hier mit
den Nachbarorganen verwachsen. Die eitraperitooäa-
len Cysten haben eine von dichtem Fasergewebe ge-
bildete, gefässreiche llulle, sie gehen stets Verwach-
suuge^n mit den Nachbarorganen ein, comprimiren das
Rectum, dessen Muskelfasern hypertrophiren, um dem
durch die Cyste bedingten Ausleerungshindernisse
kräftiger begegnen zu können. Der Uterus wird nach
oben und vorn gegen die Schambeingegend hin dislo-
cirt, das Collum uteri gewöhnlich abgeflacht u. ver-
längerl. Beim Manne hyperlrophirt die Blase in Folge
der Coiupression ihres Halses. So lange die Cysten
nicht durch ihre (irösse die henachbarlen Orgat)e in
ihren Functionen stören , verräth kein Symptom ihr
Dasein ; hat jedoch die Cyste ihre volle Entwicklung
erieiclit, wo sie dann ihren Inliall zu entleeren stre-
ben , so entsteht im Innern derselben ein Eilerungs-
process, die Wandungen uiceriren , brechen auf und
entleeren ihren Inhalt in eine benachbarte Höhle, wo-
bei natürlich heftige örtliche u. allgemeine Symptome
auftreten. Beim Manne entleert sich die Cyste oft ins
Rectuoi , bisweilen in die Blaae , beim Weibe in das
336
V. Chirurgie, Ophüialmologie u. Otiatrik.
Reclum, aber nicht in die Scheide. Beispiele von
Entleerung in das Peritonüum sind nicht bekannt.
Bei Prauen bilden die Cysten eine glatte, abgerundete,
nicht buckelige, schmerzlose, fluctuirende Geschwulift,
welche den Blindsack zwischen Vagina und Rectum
ausfüllt und beinahe gleichmassig in dieses wie in
jene hineinragt. Durch Exploration per anum und
per vaginam kann man sich daher schon bei noch
unbedeutendem Umrange nüher über die Beschaffen-
heit solcher Geschwülste orientiren, später auch
durch die Palpation des Abdomen , so wie durch
eine sorgmitig geübte Percussion, wo man bis-
weilen das Pr^missement hydatique wahrnehmen
wird. Belilstigen sie durch ihren grossem Umfang
die Functionen der Nachbarorgane , so bedingen sie
Verstopfung, Ischurie, Urinverhaltung, Menstruations-
Störungen und kOnnen beim Geburtsacte die Ausstos-
sung des Fotus wesentlich beeinlrachtigcu. Endlich
vermag das Vorh*andensein von Uydatidencyaten in
andern Organen, so wie der spontane Abgang von
Hydatiden in einzelnen Fällen der Diagnose zu Hülfe
zu kommen ; eine explorative Punction der Geschwulst
würde zu ihrer Unterscheidung von serOsen Cysten
nur in dem Falle Cühren, wenn mit der entleerten
Flüssigkeit zuHillig ein Echinococcus abginge. Die
Blutgeschwülste des kleinen Beckens haben zwar mit
den Hydatidengeschwülsten gleichen Sitz und ahnliche
physische Charaktere, unterscheiden sich aber durch
.die wahrend ihrer Bildung beobachteten Symptome;
nach V i g n 6 s UehelbeGnden , MenstrualionsslOrun-
gen , Menorrhagie oder Unterdrückung der Regel ;
Schmerz im Unterleib hei der geringsten Bewegung ;
bei Einigen schnelle Abmagerung, blasses, mattes,
angstvolles Gesicht, Alleration der Züge, schlaffes,
welkes Fleisch , bleiche Hautfarbe.
Zur Zerstörung der Hydatidencysten hat man in-
nere Mittel empfohlen, namentlich Mercur u. Terpen-
tin; bei irgend vorgeschrittener Entwicklung der-
selben ist aber die chirurgische Behandlung stets vor-
zuziehn ; bilden sie ein Geburtshinderniss , so muss
letztere eintreten. Sie geschieht durch Punction
oder Jncision , heim Weibe von der Vagina , beim
Manne vom Rectum aus. Nach vollzogener Entlee-
rung . des Cyslensacks muss durch reizende Ein-
spritzungen oder auf sonst geeignete Weise das Zu-
sammenwachsen der Wandungen oder VerOden der
ganzen Cyste erzielt werden. (Krug.)
1071. Grosse Cystengeschwnlst der Scham-
lippe and des Leistenkanals ; von Teaie. (Med.
Times and Gaz. July 1853.)
Eine OOjähr., sonst gesunde und kräftige Frau hatte eine
langlirh-ovale, 6'' lunge und 2 — 3'' dicke Geschwulst an der
rechten Schanilippe, welche sich nach oben bis in den Leisten«
kanal erstreckte, wo sie in eine fingerbreite Anschwellung
auslief. Sie war nur massig gespannt, fluctuirte deutlich u.
wrnn man einen Druck von unten anbrachte, trat der flüssige
Inli.-ill liiTselben nach oben und dehnte den Leistenkanal stär-
ker aus. Pat. gab an, die Geschwulst sei vor 2 J. ohne
irgend eine Veranlassung entstanden, habe sich zuerst als eine
nutigroise AnschwelJung der Leiatengegend gezeigt und sei
allmälig wachsend abwärts gestiegen ; Schmerz habe dieteU«
nie verursacht und sei nur durch ihre Grösse lästig geworden.
T. punctirte die Geschwulst mit einem Trokar; es wurdet
3 Pinien einer trüben , geruchlosen wässrigen Flusvigkrit eit-
leerl, worauf die Geschwulst zusammensank. Die Flüssigkrit
enthielt wenig Eiweiss , nur Spuren von Salzen und die Tnh-
beit derselben rührte von zahlreichen Fettkügelchen her, die
in derselben suspendirt schwammen. Nach einem Monat fof
die Geschwulst abermals an hervorzutreten und erlangte oack
6 Wochen wieder die frühere Grösse. Die zum zweiten Male
abgelassene Flüssigkeit glich der früheren ; die eingespritm
Jodtinctur verursachte heftiges Brennen und bedeutende Kt-
action mit starkem Fieber; die Schamlippe u. Leistengegm^
wurden sehr einpflndlich und Hessen unter der Haut entzünd-
liche Anschwellung wahrnehmen. Nach 10 Tagen jedoch ver-
liess die Pat. das Bett , nach 3 Wochen das Hospital n. naek
Jahresfrist berichtete sie , dass sich keine Spur Ton Antamm-
lung wieder gezeigt habe.
T. hemerkt, dass in diesem Falle die CysteDfor-
mation innerhalh des Leistenkanals begonneo liahe;
die Gystenwandungen durch den resistenten Lei-
stenkanal comprimirt, waren nach abwHrts ausgedehnt
worden und hatten sich nach der Schamlippe hio
erweitert. Er 6ndet in diesem seltnen Falle eiDe
Analogie mit der Uydrocele funiculi spermatici.
(StreubeL)
1072. Zar Behandlung der Brüche; von e.
C e 1 1 a r i e r. (Bev. tli^r. du Midi Juill. 1853.)
Wenn ein Bruch von massiger Grösse längere
Zeit ohne Behandlung gehlieben ist, oder wenn ein
neu entstandener Bruch sich ziemlich rasch wergTüi-
sert hat, so gewahrt das Anlegen eines gut gefertig-
ten Bruchbandes allein nach der Zurtlckhringung kei-
nen gentlgenden Schutz. Die Darmschlinge oder die
Darmnetzpartie, die längere Zeit im Bruchsack ge-
legen hat, passt gewisscrmaassen nicht mehr in die
Bauchhöhle, wirkt zurückgebracht wie ein fremder
Körper, indem sie auf ihre Umgebung drückt, eis
Gefühl von Spannung erzeugt, Verdauungsbeschwer-
den und Auftreihung des Leibes hervorruft. In sol-
chen Fallen muss man vor Allem Ruhe und längeres
Liegen auf dem Rücken anordnen, muss ferner durch
zeitweiliges Anlegen des Bruchbandes den Kr. an den
Druck gewöhnen und hauptsachlich dahin wirken,
dass die reponirlen Bruchtheile sich in der Bauchhöhle
wieder einrichten. Bei schlaffen und seh wad^ liehen
Individuen hat man aber von dem Tragen des einfachen
Brucbbande» auch noch die Entstehung eines zweiten
Bruchs auf der entgegengesetzten Seite zubenirchlen;
der Druck gegen die Bauchwand halt den Bruch zu-
rück , allein die zur Senkung geneigten Eingeweide
drangen sich nun nach der entgegengesetzten KOrper-
seite, wo sie keinen Widerstand mehr Gnden und die
Gbrösen Kanäle und Spalten erweitern. Vf. beobach-
tete bei einem jungen l^anne , der an secundärer Sy-
philis litt und in Folge einer Entziehungs* , Schwilz-
und Mercurialkur sehr heruntergekommen war, die
Entstehung eines Leistenbruchs, der sich rasch ver-
grösserte; als der Kr. hergestellt war, bekam er ein
Bruclibaud und wurde entlassen ; nach einigen Mon.,
wahrend welcher Zeit Pat. sich grössern Anslrengon-
gen unterzogen hatte, war auf der eutgegengesetalea
V, Chirurgie» Ophtkalmologie n. OUatrik.
837
Seile ein Leistenbrach henrorgetrelen. In mehreren
Pxlleo bei Praneo mit ToluminOsen NabelbrOcben hat
Vr. naoh dem Gebrauche fest drOfkender Bruchbin der
das Entstehen von Leisten- oder Sehen kelbrttcben
beobachtet. Hieraus folgt , dass der Arzt ausser auf
den bestehenden Bruch auch auf die Disposition su
einem zweiten Bruch ROcksichl nehmen muss, sobald
es sich um einen schwächlichen, schlaffen, herunter-
gekommenen Kr. handelt. Znerst muss die Diät des
Bruchkranken regulirt werden, er darf nur leicht ver^
dauliche Speisen in massiger Quantität geniessen;
dann muss die Bewegung genau bestimmt werden,
indem man nur vorsichtig und allmälig den Kr. an
stärkere Bewegung gewöhnt u. die Bewegung immer
mit Liegen auf dem Rücken abwechseln lässt; endlich
Ist es zweoktn9;ssig statt einracher Bruchbänder dop-
pelle anzulegen, um die dem Bruche entgegengesetzte
Seite zu schätzen. Bei Nabelbrüchen ist es vortheil-
haft, ein dreifftcbes Bruchband zu gebrauchen.
(Streubel.)
1073. Zur Lelire von der Bracheinklem-
miUlg; von Burggreve. (Pr. Ver.-Zlg. 33.34 u.
37. 1953.)
Bei frischen DarmbrOehen schlüpft die Darmpartie
hnmer leer durch die Bruchprorte, es wird durch den
nmschliessenden Bruchring die Blntcirculation mehr
oder weniger gesttfrt, es entsteht venOse Stockung,
rasch sondert die geschlossene Darmpartie Darm-
schleim ab, welcher das konische DarmstUck bald in
eine pralle Kugel umwandelt, die nicht mehr zurück-
geht, sondern noch mehr Darm nach sich zieht. Je
länger die Einklemmung dauert, desto fester wird sie.
Die geschwollene Schleimli^ut der eingeklemmten
Darmpartie verhindert durch ihre Valvulae conniven-
fes, Drüsen und Villi das Vorwärtsdringen oder Zu-
rückweichen des Cinklemmungssecrets. So lange
durch Druck das Secret in dep freien Darm gebracht
werden kann, ist das Darmstück reponibel, die
Schlinge wird wieder konisch , weicht unter Kollern
in den Leib zurück u. die Taxis ist vollbracht. Wenn
während der Taxis der pralle Darm weich wird , so
kann man mit Sicherheit auf Erfolg derselben rech-
nen. Das Kollern beim Zurückweichen der Darm-
schlinge entsteht nicht dadurch, dass Gas aus der
Schlinge in den Darm weicht, sondern dadurch, dass
die Commnnicalion mit der obern und untern Darm-
partie hergestellt wird, wodurch flatus und Darm-
conlenta eindringen. Bei dergleichen Darmbrüchen
kann Gas in der Darmschlinge des Bruchs enthalten
sein. Bei grossen Darmbrttchen kann die Verstopfung
der weiten Bruchpforle nicht so stattfinden, dass das
Secret nicht zurückweichen könnte, es klemmen sich
daher grosse Brüche auf diese bei kleinen Darmbrttchen
so häufige Weise nicht ein. Bei derOferation über-
zeugt man sich von der Richtigkeit des eben Gesagten :
man sieht eine pralle^ blutrothe oder blaurolhe Kugel
lUK^li Spaltung des Brucksack$ vor sieb, die durch
Med. Jahrbb. B4. 80. üft, S.
Druck sieh nicht verkleinern lässt, aber nach Ein-
•ehneidung der Brnchpforte schon nach leisem Druck
znsammenßfllt , das Seeret fühlbar entweichen lässt
und unter Kollern zurückschlOpft Die Verbuche des
Vfs. an Thieren sprechen für das rasche Zustande-*
kommen der Einklemmung und erläntern den Mecha^
nismus ; dreht man aus dem obern Ende einer Haar-
nadel einen Ring von 2 — 3^'' im Durchm. und zieht
durch denselben, nachdem man einem grüssern Sllii-
getbiere die Bauchhöhle weit getfflnet hat , ein Stück
Dünndarm m der Weise, dass der Ring den Darm nur
leicht nmschliesst und das Mesenterium etwas hin-
durchragt, so sieht man nach kurzer Zeit, wenn man
den Versuch macht den Ring zu entfernen > dass der
Darm vor dem Ringe sich faltenförmig aufschttrzt;
zieht man stärker an » so zieht das Mesenterium die
kleine Curvatur gänzlich heraus und lässt einen Theü
der grossen Curvatur als Beutel vor dem Ringe zu-
rück. So entstehen durch den Zug des Mesenteriums
nach Vf. die Partial- oder Lateralbrücbe. Hält man
den Ring fest und zieht am Darme unterhalb des Rin-
ges , so folgt die Schlinge dem Zuge augenblicklich
und schlüpft zurück. Es geht hieraus hervor , dass
zu Anfange der Einklemmung Mittel, welche die peri-
staltischen Darmbewegungen steigern, wie Nicotiana,
Tart. stib. die Einklemmung wohl heben können.
Hält man bei dem Versuch den Ring straff angezogen»
so dass'das Mesenterium gespannt wird, u. will man
den Darm durch den Ring zurückdrücken, so geht
diess schwer, erscblaflt man durch Senkung dos Rin-
ges das Mesenterium, so gelingt die Manipulation
leicht. Hieraus ergiebt sich der Schluss , dass die
Taxis bei vorgebogenem Oberkörper leichter gelingt.
Lässt man die Darmschlinge eine Weile im Rin^e, so
sieht man wie sie sich bald röthet und knglig auf-
bläht ; die Reposition durch Druck wird immer schwe-
rer. Schneidet man den Darm unterhalb des Ringes
sammt dem Mesenterium ab, so findet man die freien
Darmenden fast leer, die Wandungen der eingeklemm-
ten Schlinge strotzend von Blut, die Schlinge selbst
mit einer wässrigen , Schleimflocken enthaltenden
Flüssigkeit gefüllt.
* Nach Vf. ist die entzündliche Einklemmung die
einzig vorkommende, und bei der sogen, krampf-
haften Einklemmung sucht man vergebens nach dem
Orte, wo der Krampf sitzen soll. Wenn Richter
von der Elaslicität der Bauchringe, von der Fähigkeit
derselben sich zu contrahiren spricht, so weiss man
jetzt, eine wie geringe Efasticität diesen fIbrO'sen
Theilen zukommt. Die krampfhafte Einklemmung
bestell! demnach wohl nur in Gasaufblähnng des
Darmkanals und der Darmpartie im Bruehsack. ^tf
Unterleib ist durch die mit Gas erfüllten Därme auf^
getrieben ; ebenso spannt sich die Darmpartie im
Bruehsack an , es entsteht Erbreehen , Ortlicher
Schmerz u. s. w. Es hält schwer nnd ist oft trots
geräumiger Bruchpforte unmöglich , die aufgeblähten
Därme des Bruchs zu reponiren ; entweicht oder aer-
setzt sich das Gas , so ist da^f Uebel beseitigt.
43
338
V. Chirurgie» Ophthalmologie u« Otiatrik.
Die Kotkeinklemtnung existirl nur in den Hand-
büchern ; alle und voluminöse Darmbrüche enlbalten
meisl nur Dünndarm» selten zugleich ein Stück des Dick-
darms, da nun der Dünndarm keinen Kolh bereitet, son-
dern diess erst die Function des Dickdarms ist, so
kann man nicht begreifen , warum der Dünndarm im
Bruchsark Roth produciren u. dadurch Einklemmung
yerursachen soll. Dass Kirschkerne, Fischgräten,
Knoehenstttcke u. dgl. den Darm im Bruchsack un-
wegsam machen können, ist richtig, allein diese Hin-
dernisse findet man auch im Darme ausserhalb des
Bruchsacks und kann sie nicht als Einklemmungen
bezeichnen.
Der Netzbruch ist nach Vfs. Beobachtungen nie
ein PrimSIrbruch , sondern tritj stets secundär aur u.
bildet oft eine Naturheilung des Darmbruclis. Alle
neu entstehenden Leisten- und Schenkelbrüche sind
zuerst Darmbrüche; später tritt durch irgend eine
Veranlassung, wenn der Darm nicht im Druchsack
ist, das Netz ein, verstopft die Bruchpforte, so dass
nun statt des Darmbruchs ein Netzbruch existirl. Die
Naturheilung durch die Netzverstopfung ist oft dauernd,
häufig giebt aber der Netzvorfall Veranlassung zur
Einklemmung. * Mit der Zeit wird der Netztheil in
der ßruchpfortr durch Druck der letzteren slielfOrmig
verdünnt und iSiis Netz vor der Bruchpforte entartet
in einen hyperirophischen Klumpen. Unter dem die
Bruclipforte nicht mohr ausfüllenden Netze tritt eine
leere Darmschlinge ein und wird eingeklemmt. Oft
liegt eine sehr kleine Darmschlinge uneingeklemmt
Uliler einer bedeutenden Netzmasse.
Ein Darmnetzbruch ist ein Darmbruch , zu wel-
chem sich späler Netz gesellt. Bei diesen Brüchen
ist vorzüglich auf eine Art Bücksicht zu nehmen , wo
durch schlechte Bandagen, örtliche Entzündung u. s. w.
der Darm mit dem Bruchsacke verwachsen ist; fällt
nach der Verwachsung Netz vor , so drückt es den '
Darm zusammen , bewirkt congestive Anschwellung
desselben und Einklemmung. Das Netz lässt sich
neben dem Darme nicht zurückbringen, das Ein-
klemmungssecret des Darmes wird zwar noch durch
Druck entfernt, allein es bildet sich rasch wieder,^ie
Einklemmungssymptome slellen sich aufs Neue ein u.
einzig die Operation kann Hülfe schaffen. Die An-
wachsung der Schlinge befindet sich in solchen Fallen
stets nach hinten; denn wäre die Schlinge nach vorn
angewachsen, so würde das Nclz gar nicht vorfallen
können.
Zuletzt warnt Vf. vor der Zögerung, eingeklemmte
Brüche zu operiren. Die Bruchoperation ist eine der
heilbringendsten Operationen und sie ist auch an und
für sich gar nicht gefahrvoll; sie hat den Zweck, den
Darm aus der Klemme zu befreien , wo sie aber zu
lange verschoben wird, erfüllt sie diesen Zweck nicht
mehr und vertritt dann nur noch die Stelle der Onko-
tomie, die lUldung des künstlichen Aflers. Nach
einer tabellarischen Zusammenstellung in dem Edin-
burger Journal endeten von 545 angestellten Bruch-
operationen 260 tödtlich« Dieser Ausgang spricht
allerdings nicht für die Operation, allein wenn nui
betrachtet, in wie vielen Fallen eben der BruchsebnA
zu spät in Anwendung gekommen sein mag* wir<
man eine bessere Ansicht über die Herniotomie er-
halten. Vf. operirle einige 20 Kr., von diesen schei-
det er 4 aus, wo die Operation zu spät vorgenomm«
wurde, so dass 16 verbleiben, unter welchen nur j
an zuHtlligen Ereignissen nach der Operation ▼e^sta^
ben. Das Sterblichkeitsverhältniss der Bruchopera-
tionen ist demnach wie 1 : 8. Auch bei der Uernio-
tomie hat die Ansicht von der spastischen Brucbeia-
klemmung viel Schaden gethan ; man hat durch all«
mögliche Mittel den angenommenen Krampf zu bebei
gesucht, und wenn man endlich zur Operation ge-
schrillen ist, ist es bereits zu spät gewesen. Wei
bei der Operation die Einklemmung einmal gesehei
hat, wie eng der Bruchring die Därme umschoQrt, so
dass kaum eine Sonde eindringen kann, der wird leicht
begreifen, dass durch Klystire, Bäder, Lufleinpum-
pen u. dgl. die Einklemmung nicht gehoben werdei
kann und dass, wenn einige Taiisversuche vergeblich
angestellt worden sind , die Operation unternommen
werden muss. Bei Netzdarmbrüchen kann durch die
Taxis fast gar nichts genützt werden, und nur anfäng-
lich vermögen innere Mittel den Darm in Bewegung
zu setzen und zu lösen , doch darf man sie nicht u
lange fortsetzen. Je kleiner der Darmbruch , um sa
unnützer zeigen sich innere Mittel, es nOlzl hier
nur die Taxis und nach deren Misslingen die Her-
niotomie, nur die frühe Operation ist im Stande, die
Einklemmung sicher zu heben u. das bedrohte Lcbea
zu reiten. (S t r e u b e 1.)
1074. Seltene Beflinde nach Brncheinkle»
mongen; von SouU.»(Gaz. des Höp. 99. 1851.)
1. Beobacfit. Ein 66jähr. sonst kräftiger und gesunder
Mann, der seit 25 J. einen eigrossen, leicht redacirbani
Leistenbruch besass, wurde in das Hospital gebracht, «e8
der Bruch den Tag vorher ohne irgend eine Veranlasstt^
schmerzhaft und irreductibel geworden war. Puls kaum fiU-
bar, fortwährendes Aufstossen, Würgen und Erbredtta;
Unterleib wenig gespannt; Bruchgeschwulsl bei BerOhnug
sehr empfindlich, nicht besonders prall. Pat. gestand, rr
habe schon mehrere Stunden lang versucht den Brnrh dmrfc
Druck zurückzubringen. Die Taxis des eiogeklemmtcn Bruckcf
gelang in wenigen Minuten. Nach der Reposition erfolgte
keine Erleichterung, vielmehr klagte Pat. über den heftigstes
Schmerz im ünterieihe, der sich durch Druck steigerte. Der
Kr. starb am folgenden Tage. — Autopsie. Der Bruch wir
wie(f er zum Vorschein gekommen ; der Bruchsack war ziemlich
dünn, enthielt wenig Serum, das Cöcum und einen Tbeil ier
dünnen Därme ; die Lelslenringe waren ziemlich erweitrtt
Die äussere Fläche der Därme war mit dunkelblauen ekchj-
motischen Flecken besetzt; bei Eröffnung der in dem Brück-
sacke liegenden Därme erschienen deren Wandungen nnd ai-
menllich die Schleimhaut derselben. sehr aufgeschwollen oo4
sie waren erfüllt von einer grossen Menge tbeils coagulirten,
tbeils flüssigen Blutes. Nuch Abspulen der Schleimhaut mit
Wasser zeigten sich auf derselben linsengrosse , gmnolirtc
Flecke , die Schleimhaut selbst erschien sammetartig, doiiM 1
gefärbt und leicht zerreiblich. Die Gedärme der Unterleibs- 1
höhle waren stark von Luft aufgetrieben , der Ba^€bfeltübr^
zug hatte in der Nähe des Innern Leistenringes einige kleiaa
pseudomembranöse Auflagerungen. Die übrigen Organe dff
Brust* und Bauchhöhle waren gesund.
V. Chirurgie, Ophthalmologie vu Otiatrik.
339
Die Symptome deuteten in diesem Falle auf Peri-
tonitis mit Darmperforation, wahrend die Autopsie
Haemorrhagia intestinalis der eingeklemmt gewesenen
Darmpartien als Todesursache ergab. Die Darmblu-
tungen bei Brachen kommen nur selten und fast nur
nach traumatischen Verletzungen vor. Die Reductions-
versuche, die der Kr. selbst vorgenommen hatte,
hatten auf keinen Fall die Blutung allein veranlasst,
sondern die granulirten Flecke der Schleimhaut der
Bruchdärme zeigten, dass eben der Blutung ein
Schleimhautleiden ein Erweichungsprocess vorange-
gangen war, der durch die Blutstase bei der Ein-
klemmung uod zum Theil durch die Repositionsver-
suche den copiOsen Bluterguss und die Darmlähmung
hervorgerufen hatte. Vf. eVinnert sich vor mehrern
Jahren bei einem jungen Manne wegen eines einge-
klemmten Leistenbruches die Herniotomie vorgenom-
men zu haben, wobei es trotz mehrfacher Einschnei-
dungen des Leistenringes nicht gelang, die Darme
zurückzubringen, die durch ein dickliches Fluidum
ausgedehnt waren ; nach einer Function des Darmes,
durch welche mehrere Unzen schwarzen Blutes ent-
leert wurden , schlüpften die Därme fast von selbst
in die Bauchhöhle. Es erfolgten noch einige Stühle
mit Blut gemischt und derOperirte wurde hergestellt.
2. Beobacht, Ein 55jäbr. Mann mit einem rechten
Leistenbruche, der schon seit vielen Jahren bestanden u. nie
Beschwerden verursacht hatte , bemerkte nach einer Körper-
anstrengung, dass sein Brach sich anspannte, schmerzhaft
wurde ; er konnte ihn durch heftiges Drücken und Pressen
zwar nach 2 Sld. zurückbringen , wurde aber , da keine Er-
leichterung, vielmehr Würgen , Erbrechen und Leibschmerz
folgte, in das Hospital geschafft. Grosse Erschöpfung, Koth-
brechen, Unterleih sehr aufgetrieben und schmerzhaft; die
Brucbgeschwulst verschwunden. Alles schien darauf hinzu-
deuten, dass eine Reduction en roasse stattgefunden habe und
die Einklemmung nicht gehoben worden sei. Zahlreiche Blut-
egel auf den Leib , Einreibungen mit gruuer Salbe mit Bclla-
donnaextract, kohlensaure Limonade zum Getränk und
Honigklystire stillten die Schmerzen , unterdrückten das Bre-
chen , bewirkten Stuhlgange und brachten den aufgetriebenen
Leib zum Zusammensinken. Dessenungeachtet erholte sich
Pat. nur sehr langsam, die Yerdauungsorgane erschienen sehr
geschwächt , es trat immer noch von Zeit zu Zeit Erbrechen
ein, die Stiiblentleerung war halbflussig, hellgelblich, der
Unterleib blieb fortwähn^nd gegen Druck empfindlich. Nach
3 Wochen verliess Pat. d.is Hospital, um sich auf dem Lande
zu erholen. Nach 4 Mon. kehrte er in einem traurigen Zu-
stande zurück. Der Leib war aufgetrieben, überall bei der
Berührung schmerzhaft, fortwährendes Aufstossen und Erbre-
chen raubte dem Kr. alle Ruhe und colliquative Diarrhoe hatte
seine Kraft« aufgezehrt, die Extremitäten waren ödematös an-
geschwollen. Vf. diagnosticirte chronische Peritonitis mit
Verdickung. Der Tod des Kr. erfolgte nach wenigen Tagen. —
Die Section zeigte in der linken Fossa iliaca eine faustgrosse
Cyste mit dicken Wandungen, die im Innern flüssige, sehr
stinkende Fäcalmasse enthielt, nach hinten mit einer Dünn-
darmschlinge verwachsen war u.'mit dieser durch ein erbsen-
grosses Loch communicirte. Das Bauchfell in der Umgebung
der Cyste war sehr verdickt , verwachsen und mit einzelnen
Ekcbymosen besetzt. Ein ziemlicher Theil der dünnen Därme
war durch schwer trennbare Membranen unter sich verlölhet.
Vf. erklärt das Zustandekommen der mit dem
Darm communicirenden Cyste folgeodermaassen. Bei
der gewaltsamen Reposition des eingeklemmten Bru-
ches war es auf jeden Fall zu einer Darmperforation
gekommen , es hatte sich einige FMcalmaterie in die
Bauchhöhle ergossen und um diese herum war durch
die nachfolgende Entzttndung eine Cyste gebildet
worden, das entztindliche Exsudat hatte gewisser-*
maassen die Facalmaterie abgekapselt und somit ihre
Weiterverbreitung gehinderL Bemerkenswerth ist
es noch, dass die Cyste sich in der linken Possa iliaca
befand, während der eingeklemmte Bruch auf der
rechten Seite bestand. Wäre die Gastrotomie, welche
zuerst in Vorschlag kam, ausgeführt worden, so hätte
man einmal gar keine Einklemmung gefunden und
wurde anderntheils den Einschnitt auf der falschen
Seite gemacht haben.
3. Beobacht. Ein 53Jähr. robuster Mann hatte seit
18 J. einen ziemlich voluminösen durch ein Bruchband gut
zurückgehaltenen Leistenbruch , welches er jedoch gewöhnt
war über Nacht abzulegen. Eines Morgens ging der Bruch
trotz aller Bemühungen nicht zurück, bald gesellten sich
Schmerzen in der Leistengegend hinzu , der Kr. bekam Auf-
stossen und galliges Erbrechen and wurde in der Nacht in das
Hospital geschaflt. Der fast 2 Fäuste grosse Leistenboden-
bruch der rechten Seite war massig gespannt, zeigte eine
deutliche Fluctuation und gab bei der Percussion allenthalben
einen matten Ton. Der Kr. klagte über sehr heftige Schmer-
zen im Leibe , der Puls war voll und frequent , die Backen
waren gerötbet , die Augen drückten grosse Angst aus. Die
Taxisversuche blieben erfolglos; 25 Blutegel worden gesetzt,
der Leib mit Salbe von Quecksilber und Belladonnaeitract
eingerieben und eröffnende Klystire applicirt ; es erfolgte eine
copiöse Entleerung von Fäcalmass^n, der Kr. bekam einige
Buhe, allein die Brucbgeschwulst blieb unbeweglich. Am
folgenden Tage stellten sich aufs Neue heftige Schmerzen mit
Erbrechen ein , 2 abermalige Taxisversucbe misslangen , der
Puls wurde klein , Pat. war ganz erschöpft. Vf. schritt zur
Herniotomie; ein Längenschnitt legte den ßruchsack blos,
dessen Wändungen ziemlich dünn waren und der nach der
Eröffnung nur einige Tropfen Bruchwasser abfliessen liess.
Eine grosse klumpenförmige, grün -bräunlich gefärbte Netz^
masse lag zuerst vor u. unter derselben befanden sich 2 lang-
gezogene braunrothe, oberflächlich glänzende Darmschlingen.
Nach Einschneiden des äussern Leistenringes konnte die Netz-
masse in die Höhe gehoben werden und die Darmscblingen
Hessen sich leicht reponiren. Da das Netz zum Theil verdickt,
zum Theil erweicht war und das Ansehen hatte, als wolle es
in Gangrän übergehen, so wurde es resecirt. An derSchnitt-
näche unter dem äussern Leistenringe hatte das Netz eine ge-
sunde Farbe; eine Arterie spritzte und wurde unterbunden;
die ezstirpirle Netzmasse wog 165 Grmm. Gleich nach der
Operation trat Stuhlgang ein, es folgte heftige Beaction,
w^che Blulenlziehungen nöthig machte, es stiess sich noch
ein Stuck des Netzes, welches den Leistenkanal ausfüllte,
brandig los, eine erysipelatöse Entzündung verbreitete sich
über die Leistengegend. Nach 10 Tagen stellte sich gute
Eiterung und Granuialionsbildung ein ; nach 4 Wochen war
der Kr. genesen und es fielen keine Därme mehr vor, der
Leistenkanal war durch eine härtliche, fest verwachsene Masse
verstopft. (St reu bei.)
1075. Heilung eines sehr grossen sogen,
angebornen Nabel- oder Nabelschnarbmches;
von Prof. Dr. Krämer in Göttingen. (H. u. Pf.'s
ZUchr. N. F. III. 2. 1853.)
Die Seltenheit dieser Hemmungsbildung und die
noch grössere Seltenheit ihrer Heilpng , welche letz-
tere von manchen Autorep noch ganzlich geleugnet
wird , hestimmten den Vf. namentlich zur Nittheilung
dieses Falles.
An der Nabelgegend eines neugebomen Kindes fend sir**
840
V. Ghirurgie» Opktbilmologi« u» OtkitrilL
eine brucbartige, schmatzig-rothe, drusige, manDsfanstgrosee
Geschwulst. Dieselbe hatte eine breite Basis, aber weder
einen scharfrandigen Nabelring, noch eine deutliche Bruch-
pforte, sondern die Baochdecken, in specie die Haut,
b9rten » steh allmSlig verdflnoend , in verschiedener Höhe der
Geschwulst auf und waren mit derselben innig Terschmolzen ;
die Bedeckungen bestanden in einer dünnen , schmutzig-
fleischrothen, häutigen Hülle, welche dem Gefühl, aber nicht
dem Gesicht den Inhalt (Leber u. Darm) genügend erkennen
Hess. Bei Jeder Inspiration stärkeres Hervortreten, nach der
Reposition sofortiges Hervorquellen bei Nachlassen des Druckes.
Die Nabelschnur nicht an der ihr entsprechenden Stelle, son-
dern links und unterhalb von der über sie hängenden Ge-
schwulst aus der Spalte entsprin^^f^nd. M-olche jene nach unten
Mit den Baochdecken bildete. Kind klein, aber ausgetragen ;
normal verlaufene Kopfgeburt. In Ermangelung anderer Ver-
bandmittel suchte Vf. die Geschwulst so gut als möglich zu-
rückzuhalten und bedeckte sie mit einer in warmen Chamillen-
thee getauchten Com presse und einem massig fest angelegten
Wickelhande. Am andern Tage war die Hülle der Geschwulst
mehr grau oder speckig gefärbt; sonst keine Veränderung.
Reposition der Geschwulst , möglichstes Annähern u. Zusäm-
raenhalten der sie umgebenden Hautränder durch zirkeiförmig
nm den Leib angelegte Heftpflasterstreifen. Nach Vollendung
des Verbandes wurde das Kind rnhiger und nahm die Brust.
Naeb 2 Tagen ouf der zum Theil missfarbigen , schwärzlichen
Oberfläche der wie früher hervorquellenden Geschwulst eine
stinkende , jauchige Absonderung , die aber in der folgenden
Zeit bald einem guten Eiter und leicht blutenden Graoulatio*
nea Platz machte. Verband ans Rücksicht auf einige Exco-
rtationen mittels Bleipflasterstreifen, aber weniger fest, wegen
der Unmöglichkeit einer genauen Vereinigung der Haaträndcr.
Der sonstige Zustand des Kindes befriedigend. 8 Tage nach
der ersten Untersuchung Aufnahme desselben in die Klinik
des Prof. Banm. Die eiternde Fläche wurde hier mit einer
mit Zinksalbe bestrichenen Leinwand belegt, über dieselbe die
biäberigen Einwicklungen. Reichliche Granulationen , allmä-
lige Ueberhäutuog der Geschwulst von den Rändern aus. 65
Tage nach der Gebort des Kindes complete etwas wuistförmige
Vernarbung. 3 Wochen darnach starb das Kind unerwartet
in einem heftigen Anfalle von Eklampsie. — SecHon, Der
inmitten des Abdomen an der Stelle des fehlenden Nabels vor-
getriebene Narbenwulst hatte einen Umfang von 2'' im Durchm.
und war noch grösstentheils durch den untern Theil des rech-
ten Leberlappens ausgefüllt, mit dem er, ausser durch die
Ligamente, dnrch zellgewebige Adhäsionen zusammenhing.
Leber abnorm geformt, ihr linker Lappen fast ganz verküm-
mert. Zwischen dem obliterirten Urachus nebst Artt. umbilic.
und dem verkürzt erscheinenden Lig. teres hing der Bruchsack
durch einen ligumentosen Appendix mit einer Schlinge des
Ileum zusammen. Dieser Appendix befand sich 16'' oberhalb
der Valvola coeci , zeigte nach aufgeschnittener Darmschiinge
noch einen kleinen Kanal, der eine geknöpfte Sonde etwa 2'"
tief eindringen liess, und entsprach somit einem Rudimente
des Ductus vitello- intestinal, oder des Meckerschen Diverti-
kels. Das Darmlumen ward durch dasselbe , zumal es nur
von der obern Darmwand ausging, nicht wesentlich beein-
trächtigt. 0er übrige Darm und seine Contenta normal.
Rechtes Herz sehr erweitert; Foram. oval, und Duct. Botail.
offen. Rechte Lunge oben stark hyperämisch und stellenweis
selbst leicht hepalisirt. Bei nachträglicher genauerer Präpa*
ration der Bauebdecken und des vernarbten Bruchsackes zeigte
sich, dass die vollständig vorhandenen MM. recti abd. in der
Höbe der Nabelgegend 2" von einander abstanden, welchen
Zwischenraum der durch Narbengewebe überbäutete und aus
dem Peritonaeum und den Fascien der Bauchmuskeln gebil-
dete Bruchsack einnahm. Der Grund des erfolgten Todes lag
nach diesem Befunde also nicht in dem als gebeilt zu betrach-
tenden Exomphalos^ sondern in dem Zustande der Brust-
ergane.
AuBger diesem I^IU theilt Vf. noch 1 1 Beobach-
tungen ?on Heilang angeborner NaMbrOche, die er
in der Literatur auffinden konnte, in Kurse mit. Eine
VergleiehuRg derselben unter eich und mit den nicht
geheilten Pillen lehrt vorz« Folgendes. Des G^sehlcck
macht bei dem Vorkommen der angeb« NabelbrOek
keinen Unterschied ; ihre OrOsse, so wie der Sitx ds
Nabelschnur variirl; leUtere eot8|»*ingt bald miltn
auf der Geschwulst, häufiger aber mehr von dera
Peripherie, Die äussere Hülle der GeschwuUi i«i n
den ersten 24 Sld. nach der Geburt ziemlich durch-
sichtig u. wird aus der Fortsetzung der Nabelschow-
httUe, der Fa.scia transvers. und dem Periton. S8>
sammengesetzl. Der Inhalt dieser . Brüche bestek
vorzüglich aus der meist deformen Leber und Dona-
darm , sehener sind Mögen und andere Organe daria.
Je mehr nach unten und links die Nabeischour v«
derGeschw. sitzt, ein desto giüsserer Theil der Leber
ist im Bruche zu erwarten. Ein wirklicher Mangil
der Bauchdecken findet nicht Stau, sondern nur eise
Spaltung der Haut und Auseinanderdrjingung der
Bauchmuskeln, welche durch die bruchfbrmig ver-
liegenden Eingeweide getrennt gehallen werdea,
während die Fascien sich über den Bruch fortselzea.
Die fast allgemein angenommene Bezeiclinung Oßge-
borner Nabel- und Nabelschnvrbruch ist streng
genommen unrichtig, da es sich hier nur um HeoH
mungsbildungen handelt, bei denen es niefat zoa
normalen Schluss der Bauohdecken kommt, weil die
Eingeweide aus noch unerörlerlen Gründen nicht
rechtzeitig und gehürigermaassen in das Abdomen
zurücktreten. Vf. schlügt den Namen Sehistokoilmk
vor. Ob der sogen. Bruch ganz oder theilweis repo-
nibel ist oder nicht, hängt von verschiedenen Umstia»
den ab ; seine Heilung erfolgt gewöhnlich durch
Absterben der äussern Hülle und Bildung von Gra-
nulationen, welche die sich nach und nach verklei-
nernde Geschwulst von der Peripherie zum Genlriu
allmälig mit einem Narbengewebe überziehen, jedocä
ohne Nalielbitdung. Als zweckmässigste Behandlongs-
weise ergiebt sich im Allgemeinen die in dem roitge-
theilten Falle vom Vf. angewendete; in der erstes
Zeit ist der Verband täglich 2mal zu erneuern. Die
Heilung erfolgt trotz des Zusammenziehens der Hao/-
ränder doch durch Eiterung und Bildung einer inier»
niediilren Narbenhaut; die Unterhindung des Bruch-
sackes , so wie die Naht passen nur für besondere
Fälle.
Ausser den von Vf. gesammelten theilt Dr. Thi-
d i c h u tu , in einer dem Vf. erst nach Druck seiner
Arbeit zugekonunenen Abhandlung (llluslr. oied. Zl|.
II. 4 u. 5) 3 neue Falle von geheiltem Nabelschnnr-
bruch mit , wegen deren wir auf Jahrbb. LXXIX. 63.
verweisen. (0. Martini.)
1076. Zur Lehre von der Heriia fbriBii
OValiS ; von Dr. J u I. P a u 1 in Breslau. (GOosb.
Ztschr. IV. 5. 1853); glückliche Operation einer
Hernia obturatoria; von Bransby Cooper. (Med.
Tim. and Gaz. Jan. 1853.)
Der Umstand y dass die Hernia foram. ovalis iai
Leben bisher sehr selten beobachtet, die Diagnose
derselben aber für «ehr schwer, wenn nicht UDmOg-
V« Clunirgift» Ophllialiiiologit lu Otiitrilu
841
lick gehalten word« » und dais fOr die fiehindhug
der eiiigeklemmten Hernie obloratwi« noch wenig
genügende Regeln aafgestelU werden konnten , ver-
leiht den folgenden MiUheilungen und Betrachtungen
des Vfs. einen besondern Werth.
1) W., 66 J., eine Aagere, Ityphoskoliotiacbe Fraa litt
seit mehrero Jahren neben asthmatischen Zufällen an Koliken,
Magenkrämpfen a. dergl. , welche gewohnlich kurze Zeit an-
dauerten und zuweilen mit einem undeutlichen Gefühle von
Yollsein und AuDreihung in der rechten Scbenkelbeuge u. von
einem f orübergebeoden , dumpfen Scbmerze in der innern
Scbenkelseile verbunden waren. Im Oct. IStfl traten die
Erscheinungen einer acuten Darmeinklemmung auf. Am 3.
Tage, vom Beginn derselben an gerechnet, konnte Vf. an kei-
ner der gewöhnlichen Stellen einen Bruch entdecken. Durch
das aubjective Gefühl eines dumpfen Schmerzes an der innern
Seite des Schenkels, der durch Druck auf die Gegend des
rechten For. ovale stark vermehrt wurde und von da bis zum
Knie herabschoss , so wie durch die sofort angestellte Inspec-
tion u. Palpation wurde Vf. auf die Vermathung einer Hemia
obtnrat. geführt. Es erschien nämlich die rechte innere
ScbeD%elbeuge im Vergleich zur linken 'flach gewölbt , voller
nnd bei leisem Druck elastischer anzufühlen. Dieselben Er-
scheinungen wurden constatirt, wenn Vf. bei abducirtem
Schenkel hinter dem Adductnr longus vor dem Ramns dese.
pubis nach innen und oben in des Scbenkelfleiscb , d. b. in
der Richtung des For. ovale drückte. Der Druck an dieser,
wie an jener Steile erregte sowohl locale als im Gebiete des
N. obtnrat. ausstrahlende Schmerzeropfindungen. Die rechte
V. saphena war wenig sichtbar. Vf. und übereinstimmend
mit ibm Dr. Klose und Dr. Asch stellten die Diagnose anf
eine Hemia for» ovalit incarcerata. Ein zum Zweck der
Reposition aogebrachter Druck gleichzeitig über und unter
dem Ltg. Poupartii , so wie hinter dem Adductor longus bei
erhobenen) Becken und abducirtem Schenkel, erst ohne, dann
mit örtlicher Anwendung des Chloroform blieb fruchtlos. Die
Operation wurde nicht gestattet. Die Kr. starb in der 5.
Nacht. — 14 Std. nach dem Tode wurde die Leichenunter-
Mughung mit der Operation des Bruches begonnen. In dem
nach innen von den Schenkeigpfässen gelegenen Dreieck, des-
sen Basis der borizonUle Ast des Schambeins , dessen innere
Seite der vorspringende Bauch des Adductor long, ist, und
welches die Pectioäustläche genannt werden soll , weil in sei-
nem Obern Theile der M. pectin. ausgebreitet liegt, wurde
parallel der Art. crur., u.zwar im äussern Drittel desselb., ein
2" langer Schnitt durch Haut, Fascia subcat. und Fascia lata
geführt, der den M. pect, und adductor brevis [?] biosiegte.
Letzterer wurde stark narb innen gezogen und dadurch der
Pectinaeus mehr gespannt. Nachdem dieser in der Richtung
seiner Fasern gespalten war, kam die Brucbgeschwulst zum
Vorschein , zum grossen Theil noch bedeckt vom mittlem und
innern Theile des Obturatur eztern., der theils zur Seite ge-
schoben , theils gespalten wurde. Man verfolgte so die Ge-
schwulst bis zu ihrem Austritt ans der Membrana obtur. und
konnte Ihren obern Umfang deutlich übersehen. An der
untern, weniger zugänglichen Peripherie lag der N. obtur.,
der von aussen her nach unten und innen verlief. Von der
Art. obtur. vermnthete man einen ähnlichen Verlauf. Der
Bruch hatte die Grösse einer kleinen Wallnuss. Der Bruch-
sack wurde beim Oeffben '/«'^ dick u. aus roehrem rerfilzteo
Zellscbichten bestehend gefunden. In ihm 1 Drachme blutig
seröse Flüssigkeit mit Exsudatflocken, eine kleine duakelrotbe,
wenig geschwollene , angeheftete Netzpartie , unter derselben
V4 ^«8 Umfangs eine^ an der Mesenterialfalte eingeknickten
Dünndarmschlinge, dunkelscbwärzlichrotJi, schlaff, mattglän-
zend, mit weissticbem Eisudate belegt. Es fand sich nirgends
eine besonders auffällige Einschnürung; die RwunbeBchrän-
kung erschien äberall gleichmässig , und durch die Exsudat-
faden innerhalb des Bnicfasackes vermehrt. Eine unblutige
Erweiterung des Bruehsackhalses nach beiden Seiten bin , so
wie die Lostreanung der Membr. obtnrat. nach innen u. unten
vom Ramus desc. oss. pub. , welche sich als möglich erwies,
wurde behufs der weitem Unlenuchung unterlassen. — Bei
Eröffnung der Banchböbie fand sich der seröse Dannilbenug
leicht entzündet. Bei einem leisen Zuge an der betreffendeo
Darmpartie schlupfle die eingeklemmte Schlinge aus dem
Brnchsacke , und man sah an ihr eine grauschwärzliche De-
marcationsiinie , welcher entsprechend die Muscnlsris und
Mucosa des Darmes erweicht und zum Theil verschorft war.
Die Oeffnung in der Membr. obtur. war 4'" hoch, 5'" breit;
die Länge des Kanals betrug 3 — 4'"; das Peritonaeum am
Brnchhalse strahlig gefaltet , mit Eisndat bedeckt ; das Netz
mit der Bruebsackmöndnng verklebt. Nach Entfernung des
Bruchsackes zeigte der Nerv einen Verlauf nach aussen und
sofort nach unten. Die Arterie verlief unter ihm in demselben
Sinne. Ihr Ursprung wurde nicht ermittelt.
2) Vf. tbeilt nächstdem einen vom Wundarzt Jahn im
I. 1fi21 l.rubarhtelen f all mit, in welchem eine 44jähr. Frau
seit 4 J. an einer linken Hemia, wahrscheinlich craratis litt.
Am 28. Mars 1821 enUUnden heftige Schmerzen im Unler-
leibe , die nicht auf eine krankhafte Veränderung im Schen-
kelbruche geschoben werden konnten. Hierzu gesellten sich
die Übrigen Zeichen einer Darmeinklemmong und am 7. T.
der Krankheitsdauer eine gangränescirende Stelle in der Haken
Scbenkelbeuge. Am 12. Tage erfolgte der Tod. Die Section
ergab allgemeine Peritonitis und den Vorfall einer etwa 3"
langen Dünndarmschlinge durch das linke For. obtur., welche
perfortrt war. Ans der Perforationsstelle ragte ein langer
Spulwurm hervor. Während des Erbrechens wurden deren
27 entleert.
Indem Vf. bezflglich der früher beobachteleo Fäll«
aof die in den HandwOrterbflchern von Ruat und von
Jflger, Walther, Radius gegebenen Ueber*
sichten verweist, recapitulirt er die neueste Geschieht«
der Lehre dieses Braches und ttthlt dabei die voa
Rottek u. ROser beschriebenen, von deren lett-
tern einer gleich dem Fall von Hewett nncli einem
erfolglosen Operationsversuche tfldtlich endete» einen
fihnlich«n von Stanley, ferner die in pathologisch*
anatomischer Besiehung wichtigen Fülle von B I a s i n a»
den von Heyfelder mit Reposition , und den von
Henry Obrö mittels Operation geheilten Eiukicm*
mnngsfall (s. Jahrbb. LXXVIL 54.) auf. Nacbstdem
weist Vf. darauf hin , wie die Diagnostik der einge-
klemmten Hemia obtur., Danienüich dorch das Bomr-
berg'sche Symptom, die Beobachtung der Neuralgie
im Bereiche des Nerv, obtur« gefordert worden , und
wie die Anatomie der Gegend, in welcher dieser
Bruch sum Vorschein kommt, vortugsweise durch die
Untersuchungen von Roman. Fischer (Jahrbb.
LXXVII. 51.) um vieles vorgeschritten sei. Eine
Zusammenstellung der bekannt g4; wordenen Falle er-
giebt , dass sich ihre Zahl , incl. der vom Vf. berich-
teten, auf 50 belaufe; dass 7 Mal die Einklemmung
bei Lebzeiten erkannt wurde ; dass 3 Mal die Taxis
gelang, und 1 Mal die Operation ausgeführt wurde
(den Fall von Arn au d u. Naiaval hJlU Vf. nicht
für suverlüssig). -^ Der ünaiQmisehe Theil der Ab-
handlung giebt die Resultate der Fisch er*schen
Unlersttcbuigen und wird noch in Betreff der Lage
der Art. obtur. hinzugefügt» dass sie, wenn sie aus
der Art. hygogastr. entspringt, hinter und unter dem
N. ohtur. liege (Neekel, Blazina, Stanley,
Paul), beim Ursprung aus der Epigastrica aber vor
und tiber demselben (Gad ermann), und dass sie
sammt dem Nerven von einem Bruche nach aussen
gedrlfngt werde. Es sei daher die Erweiterung des
Einklemmungsringes nach innen am ungefilhrliehsten.
342
V. Chirurgie, Ophthalmologie u. OtiatriL
, Pathologisches, Die Allgetiieinsymptome einer
Hern, obliir. unterscheiden sich nfclil von denen an-
derer Brüche. Namentlich hanfig sind hier vorüber-
gehende Koliken , die bereits als Zeichen unvoHkom-
mener Einklemmung zu betrachten sind. Böser will
sie als charakteristisch für den besprochenen Bruch
betrachten und giebt auch den Beleg, dass selbst
bei vorübergehenden Einklemmungen diese Koliken
sich mit der Neuralgie des N. obtiir. vergesellschaften.
Die Beobachtungen Romberg's» des Vfs. u. A.
stimmen hiermit überein. Das Symptom der Neural-
gie und Paresis steigert sich, sobald die Einklemmung
eine bleibende wird , nur ist die Beobachtung der
motorischen Störung weit schwieriger als die der
sensibeln, und schien jene in den Fallen von Röser
und Paul zu fehlen. — Das Zustandekommen der
Einklemmung möchte Vf. weniger einer Verengung
der Pforte als einer Vermehrung des Bruchinhaltes
zuschreiben. Der Inhalt i<$t h.InBp^pr nur eine Darm-
wand, seltener eine Schlingi; von 1, 3, 5" Länge
(6 adermann, Schmid.l, Jahn); auch liegen,
die erstem wohl meist vorübergehend ausserhalb der
Bruchpforte. Die Einklemmung solcher Darmsegmenle
ist nie sehr fest, und wenn trotzdem die dieselbe
begleitenden Erscheinungen äusserst heftig sind , so
sucht Vf. den Grund hiervon darin , dass die Darm-
wand an den Druck von Seiten der Bruchpforte weit
weniger gewöhnt ist, als eine schon längere Zeit
vorliegende Darroschlinge. Jede vorübergehende In-
carceration bedingt eine neue Exsudation am Bruch-
sackhalse , und mehr in dem verschiedenen Verhalten
der sich vermehrenden festen Exsudalmassen als in
der Contraction des Bruchsackhalses selbst sucht Vf.
mit Stromeyer die nächste Ursache einer Stran-
gulation. — Die grössere Häufigkeit der Hern,
oblur. beim weiblichen Geschlechte erklart sich aus
der grössern Weite des weiblichen Beckens und der
grössern Lange des Ram. horiz. ossis pubis, der hier
gleichzeitig in einem stumpfern Winkel mit dem der
andern Seite zusammenstösst, als beim Manne, wo-
durch der Kanal kürzer und gerader verlaufend wird
(Fischer). Iva höhern Alter schwindet das die
Lücke ausfüllende Fett und Zellgewebe; daher wird
hier der Bruch öfter beobachtet. — Die Diagnose
einer eingeklemmten Hernia for. ovalis ist begründet
1) auf dem positiven Momente des Vorbandenseins
von Darmeinklemmungssymptomen ; 2) auf dem ne-
gativen des Freiseins der übrigen Bruchpforten ; 3)
auf den subjectiven Symptomen im Bereiche des N.
obtur. ; 4) auf der objectiven Untersuchung der Schen-
kelseite, auf welche der Sitz jener Neuralgie hinleitet
(Man findet dann eine HervorwOlbung und Geschwulst
in der Pectinäusflacbe , die von vorn und hinler dem
Adductor long, zu fühlen ist, mehr weniger elastisch,
resistent und bei Druck sehr schmerzhaft sein wird) ;
5) auf der Anamnese , welche öftere vorübergehende
Koliken und Neuralgien des N. obtur. berichtet. Die
Percussion wird kaum etwas Positives^ ergeben. Der
Zustand der V. saphena, welche bei eingeklemmten
Schenkelbrüchen angeschwollen zu sein pflegt, bei
Einklemmung einer Hernia obtur. aber leer bleibe,
muss als nfltiliches Unterscheidungsmerkmal beacbtet
werden (Klose).
Die Reposition des eingeklemmten Bruches ge-
schieht durch Druck auf die Pectinausflache und hin-
ter dem Adductor long. , in der Richtung nach den
For. ovale. Diese Manipulation wird unterstützt
durch abwechselnden, malaxirenden Druck oberhalk
des Lig. Poup. oder durch zweckmassige Bewegunges
eines in die Scheide oder Mastdarm gebraehlen Pin-
gers (Röser), oder endlich durch die Chloroform-
narkose (H e y f e I d e r). Den Nutzen der fiotalionea
und Abductionen des Schenkels, wie sie Fischer
angiebt, um die den Bruch umgebenden Muskeln ab-
wechselnd zu spannen und zu erschlaffen, bezweifelt
Vf. Uebrigens können die sehr entfernt angebrachtea
Manipulationen nur im Beginn der Einklemmung eines
Erfolg versprechen , da die sich bildende EzsodatioB
bald die Eingeweide aussen festhält. — Im Betreff
der Operation verweist Vf. auf die erzählte Krank-
heitsgeschichte. Gegen eine leichte Verletznng der
Art. obtur. spricht die Analogie des Debridemcnl bei
andern Brüchen , so wie die weit häufigere Lage der
Arterie nach aussen. Vf. glaubt auch, dass DDan eine
Verletzung der Art. vermeiden könne, und zwar 1)
dadurch, dass man im Stande sein wird, dieselbe
vor der Erweiterung zu fühlen, 2) dadurch, dass die
Einkerbungen seicht und durch Druck des Messers,
nicht durch Zug gemacht werden , 3) dadurch , dass
man die unblutige Erweiterung vornimmt (Zang,
Gadermann), oder endlich 4) die Darmschlinge
ohne vorherige Dilatation zu reponiren sucht. Vf.
halt es, sobald die Diagnose feststeht, für Pflicht, die
Operation zu unternehmen, wenngleich Fischer
an ihrer Ausführbarkeit zweifelt. Der OperationsfaU
von tl. Obr6 hat ihre Statthaftigkeit erwiesen» und
wird dieselbe aufs Neue durch nachstehenden voa
dem leider vor Kurzem verstorbenen Bransbj
C 00 per veröfTentlichten Fall aufs Neue dargethas,
s. Med. Times and Gaz. Jan. 1853.
Eine sehr magere Frau von 49 J. , welche öfter geboTeo
hatte, ward am 20. Jan. 1853 im GayVHosp. mit den Er-
scbeioangen eine» eingeklemmten Bruchs aufgenommen. SeU
2 J. trug sie eines schon vor 10 J. entstandenen Nabelbnicbi
halber ein Bruchband, seit 5 J. aber war sie in Folge asthmat.
Zußille zu keiner anstrengenden Beschäftigung fähig. Wihrnii
der letzten 2 J. endlich hatte sie öfters an plötzlicheo AnßUct
von heftigem Schmerz in der rechten Weiche gelitten , welebc
2 Std. anzuhalten nnd plötzlich zu verschwinden pflegten.
Am 17. Jan. war Fat. von einem solchen Anfall ergriffen wor-
den , wobei die äusserst heftigen Schmerzen an der inoern
Seite des Schenkels sich herabzogen und bald Oebelkeit mit
Erbrechen von galligen Massen auftrat. Bicinusöl am 18.
genommen bewirkte eine reichliche Entleerung des Darms,
ward aber am 19. ohne Wirkung zu haben wieder ausgebro-
chen, die Schmerzen minderten sich zwar , allein Krämpfe io
den Unterextremitäten traten hinzu , das Erbrechen blieb an-
haltend, Darmentleerung trat nicht wieder ein und bei der
Aufnahme fand man grosse Angst, Kälte der Haut, Puls 100,
klein, schwach, die Zunge mit einem dunkelbraunen, dkkeo
Beleg, den Unterleib schmerzhaft, die Harnentleernng selten.
C, welcher die Kr. bald nach der Aufnahme sah, glaubte
in der rechten Weiche eine leichte Anschwellung und beim
Husten der Kr. einen dnnkeln Stoss daselbst wahrzunehmeo.
V. Chiriugie, Ophthalinologie u. Otiatrik.
343
Er machte deshalb, da die Taxis nicht gelaog, eioen Einschnitt
an der Stelle der Geschwulst , öffnete die Gefässscheide an
ihrer iDnern Seite und fährte seinen Finger bis zum Schenkel-
rioge, ohne indessen irgend etwas Abnormes aufRnden zu
können. Bei genauerer Untersuchung bemerkte er jedoch,
dass der durch den Schnitt zum Tlieil biosgelegte M. pecli-
naens ein wenig nach oben gedrangt war, und als er die Rän-
der des genannten Muskels und des Adductor brevis von ein-
ander entfernt hatte, wurde einTheil des Bruchsacks sichtbar,
der sich nach querer Durchschneidung einiger Fasern des
Pectinaeus in seinem .ganzen Umfange fibersehen Hess. Die
Geschwulst hatte die Grösse der Höhlung eines Theeiöffels,
war schlaff und weich u. schlupfte während der Untersuchung
mit dem Finger en Masse in die Bauchhoble zurück, worauf
sich Pat. sofort erleichtert fohlte. Man näherte die Wund-
rander einander, legte einen geeigneten Verband an, brachte
die Kr. in ihr Bett und liess sie sofort 2 Gr. , sodann aber
28tundl. 1 Gr. Opium nehmen. Die Reaction war gering,
Erbrechen trat nach der Operation nicht wieder ein, die Zunge
ward reiner , der Appetit kehrte zurück , allein trotz wieder-
holten Klystiren erfolgte erst am 9. T. eine Kothentleerung
durch den After, wie Vf. glaubt, hauptsächlich in Folge des
anhaltenden Gebrauchs des Opiums und da der Mastdarm
am 1. T. der Krankheit noch gehörig entleert worden war.
Da ausserdem die Wunde sich (laut Times t. 5. Febr.) fast
ganz geschlossen hatte, die Stuhlentleerungen regelmässig
effolgt waren , so liess sich , wie der Herausgeber der Times
bemerkt, ein günstiger Ausgang mit Sicherheit hoffen. Schlüss-
lich erwähnen wir noch , dass in dem fragl. Falle , über den
leider weiter Nichts berichtet worden ist , der Bruch , ohne
Druck' von Seiten des Operateurs, durch den Druck des Pecti-
näus zurückgedrängt worden zu sein scheint, nach dessen
Durchschneid ung nirgends eine Strictur aufzufinden war. Eine
eigentliche Einklemmung lässt sich deshalb nicht annehmen.
(J. Schmidt.)
1077. Diapose und Behandlang der Harn-
blftSensteine durch die Finger ; von D e n a m i e 1.
(Rev. möd.-chir. Juill. 1853.)
In einer der Akad. d. Wissensch. Übersendeten
Abhandlung sucht Vf. darzuthun , dass man durch die
Pinger sich eine genaue Kenntniss über vorhandene
ßlasensleine verschaffen könne, und dass zuweilen
die Finger aHein, oder nur unterstützt durch eine
einfache Metallsonde hinreichten , um den Stein all*
niHlig zu entfernen. Bezüglich der Diagnose führt
man einen oder zwei Finger in. den Mastdarm bis zum
abhängigsten Theil der Blase über der Prostata , er-
hebt abwechselnd mit den Fingerspitzen den Boden
der Blase, versetzt dem Boden der Blase einen kleinen,
raschen Sloss, oder drückt ihn nach oben, während
die Finger der andern Hand über der Symphyse auf-
gelegt die Blase abwärts drücken. Hat man 2 Finger
mit der Dorsalfläche nach hinten in den Mastdarm
gebracht, so fühlt man, wenn ein freier Stein von
einer gewissen Grösse vorhanden ist, diesen mit den
Fingerspitzen , indem derselbe seiner Schwere halber
auf dem abhängigsten Theil der Blase liegen muss.
Entfernt und nähert man abwechselnd die Spitzen des
Zeige- und Mittelfingers, so bemerkt man, wie der
freie Stein seine Lage wechselt, sind 2 oder mehrere
Steine zugegen , so nimmt man ein deutliches Rei-
bungsgeräusch wahr. Ist der Stein am Boden der
Blase feslgewachsen , so bleiben die Fingerspitzen
beim Druck fortwährend in Berührung mit demselben
und die wie Zirkelarme ausgespreizten Fingerspitzen
können die Dimension des Steines bestimmen. —
Eine andere Art der Untersuchung mit den Fingern
wird vorgenommen , wehn die Blase mit Urin erltlllt
ist , oder nachdem man sie durch injicirtes Wasser
ausgedehnt hat; stösst man rasch die Fingerspilzen
gegen den Boden der Blase, so fühlt man die Resisteni
eines festen Körpers , der sich sofort in der Flüssig-
keit erhebt, wenn er nicht angewachsen i^t, u. dann
wieder herabsinkt; aus der Erschütterung, welche
der fremde Körper beim Herabsinken dem Boden mit-
theilt, kann man approximativ auf die Grösse dessel-
ben schiiessen; wird eine doppelte oder mehrfache
Erschütterung beim Herabsinken wahrgenommen » so
sind zwei od. mehrere Steine vorhanden. Wiederholt
man die Untersuchung, nachdem man die Hälfte des
injicirten Wassers hat abOiessen lassen , so wird das
Grösseverhältniss des Stein.«« oder der Steine noch
deutlicher und man kann selbst das Vorhandensein
eines ziemlich kleinen Steins erkennen. Befindet sich
ein feslgewacbsener Stein an der obern Blasenwand,
so ermittelt man dessen Existenz dadurch , dass man
bei gefüllter Blase mit den Fingern im Mastdarm den
Ulasenboden nach oben drückt, während man mit den
Fingern der andern Hand durch die Bauchhaut die
Waodungen der Blase über der Symphyse nieder-
drückt und nachfühlt bis man einen^ resistenten Kör-
per wahrnimmt. — Bei der Fipgerunlersuchung
können nur ganz kleine Steine, die durch ihre Gegen-
wart keine Beschwerden verursachen , sich der Auf-
findung entziehen, ja in sehr vielen Fällen ist das
Resultat der Fingeruntersuchung unzweifelhaft, wo
die Untersuchung mit der Metallsonde kein bestimmtes
Ergebniss liefert; festgewachsene Steine entgehen
.sehr leicht der Sondenuntersuchung' [?] , und wenn
die vorhandenen Steine mit dickem Schleim überzogen
sind, so giebt das Anstossen der Sonde an dieselben
kein charakteristisches Geräusch.
Was nun die Behandlung der Blasensteine mit den
Fingern betrifH, so gelingt es zuweilen die zwischen
den Fingern fixirten Steine zu zerquetschen , ein Ma-
növer, welches Vf. mit dem Namen LithothUhie belegt
hat. Es giebt bekanntermaassen sehr lockere und
leicht zerreibliche Blasensteine, bringt man bei diesen
nach AnfUllung d. Blase eine einfache gekrümmte Metall-
sonde ein, mit welcher man den Stein durch [Nieder-
drücken fixirl , so kann man durch die in' den Mast-
darm geführten Finger den zerreihlichen Stein so
gegen die Snnde andrücken , dass er in Fragmente
zerfällt. Zu dieser Operation lagert man den Kr. am
besten ebenso, wie beim Steinschnitl , und nachdem
die gehörige Zerreibung gelungen ist , entfernt man
die Fragmente durch wiederholte Injectionen. Ist der
lorkere Stein am Boden der Blase festgewachsen, so
hat man die Hülfe der Sonde kaum nölhig , und die
ausgespreizten Finger vermögen allein den Stein zu
zertrümmern. Handelt es sich um härtere Steine, so
gelingt die Zerquetschung. mit den Fingern nicht auf
einmal, da aber auch diese Steine eine zerreibliche
Schale haben und nach dem Gentrum nur ganz hart
werden, so lässt sich immer in mehrern SitzungeD
der Stein verkleinern und allmälig wohl auch g«"
SU
V. Ghiniii^t, OpbÜMimologi« Q. Oliatrik.
terdrdcken. Die Einwirkoog d«s PingermanöTers
wird durch eiofo eoergischen ioDero Gebraocb alka-
lischer Wasser ausserordentHeh ««lerstotzt , iodem
diese die Erweidiung u. das ZerfoHeo der Sleioe be-
fördern. Die ZerdrUckang der Steine mit den Pia-
gern unter Beihaife einer Sonde setzt den Kr. weit
weniger ungünstigen Zufällen aos, als die Litho-
tripsie und ist selbst in Fallen noch möglich, wo der
Stein angewachsen ist oder in einer Ausbuchtung
liegt Vf. fahrt ein Beispiel an , wo es ihm gelang,
einen ziemlich voluminösen, leicht zerreiblichen Stein
in einigen Sitzungen zu zerquetschen und vollstündig
zu entfernen.
[So bearhtenswerlh des Vfs. Angaben über die
Anffindniig der Blasensteine mittels der Finger sind,
so Übertrieben und illusorisch scheinen seine Erwar-
tungen aber die Erfolge der Fingerzerquelschung.
Zuerst ist es gewiss nur selten , dass ein Blasenstein
so zerreiblich ist, dass er mit den Fingern zerdruckt
werden kann, und dann dürfte es wohl kaum Btasen-
wandungen geben, die einen solchen Druck, wie ihn
nur ein sehr lockerer Stein nOthig hat, auszuhallen
fermügen.] (S t r e u b e I.)
1078. üeber den Blasenstein nnd sein Ter-
UltniSS zur Lttbotritie ; von Dr. ß. S e y d e l zu
Dresden. (Deutsche Kltn. 41. 1853.)
Die Anbanger der Litbolritie haLen das Gebiet
derselben zu erweilera , die Gegner zu beschranken
gesiichL Ist ein BLisenstein weder zu gross, noch
zu hart, zeigt die Blase nur massige Reizbarkeit, sind
die (tbrigen Haroorgane nicht wesentlicli erkrankt und
ist der Kr. noch ziemlich rüstig , so verdient die Li-
thotritie den Vorzug vor dem Sleioschnitt. Häufig
sind in der Vnxh die Fülle nicht so einfach, uiu den
Vorzug der Lilhotriiie oder Lilbotomie bestimmen zu
könoeOi auch gi»>bl es Fall« genug, wo die iHne, wie
die andere Operationsweise gleich günstige ir. ungün-
stige Verbültnisse bietet. In compüeirteo Fallen giebt
nicht selten ein scheinbar geringfügiger Umstand den
Ausschlag. Ein Vorlheil der Lithotritie besteht darin,
dass man sie versuchsweise anwenden kann, wie
Civiale, Leroy ii. A. gethan haben. Ivaochicb
hat in einzelnen Fallen mit Hülfe der Chlorurorronar-
kose die Lithotritie möglich gemacht, allein diess
gelingt nicht immer, wit> Vf. in einem Falle sab, wo
das Chloroform iiei vorhandenem grossen Stein nicht
im Stande war die Coutraclionen der Blase zu mSs^ii-
gen oder zu verbuien. Je reizbarer die Blase, um
so mehr Schwierigkeilen verursacht die Lithotritie,
und wenn man in Erwägung zieht, wie bisweilfin der
einfache Katlieterismus zurückwirkt, so wird man
einsohen, dass bei reizbaren und scbwacbliclieo Sub-
jecteo öftere Sitzungen das Leben zu gefährden im
Stande sind. Im hohem Alter wird die Lithotritie
weniger gut vertragen als im mittlem Lebensalter»
(iescbwulst der ProsUta , so hSiiftg bei bejahrten
Mionern, oontraindicirt die Steinzermalming nieht
«nbediogt, «raofawen aber gewöbnücb die (^ration
ond macht sie bei gleichzeitig gesteigerter Reizbar-
keit des Blasenbalses unmöglich; hierzu kommt aock
noch, dass die Ausstosaung des Üetritna behindert
wird.
Vf. sak eioeo bejahrten Rfaon mit grosser Prostata^
scbwnisty der sich eine Kornähre io die Harnröhre geführt
hatte, die abgebrochen, in die Blase gelangt war und sich ia*
crostirt hatte. Es bildeten sich 2 flache Steine^ von welches i
der eine frei io der Blase lag, der andere sich hinter den miu-
lern sehr ealwickelleo Prostatalappen eingebettet halte; di«
höchst reizbare Blase vermochte kaum 1 Unze Flüssigkeit zo
fassen, es war fortwährender Harndrang vorbanden , der fta-
theteriaoiHS fiel sehr schmerzhaft «nd es wurde eitrig^blutiger
Urin entleert. Der SteinschDitl , der in diesem Falle einzig
vorgenommen werden konnte und bei welchen der Blasen hals
horizontal hatte gespalten werden müssen, wurde zuröck
gewiesen.
Dass massige (leschwulst der Prostata die Litho-
tritie nicht hindere, zeigt Vf. durch ein Beispiel, wo,
nachdem die Reizbarkeit der Blase durch Injeciionea
heraltgestimml war, in 7 Sitzungen der vorhandene
harte Stiin zertrümmert wurde.
Schwierige oder verhinderte Ausstossung des
Detritus ist immer ein misslicber Umstand f&r die
Lithotritie. Stricturen der Barnröhre mQssen durch-
aus beseitigt werden # ehe man zur Zertrümmerung
schreitet, gelingt diess nicht, so bleibt nur der Stein-
schnitt flbrig. Ist die Harnröhre frei, aber die Blase
gelahmt, so werden die SteintrOmmer ungenttgend
entleert und die Lithotritie bietet grosse Schwierig-
keiten, wie 1 Fall des Vfs. zeigt, wo 14 Sitz. Dölhig
waren und die Trümmer, die sich zum Theil am Bla-
senhalse festsetzten , einzeln zurUckgestossen u. mit
dem Ramasseur entfernt werden mussten; es bildete
sich auch nach Jahresfrist wegen fortbestehender
Blasenlabmung aus einem Concrement wiederum ein
Stein, der abermals entfernt wurde.
Man hat angenommen , dass eine gewisse Grösse
des Blasenstetns ein Hinderniss der Lithotritie abgebe,
allein diese Annahme ist nur relativ , denn ein Stein
von lYs" Durchm. laset bei eontrahirter Blase 4ie
Zermalmung nicht zu, wahrend sich ein Stein von
2'' Bnrchni. und darüber bei geräumiger Blase recht
wohl noch zertrümmern ISsst. Die Prognose hangt
gleichaeitig noch von der Harte des Steines ab ; je
grösser und harter ein Stein , um so mehr Sitxengea
macht er nöthig , um so leichter ist ein ungünstiger
Ausgang zu fürchten, namentlich bei altern Indivi-
duen, deren Kräfte schnell erschöpft werden. Aber
auch bei dem Steinschnitt hangt der Ausgang der
Operation sehr von der Grösse des Steines ab.
Vf. erzahlt schlflsslich einen interessanten Fall , in wel-
chem er einen 21'" im Durchm. haltenden Stein in 8 Sita,
ziemlich entfernte, der Pat. aber, ehe der Detritus völlig
herausgeschafft war, sich unvorsichtig den Beschwerden einer
Keise aussetzte. Nach Jahresfrist kehrte Pat. in einem trau-
rigen Zustande zurück ; Vf. führte noch 2 Mal auf Drangen
von Seiten des Pat. den Percuteur ein. Sieben Tage nach der
2. Sitzung trat Ur&mie auf, di« bald den Tod herbeiführt«.
Bei der Section fanden sich beide Nieren vereitert, di« Blaaen-
wände verdickt y die Schleimhaut missfarbig und erweicht«
Die Blase enthielt 8 phosphatische Steine , von denen 3 di«
Grösse einer Moscatnuss hatten. Mehrere Steine hatten als
V. drinirgi«, Oplit^dm«logi« «. Otbtrilt.
UH
*MerB rothe Fragmente d«9 frfther vorbandcoeo grossen harn-
sauren Steins. (St reu bei.)
1079. Der Rectoarethralschnitt, eine neue
Methode der Lithototnie; von Lloyd. (Med. Tim.
and Gaz. August. 1853.)
Der Tod nach Ausführung der gewöhnlichen Sei«
tenschniusmethoden hat nach Vf. vorsugsweise 3 Ur-
saehen: 1) Blutung, 2) Peritonitis , und 3) Zellge-
websvereiterung um den Blasenhals und Mastdarm.
Um diesen Ereignissen möglichst vorzubeugen , bat
Vf. folgende neue Methode des Steinsehnttts, den Recto-
arethralschnitt , ersonnen , und bereits dreimal mit
Erfolg ausgeübt. Nachdem eine Steinaonde in die
Blase gebracht und der Kr. wie bei dem Seitenschniit
gelagert worden ist, wird in den Mastdarm ein Spe-
culam ani mit einem Ausschnitt nach oben gebracht
und der Griff desselben einem Gehttlfen abergeben.
Der Operateur setzt ein Scalpell genau in der Mittel-
linie des Mitleifleisches etwa ^1^" über der AflerOlT-
nung auf u. schneidet damit in einem Zuge die Haut,
Fascie und vordere Wand des Afterschliessmuskels
durch, so dass das Messer durch den Ausschnitt hin-
durch in die Höhlung des Speculum dringt. Hierauf
geht er mit dem Messer weiter nach oben, legt den
häutigen Theil der Harnröhre blos, sucht mit dem
Pingernagel die Rinne der Sleinsonde , verfolgt diese
bis zum vordem Rande der Prostata und schneidet
mit einem Messer von oben nach unten den ganzen
häutigen Theil der Harnröhre durch. Nun wird auf
der Rinne der Sonde eine kleine Polypenzange in den
Blasenhals geführt und mit dieser 1 — 2 Min. lang
vorsichtig der Blasenhals erweitert, bis er dermaassen
ausgedehnt ist, dass der ZeigeGnger in die Blase
dringen kann. Die Sleinsonde wird jetzt entfernt,
der Zeigefinger der linken Hand in die Wunde ge-
bracht, der Stein gesucht und endlich auf dem Finger
eine Zange zur Fassung und Exlraction desselben
eingeführt.
Als Vortheile dieses Operationsverfahrens hebt Vf.
hervor : es wird weder die Prostata , noch die Blase
verletzt; wenn man genau die Mittellinie des Mittel-
fleisches beim Schnitt verfolgt , kann bei regelmässi-
ger Gefässvertheilung ein grösserer Arterienzweig
nicht getroffen werden, und sollte ein Ast der Art.
haeroorrhoid. durchschnitten sein, so würde derselbe
in der offnen Wunde sich leicht unterbinden lassen ;
die freie Wunde am After verhindert die Urininfiltra-
tion und Vereiterung des Zellgewebes; Peritonitis
kann der Operation gar nicht nachfolgen ; dadurch,
dass der Weg nach der Blase ganz gerade ist , wird
die Passong und Autziehung des Steines erleichtert.
Durch Experimente hat sich Vf. überzeugt, dass der
proslatische Theil der Harnröhre einer ausserordentr-
lichen Erweiterung Hihig ist ; ja in der Leiche eines
Erwachsenen Hess sich der Blasenhals dermaassen
erweitern, das« ein Stein von der Grösse eines Gänse-
eies passiren konnte.
Mad. Jahrbb. Bd. 80. HA. a.
Die 3 OperationaßlUe des Vfs. zum Beleg fflr die
Zweckmässigkeit des neuen Verfahrens., betreffen 2
Knaben von 6 u. 12 und einen Erwachsenen von 33
Jahren. Bei den Knaben hatten die Steine ein gerin*
ges Volumen und Hessen sich leicht extrahiren ; die
Wunde am After heilte langsam durch Granulationen;
an dem häutigen Theile der HarnrOhre blieb eine Fistel*
Öffnung surück, die sich durdi Aetzung nicht schlies-
sen wollte und einen ziemlichen Theil des Urins
abfliessen Hess; bei dem 12jähr. Knaben ging der
Urin unwillkarlich ab. Bei dem 33jähr. Manne halte
der länglich-ovale Stein eine beträchtliche Grösse u.
wog SO 3> Die Fassung und Ausziehung verursachte
einige Schwierigkeit ; der Operirte wurde nach 4 W.
als völlig geheilt entlassen.
[Die Operalionsmelhode des Vfs. kann durchaus
auf Neuheit nicht Anspruch machen. Der Steinschnitt
mit der grossen Geräthschaft bestand in Einschnei-
dung der Harnröhre und Dilatation des Blasenhalses;
um Blutungen zu vermeiden, schlug Dupuytren
den Medianschnitt vor, übte ihn mehrmals aus und
verliess ihn wieder; Vacca ging von dem Recto-
vesicalscbnift zum Medianschnitt Über. Beim Mediao-
schnitt wird der Bulbus urethrae, der bedeutende
Blutung verursacht, fast constant verletzt, ebenso
können leicht die obern Zweige derPudenda getroffen
werden ; die Incision des nur etwa b'*' langen häu-
tigen Theils der Harnröhre dicht unter dem Winkel
der Scharobeinäste gestattet nur einigermaassen gros-
sem Sternen nicht den erforderlichen Raum zur
Exlraction. Was die Erweiterung des Blasenhalses
betrifft, so zeigte Ledran durch Sectionen und
Experimente, dass nach massigen und vorsichtigen
Erweiterungen schon ziemliche Eioreissungen und
Zerreissungen vorkommen; bei den nach derOpnatioo
mit der grossen Geräthschaft Gestorbenen , fand er
Eiterinfiltratiorien und gangränöse Zerstörungen am
Blasenhals; bei Leichenexperimenten überzeugte er
sich, dass der Blasenhals stets der Länge nach einge-
rissen, einmal auch ganz von der Blase abgerissen
war, u. dass schon die Erweiterung mit der blosen
Fingerspitze Einrisse bewirkt hatte. Mit den Experi-
menten Ledran's u. A. stehen die des Vfs. in einem
seltsamen Widerspruche. Das einzige Neue oder
besser gesagt eigenlliUmlich Seltsame in der Opera-
tionsmethode des Vfs. besteht in dem unnöthigen
Einschnejden des Afters, um UrioinfiUration und
Zellgewebsvereiterung zu vermeiden ; der Vf. , der
nicht zögert , durch Zangen den Blasenhals zu dilali-
ren und einzureissen , der die Quetschung desselben
dem Schnitt vorzieht, fürchtet eine Urininfiltration
des Zellgewebes des Mastdarms, der er nur durch
Spaltung des Afters vorzubeugen meint. Die gefähi^
lichere Urininfiltmtion ist auf jeden Fall die am Bla-
senhalse, die nach der Erweiterung mit Zangen so
leicht zu Stande kommt, die weniger gefährliche
Infiltration ins Zellgewebe des Mastdarms ereignet
sich seltner, und wenn sie eingetreten ist, dOrfle es
noch immer Zett sein zu spalten. Das Einschneiden
44
346
V. Chirurgie, Ophthalmologie u. Oliatrik.
des Arters erscheiDt als völlig überflüssige Verwun-
dung. Die aurdenHarDrdhreo»-Mediansclioitt reducirle
Helliode des Vfs. ist als eine allgemeine Methode
nichl anwendbar und darf nur auf kleine Steine bei
Knaben beschrankt werden, wo eine ganz geringe
Dilatation hinreicht» um dem Stein Raum zur Extrac-
tion zu schaflen. Wenn Vf. bei einem Erwachsenen
einen grOssero Stein mit vollkommnem Erfolg nach
seiner Methode operirt hat, so bildet dieser Fall eine
Ausnahme, die sich so leicht nicht wieder ereignen
dürfte , wie denn auch mit der grossen Geräthschaft
einige Male grössere Steine ausnahmsweise glücklich
entfernt worden sind.] (S l r e u b e 1.)
1080. Scheidensteinschnitt ) Blasenschei-
denflstel) Heilang; von Prof. ßlasius. (Deutsche
Klin. 26. 1853.)
Eine 37jähr. Frau vod schwächlicher ConstitutioD , die
7 Kinder gehabt halle, litt seit IV2 J* ao Urinbeschwerden,
deren Ursache sich bald durch den spontanen Abgang erbscn-
grosser Steine zu erkennen gab. Durch die Untersuchung
mit dem Katheter und mit dem in die Scheide gebrachten
Finger wurde ein Stein von ziemlich beträchtlichenl Umfange
gefunden. Nachdem durch örtliche Biutentziehungen , lau-
warme Injectionen und Sitzbäder die vorhandene grosse Reiz-
barkeit der Blase hcrabgestimmt worden war, wurde die Stein-
zertrummerung durch den Steinbrecher mit der gebrochenen
Schraube versuiM, allein die Versuche missglückten, weil
das zum Schulz ilcr Blase eingespritzte Wasser sich nicht zu-
rückhalten Hess und furtwährend abfloss und weil der Stein
den Armen des Steinbrechers immer entschlüpfte. Die Ver-
suche hatten öberdiess ergeben, dass mehr als ein-Stein vor-
handen sei, und dass die Steine eine ungewöhnliche Grösse
halten. Den 10. Dec. 1852 unternahm Vf. den Scheiden-
steinschnitt, welcher durch die Schlaffheit und Weite der
Vagina der Kr. sehr erleichtert wurde. Nach einem dicht
hinter der Harnröhre begonnenen Schnitte von IV4" Länge
durch das Septum vesico-vaginale gelang es ohne alle Quet-
schung mit einem stark gekrümmten Steinlöffel 2 Steine von
der Grösse kleiner Hühnereier herauszubefördern. Sie bestan-
den aus Phosphors. Salzen mit wenig Harnsäure. Es trat
fast keine Reaction ein und in den ersten Tagen bildeten kalte
Umschläge und zeilweise Einspritzungen mit kaltem Wasser
die ganze Nachbehandlung. Allein es blieb eine Blasenschei-
denfistel zurück , welche, allen andern Mitteln Trotz bietend,
Vf. veranlasste d. 25. April 1853 zur Vernähung derselben zu
schreiten. Nachdem die Kr. in die Knieellenbogenlage ge-
bracht worden war , erweiterte ein Assistent mit den haken-
förmig eingesetzten Zeigefingern die Vagina und durch zwei
vorsichtig eingesetzte Hakenzangen wurde dieselbe noch
weiter herabgezogen. Der Vf. trennte nun mit einem kleinen
convexen Messer unter Beihülfe eines Häkchens die Scheiden-
schleimhaut 5 — 6'" weit im Umfange der Fistelöffnung ab,
ohne dabei die Fistelöffnung selbst, die 2 — 3''' gross war,
zu vergrössern. Alsdann wurden mit einer Kornzange 5 feine
Stecknadeln 4'" weit von der Fistelöffnung eingeführt, nicht
durch die Blasenwand gestochen, sondern unter der Schleim-
baut fortgeleitet und ausgestochen ; bei der Umschlingung der
Nadeln mit baumwollenen Fäden wurde die wundgemachte
Schleimhaut nach der Scheide umgestülpt, so dass beide seit-
liche Hälften derselben einander berührten. Die Nachbehand-
lung bestand in kalten Umschlägen und Einspritzungen , in
eröffnenden* Klystiren ; der Urin wurde alle 2 Std. durch den
Katheter entleert. Nach 4 Tagen wurden die Nadeln wegen
beginnender Eiterung entfernt; die Vernarbung der eiternden
Stellen schritt rasch vorwärts , es trat kein Urin mehr in die
Scheide, bald ßng die Pat. an den Urin wieder freiwillig zu
lassen u. nach 3 Wochen ward sie völlig hergestellt entlassen.
Bei einer späterhin nochmals angestellteiv Untersuchung be-
stätigte sich die Festigkeit der erfolgten Verheilung.
(Streubel.)
1081. neber die Ezstirpation des Ferset-
beinS) von H. M. Green how. (Brit. Review.
July 1853.)
bie partielle Resection des Fersenbeins ist schoi
seit längerer Zeit und ziemlich oft ntit GlOck ausge-
führt worden, während die Exstirpation desselben ali
unzulässig betrachtet und , wenn die Resection nicht
ausreidiend erschien , die Amputation Über den Rnd-
cheln vorgezogen wurde, weil man dem Kusse nack
durchschnittener Achillessehne nicht Kraft genug zu-
traute, die Last des Körpers zu tragen. Hancock
war der erste, der (d. 2. Juni 1848) die Exstirpa-
tion verrichtete, und wenn auch der Erfolg unglflck-
lich war, indem U. noch zur Amputation schreiteo
musste, so fand er doch Nachahmer, so dass bereits
12 Fälle bekannt sind, welche das Original sammllich
aufzählt, in denen englische Chirurgen, und zi^ar
unter diesen 10 Mal mit günstigem Erfolge, des
Calcaneus exstirpirten.
Alle Operirten waren unter 30, die meisten ooter
20 J. , unter denselben nur ein einziges Fraaenzim-
mer. Sie hatten iusgesammt einen mehr oder weni-
ger ausgeprägten scrophulOsen Habitus, waren aber
sonst ziemlich kräftig und frei von Lungenkrankheiten.
In allen Fällen war scrophulöse Caries des Fersen-
beins der Grund der Exstirpation gewesen, der cariöse
Process hatte sich in den meisten Fällen schleichend
entwickelt , in einigen einen acuten Verlauf genom-
nien , ein paar Mal hallen kleine Verletzungen , das
Einstechen eines Nagels oder ein heftiger Stoss gegen
die Ferse zum Ausbruch der Caries Veranlassung ge-
geben. Vf. hegt die Ansicht, dass die Caries des
Fersenheins sich ebenso oft von dem^ Gelen kknorpei
zwischen Calcüneus u. Aslragalus als von der untern
Fläche des Fersenbeins, die am meisten äussern
Schädlichkeiten , namentlich Erkältungen , ausgesetzt
ist, entwickelt, und dass sie nur selten von der Mitte
des Knochens aus beginnen mag. V^enn nach klei-
nem Knochenverletzungen sich Caries entwickelt, so
kann diess nur unter dem Einflüsse der scrophulöseq
Diathese geschehen.
Die Amputation ist allerdings eine schnellere,
leichtere Operation , die alles Krankhafte entfernt,
während die Exstirpation des Fersenbeins nicht ohne
Schwierigkeit ist und lange aufhält, zumal wenn die
benachbarten Knochen gleichfalls oberflächlich cariös
sind und theilweis resecirt werden müssen ; aurb
ereignet es sich dabei wohl , dass nicht einmal alle
carinsen Knochenpartien weggenommen werden. Allem
sie erhält den Fuss, und wenn sie nicht gelingt, lässt
sie die Amputation immer noch zu. Wenn man die
Exstirpation deswegen früher verwarf, weil man vor-
aussetzte, der Fuss könne nichts mehr nützen, wenn
der Ansatz der Achillessehne hinweggenommen sei, so
hat die Erfahrung dagegen dargethan, dass in den
meisten Fallen die Achillessebne an den Weichtheilen
eine genügende Befestigung gefunden hat, die Beweg-
lichkeit im Fussgelenke verblieben und die Function
des Fusses fast vollständig wieder hergestellt worden
V. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik.
347
ist. Auch in der Furcht vor der der Verwundung
nachfolgenden Enlzandung '\n\ man zu weit gegangen
und hat vergessen, dass durch Fislelgänge destruirte
Weichtlicile , die fortwährend dem Einflüsse der Luft
susgesetzt waren , viel ungestrafter verletzt werden
können als gesunde; in einigen Fällen folgle der
Operation fast gar keine Reaction , in andern wurde
sogar eine theilweise erste Vereinigung der Opera-
tionswunde erreicht ; bei nachfolgender starker Eite-
rung sliessen sich zuweilen noch Knochentheile ab;
die Weichlheile, die vorher verdickt u. durch Fistel-
gSfnge durchbohrt waren, contrahirten sich und ver-
heilten. Nur iu 2 F'iilleu üntwickclle sich nach der
Operation solche Entzündung der Weichtheile , dass
brandiges Absterben befürchtet und demzufolge nach-
träglich die Amputation vollzogen werden niusste. In
einigen Fällen wurde die Art, tibialis post. hei der
Operation verletzt, wovon indessen auf die Heilung
der Wunde ein störender Eiofluss sich nicht wahr-
nehmen liess.
Am schwierigsten ist es, den Zeitpunkt zur Ope-
ration gehörig zu treffen, da sich die Ausdehnung des
cariOsen Processes kaum präcis bestimmen lässt; eine
zu lange ZOgerung leistet der Weilerverbreitung des
Knochenleidens Vorschub u. nOlhigt zur Amputation.
Wenn in Zeiten die Operation unternommen wird, so
wird gar oft die partielle Resection hinreichen , um
alle kranken Knochenparlien. zu entfernen. Bei der
Ausführung der Operation muss das Fersenbein gehö-
rig blosgelegt werden , und es wird sich dann erge-
ben , oh die partielle Resection genügt, ob die Ex-
stirpation nöthig, oder oh die Amputation indicirt
ist. Bei der Ausführung der Exstirpation haben die
Chirurgen auf verschiedene Weise die Weichtheile
eingeschnitten, sie haben seilliche Incisionen, bogen-
förmige Schnitte gemacht, oder haben die Bildung
eines oder zweier Lappen unternommen , selbst den
Lifngen - oder Kreuzschnilt ausgeführL Obgleich nun
fast nach allen Schnitten eine erwünschte Heilung
beobachtet worden ist, so scheint doch die Bildung
eines Lappens aus dor Fersenhaut mit der Basis nach
vorn, wobei der liufeiseuförmige Lappen nach vorn
umgeklappt wird, am zwerkmässigsten, weil auf diese
Weise der Knocheu in der weitesten Ausdehnung
hlosgelegl und die Fersenhaut gesciionl wird, der
Lappen nach der Befestigung keine Neigung zu ver-
schrumpfen zeigt und bei seiner abhängigen Lage das
Ahfliessen des VVundsecrets und des Eilers gestaltet.
(Streu bei.)
1082. Schwangerscliaft als Hinderniss der
Consolidation einer Fractnr; von Dupuy.(Journ.
de Bord. 3. 1853.)
Eine junge, kräftige im 3. Mon. schwangere Frau erlitt,
indem ein Wagenrad ulier den linken Oberdchenkel ging, in
der Mitte desselben eine Fractur. Es folgte nur geringe An>
Schwellung, die etwas schiefen und öbereinander geschobenen
Bruchstücke Hessen sich leicht reponiren und es wurde der
Scultel'sche Verband angeUgt. Da die Kr. anfänglich unruhig
war, so musste dem Verbände öfters nachgeholfen werden.
Nach 12 Tagen wurde ein unbeweglicher Verband angelegt,
weicher 2 Mon. lan'g liegen blieb. Nach Abnahme dieses
Verbandes zeigte sich , dass auch nicht eine Spur von Callus-
bildung erfolgt war, die Bruchstücke waren beweglich und
crepitirten, dabei befand sich die Pat. im Uebrigeo ganz wohl.
Vf. legte nun einen Apparat mit permanenter Extension an,
allein dieser verursachte Beschwerden u. musste nach einigen
Wochen weggelassen werden« Ein nochmals angelegter und
2 Mon. lang am Platze gelassener Kleisterverband nutzte eben-
sowenig. Jetzt wurde eine Zeit lang gar kein Verband ange-
legt und das Glied nur auf einer doppelt schiefen Ebene gela-
gert, wobei es nach einigen Vt^ochen schien als hätten die
Bruchstücke an Beweglichkeit verloren, auch keine Crepitation
mehr gefühlt wurde. Zu Ende des 8. Mon. der Schwanger-
schaft traten auf einmal Geburtsschmerzen ein und die Pat.
gebar 2 Knaben , die , obgleich wohlgestaltet , wenig Tage
nach der Geburt starben. Gleich nach der Geburt begann an
der Bruchstelle des Oberschenkelbeins eine rapide Callusfor-
mation , schon 10 Tage nach der Niederkunft Hessen sich die
Bruchstücke nicht mehr bewegen , nach 3 Wochen fing die
Kr. an an Krücken zu gehen ; nach abermals 4 Wochen war
sie völlig hergestellt. Trotzdem, dass kein Verband angelegt
worden war, hatte sich nur eine sehr geringe Verkürzung
eingestellt.
Diese Beobachtung kann den von M. A. B^rard ge-
sammelten 4 Beispielen von mangelnder Callusbildung wäh-
rend der Schwangerschaft und rascher Heilung nach d^ir Nie-
derkunft an die Seite gesetzt werden. (S tre ubel.)
1083. Die Kanterisation in ihren Beziehnn-
gen znr Eiterrergiftnng. Nach DDr. p b i ii p p e a u,
Bourguet u. Diday. (Gaz. de Par. 35. 48. 1852
u. 23. 26. 1853.) .
Bourguet gründet auf einen Fall , in welchem
er einen Bubo kaulerisirte und der Kr. an Eiterinfec-
lion starb , eine Widerlegung des B o n n e t 'sehen
Lehrsatzes über Verhinderung der Pyamie durch Kau-
terisation. — Philippeau weist ihm aber nach,
dass er die von B o n n e t gestellten Bedingungen nicht
erfüllt, sondern die eiternde Bubonenhöhle nur theil-
weise kauterisirt habe. Bourguet remonstrirt nun
zwar hiergegen , dass in seinem Falle keine Eiter-
hohle, sondern nur ein fester Tumor mil erweichtem,
schwammigem, unschmerzhaftem Gewebe zugegen
gewesen sei, spricht aber gleichwohl von Fluctuation,
welche an mehrern Stellen bemerkbar gewesen sei
und mehrere Punrtionen nothwendig gemacht habe;
auch seien die dadurch entstandenen Oeflnungen nicht
geheilt , sondern fistulös geworden. — Diday
spricht sich nun darüber folgendermaassen aus. Der
fragliche Bubo gehörte wohl zu jener Art chronischer
Adenitis, welche bei lymphatischen Suhjecieo in Folge
nicht syphilitischer Drüsenanschwellung nicht eben
selten sind. Die Tumoren werden dann allerdings
weich, schwammig, unschmerzhaft , die sie umge-
bende Eiterung ist gewöhnlich sehr unbedeutend,
aber sie ist doch vorhanden, und es werden die Drü-
sen durch dieselbe oft so isolirt, dass sie nur noch
an ihrer Basis untereinander zusammenhängen, wäh-
rend man in die umgebenden Zwischenräume das
I^jesscr ziemlich tief einsenken kann. In diesen Zwi-
schenräumen bildet sich der Eiterungsprocess aus,
welcher ebendeshalb zwar nicht sehr copiös werden,
wohl aber den vereiternden Geweben eine die Eiter-
348
y. Chirurgie, Ophtbaimologie n. Otittrik*
resorptioB begUnstigende Beschaffenheit verleihen
kann. (Krug.)
1084. Die Transplantations-Iethode des
Prof. Dr. Boro W; von Dr. O. Saemann in Kö-
nigsberg. (Deutsche Klin. 20. 1853.)
Diese auf rein geometrischen Principien beruhende
Methode besteht darin , dass man die Stelle , wo ein
Subslanzmangel staltfindet, durch 3 Messerschnitte
so umgeht, dass ein möglichst gleichschenkliches
Dreieck entsieht; durch Vergrösserung des Schnittes
an der Basis nach einer oder der andern Seile, so wie
durch 2 andere Schnitte wird ein zweites gleich-
schenkliches, dem ersten aber entgegengesetztes,
Dreieck gebildet. Man entfernt hierauf die innerhalb
der Dreiecke liegende Substanz, präparirt die Lappen
von den unterliegenden Geweben hinlänglich los und
vereinigt die WundrSnder der Schenkel des zuerst
gebildeten Dreiecks durch die Naht, wodurch ein
Naherrücken der beiden Basen und die Vereinigung
derselben , so wie der beiden Schenke! des zweiten,
entgegengesetzten Dreiecks erfolgt. Selbslversländlich
isl es, dass der Ort, den der Substanzverlust ein*
nimmt, so wie des letztern Form Modificationen bei
der Ausführung erheischt. Besondere Berücksichti-
gung verdient die Richtung^ in welcher man das
1. Dreieck ausschneidel, welche sowohl durch die
Form des Substanzmangels, als auch besonders da-
durch bestimmt wird, dass man durch die Verlänge-
rung der Basis in der gesunden Substanz die minder
wichtigen Gel^ss- u. Nervenstamme zu durchschnei-
den genOlhigl isl. Die Basis mache man stets so
klein als möglich, weil ihre Lange mit dem durch die
Operation künstlich herbeigeführten Subslanzyerlusle
im umgekehrten Verhallnisse sieht. Manchmal wird
die Subslanzberausnahme aus dem 2. Dreieck unnö-
Ihig sein und die blose Verlängerung des Schnittes in
der Basis ausreichen, die Vereinigung der WundrSn-^
der zu ermöglichen, wie diess Malgaigne schon
bei der Lippeubildung vorgeschlagen hat.
B. wandte seine Methode bei der Operation eines
vom Nasenknorpel ausgehenden En Chondroms , in 2
Fallen von Hasenscharte und der Operation einer
sctrrhösen Entartung der Karunkel des rechten
Jluges an , welche letztere die Grösse einer Hasel-
nuss erreicht hatte und theilweis aus der Lidspalte
hervorragte; die Hautdecken waren vom innern Lid-
rande bis zur Glabella hin krebsig entartet.
Im letzten Falle umging Vf. die entarteten Hautpartien
durch 3 (schnitte so, dass die Basis des 1. gleicbschenklichen
Dreiecks ein wenig links von der Mittellinie der Glabella und
des Nasenrückens, parallel mit derselben verlief. Hierauf
vt'urde die im Dreieck sich befindende Substanz bis zum innern
Augenwinkel lospräparirt und die Karunkelgeschwulst sammt
der entarteten Conjnnctiva und dem der Geschwulst fest ad-
härirenden Bindegewebe der Orbita exstirpirt. Nach Stillung
der heftigen Blutang wurde der Schnitt von der Basis aus
paraUel mit der Mittellinie der Stirn bis zom Anfange des
Obern Oritttbeils der Stirn verlängert und dann die Substanz
ans dem dem 1. Dreieck congruent gemachten zweiten ent-
fernt. Nach Lospraparirung der Wundränder wurden zunächst
die des 2. Dreiecks durch 3 umschlungene Nähte, hierauf die
der Basis durch 5 umschlungene und endlich die der Schenkel
des 1. Dreiecks durch 2 Knopfnähte vereinigt. Die Spanntiif
in der Gegend der Glabella , so wie die Verengerung der XJi-
spaltenSfTnung verlor sich am 2. Tage. Am 3. Tage wartet
die Knopfnähte and nachdem die Fäden der umschluogcBft
Naht mit CoUodium bestrieben waren , sämnllicbe 8 Nadeln
entfernt. Als am 7. Tage die Fäden abfielen , waren bei^
auf der Stirne verlaufenden Wondspalten eng vereinigt u. nv
die untere , nach dem Augenwinkel laufende WandspalU na
iVa'^' auseinander gewichen und eiterte. Am 16. T. wurie
der Operirte ohne eine andere Entstellung als 3 feine Narbei
entlassen.
Behufs der Uebertragung dieser Methode auf die
Cheiloplastik mache man Ungs den Rändern des Lip-
pendefectes 2 Schnitte, die möglichst von gleicher
Lange in der Gegend des Kinnes . zusammenUafeB,
führe hierauf von beiden Mundwinkeln aus in hori-
zontaler Richtung 2 Schnitte, von denen jeder der
halben Länge der neu zu bildenden Lippe gleich ist,
durch die ganze Dicke der Wangen , und exslirpire
aus denselben 2 gleichschenkliche Dreiecke. Hierauf
vereinige man die Wundränder der auf den Wangen
angelegten Dreiecke und schlüsslich durch die um-
schlungene Naht die des erstem , am Kinne beftn«
liehen Dreiecks. Damit die so gebildete Lippe an
ihrem freien Rande mit Schleimhant aberwölbt sei,
hefte man nach Dieffenbach die äussere Haut mit
der Schleimhaut durch Knopfnähte zusammen. —
Fehlt nicht die ganze Lippe , wie im angenommenen
Falle, sondern nur der grossere Theil derselben, und
ist der Lippendefect nach dem einen Mundwinkel hia.
grosser als nach dem andern, so rouss selbstversUnd-
lieh aus der Wange , welcher sich der Lippendefect
mehr zuneigt, ein Dreieck mit grosserer Basis exstir-
pirt werden, als aus der andern Wange. Immer
muss jedoch die Summe der beiden Grundlinien der
aus den Wangen exstirpirten Dreiecke mit dem za
ersetzenden Theile der Lippe mindestens gleiche Länge
haben. Ist der Lippendefect nur ein einseitiger, so
hat man auch nur auf dieser einen Seite ein Dreied
zu entfernen , dessen Basis der Breite des Lippende-
fecles gleich ist. — 6 milgetheilte Fälle sprecbei
für den gOnstigeti Erfolg dieser Methode.
Will man das fragl. Verfahren auf die Rhinoplor
stik anwenden, so mache man die Ränder des Nasen-
stumpfes in der Art wund, dass sie einen Winkel mit
möglichst gleichen Schenkeln bilden , führe dann von
unten aus einen Schnitt im Winkel von 75^ dnrch
die rechte Wange und exstirpire aus derselben eis
gleichschenkliches Dreieck mit nach unten gerichteter
Spitze , dessen Basis der Breite des neu zu bildendeo
NasenflOgels gleich ist; dasselbe geschieht auf der
linken Wange. Nachdem die Ränder der Schnitte
von den darunter liegenden Geweben genügend los-
getrennt sind, vereinige man die Wundränder der
beiden auf den Wangen befindlichen Dreiecke und
schlüsslich die angefrischten des Nasen stumpfes. —
Steht auf der einen Seile noch ein Theil eines Nasen-
flügels , so würde der Nasendefect nur durch Exsür-
palion eines Dreiecks mit verhältnissmässig grosserer
Basis aus der entgegengesetzten Wange und Herbet-
ziehung des dadurch gewonnenen Lappens zu ergäo-
V, Chirurgie, Ophlkafandogie v« Otiatrik.
349
zeD sein, da eraleBB auch der kleiDsle Reat einea
Naaenknorpela der nea gebildeten Naae eine gewisse
Staize gewahrt , und zweitens , wollte man auch aus
der dem Nasenknorpelreste entsprechenden Wange
ein Dreieck entfernen, jener gleichseitig mit dem
nun gewonnenen Lappen nach dem Nasenrttcken
transplantirt werden müsste. Beschrankt sich der
Defect auf einen Nasenflügel oder einen Theil dessel-
ben , so entfernt man natürlich ebenfalls nur auf die-
ser Seite ein Dreieck. Bei fehlendem Septum ergänzt
man dieses entweder nach L 1 s t o n oder Dieffen-
bach aus der Oberlippe, oder nach Burow eben-
falls aus der Wange. — Zur Wiederherstellung einer
ganzen Nase bat Vfs. Methode jedoch den Nachtheil,
dass die grOsste Spannung gerade seitwärts von den
neu gebildeten Nasenflügeln stattfindet, und dass da-
dui^ch das Flachliegen der Nase , zumal bei nacbfol"
gender Narbencontraction , befördert wird. Vor der
Transplantatjon mit der Benutzung der Stirn- oder
Scheitelhaut soll sie jedoch den Vorlheil haben, dass
die neugebildete Nase sehr breite ErnahrungsbrUcken
hat, dass die Heilnng in weit kflrzerer Zeit u. immer
durch die erste Vereinigung zu Stande kommt.
Beim Defect eines ^tigenUdes macht man die
Rander des Restes durch 2 Schnitte wund , welche
bieim obern Augenlide in der Supra-, beim untern
in der Infraorbitalgegend möglichst gleichschenklich
zusammenlaufen, führt alsdann vom äussern Augen-
winkel einen Schnitt in horizontaler Richtung nach
der Schlafe hin und excidirt aus der Schlafenhaut ein
gleichschenkliches Dreieck, dessen Basis der Breite
des Liddefectes entspricht und dessen Spitze beim
Defect des obern Lides nach unten, bei dem des
untern nach oben gerichtet ist, worauf man die ent-
sprechenden Wundränder der Dreiecke vereinigt.
(Streubel.)
1085. HeiloDg einer tranmatischea H]rpo-
Spadie; von Dr. Poulet. (Oaz. de Par. 34. 1852.)
Ein Knabe von 11 J. hatte sieb im 7. J. den Penis an
seiner Wurzel mit einem Faulen fest umschnürt, was Anschwel-
lung and Gangrän der Theile gur Folge hatte, so dass sich
ein ßstulöses Loch an der Stelle , so wie eine flbröse Strictur
bildete. Der Knabe litt in Folge dessen an Strangurie, nächt-
licher Incontinenz und zeitweiliger heftiger Nierenkolik , wo-
durch seine Gesundheit nicht unbeträchtlich litt. Bei der
Untersuchung zeigte sich zunächst eine Phimosis, sodajin
eine ringförmige Narbe an der Basis penis, unterbrochen durch
die Oefifnung der Fistel , weiche rundlich , mit callösen Rän-'
dem, ungefähr 2'^' weit sich trichterförmig nach innen fort-
setzte ; endlich eine bedeutende Verengerung im Niveau der
Fistel, so dass selbst die dünnsten Bougies nicht hindurchzu-
bringen waren ; doch zeigte der Abgang einiger Tropfen Urin,
wenn der Knabe bei geschlossener FistelöfTnung zu urioiren
versuchte, die Permeabilität der verengten Stelle, und es ge«
lang auch endlich eine sehr dünne silberne Sonde hindurch«
zufuhren. Zunächst schritt Vf. zur Operation der Phimosis,
um das Einbringen der Sonden zu erleichtern ; nachdem diese
gelungen , versuchte er die Beseitigung der Verengerung. Er
vermochte Aoiangs nur die dünnsten Violinsaiten einzulegen,
kam jedoch binnen 14 Tagen bis zur Sonde Nr. tf , Hess den
Knaben bei jedesmaligem Uiiniren die FistelöfTnung zuhalten,'
und suchte die Incontinenz durch Pulv. belladonnae von
1 — 5 Ctgrmm. steigend zu beseitigen, was innerhalb 2 Mon.
vollständig gelang. Sobald die Erwekerung des Kanals so
weit vaTgefchritten vr»r, um dickere Sonden zasubusen» ver-
schwanden aueb die Nierenscbmerzen, Jeut wurde die Fistel
durch ein 8cl]nabe!rörmige& Glubeisen angefrischt, auch die
Anfriscbung durch wiederholtes Aetzen mit Lapis erneut, und
da diess fehlschlug, mit dem Messer g«?Gpalten und mittels
einer quer eingelegten Nadel ^Cövliiossen. Auch diess ge-
währte jedoch nur ein unvollständiges Resultat, woran eins
durch das stete Sondiren der Urethra erzeugte Blennorrhoe
mit Schuld war. Ebenso erzielten spätere Aetzungen mit
Höllenstein, mit Salpetersäure nur eine Verkleinerung, aber
niehuVerheilung der immer callöser werdenden Fistel. Die
Acitera entführten den Knaben der weitem Behandlung , und
nun heilte die Fistel zu Haus bei einfachem Verbinden mit
einer Salbe ans Oel und weissem Wachs.
(Krug.)
1086. Exostose des SlebbeinS, Heilung mit
vollkommner Erhaltung der Function und Beweg-
lichkeit des Juges ; von M a i 8 o n n e u v e. (L'ünion
95. 1853.)
Ein 22jähr. , sonst gesunder und kräftiger Arbeiter be*
merkte zuerst im März 1853 ein Gefühl von Schwere und
dumpfem Schmerz in der rechten Augenhöhle, mit leichter
Hervortreibung des Auges, ^m 5. Juli, wo M. den Kr. zuerst
sah, fand er das Auge stark nach der Schläfe zu bervorgetrie-
ben , von den Lidern nur unvollkommen bedeckt , die Binde-
haut entzündet, das Sehvermögen aber nicht ganz aufgehoben
und die Thränenteitung normal. Im innem Winkel fühlte
man die runde Spitze einer lief gelegenen Exostose , welch«
der Sitz ununterbrochener, dumpfer Schmerzen war; die
entsprechende Nasenhöhle zeigte sich vollkommen frei. Eine
Ursache (Schlag, Dyskrasie) war durchaus nicht zu ermitteln,
und da während des mehrtägigen Gebrauchs von Jodkalium
(2 Grmm. In 24 Std.) die Geschwulst eher zunahm, die
Schmerzen ganz gleich blieben , so unternahm M. die Exstir-
pation nach vorheriger Cbloroformirnng des Kr. folgender-
maassen. Er umging durch einen halbkreisförmigen Sehnitt
von der Augenbraue ans die ganze innere Hälfte der Augen-
höhle , löste die Weichtheile , so dass die Knochenhaut mit
dem Orbicularis und der Rolle des Obliqnus super, an dem
Lappen hängen blieb , und konnte so nach Stillung der Blu-
tung, durch Unterbindung einiger Art., die vordere und einen
Theil der innern Fläche der Geschwulst übersehen. Dieselbe
füllte fast 2 Drittel der Augenhöhle aus , war mit der innern,
obern und untern Wand der letztern verbunden , zeigte keine
Emschnflrung an der Basis, sondern nur einen leichten Höcker
an ihrer vordem Fläche. Der enge Raum machte die Anwen-
dung einer Säge, die Härte der Geschwulst den Gebrauch der
Liston'schen K'nochenscbeere unmöglich , so dass M. nach
längern fruchtlosen Versuchen mit Meisel und Hammer die
Geschwulst anzugreifen genöthigt war. Nach Absprengung
eines Höckers von der Grösse einer Hnselnuss , gelangte das
Instrument in eine Art von Rinne und von hier aus in ein we-
niger hartes Knochengewebe, wobei sich M. fiberzeugte, dass
die ganze Geschwulst locker geworden war. Da dieselbe nach
der Nasenhöhle hin einen ähnlichen Vorsprung halte, wie in
der Augenhöhle, beide Vorsprönge aber von dem Stirn- und
Oberkieferbeine mit seinem Nrisenfortsatze gewissermaassen
in einen Ring eingeschlossen waren , sc gelang indessen die
Ausziehung der ganzen Geschwulst nur nach vielfachen Ver-
suchen mit Hülfe von Hebeln und Zahnzangen. Die nach
Entfernung der Geschwulst biosgelegte Höhte war vollkommen
glatt und von einer Membran ausgekleidet, ohne eine Verbin-
dung mit dem Kiefer od. der Nasenhöhle. Da es gelungen war,
bei der Operation, welche IV« Std. gsdavert hatte, das Auge
und die bennchbarten Knochen vollständig zu schonen, so
brachte M. das Aug« an seine Stelle zurück und scbloss die
Wunde durrhdie umschlungensNaht, Die Bsaction war ausser-
ordentlich gering , die Wunde heilte durch die erste Vereini-
gung und 4 W. nach der Operation war die Narbe kaum be-
merkbar , die Richtung und Bewegliehkeil dea Auges , so wie
das Sehvermogea vollkommen normal u. ehsoso die Tfaätigkeit
dar Ufller vn4 4er Thräoenpankts*
350
V. Chirurgie, Ophthalmologie n. Oliatrik.
Die exstirpirte Knocbengeschwalst ist elfenbeiDhart,
28 Grmm. »chwer uod gleicht der fie»talt nach folikommen
dem Siebbeine ; sie misst Von vorn nach biulca 5 , ioi truus-
▼ersalen und Tcrticalen Ourchm. aber je 4 Ctmtr. Ihre innere
Fläche ist glatt, während die äussere höckerig und convex
erscheint, die obere nach Torn eine tiefe Höhlung mit Spuren
der Absprengung an der Stelle wahrnehmen lässt , wo die Ge-
schwulst in der Ausdehnung Ton 2 Ctmtr. mit dem Stirnbein
▼erbunden war. An der vordem Flache «bemerkt man eine
verticale Rinne, deren hockerige Rander den Nasenfortsatz
des Oberkiefers umschlossen hatten ; die 4iintere FlSch^end-
lich stellt mehr einen abgerundelen Rand dar, an welchpra
eine Erhabenheit dem For. opticum entspricht.
(Winter.)
1087. Erectile Geschwulst in der Angen-
bfihle, beseitigt durch Einspritzen einer Lösung
von milchs. Eisen und Einlegen glühender Nadeln,
nach erfolgloser Unterbindung der Carotis \ von
Dan. firainard zu Chicago. (Lancet. Aug.; Lllnion.
104. 1853.)
Ein sonst gesunder Mann von 35 J. wandte sich am
1. Aug. 1851 an R. einer Geschwulst in der linken Augen-
höhle halber. Die Lider konnten über dem hervorgetriebenen
Augapfel noch geschlossen werden , mit j<'dem Arterienpulse
ward aber die Geschwulst mehr henorgei rieben, man nahm
beim Retuhlen derselben ein Schwirren und bei Anlegung
des Ohrs ein lautes Klopfen wahr, welch letzteres in gerin-
germ Grade über dem ganzen Kopfe vernommen wurde.
Die Gesiebtsvenen geschwollen, der Kopf heiss, die Kopf- u.
Halsart. pulsirten stärker als gewöhnlich ; Compression der
linken Carotis machte alle diese Erscheinungen schwinden.
Pat., welcher oft an heftigen Kopfschmerzen mit üebelkeit u.
Erbrechen litt, hatte das Klopfen zuerst nach einer Verletzung
des Kopfes in Folge eines Hufschluges im Juli 1851 gespurt,
bei näherer Untersuchung ergab sich indessen , dass kein
traumat. Aneurysma vorlag, sondern dass schon seit längerer
Zeit das 1. A. schwächer als das r. gewesen war. Da Pat.
anhaltenden Druck nicht vertrug, die vorgeschlagene Unter-
bindung der Carot. comm. sin. ablehnte , so rieth Vf. strenge
Diät, die grösslmögliche Ruhe und Eis überschlage. Am
1. Nov. 1851 kehrte Pat. , welcher Vfs. Rathschläge keines-
wegs befolgt, dagegen die verschiedenartigsten äussern Mittel
angewendet hatte, mit einer solchen Zunahme der Geschwulst
zurück, dass die Lider nicht mehr geschlossen werden konnten.
Das Schwirren war jetzt Aber dem ganzen Kopfe vernehmbA*,
die Rindehaut ulcerirt, das Allgemeinbefinden in Folge der
bäuflgen Anfälle von Kopfschmerz und Erbrechen , so wie von
Schlaflosigkeit sehr gestört. Am 11. Nov. ward nun die Carot.
comm. sin. 2" oberhalb ihrer Theiluog auf die gewöhnliche
Art unterbunden ; die Operation gelang vollkommen und un-
mittelbar darauf verloren sich Klopfen und Schwirren in der
Geschwulst. Am Tage nach der Operation wurde in Folge
der beginnenden Rildung eines Collateralkreislaufes ein Ader-
lass nöthig, der sofort Erleichterung schaffte, am 14. Tage
löste sich die Ligatur, allein Pat. vertrug auch jetzt die Com-
pression der Geschwulst durchaus nicht, so dass sich Vf.
genöthigt sah , Blasen mit zerstossencm Eis um , und ver-
dampfende Flüssigkeiten auf dieselbe anzuwenden. Die Ge-
schwulst^ nahm bei dieser Behandlung allerdings merklich an
Umfang ab, allein schon am 3. T. war wieder ein leises
Klopfen und Schwirren in ihr bemerkbar , was , als Pal. am
10. Dec. den Vf. verliess , beträchtlich zugenommen hatte.
Am 11. Nov. 1852 kehrte Pat. zu Vf. zurück. Er hatte
in der Zwischenzeit sehr oft an den Anfällen von Kopfschmerz
und Erbrechen gelitten , das Klopfen in der beträchtlich ver-
grössorten Geschwulst war viel heftiger geworden , u. aus der
wuchernden Bindehaut waren wiederholt reichliche Blutungen
erfolgt. Vf. fand die ganze Augenhöhle von der Geschwulst
erfüllt , das untere Lid von der wuchernden Bindehaut be-
deckt, den Augapfel nach aussen und unten hervorgetrieben,
und an dem innem Winkel befand sieb , zwischen der Nasen-
wurzel und dem Supraciliarrande , eine polsirende elasttscfti
Geschwulst , welche Absorption des darunter geleg^enea Km>
cheiis veranlasst hatte. Die kleinen Geßsse am Vorderkof4
so wie an der Seite der Nase waren beträchtlich crwertr«.
pulsirten heftig und an den letzlern liess sich das Schwirret
sehr deutlich wahrnehmen. Sehr bedeotende allgemeiH
Schwäche. Die Unterbindung der Carot. comna. d. steiltt
sich als ganz unausführbar heraus , da Pat. bei CorapressHO
derselben schon nach .wenig See. ohnmächtig ward. Ma
stach daher am 13. Nov. eine gewöhnliche Stricknadel ai
einer dreieckigen Spitze, nachdem sie in einer Weiogeisw
flamme glühend gemacht worden war, in die Geschwulst m
der Nasenwurzel 3" tief nach unten und hinten ein. Beia
Zurückziehen derselben erfolgte eine leichte Blutung , welci*
bald beseitigt ward, allein 2 Tage später entwickelte siel
eine heftige rosenartige. Entzündung auf der Geschwulst,
welche auch die benachbarte Gesichtshaut ergrifl* und em
nach 8 Tagen sich verlor. Während der Höhe der EnizündBUf
war die Geschwulst fester und das Schwirren weniger deutlich,
nach ihrer Beseitigung aber kehrte Elasticität der Geschwolsl
und Schwirren wieder zurück. Am 25. Not. stach Vf. eac
Nadel nur IVs" lief ein; die Reaction darnach war massig,
die Geschwulst offenbar härter. Da man aber sich überzeagtr,
dass das krankhafte Gewebe sich über die Nasenwurzel hiovcf
auch auf den rechten innern Augenwinkel erstreckte, so worrfe
am 2. Dec. abermals eine Nadel , und zwar von der L S. sof
Ober die Nasenwurzel nach der r. S. hin eingeatochen. Das
Schwirren im rechten innern Augenwinkel verschwand damck
vollkommen, die Nadeln schienen jedoch zu schnell n
erkalten, um auf die tiefern Theile der Geschwulst gehöiig
wirken zu können. Vf. spritzte daher am 14. Dec, nachdca
er an der erhabensten Stelle der Geschwulst einen Ezplon-
tionstrokar eingestochen und das Stilet zurückgezogen hatte,
eine Losung von 8 Gr. milchs. Eisen in 1 Drachme Wasser
ein und entfernte sodann die Kanüle. Ein sehr heftiger
Schmerz in der linken Schläfengegend folgte unmittelbar dansl
und bald trat Erbrechen ein, welches erst binnen STagensick
allmälig verlor. Die Geschwulst ward aber allmälig fester,
das Klopfen in ihr undeutlicher und endlich nur noch anetaer
kleinen Stelle fühlbar, in welche Vf. am 4. Jan. 18^ eine
glühende Nadel einführte. Am 10. Jan, war die frühere Hiue
des Kopfes verschwunden, die Venen des Gesichts hatten
ihren normalen Umfang wieder erhalten, die Arterien des Kopfes
und Gesichts klopften nicht stärker als gewöhnlich and in der
Geschwulst war weder ein Schwirren noch Klopfen mehr wahr-
zunehmen. Man bemerkte aber an der vordem Flache des
immer noch zwischen den Lidern hervorgetriebenen Angapfeb
eine kleine. OetTnung, aus welcher anfänglich die Feuchtig-
keit des Auges , später Eiter entleert wurde. Während des
Februars wurde das Allgemeinbeffnden beträchtlich besser,
die Geschwulst blieb hart, in ihr weder Klopfen, noch Schmerz,
der Augapfel war gänzlich eingesunken, und im Jttniy wo
Pat. seit 3 Mon. seine gewöhnlichen Geschäfte besorgt hatte,
erschien die linke Augenhöhle vollkommen leer u. frei voo
jeder krankhaften Veränderung [? !].
Vf. bemerkt hierzu , dass er zuerst im J. ] 850
die Einspritzung einer Lösung des milchs. Eiseos
(10 Gr.: ^j) in die Venen eines Hundes 2mai ohne
irgend eine nachlheilige Folge versuchte. Im J. 1851
brauchte er auf gleiche Art binnen 8 W. 19 Gr. des
Salzes bei einem Menschen ; es wurden 9 Einsprix-
zuDgen gemacht, von denen die stärkste 3 Gr. des
Salzes auf 3 Drachm. dest. W. enthielt. Alle Venea
der Armbeuge, in welche die Einspritzung stattge-
funden hatte, fanden sich nach einiger Zeit oblilerirt
und in feste Stränge verwandelt, ohne dass Schmerz
oder erhebliche Entzündung vorausgegangen war.
Seitdem hat Vf. eine solche Einspritzung in 2 Pslleo
je 1 , in 2 andern je 2mal gemacht und hier ehens(H
wenig eine nachtheilige Folge davon beobachtet , als
bei einem Hunde, welchem er kurz vor der oben mit-
y. Chirurgie» Ophthalmologie u. OtiatriL
361
eiUen Operation eine Losung des milchs. Eisen
jjj io 3jjj Aq. (tesu) in die Carotis gespritzt hatte.
lieh erwähnt er noch des Falles einer erectiien
shwulst • venOsen Charakters und ?on der GrOsse
s Taubeheies an der innern Seite der Unterlippe,
welchem die 3malige Einspritzung der frag!. Losung
nfalls allmalige Abnahme des Umfanges u. grös-
I Festigkeit der Geschwulst bewirkt hatte, in
weil das frag!. Verfahren bei Behandlung von
ices und Aneurysmen Zutrauen verdiene, lässt Vf.
Qtschietleo , jedenfalls aber hält er die Einspriz-
g einer Lösung des milchs. Eisens für vorzüglicher»
die des neuerdings von Pravaz u. A. empfoh-
m Eisenchlorids [s. Jahrbb. LXXVIIL 71.; LXXiX.
$.]. Bei letzterem Verfahren [dessen Erfolge
igens besser gewesen sind, als es Vf. angiebt]
d nämlich eine Substanz in das Blut gebracht,
lohe im normalen Zustande nicht darin enthalten
und Uberdiess sofort Coagulation des Blutes ver-
asst. Da^ milchs. Eisen hingegen, eine Substanz,
Iche sich ursprünglich im Blute vorfindet, bedingt
lebendigen Gefässe keine Coagulation des Blutes,
idern nur eine chron. Entzündung der Gefässhaiute
d in Folge deren Ablagerung von Lymphe an den-
ben , nie aber Eiterung. Vf. vermuthet , dass,
(nn eine Losung des milchs. Eisens bei lebenden
liv. in ein GefKss gespritzt wird , sofort eine Zer-
tzung eintritt, indem sich die Saure mit dem Natron
s Blutes verbindet, die Base aber eine höhere
ydationsstufe annimmt , in welcher sie sich schon
Blute vorfiudet. (Winter.)
1088. Ringfllrmige Geschwulst in der
IgenhöUe; von Sichel. (Gaz. des Höp. 86.
)53.)
Bei einer 71jäbr. Frau lagen beide Augäpfel in der Mitte
les ziemlich harten, hervorspringenden Ringes, ohne jedoch
Bezug auf Bewegung, Richtung und Sehvermögen eine
»entliehe Störung erlitten 7.n haben. Diese Geschwülste,
Dter den obern Lidern mehr hervorspringend als hinter den
itern, waren farblos, ziemlich hart, ein wenig elastisch,
st ganz glatt und Hessen sich bis zu einer gewissen Tiefe in
e Augenhöhle zurückdrängen. In der Gegend der Comniis-
iren waren sie beträchtlich weniger fühlbar, sonst nirgends
Qierbroclien , verursachten von selbst nie Schmerz und auch
M Druck empfand Pat. keinen Schmerz. Alle diese Erschei-
angen, verbunden mit der ausserordentlich kachektischen
Srperbeschaffenheit der Kr. , der schlaffen Haut an Gesicht
ad Hals, der Anschwellung der Submaxillar- und obern
«Isdrüsen, sowie ihres benachbarten Zellgewebes, bestimmten
. eine Hypertrophie und Induration der vordem Hälfte des
eti-Polsters der Augenhöhle anzunehmen. Ob nicht eine
rebsige Entartung des Fettzellgewebes zugleich vorhanden
ti, wagte S. nicht zu bestimmen; eine Spur von Syphilis,
Iheumatismus, Gicht, Flechten , Hess sich indess an der Kr.
licht auffinden , so dass nur die überaus lymphatische Kör-
«rbeschulTenheit der Kr'., welche nach den Itliuiakter. Jahren
ich noch mehr entwickelt zu haben schien , als Ursache der
ragl. Geschwulst betrachtet werden konnte. S. verordnete
lydrarg. stib. sulph., ÜDgu. ein., bald aber Baryta muriat.,
UI. bydriod. innerlich und ausserlicb, endlich eine Abko-
ihang der Nussblätter , so wie Ferr. carb. in kleinen Gaben,
lach 4w5chentl. Behandlung fand man keine Zunahme der
Sescbwulst in der Augenhöhle , wohl aber sehr beträchtliche
ü)iiahme der Asschwellung der Drüsen und ihrer (Jmgebung.
Allmälig nahm die Geschwulst hinter den obern Lidern eine
blei-graue, etwas grünliche Färbung an u. am I.A. zeigten sich
in der Lidspalte mehrere röthliche, gelappte Wülste. Die
bläuliche Färbung der Geschwulst erschien durch die sehr
verdünnten und angespannten obern Lider hindurch noch
deutlicher, bei genauerer Untersuchung aber ergab sich, dass
dieselbe grösstentheils von Blutausscheidung in das Zellgewebe
unter die Bindehaut und in diese selbst , hervorgerufen durch
den Druck der Geschwulst auf die Bindehaut und die Lider,
herrührte, eine krebsige Entartung aber nicht vorbanden war.
Ein Oedem der Lider, welches sich 2 M. später einstellte,
ward schnell beseitigt, und da eine Abnahme der Geschwülste
in der Augenhöhle nicht zu verkennen, das Allgemeinbefinden
der Kr. besser geworden war, so liess S. die erwähnten Mittel
forthraucben. (Winter.)
1089. Epicanthüs externns; von Sichel.
(L* Union. 89. 1853.)
Diese bisher noch nie beobachtete Form des Epicanthüs
[vgl. S.'s Abhandl. üb. d. Epicantb. L'Union 116 — 120.
1851. Jahrbb. LXXIV. 68.] fand S. an beiden Augen eines
Geistlichen, welcher ihn eines amaurot. Zustandes halber coo-
sultirte, als dessen Ursache nur der anhaltende Gebrauch
sehr starker Concavgläser und habituelle Leibesverstopfung
aufgefunden werden konnte. Die äussere Lidcommisaur
erschien von aussen nach innen zu mit einer senkrechten halb-
mondförmigen Hautfalte, von 1 Ctmtr. Höhe, bedeckt, welche
so ausgebildet war, dass sie die benachbarten Cilien etwas
nach oben und innen verschob. Zahlreiche und tiefe Falten
der Haut der Lider und ihrer Umgebung, in der Nähe der
äussern Gommissur , verlängerten sich bei Zusammenziehung
der Muskeln der Augenlider und des Gesichts in gleicher
Richtung wie die Epicanthusfalte, deren Ausdehnung dadurch
ebenfalls nach oben und hauptsächlich nach unten grösser
wurde. Alle diese Erscheinungen, welche linkerseits be-
sonders deutlich ausgesprochen waren, verliehen dem Ge-
sichte einen eigenthümlichen Ausdruck, welcher durch Schielen
des 1. A. nach aussen (Folge der Amaurose), so wie durch
die Richtung der auffallend engen Lidspalten von aussen und
oben nach unten und innen gesteigert wurde. Spannte man
die Haut der Lider und ihrer Uipgebungen nach der Schläfe
zu an, so verschwand der Epicanthüs , hob man aber nur die
Hautfalte an dem äussern Winkel in die Höhe, so liess sich
deutlich wahrnehmen , dass die Haut über der äussern Lid«
commissur eine kleine Brücke von 1 Mmtr. Höbe und Breite
bildete.
Eine solche Brücke allein, gleichsana ein Rudiment
des Epicanthüs, hat übrigens S. schon sehr oft beob-
achtet, und wiederholt gefunden, dass sie ein sehr
lastiges Blinzen hervorrief [vgl. seine Unters, über
das Blinzen, die Neuralgie ii. s. w. Gaz. de Par. 32.
1847; Jahrbb. LVII. 213.], weshalb er Sie einige
Male durchschnitt und , um die äussere Commissur
zu vergrössern , durch Actzen die Vernarbung der
Rander zu verhüten suchte.
Im fraglichen Falle* sollte das Uebel olingefahr
20 J. zuvor zugleich mit der Abnahme des Sehver-
mögens aufgetreten sein ; jedenlalls indessen war es
angeboren , wurde anfänglich, seiner Geringfügigkeit
halber, übersehen, nahm aber allmälig in Folge der
anhaltenden Zusammenziehung der Gesichtsmuskeln
zu und erregte endlich die Aufmerksamkeit des Kr.»
als das Sehvermögen anfing abzunehmen. Hinsicht-
lich der Behandlung bemerkt S., dass er , wenn das
Uebei hei jungen Personen, vorzüglich weibl. Ge-
schlechts, beträchtlich entwickelt ist, kein Bedenken
tragen würde» ein ▼erticalea EUipsoid, von etwas
S62
V. Ghiniif^e^ OphUMlioalogie d, Otiatrik.
^Ossärer Höhe u. Breite als die EpicantlmsfarUe , aus
der Scblüfenhaut in der Ricliluog und möglichst ent-
lernt von der äussern Lidcammissur attszuschoeides«
u. zwar am liebsten an der Grenze des Haarwuchses^
damit die Narbe von den Haaren bedeckt werde. Alten
Personen würde er ralhen , die Haut in der Richtung
der Lid»palte häufig und mit ziemlicher Gewalt von
der äussern Lidcoinmissur aus nach der SchlUfe hn
tu ziehen, und so viel als möglich Coniraclionen der
Gesichtsmuskeln zu vermeiden. Im mitgetheilten
Falle machte das Alter und der Stand des Kr. eine
specielie Behandlung des Epicanthus unnölbig.
(Winter.)
1090. neber Polypen des iUMem GebAr-
gangS ; von Dr. G. Meissner. Mit 1 Tafel Abbild.
(H. u. Pf. 8 Zuchr. N. F. 111. 3. 1853.)
Vf. untersuchte 5 Polypen des fiusierD Gchorgaogee,
welche in der Klinik des Prof. Baum extrahirt wurden. Die«
selbes wurxelteo s&oimüieh in der Haut des Gehöraaoget,
davcbecboittlich 4 — 5''' von der aufseni OeffauDg enlfernt;
das Trommelfell war in allen Fallen nwrmal. Einmal 8a«s
der Polyp auf dem Knochen fest. Der Polyp drang immer als
eine balbkuglige, dem Umfange des Gebörgangei «nuprechende
nilch weisse Geschwulst nach aussen hervor. Die Lange be-
trug 8—10'".
Jeder Polyp bestand aus einem dünnen, cylindriscbeo
Stiel und einem dickern, rundlich - kolbigen vordem Theil.
{)er 2 — 2\/s'" dicke Stiel war von blassgelber Farbe und von
grobfasrigem Ansehen; er war sehr fest und derb, in der
Längsrichtung leicht zerreiss- und zerspaltbar, und enthielt
viele Blutgefässe zum Theil von beträchtlichem Durchmesser.
Nach der Peripherie zu wurde der Stiel allmälig dicker u. lief
entweder in einen gleicbmäs^ig runden , hiroförmigen Kolbrn
aus, der wie eine Beere aufsass, oder er Ibeilie sich mehr
oder weniger tief in 2 — 3 kleinere Stiele, von* denen dann
jeder eine solche Beere trug. Je mehr der Stiel sich verbrei-
terte, um in das birnförmige Ende überzugehen, desto mehr
verschwand die Faseruiig und trat eine glatte, niilchweisse
Fläche an deren Stelle. Der hintere Theil des Polypen schien
durchaus aus fester, derber Fusermasse zu bestehen ; der pe-
ripherische Theil dagegen machte den Eindruck einer mit flüs-
siger oder weicher Masse gelullten Blase, welche beim Druck
elastisch war und von einer ziemlich dicken, steifen Membran
gebildet zu sein schien. Bei einem Einschnitte sah man auch
wirklich hier eine circa erbsengrosse Hohle , die von der sehr
festen, V4 — Vs'" «hcl^Pn Hülle gebildet wurde; dabei floss
eine geringe Quantität einer hellen , fadenziehenden Flüssig-
keit aus. Auch nach der Entleerung fiel die Blase nicht schlaff
zusammen , sondern klaffte. Theilte sich der Stiel in meh-
rere, so waren auch ebenso viel Höhlungen vorhanden, welche
aber im Wesentlichen dasselbe Verhalten zeigten. Bei 4 der
Polypen fanden sich Gruppen kleinerer Beeren , welche unge-
fähr am mittlem Theile des Stiel« hingen , von kaum wahr-
nehmbarer Grösse bis zu der einer Linse difTerirten , u. theils
an kleinen Stielen hingen, theils'dem Hauptstiel kuglig auf-
sassen. Ihre Farbe war der des Stiels gleich; die grössern
entleerten beim Einschneiden eine geringe Menge zäher Flüs-
sigkeit. Bei 20 — SOfacher Vergrösserung eines Stückchens
des traubigen Theils des Polypen zeigten sich ausser den mK
blosem Auge sichtbaren Bläschen noch viele kleinere, mit
kurzen Stielen zusammenhängend, von gleicher BescbafTenheil
wie die grössern Bläschen.
Alle Polypen waren , mit Ausnahme der der tfus-
sorn Luft ausgesetzten Theile, ganz mit cylindrischem
Fliuimerepithelium überzogen. Dieser Befund ist um
Ao auffallender, als der zuerst von Prerichs auf-
gestellte AuBsprnoh, dass die Polypen tieU dasaelbe
Epitheliom besitzen , welches die Hoble , in der m
wurtelit, auskleidet, in diesem Palle m^^tlltig ad
bewiess; er bestitigt aber die Mittheilung Baaffl*i,
welcher auf allen Ohrpolypen Plimmerepithelium f»
funden hat.
Unter den Flimmerzellen fand sich eine bald ein-, kl
mehrfache Lage runder, heller, kernhaltiger Zellen, welche h
doppelten^ Ourcka. der Eiterkörpereben hatten. Die Sckidl
der letztgenannten Zellen nahm nach dem frei zn Tage lief»
den Theile des Polypen allmälig an Dicke zu, die obersteoZ^
len dieser Schicht wurden grösser , die cylindriscben ZeL<a
spfirlicber, unregelmfissiger, nur theilweise mit Cilien bcsctt,
und endlieh seigte sich nur eine 1/5 — 1/4 '"dielte Lage abgcfl»
teter, meist kernloser Zellen.
0er Stiel der Polypen bestand ans schmaleii , wellcaSi-
mig verlaufenden Fasern, zwischen denen zahlreiche ien
eingestreut waren. Zwischen den Fasern verbreitete fleh m
sehr reiches Capillargefässnetz. In 2 Fällen fand Vf. im hm-
tern Theile des Stiels ein Nervenstämmchen f das einmal sb
circa 12, das andere Mal ans 7 Primitivfasem bestand. —
Die Fasern des Stiels wichen hier und da gsbeUormig aitsaa-
ander, wodurch rundliche Hohlräume entstandeo, welche Zd-
len enthielten. Die kleinsten dieser Zellen waren im Darcko.
Vbo — V«o'"» fnnd oder länglich; sie hatten eine sttr an
contourirte Membran , einen blassen, fein granuliiten bhtlt
und einen grossen, bläachenartigen Kern. Zuweilen eftlhiek
eine Zelle mehrere Kerne, wodurch Uebergaogsformeii n
grössern Mutterzellen entstanden, welche je nach' ihrer GrÖM
eine verschiedene Menge von Zellen enthielten. Znweila
lagen auch zwei oder mehrere kleinere Zellen gmppeaweiii
(ohne gemeinschaftliche Hölle) beisammen. Die grö»ta
MutterzellSn waren Vio'" und mehr im Durchm. haltest
mit Zellen gefüllte, sehr dünnwandige Blasen , die in grosn
Alveolen des Polypenstiels lagen ; ihre Wand war mit den o»
gebenden Fasern aafs Innigste verwachsen. Sie attaiBM
vollkommen überein mit der Structur der kleinsten , seitTiil
am Stiel des Polypen sitzenden Beeren. Letztere eothiebo
sämnitlich verschieden grosse, kugelförmige, mit Zellen»
füllte Hohlräume. Auch die Stiele dieser kleinen Beeren k
standen aus einer sich -von der Hauptmasse des Stiels äa
grossen Polypen abtrennenden Faserschicht, welche nach dn
peripherischen Ende zu dunner wurde. In dieser üasri^
Wand verbreiteten sich zahlreiche, nach der Peripherie SchiiD'
gen bildende Gefässe. — Die grossen nach aussen vorrageoda
Blasen verhielten sich im Wesentlichen den kleinen gleic4i.
In dieser ganzen Reihe der Zellen , HutieneSeB.
Bläschen und Blasen sieht Vf. alle Entwicklungsstadia
der Cysle^ die Polypen sind nach ihm CysienpofyptM,
Der im Vorstehenden geschilderte normale Entwick-
lungsgang erlitt aber manche Anomalien , weiche die
weitere Ausbildung der Cyste hemmten.
Der Inhalt einzelner Zellen war fettig degenerirt; £e
Fettkörnchen Waren entweder noch in der Zellenmembraneie-
geschlossen, oder letztere war zerfallen und die RÖrachct
lagen frei als Kömcheahaufen zwischen den Fasern; dir
Zelleakern war zu einer fast die Grösse der Zelle erreicheadit
Blase ausgedehnt ; diese secundäre Blase war znweilen §ta.
hell, ohne geformten Inhalt, zuweilen aber lag in ibr«M
dritte Blase , so > dass ein concentriscb geschichtetea GchiUe
entstanden war. — Häufig fand sich sowohl in diesen eiag^
schachtelten Blasen , als auch in einfachen Zellen mit ciaca
oder mehreren Kernen eine blassrothe, glänzende Snbsun.
Diese hatte meist ungefähr die Grösse der Kerne und war kaÜ
neben Kernen vorhanden , bald waren solche nicht da. Ikit
Contouren waren meist nicht gleichmassig rnnd , aondeni tA
sehr unregelmässig gestaltet, gezackt und scbeinhar von grN>
serer Dichtigkeit, als der flbrige Zelleninfaalt. ^Zuweilen f»-
den sich mehrere selcher rölMicher Massen in einer 2elle. W»
Cystenbildunct zugegen war, sah man in emem Theile der ti^
kn aoeh diese rotha Snbstani. — In graaser 2nlil aah VL
VL j^tjchiatiik.
3»3
loch dit sog. cMceDtr. Körpercben : rundliche, milchweisse,
opalisireode Scheiben mit einer mehr oder weniger deutlichen
Keichnung concentriicber Schichten, welche letztere nm einen
neitl eCwM eiceiitriftchen , b«M sehr bellen, bald dunkeln
Piiakt angeordMl wartn. Sie sind «bus analog des sogen.
Corptucula amylacM an den Winden dar BiruTeotrikel , in
ien Plez. eher., in der Gl. pituitaria.
Vf. hnd die concentriachen Körperrheii ansaerdem
In grosser Zahl im N, aclisticüs eines Taubstmnmen
femer in dems. Nerven u. auf dem Boden des 4. Ven-
trikels ebenfalls bei einem Taubslnnimen und gleich-
falls in enormer Zahf; beide Male waren dieselben
MTohl eine Folge der Atrophie des Nerven. Ferner
[^d er sie im Nasenschleime , in der Synovia , in
kydröpiseken Flüssigkeiten nnd zwar sowohl bei
Hydrops seröser ßöhlen, als bei Hydrops anasarca,
im Ohrenschmatz t luweilen endlich im Harn^ im
Eiter.
Diese Körpereben sind nicht Kugeln , sondern gewölbte,
las Licht stark brechende Scheiben, die oft, besonders beim
Fehlen der coaeentriscben Zeichnung, den Felttropfen sehr
(leicbea. ihre Grosae schwankt zwischen i/too'" und darun-
ter bis Vtft'"> ihre .Consistenz ist ziemlich fest. Gedrückt
bersten sie in radialer Richtung ; zuweilen scheinen sie auch
»pontan zu zerklöflen , dann laufen entweder-vom Rande aus
radiale Einrisse, oder es gehen von dem centralen Punkte
»temformlge Spaltungen aus. In manchen der Körpereben
finden sich rothliche Schichten ; zuweilen bestebt der mitifere
Theil aus rother Substanz. Gegen die meisten Reagentien
lind sie indifferent; einmal farble Salzsaure den einen Theil
dieser Körpereben (die aua einer Colluidflössigkeit stammten)
riolett und schien sie aufzulösen, während ein anderer Theil
gelb und nicht aufgelöst wurde ; ein anderes Mal verloren die
dem AcQStiens eines Taubstummen enlnommenen Körperchen
darch Salaainre ihren eigenthumlichen Glanz a. binteriiesscn
einen gleich grossen, ganz blassen, fein granulirten Körper,
der oft noch concentrisch geschichtet war.
Die kleinen Cysten waren von blassen, runden Zellen
mit groasera Kam uad fein granulirtem Inkalt angefaUt ; da-
neben fanden sich aoch fettig degenerirte Zellen , solche mit
cingeacbachtelten Blasen und coocenlrisebe Körpereben. Aus
den grossem Cysten trat beim Einschneiden eine viskose (wahr-
•eheloKeh CoHold«) PlQsatgkeit hervor. In ihr waren diesel-
ben Zellen mrit groases Kernen eatbaJten ; manche Zelten be-
sessen neben dem bUschenartigen Kern gar keinen geformten
Inhalt , oder nur einige Fetttröpfeben , so dass sie schwer
sichtbar waren. Die erstem Zelt^ hatten eine Neigung, fest
an einander zu haften, so daas sie rosenkranzartige, oft sehr
lange Reihen bildeten ; hiofig lagen zwei sich gegenseitig ab-
Oachende Zellen neben einander. Aoch diese Zellen enthiel-
ten Felttröpfcben , Körnchenbaufen nnd concentrtsche Kör-
pereben. — Die Wand der grössern Cysten in einem der Po-
lypen kleidete ein aus grossen Massen , ziemlich fest an ein-
ander haftenden, unregelfnflssigen Zellen bestehendes Epithe-
liun aus. Die Zellen waren an ihrer ganzen freien frliclie mit
sehr langen» sich lebhaft bewegenden Cilien besetzt.
Die ProductioR von Gyslen in einer dem äussern
Habitns nach polypenartigen Nt iibildang a«f der Haut
des €ehör^angs ist demoach kaum Cttr ein rein tonil-
liges Verkommniss au halten, sondern der Cysten-
polyp ist vielmehr als ein dem Xussern Gehttrgang
eigentbtfmlicbes Product anstisehen. Aueh sclieinen
nach Giuten, die Vf. selbst anftlhrl, frtthere Beob-
achter sehen analoge Bildnnf en vor sich gehal4 su
haben. (Winter.)
1091. FUU ?0D TMbkeitf von Prof. Jam.
Syme. (Monlhly Jonrn. May 1863.)
Bei einem 17Jfibr. Arbeiter, der Aber heftige Sebmersen
im linken Obre und Taubbeil desselben klagte , bemerkte Vf.
auf dem Grunde des äussern Gehörj^ngs ein kleioes, weisses,
offenbar knöchernes Körpereben , von so grosser Empfind-
lichkeit , dass eine genaue Dotersuchung nur nach vorheriger
Chloroformirang des Kr. möglieb war. Dasselbe liess sich
mit einer gewöhnlichen Polypenzaage leicht ausziehen , zeigte
die Grösse einer kleinen Bohne und war mit den Wänden
des Ganges durch einen schmalen Stiel verbunden gewesen.
Unmittelbar nach der Operation war der Schmerz verschwun-
den, das Hörvermögen vollkommen hergestellt.
Einen ähnlichen Körper beobachtete Vf. in dem rechten
äussern Gehörgange eines 35Jäbr. Mannes ; er hing ebenfalls
durch einen schmalen Stiel mit den Wänden des Ganges zu-
sammen, war aber so gross, dass nur eine feine Sonde neben
ihm vorbei geführt werden konnte. Vf. durchschnitt dt'n Stiel
mit einer feinen Scheere und zog das Knbcbenstfick mit einer
Ptneette aus. Auch in diesem Falle erhielt der Kr. das Nfh--
vermögea sofort wieder.
Nach S.'s Ansieht ist eine solche Ursache der
Taubheit wie in den erwähnten Fallen noch niebeob-
achtet worden ; leider hat er aber eine genauere Be-
schreibting der entfernten Körper nicht gegeben , so
dass man Ober ihre Besehaffenbett im Unklaren bleibt.
Ifacb der Überhaupt sehr miTollkommnen JMiltlieifuiig
der beiden Fülle kann Bef. die fragl. Körperchen nur
ftlr sehr feste fibröse Pofypen halten, wofClr nicht ntir
das Yorhaiidensein «rnes Stieles , sondern auch die
grosse Empfindlichkeit im f. Falle spricht.
(Winter.)
VL Pisyehiatrikt
1092. neber die Hsrpoehondrie; von i de i er.
(Ann. d. Berl. Char. Nl. 1. t8&2.)
In zwei langen, an philosophischen Specnlationeu
reichen Aufsitzen bespricht Vf. Wesen, Verlauf und
Behandlung der Hypochondrie und des hypocbondri-
schen Wahnsinne. Nachdem er sieb hierbei die Auf-
gabe gestellt bat, der Hypochondrie vom psycholo-
gischen Standpunkte aus eine be^itimmtere Bedeutung
abujgewninen , als die bisherigen Forschongen , mit
Med. Jahrbb. Bd. 80. Iin. 8.
alleiniger Ausnahme der Preisschrift von Dubois,
ergaben , so findet er es keinem begründeten Sweifel
unterworfen, dass alle psychologischen Processe,
welche die Entwicklung der Hypochondrie einleiten
und sie durch ihre spHlern Stadien durchfahren, ihren
gemeinschafllichen ErkUrungsgrund in einer sehr be-
stimmten Leidenschaft, nümlich in der abermassig
gesteigerten Liebe zum Leben finden. Der Trieb zum
Leben ist ein Element der GemüthstbUtigkeit, welches
45
354
VI. tSychiatrifc.
und bei dem ruhigen und besonnenen Menschen nur
im Augenblicke der Gefahr zum Bewusstsein kommt.
Die PatAogenie der Hypochondrie ist nach Vf. nun
folgende. Die leidenschaftliche Diebe zum Leben,
welche unmittelbar die anhaltende Furcht vor einer
dasselbe bedrohenden Gefahr hervorruft, muss eben
deshalb auch die gesammte Intention aller Geistes- u.
GemUthskritfte ausschliesslich auf diesen Punkt lenken
und denselben zum Gegenstand des angestrengtesten
Nachdenkens, der rastlosen Sorge machen. Jene
Sorge wählt selbstverständlich ein bestimmtes Object,
oder, mit andern Worten, die Todesfurcht wählt sich
ein beliebiges Schreckbild unter der Gestalt einer
Krankheit, wobei sich die Phantasie in ganz cliima-
rische Vorstellungen verliert, da die mei^^ten Hypo-
chondristen keine objecliven Kenntnisse der einzelnen
Krankheiten besitzen. Die leidenschaftliche Vor-
stellung von einer Krankheit ist vermögend , die Er-
scheinungen derselben so weit hervor zu rufen , dass
sie dem sinnlichen Gefühle nach wirklich vorhanden
sind, ja zuletzt wirklichen Bestand gewinnen können.
— In Bezug auf die Aetiologie wendet Vf. gegen
die Ansicht, die Hypochondrie durch Stockungen in
der Pfortader zu erklären , «in , dass in zahllosen
Fällen die genannten Stockungen ohne Hypochondrie
bestehen, wobei derselbe jedoch zugesteht, dass
diese Stockuu^en , so wie Excesse in Bacho et Ve-
nere , bei seelischer Prädisposition zu Gelegenheils-
ursachen der Hypochondrie werden. — Der hypo-
chondrische Wahnsinn unterscheidet sich von der
einfachen Hypochondrie nur dadurch , dass bei ihm
die irrthümiichen Vorstellungen den Charakter der
Absurdität an sich tragen, weil ihr Inhalt mit allen
Naturbedingungen in dem ungereimtesten Wider-
spruche steht ; während die Chimären der gewöhn-
lichen Hypochondristen an sich möglich und nur ob-
jectiv grundlos sind. Der Hypochondrist wird wahn-
sinnig, sobald sein Verstand das richtige Maass des
Urlheils verliert und somit der freien Selbstbestim-
mung verlustig geht. Von der Melancholie unter-
scheidet sich dieser Wahnsinn dadurch > dass der
Melancholische nicht den körperlichen Zustand an
sich zum Gegenstand der 'Sorge macht, und durch
LebensUberdruss häufig sogar zum Selbstmord ge-
führt wird , welchen der Hypochondrist fast niemals
ausführt. Dem hypochondrischen Wahnsinne ge-
hören die Ideen an: Beine von Glas zu besitzen, den
Kopf verloren zu haben, in seinem Leibe Thiere , das
tridenlinische Concil u. s. w. zu beherbergen. Jeder
Hypochondrist läuft Gefahr, geisteskrank zu werden,
wenn Bedingungen zusammentreffen, durch welche
sein Verstand hinreichend geschwächt wird, um die
Urtheilsfähigkeit einzubttssen. — In Betreff der
Behandlung sagt Vf. , dass dieselbe darauf beruhen
niUäse, die Gewalt der Leidenschaft zu massigen,
was direct durch den Aufenthalt in einer Irrenanstalt,
welche den kr. unter das Gesetz einer fremden Dis-
cipiin stellt, indirect ducch jene Mittel erzielt wird,
welche zu einem harmonischen Wirken der physischen
und geistigen Kräfte fahren. Zu letztem gehören
vor Allen die Gymnastik und die Douche. Tf.^
sich hierüber so aus: der hypochondrische Wik|
nige muss durch stufenweise erhOkle Miukelia^
gungen genöthigt werden , seine körperliche faj
Gesundheit sich vollständig wieder zu fsvi
damit das starke und lebendige GefOhl derselitei
ihm gleichsam wider seinen Willen aufdringt,
seine bisherige Selbsttäuschung durch die m
nicht abzuleugnende erfreuliche Wirklichkeit ii i
ganzen Thorheit begreiflich mache und ihn x^
den rastlosen Trieb zur Thätigkeit gebe, io w
er seine bisherigen Chimären bald verabscheaei
Vf. schlägt hierbei vor, heilgymnastiscbe Uei«
Zu versuchen. (SeiferLl
1093. Die lonomanie ift psychoiogüektn
juristischer Bedeutung; von D e I a s ia UFe. (Ü
m^d.-psych. Juillet 1853.)
Seit Esquirol die Monomanie als Irrseiufii
aufgestellt hat, haben die Streitigkeiten liier ■
Existenz derselben nicht aufgehört u. Vf. mkmmi
es von Neuem diese Form zu definiren. ^^J^
hierbei zu folgenden Schlüssen.
1) Weder das Wort Monomanie, nochLypeaa
die Schöpfungen E s q u i r o T s , genügen den Ai
derungen der Wissenschaft: das erste, weil«
auf die Annahme einer einzigen geistigen Verladen
beschränkt, während sich die Störung Ober neii
Geistessphären erstrecken kann ; das zweite, vä
als Gruuiicharakler einen traurigen AOect aonifl
welcher von den verschiedenslen Ursachen abtiJi|
sein u. den versi'liiedensten Formen angehOreo bi
2) Man soll für diese Irrscinsform eine Gesamaid
nennung emführen , welche Specialfälle lulSssL
3) Es kann ein begrenztes Delirium besteben,
in der Veränderung einer Gefühlssphäre (6i
krankheit) oder in dem Vorherrschen einer falsd
Vorstellung , bei freiem Gebrauche der Gei^teiliA
besteht und eine wahre Monomanie darstellt^
4) In juristischer Beziehung ist bei Beurtbeiii/ivA
Motives der Tliat , das partielle Delirium streng «i
den Leidenschaften zu trennen, da letztere deoW
nur entschuldigen, nicht lossprechen können. M
Kr. ist unzurechnungsfyhig, sobald das l)eli^n^le^
wiesen ist. Ileiuht dagegen die Anklage aufThr
Sachen, deren Motiv der Geistesverwirrung frenul'*,
so bleibt es dem Scharfsinne der Richter (Iberlas^
den Grad des Einllusses, welchen das erkrankte Gc*
mUth auf die Freiheit der Thal ausüben ioBOU, f^
erwägen. — 5) Nachdem die Existenz «i« Hw**
manie erwiesen ist, bleibt es oft noch schwierig'''
Tragweite derselben zu ermessen und die Entscte*
düng muss sich gleichmässig auf Wttrdigung (i^r C*'
stände bei der That stützen.
Die Monomanie ist nach Vfs. Ansicht demo'^.
keine Chimäre, sondern reell. Man kann Aber «««
Punkt deliriren, und Über alle übrigen veroOoftigv'*
theilen. Er nennt die Monomanie passend Fobeff*'
timentale, insofern dieselbe in einer krankhiAei
j
VI. Psyehiatrik.
355
lerration der Gefffhle besteht , und sieht in dieser
fioilion eine Annäherung .in don Standpunkt der
«tschen und £ngl«nder, indem wir unter Pol. sent.
le Geoattthserkrankungt die Engländer die sog.
^o/ insanity, verstehen. (Seifert.)
1094. neber dasDeliriiinaeiitiim; von Dr.
insen aoD Su Hans - Hospitale zu Gopenbagen.
osp.-Meddelelser. Bd. 5. Hft. 1.)
Vf. handelt hier aber das D^Ure aigu franzO-
eher Schriftsteller, welches im Allgeroeincn mit
ter die Kategorie von Manie gebracht wird, sich
ar durch den acuten Verlauf, den meist lOdllichen
sgang, und durch eine von Manie etwas abwei-
ende Symploroengruppe auszeichnet. Ueber das
esen des Del. acutum sind die Meinungen sehr ge-
silt, denn wjihrend einige, besonders altere Patho-
^^n , dasselbe auf Rechnung von Congeslion oder
IzOndung brachten, nehmen Andere an, es beruhe
f einer nicht nachweisbaren oder zu bestimmenden
rnalteration. Das Bestreben in den Delirien selbst
\ Unterscheidungszeichen zu suchen , hat zu der
rwirrung, die in den Beschreibungen des Del. acut,
rrscht, vieles beigetragen , und ist dieses Bestreben
I so unpassender, weil gerade die Delirien von
en Symptomen die am meisten individuellen sind
d sich daher nicht zu Einiheilungen und Unter-
heidungszeichen eignen. Der Unterschied in den
iholog. Zustitnilen drdrkl sich nicht durch den Un-
'schied in den Delirien aus, diese beruhen zwar
emal auf einer Hirnirritalion, aber keineswegs auf
ler blos congesiiven oder enlzUndücben. Beim
I. acutum Kndct sich eine gewisse Gruppe psychi-
^er und somalischer Symptome constant mit ein-
der verbunden und lässt sich dieselbe als von
perVmie des Gehirns u. seiner Haute abhangig dar-
illen. (v. d. Busch.)
1095. Zwei Falle von SeeleDStAmng ; von
. Brug zu Ualberstadt. (Deutsche Klin. 36.
;53,)
Vf. theilt 2 Krankengeschichten mit, deren 1.
len jedem Irrenarzte zur Genüge bekannten vom
unrichtig als Dämonomanie bezeichneten Fall
n Gehörshaltncinatiofien mit Verfolgungswahn he-
lft, und deren 2. einen Puerperalwahnsinn behan-
It. Da der letztere zu einer gerichtlichen Unter-
chung Veranlassung gab , so theilen wir ihn
rz mit.
Frau L. G., in den dreissiger Jahrea stehend, mit einem
amten zu B. vermählt, von feiner Erziehung, jedoch nicht
bescholtenem Lebenswandel, war mit ihrem Manne in Zwie-
hlt genithen, so dass dieser auf Ehescheidung klagte,
mitten dieser Zeit kam sie mit einem Kinde nieder, welches
' Mann nicht als das seinige anerkennen wollte. Die Nie-
rkunft war in einem fremden Hause geschehen, das Kind
irh einige Tage darauf, die Mutter verliess ß. am 5. Tage
eh der Gehurt, nahm das todte Kind in einer Schachtel mit
id warf es roii derselben hei Magdeburg aus dem Eisenbahn-
igen. Sie ward von der Polizei verfolgt und , da sie sich
ank zeigte, unter Aufsicht gestellt. Vf. fand eine gelinde
tritonitis , Stockung der Lochien , Diarrhoe. Die Kr. war
sehr heiter and redselig, zeigte aber ziemlich klare Besinnung.
Am folgenden Abend delirirte dieselbe, erzfihlte ihrer Wirtbin,
dass ihr Bruder eingetroffen sei und ihr Kind mitgebracht
habe n. s. w. Fieberexacerhation war nicht bedeutend. Am
folgenden Morgen war die Kranke wieder bei vollem Bewusst-
sein und blieb es die folgenden Tage , obgleich Fieberexacer-
bationen verschiedene Male wiederkehrten. Sie war immer
wortreich und zeigte sich in ihren Reden erfinderisch und
schlau y besonders in Betreff* ihrer Vertbaidigung , welche sie
sehr beschäftigte. Nach 3 W. war sie genesen.
Vf. glaubt, dass das Delirium deshalb nicht simu-
lirt gewesen sei, weil sich in demselben das Gedacht-
niss vorztiglich geschwächt zeigte, welches Symptom
nach ihm ein Hauptpathognomicum des Puerperal Wahn-
sinns ist. Dass diess nicht immer der Fall ist, be-
weisen zahlreiche Fülle , und Ref. kann daher den
Erklärungsversuch dieses Symptoms, welchen Vf. aus-
führlich giebt, abergehen. Die GemOthsaffecte vor
und bei der Entbindung u. die Störung der Wochen-
functionen sind ausreichende Nomente zur Erklärung
der Psychopathie. (S e i f e r t.)
1096. Wirksamkeit des Chinii im intermit-
tirenden Wahnsinn ; von Dr. Brugnoni. (Oazz.
Lomb. 23. 1853.)
M. L., 21 J. alt, ein kraftiges Mädchen, von gesunden
Äeltern , verfiel ohne bekannte Ursache in Manie, mit Vor-
walten religiöser und erotischer Gedanken. Sie wurde in der
Anstalt von Astino , wo Vf. Arzt ist, anfangs mit einer reich-
lichen Blutentleerung an den Schamlippen und gleichzeiti-
gen Abführmitteln , spater mit Aderlass, lauen Bädern, kalten
Umschlägen auf die Stirn, Digitalis, Hyosc. und Aloe be-
handelt. Am 10. Tage der Behandlung schien die Conva-
lescenz einzutreten, jedoch kam nach 8 Tngen ein neuer
maniakalischer Anfall, welchem mit gleicher Unterbrechung
ein dritter und vierter folgten. Die Kranke genas im Verlauf
zweier Monate nach dem Gebrauche von einer halben Unze
Chinin. [Ref. kann diesen Fall, in welchem ein so com-
plicirter Heilapparat zur Anwendung kam, nicht als eine reine
Erfahrung ffir die Wirksamkeit des Chinins gelten lassen.]
(Seifert.)
1097. Znr Irrenstatistik Oesterreiehs; von
Dr. Zillner zu Salzburg. (Damer. Ztschr. X. 2.
1853.)
Im J. 1849 besass Oesterreich 40 öffentliche Irrenan-
stalten mit 6254 Kranken (3326 M., 2928 W.). Von dieser
Anzahl starben 1045 » 16,7o/o. Der Aufwand für diese
Anstalten betrug 530,446 Fl. C.-M. , woraus sich als jähr-
licher Kostenaufwand für die Person 84,8 Fl. berechnet. Die
mittlere Verpflegungszeit war 196 Tage für die Männer und
201 Tage fflr die Weiher. Die genannten 40 Irrenanstalten
gehören 12 Kronländern mit 22 Mili. Einw. zu, während die
8 übrigen Kronländer mit 14 Mill. Einw. keine Irrenanstalt
besitzen. In der ganzen Monarchie kommt demnach 1 Irren-
hauspflegling auf 5920 Einw. (in Preussen 1 auf 5350 , in
Baiern 1 auf 6019 Einw.) Rechnet man auf je 1000 Einw.
einen Irren (ohne die Blödsinnigen), so werden in Oester-
reich nur 170/0 in öfl'entlichen Anstalten verpflegt. — Inter-
essant ist das Verhältniss der Verbrechen zu den Geistes-
krankheiten. Es kommt nämlich nach den statistischen Zu-
sammenstellungen auf je 620 Einw. 1 Verbrecher, was ziem-
lich dem Verhältnisse der Geisteskranken zur Einwohnerzahl
entspricht, da dasselbe sich , unter Hinzurechnung der Blöd-
sinnigen, wie 1 : 600 herausstellt. Ein ähnliches Verhältniss
hat sich in England gefunden , wo das Verhältniss der Irren
zur Bevölkerung ist » 1 : 532 (England) n. 1 : 569 (Irland),
das Verhältniss der Verbrechen =« 1 : 573 (1841) und 1 :641
(1851). (Seifert.)
366
VI. PtfycMitrik.
1096. kreUfifUltdi in Premsen, Oesterreiek
und Deutschiand überhaupt; von Pliny Earle.
(Journ* ofinsan. Oct. 1852.)
Das deutsche Irrenwesen war bisher den atne-
rikanisclien Irreoarzten eine terra incognila, nur
einige SehrifieD von Jacobi utt4 Heinrotlr, die
in das f<ranztfsi8che ttbersetzt worden waren» haiten
sich über den Ocean verloren. Nur Siegburg und
llknau wurden einmal von Dr. Ray hesnclvi und be-
schrieben. Das Ver4i€aist des Vfs. ist um so höher
ansuscMagea» als seine Dai-stellung die meisUa deut-
schen Irreaangtalten umfasst und derselbe zuerst in
den Geist der deutschen Psychiatrie zu dringen ge-
sucht hat. Die Geschichte, deren Darstellung die
Werke von Fried reich u. A. zu Grunde gelegt sind,
beginnt er mit Reii, der im Verein« mit Kayssler
die erste psychiatrische ZeiUcbrift im J. 1805 grün-
dete. Diese» so wie die sptttere , welche Reit mit
Hoffbauer eröffnete, war nur von kurzer Dauer.
Schon in den Schriften von R e i 1 , welche Vf. tref-
fend wftrdigt , tritt die SpaHung der deutschen Psy-
chiater im Somatiker und Psycfaiker und Psycho-
Somatiker, als deren ReprSisentant Reii bezeichnet
wird, hervor. Im J. 1818 begann Nasse seine
psycliiatrische Zeitschrift« die 8 J. lang fortgesetzt
ward, ihre Tendenz war wesentlich psychissch-soma-
tisch. Die Parteien fingen an, sich strenger zu son-
dern, Jacobi ward allgemein der Fahrer der So-
matiker, Zell er der Psycbo-Somatiker und Hein-
rotli der Psychiker. Auch unter den Somatikern
herrschte keine Uebereinstimmung, indem einige den
physischen Grund des Wahnsinns im Gehirn , andere
in andern leiblichen Organen suchten. Heinroth
behauptete, der Wahnsinn entstehe in Folge sUnd-
licber GelUnte. Seine Theerie ist iKngst widerlegt,
und Vf. recapitulirt kurz die wichtigsten Einwurfe.
Neue Versuche, psychiatrische Zeitschriften zu gründen
geachaheti im J. 192$ und 1838 ohne bleibenden
EIKolg. fi^rst im i, 1845 wurde die „alkgemeine
Zeitschrift för Psycliiatrie unter der Redaction von
Damerow, Roller und Flemming gegründet,
welche fortgesetzt wird. Damerow wird als
Psycho-Somatiker [besser, Vertreter der anthropolo-
gischen Richtung, wie sich Dam. selbst nennt],
Roller und F 1 e m m i n g als Somatiker bezeichnet.
Seit dem Tode Heinroth *s ist Ideler Leiter der
psycliische« Schule.
GesehiefUe der Anstalten. Die älteste Irren-
anstah Deutsehlands ist der Narrenthurm in Wien,
welche im J. 1784ftlr den speciellen Zweck der Irren-
Versorgung eröffnet wurde. Reil sagte im J. 1803
über die deutschen AnsUlten : „Es sind TollhSuser,
nieht sowohl wegen ihrer Bewohner, als weil sie
gerade das Gegentheil von dem sind , was sie sein
sollten.*' Die Anstalt Neu-Ruppin ward 1801 er-
öffnet. Den ersten bedeutenden Schritt fttr Verbes-
serung des trrenwesens that Sachsen, wo Heinroth
und Pienitz, beide Schttler Pinel's, wirkten.
1811 wurde der Sonnenstein zur Irrenanstalt einge-
richtet und bezogen. Diesen fotgten 18 Id Bon^
\%n Ybbs, 1822 Prag, 1825 SiegUrg. 1811
Dllsseidorf, 1827 ttildesheim, 1829 Gul<yu, 1831
Sa^bsenberg, 1830^1840 ttalU Brieg, Untes^
Plagwits , ldd4 WinnenthaU 1885 MaralMi* tSai
Owinsk, 1839 Zwiefalten, 1841 Rflgenwalde, 1812
lllenau und Stralsund, 1843 Halle, 1649 Kiclibcf|^
Die meisten Anstalten enthalten 200 — 400 Krankt <
In Deutschland scheint man darüber allgemein nb»
einzustimmen, dass» wo die Zahl der Geislesfcraiks
hinreichead gross ist, die Heübareu von des I1«M-
baren zu trennen sind. Aach in Amerika fiiagt ■«
an» dieser Frage Aufmeiksanikeit zu widmen, da im.
bestellenden Anstalten dem Dftdttrfnisse nicht mck
zu genügen vermögen. Die Frage der obsolnta
Trennung oder relativen Verbindung d^it Beil- %H
Pflegeanstalten ist in Deutschland vielfach discitirl
worden. Am vorzüglichsten hat Damerow dicK
Frage behandelt. Zell er verlheidigt das Sfiln
der absoluten Trennung. Vf. schliesst sich i» AH-
gemeinen dem Principe der relativen Verbindssg so,
h0lt jedoch auch reine Pfleganstalten fttr sullwig. so-
bald die Leitung derselben in den Händen eines Hannes
von Energie und Talent isL „Wenn die Pflegaaa-
stalt richtig organisirt und mit allen Mitlelo sum irai^
tement raoral versehen ist, so scheint es mir» dsn
getrennte Heil- und PtlegeansUllen, jede za 200 &.,
mit günstigerem Erfolge zu leiten sind, als wea
beide unter einem Dache und einer Direetion vereiM|E
sind. In einer Anstalt, wie lllenau, wo Qber 419
Pat. unter einer Direetion stehen , ist es unniOgiid
zu individualisiren.** Vf. würde diesen Verwd
lllenau nicht machen, wenn er tiefer in das Leba
und den Geist der Anstalt eingedrungen wäre, h
Allgemeinen, sagt Vf., sollte es als Regel gelten, diu
keine Anstalt mehr als 200 Kr. aufnehme, wobei a
nicht darauf ankommt, ob dieselben heilbar oder ai-
heilbar sind. — In Bezug auf Irrenkliniken sind dN
Deutschen den Amerikanern weit voraus , wenn aad
Deutschland darin noch Manches zu wanschen 8bn|
lässt. Vf. hebt die Wichtigkeit des klinischen Unter
richtes mit Recht hervor. Die erste Professur Ai
Psychiatrie ward 1811 in Leipzig gegründet u. doi
trefflichen H e i n r o t h übertragen. Ein Project äe
Dr. P i e n i t z und Dr. U a y n e r eine Klinik auf Sos-
nenstein zu errichten, scheiterte an den Kriegsafr
ruhen 1812. Nichtsdestoweniger hat Pienitz da
grosse Verdienst, einen Theil der berühmtesten deai^
sehen IrrenSrzte ^artini, Jessen, Pleno misi
Roller) ausgebildet zu haben. Auch das Bocb da
Ministers v. Nostitz u. J^nckendorf (Bescbra-
bung der k. s. Heil- u. Verpflegungsanstalt Sonncs-
steiu) erwähnt Vf. rühmliebst. In neuerer Zeil hakn
Ideler, Riedel u. Damerow Kliniken gehalta
In Deutschland gilt es als allgemeines Princf
arztliche Directoren zu haben. Vf. sagt, dass die
selben ein weit höheres Ansehen geniesseii , ab 4k
amerikanischen „sapenntendents". — Viele v«
den deutschen Anstallen, waren früher Rlüster. INi
neuen Anstalten (Halle, Eichberg) sind iweckaai«!
VIL IMWt Im AU^Mlieinm.
357
gAMt» hal^eii flditee Gorrklor«» Bur haben ihre
Zt^mar «ielil »deo foUendeles Amdiuek dtt am«-
rikaaiaehen 0oiiifort8*\ DtoMB Imiihl bceondere auf
den gSniliolian Mangel an Fusateppiehen. MilUaraoht
rtilini Vr. seine DampfkOeiien Und Dampfheisnngen.
Stalistiache Angaben Ober den ResCrainI hllU ?f. ^r
ontuverlSseig. In Beiug avf Betohtflignng der Rr.
wird in Dentschland mehr gdeislet , als in Amerika,
was Vf. von dem angebornen ßeborsam der Deutschen
aUeiteU Zwaogamiltel sind nacli Ansicht der deiH*
sehen Aerzte nicht günalieh ahtnechiffen , ihre Aa^
Wendung jedoch mOglidhsi in besehranlcen.
(Seifert.)
1099. Die Amen- brenanstalten ?0D Eng-
land. (Psychol. Journ. July 1853.)
Die in Folge des Irreogeselses von 184&* welches
jede englische Gra&chafl verpflichtet» eine Öffentliche
IrreoaosuU au arrichtea, erbauten Offenllichen Asyle,
ttbertreffen nach Vf. in Bexug auf architeklonieche
Schönheit, solide Bauart, Comfort und Zweckmas^
sigkeit die Anstalten aller übrigen Lander. Es ist
diese auch kaum anders zu erwarten, wenn man hOrt,
dass in den wohlfeilsten 110, in den theuersten
220 Pfd. St« Kosten auf 1 aufzunehmendes Individuum
kommen« So kostet die Errichtung von Colney-Üateh,
welche« auf 1400 Individuen berechnet ist, 260,000
Pfd. St. Ueberall jedoch sind die Aerzle diejenigen,
für welche am schledi testen gesorgt ist — * jeder von
den 2 in Golney^^Halch angeatellten Aerzten bekommt
einen Jahrgehalt von 200 Pfd. St. I Ueberhanpt gilt
von der Mehrzahl dieser Anstalten, dasselbe was
schon früher (Jahrbb. LXX Vltl. 84.) von den erwähnten
gesagt worden ist , so wie auch Vf. mit den dort an-
gedeuteten Ansichten darüber vollständig Uberein^
stimmt. Aach zeigen die grOssten Anütalten gerade
die ungünstigsten lleilresullate. (Seifert.)
1100. Die Irrenanstalt von Bergamo ^ von
Brugnoni. (Ann. univers. Giulio 1853.)
Das Irrenweseo geaess in Bergamo einer Irflkseitigea Anf-
merkio III keil, da schon im 14. Jahrh. eine Cum ospitaliera
de' Pazzi vun den Hradern des Ordens Muris Magdalena, des
heiligen Lorenz und Barnabas anf dem Huftel St. Giacomo bei
Dergatoo gegrfiadet ward, welche spfiter mit dem Kloster naeh
den Flecken 6t. Leoaerdo wandeHe. Dorth SchaDkongen
reicher Burger wurde die Anstait onleratatzt, im Jahre 1808
ward ein Arzt und ein Chirurg angestellt und 1812 kam sie
unter die Admiulstration des allgem. Krankenhauses. 1830
wurden die Kr. nach einer Abtei in dem Thale nni Astine ge-
bracht und diese im 1. 1833 als neue Irreaanttalt eröffnet.
Dieselbe lii^t 3 Meilen nordwestlich fon der Stadt und be-
steht aus 2 grossen, dreistockigen Gebäuden, das eine für die
MSnner, das andere für die Frauen bestimmt, mit Kaum filr
je 80 Kr. Die GebSude sind schlecht, die Wohniingeo feucbl,
die Eiotbeiiung unzweckmissig. Jm Parterre bcflndan sieh
17 Zellen mit steinernen [!] Fussböden, einem Bett mit Dop-
pelboden und Stroh und einem Fenster, dass nach aussen
mit einem starken Gitter, mit einem starken Drahtnetz und
einem Fensterladen [!] ferwahrt Ist. Ausserdem befinden sich
daselbst Badeaaal , KSche , Refectorium. In aweiten Stock
befinden sich Schlafsäle und Beamtenwohnungen, im 3.
wohnen die rohigen Kr. und die Unreinen [!]. (m letzlern
ist Zugleich die Garderobe. Jedes Haus hat einen Hof mit
Säulsngfingea. Die Abtritte sind nur Ldcher in steinernen
Fussbodeo [so wie in der Salpetriire tod Pam und ia der
Irrenanstalt von Rouen!]. Die Weiberabt bei luag ist noch
feuchter und unreinlicher als die Männerabtheilung, die Zellen
daselbst sind wahre Grab15cher. ' Die Anstalt entbehrt einer
Infiermerie, eines Arfoeitssaales, guten Trinkwasseiv. •^ Der
mediciniache Dienst wird Ton einem Oberarate «ad 3 Seeon-
darärzten (letztere für 2 Jahre angestellt) Yersehen. Ersterer
ist mediciniscber und ökonomischer Director und steht unter
der Direction des allgemeinen Krankenhauses in Bergamo.
Die Wärter2Bhl verhält sich zur Krankentahl wie 1 : 10. Sie
stehen tinter einem Oherwärter. -^ Die Anstalt niinoH aar
gefährliche Irre aus der Provinz und Stadt Bergamo auf, die
Aufnahmsgesuchc müssen bei der Provincial-Cominission ein-
gereicht werden. Die Entlassung erfolgt, auf Antrag des
Directors, durch die Oberadministfation in Bergamo. Eine
Erweiteniog der AastaJt , oder besser ein Neabau , eracheiai
bereits als dringendes BedOrfnisa. [Bef. hat die Details dieser .
Anstalt nur wiedergegeben , weil die Beschreibung der Anstalt
in speciellen Werken ilber die Irrenanstalten Italiens wie in
den Lettres nidd. aar ritalie von Gaislain u. A. fehlt.]
(Seifert.)
Vn. Medidn im AngeffleineBs
1101. Die Physiologie der Gewohnbeit;
ven John Adding^ton Syntoada. (Paycholog.
Journ. Jüly 1853.)
In geistreicher Art bespricht Vf die Ursachen,
Aettsserungsweisen und die paycbologiache Bedentong
der Gewohnheit. Die Gewohnheit umfasst im wei-
testen Sinne einen grossen Theil unserer gewöhn-
lichen ThStigkeiten , die allmlllig instinctmassig oder
automatisch geworden sind als : das Stehen , Gehen,
Laufen -^-^ die zusammengesetiteren Bewegungen:
das Schwimmen, Klettern, Tanzen — die mecha-
nischen Fertigkeiten und die bOhern oder flsthetiachen
Kdnste. Die Gewohnheit bedingt eine Maaae psychi-
scher Bigenthamlichkeiten und trügt weaentlieh su«
Charaiiter des Individuum bei» Vf. belrachlel die
-Gewohnheit, wekbe er als tia ISrnihict frflherer WiS»
lenathüligkeK bezeichnet« in ihrem dreifachen Ver-
bal tniss: 1) zur MoüUUU (Motion); 2) zor Sen^
sihüität (Sensation); 3) aur ihnkkraft (Tbonght),
und beginnt mit der Physiologie der un willbar liehen
Bewegungen.
Die tJebert ragung der Em|>fiiidnng auf die moto-
rische Nervenfaser erfolgt nach bekannten Geaetzen.
Diese Bewegungen werden oft von Empfindung be-
gkitet und können bis zu einem gewissen Grade, von
den Willen beherrscht werden; im gewöhnlichen
Znstande geschehen sie jedoch ohne Begleitung beider
und werden automatische oder Reflexbewegungen ge-
nannt. Eine andere Klaaae der Bewegungen» die
gleich&Ils durch EmpBndungen erregt wird , jedoch
vom Wilkn unabhängig ist t atellt die consensuellen
dar. Eine 8. Klasae umfasst diejenigen , welche die
358
VII. MedJcin im AUgenteineii.
Gefflhle als Freude, Kummer, Angst u. s. w. hi'f^leiteo.
Bei dieser Art der Bewegungen h\ hrrvorzuholrn,
dass oichl our die Gefühle Bewegungen erzeugen,
sondern dass auch durch Bewegungen Gefühle erzeugt
werden. Durch Letzteres erkisren sich viele der sog.
Sympathien als die Forlpflanzung eines Schreckens,
die AnsteckungäPclhigkeit des Gähnens u. s. w. Die
letzte Klasse begreift diejenigen, welche die Folge
von Ideen sind, d. h. fraherer Empfindungen und
Gedanken. Hierher gehOrt z. B. die passive Nach-
ahmung eigenthttmlicher Accente bei Erzählung von
Anekdoten. — Bei den willkürlichen Rfwegungen
besteht die ThSitigkeit des Willens dann , gewisse
Ideen , Gefühle und entsprechende Bewegungen in
Verbindung zu erhalten.' So lernen wir den Gebrauch
unserer Muskeln in der Kindheit, ohne deren Mecha-
nismus zu kennen, und sind stets nur f^hig, gewisse
Muskeln in gewissem Sinne zu bewegen. Vf. macht
hierbei aufmerksam , wie falsch die gewöhnliche An-
sicht ist, dass wir gewisse Huskelgruppen auregen,
um unsere Absichten zu vollführen, wahrend wir nur
bestimmten Gesetzen folgen. Die Willensanstrengung
beim Denken bietet viel Analogie zur Muskelthittigkeit.
Ein grosser Theil unseres Denkens geschieht mecha-
nifch , indem ein Gedanke den andern nach den Ge-
setzen der Association herbeiführt. ».Aufmerken'*
heisst, durch Willensanstrengung gewisse Eindrücke,
Gedankenreihen oder Muskelbewegungen vor dem Be-
WQsstsein erhalten. Hierbei scheint es ein Gesetz
zu sein , dass sich nur diejenigen öfter wiederholten
Eindrücke vor dem Bewusstsein erbalten , die mit
einer Empfindung von Freude und Leid, einem AfTect
oder einer mit diesem AfTect verbundenen Gedanken-
reihe einhergehen. Die Verbindung zwischen Ideen
und Bewusstsein wird wesentlich durch die AfTecte
unterstützt. ^ So folgen dem Wiedersehen eines lang
entbehrten Gegenstandes alle die Ideen und Affecte,
die wir früher wesentlich oder zufällig mit demselben
verbunden haben. — Die willkürliche Bewegung
wird wesentlich durch die Sinne und besonders durch
den Muskelsinn unterstützt. So hangt der Grad der
Kraft, mit welchem wir einen Gegenstand anfassen,
von jder Grösse des Widerstandes ab , welchen der-
selbe der Hand , d. h. den sensibeln NervenHlden der
Handmuskeln leistet. Dieser Act wandelt sich , so-
bald man seine Aufmerksamkeit zu gleicher Zeit auf
einen andern Gegenstand richtet, z. B. im Gespräche,
in einen rein reflectorischen um. — Gewohnheits-
Bewegungen sind nun diejenigen, welche, ursprtlng-
lich der Ausdruck des Willens , einer Idee oder Em-
pfindung, schlasslich rein instinctmüssig, automatisch
und in einigen Fällen selbst rein reflectorisch erfolgen.
So ist das Sprechen zur automatischen Bewegung
geworden. Bei demselben verbindet sich die Wahr-
nehmung eines Lautes mit einem Bilde und mit dem
Wunsche den Laut nachzuahmen. Der Thatigkeit der
Sprachmuskein geht die Empfindung, Idee und der
Wille vorher. Sobald wir sprechen gelernt haben,
geschieht dieser Act automatisch ohne Intervention
des Willens. Die mechanischen und kQnslIerischen
Fertigkeiten folgen denselben Gesetsen. Dt« Motkcl-
thatigkeiCen grnppiren sich, ohne Intercedenx des
Willens, zu Beihen nach den Gesetsen früherer
Coezisteni und Folge und werden mechanisch» auto-
matisch, reflectorisch. So werden die LeistuDgen
grosser Violinspieler u. s. w. allein ermöglicht. Die
reine Repitition dispensirt die Willensthatigkett. Vf.
glaubt, dass die WillensthStigkeit in den Hirncom-
roissuren erfolge und dass diese sich in Folge wie-
derholter Thatigkeit ebenso verstarken, wie die Mus-
kelfasern' des gedblen Muskels, so dass dieselben
schlttsslich eine Stärke erreichen, die adSquat ihrer
Thatigkeit und unabhängig vom Willen ist [?]. So
sagt Vf. , bildet sich der Willensact in eine Gewohn-
heit um.
Zur Sensibilität steht die Gewohnheit scheinbar
im umgekehrten V^rhSltniss, wie zur Motilität. Sie
scheint diese zu vermindern, wahrend sie jene ver-
stärkt. Wir gewöhnen uns an Eindrücke so, dass
sie uns treffen « ohne dass wir sie bemerken. So
können wir in einer Stube sitzen , ohne den ge-
wohnten Schlag der Wanduhr zu hören. Die Ge-
wohnheit hebt jedoch nicht die Fähigkeit auf. Ein-
drucke aufzunehmen , sondern die Eindrücke heben
sich selbst auf, insofern sie mit keinem bestimmten
Affect oder Idee in Verbindung treten. Dass die Ge-
wohnheit im Ge^enlheil die Sinne verstarke, beweist
das Beispiel der amerikanischen Indianer, deren Ge-
hör und Gesicht eine viel grössere Scharfe erreicht,
als die der civilisirten Nationen.
Das Verhältniss der Gewohnheit zur Denkkraft
besteht darin , dass Reihen von Gedanken , die ur-
sprünglich durch Willenskraft verbunden oder hervor-
gerufen wurden , automatisch werden. Hierher ge-
hOrt das Gedachtniss für Erzählungen u. s. w., welche
einst durch Willenskraft erlernt wurden. Selbst im
Urlheilen ist ein gleicher automatischer Process nach-
weisbar. Wir ziehen unwillkürlich die SchlussfoU
gerung nach Mittheilung der Prämissen.
(Seifert.)
1102. Ueber die letxten EmpflndimgeD tob
Selbstmfirdeni ; von Brierre de^Boismont.
(Ann. m^d.-psychol. Juillet 1853.)
Die statistischen Untersuchungen des Vfs. haben
gelehrt , dass die Ansicht , wonach jeder Selbstmord
als ein Symptom von Wahnsinn zu betrachten sei,
durchaus unbegründet ist. Vf. hat die hinterlassenen
letzten Schriften von mehrern Tausend von Selbst-
mördern studirt und theilt die darin ausgesproch<>neD
Gefühle in zwei Gruppen. Die erste Gruppe umfasst
die schlechten Gefühle. Die AflTecte, die gekränkte
Eigenliebe sprechen sich als Klagen , Verdruss , Be-
schuldigungen, Beleidigungen, Drohungen aus. Diese
verschiedenen Gefühle stehen in gewisser Beziehung
zur sittlichen Grösse des Individuum; Motive, welche
die Familie betreffen , nehmen den ersten Bang ein,
diesen folgen die , welche das Eheleben , die Lieb-
haber und Maitressen und endlich die allg. gesell-
VIL Mtdfcin im Allfpemeineo.
369
schafllichen Verbültiiisse belreffes. In der Paniilie
beschuldigen die Aeltero das schlechte Belragen der
Kinder und umgekehrt. Bei den Frauen ist häufig
die Verweigerung der Heirath des Liebhabers von
Seiten der Aeltern der Grund zum Selbstmord, in
Bezug auf die Ehe verursachen der Leichtsinn oder
die Eifersucht der Frauen den Selbstmord des Ehe-
gatten ; die schlechte Behandlung oder Treulosigkeit
der Letztern den Tod der Frauen. In Betreff der
Concubinage wird die Gleichgaltigkeit oder das Ver-
lassen des Liebhabers oder der Liebhaberin zur
Ursache des Selbstmordes. Die Beschuldigungen
sind häufig erlogen und man erkennt die scheinbar
unschuldigen Opfer als Wollüstlinge , Diebe. Häufig
werden Motive erdichtet, um den wahren Grund zu
verbergen und den Schein des Selbstmordes von sich
abzuwälzen. In Betreff der Religion enthalten die
einen Briefe Schmähungen, oder zeigen sieh gleich-
gültig » die andern enthalten fromme Wünsche. Die
Zahl der Briefe verlheilt sich so: unter 304 Schriften
enthalten 51 Familienmotive, f)3 Ehemotive, 59 Con-
cuhinagemot. , 2 Freundschaflsmot. , 129 sind an
Niemand persönlich gerichtet und sprechen sich all-
gemein aus. Von den interessanten Beispielen des
Vfs. wählen wir Folgendes: „Ich tüdte mich, sagt
der Vf. eines Briefes, ohne einen eigentlichen Beweg-
grund zu haben. Wein, Spiel und Weiber haben
nie etwas über mich vermocht. Ich vergass zu sagen,
dass ich immer die Arbeit liebte. Ich vermache die
470 Fr., welche ich hinterlasse, den Armen*'. Der
Vf. dieses Briefes ist ein Spieler, Trunkenbold und
Wtlstling , welcher seine Frau hatte ttfdten wollen !
Aehnliche Verleugnung findet sich dlmal unter 304
Fällen. — Der zweite Abschnitt bespricht die ^e-
mischten Gefühle. Derselbe enthält die Analyse von
23 verschiedenen Geftthlsäusserungen unter 557 F.
(451 M., 106 Fr.). Viele dieser Briefe beweisen,
dass deren Vf. dem Tode mit vollem Selbstbewussl-
sein und Kaltblütigkeit entgegengingen. Die Hand-
schrift war fest und die Briefe oft sehr lang , häufig
mit der Ueberschrifl : „Eine Stunde vor meinem Tode*'.
In einigen Fällen von Erstickung schloss der Brief:
„Die Feder Hlllt mir aus den Händen*'. Unter 4595
Selbstmördern hatten 85 ein Testament gemacht;
Einzelne hatten ausdrücklich erklärt, dass sie die
Urheber ihres Todes seien, damit man keinen Unschul-
digen anklage. Dagegen zeigen 55 Briefe von ver-
schiedenen Graden geistiger Störung oder Exaltation ;
34 tragen das Gepräge exquisiten Wahnsinns. — Der
Selbstmord an sich wird bald als Beweis von Muth, bald
von Feigheit dargestellt, der Entschluss dazu hat
meist längere Zeit gekostet. 67mal finden sich Be-
stimmungen in Bezug auf das Begräbniss. Das Ge-
fühl der Wehmulh, das Leben zu verlassen, finden
sich besonders bei jungen Leuten , jedoch nicht ohne
Ausnahme. Viele Briefe drücken Lebensüberdruss
aus. Sehr häufig findet sich der Giaube an Fatalis-
mus, wonach das Individuum sich tödten musste.
Ein Tbeil von Briefen zeigt Gleichgültigkeit gegen die
l^ffentlicbe Meinung, ein anderer Th^il verräib die
•Eitelkeit, von sich reden zu machen. Mehrere Briefe
sprechen über das Jenseits. Ein letzter Theil Briefie
enthält die kleinlichsten , oft unbegreiflichen Motive
zum Selbstmord. [Vgl. Jahrbb. LXXV. 93.]
(Seifert)
1103. neber den praktischen, diagnosti-
schen Werth des Spirometers; von ur. g. e.
Voorhelm Schneevogt. (Nederl. Tijdschr. f.
Geneesk. Maart. 1852.)
Aus diesem Aufsatze, der sich im Wesentlichen
auf die von uns (Jahrbb. LXXIX. 360) besprochene
P a b i u 8 * sehe Schrift bezieht , heben wir Folgendes
als deniseU>en rigonthümtieh hervor. Seh. hat etwa
300 Personen untersucht und über ungeßhr 130
derselben Aufzeichnungen gemacht (S. 19). Diese
legt er nun seinen Berechnungen zu (künde [eine
offenbar zu geringe Anzahl] und theilt sie zu diesem
Behufe in 13 Serien. — I.Serie (30 Beobachtungen),
über gesunde Männer. Ein Mann von 150 Gtmtr.
Länge soll etwa 2350 C.-Ctmtr. Luft ausathmen
[„blasen*', sagt Vf. treffend] und für jeden Ctmtr.
höherer Körperlänge etwa 52 C.-Ctmtr. mehr » also
bei 191 Ctmtr. Körperhöhe etwa 4475 G.- Ctmtr.
Das von Hutchinson angegebene Verbältniss sei
um 500 C.-Ctmtr. zu hoch. Eine Differenz von we-
niger als 500 C.-Ctmtr. begründe noch nicht die An-
nahme eines krankhaften Zuslandes. — IL «Serie,
über gesunde Frauen (12Beob.); eine Frau von 150
Ctmtr. Körperlange blase etwa 2000 C.-Ctmtr. Luft
aus u. für jeden Längen-Ctmtr. darüber 30 C.-Ctmtr.
Luft mehr. Durchschnittlich blasen die Fraueu nie-
mals so viel Luft aus, als die Männer. — 111. Serie,
über Individuen, deren Aeltern an Phthisis gestorb«>u
waren , oder bei denen man eine erbliciiu Tubei kel-
Anlage vermuthen konnte, ohne dass andere Sym-
ptome bei ihnen vorgefunden werden konnten (15
Fälle), meist ungünstige Spirometer- Cigfhnisse; in
mehreren Fällen zwischen 550 und 1000 G.-CtnUr.
zu wenig Luft, in anderen mehr nh berechnet war.
Der Spirometer ist in solchen Fällen für die Prognose,
sowohl die gute als schlechte, von grossem VVerth. —
iV. Serie, Personen, bei denen nach Ausseben u. An-
lage Phlhisis vermutliet wurde, aber die physikalischen
Symptome gänzlich febllen (8 Fälle) ; der Spirometer
ergänzte hier das mangt^lnde diagnostische Moment.
Sehn, bebauplet (gegen Fabi us), dass man Lungen-
tuberkel mittels des Spirometer erkennen könne, noch
ehe alle andern Symptome erscheinen. — V. Serie,
ausgebildete , durch Auscull. und Percuss. bestätigte
Tuberkulose (27 Fälle), durcb^clinitllich um 1285
C.-Clmtr. zu wenig Luft ausgeblasen; beweisen also
die Richtigkeit und (iewicbtigkeit der Spirometrie. —
VI. Serie, 6 Fälle von Bronchitis chronica, Laryngi-
tis u. dgl. ; hier giebt der Spir. wenig Aufschluss. —
VII. Serie, 9 Fälle von Pneumonie; im acuten Sta-
dium ist der Sp. nicht anwendbar, dagegen bei den
Folgekrankheiten von Nutzen.— WIL Serie, 10 Fälle
von Emphysema pulm. , zeigten durchschnittlich um
1185 C»- Ctmtr. zuwenig. — iX. Serie, Einfluss
300
VIL IMiciii im AUi^neinm.
TOB Befxkr«Dkheii auf die Luiig«BC»p»ciUI ($ FlU«);
bei Abwesenheit too gleiehzeil. LaBgeokraiikhcil fis-
4et kein Einfluss auf das Spirometer^ErgebnisB Slalt
— X. Serie , EiiiHuas von VerbilduBgeo des Binet-
kaeteiia (S Pille), bedeutende Verkrttmmungen der
Wirbelsäule vermindern auch die Lungencapacitat sehr
bedfutend. — XI. Serie^ Einfhisa von Bauchaoftrei-
bungen, besonders von Bauch wassersueht (3 PxHe)^;
je nachdem der Rauch in Folge von Ascites anschwillt
oder wieder abnimmt , vermindert oder hebt sich die
LungaDcapacitXt« — XlL^erttf, Binfluas der Schwan-
gerschaft (eine einzige Beobachtung I) ; die im 8. Mo-
Btte schwangere junge Frau blies 400 C.-Clmtr. we-
Biger« als naeh der Berechnung su erwarten war. *—
XIIL iSene; einen Einfluss, den die Schwache in
chronischen Krankheiten oder im Geoeaungseladium
der acuten auf das Spirometer- ErgebBiss ansah«,
konnte Vf. in 6 Beobac^itungen nicht erheblieh naehi-
weisoB. (H. E. R i c h t e r.)
1 104. Zar PneaBometriB } von Prof. p h o b u s
zu Giessen. (Med. Oentr.-Zig. 74» 1853.)
Vf. verwahrt sieh gegen einige Einwurfe , welche
iB BetreflT des von ihm beschriebenen Pneumomelers
gemeebl worden sind. [Vgl.iahrbb. LXXIX. 335 u.
MO.]
1) Ein Gegengewicht, um das Heben des innern
Cylinders zu erleichtern, ist uonOthig » da dieser Cy-
linder an einem gut gearbeiteten Apparate so Iciclit
in die Höhe geht , dass selbst schwache Brustkranke
ihn ohne Stchwierigkeil Fieben lönnen, — 2*) Was
den Zeitverlust anlangt, der dadurch entsteht, dass.
man, da der innere Cylinder sich beim Hinaufgehen
leicht schief stellt, oft zwei Scalen ansehen u. zwi-
schen den beiden abgelesenen Zahlen die mittlere
nehmen muss, so handelt es sich immernur um wenige
Secunden, welrhe man aber einem genaueren Resul-
tate gern opfern kann. — 3) Sollten sich Vfs. (Zmk-)
Scalen in dem Wasser ozydiren, was Übrigens nur
eine Vermuthung ist, so lasse man sie lackiren. —
4) Durch das für jede Messung erforderliche Schliessen
und OefTnen mittels eines Korks geschieht der Ge-
nauigkeit kein Eintrag, wenn der Kork nur gut und
hinlänglich gross ist. — 5) Dass an Vfs. Apparate
der an denen Anderer Susserlich angebrachte Glas-
cylinder fehlt, durch den man sehen kann, ob der
Kr. wahrend der Operation einathme » ist kaum ein
Mangel zu nennen , da nur sehr selten ein Kr. aus
dem Apparate einathmen w^rd, und da diess , falls es
ja geschähe, sofort durch das Zurücksinken des in-
nern Cylinders bemerkbar würde! — 6) Das Zusam-
mendrücken des Scblauehs mit den Fingern ist eine
vollkommen sichere Procedur, da die Schlauche aus
vulkanisirtem Kautschuk sehr weich und nachgiebig
sind. — 7) Der Hahn am äussern Cylinder tum Ab*
lassen des Wassers ist theils überflüssig, theils ver-
tiiruert er den Apparat.
Schkttsslich führt Vf. noch zwei Umstände tut
^"fchrankung der sehlimmerB FehlerqueUeu an, wel*
che Weicker zutrat BBflaBd« 1) Da viele Kf« dank
die Attfrorderang» vor dem Aasatbaea ertC abbmI
recht tief eiBZBathnien , verwirrt wcrdea und daa
eiB zu geriagea Beeullat liefora, weise nan «ie toent
Bur eiBfacih »b, ^^bbuiA ib dcB Apparat sv bbccB*'.
dBBO aber ^^eiBnaal aOHier au blaaeB.«« £) Das Zi-
drOckea der Nase ist ganz ttberflüssig, da aocfr obai
das keiBoLufl durch sie gehl; »weilelsobBe nMmM
scblieaat das Gaumeasegel dea Weg zur Käse val-
aUadigab. (Wagser.)
1105. Was TerdaBkt dieldUdn den ^•
BierV? von J. O.Avil 6 s. (Gac. de Ha<lrHl 27f.
272. 18&2.)
Vf. sucht den grossen Misscredit, in welches
die spanische Medicin in neuerer Zeit besoaders unter
den Franzosen gerathen ist , durch die geschichtliche
Darstellung der bedeutendsten Leistungen spanisdief
Aerzte als unbegründet zu erweisen, und deaselbea
der Ignoranz der Auslander zuzuschieben« Serire
gescliiclitlichen Notizen reichen jedoch nur bis zun
18. Jahrb., da er über die spätere Zeit selbst gestebo
muss, dass sie bei weitem weniger fruchtbar sei.
Im 6. Jahrh., d. h. im i. 550 wurde der Kaiscr-
achnitt 2mal ausgeflfit, und eia spaBiscfaer Jede
Abiabar operijrte dem-70jlibr. König von AragOBica
iuan die Gataract auf beiden Augen mit vollkommca
gflnstigem BrColg. Die Mauren übten schon die Mc-
dieinalpoliaei , indem Gehrar in L 1021 allen Ghar-
lataneo und Heükünstlera belahi das Laad x« verlas-
sen , »nd eiB Gelehrteacollegium eiaseUte , vrekbai ■
alle di^eaigea, welche die Medicia aaalfbeii oder ii
Hospitalera dienen wollten, zti euminirea batta.
Diesem Beispiel folgte iuaa I. von Gastifien, der aack
Aerate und Chirurgen mit deaa Titel AJealdva exan-
aadorea ernaante. Dassetbe geschah ifl Aragoaiea ia
13. und 14. Jahrh. In dieselbe Zeit fiel die Grfia-
düng der zwei berühmten Schuleu v. Gordova »» Toleda^
deren berühmteste Lehrer Aveasoar, AverroCa^
Albuoaaia warea. Hier studirtea Gerberte,
Adelardo,DaBielMaslei,Gerardo ▼. Cre-
mona, Campaao v. Novara u. A., ja alle be-
rühmten christlichen Aerzte jener Zeit im Occideat
warea Spanier, oder hatten in Spanien studirt. Ai-
b u c a s i s* Verdieuate um die Chirurgie aiad bekaaaL
Portal findet bei den Maurea einige Operatieaea,,
deren Erfindung man gewiVbalich Par6 oder Petit
zusciureibe. Avenzoar leakle die Aufmerkaaaikcit
zuerst auf die partiellen LahaiuBgen , besoaders das
Oesopliagu», uad regle mit aeiaeB Versachea die
TracbeotMBie von Neuem an. A v e r r o C s beobacb-;
tele zuerst die Metastasen des Rbeaaiatismas voa des
Extremitatea auf die Eingeweide. Dem Araolde'
V. Villanova und Raimuado L«iio is4 die
ßinftthruBg dea calciairtea Meeracbwamms gegea
Scrophela za verdankea. Eiae der glBaseadstea
ßatdeckungen , die auch den Spaniern [?] gehfrt,
ist das Traitemeat mural der Geialeskraaken and die
Conalrudion paaseader AastaUen. 1409 ward eiae
VU. Medicin in AUgemeinett.
361
Ad^uU in' Valencia gegründet, 1426 in Saragossa,
1436 in Sevilla und 1483 in Toledo. 1471 errich-
teten die Spanier die ersten Quarantaneanstalten auf
Mailorca » die von da sich Ober ganz Europa verbrei-
teten. Im J. 1067 ward ein Specialhospilal für Be-
handlung der Aussatzigen in Palencia gegründet. Im
J. 1488 erhielt die Bruderschaft de San Cosroe ySan
Bamian von Saragossa das Recht, Sectionen zu
machen. Die berühmte Schule von Montpellier ward
durch die Spanier begründet, verbessert und unter-
halten. Sie erhielt 1281 das Privilegium, Hinge-
richtete zu seciren u. ihren Cadaver zu anatomischen
Vorlesungen zu benutzen. Im 1 5. Jahrb. , unter
Königin Isabella 1. , wurden die ersten Militärhospi-
täler gegründet^ die bis datin in ganz Europa unbe- ^
kannt waren. 1200 gründete Alonso VIII. von Ca-
stilien die Universität von Palencia und einige Jahre
später Alonso IX. die von Salamanca , welche wenige
Jahre nach ihrer Gründung 78 Katheter zählte. Im
16. Jahrb. bestanden über 30 Universitäten, und,
als die Syphilis sich auszubreiten begann , waren es
zuerst die Spanier, welche sie genau beschrieben,
charakterisirten und die Behandlung mit Quecksilber
riethen. Gaspar Torella verschrieb es 1493,
Pedro Pintor 1498 und Almenara 1502 mit
gutem Erfolg.
Die Begründung anatomischer Theater, vieler
Universitäten, einer polizeilichen Mediclnalordnung,
die rationelle Anwendung des Quecksilbers , die Ein-
führung des Guajak, der Sassaparilla , der China und
des Sassafras , die Erfindung der Bougies bei Harn-
röhrenstricturen durch Alderete, Laguna und
Oiaz, die Versuche das Meerwasser trinkbar zu
machen, der Ursprung der Kliniken , die Entdeckung
des Blutkreislaufes, die Andeutung des Sexualsystems
von Cinn£ Ton Laguna u. Alfonso Herrera,
das antiphlogistische Regimen für die Heilung der
Blattern vonGomezPereira, viele Jahre vor Sy-
d e n h a m , die Vervollkommnung des seitlichen Stein-
schnittes durch Francisco Diaz, des Trepanirens
durch Andres Alcäzar, die VerüfTentlicIrnng ver-
schiedener Monographien Ober den Petechialtyphus,
von den Spaniern Tabardillo genannt, über die Bu-
bonenpest und deren palhologische Anatomie, die
erste Section einer Pestleiche von Porcell, die^
Einführung einer rationellen Behandlung der Ge-
schwüre durch Francisco v. Areo, lange vor
C^sar Magato, die Versuche Taubstumme sprechen
und Blinde lesen zu lehren durch den berühmten P.
Ponce de Leon, die Expedition nach Mexiko von
Francisco Hernandes, viele klinische Beob-
achtungen über pernicitfse Wecbselfieber (Mercado)»
die Publication der ersten gesetzlichen Pharmakopoe
von Europa durch Petro Benedicto Matei —
alle diese Fortschritte machen das 16. Jahrb. zur
glänzendsten Periode der span. Nedicin.
Auch das 17. Jahrb. war besonders in seiner
ersten Hälfte für die Medicin sehr thätig. Man ver-
MmI. Jahrbb. Bd. SO. HO. 8.
dankt ihm die erste exacte Beschreibung der Brttune»
ferner des Croup, den Juan de Villareal zuerst
kennen lehrte 156 J. vor dem Engländer Home,
dem gewöhnlich die Priorität zuerkannt wird. Der ^
Castilier Gaspar Caldera de Heredia zog die
seit den Zeiten des Hippocrates vergessene Lehre
von den Tuberkeln und der chron. Lungenenizttndung
lange vor dem Engländer Morto.n vvieder ansLicIit;
Simon y Montero schrieb eine Abhandlung über
die Mineralquellen der Halbinsel, das vollständigste
Werk bis auf unsere Zeit; Cipriano Marosa
war der erste , der die antisyphilitische Wirkung des
Sublimat erkannte; Tomas Murillo u. Suarez
de Rivera lehrten die Behandlung des Sonnenstichs
und des Blutspeiens durch Brech- und Purgirmitiel,
vorGuideti u. Stoll; Juan de Vega, Bravo
de Sobremonte und Heredia lehrten die
kostbaren Eigenschaften der China ; endlich verdankt
man den Spaniern in diesem Jahrh. die Bereitung des
Tabaks und der Chokolade.
Unter den Aerzten des 18. Jahrh. ragt der be-
rühmte Solano deLuyue hervor. Er entdeckte
die Methode , die Krisen aus dem Pulse vorherzusa-
gen. G a s p a r C a s a I gab die erste Notiz über die
Krankheit der Rose von Asturien ; Jos^ Ignacio
deTorres, Leibarzt des Herzogs von Orleans, er-
fand das Mittel , den Mercur der Eigenschart zu be-
rauben, Speichelfluss zu erregen; Navarrete
zeigte 1708 Gefässe, die direct vom Magen zur Urin-
blase gingen u. die er Pomagogos nannte; Andres
Piquer lenkte die Aufmerksamkeit auf die chroni-
schen Entzündungen der Eingeweide , und seine Ar-
beit konnte dem Werke von Qroussais zur Basis
dienen. Unter den Chirurgen ist vor Allen A n I o o i o
Gimbernat zu nennen , der die Aponeurose des
Arcus cruralis (Lig. Gimb.) beschrieb. Ebenso lehrte
derselbe eine neue Methode, Schenkelhernien zu ope-
riren , die Uydrocele radical zu heilen u. s. w.
(Seifert.)
1106. Die Sydenham-Society. Originai-Notiz
von Dr. Pincoffs zu Dresden. f
Befremdend muss es erscheinen, dass bis jetzt
von einer der nützlichsten und lobenswerthesten wis-
senschaftlichen Einrichtungen Englands so wenig im
Auslande bekannt ist. Wir erlauben uns daher fol-
gende Notiz den Lesern der Jahrbb. vorzulegen. Die
Sydenham-Society ist eine aus fast allen Aerzten Lon-
dons unj der Provincialstädte Englands bestehende
Gesellschaft, die im J. 1843 zusammentrat, um einem
allgemein gefühlten Bedürfnisse abzuhelfen , nämlich
die Verbreitung von guten mediciniscken Werken
unter das medicinische Publikum »u einem bilägen
Preis. Die Gesellschaft hat ihren Hauptsitz in Lon-
don ; das Directorium wird aber alljährlich aus den
verschiedenen Aerzten Englands neugewählt« In
Jeder Stadt Englands ist ein Local-Secretär , der die
Sammlung der Beiträge und die Besorgung der Werke
46
set
VIL Modiein m Allgemeiiiaft.
SB die Milglisder ttbierDimmt D«r jährliche BeiUag
ist eiae GwDöe (7TMi\) pr»nuiii«raado { dMr erhait
der Subscribe»! alle die vo« der Geeellscbtft hcra««-
mgebeadeii Werke. Die Hauptaufgabe der Gesell-
•eliaft ist, dfipch den Druck zu veröffentlichen: 1)
klassische, seiiene oder tkeuere engUseke fFerke;
2) gemischte Auszüge aus üllern und aus neuein
nieht lebenden Schriftstellern ; 3) kurze Zusammen-
stelbmgen von alten, eebr umfangretchen englisclipn
und aasllfodiseheii Autoren mit biograph. und biblio-
gpaph. Notizen ; 4) Uebersetztmgen von alien Au-
toren , grieebischeu ii«d lateinischen Schriflsteliero»
ton Werken in »rabischer und erienUUscker Stäche
wo nölhig mit Original - Text ; 5) Ueberseizungen
VOM neuem ausländischen verdieustvoüen Werke»,
u. 6) verdienslvoile Origikol- Werke, die zum Nach-
sdilagen ntttzUch sein, aber des wenig lohnenden
Absatzes wegen sonst Bctiwerlieb im Druck erscheinen
warden , entlieh BibHographien » alphabetische und
anderweitige Register zu grösseren periodiscliei
Werken u. s. w. Die Wahl der herauszugehenden
Werke und deren Zahl ist günzlich dem Directorium
überlassen. Es erscheinen in jedem Jahre in der
Regel 3 — 4 BKnde; die AussUlUing ist sehr elegant,
Druck und Papiür aui^ezeichnet , der Einband glän-
zend, allemal in grün-gepresslem Kallun mit Gold-
schnitt; wo es uölhig ist, werden Abbildungen und
Tafeln beigegeben.
Um zu zeigen , wie die Gesellschafl bisher ihre
Aufgabe gelöst hat, geben wir hier ein Verzeichniss
der bis jetzt (1843^1852) von^ ihr herausgegfbe-
nen Werke (28 Binde).
1) Heck er, Hislory of Ihe tipidemics of Ihe Middle-
Ages; translated by Dr. BabiBgton. Lontfon 1843. 8.
3gO pp. — - 2) Louis, Researches on Phlhisis; tranal. by
Dr. WaUhe. Lond. 1843. 8. 571 pp. — 3) Thom.
Sydenhami Opera omnia ; Edid. G. A. Greenhill.
Lond. 1844. 8. 668 pp. — 4) Observalions on Ancurism
selecled from tbe priücipal wrilers on Ihat diseeee tninsi. and
ediu by Erichsen. Lond. 1845. 8. 524 pp. — 5) Pau-
lus Aegin eta , the Sefen books of — , with a Commen-
tary transl. froro ibe Greek by Adams. Vol. I. Lond.
1844. e83 pp. Vol. 11. Ibid. 1845. 511 pp. Vol. 111.
Ibid. 1847. 653 pp. — 6) Simon, Animal Chemisiry,
transl. by Day. With plates. London 1845. Vol. I. 8.
360 pp. Vol. II. 560 pp. — 7) Hasse, Palhology; transl.
by Dr. Swaine. Lond. 1846. 8. 400 pp. — 8) W.
Hewson — the works of — ediU by Gulliver. Lond.
1846. 8. 360 pp., with portrail and 8 plales. — 9) Du-
puytren, Lectures on Diseases and injuries of the Bones,
transl. and edit. by Le Gros Clark Lond. 1847. 8.
459 pp. — 10) V^. Harvey — the worka of — transl. from
the Latin with tke life of the author by Dr. Willis. Lond.
1847. 8. 621 pp. — 11) Feuchterslehen*, Medical
Psycbology, transl. by Evans Loyd ediL by Dr. Babing-
toA. Lofid. 4847. 8. 3«3fp, — IS) Sebwana 4
Sehleiden — Microscopical restarcbe« of — Irvoal. W
S m i th. Lond. 1848. 8. 568 pp. with 6 plate«, — it\
Meraoirs of the French Academy of Snrgery — on the Suriä-
cal disewses of Ib« Read & Neck aelectad from tlie — trrariii
andedit. by Drewry OttUy ^ Lond. 18481. S. 293 pp.
— 14) Hhazes, on Small-poi & Measles, transl. from ihi
Arabic by Dr. G. A. Greenhill. Lond. 1848. 8. 212 pf
— 16) H i p p 0 c ra t e s — the genuine Works of — traiwl,
from ihc Greek with iotroduct. & Notes by A d ame. Lob^
1849. Vol. 1. 466 pp. , with 3 platet ; Vol. II. 4M f^
wiih 5 plates. — .16) S y d e n h am — the worka of — iraasL
by Dr. Latham. Vol. I. Lond. 1849. 8. 276 pp. VoL IL
Ibidem 1850. 8. 396 pp. — 17) ft okita nsky, Palb«#l«-
gica) Anatomy. Vot. 11. trnnsl. by Dr. Sieveking, Loodei
1849. 8. 375 pp.-, Vol.lll. transl. by C. Hewiib Moore,
Ibidem 1850. 8. 467 pp. ; Vol.I. transl. by Dr. G. E. Da;.
Ibid. 1850. 8. 398pp. — 18) Essays on Puerperal fcrcr aai
ütber diseases peculiar lo Women, selecteJ from the writiep
of British Aolbors previous to ttw dose of Ib« 18. Cent«?,
edit. by Dr. f leetwood ChurcbilL Lond. 1849. 8.
552 pp. — 19) W. H unter, the Anatomy of the Huibb
Gravid Uterus. Lond. 1851. 34 plates, with de8€riptiofi&
letlerpress. — 20)ünger&Proeha8ka, ootbc oervooi
System. Transl. by Dr. Laycock. Lond. 1831. 8.
464 pp. — 21) Anaais of Influeoxa in Great-Britaio b^m
1510 lo 1837. Edit. by Dr. Theoph. Th om soo. Uni.
1852. 8. 406 pp.
Als Beleg für das Nützliche eines solchen ünter^
nehmens und zum Beweis, wie die vereinteo geringee
Kräfte der Einzelnen wirklieb staunend itrossartiges
zu bewirken im Stande sind, verweisen wir ODsere
Leser auf die Ausgabe der' Anatomie der schwangen
menschlichen Gebärmutter. Das Werk besteht aas
34 herrlichen Folio -Kupferstichen mit latetniscbea
und englischem Text. Dieser B«iBd wurde iai J. 1851
anstatt 2 anderer Bäqde herausgegeben ; es ist di
Wiederabdruck der vergriffenen Auflage der meistef-
haften Abbildungen von W. II unter, und die Mit-
glieder erhielten auf diese Weise um ein Billiges ei
Prachtwerk, dessen Anschaffung sonst dem EinzalBei
unmöglich wäre. — Haben wir somit ein Recht, (&(
Sydenham - Society dem deutschen medicin. Publikm
zu empfehlen , dn sie einzelnen Personen und and
med. Vereinen die Gelegenheit bietet» auf eine billige
Art sich eine klassische Bibliothek anzuschaffen, m
veranlasst uns dieser Gegenstand, noch den Wansck
auszusprechen, dass eine derartige Gesellschaft auck
in Deutschland zu Stande kommen möchte. Es dflrfU
dadurch manche LUcke in der med. Literatur ausge-
füllt und der erlöschende Sinn für das klassische Sta-
dium der Medicin angefrischt werden, u. zu dem Ge-
deihen eines solchen UnternelHuens bedarf es ja wb
eines richtig geleiteten Esprit de Corps . diesen aiter
zu zeigen und zu fördern sind alle richtig denkende
Aerzte ihrem Berufe und sieb selber schuldig.
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Robin Q.Verd«il, anaUpfayviol, Chemie«
363
B. KRTMEN.
152. TraiU de Chimie uatomiqüe et phy«
siologiqae normale et patboiogiqiie, ou
des principes immidiats normaux et mor--
biiles^ qui consHtueni le corps de t komme et
de* mammiferes, ^cvompagne dun atlas de
45 planches gravees, en partie ooloriSes;
par Gh. «obio et P. Verdeil. T.l. p.XXXü
el 728. T. \U 584 p. T. 111. 5^5 p. gr.8.
Paris 1853. J.-ß. Bailli^re. (12Thlr.24Ngr.)
Die Physiologie isl eine angewandle NaturwisseiH
scbafu Uir Ohjeci ist der ihiertsche uod pflantUche
Organismus» sonach ein siimliches, ein Nalurohjecl;
ihr Ziel, die richtige Brkeonknias der LebensvorgSlnge,
der sogenannten Fuociiooen, ihres Ursprungs» ihres
Zusammenhangs und der allgemeinen Geselle, unter
welchen sie erfotgen. Brstes Postulat ist sonach die
genaueste Kenntniss des KOrpers vom Standpunkt^
der Form und des Baues sowohl » als auch von dem
der während des Lehens sich darbietenden mannig-
fachen Erscheinungen. Die Mittel, um zu dieser
Kenntniss zu geiaojiren» sind keioe andern, wie die-
jenigen» die wir ttberhaupt anwenden, wo es sich
um die richtige Rrk«^nntniss anderer N^turobjecte
bandelt, es sind eben die Mittel exacter Beobachtung,
modificirt durch die Qualität des Olyectes. Jede Nar
turwissenschaft strebt in letzter Instanz nach der
Ermittlung der Gesetzmässigkeit, des allgemeinsten
Ausdrucks Tür gewisse Tliätrgkeitslfusserungen im
Rpirhe der Natur — der Naturgesetze — und diess
thui auch die Physiologie. Richtig erkannte Natur-
gesetze finden auih auf den lebenden Organismus An-
wendung« Gewisse Niaurgeselze sind Frucht der
Physik • andere Frucht der .ingewandtea Mathematik,
wieder andere Frucht der Chemie, wieder andere
Frucht der irergleichenden Anatomie u. s. w. ; sie
alle können unter gegebenen Umständen Material der
Physiologie werden. Die Physiologie ist Nalurwissen-
acliaft» angewandt auf den Organismus der Pflanze u.
des Thieres. Die Physiologie ist angewandte Anato^
mie» angewandte Physik, angewandte Chemie u. s. w«
Nur in diesem Sinne giebt es eine morphologische
(anatoinisclie) , eine physikalische« eine chemische
Physiologie, oder bestser eine morphologische, pby-
ükitUs^ie, clieniscbe Seite der Physiologie, Eine
physiologische Morphologie, eine physiologische Pby-»
sikf eine physiokogisdie Chemie giebt es, streng
logisch genommen, nicht, denn die Gesetze des
lebenden Organismus sind weder ZweQk der Chemie,
noi:h Sweck der Physik, endlich keinesfAlls Haupt-
iiweek der Morphologie* Eine physiologische Chemie
vem StandpiunkU d^r Chemie aus; vom Sundpuukt«
iM Chemikers giebt es nicht. Die Resultate der so-
genannten physiologischen Chemie haben für den
Chemiker kein Interesse , er kann sie weder Yerwer^
then« noch wird er ais Chemiker Neigung fahlen, sie
zu Tage fördern zu belfeu. Der Harnstoff als solcher
hat für ihn Interesse , nicht aber sein Vorkommen im
Blute, oder in den Excrementen niederer ThierklassejDu
Der Physiolog ist es , welcher zur Losung gewisser
Fragen , die aber er bu stellen hat , sich die Chemie
dienstbar macht; so wie der Physiolog nicht nur
das anatomische Messer bedarf, sondern auch das
Mikroskop, so wie er die Gesetze der Optik, der
Mechanik, der Hydrostatik kennen moss, um den
Gesichtssinn, die Locomotion, die Circulation in
ihre einzelnen Erscheinungen auflösen zu kennen«
ebenso muss er zuweilen die Wage und den Apparat
der Chemie zu Hülfe nehmen, um gewisse Fragen
zur Erledigung bringen zu kUnnen. Die sogenannte
physiologische Cliemie ist ein Grenzgebiet, welche^
dem Eroberer zufllUt; an der Physiologie ist es, die-
ses Gebiet zu erobern und vollkommen in sioh auf-
zunehmen. Wir glauben, die in vorstehenden Sätzen
ausgesprochenen Anschauungen als ein Gemeingut
der deutschen Physiologen beanspruchen zu dürfen»
u. sind weit davon entfernt zu meinen, dass sie nicht
schon besser entwickelt wurden; ist es ja der geniale
Mann des Jahrhunderts» ist es ja Lieb ig» der die
meisten der obigen Sätze zuerst mit der ihm eignen
Präcisiott aufgestellt und in meisterhafter Darstellung
begründet hat ; ist es ja gerade dieser grosse Chemi-
ker, der der Physiologie die Bahnen vorgezeichnet,
die sie bis zu einem gewissen Zeitabschnitte zu ver-
folgen hat. Wenn wir nun demungeachtet diese An-
zeige eines jedenfalls sehr beachten swerthen u. um-
fangreichen Werkes, mit dem Glaubensbekemitniss
der neueren deutschen Naturforschuog eröffneten , so
geschah es einfach darum, um von vornherein auf die
dem vorliegenden Werke zu Grunde liegende differen-
tielle Anschauung hinzuweisen. Wahrend wir näm-
lich kaum mehr etwas von einer physiologischen Che-
mie wissen wollen , schreiben die Vff. eine „Chimie
anatomique.*' Ref. hat das voluminöse dreibändige
Werk von vorn nach hinten und von hinten nach
vorn durchgesehen; er hat dabei die Ueberzeugung
gewonnen, dass in Bezug auf gewissenhafte BenuUung
auch der fremdländischen und namentlich deutschen
Literatur und in Bezug auf verständige Anordnung des
Ganzen, endlich bezüglich der Ausarbeitung einzelner
Capitel das Werk zu dem Besten su zählen ist , was
die französische einschlägige Literatur aufzuweisen
hat, allein der Grund, warum die Vff. ihr Buch eine
antUomücke Chemie nennen , und der Nutzen diei
364
Robin u. Verdeil, aDat.-physiol. Chemie^
eigenthttmlichen Anschauangswei86 ist ibm dadurch
um Nicbis klarer geworden.
Um den ibrem Buche zu Grunde liegenden Fun-
damentalsatz zu beweisen: „dass das Studium der
Bestandtheile des Organismus Sache der Anatomie sei",
Terwenden Vff. nicht weniger als 100 grosse Octav-
Seiten, und geben dem Begriffe der Anatomie eine
Ausdehnung , die weiter sicher nicht gedacht werden
könnte (l'anatomie est une brauche de la biologie, qni
a pour sujel d'ötude les corps organis^s en taut
qu*aptes h agir, ä F^tat de repos, et pour objet ou
but la connaissance de leur Organisation ou Constitu-
tion. Gette connaissance pouvaut ötre ramen^e k la
notion d*un certain nombre de faits gän^raux ou lois,
on dit quelques fois , que Tanatomie a pour but la
connaissance des lois de Torganisalion). Da sie nun
ttberdiess die Grundeigenschaften des Organismus
eintheilen in mathematische, physikalische, chemische,
organoleptische und organische, so unterliegt es kei-
nem Zweifel , dass auf diese Weise die physiol. Che-
mie glucklich unter den Hut ihrer Anatomie gebracht
wird ; allein dadurch , dass sie unterscheiden wollen
zwischen unmittelbaren Bestandtheilen des Körpers,
im anatomischen Sinne, und unmittelbaren Bestand-
theilen im chemischen Sinne, dadurch, dass sie eine
anatomische Analyse annehmen , die sich nur chemi-
scher Instrumente bedient, sich aber namentlich da-
durch von der chemischen Analyse unterscheiden
soll, dass eben ihr Zweck ein anatomischer , u. Zer-
setzungen dabei möglichst vermieden werden; —
durch alle diese, nebenbei bemerkt, mit grosser
selbstgefälliger Breite entwickelten Dinge beweisen
sie nicht nur nicht die Existenz einer anatomischen
Chemie, sondern vielmehr das Gegentheil; sie be-
weisen nur, dass wenn der Physiolog oder, will
man lieber, der Anatom zur Erforschung der chemr-
schen Verhaltnisse des Organismus sich der chemi-
schen Httlfsmittel als Stütze bedient, er dadurch nicht
zum Chemiker wird, ebensowenig als der Chemiker
zum Physiker dadurch, dass er eine Reihe specifischer
Gewichtsbestimmungen ausfuhrt. Sie beweisen, dass
es streng genommen ebensowenig eine anatomische
oder physiologische Chemie giebt , als eine physika-
lische Chemie, namentlich insofern, als wenn sich
die Physiologie der Chemie als Stütze bedient, sie
sich nur des Arms der letzteren bedient, um Ziele zu
erreichen , die keineswegs die der Chemie sind , was
natürlich mutalis mutandis auch für die physikalische
Stützen suchende Chemie gilt. Durch die Art und
Weise, wie die Vff. ihren Gegenstand behandeln,
vollziehen sie allerdings formell die Eroberung des
Grenzgebietes der physiologischen Chemie, aber auch
nur formell , denn eine volle Eroberung setzt voraus,
dass der Physiolog sich mit den Stützen , die er ge-
brauchen will , so vollkommen vertraut gemacht hat,
dass er sich derselben unbedenklich und selbstthatig
bedienen kann. Bis dahin hat es aber offenbar noch
gute Weile. Dadurch aber, dass sie beständig her-
vorheben, dass die Analyse des Anatomen eine andere
ist , wie die des Chemikers , und dass beide wesent-
lich verschiedene Zwecke verfolgen , setzen sie lid
mit ihrem eignen Titel in den entschiedensten Wider-
spruch, was wir bei der im Aligemeioen ricbüg«
Ansicht der Vff. über das Verbältniss der Chemie iir
Physiologie übrigens nicht urgiren würden, weaoiii
durch ihr im hohen Grade pretenliOses Gebahrea ni
den hohen W'erth , den sie auf ihre Systematik leget,
die Kritik nicht selbst herausfordern würden. Wen
sie endlich gar von ihrer Anschauungsweise, flir k
sie sogar die Priorität in Anspruch nehmen zu wölb
scheinen, eine neue Aera ziemlich unverlilümt dalira,
und alle bisherigen Bestrebungen gewissermaassei ib
Tappen im Dunkeln be7.eiclinen, so wUssten wir «liir-
lieh nicht, wo unseres Verwunderns ein Ende leii
sollte, waren es Deutsche und nicht Franzoseo, diei
uns diese Dinge zum Besten geben. I
Die Vff. staluiren, wie bereits oben bemerkl.eiiei
wesentlichen Unterschied zwischen anatomischer oil
chemischen Hülfsmilteln ausgeführter und zwiscbei
eigentlich cheraischer Analyse ; die Aufgabe der er-
steren sei es, die unmittelbaren Bestandtheile (pn'i-
cipes imm^diats) in dem Zustande zu isoliren, in wel-
chem sie sich im Organismus beünden ; als ob die«
nicht auch Aufgabe der chemischen Analyse wire,
wenn dieselbe sich die Aufgabe stellt, aus compleiei
Gemengen die chemischen Individuen auszuzieheo.-
Die Vff. fordern die Anatomen tind Physiologen aif,
das Studium der thierischen Säfte und Gewebe, k
parenchymatösen Flüssigkeiten in die Hand zu neh-
men, da obgleich einige Chemiker in den lettlei
Jahren die Bestandtheile der thierischen SSfle iia
grössten Theile studirt und ermittelt hätten , es dock
jetzt an den Anatomen und Physiologen sei, dieses
Studium von ihrem Standpunkte aus zu fordern. Die
Forschung aber solle fortan von den Anatomes am-
gehen, und es werde durch sie die Bethe der für ^i(
Physiologie wichtigen Thatsachen viel mehr geRfrdert
werden können, als durch die Chemiker. Diesei
Satze gegenüber nimmt es sich wahrlich wunderficb
genug aus, wenn die Vff. als Muster solcher Forsehii*
gen die Arbeiten von Chevreuil u. Liebig >ker
die Fette und die Flüssigkeiten des Fleisches loftui-
len , also Arbeiten zweier reiner Chemiker. W»
soll man aber erst zu der Ansicht der Vff. sagen, dm
man gegenwärtig ganz gut in den Laboratories de^
artige Untersuchungen ausführen kOnne, wenn 0H
nur einige allgemeine chemische Kenntnisse besiiK
(c est qu'on peut dans les laboratoires diriger m
^tudes vers des specialitös , en n'^tudiant la cbiaie
propreroenl dite , que d*une mani^re g^o^raie), j^
wenn sie noch weiter gehen und sagen, dass nao eii
Arzt , ohne Chemiker zu sein . nur mit den fttr *«^
Fach nöthigen chemischen Kenntnissen ausgerflslet i*
kurzer Zeit sieh mit der sogenannten anatomiscliei
Analyse vertraut machen und sich der Chemie ib
Stütze beim Studium des Organismus im gesuadei
und kranken Zustande bedienen könne, wena sk
sogar glauben, dass der Physiologe welcher sich nd
der Chemie als Hülfsmittel seiner Studien vsrtnil
macht, unendlich geeigneter sei zur AusfBhrong orgi-
Robin tt. Yerd^il, aoat-physiol. Gbemte.
3«5
Bischer Analyteii» als der gewaadtesle Chemiker (aiosi»
aaoa 6lre ehimiste, un m^decio poasedant lea noiions
de chimie indispensables k son art , ponrra en peo
de temps apprendre Tanalyse imm^diate ou analomlque»
de mani^re k se senroir de k chimie comme d'un moyen
d'iDTestigation dans T^lude du corps, seit k l'^t pliy-
siologique, soit k F^tat pathologique. Nous dirons
plus eoeore: c'est que nous croyons, que le physio-
logisle, qui ^tudiera la chimie pour s*en senrir
comme d'un moyen sera infiiiiiiieul plus apte k ana-
lyser les Corps organis^s que le chimiste le plus con-
somm6). Wir haben absichtlich den frausOsischen
Text beigesetzt, um uns gegen jede unrichtige Deutung
lu Ter wahren.
Es wird sicherlich Niemand leugnen wollen, dass
der Physiolog , wenn es sich um die Lösung physio-
logischer Probleme handelt, am Besten selbst Hand
anlegt, vorausgesetzt, dass er sich im Besitze der-
jenigen chemischen Kenntnisse befindet, die erforder-
lich sind , um sich der Chemie als Instrument bedie-
nen XU können ; es versteht sich von selbst, dass alle
Bestrebungen fortan darauf gerichtet sein mtlssen,
solide chemische Kenntnisse zum Gemeingut der Phy-
siologen und Aerzte zu machen ; wir wollen endlich
auch gar nicht leugnen , dass bei dem gegenwartigen
Zustande ein mit den nOihigen chemischen Operationen
und ihrer Ausführung vertrauter Arzt oder Physiolog
gewisse chemische Verhältnisse des Organismus mit
Nutzen wird zum Gegenstande seiner Forschung
machen können , und in dieser Beziehung sind die in
neuester Zeit meist von Chemikern ersonnenen und
zunächst fllr den Arzt bestimmten expedilen Methoden
der Bestimmung gewisser Bestandtheile des Harns,
des Blutes u. s. w. sicherlich sehr werthvoll. Allein
gerade die von den Vff. in den Vordergrund gestellte
sogenannte anatomische Analyse , d. h. die Isolirung
und das Studium wohlcharakterisirter Körper aus den
Saften des thierischen Körpers, gehört zu den schwie-
rigsten Aufgaben, setzt die grösste Umsicht und Er-
fahrung und einen sehr soliden Pond chemischer
Kenntnisse voraus, wie er bis jetzt in der Regel sicher-
lich nur beim Chemiker gefunden wird. Die Aerzte
aber ermuthigen , sich mit einem sehr mangelhaften
Rtlslzeug an die Bewältigung so haklicher Probleme zu
wagen, heisst in unsern Augen der Wissenschaft einen
sehr schlechten Dienst leisten. Die von den Aerzten
in den letzten Jahren ausgeführten und namentlich
auch jetzt noch in den medicinischen Journalen sich
breit genug machenden Hunderte von Analysen sind
mit wenigen Ausnahmen ein Ballast , dessen sich zu
entäüssern der Wissenschaft noch schwer genug wer-
den wird. Nur der Chemiker kann es beurtbeilen,
welchen Grad von Vertrauen solche Arbeiten bean-
spruchen können , und wie solche Analysen in Bezug
auf ihre Zahl und die darauf verwendete Zeit oft Miss-
verhaltnisse darbieten , die sie dem Sachverstandigen
entweder als gewissenlose Schmiererei, oder geradezu
erdichtet erscheinen lassen. Exempla sunt odiosa.
Der Versuch , die Physiologie von der Chemie ganz-
lich zu emancipiren , den die VIT. wagen , erscheint
sicherlich als em gewaltig veriiilhter, und ein ttOch-
terner Einblick in die Literatur mtlsste die VUl bald
zu der Ueberseugung bringen, dass bis jetzt dit Che«
mie der Physiologie ungleich wesentlichere DienstA
geleistet hat, als die Physiologie und die Medicia
sich selbst, wenn sie sich auf das Glatteis der che*
mischen Operationen wagten. Doch die Vff. gehen
geradezu von dem entgegengesetzten Standpunkte aua
und suchen mit grossem Aufwände das Umgekehrte
zu beweisen , dass nämlich der Grund , warum die
Physiologie von der Chemie bisher noch so wenig
Nutzen ziehen konnte , in der bisher viel zu chemi«
sehen Auffassung des zu cultiv\^enden tiebietes xa
suchen sei. Ja sie suchen ihn sogar in der Einthei-
lung der Chemie in anorganische und organische,
eine Eintheilung, die doch gewiss jedem Chemiker
nur als ein Bequemlichkeitsbehelf dient, und aus der
weitere Consequenzen ziehen zu wollen im Ernste
doch gewiss noch Niemandem einfiel. Diese Einthei-
lung, auf deren irralionelles Grundprincip doch ge-
rade die Chemiker zuerst hinwiesen, soll daran Schuld
sein, dass man Alles, was sich heim Studium der
Thierkörperbestandtheile , der Safte und Gewebe auf
chemische Verhaltnisse zuröcknihren lasst, als eine
besondere Wissenschaft und ausschliesslich vom che-*
mischen Standpunkte aus behandelte.
Solcher aber das Ziel weit bin9usachliessenden
Anschauungsweisen könnten wir noch viele anftlhren,
allenthalben tritt das Bestreben hervor , originell zu
acheinen, und Aera-begrUndend- aufzutreten, u. die-
sem bei unsern Oberrheinischen Freunden leider sehr
endemischen Uebel ist es zuzuschreiben, wenn das
vorliegende Werk bei allen sonstigen sogleich zii
schildernden Vorzdgen an mehr Stellen wie billig zum
Widerspruch herausfordert, wozu überdiess die pre-
tentiöse, durch den Sachverhalt nicht immer gerecht-
fertigte Form das Ihrige beiträgt. Deshalb glaubten
wir auch die dem Buche zu Grunde ligenden Ideen
etwas näher beleuchten und Verwahrung einlegen
zu mttssen gegen uns nicht immer gehörig motivirt
erscheinende Eingriffe in wohlerworbene Rechte.
Was nun die Ausarbeitung des Werkes anbelangt,
so enthalt dasselbe ein sehr reichhaltiges Material,
welches meist mit Umsicht. und Kritik benutat er-
scheint. Der erste 728 S. starke Band enthält das
^mehr Allgemeine und zwar in folgender Weise geord-
net. I. Buch: Von den unmittelbaren Körperbestand-
theilen (principes imm^diats) im Altgemeinen ; I.Cap.:
von den verschiedenen Ordnungen der Grundeigen-
sehaften der Körperbestandtheile ; 2. Cap. : Einthei-^
lung der Körperbestandtheile ; 3. Cap. : Nomenclatur
derselben ; 4. Cap. : von den Methoden zur Ermitt«
lung derselben; 5. Cap.: Historisches. — Der
2. Band , 584 S. stark , enthalt II. Buch : Von den
unmittelbaren Körperbestandtheilen im Besondern, u.
zwar 1 . Klasse : Mineral- oder anorganische Bestand-
theile des Organismus, und 2. Klasse: krystalliair-
bare organische Bestandtheile. Bei beiden Klassen
werden xuerst die mathematischen, physikalisch'*'
866
Robin vu Verden» anat-phyvioL Checuo«
ebenriseked » organokplischea uimI organUchea Ver*
hXlUiisie der belreffeade» Stoffe in Orgjmisinns b^
aprocbcft ^ und hierauf der Einfliua de» Ge&cbleolils«
Jiters» der ftaoe» Gattung und pathologischea Zu<-
t&aAtf 80 wie Urspruiig, AufDaAune» Bildung, Aus«
tritt aod Endum Wandlung derselben. Betrachtung
4er dynamischen Rolle der betreffenden Stoffe, ihre
Glassifleatiidn, u. Verfahren zu ihrer Isolirung machen
den Resehlass. Der dritte. 578 S. starke Band giebt
die Porlsetzuttg der krystullisirbaren Stoffe, hierauf
8. Kkisse: Eigentlich organische aJer gerinnbare
Stoffe; da«! 111. Buch handelt von den zufälligen un-
■Rttelbaren KOrperbestandtheilen , das IV. Buch'vun
cweifelhaften , nicht genügend gekannten o4er indivi-
dualisirten BeslandtheUen, und zwar nehmen hier die
Vffi wieder folgende Unterabtheilungen an: Stoffe,
deren Existenz im Organismus sicher oder dochw.ahr-
eeheiiilich, die »her nicht genügend charakterisirt,
solche , deren Gegenwart itn Organismos zweifelbaCI,
Stoffe, deren VerbindungsverhäUnisse nicht gehürig
ermittell, Stoffe» welche als solche nicht Bestand-
tbeile des Organismus, und endbeh Stoffe, welche
man als Bestandtheile des Organismus angegeben fin^
det , die aber entweder Gemenge oder Zersetzungs-
prodocle sind, o4er die auclr wohl gar nicht existiren«
Die einzelnen Capitel sind in der Kegel sehr er-*
schöpfend und mit einer wirklich bedeulcnd zu nen-
nenden Literaturkenntniss bearbeitet. In der That
kann man, wenn man die Mehrzahl aniferer französi-
scher Werke dagegen halt, sich des Staunens kaum
erwehren, w^nn man im vorliegenden Werke mit bis
ins vorige Jahrhundert zurackgehenden Citaten oft
mehr wie die Hälfte der Seiten bedeckt sieht, u. un-
ter diesen eine grosse Anzahl deutscher Arbeiten.
Kaum eine Arbeit scheint den Vff. bis auf die jüngste
Zeit entgangen zu sein, was, wenn wir den bisheri-
gen Maassstab fttr französische Leistungen anlegen
wollten , beinahe unerklärlich wäre , wflssten wir
nicht, dass einer der Vff. in Dentschland einen Theil
seiner wissenschadlichen Bildung erhielt. So sehr
und so gerne wir nun aber auch alle diese Vorzüge
anerkennen, so kOnnen uns dieselben doch nicht ver-
aftlasseo, aberall den Ansichten der Vff, beizustim-
men» oder der beinahe in jedem Capitel herausgefor«^
derten Kritik zu entsagen. Es mOge Bef. gestattet
sein , Einiges hervorzuheben. Die Vff. tadeln es bei
Lehmann, bei Ref. und anderen Autoren, dass
sieh in ihren Werken Harnsäure , Hippursäure , Che-
leinslure, GholsSure u. s. w. als Bestandtheile des
Organismus angegeben und abgehandelt finden, wah-«
rend es doch ihre Salze seien , die sich im Organis-
nras varfioden , und nicht die freien Süuren. Nicht
Kali und Natron, nicht Salzsaure und Phosphorsaure,
nicht Harnaäure und Hippursäure , nicht Glykochol-«
und TaurocboUflure seien Bestandtheile des Organist
mus, sondern gewisse Salze dieser Sauren u, Basen.
Wir glauben nicht, dass es den Vff. im Ernste bei-
kommen werde , von den getadelten Autoren voran»*
ittsetzen, dasa ihnen diese Dinge unbekannt seien«
•\ gestehen aber aufrichtig » dass wir ufia ziy Hohe
der Anschauung der Vff. nicht aa erbeben ▼•rmOgtti
wenn sie die geaannVCA Siolle als im K^per niAi
vorbanden annehmen , weil aie darin Riebt im ^etei
Zustande enthalten sind. Also Kali soll kein Beslaa^-
theil des Organismus sein . weit kein freien» nenden
scbweXeUanrea und phoephersaures Kali im Körper
vorkomnU? und, was nun die Zweekdienlichfceil die-
ser eigenthttmlichen Auffassung anbelangt , so mOek-
ten wir die Vff. einfach fragen , in wie vielen FSlIei
es nur mit einiger Sicherheit ermittelt ist, m weUker
Verbindung sieh die einzelnen Stoffe im Organisauv
befinden , wir wollen sie fragen , ob es ihoen nnbe-
kannt ist , wie sehr hypothetisch in manchen Failei
selbst bei Mineralwässern, also einfachen SalzlOsoa-
gen, die Bindung der gefundenen Bestandtheile nack
den bisher so mangelhaft gekannten Gesetzen dv Ver-
wand tschaftsgrOssen erscheint , also um wie viel fay-
pothetischer hei so complexen chemischen Objecteo,
wie es die thierisqben Flüssigkeiten sind. Sind es
ferner die oben genannten organischen und anorgaii-
sehen Sauren und Basen , die wir bei der Analyse m
den bei weitem meisten Fallen finden, oder nicht vifl-
mehr die einzelnen Bestandtheile derselben T nin dit
Gegenwart: des hippursanren Natrons in einer Flfissig-
keit zu entdecken , sind es die Eigenacbafteii dies«
Salzes, oder nirht vielmehr die der Hippnnänre, die
wir ben atzen , und erscheint es daher nicht gerade
nOthig, die Eigenschaften derjenigen Verbindungei
genau zu stodiren, die zur Ermittlung gewisser Steft
am Geeignetsten erscheinen? Sagen wir» wenn wir
die InosinsSure einen Bestandtheil de^ Fleisches nea-
neo , damit , dass die freie InosinsSure ein Bestand-
theil desselben sei? Das behaupten zu wollen^ wäre
doch wahrlich Wortklauberei.
Ein anderer Umstand , auf den sich die Vff, vi^
zu gute tbun , ist der , dass sie alle Stoffe aus der
Reihe der umständlicher behandelten alreage aos-
schliessen , welche nicht wirkliche linmittelbare Be-
standtheile des Organismus, sondern nur ZeraeUungi-
producte sind. Sie machen sich selbst den Einwandt
dass mttglieberweise unter gewissen Bedingnngei
diese Stoffe auci» als solche sieh im Organismus fia-
den künnten, wenn sie ihn aber damit widerlegt»
haben glauben , dasa sie diess eine blose Bypoihesi
nennen, und hervorheben, dass daraus nicht die Na-
thigung hervorgehe, diese Stoffe besonders abzttbaa*
dein, weil man dieselben nicht aus den Gewebes,
sondern erst aus den Salzen ausziehe so ist des jeden-
falls ein Beweis grosser Selbstgenügsamkeit. Und an
endlich einen weitern Punkt bervorzulieben , den 4k
Vff. gar nicht ins Auge gefasst haben, sind es nickt
zuweilen gewisse Zerselzungaproductet die uns gnsr
sen Aufschluss geben (Iher das Vorhandensein gewis-
ser Verbindungen an gewissen Stellen des Organis-
mus? Kann in dieser Beziehung des Taorin« der
Leimzuoker u. s. w« nicht zuweilen von hoher Wieb-
Ügkeit werden ? Die Vff. steUen ferner im historisches
Abschnitte her GelegetiheiL der Besprechung der «#0-
cAemseAea J»aly*e des Bef* die Behauptung anC
mehrere Zerse^ufigaprodicte» wie Tauria • T^frosin,
S^FI^^T' ^ «Btiptif e ifucpfiie.
ser
Sarkoiio «« a. »eien dMelHsl tte 'testimllliApi« des
OfgwiisMVs a^pHiand«!!. Hfllteo wir es mit fkrro
Roll in» «ineni VdIMutfransosen, alleia ca Uiuii, 9^
wdnlen wir di«8e Angabe mit 4ar s|Mrachlichen Un-
kunde co entschuldig«n wiasea, atlain nMi Herrn
V erdeil halten wir erwarten dflrlen, ctesa er einen
etwas laingeren und attrmerksamereti Blick aif d«n
Titel und an das Buch selbst' gethan , er hatte dann
gefunden, dass es inetne Absidit war, aach die wich-
tigem 'Zerset^ungsproducte abzuhandeln , u. bei den
betreffenden Stoffen dieselben als Zerselzmgspro-^
ducte u. im Organismus als solche nicht vorkommend
bezeichnet gefunden.
Ihre kritische Aufgabe piachen sich die Vff. über-
haupt etwas leicht. In der Vorre4e rühmen sie sidb,
dass sie den Hypothesen abhold, u. da^ sie ihr Buch
von diesem Unkraut rein ([ehalten . und hei der von
einen d«r Vff. entdedUen, bislier al>er noch gebr un-
volUtündig beschriebenen und studirten Lungensjlure,
resp, dem lungensatwen fiatroD« heisst es wie folgt:
^Ce principe se forme dan^ le poqman par suite de
la d^composilion du 4»rbonale .df 40ude par Tacide
pneumique, d ou prodaction d'nae portion de lacide
carbonique, qui est exbaL6.'* Da^ ist richtig, hinter
dieser wahrhaft napoleoAiscbep Fassung dieses Satzes
würde Niemand eine auf sehr tliOneroen Füssen ^in*
herschreitende Hypothek ahoeil. Bai «tl^hen mensch*
lich-nationalen Scbwlch^^ darf es uns dann freilich
auch nicht Wunder nehvBien, w^nn wir die Kieselerde
und das Hypoianthin hü den «»priAcipes j)robables'*,
die.Lungen0jluredag4^ea uaAttnlich 4»fi den ^»principes
immödiais'* (et bien d^t^mnii^?) antreffen» Auch
die Art und Weise» wie die Vff. 4ie BogenaoBitenBlui-*
krystalle abzufertigen fttr gut landen (Btl 14. S. 335),
ist derart kichtferlig , dans wir näher auf diesen Ge-
genstand einzugeJien uns verpQkhAet fUhJen würden,
wUre derselben nicht bereits Lehmann ip der
2. Auflage seines trefflichen Handbuches , und jüngst
in den Berichten der k. sKchs. Ges. der Wissenschaft
(1853) gebührend entgegengetreten.
Wenn nun auch trotz aller Bemühungen der Vff.,
das Gegentheil ui beweisen, die Physiologie noch
häufig genug der Chemiker bedürfen wird , und die
von den Vff. beabsichtigte Emancipaliou vor der Hand
als ein verfehltes Beginnen erscheint, so haben die-
selben durch das vorliegende Werk doch ein sehr
schätzbares Handbuch geliefert, dessen Werth durch
den dasselbe begleitenden trefflichen Atlas ungemein
erhnhl wird. Derselbe enthalt in Lexicouformat 45
meisterhaft gezeichnete und gestochene, zum^Theil
colorirte Tafeln , welche die in physiologisch-chemi-
scher Beziehung wicJitigen mikroskopischen Objecte,
vorzüglich die hierher gehörigen Krystalle , mit selt-
ner Treue und bis jetzt noch nicht dagewesener Ele-
ganz wiedergeben. Sollten wir liier etwas aussetzen,
so wKren es die nach unserer Ansicht etwas zu star^
ken Vergrösserungen. Gorup.
153. IniU d'inttoMe dMcrifti?o avee fi-
, ^res iniercaUes dans le teasU^ par Ph. C
Seppey, i^retoseur agr^g« i In laeuM idt
nddeeine de Pari«. Teme i. 707 p. 12. et
176 Fig. Paris 1850. Tarne II. Premiere
Pnriie. 392 p. 12. et 56 Fig. Pari« 1852.
(5t/3TWr.)
Der Schluss dieses anatomischen LeJirbuchs lässt
zu lange auf sich warten , als dass ich die Anzeige
der vorliegenden Bllndcben länger verschieben dürfte.
Ohne Zweifel hat sich Sappey über die Schwierig-
keiten getauächl, welche mit der Ausarbeitung eines
anatomischen Lehrbuchs verbunden sind , u. er fühlt
äich ausser Stande^ das Buch in der gewünschten Zeit
zu vollenden. So ist ^r denn bereits durch J a m al n*s
in diesen) iahre er^cliit^nenes Manuel Ühcrliolt wor-
den. S. giebt nämlich im Ganzen nur eirie Compila-
tion, u. seine Arbeit steht daher wesentlich mit jener
J a m a i n * s auf gleicher Stufe ; docli ist seine Dar-
stellung eine «erschöpfendere und die Abhildungen
sind weit besser, J9 j^ne des Nervensystems sind
meistens sogar als vorzügliche zu bezeichnen. Zudem
enthüll die Darstellung des Lymphgeßtsssystems ganz
selbslständige Untersuchungen. Uebrigens darf nicht
verschwiegen werden, dass auch oberQachliche , un-
genaue, ja geradezu falsche Darstellungen in den Ab-
bildungen vorkommen, z. B. in Pig. 29 (ganz falsche
BichtungderCornua majora ossis hyoidei), in Fig. 138
(falsche Lagerung der Epigastrica zwischen Obliquus
abdominis internus und Transversqs abdominis), in
Fig. 148 (falsche Configuration des 5. Lendenwirbels
und des Lig. intervertebrale zwischen dem 4* und 5.
Lendenwirbel). Auch Pig. 158 ist nichts weniger
als befriedigend.
Wenn die lateinische Nomenelalur vollstifeidig
weggelassen wurde, so folgt S. darin nur seinen
französischen Vorgängern; er «bertrim sie aber m
unangenehmer Weise in der so häufigen r.orruptien
Atf Namen nichtfranzOsischer Anatomen.
Das allgemein Anatomische wird immer an der
Spitze der einzelnen Systeme abgehandelt« Es gehl
daher nur auf 4 S. die Definition der Anatomie und
ihrer verschiedenen Auffassungsweisen, so wie die
Einlheilung der beschreibenden Anatomie voraus, u.
dann folgt sogleich die
Osteohgie (p. 5 — 105). Die klare Auffassung
der SkelettverhäUnisse wird vielfach dadurch gestOrt,
dass vMi einer hestiumten Eintheilung der einzelnen
Knochen häufig Umgang genommen wird. Die ver-
schieilenen Schädelknociien z. B. werden nach «bren
Piifteben und Rindern beschrieben, ihrer beaaoders
benannten Ahsciinitte geschieht aber nur etwi neben-
bei ErwiThnnng, oder dieselben werden auoh w^hl
gar nicht genannt, wie z. B. die Laonina papyraeea
des Siebbeins. Auch von einer Eintheilnng den Ster-
num, des Os innMiinaUim ist gar nicht die Rede.
Ga«z unrichtig wird vom Atlas angegeben, dass in
ihm 6 Verknöcherungspunkte auftreten, nämlich 2
im verdern Bogen, 2 im liintern Bogen und 2 in den
Maätae laleralea. Ocnn die MBana lalenüts hat mit
ses
Sappey, detcriptive Anatomie.
der hiDlero Bogenhalle etneo gemeinschaftlichen 0^-
flificationspunkt» und nur ausnahmsweise kommen im
vordem Bogen 2 Ossificatioospunkte vor stau eines
nopaaren miulern. — Der gewöhnlichen Annahme,
dass in der chemischen Zusammenselsung der Knochen
dieKnoohenerde mil Tortschreilendem Aller auf Kosten
des Knochenknorpels zunimmt, wurde schon früher
von N 6 1 a 1 0 n widersprochen , und der Vf. hat ge-
meinschaftlich mit N^lalon folgenden im Ganzen
bestätigenden Versuch hierüber angestellt. Sie nah-
men 1 Grmm. schwere Stücken von Substanlia com-
pacta aus: a) Corpus tibiae eines 5jahr. Kindes,,
b) Corpus tibiae einer Frau von 25 Jahren , c) Cor-
pus femoris eines Mannes von 25 Jahren , d) Corpus
tibiae eines Individuums von 70 Jahren. Nach deren
Calcinalion betrug das Gewicht von a u. von b etwas
Hber 68 Grmm. , jenes von c und d aber nicht ganz
69 Grmm.
Arthrologie (p. 106—156). Die Eintheilung
der Knochenverbindungen (nach Cruveilhier) ist
ziemlich abweichend von jener in den deutschen
Lehrbüchern der Anatomie und nichts weniger als er-
schöpfend, obwohl dabei altrecipirte Namen zum
Theil in verändertem Sinne gebraucht werden. Es
werden nämlicli 3 Klassen der Knoclienverbindungen
unterschieden: a) Diarlhrosis oder bewegliches Ge-
lenk ; b) Synarlbrosis oder Sutura , d. h. die unbe-
wegliche Verbindung; c) Amphiarlhrosis oder Sym-
physis, die an den Charakteren der beiden ersten
Klassen Thcil hat , d. h. eine bewegliche , aber frei-
lich nur beschränkt bewegliche Verbindung. Es gicbt
aber 6 Arten der Diarthrosis: t) Enarthrose, z. ß.
das Pfannengelenk ; 2) Articulation par emboilement
r6ciproque, z. B. das Sternoclaviculargelenk ; 3) Ar-
ticulation condylienne, z. B. das Unterkiefergelenk;
4) Articulation trochlöcnne ou Ginglyme angulaire,
s. B. das Ellenbogengelenk; 5) Articulation pivo-
tante ou Ginglyme lateral , z. B. das Speichenellen-
bogengelenk; 6) Arthrodie, z. B. die meisten Ge-
lenke der Hand- und Fusswurzel. — Beim Brustbeine
beschreibt S. ein mit einer Synovialhaut ausgekleide-
tes Gelenk (nach seiner Eintheilung eine Arthrodie)
zwischen dem Manubrium und dem Körper des Kno-
chens, dessen Naisonneuve zuerst gedacht haben
soll. Es wird diese Verbindung der beiden Knochen
als die Begel hingestellt und nur zuletzt noch beige-
fügt, dass die Synovialhaut im Alter ungleich u. kör-
nig wird, ja oilmals unter dem Einflüsse der Ossifi-
cation ganz verschwindet. Diese Angaben sind nicht
naturgetreu. Allerdings kenne auch ich diese Gelenk-
verbindung zwischen Handgriff und Körper, seihst bei
Erwachsenen, schon seit vielen Jahren, aber nur als
eine seltne Ausnahme. Die Verbindungsweise be-
achreibt Barkow ganz richtig mit den Worten: die
Handhabe des Brustbeins und der Körper werden
durch eine Bandmasse vereint, die beim Erwachsenen
iu der Regel aus Knorpel , seltner aus Faserknorpel,
zuweilen aus biosem Fasergewebe besteht ; zuweilen
>t sieh selbst eine Hemiarthrose zwischen ihnen.
Myohgie (p. 157 — 339). Mit den lukth
ittgleich werden auch die Fascien abgehandelt Sei.
derberer Weise fehlt in der sonst so sorgfitttigen lir.
Stellung der Muskeln eine Beschreibung des Tim
major. Bei den Schullermuskeln heisst es, der grn^
rond sei bereits mit dem grand dorsal (Latiisim
dorsi) beschrieben worden. Allein dort kommt ««.
ter Nichts vor, als dass der Latissimus dorsi obeii.
vorn vom Teres major bedeckt wird.
Jngiologie (p. 341 — 692). Bei der Beschni.
bung der Arterien werden nicht die einzeloen Al-
schnitte der Aorta zur Haupteintheilung benolit, soi-
dern nach der Verbreitung der AortenSste «erda i
Haoptreihen unterschieden. 1) Vordere oder Visctral-
äste (Coronariae cordis, Bronehicae, Oesophige«;
Mediaslinales poslicae , Phrenicae» Coeliaca, laei-
terica superior et inferior, Spermaiicae, Renales, Ssfn-
renales) ; 2) hintere oder ParietalSste (iotereeibto,
Lumhaies) ; 3) obere Aortenliste (Truncus aBonjBn,
Carotis et Subclavia sinistra); 4) untere AorteiMc
(Sacralis media, lltacae communes). Das Uoiibif-
liche dieser Einltieilung, welche auf den erstei Blick
durch die scheinbar physiologische Grundlage beslidd,
wird durch die parietale Verbreitung der MamDmii
interna , der Intercostalis suprema , der Epigulrici
hinreichend erwiesen. — AulTallend ist es mir, dss
S. die Blutzufuhr zum Eierstocke noch immer d«ri
Sperma tica s. utero*ovarica zuschreibt, obwohl idioi
Cruveilhier richtig angab , dass der fiierslod
wesentlich von der Uterina versorgt wird. — Iff
seltne Fall, wo die A. femoralis am Oberscbeokel ei*
digt, und die Hypogastrica in der Richtung derlubii-
dica zur Kniekehle sich fortsetzt und weiteriiii^
ünterschenkelarterien liefert, wird p. 482 nach eioea
Präparate beschrieben , welches M a n e c dem iDal»*
mischen Museum in Paris einverleibte.
In der Beschreibung des Feneftsystems ist mir k
Darstellung der Mediana (p. 559) aufgefallen, i
beschreibt jenes Vorkommen , welches ich mit tfei
meisten Anatomen nur als eine freilich ziemlich bli*
(ige Varietät ansehen kann, als die Begel : die Veoei
der Volarseite des Vorderarms bilden'einen zumEliei-
buge verlaufenden Stamm (Mediana), der sich uBier-
halb des Buges winkligt in 2 aufsteigende AesK |
theilt, in einen äussern mit derCephalica zusamoei-
Irelfenden (Mediana cephalica) und in einen iooen
mit der Basilica zusammentreffenden (Mediana ba«*
lica). Jedenfalls hatte dann doch mindestens jeoff
Fall erwifhnt werden mOssen , welcher den meis'«
Anatomen als die Begel gilt, dass nämlich die Media»
ein schief von unten und aussen nach oben a. in»'*
verlaufender Kanal ist, welcher die Cephalica mit der
Basilica in Verbindung setzt.
Besonderer Fleiss ist auf die Darstellung <iei
Lymphgeßsssyslems (p. 586 — ^2) verwende!;
selbst eine kurze Geschichte desselben wurde out
aufgenommen. Das Lymphgefilsssystem stellt nicht
einen Baum dar, gleich den andern GeßsssysteiBCiit
sondern der Ductus thoracicus u. der rechts Ipr
S a p p e y , descriptive Anatomie.
369
stamm sind gleichsam Wurzeln oder zuführende Theile
des Venensyslems. Es hat bedeutend weniger Capa-
citat, als das Venensyslem, zumal wenn man die En-
den beider Systeme mit einander vergleicht; denn
nach der Peripherie zu nimmt diese Capacitätsdiffe-
renz immer mehr ab. Die Capacitat der Vasa lymph.
femoris verhalt sich zu jener der Vasa fem. wie 1 : 2»
zu jener der gesammten Schenkelvenen wie 1 : 4. Da
nun die Arterien im Mittel vielleicht halb so weit sind,
als die Venen » so würden sich am Oberschenkel die
Capacitaten . des Lymphsystems , des Arteriensystems
und des Venensyslems etwa wie 1:2:4 zu einander
verhalten. Die Anfänge der Lymphgefässe sind über-
all netzförmig » und es besteht kein dir^cter Zusam-
menhang mit den Arterien und mit den Venen. In
der Haut entstehen sie vorzüglich an solchen Stellen,
welche vom Mittelpunkte der Circulation am entfern-
testen sind, z. B. in der Medianlinie, namentlich am
Kopfe, desgleichen an den Extremiläten von den Fin-
gern und Zehen, an der Ruthe von der Eichel u. von
der Vorhaut, im Gesichre von den Nasenflügeln , von
den äussern Ohren. Dije Schleimhäute besitzen im
Allgemeinen netzförmig entstehende Lymphgefässe, .
doch sind sie bis jetzt nicht in der Lungeuschleimhaut
injicirt, und mit Ausnahme der Harnröhre auch nicht
in den Eicretionskanalen. Auch die Lymphgefasse
der Gonjunctiva halt S. durchaus nicht für erwiesen.
Versucht man die LymphgeHlsse der serösen Häute
zu injiciren, so füllen sie sich sehr leicht am Visceral-
blatte des Hodens, der Leber, des Darms, des Her-
zens, der Lungen, nicht aber am Parietalblatte. Dar-
an/ gründet sich folgende Behauptung S.'s : das Visce-
ral- und das Parietalblatt haben verschiedene Verrich-
tungen; das erstere steht der Absorption vor, das
letztere der Exhalation. Bei Entzündung des Viseeral-
blattes obliteriren die aufsaugenden Kanäle und es
erfolgt Ansammlung der secernirten Flüssigkeit ; bei
Entzündung des Parietalblaltes hört entweder die
Secretion ganz auf, oder sie erfulgt in vermehrtem
Maasse (p. 615). Da übrigens die im Visceral blatte
nachweisbaren Geßfsse nicbl der serOsen Haut selbst
anzugehören, sondern aus jenen Organen zu entsprin-
gen scheinen i welche davon überkleidel werden , so
gelangt S. zu dem Endresultate, dass die serösen
Haute der Lymphgef. entbehren. In der Thal lassen
sich dieselben auch nicht in den Synovialhauten nach-
weisen. In der innern Gefässhaut des Herzens, der
Arterien, der Venen, des Ductus thoracicus vermochte
S., entgegen der allgemein verbreiteten Meinung, nie-
mals Lymphgef^sse aufzufinden. Bei den Lebervenen
erhalt man zwar injicirte Plexus , welche mit wirk-
lichen Lymphgefassen in Verbindung stehen ; diesel-
ben kommen aber nicht von den Venenwanden selbst,
sondern von den Leberläppchen. Dem Zellgewebe,
welches von Mascagni, spater von Fohmann,
von Arnold, von B r e s c h e t als die wesentliche
Quelle des Lymphgefässsystems angesehen wurde,
spricht S. die Lymphgef^dsse gSnzlich ab. Im Nerven-
systeme kommt nach Fohmann und nach Arnold
Ued. JfthrU». Bd. 80. Hft S
im Subarachnoidealraume ein reiches LymphgefSssnetz
vor. Da sich aber aus diesem Netze keine Gelasse
bis zu den Ganglien verfolgen lassen , so erklart S.
das Ganze für eine blose Zellgewebsinjection. Im
Muskelsysteme zeigen sich Lymphgefässe in den von
serösen Hauten bekleideten Muskeln des Darms, des
Herzens u. s. w. ; denn die dort leicht nachweisba-
ren Gefässe gehören keineswegs den serOsen Hauten
an. Ebenso hat S. am Zwerchfelle Lymphgef^sse bis
zu den Drüsen hin angefüllt, ganz verschieden von
den angeblichen Fohmann 'sehen LymphgefSss-
plexus des Zwerchfells, deren dünne Wände den
Quecksilberdruck nicht auszuhalten vermochten, wes-
halb auch kein Zusammenhang der angeblichen Plexus
mit Lymphdrüsen nachweisbar war. Ferner hat S,
auch am Pectoralis major, am Glutaeus maximus und
medius, an den Intercostales Lymphgefässe angefüllt;
sie begleiten im Ganzen die Blutgefässe und besitzen
schon zahlreiche genau schliessende Klappen, weshalb
sie nicht vom Stamme nach der Peripherie gefüllt
werden können. Schon Olaus Rudbeck kannte
die LymphgefUsse der willkürlichen Muskeln , welche
mit Unrecht von Fohmann geleugnet wurden. Die
fibrösen Gebilde besitzen Lymphgefässe, wenngleich
in geringer Menge; dieselben sind in der harten
Hirnhaut, im Herzbeutel, im Centrum tendineum des
Zwerchfells nachgewiesen worden. In einen grossen
Irrlhum verfiel aber Mascagni, indem er annahm,
es bestanden die fibrösen Gebilde wesentlich aus
Lymphgeßlssen. Zu den Knochen scheinen nach
einer Beobachtung von Gros und nach S a p p e y * s
eignen Untersuchungen in Begleitung der BlutgefUsse
auch Lymphgefässe zu treten. Die Drüsen sind be-
sonders reich an Lymphgeßissen , zumal die Hoden,
der Eierstock, die Leber, die Nieren, aber auch die
andern voUkommnen Drüsen, wie Pankreas, Speichel-
drüsen, Brustdrüsen u. s. w. , u. ebenso die un voU-
kommnen oder die sogen. Blutdrüsen.
Die Lymphgefasse verlaufen im Allgemeinen ge-
rade, ohne wesentliche Abänderung ihres Kalibers;
sie anaslomosiren mit einander durch Aeste , welche
aus einer spitzwlnklichen Theilung hervorgehen und
auch wohl inselarlig wieder unter einander zusam-
menfliessen. Auch die oberflächlichen und tiefen
Lyoiphgefasse der Extremitäten anastomosiren zwi-
schendurch mit einander. Die Communicationen der
Lymphgcfässe steigern sich aber innerhalb der Lymph-
drüsen auf die bekannte Weise. WaliVscheinlich
giebt es kein einziges Lymphgefllss, das nicht vor
seiner Einmündung in den Ductus thoracicus, oder
in den rechten Lymphstamm durch eine Lymphdrüse
gegangen wäre. — Die Klappen sind überall paarig
und mit seltnen Ausnahmen zeigen sie eine solche
Regelmassigkeit der Anordnung, dass man längs des
einzelnen Lymphgefässes eine rechte und linke, oder
eine vordere und hintere Klappenreihe unterscheiden
kann. An den LymphgefSssen der obern Extremität
zählt man 60 bis 80 Klappen , an denen der untern
Extremität 80 bis 100. Den Wurzeln der Lymph-
47 '
370
Gruber, anatom. Abhandlungen.
gefässe fehlen die Klappen. — Die LymphgefSlsse
münden nur durch den Duclus thor. und durch den
rechten Lymplistainm ins Venensystem ; es münden
keine Lymphgefässe in andere Venen, u. auch inner-
halb der Lymphdrüsen stehen sie nicht mit den Venen
in Communication.
Aus der speciellen Beschreibung will ich nur das
Eine hervorheben, dass S. mit besonderem Nachdrucke
darauf hinweist, wie reich an Lymphgef^ssen derHode
und das Scrotum ist.
Neurologie. Die ganze erste Abtheilung des
2. Bandes ist dem Nervensysteme gewidmet, u. dabei
ist die Beschreibung des Sympalhicus noch im Rück-
stande. Die allgemeine Nervenanatomie nimmt'40 S.
ein; auf das Centralnervensystem kommen 142 S.,
auf die Gehirnnerven 127 S. , auf die RUckenmarks-
nerven 75 S. Von den 58 Abbildungen dieser Ab-
theilung ist die Mehrzahl dem anatomischen Atlas
von Üirschfeld und Leveillö entnommen. Es
sind diese Figuren durch ungemeine Nettigkeit und
scharfe Ausführung ausgezeichnet. T h e i 1 e.
154. Abhandlungen aus der menschlichen
und vergleichenden Anatomie ) von Dr. med.
et chir. Wenzel Grub er, 1. Prosector des
anatomisciien Instituts der medico-chirurgischen
Akademie in St. Petersburg , k. russ. Uofralhe
u. s. w. Mit XI Tafeln. St. Petersburg 1852.
4. VIII u. 160 S. (3 Thlr. 27 Ngr.)
Der bereits als emsiger Forscher im Gebiete der
Anatomie bekannte Vf. hat sich jetzt auch der ver-
gleichenden Anatomie zugewendet, und neben einigen
interessanten Beiträgen zur menschlichen Anatomie
liefert er in dieser SchriA mehrere werthvolle Ab-
handlungen aus der vergleichenden Anatomie » na-
mentlich aus der vergleichenden Osteologie des Schä-
dels. Die letztem kOnnen natürlich nicht näher in
diesen Jahrbb. besprochen werden. Es sind aber
8 verschiedene Abhandlungen in diesem Buche nieder-
gelegt.
1. lieber einige osteologische Eigenthümlichkeiten
am Menschenschädel als NachaJimungen von Thier-
bilduhgen. Mit 1 Tafel. Vf. beschreibt hier keineswegs
Eigenthümlichkeiten des Menschenschädcls , die zur
Unterscheidung von Thierschädcln dienen könnten,
sondern tmgewöhnliche Bildungen, in denen sich
Analogien mit normalen thieriscben Bildungen zu er-
kennen geben. — 1) Rudiment eines vordern knö-
chernen Tentorium cerebelli. An dem ulacerirlen
Schädel eines Mannes von 30 bis 40 J. fand sich
jederseits ein plattes Knochenslack von i/^^' Länge u.
3 bis ^"* Breite an der Grenze zwischen mittlerer u.
hinlerer Schädelgrube; ihre vordern Enden sassen
nämlich am untern Umfange der Proc. clinoidei po-
sier, auf, oder waren viclleicbt gelenkartig damit ver-
bunden. An der nämlichen Slelle fand nun bereits
Cuvier beim Rhinoceros eine besondere Knochen-
laiudle, welche dann von Brandt genauer beschrie-
1
ben und als vorderes knöchernes Hirnzell beuie^
wurde. G. vergleicht daher die von ihm geraoii«
Knochenstucke dem Tentorium cerebelli aDlerios
Rhinoceros und glaubt, sie als abgetrennte Verlb
rungen der Proc. clin. posl. ansehen zu dOrfea.
der letztgenannten Annahme kann ich jedoch nj
einverstanden sein. Ich habe nämlich zu wte(H
ten Malen an der Spitze des Felsenbeins eio gi
dertes KnochenstOckchen von ^/^ — 1'" Länge gt
den, als dessen Vergrösserung ich das von Gra
beschriebene Knöchelchen ansehen möclile. —
Ungewöhnliche Fortsätze am Gaumenheine, S^
beine und Oberkicfei\ als thierische Bildungen
hufs der Ausschliessung der Papierplatte des
beins aus der Augenhöhle. — 3) üngemhui
Ferbindufig der Schuppe des Schlaßeins mit
Stirnbeine. Eine solche kommt nach G. unter
bis 60 Schädeln Imal vor, bald einseilig, bald
beiden Seiten. Von der Vereinigung des obeni
vordern Randes der Schläfenbeioschuppe nämlich
in diesen Fällen eine Verlängerung nach vonrM^
zwischen dem Scheitelbeine u. dem grossen Kdkn-
flUgel und erreicht das Stirnbein. Es ist die»«
Thierbildung. Denn bei den Nagern und deoEa-
hufern stossen das Schläfenbein und das Sürekeo
fast constant an einander, und ziemlich häufig wiri
diese Bildung auch bei den Afifen, den Zahnlosen uJ
den Dickhäuten wahrgenommen.
II. (feber das Os interparietale der Siap^
thiere überhaupt, bes. über das bei mehreren ifr-
selben aus den Ordnungen der Quadrumana, Cr-
nivora , Marsupialia , Glires und vorzngUd W
Tapirus indicus aus den Pachydermata neu fl^-
gefundene. Mit 2 Tafeln. Zu dieser Unlersachai|
und zu den andern Untersuchungen am Säugelhiff-
schädel stand ein reiches Material zu Gehole, oameit*
lieh die osteologische Sammlung der Akademie k
Wissenschaften und die Schädel aus der Sammiüif
der medico-chirurgischen Akademie » zusammen x^
sehen 600 und 700 Schädel. Die Robben in.^
nommen wird bei allen Ordnungen der Säagethiert
das Os interpar. gefunden ; im Ganzen selten bei ^
Insectivora , Chiroptera , Quadrumana , häufiger ta
den Carnivora und Pachydermata , fast allgemein 1«
den Glires, Marsupiala, Solidungula, Ruminafliii*
Getacea. Meistens ist die Anwesenheit dieses Kno-
chens auf die Föluszeit, oder auf die nächste Zrit
nach der Geburt beschränkt. Als ein zeitiebens ge>
Irennter Knochen kommt er nur bei manchen Wagf"
vor. Der meistens dreiseilige und zuerst paarige
Knochen liegt immer zwischen dem Hinlerhauptsbeiic
und den Scheitelbeinen. Er erstreckt sich aber aock
. bei manchen zwischen den Scheitelbeinen nach nf
wärts bis zum Stirnbeine , oder er erreicht lur Seile
die Schläfenbeine. Eigenthflmlich ist die AnordouDi
dieses Knochens beim Tapir ; sie wird genau beschrie-
ben und durch Abbildungen erläutert.
III. lieber Ossicula fFormiana an Säugetkier-
Schädeln. Mit 2 Tafeln. Solche Nahtknocbeo kooi-
Grab er, anatom. Abhandlungen.
371
nen hin und wieder hei allen Ordnungen der Sauge-
hiere vor; es isi also ganz unrichtig, wenn Greve
neinte, im Zustande der Wildheit wflrden die Zwickel-
»eine nieht gefunden. Am hauGgsten sah sie Übrigens
S. bei Trichecus und ausserdem bei den Quadruma-
len. Die hinlere u. die vordere mediane Fontanelle
und es vorzugsweise, wo sich Worrasche Knochen
entwickeln , u. sie scheinen an diesen beiden Stellen
ziemlich gleich häufig vorzukommen.
IV. Ueber das neuentdeckte wahre Thranen-
hein des WaUrosses (Trichecus rosmams). Mit
1 Tafel. Frühere Anatomen vermissten das Thränen-
[)ein beim Wallrossa günzlich ; nur Stannius und
Ü ö s 1 1 i n wollten Rudimente desselhen gefunden
[iahen. G. konnte 9 Schädel des Wallrosses unter-
suchen , und er beschreibt ein kleines , nicht durch-
i)ohrtes Knochenhlitttchen zwischen dem Stirnbeine
und dem Oberkiefer als Os lacrymale. Dasselbe ist
aber nicht identisch mitilemStirnbeine von Stannius
und von Köstl i n.
V. Ueher die wahre Bedeutung der angeblich
überzähligen neuen Gesichtsknöchelchen des Auer-
ochsen (Bos urus). Im J. 1841 hat Eichwald
in der Fauna caspjo - caucasica am Os intermaxillare
des Auerochsen einen neuen Gesichtsknochen be-
schrieben , der zwischen diesem Knochen und dem
Oberkiefer liegen sollte. G. konnte an 10 Schadein
von Auerochsen seihst Untersuchungen anstellen und
sich über 3 andere Schädel die nJtthigen Notizen ver-
schaffen. Diese Untersuchungen lehrten, dass ein
solches Knochenstack nur ausnahmsweise beim Auer-
ochsen gefunden wird , ja wahrscheinlich nur hei
erwachsenen Thieren, und dass es nichts anderes ist,
als eine anomal verknöcherte Portion einer Knorpel-
platte, durch welche das vordere Ende der Concha
inferior gestützt .wird.
VI. Zur Anatomie u, Physiologie des mensch-
lichen Zahnsystems, Mit 1 Tafel. Vf. bemerkt hier
von vorn herein , diss seine Beobachtungen auf die-
sem Gebtote kaum elwns Neues enthalten , dass aber
manche Aniiichton dadurch bestätigt oder rectificirt
werden. — A. Abweichungen der Zahl, Dentes
proliferi als erste Andeutung des Mehrfachwerdens
sah G. etwa in 15 Fallen, und zwar immer an den
Backenzahnen. Es fanden sich 1 oder 2 , in einem
Falle aber auch 3 Sprossen an einem Zahne. — Ko-
nische , Überzählige Zahne in der Pars incisiva des
Oberkiefers , diese sogenannten Zapfenzahne (Dentes
emboliformes) kamen 6 oder 7mal zur Beobachtung.
Sie treten am Gaumen hervor, oder am Gesichte, oder
zwischen den innern Schneidezahnen, oder zwischen
den innern und äussern Schneidezahnen', oder endlich
auch in der Nasenhöhle. — Eine Vermehrung der
Zahne wurde an den Schneidezahnen, Imal aber auch
an den Backenzahnen beobachtet. — B. Abweichun-
gen der Stellung und Richtung, Eine ungewöhn-
liche Kichlung des bleibenden Eckzahns bei langem
Stehenbleiben des Mileheckzahns wurde mehrmals
beobachtet. Aus einzelnen Beobachtungen lasst sich
entnehmen, dass die Milchzahne dennoch ausfallen,
wenn sie auch keine Ersatzzahne haben, und dass die
Wurzeln der Milchzahne resorbirl werden, wenngleich
kein Druck vom Zahnsackchen des nachschiebenden
Ersatzzahns auf sie ausgeübt wird. — {^.^Abwei-
chungen der Gestalt, An den Schneidezahnen be-
obachtete G. in 3 Fallen eine Verwachsung. —
D, Zwei Fälle geheilter Zahnfracturen.
VII. Einige Beitrüge zur Osteologie des Men-
schen u, der Säugethiere, Mit 1 Tafel. — 1) Ueber
ein neues Sesambein am Fussrücken des Menschen.
Bei der Beschreibung desselben geht Vf. von der Be-
trachtung der Musculi interossei des Fusses aus. Er
tritt mit voller Entschiedenheit jener Ansicht bei,
welche ich in der Bearbeitung von Sömmering's
Myologie aufstellte, dass nämlich der sogenannte In-
terosseus ext. primus nicht von 2 Mitlelfussknochen
entspringt, wie die andern Externi, sondern wie die
Interossei interni nur von einem Mitlelfussknochen,
weshalb ich ihn eben ;pu den Internis zählte , 3 Ex-
terni und 4 Interni annehmend. Dagegen tritt zu
diesem ersten Zwischenknochenmuskel ein kleines
vom ersten keilförmigen Beine entspringendes Fasci-
kel, ein Keilbeinkopf, dessen ich in der Beschreibung
auch schon Erwilhnung Ihat, ohne es jedoch für so
constant zu hallen, wie es nach G. wirklich ist. Nach
G. fehlt dieser kleine Keilbeinkopf niemals , was ich
nach meinen spMlern zahlreichen Untersuchungen nur
bestätigen kann. Dem Ursprünge dieses Keilbeinkopfs
des ersten Zwischenknochenmuskels entsprechend
findet man nun etwa in jeder 12. Leiche (an 100
Leichnamen 8 Male) ein kleines Knöchelchen , oder
manchmal auch einen Knorpel von 3 — 6"^ Lange,
1 — 2'" Breite und 1 — 3'" Dicke von oben nach
unten. G. halt es für ein Sesamknöchelchen des
mehrfach genannten Keilbeinkopfs des Interosseus
primus. — 2) Ungewöhnliche Theilung des Schei-
telbeins, desgleichen Theilung der Schuppe des
Schläfenbeins durch eine quere Naht. — 3) Verbin-
dung der Schläfenbeinschuppe mit dem Stirnbeine
durch einen Forlsalz. — 4) Die vordere Schädel-
grube des Menschen. — 5) Die Fissura orbit, inf
des Menschen. An der Uulfle der Schädel tragt das
Jochbein am äussern Winkel dieser Spalte mit zu
ihrer Bildung bei. — 6) Ein vorderes und ein hin-
teres Keilbein bei einem Knaben von 12 bis 15 J.
Die Theilung geht nicht senkrecht durch die Dicke des
Körpers, sondern das vordere Keilbein besieht nur,
ausser den kleinen Flügeln, aus dem zwischen diesen
liegenden obern und vordem Theile des Keilbeinkör-
pers. — • 7) Zur Osteologie des Säuge thierschädels.
Einige Bemerkungen über den ringförmigen Schluss
der Augenhöhle durch die Verbindung zwischen Joch-
bein und Stirnbein.
VIII. Beiträge zur Myologie, Angiologie und
Splanchnologie des Menschen, Mit 3 Tafeln.
A. Zur Myologie, G. erwähnt hier einzelne
Varietäten am Subscapularis, am Palmaris longus, am
Styloglossus, am Uyoglossus, am Omohyoideus, am
372
Gruber» iiiaton. AUian^luftgeo.
Rectus capitis post. mmor, aasrardem vervollständigl
er die Beschreibung des Exteosor hallucis longus.
Die Hauptsebne dieses Muskels begiebt sich zum
Nagelgliede der grossen Zehe; ausserdem aber tritt
noch eine kleinere Sehne zum ersten Gliede der
grossen Zehe. Diese letztere Sehne habe ich aller-
dings schon im Handbucbe der Myologie erwähnt,
aber nur als ungewöhnliche Bildung. Nach G. da-
gegen ist diese 2. Sehne eine normale Bildung, denn
an 100 Eitremimten von 50 Cadavern wurde sie
90mal gefunden und zwar immer auT beiden Seiten
zugleich.
B. Zur ^ngiologte. 1) Ursprung der Art. tem-
por. prof. poster. von der Meningea media innerhalb
der SchJtdelhOble. 2) Fortgesetzte Untersuchungen
über die j4rterienanomalien der obern Extremität. Im
J. 1849 theitte Vr. die Ergebnisse seiner Untersuchun-
gen an 380 Cadavern oder 760 Extremitäten mit
(s. Jahrbb. LXVH. 371.); seit jener Zeit hat er
nochmals in zwei Zeiträumen 440 Extremitäten von
220 Cadavern untersucht, seine Angaben stützen
sich also auf 1200 Extremitäten. So ausgedehnte
Untersuchungen sind aber nüthig, um einzelne irrige
Angaben, die sich in der Lehre von den Arterien-
anomalien eingeschlichen haben, zu beseitigen. Zu-
nächst bespricht Vf. eine* Anzahl neuer oder doch
seltner Anomalien, auf welche er bei den letzten
440 Extremitäten stiess. a) Ursprung der Radialis
mit 2 Wurzeln, einer kleinen obern (Vas aberrans)
aus der Brachialis, einer untern grössern, die aber
tiefer als gewöhnlich abgeht, nämlich aus der soge-
nannten Mediana antibrachii s. Interossea superfic,
d. h. aus jenem abnorm vergrOsserten Aste, welcher
regelmässig den Nerv, medianus begleitet und als Art.
n. mediani bezeichnet worden ist. b) Die nämliche
Anomalie der Radialis, nur dass umgekehrt der obere
Ast aus der Brachialis der stärkere ist und die eigent-
liche Radialis darstellt, c) Ursprung der Radialis mit
3 Wurzeln aus der Axillaris , aus der Brachialis am
Ellenbuge und aus der Mediana unterhalb des Prona-
tor teres. Die Falle b und c betrafen die beiden Ex-
tremitäten des nämlichen Kindes, d) Der Ramus
volaris einer hochentsprungenen Radialis verläuft in
Begleitung des Nerv, medianus unter dem Lig. carp.
vol. propr. weg, um den Arcus vol. superfic. bilden
zu helfen. 2) 2 Fälle von hohem Ursprünge der Ra-
dialis mit gleichzeitiger Anwesenheit eines Ganalis
supracondyloideus am innern Winkel des Humerus
zum Durchtritte der nach innen gedrängten Brachialis.
Der Proc. supracondyloid. über dem Condylus int.
humeri, welcher zu einem solchen Can. supracond.
beiträgt, hat als Thierähnlichkeit die Aufmerksamkeit
der neuern Anatomen erregt. In G.'s eigne Beobach-
tung sind 16 Fälle von Anwesenheit dieses Knochen-
fortsatzes gefallen und in allen bestätigte sich, was
er schon früher über diese Abnormität veröffentlichte,
dass nämlich dabei der Ursprung des Pronator teres
am Oberarme höher hinauf gestiegen ist bis zu diesem
Fortsatze, welchen er deshalb als ein Tuberculum
musculare bezeichnet. Q ^^^^ ^och entsprungene
Radialis verläuft wesentlich in Regleitung des Nert.
medianus. g) Ein Vas aberrans zwischf*n der Brachia-
lis und der Ulnaris comm. , welches ifl Begleiinng
des Nervus medianus verläuft, während die 9racbialis
nach innen vom Nervus medianus gerUckt isU h) Dia
Ulnaris entspringt oberhalb des Ellenbugs und durch-
bohrt das aponeurotische Fascikel des Biceps ; dabei
liegt der untere Theil der Brachialis nach innen tob
Nervus medianus und gelangt erst durch eine wink-
lige Biegung zur Mitte des Ellenbugs, i) Eine za
hoch entsprungene Ulnaris dringt zwischen zwei apo-
neurotische Blätter des Riceps und vorläuft auch wei-
terhin am Vorderarme zwischen 2 Blättern der Vorder-
armbinde. k) Drei Fälle von hohem Ursprünge der
Interossea.
Hierauf bespricht der Vf. die Häufigkeit und das
besondere Vorkommen der Arterienanomalien an den
obern Eztremitälen, und zwar zunächst, wie er es io
den letzten 440 Fällen fand, dann aber, wie er es in
allen 1200 Fällen antraf. An den 600 Cadavern
kamen Anomalien der grössern Aeste 84mal vor, also
im Mittel einmal an 7 bis 8 Leichnamen. Diese
Anomalien kamen nur 20mal auf beiden Seiten zu-
gleich vor, u. 64mal nur auf einer Seite. Entgegen
den Angaben der meisten Anatomen kommen also
die Gef^ssanomalien häufiger nur auf einer , als anf
beiden Seiten zugleich vor, etwa in dem Verhaltniss
von 3:1. Es stellt sich ferner ein entschieden häo-
figeres Vorkommen der Anomalien auf der rechtes
Seile heraus, nämlich in dem Verhältniss von 45:19,
entgegen der Ansicht von Meckel, welcher das
häufigere Vorkommen auf der linken Seite für wahr-
scheinlicher hielt. — An den 1200 Extremitäten
kamen die Anomalien 104mal vor; also im Mittel
findet sich an jeder 11. oder 12. Extremität eine
Anomalie eines grössern Astes. Anomal war die
Radialis an 59 Extremitäten (II mal' beiderseitig), 6%t
Ulnaris an 32 Extr. (OrnaP beiderseitig), die Interossea
an 4 Extr. (Imal beiderseitig). — Vasa aberrantia
kamen 5mal vor , und allemal nur einseitig. — Ein
hoher Ursprung ist die am häufigsten vorkommende
'Abnormität an der Radialis, der Ulnaris und der In-
terossea. Mit Meckel nahm man bisher an , dass
die höher oben entspringende Ulnaris häufiger aus der
Axillaris komme» als blos aus der Brachialis, dass
dagegen die Radialis in solchem Falle häufiger aus
dem obern Theile der Brachialis komme, als aus der
Axillaris. Diess bestätigen G.'s Untersuchungen nicht
Unter den 220 neuerdings untersuchten Cadavern
traf der hohe Ursprung der Radialis 8mal auf die
Axillaris , 8mal auf das obere Drittel der Brachialis,
5mal auf deren mittleres Drittel n. 4mal auf das un-
tere Drittel ; der Ursprung der Ulnaris aber traf 4mal
auf die Axillaris , 6mal auf das obere Drittel, 3raal
auf das mittlere Drittel und 2mal auf das untere Drit-
tel der Brachialis. — Unrichtig ist ferner die gewöhn-
liche Angabe der Anatomen, dass die hoch entsprun-
gene Radialis meistens oder doch oftmals vor dem
aponeuro tischen Fascikel des Riceps zum Vorderarms
verlaufe. G. sah diess nur einmal in 56 FllJen.
Goocivs, ErnlhriiDg der Hornhaut.
373
EImdso «rgiebt es sich aas dieseo UntersuchuDgen»
das« die hoch entstandene Ulnaris in der Regel hinter
dem aponearotischen Fascikel des Biceps und unter
der Aponeurose des Vorderarms verlSull.
C. Zur Splanchnologie, Vf. beobachtete 2 Fülle
von Practura cornu superioris cartilag. thyr., in denen
es nicht zur Wiedervereinigung durch Knorpel gekom-
men war. Ich benatze diese Gelegenheit, um beizu-
fügen , dass mir vor einigen Jahren in kurzer Zeit 3
Falle vorgekommen sind, wo die Cornua superiora
des Schildknorpels durch ursprungliche mangelhafte
Bildung gänzlich fehlten, 2mal auf beiden Seilen,
luial nur auf der einen Seite. Tb eile.
155. Ueber die Ernfthningsweise der Horn-
hftllt und die Serum führenden Gefdsse im
menschlichen Körper, Eine Monographie von
Dr. Ad. Coccius, See. - Arzte an d. Augen-
heilanst. Doc. u. s. w. Leipzig 1852. Imm.
Maller. 8. VI u. 177 S. mit 1 Taf. in buntem
Drucke. (IV9 Thir.)
Dass der Vf. der vorliegenden Arbeit seihstständig
gearbeitet hat, lässt sich durchaus nicht verkennen.
Er hat sich durch die von den verschiedenen Autoren
für ihre Ansicht geltend gemachten GrUnde nicht be-
rücken Jassen, sondern sie klar geprüft, und ebenso
ist das Streben nach Methode bei ihm sehr deutlich.
Allein das Neue in seinem Buche liesse sich , unbe-
schadet der Gründlichkeit, in einen massigen Journal-
artikel zusammendrangen. Von den 177 S., welche
das Buch enthalt, sind 18 — 20 Seiten wörtliche
Citale und mindesten ebenso viele, auf denen die
Ansichten Anderer weitläufig in indirecter Weise mit-
getheilt werden, pie Darstellung des Eigenen ist
breit» mitunter schwerfallig, und ebenso müssen wir
wünschen, dass Vf. bei künftigen ähnlichen Arbeiten
das physiologische Experiment noch mehr vorwalten
lassen und noch strengere, theoretisch mehr befrie-
digende Anforderungen an seine Methoden stellen
müge.
Im ersten Abschnitt bespricht Vf. die Theorie der
Ernährung der Hornhaut durch das Hammer"
watser; vorerst werden hier die verschiedenen Au«
toren über diese Theorie gehört;, sodann wendet er
sieh zur Prüfung der Kammerwassertheorie in ihren
einzelnen Modificationen. Er verwirft mit Recht als
Beweis die Thatsache der vergleichenden Anatomie,
dass die Entwicklung der Hornhaut gleichen Schritt
halte nit der der Processus ciliares. Dann zeigt er,
wie auch aus dem Vergleiche der chemischen Eigen-
schaften des Kammerwassers und der Hornhautflfls-
sigkeit kein Beweis für die genannte Theorie zu
nehmen sei. Wahrend nämlich der Gehalt des Kam-
merwassers an plastischen Stoffen sehr gering ist,
giebl die Hornhautflüssigkeit nach Funke die Reac-
tionen des Caseins. Hierauf untersucht Vf. die Frage,
ob die Hornhaut überhaupt Hlhig sei, etwas vom
Kammerwasser aufzunehmen. Diess wird bejaht;
doch begnügt sich Vf. weder mit den Erfahrungen
der Anatomen, wekhe auf eine porüs - zellige Strae*
tur der Hornhaut hinweisen , noch mit den Imbibi-
tionserseheinungen todter Hornhäute, noch endlich
mit dem Jängst bekannten Experimente am. lebenden
Kaninchen, zu Folge dessen, die mit Löschpapier
sorgfällig abgetrocknete Hornhaut wieder allmälig auf
ihrer Oberfläche kleine Tropfen darbietet, sondern
stützt sich auf folgendes Experiment Er machte
hei Kaninchen mit einer breiten Staarlanze einen Stich
durch die Scierolica, etwa| 1''' von der Hornhaut
entfernt. Durch die Wunde injicirte er eine saturirte
Abreibung .von Cochenille mit kaltem Wasser. Nach
y, bis 2 Std. fand er bei dem alsdann getüdteten
Thiere die Hornhaut gefärbt und nimmt in Folge
dessen an, dass ein Theil des Kammerwassers von
der Hornhaut aufgenommen werde. Nach des Ref.
Ansicht beweist indess das Experiment nicht, was es
beweisen soll, indem sich unschwer noch ein anderer
Weg denken lässt , auf dem diese Färbung zu Stande
kam. Es ist möglich und wahrscheinlich, dass die
Hornhaut sich mit dem pigmentirten Kammerwasser
imbihirte, aber wegen anderer denkbaren , nicht aus
dem Wege geräumten Möglichkeiten befriedigt das
Experiment nicht vollkommen. Durch die bisher ge-
führte Untersuchung hat sich noch Nichts für u. gegen
die Kammerwassertheorie ergehen. Um derselben
nun aber allen Boden zu entziehen führte Vf. fol-
gendes Experiment aus. Er ersetzte das Kammer-
wasser durch eingespritzte Lufk, und fand ausser
einer Trübung an der Einstichsteile keine krankhafte
Entartung der Hornhaut So grossen Werth Vf. auf
dieses Experiment legt, so dürfte es doch nicht wis-
senschaftlich überzeugend für diejenige Modification
der Kammerwassertheorie sein, nach welcher sich
die Ernährung der Hornhaut als durch eine Flüssigkeit
bedingt betrachten lässt, die das Resultat aus dem
Blute in die Hornhaut abgesetzter Blutbestandtheile
einerseits und den von jener aufgenommenen Kam-
merwassers andrerseits ist; denn in des Vfs. Expe-
riment war abgesehen davon, dass immer die vordere
Augenkammer mit Wasserdunst gesättigt war, die
Entziehung des Kammerwassers nicht vollständig,
nach wenigen Tagen fand sich sogar nur noch eine
kleine Luftblase vor.
Der zweite Abschnitt ist der Theorie der Ernäh-
rung der ffamhaut durch Geßsse gewidmet Vf.
halt die Ernährung der Hornhaut weder durch Lymph-
geflisse, noch durch Blutgefilsse im Sinne Zinn*s
vermittelt Indem er dann zur Prüfung der Lehre
von der Ernährung der Hornhaut durch eigene
Fasa serosa übergeht , setzt er mit unnöthiger Breite
die Ansichten über die Existenz von serösen Gefkssen
zum Theil überhaupt , zum Theil m der Cornea aiis-
einander. Das dadurch gewonnene Resultat ist aber
nur, wie Vf. p. 73 selbst sagt : Es ergab sich durch
die historische Untersuchung, dass man seröse
Ge fasse einestheils ohne künstliehe Injeetion^ in
ihrer normalen Erfüllung mit Serum und in ihrer
abnormen Erßllung durch Blulkörperehen hei der
374
Gerdy, Chirurgie übers. ▼. Paul u. s. w.
Entsündungf andemtheils mit Hülfe der kSmtliehen
Injection , mit und ohne mikroskopische Messung
versickert y dargestellt zu haben glaubte! üiess
weiss aber Jeder, der sich mil Anatomie beschäftigt.
Vf. theilt hierauf seine eigenen Beobachtungen
flber das Gef^sssystcm der Hornhaut mit. Diese sind
im Wesentlichen Folgende. Bei verschiedenen Thieren
(Ochs, Schaf, Schwein u. s. w.) fand er Blutkör-
perchen hallige Hornhaulcapülaren , deren Schlingon
von verschiedener Grösse (Y^ — 3'" P.) waren und
mehr orlcr weniger tief in die Hornhaut eindrangen.
Er spricht sich Uherdiess entschieden für «lii; Kxish'nz
seröser Gefässe aus «ml helrachlel als solche die
Hornhautkerne und die Hornhautkernfaser ^ indem
er angiebt , dass er dieselben dadurch injicirl habe,
dass er die viskose Masse, in welche sich durch Lie-
genlassen und Druck die Blutkörperchen der Horn-
hautcapillaren verwandeln, durch einen Druck, wel-
chen' er auf die ausgeschnittene Hornhaut unter dem
Mikroskope ausüble, in erslere einlrieb. Ref. wagt
ohne Prüfung Nichts über den Werlh dieser Methode
zu sagen. Doch wäre es sehr äu wünschen gewesen,
dass der Vf. die Unterschiede zwischen injicirten
Kernen und künstlichen Apoplexien, welche laut seiner
Aussage (p. 147) oft einander so ähnlich sehen,
besser hervorgehoben hätte, indem die gemachten
Angaben (p. 12^ u. a. a. 0.) nicht genügend sind.
Die übrigen Gegenstände , welche das Buch ent-
halt bieten im Wesentliclren nichts Neues. Sie
erstrecken' sich auf andere anatomische und physio-
logische Eigenschaften der Hornhaut, die Entzün-
düng derselben , das Hornhautpigment , den Grei-
senbogcn und die Nerven der Hornhaut. Wir ver-
weisen den Leser in dieser Beziehung auf das Buch
selbst, und namentlich noch auf den Abschnitt, wel-
cher die weisse Entzündung behandelt, weil diese
Lehre in nähern Zusammenhang mit den serösen Ge-
HfsseD gebracht ist. Eckhard.
156. Vollständige praktische Chirurgie;
von P. N. Gerdy, Prof. d. chir. Pathol. zu
Paris, Chir. an d. Charitö. In 7 Monogr,
deutsch übersetzt mit Bemerkungen und Zu-
sätzen ßir Studirende , von Dr. Paul, Dr.
Asch, Dr. Meyer. Breslau 1852. Korn. 8,
1. Monographie. XVI u. 543 S. (i/j Thir.)
Eine frühere kritische Anzeige des Originalwerkes
vorliegender Uebersetzung von Dr. Pincoffs (Jahrbb.
LXXIV. 112.) sprach sich nicht zu Gunsten desselben
aus; man könnte dem Vf. derselben den Vorwurf
machen, dass er sein Tadels -Votum nicht genügend
raolivirl habe, allein es giebt Dinge in der Welt, bei
deren Prüfung uns die Geduld verlässt, und so ist es
oflenbar jenem Ref. mit gegenwärtigem Buche er-
gangen. Wir können ihm deshalb nicht zürnen, ob-
schon wir es wohl den Uebersetzern zu lieb möchten.
Dieses Ruch von Gerdy ist einem Kaleidoskope zu
vergleichen , in dem man* Alles erblicken kann , und
'^er Leser würde es uns kaum verzeihen, all das eitle
zerfahrene Gerede, das gedankenlose ZasamraeDtreffen
ganz heterogener Dinge, die unhaltbaren DefioilioDeii,
die principienlosen Eintheilungen , den ktndiseheD
Hypothesenkram, die drollige Aufrichtigkeil und das
wilde Heer von Widersprüchen vorgeführt zu sehen.
Es wäre kaum begreiflich , wie die deutscheo Uet»er-
setzer sich zu ihrer mühevollen Arbeit entschliessen
konnten , nähme man nicht an , sie hatten in den 6
folgenden Monographien Besseres und Gediegeneres
erwartet, als in der vorliegenden zu finden ist. Die
Zusätze und Bemerkungen der Uebersetzer sind mit-
unter ganz werthvoll und bilden daher, obgleich sie
im Wesentlichen kaum etwas Neues bieten, jedenfalls
die Glanzseite des Buches. Schade nur, dass sie
nicht selbst auf die Mangelhaftigkeiten und Schatten-
seiten des Buches näher eingegangen sind» wobei
freilich ihnen die ganze Uebersetzung ohne Frage ver-
leidet wäre I Durch nachstehende Mittheilungen aas
dem Buche glauben wir unser Urtheil hinUDgiich za
begründen.
G. verlangt , da Viele weder Griechisch nocii La-
teinisch verstehen , für die Nomenclatur durchgehend
die französische Sprache. In seiner Eintheilung der
Krankheiten findet man nicht blos EntzündungskraDk-
heitcn , von ihm Morbitiden [I] genannt, Functions-
Störungen, Fonotionomorbies, sondern auch Nekro-
pathien, d. h. Krankheiten der Todten. So wird es
denn erklärbar, dass er sich erlaubt, Broussais
einen Don Quixote und Diipuytren eine Art Esca-
moteur zu nennen. In der Aetiologie spielt ihm die
Declivität eine Hauptrolle : sie verschuldet PaoaritieD,
Fussgeschwüre , Phlegmone diffusa. Dass , ist es
bei Entzündungen an den Extremitäten zur Eiterung
gekommen, deren erhobene Lage zuweilen gerade die
Eitersenkung befördere, haben die Uebersetzer mil
Grund warnend erinnert. Den gewöhnlichen 5 Sinnes
fügt VL noch\erschiedene andere bei, wie jenen der
Wollust, des Kitzels. Der Einfluss der Zeugungs-
kraft, so wie die richtige Mitte des Geschiechtsge-
nusses machen ihm viel zu schaffen. Die Metastaseo,
ein Feld , auf dem sich von jeher medicin. Schwach-
köpfe gern bewegten , werden auch nicht vergessen.
Bei der Acupunctur erinnern die Uebersetzer an die
Versuche von Middeldorpf, nach denen man ohne
Nachtheil feine Nadeln in Organe, wie Leber, Milz,
Lungen und selbst Herz stechen kann. Auf das Ein-
stechen einer Nadel in letzteres gründet Middel-
dorpf die Erkennung des sicher erfolgten Todes,
wenn man an dieser Nadel auch die leiseste Bewe-
gung nicht mehr wahrnimmt. Die Erschütterung,
von welcher Vf. 6 Grade annimmt , ist ihm nur eine
immaterielle Verletzung, und Fano's schöne Ver-
suche sind deshalb spurlos an ihm vorübergegangen.
Ebenso sind, da er noch an die Mahrchen der Selbst-
verbrennung glaubt , L i e b i g ' 8 u. anderer Chemiker
Aufklärungen hei Gelegenheit des Processes über die
Ermordung der Gräfin Görlitz ihm fremd geblieben.
Die detaillirte Beschreibung seiner Selbsläüierisalinn
enthält nur ein schwaches Beispiel seiner allenthalben
versuchten Sclbstverherrlichung , über welcher das
B ü h r i n g , Krankheiten d. Haftgelenks.
376
Chloroform vergessen wurde. Es haben deshalb die
Uehersetzer eine dem heutigen Stande dieser Sache
entsprechende Ergänzung beigefflgt» die nicht ohne
Belehrung gelesen wird.
Bevor wir diese Anzeige schliessen , müssen wir
uns noch mit dem frflhern Ref. aber einen Punkt
naher verstandigen. Derselbe sagt nämlich, er habe
Besseres von Gerdy erwartet Was aber, darf man
wohl fragen, hatte ihn zu dieser Erwartung berechtigt?
Durch Ger'dy's Invagination der Scrotal- Haut zur
Erzielung der Radical-Heilung der Leistenbrüche, ist
auf die Dauer niemals noch eine solide Heilung erzielt
worden ; mit seiner doppelten Siaarnadel bleibt man
nur zu leicht in der Kapsel und Iris hangen ; seine
1846 erschienene Physiologie philosophique des sen-
salions et de rintclligence, hat bekanntlich von Sach-
verstandigen den schärfsten Tadel erfahren ; in seiner
1833 erschienenen Abhandlung über Polypen, wussle
er nicht einmal die Definition derselben zu geben;
durch seine Rhinotomie lacrymale, ist noch keine be-
glaubigte Heilung einer Thranenfistel aufzuweisen;
seine neue Eintheilung der Luxationen, hat 50 J.
zuvor schon Roux angegeben, und endlich seine
naiven Bemerkungen aber die bei Gelegenheit der
Syphilisation in der Acad^mie de m^decine zuerst
wieder lebhaft besprochenen Ansteckung der secun-
daren Syphilis, wurden bekanntlich von Ricord
i unter vielseitigem Beifalle damit abgefertigt, dass er
ihm sagte, er werde darauf antworten,. wenn Gerdy
erst die Syphilis kenne und studirt habe, was nach
seinem eigenen Geständnisse bis jetzt nicht gesche-
hen sei. G.'s bisherigen Leistungen berechtigen
demnach nicht gerade zu grossen Erwartungen. Hoffen
wir jedoch, da Gerdy, als Chirurgen an der Cha-
rit6 zu Paris, doch reiche Gelegenheit zu Beobach-
tungen geboten ist, dass er in den folgenden Banden,
wo mehr Positives zur Sprache kommen wird , auch
auf festem Boden, auf dien man bei der Chirurgie
ohnehin vorzugsweise angewiesen ist, stehen bleiben
werde. Pauli.
157. Zur Pathologie u. Therapie der Krank-
heiten des Hüftgelenks u. ihrer Ausgänge;
von Dr.J. Bühring. Berlin 1852. Uirschwald.
8. 152 S. mit einer Steindrucktafel. (28Ngr.)
Der Vf., durch seine Abhandlung über die seitliche
Rückgratsverkrümmung vorthcilhaft bekannt, versucht
das als freiwilliges Hinken oder spontane Luxation
bekannte Leiden in seinen Erscheinungen und seinem
organischen Zusammenhange zu schildern und zu
erklaren , indem er dabei nichts Neues , sondern nur
Wahres zu geben verspricht.
Nach B. ist die Verlängerung der erkrankten
Gliedmaasse immer nur eine scheinbare, die durch
das Herabsinken des Beckens nach der kranken Seite'
erzeugt wird ; der Schmerz oder das SchwachegefUhl
im kranken Hüftgelenk weckt den Instinct der Selbst-
hülfe, die unbewusste Schonung der kranken Partie;
der Rumpf neigt sich auf die gesunde Seite, als Trä-
gerin der ganzen KOrperlast , und das Becken wird
gezwungen eine schräge Stellung in der Art einzu-
nehmen, dass es an der gesunden Seite nach oben
und rückwärts gedrangt, an der kranken Seite naeh
vorn und abwärts geschoben wird. Die Entfernung
der Trochanteren von der Spina ihrer Beckenhalfte
ist meistens auf beiden Seilen gleich. Die nothwen-
digen äussern Erscheinungen sind folgende : der Tro-
chanter der leidenden Seile und die Palte der Hinter-
backe stehen tiefer, da ihr Stand von dem Stand der
Pfanne und des Sitzbeinhöckers abhangig ist; die
ganze Hinlerbackengegend erscheint flacher u. breiter,
die Trorhantergrube verstrichen, da die Muskeln um
das Gelenk sich in einem Zustand von starrer Paralyse
befiniien; der Nabel ist mehr nach der gesunden Seile
hingerückt, die Lendenwirbel bilden eine Seitwärts-
krüramung mit der Concaviläl nach der gesunden
Seile. Eine wirkliche Verlängerung der leidenden
Extremität scheint dem Vf. sehr zweifelhaft und die
Möglichkeit ist nach ihm nur dadurch gegeben , dass
der Scheite] des Schenkelkopfes nach dem untern
Pfannenrande oder nach dem eirunden Loche hin
gleitet. Die pathologischen Veränderungen der Ge-
lenkknorpel , die Erkrankungen des spongiösen Kno-
chengewebes sollen kaum im Stande sein den Gelenk-
kopf herauszudrücken , ebensowenig soll diess durch
Anschwellung der Lig. teres od^r durch Qüssige Ex-
sudate in die Kapsel (wie Bonnet's Injectionen be-
weisen) möglich sein. Wenn Vf.. selbst zweimal
wirkliche Verlängerung gesehen zu haben glaubt, so
hat er doch die Richtigkeit des Lageverhaltnisses
durch dieSection nicht erweisen können, und es sind
in seinen Augen alle vcröfTentlicbten Beispiele der Art
mangelhaft und unzureichend dargestellt.
Wir müssen bedauern, dass B. die B»^ilrligr von
Schuh zur Erklärung der Symptome der Gox.ilgie
(Wien. Zlschr. Nov. 1847) nicht gcip.s« ii hat, sonst
würde er sicherlich die Entslehungswcise ilnr Bek-
kensenkung, die Schenkelabduction und Rotation nach
aussen besser begründet haben. Wie kann man,
fragen wir, in dem bewussten Handeln des Kr. sein
krankes Glied zu schonen und es in die Lage zu
bringen, wo es am wenigsten schmerzt, einen Instinct
der Selbsthülfe, eine unbewusste Schonung finden t
Der Kr. tragt* die ganze Körperlast auf die gesunde
Exlremiiat über, warum er aber die Beckenhalfte der
kranken Seite senkt, den Schenkel flectirt, abducirt
und nach aussen rotirt und nicht das Entgegenge-
setzte vornimmt, darüber erfahren wir vom Vf. nichts,
obgleich Schuh schon vor 5 Jahren die Gründe er-
örtert und erwiesen hat. Nicht übereinstimmend mit
der Wahrheit, die Vf. zu geben versprochen bat, ist
die Angabe, die Trochanleren seien auf beiden Seiten
trotz der Beckensenkung vom Darmbeinstachel gleich
weit enlfernl; die Senkung des Beckens bringt den
Trochanter der kranken Seite der -Spina naher, wah-
rend er auf der gesunden Seite von derselben entfernt
wird. — Die wirkliche Verlängerung des Schenkels
durch Aufblähung des Gelenkkopfes , Infiltration des
schwammigen Knochengewebes, ist namentlich bei^
376
Dtthrini^, KnnkheiteB d. ttlftgelenks.
Mrophul0<«r (tuberkulöser) ßelenkeiittandaflg > die
allemal von den Gelenkeodeo ausgeht, vor Durch-
bruch des Eiters zu beobachten. Die Hervortreibtfqg
des Gelenkkopfes durch Ansaoimluog von flUssigem
EntzClnduDgsproduct innerhalb der Kapsel, welcher
den Knorpelrand der Pfanne und die- Muskelspannung
aberwindet , ist sehr selten , doch durch einige Bei-
spiele (Bichat, Stromeyer u. A.) dargelhan.
Ebenso kann die fungOse Wucherung, Anschwellung
und Entartung des Lig. teres den Gelenkkopf abw9rts
drücken. Die Bonnet*schen Injectionen widerlegen
keineswegs das Vorkommen von wirklicher Verlän-
gerung, sondern sie zeigen nur in welche Stellung
der Schenkel bei durch Flüssigkeit möglichst ausge-
dehnter Kapsel sich begiebt.
Die scheinbare Verkürzung entsteht nach B. erst
in einer spatern Zeit der Krankheit, wenn der Kr.
zum fortwährenden Liegen genOihigt ist u. sich dann
[wahrscheinlich wieder instinctartig und unbewusst]
von seinen Schmerzen im befreien sucht. Der auf
dem Rücken oder auf der gesunden Seite liegende Kr.
hebt das Tuber ischü der kranken Seite nach hinten
in die Höhe , um sich darauf zu stützen und die La-
gerung auf den Trochanter zu umgehen. Die schein-
bare Verkürzung bildet sich oft plötzlich, während
der Nacht; eine kräftige Action der Beckenmuskeln
zieht das Becken empor. Die scheinbare Verkürzung
wird demnach erzeugt: 1) durch Beugung des Ober-
schenkels zum Becken, die durch Bestimmung des
Trochanterwinkels gemessen werden kann; 2) durch*
Adduction des Überschenkels; 3) durch Einwärts-
rollung desselben; 4) durch Emporheben der Bek-
kenhälfte der kranken Seite ; 5) durch ZurUcklreten
der kranken Seite nach hinten. — Dass im Verlaufe
der Coxalgie der Schenkelkopf aus der Pfanne treten
und sich auf die hintere Darmbeiofläche spontan ver-
renken kOnne, hült B. für unmöglich, sobald die ana-
tomischen VerhUllnisse des Gelenkkopfes u. Pfannen-
randes noch einigermaassen erhalten sind und be-
zweifelt die Richtigkeit aller von den Chirurgen be-
richteten Fälle. Bei Zerstörung der Gelenktheile
kann nach B. von einer Verrenkung nicht die Rede
sein , da kein Gelenk mehr exislirt.
Dass die scheinbare Verkürzung erst in einer
«pätern Zeit der Krankh. zu entstehen pflege, ist
richtig, dass sie aber nur beim Liegen im Bett zu
Stande kommen solle, muss Ref. nach einer Reihe
von widersprechenden Beispielen aus seiner Praxis
in Abrede stellen. Welche pathologischen Verhält-
nisse den Kr. bestimmen oder nOthigen, das Becken
in die Höhe zu ziehen, den Schenkel zu flectiren , zu
ailduciren und nach innen zu rotiren, erfahren wir
nicht und müssen deswegen abermals auf Schuh
verweisen. Durch den starren Zweifel an dem Vor-
kommen der spontanen Schenkelluxation verülllt B..
in einen ebenso grossen Fehler, als er gerügt hat.
Es gab allerdings eine Zeit, wo man die spontane.
Luxation als nothwendige Folge der Gelenkentzündung
betrachtete , und wo man jede abweichende Form u.
Stellung des Beckens und Schenkels naeii Coxalgie
als freiwillige Verrenkung bezeichnete» ohne da
Nachweis für die vorhandene Dislocation der Gelenk-
theile zu geben. Es ist ferner thatsächlicb» dass die
spontane Luxation im Hüftgelenk ein ziemlich seltenes
Ereigniss darstellt; es ist aber auch ebenso that-
sächlich , dass die spontane SchenkelluxatioD an Le-
benden wie an Leichen dargethan worden ist, nid
wir wissen, dass dieselbe oft nach kurzer Kraokheii,
ohne Abäcessbildung und bei ziemlicher Integrität der
Gelenktheile plötzlich auftreten kann. Allerwärts
haben die pathologisch - anatomischen Sammlttogei
Präparate von spontaner Luxation aufzuweisen u. der
Chirurg kann am Lebenden die spontane Lux. sicher
erkennen. Schon a priori hätte Vf. die spontane
Schenkelluxation annehmen müssen, wenn er berück-
sichtigt hätte, dass an allen Gelenken nach Entzün-
dung sogenannte freiwillige Verschiebungen beob-
achtet worden sind. Wenn nach B. eine Luxalioa
bei zerstörten Gelenkflächen nicht existiren kann, so
hat diese Catgegnung auf den ersten Anblick elwzs
für sich, allein es kommt dieselbe doch nur auf V?ot1-
klauberei hinaus, wenn wir erwägen, dass unter den
eingebürgerten Namen spontane Luxation auch die
Dislocation der Knochen nach zerstörten Gelenkflichen
mit begriffen zu werden pflegt. In den Krankenge-
schichten, die Vf. referirt hat, scheint er die wich-
tigen Untersuchungen über den Stand des Trochao-
ters und Schenkelhalses zum Darmbein u. derPfanae,
und über den Grad der noch bestehenden Beweg-
lichkeit unterlassen zu haben » auch vermissen wir
die Angaben über die Art der vorgenommenen Mes-
sungen , um scheinbare und wahre Verkürzungen za
unterscheiden.
Die wirkliche Verkürzung, die nach Coxalgie eat-
steht, erklärt B. aus der Dislocation der Gelenktheile
(also Luxation), die indessen nie bedeutend sein soll,
oder durch Zerstörung in der Gegend des Trochaoten
oder Schenkelhalses, wobei der Trochanter nach aiif>
wärls gezogen, oder vom Schenkelhals vollsläadig
abgetrennt ist. Es findet nach B. cariOse ZerstOruni?
derKnochenlheile, oder interstitielle Resorption Stau ;
der Schenkelhals senkt sich, wird verkürzt • oder
schwindet selbst, ja es tritt sogar Knochentrennong,
Ablösung des Trochanters, Fractur des Collum fe-
moris auf. B. referirt eine Krankengeschichte mit
Section , wo die Knochentrennung ersichtlich war,
allein höchst wahrscheinlich als Folge vorausgegan-
gener Abziehungsversuche bestand und einen Aus-
nahmsfall darstellte.
In Bezug auf den der Coxalgie zu Grunde lie-
genden Krankheitsvorgang verwirft B. die Anschau-
ungsweisen der verschiedenen Schriftsteller und ge-
langt selbst zu einer unrichtigen und höchst '-ein-
seitigen Anschauung, die eben nait den Ergebnissen
der pathol. Anatomie wenig in Einklang steht. Nach
B. nimmt die Coxalgie aus einer schleichend verlan-
fenden specifischen Entzündung der Synovialmembran
ihren Ursprung und ist als eine ursprünglich scropbo-
ConrteDay, ßehandl. d. Barnrobrenstrictureb.
377
Jdse Metastase auf den SynovialOberzug der Gelenk-
kapsel KU betrachten, welche eine Entzündung mit
exsudativem Charakter setzt, in deren durch wieder-
holte Nachscbttbe bedingtem langsamen Verlaufe sich
eine Portpflanzung derselben, zunächst auf ihre Ver-
bindungsstellen mit den Knochentheilen des Gelenkes,
also mit den Rändern des Schenkelkopfes und der
Pfanne , u. in weiterer Progression einerseits auf die
gesammte spongiOse Substanz der Knoehenenden, an-
drerseits auf die das Gelenk umgebenden Gebilde her-
ausstellt. B. hebt noch hervor, dass die harlnückige
Krankh. bisweilen unter gelinden Erscheinungen, die
den Arzt täuschen , beginnt, und zeigt an 2 Fallen,
wie auch er sich in der Beurtheilung zu Anfang der
Cozalgie geirrt habe. Es muss nach B. darnach ge-
strebt werden , die scrophulöse Syuovialhautent-
zündung des HüHgelenkes in ihrem Beginn zu er-
kennen , u. da zur Zeit ein solcher sicherer Leitfaden
für die Diagnose nicht vorhanden ist, so macht Vf. auf
einige Erscheinungen aufmerksam , die , ohne patho-
gnomonisch zusein, insofern beachtenswerth scheinen,
als sie den Arzt bestimmen auf seiner Hut zu
bleiben.
B. ist in seinem Ei|ßr, die am häufigsten vorkom-
mende tuberkulöse Entzündung scharfvon den Übrigen
die Gebilde des Hüftgelenks befallenden Entzündungen
zu sondern, nicht nur zu Hypothesen , sondern selbst
I zu erweisbar falschen Annahmen geführt worden.
Abgesehen von der räthselhaften scrophulösen Meta-
' stase auf die Synovialhaul ist vorerst zu erinnern,
dass, obgleich die Synovialhaul bei der tuberkulösen
Colitis stets in Mitleidenschaft gezogen wird, sie doch
nie den Ausgangspunkt der Entzündung bildet, der
allemal in den knöchernen Gelenkenden selbst ge-
funden wird. Die primäre Entzündung der Syno-
viaFhaut, wie sie nach traumalischen oder rheuma-
tischen Einflüssen beobachtet wird, wie sie beim
acuten Empyem vorkommt, bietet wesentlich ver-
schiedene und ganz wohl zu erkennende Erschei-
nungen dar. Wenn B. die tuberkulöse Coxilis eine
schleichende chronische Entzündung nennt, so hat
er in der Mehrzahl der Fälle recht, allein charakte-
ristisch ist der chronische Verlauf nicht, und man hat
leider oft genug Gelegenheil, sich von derAcuilät des
Verlaufes zu überzeugen. Je naciTdem die Tuherkel-
ablagorung in der spongiösen Knochensubstanz ge-
*ringer oder massenhafter ist, je nachdem das Exsudat
langsamer oder rascher sich umwandelt, je nachdem
die Ablagerung entfernter oder näher vom Knorpel-
tiberzug der Gelenkflachen stattgefunden hat wird
die Synovialmembran und der .Bänderapparat lang-
samer oder schneller, heftiger oder in geringerer
Weise mit ergriffen und die Erscheinungen wechseln
aufs roaDttigfalligste. Dass die Coxitis tubercul. zu
Anfange häufig verkannt wird und dass es an sichern
Kennzeichen mangelt, geben wir zu u. wir empfehlen
deswegen wiederholte genaue Untersuchungen der
Gelenklheile in Bezug auf ihre Stoihmg und Empfind-
lichkeit, namentlich bei passiven Bewegungen, incfem
Med. Jalirbl». Bd. SO. Hn, S.
man hierdurch noch am ersten eine richtige Vor-
stellung von dem Grade des Gelenkleidens erhält.
Die Bebandlungsgrundsätze, die B. im letzten
Abschnitte aufstellt , sind im Allgemeinen rationell.
Wenn Vf. mit Becht gegen den unsinnigen Gebrauch
des Glüheisens, der Moxen , KauUrien, Vesicantien,
Fontanelle, Blutegel u. s. w. eifert, so geht er doch
etwas zu weit, diese Mitlei, die sich unter Um-
ständen zweckmassig erweisen , fast ganz verbannen
zu wollen. Auffallend ist es dabei , das er in Fällen
von Knochenerweichung bei Coxalgie gerade das
Glüheisen indicirt findet, auch durch dieses Eiteran-
sammlungen Abfluss zu verschaffen rathet. Den
äussern Gebrauch der Jodtinctur lobt B. , innerlich
hält er die salinischen Mittel für angezeigt und em-
pfiehlt namentlich das Kochsalz. Die absolute Buhe
des Gelenkes durch starre Verbände verwirft er und
findet gesicherte feste Lage des Beckens auf einem
keilförmigen Rosshaarkissen für zweckmässiger und
verbindet nach Umständen auch Compression mit der
Lagerung. Bei Behandlung von zuztickgebliebenen
Contracturen und Ankylosen erklärt sich Vf. im Alige-
meinen gegen die gewaltsame Streckung, von welcher
er eine Erneuerung des Leidens befürchtet [doch nur
bei unzeitiger Anwendung], auch glaubt er, bei Kin-
dern seien die Knochentheile so nachgiebig, dass
man bei verwachsenen Gelenktheilen nach Coxalgie den
Schenkelhals wie eine Gerte spiralförmig um seine
Achse drehen könne!! Den Druck- und Zugapparat,
den er bei Ankylosen angegeben und in Anwendung
gebracht hat, finden wir für einzelne Fälle ganz ent-
sprechend, nur misst Vf. demselben zu viel Werlh bei,
wenn er meint, dass er auch wahre Ankylosen be-
seitigen könne.
Zum Schluss können wir nicht verhehlen , dass
B. bei seiner sonst scharfen Beobachtungsgabe gewiss
eine grössere Ausbeute von dem ihm zu Gebote ste-
henden Material gehabt haben würde, wenn er das
über seinen Gegenstand schon Vorhandene sorgfältiger
studirt hätte. St reu bei.
158. A treatise on the eure of strictnre of
tho Urethra ; ^Hh pi^acdcal observations on
the treatement of Spermatorrhoea by caute-
rization T. B. Courtenay. London 1851.
H. Bailliäre. 8. 121 pp. (31/3 SchilL)
Wie die früheren Schriften unseres Vfs. sowohl
für das ärztliche als nichtärztliche Publikum bestimmt
waren, so ist auch diese Broschüre zum Theil darauf
berechnet , die Verdienste des Vfs. den Kr. recht an-
schaulich zu machen. Wir finden daher in den Kran-
kengeschichten , welche zu Anfange des Buches mit-
getheilt sind, eine Weitschweifigkeit, ein Hervorheben
der eignen Vorzüge anderen Aerzten gegenüber, dass
man über den Zweck derartiger Bemerkungen kaum
im Zweifel sein kann. Trotzdem finden sich unter
den Krankengeschichten eine Anzahl recht inslructiver
Falle. C. war früher ein eifriger Lobredner der Kau-
48
378
JozandeStAndr^, Krankheiten d. Harn- u. GesehUchtowerkzeuge.
terisation der Slricturen ; so schrieb er damalsi daas
ein einmaliges ' Kauterisiren mit dem Kali causticum
mehr leiste , als zehnmaliges Einführen von Bougiea.
Ob letztere 5 oder 20 Hin. liegen bleiben sollten,
hinge von der Willkür des behandelnden Arztes ab.
Aus vorliegender Schrift ergiebt sich abef deutlich,
dass Vf. gegenwartig, gleich vielen andern Vertretern
der Kauterisation, die Dilatation der Stricturen im
Allgemeinen der Kauterisation bei vi^eitem vorzieht.
Ich habe mich schon bei verschiedenen Gelegenheiten
dahin ausgesprochen, dass die Kauterisation wohl in
einzelnen Fallen Berücksichtigung verdiene, dass sie
aber weit davon entfernt sei, ein allgemeines, für die
grosse Mehrzahl der Stricturen passendes Heilmittel
zu sein. Will man aber durch die Dilatation günstige
Erfolge erzielen, so muss sie je nach Verschiedenheit
der Fälle auf sehr verschiedene Art in Anwendung
gebracht werden. Bei den dilatabeln Stricturen
wendet Vf. die temporSre Dilatation an , bei festen,
unnachgiebigen Verengerungen lasst er die Bougiea
24 Std. , auch wohl noch langer liegen , und geht
dann erst zur temporaren Erweiterung über. Der
Grad der Hartnackigkeit der Strictur entscheidet über
die Kürze oder Lange des Liegenbteibens des Instru-
mentes. — Die Regeln , welche G. in Bezug auf die
Handhabung des Katheters oder der Bougies giebt,
sind praktisch nützlich, und nicht genug kann mit
ihm darauf aufmerksam gemacht werden, dass die
Instrumente auf möglichst schonende Art und mit
Vorsicht gehandhabt sein wollen. Jede ungemessene
. Rraftanwendung und stürmisches schnelles Verfahren
dabei bringen den Kr. in der Regel Nachtheil, wie
mehrere von Vf. mitgetheilte Fälle von Neuem be-
weisen. In besonders hartnackigen Fällen scheint
G. die Kauterisation durch Kali.causticum zu Hülfe zu
nehmen ; doch gebt er über diesen Punkt so flüchtig
hinweg, dass es bedttnken will, er suche das Kau«
'terisiren möglichst zu umgehen. — Ausführlich ver-
breitet sich Vf. ilber das Verfahren Syme'a; er steill
bei dieser Gelegenheit eine Anzahl Fälle zusammea»
welche dartban , dass dieses Verfahren nicht so un-
schuldig ist, als es Syme hinzustellen bestrebt war,
so wie es auch gegen Recidiven nicht unbedingt schützt.
G. will das Messer nach Syme*s Vorschlag nur dann
angewendet wissen , wenn die andern von ihm ange-
gebenen Verfahrungsweisen sich als gänzlich unge-
nügend herausgestellt haben. Hieraus ergiebt sich
von selbst, dass es sich nur um ezceptionelle Fälle
sehr alter, harter Stricturen mit ihren Folgen handeil,
und in solchen Fällen verdient das Syme' sehe Ver-
fahren BerttcksichtigUBg.
Den Schluss des Buches bilden praktische Bemer-
kungen über die Anwendung der Kauterisation bei
Spermatorrhöe, G. weiset nach, dass dieses Ver-
fahren von Lall emand nichts weniger als mild, u.
ttberdiess nicht nur gefährlich , sondern auch meist
nutzlos sei. ' S e y d e 1.
16«. L lOZU de 8t Andri, die KrankhnUn
der Hamwege und Geschlechtswerkzeuge und
die Beschwerden des UHmrens, eime genmn
Beschreibung und Behandlung der Verengt'
rungen der Harnröhre , der ilarttperkaitung,
des Unvermögens ihn zu hallen und des tm-
wiükurUchen Abfliessens^ des Bluihmmens,
der Gries^ und Steinkrunkheü ^ des Blusem-
kalarrhs, der Sehleim flOsse und der S^hsüs^
des Eichellrippers , der Phimose umd Pnrm-
phimoset der Krankheiten der yersteher-
drOse und der Hoden , der Pollutionen , des
geschlechtlichen Unvermögens, der Unfruek-
barkeit und der Krankheiten der Gebärmutter.
Frei nach dem Französischen von Frau
Händel. Weimar 1851. B.F. Voigt. 8. 406S.
(Geh. 11/3 Thir.)
Ich habe den ganzen, langen Titel angeführt, weil
man daraus speciell ersieht, welche Gegenstände ia
diesem Buche abgehandelt sind; den Eingang daza
bilden Betrachtungen Über den Bau und die Verrich-
tungen der beireffenden Organe. Das Buch ist za-
nächst für den Gebrauch der „gens du monde" be-
stimmt , wie der Vf. will , aber auch der Arzt wird,
nach des Uebersetzers Meinung, mit Nutzen sich des-
selben bedienen. Mit vollem Rechte kann man sagei,
dass dem Kr. zu viel geboten ist, dass er zum Selbst-
kuriren möglichst inducirt wird; denn es fehlt nicht
an Recepten , während fUr den Arzt die Schrift nicht
genügen kann. Hierzu kommt noch, dass sehr ver-
schiedenartige, nicht zusammengehörige Krankheiten
abgehandelt werden ; denn einer Dame wird es wahr-
scheinlich sehr gleichgültig sein, wie die Phimose
und Paraphiujose behandelt wird u. s. w. Die Nütz-
lichkeit und Nolhwendigkeit einer Uebersetzung der
vorliegenden Schrift kann ich wenigstens nicht ein-
sehen , wenngleich die Beschreibung der einzelnen
Krankheiten zum Theil nicht schlecht und das thera-
peutische Verfahren im Allgemeinen ein rationelles,
entsprechendes ist. SeydeL
160. DieToAtenbeSChan nach dem Standpunkte
der neuem ßFissenschaft zur yerhutung dei
Lebendigbegrabenwerdens; von J. M. Bober,
beeidetem Todtenbeschauer in Tirol. Innsbruck
1852. Wagner. 8. 152 S. (Geh. 18 Ngr.)
Wenn auch die vielfachen Bemühungen aahlreioher
Schriftsteller und menschenfreundlicher PersOnlick-
keiten um die Beschaffung des nötbigen Schulaes vor
dem Lebendigbegraben werden hier und dort mit gOn-
sligem Erfolge gekrönt und dadnrch Maasaregela ins
Leben gerufen worden sind, durch welche jede, aock
die übertriebenste Besorglichkeit beseitigt worden
muss , so giebt es doch auf der andern Seile mk
Länder und Ortschaften , in denen in Besiig auf 4tn
vorliegenden Gegenstand noch so got ab Nichts ge*
schoben ist « oder in denen zwar Einrichtungen von
anerkannter Zweckmässigkeit auf dem Papiere i«
finden sind, allein in der Wirklichkeit nienMis ader
nur unvollkommen sur AusAlhning geienften* Oiess
letztere scheint in der vom Vf. des vorKeffeBden
H tt b e r , die Todtesbeachau« K 1 e n c k e , T98oheiilexicon der Therapie.
879
»cbrifkohaaa beWobnieo Gegeod der Fall zu seia iiod
lin sur Abfassung desselben besonders yeranlasst lu
Mbeo , wenigaleos epüiält gleich das Vorwort die
»iliersien Klagen Über die difOcile und precXre Siel*
ung des Todleobesohauers dem Publikum gegenttber,
(lachen, welche leider wohl noch von Yielen andern
leilan her Nachklang finden dürften.
In der Einleitung schildert Vr. mit grellen, aber
larum- nicht übertriebenen Farben die Schrecken des
uabeDdigbegraben Werdens und knüpft daran einige
inrze historische und statistische Notizen in Betreff
lessellien Gegenstandes. — I. j^bschniit. Hier be->
»ehUftigt sich vr. mit einer Darstellung der gesetzt
Kchen f^orschrißen in Betreff der Leichenschau in
renichiedenen Landern , und zwar , wie er sich auS"
drOckt : „was also geschehen ist bisher zur Vermei-
duDg des Lebendigbegrabens und dann — wie die
Anordnungen auch gehandhabt werden**; denn, be-
merki er sehr richtig, wie immer und Oberall» ist
«s auch hier : Anordnen u. Durchrühren ist zweierlei*
Zuerst beginnt er natürlich mit dem österreichischen
Kaiserstaale und den Todtenschaubestiromungen in
den verschiedenen Kronlandern» welcher Darstellung
er» ihrer Wichtigkeit wegen , noch eine ntthere kri^
tische Beleuchtung folgen lässt. Als mangelhaft be*
seichnet er die Aufstellung der Fäulniss als einziges
sicheres Todeszeichen, besonders wenn damit, wie
hi^r die Bestimmung verbunden ist, dass die Leichen*
beschauung sogleich nach eingegangener Todesanzeige
geschehen soll. Die Leichenschaubestimmungen von
Baden , Würlemberg , Baiern , Preussen , Sachsen
werden hierauf in ihren Grundzügen erwähnt. Im
letzteren Lande besteht, was Vf. nicht zu wissen
scheint, die Verpflichtung der Leichenschau für die
die Kr. behandelt habenden Aerzte. Der 2. Tbeil
dieses Abschnittes behandelt die Frage, wie die an»
geordneten Maassregeln gehandhabt werden. Hier
stimmt unser Vf. ebenfalls, wie so Viele vor ihm, die
alte Klageweise über Abneigung, Herzlosigkeit» Indif«-
ferenz u. s. w. des Publikums , so wie über häuüg
unzulängliche Amtsübiing von Seiten der Todtenbe-
schauer an, verkennt aber auch nicht, dass das Ge-
setz in der Art und Weise, wie es in der Wirklichkeit
zur Ausübung gebracht wird, sich meist unzulänglich
und den Umstanden nicht angemessen erweise. —
II. AbschiiitU IHe Zeichen des Sterbens und des
Todes. Nach einer kurzen Darstellung des Herganges
beim Sterben in seinen verschiedenen Gestaltungen
kommt unser Vf. auf die eigentlicben Todeszeichen
zu sprechen. Die allgemeine Klage über Unsioherheit
derselben, mit Ausnahme der Fäulniss, theilt Vf. nicht,
sondern es halt derselbe die Wissenschaft auf ihrem
gegenwärtigen Standpunkte für competent, in den
betreffenden Fallen die nüihige Entscheidung zu ge*
wahren. Die Todesaeichen theilt er (nach Beuch ut)
in Unmittelbare und mittelbare; beide Kategorien
wieder in solche, welche aus der erlosohenen Herzr-,
Lungen- und Gehirnthtftigkeit herrühren. Er unter-
wirft sie sflmmtiioh mit Zugrundelegung der neuem
Ferschungen darüber, rücksicbtlich ihrer Gestaltung
und Bedeutung für unsem Gegenstand einer ausführ-
lichem Betrachtung. Als grdsstes , wichtigstes und
sicherstes Todeszeichen nennt er am Schlüsse dieses
Abschnittes mit Becht das Gesammtbild des Todes^
welches der Gesammtverband alles bisher Genannten
und Bekannten gewahrt und zu dessen Erkennung u.
Würdigung man nur durch Uebung im Untersuchen
von Leichnamen gelangen kann. — III. Abschnitt,
Mittel y welche am dringlichsten sind, den Zweck
der Todtenbeschauanstalt vollständig zu erreichen«
Hier giebt Vf. eine Anzahl von Vorschlagen , welche
nach seiner Ansicht geeignet sind, den Lebenden
Garantien gegen das Lebendjgbegrabenwerden und
dem Institute der Todtenbeschau diejenige Stellung
und Autorität zu sichern , welcher es bedarf, wenn
es seinen heilsamen Zweck vollständig erfüllen soU.
Dass er kein Freund von Leichenhäusern ist , sie für
überflüssig und den fleissigen, unterrichteten und
gewissenhaften Todtenbeschauer für „das beste Lei-
chenhaus" erklärt , sei hier noch beiläufig bemerkt«
Hat auch das vorliegende Schriflchen in vieler
Desiehung nur ein beschränktes Interesse in localer
Beziehung, so empfiehlt es doch einmal der populäre,
so zu sagen patriarchalische Ton , in welchem es
sich bewegt, andrerseits aber gewährt es eine ver*
dienstliche, fleissige Zusammenstellung eines grossen
Theiles der neuem Literatur über den in Bede ste-
henden Gegenstand. Insofern gereicht es Ref. zur
besondern Genugthuung, das enspruchlose Büchel-
cheo allen denen, die sich für dieses so hochwichtige
Thema interessiren, ganz besonders zu empfehlen.
Flachs.
161. TaflchenlexicoB der Therapie /urpro^-
tische Aerzte. Zur raschen Auffindung und
Fergleichung der bewährtesten Kurmethoden
und neuesten Arzneimittelerfolge in allen
Krankheiten; von Prof. Dr. med. Klencke,
Mitgliede u. s. w. Dritte neu durchgese-
hene und vermehrte Aufl. Leipzig 1852. Chr.
Ernst Kollmann. kL 8. (Taschenform.) XU u.
483 S. (iVa Thlr.)
Die Existenz und die wiederholten Auflagen eines
solchen Buches sind traurige Zeugnisse fUr den Kul-
turzQstand einer grossen Anzahl der deutschen Aerzte.
Die wissenschaftliche Nedicin muss auf solche Zeichen
der Zeit achten, um nicht zu vergessen , mit was für
einem Publikum sie noch heutzutage stellenweise zu
thun hsL -— Dem Vf. könnte man , wenn man bos-
haft wäre , nur wünschen , er solle zur Strafe dafür,
dass er seine unleugbaren Talente zu solcher Schrift-
stellerei verwendet, in Krankheitsfällen von einem
Arzte, der diese Taschenbuch braucht, und nach
Seinen eigenen Kurvorsehriften behandelt werden,
also s. B.
bei Ruhr (S. 128.) : anSangs Brech- und Abführmittel,
bes. Neutralsalze, Rheum Ist schädlich, aher (S. 129.) nach
Hebung der entzündlicheD Symptome oDentbehiiich ; zar Be-
seitigung dai entsendliehsD Zusttndes Galomci in grosses
380
V. Stur, Verfahren am KraokeDlager.
Gabeo, 2 bis 3 Gr. alle 2 Std. , dann Riciniudl, MaDDa»
TamariodeD, weinsteinsaure Salze; nachher Opiam, Mor-
phium (endermatisch za 1 Gr. p. d.) , Nux Tomica , Ipe-
cac. a. s. w.
Bei Angina faucitnn : um sie zu coupiren Brechmittel,
örtl. Anwendang yoq Adstringentien , bes. Tinctura pimpi-
nellae 20 bis 60 Tropfen langsam auf Zucker verschluckt,
Alaunpulver auf die entzündeten Theile gebracht u. s. w. —
Bei synochalem Charakter Aderlässe , Blutegel an den Hals
oder auf die Tonsillen selbst, tiefe Scarißcationen auf
Gaumen , Zäpfchen , Zungenwurzel u. s. w. Alle Gurgel-
wässer sind schädlich^ so lange noch keine Erschlaffung ein-
getreten ist ü. 8. w.
Bei EmphyteTna pulmonum: Versuchsweise ätherische
Einreibungen , Verstärkung der Innervation u. Contractibilität
der Lungen durch Strychnin. HustenanFall u. Asthma werden
nach Louis mit Opium in grossen Dosen (am betten eine
Verbindung vonLaudanum mit Morphium in schleimiger
Mixtur) behandelt ; nach B e r n a r d Infusum polygalae mit
Syrup. acidus und Ipecac. , dann kleine Gaben Belladonna.
Bei Favus: Ist die Krankheit entzündlich , Blutegel,
innerl. kühlende säuerliche Mittel. Ist gastr. Beizung vor-
handen, Brech- oder nach Umständen Laxirraittel. Man
hüte sich stets vor einer rein 5rtl. Behandlung o. s. w. Gut
ist ein Vesicator in den Nacken oder zwischen die Schultern,
oder eine Fontanelle auf den Arm. Bessert sich der Zustand,
dann müssen innere Mittel noch lange einwirken. Tritt
der Favus zurück [der Favuspilz , Achorion Schoenleinii
Remak soll zurücktreten! B.], dann warme Bähungen,
selbst Einreihungen von Pustelsalbe. [Das schreibt ein Mann,
der mehre Bucher über mikroskopische Beobachtungen ver-
öffentlicht hat!] H. E. Richter.
162. Praktische indentiiDgen in Bezug auf
das erfolgreiche Verfahren am Krankenlager,
nebst iatrochemischen und homöopathischen
Notizen für Aerzte und Patienten ^ von Dr.
Carl E'dlen von Stur, Mitgl. der med. Fac.
zu Wien u. k. k. Bezirks - Phys. in Judenburg.
Wien 1852, in Commission bei J. G. Heubner.
XVI u. 191 S. (iVe Thir.)
Vorliegende, wie sich ihr Vf. schmeichelt, , »prak-
tisch werlhvolle" Arbeit, bestimmt zur Aufklärung so
mancher über Allöopathie, Homöopathie und latro-
Chemie i^ c. Rademac her sehe UeilkUnstlerei noch
herrschenden irrigen Meinung, zerfällt in 3 ohne
eigentlichen innern Zusammenhang aneinanderge-
reihte Abtheilungen. Die 1. derselben bespricht eine
bisher noch unentdeckte Wissenschaft, von ihrem
Entdecker, dem Vf., die „synthetische Heilmethode"
genannt. Die 2. stellt die iatrochemische Materia me*
dica in nuce dar; damit es jedoch letzterer an der
erforderlichen Deutlichkeit nicht ermangele, und um
zugleich den Genius der geheimarztlichen Erfahrungs-
heillehre wenigstens im Allgemeinen zu versinnlichen,
wurden die wichtigern von ihren Grundsätzen in apho-
ristischer Gestallung vorerst herausgehoben. Die 3.
deutet endlich jene ModalitHlen an , unter deren
Beachtung es dem Vf. bereits seit 6 J. gelungen ist,
sein comhinirtes Heilverfahren, welches dem Eclec-
ticismus huldigt, und dem deshalb die Vortheile aller
Doclrineo gemeinschaftlich zu Gebote stehen, mit
ungewöhnlichem Erfolge in Ausübung zu bringen.
Die Einleitung zu letzterer Abtheilung spricht dazu
noch Vfs. Ansichten über einige, voridgiich die HoibOo-
pathie betreffende Probleme nus.
Was nun die 1. Abtheilung betriflt, bo gilt die-
selbe dem Vf. unzweifelhaft für die wichtigste • den
die beiden anderen enthalten durchaus nichts Neues <
und Originelles und scheinen uns deshalb wobl niir
beigedruckt, um aus der „synthetischen Heilmethode*'
doch ein leidliches Buch zu machen. Betrachteo wir
daher zunächst die „Entwicklungsgeschichte" der
neuen Heilmethode naber. Erst nach etwa lOjahr.
Uebung der Kunst drang sieb nämlich dem Vf. die
Ueberzeugung auf, dass einem nie dieiiiischen Systeme,
welchem die Befähigung, den meisten EventuaHtatei
am Krankenbette zu genügen, ermangelt, das Altrtbst
der Vollkommenheit nimmermehr gebohreo kOnne.
Doch gesellte sich diesem unerfreulichen Bewosstseii
die Hofinung hinzu , es dürfte vielleicht jene Vervoll-
kommnung unserer Kunst, welche das Zeitalter zur
Reife gedeihen liess, die Möglichkeit einer Ergänzung
in sich begreifen. So zum Studium der Homdo-
pathie angeregt , haben ihn günstigere Resultate für
eine mehrjährige Mühewaltung reichlich entschädigt
In der Regel nun und in jenen Fallen , wo ihrer
Wirksamkeit vertraut werden darf, übte und (Ikt Vf.
fortwahrend die Allöopathie, nahm jedoch zur Homöo-
pathie stets dann seine Zuflucht , wenn laut unzwei-
deutiger Erfahrungen durch letztere ein gedeihlicher
Erfolg in Aussicht gestellt erscheint, oder wo das
Verfahren nach den Principien der alten Doctrin be-
reits erfolglos versucht worden war. Obgleich durch
diese gemeinschaftliche Benutzung der beiderseitigen
Vortheile Vf. weit mehr als früher leisten konnte, so
fanden doch seine in dieser Beziehung vielleicht zu
sanguinischen Erwartungen keineswegs noch ihre voll-
kommene Befriedigung. Da tauchte vor lOJ. Rade-
mac h e r' s , ,, eines in Bezug auf langjährige. Erfah-
rung, patriarchalische Wahrheitsliebe, praktische!
Tact und unbefangene Urlheilskraft der wfirdigsteo
Veterane des Jahrhundert**, klassisches Werk auf, ii
welchem die Mysterien der geheim -arztlichen Erfah-
rungsheillehre enthüllt, nicht nur in leicht verstand-
lichen Zügen dargestellt vorhanden , sondern ihnen
auch belehrende Krankheilsfalle eingereiht erscheinen.
Gleichzeitig war es dem menschenfreundlichen Vf.
auch gelungen, den seltenen Werth dieser ausgezeirb-
neten Doctrin , ungeachtet einer darüber seit Jahrb.
herrschenden irrigen Ansicht ausser jeden Zweifel zu
steifen, in Folge welcher Ueberzeugung er denn aoch
sogleich der latrochemie mehrjährige Studien zu-
wandte und sich die BeHthigung erwarb , ihre Licht-
und Schattenseiten , so wie jene der Allöopathie uid
Homöopathie ebenfalls beurtheilen zu können. Weil
aber nicht zahlreichen praktischen Aerzten bisher die
(ielegenbeit zu Gebote gestanden haben dürfte, si
derselben Ueberzeugung zu gelangen , so befand sich
unser Vf. eben damit beschäftigt, durch eine Oflfent-
liehe Besprechung die Aufmerksamkeit der Zeitgenossen
auf diesen wichtigen Gegenstand zu lenken , als ein
„überraschendes Ereignüs** ein veraweifelter Krank-
heitsfall, ihm zur Erfindung der sogen, syntheäsehen
Braid, Elektro-biolog. ErftcheiDungen.
381
Methode Gelegenheit gab. Dieselbe wurde aus vef-
Bchiedenen mediciDiachen Doctrinen entlehnt: „ihr
erster Grundsatz steht in der latrocheraie oben an,
and gab zur glorreichen Entdeckung Veranlassung;
Jer zweite befand sich von der allöopathischen Schule
RTührend aller ihrer Phasen adoptirl; der dritte ist
iie Tochter der Homöopathie und der vierte endlich
Bine von van Helmont vor mehr als 200 Jahren
merkannte praktische Wahrheit". Schon die bisher
f^esammelten Erfahrungen, welche indess vom Ff,
«KT bei dem proteusartigen Farietäten von febrilen
}md afebrilen Rheumatismus angestellt worden sin d^
berechtigen zur Voraussetzung, dass bei allen der
Seilgewalt dieser Methode untergeordneten Krank-
heits - Kategorien auch eine allgemeine durch Indivi-
JualitatsnUancen nicht zu beirrende Empfänglichkeit,
iurch sie gedeihlich afficirt zu werden, obwalte.
Der Krankheilsverlauf kann unter günstigen Conjunc-
luren , d. h. wenn die Krankheiten schon vor dem
Eintritte des zweiten Tages dem synthetischen Ein-
Süsse unterzogen worden waren , auf 48 Stunden
reducirt werden. Da ausserdem der neuen Methode
noch ein an Unfehlbarkeit grenzender Erfolg stets zur
Seite steht, so scheint man berechtigt, der HolTnung
Raum zu geben , dass ihr im Gebiete der praktischen
Heilkunde ein ausgezeichneter Wirkungskreis be-
vorstehe 1
Obwohl nun durch eine der „folgenreichsten
Entdeckungen in hohem Grade begiflckt*', befand sich
Vf. dennoch aus Besorgniss, bei ihrer Veröffentlichung,
vielleicht gegen irgend eine beachlenswerthe Rück-
sicht zu Verstössen, keiner geringen Verlegenheit
Preis gegeben. Indess glaubte er durch die Bean-
tragung, dass dieser Gegenstand der Beurtheilung
von Seite erprobter Intelligenzen unterzogen werde,
seiner Berufsobliegeoheit im strengsten Sinne des
Wortes genügt zu haben. Zu diesem Behufe hat er
dem hohen k. k. Osterr. Ninislerio das Ansuchen un-
terbreitet, yydass man ihm eine entsprechende Anzahl
von rheumatischen Pleuresien und febrilen Rheuma-
tismen verschiedener Varietäten , die jedoch von he-
roischen Einwirkungen inviolirt geblieben und späte-
stens im Verlaufe des dritten Tages, zur Öffentlichen,
in Bezug auf Diagnose, Prognose und Termination
einer der Gontroie von unbefangenen Fachgenossen
untergeordneten Behandlung anvertraue*'. Wird es
dann den nie geahnten Erfolgen gelungen sein , eine
üngetheilte Ueberraschung anzuregen , so verpflichtet
sich Vf. , die Verfahrungsweise selbst vier Kunstver-
ständigen aus dem Grunde einstweilen unter dem
Siegel der Verschwiegenheit mitzutheilen, damit durch
diese Eingeweihte vorerst darüber entschieden werde,
ob die neue Methode schon dermalen oder vielmehr
erst, nachdem sie durch Vervollkommnung auch für
andere Krankheitsfamilien analoge Ergebnisse in Aus-
sicht zu stellen geeignet sein wird , und unter wel-
chen Modalitäten , veröffentlicht werden solle.
Diess das Wichtigste aus vorliegender Arbeit,
wobei wir zum grossen Theile Vfs. eigene Worte bei-
behalten haben, om dem Urtheile unserer Leser mOg*
liehst freien Spielraum zu lassen. Auf eine hier völlig
unfruchtbare Polemik Ohrigens verzichtend, bemerken
wir nur, gleichfalls mit dem Vf., dass es unendlich
zu bedauern wäre, wenn die Enthüllung einer so
wichtigen Entdeckung von jenen Eventualitäten, wel-
che das Leben eines in den Jahren bereits vorge-
rückten Individuums mannigfaltig bedrohen können,
noch fortwährend abhängig bleiben sollte.
Zur Beruhigung für allenfallsige recht neugierige
Leser rugnn wir deshalb schlüsslich noch bei , dass
zu Wien bereits ein Comil^ in Angelegenheit der
Stur 'sehen Rheumatismus - Geheim - Mittel - Heilungs-
Methode von Seiten eines hohen Ministeriums ernannt
worden ist. dessen Gutachten man auf das Gespann-
teste entgegen stellt. Dass der Kettenschmied Gold-
berger keine starke Coneurrenz zu Atrchten habe/
munkelt man dort bereits. A. Martin.
1 63. Electro-biological phenomena ; hy j a m e s
Braid. Edinburgh 1851. 8. 33 pp.
GrOsstentheils Berufung auf die 1846 in dem
Werkchen „On the power of the mind over the body*^
mitgetheilten Versuche, welche die Annahme einec
eignen Kraft (Od oder Odyl von R eichen ha cli)
durchaus verwerflich erscheinen lassen. B^. weist
der Einbildungskraft hierbei die gebührende Rolle zu
und nach, dass ElektriciUt u. s. w. dabei gar nicht
hl Betracht kommen (so wenig wie beim sogenannten
TischrOcken). Die Leute, bei welchen ezperimentirt
wurde, bedurften der hörbaren oder fühlbaren Zufüh-
rung desjenigen, was geschehen würde, was bei dem
Vorhandensein eines elektr. Einflusses so wenig nöthig
wäre, als man die negativ geladene Leidener Flasche
gegen die positiv geladene zu schützen braucht. Strich
B. die von ihm zuerst Bypnotisirten mit dem Magnete»
so gaben sie verschiedene Empfindungen an, die sich
aber änderten , wenn er nach der entgegengesetzten
Seitestrich; liess B. dann aber das Gesicht abwenden»
oder hinderte er das Hinblicken durch einen Schirm»
so verlor sich die bisherige Regelmässigkeit der An-
gaben, oder dauerte selbst dann fort, wenn gar
nicht gestrichen wurde. — Eine Dame erblickte
lange nichts , während sie auf einen grossen Magnet
hinsah; als man ihr aber bemerkte, sie müsste doch
Funken und Flammon sehen , beschrieb sie dieselben
ausfuhrlich. Beim Wiederholen dieses Versuches in
einem dunkeln Zimmer fuhr sie fort , die Flammen-
bilder zu schildern , selbst als der Magnet an einer
andern Seile der Stube gehängt war und sogar, als
man ihn einmal schon vor dem Beginne der Versuche
aus derselben entfernt hatte.
Solche leichtgläubige, mit starker Einbildungs-
kraft versebene Menschen werden durch die ihnen
zugeftlhrten Ideen dann leicht so getäuscht, dass es
den Anschein hat , als ob sie auf Täuschung Anderer
ausgehen, was aber nicht der Fall ist. Es findet
dabei kein psychischer Einfluss, von aussen kommen«*
S8B
Weiten weber» die Pest lu Prig. Deramberg, Brief u. s.w.
Stau, sondera eiae voo ibrem lonern ausgehende
geistige Selbsitaiischung, welche die Vernunft und
den unabhängigen Willen lähmt. — Üieaen Zustand
kann man lu Heilzwecken benutzen, indem man Ort*
lieh eder allgemein das Gefühl und die Girculation
erhobt oder deprimirt, wodurch dann die Functionen
eines Organs oderTheils umgeändert werden kOnneh.
Zum Schlüsse stimmt B. einem andern Berichterstatter
bei, dass die geordneten , ausgedehnten und authen-
tischen Angaben Mesmer's und Reichenbach' s
der beobachteten Sinnestäuschungen [wofür Jene sie
aber gewiss nicht gelten lassen wnr(l<*n] einen nn-
schstzbaren Beilrag zur Wissenschaft der med. Psy-
chologie abgeben.
Für deutsehe Aerzte mag es nicht uninteressant
aein» aus Braid*s Schrift über Hypnotism, die 1852
in 3. Aufl. erschienen , zu erfahren , wie B. diesen
Zustand hervorruft und ihn zu Heilswecken benutzt.
Er halt einen kleinen, glanzenden Gegenstand 10
bis 12^' Ober der Mitte des Vorderkopfes des Kr. u.
lasst ihn dann ruhig und bestandig nach demselben
hinblicken. Wenn sich nach 3 bis 4 Min. die Augen-
lider nicht ton selbst schliessen , so streckt man 2
Finger etwas getrennt aus und f^hrt damit schnell
oder in litternder Bewegung gegen die Augen des Kr.
hin, bei dem, wenn er sehr empfllngtich ist, die sich
Ton selbst schliessenden Augenlider entweder fest
geschlossen , oder in zitternder Bewegung bleiben.
Oeffoet , bei geringerer Empfänglichkeit , der Kr. die
Augen wieder, so wiederholt man den Versuch auf
dieselbe Weise, und schliessen sich die Augen auch
dann nicht, so lasst man sie absichtlich achliessen u.
die Aufmerksamkeit auf irgend eine Muskelanstrengung
richten , indem man den Arm des Kr. erhebt , wenn
er stelu, oder Arme und Beine , wenn er sitzt , aber
so ruhig, dass man dadurch die concentrirte Geistes-
richtung, die man hervorrufen will, nicht atOrt. —
Das Wirken der Nagnetiseure ist ganz dasselbe, denn
auch sie bringen durch Worte u.- Betonung die Ideen
des Kr. zur Nachfolge des von ihnen Verlangten," oder
vielmehr der von ihnen zugeführten Eindrucke und
Gedanken.
Beabsichtigt man Beruhigung eines leidenden
Theils , so muss der Kr. in einer bequemen Rücken-
lage sein und die Muskeln möglichst erschlafft halten,
dabei muss der Geist durch ermuthigende Ausdrucke,
welche vorzüglich geeignet sind, die Aufmerksamkeit
von dem zu beruhigenden -Theile abzulenken , ange-
feuert werden, Bedarf es der Reizung, so strecke
man die Glieder aus, wodurch sie bald in Erstarrung
übergehen, wahrend welcher Zeit Girculation und
Athmen beschleunigt werden, und ebenso werden
die Fuocüonen eines Sinnes mehr bethatigt, wenn
man die Aufmerksamkeit und Erwartung auf den-
•elben richtet. Bei Einigen kann man den vollkom»
menen Zustand, nBmlich den Schlaf, hervorrufen, bei
Andern wird nur partiell der Neryenacblaf bewirkt ;
auf Idioten konnte B. nie einwirken. Tritt man wBh«*
rend einen solchen Zustandea der MoraliUft wirklich
slltlich guter Menachen zunähe» soervnelilüirSeilMl*
bewussiaein und sie wiesen sieh zu vertheidiget.
[Auoh dieses seheint gegen die Wahrhaftigkeit solchct
Zustände zu sprechen.] Nacht einmal die IHtherea
Mesmeriaten pflegten die Möglichkeit aolcher Sdbei-
beherrsohung zu rühmen. B. vindaeirt neiner Be-
handlung noch einen Vorzug vor dem Nesaaeriamii,
dass er nämlich seine Kr. immer und leicht aiu dca
Schlafe erwecken konnte.
Obgleich Ref. von einem Deutschen Arzte aas
Manchester zustimmende Berichte über B.*s Wirk&aia-
keit empfangen, so sind ihm doch auch eben von doit
sehr gewichtige Bedenken gegen dieselben und Prü-
fungen der Falle, die geradeswegs ungünstig ausfielea,
zugekommen. Alexander.
164. KttheiliiDgen Aber die Pest n Ftig
in den J. 1713 — 1714. Ein Beitrag sar
med, Geschichte Böhmens; von Wilheln
Rud. Weitenweber, Med. Dr. und prakt
Arzt zu Prag u. s. w. (Vorgetr. in der histor.
Section d. k. bOhm. Ges. d. Wissensch.) Prag
1852. Golllieb IIaase*s Sohne. 4. 32 S.
(Vs Thlr,)
Vorliegende Abhandlung enthalt AuszOge aoa nnge-
druckten Urkunden über die Pestepidemie za Prag ii
den Jahren 1713— 1714 an der Zahl XXX Vll, grOss-
tentheils in der Schreibweise , welche zu jener Zeil
in der deutschen Sprache gebrauchlich war. Diese
urkundlichen Nachrichten , obwohl sie von verschie-
dener Beobachtungs- und Darstellungsgabe zeugen,
sind doch sammtlich nicht ohne Werth, indem sie
ebenso zur Vervollständigung der Geschichte der Bu-
bonenpest im achtzehnten Jahrhunderte einen beacb-
tenswerthen Beitrag liefern, als zu interessanten Ver-
gleichungen i besonders hinsichtlich der Osterreichi-
schen Nedicinalpolizei, und zwar namentlich den Yer-
hVltnisses der praktischen Aerzte zu den Gerichtsbe*
hOrden und zur medicinischen Fakultät in Prag vor
140 Jahren» Veranlassung gaben. Im Anhange theiU
der Vf. mit: 1) (j^mLoigkt uio^fiOYfapia) eis
bemerkenswerthes Bruchstück aus einem lateiniscbea
Schreiben des Arztes Sebast. Fuchs, eines Augen-
zeugen jener Pestepidemie, in welchem derselbe sick
über eben diese Epidemie nach dem Stande der da-
maligen ärztlichen Wissenschaft u. Kunst aunspridtf«
und 2) Nachrichten über das Sterbliohkeitsverhaltvisf
dieser Pestepidemie in Prag , durch vrelche es wahr-
scheinlich wird , daas die Gesamoftsahl der wahrea4
der Epidemie Verstorbenen gegen 20,000 betragt^
wenngleich die beigefügte tabellarische Ueberaieht öif
Zahl derselben vom 22. Aug. 1713 bis Ende Man
1714 nur auf 13,540 angiebt.
Thierfelder sen.
165. Lettre a M. UDocteur Saloaiare de Renn
(de Naples) sur un passage de Celse reiäiif
a la division de MUecme; par le Ooeteor
Ob. Darenberg. Dewi^me Edition oorrig^ \
IMdielMcbe BiUiostaphf« des It-* «i AwhUdd*
38S
et ftttgmentöe. Piris 1852. cb«x J. - B. Raii-
liftre. 8. 14 S. (Bes. Abdr. aus der Oazeue
m^d. de Paris — Ännöe 1852.)
Jn diesem Sendschreiben hat der ftlr die Geschichte
seiner WissenschafleB anenntfdiieh IbVtigfe Vf. eu
letgen unternommen , dass die Spaltung der Medicin
in die Flteber, namentlich in die DiitetilL, in die The-
rapeutik, durch Arzneimittel, unid in die Chirurgie,
wie die bekannte Stelle in der Vorrede des Celsus:
„iisdemque temporibus in tres partes medicina didueta
est,ut ufla esset quae yicto, altera qnae medicamentis,
tertia quae manu mederetur, primam Sianp:ix^Vj
secundam g>aQitia7C€VTiX'^v , tertiam xsiQOVQy^^V^
Graeci nominaverunt" sie angedeutet hat, einerein
wissenschaftliche war , dass man darunter zu ver»
Uehen habe eine Einibeilung der Krankheiten auf the-
rapeutischer Grundlage — der diätetischen, pharma-
ceulischen und chirurgischen — zum Zwecke des
mQndlicben und scbrifllichen Unterrichts, und dass
dieselbe keinen Einfluss hatte auf die ärztliche Praxis,
indem man in dieser stets, wie auch heute noch, vor-
zugsweise bald das eine, bald das andere Fach beirieh.
Nacbstdem hat er zu beweisen gesucht, dass die
Pbannaceütik (^pa^^uax^t^TM^) bei Celsis niehl
gleichbedeutend ist mit der ßhizotomie der frUhern
und der Pharmakopolie und Apolhekerkunst der spä-
tem Schriftsteller , sondern vielmehr mit dem , was
wir Pfadrnakologie (Arzneimittellehre) nennen, n. dass
die Pharmakologie und Rhizotomie der Alten unserer
Pbarmacie ebensowenig entspricht» wie die Lehre
vom Gebrauclie der Instrumente uqd von den Nah*«
miigsmitteln den Begriff der Chirurgie und DiKtetik
im Sinne dieser Allen erschöpft: Der Darlegung
dieser E/rgebnisse gebt voraus eine gedrängte lieber-
sieht der bisherigen Erläuterungsversuche jeoe r Stelle
des Celsus u. eine mehr oder weniger ausführliche
Widerlegung derselben. Irt einem „Post -Scriptum*'
macht der Vf. noch aufmerksam auf vier bis jetzt un-
bekannt gebliebene Stellen des Celsus, die er lb«il8
in gedruckten, theils bamlscliriftlichen QueUen miu
telaherlicher Aerzle entdeckt hat, und die nicht ohne
Interesse sind , weil sie beweisen , dass Celsus,
wenn auch nur selten, von ^ärztlichen Schriftstellern
der spätem Jahrhunderte u. insbesondere des Mittel-
alters gekannt und benatsi worden ist.
Thierfelder sen.
ۥ medlcliiliselie Bibliographie des In - und
Auslands.
S&mwntUche Literatur ^ bei der keine he:sondere Jahreszahl angegeben ist, ist vom Jahre 1 853.
I« MeiUeliilsebe Physik
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eadJiche VoUeaiinng dleaes Werkes anzeigen, bezieben wir
uns auf unsere , in den Jahrbb. LXV. 374 f. befindliche Re->
censioD desselben. Die damals fehlenden Schiussbeite ent-
halten: Bierbrauerei, Branntweinbrenaerei , Esaigfoiauerei,
Gerberei, Leimsieden, Spianen, Weben, Bleiche« und
Färben. H. E. R.]
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IV. 1.
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Medicmüche Bibliographie des tn- u* Auslands.
ä8&
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IV. 1.
— — ' lieber einige Verbiltnisse d. Netzbaut bei Men-
schen und Tbiereo. Daselbst.
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kel. Wien. med. Wchnschr. 35.
Weber, £. H,, Widerlegung der von Volkmann
gegen seine Abhandlung über d. Anwendung d. Welienlehre
auf d. Lehre vom Kreisläufe des Blutes und insbesondere auf
die Polslehre gemachten Einwendungen. M.'s Arch. S.
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3) Fehler der ersten Bildung.,
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beobachtete Fissur am Sternum. Eigenthuml. Missbilduog.
Wien. med. Wchnschr. 29. 31. 32. (Jabrbb. UXX. 296.)
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burtsk. I. 6.
Thirial, Anomale Coromunication der aufsteigenden
Aorta mit der linken Herzkammer. L'Union 100.
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Deatsche Klin. 31.
WW. Hygieliie u. Dl&tetik.
Alvaro, Fr. M., Allgemeine Bemerkungen über die
öffenti.Hygteine in Spanien. Gac. de Madrid. 20. 24. ^6 — 28.
Beneke, F. W. , Statistische Uebersicbt der in den
Rauptverpflegungsanstalten Londons vorsehrinsmässig einge-
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genossenen stickstoffhaltigen und stickstofffreien Substanzen.
Arch. f. phys. Heilk. XÜ. 3.
Che-vreul, Ueber einige chemische Reactionen in Be-
zug auf die Hygieine volkreicher Städte. Aon. d'byg. Juillet.
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einer allgem. Nabrungslehre. A.d. Holl. von P. B.Bergrath.
Crefeld. Funke. Geh. </> Thir.
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jecte in Beziehung auf Verwechslung, Verunreinigung, Ver-
fillscbung und Betrog u. s. w. Ansbach. C. Junge. 1 Thlr.
6 Ngr.
Gaultier de Claubry, Ueber die Schleussen in
England und insbesondere in London. Ann. d'byg. Octbr.
Med. Jahrbb. Bd. 80. Hfl 8
Gottiieb, J., Polizeilich-chemische Skizzen. Ueber
die Zusammensetzung, Werthbestimmung und Verfälschungen
von Milch, Butter, Wachs, Walrath, Honig und Seife. Leip-
zig. Renger. 1 Thlr.
Lehmann, J., Ueber den Kaffee als Getränk in chem.-
physiül. Hinsicht. Ann. d. Chem. u. Pharm. LXXXVII.
2. 3.
Martin, St., Ueber den Most. Bull, de Th^r.
Octbr.
Meurin, V., Chemische Untersuchungen über bleihal-
tiges Bier. Journ. de chim. m^d. Oct.
Nahrungsmittel, mikroskopisch-chemische Analyse
der festen und nässigen und ihrer Verfälschungea, von der za
diesem Zwecke niedergesetzten Commission. Lancel. July.
August. Septbr. (Jahrbb. LXXX. 187.)
Pleischl, A., Ueber d. Einwirkung d. Brunnenwas-
sers und des destillirten Wassers auf blankes unverzinntes
Kupfer bei gewöhnlicher Temperatur. Wien. Ztschr. IX. 7.
(Jahrbb. LXXX. 186.) -
Poggiale, Ueber das Commiss-Brod der Soldaten.
Journ. de chim. m^d. Septbr.
Uytterboeven, Ueber Ventilation der Hospitäler u.
öffentlichen Gebäude. Journ. de Brux. Juillet. (Jahrbb.
LXXX. 298.)
Wasser, Ober die Vertheilung desselben in Paris.
Gaz. des Höp. 84.
lfm Pharmakologie*
1) allgemeines,
Deschamps, Beitrage zur Receptirkunst. Bull, de
Th^r. Juillet.
E. in B., Die Traubenkur. Med. Centr.-Ztg. 72.
Huber, E. , Ueber d. Gebrauch der Weintniubenkur
zu Neustadt an der Haardt u. s. w. Neustadt a. H. A. H.
Gottschick's Buchh. 5 Ngr.
Küchenmeister, Kritische Bemerkungen zur Arznei-
mittellehre. Wien. med. Wchnschr. 33. 34. 35.
Weisenberg, A., Fland Wörterbuch der gesammten
Arzneimittel von d. ältesten bis auf die neueste Zeil. 4. u. 5.
Lfrg. (.Schluss.) Jena. Fr. Mauke. Geh. ä 12 Ngr.
Werber, W. J. A., Specielle Heilmitleliehre. Che-
misch, physiologisch u. klinisch bearbeitet für Aerzle, Wund-
ärzte und Studirende. U. Bd. 1. Abth. Erlangen. F. Enke.
2 Thlr. 12 Ngr. [Der 1. Bd. erscheint später.]
Wislocki, Tb., Repetitorium der Pharmakognosie
und Pharmakologie 8. Wien. Saltroayer u. Comp. IVs Thlr.
Wolff, E. , Gruoberg in Pr. Schlesien als Kurort für
Traubengnste^ nebst einigen Bemerkungen über d. Weintrau-
benkur. Grünberg. Fr. Weiss.
2) Einzelne ^rzneimitteL
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85 u. Rev. th^r. du Midi. Juin. (Jabrbb. LXXIX. 21.)
Albers, Ueber die Wirkung des Theins auf das Herz
und die physiologische Wirkung des Coniins. Deutsche Klin.
.34. (Jahrbb. LXXX. 191.)
Aran, F. A., Ueber d. Gebrauch d.Veratrin bei fieber-
haften Krankheiten, insbesondere bei der Pneumonie , dem«
Typhoidfieber, dem acuten Gelenkrheumatismus u. s. w. Bull,
de Th^r. Juillet. (Jahrbb. LXXX. 192.)
— — Ueber den Nutzen der Thoracentese und der
Jodeinspritzongen bei Behandlung eitriger Exsudate nach acu«
ten und chronischen Pleuresien und Hydropneumothorax.
L'Union 97. 98. 99. 102. 103. (Jabrbb. LXXX. 303.)
Artaud, Heilung des Alpdrückens mit Schwefels. Chi-
nin. Rev. th^r. du Midi. Septbr.
49
386
Medkiaiscbe Bibliographie des In *• iu AMkndb.
Bartella, R., Behandlang der Weehtelfieber mit
Schwefels. Chinin in Verbindung mit Weinsaure. Bull, de
Thär. Juili. Aoüt.
Beauclair, A., Günstige Wirkung der Präparate des
Conicin auf den Ailgcmeinzustand Krebskranker. Re?. ther.
du Midi. Aoüt. (Jabrbb. LXXX. 307.)
Becquerel, A. , Kauterisation der Schleimhaut der
Vagina mit Höllenstein in Substanz gegen Vaginitis acuta und
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dung durch impermeable Ueberzuge. Ibid. 92.
ßoinet, Bejiandlung der acuten und chron. Entzün-
dungen der Vagina mit iodtinctur in Pastenfurm. Ibid. 109.
B o r e 1 1 i , 0. , Ueber Jodeinspritzungen. Ibid. 95.
Bouchet, Jüdräucherungen gegen scropbulösa Oph-
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Breitbaupt, Salpetersaurrs Silber gegen Darmge-
schwüre. Pr. Ver.-Zlg. 29. (Jabrbb. LXXIX. 18.)
Briquet, P. , Tratte thärapeutique du Quinquina et
de ses pröparations. Paris. V. Masson. 2 Thlr. 15 Ngr.
Chabert, J. L., Du Huaco et de ses Tertns m<^dicina-
les ; r^flexions m^dicales sur ie Cbol^ra-Morbus et son tralte-
ment avec la Mikania Huaco. Paris. Inipr. de ßlondeau. 8.
IX et 112 pp.
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Bull, de Ther. Septbr.
Chinin, tannins., über dasselbe und lannins. Cincho-
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Cless, Die gebrannte Magnesia als Purgirmittel. Wur-
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CoUodiuii) gegen Verbrennungen. Journ. de Bord.
Septbr.
C 0 1 1 0 d 1 u m ferruginosum und seine Anwendung. Gaz.
des Höp. 90.
Delioux, J. , Ueber die fiebervertreibenden Eigen-
schaften der China und des Arseniks. Bull, de Thdr. Octbr.
Dentler, F., Ueber Kousso. Org. f. d. ges. Heilk.
11. 4. (Jabrbb. LXXX. 307.)
Deschamps, Ueber Lactncarium-Syrup. Bull, de
Thdr. Juiilel.
— — Albumin -Syrup; neue Jodpräparate. Ibid.
Aoftt. (Jabrbb. LXXX. 303. 304.)
— — Kampher-Syrup ; neue JodprSparaie. Ibid.
Octbr.
Desmartis, T. P., Kieselsaures KaH gegen Cholera.
Rev. thdr. du .Midi. Septbr.
Desnoix, Ueber die Igasur- Säure. Gaz. des Höp.
116.
Dibdin, Gh., Elektricität als therapeutisches Agens.
Lancet. Juiy.
Van Dromme, Strjchnin gegen hartnäckiges nervöses
Erbrechen. Gaz. des Höp. 89.
D roste, A., Kohlenkissen für unreinliche Kranke.
Bernhardi's Ztschr. [.3.
Duchek, Ueber das Verhalten des Alkohols im thieri-
schen Organismus. Prag. Vjhrscbr. X. 3. (Jabrbb. LXXX.
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Th<5r. Septbr. (Jahrbb. LXXX. 307.)
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Re?. med.-chir. Juillet. (Jahrbb. LXXIX. 284.)
Gee, R. , Chinin gegen Wcchselfleher. Lancet. July.
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Himmelreicb, Ueber die Wirkungen des Moschus.
Org. f. d. ges. Heilk. II. 4.
Ho ring, Heilwirkung des Extract. s'anguin. bovin.
Wurlemb. Corr.-Bl. 32. 33; Journ. f. KInder.-Rr. XXI. 1 u.
2, (Jabrbb. LXXX. 303.)
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des essenti^len Oels der Kitlern OrMgen. Gaz. de Par. 38.
39. [s. a. Gaz. des Höp. 114. ober die Wirkungefi des 0«t§
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Költreotter, Die Elektricität als Heilmittel und der
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dere. Würtemb. Corr.-Bl. 26.
Kranefuss, Belladonna gegen bydropkobidcbc Er-
scheinungen. Pr. Ver.-Zlg. 35. 36.
Lange, Höllensteinsalbe gegen Bubonen. Oeatscbe
Klin. 30. (Jabrbb. LXXX. 217.)
->— — Ausschlag nach Balsam, copafrae. Da». 36.
de Larue, Ueber die antiarthritiscben u. aniirbeumai.
Heilkräfte der Escbenbiätter. Bull, de Tber. iuille4.
Lauvergne, H. , Schwefels. ChiniB geged Typbotd-
Ueber. L'Union 116.
Lnhzen, Varcina gegen Keacbhusten. Hano. Corr.-
Bl. IV. 12.
Liniment gegen Rheumatisroi». Ruil. de Tkfr.
Septbr.
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bei der progresMfen allgem. Paralyse. Ann. m^d. fsnk-
luiilet. Gaz. des Möp. 117. 118; auch als Sepsrata^dmck.
(Vgl. Jahrbb. LXXIX. 82.)
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LXXX. 194.)
Malgaigne, Ferrum perchloratum bei Bebandlaog der
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M a r r 0 1 1 e , Wirkung des Veratrins bei acutem Gelenk-
rbeumatismus. Rev. med.-chir. Sept.
Martin, St., Bereitung des ChlorostilphiH-et desOoeek-
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Meisinger, Guttapercha-Chloroformlösaiig gegea Ei-
ceriatiunen der Brustwarzen. Wien. med. Wcbnsclir. 39.
M i c h d a , Datum stramoniuro gegen Geisteskr^nkhekefl.
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de soode ; Goldscbwefek gegen Waseersuoht. Rev. tker. da
Midi. Aoüt.
Morganti, G. , Medicmiseker Gebnineh des Fiscb-
thranes. Gazz. Lomh. 39.
Morpain, A., Nitro- viroso - resinöse Dampfe gegea
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Murawjeff, A. , Ueber das Sombtlin. Med, Zt§.
RussL 32. (Jahrbb. LXXX. 300.)
Nagy, J. , Ueber Revalcnta arabica« Ungar. Ztschr.
IV. 3.
Neuhausen, J. , Ficaria ranunculoides gegen Moli-
mina haemorrhoidulin. Org. f. d. ges. Heilk. II. 4. (Jahrbb.
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Nonat, Crotunöl bei Hydropsien nach Herzleiden. Gai.
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Norris, H. , Oertliche Anwendung des Jod bei Erysi-
pelas und Peritonitis puerperalis. Bull, de Thdr. kotU.
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ropium, surtout au point de vue tbdrapeutique. Paris. 4.
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mus. Journ. de Bruz. Octbr.
Pdtrequin, J. £. , Eisen-Mangancblorür gegen Hi-
morrhagien , Aneurysmen u. Varices. Gaz. de Paris. iO. 41
P h i 1 i p e a u X , Wirkung der Jodemspritzungen bei N}-
dropsien u. Ascites u. fiber die Untersuchungen Teissiers
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Thdr. Aoüt. Oct.
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387
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Re uling und Salzer, U»ber die Wirkungen des Co-
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limat. L'UoioQ 120.
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mittele kaustischer EinspriUangen. Ann. d. Berl. Charit^.
JV. 4.
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oder hypersthenisirenden Mitteln ? Gazz. Lomb. 29.
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Med. Ztg. Russl. 28.
Tomowitz, Ueber die Behandlaog d. WecbselHeheri
durch äussere Mittel. Wien. med. Wchnschr. 32. (Jahrbb.
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Venut, J. B. , Arhutus unedo gegen Blennorrhagien.
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«
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mus bei der Ruhr. Pr. Ver.-Ztg. 29. (Jahrbb. LXXX. 18.)
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Z u c c a r 1 n i , Ueber d. iusserllche Anwenduna des Chlo-
roform. Wien. med. Wchnschr. 33. 34. »5 — 37.
\%p ]H[ydrolo||;le «i« Baliieolosle.
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d. Chem. u. Pharm. LXXXVII. 2.
B 1 u m ^ W. , Matürliche und künatUche Mineraiwiseer. •
(Separatabdruck aus d. Handwörterbuche d. reinen und ange-'
wamllen Chemie von Liehig, Poggendorf, Wühler
und Kolbe.) Braunscbweig. Fr. Vieweg u. Sohn. 20 Ngr.
Delstanche, Bericht über den Aufsatz Spengler 's
„Wirksamkeit der Emser Thermeo bei Lungeoempbysem."
Joura. de Brux. Octbr. (Vgl. labrbb. LXXIX, 1070
Eisenmann, Das Friedrichshaller Bitterwasser. Med.
Centr.-Zt«. 72. 73.
T. Felleoberg, L. R. , Jodgehalt d. Thermalwassers
von Saxon. Schw. C.-Ztscfar. 2.
Fi I hol, £., Eaux mindrales des Pyrdndes. Recherches
comprenant l'dtude de l'action thdrapeutiquc , la Constitution
chimique de ces eaux et la comparaison des ressources , que
les j)rincipaüx dtablissements de Pyrdnees offrent aux mdde-
eins. Paris et Toulouse. 1 Thir. 25 IVgr.
G i r hal , A. , fitudes thdrapeutiques sur les eaux mind-
rales gazeuses-salines-ferrugineuses d'Andabre (.Aveyron). Mont-
pellier. Savy. 1 Fr. 60 C.
Glaubrecht, K., Der Stahlbrunn oder die Hunger-
quelle zu Kochlitz in Böhmen, Bezirk Hoheoelbe. Prag. F.
A. Credner n. Klcisbub.
Grum, K. J. , Die Mineralwässer von Lipezk. Med.
Ztg. Russl. 35.
Helfft, Die nassauiscben und Taunushäder: Schwal-
bach. Deutsche Klinik. 40.
M 0 r n a n d , F. , La vie des eaux. Notes sur la vertu
clirative des eaux parle Dr. Roubaud. Paris. V. Lecoo.
1 Tblr. 5 Ngr.
Möller, Fr., Ueber den Gebrauch der Homborger
Heilquellen. 6. Aufl. Homburg vor der Höhe. L. Schick.
10 Ngr.
Nendtvich, K. M., Das Mineralwasser von Alsö-Alap
im Stohlweissenburger Komitate. Ungar. Ztschr. IV. 9.
Nentwig, Einrichtung und Wirksamkeit der kohlens.
Gasbäder zu Cudowa in der Grafsch. Glatz. Med. Centr.-
Ztg. 71.
van Nes, Mittbeilungen über d. Soolbad zu Rothen-
felde. Hann. Corr.-Bl. IV. 10.
Schlammbäder, die beim Dorfe Saki in der Krimm.
Med. Ztg. Rusel. 26. 27.
Traotweln, L. , Die Soolqnellen zu Kreuznach und
ihre med. Anwendung. Kreuznach. 20 Ngr.
Verhaegbe, L. , Du traitctnent des maladies nerveu-
ses par les bains de Mer. II. Ed. Ostende. Max Kornicker.
Vidart, P. , Manuel du baigneur, guide indispensable
a tout malade faisant la eure d'eau froide. Geneve et Paris.
J. Cbebruliez. 20 Ngr.
Wolff, Der mit Kohlensäure imprägnirte Wittekind»
SalsbmnDen. Pr. Ver.-Ztg. 38.
TU. Toxikologie.
Bessi^res, Vergiftung durch ein starkes Decoct von
Hyoscyamus als Lavement. Journ. de Toul. Septbr.
Boschs Ueber Wurstvergiftung , besonders deren Be-
handlung. Wurtemb. Corr.-BI. 37.
C b e v a 1 1 i e r , Zufalle, die hei 80 Personen beobachtet
wurden, welche ein Brod geoossen hatten , das Lolium temu-
leDtum enthielt. Ann. d'hyg. Juillet. (Jahrbb. LXXX. 195.)
CIeme«B, Zur Lehre tob den Bleivergiftungen. Vjhr.-
Schr. f. ger. Med. IV. 2.
Hassall, R., Vergiftung mit William fiurnett's
Desinfeetlonsllquor. Lancet. August. -^^1^
Strychnin, Vergiftung durch dasselbe. Gaz. des
Höp. 119.
388
Hedicinische Bibliographie des In- q. AuBlandi.
Till* Pathologie u. Tlieräple*
1 ) Allgemeines.
Bock, C. E. , Lehrbuch der pathol. Anatomie und
Diagnostik. 2. Bd. : Lehrbuch der Diagnostik. 2. Abth.
gr. 8. IVjThlr.
Canstatt's, C. , Specielle Pathologie und Therapie
vom klin. Standpunkte aus bearbeitet. V. Suppl.-Bd. Von.
E. H. He noch. 3. Lfrg. Erlangen. F. Enke. i Thir.
Gintrac, E., Cours thdorique et clinique de Patholo-
gie interne et de th^rapie m^dicale. III Tomes. Paris. G.
Bailli^re. 7 Thlr.
2) Krankheiten des Nervensystems,
a) Allgemeines und Krankheiten der
Nervencentren.^
Bricheteau, Hämorrhagische Cyste im ArochnoideaU
sacke. L'Union 90. 91.
Hamburger, L. , Deber eine unter der Form tod
Ophthalmia rheumatica auftretende und durch eine Verbin-
dung von Zink u. Eisen heilbare Gehirnaflection. Bernhardi's
Ztschr. [. 3. (Jahrbb. LXXX. 193.)
Helfft, J., Praktische Mittheilungen aus dem Gebiete
der Nervcnpalhologie. Wien. med. Wchnschr. 37. (Jahrbb.
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Uterus, nebst 1 Fall von künstlicher Frühgeburt. Würtenb.
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MWittuifch» B)lti«{^i9«i« «M lä" 11. AMiMtfix
m
M «li «r U a , Mmem ^ebttn tv«gMi |i^otfMi> *(M^bit«*t
M^r(iD) Ant.y CeMv die 6«lnirtoliaifo aif der HMe der
Wissenschaft, gr. 8. Nancben. Palm. 8 ffgv«
— — Leitfaden bei der Blbaofllaig ler lfegtf4wMrigeo
SchwaDgerschafl, Gebort u. Wocbenzeit. 12. MöDcbeo 1854.
Palm. 12 Ngr.
— — Leitfaden bei der geburtsbfiifl. Untersuchung
and BehandluftUdiif tteulld^liStlHrtikg^M. 1. Aufl. München
Palno. 1854. 4 Ngr.
M e I ci e a 1 , Abortus durch Hydatiden der Placenta her-
btetgefuhrt. Gai. des HOp. li«.
M i t c b e I , J. T., Falle aus der operativen Qebdi-tsbaiC«!
LiaDeel. 8ept<
Naegel^, 0., Diätetik der Scbwaogirirttthin. 16, f>M"
s«dä6rf. KauUn. t/^ Tblr.
de Piätra - Santa, P. , Geburt; Metiili^; P^rlt^^
■His« Rs^itr der GebflniiQtier und d« Magfciil; L'Onion.
118.
tan Praag, J. L. ^ BümerinMigen it der Abbabdiung
,,da8 Verseben der Schwängern fon Dr. R r a c h'^ Nun.-Scfar.
K. Gcburuk. II. 8i
Real, Prophylaktische BebtfBlMung bei QaeriMgeo/ Gsi.
^tm Mps 112.
Hei dt Lt Oeber die Dauef der SohwaegerMllart biil«il
Weibe. LandM. Se|M.
Reviy Kiodbeilfrieaeli Wilrtemb. Corr.-Bl. M.
Retzius, M. , Jabresber. über dae iMgoAi Enrbid->
dangahaes wm fttoi-kboliki vom J. 1849. (Im Ausitufre ibitgeih.
▼OD Dr. fan dem Bisrh.) Moii<«Schf. f. G^burlsk. I. 6.
II. IL 1. (JabrMf. LXXX. 196.)
Reuter, C. , £etbinduiif< einer ErMgi»barfft4ea bei etn^r»
In alieb DuiVihm. zu kleineii BtH^kenf bei gleichzeitig angewöhn-
lich starkem Kin*de und einem in alten Durcbm. zu g^OBSebU
Kopfc. Nasa. Jabrbb. 41.
R 1 c k e r , Resultate der operativen Geburtabdire ito NSP'
24«tbu»e Nasaai fon 4. 1821 bis Ende 1849. Das,
▼. Ritgen, Ueber die Ursache, weshalb bei Torii^gen-«
dam ftapfe der Rücken desKÜdes bäuftger Dadb i'mbs als nach
' rechts gewendet ist. Mon.-Scbr. f Gebnrtsk. Ih 1.
i, Kitgen, F. A. M.^ Das alts/»Widng gl^baaK^ Frtiuen-
backen , nebst Vorschlag eidsr Ständigen RuehstnbSHbazeilb'
saug der Bceheadiaa^se« Giessea. E. Ileiaemand/ 2 Tblr.
Seanaoni, Vesfabrea zar Eialeüung der Frftbgebarf /
Verhandl. d. pbys.-med. Ges. zu Wurzb. IV. 1. [Saugl*!! an
de» B#laftea der ftekwaagera; v«l. Jabrbb. LXXX. 194«)
Schwangerschaft ^ efik«m rüdiro«tttlreti tJttfhi»-
hoim m wabi^bfeiillrcber WandeHiifel des Eiei aA« dtfih rech-
ieff li^erttdtk« itt d. linke thetHühöth, Das.
Seyffert, B. , Zur GyASkölögre und Geburisbulfe.
Wiett. mejf. Wcbiiscbr. 3tf.
▼. Siebold, E., 8. Bericht über die in der K. Enlbin-
dungs-Anstall zu Göttingen ▼orgefallenen Ereignisse in den J.
1850, i9(ii tt. 188^. »Ibn.-Siihr. f. GebDiläk. IL ^■
Tassitts, Das Vt^rsetitifl dsf Schwängern. Henke's
Zucbr. XLIV. Erg.-Hft.
T^S'ill, I., Weodtmf bei eAgem Becken aostaU der
Craniotomie. Mohtbly Joum. Angusl.
taust, J. , KQdstticbe Frühgeburt bei Beckenenge.
Joum. de Bnix. Jaill.
Verhandlangen der Gesellschaft f. Geburtshilfe in
fierlin. 7. Hit. gr. 6. Berlin. G. Reiner. IV« Tblr.
Veg;let, ftaisenehnHf aiii tödüiebcm Ausgang^ für
Mutter und KinJ. Pr. V«r.-Zl^ 29.
WertlleVm, G. Gh., Mitlbelluageii au» det gHiurts-
httlfliGhen Praxis. Mon.-Scbr. f. Geburtsk. II. 2.
W t d e f s ( «f 1 n. Extrtfater ib-Seh^aAger^titiil ft üta^s^rbalb
der ttiüchhöhle. N«M. Jahrbb. fl.
VirittHnger, Tb., Geburtsfall mit Selbstweodung.
Zucbr. L Cbir. u. Geburtsk. VK 2.
Woblgemuih, Retroversio uteri gravidi durch Gol-
iU. Jalkrb^. fU, W. Üh. t.
peur^llb kelteilt. HttH.-Sdbr. U Gebtirtsk. l 6. (Jahrbb .
LXXX. 323.)
S>4: V. 2. Norrii.
ILM. KtiicIerkrauALtielleii.
Axenfeld, A., Üeber <iie ▼orzilgiichsten Zufalle die
bei der Tracheotomie bei croup- kranken Kindern beobachtet
werden. L'Ünion 108.
bartbez, E., Heilung eines Astbma tbymtcum. Gaz.
des Üöp. 8Ö. u. L'tJnion ^^9.
Bebrend, t^r. J. , Ueber Balanitis, Posthitis und
Urethritis bei kleinen Knaben. Joum. f. Kinderkr. XX. 5 u.
6. (Jahrbb. LX&.t. 33l)
— — Einige Bemerkungen über die entzündlichen,
gescbwurigen und brandigen AdTectionen des Mundes bei Kin-
dern und über deren Unterscheidung. I^as. (Jahrbb. LXXX;
331.)
Bignon, Tödtiiches ßlulbrechen nach tuberkeJöser
Perforation des Magens bei einem Kinde von löVt J- («azi
desrtöp. lil.
äüuchut, tbeoret.-prakt. tta»(tb. d. Kinderkrankbi
Nach d. 2. franz. Aufl. bearb. ?. B. Bisch off. Würzhurg
11^54. i»(ahel. Lex.-6. 1. Ahlhi p. cpft. 3 tblr. 6 Ngr. [Vgl.
binsichll. des Originals Jabrbb. LXXX. 156.]
B o u I e y und G a i 1 1 a u t , (Jeher die phagedäniflchen u.
brandigen AA'ectiunen der Kinder, besonders Ober den Mund-
brund nach Mosern. Journ. f. Kinderkr. XX. 5 u. 6.
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injec(iun<>n. Bull, de Tbdr. Juill. (Jabrbb. LXXX. 198.)
Diener, /. L. , Ueber Ceplialaematoma und Hydroee**
phalus. Schw. C.-Ztschr. 2. (Jahrbb. LXXX. 232.)
Öuchaussoy, £. , Nächste Ursache and Behandlung
des Mastdarm Vorfalls bei Kindern. Arch. gän. Sept.
Eich mann, Ueb^r das 2ahnen u. Entwöhnen der Kin-
der. Pr. Ver.-Ztg. 3d. (Jahrbb. LiXX. 330.)
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rungen im Körper der Neugeborenen durch Atbmen u. Luft- '
einblaseli. gr. 8. Stuttgart. Schweizerbart. V* Tblr.
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kleiner Kinder. Hann. Corr.-Bl. IV. 18.
Fleming, C. , Ueb«!* Kfafikbeitefi def Harnwerkzenge
und die krankhaften Zustände des Urins bei Kindern. Journ.
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Friedleben; 0eHr% züf LAbre vom Keuchhusten
der Kinder. Arch. f. phys. Heilk. XII. 3.
G i ^ 0 n , Ueber Mastdermpolypen bei Kindern. L'Union
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U\ eitt«m Kiode ü. s. W. Gai. ät^ Höp. 99.
• Güiri0t, N., ^lAiphysem des Z^flgäwebes in dtfn Ifä-
dlA^tltren, das Sieb bis an die Hahgegend ers(f<<ckte, dös
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folge dar Anstrengungen beim Husffeti. Ai^ch. ifih, Aoüt.
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HerrleuMv R. , Ueber die Anwetidiiitg d»r bletlgelr
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kleiner Kiader. iuura. ff. Kinderkr. XXI. i a« 2. (Jahrbb.
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Marotte, (Jeber Synkope der Säuglinge. Arch. gdn.
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2Vs Mon. alten Kinde; 3) sehr acuter linkseitiger Hydrotbo-
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1 u. 2.
Pauls, lieber Keuchhusten. Med. Centr. - Ztg.
Pauls, Proiapsus ani bei Kindern. Das. 60.
R i 1 1 i e t , F. , lieber die mit Eiweissharnen verbundene
Gehirnaflection der Kinder: Encephalopatbia albuminurica.
Journ. f. Kinderkr. XXI. 1 u. 2.
Roger, H. , lieber Nabelblutung nach dem Abfallen
des Nabelscbnnrrestes. Das. (s. Jahrbb. LXXIX. 65.)
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cerficalis. Gaz. de Strasb. 6.
Strohl, E. , Fall ?on essentieller Paralyse bei einem
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Tott, C. A., Beiträge zur Pädiatrik. Journ. f. Kin-
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Burger, C. G., Lehrbuch der Chirurgie. 1. u. 2. Lfrg.
Lex.-8. Stuttgart. Rieger. k V4 Thlr.
Chelius, M. J. , Handbuch der Chirurgie zum Ge-
brauche bei seinen Vorlesungen. 7. fermehrte u. verbesserte
Original-Aufl. II. Bd. 2. Abth. Heidelberg. J. Groos.
2 Thlr. ; compl. 12 Thlr.
Emmerty C. , Lehrbuch der Chirurgie. Mit vielen
erläuternden in den Text gedruckten Holzschnitten. II. Bd.
3. Lfrg. Stuttgart. Frankb'sche Verlagsbandlung. 1 Thlr.
4 Ngr.
Hey fei der, J. F., Uebersicbt der in der chirurg.-
augenärztlicben Klinik zu Erlangen vom 1. Oct. 1852 — 30.
Sept. 1853 vorgekommenen Krankheitsfälle und Operationen.
Deutsche Klin. 43.
Malgaigne, J. F., Manuel de M<Sdecine opdratoire
fond<Se sur Tanatomie normale et Tanatomie patbologique.
VI. Edit. Paris 1854. G. Bailliire. 2 Thlr. 10 Ngr.
Massart, A. , Chirurgie conservatrice des membres,
ou traitä des principea et des moyens d*^fiter les amputatlons
et les räsections osseoses et d'harmuniser Tart cbirurgical avec
les progres de la science de Thomme et ceux de la civilisation.
In 8. Nantes. 5 Fr.
Paget, J. , Lecture^ on surgical Patbology delivered
at the Royal College of surgeonß of England. 11 Vol. London.
Lungman, Brown, Green and Longmans. [Vol. 1. : Hypertro-
phie; Atrophie; Regeneration; Entzäadimg; Brand; specü
Krankheiten. Vol. II. : Geschwulste.] 12 Thlr. 21» Ngr.
Skey, Fr. C, Vorlesungen Aber Chirurgie. Med. Tinses
and Gaz. August.
S. a. V. 3. Jobert.
2) Geschwülste und Polypen.
Balassa, Luftgeschwulst am Kopfe. Wien. med.
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darms. L' Union 93.
Barth^lemy, Fibröse Polypen des Rectum bei Zvil-
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Nacken eines Kindes. Lancet. July.
Bourgeois , Ueber Mastdannpolypen. L ' Onioa.
81.
C 0 mb e , Cancroid der Oberlippe ; Operation ; Cheil»-
piastik. Bull, de Tbdr. Oct.
Coote, B. , Fibröse Geschwulst die mit einer wahret
Cyste Aehnlichkeit hatte. Med. Times and Gaz. Aaguat.
Epulis, knöcherne. Gaz. des Höp. 109.
£smarch,T., Ueber cav emöse 61 utgeschwulate. Yir-
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todes des Femur simulirte. Lancet. Sept.
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Wien. me<|. Wchnscbr. 35. 36.
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stik. Mem. de la soc. chir. III. 4.
SouU, E., Zwei Fälle von Epithelial-Gesehvrabien des
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Szokalski, V., Fälle von Cancroid auf der Donal-
fläche der Hand. L' Union 103.
V i n g t r i n i e r , Der endemische Kropf im Departement
Seine-Införieure ; Bemerkungen über die Aeüologie dieser
Krankheit. Ann. d'byg. Oct.
Wi 1 m 0 1 , Lipom auf der Nase. Dubl. Jonrn. Aug.
3) fFwiden, Brand, Ferbrennmgen,
Erfrierungen.
A U a i r e , Complete traumatische Trennung der Ackil-
lessebne. Ga/.. des Höp. 99. '^
Cabanellas, G., Schusswunde mit Fractur des obera
Tbeils der Tibia. L'Union 107.
Günther, Ueber Noma. Deutsche Klin. 32.
H ä r 1 i n , Ueber Coagulationsbrand , Gangraena senilis.
Wurtemb. Corr.-BI. 30.
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Thierbäder gebeilt. Pr. Ver.-Ztg. 40.
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der Blutgefässe an den untern Extremitäten. Med. Times aod
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Malgaigne, Ruptur des Canalis Stenonianus; Spei-
chelansammlung im Innern der Backe ; Operation ; Heilung.
Gaz. des Höp. 117.
MetlieiBiseh« Bibliograph!« d«8 In- n. Auslands.
395
Niete, AUgemeine fiemerkuDgen Aber die Projectite der
Feuerwaffen. Deutsche Kilo. 39.
«— -— Folgen eines Sturzes auf den Kopf nach 3 Mo-
laten. Das. 42.
Parant, Wende des Pericardinm ohne HerzverletzuDg.
loQm. de Toni. Jnin. '
Ripa, L. , Tetanus nach einer Riss- u. Qnetscbwunde
»n der Phalanx des Daumens. Gazz. l.omb. 37.
Sanrel, L. , Contusion des Epigastriums ; conTuIsi-
rieche Bewegungen ; gute Wirkung der blutigen Schrdpfköpfe.
Rev. tb^r. du Midi. Juillet.
*Teztor, K., Durchdringende Hiebwunde des rechten
MitUlfusses mit Bruch des 3. Nittelfussknochens. Heilung
durch erste Vereinigung. Verhandl. d. phys.-med. Ges. zu
TVörtb. IV. 1.
— — Queiscbung des Damroei, Zerreissnng der
iMamrohre ; Urämie, Verschwinden derselben nach wiederhol-
ter Blutung aus der Harnrohre u. s. w. Das.
T r e i G h I e r , Beobachtung mehrerer ausgedehnten Ver-
brennungen. Schw. C.-ZUchr. 2.
Uytterhoeven, A., Verwundung des Radio - Carpal-
gelenks. Joum. de Bmx. Aoüt.
4) Geschwüre, j^bscesse, Fisteln.
C a r r e a u , Behandlung der Mastdarmßsteln , ,par pin-
ceaient*' nach Gerdy. Re?. m^d.-ehir. Sept.
Chassaignac, Mastdarmfisteln mit grossen Decolle-
ments in der Beckenhöhle und im Perinfium. Gaz. des H6p.
114.
Foucault, J. S., Gongest ionsabscess ; 8 Non. lang
bestehende Fistel ; Heilung durch Jodeinspritzungen und den
innerlichen' Gebrauch des Jod. L'Union litt.
Gössel in, L., Behandlung des eingewachsenen Nagels.
Gaz. hebdom. 1. 1.
Hamilton, Behandlung der Drinlisteln mittels der
Compression. Dubl. Joum. Aug.
Macdonald, Wm., Künstlicher After, Heilung. Lan-
ce!. Aug.
Schub, Widernatürlicher After, durch mehrere Ope-
rationen geheilt. Wien. med. Wchnschr. 34.
Stricker, G. A. , lieber Panaritien. Org. f. d. ges.
Heilk. 11. 4.
Sturm, Grimmdarm - Blasenfistel. Deutsche Klin.
39.
T'icier, Speichelflstel, erfolgreiche Operation. Joum.
de Toul. Juillet.
5) Geßsshrankheiten und j^neurysmen,
Alqui^, Aneurysma traumaticum der Arteria cubitalis,
das seit 26 Tagen bestand. Rev. tbär. du Midi. Sept. u.
Gaz. des Hdp. 121.
Ancelon, Zur Radical - Kur der Varicocele. Ibid.
96.
E y r e , Ed. D., Aneurysma der Iliaca externa ; Heilung
durch die GaWanopunctur. Lancet. July.
Jobert (de Laroballe), Behandlung der Hämorrhoiden
durch das Wiener Aetzmittel mittels der eapsule b^morrhoidaire.
L'Union 117. u. Gaz. des H6p. 116.
Lenoir, A. , Aneurysma popliteum; Injectionen mit
Ferrum perchloratum. Gaz. hebdom. l, 2.
Rigal, J. J. A., Behandlung der erectilen Geschwulste
durch eine neue Art Ligatur. Rapport Ober diese Arbeit yon
M i c h 0 n. Nem. de la soc. chir. HI. 4.
Schuh, Ueber die Teleangiektasie. Wien. Ztwhr. IX.
7. (Jahrbb. LXIX. 238.)
Velpean, Aneurysma spurium contecativurn in dem
EUenhogengelenke. I/Union 101.
6) Hernien.
«
BorggreTe, Beitrüge znr Lehre Ton der Bmchein-
klemmung. Pr. Ver.-Ztg. 33. 34. 37. (Jahrbb. LXXX.
337.)
C e 1 1 a r i e r, E., Bemerkungen zur Behandlung der Her-
nien. Ref. ihir, du Midi. Juill. (Jahrbb. LXXX. 326.)
Chadwick, S. T. , Zwei Fälle von Nabelhrflcben;
Operation, Heilung. Lancet. Aug.
Godrich,T., Sehr grosse Hernie. Ibid. July.
Heulhard d'Arcy, Bemerkungen über eingeklemmte
Bruche. Rev. ro^d.-chir. Juill.
Lange, Eingeklemmter Schenkelbruch. Deutsche
Klin. 33.
Paul, J. , Zur Jehre fon der Hernie foraminis ovalis.
Guosb. Ztschr. IV. tt. (Jahrbb. LXXX. 340.)
Reiche!, J. , Die am häuflgsten vorkommenden Arten
der Unterleibsbrücbe zur Beachtung und Belebrang ffir Jeder-
mann, insbesondere für BrucbkraDke. Leipzig 1854. Magazin
fflr Literatur.
R 0 u z , Geber Unterieibsbrucbe. L'Dnion 111.
Schreier und Alt, Heraia inguinalis incarcerata
et accreta. Deutsche Klin. 32
SouU, E., Bemerkungen Ober Abdominal -Hernien.
Gaz. des Höp. 90.
Spengler, Ein Bruchschnitt. Deutsche Klin. 38.
Ticier, Epiplocele. Journ. de Toul. Juill.
— — Anschwellung der Leisten - Drüsen , mit Sym-
ptomen eines eingeklemmten Bruches. Journ. de Toul.
Juillet.
7) Luxationen u. Fracturen.
B a u d e n 8 , Ueber Fracturen der Kniescheibe und einen
neuen Apparat zur Behandlung der transversellen Fracturen
derselben.. Gaz. de Par. 28. (Jahrbb. LXXX. 239.)
Bouisson, Bemerkungen über die Luxation desFemur
nach Unten; neuer Fall dieser Art. Re?. th<^r. du Midi.
Sept.
Bourguet, Zur Geschichte der Luxation der Finger u«
der Hand. Rev. m<$d.-cbir. Aofit.
Broca, P., Ueber die Luxationen unter d. Astragalus.
Mem. de la soc. chir. III. 4. und Re? . m^d.-chir. Sept.
Rurger, Luxation der Halswirbel. Ztschr. f. Chir. u.
Geburtsh. VI. 2.
Costa de Sarda, Vielfache Fractur des Steraum
durch Rückprall (contre-conp). Gaz. des Höp. 102.
C 0 s t e s , Ueber Luxationen des Scapulo - Humeral - Ge-
lenks. Journ. de Bord. Sept.
Desormeaux, A. J., Ueber incomplete Luxation der
Tibia nach Vorn. Kapport über diese Arbeit von Riebet.
Mem. de la soc. chir. III. 4.
Dieulafoy, Luxation des Oberschenkels in die Inci-
sura ischiadica major. Gaz. des Höp. 105.
Erpeobeck, Schräger Doppelbrufch des Unterkiefers ;
modiflcirter • Verband b^i demselben. Rann. Corr.-Bl. IV.
13.
Günther, Fractur der Pars petrosa des Schläfenbeins;
Tod durch Compression des Vagus. Deutsche Klin 30.
Hilton, J. , Ueber Fracturen an der Schädelbasis.
Lancet. July.
Malgaigne, Reduction einer Luxation des Daumens
zwischen Metacarpus und Phalanx mit Hülfe der Schraube
(Poin^on). Rev. mäd.-chir. Sept.
— — Klinische Voriesung über die Fracturen der
Kniescheibe. Gaz. des Höp. 106.
— — Ueber Behandlung der Schenkelfracturen.
L'Union 123.
Manford, R. A., Complicirte, comminutive Fractur
der Patella , Communication mit dem Kniegelenke. Lancet.
Septbr.
Martini, L. , Zur Einrichtnng der Verrenkungen des
Oberarms. WQrtemb. Corr.-Bl. 40.
Wd^idii whf Bi|4i<»gra]^)« Atß In ^ <u iaalMiAii
Merrem, (Üscheir'l ^erfahpfn zur Eioricbtang des
▼errenkten Oberscbeokels. Pr. Ver.-Ztg. 40.
Pauls, KnocbenbrQcbe. Med. Centr. -Ztg. 63. 64.
uttd m.
P h i I i p 6 a u X , Behaodliing 4er friscbti YerstsoekoD-
gen mit dem Kleisterverbande. Journ. de Brux. Sept.
Riebet, üeber die Mögliebbeit der ftaposilion der Lux-
ationen des ohera Tbeilea des Honerus und Famur bat Free*
turen dieser Knocben. Bull, de Tb<r. luill. Aoftt.
Seutin, Behandlung der Ffacturea der Kniaaebeibe.
Gaz. de Par. 36. 37.
Sonrier, E., f^rectar des Oberarmbeins; Oedem und
Paralyse der Hand und des Vorderarmea; elgenlhumlicbar
Apparat; Anwendung d. Elektrioitat o. darBIder von Bar^ges;
Heilung. Gaz. des Höp. 121.
Dytterhoeven, A., Cemplete Luxation derTibianacb
vorn. Journ. de Brux. AaCit.
— ! — FractQF des Femar und der Patella auf der
I. S. ; doppelte Fractur dar Mionlade, Coromotia cerebri.
Ibid.
— — Glossocoroe, Instrument zur Rednotlon veral-
teter Luxalionaii. Ibid. Sept.
V i a u d , E. , Incomplete Papatysa aadi Fraotor der
Wirbeisäule; Blutbrecben; Tod. L' Union St.
Wagaar (Essen), Zur Taoboik der Loxaliona». Hann.
Corr.-Bl. IV. 14.
$) Knöchern^ und GelemkkraMkkeitM,
Adams, J. , Entrernung eines Sequesters am untern
Ende der Tibia, Ankylose des Fussgelenkes. Med. Times and
Gaz. July.
Bellingham, 0. B., Hydropsie des linken Sinus fron-
talis mit bedeutender Erweiterung und Absorption der kno-
cherneu Wände u. s. w. Ann. d'Oc. Mars.
Berg, Dysphagie in Fiolge von Caries der beiden ersten
Brustwirbel. Wurtemb. Corr.-B). 34.
Carun, Acute Gelenkaffection , die steh In Eiterung
endete mit Verletzung der Knorpef des Femoro-TibialgeFenks ;
Tod 36 Stunden nach dem ersten Erscheinen der Symp.tome
im Gelenke. L'ünion 167.
Dürr, Deber die Ursache der geringern Reactron nach
gewaltsamer Streckung der Contracturen unter Cbloroformnar-
kose. Wnrlemb. Corr.-Bl. 40.
Tisch er, C. , Heilung einer 19 I. lang dai^ernden Ne-
krose der untern Hälfte des Femur auf operativem Wege.
Zlscbr. f. Chir. u. Oeburtsh. VI. 2.
Frank, Pb. , Behandluag der Contractronen und An-
kylosen im ^nie- und Hüftgelenk durch gewaltsame Ruptur.
Med. Times and Gaz. Julj. Au£|.
Gerdy, lieber Periostitis und Meduflitts. Arcb. g^n^
Aöftl. Oct.
Lorinser, F. W. , Hüftgeienkskrankheiten. Wien,
med. Wchnschr. 33. 98.
Malgaigne, Klinische Vorlesungen ober Arthralgien
und Subluxation des Occiput. Gaz. des Hop. 115.
Maisonneuve, Elfenbernartige Exostose des Os eth-
moideum. Gaz. des Höp. 95. L'ünion 95. (Jahrlib. LXXX.
%9.)
Meyer, H., Beilrage zur Lehre von dfn Knochenkrnnk-
beilen. H o. Pf.'sZtschr. N. F. III. 2. (iohrhb. LXXIX 303.)
Niese, Ueber Krankheiten des Härtgeienks. heutsche
Klin. 37. 39.
Roser, Uoher Resectionen bei OelenketteruOg. Arch.
f. pbys. Heilk. XII. 2.
SoMy, S., Geber GelenkkrankheKen. Lancet. Aug.
9) Krankheiten der Harn- und männKthttt
Ge$chlßchtsorgane,
A.m«f f.a»t, I.^Z^, IM^ ?erWckelpnÄ 4^. ^Ifsen-
steine in einer SiUung. (^. 4(B. ?^. 4il.
Ciif^ml^aia, J. W., In^iir der Blaae. MeA. Tma
and Gaz. July.
(^dftfsi^if quo, Ueber ainiga aallaere An«a teC>
sten-Hydrocele. Gaz. des Höp. 79.
Gapkb^vira, R., I^U voi Blaaeaalaia. Lamset. %
F u r n e s 8 , T h. A. , Fall von BlascaaCain , Litbolaa^
Hafner, Q. , PrQlmiius «masa orkaame c^sgcn
c«iA »aversma. Wöii^nib. Corr.-rB). 40.
H « tt f la 1 a « p , Entffaotioo f9« BlaaeoMaineo d«Kk ^
»Percnteur courbe". Gaz. des Höp. 113.
King, K. , Haroröhraaitrftciur , die seit dar firähestci
Kindheit bestand, Oparatiaii, MottkJy Juurn. Sefii.
Piogay, EiiiM<;n)Bii|ilg d4a Unkeo Taatikela im lacMri-
kanal , Verhärtung des rechten Nebenhoden und ItigmloaXbgt^
4ia daraelben Seite; Fehlen der Samentliiercfaext. Gai.
hebd. 3,
Reybard, l. F., Traitö pratique dea r^ireciaecnntt
dw aaoal de Turetre. S. Pari«. L«b^. 7 Fr. HO C.
Ruux, J., Ektopie der BUsa; Autoptaatische Opn»*
tiQQ u. a. w, L'UntOQ 114. 115,
S^^Iilloi, G. , UnmittakbArQ EUraatioB dar IMasw
steine, durch den krummen Percuteur von Heurleloop.
Gaz. des Höp. 118.
— —1 Bl^senstein d^fsen (era ^\s\ Stuck ^fäfftrükr
bildete ; ZertrQmmerung desselben. Gaz. de Strasb. 7. as^
Gaz. des Höp. 110.
S| «y ^ e l , Prai^lisf Im Ba«fterkiiwt0B Hlier doo BlaMSsiäB
und sein Verb|lMs» 9ar U^otritie. DevUcha Kba. 41.
UyU€irHoe«(»a, i,, 1) HarqrdteaBvareofaviH« »sk
Prostatitis acuta ; 2) traumatische HamröhrenTereogeraif ;
a> H0rqr$|irffiver«9geniQg, bcKkwleqdtr Hanuiheoeaa. itva.
10) Orthopadik.
Bro.^hur«t, B. D. , Qei(räg<; zi»r Ortbw4^Vi. «cd.
Times and Gaz. July. Sept.
L i t tl e , W. J. , Qn the nat^r« and Uea^ne(|i of t^ de-
formities of the human frame etc. Lo.ndon^ Lon^jp^an, Kn^ia,
Green and Longmans. 6 Tbir. 2Q Ngr.
Stuttgart, Bericht Aber die Lage nnd innere Kponcb-
tungder orthopädischen Heilanstalt (Paulineninstitut) i^stlkA.
Sab». C.-Ztaeh«. 2.
Wierrer, Mittheilungen aus der orthopadiacben ki-
statt d. J. Witdbergar in Bambei^. DeuUobe KKn. 41.
42. 43.
11) Frmde KiTfiffr.
Goss^hailkj H, H n und Sctma^voogt., Q. ?. V^
Eindringen aines K.nocbenstuckcheQS durch die Sl^imio ritze bis
in einen Bronchus; tödtlicber Ausgang naeb iO Mosateo-
Nederl. Weekbt. Mei 1852. (Jahrbb, LX^X. 89.)
Latz, Austritt einer Kornähre aus efnem Bruat-Abscess^
Pr. Ver.-Ztg. 32.
Maisonneuve, Auszfehung ertier ScbmtDkboiiDe aas
der Bluse mit einem Litliotriptur, die 5 Mauate in derselben
galege» hatte. L^Uaiuo 102.
S y m e , i. , EntleriMDg anaes ft^nde« Mdrpar» ana dir
Luftröhre, der länger als d^Manaia ita darsai^o gelegeo Hatte.
t2i) Qpjerßäme» und, ln$^ntme9tß.
Btt^ahetr, Exciaia» dav MaiiRa avpariar. INibL Journ.
August.
Lancet. August.
HbdidiaUcbe BibliograpliiB du'hv «. Aiuluidk.
897
. G^tottlnnovo, Ifutses d«r Ampatationen dmnittelbar
oaeh der VerleUung. Gazz. Sarda 37. 39. 40.
CkaalaifBf«, IMt r itinpotaiioiieB sofort nach Ver-
letzungen und über secundäre Amputationen ; über das Pan-
«eroeuil par »cclqsion nnd die Yetrnoinderte Scbulzkral^ der
Vaftcine bei Ajonpuiinsn. G4z. des HOp, 04.
fJepcsOpcralionsverfahren bei derTracheolomie.
Rev. mdd.-chtr. Aoüt.
— — Partielle Resection des Melatarsus nacb Wegnahme
einer Exostose. Gaz. des Höp. 100.
— — lieber Resectionen. Ibid. 107.
— — Nenas Mundspeculitin. Gaz. des Höp. 122.
Coronel y Diaz, L. , Fall von Darmnabt par acco-
lement der serösen Häute nach der Methode von J o b e rt de
La m balle. L'Union 122.
Duchaussoy, Reriebt über die Amputationen io der
Rfinik des Prof. Boux im 1. Sem. 1853. Ibid. 112.
Frankenberg, üeber Acupunctur in der Wasser-
sacht. Org. f. d. ges. Heilh. II. 4.
Goffres, Pr^eis iconographiqne debandages, panse-t
ments et appareils. Dessin d'apres natnre parCornuet,
gfftvitres par Paviane. Porb. M^quignon-Morvis. IS; Livr.
i., avec 10 pl. (Üaa gamse Werk soll ans 6 Lfrg. bestehen,
dani jode roll schivaraeii Kupfern 2 Fr. , nH cdor. 4 Fr.
kostet.)
Gdotlidr, G. fi., Lehre von den blutigen OpereHonen
a« meoaoM. Köiper. (^ Lfrg. Imp. 4. Letpat^. Schäfer.
Va Thir.
Jaaohs, AApntetkMi de« Obtrscbenkels ; emfccber
Verband. Pr. Ver.-Ztg. 31.
Jar)»Tay, Ueber Krweiterang der Ausfuhrongsgänge
der Parotis, Aer SubmaziNftr- und Thranaftdrüwn. Rapfoft
0k^ diese Arkail von Fafgtt. BUm. de h» soc. chir.
III. 4.
laibept (de LaoabaUe), Partielle Nenbildung des linken
Na«enfKlgeIa. Gat des H^. «I.
Jones, G. M., Ezcision des Kniegelenkes mit veUkom«
neuer fltbaltong des Kniescheibenapparates. Med. Tinea and
Gii. July.
Michanx, Resectionen der obern Kinnlade. Gaa. dee
BOfk. IM.
Michel, Ueber RttractiKtät der Gewebe bei Ai^puta«
üeate. Qas. ds Strasb. 8.
— — Lympborrba^ie nacb einem Aderlaaa u. s. w,
ftev. BWd.^ohlv. J^ilL u. Gaz. des H6p. 80.
Mitchell, J. , Amputation des Obersobeokels , nacb*
finl^eode ütaterhiadueg der FemeraKs ■. Iliace extern» ^ Nach-
blifleng. Med. Tinnea and Gaz. J\ibf.
Raimbert, Nodificationen des gewöhnlichen Opera-*
timiavsrftibreiis der Tkvohaotomie. Rev. m^d'.-chip. AbM.
H Q th B n B d , A. , Ueber die EiaMlcolation dlpa Snlen^
kkfm; lMug.?Abb. Lex.-8, MSoehen. Kaiser. t/^Thlr.
Schnepf, B., lieber den Nutzen der Thoracenlese.
Aieh. 9<B. Oet.
▼. Schleis, Heilung einer Atpraia rtcti ex retraveraiene
vesicae unearieecongenila. H. u. Pf. 's Zasehr, N. F. HI. 3.
Sasith, H., Eianioulatiwi des Kniegelenks. Med. Times
•Bd Gas:. Auguft. .
Soupart, Ueber den jetzigen Standpunkt der Lehre
vea den AmputalianeD. Jqom. ds Rmx. S^pt.
Syrae, J. , Instrument zur Operation der RktropUireo-
StrioCntee duroh Einschnitte vo» Aussen. Moatbly Journ.
August.
T ho n p>aan, H<., Methode der Tracheetomie. Lencel.
Jloly.
Vorhaeghe, Perinäoplastik nacb der Methode roo
Langenbeofc. Gas. das H^. W. 07.
ILin. Auseiiliellkuiide«
AWasi, MMr die A«geabat«bule in Mi».
d'Oc. Mai et Juin.
Ann.
Avrard, A. , Ueber Amittroais •H)aainesa. Gtz. de
Per. 81. 33.
Barozzi, P. , Sehr vehminoaea Ectropiiua* Gmi«
Lomb. 3tt.
Bell, B. , Fälle von Epiphora. Monthly ioern, Sept«
B i n a r d « Ueber die Natar der Pa]pabra!*Qra«Hilaik>nen.
Atin. d'Oc. Mfit.
B o w m a B , W. , Aogenoperatlonan ioa K. •• Heapitale m
Hoorflelds zu London ausgeführt. Ibid. Mai et inio«
B r a i n a r d , Erectile Gescbwvlst der Orbila , erfolglose
UVrtrrbindoBg der Carotis, HeileBg durch IiUfiCtieB mä taxm
Lösung von milcbs. Eisen und durch Penotieo mit fiöb«Bd«i
Nadeln. Lancat. Aug. und L'Union 104. (Jahrbb. LXXX.
3B0.)
CbnRsaignac, Cataracta certicalis ; .RxtvaclioB ; An«
Wendung der Occiusion u. des Eises; schnelle Heilung, ^n^
des n6p. 100.
~ üebiT Tumor lacrymalis und seine Behandlnnf«
BolL de Th^r. Oet.
Coccins, A., Ueber dieAnwendueg des Au^en-Spiegisls
nebst Angabe eines neuen Instniments. Leipzig. Imm. Mittet»
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F o 1 1 i B, ÜBtarsBehuBg der Retina Bod der Krystalllinse
mittels eines optischen Instruments. Rappert daiither ro«
Cbassaignae. Mäm. da la aoc. deehir. HI. 4.
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Aug. Sept.
Frisch, Ueber die sogen, ägypiiseba AngeneBtaändnag«
Wies. med. Wehnschr. 30. 40.41.
Fröbelius, W., Parelysie Btf rti ecelomotorii» Loaet»
tas , Amaurosis oc. sin. ; Dtircbschneidanir das ■. cect. ext.,
ffeilang. Med. Ztg. Russl. 28.
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Aber die sogen, strumösen Augenkrankheiten bei Kindern.
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taceh, A., Opanttloo der Cataraet oHtteU afner Mnen
Nadel. Ann. d'Oc. Avt9.
Kanka, K. , Bericht ober die. von Anfang Sept. 1882
bis Ende März 1853 im Märmaroser Komitate behandelten
AngenkrenkeB. Ungar. Xtarhr. IV. 3. 4.
-- — Bericht ftber die in Beregh - Ugoesa fom 7.
April Ms t8. Aug. 1853 behandelten Augenkranken« Das.
12. 13.
L 9 u g i e r ' s , Nadel zur Suction der Cataraet. L'Union
110.
Magna, Abtragung einer Pinguecula von bedeutender
Grösse, mikrofkop.. und ehem. Untersuchung derselben.
L'Union 85.
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Ztscbr. rX. 8. u. 0.
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Schwefels. Chinin.' Rev. th^r. du Midi. Sept.
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C. R. Schuricb. (Jahrbb. LXXX. 257.) s. a. Deutsche Rlln.
34.
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Dr. Nussbanai'e Omae iititallB. L|b#i«. (Jahrbb.
LXXX. 254.) s. a. Deutsche Klin. 43.
V. Roosbroeck, Ueber Pannys. Ann. d'Oc. Malet
Jnfn.
Roser, Ueber einige Operationen am AugenHd. Arcfa.
f. phys. Meilft. XH. t. fiabrbb. LXXX. 2K0.)
R f b », JMm DeraioMgtachsrilale der BftaMaal. ¥n§,
Vjhrschr. X. 3. (Jahrbb. LXXX. 254;.>
398
MedicinUcbe Bibliographie das In - n. Auslands.
Sehaneoborg, C. H. , Der Angeospiegel , die Ad-
wendoDf und Modification desselben, nebst Beiträgen tat
Diagnostik innerer Angenkraokheiten, nach dem Huli. de« Dr.
▼anTrigbtm. Zus. bearbeitet. Lahr. Geiger. Mit 24 litbogr.
Abbild. 35 Sgr., cot. 1 Tbir.
Serre (d'Uz^s), Essai sor les pbospbines ou anneanx
Inmineux de la rätine consid<<r<Ss dans leur rapports afec la
Physiologie et la pathologie de la vision. Paris. V. Masson.
S TbIr. 20 Ngr.'
[Sammlang der verschiedenen Ton S. über diesen Gegen-
stand veröfTentlicbten Abhandlungen , welche Jahrbb. LXXI.
97. mitgetheilt worden sind.]
Sichel, i. , Iconograpbie opblbalmulogique , ou 64-
scrIption, avec flgures coloriäes , des mala dies de Torgane de
la fue etc. ((. Livr. Paris 1852. J. B. Baillicre. 2 Tblr.
iOlfgr.
— — Tumor annularis in der Orbita. Gaz. des HOp.
M. (Jahrbb. LXXX. 351.)
— — Ueber eine noch nicht beschriebene Art Epi-
eanthus (Epicanthns externus). L'Union 89. (Jahrbb.
LUX. 351.)
— — Fälle von Amblyopia presbytica , und über die
Varietiten und Complicationen dieser Krankheit. Ann. d*Oc.
Avril.
Siras-Pirondi, Beiträge zur Ophthalmologie. Re? .
thir. du Midi. AoOt. Sept.
Stellwag?. Carion, C. , Die Ophthalmologie vom
natarwissensch. Standpunkte aus bearbeitet. Freiburg i. Br.
Herder. I. Bd. gr. 8. 3 Tblr. 8 Ngr.
Strnthers, J., Paralyse des Nenrns oculo • motorios,
mit Bemerkungen. Ann. d'Oc. Mai et Juin.
Tavignot, Deber symptomatische Bedeutung des Tbra-
nens. Gaz. des H6p. 88.
Ticier, Entropium, erfolgreiche Operation. Joum.
de Toni. Jutll.
van Txight, A. C, Ueber den Augenspiegel. Nederl.
Lancet. Febr. Naart en April.
Wells, T. Sp., Prismatische Augenglaser bei Strabis-
nas. Med. Times and Gaz. August.
S. a. III. 2. Gramer, Gu<ipin, Hannover, His,
Malier, H. Meyer, Sappey; V. 2. Bouchet; Vfll.
8 a. n. d. Tavignot, lOTicier; XU. 8. Bellingham,
Maisonneuve.
ILWW. QehSr - und Sprach-
heilkunde«
Angermann', F., Das Stottern, sein Wesen u. seine
Heilung, gr. 8. Berlin. Trowitzscb u. Sohn. Vs Tblr.
Meissner, G., Ueber Polypen des äussern Gebörgangs.
H. u. Pf. 's Ztschr. N. F. III. 3. (Jahrbb. LXXX. 352.)
Meni^re, P., De la gu^rison de la surdi-mutit^ et de
r^ducation des sourds-muets. Expose de la discussion , qui
a eu lieu li Tacaddmie imp. de mtfd. ; avec notes critiques,
nSOexions, additions et un r^sumä giin^ral. Paris. Germer-
Bailli^. 8. 5 Fr.
Tieftrunk, F. H., Ueber die Erhaltung des Gehörs
nnd die Erkenntniss der Taubheit u. s. w. Mit Abbildungen.
Halle.
Wilde, W. R. , Practical treatise on Aural Surgery.
London. Cborchill.
ILWm Zahnhellkande.
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L'Union 95.
Brecher, E. , Ueber die Wichtigkeit der Zahnheil-
kande und die Notbweadigkeit, dass darZabnant selbst Tech-
niker sei. Ungar. Ztachr. ilL 32.
Fr^dericq, Brechmittel geg. Zahnaofamenen. LIM
112.
I nman, Th., Verlust afimmtlicber Zibne des Obai
fers. Med. Times and Gaz. Jan.
Pauls, 1) Neue Zibne im Alter. 2) BeschaM
der ZSbne bei ererbter Schwindsucht. Med. Centr.-Ztf. (
S. a. in. 2. Blache, Hervieux; XI. Eicbmaa
Xn. 2. Epulis.
XTl. Psyehiatrlli^
Bergrath, P. B. , Zur Geschichte der Geistatiirs|
des Herzogs Wilhelm d. Beieben und seines Sob!iB(iynf
Wilhelm von Juiicb-Clere-Berg. Dam. Ztachr. X. 3.
Bricrre de Boismont, A.^ Ueber die leiaalij
pflndungen und Handlungen von Selbstmördern. Ana. ■
psych. Juiil. (Jahrbb. LXXX. 358.)
— — Ueber den geistigen Zustand bei paitiefits
lirien und Monomanie. Ann. d^byg. Oct.
Brug, Zwei Falle von Seelenstorang. Deatscfcc Ca.
36. (Jahrbb. LXXX 355.)
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nnd medicinische Bemerkungen ober das IrreahaBS llBe^>
gamo. Ann. univers. CXLV. Agosto.
Clemens, Zor Therapie der Geisteakrankhehea. 1k*>
sehe Klin. 38.
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wahrend des J. 1852. Gaz. de Strasb. 7. 8. 9.
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gr. 8. Halle. Pfeffer. IVs Thlr.
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Geisteskrankheiten (allgemeine Paralyse). Gaz. des HIf.
97. 98.
Delasiauve, Ueber Monomanie ia Bezug auf gericht-
liche Psvchologie. Ann. m<^d.-p8ych. Jaill. (labibb. LUX
354.)
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und der Landschaft Triest. Oazz. Lomb. 40.
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insbesondere Ober die zu Anxerre. Ana. m^.-psych. Jsl-
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in einem Selbstbekenntniss des Kr. geschildert. Dsa. Zeit-
schr. X. 3.
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cet. August.
Kottmann, Stand des Kretinismus ioi Canton Solo*
tbum. Schw. C.-Ztschr. 2.
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Morison, A. , Physiognomik der Geisteskrankhei-
ten. Ans d. Engl. 33. ~ 51. Lfrg. Leipzig. E. Schlfff.
k 7Vj Ngr. '
P a r a d i s nnd Girard, Melancholie mit Deliriom, ver-
suchter Mord. Ann. mdd.-psych. Jnill.
B o u s s al i n , Dementia mit allgemeiner Paralyae. Gaz.
des Höp. 82.
VedicioMch« BU^liograpbia (tes In- u. AoslaniU.
899
1^ Schwartxer» Fr. C«, D«ber its KrankeDeiamen bei
^Bisteskranken. Ungar. Ztocbr. IV. 13.
2^ Stribling, Ueber die Verwendung mfianlicher Warter
^^ geisteskranken Frauen. Joum. of insanity. Oct. i8tf2.
S. a. V. 2. Lunier, Michea.
ILVII. Stoatsarznelkunde.
A 1 b e r t i , Ueber Errichtung von Kreis-Rrankenhäusem.
trik.r. Ver..Ztg. 40.
Arzenettaxe, für das Königreich Hannover, vom
. Oct. iStiS, gr. 8. Hannover. Hahn. 4 Ngr.
e^g Baillarger, Zur Geschichu der gericbtl. Psychologie.
i^^/Ut. m^d.-psych. Juill.
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. Monderer Berücksichtigung der neuen Deutschen, Preuss.
T^^d Rhein. GeseUgebung etc. 2. Hälfte. Iserlohn u. Eiber-
'^ild 1854. J. Bädeker.
B 0 c k e r , Zur Lehre voa der Arbeitsunföbigkeit. Hen-
ri ire'n ZUchr. IXXUI. 3.
B 0 r e t i u s, Ueber die gesundheitsschädlichen Einflüsse,
!■ kl Folge der Unkenntniss gewisser Gewerbetreibenden. Vjhr*
ichr. f. ger. Med. IV. 2.
k B 0 u c b u t , Die untrOglicbsten Zeichen des Todes and
I ^Scheintodes. 8. Grata. Dirnbock u. Muhlfeith. 9 Ngr.
Brecht, Die Staats - Arzneikunde in ihrer getrennten
y^nwcndung als Nedicinal-Polizei u. gericbtl. Hedicin. Haan.
Corr.-ßl. IV. 12. 13.
r. Caspar, J. L., GericbtUcbe Leichenöffnungen. 2. Hun-
Ijderi. Berlin. Hirschwald. gr. 8. 1 Thlr. 3 Ngr.
1^ Casper, Mord |inmitlelbar nach dem Beischlafe. Vjbr-
achr. f. ger. Med. IV. 2.
.; Choulant. L. , Auswahl von Gutachten medicinisch*
,f forensischen und mecUcinal - polizeilichen Inhalts. Dresden.
W. Turk. 2V2 Thlr.
a; Dägranges, E. und Lafargue, E., Gutachten über
l] einen Kindermord. Joum. de Bord. Juill. Aoüt.
Faber, Kindermord durch Enuiehung der atmosph^
I Luft. Wurtemb. Curr.^-Bl. 37. 38. 39.
I Fla gel, Zur Lehre vom Kindermorde. Vjhrschr. f. d,
, ger. Med. IV. 2.
Friedreich, Blätter für gerichtliche Anthropologie.
^, Für Aerzte und Juristen. 4. Jahrg. 3. Hft. Ansbach.
G. Junge.
^ Hofmann, Zur Lehre von der Verheimlichung der
I Schwangerschaft u. Geburt u. von derKindertödtung. Henke's
Ztschr. XLIV. Ergänzungsheft,
ji Haber, M., Ueber Todtenbeschau. Wien. Ztschr.
^8 und 9.
j. Köhler, Gutachten über den Tod eines Knaben , etwa
W Std. nach einem Wurfe mit einem Schneeball ins Gesicht.
Vjhrschr. f. ger. Med. IV. 2.
Lafor^t, Selbstmord einer Frau durch eine Schuss-
I waffe. Joum. de Toni. Aodt.
' Martinelli, G. u. Bonnfanli, A. T. , Fall von
" vorgeblichem Kindermord. Gazz. Lomb. 43.
Medicinalwesen, 3 Denkschriften über Gegenstände
des preussiscben. Halle. E. Anton. 15 Ngr.
' Platner, C, Mord in einem Moment von Geistesstö-
rung begangen. Gazz. Lomb. 31.
Rösch, Aerztliche Untersuchungen und Gutachten in
einem Hexenprocesse des 17. Jahrb. Würtemb. Corr. -Bl.
' 34.
' Rose, H.y Ueber die sichere Erkennung von Blut- und
von Blutflecken bei gerichtlichen Untersuchungen. Vjhrschr.
^ f. ger. Med. IV. 2.
Schlegel, Anleitung zur sanitätspolizeilichen Behand-
' ludg der asiatischen Cholera nach Maassgabe der im Regie-
rungsbezirk Liegnitz in dem Zeiträume von 1831 bis ein-
scbliessl. 1852 gemachten Erfahrungen. Pr. Ver.-Ztg. 39.
Staub, Zur Würdigung der gerichtsärztlichen Stellung
und Bedeutung. Henke's ZUcbr. XXXIU. 3. '
T A r d i e u , Ueber Lebensfähigkeit in gerichtlich - medic.
Beziehung. Ann. d'byg. Juillet.
T o u 1 m o n c h e , Seltener Fall von Kindermord. Ibid.
und Gaz. des Höp. 87.
Vogel, C, Die medicinische Polizeiwissenschaft. Für
Polizeibeamte, Aerzte und Apotheker. Jena. Fr. Frommann^
1 Tblr. lONgr.
Voigtel, Zu Tode-Iaufen in gericbtl. Beziehung. Vjhr-
schr. f. ger. Med. IV. 2.
V. Weissbrod, J. B. , Denkschrift über die orientali-
sche Pest in sanitäts - polizeilicher Beziehung nebst einer Bei-
lage über den Typbus icterodes, das sogenannte gelbe Fieber.
München. 1 Thlr. 8 Ngr.
Weninger, J. N. , Gerichtsärztlicbes Gutachten über
einen Selbstmord durch Erbenken. Ungar. Ztschr. IV. 6.
Wolff,* C, der Process Bocarmö und die Arbeiten von
Stas und Orfila über Nicotin und Conicin. Henke's
Ztschr. XIXUI. 3.
Zinnsalz-Fabriken, über die Nachtbeile der Anlage
solcher. Vjhrschr. f. ger. Med. IV. 2^
Ziurek, 0. A. , Die preussische Arzneitaxe, deren
Wesen , Entwicklung und Folgen, gr. 8. Berlin, Hirsch-
wald. Vs Thlr.
S.a. IV; VU; X. Braun; XI. Elsässer; XVIU. GrdlL
XVIII. Thierhellkuiide.
C r oc q , J. , Die Anwendung der Auscultation und Per-
cussion in den Krankheiten der Brusthöhle des Pferdes.
A. d. Franz. von J. M. Kreutzer. 16. Erlangen. Palm
und Enke. Vs Thlr.
Eletti, G., Hysterie bei einer Stute. Gaiz. Lomb.
30.
Falke, J. E. L., Specielle Veterinär-Nosoiogie u. The-
rapie. 8. Leipzig. Baumgärtner 1854. 27 Ngr.
Groll, Ueber die EnUtehung und das Wesen des Milz-
brandes, besonders über den Milzbrand des Ohmthaies. Hen-
ke's Ztschr. XLIV. Ergänzungsheft.
Repertorium d. Thierheilkunde, herausgegeb.
von E. Hering. XIV. Hft. 3. : Hering, E., Resultate der
Einimpfung der Lungenseuche ; — Wörz, J., intermittiren-
des Hinken beim Pferde ; — L ö b 1 e , Harnröhrensteinschnitt
beim Ochsen; — Laudel, Kalbefieber bei ein<>r Kuh ; —
Ders. , Umwälzung des Fruchthälters bei einer Kuh; —
Deigendesch, Zurückbleiben eines abgestorbenen Fötus
in der Scheide; — Mai er, Milzbrand-Emphysem oder rau-
schender Brand bei einer Kuh, in Folge von zurückgebliebener
Nachgeburt; — Straub, die traumat. od. Schrundenmauke
des Pferdes. Hft. 4.: Schmidt, A., Ueber die Anwendung
des Chroms. Kali in der Veterinär- Chiriv*gie; -^ Pulvis sem.
crot. tigl., als Laxirmittel bei Pferden u. Rindern; — künst-
liche Augen für Pferde; ~ Hering, E., Harnverhaltung
von eiweisshaltigem Gerinnsel beim Pferde ; — P 1 i e n i n g e r,
Erbrechen und Schluoderweilerung beim Pferde; — Maier,
bösartiges Katarrhfleber bei einer Kuh.
Salle, Ueber eine Epizootie der bühnerartigen Vögel
in Frankreich. Gaz. des Höp. 112.
Tabourio, M. F., Nouveau traite de matiire mödicale
de th^rapeutique et de pharmacie vät^rinaires etc. Paris.
V. Masson. 3 Thlr. 17Vi Ngr.
Thielmann, H., Praktische Bemerkungen über die
im Kaukasus Tschichir genannte Krankheit des Hornviehes
(Haematuria). Med. Ztg. Russl. 27.
S. a. L Lassargne; Vlll. 5. Weber.
%llLm medieln Im AU^e-
melneu«
i) jillgemeines. Sammelwerke. Folksschrißen.
Chariatanerie der Homöo^thie. Eine Stimme der
m
ll^dieifttiehil BAlidgt^aj^ltt 4M ttt« «• Aiiahttdtf«
B«lehrtrag tt. Wfckumg am ^bnintn. Erstes Woh. Weimar.
F. JanseD. 10 Ngr.
Canafttlt'ft Jirfattf^b^rieM aber tKe Foruehriite der
gesammten Medicin io allen Landern im labre 189^. Itedigfrt
ioü Seheref, Virchow ond EiseomaiiD. Wüfzbarg
14103. IV. Dd. : Specietle NiMologte. Inhtll. Tlfeh^w,
Bildungsfebler and Fötalkrankheiten ; Bardelfeben, (%i*
mg(e; Gl^itsmann, Orifaopädik; EiseniAann, acote
ILrankbeiten ; Vogel, J., chronische Dytkriisten ; Klnek-
kt r , veneHsche Krankheiten ; V i r o h o «r , OescbwAlste ;
Will, Parasiten; Ritter., Obertrageoe Tliierkyankh«iten ;
S e a n z 0 n i , Fraoenkrankheiten ; L 6 • c h n e r, Kindefkrank^
heiten; ?. Siebold, Gebnrtsbülfe. Vi. Bd. ThierbeHkunde
fort Dr. Hering. Vit. Bd. Hygteine von Dr. Birkmeyer*,
Gerfthtaarzneikinide füa Dr. 0. S c fa n e i d e r.
Gleleh , Was ist das Natnrfaeiiterfsbren, oder gfebt es
eint Wasser- niid Seitomelkur. Eine Paraphrase der Schrift i
i^Was ist Homöopathie* von einem Münchner Homöopatben.
Mdntfaett. G. Frani.
Graevell, F., Notizen (Qr prakl. Aertle Qbtfr diu w&t^
l/btü Beobachlttttgcn in der Medicttf. 5. Bd. 1. Abth. Lei.-S.
Beilhr. Hirsehwtild. CdmpH 8% thH,
Hertei, J. G. , Tabellar. GescbifUtagebuch f. k€rtit
tf.WdAdämtaHf d.l.i8M. IK. Jkhrg. 8. Augsburg. Sieger.
»/• Thlr.
Jahrbuch, therapeutisches. Heraus^ von einem
prakt. Afxte. B. BefKn. Heymann. 6 Ngr.
Kollmann, C. F. , Ueber Hautkrankheiten und deren
Behandlung. Ein Wort an Laien zur Warnung u. Belehrung.
Leipzig. £. H. Mayet. h Ngr.
M^dicinal - Kalender f&r dM WreMi, Staat A. d.
I. 1^54. 8. Berlin. Hirstbwald. 1 Tblr.
Raspe iTs neues Heilverfahren oder tffacoret. Cr. prakt.
Aim«iiuitg lor Stlbstbebandlurrg der meisten beilbfariu Krank-
heiten. 3. Aufl. 8. Leipzig 1854. Hinze. Va Thlr.
Sch#eikert, i. , HomöopatbrScb«r Rathg«b(>t hei
Cholera-Erkrankungen o. s. w. Bresho. J. U. Kern.
Taschenkalender fär Aerzt« und Chi rafften. Her-
atisg. voA ei^Min prakt. Arzte, 9. Jahrg. fSHi. 8. Berlin.
Heymann. «/« Thlr. durchÄtb. 317*/« Ngr.
Was ist HomdopAfbie? 2ar nfiliem Verstihidigofig für
Bire Freunde und zut WIderfegnng ihrer FeMdte von einem
homöopathischen Arzte h\ ffOncHen. Milrrchen. G. Franz.
Zeitschrift .für dl« gessmitttfett Natürwis-
aenichaften. Heramgegeben vöH dem natuv^neiistliaftl.
Verein« för Sachsen und Thflringen hi Hälfe, [»urcb dessen
TorstSnde: Giebel, Heiiitz, RoflnraB^i Q. Kaysfer.]
Jahrg. 1833. 8. [Eotbilt Originalabbandtungen, SltzUttgs^
berichte und Correspondeozen des Vereitt^ imd Aoalekten auf
der Literatur.]
2) AUgtmeine PäthäUgi^ u. Thefapi^.
Altdorfer, A., Standpunkt und Berechtigung der
sogen, reinen Erfabningsbeilkunde nach Rade mac her.
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mentfchllcbexi Körper. Gaz. de Par. 28. [Vgl. ialirbb.
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in sanitfita-polizeiKcber BeXiebtlAg. Wesd. A.Bagel. 20Ngr.
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Bock, C. E. , Ubfbadi der Diagnostik. 2. Abth.
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— Atlas der pathol. Anatomie mit bes. Rücksicht
auf Diagnostik. InÖLiefr. Leipzig G. Wigand. frolio. i.Llcfr.
4 col. Taf. mit 4 Bl. Text. 2»/» Thlr.
Bonner, Ü0ber Bomdo|raithie. L'Omoii 61. 82.
do Bo!S-Rey«ftd&di ObMrtuclimigfcft fKb^r Iki
ElektricitJt. Monatsber. d. kfolgl. Pfe«is. Akid. d. Vfiit
ith. Jan. 1888. p. 78.
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Aofit.
— ' -^ Bemerkoiigiftti dber den Aplortittd# i ^ifidi
ram morborum ostendunt curationes*. L'Unloii iM. fii,
Prancis, J. t. , Cbange df dhhate cotmi^^rad m
r«m«dy io dyspeptlc, polmömry tad otiMr ellrdoic *flM
ti>oni eM. London. J. Chbrcbill. 8 tMr« 28 N^.
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lai®*
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.ancet. Febr., Maart en April.
linb
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vor und nach Laenn ec. Janus. II. 4.
Lambi, Medicinische Skizzen aus den sfldslavischen
LSndem. Mitgelheilt nach dem cechischen Originale von Dr.
W. F r. P i 8 8 1 i n g. Wien. Zt$cbr. IX. 7.
Litträ, E. , Hippocrate, oeuvres completes. Tra-
duction nouvelle avec le teite grec en regard, coliatiouniie
sur les manuscrits et toutes les editions, accompagn^e d'une
introduction , de commentaires mädicaux, dp variantes et de
notes pbilologiqups , suivie d*une table gäoärale des mati&res.
Paris. J. B. Bailiiere. 10 Fr.
Martin, J. R., Praktische Bemerkungen Ober die Natur
und Behandlung^ der Krankheiten der Europäer bei ihrer Rück-
kehr aus tropischen Klimaten. Lancet. July.
Medicinalwesen, in dem Herzogthume Schleswig.
Henke's Zuchr. XLIV. Erganzungsheft.
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Philipp, P.J., Albertini's Verdienste um die Lehre
von den Herzkrankheiten. Deutsche Klin. 30. 31.
Sigmund, C, Venedig; eine ärztliche Skizze mit Be-
merkungen Qber einige andere Kurorte Ober-Italiens und die
Reise dabin. Wien. Ztschr. IX. 8 u. 9.
Taylor, J. R. und Stewart, J., Bemerkungen über
die Krankheiten der brittischen Truppen in Burmab. Med.
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herrschenden Epidemien , der Cholera und des gelben Fiebers
in Beziehung auf öffentliche Hygieine. Gaz. de Par. 39.
TriSbucbet, Sterblichkeit in der Stadt Paris im Jahre
1851. Aon. d'byg. Oct.
Trusen, J. P., Die Sitten, Gebrauche u. Krankheiten
der alten Hebräer nach der heiligen Schrift historisch u. kri-
tisch dargestellt. II. Aufl. Breslau. W. G. Korn. 1 Thlr.
10 Ngr.
V a I f 0 n , Bericht über die auf der mediciniscben Klinik
des Prof. Raimann (Wien) in den Studienjahren 1850 —
51 und 1851 — 52 behandelten Kranken. Wien. Ztschr.
IX. 8 u. 9.
Wells, T. Sp., üeber das relative Vorherrschen der
Phthisis auf Malta unter den Seeleuten , Soldaten und Ein-
gebornen. Med. Times and Gaz. August.
im
i.*
Sach - Register«
(Die Zahlen beliehen eich auf die Seite,)
ii- Abdominaltypbus in Nordamerika 107.
r> Abfuhrmittel, Magnesia carb., citrica^ sulphnr. undusta
j^> als solche 306.
^) Abortus bei Erbrechen 325. — , Gebärmutter bei solchem
^ 319.
Abscesse im Becken 45. — , Klappen an solchen 287.
Acepbalie s. Missgeburten.
*' A c 0 n i t bei Scharlach als ProphylacUcom 306.
^' Aetber anaealbeticus 300.
^ Aetherdfimpfebei Ohrenklingen und Otalgie 19.
'' Aathylehlorurgas 300.
Med. Jshrbb. Bd. 10. Uli. S.
Afrika in med.-geogr. Bez. 96. 98.
Alabama in med.-geogr. Bez. 103.
Albumin, Verhalten desa.- zu Alkalien and Essigsäure 4.
S. a. Jodalbumin.
Albuminoide 3.
Albominsyrup 304.
Aldehyd, berauschendes Princip im Alkohol 189.
Alkalien und Albumin, Verbalten ders. zu einander 4.
Alkaloide der Chinarinde 187.
Alkohol, Verhalten dess. im tbier. Organismus 187.
51
402
Saoh-Register.
Aloe als Cholagogum 15.
Amerika in geogr.-med. Bez. 99. 109.
Ammoniak, Absetzung von solchem bei Constitolionsuno-
mahnen 134. S. a. Urämie.
Amputation 242. — d. Oberarms, d. Oberschenkels
243. — d. Unterarms 243. — d. Unterschenkels 2i1.
243.
Anämie d. Hirns hei Fettentartang des Herzens 196. S. n.
Chloroanämie.
Anaesthetica, Einfluss ders. auf d. Blutdruck im Arte-
riensysteme 286. S. a. Aether; Chiürororminhalationen ;
Lycoperdon proteus; Magnetismus, thierischer.
Anasarka, Diaeia sicca bei solchem 307.
Anatomie (Abbandlungen aus d. Gebiete ders. v. .Gru-
ber; Bec.) 370. — , descriplive, (von Jamain; Rec.)
115. (v. Sappey; Rec.) 367. S. a. Chemie.
Aneurysma aortae desc. 144. — aortae thorac. 140.
— art. facialis 79. — cordis parljale 34. — dissecans
202.
Angina pectoris 144. (Elektromagnetismus bei solcher)
307. — bei Scharlach 234. 306.
Angiologie 117. 368. 372.
Ankylose d. Kniegelenks 65.
Anoxolyin 3.
Ansteckung d. sec. Syphilis 2l5.
Anteflexio uteri 51.
Antroflexio uteri 321.
Aorta descendens, Aneurysma ders. 144. — thoracica,
Aneurysma ders. 140. — , Verbindung ders. mit d. 1.
Atrium 203.
Apoplexie, rheumatische, 312. — bei Wechselfieber
317.
Arbutus unedu bei Blennorrhagie 194.
Arkansas in med.-geogr. Bez. 105.
Armenirrenanstalten in England 357.
Arsenik s. Fowler'sche Solution.
A rsen wasserstoffgaseinat hmungen, Emfluss auf
den Harn 4.
Arterien 368. — , Anomalien solcher 372. — Arteria
facialis, Aneurysma ders. 79. S. a. Aorta.
Arteriensyslem, Einfluss d. Anästhelica auf dass. 286.
Arthritis s: Gicht.
Arlbrologie 116. 368.
Arzneimittel, äussere, bei Wechselfieber 304. — , Eigen-
wärme nach Einfuhrung solcher 299. — , Indicattonen für
dies. (v. Garms; Rec.) 128. — , Verfälschungen ders.
187. S. a. Anaesthetica.
Astbma 144. — convulsivum Erwachsener 199. — , Thy-
mus bei solchem 158.
Atherose d. Herzklappen 36.
Atrophie d. Muskeln 275.
Aufsaugungsvermögen d. Haut 167.
Auge, Faradisation dess. 264. S. a. Exophthalmus.
Augenentzündungen, scropbulöse , Jodräucherungen
bei solchen 193.
Augenhöhle, ereclile Geschwulst in ders. 350. — , ring-
förmige Geschwulst in ders. 351.
Augenlider, Operationen an dens. 250. S.a. Blepha-
roplaslik; Tarsotomia.
Auscultation 147.
Aussatz im Caplande 99.
Bäder, elektrische, 279. S. a. Dampfbäder; Guano-
bäder.
Bänder s. Arlbrologie.
ßahia in med.-geogr. Bez. 110.
Balanitis bei Kindern 332. «
Bandwurm, Kousso bei solchem 307.
Bauchfell s. Hydrocele peritonneo-vaginatis ; Peritonitis.
Bauchhöhle, gallertiges Exsudat in ders. 46.
ßauchhöhlenschwangerschaft 57. — , Perforation
d. Magens bei solcher 58.
Baucbwassersocht, Jodinjectioneo bei solcher 17.
Baufflwollenwatte bei Ekzem 307.
Becken, enges, bei grosser Frueht 55. — , kleines, ll;4
tidencysten in dems. 334. — , Osteomalacie dess. 9S,
Beckenabscesse 45.
Beckengeschwulste, Kaiserschnitt bei solchen S90.
Belladonna gegen Neuralgien bei Sp€dal.«kbed 2i 2.
Bergamo, Irrenanstalt das. 357.
Bergen, Spedalskhed das. 212
Berlin, Anstalt für Gemoths-, Krampf- und Nerveakr. dN
88.
Bichloracctylchlorid 300.
Bier, Pikrinsäure in dems. und deren Erkennung 187.
Bindehaut, Dermoidgescbwillste ders. 254.
Bi'Smuthuin nitricum bei Breehdarchfall 18.
Bleichsucht s. Chloroanämie; Chlorose.
Bleivergiftung 135. — , Jodkalium bei solcher S3. -.
Lähmungen nach solcher 274. ~, Paraplegte nacb sofe-M
315. I
Blenuorrbagie, Arbutus unedo bei solcher 194. —
syphilitische, 213. S. a. Tripper.
Blepharopbimosis 251 . I
Blepbaroplastik 250. 349. i
Blut 286. — nach Alkoholgenuss 189. — , NeobiMBif j
dess. 295. — , Zucker dess. und EinRuss d. Alkobolgf-
nusses auf dessen Metamorphose 190. S. a. Leuirimie;!
Ocbsenblut; Transfusion. - {
Blntbrecben bei Nageogeschwör 45.
Blutcysten d. Halses 78.
B lut druck, Einfluss d. Anästhetica auf dens. 2!M.
Blutegel bei Erbrechen d. Schwangern 229.
Blutgefässe, Hypertrophie ders. 296. — , Neabildaiif
ders. 295.
Blutgeschwulst, cavernöse, 236.
Blutkrankheiten 286.
Blutlaugensalz, Ausscheidung dess. durch die Secretio-
neu 6.
Blutung s. Darmblutung; Metrorrhagie; ^^blvtHg.
Borax in Umschlägen bei brandigen Bubonen 217.
Botanik, etymolog. Randworterb. üb. dies. (Ton Witt-
stein; Bec.) 126.
Brand bei Eichellripper und Schanker 318. — d. Gebim
nach Decubitalbrand 26. — der Lunge 149. 2115.
Brasilien in med.-geogr. Bez. 109.
Brechdurchfall,' Bismuthum nitr. bei solehem 18.
Brechweinstein als Cholagogum 15.
Bright'sche Krankheit bei Scharlach 236.
Bromjodbutter 303.
Bronchiektasie bei Kindern 329. — , aackformige M.
Bronchitis 138. — acutissima 329. ^ d. Kinder SM.
— bei Wechselfieber 317.
Bronchopneumonie d. Kinder 331.
Bronchus, linker, fremde Körper in dems. 85. 206.
Brucheinklemmung 337. 338.
Brunnenwasser, Einwirkung dess. auf unferzinotes Kupfer
186.
Brustbein, Fissur dess. '296.
Brustdrusen 184. — , Hydatiden der«. 219. S.a.
Hexenmiich.
Brustfell s. Pleura.
Brustorgane, Krankheiten ders. (v. Swett; Rec ) 138.
Bubonen, Hölleosteinsalbe bei solchen 217. — , hnndige,
Umschläge von Boraxlösung bei solchen 217.
Bulbus venae jugularis 171.
Bursa serosa antethyreoidea subcutanea, profunda sob-
hyoidea, suprahyoidea, Ihyreohyoidea 77.
Californien in med.-geogr. Bez. 106.
C a 1 1 u s bei Kniescheibenbrüchen 240.
C a 1 0 ro e 1 bei Verdauungskrankhelten der Kinder 328.
Cancer aquaticus 331. S. a. Krebs.
C a p I a n d in med.-geogr. Bez. 98.
C a r d i a ) g i e , Jod bei solcher 16^ t^^i Spedaiakhed 242.
— bei Wecbselfieber 317. C
Carotis, Unterbindung ders. bei ereeiiler Gesebwahl derj
Augenhöhle 350.
Sach-Register.
403
GartiUgo ericuidea s. Tracbeolooiia äubcricoidea.
Caruncula lacrymalis, Transplantation hei Rcirrhöser Knt-
arlUQg ders. 348.
Ceiaua, Brief ab. eine Stelle dess. (v. Daremberg; Bec.)
382.
Cephalaematoma 232.
Chari*e8toD in med.-geogr. Bez. 102.
Cheiloplaatik 348,
Chemie, aoat.-'pbysiol.-pathologische (v. B o b i n u. V e r-
d c i 1 ; Bec.) 3d3.
Gbiat rinde, Alkaloide ders. 187.
Chinicin 187.
CbinidiD 187.
Chinin 194. — bei Eicheltripper und Schanker mit inter-
mttt. Charakter 318. — bei interroittirenden Paralysen
316. -— bei inti'rmill. Wuhnsrnn 355. — b^i Wechsel-
fieber 305. 306.
Chinoidin 187.
Chirurgie, prakt., (v. Gerdy , Paul, Ascb a. Meyer;
Bec.) 374.
Chlor, Bereitung dess. 300. — als Desinrcctionsinitlel
22.
Cblorather 300.
Chloreisen s. Ferrum chloratum.
Chloroanamie, Parapiegie durch dies, bedingt 314.
Chloroformdunstklystire gegen Tenesmus bei Buhr
18.
Chloroforminhalalionen 301. — bei Paralysis ner-
vosa 316. >-, Tod durch dies. 302. — , Vergiftung durch
dies., Elektricitit bei solcher 302.
Chlorose 130..—, tropische, 112.
Cholagoga, Wirkung ders. 14.
Chorea cerebralis 313. — electrica 313. — epileptica
313. — , tödtliche 312. — , Zincuin valerianicuin bei sol-
cher 26.
Cigarren, syphilitische Ansteckung durch solche 47.
Cinchonicin 187.
Cinchonidin 187.
Circulation 289. — und Bespiratipn, Verhaltniss ders.
171. — , Störung ders. «bei constit. Syphilis 48. S. a.
Lungenkreislauf.
Ctrculationsapparat, Krankheiten dess. bei Kindern
829.
Cirrhonose d. Fötus bei Tubenschwangerschaft 59.
Colchicum als Cholagogum 15. — , Tinctur von den Blil-
then dess. 304. -
Colitis dyeenterica d. Kinder 328.
Colobora d, Augenlids 250.
Coloqninten, Einfluss auf d. Eigenwarm« 299.
Colpeurynter bei Gebarmuiterretroversion 323.
Coma bei Wecbsalfieber 316.
Commutator, elektrischer, 261 .
Concretionen in dar Prostau 219. — im Stuhl bei
Typhus 41.
Cuniin 191. — bei Krebs 307.
Contactelektricitat 260.
Cootagien, Zerstörung ders. durch Chlor 22.
Contractilität d. Muskeln 264.
Gontracturen d. Kniegelenks 65. — d. Muskeln (hei
Syphilis) 215. 277.
Convulsionen bei Scharlach 235. — bei WechselÜeber
317. S. a. Asthma.
Cornea s. Hornhaut.
Cornua superiora cartil. thyreoideae, Fractur ders. 373.
Corpuscula amylacea d. HirnTentrike) 286.
Coryza bei Scharlach 235.
Crotonöl , Einfluss auf die Körpertemp. 299. — bei Was-
sersucht Herzkranker 18.
Croup 139. 142. 233. 329. — , Tracheotomie bei solchem
244.
Cu rette von Becamier bei Krankheiten d. Innern Gebar-
motterobernäche 222.
Cysten d. Halses 75. 76. — d. Hoden 246. — d.
Nebenhoden 246. 249. — d. Ovarien, Punction und Jod-
einspriuangen 222. — in der Pleurahöhle 206. ^^ der
Schamlippen 221. — d. Schamlippe und d. Leistenkanala
336. S. a. Blutcy^ten; Hydatidencysten ; Sacralcyste.
Cystenpolypen 352.
Cysticercus cellulosae im Gehirn einer Selbstmörderin
310.
Cystoid, zusammengesetztes, gallertartiges, 72.
Cystosarkom d. Brustdrüse 184.
Dampfbader 21. S. a. Terpentindampfbäder.
Dam pfdou chen 21.
Darm und Haut, Antagonismus ders. 286. S. a. Ente-
ritis.
Darmblutung bei Kindern 328. — bei Neugebornen 233.
Darmgeschwüre, salpcters. Silber bei solchen 18.
Darmkrankheiten bei Endocarditis 35.
Darmkrebs 208.
Darmnetzhruch 338.
Uarmperforation von Peritonitis simulirt 43. — bei
Typhus 42.
Daumenballen 265.
Daumcnmuskeln 265.
Decubitalbrand, GehiruKangrän nach solchem 26.
Delirium acutum 355. — bei acutem Gelenkrheumatismus
146. — bei Scharlach 235. — bei Wechseineber 317.
S. a. Mania.
Dengue - fever 114.
Denkkraft und Gewohnheit, Verhaltniss ders. zu einander
358.
D e r m 0 i d g e s c h w u I s t e d. Bindehaut 254.
Desinfection s. Chlor.
Desquamation hei Scharlach 235.
Deutschland, Irrenanstalten das. 356. — , Medicin das.
(v. Otterbourg und Hart mann; Bec.) 282.
Diabetes mellitus 37,131. — , Leber bei solchem 40.
— , Nieren bei solchem 40. — bei SSufem 190.
Diät, trockne, bei Anasarka 307.
D i ä t e t i k für Kinder (v. Mauthnerv. Mautstein; Bec.)
282.
Diathesis haemorrhagica 131.
Dickdarm, ringförmiger Krebs dess. 208.
Diphtherilis laryngis 32. — oris 331 .
Distichiasis, Operation ders. 250.
Don che s. Dampfdouche; Wasserdoucfae.
Drahtbüschel, elektrische, 262.
Drüsen, Lyrophgefässe ders. 369. S. a. Brustdrüse;
Schilddruse; Speicheldrüsen.
Ductus Wirsungianus , Unterbindung dess. 294.
Dura mater, Fungus ders. 308.
Dysenterie levior d. Kinder 328.
Ei, Eintritt d. Spermatozoon in dass. (v. Keber; Bec.)
118.
Eichelkaffee 194.
Eicheltripper und Schanker mit intermittirendem Cha-
rakter 318.
Eierstock 319. — , Cysten dess. , Punction und Jodein-
apritzangen bei solchen 222. — , Haare in demi . 325. — ,
Krankheiten dess. (v. Lee; Bec.) 281. — , Waasersuchf
dess. (v. Martin; Bec.) 281. S. a. Ovariotomie.
Eierstocksschwangerschaft 57.
Eigenwärme nach Arzneimitteln 299. — bei Endocarditis
37. — und Pulsfrequenz, Verhaltniss ders. 170. — , täg-
liche Schwankungen ders. 169.
Eileiter, tödtl. Blutung aus dens. 325.
Einklemmung d. Brüche 337. 338.
Eiter 9. S. a. Pyämie.
Ekzem, Baumwollenwatte bei solchem 307. — , chronisches,
Oleum rusci bei solchem 18.
Elektricität (elektrophysiologische Arbeiten v. Du-
chenne de Boulogne) 258. — bei Chloroformvergiflunf
302. — , galvanische, 260. — bei Gicht , Nervenleiden a.
Rheumati9mus 279. — -, statische, 260. S. a. Bäder.
404
Steh -Rvegist^r.
Elektro-biologiscbe ErscbeioangeD (Ober solche fon
Braid; Rec.) 381.
Elektromagaetismas bei Aoginu pectoris 307.
Elektromotor! scbe Essenz 278.
Elephantiasis Arabum in Brasilien 111.
Ellenbogengelenk, Verwundung dess. 242.
Embryologie (v. Verneuil; Rec.) litt.
Embryotomie 56. 32tt.
Emphysem d. Lungen 139. 149.
Endocardilis 34. 140. 143.
England, Armen irrenanstallen das. 3tt7. — , griechische
med. Manuscr. das. 283.
Entbindung s. Zangeoentbindungen.
Entbindungsanstalten 6. Gehurtshulfc ; Paris; Strass-
burg.
Enteritis catarrhalis subacuta 60. — cerebralis 61. —
choieriformis 60.
Entropium senile, Operation dess. 251.
Entwöhnen d. Kinder 330.
Entzundang, Licht- u. Luftentziehong mittels impermea-
bler üeberzüge bei solcher 19.
Epicanthus externus351.
Epilepsie 26. — bei Kindern 330.
Epithelioma 214.
Erbrechen bei Magengeschwür 45. — bei Schwanger-
schaft (Blutegel bei solchem) 229. (Abortus bei solchem)
325. S. a. Blutbrecben.
Ermfldungslahmungen 274.
Ernährung der Hornhaut (v. Coccius; Rec.) 373.
Erweichung des Gehirns 196. — d. Herzens 144. S. a.
Osteomalacie.
Erweiterung des Herzens 140. — d. Hirngefasse bei
Hirnenlzundungen u. Geisteskrankheiten 25. — d. Magens
beim Magengeschwür 45. — d. Muttermundes 229.
Essigsäure u. Albumin, Verhalten ders. zu einander 4.
Es s I u s t bei Scharlach 235.
Exarticnlation des Oberarms 243.
Excitator, elektrischer, 261.
Ezophthalmos bei Herzkrankheit mit Struma 204.
Exostose d. Siehbeins 349.
Ezstirpation d. Fersenbeins 346. — d. Uterus (v. B r e s-
lau; Rec.) 152.
Exsudat, galicrliges, in d. Bauchhöhle 46.
Extra et um sanguinis bovini 303. S. a. Taraxacum.
Extrauterinschwangerschaft 56. 57. 326. — aus-
serhalb d. Bauchhöhle 58.
Fäces 5. — , bei Typbus, Concretionen in dens. 41.
Fäulniss s. Lungen.
Faradisation, Faradismus 260.
Faserstoff des Blutes 3.
Febris intermittens 305. 306. — äussere Mittel hei
solcher 304. — inBahia 110. — , Chinin bei solcher 305.
306. — perniciosa (comatosa) 316. (apoplectica , cum
bronchilide, cardialgica, convulsiva, delirans, hydropho-
bica, cum pleurodynia, syncopalis) 317. — , Schröpfköpfe
bei solcher 305.
Ferrum carbonicom bei einer eigenthrimlichen Gebirnaffec-
tion 193. — chloratam , Einspritzungen von solchem bei
Varices 308. — jodatum (Ausscheidung dess. durch d.
Secretionen) 6. (bei tertiären Geschwüren) 48. — lacticum
(Ausscheidung dess. durch die Secretionen) 6. (Einspriz-
zung von solchem bei erectilen Geschwülsten) 350.
Fersenbein; Exstirpation dess. 346.
Fettbildung in Leber und Nieren bei Diabetes mell. 40.
— bei Säufern 190.
Fettsucht 131. — des Herzens 144. (Himanämie bei sol-
cher) 196. — der Leber 15.
Fibröse Gebilde, Lymphgef. ders. 369.
Fibroid s. I^escbwulst; Mastdarmpolypeo.
Ficaria ranunculoides bei Molimina haeroorrhoidalia 307.
Fieber in Nordamerika 106. — , periodische, 107. — ,
Teratrin bei solchen 192. 304. S. •. Dengue-fever ; Fe»
bris; Rerbstfleber; Rlimafleber; Landfleber; Malaria-
fieber.
Finger, Anwendung zur Diagnose u. Bcbandlaog der Hara-
blasensteine 343.
Fingermuskeln 265.
Fissura sterni 296.
Fistel 8. Hamblasenscheidenfistel.
Flecke, verdächtige, in ger.-med. Hins. 94.
Fleischkost bei chron. Opiumvergiftung 195.
Flexion d. Gebärmotter 321.
Fötus, Cirrhonose und Verscbrumpfung dess. bei
Schwangerschaft 59. — , grosser, bei engem Beckeo 51.
— , Knochen eines soleben durch d. Mastdarm abgegangei
326. S. a. Embryologie; Embryotomie; Kindetlafe;
Perforation.
Folie sentimentale 354.
Foramen ovales. Hernien.
Fowler'sche Solution b. intermitt. Neurosen 306.
Fractur d. Kniescheibe 239. ~ d. Schildkiiorpel9 373. — .
durch Schwangerschaft an d. Coosolidation verhindert 347.
S. a. Infrnction.
Frankreich, Geliurtshfilfe u. Gynäkologie das. 151.
Froschgeschwulst, Galvanokaustik bei solcher 20.
Fruch t s. Fötus.
Fröhgehurt, kQnstliche, 52. — wegeo Sacnlße-
schwulst d. Muller 232.
Fungus durae malris 308. — haematodes 238.
Fussgeburten, Hervorziehen der Nabelschnur bei i
325.
Fussrucken, Sesambein aaf dems. 371.
Fusssch weisse, unterdruckte, 196.
€lalle s. Cholagoga.
Gallert s. Cystoid; Exsudat.
Gangrän s. Brand.
Galvanisation, locale, 261.
Galvanismus 260.
Galvanokaustik 20.
Gastrostomie 80.
Gebärmutter bei Abortus 319. — Antroflezion 51. 321.
— Deviationen , Redresseur intra - utdrin bei solchen 332.
— , Ezstirpation (v. .Breslau; Rec.) 152. — , Fat«-
disulion dem. 263. — , Flexionen ders. 321. — Geecbwolst.
fibroide, 319. — Krankheiten (KaltwassereittspritziuvM
hei solchen) 19. (Behandlung ders. mit R^camier'sC*-
rette) 222. (v. Lee; Rec.) 281. •— Polyp, Gebort wSk
Exstirpation eines solchen 50. — Retrollexioii 321. —
Retroversion 224. (hei Schwangerschaft) 323. — Tripper
214. — Tuberkulose 222. — Vorfall (Pineemeot, Kaute-
risation d. Scheide) 225. (Hysterophor) 227. (bei d. (Ge-
burt) 230. S. a. Intrauteriaspecttiom ; Muttermund; Be-
trouterinhämatocele.
Geburt nach Exstirpation eines Gebärmotterpolypen 50.
— , Gehärmuttervorfall bei ders. 230. — , Mutterkorn bei
ders. 228. — , normale, 53. — , schwere, Wirbelbaken
bei^ok'iifn 55. S. a. Fussgeburt; Gesichtsgeburt; Schei-
teigeburt; Steissgeburt ; Stirngeburt.
GeburtshQlfe (Lehrbuch ders. v.NägeU n. Grenser;
Rec.) 150. (ob. dies, in Frankreich, Grossbritannieo nnd
Irland v. Arneth; Rec.) 151. S. ä. Operationen.
Ge'fässe d. Kehlkopfschleimhaut bei UIceretion d. Kehl-
kopfs 32. — , Serum führende, 373. S. a. Angiolo-
gie; Arterien; Blutgefässe; Hirngefasse; Lymphgefäsae ;
Venen.
Gefässhaut, innere, d. Herzens, Lymphgefäsae ders.
369.
Geben, Mechanik dess. 185.
Gehörgang, äusserer, Polypen dess. 352. j
Gehörorgan, Furadisation dess. 264. U^ IC
Geisselung, elektrische, 262. ^
Geisteskrankheiten s. Seelenstdraogen.
Gelbfieber in Nordamerika 108.
ach-legister.
405
Gelenke, ScbosswundeD dert. 243. S. a. Artbrologie;
ElIeDbogengelenk ; Höftgeleok ; Kniegelenk.
Gelenkrheumatismus 145. — , Geftimcomplicationeu
bei aolcheioa 311. — , Veratrin hei solchem 193. 304.
GemQthskrankbeiten s. SeelenstÖruDgen.
Geographie, medicinische. 96.
Geophagie s. Chlorose, tropische.
Georgia io geogr.-med. Hinsicht 103.
Geruchsorgane, Faradisation ders. 264.
Geschlecbtswerkzeuge (Krankheiten ders. ?. Jozan
deSt. Andr^ o. Handel; Rec.) 378. — , weibliche,
319.
Gescbmacksorgan, Faradisation des«. 264.
Geschwulst d. Augenhöhle (erectile) 360. (ringförmige)
361. — d. Beckens, Kaiserschnitt bei solcher 230. — d.
Gebarmutter, fibröse, 319. -- am Kreuzbein, innere, Kai-
serschnitt u. künstliche Fnlhgeburt bei solcher 232. — d.
Pia mater 197. (sptnalis) 198. S. a. Blutgeschwuisi ;
Cephalaematoma ; Dermoidgescbwulste.
Geschwfire d. Kehlkopfes 32. — d. Magens 44. — , Nar^
ben ders. 93. — , syphilitische, (tertiäre) 48. 217. S. a.
Darmgeschwüre.
Gesiebtsgeburten 63.
Gesicbtsknöchelchen, uberzäHlige, des Auerochsen
371.
Gesichtslähmung, rheumatische, 316.
Geiicbtsmuskeln 271.
Gewohnheit, Physiologie ders. 367.
Gicht in Brasilien 109. — , ElektricitSt n. Magnetismus bei
solcher 279. — , Paraplegie nach solcher 316. — , rheu-
matische, (▼. Füller; Kec.) 144. 147. S. a. Tripper-
gicht.
Giftschlangen, Biss ders. 24.
Gilles de Corbeil, Fragm.' eines Gedichts dess. 283.
Graduator, elektrischer, 261.
Grossbrjtannien, Geburtshulfeu. Gynäkologie das. 161
S. a. England.
Guanob&der bei Hautkrankheiten 18.
Gummi guttae , Einfluss auf die Körpertemp. 299.
Gynäkologie (üb. dies, in Frankreich, Grossbritannien
n. Irland ▼. Arneth; Bec.) 161.
Haare, Ausfallen ders. bei Syphilis 216. — im Eierstocke
326.
Haematocele s. Blutcysten ; Relroulerinhaematocele.
Haemoptysis 144.
Haemorrbagia s. Blutung.
HSmorrhoiden s. Molimina.
Halscysten 76. 76. 78.
HalsdrQse, Anschwellung bei Scharlach 236.
Hamburg, Scharlacbepidemie das. 234. S. a. Pharma-
kopoen.
Hand, elektrische, 262.
Hahdmoskeln 266.
Hannover s. Pharmakopoen.
Harn nach Etnathmung von ArsenwasserstofTgas 4. — ,
Einfluss des Thees auf seine Beschaffenheit 9. — ,
Trapp'sche Formel zur Bestimmung der festen Bestandtheile
deas. 4. S. a. Draemie.
Harnblase, Faradisation ders. 263.
Harnblasenkatarrb 214.
Harnblasenscbeidenfistel 346.
Harnblasenstein 344. — , mit d, Fingern diagnosticirt
0. bebandelt 343. S. a. Litbotritie; Rectourethralschnitt ;
Scbeidensteinscbnitt.
Harninfiltration, diffuse, 82.
Harnröhre, Entzündung ders. bei Kindern 332. — , Ver-
engerungen ders. 213. 287. (üb. 'dies. t. Courtenay;
Rec.) 377. — , weibliche, Tripper ders. 214. S. a.
Hypospadie; Rectourethralschnitt.
Harnsecretion 293. — , Wirkung d. Oeynhausener Was-
sers auf dies. 168.
HaruTerbaltung bei Gebärmulterretroversion 324.
Harnwerkzeuge, Krankheiten ders. (v. Jozan de St.
Andr^ n. Handel; Rec.) 878.
Häute, seröse, LympbgefSsse ders. 869. S. a. Gefisshaut;
Schleimhaut.
Haut, Auf<:iugungsvermogcn ders. 167. — u. D.irm, Anta-
gonismus ders. 286. — , Faradisation ders. 262. — , Lympb-
gefasse ders. 869* S. a. Häute.
Hautkrankheiten 136. — , Guanobäder bei solchen 18.
— bei Kindern 329.
Hebammen (Leitfaden zum Unterriebt ders. Im Lievländ.
Gouf. ; Rec.) 160. (Hand- Atlas für dies. v. Zeil ler;
Rec.) 280.
Herbstfieber 107.
Hernien 336. — d. eirunden Lochs 340. S. a. Brueb-
einklemmung ; Darmnetzbruch ; Nabelbruch ; Nabelscboar'
brach ; Netzbruch ; Schenkelbruch.
Herpes vulvoe 220. — zoster 197.
H e iz, Fetltintartungdess. 144. (Hirnanämie bei solcher) 196.
— , Wirkung des Thein auf dnss. 191. S. a. EndocardHis ;
Gefässhuat; Vbrhorc.
Herz- Aneurysma, partielles, 34. — Erweichung 144. -—
Erweiterung 140. — Geräusche 36. — Hypertrophie 140.
— Kammer 171. — Klopfen 143. — Töne 141.
Herzklappen, Atherosc ders. 36. — Krankheiten ders.
140. ->, Vegetationen ders. 34. —, Verdickung, Verirdang,
Verknöcherung ders. 36.
Herzkrankheiten 33. 140. (▼. Billing; Rec.) 141.
143. — , Crotonöl bei solchen 18. — , Ezophtbalmea bei
solchen 204. — u. Hirn krank heilen, Zusammenhang ders.
196. — d. Neugebornen 168. — bei Rbeumat. art. ac.
146. — , Struma bei solchen 204.
Hexenmilch 166.
Hinken, freiwilliges, 376.
Hippokrates, Scholien zu dems. 283.
Hirn, Cysticercus cellulosae in dems. bei einer Selbstmör-
derin 310. — , Gangrän dess. nach Decubitatbrand 26.
Hirnanämie bei Fettentarlung d. Herzens 196.
Hirnen izfindung, Hirngefässerwetterung bei solcher
26.
Hirnerweichnng 196.
Hirngefässe, Erweiterung ders. bei Hirnentzdndungen u .
Geisteskrankheiten 26.
Hirnhäute bei Endocarditis 36. S. a. Dura mater; Pia
mater; Meningitis.
Hirnkrankheiten, eigenthömliche, essigs. Zink u. koh«
lens. Eisen bei solcher 193. — u. Herzkrankheiten, Zu-
sammenhang ders. 196. — nach Insolation 310. — bei
Rheumat. art. ac. 311.
Hirnventrikel, Corpuscula atuylacea in dens. 286.
Hoden, Cysten ders. 246. — , Faradisation ders. 246.
S. a. Tripperhoden.
Höllenstein s. Silbernitrat.
Homöopathie, s. Kinderkrankheiten.
Hornhaut, Ernährung ders. (v. Cocctus; Rec.) 373.
— , künstliche, 261. 264.
Hospital ffir Kinder zu Mönchen 326. — , Ventilatietf
ders. 298.
Hüftgelenk, Entzündung dess. 62. — , Krankheiten dess.
(T. Böhring; Rec.) 376.
Hydatidencysten d. kleinen Beckens 334. — d. wetbl.
Brust 219.
Hydrocele 246. — en bissui 248. — peritonaeo-faginalis
247. — spermatica 246. 249. — vaginalis congenita 247.
d. Weihes 319.
Hydrocephalus congenitus 232.
Hydrophobie bei Wecbselfieber 317.
Hygieine (Le^rb. ders. ?. Fleury; Rec.) 127.
Hypertrophie d Blutgefässe 296. — d. Herzens 140. —
d. Zunge 288.
Hypochondrie 363.
Hypospadie, traumatische, 349.
Hysterie, Paralysen bei solcher 274. 316.
Hy^s^t^erophor bei Vo^l^ej^G^r^nj^^ Scheide
Icterus 132.
Impfung d. Tripperaecreta 216.
406
S
a c
•^Eegister.
1 m p r e 1 8 1 0 bepatit cardftca 173.
ladianergehiet, in Nordamerika, in geogr.-mcd. Rpz.
1«5.
ladactionselektricitat 360.
Inductionsmascbine, magneio-elektriscbe, 279.
Infraction d. ScbenkelbaUes 69.
Infus.orien in d. Milcb 166.
iBkalationan s. Arsenwasaerstoflgas ; Cblorofonninhala*
tionen; Siibernitrat.
Injeclionen in die Scbeide, Spritze zu solchen 224. S.a.
Fermm cbloratnm, iacticum; Jodeinaprltzungen ; Wasser,
kaltes.
lasaUbritat d. Bodens in grossen Städten 298.
Insolation, HirnkrankkeiUn nach soicber 310.
Intrauterinspecttlum 224.
Jod 16. — bei Cardialgie 16. *- bei Scropbuiose 17. — bei
Sinima lympbatica 16. — bei Sypbilis 17. S. a. Brom-
jodbutter; Ferrum; Kali; Queckäilberjodid ; Suipbur.
lodaittspritznngen 17. — bei Bauchwassersucht 17. —
bei Ofariencysten 222. — bei Spina bißda 193. — nach
Tboracoetnteae 308.
Jad-EiweUa 303. — Krankheit 135. — Oel 303. — Phos-
phor-Oel 303. ->- Rfiucherungen bei scroph. Augenentz.
193. — Tinctur 16.
Ipecacnanha, Verflalsebungea ders. 187.
Irland, Geburtsbulfe u. Gynäkologie das. Itfl.
Irrtnan stalten s. Bergamo; Berlin; Deutschland; Eng-
land; Oeaterreicb; Preussen.
Irrenstatistik Oesterretrhs 366.
Ischias (Qb. dies. t. Füller; Reo.) 144.
luglans regia bei Pustula maligna u. Karbunkel 194.
Kaehaxie 130.
Kaiserschnitt bei BeckengeschwOlsten 230. — bei Sa-
evalgeaehwulst 232. — nacb d. Toded. Mutier 66. --, wie-
derholter, 326.
Kali chloricum bei Stomatitis 328. — ebrumicuro 11. —
bydriodicom (Ausscheidung dess. durch die Seorrtionen) 6.
(als Salbe) 17. (bei Bleivergiftungen) 23.
Karbankel, Jugl. regia bei solchem 194.
Katalepsie 199.
Katarrh d. Harnblase 214. — d. Luftwege 142.. (bei
Kindern) 828. — , suffocativer 329. S. a. Enteritis.
Kauterisation bei Eitervergiftung 347. — bei Gebarmut-
tenrorfall 225. — bei Sperroatorrböe 377.
Kautschuk, vulkanisirter, 194.
Kehlkopf, Faradisatioo dess. 264. — , Ulceration dess.
27. S. a. Laryngitis; Laryngospasmus.
Kehlkopfmuskeln, Krampf und Lähmung ders. (v.
Helfft; Rec.) 159.
Kentucky in med.-geogr. Bez. 100.
Ktncbkusten 142. 329.
Kinder, asthmatische Krankheiten ders. (v. Mauch; Rec.)
158. — , Balanitis ders. 332. — , Brechdurchfall ders.,
Bismutbum nitr. bei solchem 18. — , Bronchitis ders. 329.
331. -^, Bronchopneumonie ders. 331 . — , Diätetik ftir dies.
(f. Mauthner V. Mautstein; Rec.) 282.—, Entw6h-
nen ders. 830. -^, Hospital ffir solche zu Mönchen 326. — ,
Lfibmungen ders. 275. 330. — , Mundhöblenaffectionen ders.
328. 331. — , Peritonitis acuta bei solchen 332. — ,
Posthitis bei sokrhen 332. — , Syphilis ders. 48. 380. ^—,
Urethritis ders. 332. — , Verdauungskrankheiten ders. 60.
328. — , Zahnen ders. 330. S.a. Neugeborne; Säuglinge.
Kinderkrankheiten (u. homdop. Behandlung ders. t.
H a r t m a 0 n ; Rec.) 1 53. (fih. dies. v. E 1 1 i s ; Rec.) 156.
— , krampfhafte 330.
Kindeslage, ungewöbnliche , bei Zwillingen 325.
Klappen bei Abscessen 287. — d. Lymphgefasse 369.
S. a. Herzklappen.
Klima fi eher in Centroaroerika 109.
Kl y stire von Cbloroformdunst geg. Tenesmua bei Bahr 18.
Knieellanbogenlage bei gaburtahulfl. Oparationan 54.
Kaiegelank, Ankylosen u. CoDtraatnran dess. 65. — ,
Schusswunden dess. 242.
Kniescheibe, Fractur ders. 239.
Knochen, Lymphgefasse ders. 869. $. a. Oataolofic;
Osteomalacia ; Schädelknochen .
Knorpel d. Kehlkopfs, Ulceration ders. 31.
Körper, fremde, im Bronchus 85. 206.
Kohlensäure, Wirkung d. Thees auf d. Ausscheid, dem. 9.
Kondylome 218. --, spitae, 213. 214. ^, sabentane 314.
Kotheinklemmung 338.
Kousso bei Bandwurm 307.
Krätze s. Scabies.
Krampf d. Keblkopfmuskela (▼. Helfft; Rec.) 159. S.a.
Laryngospasmus.
Krebs d. Augenlides 251. — , Ck>niin bei solchem 307. —
d. Darmes 208. — d. Dickdarms , ringförmiger , 908. —
bei Endocarditis 35. — d. Lunge 140. 149. — u. Tuber-
kulose, Comhination ders. 209. — d.weibl. Genitalien 319.
Krebsgesch wulste, Galvanokaustik bei solchen 20.
Kreuzbein s. Sacralcyste ; Sacralgeschwulst.
Kubpockenlymphe, Einwirkung d. Chlor auf dies. 22.
Kupfer, schwefeis., Einwirkung auf d. Körpertcmp. 299.
— , unverzinnles, Einwirkung d. Wassers auf dass. 186.
liähmung 259. 272. -- d. Kehlkopfmuakeln (v. Helfft;
Rec.) 159. S. a. Paralyse; Paraplegie.
Landfieber 102.
Laryngismus stridulus 143.
Laryngitis 139. — chronica (Silbernitratinhalationea bei
solcher) 33. (syphilitica, Tracbeotomie bei solcher) 318.
Laryngospasmus 329.
Leber bei Diabetes mell. 40. — , Entzündung ders., syphi-
litische, 287. *-, FettenUrtung15. — , Zuckergehalt den.
in Krankheiten 7. S. a. Speckleber.
Leiatendriisenentzündung 213. 214.
Leiste nkanal, Cystengeschwulst dess. 336.
Lepra Graecorum in Brasilien 112.
Leukämie, lienale, 37.
Licht, Entziehung dess. bei Entzändungen 19.
Lievland, Leitfaden zum Unterricht d. HebaDal6nsckäI^
rinnen das. (Rec.) 150.
Ligatur s. Unterbindung.
Lippen, sypbil. Geschwüre an dens. 217. S. a. Cheiloplastik.
' Liquor antisyphiliticus 194.
Litbotomie s. Redourethralschnitt ; Scheidensteinschnitt.
Lithotritie 344.
Lolium temulentum, Vergiftung mit d. Samen dess. 195.
Louisiana in med.-geogr. Hinsicht 104.
Luft, Einblasen ders. in d. Lungen d. Neugebomen 98.
158. ~, Entziehung ders.* bei Entzilndungen 19.
Lungen u. Circulationsapparat , Verhältniss ders. 171. —,
Lufteinblasen in dies, bei Neugebornen 95. 158. — , ve^
faulte, 95. S. a. Pneumonie.
Lungen -Ausscheidung, nach Alkobolgenuss 180. — Bran4
149. 205. — Emphysem 139. 149. ^ Krebs 140. U9.
— Kreislauf 292.
Lungenkrankbeiten 138. (Ob. dies. f. Biiliag;
Rec.) 141. — d. Nengebumen 158.
Lungentuberkulose 139. 144. 148. — bei Endocar-
ditis 35.
Loiation s. Hinken.
Lycoperdon proteus als Anaestheticum 13.
Lymphdrusen, Anschwellung ders. bei Scharlach 235.
Lymphgefasse 368.
Klage n, Bewegung dess. bei der Verdauung 286. — > Fan-
disa tion dess. 264. — , Perforation dess. bei BauchacbwsD*
gerschaft 58. S. a. Gastrostomie. OV IC
Magenerweiterung bei Magengeschwür^.
Magengeschwür 44.
Mafisterium Bismuthi 18.
S I c ä - R e g i s 4 e f .
407
Mag Aesia carbottiea o. citrica ab AMüibraiUel S07. ^,
miuriatica ala Cholafoguin 15. -^ tulpliorica ii. nata als
Abfabrmittel 306.
llagoeUsmua bei Gieht, NcnraaltideD u. Kbettnatisinos
279. ^, tbiariscfaer, ab Aaiatbeticwai 104.
Malaria-Fieber 107. -^ Kntnkbeitea 180. — Neuroseo
113.
M a n i a sine daltrio 80.
Hanuacripte, mediciDiache . (?. Deremherg; Rec.)
283.
Marasmus 130.
Masern 329.
Mastdarm, Paradisation dess. 203. — , Fötaiknocfaeo durch
deos. entleert 320. S. a. Rectoureibralschnirt.
Mastdarmpolypen, fibröse, bei Zwillingen 332.
Medicia in Deat9chland(v. Otterhourg u. Hartmann;
Rec.) 282. — in Spanien 300.
Melancholie mit Stupor 80.
Memphis In geogr.-roed. Bez. 101.
Meningitis rbeumalica 312.
Metrorrhagie, paerperale, Transfusion bei solcher 55.
Middeldorpf's Galvanokaustik 20.
Mikropyle 119.
Milch 101. 104. — , Infusorien in ders. 105. S. a. Heien-
milcb.
Milz, Krankheiten ders. bei Endocarditis 35. S. a. Leuk-
ämie.
Mineralwasser s. Oeynhausen.
Missgeburten, kopflose, (üb. dies. v. Hempel; Rec.)
123. (im Strassburger Museum , v. £ b r m a n n ; Rec.)
125.
Mobile in geogr.-med. Bez. 104.
Molimina haeinorrhoidaDa , Ficaria ranunculoides bei sol-
chen 307.
Monomanie 354.
Morbus Brightii bei Scharlach 230.
Mortalitfit bei Schusswunden 243.
MotilitSt u. Gewohnheit, Verhälluiss ders. 357.
Motricität d. Muskeln 204.
Moxa^ elektrische, 202.
München, Kinderhospital das. 320.
Mundhöhle, geschwurige, brandige und entzündliche
AflTectionen ders. bei Kindern 331. S. a. Stomatitis.
Muskeln 259. 204. -», Atrophie ders. 275. — , Con-
tractilität ders. 204. — , Contractur ders. (bei Syphilis)
215. 277. — d. Daumens 205. — , Faradisation dera.
202. — d. Finger 200. — d. Gesichts 271. — d. Hand
205. — y Lympbgeßisse ders. 309. — , Motricilfit ders.
204. — d. Oberarms 208. — d. Schulterblattes 208. —,
Sensibilität ders. 204. — , Tonrcität ders. 204. — , Varie-
täten ders. 371. — d. Vorderarms 207. S. a. Kehlkopf-
muskeln; Myologie.
Mutterkorn bei d. Geburt 228.
Muttermund, Erweiterung dess. 229. — , ObliteratioD
dess. 52.
Kyologie 117. 308. 371.
Habelbrucb, angeborener, 339.
Nabelscbour, Hervorziehen dera. bei Steiat - u. Fusage-
burten 325. — , Vorfall ders. 325.
Nabelschnurbrueh 339.
Nackenschmerz bei bösartiger Angina bei Schariach 834.
Nägel, syphilitische Erkraniung ders. 215.
Nagel, elektrischer, 202.
Naht 8. Sehädel.
Narben in gericbtsarztl. Bez. 92.
Nase, syphil. Gcschware dera. 217. S. a. RhinoplasUk.
Nasenmuscheln, Schwellgewebe in d. Schleimhaut dera.
185.
Natnr forscher, Versamaalaag ders. zu Tübingen 285.
Nebenboden, Cysten ders. 240. 249. — , EnUAiidung
ders. 213.
Nekrose d. OberscbenkelhaJaea 287.
Nerven, FtftdiaatioD dila. 203. «-4. Keblkapfa MU-
cerallon deas. 32. — , Lähmungen einzekier 274. S« H.
Neurologie.
Nervencentra, Veränderungen nach Syphilis 287.
Nerveokraaklieiten 88. 190. —, Elektrioiläi u« Magntt-
tismus bei solchen 279. S. a. Neurosen ; Paralyvia Dei^
vosa.
Nervenmaterie, chemische Zusammensetzung dera. 268.
Nervensystem, Lymphgefaaae deas. 309.
Nervus facialis, Paralyse dess. 315. — recttireoa teaterii,
sinuvertebralis, spinosus 280.
Netzbruch 338. S. a. Darmnetzbruch.
Neugeborne, Haemorrhagia intestinalis bei solchen 283 -^,
Krankheiten ders. (v. Bouchut; Ree.) 150. •«, Lall-
einblasen in die Lungen ders. 95. 158. — , patbol. Ana-
tomie ders. <v. Weber; Rec.) 157. S. a. Hexenmikh.;
Kinder; Säuglinge.
Neuralgien 197. — bei Spedalskhed 212.
Neurologie 1(8. 870.
Neurosen, interniittircnde , Fowier'sche Solution bei aol-
ch«!n 300. ~, Oeynhausen bei solchen 109. S. a. Mal-
arianenrosen.
New-Orleans in uied.-geogr. Bez. 104.
Nieren hei Diabetes mell. 40.
Nierenkrankheiten bei Endocarditis 35.
Nitrotannat d. Quecksilbers bei tertiär -aypUi. Gtacbwu-
ren 48.
Noma 331.
Nonnengeriusch 181.
Nordamerika, med. Geogr. d. vereinigt. Staaten daa* 99.
Nordcarolina in med. -geogr. Bez. 101.
Norwegen s. Bergen; Scabies.
Oberarm, Amputation dess. 243. — ^ E.xarticnIation dest.
243. — , Muskeln dess. 208.
Oberschenkel, Amputation dess. 243. — , phagedlni-
scher Schanker an dems. 210.
Oberschenkelknochen, Nekrose d. Schaftes d^aa.^
287.
Obl Iteration d. Muttermundes 82.
Ocbsenbint, Extract dess. 303.
Oedema glottidis 200.
Oel s. Crotonöl; Jod; Oleum; Terpentinöl.
Oestcrreich, Irrenwesen das. 355. 350.
Oeynhausen, Wirkung d. Mineralwasser! das. auf d. flam-
absonderung 108.
Ohrs. Otalgie; OtorrhÖe.
Ofarenklingen, Aetberdämpfe bei solchem 19.
Oleum irusci bei Eczema chron. 18.
Operationen, geburubdlfliche , Knieellenbogenlage bei
solchen 54.
Opium bei Paralysis nervosa 210.
Opiumvergiftung, chronische, Fleischkost bei den.
195.
Os interparietale 370.
0 8 8 i c u 1 a Wormiana an Säugethierscbädeln 370.
Osteologie 110. 307.
Osteome lacie d. Beckens 53.
Otalgie, Aetberdämpfe bei solcher 19.
OtorrhÖe bei Scharlach 235.
• Ovariotomie 281.
Oxolyin 3.
IPanama, Isthmus von, in geogr.-med. Bez. 108. •
Paralbumin 4.
Paralyse, hysterische, 315. — , intertnitlirende, (Hiimn-
sufphat bei solcher 310. — bei Kindern 330. — d. N.
facialis 315. — , nervöse, Opium u. Chloroform bei sol-
cher 310. — , rheumatische, d. GesichU 315. S. a.
Lähmung.
Paraplegie 313. ^^^^^^T^
Paris, GebSranstalten das. 151.
Parotitis bei Katarrh 328. — bei Schariach 235.
Pathologie (u. Therapie, Handbuch ders. v. Wuader-
lieh; Rec.) 129. S.a. Cbeoiie»
4aB
8aeh-Regist
e r.
Pellagra q. Wahnsinn 8Ö.
Pemphigus 138.
Pennsylvanien in med.-geogr. Bei. 99.
Perforation d. Darms 42. 43. — d. Fötus ltf2. — d.
Magens 58.
Pericarditis 140. 143.
Pericysiium 74.
Peritonitis acuta bei Kindern 332 — , Darmperforatiön
simulirende 43.
Pest in Prag in d. J. 1713 u. 1714 (▼. Weitenweber;
Rec.) 382.
Petechialtyphus s. Typhos exanthematicus.
Piiarmacie, Handbuch derselben (v. Guibourt; Rec)
127.
Pharmakopoen Xorddeulsclilunds (hnrnburgischef han-
noversche, preu^sische, sächsische, schleswig-holsteinische,
f. Hager; Rec.) 280. — , Worterbucb zu dens. (v. Hen-
nig; Rec.) 127.
Phosphorzundboizfahrikation, Einfluss ders. auf
a. Gesundheit d. Arbeiter 88.
Physiologie (elektrophysiologische Arbb. t. Duchenne
de Roulog'ne) 258. — d. Gewohnheit 357. S. a.
Chemie.
Pia mater, libroide Geschwulst ders. 197. . — spinalis,
Geschwulst auf ders. 198.
Pigmentmiller, Narben ders. 94.
Pikrinsiure im Biere, Erkennung ders. 187.
Pincement d. Scheide bei Gebärmutlervorfall 225.
Pineas taginales 225.
Placenta praevia 288.
Pleura, Cysten in d. Höhle ders. 200. — , Krankheiten
ders. bei Neugebornen 157.
Pleuritis 139. 142.
Pleurodynie bei Wecbselßeber 317.
Pneumoroetrie 360.
Pneumonie 139. 142. — , chronische, 149. — bei
Endocarditis 35. — bei Kindern 329. — d. Neugebor-
nen 158. — bei Scharlach 235. — , Veratrin bei solcher
192. S. a. Bronchopneumonie.
Pneumothorax 149.
Pocken 136.
Pockennarben 94.
Polypen d. Süssem Gehörganges 352. — d. Gebärmutter
50. — d. Mastdarms 332.
Posthitis d. Kinder 332.
Prag, Pest das. in d. J. 1713 u. 1714 (t. Weitenwe-
ber; Rec.) 382.
Preussen, Irrenanstalten das. 356. S. a. Pharmako-
poen.
Prostata, Concretionen in ders. beim Weibe 219. — ,
CntzQndung ders. 214.
Proteide 183.
Psychiatrie, Individualisiren in ders. 85.
Puerperal Wahnsinn 355.
Puls, Frequenz dess. im Verhältniss zur Eigenwärme 170. — ,
graphische Darstellung dess. 285. S. a. Venenpuls.
Puls US resilieos 144.
Punction d. Ovariencysten 222.
Pustula maligna, Juglans regia bei solcher 194.
Pyäroie 132. — , Kauterisation zur Verhütung ders. 347.
P y r a m i 8 glandulae thyreoldeae 78.
Quecksilber als Cholagogum 14. — Jodid 17. — , me-
tallisches bei Verstopfung 307. — Nitrotannat, bei tert.-
sypbil. Geschwüren 48 — Salbe, geg. Halsbräune bei
Scharlach 306. -;- Vergiftung, Paraplegie bei solcher 315.
S. a. Caloiuel.
Raleigh in med.-geogr. Hinsicht 102.
R a n u 1 a s. Froschgeschwulst.
Recfourethralschnitt 345.
Redresseor intra-ut^n bei Deviationen d. Gebfirmutter
329.
Reibnngaelektricitit 260.
Respiration 289. S.a. Pneumometrie ; Spirometer.
Retpirations he seh werden durch conatitutiooelle Sy-
philis 48.
Respirations Organe u. Circuiationsorgane, Verhältnisa
ders. 171. — , Katarrh ders. 142. — , Krankbeiten dert.
(chronische, v. Bricheteau; Rec.) 147. (bei Kiadera)
328.
Retrofleiion d. Gebärmutter 321.
Retrottterinbamatocele 320.
Retroversion d. Gebärmutter 224. 323.
Rhachitis 327.
Rheometer, elektrischer, 261.
Rheophor 261. — , massiver, 262.
Rheum als Cholagogum 15. — bei Verdauungsknakheiteo
d. Kinder 328.
Rheumatismus (üb. deus. v. Füller; Rec.) 144. — ,
chronischer, 147. — , Elektricitat d. Magnetiamas bei sol-
chem 279. — , Lähmungen bei solchem 274. — , Paraple-
gie bei solchem 315. S. a. Gelenkrheumatismus; Pan-
lysis rheumatica.
Rhinoplastik 348.
Rohrzucker, Ausscheidung dess. durch d. Secretionen 6.
Rückenmark, Paraplegie durch Veränderung dess. be-
dingt 314.
Ruckenmarksbäute, Paraplegie durch Äffectionen den.
bedingt 314. S. a. Pia mater spinalis.
Ruhr in Californien 106. — , Chloroformdunstklyslire bei
solcher 18. -- in Pennsylvanien 99. S. a. Dysentecia.
Sachsen s. Pbamiakopöeo.
S a c r a 1 - Cyste mit Spina biflda 332. — Geschwulst, innere,
Kaiserschnitt u. künstliche Frühgeburt bei solcher 232.
Säufer, Fettbildung bei solchen i 90. — , Paraplegie den.
315. — , Zuckerharnruhr ders. 190.
Säugethiere, Os interparietale u. Ossicula Wormiaai
ders. 370.
Säuglinge, Krankheiten ders. (v. B o u c h u t ; Rec.) 154.
S ä u r e s. Essigsaur«! ; Pikrinsäure; Salpetersalzs&are ; Schwe-
felsäure; Scbweisssaure.
Salbe s. Quecksilber; Silheroitrat.
Salpetersalzsäure als Cholagogum 15.
Samenbläschen, Faradisalion ders. 264.
S a n t o n i n , chemische Umsetzung dess. im Organismas 12.
Scabies crustosa, norvegica Bueckii 46. 211.
Schädel, Anomalien an dems. 370. — , Nähte dess. 287.
— von Säugetbieren , Ossicula Wormiana an solchen 370.
Schädelknochen, Verschiebung ders. 327.
Schamlippen, Cystengescbwulst ders. 221. 336.
Schanker 214. — u. Eicbeltripper mit intermittirendem
Charakter 318. — , pbagedänischer , am Oberschenkel
216.
Scharlach 136. — , Aconit als Prophylakticnm gegen
dens. 306. — Epidemie, in Hamburg 234. S. a. Angina;
Desquamation; Esslust; Halsdrüse; Quecksilber; Schmerz;
Speckeinreibung.
Scheide, Herpes ders. 220. — , Inject, in dies., Spntxt
zu solchen 224. — , Pincement ders. bei Gebännuttervor-
fall 225. S. a. HarnblasenscheidenQstel.
Scheiden- SteinschniU 346. -- Tripper 214. — Vorfall,
HysCerophor bei solchem 227. -— Zängelchen 225.
Scheitelgeburt 53.
Schenkel-Bruch 287. — Hala, InfracU'on dess. 69. —
Ring 287.
Schilddrüse 182. S. a. Pyramis.
Schistokoilon 340.
Schläfenbeinschuppe, ungewöhnliche Verbindung dess.
mit d. Stirnbeine 370.
Schlaf, künstlicher, als Heilmittel 12.
Schlangenbiss 24
Schleimbälge d. Scheide, Entzündung ders. 214.
Schleimhaut, Lymphgefisse ders. 369. S. a. Nasea-
muscbeln. ' Digitized by VjOOV IC
Schleswig-Holstein s. Pharmakopoen.
Schlund, Faradisation dess. 26S.
Scbmeri bd MageBgeschwflr 45. — bai Sebarlacb S8K.
Saeh-Register.
409
Schollen sa HippokraUs 383.
S Scbropfköpfebei Wechselfieber 30tf .
Scbulterblattmaskelo 268. .
b ScbusswaDden 243. — d. Gelenke 242.
k Schwangerschaft, Dauer den. tfl. 228. — , Erbrechen
^ bei ders. 229. 325. — , Fractur durch dies, an d. Consoli-
daiion verhinderl 347. — , GebarmutterrPtroveraion bei
solcher 323. S. a. Eitrauterioscbwangerschafl.
Schwefelsäure, freie, Bildung solcher bei Verbreonun-
gen 90.
Scbwefelsäupe Vergiftung, Orflla's Methode, dies.
nachzuweisen 23.
Schwel SS 165. — hei Scharlach 235. S. a. Fnss-
i seh weisse.
Schweisssäure 166.
Schwellgewebe der iNasenmnschelschleirohaut 185. S.a.
Geschwulst.
Scorbut 131.
Scropholose 131. 327. — , Jod bei ders. 17. S.a.
Augenentzündungen .
Secretionen, Ausscheidung gewisser Stoffe durch dies.
6. — d. Harns 293.
Secretiooszellen 285.
Seelenstörungen 88. — , Hirngerässerweiterung bei sol-
chen 25. S. a. Purrperalwahnsinn.
Selbstmörder, Cysticercus im Gehirn bei solchen 310. — ,
letzte Empfindungen solcher 358^
Sensibili 1.1 1 u. Gewuhnheil , Verbältniss ders 358. —
d. Muskeln 264. '
Seröse Häute, Lymphgef. ders. 369.
Serumcasein4.
Sesambein am Fussrflcken 371.
Siebbein, Exostose dess. 349.
Silbernitrat bei Bubonen als Salbe 217. — bei Dann-
j geschwuren 18. — bei Laryngitis cbron. als Inhalation
33. — bei Magengeschwür 45. — bei Verdauungskraokhei-
ten d. Kinder 328.
{ Si nnesorgane 117.
Sirenenbildung 126.
Spanien, Medicin das. 360 — , Syphilis das. 216.
Spannungselektricität 260.
Speckeinreibungen bei Scharlach 236.
I Speckleberl6.
Speculum s. Intrauterinspeculum.
f Spedalskhed in Bergen 212.
Speicheldrüsen, Ausscheidung gewisser Stoffe darch
dies. 6.
Speiseröhre, Faradisatlon ders. 263.
I Spermatorrhöe, Kauterisation bei solcher 377.
I Spermatozoen, Eintritt ders. in d. Ei (v. K eher; Rec.)
118. -~ in d. Hydrocelenüssigkeit 245. 249.
f Spina bifida, Jodinject. bei solcher 193. — mit Sacral-
I Cyste, Ligatur bei solcher 332.
1 S,pirometer 359. S. a. Pneumometrie.
Splanchnologie 117.373.
I Spritze zn Injectiopen in d. Scheide 224.
Städte, grosse, Insalubrität di Bodens in dens. 298.
. Starrkrampf d. Zwerchfells 272.
Statistik d. Irren in Oesterreich 355.
Steissgeburten, Hervorziehen d. Nabelschnur bei sol-
chen 325.
Sterben, Zeichen dess. 379.
StimmritzenentzGndung 200.
Stimmritzenödem 200.
Stirnbein, ungewöhnliche Verbindung dess. mit d. Schlä-
I fenbeinschuppe 370.
Stirngeburt 53.'
Stomatitis cachectica 331. — , chlorsaures Kali bei sol-
cher 328. — idiopathica, pseudomembrAposa, symptoma-
tica 331.
( Strassbnrg, Gebärhaus das. 151.
Streckung bei Ankylosen u. Contracturen d. Kniegelenks
66
Med. Jahrbb. Bd. 80. UA. t.
Stricturd. Harnröhre 218.287. (üb. sie t. Courttnay;
Rec.) 377.
Struma bei Herakrankheiten 204. — lympbatica , Jod bei
solcher 16.
Stuhl s. Fäces.
Stupor bei Melancholie 86.
Succus pancreaticus 294.
Südcarolina in med.-geogr. Bez. 102.
Sulphur jodatum 17.
Sumbulin 300.
Sumpffieber 107. 136.
Sydenham-Society 361.
Synkope hei Wechseineber 317.
Syphilis 135. — , Ansteckung durch Gigarren 47. — , .lod
bei ders. 17. — bei Kindern 330. — , Nervencentra nach
solcher 287. — , Paraplegie nach solcher 315. — , .secun-
däre, (Athmungs- u. Respirationsbeschwerden bei solcher
— bei einem Kinde) 48. 214. (Contagiositat ders.) 215.
217. — in Spanien 216. im Unter-NeuiraerComitat 215. im
Wien, allgeni. Krankenh. 213. — tertiäre48. S. a. Bubonen ;
Ferrum; Geschwür; Kondylome; Laryngitis; Leber;
Liquor; Nitrotannat; Schanker; Tripper; Vegetationen.
Syphilisation 49.
Syrup s. Albuminsyrup.
Taraiacum als Cholagogum 15.
Tarsotomia longitudinalis 250.
Tastsinn, Faradisation dess. 264.
Taubheit 353.
Teleangiektasie 238.
Tellur, Wirkung dess. auf d. Organismus 10.
Temperatur s. Eigenwärme.
Tenesmus bei Ruhr , Chloroformdunstklystire gegen dens.
18.
Tenessce in med.-geogr. Bez. 101.
Ten eile h gouttiere 226.
Tenotomie bei Ankylosen u. Contracturen d. Kniegelenks
66.
T e n t o r i u m cerebelli , Rudiment eines knöchernen 370.
Terpentindampfbader 21.
Terpentinöl als Cholagogum 15.
Tetanus bei Rheumat. art. ac. 146.
Tbee, Wirkung dess. auf d. Organismus 9.
Thein, Wirkung dess. auf d. Herz 191.
Therapie (u. Pathologie, Handb. ders. v. Wunderlich;
Rec.) 129. (Taschenicxicon ders. v. Klencke; Rec.)
379. (prakt. Andeutungen üb. d. Verfahren am Kranken-
bette von ▼. S tu hr; Rec.) 380.
Thierkrankheiten, Empfänglichkeit d. Menschen ffir
dies. 287.
Thoracocentese, Jodinjection nach solcher 303.
Thränenbcin d. Wallrosses 371.
Thymus bei Asthma 158. — , Krankheiten ders. bei Neu-
gebornen 158.
Tinctura florum colchici 304. S. a. Jodtinctur.
Tod, Kaiserschnitt nach dems. 55. — , plötzlicher, bei
Wöchnerinnen 56. — , Zeichen dess. 379.
Todtenheschau (v. II über; Rec.) 378.
Tonicität d. Muskeln 264.
Tracheotoroia bei Croup 244. — subcricoidea 243.-^
bei chron. syphilitischer Laryngitis 318.
Tran sTus Ion bei puerperaler Metrorrhagie 55.
Transplantation 348.
Trapp *s Formel 4.
Traubenzucker, Ausscheidung dess. durch d. Secretio-
nen 6.
Trieb iasis angularis senilis 251.
Tripper 213. 218. —, Impfung ;nit dem Secret dess. 215.
— bei Weibern 214. S. a. Blennorrhagie; Eicheltrippar.
Trip per- Gicht 219. — Hoden 218. ^ Seache 215.
Trismus bei Kindern 330. ^^ - . ,| itfi»-
Tropen länder s. Chlorosl*^ ^^^^^^^^
Truncas aoonymns 171.
62
410
Namen - Register.
Tabenscbwangerschaft 57. — , Verschrumpfung u.
CirrhoDose d. Fötus bei solcher 59.
Tuberkulose d. GehärmuUer 222. — u. Krebs, Combi-
nation ders. 209. — d. Lungon 35. 139. 144. 148.
Tübingen, Versammlung d. Naturforscher das. 285.
Tussis hepatica 144.
Typhus, Concrelionen im Stuhl bei deras. 41. — , Darm-
perfuration bei solchem 42. — bei Endocarditis 35. —
exanthematicus (in Nordamerika) 107. (in Brasilien) 111.
S. a. Ahdominaltyphus.
Uiceration d. Kehlkopfs 27.
Umschläge s. Borax.
Undulation, respiratorische, 181.
Unterarm, Amputation dess. 243. — , Muskeln dess.
267.
Unterbindung d. Carotis bei erectiler Geschwulst in d.
Augenhöhle 350. — einer Sacra Icyste 332. — d. Wirsung'-
schen Ganges 294.
Unter-Neutra (Comitat von), Syphilis das. 215.
Unterschenkel, Amputation dess. 241. 243. — , osteo-
plastische Verlängerung dess. 288
Urämie 134.
ITarices, Eisenchlorideinspritzungen bei solchen 308.
Vegetationen d. Herzklappen 34. — , syphilitische, 47.
Veitstanz s. Chorea.
Venen 171. 368.
Venen puls 181.
Ventilation d. Hospitaler 298.
Vera tri n bei Fiebern 192. 304. — bei Gelenkrbeumat.
193. 304. — bei Pneumonie 192.
Verblutung aus d. Eileitern 325.
Verbrennungen in gerichtsärztl. Bez. 89.
Verdauung', Magenbewegung bei ders. 286.
Verdauungsorgane, Krankheiten ders. bei Kindern 60.
328.
Verfälschungen d. Arzneimittel 187.
Vergiftung mit Blei (Jodkalium bei solchen). 23. 135.
(Lahmung nach solcher) 274. (Paraplegie nach solcher)
315. — mit Lolium temulcn^um 195. — mit Opium,
cbron. , Fleischkost bei solcher 195. — mit Quecksilber,
Paraplegie nach solcher 315. — mit Schwefels. , Orfila's
Methode, dies, nachzuweisen ^3. S. a. Chloroforminba-
lalionen.
Verirdung d. Herzklappen 36.
Verknöcberung d. Herzklappen 36.
Verletzungen s. Hypospadie; Wunden.
Verrenkung, spontane, 375.
VerschrumpfuDg d. Fötus bei Tubenscbwaogerschaft
59.
Verstopfung, metallisches Quecksilber bei solcher 307.
Vorfall d. Gebarmutier 225. 227. 230. » d. Nkbelschnar
325. — d. Scheide 227.
Vorhaut s. Posthitis.
Vorhöfe 171. — , linker,- abnorme Verbindung dess. mit
d. Aoru 203.
Vorsteherdruse s. Prostata.
Vulva, Herpes ders. 220.
llTarme, tbierische, 170. S. a. Eigenwärme.
Wahnsinn, intermittirender, Chinin bei solchem 355.—
bei Pellagra 86. S. a. Seelenslörungen.
Wasser, destillirtes , Einwirkung dess. auf onrerziontei
Kupfer 186. — , kaltes, bei GebärmutterleideD als Injec-
tion 19. S. a. Brunnenwasser.
Wasserbruch s. Hydrocele.
Wasserdouchen 20.
Wassersucht 131. — , Crotonöl bei solcher 18. — d.
Eierstocks (üb. dies. v. Martin; Reo.) 281. -y- bei Es-
docnrditis 35. S. a. Bauchwassersucht.
Wjeibrr. Hydrocele bei dens. 319. — , ProstataconcrHio-
nen Uv\ lifiis. 219. — , Schanker ders 215. — , Tripper
ders. 214. S. a. Gynäkologie; Harnröhre, weiblicäe;
Milch.
Wien, Syphilis im allgem. Krankenh. das. 213.
Wirbelhaken hei schweren Geburten 55.
Wirbelsäule, seitliche Krümmung ders. 111.
Wöchnerinnen, plötzlicher Tod ders. 56.
Wunden d. Ellenbogengelenks 242. S. a. Hypospa^;
Schusswunden.
Zähne, Plombiren u. Einsetzen ders. 288.
Zahnen d. Kinder 330.
Zahnsystem 371.
Zange, rinnenförmige, zum Pincement d. Scheide 226.
Zangenentbindungen 152.
Zellen s. Secretionszellen.
Zellgewebe, Lyropbgefässe dess. 369.
Zink, baldrians., bei Veitstanz 26. — , essigs. , bd oacr
eigenth. Gehirnkrankheit 193.
Zilterwels*286.
Zuckergehalt d. Blutes bei Alkoholgenuss IM. — 4
Leber in Krankheiten 7.
Zunge, Hypertrophie ders. 288. — , ayphil.
ders. 217.
Z w a n c k 's Hyslerophor 227.
Zwerchfell 271. — , Faradisation dess. 264. — .
krampf dess. 272.
Zwillinge, Mastdarmpolypeo bei solchen 3;V?
wohnliche Lage ders. 325.
M » III c n -
Ag»zzi 87.
Agnew 100.
Aillaud 21.
Alhers, J. H. F., 25. 191.
Alfter 168.
Amussat, Alph., 20.
Ancelon 228.
AngeosleiQ 230.
Aron 192
Arnfih, F.
ApcU 374 \
AviMi, it\
t
[ed«'
Goo(
Beauelair 193. 307.
Becquerel 101.
Behrend, Fr. J., 331. 332.
Behse, Gust., ff 7.
Bendz, J. C, 200. 310.
Benito, Diaz, 216.
Benoit, J., 79.
Bernard, CK, 6.
Bernhuber 198.
Bickerstetb, E. R., 302.
Billing, Arcbib., (London) 141 (Rec).
Blake 106.
Blasins 18. 346.
Blevnie 224.
Böcker, F. W., 9.
Böbm 277.
Bogren (Wesenborg) 326.
Bonnefous 316.
de Bordes, C, 203.
Borggreve 337.
Bouchard 52.
Bouche de Vitray 17.
Bouchut, E., 156 (Rec). 304.
Boülard 51.
Bourguet 347.
Bouvier 259.
Braid, James, 12. 381 (Rec).
Brainard, Dan., (Cbicago) 350.
Breithaupt 18.
Breslau, Bernh., 152 (Rec).
Brice 106.
Bricbeteau, J., 147 (Rec).
Brierre de Boismont 358.
Brosius, C. M., 16.
BrobI 259.
Brug (Halberstadt) 355.
Brognoni 355. 357.
Bucbner 206.
Buhring, J., 375 (Rec).
Burow 33.
Carey 104.
CaVartf (Toulouse) 316.
Cellarier 336.
Charcot 334.
Cbassaignac 193. 244. 247.
Cbevallier 195.
Cbevreul 298.
Clemens, Tb., (Frankfurt a. IM.) 218.
219.
Clertan 229.
Cless 306.
Coccms, Ad., (Leipzig) 373 (Rec).
Coolidge 105.
Cooper, Bransby, 340.
Costes 17.
Courtenay, F. B., 377 (Rec).
Cramer, A., 199.
Crnfeilhier 259.
üamrosch, L., (Berlin) 169.
Daremberg, Cb., 283 (Rec). 382
(Rec).
Debout 259. 308.
Dec^s (Reims) 243.
Dflasiauve 354.
Delioux 19.
Deniarquay 299.
Denamiel 343.
Denen bürg 259.
Dentler 307.
Deschamps 303. 304.
Desgrangis, A., 225.
Desmartis, TiSl&phe, 17. 18.
NimeD - B«gi«i«r.
Devergie 20. 21.
Diday 347.
Diener 232.
Djörup, M., 242. 243.
Donders, F. C, 289.
Drake 99. 103. 105. 106.
Duchek 187.
Duchenne de Boulogne (Paris) 258.
Duhamel 325.
Dumeril 299.
Dundas 109.
Dupoy 347.
Dusseau 203.
Earle, Pliny, 356.
Eckard 278.
Ecker, E. H., (ülrecbt) 25.
Ehrenreicb 18.
Ebrmann, C. H., (Strassburg) 125
(Rec).
Eichmnnn 330.
Elliot, J., 50.
Ellis, Rob., 156 (Rec).
Elsässer 53.
Escolar, Serapio, 26.
Eulenburg 259.
Fahre 193.
Falk, C. Ph., (Marburg) 37.
Fallot 216.
Faure 19.
Favre, P. A.," 165.
Faye, J. C, 230.
Fenner 106.
Fick, L., 185.
?. Finck, A., 56.
Fincke (Coblenz) 325.
Fischer (Köln) 221.
Fleury, Louis, 127 (Rec).
Fondevilie (Toulouse) 46.
Forget 34.
Francescbini 307.
Fuchs 46.
Füller, H. W., 144 (Rec).
Qalewsky (Brieg) 326/
Garms, Aug., 128 (Rec).
«Garreau 219.
Gerdy, P. N., (Paris) 374 (Rec).
GIbbs 107.
Gilt 195.
Giimonr, X., 229.
Girard 305.
Glaeser (Hamburg) 234.
Gottscbalk (Holland) 85.
de Goumoens, A., 3.
Graux 33.
Greenhow, H. M.« 346.
Grenser, Woldemar Ludwig, (Dresden)
150 (Rec).
Grisolle 40.
Gruber, Wenzel, (Petersburg) 370
(Rec).
Günsburg26. 34.
Guibotfrt, N. J. H. G., 127 (Rec).
Händel, Franz, 378 (Rec).
Haser 4.
Hager, Hermann, 280 (Rec).
Hamburger 193.
Hamernjk 171. 296.
Hansen 10.
Harrison» J. B., (Maacbester) 88.
411
Hartmann, Franz, 153 (Bec).
Hartmann, Hugo 283 (Ror.).
Hassenstein, C. B., 279.
Hauff 331.
Hauner 326.
Hebra 211.
Heim, H. , (Berlin) 159 (Rec). 196.
319.
Heropel , Christ. Fred. , (Kopenhagen)
123 (Rec).
Hennig, Ernst, 127 (Rec).
Henriette 332.
Hensel, J., 325.
Herbst, G., 294.
Herpin (GenQ 26.
Henrieuz 48.
Heschl, R., (Wien) 42.
Heusinger, C F., 112.
Hirsch (Danzig) 96. 114.
Hirzei, H, 23.
Röring 303. 307.
Hoffmann (Glogau) 22.
Homer 106.
Huber, J. M., 378 (Rec).
#ager, G., (Stuttgart) 315.
Jaillard 11.
Jaksch 259.
Jamain, A., 115 (Rec).
Jaumes 17.
Ideler 353.
Jensen (Kopenhagen) 355.
Joachim (Pesth) 310.
Jobert de Lamballe 17. 224. 302.
Jones, Handfield, 14.
ILeber, G. A. F., 118 (Rec).
Ketchum 103.
Kierulf, T., (Christiania) 293.
Klencke 279. 379 (Rec).
Kletzinsky, V., 167.
Kobirausch, 0., (Hannover) 182. 185.
Kramer (Göttingen) 339.
Krauss 310.
Kretzschmar, Ed., 98.
Eiaboulb^ne 325.
Laforgue 55.
Lange (Königsberg) 217.
Lange (Runkel) 53. 54.
Larsen 62.
Lassaigne 187.
Latour, Robert, 19.
Lari rotte 306.
Lecointe 299.
Leconte 3.
Lee, Robert, 281 (Rec).
Leferre 318.
Legendre 220.
Leudet, E., 37. 312.
Lidell 109.
Lieberkuhn, N., 4.
Linbart, Wenz., 241.
Lloyd 345.
Löberg, J. J., 212.
Ludwig (Zürich) 293.
Ludwig, Tb., (Hall) 52.
Lussana 87.
Blac Clintock, A.H.Tl^lC
Mäher 194. ^
MaisonneoTe 349.
Marcö 325.
412
If a m e n - 1( e g i s t e
Martin, Alöys, 12.
Martio, Eduard,. ^Jena) Ml (Rec).
Maillas, C, 209.
Ma^hka 89.
Mattet 79.
Mauch, Wilh.Joh.Theod., (Rendsburg)
1»8. '
Mauthoer v. Mautsteio , L. W. , 282.
(Rec).
Mayer (Kornthal) 233.
McKee 101.
Meissner, G., (Göltingen) 308. 352.
Meyer (Breslau) 374 (Rec).
Meyer, Moritz, 2tt9. 277.
Micbaux 78.
Mrddeldorpf 278.
Miiton 218.
Murawjefr, A., 300. 306.
BTägcl^, Hermann Fr., (Heidelberg)
150 (Rec).
Nagy, Joseph, 215.
Naumann, M., (Bonn) 45. 204.
N^laton 320.
Neuhausen 307.
Nonat 18. 222.
Nussbauro, Job. Nep., (München) 251.
Ogier, Ward, 100.
Oldham, H., 55.
Oppolzer 206.
Osbome 5.
OtterbdDiv, S. J., 282 (Rec).
Parkes 23.
Pasteur 187.
Paul,' Jul., (Breslau) 840. 374 (Rec).
Pauli (Landau) 254.
Pauls (Me&ljoie) 216.
Paulsen 222.
Paulus, Nathan, 53.
P^nard 318.
Pendieton 103.
Pbilippeau 347.
Phobus (Giessen) 360.
Pignacca, A., 313.
Pincoffs (Dresden) 361.
Piorry 19.
Pleiscbl 186.
Poland, Thomas, 217.
Pollock, G., 319.
Pomayrol 194.
Posner, Ed. W., (Beriin) 88.
Poolet 349.
Primassin, Leop., 204.
Ptttegnat (Lunefille) 316.
R^rooodet 224.
Reuter (Wiesbaden) 55.
Rbeiner, H., (Wurzburg) 27.
Rhodes 104.
Richardson, Benj. W., 13.
Richter, Hermann Eberhard, ^58.
Rigler211.
Rilliet 60.
Ritcbie 96.
Robin, Gh., 363 (Rec).
Rokitansky 184.
Romein, A., (Gouda) 58.
Romershausen, Elard, 278.
van Roosbroeck 318.
Roser 250.
Rumph 102.
Ryba 254.
üaemann, 0., (Königsberg) 33. 348.
Samoj^J 277.
Sandras 313.
Sappey, Ph. C., 367 (Rec).
Schäffer (Hirschherg) 22.
Schallenmüller 233.
Schindler 16. 332.
Schlesinger 278.
Schlossberger, Jul., 164. 165.
Schneemann (Hannover) 227.
Schneevoogl, G. E. Voorhelm, 85. 359.
Schneider, S. A. i., (Appenweier) 92.
Schow, C. M., 199.
Schützen berger 39.
Schuh 65. 236. 238.
Schulz 259.
Schwartzer, Franz, 86.
Sddillot 80. 245.
Serre 307.
Seutin 75.
Seydel, G., (Dresden) 344.
Sichel 351.
Sigmund (Wien) 47. 213.
Simons 102.
Simpson, J. Y., 228.
Sinogowitz 85.
Sölfversberg, E., 208.
Soul^ 338.
de St. Andr<f, E. Jozan, 378 (Rec).
Stein 82. 245.
Stdvenart 48.
Stillmann 106.
v. Stur, Carl, (Judenburg) 380 (Rec).
Sunderland 104.
Swett, JohnA.,(New-York) 138 (Rec).
Syme, Jam., 353.
Symonds, John Addington, 357.
Tartivel 222.
Tavignot 40.
Teale 336.
Theile85.
Thilenius 197.
Thirial 43. 203.
Thiry 49.
Thouloiise 194.
Thouvenet 259.
Thudichum 69.
Tomowitz 304.
Traube 205.
Trier 321.
Trosen (Neisse) 305.
V. Tschudi 24.
Turchelti 305.
Turner, W., 55.
fjbde (Braunschweig) 249.
UUmann 194.
Uytlerhoeven, Andr^, 298.
Valleix 322.
Vanhuevel 56. 326.
Varges 194.
Venot 47. 48. 194.
Verdeil, F., 363 (Rec).
Verga, Andreas, 86.
Verneuil, A., 76. 115 (Rec).
Vernois, M., 7. 161.
Vigla 311.
Virchow, R., 59. 72. 219.
Vogel 165.
Vogel, J., 4.
Vogler 194.
IVagner, E., 202.
Weber, F., (Kiel) 157 (Rec).
Wedl, C, 295.
Weitenweber, Wilh. Rud. , (Prag) 382.
(Rec).
Werthcirober 278.
Widerstein (Herborn) 58.
Wiggers 300.
Wistrsnd, A., 94. 95.
Wittstein, G. C, 126 (Rec).
Wobigemuth (Königsberg) 323.
Wooten 103.
Wunderlich, C. A., 129 (Rec).
Zeiller, Paul, (München) 2<i0 (Rec).
^eissl 218.
2illner (Salzburg) 355.
Zimmermann, G., (Hamm) 9. 41.
Zwanck (Hamburg) 227.
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Drack vonOtte Wigtad in L«ip»(.
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